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MIKROKOSMOS 335

Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 1. Teil

Klaus Henkel

Der Name steht nicht nur für hohe Produktqualität. Seine Werkstatt in war auch Keimzelle der Entwicklung unserer heutigen Industriegesellschaft. Die dort vor weit über 100 Jahren geborenen Ideen und Grundsätze gestalten unser aller tägli- ches Leben tiefgreifend und in einem Ausmaß, das manchen Leser überraschen wird.

n der einsamen Sierra Madre begegnet ein nationale Gesinnung, praktische Weitsicht, Forscher einem mexikanischen Granden. theoretischen Verstand und Organisations- und IAls dieser des Zeiss-Feldstechers ansichtig Durchsetzungsvermögen auszeichnete – Tugen- wird, der vor der Forscherbrust baumelt, bietet den, von denen einige direkt in das Prädikat er spontan sein Pferd samt Sattel und Zaum- Made in einmündeten. Der Bedeu- zeug zum Tausch an, und als der Forscher ab- tungswandel dieses Produktsiegels, 1873 auf lehnt, zusätzlich das Pferd seines Begleiters. der Weltausstellung in Philadelphia zur War- Auch Firmen und Produkte haben ihre Mythen. nung vor der schlechten Qualität deutscher Er- Am 2. März 2001 las man im Wirtschaftsteil der zeugnisse eingeführt, aber schon 15 Jahre spä- Süddeutschen Zeitung eine mysteriöse Meldung: ter als Gütesiegel für deutsche Wertarbeit welt- „Schott und Zeiss auf der Suche nach Konsens. weit geachtet, belegt den Umschwung, den die Ehe die Firmen zu Aktiengesellschaften werden neuen, verantwortungsbewussten Unternehmer können, ist ein modernes Stiftungsstatut nötig. herbeigeführt hatten. Ihr Charakteristikum war Seit über einem Jahr brüten die Unternehmen die Verknüpfung der Produktion mit der Wis- unter Federführung von Stiftungskommissar senschaft und die Überführung des hohen Heinz Dürr über einer Modernisierung des Sta- handwerklichen Könnens aus der Welt der klei- tuts. Doch ein Ende der Konsenssuche ist nicht nen Werkstätten in industrielle Großbetriebe. absehbar... Bei der Realisierung der Reform ha- Carl Zeiss, Ernst Abbe und Werner von Sie- ben jedoch viele Stellen ein Wörtchen mitzure- mens begründeten und gestalteten als Pioniere den, etwa die ungleichen Schwesterunternehmen einer wissenschaftsorientierten Industriekultur und deren Organe, die Arbeitnehmervertreter, maßgeblich die Entwicklung, die Deutschland die Carl-Zeiss-Stiftung und deren Institutionen nicht nur technisch-wissenschaftlich, sondern und letztlich wohl auch einige Politiker.“ auch auf sozialem Gebiet zum weltweit aner- Konsenssuche? Sind denn Zeiss und Schott zer- kannten Vorbild machte. Mutig und beharrlich stritten? Was haben ein Stiftungskommissar verfochten sie ihre Ideen und Ziele erfolgreich und Politiker mitzureden, wenn zwei weltbe- gegen die herrschenden Auffassungen. Den po- kannte Großunternehmen Struktur und Orga- litischen Kräften waren sie in verantwortungs- nisation den Markterfordernissen anpassen bewusstem Denken und Handeln um Jahr- wollen? Wieso muss man da erst ein Statut mo- zehnte voraus, und es dauerte geraume Zeit bis dernisieren? Warum ist das so anders als bei jene ihren fortschrittlichen Ideen zu folgen anderen Wirtschaftskonzernen? wagten. Die wissenschaftlichen, wirtschaftli- chen, gesellschaftlichen und sozialen Umbrüche des beginnenden Industriezeitalters spiegeln Wissenschaft und Bürgertum sich in der ungewöhnlichen Struktur und Ge- schichte des Zeiss-Konzerns wider. Seit über Carl Zeiss* und sein Partner Ernst Abbe gelten als Prototypen einer neuen Unternehmergene- ration der deutschen Gründerzeit, die sich * Die korrekte Schreibweise Carl Zeiß wurde im durch Initiative, Risikobereitschaft, Disziplin, Laufe der Zeit durch Carl Zeiss ersetzt.

© Urban & Fischer Verlag Mikrokosmos 91, Heft 6, 2002 http://www.urbanfischer.de/journals/mikrokosmos 336 K. Henkel

110 Jahren stimulieren die dahinter stehenden Ehefrau), der Dichter Jean Paul, der Arzt Chris- Ideen auf besondere Weise den nie erlahmenden toph Wilhelm Hufeland sowie in späteren Erfindergeist und die geschäftlichen Erfolge der Generationen der Maler Max Slevogt. Den Stiftungsbetriebe Carl Zeiss und Schott & Ge- Namen erhielt Carl nach seinem Paten, einem nossen. Freund seines Vaters, Prinz Karl Friedrich, spä- ter Großherzog von Sachsen-Weimar-. Nach der Gymnasialbildung in Weimar will Carl Zeiss (1816 – 1888) Carl Zeiss Mechaniker werden und geht in die Universitätsstadt Jena. Sein Lehrmeister ist Carl Zeiss wurde am 11. September 1816 in Friedrich Wilhelm Körner, in dessen Werkstatt Weimar als fünftes von 12 Kindern geboren. Geräte für Universitätsprofessoren und für Die Vorfahren mütterlicherseits waren haupt- Goethe gebaut werden. Körner ist Hofmecha- sächlich Juristen und Theologen, väterlicher- nikus an der Universität, hat einen Doktortitel, seits bis in die fünfte Generation Drechsler. ist Mitglied des akademischen Lehrkörpers und In der mütterlichen Ahnentafel begegnen uns hält Vorlesungen über die Herstellung und An- bekannte Namen: Christiane Vulpius (Goethes wendung von Instrumenten. Während der vier- jährigen Lehrzeit hört Zeiss schon mathemati- sche und naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Universität. Die aufkommenden Dampf- maschinen und Lokomotiven üben auf junge Leute große Anziehung aus. Carl interessiert sich deshalb nach seiner Lehrzeit für den Ma- schinenbau, geht von 1838 bis 1845 auf Wan- derschaft nach Stuttgart, Darmstadt, Wien und Berlin. Dann aber widmet er sich, nach Jena zurückgekehrt, dem Bau wissenschaftlicher Ap- parate. Auf sein Gesuch auf Errichtung eines Ateliers zur Fertigung und zum Verkauf mecha- nischer und optischer Instrumente erteilt ihm, der wegen seiner Tüchtigkeit Fürsprecher unter der Professorenschaft hat, die großherzogliche Regierung im November 1846 die erbetene Konzession. Zunächst konstruiert, baut und repariert Carl Zeiss allerlei physikalische und chemische In- strumente, von denen die aus Spiegelglas ge- schliffenen Lupen besonderen Anklang finden. Daneben verkauft er in einem kleinen Laden von anderen Fabrikanten bezogene optische und andere Laborgeräte. 1847 beginnt er selbst mit der Herstellung einstufiger Mikroskope. Zweckmäßiger, besser und billiger als die der Konkurrenz, sind sie bald ein Verkaufsschlager, und Zeiss geht zur Fertigung zweistufiger Mi- kroskope über. Er lebt viele Jahre lang beschei- den, steckt alles Geld in den wachsenden Be- trieb, den er in streng patriarchalischem Sinn führt. Mikroskope, die von seinen Gehilfen nicht mit der von ihm verlangten Präzision ge- fertigt worden sind, zerschlägt er eigenhändig mit dem Hammer auf dem Amboss. Produkte aus seiner Werkstatt müssen Zeiss-würdig sein, Abb. 1: Carl Zeiss um 1850 (aus: Innovation, in den kommenden Jahrzehnten ein geflügeltes Zeiss Information 1, 1996). Wort in Jena. Arbeitszeit ist von 6 bis 19 Uhr, Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 1. Teil 337

13 Stunden bei 15 Minuten Frühstücks- und ei- für den Besuch des Realgymnasiums in Ei- ner Stunde Mittagspause. Zum guten Betriebs- senach. Nach dem Abitur – schon mit 17 Jah- klima tragen Zeiss’ strenge, aber gerechte ren – studiert er an der Universität Jena Mathe- Führung bei, Betriebsausflüge per Pferdewagen matik. Mit der Lösung von Preisaufgaben, Pri- und andere Festlichkeiten auf Firmenkosten so- vatunterricht und einem weiteren Stipendium wie Einladungen in den Zeiss’schen Familien- der Spinnereibesitzer von Eichel hält er sich fi- garten zu Wein und Brot. nanziell über Wasser. Carl Zeiss liest viel, bildet sich weiter. Sein Ziel Jena zählt 2000 Haushalte mit zusammen 6800 ist es schon bald, im Bau von Mikroskopobjek- Einwohnern. Seit zehn Jahren ist dort kein tiven vom Pröbeln oder Tatonnieren loszukom- Haus mehr gebaut worden; als es dann wieder men. Bei dieser Verfahrensweise wurden die geschieht, führt die Sensation zu Volksaufläu- Linsen eines Systems immer wieder durch an- fen. Die Eisenbahn berührt das Städtchen dere ersetzt und ihre Abstände voneinander so nicht. Da die Universität Jena zu wenig in Ma- lange verändert, bis ein brauchbares Objektiv thematik und Physik bieten kann, geht Abbe oder Okular zustande gekommen war. Dieses für einige Zeit nach Göttingen und promoviert Muster wurde dann nachgebaut oder durch dort. Anschließend übt er in einer mechanisch- neue Veränderungen der Linsenradien und Ab- optischen Werkstätte das Feilen, Hobeln, stände weiter verbessert. Zu dieser Methode Schleifen und Drehen und wird vorübergehend des Versuch und Irrtum gehörte auch eine ge- Assistent bei einem Astronomen und ansch- wisse Portion Glück. Amici schrieb in einem ließend beim Physikalischen Verein in Frank- Brief, dass er für seine stärkeren Objektive furt am Main. Der reiche Frankfurter Privatge- etwa 500 Linsen zur Auswahl bräuchte. Sie wa- lehrte Michel Reiss finanziert ihm seine Habili- ren also sehr kostspielig, und die Lieferzeit be- tation. Abbe reicht sie im August 1863 in Jena trug im allgemeinen ein bis zwei Jahre. So war ein und wird bald darauf zum Privatdozenten es Brauch in der gesamten optischen Manufak- ernannt. Er liest über Mathematik, Physik und tur. Zeiss aber will Mikroskopoptik nach Be- rechnungen herstellen, was Experten allerdings für unmöglich halten – obwohl Fraunhofer in München bereits 1819 ein Fernrohrobjektiv nach einer Rechnung gebaut hatte und Voigt- länders Mitarbeiter Petzval in Wien 1840 ein fotografisches Objektiv. 1860 wird Carl Zeiss der Titel eines Univer- sitätsmechanikus verliehen, 1861 Ehrenpreis bei der Thüringischen Gewerbeausstellung, Ernennung zum Hofmechanikus 1863. Seine Mikroskope haben inzwischen Weltruf erlangt und die meisten Konkurrenten hinter sich ge- lassen. Trotz alledem bleibt er unzufrieden mit dem Pröbeln und beschließt deshalb Anfang Juli 1866 eine Zusammenarbeit mit dem jun- gen Physiker Ernst Abbe, der in Jena als Privat- dozent wirkt.

Ernst Abbe (1840 –1905)

Ernst Carl Abbe, ältestes von zwei Kindern, kränkelt ständig, klagt oft über Kopfschmer- zen, erleidet bis zu seinem 14. Lebensjahr Krämpfe, glänzt aber trotzdem in der Schule. Die Besitzer der Spinnerei von Eichel in Ei- senach, in der sein Vater Spinnmeister und Fa- brikaufseher ist, stiften für Ernst das Schulgeld Abb. 2: Ernst Abbe (aus: Sponsel, 1957). 338 K. Henkel

Astronomie, führt als Neuigkeit ein physikali- zentrale Teil ihrer Apertur benutzt wird, macht sches Praktikum ein und bemüht sich, stets auf Abbe zunächst ratlos. Doch nach langwierigen dem neuesten Stand der Wissenschaft zu sein. Versuchen findet er die Ursache in der Beugung 1874 behandelt er die Dioptrik und die Theorie des Lichts. Als er dann die Beugungstheorie der der optischen Instrumente, 1876 folgen Übun- mikroskopischen Abbildung aufstellt, ist die ur- gen in optischen Experimenten und 1877 eine sprüngliche Aufgabe im wesentlichen gelöst und Vorlesung über Optik. Die letzte hält er Carl Zeiss kann 1872 nach vielen Jahren der 1897/98 über die Diffraktion des Lichts. Wegen Mühe und Rückschläge in seinem Mikroskop- der Mitarbeit bei Zeiss und vielfältigen anderen katalog Nummer 19 auftrumpfen: Aufgaben an der Universität kann er zwischen Die hier aufgeführten Mikroskop-Systeme sind 1863 und 1870 nichts publizieren, die Ernen- sämmtlich neuerdings auf Grund theoretischer nung zum außerordentlichen Professor erfolgt Berechnung des Herrn Professor Abbe in Jena deshalb erst 1870. Schon vorher sind seine construirt. Gelder verbraucht, und er muss von den dürfti- Die Qualität der Zeiss-Objektive wird seither gen Hörgeldern leben. von keinem Konkurrenzprodukt mehr über- troffen – bis auf den heutigen Tag nicht. Das schlägt sich natürlich deutlich im Preis nieder. Die erfolgreiche Partnerschaft von Carl Zeiss, Trotzdem reißt die Nachfrage nicht ab. Vom Ernst Abbe und ersten Gewinn zahlt Zeiss dem überraschten Abbe einen Anteil von 800 Talern, ein kleines Zeiss gewinnt Abbe für seinen Plan, die Mikro- Vermögen. Aber Abbe ist noch nicht zufrieden skopfertigung auf eine wissenschaftliche Basis mit dem Erreichten. Zwar ist die Mikroskop- zu stellen und vor allem vom Pröbeln loszu- fertigung weiter rationalisiert worden, doch hat kommen. Abbe hat bisher noch nicht auf dem er noch Probleme, eine vernünftige Arbeits- Gebiet der Optik gearbeitet und geht das Pro- teilung gegen den Widerstand eines großen blem unvorbelastet an. Während er an der Be- Teils der Belegschaft durchzusetzen. Carl Zeiss rechnung von Mikroskopobjektiven tüftelt, mo- nimmt Ernst Abbe 1875 als Teilhaber auf. Die- dernisiert und rationalisiert Zeiss bereits die ses Jahr wird noch zu einem anderen Meilen- Fertigung für deren spätere Herstellung. Bald stein, nicht nur in der Firmengeschichte. Die können mit gleichem Personal mehr Mikro- Zeiss-Krankenkasse wird gegründet. Sie garan- skope gebaut werden, so dass ihr Preis um 25 tiert jedem Werksangehörigen freie Behandlung Prozent sinkt. Der Abbe’sche Beleuchtungsap- durch einen Kassenarzt sowie den kostenlosen parat wird eingeführt. Dieser Kondensor wird Bezug von Medikamenten. Bei Arbeitsunfähig- in USA und Japan noch heute Abbe genannt. keit wird sechs Wochen lang eine finanzielle Mit ihm können mikroskopische Präparate zum Unterstützung gezahlt und der halbe Betrag ersten Mal befriedigend ausgeleuchtet werden. davon für weitere sechs Wochen. Danach nimmt Abbe sich die Objektive vor. Das Betriebsklima ist auch weiterhin patriarcha- Er stellt zunächst eine allgemeine, von allen be- lisch geprägt, von Mitbestimmung am Arbeits- sonderen Voraussetzungen unabhängige Abbil- platz halten Zeiss und Abbe nichts, doch sind sie dungstheorie auf. Dann beschreibt er das Ver- gerecht, gütig und fürsorglich. Zur Weiterbil- fahren der vollständigen theoretischen Voraus- dung werden Bücher beschafft, woraus mit der berechnung aller Konstruktionselemente des Zeit die stattliche Mechaniker-Bibliothek ent- Mikroskops. Und er verbringt Jahre mit endlo- steht. Die Zeissianer sind stolz auf ihren Betrieb. sen Berechnungen und Versuchen – ohne sicht- Nach Feierabend trifft man sich im Knotenbund baren Erfolg. Die unbefriedigende Bildgüte ent- zu feucht-fröhlicher Runde. täuscht ihn. Er weiß, dass der Bildfehler der Im Oktober 1876 wird die Fertigstellung des sphärischen Aberration einfacher für Objektive 3000. Mikroskops gefeiert. Die Belegschaft ist mit geringer Apertur korrigiert werden kann, auf 60 Leute angestiegen und Carl Zeiss’ Sohn doch als er 1868 einige solcher Objektive be- Roderich übernimmt die kaufmännische Ver- rechnet, erweisen sie sich als wertlos. Sie sind waltung. 1879 wird er Teilhaber. Er erwirbt deutlich schlechter als die weniger gut korrigier- sich auch Verdienste bei der Entwicklung mi- ten erpröbelten. Dass die bisherigen Objektive krofotografischer Apparate. Im Frühjahr 1879 akzeptable Abbildung liefern, auch wenn infolge kann endlich das von Abbe berechnete Objek- einer Beleuchtung mit geringer Apertur nur der tiv für homogene Ölimmersion angeboten wer- Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 1. Teil 339 den. Es bewährt sich so sehr, dass es bald von dass sie Zeiss im Jahr darauf zu ihrem Ehren- den meisten anderen Firmen im In- und Aus- mitglied machen. land nachgebaut wird. Abbe hat fairerweise Anlässlich der Fertigstellung des 10.000. Mi- immer anerkannt, dass die Idee von dem kroskops findet am 24. September 1886 ein Engländer Stephenson stammt, mit dem er kor- respondiert hat. Carl Zeiss ist auch weiterhin der maßgebende Geschäftsführer, doch ordnet er sich immer mehr Abbes Initiative unter, der die Moderni- sierung und Vergrößerung des Werkes stetig vorantreibt. Schließlich wird Zeiss zu Beginn der achtziger Jahre Abbe bei der Entscheidung über den Übergang zum Großbetrieb seine Zustimmung und freie Hand geben. Ein wesentliches Problem ist noch ungelöst, nämlich die Herstellung geeigneten optischen Glases für die von Abbe rein theoretisch erdach- ten apochromatischen Objektive hoher Apertur. Wegen mäßiger Qualität, geringer Auswahl und Abb. 3: Das Glastechnische Laboratorium 1886. Verzögerungen bei der Lieferung des optischen Hier werden zunächst optische Gläser entwickelt, Glases aus England, Frankreich und der später auch produziert. Es ist die Keimzelle des Schweiz nehmen Abbe und Zeiss seine Herstel- Jenaer Glaswerks Schott & Genossen, der ge- lung in die eigene Hand. Sie überreden den Che- meinsamen Gründung von Abbe, Schott, Carl und miker und Glasfachmann Otto Schott aus Wit- Roderich Zeiss (aus: Stolz, 1993). ten (1851–1935) nach Jena überzusiedeln, wo sie ihm mit staatlicher Unterstützung ein glas- technisches Laboratorium einrichten. Schott gilt zu Recht als der Begründer der mo- dernen Glastechnologie. Er erforscht in syste- matischer Arbeit die Abhängigkeit der opti- schen Glaseigenschaften von ihrer Zusammen- setzung. In der Borsäure und der Phosphor- säure findet er die Bausteine zahlreicher neuer, für die Optik wertvoller Gläser mit bis dahin nicht gekannten optischen Eigenschaften. Seine Erfindungen außerhalb der Optik, wie das che- misch-thermisch widerstandsfähige Borosili- katglass (Jenaer Geräteglas), das Verbundglas, Beleuchtungsgläser und andere sichern dem Glaswerk eine rasche und bedeutende Entwick- lung, die aus der kleinen Glashütte bald einen Großbetrieb werden lässt. Die Zusammenarbeit mit Otto Schott ist für das Zeiss-Werk ein historischer Glücksfall. 1886 bringt Carl Zeiss die ersten apochromati- schen Mikroskopobjektive auf den Markt. Sie sind die Krönung der von ihm inspirierten und von Abbe ausgeführten Bemühungen um die Schaffung von Objektiven auf rechnerischer Grundlage und liefern mit Schotts neuen Glas- sorten eine bis dahin nicht gekannte Abbil- dungsqualität. Die Mitglieder des Kongresses russischer Ärzte sind von ihnen so begeistert, Abb. 4: Otto Schott um 1890 (aus: Stolz, 1993). 340 K. Henkel rauschendes Fest in Jena statt, zu dem alle Fertigung von Mikroskopen mit hoher Präzi- Werksangehörigen und ihre Ehefrauen einge- sion auch in großen Stückzahlen. laden sind. Noch nach Jahrzehnten wird man Nach der konsequenten Umsetzung von Abbes davon sprechen. Bald danach versiegen Carl Berechnungen in die Herstellung wollte plötz- Zeiss’ Kräfte, und nach mehreren Schlaganfäl- lich alle Welt nur noch Mikroskope von Zeiss, len stirbt er am 3. Dezember 1888. und Firmen wie Ernst Leitz in Wetzlar standen Carl Zeiss hat stets engen Kontakt zu den Wis- kurz vor dem Ruin. Doch verzichtete Abbe senschaftlern gehalten, die ihm wertvolle Hin- weit blickend auf Patentierung, gestand aus- weise für die Konstruktion seiner Mikroskope drücklich allen Herstellern das Recht zu, seine gaben. Sein besonderes Verdienst aber war, Erkenntnisse frei und unentgeltlich zu verwer- dass er auch dann, als seine eigenen Bemühun- ten. Trotzdem verschwanden viele namhafte gen scheiterten und andere Wissenschaftler ihm Konkurrenzbetriebe in Europa und Übersee abrieten, beharrlich an der Idee festhielt, Mi- von der Bildfläche, weil sie die Einführung der kroskopobjektive auf rechnerischer Grundlage gerechneten Optik und den Übergang zum zu schaffen. Zeiss hat Abbe dazu jede erdenkli- Großbetrieb nicht nachvollziehen konnten. che Unterstützung selbst dann noch gewährt Fundamental für viele optische Instrumente ist und finanziert, als keiner mehr an Abbe glaubte die von Abbe aufgestellte Sinusbedingung und die kleine Jenaer Firma dem Ruin nahe (Korrektionsforderung für Objektive mit ho- war – bis sich schließlich doch der ersehnte Er- her Apertur) und das Komparatorprinzip, das folg einstellte. Dass diese Objektive nur von er ebenfalls als erster formulierte. Seine Theo- sorgfältigen Facharbeitern mit äußerster Präzi- rien spielten auch später die zentrale Rolle sion hergestellt werden konnten, kam dem Un- beim Phasenkontrastverfahren von Frits Zer- ternehmen zugute, denn darauf hatte Carl nike. Am nachhaltigsten aber hat seine wellen- Zeiss ja stets Wert gelegt. Und Abbes innerbe- optische Theorie der Bildentstehung im Mikro- triebliche Umorganisation mit dem Wandel von skop die moderne Optikentwicklung geprägt. Abbe hat einmal gemutmaßt: Vielleicht, daß es der Werkstatt zum Großbetrieb ermöglichte die in der Zukunft dem menschlichen Geist ge- lingt, sich noch Prozesse und Kräfte dienstbar zu machen, welche auf ganz anderen Wegen die Schranken überschreiten lassen, welche uns jetzt als unübersteiglich erscheinen müssen. Das ist auch mein Gedanke. Nur glaube ich, daß diejenigen Werkzeuge, welche dereinst vielleicht unsere Sinne in der Erforschung der letzten Elemente der Körperwelt wirksamer, als die heutigen Mikroskope unterstützen, mit diesen kaum etwas Anderes als den Namen ge- meinsam haben werden. Sicherlich hätte es ihn überrascht, wie sehr die 50 Jahre später ent- wickelten Elektronenmikroskope, bei denen die Glaslinsen durch Magnetfelder ersetzt sind, nach denselben Prinzipien aufgebaut sind wie das Lichtmikroskop, das er als erster wissen- schaftlich beschrieben hat. Finanzielle Sorgen hat Abbe nun nicht mehr, da die von Zeiss gezahlte Gewinnbeteiligung lau- fend steigt. Sonntags bewirtet er seine Freunde im Schillergarten mit Kaffee, einmal im Jahr gibt er ein Fest für die Kinder aller Werksan- gehörigen bei Kakao und Kuchen. Er ist hilfs- Abb. 5: Carl Zeiss. Auf Antrag des Zoologen bereit gegen jedermann, man vertraut ihm, und Ernst Haeckel, inzwischen Professor und Dekan seine Arbeiter wie Fremde rufen ihn oft zum der Fakultät, verleiht die philosophische Fakultät Schlichten von Streitigkeiten an. Er hilft in der Universität Jena im Jahr 1880 Carl Zeiss den Rechtsfragen, gibt Rat beim Hausbau und bei Dr. phil. honoris causa (aus: Sponsel, 1957). der Verwertung von Erfindungen. Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 1. Teil 341

Abbe reist gerne. In London besucht er Sitzun- war zu Beginn des 19. Jahrhunderts beim gen der Royal Microscopical Society und des Schmelzen neuer Glassorten und der Entwick- Quekett Microscopical Club. Er liebt die Alpen lung der Fernrohroptik Bahnbrechendes gelei- und macht regelmäßig Urlaub in der Schweiz, stet worden. Aber weil man nicht rechtzeitig wo er auch stets nach Flussspat für die Herstel- über eine Nachfolge nachgedacht hatte, waren lung von Objektivlinsen Ausschau hält. Die nach Fraunhofers Tod die meisten Betriebs- dortige Demokratie imponiert ihm sehr, denn kenntnisse und Errungenschaften verloren ge- auch er ist der Idee nach ein Demokrat. Er ist gangen. Abbe sieht auch voraus, dass die fort- nicht willens, Einschränkungen der staatsbür- schreitende Arbeitsteilung die Mitarbeiter sei- gerlichen Rechte hinzunehmen, Benachteili- ner Betriebe immer in die Gefahr bringen wird, gung von Bürgern aus politischen oder religiö- ausgebeutet zu werden. Er will das wenigstens sen Gründen regen ihn auf. Deshalb setzt er bei in den eigenen Betrieben verhindern, denn das seiner Stiftung für das Volkshaus in Jena gegen Verhältnis von Kapital und Arbeit beurteilt er den nachdrücklichen Protest der Regierung nicht nur als Großunternehmer mit beträchtli- durch, dass dort im Rahmen der Volksbildung chem Vermögen, der er nun geworden ist, son- nicht nur über Wissenschaft und Belletristik diskutiert werden soll, sondern selbstverständ- lich auch über Politik. Zu Abbes Bekannten- kreis gehört Anton Dohrn, der spätere Gründer und Leiter der Zoologischen Station in Neapel, der sich sehr für soziale Fragen interessiert und die Bücher von Lange und Marx liest. Er spricht mit Abbe darüber, dem diese Werke noch unbekannt sind, und beide besuchen 1869 die Vorträge von August Bebel, die dieser noch als einfacher Drechslermeister in einer bescheidenen Jenaer Kneipe hält. Abbe spendet auch Geld für politische Zwecke, zum Beispiel um das Monopol der Jenaischen Zeitung zu durchbrechen, die konservative Ideen vertritt. Als scharfer Gegner des preußischen Militaris- mus steht er im Zeitalter des Imperialismus im Abb. 6: Alles Technische fand Abbes Aufmerk- schroffen Gegensatz zu vielen Akademikern, so samkeit. Im Bild sehen wir ihn (Mitte) zusammen dass er bald ihm unbekannte Personen und mit Otto Schott, wie sie das kettenlose Fahrrad größere Gesellschaften meidet. Das führt ihn in von Paul Rudolph, dem Konstrukteur der welt- eine Vereinsamung, die er sehr bedauert. berühmten Fotoobjektive Planar und Tessar, Viele Ehrenämter werden Abbe angetragen, die begutachten (aus: Evenett, 1996). meisten lehnt er wegen Arbeitsüberlastung ab. Einige Zeit ist er auch Vorstandsmitglied des Deutschen Museums in München. Die Stadt Jena ernennt ihn zum Ehrenbürger. Ende März 1903 hat sich seine Gesundheit so verschlech- tert, dass er von der Geschäftsleitung zurück- tritt. Um Schmerzen zu lindern, nimmt er Dro- gen, von denen er abhängig wird. Er stirbt kurz vor seinem 65. Geburtstag am 14. Januar 1905.

Ernst Abbe ordnet die Zukunft

Bereits im Alter von 45 Jahren macht sich Ernst Abbe ernsthaft Sorgen um seine Nachfolge als Unternehmer. Fraunhofers Betrieb in Benedikt- Abb. 7: Das Zeiss-Werk in Jena um 1906 beuern ist ihm ein warnendes Beispiel. Dort (aus: Stolz, 1993). 342 Nachricht dern auch aus der Sicht des Proletariersohnes. eine ansehnliche jährliche Stiftung vermacht Das lokale wirtschaftliche Interesse und eine und deren baldige beträchtliche Erhöhung gemeinnützige Wirksamkeit seiner Betriebe ha- ankündigt. Ihm ist aber bewusst, dass sein ben für ihn Vorrang, bloßer Gelderwerb dürfe soziales Gewissen eine grundsätzliche Entschei- deshalb niemals die maßgebende Richtschnur dung verlangt. Schließlich wählt er die Form ei- der beiden Werke werden. Sie seien zu einer Art ner Stiftung als juristischer Person bei staatli- öffentlichem Gut geworden, dessen Erhaltung, cher Überwachung, um den Bestand der Werke Gedeihen und dauernde Sicherung folglich eine zu sichern. Abbe entschied sich mit Bedacht für Sache von öffentlichem Interesse sei. Seinen ste- diese Rechtsform und setzte damit zugleich ein tig anwachsenden Besitz betrachtet er als an- Beispiel für eine Form von Kapitaleigentum, vertrautes Gut, das ihn in die Pflicht nimmt das weit in die Zukunft greifen sollte. und an die Allgemeinheit zurückgehen muss. Nach jahrelangem, beharrlichem Zureden Ab- Doch wie? Zehn lange Jahre beschäftigt ihn bes verzichtet auch Roderich Zeiss gegen eine das. Um einem Irrtum vorzubeugen sei aber be- großzügige Abfindung auf seinen Anteil an den tont, daß Abbe die kapitalistische Marktwirt- beiden Firmen Carl Zeiss und Schott & Gen. zu schaft und die bürgerlichen Verhältnisse zwar Gunsten der Stiftung. als höchst reformbedürftig, aber für die einzig mögliche Gesellschaftsordnung des Industrie- zeitalters und das Unternehmertum als eine Literaturhinweise unverzichtbare Einrichtung ansah. Zunächst hat er die Idee, die Universität als Siehe 2. Teil im nächsten MIKROKOSMOS-Heft Erben einzusetzen, was aber rechtlich nicht möglich ist. 1886 beginnt er schließlich mit Verfasser: Klaus Henkel, Auf der Scheierlwiese 13, Rückerstattung, indem er der Universität Jena D-85221 Dachau

Nachricht

Sonnenschutz in Glasperlen einander nicht verträgliche UV-A und UV-B Filter in einer Creme kombinieren und beugen so Sonnen- Die Verwendung von Glas ist vielfältig und absolut brand, vorzeitiger Hautalterung und Hautkrebs unabdingbar in der Herstellung optischer Geräte. durch Sonnenstrahlen vor. Die im Schnitt rund einen Der Mikroskopiker schätzt gutes Glas im Linsen- Mikrometer kleinen Glaskugeln sind transparent, system seines Mikroskops, Astronomen brauchen es druck- und riebfest. für ihre Teleskope, der Optiker macht daraus Brillen, Glaskügelchen auf der Haut – das klingt im ersten und ohne Fensterglas wäre das Leben sehr viel trister. Moment befremdlich. Doch Glas ist für die Haut ein Ein neuer Anwendungsbereich wurde nun von der absolut neutraler Stoff. Siliziumglas (Silica) lassen Kosmetikindustrie entwickelt. wir täglich an oder in unseren Körper: Es findet sich Hochwirksamer Sonnenschutz, verpackt in unsicht- als Additiv in Nahrungsmitteln und in der Kosme- bare, winzigste Glaskügelchen, ist der neueste Clou tik; Zahnpasta sei hier nur ein Beispiel. Siliziumglas aus der Forschung von Merck, dem einzigen Unter- ist chemisch, photochemisch und thermisch stabil. Das Besondere an dem zur Verkapselung verwende- nehmen mit der weltweiten Lizenz für den Einsatz ten Siliziumglas: Es wird bei Raumtemperatur her- dieses Produkts. Die so genannten Eusolex®UV- gestellt. Das ist ungewöhnlich, denn normales Glas Pearls™ lassen sich mit einer Creme auf die Haut entsteht in der Schmelze bei hohen Temperaturen auftragen. Ihr Vorteil: Da der UV-Filter in den Kügel- von mehr als 1000 ºC. Bei diesen Bedingungen wür- chen bleibt, bietet er optimalen Schutz, ohne selbst in den die winzigen Lichtschutzfilter jedoch längst zer- die Haut einzudringen. Daher eignen sich die verkap- stört. Merck hat den Dreh heraus, wie man die ho- selten Lichtschutzfilter besonders für Allergiker oder hen Temperaturen umgeht. Menschen mit empfindlicher Haut. Dank der Ver- kapselung lassen sich auch verschiedene, sonst unter- Redaktion MIKROKOSMOS MIKROKOSMOS 15

Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 2. Teil

Klaus Henkel

Manche Stifter haben ihrer Stiftung nicht viel mehr übertragen als ihren Namen. Ernst Abbe handelte umgekehrt, nicht seinen eigenen Namen gab er ihr, sondern den seines Partners Carl Zeiss. Und er hat sie von Anfang an gut ausgestattet und für die Versorgung seiner Familie nur den Pflichtteil behalten. Die Ziele der Stiftung sind außergewöhnlich und bahnbrechend. Das von ihm ausgearbeitete Stiftungsstatut garantiert in bis dahin unbekanntem Ausmaß die persönlichen Rechte der Mitarbeiter seiner Betriebe und verbessert ihre soziale Situation durchgreifend.

ür einen Überblick seien aus der Stiftungs- – Förderung naturwissenschaftlicher und ma- urkunde vom 21. Mai 1889 nur einige thematischer Studien in Forschung und Lehre. Fwenige Stellen zitiert. Bemerkenswert war folgende Bestimmung: Im Zwecke der Stiftung: A. Pflege der Zweige wis- Aufgabenkreis der Stiftungsbetriebe und im senschaftlicher Industrie, welche durch die Op- natürlichen Auftrag ihrer Leiter liegt es, auch tische Werkstätte von Carl Zeiss und die Glas- solcher Zwecke nach Kräften sich anzuneh- schmelzerei der Firma Schott & Gen. ... durch men, deren Verfolgung unmittelbaren Vorteil Anteilnahme an der späteren Verwaltung dieser nicht verspricht, aber geeignet erscheint, allge- beiden Institute. – B. Förderung mathematisch- meine Interessen der feintechnischen Industrie naturwissenschaftlicher Studien in Forschung oder besondere Angelegenheiten ihrer Technik und Lehre durch Zuwendung von Mitteln an oder besondere Bedürfnisse der Wissenschaft die Universität Jena... und des praktischen Lebens innerhalb der Stif- Name der Stiftung: Die Stiftung soll ... für alle tungsbetriebe zu befördern. Zeit den Namen Carl-Zeiss-Stiftung führen zu Ehren des Mannes, der ... den ersten Grund ge- legt hat, und zur dauernden Erinnerung an sein Optik und Gesellschaft eigenartiges Verdienst: ... zielbewußt das Zu- sammenwirken von Wissenschaft und techni- Der altruistisch denkende Abbe ist vor allem scher Kunst angebahnt zu haben. am wissenschaftlich-technischen Fortschritt in- Die weiteren Bestimmungen des Stiftungssta- teressiert. Außerdem will er eine Form der Ei- tuts seien wie folgt zusammengefasst: gentumsorganisation, welche die Produktiv- – Dauernde Fürsorge für die wirtschaftliche Si- kräfte fördert, zum andern den sozialen Zünd- cherung der beiden Unternehmungen ... als stoff entschärft. Doch der allgemeinen Hoff- Nahrungsquelle eines zahlreichen Personen- nung jener Zeit auf die Funktionalität des Staa- kreises und eines nützlichen Gliedes im Dienst tes schloss er sich nicht an. Er befürchtete nicht wissenschaftlicher und praktischer Interessen. nur die staatlich-bürokratische Verselbständi- – Erfüllung größerer sozialer Pflichten, als per- gung, sondern trat auch für eine prinzipiell an- sönliche Inhaber dauernd gewährleisten wür- dere Gesellschafts- und Sozialform ein. Er den, gegenüber der Gesamtheit der ... Mitarbei- schloss deshalb innerhalb des statutenmäßigen ter, behufs Verbesserung ihrer persönlichen und Handelns eine Staatsaufsicht über die Carl- wirtschaftlichen Rechtslage. Zeiss-Stiftung aus, bestimmte die Verbindung – Förderung allgemeiner Interessen der Zweige von Stiftungsverwaltung und Staatsbehörde als feintechnischer Industrie ... eine reine Personalunion, die keinerlei nähere – Betätigung in gemeinnützigen Einrichtungen Beziehung der Stiftung zum Staat selbst begrün- und Maßnahmen zugunsten der arbeitenden den soll, abgesehen vom allgemeinen Aufsichts- Bevölkerung Jenas ... recht, welches dem Staat über jede Stiftung zu-

© Urban & Fischer Verlag Mikrokosmos 92, Heft 1, 2003 http://www.urbanfischer.de/journals/mikrokosmos 16 K. Henkel steht. Die Carl-Zeiss-Stiftung wird deshalb Abbe als Sozialreformer nicht vom Staat, einer Gemeinde oder einer sonstigen öffentlichen Institution verwaltet, Seine sozialen Reformpläne hat Abbe grundsätz- sondern besitzt ihre eigene, selbständige Ver- lich dadurch verwirklicht, dass er den Arbeitern waltung. Doch selbst das genügte dem miss- und Angestellten der Stiftungsbetriebe keine trauischen Abbe nicht. Die genehmigende und Geschenke machte, sondern ihnen Rechte ver- aufsichtsführende Behörde wurde nicht bei ir- lieh. Sein Grundgedanke dabei war: Ich habe gendeinem beliebigen Ministerium des großher- mir nur gesagt, wenn du jetzt Leiter eines Un- zoglichen Staates oder bei der Regierung insge- ternehmens wirst, wo so viele von dir abhängig samt angesiedelt, sondern Abbe wählte mit Be- sein werden, so soll das Arbeitsverhältnis in die- dacht dafür dasjenige Staatsdepartement aus, sem Unternehmen so sein, daß auch ein Mann das für die Universität verantwortlich war. Ein wie du selber in ihm als Arbeiter tätig sein Hauptziel der Stiftung sollte ja das Hinwirken könnte, ohne daß dein Stolz daran Anstoß neh- auf einen hohen wissenschaftlichen Stand der men müßte. Die persönliche Würde des Men- Erzeugnisse und auf deren überragendes Wir- schen dürfe darunter, dass er nur ein einfacher ken auf ihrem ökonomischen wie technisch- Arbeiter sei, nicht leiden. Deshalb bestimmte technologischem Gebiet sein. das Statut: Das ... Pflichtverhältnis der Beam- Abbes unternehmerische, gesellschaftliche und ten, Geschäftsgehülfen und Arbeiter zur Stif- soziale Ziele und Willenserklärungen als Stifter tung, ihrer Firma und zu allen Vorgesetzten er- bleiben dauerhafte, rechtsverbindliche Pflicht streckt sich lediglich auf die vertragsmäßige Ar- der Carl-Zeiss-Stiftung. beitsleistung und die sonstigen Dienstgeschäfte. Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als in den meisten Betrieben und Geschäften die Be- schäftigten ihrem Prinzipal in der Praxis grundsätzlich zu jeder Zeit dienstbar zu sein hatten, war das eine Revolution. Gleichmäßige Entlohnung und das Verbot der nachträglichen Herabsetzung eines im Voraus zu vereinbaren- den Lohnes oder Gehalts, Ersatz des Verdienst- ausfalls an Feiertagen oder bei notwendigen Versäumnissen sind ebenso Bestandteile der Sta- tuten wie Versicherung gegen Krankheit und In- validität, ein Kündigungsschutz, der praktisch auf eine Art Arbeitslosengeld hinauslief, eine Abfindung bei Entlassung usw. Als Interessen- vertretung wurde ein Arbeiterausschuss einge- führt. Zwar diskutierten die Sozialdemokraten solche Dinge schon vage, aber im realen Leben waren sie noch nicht anzutreffen. Abbe legt auch fest, dass, ebenso wie man für Maschinen Abschreibungen vornimmt, für den Verschleiß der Arbeitskraft der Mitarbeiter aus dem Gewinn Rücklagen gemacht werden müs- sen. Es geht nicht an, befindet er, den Arbeiter zu verbrauchen und ihn dann, wenn er arbeits- unfähig geworden ist, den Wohlfahrtseinrich- tungen des Staates oder der Gemeinde zu über- lassen. Er schafft deshalb einen einklagbaren Anspruch auf ein Ruhegehalt. Doch selbst diese umwälzenden sozialen Refor- men genügen Abbe nicht. Sein Vater, der noch 14 oder 16 Stunden täglich seine Arbeit im Ste- hen verrichten musste, war, von ehedem uner- Abb. 1: Ernst Abbe an seiner Gartentüre in Jena schöpflicher Robustheit, bereits mit 48 Jahren (aus: Sponsel, 1957). in Haltung und Aussehen ein Greis, dessen we- Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 2. Teil 17 niger robuste Kollegen bereits mit 38. Und das, ausgewirkt hat. Beachtliche Beträge flossen ab obwohl deren Eisenacher Fabrikherren mensch- 1890/91 der Universität jährlich von der Carl- lich hochstehende Leute waren, wohlwollend Zeiss-Stiftung zu. Sie stiegen von 35.000, über und fürsorglich für ihre Arbeiter, wie Abbe an 50.000 auf 100.000 Mark und mehr an, insge- sich selbst hatte erfahren dürfen. Bei seinem samt waren es bis 1905 über zwei Millionen Eintritt in die Firma Carl Zeiss hatte er deshalb Mark. Sie dienten dem Bau physikalischer und darauf bestanden, dass die Arbeitszeit sofort anderer naturwissenschaftlicher und medizini- von 13 auf 12 Stunden reduziert wurde. Doch scher Institute (z. B. des Mineralogischen und das war nur der Anfang. Acht Stunden Arbeit, Hygienischen Instituts) sowie der Aufbesse- acht Stunden Schlaf, acht Stunden Mensch sein, rung der Professorengehälter. Auch der Neu- war sein Motto. Und er durfte noch mit Genug- bau eines Universitätsgebäudes konnte in An- tuung erleben, wie 1901 der achtstündige Ar- griff genommen werden. Nach Abbes Ableben beitstag in den Stiftungsbetrieben eingeführt 1905 wurde der Ausbau der Universität mit wurde – zum ersten Mal in Deutschland. Die Neu- und Erweiterungsbauten von Instituten Stiftungsbetriebe gehörten außerdem zu den und Kliniken fortgesetzt. Die Universität, un- ersten Unternehmen, die Urlaub gewährten, 12 terhalten von den vier Kleinstaaten Großher- Tage für die Angestellten wie für die Arbeiter. zogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und den Die von Abbe bewirkten Reformen waren um- Herzogtümern Sachsen-Coburg-Gotha, Sach- stürzlerische Neuerungen, die weltweit Aufse- sen-Meiningen und Sachsen-Altenburg, blieb hen, zum Teil scharfen Widerspruch und selbst durch die Zuwendungen am Leben, ja konnte in gut gesinnten deutschen Unternehmerkreisen mit ihren reicheren Schwestern Schritt halten. nur ein mitleidiges Kopfschütteln erregten. Spä- Als Beispiele für die Stadt, die 1890 erst 13.449 ter sind die meisten von ihnen als Grundlage Einwohner zählte und bis 1920 auf 49.000 zu bei der Gestaltung der staatlichen Sozialgesetz- einer bedeutenden Mittelstadt emporstieg, gebung Gemeingut geworden und erscheinen uns heute selbstverständlich. seien genannt: Die Errichtung und die weitere Unterhaltung des Volkshauses, des Volksbades, großer Sportanlagen, der Kinderklinik in Ver- Stiftung, Universität, Stadt bindung mit einem Lehrstuhl für Kinderheil- kunde an der Universität auf Kosten der Carl- Es ist staunenswert, wie sich das einzigartige Zeiss-Stiftung, des Kinderkurheims, einer Meis- Stiftungswerk Ernst Abbes stimulierend auf die terschule für das Augenoptikerhandwerk, eine Entwicklung von Universität und Stadt Jena Sternwarte und manches Andere.

Abb. 2: Gesellen und Lehrbuben an Drehbänken und Montagetischen im Hof von Carl Zeiss‘ dritter Werkstatt 1864. 18 K. Henkel

In den drei Jahrzehnten von 1890 bis 1920 gab der beiden Stiftungsunternehmen, die in ihrem die Carl-Zeiss-Stiftung rund 47 Millionen gesamten Wirken voll und ganz dem Stifterwil- Mark zur Förderung wissenschaftlicher und ge- len entsprechen müssen. Sitz der Carl-Zeiss- meinnütziger Einrichtungen und Maßnahmen Stiftung ist heute Heidenheim an der Brenz und aus, wobei allein die Anteile für den Univer- Jena. Die Stiftung ist nicht gemeinnützig, ge- sitätsfonds 25 und für die Kinderfürsorge 10,5 nießt bei ihren geschäftlichen Aktivitäten kei- Millionen Mark betrugen. Die Symbiose Carl- nerlei steuerliche Vorteile, hat weder private Zeiss-Stiftung – Universität – Stadt, hat Jena zu noch staatliche Eigentümer oder Miteigentü- einer wirtschaftlichen, sozialen und – wie zur mer, ist deshalb unabhängig und unterliegt in Zeit Goethes und Schillers – zu einer kulturel- ihren geschäftlichen Entscheidungen und Be- len Blüte geführt und zu einem weltweiten Aus- tätigungen keinem fremden Einfluss. Abbes strahlungspunkt für beispielgebende progres- Stiftungsstatut verbietet der Stiftung die Auf- sive Entwicklungen gemacht. nahme fremden Kapitals. Carl Zeiss und Schott Nach 1945 wurden vor allem die neuen Stand- Glas müssen das zur Erhaltung ihres Bestandes orte Mainz und Oberkochen begünstigt. Dort und zum weiteren Wachstum erforderliche Ka- entstanden zum Beispiel mehr als 3.000 Wohn- pital also selbst erwirtschaften, der Weg an die einheiten, Erholungsheime für die Beschäftig- Börse zur Finanzierung über Aktien ist ihnen ten, Sportanlagen, Kultureinrichtungen und verschlossen. Theaterkreise, die für jedermann offen sind. Zu den beiden Stiftungsunternehmen Carl Zeiss und Schott Glas gehören etwa 120 in- und ausländische Tochterunternehmen, die je- Die Carl-Zeiss-Stiftung weils in der Carl-Zeiss-Gruppe und in der Eigentümerin zweier Weltkonzerne Schott-Gruppe organisatorisch zusammenge- fasst sind. Die konsolidierte Rechnungslegung Eine Firma ist eine Bezeichnung, unter der eine beider Gruppen ist im Konzernabschluss der natürliche oder juristische Person als Kauf- Carl-Zeiss-Stiftung abgebildet. mann Handelsgeschäfte betreibt. Die Carl- Zeiss-Stiftung ist nach dem Bürgerlichen Ge- setzbuch eine juristische Person. Im Sinne des Bewährte Gewaltenteilung Handelsgesetzbuchs handelt sie als Einzelkauf- Abbes Stiftungsstatut bestimmt drei Stiftungs- mann, der seine Geschäfte unter den Firmenbe- organe: Stiftungsverwaltung, Stiftungskommis- zeichnungen Carl Zeiss und Schott Glas be- sar und Geschäftsleitung. treibt. Dabei werden diese beiden Stiftungsbe- Die Stiftungsverwaltung mit Sitz in Stuttgart triebe so geführt als seien sie selbständig und liegt in Händen der für die wissenschaftlichen handlungsfähig, doch sind sie juristisch gese- Hochschulen der Länder Baden-Württemberg hen lediglich interne Betriebsbestandteile der und Thüringen zuständigen Minister. Sie ver- Stiftung. Zwei Weltkonzerne, die als eigenstän- tritt keine Staatsinteressen, sondern wirkt als dige Gebilde gar nicht existieren. Das Stiftungs- privatrechtliche Verwaltung und Vertretung statut bildet sozusagen den Handlungsrahmen der Stiftung in nicht-industriellen Angelegen- heiten. Sie führt auch die Aufsicht über die Ein- haltung des Stiftungsstatuts und ist zuständig für dessen Änderung – nach Anhörung der an- deren Stiftungsorgane. In diesem Konsens be- ruft sie auch den Stiftungskommissar sowie Mitglieder der Vorstände und die externen Mit- glieder der beiden Unternehmensräte. Der Stiftungskommissar bildet die Klammer zwischen Stiftung und Unternehmen. Ihm ob- liegt im Wesentlichen die Aufsicht über die Ge- schäftsführung der Stiftungsunternehmen in al- len ihren Zweigen, ebenso die Mitwirkung bei Grundsatzfragen, die beide Unternehmungen oder die Stiftung maßgeblich berühren. Seine Abb. 3: Struktur der Carl-Zeiss-Stiftung. Zustimmung ist erforderlich bei Entscheidun- Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 2. Teil 19 gen von besonderer Tragweite, wie dem Erwerb Abbe wollte damit offensichtlich einer spekula- oder der Veräußerung von Beteiligungen. Seine tiven Anlage des Stiftungskapitals vorbeugen. Rolle ähnelt der eines Aufsichtsratsvorsitzen- Er legte besonderen Wert darauf, dass die in den einer Aktiengesellschaft. Seit Ende der sieb- den optischen Werkstätten angewandten wis- ziger Jahre wird er beraten und unterstützt von senschaftlichen Grundsätze wie die darauf be- je einem zwölfköpfigen Unternehmensrat der ruhenden Erzeugnisse jedermann zugänglich beiden Firmen, der sich je zur Hälfte zusam- sein sollten. Dieses Bemühen, das Patent zu ver- mensetzt aus Mitgliedern, die von der Beleg- meiden, entsprang Abbes Verständnis von der schaft gewählt werden, und aus sachkundigen Rolle des optischen Präzisionsgerätebaus und Persönlichkeiten der jeweiligen Firma sowie ex- seiner Erfahrung, dass das Prinzip der Offen- ternen Fachleuten. heit den kommerziellen Wettbewerb stimuliert, Die Geschäftsleitungen (Vorstände) beider Stif- und dass nur jenes Unternehmen auf dem tungsunternehmen leiten mit mindestens je drei Markt dominiert, das leistungsfähigere und Vorstandsmitgliedern, darunter wenigstens ei- besser ausgeführte Geräte anbietet. Eine nem wissenschaftlichen Fachmann, die indus- führende Stellung erwirbt ein Unternehmen triellen Tätigkeiten der Stiftung und die Unter- nicht durch Abschirmen, sondern nur, wenn nehmen. jede Neuerung ... ausnahmslos in den freien Das Stiftungsstatut verpflichtet die Organe der Wettbewerb gestellt wird. Stiftung, den von Abbe gewiesenen Weg weiter- Abbes wissenschaftliche, soziale und wirt- zugehen, grundsätzliche Abweichungen vom schaftliche Grundlagen der Carl-Zeiss-Stiftung Geist und Inhalt des Statuts sind ausgeschlos- haben sich unter extremen Belastungen und in sen. Sie waren in den über 110 Jahren der Stif- schweren Krisen als tragfähig erwiesen. Die tung auch nicht erforderlich. Praktische Anpas- Stiftung war zweimal ernsthaft in ihrer Exis- sungen des Statuts an die veränderte Rechtslage tenz bedroht. 1933 glaubten die damaligen (z. B. infolge Veränderungen der staatlichen So- Machthaber, sozialistisch-liberalistisches Ge- zialgesetzgebung) hat es aber stets gegeben. dankengut in der Stiftung zu entdecken und er- Die Ziele und Aufgaben der Carl-Zeiss-Stiftung nannten, um Eingriffe nach ihren Vorstellungen umfassen seit Abbe noch immer: zu ermöglichen, einen Nationalsozialisten zum – die wirtschaftliche Sicherung der Stiftungs- Stiftungskommissar. Doch wehrten sich die Ge- unternehmen, schäftsleitungen beider Betriebe entschieden, – die Förderung von Wissenschaft und Technik, und auch die Mitarbeiter boten geschlossenen – die Pflege der Präzisionstechnik, besonders Widerstand. Der aufoktroyierte Stiftungskom- der Optik und Glastechnik, missar musste wieder abberufen werden. Neuer – die Fürsorge für die sozialen Belange der Stiftungskommissar wurde der Rektor der Uni- Mitarbeiter. versität Jena, Prof. Esau, ein der Stiftung ge- Abbes Grundeinstellung für die Geschäfts- genüber loyaler Mann. führung war weitblickend und weitreichend. Die zweite Existenzkrise kam nach Kriegsende. So waren die Vorstandsmitglieder neben ihrer 1945 wurde Jena von amerikanischen Truppen Vorstandstätigkeit zur regelmäßigen Mitarbeit besetzt. Sie nahmen bei der Eingliederung in wissenschaftlichen, technischen oder kauf- Thüringens in die von den Sowjets kontrollierte männischen Angelegenheiten in einem der Stif- Besatzungszone wenige Stunden vor der Über- tungsbetriebe verpflichtet. Sie durften außer- nahme durch die Sowjetarmee die Führungs- halb der Stiftung kein besoldetes Amt beklei- kräfte der Stiftungsunternehmen und die Be- den. Beide Bestimmungen schlossen eine para- vollmächtigten der Carl-Zeiss-Stiftung mit in sitäre Existenz von Vorstandsmitgliedern aus. den Westen nach Heidenheim in Württemberg. Ihnen war jede Form von Bezügen untersagt, Im nahen Oberkochen wurde ab August 1948 deren Höhe abhängig ist von Bruttogewinn, in gemieteten Fabrikhallen ein neues optisches Reingewinn oder Betriebsüberschuß der ihrer Werk aufgebaut. Die Glasspezialisten fertigten Leitung unterstellten Firma oder eines Betriebs- vorübergehend in Zwiesel im Bayerischen Wald zweiges derselben. Durch dieses Verbot wurden und im niederbayerischen Landshut, bevor die Stiftungsziele auf eine besondere Weise ge- 1952 ein völlig neues Glaswerk in Mainz ent- wahrt. In die gleiche Richtung zielt die Vor- stand. schrift, dass sich die Stiftung nicht an bran- Was von den Stammwerken in Jena nicht zer- chenfremden Unternehmen beteiligen darf. stört war, wurde von der sowjetischen Besat- 20 K. Henkel zung weitgehend demontiert, Menschen und logischer Neuheiten entwickelt. Die Unterneh- Einrichtungen nach Rußland verfrachtet, die men der Carl-Zeiss-Stiftung gehören heute zu Carl-Zeiss-Stiftung enteignet und ihre beiden den international angesehensten deutschen In- Firmen vorübergehend aus dem Handelsregis- dustriebetrieben. ter gelöscht. Da Abbe ausgeschlossen hatte, dass die Stiftung auf den Besitz ihrer Betriebe verzichtet, war ihr durch deren Umwandlung Schott und Zeiss auf dem Weltmarkt in Staatsbetriebe die Existenzgrundlage in Jena entzogen. Doch konnte sie in der Bundesrepu- Die Gesamtheit der von Abbe in der Unterneh- blik Deutschland auf der materiellen Basis des mensverfassung vorgegebenen, zum Teil außer- ihr hier verbliebenen Vermögens, auf der organi- gewöhnlichen, sich gegenseitig stützenden und satorischen Basis hier wirkender, rechtmäßiger ergänzenden Leitlinien hat hundert Jahre lang Stiftungsorgane und auf der ideellen und rechtli- wesentlich zum kontinuierlichen Erfolg beige- chen Basis des hier beachteten Abbe’schen Stif- tragen. Schon in den Gründerjahren wurden tungsstatuts fortbestehen. Konsequenterweise die Produkte der Stiftungsbetriebe nicht nur hat die baden-württembergische Landesregie- den technischen Herausforderungen der Zeit rung 1949 Heidenheim zum neuen Sitz der Stif- gerecht, sondern setzten Maßstäbe. Das war tung bestimmt. Im Mai 1954 konnten die Stif- und ist die Grundlage für das Wachstum aus ei- tungsbevollmächtigten die Wiedereinführung we- gener Kraft – bis heute. Seit damals tragen sentlicher Sozialleistungen nach dem Stiftungs- Schott und Zeiss maßgeblich dazu bei, die Ge- statut bekanntgeben. Carl Zeiss und Schott ha- heimnisse unserer Welt zu erforschen, von den ben seither zigtausend neue Arbeitsplätze ge- kleinsten Bausteinen der Materie bis hin zu den schaffen und eine Fülle technischer und techno- Weiten des Universums. Mikroskope und Tele- skope symbolisieren diese Spannweite. Opera- tionsmikroskope unterstützen Chirurgen, Ro- boter navigieren Messer und Laserstrahlen in der Neurochirurgie, Augenärzte behandeln mit Laser gesteuerten Instrumenten, Präzisions- geräte vermessen Autokarosserien, ferne Gala- xien werden mit optisch-elektronischen Syste- men erforscht, hochauflösende Zeiss-Objektive vermessen den Weltraum und vom Weltraum aus die Erde oder projizieren Feinststrukturen auf Halbleiterwafer. Brillenglas und Feldstecher mit herausragenden Eigenschaften helfen, da- mit wir uns in unserer Umwelt zurechtfinden. Einzelne Produkte aufzuzählen, die Zeiss oder Schott als erste entwickelt und zu weltweiten Innovationen gemacht haben, würde den Rah- men dieser Zusammenstellung sprengen. Es sind zu viele Gebiete, auf denen Zeiss und Schott Vorreiter waren und sind. Wir widerstehen der Versuchung, wählen eine indirekte Methode. Folgende Wissenschaftler, alle sind Universitätsprofessoren und zugleich Nobelpreisträger, haben Zeiss-Produkte bei ihren erfolgreichen Forschungen verwendet: Robert Koch, Santiago Ramón y Cajál, Paul Ehrlich, Otto Warburg, Hans Domagk, Albert Schweitzer, Hermann Staudinger, Luis F. Leloir, Albert Claude, Christan de Duve, Emil Palade, Jean Dausset, Georges Köhler, Hartmut Mi- Abb. 4: Stereokartiergerät Stereoplanigraph C4 chel, Robert Huber, Bert Sakmann, Erwin zur Auswertung von Luftbildaufnahmen, Carl Neher, Christiane Nüsslein-Volhard. Und um Zeiss Jena 1937. in dieser Kategorie zu bleiben, sei festgehalten: Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 2. Teil 21

Die Professoren Allvar Gullstrand, Richard A. nis in der Firmengeschichte. Die Wiedervereini- Zsigmondy, Dr. , Manfred Eigen gung der beiden Firmen West und Ost, Ober- entwickelten zusammen mit Zeiss bahnbre- kochen und Jena, ist damit beispielhaft gelun- chende neue Produkte und Verfahren. Für diese gen. Einfach war das gewiß nicht. Als die Ober- Entwicklungen erhielten auch sie Nobelpreise. kochener den traditionellen Teil des DDR- Wir belassen es bei diesen Beispielen, die übri- Kombinats Carl Zeiss Jena 1991 von der Treu- gens nur das Geschäftsgebiet Mikroskopie be- handanstalt übernommen hatten, mussten sie treffen, und wir nehmen nur noch Bezug auf die Belegschaft zunächst von 27.000 auf 3.000 ein etwas beiläufiges, aber beispielhaftes Zitat Mitarbeiter reduzieren. Eine weitere Halbie- von Albert Einstein aus dem Jahre 1925. Dr. rung folgte bald darauf. Anschütz, dessen Firma in Kiel Kreiselkom- passe baute, suchte Rat bei Einstein und erhielt ihn prompt: Die Schwierigkeiten der Herstel- Geschäftszahlen der Carl-Zeiss-Stiftung –4 lung sind, da es auf 10 mm dabei ankommt, Der Konzernumsatz betrug im Geschäftsjahr so groß, daß gegenwärtig nur Zeiss sowas ma- 2000/2001 4,0 Milliarden Euro, davon Carl- chen kann. Deshalb soll jeder Kreisel zu Zeiss Zeiss-Gruppe und Schott-Gruppe je 2 Mrd., geschickt werden, daß er die Flächen anschleift. Auslandsanteil 81%. Jahres-überschuss nach Auf nicht wenigen Gebieten ist es – 77 Jahre Steuern: Zeiss 110, Schott 52 Millionen Euro. nach Einsteins Brief – noch immer so, dass viele Mitarbeiter: Zeiss 14.200, Schott 19.700. Das Fachleute nur Zeiss ein entsprechendes Können jüngste Wachstum stammt aus dem Auslandge- zutrauen, wenn es um Spitzentechnologie, höchste Qualität und Zuverlässigkeit geht. Carl Zeiss und Schott Glas haben ein einzigarti- ges Potenzial, um sich als Unternehmen am Weltmarkt zu entwickeln und zu behaupten. Bei allen das 21. Jahrhundert bestimmenden Tech- nologien – Optik, Nanotechnologie, Gentechnik – haben sie ein vorzügliches, teilweise sogar konkurrenzloses Knowhow. Die Marken, näm- lich die Namen Zeiss und Schott, sind weltbe- kannt, die Unternehmen in vielen Bereichen weltweit als Marktführer anerkannt, zum Bei- spiel bei Operationsmikroskopen, Mikroskopen für die Forschung, Weltraumkameras, Großtele- skopen für erdgebundene astronomische Pro- jekte, computergesteuerten Messrobotern für die Industrie, Laborglas, Glaskeramik oder auch Kochflächen für Haushaltsherde. Die Mitarbeiter bei Zeiss und Schott sind gut ausgebildet, die Produktivität war zu allen Zei- ten überdurchschnittlich hoch, einen Streik hat es in über 100 Jahren Stiftungsgeschichte nicht gegeben – warum auch, man streikt nicht gegen sich selbst. Die Mitarbeiter wissen, dass alles, was sie tun oder lassen, letztlich ihnen selbst nützt oder schadet, weil ihr Unternehmen nie- mandem gehört als der Stiftung. Sie sind des- halb in guten wie in schlechten Zeiten motiviert und identifizieren sich mit ihren Unternehmen. Carl Zeiss, in den vergangen Jahren eher als Sa- Abb. 5: Bild von der Montagehalle für astrono- nierungsfall betrachtet, konnte seinen Jahresü- mische Großteleskope bei Carl Zeiss Oberkochen. berschuss letztlich auf 110 Millionen Euro ver- Die Aufnahme zeigt den Tubus und die Hufeisen- doppeln und übertraf damit zum erstenmal Rahmen-Montierung des 3,5-Meter-Telekops für Schott. Die Süddeutsche Zeitung nannte das das Observatorium des Max-Planck-Instituts auf eine faustdicke Überraschung, das beste Ergeb- dem Calar Alto. 22 K. Henkel schäft. Das Eigenkapital nahm zuletzt um 150 ten Verhältnissen entsprechend insoweit ab- auf 880 Millionen zu. Die Stiftung ist finanziell zuändern, als geboten ist, um die vorher ge- kerngesund. nannten Anstände zu beseitigen. Bei der Carl-Zeiss-Gruppe entfielen 43% des Nach Abbes Statut muss die Stiftung die allei- Umsatzes auf Produkte, die erst in den vergan- nige Eigentümerin der beiden Stiftungsbetriebe genen drei Jahren auf den Markt gebracht wor- und damit des Gesamtkonzerns sein, damit jeder den sind. Sie bietet ein umfangreiches Spek- Einfluss von Anteilseignern auf die Stiftung aus- trum hochwertiger optischer, elektronischer geschlossen ist. Das verwehrt den Stiftungsbe- und feinwerktechnischer Produkte aus ihren trieben den Zugang zum Kapitalmarkt, bei- Unternehmensbereichen Medizinische Technik, spielsweise durch die Ausgabe von Aktien. Doch Mikroskopie, Markenoptik, Industrielle Mess- sie stoßen beim Ausbau ihrer geschäftlichen Ak- technik, Halbleitertechnik und optisch-elektro- tivitäten immer häufiger an die Grenzen ihrer nische Systeme. Der Hauptsitz des Stiftungsun- Möglichkeiten, weil ihnen die unternehmeri- ternehmens Carl Zeiss und der Carl-Zeiss- schen Freiheits- und Gestaltungsräume einer Gruppe ist Oberkochen. Jena ist ihr zweiter Aktiengesellschaft fehlen. Seit über 20 Jahren Kernstandort. Die dortige Carl Zeiss Jena gab es deshalb manchen Anlauf zu einer Reform GmbH, eine 100%ige Tochter von Carl Zeiss, des Stiftungsstatuts. So beauftragte das Kultus- hat die Verantwortung für die Unternehmens- ministerium Baden-Württemberg bereits im Fe- bereiche Mikroskopie und optisch-elektroni- bruar 1975 eine Juristengruppe mit der Erstel- sche Systeme und einen großen Teil der zu- lung eines Gutachtens als Material für die No- gehörigen Geschäftsbereiche. vellierung des Stiftungsstatuts. Diese wie weitere Arbeiten wurden im Laufe der Jahrzehnte vorge- legt, doch die dringend notwendige Entschei- dung steht noch immer aus. Der Stiftungskom- Das Ringen um ein neues Stiftungsstatut missar ist deshalb zum Handeln verpflichtet. Die optische Industrie Deutschlands war bis in Gemeinsam mit den Unternehmensräten, den die fünfziger Jahre führend in der Welt, beson- Vorständen, Arbeitnehmervertretungen und der ders die Zeiss-Werke. In keinem anderen Indus- Stiftungsverwaltung will und muss er die Mo- dernisierung des Stiftungsstatuts vorantreiben. trieland war sie auch nur annähernd so stark Auch die Mitarbeiter der beiden Stiftungsunter- und leistungsfähig. Das öffnete Zeiss ohne nehmen haben bei einer Änderung des über 100 größere Schwierigkeiten die ausländischen Jahre alten Statuts weitreichende Mitbestim- Märkte, man konnte sie friedlich erschließen, mungs- und Klagerechte – und nutzen sie. Keine im Unterschied zu anderen Branchen und Änderung soll der Grundidee Abbes zuwiderlau- Großunternehmen, die heftig mit ausländi- fen, sie soll erhalten bleiben. Denn gerade in ei- schen Kapitalmächten zusammenstießen und ner Zeit, in der fast nur noch materialistisches bei der Neuaufteilung der Märkte und Einfluss- Denken zu zählen scheint, ist die Besinnung auf sphären nicht immer überlebten. Abbes Geist in seiner sozialen und gesellschaftli- Doch die Wirtschaftswelt hat sich seitdem so chen Ausprägung notwendiger denn je. Doch sehr verändert, dass man immer häufiger an den ein Durchbruch zeichnet sich noch nicht ab, und § 18 des Stiftungsstatuts dachte, in welchem die beteiligten Partner wagen angesichts der Abbe weitsichtig festgelegt hat: Sollten in einer Komplexität der Materie keine zeitliche Pro- späteren Zeit wesentliche Voraussetzungen des gnose mehr. Sie stehen vor einer viel schwierige- gegenwärtigen Statuts hinsichtlich der rechtli- ren Aufgabe als anfänglich gedacht. chen Grundlagen oder hinsichtlich der techni- Die unternehmerischen Ansatzpunkte sind: schen und ökonomischen Bedingungen für die • Überführung von Carl Zeiss und Schott Glas Wirksamkeit der Stiftung in solchem Grad ver- in je eine Aktiengesellschaft. Die einzige Ak- ändert sein, daß die fernere strenge Aufrechter- tionärin, also Eigentümerin soll zunächst die haltung aller Bestimmungen dieses Statuts ent- Carl-Zeiss-Stiftung sein, die auch die beiden weder direkt unmöglich oder vermöge ihrer Fol- Gesellschaften führen soll. Sie sollen nicht an gen in absehbarer Zeit undurchführbar oder an- die Börse kommen oder in Kooperationen ein- gesichts der erkennbaren Absichten des Stifters gebracht werden. Bei der späteren Kapitalbe- offenbar zweckwidrig würde, so soll die statu- schaffung, zum Beispiel durch Aufnahme wei- tenmäßige Stiftungsverwaltung der Carl Zeiss terer Aktionäre, muss die Stiftung stets die Ak- Stiftung ermächtigt sein, das Statut den geänder- tienmehrheit behalten. Die Carl-Zeiss-Stiftung – Ihre Geschichte und Gegenwart. 2. Teil 23

• Die Position des Stiftungskommissars ist bei Literaturhinweise einer Modernisierung des Statuts neu zu be- Carl Zeiss: 150 Jahre Innovation in Optik. In: Inno- stimmen, denn die Struktur der beiden Firmen vation. Zeiss Information mit Jenaer Rundschau muss dann der gesetzlich festgelegten einer Ak- 1, August 1996. tiengesellschaft entsprechen. Carl Zeiss: Die Carl-Zeiss-Stiftung. In: Homepage • Den Mitarbeitern beider Unternehmen soll www.Zeiss.de im März 2001. ermöglicht werden, sich an ihrem Unternehmen Carl Zeiss: Geschichtlicher Überblick. In: Homepage wirtschaftlich zu beteiligen. www.Zeiss.de im März 2001. • Ein besonderes Thema ist der Haftungsver- Dürr, H.: Carl Zeiss: Eine Stiftung für die Zukunft. bund zwischen Carl Zeiss und Schott Glas, das Vortrag des Stiftungskommissars und Vertreters heißt jede der beiden Stiftungsfirmen haftet für der Stiftungsverwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung im die Verluste auch der anderen. Das kann nach Carl-Zeiss-Saal, Oberkochen am 15. Mai 2000. Abbes Statut bedeuten, dass diejenige, die In: Carl Zeiss, Homepage im März 2001. durch Verluste auch die andere in ihrer Exis- Evennett, P. J.: The Ernst Abbe Lecture: Ernst Abbe and the Development of the Modern . tenz bedroht, vom Stiftungskommissar liqui- Department of Biology, The University of Leeds, diert, aufgelöst werden muss. Für diese Rege- LS2 9JZ, UK. In: 150 Years Innovation in Optics lung muss in einem neuen Statut ein Ersatz ge- 1846–1996. Meeting to Commemorate the 150th funden werden, das der ursprünglichen Absicht Anniversary of the Foundation of the Carl Zeiss nahekommt, sich aber mit dem Gesetz über Workshop in Jena. Proceedings of the Royal Aktiengesellschaften verträgt. Microscopical Society 31, Part 4, Dec. 1996. Als ersten Schritt haben der Stiftungskommis- Gerlach, D.: Carl Zeiss (1816-1888). Mikrokosmos sar und der Unternehmensrat von Carl Zeiss 77, 263–273 (1988). auf Antrag des Vorstands eine Reihe von Be- Gerlach, D.: Ernst Abbe (1840-1905). Mikrokosmos schlüssen über die Ausgestaltung einer neuen 79, 139–146 (1990). Aktiengesellschaft gefasst. Diese AG führt das Grünewald, H.: Ernst Abbes Carl-Zeiss-Stiftung zum Geschäft des bisherigen Unternehmensbereichs 100jährigen Jubiläum. Festvortrag des Stiftungs- Halbleitertechnik von Carl Zeiss seit 1. Dezem- kommissars in der Staatsgalerie Stuttgart am 24. April 1989. Zeiss-Information 30, 44–48 (1990). ber 2001 als Kapitalgesellschaft innerhalb der Hermann, A.: Nur der Name war geblieben. Die Carl-Zeiss-Gruppe fort. Das neue Unterneh- abenteuerliche Geschichte der Firma Carl Zeiss. 3. men beschäftigt zunächst rund 1.600 Mitarbei- Aufl., Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1991. ter, hauptsächlich an den Standorten Oberko- Mann, R.: Ernst Abbe und die Carl-Zeiss-Stiftung. chen, Jena und Wetzlar und baut in Oberko- Hrsg. v. Dürerbund. Deutsche Jugendbücherei Nr. chen für 150 Mio. Euro eine neue Fabrik für 437. Hermann Hillger Verlag, Berlin und Leipzig, 1.000 Arbeitsplätze. Ihr Geschäft umfasst welt- o. J. weit Hochleistungsoptiken für Halbleiterferti- Paulus, K.: Eröffnung der Ausstellung „150 Jahre gungsmaschinen (sogenannte Waferstepper), Carl Zeiss“ am 12.4.96. In: Homepage Carl Zeiss Wafer- und Maskeninspektionssysteme, Elek- im März 2001. tronenstrahltechnologie und -komponenten so- Schomerus, F.: Werden und Wesen der Carl-Zeiss- wie Subsysteme für Laser. Im Geschäftsjahr Stiftung an der Hand von Briefen und Dokumen- 1999/2000 setzte dieser Bereich über 400 Mil- ten aus der Gründerzeit (1886–1896). 2. Aufl., G. Fischer Verlag, Stuttgart 1955. lionen Euro um. Ein Börsengang oder die Betei- Sponsel, H.: Made in Germany. Die dramatische Ge- ligung Dritter ist bei dieser ausgegliederten AG schichte des Hauses Zeiss. C. Bertelsmann Verlag, nicht ausgeschlossen. Gütersloh 1957. Vor wenigen Wochen hat ein deutsches Gericht Stolz, H., Wittig, J. (Hrsg.): Carl Zeiss und Ernst auf eine Klage der Mitarbeiter der beiden Stif- Abbe. Leben, Wirken, Bedeutung. Wissenschafts- tungsbetriebe entschieden, dass eine Umwand- historische Abhandlung. Unter Mitwirkung von lung der beiden Stiftungsfirmen in Aktiengesell- Günter Schmidt. 1. Aufl., Universitätsverlag Jena schaften sich durchaus mit Abbes im Stiftungs- 1993. statut festgeschriebenen Zielen vertrage. Nun- Zeiss-Information 30, Heft 101, 44–48 (1990). mehr sind Stiftungskommissar und -verwaltung Weitere Informationen wurden aus den Internetsei- wieder an der Reihe. Ihnen ist eine treffsichere ten von Zeiss (www.Zeiss.de) und Schott (www. Hand zu wünschen, damit eine neue Struktur Schott.de) entnommen. von Stiftung und Firmen auf alle Beteiligten so motivierend und erfolgsträchtig wirkt wie in den Verfasser: Klaus Henkel, Auf der Scheierlwiese 13, bisherigen 112 Jahren der Carl-Zeiss-Stiftung. D-85221 Dachau