Alexander Kern 0055905

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Magister rerum socialium oeconomicarumque im Diplomstudium Sozialwirtschaft an der Johannes Kepler Universität Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

Die industrielle Entwicklung des unteren Trauntals – eine Analyse der Gegend zwischen und

Johannes Kepler Universität Linz Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Betreuer: o. Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber Diplomarbeitsfach: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Juli 2015

Autor: Alexander Kern MtNr. 0055905 Skz. 130 Schranglweg 3 4050 Traun Mail: [email protected]

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Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt bzw. die wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die vorliegende Diplomarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument identisch.

Traun, im Juli 2015

______Alexander Kern

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Meinen Eltern gewidmet.

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Abstract

Die Welt erlebte mit der industriellen Revolution einen wirtschaftlichen und sozialen Paradigmenwechsel. Ausgehend von England wurden die ökonomischen Strukturen der europäischen Länder grundlegend geändert, dieser Wandel brachte allerdings nicht nur neue wirtschaftliche Voraussetzungen mit sich, sondern veränderte auch die Gesellschaft. Die Veränderung durch die Industrie kann aber keinesfalls als statisches Ereignis mit einer Stunde null gesehen werden, sondern war und ist ein Prozess, der auch in sich dynamisch ist, da sich die Industrie selbst über die Jahre stark gewandelt hat und nicht als konstante Größe ökonomische und soziale Strukturen beeinflusst. Oberösterreich an sich gilt seit einigen Jahrzehnten als das industrielle Herz Österreichs und ist neben Wien wohl das wirtschaftlich potenteste Bundesland Österreichs. Innerhalb Oberösterreichs ist der Zentralraum der wirtschaftliche Schwerpunkt, der in etwa als Dreieck der Städte Linz, Wels und Steyr skizziert werden kann. Im Rahmen dieser Arbeit wird das untere Trauntal zwischen Wels und Traun betrachtet.

Als erster Schritt werden Überlegungen zu Faktoren, welche die Industrieansiedlung begünstigen, angestellt. Industrieansiedlung passiert aus unterschiedlichen Motiven, ein zentraler Punkt war mit Sicherheit die vorhandene Kraftquelle durch die Traun beziehungsweise der von der Traun ausgehende Mühlbachkanal. Auch die geografisch und topografisch günstige Lage hat einen positiven Einfluss auf die industrielle Entwicklung genommen. Verkehrstechnisch war die Region nicht immer unbedingt an erster Stelle. Vor allem bis zum Ausbau der West- und Phyrnbahn gab es noch während der Monarchie eine Benachteiligung gegenüber anderen Regionen. Trotzdem hat zum Beispiel die Nähe zur bayrischen Grenze bestimmte Vorteile gehabt, dies war ein Grund warum der aus Augsburg stammende Landmaschinenhersteller Epple und Buxbaum in Wels einen Standort für das

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Geschäft in Österreich gewählt hat. Wels war seit der Römerzeit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und kann daher auf eine lange Geschichte als Stadtgemeinde zurückblicken. In Traun war, im Gegensatz zu Wels, der Faktor des Städtischen an sich vor 150 Jahren noch nicht vorhanden. Traun war eine dörflich geprägte Gemeinde, aber mit einem "ländlichen Proletariat", das aus Kleinhäuslern und Landarbeitern bestand, die potentielle Arbeitskräfte für Industriebtriebe bedeuteten. Die Arbeitskräfte sind natürlich auch ein wichtiger Faktor für einen Industriebetrieb - die sozialen Strukturen in Wels und Traun boten den Betriebsgründern potentielle Arbeitskräfte. Traun profitierte außerdem von der räumlichen Nähe zu Kleinmünchen, wo sich vor Industriegründungen in Traun bereits Textilfabriken befanden.

Der Aspekt der Rohstofforientierung war im unteren Trauntal auch teilweise vorhanden. Sowohl in Traun als auch in Wels sind Nahrungsmittelhersteller seit vielen Jahren ansässig wie beispielsweise die Firma Haas, die Vereinigten Fettwaren oder die Landfrisch Molkerei sowie zahlreiche Mühlenbetriebe. Die Welser Heide, das Gebiet entlang der unteren Traun, ist ein seit jeher agrarisch genutztes Gebiet und bietet sowohl pflanzliche als auch tierische Landwirtschaftsprodukte zur Weitverarbeitung. Ein weiterer Rohstoff im unteren Trauntal ist das Schotter- und Lehmvorkommen, das zum Beispiel die Ziegelindustrie in Wels (Pichler- Werke) ermöglichte.

Interessant ist auch die Fragestellung, wie sich Standortfaktoren über die Jahrzehnte verändert haben. Die Frage der Ansiedlung durch Absatzorientierung hat für Industriebetriebe stark an Bedeutung verloren. Durch immer schnellere und preisgünstigere Logistiksysteme können mittlerweile auch verderbliche Waren wie Lebensmittel über weite Distanzen problemlos abgesetzt werden. Andere Faktoren wie die Arbeitskräfteorientierung haben sich gewandelt. Während vor 50 Jahren in Industriebetrieben noch sehr viel "Manpower"

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eingesetzt wurde und viele angelernte Arbeitskräfte beschäftigt waren, dominieren heute moderne Anlagen, deren Steuerungen mitunter sehr komplex sind, die Industrielandschaft im unteren Trauntal. Die Arbeitskraft war, ist und bleibt ein kritischer Faktor. Dies aber weniger in Fragen der Quantität von Arbeitskräften die einfache Tätigkeiten durchführen und welche oftmals mit großer körperlicher Belastung zusammenhängen, sondern in Richtung von qualifizierten Facharbeitern und Angestellten. Hierzu ist natürlich ein entsprechendes Aus- und Weiterbildungswesen notwendig, das man im unteren Trauntal auch vorfindet. Dieser kritische Faktor wurde über die Jahrzehnte der Industrieentwicklung in dieser Region relativ gut bedient. War es damals das "ländliche Proletariat", das als Arbeitskraft für die frühen Industrien zur Verfügung stand oder waren es die Vertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg, die bei vielen Industriegründungen als Mitarbeiter oder Gründer zur Stelle waren, Migranten aus Süd-Ost-Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder Absolventen höherer technischer Schulen, alle diese Gruppen waren in der Rückschau mitverantwortlich für die positive industrielle Entwicklung in der Region. Arbeitskräftemangel war in den Zeiten des ersten und zweiten Weltkriegs zu verzeichnen. Während dieser Zeiträume gab es allerdings in ganz Österreich einen Mangel an männlichen Arbeitskräften, da für den Kriegsdienst großflächig Männer im erwerbsfähigen Alter eingezogen wurden. Dies war zu dieser Zeit mit Sicherheit kein Spezifikum des unteren Trauntals.

Die Industriegeschichte im unteren Trauntal kann insgesamt als Erfolgsgeschichte gesehen werden, natürlich hat es aber auch Misserfolge und negative Entwicklungen gegeben. Bekannte Unternehmen, wie die von der Familie Anger in Traun gegründete Brillenfabrik Carrera-Optyl wurden aufgelöst, der Haushaltsgerätehersteller Eudora produziert nicht mehr in Wels, Epple-Buxbaum, Knorr, Graumann Textil, die Liste würde sich noch lange weiterführen lassen. Gründe, warum Unternehmen nicht mehr existieren oder abgewandert sind, lassen sich viele finden. Manche Unternehmen wurden insolvent und daher geschlossen, wie

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beispielsweise Epple-Buxbaum, andere Unternehmen wurden von Konkurrenten gekauft und dann aufgrund Konzernstrukturänderungen stillgelegt, wie beispielsweise die Fritschmühle vom Vonwiller-Konzern. Auch Gewinnmaximierung ist in gewinnorientierten Unternehmen immer ein Faktor, der zu Standortschließungen führen kann. Die Frage des Überlebens eines Standortes hat sehr viele Facetten. Es kann beobachtet werden, dass diese Facetten nicht immer nur von rein objektiven Kriterien betrachtet werden, sondern auch persönliche Komponenten haben. So agiert ein eigentümergeführtes Unternehmen meist anders als ein Konzern im Aktionärsbesitz, der doch sehr oft überwiegend die kurzfristige Gewinnmaximierung im Auge hat. Andere Unternehmer haben auch die Branche gewechselt, wie beispielsweise die Familie Fritsch, die ursprünglich Eigentümer der Fritschmühle war. Durch Einheirat in die Welser Apotheker-Familie Richter wurden die bestehende Apotheke und der Großhandel mit Pharmazieartikeln quasi übernommen und ausgebaut. Die alten Unternehmenssparten der Mühle, Teigwarenerzeugung und Druckerei wurden über die Jahre verkauft. Der Pharmagroßhandel Richter befindet sich aber auch noch heute in Mehrheitsbesitz der Familie Fritsch.

Insgesamt hat die Industriegeschichte des unteren Trauntals eine sehr vielfältige und umfangreiche Entwicklung, deren gesamthafte Abbildung und Analyse den Umfang einer Diplomarbeit gesprengt hätte. Das Ziel dieser Arbeit ist, interessante Industrieunternehmensgeschichten und deren Auswirkungen auf die Städte zu skizzieren und zu analysieren. Auch der Vergleich zwischen Traun und Wels, sowie der Vergleich mit anderen Industrieregionen in Oberösterreich ist ein wichtiger Aspekt.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung S. 10 2. Überblick der vorindustriellen Bedingungen S. 16 2.1 Österreich S. 16 2.2 Unterschied Gewerbe – Industrie S. 17 2.3 England als Heimat der industriellen Revolution S. 18 2.4 Das untere Trauntal im vorindustriellen Zeitalter S. 20 3. Geografische und infrastrukturelle Bedingungen S. 21 3.1 Verkehrswege S. 21 3.1.1 Die Traun als Verkehrsweg S. 22 3.1.2 Straßenverbindungen S. 23 3.1.3 Eisenbahnverbindungen S. 27 3.1.4 Der Flughafen Linz-Hörsching S. 29 3.2 Geografische Lage und Topografie der Umgebung S. 32 3.2.1 Räumliche Voraussetzungen S. 32 3.2.2 Die Bedeutung der Traun S. 33 4. Politische und demografische Entwicklung S. 35 4.1 Die Bevölkerung S. 35 4.1.1 Die Funktion der Bevölkerung als Konsumenten S. 35 4.1.2 Die Bevölkerung als Arbeitskräftepotential S. 36 4.1.3 Schulen und Bildungseinrichtungen S. 38 4.1.4 Strukturen in den Gemeinden S. 41 4.2 Demografische Entwicklungen S. 45 4.3 Der Einfluss der Politik S. 53 4.3.1 Politische Ereignisse S. 53 4.3.2 Österreich während der Monarchie S. 53 4.3.3 Die erste Republik S. 55 4.3.4 Österreich nach dem zweiten Weltkrieg S. 57 4.3.5 Der Marshall Plan S. 58 4.3.6 Österreich ist frei! S. 60 4.4 Die Funktion des Staates in der Wirtschaft S. 62 4.4.1 Der Staat als Unternehmer S. 62 4.4.2 Der Staat als wirtschaftspolitischer Regulator S. 64

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4.4.3 Der Staat als Konsument und Investor S. 65 4.4.4 Steuern S. 65 4.4.5 Subventionen S. 67 4.4.6 Gesetze und Vorschriften S. 68 5. Die Gemeinden des unteren Trauntals und die S. 69 ansässigen Betriebe 5.1 Wels S. 69 5.1.1 Industriebetriebe in Wels S. 70 5.1.2 Welser Wirtschaft außerhalb der Industrie S. 102 5.2 Traun S. 104 5.2.1 Allgemeines zur Stadt Traun S. 104 5.2.2 Industriebetriebe in Traun S. 105 5.3.Hörsching S. 122 5.4 Marchtrenk S. 124 6. Thesendiskussion S. 126 6.1 These 1 - Rohstofforientierung S. 126 6.2 These 2 – Geografische und topografische S. 127 Gegebenheiten, Infrastruktur 6.3 These 3 – Ansässige Industrien und Gewerbe S. 129 (Konglomerationsaspekt) 6.4 These 4 Politik und Gesellschaft S. 130 7. Schlussbetrachtungen S. 133 8. Literatur- und Abbildungsverzeichnis S. 135

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1. Einleitung

Eine markante geografische Eigenschaft Oberösterreichs ist, dass das Bundesland von vielen größeren und kleineren Flüssen durchzogen beziehungsweise gesäumt wird. Neben Donau, Inn, Steyr und Enns gehört die Traun, die sich zwischen und Linz ihren Weg mitten durch den südlichen Teil des Bundeslandes bahnt, zu den bedeutendsten Flüssen in Oberösterreich. Die Traun durchquert auf ihrem Weg durch Oberösterreich nicht nur zwei Seen, sie fließt auch durch das dicht besiedelte und wirtschaftlich stark entwickelte Gebiet zwischen Wels und Linz.

Diese Region ist eine der wirtschaftlich bestentwickelten in Oberösterreich. Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll die Entwicklung der Industrie im Gebiet zwischen den Städten Wels und Traun behandelt werden, wobei nicht nur die Entwicklung der Industriebetriebe exemplarisch anhand einiger Unternehmen dargestellt, sondern auch analysiert werden soll, warum es zu diesen Entwicklungen kam.

Zum einen scheint es in einem ersten Schritt hinterfragenswert zu sein, was die Grundbedingungen für die Industrialisierung waren und welche Einflüsse auf die industrielle Entwicklung gewirkt haben. Dies können einerseits Fragen der Geographie und Topographie sein, der technische Fortschritt, das lokale Vorhandensein von Rohstoffen, infrastrukturelle Möglichkeiten, regionale vor- oder nachgelagerte Industrien oder Gewerbe, aber auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Oft scheint es auch so, dass der Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmung auch davon abhängt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Im Fall des unteren Trauntals soll daher erörtert werden, welche Einflüsse der Traunfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region genommen hat.

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Flüsse im allgemeinen können nicht nur als Transportweg für Schiffe oder gegebenenfalls auch für Treibgut wie Holz (z.B. Holzschwemmerei auf dem Schwarzenbergschen Schwemmkanal aus dem Böhmerwald zur Donau) dienen, sondern auch als Kraftquelle für Anlagen wie die Säge- und Getreidemühlen oder den Breithammer, der zum Beispiel in Sensenwerken eingesetzt wurde, und natürlich für die Produktion elektrischer Energie. Die Wasserkraft spielt also mit Sicherheit eine Rolle für die Ansiedlung von Betrieben, da sie schon

Abb.1: Breithammer mit Wasserrad beim Sensenwerk in Roßleithen, Quelle: Foto von Alexander Kern früher als die Dampfmaschine, deren Erfindung ein Meilenstein in der Industrialisierung war, als Kraftquelle genutzt wurde, und außerdem günstig war, da für den Betriebsstoff nichts bezahlt werden musste. Der Nachteil der Wasserkraft ist aber natürlich eine gewisse Unzuverlässigkeit durch Hoch- und Niedrigwässer, die nur in begrenzter Form durch Regulierungen ausgeglichen werden können.

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Wasser dient aber nicht nur als Energiequelle in Form von Wasserkraft, es kann für einen Industriebetrieb an sich notwendig sein. Als Produktionsmittel, zur Kühlung von Geräten oder als Roh- oder Hilfsstoff bei industriellen Prozessen (beispielsweise in der Papierherstellung). Und letztendlich wurden und werden Flüsse auch zur Entsorgung von Industrieabwässern benötigt, mittlerweile mit sehr strengen Umweltauflagen.

Flüsse dürfen aber nicht nur isoliert als Transportweg, Energie- und Wasserquelle betrachtet werden, sondern sind auch immer Gestalter der Umgebung beziehungsweise stehen mit der Entstehungsgeschichte der Landschaft eng in Verbindung. Eine Frage ist also, wie die topographischen Gegebenheiten die industrielle Entwicklung einer Region fördern oder behindern. Das untere Trauntal ist eine Gegend mit geringen Erhebungen und im Vergleich zum Mühlviertler Hügelland oder den alpinen Regionen mit gemäßigtem Klima. Eine Landschaft, die es ermöglichte Landwirtschaft zu betreiben, sowohl Ackerbau als auch Viehzucht waren und sind in dieser Region allgegenwärtig. Die landwirtschaftlichen Produkte können zum einen für die Industrie als Rohstoff dienen (z.B. für die Nahrungsmittelhersteller). In erster Linie dienen sie aber natürlich zur Versorgung der Bevölkerung, die wiederum potentielle Arbeitskräfte für Betriebe sind. Landwirtschaftliche Produkte waren aber nicht der einzige lokale Industrierohstoff, auch Schotter- und Lehmvorkommen, die den Abbau von Sand und Kies beziehungsweise die Produktion von Ziegeln ermöglichten, können Grundlage für eine Entwicklung von Bauindustrien sein.

Neben dem Vorkommen bestimmter Rohstoffe, kann auch das Vorhandensein bestimmter Betriebe ein Grund zur Ansiedelung sein. Diese vorhandenen Betriebe können beispielsweise Produkte erzeugen die als Grundstoffe für die Produktion des zu gründenden Betriebs benötigt werden und somit als Lieferanten für den neuen Betrieb dienen. Eine zweite Möglichkeit ist eine nachfrageorientierte Ansiedlung, was

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bedeutet, die vorhandene Industrie fragt Güter nach, die der neue Betrieb produzieren wird. Oder ein Betrieb siedelt sich an, weil es in einer Region ähnlich gelagerte Betriebe gibt und beispielsweise Vertriebs- und Beschaffungsstrukturen für Rohstoffe und Fertigwaren vorhanden sind, oder Synergien mit anderen Betrieben genutzt werden können. Dies passierte beispielsweise im Traun des 19. Jahrhunderts. Die nahe gelegene Textilindustrie in Kleinmünchen war ein Grund für die Ansiedelung von Textilfabriken in Traun 1. Diese Überlegungen können unter dem Aspekt der Agglomeration subsummiert werden.

Der geografische Aspekt, die räumliche Lage der Region ist natürlich auch ein entscheidender Faktor. Die Logistik, der Zu- und Abtransport von Rohstoffen, Halb- und Fertigerzeugnissen war in früheren Jahren ein noch entscheidenderes Kriterium als heute. Infrastruktureller Ausbau und Schnelligkeit der Transportmittel waren beispielsweise vor 100 Jahren auf einem ungleich schlechteren Niveau. Die Orte entlang der Traun liegen, teilweise bereits seit der Römerzeit, an wichtigen Handelsrouten und sind daher infrastrukturell sehr begünstigt.

Eng gekoppelt mit räumlichen Überlegungen sind demographische Aspekte, da aufgrund der schlechteren Transportbedingungen früher auch vornehmlich für den unmittelbaren Einzugsbereich produziert wurde. Der Grad der lokalen beziehungsweise regionalen Ausrichtung ist natürlich stark branchenabhängig. Für Molkereien, deren Produkte nur über einen begrenzten Zeitraum verwendbar waren und gekühlt werden mussten, war die lokale Ausrichtung stärker notwendig als für einen Maschinenbaubetrieb, dessen Produkte problemlos gelagert werden konnten und der aufgrund des

1 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort, regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S.25

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spezialisierten Kundenkreises sich nicht nur auf regionalen Absatz beschränken kann.

Neben den potentiellen Abnehmern ist ein anderer demographischer Aspekt das Vorhandensein von Arbeitskräften. Arbeitskräfte sind neben Boden und Kapital einer der drei klassischen Produktionsfaktoren nach Adam Smith2, da ältere Produktionsmethoden häufig personalintensiver waren als heute und die Mobilität der Arbeitnehmer, im Sinne von Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsstätte, geringer, war auch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ein ganz entscheidendes Kriterium. Mit den Entwicklungen in der Technik sind natürlich auch die Produktionsmethoden moderner geworden, der Anteil an harter körperlicher Arbeit ist tendenziell gesunken, die Aufgaben in der Produktion sind aber in der Regel durch den Einsatz von Maschinen, Robotern und Computertechnik komplexer geworden. Nichtsdestotrotz bleibt der Faktor Arbeit ein kritischer Faktor. Die Arbeitskräftenachfrage verändert sich aber, und so wird nicht mehr eine große Menge an Arbeitern, die entsprechende „Manpower“ einsetzen müssen, gesucht, sondern der Bedarf verlagert sich zu ausgebildeten Facharbeitern, die den komplexeren Produktionsvorgang beherrschen und hochqualifiziertem Personal, wie beispielsweise Ingenieure, die immer individuellere Produkte entwickeln und gestalten. Durch entsprechende Schul- und Bildungseinrichtungen vor Ort beziehungsweise im unmittelbaren Einzugsgebiet kann eine Region wichtige Voraussetzungen für die Ansiedlung von Betrieben schaffen.

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg eines Industrieunternehmens sind politische Rahmenbedingungen. Die Politik beziehungsweise die Staatsverwaltung kann unternehmerischen Erfolg ermöglichen und verhindern, kann auch auf die Niederlassung an bestimmten Standorten abschreckend oder anziehend wirken.

2 vgl. Smith, Adam; Der Wohlstand der Nationen; London 1789

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Das betrifft einerseits Fragen der Rechtssicherheit (bspw. Gefahren der Enteignung), der Schnelligkeit oder auch der Möglichkeit eine Genehmigung für einen bestimmten Betrieb zu erhalten (bei bestimmten Branchen herrschten früher Monopole) oder Fragen des Einflusses von Gewerkschaften. Natürlich war es in der Vergangenheit auch mitunter schwieriger bestimmte Produkte zu exportieren, da in vielen Ländern Zölle eingehoben wurden beziehungsweise Einfuhrbeschränkungen galten. Auch Krisen oder Kriege beeinflussen unternehmerisches Handeln, so können Kriege zu Absatzeinbrüchen führen, zu Problemen in der Beschaffung und Verteilung von Rohstoffen und Erzeugnissen, zum Entzug von Arbeitskräften durch Militärmobilisierung oder zu Schäden an Gebäuden und Anlagen durch Waffengewalt. Andererseits gab es in der Vergangenheit auch Branchen, die durch Kriege profitiert haben, so können beispielsweise Waffen- oder Fahrzeugproduzenten durch eine Mobilisierung von Armeen einen höheren Absatz erzielen.

Nach der Untersuchung der Gründe für die Ansiedlung der Industriebtriebe in der Welser Heide sollen auch lokale Vergleiche zwischen den Gemeinden in dieser Region gezogen werden, sowie regionale Vergleiche mit anderen Industriezentren. Aus diesen Vergleichen soll erhoben werden, welche Gemeinsamkeiten die industrielle Entwicklung in den Gemeinden und aufweist und wo die Unterschiede liegen. Die Vergleiche sollen auch eine Grundlage für die Thesendiskussion bieten, welche die Diplomarbeit abschließen soll.

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2. Überblick der vorindustriellen Bedingungen

2.1 Österreich

In Österreich hat sich die Industrie im Laufe des 19. Jahrhunderts etabliert. Vor diesem Zeitpunkt spricht man von der vorindustriellen beziehungsweise auch protoindustriellen Phase. Die Bevölkerung war bis zum 19. Jahrhundert hauptsächlich in der Agrarwirtschaft sowie in Gewerbe – und Handwerksbetrieben beschäftigt. Die Gewerbe- und Handwerksbetriebe unterlagen damals einer strengen Regelung und waren in Zünften organisiert. Eine umfangreiche Expansion eines Handwerksbetriebes war in dem Sinn auch nicht möglich, da die Betriebsgrößen durch die Limitierung der Mitarbeiteranzahl (meist 2 Gesellen und maximal 2 Lehrlinge) begrenzt war. Somit war das produzierende Gewerbe eher kleinbetrieblich strukturiert.

Während der protoindustriellen Phase existierten neben den Handwerksbetrieben auch Betriebe, die nach dem Verlagssystem arbeiteten, die insgesamt durchaus als Großunternehmen bezeichnet werden können, aber im Gegensatz zur Fabrik die Fertigungsprozesse dezentral organisierten. Im Betrieb selbst waren nur vergleichsweise wenig Menschen beschäftigt, der Großteil der Produktionsmitarbeiter fertigte in Heimarbeit, der Vertrieb der fertigen Waren wurde dann zentral organisiert. Der Vorteil dieser Arbeitsorganisation lag darin, dass bisher ungenütztes Arbeitskraftpotential, das waren Personen, die in der Landwirtschaft tätig und jahreszeitbedingt unterbeschäftigt waren, eingesetzt werden konnte3. Außerdem waren die Löhne außerhalb der Ballungszentren günstiger. Auch aus Sicht der Heimarbeiter war es sicherlich vorteilhaft, nicht übersiedeln zu müssen beziehungsweise durch die Heimarbeit etwas zusätzlich verdienen zu können. Der große Nachteil lag darin, dass durch die dezentrale Organisation ein großer logistischer Aufwand nötig war und ein durchgängiges Qualitätsniveau

3 vgl. Cerman, Markus (Hrsg.); Protoindustrialisierung in Europa; Wien 1994; S.15

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der erzeugten Produkte kaum gewährleistet werden konnte4. Nach dem Verlagssystem arbeiteten hauptsächlich Betriebe der Textilindustrie, die auch als die erste Industriesparte gesehen werden kann.

2.2 Unterschied Gewerbe-Industrie

Um eine Analyse einer Industrieentwicklung durchführen zu können, ist es natürlich notwendig ex ante zu definieren, was man unter "Industrie“ beziehungsweise unter einem Industriebetrieb versteht. Oft lässt sich die Abgrenzung von Industrie und Gewerbe nicht eindeutig fixieren. Im Gablerschen Wirtschaftslexikon wird Industrie wie folgt beschrieben: „Oberbegriff für Betriebe, die gewerblich Sachgüter herstellen und auf großen Märkten absetzen. Charakteristisch sind für die Industrie eine hohe Kapitalausstattung und eine maschinelle, arbeitsteilige Produktion.“ 5 Diese Definition kann also einen Hinweis darauf geben, was die Industrie von anderen sachgütererzeugenden Gewerbebetrieben unterscheidet – der Hauptunterschied dürfte vor allem in der arbeitsteiligen Produktion liegen. Eine hohe Kapitalausstattung ist zwar mit Sicherheit auch ein Hinweis auf Industrie, muss aber kein Alleinstellungsmerkmal sein, da es auch andere Gewerbetriebe oder Wirtschaftszweige (bspw. Handel oder Banken) mit hoher Kapitalausstattung gibt. Charakteristisch für die Industrie ist mit Sicherheit auch ein hohes Anlagevermögen (Maschinen, Gebäude, Grundstücke etc.).

Natürlich darf die Industrieentwicklung einer Region nicht isoliert betrachtet werden. Sie hängt auch eng mit der Entwicklung des Gewerbes, des Handels und der Land- und Forstwirtschaft zusammen. Neben den wirtschaftsgeschichtlichen Aspekten sind natürlich auch soziale oder politische Momente für die

4 vgl. Chaloupek, Lehner, Matiz, Sandgruber; Österreichische Industriegeschichte, 1700-1848, Die vorhandene Chance; Wien 2003; S. 18 5 vgl. Arentzen, Ute [Red.]; Gabler Kompaktlexikon Wirtschaft; 9. Auflage; Wiesbaden 2006; S. 170

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Industrieentwicklung maßgeblich.

2.3 England als Heimat der industriellen Revolution

Das System der Fabriken, das wie die Manufakturen zwar auch arbeitsteilig, aber nicht dezentral organisiert ist, kam, wie die industrielle Revolution selbst, aus England. England hatte in der Industrieentwicklung weltweit eine Vorreiterrolle, da es den internationalen Seehandel dominierte und dadurch die Verfügbarkeit von industriellen Rohstoffen, vor allem Baumwolle, garantieren konnte. Der Seehandel brachte allerdings nicht nur Versorgungssicherheit mit Rohstoffen, sondern auch Kapital, was für den Aufbau und Betrieb von Industriebetrieben von großer Bedeutung ist. Zudem war England das Heimatland wichtiger Erfindungen, im 18. Jahrhundert wurde in England beispielsweise die Spinnmaschine, die sogenannten „Spinning Jenny“ erfunden6, auch die Verhüttung von Eisen wurde in England technisch verbessert. Aber die wohl wichtigste und bekannteste Erfindung war die Entwicklung der Dampfmaschine durch James Watt, die im Jahr 1781 ihre Produktionsreife erlangte7.

6 Vgl. Deutsches Museum; http://www.deutsches- museum.de/sammlungen/meisterwerke/meisterwerke-iv/spinning-jenny/; 02.10.2014 7 Vgl. Deutsches Museum; http://www.deutsches- museum.de/sammlungen/maschinen/kraftmaschinen/dampfkraftmaschinen/wattsche- dampfmaschine/, 02.10.2014

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Abb. 2: Watt´sche Dampfmaschine; Quelle: Deutsches Museum München

Im Gegensatz zu natürlichen Kraftquellen, wie Wind- und Wasserkraft, ermöglichte die Dampfmaschine eine relativ konstante und immer verfügbare Leistung. Windstille oder Niedrigwasser hingegen können einen Produktionsvorgang negativ beeinflussen oder sogar stoppen. Zusätzlich machte die Dampfkraft mehr Fläche zu potentiellen Industriebaugründen, da die Nähe zu einem Flusslauf oder Kanal, oder eine windreiche Lage, für die Frage der Kraftquelle kein Kriterium mehr sein musste. Ein Nachteil der Dampfmaschine war mit Sicherheit der Kostenfaktor, die Dampfmaschine musste nicht nur angeschafft und gewartet werden, sondern vor allem auch befeuert. Hierfür waren erhebliche Mengen an Holz und vor allem Kohle notwendig. Die Energieträger mussten aber nicht nur angekauft und transportiert werden, sondern auch in entsprechenden Mengen verfügbar sein, um eine Versorgungssicherheit zu garantieren. England besaß im Vergleich zu Österreich größere und qualitativ bessere Kohlelagerstätten. in der Donaumonarchie waren die größten Kohlevorkommen in Böhmen und Schlesien zu finden, auf dem Gebiet des heutigen Österreichs existierten Braunkohlelagerstätten, Braunkohle hat aber einen viel schlechteren Brennwert als Steinkohle8. Zudem war in England die Kohle bereits ab Ende des 17. Jahrhunderts der

8 vgl. Kitzberger, Harald; Österreichs Kohle – ein wirtschaftlicher Überblick der Jahre 1945 bis 1964; Linz 1985; S. 3-5

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gängige Energieträger9, in Österreich war sie lange Zeit nur von lokaler Bedeutung. Die flächendeckende Verfügbarkeit von Kohle war also wohl auch ein kritischer Faktor für die frühe Industrialisierung Englands.

2.4 Das untere Trauntal im vorindustriellen Zeitalter

Das untere Trauntal war und ist durch seine topographisch bevorzugten Gegebenheiten ein stark landwirtschaftlich geprägtes Gebiet.10 Daneben waren natürlich auch Handwerksbetriebe ansässig. Oftmals Handwerke, welche vor allem für die Landwirtschaft benötigt wurden, wie etwa Schmieden oder Wagnereien. Zur Weiterverarbeitung von Getreide waren zwischen Wels und Traun auch zahlreiche Mühlen angesiedelt, natürlich entlang des Mühlbachkanals. Ehemalige Mühlen sollten später verschiedenen Industriebtrieben als Werksgelände dienen. Auch die Fischerei war für viele Bewohner des Trauntals ein wirtschaftliches Standbein, davon zeugen auch noch Straßennamen wie die Fischergasse in Wels oder der Fischerweg in Traun. Wels hat eine relativ lange Geschichte und war bereits in der Römerzeit ein traditionelles Handelszentrum. Wels wird bereits seit dem Jahr 1222 als Stadt erwähnt11. Traun oder auch Hörsching und Marchtrenk waren bis zum Aufkommen von Industrien landwirtschaftlich geprägte Dörfer. In der Region gab es ein sogenanntes „ländliches Proletariat“, das waren Kleinhäusler, die von ihrem eigenen Besitz nicht leben konnten und als Landarbeiter bei Bauern zusätzlich arbeiten mussten. Diese Bevölkerung waren potentielle Arbeitskräfte für die Industriebetriebe.12

9 vgl. Hatcher, John; The History of the British coal industry, Oxford 1993; S. 5 10 Vgl. Kutzenberg, Harald; Die Welser Heide –eine alte Kulturlandschaft in Dynamik; in: OÖ Heimatblätter; 50. JG; Heft 1; S. 3-5 11 vgl. Stadt Wels; Wels – die Stadt auf einen Blick; Wels 2013; S. 13 12 vgl. Ertl, Rudolf; Traun: Geschichte und Gegenwart; Traun 1993; S. 51

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3. Geografische und infrastrukturelle Bedingungen

Ein entscheidender Faktor für die Ansiedlung eines Industriebetriebs ist die geografische Lage des Standorts, die Topographie der Umgebung und die vorhandene Infrastruktur. Die Gewichtung dieser Faktoren für die Standortauswahl ist natürlich stark von der Art und Größe eines Betriebs abhängig. So wird es auch mit heutiger Technik nur schwer möglich sein ein großes Stahlwerk, wie beispielweise die Voest Alpine Stahl in Linz, in einem engen Alpental zu positionieren. Neben einem enormen Platzbedarf für Gebäude, Hallen und Lagerplätze ist bei entsprechenden Mengen an Warenverbrauch und -erzeugung auch die Anbindung an eine internationale Wasserstraße zur Bewältigung der logistischen Notwendigkeiten praktisch unerlässlich. Man würde in diesem Fall an organisatorische Grenzen stoßen, aber auch kostenrechnerisch mit erheblichen Mehraufwänden rechnen müssen, da der Transport per Schiff heute vergleichsweise günstiger ist als der mit der Eisenbahn oder dem Lastkraftwagen. Die Erreichbarkeit durch verschiedene Verkehrswege kann also ein Entscheidungsgrund für oder ein K.O.-Kriterium gegen einen potentiellen Werksstandort sein.

3.1 Verkehrswege

Im Falle des unteren Trauntals haben viele Industriebetriebe von jeher vorteilhafte geografische Bedingungen vorgefunden. Schon in der Römerzeit durchzogen wichtige Handelsrouten die Welser Heide, dies setzte sich bis in die Gegenwart fort. In der heutigen Zeit stehen bis auf die Schifffahrt im unteren Trauntal alle Verkehrsmittel zur Verfügung.

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3.1.1 Die Traun als Verkehrsweg

Auch der Traunfluss wurde ursprünglich als Wasserstraße genutzt. Der Transport des Salzes vom zur Donau wurde bis zum Jahr 1835 mit Schiffen organisiert, danach transportierte man das Salz mit der Pferdeeisenbahn13. Der Transport auf dem Wasser war damals relativ aufwendig und teuer, da die Traun nicht reguliert war und es galt natürliche Geländestufen, wie beispielsweise den Traunfall bei Steyrermühl, zu überwinden.

Interessanterweise hat sich später an der Traun nie eine Schifffahrt etabliert, obwohl es in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts einmal Planungen zu einem Ausbau der Traun für die Güterschifffahrt gab. Diese scheiterten aber unter anderem an der Weigerung der Bundesbahndirektion, die Traunbrücke bei Ebelsberg zu adaptieren, diese wäre für Schiffe nämlich zu niedrig gewesen14. Die Flusstiefen im Bereich der unteren Traun wären durchaus ausreichend für die Binnenschifffahrt, bei Wels wird beispielsweise ein Normalwasserstand von mindestens zwei Metern gemessen. Vergleichsweise dazu wird auf dem Main bei Würzburg Binnenschifffahrt betrieben, obwohl dort bei Normalwasserständen nur Tiefen zwischen 150 und 180 cm gemessen werden15. Dieses Phänomen ist aber kein Spezifikum der Traun, denn in Österreich findet aktuell nur auf der Donau Güterschifffahrt statt. Versuche auf anderen Nebenflüssen der Donau eine Güterschifffahrt zu etablieren, beispielsweise auf dem Inn, der von Passau bis Braunau schiffbar wäre, setzten sich ebenfalls nicht durch. Eine kleine Ausnahme ist das Mündungsgebiet der Enns in die Donau, in dem sich der Ennshafen befindet – der Ennshafen ist aber natürlich trotzdem eine

13 vgl.: Katzinger, Willibald; Vom Handel in alten Zeiten.; In: Der Handel in Oberösterreich; Linz 2002, S. 120 14 vgl. Persönliche Auskunft von RegR i.R. Ing. Rudolf Halbmayr, Donaudampfschifffahrtskapitän a.D., am 27.06.2013 15 vgl. Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes; https://www.elwis.de/gewaesserkunde/Wasserstaende/Wasserstaende_start.php?target=2&pe gelId=915d76e1-3bf9-4e37-9a9a-4d144cd771cc, 06.05.2013

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Anlage für die Donauschifffahrt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Traun als Wasserstraße wohl keinen Einfluss auf eine Industrieansiedelung im unteren Trauntal hatte.

3.1.2 Straßenverbindungen

Straßen sind die Basis für die Verkehrsinfrastruktur in einer Region. Wels, als die größte Stadt im unteren Trauntal, war bereits in der Römerzeit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Hier traf die römische Ost-West- Verbindungsstraße, die vom Wiener Becken bis nach Augsburg führte, auf die norische Hauptstraße, die von Wels (römisch Ovilavis) bis zur Adria führte. Auch heute gelangt man vom unteren Trauntal in kürzester Zeit zu internationalen Verkehrswegen in alle Himmelsrichtungen.

Abb.3: Straßennetz in der Römerzeit, Fassadenmalerei auf dem Haus Friedhofstraße 1 in Windischgarsten; Quelle: Foto von Alexander Kern

In den 1930er-Jahren erfolgten Überlegungen verschiedener Experten zur Etablierung eines Fernstraßennetzes in Österreich, wobei die genaue Ausgestaltung einer Fernstraße, sowie die Streckführungen zwischen den

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Experten variierten. Der Wiener Universitätsprofessor Leopold Oerley hielt die Errichtung von Autobahnen im eigentlichen Sinn für nicht zielführend, er bevorzugte damals die Etablierung von Fernstraßen. Für Oberösterreich plante er vier Fernstraßenverbindungen ein, wovon aber nur eine die Stadt Wels tangieren sollte, die Verbindung Salzburg-Wels-Linz-Wien. Die Streckenführung diese Route verlief nördlicher als die später tatsächlich errichtete Westautobahn16. Die Strecke Passau-Linz sollte nach Oerleys Plänen nicht über Wels und das Hausruckviertel verlaufen, sondern über das Donautal. Eine Fernstraße zwischen Wels und Graz über Kirchdorf an der war nach seinen Plänen gar nicht vorhanden. Der Sprecher des HAFRABA-Vereins (= Verein der Vorbereitung der Autostraße Hansestädte-Frankfurt-Basel) Gustav Kaftan veröffentlichte ebenfalls Pläne, ebenso der italienische Autobahnexperte Senator Piero Puricelli. Diese unterschieden sich von den Planungen Oerleys unter anderem in der Streckenführung der Verbindung Passau-Linz. Nach deren Ideen sollte die Strecke nicht durch das Donautal, sondern über Wels führen17. Die Verbindung Salzburg-Wien wäre nach den Entwürfen aller drei erwähnten Planer von Salzburg über Vöcklabruck und Wels nach Linz verlaufen, in etwa entlang der Eisenbahnstrecke Linz-Salzburg. Eine Alternative zu dieser Verbindung brachte Landesoberbaurat Alfred Sighartner hervor, der eine Streckenführung der Westautobahn im Alpenvorland vorsah. Bei dieser Streckenführung wären weder Linz noch Wels eingebunden gewesen. Die Strecke sollte von Salzburg über , Kremsmünster und Steyr nach Amstetten führen18. Sighartner plante auch eine Fernstraße von Passau über Eferding nach Linz ein, sowie eine Nord-Süd-Route von Budweis über Linz, Kremsmünster und

16 vgl. Kreuzer,Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S.65 17 vgl. Kreuzer,Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S.66 18 vgl. Kreuzer,Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S.73

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den Phyrnpass nach Graz. Als hochrangigste Straßenverbindung plante er die Weiterführung der Reichsautobahn aus Richtung Nürnberg, die etwas südlich von Passau über das Hausruckviertel Richtung Niederösterreich führen sollte. Bei dieser Strecke wäre allerdings weder Wels noch Linz direkt eingebunden gewesen.

Der Baubeginn der Westautobahn, die für Oberösterreich die wichtigste Autobahn ist und auch eine wichtige Strecke für die Gemeinden des unteren Trauntals darstellt, lässt sich auf den 7. April 1938 datieren. An diesem Tag erfolgte der Spatenstich am Walserberg bei Salzburg. Nachdem der Anschluss Österreichs nicht einmal einen Monat zuvor erfolgte, erscheint es erstaunlich, dass der Staatsapparat des nationalsozialistischen Deutschlands nach wenigen Wochen eine Bauplanung für eine Autobahn in Österreich durchführen konnte. Gerüchteweise waren vor dem Anschluss deutsche Bauingenieure entlang der Autobahnstrecke in cognito unterwegs. Dieses Gerücht konnte aber nie durch schriftliche Beweise verifiziert werden19. Die Streckenführung der Westautobahn erfolgte nicht nur nach topografischen Gesichtspunkten oder der Einbindung wichtiger Ballungszentren, sondern hatte durchaus touristische Aspekte. Die Idee war, den Autobahnbenutzern den Genuss der schönen Landschaft zu ermöglichen. Aus diesem Grund tangiert die Westautobahn Mond- und und ermöglicht Ausblicke auf die Bergwelt des Salzkammerguts. Aus rein ökonomischer Sichtweise wäre die Streckenführung mit Sicherheit anders erfolgt, da es Trassierungsvarianten gegeben hat, die leichter zu bauen gewesen wären. Beispielsweise erforderte das Teilstück entlang des Mondsees eine sehr aufwendige Planung oder Bearbeitung.

Im Jahr 1945 waren nur kleine Teile der Westautobahn fertiggestellt, vereinzelt waren Brücken und Übergänge errichtet. Der Entschluss der österreichischen Regierung zur Fertigstellung der

19 vgl. Kreuzer,Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S.76

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Westautobahn erfolgte im Jahr 1953, im Jahr 1954 folgte ein entsprechendes Gesetz durch einen Nationalratsbeschluss. Die Fertigstellung der Westautobahn war damals aber nicht nur eine Entscheidung aufgrund infrastruktureller Notwendigkeiten, sondern sollte auch die Beschäftigungslage in Österreich verbessern20. In Oberösterreich dauerte die Fertigstellung der Westautobahn 10 Jahre, 1964 wurde mit der Eröffnung des Teilstücks „Regau-Mondsee“ der Lückenschluss geschafft21.

Mit der Autobahnabfahrt Traun, die sich eigentlich auf dem Gemeindegebiet der Stadt befindet, hatte das untere Trauntal somit einen Anschluss an die Westautobahn. Die Stadt Wels befand sich aber zum damaligen Zeitpunkt abseits des hochrangigen Straßennetzes. Im Jahr 1963 plädierte der damalige Bautenlandesrat Dr. Erwin Wenzel für eine Autobahnverbindung nach Passau, welche die deutsche Autobahn Nürnberg-Regensburg-Passau nach Österreich weiterführen sollte22. Sieben Jahre später und nach verschiedenen Trassierungsüberlegungen wurde mit der Detailplanung der A8 begonnen. Neben der Verbindung der Westautobahn mit der deutschen Autobahn A3 sollte die neue Autobahn auch zur Entlastung des Verkehrsaufkommens der B1 zwischen Wels und Linz dienen.

Folgende wichtige Straßenverbindungen befinden sich heute zwischen Wels und Linz:

x Autobahn A1: Abfahrt Traun x Autobahn A8: Abfahrten in Wels und Marchtrenk

20 vgl. Kreuzer, Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S.175-178 21 vgl. Kreuzer, Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S. 213 22 vgl. Kreuzer, Bernd; Schnelle Straßen braucht das Land. Planung und Umsetzung der Autobahnen in Österreich seit den Zwanziger Jahren, gezeigt am Beispiel Oberösterreich; Linz 2007; S.243

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x Autobahn A25: Die A 25 wird auch Welser Autobahn genannt und ver- bindet die A8 ab dem Knoten Wels mit der A1 bei Pucking. Bis zum Vollausbau der Innkreisautobahn im Jahr 2003 war die A 25 die An- bindung von der A8 und auch der Stadt Wels an die Westautobahn und somit an das österreichische Autobahnnetz. x Bundesstraße B1: Diese Straße verbindet wie die Westautobahn Wien und Salzburg. Von Linz aus durchquert sie die Gemeinden Traun, Pa- sching, Hörsching, Marchtrenk und Wels, ab Wels verläuft sie durch Gunskirchen und Lambach in Richtung Vöcklabruck. Entlang der B1 befinden sich zahlreiche Gewerbegebiete, diese Bundesstraße kann somit auch als eine wirtschaftliche Lebensader betrachtet werden. x Auch andere Bundesstraßen in alle Richtungen beginnen und queren das untere Trauntal. Insgesamt kann die Straßenanbindung aller Ge- meinden zwischen Wels und Linz als sehr gut bezeichnet werden23

Abb.4: Das Autobahn und Straßennetz im unteren Trauntal heute Quelle: Land Oberösterreich, http://doris.ooe.gv.at/downloads/pdf/str_OOE_pol_Bezirke.PDF, 27.05.2013

3.1.3 Eisenbahnverbindungen

Neben einem guten Ausbau der Straßen war und ist natürlich auch die Anbindung an die Eisenbahn sehr wichtig.

23 vgl. Land OÖ., Direktion Straßenbau und Verkehr; http://www.land- oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/ooe/hs.xsl/155_DEU_HTML.htm; 12.12.2013

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Bereits die Vorgängerin der dampfbetriebenen Eisenbahn, die Pferdeeisenbahn, die vor allem Salz vom Salzkammergut nach Böhmen transportierte, querte das untere Trauntal auf ihrem Weg von Gmunden nach Budweis.

Vor allem vor der Entwicklung von schweren Lastwägen, mit bis zu 40 Tonnen Gesamtgewicht, konnten große und schwere Mengen an Material an Land praktisch nur sinnvollerweise auf der Schiene bewegt werden. Auch heute kann durch die Eisenbahn eine ungleich höhere Menge an Rohstoffen oder Gütern auf einmal bewegt werden, gerade Betriebe, die einen hohen Bedarf an großvolumigen und schweren Gütern haben benötigen einen Eisenbahnanschluss.

Hierfür stehen folgende Eisenbahnstrecken in der Region zur Verfügung24:

x Die Westbahn zwischen Wien und Salzburg ist heute eine der Haupt- bahnverkehrslinien Österreichs. Sie wurde bereits im 19. Jahrhundert unter dem Namen Kaiserin Elisabeth Bahn errichtet. Die Westbahn- strecke ist die stärkst frequentierteste Eisenbahnlinie Österreichs. Auch für den Güterverkehr ist die Westbahnstrecke von großer Bedeu- tung, das bezeugt auch der zirka zwölf Hektar große Güterterminal in Wels, in dem Container und ganze Lastwägen auf und von der Schiene geladen werden. x Die Phyrnbahn verläuft von Linz durch Traun in Richtung Süden. Sie stellt eine wichtige Verbindung in die Steiermark und in den Balkanraum dar – somit auch eine Schienenroute Richtung Adria. Sie wurde in meh- reren Etappen gebaut, bereits in den 1880-er Jahren wurde die Kremstalbahn, zuerst von Linz nach Kremsmünster, und dann weiter bis Steyrling errichtet. Nach der Jahrhundertwende wurde dann der Bau in- klusive dem Bosrucktunnel bis ins steirische Selzthal fortgesetzt. In den frühen 1990er Jahren wurde zwischen Traun und Marchtrenk eine Schienenspange zur Westbahn errichtet. Züge, die aus Richtung Salz-

24 vgl.: Aschauer, Franz; Oberösterreichs Eisenbahnen; Wels 1964; S. 37-158

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burg oder Passau kommen und die Phyrnbahn benutzen wollen, müs- sen so nicht bis Linz fahren. Außerdem wird diese Spange auch als Ent- lastungsroute für die stark befahrene Westbahnstrecke zwischen Wels und Linz benutzt. x Die Passauer Bahn wurde zwischen 1860 und 1861 in einer Rekordzeit von nur 18 Monaten gebaut und zweigt bei Wels von der Westbahnstre- cke in Richtung Passau ab. Sie verbindet somit Oberösterreich mit Nie- derbayern und in weiterer Folge mit dem Raum Regensburg-Nürnberg und weiteren deutschen Bundesländern wie Thüringen oder Hessen, bis hin zu den Häfen der Nord- und Ostsee. Personenzüge aus Wien mit Fahrziel zu den wichtigsten west-, mittel- und norddeutschen Städten (Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt) verkehren über diese Bahnstrecke. x Von Wels nach Grünau verläuft die Almtalbahn. Sie wurde 1901 eröffnet und diente einerseits dem Personenverkehr, auch zur touristischen Nut- zung des Almtals, andererseits wurden auf der Almtalbahn auch Güter befördert. Insbesondere wurde Holz aus den großen Forstgebieten in Richtung Wels transportiert. Heute hat die Almtalbahn nur mehr eine regionale Bedeutung und wird ausschließlich für den Personenverkehr, vor allem für Pendler aus dem Almtal in den Raum Wels, verwendet. Diese Bahnstrecke ist nicht elektrifiziert und wird mit Dieselzügen befah- ren.

3.1.4 Der Flughafen Linz-Hörsching

Während des zweiten Weltkrieges wurde in Hörsching der heutige Fliegerhorst Vogler errichtet, dessen Flugzeuglandebahnen ab dem Jahr 1955 für zivile Zwecke mitbenutzt werden durften.25 Auch heute noch ist der Flughafen Linz eine militärische Anlage mit ständiger ziviler Mitbenützung, der neben dem Personenflugverkehr auch Luftgütertransporte abwickelt.

25 vgl. Cagitz, Josef; 1200 Jahre Hörsching; Hörsching 1993; S.117

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Aufgrund der großen Dimensionierung der Landebahnanlagen können am Flughafen Linz auch sehr große Frachtmaschinen abgefertigt werden, die außerordentlich schwere und voluminöse Güter befördern können. So steuerten beispielsweise schon mehrmals Transportflugzeuge des Typs Antonov den Flughafen Linz-Hörsching an, um Spezialtransporte für oberösterreichische Unternehmen durchzuführen.

Abb. 5: Transportflugzeug Antonov 225 vor dem Hörschinger Flughafengebäude

In den letzten Jahren war der Flughafen aber auch immer wieder von negativen Entwicklungen betroffen. Durch die allgemein problematische Entwicklung in der Luftfahrt (Preisdruck, Kerosinpreis etc.) sind vor allem Kleinflughäfen wie Linz-Hörsching von Streckenstreichungen betroffen. Die räumliche Nähe zu den internationalen Flughäfen Wien-Schwechat und München, die beide von Linz aus in unter drei Stunden per Auto oder Bahn erreichbar sind, ist für den Flughafen Linz ebenfalls nicht vorteilhaft. Auch eine Einbindung an das Eisenbahnfernverkehrsnetz wurde bislang nicht realisiert, das obwohl der Flughafen nur etwa einen Kilometer von der Westbahnstrecke entfernt liegt und der Bahnhof Hörsching eine Haltemöglichkeit bieten würde. Auch die Errichtung eines Flughafenexpresszuges ab Linz Hauptbahnhof würde die Nähe zur

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Westbahnstrecke ermöglichen26.

Nichtsdestotrotz ist der Flughafen für die Gemeinde Hörsching und die Umlandgemeinden ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, denn rund um das Flughafengelände haben sich auch verschiedenste Betriebe angesiedelt. Neben großen Speditionen sind auch Industriebetriebe wie der Baumaschinenproduzent Wacker-Neuson oder der Maschinenbauer Trumpf im Nahbereich des Flughafens zu finden.

26 vgl. Kaisereder Michael; Die Attraktivität des Flughafen Linz im Personenverkehr – eine betriebswirtschaftliche Analyse; Linz 2000, S. 37-47

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3.2 Geografische Lage und Topografie der Umgebung

3.2.1 Räumliche Voraussetzungen

Das untere Trauntal liegt zwischen dem Donautal und dem oberösterreichischen Alpenvorland und ist durch eine relativ flache Topographie und gemäßigtes Klima gekennzeichnet.27 Es schließt im Norden und Osten unmittelbar an den Linzer Ballungsraum mit den Gemeinden Linz, Leonding, Wilhering und Pasching beziehungsweise an das Eferdinger Becken an. Im Westen grenzt das unter Trauntal an den Großraum Vöcklabruck- Schwanenstadt und im Süden an das Alpenvorland. Der Traunfluss wird beinahe durchgehend von Auwald gesäumt, der mitunter auch forstwirtschaftlich genutzt wird. An den Auwald angrenzend befindet sich die sogenannte „Niederterrasse“, die einerseits zum Schotter-und Kiesabbau geeignet ist, aber auch als Siedlungsfläche benutzt wird. So befinden sich die Stadtgebiete von Wels und Traun auf der Niederterrasse. Das Vorkommen von Lehm ermöglichte die Herstellung von Ziegeln; in Wels befand sich beispielsweise das Ziegelwerk Pichler. Die Hochterrasse war und wird vor allem von der Landwirtschaft stark genutzt, da man hier Lößböden vorfindet, die besonders für Getreideanbau geeignet sind.

Die Hochterrasse ist daher weniger stark besiedelt, beheimatet aber auch beispielsweise das Ortszentrum von Hörsching oder das Gelände des Flughafens Linz-Hörsching28. Aufgrund der geringer werdenden Bedeutung der Landwirtschaft gegenüber anderen Wirtschaftssektoren wird auch die Hochterrasse stärker mit Wohn- und Gewerbeobjekten besiedelt.

27 vgl. Krenmayr, Dietmar; Zwischenstadt-Enwticklung Linz-Wels; Linz 2002; S. 63 28 vgl. Land OÖ, Naturschutzabteilung; Raumeinheit Unteres Trauntals; Linz 2003; S. 15-20

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3.2.2 Die Bedeutung der Traun

Die Traun hat das untere Trauntal topographisch geprägt. Flüsse bieten den Menschen einen Anreiz um sich anzusiedeln, ähnlich gilt dies auch für Industriebetriebe. Die Frage der Nutzung als Verkehrsweg wurde bereits behandelt und spielte bei der Traun in den vergangenen 150 Jahren kaum eine Rolle. Eine sehr wichtige Rolle kommt allerdings der Traun als Kraftquelle zu. Der Historiker Kurt Holter ist der Ansicht, dass für die Betriebsansiedlung in Wels, das Vorhandensein des Mühlbachs als Kraftquelle viel wichtiger war, als die Frage der geografischen Lage29. Ursprünglich war der Mühlbachkanal ein Nebenarm der Traun und wird schon seit hunderten Jahren von den Betrieben entlang des Baches genutzt; vor der Industrialisierung hauptsächlich von Mühlen und Schmieden. Der aktuelle Verlauf des Mühlbachkanals ist gesichert seit dem Jahr 1852 in etwa gleich geblieben30. Er wird bei Gunskirchen von der Traun abgeleitet und mündet kurz vor Linz wieder in die Traun ein. Viele Industriebetriebe, vor allem frühere Gründungen, siedelten sich auch entlang des Mühlbachs an oder errichteten ihre Betriebe auf dem Gelände ehemaliger Mühlen, wie beispielsweise der Baumwollspinnfabrikant Schimak und Kubo, später Gabler Band, auf den Geländen der Ober- und Aumühle im Trauner Stadtteil Sankt Martin31.

Ein nächster Schritt in der Nutzung der Wasserkraft war neben der direkten Entnahme der Energie durch Wasserräder die Errichtung von Wasserkraftwerken, die mittels Turbinen und Generatoren elektrische Energie erzeugen. In Wels wurde das erste Wasserkraftwerk von der Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk Wels im Jahr 1901 in Betrieb genommen.

29 vgl. Holter, Kurt; Chronik der Welser Kunstmühle und der Familie Fritsch; Wels 1949; S. 10 30 vgl. Holter, Kurt; Chronik der Welser Kunstmühle und der Familie Fritsch; Wels 1949; S. 13 31 vgl. Neuhofer, Maximilian; Wirtschaftsgeschichte der Stadt Traun. In: Ertl, Rudolf (Hrsg.); Traun – Geschichte und Gegenwart; Traun 1993; S. 47 und 201

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Die Versorgung mit elektrischer Energie durch ein Stromnetz erlaubte eine Dezentralisierung der Betriebe von Flüssen und Kanälen. Größere Flächen konnten nun als potentielle Betriebsbaugründe verwendet werden.

Neben der Nutzung als Kraftquelle bietet sich ein Fluss aber auch als Lieferant für den Roh- und Betriebsstoff Wasser an. Einer der größten Wasserverbraucher unter den verschiedenen Industriebetrieben ist die Papierindustrie32. Es ist daher wenig verwunderlich, dass Papierfabriken sich bevorzugt entlang von Flüssen angesiedelt haben. Auch im unteren Trauntal ist die Papierindustrie aktiv. In Wels bestand bis zum Jahr 1978 die Welser Papierfabrik, in Traun sind die Papierfabriken Dr. Feuerstein GmbH und Tannpapier nach wie vor sehr erfolgreich und Weltmarktführer bei der Herstellung von Zigarettenpapier. Auch in anderen Teilen Oberösterreichs ist die Papierindustrie ein wichtiger Arbeitgeber. In Laakirchen und Steyrermühl bestehen nach wie vor Papierfabriken entlang der Traun, auch in Nettingsdorf bei Ansfelden wird noch Papier erzeugt. Dieser Betrieb liegt allerdings nicht an der Traun, sondern an einer ihrer Zuflüsse, dem Kremsfluss. Neben der Papierindustrie benötigen natürlich auch andere Industrien Wasser in der Produktion, so zum Beispiel die chemische Industrie oder die metallverarbeitende Industrie zur Kühlung von Maschinen33. Wasser ist natürlich auch ein wichtiger Faktor in der Lebensmittelindustrie. Allerdings kann hier nur schwer Flusswasser eingesetzt werden, da dies in der Regel nicht genießbar ist. Vor dem Erlass strenger Umweltgesetze dienten die Flüsse auch zur Entsorgung von Industrieabwässern. Der untere Lauf der Traun war lange einer der meist verschmutzten Flüsse Österreichs, mittlerweile kann die Traun auf ihrem gesamten Verlauf eine gute Wasserqualität vorweisen.

32 vgl. Bayerl, Günther; Papier – Produkt aus Lumpen, Holz und Wasser; Reinbek bei Hamburg 1986; S. 187-189 33 vgl. Hillenbrand, Thomas; Sartorius, Christian; Walz Rainer; Technische Trends der industriellen Wassernutzung, Karlsruhe 2008; S. 6; www.isi.fraunhofer.de/isi- media/docs/n/de/publikationen/Technische-Trends-Industrielle-Wassernutzung.pdf; 26.03.2014

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4. Politische und demographische Entwicklung

4.1 Die Bevölkerung

Die Bevölkerung hat für die Industrie vor allem zwei wichtige Funktionen. Zum einen werden die Bewohner als Arbeitskräfte von den Unternehmen nachgefragt, zum anderen kann die ansässige Bevölkerung auch ein Abnehmer von Produkten sein.

4.1.1 Die Bevölkerung als Konsumenten

Die Bedeutung der regionalen Abnehmer korreliert stark mit der Art der Produkte, so hat beispielsweise ein Molkereibetrieb, wie die Landfrisch Molkerei in Wels, in einem höheren Maß eine regional ausgerichtete Absatzpolitik als ein Hersteller von Spezialanlagen, die womöglich weltweit exportiert werden, wie das Unternehmen TGW in Wels. Konsumgüter für die breite Masse lassen sich in der Regel etwas einfacher regional absetzen als dies bei Investitionsgütern der Fall ist, die nur von einem eingeschränkten und meist gewerblichen Kundenkreis nachgefragt werden. Bei Produkten, die einen relativ niedrigen Preis vorweisen, wie Lebensmittel, kann ein regionaler Absatz unter Umständen auch Transport- und Lagerungskosten senken, insbesondere dann, wenn die Waren an einzelne Wiederverkäufer direkt angeliefert werden. Durch die Strukturänderung im Handel hat dieser Aspekt jedoch auch an Bedeutung verloren. Die Einzelhandelsbetriebe in der Lebensmittelbranche gehören heute zu einem Großteil Konzernen an, die jede Filiale über große Logistikzentren beliefern. Auf der anderen Seite hat es in den letzten Jahren bei vielen Menschen auch

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einen Wertewandel im Konsum von Lebensmitteln gegeben. Vermehrt werden Lebensmittel nachgefragt, die in der Region erzeugt und idealerweise nach ökologischen Gesichtspunkten produziert werden. Das Stichwort des ökologischen Fußabdruckes, wie viel Kohlendioxid wurde durch Produktion und Transport des Lebensmittels emittiert oder wie viel Wasser wurde verbraucht, wird für viele Konsumenten immer bedeutsamer. Die Regionalität eines Produktes schafft gerade im Lebensmittelbereich auch Vertrauen der Konsumenten und ist für viele ein Faktor beim Kauf.

Ein anderes Beispiel für die regionale Absatzorientierung war die ehemalige Stadtgasproduktion. Bei der Erzeugung von Stadtgas war es früher kaum technisch möglich, Gas über weite Strecken zu einem vernünftigen Preis zu transportieren. Gaswerke waren daher stark lokal ausgerichtet und versorgten nur Ballungszentren mit einem entsprechen Abnehmerkreis.34 Diese Produktions- und Vertriebsstrategie gehört aber längst der Vergangenheit an, da Gas mittlerweile über ganze Kontinente durch Pipelines transportiert werden kann. Auch Marktschutzmechanismen wie Zölle oder Kartelle, die es früher für bestimmte Produkte gab, sind seit dem Betritt zur europäischen Union, jedenfalls für den europäischen Binnenmarkt, abgeschafft worden und können daher keinen lokalen Absatz durch die Verbannung von Konkurrenzprodukten mehr garantieren.

4.1.2 Die Bevölkerung als Arbeitskräftepotential

Die zweite wichtige Funktion der Bevölkerung, die sich im Gegensatz zur Konsumfunktion weniger stark verändert hat, ist das Arbeitskräftepotential. Die Mitarbeiter waren und sind ein kritischer Faktor für die Betriebsansiedlung. Auch wenn sich die Mobilität im Sinne von Pendeln durch schnellere Verkehrsmittel verbessert hat, tendieren Menschen im Allgemeinen natürlich

34 Vgl. Knoblehar, Karl; Die oberösterreichische Industrie – Standort, Entwicklung und Leistung; Wien 1957; S. 16-17

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dazu, kurze Wege vom Wohn- zum Arbeitsplatz zu bevorzugen. Bei Industriebetrieben, die eine stark rohstofforientierte Ansiedlungspolitik verfolgen, klassisch dafür ist die Bergbauindustrie, war beziehungsweise ist es aber notwendig bei einem Mangel an lokalen Arbeitskräften, neue Mitarbeiter aus entfernteren Regionen anzuwerben. Als Anreize können hier beispielsweise bessere Verdienstmöglichkeiten oder Dienstwohnungen dienen oder man wirbt vor allem in strukturschwachen Regionen, in denen nur wenige Arbeitsplätze vorhanden sind und die Bewohner teils gezwungen sind, den Heimatort zu verlassen. Als klassisches Beispiel für das Ansiedeln von Menschen um einen Industriebetrieb kann die obersteirische Stadt Eisenerz dienen. Hier hat es aufgrund der Arbeitsmöglichkeiten am Erzberg bis in die 1950er Jahre einen regen Zuzug gegeben. Durch andere Produktionsweisen, die Erschöpfung von Erzadern und die Erschließung anderer Bezugsquellen, wurde der Personalbedarf im obersteirischen Erzabbau geringer und mangels anderer Arbeitsplätze sank die Zahl der Einwohner von Eisenerz ab den 1960er Jahren massiv.

Jahr 1890 1900 1910 1923 1939 1951 1961 1971 1981 1991 2001 EW 5740 6517 7587 8674 11378 12948 12435 11617 10068 7759 6435 Tabelle 1: Einwohnerzahl der Stadtgemeinde Eisenerz von 1890-2001; Quelle: Statistik

Neugründungen von klar rohstofforientierten Betrieben sind in der modernen Industrielandschaft Österreichs allerdings eher selten geworden. Dies lässt sich durch ein relativ mageres Vorhandensein von Bodenschätzen erklären, aber auch dadurch, dass sich die Transportlage in den letzten Jahren stark verbessert hat und das Anliefern von Rohstoffen über weitere Wege möglich ist. Bei modernen Industrieanlagen stellen eher die Mitarbeiter selbst einen kritischen Faktor dar, tendenziell auch nicht quantitativ, sondern eher qualitativ. Durch den hohen Automatisierungsgrad und die komplexeren Produktionsvorgänge ist es notwendig, entsprechend qualifizierte Mitarbeiter für einen Betrieb zu finden.35

35 vgl. Butschek, Felix; Der österreichische Arbeitsmarkt – von der Industrialisierung bis zur

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Daher ist die Arbeitskräfteorientierung bei Unternehmen dahin gegeben, dass Standorte gesucht werden, die beispielsweise einen hohen Anteil an Metallfacharbeitern im Einzugsgebiet vorweisen können. Die Grundbedingung für qualifizierte Arbeitskräfte ist ein gutes Aus- und Weiterbildungswesen, das im folgenden Abschnitt behandelt wird.

4.1.3 Schulen und Bildungseinrichtungen

Das Schul- und Bildungswesen ist die Grundlage für die Qualifizierung der Arbeitskräfte. Nachdem der Großteil des Bildungswesens in Österreich durch öffentliche Hand finanziert wird, kann der Staat mit einem gut ausgebauten und allgemein zugänglichen Bildungswesen für einen Standortvorteil sorgen.

Gerade die Ausbildung von Technikern ist für Industriebetriebe besonders wichtig, da Mitarbeiter mit technischem Wissen unerlässlich für Produktion und vor allem Innovation von Produkten sind. Von Bedeutung sind aber auch Lehranstalten die wirtschaftliche Kenntnisse vermitteln. Ein Industriebetrieb benötigt neben Technikern natürlich auch Managementpersonal wie Buchhalter, Kostenrechner oder Wirtschaftswissenschafter.

Im unteren Trauntal befinden sich folgende technische Lehranstalten:

x Höhere Technische Bundeslehranstalt Wels mit den Fachrichtungen Chemie, Elektrotechnik und Mechatronik (Gründung 1971) x Höhere Technische Lehranstalt für Lebensmitteltechnologie- Getreidewirtschaft des Landes Oberösterreich in Wels (Gründung 1921) x Meisterschule für Müller, Bäcker und Konditoren des Landes Oberöster- reich in Wels

Gegenwart; Wien 1992; S.233

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x Höhere technische Bundeslehranstalt für Information- und Kommunika- tionstechnologie und Bundesfachschule für Informationstechnik in Traun (Gründung 2002)

Abb. 6. Neues Gebäude der HTL Traun; Quelle: Stadtgemeinde Traun, www.traun.at; 09.10.2103

Dass die Ausbildung in den Höheren Technischen Lehranstalten immer wichtiger wird, zeigen auch die Schülerzahlen. 1990 hat es in der Stadt Wels 981 HTL-Schüler gegeben, im Jahr 1996 waren es 1.094, im Jahr 2002 1.342, im Jahr 2006 1.373 und im Jahr 2012 waren es 1.501 Schülerinnen und Schüler. Dies bedeutet einen Anstieg von 53% innerhalb von 22 Jahren und verdeutlicht, dass Absolventen dieser Anstalten gefragt sind.36 Natürlich bestehen aber auch rund um das untere Trauntal entsprechende Schulen, die auch von Jugendlichen aus Traun, Wels oder Hörsching besucht werden können beziehungsweise deren Absolventen potentielle Arbeitskräfte für Industriebtriebe im unteren Trauntal sind:

x HTL Leonding x HTL für Bautechnik in Linz/Goethestraße x HTL für Maschinenbau und Elektrotechnik in Linz/Paul-Hahn-Straße x HTL Vöcklabruck

36 Vgl. Statistik Austria; http://statcube.at/superwebguest/login.do?guest=guest&db=deschuel; 23.12.2014

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x HTL Grieskirchen

Die Höheren Technischen Lehranstalten bieten neben einer fünfjährigen Ausbildung mit Maturaabschluss meist auch Fachschulen an, die 3 bis 4 Jahre dauern und in den gleichen Technikgebieten ausbilden. Neben den klassischen Ausbildungsformen für 15-19-jährige Schülerinnen und Schüler werden auch alternative Schulformen für Erwachsene angeboten. Kollegs bilden Maturanten zu HTL-Technikern in zwei Jahren aus. Es besteht aber auch für technisch ausgebildete Menschen (Fachschulabsolventen oder Facharbeiter) die Möglichkeit, die Matura nachzuholen. Die Form der Abendschule bietet Berufstätigen eine Möglichkeit einen HTL- Abschluss nachzuholen und somit eine Option für einen Karrieresprung.

Neben den technischen Mitarbeitern sind auch kaufmännische Angestellte im Industriebetrieb notwendig. Im unteren Trauntal befinden sich zwei Bundeshandelsakademien in Wels und eine Bundeshandelsakademie in Traun, außerdem betreibt das nahe gelegene Benediktinerstift in Lambach eine private Handelsakademie. Allen Handelsakademien sind auch Handelsschulen angeschlossen37.

Eine wichtige Schiene zur akademischen Ausbildung sind die Fachhochschulen, die in Oberösterreich an den Standorten Hagenberg, Linz, Steyr und Wels verschiedenste Studienrichtungen anbieten. Der Standort Wels bietet Studienrichtungen in den Themenbereichen „Technik und Umwelt“ an, beispielsweise Ökoenergietechnik, Maschinenbau, Bautechnik oder Lebensmitteltechnologie. Die Fachhochschule Wels wurde im Jahr 1994 gegründet und kann seither bereits über 3.000 Absolventen verzeichnen38. Fachhochschulen haben den Anspruch sehr praxisnahe auszubilden, daher sind Absolventen dieser Studienrichtungen sind gerade für Industriebtriebe im unteren Trauntal sehr interessante potentielle Mitarbeiter.

37 Vgl. Landesschulrat für Oberösterreich; www.lsr-ooe.gv.at; 19.09.2013 38 vgl. Fachhochschule Wels; http://www.fh-ooe.at/campus-wels/aktuelles/facts-figures/; 26.03.2014

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Neben dem Schul- und Universitätswesen ist auch das betriebliche Ausbildungswesen ein wichtiges Standbein in der Bildungslandschaft. Facharbeiter bestimmter Berufe sind heute mitunter schwieriger zu rekrutieren als manche Absolventen einer höheren Schule oder einer Universität. Daher sind sehr viele Industriebetriebe heute darauf bedacht, selbst Lehrlinge auszubilden und später als Fachkräfte im Betrieb zu halten. Während der Lehrzeit müssen Lehrlinge eine Berufsschule besuchen. Im unteren Trauntal sind am Standort Wels 3 Berufsschulen angesiedelt, die Ausbildungen in verschiedenen Lehrberufen anbieten39.

Auch das Weiterbildungswesen und die Erwachsenenbildung gewinnen ständig an Bedeutung. Die alte Weisheit „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer“ gehört völlig der Vergangenheit an. Die beiden größten Weiterbildungsinstitute Österreich, das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) und das Berufsförderungsinstitut (BFI) haben beide Niederlassungen in Wels, das BFI auch in Traun. Diese Institute bieten Weiterbildungen in den verschiedensten Bereichen an, vom Sprachkurs bis zum Staplerführerschein, und sind ein wichtiger Partner für die Industriebetriebe für Weiterbildung, die im Rahmen der innerbetrieblichen Möglichkeiten nicht erfüllt werden kann40.

4.1.4 Strukturen in den Gemeinden

Vergleicht man die 4 Gemeinden Traun, Wels, Hörsching und Marchtrenk, so kann man trotz räumlicher Nähe und topografischer Ähnlichkeit deutliche Unterschiede in der Gemeindestruktur erkennen. Die Gemeinden Marchtrenk und Hörsching weisen eine andere Struktur als Wels und Traun auf – zum einen durch die geringere Einwohnerzahl, zum

39 vgl. Land Oberösterreich; http://www.ooe-berufsschulen.ac.at/schulen/berufsschulen-in- ooe.html; 26.03.2014 40 vgl. Wirtschaftsförderungsinstitut Oberösterreich; https://online.wkooe.at/web/wifi-ooe/wifi- wels#.UzLsCkAvD8A; 26.03.2014; vgl. Berufsförderungsinstitut Oberösterreich; http://www.bfi- ooe.at/bfiweb/; 26.03.2014

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anderen durch die niedrigere Siedlungsdichte und die Flächennutzung. So sind in Traun zirka 42 Prozent der Gemeindefläche als land- und fortwirtschaftliche Grundstücke ausgewiesen, in Marchtrenk sind dies mit zirka 55 Prozent deutlich mehr als die Hälfte der Gemeindefläche. 41 Land- und forstwirtschaftliche Grundstücke stehen somit quasi in Konkurrenz zu gewerblich und für Wohnbauten genutzten Flächen, deren Anzahl und Dichte häufig korrelieren. Vergleicht man die Bevölkerungsdichte, so kann man für Traun eine Dichte von zirka 1539 Einwohnern pro Quadratkilometer messen, in Marchtrenk sind dies nur etwa 546 Einwohner pro Quadratkilometer (Datenbasis 2013). Ähnlich verhält es sich auch bei der Anzahl der Arbeitsstätten: Traun 1.347 und Marchtrenk 753 (Datenbasis 2012).42

Somit ergeben sich für Traun, Wels, Marchtrenk und Hörsching folgende Zahlen:

Traun Wels Marchtrenk Hörsching Einwohner 23.834 58.830 12.618 5.888 (Datenbasis 2013) EW/km² 1539 1.282 546 295 Anzahl der Arbeitstätten 1.347 4.138 753 443 (Datenbasis 2012) Fläche (km²) 15,49 45,88 23,13 19,99 Tabelle 2; Quelle: Land Oberösterreich, Abt. Statistik; http://www.land- oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xfw/ooe/120865_DEU_HTML.htm; 26.01.2015;

Die Unterschiede in der Flächenstruktur in den Gemeinden kann man auch anhand von Luftbildern erkennen:

41 Vgl. Statistik Austria; http://www.statistik.at/blickgem/blick5/g41812.pdf; 12.02.2015 42 Vgl. Land Oberösterreich, Abt. Statistik; http://www.land- oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/ooe/hs.xsl/135184_DEU_HTML.htm; 12.02.2015

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Abb. 7; Luftaufnahme von Traun; Quelle: Land Oberösterreich, Abt. GeoL; www.doris.ooe.gv.at, 19.03.2015

Abb. 8; Luftaufnahme von Hörsching; Quelle: Land Oberösterreich, Abt. GeoL; www.doris.ooe.gv.at, 19.03.2015

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Abb. 9; Luftaufnahme von Marchtrenk; Quelle: Land Oberösterreich, Abt. GeoL; www.doris.ooe.gv.at, 19.03.2015

Abb. 10; Luftaufnahme von Wels; Quelle: Land Oberösterreich, Abt. GeoL; www.doris.ooe.gv.at, 19.03.2015

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Anhand der vergleichsweise wenigen Feld, Wald- und Wiesenflächen in Traun kann man die hohe Bevölkerungsdichte sehr einfach nachvollziehen. In Hörsching nehmen das Gelände des Flughafens und der Kaserne einen beachtlichen Teil der Gemeindefläche ein. In Hörsching, Marchtrenk und Traun befindet sich jeweils im Süden der Gemeinden der Auwald der Traun, der forstwirtschaftlich genutzt wird, beziehungsweise angrenzend an den Auwald Agrargebiet. Die bebauten Flächen in der Stadt Wels konzentrieren sich eher auf den Süden des Gemeindegebietes. Die Altstadt liegt auch nur wenige hundert Meter vom Traunfluss entfernt, daher gibt es hier kaum Auwaldflächen entlang der Traun. Im Norden von Wels befinden sich noch ausgeprägte Agrarflächen.

4.2 Demografische Entwicklungen

Die Expansion von Industriebetrieben und die positive demographische Entwicklung einer Stadt oder Region korrelieren meist stark, da Industriebetriebe in der Regel relativ viele Arbeitsplätze bieten und daher Arbeitssuchende anziehen können und Existenzgründungen ermöglichen. Einer der Hauptaspekte der Bevölkerungsentwicklung sind die Migrationsbewegungen, die einen schnelleren Anstieg oder Abgang der Bevölkerung ermöglichen, als dies durch Vermehrung durch Geburt beziehungsweise die Mortalität beobachtet werden kann.

Während der Zeitspange der österreichischen Industriegeschichte, also zirka ab 1800, gab es mehrere große Migrationswellen zu beobachten. Während des 19. Jahrhunderts waren die Industriezentren in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg und in der Steiermark aufgrund der Beschäftigungsmöglichkeiten Zuzugsgebiete43. Die Residenzstadt Wien erlebte innerhalb von hundert Jahren (von 1800 bis

43 vgl. Hahn, Sylvia; Österreich; in: Bade; Klaus J. et.al.; Enzyklopädie Migration in Europa – vom 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart; Paderborn 2007; S. 177

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1900) einen Bevölkerungszuwachs von 580 %, von 250.000 auf 1.700.000 Einwohner. Die Abwanderungsgebiete waren einerseits andere Teile der Monarchie, die wirtschaftlich unterentwickelt waren. Den größten Anteil stellten die Magyaren, andererseits kamen auch Personen aus den deutschen Gebieten oder Italiener und Russen44.

Eine zweite große Migrationsbewegung fand nach dem ersten Weltkrieg statt. Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs erschütterten die Kriegsverlierer Österreich und Deutschland in ihren Grundfesten – vor allem Österreich schrumpfte von einem großen Kaiserreich, das sich zwischen der Adria und der russischen Grenze erstreckte, zu einem vergleichsweise kleinen Staat zwischen dem Bodensee und der ungarischen Tiefebene. Die Zeit während des ersten Weltkriegs war von Flüchtlingsbewegungen innerhalb der Kronländer gekennzeichnet. Nach 1918 kehrten viele Menschen in ihre ursprüngliche Heimat zurück, beispielsweise kehrten viele in Wien und im Niederösterreichischen Industrieviertel lebende Tschechen in die Tschechoslowakei zurück. Umgekehrt kehrten österreichische Beamte oder Soldaten aus den verschiedensten Gebieten der Monarchie nach Österreich zurück. In Traun ist zwischen den Jahren 1910 und 1923 beispielsweise ein Bevölkerungsrückgang von rund 4% zu verzeichnen, die Arbeitslosigkeit in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg war hoch. Viele Personen waren zuvor in der Industrie beschäftigt und die Betriebe wurden teilweise still gelegt45. Da in Traun viele Zuwanderer ansässig waren, ist eine teilweise Abwanderung in die Heimatgebiete eine Erklärungsmöglichkeit für diesen Bevölkerungsrückgang, ein anderer Grund sind die Gefallenen im Krieg. Die Zeit der ersten Republik war von vielen wirtschaftlichen Problemen gekennzeichnet, so wanderten auch viele Österreicher in andere Länder aus. Das Ziel der meisten Auswanderer war Deutschland, aber auch andere Länder

44 vgl. Hahn, Sylvia; Österreich; in: Bade; Klaus J. et.al.; Enzyklopädie Migration in Europa – vom 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart; Paderborn 2007; S. 179 45 vgl. Gruber, Eva; Geschichte Trauns von 1914 bis zur Gegenwart; in: Traun- Geschichte und Gegenwart; Traun 1993; S. 68-69

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wie Frankreich oder Überseeziele wie die USA oder Brasilien zogen Auswanderer an46. Aufgrund der Okkupation Österreichs durch das nationalsozialistisch regierte Deutschland verschwand der Staat Österreich als eigenes völkerrechtliches Subjekt, und das Gebiet Österreichs wurde in das Deutsche Reich eingegliedert. 21 Jahre nach den großen Umstürzen durch den ersten Weltkrieg wurde Europa durch die nationalsozialistische Diktatur in Deutschland und die Wirren des zweiten Weltkriegs erneut erschüttert. Durch den Rassenwahn der Nazis und die Verfolgung politischer Gegner mussten aus den durch die NS-Herrschaft kontrollierten Regionen tausende Menschen flüchten. Vor allem Personen jüdischen Glaubens wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und hatten keine andere Möglichkeit als ihre Heimat zu verlassen. Viele der Betroffenen, die nicht geflohen sind oder konnten, wurden vom NS- Regime verschleppt und in Konzentrationslagern interniert. Ein großer Teil dieser Menschen wurde in Gaskammern getötet oder verstarb aufgrund der entsetzlichen Umstände – Hunger, körperliche Ausbeutung und sehr schlechte sanitäre Bedingungen standen dort an der Tagesordnung. Insgesamt sind zwischen den Jahren 1938 und 1941 zirka 129.000 Juden aus Österreich geflüchtet, etwa 65.000 österreichische Juden kamen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ums Leben47.

Neben der großen menschlichen Tragödie ging mit dem Verlust dieser Menschen in der Gesellschaft ein großer Abgang von Know-How einher. Unter ihnen waren auch viele Techniker und Naturwissenschafter, aber auch zahlreiche Unternehmer, deren Betriebe vom NS-Regime beschlagnahmt wurden. Der zweite Weltkrieg und seine Auswirkungen beeinflussten die Demographie auch maßgeblich. Zum einen wurden viele Personen durch die Gräueltaten der

46 vgl. Hahn, Sylvia; Österreich; in: Bade; Klaus J. et.al.; Enzyklopädie Migration in Europa – vom 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart; Paderborn 2007; S. 180 47 vgl. Hahn, Sylvia; Österreich; in: Bade; Klaus J. et.al.; Enzyklopädie Migration in Europa – vom 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart; Paderborn 2007; S. 182

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Nationalsozialisten getötet, zum anderen gab es auch viele Opfer im Rahmen der militärischen Kampfhandlungen. Da Soldaten in der Regel im erwerbsfähigen Alter waren, gingen die Gefallenen und auch die schwerverwundeten Kriegsinvaliden als Arbeitskräfte ab.

Das Ende des zweiten Weltkriegs brachte große politische Umstürze und die Gründung von neuen Staaten hervor. Das Potsdamer Abkommen vom August 1945 regelte wie mit den Gebieten des ehemaligen dritten Reiches verfahren wurde. Eine Auswirkung daraus war, dass deutschsprachige Personen aus den ost- und südosteuropäischen Ländern von der dortigen Regierung enteignet, teilweise ermordet oder vertrieben wurden. Dies geschah in Polen, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Rumänien, Ungarn und der Sowjetunion. Die Vertriebenen flüchteten nach ihrer Sprachzugehörigkeit vornehmlich in die deutschsprachigen Länder. Insgesamt flohen etwa 500.000 Volksdeutsche aus den Gebieten der ehemaligen Monarchie nach Österreich.

Allein aus den Gebieten Böhmens, Mährens und Schlesiens flüchteten etwa drei Millionen Sudetendeutsche; in Österreich blieben etwa 160.000 von ihnen. Die meisten Sudetendeutschen flüchteten nach Deutschland; man geht hier von einer Größenordnung von etwa 2,8 Millionen Personen aus48. Die Sudentendeutschen sollten sich vor allem für die oberösterreichische Industrie als Glücksfall herausstellen, da viele von ihnen aus Industriegebieten in Böhmen, Mähren und Schlesien kamen und entsprechendes Know-How mitbrachten49, so zum Beispiel die Familie Anger, die später in Traun Brillen produzierte.

In den Ländern Ungarn, Rumänien und Jugoslawien lebten auch viele

48 vgl. Oberwandling Alfred; Sudetendeutsche in der Wirtschaft Oberösterreichs nach 1945; Vöcklabruck 2005; S. 40-41 49 vgl. Volkmer, Hermann; Die Volksdeutschen in Oberösterreich; Linz 2003; S. 128

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deutschsprachige Personen; diese Volksgruppe wird landläufig als „Donauschwaben“ bezeichnet. Sie wurden aus dem südwestdeutschen Raum im 18. Jahrhundert in das pannonische Becken in Donaunähe entsandt, um das von der Türkenherrschaft befreite Königreich Ungarn zu besiedeln und die Landschaft dort urbar zu machen und agrarisch nutzen zu können.

Aus diesem Gebiet flüchteten nach dem zweiten Weltkrieg zirka 40.000 Menschen nach Oberösterreich50. Viele dieser Menschen siedelten sich im Oberösterreichischen Zentralraum und vor allem auch im unteren Trauntal an. Ein Grund dafür war das Vorhandensein von Barackenlagern, die für Flüchtlinge einen ersten Unterschlupf boten. Zum Stichtag 31.08.1945 wohnten in den Bezirken Linz, Linz-Land und Wels (inklusive Umland) knapp 41.000 Menschen in derartigen Barackenlagern. Außerdem bot der Ballungsraum zwischen Linz und Wels auch Arbeitsplätze.

Die Wirtschaft in Oberösterreich, inklusive der Agrarwirtschaft, hatte nach dem zweiten Weltkrieg tendenziell einen Arbeitskräftemangel zu verzeichnen. Vor allem direkt nach Kriegsende im Jahr 1945 waren viele Arbeitsplätze unbesetzt. Während der NS-Zeit wurden in den Betrieben viele Ausländer eingesetzt, oftmals arbeiteten sie nicht freiwillig dort (Zwangsarbeiter) und waren daher nach Kriegsende auch nicht besonders gewillt weiter zu arbeiten. Viele dieser Personen wurden von der amerikanischen Besatzung in Lagern zusammengefasst und ihre Repatriierung wurde vorbereitet.51 Unter der autochthonen Bevölkerung war die Arbeitsbereitschaft auch eher mäßig vorhanden, da die Versorgungslage mit Lebensmitteln sehr schlecht war und schwere körperliche Arbeit durch die Mangelernährung zu gesundheitlichen Schäden führen konnte.

50 vgl. Wildmann Georg; Die Donauschwaben; http://www.donauschwaben- ooe.at/index.php?id=165; 05.09.2013 51 vgl. Volkmer, Hermann; Die Volksdeutschen in Oberösterreich; Linz 2003; S. 105

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Zudem erhielt unmittelbar nach dem Kriegsende jede Person die gleiche Menge an Lebensmitteln zugeteilt, unabhängig davon ob die Person arbeitete oder nicht und daher auch unabhängig von der Art der Tätigkeit. Die in Oberösterreich gelandeten Vertriebenen konnten diesen Mangel zum Teil abdecken.

Vor allem in der Landwirtschaft und in der Bauwirtschaft herrschte ein Mangel an Arbeitskräften. Dazu kam, dass viele Personen, die in der Landwirtschaft gearbeitet hatten einen Wechsel in einen Industriebetrieb anstrebten oder bereits vor Kriegsende machten, da dort im Allgemeinen die Löhne höher waren und es geregeltere Arbeitszeiten und mehr Freizeit gab. Das NS-Regime errichtete in Oberösterreich große Industrieanlagen (VOEST, Chemie-Werke, Lenzing) und warb viele Landarbeiter in diese Betriebe ab. Der Abgang an Landarbeitern konnte durch Migranten, vor allem aus den ehemaligen Kronländern, zwar gelindert werden, jedoch nicht völlig kompensiert. Vor allem Flüchtlinge aus Süd-Ost-Europa waren gefragte Landarbeitskräfte, da viele von ihnen in ihrer alten Heimat bereits im Agrarsektor tätig gewesen waren.52 Auch die Mechanisierung der Landwirtschaft erfolgte nicht schnell genug, um die fehlende menschliche Arbeitskraft zu kompensieren. Die Landwirtschaft in Oberösterreich gelangte in eine Krise, die neben den fehlenden Arbeitskräften auch durch einen Mangel an Kunstdünger verursacht wurde. Die Krise verschärfte die knappe Versorgungslage mit Lebensmitteln.

Die wirtschaftliche Situation erholte sich in der ersten Zeit nach Kriegsende nur langsam und setzte eine Abwanderungsbewegung aus Österreich in Bewegung. Vor allem aus den sowjetisch besetzten Gebieten wanderten Personen aufgrund der wirtschaftlich ungünstigen Lage ab. Auswanderungsziele waren vor allem Westdeutschland und die Schweiz, aber

52 vgl. Volkmer, Hermann; Die Volksdeutschen in Oberösterreich; Linz 2003; S. 114

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auch Überseeländer wie Australien oder Kanada.

Trotz dem Ende der Besatzung im Jahr 1955 und einer wirtschaftlich guten Entwicklung wanderten aus Österreich bis in die 1970er Jahre tausende Menschen aus. Auf der anderen Seite gab es in Österreich seit den 1960er Jahren auch starke Einwanderungsströme. Vor allem Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei wurden als „Gastarbeiter“ gezielt nach Österreich geholt. Von einer dauerhaften Niederlassung dieser Personen ging man allerdings nicht aus. Nach einem Anwerbungsstopp Mitte der 1970er Jahre sank die Zahl dieser Arbeitskräfte auch wieder ab. Eine große Migrationswelle erreichte Österreich Anfang der 1990er Jahre. Der Zerfall Jugoslawiens entfachte den Balkankrieg, der zuerst kurz in Slowenien, dann in Kroatien und Bosnien tobte. Nachdem Österreich im Süden direkt an die Balkanländer angrenzt und auch historisch aus der Zeit der Monarchie mit diesen Gebieten verbunden ist, fanden viele dieser Menschen in Österreich einen Zufluchtsort. Alleine aus Bosnien kamen etwa 90.000 Flüchtlinge nach Österreich, zwei Drittel von ihnen blieben auch dauerhaft im Land53.

Die Bevölkerung in Österreich wuchs zwischen dem Jahr 1951 und dem Jahr 2013 um rund 19%. Ein Großteil dieses Wachstums ist durch eine positive Migrationsbilanz zu erklären, das heißt es sind mehr Menschen ein- als ausgewandert:

53 vgl. Hahn, Sylvia; Österreich; in: Bade; Klaus J. et.al.; Enzyklopädie Migration in Europa – vom 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart; Paderborn 2007; S. 184

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9,0000 8,4519 8,0000 7,7958 8,0329 7,4915 7,5553 7,0000 7,0738 6,0000 Bevölkerung in Mio. 5,0000

4,0000 Nettoreproduktions rate 3,0000 2,0000 1,29 1,0000 1,03 0,8 0,72 0,64 0,69 0,0000 1961 1971 1981 1991 2001 2013

Abb. 7: Entwicklung der Bevölkerung in Österreich im Vergleich mit der Entwicklung der Nettoreproduktionsrate in Österreich zwischen den Jahren 1961 und 2013; Quelle: Statistik Austria; http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=def1513; 11.09.2013; Grafik: Alexander Kern

Wie aus der obigen Graphik ersichtlich ist, hat sich der Bevölkerungsstand zwischen den Jahren 1961 und 2003 von etwa 7,1 Millionen Einwohner auf zirka 8,45 Millionen deutlich erhöht. Im Vergleich dazu ist die Nettoreproduktionsrate in Österreich aber gefallen, von 1,29 im Jahr 1961 auf 0,69 im Jahr 2013.

Eine Erhöhung des Bevölkerungsstandes ist unter diesen Umständen daher nur durch Einwanderung möglich. Auch in den Orten im unteren Trauntal hat sich der Bevölkerungsstand seit dem zweiten Weltkrieg positiv entwickelt. Dies ist aber nicht nur mit Zuwanderung aus dem Ausland zu erklären, sondern auch mit nationaler Migration. Das untere Trauntal liegt mitten im oberösterreichischen Zentralraum und daher im größten Ballungsraum des Bundeslandes. Tendenziell ist in ganz Österreich seit Jahren eine Landflucht zu verzeichnen, das heißt Menschen ziehen aus eher abgeschiedenen ländlichen Regionen in Ballungszentren.

So hat beispielsweise die Gemeinde Weyer im Bezirk Steyr-Land zwischen

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den Jahren 1951 und 2014 zirka 30 Prozent ihrer Bevölkerung verloren (von 5993 auf 4163). Ähnliches gilt für die Gemeinde Liebenau im Bezirk Freistadt mit einem Bevölkerungsschwund von etwa 25 Prozent im Vergleichszeitraum54. Verglichen dazu hat sich die Bevölkerungszahl in Traun (+146%), Wels (+55%) oder Hörsching (+51%) zwischen dem Jahr 1951 und 2014 stetig erhöht.

4.3 Der Einfluss der Politik

4.3.1 Politische Ereignisse

Die Industriegeschichte Österreichs ist von vielen einschneidenden politischen Ereignissen geprägt. Auch wenn Ereignisse wie der 2. Weltkrieg, der Ölschock in den 1970er Jahren, der EU-Beitritt 1995 oder die Euroeinführung 2002 im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung wahrscheinlich die präsentesten Momente sind, welche die Wirtschaft geprägt haben, sind bereits im 19. Jahrhundert und vor allem auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ( z.B.Weltwirtschaftskrise 1929) Umbrüche zu verzeichnen, welche die Entwicklung der Industrie beeinflussten.

4.3.2 Österreich während der Monarchie

Im Jahr 1811 gab es in Österreich einen massiven Staatsbankrott. Auch das Jahr 1848 war für Österreich ein sehr wichtiges, es war das Jahr der bürgerlichen Revolution. Politische Spannungen, wie der Metternich´sche Polizeistaat und die überbordende Bürokratie, und soziale Probleme, die Missernten in den Jahren vor 1848 führten zu einem Explodieren der Lebensmittelpreise, führten zu einem breiten Protest verschiedener Bevölkerungsschichten – Bauern,

54 vgl. Statistik Austria; http://www.statistik.at/blickgem/gemList.do?bdl=4#ancW; 12.03.2015

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Arbeiter, Bürger, Industrielle- gegen den herrschenden Adel55. Die Auswirkungen der Revolution waren die Abschaffung der Grundherrschaft, eine Reform der Verwaltung, die Lockerung der Gewerbereglementierung und erste demokratische Partizipationsmöglichkeiten. Auch an der Spitze des Staates gab es einen Wechsel, der erst 18 Jahre alte Habsburger Franz Josef wurde als neuer Kaiser inthronisiert. Franz Josef verfolgte eine liberale Wirtschaftspolitik, politisch war er jedoch absolutistisch geprägt und kein Freund großer demokratischer Bestrebungen. Die wirtschaftlich liberale Phase ging mit dem Jahr 1873 zu Ende, als nach einem Börsencrash die Regierungsgeschäfte vom konservativen Ministerpräsidenten Graf Eduard Taaffe übernommen wurden. Die späten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren von einer Zunahme der demokratischen Bestrebungen in der Bevölkerung geprägt. Die drei großen politische Strömungen, die Christlich-Sozialen, die Deutschnationalen und die Sozialisten gewannen immer mehr Rückhalt in der Bevölkerung. Auch nationalistische Strömungen in verschiedenen Teilen der Monarchie waren zu verzeichnen. Der Ausgleich mit Ungarn im Jahr 1867 entspannte zwar die Beziehungen mit den Magyaren. Andere Völker der Monarchie, wie beispielsweise die Tschechen, drängten aber auch auf mehr Eigenständigkeit. Im Jahr 1914 tötete der serbische Separatist Gavrilo Princip den österreichischen Thronfolger Franz-Ferdinand und seine Gattin Sophie in Sarajewo und löste damit den ersten Weltkrieg aus, der von 1914 bis 1918 dauerte.

55 vgl. Chaloupek; Lehner; Matis; Sandgruber; Österreichsiche Industriegeschichte – 1707- 1848; Wien 2003; S. 159-170

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4.3.3 Die erste Republik

Das politische Ergebnis des ersten Weltkriegs glich einem schweren Erdbeben. Die Monarchien in Österreich und Deutschland gingen zu Grunde und Österreich schrumpfte von einem mächtigen Kaiserreich zu einem republikanischen Kleinstaat. Dies erschütterte auch die österreichische Wirtschafts- und Industriestruktur, die natürlich auf ein großes Absatzgebiet ausgelegt war. Zudem kam es bei vielen Betrieben zu Engpässen bei der Rohstoffversorgung, da Importe aus ehemaligen Kronländern aufgrund der neuen Ein- und Ausfuhrbestimmungen teilweise nicht mehr möglich waren; dies betraf beispielsweise ungarischen Weizen. Das industrielle Zentrum Österreich-Ungarns befand sich in Nordböhmen, Nordmähren und Schlesien und somit ab 1918 auf dem Staatsgebiet der Tschechoslowakei und Polens. Ein Grund dafür war, dass sich dort die großen Steinkohlevorkommen der Habsburgermonarchie befanden. Neben der Nutzung der Steinkohle vor Ort, wurde natürlich auch Steinkohle in andere Teile der Monarchie exportiert. Die Region um die Stadt Mährisch-Ostrau wurde beispielsweise landläufig als Ruhrgebiet der Donaumonarchie bezeichnet. Der Abbruch dieser Exporte war natürlich für jene Industriebetriebe in Österreich, die Steinkohle benötigten, eine Katastrophe56. Neben den großen realen wirtschaftlichen Problemen gab es auf breiter Basis auch Zweifel, ob denn eine kleine Republik Österreich überhaupt funktionieren kann – einerseits aufgrund des kleinen Staatsgebietes, andererseits weil wenig Erfahrungen mit der Demokratie vorhanden waren. So schwierig die Geburt der Republik Österreich war, so schwer waren auch die ersten Lebensjahre. Die erste Republik war gekennzeichnet von einer wirtschaftlichen Depression und von politischen Unruhen. Ein großes Problem war auch die galoppierende Inflation der Krone.

56 vgl. Jetschgo, Lacina, Pammer, Sandgruber; Österreichische Industriegeschichte – 1848 bis 1955 – die verpasste Chance; Wien 2004; S.38

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Am 1. Jänner 1925 wurde daher die neue Währung Schilling eingeführt; ein Schilling entsprach damals 10.000 Kronen57.

Abb.12 10.000 Kronen, 1 Schilling, Ausgabe 11.5.1925; Quelle Österr. Nationalbank

Langfristig konnte aber auch der Schilling nicht die wirtschaftlichen Probleme Österreichs retten, da die Weltwirtschaftskrise, die 1929 durch den Börsencrash in New York ausgelöst wurde, auch Österreich in ihren Bann zog und für Arbeitslosigkeit und Armut sorgte. Die junge Republik schlitterte im Feber 1934 in einen Bürgerkrieg. Das Verhältnis zwischen den großen politischen Lagern war ab der Auflösung des Parlaments im Jahr 1933 völlig zerstört. Im Juli 1934 wurde Bundeskanzler Engelbert Dollfuss durch ein Attentat der verbotenen Nationalsozialisten getötet. Es gelang auch seinem Amtsnachfolger Kurt Schuschnigg nicht Österreich wieder politisch und ökonomisch zu stabilisieren. Im Jahr 1938 wurde Österreich nach einer äußerst fragwürdigen Volksabstimmung durch die deutschen Truppen besetzt und an Deutschland angeschlossen. Der Anschluss an Hitlerdeutschland bedeutete eine Ausrichtung von Wirtschaft und Industrie auf die Produktion für den Krieg (Waffen, Fahrzeuge, etc.). Die Staatsgewalt beschlagnahmte außerdem viele Betriebe. Vor allem jüdische Unternehmer wurden enteignet, die Nationalsozialisten nannten diese Enteignungen „Arisierung“.

57 vgl. Bachinger, Karl; Matis, Herbert; Der Österreichische Schilling- Geschichte einer Währung; Graz 1974; S. 54-87

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4.3.4 Österreich nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem zweiten Weltkrieg war Österreich schwer getroffen. Vor allem in den Städten und in den Industriezentren Österreichs waren viele Anlagen und Wohnhäuser durch die Kampfhandlungen und Bombenangriffe beschädigt oder zerstört. Neben der österreichischen Bevölkerung befanden sich etwa 1.600.000 ausländische Personen in Österreich, darunter Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und aus den Konzentrationslagern befreite Personen58. Das Staatsgebiet Österreichs wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Niederösterreich, Burgenland und das oberösterreichische Mühlviertel waren unter sowjetischer Besatzung. Steiermark und Kärnten wurden von den Briten besetzt, Tirol und Vorarlberg von den Franzosen. Salzburg und das Gebiet Oberösterreichs südlich der Donau, somit auch das untere Trauntal, waren unter amerikanischer Besatzung. Wien war, ähnlich wie Berlin, unter den 4 Besatzungsmächten aufgeteilt. Die sowjetisch besetzten Gebiete haben im Allgemeinen wirtschaftlich unter der Besatzung gelitten. Viele Industrieanlagen wurden von den sowjetischen Truppen demontiert und in die Sowjetunion gekarrt. Die Besatzung beschlagnahmte auch viele Betriebe und gliederte diese in die so genannte USIA (USIA = Uprawlenje Sowjetskim Imuschestwom w Awstrij, Verwaltung des sowjetischen Vermögens in Österreich) ein. Wirtschaftlich überholten die Gebiete mit westlicher Besatzungsmacht, vor allem die amerikanisch besetzten Gebiete, die sowjetische Besatzungszone.

58 vgl. Hahn, Sylvia; Österreich; in: Bade; Klaus J. et.al.; Enzyklopädie Migration in Europa – vom 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart; Paderborn 2007; S. 182

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Abb. 13: Besatzungszonen in Österreich Quelle: Der Standard; http://derstandard.at/1918888; 10.09.2013

Nicht nur Neugründungen von Unternehmen wurden bevorzugt in der westlichen Besatzungszone durchgeführt, auch bereits etablierte Unternehmen verlagerten ihre Produktion aus der sowjetischen Besatzungszone in andere Zonen. So zum Beispiel die Firma Rumpel, die Teile ihrer Produktion aus Wien nach Wels verlagerte.

4.3.5 Der Marshall-Plan

Bereits vor dem Ende des zweiten Weltkriegs stellten die Alliierten Überlegungen zur Entwicklung Deutschlands und Österreichs nach Kriegsende an. Ein Hauptaugenmerk der Überlegungen war, Deutschland so zu reformieren, dass es nachhaltig nicht mehr als Kriegsaggressor auftreten kann. Der damalige amerikanische Finanzminister Henri Morgenthau machte im Jahr 1944 den Vorschlag, die deutsche Industrie zu zerstören und Deutschland, Ähnliches galt auch für Österreich, in ein Agrarland zu verwandeln.

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Somit sollten die Deutschen und Österreicher in ihrem technischen Standard so eingeschränkt werden, dass ein Angriff auf ein anderes Land, allein aufgrund der militärischen Unterlegenheit gar nicht mehr möglich wäre. Dieser Plan wurde aber bald als undurchführbar erkannt und nicht mehr weiterverfolgt. Die US-Regierung erkannte, dass eine prosperierende Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft nicht nur durch die Inlandsnachfrage gewährleistet werden kann, sondern durch eine funktionierende Weltwirtschaft, in der die europäischen Länder, somit auch Deutschland und Österreich, ein wichtiger Partner sind. Eine dauerhafte Schwächung Deutschlands und Österreichs wäre daher langfristig auch für die US-Wirtschaft unvorteilhaft gewesen. Man plante daher den Wiederaufbau Österreichs und Deutschlands in einer gesamteuropäischen Wiederaufbaustrategie zu integrieren. Im Jahr 1947 trat Österreich mit 15 anderen europäischen Ländern dem „Comittee of European Economic Cooperation“ bei, dass die Eckpunkte des Wiederaufbauprogramms mit den Vereinigten Staaten ausverhandelte59 . Im Jahr 1948 wurde von den USA eine Mittelbereitstellung von 17 Milliarden US-Dollar beschlossen. Davon erhielt Österreich zirka 1,1 Milliarden US-Dollar, umgerechnet waren dies damals 17,6 Milliarden Schilling, davon wurden 7,2 Milliarden Schilling für die Anschaffung von Lebensmitteln und Saatgut, für die Reparatur von Bauwerken und für die Währungsreform verwendet. Der Rest in Höhe von 10,4 Milliarden Schilling floss in den Topf für strukturelle Förderprogramme, der sogenannte ERP-Fonds (ERP = European Recovery Programm). Die Idee der Wirtschaftsförderungen im Rahmen des ERP-Fonds war vorrangig auf die Erteilung günstiger Unternehmenskredite fokussiert. Der Vorteil einer solchen Förderungsvariante liegt darin, dass im Gegensatz zu nicht rückzahlbaren Investitionszuschüssen, das Kapital sich in der Regel nicht vermindert, außer bei einem breiten Kreditausfall, und die Einnahmen durch

59 vgl. Österreichische Nationalbank; 60 Jahre Marshallplan – eine Würdigung aus österreichsicher Sicht; Wien 2007; www.oenb.at/de/img/gewi_2007_2_haas_tcm14-58007.pdf ; 25.09.2013, S.136

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die Rückzahlungen der laufenden Kredite für die Vergabe neuer Kredite verwendet werden können. Die Sowjetunion weigerte sich an einer Teilnahme am European Recovery Programm. Gleiches galt für die Staaten, die später dem Ostblock angehören sollten (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien etc.), sie wurden durch die Sowjetunion von einer Teilnahme zwangsweise abgehalten. 60 Diese Problematik spürten auch die von der Sowjetunion besetzten Gebiete in Österreich (Oberösterreichisches Mühlviertel, Niederösterreich, Teile Wiens, Burgenland). Zwischen den Jahren 1948 und 1953 erhielten die durch die westlichen Besatzungsmächte kontrollierten Bundesländer 81% der ERP-Mittel, die restlichen 19% gingen an Wien, Niederösterreich und das Burgenland61. Österreich hatte laut Volkszählung 1951 etwa 6.933.000 Einwohner, davon wohnten in Wien, Niederösterreich und Burgenland zirka 3,29 Millionen Personen62. Da dies fast die Hälfte der Bevölkerung darstellte, war die Dotation von nur 19% der ERP-Mittel somit natürlich eine ökonomische Benachteiligung dieser Landesteile. Die Pro-Kopf Quote an ERP-Mitteln war in Oberösterreich beispielsweise viermal so hoch wie dies in Niederösterreich der Fall war.

4.3.6 Österreich ist frei

„Österreich ist frei!“ Diesen bedeutungsvollen Satz hat Außenminister Leopold Figl anlässlich des Staatsvertrags im Jahr 1955 gesprochen. Dieser regelte den Abzug der Besatzungsmächte und die Wiederherstellung der Souveränität Österreichs.

60 vgl. Portisch, Hugo; Der Marschall Plan – Rettungsring in großer Not: http://download.opwz.com/60jahre/OPWZ_MarshallPlan.pdf; 15.05.2015 61 vgl. Österreichische Nationalbank; 60 Jahre Marshallplan – eine Würdigung aus österreichsicher Sicht; Wien 2007; www.oenb.at/de/img/gewi_2007_2_haas_tcm14-58007.pdf ; 25.09.2013, S.139 62 vgl. Statistik Austria; http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=def0743; 21.10.2013

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Anders als in Deutschland war Österreich wieder ein Land unter eigener Kontrolle, in Deutschland verweigerte die Sowjetunion den Abzug aus den Gebieten der späteren DDR und Deutschland blieb bis 1990 ein geteiltes Land. Die Berliner Mauer, die West- und Ostberlin trennte, war eine Manifestation des Kalten Krieges zwischen den NATO-Staaten und dem Warschauer Pakt. Österreich beschloss 1955 das Gesetz zur immerwährenden Neutralität. Dieser Entschluss dürfte auch ein Grund gewesen sein warum Österreich nicht wie Deutschland geteilt wurde, allerdings mit der politischen Tendenz und wirtschaftlich starken Verbundenheit zu den Westmächten. Die 1950er und 1960er Jahre waren geprägt vom Wiederaufbau, aber auch die Exportwirtschaft war ein wichtiges Standbein für Österreichs Industrie. 1951 trat Österreich dem GATT(General Agreement on Tariffs and Trade) bei, das ein Regulativ für die Handelsbeziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten war. Österreich war auch Gründungsmitglied, der im Jahr 1960 ins Leben gerufenen EFTA (European Free Trade Association). Nachdem Österreich neutral war, entschied man sich bewusst für diesen Schritt, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWG war eine Vereinigung von klar westlich orientierten Staaten (Deutschland, Italien, Frankreich etc.), bei der EFTA waren mit der Schweiz und Schweden auch andere neutrale Länder Mitglied63. Im Jahr 1973 erfolgte dann ein Freihandelsabkommen zwischen Österreich und der EWG, 1995 trat Österreich der Europäischen Union bei, die der Nachfolger der EWG war.64 Durch den Fall des Eisernen Vorhangs und die Auflösung der COMECON wurde die politische Lage in Europa neu geordnet und die Frage der Neutralität Österreichs zwischen Ost und West war von da an neu zu bewerten. Ein politisch wie wirtschaftlich markantes Ereignis war die Ölkrise in den

63 vgl. Lacina, Lehner, et.al; Österreichische Industriegeschichte, 1955 – 2005, die ergriffene Chance; Wien 2005; S. 120 64 vgl. Republik Österreich, Parlamentsdirektion; http://www.parlament.gv.at/PERK/PE/EU/EUErweiterung/ChronologieBeziehungenAT- EU/index.shtml; 12.03.2015

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1970er Jahren. In diesem Jahrzehnt gab es zwei Ölschocks, den ersten im Jahr 1973 und den zweiten im Jahr 1979. Neben verordneten autofreien Tagen für die Bürger litt natürlich auch die Industrie unter der Ölkrise. Erdöl war nicht nur ein Treibstoff, sondern auch ein wichtiger Grundstoff, vor allem für die chemische Industrie. Die Unternehmen waren daher gezwungen, Erdöl effizienter einzusetzen und die Produktionsweisen zu optimieren.

4.4 Die Funktion des Staates in der Wirtschaft

4.4.1 Der Staat als Unternehmer

Der Staat tritt in der Industriepolitik nicht nur als Regulator auf, indem er beispielsweise Genehmigungen für Betriebe erteilt oder Förderungen in Aussicht stellt, in der Vergangenheit war der Staat auch häufig als Industrieunternehmer tätig. Einige Unternehmen sind auch heute noch im Besitz der öffentlichen Hand, vor allem Infrastrukturunternehmen wie die Österreichischen Bundesbahnen oder Energieversorger wie die OMV oder die Energie AG Oberösterreich befinden sich noch im Teil- oder Mehrheitsbesitz von Bund, Ländern oder Gemeinden. Aber auch in der Erzeugung von Gütern war der Staat unternehmerisch engagiert. So war die Republik Österreich über die Österreichische Industrie Holding AG (ÖIAG) bis in die 2000er Jahre Mitbesitzer der Voest Alpine Stahl. Gleiches gilt für die Austria Tabak, die zuvor als Regiebetrieb geführt wurde,1997 teilprivatisiert und 2001 ganz an die britische Gallaher Gruppe veräußert wurde.65 Einige der Staatsunternehmen bestanden aufgrund von Monopolen, wie Salzgewinnung, Tabakproduktion oder Post- und Fernmeldewesen. Andere Unternehmen wurden erst durch die Verstaatlichungsgesetze nach

65 vgl. Hodoschek, Andrea; Austria Tabak – in Rauch aufgelöst; in: Kurier; Ausgabe vom 02.12.2012

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dem zweiten Weltkrieg zu Staatsbetrieben. Die Gründe für die Verstaatlichung eines Betriebes waren unterschiedlich. Im Fall der Vereinigten Linzer Eisen- und Stahlwerke (später Voest Alpine) war es die Tatsache, dass dieses Unternehmen durch die deutsche Besatzungsmacht errichtet wurde66 . Zudem wurden Betriebe unter dem NS-Regime enteignet, vor allem Unternehmen die jüdische Eigentümer hatten, waren betroffen. Weitere Gründe waren der Mangel an finanziell starken Interessenten für die Betriebe und der Wunsch von staatlicher Kontrolle über gewisse Schlüsselindustrien. In der sowjetischen Besatzungszone wurden Betriebe durch die Besatzungsmacht beschlagnahmt und in den USIA-Konzern eingegliedert (USIA = Uprawlenje Sowjetskim Imuschestwom w Awstrij, Verwaltung des sowjetischen Vermögens in Österreich).

Kritik an der unternehmerischen Tätigkeit des Staates gab und gibt es häufig. Vor allem konnte beobachtet werden, dass unternehmensstrategische Fragestellungen nicht immer nach betriebswirtschaftlichen Kriterien betrachtet wurden, sondern häufig auch dahingehend, ob diese Entscheidung der jeweiligen Regierung eine positive oder negative Presse bescheren würde. Auch die Personalpolitik in den Staatsbetrieben war nicht immer nach objektiven Kriterien ausgerichtet, sondern oftmals nach dem Vorhandensein einer Parteimitgliedschaft. Dies führte dazu, dass manche verstaatlichte Industrieunternehmen keine rechtzeitigen Struktur – und Produktinnovationen vornehmen konnten und am Markt vorbeiproduzierten. Im unteren Trauntal können wenige nennenswerte Staatsbetriebe lokalisiert werden, bis auf die Energieunternehmen Energie AG Oberösterreich (Mehrheitsbesitz Land Oberösterreich), E-Werk Wels AG (Mehrheitsbesitz Stadt Wels) und der Flughafen Hörsching (Land OÖ, Stadt Linz). Weiters befindet sich das Unternehmen Bilfinger in Wels, welches als Rumpel AG im Jahr 1949 nach Wels kam und später in den Voest-Alpine Konzern

66 vgl. Müller, Lorenz; Die Gründung der Österreichischen Industrie- und Bergbauverwaltungs- GmbH als erster Versuch einer Reprivatisierung der verstaatlichten Industrie und die eigentumsrechtliche Teilprivatisierung; Linz 1983; S. 5-7

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eingegliedert wurde. Mittlerweile ist dieses Unternehmen aber privatisiert.

Ein Grund dafür liegt darin, dass die Verstaatlichte sich hauptsächlich auf die Schwer- und Infrastrukturindustrie konzentrierte, sprich Eisen- und Stahlerzeugung, Bergbau, Post- und Telekom, Energie und Verkehr. Derartige Industriebetriebe sind zwischen Wels und Traun nur wenig vorhanden. Da der südlich der Donau gelegene Teil Oberösterreichs durch die amerikanischen Truppen besetzt war, bestand auch keine Gefahr einer Beschlagnahmung durch die Sowjets und Eingliederung in die USIA.

4.4.2 Der Staat als wirtschaftspolitischer Regulator

Neben der Funktion als Unternehmer und neben politischen Ereignissen aller Art beeinflusst der Staat durch verschiedene regulative Instrumente die Märkte. Der Staat, gemeint ist die öffentliche Hand in der Form von Gemeinden, Ländern, Bund und europäischer Union, hat die Möglichkeit zu beschränken, zu fördern und als Nachfrager aufzutreten.

Eine einfache ökonomische Formel zur Darstellung der Güternachfrage lautet:

Z = C+I+G+X-IM

Das bedeutet, die Güternachfrage Z addiert privaten Konsum C, Investitionstätigkeiten von Unternehmen I, staatliche Nachfrage G, ausländische Nachfrage X und subtrahiert davon die Nachfrage nach ausländischen Gütern IM67. Diese allgemeine Formel stellt einen Teil des staatlichen Handelns in der Wirtschaftspolitik sehr vereinfacht, aber richtig dar.

67 vgl. Blanchard, Olivier, Illing, Gerhard; Makroökonomie; 5. Auflage; München 2009; S. 89-94

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4.4.3 Der Staat als Konsument und Investor

Der Staat ist für die Wirtschaft ein großer Nachfrager, sei es für die Bauwirtschaft als Bauherr von Autobahnen und Schulgebäuden, für die Maschinenbauindustrie als Auftraggeber von Eisenbahngarnituren oder Straßenerhaltungsfahrzeugen oder für die Lebensmittelindustrie als kulinarischer Versorger von Bundesheersoldaten. Konsum und Investitionen durch die öffentliche Hand sind ein wichtiger Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts.

4.4.4 Steuern

In der oben beschriebenen Formel wird weiters der Konsum als Einkommen minus Steuern beschrieben, C=Y-T. Durch die Einhebung von Steuern beeinflusst der Staat die Verfügbarkeit von Einkommen privater Haushalte, vor allem wird dies durch die Einkommenssteuer realisiert. Die Haushalte können somit weniger Güter nachfragen. Eine zweite Möglichkeit der Besteuerung sind Produktsteuern, sprich Steuern, die auf den Produktpreis aufgeschlagen werden. Diese Produktsteuern dienen einerseits als Geldquelle für die öffentliche Hand, so ist beim privaten Erwerb eines Gutes in Österreich immer die Umsatzsteuer abzuführen. Andererseits will der Staat bei bestimmten Produkten aufgrund der negativen Effekte deren Konsum reduzieren. Beispiele dafür sind die Mineralölsteuer oder die Tabaksteuer.

Bei der Besteuerung von Gütern kann auch das Vorhandensein bestimmter Industrien im eigenen Land eine Rolle spielen. Ein Beispiel dafür sind die skandinavischen Staaten, die im Allgemeinen als

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Länder mit sehr hohen Abgabenquoten gelten. In Dänemark muss ein Autokäufer eine Steuerabgabe von 180% des Bruttofahrzeugpreises an den Staat abführen, auch in Finnland gibt es eine derartige Steuer in Höhe von 100% des Bruttofahrzeugpreises. Deren Nachbarland Schweden kennt keine KFZ-Steuer beim Autokauf, hier muss auf Fahrzeuge nur die allgemeine Umsatzsteuer in Höhe von 25% geleistet werden. Schweden hat im Gegensatz zu Dänemark oder Finnland mit dem Fahrzeughersteller Volvo, vor einigen Jahren auch noch mit dem Hersteller Saab, eine starke Autoindustrie und will die Inlandsnachfrage von Autos entsprechend hoch halten. Der Staat kann mit seiner Steuerpolitik also die Nachfrage von Produkten und somit auch die industrielle Produktion beeinflussen.

Abb. 10: Ökonomisches Marktmodell bei Einführung einer Steuer

Wie in der Abbildung ersichtlich ist, reduziert die Einführung ein Steuer die nachgefragte Menge. Die Menge im steuerlosen Marktgleichgewicht (Schnittpunkt der beiden schwarzen Kurven) ist höher als die Menge im Marktgleichgewicht mit Steuern (Schnittpunkt der blauen Nachfragekurve und der Angebotskurve). Der Grad der Beeinflussung hängt natürlich stark von der sogenannten

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Elastizität des Gutes ab, d.h. wie stark die Nachfrage des Gutes zurückgeht, wenn der Preis höher wird. Sehr unelastische Güter sind Grundnahrungsmittel wie Brot oder Milch, die der Mensch zum Überleben benötigt. Elastische Güter sind z.B. Sportboote, die in der Regel nur für Freizeitzwecke genutzt werden und daher kein Grundbedürfnis des Menschen sind.

4.4.5 Subventionen

Neben der Reduktion der Nachfrage durch Besteuerung hat der Staat auch umgekehrt die Möglichkeit durch Subventionen die Nachfrage zu erhöhen. Dies geschieht vor allem dann, wenn der Staat Interesse daran hat, dass ein bestimmtes Gut verstärkt konsumiert wird oder Unternehmen bestimmte Investitionen tätigen. Für den Einbau von Solar- und Photovoltaikanlagen gab beziehungsweise gibt es verschiedenste Förderungen von Bund und Ländern. Der Staat bezweckt durch den Einbau derartiger Anlagen, den Energieverbrauch für Warmwasseraufbereitung, die größtenteils durch Verbrennung von Holz, Gas oder Erdöl passiert, zu reduzieren und durch Photovoltaik ökologisch unbedenklichen Strom zu erzeugen. Dies vereitelt zusätzlichen Ausstoß von Kohlendioxid. Nach einer starken Reduktion der Förderungsmittel für Solaranlagen, kamen viele Hersteller derartiger Produkte in massive wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Kunden wollten die Marktpreise für die Anlagen ohne staatliche Subvention nicht bezahlen, daher knickte die Nachfrage extrem ein.

Auch für Unternehmen werden Transfers vom Staat angeboten, viele Investitionen oder Ansiedelungen von Betrieben werden gefördert.

Ein großer Subventionsschub zum Aufbau der europäischen Wirtschaft und Industrie nach dem zweiten Weltkrieg war das European Recovery Programme (kurz ERP), besser bekannt unter dem Namen Marshall Plan. Der ERP-Fonds besteht bis heute und wird von einer Gesellschaft, die im

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Eigentum des Bundes steht, verwaltet.68

4.4.6 Gesetze und Vorschriften

Die zweite marktbeeinflussende Funktion des Staates ist die Gesetzgebung. Durch Gesetze, Verordnungen und Erlässe kann wirtschaftliches Handeln beschränkt, gefördert und abgesichert werden. Beschränkungen, Verbote und Gebote betreffen verschiedenste Bereiche des Wirtschaftens, seien es Umweltauflagen, Produktqualitätsstandards, Arbeitszeitregulierungen oder Mindestlöhne. Gesetzliche Regelungen beschränken Unternehmen in ihrem Handeln, können aber auch Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz (heute eher außereuropäischer Konkurrenz) schützen, die ohne die Beachtung verschiedener Regelungen unter Umständen günstiger produzieren können. Auch die Import- und Zollpolitik von Ländern oder Wirtschaftsgemeinschaften können die Ein- und Ausfuhr von Gütern beschränken. In früheren Zeiten war es zur Absicherung der heimischen Industrie Usus Importe von ausländischen Konkurrenzprodukten zu beschränken oder durch Zölle zu besteuern.

Der Rechtsstaat an sich, das bedeutet, die Gleichheit vor dem Gesetz und die Durchsetzbarkeit von Recht, ist ein Standortvorteil und sichert Unternehmen ab. In Ländern ohne Rechtssicherheit oder auch in Ländern, die häufig von Krisen heimgesucht werden, laufen Unternehmen Gefahr, plötzlich die Produktion einstellen zu müssen, die Betriebsgebäude durch Enteignung oder Zerstörung zu verlieren oder durch sonstige negative Eventualitäten im unternehmerischen Handeln gestört zu werden. Ein funktionierender Rechtsstaat und eine korrekt arbeitende Staatsverwaltung sind daher ein bedeutender Faktor in der unternehmerischen Planung, vor allem wenn es sich um große Projekte handelt, die lange Amortisationszeiten aufweisen.

68 vgl. Austria Wirtschaftsservice GmbH; http://awsg.at/Content.Node/ueber-die-aws/46608.php; 12.03.2015

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5. Die Gemeinden des unteren Trauntals

5.1 Wels

Wels ist mit mehr als 59.000 Einwohnern (lt. Statistik Austria) die bevölkerungsreichste Stadt im unteren Trauntal und nach der Landeshauptstadt Linz die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs. Wels ist eine Stadt mit eigenem Statut, das bedeutet die Aufgaben der Bezirksverwaltungsbehörde werden durch einen eigenen Magistrat der Stadt Wels wahrgenommen. Wirtschaftlich überregional bekannt ist Wels vor allem als Messestandort, die Stadt ist aber auch ein wichtiges Schulzentrum und Fachhochschulstandort. Über die Jahrhunderte hat sich die Stadt über eine rege Handels- und Gewerbetätigkeit erfreuen können, wenn auch die Landeshauptstadt Linz und Steyr – als die Eisenstadt bekannt- in Oberösterreich lange eine Vorreiterrolle gegenüber Wels hatten.

70.000

60.000

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000

0

Abb. 11: Die Entwicklung der Welser Bevölkerung zwischen 1869 und 2014; ; Quelle Statistik Austria, http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=deake003j; 12.03.2015; Grafik: Alexander Kern

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5.1.1 Industriebetriebe in Wels

Im folgenden Abschnitt werden die Entwicklungen von einigen ausgewählten Welser Industriebetrieben beschrieben.

Reform Werke

Die Reformwerke stellen Spezialfahrzeuge für die Landwirtschaft und den kommunalen Einsatz sowie Bodenbearbeitungsgeräte her. Das Unternehmen wurde im Jahr 1910 durch Robert Bauer gegründet, der mit der Herstellung einer Sämaschine namens „Welsia“ reüssieren konnte. Später wurden weitere landwirtschaftliche Geräte hergestellt, aber auch fahr- bare Feldküchen für die kaiserliche Armee. Während des zweiten Weltkriegs wurde die Produktion landwirtschaftlicher Geräte durch das Regime zwangsweise stillgelegt, anstatt dessen wurden Flugzeugmotoren in den Fabrikhallen produziert. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich das Unternehmen vor allem auf die Me- chanisierung der Landwirtschaft im Gebirge spezialisiert69. Noch in den 1940er Jahren wurde daher ein selbstfahrender Balkenmäher entwickelt, später dann gebirgstaugliche Fahrgeräte, mit denen man auch mit- fahren konnte, wie der Reform Metrac oder der Reform Muli. Der Metrac ist vor hauptsächlich das Mähen und Kreiselheuen zu verwenden, an dieses Fahrzeug konnten eher kleinere Geräte angebaut werden. Der Reform Muli ist ein Motorkarren mit Ladefläche, auf den verschiedene Ap- paraturen wie Ladewagen, Kipper oder Jauchefass angebaut werden können.

69 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie und Messewesen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs; Wels 1988; S. 213

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Abb.15. Reform Muli mit Ladewagen; Reform Werke Bauer & Co. GmbH

Nach der Jahrtausendwende wurde der Mounty, ein extrem alpinfähiger Gerä- teträger, entwickelt. Auch im kommunalen Bereich sind die Reform Geräte einsetzbar, da sie durch die kompakten Abmessungen auch fähig sind, in sonst unzugänglichen Berei- chen zu arbeiten. Neben der Grünflächenpflege werden die Geräte speziell auch im Winterdienst eingesetzt70. Seit dem Jahr 1967 hat Reform ein Tochterunternehmen in der Schweiz, die Agromont AG. Die Schweiz ist aufgrund ihrer Topographie auch ein geeigne- tes Einsatzgebiet für Reform Produkte. Im Wirtschaftsjahr 2013/14 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 76 Millionen Euro und beschäftigte in Wels zirka 370 Mitarbeiter; Umsatzstei- gerungen konnten vor allem im Kommunalsektor erzielt werden71.

70 vgl. Reform Werke Bauer & Co. GesmbH; www.reform.at; 28.09.2013 71 vgl. OÖ Nachrichten; Reformwerke erneuern Fabrik um elf Millionen; 11.102014

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Welser Ziegelindustrie

Durch die umfangreichen Lehmvorkommen in Oberösterreich gab es in Wels und Umgebung schon immer Ziegelproduzenten. Den Grundstein einer Ziegelindustrie im unteren Trauntal und auch eigentlich im ganzen Bundesland legte der Welser Unternehmer Johann Franzmeir, der in Aschet bei Wels, das sich am der Stadt Wels gegenüberliegenden Traunufer in Höhe des heutigen Messegeländes befindet, im Jahr 1874 einen Ringofen errichten ließ72. Der Ringofen wurde im Jahr 1858 von seinem Erfinder Friedrich Eduard Hoffmann zum Patent angemeldet und ermöglichte einen kontinuierlichen Brennvorgang.

Abb. 16: Darstellung der Funktionsweise eines Ziegelringofens; Quelle: Westfäl. Landesmuseum f. Industriegeschichte

Vorher wurden die Ziegel in relativ einfachen Öfen, sogenannten Feldöfen, gebrannt, die durch ihre Funktionsweise eine viel geringere Menge an Ziegeln

72 vgl. Kurz, Robert; Die Ziegelindustrie Oberösterreichs; in:Österreichs Industrie; Band I – Oberösterreich; Linz 1925; S.46

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brennen konnten73. Somit war eine industrielle Produktion in diesem Sinn nicht möglich. Mit der Einführung von Ringöfen und dem vermehrten Einsatz von Ziegeleimaschinen, die das Formen der Ziegel von Hand substituierten und die Herstellung von Dachziegeln und Drainagerohren ermöglichten, konnte man von einer Ziegelindustrie sprechen. In den darauffolgenden Jahren wurden neben dem Ziegelwerk von Franzmeir, das später unter dem Namen K. & E. Würzburger bekannt war, weitere Ziegelwerke gegründet wie die Ziegelfabrik von Baumeister Weixelbaumer in Wels-Haiding im Jahr 1887 oder das Ziegelwerk Pichler in Wels. Heute befindet sich auf dem Stadtgebiet von Wels keine Ziegelei mehr. Das Ziegelwerk Pichler sowie die Firma Weichselbaumer betreiben zwar in Wels noch Standorte, diese sind aber nicht mehr mit der Ziegelherstellung beschäftigt.

Epple und Buxbaum

Dieses Unternehmen war Jahrzehnte lang ein bekannter Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten. Die Gründer von Epple und Buxbaum stammen aus dem süddeutschen Raum. Die Donaumonarchie war ein wichtiger Produzent von landwirtschaftlichen Produkten, insbesondere von Getreide. Teile der Monarchie wurden auch die Kornkammer Europas genannt. Somit war das Habsburgerreich ein interessanter Markt für den Verkauf von landwirtschaftlichen Geräten74. Der Produktion von landwirtschaftlichen Geräten ging eine Lokomotivenfabrik voraus. Der gebürtige Bayer Engelbert Buxbaum erwarb im Jahr 1882 das Produktionsareal von seinem Landsmann Georg Krauß, der seine Lokomotivenproduktion von Wels nach Linz verlagerte. Krauß hatte das Betriebsareal in Wels 3 Jahre zuvor vom Maschinenfabrikanten Ernst Zorn im Jahr 1879 erstanden, verkaufte das Arel in der Welser Bahnhofstraße aber deshalb so schnell wieder, weil die geplante

73 vgl. Nozicka, Klaus; Die österreichische Ziegelindustrie; Wien 1971; S. 11-13 74 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010; S.12

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Eisenbahnlinie in Richtung Kremstal und Phyrn von Linz aus gebaut wurde und doch nicht von Wels aus.

Buxbaum war in Ausgburg seit 1859 Hersteller von Dresch- und Futterschneidmaschinen. Die bereits beschrieben Marktchancen in der Donaumonarchie, sowie der Konkurrenzdruck anderer Landmaschinenhersteller in Süddeutschland bewogen Buxbaum zu einer Expansion in Österreich. Wels war aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage und der Nähe zur deutschen Grenze ein interessanter Standort.

Im selben Jahr des Grundstückserwerbs in Wels gründete man in Augsburg eine neue Aktiengesellschaft, welche die Betriebe von Engelbert Buxbaum sowie den Brüdern Magnus und Karl Epple aus dem Allgäu vereinigte. Das neue Unternehmen hieß nun „Aktiengesellschaft Vereinigte Fabriken landwirthschaftlicher Maschinen vormals Epple & Buxbaum in Augsburg“. Der Grund für die Fusion der ehemaligen Konkurrenzbetriebe war ein starker Druck unter den deutschen Landmaschinenherstellern sowie vermehrte Landmaschinenimporte aus den USA. Durch die Fusion entstand in Augsburg nun ein beachtliches Unternehmen mit knapp 300 Mitarbeitern.

Das Unternehmen in Wels, welches sich im alleinigen Besitz von Engelbert Buxbaum befand, wurde 1888 in einen Filialbetrieb der Epple und Buxbaum Aktiengesellschaft umgewandelt. Nach dem ersten Weltkrieg im Jahr 1918 entscheidet das deutsche Mutterunternehmen in Augsburg, das Werk in Wels zu verkaufen. Die Nachwirkungen des Krieges sowie der Wegfall der Kronländer als Absatzmarkt erschienen für die Manager als zu problematisch, um an dem Standort in Österreich festzuhalten. Als Käufer fand sich der oberösterreichische landwirtschaftliche Verband GmbH aus Linz. Das Werk in Wels war aber in einem desolaten Zustand. Ein vom neuen Eigentümer eingesetzter Betriebsleiter erstellte im Jahr 1919 einen

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umfassenden Bericht über den schlechten Zustand des Unternehmens und gab dem bisherigen kaufmännischen Direktor die Schuld an den argen Zuständen. Der bisherige kaufmännische Direktor wurde somit entlassen. Ein großes Problem war das fehlende technische Know-How in Wels, denn die Konstruktion war in Augsburg konzentriert und die Fertigung in Wels konnte daher nicht von einem Konstrukteur überwacht werden. Auch kamen Probleme mit dem Augsburger Vorbesitzer bezüglich der Absatzgebiete auf. 1920 entschloss man sich daher ein gemeinsames Verkaufsbüro in Linz für den Vertrieb in Österreich und den ehemaligen Kronländern zu gründen. Der Vertrieb in Oberösterreich war einzig dem Welser Werk vorbehalten.

Aufgrund von Finanzierungschwierigkeiten entschloss man sich im Jahr 1922, das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Der neue Name des Unternehmens lautete nun „ Oberösterreichische landwirtschaftliche Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vormals Filialbetrieb Epple und Buxbaum in Wels“. Auch die Hyperinflation machte dem Unternehmen das Leben schwer. Im Jahr 1922 gab es massive Absatzprobleme, die Preislisten für landwirtschaftliche Geräte waren teilweise nur 2 Wochen gültig. Die Dreschmaschine C57 kostete beispielsweise im Jänner 1922 noch 320.650 Kronen, bis Dezember 1922 verteuerte sich das Gerät auf 3.970.000 Kronen75. Die galoppierende Inflation zog während des Jahres auch Streiks der Mitarbeiter nach sich, die aufgrund der verteuerten Lebenshaltungskosten massive Lohnerhöhungen verlangten. Mit Einführung des Schillings wurde die galoppierende Inflation in Österreich gestoppt, auch das Unternehmen fand mehr Kontinuität und einen stabilen Absatz. Das Unternehmen erwarb im Jahr 1925 die Welser Holzindustrie AG, welche zuvor in Ausgleich gegangen war.

75 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010; S.54

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Der Kaufpreis belief sich auf 215.000 Schilling. Das Firmenareal der Welser Holzindustrie AG befand sich direkt neben Epple-Buxbaum, was natürlich ein erheblicher Vorteil war. Außerdem konnten die bestehenden Anlagen fast umbaufrei in den Betrieb von Epple-Buxbaum übernommen werden. Im Jahr 1928 wurde die Generalvertretung der J.I. Case Company in Österreich übernommen. Dieses US-amerikanische Unternehmen aus Wisconsin stellt Traktoren her und brachte Epple-Buxbaum Wels in den folgenden Jahren zusätzliche Handelsumsätze ein.

Zu Beginn der 1930iger Jahre war die Wirtschaft vom Börsencrash 1929 gebeutelt. Auch Epple-Buxbaum wurde von der Rezession nicht verschont, Umsatzeinbrüche und Zahlungsschwierigkeiten der Schuldner zwangen das Unternehmen zur Personalreduktion und zu Kurzarbeit.76 Österreich wies zwischen 1930 und 1933 ein negatives Wirtschaftswachstum auf. Für die Landmaschinenhersteller verschärfte die Agrarkrise, massiver Preisverfall für Agrarprodukte und dadurch Kaufkraftschwächung der Bauern, die Lage zusätzlich. Epple-Buxbaum verzeichnete ab dem Jahr 1931 einen Abwärtstrend, im 1. Halbjahr 1931 war ein Absatzrückgang von 20% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, im Jahr 1932 lagen die Absätze dann nur mehr bei 50% des Vorjahresniveaus. Der negative Trend hielt bis zum Jahr 1935 an, ab diesem Zeitpunkt entwickelten sich die Umsätze wieder positiver.

76 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010; S.77

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Jahr Umsatz in ATS Jahresergebnis in ATS Dividende 1929 2.860.000 27.900 2,5% 1930 2.851.000 25.900 2,5% 1931 1.430.000 12.400 1% 1932 858.000 4.400 0 1933 770.000 1.800 0 1934 760.000 -5.400 0 1935 989.000 5.500 0 1936 1.150.000 1.900 0 1937 1.297.000 500 0 Tabelle 3: Umsatz, Jahresergebnis und Dividende der Oberösterreichische der landwirtschaftliche Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vormals Filialbetrieb Epple und Buxbaum in Wels zwischen 1929 und 1937; Quelle: Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum- Werke in Wels; Wels 2010 S.89

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Abb. 17 und Abb. 18: Historische Geräte von Epple Buxbaum; Quelle: Fotos von Alexander Kern aus dem Stadtmuseum Wels

Große Auswirkungen auf die Industrie und auch auf Epple und Buxbaum hatte der Anschluss Österreichs an das 3. Reich im März 1938. In Österreich bestanden erhebliche Einfuhrzölle auf Landmaschinen aus Deutschland. Die in Deutschland hergestellten Geräte waren um einiges billiger als die österreichischen Landmaschinen. Die österreichischen Hersteller plädierten beim Handelsministerium natürlich dafür, diese Einfuhrzölle aufrecht zu erhalten. Die österreichischen Unternehmen produzierten damals unter anderen Voraussetzungen; die Rohstoffe in Deutschland waren beispielsweise erheblich günstiger. Das Handelsministerium lehnte die Forderung der österreichischen Landmaschinenhersteller allerdings ab. Man vertröstete die Hersteller damit, dass durch die Öffnung des deutschen Marktes höhere Absatzmengen möglich seien und somit geringere Stückkosten, unter anderem durch eine Neuausrichtung der Produktionsorganisation.77

77 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010; S.96-99

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Außerdem wurde den Herstellern eine Entschädigung in Aussicht gestellt. Trotz dieser anfänglichen Nachteile entwickelte sich das Geschäft von Epple und Buxbaum zufriedenstellend, teilweise konnte nicht genug produziert werden, um die gesamte Nachfrage zu bedienen. Ab dem Jahr 1940 trat das Unternehmen auch in die Rüstungsproduktion ein und stellte unter anderem Granaten her. Bis zum Jahr 1944 produzierte Epple und Buxbaum sogar einen eigenen Traktor. Das 1944 kann aber als ökonomischer Wendepunkt in diesem Unternehmen bezeichnet werden. Nicht nur, dass viele Arbeitskräfte fehlten, da diese zur Wehrmacht eingezogen waren, schädigte das Unternehmen auch die sich langsam abzeichnende Niederlage Hitlerdeutschlands gegenüber den Alliierten. Bombentreffer in der zweiten Jahreshälfte beeinträchtigten die Produktion erheblich. Nach Kriegsende lief die Produktion nur mühsam weiter. Man musste sich damals auf die Herstellung von Häckselmaschinen beschränken, da für die Dreschgeräte zu wenig an Rohmaterial zu bekommen war. Die Jahre danach waren für Epple und Buxbaum allerdings wieder Wachstumsjahre. Auch der Umstand, dass beispielsweise der wichtigste österreichische Konkurrent Hofherr und Schrantz, der in Niederösterreich ansässig war, von den sowjetischen Besatzern beschlagnahmt wurde, war für den Absatz von Epple und Buxbaum nicht unvorteilhaft. 78

In den 1950er Jahren kristallisierte sich eine Modernisierung in der Dreschtechnik heraus. Während die Dreschmaschine die Dreschaufgaben statisch durchführt, also das Getreide zuerst geschnitten und dann zur Maschine gebracht werden muss, kombiniert der Mähdrescher zwei Arbeitsschritte in einen, also das Getreide wird gemäht und sofort gedroschen. Der Absatz an klassischen Dreschmaschinen verringerte sich dadurch.

78 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010; S.129

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Epple-Buxbaum reagierte natürlich auf diese Entwicklung und präsentierte im Jahr 1952 den ersten gezogenen Mähdrescher. Das Attribut "gezogen" bedeutet, dass der Mähdrescher durch einen Traktor gezogen werden muss und kein selbständiges Kraftfahrzeug ist. Der nächste Schritt war die Konstruktion eines selbstfahrenden Mähdreschers. Bereits im Jahr 1958 präsentierte man das Modell "Epple Mobil" mit einer Schnittbreite von 1,90 m und 35 PS Leistung. Der Bau von selbstfahrenden Mähdreschern verhalf dem Unternehmen zu großen Umsatzsteigerungen in den 1960er Jahren, auch die anderen Produkte wie Häcksler und Strohpressen konnten erfolgreich abgesetzt werden.79 1964 wurde damit begonnen eine Kartoffelerntemaschine, unter der Lizenz der deutschen Firma Tröster, zu bauen. Durch die Verbreitung des Maisanbaus nördlich der Alpen entwickelte Epple auch bald darauf eine Maiserntemaschine. In den folgenden Jahren verbreiterte Epple und Buxbaum sein Sortiment, auch aus dem Landwirtschaftssektor hinaus. So begann man in einem Tochterunternehmen mit der Herstellung von Kunststoffsilos, auch Gittermasten für Stromleitungen, Industrietore und Drehautomaten wurden in das Sortiment aufgenommen. Die Entwicklungen in der Landwirtschaft machten es schlussendlich dann für Epple und Buxbaum unrentabel, eigene Mähdrescher herzustellen. So stellte man zu Beginn der 1980er Jahre die Mähdrescherproduktion ein und übernahm dafür die Generalvertretung von John Deere. Die 1980er Jahre sollten aber nicht nur das Ende der Mähdrescherproduktion bei Epple und Buxbaum einläuten, sondern auch das Ende für das gesamte Unternehmen. Problematisch war vor allem die schlechte wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft. Insbesondere die noch selbst erzeugten Grünlandmaschinen, die hohe Gewinnspannen für das Unternehmen brachten, verkauften sich schlecht. Im Jahr 1982/83 wies das Unternehmen einen Verlust von zirka 10,5 Mio.

79 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010; S.185

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Schilling aus80. Auch die folgenden Jahre brachten keine wirtschaftliche Erholung des Unternehmens. Trotz der Veräußerung von Anlagevermögen (ungenutzte Grundstücke und Gebäude), eines rigiden Rationalisierungskurses und der Auflösung von Rücklagen entstand im Geschäftsjahr 1984/1985 ein Verlust von 19,7. Mio Schilling. Die Eigenmittel betrugen 4,3 Mio. Schilling und das Fremdkapital 234,6 Mio. Schilling. Kurzum war das Unternehmen stark verschuldet. In den Folgejahren erholten sich einzelne Sparten des Unternehmens wieder leicht. Doch externe Effekte beeinflussten den Absatz des Unternehmens auch wieder sehr negativ. Durch den Reaktorunfall im Atomkraftwerk Tschernobyl in der ehemaligen Sowjetunion im Frühjahr 1986 wurden auch viele landwirtschaftliche Flächen in Österreich mit Strahlung kontaminiert. Auf diesen Flächen durfte daher nicht geerntet werden; viele Landwirte mussten das Futter für die Tiere zukaufen. Dies schränkte die Investitionsmöglichkeiten der betroffenen Landwirte massiv ein und geplante Landmaschinenkäufe wurden gestrichen und verschoben. In einer wirtschaftlich angespannten Situation sind derartige Umsatzeinbrüche für ein Unternehmen sehr bedrohlich. Neben dem Problem beim Absatz von Landmaschinen lief das Geschäft mit den Gittermasten für Hochspannungsleitungen auch bescheiden. Zwei große Energieprojekte waren in den vorhergehenden Jahren in Österreich verhindert worden - das Atomkraftwerk Zwentendorf und das Donaukraftwerk in Hainburg. Dies bremste die Investitionsfreudigkeit der E- Wirtschaft in Österreich81. Auch Pläne des Vorstands, die einzelnen Geschäftszweige in eigene Gesellschaften zu gliedern, wurden nicht umgesetzt. Letztendlich musste das Unternehmen geschlossen werden. Mit 10. Juli 1987 wurde die Epple-Buxbaum-Werke-Aktiengesellschaft aus dem Handelsregister

80 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010 S.273 81 vgl. Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010 S.285

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gelöscht. Der Bereich "landwirtschaftliche Maschinen" wurde an den deutschen Landmaschinenhersteller Mengele verkauft. Teile der Betriebsanlagen und Grundstücke gingen an die Firma Fronius und die ÖBB.

Trodat

Ein international tätiger und weitverbreitet bekannter Stempelhersteller ist das Unternehmen Trodat mit Sitz in Wels. Seinen Ursprung hat das Unternehmen im 18. Bezirk der Bundeshauptstadt Wien. Dort war Franz Just als Handelsvertreter für Stempel tätig. Im Jahr 1912 gründete Just ein Unternehmen und begann Stempel selbst herzustellen.82 Das Geschäft mit Stempelwaren florierte und Just konnte den Betrieb bald vergrößern. Während der Okkupation Österreichs durch Hitlerdeutschland verkaufte Just neben Stempeln auch NSDAP-Abzeichen und Ähnliches, außerdem konnte er seine Produkte auch in den deutschen Raum exportieren. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Absatzmöglichkeiten für Unternehmen schwierig, vor allem Exportgeschäfte waren nur unter Auflagen durchführbar. Dem Betrieb gelang es jedoch den Absatz durch den Verkauf vonLagerwaren und mit Tausch- und Kompensationsgeschäften aufrecht zu erhalten. Aufgrund der mangelnden Erweiterungsmöglichkeiten und auch wegen der sowjetischen Besatzung in Teilen Wiens und rund um Wien wurde ab den Jahren 1946 und 1947 nach einem neuen Betriebsstandort gesucht. Dieser wurde dann in der Linzer Straße in der Stadt Wels gefunden, 1950 wurde das erste Werk in Wels errichtet.83 Der Erwerb eines Grundstücks gestaltete sich damals aber sehr schwer, da

82 Vgl. Hofer, Andreas; Historisch-betriebswirtschaftliche Analyse der Entwicklung der Stempelindustrie im Allgemeinen und der Firma Trodat Werke F. Just& Söhne im Besonderen; Bad Wimsbach 1986 83 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie und Messewesen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs; Wels 1988; S. 233

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aufgrund der unsicheren Lage und des schwachen Schillings Realitäten nur in Notfällen gegen Bargeld verkauft wurden. Das Grundstück in Wels wurde im Tausch gegen Zucker verkauft. Später wurde auch noch ein angrenzendes Grundstück dazugekauft, dies im Tausch gegen einen Spezialmotor. Man plante damals neben der Errichtung eines Betriebsgebäudes auch ein Wohnhaus auf dem Grundstück ein, da in Wels aufgrund der knapp vorhandenen Wohnungen zu wenige Arbeitskräfte verfügbar waren. Hierfür konnten damals auch Mittel aus dem ERP Fonds lukriert werden.84

Das Unternehmen wurde im Jahr 1970 in die „Trodat-Werke Franz Just und Söhne“ mit Sitz in Wels und in die Firma „Franz Just und Söhne“ mit Sitz in Wien aufgeteilt. Die Produktion konzentriert sich nur auf den Standort Wels. Der Betrieb arbeitet sehr innovationsfreudig und hat bereits zahlreiche Patente angemeldet. Neben einer starken Marktdurchdringung in Österreich ist Trodat auch stark im Export tätig. Das Unternehmen unterhält Tochterfirmen unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, den USA, China und Indien. Der Umsatz betrug im Jahr 2013/14 zirka 154 Mio. Euro. Trodat beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeiter.85

TGW

Die TGW Gruppe in Wels ist ein Global Player im Bereich der unternehmensinternen Logistiksysteme. Das Unternehmen wurde im Jahr 1968 als „TGW – Transportgeräte Ferrum, Ackermann & Co KG“ mit 10 Mitarbeitern gegründet und beschäftigte sich in der Anfangszeit mit der Herstellung von Transportgeräten, Förderanlagen und

84 vgl. Trodat GmbH; http://www.trodat.net/de-DE/uebertrodat/unternehmen/100- Jahre/Trodat/Pages/Geschichte.aspx; 05.03.2015 85 vgl. Trodat GmbH; http://www.trodat.net/de- DE/uebertrodat/unternehmen/Pages/Firmenstruktur.aspx; 05.03.2015

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Lagereinrichtung.86 Mit den Jahren wurden die Produktpalette sowie die Mitarbeiteranzahl stetig größer. Die TGW Gruppe ist heute einerseits Hersteller von Teilen für Intralogistiksysteme und andererseits auch als Dienstleister im Bau und der Nachbetreuung von Intralogistiksystemen tätig. Es werden Lösungen für unterschiedlichste Branchen wie beispielsweise Flughäfen, Krankenhäuser, Fahrzeughersteller oder Pharmaproduzenten angeboten. Neben der physischen Anlagenausstattung werden auch eigene Softwarelösungen eingesetzt.87

Abb.19: Fördersystem in der Vorzone eines Automatiklagers Quelle: TGW Logistics Group GmbH; http://www.tgw-group.com/fileadmin/user_upload/press- pictures/Solution_Conveyor_Mini-load_Warehouse_2.JPG; 28.08.2013

Die Unternehmenszentrale befindet sich in der Welser Boschstraße. TGW hat mittlerweile neben Niederlassungen oder Tochterunternehmen in ganz Europa (Spanien, England, Polen etc.) auch Standorte in Brasilien, China und den Vereinigten Staaten von Amerika .

86 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie und Messewesen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs; Wels 1988; S. 225 87 TGW Logistics Group GmbH; http://www.tgw-group.com/at-de/unternehmen/profil/; 10.10.2014

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Im Wirtschaftsjahr 2012/2013 erzielte TGW einen Umsatz von zirka 455 Millionen Euro und beschäftigte etwa 1680 Mitarbeiter.88

Landena - Knorr

Das Unternehmen Knorr hat seinen Ursprung im Baden-Württembergischen Heilbronn. Der österreichische Standort war in Vorarlberg. Im Jahr 1906 entschloss man sich aber bei Knorr, die österreichische Niederlassung aufgrund der verkehrsgünstigeren Lage und der vorhandenen landwirtschaftlichen Rohstoffe nach Wels zu verlagern.89 Das in Wels produzierte Sortiment umfasste Teigwaren und Fertigsuppen. 1951 wurde das Produkt „Goldaugensuppe“ auf den Markt gebracht. Die neue Fertigsuppe war ein Kassenschlager und verhalf dem Unternehmen zu einer Umsatzsteigerung von 67% innerhalb eines Jahres. Im Laufe der Jahre erweiterte Knorr das in Wels erzeugte Sortiment um Kindernahrung, Maisprodukte, Würzen, Saucen, Speiseöl, Futtermittel und Dextrose90. Im Jahr 1984 machte der Standort Wels einen Umsatz von einer Milliarde Schilling. Der Mitarbeiterhöchststand belief sich in den 1960er Jahren auf zirka 600 Personen. Das Unternehmen Knorr wurde 1973 an den amerikanischen Konzern CPC- International verkauft. Im Jahr 2001 ging CPC-international im Unilever Konzern auf, der 2002 beschloss das Welser Werk an Landena (Ennstaler Landgenossenschaft) zu verkaufen. Der Standort in Wels firmierte fortan unter Landena Wels KG und produzierte noch einige Jahre im Auftrag von Unilever Knorr-Produkte. Dieser Auftrag wurde der Landena Wels KG aber im Jahr 2010 entzogen, was zur Folge

88 vgl. OÖ Nachrichten; Welser Logistikanlagenbauer TGW mit mehr Umsatz und weniger EBIT; 27.08.2013 89 Vgl. Unilever Austria GmbH; http://www.knorr.co.at/home/about; 15.09.2014 90 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie und Messewesen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs; Wels 1988; S. 192-193

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hatte, dass ein Teil der Mitarbeiter gekündigt werden musste91

Heute werden bei Landena Wels Suppen, Fertiggerichte und Ähnliches für den Einzelhandel und Großverbraucher produziert. Der Mitarbeiterstand beträgt zirka 70 Personen, der Umsatz hat im Jahr 2013 etwa 15 Millionen Euro betragen.92

Fritsch

Der Gründer der Unternehmensdynastie Franz Fritsch war ursprünglich Bahnbau-Unternehmer und an der damaligen Kaiserin Elisabeth Bahn Gesellschaft (heute die Westbahnstrecke) beteiligt. Zudem leitete er den Bau der Bahnstrecke zwischen Wels und Passau; diese Bahnstrecke wurde im Jahr 1861 fertiggestellt. Da Fritsch gelernter Müller war und aus der Wiener Gegend kam, in der vor allem die Verarbeitung von ungarischem Weizen auf dem Vormarsch war, erkannte er, dass das Müllereiwesen in Oberösterreich zu der damaligen Zeit den technischen Möglichkeiten stark hinterher hinkte. Aus diesem Grund plante Fritsch auf dem Gelände der „Plachenmühle“ in Wels eine amerikanische Kunstmühle zu errichten.93 Eine Kunstmühle mahlte im Gegensatz zu den klassischen Mühlen nicht mit Mahlsteinen, sondern mit Mahlwalzen. Diese Mühlenart verfügte auch über eine technisch raffinierte Mehlartensortierung sowie über einen Aufzug, der das Schleppen der Mehlsäcke erübrigte94. Der Name „Kunstmühle“ resultiert aus der Bewunderung für die Ingenieurskunst, die sich hinter dieser technischen Apparatur verbirgt.

Nach einem langen behördlichen Genehmigungsverfahren gelang es Fritsch, die erste Welser Kunstmühle im Jahr 1865 zu eröffnen.

91 Lehner, Josef; in: OÖ Nachrichten; Landena rettet nach Ausstieg von Knorr Welser Suppenfabrik; 18. Juni 2011 92 vgl. Landena Wels KG, http://www.landenawels.at/unternehmen/fakten/; 14.01.2015 93 Vgl. Holter, Kurt; Chronik der Welser Kunstmühle und der Familie Fritsch; Wels 1949; S.35 94 Vgl. Riedelbauer, Barbara; Das Mühlensterben: Strukturveränderungen in der österreichischen Mühlenwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert; Linz 1995; S. 5

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Trotz anfänglicher Skepsis der Bevölkerung gegenüber dem Weizenmehl stabilisierte sich der Absatz nach einiger Zeit. Im Jahr 1871 wurde der Betrieb um eine Bäckerei erweitert, 1876 erwarb Franz Fritsch die Gattermayrmühle, um dort Roggenmehl zu produzieren. Franz Fritsch verstarb im Jahr 1886, sein Sohn Justin, der das Geschäft übernahm, starb nur 5 Jahr später im Jahr 1891. Justin Fritsch hinterließ eine Frau und zwei minderjährige Söhne, namens Alfred und Egon. Der Betrieb wurde einige Jahre durch die Witwe und einen angestellten Direktor fortgeführt, ohne jedoch Erweiterungen oder Umbauten durchzuführen. Eine Weiterentwicklung des Unternehmens erfolgte erst mit den Eintritten von Alfred und Egon in die Geschäftsleitung. Im Jahr 1901 wurde das Turbinenhaus umgebaut und eine Betriebsfeuerwehr gegründet, 1906 erfolgte eine Erweiterung der Weizenmühle. Alfred Fritsch gründete 1906 auch gemeinsam mit seinem Schwiegervater Johann Weinzierl die „Welser Deckenfabrik“ auf dem Gelände des Herminenhofs. Im Jahr 1913 wurde mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz eine wichtige infrastrukturelle Maßnahme gesetzt, 1915 wurden die Geleise auch mit elektrischen Oberleitungen versehen. Ein Jahr später im Jahr 1916 ging die Teigwarenfabrik in Betrieb, die anfänglich eine Tagesproduktionsmenge von 1.500 Kilogramm vorweisen konnte. Der Absatz war allerdings zu Beginn problematisch, da die Bevölkerung den industriell gefertigten Teigwaren eher skeptisch gegenüber stand. Der Zerfall der Habsburgermonarchie brachte die Firma Fritsch in Rohstoffprobleme, da Importe aus den anderen Kronländern nach 1918 nur mehr schwer möglich waren, dies betraf vor allem ungarischen Weizen. Nach einigen Jahren stabilisierte sich die Produktion allerdings wieder. In den 1920er Jahren wurde vor allem in den Fuhrpark des Unternehmens investiert. Neben der Anschaffung von drei PKWs und einem LKW wurde auch in die notwendige Infrastruktur für den Betrieb des Fuhrparks wie Garagengebäude

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oder eine Tankstelle investiert.95

Die 1930er Jahre waren gekennzeichnet von einer Modernisierung der Mühleninfrastruktur und einer Erweiterung um zusätzliche Gerätschaften. Die Gerätschaften waren nicht auf dem aktuellen technischen Stand, die allgemeinen wirtschaftlichen Voraussetzungen erforderten aber eine effizientere Produktion und eine höhere Produktionsmenge, um auch neue Absatzgebiete beliefern zu können. 1933 wurde mit den Umbauarbeiten begonnen, die sich bis in die 1940er Jahre hineinzogen. Die Mühle wurde auch durch Kriegseinwirkung beschädigt, 1944 traf eine Fliegerbombe die Produktionshallen, dieser Schaden konnte erst im Jahr 1948 wieder vollständig ausgebessert werden. Im Jahr 1941 traten die Söhen von Alfred Fritsch, Carl und Walter Fritsch, in das Unternehmen als Miteigentümer ein. Carl war promovierter Jurist und Wirtschaftswissenschafter und Walter war Maschinenbauingenieur. Vor ihrem Eintritt in das Unternehmen sammelten die Brüder Erfahrungen bei verschiedenen anderen Mühlenunternehmen. Mit dem Anschluss an Hitlerdeutschland erlebte die Fritschmühle einen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis Anfang der 1940er Jahre anhielt. Gegen Ende des Krieges und unmittelbar danach war die Produktion aber schwer aufrecht zu erhalten, denn Rohstoffe waren Mangelware und viele Arbeiter waren zum Kriegsdienst eingezogen oder in Gefangenschaft.

1949 übernahm Alfred Fritsch jun. das Apotheken- und Pharmaunternehmen von Hubert Richter, welcher der Schwager seines Onkels Egon Fritsch war. Die Familie Fritsch stieg somit in die Tradition der Apothekerfamilie Richter ein. Die Richter Pharma AG existiert bis heute und ist ein erfolgreiches Unternehmen im Bereich der Erzeugung und des Großhandels von Pharmaprodukten. Die Zentrale befindet sich im Gebäude der ehemaligen Kunstmühle in der

95 Vgl. Holter, Kurt; Chronik der Welser Kunstmühle und der Familie Fritsch; Wels 1949; S.68

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Maria-Theresia-Straße 41, wo zirka 120 Mitarbeiter, des insgesamt 370 Mitarbeiter großen Unternehmens, arbeiten.96

Der Druckereibetrieb „Welsermühl“ wurde im Jahr 1928 gegründet. Egon und Alfred Fritsch wurden Gesellschafter der Druckerei von Karl Dusl und verlegten diese von der Salzburger Straße in das Betriebsareal der Fritschmühle. Die Druckerei mit eigenem Verlag wurde technisch stark modernisiert und erlangte über die Jahre einen hervorragenden Ruf. Der Druckereibetrieb Welsermühl wurde nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Jahr 1998 an die WUB - Wagner´sche Universitätsdruckerei in Innsbruck verkauft97.

Im Jahr 1990 wurde die Fritschmühle an die Vonwiller Gruppe aus Schwechat bei Wien verkauft. Nach einem zehnjährigen Weiterbetrieb wurde der Betrieb der Fritschmühle aufgrund einer Strukturbereinigung innerhalb des Vonwiller- Konzerns im Jahr 2000 eingestellt.98

Vereinigte Fettwarenindustrie (VFI)

Neben Knorr und Fritsch ist auch die Vereinigte Fettwarenindustrie ein bedeu- tender Nahrungsmittelproduzent in Wels. Im Jahr 1908 errichtete die in Linz ansässige Estermann AG eine Speiseöl- und Margarineraffinerie in der Welser Vogelweiderstraße.99 Die Gesellschaft betrieb auch eine Seifenfabrik in Linz, die später aufgrund der Errichtung der Göring Werke in Linz aber auch nach Wels übersiedeln musste.

96 vgl. OÖ Nachrichten; alte Kunstmühle wird Zentrum für Entwicklung neuer Medikament; Ausgabe vom 30.6.2009 97 vgl. Mathis, Gerhard; WUB übernimmt Welsermühl zu 100 Prozent; in: Onlineausgabe des Wirtschaftsblattes; Ausgabe vom 24.03.1998; http://wirtschaftsblatt.at/archiv/unternehmen/943709/index; 04.07.2013 98 vgl. Wirtschaftsblatt; http://wirtschaftsblatt.at/archiv/unternehmen/972087/index; 17.01.2015 99 Vgl. Dietl, Rudolf G.; Lebendige Vergangeheit; Wels 2007; S. 214

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Hauptgesellschaft der Estermann – Vereinigte Fettwaren Industrie AG war die Unternehmerfamilie Weihs aus Linz, die neben diesen Unternehmensanteilen auch in der Baustoffindustrie und dem Bergbau engagiert war. Da diese Familie jüdische Wurzeln hatte, wurde ihr Vermögen nach der Machtübername der Nationalsozialisten beschlagnahmt.100 Nach dem Krieg wurden der Familie diese Unternehmensanteile wieder refun- diert.

Im Jahr 1979 ging die Estermann AG in der Vereinigten Fettwarenindustrie auf. Neben Estermann gehörten auch die Vegetabile Ölfabrik Wien und die Fettewerke Rauch KG der VFI an101. In den 2000er Jahren konnte das Unternehmen die Fettwarenproduktion des Lebensmittelkonzerns Unilever in Österreich übernehmen. Das Unternehmen besteht bis heute und erzeugt bekannte Markenprodukte wie Bona, Kronenöl, Osolio oder Frivisa. Der Jahresumsatz lag 2012 bei zirka 156 Mio. Euro, das Unternehmen be- schäftigt etwa 130 Mitarbeiter.102

E-Werk Wels

Das Unternehmen wurde im Jahr 1899 als Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk Wels gegründet. Es befand sich im Besitz der Österreichischen Union-Elektrizitätsgesellschaft Wien. Die Stadt Wels fungierte als strategischer Partner, da sie ein vitales Interesse an der kommunalen Versorgung mit Strom hatte. Im gleichen Jahr erhielt das Unternehmen eine Konzession zur Errichtung einer Wasserkraftanlage in Traunleiten. Im Jahr 1901 ging die Kraftanlage mit 250 Kilowatt Leistung in Betrieb, vorerst wurde die Stadt Wels mit elektrischer Energie versorgt. In den Jahren bis zum ersten Weltkrieg wurde das Versorgungsgebiet stetig

100 Vgl. Schauflinger Michael; Welser Unternehmensgründungen im Zeitraum 1873 bis 1918 mit Schwerpunkt Industrie; Thalheim 2011; S.95 101 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie und Messewesen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs; Wels 1988; S. 195 102 vgl. Vereinigte Fettwarenindustrie Gesellschaft mbH; http://www.vfi.co.at/; 28.08.2014

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ausgebaut, so erhielten beispielsweise die Nettingsdorfer Papierfabrik, die Gemeinde Bad Schallerbach oder die Linzer Straßenbahn Energie aus Wels. Insgesamt stieg die Nachfrage nach elektrischer Energie in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gewaltig. Nach dem ersten Weltkrieg erwarb die Stadt Wels die Mehrheit der Aktien des Unternehmens. 1936 wurde das „Elektrohaus“ am Kaiser-Josef-Platz eröffnet, wo es möglich war, elektrische Geräte oder Radios zu erwerben. 1941 wurde das Stadtgaswerk gepachtet, das aus Steinkohle Gas erzeugte. Diese Produktionsweise wurde bis 1961 aufrechterhalten, dann wurde das Gaswerk von Kohlegas auf Propangas umgerüstet. 1960 wurde das Fernheizkraftwerk in Wels-Lichtenegg in Betrieb genommen.103 Propangas hielt sich nur etwa 10 Jahre, im Jahr 1972 erfolgte die Umstellung auf Erdgas. In den 1980er und 1990er Jahre wurden die Geschäftsbereiche stetig erweitert, so erfolgte der Einstieg in die Wasserversorgung, die Übernahme des Welser Kanalnetzes oder der Einstieg in die Telekombranche durch strategische Beteiligungen. Die 2000er Jahre standen ganz im Zeichen der Konzentration auf erneuerbare Energien, im Jahr 2007 wurde das Wasserkraftwerk Breitenbach eröffnet, im Jahr 2004 beteiligte sich das E-Werk bei einem Solarstromproduzenten. Neben der Versorgung mit kommunalen Dienstleistungen und mit Energie ist das E-Werk Wels auch im Elektroanlagenbau und in der Beratung tätig104.

103 vgl. Schauflinger Michael; Welser Unternehmensgründungen im Zeitraum 1873 bis 1918 mit Schwerpunkt Industrie; Thalheim 2011; S.264 104 vgl. Elektrizitätswerk Wels AG, http://www.eww.at/e-werk-wels-ag/geschichte.html; 19.11.2013

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Teufelberger Seile

Das Unternehmen Teufelberger stellt Seile aus Stahl und speziellen Kunststoffen für verschiedenste Anwendungsbereiche her. Der Ursprung des Unternehmens lässt sich auf das Jahr 1790 zurückverfolgen, als die Familie Teufelberger eine Seilerei in Bad Wimsbach (Bezirk Wels-Land) betrieb. Im Jahr 1901 übersiedelte das Unternehmen nach Wels105. Zur damaligen Zeit wurden die Seile noch aus Naturfasern wie Hanf erzeugt. Erst im Jahr 1961 erfolgte die Umstellung der Seilproduktion von Naturfasern auf Kunststofffasern.

Auch wurde 1960 die Produktpalette um Drahtseile erweitert, in diesem Jahr wurden die Drahtseilwerke Teufelberger eröffnet106. Die Produktion von Stahlseilen wurde durch den Kauf des Seilwerks St. Aegyd im Traisental, welches sich vorher im Besitz der Voest Alpine Austria Draht GesmbH befand, zusätzlich stark erweitert107 108. Die Stahlseile der Teufelberger Gruppe werden unter anderem bei Seilbahnen, Aufzügen, Kränen, Forstwinden und im Bergbau eingesetzt. Die Seile aus Kunststofffasern bieten einen breiten Einsatzbereich im Schiffsverkehr als Taue, als Kletter- und Sicherungsseile oder auch in der Forstwirtschaft. Die dritte Produktsparte nennt sich „Fibers + Plastics“. Hier werden Schnüre und Bänder zur Verpackung verschiedenster Produkte erzeugt, beispielsweise für das Binden von Strohballen oder das Verpacken von Baustoffen.

Im Jahr 2006 gründete Teufelberger die „Teufelberger composites GmbH“, die sich mit der Herstellung von Verbundwerkstoffen beschäftigt.

105 vgl. Pender, Stefan; Ist the Czech Republic an interesting market for an Austrian producer of steel wire ropes?; Linz 2003; S.5 106 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie- und Messewesen seit dem Ende des 2. Weltkrieges; Wels 1988; S. 233 107 vgl. Teufelberger kauft Werk; in: Wirtschaftsblatt; Ausgabe vom 24.02.2001 108 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie- und Messewesen seit dem Ende des 2. Weltkrieges; Wels 1988; S. 197

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Hier werden Leichtbau-Bauteile für die Luftfahrt, für die Medizintechnik aber auch für das Bauwesen erzeugt, die extrem robust sind, aber nur einen Bruchteil eines vergleichbaren Teils aus Metall wiegen. Die Herstellung eines solchen Teils basiert auf der Umwicklung eines Gerüstes oder Skelettes aus Kunststoff oder Metall mit Fasern. Die Fasern werden je nach gewünschter Materialeigenschaft in verschieden Schichten und Richtungen miteinander verwoben. Anschließend erfolgt der Überzug mit einer Epoxyd Harz Matrix, der die Struktur festigt und verbindet. Verglichen mit einem ähnlichen Teil aus Stahl oder Aluminium liegt der größte Vorteil eines aus Verbundwerkstoff hergestellten Werkstücks im geringeren Gewicht. Durch die verschieden Materialien werden aber auch verschiedene gewünschte teilweise gegenteilige Eigenschaften wie Elastizität und Härte kombinierbar. Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2013 an fünf Standorten mit insgesamt 850 Mitarbeitern einen Umsatz von zirka 182 Millionen Euro, die Exportquote beträgt mehr als 90 Prozent109.

EWE Küchen

Ein wichtiger Vertreter der holzverarbeitenden Industrie in Wels ist das Unternehmen EWE Küchen, welches, wie der Firmenname schon besagt, Einbauküchen herstellt. Die Gründung des Unternehmens geht auf die 1960er Jahre zurück, es entstand ursprünglich aus der Tischlerei Eisenhuber110. Im Jahr 1967 erwarb Wilhelm Pachner die Tischlerei und gab dem Unternehmen den Namen „ewe“. Auch die Produktpalette wurde umgestellt. Die bislang hergestellten Küchenkredenzen wurden nicht weiter produziert, nunmehr begann man mit der Produktion von Einbauküchen,

109 vgl. Teufelberger Holding AG, http://www.teufelberger.com/about-us/zahlen-fakten.html; 14.08.2014 110 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie- und Messewesen seit dem Ende des 2. Weltkrieges; Wels 1988; S. 184

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die sich größerer Beliebtheit erfreuten111. Das Unternehmen arbeitete in den kommenden Jahren an verschiedenen Produktinnovationen, vor allem was Produktdesign und Ergonomie betraf. 1997 präsentierte ewe beispielsweise die „ewe XL“, eine Küche, die sich in ihrer ergonomischen Gestaltung daran orientiert, dass die durchschnittliche Körpergröße der österreichischen Bevölkerung im Steigen ist beziehungsweise auch tendenziell mehr Männer kochen, die eine größere Durchschnittsgröße als Frauen aufweisen.

Im Jahr 2004 verkaufte der ewe Gründer Wilhelm Pacher seine Unternehmensanteile an den schwedischen Küchenhersteller nobia112. Die beiden Werke in Oberösterreich, ewe in Wels und FM in Freistadt, bleiben aber weiterhin bestehen.

Berglandmilch eGen

Die Berglandmilch Genossenschaft ist ein Molkereikonzern, dessen Hauptsitz sich in Wels befindet. Die Gründung dieser Genossenschaft liegt nicht sehr lange zurück. In den Jahren 1995/96 schlossen sich 6 Molkereien aus Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und der Steiermark zur Berglandmilch zusammen113.

Folgende Unternehmen waren die Gründungsmitglieder: x Schärdinger Landmolkerei x Linzer Molkerei x Milchunion Alpenvorland (Unteres Mühlviertel, Region Steyr) x Bäuerliche Milchunion (Kärnten)

111 vgl. ewe Küchen GmbH; http://www.ewe.at/de/unternehmen/geschichte/1967-1973; 11.03.2014 112 vgl. Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH; Elektrojournal vom 17.11.2004; http://www.elektrojournal.at/ewe-kuechen-geht-zu-100-ins-eigentum-der-schwedischen-nobia- gruppe-ueber-22559.html; 11.03.2014) 113 vgl. Berglandmilch eGen; http://www.berglandmilch.at/ueber-uns/?id=28; 27.02,2014

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x Molkerei im Mostviertel x Milchverarbeitung Desserta (Steiermark)

Der Grund für diese Konzentration war nicht nur ein individueller Entschluss der Molkereien, sondern ein großer Marktumbruch am österreichischen Molkereisektor in den 1990er Jahren, welcher die bestehenden Betriebe zu einer Umstrukturierung zwang. Die Gebietsregelung für Molkereien wurde aufgehoben, auch trat Österreich 1994 zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und 1995 zur Europäischen Union (EU) bei. Eine Folge dieser Entwicklung war, dass zirka 50% aller Genossenschaftsmolkereien in Österreich aus Rentabilitätsgründen geschlossen wurden114. Auch die Berglandmilch löste die meisten Standorte auf und konzentrierte die Produktion auf wenige größere Einheiten. Zu den Gründungsunternehmen sind in den folgenden Jahren weitere Unternehmen der Berglandmilch Genossenschaft beigetreten, im Jahr 1999 die Rottaler Milchwerke (Bayern), 2010 Tirol Milch und 2011 die Stainzer Milch. Im Jahr 2009 erfolgte der Zusammenschluss der Berglandmilch Genossenschaft und der Landfrisch Molkerei Genossenschaft. Der Hauptsitz der Berglandmilch war zu diesem Zeitpunkt in Pasching bei Linz, die Landfrisch Molkerei war in Wels in der Schubertstraße angesiedelt. An diesem Ort wurde im Jahr 1929 der Welser Milchhof in Betrieb genommen, der auch damals genossenschaftlich organisiert war und zur Versorgung der Welser Bevölkerung mit Milch und Molkereiwaren diente115. Eine Folge des Zusammenschlusses von Bergland und Landfrisch war die Auflassung des Standorts in Pasching und Übersiedlung der Zentrale nach Wels.

2009 verarbeiteten Bergland und Landfrisch zusammen zirka 930 Millionen Kilogramm Rohmilch, was damals in etwa einem Drittel der in Österreich

114 vgl. Macherhammer, Hannes; Die Entwicklung der genossenschaftlichen Milchwirtschaft in Oberösterreich von 1895 bis 1995 dargestellt anhand der Linzer Molkerei reg.Gen.m.b.H; Linz 1995; S. 36 115 vgl. Schuller, Klaus; Welser Industrie- und Messewesen seit dem Ende des 2. Weltkrieges; Wels 1988; S. 197

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erzeugten Rohmilchmenge entsprach116.

Aktuell betreibt die Berglandmilch Genossenschaft 12 Produktionsstandorte. Verglichen zu den 27 Standorten, welche die 6 Gründungsunternehmen im Jahr 1995 insgesamt betrieben haben, ist dies eine deutliche Organisationsänderung innerhalb des Konzerns. Die Genossenschaft erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz von 853 Millionen Euro, beschäftigte zirka 1.500 Mitarbeiter und verarbeitete 1.270 Millionen Kilogramm Rohmilch117. Berglandmilch erzeugt sehr bekannte Molkereiprodukte, wie jene der Marke Schärdinger, Lattella oder Desserta.

Hinterschweiger-Blaimschein

Zwei bekannte Welser Unternehmerfamilien im Wels des 19. und 20. Jahrhunderts waren die Blaimscheins und die Hinterschweigers.

Ludwig Hinterschweiger war seit dem Jahr 1865 Besitzer der Welser Burg und betrieb dort eine Schmalzsiederei. In diesem Unternehmen wurde unter anderem Butterschmalz hergestellt. Aufgrund guter Geschäftskontakte Hinterschweigers konnte das Butterschmalz sogar bis nach Holland verkauft werden. Auch bei der Herstellung von Margarine galt Hinterschweiger als Pionier in Österreich.118

Im Jahr 1880 eröffnete der gebürtige Welser Carl Blaimschein in Wien eine Eierhandlung. Carl Blaimschein war der Stiefsohn Ludwig Hinterwscheigers. Carl Blaimscheins Mutter Therese heiratete nach dem Tod von Carl

116 vgl. Molkerei-Ehe soll „Synergien in Millionenhöhe“bringen; in: Wirtschaftsblatt; Ausgabe vom 04.04.2009; http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/oesterreich/1113811/index; 28.02.2014 117 vgl. Berglandmilch eGen; http://www.berglandmilch.at/ueber-uns/?id=27; 27.02,2014 118 Sandgruber, Roman; Oberösterreicher unter den Wiener Millionären im Jahre 1910; in: Jahrbuch des OÖ. Musealvereins; 157. Band; Linz 2012; S. 578

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Blaimscheins Vater den Unternehmer Ludwig Hinterschweiger. Blaimschein löste 1885 seine Eierhandlung auf und wurde Prokurist in einer Filiale Hinterschweigers in Wien-Fünfhaus, in der mit Eiern und Fettwaren gehandelt wurde.119 Nur 3 Jahre später erwarb Blaimschein diese Filiale von seinem Stiefvater und war ab diesem Zeitpunkt somit wieder selbständig. Ein Jahr darauf kaufte Carl Blaimschein eine Fettschmelze in der heutigen Diefenbachgasse in Wien und wurde damit neben der Tätigkeit als Händler auch zum Fettproduzenten.

1883 gründete Ludwig Hinterschweiger eine Maschinenfabrik und Eisengießerei in Wels-Lichtenegg, 1894 verstarb Ludwig Hinterschweiger und sein Sohn Ludwig Hinterschweiger junior übernahm die Geschäfte.120 Im Jahr 1895 begann Ludwig junior das Unternehmen zu erweitern, unter anderem begann man mit der Herstellung von Ziegeleimaschinen, ein Umstand, der seinem Stiefbruder Carl Blaimschein später dazu verhelfen sollte, ein bedeutender Ziegelfabrikant in Wien zu werden. Während des ersten Weltkrieges erzeugte Hinterschweiger auch Geräte für die österreichisch-ungarische Armee, beispielsweise Feldseilbahnen. Die Maschinenfabrik Hinterschweiger fiel aber 1930 der Wirtschaftskrise zum Opfer und wurde stillgelegt. Das gleiche Schicksal erfuhr die in der Welser Burg befindliche Fettfabrik.121

Anders als seinen Verwandten in Wels sollte es Carl Blaimschein ergehen. Nach dem Kauf einer Fettschmelze im Jahr 1889 gründete Blaimschein mit seinen Mitbewerbern Khuner, Moll und Granichstädten die „Vereinigte Margarine und Butterfabriken Blaimschain, Khuner, Moll und Julius Granichstädten Ges.m.b.H.“. An diesem Unternehmen war auch Petrus Paulus Wiegemann beteiligt, der ein

119 Pauls, Gunther; Kohl, Werner; Zsutty Gerhard; Das Imperium Carl Blaimschein; Wien 2010; S.2; http://www.althofen.at/AvW_Museum/Geschichte_der_Chemie/Das%20Imperium%20des%20 Karl%20Blaimschein.pdf; 16.03.2014 120 vgl. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950; Band 2; Wien 1959; S.325 121 . Sandgruber, Roman; Oberösterreicher unter den Wiener Millionären im Jahre 1910; in: Jahrbuch des OÖ. Musealvereins; 157. Band; Linz 2012; S. 578

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Fettproduzent aus Amsterdam war.122 Obwohl der Margarinemarkt zu dieser Zeit aufgrund eines Streits zwischen Landwirtschaft und Fettproduzenten schwierig war, konnte das Firmenkonglomerat reüssieren. Blaimschein gelang es auch nach einigen Jahren die Anteile seiner Geschäftspartner zu übernehmen und Alleineigentümer der „Vereinigten Margarine- und Butterfabriken Carl Blaimschein“ zu werden. 1924 erweiterte Blaimschein sein Produktportfolio und gründete die „Alma“ Molkerei und Nährmittelfabrik in Wien. Neben den Lebensmittelfabriken unterhielt Blaimschein auch, wie bereits erwähnt, mehrere Ziegeleien in Niederösterreich, diesen Geschäftszweig führte er aber nur wenige Jahre. 1933 starb Carl Blaimschein und seine Witwa Irma Blaimschein übernahm fortan die Geschäftsführung. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation entschied Irma Blaimschein 1937 die Unternehmen an die Nußdorfer Brauerei v. Bachofen & Medinger zu veräußern. 123 Im Jahr 1964 erwarb schließlich die Unilever, die heute einer der wichtigsten Lebensmittelkonzerne weltweit ist, das Unternehmen Vereinigte Margarine- und Butterfabriken Blaimschein.

122 vgl. Pauls, Gunther; Kohl, Werner; Zsutty Gerhard; Das Imperium Carl Blaimschein; Wien 2010; S.7; http://www.althofen.at/AvW_Museum/Geschichte_der_Chemie/Das%20Imperium%20des%20 Karl%20Blaimschein.pdf; 16.03.2014 123 vgl. Pauls, Gunther; Kohl, Werner; Zsutty Gerhard; Das Imperium Carl Blaimschein; Wien 2010; S.9; http://www.althofen.at/AvW_Museum/Geschichte_der_Chemie/Das%20Imperium%20des%20 Karl%20Blaimschein.pdf; 16.03.2014

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Rumpel AG

Der Unternehmensgründer Georg Rumpel war gebürtiger Bayer und ein erfahrener Ingenieur im Bau von Wasserversorgungsinfrastruktur, unter anderem war er vor seiner beruflichen Selbstständigkeit bei den Errichtungen der Wasserversorgung von Bayreuth und Brüx in Nordböhmen beschäftigt. In Brüx war er auch mehrere Jahre als Stadtbeamter tätig, im Jahr 1885 erwirkte Rumpel dann die Berechtigung als selbstständiger Wasserbauunternehmer tätig zu sein.124

Zwei Jahre später fand Rumpel einen Geschäftspartner, den Ingenieur Adolf Niklas. Die beiden Compagnons erhielten den Auftrag die Wasserversorgung von Teplitz zu planen und zu errichten, das war auch der Grund, warum das Unternehmen sein Standort nach Teplitz verlegte. Der Bau von Wasserrohrleitungen und Abwasserleitungen war das Kerngeschäft des Unternehmens, auch die Stadt Linz ließ Teile ihrer Wasserversorgung von Rumpel errichten, später erweiterte man das Portfolio auch auf Tiefbohrprojekte wie beispielsweise bei Thermalquellen. Durch die erhöhte Temperatur des Thermalwassers war die Verwendung von Druckrohrleitungen notwendig, die vom Unternehmen ebenfalls geliefert werden konnten. Rumpel verlegte nach der Trennung von seinem Geschäftspartner Adolf Niklas den Unternehmenssitz im Jahr 1896 von Böhmen nach Wien.125

In den weiteren Jahren wurde das Unternehmen vergrößert und die Produktpalette erweitert. So beschäftigte sich das Unternehmen nicht nur mit dem Bau von Wasserleitungen, Kanalsystemen und Druckrohrleitungen, sondern auch mit Heizungsanlagen, Öfen und Tankstelleneinrichtungen. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs bescherte dem Unternehmen eine Vielzahl an Aufträgen, vor allem in Kasernen, Lazaretten und Gefangenen- und

124 vgl. Fiereder, Helmut; Tradition und Fortschritt – 100 Jahre G. Rumpel; Wels 1987; S. 19-21 125 vgl. Fiereder, Helmut; Tradition und Fortschritt – 100 Jahre G. Rumpel; Wels 1987; S. 28

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Flüchtlingslagern. Rumpel beschäftigte im Jahr 1914 etwa 2.000 Mitarbeiter. Aufgrund der vielen und beinahe nicht bewältigbaren Aufträge und des kriegsbedingten Fertigstellungsdrucks hatte Rumpel teilweise mit Streiks zu kämpfen.126 Nach dem Krieg musste Rumpel mit verschiedensten Problemen herumschlagen. Zum einen stellte sich durch den Zerfall der Donaumonarchie eine geänderte Marktsituation dar. Daher wurde das Unternehmen in einen österreichischen Teil mit Sitz in Wien und einen tschechischen Teil mit Sitz in Teplitz geteilt. Der tschechische Unternehmensteil kooperierte dort eng mit dem deutschen Industriekonzern Mannesmann-Komtau. Mannesmann-Komtau übernahm nach einigen Jahren den tschechischen Teil von Rumpel, Mitte des Jahres 1927 dann auch den österreichischen Teil und somit das ganze Unternehmen. Die Weltwirtschaftskrise, deren Auslöser der Börsencrash im Jahr 1929 war, machte auch nicht vor Rumpel halt und 1932 wurden Teile des Unternehmensbetätigungsfeldes aufgelassen und ein Teil der Mitarbeiter gekündigt. Erhalten blieben die Sparten „Tankstelleneinrichtung“ und „Tiefbohrungen“ – ein Umstand, der auch dazu verhelfen sollte, dass das Unternehmen zu den Pionieren der Erdölförderung in Österreich gehört.127

Nach der Okkupation Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland, erweiterte Rumpel sein Portfolio wieder und das Unternehmen erhielt Großaufträge wie die Industrieverrohrung der Zellstofffabrik in Lenzing und der Hermann Göhring Werke in Linz, der späteren Voest. Der Sitz der Abteilung für Tankstellenausstattung und Erdöl befand sich damals im 21. Wiener Gemeindebezirk. Nach Kriegsende fiel dieser Bezirk unter das Besatzungsgebiet der Sowjetunion, daher wurde dieser Teil der Firma Rumpel von der sowjetischen Besatzung beschlagnahmt und in die Sowjetische Mineralölverwaltung (SMV) eingegliedert.

126 vgl. Fiereder, Helmut; Tradition und Fortschritt – 100 Jahre G. Rumpel; Wels 1987; S. 34 127 vgl. Fiereder, Helmut; Tradition und Fortschritt – 100 Jahre G. Rumpel; Wels 1987; S. 93

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Ein weiterer Unternehmensstandort befand sich in Wien-Siebenhirten (heute 23. Bezirk).

Im Jahr 1945 wurden, noch vor der Kapitulation der deutschen Truppen, Unternehmensteile von Wien nach Frankenburg verlegt. Dort verblieb Rumpel bis zum Jahr 1949, unter anderem wurde die örtliche Wasserversorgung Frankenburgs neu geplant.128 Durch das Verstaatlichungsgesetz vom 17.09.1946 wurde die G. Rumpel Aktiengesellschaft Wien in den Besitz der Republik Österreich genommen.129

Die Übersiedlung von Rumpel nach Wels erfolgte im Jahr 1949. Durch die ERP-Mittel des Marschall-Plans war es möglich, viele Betriebe in Oberösterreich aufzubauen beziehungsweise durch den Krieg zerstörte Anlagen zu reparieren. Durch diesen Investitionsboom konnte Rumpel viele Aufträge an Land ziehen. Im Jahr des Staatvertrags 1955 zählte Rumpel 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von zirka 10 Millionen Schilling. Der beschlagnahmte Unternehmenteil „Erdölwirtschaft“ wurde nach Abzug der sowjetischen Truppen wieder in die Rumpel AG eingegliedert. Das Unternehmen blieb verstaatlicht.

Im Jahr 1970 wurden die Wiener Produktionsstandorte aufgelöst und am Standort Wels zusammengeführt. 1974 erfolgte dann die Eingliederung des Unternehmens in den Voest-Alpine Konzern. Drei Jahre später verschwand der Name Rumpel aus der Unternehmensbezeichnung und die Rumpel AG wurde in die Voest Alpine

128 vgl. Kaiser, Martin; Frankenburg am Hausruck und Redleiten; Band 3; Ried i.I. 2009; S. 127-133 129 vgl. Verstaatlichungsgesetz; http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=1 0006200; 16.08.2014

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Montage Ges.m.b.H. umgegründet, kurz „VAM“.130 Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen 650 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von etwa 500 Millionen Schilling. Der Name VAM wurde im Jahr 1999 durch den neuen Namen VA TECH VOEST Montage GmbH & Co abgelöst, nur zwei Jahre später erfolgte wieder eine Umbenennung in VAM GmbH & Co Anlagentechnik und Montagen. Ab dem Jahr 2000 zog sich die Republik Österreich durch die Privatisierungstendenzen der Bundesregierung aus allen Voest-Beteiligungen zurück. Im Jahr 2003 kaufte sich der deutsche Industriekonzern Bilfinger in das Unternehmen ein, 7 Jahre später war das Unternehmen dann im Alleinbesitz von Bilfinger und firmiert heute unter dem Namen „Bilfinger VAM Anlagentechnik“.131 Das Unternehmen erzielte 2013 an den beiden Standorten Linz und Wels einen Umsatz von 208 Mio. Euro und beschäftigte über 700 Mitarbeiter.132

5.1.2 Welser Wirtschaft außerhalb der Industrie

In einer industriell starken Stadt gibt es gewöhnlich auch aktive Handels- und Gewerbebetriebe. Dies gilt auch für die Stadt Wels, die neben der Bedeutung als Industristadt auch ein regionales Zentrum für Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen ist. Überregional bekannt ist Wels vor allem durch seine Aktivitäten als Messestadt. So finden in Wels regelmäßig die größte Agrarmesse Österreichs oder die Energiesparmesse statt.133 Auch als Handelszentrum ist die Stadt bekannt. In Wels sind über 1.400 Handelsbetriebe angesiedelt, die Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind mit über 2.000 Unternehmen sogar noch stärker vertreten.134

130 vgl. Fiereder, Helmut; Tradition und Fortschritt – 100 Jahre G. Rumpel; Wels 1987; S. 222 131 vgl. Bilfinger VAM Anlagentechnik GmbH; http://www.vam.bilfinger.com/unternehmen/historie/; 20.11.2014 132 vgl. OÖ Nachrichten; Bilfinger-Firmen bauen in Linz und Wels aus; 22.05.2014 133 vgl. Messe Wels GmbH; http://www.messe-wels.at/ne13/?pn=1&ly=2&sn=2000; 18.01.2015 134 vgl. Wirtschaftskammer OÖ, Bezirksstellen Wels; https://www.wko.at/Content.Node/wels/Statistik_Broschuere_Wels_2014.pdf; 06.02.2015

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Einige bedeutende Unternehmenszentralen befinden sich in Wels. So hat z.B. der schwedische Möbelhändler IKEA seiner Zentralverwaltung für Österreich in Wels angesiedelt, ebenso die Sporthandelskette INTERSPORT, die größte Lebensmitteleinzelhandelskette Österreichs SPAR betreibt eine ihrer zwei Zentralen direkt an der Welser Stadtgrenze in der Gemeinde Marchtrenk. Ein wichtiger Dienstleister für die Industrie ist das Welser Transport- und Bauunternehmen Felbermayr, auch der Güterterminal der ÖBB bietet einen infrastrukturellen Vorteil für Welser Unternehmen.

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5.2 Traun

5.2.1 Allgemeines zur Stadt Traun

Traun zählt heute knapp 24.000 Einwohner und bildet den Abschluss des unteren Trauntals, bei Linz liegt bereits die Mündung der Traun in die Donau. Traun entwickelte sicher innerhalb von 150 Jahren von einem relativ überschaubaren Bauern- und Fischerdorf zu einem der wichtigsten Industrieorte Oberösterreichs. Im Jahr 1840 zählte Traun inklusive den Ortschaften St. Dionysen, Wagram und Oedt nur 132 Häuser und 971 Einwohner. Die Bevölkerung bestand aus Landwirten, Handwerkern und vor allem aus Kleinhäuslern. Die Kleinhäusler können als „ländliches Proletariat“ betrachtet werden und stellten potentielle Arbeitskräfte für Betriebe dar.135 Das Vorhandensein der Kleinhäusler, die guten Verkehrsverbindungen und der Mühlbach als Kraftquelle waren die Voraussetzungen, dass in den 1840er Jahren die Industrialisierung in Traun begann. Der erste Industriebetrieb Trauns war, wie für die Zeit üblich, ein Textilbetrieb. Im Jahr 1842 erhielt der aus Böhmen stammende Jan Hudetz die Lizenz für eine Fabrik, die Leinen-, Baumwoll- und Schafwollprodukte erzeugte. Der Betrieb musste aber im Jahr 1846 bereits Konkurs anmelden und die ehemaligen Geschäftspartner Enderlin und Toricelli erwarben den Betrieb und errichteten eine Kattundruckerei. Weitere Unternehmensgründungen zu dieser Zeit waren die Baumwollgespunstfabrik Grimm und Müller sowie die Baumwollspinnereifabrik Schimak und Kubo in St. Martin bei Traun. Die Gründer von Industriebetrieben aus dieser Zeit kamen eigentlich alle nicht aus der Region, sondern aus Teilen der Monarchie beziehungsweise aus dem Ausland. Jan Hudetz kam aus Böhmen, Enderlin aus der Schweiz, Toricelli aus Italien, Kubo und Schimak aus der Region Wien.

135 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort, regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S.25

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Auch der Gründer der ersten Trauner Papierfabrik Feurstein war kein Oberösterreicher, sondern Vorarlberger. Ein Grund dafür war fehlende Kapitalausstattung der autochthonen Bevölkerung. Oberösterreich war im Gegensatz zu anderen Teilen der Monarchie in der Mitte des 19. Jahrhunderts industriell und daher gesamtwirtschaftlich unterentwickelt.136 Die Textilindustrie in Traun war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die vorherrschende Industriebranche in Traun.

30.000

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0

Abb. 20: Entwicklung der Trauner Bevölkerung von 1869 bis 2014 Eigengrafik: X-Achse: Jahr der Volkszählung (inkl. Datum), Y-Achse Einwohnerzahl Quelle: Statistik Austria

5.2.2 Industriebetriebe in Traun

Gabler Band AG

Der Ursprung der Gesellschaft liegt in Wien, wo Josef Gabler im Jahr 1876 ein hauptsächlich in der Dochtproduktion tätiges Unternehmen gründete. Im Jahr 1915 erwarb Gabler die Bandfabrik Fashold in St. Martin bei Traun.

136 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort, regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S. 7

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Die Firma Fashold ging ursprünglich aus dem Unternehmen Kubo und Schimak hervor, welches eine der ersten Industriegründungen in Traun war und in den 1890er Jahren den größten Arbeitgeber in Traun darstellte. Die Fabrik wurde damals auf dem Gelände der ehemaligen Obermühle in St.Martin bei Traun errichtet.137 Fashold kaufte den Betrieb im Jahr 1902 aus einer Konkursmasse und modernisierte ihn stetig. Bereits in den 1890er Jahren begann im Betrieb ein Spezialisierungsprozess auf die Docht- und Köperbandherstellung.

Abb. 18: Betriebsgebäude der Gabler Band AG in St. Martin bei Traun; Quelle: Foto von Alexander Kern

Im Jahr 1937 erwarb Gabler eine Bandfabrik im oberschlesischen Leobschütz, das Unternehmen beschäftigte fortan insgesamt 1.500 Menschen, davon 454 in Traun.138 Durch die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs war der Besitz des Standorts in Oberschlesien aber nicht weiter möglich, da Deutschsprachige nach 1945 in der Tschechei enteignet wurden.

137 vgl. Ertl, Rudolf; Traun: Geschichte und Gegenwart; Traun 1993; S. 47 138 vgl. Ertl, Rudolf; Traun: Geschichte und Gegenwart; Traun 1993; S. 208

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Nach dem zweiten Weltkrieg beschäftigte Gabler in Traun zirka 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Jahr 1955 war Gabler der größte Bandhersteller Österreichs. 1987 wurde das Unternehmen an den Trauner Spezialpapierhersteller Trierenberg veräußert, der es 1995 an die Berger Gruppe weiterverkaufte. Die Gabler AG unterhält neben dem Hauptwerk in Traun heute auch ein Werk im tschechischen Grottau. Es werden Bänder für den Modebereich (Unterwäsche) produziert, aber auch für Medizinprodukte (Bandagen) oder für die Automobilindustrie.139

Friedrich Graumann & Co.

Das Unternehmen Graumann hat seinen Ursprung in Wien, wo im Jahr 1817 der ursprünglich aus Berlin stammende Webermeister Friedrich Graumann eine Weberei gründete. Friedrich Graumann erstand im Jahr 1869 die Konkursmasse der Spinnerei Grimm und Müller. Sein Mitarbeiter und späterer Schwiegersohn Josef Lang wurde beauftragt, die Geschäfte der Fabrik in Traun zu übernehmen und den Betrieb zu modernisieren.140 Das Unternehmen wuchs kontinuierlich, mehrere Zu- und Neubauten, sowie technische Neuerungen wie der Ankauf von mechanischen Webstühlen im Jahr 1874 oder die Umstellung auf Energiegewinnung durch Turbinen 1873 und der stetige Anstieg von Beschäftigten bezeugten eine insgesamt positive Entwicklung. Im Jahr 1914, vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, beschäftigte das Unternehmen zirka 500 Personen, praktisch ein Zehntel der Trauner Bevölkerung.141

139 vgl. Gabler Band Aktiengesellschaft; www.gablerband.at; 19.12.2013 140 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S. 68 141 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S. 150

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Der erste Weltkrieg ließ das Unternehmen in schwere wirtschaftliche Probleme schlittern. Der damalige Geschäftsführer Rudolf Lang, Bruder von Wilhelm Lang, war gezwungen den Spinnereibetrieb aufzugeben und die dafür notwendigen Maschinen zu verkaufen. Das Unternehmen konzentrierte sich auf das Webereigeschäft, das nach anfänglichen Schwierigkeiten bis 1930 ganz ordentlich lief. Die Finanzkrise im Jahr 1930 machte dem Unternehmen dann wieder schwer zu schaffen, da der amerikanische Markt völlig eingebrochen war. Die Brüder Wilhelm jun. und Fritz Lang übernahmen 1933 die Geschäftsleitung, 1945 starb Wilhelm jun. und Fritz Lang war fortan alleiniger Geschäftsführer. 1948 konnte die nach dem zweiten Weltkrieg eingestellte Produktion wieder durch den Erhalt von ERP-Mitteln gestartet werden. Das Unternehmen konnte vor allem durch Exporte große Umsätze erwirtschaften, der Mitarbeiterstand steigerte sich wieder auf 500 Mitarbeiter, dem Niveau vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Ab dem Jahr 1953 wurde die Lage auf dem Textilmarkt zunehmend schwieriger, dies zwang den Geschäftsführer den Betrieb im Jahr 1958 stillzulegen und den Maschinenpark zu verkaufen.142 Die Gebäude blieben im Eigentum der Familie Lang und konnten an verschiedene Unternehmen vermietet werden. Durch die günstige Lage des Betriebsareals im Trauner Stadtzentrum waren die Liegenschaften und Gebäude der Firma Lang sehr begehrt. Auch heute sind diese Gebäude ein Teil des Trauner Stadtbildes und historische Zeugen der Trauner Wirtschaftsgeschichte.

142 vgl. Friedrich Graumann & Co. GesmbH; http://www.graumann.at/firmengeschichte-2/; 26.06.2013

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Abb. 19: Blick vom Trauner Kirchturm auf das Graumann Areal im Jahr 1906, Quelle: Friedrich Graumann & Co GesmbH; http://www.graumann.at/firmengeschichte-2/; 18.09.2013

Trierenberg Holding AG

Ein bedeutender Industriezweig in Oberösterreich ist die Papierherstellung. Aufgrund des zahlreichen Vorhandenseins von Flüssen, Wasser ist bei der Papierherstellung einer der wichtigsten Produktionsstoffe, finden sich im ganzen Bundesland Papierfabriken – so auch im unteren Trauntal. In Traun befinden sich mit den Werken der Tannpapier und der Dr. Feurstein GmbH Weltmarktführer in der Herstellung von Zigaretten- und Spezialpapieren. Es handelt sich hier um eine sehr alte Industriegründung, im Gegensatz zu vielen anderen damals gegründeten Betrieben besteht dieser nach wie vor. Im Jahr 1865 gründete der Vorarlberger Arzt Dr. Feurstein eine Strohpapierfabrik in Traun.143 Die Bedingungen für die Mitarbeiter in der Papierfabrik waren im Vergleich mit den Bedingungen der Arbeiter in den Trauner Textilfabriken sehr gut.

143 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort, regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S.98

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Neben der Bezahlung höherer Löhne wurde bei Dr. Feurstein auch eine betriebliche Krankenkasse zur gesundheitlichen Versorgung der Mitarbeiter eingerichtet, auch Kinderarbeit war verboten. Bereits im Jahr 1870 begann eine Spezialisierung des Betriebs auf die Erzeugung von Zigaretten- und Spezialpapieren. In den 1880er Jahren produzierte die Fabrik jährlich zirka 3.000 Quadratmeter Seiden- und Zigarettenpapier.144 Eine Entscheidung die das Unternehmen auch große Krisen der Papierindustrie überstehen ließ und den Fortbestand bis heute sicherte. Neben der Spezialisierung war das Unternehmen auch für seine Innovationskraft bekannt, es wurde laufend in neue Anlagen und Maschinen investiert. Der Export war für die Papierfabrik auch sehr wichtig, die Produkte wurden bis in den Orient und die USA verkauft. Der Fabriksgründer Dr. Feurstein verstarb im Jahr 1903, seine Witwe verkaufte den Betrieb an Robert Trierenberg, der Zellstoffvertreter war. Somit ist mit dem heurigen Jahr der Name Trierenberg bereits seit über 110 Jahren mit der Papierfabrik Dr. Feurstein und dem späteren Tochterunternehmen Tannpapier verbunden. Im Gegensatz zu den Textilfabriken, die der bedeutendste Industriezweig am Beginn des 20. Jahrhunderts in Traun waren, entwickelte sich das Geschäft der Trauner Spezialpapierfabrik auch in den ökonomisch depressiven Zeiten der ersten Republik vergleichsweise gut. Vor allem aber nach dem zweiten Weltkrieg wurden beachtliche Kapazitätserweiterungen durchgeführt, die auch durch Mittel aus dem ERP- Fonds finanziert wurden. Im Jahr 1962 wurde das Tochterunternehmen Tann Papier gegründet, wenig später stieg der bis vor kurzem noch operativ tätige Gesellschafter Christian Trierenberg in die Geschäftsführung des Unternehmens ein.145 Das Zigarettenpapier aus Traun wurde weiter internationalisiert, Tochterfirmen auf der ganzen Welt wurden gegründet.

144 vgl. Neuhofer, Maximilian; Vom Bauerndorf zum Textilort, regionale Differenzierungen der Industrialisierung in Oberösterreich dargestellt anhand der frühen Industriegeschichte der Stadt Traun (1830-1914); Linz 1989; S.168 145 vgl. Die Presse; Rauchen: Der Zigarettenkönig von Traun; Ausgabe vom 25.05.2013

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Heute produziert Tannpapier etwa 25% des weltweit verkauften Zigarettenfilterpapiers, die Exportquote liegt bei 98%. Nachdem vor allem in Europa und den USA durch politische Einflussnahme der Zigarettenkonsum zurückgedrängt wird, ist Tannpapier auch in neuen Segmenten tätig, beispielsweise in der Herstellung von Dämmstoffen. Die Papierfabrik Dr. Franz Feurstein befindet sich im Eigentum der Delfort AG, die wiederum verschiedenen Privatstiftungen im Einflussbereich der Familie Trierenberg gehört. Die Delfort AG hat auch Standorte in Tirol, Finnland und Tschechien. Die Tannpapier AG ist im Eigentum der Trierenberg Holding.146

Wilhelm und Anton Anger – Carrera-Optyl

Wohl kein anderes Unternehmen prägte die Wirtschaftsgeschichte Trauns so nachhaltig wie die Carrera-Optyl Gruppe der Gebrüder Wilhelm und Anton Anger. Die Familie Anger stammt aus dem schlesischen Schmiedeberg und war vor dem Erlass der Benes-Dekrete und der Vertreibung durch die tschechische Staatsgewalt bereits dort unternehmerisch tätig.147

Über Umwege, unter anderem ein Standort in Bad Hall, fanden die Brüder Anton und Wilhelm Anger nach Traun. Durch den Versuch Flussmittel für das Autogen-Schweißen zu erzeugen und zu vertreiben, erkannte Wilhelm Anger einen Bedarf für Schweißbrillen, die ab 1948 zuerst in Bad Hall und später, ab Jänner 1949, in Traun erzeugt wurden. Das erzeugte Sortiment wurde bald um Wintersportbrillen, günstige optische Brillen (die auf Krankenschein verordnet wurden) und Kunststoffsonnenbrillen erweitert. Durch die positive Entwicklung des Unternehmens wurde im Jahr 1951 ein 2.000 Quadratmeter großes Grundstück angekauft und durch finanzielle

146 vgl. Die Presse; Rauchen: Der Zigarettenkönig von Traun; Ausgabe vom 25.05.2013

147 vgl. Österreichische Kunststoffzeitschrift; Anger – 70 Jahre österreichische Kunststoffgeschichte; Ausgabe 3/4 2014; S.79

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Unterstützung des ERP-Fonds ein neues Firmengebäude errichtet.

In diesem neuen Firmengebäude wurden neue Maschinen angeschafft, mit denen Brillen aus dem Material Celluloid, einem Kunststoff aus Cellulosennitrat, hergestellt werden konnten. Dies war ein weiterer Schritt in der erfolgreichen Verwendung von Kunststoffen. Im Jahr 1954 wurden 54 Prozent der in Österreich nachgefragten Brillen von den Anger Werken erzeugt, das Unternehmen versuchte aber auch neben der Eroberung des Inlandsmarktes, Exportmöglichkeiten zu finden. Bereits ab dem Jahr 1949 bestand ein Exportvertrag in Jugoslawien.

Abb. 20: Werksgelände der Firma Anger in Traun in den 1960er Jahren (zwischen den Gebäudekomplexen verlaufen Phyrnbahn und Phyrnbahnstraße); Quelle: Österreichische Kunststoffzeitschrift; Ausgabe 3/4 2014

Die Belegschaft in den Angerwerken kam zu einem überwiegenden Teil aus

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Gebieten der ehemaligen Donaumonarchie, wie die Familie Anger selbst. Es handelte sich hier größtenteils um angelernte Arbeitskräfte, was aber für gewisse qualifizierte Arbeitsbereiche ein Problem darstellte. Aus diesem Grund führte Anger als einziges Unternehmen in Österreich eine Lehrberufsausbildung zum Horn- und Kunststoffbrillenmacher ein. Einige Dutzende Personen schlossen eine Ausbildung in diesem Lehrberuf ab. Die Ausbildung zu diesem Lehrberuf wurde aber im Jahr 1965 wieder eingestellt, da sich kein anderes Unternehmen als Ausbildungsbetrieb in Österreich fand.148 Der außergewöhnlichste Mitarbeiter von Anger war aber eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten der zweiten Republik, die sich vom Society-Löwen zum Verbrecher entwickelt hat. Es handelt sich um den im Jahr 2001 in der Justizanstalt Graz-Karlau verstorbenen Udo Proksch. Proksch war für die Firma Anger als Designer tätig und entwarf die Modellinien „Viennaline“, „Serge Kirchhofer“ (diesen Namen verwendete Proksch auch als Pseudonym), „Carrera“ und „Carrera Super“.149 Die von Udo Proksch designten Brillen verkauften sich sehr gut. Der Unternehmer Wilhelm Anger berichtet, dass ein 1955 entworfenes Brillenmodell mit dem Namen „Gigi“ alleine 13 Millionen Mal verkauft wurde.150

Die Familie Anger war unternehmerisch sehr umtriebig, zahlreiche Tochterunternehmen im In- und Ausland wurden über die Jahre gegründet und teilweise auch wieder verkauft oder eingestellt. Im Jahr 1963 schieden Anton Anger jun. und Anneliese Schmid (geborene Anger) aus dem Unternehmen aus. Anton Anger jun. lagerte die Maschinenbauabteilung des Stammwerks in Traun in ein eigenes Unternehmen in Wien aus. Der Betrieb existiert auch heute noch unter dem Namen Anger Machining in Traun. Anneliese Schmid gründete mit ihrem Gatten eine eigene Brillenfabrik in Linz- Wegscheid, dieses Unternehmen besteht ebenfalls heute noch und hat als

148 vgl. Oberwandling, Alfred; Sudetendeutsche in der Wirtschaft Oberösterreichs nach 1945; Vöcklabruck 2005; S. 149 149 vgl. Thurnher, Ingrid; Auf den Spuren des Udo Proksch; Salzburg 2011; S. 53-54 150 vgl. Interview mit Wilhelm Anger; in: „Out of Control“, Film von Robert Dornhelm, 2011

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Silhouette Brillen einen weltweit hervorragenden Ruf.

Neben den Unternehmensgründungen, die auf Mitglieder der Familie Anger zurückzuführen sind, haben auch ehemalige Mitarbeiter des Betriebs eigene Unternehmen gegründet. Unter anderem sind folgende Unternehmen von vormaligen Angermitarbeitern gegründet worden151:

x Actual Fenster Türen und Sonnenschutz (Haid bei Ansfelden) wurde im Jahr 1970 von Walter Ganzberger gegründet und war damals einer der Pioniere im Bau von Kunststofffenstern. x Accord Profile (Alkoven) wurde im Jahr 1979 von Hans Huber, der bei der Firma Anger als Konstrukteur tätig war, gegründet und stellte Kunststoffprofile her, der Betrieb schlitterte im Jahr 2008 in Konkurs. x Erema (Ansfelden): Das von Georg Wendelin, Helmut Bacher und Helmuth Schulz im Jahr 1983 gegründete Unternehmen stellt Maschi- nen zum Kunststoffrecycling her, Bacher und Wendelin waren Kon- strukteure bei Anger. x IFW (Micheldorf): Das Unternehmen wurde vom ehemaligen Anger- Mitarbeiter Manfred Otte gegründet und erzeugt Werkzeuge für Kunst- stoffteile. x Zitta (Pasching): Josef Zitta errichtete den Betrieb in der Nähe seines vormaligen Arbeitsplatzes in Traun. In den 1990er Jahren übersiedelte das Unternehmen aufgrund mangelnder Ausbaumöglichkeiten in die Nachbargemeinde Pasching.

Das Stammwerk in Traun blieb leider auch nicht im Besitz von Wilhelm Anger, aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste Wilhelm Anger den Betrieb im Jahr 1978 an den deutschen Heinrich Bauer Verlag verkaufen. Anger verblieb allerdings weiterhin in der Geschäftsführung des Unternehmens. Auch seine Innovationsfreude trieb Anger weiter voran, er entwickelte in den

151 vgl. Oberwandling, Alfred; Sudetendeutsche in der Wirtschaft Oberösterreichs nach 1945; Vöcklabruck 2005; S. 150

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1980er Jahren das System "eyemetrics". Dieses System ermöglicht eine Maßanfertigung der Brille an den Brillenträger. Durch ein speziell entwickeltes Gerät werden die Konturen und Abmessungen des Schädels und Gesichts gemessen, die gewonnen Daten fließen in der Herstellung der Brille ein und garantieren optimalen Halt und Tragekomfort. Trotz dieser individuellen Anpassung kann die Brille binnen weniger Tage an den Kunden ausgeliefert werden. Der Vorteil für den Optiker liegt darin, dass er mit diesem System keine Fassungen auf Lager haben muss.

Der Heinrich Bauer Verlag veräußerte das Unternehmen im Jahr 1996 wiederum an die Safilo Gruppe, ein großer italienischer Brillenhersteller. Safilo sollte das Werk in Traun aber nur wenige Jahre weiter bestehen lassen. Das aus für das Werk in Traun wurde der Belegschaft am 6. November 2003 verkündet. Insgesamt waren von der Schließung des Standortes Traun 473 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen, zusätzlich bedeutete die Schließung natürlich auch Umsatzeinbußen und somit teilweise schwere wirtschaftliche Probleme für die Zulieferbetriebe. Gerade für die Gemeinde Traun bedeutete die Schließung, neben dem Wegfall der Kommunalsteuereinnahmen, vor allem eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Arbeitslosen. Das Carrera-Optyl Werk beschäftige 329 angelernte Personen, das waren knapp 70% der Beschäftigten, und 93 Personen, die über 50 Jahre alt waren, das waren rund 20%152. Gerade für diese beiden Personengruppen, ungelernte und ältere Arbeitnehmer, war es relativ schwer einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Ungelernte Arbeitskräfte, die als höchste Ausbildung maximal einen Pflichtschulabschluss vorweisen können, waren seit den 1980er Jahren immer häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen, als die Gesamtheit der Bevölkerung153.

Neben den betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern löste die

152 vgl. Fischer, Gerhard; Gekündigt – Die Schließung des Carrera-Optyl-Werkes in Traun 2004; Grünbach 2005; S. 74 153 vgl. Statistik Austria; http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=deake003j; 12.9.2013

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Entscheidung des Managements der Safilo-Gruppe auch breite Empörung in der oberösterreichischen Bevölkerung aus. Gerade unter dem Gesichtspunkt, dass das Carrera-Optyl Werk Traun in den vergangenen Jahren immer ordentliche Gewinne verzeichnen konnte, im Jahr 2001 waren dies 2,6 Millionen Euro und im Jahr 2002 immerhin 1,9 Millionen Euro, stieß auf großes Unverständnis154.

Internorm

Ein sehr bekannter Hersteller von Fenstern und Türen ist das Unternehmen Internorm. Internom hat seinen Hauptsitz im Trauner Stadteil Oedt, der Ursprung des Unternehmens liegt im benachbarten Linz. Dort gründete Eduard Klinger im Jahr 1931 einen Schlossereibetrieb. Anfang der 1960er Jahre erwarb Klinger eine Lizenz zur Produktion von Kunststofffenstern; Fenster aus diesem Material zu produzieren war zur damaligen Zeit ein Novum.

1966 wurde dann der Standort der Internorm GmbH in Traun begründet und die Kunststofffensterproduktion dort vom Schlossereibetrieb in Linz separiert. Durch das kontinuierliche Wachstum des Unternehmens wurde es notwendig einen zweiten Produktionsstandort zu finden. Im Jahr 1977 erwarb die Internorm GmbH daher einen Fensterhersteller in Sarleinsbach (Bezirk Rohrbach) und adaptierte den Betrieb zu einer Kunststofffensterherstellung. Auch in die Steiermark expandierte das Unternehmen, im Jahr 1982 wurde dort ein Kunststofffensterwerk eröffnet, das einige Jahre später auf die Produktion von Holzfenstern umgestellt wurde. Ein Grund für den langfristigen Erfolg von Internorm dürfte die hohe Affinität zur technischen Weiterentwicklung der Produkte sein. Aus der Unternehmenschronik kann man entnehmen, dass Internorm

154 vgl. OÖ Nachrichten; Einhellig ist die Empörung über die Vorgangsweise des Safilo- Konzerns bei der Schließung von Carrera/Optyl; Ausgabe vom 8.11.2003; Seite 11

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kontinuierlich an Produktinnovationen gearbeitet hat, vor allem die energetische Verbesserung der Fenster und Türen (Isolierglas, 3-fach Verglasung, elektronische Steuerung etc.) waren ein Betätigungsfeld für die Weiterentwicklung. Im Jahr 2008 wurde Internorm Alleineigentümer des Türenherstellers TOPIC in Sarleinsbach und erwarb somit zusätzliche Kompetenzen in der Herstellung von Eingangstüren.155

Aber auch in Design, neue Werkstoffkombinationen und in unternehmensorganisatorische Systeminnovationen (Hochregallager, ISO- Zertifizierungen) wurde investiert. Internorm beschäftigt heute zirka 1.950 Mitarbeiter und hat im Jahr 2012 einen Umsatz von 315 Mio. Euro erzielt156.

Eduard Haas

Neben den Brillen der Gebrüder Anger sind die Produkte von Haas wohl die international bekanntesten Waren, die in Traun hergestellt wurden und werden. Vor allem das Bonbon „PEZ“ ist ein Exportschlager, die verschiedenen „PEZ“- Spender sind ein begehrtes Sammelobjekt und es existieren dafür sogar Sammlervereine und Tauschbörsen. Die Stadt Traun ist aber nicht der einzige Produktionsstandort der Haas- Gruppe und auch nicht der industrielle Ursprung. Der Standort in Traun-St.Martin wurde erst im Jahr 1946 errichtet, etwa 100 Jahre nach der Geburt Eduard Haas I.157

155 vgl. OÖ Nachrichten; Sarleinbacher Traditionsfima Topic ganz im Besitz von Internorm; 24.07.2008 156 vgl. Internorm International GmbH; http://www.internorm.com/at/unternehmen/daten-und- fakten.html; 18.12.2013 157 vgl. vgl. Ertl, Rudolf; Traun: Geschichte und Gegenwart; Traun 1993; S. 211

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Abb.21: Verschiedene PEZ-Spender, Quelle: PEZ AG, http://www.pez.at/de/Unternehmen/Presse/Pressefotos-Download; 21.06.2013

Erfolgreich war die Familie Haas zu Beginn vor allem mit der Herstellung und dem Vertrieb von Backpulver, das als Ersatz für die Hefe verwendet wurde. Hefeteige führten bei vielen Menschen zu Verdauungsproblemen. Schon Eduard Haas I., der von Beruf Arzt war, beschäftigte sich mit der Zusammenstellung eines Hefesubstitutes. 158

Seine Nachfahren Eduard Haas II. und Eduard Haas III. waren gelernte Kaufmänner und betrieben eine große Gemischtwarenhandlung im Linzer Stadtteil Untergaumberg. Durch den ersten Weltkrieg entstanden Engpässe bei der Lieferung von Weizenmehl, andere Mehlsorten mussten daher zum Backen verwendet werden. Dies war allerdings sehr mühsam, da die Konsistenz der anderen Mehlsorten eine andere war – Eduard Haas III. experimentierte daher mit verschiedenen Backpulvermischungen, die eine Verarbeitung dieser „Ersatzmehlsorten“ ermöglichen sollte.

Auch der Absatz des begehrten Backpulvers brach im Jahr 1918 stark ein, der Zusammenbruch der Monarchie kostete dem Unternehmen, wie auch vielen

158 vgl. Ed.Haas Austria GmbH; http://www.edhaas.at/de/unternehmen/geschichte; 10.10.2014

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anderen, wichtige Exportmärkte. Ein wichtiges Absatzgebiet war Böhmen und Mähren, Eduard Haas III. gründete daher mit seinem Geschäftspartner Pollack eine Firma in Karlsbad und begann Backpulver und Vanillezucker zu erzeugen. Wenig später wurde in Reichenberg mit der Produktion von Kindermehl (Babynahrung) begonnen. Durch die Benes-Dekrete des Jahres 1945 wurde Haas in der Tschechoslowakei enteignet. Im Jahr 1946 wurde das Haas-Werk in Traun errichtet, dies war gleichzeitig eine der ersten Industrieneugründungen in Traun nach dem 2. Weltkrieg. Das Hauptaugenmerk lag auf der Herstellung von Backhilfen und Lebensmitteln in Pulverform, wie beispielsweise Puddingpulver.

Haas erweiterte das Produktsortiment aber stetig, unter anderem um Senf und Mayonnaise. Diese Produkte erzeugte er mit dem Know-How des ehemaligen Prager Senfproduzenten Willi Maier, der ebenfalls durch die Benes-Dekrete enteignet und vertrieben wurde. 159 Neben selbst hergestellten Produkten begann das Unternehmen im Jahr 1969 mit dem Vertrieb von fremdhergestellten Lebensmitteln wie „Mentos“ oder „Hustinetten“. Der Kassenschlager des Unternehmens war aber immer das „PEZ“-Bonbon, das international erfolgreich war. So wurde, um die große Nachfrage in Amerika zu befriedigen, auch in den USA ein Haas-Werk gegründet. Das Unternehmen Haas hat auch heute noch eine breite Palette an selbsterzeugten Lebensmitteln und Handelswaren, der Umsatz betrug im Jahr 2012 zirka 23 Millionen Euro, Haas beschäftigt in Traun etwa 65 Mitarbeiter.160

159 vgl. Oberwandling, Alfred; Sudetendeutsche in der Wirtschaft Oberösterreichs nach 1945, eine Volksgruppe integriert sich aus eigener Kraft; Salzburg 2011, S. 174 160 vgl. Ed.Haas Austria GmbH; http://www.edhaas.at/de/unternehmen/geschichte; 10.10.2014

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Haka Küche GmbH

Das Unternehmen fand seinen Ursprung im Jahr 1930, als der Gründer Karl Hackl in Traun eine Tischlerei gründete. Die Tischlerei wurde bis nach dem 2. Weltkrieg als klassischer Betrieb geführt, nach der Rückkehr des Firmenchefs aus der Kriegsgefangenschaft begann man einzelne Produkte in Serie zu erzeugen. Hackl hat die Produktionsorganisationsform der Serienfertigung von deutschen Mitgefangenen während der sowjetischen Gefangenschaft kennengelernt.161 Das Unternehmen beschäftigte sich fortan mit Möbelbau in allen Bereichen. In den 1960er Jahren spezialisierte sich die Tischlerei dann auf die Herstellung von Küchen, 1968 wurde begonnen Küchen in Serienfertigung zu erzeugen und das Unternehmen wurde von der Tischlerei Hackl in HAKA Küchen umbenannt, somit kann dieses Jahr als Eintritt von Haka in die industrielle Erzeugung angesehen werden.

Abb. 22: Werksgelände der HAKA Küche GmbH in Traun, Quelle: HAKA Küche GmbH; http://www.haka.at/unternehmen/geschichte; 25.12.2013

Haka konzentrierte sich in den darauffolgenden Jahren auf die Herstellung von qualitativ hochwertigen Küchen, die exklusiv über den Fachhandel vertrieben werden. Durch Optimierungen in der Arbeitsorganisation realisierte das Unternehmen

161 vgl. HAKA Küchen GmbH, https://www.haka.at/unternehmen/geschichte; 10.1.2015

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im Jahr 1997 das Konzept, die bestellte Küche innerhalb von 9 Tagen ausliefern zu können, was eine sehr kurze Lieferfrist für die Kunden bedeutet. Das Unternehmen befindet sich nach wie vor im Familienbesitz und wird mittlerweile in 3. Generation geführt.162 Die HAKA Küchen GmbH erwirtschaftete im Jahr 2013 einen Umsatz von zirka 18 Millionen Euro und beschäftigt 125 Mitarbeiter.163

Kraftwerk Traun-Pucking

Das Kraftwerk Traun-Pucking ist das größte der 8 im Besitz der Energie AG Oberösterreich befindlichen Traunkraftwerke. Es wurde in den Jahren 1980 bis 1983 errichtet und verfügt über zwei Kaplan- Turbinen mit einer Gesamtleistung von 45,8 Megawatt. Der Bau dieses Kraftwerks bedurfte einer Neuregulierung des Traunflusses, dabei wurde aber auch auf ökologische Verträglichkeit geachtet. Mit dem Kraftwerk Traun-Pucking kann der Jahresstrombedarf von zirka 40.000 Menschen gedeckt werden.164

162 vgl. OÖ Nachrichten; Küchenbauer investiert zum 80-Jahr-Jubiläum; Ausgabe 01.10.2010 163 vgl. Wirtschaftsblatt; Neubau soll HAKA Küchen zum Wachstum verhelfen; Ausgabe 07.02.2014 164 vgl. Energie AG; Broschüre Wasserkraftwerk Traun-Pucking; Linz 2003

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5.3 Hörsching

Die Gemeinde Hörsching war bis zum Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland eine fast rein agrarisch geprägte Gemeinde, die Bevölkerung war hauptsächlich in der Landwirtschaft beschäftigt, ein kleiner Teil auch in Gewerben. Eine industrielle Entwicklung des Orts setzte also zirka hundert Jahre später ein, als die beispielsweise in Traun passierte. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 wurde in Hörsching mit der Errichtung eines Flugplatzes (späterer Fliegerhorst Vogler) für die deutsche Luftwaffe begonnen. Diesem Bauvorhaben fielen etwa 274 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche zum Opfer, auch einige Bauernhöfe mussten verlassen werden, die Anlagen des Flugplatzes wurden unmittelbar angrenzend an das Dorf gebaut.165 Nach dem zweiten Weltkrieg siedelten sich in Hörsching verschiedenste Gewerbe- und Industriebetriebe an. Hörsching ist verkehrstechnisch sehr günstig gelegen, da es praktisch in der Mitte zwischen Linz und Wels liegt. Neben dem Flughafen Linz-Hörsching, ist auch der Anschluss an das hochrangige Straßennetz und die Eisenbahn vorteilhaft ausgebaut, die Gemeinde liegt praktisch zwischen der Bundesstraße B1 und der Westbahnstrecke. Durch den Flughafen sind einige große Speditionen in Hörsching vorhanden, die für die Industrie ein wichtiger Partner als Logistikdienstleister sind. Folgende Industriebetriebe befinden sich heute in Hörsching:

Polytec Group

Das Unternehmen ist in der Herstellung von Kraftfahrzeugteilen aus Kunststoff tätig, auch werden Kunststoffteile für andere Branchen erzeugt. Es wurde im Jahr 1986 durch Friedrich Huemer, der auch heute noch die

165 vgl. Cagitz, Josef; 1200 Jahre Hörsching; Hörsching 1993; S.116

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Funktion des Vorstandsvorsitzenden bekleidet, in der Nachbargemeinde Marchtrenk gegründet. Durch die Übernahme der FOR Kunststofftechnik GmbH im Jahr 1995 war das Unternehmen auch in Hörsching vertreten. Heute befindet sich der Sitz der Polytec Holding und somit des ganzen Konzerns in Hörsching. Polytec verfügt über Standorte in Europa, Asien und Nordamerika. Ingesamt beschäftigt die Polytec Gruppe zirka 4.200 Mitarbeiter weltweit, Im Jahr 2013 erzielte der Konzern einen Umsatz von etwa 476,6 Mio. Euro.166

Wacker Neuson

Wacker Neuson ist kein klassisch gewachsenes Unternehmen, sondern entstammt einer Fusion zwischen Wacker und Neuson-Kramer. Neuson ist eine oberösterreichische Gründung aus den frühen 1980er Jahren und firmierte anfangs als Neuson Hydraulik GmbH. Wie der Name schon besagt, beschäftigt sich das Unternehmen mit Hydrauliksystemen und produziert Kleinbagger. Im Jahr 2000 erfolgte eine Fusion mit dem Baggerproduzenten Kramer aus Baden Württemberg und die Umbenennung in Neuson Kramer Baumaschinen. Der Sitz des Unternehmens blieb nach wie vor in Linz. 2007 fusionierte Neuson Kramer mit dem deutschen Baumaschinenhersteller Wacker. Der neue Konzern Wacker Neuson verlegte seinen Sitz nach München, die Produktion in Leonding, die aber an Platzmangel litt, blieb aber erhalten. Aufgrund mangelnder Ausbaumöglichkeiten in Leonding wurde daher nach einem neuen Standort im Raum Linz gesucht und in Hörsching gefunden. Das Werk in Hörsching, das zirka 65 Millionen Euro gekostet hat, wurde 2012 eröffnet und ist der größte Produktionsstandort des Wacker-Neuson- Konzerns.167

166 vgl. POLYTEC Holding AG; http://www.polytec-group.com/de; 18.11.2014 167 vgl. Wirtschaftsblatt; Wacker Neuson baut in Hörsching – 150 neue Jobs; Ausgabe 09.06.2011

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Etwa 700 Mitarbeiter stellen in diesem Betrieb zirka 1000 Baumaschinen pro Monat her. Die hergestellte Produktpalette umfasst Mini- und Kompaktbagger, sowie Kompaktlader und Dumper.168

5.4 Marchtrenk

Die Stadtgemeinde Marchtrenk befindet sich östlich der Stadt Wels und liegt im politischen Bezirk Wels-Land an der Grenze zum Bezirk Linz-Land. Marchtrenk und Wels sind wirtschaftlich stark verbunden und in den letzten Jahren durch die Ausdehnung der Gewerbe- und Siedlungsflächen praktisch zusammengewachsen. Durch Marchtrenk verläuft die Bundesstraße B1, entlang der B1 haben sich zahlreiche Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt. Im Westen von Marchtrenk, im Grenzbebiet zu Wels, verläuft die Welser Autobahn, die Abfahrt Wels-Ost ist gleichzeitig die Autobahnabfahrt für Marchtrenk und die Schnittstelle zur B1. Neben Industriebetrieben wie Hoval, dem Traunkraftwerk oder der Spinnerei Becker ist das Regionalzentrum des Handelsriesens „SPAR“ ein prägender Teil des Wirtschaftsbildes der Stadt Marchtrenk.169

Kraftwerk Marchtrenk

Das Kraftwerk Marchtrenk wurde von 1977 bis 1980 errichtet und ist ebenso wie das Kraftwerk Traun Pucking im Besitz der Energie AG Oberösterreich (vormals Oberösterreichische Kraftwerke AG – OKA). Neben dem Nutzen der Wasserkraft zur Erzeugung elektrischer Energie löste dieses Kraftwerk auch das Grundwasserproblem in der Welser Heide. Zwischen den 1920er Jahren und den 1970er Jahren war der

168 vgl. Wacker Neuson SE; http://corporate.wackerneuson.com/ir/downloads/WackerNeuson_Praesentation_Das- Unternehmen_de.pdf; 28.09.2013 169 Prillinger, Erwin; Abriss zur geschichtlichen Enwticklung der Stadt Marchtrenk; Marchtrenk 2012

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Grundwasserspiegel um 6 Meter gefallen,170 die Traun grub sich vor dem Kraftwerksbau jedes Jahr um 15 cm tiefer in ihr Flussbett. Das Kraftwerk hat eine Leistung von etwa 40.000 Kilowatt und produziert pro Jahr etwa 173.000 Megawattstunden an elektrischer Energie (dies entsprach im Jahr 1977 in etwa dem Jahresstromverbrauch der Stadt Wels).

Ernst Becker & Sohn Spinnerei KG

Die Spinnerei Becker ist eine relativ alte Industriegründung. Das Unternehmen wurde 1872 gegründet und ist heute die größte österreichische Halbkammgarnspinnerei. Der Betrieb unterhält neben der Textilproduktion auch eine eigene Schlosserei zur Wartung der Maschinen, die Schlosserei bietet aber auch Dienstleistungen für andere Unternehmen an.171 Das Unternehmen setzte im Jahr 2013 zirka 9 Millionen Euro um und beschäftigte 80 Mitarbeiter.

170 vgl. OÖ. Kraftwerke AG; OKA-Kraftwerk Marchtrenk – Strom für Oberösterreich; Linz 1977; S.12-13 171 vgl. Ernst Becker & Sohn Spinnerei KG; http://www.spinnerei- becker.at/german/navframe.htm, 6.7.2014

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6. Thesendiskussion

Aus den in der Diplomarbeit dargestellten und analysierten Aspekten sollen sich nun schlussendlich einige Thesen formulieren lassen, welche eine Kausalität zwischen den allgemeinen Annahmen aus der Industriegeschichte und der tatsächlichen industriellen Entwicklung im unteren Trauntal prüfen soll. Zu Beginn sind einige Faktoren betrachtet worden, die für Industriegründungen maßgeblich sind oder sein sollen. Dies waren:

x Rohstoffe x geografische und topografische Gegebenheiten, Infrastruktur x ansässige Industrien und Gewerbe (Konglomerationsaspekt) x Politik und Gesellschaft

6.1 These 1 - Rohstofforientierung

Es gibt Industriebetriebe, die ihre Produktionsstandorte stark rohstofforientiert auswählen. Dies sind zum einen Industriebtriebe, die im Grenzbereich des Industriesektors zum Primärsektor, der Rohstoffgewinnung, angesiedelt sind, die Rohstoffgewinnung aber eindeutig industriell umgesetzt wird. Hier handelt es sich häufig um Bergbaubetriebe, wie Kohle- oder Erzminen, beispielsweise in Wolfsegg am Hausruck oder Eisenerz in der Obersteiermark. Derartige Betriebe sind mangels einschlägiger Rohstoffe im unteren Trauntal aber nicht vorhanden. Jedoch haben sich bestimmte Industrien angesiedelt, die zwar nicht in der Rohstoffherstellung tätig sind, ihren Standort trotzdem rohstofforientiert gewählt haben. Dazu gehört die Ziegelindustrie, die im unteren Trauntal an verschiedenen Stellen Lehmvorkommen vorfand, die als Grundlage zur Herstellung von Ziegelprodukten notwendig sind. Die Ziegelindustrie hat sich aus einer kleinstrukturierten Ziegelherstellung

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entwickelt, mit der Errichtung von Ringöfen konnte das Ziegelbrennen industriell organisiert werden.

Eine zweite rohstofforientierte Branche im unteren Trauntal ist die Lebensmittelindustrie. Die Welser Heide ist ein agrarisch genutztes Gebiet und bot von je her die Möglichkeit Vieh zu züchten und Feldfrüchte zu kultivieren. Die daraus hervorgehenden landwirtschaftlichen Produkte wurden häufig gewerblich und industrielle weiterverarbeitet. Auch haben sich Industrien häufig aus kleineren gewerblichen Strukturen herausentwickelt, ähnlich wie beim Beispiel der Ziegelindustrie.

Formuliert man also die These, dass sich Industriebetriebe im unteren Trauntal aufgrund der vorhandenen Rohstoffe angesiedelt haben, so kann man diese These für bestimmte Branchen als richtig ansehen. Grundsätzlich hat der Aspekt der Rohstofforientierung aber in früheren Zeiten wohl eine größere Rolle gespielt, da die Logistik vergleichsweise langsamer war oder im Falle der Lebensmittel die Kühlung schwieriger.

6.2 These 2 – Geografische und topografische Gegebenheiten, Infrastruktur

Als zweite These soll geprüft werden, inwieweit die topografischen und geografischen Gegebenheiten des unteren Trauntals die Industrieansiedelungen geprägt haben. Nach der Analyse des unteren Trauntals im Auge dieser beiden Aspekte kann erkannt werden, dass es sich bei dieser Region um ein Gebiet mit geringeren Erhebungen, weiträumigen Schotterterrassen und einem mittelgroßen Fluss handelt. Durch den Traunfluss gab es die Möglichkeit die Wasserkraft zu nutzen, dies war mit Sicherheit die wichtigste Kraftquelle für Industrie- und Gewerbebetriebe vor der flächendeckenden Verbreitung der Watt´schen Dampfmaschine. Die Wasserkraft wurde im unteren Trauntal vornehmlich durch den

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Mühlbachkanal genutzt, der ein künstlich angelegter Nebenarm der Traun ist, der bei Gunskirchen von der Traun abzweigt und bei Linz-Ebelsberg wieder in die Traun mündet. Wie der Name dieses Kanals besagt, waren die Mühlen einer der ersten Wirtschaftsbetriebe, die sich der Wasserkraft des Mühlbachs bedient haben. Viele Industriegründungen fanden auch auf den Geländen stillgelegter Mühlen statt.

Neben der Nutzung des Traunflusses als Kraftquelle diente die Traun auch als Lieferant von Wasser, das vor allem die Papierindustrie für ihre Produktion in großen Mengen benötigt. In Wels bestand bis in die 1980er Jahre die Welser Papiermühle, in Traun wird bereits seit 1865 Papier in den Werken der Trierenberg-Holding erzeugt.

Die topographischen Gegebenheiten, wie bereits erwähnt wurde besteht das untere Trauntal geologisch aus Lehm-Schotterterrassen mit geringen Erhebungen, begünstigen die Ansiedlung von Betrieben, da große und ebene Flächen zur Verfügung stehen und der Untergrund relativ leicht zu bebauen ist.

Eng mit der Topografie und Geografie einer Landschaft stehen die infrastrukturellen Möglichkeiten in Verbindung. Das untere Trauntal ist aufgrund der Oberfläche und der räumlichen Lage infrastrukturell bevorzugt. Seit der Römerzeit lag es an wichtigen Handelsrouten, Straßenverbindungen in die verschieden Himmelsrichtungen sind im ausreichenden Maße vorhanden. Ein infrastruktureller Nachteil bis zum Bau der Kaiserin-Elisabeth-Bahn im Jahr 1858, war im Bereich der Eisenbahnverbindungen vorhanden. Dieser wurde dann aber mit dieser Bahnstrecke zwischen Salzburg und Wien und später mit den Strecken von Wels nach Passau und von Linz in Richtung Phyrnpass aufgeholt.

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Die Möglichkeit zum Anschluss an eine Wasserstraße wäre durch die Traun technisch durchaus möglich gewesen. In vorindustriellen Zeiten, vor der Eröffnung der Pferdeeisenbahnstrecke von Gmunden nach Budweis, wurde die Traun zum Transport von Salz mittels Booten verwendet. Der Transport war aber relativ beschwerlich, da die Boote aufgrund von Geländestufen umgeladen werden mussten, dies führte natürlich zu erheblichen Mehraufwänden und –kosten. Eine moderne Nutzung der Traun als Wasserstraße wurde nie realisiert, obwohl es hierfür am Beginn des 20. Jahrhunderts Pläne gegeben hat.

Die These, dass sich Industriebetriebe im unteren Trauntal aufgrund der geografisch und topografisch vorteilhaften Bedingungen angesiedelt haben, kann also in weiten Teilen als richtig angesehen werden.

6.3 These 3 - Ansässige Industrien und Gewerbe (Konglomerationsaspekt)

Die dritte These erklärt die Ansiedlung von Industriebetriebe aufgrund des Konglomerationseffekts, das heißt Industriebetriebe siedeln sich aufgrund bereits vorhandener Betriebe an, die im gleichen Sektor tätig sind beziehungsweise in vor- oder nachgelagerten Sparten. Ein veranschaulichendes Beispiel dafür wäre ein Altmetallverwertungsbetrieb, der sich in der Nähe eines Stahlwerks ansiedelt, welches erhebliche Mengen an Schrott für die Stahlerzeugung benötigt.

Im unteren Trauntal waren derartige Tendenzen auch teilweise zu beobachten. So kann die Ansiedlung der Textilbetriebe im 19. Jahrhundert in Traun mitunter durch diesen Aspekt erklärt werden. Die Nähe zum Textilproduktionsstandort Kleinmünchen begünstigte neben dem Faktor Arbeit und Energie die Ansiedlung dieser Betriebe. Ein weiterer Industriezweig, der sich im unteren Trauntal teilweise wegen dieses Aspekts ansiedelte, war die Lebensmittelindustrie, die aufgrund der zahlreich vorhandenen Agrarbetriebe viele Lieferanten vorfand.

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Jedoch lässt sich dies nicht eindeutig vom Aspekt der Rohstofforientierung trennen, denn die landwirtschaftlichen Produkte können durchaus als Rohstoff angesehen werden. Einer modernen Betrachtung dieses Aspekts würde ein entscheidender Faktor hinzukommen, nämlich das Vorhandensein qualifizierter Arbeitskräfte. Durch moderne Logistiksysteme ist die Mobilität von Waren erheblich schneller und günstiger geworden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber in der Regel weniger mobil. Untersucht man beispielsweise das Silicon Valley in den Vereinigten Staaten, so findet man Unternehmen vor, die Software herstellen, die praktisch ohne jegliche Kosten von einem Ort der Welt zum anderen elektronisch transportiert werden können. Trotzdem siedeln sich bevorzugt dort IT-Unternehmen an, weil ein großer Pool an IT-Experten als potentielle Arbeitskräfte zur Verfügung steht.

Durch die breit gefächerte Bildungslandschaft im unteren Trauntal, vor allem im technischen Bereich, wird der lokale Arbeitsmarkt mit entsprechend qualifiziertem Personal versorgt. Die These, dass sich im unteren Trauntal Industriebetriebe aufgrund von bereits vorhandenen gleichartigen oder vor- und nachgelagerten Industrien und Gewerben angesiedelt haben, kann als teilweise richtig angesehen werden.

6. 4 These 4 – Politik und Gesellschaft

Als vierte These wird ein Zusammenhang zwischen der Ansiedelung von Industrieunternehmen durch den Einfluss von Staat und Gesellschaft diskutiert. Der Staat kann durch bestimmte Voraussetzungen das Interesse von potentiellen Investoren fördern oder auch bremsen. Zum einen stellen sich für ein Unternehmen bei der Wahl eines Standorts auch immer finanzwirtschaftliche Aspekte. Zum Beispiel: Wie viel kosten einem Unternehmer die Mitarbeiter, das betrifft

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nicht nur das Lohnniveau, sondern auch gesetzliche Lohnnebenkosten. Zum anderen ist ein weiterer finanzieller Aspekt die Höhe von Unternehmens- und Gewinnsteuern. Der Staat besteuert aber nicht nur, er kann auch finanzielle Anreize anbieten, dies in Form von Förderungen und Subventionen. Eine Zeit, in der eine sehr starke wirtschaftliche Unterstützung durch die öffentliche Hand erfolgte, war die nach dem zweiten Weltkrieg. Hier wurden durch den ERP-Fonds erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt, um die Wirtschaft im kriegserschütterten Europa wieder aufzubauen. Untersucht man verschiedene Unternehmenschroniken, so findet man praktisch bei allen Unternehmen im unteren Trauntal, die in den Nachkriegsjahren Erweiterungen oder Neubauten durchgeführt haben, Finanzierungen durch ERP-Mittel (z.B. Anger, Trodat, Epple und Buxbaum, etc.). Diese ERP-Hilfen wurden in Österreich bis zu den 1950iger Jahren aber eher ungleich verteilt. Die sowjetisch besetzten Gebiete erhielten nur unverhältnismäßig wenig ERP- Mittel, auch war die Gründungsfreudigkeit stark gebremst, weil die Angst vor Unternehmensbeschlagnahmungen durch die Sowjettruppen aufrecht war. Zudem war das Schicksal der sowjetisch besetzten Gebiete ungewiss, die Zusammenführung Österreichs gelang letztendlich durch geschickte Politiker wie Leopold Figl. In Deutschland schaffte man dies nicht und die Deutschen wurden erst Ende der 1980er Jahre wiedervereint.

Dies führte dazu, dass sich die Wirtschaft in den westlichen Besatzungszonen schneller erholte und besser entwickelte, als dies in Niederösterreich und im Mühlviertel der Fall war. Natürlich waren gerade die amerikanisch besetzten Gebiete, Oberösterreich- Süd und Salzburg, besonders von der ERP-Hilfen begünstigt. Es lässt sich für diesen Zeitraum also eindeutig ein positiver Zusammenhang zwischen staatlicher Unernehmensförderung und vermehrter Industriegründung beziehungsweise -erweiterung im unteren Trauntal feststellen.

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Neben den politischen Einflussfaktoren lässt auch die Struktur der Gesellschaft einen Einfluss auf die Entwicklung der Industriebetriebe vermuten. Die Ansiedelung von Textilbetrieben in Traun im 19. Jahrhundert erfolgte auch deshalb, weil in Traun so genanntes "ländliches Proletariat" zur Verfügung stand. Dies waren Kleinhäusler oder landwirtschaftlich unselbständig beschäftigte Personen, die als Industriearbeitskräfte eingesetzt werden konnten. Auch das explosive Bevölkerungswachstum nach dem zweiten Weltkrieg im unteren Trauntal durch den Zuzug vertriebener Menschen ermöglichte Industrieansiedlungen, da die Zugezogenen dringend Arbeitsplätze suchten. Die positive Entwicklung der Industrie in den ersten Nachkriegsjahrzehnten in ganz Österreich ist auch durch das Freiwerden von Arbeitskapazitäten begünstigt worden. Die Mechanisierung der Landwirtschaft ließ einerseits die Nachfrage nach Landmaschinen steigen, andererseits sank der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft, diese Personalreserven wanderten zu einem Gutteil in die Industrie.

Die These, dass politische und gesellschaftliche Entwicklungen einen Einfluss auf die industrielle Entwicklung im unteren Trauntal hatte, ist somit bewiesen.

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7. Schlussbetrachtungen

Wie die Thesendiskussion ergab, waren es viele unterschiedliche Aspekte, welche die Industrieentwicklung im unteren Trauntal beeinflusst haben. Auch die aktuellen Entwicklungen in Industrie und Wirtschaft in der untersuchten Region und in ganz Oberösterreich bestätigen, dass sich die Industrie in einem sehr dynamischen Prozess befindet. Märkte, die vor 30 Jahren praktisch uninteressant, unterentwickelt oder nicht zugänglich waren, sind heute mitunter Hauptabsatzgebiete der Industriebetriebe, aber auch die Heimat von Konkurrenten der in Oberösterreich ansässigen Unternehmen. Wirtschaftliche Hochblüten und Niedergänge sind über den gesamten Zeitraum der Industriegeschichte in Österreich zu finden. Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise kann also möglicherweise als logische Konsequenz eines lange anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs betrachtet werden. So leidvoll auch Krisen oder Unternehmensuntergänge für die Betroffenen sind, so natürlich finden sie in der Gesamtbetrachtung der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte statt. Man könnte auch an dieser Stelle das biblische Gleichnis des Weizenkorns heranziehen, das sterben muss, damit eine neue Pflanze wächst. Ähnlich verhält es sich auch in der Industrie, Produkte kommen und gehen, ohne Innovationskraft und Neuentwicklungen, ohne das Aufgeben von Produkten und Einstellen bestimmter Produktionen könnte die Industrie in Österreich nicht überleben.

Der Vergleich der Industriebetriebe zwischen Traun und Wels zeigt viele Parallelitäten auf, gleichzeitig aber auch Unterschiede. So sind in beiden Städten Lebensmittelindustrien angesiedelt, beide Städte beheimaten Küchenhersteller und beide Städte hatten auch Textilindustrien,

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die in den letzten Jahrzehnten aber in ganz Österreich rapide geschrumpft ist. Eine sehr wichtige Rolle in Wels spielt beziehungsweise spielte mit den Betrieben Reform, TGW oder Epple-Buxbaum der Maschinenbau, der in Traun aber eher eine untergeordnete Rolle hat. Dafür war Traun mit der Anger Gruppe Österreichs Brillenhauptstadt und beherbergt mit Internorm einen bedeutenden Fensterhersteller, und somit eine Affinität zur Kunststoff verarbeitenden Industrie. Zu Beginn der Industrialisierung gab es große Unterschiede zwischen Wels und Traun, denn Wels war bereits eine Stadt, Traun ein Bauern- und Fischerdorf. Trotz des unterschiedlichen Siedlungscharakters waren dafür wieder die topographischen Gegebenheiten ähnlich, das agrarisch geprägte Umfeld oder das Vorhandensein von Getreidemühlen entlang des Mühlbachs, die vielen Industriebetrieben als Betriebsgelände dienten. Einige Betriebsansiedlungen kann man aber auch auf persönliche Zufälle zurückführen, zum Beispiel die Ansiedelung des Brillenfabrikanten Anger, der nach dem zweiten Weltkrieg aus Böhmen vertrieben wurde oder die Ansiedlung des Mühlenbetreibers Fritsch, der aus der Wiener Gegend stammte und im Rahmen des Baus der Eisenbahnstrecke Wels-Passau nach Wels kam. Die industrielle Entwicklung, im unteren Trauntal und weltweit, mit all ihren Effekten war, ist und bleibt spannend und ist nicht nur für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sondern auch für andere Wissenschaften ein bedeutendes Forschungsfeld.

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8. Literatur- und Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

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x Abbildung 9: Luftaufnahme von Marchtrenk; Quelle: Land Oberöster- reich, Abt. GeoL; www.doris.ooe.gv.at, 19.03.2015 x Abbildung 10: Luftaufnahme von Marchtrenk; Quelle: Land Oberöster- reich, Abt. GeoL; www.doris.ooe.gv.at, 19.03.2015 x Abbildung 10: Entwicklung der Bevölkerung in Österreich im Vergleich mit der Entwicklung der Nettoreproduktionsrate in Österreich zwischen den Jahren 1961 und 2001; Quelle: Statistik Austria; http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=def151 3; 11.09.2013; Grafik: Alexander Kern x Abbildung 11.: 10.000 Kronen, 1 Schilling, Ausgabe 11.5.1925, Quelle: Österreichische Nationalbank; http://oenb.at/de/ueber_die_oenb/geldmuseum/allg_geldgeschichte/oes terr_geldgeschichte/schilling/vom_schilling_zum_euro.jsp#tcm:14- 175759; 08.08.2013 x Abbildung 12: Besatzungszonen in Österreich; Quelle: Der Standard; http://derstandard.at/1918888; 10.09.2013 x Abbildung 13: Ökonomisches Marktmodell bei Einführung einer Steuer; Quelle: Stocker, Herbert; Mengen- und Wertsteuern; S. 3; ftp://ftp.uibk.ac.at/pub/uni- innsbruck/wirtschaftstheorie/stocker/mikro/02_steuern_f8.pdf; 23.08.2013 x Abbildung 14: Die Entwicklung der Welser Bevölkerung zwischen 1869 und 2014; Quelle Statistik Austria, http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=deake0 03j; 12.03.2015; Grafik: Alexander Kern x Abbildung 15. Reform Muli mit Ladewagen; Quelle: Reform Werke Bau- er & Co. GmbH; https://secure.reform.at/module/downloads/get.php/action.view/entity.file /key.4933882/; 15.10.2013 x Abbildung 16: Darstellung der Funktion eines Ziegelringofens; Quelle: Westfälisches Landesmuseum für Industriegeschichte; http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/lage/ort/; 26.09.2013

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x Abbildungen 17 und 18: Historische Geräte von Epple-Buxbaum; Mu- seum der Stadt Wels; Quelle: Foto von Alexander Kern x Abbildung 16: Fördersystem in der Vorzone eines Automatiklagers; Quelle: TGW Logistics Group GmbH; http://www.tgw- group.com/fileadmin/user_upload/press- pictures/Solution_Conveyor_Mini-load_Warehouse_2.JPG; 28.08.2013 x Abbildung 19: Die Entwicklung der Trauner Bevölkerung zwischen 1869 und 2001; Quelle Statistik Austria, http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=def074 3; 8.09.2013; Grafik: Alexander Kern x Abb. 20: Werksgelände der Firma Anger in Traun in den 1960-er Jahren (zwischen den Gebäudekomplexen verlaufen Phyrnbahn und Phyrn- bahnstraße);Quelle: Österreichische Kunststoffzeitschrift; Ausgabe 3/4 2014; http://www.technokomm.at/articles/wwwTECHNOKOMMat_Fachartikel_ Anger_2014.pdf; 16.02.2015 x Abb. 21: Betriebsgebäude der Gabler Band AG in St. Martin bei Traun; Foto: Alexander Kern x Abbildung 22: Blick vom Trauner Kirchturm auf das Graumann Areal im Jahr 1906; Quelle: Friedrich Graumann & Co GesmbH; http://www.graumann.at/firmengeschichte-2/; 18.09.2013 x Abbildung 23: Anteil der Arbeitslosen mit dem höchsten Schulabschluss „Pflichtschule“ an der Gesamtheit der Personen mit dem höchsten Schulabschluss „Pflichtschule im Vergleich mit dem Anteil der Arbeits- losen an der Gesamtbevölkerung in Prozent in Österreich von 1980 bis 2012; Quelle: Statistik Austria; http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=deake0 03j; 12.9.2013; Grafik: Alexander Kern x Abbildung 24: Verschiedene PEZ-Spender; Quelle: PEZ AG, http://www.pez.at/de/Unternehmen/Presse/Pressefotos-Download; 21.06.2013

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x Abbildung 25: Werksgelände der HAKA Küche GmbH in Traun; Quelle: HAKA Küche GmbH; http://www.haka.at/unternehmen/geschichte; 25.12.2013

Tabellenverzeichnis

x Tabelle 1: Einwohnerzahl der Stadtgemeinde Eisenerz von 1890-2001; Quelle Statistik Austria; http://statcube.at/statistik.at/ext/superweb/loadDatabase.do?db=deake0 03j; 15.07.2013

x Tabelle 2: Darstellung Einwohneranzahl, der Bevölkerungsdichte, der Anzahl der Arbeitsstätten und der Gemeindeflächen von Traun , Wels, Marchtrenk und Hörsching. Quelle: Land Oberösterreich, Abt. Statistik; http://www.land- oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xfw/ooe/120865_DEU_HTML.htm; 26.01.2015

x Tabelle 3: Umsatz, Jahresergebnis und Dividende der „Oberösterreichi- sche landwirtschaftliche Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vormals Fi- lialbetrieb Epple und Buxbaum in Wels“ zwischen 1929 und 1937; Quel- le: Blacher, Rudolf; Die Epple-Buxbaum-Werke in Wels; Wels 2010 S.89

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