Morphodynamische Prozesse nach Renaturierungen - Erfahrungen aus der Praxis
Klaus Kern Beratender Ingenieur Karlsruhe
Rastatt, 24. November 2020 2019 (Google Earth) Rench Lage der Projekte
Donau
Kinzig
Kartengrundlage: Pegelkarte HVZ, LUBW Flusslandschaften vor Regulierung
Rench bei Oberkirch GLA KA, ca. 1800
Kinzig bei Biberach GLA KA, 1738
Kinzig bei Griesheim (OG) Staatsarchiv Freiburg, 1840 Regulierte Schwarz- waldflüsse
Strukturklassen Baden-Württemberg - Feinverfahren
Kinzig, Biberach
Rench, Oberkirch Murg, Bad Rotenfels Flussbettmorphologie, empirisch
Berechnet
für HQ 5 Rench, Oberkirch (2000) Aufweitung (Teststrecke), L = 210 m
Ziel: Entwicklung von Bänken zur Struktu- rierung der Sohle
Maßnahmen: - Entfernung von 6 Schwellen - Beseitigung der Vorländer Projektstrecke - Aufweitung des Bettes von 12 auf 20 m - Massive Sicherung der Ufer (Deiche) - Stabilisierung der Sohle
Planungsgrundlagen: - Erkenntnisse aus Geschiebetrans- portmodell (Konzeptstudie Rench, Büro Kern mit Hunziker & Zarn 1999)
- MNQ ca. 1 m³/s / MQ ca. 5 m³/s / HQ 100 ca. 230 m³/s - Restwasserstrecke QR 700 l/s
- dm = 50 mm d 90 = 124 mm 2000 Entwicklung seit 2000 Rench, Oberkirch (2000)
2003
2003
2018 2011 Erlach Rench, Erlach (2010-13) Deichrückbau, L = 900 m
Ziele: Lö Freie Gewässerentwicklung ss ha kontrollierter Auenaufwuchs ng
Maßnahmen: - Grunderwerb Deiche - Abtrag des rechten Deiches - Abtrag der Auenlehmdecke - Neubau des Bettes als Initialgerinne - Einbau hoher Ablenkbuhnen .
2010
Planungsgrundlagen: - Geotechnische Erkundungen - hydraulische Berechnungen - fischökologische Untersuchungen - Erkenntnisse zum Geschiebeaufkommen
2013 , 3. BA 0 2018 0
2
+
0 2010
m
k Rench, Erlach (2010-13) Erlach Rench, km 0+200
g n a h s s ö L Google2020
Deich
0
0
2
+
0
m k Rench, Erlach (2010-13)
Natürliche Riffle-Pool-Bildung 2 Jahre nach dem Bau
Restwasserabfluss am Messtag ca. 300 l/s Ab 2018 QR = 700 l/s
2012 2020 Ufer- und Auenentwicklung Rench, Erlach (2010-13) Rench, Erlach (2010-13)
Fluss- und Auen- entwicklung durch Geschiebeablagerung
2020 Luftbild: RP Freiburg
2020 Kinzig (Biberach, 2003) Bettaufweitung, L = 400 m Juni 2000
K
i n
z
i g
E rl en b a ch Feb 2003
Ziele: Deiche - Freie Bett- und Uferentwicklung mit Bankbildungen bei hoher Tiefenvarianz und Substratvielfalt Vorländer -Vielfältige Uferformen mit Steil- und Flachufern - Entwicklung eines Galeriewaldes mit Uferbuchten. Planungsgrundlagen: - Geotechnische Erkundungen - hydraulische Berechnungen Wehr - Beratung zu Geschiebetransport durch HZ&P, Aarau - MNQ ca. 4,5 m³/s / MQ ca. 23,5 m³/s / HQ 100 ca. 1050 m³/s - dm = 65 mm d 90 = 130 mm Kinzig, Biberach (2003)
Sep 2003
Maßnahmen: - Entfernung des rechten Deiches - Ausbau der rechten MW-Bett-Sicherung - Abgraben des re. Vorlands bis knapp über Sohlenniveau (Belassen von Bankansätzen) - Gesamtlänge 400 m Entwicklung seit 2003 Kinzig, Biberach (2003)
Jan. 2009 Aug. 2016 Aug. 2017 Okt. 2018
Erneuerung Kiesbank? Verlagerung Stromstrich
Schwache Ansätze von Ufer- Erosion (2020)
Luftbilder Google Earth Kinzig (OG-Griesheim, 2009) Bettaufweitung, L = 1,8 km
A 5 Kinzig 2000 (Google Earth)
Ziele: - Entwicklung von Sohlenformen mit Bänken und Tiefrinnen, Inselbildungen - Entwicklung von Ufergehölzsäumen - Entwicklung strukturreicher Uferformen
Planungsgrundlagen: - Geotechnische Erkundungen - hydraulische Berechnungen - MNQ ca. 4,5 m³/s / MQ ca. 23,5 m³/s / HQ ca. 1050 m³/s 100 2007 - d50 = 35 mm d 90 = 80 mm Kinzig (OG-Griesheim, 2009)
Aufweitung Aufweitung
Jan. 2009 (Google Earth)
Maßnahmen: - Entfernung der Ufersicherungen - Aufweitung des MW-Bettes - Vorgabe einer Mittenbank - Einbau verdeckter Sicherungen
2008 Entwicklung seit 2009 Kinzig (OG-Griesheim, 2009)
März 2011
Sep. 2011
Jan. 2011: Bildung einer Kiesbank • Länge 100 m, Breite 30 m • starke Uferabbrüche
• Abfluss ca. 210 m³/s (< HQ 2) • Bildung einer Tiefrinne am li. Ufer • Volumen ca. 2.600 m³ • Starke Tiefenerosion im OW 2012: Erosionsschutzmaßnahmen Entwicklung seit 2009 Kinzig (OG-Griesheim, 2009)
Sep. 2018 (Google Earth)
Mai 2020
2020: Umformung der oberen Kiesbank 2020: Entwicklung einer zweiten Kiesbank unterhalb der A 5-Brücke Donau (Blochingen, 1993) Ausgangszustand Bettverlegung, L = 1,3 km
72 18 n io kt Eintiefung Sohle >1,2 m re or -> Absinken GW-Spiegel K
Altlauf, trocken
1990 (RP Tübingen) Ziele: - Stabilisierung bzw. Anhebung der Sohle - freie, morphodynamische Bettentwicklung - Anhebung der GW-Stände - Restitution der Auenlandschaft - Entwicklung strukturreicher Uferformen - Gewährleistung des Hochwasserschutzes
Planungsgrundlagen: - Modellversuch, Uni Karlsruhe (1988)
- MNQ ca. 5,9 m³/s / MQ ca. 26,6 m³/s / HQ 100 ca. 475 m³/s Donau (Blochingen, 1993)
Planungsstand 1989
Absenkung HW 100 bis zu 0,4 m
Anhebung MW 0,5 - 1,0 m
Mäanderstrecke
Maßnahmen: - Grunderwerb im Planungsgebiet - Anlage zweier Mäanderbögen; Sohle 1,0 - bis 1,2 m höher als die regulierte Donau - Bau zweier Rampen (2,2 m u. 1,6 m) - Vormodellierung der Aue - Keine Sicherungen, keine Unterhaltung Donau (Blochingen, 1993)
Entwicklung seit 1993: - Naturnahe Fluss- und Auenlandschaft - Tendenz zur Auflandung des Bettes - Eigendynamische Entwicklung der Aue - Nur geringe Seitenverlagerung - Seit 1996 Naturschutzgebiet - Erste Biberansiedlung in BW
2009 © Kern Erkenntnisse
• Hohes Regenerationspotenzial Geschiebe-führender Flüsse • Sohlenentwicklung deutlich rascher als laterale Verlagerung • Naturnahe Auenentwicklung erfordert natürliches Über- flutungsregime -> Abtrag von Auenlehmdecken förderlich • Nachhaltige Projekte erfordern freien Entwicklungsraum • Keine Unterhaltungseingriffe, aber Korrektur von Fehlentwicklungen • Gründliche Planung (Flussbettanalysen, Geschiebetrans- portmodelle, Archiv-Recherchen) • Langfristiges Monitoring • Wir sind noch am Anfang des Lernprozesses! Gehölzpflege am Blochinger Sandwinkel (zulässig)
ENDE
Kontakt: Dr.-Ing. Klaus Kern Tel. 0721-9715127 kern@river-consult.de © Alle nicht markierten Fotos: Kern bzw. River Consult Fotos: Harms