GRÜN FÜR BRAUNSCHWEIG 2 | 2008

BRAUNSCHWEIG Bundestagskandidat der Braunschweiger GRÜNEN: Dr. Helmut Blöcker Auf der Mitgliederversammlung der Braunschweiger GRÜ- Seine vordringlichen GRÜNEN Anliegen für den Bundes- NEN am 9. Oktober 2008 wurde Dr. Helmut Blöcker ein- tagswahlkampf sind es, Impulse zur verbesserten sozialen stimmig als Kandidat für die am 27. September 2009 statt- Teilhabe zu setzen, nachdrücklich für konsequente ökolo- findende Bundestagswahl nominiert. gische Erneuerung zu werben, eine nachhaltige Friedens- Helmut Blöcker ist Chemiker und Molekularbiologe. Er politik insbesondere für sich entwickelnde Länder zu un- arbeitet seit 1980 am Helmholtz-Zentrum für Infektions- terstützen und die Stärkung der Bürgerrechte anzumah- forschung (früher GBF). nen. Seit 1994 ist er dort www.heidberg-melverode.de Leiter der Abteilung Genomanalyse. Blöcker Zum Schluss: Promi-Sprüche … ist verheiratet, hat ein Kind und zwei Enkel- ... zur Finanz- und Wirtschaftskrise kinder. Seit 2001 ist er „Mehr Kapitalismus wagen“ Buchtitel von Friedrich Merz, Parteimitglied bei den CDU GRÜNEN, seit 2006 „Absurder geht es kaum. Eine Stunde, bevor Friedrich Mitglied des Bezirksra- Merz in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen DAS SIND UNSERE tes Heidberg-Melvero- sein Werk vorstellt, präsentiert im Kanzler- de. amt das größte Banken-Rettungspaket der Geschichte.“ GROSSPROJEKTE! Blöcker ist zudem u. a. Renate Meinhof, Süddeutsche Zeitung Mitglied im Bürgerver- ein Heidberg, im Kul- … zum Klimaschutz: turring Melverode, im Jugendnetzwerk Süd, in der Lärm- „Wir kämpfen leidenschaftlich für den Klimaschutz“ Chri- schutzinitiative LiMeS, im Energieforum Region stian Wulff, CDU Braunschweig sowie bei Attac und beim BUND. Parteiin- „Klimaschutz hat mit Wulffs Kohle- und Atomkraftwerks- FÜR BRAUNSCHWEIG 2 | 2008 tern engagiert er sich unter anderem in den Landesar- politik soviel zu tun, wie Kuchenbacken mit Arschbacken.“ grün! beitsgemeinschaften Soziales sowie Energie. Helmut Blöcker, Bündnis 90/Die Grünen SCHWERPUNKT Termine Wie man Politik verkauft

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass unsere Bundesregie- 7 Großprojekte – 7 Hauptsünden der UÊ Öffentliche Mitgliederversammlungen Aktuelle Termine der Braunschweiger Grünen auch abrufbar in der Regel am 3. Donnerstag im Monat, auf unserer Internetseite: www.gruene-braunschweig.de rung nicht mehr in Politik, sondern in Schirmen macht? Es Braunschweiger Politik 19:30 Uhr in der Brunsviga: gibt auch schon verschiedene Modelle: Rettungsschirme 18.12.2008 mit dem Fraktionsvorsitzenden der für die Banken (die doch partout nicht drunter wollten), Die klassische Theologie kennt sieben Hauptsünden, die Landtagsfraktion UGrüne Termine außerhalb Braunschweigs: dann kam das Modell Sicherungsschirm für die arme Au- sich aus schlechten Charaktereigenschaften ableiten las- 22.01.2009 zur Finanzkrise und dem Grünen 23.-25.01.2009 Bundesparteitag in Dortmund zur toindustrie und jetzt gibt es auch Schutzschirme, Sonder- sen. Zu ihnen gehören Hochmut, Geiz, Genusssucht, Zorn/ „New Deal“ Europawahl: Verabschiedung des Wahlprogramms und modell Koch. Rachsucht, Maßlosigkeit, Neid und Ignoranz. Betrachtet UÊ Treffen der Hellgrünen AG KandidatInnenaufstellung Das ist toll! Jetzt kann uns nichts mehr passieren! Da man die vielen Großprojekte, die in den letzten Jahren in jeden 1. Montag im Monat, 20 Uhr im Grünen Laden, 07.-08.02.2009 Landesdelegiertenkonferenz in Winsen/ Kohlmarkt 7 zeigt sich doch, Politik ist sowieso überflüssig, weitreichen- Braunschweig entstanden sind, zeigen sich da erstaunliche Luhe: Neuwahl des niedersächsischen Landesvorstands Stammtisch zur Diskussion aktueller politischer de Konzepte sind Quatsch, Vorausdenken geht gar nicht, Übereinstimmungen. Landesarbeitsgemeinschaften (LAG) (Diskussionsforen zu Themen – offen für alle Interessierten hat Frau Merkel selber gesagt! Besser ist es, Schirme auf- allen Politikfeldern - offen für alle Mitglieder und Freunde Nächste Termine: 5.01.2009 und 2.02.2009 Grüner Politik.) zuspannen, da hat man was in der Hand und Vertrauen in GROSSPROJEKT 1: SCHLOSS-ARKADEN UÊ 08.01.2009 die Zukunft. Selbst wenn man anerkennt, dass es in der Bevölkerung Aktuelle Infos und Termine abrufbar unter: AG Integration 19.00 Uhr Grüner Laden Kohlmarkt 7 Da wüsste ich doch noch mehr: wie wär‘s mit Schutz- eine Sehnsucht nach einer Schlossrekonstruktion gege- http://www.gruene-niedersachsen.de/cms/gremien/ Workshop: Doppelpass statt Optionszwang rubrik/7/7003.arbeitsgemeinschaften.htm schirmen für die Umwelt, Rettungsschirme für das Klima, ben hat, springen einem doch die Schattenseiten dieses UÊ 05.02.2009 AG Integration 19.00 Uhr Bildungsschirme für jedes Kind und einen Sicherungsschirm Projekts ins Auge: der Wegfall einer großen innerstädti- Dreigenerationenhaus/Hugo-Luther-Str. 60a Demographischer Wandel, Fachkräftemangel für jeden Arbeitsplatz. Es geht doch - siehe oben. schen Grünfläche zulasten des Mikroklimas am Bohlweg; und Migration Welche Schirme von der Ratsmehrheit an die eine riesige Steinwüste vor und hinter den Arkaden, der es BraunschweigerInnen verteilt werden und wel- an Grün und Sitzbänken mangelt; eine furchtbar hässli- che nicht, können Sie in dieser Ausgabe lesen. che Kaufhaus-Betonfassade, die langsam noch unansehn- IMPRESSUM Soviel sei schon verraten: Es sind auch Knirpse licher werden wird; sowie eine Quadriga, die der Stadt BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN ÖFFNUNGSZEITEN TELEFON 05 31/1 64 00 DAS REDAKTIONSTEAM dabei! nach der Schenkung regelmäßige Folgekosten verursa- Kreisverband BS Mittwoch 15.00-18.30 Uhr [email protected] Helmut Blöcker, Gerald Heere, V.i.S.d.P. Cécile Höfges, Donnerstag 14.30-16.30 Uhr www.gruene-braunschweig.de Karl-Heinz Kubitza, Margit Telgen chen muss. Aber diese Probleme wurden vor lauter Hoch- Geschäftsführerin Barbara Schulze, Margit Telgen Vorstandsmitglied im KV Braunschweig mut (Superbia) bei der Planung wohl bewusst ignoriert. Kohlmarkt 7 38100Braunschweig SIEBEN GROSSPROJEKTE GRÜN FÜR BRAUNSCHWEIG 2 | 2008

GROSSPROJEKT 2: AUFWERTUNG DER INNENSTADT gemacht werden soll, dass neben der pompösen Haupttribüh- CDU-Anträge im Kulturbereich sind unausgewogen Auch die vermeintliche Attraktivitätssteigerung in der In- ne auch noch den Nordkurvenausbau umfasst. Und dies alles, nenstadt erweist sich als Rohrkrepierer. Zwar sind an einigen obwohl das Stadion – das durchaus 2.-Liga-Ansprüchen ge- Im Einklang mit dem Oberbürgermeister schichtet die CDU zu- GRÜNEN hatten deshalb vorgeschlagen, die Fördermittel für Stellen Millionen investiert worden, doch inzwischen sind auch nügt – nur selten ausgelastet ist. Wenn hiermit mal nicht der nehmend Gelder in Richtung „Eventkultur“ um, während kul- alle Freien Träger im Kulturbereich – auch für den Kunstverein – die Schattenseiten bekannt: eine ganze Reihe von Leerstän- Neid (Invidia) auf die sportlich erfolgreicheren Nachbarstädte turelle Einrichtungen, die das ganze Jahr über Tag für Tag ihre entsprechend zu erhöhen, und zwar um insgesamt 200.000 _. den. Ihre Ursachen liegen neben der starken Ausweitung der kompensiert wird. Türen offenhalten, stiefmütterlich behandelt werden. Damit sind sie bei der CDU auf taube Ohren gestoßen. Verkaufsfläche vor allem in den mit den Investitionen stark Die CDU beantragt nur für den Kunstverein eine Zuschuss- Vor diesem Hintergrund haben die GRÜNEN kein Verständ- gestiegenen Mieten, die sich insbesondere die kleinen inha- GROSSPROJEKT 5: EVENTKULTUR erhöhung um 50 % bzw. 50.000 _. Für alle anderen Kultur- nis für den Antrag der Union, den städtischen Zuschuss für die bergeführten Geschäfte immer weniger leisten können. Aber Hauptinteresse des CDU-geführten Rathauses ist es, Braun- einrichtungen in freier Trägerschaft (AK Andere Geschichte, Stadtmarketing-GmbH um weitere 25.000 _zu erhöhen, obwohl was soll es, Hauptsache wir haben nun die größte Quadriga schweig einen Event-Charakter zu verpassen. Als Kultur wird nur BBK, Museum für Photographie, Jugendkunstschule Buntich, dem Stadtmarketing für die Landesausstellung Otto IV. und die größte Videowand Europas. Hier hat sich die absolute anerkannt und ausreichend finanziert, was hohe Zuschauerzahlen LOT-Theater, Figurentheater Fadenschein, Kultur- und Kom- 2009 bereits über 1 Mio. _ an Sondermitteln zur Verfü- Maßlosigkeit (Gula) Bahn gebrochen. und große Außenwirkung garantiert. Im kommenden Jahr gibt es munikationszentrum Brunsviga), die durch die seit 2002 gel- gung gestellt werden. Das inhaltlich eher dürftige Begleit- dafür wieder ein gutes Beispiel: Die Landesausstellung zu Otto IV, tende 20 %ige Zuschusskürzung in finanzielle Schwierigkeiten programm ist damit mehr als abgesichert. GROSSPROJEKT 3: LUXUSHOTEL der große Summen zugeschustert werden. Gleichzeitig werden geraten sind, soll es keine Aufstockung geben. Dabei summiert Das geplante Luxushotel ist wie Sauerbier: Bettenkapazität die kleinen Kultureinrichtungen am langen Arm verhungern las- sich diese Zuschusskürzung aufgrund von Steigerungen bei Dr. Elke Flake gibt es vor Ort genug und Nachfragespitzen sind viel zu selten, sen (siehe nächste Seite). Und auch die kritische Kleinkunst soll – den Personal- und Sachkosten mittlerweile auf rund 30 %. Die Ratsfrau Bündnis90/Die Grünen folgerichtig sind die ersten Investoren schon abgesprungen. Um wie das Beispiel des boykottierten Hartmut El-Kurdi zeigt – das Projekt als Zeichen unserer Genusssucht (Luxuria) auf Bie- gleich mit erledigt werden (die Rachsucht (Ira) lässt grüßen). gen und Brechen durchzudrücken, hat die Stadt deshalb dem Wie sehr jedoch Anspruch und Wirklichkeit dabei auseinan- letzten verbliebenen Investor – praktischerweise ein Unterneh- der gehen, zeigt sich in der gescheiterten Kulturhauptstadt- Dabei lässt die Verwaltung diejenigen im men aus Braunschweig – diverse Zugeständnisse gemacht: Der bewerbung. Stich, die mit viel Engagement und wenig Kaufpreis ist für ein Grundstück dieser Lage lächerlich, zudem Geld großartige Arbeit für die Menschen muss die Stadt auch noch für den Abriss des FBZ und die Sa- GROSSPROJEKT 6: LUFTREINHALTEPLAN in unserer Stadt leisten und die dringend nierung des kontaminierten Bodens sorgen. Ob es trotzdem Die Stadt kümmert sich um das Wohlergehen ihrer Bürger, auf eine Erhöhung ihrer seit Jahren viel zum Bau kommt, ist jedoch fraglich, denn dem Investor wurde suggeriert der aktuelle Luftreinhalteplan. Jedoch wurde inzwi- zu geringen Zuschüsse angewiesen sind. ein halbjähriges Rücktrittsrecht eingeräumt. schen eine Maßnahme nach der anderen wieder aufgegeben. Folgende Beispiele mögen verdeutlichen, Zuerst war es die Umweltzone, die der Shopping-Metropole um welche Summen es im Einzelnen geht: Der Verein zur Förderung körper- Großprojekte in Zahlen zuwider lief. Dann wurde der großflächige Fernwärmean- schluss gestrichen – nun gibt es nur noch ein mageres Aus- behinderter Kinder (KöKi) benötigt eine Hoffmanns Großprojekte bauprogramm, dass z.B. den größten Teil des dicht besiedelten Zuschusserhöhung in Höhe von 4.600 _, 40 Mio. € für die Osterweiterung des Flughafens Waggum der Stadtteilladen Madamenweg der (städtischer Anteil: ca. 10 Mio. €) Östlichen Ringgebiets ausnimmt. Auch zu einer Fahrrad- und Stiftung Wohnen und Beraten aufgrund 28 Mio. € für den Ausbau des Eintracht-Stadions Busspur auf dem Bohlweg wird es nicht kommen. Hinzu kom- (städtischer Anteil: ca. 21 Mio. €) men der Wegfall der Baumschutzsatzung und die Abholzungen immens gestiegenen Zulaufs 15.000 _ 28 Mio. € für die Errichtung des „Spaßbades“ im Querumer Forst für den Ausbau des Flughafens. Ernsthafte mehr. Hier stehen Dr. Hoffmann sowie t die CDU/FDP-Ratsmehrheit knallhart auf Beispiele Hoffmann‘scher Sparprojekte Umweltpolitik sieht anders aus – in Braunschweig herrscht da der Bremse, da es sich um „Wohltaten“ 20% Zuschussreduzierung seit 2002 für alle sozialen und eher Ignoranz (Acedia) vor. kulturellen Einrichtungen in freier Trägerschaft (O-Ton Hoffmann!) handele, die sich die 0 Freizeit- und Bildungszentren im Bürgerpark GROSSPROJEKT 7: HAUSHALTSKONSOLIDIERUNG Stadt in der Krise einfach nicht leisten t Das erste Großprojekt von OB Hoffmann war die Haushalts- könne. Die 21 Mio. _ für den Ausbau des GRÜNE Großprojekte Eintracht-Stadions sind dagegen offen- 4,50 konsolidierung. Dafür wurden soziale und kulturelle Projekte Illustration: Günter Wolters € als angemessene Entlohnung für Tagesmütter und -väter Kommentar sichtlich überhaupt kein Problem! (Erhöhung von 2,63 € Stunde/Kind, Ziel: 6,00 €) gekürzt sowie Privatisierungen durchgeführt. Anstatt aus BS- 5 weitere Schulkindbetreuungsgruppen an Grundschulen Energy ein städtisches Unternehmen mit Gewinn zu machen, Mit Volldampf weiter in die falsche Der „Sparkurs“, den der Oberbürgermeister angeblich 3 weitere Offene Ganztagsgrundschulen wurde es verkauft. Andere sacken nun die Kohle ein. Und die Richtung fährt, entpuppt sich so als eine einseitig ausgerichtete Aus- Eine deutliche (Wieder-)Aufstockung der Zuschüsse für Verkaufserlöse werden ständig geringer, um einen ausgegli- gabenpolitik: Gespart wird bei sozialen, kulturellen und Freie Träger im sozialen und kulturellen Bereich chenen Haushalt vorspielen zu können. Dubiose Finanzjon- Alle, die auf eine Korrektur der Finanzpolitik von Ober- ökologischen Belangen, die als „konsumtiv“ und damit 1 KlimaschutzmanagerIn, die für Braunschweig ein echtes bürgermeister Dr. Hoffmann (CDU) gehofft hatten, wur- anscheinend als verzichtbar eingestuft werden, während Klimaschutzkonzept entwickeln soll glage begleitet zudem den Verkauf der Stadtentwässerung und die geplante Sanierung der Schulen. In diesem Jahr wird den bei der Präsentation seiner „Haushaltsvisionen“ eines für die diversen Großprojekte aufgrund des vermuteten aber nicht nur gespart, sondern für Großprojekte viel Geld Schlechteren belehrt: Es soll weiter mit Volldampf in die überregionalen Imagegewinns die Millionen stets äußerst GROSSPROJEKT 4: STADIONAUSBAU rausgehauen. Da wo die Haushaltspo- falsche Richtung gehen. Millionen und Abermillionen sol- locker sitzen. Der letzte Versuch des Stadionausbaus, der vor allem einen litik mal nicht von Geiz (Avaritia) ge- len in fragwürdige bzw. umweltschädliche oder unwirt- Braunschweig wird damit ganz auf Event getrimmt. Aber Umbau der Haupttribühne mit VIP -Logen und Business-Seats prägt ist, stehen jedoch die falschen schaftliche Projekte wie Flughafen- oder Stadionausbau uns werden die Folgen dieser unsozialen Politik einholen. für die zahlungskräftige Kundschaft vorsah, wurde wegen Prioritäten im Vordergrund. gesteckt werden. Vordergründiger Prestigegewinn und Wenn die Party vorbei ist, wird Braunschweig mit einem des drohenden Abstiegs der Eintracht in die 4. Liga und de- Imagepflege um jeden Preis sind dem Oberbürgermeister riesigen Kater aufwachen. ren mangelnder Liquidität abgesagt. Nun gibt es einen neuen Gerald Heere wichtiger als das Wohlergehen der Menschen in unserer Gilla Witte Anlauf, bei dem jetzt dem Verein ein 21 Mio. Euro-Geschenk Vorstandssprecher KV Braunschweig Stadt. SIEBEN GROSSPROJEKTE GRÜN FÜR BRAUNSCHWEIG 2 | 2008

GROSSPROJEKT 2: AUFWERTUNG DER INNENSTADT gemacht werden soll, dass neben der pompösen Haupttribüh- CDU-Anträge im Kulturbereich sind unausgewogen Auch die vermeintliche Attraktivitätssteigerung in der In- ne auch noch den Nordkurvenausbau umfasst. Und dies alles, nenstadt erweist sich als Rohrkrepierer. Zwar sind an einigen obwohl das Stadion – das durchaus 2.-Liga-Ansprüchen ge- Im Einklang mit dem Oberbürgermeister schichtet die CDU zu- GRÜNEN hatten deshalb vorgeschlagen, die Fördermittel für Stellen Millionen investiert worden, doch inzwischen sind auch nügt – nur selten ausgelastet ist. Wenn hiermit mal nicht der nehmend Gelder in Richtung „Eventkultur“ um, während kul- alle Freien Träger im Kulturbereich – auch für den Kunstverein – die Schattenseiten bekannt: eine ganze Reihe von Leerstän- Neid (Invidia) auf die sportlich erfolgreicheren Nachbarstädte turelle Einrichtungen, die das ganze Jahr über Tag für Tag ihre entsprechend zu erhöhen, und zwar um insgesamt 200.000 _. den. Ihre Ursachen liegen neben der starken Ausweitung der kompensiert wird. Türen offenhalten, stiefmütterlich behandelt werden. Damit sind sie bei der CDU auf taube Ohren gestoßen. Verkaufsfläche vor allem in den mit den Investitionen stark Die CDU beantragt nur für den Kunstverein eine Zuschuss- Vor diesem Hintergrund haben die GRÜNEN kein Verständ- gestiegenen Mieten, die sich insbesondere die kleinen inha- GROSSPROJEKT 5: EVENTKULTUR erhöhung um 50 % bzw. 50.000 _. Für alle anderen Kultur- nis für den Antrag der Union, den städtischen Zuschuss für die bergeführten Geschäfte immer weniger leisten können. Aber Hauptinteresse des CDU-geführten Rathauses ist es, Braun- einrichtungen in freier Trägerschaft (AK Andere Geschichte, Stadtmarketing-GmbH um weitere 25.000 _zu erhöhen, obwohl was soll es, Hauptsache wir haben nun die größte Quadriga schweig einen Event-Charakter zu verpassen. Als Kultur wird nur BBK, Museum für Photographie, Jugendkunstschule Buntich, dem Stadtmarketing für die Landesausstellung Otto IV. und die größte Videowand Europas. Hier hat sich die absolute anerkannt und ausreichend finanziert, was hohe Zuschauerzahlen LOT-Theater, Figurentheater Fadenschein, Kultur- und Kom- 2009 bereits über 1 Mio. _ an Sondermitteln zur Verfü- Maßlosigkeit (Gula) Bahn gebrochen. und große Außenwirkung garantiert. Im kommenden Jahr gibt es munikationszentrum Brunsviga), die durch die seit 2002 gel- gung gestellt werden. Das inhaltlich eher dürftige Begleit- dafür wieder ein gutes Beispiel: Die Landesausstellung zu Otto IV, tende 20 %ige Zuschusskürzung in finanzielle Schwierigkeiten programm ist damit mehr als abgesichert. GROSSPROJEKT 3: LUXUSHOTEL der große Summen zugeschustert werden. Gleichzeitig werden geraten sind, soll es keine Aufstockung geben. Dabei summiert Das geplante Luxushotel ist wie Sauerbier: Bettenkapazität die kleinen Kultureinrichtungen am langen Arm verhungern las- sich diese Zuschusskürzung aufgrund von Steigerungen bei Dr. Elke Flake gibt es vor Ort genug und Nachfragespitzen sind viel zu selten, sen (siehe nächste Seite). Und auch die kritische Kleinkunst soll – den Personal- und Sachkosten mittlerweile auf rund 30 %. Die Ratsfrau Bündnis90/Die Grünen folgerichtig sind die ersten Investoren schon abgesprungen. Um wie das Beispiel des boykottierten Hartmut El-Kurdi zeigt – das Projekt als Zeichen unserer Genusssucht (Luxuria) auf Bie- gleich mit erledigt werden (die Rachsucht (Ira) lässt grüßen). gen und Brechen durchzudrücken, hat die Stadt deshalb dem Wie sehr jedoch Anspruch und Wirklichkeit dabei auseinan- letzten verbliebenen Investor – praktischerweise ein Unterneh- der gehen, zeigt sich in der gescheiterten Kulturhauptstadt- Dabei lässt die Verwaltung diejenigen im men aus Braunschweig – diverse Zugeständnisse gemacht: Der bewerbung. Stich, die mit viel Engagement und wenig Kaufpreis ist für ein Grundstück dieser Lage lächerlich, zudem Geld großartige Arbeit für die Menschen muss die Stadt auch noch für den Abriss des FBZ und die Sa- GROSSPROJEKT 6: LUFTREINHALTEPLAN in unserer Stadt leisten und die dringend nierung des kontaminierten Bodens sorgen. Ob es trotzdem Die Stadt kümmert sich um das Wohlergehen ihrer Bürger, auf eine Erhöhung ihrer seit Jahren viel zum Bau kommt, ist jedoch fraglich, denn dem Investor wurde suggeriert der aktuelle Luftreinhalteplan. Jedoch wurde inzwi- zu geringen Zuschüsse angewiesen sind. ein halbjähriges Rücktrittsrecht eingeräumt. schen eine Maßnahme nach der anderen wieder aufgegeben. Folgende Beispiele mögen verdeutlichen, Zuerst war es die Umweltzone, die der Shopping-Metropole um welche Summen es im Einzelnen geht: Der Verein zur Förderung körper- Großprojekte in Zahlen zuwider lief. Dann wurde der großflächige Fernwärmean- schluss gestrichen – nun gibt es nur noch ein mageres Aus- behinderter Kinder (KöKi) benötigt eine Hoffmanns Großprojekte bauprogramm, dass z.B. den größten Teil des dicht besiedelten Zuschusserhöhung in Höhe von 4.600 _, 40 Mio. € für die Osterweiterung des Flughafens Waggum der Stadtteilladen Madamenweg der (städtischer Anteil: ca. 10 Mio. €) Östlichen Ringgebiets ausnimmt. Auch zu einer Fahrrad- und Stiftung Wohnen und Beraten aufgrund 28 Mio. € für den Ausbau des Eintracht-Stadions Busspur auf dem Bohlweg wird es nicht kommen. Hinzu kom- (städtischer Anteil: ca. 21 Mio. €) men der Wegfall der Baumschutzsatzung und die Abholzungen immens gestiegenen Zulaufs 15.000 _ 28 Mio. € für die Errichtung des „Spaßbades“ im Querumer Forst für den Ausbau des Flughafens. Ernsthafte mehr. Hier stehen Dr. Hoffmann sowie t die CDU/FDP-Ratsmehrheit knallhart auf Beispiele Hoffmann‘scher Sparprojekte Umweltpolitik sieht anders aus – in Braunschweig herrscht da der Bremse, da es sich um „Wohltaten“ 20% Zuschussreduzierung seit 2002 für alle sozialen und eher Ignoranz (Acedia) vor. kulturellen Einrichtungen in freier Trägerschaft (O-Ton Hoffmann!) handele, die sich die 0 Freizeit- und Bildungszentren im Bürgerpark GROSSPROJEKT 7: HAUSHALTSKONSOLIDIERUNG Stadt in der Krise einfach nicht leisten t Das erste Großprojekt von OB Hoffmann war die Haushalts- könne. Die 21 Mio. _ für den Ausbau des GRÜNE Großprojekte Eintracht-Stadions sind dagegen offen- 4,50 konsolidierung. Dafür wurden soziale und kulturelle Projekte Illustration: Günter Wolters € als angemessene Entlohnung für Tagesmütter und -väter Kommentar sichtlich überhaupt kein Problem! (Erhöhung von 2,63 € Stunde/Kind, Ziel: 6,00 €) gekürzt sowie Privatisierungen durchgeführt. Anstatt aus BS- 5 weitere Schulkindbetreuungsgruppen an Grundschulen Energy ein städtisches Unternehmen mit Gewinn zu machen, Mit Volldampf weiter in die falsche Der „Sparkurs“, den der Oberbürgermeister angeblich 3 weitere Offene Ganztagsgrundschulen wurde es verkauft. Andere sacken nun die Kohle ein. Und die Richtung fährt, entpuppt sich so als eine einseitig ausgerichtete Aus- Eine deutliche (Wieder-)Aufstockung der Zuschüsse für Verkaufserlöse werden ständig geringer, um einen ausgegli- gabenpolitik: Gespart wird bei sozialen, kulturellen und Freie Träger im sozialen und kulturellen Bereich chenen Haushalt vorspielen zu können. Dubiose Finanzjon- Alle, die auf eine Korrektur der Finanzpolitik von Ober- ökologischen Belangen, die als „konsumtiv“ und damit 1 KlimaschutzmanagerIn, die für Braunschweig ein echtes bürgermeister Dr. Hoffmann (CDU) gehofft hatten, wur- anscheinend als verzichtbar eingestuft werden, während Klimaschutzkonzept entwickeln soll glage begleitet zudem den Verkauf der Stadtentwässerung und die geplante Sanierung der Schulen. In diesem Jahr wird den bei der Präsentation seiner „Haushaltsvisionen“ eines für die diversen Großprojekte aufgrund des vermuteten aber nicht nur gespart, sondern für Großprojekte viel Geld Schlechteren belehrt: Es soll weiter mit Volldampf in die überregionalen Imagegewinns die Millionen stets äußerst GROSSPROJEKT 4: STADIONAUSBAU rausgehauen. Da wo die Haushaltspo- falsche Richtung gehen. Millionen und Abermillionen sol- locker sitzen. Der letzte Versuch des Stadionausbaus, der vor allem einen litik mal nicht von Geiz (Avaritia) ge- len in fragwürdige bzw. umweltschädliche oder unwirt- Braunschweig wird damit ganz auf Event getrimmt. Aber Umbau der Haupttribühne mit VIP -Logen und Business-Seats prägt ist, stehen jedoch die falschen schaftliche Projekte wie Flughafen- oder Stadionausbau uns werden die Folgen dieser unsozialen Politik einholen. für die zahlungskräftige Kundschaft vorsah, wurde wegen Prioritäten im Vordergrund. gesteckt werden. Vordergründiger Prestigegewinn und Wenn die Party vorbei ist, wird Braunschweig mit einem des drohenden Abstiegs der Eintracht in die 4. Liga und de- Imagepflege um jeden Preis sind dem Oberbürgermeister riesigen Kater aufwachen. ren mangelnder Liquidität abgesagt. Nun gibt es einen neuen Gerald Heere wichtiger als das Wohlergehen der Menschen in unserer Gilla Witte Anlauf, bei dem jetzt dem Verein ein 21 Mio. Euro-Geschenk Vorstandssprecher KV Braunschweig Stadt. GRÜN FÜR BRAUNSCHWEIG 2 | 2008

BRAUNSCHWEIG Bundestagskandidat der Braunschweiger GRÜNEN: Dr. Helmut Blöcker Auf der Mitgliederversammlung der Braunschweiger GRÜ- Seine vordringlichen GRÜNEN Anliegen für den Bundes- NEN am 9. Oktober 2008 wurde Dr. Helmut Blöcker ein- tagswahlkampf sind es, Impulse zur verbesserten sozialen stimmig als Kandidat für die am 27. September 2009 statt- Teilhabe zu setzen, nachdrücklich für konsequente ökolo- findende Bundestagswahl nominiert. gische Erneuerung zu werben, eine nachhaltige Friedens- Helmut Blöcker ist Chemiker und Molekularbiologe. Er politik insbesondere für sich entwickelnde Länder zu un- arbeitet seit 1980 am Helmholtz-Zentrum für Infektions- terstützen und die Stärkung der Bürgerrechte anzumah- forschung (früher GBF). nen. Seit 1994 ist er dort www.heidberg-melverode.de Leiter der Abteilung Genomanalyse. Blöcker Zum Schluss: Promi-Sprüche … ist verheiratet, hat ein Kind und zwei Enkel- ... zur Finanz- und Wirtschaftskrise kinder. Seit 2001 ist er „Mehr Kapitalismus wagen“ Buchtitel von Friedrich Merz, Parteimitglied bei den CDU GRÜNEN, seit 2006 „Absurder geht es kaum. Eine Stunde, bevor Friedrich Mitglied des Bezirksra- Merz in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen DAS SIND UNSERE tes Heidberg-Melvero- sein Werk vorstellt, präsentiert Angela Merkel im Kanzler- de. amt das größte Banken-Rettungspaket der Geschichte.“ GROSSPROJEKTE! Blöcker ist zudem u. a. Renate Meinhof, Süddeutsche Zeitung Mitglied im Bürgerver- ein Heidberg, im Kul- … zum Klimaschutz: turring Melverode, im Jugendnetzwerk Süd, in der Lärm- „Wir kämpfen leidenschaftlich für den Klimaschutz“ Chri- schutzinitiative LiMeS, im Energieforum Region stian Wulff, CDU Braunschweig sowie bei Attac und beim BUND. Parteiin- „Klimaschutz hat mit Wulffs Kohle- und Atomkraftwerks- FÜR BRAUNSCHWEIG 2 | 2008 tern engagiert er sich unter anderem in den Landesar- politik soviel zu tun, wie Kuchenbacken mit Arschbacken.“ grün! beitsgemeinschaften Soziales sowie Energie. Helmut Blöcker, Bündnis 90/Die Grünen SCHWERPUNKT Termine Wie man Politik verkauft

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass unsere Bundesregie- 7 Großprojekte – 7 Hauptsünden der UÊ Öffentliche Mitgliederversammlungen Aktuelle Termine der Braunschweiger Grünen auch abrufbar in der Regel am 3. Donnerstag im Monat, auf unserer Internetseite: www.gruene-braunschweig.de rung nicht mehr in Politik, sondern in Schirmen macht? Es Braunschweiger Politik 19:30 Uhr in der Brunsviga: gibt auch schon verschiedene Modelle: Rettungsschirme 18.12.2008 mit dem Fraktionsvorsitzenden der für die Banken (die doch partout nicht drunter wollten), Die klassische Theologie kennt sieben Hauptsünden, die Landtagsfraktion Stefan Wenzel UGrüne Termine außerhalb Braunschweigs: dann kam das Modell Sicherungsschirm für die arme Au- sich aus schlechten Charaktereigenschaften ableiten las- 22.01.2009 zur Finanzkrise und dem Grünen 23.-25.01.2009 Bundesparteitag in Dortmund zur toindustrie und jetzt gibt es auch Schutzschirme, Sonder- sen. Zu ihnen gehören Hochmut, Geiz, Genusssucht, Zorn/ „New Deal“ Europawahl: Verabschiedung des Wahlprogramms und modell Koch. Rachsucht, Maßlosigkeit, Neid und Ignoranz. Betrachtet UÊ Treffen der Hellgrünen AG KandidatInnenaufstellung Das ist toll! Jetzt kann uns nichts mehr passieren! Da man die vielen Großprojekte, die in den letzten Jahren in jeden 1. Montag im Monat, 20 Uhr im Grünen Laden, 07.-08.02.2009 Landesdelegiertenkonferenz in Winsen/ Kohlmarkt 7 zeigt sich doch, Politik ist sowieso überflüssig, weitreichen- Braunschweig entstanden sind, zeigen sich da erstaunliche Luhe: Neuwahl des niedersächsischen Landesvorstands Stammtisch zur Diskussion aktueller politischer de Konzepte sind Quatsch, Vorausdenken geht gar nicht, Übereinstimmungen. Landesarbeitsgemeinschaften (LAG) (Diskussionsforen zu Themen – offen für alle Interessierten hat Frau Merkel selber gesagt! Besser ist es, Schirme auf- allen Politikfeldern - offen für alle Mitglieder und Freunde Nächste Termine: 5.01.2009 und 2.02.2009 Grüner Politik.) zuspannen, da hat man was in der Hand und Vertrauen in GROSSPROJEKT 1: SCHLOSS-ARKADEN UÊ 08.01.2009 die Zukunft. Selbst wenn man anerkennt, dass es in der Bevölkerung Aktuelle Infos und Termine abrufbar unter: AG Integration 19.00 Uhr Grüner Laden Kohlmarkt 7 Da wüsste ich doch noch mehr: wie wär‘s mit Schutz- eine Sehnsucht nach einer Schlossrekonstruktion gege- http://www.gruene-niedersachsen.de/cms/gremien/ Workshop: Doppelpass statt Optionszwang rubrik/7/7003.arbeitsgemeinschaften.htm schirmen für die Umwelt, Rettungsschirme für das Klima, ben hat, springen einem doch die Schattenseiten dieses UÊ 05.02.2009 AG Integration 19.00 Uhr Bildungsschirme für jedes Kind und einen Sicherungsschirm Projekts ins Auge: der Wegfall einer großen innerstädti- Dreigenerationenhaus/Hugo-Luther-Str. 60a Demographischer Wandel, Fachkräftemangel für jeden Arbeitsplatz. Es geht doch - siehe oben. schen Grünfläche zulasten des Mikroklimas am Bohlweg; und Migration Welche Schirme von der Ratsmehrheit an die eine riesige Steinwüste vor und hinter den Arkaden, der es BraunschweigerInnen verteilt werden und wel- an Grün und Sitzbänken mangelt; eine furchtbar hässli- che nicht, können Sie in dieser Ausgabe lesen. che Kaufhaus-Betonfassade, die langsam noch unansehn- IMPRESSUM Soviel sei schon verraten: Es sind auch Knirpse licher werden wird; sowie eine Quadriga, die der Stadt BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN ÖFFNUNGSZEITEN TELEFON 05 31/1 64 00 DAS REDAKTIONSTEAM dabei! nach der Schenkung regelmäßige Folgekosten verursa- Kreisverband BS Mittwoch 15.00-18.30 Uhr [email protected] Helmut Blöcker, Gerald Heere, V.i.S.d.P. Cécile Höfges, Donnerstag 14.30-16.30 Uhr www.gruene-braunschweig.de Karl-Heinz Kubitza, Margit Telgen chen muss. Aber diese Probleme wurden vor lauter Hoch- Geschäftsführerin Barbara Schulze, Margit Telgen Vorstandsmitglied im KV Braunschweig mut (Superbia) bei der Planung wohl bewusst ignoriert. Kohlmarkt 7 38100Braunschweig GRÜN FÜR BRAUNSCHWEIG 02 | 2008 extragrün!

Gorleben – „Atomkonsens ist Nonsens“ hieß es im März 2001 vor dem Der Widerstand lebt Start des Castor-Transports nach Gorleben. und die damalige Fraktionsvorsitzende Kerstin Müller wurden im Wend- 16.000 Menschen, unter ihnen tausende Grüne, demonstrier- land mit Beschimpfungen empfangen. Demonstranten riefen: ten dieses Jahr friedlich gegen Atomkraft. Aber ist das Vertrauen „Verräter“ und „Ihr habt hier nichts zu suchen“. Roth steuerte zwischen Wendländischem Widerstand und Grünen damit wie- beim Umzug der „Stunkparade“ den Traktor des Grünen Kreis- der hergestellt? verbandes. Die Vertreter der bündnisgrünen Regierungspar- tei sahen ihre Teilnahme als Demonstration für einen schnellen Ausstieg, nicht aber gegen den am folgenden Tag beginnenden Transport. Bereits am Tag zuvor hatten in Lüneburg über 10 000 Castor-Gegner demonstriert und die Atompolitik der rot-grünen Bundesregierung teilweise scharf angegriffen. Fotos auf dieser Seite: Baumgart (2), Sewella (1), Herlitschke (2) GRÜN FÜR BRAUNSCHWEIG 02 | 2008

stehen machte sich breit. Vor diesem Hintergrund wurde der Die Grünen aus der Region Braunschweig Grüne Aufruf auch von vielen Kritikern des rot-grünen „Atom- waren 2008 bei der Großdemo mit zwei Bussen vor Ort. Mit dabei waren unter an- konsens“ begrüßt. derem auch der Braunschweiger Vorstands- sprecher Gerald Heere, der Fraktionsvorsit- Der Protest vor dem Zwischenlager Gorleben war so zende im Rat Holger Herlitschke sowie der groß wie seit 30 Jahren nicht mehr, insgesamt waren 16.000 Bundestagskandidat Helmut Blöcker. Menschen gekommen! Unter ihnen waren 4.000 Grüne aus der ganzen Bundesrepublik, die friedlich mit vielen ande- ren Parteien und Initiativen gegen Atomkraft demonstrier- Diese Ereignisse markierten den Beginn eines Zerwürfnisses ten. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-, zwischen Teilen des Wendländischen Widerstandes und der die Bäuerliche Notgemeinschaft, die Aktion „WiderSetzen“, grünen Partei. Das Misstrauen gegen den Atomkonsens saß „X1000mal Quer“ sowie die vielen regionalen Castor-Grup- tief. pen konnten sich über eine gelungene Veranstaltung freuen. „Die Grünen sind weiter ein Teil der Anti-AKW Be- Unübersehbare grüne Fahnen, die Auftritte Grüner Spitzen- wegung. Wir müssen allerdings Vertrauen zurückgewinnen“, politikerInnen sowie die gesteigerte Aufmerksamkeit der Me- sagte Claudia Roth damals. Der Kompromiss zum Atomaus- dien markierten zudem die Rückkehr der Grünen Partei auf stieg zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen wurde die Straßen des Wendlandes. Trotzdem hörten grüne Teilneh- für die Grünen auch parteiintern zu einer Zerreißprobe. Wäh- merInnen vereinzelt Rufe wie: „Ihr habt hier nichts zu suchen“ rend Umweltminister Trittin ihn verteidigte, lehnte Vorstands- oder „geht doch nach Hause“. Wie ist das zu bewerten? sprecherin Antje Radcke die Vereinbarung ab, ein Zerbrechen Einerseits ist es Groll, der noch aus Zeiten Grüner Re- der rot-grünen Koalition wollte sie in Kauf nehmen. gierungsbeteiligung stammt, andererseits wird deutlich: Wer Diesen mühsam errungenen Konsens den Initiati- sich auf der Straße zeigt, muss damit leben, angreifbar zu sein. ven vor Ort zu vermitteln, war fast unmöglich. Im oberirdi- Es wird immer wieder dazu kommen, dass Grüne Politik nicht schen Zwischenlager Gorleben haben sich seit 1995 bereits 80 so funktioniert, wie sich Menschen vor Ort das vorstellen. Container mit hochradioaktivem Atommüll angesammelt. Das Solange sie politische Verantwortung übernehmen, werden Polizeiaufgebot für die Transporte versetzte den Landkreis je- Grüne immer im Spannungsfeld zwischen der großen Lösung des Mal in den Ausnahmezustand. Menschen, die in ihrem Le- und dem politisch umsetzbaren Kompromiss arbeiten müssen. bensumfeld so direkt mit den Auswirkungen von Atomkraft All diese Diskussionen und Auseinandersetzungen sind jedoch konfrontiert sind, beobachten natürlich besonders sensibel, mit persönlichen Begegnungen verbunden. Und diese sind das ob ihre Anliegen und Ängste von der Politik überhaupt noch beste Mittel, einer Entfremdung von Politik und Basis entge- wahrgenommen werden. In diesem Spannungsfeld sind Kon- genzuwirken. Besonders die Grünen brauchen diese Rückkop- flikte fast unausweichlich. Eine Doppelstrategie mit der Hal- pelung, um die eigene Arbeit zu reflektieren, aber auch um tung „Die auf der Straße und wir im Parlament“ wird dabei auf eine lebendige Partei zu bleiben. Dauer zu einer gegenseitigen Entfremdung führen. Es bleibt viel zu tun: Um eine Verlängerung der AKW Daher war es richtig, dass die Grünen 2008 nach lan- Laufzeiten zu erreichen, greift die Atomlobby tief in die Trick- ger Zeit wieder bundesweit für die Demonstration in Gorle- kiste. Die Ereignisse rund um das Forschungsendlager Asse II ben mobilisiert hatten. Ist es allerdings gelungen, wie 2001 beweisen unglaubliche Verantwortungslosigkeit im Umgang von Claudia Roth gefordert, „Vertrauen zurück zu gewin- mit der Endlagerfrage und 2010 kommt der nächste Castor… Fotos auf dieser Seite: Baumgart (2), Sewella (2) nen“? Ich glaube, es ist gelungen! Durch Kontakte zu einer Castor-Gruppe vor Ort konnte ich beobachten, wie sich in den letzten Jahren Frust im Wendländischen Widerstand ausbrei- tete. Insgesamt sinkende Teilnahme und weniger überregio- nale TeilnehmerInnen an den Demonstrationen waren dafür Michael Baumgart verantwortlich. Das Gefühl mit dem Widerstand alleine dazu- Bezirksrat Bebelhof-Viewegs Garten