III Vorwort ren Konzerten wieder dem Pariser Pub­ alma divina, einem Polo genannten an­ likum zu und begann mit der Komposi­ dalusischen Volksgesang, fußt. Der erste tion der -Fantasie, die er gemäß Teil bezieht sich auf Carmens berühmte Datierung im Autograph am 26. März L’amour est un oiseau rebelle 1881 in Marseille beendete. Dorthin hat­ (Die Liebe ist ein wilder Vogel), die auf Die Fantasie über Opernthemen ist eine te er sich von Paris aus begeben, um an das Lied El arreglito von Sebastián de der Gattungen, die der junge Pablo de den dort veranstalteten Concerts Popu­ Iradier zurückgeht, der zweite auf Car­ Sarasate (1844 – 1908) am stärksten laires teilzunehmen. mens Lied Tralala aus dem 1. Akt, der pflegte, um sein Talent als Geiger her­ Sarasate wollte mit diesem Werk ver­ dritte auf die Près des rem- auszustellen. Die meisten Violinvirtuo­ mutlich seinem Freund parts de Séville (Draußen am Wall von sen hatten in dieser Zeit solche Fantasi­ (1838 – 75) seine Reverenz erweisen und Sevilla) und der vierte auf die Chanson en im Repertoire, da derartige Werke vor zugleich einen nahezu sicheren Erfolg bohême (Zigeunerlied), die Carmen im dem Hintergrund der damals herrschen­ landen, da um diese Zeit Carmen be­ 2. Akt singt. den Opernpassion vom Publikum sehr reits in ganz Europa Triumphe feierte. Im Stadtarchiv von Pamplona wer­ geschätzt wurden. Für Sarasates Ent­ Aber neben diesen beiden Gründen könn­ den drei autographe Handschriften des wicklung als Interpret spielte das Genre te es noch einen dritten für die Kompo­ Werks aufbewahrt, eine Skizze der Fas­ somit eine große Rolle, und Fantasien sition der Carmen-Fantasie geben, da sung für Violine und Klavier, die voll­ von Charles-Auguste de Bériot und Jean- Sarasate möglicherweise selbst in Bizets ständige, am Ende datierte und signier­ Del­phin Alard gehörten seit seiner Kind­ Oper eingebunden war. Beide Musiker te Niederschrift dieser Klavierfassung heit zu seinem Standard-Konzertreper­ waren sich im Pariser Conservatoire be­ und eine Partitur für Violine und Or­ toire. Für die Komposition eigener Fan­ gegnet, hatten gemeinsame Freunde wie chester mit zahlreichen Anmerkungen tasien ist seine Bevorzugung von franzö­ Camille Saint-Saëns, Édouard Lalo und und Korrekturen. Bemerkenswert ist die sischen Bühnenwerken bemerkenswert.­ Ernest Guiraud, und sie trafen sich in vermutlich von fremder Hand stammen­ Denn in den Jahrzehnten zuvor hatten Konzerten und Salons zum gemeinsa­ de Eintragung zu Beginn der Habanera Komponisten vor allem auf italienische men Musizieren. Außerdem besuchte Sa­ im Autograph der Klavierfassung, die Opern zurückgegriffen. Immerhin neun rasate nach dem Zeugnis von Bizets sich auf den Ursprung der Melodie be­ der dreizehn von Sarasate zwischen 1863 Frau Geneviève Halévy beide manchmal zieht: Habanera | Mélodie espagnole na­ und 1872 komponierten Fantasien wur­ zu Hause (vgl. Douglas Charles Parker, tionale | d’Iradier (zu den Quellen und den von Themen aus französischen Opern Bizet, London 1951, S. 148). Da Bizet ihrer Bewertung siehe Bemerkungen am Charles Gounods, Ambroise Thomas’, 1869 heiratete und Sarasate zwischen Ende der vorliegenden Edition). François-Adrien Boieldieus, Ferdinand 1870 und 1872 in Amerika auf Tournee Als Grundlage für seine Komposition Hérolds und Fromental Halévys ange­ war, dürften diese Besuche vor allem benutzte Sarasate sowohl die Orchester­ regt, deren Werke in Paris während des zwischen 1872 und 1875, Bizets Todes­ partitur als auch den Klavierauszug von Kaiserreichs unter Napoleon III. Trium­ jahr, stattgefunden haben. Genau in die­ Bizets Oper und nahm nur die für die phe feierten. se Periode fällt die Komposition von Bi­ Besetzung mit Violine unumgänglichen In den 1870er-Jahren gab Sarasate zets Oper, von Sarasates Airs espagnols Änderungen vor. Das Gerüst des melo­ das etwas veraltete Genre auf und be­ und von Lalos Symphonie espagnole; dischen Verlaufs und die Tonarten über­ gann mit der Komposition von Werken letztgenanntes Werk ist Sarasate gewid­ nahm er unverändert, die Instrumenta­ auf volkstümliche Themen, darunter die met, der Lalo die entsprechenden spani­ tion musste er für die Solo-Violine inso­ Spanischen Tänze (im G. Henle Verlag schen Folklore-Motive geliefert hatte.­ fern anpassen, als diese nun alle an der als HN 1370 erschienen). Bereits als ei­ Mitunter wird angenommen, dass Sara­­ Melodie beteiligten Instrumente ersetzt. ner der großen Geiger seiner Zeit an­ sate auch Bizet mit spanischen Volksme­ Er änderte außerdem einige Tempoan­ erkannt und gefeiert, spielte er sie mit lodien für dessen Oper versorgt hätte, gaben und führte darüber hinaus zahl­ großem Erfolg als Zugabestücke in sei­ wofür sich allerdings keine schriftlichen reiche verzierte Varianten und Lagen­ nen Konzerten, wodurch sie sehr schnell Belege finden lassen, sodass es Speku­ wechsel der Melodie für die Solo-Violine populär wurden. lation bleiben muss. ein, wodurch jede Wiederholung zu einer Mit der Carmen-Fantasie op. 25 kehr­ Wie dem auch sei, Sarasate wählte Variation des Originals wird. Außerdem te Sarasate 1881 jedoch zur Gattung für seine Carmen-Fantasie Nummern fügte er eine Reihe von virtuosen Ele­ der Opernfantasie zurück, bezeichnen­ aus, die in besonderer Weise das spani­ menten wie Triller, Mordente, Flageo­ derweise während eines zweimonatigen sche Kolorit von Bizets Oper vermitteln. letts, Doppel- und Tripelgriffe, Oktav­ Aufenthalts in seiner Wahlheimat Paris Das Werk besteht aus einer Introduction sprünge, Pizzicati oder schnelle Lauf­ nach fünf endlosen Tourneejahren, in de­ und vier aufeinanderfolgenden Teilen. passagen hinzu. nen das französische Publikum ihn nur In der Einleitung benutzte Sarasate die Die Carmen-Fantasie ist fraglos ein selten hören konnte. Während dieses­ Musik des letzten Entr’acte der Oper, brillantes Werk mit einer glanzvollen Aufenthalts wandte er sich mit mehre­ die auf Manuel Garcías Cuerpo bueno, Violin-Partie, was sie zusammen mit

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der Popularität von Bizets Themen zu Musikvereinssaal in Wien am 14. März ready recognised and celebrated as one einem der berühmtesten Stücke Sarasa­ 1882 mit der Aufführung der Carmen- of the major violinists of his time, he tes macht, das auch heute noch zum Re­ Fantasie teilgenommen hatte. played them with great success as en­ pertoire der großen Geiger gehört. Um­ cores in his concerts, as a result of which so mehr erstaunt es, dass die ersten Auf­ Allen in den Bemerkungen genannten they quickly became popular. führungen des Werks nicht allzu gut bei Bibliotheken und Archiven sei für die However, with the Carmen Fantasy der Kritik ankamen. Die Fantasie wur­ zur Verfügung gestellten Quellenkopien op. 25, Sarasate returned to the genre of de von Sarasate in Madrid am 17. April herzlich gedankt. opera fantasy in 1881, significantly dur­ 1881, nur drei Wochen nach ihrer Voll­ ing a two-month stay in his chosen home endung, mit dem Orchester der Socie­ Madrid, Herbst 2018 of Paris after five continuous years on dad de Concertos de Madrid unter der María Nagore Ferrrer tour when French audiences had only Leitung von Mariano Vásquez uraufge­ seldom had an opportunity to hear him. führt. Da dem spanischen Publikum da­ During this sojourn, he again presented mals Bizets Oper noch unbekannt war, himself to Parisian audiences in a num­ wurde die Komposition trotz ihrer meis­ ber of concerts and began with the com­ terhaften Darbietung durch Sarasate als position of the Carmen Fantasy. Accord­ ein Potpourri aus spanischen, von Bizet ing to the date on the autograph, he verunstalteten Liedern verstanden. Im Preface completed it on 26 March 1881 in Mar­ Gegensatz zum Urteil der Kritik waren seille, where he had gone from Paris die Zuhörer von der brillanten Fantasie in order to participate in the Concerts begeistert. Ganz ähnlich verlief die Auf­ Populaires. führung in Paris im November des fol­ With this work, Sarasate presumably genden Jahres, als Sarasate das Werk in The fantasy on opera themes is one of wished to pay his respects to his friend den Châtelet-Konzerten spielte. Diesmal the genres that the young Pablo de Sa­ Georges Bizet (1838 – 75) and at the zielte der Vorwurf des Kritikers auf die rasate (1844 – 1908) cultivated most in­ same time score a near-certain success, Gattung der Fantasie, die er als unwür­ tensively in order to showcase his talent since Carmen was enjoying a triumphal dig „für die Vorführung in den großen as a violinist. Most violin virtuosos of reception throughout Europe at this time. Konzerten“ empfand (La Renaissance the time had such fantasies in their rep­ But in addition to these two reasons, there musicale, 5. November 1882). Trotz al­ ertoires, since the prevailing passion for could have been yet a third reason for ler Kritik spielte Sarasate die Carmen- opera made these works very popular composing the Carmen Fantasy, inas­ Fantasie bis zu seinem Tod mit großem with audiences. The genre therefore much as Sarasate himself had possibly Erfolg, und in seinen letzten Lebensjah­ played an important role in Sarasate’s been involved in the genesis of Bizet’s ren bereicherte er seinen Werkkatalog development as a performer, and the opera. The two musicians had met at noch um zwei weitere Fantasien über fantasies of Charles-Auguste de Bériot the Paris Conservatoire, had common Themen aus den Mozart-Opern Don and Jean-Delphin Alard had belonged friends such as Camille Saint-Saëns, Giovanni und Die Zauberflöte. to his standard concert repertoire since Édouard Lalo and Ernest Guiraud, and Die Klavierfassung erschien 1882 in childhood. His preference for French came together to play music in concerts Paris bei Choudens – dem Originalver­ stage works when composing his own and salons. Moreover, according to the lag von Bizets Oper – unter dem Titel fantasies is striking, for in the previous testimony of Bizet’s wife Geneviève Ha­ „Carmen. Opéra de Georges Bizet. Fan­ decades, composers had above all taken lévy, Sarasate sometimes visited them at taisie de Concert pour Violon avec Ac­ recourse to Italian operas. Nine of the home (cf. Douglas Charles Parker, Bizet, compagnement de Piano op. 25“. Dage­ thirteen fantasies composed by Sarasate London, 1951, p. 148). Since Bizet mar­ gen blieb die Orchesterpartitur zu Leb­ between 1863 and 1872 were inspired ried in 1869, and Sarasate was on tour zeiten Sarasates ungedruckt, lediglich by themes from the French operas of in America between 1870 and 1872, die Orchesterstimmen wurden, ebenfalls Charles Gounod, Ambroise Thomas, these visits probably took place above bei Choudens, veröffentlicht. Die Wid­ François-Adrien Boieldieu, Ferdinand all between 1872 and 1875, the year of mung „À Monsieur Hellmesberger, Di­ Hérold and Fromental Halévy, whose Bizet’s death. It was exactly this period recteur du Conservatorie de Vienne“ works were immensely successful in Par­ that saw the composition of Bizet’s op­ ergänzte Sarasate erst in den späteren is during the empire of Napoleon III. era, Sarasate’s Airs espagnols and Lalo’s Nachdrucken. Möglicherweise entschloss In the 1870s, Sarasate abandoned Symphonie espagnole; the latter work is er sich zu dieser Widmung an den öster­ this genre, which had now become some­ dedicated to Sarasate, who had provid­ reichischen Komponisten, Dirigenten what old-fashioned, and began compos­ ed Lalo with the corresponding motifs und Geiger Joseph Hellmesberger sen. ing works on folkloristic themes instead, from Spanish folklore. It is sometimes (1828 – 93), nachdem er an einem von such as the Spanish Dances (issued by presumed that Sarasate also supplied Bi­ diesem geleiteten Galakonzert im Großen G. Henle Publishers as HN 1370). Al­ zet with popular Spanish melodies for

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his opera; however, no written evidence melody and position changes for the so­ dens. Sarasate added the dedication can be found to support this, so it re­ lo violin, whereby each repeat became “À Monsieur Hellmesberger, Directeur mains mere speculation. a variation of the original. Apart from du Conservatorie de Vienne” only in sub­ In any case, for his Carmen Fantasy this, he also added a number of virtuoso sequent impressions. He possibly decid­ Sarasate chose numbers from Bizet’s elements such as trills, lower mordents, ed upon this dedication to the Austrian opera in which the Spanish colour was harmonics, double and triple stops, oc­ composer, conductor and violinist Joseph particularly prominent. The work con­ tave leaps, pizzicati and rapid passage Hellmesberger Sr. (1828 – 93) after par­ sists of an Introduction and four suc­ work. ticipating in a performance of the Car- cessive sections. In the introduction, Sa­ The Carmen Fantasy is unquestiona­ men Fantasy at a gala con-cert conduct­ rasate employed the music of the last bly a brilliant work with a dazzling vio­ ed by Hellmesberger in the Großer­ Mu­ entr’acte of the opera, which is based lin part. Together with the popularity sikvereinssaal in Vienna on 14 March on the polo, an Andalusian folk song, of Bizet’s melodies, this makes it one of 1882. namely Cuerpo bueno, alma divina by Sarasate’s most famous compositions, Manu­el Garcia. The first section is based and it still belongs to the repertoire of We would like to thank the libraries and on Carmen’s famous habanera L’amour the great violinists today. It is therefore archives mentioned in the Comments est un oiseau rebelle (Love is a rebel­ all the more astonishing that the piece’s for placing copies of the sources at our lious bird), which can be traced back first performances were not received disposal. to the song El arreglito by Sebastián de very well by the critics. The Carmen Iradier. The second section is based on Fantasy was premièred by Sarasate in Madrid, autumn 2018 Car­men’s song Tralala from the 1st act, Madrid on 17 April 1881, only three María Nagore Ferrer the third on the seguidilla Près des rem- weeks after its completion, with the or­ parts de Séville (Near the walls of Se­ chestra of the Sociedad de Concertos de ville), and the fourth on the Chanson Madrid under the direction of Mariano bohême (Gypsy Song) sung by Carmen Vásquez. But Bizet’s opera was still un­ in the 2nd act. known to Spanish­ audiences, and in spite Three autograph manuscripts of the of Sarasate’s masterful performance, the work are preserved in the Pamplona work was believed to be a potpourri of Préface Municipal Archive: a sketch of the ver­ Spanish songs distorted by Bizet. How­ sion for violin and piano; a complete ever, unlike the critics, the listeners were copy of this piano version, dated and enthralled by the brilliant Carmen Fan- signed at the end; and a score for violin tasy. When Sarasate played the work at and orchestra with numerous annota­ the Châtelet Concerts in Paris in Novem­ L’un des genres les plus cultivés par Pa­ tions and corrections. There is a note­ ber of the following year, its reception blo Sarasate (1844 – 1908) dans sa jeu­ worthy entry at the beginning of the ha­ was similar. This time the reviewer’s nesse, afin de mettre en valeur ses ta­ banera in the autograph of the piano criticism was aimed at the genre of the lents d’interprète, a été la fantaisie sur version, presumably in the hand of a fantasy, which he felt to be unworthy des thèmes d’opéra, un genre fréquem­ third party, which refers to the origin of “for performance in the major concerts” ment joué par la plupart des violonistes the melody: Habanera | Mélodie espa­ (La Renaissance musicale, 5 November virtuoses de son temps. La grande pas­ gnole nationale | d’Iradier (concerning 1882). In spite of all criticism, Sarasate sion pour l’opéra qui existait à l’époque the sources and their evaluation, see the played the Carmen Fantasy throughout explique le fait que ces œuvres aient été Comments at the end of the present vol­ his life to great acclaim, and in his final très appréciées par le public. Sarasate, ume). years he enriched his catalogue of works de fait, s’était formé comme interprète As the basis of his composition, Sara­ with yet two further fantasies, namely avec ce genre, les fantaisies de Charles- sate used both the orchestral score and on themes from Mozart’s operas Don Auguste de Bériot et Jean-Delphin Alard the piano reduction of Bizet’s opera, on­ Giovanni and The Magic Flute. étant son répertoire de concert habituel ly making alterations necessary for the The piano version of the Carmen Fan­ dès l’enfance. Ce qui est frappant, ce­ scoring with violin. He took over the ba­ tasy was published in Paris in 1882 by pendant, c’est le choix des opéras sur sic melodic framework and Bizet’s key Choudens – the original publisher of lesquels il compose ces œuvres, princi­ scheme unchanged. Sarasate had to ad­ Bizet’s opera – under the title “Carmen. palement français, face à la prédomi­ apt the instrumentation for the solo vio­ Opéra de Georges Bizet. Fantaisie de nance des opéras italiens pris par d’autres lin in as far as it now replaced all the in­ Concert pour Violon avec Accompagne­ compositeurs dans les décennies précé­ struments that had participated in the ment de Piano op. 25”. The orchestral dentes. Ainsi, neuf des treize fantaisies melody. Moreover, he changed some tem­ score, however, remained unprinted dur­ composées par Sarasate entre 1863 et po markings and additionally introduc­ ing Sarasate’s lifetime; merely the orches­ 1872 sont inspirées de thèmes d’opéras ed numerous embellished variants of the tral parts were issued, likewise by Chou­ français de Charles Gounod, Ambroise

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Thomas, François-Adrien Boieldieu, visites ont dû avoir lieu principalement base, la tonalité et l’instrumentation, Ferdinand Hérold et Fromental Halévy entre 1872 et 1875, l’année de la mort mais celle-ci est modifiée pour faire qui ont triomphé sur la scène parisienne du compositeur. C’est précisément à place au violon solo, qui remplace les sous le Second Empire. cette époque que Bizet composait son différents instruments qui jouent la mé­ Néanmoins, dans les années 1870 opéra, Sarasate ses Airs espagnols et La­ lodie. Il modifie également quelques in­ Sarasate abandonne ce genre, quelque lo sa Symphonie espagnole, dédiée à Sa­ dications de tempo. De plus, il introduit peu désuet, et commence à composer rasate et composée sur des éléments es­ de nombreuses variations ornementales des œuvres inspirées par des thèmes pagnols fournis par celui-ci. On souligne et de registre dans la mélodie du violon populaires – parmi lesquels les Dan- parfois que c’est aussi Sarasate qui aurait solo, faisant de chaque répétition une ses espagnoles (publiées par G. Henle, fourni à Bizet des mélodies espagnoles va­riation de la mélodie originale, et il in­ HN 1370) – qu’il jouait avec grand suc­ qu’il a utilisées dans son opéra, bien tro­duit de multiples éléments de virtuo­ cès comme bis dans ses concerts et qui que nous n’ayons pas trouvé de preuve sité tels que trilles, mordants, harmoni­­ ont connu très rapidement une grande écrite, cela reste donc du domaine de ques, doubles et triples cordes, sauts d’oc­ popularité lorsqu’il a commencé à être l’hypothèse. tave, pizzicati ou passages très rapides. reconnu et acclamé comme l’un des Quoi qu’il en soit, Sarasate a choisi En somme, c’est une œuvre brillante, grands violonistes de son temps. les numéros les plus «espagnols» de d’un grand éclat pour le violon, ce qui, En 1881, cependant, il revient à ce l’opéra de Bizet. L’œuvre se compose avec la popularité des thèmes de Bizet, genre avec la Fantaisie sur Carmen de d’une introduction et quatre sections en fait l’une des pièces les plus célèbres Bizet op. 25. Ce n’est certainement pas juxtaposées: dans l’introduction il uti­ de Sarasate, toujours présente aujour­ par hasard qu’il le fit lors d’un «long» lise la musique du dernier entr’acte de d’hui dans le répertoire des grands vio­ séjour de deux mois dans sa ville d’adop­ l’opéra, basée sur le polo de Manuel Gar­ lonistes. Il est donc surprenant de consta­ tion, Paris, après cinq années d’intermi­ cía Cuerpo bueno, alma divina; dans la ter que les premières interprétations de nables tournées pendant lesquelles le première section la célèbre habanera de l’œuvre n’ont pas été particulièrement public français l’avait à peine entendu. Carmen L’amour est un oiseau rebelle bien accueillies par la critique. La fan­ Pendant ce séjour, il s’adresse au public inspirée par El arreglito de Sebastián de taisie fut créée par Sarasate à Madrid le parisien, lui offrant plusieurs concerts, Iradier; dans la deuxième, la chanson 17 avril 1881 – trois semaines seulement et commence la composition de cette du Tralala chantée par Carmen dans après son achèvement – avec l’orches- fantaisie, achevée le 26 mars 1881 – tel l’acte I; dans la troisième, la séguedille tre de la Sociedad de Conciertos de Ma­ qu’il apparaît dans le manuscrit auto­ Près des remparts de Séville; et dans la drid dirigé par Mariano Vázquez. Le graphe – à Marseille, ville à laquelle il quatrième et dernière, la Chanson bo- pu­blic espagnol ne connaissait pas en­ se rend depuis Paris pour participer aux hême que Carmen chante dans l’acte II. core l’opéra de Bizet, l’œuvre a donc été Concerts Populaires. Les Archives Municipales de Pampe­ comprise comme un pot-pourri d’airs Il est possible que Sarasate eût vou- lune conservent trois manuscrits auto­ espagnols maltraités par Bizet, bien lu rendre hommage à son ami Georges graphes de l’œuvre: un brouillon pour qu’excellemment interprété par Sara­ Bizet (1838 – 75), et ceci à une époque violon et piano, la partition complète sate. Face au jugement des critiques, le où Carmen triomphait dans toute l’Eu­ pour violon et piano – datée et signée – public a accueilli cette brillante fantai­ rope, de sorte que le succès de l’œuvre et une partition pour violon et orchestre sie avec enthousiasme. Quelque chose était presque assuré. Mais, en plus de avec de nombreuses annotations et cor­ de semblable se produisit à Paris en no­ ces deux raisons, on peut en trouver une rections. Dans la version pour violon et vembre de l’année suivante, lorsque Sa­ autre qui peut expliquer le fait que le vio­ piano, il est intéressant de remarquer rasate interpréta l’œuvre dans les con­ loniste espagnol ait composé cette fan­ l’annotation, qui semble écrite d’une certs du Châtelet, mais ici le reproche taisie: sa propre implication dans l’opé­ autre main, au début de la Habanera, du critique de La Renaissance musicale ra de Bizet. Les deux musiciens s’étaient re­lative à l’origine de la mélodie: Ha­ était dirigé au genre de la fantaisie, consi­ rencontrés au Conservatoire de Paris, ils banera | Mélodie espagnole nationale | déré indigne d’être «interprété dans les avaient des amis communs – en parti­ d’Iradier (pour en savoir plus sur les grands concerts» (5 novembre 1882). culier Saint-Saëns, Lalo et Guiraud –, sources et leur interprétation, voir les En dépit des critiques, Sarasate a joué ils se retrouvaient dans des concerts et Bemerkungen ou Comments à la fin de cette fantaisie jusqu’à la fin de sa vie salons, se produisaient ensemble et, se­ la présente édition). avec un grand succès, et dans ses der­ lon le témoignage de l’épouse de Bizet, Sarasate utilise la partition originale nières années il a ajouté encore deux Geneviève Halévy, Sarasate allait par­ de Bizet comme base de sa composition, autres fantaisies à son catalogue, sur fois chez eux (cf. Douglas Charles Par­ tant dans la version avec orchestre que des thèmes des opéras Don Giovanni et ker, Bizet, Londres, 1951, p. 148). Étant dans la réduction pour voix et piano, in­ La Flûte enchantée de Mozart. donné que Bizet s’était marié en 1869 troduisant les variations nécessaires pour La version pour violon et piano fut et que Sarasate avait fait une tournée intégrer la partie du violon solo. Ainsi, publiée à Paris en 1882 par Choudens en Amérique entre 1870 et 1872, ces il respecte l’organisation mélodique de – éditeur de l’opéra de Bizet – sous le

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titre «Carmen. Opéra de Georges Bizet. dens dans les rééditions postérieures Nous aimerions remercier ici toutes les Fantaisie de Concert pour Violon avec de la fantaisie. Il est possible que Sara­ bibliothèques et archives citées dans les Accompagnement de Piano op. 25». La sate ait décidé de dédier cette œuvre Bemerkungen ou Comments d’avoir mis partition d’orchestre ne fut pas éditée au compositeur, chef d’orchestre et vio­ des copies des sources à notre disposi­ du vivant de Sarasate, seules les parties loniste autrichien Josef Hellmesberger tion. instrumentales, également publiées par (père) après avoir participé en jouant Choudens. La dédicace «À Monsieur la Fantasie sur Carmen à un concert Hellmesberger, Directeur du Conserva­ de gala dirigé par lui à la Großer Mu- Madrid, automne 2018 toire de Vienne» fut ajoutée par Chou­ sikvereinssaal. María Nagore Ferrer

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