14 NATURSCHUTZ UND L ANDSCHAFTSPFLEGE IN B RANDENBURG 23 (3, 4) 2014

2310 Trockene Sandheiden mit und (Dünen im Binnenland)

EU Interpretation Manual 2007: Dry sand heaths with Calluna and Genista BfN-Handbuch: Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland, alt und kalkarm)

Beschreibung: ten bodensauren Eichen-Birkenwäldern und Charakteristische Vegetationstypen: Unter dem LRT sind durch Besenheide ( Cal- Kiefern-Eichenwäldern oder sind eng mit V Genistion pilosae BÖCHER 1943 pp luna vulgaris) geprägte trockene Heiden auf diesen verzahnt (Sukzessionsmosaike). A Galio harcynici-Deschampsietum Lebensraumtyp 2310 Dünen und Flugsandfeldern zu verstehen. flexuosae PASSARGE 1979b pp Haarginster (Genista pilosa) und (nur sehr Biotoptypen: A Genisto pilosae-Callunetum vulgaris selten im Nordwesten Brandenburgs) auch 11120 Binnendünen (AD) pp J. BRAUN 1915 nom. invers. propos. pp Englischer Ginster (G. anglica) können in ge- 11121 Binnendünen mit offenen ringer Deckung am Bestandsaufbau beteiligt Abschnitten, Deckung der Gehölze Charakteristische Pflanzenarten (wertbe- sein. Standorte finden sich auf entkalkten < 30 % (ADO) pp stimmende/LRT-kennzeichnende Arten): und kalkarmen Böden auf Flugsandaufwe- 11122 bewaldete Binnendünen, Agrostis capillaris, Anthoxanthum odora- hungen (Binnendünen und Flugsandfelder) Deckung der Gehölze > 30 % (ADW) pp tum, Calluna vulgaris (Vorkommen zwin- aus glazialen und fluvio-glazialen (seltener 06102 trockene Sandheide (HZS) pp gend erforderlich), Carex arenaria, C. erice- jüngeren) Ablagerungen. Trockenheiden 061021 weitgehend ohne torum, C. pilulifera, Corynephorus canes- sind oft verzahnt mit Offensandstellen und Gehölzbewuchs (Deckungsgrad der cens, Danthonia decumbens, Deschampsia mit von Sandtrockenrasen dominierten Bin- Gehölze < 10 %) (HZSO) pp flexuosa, Euphorbia cyparissias, Festuca bre- nendünenbereichen. Vor allem auf ehema- 061102 mit Gehölzbewuchs vipila, F. ovina, F. psammophila , Genista ligen oder noch genutzten Truppenübungs- (Deckungsgrad der Gehölze anglica (sehr selten in subatlantisch getön- plätzen kommen v.a. noch große Bereiche 10 – 30 %) (HZSG) pp ten Gebieten), G. pilosa, pilosel- mit offenen Sandheiden des LRT 4030 vor. 08281 Vorwälder trockener la, Hypericum perforatum, Hypochaeris ra- Auf flach mit Flugsand überdeckten Be- Standorte (VWT) pp dicata, Koeleria macrantha, Luzula campes- reichen sind die Übergänge zwischen 2310 082811 Eichen-Vorwald (VWTQ) pp tris, Rumex acetosella, Vaccinium myrtillus, und 4030 oft fließend. Ältere Stadien von 082816 Birken-Vorwald (VWTW) pp V. vitis-idaea u. a. Trockenheiden gehen über in Vorwaldstadi- 082817 Espen-Vorwald (VWTZ) pp Moose: Hypnum jutlandicum, Hypnum cu- en aus Sand-Birke (Betula pendula) und 082819 Kiefern-Vorwald (VWTK) pp pressiforme, Polytrichum juniperinum, P. Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) bis hin zu lich- piliferum, Pleurozium schreberi, Dicranum

Calluna-Heide mit Sandpionierrasen und offenen Flechtenfluren auf flachgründigen, sekundären Flugsandfeldern im NSG Buschschleuse (06.09.2012) Foto: F. Zimmermann BESCHREIBUNG UND B EWERTUNG DER L EBENSRAUMTYPEN DES ANHANGS I DER FFH-RICHTLINIE IN B RANDENBURG 15

Besenheide (Calluna vulgaris) im Altersstadium auf einem flachgründigen Flugsandfeld im NSG Skaby- und Swatzkeberge (16.08.2012) Foto: F. Zimmerman scoparium u. a.; Flechten der Gattungen div. spec., Harpalus autumnalis, H. neglec- Kennzeichen und Indikatoren für die Cladonia, Cetraria, Saccomorpha u. a. tus, Mantura chrysanthemi, Nephus bisigna- Verschlechterung des Erhaltungsgrades: tus, Polyphylla fullo, Rutidosoma globulus, Signifikante Verdrängung der typischen Charakteristische Tierarten: Thytthaspis sedecimpunctata u. a.; Spinnen: Pflanzenarten nach Artenzahl und Flächen- Vögel: Vorkommen und Artenspektrum Agalenatea redii, Alopecosa fabrilis, Arane- deckung durch natürliche Sukzsession und stark abhängig von Flächengröße und Struk- us quadratus, Argenna subnigra, Eresus beschleunigte Eutrophierung – Folgeerschei- tur: Brachpieper, Goldammer, Fitis, Heideler- cinnaberinus, Euophrys petrensis, Evarcha nungen: Verbuschung mit Gehölzen und che, Ziegenmelker, Schwarzkehlchen, Sper- laetabunda, Gibbaranea ullrichi, Oxyopes Entwicklung von Vorwaldstadien (Pinus syl- bergrasmücke, Neuntöter, Raubwürger, Tur- ramosus, O. heterophthalmus u. a. vestris, Betula pendula, Robinia pseudoaca- teltaube, Flussregenpfeifer, Birkhuhn; Am- cia) sowie Einwanderung nitrophiler Arten phibien/Reptilien: Schlingnatter, Zaunei- Kartierungshinweise: und massive Vergrasung; Erhaltungszustand dechse; Heuschrecken: Myrmeleotettix ma- Nach Biotopschutzverordnung Brandenburg kritisch, wenn der Deckungsgrad des Ge- culatus, Stenobothrus lineatus, Platycleis al- (2006) sind unbewaldete Flugsandflächen/ hölzaufwuchses 75% übersteigt oder die bopunctata, Decticus verrucivorus, Gryllus Dünen mit einer Mächtigkeit der Flugsand- Vergrasung, besonders durch Calamagrostis campestris; Schmetterlinge: Anarta myrtilli, decke >1m sowie einer Mindestgröße von epigejos und Avenella flexuosa, mehr als Aporophyla nigra, A. lutulenta, Acronicta 250 qm und max. 30 % Gehölzbedeckung 75% erreicht. euphorbiae, Astata kashmirensis, Calliteara als Binnendünen im Sinne des § 18 Bb- fascelina, viridata, Coscinia cribra- gNatSchAG in Verbindung mit § 30 Gefährdungsfaktoren und -ursachen: ria, Dyscia fagaria, Ematurga atomaria, Eu- BNatSchG (bisher § 32 BbgNatSchG) pau- Hauptgefährdung infolge Eutrophierung xoa crypta, Issoria lathonia, Hipparchia sta- schal geschützt; der Grad der Verbuschung/ durch Nährstoffeinträge jeglicher Art, insbe- tilinus, Lacanobia aliena, Lycophotia mo- Bewaldung und/oder Vergrasung für den sondere durch Stickstoffdeposition über den lothina, L. phorphyrea, Perconia strigilaria LRT 2310 darf bis zu 75 % betragen. Tro- Luftpfad mit massiver Beschleunigung der Plebejus argus, Protolampra sabrina, Rhypa- ckene Sandheiden außerhalb von Dünen Sukzession, durch Umbruch, Aufforstungen ria purpurata, Saturnia pavonia, Selidosema bzw. Flugsandfeldern gehören zum LRT und andere Bepflanzungen, Bodenabbau brunnearia, Xestia agathina, X. castanea 4030. und Sandentnahme. u. a.; Hautflügler: Ammobates punctatus, Andrena div. spec., Anoplius viaticus, Anthi- Ökologische Erfordernisse für einen Grundsätze für Erhaltungs- und dium strigatum, Anthophora bimaculata, günstigen Erhaltungsgrad: Entwicklungsmaßnahmen: Bembecinus tridens, Colletes succinctus, Hoher Anteil an Offenflächen mit Feinsand Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung Dasipoda hirtipes, Eumenes coarctata, und Sandrohböden; geringe Vergrasung, der Nährstoffarmut der Standorte und Maß- Halic tus sexcinctus, Lasioglossum prasinum, Verbuschung oder Gehölz- und Baumbe- nahmen zur Begünstigung der natürlichen Oxybelus argentatus, Tiphia femorata u. a.; stände < 75 %; Windexposition für Regeneration der schnell überalternden Käfer: Aphthona cyparissiae, Cardiophorus Nachtransport feinkörniger Sande Zwergstrauchvegetation: je nach standört- asellus, Cymindis macularis, Dicronychus lichen Gegebenheiten und Sukzessionsge- 16 NATURSCHUTZ UND L ANDSCHAFTSPFLEGE IN B RANDENBURG 23 (3, 4) 2014 Lebensraumtyp 2310

Verjüngung von Calluna-Heiden durch kontrolliertes Brennen im FFH-Gebiet Marienfließ (26.02.2014) Foto: F. Zimmermann

schwindigkeit Kombination von kontrol- liertem Brennen/Flämmen, Plaggen, Mahd, Beweidung (Schafe, Ziegen) in Verbindung mit dem Auslichten dichter Gehölzbestände.

Monitoring: Vegetation und Fauna, Nutzungen, Nährst- offimporte (atmosphärische Deposition), Ef- fizienzkontrolle von Managementmaßnah- men.

Entwicklungsphasen von Calluna vulgaris-Heiden:

Pionierphase: Calluna sehr lückig, max. 10 – 15 cm hoch Aufbauphase: nach und nach fast vollstän- dige Deckung von Calluna, sehr üppige Blü- te, Pflanzen bis zu 40 cm hoch Reifephase: zunehmende Verholzung von Calluna, 60 – 100 cm hoch (bei ungestörter Entwicklung) und lichter als in der Aufbau- phase, Moose und Gräser dringen zuneh- mend ein. Degenerationsphase: Calluna-Pflanzen ster- ben von der Mitte her ab, können sich aber gleichzeitig an aufliegenden Zweigen neu bewurzeln. Entstehung typischer ringför- miger Strukturen mit zentraler Lücke.

Blühende Besenheide (Calluna vulgaris) nach 3 Jahre zuvor durchgeführtem, kontrollierten Brennen, Wittstock-Ruppiner Heide (03.09.2014) Foto: F. Zimmermann BESCHREIBUNG UND B EWERTUNG DER L EBENSRAUMTYPEN DES ANHANGS I DER FFH-RICHTLINIE IN B RANDENBURG 17

2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland)

EU Interpretation Manual 2007: Dry sand heaths with Calluna and Genista BfN-Handbuch: Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland, alt und kalkarm)

Bewertungsschema

Kriterien/Wertstufe A B C

Vollständigkeit der lebensraum- hervorragende Ausprägung gute Ausprägung mittlere bis schlechte typischen Habitatstrukturen Ausprägung

Altersphasen (Flächenanteil in % Pionier-, Aufbau-, Reife- und Degenerationsphase pro Phase angeben) (Erläuterungen siehe unten!) alle vier Altersphasen vorhanden und höchstens drei Altersphasen Degenerationsphase Degenerationsphase nimmt < 50 % vorhanden oder nimmt > 75 % der Fläche ein der Fläche ein oder Pionier- und/oder Degenerationsphase nimmt Aufbauphase auf > 75 % und Dege- 50 – 75 % der Fläche ein nerationsphase auf < 25 % der Fläche (z. B. Heide nach Brandpflege)

Flächenanteil offener Sandstellen > 10 5 – 10 < 5 [%]

Dünenrelief auf > 75 % der Fläche auf 50 – 75 % der Fläche nur in kleineren Anteilen, deutlich ausgeprägt deutlich ausgeprägt d. h. auf < 50 % der Fläche deutlich ausgeprägt

Vollständigkeit des lebensraum- vorhanden weitgehend vorhanden nur in Teilen vorhanden typischen Arteninventars

Charakteristische Pflanzenarten (wertbestimmende/LRT-kennzeichnende Arten): Agrostis capillaris, Anthoxanthum odoratum, Calluna vulgaris (Vorkommen zwingend erforderlich), Carex arenaria, C. ericetorum, C. pilu- lifera, Corynephorus canescens, Danthonia decumbens, Deschampsia flexuosa, Euphorbia cyparissias, Festuca brevipila, F. ovina, F. psam- mophila, Genista anglica (sehr selten in subatlantisch getönten Gebieten), G. pilosa, Hieracium pilosella, Hypericum perforatum, Hypo- chaeris radicata, Koeleria macrantha, Luzula campestris, Rumex acetosella, Vaccinium myrtillus, V. vitis-idaea u. a. Moose: Hypnum jutlandicum, Hypnum cupressiforme, Polytrichum juniperinum, P. piliferum, Pleurozium schreberi, Dicranum scoparium u. a. Flechten der Gattungen Cladonia, Cetraria, Saccomorpha u. a.

Farn- und Blütenpflanzen sowie Neben Calluna mindestens 4 cha- Neben Calluna mindestens Neben Calluna vulgaris Kryptogamen rakteristische Arten, neben Calluna 2 – 3 charakteristische Arten; mindestens 1 weitere auch Genista pilosa; wenn diese wenn weniger Gefäßpflanze- charakteris tische Art nicht vorhanden und wenige Gefäß- narten, dann reich an Krypto- pflanzenarten, dann sehr reich an gamen-Arten (> 15 Arten) Kryptogamen-Arten (> 25 Arten)

Beeinträchtigungen keine bis gering mittel stark

Deckungsgrad Verbuschung/ < 10 10 – 30 30 – 75 Bewaldung [%]

Zerstörung des Dünenreliefs < 5 5 – 10 > 10 (z. B. durch rezente militärische oder Freizeitnutzung, Sandabbau; Ursache(n) nennen, Flächenanteil in % angeben)

Vergrasung durch heideabbauende < 30 30 – 50 50 – 75 Arten (Deckung von Gräsern wie Draht-Schmiele [%])

Deckungsgrad Störungszeiger keine > 5 > 10 (z. B. Ruderalarten, Nitrophyten, Neophyten; Arten nennen, Deckung in % angeben)

Aufforstung bzw. angepflanzte 0 d 5 (Einzelgehölze) > 5 Gehölze [betroffener Flächenanteil in %] Bezugsraum: Erstabgrenzung des Vorkommens