Räumliches Leitbild 2016

Erläuterungsbericht (orientierend)

(Bildquelle: Philipp Häfliger, )

3. März 2017 Einwohnergemeinde Selzach Erläuterungsbericht zum räumliches Leitbild 2016 2

Auftraggeber Einwohnergemeinde Selzach Schänzlistrasse 2, 2545 Selzach

Verfasser Thomas Ledermann / Monika Mennel BSB + Partner, Ingenieur und Planer Von Roll-Strasse 29, 4702 Oensingen Tel. 062 388 38 38 Fax 062 388 38 00 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Dokumentinfo Dokument Datum genehmigt von Erläuterungsbericht zum räumlichen Leitbild 2016 03.03.2017 mok / tle Koreferat Datum Kürzel Thomas Ledermann 02.02.2017 tle Ablageort Objektnummer Anzahl Seiten K:\Umweltplanung\Selzach\21460 Räumliches Leitbild\26 Berichte\r. LB 21460 47 Selzach_Erläuterungsbericht.docx Gedruckt 05.05.2017 09:50:00

Änderungsverzeichnis Version Status, Änderung Autor Datum 001 Erläuterungsbericht, Entwurf Arbeitsgruppe mok 09.04.2015 002 Erläuterungsbericht, Stand kantonale Vernehmlas- mok 03.05.2016 sung 003 Erläuterungsbericht, Gemeinderat mok 13.09.2016 004 Erläuterungsbericht, Bevölkerungsmitwirkung mok 27.09.2016 005 Erläuterungsbericht, Informationsanlass mok 20.10.2016 006 Erläuterungsbericht, z. H. Gemeindeversammlung mok 03.03.2017

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 4

2 Vorgehen, Zielsetzung, Abgrenzung 6

3 Partizipation der Bevölkerung 9

4 Ausgangslage 10 4.1 Übergeordnete und kommunale Planung 10 4.2 Kommunale Planungsgrundlagen 13

5 Bevölkerung, Wohnraum, Ortsentwicklung 18 5.1 Bevölkerung 18 5.2 Bevölkerungsstruktur / Altersstruktur 20 5.3 Siedlungsgebiet 20 5.4 Siedlungsqualität / Ortsbild 24 5.5 Grünfläche, Siedlungsbegrenzung, Trenngürtel 25

6 Wirtschaft und Standort 26 6.1 Arbeitsplätze / Arbeitsstätten 26

7 Verkehr 28 7.1 Motorisierter Individualverkehr (MIV) 28 7.2 Öffentlicher Verkehr 29 7.3 Langsamverkehr 30

8 Infrastruktur und Dienstleistung 31

9 Umwelt 32 9.1 Gewässer, Grundwasser 32 9.2 Naturgefahren 34 9.3 Natur und Landschaft 35 9.4 Lärm 38 9.5 Belastete Standorte 38 9.6 Störfallvorsorge 39 9.7 Grünräume, Hecken und Einzelbäume 40 9.8 Energie 40 9.9 Freizeit und Erholung 40

10 Nicht-Siedlungsgebiet 41 10.1 Landwirtschaft 41 10.2 Wald 42

11 Regionale Zusammenarbeit 43

12 Handlungsmatrix 44

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1 Einleitung

Wieso ein räumliches Die rechtsgültige Ortsplanung der Einwohnergemeine Selzach wurde mit Leitbild? RRB Nr. 2354 vom 4. Dezember 2001 genehmigt. Seit der Genehmigung der Ortsplanung erfolgten verschiedene kleinere Anpassungen. Nach § 10 Abs. 2 des Planungs- und Baugesetzes (PBG) hat die Einwoh- nergemeinde die Ortsplanung in der Regel alle 10 Jahre zu überprüfen. Die nächste Revision der Ortsplanung von Selzach kann somit ab 2011 vom Regierungsrat genehmigt werden. Vorgängig ist in einem ersten Ar- beitsschritt das räumliche Leitbild als wichtigste Grundlage für die Gesam- trevision der Ortsplanung zu erarbeiten. Das räumliche Leitbild agiert da- bei als Wegbereiter für eine günstige Entwicklung.

Was sagt ein räumliches Im Gegensatz zum allgemeinen (politischen) Leitbild legt das räumliche Leitbild aus? Leitbild die Zielvorstellungen der künftigen räumlichen Entwicklung be- hördenverbindlich fest. Die Einwohnergemeinde entscheidet darin in Grundzügen, wo sie den Boden in Zukunft wie nutzen will (Zeithorizont: ca. 20 Jahre).

Was ist zu berücksichtigen? Neben den kommunalen Grundlagen sind auch die in der Region laufen- den übergeordneten Planungen, welche in die Gesamtüberarbeitung des kantonalen Richtplanes einfliessen sollen zu berücksichtigen. Ebenfalls sind die regionalen Planungen unter Abstimmung mit den Nachbarge- meinden integrativer Bestandteil der vorliegenden strategischen Zielfor- mulierungen innerhalb des räumlichen Leitbildes Selzach.

Wie wurde die Bevölkerung Über das räumliche Leitbild haben der Gemeinderat und der Arbeitsaus- miteinbezogen? schuss eingehend beraten. Die Bevölkerung wurde im Rahmen der Zu- kunftswerkstatt vom 18. August 2014 sowie des Informationsanlasses vom 22. November 2016 zur aktiven Mitwirkung eingeladen. Die Wün- sche und Anregungen aus der Bevölkerung wurden in der Arbeitsgruppe und im Gemeinderat intensiv diskutiert und sind nach Möglichkeit in das räumlichen Leitbild eingeflossen. Das räumliche Leitbild der Gemeinde Selzach wurde der Gemeindeversammlung im März 2017 zur Verabschie- dung vorgelegt.

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Das Leitbild von Selzach auf Der vorliegende Erläuterungsbericht zum räumlichen Leitbild 2016 be- einen Blick schreibt die Ausgangslage und beantwortet Fragen wie: Wie sieht die Ge- meinde Selzach heute aus? Wo liegen die Stärken von Selzach? Sind Schwachstellen ersichtlich bzw. Handlungspotentiale vorhanden? Der vorliegende Erläuterungsbericht ist nicht durch die Gemeindeversamm- lung zu verabschieden. Das eigentliche räumliche Leitbild findet sich in einem separaten Bericht. Dieses behandelt die folgenden Fragen: Wie soll die Gemeinde in 20 Jah- ren aussehen? Wie will sich die Gemeinde Selzach in den nächsten 20 Jahren räumlich entwickeln? Welche Massnahmen sind umzusetzen, um die definierten Ziele erreichen zu können? Wie können die Handlungsfel- der angegangen werden?

Von der Gemeindeversammlung ist nur das eigentliche räumliche Leitbild zu verabschieden.

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2 Vorgehen, Zielsetzung, Abgrenzung

Vorgehen Das Vorliegende räumliche Leitbild richtet sich nach den aktuellen Vorga- ben des Kantons (Arbeitshilfe Ortsplanung: Modul 1, 2009 und Ergänzungen zu Modul 1, 2012). Für die Erarbeitung wurde folgendes Vorgehen gewählt:

Abbildung 1 Vorgehenskonzept zur Erarbeitung des räumlichen Leitbildes (eigene Darstellung)

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Nach der Beschaffung und Sichtung der bestehenden Grundlagen wurde in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung (Zukunftswerkstatt vom 18. Au- gust 2014) eine Ist-Analyse durchgeführt. Aufbauend auf der Analyse des Ist-Zustandes wurden im Arbeitsausschuss Ideen und Visionen zur wün- schenswerten Zukunft definiert und durch Leitsätze sowie Massnahmen festgelegt. Die beiden Dokumente des räumlichen Leitbildes (Erläuterungsbericht und eigentliches räumliches Leitbild) wurden anschliessend dem kantona- len Amt für Raumplanung (ARP) zur Stellungnahme überreicht. Das ARP prüft das Leitbild insbesondere in Zusammenhang mit den kantonalen Strategien und übergeordneten Grundlagen. Die kantonale Stellungnahme wurde in der Arbeitsgruppe und im Ge- meinderat diskutiert und das räumliche Leitbild entsprechend überarbei- tet. Nach der Vernehmlassung des räumlichen Leitbildes durch die kanto- nalen Fachstellen wurden der Bevölkerung die Leitsätze und Leitbildpläne vorgestellt und dieser erneut die Möglichkeit zur Mitwirkung geboten. Die Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung wurden in der Arbeits- gruppe und im Gemeinderat intensiv diskutiert und sind nach Möglichkeit in das räumliche Leitbild eingeflossen. Der Gemeinderat hat das Leitbild an seiner Sitzung vom 23. Februar 2017 z. H. der Gemeindeversammlung vom 27. März 2017 verabschiedet.

Ziel und Zweck des räumli- Das räumliche Leitbild soll die Richtung der räumlichen Entwicklung vor- chen Leitbildes geben und ist massgebend für die Abgrenzung der Siedlungsentwicklung. Die Einwohnergemeinde entscheidet darin in Grundzügen, wo sie den Boden in Zukunft wie nutzen will (Zeithorizont: rund 20 Jahre). Im Gegensatz zum allgemeinen (politischen) Leitbild liegt der Fokus auf raumwirksamen Themen und deren Schnittstellen. Das räumliche Leitbild hat eine wegweisende Funktion und ist entspre- chend eine wichtige Grundlage für die Ortsplanung wie auch für die über- geordnete und regionale Planung.

Form und Inhalt Das räumliche Leitbild besteht aus - dem Erläuterungsbericht (vorliegend), der die Ausgangslage be- schreibt. - dem eigentlichen räumlichen Leitbild, welches die Leitideen / Ziele und Massnahmen für die schrittweise Umsetzung des Leitbildes fest- hält, - inkl. Leitbildpläne, die schematisch die räumliche Entwicklung dar- stellen.

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Inhaltliche, räumliche und Neben einer fundierten Situationsanalyse und den daraus abgeleiteten zeitliche Abgrenzung Befunden enthält das räumliche Leitbild Visionen sowie Leitsätze zu den Themen Bevölkerung, Wohnraum und Ortsentwicklung, Wirtschaft und Standort, Verkehr, Infrastruktur, Natur und Landschaft, Landwirtschaft, Freizeit und Erholung sowie regionale Zusammenarbeit. Das räumliche Leitbild hat primär einen kommunalen Fokus. Dabei kann die Entwicklung aber nicht abgekoppelt von der Region betrachtet werden. Die laufenden übergeordneten, regionalen Planungen sind Gegenstand des Leitbildes. Das Vorliegende räumliche Leitbild orientiert sich am Zeithorizont von 20 Jahren, also von 2016 – 2036. Die Leitsätze sollen jedoch durchaus auch mit kurzfristig wirksamen Massnahmen verbunden sein. Bei den ausge- wiesenen Massnahmen wurden die angestrebten Umsetzungsfristen je- weils mit einer der drei folgenden Fristen ergänzt: - Kurzfristig: Die Umsetzung der aufgeführten Massnahmen ist innert fünf Jahren anzustreben (Horizont: inkl. nächste Ortsplanung). - Mittelfristig: Die Umsetzung der mittelfristigen Massnahmen ist in- nert fünf bis fünfzehn Jahren anzustreben. - Langfristig: Die langfristigen Massnahmen orientieren sich an einem Umsetzungshorizont von > 15 Jahren.

Arbeitsgruppe Bei den Arbeiten zum räumlichen Leitbild haben mitgewirkt: - Spycher Silvia Gemeindepräsidentin - Affolter Stephan Präsident Umweltkommission - Brudermann Rolf Mitglied Bau- und Werkkommission - Grabherr Robin Gemeinderat, Mitglied Bau- und Werkkommission - Leimer Thomas Bauverwalter - Scholl Christoph Vize-Gemeindepräsident, Präsident Finanzkommission - Stüdeli-Scholl Viktor ehemaliger Gemeindepräsident, Mitglied Umweltkommission - von Büren Stephan Ersatzmitglied Gemeinderat, Mitglied Bau- und Werkkommission

Fachlich begleitet wurden die Arbeiten von: Thomas Ledermann und Monika Mennel, BSB + Partner, Ingenieure und Planer AG.

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3 Partizipation der Bevölkerung

Zukunftswerkstatt Die Erarbeitung des Leitbildes ist grundsätzlich Aufgabe der Gemeinden. Nach § 9 Abs. 3 Planungs- und Baugesetz (PBG) gibt die Gemeinde ihrer Bevölkerung jedoch Gelegenheit, sich über die Grundzüge der anzustre- benden räumlichen Ordnung der Gemeinde zu äussern. Darauf basierend wurde durch den Gemeinderat beschlossen, die Bevöl- kerung von Selzach bereits frühzeitig in die Erarbeitung einzubeziehen. Die Bevölkerungsmitwirkung erfolgte im Rahmen einer Zukunftswerk- statt, welche als öffentliche Veranstaltung der ganzen Bevölkerung zu- gänglich war. Diese hat am 18. August 2014 im Pfarreizentrum Selzach stattgefunden. Unter anderem wurden folgende Entwicklungsvorstellungen und Visio- nen genannt: - Moderates Bevölkerungswachstum (+500 Personen bis 2035) - Qualitatives Wachstum / Erhalt des ländlichen Charakters - Schaffung von attraktivem, kleinem und günstigem Wohnraum für junge und ältere Bevölkerung - Umnutzung ehemaliger Landwirtschaftsgebäude / Volumen besser ausnutzen / voll ausnutzen, auch in den Weilern - Handlungsspielräume der Weiler erhalten / erhöhen - Kita, Spielgruppe etc. in einem Gebäude vereinigen - Förderung neuer Arbeitsplätze / verschiedene Wirtschaftszweige - Erhalt des Kleingewerbes im Dorf - Flankierende Verkehrsmassnahmen, insbesondere entlang der Schul- hausstrasse und der Hauptstrassen. - Wiedereinführung der Schulbuslinie zwischen Altreu und den Schul- häusern - Räumliche Trennung zu Bettlach und Bellach bewahren - natürliche Spielplätze aktivieren (Wald, Grillplätze etc.) mittels Kinder- und Erwachsenenbildung (Schule im Wald, Eltern schulen insb. be- züglich Littering) - Schaffung von Infrastruktur für Junge

Weitere Nach der Vernehmlassung durch die kantonalen Fachstellen wurde das Mitwirkungsveranstaltungen räumliche Leitbild auf der Gemeindeverwaltung aufgelegt sowie auf der Gemeinde-Homepage aufgeschaltet und erneut zur Mitwirkung eingela- den (schriftliche Stellungnahmen). Am Infoanlass vom 21. November 2016 wurde zudem das Leitbild vorgestellt und allfällige Fragen beant- wortet. Die Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung wurden im räumli- chen Leitbild behandelt und nach Möglichkeit berücksichtigt.

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4 Ausgangslage

4.1 Übergeordnete und kommunale Planung

Raumkonzept Schweiz Das Raumkonzept Schweiz enthält Strategien zur zukünftigen räumlichen Entwicklung unseres Landes. Weil heute viele Schweizer und Schweize- rinnen täglich zwischen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Einkaufen Ge- meinde-, Kantons- oder gar Landesgrenzen überqueren, schlägt das Raumkonzept ein Planen und Handeln in überregionalen / funktionalen Handlungsräumen vor. Das Raumkonzept Schweiz gibt unter anderem Empfehlungen an die Städte und Gemeinden ab, die diese bei der Wahr- nehmung ihrer Aufgaben (räumliche Entwicklung) aktiv umzusetzen ha- ben. So z.B. auf regionaler Stufe zusammenzuarbeiten, die Nutzungspla- nung an regionalen und kantonalen Entwicklungsvorstellungen auszu- richten, die nachhaltige Siedlungsentwicklung zu fördern, die Siedlungs- entwicklung nach innen voranzutreiben, Ortskerne und Quartiere aufzu- werten usw. Das Raumkonzept Schweiz wurde am 24. Oktober 2012 vom Bundesrat verabschiedet.

Kantonaler Richtplan 2000 Der Richtplan des Kantons Solothurn legt nach den Vorschriften des Bun- desrechtes und des kantonalen Planungs- und Baugesetzes die künftige Besiedlung und Nutzung des Kantons in Grundzügen fest. Das Amt für Raumplanung erarbeitete im Jahr 2009 einen Entwurf „Raumkonzept Kanton Solothurn 2010 (RK-SO 2010)“. Dieses hat das Strukturkonzept ´94 abgelöst. Im Raumkonzept des Kantons Solothurn (RRB Nr. 1522 vom 3. Juli 2012) wurden drei verschiedene Handlungs- räume definiert. Die Gemeinde Selzach wird als agglomerations-gepräg- ter Raum bezeichnet. Der agglomerationsgeprägte Raum zeichnet sich durch eine Mischnutzung, wobei der Fokus stärker bei der Wohnnutzung als bei der Arbeitsnutzung liegt, und durch eine gute Verkehrserschlies- sung aus. Die Inhalte des RK-SO 2010 wurden in der Gesamtüberarbeitung des Richtplans integriert. Im Richtplan sind ausserdem folgende Inhalte auf Gemeindegebiet verzeichnet: - Siedlungstrenngürtel von kantonaler Bedeutung zu Bettlach hin - Weiler Gebiet Haag und Kleinsiedlung Gebiet Moos - Ortsbild von regionaler Bedeutung (Dorf Selzach, Altreu, Weiler Haag) - Kantonale Naturreservate: „Wandflue – Stallflue – Hasenmatt“, „Bettlachstock“, „Eichacker – Wannengraben“, „Aareinsel mit La- gune“, „Lochbachschlucht“, „Grosse Aareinsel Inseli“ und „Widi- zopf“

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- Gebiet im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN): Weissenstein - Kantonale Vorranggebiete Natur und Landschaft: „Grenchenberg – Weissenstein – Balmberg“, „Burgmatt – Allmend – Büelen - Erlimoos – Wannenrain“ und „Bellacherweiher – Länghölzli“ - Gebiet für Freizeit und Erholung: „Altreu/Sängli“ (Badebucht Sängli bis Campingplatz Altreu)

Abbildung 2 Richtplanausschnitt für die Gemeinde Selzach (Richtplan 2000)

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Gesamtüberprüfung Der kantonale Richtplan 2000 wurde überarbeitet und vom Regierungsrat kantonaler Richtplan im August 2015 zur öffentlichen Auflage freigegeben. Die Arbeiten zum räumlichen Leitbild Selzach fallen in die Übergangsphase zum neuen Richtplan. In diesem Sinne sind die Inhalte des neuen Richtplans 06/2015 sowie das Raumkonzept Kanton Solothurn (RRB Nr. 1522 vom 3. Juli 2012) mit zu berücksichtigen. Im kantonalen Richtplan 06/2015 wurde für die Gemeinde Selzach fol- gender neuer Inhalt definiert: - Wildtierkorridor von nationaler oder regionaler Bedeutung: SO 1: Riemberg – , SO 16: Bettlach – Altreu

Abbildung 3 Richtplanausschnitt für die Gemeinde Selzach (Richtplan 06/2015)

Siedlungsstrategie Kanton Aufgrund der Stellungnahme vom Bundesamt für Raumentwicklung Solothurn (ARE) zum Richtplanentwurf wurde das Richtplankapitel S-1 Siedlungsge- biet überarbeitet sowie eine Siedlungsstrategie Kanton Solothurn erarbei- tet (Stand 24. September 2014). In der Siedlungsstrategie wird – auf der Grundlage von kantonalen Daten, Stand März 2014 – aufgezeigt, wel- chen potentiellen Bauzonenbedarf die Gemeinden aufweisen und wie das Verdichtungspotential durch den Kanton eingeschätzt wird.

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Die Siedlungsstrategie Kanton Solothurn (kantonaler Richtplan, 2. Anhö- rung) weist folgende Analyse für die Gemeinde Selzach aus: - mittlerer Anteil an unbebauter zu bebauter Bauzone in den Wohn-, Misch- und Zentrumszonen sowie in den Arbeitszonen (Anteil zwi- schen 10 – 20%) - Dichtewert in den Wohn-, Misch- und Zentrumszonen liegt im Be- reich des Medianwerts (Medianwert agglomerationsgeprägter Raum: 212.2 m2 / (Einwohner + Beschäftigte)) - Dichtewert in den Arbeitszonen liegt unter dem Medianwert (positiv) (Medianwert: 283.9 m2 / (Einwohner + Beschäftigte)) - Bauzonengrösse ist für die nächsten 15 Jahre ausreichend

Im Rahmen der Ortsplanungsrevision sind diese Daten zu überprüfen und anzupassen.

4.2 Kommunale Planungsgrundlagen

Leitbild Selzach Das Leitbild der Einwohnergemeinde Selzach zur letzten Ortsplanung wurde von der Gemeindeversammlung am 9. Dezember 1996 beschlos- sen. Dabei wurden folgende Haupt- und Teilziele behördenverbindlich festgelegt und (raumrelevante) Massnahmen vorgeschlagen, welche teil- weise angegangen wurden: A: Selzach soll seine vielfältige Bevölkerungs- und Wirtschafts- struktur bewahren und sein Image als starkes eigenständiges Dorf weiterentwickeln. A1: Günstige Bevölkerungsstruktur verbessern - Bauzone möglichst nicht vergrössern - Aktive Baulandpolitik der Gemeinde - Wohneigentum fördern - Verdichtetes, familienfreundliches Wohnen fördern

A2: Günstige Wirtschaftsstruktur bewahren und verbessern - Qualitatives Wachstum von Industrie und Gewerbe fördern - Läden und Wirtshäuser im Dorf durch vielfältiges Angebot und ein attraktives Dorfzentrum erhalten

A3: Günstige Schulsituation bewahren und verbessern - Nötige Infrastruktur sichern (z.B. Pausenplätze, Bibliothek, Sportanlagen) - Schulwege zu den Weilern sowie nach Lommiswil und Bellach sicher gestalten

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A4: Günstige Verkehrssituation auch innerhalb der Region erreichen - Förderung des öffentlichen Verkehrs - Fährverbindung bei Altreu wiederherstellen - Altersheim öffentlich besser erschliessen - Regionale Zusammenarbeit für die öffentliche Erschliessung der Region suchen

A5: Modernisierte Infrastruktur qualitativ ergänzen - Gefährliche Stellen für Fussgänger durch Trottoirs, Fusswege und Beleuchtung entschärfen - Nach Lösungen zur Verminderung der zerschneidenden Wir- kung der Hauptverkehrsträger suchen - Besucherverkehr nach Altreu besser regeln - Landbeschaffung zur Sicherung künftiger Infrastrukturanlagen

B Selzach soll ein ländliches und lebendiges Dorf bleiben und alle Bevölkerungsgruppen ins Dorfleben integrieren.

B1: Ein ländliches Dorf bleiben - Bauzone möglichst nicht vergrössern - Bauernhöfe sollen nach Möglichkeit im Dorf bleiben - Erhaltung und Verstärkung des Dorfcharakters durch Grünareal und Bäume

B2: Die schönen Dorfbilder erhalten und weiter pflegen - Aktive Gestaltung der Plätze und Strassenbilder - Bauliche Eingriffe im Dorfkern und in den Weilern mit Vorsicht und Kreativität vornehmen - Förderung der Renovation von alten Bauten

B3. Lebendiges Dorf bleiben und Aktivitäten fördern - Räumlichkeiten für Vereine bereitstellen

B4: Treffpunkte bewahren und erweitern: - Dorfzentrum durch gestalterische Massnahmen als allgemeinen Treffpunkt aufwerten (Sitz- und Spielmöglichkeiten) - Treffpunkte in den Weilern schaffen - Treffpunkte für Jugendliche schaffen

B5: Kommunikation im Dorf fördern

B6: Zeitgemässe Ansprüche ernst nehmen

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C: Selzach soll als wertvoller, vielfältiger und gesunder Lebens- raum erhalten bleiben und entsprechend den Bedürfnissen der Bevölkerung weiter aufgewertet werden.

C1: Erholungsgebiete erhalten und erweitern - Erholungsgebiete ausscheiden und Konflikte lösen - Erholungsgebiet aufwerten (z. B. grösserer Uferstreifen) - Treffpunkte in der Natur erhalten und erweitern (Sängli, Feuer- stellen, Breitensport) - Erholungsinfrastruktur erhalten und verbessern (Bänke, Spiel- plätze) - Velo- und Wanderwegnetz erhalten und erweitern (frei von As- phalt und Verkehr) - Zugänge zu den Erholungsgebieten attraktiver gestalten (z.B. Schattenbäume in der Witi, Fussweg ins Moos) - Lärmemissionen in Grenzen halten (Motorboote, Modellflug- zeuge, Flugplatz ) - Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten erhalten, erweitern und gerade soweit nötig reglementieren (z.B. Spielgelände, Schreberärten) C2: Natur und Landschaft pflegen und aufwerten - Naturnahe Landwirtschaft unterstützen (z.B. Hofstetten, Hoch- stammbäume) - Lebensvielfalt im Dorf und Landschaft erhalten und Aufwertun- gen der Landschaft fördern (z.B. Bäche revitalisieren, Waldrän- der aufwerten, Ufergestaltung, Waldreservate schaffen)

C3: Gesunde Lebensbedingungen erhalten und verbessern - In Wohngebieten und im Dorfzentrum Verkehr beruhigen - Verkehrsfreie Areale prüfen - Lärmimmissionen der T5 vermindern (z.B. Lärmschutz und He- cken) - Fluglärm durch regionale Absprachen in Schranken halten

Der Gemeinderat hat zudem am 29. Mai 2008 beschlossen, einen Prozess Lokale Agenda LA 21 zu starten. Dazu wurden Leitsätze für die Entwick- lung der Gemeinde definiert, welche bis Ende 2011 umzusetzen sind. Fol- gende raumrelevanten Inhalte wurden festgelegt und werden teilweise bereits angegangen:

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Siedlungsentwicklung - Räumliches Leitbild erstellen (Wildkorridore schaffen, schützenswerte Objekte erhalten, zweckmässige Ein- resp. Auszonungen machen, der gültige Zonenplan für den Weiler Haag auch in Zukunft weiterführen, auch weiterhin Mischnutzung im Weiler Haag, aktive Förderung des verdichteten Bauens (mind. Reiheneinfamilien- noch besser Mehrfa- milienhäuser)) - Siedlungskonzept erarbeiten - Dörflicher Charakter erhalten - Wohnbauförderung im Bereich Alterswohnungen - Renovation Schulhaus 3 - Planung und Machbarkeitsstudie einer neuen Turnhalle - Zweckmässige Lokalitäten für die Jugend suchen - Spielplätze einrichten und unterhalten - Umweltgerechter Unterhalt von Bauten und Anlagen - Konzept für Erwerb und Vermarktung von Industrieland ausarbeiten - Gebührenreglement überarbeiten (mit der heutigen Lösung wird um- weltbewusstes Bauen mit höheren Gebühren bestraft) - Boden haushälterisch nutzen, in erster Linie leerstehende Gebäude nutzen - Baureglement anpassen

Verkehr - öV-Verbindung Selzach – Lommiswil verbessern - öV-Verbindung Selzach – Altreu (ganze Linie 19 Betrieb auch Sa/So, Haltestellen überprüfen) - Verkehrssicherheit auf Gemeindestrassen prüfen und allenfalls Mass- nahmen treffen - Konzept Tempo 30 erarbeiten (insbesondere bei Schulanlagen, Bett- lacherstrasse, Gebiet Südwest) - Konzept Langsamverkehr (Velo, Inline-Skating) - Konzept Parkregime - Sicherheit der Schulwege verbessern (insb. Kreuzung Fried- hofstrasse/Mannwilweg/Hubmattweg) - Parkverbot am Forstweg und an der Bellacherstrasse - Passionsplatzkreuzung - Wanderwege im Dorf erhalten und ausbauen

Umwelt / Nicht-Siedlungsgebiet - Weitere kommunale Schutzzonen schaffen - Naturinventar pflegen - Badeplatz „Sängli“, wie weiter - GWP und GEP für ganzes Dorf ausarbeiten - Schutzkonzept Wasserversorgung schaffen

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- Vernetzungsprojekt Witi (ÖQV), auch in Richtung Bellach und Bett- lach - Bäche umweltgerecht sanieren und unterhalten - Erlangung des Labels Energiestadt - Bauvorschriften vereinfachen (Solarzellen sollen „unbürokratisch“ bewilligt werden können - Bestehende Fruchtfolgeflächen erhalten

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5 Bevölkerung, Wohnraum, Ortsentwick- lung

5.1 Bevölkerung

Die Gemeinde Selzach ist seit dem Jahr 1900 von 1‘500 auf heute rund 3’400 Personen gewachsen. Wie in Abbildung 4 ersichtlich weist die Be- völkerungsentwicklung Schwankungen auf. Zwischen 1980 und 1990 blieb die Bevölkerung relativ konstant, während ab 1990 die Einwohner- zahl wieder relativ stark angestiegen ist. In den vergangenen 20 Jahren, also zwischen 1996 und 2016, ist die Selzacher Bevölkerung um rund 1% pro Jahr (+30 Personen pro Jahr) gewachsen; zwischen 2011 und 2016 gar um rund 1.9% pro Jahr (+60 Personen pro Jahr) (siehe Abbildung 5). Ende 2016 lebten 3'407 Personen in Selzach. Gemäss Raumplanungsbe- richt zur letzten Ortsplanungsrevision (BSB + Partner, 11. Dezember 1997) wurde für das Jahr 2012 eine Bevölkerungszahl von 3‘020 erwartet. Tat- sächlich wohnten Ende 2012 3‘130 Personen in Selzach.

Bevölkerungsprognose 2035 Die Gemeinde Selzach möchte künftig moderat wachsen und orientiert sich an der aktuellen Prognose des Kantons. Das mittlere Szenario der kantonalen Prognose geht von einem Zuwachs (ab 2015) von rund 0.7% (durchschnittlich +25 Einwohner pro Jahr) aus. Basierend auf der Bevöl- kerungszahl von 3’407 (Stand 31. Dezember 2016) wäre bei einem Be- völkerungswachstum von 0.7% pro Jahr bis zum Jahr 2036 eine Einwoh- nerzahl von rund 3'920 Personen zu erwarten. Geht man von einem Zu- wachs von 0.5% pro Jahr ab 2017 aus, wäre mit rund 3'760 Einwohne- rinnen und Einwohnern zu rechnen.

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Abbildung 4 Bevölkerungsentwicklung zwischen 1900 und 2016 (rote Linien) und kommunale Bevölke- rungsprognose für die Jahre 2017 – 2036 (orange Linien: hell: 0.5% pro Jahr, dunkel: 0.7% pro Jahr) sowie kantonale Bevölkerungsprognose für die Jahre 2016 – 2040 (Amt für Finanzen, Kanton Solothurn, Eckdaten der Gemeinden / Bevölkerungsstatistik)

Abbildung 5 Ausschnitt aus Abbildung 4: Szenario gemäss Entwicklung zwischen 1996 und 2016 bzw. zwi- schen 2011 und 2016 sowie kommunale und kantonale Prognosen (Amt für Finanzen, Kanton Solothurn, Eckdaten der Gemeinden / Bevölkerungsstatistik)

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5.2 Bevölkerungsstruktur / Altersstruktur

Die Abbildung 6 zeigt, dass die Bevölkerung von Selzach zwischen 2000 und 2012 leicht älter geworden ist. Während der Anteil an unter 40 Jäh- rige um 3.6% abgenommen hat, hat insbesondere der Anteil an den 65 – 79 Jährigen zugenommen. Die Überalterung ist im Vergleich zu den So- lothurner Nachbargemeinden Bettlach, Lommiswil und Bellach eher ge- ring. Die Abnahme der unter 40 Jährigen betrug im Bezirk Lebern zwi- schen 2000 und 2012 um 5.7% und im Kanton Solothurn um 4.8%.

40

35

30

25

20

15 Einwohner Einwohner [%] 10

5

0

-5 0-19 Jährige 20-39 Jährige 40-64 Jährige 65-79 Jährige 80+ Jährige Stand 2000 [%] 22.9 26.1 34.6 12.6 3.8 Stand 2012 [%] 22.5 22.9 35.8 14.5 4.4 Entwicklung 2000 - 2012 -0.4 -3.2 1.2 1.9 0.6 Abbildung 6 Entwicklung der Bevölkerungsstruktur zwischen 2000 und 2012 (Amt für Finanzen, Kanton Solothurn, Eckdaten der Ge- meinde Selzach)

5.3 Siedlungsgebiet

Geographie Die Gemeinde Selzach ist eingebettet zwischen dem Jura im Norden und der Aare im Süden. Der höchste Punkt der Gemeinde, aber auch des Kan- tons Solothurn, die Hasenmatt liegt auf 1‘445 m. ü. M. Im nördlichen Teil des Siedlungsgebiets liegt an Südhanglage ein attraktives Wohngebiet. Die Gewerbe- und Industriezone befindet sich vorwiegend zwischen der Hauptverkehrsachse (Solothurn- / Bielstrasse) und der Bahnlinie der SBB. Selzach zeichnet sich insbesondere auch durch die Kleinsiedlungen Moos und Chänelmoos im Norden der Gemeinde, den Weiler Haag, welcher an die Gemeinde Bettlach grenzt und Altreu, welches an der Aare liegt, aus.

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Bestehende Bauzonen Die Gemeinde Selzach umfasste eine Gesamtfläche von 1‘947 ha, wobei 179 ha (9%) Siedlungsfläche ist (Amt für Finanzen, Eckdaten der Ge- meinde Selzach, Arealstatistik 2004/2009). Rund 50% sind der Landwirt- schaftlichen Nutzfläche und 38% der Waldfläche zugeteilt. Das Siedlungsgebiet besteht aus den Bauzonen, Reservezonen, Verkehrs- flächen, Gewässer und Uferschutzzonen. Rund 57% der Bauzone sind den Wohnzonen (eingeschossig W1, zweigeschossig W2, dreigeschossig W3) zugewiesen (vgl. Tabelle 1). Die Mischzone macht rund 14%, die reine Gewerbezone 3% und die Industriezone ca. 17% aus. Die Zone für öffentliche Bauten und Anlagen (öBA) nimmt knapp 9% der Bauzone ein. Der rechtsgültige Bauzonenplan der Einwohnergemeinde Selzach zeigt, wo sich die einzelnen Zonen befinden (vgl. Abbildung 7). Seit der letzten Ortsplanungsrevision sind einige Anpassungen vorgenommen worden. Der Bauzonenplan aus dem Jahr 2001 ist somit nicht mehr aktuell. Am 1. Juni 2012 sind 5 Wohnungen leer gestanden (Leerwohnungsstand von 0.4). Dies ist im Vergleich zum Bezirk Lebern (1.59) und im kantonalen Vergleich (1.98) relativ gering.

Bestehende Baulandreserven Der Anteil an unbebauter zu bebauter Wohn-, Misch und Kernzone be- trägt rund 8.6%. Die bestehende unbebauten Wohn-, Misch- und Kern- zonen bieten noch Platz für ca. 300 Personen. Verdichtungsmassnahmen sind dabei noch nicht berücksichtigt.

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Tabelle 1 Bauzonengrösse (total und unbebaut) der einzelnen Zonen in Selzach (Beurteilung durch Gemeinde, Stand Januar 2017)

Zone Bauzone in ha davon unbebaut Wohnzone W1 2.65 0.26 Wohnzone W2 43.25 3.44 Wohnzone W3 17.40 1.91 Kernzonen 6.90 0.44 Gewerbezone mit Wohnen 7.82 0.23 Reine Gewerbezone 3.46 0.35 Industriezone 19.63 4.25 Zone für öffentliche Bauten 9.89 1.17 und Anlagen (öBA) Dorfzone Altreu 1.24 0.55 Bauzone total 112.24 12.60

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Abbildung 7 Bauzonenplan aus der letzten Ortsplanung (RRB Nr. 2345 vom 4. Dezember 2001)

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5.4 Siedlungsqualität / Ortsbild

Das Dorf von Selzach sowie Altreu und der Weiler Haag sind im kantona- len Richtplan als Ortsbilder von regionaler Bedeutung ausgezeichnet. Im Bauzonenplan der Gemeinde ist lediglich das „Städtchen Altreu“ mit ei- ner Ortsbildschutzzone überlagert. Dem Schutz des Dorfbildes im Zent- rum der Gemeinde wird durch die Kernzone alt, welche die Erhaltung des alten Orts- und Strassenbilds und den Schutz der geschichtlich wertvollen Bauten bezweckt, berücksichtigt. Im Zonenreglement fehlt jedoch ein Ein- trag zum Umgang mit schützens- und erhaltenswerten Gebäuden.

Abbildung 8 oben links: Infozentrum Witischutzzone (www.selzach.ch); oben rechts: Strassenbild entlang Dorfstrasse (Bildarchiv Kan- ton Solothurn); unten: «Städtchen Altreu» (links) und Aarein- seli (rechts) (www.peterbrotschi.ch)

Verdichtung In den vergangenen 20 Jahren sind einige Baulücken (unbebaute Bauzone) geschlossen worden. Insbesondere in der Wohnzone und in der Industriezone sind mehrere Bauten entstanden. Diese Entwicklung gegen Innen ist eine Form der Verdichtung. Die unbebaute Bauzone verfügt aber noch über ausreichend Fläche für das erwartetete Bevölkerungswachstum (vgl. Tabelle 1).

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Abbildung 9 Siedlungsentwicklung zwischen 1993 und 2013 (rot: Über- bauungen in der Wohnzone; blau: Überbauungen in der In- dustriezone)

5.5 Grünfläche, Siedlungsbegrenzung, Trenngürtel

Innerhalb des Dorfs Selzach befinden sich zwei grössere Landwirtschafts- flächen, welche auch als solche genutzt werden. Weitere Grünflächen in- nerhalb des Siedlungsgebiets bilden die kommunale Uferschutzzone, wel- che entlang des Lochbachs und des Moosbachs teilweise ausgeschieden sind, sowie die Schrebergartenzone. Ausserdem sind einige Bäume als er- haltenswert eingestuft. Im Zonenreglement fehlt aber ein entsprechender Eintrag. Das Siedlungsgebiet ist von Landwirtschaftsland umgeben. Eine klare Ab- grenzung besteht meist nicht (Ausnahme: Aarelauf im Altreu). Zu den Nachbargemeinden Bettlach, Bellach und Lommiswil hin besteht ein Sied- lungstrenngürtel (Grüngürtel). Die Gemeinden sind klar voneinander ge- trennt.

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6 Wirtschaft und Standort

6.1 Arbeitsplätze / Arbeitsstätten

Die Entwicklung im Bereich Wirtschaft und Standort wird nachfolgend anhand der Anzahl Arbeitsplätze und Arbeitsstätten beurteilt. Die Anzahl Arbeitsstätten sowie der Arbeitsplätze hat zwischen 1995 und 2013 ins- gesamt um 13% zugenommen. Die Entwicklung der Arbeitsplätze ist in den verschiedenen Arbeitssektoren unterschiedlich verlaufen: Während insbesondere im 2. und 3. Sektor neue Arbeitsstätten geschaffen wurden, gingen 27% aller Betriebe im 1. Sektor (15 Arbeitsstätten) verloren. Die Gründe für diese Entwicklung liegen einerseits im Strukturwandel (ins- besondere der Landwirtschaft). Andererseits gingen mit dem Wegzug der Firmen Sinterwerke AG und Glatzfelder AG viele Arbeitsplätze in Selzach verloren.

Abbildung 10 Entwicklung der Anzahl Arbeitsstätten und Arbeitsplätze (Bundesamt für Statistik / Amt für Fi- nanzen, Kanton Solothurn, Arbeitsstätten und Beschäftigte); die Zahlen von 2011-2013 basie- ren auf einer anderen Erhebungsmethode, sie sind nicht zwingend vergleichbar mit den Jahren zuvor.

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Abbildung 11 Entwicklung der Anzahl Arbeitsplätze pro Sektor (Bundesamt für Statistik / Amt für Finanzen, Kanton Solothurn, Arbeitsstätten und Beschäftigte); die Zahlen von 2011-2013 basieren auf ei- ner anderen Erhebungsmethode, sie sind nicht zwingend vergleichbar mit den Jahren zuvor.

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7 Verkehr

7.1 Motorisierter Individualverkehr (MIV)

Die Gemeinde Selzach weist eine hohe Erschliessungsgüte für den moto- risierten Individualverkehr (MIV) auf. Die nächstgelegenen Autobahnan- schlüsse liegen in Grenchen oder Solothurn (A5), welche in rund 10 Fahr- minuten erreichbar sind. Als wichtigste Verkehrsachse durchquert die Kantonsstrasse Biel-/Solo- thurnstrasse (H5) sowie die Dorfstrasse das Gemeindegebiet. Die Ver- kehrszählungen aus den Jahren 2000, 2005 und 2010 zeigen, dass die H5 relativ hohe Verkehrszahlen aufweist. Da für die Gemeinde Selzach entlang der H5 keine Erhebungen gemacht wurden, werden hier die Zäh- lungen, welche in Bettlach und Bellach durchgeführt wurden, herangezo- gen. Diese zeigen, dass zwischen 2005 und 2010 der Verkehr um 25% (in Bellach) bzw. um 12% (in Bettlach) zugenommen hat. Für das Jahr 2020 wird eine weitere Zunahme von 5% (in Bellach) bzw. von 7% (in Bettlach) prognostiziert. Die Verkehrserhebung für die Dorf-/Bäriswil-/Lommiswilstrasse zeigt zwi- schen 2000 und 2005 eine leichte Verkehrsabnahme von -2%. Zwischen 2005 und 2010 stieg der Verkehr jedoch um 20% an. Die Verkehrsprog- nose fürs 2020 geht von einer Zunahme um knapp 17% aus. Die Hauptverkehrsachsen verlaufen mitten durch das Siedlungsgebiet, wobei sich entlang der Solothurn-/Bielstrasse vorwiegend Gewerbe- und Industriezone erstreckt.

Lommiswilerstrasse (Selzach) Jahr 2000 / 2005 / 2010 / 2020 DTV 1‘570 / 1‘539 / 1‘849/ 2‘161 SV 3.1% / 3.0% / 3.7%

Bielstrasse (Bellach) Jahr 2005 / 2010 / 2020 DTV 9‘716 / 12‘156 / 12‘804 Solothurnstrasse (Bettlach) SV 2.1% / 2.4% Jahr 2005 / 2010 / 2020 DTV 12‘107 / 13‘586 / 14‘567 SV 3.95% / 3.75%

Abbildung 12 Verkehrszählung 2000 / 2005 / 2010 (SO!GIS) sowie Ver- kehrsprognose für 2020. DTV = Durchschnittlicher Täglicher Verkehr, SV = Anteil Schwerverkehr (SO!GIS, Gesamtverkehrs- modell kt. Solothurn)

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Unfallstatistik Die Verkehrsunfallstatistik der Kantonspolizei Solothurn zeigt, dass die Anzahl an Verkehrsunfällen (inner- und ausserorts) zwischen 2010 und 2011 abgenommen haben, zwischen 2011 und 2012 allerdings wieder gestiegen sind (siehe Tabelle 2) Im 2012 wurden insgesamt 12 Verkehrs- unfälle registriert, während es im 2011 7 Unfälle waren. Zwischen 2012 und 2013 hat die Anzahl Unfalle erneut abgenommen. Diese Zahlen sind vergleichbar mit denjenigen der Gemeinde Bettlach. In Bellach wurden hingegen insgesamt mehr Verkehrsunfälle registriert als in Selzach (2012: 30, 2013: 15).

Tabelle 2 Verkehrsunfallstatistik 2011 bzw. 2012 für die Gemeinde Selzach (Kantonspolizei Solothurn, 2011 bzw. 2012)

Unfälle total mit Verletzten mit Sachschaden

Jahr 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013

Anzahl 13 7 12 8 8 6 8 7 5 1 4 1

Verkehrskonzept Die Arbeitsgruppe „attraktive Gemeinde für alle“ (agfa) hat ein Verkehrs- konzept für die Gemeinde Selzach erarbeitet. Im Massnahmenplan Ver- kehr werden Massnahmen wie zusätzliche Trottoirs, Verkehrsbeschrän- kungen etc. vorgeschlagen. Der Massnahmenplan wurde vom Gemeinde- rat an seiner Sitzung vom 26. März 2015 zur Kenntnis genommen und der Gemeindeversammlung am 1. Juni 2015 vorgestellt. Ausgewiesene Massnahmen sollen nun etappenweise realisiert werden.

7.2 Öffentlicher Verkehr

Die Gemeinde Selzach ist sowohl über die Busbetrieb Grenchen und Um- gebung (BGU), Linie 32 (Grenchen – Bettlach – Selzach – Lommiswil), so- wie durch die SBB (Biel / Bienne – Solothurn – Olten) erschlossen. Das Siedlungsgebiet ist zu einem Grossteil durch den öV erschlossen. Einzig die Kleinsiedlungen Moos und Chänelmoos sowie der Weiler Haag weisen heute eine geringe Erschliessungsgüte auf. Ein Bedarf zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs besteht zurzeit aber nicht. Das Dorf, insbesondere um den Bahnhof Selzach, ist aufgrund des Halbstundentakts der Bahnlinie (Erschliessungsgüte C bis 300 m Distanz bzw. D1 bis 300 – 500 m Distanz) gut erschlossen. Der Bus verkehrt lediglich im Stundentakt (Erschlies- sungsgüte D2 bis 300 m Distanz bzw. E 300 – 500 m Distanz).

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Abbildung 13 Erschliessungsgüte öffentlicher Verkehr der Gemeinde Selzach (SO!GIS)

7.3 Langsamverkehr

Innerhalb des Siedlungsgebietes ist die Infrastruktur für den Langsamver- kehr (Trottoirs, Fusswege, Zebrastreifen) weitgehend vorhanden. Mass- nahmen, insbesondere auch bezüglich Schulwegsicherheit, werden zur- zeit im Rahmen des Verkehrskonzepts erarbeitet. Durch das Siedlungsgebiet und die Naherholungsgebiete (Jura und Aare- lauf) verlaufen mehrere Wanderrouten. Durch die Witi verläuft ein Rad- weg, welcher Teil mehrerer Velorouten (SchweizMobil) ist: - Mittelland-Route (Solothurn – Ins) - Aare-Route (Biel (Nidau) – Solothurn) - Jurasüdfuss-Route (Olten – Grenchen) - Storchen Tour (Solothurn – Biel)

Weiter verlaufen die folgenden Langsamverkehrsachsen durch die Ge- meinde Selzach: - Nationale Wanderroute 5 (Jura – Höhenweg) - Nationale Skatingroute 3 (Mittelland-Skate) - Nationale Kanuroute 1 (Aare-Kanu) - Regionale Mountainbikeroute 44 (Chasseral – Weissenstein)

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8 Infrastruktur und Dienstleistung

Das Infrastruktur- und Dienstleistungsangebot in Selzach ist gut und deckt ein breites Spektrum ab. Im Bereich Bildung bildet die Gemeinde Selzach mit den Gemeinden Bellach und Lommiswil seit August 2007 den Zweck- verband Schulkreis. Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten (3 Klassen), eine Primarschule (inkl. Musikschule) sowie eine Sekundarstufe. Dem Kindergarten und den Schulhäusern sind mehrere Spielplätze, Sport- anlagen und Turnhallen angegliedert. Die Sportanlagen und Turnhallen werden zusätzlich zum Schulbetrieb durch Vereine benützt. In der Ge- meinde sind zurzeit insgesamt 44 Vereine tätig. Die Infrastruktur der Schulhäuser ist zurzeit ausreichend. Diese muss stetig überprüft und an das Bevölkerungswachstum angepasst werden. Das medizinische Angebot ist mit Allgemein- und Zahnmedizin, Physio- therapie, Tiermedizin sowie alternativer Medizin ausreichend vorhanden. Für Güter des täglichen Gebrauchs stehen der Bevölkerung mehrere Ein- kaufsmöglichkeiten (Bäckerei-Konditoreien, Metzgerei, Coop, Getränke- handel, Drogerie) zur Verfügung. Zudem finden sich mehrere Restaurants sowie diverse weitere (Klein-) Gewerbe (Coiffeursalon, Autogarage, Bau- geschäft, Elektrogeschäft, Finanzdienstleistungen, Blumengeschäft etc.) in Selzach. Auch verfügt die Gemeinde über eine Poststelle und eine Bank- filiale. Die Infrastrukturen im Bereich Verkehr, Wasser, Abwasser und Strom sind gut ausgebaut. Dem Unterhalt dieser Anlagen wird heute ausreichend Be- achtung geschenkt.

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9 Umwelt

9.1 Gewässer, Grundwasser

Gewässer Das Siedlungsgebiet wird von den folgenden Bächen durchquert: - Lochbach, welcher im Gebiet der Schauenburg entspringt und das kantonale Naturreservat Lochbachschlucht durchfliesst. - Moosbach, welcher im Gebiet „Chapf entspringt und entlang der Moosstrasse in Richtung Süden fliesst. Nach Mündung des Brüelbäch- lis mündet der Moosbach ca. 100 m oberhalb der Schänzlistrasse in den Lochbach. - Brügglibach, welcher im Gebiet Brüggli in mehreren Ästen (Oberer, Mittlerer, Westlicher Brügglibach, Wandfluebach) entspringt.

Der Lochbach und der Brügglibach weisen zahlreiche Durchlässe, Brücken und Eindolungen auf. Insbesondere der Lochbach ist innerhalb des Sied- lungsgebietes weitgehend ökomorphologisch stark beeinträchtigt oder künstlich (vgl. Abbildung 14). Zurzeit sind im Rahmen der Umsetzung der Gefahrenkarte (Massnahmen- konzept) kleinere Ausdolungen geplant. Insbesondere ist entlang des Lochbachs (zwischen Eichholzstrasse und SBB Unterführung) zurzeit ein Hochwasserschutzprojekt in Planung, welches zusammen mit dem Amt für Verkehr und Tiefbau sowie dem Amt für Umwelt erarbeitet wird.

Grundwasser Auf Gemeindegebiet sind zahlreiche Grund- und Quellwasserfassungen vorhanden, die mit Grundwasserschutzzonen geschützt sind. Die ge- schützten Fassungen dienen mehrheitlich den Wasserversorgungen von Selzach und Altreu, einige Fassungen werden von den umliegenden Was- serversorgungen Bellach, Bettlach und Welschenrohr/Gänsbrunnen ge- nutzt. Selzach hat die Arbeiten zur Schutzzonenüberarbeitung für ihre eigenen Quellen bereits in Angriff genommen. Konflikte mit nicht zonenkonfor- men Anlagen und möglicher Abstimmungsbedarf mit der Ortsplanung er- geben sich insbesondere im Gebiet Haag (Altreuquelle der WV Altreu, vo- raussichtlich keine gesetzeskonforme Schutzzone ausscheidbar, Stillle- gung Fassung) und Chänelmoos (PW Obermatt: Aufgabe Fassung oder Verlegung Känelmoosstrasse; Verlegung Zufahrt Hof Fuchsenwald).

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Cholgraben

Schwelligraben

Wandfluebach

Lochbach

Brügglibach

Chalenbach Moosbach

Sagibächli

Brügglibach

Lochbach

Aare

Abbildung 14 Ökomorphologie der Fliessgewässer und Grundwasserschutzzonen und -areale für die Ge- meinde Selzach (SO!GIS)

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9.2 Naturgefahren

In den Jahren 2008 und 2009 wurde im Auftrag der Einwohnergemeinde Selzach die kommunale Gefahrenkarte für die Prozesse Überflutung, Übersarung sowie für Massenbewegungen erarbeitet. Die synoptische Gefahrenkarte (BSB + Partner, 2009) zeigt neben Abschnitten mit Poten- tial für Ufererosion entlang des Loch-, Moos- und Brügglibachs eine ge- ringe bis mittlere Gefährdung. Die Prozesse Massenbewegungen liegen im oberen Einzugsgebiet des Lochbachs und damit ausserhalb der Bauzone. Für den Lochbach wurde auf Basis der kommunalen Gefahren- karte ein Massnahmenkonzept erarbeitet. Dieses wird zurzeit umgesetzt. Daneben verfügt die Einwohnergemeinde über ein Unterhaltskonzept für die Fliessgewässer (Emch + Berger, Solothurn 2007). Im Bericht zur Gefahrenkarte Wassergefahren werden neben baulichen auch raumplanerische Massnahmen vorgeschlagen. Dadurch soll das Schadenpotential verringert werden. Insbesondere ist im Rahmen der Ortsplanungsrevision der Raumbedarf der Gewässer sicherzustellen. Zu- dem sollen die überflutungsgefährdeten Landwirtschaftsflächen (v. a. Moosbach, Brügglibach) als Freihalteflächen ausgeschieden werden (vgl. Abbildung 15). Im Gebiet der ehemaligen Sägerei Rudolf auf GB Selzach Nr. 2714 (Gestaltungsplan) ist der Hochwassergefährdung durch geeig- nete Massnahmen Rechnung zu tragen. Von weiteren raumplanerischen Massnahmen wurde in Selzach abgese- hen. Ein Grossteil der überflutungsgefährdeten Flächen, insbesondere entlang des Lochbaches, sind bereits eingezont bzw. überbaut. Die Intensitätskarte zu den spontanen Rutschungen im Gebiet Schauen- burg Schwang / Wagnerbann (SolGeo, 2009) zeigen eine mittlere Inten- sität innerhalb des Betrachtungsperimeters. Für kontinuierliche Rutschun- gen sind schwache bis mittlere Intensitäten zu erwarten. Dazu werden verschiedene bauliche Anpassungen und Bewirtschaftungsmassnahmen aufgeführt. Ein Grossteil der Massnahmen wurde bereits nach dem Rut- schungsereignis von 1970 umgesetzt.

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Abbildung 15 Ausschnitt aus der Gefahrenkarte Selzach, Soll-Zustand (BSB + Partner, 2010)

9.3 Natur und Landschaft

Die Naturräume der Gemeinde Selzach sind einerseits geprägt durch den Jurasüdfuss im Norden und die ehemalige Schwemmebene der Aare im Süden der Gemeinde. Andererseits beeinflussten die jahrhundertelange Besiedlung und die landwirtschaftliche Nutzung, sowie die damit verbun- dene Jura-Gewässerkorrektur und Drainage der Landwirtschaftsfläche, die Natur und Landschaft von Selzach. Mit dem Naturinventar (Oekofauna, 1994) und dem Naturkonzept (BSB + Partner, 2001) wurden die wertvollen Naturobjekte und Lebensräume für Tiere und Pflanzen erfasst und Schutzziele festgelegt. Diese werden – aus- serhalb des Siedlungsgebietes – teilweise im Vernetzungsprojekt Selzach- Bellach umgesetzt. Ausserdem werden mit dem überarbeiteten kantona- len Richtplan (Entwurf 06/2015) die Wildtierkorridore festgesetzt. Diese sehen weitere Massnahmen zur Vernetzung der Lebensräume von Wild- tieren vor. Einzigartig in Selzach ist das Europäische Storchendorf, welches in Altreu liegt. Weitere wichtige Naturschutzobjekte sind neben den im kantonalen Richtplan (06/2015) ausgewiesenen Gebiete die Trockenwiesen und –wei- den (TWW-Flächen) im Jura, die Vereinbarungsflächen im Mehrjahrespro- gramm Natur und Landschaft sowie die zahlreichen geowissenschaftlich schützenswerten Objekte (Geotope).

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Schutzzonen gemäss Gesamt- Innerhalb des Siedlungsgebietes erfolgten Massnahmen zum Schutz wert- plan (RRB Nr. 2345 vom 4. De- zember 2001 voller Naturräume und –objekte im Rahmen der Ausscheidung von Ufer- schutzzonen sowie von Hecken und erhaltenswerten Einzelbäumen. Aus- serhalb des Siedlungsgebiets sind wertvolle Natur- und Landschaftsräume durch kantonale und nationale Schutzzonen sowie die kommunale Land- schaftsschutzzone geschützt. Zur kommunalen Landschaftsschutzzone fehlt aber eine Aussage im Zonenreglement. Ein entsprechender Para- graph ist im Rahmen der kommenden Ortsplanungsrevision festzulegen.

Kommunale Landschafts- Die kommunale Landschaftsschutzzone ist der Landwirtschaftszone über- schutzzone lagert und dient dem Erhalt der unverbauten Landschaftskammern mit ihren typischen Landschaftselementen. Entsprechend sollen Neubauten und landwirtschaftsfremde Anlagen nicht zulässig sein. Eine landwirt- schaftliche Bewirtschaftung der Schutzzonenflächen ist aber erwünscht. Auch sollen in der Landschaftsschutzzone Kleinbauten, wie Bienenhäuser, Weideunterstände, Weidezäune und standortbedingte Bauten möglich sein.

Wildtierkorridore Auf dem Gemeindegebiet Selzach hat der Bund und der Kanton Solo- thurn zwei Wildtierkorridore ausgewiesen (siehe Kapitel 4.1, Gesamtüber- prüfung kantonaler Richtplan). Die Gemeinde Selzach ist verpflichtet, im Rahmen der Ortsplanungsrevision diese Wildtierkorridore im Gesamtplan aufzunehmen. Das Ziel eines Wildtierkorridors ist, die Wanderrouten der Wildtiere unein- geschränkt zu erhalten und gegebenenfalls ökologisch aufzuwerten, so- dass diese für die Wildtiere durchlässig werden. Eine wichtige Massnahme zur Erreichung dieses Zieles ist die Bereitstellung von deckungsreicher Ve- getation in Form von Brachen, Krautsäumen oder Röhrichten in der Witi- Schutzzone. Weitere wichtige Massnahmen umfassen die Verbesserung von Passagestellen über die Bielstrasse und die Bahnlinie. Die Umsetzung der Massnahmen hat in Zusammenarbeit mit den betroffenen Landwir- tinnen und Landwirten sowie im ortsverträglichen Masse zu erfolgen.

Naturinventar Im Naturinventar (Oekofauna, 1994) wurde das Gebiet zwischen Bahnli- nie und dem Waldgebiet des Jurasüdfusses untersucht. Dieses zeichnete sich durch eine lockere Bepflanzung mit zahlreichen Obstgärten und einer reichhaltigen Heckenlandschaft aus. Die naturnahen Strukturen waren ausserordentlich zahlreich und bildeten die Grundlage für ein gut funkti- onierendes Netz von Lebensräumen. Die Waldränder wurden mit wenigen Ausnahmen als naturfern beurteilt. Eine Strauchschicht war aufgrund der fehlenden Waldrandstufung kaum

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vorhanden und die Weidenutzung verlief vielerorts bis direkt an den Waldrand. Der dichte Heckenbestand wies ein grosses Vernetzungspotenzial auf. All- gemein waren die Hecken in Selzach naturnah ausgebildet und gut struk- turiert. Aufwertungsmöglichkeiten bestanden beim Totholzanteil, der Lichtdurchlässigkeit, der Linienführung und dem Krautsaum. Einige wertvolle und artenreiche Wiesen und Böschungen befanden sich insbesondere im Wannenrain (nordwestlich des Siedlungsgebietes), auf der Rütenen (obere Allmend, nördlich des Siedlungsgebietes) und im Forst (südlich des Langhölzliwaldes). Selzach zeichnete sich weiter durch die grosse Anzahl an kleinen und lo- cker bepflanzten Hostetten aus. Aufgrund des hohen Anteils alter Bäume, des vorhandenen Totholzes und der extensiven Bewirtschaftung der Wie- sen wurde ein Grossteil als ökologisch wertvoll eingestuft.

Im Jahr 2008 wurden zur Aktualisierung der Feldaufnahmen von 1994 mehrere Feldbegehungen durchgeführt. Diese haben gezeigt, dass sich die Situation nicht grundlegend geändert hat. Es wurde festgehalten, dass die Hecken nachwievor zahlreich und vielfältig sind. Grossräumige Le- bensräume befinden sich vorwiegend in den Hanglagen. Auffallend ist aber die fortschreitende Dezimierung der Obstgärten. In einigen Fällen werden zwar gefällte Bäume durch Jungbäume ersetzt, meist verschwin- den die alten Bäume jedoch ersatzlos. Einzig im Wannenrain befinden sich noch grosse, naturnahe Hostetten. Südlich der Bahnlinie dienen einige dichte Hecken, das Aareufergehölz und eine grössere Hostetten eben ei- nigen Brachen und Wiesen als naturnahe Lebensräume. Ausserdem wur- den in den letzten Jahren Massnahmen zur ökologischen Aufwertung von Lebensräumen umgesetzt (Eichacker-Wannengraben, Aareinsel, Aareufer etc.) Nach wie vor weist die Bahnlinie mit dem begleitenden Böschungsbe- wuchs einerseits Vernetzungsfunktion in Richtung West-Ost auf, bildet andererseits jedoch gemeinsam mit der stark befahrenen Bielstrasse eine einschneidende Barriere. In verschiedenen Gebieten existieren Strukturen für eine erfolgreiche Vernetzung, die jedoch im Sinn von Trittsteinen mit- einander verbunden werden müssen.

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9.4 Lärm

Gemäss dem kantonalen Lärmsanierungsprojekt (LSP) für die Gemeinde Selzach werden die massgebenden Immissionsgrenzwerte entlang der Dorfstrasse bezüglich Lärmbelastung am Tag wie auch in der Nacht mehr- heitlich überschritten. Entsprechend der Lärmschutzverordnung (LSV, Stand am 14. August 2010) muss die Gemeinde zum Baugesuch einen Aussenlärm-Nachweis verlangen, aus dem hervorgeht, mit welchen Mas- snahmen die Grenzwerte eingehalten werden können, welche Anforde- rungen sich an die Schalldämmung der Gebäudehülle ergeben und mit welchen Konstruktionen diese erreicht werden können. Im 2011 erstellte die SBB entlang der Bahnlinie auf Teilabschnitten Lärm- schutzwände. Eine weitere Lärmquelle stellt der Flugverkehr, welcher durch den Regio- nalflugplatz Grenchen verursacht wird, dar. Mit RRB Nr. 1450 vom 15. September 2015 hat sich der Regierungsrat gegen eine Pistenverlänge- rung in Richtung Osten entschieden.

9.5 Belastete Standorte

Innerhalb des Siedlungsgebietes sind mehrere Parzellen im Kataster der belasteten Standorte verzeichnet (vgl. Abbildung 16). Diese sind teilweise untersuchungsbedürftig. Bei untersuchungsbedürftigen belasteten Stand- orten besteht ein Untersuchungsbedarf unabhängig von einem Bauvor- haben. Bei Bauvorhaben auf untersuchungsbedürftigen belasteten Stand- orten oder bei Standorten, wo ein Verdacht auf Verunreinigung des Bo- dens oder des mineralischen Untergrundes vorliegt, ist vor Baubeginn eine altlastenrechtliche Voruntersuchung durchzuführen und dem Amt für Umwelt vorgängig das Untersuchungsprogramm zur Stellungnahme vor- zulegen.

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Abbildung 16 Ausschnitt aus dem Kataster für belastete Standorte (SO!GIS)

9.6 Störfallvorsorge

In Selzach unterstehen die Jurasüdfusslinie der SBB, die Bielstrasse, sowie die Firmen Galvano Wullimann AG, Pyrodur AG und Winkelhausen AG den Bestimmungen der Störfallverordnung (StFV). Um allfällige Konflikte in Bezug auf raumplanerische Massnahmen frühzeitig zu erkennen, hat das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) im Jahre 2013 die Planungs- hilfe „Koordination Raumplanung und Störfallvorsorge“ herausgegeben. Im Sinne der Planungshilfe sind die Bahnlinie, sowie die Firmen Galvano Wullimann AG und Pyrodur AG für die Raumplanung relevant. Nutzungs- planungen und Bauprojekte im 100 m breiten, sogenannten Konsultati- onsbereich rund um diese Objekte sollten gemäss der ARE-Planungshilfe bewertet und realisiert werden.

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9.7 Grünräume, Hecken und Einzelbäume

Innerhalb des Siedlungsgebietes sind nur wenige Grünräume ausgeschie- den. Diese umfassen die kommunale Uferschutzzone und die Schreber- gartenzone. Dennoch weist das Siedlungsgebiet viele Grünflächen aus. Dies insbesondere aufgrund der Privatgärten wie auch der Landwirt- schaftsflächen, welche im Siedlungsgebiet liegen. Ausserdem sind einige Bäume als erhaltenswert eingestuft.

9.8 Energie

Im 2010 hat der Gemeinderat Selzach entschieden, im Rahmen des Ener- giestadtprogramms eine umfassende Bestandesaufnahme durchzuführen und Massnahmen zu erarbeiten, welche Selzach zu einer „energiebe- wussten Gemeinde“ führen.

9.9 Freizeit und Erholung

Die Gemeinde Selzach verfügt über mehrere Freizeit- und Erholungsmög- lichkeiten. Insbesondere entlang der Aare bietet die Witi-Ebene und Alt- reu mit seiner Badebucht Sängli und dem Campingplatz ein attraktives Naherholungsgebiet. Im kantonalen Richtplan ist Altreu / Sängli als Gebiet für Freizeit und Erholung festgesetzt. Als Zielsetzung hält der Richtplan fest, die bestehenden Anlagen zu erhalten und eventuell mit Bootsplätzen für die Verlagerung von Booten aus der Witi sowie mit Bademöglichkeiten zu ergänzen. Gemäss dem touristischen Masterplan für die Region Balmberg-Weissen- stein-Grenchenberg (HTW Chur, 2011) werden die Naherholungsräume Grenchenberg, Witi und Altreu intensiv durch die Bevölkerung genutzt. Das Waldgebiet mit der Jurakette im Norden der Gemeinde ist ein weite- res reizvolles und ausgedehntes Naherholungsgebiet, welches durch ein weitläufiges Wanderwegnetz sowie eine regionale Mountainbikeroute er- schlossen ist. Auch im Wald bestehen stellenweise Nutzungskonflikte.

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10 Nicht-Siedlungsgebiet

10.1 Landwirtschaft

Die Landwirtschaftsfläche der Gemeinde macht mit 979 ha rund 50% der Siedlungsfläche aus (Arealstatistik 2004/2009). Die aktuelle Zusammen- stellung der Landwirtschaftsbetriebe des kantonalen Amtes für Landwirt- schaft (ALW) zeigt, dass 830 ha als landwirtschaftliche Nutzfläche ausge- wiesen sind, welche durch 30 Landwirte bewirtschaftet werden (Stand 2016). Ein Grossteil dieser Betriebe betreibt Viehhaltung. Der Tierbestand der Gemeinde Selzach liegt bei insgesamt rund 514 Grossvieheinheiten (GVE), während die durchschnittliche Anzahl GVE pro ha düngbare Fläche 0.6 GVE/ha beträgt. Dieser Wert liegt bedeutend tie- fer als der gesamtschweizerische Wert von 1.2 GVE/ha. Zu berücksichti- gen gilt dabei, dass in den Hanglagen eher extensive Bewirtschaftung be- trieben wird, während die Talzone häufig intensiv bewirtschaftet wird (Ackerkulturen). Ein Grossteil der Landwirtschaftsbetriebe liegt im Moos, Chänelmoos, Haag und in Altreu. Einige Betriebe grenzen unmittelbar an das Siedlungs- gebiet. Bezüglich Geruchsemissionen besteht zurzeit aber kein Hand- lungsbedarf. Allfällige Bestrebungen zur Aussiedlung von Landwirt- schaftsbetrieben in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsgebiet werden von der Gemeinde unterstützt. Die Flurgenossenschaft (FG) Selzach/Bellach wird gegenwärtig mit der Flurgenossenschaft Selzach Nord vereinigt. Im Gebiet der Witi besteht zu- dem eine weitere aktive FG. Diese Flurgenossenschaften sind Eigentümer umfangreicher landwirtschaftlicher Entwässerungsanlagen und sind um deren Unterhalt besorgt. Die Flurwege befinden sich hingegen im Eigen- tum der Gemeinde. Die landwirtschaftlichen Infrastrukturen sind gut un- terhalten. Handlungsbedarf besteht hier keiner. Gestützt auf den Sachplan von 1987 muss Selzach mindestens 610.29 ha Fruchtfolgefläche (693.51 ha – 12%) ausweisen. Gemäss Angaben des kantonalen Amtes für Landwirtschaft (ALW) verfügt die Gemeinde über die folgende anrechenbare Fruchtfolgefläche (FFF): - FFF uneingeschränkt (100%): 611.04 ha - FFF bedingt geeignet (86.76 ha * Faktor 0.5): 43.38 ha - FFF in Reservezone (nicht anrechenbar): 8.22 ha - Total FFF anrechenbar 654.42 ha

Vernetzungsprojekte Auf dem Gemeindegebiet von Selzach laufen zurzeit mehrere Vernet- zungsprojekte: – Vernetzungsprojekt Bettlach-Altreu,

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– Vernetzungsprojekt Selzach-Bellach, – Vernetzungsprojekt Oberer Leberberg

Neben ökologisch wertvollen Ökoflächen, wie besonders artenreiche Heumatten, wurden kantonale Schutzzonen, Reptilienstandorte und Ge- otope (Moräne Länghölzli, Seitenmoräne und Seitenentwässerung Läng- hölzli) ins Vernetzungsprojekt aufgenommen. 2011 wurde das Projekt Selzach-Bellach für den Vollzug mit den angrenzenden Vernetzungspro- jekten Grenchen und Bettlach-Altreu zusammengeschlossen. Das Bergge- biet wurde über das Vernetzungsprojekt Oberer Leberberg über alle Ge- meinden vernetzt. Ab 2016 werden die Vernetzungsprojekte zum Vernet- zungsprojekt Leberberg zusammengeführt. Das Vernetzungsprojekt beinhaltet Massnahmen zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Weitere Nutzungen wie die Erholungsnutzung, die sich negativ auf Ziel- und Leitarten auswirken können, wurden nicht behan- delt. Die Erholungsnutzung wurde aber im „Nutzungskonzept Aareraum Grenchen – Solothurn“ der beiden Regional-planungsgruppen berück- sichtigt (BSB + Partner, Dez. 1999).

10.2 Wald

Rund 38% (744 ha) der Gemeindefläche bilden Wald und Gehölzflächen (Arealstatistik 2004 / 2009). Einige Flächen der Hasenmatt, der Wandflue- Stallflue und des Bettlachstocks sind als Waldreservat ausgeschieden. Ent- lang mehrerer Waldränder sind im Rahmen des Mehrjahresprogrammes Natur und Landschaft Vereinbarungsflächen festgelegt worden. Im Jahr 1970 verursachte ein Murgang im Gebiet des Lochbachs im Wald und im nördlichen Siedlungsgebiet gewaltige Schäden. Aufgrund dieses Ereignisses wurden mehrere forstliche und bauliche Projekte, wie das Auf- forstungs- und Entwässerungsprojekt „Schauenburgschwang“ sowie der Bau der Schneeverwehungswand Stallfluh initiiert. In diesem Zusammen- hang wurde auch das Schutzwaldprojekt Selzach / Bettlach 2013 – 2021 mit RRB Nr. 1449 (vom 13. August 2013) genehmigt und Beträge zugesi- chert. Weitere Schutzwaldgebiete befinden sich zudem: - oberhalb der Schauenburg und am Westhang der Hasenmatt (als Rutschgebiet Richtung Schauenburg); - oberhalb der Schauenburgstrasse (Felsgebiete) südlich des Tunnels (Steinschlaggebiet) - nördlich der Egg gegen das Althüsli (Steinschlaggebiete); - oberhalb des Oberen Brüggli; - oberhalb der Althüslistrasse zwischen Burgbüel und der Lommis- wilgrenze.

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11 Regionale Zusammenarbeit

Die Gemeinde Selzach liegt nicht im Perimeter eines Agglomerationspro- gramms. In einzelnen Bereichen arbeitet die Gemeinde aber mit ihren Nachbargemeinden zusammen. Die regionale Zusammenarbeit erfolgt insbesondere im Rahmen der folgenden Projekte: - Zweckverband Schulkreis BeLoSe - Spitex Aare-Nord-SO - Zweckverband Alters- und Pflegeheim Baumgarten - Regionale Zivilschutzorganisation Grenchen-Bettlach-Selzach - Sozialregion Oberer Leberberg - Jugendfeuerwehr Bellach-Lommiswil-Selzach

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12 Handlungsmatrix

Im Folgenden sind die wesentlichen Chancen und Herausforderungen, welche sich aus der Ist-Analyse ergeben haben, zusammengefasst.

Bevölkerung, Wohnraum und Selzach hat in den vergangen 20 Jahren eine relativ starke Bevölkerungs- Ortsentwicklung entwicklung mit einem Wachstum von rund 1% erfahren. Mit den aktu- ellen Überbauungsprojekten, insbesondere im Gebiet Bäriswil, hat die Ge- meinde ein relativ starkes Bevölkerungswachstum erfahren. Ende 2016 lebten 3’407 Einwohnerinnen und Einwohner in Selzach. In Zukunft strebt die Gemeinde ein moderateres Wachstum von 0.5 – 0.7% pro Jahr an.

Im Rahmen der anstehenden Ortsplanungsrevision hat die Gemeinde ge- eignete raumplanerische Massnahmen umzusetzen, um das erwartete moderate Bevölkerungswachstum von 0.5 – 0.7% pro Jahr in die ge- wünschte Richtung zu lenken.

Die Bevölkerung von Selzach weist eine ausgewogene Altersstruktur (mit geringfügiger Alterung der Bevölkerung) und eine gute räumliche Durch- mischung auf. Für die ältere Bevölkerung von Selzach besteht zurzeit aus- reichend altersgerechter Wohnraum.

Die gesellschaftliche Durchmischung ist – soweit möglich – sicherzustel- len. Auf eine allfällige Alterung der Gesellschaft soll mittels raumplaneri- scher Massnahmen Rücksicht genommen werden.

Durch die aktuell laufenden bzw. vor kurzem realisierten Überbauungs- projekte wurde relativ viel unbebautes Bauland überbauen. Der Anteil an unbebauter zu bebauter Bauzone ist entsprechenden gesunken.

Die Gemeinde muss sich Gedanken machen, wo sie in Zukunft wachsen will. Dazu scheidet sie im räumlichen Leitbild (Leitbildplan zum Siedlungs- gebiet) Entwicklungsgebiete aus, welche im Rahmen der kommenden Ortsplanungsrevisionen zu prüfen sind und gegebenenfalls eingezont werden können. An zentraler Lage (gute Erschliessung) sind insbesondere Entwicklungsgebiete für die Wohn- und Mischnutzung sowie für die Ar- beitsnutzung auszuscheiden.

Gemäss Siedlungsstrategie Kanton Solothurn verfügt die Gemeinde Selzach zurzeit über ausreichend Bauzone für ca. 300 Personen. Bei der

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Beurteilung des Bauzonenbedarfs werden die unbebauten Baulandreser- ven mit einbezogen. Das heisst die unbebaute Bauzone stellt ein Potential zur inneren Verdichtung dar. Für die Gemeinde stellt sich jedoch die Frage nach der Baulandverfügbarkeit.

Selzach soll sich an geeigneten Stellen qualitativ gegen Innen entwickeln. Diesbezüglich ist auch der Umgang mit Baulandhortung im Rahmen der Ortsplanungsrevision zu thematisieren. An geeigneter Lage sind im Rah- men der Ortsplanungsrevision weitere Massnahmen zur Innenentwick- lung (Verdichtung) zu prüfen.

Selzach zeichnet sich durch ein kompaktes Dorf mit einer historisch ge- wachsenen Siedlungsstruktur, welche sich durch Altreu, die Kleinsiedlun- gen Moos und Chänelmoos sowie den Weiler Haag charakterisiert, aus. Einige Gebiete verfügen über eine besonders hohe Wohn- und Siedlungs- qualität.

Der Umgang mit Verdichtung und Erhalt bzw. Förderung der Siedlungs- qualität stellt künftig eine besondere Herausforderung dar. Zur Verbesserung der Siedlungsqualität ist insbesondere der östliche Sied- lungsabschluss zu Bellach hin (zu geradlinig) zu gliedern (mittels Bebau- ung, Grünelementen).

Wirtschaft und Standort Selzach verfügt über ein attraktives Arbeitsgebiet mit diversen Betriebs- zweigen. Ausserdem konnte in den Arbeitszonen in den vergangenen Jahren ein geringer Flächenverbrauch pro Arbeitsplatz realisiert werden (gemäss kantonaler Siedlungsstrategie ist der Dichtewert um 37% höher als der Medianwert).

Diese positiven Tendenzen sind langfristig – soweit möglich – zu festigen. Mögliche Entwicklungsgebiete sind an Lagen mit einer guten Verkehrsan- bindung auszuscheiden.

Verkehr Die Gemeinde Selzach verfügt über ein Verkehrskonzept (WAM, Planer und Ingenieure AG, Stand 4. Dezember 2014).

DasVerkehrskonzept, namentlich die durch den Gemeinderat verabschie- deten Massnahmen, ist bei künftigen Verkehrsplanungen zu berücksich- tigen.

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Das Siedlungsgebiet ist zu einem Grossteil durch den öV erschlossen. Eine öV-Erschliessung weiterer Gebiete ist nicht dringlich.

Das öV-Angebot und allfällige Massnahmen beim Langsamverkehr sind insbesondere auf die Schülerinnen und Schüler auszurichten.

Umwelt Die Gemeinde Selzach verfügt über eine kommunale Gefahrenkarte für die Prozessarten Überflutung, Übersarung, Massenbewegungen sowie eine synoptische Gefahrenkarte. Innerhalb des Siedlungsgebietes sind ins- besondere Gefahren betreffend Überflutung zu beachten.

Bei der Beurteilung von Entwicklungsgebieten ist die Gefahrenkarte zu berücksichtigen. Das Unterhaltskonzept für die Fliessgewässer (Emch + Berger, Solothurn 2007) stellt diesbezüglich eine weitere wichtige Grund- lage dar.

In Zusammenhang mit Lärm- und Luftemissionen ist nicht nur der moto- risierte Verkehr zu thematisieren, sondern auch der Flugverkehr (Regio- nalflugplatz Jura-Grenchen).

Die Gemeinde Selzach setzt sich dafür ein, dass die Lärmbelastung wie z. B. durch den Regionalflugplatz Jura-Grenchen künftig abnimmt.

Die Gemeinde zeichnet sich durch eine Vielzahl an verschiedenen Land- schaftsräumen aus. Deren Erhalt und Schutz werden mittels unterschied- licher Massnahmen (Vernetzungsprojekte, Schutzzonen etc.) unterstützt. Selzach verfügt zudem über diverse Angebote für Freizeit und Erholung.

Die Gemeinde setzt sich grundsätzlich für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur ein, wobei die verschiedenen Funktionen (ökonomisch, öko- logisch, Erholungsfunktion, Hochwasserschutz etc.) aufeinander abzu- stimmen sind.

Regionale Zusammenarbeit Im Rahmen einer zukunftsgerichteten Raumplanung ist vermehrt ein Pla- nen und Handeln in (über-) regionalen Handlungsräumen anzustreben. Raumwirksame Anliegen mit erheblichen Auswirkungen auf Raum und Umwelt sind künftig regional zu prüfen und zu bewerten.

Die Gemeinde Selzach hat bereits gute Erfahrungen zur regionalen Zu- sammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden gemacht.

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BSB + Partner, Ingenieure und Planer

Thomas Ledermann Monika Mennel

Oensingen, 3. März 2017

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