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Inhalt

Vorwort 5 Literaturgattungen 1 Überblick: literarische Texte 8 2 Die Figuren in literarischen Texten 10 3 Die Handlung in literarischen Texten 12 4 Der Raum in literarischen Texten 13 5 Die Epik 14 6 Die Dramatik 22 7 Die Lyrik 28 Auf einen Blick: Literaturgattungen 32 Literaturgeschichte 1 Literaturgeschichte: die Epochen und der Kanon 34 2 Die Literatur des Mittelalters 35 3 Renaissance, Humanismus und Reformation 37 4 Der Barock 39 5 Die Aufklärung 41 6 Der Sturm und Drang 44 7 Die Weimarer Klassik 46 8 Die Romantik 48 9 Das Biedermeier 51 10 Vormärz und Junges Deutschland 52 11 Der Realismus 54 12 Der Naturalismus 56 13 Die Literatur der Jahrhundertwende 58 14 Der Expressionismus 60 15 Die Literatur zur Zeit der Weimarer Republik 62 16 Die Literatur zur Zeit des Nationalsozialismus 64

3 Die Literatur des Mittelalters

2 Die Literatur des Mittelalters

2.1 Althochdeutsche Literatur des Frühmittel- alters (etwa 750–1050) Zwar lassen sich auch schon in vormittelalterlicher Zeit ein- Erste Schriftzeichen zelne Schriftzeichen, die sog. Runen, nachweisen, die in Holz, Metall oder Stein geritzt wurden. Diese wurden aber nur für Beschwörungsformeln oder kürzere Inschriften ver- wendet. Eine Aufzeichnung längerer Texte gab es nicht. Die ersten althochdeutschen Texte finden wir im Franken- Beginn des althoch- reich Kaiser Karls des Großen (747–814). Dabei ist die deut- deutschen Schreibens sche Literatur zunächst ein mehrsprachiges Gebilde, das sich am Latein der Hochsprache orientiert. Karl der Große richtet Schreibstuben (Skriptorien) ein, in denen Hand- schriften vervielfältigt und lateinische Texte in germanische Verbreitung des Dialekte übersetzt werden. Ziel dabei ist die Christianisie- christlichen Glaubens rung der verschiedenen Stämme, die die Franken erobert haben: Gallier, Alemannen, Bayern und Sachsen. Die Träger der Bildung sind die Klöster, insbesondere die lothringischen und das Kloster Fulda. Als erstes Schriftzeugnis gilt der „Abrogans“, die bairische Erste althochdeutsche Bearbeitung einer lateinischen Synonymensammlung aus Zeugnisse dem 8. Jh. Weitere Texte sind das „Hildebrandslied“ (Kloster Fulda, zw. 830 u. 840) das „Muspilli“ (um 870), ein Gedicht über Endzeit und Weltgericht, und die „Merseburger Zau- bersprüche“ (10. Jh.). Auffälliges Kennzeichen dieser Texte Stabreim ist der germanische Stabreim, also der Gleichklang der An- laute der betonten Stammsilben, z. B. innerhalb der Langzei- len des „Wessobrunner Gebets“ (9. Jh.):

dat gafregin ih mit firahim firiuuizzo meista dat ero ni uuas noh ufhimil noh paum noh pereg ni uuas ni sterro nohheinig noh sunna ni scein … (Das habe ich bei den Menschen als größtes Wunder er- fahren, / dass es die Erde nicht gab und nicht den Himmel, / es gab nicht den Baum und auch nicht den Berg, / es schien nicht ein einziger Stern, nicht die Sonne …)

35 Literaturgeschichte

2.2 Mittelhochdeutsche Literatur des Hoch- mittelalters (etwa 1050–1350) Etwa ab 1050 spricht man von der mittelhochdeutschen Li- teratur, die man in eine Frühphase (1050–1150), in die Phase der staufischen Klassik (1150–1250) und in eine Spätphase Ständische Literatur (1250–1350) einteilen kann. Neben den Klöstern und Bi- schofssitzen bilden sich zunehmend auch die Ritterburgen und Fürstenhöfe zu Bildungszentren heraus. Wir haben also eine geistliche und eine weltliche Literatur zu unterschei- den. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft und vielen Städtegründungen gewinnt auch der bürgerliche Stand mit seiner eigenen Kultur an Bedeutung. Frühmittelhoch- Typische Formen der frühmittelhochdeutschen Literatur deutsche Formen sind Legendendichtungen wie das „Annolied“ (um 1080), Hartmann von Aues (ca. 1165–1215) „Armer Heinrich“ und Heinrich von Veldekes (ca. 1150–1200) „Sanct Servatius“ so- wie die Mariendichtung z. B. im „Arnsteiner Mariengebet“ Spielmann- und (1150). Von Ort zu Ort ziehende Sänger, sog. Spielleute oder Vagantendichtung Vaganten, unterhalten zur Leier oder Laute die Stadtbevöl- kerung. Ihre Lieder bilden die Vorstufe zur klassischen höfi- schen Dichtung mit ihren verschiedenen Formen:

Die ritterlich-höfische Standesliteratur des Hochmittel- alters umfasst die Kreuzzugsdichtung, die Heldendich- tung wie im „“ (ca. 1200), die Artusdich- tung um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde, z. B. Hartmann von Aues „Erec“ und „Iwein“, Gottfried von Straßburgs (frühes 13. Jh.) „Tristan und Isolde“ und Wol- fram von Eschenbachs (ca. 1170–1220) „Parzival“, sowie den , in dem die höfische Frau als Inbegriff des Weiblichen verehrt wird. Typische Minnesänger sind Hein- rich von Morungen (12./13. Jh.), († v. 1210), Walther von der Vogelweide (ca. 1170–1230) und Neidhart von Reuenthal (1. Hälfte d. 13. Jh.).

Spätmittelhoch- In der Spätphase wird vor allem der altgermanische Sagen- deutsche Literatur stoff um verarbeitet. Als der letzte Min- nesänger gilt Oswald von Wolkenstein (1377–1445).

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