Ausg. Nr. 130 • 5. Mai 2014 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at EU-Wahl 2014 Die europäischen BürgerInnen wählen im Mai 2014 ihr Europäisches Parlament und haben damit die Möglichkeit, den Kurs der Europäischen Union für die kommenden fünf Jahre mitzubestimmen. © 2014 European Parliament Ein Bick in den Plenarsaal des Europäischen Parlaments – 751 Abgeordnete werden von den 28 EU-Staaten entsandt werden.

m 25. Mai 2014 findet die Wahl zum im Umfang der Texte entstanden sind. Dies Liste 5: Die Grünen – Die Grüne Alterna- AEU-Parlament in Österreich statt, in den war für die Parteien mit keinerlei Kosten tive [GRÜNE] 28 Staaten der Europäischen Union werden verbunden. Liste 6: BZÖ – Liste Mag. Werthmann zu verschiedenen Terminen insgesamt 751 Die Reihenfolge, in der Sie die Beiträge [BZÖ] Europa-Abgeordnete gewählt, die die Inter- vorfinden, entspricht der Reihung auf dem Liste 7: NEOS Das Neue Österreich und essen von 507 Millionen EuropäerInnen wahr- Wahlzettel: Liberales Forum [NEOS] nehmen. Sie können die 18 österreichischen Liste 1: Österreichische Volkspartei – Liste Liste 8: Die Reformkonservativen – Liste Mitglieder EU-Parlaments bestimmen. Othmar Karas [ÖVP] Ewald Stadler [REKOS] Wir haben die in Österreich zum Europäi- Liste 2: Sozialdemokratische Partei Öster- Liste 9: Europa anders – KPÖ, Piraten- schen Parlament wahlwerbenden Parteien reichs [SPÖ] partei, Wandel und Unabhängige eingeladen, Ihnen sehr geehrte Leserinnen und Liste 3: leer, da Hans Peter Martin nicht [ANDERS] und Leser, mit eigenen Worten auf vorgebebe- mehr kandidiert Liste 10: EU-Austritt, Direkte Demokratie, nem Raum die wichtigsten Wahlziele zu er- Liste 4: Freiheitliche Partei Österreichs Neutralität (EU-Stop) [EUSTOP] klären, wodurch auch kleine Schwankungen (FPÖ) – Die Freiheitlichen [FPÖ] Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ¾

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, wir stehen drei Wochen vor der Wahl zum Europäischen Parlament. Europäische Themen stehen nicht immer im Vordergrund, geht es doch um Erfolge, die die Parteien im Inland einfahren müssen – deutliche Erfolge geben wieder ein wenig Rückenwind für die näch- sten Monate. Zumindest bis kurz vor der nächsten Landtagswahl, die es im September in Vorarlberg zu schlagen gilt. Dann geht es im Frühjahr 2015 weiter mit Gemeinderatswahlen in Niederösterreich, Vorarlberg, Steiermark und Kärnten. Dann folgt die Landtagswahl im Serie »1914 – 2014« S 44 Burgenland im Mai… Ein Zusammenlegen von Wahlterminen, wie schon oft gefordert, könnte dem Land ein wenig mehr Ruhe gönnen. Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 130

Österreich, Europa und die Welt - Im Spiegel der anderen 10 Jahre EU-Erweiterung 2004 12 Ausstellung im Schloß Halbturn 77 EU-Ratspräsident Rompuy in Wien 19 Von Haydn, Göttern & Legenden Europa: Chance, vorbildliches HaydnAkademie 2014 78 Budgetrede des Finanzministers S 57 Wirtschaftsmodell zu erarbeiten 21 ------»Es gärt!« 2014 mit Ari Rath 22 AM Kurz bei LH Kompatscher 79 Euro-Vertrauen auf niedrigem Girokonto für jeden EU-Bürger 80 Niveau stabilisiert 23 Österreichs Industrie weiter auf Wahlrecht für den Groll auf Europa Wachstumskurs… 81 Von Christoph Hofinger. 24 Nachwirkungen der Rezession 82 Europa Nostra Awards 2014 25 Mitterlehner will ein wettbewerbs- Jewish Welcome Service 27 fähiges Energiesystem 83 50 Maßnahmen für den Oskar Kokoschka. Humanist und Industriestandort Wien 84 Rebell im Kunstmuseum Wolfsburg 40 EU-Turbo hat in NÖ gezündet 85 Weltbund-Tagung – Auslands- 1873: Wien und die Weltausstellung S 104 österreichertreffen von 4. bis 7. Österreichs Superreiche 86 September 2014 in Baden bei Wien 42 Wiens Kongreß-Bilanz 2013 87 Gedenken an den Ersten Weltkrieg 44 Raiffeisen-Holding & RLB NÖ-Wien Das Befreiende der mutige Tat – steigern Ergebnis 88 Die »dunkle« Seite der Wiener 18. Steiermark-Frühling in Wien 91 Moderne um 1914. Teil 4 der Hohe Ehre für Bischof Bünker 97 Serie: Von Oliver Rathkolb. 46 AM Kurz startet Dialogprozeß mit Unter dem Losungsworte Krieg Kirchen und Religionen 98 und Technik 53 Der Ionenstrahl als Nano- Krieg, Propaganda, Kunst - »Trotz- Schrotflinte 99 dem Kunst! Österreich 1914-1918« 55 Tanz der Elektronenwolken 101 Tirol – München S 110 Das Budget 2014/2015 Detailgenaue 3D-Fotoskulpturen 102 Budgetrede von Finanzminister Nutzen für Kleinwasserkraftwerke 103 Spindelegger im Hohen Haus 57 1873: Wien und die Weltaus- Umstellung des Pensionskontos 64 stellung im Wien Museum 104 Gemeinde-Finanzenprognose 2017 66 Tirol - München 1. Mai-Feier in Wien 67 Begegnungen von 1880 bis heute 110 Typisch Mann, typisch Frau – Bad Ischl präsentiert des das vierte »Wienerin« Summit 68 Kaisers neue Gärten 114 »MQ Libelle« am Leopold Museum 117 ------Schatzkammer Gurk eröffnet 119 »Burgenland Journal« ONB erwirbt kostbare Miniatur 121 Sicherheit für A 4 Ost Autobahn 69 150 Jahre Ringstraße S 131 Weinviertler Kultursommer »Erfolgreich.Österreich.« 71 Von Melitta Matousek. 122 Bundesrat soll Vetorecht bei Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich 31. Donauinselfest 124 Finanzausgleich haben 72 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Wir sind Wien.Festival 2014 127 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Geschichtendrachen-Fest in Serie »Österreicher in Hollywood« ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Mattersburger Bauermühle 74 torat: Maria Krapfenbauer. Jede Art der Veröffentli- von Rudolf Ulrich. Diesmal: Studio Offensive: »Jahr der Jugend 2014« 75 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos: Head und Produzent Eric Pleskow 128 Erschienen am 25. November 1916 in »Sport & Eisenstadt: Jugend ist am Wort 75 150 Jahre Ringstraße Salon«; Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles Mit Burgenland Tourismus Vom Militärgelände zum KG / Christian Hofer; Wien Museum; Tiroler der Sonne entgegen 76 Prachtboulevard 131 Landesmuseum; WienTourismus / Christian Stemper

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 3 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Othmar Karas, Spitzenkandidat der ÖVP

ie ÖVP ist Österreichs Europapartei und Rettung von maroden Banken verwendet seinen Beitrag leisten. In diesem Sinne müs- Dwar treibende Kraft bei der Teilnahme werden. Wir bringen die neue Bankenkon- sen wir Solidarität in Europa richtig verste- Österreichs am Europäischen Wirtschafts- trolle auf Schiene. Zusätzlich zur europäi- hen und verantwortungsvoll umsetzen: mit raum, für den EU-Beitritt und bei der Euro- schen Bankenaufsicht wird es ein System klaren Spielregeln, gegenseitiger Verläßlich- Einführung. Fast alle politischen Kräfte in zur Bankenabwicklung und -sanierung so- keit und demokratischer Kontrolle. Das Österreich haben ihre Positionen zu Europa wie zur Einlagensicherung geben. Für die heißt für uns z.B.: zweckgebundene EU-För- grundlegend verändert oder ins Gegenteil Bewältigung von Finanzkrisen sollen die dermittel, die als Investitions- und Wirt- verkehrt. Die ÖVP ist konsequent auf Kurs Verursacher aufkommen. schaftsförderung Wirtschaftskraft und Wett- geblieben, getragen von der Überzeugung, Wir stehen für ein Europa, in dem die bewerbsfähigkeit von Regionen nachhaltig daß Österreich in und mit Europa mehr für Menschen im Mittelpunkt der politischen aktivieren und einen Beitrag zur Stärkung unser Land und unsere Bürger erreichen Entscheidungen stehen. Um die EU besser von Klein- und Mittelbetrieben und im kann. Die Haltung der Volkspartei ist klar: zu machen, brauchen wir ein klares System Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit lei- Gemeinsam mit Europa kann unser Land der Zuständigkeiten. Die Frage ist nicht sten, Fokus auf die ältere Generation, die mehr erreichen. Daher lehnen wir eine Iso- länger aktiv, mobil und gesund bleiben soll lation Österreichs durch Euro- und EU- oder soziale Mindeststandards in den Mit- Austritt klar ab, da dies unserem Land mas- gliedsländern. siv schaden würde. Ebenso lehnen wir Pläne Der ÖVP will zu einem sichereren Euro- ab, die EU um Staaten wie Rußland zu er- pa beitragen. Dabei geht es nicht nur darum, weitern, deren Verhalten immer wieder zeigt, Kriminalität besser zu bekämpfen, sondern daß sie kein Teil der europäischen Wertge- auch um sichere Lebensmittel und sichere meinschaft sind. Kommunikation. Zur besseren Bekämpfung Ziel der ÖVP ist es, Europa wettbewerbs- von organisierten Verbrechen und Terroris- fähiger, demokratischer, verantwortungsvol- mus soll die europäische Zusammenarbeit ler und sicherer zu machen. Das nützt auch ausgebaut und ein Schwerpunkt auf Cyber- Österreich. Denn die ÖVP ist überzeugt, daß Security gelegt werden. Nach dem NSA-Ab- wir nur gemeinsam die großen Herausforde- hörskandal darf nicht zur Tagesordnung rungen vor denen wir stehen, wie Globali- übergegangen werden. Eine wettbewerbs- sierung, Arbeitslosigkeit, Klimaveränderung starke, eigenständige IT-Industrie in Europa und Armut bewältigen können. ist wichtiger denn je. Beim Umwelt- und Europa muß im internationalen Umfeld Klimaschutz bekennen wir uns zu den Zielen mehr Gewicht bekommen. Dazu müssen wir der Europäischen Union. Wir wollen die vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der Wirt- Foto: ÖVP natürliche genetische Artenvielfalt von Saat- schaft weiter stärken. Nur so schaffen wir Othmar Karas, gut und die Praxis des lokalen Handels selte- wieder mehr Wachstum und Arbeitsplätze. Spitzenkandidat der ÖVP ner Sorten erhalten, pochen auf ein Verbot Als exportorientiertes Land profitiert Öster- „Wien oder Brüssel“, sondern wie wir die von gentechnisch verändertem Saatgut in reich von der gemeinsamen wirtschaftlichen Probleme möglichst bürgernah und gleich- Österreich und setzen den österreichischen Stärke in Europa: Sechs von zehn Euro wer- zeitig effizient lösen können. Dabei ist vor Kurs gegen die Atomkraft konsequent fort. den in Österreich im Export verdient. Ein allem wichtig, daß jede politische Entschei- Wesentlich ist für uns die Sicherstellung ge- wettbewerbsfähiges Europa ist das beste In- dung vom jeweiligen Parlament legitimiert sunder Lebensmittel. Regionale Produkte strument gegen Arbeitslosigkeit. Wir müssen und kontrolliert wird. Durch den Vertrag von haben für uns Vorrang. Gechlortes Hühner- die Schulden in den Griff bekommen, die Lissabon hat das Europäische Parlament, als fleisch und Hormonfleisch dürfen bei uns Unternehmen stärken, Bürokratie abbauen, Bürgerkammer Europas, deutlich mehr Mit- auch in Zukunft nicht auf den Teller kom- in Forschung und Innovation investieren. sprachemöglichkeiten erhalten. Das müssen men. Dabei beharren wir auch bei den Ver- Wir wollen keine Schuldenunion sondern wir weiterentwickeln. Ziel muß es sein, daß handlungen zu einem Freihandelsabkommen eine Chancenunion für Unternehmen, Mit- keine europäische Entscheidung mehr am mit den USA. arbeiter und besonders für junge Menschen. Europäischen Parlament vorbei getroffen Am 25. Mai geht es darum, ob wir die ge- Die ÖVP will das österreichische Modell der wird. Daher will die ÖVP gleich nach der meinsame europäische Erfolgsgeschichte dualen Berufsausbildung – unsere Lehraus- Wahl einen Konvent zur Weiterentwicklung weiterentwickeln können – oder nicht. Nur bildung – zum Modell für die ganze EU der EU initiieren. Am Abschluß dieses Pro- in einem gemeinsamen Europa können wir machen. Denn die Statistik beweist: wo die zesses soll eine europäische Volksabstim- Frieden, Stabilität, Wirtschaftswachstum, Berufsausbildung dual organisiert ist, ist die mung stehen. Arbeitsplätze, sozialen Zusammenhalt und Jugendarbeitslosigkeit am niedrigsten. Vor allem in der Finanz- und Wirtschafts- den Schutz unserer natürlichen Lebens- Ein zentrales Anliegen der ÖVP ist es krise war der europäische Zusammenhalt be- grundlagen sichern. Eine Stimme für die auch, daß nicht den Steuerzahlern in die Ta- sonders wichtig. Klar muß aber auch sein: ÖVP ist eine Stimme für ein starkes Öster- sche gegriffen wird, wenn sich Banken ver- Solidarität ist keine Einbahnstraße. Wer et- reich in einem geeinten Europa. „ spekulieren. Steuergeld darf nicht mehr zur was von der Gemeinschaft erhält, muß dafür http://www.oevp.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 4 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Eugen Freund, Spitzenkandidat der SPÖ

Ein gerechteres und ben ohne den Rückhalt einer Fraktion kei- sichere Lebensmittel und nachhaltigen sozialeres Europa ist möglich nerlei Einfluß im EU-Parlament. Umweltschutz Die Vorstellungen der SPÖ für Europa sind ganz klar: Sozialer soll es werden, ge- Mehr Österreich für Europa Lobbying für Menschen statt Konzerne rechter, und der Mensch muß wieder im Mit- Gemäß dem Motto unseres Spitzenkandi- Darüber hinaus setzen wir uns für euro- telpunkt des politischen Interesses stehen. daten „Europa im Kopf. Österreich im paweite soziale Mindeststandards ein und Unsere zentralen Forderungen sind mehr Geld Herzen.“ wollen wir mehr Österreich in die fordern im Sinne sicherer und fairer Ein- für die Bekämpfung von (Jugend-)Arbeitslo- EU bringen. In vielen Bereichen ist Öster- kommen wirksame europäische Maßnahmen sigkeit, soziale Mindeststandards und stren- reich Vorreiter und Vorbild, von unserer Ar- gegen Lohn- und Sozialdumping. Vor kur- gere Regeln für den Finanzsektor. Die kom- beitsmarktpolitik – regelmäßig sind wir im zem wurde eine Studie veröffentlicht, die mende EU-Wahl ist die historische Chance Kampf gegen Gesamt- und Jugendarbeits- besagt, daß ein Großteil der EU-Lobbyisten auf einen Kurswechsel in diese Richtung. losigkeit EU-weit ganz an der Spitze – über und der Beratergremien der Kommission aus „In der EU geben die Konservativen den die duale Ausbildung und die Jugendgarantie Finanzindustrie und Konzernen stammt. Wir Ton an. Das Resultat ist, daß wir 26 Millio- wollen hier mehr Ausgewogenheit, mehr In- nen Arbeitslose haben“, hat SPÖ-EU-Spit- teressensvertreter der ArbeitnehmerInnen zenkandidat Eugen Freund vor kurzem ge- und KonsumentInnen – und damit Lobbying sagt. Bis jetzt bestimmen neoliberal-konser- für Menschen statt Konzerne. Um die Über- vative Mehrheiten in Kommission, EU-Par- macht des Finanzsektors einzudämmen, hat lament und auch in den Mitgliedsländern die das EU-Parlament vor kurzem die Banken- Richtung der EU-Politik. Das heißt: eine union beschlossen. Im Falle einer Banken- Richtung, die Konzernen, Finanzindustrie und pleite muß in Zukunft nicht mehr der Steuer- Banken gegenüber den Interessen von Ar- zahler „einspringen“, sondern die Bank beitnehmerInnen, KonsumentInnen, kurz: selbst zahlen. Eine gemeinsame europäische den Anliegen und Interessen der Menschen, Bankenaufsicht soll rechtzeitig davor war- den Vorzug gibt. Ein Kurswechsel hin zu nen, wenn es mit einer Bank bergab geht. einem sozialeren und gerechteren Europa ist Der Finanz- und Bankensektor soll als das Ziel sowohl unseres österreichischen Verursacher der Krise weiteren Krisen aber Spitzenkandidaten Eugen Freund als auch nicht nur vorbeugen, sondern sich auch an des europäischen Spitzenkandidaten der den bereits entstandenen Kosten für die Kri- Sozialdemokratie Martin Schulz. se beteiligen. Die Verhandlungen zur Finanz- transaktionssteuer, die Bundeskanzler Wer-

Nicht egal, wer führende Foto: SPÖ ner Faymann als einer der ersten Regie- Kraft in Europa ist Eugen Freund, rungschefs in Europa forciert hat, müssen Dieser Kurswechsel kann nur durch die Spitzenkandidat der SPÖ erfolgreich zu Ende gebracht werden. Auch Stärkung der Sozialdemokratie erfolgen. bis hin zu den strengen Regeln und Kontrol- der Kampf gegen Steuerflucht, durch den Österreich hat gerade in den vergangenen len, was unsere Lebensmittel betrifft. „Mehr Europa jährlich eine Billion Euro entgehen, Jahren bewiesen, daß die Sozialdemokratie Österreich für Europa“ ist daher eines unse- steht weit oben auf unserer Agenda. die richtigen Antworten auf die Krise hat: rer zentralen Anliegen. Oberste Priorität hat Konjunkturpakete haben die Wirtschaft für uns der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit Mehr national und angekurbelt und Arbeitsplätze geschaffen in Europa. Investitionen in Infrastruktur und regional entscheiden und gesichert, während den Krisenverursa- Forschung sollen die Wirtschaft ankurbeln Außerdem wollen wir die Subsidiarität chern ein gerechter Beitrag abverlangt wur- und sichere Jobs schaffen. Insbesondere im wahren, sprich: Alles, was auf nationaler de. Konservative Regierungen haben mit ihrer Kampf gegen die in Europa besonders hohe oder regionaler Ebene sinnvoller als auf Austeritätspolitik die Wirtschaft ruiniert und Jugendarbeitslosigkeit – jeder Vierte unter europäischer Ebene geregelt werden kann, mit ihr gleich tausende Arbeitsplätze, im Ge- 25 Jahren hat keine Arbeit – wollen wir soll auch dort geregelt werden. Auf EU- sundheits- und Sozialbereich wurde gedan- Maßnahmen setzen und die Europäische Ju- Ebene sind die großen Herausforderungen kenlos gekürzt. Ein undenkbares Vorgehen gendgarantie nach österreichischem Vorbild wie der Klima- und der Datenschutz in An- im sozialdemokratisch geführten Österreich. mit Leben erfüllen. Für dieses Programm muß griff zu nehmen. Der Datenschutz, aber auch Daher sagt Eugen Freund, daß die kommen- es mehr Geld geben. Mehr Österreich in Eu- die Wahrung unserer hohen sozialen und de EU-Wahl richtungsentscheidend ist, denn ropa muß es auch in der Frage des Atomaus- ökologischen Standards sind uns bei den ak- „es ist nicht egal, wer führende Kraft in Eu- stiegs, in Sachen Lebensmittelqualität und tuellen Verhandlungen zum Freihandelsab- ropa ist“. -kontrollen und nicht zuletzt beim Einsatz kommen zwischen EU und USA, aber auch Neben den Konservativen grenzen wir von Gentechnik geben. Unsere Anbauflächen bei allen anderen Abkommen, wichtig. Sozialdemokraten uns auch ganz klar von für Futter- und Lebensmittel müssen gen- Das ganze Wahlprogramm ist auf der den Rechten ab. Jede Stimme für die FPÖ ist technikfrei, die Sortenvielfalt erhalten blei- Website der SPÖ abrufbar. „ eine verlorene, denn ihre Abgeordneten ha- ben (siehe Sieben-Punkte-Programm für http://www.spoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 5 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Harald Vilimsky, Spitzenkandidat der FPÖ

ährend die Regierungsparteien SPÖ wanderungsstopp für die EU und für Öster-  Anerkennung des Rechts auf Selbstbestim- Wund ÖVP dem Zentralismus huldigen reich mung aller europäischen Völker durch die und noch mehr österreichische Kompeten- Die österreichischen Regierungsparteien EU als Grund- und Menschenrecht. zen an die EU abtreten wollen, kämpft die und die Grünen sind mit ihrer Zustimmung  Ein „Europa der Vaterländer“ samt demo- FPÖ für den Erhalt unserer Souveränität und zum ESM-Haftungswahnsinn mitverant- kratischem Mitspracherecht seiner Völ- gegen eine ausufernde EU-Bürokratie. Wir wortlich dafür, daß Milliarden Euro an EU- ker anstatt einer Entmündigung der Bür- wollen keinen zentralistischen Bundesstaat Pleite-Staaten und Spekulationsbanken ge- ger durch demokratisch nicht legitimierte nach dem Muster der USA, sondern eine eu- hen. Die NEOS unterstützen sie dabei. Die EU-Institutionen. ropäische Konföderation souveräner Natio- FPÖ kämpft für ein Ende der Haftungen,  Renationalisierung von Kompetenzen – nalstaaten mit einer starken direktdemokrati- weil wir unser Geld im eigenen Land brau- Gesetzgebung durch Änderung der EU- schen Komponente. chen. Wir wollen den Erhalt der national- Verträge wieder stärker auf die nationalen Es ist eine Tatsache, daß organisierte Kri- staatlichen Volkswirtschaften, kein Diktat Parlamente zurück verlagern. minalität, Schlepperunwesen sowie Krimi- der multinationalen Konzerne und kämpfen  Schaffung echter direkter Demokratie in naltourismus seit der Grenzöffnung im Rah- gegen die Fehlkonstruktion der Euro-Ein- Österreich als Gegengewicht zum EU- men des Schengen-Abkommens innerhalb heitswährung. Sollte es nicht gelingen, den Zentralismus. der EU massiv zugenommen haben. Ein ge- Euro zu stabilisieren, beinhaltet dies auch  Halbierung der österreichischen EU-Bei- waltiger Asylstrom in Richtung Österreich, die Möglichkeit einer eigenständigen Wirt- träge. das durch das Dublin II bzw. III-Abkommen  Aktive Neutralitätspolitik Österreichs als eigentlich von sicheren Drittstaaten umge- Vermittler bei Konflikten. ben ist, kommt dazu. Die FPÖ will daher im  Neuordnung des EU-Fördersystems wie Interesse der Sicherheit der österreichischen etwa der Agrarförderung, das zum sünd- Bevölkerung einen Volksentscheid darüber, teuren „bürokratischen Monster“ verkom- ob unsere Grenzen weiterhin zu Lasten unse- men ist. rer Sicherheit und unserer sozialen Systeme  Ende des „Wanderzirkus“ des Europäi- bedingungslos geöffnet bleiben sollen oder schen Parlaments – Straßburg als einziger nicht. Der Kriminalität und dem Asylmiß- und fixer Standort. brauch muß kompromißlos der Kampf ange-  Volksabstimmung über die Mitglied- sagt werden. schaft am Schengen-Raum in Österreich Während die Masse der Parteien im EU-  Kein Recht auf Asylanträge in Österreich Parlament der immer stärker werdenden für jene, die laut Dublin II über einen Macht der Konzerne innerhalb der Europäi- sicheren Drittstaat kommen oder deren schen Union nichts entgegensetzen, richtet Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS Antrag schon in einem anderen sicheren sich die Kritik der FPÖ gegen die ausufern- Harald Vilimsky Land abgelehnt wurde. de Globalisierung sowie gegen Lohndum- Spitzenkandidat der FPÖ  Schaffung von Asylwerberzentren außer- ping, Sozialtourismus und das Diktat der in- schafts- und Währungspolitik. Das heißt: halb der EU (z. B. in Nordafrika). ternationalen Finanzmärkte. Wir wollen eine Rückkehr zu nationalen Währungen  Verstärkte Videoüberwachung der Grenz- vielmehr soziale Sicherheit und Gerechtig- oder die Einrichtung einer Währung auf Ba- übergänge. keit in allen Mitgliedsstaaten und stehen sis eines Verbundes ähnlich starker Volks-  Mehr Geld für die Polizei, um die grenz- deshalb für den Erhalt unserer nationalstaat- wirtschaften überschreitende Kriminalität wirksam lichen, gewachsenen Solidarsysteme und SPÖ und ÖVP unterstützen EU-Bestre- bekämpfen zu können. unserer sozialen Netze. Umverteilungsme- bungen, die eine Art gläsernen Einheitsmen-  Vorrang für heimische Arbeitskräfte – chanismen zu Lasten der Österreicher wol- schen ohne Geschlechterdifferenz hervor- Beschränkung des EU-Freizügigkeits- len wir abstellen bringen wollen, der in Abhängigkeit von prinzips durch eine sektorale Schließung Während SPÖ, ÖVP, Grüne und NEOS einer undemokratischen Bürokratie lebt, der des österreichischen Arbeitsmarktes für begrüßen, daß die EU zu einem multikultu- kritikloser Massenkonsument sein soll und EU-Bürger und Nicht-EU-Bürger. rellen Einheitsstaat wird, setzt sich die FPÖ der totaler Überwachung ausgesetzt ist. –  Ablehnung des Freihandelsabkommens für den Erhalt der kulturellen Identität der Die FPÖ dagegen setzt sich für den Erhalt zwischen der EU und den USA, das die europäischen Völker ein. Dazu gehört ein der traditionellen Familie ein und kämpft Macht der globalen Konzerne stärkt und klares Bekenntnis gegen Massenzuwande- gegen Genderwahn, Dekadenz und Hedonis- den Schutz der Konsumenten aushöhlt. rung, Islamisierung, den EU-Beitritt der mus. Wir wollen eine geburtenfreundliche  Genereller Erweiterungsstopp – keine Türkei und die Schaffung einer europäischen Familienpolitik, die den europäischen Völ- schrankenlose Ausweitung der EU auf „Einheitsgesellschaft“. Wir wollen die Viel- kern mit eigenen Kindern die Zukunft si- geographisch, kulturell, religiös und eth- falt der europäischen Hochkulturen auf der chert. Zugleich lehnen wir eine Aufwei- nisch nichteuropäische Gebiete. kulturellen Basis des Abendlandes und den chung der Bürgerrechte durch einen Über-  Abkehr von der Regulierungswut – gegen Werten des Christentums erhalten und wei- wachungsstaat entschieden ab. wahnwitzige Projekte. terentwickeln. Dazu gehört auch ein Zu- Die FPÖ fordert: http://www.fpoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 6 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Ulrike Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen

uropa ist unser Zuhause. Wir reisen ohne einer durch und durch überwachten Gesell- mittel, die fair produziert werden. Vielfalt EGrenzkontrollen, wir bezahlen in vielen schaft wiederfinden. statt Einfalt, vom Saatgut bis hin zur Ener- EU-Mitgliedsstaaten mit dem Euro, wir ar- Wir Grüne haben deshalb auch Edward giepolitik. Europa braucht neben ambitio- beiten international, lernen und studieren Snowden für den Nobelpreis vorgeschlagen nierten Klimazielen einen Grünen Investi- europaweit. Europa ist weltweit zu einem und wir verlangen Asyl für ihn und andere tionspakt für nachhaltige Entwicklung. Symbol für Frieden, Freiheit und Wohlstand Whistleblower in der EU. Es braucht hier „Raus aus Öl und Gas“ macht nicht nur öko- geworden. eine klare Position gegenüber den USA und logisch, sondern wie wir gerade an der Doch zugleich wird die europäische Idee innerhalb der Union, die die grundsätzliche Krim-Krise sehen, auch außenpolitisch völ- bedroht: von skrupellosen Lobbys, Groß- Unantastbarkeit des Privatlebens und den ker- und menschenrechtlich Sinn. konzernen und einer entfesselten Finanzin- Datenschutz in den Mittelpunkt stellt. Soziales soll in allen europapolitischen dustrie. Tausende Lobbyisten nehmen das Die gleiche Vehemenz und Klarheit Bereichen einen zentralen Stellenwert erhal- europäische Projekt in Geiselhaft und ruinie- braucht es bei den Verhandlungen zum ten. Und für uns fängt diese europäische ren Umwelt, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Transatlantischen Freihandelsabkommen Solidarität bei den Verfolgten an, bei denen, nicht zuletzt unsere Grund- und Men- die in Europa Schutz und Zukunft suchen: schenrechte. Statt der vorherrschenden Abschottungspo- Die Wahrung der fundamentalen Rechte litik braucht die EU eine Eingangstür zu jedes Menschen müssen den Kern der EU- einem menschenwürdigen Leben. Deshalb Politik ausmachen. Spätestens seit Edward hören wir nicht auf eine europäische Asyl- Snowdens mutiger Aufdeckung der Massen- und Migrationspolitik, die diesen Namen überwachung durch den US-Geheimdienst verdient, zu fordern. NSA ist klar: Wesentliche Freiheitsrechte Nicht zuletzt hat die Finanz- und Wirt- sind in Gefahr. Nicht nur die Privatsphäre, schaftskrise der letzten Jahre auch die politi- auch Presse- und Meinungsfreiheit geraten schen Defizite der Union schonungslos offen unter Druck. Auch europäische Geheim- gelegt. Wir haben es erlebt: Die nationalen dienste haben an der illegalen Sammlung Regierungen sind als Entscheidungsträger von Kommunikationsdaten von Millionen für das gemeinsame Europa ungeeignet. Sie BürgerInnen intensiv mitgewirkt und damit sind zu langsam, immer zu spät, zu zögerlich gegen die Europäische Charta der Grund- und zu sehr auf den eigenen, kleinen, natio- und Freiheitsrechte verstoßen. nalen Schrebergarten fixiert. Was es braucht, Die modernen Überwachungstechnolo- sind neue europäische Akteure und eine neue gien ermöglichen nicht nur das Abfangen Bündelung der Kräfte. Deswegen verlangen und die Speicherung unserer digitalen Da- Foto: diegruenenoesterreich wir einen Europäischen Konvent unter brei- ten, sondern erlauben zunehmend auch Ulrike Lunacek ter Beteiligung der europäischen Zivilgesell- deren automatische Analyse. Wir stehen da- Spitenkandidatin der Grünen schaft: Nur damit gelingt uns die Einführung her an einem Wendepunkt: Wir können und (TTIP), das wir Grüne in der jetzigen Form einer handlungsfähigen und demokratisch wollen die moderne Technologie nicht auf- ablehnen, sowohl was den Sozial- und Um- legitimierten Steuerung Europas. halten. Sie birgt Chancen und Potential für weltstandards gefährdenden Inhalt als auch Das sind unsere Ziele, das ist unser unser persönliches Leben aber auch für die die intransparente Art der Verhandlungen Europa. Gemeinsam können wir Europa vor Entwicklung unserer Gesellschaft. Aber wir betrifft. TTIP ist ein Projekt der Großkon- seinen Gegnern retten. Freiheit, Vielfalt und dürfen nicht zulassen, daß wir durch die zerne, die Standards abbauen wollen. Ginge ein menschliches Miteinander statt Kor- vollständige Überwachung die Menschen- es nach den USA, würden Hormonfleisch, ruption, Packelei und Gier. rechte der Meinungsfreiheit, der Privat- genmanipulierte Lebensmittel und Fracking Dein und unser Europa kann mehr! Bitte sphäre, der Pressefreiheit und der Rechts- auch bei uns bald zum Alltag gehören. Wir unterstütze uns und eine positive Zukunft staatlichkeit verletzen. setzen alles daran, daß TTIP das gleiche Europas mit deiner Stimme am 25. Mai. Uns Grüne geht es darum, die Grund- Schicksal ereilt wie das Grundrechte verlet- Ulrike Lunacek ist Vizepräsidentin und rechte im digitalen Zeitalter zu erneuern. zende ACTA-Abkommen, das maßgeblich außenpolitische Sprecherin der Grünen Individuelle Daten gehören den Einzelnen auf Grüne Initiative hin durchgefallen ist. Fraktion im Europaparlament sowie Spitzen- und nicht Staaten oder Firmen. Privatheit Die EU ist bei weitem nicht perfekt. Ihre kandidatin der österreichischen Grünen bei muß als unteilbares Element der Würde des Mängel legen gerade wir Grüne schonungs- den Europawahlen 2014. „ Menschen anerkannt werden und auch im los offen. Gleichzeitig sind wir überzeugt, http://www.gruene.at Internet Geltung erlangen. Mit der EU besit- daß unser Europa mehr kann: Freiheit, zen wir einen politischen Rahmen, der wirk- Vielfalt und ein menschliches Miteinander samen Schutz vor Überwachung bieten statt Korruption, Packelei und Gier. Statt kann. Dazu muß er aber auch genutzt wer- einer „Immer-Mehr-Gesellschaft“ wollen den. Wir wollen frei und selbstbestimmt le- wir die „Immer-Fair-Gesellschaft“. Bildungs- ben können und uns nicht bald im Albtraum lust statt Bildungsfrust. Gesunde Lebens-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 7 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Angelika Werthmann, Spitenkandidatin des BZÖ

ie Europäische Union wie sie sich der- privaten Gelder der Sparer, sondern letztend- uns eindrucksvoll bestätigt, daß Visionen Dzeit darstellt, ist schwerfällig, entschei- lich auch auf das Staatsvermögen der einzel- und Mut bei den Mächtigen in Brüssel feh- dungsschwach, undemokratisch und zentrali- nen Mitgliedsstaaten. So wird derzeit durch len. Selbst der Mut, den Menschen die Wahr- stisch geworden. Die großen, ursprünglichen komplizierte EU-Vertragswerke die Über- heit über den Zustand des Euro zu sagen, ist europäischen Friedens- und Einigungsideen nahme von staatlichen oder halb- staatlichen abhanden gekommen. Nicht die Rettung des der Gründergeneration Schuman, de Gaulle Betrieben sowie von Anleihen und Beteili- Euro steht im Mittelpunkt der Überlegungen und Adenauer finden sich in der derzeitigen gungen der nationalen Staaten durch die EU der europäischen Staats- und Regierungs- Politik der EU nicht wieder. Die praktizierte vorbereitet. Dabei geht es ausschließlich um chefs, sondern die Rettung von Banken. Mit Politik der EU widerspricht unserer Vision den Zugriff auf Gelder, die zur weiteren dem ESM, dem Haftungsschirm etc. haften von einem geeinten Europa in der Vielfalt Staats- und Bankenrettung von Pleitestaaten beispielsweise die ÖsterreicherInnen per von souveränen, in ihren Kernkompetenzen und damit zur Rettung des Euro verwendet Stand heute bereits für die unglaubliche selbständigen und eigenverantwortlichen werden sollen – Stichwort „Rettungs- Summe von mehr als 80 Milliarden Euro. Nationalstaaten. Das Versagen der EU und schirm“. Der billige Ausverkauf unserer Allein die überhastete Einführung des Euro damit auch der Politik der Mitgliedsstaaten offenbart die Strukturdefizite der Mitglieds- hat sich seit 2008 im Rahmen der Wirt- staaten. schafts- und Strukturkrise eindrucksvoll gezeigt. Sicherheits- und Außenpolitik der EU Die EU war ursprünglich unser wichtig- Wie stellt sich dieses EU-System derzeit stes Friedensprojekt. Die Unfähigkeit der für uns dar: gemeinsamen europäischen Außen- und Sicher- heitspolitik offenbarte sich erst Zugriff auf private Sparguthaben jüngst im Rahmen der Ukraine-Krise und Der Vorschlag des Internationalen Wäh- des arabischen Frühlings. Da sich die Mit- rungsfonds sieht vor, daß im Bedarfsfall – gliedsstaaten auf keine gemeinsamen außen- wenn erneut ein EU-Staat vor der Pleite ge- politischen Interessen einigen können, ist die rettet werden muß – direkt auf die Spar- EU auch unfähig, mit einer gemeinsamen guthaben der BürgerInnen zugegriffen wer- starken Stimme zu sprechen. Daher wird die den kann. Bis zu 10 Prozent des Spargutha- EU auch weltpolitisch nicht als ernstzuneh- bens können dann über Nacht von den Spar- mender Player wahrgenommen. büchern und Bankkonten aller EU-BürgerIn- nen abgeschöpft werden. Bereits bei der Fazit

Zypern-Krise hat die EU vorgezeigt, wie Foto: Europäisches Parlament Die EU befindet sich in einer System- einfach und schnell das geht: Banken wer- Angelika Werthmann krise mit weitreichenden negativen Folgen den ohne Ankündigung geschlossen, Ban- Spitenkandidatin des BZÖ für die BürgerInnen. Um das europäische komaten gesperrt und erst wieder geöffnet, österreichischen Unternehmen sowie der Friedensprojekt zu erhalten und um Europa wenn das Geld abgeschöpft ist. Damit wird Verlust tausender Arbeitsplätze wären die eine gute Zukunft zu garantieren, braucht es die Zwangsenteignung der BürgerInnen trau- Folgen. eine neue Generation von unverbrauchten, rige Realität. jungen, dynamischen und idealistischen Gei- Sozialabbau durch EU-Sozialunion stern, die Österreich und die EU grundle- Erhebung der Steuer- und Die EU bereitet derzeit die Umsetzung gend reformieren. Wir sind überzeugt, daß Einkommensdaten der BürgerInnen einheitlicher Sozialstandards vor. Dies be- Österreich – gebettet in dieses Europa – end- Die EU bereitet gegenwärtig gemeinsam deutet die Einführung einer sogenannten So- lich eine neue mutige Generation von Men- mit dem Internationalen Währungsfonds und zialunion, hinter der sich für jene Länder mit schen braucht, die Verantwortung überneh- den G8-Staaten die vollständige Erhebung hohen sozialen Standards die Gefahr eines men – die dieses Ruder in die Hand nehmen aller Steuer- und Einkommensdaten jeder drastischen Sozialabbaus verbirgt. Öster- und versuchen, festgefahrene Machtstruktu- einzelnen Bürgerin, jedes einzelnen Bürgers reich steht für einen hohen Standard sozialer ren aufzubrechen und zu erneuern. „ vor. Dabei wird zur Begründung der Kampf Leistungen, welcher in einer EU-Sozial- http://www.bzoe.at gegen Steuerhinterziehung angeführt. Auch union nicht zu halten wäre. Im Gegensatz in Österreich wurde das Bankgeheimnis von zur EU sind die hohen österreichischen So- SPÖ und ÖVP geopfert. Doch die Wahrheit zialstandards für uns unantastbar. Denn die ist, daß die EU diese Daten dafür braucht, Folgen wären steigende Armut, steigende um auch tatsächlich lückenlos auf die Gelder Arbeitslosigkeit und Kürzungen bei den aller Bürger zugreifen zu können. Kranken- und Gesundheitsleistungen.

Zugriff auf nationale Staatsvermögen Alternativenlosigkeit beim Euro Die EU will nicht nur den Zugriff auf die In der Diskussion rund um den Euro wird

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 8 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Ewald Stadler, Spitzenkandidat der REKOS

Sicherung der Neutraliät – Aufbruch der europäischen Umfassender Lebensschutz – gegen eine Militärunion Meinungsdiktatur Achtung menschliche Würde Brüssel ist der Sitz der NATO. Die Die EU-Lobbyisten predigen Gender- Die EU finanziert Abtreibung und die Bundesregierung hat die Militärbeschlüsse Mainstreaming und die EU diskriminiert Zerstörung menschlicher Embryonen. Das der EU mitgetragen, das EU-Parlament hat durch einseitige Maßnahmen – der EU-Ar- verstößt gegen die Menschenwürde und zu- ein Militärhauptquartier in Brüssel und Ge- beitsmarkt und der „Teuro“ machen uns alle dem gegen das Grundrecht auf Leben. Wir fechtsverbände beschlossen. Jährlich fließen zu Humankapital, häusliche Arbeit wird nicht fordern eine sofortige Aussetzung des öster- 30 Millionen Euro unserer Steuern in die EU- wertgeschätzt. Wir fordern Familien-Main- reichischen Mitgliedsbeitrages, solange die Verteidigungsagentur. Wir sind strikt gegen streaming, ein gerechtes Steuersystem für Fa- EU weiter Abtreibungseinrichtungen finan- eine Militärunion. Europa ist der Kontinent milien, Familienwahlrecht und die Anerken- ziert. Wir fordern einen umfassenden Aus- des Christentums und muß dem Frieden ver- nung der Hausfrau und Mutter als „Einzel- bau der Pflege und Hospiz sowie ein Verbot pflichtet sein. Österreichs Neutralität muß unternehmerin“. der Euthanasie. Welchem Menschen das gewahrt werden. Recht auf Leben zugestanden und wem es Einigkeit statt Einheitlichkeit verweigert wird, hat niemand zu entschei- Keine EU-Erweiterung ohne Friedliches Zusammenleben kann es nur den. Der Staat muß Müttern Hilfe, nicht Ab- vorherige Volksabstimmung auf Basis von Freiheit und Freiwilligkeit ge- treibung anbieten. Bei der Erweiterung der EU nehmen die ben. Wir lehnen die Bildung eines EU-Staa- EU-Bürokraten auf die Auswirkungen für Einführung des Trennbankensystems die einzelnen Mitgliedsstaaten keine Rück- Wir fordern Regeln für die Banken und sicht. Wir fordern mehr Mitspracherecht, vor die Finanzwirtschaft auf nationaler Ebene, jeder weiteren EU-Erweiterung muß es in insbesondere die sofortige Wiedereinführung Österreich eine Volksabstimmung geben. des Trennbankensystems. Wir lehnen auch Abschöpfungsmaßnahmen von Sparguthaben, Rückbau der EU-Bürokratie – wie sie bereits in Zypern erprobt und nun Stopp dem Regulierungswahn von IWF und EU-Institutionen vorgeschlagen Ohne öffentliche Kontrolle beherrschen werden, als Enteignungsmaßnahmen schärf- die Bürokraten der EU 500 Millionen Men- stens ab. Die Sicherheit der Sparguthaben schen. Große Konzerne, Banken und Lobbys muß ebenso geschützt werden wie das Bank- bestimmen. Unsinnige Bevormundungen wie geheimnis. Banken müssen ihre Spekula- das jüngste Bierkrugverbot, die Pflicht zu tionsverluste selbst tragen und Bank- und Schockfotos auf Zigarettenpackungen, die Finanzmanager müssen auch mit ihrem

Regel für Olivenölkännchen, Staubsauger, Foto: REKOS Privatvermögen für die von ihnen verursach- Glühbirnen, Saatgut et cetera sprechen Bän- Ewald Stadler ten Verluste haften. de! Wir verlangen einen Stopp des Regulie- Spitzenkandidat der REKOS rungswahns und eine Reduktion der Büro- tes nach Vorbild der USA, sowohl als zen- Verhinderung des TIPP kratie in der EU. tralistisches als auch als föderales Modell Das geplante Freihandelsabkommen zwi- ab. Das Ziel ist ein Bündnis selbständiger schen der EU und den USA (TTIP), welches Konzentration auf das Wesentliche Staaten zur wirtschaftlichen und politischen hinter verschlossenen Türen und geheim Die Europäische Union sollte sich haupt- Zusammenarbeit. ausverhandelt wird, würde europäischen Un- sächlich auf die Wahrung der vier Grundfrei- ternehmern gar nichts bringen. Experten heiten des Binnenmarktes (Personenver- Aufhebung des ESM – prognostizieren ein Wirtschaftswachstum kehrsfreiheit, Warenverkehrsfreiheit, Kapi- Verkleinerung der Eurozone von gerade einmal 0,05 Prozent jährlich. talverkehrsfreiheit, Dienstleistungsfreiheit, Der Europäische Stabilitätsmechanismus der Abbau von Zöllen), sowie das Verein- (ESM) ist in Wahrheit eine gefährliche Haf- Abschaffung des baren von technischen und sozialen Min- tungsunion. Wir fordern seine sofortige Ab- Europäischen Haftbefehls deststandards auf der Basis freiwilliger Zu- schaffung, die Reduktion der Eurozone auf Die EU hat den sogenannten „Europäi- sammenarbeit der Mitgliedsstaaten be- einen harten Kern und die Wiedereinführung schen Haftbefehl“ eingeführt, mit dem in der schränken. des Wechselkursmechanismus. gesamten Union nach allen Rechtsordnungen der Union Strafverfolgung selbst dort ausge- Finanzielle Eigenständigkeit Stärkung der Direkten Demokratie übt werden kann, wo diesbezügliche Delikte statt Haftungsbündnis Die Völker Europas sind die Träger der gar nicht einer Strafverfolgung unterliegen. Jedes Land muß selbst über seine Ausga- staatlichen Souveränität. Die EU entmündigt Der Europäische Haftbefehl ist in hohem ben entscheiden können und die Verantwor- und entrechtet uns, indem sie die Souveräni- Grade mißbrauchsanfällig. Wir wollen daher tung dafür tragen. Wir lehnen es ab, mit un- tät der Staaten und die Freiheit der Völker die Abschaffung des Europäischen Haftbe- serem hart erarbeiteten Geld für die Schul- zerstört. Wir wollen Volksabstimmungen nach fehls. den von Pleitestaaten zu haften. Schweizer Vorbild. http://www.rekos.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 9 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Martin Ehrenhauser und Ulli Fuchs, Europa anders

Europa Anders – Europa der Menschen Menschen Europas die Europäische Union Teilhabe definiert wird. Ein Europa, in dem Wir leben in einem Europa der Banken, grundlegend neu und vor allem demokra- Technologie Menschen befähigt und er- der Konzerne und der Mächtigen. Einem Eu- tisch gestalten. Für diese Gemeinschaft mächtigt. Ein Europa, für das die Menschen- ropa, in dem der Wohlstand und Sozialstaat haben wir eine Vision: rechte nicht an seinen Grenzen aufhören. Ein immer weniger Menschen erreicht, während Wir wollen in einem Europa leben, in Europa, das den Mut hat, sich zu verändern. Milliardensummen für Bankenrettungen und dem sich Menschen unterschiedlicher Her- Ein Europa, an das wir glauben und für das die Subventionierung der Reichen keine kunft einander zugehörig fühlen und auf wir bereit sind zu kämpfen. Für unseren Grenzen zu kennen scheinen. Einem Europa, Augenhöhe an einer gemeinsamen Zukunft Traum einer guten Gesellschaft. Das ist das so stolz ist auf seine sozialen Werte und arbeiten. Ein Europa, das auf Kooperation unsere Vision. Errungenschaften, jedoch gleichzeitig die baut. Ein Europa, in dem sich jede und jeder Um solch einen Wandel auch zu schaf- Ärmsten der Armen an seinen Grenzen er- frei entwickeln und entfalten kann. Ein Eu- fen, braucht es aber mehr als starke Forde- trinken läßt. Einem Europa, in dem demo- ropa, in dem Ressourcen gerecht verteilt rungen und MandatarInnen in Parlamenten: kratische Mitbestimmung nur mehr auf dem werden. Ein Europa, dessen Streben nach Es braucht mehr mündige und informierte Papier existiert und unsere PolitikerInnen Menschen, die nicht mehr nur KonsumentIn- über die Köpfe der Menschen hinweg ent- nen sind, die alles, was PolitikerInnen, Fern- scheiden. Einem Europa, in dem der Reich- sehen, Zeitung und das Internet ihnen auf- tum einiger Weniger ins Unermeßliche drängen, unhinterfragt aufnehmen, sondern steigt, während immer weniger Menschen sich selber informieren, diskutieren, das In- von ihrer Arbeit leben können, oder über- ternet nutzen und mit der Veränderung in haupt eine haben. Einem Europa, in wel- ihrem eigenen Leben beginnen. Gleichzeitig chem Frauen noch immer diskriminiert wer- wollen wir als Gemeinschaft mit einem star- den und in dem das Selbstbestimmungsrecht ken Sozialstaat dafür sorgen, daß allen Men- der Frauen immer wieder in Frage gestellt schen diese Grundvoraussetzungen geboten wird. Einem Europa, das Umweltschutz werden. zwar als Anliegen verkündet, aber CO2- Gemeinsam können wir die Zukunft ge- Papiere als Lösung für den Klimawandel stalten und verändern. Dann sehen wir sie vorgaukelt. Einem Europa, in dem der ver- nicht mehr als Bedrohung, sondern als Chan- meintlichen Elite alle Chancen offen stehen, ce, unser Leben und das unserer Kinder zu aber der Großteil der nächsten Generation in verbessern, unsere Umwelt zu erhalten, fai- kompletter Perspektivenlosigkeit aufwächst. res Wirtschaften zu realisieren und Chancen- Einem Europa, in dem jede und jeder unter gleichheit, Freiheit und Zugang zu Informa-

Generalverdacht steht und Privatsphäre nur Foto: Europäisches Parlament tionen für alle Menschen zu ermöglichen. „ mehr zur Verschleierung von Vermögen ge- Martin Ehrenhauser http://www.europaanders.at nutzt wird. Einem Europa, das seine Vision Spitzenkandidat von Europa anders verloren hat und dessen PolitikerInnen in ihrer Ideenlosigkeit und Korruptheit im Rausch des unendlichen Wirtschaftswachs- tums bereit sind, alles zu opfern, sogar unse- ren Planeten. Vor nichts und niemandem mehr wird Halt gemacht, wenn es darum geht, die Gewinne der Finanzmärkte zu ma- ximieren – dafür werden lang erkämpfte soziale Rechte und Errungenschaften sowie die ökologischen Lebensgrundlagen für Mensch und Tier bedenkenlos geopfert. Dieses Europa steckt in einer Sackgasse! Deswegen lehnen wir dieses Europa ab und machen uns stark für ein anderes Europa – ein ökologisches Europa der Demokratie Foto: Europa anders und der Solidarität, welches sich für Frieden Ulli Fuchs und Selbstbestimmung engagiert. Spitzenkandidat von Europa anders Demokratie, Solidarität, Frieden, Mitbestim- Für ein anderes Europa mung und Mündigkeit aller, Transparenz, Wir wollen aus der Wirtschafts- und Gleichheit und Nachhaltigkeit unerschütter- Währungsunion eine richtige Europäische lich ist. Ein Europa, in dem Fortschritt über Gemeinschaft schaffen. Dazu müssen die Nachhaltigkeit, allgemeinen Wohlstand und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 10 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Angelika Mlinar, Spitenkandidatin der NEOS

ir haben eine Vision: wir sehen ein Investitionen werden aber fast verunmög- bende Kammer soll durch direkt gewählte WEuropa, das zusammenhält, ein Euro- licht durch den hohen Schuldenberg: Die MandatarInnen die Mitgliedsstaaten reprä- pa, in dem Freiheit, Vielfalt und Offenheit Gemeinschaft muß sich wieder auf jene sentieren. Die Kommission soll zu einer ech- im Umgang miteinander wichtig sind. Euro- Regeln besinnen, die sie sich einst gegeben ten EU-Regierung werden. Auch die ge- pa spricht in der Welt mit einer starken hat: Die Schuldenlast muß wieder in Rich- meinsame Sicherheits- und Außenpolitik soll Stimme für Demokratie, Grundrechte und tung 60 Prozent des BIP gehen. neu gedacht werden: mit einer/einem echten soziale Verantwortung. Um diese Vision Der Kontinent muß aber auch lebensfähig EU-AußenministerIn soll Europa endlich Wirklichkeit werden zu lassen, setzen wir bleiben – dafür ist ein Fokus auf Umwelt- mit einer starken Stimme sprechen! auf zwei Kernbereiche: Ein zukunftsfähiges und Energiepolitik notwendig. Europas Ab- In dem Zusammenhang muß die Asyl- Europa für die nächste Generation und ein hängigkeit von fossilen Energieträgern soll und Flüchtlingspolitik in Europa gemeinsam Europa der BürgerInnen, das auf eine grund- durch den Einsatz von innovativen Techno- gelöst werden. Wir dürfen nicht Augen und legende Institutionenreform mit BürgerIn- logien, erneuerbarer Energiequellen und En- Ohren davor verschließen, wenn tausende nenbeteiligung setzt. Menschen vor unserer Haustür im Mittel- Damit Europa Zukunft hat, müssen wir meer ertrinken. Wir NEOS wollen für eine denen Chancen geben, die diese Zukunft gemeinsame, solidarische und menschen- sind: unseren Kindern und Enkelkindern. freundliche Asyl- und Migrationspolitik Schwerpunkt ist dabei die Bildungspolitik: kämpfen. Die steigende Jugendarbeitslosigkeit raubt Ein Europa der BürgerInnen bedeutet der jungen Generation die Luft zum Atmen auch, dass die Rechte der BürgerInnen ge- und nimmt ihnen das Geld zum Leben. Wenn schützt werden. Wir wollen Datensouverä- PolitikerInnen ihrer Verantwortung nicht nität! Nur die BürgerInnen alleine sind be- nachkommen, dieser Generation Perspekti- rechtigte EigentümerInnen ihrer Daten. ven in Ausbildung und Beschäftigung zu Vorratsdatenspeicherung ist abzuschaffen. geben, dann verlieren wir sie und damit eine Auf der anderen Seite fordern wir statt dem Generation, die darauf vertraut, daß die gläsernen Bürger einen gläsernen Staat – europäische Idee einen Wert hat. Kurz: Wir was mit öffentlichen Geldern finanziert laufen Gefahr, Europa zu verlieren. wird, soll der Öffentlichkeit zugänglich ge- Einen Schritt, den wir setzen können, ist macht werden. das Konzept der dualen Ausbildung nach ganz Europa zu tragen – hier hat ein heimi- Abschluß sches Erfolgskonzept das Potential, Jugend- Wir lieben Europa. Jede Liebesbeziehung arbeitslosigkeit einzudämmen. Weiters wol- Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS verursacht immer wieder Kopfweh. Das ist len wir jedes Jahr 10.000 junge Österrei- Angelika Mlinar aber wichtig, weil dann die Chance besteht, Spitenkandidatin der NEOS cherInnen mittels Austauschprogramm nach ein beziehungsklärendes Gespräch zu füh- Europa schicken, damit SchülerInnen, Lehr- ergieeffizienz um 20 Prozent reduziert wer- ren. Das ist nicht immer angenehm, das ver- linge und StudentInnen die Chance haben den. langt Mut, das braucht Zuversicht und den zu lernen, zu arbeiten und vor allem Europa Glauben an das Gemeinsame. zu erleben. Rein in die Herzen: Vergessen wir trotz der vielen Bäume, die Auch den Universitäten gebührt Auf- ein Europa der BürgerInnen uns manchmal die Sicht verstellen, nicht: merksamkeit: Europäische Universitäten Was spüren wir, wenn wir an Europa den- Europa ist ein wunderbarer Wald, voller sind in allen Rankings abgestürzt. Der Brain ken? Wir NEOS sind davon überzeugt, dass Vielfalt und Stärke. Es ist eine der zentralen Drain zeigt sich in der fehlenden Entwick- die Europäische Union sich als Chancen- Aufgaben, unsere Vision der Vereinigten lung innovativer Industrien. Wir wollen, daß gemeinschaft zur Sicherung von Frieden und Staaten Europas hinaus zu tragen, darüber zu Europa wieder Forschungs-Weltmeister und Wohlstand bewährt hat. Europa ist bei vielen streiten und dafür zu werben. Mein Traum ist NobelpreisträgerInnen-Paradies wird. Dabei im Kopf angekommen. Das ist aber nicht es, dass dieses Europa irgendwann einmal muss aber noch mehr investiert werden als genug. Europa muß es auch in die Herzen nationalstaatliche Grenzen überwindet und die zwei Prozent des BIP, wie im Lissabon- der Menschen schaffen. wir in einem geeinten Europa der Regionen Bekenntnis festgeschrieben. Diese gut aus- So wollen wir das Projekt einer europäi- leben – einem Europa, das aus der Vielfalt gebildeten Menschen sollen dann ihre Ideen schen Verfassung wieder aufgreifen. Ein Ver- seiner Wurzeln, Traditionen und Kulturen in Europa umsetzen. Europa muss der Start- fassungskonvent soll unter Beteiligung aller eine gemeinsame Stärke schafft, Frieden Up Kontinent werden. Dazu muß die Ge- BürgerInnen einen Vorschlag erarbeiten. wahrt und Chancen sichert. Diesen Traum setzgebung im Bereich Venture Capital har- Außerdem wollen wir Rat und Parlament als versuchen wir mit Leben zu füllen. monisiert werden. Zudem wollen wir durch zwei gesetzgebende Kammern neu denken: http://www.neos.eu die Schaffung eines Jungunternehmerfonds das Parlament soll mit mehr Rechten ausge- eine Million Unternehmens-Neugründungen stattet werden und die UnionsbürgerInnen in der EU hervorbringen. repräsentieren. Der Rat als zweite gesetzge-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 11 Die Parteien zur EU-Wahl am 25. Mai 2014 Robert Marschall, Spitzenkandidat von EU-STOP

Wozu EU? Warum wir EU-Gegner bei  Für eine direkte Demokratie mit Die EU ist weder demokratisch (die Le- dieser EU-Wahl wählen gehen? Volksabstimmungen, die von (höchstens) gislative macht die Gesetzgebung), noch 1. Eine Demokratie lebt – unter anderem – 1% der Wahlberechtigten eingeleitet rechtsstaatlich (EU-Recht wird wissentlich von Wahlen. Ohne Wahlen gäbe es ent- werden können (bei Bund, Länder, und schwerwiegend gebrochen), ist kein ein- weder Chaos durch Anarchie oder Zwang Gemeinden). heitlicher Währungsraum (sondern hat elf durch Diktatur. Das wollen wir beides  Für ein faires Wahlrecht und eine strikte verschiedene Währungen) und ist auch nicht nicht. Wir wollen eine möglichst gute Gewaltenteilung. friedlich – denn wäre die EU dieses, dann Vertretung des Volkes und des Volks-  Für Frieden durch die militärische müßte sie auf Angriffskriege verzichten und willens in den Parlamenten. Wir wollen Neutralität Österreichs. sich militärisch für neutral erklären. Tut sie die Demokratie nicht abschaffen, sondern  Österreichisches Steuergeld muß in aber nicht! Z.B. haben EU-Länder Libyen stark verbessern, z.B. durch ein faires Österreich bleiben. Dann geht es mit angegriffen und dort Städte bombardiert und Wahlrecht und durch Direkte Demokratie Österreichs Wohlstand wieder aufwärts. nicht umgekehrt. Weiters dürfte die EU mittels Volksabstimmungen, die vom keine fremden Soldaten und Militärstütz- Volk eingeleitet werden können. Was wir stoppen wollen: punkte – insbesondere nicht der USA – auf 2. Weil das Ankreuzen der Liste EU-STOP  EU-Militärunion und Einbindung in die eigenem EU-Territorium dulden, tut sie der maximale Protest gegen die EU ist. NATO, EU-Kriegsbeteiligung aber! 3. Zirka 170.000 gültige Stimmen braucht  Atomkraftwerke / IAEA- und EURA- In die EU haben viele Österreicher 1994 TOM-Zahlungen vor dem Beitritt große Hoffnungen gesetzt  EU-Erweiterungen (Türkei, Ukraine, und der EU einen großen Vertrauenvorschuß Serbien, Albanien usw.) gegeben. Diesen hat die EU leider komplett  EURO-Fremdwährung und verspielt. Stattdessen gibt es jetzt Rekord- Rettungsmilliarden, z.B. ESM, … schulden der EU-Mitgliedsländer, Massenar-  Demokratieabbau in Europa beitslosigkeit in ganz EU-Europa, Lohn- und  Sozialabbau in Österreich Sozialdumping, und möglicher Weise manö-  Subventionierung von Banken mit unse- vriert sich die EU im Ukraine-Konflikt gera- rem Steuergeld de in einen Krieg mit Rußland hinein.  Auslagerung von Arbeitsplätzen ins bil- Wollen wir Österreicher das? lige Ausland NEIN, das wollen wir nicht.  Abwerbung von Fachkräften aus ärme- Was kann man auf demokratischem Wege ren Staaten dagegen tun?  Überwachung von Bürgern und

Da die bestehenden Parlamentsparteien Foto: ZVG, EU-STOP Bürgerinnen keine Volksabstimmung zum EU-Austritt Robert Marschall,  Massenzuwanderung Österreichs beantragt haben, bleibt nur mehr Spitzenkandidat von EU-STOP  Gentechnik in Lebens- und Futtermitteln die Möglichkeit, bei Bundeswahlen anzutre- EU-STOP – letzte Zeile am Stimmzettel –  EU-Saatgutverordnung ten und der regierenden SPÖ-ÖVP-Koalition für ein Mandat. Jede Stimme ist ein deut-  Ruinierung der Kleinbauern durch EU- für ihre EU-Politik eine massive Wahlnieder- liches Zeichen für den EU-Austritt Öster- Großflächenförderung + Preis-Dumping lage zuzufügen. Und genau das macht jetzt reichs.  Tiertransporte quer durch Europa die Liste „EU-STOP“. 4. Mit einem (x) für EU-STOP macht Öster-  Privatisierung öffentlicher Infrastruktur reich einen großen Schritt in Richtung wie bei Wasser, Strom, Verkehr, Das Wahlbündnis EU-STOP Selbstbestimmung Österreichs. Krankenhäusern, usw. Dieses besteht aus dem „Bündnis Neutra- 5. Damit die EU-Gegner im EU-Parlament  Kriminalitätstourismus les Freies Österreich (NFÖ)“ und der „EU- eine Mehrheit bekommen. Dann wird  Freihandelsabkommen EU - USA z.B. Austrittspartei (EUAUS)“. Während das sich sehr viel in unserem Sinne verän- TTIP, … NFÖ schon vor über 10 Jahren gegründet dern.  LKW-Transitlawine durch Österreich wurde und in Westösterreich am stärksten 6. Wer in der Demokratie schläft, wacht in  Naturzerstörung durch EU-Projekte ist, so gibt es die EU-Austrittspartei seit 2,5 der Diktatur auf. Deshalb am 25. Mai  sinnlose EU-Regulierungen z.B. Jahren, die in Ostösterreich am stärksten ist. 2014 (x) EU-STOP (letzte Zeile am Glühbirnenverbot, ... Ende Jänner 2014 haben beide Parteien Stimmzettel) http://www.eu-stop.at beschlossen, gemeinsam unter dem Listen- namen EU-STOP bei der kommenden EU- Dafür setzt sich das Wahl anzutreten. Wahlbündnis EU-STOP ein Zwischenzeitlich ist die Kandidatur ge-  Für ein selbstbestimmtes und solidari- schafft und EU-STOP steht in ganz Öster- sches Österreich. reich am Stimmzettel der EU-Wahl 2014.  Für den EU-Austritt Österreichs, so Jetzt geht´s los. rasch wie möglich.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 12 Österreich, Europa und die Welt – 10 Jahre EU-Erweiterung 2004 Was wurde bereits erreicht und was steht noch bevor?

Ein Blick in den Festsaal des Palais Niederösterreich in der Wiener Herrengasse – dem Veranstaltungsort der Konferenz. sterin Enikö Györi, der slowenische Staats- sekretär für auswärtige Angelegenheiten Igor Senèar sowie der Vorstandsvorsitzende der Erste Group Bank AG, Andreas Treichl, über die wichtigsten politischen und wirtschaft- liche Veränderungen seit der EU-Erweite- rungsrunde des Jahres 2004. „Die zehn am 1. Mai 2004 beigetretenen EU-Mitgliedsstaa- ten haben einen bemerkenswerten Weg in Richtung Rechtsstaatlichkeit, Wettbewerbs- fähigkeit und Offenheit der Märkte zurückge- legt“ so Außenminister bei der Eröffnung der hochrangig besetzten Abend- veranstaltung. Obwohl schon viel geschehen sei, warten weitere Herausforderungen auf die Euro- päische Union: „Österreich ist es ein wichti- ges Anliegen, die Zone der Stabilität und des Fotos: BMeiA / Dragan Tatic Außenminister Sebastian Kurz bei seiner Eröffnungsrede Friedens auch auf die Länder des Westlichen Balkans auszudehnen. Die Konflikte auf dem m Rahmen der Konferenz „10 Jahre EU- vom Menschen veranstaltet wurde, fand am Balkan in den 1990er Jahren haben zu enor- IErweiterung“, die gemeinsam vom Bun- Abend des 24. April im Palais Niederöster- men politischen und finanziellen Folgeko- desministerium für Europa, Integration und reich eine hochrangig besetzte Podiumsdis- sten, direkt vor unserer Haustür geführt. Kroa- Äußeres, der Industriellenvereinigung, der kussion statt. tien hat mit seinem EU-Beitritt den ersten Österreichischen Nationalbank, dem Wiener Unter anderem diskutierten der slowaki- Schritt gemacht, aber auch die anderen Län- Institut für Internationale Wirtschaftsverglei- sche Vizepremierminister und Außenminister der wollen wir jetzt auf ihrem Weg in die EU che und dem Institut für die Wissenschaften Miroslav Lajcak, die ungarische Staatsmini- unterstützen“, so Kurz abschließend. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 13 Österreich, Europa und die Welt – 10 Jahre EU-Erweiterung 2004 Leitl: EU-Erweiterung war Turbo für Österreichs Wirtschaft Erweiterung nach Mittel- und Osteuropa brachte mehr Wachstum und zusätzliche Arbeitsplätze – Österreich unter den Top-Investoren

ie EU-Erweiterung um die ehemaligen forschungsinstituts WIFO hat die EU-Erwei- Auch nach bzw. wegen der Erweiterung DStaaten des Ostblocks, die vor zehn terung ein zusätzliches Wirtschaftswachs- besteht in den neuen Mitgliedstaaten ein Jahren mit Polen, der Slowakei, Slowenien, tum von 0,4 Prozent pro Jahr bewirkt, wo- enormer Bedarf an Investitionen in den Be- der Tschechischen Republik und Ungarn durch pro Jahr rund 7600 zusätzliche Ar- reichen Umwelt-, Energie und Verkehrs- sowie den drei baltischen Staaten begonnen beitsplätze entstanden sind. Zudem lieferte infrastruktur. Für österreichische Unterneh- hat, war für Österreichs Wirtschaft ein Tur- Österreichs Außenhandel mit Osteuropa men, die gerade im Umwelttechnikbereich bo. „Unser Land hat davon profitiert wie einen sehr positiven Beitrag zur Handels- zu den Technologieführern gehören, ergeben kaum ein anderes in der Europäischen Union“, bilanz: Der Überschuß von 2,4 Mrd. Euro im sich dadurch auch für die Zukunft besondere betont Wirtschaftskammer-Präsident Chri- Erweiterungsjahr 2004 kletterte binnen we- Chancen – unter anderem im Produktions- stoph Leitl. „Die Wirtschaft hatte einen we- niger Jahre 2008 auf 6,2 Mrd. Sogar wäh- und Zulieferbereich. Aufgrund der geografi- sentlichen Anteil daran, daß Europa zusam- rend der Wirtschaftskrise betrug der Han- schen Nähe besteht ein deutlicher Konkur- mengewachsen ist.“ Österreich profitiere da- delsbilanzüberschuß 2009 rund 4 Mrd. und zu- renz-Vorsprung gegenüber anderen Ländern. von in Form von mehr Wachstum und mehr letzt 2013 2,5 Mrd. Euro. Allein die Exporte Die Europäische Union sei auch für die Arbeitsplätzen und einer Internationalisie- in die fünf Länder Ungarn, Slowenien, Zukunft ein wichtiger Anker für politische rung der Wirtschaft, die ihresgleichen sucht. Tschechien, Slowakei und Polen haben sich Stabilität, Demokratie und Rechtsstaatlich- „Auch wenn es für die EU nicht einfach war, seit Österreichs EU-Beitritt 1995 von 4 auf keit in Europa, betont Leitl. Die Wirtschaft so viele neue Mitglieder auf einmal zu ver- 16,9 Mrd. Euro mehr als vervierfacht. setze sich daher dafür ein, weitere Länder dauen, auch wenn es in den neuen EU- Der Bestand an österreichischen Direkt- des Westbalkans in die europäische Zone der Ländern da und dort Schwierigkeiten bei der investitionen in Mittel- und Osteuropa stieg Stabilität aufzunehmen. Klar sei aber auch, Anpassung an die EU-Regeln gegeben hat von 400 Mio. Euro 1990 auf 8 Mrd. 2000 daß die betreffenden Länder ihre Hausaufga- und auch wenn es zwischenzeitlich – insbe- und 67,2 Mrd. Euro 2012. Leitl: „Österreich ben machen müssen, bevor an eine Mitglied- sondere unter dem Eindruck der globalen zählt in den neuen Mitgliedsstaaten zu den schaft in der EU zu denken ist. „Die öster- Wirtschaftskrise – in manchen Ländern wirt- größten Investoren. Dadurch wurde die Pro- reichische Wirtschaft versteht sich hier wie schaftliche Rückschläge gab, die Erweiterung duktivität der österreichischen Mutterunter- schon bei den Erweiterungsrunden der war ohne Alternative und ist es bis heute.“ nehmen erhöht und wurden Arbeitsplätze Vergangenheit als wichtiger Unterstützter und Gemäß einer Untersuchung des Wirtschafts- auch in Österreich gesichert.“ Wegbereiter“, so Leitl abschließend. „ Grafik: Europäisches Parlament Am 1. Mai 2004 ist die EU von 15 auf 25 Mitgliedsstaaten gewachsen. Nicht nur osteuropäische Staaten sind damals Teil der Union geworden, sondern auch Zypern und Malta. Jahrelang wurde die EU erweitert, um vergangene Konflikte zu überkommen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 14 Österreich, Europa und die Welt – 10 Jahre EU-Erweiterung 2004 Wachstum in NÖ pro Jahr um 0,5 % höher LH Erwin Pröll: »Haben europäische Perspektive sehr gut genutzt.«

nläßlich des Jubiläums „10 Jahre EU- terung, konstatierte der Landeshauptmann: und sei damit im Vergleich zu 2011 um 5,7 AOsterweiterung“ zogen Niederöster- „Durch die EU-Erweiterung ist unser Wirt- Prozent gestiegen. Die ersten Zahlen für 2013 reichs Landeshauptmann Erwin Pröll, Lan- schaftswachstum um 0,5 Prozent höher als zeigten, „daß es hier einen weiteren Auf- desrätin Petra Bohuslav, der Chefökonom ohne Erweiterung, und durch die EU-Er- schwung gibt“, berichtete die Landesrätin. der Industriellenvereinigung Christian Hel- weiterung gibt es um 990 Unternehmen und Die CEE-Märkte würden bereits ein Export- menstein und ecoplus-Geschäftsführer Hel- 8500 Arbeitsplätze mehr als ohne Erweite- volumen von vier Milliarden Euro ausma- mut Miernicki am 9. April Bilanz über das rung.“ Pröll zusammenfassend: „Wir haben chen, informierte sie weiters. vergangene Jahrzehnt. Im Rahmen der im die europäische Perspektive sehr gut genutzt, Welche meßbaren wirtschaftlichen Effek- NH Conference Center am Flughafen Wien- wir haben von der europäischen Entwick- te die EU-Osterweiterung auf Niederöster- Schwechat stattfindenden ecoplus Jahresta- lung profitiert und wir haben uns einen Vor- reich hatte bzw. hat, analysierte Christian gung wurde bei einer Pressekonferenz eine sprung erarbeitet.“ Helmenstein in seiner Studie. Auf Sicht des Studie zu den Auswirkungen der EU-Oster- „Wir haben unsere Chance nutzen kön- letzten Jahrzehnts sei Niederösterreich „der weiterung auf Niederösterreich vorgestellt. nen, weil wir uns rechtzeitig vorbereitet Wachstumspol der Ostregion“, so Helmen- Die neue geopolitische Positionierung haben“, meinte Landesrätin Bohuslav in stein. So habe es etwa eine Verdreifachung Niederösterreichs habe man für eine „offen- ihrer Stellungnahme. Die eco international der Auftragsbestände aus Zentral- und Ost- sive Standortpolitik“ genutzt, so der Lan- und die eco-Büros in den neuen Märkten europa gegeben, informierte er. Märkte wie deshauptmann. So seien in den vergangenen seien „Partner und Drehscheibe“ für die in Polen und Rumänien würden für niederös- zehn Jahren insgesamt 6,9 Milliarden Euro den CEE-Märkten tätigen Klein- und Mit- terreichische Exporteure immer bedeutsa- in die Verkehrsinfrastruktur investiert wor- telbetriebe aus Niederösterreich. Das nieder- mer werden: „Eine Milliarde Euro zusätzli- den, davon 4,2 Milliarden in die Schiene und österreichische Exportvolumen habe im Jahr ches Exportvolumen bedeutet 11.000 zusätz- 2,7 Milliarden in die Straße, bilanzierte 2012 rund 19,7 Milliarden Euro betragen liche Arbeitsplätze.“ „ Pröll. Für die Zukunft seien weitere 3,9 Mil- liarden Euro an Investitionen geplant. Im Bereich der Wissenschaft sei es gelungen, ÖGfE: Mehrheit zieht positive Bilanz mit der Donau-Universität und der Land- steiner-Universität in Krems, dem universi- m 1. Mai ist es genau 10 Jahre her, daß sern sich in dieser Frage neutral („weder gut tären Forschungszentrum in Tulln, dem IST Aunsere Nachbarländer Slowenien, Un- noch schlecht“). Gegenüber einer ÖGfE-Ver- in Klosterneuburg und dem Med garn, die Tschechische Republik und die Slo- gleichsumfrage vom März 2010 hat sich im Austron-Projekt in Wiener Neustadt eine wakei EU-Mitglied geworden sind. Im Rück- Meinungsbild der ÖsterreicherInnen von der „Wissenschaftsachse quer durch das Land zu blick sieht eine Mehrheit der ÖsterreicherIn- Tendenz her wenig verändert. Damals werte- legen“, so der Landeshauptmann. An den nen diesen Schritt positiv“, analysiert Paul ten 56 % die EU-Erweiterung um die Nach- vier Technopolstandorten Krems, Tulln, Schmidt, Generalsekretär der Österreichi- barstaaten als „gute“ und 19 % als „schlech- Wiener Neustadt und Wieselburg arbeiten schen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE). te Entscheidung“ (21 % „weder noch“).*) rund 2400 Personen, davon rund 1400 For- „Der EU-Beitritt unserer mitteleuropäi- Am positivsten sehen die jüngsten Be- scherInnen, informierte er. Das Kulturbudget schen Nachbarn zählt für Österreich mit zu fragten (bis 25 Jahre) den EU-Beitritt der habe sich in den vergangenen zehn Jahren den wichtigsten Ereignissen der letzten Jahr- Nachbarländer (68 % „gute Entscheidung“ / verdoppelt, rund 200 Millionen Euro seien zehnte. Nicht nur die heimische Wirtschaft 16 % „schlechte Entscheidung“), skeptischer in die kulturelle Infrastruktur investiert wor- hat profitiert, auch der Wegfall der Grenz- äußert sich dagegen die älteste Befragungs- den, berichtete der Landeshauptmann wei- kontrollen, die Einführung des Euro in Slo- gruppe (ab 66 Jahre), die den Beitritt der ters: „Kulturtouristen geben rund 200 Mil- wenien und der Slowakei sowie eine Viel- genannten Länder zu 42 % als „gut“, zu lionen Euro pro Jahr in Niederösterreich zahl von grenzüberschreitenden Initiativen 30 % jedoch als „schlecht“ wertet. aus.“ tragen tagtäglich dazu bei, daß die Regionen Künftige Erweiterungen der EU werden Das Bundesland Niederösterreich habe in und damit die Menschen weiter zusammen- zurzeit von der Mehrheit der ÖsterreicherIn- den vergangenen zehn Jahren einen Zu- wachsen“, so Schmidt. nen abgelehnt. „An erster Stelle steht für die wachs von rund 70.000 Einwohnern ver- 53 % der Befragten geben an, daß die Bevölkerung die Konsolidierung der EU. zeichnen können, zudem nehme man im Aufnahme unserer Nachbarländer in die EU Österreich sollte jedoch – schon aus eigenem Bundesländervergleich Top-Positionen ein, vor zehn Jahren eine „gute Entscheidung“ Interesse – eine weitere EU-Annäherung der so etwa den ersten Platz im Einkommens- gewesen ist. 24 % sind nicht dieser Ansicht Staaten des Westbalkans und das Ziel der bericht des Rechnungshofes oder den ersten und halten den Beitritt Sloweniens, Ungarns, Vollmitgliedschaft weiter aktiv unterstüt- Platz im Kaufkraft-Vergleich, so Pröll. Tschechiens und der Slowakei rückblickend zen“, analysiert Schmidt abschließend. „ Niederösterreich sei Profiteur der EU-Erwei- für eine „schlechte Entscheidung“. 20 % äus- http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 15 Österreich, Europa und die Welt – 10 Jahre EU-Erweiterung 2004 Es gibt viel zu feiern… …aber noch viel zu tun, um zur europäischen Spitze aufzuschließen. Das zeigt eine Studie, die am 23. April von der Erste Group präsentiert wurde.

ls die Visegrád-Länder (Tschechien, Dank der EU-Mitgliedschaft wuchs holte. Die Slowakei, Tschechien und Polen AUngarn, Polen und die Slowakei) 2004 das Wirtschaftswachstum in den V4 zählten zu jenen fünf Ländern, die ihre Le- der EU beitraten, waren ihre Volkswirtschaf- um zusätzliches ~1 Prozent jährlich bensqualität im Lauf der vergangenen zehn ten in ziemlich schwacher Verfassung, hatten Zur Quantifizierung sämtlicher Auswir- Jahre am stärksten verbessern konnten, wäh- jedoch ein enormes Wachstumspotential. Bei kungen der EU-Mitgliedschaft auf die Vise- rend Ungarn gleich nach Griechenland die einer Einwohnerzahl von mehr als 64 Millio- grád-Länder haben die Erste Group Analy- stärkste Verschlechterung hinnehmen mußte. nen bzw. 13 Prozent der EU-28 betrug die sten einen Vergleich mit vier europäischen Die Preiskonvergenz verlief im Gleich- Wirtschaftsleistung der Visegrád-Länder ge- Ländern durchgeführt, die im Lauf einer De- schritt mit der Einkommenskonvergenz. Das rade einmal 3,7 Prozent der gesamten EU-28. kade ein ähnliches Wachstum wie die V4 aggregierte Preisniveau der V4-Gruppe be- „Zehn Jahre nach dem EU-Beitritt sind die verzeichnen konnten (die Vergleichsgruppe lief sich 2012 auf 56Prozent der EU-15 ge- sozioökonomischen Fortschritte in der V4 umfaßt Österreich 1965-75, Norwegen genüber 46 Prozent im Jahr 2003. Der Ab- offensichtlich. Die EU-Mitgliedschaft hat 1969-79, 1967-77 und Spanien stand zwischen den Preisniveaus hat sich sowohl die Wirtschaftskraft als auch die Be- 1967-77), aber erst ein Jahrzehnt später der damit um ein Fünftel verringert. Die Preise deutung der Visegrád-Länder stark gestei- EU beitraten. „Auf Grundlage dieser Refe- für Kommunikationsleistungen (102 Prozent), gert. Deren Anteil am BIP der EU-28 ist im renzwerte schätzen wir, daß die EU-Mitg- Bekleidung und Schuhe (89 Prozent) sowie Lauf der letzten Dekade um die Hälfte liedschaft das durchschnittliche jährliche Strom und Gas (80 Prozent) haben das Ni- gewachsen und beträgt nun 5,4Prozent. Am Wirtschaftswachstum der V4 im letzten veau der EU-15 bereits erreicht oder fast er- deutlichsten verstärkte sich die Position der Jahrzehnt um etwa einen Prozentpunkt pro reicht (Stand 2012). Die größten Preisdiffe- V4 im Außenhandel, wo sie zum viertgröß- Jahr erhöht hat“, erklärt Juraj Kotian. renzen waren nach wie vor bei staatlich gere- ten Exporteur der EU aufgestiegen sind. Auch Was noch wichtiger ist: Die erzielten Fort- gelten Dienstleistungen im Gesundheits- und bei den Einkommen konnten diese Länder schritte schlagen sich nicht nur in Makro- im Bildungswesen festzustellen. Grund da- eine starke Konvergenz erzielen. Das nach daten wie z.B. dem Anstieg des Pro-Kopf- für war die fehlende Marktliberalisierung und Kaufkraftstandards gemessene Pro-Kopf- BIPs nieder. Wie der Lebensqualitätsindex die Präferenz des Staates, viele Leistungen ko- BIP der V4 hat sich von 49 Prozent des EU- (ein Indikator, der nicht nur den materiellen stenlos oder zu niedrigen Preisen zu erbrin- 15-Durchschnitts im Jahr 2003 auf 65 Pro- Wohlstand mißt, sondern auch Faktoren wie gen – wenn auch auf Kosten der Qualität. zent im Jahr 2013 erhöht. Damit hat sich der Lebenserwartung, Zahl der Schulabbrecher, Einkommensabstand zwischen den V4 und Ungleichheit der Einkommen, geschlechts- Von der Erweiterung profitieren den alten EU-Mitgliedern um ein Drittel ver- spezifische Einkommensunterschiede etc.) sowohl neue als auch alte Mitglieder ringert“, so Juraj Kotian, Head of CEE zeigt, konnten drei der vier V4-Länder ihr Der EU-Beitritt eröffnete Unternehmen Macro/Fixed Income Research bei der Erste Ranking deutlich verbessern, wobei Tsche- in den V4 neue Chancen, da er ihnen Zugang Group. chien sogar Italien und Großbritannien über- zu einem Binnenmarkt mit mehr als 500 Mil- Grafik: Erste Group

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lionen Kunden verschaffte. Dies hat Früchte getragen und führte in allen Visegrád- Ländern zu einer beachtlichen Exportdyna- mik. Die Exporte entwickelten sich sogar zu einem der wichtigsten Vorteile für die Re- gion, da drei der vier V4-Länder (Slowakei, Ungarn und Tschechien) nun zu den fünf offensten Volkswirtschaften der EU zählen. Die V4-Länder konnten die alten EU-Mit- gliedsstaaten beim Exportwachstum bei wei- tem überholen. Die Exporte der V4-Länder wuchsen drei Mal so stark wie jene der alten EU-15. Die V4-Region ist heute der viert- größte Exporteur der EU-28 (2003 lag sie noch auf Rang sechs) und wurde damit im Europavergleich zu einem echten Schwer- gewicht. Gleichzeitig waren die V4-Länder auch auf externen Märkten erfolgreich: Ihre Exporte in Länder außerhalb der EU-28 haben sich seit 2003 vervierfacht. Andererseits bot die EU-Erweiterung Un- ternehmen in Westeuropa eine einzigartige Grafiken: Erste Group

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Chance zum Aufbau neuer bzw. zur Erwei- terung bestehender Produktionskapazitäten in den V4, womit sie sowohl im EU-Bin- nenmarkt als auch auf dem Außenmarkt an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen konnten. Die Autobauer entwickelten sich in den V4 zur bedeutendsten Exportindustrie. Die Kfz- Produktion der V4-Länder übersteigt bereits jene der alten Mitgliedsstaaten. Damit sind die V4 zum zweitgrößten Automobilherstel- ler nach Deutschland aufgerückt. Auch der österreichischen Wirtschaft kam der EU-Beitritt der V4-Länder zugute. Der Anteil der österreichischen Gesamtex- porte, der in die V4-Länder ging, stieg von 8,9 Prozent im Jahr 2003 (dem Jahr vor dem EU-Beitritt) auf 12,4 Prozent im Jahr 2012. Als Exportmarkt gewann besonders die Slo- wakei an Bedeutung (auch als Folge der Ein- führung des Euro im Jahr 2009), wobei ihr Anteil vom 1,3 Prozent im Jahr 2003 auf 3,5 Prozent im Jahr 2012 stieg, während Un- garn als einziges der vier Länder anteilig weniger österreichische Waren und Dienst- leistungen importierte (Rückgang von 3,6 auf 2,9 Prozent). Diese negative Entwick- lung könnte sich zum Teil durch die in den letzten Jahren erfolgte Abwertung des unga- rischen Forint gegenüber dem Euro erklären lassen. Da die Ausfuhren einen wichtigen Beitrag zum österreichischen Wirtschafts- wachstum leisten, hatte die erwähnte Erw- eiterung des Exportmarktes, die durch den Beitritt der V4 in die EU beschleunigt wur- de, eine belebende Auswirkung auf die österreichische Wirtschaft. Neben der Handelsliberalisierung sind für die V4 auch EU-Fördermittel von ent- scheidender Bedeutung, da damit Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Unterstützung von KMUs ermöglicht wur- den. Im Rahmen der für die Kohäsionspo- litik neu zugeteilten Budgetmittel (2014- 2020) stehen für die V4 weitere 135,4 Mrd. Euro zur Verfügung.

Die Hausaufgaben der Visegrád-Länder

für die nächsten 10 Jahre in der EU Grafiken: Erste Group Wenngleich sich alle V4-Länder zur der V4-Volkswirtschaften und ihrer Export- oder eventuell sogar ablehnende Haltung Einführung des Euro verpflichtet haben, ist orientierung hin zur Eurozone sind Faktoren, wäre kontraproduktiv. bisher nur die Slowakei der Eurozone beige- die bei der Übernahme des Euro eine we- Demografisch folgt die CEE-Region den treten. Für die anderen V4-Länder ist dieses sentliche Rolle spielen würden. Offen ist allgemeinen europäischen Trends: niedrige Thema noch nicht aktuell. Sie werden den nach wie vor, ob sich nach der Slowakei auch Geburtenraten und zunehmende Lebenser- Euro vermutlich erst gegen Ende des Jahr- die anderen V4-Länder in der nächsten zehn wartung. Damit werden weniger Menschen zehnts einführen, wenn die Länder alle Jahren der Eurozone bzw. dem ESM an- neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Die Maastricht-Kriterien (und den Fiskalpakt) schließen werden. Angesichts der Existenz Analysten der Erste Group erwarten daher, zur Gänze erfüllen und man mehr über die von Finanzinstituten mit grenzüberschrei- daß die Immigration früher oder später in neue Gestaltung der Eurozone wissen wird. tender Tätigkeit sind beide Fragen für die allen V4-Ländern an Bedeutung zunehmen Die langfristigen Vorteile aus der Offenheit Region von hoher Bedeutung. Eine passive wird. „Angesichts der stetig schrumpfenden

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Bevölkerung wird die Fähigkeit der V4, Mi- Energieversorgung und die Steigerung lichen Investitionen vor der Fußball- granten ins Land zu holen und zu integrie- von Absolventen technischer Fachrich- Europameisterschaft 2012 ohne EU- ren, von entscheidender Bedeutung sein. Dies tungen werden, um eine volle Ausschöp- Mittel vermutlich nicht so kräftig ausge- ist besonders im Hinblick auf die Bevölke- fung des industriellen Potenzials zu er- fallen. Diese bewahrten Polen vor der Re- rung im Erwerbsalter von Relevanz. Sofern möglichen“, empfiehlt David Navratil, zession in einer Zeit, als ganz Europa die V4-Länder nicht bereit sind, deutliche Head of Research bei Èeská spoøitelna. gegen die Krise kämpfte. „Unserer Mei- Anstrengungen zu unternehmen, um mittel-  Für Ungarn war die Intensivierung des nung nach stellen die Notwendigkeit fristig qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Außenhandels der wichtigste Vorteil aus einer Erhöhung der Ausgaben für F&E Ausland anzuwerben, ist absehbar, daß der dem EU-Beitritt. Im vergangenen Jahr stie- und der Übergang zu einer Innovations- Arbeitskräftemangel das potenzielle BIP- gen die Gesamtausfuhren auf den Rekord- basierten Wirtschaft die größten Heraus- Wachstum in der gesamten Region wesent- stand von 81,8 Mrd. Euro, wovon 77 Pro- forderungen für Polen dar“, meint Katar- lich beeinträchtigen kann“, erklärt Rainer zent in die EU gingen. Dennoch bleibt zyna Rzentarzewska, Fixed Income Ana- Münz, Head of Research & Knowledge Cen- der starke Zufluß von EU-Mitteln (5,5 Pro- lyst bei der Èeská spoøitelna. ter, Erste Group. zent des BIP im Jahr 2013, 2,4 Prozent im  Die Slowakei hat der EU-Mitgliedschaft Zehnjahresdurchschnitt) eines der Haupt- vor allem die Vertiefung der wirtschaftli- Die Einschätzung der lokalen argumente für die EU-Mitgliedschaft chen Integration, insbesondere durch den Volkswirtschaften aus Sicht der Ungarns. Allerdings brachte diese auch Außenhandel, zu verdanken. Darüber hin- Analysten der Erste Group einzelne negative Auswirkungen, da die aus konnte die Slowakei als einziges V4-  Die tschechische Wirtschaft könnte man Verteilung von EU-Geldern weder als ef- Land, das auch der Eurozone beigetreten am besten mit dem Spruch „Das Fleisch fektiv noch als optimal bezeichnet werden ist, das Problem schwankender Wechsel- ist willig, aber der Geist ist schwach“ be- kann. Außerdem trugen diese Mittel zur kurse beseitigen und sich damit von den schreiben. Diese Schwäche ist im Kon- Verschleierung struktureller Probleme, anderen Ländern der Region abheben. Al- text der Inlandsnachfrage, der gedrückten wie der hohen Staatsausgaben (50 Pro- lerdings zog die Einführung des Euro Stimmung und exzessiver Fiskalrestrik- zent des BIP) und der niedrigen Beschäf- auch Kosten nach sich, mit denen man tionen zu sehen. 2012 waren die Tsche- tigungsquote (53 Prozent), bei. „In den ursprünglich nicht gerechnet hatte. Daß chen laut einer Gallup-Umfrage weltweit kommenden Jahren liegt die für Ungarn der Konvergenzkurs auf sehr hohem Ni- die zweit-pessimistischste Nation welt- größte Herausforderung darin, auf diesen veau festgesetzt worden war, erwies sich weit. An erster Stelle lag Griechenland. Gebieten deutliche Verbesserungen zu in der Krise als Nachteil. Die slowaki- Der Unterschied in den Fundamentalda- erzielen, um das derzeit schwache schen Einzelhandelspreise und Arbeits- ten Tschechiens und Griechenlands ist Wachstum (0,8 Prozent) anzukurbeln“, so kosten zogen im Vergleich zu den anderen aber so offensichtlich, daß diese Stim- Gergely Gabler, Head of Fixed Income Ländern der Region, deren Währungen mungslage nur durch „einen schwachen Research bei Erste Bank Hungary. abwerteten, äußerst stark an. Dies hatte Geist“ erklärt werden kann. „Zur Über-  Neben den bekannten wirtschaftlichen vor allem Auswirkungen auf den Arbeits- windung ihres Schwächeanfalls muß die Vorteilen der vertieften Integration profi- markt und führte zu einer wesentlich stär- tschechische Wirtschaft die wahrgenom- tierte Polen insbesondere von der Öff- keren Arbeitslosigkeit als in den Nachbar- mene Korruption reduzieren und die nung des Arbeitsmarktes. Diese führte zu ländern. „In Zukunft werden die größten Effizienz ihrer Institutionen verbessern. einem sichtbaren Rückgang der Arbeits- Herausforderungen für die Slowakei die Beide Themen zählen neben der Förde- losigkeit und einem Anstieg von Über- Reform staatlicher Institutionen und die rung von Investitionen zu den Prioritäten weisungen aus dem Ausland, was positi- stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmark- der neuen Regierung. Zu langfristigen ve Auswirkungen auf die Haushalte hatte. tes sein“, erklärt Martin Balaz, Fixed In- Ziele müssen die Diversifizierung der Außerdem wäre der Anstieg der staat- come Analyst bei der Èeská spoøitelna.

Die Hausaufgaben der V4 für die nächste Dekade in der EU  CZ: Bekämpfung der Korruption und Steigerung der institutionellen Effizienz; Diversifizierung der Energieversorgung und Anpassung des Bildungsangebots an das industrielle Potential  HU: Wachstumssteigerung durch Sen- kung der Arbeitslosigkeit, bessere Allo- kation von EU-Mitteln und Reduzierung der Staatsausgaben  PL: Erhöhung der Ausgaben für F&E; Verlagerung des wirtschaftlichen Schwer- punkts von Produktion zu Innovation  SK: Reform staatlicher Institutionen und mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt „

Grafik: Erste Group http://www.erstegroup.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 19 Österreich, Europa und die Welt Es geht um die Wahrung der europäischen Werte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hielt einen Vortrag im Parlament.

ir sind bereit, für unsere Werte einzu- Wstehen und dafür auch einen Preis zu zahlen“, unterstrich EU-Ratspräsident Her- man Van Rompuy am 8. April anläßlich sei- nes Vortrags im Hohen Haus am Ring. Die EU sei das größte Friedensprojekt, habe heu- te seinen politischen Platz in der Welt, sei ein Global Player und trete für die Durchsetzung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein. Die gemeinsame Position und Reaktion aller 28 Mitgliedsstaaten im Zuge der Ukraine- Krise sei rascher erfolgt als erwartet, zeigte sich der EU-Ratspräsident über diesen Kon- sens in der Gemeinsamen Außenpolitik er- freut. Es gelte, in Zukunft diesen neuen Sinn für eine geteilte Verantwortung für die Nachbarschaft und die Welt zu festigen. Van Rompuy hielt im Sitzungssaal des Nationalrats auf Einladung von National- ratspräsidentin Barbara Prammer und dem Der Zweite Präsident des Nationalrats, Karlheinz Kopf (l.), begrüßt EU-Ratspräsident Präsidenten der Österreichischen Gesell- Herman van Rompuy auf den Stufen des Parlaments. schaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen, Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel, vor zahlreichen Gästen einen Vor- trag zum Thema „Europe: A Continent in a Changing World“. Schüssel bezeichnete Van Rompuy als einen „Meister der Kunst, Kom- promisse zu finden“.

Kopf: EU muß schnell agieren und reagieren Karlheinz Kopf, Zweiter Präsident des Nationalrats, ging in seiner Begrüßung gleich auf das zentrale Spannungsfeld ein und stell- te die Frage in den Raum, ob die EU stark genug sei, mit einer Stimme zu sprechen, bzw. auf der weltpolitischen Bühne die Stim- me zu erheben, etwa in Verhandlungen mit Ländern wie China, Indien oder Brasilien.

Mannigfaltigkeit und Unterschiedlichkeit Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz stellten ein wertvolles Gut dar, sie machten EU-Ratspräsident Herman van Rompuy bei seinem Vortrag am Rednerpult. Im den Entscheidungsprozeß jedoch schwierig Hintergrund der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN), Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel. und lang. Die Welt ändere sich rasch, in den mei- ängstigenden Entwicklungen in den unter- versuchte Van Rompuy anhand der zahlrei- sten Fällen reagiere die EU nur, sie agiere je- schiedlichsten Staaten und Regionen kon- chen Gipfel und Gespräche der letzten doch zu selten, stellte er fest. Zudem würden frontiert. Wochen, unter anderem mit den USA, mit sich sich Fragen aufdrängen, wie man mit China, mit afrikanischen Ländern etc. zu der Erweiterung der EU umgehen solle, ob Westen muß Werte der Demokratie untermauern. Die EU arbeite auch eng mit die Union institutionell auch darauf vorbe- und Rechtsstaatlichkeit verteidigen der UNO zusammen, führe internationale reitet sei. Ferner sei die EU mit der Finanz- Daß die EU die Herausforderungen an- Missionen an, leite mit der EU-Außenbeauf- und Wirtschaftskrise gefordert und mit be- und ihre Rolle als Global Player wahrnehme, tragten Catherine Ashton die Atomverhand-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 20 Österreich, Europa und die Welt

Angst ist Nährboden für Selbstverständlich aber stelle der Kampf Nationalismus und Populismus gegen die Arbeitslosigkeit eine der größten Van Rompuy sprach auch die Finanz- und Herausforderungen für die EU dar, vor allem Wirtschaftskrise an und war überzeugt da- im Hinblick auf die Akzeptanz der EU. An- von, daß man diese überwinden werde. „Wir gesichts der Krise hätten die Menschen können uns nun auf eine positive Agenda Angst, und das sei der Nährboden für Na- konzentrieren“, sagte er und plädierte einge- tionalismus und Populismus. Van Rompuy hend für eine bessere wirtschaftspolitische rief daher dazu auf, Nationalismus und Po- Koordination, um in der globalen Welt auch pulismus öffentlich eine eindeutige Absage wettbewerbsfähig zu bleiben. Das bringe Ar- zu erteilen. Für die EU und ihre Mitglieds- beitsplätze für junge Menschen. Er machte länder sah er es in diesem Zusammenhang gleichzeitig klar, daß die zentrale Verantwor- als eine vordringliche Aufgabe, für Arbeits- tung im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit plätze, für eine erfolgreiche Wirtschaft und bei den Mitgliedsstaaten liege. Österreich sei für die europäischen Werte zu kämpfen. ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Ar- Zu den TTIP-Verhandlungen mit den beitsmarktpolitik. Die hohen Arbeitslosenra- USA bemerkte Van Rompuy, er sei sich der ten in manchen EU-Ländern seien aber nicht Sensibilität dieses Abkommens bewußt, des- nur das Resultat der Wirtschaftskrise, son- halb würden diese Verhandlungen auch offe- dern hingen zu einem großen Teil mit unge- ner geführt als andere. Am Schluß müßten lösten strukturellen Problemen zusammen, aber die Mitgliedsstaaten, nationale Parla- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz die vor der Krise evident gewesen, aber nicht mente und das Europäische Parlament dem Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel gelöst worden seien. Ergebnis zustimmen. „ lungen mit dem Iran und kämpfe weltweit gegen die Armut. Vor allem die krisenhaften Entwicklun- Bundeskanzler Werner Faymann gen in der Ukraine und die gemeinsame Ant- empfing Herman Van Rompuy wort der EU-Mitgliedsstaaten hätten die Funktionsfähigkeit der Union unter Beweis gestellt. Die Unterzeichnung des politischen Teils des Assoziierungsabkommens mit der Ukraine sowie die finanzielle Hilfe sollen die Umsetzung von Demokratie, Rechts- staatlichkeit, Minderheitenrechten und wirt- schaftlichen Reformen in dem Land unter- stützen und beschleunigen, sagte Van Rom- puy. Das alles sei aber die freie Entscheidung der Ukraine gewesen. Es sei zwar schwierig, einen Staat mit zwei starken Volksgruppen zu führen, aber nicht unmöglich, meinte der Belgier. Gleichzeitig ging der EU-Ratspräsident auf kritische Distanz zu Rußland. Die EU habe viel in gute Beziehungen zu Rußland

investiert, stellte er fest, Rußland habe aber Foto: BKA / Georg Stefanik andere Ziele verfolgt. Van Rompuy vertei- Bundeskanzler Werner Faymann (r.) empfing den Präsidenten des Europäischen digte den von der EU beschlossenen Stu- Rates, Herman Van Rompuy, zu einem Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt. fenplan zu den Sanktionen. Ziel sei weiter- m 8. April empfing Bundeskanzler beitslosigkeit und wie diese Anstrengungen hin, eine Lösung durch Verhandlungen und AWerner Faymann den Präsidenten des in den kommenden Jahren noch intensiviert Dialog zu finden, hielt er unmißverständlich Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, werden können. Zur Bankenunion waren fest. Jedenfalls müsse die EU ihre Werte ver- im Bundeskanzleramt. Ein Thema des Ge- sich Faymann und Van Rompuy einig, daß teidigen und hinaustragen. Der Westen sei sprächs war die Finanztransaktionssteuer, bei die bisher gesetzten Schritte wichtige Aspek- existent, aber nicht im Sinne des Kalten Krie- der der Bundeskanzler zum Ausdruck brach- te beinhalten, um zukünftigen Krisen im ges und des Verhältnisses der Angst, sondern te, daß hier entsprechende Fortschritte auch Bankenbereich vorzubeugen. Aufgrund der im Sinne seiner Werte von Demokratie und ein wichtiges Signal an die Bürgerinnen und aktuellen Situation in der Ukraine ging es im Rechtsstaatlichkeit. Bürger Europas seien. Gespräch auch um die Frage, wie sich die Vor dem Hintergrund der gespannten Be- Ebenfalls Thema waren die Anstrengun- Europäische Union weiter verhalten werde ziehungen zu Rußland betrachtete der EU- gen Europas im Bereich des Wirtschafts- und um eine Einschätzung der ukrainischen Ratspräsident auch die Energiesicherheit als wachstums und zur Bekämpfung der Ar- Situation angesichts der bevorstehenden Prä- eine dringende Frage. beitslosigkeit – insbesondere der Jugendar- sidentschaftswahlen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 21 Österreich, Europa und die Welt Europa: Chance, vorbildliches Wirtschaftsmodell zu erarbeiten WIFO-Leiter Karl Aiginger bei INET-Konferenz in Toronto

nläßlich der vom Institute of New AEconomic Thinking organisierten INET- Konferenz in Toronto, zu der Ökonomen und Ökonominnen aus allen Weltregionen einge- laden waren, um neue ökonomische Denk- modelle zu entwickeln, hat WIFO*)-Leiter Karl Aiginger Elemente einer erfolgreichen Weiterentwicklung des europäischen Wirt- schafts- und Sozialmodells skizziert. Historisch – so Aiginger – ist der europä- ische Integrationsprozeß eine einmalige Lei- stung, da in einem knappen halben Jahrhun- dert ein konfliktbeladener Kontinent geeint wurde: 28 Länder gehören heute der Euro- päischen Union an, und mindestens 10 Län- der suchen eine neue Beziehung zur EU. Al- lerdings deckte die Finanzmarktkrise auch die Schwächen der Union auf. Die Wirt- schaft entwickelte sich schwächer als in ver- gleichbaren Regionen. Die Vorbedingungen der Währungsunion waren ignoriert worden, Foto: WIFO WIFO-Leiter Prof. Karl Aiginger nationale Egoismen dominieren in der Auf- arbeitung, trotzt hoher Steuerlast stiegen der Europäischen Kommission beauftragten können noch ungenutzte Wachstumspoten- staatliche Defizite und Verschuldung, und Forschungsprojektes „Welfare, Wealth and tiale gehoben werden. Sozialer Ausgleich die Ungleichgewichte zwischen den Ländern Work for Europe – WWWforEurope“ vertrat und ökologische Ziele sind demnach, wenn vergrößerten sich. Aiginger die Meinung, daß sowohl für die sie auf Innovationen und höchster Quali- Europa prosperierte aber immer dann, eigene Bevölkerung als auch für Beobachter fikation der Arbeitskräfte beruhen, keine Be- wenn es durch ein einigendes Projekt getra- aus anderen Kontinenten die Vorteile des lastung, sondern Wachstumsfaktoren, die die gen wurde (die Schaffung von Frieden nach europäischen Modells nicht immer erkenn- Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken kön- den Weltkriegen, Durchbrechung alter Gren- bar sind und die EU sie gegenwärtig auch nen. Die Antwort auf niedrige Lohnkosten in zen, dann wirtschaftliche Integration, Schaf- nicht stärkt und weiterentwickelt. Der euro- neuen Industrieländern und niedrigere Ener- fung von Binnenmarkt und Währungsunion). päischen Politik sei es im letzten Jahrzehnt giepreise in den USA liegt primär in einer Heute fehle eine solche einigende Vision, die nicht gelungen, eine Visionen der europäi- Steigerung von Produktivität und Effizienz helfen würde, wirtschaftliche Schwierigkei- schen Position in der globalisierten Welt des und einer Verbesserung der Qualifikation der ten und nationale Rückfälle in eine langfri- Jahres 2050 zu entwickeln. Bevölkerung und der EU-Institutionen. Wei- stige Perspektive zu stellen. Das neue Ziel Aiginger definiert fünf Voraussetzungen tere ungenutzte Wachstumspotentiale liegen Europas sollte es sein, ein Gesellschaftsmo- für eine Stärkung der Dynamik in Europa: in einem konsequenteren Kampf gegen dell zu entwerfen und zu verwirklichen, wel- Stabilisierung des Finanzsektors, Reformen Steuerhinterziehung, der Stabilisierung des ches für wohlhabende Regionen attraktiver und Schaffung von Industriezonen in Süd- Finanzsystems durch Einführung einer Fi- ist als sowohl das asiatische als auch das europa, Stärkung der Investitionsnachfrage nanztransaktionssteuer, Kosteneinsparungen nordamerikanische Modell und so weltweit und des Inlandskonsums durch Reformen und Effizienzsteigerung durch internationale als Vorbild dienen kann. Die EU beschreitet des Steuersystems, Forcierung von Innova- Kooperation in Teilen der öffentlichen Ver- diesen Kurs in Ansätzen in ihrer Strategie tionen, Qualifikation und Betriebsgründun- waltung. Die Umlenkung der Subventionen „Europa 2020“. Wie allerdings die Zwischen- gen sowie Nutzung der dynamischen Ent- für fossile Energieträger zur Steigerung der bilanz zeigt, wird der Großteil der für 2020 wicklung der Weltwirtschaft, aber auch der Energieeffizienz, die Nutzung alternativer selbst gesteckten Ziel ohne zusätzliche An- Nachbarländer der EU. Energieträger und entschiedenere Maßnah- strengungen nicht erreicht. Durch verstärkten Einsatz von Umwelt- men zur Verringerung von Korruption könn- Basierend auf den Ergebnissen des von technologien, gezielte Maßnahmen zur Qua- ten die Beschäftigung erhöhen und die lifizierung und Senkung der Arbeitslosigkeit Jugendarbeitslosigkeit senken. *) Prof. Mag. Dr. Karl Aiginger ist Leiter des Österrei- von Jugendlichen, eine Förderung des Un- Nach vielen Kriterien ist der „europäi- chischen Instituts für Wirtschaftsforschung WIFO ternehmertums und Lohnsteuersenkungen schen Weg“ auch heute schon nachweisbar

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 22 Österreich, Europa und die Welt erfolgreich. Die EU weist im Gegensatz zu Umsetzung und die konsequente Verfolgung quote, Geschlechtergleichheit und ökologi- den USA kein Außenhandelsdefizit auf. Die der Ziele im eigenen Bereich. scher Nachhaltigkeit ermöglicht. Das Insti- technologiegetriebenen Exporte der EU sind Aiginger stützte sich in seinem Vortrag auf tute for New Economic Thinking (INET), ein mit 530 Mrd. Euro bereits doppelt so hoch Ergebnisse des des bereits erwähnten For- von George Soros finanziertes weltweit ope- wie jene der USA und auch in Relation zum schungsprojektes „Welfare, Wealth and Work rierendes Netzwerk, unterstützt einen Wan- Gesamtexport höher als in den USA, Ener- for Europe – WWW forEurope“. Das WIFO del des vorherrschenden ökonomischen Den- gieeffizienz und Ressourcenverbrauch sind erarbeitet in diesem Projekt gemeinsam mit kens. Prominenteste Vortragende auf der relativ zur Wirtschaftsleistung niedriger, und 32 europäischen Partnern die analytischen Konferenz waren die Nobelpreisträger Jo- auch die Einkommensungleichheit ist in der Grundlagen für eine neue europäische Wachs- seph E. Stiglitz, Amartya Sen und James EU niedriger als in den USA. tumsstrategie, die eine sozial-ökologische Heckman. „ Allerdings bestehen laut Aiginger auch Transformation zu hoher Beschäftigungs- http://www.wifo.ac.at wesentliche Barrieren für die Umsetzung einer solchen Strategie, und es gibt immer wieder Rückschläge. Zu den Barrieren zäh- »Es gärt!« 2014 mit Ari Rath len das Fehlen von institutionellen Regelun- Diskussionsveranstaltung mit Zeitzeugen in Linzer Schulen gen auf EU-Ebene hinsichtlich Bankenkon- kursrecht und Schuldenerlaß sowie in eini- sam mit Ari Rath den Gedenkort Schloß gen EU-Ländern die Einschränkung des Hartheim mit anschließender kostenloser wirtschaftspolitischen Handlungsspielrau- Begleitung durch die Ausstellung „Wert des mes durch die hohe Staatsverschuldung. Lebens“ besucht. Die Länder der EU sind laut Aiginger Ari Rath, 1925 geboren, wuchs in Wien auch immer noch wenig effizient in der Er- auf und erlebte in seiner Kind- und Jugend- reichung ihrer selbstgesetzten Ziele. So zeit den Antisemitismus und gelangte als nahm trotz der Staatsausgabenquote von 13jähriger mit einem Kindertransport im 50 Prozent des BIP im EU-Durchschnitt die November 1938 über Triest nach Palästina. Ungleichheit zwischen gut und schlecht Dort war er einer der Gründungsmitglieder Verdienenden ebenso wie zwischen den Ge- des Kibbuz Hamadia im Norden des Landes schlechtern in der Wirtschaftskrise der letz- und lebte dann 16 Jahre dort. Rath studierte ten Jahre zu; 25 Prozent der unter 14jährigen Zeitgeschichte und Volkswirtschaft. 1948 sind Analphabeten, das Gesundheitswesen besuchte er Wien erstmals nach der NS-Zeit. sieht präventive Maßnahmen in viel zu ge- Nachdem er sich dem Journalismus zuge- ringem Ausmaß vor. und der technologische wandt hatte, wurde er 1957 Redakteur der Wandel senkt zwar die Arbeitskosten, verrin- „Jerusalem Post“, einer bis heute bestehen- gert aber kaum den Einsatz natürlicher Res- den englischsprachigen israelischen Zeitung. sourcen und steigert auch die Energieeffi- 1975 übernahm er die Funktion des Chef- Foto: Paul Zsolnay Verlag / I. Hilzensauer zienz zu wenig. Die EU gibt der Jugendbe- Ari Rath, langjähriger Chefredakteur redakteurs, 1979 wurde er Herausgeber des schäftigung, leistbarem Wohnen und der Ge- und Herausgeber der »Jerusalem Post« Blattes. Seit seinem Ausscheiden aus dem schlechtergerechtigkeit eine zu geringe Prio- Zeitungsgeschäft 1989, ist er freier Publizist rität. Zu den positiven Anzeichen zählen hin- uch dieses Schuljahr bot die Friedens- und unterrichtete an der Universität Pots- gegen die Entkoppelung des Wirtschafts- Astadt Linz in Kooperation mit dem Ver- dam. Er ist nach wie vor Verfechter der wachstums vom Ressourcenverbrauch in ein Land der Menschen OÖ den Linzer friedlichen Koexistenz von Israelis und Pa- Dänemark sowie die steigende Nutzung von SchülerInnen die Möglichkeit der Auseinan- lästinensern. Ari Rath besitzt seit den 1990er erneuerbarer Energie in vielen Teilen EU- dersetzung mit dem Thema Fremdenfeind- Jahren neben seiner israelischen Staatsbür- Ländern. lichkeit, Antisemitismus und Rassismus im gerschaft wieder die Staatsbürgerschaft Ös- Mit steigendem Einkommen werden ne- Rahmen des Projekts „Es gärt!“. Speziell für terreichs. 2012 sind seine Memoiren „Ari ben materiellen Zielen im engeren Sinn die Berufsschulen, Hauptschulen, Neue Mittel- heißt Löwe“ im Zsolnay-Verlag erschienen. Gestaltung der Gesellschaft, Work-Life Ba- schulen und Polytechnische Schulen konzi- Begleitet wurden die Veranstaltungen von lance, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Ge- piert, wurden SchülerInnen von 8. bis 10. Reinhard Leonhardsberger vom Verein Land sundheit und Umweltschutz immer bedeu- April im Rahmen einer zirka zweistündigen der Menschen OÖ beziehungsweise Gerda tendere Ziele für die Bevölkerung. In den Veranstaltung zu gemeinsamen Diskussionen Forstner von Linz Kultur, Friedensinitiative meisten dieser Ziele hat die EU gute An- über Alltagsrassismen hingeführt. der Stadt Linz. Die Kosten tragen die Stadt sätze, die sie im eigenen Interesse weiterent- Erneut konnte Linz 2014 den Journalisten Linz aus den Mitteln für Aktivitäten der wickeln muß. Zugleich kann die EU damit und Schriftsteller Ari Rath dafür gewinnen, Friedensstadt Linz und der Verein Land der zu einem Vorbild für Länder mit wesentlich der auf Grund seiner Lebenserfahrungen als Menschen OÖ. Die Friedensstadt Linz war niedrigerem Einkommensniveau werden und Jugendlicher in der Zeit des Nationalsozia- auch Mitveranstalterin einer Buchpräsenta- damit helfen, Fehlentwicklungen zu korri- lismus in Wien rund um den „Anschluß“ und tion, bei der Susanne Scholl aus ihrem Ro- gieren, bevor deren Kosten zu hoch werden. in der Gründungsphase des Staates Israel ein man „Emma schweigt“ im Interkulturellen Voraussetzungen sind die Entwicklung einer sehr interessanter Diskussionspartner ist. Begegnungszentrum Arcobaleno las. „ Vision, die Beseitigung der Barrieren zu ihrer Heuer haben erstmals Schulklassen gemein- http://www.friedensstadtlinz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 23 Österreich, Europa und die Welt Der Euro emotionalisiert Euro-Vertrauen auf niedrigem Niveau stabilisiert – sein identitätsstiftendes Potential wird weitgehend unterschätzt

ie Integrationsfunktion des Euro geht „Seit seiner Einführung wird dem Euro 65 % halten den Euro auch für „sehr“ Düber seine währungspolitische Rolle nachgesagt, für Teuerungen im Alltag ver- (30 %) oder „eher wichtig“ (35 %) für die hinaus. Der Euro macht Europa „angreif- antwortlich zu sein. Er war Sündenbock einer „Weiterentwicklung der EU“. Eine Gegen- bar“ – sowohl haptisch als auch im Sinne komplexen EU-Krisenpolitik und hat auf- position nehmen 23 % der Befragten ein eines emotionalen Blitzableiters. Er bewegt grund der Wirtschafts- und Finanzkrise an („eher nicht“: 15 %, „gar nicht“: 8 %). KritikerInnen und BefürworterInnen glei- Vertrauen eingebüßt. Zur gleichen Zeit wer- Daß der Euro auch für die „Entwicklung chermaßen. Letztlich hat er jenes identitäts- den aber die praktischen Vorteile – wie der einer gemeinsamen europäischen Identität“ stiftende Potential, das in der – für viele Wegfall des Geldwechsels – geschätzt und wichtig ist, sagen 59 % der Befragten abstrakten – EU oft vermißt wird“, sagt Paul der Euro auch als wichtiger Faktor für die („sehr“: 28 %, „eher“: 31 %). 30 % sehen Schmidt, Generalsekretär der Österreichi- Stellung Europas im globalen Wettbewerb den Euro hierfür als „eher nicht“ (17 %) oder schen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), gesehen“, meint Schmidt. „gar nicht wichtig“ (13 %) an. zum Ergebnis einer aktuellen ÖGfE-Um- Fragt man die ÖsterreicherInnen, welche Rund drei von vier betrachten die Zu- frage. Aspekte der EU-Mitgliedschaft sie spontan kunft des Euro als sicher – wie eine andere Nachdem die Vertrauenswerte des Euro positiv sehen, so nennen unter anderem 53 % ÖGfE-Umfrage vom November 2013 zeigt. in den Jahren 2011 und 2012 eingebrochen „die gemeinsame Währung / den Wegfall des Insgesamt 71 % der Befragten gaben an, daß waren und ihm eine Mehrheit eher geringes Geldwechsels“. Auf der negativen Seite fal- sie „auf jeden Fall“ (21 %) bzw. „eher schon“ bis gar kein Vertrauen entgegenbrachte, hat len 17 % sofort „Teuerungen durch den Euro“ (50 %) an den langfristigen Bestand der ge- sich das Meinungsbild seit dem vergangenen ein. meinsamen Währung glaubten, insgesamt 26 Jahr auf niedrigem Niveau stabilisiert. Ak- Ungeachtet dieser Ambivalenz sieht eine % nahmen dies „eher nicht“ (21 %) bzw. tuell sagen 49 % der Befragten, daß sie „sehr Mehrheit den Euro als gewichtiges Element „gar nicht“ (5 %) an. „Der Euro wird sowohl großes“ (7 %) oder „großes“ (42 %) Euro- der europäischen Integration: für positive als auch negative Entwicklungen Vertrauen haben. Ebenfalls 49 % sind eher 77 % der Befragten sagen, daß der Euro verantwortlich gemacht, sein langfristiger gegenteiliger Meinung: 30 % haben „eher ge- für die „Stellung der EU in der Weltwirt- Bestand und seine wesentliche Rolle für die ringes“, 11 % „sehr geringes“ und 8 % „gar schaft“ „sehr wichtig“ (40 %) oder „eher Weiterentwicklung Europas stehen jedoch kein“ Vertrauen in die Gemeinschaftswäh- wichtig“ (37 %) ist. 17 % sehen das „eher außer Frage“, schließt Schmidt. „ rung. nicht“ (12 %) oder „gar nicht“ (5 %) so. http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 24 Österreich, Europa und die Welt Wahlrecht für den Groll auf Europa Nur wenn die Europäer ihre Politiker abwählen dürfen, hat die Europäische Union eine Zukunft.

Von Christoph Hofinger *)

m Jahr 2008 waren die US-Amerikaner Realverfassung ein gewaltiges Defizit: Sie Europa als Ganzes. Die Bürger gehen nicht zu Izutiefst unzufrieden mit der Entwicklung berücksichtigt nicht das elementare Bedürf- den EU-Wahlen, mißtrauen den europäischen der Vereinigten Staaten. Irakkrieg, ein unfä- nis von Wählern, das Schicksal ihrer Nation Institutionen und befürworten in erstaunlich higer, von einem zwielichtigen Vize gesteu- einer Person anzuvertrauen – mit der Option, hoher Zahl den Austritt ihres Landes. erter Präsident, Vorboten der großen Krise. dieses Vertrauen auch wieder zurücknehmen Wer kann es ihnen verübeln, wenn es in Viele langfristige Trends – etwa die wach- zu können. Europa keine Übeltäter gibt, die für falsche sende Kluft zwischen Arm und Reich – gin- Egal, wie gebildet wir in Sachen Politik Politik bestraft werden können, sondern nur gen in die falsche Richtung. Eigentlich ein sind, wir können Politik in ihrer Komplexität ein großes, abstraktes Übel? Anlaß, am Konstrukt „Vereinigte Staaten“ zu nicht wirklich rational durchblicken. Das muß sich ändern, und es gibt einen zweifeln und sich mit Grauen von der US- Allein um die Vorhaben der EU etwa in ersten Anlaß zur Hoffnung: Martin Schulz, Politik abzuwenden. bezug auf Energiepolitik wirklich zu verste- Spitzenkandidat der Europäischen Sozialde- Stattdessen stieg die Wahlbeteiligung, die hen, geschweige denn die Auswirkungen mokratie, beansprucht im Falle einer Mehr- Amerikaner schickten GeorgeW. Bush in Pen- dieser Vorhaben auf die Gesellschaft und uns heit seiner Allianz das Amt des Kommis- sion und gingen das Wagnis ein, einem rela- persönlich, müßten wir uns wochenlang mit sionspräsidenten. Das gleiche gilt für Jean- tiv unerfahrenen Senator und dem ersten Afro- der Materie beschäftigen. Vermutlich mit dem Claude Juncker, der im Falle eines Erfolgs amerikaner die Geschicke des Landes an- Effekt, daß wir am Schluß auf hohem Ni- der Europäischen Konservativen bei den EU- zuvertrauen. Die „Greatest Nation on Earth“ veau noch verwirrter sind als zuvor. Wahlen die Nachfolge Barrosos für sich re- war bereit, ein weiteres Kapitel in die Ge- Emotionen sind Abkürzungen, die uns klamieren wird. schichtsbücher zu schreiben. wiederkehrende Herausforderungen unseres Langfristig führt wohl kein Weg daran Daß dieser Neustart 2008 (wie schon Lebens bewältigen lassen. Auch in der Poli- vorbei, allen Wahlberechtigten in Europa zahlreiche Male zuvor) möglich war, hat einen tik brauchen wir diese Abkürzungen, wegen einen Stimmzettel vorzulegen, auf dem sie simplen Grund: Die ihrer Zeit weit voraus- der enormen Komplexität unserer Gesell- einen „Präsidenten von Europa“ wählen. denkenden Gründerväter der Vereinigten schaften vielleicht sogar mehr als woanders. Franklin, Jefferson und Washington wa- Staaten hatten in der überaus cleveren Ver- Es ist eine ungemeine Entlastung, das Ge- ren zwar rationalistische Aufklärer, aber sie fassung genau einen Wahlgang eingebaut, an fühl zu haben, einer bestimmten Person die kannten die Psychologie des Souveräns bes- dem die Wahlberechtigten aller US-Bundes- Geschicke einer Gemeinschaft, deren Teil ich ser als die Gestalter des heutigen Europa. Sie staaten teilnehmen. bin, anvertrauen zu können. haben mit dem US-Präsidenten ein Amt ge- Trotz des Umwegs über die „Wahl- Das heißt nicht, daß wir die Ratio aus- schaffen, das eine in vielen Punkten gespal- männer“ haben alle Amerikaner das Gefühl, schalten sollen: Nachdenken, Argumentie- tene Nation eint. sie können gemeinsam einen Präsidenten ren, Weiterbilden sind nach wie vor sehr Wenn der europäische Geist der Aufklä- (vielleicht auch bald erstmals eine Präsi- brauchbare Grundlagen für politische Ent- rung im politischen Konstrukt EU weiterle- dentin) ins Weiße Haus bringen. Und, was scheidungen. Nur hat uns der wissenschaftli- ben will, bleibt ihm nur eines: seinen Bür- noch viel wichtiger ist: einen nicht geneh- che Fortschritt der letzten Jahre klar gezeigt, gern die Möglichkeit zu geben, durch ein men wieder aus dem Oval Office verjagen. daß letztendlich ohne Emotionen gar keine Kreuz auf einem europäischen Stimmzettel Und die Europäer? Wir haben gleich zwei Entscheidungen möglich sind, egal, wie sehr Hoffnungsträger in ein Amt zu wählen und Probleme: Wir wissen erstens gar nicht ge- wir unsere Vernunft bemühen. Enttäuschungen wieder aus diesem zu ent- nau, wer in der EU am meisten zu sagen hat. Europas Bürgerinnen und Bürgern wird fernen. „ Kommissionspräsident Barroso? Ratspräsi- nicht nur verwehrt, ihre Hoffnungen in eine Das SORA Institut wurde im Jahr 1996 dent Van Rompuy? Person zu legen – sie kennen auch kein von Christoph Hofinger und Günther Ogris Selbst wenn klar wäre, welches Amt die Gesicht, das sie für Enttäuschung, Unzufrie- gegründet und zählt zu den führenden priva- EU wirklich lenkt: Wir haben zweitens keine denheit und Ärger verantwortlich machen ten sozialwissenschaftlichen Instituten in Eu- klare Möglichkeit, eine Person in dieses Amt können. Sie können den tatsächlichen oder ropa. Als renommierte Autorität in der Poli- zu wählen oder sie dieses Amtes zu entheben. vermeintlichen Verursacher von Fehlent- tik- und Sozialforschung kooperiert SORA Damit hat die gewachsene europäische wicklungen nicht in die politische Wüste mit europäischen Spitzeninstituten und forscht schicken. im Auftrag der Europäischen Kommission, *) Christoph Hofinger ist einer der Geschäftsführer Hier liegt das größte Problem der EU: von Bund, Ländern und Gemeinden sowie des Wiener Sozialforschungsinstituts Sora; dieser Beitrag ist als Gastkommentar in der Wiener Wo- Der Unmut des Souveräns kann nicht perso- namhafter Privatunternehmen. chenzeitung „Falter“ Ausgabe 12/2014 erschienen. nalisiert werden, also trifft er das Konstrukt http://www.sora.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 25 Österreich, Europa und die Welt Europa Nostra Awards 2014 Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe – Österreich erhält eine Auszeichnung und zwei lobende Erwähnungen er Verein Gedenkstätte Gustav Klimt Derhält den Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe / Europa Nostra Preise 2014, Europas wichtigste Auszeichnung im Bereich des Kulturerbes. Der Wiener Verein wird für sein besonderes Engagement für den Erhalt des kulturellen Erbes ausgezeich- net, welches zur Rettung und Wiederherstel- lung des letzten Ateliers des berühmten ös- terreichischen Malers geführt hat. Zudem er- hielten das Stadtpalais Liechtenstein in Wien für dessen meisterhafte Erhaltung und Revi- talisierung sowie der österreichische Banker Erwin Hameseder für seine engagierte und ehrenamtliche Unterstützung des Kultur- erbeschutzes lobende Erwähnungen der Jury. Diese drei beispielhaften Leistungen aus Österreich werden – zusammen mit 26 ande- Foto: Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik Die Nordfassade der Klimt-Villa Wien, 2012 ren Projekten und Initiativen aus ganz Euro- pa – bei der Europäischen Kulturerbepreis- Das Stadtpalais Liechtenstein greichen Sammlung Neo-Klassischer Kunst Verleihung am 5. Mai im Burgtheater in in Wien erhielt eine lobende Erwähnung in aus dem Besitz des Hauses Liechtenstein ist Wien geehrt. Der Festakt wird in Gegenwart der Kategorie Konservierung. Nach einem hier zu sehen. von Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin sechsjährigen umfassenden Sanierungspro- für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und gramm erstrahlt das aus dem 17. Jahrhundert Erwin Hameseder Jugend, und des weltberühmten Tenors Plá- stammende und im zweiten Weltkrieg stark In der Kategorie engagierter Einsatz ge- cido Domingo, Präsident von Europa Nostra, beschädigte Gebäude wieder in altem Glanz. währte die Jury eine lobende Erwähnung an stattfinden. Vassiliou und Domingo werden Seit April 2013 können die barocken Stuck- Erwin Hameseder, einen renommierten Ban- außerdem im Rahmen dieser Veranstaltung decken, die üppigen Neorokoko-Interieurs, ker aus Wien (er ist Obmann der Raiffeisen- die Grand Prix-Preisträger bekannt geben. die Original-Möblierung sowie die erlesenen Holding NÖ-Wien). Seit mehr als zehn Jah- Schließlich wird auch der Gewinner des Pu- Parkettböden des berühmten Möbeltischlers ren stellt er, ganz uneigennützig, wertvolle blikumspreises ausgezeichnet, der in einer Michael Thonet wieder von Besuchern be- Unterstützung zur Verfügung und mobilisier- von Europa Nostra durchgeführten Online- wundert werden. Auch ein Teil der umfan- te umfangreiche Ressourcen für die Erhal- Umfrage ermittelt wird.

Der Verein Gedenkstätte Gustav Klimt hat 14 Jahre lang darum gekämpft, die Klimt-Villa und den dazugehörigen Garten als für jedermann zugänglichen Bereich zu bewahren. Die Jury lobte die unerschütterli- che Entschlossenheit des Vereins bei der Verfolgung seines Ziels. „Dank seiner aus- dauernden und gewissenhaften Bemühungen um die originalgetreue Wiederherstellung von Klimts Atelier sowie durch die Einfüh- rung umfangreicher Outreach-Programme, mit deren Hilfe die Zukunft des Ateliers als nachhaltiges kulturelles Zentrum gesichert wird, hat diese Bürgerinitiative erreicht, das Denkmal im öffentlichen Bewußtsein zu ve- rankern und das Ansehen des Künstlers wei- ter zu festigen“, heißt es in der Begründung Foto: Palais Liechtenstein GmbH / Fotomanufaktur Grünwald der Jury. Der »Quadratsaal« im Stadtpalais Liechtenstein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 26 Österreich, Europa und die Welt Foto: Jürgen Schindler / GNU Free Documentation License Die Basilika Maria Taferl (im Hintergrund ist der Ötscher zu sehen) gehört zu jenen religiösen Baudenkmälern in Österreich, für deren Erhaltung und Wiederherstellung sich Erwin Hameseder seit mehr als 10 Jahren uneigennützig einsetzt. tung und Wiederherstellung verschiedener Über das neue Programm Kreatives religiöser Baudenkmäler in Österreich, dar- Europa (englisch), das für die nächsten sie- unter die Basilika Maria Taferl, eine der ben Jahre mit fast 1,5 Mrd. Euro ausgestattet wichtigsten Pilgerstätten des Landes, sowie ist (9 % mehr als bisher zur Verfügung stand), das Benediktinerstift Göttweig mit Ursprung werden auch weiterhin länderübergreifende aus dem 11. Jahrhundert, beide in Nieder- Kulturerbe-Projekte gefördert. österreich gelegen. Das Kulturerbe ist nicht nur ein Wert an sich, es leistet auch einen wesentlichen Bei- Die Preisverleihung trag zu Wachstum und Schaffung von Ar- ist Teil des von Europa Nostra ausgerichteten beitsplätzen. Die Ausgaben für die Erhaltung jährlichen Europäischen Kulturerbe-Kongres- des Kulturerbes durch öffentliche und priva- ses, der von 2. bis 6. Mai in Wien unter der te Stellen belaufen sich auf schätzungsweise Schirmherrschaft von Bundespräsident Heinz 5 Mrd. Euro pro Jahr. Aus Erhebungen (eng- Fischer stattfinden wird. Der Kongreß wird lisch) der Organisation für wirtschaftliche im wesentlichen durch folgende Partner un- Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) terstützt: Die Europäische Kommission, ihre ergibt sich, daß 40 Prozent des internationa- Vertretung in Österreich, das österreichische len Tourismus eine Kulturdimension hat. Bundesministerium für Kunst und Kultur, die Darüber hinaus spielt das Kulturerbe eine Erste Stiftung, das Dorotheum, Bertelsmann Schlüsselrolle für nachhaltige Entwicklung Foto: Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien 2014 sowie der ORF als Medienpartner. und sozialen Zusammenhalt. Erwin Hameseder Europa Nostra ist eine wachsende Bür- Hintergrund worden, über das zwischen 2007 und 2013 gerbewegung, die sich für den Schutz des Die diesjährigen Gewinner des Preises fast 40. Mio. Euro zur Kofinanzierung von europäischen Kultur- und Naturerbes ein- der Europäischen Union für das Kulturerbe / Kulturerbe-Projekten bereitgestellt wurden. setzt. Mit seinem großen europaweiten Netz Europa Nostra Awards tragen sich in die lan- Fördermittel kommen auch aus anderen von von Mitgliedern (Organisationen und Ein- ge Liste von Preisträgern (360 bisher) ein, der EU-finanzierten Programmen: So wur- zelpersonen), assoziierten Behörden und die die Europäische Kommission und Europa den im selben Zeitraum aus dem Europäi- Verbänden sowie Partnern ist Europa Nostra Nostra seit 2002 ausgezeichnet haben. Fach- schen Fonds für regionale Entwicklung ein sehr einflußreicher Lobbyist für Kultur- jurys unabhängiger Sachverständiger aus 6 Mrd. Euro für Schutz und Erhaltung des erbe-Belange. Die Organisation setzt sich ganz Europa bewerten die nominierten Pro- Kulturerbes, die Entwicklung einer Kultur- auch für den Schutz gefährdeter Denkmäler, jekte in vier Kategorien: Restaurierung und infrastruktur und die Kofinanzierung kultur- historischer Stätten und Landschaften in Erhaltung; Forschung; besonderes Engage- bezogener Dienstleistungen, wie Berufsbil- Europa ein. 2013 feierte Europa Nostra sein ment; und Bildung, Ausbildung und Bewußt- dung und Bildungsmaßnahmen im Bereich 50jähriges Bestehen. „ seinsbildung. Alle Gewinner erhalten eine Kunst und Kulturerbe, bereitgestellt. Weitere http://www.europanostra.org Plakette oder eine Statuette. Die sechs 150 Mio. Euro wurden seit 1998 aus den http://vote.europanostra.org Hauptpreisträger erhalten je 10.000 Euro. EU-Rahmenprogrammen für Forschung und http://www.klimt.at Die Preise sind durch das Kultur-Pro- technologische Entwicklung für Kulturerbe- http://www.klimtvilla.at gramm der Europäischen Union gefördert Projekte zur Verfügung gestellt. http://www.palaisliechtenstein.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 27 Österreich, Europa und die Welt Jewish Welcome Service Vienna: 60 Gäste aus 6 Nationen Foto: PID / Walter Schaub-Walzer Natürlich stand auch ein Besuch im Wiener Rathaus auf dem Programm: Gruppenfoto einiger der Gäste auf der Feststiege. er Jewish Welcome Service Vienna war Insgesamt war das Feedback der Gäste vice 1980 auf Initiative des damaligen Bür- Dvom 30. März bis 6. April Gastgeber sehr gut. Auch wenn der Besuch von ge- germeisters Leopold Gratz und des Stadtrats einer Gruppe von Jüdinnen und Juden, die in mischten Gefühlen begleitet wurde, waren Heinz Nittel gemeinsam mit dem 2007 ver- ihrer Jugend aus Wien vertrieben wurden. 60 sich doch die meisten einig, daß es in Öster- storbenen Leon Zelman. Präsident ist der je- Personen aus 6 Nationen, darunter als Be- reich Veränderungen zum Positiven gibt. weilige Wiener Bürgermeister. Weitere Aufga- gleiter auch viele Kinder. Die Gäste kamen Finanziert wird die Tätigkeit des Jewish ben neben dem Besuchsprogramm sind die aus den USA, Israel, Kolumbien, Frankreich, Welcome Service von der Stadt Wien, mit Unterstützung von Gedenk- und Erinnerungs- Australien und England. Es standen auch Unterstützung der Republik Österreich und initiativen sowie Information und Service für Besuche jüdischer Einrichtungen, eine Stadt- vom Wiener Städtische Versicherungsverein, jüdische Wien-BesucherInnen und Einla- rundfahrt, ein Besuch in der Hofburg, im Hauptaktionär der Vienna Insurance Group. dungen an die jüngeren Generationen. „ Rathaus, bei der Sozialeinrichtung Esra, und Gegründet wurde der Jewish Welcome Ser- http://www.jewish-welcome.at auch ein Friedhofsbesuch auf dem Programm. Der Heurigenbesuch war großartig, die Gäste haben mit der Heurigenmusik mitge- sungen und auch getanzt. Einer kam mit sei- nen vier erwachsenen Kindern aus den USA und konnte ihnen erstmalig seine Geburts- stadt zeigen – was für alle ein ganz außerge- wöhnliches Erlebnis war, weil der Vater noch nie so offen über seine Kindheitserinnerun- gen gesprochen hatte. Zwei Personen in die- ser Gruppe, einer lebt in Israel und der ande- re in Australien haben nach Gesprächen her- ausgefunden, daß sie sogar im selben Haus in der Leopoldstadt gewohnt haben, nur war der eine schon Volksschüler und der andere erst knappe zwei Jahre alt. Der Besuch in der Hofburg war für alle sehr emotional. Besonders die einfühlsamen

Worte von Bundespräsident Fischer haben Peter Lechner Foto: HBF / viele bewegt. Bundespräsident Heinz Fischer im Kreise der internationalen Gäste in der Hofburg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 28 Österreich, Europa und die Welt Zusammen:Österreich in Salzburg ntegrationsminister Sebastian Kurz war Iam 11. April gemeinsam mit dem Projekt Zusammen:Österreich auf Schulbesuch in Salzburg. Vor 80 begeisterten 13- bis 18jäh- rigen SchülerInnen aus den unterschiedlich- sten Herkunftsländern betonte er: „Erfolg- reiche Integration ist für jede und jeden der sich Österreich als Heimat sucht möglich. Alles was zählt ist Engagement und die Be- reitschaft eine Leistung für Österreich zu erbringen. Die besten Beispiele dafür sind unsere Integrationsbotschafterinnen und In- tegrationsbotschafter, die alle ihre eigene erfolgreiche Integrationsgeschichte haben.“ Foto: BMeiA / Dragan Tatic Wo ein Wille ist auch ein Weg Außenminister Sebastian Kurz (2.v.l.) mit Hasan Özkan, Razana Dürr-Mohideen, Hasan Özkan wurde als Kind türkischer Jasmina Softic und Tolga Özdemir anläßlich Zusammen:Österreich in Salzburg Einwanderer in Salzburg geboren. Er ist nicht nur ein erfolgreicher Student der Rechts- mich in meinem Leben jemals integriert zu botschafterInnen war Jasmina Softic. Sie ist und Wirtschaftswissenschaft, sondern auch haben. Ich bin hier geboren und aufgewach- das Kind einer Gastarbeiterfamilie aus Bos- Sachbearbeiter auf der Juridischen Fakultät sen und sehe mich somit als Österreicher. nien und Herzegowina die in den 70er- Jah- in Salzburg. „Sowohl in der Schule, an der Die Uniform verleiht mir Respekt von aus- ren nach Österreich kam. Ihre Eltern haben Universität, als auch im privaten Leben sah sen, wünschenswert wäre es jedoch Respekt sehr hart gearbeitet, um ihr und ihrem jünge- ich, daß eigentlich nichts der Integration im auch nicht uniformiert zu erhalten.“ ren Bruder bessere Zukunftsperspektiven zu Weg steht, wenn man den Willen dafür hat Razana Dürr-Mohideen stammt ursprüng- bieten als sie sie hatten. Nach ihrer HAK- und die österreichische Kultur respektiert.“ lich aus Sri Lanka. Sie kam mit sieben Jah- Matura absolvierte sie deshalb eine weitere Auch Tolga Özdemir wurde als Sohn einer ren nach Österreich und begann mit 16 ihre Ausbildung als Grafikerin am Kolleg für türkischen Einwandererfamilie geboren. Nach Ausbildung zur Hotel- und Gastgewerbeas- Grafik-Design und schloß nebenbei auch seinem Lehrabschluß zum Einzelhandelskauf- sistentin. Seit Dezember 2012 leitet sie nun noch das Pädagogik Studium ab. Heute ist mann machte er die Kader-Eignungsprüfung das Motel One Salzburg-Mirabell. Sie hat sie Lehrerin auf der Landesberufsschule in beim österreichischen Bundesheer und rück- sich erfolgreich integriert und sagt zu Öster- Salzburg. „Es ist mir wichtig jungen Men- te im Oktober 2011 im Jägerbataillon in Kla- reich als Heimatort: „Heimat ist für mich schen Mut zu machen, daß sie durch Fleiß genfurt ein. Neben seiner beruflichen Lauf- nicht unbedingt ein Ort, sondern ein Gefühl und Ehrgeiz alles erreichen können und dass bahn beim Bundesheer engagiert er sich auch von Willkommen-Sein und Geborgenheit. Menschen mit Migrationshintergrund keinen als Rettungssanitäter beim österreichischen Das spüre ich hier ganz stark.“ Nachteil haben, sofern sie lernwillig, ziel- Roten Kreuz. „Ich habe nicht das Gefühl, Die letzte im Quartett der Integrations- strebig und ehrgeizig sind.“ „ Beschluß des Ministerrates über die Besetzung von Leitungsfunktionen im Ausland

uf Antrag von Außenminister Sebastian Dr. Brigitta Blaha, MMag. Erika Bernhard, AKurz wurde in der Sitzung des Mini- Österreichische Botschaft Islamabad, Österreichisches Generalkonsulat sterrates vom 8. April die Neubesetzung von Dr. Georg Stillfried, Straßburg, mehreren österreichischen Vertretungsbehör- Österreichische Botschaft Kairo, Mag. Jan Kickert, den beschlossen. Dabei wurde vorgeschla- Mag. Hermine Poppeller, Österreichische Vertretung bei den gen, folgende Personen mit Leitungsfunk- Österreichische Botschaft Kiew, Vereinten Nationen New York, und tionen im Ausland zu betrauen: Dr. Harald Günther, Dr. Maria Rotheiser-Scotti, Österreichische Botschaft Nairobi, Österreichische Botschaft Vaduz Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg, Dr. Alexander Grubmayr, mit Sitz in Wien. Österreichische Botschaft in Algier, Österreichische Botschaft Prag, Mag. Axel Wech, Mag. Helfried Carl, Die Betrauung mit den genannten Lei- Österreichische Botschaft Baku, Österreichische Botschaft Pressburg, tungsfunktionen erfolgt nach Einholung des Mag. Gerhard Reiweger, Mag. Roland Hauser, erforderlichen Agréments des Empfangsstaa- Österreichische Botschaft Bukarest, Österreichische Botschaft Sofia, tes und nach Ausstellung des Beglaubi- Dr. Caroline Gudenus, Dr. Ronald Sturm, gungsschreibens durch Bundespräsident Österreichische Botschaft Dakar, Österreichische Botschaft Tripolis, Heinz Fischer. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 29 Österreich, Europa und die Welt Neue Plattform für AuslandsgrazerInnen – grazoutside.net m April startete eine Online-Plattform für I„ganz Graz“ – für AuslandsgrazerInnen und Menschen mit Graz-Bezug weltweit. Unter dem „Motto Graz is, where the heart is“ versammelt http://www.grazoutside.net Menschen, die nicht in Österreich leben und in deren Leben Graz eine wichtige Rolle spielt: als Geburtsort, ehemaliger Studien- oder Arbeitsort, aber auch durch familiäre und andere zwischenmenschliche Beziehun- gen und bildet den Rahmen für eine Online- Community unter GrazerInnen weltweit. Auf einer Weltkarte werden die Com- munity-Mitglieder per Stecknadel visuell dargestellt. Dadurch soll eine Stadt ohne Grenzen entstehen, die Cluster sichtbar und lokale-globale Bekanntschaften unter Gra- zerInnen weltweit möglich machen soll. Im Magazin erzählen redaktionell gestal- tete Portraits, Essays vom in Berlin lebenden Schriftsteller und Ingeborg-Bachmann-Preis- träger Peter Glaser und Interviews die Ge- schichten bekannter und unbekannter „Exil- grazerInnen“, darunter Drehbuchautor, Re- Foto: grazoutside.net Der grazoutside-Rucksack – vor dem Grazer Schloßberg mit dem Uhrturm gisseur und Musiker Xaõ Seffcheque, Mu- sikerin Christina Pluhar, Herausgeber und wurde im Auftrag der Stadt Graz von Milo Sie sich unter mailto:[email protected] http://www.austrians.org Gründer Gerald Tesselaar und seiner kreativen Beratungs- Besuchen Sie die grazoutside.net-Com- Ganglbauer und Musikerin Dorit Chrysler. agentur freims: contemporary consulting for munity auf http://grazoutside.net/community/ In einer Online-Umfrage werden unter transformation, innovation and impact erwei- und registrieren sich mittels Facebook-Login anderem Antworten auf folgende Fragen ge- tert und mit dem Jahr 2014 umgesetzt. Die oder mit Ihrer E-Mail Adresse und Angabe sucht: Wer sind die „AuslandsgrazerInnen“? Beitragenden des Projekts sind selbst zum Ihres Wohnortes. Was bewegt sie? Was bedeutet für sie Hei- Großteil AuslandgrazerInnen. Liken Sie grazoutside.net auf Facebook mat? Und: Was können Graz und die Gra- http://www.facebook.com/grazoutside zerInnen von ihnen lernen? Mitmachen! Nehmen Sie an der Umfrage auf grazoutside.net ist nach einem Konzept grazoutside.net sucht weiterhin Auslands- http://de.surveymonkey.com/s/K5NFCBM von Milo Tesselaar entstanden, der das Pro- grazerInnen und Menschen mit Graz-Bezug teil – und teilen Sie diese Infos zu grazout- jekt 2007 in Zusammenarbeit mit dem Stadt- auf der ganzen Welt. side.net mit Menschen, die auch davon wis- museum Graz begonnen hat. Das Projekt Sind Sie AuslandsgrazerIn? Dann melden sen sollten! „ Euregio-Jugendfestival 2014 in Innsbruck tudium, Beruf, Gesellschaft: entdecke fachliche Input und der Austausch mit Gleich- Beim EVTZ-Preis ausgezeichnet Sdeine Potentiale!“ – unter diesem Motto altrigen hilft dabei, Zukunftspläne zu Das Euregio-Jugendfestival wird seit ging das dritte Euregio-Jugendfestival von 9. schmieden und umzusetzen.“ 2012 jährlich vom Gemeinsamen Büro des bis 12. April in Lienz, Bruneck und Trient Neben Workshops in Kleingruppen und EVTZ „Europaregion Tirol-Südtirol-Trenti- über die Bühne. Vier Tage lang tauschten Diskussionen mit Fachleuten erwartete die no“ an drei Orten in Tirol, Südtirol und dem einander 100 SchülerInnen aus der Europa- Jugendlichen ein vielfältiges Rahmenpro- Trentino veranstaltet. region Tirol-Südtirol-Trentino mit ExpertIn- gramm. In Lienz besuchten die SchülerInnen Ziel ist es, neue Impulse im Bereich der nen über Studienmöglichkeiten und Berufs- die Firma Durst, das Tiroler Photoarchiv und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu chancen sowie über ehrenamtliches Engage- dessen Ausstellung „Volldampf“ zur Ge- setzen sowie jungen Menschen im Alter von ment aus. schichte der Pustertalbahn. In Bruneck lud 16 bis 19 Jahren aus der Euregio spannende Die diesjährigen Inhalte des Jugendfesti- die Jugend-Bigband der Jazzakademie Me- Begegnungen und regen Meinungsaustausch vals wurden von den TeilnehmerInnen der ran zu einem Gratis-Konzert, am Nachmit- zu ermöglichen. ersten beiden Ausgaben vorgeschlagen. „Die tag blieb Zeit für einen Sport- und Spiele- Das Projekt wurde Mitte Februar mit dem Themenwahl zeigt, daß Job und Ausbildung nachmittag. In Trient wiederum stand der zweiten Rang beim EVTZ-Preis der Euro- junge Menschen sehr beschäftigen“, betonte Besuch des nagelneuen naturwissenschaft- päischen Union ausgezeichnet. „ Jugendlandesrätin Beate Palfrader: „Der lichen Museums am Programm. http://www.europaregion.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 30 Österreich, Europa und die Welt 170 JungparlamentarierInnen aus EU-Ländern in Wien m Rahmen des Model European Parlia- Iment (MEP) waren Anfang April 170 Jung- parlamentarierInnen aus den Mitgliedsstaa- ten der Europäischen Union und aus den Be- werberländern Mazedonien, Türkei und Ser- bien in Wien. Bildungs- und Jugendstadtrat Christian Oxonitsch begrüßte die 16- bis 19- jährigen Jugendlichen im Gemeinderatsaal des Wiener Rathauses: „Es ist mir eine Ehre, Sie hier in Wien willkommen heißen zu dür- fen. Ich hoffe Sie, fühlen sich hier wohl und genießen die Zeit in unserer Stadt. Mehr als ein Viertel aller WienerInnen ist jünger als 26 Jahre. Letzten Monat wurde die interna- tionale Studie ,Quality of Living 2014‘ der Beratungsfirma Mercer Consulting Group veröffentlicht. Wien rangiert erneut auf dem Foto: PID / Votava ersten Platz und ist demnach weltweit die Wiens Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch bei der Begrüßung der TeilnehmerInnen Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Und der Model European Parliament Austria im Gemeinderatsaal des Wiener Rathauses. das bereits das fünfte Mal. Die US-amerikani- Unter den Rednern war auch der ehema- Gleichberechtigung und Außenpolitik. Außer- sche Internet-Ranking-Plattform ,list25.com‘ lige Bundeskanzler Franz Vranitzky, der die dem jährt sich heuer der Ausbruch des wählte Wien vergangenen August auf Platz 1 Jugendlichen ebenfalls begrüßte. 1. Weltkriegs zum 100. Mal. Aus diesem An- der 25 Best Cities For Young People To Live Der inhaltliche Schwerpunkt der Wien- laß hatten die Jugendabgeordneten die Mög- In. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen reise lag auf den Themen Energie/Umwelt, lichkeit, dem europäischen Friedenswerk am schönen Aufenthalt in Wien“, so Oxonitsch Jugendarbeitslosigkeit, Internetfreiheit, öffent- Vorabend der Europäischen Parlamentswahl abschließend. liche Gesundheit, Bildung und Integration, im Mai neue Impulse zu geben. „ SchülerInnen gewinnen bei intern. Jungunternehmer-Wettbewerb ei der europäischen „Jungunterneh- BmerInnen Handelsmesse“ von „Junior Achievement – Young Enterprise Europe“ konnte Österreich zwei der begehrten Aus- zeichnungen mit seinen „Junior Companies“ erringen. Die Europäische Handelsmesse ist Treffpunkt und Ausstellungsplatz für von SchülerInnen gegründete „Junior Compa- nies“ aus ganz Europa und fand von 2. bis 4. April in Haifa/Israel statt. 32 Jungunterneh- men aus ganz Europa waren vor Ort, haben ihre innovativen Produkte und Dienstleistun- gen der Öffentlichkeit präsentiert und wur- den von einer Fachjury beurteilt. Österreich war mit zwei „Junior Companies“ auf der Messe vertreten, welche die Preise für die „beste internationale Zusammenarbeit“ so- wie für das „beste Unternehmen in der Ge- Foto: Junior Enterprise Austria »Junior Company«-Prämierung in Haifa: So sehen GewinnerInnen aus samtwertung“ gewannen. „Österreich braucht kreative junge Men- kammer Österreich (WKÖ). Sie begleitet die Arbeits- und Berufswelt ausstatten.“ Mit schen, die Freude am Unternehmertum Initiative Junior seit Beginn und sieht An- dem Junior-Company Programm tauchen haben und schon während ihrer Schulzeit gebote, wie den Unternehmerführerschein zur 15- bis 19jährige Schüler aktiv in die Wirt- lernen, verantwortungsbewußte Entschei- Förderung von Stärken als besonders wich- schaftswelt ein, indem sie ein eigenes real dungen zu treffen. Die Sieger, wie auch alle tig an. Landertshammer: „Zur Sicherung wirtschaftendes Unternehmen mit echten Teilnehmer des Schüler-Unternehmen-Wett- unseres Wirtschaftsstandortes benötigen wir Produkten oder Dienstleistungen gründen bewerbs sind das beste Beispiel dafür“, be- die Schulen als Partner, die sich den indivi- und führen – von der Geschäftsidee über tont Michael Landertshammer, Leiter der Ab- duellen Fähigkeiten der Jugendlichen wid- Produktion bis zum Jahresabschluß. „ teilung für Bildungspolitik der Wirtschafts- men und sie mit den Kompetenzen für http://www.junior.cc

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 31 Österreich, Europa und die Welt Jahrestreffen der Europa-GemeinderätInnen in Salzburg m 11. April fand die dritte Jahreshaupt- Aversammlung der Mitglieder der Europa- GemeinderätInnen-Initiative im Europasaal Edmundsburg in Salzburg statt. Die überpar- teiliche Initiative wurde 2010 durch das jet- zige Bundesministerium für Europa, Integra- tion und Äußeres zusammen mit der Vertre- tung der Kommission in Österreich ins Leben gerufen. Sie zählt derzeit bereits 650 Mit- glieder. Außen- und Europaminister Kurz hob in seiner Ansprache das große Engagement der GemeinderätInnen für Europa hervor: „Mein Ziel ist es daher, daß es in allen österreichi- schen Gemeinden eine Europagemeinderätin bzw. einen Europagemeinderat gibt.“

Diese ehrenamtliche Arbeit ist von be- Foto: BMeiA / Mahmoud sonderer Wichtigkeit, um die Errungen- v.l.: Außen- und Europaminister Sebastian Kurz, Richard Kühnel, Vertreter der EU- Kommission in Österreich, und Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer schaften der EU sowie den konkreten Nut- zen für Österreich auf lokaler Ebene zu kom- ferner Elfenbeinturm in Brüssel. Die Eini- Spindelegger aus der Taufe heben durfte. munizieren: „Gerade jetzt im Vorfeld der gung Europas liegt in den Händen der Ent- Jetzt freue ich mich, diese Initiative mit Bun- Europawahl ist es wichtig, den BürgerInnen scheidungsträger und Meinungsbildner auf desminister Sebastian Kurz in die Zukunft zu zu zeigen, daß sie mit Ihrer Stimme den Kurs europäischer, nationaler, regionaler und führen. Zu diesem Zweck haben wir verein- der Europäischen Union in den nächsten fünf kommunaler Ebene. Keine Ebene ist dabei bart, die Initiative nicht nur fortzuführen, son- Jahren mitentscheiden – denn jede Stimme näher am Bürger als die kommunale. Daher dern auch auszubauen. Die Europa-Gemein- zählt!“ bin ich stolz auf den Erfolg der Europa-Ge- deräte sind für mich eines der größten Er- Richard Kühnel, Vertreter der EU-Kom- meinderäte-Initiative, die ich vor vier Jahren folgsprojekte der Europa-Kommunikation in mission in Österreich, sagte: „Europa ist kein mit dem damaligen Außenminister Michael Österreich. Ihnen gilt besonderer Dank!“ „

Euregio-Jugendfestival 2014 tudium, Beruf, Gesellschaft: entdecke Sdeine Potentiale!“ – unter diesem Motto ging von 9. bis 12. April das dritte Euregio- Jugendfestival in Lienz, Bruneck und Trient über die Bühne. Vier Tage lang tauschten sich 100 SchülerInnen aus der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino mit ExpertInnen über Studienmöglichkeiten und Berufschancen sowie über ehrenamtliches Engagement aus. Die diesjährigen Inhalte des Jugendfesti- vals wurden von den TeilnehmerInnen der ersten beiden Ausgaben vorgeschlagen. „Die Themenwahl zeigt, daß Job und Ausbildung junge Menschen sehr beschäftigen“, betont Tirols Jugendlandesrätin Beate Palfrader:

„Der fachliche Input und der Austausch mit Foto: EVTZ / Aichner Gleichaltrigen hilft dabei, Zukunftspläne zu 100 Jugendliche aus Tirol, Südtirol und dem Trentino nahmen am Festival teil. schmieden und umzusetzen.“ einem Gratis-Konzert, am Nachmittag blieb staltet. Ziel ist es, neue Impulse im Bereich Neben Workshops in Kleingruppen und Zeit für einen Sport- und Spielenachmittag. der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Diskussionen mit Fachleuten erwartete die In Trient wiederum stand der Besuch des zu setzen sowie jungen Menschen im Alter Jugendlichen ein vielfältiges Rahmenpro- nagelneuen naturwissenschaftlichen Mus- von 16 bis 19 Jahren aus der Euregio span- gramm. In Lienz besuchten die SchülerInnen eums am Programm. nende Begegnungen und regen Meinungs- die Firma Durst, das Tiroler Photoarchiv und Das Festival wird seit 2012 jährlich vom austausch zu ermöglichen. Das Projekt dessen Ausstellung „Volldampf“ zur Ge- Gemeinsamen Büro des EVTZ „Europare- wurde mit dem 2. Platz beim EVTZ-Preis schichte der Pustertalbahn. In Bruneck lud die gion Tirol-Südtirol-Trentino“ an drei Orten der Europäischen Union ausgezeichnet. „ Jugend-Bigband der Jazzakademie Meran zu in Tirol, Südtirol und dem Trentino veran- http://www.europaregion.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 32 Österreich, Europa und die Welt Salzburger Festspiele gewinnen bei International Opera Awards m Abend des 8. April fand in London Adie diesjährige Verleihung statt und wie- derum waren die Salzburger Festspiele no- miniert. Diesmal in der Kategorie „Beste Opern-Neuproduktion“. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von John Allison, hat die Neuproduktion der Salzburger Pfingst- festspiele, Vincenzo Bellinis „Norma“ mit Cecilia Bartoli in der Titelpartie, zur „Besten Opern-Neuproduktion 2013“ gekürt. Die In- ternational Opera Awards wurden in insge- samt 21 Kategorien verliehen und werden als „Oscars der Oper“ bezeichnet. „Vergangenes Jahr wurden die Salzburger Festspiele zum besten Festival der Welt ge- kürt. Dieses Jahr errangen wir mit unserer Foto: Jim Winslet Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Intendant Alexander Pereira ,Norma‘ trotz beachtlicher Konkurrenz aus anderen Häusern den Preis für die beste Bellinis Norma zu präsentieren. Das auf aus. Es ist schön zu sehen, wie die äußerst Neuproduktion. Dieser Preis ist uns Aner- einer kritischen Neuedition der Partitur und inspirierende Zusammenarbeit zwischen den kennung und Ermutigung zugleich und hof- einem auf historischen Instrumenten spielen- Salzburger Festspielen und ihr internationale fentlich ein gutes Vorzeichen für die Pfingst- den Orchester beruhende Klanggewand ließ Beachtung findet. Gewinner sind heute auch festspiele 2014“, freut sich Festspielpräsi- das Werk in gänzlich neuem Licht erschei- das gesamte Ensemble unter der musikali- dentin Helga Rabl-Stadler. nen“, so Cecilia Bartoli, Künstlerische Leite- schen Leitung von Giovanni Antonini und die „Ich bin stolz und dankbar, daß wir in rin der Salzburger Pfingstfestspiele. beiden Regisseure Moshe Leiser und Patrice Salzburg mit einem großartigen Team die „Cecilia Bartoli zeichnet der bewun- Caurier“, so Intendant Alexander Pereira. „ Möglichkeit hatten, eine neue Vision von dernswerte Mut zu Qualität und Fantasie http://www.salzburgfestival.at Burgenland im Mekka des internationalen Designs urgenland Tourismus begeisterte auf der Bwichtigsten Möbelmesse der Welt, der „Salone Internationale del Mobile“ in Mai- land zahlreiche Designinteressierte mit bur- genländischem Design und Architektur so- wie einer interaktiven Reise durch das öst- lichste Bundesland Österreichs. Jedes Jahr im April verwandeln rund 300.000 Besucher aus 160 Ländern Mailand, die Metropole des guten Geschmacks, in eine Bühne für Interieur, Design und Life- style. Hunderte von Designern, Produzenten und Händlern kommen zur Leitmesse der Möbelbranche nach Mailand, um über Inneneinrichtung zu fachsimpeln, Geschäfts- kontakte zu knüpfen und Designtrends auf- zuspüren. Das Burgenland war in diesem Foto: Österreich Werbung Jahr mit dabei. Michael Strasser (Österreich Werbung Italien), Michael Berger (Österreichischer Vom 8. bis 13. April präsentierte Burgen- Wirtschaftsdelegierter in Mailand) und Mario Baier (Direktor Burgenland Tourismus) land Tourismus in Kooperation mit der Ös- Gerade im Burgenland findet man immer sen Anzahl an Herstellern mit internationa- terreich Werbung und Advantage Austria auf mehr die Kombination von Wein, Architek- lem Renommee präsentieren zu dürfen. Ich der Mailänder Design Woche einem interna- tur und Design bei verschiedenen Weingüter, denke, mit diesem Debüt haben wir die tionalen Publikum burgenländische Wein- aber auch bei ausgewählten Beherbergungs- Bekanntheit des Burgenlandes als attraktives architektur und Design. Burgenland Touris- betrieben wie zum Beispiel den ,Pannonisch Urlaubsland steigern und ein nachhaltig mus-Direktor Mario Baier hebt hervor: „Die Wohnen‘-Unterkünften. Und das macht das positives Image für die ,Sonnenseite Öster- Verbindung von Urlaub mit Genuß von Burgenland zu einem attraktiven weinkuli- reichs‘ aufbauen können“, so Mario Baier Wein, Kulinarik, Natur und Kultur wird für narischen Reiseziel.“ Es sei eine Ehre für über den Auftritt in Mailand. „ immer mehr Menschen zum Reisemotiv. Burgenland Tourismus, „sich neben der gros- http://www.burgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 33 Österreich, Europa und die Welt Weltweit größtes urbanes Seilbahnnetz für Bolivien Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH Baustellenfoto von La Paz: Präzises Arbeiten in schwindelerregender Höhe gehört für die Profis von Doppelmayr zum Alltag. m 10. September 2012 unterzeichnete überzeugen. Hinsichtlich Auftragssumme gruppe hat Produktionsstandorte sowie Ver- Ader bolivianische Präsident Evo Mora- wurde mit dem Vertragspartner Stillschwei- triebs- und Serviceniederlassungen in über les einen Vertrag mit der Doppelmayr/Gara- gen vereinbart. 30 Ländern der Welt und durfte bis heute venta Gruppe über den Bau von drei urbanen über 14.300 Seilbahnsysteme für Kunden in Seilbahnen in La Paz. Die kuppelbaren Bah- Die Doppelmayr/Garaventa Gruppe über 87 Staaten realisieren. nen mit Kabinen für je 10 Personen verbin- ist Qualitätsführer im Seilbahnwesen. Die Das von Doppelmayr realisierte Projekt den die zusammengewachsenen Großstädte genaue Kenntnis der Kundenbedürfnisse und in London über die Themse hat weltweit für La Paz und El Alto und sind die ersten urba- professionelles, präzises Arbeiten sind Grund- Furore gesorgt und bereits zwei Monate nach nen Seilbahnen in Bolivien. Auf einer Länge lagen für die weltweite Marktführerschaft. Eröffnung mehr als eine Million Passagiere von bis zu 4 km und mit mehreren Zwischen- Als Technologieführer bei Seilbahnen hat komfortabel und schnell von den Vorteilen stationen werden sie mit einer Stunden- Doppelmayr zahlreiche Weltneuheiten reali- einer Seilbahn als Transportmittel im ÖPNV kapazität von je 3000 Personen pro Richtung siert und die Meilensteine der modernen überzeugt. das komplett überlastete Straßennetz deut- Seilbahntechnik gesetzt. Die Unternehmens- http://www.doppelmayr.com lich entlasten und den Pendlerverkehr enorm erleichtern. Die Gesamtlänge aller drei Red Dot Design-Award für Backhausen Seilbahnen beträgt 10,7 km mit 11 Stationen und ist somit das weltweit größte urbane er extravagante Möbel- und Dekorstoff staltungsqualität und Designexzellenz und Seilbahnnetz. D„Wave Circles“, der gemeinsam mit wird jährlich von einer Fach-Jury vergeben. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von bis zu dem renommierten Architekturbüro Coop „Dieser internationale Designpreis zeigt, 5 m/s (= 18 km/h) wird die Fahrzeit zwi- Himmelb(l)au entwickelt wurde, konnte sich daß die Firma Backhausen, die ihre Firmen- schen den beiden Städten bei maximal 10 bis gegen eine Vielzahl von Bewerbern durch- philosophie auf den Grundpfeilern Indivi- 16,5 Minuten liegen, während die gleiche setzen und durch seine dreidimensionale Wir- dualität, Perfektion und Ästhetik aufbaut, Strecke mit dem Auto zurückgelegt auch bis kung und durch das Design fließender, sich auf dem richtigen Weg ist“, so GF Jürgen zu einer Stunde und mehr dauern kann. Bei wölbender Punkte, sowie durch hohe Qualität Teubenbacher. „Dank der hauseigenen We- der Auftragsvergabe durch das Ministerio de und einen interessanten Materialmix die Jury berei und mittlerweile 165jährigem Know- Obras Públicas, Servicios y Viviendas konn- überzeugen. 4815 Entwürfe von Herstellern, How, sowie einem eigenen Designer-Team te Doppelmayr durch sein fundiertes Seil- Designern und Architekten aus 35 Nationen können wir schnell und präzise auf Kunden- bahn-Knowhow, seine hohen Qualitätsstan- wurden von 40 Jury-Mitgliedern bewertet. wünsche und Sonderentwicklungen einge- dards, seine oft bewiesene Umsetzungskom- Für eine bessere Identifikation wurde der hen. So war es uns auch möglich, diesen petenz und nicht zuletzt aufgrund seiner Gewinner-Stoff auf sämtlichen Kanälen mit preisgekrönten Stoff zu entwickeln.“ „ weltweiten Erfahrung mit Großprojekten dem „Red Dot“ versehen – der steht für Ge- http://www.backhausen.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 34 Österreich, Europa und die Welt Harald Sedlacek schreibt Segelgeschichte anze 87 Tage und 50 Minuten und über G5100 Seemeilen liegen im Kielwasser des nur 4,9 Meter kleinen Vulkanfaser-Pro- totypen FIPOFIX. Am 13. April um exakt 17 Uhr UTC passierte Skipper Harald Sedlacek mit seiner FIPOFIX die Ansteuerungstonne von Palm Beach. Ein unglaublicher, erstma- liger Extremsegeltörn ist erfolgreich abge- schlossen! Skipper Sedlacek ist somit der weltweit erste Extremsegler welcher, den Nordatlan- tik in einem nur 16 Fuß (4,9 Meter) kleinen Segelboot von Kontinent zu Kontinent ein- hand, nonstop und ohne jegliche Hilfe von außen überquert hat! Zugleich hält er nun- mehr auch den Rekord für die meilenmäßig Foto: Yacht Construction Consulting GmbH längste Einhand-Nonstop-Fahrt in der 16 Auf Skipper Sedlacek warteten die Herausforderungen der gefürchteten Biskaya, Fuß-Klasse. eines winterlichen Nordatlantiks, Kälte, stürmische See, Entbehrungen … Schon unmittelbar nach dem Auslaufen nahezu die gesamte Törndauer ausnahmslos Am 18. Mai wird er mit seiner FIPOFIX in die winterliche Biskaya brachten Winter- im ungeschützten Cockpit verbringen! Als erneut auslaufen: Diesmal wird er versuchen stürme, Wetterkapriolen im Passatwindgür- letzte Herausforderung wartete auch noch den Nordatlantik von West nach Ost einhand, tel, der Ausfall des Autopiloten, ein teilwei- das durchsegeln der Bahamas mit dichtem nonstop, zu überqueren. Sollte dies gelingen ser Ausfall der Ruderanlage und gesundheit- Schiffsverkehr und unberechenbaren Strö- haben sich nicht nur Skipper Sedlacek son- liche Probleme Sedlacek bis an seine Gren- mungen sowie, „last but not least“, die für dern auch eine neue Werkstofftechnologie zen. Er mußte die FIPOFIX über die gesam- ihre Wetterkapriolen und Strömungen ge- auf eindrucksvolle Weise bewiesen. „ te Wegstrecke selbst steuern und somit auch fürchtete Floridastraße. http://www.open16.com »Herzlich Willkommen« in Innsbruck m 15. April wurden sieben französische ASchülerInnen des Lycée Louis Vicat aus Souillac von Stadtrat Gerhard Fritz im Rat- haus empfangen. „Ich freue mich ganz be- sonders euch in der Landeshauptstadt Inns- bruck willkommen zu heißen“, so der Stadt- rat: „Genießt die Zeit in Innsbruck mit dem facettenreichen Programm, das die Stadt zu bieten hat.“ Zur Begrüßung gab es für die SchülerInnen sowie auch für die Lehrenden ein Willkommensgeschenk. Der für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Integration zuständige Stadtrat infor- mierte die Gäste über die Vielfalt Innsbrucks und gab einen informativen Überblick über die von der Stadt Innsbruck bewußt einge- setzte energieeffiziente Nutzung. Die franzö- sischen SchülerInnen verfügen über gute Kenntnisse im Bereich erneuerbarer Ener- gie, da ihr Schwerpunkt der Ausbildung dar- in liegt. Die SchülerInnen kamen in Begleitung von Barbara Ditterich (Professorin an der Foto: IKM/Mörzinger Handelsakademie Innsbruck), den beiden Freuten sich über den Empfang im Rathaus: Die französischen Gäste, Barbara Lehrenden an der französischen Schule Lycée Ditterich (HAK Innsbruck, vorne) und Stadtrat Mag. Gerhard Fritz (hinten rechts) Louis Vicat Jean-Philippe Marquié und Gre- bruck aus, da sie auf gutem Weg ist, noch an, unter anderem mit der Lycée Louis Vicat tel Jacquier. Die Initiative des Besuchs in der internationaler und europäischer zu werden in Souillac. „ Landeshauptstadt ging von der HAK Inns- und bahnt daher zwei Schulpartnerschaften http://www.hak-ibk.tsn.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 35 Österreich, Europa und die Welt LH Kaiser empfing indische Wirtschaftsdelegation in Wien ärnten möchte seine Wirtschaftskon- Ktakte zu Indien vertiefen. Aus diesem Grund empfing Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser im Parlament in Wien gemein- sam mit seinen Regierungskollegen LHStv.in Gaby Schaunig und LR Wolfgang Waldner und Vertretern der Kärntner Wirtschaft am 4. April eine 15köpfige indische Wirtschaftsde- legation aus Kalkutta. Organisiert wurde das Treffen vom indischen Eigentümer der Au- strian Anadi Bank, Sanjeev Kanoria. „Der indische Subkontinent kann ein neuer Hoffnungsmarkt für die Kärntner Wirt- schaft werden. Daher wollen wir die Kon- takte aber auch die Wirtschaftsbeziehungen mit Indien verstärken, die den Kärntner Wirt- schaftsbetrieben, aber auch dem Land es er- Foto: Büro LH Kaiser/ Hypo Alpe Adria Bank AG/APA-Fotoservice/Juhasz möglichen sollen, neue Kooperationen zu Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser empfing indische Wirtschaftsdelegation knüpfen“, betonte Kaiser. Der Empfang soll- Den indischen Gästen wurde auch ein ak- ter in Österreich, Suhel Ajaz Khan, zeigte te aber auch dazu genützt werden, der indi- tueller Kärnten-Film präsentiert. Wie Kaiser sich über die Präsentation angetan. schen Delegation Kärntens Vorteile als In- weiters bekanntgab, sollen die Kontakte Positive Signale gibt es auch von der vestitions- und Wirtschaftsstandort näherzu- zwischen der Kärntner Wirtschaft und der Austrian Anadi Bank. „Wir freuen uns, als bringen. Letztere präsentierten Ulrich Za- Industrie mit indischen Firmen über die Lan- Bank die internationalen Beziehungen zwi- foschnig von der Landesholding und Sabrina desholding hergestellt werden. schen Kärnten und Indien mit unserem Schütz-Oberländer von der Betriebsansied- Die indische Delegation, mit dabei war Know-how unterstützen zu können“, so Vor- lungs- & Beteiligungsgesellschaft (BABEG). auch der stellvertretende indische Botschaf- standsvorsitzender Martin Czurda. „ Salzburg: Mehr Bewegung in den Regionen er Ausschuß der Regionen (AdR) ver- Dsteht sich in der Vielfalt der Sprachen auf die gleichen Ziele, nämlich die Regio- nalität und die Vielfalt der verschiedenen eu- ropäischen regionalen Unterschiede. Es wur- den sehr spannende Diskussionen über die vielfältigsten aktuellen Themen geführt“, er- klärte Salzburgs Landtagspräsidentin Brigit- ta Pallauf anläßlich der jüngsten Plenarta- gung des AdR in Brüssel. „Die Ereignisse rund um die Ukraine müssen für alle in der Europäischen Union eine Warnung sein, daß nicht auch andere kleinere Regionen in ähnliche Situationen geraten. Ich denke da vor allem an Länder wie Moldawien“, warnte Landeshauptmann a.D. Franz Schausberger, Beauftragter der Foto: Land Salzburg / Marie-Christine Hohenberg Landes Salzburg im AdR. Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Landeshauptmann a.D. Franz Schausberger, Beauftragter der Landes Salzburg im Ausschuß der Regionen Themen waren unter anderem die Erwei- terung und Europäische Nachbarschaftspo- gen und vor allem versuchen, die vielen Der AdR beschloß die Charta für Multi- litik und Ausführungen für regionales Bau- Vorhaben auch Salzburg und den Menschen level-Governance in der EU, die unter ande- und Wohnungsbauwesen. Besonders wurden in Salzburg verständlicher und einfacher rem vom ehemaligen AdR-Präsidenten und die Erweiterungsstrategie und die wichtig- Form umsetzbar zu machen. Ich sehe die flandrischen Ministerpräsidenten Luc Von sten aktuellen Herausforderungen erörtert. Vertretung im AdR als Botschafterin der den Brande und Herwig van Staa, Tirols „Die Regionen sind mehr als je zuvor ge- Vielfalt und regionalen Unterschiede in Eu- Landtagspräsident und Präsident des Kon- fordert, sich einzubringen. Der Salzburger ropa und es ist so wichtig wie nie zuvor, sich gresses der Gemeinden und Regionen des Landtag wird sich vermehrt mit der Europäi- dieser grenzüberschreitenden Aufgabe zu Europarates, vorgestellt wurde. „ schen Union und ihren Vorhaben beschäfti- widmen“, betonte Pallauf. http://cor.europa.eu/de/Pages/home.aspx

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 36 Österreich, Europa und die Welt 43 Mio. Euro für Wachstum und Beschäftigung in Tirol. m heurigen Jahr beginnt in der EU eine Ineue Finanzperiode. Sämtliche EU-Förder- programme werden neu aufgelegt – so auch das bisherige zur Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit, über welches in Tirol von 2007 bis 2013 über 230 Betriebe mit mehr als 300 Projekten mit knapp 35 Mio. Euro EU-Mitteln unterstützt wurden. Da- durch entstanden mehr als 400 hochwertige Arbeitsplätze. „Für den Zeitraum 2014-2020 stehen mit dem Programm ‚Investition in Wachstum und Beschäftigung‘ über 43 Millionen Euro für Tirol zur Verfügung“, umreißt LH Gün- ther Platter die Dimension dieser wichtigen

Förderschiene. Bis 2020 sollen mit diesem Foto: Amt der Tiroler Landesregierung Geld rund 130 Projekte von heimischen Un- »Wir wollen auch regionale Ziele und Ideen in diesem Programm unterstützen«, ternehmen mit einem Investitionsvolumen betont Tirols Landeshauptmann Günther Platter. von 115 Mio. Euro unterstützt werden. Im Ein Großteil der 43 Mio. Euro kommt aus Das nunmehr von der Tiroler Landesre- Mittelpunkt stehen dabei für Tirol besonders dem Europäischen Fonds für regionale Ent- gierung beschlossene Programm „Investition relevante Themenfelder wie die Stärkung wicklung (EFRE). Insgesamt wurden die Mit- in Wachstum und Beschäftigung“ liegt der- der Wettbewerbsfähigkeit von Klein- und tel für Österreich im Zeitraum 2014-2020 zeit in Brüssel zur Genehmigung. Eine erste Mittelbetrieben, die Unterstützung von For- beträchtlich gekürzt. „Für Tirol steht aber Rückmeldung wird im Sommer erwartet. Tat- schung und Innovation sowie die Verrin- fast gleich viel EU-Geld zur Verfügung wie sächlicher Programmstart wird Beginn des gerung des CO2-Ausstoßes von Unterneh- in der vergangenen Förderperiode“, freut kommenden Jahres sein. „ men. sich Platter über den Verhandlungserfolg. http://europa.eu/legislation_summaries/employment_and_social_policy/job_creation_measures/l60015_de.htm Anschober: Nach Etappensieg jetzt Widerstand weiter ausbauen ach dem großen Etappensieg des Stop- land subventioniert werden. Der von Anscho- Npens des Ausschreibungsverfahrens für ber breit initiierte Widerstand dagegen zeig- den Ausbau von Temelin will Oberöster- te bereits Wirkung: Erstens hat die Kommis- reichs Umwelt- und Energie-Landesrat Rudi sion sämtliche Kritikpunkte aufgenommen, Anschober sofort die Weichen für eine mas- zweitens haben in der öffentlichen Konsulta- sive Verstärkung des Widerstands stellen: In tionsfrist BürgerInnen 23.454 negative Ap- einem ersten Schritt in Form einer großen pelle abgeschickt, die Republik eine negati- Informationskonferenz am 29. April in Prag ve Stellungnahme inkl. Einbindung des und durch starken Druck zum Unterbinden Landes OÖ ebenso eingereicht wie drei hei- der Ermöglichung von Milliardensubventio- mische Energieversorger (Verbund, Energie nen für neue AKW-Bauten. Mit der Bundes- AG, Linz AG). regierung will Anschober eine Verstärkung Geplante Gespräche mit Bundesregierung: der Anti-Atomaktivitäten durch die Bundes- Jetzt ist die Tür offen für die Möglichkeit regierung besprechen. eines großen Erfolgs gegen Atomkraft bis hin zum Einstieg in einen schrittweisen eu-

Konkret die Initiativen Foto: Land OÖ ropaweiten Atomausstieg. Jetzt muß auch Antiatomkonferenz am 29. April in Prag: Der wirtschaftliche Hebel von LR Rudi die Bundesregierung ihre Aktivitäten massiv Unter dem Motto „Wirtschaftliche Grenzen Anschober gegen Atomkraft wirkt steigern: Innerhalb der EU muß als Gegen- der Kernenergie“ versammeln sich die ange- Wettbewerbskommission über die Milliar- pol zu den schon aufgestellten Befürwortern sehensten Wirtschafts- und EnergieexpertIn- densubvention für das AKW-Projekt Hink- eine Allianz der Anti-Atom-Länder gebildet nen Europas. Unter den ReferentInnen: Clau- ley Point: Bis Sommer möchte die EU-Kom- werden. Die Bundesregierung muß jetzt eine dia Kemfert (Deutsches Institut für Wirt- mission eine Entscheidung über die geplante Nichtigkeitsklage gegen die Milliardensub- schaftsforschung), Stephan Thomas (Univer- Milliardensubvention für das AKW-Projekt vention von Hinkley Point für den Fall einer sity of Greenwich Business School), Mycle Hinkley Point treffen und damit auch über Genehmigung durch die EU-Kommission Schneider (Energie- und Atompolitikbera- weitere AKW-Pläne in Europa. Über das Sub- ankündigen. Partnerschaften für die Energie- ter). ventionskonzept „Contract for Difference“ wende sollen auch mit tschechischen Regio- Entscheidung über die Zukunft der Atom- soll Hinkley Point mit vier Mio. Euro täglich nen und Gemeinden gesucht werden. „ energie in der EU durch Entscheidung der dreimal höher als PV-Kraftwerke in Deutsch-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 37 Österreich, Europa und die Welt Wien, Berlin und Bilbao als Vorbilder für Warschau m 8. und 9. April folgte Wien einer AEinladung nach Warschau, wo sich die Stadt – zusammen mit Berlin und Bilbao – anläßlich der 3T-Konferenz als kreative und tolerante Metropole präsentierte. Der Titel „3T“ stand dabei für die Begriffe „Techno- logie, Talent und Toleranz“. Prof. Danuta Hübner, Vorsitzende des Komitees Regio- nale Entwicklung im Europaparlament, und Warschaus Bürgermeisterin Prof. Hanna Gronkiewicz-Waltz riefen die Tagung ins Leben, um Veränderungen im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben zu thematisieren und neue Formen des überre- gionalen Dialogs zu erarbeiten. Wiens Tourismusdirektor Norbert Kett- ner vertrat seine Stadt, die als Best-Practice-

Beispiel diente, in der Diskussionsrunde Foto: PID / Jan Wajszczyk „How to create cultural capital in a diverse Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (l.) und Wiens Tourismusdirek- city“. „Wien hat sein global immer stärker tor Norbert Kettner und repräsentierten ihre Städte bei der 3T-Konferenz. wahrgenommenes Image als liberale Metro- zutage in der Mitte der Gesellschaft wieder- und Bilbaos Vizebürgermeisterin Ibone Ben- pole bereits im Vorjahr im Rahmen eines findet und nicht in einer Nische abspielt“, so goetxea auszutauschen. Events für die Gay & Lesbian Community in Kettner beim Kongreß. Der Tourismusdirek- Zusätzlich bereicherte die Expertise zahl- Warschau gestärkt. Dabei haben wir auf die tor nutzte dabei auch am Rande des Kon- reicher VertreterInnen europäischer Univer- Kooperation mit der Österreichischen Bot- gresses die Gelegenheit, sich mit Berlins Bür- sitäten, Innovationswerkstätten und im poli- schaft bauen können. Das zeigt, daß sich germeister Klaus Wowereit, seiner War- tischen Umfeld tätiger Organisationen den eine tolerante, weltoffene Einstellung heut- schauer Amtskollegin Gronkiewicz-Waltz Kongreß. „ Botschafter aus Malta zu Gast in der Grazer Burg m Rahmen seines Steiermark-Besuchs traf Ider Botschafter der Republik Malta Keith Azzopardi gemeinsam mit dem maltesischen Honorarkonsul Alois Sundl am Nachmittag des 3. April Landeshauptmann Franz Voves in der Grazer Burg. Botschafter Keith Azzo- pardi betonte im Gespräch, daß er die Be- ziehungen Maltas zur Steiermark gerne in- tensivieren möchte. Anknüpfungspunkte ge- be es aus seiner Sicht einige: „Mit minde- stens 300 Sonnentagen im Jahr ist Malta selbstverständlich ein beliebtes Urlaubsziel, aber unser Land hat auch abseits des Touris- mus einiges zu bieten.“ So sei der Inselstaat, der seit 2004 Mitglied er Europäischen Union ist, wichtiger Hafen für die internatio- nale Seefahrt sowie bedeutender Finanz- und Bankenstandort und habe sich mit seinem Angebot an Sprachkursen – vorrangig Eng- lisch für unterschiedliche Berufsgruppen – Foto: steiermark.at / Jammerne längst einen Namen gemacht. Auch Landes- LH Franz Voves begrüßte den maltesischen Botschafter Keith Azzopardi gemein- sam mit Honorarkonsul Alois Sundl in der Grazer Burg (v.l.) hauptmann Voves erkennt „unterschiedliche Möglichkeiten der Kooperation“ und freut rungsaustausches könnte es bereits im Be- Jahr 2003) ein paar Tipps holen könnte. sich „auf eine konstruktiv-freundschaftliche reich Kultur geben, wo sich Maltas Haupt- Keith Azzopardi ist seit Herbst 2013 Botschaf- Zusammenarbeit zwischen Malta und der stadt Valletta für ihre Rolle als Kulturhaupt- ter der Republik Malta. Der studierte Völ- Steiermark, die von wechselseitigem Benefit stadt Europas im Jahr 2018 bei ihrem kerrechtler war jahrelanger Berater im Euro- geprägt ist“. Eine Gelegenheit des Erfah- „Amtsvorgänger“ Graz (Kulturhauptstadt im päischen Parlament in Brüssel. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 38 Österreich, Europa und die Welt Auslandsösterreicher erleben Europa hautnah ie AuslandsösterreicherInnen in Belgien Dhatten vor kurzem eine ganz besondere Möglichkeit an einem Abend „Europa haut- nah zu erleben“. Ausnahmsweise öffnete das EU-Parlament am Abend seine Sicherheits- türen und fast 200 ÖsterreicherInnen nutzen die Gelegenheit, individuell und in Gruppe die „Top 5 Touristenattraktion Brüssels“ zu erkunden. Und für viele war es das erste Mal, obwohl dieses neue Besucherzentrum mitten im EU-Viertel beim Europäischen Parlament liegt. Dank der dynamischen und interaktiven multimedialen Darstellungen konnten die BesucherInnen die Geschichte der europäi- schen Integration auf eine völlig neue Weise kennenlernen. Höhepunkte waren ein beein- v.l.: Vizepräsident Othmar Karas, EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek, Christian Macek druckender 360° Panoramafilm, der es er- (Präsident der Österr.-Vereinigung Brüssel) und EU-Abgeordnete Evelyn Regner laubt, unmittelbar in das Geschehen im EU- Parlament eintauchen, sowie der „Tunnel der Stimmen“ der es erlaubt, in das mehrspra- chige kulturelle Erbe Europas einzutauchen. Das Besondere an diesem Abend war aber die Präsenz von drei österreichischen Abge- ordneten zum Europäischen Parlament: Vizepräsident Othmar Karas, Evelyn Regner und Ulrike Lunacek. Nach einführenden Worten der Abgeordneten konnten all Teil- nehmer im persönlichen Gespräch mehr über die Arbeit in Europa erfahren und dies am gleichen Abend mit einem Streifzug durch das Parlamentarium ergänzen. Selten war Europa anschaulicher und konkreter präsen-

tiert worden als an diesem Abend. „ Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien http://www.oevb.be Fast 200 ÖsterreicherInnen nutzten die Gelegenheit zum Besuch des Parlaments. Wiener Walzer am Madrider Bahnhof Atocha adrid. Wintergarten des Bahnhofs blieb er jedoch nicht lange alleine. Nach und dabei für ein unvergeßliches musikalisches MAtocha. Anfang April, Mittwoch Vor- nach erschienen weitere Musiker aus unter- Erlebnis. „Österreichs Musik vereint Euro- mittag. Herumhetzende Reisende auf der schiedlichen europäischen Ländern auf der pa. Mit dem paneuropäischem Konzert und Suche nach dem richtigen Bahnsteig. Nor- „Bühne“, die mit ihren Melodien und in im- dem Wiener Walzer als Höhepunkt wollten males Alltagstreiben am zentralen Verkehrs- mer größerer Lautstärke um die Aufmerk- wir genau das unterstreichen – und gleich- knotenpunkt der spanischen Hauptstadt. samkeit der Zuseher buhlten. Österreich – zeitig die Spanier für einen Sommerurlaub in Nicht an diesem Tag! Die Österreich Wer- Treffpunkt Europa wurde somit musikalisch Österreich begeistern“, erklärt Werner Fritz, bung (ÖW) Spanien hatte sich für ihren in Szene gesetzt. So spielte ein Cajón Fla- ÖW-Markt Manager Spanien. Sommerauftakt im Rahmen der „Sommer- menco-Spieler spanische Klänge, ein E- Nach Ende des Walzers „Vals Feliz glücksmomente“-Kampagne „Momentos de Gitarrist zeitgenössische Musik aus Groß- Austria“, den der spanische Komponist Juan ensueño“ eine ganz besondere Überraschung britannien und ein Akkordeonist traditionel- Antonio Simarro speziell für diesen Anlaß ausgedacht. le Melodien. Am Höhepunkt des musikali- geschrieben hatte, verschwanden die Tänzer Diese startete mit einer Künstlerin, die schen Wettstreites bahnten sich schließlich wieder in der Menschenmenge. Zum Ab- bekannte österreichische Motive wie das vier Paare ihren Weg durch die Menschen- schluß erhielten die Zuseher noch kleine Ge- Goldene Dachl oder die Silhouette Mozarts menge und tanzten rund um die sich duellie- schenke, wie Schokolade aus Innsbruck, auf eine riesige Glaswand zeichnete. Nach- renden Musiker zu einer Walzermelodie, die Schals aus der Region am Arlberg, CDs der dem sich eine Traube von Passanten um sie im Hintergrund angestimmt wurde. Nach nur Wiener Philharmonie und Kürbiskerne aus versammelt hatte, begann plötzlich ein wenigen Takten gingen auch die Töne der Graz. „ Musiker auf seinem Cello zu spielen. Damit Künstler in Walzerklänge über und sorgten http://www.austriatourism.com/maerkte/maerkte/markt-spanien/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 39 Österreich, Europa und die Welt Besuch des australischen Senatspräsidenten im Hohen Haus ationalratspräsidentin Barbara Prammer Nbegrüßte am 29. April den australischen Senatspräsidenten John Hogg im Hohen Haus. Sie unterstrich die exzellenten Beziehungen zwischen Österreich und Australien und er- wähnte unter anderem, daß die Suche des Nationalfonds und des Allgemeinen Versöh- nungsfonds nach überlebenden Opfern des Nationalsozialismus bzw. deren Erben sich auch auf Australien erstreckt habe. Letztlich konnten in mehr als 2000 Fällen von austra- lischen BürgerInnen Leistungen dieser Fonds in Anspruch genommen werden. Auch wenn erlittenes Unrecht so nicht mehr gutgemacht werden könne, sei es doch ein wichtiges Zei- chen für die Bereitschaft der Republik Öster- reich, ihre historische Verantwortung wahr- Foto: Parlamentsdirektion / BKA Andy Wenzel zunehmen. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer begrüßt Senatspräsident John Hogg Hogg unterstrich sein Interesse an einem setzt sähen. Das gelte auch für Australien. austausch zwischen Parlamenten, die stärker Erfahrungsaustausch mit anderen legislati- Eine Einschränkung der Arbeitsmöglichkei- genützt werden sollte. ven Körperschaften. Er merkte bedauernd ten berge aber auch Gefahren für das Funk- John Hogg traf auch mit Bundesratspräsi- an, daß die Parlamente vieler Länder sich tionieren demokratischer Abläufe in sich, dent Michael Lampel sowie mit National- seit der internationalen Finanz- und Wirt- meinte er. Die Inter-Parliamentary Union ratsabgeordneten zu einem Meinungsaus- schaftskrise einem budgetärem Druck ausge- biete eine Plattform für den Erfahrungs- tausch zusammen. „ SBS Radio Australia – German n Australien gibt es seit bald 40 Jahren Ieinen kleinen, aber feinen Radiosender: SBS Radio. Der nationale, öffentlich-rechtli- che Sender strahlt sein Programm in 74 (!) Sprachen aus. Natürlich gibt es auch ein deutschsprachiges Programm für die Deut- schen, Österreicher und Schweizer in Austra- lien, und via Internet rund um die Welt. Das Team besteht aus Christian Froelicher (Exe- cutive Producer), Oliver Heuthe (Senior Pro- ducer), Adrian Plitzco, Sabrina Frangos, Trudi Latour und Wolfgang Mueller (alle Producer). Das einstündige Programm geht täglich um 19 Uhr auf Sendung. Einzelne Foto: SBS Melbourne Highlights gibt es als Podcasts auf Christian Froelicher, Marco Pahl und Sabrina Frangos (v.l.) in der SBS-Redaktion http://www.sbs.com.au/german diogästen. Und immer wieder: Geschichten verleugnen müssen. SBS (auch SBS TV) und auf Facebook von Einwanderern und über Einwanderer, fördert damit letztlich die soziale Harmonie http://www.facebook.com/sbsGerman das deutschsprachige Leben in Australien, und das Zusammenleben der Kulturen in Die letzten sieben Sendungen gibt es je- die australischen Sitten und Gebräuche, Australien. derzeit auf Abruf im Internet, und natürlich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, und die Das Team in Melbourne und Sydney freut ist man auch per Smartphone dabei, welt- Brücke zur alten Heimat (vorwiegend: sich über jegliches Feedback aus Australien weit, via die SBS Language App. Die Sen- Deutschland, Österreich, Schweiz). Hinzu und Übersee. Auch Themen-Vorschläge und defrequenz in Sydney ist 97.7fm, in Mel- kommt ein enges Netz von Korrespondenten Tipps für tolle Geschichten nimmt das Team bourne 93.1fm. Jene aller anderen Städte fin- in Australien (Sydney, Adelaide, Brisbane, jederzeit gerne entgegen. Am besten per Mail det man auf der Webseite. Perth) und Deutschland (Berlin, Hamburg, an mailto:[email protected] Die Sendeinhalte sind so bunt wie das Köln, etc). SBS hat seit 1975 den Auftrag, Und den kostenlosen, monatlichen SBS Leben. Sie reichen von der Tagesaktualität den vielen Millionen Einwanderern im klas- German Newsletter gibt es hier – klicken Sie (Nachrichten, Sport, Finanzen) über Talk- sischen Einwandererland Australien eine einfach links oben auf den Button „Sub- back und Kulturbeiträge bis hin zu spannen- Stimme zu geben, sie in Australien zu inte- scribe“ den Interviews, Panelrunden und Live-Stu- grieren, ohne daß sie deswegen ihre Herkunft http://us3.campaign-archive2.com/?u=c98a75f500df73fce1e175731&id=e9cc50e719&e=ff7122d1b1

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 40 Österreich, Europa und die Welt Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell Das Kunstmuseum Wolfsburg (D) stellt vornehmlich das Porträtwerk dieses herausragenden Künstlers der Moderne vor.

amit entsteht zugleich eine Brücke zur chendes Ereignis der Wiener Moderne gilt. standen sind, darunter von Freunden wie DEröffnung des Hauses im Jahr 1994, als Durch Wien wehte der Geist des Aufbruchs dem Publizisten und Satiriker Karl Kraus die Überblicksschau zum Werk des französi- und der Avantgarde, beeinflusst durch Per- und dem Schauspieler Karl Etlinger. In sei- schen Künstlers Fernand Léger den Anfang sönlichkeiten wie Gustav Klimt, Sigmund nen expressiven, am Menschen und seiner der Erfolgsgeschichte Kunstmuseum Wolfs- Freud, Gustav Mahler und Arthur Schnitzler. Umgebung orientierten Bildfindungen die- burg bildete. Künstler der Klassischen Mo- 1909 erregte der vielseitig begabte Kokosch- ser Jahre lehnte er sich gegen den vorherr- derne standen bereits im noch jungen ka mit seinem Bühnenstück Mörder, Hoff- schenden Historismus und den vom Orna- Wolfsburg im Fokus: Heinrich Nordhoff, der nung der Frauen einen Skandal. Aus Protest ment geprägten Jugendstil auf. frühere Vorstandsvorsitzende von Volkswa- gegen die heftige Kritik ließ er sich den Die Berliner Jahre 1910-1916, in denen gen, initiierte in den Jahren 1952 bis 1967 Kopf kahl scheren. er immer wieder Reisen nach Wien unter- viel beachtete Ausstellungen zu Franz Marc, Es folgten Kokoschkas frühe Bildnisse, nahm, waren durch die Zusammenarbeit mit Lovis Corinth oder Vincent van Gogh. die in Wien meist durch die Vermittlung von Herwarth Walden und seiner Zeitschrift Der Adolf Loos zwischen 1909 und 1914 ent- Sturm geprägt. Als Kokoschka 1910 nach Der rote Faden dieser Ausstellung ist die Person Kokoschkas selbst, der zu den Protagonisten der Wiener Moderne gehörte (geb. 1886 in Pöchlarn bei Wien, gest. 1980 in Montreux, Schweiz). In den Bildern be- gegnen wir den Personen, die er kannte, sei- nem Blick auf den Menschen und die Ge- sellschaft. So zeigt diese Ausstellung eine einzigartige persönliche Perspektive auf das 20. Jahrhundert und dessen bedeutende Er- eignisse. Mit seiner expressiven Malerei und Dramatik der Pinselführung prägte Kokosch- ka einen Stil, der auf einmal sehr zeitgenös- sisch anmutet. Als der junge Oskar Kokoschka in Wien die Bühne der Kunst betrat, traf er mit seinen von leidenschaftlicher Unruhe geprägten Werken auf das Milieu der Wiener Moderne. 1910 ging er nach Berlin, engagierte sich mit seinen Grafiken für Herwarth Waldens Zeit- schrift „Der Sturm“, stellte zusammen mit den Künstlern der Berliner Secession aus und provozierte mit seinen Bühnenstücken. Oskar Kokoschka avancierte als Maler, Gra- fiker und Schriftsteller nicht nur zu einem der prominentesten Vertreter der Wiener Moderne, sondern entwickelte sich zu einem der eigenwilligsten Verfechter des Expres- sionismus. Die Ausstellung orientiert sich an der Ent- wicklung dieses ungewöhnlichen Œuvres. Ausgangspunkt der Ausstellung, die 55 Ge- mälde und 138 Arbeiten auf Papier umfaßt, ist Kokoschkas Zeit an der Kunstgewerbe- schule in Wien (1905-1908), sein Wirken für die Wiener Werkstätte und die Werke für die © Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Foto: Marek Kruszewski Kunstschau 1908, die bis heute als bahnbre- Blick in die Ausstellung »Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell« in Wolfsburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 41 Österreich, Europa und die Welt

teilweise zerstört. Kokoschka, dessen Werke in der Münchner Ausstellung Entartete Kunst angeprangert waren, wurde selbst als „Kunst- feind Nr. 1“ diffamiert. 1953 übersiedelte Kokoschka mit seiner Frau Olda, die er 1941 in London geheiratet hatte, nach Villeneuve in die Schweiz. Die Ausstellung endet mit dem Blick des Künstlers auf sich selbst, der Gruppe der Selbstbildnisse, die zwischen 1906 und 1972 entstanden sind: „Und wenn ich Selbst- porträts gemacht habe (...), dann nur um nachzuprüfen: Was ist eigentlich der Mensch? Der Mensch ist nicht bloß die Oberfläche, nicht das, was man fotografieren kann.“ Die Ausstellung, die von 26. April bis 17. August 2014 zu sehen ist, ist in Zusammen- Foto: Pete Hohn arbeit mit dem Museum Boijmans Van Beu- Oskar Kokoschka ningen in Rotterdam und der Gastkuratorin Berlin ging, lernte er Franz Marc kennen und Olda kennenlernte. Hier und in den Jahren Beatrice von Bormann entstanden und wird traf sich mit Schriftstellern wie Else Lasker- des Exils in London entstanden die meisten von der Volkswagen Financial Services AG Schüler, Rudolf Blümner, Peter Baum, Ri- der allegorischen Frauenbildnisse sowie unterstützt. Der Katalog zur Ausstellung ist chard Dehmel und Alfred Kerr, deren Bild- zahlreiche politische Arbeiten. Über 400 Wer- zum Preis von 38 Euro erhältlich und auch nisse sich in der Ausstellung wiederfinden. ke Kokoschkas wurden in deutschen Museen im Onlineshop zu bestellen. „ Seine turbulente Beziehung zu Alma von den Nationalsozialisten konfisziert und http://www.kunstmuseum-wolfsburg.de Mahler, der Witwe des Komponisten Gustav Mahler, in den Jahren 1912-1914 inspirierte ihn zu zahlreichen Gemälden, Drucken und Zeichnungen sowie zu ersten Arbeiten zum Thema Musik. Als Alma Mahler jedoch das gemeinsame Kind abtreiben ließ und sich die beiden daraufhin trennten, stürzte dies Kokoschka in eine tiefe Krise, und er melde- te sich freiwillig zum Kriegsdienst. Nach schwerer Verwundung und Gene- sung nahm er von 1916 bis 1923 eine Profes- sur in Dresden an. In dieser Zeit (er-)fand sich Kokoschka künstlerisch und persönlich neu. Um über die Trennung hinwegzukom- men, ließ er sich 1918 eine lebensgroße Pup- pe nach dem Vorbild Alma Mahlers anferti- gen. Dieses kuriose Objekt diente ihm als Motiv für eine Reihe von Bildnissen. Die größte Veränderung nach der erzwungenen Malpause in den Kriegsjahren betraf den Übergang von einer Malerei, die vornehm- lich auf der Zeichnung basierte und in der oft noch die Linie dominierte, hin zu einer Mal- weise, in der die Form von der Farbe ausge- hend aufgebaut wurde. Kokoschka verließ Dresden 1923, um durch Europa und Nordafrika zu reisen. Nach diesen ausgedehnten Reisen, auf denen er zahlreiche Tierbildnisse malte, kehrte er 1931 nach Wien zurück, pendelte aber zwi- schen Paris und Wien, bis er 1934 Österreich

wegen der politischen Umstände verließ und © Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2014 Foto: Reinhard Haider nach Prag flüchtete, wo er seine spätere Frau Oskar Kokoschka, »Vater Hirsch«, 1909

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 42 Speziell für AuslandsösterreicherInnen Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2014 4. bis 7. September 2014 in Baden bei Wien Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp

An allen mit einem ¾ gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 4. September Freitag, 5. September 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress Casinos Baden, im Kurpark Casinos Baden, im Kurpark Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- dingt erforderlich! Bitte, nur eine (!) dingt erforderlich! Bitte, nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Veranstaltung des Rahmenprogramms für Donnerstag, 4. September 2014 ankreuzen. Donnerstag, 4. September 2014 ankreuzen. Die Teilnehmer können aus folgenden Die Teilnehmer können aus folgenden Programmpunkten wählen: Programmpunkten wählen: 09.00 - 11.00 Uhr ¾ Stadtrundgang inkl. Besichtigung des 14.00 - 16.00 Uhr ¾ Stadtrundgang inkl. Besichtigung des einzigartigen Arnulf Rainer Museums Kaiserhauses Heilwasser, Biedermeierflair, Weinkultur, Heilwasser, Biedermeierflair, Weinkultur, Musik, Congress & Casino, Natur und Musik, Congress & Casino, Natur und Gemütlichkeit prägen die Stadt. Der beleben- Gemütlichkeit prägen die Stadt. Der beleben- de Stadtspaziergang zwischen Tradition und de Stadtspaziergang zwischen Tradition und Moderne führt zu Beethovenhaus – Stadt- Moderne führt zu Beethovenhaus – theater – St. Stephan – Kurpark – und vielen Kaiserhaus – Stadttheater – St. Stephan – anderen Sehenswürdigkeiten. Im Anschluß Kurpark – zur unterirdischen Römerquelle besichtigen Sie das Arnulf Rainer Museum, und vielen anderen Sehenswürdigkeiten... das sich in den historischen Räumen des Treffpunkt: vor dem Congress Casino Baden / Frauenbades befindet – mit einer Architektur, Haupteingang die mit ihren Badebecken und Umkleide- 15.00 - 17.00 Uhr ¾ Weingarten Wanderung auf den Spuren kabinen auf die einstige Nutzung als Heilbad der Reblaus – (gleiche Wanderung wie am hinweist. Treffpunkt: vor dem Congress Freitag, 5. September, 10.00 - 12.00 Uhr) Casino Baden / Haupteingang Sie spazieren mit einem Winzer durch die 10.00 - 12.00 Uhr ¾ Weingarten Wanderung auf den Spuren Weingärten über der Stadt und erfahren viel der Reblaus – (gleiche Wanderung wie am Wissenswertes zum Weinbau in der Donnerstag, 4. September, 15.00 - 17.00 Uhr) Sie spazieren mit einem Winzer durch die Thermenregion Wienerwald. Im Anschluss Weingärten über der Stadt und erfahren viel verkosten Sie das Badener Lumpentürl in Wissenswertes zum Weinbau in der der Badener Hauervinothek. Treffpunkt: vor Thermenregion Wienerwald. Im Anschluss dem Congress Casino Baden / Haupteingang verkosten Sie das Badener Lumpentürl in 19.30 Uhr ¾ Möglichkeit eine Operettenaufführung der Badener Hauervinothek. Treffpunkt: vor der Sommerarena der Bühne Baden, Arena- dem Congress Casino Baden / Haupteingang straße 1, zu besuchen: „Giuditta“, Musik: 14.00 - 17.30 Uhr Generalversammlung 1.Teil Franz Lehár; Anmeldung und Bezahlung sind im „Badener Saal“ des Congress Casinos von den Teilnehmern selbst vorzunehmen. Baden, im Kurpark Kartenpreise von 30 bis 60 Euro 20.30 - 01.00 Uhr Ball des Auslandsösterreicher-Weltbundes Information: http://www.buehnebaden.at im „Festsaal“ des Congress Casinos Baden Telefon: ++43 / (0)2252 / 22522 im Kurpark

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 43 Speziell für AuslandsösterreicherInnen Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at

Samstag, 6. September 11.45 Uhr ¾ Abschlußmittagessen Schloß Weikersdorf, Schlossgasse 9 - 11, 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Auslands- Baden österreichers des Jahres 2014“ Essen € 21,– auf eigene Rechnung; Getränke im Congress Casinos Baden, im Kurpark, im auf Rechnung des AÖWB, verbindliche „Großen Festsaal“ Anmeldung unbedingt erforderlich! 12.15 Uhr ¾ Festessen auf Einladung Festessen auf Änderungen vorbehalten! Einladung des Herrn Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) Veranstaltungstips Sebastian Kurz im Congress Casinos Baden, „Genußmeile in der Thermenregion Wienerwald“ am im Kurpark, Casino Restaurant & Casineum 6. und 7. und 13. und 14. September 2014. Einstieg in Baden: 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Trostgasse, entlang dem ersten Wiener Wasserleitungswanderweg. im „Badener Saal“ des Congress Casinos Haben Sie schon einmal die „längste Schank der Welt“ gesehen? Baden, im Kurpark An beiden Wochenenden haben Sie die Gelegenheit dazu. Mehr 19.30 - 23.00 Uhr ¾ Empfang des Landeshauptmannes von als 80 Weinbaubetriebe aus der Thermenregion Wienerwald bieten Niederösterreich, Herrn Dr. Erwin Pröll, dabei alles, was aus Weintrauben gemacht werden kann, zur Ver- im Streiterhof, Leesdorfer Hauptstraße 64, kostung an. Baden Weinverkostung in der Badener Hauervinothek 2500 Baden bei Wien, Brusattiplatz 2 Sonntag, 7. September Telefon: ++43 / (0)2252 / 45 6 40 mailto:[email protected] 10.00 Uhr Evangelischer Gottesdienst : Evangelische http://www.hauervinothek.at Kirche, Erzherzog Wilhelm-Ring 54, Baden Öffnungszeiten: täglich von 10.00 – 12.30 und von 15.30 – 18.30 Uhr 10.15 Uhr Katholischer Gottesdienst Stadtpfarrkirche Über 100 Badener Hauerweine und Weinbrände stehen für Sie im St. Stephan, Pfarrplatz 7, Baden mittelalterlichen Ambiente zur Verkostung bereit. 20. AuslandsNiederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 2. bis 4. September 2014 im NÖ Landhaus St. Pölten und an der Donau-Uni in Krems Das Programm des Treffens war zu Redaktionsschluß noch nicht verfügbar, Sie können aber auf http://www.noel.gv.at/Gesellschaft-Soziales/Auslandsoesterreicher/ANOe-Treffen/ANOE_TREFFEN_2014.html hineinschauen, dort wird es dann abrufbar sein – ansonsten in der ÖJ-Ausgabe 131 (E: 30. Mai)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 44 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Gedenken an den Ersten Weltkrieg

jährt sich der Aus- bruch des Ersten Welt- 2014kriegs zum hundert- sten Mal – ein denkwürdiges Datum, das nicht nur Anlaß zum besonderen Gedenken an die Opfer des Krieges bietet, sondern auch ein Anstoß zur Reflexion über den langen Weg hin zu einem friedlichen Europa sein sollte: über die Fortschritte der letzten hun- dert Jahre und über die weiteren Schritte, die wir noch setzen müssen. Anläßlich des Gedenkjahres 2014 ist eine ganze Reihe von Veranstaltungen in Öster- reich und Europa geplant. Dabei ist es Öster- reich sehr wichtig, daß die Veranstaltungen eine vorwärts gerichtete pro-europäische Haltung wiedergeben und daß ein Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Man will über einen bloßen Akt der Erinnerung und Grä- ber- und Denkmalpflege hinausgehen und vielmehr einen Perspektivenwechsel anre- gen – hin zu einer Erweiterung nationaler Perzeptionen und zur Entwicklung eines ge- meinsamen europäischen Geschichtsver- ständnisses. Den Planungen für das Gedenkjahr liegt eine enge interministerielle Zusammenarbeit zugrunde: VertreterInnen des Bundeskanz- leramts, von Außen- (BMeia), Innen-, Ver- teidigungs-, Unterrichts und Wissenschafts- ministerium sind an den Vorbereitungen be- teiligt. Ein Kreis prominenter österreichi- scher HistorikerInnen hat im Auftrag dieser Ressorts ein Grundlagenpapier zum Ersten Weltkrieg erarbeitet. Dieses enthält Grund- züge einer österreichischen Betrachtungswei-

se auf Basis des aktuellsten Forschungsstan- Foto: http://anno.onb.ac.at/ des und stellt nicht zuletzt auch eine Infor- »Die Heerführer Österreich-Ungarns im Kriegsfalle« titelte 25. Juli 1914 das in mationsgrundlage für die österreichischen Wien erschienene »Interessante Blatt«. Im Bildtext sind deren Namen aufgelistet: Vertretungsbehörden im Ausland dar. »Der zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellte rangälteste Armee- Inspektor G.d.J. Erzherzog Friedrich« (Mitte, die anderen beginnen links oben im Das „Österreich Journal“ freut sich, daß Uhrzeigersinn) Armee-Inspektor FZW Oskar Potiorek, G.d.R. Rudolf Ritter von Dank der Initiative des BMeiA die Histori- Brudermann, der Chef des Generalstabs G.d.J. Conrad Freiherr von Hötzendorf, kerInnen zugestimmt haben, daß wir Ihnen, G.d.J. Liborius Ritter von Frank, Marinekommandant Admiral Anton Haus, G.d.J. sehr geehrte LeserInnen, diese Sammlung in Moritz Ritter von Auffenberg und Kriegsminister FZM Alexander v. Krobatin Form einer Serie das Jahr hindurch zur Lek- BMeiA im Rahmen des Gedenkjahres 2014 Das Gedenken an den Ausbruch des türe anbieten können. Wir werden sie durch ernannt. Durch Koordination und vor allem Ersten Weltkriegs wird einen Schwerpunkt Berichte über Ausstellungen und Veranstal- wechselseitige internationale und nationale der österreichischen Auslandskulturarbeit im tungen ergänzen. Information über geplante und laufende Pro- Jahr 2014 darstellen. Veranstaltungen mit ös- Im September 2012 wurde Botschafter jekte möchte das BMeiA eine Optimierung terreichischer Beteiligung werden u.a. in i.R. Christian Prosl, zuletzt österreichischer und inhaltliche Kohärenz der österreichi- Belgien, Bosnien und Herzegowina, Frank- Botschafter in Washington, DC, als Koordi- schen Veranstaltungen im Ausland sicher- reich, Großbritannien, Kroatien, Litauen, nator für die Betreuung der Projekte des stellen. Polen, Rußland, Schweden, der Schweiz,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 45 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Serbien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn, der Ukraine und den Ver- einigten Staaten stattfinden. Dabei spannt sich der Bogen von Ausstellungen über Konferen- zen und wissenschaftliche Symposien bis zu Bildungsinitiativen und vielem mehr. Eine eigens entwickelte Wanderausstellung mit dem Titel „Das Jahr 1914 – Bewegte Ruhe vor dem Sturm“, die die Entwicklungen in Österreich unmittelbar vor Ausbruch des Er- sten Weltkriegs in Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur beleuchtet, wird in mehreren Or- ten im Ausland Station machen. Zu den geplanten österreichischen Ge- denkveranstaltungen im Ausland zählt ein Konzert der Wiener Philharmoniker in Sara- jewo am 27. Juni 2014, dem 100. Jahrestag des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie. Das Konzert wird die erste öffentliche Veranstaltung in der neu wiedereröffneten Vijeænica sein (sie wurde 1892–1894 nach Plänen des österreichischen Architekten Alexander Wittek als Rathaus Sarajewos erbaut und beherbergte nach 1948 die National- und Universitätsbibliothek. Im Bosnienkrieg stark zerstört, wurde sie in den letzten Jahren – auch mit Unterstützung der Republik Österreich und der Stadt Wien – wiederaufgebaut und komplett neu reno- viert.) Die von der österreichischen Botschaft in Sarajewo mitveranstaltete internationale wissenschaftliche Tagung „The long shots of Sarajevo“ wird sich ebenfalls den folgen- schweren Ereignissen im Juni 2014 widmen. Nicht nur im Ausland, sondern selbstver- ständlich auch in Österreich ist eine Vielzahl von kulturellen und wissenschaftlichen Pro- Foto: http://anno.onb.ac.at/ grammpunkten geplant. So steht der Erste Im Bildtext zur Titelseite des »Wiener Salonblatts« hieß es: »Gen. d. Inf. Erzher- Weltkrieg beispielsweise im Mittelpunkt zog Friedrich, der am 4. Juni 1856 zu Groß-Seelowitz geborene Sohn weiland des Erzherzogs Karl Ferdinand und der Erzherzogin Elisabeth verwitw. gewes. Erzher- einer Ausstellung auf der Schallaburg unter zogin von Österreich-Este geb. Erzherzogin von Österreich wurde zur Disposition dem Titel „Jubel & Elend – Leben mit dem des Oberbefehles Sr. Majestät gestellt und gleichzeitig vom k k. Landwehr-Ober- Großen Krieg 1914-1918.“ Die Ausstel- kommando enthoben.« »Lieber Herr Vetter…«, schrieb Kaiser Franz Joseph, »In Ihrer Eigenschaft als rangältester Armeeinspektor stelle Ich Sie zur Disposition lungsräume im Heeresgeschichtliche Museum meines Oberbefehls…« Wien werden neu konzipiert, um mit geogra- fischen, zeitlichen und thematischen Schwer- und das Ende der Habsburgermonarchie Darüber hinaus werden sich im Gedenk- punkten ein umfassendes Bild der damaligen 1914-1918“ wurde bereits am 19. September jahr 2014 wissenschaftliche Konferenzen, Ereignisse zu zeigen. Auf Schloß Artstetten 2013 im RadioKulturhaus in Wien vorge- Symposien, Filmprojekte, Forschungspro- gibt es neben der dem Leben von Erzherzog stellt. Christa Hämmerle beleuchtet in ihrem gramme, Bildungsinitiativen… mit dem Franz Ferdinand gewidmeten Daueraustel- ebenfalls im Herbst des Jahres erschienenen Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. lung „Für Herz & Krone“ die Sonderschau Buch „Heimat/Front“ Geschlechtergeschich- Die meisten der Projekte im In- und Aus- „Vom Machthunger zur Friedenskultur – te/n des Ersten Weltkrieges in Österreich- land sind in der Vorbereitungsphase und 100 Jahre nach dem Tod des Thronfolgers" Ungarn. Die Akademie der Wissenschaften werden in den kommenden Wochen und Mo- zu sehen, die die Geschichte aus der Sicht- schließlich wird mit der Publikation „Welt- naten konkrete Gestalt annehmen. Sie sind weise Franz Ferdinands beleuchtet. kriegsstatistik Österreich-Ungarn 1914-1918. daher eingeladen, in regelmäßigen Ab- Mehrere Publikationen werden verschie- Bevölkerungsbewegung, Humanverluste, ständen die Website des BMeiA zu besu- dene Themen rund um den Ersten Weltkrieg Kriegswirtschaft“ erstmalig und umfassend chen, um sich über den aktuellsten Stand der beleuchten. Um stellvertretend nur einige da- wesentliche Daten zu Österreich-Ungarn im Planungen zu informieren und alle Termine von zu nennen: Das neue Werk von Man- Ersten Weltkrieg gesammelt und strukturiert zu informieren: fried Rauchensteiner „Der Erste Weltkrieg zugänglich machen. http:// www,bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 46 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Das Befreiende der mutigen Tat Die »dunkle« Seite der Wiener Moderne um 1914. Beitrag aus einem Grundlagenpapier, das auf Initiative des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres mit sechs anderen Ressorts bei namhaften österreichischen WissenschaftlerInnen in Auftrag gegeben wurde. Teil 4 der Serie: Von Oliver Rathkolb *) © Sammlung Leopold II Albin Egger-Lienz, »Finale«, 1918; Öl auf Leinwand, 140 × 227 cm. Siehe unseren Beitrag über die Ausstellung »Krieg, Propaganda, Kunst« im Leopold Museum Wien und das zweitägige Symposium auf der Seite 55.

ährend in den letzten Jahrzehnten – im Gegenteil – viele wie der Komponist Ar- Frankreich vernetzte Schriftsteller Stefan Wgeprägt von dem Werk Carl Schorskes nold Schönberg u. a. unterstützten persönlich Zweig konnte sich am Anfang – gerade aus „Fin-de-Siècle-Vienna: Politics and Culture“ die national-chauvinistische Kriegsbegeiste- Belgien zurückgekehrt – dieser Massenbe- (1981) – Ausstellungen und historische Stu- rung mit ihrer kreativen Schaffenskraft, aber geisterung nicht entziehen: „Alle Unter- dien zu den Ursachen und Auswirkungen der auch durch den Einsatz ihres Lebens; so kom- schiede der Stände, Sprachen, der Klassen, Repräsentanten der „ersten“ Moderne in ponierte Schönberg noch 1916 den Marsch der Religionen waren überflutet für diesen Wien, aber auch in anderen urbanen Zentren „Die Eiserne Brigade“ für einen Kamerad- einen Augenblick von dem strömenden Ge- der Habsburger Doppelmonarchie wie Prag schaftsabend, und der Stargeiger Fritz Kreis- fühl der Brüderlichkeit … jeder Einzelne und Budapest, boomten, bleibt ein Para- ler eilte aus der Kur in der Schweiz zu sei- erlebte eine Steigerung seines Ichs, er war doxon meist unbeantwortet: Warum erhob nem Regiment nach Leoben, spielte dort noch nicht mehr der isolierte Mensch von früher, diese intellektuelle und kulturelle Elite nicht ein Konzert in Offiziersuniform und wurde er war eingetan in eine Masse, er war Volk, ihre durchaus bereits hörbare Stimme und wenige Wochen später fast an der russischen und seine Person, seine sonst unbeachtete wandte sich gegen die Kriegseuphorie? Ganz Front getötet. Der revolutionäre Maler Oskar Person hatte einen Sinn bekommen.“ Zweig Kokoschka meldete sich freiwillig zum hatte aber gerade selbst den völkerrechts- *) Mag. DDr. Oliver Rathkolb ist Universitätsprofes- Kriegsdienst und wurde in zwei Monaten widrigen Überfall Deutschlands auf Belgien sor für Zeitgeschichte an der Universität Wien und zum Reserveoffizier beim vornehmen k. u. k. erlebt. und Vorstandsmitglied der „Österreichischen Ge- sellschaft für Zeitgeschichte“ und Geschäftsführen- Dragoner-Regiment Nr. 15 ausgebildet. Diese Beispiele ließen sich fast endlos der Herausgeber der Zeitschrift „Zeitgeschichte“ Selbst der auch international gut mit fortsetzen – nur wenige kritische Persön-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 47 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« lichkeiten wie jene des Herausgebers der reichischen Einschlag – und nach wie vor „Fackel“, Karl Kraus, versuchten nach eini- nicht wirklich international vernetzt. In die- gem Zögern, trotz Zensur gerade diese völlig ser kriegerischen Auseinandersetzung kehr- kritiklose Kriegsbegeisterung der Kunst- ten viele von ihnen zu ihren kulturellen Prä- und Kulturszene offen zu kritisieren: So the- gungen zurück und glaubten ihre kulturellen matisierte er in seiner Vorlesung am 19. No- Wurzeln verteidigen zu müssen. vember 1914, die am 5. Dezember unzensu- Ein zweiter Grund war eine Reaktion auf riert erscheinen durfte, die totale politische die unglaublich rasante Entwicklung der Vereinnahmung der Dichter durch ihre „ersten“ Globalisierung ab 1850/1870, die Kriegslyrik und durch die Kriegsberichter- gerade in Österreich-Ungarn aufgrund der stattung – doch der Krieg selbst wurde noch autoritären Grundstruktur des politischen nicht radikal infrage gestellt. Inzwischen Systems und der Gesellschaft keine wirkli- wurden derartige Aktivitäten im k. u. k. che umfassende soziokulturelle Änderung Kriegspressequartier konzentriert organisiert nach sich zog, sondern die innergesellschaft- und umfaßten Literatur, bildende Kunst, lichen Konflikte und Blockaden verstärkte: Fotografie und Film sowie Musik. Viele innovative Künstler und Intellektuelle Drei Ausgangsthesen können als Erklä- glaubten, in dem Krieg einen Befreiungs-

rung für dieses anfangs systemkonforme schlag zu sehen, der eine neue Welt und Foto: Privat Verhalten der Eliten der ersten Moderne her- einen neuen Menschen schaffen würde und Univ.-Prof. Oliver Rathkolb angezogen werden: Viele von ihnen waren, die massiv spürbaren Blockaden der „Frie- obwohl sie die Konventionen der Gesell- denszeit“ lösen könnte. Der Krieg sollte eine fen und die alten erstarrten Konventionen schaft infrage stellten, sehr stark durch die „reinigende bis befreiende Wirkung“ aus- überwinden und zerstören. deutsche Kultur geprägt – mit einem öster- üben, der Moderne zum Durchbruch verhel- Bemerkenswert ist, daß die positiv inter- pretierte Apokalypse gerade in der Literatur Oliver Rathkolb und der bildenden Kunst auch schon vor Die paradoxe Republik 1914 spürbar war. In der cisleithanischen Reichshälfte kam noch ein drittes Spezifi- Österreich 1945 bis 2010 kum dazu: daß mit dem Krieg die komplexe ei Ersterscheinen wurde Oliver Rath- In den vergangenen Jahrzehnten haben die Identitätsfrage und der Nationalitätenkon- Bkolbs Werk zur Geschichte der Zwei- Bilder, in denen sich Österreich spiegelte, flikt des Habsburger-Imperiums gelöst wer- ten Republik bereits als Standardwerk gewechselt – vom „Bollwerk des Deutsch- den sollte. Auch hier gibt es bereits Indika- gehandelt – mit dieser Ausgabe erscheint tums im Osten“ über die „Brücke zwischen toren vor 1914 – so schrieb Arnold Schön- es nun in einer kompakten, grundlegend den großen politischen Blöcken“ zur „In- berg, er habe seine Vaterlandsliebe bereits aktualisierten und gekürzten Neufassung, sel der Seligen“ bis hin zum Außenseiter während des Russisch-Japanischen Kriegs die bis in die unmittelbare Gegenwart reicht. der EU. Als einer der renommiertesten ös- 1904 entdeckt. Dahinter steckte eine Art terreichischen Historiker und zugleich haut- Urangst um die deutsch(österreichisch)e naher Zeitzeuge ergründet Rathkolb in „Zivilisation“, und der Krieg hatte fast etwas zehn Kapiteln Kernthemen österreichi- von einem „religiösen Erweckungserlebnis“ scher Politik und Zeitgeschichte in den (Peter Gay). Diese Rückkehr zu Bedro- letzten sechzig Jahren. Darüber hinaus hungsszenarien ist eine Reaktion auf die in- zeichnet er die Profile der Kanzler und ternationalen Transfers und die Mobilität als wirft einen kritischen Blick auf die Per- Folge der ersten Globalisierung. Die tiefen- spektiven der Zukunft. psychologische Kontextualisierung brachte Sigmund Freud 1914 mit der Formulierung In seiner Geschichte der Zweiten „Ich fühle mich aber vielleicht zum ersten Republik schildert der Historiker Oliver Mal seit 30 Jahren als Österreicher“ auf den Rathkolb pointiert das österreichische Punkt. Gerade bei jenen Protagonisten der Leiden. Ohne daran zu leiden, liefert er die Wiener Moderne, die jüdischer Herkunft europäische Perspektive dazu. waren, war aufgrund des immer radikaler Armin Thurnher, „Der Falter“ werdenden Antisemitismus der Krieg eine Art letzte Hoffnung, durch die Verteidigung Oliver Rathkolb der nationalen Kultur auch der Assimilation Die Paradoxe Republik zum Durchbruch zu verhelfen. Alle gaben Österreich 1945 bis 2010 sich dabei aber der Illusion hin, daß es ein 368 Seiten, Paperback, 13,95 € kurzer Krieg sein werde. Freud interpretierte Haymon Verlag Innsbruck das „skrupellose Vorgehen“ des Außenmini- ISBN: 978-3-85218-867-6 sters Berchtold als „das Befreiende der muti- gen Tat“ und bekannte: „Meine ganze Libido http://www.haymonverlag.at/page.cfm?vpath=buecher/buch&titnr=867 gilt Österreich-Ungarn.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 48 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Oliver Rathkolb Jahresübersicht der Beiträge geboren 1955 in Wien, Dr. iur., Dr. phil., 2000/2001 Schumpeter Forschungspro- 1 Motivenbericht und Einleitung Univ.-Prof. am Institut für Zeitgeschichte fessur am Center for Euro- Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 der Universität Wien; ehemaliger Leiter des pean Studies an der Harvard 11. Österreich-Ungarn und der Erste neu gegründeten Ludwig Boltzmann-Instituts University, USA. Im Sommer- für Europäische Geschichte und Öffentlich- semester 2001 Gastprofessur Weltkrieg. Ein Überblick keit 2005-2008; 1985 – 2004 wissenschaft- am Institut für Zeitgeschichte Von Manfried Rauchensteiner licher Leiter der Stiftung der Universität Wien, im Som- Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 Archiv, seit Februar 1992 in Verbindung mit mersemester 2003 Gastprofes- 12. Über die Kriegsschuld der Funktion des Wissenschaftskoordinators sor am Department of History, Von Helmut Konrad des Bruno Kreisky Forums für Internationa- University of Chicago. Ausgabe 128 / E: 27.02.2014 len Dialog; seit 2004 Herausgeber der Fach- 2005 – 2007 Zeitprofessur am Institut für 13. Demokratie, Krieg und Frieden. zeitschrift „Zeitgeschichte“; ausgezeichnet Zeitgeschichte der Universität Anmerkungen zu den Rahmen- mit dem Donauland-Sachbuchpreis Danubius Wien. bedingungen des Ersten Weltkriegs 2005 und dem Bruno-Kreisky-Preis für das 2005 – 2008 Direktor des Ludwig Boltz- Von Anton Pelinka politische Buch 2005 (Die paradoxe Repu- mann-Instituts für Europäische Ausgabe 129 / E: 27.03.2014 Geschichte und Öffentlichkeit blik. Österreich 1945-2005, Zsolnay Verlag); 14. „Das Befreiende der mutigen Tat“: Seit März 2008 o.Univ.-Prof. am Institut für Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Die „dunkle“ Seite der Wiener Europa Museums Brüssel, Europäisches Par- Zeitgeschichte der Universität Wien. Moderne um 1914 lament; Vorsitzender der Jury des Theodor Von Oliver Rathkolb Körner Preises für Wissenschaft und Kunst. 2011 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Ausgabe 130 / E: 30.04.2014 15. Soziale Militarisierung Forschungsschwerpunkte 1. Klasse Von Christa Hämmerle Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert, 2008 – 2012 Vorstand des Instituts für Zeit- österreichische und internationale Zeit- und geschichte der Uni Wien. Ausgabe 131 / E: 30.05.2014 Gegenwartsgeschichte im Bereich der politi- 2009 – 2014 Sprecher des Initiativkollegs 16. Der Krieg und die Medien „Europäische Historische schen Geschichte, österreichischen Republik- Von Wolfgang Maderthaner Diktatur- und Transfor- geschichte im europäischen Kontext, sowie Ausgabe 132 / E: 30.06.2014 mationsforschung“ internationale Beziehungen, NS-Perzeptions- 17. Fronterfahrung geschichte, Kultur- und Mediengeschichte, Von Helmut Konrad Publikationen (Auswahl) als Autor Wirtschaftsgeschichte (Industrie- und Ban- Ausgabe 133 / E: 31.07.2014 Europa und das Ende des Kalten Krieges kenbereich), Nationalsozialismus und Rechts- 18. Kriegführung und humanitäre (= Wiener Vorlesungen im Rathaus, geschichte. Folgen Band 156), 2012 (Picus Verlag Wien) Von Verena Moritz Beruflicher Werdegang Die paradoxe Republik. Ausgabe 134 / E: 28.08.2014 1984 – 2005 wissensch. Angestellter des Österreich 1945-2010 19. Frauen- und Geschlechter- Ludwig Boltzmann Instituts Aktualisierte Neuausgabe geschichte des Ersten Weltkriegs für Geschichte und Gesell- Innsbruck-Wien 2011 Von Christa Hämmerle und schaft, ab 1994 Co-Leiter. Haymon Verlag Gabriella Hauch 1985 – 2004 wissensch. Leiter der Stiftung Ausgabe 135 / E: 09.10.2014 Bruno Kreisky Archiv, seit The Paradoxical Republic. 10. Folgen des Ersten Weltkriegs Februar 1992 in Verbindung Austria 1945 - 2005 Von Stefan Karner mit der Funktion des Wissen- New York - Oxford 2010 Ausgabe 136 / E: 30.10.2014 schaftskoordinators des Bruno Berghahn Books Kreisky Forums für Inter- 11. Nachwirkungen der „Front- erfahrung“ des Ersten Weltkriegs nationalen Dialog. Führertreu und Gottbegnadet. auf die Entwicklung Österreichs 1993 Erteilung der Lehrbefugnis Künstlereliten im Dritten Reich in der Zwischenkriegszeit als Dozent für Neuere Ge- Wien 1991 schichte mit besonderer Be- Verlag Deuticke Von Verena Moritz rücksichtigung der Zeitge- Ausgabe 137 / E: 25.11.2014 schichte und Zuordnung an Publikationen (Auswahl) als Herausgeber 12. Der Erste Weltkrieg im Gedächt- das Institut für Zeitgeschichte How to (Re)Write European History nis Österreichs und (Zentral- der Universität Wien. Lehr- Innsbruck - Wien - Bozen 2010 Europas – Gedächtnistraditionen beauftragter an der Diploma- StudienVerlag in (transnationaler Perspektive tischen Akademie, Wien. Lehr- Von Heidemarie Uhl aufträge an der Universität Sweden-Austria. Two Roads to Ausgabe 138 / E: 22.12.2014 Salzburg, sowie für Wien-Pro- Neutrality and a Modern Welfare State Anm.: Die Erscheinungstermine können um bis zu gramme der Duke University Münster 2008 drei Tage verschoben werden. Die Redaktion. und University of Maryland. LIT-Verlag

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 49 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Chronik des Ersten Weltkriegs mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns

1914 12. August: 23. Januar: 28. Juni: Kriegserklärung Großbritanniens an Öster- Winterschlacht in den Karpaten (bis Ende Ermordung des österreichisch-ungarischen reich-Ungarn März). Schwere Verluste des österrei- Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand chisch-ungarischen Heeres und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo 23. August: Beginn der Schlacht von Krasnik (bis 25. 6. Februar: 23. Juli: August). Erster Erfolg von k. u. k. Truppen Rumänisch-italienisches Defensivbündnis Befristete Demarche Österreich-Ungarns an Serbien Kriegserklärung Japans an das Deutsche 22. März: Reich und Beginn der Belagerung von Kapitulation der österreichisch-ungari- 25. Juli: Tsingtau (Einnahme am 7. November 1914) schen Festung Przemysl Abbruch der diplomatischen Beziehungen Österreich-Ungarns zu Serbien. Beginn 26. August: 22. April: der Generalmobilmachung in Serbien Beginn der Schlacht bei Komarów (bis Erster Einsatz von Chlorgas durch deut- 1. September). Sieg der k. u. k. Truppen sche Truppen im Gebiet von Ypern 28. Juli: 25. April: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an 27. August: Beginn der alliierten Landungen im Serbien Kriegserklärung Japans an Österreich- Ungarn Dardanellengebiet (Halbinsel Gallipoli) 29. Juli: 26. April: Teilmobilmachung in Rußland 2. September: Eroberung von Lemberg durch russische Londoner Vertrag zwischen Italien und der Entente 30. Juli: Truppen Beginn der Generalmobilmachung in 2. Mai: Rußland 8. September: Zweite Offensive österreichisch-ungari- Beginn der Durchbruchsschlacht von Tarnów-Gorlice 31. Juli: scher Verbände gegen Nordwest- und Westserbien Deutsches Ultimatum an Rußland 4. Mai: Aufkündigung des Dreibundvertrages 22. Oktober: 1. August: durch Italien Kriegseintritt des Osmanischen Reiches an Beginn der Mobilmachung in Frankreich der Seite der Mittelmächte und im Deutschen Reich. Deutsche 7. Mai: Kriegserklärung an Rußland Versenkung des britischen Passagier- 16. November: dampfers „Lusitania“ durch ein deutsches Beginn der dritten österreichisch-ungari- U-Boot 3. August: schen Offensive gegen Serbien Deutsche Kriegserklärung an Frankreich. 23. Mai: Neutralitätserklärungen Italiens und 1. Dezember: Rumäniens Kriegserklärung Italiens an Österreich- Schlacht bei Limanowa-Lapanów führt Ungarn zum Rückzug zweier russischer Armeen 4. August: (bis 15. Dezember) Deutscher Einmarsch in das neutrale 3. Juni: Przemysl von deutschen und österrei- Belgien. Kriegserklärung Großbritanniens 2. Dezember: chisch-ungarischen Truppen wieder- an das Deutsche Reich Einnahme Belgrads durch k. u. k. Truppen erobert

05. August: 3. Dezember: 22. Juni: Kriegserklärung Montenegros an Öster- Beginn der serbischen Gegenoffensive Lemberg von deutschen und österrei- reich-Ungarn chisch- ungarischen Truppen wieder 15. Dezember: befreit 06. August: Rückzug der letzten österreichisch-ungari- Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche schen Truppen von serbischem Gebiet 23. Juni: Reich. Kriegserklärung Österreich- Beginn der ersten Isonzoschlacht Ungarns an Rußland 1915 (bis 7. Juli) 13. Januar: 11. August: Ablösung des Grafen Leopold Berchtold 17. Juli: Kriegserklärung Frankreichs an Öster- durch Stephan Graf Burián von Rajecz als Beginn der zweiten Isonzoschlacht reich-Ungarn k. u. k. Minister des Äußern (bis 10. August)

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26. August: 29. Februar: 22. September: Beginn der „schwarz-gelben“ Offensive Besetzung von Nordalbanien durch Ver- Beginn der Gegenoffensive deutscher und gegen Rußland bände des k. u. k. Heeres abgeschlossen österreichisch-ungarischer Truppen in Siebenbürgen 6. September: 11. März: Abschluß einer Militärkonvention zwi- Beginn der fünften Isonzoschlacht 9. Oktober: schen dem Deutschen Reich, Österreich- (bis 16. März) Beginn der achten Isonzoschlacht Ungarn und Bulgarien (bis 12. Oktober) 16. März: 6. Oktober: Schwere Kämpfe im Adamello-Gebiet, 21. Oktober: Offensive deutscher und österreichisch- Sprengung des Col di Lana Der k. u. k. Ministerpräsident Karl Graf ungarischer Verbände gegen Serbien. Stürgkh wird von Friedrich Adler erschos- Feststellung des gemeinsamen Ministerrats 15. Mai: sen. Nachfolger Stürgkhs wird Ernest von in Wien, wonach die nationale Struktur Beginn der österreichisch-ungarischen Koerber und der staatsrechtliche Aufbau Österreich- Südtiroloffensive („Strafexpedition“) Ungarns keine Gebietserweiterungen ver- 31. Oktober: tragen würden. 31. Mai: Beginn der neunten Isonzoschlacht (bis 4. Seeschlacht im Skagerrak November) 8. Oktober: Eroberung von Belgrad 4. Juni: 5. November: Beginn der russischen Sommeroffensive Proklamierung eines selbstständigen 14. Oktober: (Brusilov-Offensive). Bis 31. August Königreichs Polen durch das Deutsche Kriegserklärung Bulgariens an Serbien schwere Verluste des k. u. k. Heeres Reich und Österreich-Ungarn

18. Oktober: 6. bis 22. Juni: 21. November: Beginn der dritten Isonzoschlacht Blockade Griechenlands durch die Entente; Tod Kaiser Franz Josephs I. Sein (bis 5. November) am 21. Juni Demobilisierung der griechi- Nachfolger wird Kaiser Karl I schen Armee 10. November: 6. Dezember: Beginn der vierten Isonzoschlacht 16. Juni: Eroberung von Bukarest durch Truppen (bis 11. Dezember) Ende der Schlacht in Südtirol der Mittelmächte 25. November: 29. Juni: 12. Dezember: Niederlage des serbischen Heeres auf dem Erster Giftgaseinsatz österreichisch- Friedensangebot der Mittelmächte an die Amselfeld (Kosovo polje). Rückzug der ungarischer Truppen im Raum Görz Serben über Montenegro nach Albanien Alliierten (am 30. Dezember abgelehnt) (bis 26. Februar) 4. August: Beginn der sechsten Isonzoschlacht 18. Dezember: Dezember: (bis 17. August). Görz von italienischen Vergeblicher Friedensaufruf des amerika- Friedensinitiativen der sogenannten Meinl- Truppen erobert nischen Präsidenten Woodrow Wilson Gruppe 23. August: 20. Dezember: 1916 Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Ottokar Graf Czernin neuer k. u. k.- 4. Januar: Reich Minister des Äußern Österreichisch-ungarische Offensive gegen Montenegro 27. August: 1917 Kriegserklärung Rumäniens an Österreich- Januar bis Mai: 8. Januar: Ungarn. Beginn einer rumänischen Vertrauliche Friedensangebote Kaiser Räumung der Halbinsel Gallipoli durch die Offensive gegen Siebenbürgen Karls an die Alliierten durch Prinz Sixtus Alliierten von Bourbon-Parma (vgl. 12. April 1918). 28. August: Italien lehnt Verhandlungen über einen 11. Januar: Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Sonderfrieden ab Besetzung des Lovcen-Massivs (Monte- Rumänien negro) durch österreichisch-ungarische 12. Januar: Truppen September: Kronrat unter dem Vorsitz Kaiser Karls: Schwere Versorgungsprobleme in der Integrität der Monarchie, weitgehende 23. Januar: österreichischen Reichshälfte Existenzmöglichkeiten für Serbien, Bedingungslose Kapitulation Monte- 1. September: Annäherung an Rußland; Status quo in der negros. K. u. k. Truppen beginnen den Kriegserklärung Bulgariens an Rumänien polnischen Frage Einmarsch in Albanien 21. Februar: 14. September: 1. Februar: Beginn der Schlacht um die Festung Beginn der siebten Isonzoschlacht Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Verdun in Nordfrankreich (bis 17. September) Kriegs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 51 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

27. Februar: Einsatz einer tschechischen Brigade bei 1. Februar: General der Infanterie Arz von Straußen- Zborów im Rahmen der Kerenskij- Matrosenrevolte im k. u. k. Kriegshafen burg löst Generaloberst Conrad von Offensive von Cattaro. Nach der Niederschlagung Hötzendorf als Chef des Generalstabes ab vier Todesurteile vollstreckt 16. bis 18. Juli: Bildung eines gemeinsamen Ernährungs- Bolschewistischer Aufstand in St. Peters- 9. Februar: ausschusses für beide Reichshälften, der burg scheitert Friedensvertrag der Mittelmächte mit der dem Kaiser direkt unterstellt ist Ukrainischen Volksrepublik 20. Juli: 12. März: Vertrag von Korfu zwischen Serben und 28. Februar: Beginn der (bürgerlichen) Revolution in Kroaten über die Errichtung eines König- K. u. k. Truppen beteiligen sich am Rußland reiches der Serben, Kroaten und Slowenen Einmarsch in die Ukraine

15. März: 18. August: Ende Februar: Zar Nikolaj II. von Rußland dankt ab Kaiser Karl will die 14 Punkte Wilsons mit Beginn der elften Isonzoschlacht Einschränkungen anerkennen (bis 13. September) 6. April: Kriegserklärung der USA an das Deutsche 3. März: Reich 24. Oktober: Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwi- Beginn der zwölften Isonzoschlacht. schen den Mittelmächten und Rußland 19. bis 21. April: Deutsche und österreichisch-ungarische Englisch-französisch-italienische Konfe- Truppen erzielen einen Durchbruch bei 14. März: renz in Saint-Jean-de-Maurienne. Ein Flitsch und Tolmein. In der Folge Vor- Besetzung Odessas durch Verbände der Sonderfrieden mit Österreich-Ungarn wird marsch bis an den Piave Mittelmächte abgelehnt 07. November: 21. März: 23. April: Beginn der bolschewistischen Revolution Deutsche Frühjahrsoffensive in Belgien Kriegszielbesprechung in Bad Kreuznach in Rußland und Frankreich (bis 17. Juli) zwischen dem Deutschen Reich und Öster- reich-Ungarn 20. bis 29. November: 1. April: Alliierter Großangriff bei Cambrai mit Der erste Luftpostverkehr der Welt wird 12. Mai: „Tanks“ auf der Strecke Wien – Olmütz – Krakau – Zehnte Isonzoschlacht (bis 5. Juni) Lemberg – Kiew aufgenommen 3. Dezember: 15. Mai: Beginn von Waffenstillstandsverhandlungen 8. April: Seegefecht in der Otrantostraße zwischen den Mittelmächten und Rußland Kongreß der unterdrückten Völker (Öster- (Waffenstillstand am 15. Dezember. reich-Ungarns) in Rom (bis 11. April) 30. Mai: Beginn von Friedensverhandlungen am Wiederzusammentritt des österreichischen 22. Dezember) 12. April: Reichsrats Der französische Ministerpräsident 7. Dezember: Clemenceau veröffentlicht den (ersten von 10. Juni: Kriegserklärung der USA an Österreich- zwei) „Sixtusbriefen“. Kaiser Karl leugnet Italienische Offensive im Gebiet der Ungarn ihn ab. Der Minister des Äußern, Czernin, Sieben Gemeinden (Ortigaraschlacht; bis tritt zurück 29. Juni) Waffenstillstand zwischen den 25. April: Mittelmächten und Rumänien in Focsani 15. Juni: Heimkehrermeutereien in Böhmen, Moritz Graf Esterházy Nachfolger Graf Mähren und Galizien (bis 5. Juli) Tiszas als ungarischer Ministerpräsident 1918 7. Mai: 3. bis 25. Januar: Abschluß des Friedensvertrages von 27. Juni: Streikbewegung in Österreich-Ungarn. Bukarest zwischen den Mittelmächten und Griechenland tritt der Entente bei Nach und nach sind über 700.000 Arbeiter Rumänien 29. Juni: im Ausstand Offensive des russischen Heeres in 12. Mai: Weißrußland (Kerenskij-Offensive) 6. Januar: Kaiser Karl in Spa: Vereinbarung über ein „Dreikönigsdeklaration“ der tschechischen enges politisches, militärisches und wirt- 02. Juli: Abgeordneten zum österreichischen schaftliches Bündnis mit dem Deutschen Kriegserklärung Griechenlands an das Reichsrat Reich Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich. 8. Januar: Meutereien in Judenburg, Murau, Fünf- Kaiser Karl erläßt eine Amnestie für politi- Friedensbotschaft von US-Präsident kirchen, Rumburg und Radkersburg (bis sche Delikte Wilson („14 Punkte“) 24. Mai)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 52 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

30. Mai: Friedensnote Österreich-Ungarns an Anschluß der polnischen Gebiete Öster- Vertrag von Pittsburgh (USA) zwischen US-Präsident Wilson reich-Ungarns an den polnischen Staat dem tschechischen Emigrantenführer T. G. Masaryk und amerikanischen 6. Oktober: Slowakenführern Konstituierung eines Nationalrats der 30. Oktober: Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb Einrichtung eines provisorischen Staatsrats 10. Juni: und einer deutschösterreichischen Versenkung des k. u. k. Großkampf- 14. Oktober: Regierung schiffes „Szent István“ vor der Insel Konstituierung einer tschechoslowaki- Premuda schen Regierung in Paris 31. Oktober: 15. Juni: 16. Oktober: Übergabe eines Großteils der k. u. k. Beginn der Piaveoffensive. Die letzte Völkermanifest Kaiser Karls Kriegsmarine an den südslawischen Staat Offensive des k. u. k. Heeres scheitert innerhalb von Tagen 18. Oktober: Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Der ehemalige ungarische Ministerpräsi- dent István Graf Tisza wird ermordet 6. Juli: Friedensnote ab Beginn der alliierten Offensive in Albanien 21. Oktober: 01. November: Konstituierung einer provisorischen 17. Juli: Versenkung des (ehemaligen) k. u. k. Nationalversammlung Deutschösterreichs Zar Nikolaj II. wird mit seiner Familie Flaggenschiffes „Viribus Unitis“ durch ita- von Bolschewisten erschossen 23. bis 26. Oktober: lienische Haftminen Besuch des Kaiserpaars Karl und Zita in 8. August: Debrecen. Der ungarische Reichstag Bildung einer selbstständigen ungarischen Schlacht von Amiens (bis 11. August). beschließt die Bildung eines Nationalrats Beginn des Zusammenbruchs der deut- Regierung unter Graf Mihály Károlyi. schen Front in Frankreich 24. Oktober: Serben besetzen Belgrad Beginn der alliierten Offensive am Piave 9. August: Rücktritt Buriáns. Graf Gyulá Andrássy 2. November: Anerkennung der Tschechoslowakei als d. J. wird letzter k. u. k. Minister des Rücktritt des letzten österreichisch-ungari- kriegführende Nation durch Großbritannien Äußern schen Ministers des Äußern Graf 14. September: 27. Oktober: Andrássy. Friedensnote Kaiser Karls „An alle“ Bildung der letzten kaiserlich-österreichi- schen Regierung unter Heinrich 3. November: 15. September: Lammasch Abschluß des Waffenstillstands zwischen Alliierte Offensive an der Mazedonien- front (bis 29. Oktober) 28. Oktober: Österreich-Ungarn und den Alliierten in Proklamation eines selbstständigen tsche- der Villa Giusti (am 4. November in Kraft 18. September: choslowakischen Staates in Prag getreten) Beginn der alliierten Offensive in Palästina

26. September: Masaryk proklamiert in Paris einen selbst- ständigen tschechoslowakischen Staat 29. September: Waffenstillstand zwischen Bulgarien und den Alliierten

Generalfeldmarschall Hindenburg verlangt von der deutschen Reichsregierung Schritte zum Abschluß eines Waffenstillstands

1. Oktober: Beginn der Räumung Albaniens durch österreichisch-ungarische Truppen

3. Oktober: Beginn der Räumung Serbiens durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen Siehe: »Österreich Journal« pdf-Magazin, Ausgabe 128 vom 27. Feber 2014

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 53 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Unter dem Losungsworte Krieg und Technik Eine Themenschau des Technischen Museums Wien zum Ersten Weltkrieg von 7. Mai 2014 bis 3. Mai 2015 Foto: Technisches Museum Wien

Im Juni 1915 beginnt man in Wien auf vielen Parkflächen mangels Versorung durch die Landwirtschaft Gemüse anzubauen. Im Bild sieht man eine Kartoffelernte im Auer Welsbach-Park vor dem »Technischen Museum für Industrie und Gewerbe«.

er inhaltliche Bogen des Ausstellungs- Zwecke der Kriegsführung bis zum völligen den Prothesen, welche auf Initiative des Mu- Dthemas umfaßt den Krieg in seiner Ge- Zusammenbruch. seumsgründers Wilhelm Exner hergestellt samtheit – von der Front bis zur sogenannten „Unter dem Losungsworte Krieg und wurden und bereits zu Kriegszeiten in Aus- Heimatfront. Das zentrale Thema der Aus- Technik“ wollte Ludwig Erhard als amtie- stellungen zu sehen waren, bevor sie ins Mu- stellung ist dieses erstmals zutage tretende render Direktor des Technischen Museums seum gelangten. Phänomen einer totalen Kriegsführung, wel- sein Haus sehen. Es sollte eine patriotische In sieben Stationen zeigt die Themen- che alle Sektoren der Gesellschaft durch- Aufgabe erfüllen und mithelfen, die Bevöl- schau dieses fatale Verhältnis zwischen Krieg dringt. Dahinter verbirgt sich das Faktum, kerung bei den Fahnen zu halten. Vor diesem und Gesellschaft im Allgemeinen und zwi- daß für einen jahrelang dauernden Krieg Hintergrund fokussiert das Ausstellungsthe- schen Krieg und Museum im besonderen. neben Soldaten vor allem die Produktionska- ma auch auf die Rolle, die dem Technischen pazitäten der Landwirtschaft und der Rü- Museum, das zur Zeit des Kriegsausbruchs Front stungsindustrie, die Heimatfront, kriegsent- fertiggestellt wurde, zukommt. Schließlich Im Mittelpunkt steht ein Geschütz, eine scheidend sind. Arbeiter und Bauern müssen entstammen viele Objekte der Sammlungen Ikone des Ersten Weltkrieges, symbolisch genügend Lebensmittel, Munition und Waf- des Museums direkt oder indirekt der Kriegs- für die Artillerie und die Grausamkeiten mo- fen produzieren, damit die Front hält. Es führung. Auf diesen besonderen Zusammen- derner Schlachtfelder: Trommelfeuer, Gra- folgt die Ausbeutung der Gesellschaft für die hang wird besonders verwiesen, etwa bei benkrieg, Giftgas, aber auch Stacheldraht,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 54 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« der zur besseren Abwehr gegnerischer Angriffe unter Strom gesetzt wurde.

Nachschub Diese Station widmet sich dem Thema Verkehr im Weltkrieg. Die Geschichte der so genannten Salcano-Eisenbahnbrücke über den Isonzo zeigt die Absurdität des Krieges. 1906 als Rekordbauwerk errichtet, wurde sie zehn Jahre später von ihren österreichischen Schöpfern wieder zerstört, um den gegneri- schen Vormarsch zu behindern.

Rüstung Die Station Rüstung verweist auf das Thema der unersättlich nach Rohstoffen ver- langenden Rüstungsindustrie, das Problem der sich zusehends verschärfenden Rohstoff- knappheit sowie die offiziellen Maßnahmen rund um die sogenannte Patriotische Kriegs- metallsammlung. Das Einsammeln und Ein- schmelzen von Metallgegenständen der Be- völkerung sollte den allgemeinen Mangel beseitigen helfen.

Heimat Die Station Heimat steht im Zeichen des Kriegsalltags der Zivilbevölkerung, der ebenfalls von Mangelwirtschaft gekennzeich- net war. Der mitunter akute Mangel an Nah- rungsmitteln und Gütern des täglichen Be- darfs zwang die Menschen auf Ersatzstoffe zurückzugreifen. Hunger und Not griffen trotzdem um sich. Außerdem stieg unter den Soldaten die Opferzahl unaufhörlich wie auch die Anzahl an schwer kriegsbeschädig- Eine 35 mm-Filmkamera Pathe Professionel. wie sie ab 1910 zum Einsatz kam. ten Menschen. rung nicht zu gefährden. Neben der Post Telegraf wurden auch der Telegraf und das Telefon An den Fronten hielten Telefon, Telegraf Propaganda zensuriert. und auch der Funk Einzug. Riesige Armeen Der Alltag der Menschen war freilich ließen sich auf diese Weise aus der Ferne auch von einer allgegenwärtigen Propaganda dirigieren. Die Generäle, von denen die ver- in der zensurierten Presse, durch die Foto- lustreichen Angriffsbefehle stammten, hat- grafie und die noch junge Kinematografie ten ihre Kommanden oft weit hinten, im gekennzeichnet. Patriotische Dienste leiste- sicheren Hinterland. ten jedoch auch die Musik – ob zum Eine interaktive Medienstation mit gros- Marschieren in Reih und Glied oder zur Ab- sem Touchscreen fungiert als eine Art digita- lenkung von den täglichen Sorgen. Diverse ler Wühlkiste, in der verschiedenste histori- Ausstellungen sowie ein nachgebauter Schüt- sche Fotoalben zum Durchblättern bereitlie- zengraben im Prater sollten den Durchhalte- gen. Inhaltlich kann darin alles auftauchen: willen der Menschen stärken. von der Feldpost über Kriegspostkarten bis zu allen möglichen Frontaufnahmen und Feldpost Aufnahmen von Kriegsversehrten beim Pro- Die Feldpost half, den Kontakt zwischen thesentraining. Ein großer Flachbildmonitor den Soldaten an den Fronten und den An- spielt überdies historisches Stummfilmmate- gehörigen daheim aufrechtzuerhalten. Sie rial in einer Endlosschleife ab. Es sind Auf- wurde natürlich zensuriert. Anstößige Stel- nahmen aus Rüstungsfabriken, die ein Stück len wurden geschwärzt, vordergründig, um bewegten Kriegsalltag in die Themenschau Spionage zu unterbinden, aber natürlich Fotos: Technisches Museum Wien bringen. „ auch, um die Kriegswilligkeit der Bevölke- Der Kriegs-Struwelpeter aus 1915 http://www.technischesmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 55 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Krieg, Propaganda, Kunst Hochkarätige besetzte Veranstaltung zur Ausstellung »Trotzem Kunst! Österreich 1914-1918« im Leopold Museum Wien

undert Jahre nach dem Ausbruch des HErsten Weltkriegs gedenken heuer zahl- reiche Ausstellungen in Österreich und im Ausland der historischen Ereignisse rund um die „Schüsse von Sarajevo“, erinnern an die tragischen Folgen und Auswirkungen der Entzündung eines Weltenbrandes, der von anfänglicher Euphorie und Jubelstimmung zu Elend und Verzweiflung führte. Die Schau „Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918“ (9. Mai bis 15. September 2014), kuratiert von Stefan Kutzenberger, Ivan Ristic und Elisabeth Leopold, ist der Beitrag des Leo- pold Museums zum Gedenkjahr 2014 und konzentriert sich auf Künstlerschicksale und Kunstereignisse in der Zeit des „Großen Krieges“. Begleitend zur Ausstellung veran- staltet das Leopold Museum auf Initiative von dessen Managing Director Peter Wein- häupl am 15. und 16. Mai 2014 ein hochka- rätig besetztes Symposium.

Darf man Krieg ausstellen? Für Franz Smola und Peter Weinhäupl, Direktoren des Leopold Museum, ist „Trotz- dem Kunst!“ ein mehrdeutiger Titel: „Das künstlerische Schaffen als Zeichen des per- sönlichen Widerstandes, als Symptom der Weltflucht oder bloß als Resultat der An- passung ist von ebenso großem Interesse wie die Erkenntnis, daß im Gedenkjahr 2014 nicht nur rein historische Aspekte der ,Urka- tastrophe des 20. Jahrhunderts‘ in Betracht zu ziehen sind.“ Die zweitägige, hochkarätig besetzte Ver- anstaltung geht der Frage nach, wie man Krieg ausstellen kann bzw. ob man das über- haupt soll oder darf. KuratorInnen von Kriegsausstellungen in ganz Österreich stel- len verschiedene Ansätze dazu vor und zur Diskussion. Die Veranstaltung wird von Bot- schafter Martin Eichtinger, Leiter der Kultur- politischen Sektion des Außenministeriums persönlich eröffnet. © Privatbesitz Wien

Theatersolo: Maxi Blaha als Titelseite der Zeitschrift »Der Ruf« (Sonderheft »Krieg«, November 1912) mit Pazifistin Bertha von Suttner einem Selbstbildnis von Egon Schiele aus dem Jahr 1910 Bertha von Suttner (1843-1914), Autorin Woche vor der Kriegserklärung. Die Schau- tralische Auseinandersetzung mit dem Leben des pazifistischen Romans „Die Waffen nie- spielerin Maxi Blaha widmet im Rahmen Suttners, begleitet durch zeitgenössische der!“ (1899), deren unermüdlicher Kampf des Symposiums der Friedensforscherin ihr Klänge von Georg Buxhofer (E-Baß) bildet für den Frieden im Jahr 1905 mit dem Frie- Theatersolo „feuerseele. sie kämpfte für den den pazifistischen Schlußpunkt des ersten densnobelpreis honoriert wurde, starb eine Frieden“. Die intensive und mitreißende thea- Symposiumtages.

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sität Tübingen), Peter März (Kurator Aus- stellung Schloßmuseum Linz).

Schiele, Egger-Lienz, Kolig Die Ausstellung „Trotzdem Kunst! Öster- reich 1914-1918“ hebt das Wirken und Le- ben der in der Sammlung Leopold umfang- reich vertretenen Künstler Egon Schiele, Albin Egger-Lienz und Anton Kolig wäh- rend des Ersten Weltkrieges exemplarisch hervor. Neben dem kriegsbezogenen Schaf- fen der Künstler zwischen Schlachtengemäl- den und Soldatenporträts zeigt die Ausstel- lung auch eine Auswahl teils eskapistischer Werke jener Zeit, die scheinbar unberührt vom Grauen der Schlachtfelder entstanden. Weiters fokussiert die Schau den regen Kunstbetrieb jener Zeit, der mitunter auch Propagandazwecken diente. Zeitgenössische KünstlerInnen, aus den ehemaligen Kriegs- gegnerländern Italien, Rumänien, Serbien und Rußland und KünstlerkollegInnen aus Österreich wurden eingeladen ihre heutige Sicht auf den Ersten Weltkrieg in die Aus- stellung einzubringen. Zur Ausstellung erscheint ein umfassen- der Katalog in deutscher und englischer Spra- che, 256 Seiten, herausgegeben von Elisa- beth Leopold, Peter Weinhäupl, Ivan Ristic und Stefan Kutzenberger bei Brandstätter, mit Beiträgen von Elizabeth Clegg, Elisa- beth Leopold, Sonja Niederacher, Carl Kraus, Stefan Kutzenberger, Stephan Pumberger, Ivan Ristic, Uwe M. Schneede, Franz Smola und Peter Weinhäupl. „

© Bildrecht, Wien, 2013 http://www.leopoldmuseum.org oben: Anton Kolig 1886–1950, »Hauptmann Boleslavski«, 1916, Öl auf Leinwand, 56,7 × 43,7 cm, Leopold Museum, Wien, Inv. 17 rechts: Das Leopold Museum

Die Macht der Bilder: Krieg, Propaganda und Kunst „Krieg, Propaganda und Kunst“ lautet der Schwerpunkt des zweiten Symposiumtages, der die Macht von Bildern und Texten in den Mittelpunkt rückt. Die Situation russischer Kriegsgefangener – Egon Schiele hielt sie in Zeichnungen fest – die Rolle der Fotografie als Propagandamittel und Robert Musils Ge- danken zum Sommer 1914 werden analysiert. Am Ende beider Vortragsnachmittage ste- hen Podiumsdiskussionen, moderiert von „Trotzdem Kunst!“-Kurator Stefan Kutzen- berger. Vortragende des Symposiums sind Susanne Rolinek (Salzburg Museum), Wal- ter Fanta (Universität Klagenfurt), Peter Fritz (Kurator Schallaburg), Anton Holzer (Foto-

historiker, Wien), Reinhard Johler (Univer- Foto: Leopold Museum / Julia Spicker

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 57 Innenpolitik Das Budget 2014/2015 Am 29. April hielt Finanzminister im Hohen Haus seine Budgetrede – gefolgt von einer mehrstündigen Debatte, in der die Oppositionsparteien die Pläne der Regierung zerpflückten. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer 21. Nationalratssitzung der XXV. Gesetzgebungsperiode – Budgetrede von Finanzminister Michael Spindelegger am 29. April ie Regierung hat heute das Budget für wirtschaftlich schwierigen Zeiten gefordert, Budgetberatungen im Parlament gesetzt. „In Ddie Jahre 2014 und 2015, den Budget- Sparmaßnahmen zu setzen, um mit den nur unserem Land der Berge gibt es einen Berg rahmen bis 2018 sowie die dafür notwendi- langsam wachsenden Budgets auszukom- zu viel – das ist der Schuldenberg, der stän- gen Rahmenbedingungen beschlossen. Damit men. An erster Stelle sollen dabei Reformen dig wächst und höher wird.“ Deshalb sei das wird es uns gelingen, am Ziel eines struktu- und Effizienzverbesserungen in der Ver- große Ziel dieser Legislaturperiode: „Mit rellen Nulldefizits für das Jahr 2016 festzu- waltung stehen“, sagte der Bundeskanzler. dem Schuldenmachen muss Schluss sein.“ halten und die hohe Bonität Österreichs ab- „Im vorliegenden Budget sind aber auch Mit ständig steigenden Schulden werde zusichern“, sagte Bundeskanzler Werner Fay- gleichzeitig Mittel für Offensivmaßnahmen die Last der Zinsen und Rückzahlungen grös- mann (SPÖ) am 29. April beim Pressefoyer vorgesehen. Wir werden besonders dort in- ser, der Spielraum im Budget immer kleiner, nach dem Ministerrat im Parlament. „Allei- vestieren, wo es um Beschäftigung und So- man begründe die Steuern von morgen und ne die sich daraus ergebenden Vorteile durch ziales geht“, betonte Faymann. „Die Budget- der finanzielle Wohlstand werde de facto niedrigere Zinsbelastungen haben schon in erstellung war ein hartes Stück Arbeit und eine Last für die Kinder und Kindeskinder. den letzten Jahren deutliche Ersparnisse für ich bedankte mich für die gute Zusammen- „Darum ist es unser Ziel, ab 2016 diese die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler arbeit. Mit diesem Ergebnis wird es uns ge- Trendwende in Österreich dauerhaft einzu- bedeutet. Diesen Kurs, der uns mehr finan- lingen, die versprochenen Zielsetzungen zeit- leiten. Die Budgets bereiten den Weg dafür, ziellen Spielraum für wichtige gesellschafts- gerecht zu erfüllen.“ dass wir ab 2016 ein strukturelles Nulldefizit politische Bereiche bringt, wollen wir daher Unmittelbar darauffolgend begann die erreichen und den Grundstein für einen mit aller Kraft einhalten“, so Faymann. Budgetrede von Vizekanzler und Finanzmi- Schluß mit neuen Schulden legen“, unter- Die konkrete Umsetzung der Budgetplä- nister Michael Spindelegger (ÖVP) im Na- strich Spindelegger. ne würde für die einzelnen Ressorts durch- tionalratssitzungssaal, bei der auch Bundes- Am meisten belaste die Hypo – der größ- aus eine Steigerung bedeuten: „Im Bildungs- präsident Heinz Fischer anwesend war. te Finanzskandal dieser Republik. Die Ab- ressort gibt es beispielsweise im Jahr 2014 wicklung der Hypo Alpe Adria erhöhe den gegenüber den Ansätzen ein Plus von 125 Spindelegger: Budget bringt Schuldenstand 2014 um mehr als 17 Millia- Millionen Euro und 2015 von 59 Millionen Trendwende für Österreich rden Euro. Gleichzeitig steige das Defizit Euro. Da der Kuchen aber nicht schnell ge- „Das Budget bringt eine Trendwende für 2014 um vier Milliarden Euro. Die Schuld nug größer wird, muß trotzdem effizienter Österreich“, sagte der Finanzminister. Mit dafür sei bei jenen zu suchen, die das verur- gewirtschaftet werden. Wir sind in diesen der Budgetrede werde der Startschuß für die sacht hätten und nicht bei jenen, die diese

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Causa jetzt aufarbeiten und zu lösen versu- chen, zog Spindelegger dafür ein treffendes Beispiel heran: „So ist auch nicht die Feuer- wehr schuld am Schaden, sondern der Brand- stifter muß ausfindig gemacht werden – und das gilt besonders bei der Hypo.“ Mit dem Budget 2014 werde auch „reiner Tisch“ gemacht. Der Budgetplan sieht für 2014 ein strukturelles Defizit von 1,0 Pro- zent des BIP vor, 2015 ein Defizit von 0,9 Prozent. Das Maastricht-Defizit werde stei- gen, aber trotzdem unter drei Prozent blei- ben: Das Maastricht-Defizit wird 2014 auf 2,7 Prozent ansteigen und 2015 auf 1,4 Pro- zent sinken. Die Erhöhung der Staatsschul- den werde wieder abgebaut – das sei wich- tig, um die Trendwende zu signalisieren. Die öffentliche Verschuldung wird konkret 2014

auf 79,2 Prozent ansteigen. 2015 soll der © Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer Wert wieder auf 77,6 Prozent sinken, 2016 v.l.: Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (S), Finanzminister Michael Spindelegger (V) bei seiner Budgetrede und Bundeskanzler Werner Faymann (S) auf 75,6 Prozent. „Um diese Wende zu schaffen, müssen alle einen Beitrag leisten“, den, der zu einer Steuerreform führen könne. zu schaffen. „Wir investieren dort, wo Öster- bat Finanzminister Spindelegger um Ver- Das bedeute, Spielräume zu schaffen – auch reich Impulse braucht und sparen dort, wo ständnis für die Maßnahmen beim Bürger und unvorhergesehene Krisen dürften nicht dazu wir das auch verantworten können.“ in der Verwaltung: „Wir drehen hier an vie- führen, daß „wir diesen Spielraum dann wie- Die Impulse könnten sich sehen lassen, len Schrauben, schnüren aber niemandem die der verlieren“, verwies der Finanzminister wies Spindelegger beispielsweise auf die Luft ab.“ auf die Ukraine und Rußland, wo zur De- Bereiche Familie, Forschung, Sicherheit so- „Wenn wir eine Trendumkehr schaffen eskalation beigetragen werden müsse. wie den Wirtschaftsstandort und Sozialstaat wollen und die Hypo-Belastungen aufarbei- „Ich möchte das Schuldenmachen been- durch zusätzliche Mittel für Pflege und dem ten, bleibt für 2014/15 wenig Spielraum für den, klug investieren und Reformen an- Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Hier wür- große Entlastungen“, meinte Spindelegger stoßen“, so Spindelegger weiter. Ziel sei es, den vor allem die Mittel für die älteren Ar- zur Steuerreform-Diskussion. Mit dem Bud- das Wachstum anzukurbeln und die Grund- beitslosen gesteigert. „Wir geben uns nicht get sollte aber ein Weg eingeschlagen wer- lage für neue Arbeitsplätze und Wohlstand damit zufrieden, daß Österreich die gering-

Entwicklung der Maastricht-Schuldenquote des Gesamtstaates Grafik: Bundesministerium für Finanzen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 59 Innenpolitik

Reformpfad wird weitergeführt Bei den Ausgaben des Staates werde auch in absoluten Zahlen gespart. Die Auszahlun- gen 2014 betragen etwa 75 Milliarden und im Jahr 2015 etwa 74 Milliarden, mit dem er das Budget 2014/15 präsentierte und erläu- terte, wie dieses Ziel erreicht werde. In erster Linie werde bei der Verwaltung gespart. Sein Ziel sei, „daß für jeden einzel- nen Österreicher auch mehr bleibt. Der Staat muß sich auf seine Kernaufgaben beschrän- ken“, bedankte sich Spindelegger bei allen Ressorts und wies darauf hin, daß die Ermes- sensausgaben der jeweiligen Ressorts 2014 um 500 Millionen Euro und 2015 um 300 Mil- lionen Euro gekürzt werden. „Wir sparen den Staat nicht kaputt, sondern schlank. Das ist das Motto, wie wir vorgehen“, so der Finanz- © Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer minister weiter. Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Parlamentsdirektor Harald Dossi Weiterer Eckpfeiler neben den Einspa- ste Arbeitslosigkeit in der EU hat – wir wol- werde Österreichs Wirtschaft 2014 und 2015 rungen der Ressorts seien Reformen. Mit len wieder an die Vollbeschäftigung heran- real um je 1,7 Prozent wachsen – das sei dem Sanierungspaket 2012 haben wir diesen kommen, denn jeder Arbeitsplatz sichert deutlich mehr als die 1,2 Prozent, die für die Weg bereits begonnen. „Und der Reformpfad eine Familie.“ Eurozone errechnet wurden. Vorsichtiger Op- wird weitergeführt“, betonte Spindelegger Österreich habe die Krise gut bewältigt, timismus sei berechtigt, aber den Befreiungs- und hob bereits erzielte Erfolge hervor: verwies Spindelegger darauf, daß Österreich schlag gebe es nicht. „Wir müssen Schritt für Pensionsreform: Durch Änderungen bei der wesentlich weniger an Staatsschulden habe Schritt aus der Krise, daher ist es notwendig, Invaliditätspension, der Hacklerregelung so- als die Mitgliedsländer der EU-28. Auch bei mit einem guten Budget die Grundlagen zu wie das Pensionskonto werde eine Trendum- der Wirtschaftskraft liege Österreich – be- legen“, so Spindelegger, der unter anderem kehr eingeleitet mit dem Ziel, daß das durch- trachte man das BIP pro Kopf durch die auch auf die neue Bewertung von Moodys schnittliche Pensionsantrittsalter stärker als Kaufkraftparität – bereits auf dem zweiten vom Februar dieses Jahres verwies, welche die durchschnittliche Lebenserwartung steige. Platz in der EU. „Wir sind trotz Krisenzeiten Österreichs AAA Rating unter anderem we- Verwaltungsreform: Im Bereich der Verwal- das zweitreichste Land dieser EU“, auch das gen seiner gesunden Wirtschaftsstrukturen tungsgerichte wurden 120 weisungsfrei ge- sei ein positiver Wert, den man den Bür- bestätigt habe. „Österreich ist eine der be- stellte Berufungssenate und Sonderbehörden gerInnen bewußt machen sollte. Es sei not- sten Adressen für die Finanzwelt und das ist auf elf unabhängige Verwaltungsgerichte kon- wendig, den Optimismus zu verstärken und konsequente Regierungsarbeit, die wir lei- zentriert. Kleinere Bezirksgerichte wurden in den BürgerInnen das Gefühl zu geben, es sten“, so der Finanzminister. Zur Stabilisie- den vergangenen Jahren zusammengeführt. gehe in Österreich wieder aufwärts. rung des Finanzplatzes seien 4,4 Milliarden Die Agenden von 194 Stellen rund um Asyl Nach den Projektionen von IHS und Euro vorgesehen – ein Betrag, der aber nicht wurden per 1. Jänner 2014 in das Bundesamt WIFO, die den Budgets zugrunde liegen, zur Gänze ausgegeben werde. für Fremdenwesen und Asyl überführt.

Entwicklung der Einnahmen- sowie Steuer- und Abgabenquote des Gesamtstaates in ESVG-Darstellung und in % des BIP Grafik: Bundesministerium für Finanzen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 60 Innenpolitik

Gesundheitsreform: Die Reform wurde 2013 Bruttoinlandsausgaben für Forschung und beschlossen mit dem Ziel, die Zuwachsraten Entwicklung in Österreich in % des BIP für öffentliche Gesundheitsausgaben auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes zu be- grenzen. Durch die Deckelung des Ausgaben- pfades würden bis 2016 in Summe 3,4 Mil- liarden Euro an Einsparungen erwartet, ohne daß es bei den Menschen negativ ankomme. Reformvorhaben seien auch für die Zu- kunft vorgesehen. „Mit diesem Budget wer- den wir Gutes bewahren, aber manches ver- bessern und die Bürokratie weiter zurück- drängen“, ging Spindelegger auf weitere Reformen ein. Angestrebt würden beispiels- weise eine Vereinfachung der Lohnverrech- nung durch eine Zusammenfassung der Bei- tragsgruppen und eine Harmonisierung der Bemessungsgrundlagen im ASVG und im EStG, eine Bündelung von Personal-, IT- und Supportaufgaben der einzelnen Ministerien sowie eine Förderreform – ein Ausbau der

Transparenzdatenbank soll Doppelförderun- Quelle: Bundesanstalt Statistik Österreich, Globalschätzung 2013 gen reduzieren. Ab 2018 sollen Unternehmen zudem so gut wie alle Amtswege elektro- Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung 2012*: nisch abwickeln können. Zudem gelte es, Österreich im internationalen Vergleich in % des BIP Doppelgleisigkeiten zwischen den Gebiets- körperschaften zu beseitigen. Alte Rechts- normen sollen automatisch auslaufen.

Klug in die Zukunft investieren „Wir werden nicht nur sparen. Sinnvoll sparen und reformieren ist die eine Seite – richtig investieren, um das Wachstum anzu- kurbeln und so Arbeit und Wohlstand zu schaffen, die andere. Wir betreiben daher keine reine Sparpolitik, sondern investieren im Gegenteil ganz gezielt dort, wo Österreich Impulse braucht“, betonte der Vizekanzler. Daher ist eine Reihe von Offensivmaßnah- men budgetiert. Um das Wirtschaftswachs- tum anzukurbeln, hat die Bundesregierung ein Offensivpaket in Höhe von 3,6 Milliar- * oder zuletzt verfügbarer Wert – Quelle: OECD, MSTI 2013/2 den Euro bis 2018 geschnürt. Eine Steuerent- Grafiken: Bundesministerium für Finanzen lastung für Unternehmen durch eine Reduk- stellen mehr Mittel für Pflege und den Kampf Budgets schaffen wir das Fundament und die tion von Lohnnebenkosten und das Aus für gegen Arbeitslosigkeit zur Verfügung. Wir Spielräume für eine längst fällige substan- die Gesellschaftssteuer hebt zudem die At- stellen mehr Polizisten ein, um die Sicherheit tielle Entlastung der Steuerzahlerinnen und traktivität des Wirtschaftsstandorts. „Mit die- im Land weiter zu verbessern. Und wir ent- Steuerzahler“, so Spindelegger. Wer hart sem Budget werden wir das Erfolgsmodell lasten Unternehmen, um den Standort zu stär- arbeite, solle auch mehr in der Tasche behal- Österreich nicht nur absichern, sondern wei- ken und das Wirtschaftswachstum wieder an- ten können. „Und wir werden hart daran ar- ter ausbauen!“, gibt Spindelegger die Ziel- zukurbeln.“ Weitere Offensivmaßnahmen setzt beiten, die Bürgerinnen und Bürger zu entla- richtung vor und definiert die Schwerpunkte die Regierung durch Wohnbausondermitteln, sten. Das wird aber nicht mit neuen Schul- des Budgets: „Wir geben mehr Geld für die Offensivmitteln für den ländlichen Raum, den erfolgen. Wir brauchen Seriosität in der Zukunft unseres Landes aus und investieren den Handwerkerbonus als Anreiz gegen die Politik und werden eine Reform vorbereiten, mit dem Ausbau der Kinderbetreuung, mit Schwarzarbeit und beim Hochwasserschutz. die leistbar ist“, sagte Spindelegger. „Ich sa- der Erhöhung der Familienbeihilfe und dem ge es schon heute: Subventionierungen durch Gratiskindergartenjahr massiv in Kinder und Spielräume für den Staat mittels Steuerbefreiungen sollen Familien. Wir investieren in Forschung, um Steuerreform erarbeiten kritisch hinterfragt werden. Mein Ziel ist ein die Grundlage für weiteres Wachstum zu „Mit diesem Budget und mit unserem einfaches Steuersystem, ein System, in dem schaffen. Wir sichern Sozialleistungen ab und Konsolidierungskurs und der Sanierung des Ausnahmen die Ausnahme und nicht die Re-

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gel sind“, betonte der Finanzminister und Die Haushaltsplanungen sehen in den to bringen soll.“ Die Verschärfung des nannte drei zentrale Punkte: kommenden fünf Jahre trotz verhaltener Wirt- Kampfes gegen den Steuerbetrug und die  Vereinfachung: Nach mehr als 25 Jahren schaftsprognosen Offensivmaßnahmen vor, Abgabenhinterziehung – Stichwort: Reform soll das Einkommenssteuergesetz neu ge- unter anderem 370 Millionen Euro für ältere der Selbstanzeige – sei ein weiterer politi- schrieben werden – mit dem Ziel der Arbeitnehmer, 280 Mio. Euro für die Zahn- scher Schwerpunkt, der laut Staatssekretärin Vereinfachung. gesundheit Jugendlicher, 310 Mio. Euro für Steßl im zweiten Halbjahr angegangen wer-  Entlastung für Familien: Bei dieser Steu- Pflege, 700 Mio. für die Verlängerung des den müsse. Auch dies würde zusätzliche po- erstrukturreform soll sichergestellt werden, Pflegefonds ab 2017, 180 Mio. für den sozi- sitive Effekte auf künftige Budgets haben, daß Familien besonders berücksichtigt alen Wohnbau, 400 Mio. für Ganztagesschu- sagt die Finanzstaatssekretärin. werden. len, 300 Mio. für Grundlagenforschung, 350  Senkung Eingangssteuersatz: Der Ein- Mio. für den Ausbau der Kinderbetreuung Krainer: Budget ermöglicht gangssteuersatz bei der Lohnsteuer soll in sowie 460 Mio. Euro für Hochwasserschutz. Investitionen in Zukunftsbereiche Richtung 25 Prozent gesenkt werden, die Aber auch die bereits im März beschlos- Bildung, Forschung und Entwicklung weiteren Stufen abgeflacht. senen und jetzt ins Budget gegossenen „Der Ausbau ganztägiger Schulen konnte Maßnahmen auf der Einnahmenseite sind ein trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage gesi- Spindelegger: „Wir werden uns mit den wichtiger Faktor: „Würden diese Gelder, chert und sogar erhöht werden“, freute sich besten Köpfen des Landes zusammensetzen etwa aus der reformierten Gruppenbesteu- SPÖ-Budgetsprecher Kai Jan Krainer im Zu- und hart für diese Reform arbeiten, so wie erung oder aus den Anti-Profit-Shifting- ge der Budgetdebatte im Nationalrat. „Mit alle österreichischen Steuerzahlerinnen und Regeln nicht fließen, wären weitere Kürzun- 110 Mio. Euro heuer, weiteren 160 Mio. Steuerzahler hart für dieses Land arbeiten. gen notwendig geworden. So konnten wir ein Euro bis 2017 und 210 Mio. Euro im Jahr Wir werden einen strikten Budgetvollzug ge- Kaputtsparen verhindern und gleichzeitig 2018 werden in den kommenden Jahren mehr währleisten: jeder Euro, der durch Steuern die Steuergerechtigkeit ein weiteres Stück Mittel für den Ausbau ganztägiger Schulen eingenommen wird, wird auch sorgsam ver- voranbringen“, betont die Staatssekretärin. zur Verfügung gestellt, als im Bundesfi- waltet. Mit diesem Budget werden wir das Die genannten Maßnahmen brächten – mit nanzrahmen letztes Jahr vorgesehen waren“, Erfolgsmodell Österreich absichern und wei- der Einschränkung der Absetzbarkeit von Su- so Krainer. Nicht nur in dieser konkreten ter ausbauen“, schloß der Finanzminister. pergagen, der Erhöhung der Bankenabgabe, Maßnahme, auch im allgemeinen Bildungs- der unbefristeten Solidarabgabe auf Top- budget zeigen sich die Investitionen der Re- Steßl: Offensivmaßnahmen und mehr gehälter, der Redimensionierung der GmbH- gierung: „Das Bildungsbudget steigt im heu- Steuergerechtigkeit statt Kaputtsparen Light-Regelungen und einigem mehr – bis rigen Jahr um 125 Mio. Euro und 2015 um „Gerade in schwierigen Zeiten ist beim 2018 rund 2,7 Mrd. Euro zusätzlich an Ein- 60 Millionen Euro“, erklärte Krainer. Erstellen des Budgets auf Fairness und Aus- nahmen für den Staatshaushalt. Diese finan- Für den SPÖ-Budgetsprecher weißt das gewogenheit achten. Das ist mit den Bun- zieren die heute festgelegten Offensivmittel von der Regierung vorgeschlagene Budget desfinanzgesetzen 2014 und 2015 jedenfalls mit und helfen mit, das Konsolidierungsziel daher auch abseits vom Bildungsbereich den gelungen“, betonte Finanzstaatssekretärin des Nulldefizits bis 2016 zu erreichen. richtigen Weg: „Unser Pensionssystem ist Sonja Steßl (SPÖ) anläßlich der Präsentation Für Steßl sind die Maßnahmen für mehr nicht nur enkelfit, es ist auch eltern- und des Budgets durch den Finanzminister. „Die Steuergerechtigkeit ein wichtiger, aber auch großelternfit.“ Die budgetären Maßnahmen soziale Handschrift ist in diesem Fairness- nur ein erster Schritt: „Als nächstes widmen der letzten Jahren haben Österreich wichtige Budget eindeutig erkennbar. Wir haben die wir uns, wie im Regierungsprogramm ver- Impulse gebracht und daran soll weitergear- Steuergerechtigkeit um einen weiteren einbart, einer Steuerstrukturreform, die den beitet werden: „Wesentlich ist, daß die Ein- Schritt verbessert.“ arbeitenden Menschen mehr netto vom brut- nahmen in diesem Land gerechter werden,

Nettopositionen der EU-27 Mitgliedsstaaten (operative Haushaltssalden): Mittelwerte 2007-2012 in BNE %

Quelle: EK, Finanzbericht 2012; BMF-Berechnungen Grafik: Bundesministerium für Finanzen Anmerkung: Bei der Berechnung der operatien Haushaltssalden bleiben Verwaltungsausgaben (Gehälter, Gebäudemieten, …) unbe- rücksichtigt, wodurch sich bei Belgien und Luxemburg als Sitz der größten EU-Institutionen „verzerrte“ negative Nettopositionen ergeben. Würde man diese Ausgaben den beiden Ländern Rückflüsse zuordnen, wären beide Mitgliedsstaaten Nettoempfänger.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 62 Innenpolitik indem wir die Steuern auf Arbeit senken und dazu beitragen, daß SPÖ und ÖVP zur Ver- offen“, sagte Eva Glawischnig, Grüne Klub- jene auf Kapital und Vermögen erhöhen.“ nunft kommen. obfrau und Bundessprecherin, zu den Bud- gets für 2014 und 2015. Strache: Schulden und Belastung der Fuchs: Spindeleggers Budgetrede „Zukunftsblind wird mit dem Rasenmä- BürgerInnen steigen auf Rekordwerte gleicht einer Märchenstunde her in fast allen Bereichen gekürzt. Es fehlen Der Fraktionsführer der Freiheitlichen, „Während ÖVP Finanzminister Spindel- Mut und Weitblick für die Herausforderun- Heinz Christian Strache, sprach von einer in- egger in seiner Budgetrede von einer ,Trend- gen der Zukunft. Statt in Bildung, Forschung haltsleeren Budgetrede und einer Bundes- wende für Österreich‘ sprach, zeigen die und Klimaschutz zu investieren und endlich regierung, die sich selbst nicht ernst nehme, Zahlen und Fakten ein anderes Bild“, so der große Reformen anzugehen, wird der Still- rede sie doch Jahr für Jahr von einer Trend- freiheitliche Finanzsprecher und Steuerbe- stand fortgesetzt“, sagte Glawischnig. „Vieles wende und einer Senkung der Steuerbela- rater Herbert Fuchs. „Ein Negativrekord jagt wurde bereits in den vergangenen Jahren stung, mache das Gegenteil und ignoriere zu- den anderen. Die Staatsverschuldung steigt verabsäumt. Die rot-schwarze Budgetpolitik gleich die Realität: Steuerquote und Staats- 2014 auf 79,2 % des BIP, das Defizit explo- unter Kanzler Werner Faymann bedeutet seit verschuldung steigen weiter auf Rekordwer- diert 2014 auf 2,7 % des BIP und wir haben 2008 Reformstillstand, lineare Kürzungen te, die Regierung „würge die Bürger, statt eine Rekordarbeitslosigkeit von über mit dem Rasenmäher, Verschleierung und die Krise zu bewältigen“. Als Ausrede diene 400.000 Personen im März 2014.“ Verzögerung der Hypo-Abwicklung und ihr der Fall Hypo, bei dem Strache eine Mit- Fuchs kritisierte in seiner Rede im Natio- Steuererhöhungen statt Steuerstrukturrefor- verantwortung der FPÖ einräumt, SPÖ und nalrat die kläglichen Versuche des Finanz- men“, so Glawischnig. „Die Kürzungen bei ÖVP aber zugleich daran erinnert, daß sie ministers, die Mißerfolge der Regierung Bildung, Wissenschaft und Umwelt schmä- Haiders Haftungen für die Landesbank mit- schönzureden. „Eine echte Trendwende kann lern die Zukunftschancen unseres Landes. beschlossen und die Hypo ohne Not ver- nur durch eine ordentliche Struktur- und Österreich wird so im internationalen Ver- staatlicht hätten. Auch das Kontrollversagen Steuerreform erreicht werden. Der Einstiegs- gleich weiter zurückfallen. SPÖ und ÖVP liege in der Verantwortung von Rot und steuersatz muß auf 25 % gesenkt werden, die produzieren mit ihrer zukunftsblinden Poli- Schwarz, stellte Strache fest. SPÖ und ÖVP Progressionsstufen sind laufend an die Infla- tik die Arbeitslosen von morgen.“ haben eine Insolvenz nicht zugelassen und tion anzupassen und die Lohnnebenkosten Die Grünen anerkennen den Konsolidie- bitten statt Gläubigern und Spekulanten nun sind ebenfalls zu senken“, fordert Fuchs. rungsbedarf. „Dieses an sich vernünftige die Steuerzahler zur Kasse. Für die FPÖ ist Eine Neugestaltung des Einkommen- Ziel darf aber kein Selbstzweck sein. Es ist ein Hypo-Untersuchungsausschuß unerläß- steuertarifs wirke sich auch unmittelbar durchaus sinnvoll zu sparen. Vieles hätte in lich, so Strache. positiv auf die Kaufkraft Österreichs aus und letzten Jahren bereits erledigt werden kön- Mit den Budgetentwürfen würden SPÖ bringe eine Erhöhung der Binnennachfrage nen. Etwa die Schaffung einer österreichi- und ÖVP ihre Politik der Wählertäuschung mit sich. Durch den vermehrten Konsum, schen Krankenkasse statt 19 Krankenversi- fortsetzen. „Mehr als eine Milliarde zusätzli- der auch Umsatzsteuer auslöse, könne ein cherungsträger, der Abbau der Mehrfach- che Steuern kommen auf die BürgerInnen in Teil der Tarifreform finanziert werden. „Die- förderungen in der Wirtschaft oder eine den nächsten Jahren zu.“ Zugleich bleibe das ses Doppelbudget ist eine in Zahlen gegosse- Reform der Schulverwaltung. Gleichzeitig Wirtschaftswachstum schwach, es drohe eine ne Bankrotterklärung der Bundesregierung. braucht es aber mehr Investitionen in Zu- Rezession und die Steuerquote steige weiter. Nicht das Hypo-Desaster hindert die Bun- kunftsbereiche wie Bildung, Umwelt und Die Bundesregierung sehe aber keinen Hand- desregierung, Strukturreformen endlich umzu- Forschung, eine Entlastung bei der Lohn- lungsbedarf – weder bei der Reform der setzen, sondern bloß ihre eigene Unfähigkeit. und Einkommensteuer und Impulse zur Staatsverwaltung noch beim Gesundheitssy- Ich fordere Sie nochmals auf die Enteignung Belebung der Wirtschaft, insbesondere im stems. Die Regierung spricht von mehr Si- des Mittelstandes durch die kalte Progres- Wohnbau. Die Regierung läßt aber diesen cherheit – sperrt aber Polizeiwachzimmer sion zu stoppen, denn das ist eine Steuererhö- Gestaltungsanspruch im Budget vermissen“, zu, sie schließt Spitäler und verspricht mehr hung ohne Parlamentsbeschluß“, so Fuchs. so Glawischnig. Einzelne Maßnahmen im Gesundheit, sie schließt Schulen und ver- Budget werden von den Grünen begrüßt, wie spricht bessere Bildung, formuliert Strache. Glawischnig: Rot-schwarzes Stillstands- etwa die Ankündigung, 550 Finanzbeamte Die FPÖ verlangt eine Senkung der Budget verspielt Zukunftschancen für die Steuerkontrolle einzustellen. Das sei Lohnnebenkosten für die Unternehmen und „Dieses Budget ist ein Budget der ver- sinnvoll, wenn diese gezielt im Bereich von eine Senkung des Eingangssteuersatzes zur spielten Zukunftschancen. Die Hypo-Kosten groß angelegtem Steuerbetrug eingesetzt Entlastung der ArbeitnehmerInnen. So soll werden der Bevölkerung aufgebürdet, gleich- würden. Auch die Reform des Förderzinses die Wirtschaft angekurbelt und die Arbeits- zeitig wird auf dem Rücken der nächsten für Öl und Gas sei eine sinnvolle Maßnahme. losigkeit gesenkt werden. SPÖ und ÖVP Generation gekürzt. Die Verschuldung er- Scharfe Kritik übt Glawischnig neuerlich seien dazu nicht bereit und setzen ihre reicht Rekordhöhe und gleichzeitig wird in an der unausgewogenen Belastung der Be- Politik der Abwürgens der Wirtschaft fort, genau jenen Bereichen, die für die Zukunft- völkerung durch die Bankenpakete. „Die klagte Strache, der seine Rede mit dem Apell sperspektiven der Jungen wichtig sind, ge- Bankenhilfe, allen voran die Hypo-Alpe- an die Menschen schloß, SPÖ und ÖVP bei kürzt: bei der Bildung, der Wissenschaft und Adria, hat die SteuerzahlerInnen bisher mit der Wahl zum Europäischen Parlament einen dem Schutz der Umwelt für künftige Gene- sieben Milliarden Euro belastet. Bis zu vier Denkzettel für die Belastungspolitik zu ertei- rationen. Eine Trendwende, wie sie heute der Milliarden Euro soll die Bankenrettung jetzt len. Die FPÖ wird weiterhin für einen Hypo- Finanzminister herbeigeredet hat, findet nicht alleine im Jahr 2014 die BürgerInnen zusätz- Untersuchungsausschuß und für den Ausbau statt. Wie 2016 die angestrebte Konsolidie- lich kosten. Banken, Spekulanten und ande- der direkten Demokratie eintreten. Sie wird rung erreicht werden soll, ist vollkommen re Gläubiger werden weiter verschont. Im-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 63 Innenpolitik mer noch wehren sich SPÖ und ÖVP gegen massiv zur Umverteilung genutzt werden, wie Schweden zum Vorbild zu nehmen, das eine Aufklärung der politischen Verantwor- statt etwa die Steuern zu senken. „Umver- seine Staatsschulden seit 1998 halbiert hat. tung dieses größten Finanzverbrechens der teilung bedeutet Macht; deshalb wird sich Trotz aller unterschiedlichen Auffassungen zweiten Republik. Milliarden für die Ban- daran nichts ändern.“ Und die Menschen zwischen den Fraktionen sollte man bei zwei kenrettung, kein Geld für wichtige Zu- werden vom Staat abhängig gemacht. Die Themen zu einem Konsens finden, beim kunftsbereiche wie Bildung, Wissenschaft, Regierung müsse sich der sozialen Markt- Pensionssystem, das nicht „enkelfit“ aufge- Umwelt oder eine ökologische Wohnbau- wirtschaft besinnen; dort gelte: „Erwirt- stellt sei und bei dem viel größere Bela- offensive. Das ist das Ergebnis des dilettan- schaften vor Umverteilen!“ stungen auf das Budget zu kommen, als bei tischen Umgangs von SPÖ und ÖVP mit dem „Produktivität ist der Schlüssel für einen der Hypo. Strolz schlug dazu eine Enquete- von der FPÖ verursachten Hypo-Debakel“, Wirtschaftsaufschwung“, erinnerte Nachbaur. Kommission unter Einbeziehung von Exper- schloß Glawischnig. Mit seinen mahnenden Worten „Wenn die ten vor. Wirtschaft nicht funktioniert, dann funktio- Gar nicht gut laufe es auch beim Föde- Nachbaur: Dritthöchste Abgabenlast – niert gar nichts“ habe Frank Stronach punkt- ralismus, meinte Strolz: „Er ist zu teuer, der Staat frißt uns alles weg genau die Probleme aufgezeigt, so Nach- nicht nachhaltig und nicht fair für die näch- „Was jeder Bürger mit einem Blick ins baur, die mahnte: „Nur wenn es uns gut geht, sten Generationen.“ Die bevorstehenden Börsel bestätigen kann, hat auch die OECD ist Geld zum Verteilen da!“ Um dies zu errei- Verhandlungen zum nächsten Finanzaus- bestätigt: Wir haben von allen Industrielän- chen, müsse die Bürokratie zurückgefahren gleich seien eine große Chance die man nüt- dern weltweit die dritthöchste Abgabenlast. werden. Während große Konzerne darüber zen sollte, um die Bedingungen für die Auf- Der Staat frißt uns alles weg!“, kritisierte nachdenken, angesichts der Bürokratie abzu- rechterhaltung des Wohlstands in Österreich Team Stronach Klubobfrau Kathrin Nach- wandern, „haben die Kleinen diese Möglich- zu sichern. Er sei zuversichtlich, daß dies baur in ihrem Debattenbeitrag. Den Unter- keiten nicht; und denen stehen die Bela- gelingen werde, schloß Strolz. nehmern, die Wohlstand sichern und die Ar- stungen bis zum Hals“, so Nachbaur. NEOS-Mandatar Rainer Hable schloß beiter, die durch ihren Fleiß jene Steuern ab- Die angekündigten 550 neuen Steuer- sich der allgemeinen Kritik am Budget an. liefern, die dann umverteilt werden riet Nach- prüfer etwa seien der falsche Weg, erklärte Statt einer Trendwende gebe es Rekordstän- baur: „Halten Sie durch – eines Tages wird Nachbaur. Dies sei kein Bürokratieabbau. de bei den Schulden und beim Defizit, ob- diese Regierung abgewählt.“ Deshalb forderte Nachbaur: „Grauzonen in wohl sich der Staat derzeit über Rekordein- Seit den 70er-Jahren sie Schuldenmachen den Steuergesetzen entfernen, bei denen sich nahmen freuen kann. „Erstmals hat Öster- zum Normativ erklärt worden, seit bald 60 kein Unternehmer auskennt!“ Während über reich damit das Hochsteuerland Schweden Jahren werde vom Staat mehr ausgegeben Bürokratieabbau nur geredet werde aber überholt“, zeigte Hable besorgt auf. Bei den als eingenommen, kritisierte Nachbaur. Die nichts geschieht, finde die Regierung Maß- Budgetansätzen vermißte er zudem die Be- Folgen: „Was bleibt einem Arbeiter von der nahmen, die sofort umsetzbar sind: Steuer- achtung der kaufmännischen Sorgfalt, zumal Inflationsanpassung netto über? Wir brau- erhöhungen. „Runter mit den Verwaltungs- auch für Krisen keine Vorsorge getroffen chen Arbeit, von der man leben kann – Arbeit kosten, runter mit den Steuern – mehr Geld werde. Nach Auffassung von Hable werde es muß sich lohnen“, forderte Nachbaur. Sie für die Steuerzahler!“, forderte Nachbaur. daher nicht gelingen, ein strukturelles Null- schlug ein Verfassungsgesetz vor, wonach Sie fragte, ob die Unternehmer, die Arbeiter defizit zu erreichen. Er unterbreitete dann nur ein Drittel an Abgaben erlaubt ist. schon einmal „Danke“ vom Finanzamt noch eine Reihe von Vorschlägen seiner Par- „Wenn das nicht reicht, dann muß der Staat gehört hätten für die hohen Steuern, die sie tei, wie etwa die Absenkung der Subventio- sparen“, so Nachbaur. abliefern müssen. „Wir brauchen endlich nen auf ein europäisches Niveau, wodurch „Ich kenne niemanden, der durch Ausge- eine Wertschätzung für Unternehmer, die man allein 9 Mrd. Euro lukrieren könnte. ben reich geworden ist. Man kann sich nicht Wohlstand sichern, und für die fleißigen Ar- Seine Klubkollegin Beate Meinl-Reisin- reich konsumieren“, so die Team Stronach beiter, von denen das Geld kommt, das die ger räumte ein, daß gewisse Akzente gesetzt Klubobfrau. Sparen gehe nur durch Effi- Regierung umverteilt“, so Nachbaur. worden seien, wie z.B. bei den Familien, die zienzsteigerung. Am Beispiel Bildung heißt steuerliche Gesamtbelastung sei aber noch das: „Nicht beim Produkt, sondern beim auf- Strolz: Enkelfittes Pensionsystem immer viel zu hoch. Bedauern äußerte sie geblasenen Verwaltungsapparat sparen“, und fairer Föderalismus darüber, daß bei den Einsparungen nach dem verlangte Nachbaur. Es sei unerläßlich, end- Der Klubobmann der NEOS, Matthias Rasenmäherprinzip vorgegangen werde und lich die Forderungen des Team Stronach um- Strolz, formulierte Visionen für die Zukunft wesentliche Strukturreformen auf 2016 ver- zusetzen: „Verwaltung abbauen. Schulden- des Landes, weil es sich Österreich nicht lei- schoben worden seien. Unfair sei zudem das macherei beenden.“ sten könne, daß junge, talentierte Menschen Argument, die Opposition liefere keine kon- Laut Nachbaur habe es „unter den So- ins Ausland gehen, weil sie hier keine Zu- kreten Vorschläge. Seit Beginn der Gesetz- zialdemokraten noch nie einen ausgegliche- kunft mehr sehen. Österreich sei ein schönes gebungsperiode gab es 88 parlamentarische nen Haushalt gegeben. „Und die junge Ge- und reiches Land, es drohe aber zum Mit- Initiativen, die aber von Rot und Schwarz in neration wird dafür zahlen müssen.“ Die telmaß abzusinken. Der Schuldenberg müsse den Ausschüssen vertagt worden seien. Schuldenmacherei bringe das Land zuneh- abgebaut werden, sonst wird Österreich in Nach Ende der Debatte wies National- mend in die Abhängigkeit der Kapitalmärkte den internationalen Rankings, bei den In- ratspräsidentin Barbara Prammer die Bundes- und Spekulanten – „jene, die die Sozial- vestitionen und bei der Beschäftigung weiter finanzgesetze 2014 und 2015 dem Budget- demokraten immer angegriffen haben“. verlieren. Eine Senkung der Steuerbelastung ausschuß zu. „ Nachbaur kritisierte auch, daß die Steuer- werde sich ohne Reformen nicht ausgehen. Quellen: Finanzministerium, Parlamentskorrespondenz, einnahmen und aufgenommenen Schulden An dieser Stelle riet Strolz dazu, sich Länder SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, Team Stronach und NEOS

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 64 Innenpolitik Pensionskonto Umstellung derzeit im Zeitplan – Aussprache mit ExpertInnen im Sozialausschuß des Nationalrats

ie Pensionsversicherungsanstalt (PVA) ausgesandten Fragebögen bezifferte Felix Einschau ins Pensionskonto auch Dsei bei der laufenden Umstellung von mit aktuell 53 Prozent, wobei die durch- über FinanzOnline möglich 3,6 Millionen Pensionskonten „völlig im schnittliche Rücklaufzeit drei Monate be- Zu der von den Pensionsversicherungen Zeitplan“. Das betonte PVA-Obmann Man- trägt. Wer sich nicht rührt, wird demnächst ermittelten Kontoerstgutschrift kommen ab fred Felix am 9. April bei einer Aktuellen Aus- ein RSb-Schreiben erhalten, da die PVA alle dem heurigen Jahr die neu erworbenen Pen- sprache im Sozialausschuß des Nationalrats Versicherten nachweislich informieren will. sionsbeiträge hinzu. Mittels Bürgerkarte zum Thema Pensionskonto. Zwar gibt es Ganz läßt sich die Vorgabe allerdings bzw. Handysignatur werde jeder Versicherte nach wie vor bei vielen Versicherten Lücken nicht einhalten, machte Felix geltend, da es Zugriff auf sein Pensionskonto haben und bei den dokumentierten Versicherungszeiten, nicht von allen Versicherten Adreßdaten gibt damit auch auf einen Blick sehen können, die PVAwill aber wie geplant ab Juni die In- und einige von ihnen im Ausland leben. Die- wo und ob er versichert ist und wie hoch die formation über die jeweils errechneten Kon- sen Personen könne man naturgemäß auch das Beitragsgrundlage ist, sagte Felix. Wer keine toerstgutschriften aussenden. Laut Felix sind Informationsschreiben über die Kontoerst- Bürgerkarte und keine Handy-Signatur hat, pro Tag 75.000 Aussendungen geplant, bis gutschrift nicht zusenden, erklärte er. Insge- kann sich die Daten auch schriftlich zu- spätestens Ende Oktober sollen alle Betrof- samt sprach Felix von einer logistischen Her- schicken lassen bzw. bekommt bei den Lan- fenen die Schreiben über ihre endgültige bzw. ausforderung, es gehe um die größte Verwal- desstellen und lokalen Sprechtagen der Pen- vorläufige Kontoerstgutschrift erhalten ha- tungsreform im Pensionsrecht seit dem Jahr sionsversicherungen Auskunft. Auch über ben. 1956. FinanzOnline wird man laut Neumann in Nicht nur Felix, auch die VertreterInnen sein Pensionskonto Einschau nehmen kön- der anderen betroffen Sozialversicherungs- Versicherungsauszug wird mitgeschickt nen. anstalten sind überzeugt, daß das Pensions- Mit dem Informationsschreiben über die Ab Juni soll laut Felix außerdem ein Pro- konto zu mehr Transparenz beitragen wird. endgültige bzw. vorläufige Kontoerstgut- gnoserechner zur Verfügung stehen. Mit der schrift wird auch ein Versicherungsdatenaus- Eingabe des Geburtsdatums, der Kontoerst- 2,4 Millionen ASVG-Versicherte zug mitgeschickt, betonte Felix. Damit wer- gutschrift und des Gehalts lasse sich errech- mit Lücken bei Versicherungszeiten den auch jene Versicherten, bei denen die nen, wie hoch die Pension sein werde. Zum Thema Pensionskonto standen dem PVA keine Versicherungslücke festgestellt Sozialausschuß neben PVA-Obmann Man- hat, auf einfachem Weg überprüfen können, FPÖ bezweifelt, daß Pensionskonto fred Felix auch Thomas Neumann, Direktor ob Versicherungszeiten fehlen. SVA-Direk- mehr Transparenz bringt der Sozialversicherungsanstalt der gewerb- tor Neumann ergänzte, daß im Endeffekt ge- Von Seiten der FPÖ äußerte Abgeordne- lichen Wirtschaft (SVA) und zuständig für gen eine Kontoerstgutschrift wie gegen alle ter Werner Neubauer erhebliche Zweifel an den Geschäftsbereich Kundenmanagement, Entscheidungen der Pensionsversicherung ein der Transparenz des Pensionskontos. Er hält Theresia Meier, Obfrau der Sozialversiche- Rechtsmittel eingelegt werden kann. Ein nicht nur den Begriff „Gutschrift“ für irre- rungsanstalt der Bauern (SVB), sowie Lu- nachträglicher Eingriff in die Kontoerstgut- führend, weil er ein Guthaben suggeriere, cian Wetter, stv. Generaldirektor der Versi- schrift, etwa weil sich der Aufwertungsfakt- das in der Realität so nicht vorhanden sei, cherungsanstalt für Eisenbahnen und Berg- or ändert, ist ihm zufolge nicht möglich. weil das österreichische Pensionssystem auf bau (VAEB) und Bereichsleiter für die Die Sozialversicherungsanstalt der ge- einem Umlageverfahren beruhe. Seiner Mei- Bereiche Krankenversicherung, Pensions- werblichen Wirtschaft wird laut Neumann ab nung nach ist es außerdem nicht möglich, die versicherung und Unfallversicherung, als Anfang Juni 300.000 Selbstständige an- Höhe der Pension zu prognostizieren, da es Auskunftspersonen zur Verfügung. schreiben. Sie habe bislang keine Aussen- bis zum Pensionsantritt, unabhängig von der Wie Felix berichtete, hat die PVA insge- dungen gemacht, da für das Jahr 2013 in der eigenen Erwerbslaufbahn, laufend Gesetzes- samt 5,1 Millionen Pensionskonten zu be- Regel noch kein endgültiger Steuerbescheid änderungen geben könne, die sich auf den treuen, davon müssen für 3,6 Millionen Kon- vorliege. Wert des Pensionskontos auswirken. Schon ten Erstgutschriften berechnet werden. Die Von der Versicherungsanstalt für Eisen- jetzt werde die Gesamtgutschrift „schlei- anderen 1,5 Millionen Konten sind Versi- bahnen und Bergbau werden laut General- chend entwertet“, ist er überzeugt. cherten zuzurechnen, die ausschließlich Pen- direktor-Stellvertreter Wetter 50.000 Pen- Neubauer und seine Fraktionskollegin An- sionskonto-Versicherungszeiten aufweisen. sionskonten geführt, bei nicht nachvollzieh- neliese Kitzmüller bedauerten außerdem, daß Von den 3,6 Millionen Versicherten, die baren Lücken seien die Betroffenen ange- die flächendeckende Einführung des Pensions- eine Kontoerstgutschrift erhalten, wurden schrieben worden. kontos nicht dazu genutzt wurde, die Sozial- laut Felix bei 2,4 Millionen Lücken im Ver- SVB-Obfrau Meier hielt fest, die Versi- versicherungsträger zusammenzulegen. sicherungsverlauf festgestellt, wobei es in cherungsanstalt der Bauern habe grundsätz- Viel Skepsis, was die Transparenz des Extremfällen bis zu 200 Lücken gibt. Der lich eine gute Datenlage, vor allem bei Frau- Pensionskontos betrifft, äußerte auch NEOS- Großteil der Betroffenen wurde bereits 2013 en habe man aber etwaige Kindererzie- Abgeordneter Gerald Loacker. Es müsse je- angeschrieben. Die Rücklaufquote bei den hungszeiten nachgefragt. der Bürger nachvollziehbar nachrechnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 65 Innenpolitik können, wie die Kontoerstgutschrift zustan- sion sein wird. Die zuvor geltende Parallel- torfer verwies etwa auf die Einführung eines de komme, so eine seiner Forderungen. Er rechnung sei für die BürgerInnen nicht nach- Pensionsanspruchs für Bäuerinnen 1992, die fragte außerdem, warum das Pensionskonto vollziehbar gewesen. Es gebe auch einen Ver- Anrechnung von Kindererziehungszeiten für Beamte erst ab dem Jahrgang 1976 gilt, lust- bzw. Gewinndeckel je nach Jahrgang oder die bessere Absicherung von Ein- während alle anderen Versicherten bereits ab von +/- 1,5 bis 3,5%, hielt Wöginger fest. Personen-Unternehmen. dem Jahrgang 1955 erfaßt sind. Abgeordnete Ulrike Königsberger-Lud- Daß die Systemumstellung bei den Beam- Über eine mangelnde Information der wig (S) erinnerte die FPÖ daran, daß das ten länger braucht, begründete Hundstorfer Versicherten und umständliche Formulare Pensionskonto unter der schwarz-blauen damit, daß es ansonsten für die Betroffenen klagten FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belako- Regierung eingeführt wurde. Mit der zuletzt zu dramatischen Pensionsverlusten gekom- witsch-Jenewein und Grün-Abgeordnete beschlossenen Abschaffung der Parallelrech- men wäre. „ Birgit Schatz. Unabhängig vom Bildungsni- nung sei de facto nur die Wirksamkeit des Quelle: Parlamentskorrespondenz veau hätten viele Betroffenen Schwierigkei- Kontos vorgezogen worden. ten gehabt, das Formular richtig auszufüllen, Ähnlich argumentierte auch Sozialmini- Pensionsversicherungsanstalt meinte etwa Schatz. ster Rudolf Hundstorfer. Jeder könne sehen, http://www.pensionsversicherung.at Abgeordnete Waltraud Dietrich begrüßte wie hoch seine Pension in etwa sein werde, Sozialversicherungsanstalt namens des Team Stronach das Pensions- wenn die Berufslaufbahn so wie bisher ver- der gewerblichen Wirtschaft konto. Sie bedauerte aber, daß verschiedene laufe, skizzierte er. Daß die Gehaltsentwick- http://www.svagw.at Sozialversicherungsanstalten für die Pen- lung nicht genau vorausgesagt werden kön- Sozialversicherungsanstalt der Bauern sionskonten zuständig sind. ne, sei klar, und auch das Pensionsrecht sei http://www.svb.at Abgeordneter August Wöginger (V) wies nicht in Stein gemeißelt, räumte der Minister Versicherungsanstalt für Eisenbahnen darauf hin, daß derzeitige PensionistInnen ein, nichtsdestotrotz sei das neue System und Bergbau vom Pensionskonto nicht betroffen sind. Für transparent und nachvollziehbar. Im Übrigen http://www.vaeb.at ihn ist es ein großer Fortschritt, dass künftig habe sich das Pensionsrecht auch in der Ver- FinanzOnline jeder nachsehen kann, wie hoch seine Pen- gangenheit ständig weiterentwickelt. Hunds- https://finanzonline.bmf.gv.at

Sozialversicherungs-Änderungsgesetz Signal für Politik 2014 in Begutachtung geschickt und Verwaltung

m 3. April hat das Sozialministerium gungsmonitoring schaffen wir einen ersten ie Volksanwaltschaft verzeichnet das Adas Sozialversicherungs- Änderungsge- Schritt in Richtung Bonus-Malus System“, Dhöchste Beschwerdeaufkommen in setz 2014 in Begutachtung geschickt. „Da- betonte Hundstorfer. Ziel sei es, die Men- ihrer Geschichte. Über 19.000 Menschen mit setzen wir einen weiteren Schritt zur An- schen länger gesund im Erwerbsleben zu wandten sich im vergangenen Jahr an die hebung des faktischen Pensionantrittsalters halten und das tatsächliche Pensionsantritts- Kontrollinstanz – das ist ein Plus von 27 und der Beschäftigungsquote Älterer“, un- alter zu heben. Prozent. Dies stellten der Vorsitzende der terstreicht Sozialminister Rudolf Hundstor- Das Pensions-Monitoring umfaßt die Ent- Volksanwaltschaft, Günther Kräuter, Volks- fer. Das Paket beinhaltet unter anderem das wicklung des Pensionsantrittsalters, getrennt anwältin Gertrude Brinek und Volksanwalt Beschäftigungs- und Pensionsmonitoring. Es nach Geschlecht, Altersgruppe und Pensions- Peter Fichtenbauer am 24. April bei ihrer bündelt die Kennzahlen des Arbeitsmarktes art sowie die Veränderungen durch die be- Präsentation des Jahresberichts der Volksan- und des Pensionssystems und stellt die Wir- reits gesetzten Pensionsreformen, dabei vor waltschaft fest. „Die Vielzahl an Beschwer- kung der einzelnen gesetzten Maßnahmen allem die Invaliditätspension Neu. Es wer- den zeigt, wie bedeutend die nachprüfende (Arbeitsmarktpakete, Pensionsreformen) den die IP-Neuzugänge und Rehabilitations- Kontrolle der öffentlichen Verwaltung durch noch transparenter dar. Außerdem sieht der geld- und Umschulungsgeld-Zugänge und die Volksanwaltschaft ist“, so Kräuter, der Begutachtungsentwurf eine Erhöhung des die Zahl der Pensionsanträge und der Begut- eine Ausweitung der Prüfkompetenz in allen Aufschubbonus für Arbeiten über das ge- achtungen durch das Kompetenzzentrum Landtagen fordert. setzliche Pensionsantrittsalter hinaus vor. Begutachtung erfaßt. Die Volksanwaltschaft kann vielen Men- Das Beschäftigungs-Monitoring umfaßt Der Aufschubbonus – der Bonus bei Wei- schen, die sich mit Problemen an sie wen- die Entwicklung der Beschäftigungsquote terarbeiten über das Regelpensionsalter hin- den, nicht helfen, da sie nach wie vor kein der älteren ArbeitnehmerInnen, ihren Anteil aus – wird von 4,2 Prozent auf 5,1 Prozent Mandat für die Prüfung ausgegliederter an den Gesamtbeschäftigten und zwar bran- erhöht. Das spart ab dem Jahr 2015 knapp 25 Rechtsträger hat. Der Volksanwalt setzt sich chenbezogen, ihre Arbeitslosenquote sowie Millionen Euro ein, rund 7800 Personen wer- außerdem für ein Rederecht in allen Land- die Zahl der nach dem Ende des Rehabili- den den Aufschubbonus jährlich in Anspruch tagen ein. Gertrude Brinek fordert, daß Men- tations- und Umschulungsgeldbezuges wie- nehmen. Die Einsparungen ergeben sich schenrechte auch in Justizanstalten gelebt der in den Arbeitsmarkt eingegliederten Per- durch längere Beitragszahlungen. „Mit die- werden, Peter Fichtenbauer fordert rechtli- sonen. Ziel ist es, erstmals ab 2016 die lang- sem Paket haben wir rasch weitere Punkte che Absicherung von Soldatinnen und Sol- fristige Wirkung der Rehabilitationsmaßnah- aus dem Regierungsprogramm umgesetzt“, daten in Ausbildung. „ men besser zu erfassen. „Mit dem Beschäfti- so Hundstorfer abschließend. „ http://www.volksanwaltschaft.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 66 Innenpolitik Gemeinde-Finanzen- prognose 2017 Mehr Transparenz bei geringeren Spielräumen

ie österreichischen Gemeinden waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforder- Transferanstieg nicht finanzierbar Dvon der Finanz- und Wirtschaftskrise lich waren. In Summe hat sich der Netto-auf- Die Zuwächse der Ertragsanteile und 2009/ 2010 stark betroffen. Der Überschuß wand der Gemeinden (ohne Wien) seit 2007 eigenen Steuern decken nur den Anstieg des der laufenden Gebarung hat sich 2013 wie- im Bereich Kinderbetreuung um 160 Mio. Personal- und Sachaufwandes, der Anstieg der an die Werte von 2007 herangetastet. Euro erhöht. der Transfers für Krankenanstalten und So- Dies ist jedoch in realen Werten um 15 Pro- zialhilfe an die Länder werden nicht mehr zent unter dem Vor-Krisen-Niveau. Bis 2017 Mehr Transparenz für die Haushalte abgedeckt. Für notwendige Investitionen wird damit der Überschuß voraussichtlich Die Gemeindehaushalte sind öffentlich bleiben zu wenig Geldmittel. auf 1496 Mio. Euro zurückgehen. Damit wird verfügbar – auch in leicht verständlicher „Investitionen sind im städtischen Be- der Spielraum für kommunale Investitionen Form auf http://www.offenerhaushalt.at Da- reich zurückgegangen, da die Rahmenbedin- und Schuldentilgungen um 25 Prozent unter mit können derzeit für jede Gemeinde die gungen (Stabilitätspakt, Maastricht) keine dem Wert von 2007 liegen. Der Österreichi- Ausgaben und Einnahmen in den zentralen Neuverschuldung zulassen. Um zu verhin- sche Städtebund und das KDZ - Zentrum für Leistungsfeldern, wie auch für einzelne dern, daß Investitionen in wichtigen Berei- Verwaltungsforschung legten am 9. April die Leistungen seit dem Jahr 2001, rasch abge- chen wie Bildung (inklusive Kindergarten), aktuelle Finanzprognose für Städte und rufen werden. Dieser kostenlose Service Gesundheit, Pflege und Öffentlicher Verkehr Gemeinden bis 2017 vor. Der Überschuß der wird aktuell von mehr als 300 österreichi- einbrechen, sollten diese Bereiche von den laufenden Gebarung ist von 1.586 Mio. Euro schen Gemeinden genutzt. Die stärkste Nut- Maastricht-Kriterien ausgenommen wer- im Vorkrisen-Jahr (2007) auf 870 Mio. Euro zung gibt es derzeit in Niederösterreich, wo den“, forderte Städtebund-Generalsekretär im Jahr 2009 gesunken. Bis 2013 stieg er 25 Prozent der Gemeinden ihre Haushalts- Thomas Weninger. Er kritisierte auch die absolut auf 1.549 Mio. Euro, in realen Wer- daten für alle BürgerInnen freigeschalten Transferzahlungen: „Diese bewirken eine ten liegt er jedoch 15 Prozent unter dem Wert haben. Österreichweit können somit rund 2,2 Umverteilung von den großen zu den kleinen von 2007. Die Ursachen liegen in den stärker Mio. Bürgerinnen und Bürger den Haushalt Gemeinden.“ steigenden Ausgaben – vor allem für Kran- ihrer Gemeinde leicht zugänglich lesen. Bis kenanstalten- und Sozialhilfeumlagen sowie zum Herbst 2014 soll die Plattform auch um Resümee Kinderbetreuung – mit denen die Einnahmen die Schulden und Haftungen sowie die Boni-  Der Überschuß der lfd. Gebarung ist nicht Schritt halten können. tätseinschätzung auf Basis des KDZ-Quick- rückläufig, wodurch weniger Spielraum tests ergänzt werden. „Mit offenerhaushalt.at für Schuldentilgungen und Investitionen Transfer frißt Ertragsanteile kommen die Gemeinden nicht nur den Er- bestehen. Die Mehreinnahmen aus Ertragsanteilen fordernissen des Österreichischen Stabili-  Die Mehreinnahmen aus Ertragsanteilen in Höhe von 1.071 Mio. Euro im Zeitraum tätspakts nach, die Gemeindehaushalte wer- fließen Großteils in steigende Transfer- 2007 bis 2013 mußten im Ausmaß von 807 den damit für die interessierten Öffentlich- zahlungen für Krankenanstalten und So- Mio. Euro für höhere Transfers aufgewendet keit einfacher erreichbar und auch verständ- zialhilfe an das Land. werden, insbesondere gingen sie an die Län- lich lesbar“, so Peter Biwald, Geschäftsfüh-  Mittelfristig ist keine Verbesserung der der für Sozialhilfe und Krankenanstalten. rer des KDZ. finanziellen Spielräume in Sicht, Trans- Der Mehrbedarf beim Personal- und Verwal- fers steigen stärker als Ertragsanteile. tungsaufwand (1.355 Mio. Euro) konnte mit Keine Veränderung in Sicht  Eine Reform der Gemeindefinanzierung den Mehreinnahmen aus gemeindeeigenen Mittelfristig wird sich die finanzielle La- ist erforderlich. Steuern und Gebühren- sowie Leistungser- ge stabilisieren, jedoch nicht verbessern. Die  Die Abgabenautonomie mit einer echten lösen (759 Mio. Euro) nur teilweise abge- Transfers an die Länder steigen bis 2017 Reform der Grundsteuer und der Grund- deckt werden. Die Mehreinnahmen aus den voraussichtlich weiterhin stärker als die zen- erwerbssteuer muß gestärkt werden. Bundesabgaben mußten im Ausmaß von 75 tralen Einnahmen. Während die Ertragsan-  Die Strukturreformen nutzen – flächen- Prozent wieder an die Länder zurücküber- teile voraussichtlich um 3,4 Prozent p.a. zu- deckende Kooperationen, Gebietsge- wiesen werden. Die Mehrausgaben im eige- nehmen, erhöhen sich die Transfers für meinde schaffen. nen Wirkungsbereich – u.a. für den Ausbau Krankenanstalten- sowie Sozialhilfeumlage  Das Transfersystem vereinfachen – weni- der Kinderbetreuung – mußten die Gemein- um 5,0 Prozent p.a. Der Überschuß der lau- ger Transfers mit Abtausch von Kranken- den primär aus ihren Mehreinnahmen aus fenden Gebarung wird 2017 mit voraussicht- anstaltenumlage und Kinderbetreuung so- eigenen Steuern, Gebühren und Erlösen lich 1.496 Mio. Euro leicht unter dem Wert wie Landesumlage und Landesförderun- finanzieren. Starke Zunahmen gab es insbe- von 2013 bleiben. Damit wird der finanziel- gen. sondere im Bereich der Kinderbetreuung: le Spielraum der Gemeinden in realen  Der aufgabenorientierte Finanzausgleich seit 2007 wurden 17.900 neue Betreuungs- Zahlen nach wie vor um 25 Prozent unter muß auf der Tagesordnung bleiben. „ plätze geschaffen, wofür 6.900 zusätzliche dem Vorkrisen-Niveau liegen. http://www.staedtebund.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 67 Innenpolitik 1. Mai-Feier in Wien Bürgermeister Michael Häupl: Wien ist eines der großartigsten Gesamtkunstwerke! Foto: SPÖ Wien / Andy Urban Auf dem Wiener Rathausplatz (v.l.): Sonja Wehsely (Stadträtin für Gesundheit und Soziales), Michael Ludwig (Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung), Bundeskanzler Werner Faymann, Bürgermeister Michael Häupl, Viebürgermeisterin Renate Brauner, Verkehrsministerin Doris Bures, AK-Präsident Rudolf Kaske und Nationalratsabgeordneter Andreas Schieder n diesem Jahr wird eine Reihe an Gedenk- steuer, gegen die Bekämpfung des Steuer- nicht das Europa, das wir wollen. „Wir wol- Itagen begangen. Es sei gut sich gelegent- betruges und gegen die Finanztransaktions- len ein soziales Europa und wir wollen ein lich der Geschichte zu erinnern und die Leh- steuer jetzt auf!“, forderte Häupl, denn: „Wir demokratisches Europa. Es lebe der 1. Mai ren daraus neu zu ziehen. Etwa den Beginn brauchen dieses Geld, um unser Land auch und unsere Zukunft“, so Häupl. des 1. Weltkrieges, der 12. Februar 1934 und in die Zukunft zu führen, die unsere Kinder Die Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen, natürlich auch den 2. Weltkrieg, der aus und Enkel letztendlich verdient haben.“ Vizebürgermeisterin Renate Brauner, sagte, einer logischen Konsequenz der historischen Weiters brauche es ein Europa, das seine der 1. Mai stehe heuer ganz im Zeichen von Entwicklung entstanden sei. „Wie hat dieses Grundelemente erhält, sich aber im Wesent- Europa und der bevorstehenden Wahl. Im- Wien ausgesehen, das uns der Krieg, Fa- lichen, gerade im Bereich sozialer und de- mer wieder höre man in Gesprächen: „Brüs- schismus und Nationalsozialismus hinterlas- mokratiepolitischer Fragen, so etabliert, wie sel geht uns gar nix an.“ „Einen Herrn Brüs- sen hat? Eine Stadt in Trümmern und im es auch dieses Land getan habe. „Ein mehr sel, der über uns bestimmt, gibt es nicht! Wir Elend. Schauen wir heute herum, was aus an Österreich in Europa wäre allemal ein alle sind Europa! Die europäische Politik dieser Stadt geworden ist. Eines der großar- sehr guter Ratschlag“, betonte Häupl. Vom bestimmen politische Mehrheiten. Die tigsten Gesamtkunstwerke die es gibt. Und heutigen Tag, dem 1. Mai am Wiener Rat- Chancen, diese zu ändern, haben wir am 25. das ist eure Leistung, das ist eure Arbeit.“ hausplatz, solle auch ein kräftiges Unterstüt- Mai!“, so Brauner. Das richtete der Vorsitzende der Wiener SPÖ, zungszeichen für die Außen- und Friedens- Vor den 100.000 BesucherInnen betonte Bürgermeister Michael Häupl, anläßlich der politik der österreichischen Bundesregierung SPÖ-Vorsitzender, Bundeskanzler Werner Kundgebung zum 1. Mai auf dem Wiener ausgehen. Denn, in der Ukraine etwa, sei Faymann, daß „der Kampf gegen die Ar- Rathausplatz an alle TeilnehmerInnen. diese Friedenspolitik gefragt. Häupl: „Wir beitslosigkeit und Investitionen in die Be- Man wolle diese Stadt und dieses Land wollen keinen Kalten Krieg, wir wollen kei- schäftigung die Voraussetzung für ein ge- auch so großartig für die Zukunft erhalten. nen Heißen Krieg oder einen Wirtschafts- meinsames, starkes und faires Europa sind“. Dazu brauche es natürlich auch der materiel- krieg, wir wollen überhaupt keinen Krieg in Angesichts des Auseinanderdriftens von len Voraussetzungen. „Es bedarf neben einem Europa!“ Arm und Reich plädierte Faymann für Ver- in Ordnung gehaltenem öffentlichen Haus- In Europa sei der soziale Zusammenhalt in teilungsgerechtigkeit: „Es ist Aufgabe der halt auch ein entsprechendes Wirtschafts- der Gesellschaft von entscheidender Bedeu- SPÖ, für Vermögenssteuern und die Millio- wachstum“, betonte Häupl. Dieses Wirt- tung: „Dieser ist nicht gewährleistet, wenn närsabgabe zu sorgen. Das wird eine harte schaftswachstum und auch Investitionen in 50 Prozent der Jugendlichen in bestimmten Auseinandersetzung, die sich aber für die die Zukunft seien machbar. „Daher, Herr Fi- Ländern keine Chance haben auf eine ver- Menschen und für die ArbeitnehmerInnen nanzminister, geben sie ihren Widerstand ge- nünftige Ausbildung, auf einen Arbeitsplatz bezahlt macht, denn die zahlen zu viel gen die Steuerreform, gegen die Millionärs- und auf eine lebenswerte Zukunft.“ Das sei Steuern.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 68 Innenpolitik Typisch Mann, typisch Frau der Frage nach den klassischen Rollenbildern in der Gesellschaft, deren Auswirkung und Manifestation ging das vierte »Wienerin« Summit nach. Foto: Christian Mikes v.l.: G.Tumpel-Gugerell, L. McEvil, E. Danesch, K. Hanusch-Linser, E. Steinberger-Kern und M. Leibovici-Mühlberger am Poduim as macht Männer zu Männern und Sorgen gegenüber. Dennoch ist die Politik deckung einer neuen Welt als Frau, die um WFrauen zu Frauen? Verlangen die Plät- gefordert, gleiche Chancen für alle zu er- einiges schillernder, offener und vielfältiger ze in der Chefetage ein Geschlecht? Haben möglichen.“ ist als die eines Mannes, bei der sich im Männer wie Frauen gleichberechtigte Chan- Im Gespräch mit Karen Müller („Wiene- wesentlichen alles um Stereotypen handelt. cen? Wie werden transidente Menschen be- rin“-Geschäftsführerin) und Mareike Steger Dem Publikum wurden mit zwei hochka- handelt? Zur Diskussion dieses gesellschaft- („Wienerin“-Redaktuerin) prägte Petra Stein- rätig besetzten Podiumsdiskussionsrunden lichen Rollenthemas hat die „Wienerin“ am maier-Pösel vom Institut für Sozialethik den ausreichend Denkanstöße und Stoff zur Dis- 9. April ihre ausgewählten Top-Key-Speaker Begriff „Rollenswitching“, mit dem sich un- kussion geboten. Unter der Leitung von Bri- ins Haus der Industrie geladen, rund 250 sere Gesellschaft auf einer Modernisie- gitte Handlos, ORF-Chronik-Chefin, disku- Kongreßgäste haben mit ihrer Teilnahme, rungsfahrt befindet. Keine Rolle bleibt mehr tierten u.a. Martina Leibovici-Mühlberger, die Chance, kontroversielle Erkenntnisse zu unhinterfragt, wie wohl das in einer Partner- Psychotherapeutin, Kristin Hanusch-Linser, erhalten, genutzt. schaft gänzlich neue Probleme aufwirft. Leiterin Kommunikation der ÖBB-Holding, Christoph Neumayer, Generalsekretär der Universitätsprofessor Markus Hengstschlä- und Karl Grammer, Professor an der Uni- Industriellenvereinigung und Partner des ger weiß auch, daß kein Mensch auf seine versität Wien im Department für Anthro- Frauengipfels, erklärte: „Rollenbilder sind, Gene reduzierbar ist, so eine Haltung völlig pologie. besonders in der Industrie, manifestiert tra- überholt ist und die Rollenbilder zur Gänze Österreichs einzige Fluglotsin, Oberleut- ditionell. Ein immer noch intensiv gelebtes im Kopf entstehen. nant Cornelia Lauschmann, weiß, daß jedes Bewußtsein hindert viele junge Frauen an „Ich will kein Objekt sein, ich will Sub- Geschlecht gleichberechtigte Chancen hat, ihrem Karriereweg in technischen Berufen jekt sein“, war die Aufforderung, die Regina die Bedingungen sollten fair sein. Beim oder auch junge Männer einen sozialen oder Ziegler, international renommierte Filmpro- Bundesheer zählt das Ergebnis und für ein pädagogischen Beruf zu erlernen.“ duzentin, in einer Männerdomäne an sich Flugzeug ist es völlig unerheblich, ob es eine Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek selbst richtete. Sie weiß, daß sich Frauen zu Frau oder ein Mann einweist. Auch für die analysierte, daß sich 2014 jede zweite Frau wenig zutrauen. Sie weiß auch, daß Frauen deutsche Dirigentin Susanne Blumenthal bereits gerechter behandelt fühlt. Ihre The- Fähigkeiten mitbringen, die Männern oft- zählt nicht die Geschlechterfrage, wenn es sen: „Zum einen ist nicht die Gesellschaft mals fehlen. um die Qualität der Aufführung geht. Und gerechter, die Empörung darüber jedoch ge- Christian Seidel feierte beim „Wienerin“ ein Orchester sieht sich immer noch einem ringer geworden. Und zum anderen ist eine Summit seine Premiere in Österreich und er- Maestro als archaische Figur gegenüber, also politische Apathie erkennbar. Die Menschen zählte, wie auch sehr gut in seinem Buch ein tief manifestiertes Klischee. „ sind erschöpft und sehen sich ganz anderen „Die Frau in mir“ beschrieben, über die Ent- http://www.typischich.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 69 »Burgenland Journal« Mehr Sicherheit für die A 4 Ost Autobahn Start des dreispurigen Ausbaus zwischen Flughafen und Fischamend

as Verkehrs-Sicherheits-Paket für die DA 4 Ost-Autobahn geht in die nächste Phase: Nach ersten Sicherheits-Sofort-Maß- nahmen im Jahr 2013 startete die ASFINAG ab 23. April deren dreispurigen Ausbau vom Flughafen bis Fischamend. Bis Ende 2015 sind beide Fahrtrichtungen auf drei Spuren verbreitert. Für die täglich 64.000 Autofah- rerInnen heißt das: mehr Sicherheit und mehr Komfort. „Viele Menschen verbinden mit der A 4 heute beinahe täglich Unfälle, gefährliche Situationen, Behinderungen und Staus“, sagte Verkehrsministerin Doris Bu- res, „unser Sicherheits-Paket – bestehend aus dem dreispurigen Ausbau und auch aus dem mit 1. Juni in Kraft tretenden Lkw-Fahr- verbot auf der ganz linken Spur – bringt mehr Sicherheit für täglich zehntausende Pendlerinnen und Pendler aus Wien, Nieder- österreich und dem Burgenland. Mein Ziel ist klar: ich will, daß die Menschen auf ihren Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Alois Schedl (Vorstandsdirektor ASFINAG), Klaus Schierhackl (Vorstands- Arbeitswegen sicher und möglichst ohne Be- direktor ASFINAG), Doris Bures (Bundesministerin für Verkehr, Innovation und hinderungen unterwegs sein können.“ Technologie), Erwin Pröll (Landeshauptmann Niederösterreich) und Hans Niessl Burgenlands Landeshauptmann Hans (Landeshauptmann Burgenland) bei der Präsentation das Verkehrs-Sicherheits- Pakets für die A 4 Ost-Autobahn Niessl betonte, daß es sich um eines der wichtigsten Sicherheitsprojekte im Straßen- den vergangenen zehn Jahren wurden in Die A 4 Ost-Autobahn weist mit 17 statt verkehr handle. Man müsse das Bevölke- Niederösterreich 6,9 Milliarden Euro in den sonst durchschnittlich 13 Prozent einen ho- rungswachstum und die Zunahme des Ver- Ausbau von Straße und Schiene investiert. hen Anteil an Lkw auf. 56 Prozent der Un- kehrs in der Ostregion in den Verkehrskon- Gerade eine gut ausgebaute Infrastruktur ist fälle sind Auffahrunfälle – in den meisten zepten berücksichtigen, denn die Situation eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Fällen in Verbindung mit Lkw. Die Folge: für die burgenländischen PendlerInnen sei Entwicklung unseres Bundeslandes. Wir Gefährliche Situationen, Behinderungen, bereits jetzt schwierig. „Bis 2020 wird laut sind mittlerweile ein Top-Standort. Das lange Staus – vor allem für die vielen Be- Expertinnen und Experten der Verkehr auf wurde zuletzt auch durch die Kaufkraft- rufspendlerInnen. Sechs von zehn Fahrten der Ost-Autobahn an Spitzentagen von der- Studie untermauert, wo Niederösterreich im auf der A 4 sind Arbeitswege von PendlerIn- zeit täglich 65.000 auf 75.000 Fahrzeuge zu- Bundesländervergleich den ersten Platz ein- nen aus der Ostregion. nehmen. Wien und das Wiener Umland sol- nimmt.“ Im Juni 2013 haben die Verkehrsmini- len bis 2030 um 400.000, der betroffene Raum Für die ASFINAG besonders wichtig und sterin und die Landeshauptmänner von Nie- im Burgenland um 20.000 EinwohnerInnen eine große Herausforderung ist, daß es trotz derösterreich und dem Burgenland gemein- wachsen. Das Burgenland ist das Tor zum der Bauarbeiten es im Bereich Flughafen bis sam mit dem ASFINAG Vorstand den „Start- früheren Osten und die Stadtregion ist das Fischamend zu möglichst keinen Behinde- schuß“ für das Vier-Schritte-Sicherheits- Herz eines neuen Europa. Eine Erweiterung rungen für die AutofahrerInnen kommen Paket für die A 4 vorgenommen. Ziel: bis und Sanierung der A 4 ist deshalb zur Ent- soll. „Die Vorarbeiten für diese neue dritte 2023 wird die mehr als 60 Kilometer lange lastung der burgenländischen PendlerInnen Spur laufen bereits seit dem Vorjahr auf Ost-Autobahn für zehntausende Pendler si- und im Sinne der Verkehrssicherheit ein Ge- Hochtouren“, so die beiden ASFINAG-Vor- cherer und komfortabler. Gesamtkosten da- bot der Stunde – und der Vernunft. Ich freue stände Alois Schedl und Klaus Schierhackl, für: 345 Millionen Euro. mich sehr, daß wir eine so massive Entla- „in den nächsten neun Jahren wollen wir den Schritt eins: Sicherheits-Sofort-Maßnah- stung für unsere PendlerInnen erreicht ha- Sicherheits-Ausbau für die Ost-Autobahn men durch mehr Leitschienen und Reflek- ben.“ komplett abgeschlossen haben. Das ist ein toren, bessere Beschilderung und „Rumpel- Für Landeshauptmann Erwin Pröll steht sportlicher Zeitplan – aber die Verkehrs- streifen“ zur Vermeidung von Abkommens- der Ausbau der Ostautobahn auch für die prognosen zeigen: dieser Ausbau ist drin- unfällen von Fischamend bis zur Grenze bei Standortaufwertung Niederösterreichs: „In gend notwendig.“ Nickelsdorf.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 70 »Burgenland Journal« Grafik: ASFINAG

Schritt zwei: Dreispuriger Ausbau der A 4 hohen Lkw-Anteil. Beispiele aus Deutsch- für leichtere Lkw und auch in jenem Bereich vom Flughafen bis Fischamend – Baustart: land, Italien und der Schweiz belegen, daß der A 4, der zweispurig ist. Die Errichtung 23. April 2014. mit einem solchen Lkw-Fahrverbot die Un- von Radaranlagen mit Frontfotografie an Schritt drei: Generalsanierung der Strek- fallzahlen zurückgehen. Weniger Unfälle kritischen, unfallträchtigen Stellen. Die ke von Neusiedl bis zur Staatsgrenze – Bau- heißt auch weniger Verkehrsbehinderungen Möglichkeit von verstärkten Abstandskon- start: 2015. und weniger Staus. trollen, die bei Bruck West bereits fertigge- Schritt vier: Dreispuriger Ausbau der Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für stellt sind, denn schließlich ist zu dichtes Strecke von Fischamend bis Neusiedl – Bau- die A 4: Ein Überholverbot für Lkw schwe- Auffahren und Drängeln schuld an jedem start: 2018. rer als 3,5 Tonnen, statt wie bisher erst ab fünften Unfall. Die Errichtung eines neuen Wichtiges Ziel der ASFINAG bei jeder mehr als 7,5 Tonnen, von Fischamend bis Verkehrskontrollplatzes an der A 4 (Bruck an Baustelle: möglichst wenig Verkehrsbehin- zum Grenzübergang Nickelsdorf – also auch der Leitha), Fertigstellung: Herbst 2015. „ derung. Die Vorarbeiten für den dreispurigen Ausbau der A 4 vom Flughafen bis Fischa- mend laufen daher seit 2013 auf Hoch- touren. Für einen zügigen Baufortschritt wird die ASFINAG im Bereich des rund sie- ben Kilometer langen Sanierungsabschnittes auf jeweils einer Richtungsfahrbahn alle vier Fahrspuren führen. Konkret: bis Spätherbst 2014 werden auf der Richtungsfahrbahn Ungarn alle vier Spuren geführt. Folge: die Bauarbeiten werden rascher abgeschlossen. 2015 saniert die ASFINAG in Fahrtrichtung Ungarn und die vier Fahrspuren laufen dann auf der bereits neuen Richtungsfahrbahn Wien. Mehr Verkehrssicherheit bringt auch das mit 1. Juni 2014 in Kraft tretende generelle Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen auf dem ganz linken Fahrstreifen von drei- und

vierspurigen Autobahnen. Diese Maßnahme Foto: ASFINAG ist besonders wichtig für die A 4 mit ihrem Auf der A 4 Ost-Autobahn in Richtung Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 71 »Burgenland Journal« Bundesländertour »Erfolgreich.Österreich.« Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Verteidigungsminister Gerald Klug von Landeshauptmann Hans Niessl im Burgenland in Empfang genommen

m März und April dieses Jahres reisten die IMitglieder der Bundesregierung in die Bun- desländer, um ihre Schwerpunkte aus dem Arbeitsprogramm „Erfolgreich.Österreich.“ der Bundesregierung für die Jahre 2013 bis 2018 vorzustellen und mit BürgerInnen dar- über in den Dialog zu treten. Im Vordergrund standen dabei wichtige Themen der Regie- rungsarbeit, die von den Regierungsmitglie- dern in Gesprächen SchülerInnen, SoldatIn- nen, PolizistInnen und der Bevölkerung nä- hergebracht werden sollen. Im Rahmen die- ser Informationstour besuchten Innenmini- sterin Johanna Mikl-Leitner und Verteidi- gungs- und Sportminister Gerald Klug am 9. April das Burgenland und wurden von Landeshauptmann Hans Niessl empfangen. oben (v.l.): Bürgermeister LAbg. Erich Trummer, Landesrätin Michaela Resetar, Begonnen hat die Tour am Vormittag im Landeshauptmann Hans Niessl, ASKÖ-Bgld. Präsident KO Christian Illedits, Vertei- mittelburgenländischen Neutal, wo ein ge- digungs- und Sportminister Gerald Klug und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner meinsames Pilotprojekt des Sportministe- bei der Präsention des Projekts »60/40 – Kampagne für mehr Bewegung«; im Bild unten sieht man, daß Bewegung nicht nur den Kindern Freude bereitet. riums und der ASKÖ Burgenland, das unter dem Titel „60/40 – Kampagne für mehr Be- wegung“, mit Angeboten, die den Wünschen der BürgerInnen entsprechen, für mehr Be- wegung direkt in den Gemeinden sorgen soll, präsentiert wurde. Ein Vorsatz, der mehr als erfolgreich umgesetzt werden konnte, wie die wissenschaftlichen Zahlen und Fakten im Endbericht zum Pilotprojekt, der heute vor- gelegt wurde, belegen. Weil das Projekt bei den GemeindebürgerInnen großen Anklang fand, hat die ASKÖ Burgenland das Konzept unter dem Titel „Wir bewegen Burgenland“ ins reguläre Angebot aufgenommen. „Die ASKÖ Burgenland hat eine bei- spielgebende Initiative ins Leben gerufen: Die Bevölkerung und die ortsansässigen Vereine werden aktiv mit eingebunden und die Bewegung kann damit direkt vor der Foto: Bgld. Landesmedienservice Haustüre – in den Gemeinden – stattfinden“, terte ASKÖ Burgenland Präsident KO Chri- Bei der anschließenden Teilnahme an einer betonte Landeshauptmann Hans Niessl. „Das stian Illedits. grenzüberschreitenden Schwerverkehrskon- Projekt ,Wir bewegen Burgenland‘ läuft Weitere Programmpunkte der Innenmini- trolle in Schachendorf wurde die moderne nun – auf Basis der Ergebnisse des Pilot- sterin und des Verteidigungs- und Sportmini- Arbeitsmethode der Polizei durch Speziali- projekts – seit eineinhalb Jahren sehr erfolg- sters waren ein Besuch in der Kaserne Güs- sten der Verkehrsabteilung gezeigt. Danach reich in 50 burgenländischen Gemeinden. Da- sing, wo die beiden auf Rekruten trafen, die besuchten Mikl-Leitner und Klug sowohl die bei will die ASKÖ Burgenland vor allem bereits den reformierten Grundwehrdienst Polizeiinspektion, als auch das Bezirkspoli- Nachhaltigkeit gewährleisten, denn nur absolvieren und über ihre eigenen Erfahrun- zeikommando in Oberwart. Dabei präsentie- wenn Bewegung bedarfsgerecht ausgerichtet gen berichten konnten. Mikl-Leitner und ren Beamte des Kriminaldienstes einen ak- ist und Spaß macht, wird das Angebot von Klug haben gemeinsam an diesem Projekt tuellen Ermittlungserfolg bei einer Woh- den BürgerInnen auch angenommen“, erläu- gearbeitet, das nun zügig umgesetzt wird. nungseinbruchsserie. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 72 »Burgenland Journal« Bundesrat soll Vetorecht bei Finanzausgleich haben Landeshauptmann Hans Niessl: Balance zwischen zentralistischen Notwendigkeiten und föderalistischen Zweckmäßigkeiten herstellen! © Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Der Burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl bei seiner Rede während der 828. Sitzung des Bundesrates

anz im Zeichen des Burgenlandes stand ne nur 555 km beträgt. Nach Bregenz sind es Zweckbindung der Wohn- Gdie am 10. April im Parlament in Wien 672 km“, so Niessl. Vor dem Hintergrund bauförderung wieder einführen abgehaltene Sitzung des Österreichischen dieser internationalen Krise sei auch die Als Beispiel für Abstimmungsbedarf zwi- Bundesrates, bei der Präsident Michael Lam- große Bedeutung der EU für die Sicherheit schen Bund und Ländern nannte Niessl die pel Landeshauptmann Hans Niessl begrüßen und als Friedensprojekt zu sehen. Nicht hin- Wohnbauförderung. Um der weiteren Ver- konnte, der in seiner Funktion als Vorsitzen- nehmen dürfe man aber die hohe Jugend- knappung von Wohnraum entgegenzuwirken, der der Landeshauptleutekonferenz unter dem arbeitslosigkeit in Europa, eine Ausbildungs- sollte die Zweckbindung der Wohnbauförde- Motto „Starke Regionen – Unsere Zukunft“ pflicht wäre eine gute Strategie dagegen. All- rung wieder eingeführt werden. Ebenso soll- eine Erklärung vor den Vertretern der Län- gemein konnten Dank EU-Förderungen in te es möglich sein, auch soziale Einrichtun- derkammer abgab. „Es ist wichtig, Mitglied den Regionen zwar Arbeitsplätze entstehen gen oder Bildungsinstitutionen mit Wohn- einer großen Gemeinschaft, der Europäischen und der Export angekurbelt werden, aber als bauförderung zu errichten. Union zu sein“, betonte Landeshauptmann kritisch bezeichnet der burgenländische Stolz zeigte sich Niessl auf die Energie- Niessl, der daran erinnerte, daß sich das Bur- Landeshauptmann die Überregulierung, die wende im Burgenland, mit der 2013 ein genland seit dem Fall des Eisernen Vorhangs auch die Regionen betreffe und in diesem europaweit historisches Ziel erreicht werden vor 25 Jahren von einer Grenzregion zur Vor- Ausmaß nicht notwendig sei. Er wünscht sich konnte. Dieser Weg zur Stromautarkie durch zeigeregion im Herzen eines neuen Europas nicht die Vereinigten Staaten von Europa, Windkraft, Biomasse und Photovoltaik, die entwickelt hat. sondern ein Europa der Regionen und diese mehr Strom liefern, als im Burgenland ver- Sorgen macht Niessl der Konflikt in der Regionen sollten entsprechende Kompeten- braucht werde, sei für ganz Europa einzigar- Ukraine. „Manche sagen, die Ukraine ist zen haben und ihre VertreterInnen einerseits tig und ein wichtiger Beitrag zum Klima- weit weg, das berührt uns nicht. Tatsache ist im Bundesrat und andererseits in den Gre- schutz. Auch Umweltschutzorganisationen aber, daß die Entfernung zwischen Eisen- mien der EU vertreten sein. Der Ausschuß wurden bei den Planungen einbezogen, be- stadt und Uzhhorod an der Grenze der Ukrai- der Regionen müsse aufgewertet werden. tonte Niessl. 2014 soll der Ausbau weiterge-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 73 »Burgenland Journal« hen und dabei noch mehr Green Jobs ge- schaffen werden. Beim Thema Energie habe das Burgen- land erst wenige Tage zuvor bewiesen, daß starke, selbstbewußte Regionen auch auf EU-Ebene „aufzeigen“ können. Im EU-Aus- schuss der Regionen wurde einstimmig eine burgenländische Stellungnahme zum Thema „Leistbare Energie für alle“ beschlossen. Dar- in werden Wege aus der steigenden „Ener- giearmut“ in Europa aufgezeigt, die sich an der erfolgreichen Energiewende im Burgen- land orientieren, verdeutlichte Niessl.

Regionalität als Erfolgs- rezept für die Zukunft Allgemein sieht der Landeshauptmann des Burgenlands die Regionalität als Er- folgsrezept für die Zukunft. Regionalität sei wichtig für Lebensqualität, bedeute Bürger- nähe und habe viel zum Aufstieg aller Bun- desländer beigetragen. Niessl betonte, daß mehr Zentralismus, wie oft gefordert werde, nicht automatisch Einsparungen bringe. Auch seien die Länder nicht die Bremser einer Verwaltungsreform, wie immer wieder gerne gesagt werde, sondern immer bereit

für Reformen. „Wir haben in der Vergangen- Foto: Bgld. Landesmedienservice heit Reformen für mehr Sparsamkeit und Landeshauptmann Hans Niessl (l.) wurde von Bundesratspräsident Michael Lampel Effizienz umgesetzt. Das werden wir auch in im Parlament in Wien begrüßt, der in seiner Funktion als Vorsitzender der Landes- der Zukunft tun, aber wir werden keinen Re- hauptleutekonferenz unter dem Motto »Starke Regionen – Unsere Zukunft« eine Erklärung vor den Vertretern der Länderkammer abgab. formen zustimmen, die zu Lasten der Bür- gerInnen und SteuerzahlerInnen gehen“, zentralistischen Notwendigkeiten und föde- mit Hilfe von Förderungen von EU und Bund stellte Niessl klar und wies darauf hin, daß es ralistischen Zweckmäßigkeiten soll in Zu- zu einem Vorzeigebundesland entwickelt ha- besonders in den Bereichen Gesundheit, Bil- kunft eine wichtige Aufgabe des Bundes- be und auch ein Beispiel für das Zusammen- dung oder Sicherheit keine Verschlechterun- rates sein. Das Burgenland werde in Zukunft leben verschiedener Volksgruppen sei. gen geben dürfe. Hier seien Angebote in der noch mehr auf Forschung und Entwicklung Kritischer zeigte sich der Niederöster- Nähe der Wohnorte notwendig. setzen und die Internationalisierung seiner reicher Werner Herbert von der FPÖ. Trotz Wirtschaft vorantreiben. Ein klares Be- insgesamt positiver Entwicklung der Regio- Bundesrat soll Vetorecht kenntnis gab der Landeshauptmann auch für nen gebe es etliche Probleme: Die Gemeinde bei Finanzausgleich haben die Schaffung von leistbarem Wohnraum für hätten Löcher in ihren Budgets und die Er- Klar trat Hans Niessl für die Stärkung Junge und die Förderung des öffentlichen richtung von Shoppingcentern am Ortsrand und Aufwertung des Bundesrats als Interes- Verkehrs ab. führe zur Verödung der Ortskerne. Er warnte sensvertretung der einzelnen Bundesländer auch vor einer Ausdünnung der sozialen In- ein und betonte das Subsidiaritätsprinzip. Große Zustimmung frastruktur und kritisierte die Schließung von Der Bundesrat sollte gerade in jenen Be- Das deutliche Eintreten von Landes- Polizeiposten. reichen aufgewertet werden, in denen es um hauptmann Hans Niessl für einen starken Die Salzburger Grüne Heidelinde Reiter wichtige Entscheidungen, wie etwa den Fi- Bundesrat wurde von allen RednerInnen setzte sich für den Ausbau von Koopera- nanzausgleich gehe. Ein neuer Finanzaus- sehr begrüßt. Inge Posch-Gruska (SPÖ Bur- tionen zwischen den Ländern und auf EU- gleich sollte – wenn er nicht den Vorstellun- genland) sieht die Arbeit des Bundesrats Ebene ein. Zur von Landeshauptmann Niessl gen der Länder entspricht – durch ein Veto- auch als gelebte Bürgernähe und sprach sich angesprochenen Überregulierung sagte sie, recht des Bundesrates verhindert werden für weitere effiziente Kooperationen der es müsse eine Balance zwischen dem Ge- können. Niessl sprach sich aber gegen eine Bundesländer aus. Die Kombination von staltungsspielraum vor Ort und einer überge- Steuerhoheit der Länder aus, weil diese zu Ökonomie, Ökologie und sozialer Verant- ordneten Regulierung geben. Je nach Bun- neun verschiedenen Steuersystemen führen wortung sei besonders auf Länderebene desland unterschiedliche Gesetze etwa im würde. Für ihn ist der Bundesrat der födera- möglich und trotz Finanzkrise müsse gezielt Umweltbereich seien keine Option. Bei den le Gegenpol zum Nationalrat, wo es in vielen in Bildung und Soziales investiert werden. Verhandlungen zum Finanzausgleich wünscht Bereichen starke zentralistische Tendenzen Walter Temmel von der ÖVP aus dem Bur- sie sich neben lokaler Beteiligung ebenfalls gebe. Die Balance herzustellen zwischen genland betonte, daß sich das Burgenland die Einbindung des Bundesrates. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 74 »Burgenland Journal« Geschichtendrachen-Fest Der österreichweite Auftakt wurde in der Mattersburg Bauermühle gefeiert.

m 2. April fand in der Bauermühle Mat- Atersburg der Auftakt zu den bundeswei- ten Geschichtendrachen-Festen in den Schu- len statt. Sie bilden den Abschluß der von Buchklub, Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF) und EU Read im Rah- men der Initiative Family Literacy ins Leben gerufenen Leseaktion „Geschichtendrache“, die schuljahrbegleitend das Vorlesen und miteinander Lesen in Familie und Schule fördert und stärkt. Das Geschichtendrachen-Fest fand in Kooperation mit dem Landesschulrat Bur- genland, der Buchhandlung Knotzer, der Gemeinde Mattersburg und dem Buchklub im Rahmen der Buch- und Lesewoche „Ge- statten, Leseratten!“ statt. Unter den Ehren- v.l.: Buchhändler Rudolf Knotzer, LSR-Präsident Gerhard Resch, Landesrätin gästen in der Bauermühle: LSR Präsident Verena Dunst, Bürgermeisterin Ingrid Salomon, Christa Prets und Buchklub- Gerhard Resch, Landesrätin Verena Dunst, Geschäftsführer Gerhard FalschlehnerGerhard Falschlehner Buchklub-Präsidentin Christa Prets und unwiderufliche Einbindung beim Leselern- Göttlichen Erlöser), „Frau Maier kauft Eier“ Bürgermeisterin Ingrid Salamon. prozeß aus. von Inge Lustig (Volksschule Rudersdorf) Während Landesrätin Verena Dunst „Die Im Mittelpunkt des Festes standen die und Heinz Janischs „Ich hab ein kleines Pro- schönsten Märchen der Gebrüder Grimm“ Aufführungen der burgenländischen Volks- blem, sagte der Bär“ (Volksschule Wimpas- als ihre Lieblingsgeschichten präsentierte, schulen – 200 Kinder waren mit dabei – die sing/Leitha). entschied sich Christa Prets für den moder- ihre Lieblingsgeschichten vor 200 geladenen Damit bestätigten die Kinder sowohl das nen Klassiker „Frederik“ von Leo Lionni. Gästen und Schulklassen präsentierten. Epi- breite literarische Spektrum als auch die Präsident Resch wählte wiederum mit „Jen- soden aus Erich Kästners „Don Quichotte“ nach wie vor bestehende Motivation für das seits der großen Sümpfe“ eine Erwin-Moser- (Volksschule Markt Allhau) und „Der Buch- Lesen von Geschichten. Geschichte und unterstrich damit die Band- stabenfresser“ von Paul Maar (Volksschule Dabei wurde auch „Willy’s Leihbüche- breite an möglichen Lektüreerlebnissen. Zur Mönchhof) waren ebenso als Lesetheater zu rei“ in der Bauermühle eröffnet. „ Bedeutung der Familie in der Leseförderung erleben wie die Bibelgeschichte „Arche http://www.geschichtendrache.at befragt, sprach er sich erneut für deren Noah“ (Volksschule der Schwestern vom http://www.mattersburg.gv.at Fotos: Stadt Mattersburg Ein Blick in den vollen Veranstaltungssaal in der Bauermühle Mattersburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 75 »Burgenland Journal« Facebook-Offensive: »Jahr der Jugend 2014« m Rahmen seiner Grundsatzrede im Kul- Itur- und Kongreßzentrum Eisenstadt er- klärte Landeshauptmann Hans Niessl das Jahr 2014 zum „Jahr der Jugend“. Das ver- anlaßt das Land Burgenland zu zahlreichen Aktivitäten, die verschiedene Schwerpunkt- Themen hervorheben sollen. Eine dieser Aktivitäten stellt die Face- book-Seite des Landes Burgenland dar http://www.facebook.com/landburgenland – sie steht 2014 ganz im Zeichen der Jugend. Der Landeshauptmann über das „Jahr der Jungend 2014“: „Das gibt Anlaß für eine ganze Reihe von Aktivitäten, die für die Jugend im Land gesetzt werden. Dabei geht es um den weiteren Ausbau der Bildung Foto: Bgld. Landesmedienservice sowie um die Umsetzung der Ausbildungsga- Landeshauptmann Hans Niessl bei der Präsentation der Facebook-Seite des rantie. Schwerpunkte speziell für junge Bur- Landes Burgenland zum »Jahr der Jugend 20140« genländerinnen und Burgenländer setzt das te Facebook-Seite des Landes, die nun ganz »Jugend-Package« Land unter anderem auch in den Bereichen im Zeichen der Jugend steht und über aktuel- Außerdem wird laufend Aktuelles aus Wohnen und Mobilität, Sicherheit, Kultur, le Veranstaltungen berichtet sowie wichtige dem „Jugend-Package“ auf der Seite präsen- Sport und Freizeit.“ Informationen bietet. tiert. Dieses enthält vielfältige Angebote und Das Land wird durch diverse Veranstal- Als ein weiteres Highlight wird es diver- Förderungen aus den Bereichen Kunst, tungen und Maßnahmen gezielt auf diese se Gewinnspiele auf der Facebook-Seite ge- Kultur und Bildung, die speziell auf die bur- Schwerpunkte aufmerksam machen. Eine ben, bei denen attraktive Preise verlost wer- genländische Jugend abgestimmt sind. dieser Maßnahmen ist eben die neu gestalte- den. http://www.burgenland.at/kultur/kulturnews In Eisenstadt ist die Jugend am Wort icht nur vorgeben, sondern mit einbe- Nziehen. Unter diesem Motto soll Ende Juni 2014 der erste Jugendgemeinderat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt tagen. „Im Eisenstädter Jugendgemeinderat sollen nicht bloß Ideen beraten und diskutiert wer- den, Ziel ist es, daß die TeilnehmerInnen ein eigenes Projekt erarbeiten, diskutieren und umsetzen. Dafür stellt die Stadtgemeinde 5000 Euro zur Verfügung. Mit diesem Geld sollen die Jugendlichen ein sinnvolles Projekt nach ihren Wünschen umsetzen“, erklärt Bürgermeister Thomas Steiner: „Bereits bei der Umsetzung des Skateparks und des E_Cube waren Jugendliche mit an Bord und haben den Planern wichtige Inputs gegeben. Mit der Einführung eines eigenen Gremiums wird es nun noch mehr Möglichkeiten der Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Mitbestimmung für Jugendliche geben.“ v.r.: LH-Stv. Franz Steindl, Bürgermeister Thomas Steiner und Jugendgemeinderat Eisenstadt bietet seinen jungen Einwoh- Christoph Schmidt stellten ein neues Programm für Eisenstadts Jugend vor. nerInnen verschiedenste Fördermöglichkeiten Nummer 02682 / 705 504 genauere Infos zusammen zu arbeiten, denn das Landesju- und pflegt auch gute Kontakte zum Landes- über die verschieden Vorhaben im Jugendbe- gendreferat organisiert nicht nur eigene jugendreferat, das im Burgenland für die reich zu erhalten oder Fragen zu den diver- Veranstaltungen und Projekte, sondern un- überregionale Jugendarbeit zuständig ist und sen Jugendangeboten und -förderungen, die terstützt auch Kommunen und Jugendorga- unzählige Möglichkeiten im Rahmen der Ju- das Landesjugendreferat oder die Stadtge- nisationen bei ihren Aktivitäten und ist gendberatung und Jugendinformation bereit- meinde anbieten, stellen zu können. wichtige Anlaufstelle in Jugendfragen“, so hält. Die Eisenstädter Jugendlichen sollen „Als Landesjugendreferent ist es mir Jugendreferent LH-Stv. Franz Steindl. „ künftig die Möglichkeit haben unter der wichtig, mit den Gemeinden des Landes gut http://www.ljr.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 76 »Burgenland Journal« Mit Burgenland Tourismus der Sonne entgegen Start in den Sommer mit neuem Burgenland-Heißluftballon

ur Präsentation der Sommerhighlights Z2014 und Taufe des neuen „Urlaub mit Sonne drin“-Heißluftballons lud Burgenland Tourismus auf den Wiener Rathausplatz. Nach der Vorstellung der Sommerkampagne „Mit uns der Sonne entgegen“ wurde der neue Burgenland-Werbeträger am 23. April vom Landeshauptmann Hans Niessl, Touris- muslandesrätin Michaela Resetar, Olympia- siegerin Julia Dujmovits und ÖFB-Teamchef Marcel Koller auf den Namen „Sunny“ ge- tauft. Der Ballon soll für Promotionzwecke in ausgewählten Bundesländern genutzt wer- den, und auf sympathische und eindrucks- volle Weise „burgenländische Sonnentage“ symbolisch zu den potentiellen Gästen brin- gen.

„Das Burgenland ist bekannt als Bundes- Foto: Burgenland Tourismus land mit den meisten Sonnenstunden Öster- v.l.: Mario Baier (Direktor Burgenland Tourismus), Tourismuslandesrätin Michaela reichs – mit dem neuen Burgenland-Heiß- Resetar, Landeshauptmann Hans Niessl, Snowboard-Olympiasiegerin Julia Dujmo- vits und ÖFB Teamchef Marcel Koller am Wiener Rathausplatz luftballon wird Burgenland Tourismus diese Botschaft weithin sichtbar durch ganz Öster- spiel teil, bei welchem Urlaubsreisen, Gut- Steinbruchs St. Margarethen (9. Juli bis reich tragen“, betonte der Landeshauptmann scheine und Sachpreise verlost werden. 17. August). bei der Erstpräsentation in Wien. Tourismus- Vor kurzem hat Burgenland Tourismus landesrätin Resetar zeigt sich ebenso begei- Burgenland Tourismus startet gemeinsam mit den Partnern von KulTour stert: „Mit dem Heißluftballon setzt Burgen- Werbeschwerpunkt für den Sommer Burgenland ein Ticket mit Benefits geschaf- land Tourismus einen deutlich sichtbaren Mit geballter und gebündelter Marketing- fen. Die Festspiel-Eintrittskarte wird heuer Akzent und hebt sich im wahrsten Sinne des kraft und zahlreichen Veranstaltungen wurde auch zum "KulTour-Ticket" Burgenland und Wortes von vielen ab!“ auf dem Wiener Rathausplatz die kommende gilt ab dem Tag der Aufführung ein Jahr lang Sommersaison beworben. Die „Pannonischen als Gutschein für eine Gratisübernachtung - »Sunny« auf Tour durch Österreich Natur.Erlebnis.Tage“, der Natureröffnungs- gültig ab einer Buchung von mindestens drei Bei diversen Events in ganz Österreich Event von Burgenland Tourismus, erwartete Übernachtungen und gegen Vorlage des können Besucher via Fesselstart mit einem Ende April die Besucher mit insgesamt 35 Eventtickets – in einem der rund 30 Partner- erfahrenen Ballonfahrer bis zu 30 Meter mit Naturabenteuer live an 70 Terminen. Am 25. Hotels im ganzen Burgenland. dem Burgenland-Heißluftballon aufsteigen. April starteten der jährliche Surf-Worldcup Und natürlich locken auch immer mehr Burgenland Tourismus-Direktor Mario Baier und das größte Summer-Opening in Öster- Burgenlands Thermen im Sommer die Gäste zur neuen Burgenland-Attraktion: „Mit dem reich in Podersdorf am See (bis 4. Mai). an: Schließlich sind mittlerweile die Außen- ,Urlaub mit Sonne drin‘-Heißluftballon wol- Von 20. bis 22. Juni sind die einzigartige anlagen aller Thermen und Wellnesshotels len wir für Urlaub im Burgenland begeistern Natur- und Kulturlandschaft sowie die 500 so vielseitig und attraktiv gestaltet, daß so- und eine Einladung zum Urlaub auf der Son- Meter lange Schwimmarena in Mörbisch wohl ein Erholungsurlaub mit der ganzen nenseite Österreichs aussprechen.“ Begleitet Schauplatz des zweiten „Schwimmfestivals Familien als auch ein Urlaub für Wein- oder werden die Events von einem Promotion- Neusiedler See“. Golf Fans im Sommer in den Thermenre- Team des Burgenland Tourismus, welches die Der burgenländische Festspielsommer gionen ein absolutes Urlaubshighlight dar- BesucherInnen mit Infomaterial und allen bietet ein abwechslungsreiches Festival-Pro- stellt. Neuigkeiten rund um die Themen Kultur, gramm von Frühling bis Spätherbst und Ergänzt wird die „Ballon-Werbetour“ von Natur, Wellness, Wein/Kulinarik und Sport begeistert jährlich über 500.000 Besucher. Burgenland Tourismus durch Medienbeile- versorgt. Auf der Seebühne Mörbisch (10. Juli bis 23. ger in Millionen-Auflage mit den dazu pas- Schnappschüsse von Besuchern am und August) wird man im Musical „Anatevka“ senden Urlaubs-Packages als auch mit „Ur- im Ballon werden über die Facebook-Seite ins Russische Reich um 1905 entführt. Freuen laub mit Sonne drin“-Online-Kampagnen, die http://www.facebook.com/burgenlandneuentdecken kann man sich auch auf eine monumentale zur direkten Buchung animieren sollen. „ hochgeladen und nehmen an einem Gewinn- Inszenierung von „Aida“ in der Kulisse des http://www.burgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 77 »Burgenland Journal« Im Spiegel der anderen Der Menschheit gemeinsames Erbe – Ausstellung im Schloß Halbturn von 11. April – 26. Oktober 2014 m Rahmen dieser außergewöhnlichen IAusstellung präsentiert Schloß Halbturn in Zusammenarbeit mit Profin. Johanna Forster, Prof. Wulf Schiefenhövel und Chri- sta Sütterlin (Gruppe Humanethologie des Max-Planck-Institutes für Ornithologie, See- wiesen) bahnbrechende Erkenntnisse zum gemeinsamen Erbe der Menschen und die wegweisenden Forschungen des weltbe- rühmten Begründers des Fachs Humanetho- logie – der Verhaltensforschung am Men- schen – Irenäus Eibl-Eibesfeldt und seiner KollegInnen. Sie alle haben umfangreiche Untersuchun- gen zu Menschen aus allen fünf Kontinenten vorgelegt. Diese Ergebnisse und einzigarti- gen Filmdokumentationen sowie die zahlrei- chen Studien bieten ein hochspannendes Umfeld für diese besondere Jahresausstel- lung auf Schloß Halbturn. Alle Menschen verfügen über ein gemein- sames Erbe, ein Grundrepertoire an Emo- Holzfiguren zur Abschreckung von bösen Geistern – Bali Indonesien tionen, Kommunikationsformen, Wahrneh- mungsleistungen, Bewertungen, Motivatio- nen und Handlungsimpulsen – den soge- nannten Universalien. Im Zentrum der Ausstellung stehen sie- ben Themenbereiche: Familie und Familia- lität, Teilen und Kooperation, Kunst, Angst und Angstabwehr, Feste und Rituale, Krank- heit und Heilung, Sexualität und Liebe. Die Ausstellung illustriert diese Themen anhand von Objekten, Texten, Bild- und Filmdokumenten. Ein Highlight der Ausstel- lung sind Filme aus dem weltweit größten Filmarchiv zum menschlichen Verhalten, ge- gründet von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, die man in Schloß Halbturn nun sehen kann! Darüber hinaus werden einzigartige Ob- jekte aus dem Alltagsleben und kultischen Gebrauch der Kulturen in Afrika, Südame- rika, Indonesien und Papua Neuguinea ge-

zeigt. Fotos: schlosshalbturn.com Das Gemeinsame des menschlichen Wahr- Kleidung aus verschiedensten Materialien – Paraguay & Papua Neuguinea nehmens, Fühlens, Denkens und Handelns wird vergleichend anhand von fünf traditio- Die Schau in Schloß Halbturn hält uns so- nien und Kulturgruppen die Rede ist, vermag nalen Kulturen erklärt: zusagen einen Spiegel vor. In Verhaltenswei- die Ausstellung einen erneuten Blick auf das  San, Botswana sen, die uns zunächst exotisch erscheinen, Gemeinsame aller Menschen zu eröffnen.  Eipo, Provinz Papua, Indonesien erkennen wir uns selbst. Wir sehen, daß alle Die Forschungen der Humanethologie geben  Yanomami, oberer Orinoko, Venezuela Menschen über ein gemeinsames Erbe an uns wichtige Argumente in die Hand, uns auf  Himba, Namibia Emotionen und Handlungsweisen verfügen. das weltweit Verbindende zu besinnen für ein  Trobriander, Salomonsee, Papua Neugui- Gerade in der heutigen Zeit, in der viel immer besser gelingendes Miteinander. „ nea. von Differenzen zwischen Menschen, Eth- http://www.schlosshalbturn.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 78 »Burgenland Journal« Von Haydn, Göttern & Legenden HaydnAkademie 2014: Auftakt des Konzertzyklus ist am 10. Mai 2014, Raiffeisen prolongiert die Sponsorpartnerschaft ie HaydnAkademie, die 1992 als eige- Dnes Orchester vom Dirigenten und Haydnkenner Anton Gabmayer gegründet wurde und seitdem auch musikalisch von ihm geleitet wird, widmet den Konzertzyklus 2014 dem Thema „Haydn, Götter & Legenden“. Raiffeisen, Kooperationspartner der ersten Stunde des Konzertzyklus der HaydnAkademie, unterstützt auch die dies- jährigen Aufführungen. „Durch die umfas- sende Haydn-Pflege im Burgenland wird die Musik Haydns an Originalschauplätzen er- lebbar gemacht. Die Konzerte bringen jähr- lich ein internationales Publikum ins Bur- genland und positionieren das Burgenland mit seiner Landeshauptstadt Eisenstadt als internationales Zentrum für die Musik von Joseph Haydn. Obwohl wir jährlich aus Mitteln des Landes für die Haydn-Pflege große Summen bereitstellen, wäre diese ohne Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Intendant Walter Reicher mit Bürgermeister LAbg. Thomas Steiner, Kultur- Sponsoring in dieser Form nicht möglich“, landesrat Helmut Bieler, Dirigent Anton Gabmayer und Raiffeisen Landesbank so Kulturlandesrat Helmut Bieler. Raiffeisen Burgenland-GD-Stv. Rudolf Könighofer bei der Scheckübergabe unterstützt die HaydnAkademie 2014 mit 10.230 Euro. Der vierteilige Zyklus startet schen Schaffen Joseph Haydns bieten zu am 10. Mai im Haydnsaal auf Schloß können, die es nur im Rahmen der Haydn Esterházy in Eisenstadt. Akademie gibt“, so RLB Generaldirektor Rudolf Könighofer. Das Sponsoring sei von 107 Haydn-Symphonien unterstützt gegenseitigem Interesse, „auch Raiffeisen Raiffeisen hat seit 1992 alle Aufführun- profitiert viel davon“. gen aller 107 Haydn-Symphonien finanziell unterstützt. „Es freut mich daher umso mehr, Philosophische Welt der Klänge… daß das Unternehmen auch im 23. Jahr unse- „Das Publikum wird in eine musikalische rer Partnerschaft mit im Boot ist“, so Bieler. Welt der Sagen und Erzählungen geführt, in Die HaydnAkademie habe sich seit ihrer eine philosophische Welt der Klänge und Gründung zu einem unverzichtbaren Teil der Geschichten, in welcher die Zuhörer ange- Eisenstädter Haydnfestspiele entwickelt, regt werden, die Gedanken der Komponisten ergänzt Eisenstadts Bürgermeister Thomas weiterzuverfolgen“, erklärt Anton Gab- Steiner: „Die HaydnAkademie hat sich zu mayer, Dirigent der HaydnAkademie. Es einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwik- freue ihn, daß es wieder gelungen sei, bei kelt. Das sehen wir auch in den Nächti- den vier Konzerten der HaydnAkademie ein gungsstatistiken. Konzertzyklen auf höch- ausgesuchtes Programm zusammenzustellen, stem musikalischem Niveau auf Original- ergänzt Haydn Festspiele-Intendant Walter schauplätzen – das ist ein Alleinstellungs- Reicher. „Anton Gabmayer und sein Orche- merkmal. Wir wollen den Fokus bei der Tou- ster führen ihr Publikum in eine musikali- rismuswerbung noch mehr auf Haydn rich- sche Welt voller Mystik und Poesie.“ Man ten.“ versuche immer wieder Themen zu entwik- „Mit unserem Beitrag hat das Ensemble keln und diese voranzustellen: „Unsere Auf- der HaydnAkademie unter der Leitung von gabe ist es dann, aus den vielen Stücken, die Anton Gabmayer sowie Intendant Prof. Haydn geschaffen hat, eine Auswahl zu tref- Walter Reicher weiterhin die Sicherheit, sich fen. Dabei ist es wichtig, das Programm selbst die notwendigen künstlerischen Freiheiten zu entwickeln und diese Arbeit nicht an herausnehmen zu können, um dem Publi- Außenstehende auszulagern“, so Reicher. „

Foto: Haydnfestival Eisenstadt kum Facetten und Details aus dem musikali- http://www.haydnfestival.at/haydn_de/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 79 Aus Südtirol Außenminister Kurz bei LH Kompatscher Themen: Ausbau der Autonomie, Brenner Basistunnel und Europaregion

um Auftakt seines ersten Südtirol-Be- Zsuchs als österreichischer Außenmini- ster hat Sebastian Kurz am Abend des 2. Mai Südtirols Landeshauptmann Arno Kompat- scher im Bozner Palais Widmann getroffen. Hauptthemen der knapp einstündigen Unter- redung waren die aktuellen Finanz- und Auto- nomieverhandlungen in Rom, der Brenner- Basistunnel sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rahmen der Europare- gion. Landeshauptmann Kompatscher hatte Außenminister Kurz bereits wenige Tage nach dessen Amtsantritt im Jänner in Wien ge- troffen. Kurz gab schon damals ein klares Bekenntnis zur Schutzfunktion Österreichs ab und betonte auch beim aktuellen Treffen, daß Südtirol für ihn ein emotionales Thema sei und daß er deshalb die Entwicklungen in Bozen bzw. zwischen Bozen und Rom mit besonderem Interesse verfolge. Landeshauptmann Kompatscher infor- mierte den Außenminister über den Stand der Verhandlungen mit Rom und betonte, Foto: LPA / Seehauser daß die Südtiroler Landesregierung sich un- Landeshauptmann Arno Kompatscher (l.) mit Außenminister Sebastian Kurz ter seiner Führung bemühe, sowohl die Re- gen der Zukunft angepaßt und wesentlich die Verkehr an. „Die drei Länder Südtirol, Tirol gierung in Rom, als auch die anderen Regio- Lebensqualität der Menschen – nördlich und und das Trentino haben erst vor wenigen nen zu überzeugen, daß die aktuelle Reform südlich des Brenners – verbessert werde. Wochen das Jahresprogramm für 2014 ver- der italienischen Verfassung nicht auf Ko- Außenminister Kurz informierte sich abschiedet und sind sich einig, daß es in sten der autonomen Länder bzw. Regionen auch über die grenzüberschreitende Koope- erster Linie darum geht, Leuchtturmprojekte erfolgen dürfe, sondern, im Gegenteil, die ration im Rahmen des Europäischen Ver- in den für alle drei Länder gleichermaßen Vorteile der Selbstverwaltung auf alle Re- bunds territorialer Zusammenarbeit (EVTZ), wichtigen Bereichen auf den Weg zu brin- gionen übertragen müsse: „Es geht uns nicht kurz Euregio, und regte den Ausbau dieser gen, gleichzeitig aber auch alltägliche Hür- darum, die autonomen Regionen ,normaler‘ Zusammenarbeit über gemeinsame Projekte den aus dem Weg zu schaffen“, so Landes- zu machen, sondern die ,normalen‘ autono- in Kultur, Forschung, Bildung, Umwelt und hauptmann Kompatscher. „ mer. Südtirol strebt gemeinsam mit dem Tren- tino und den autonomen Regionen Nordita- Südtirols öffentliche Verwaltung hat Nase vorn liens eine Neuregelung der Finanzbeziehun- gen an, die Stabilität, Klarheit und Plan- üdtirols öffentliche Verwaltung nimmt – tions- und Informationstechnologien unter- barkeit gewährleistet.“ Swas die Nutzung von Freier Software sucht. Wie Deeg erläutert, scheint Südtirol Weitere Themen in den Verhandlungen und verwaltungsinterner Netzwerke angeht – dabei gleich mehrmals in Spitzenrängen auf. mit der Regierung in Rom seien neben der im gesamtstaatlichen Vergleich Spitzenpo- Vorzeigecharakter hat Südtirol in erster Verfassungsreform und der Finanzautono- sitionen ein. Darüber freut sich Informatik- Linie aufgrund des breiten Einsatzes von mie der Brenner-Basistunnel, dessen Zulauf- landesrätin Waltraud Deeg. Open-Source-Software, das heißt von soge- strecken und die Aufteilung der EU-Gelder Das gesamtstaatliche Statistikinstitut nannter freier Software, von Programmen für Landwirtschaft sowie die regionale Ent- ISTAT hat auf der Grundlage der Volkszäh- und Betriebssystemen also ohne Nutzungs- wicklung. Apropos Brenner-Basistunnel: Für lungsdaten von 2011 Italiens öffentliche In- beschränkungen. „Durch die Nutzung von Kurz ist der Tunnel ein Infrastrukturprojekt, stitutionen im Detail unter die Lupe genom- Open Source können Lizenzkosten einge- dem höchste Priorität eingeräumt werden men und Kennzahlen dazu veröffentlicht. spart werden; das entlastet öffentliche Haus- müsse, weil damit eine der wichtigsten euro- Dabei wurde auch die Ausstattung und halte, ohne die Qualität der Dienste zu beein- päischen Verkehrsachsen den Anforderun- Anwendung der modernen Kommunika- trächtigen“, so Deeg. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 80 Europa Girokonto für jeden EU-Bürger Alle Personen, die legal in der EU ansässig sind, bekommen das Recht, ein Basis-Girokonto zu eröffnen. as hat das EU-Parlament am 15. April bote leichter vergleichen können. Diese In- ren zu können, sollen Bankkunden für eine Dbeschlossen. Das Recht auf ein Basis- formationen sollen EU-weit standardisiert angemessene Gebühr ihre Bank innerhalb konto darf niemandem aufgrund seiner Na- werden. In jedem Mitgliedsstaat muß es min- der EU wechseln können. Die neue Bank tionalität oder seines Wohnsitzes verwehrt destens eine unabhängige Internetseite ge- muß dem Verbraucher beim Kontowechsel werden, heißt es. Zusätzlich müssen Gebüh- ben, die Gebühren und Zinssätze der Kre- im selben Land und in derselben Währung ren und Konditionen von Girokonten trans- ditinstitute miteinander vergleicht. Die Ban- einen Kontowechsel-Service anbieten, d.h. parent und daher leichter vergleichbar sein. ken sollen verpflichtet werden, ihre Kunden der Wechsel soll auf Wunsch des Kunden von Verbraucher sollen außerdem einfacher zu darüber zu informieren, daß sie ein Basis- der neuen Bank eingeleitet werden können, einer anderen Bank wechseln können, die Girokonto anbieten. die nach Erhalt des Auftrags binnen zwei bessere Konditionen bietet. Werktagen tätig werden muß. „In dieser Richtlinie geht es vor allem Leistungen des Basis-Girokontos Auf Wunsch des Verbrauchers muß die darum, die Nutzer gemeinsamer regulärer Das Basis-Girokonto soll Kunden ermög- Ursprungsbank außerdem Informationen zu Zahlungsdienste zur stärken. Durch die Ga- lichen, Geld einzuzahlen, abzuheben und eingehenden Überweisungen, Daueraufträgen rantie eines Basiskontos für alle Verbrau- Überweisungen innerhalb der EU vorzuneh- und Einzugsermächtigungen übermitteln. cherInnen, einschließlich MigrantInnen und men. Dazu gehören auch Zahlungen, die mit Banken werden verpflichtet sein jegliche mobiler BürgerInnen, wird die Modernisie- Karte oder online getätigt werden. Kunden finanzielle Verluste, die sie bei dem Bank- rung der Wirtschaft gefördert, die Freizügig- sollen in der Lage sein, eine unbegrenzte An- wechsel verschuldet haben, ohne Verzöge- keit erleichtert und besonders benachteilig- zahl solcher Leistungen kostenlos oder ge- rungen zu erstatten. ten Bevölkerungsgruppen geholfen“, erklär- gen eine angemessene Gebühr zu nutzen. te der Berichterstatter Jürgen Klute (GUE/ Die Mitgliedsstaaten können selbst entschei- Die nächsten Schritte NGL, DE). Der Gesetzesentwurf wurde mit den, ob das Basiskonto auch Möglichkeiten Die neuen Regelungen müssen noch von 603 Stimmen zu 21 Gegenstimmen und 51 zum Überziehen des Kontos bieten soll. den Mitgliedsstaaten verabschiedet werden, Enthaltungen angenommen. die dann 24 Monate Zeit haben, um sie in Kontowechsel soll einfacher werden nationales Recht umzusetzen. „ Offener Zugang Um von den besten Angeboten profitie- http://www.europarl.europa.eu/portal/de Das Parlament hat darauf bestanden, daß Basis-Girokonten bei einer ausreichenden Öffentliches Defizit im Euro- EU stärkt Recht auf Frei- Zahl an Banken im jeweiligen EU-Heimat- raum und in der EU28 sinkt zügigkeit der Arbeitnehmer land angeboten werden müssen, um einen leichten Zugang für alle interessierten Ver- m Jahr 2013 verringerte sich das öffentli- er EU-Ministerrat hat am 14. April neuen braucher sowie wettbewerbsorientierte An- Iche Defizit in absoluten Zahlen sowohl im DRegeln zugestimmt, die die noch beste- gebote zu gewährleisten. Die Mitgliedsstaa- Euroraum (ER18) als auch in der EU28 im henden rechtlichen Barrieren im Arbeitsall- ten müssen gewährleisten, daß die Basiskon- Vergleich zu 2012, während der öffentliche tag mobiler EU-BürgerInnen abbauen sol- ten nicht nur von Kreditinstituten angeboten Schuldenstand in beiden Gebieten anstieg. len. Dies sei eine gute Nachricht für alle, die werden, die lediglich Online-Dienste anbie- Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in einem anderen Mitgliedsstaat arbeiten wol- ten. Jede Person, die legal in der EU ansäs- verringerte sich das öffentliche Defizit im len oder dies bereits tun, so Sozialkommissar sig ist, soll zukünftig ein Konto eröffnen Euroraum von 3,7 % im Jahr 2012 auf 3,0 % László Andor. Die Rechtsvorschriften sollen dürfen – auch wenn sie keinen festen Wohn- im Jahr 2013 und in der EU28 von 3,9 % auf bewirken, daß die bisher oft nur auf dem Pa- sitz hat. Die Mitgliedsstaaten dürfen aller- 3,3 %. Gemessen am BIP stieg der öffentli- pier vorhandenen Rechte tatsächlich ausge- dings vorschreiben, daß VerbraucherInnen, che Schuldenstand im Euroraum von 90,7 % übt werden können. Bei der Entscheidung für die in ihrem Hoheitsgebiet ein solches Konto (Ende 2012) auf 92,6 % (Ende 2013) und in eine Arbeit in einem anderen EU-Land kön- eröffnen möchten, ihr echtes Interesse daran der EU28 von 85,2 auf 87,1 %. Dies gab das nen sich mobile ArbeitnehmerInnen jetzt nachweisen müssen. Diese Regelungen müs- europäische Statistikamt Eurostat bekannt. besser über ihre Rechte informieren und juri- sen dann auch dem Verbraucherschutz ent- Im Jahr 2013 verzeichnete Luxemburg stische Beratung aufsuchen. Derzeit leben sprechen und dürfen nicht mit zu großen (+0,1 %) einen öffentlichen Überschuss, und arbeiten acht Mio. Menschen in einem Schwierigkeiten oder Belastungen verbun- Deutschland annährend ein Gleichgewicht anderen Mitgliedsstaat, weitere 1,2 Mio. leben den sein. und Estland, Dänemark, Lettland und in einem EU-Land, arbeiten jedoch in einem Schweden die niedrigsten öffentlichen Defi- anderen. Vielen fehlen Informationen über ihre Transparente Informationen zite gemessen am BIP. Zehn Mitgliedstaaten Rechte im Aufnahmestaat, sie haben Schwie- Das Gesetz soll außerdem sicherstellen, wiesen ein Defizit von mehr als 3 % des BIP rigkeiten beim Zugang zum Arbeitsmarkt daß VerbraucherInnen transparente Informa- auf: Slowenien, Griechenland, Irland, Spa- oder ihnen werden nicht dieselben Arbeits- tionen über die Kontogebühren und Zinsen nien, das Vereinigte Königreich, Zypern, bedingungen oder sozialen Vergünstigungen erhalten, damit Kunden verschiedene Ange- Kroatien, Portugal, Frankreich und Polen. „ gewährt wie inländischen Arbeitnehmern. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 81 Wirtschaft Österreichs Industrie weiter auf Wachstumskurs… … jedoch mit etwas weniger Dynamik als zum Jahreswechsel – Bank Austria EinkaufsManagerIndex legt im April leicht auf 51,4 Punkte zu

ach dem fulminanten Blitzstart ins Jahr noch leicht zulegte, blieb die Nachfrage aus „Aufgrund des starken Preisverfalls im Ein- N2014 bei dem Österreichs Industrie dem Ausland im April im Vergleich zum kauf bei nur moderat zurückgenommenen erstmals das Vorkrisenniveau überflügeln Vormonat jedoch unverändert. Während die Verkaufspreisen hat sich die Kosten- und konnte, verlief die Erholung seit März etwas Auftragsentwicklung in Europa und in den Ertragssituation in der Industrie im April moderater. „Das Wachstumstempo nimmt USA zufriedenstellend war, gingen bei eini- tendenziell verbessert. Erstmals im Jahr jedoch wieder leicht zu. Im April ist der gen Betrieben weniger Aufträge aus den 2014 entlasteten die Preistrends die heimi- Bank Austria EinkaufsManagerIndex um 0,4 Schwellenländern Asiens und Amerikas ein. schen Betriebe“, meint Pudschedl. auf 51,4 Punkte gestiegen. Der Indikator sig- nalisiert damit ein gegenüber dem Vormonat Die Aufwärtsentwicklung Es gibt noch Luft nach oben leicht erhöhtes Wachstum der heimischen in der heimischen Industrie Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex Industrie“, meint Bank Austria Chefvolks- seit Sommer 2013 führt seit Beginn des lau- hat im April leicht zulegen können. Auch wirt Stefan Bruckbauer. Der Wert nur knapp fenden Jahres auch kontinuierlich zu einer wenn es beim Tempo des Industriewachs- über der Neutralitätslinie von 50 Punkten Aufstockung der Personalkapazitäten. Trotz tums in Österreich derzeit noch Luft nach zeigt derzeit nur eine verhaltene Expansion der seit einigen Monaten anhaltenden Trend- oben gibt, zeigt die aktuelle Umfrage unter der Verarbeitenden Industrie in Österreich, wende bei der Industriebeschäftigung liegt den heimischen Industriebetrieben jedenfalls allerdings hält der Aufwärtstrend nun bereits die Stellenanzahl mit rund 576.700 im ersten eine stabile Aufwärtsbewegung, die sich als den neunten Monat in Folge an. Erstmals im Quartal 2014 in der österreichischen Sach- nachhaltig zu erweisen scheint. Diese Ein- laufenden Zyklus war der Index im August gütererzeugung immer noch um fast 1000 schätzung wird durch zwei Trends unterstri- 2013 über die 50er-Grenze geklettert. unter dem Vergleichswert des Vorjahres und chen: Einerseits herrscht nun schon seit „Die moderate Verbesserung der In- sogar um mehr als 20.000 unter dem Niveau einem Jahr ein günstiges Verhältnis zwi- dustriekonjunktur im April ist vor allem auf vor Ausbruch der Krise im Jahr 2008. „Im schen dem Index für das Neugeschäft und eine starke Produktionsausweitung zurück- April sind in Österreichs Industrie wieder jenem für die Lagerbestände, das sich stets zuführen, trotz gleichbleibender Auftrags- neue Jobs entstanden. Aber weiterhin wer- als guter Vorlaufindikator für die Industrie- lage. Weiterhin werden neue Jobs im Sektor den neue Mitarbeiter nur sehr zurückhaltend konjunktur, erwiesen hat. Andererseits ha- geschaffen, wenn auch sehr zurückhaltend. eingestellt und das wird vorerst auch so blei- ben die internationalen Pendants des öster- Auch signalisieren sinkende Preise und ab- ben“, analysiert Pudschedl und ergänzt: „Der reichischen EinkaufsManagerIndex im April nehmende Lagerbestände ein vorsichtiges Auslastungsgrad der heimischen Industrie ist positiv überrascht und versprechen ein er- Agieren der Betriebe im aktuellen Umfeld“, rund um den Jahreswechsel zwar gestiegen, freuliches Frühjahr für Österreichs (Zulie- fasst Bruckbauer einige Detailergebnisse der liegt derzeit mit 84 Prozent jedoch weiter fer-)Industrie. Der US-Einkaufsmanager- monatlichen Umfrage unter Österreichs Ein- unter dem langjährigen Durchschnitt. Hö- index blieb mit 55,4 Punkten im April auf kaufsmanagern zusammen. here Produktion führt daher vorerst vor hohem Niveau und notierte stärker als zum allem zu einer Verbesserung der Produkti- Jahreswechsel. Vor allem stieg der vorläufi- Deutliche Ausweitung vität.“ ge Einkaufsmanagerindex für die Eurozone der Produktionsleistung im April um 0,3 auf 53,3 Punkte – angetrie- Am stärksten wurde der Bank Austria Die Produktionslücke beginnt ben von einem positiven Umfrageergebnis in EinkaufsManagerIndex im April von der sich langsam zu schließen Deutschland, dem wichtigsten Handelspart- deutlichen Ausweitung der Produktionslei- Generelle Deflationsängste sind daher ner der österreichischen Industrie. „Die Er- stung nach oben gezogen. Der Produktions- nach Einschätzung der Ökonomen der Bank holung im Euroraum bekommt immer mehr index stieg um insgesamt 2 auf 53,3 Punkte. Austria überzogen, auch wenn sowohl die Auftrieb und kann die Belastungen durch „Die heimischen Industriebetriebe haben im Einkaufs- als auch die Verkaufspreise den einen stärker werdenden Euro, einer Ver- April die Produktion so stark erhöht, dass die zweiten Monat in Folge gesunken sind. Der schärfung der Ukraine-Krise sowie der Kon- Auftragspolster erstmals seit dem Sommer stärkste Preisrückgang im Einkauf seit fast junkturabschwächung in China und anderen des Vorjahres im Vergleich zum Vormonat einem Jahr ist vor allem auf die Verbilligung Schwellenländern verdauen. Wir gehen da- zurückgingen. Das lag allerdings auch daran, von Rohstoffen wie Kupfer und Stahl zu- von aus, daß die heimische Industrie in die- daß sich die Auftragslage kaum mehr ver- rückzuführen. Darüber hinaus gelang es sem Umfeld 2014 einen nachhaltigen Erho- besserte“, meint Bank Austria Ökonom Wal- einigen Betrieben, Preisneufestsetzungen lungskurs beschreiten wird. Wir erwarten ter Pudschedl. Der Teilindex für den Auf- mit Lieferanten erfolgreich auszuhandeln. 2014 weiterhin ein Industriewachstum in tragseingang sank auf 50,7 Punkte, der nie- Der harte Wettbewerb und ein Überangebot Österreich um 4 Prozent“, faßt Bruckbauer drigste Werte seit zehn Monaten. Während am Markt drückten die Verkaufspreise, wenn zusammen. „ die Anzahl der Neuaufträge insgesamt somit auch der Rückgang nur sehr moderat ausfiel. http://www.bankaustria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 82 Wirtschaft Nachwirkungen der Rezession 2008/09 Österreichs Wirtschaft im Jahr 2013

m Jahr 2013 expandierte die heimische Bruttoanlageinvestitionen verringerten sich sierte Verbraucherpreisindex um 1,3 % mit IWirtschaft um nur 0,4 %. Dies war die 2013 real um 0,9 %, nachdem sie bereits im einer deutlichen Verlangsamung gegen Jah- schwächste Entwicklung seit der Rezession Vorjahr kaum gewachsen waren (2012 resende, während sich für Österreich eine 2008/09, als die gesamtwirtschaftliche Pro- +1,6 %). Vor allem die Ausrüstungsinvesti- Inflationsrate 2,1 % ergab. In einigen Län- duktion um 3,8 % geschrumpft war. Sowohl tionen schrumpften (über -3 %), aber auch dern des Währungsraumes zeigten sich sogar das Investitionsvolumen als auch der Kon- die Nachfrage nach Bauinvestitionen war deflationäre Entwicklungen. sum der privaten Haushalte verringerten sich mit real +0,7 % äußerst schwach (2012 Der heimische Arbeitsmarkt litt unter der in realer Rechnung. Die Arbeitslosenquote +2,5 %). Konjunkturschwäche. Die Beschäftigung stieg kräftig und erreichte mit 7,6 % einen Aufgrund der nur geringen Steigerung wuchs um lediglich 0,6 % (+21.200) und neuen Höchstwert. Die Inflationsrate verrin- der verfügbaren Einkommen schränkten die damit langsamer als in den drei Jahren zuvor. gerte sich, blieb jedoch im europäischen privaten Haushalte ihren Konsum leicht ein Gleichzeitig war eine Zunahme der Arbeits- Vergleich relativ hoch. (real -0,2 %), obwohl die Sparquote neuer- losigkeit zu beobachten (+26.600, +10 % Nach +3,2 % im Jahr 2012 wuchs die lich sank (von 7,4 % im Jahr 2012 auf 6,6 %, gegenüber dem Vorjahr), der Anstieg der Ar- Weltwirtschaft 2013 neuerlich um nur rund den niedrigsten Wert seit dem Beginn ver- beitslosenquote (nach österreichischer Be- 3 %. Die der Rezession 2008/09 folgende gleichbarer Berechnungen 1995). Auch der rechnungsmethode) beschleunigte sich (2012 Wachstumsdelle wurde damit noch nicht öffentliche Konsum bot mit einem Wachs- +0,3 Prozentpunkte, 2013 +0,6 Prozentpunk- überwunden. Das kräftige Wachstum in den tum von 0,1 % keine Stütze für die Inlands- te auf den neuen Höchstwert von 7,6 %). Schwellenländern, das der Weltwirtschaft in nachfrage. Die Bemühungen zur Konsolidierung der den letzten Jahren starke Impulse verliehen Die Konjunkturschwäche und der Rück- öffentlichen Haushalte und verschiedene hatte, verlor 2013 neuerlich an Dynamik, gang der Rohstoffpreise (vor allem Erd- Sondereffekte (z. B. aus dem Verkauf von Mo- umfangreiche Kapitalabflüsse waren die ölprodukte) verringerten den Preisauftrieb in bilfunklizenzen oder der Abgeltungssteuer Folge. Die Währungen der betroffenen Län- Österreich. Nach +2,4 % im Jahr 2012 sank aus der Schweiz) ermöglichten trotz der der werteten deutlich ab, und die Zinssätze die Inflationsrate 2013 weiter auf 2 %. Im Konjunkturschwäche eine Senkung des Bud- stiegen dort kräftig. Vergleich mit dem Durchschnitt des Euro- getdefizits von 2,6 % des BIP im Jahr 2012 In den Industrieländern verstärkte sich Raumes war sie jedoch recht hoch. Im ge- auf 1,5 %. „ das Produktionswachstum hingegen im Jah- samten Währungsgebiet stieg der harmoni- http://www.wifo.ac.at resverlauf. In den USA beschleunigte sich die Expansionsrate von Quartal zu Quartal, und im Euro-Raum konnte die hartnäckige Sparquote der privaten Haushalte Folgerezession überwunden werden. Auch 2013 leicht gesunken auf 6,6 % die japanische Wirtschaft wuchs 2013 bei anhaltend schrumpfender Bevölkerung mit m Jahr 2013 sparten die österreichischen Betrachtet man die wichtigsten Einkommens- +1,5 % relativ kräftig. In den für Österreichs IHaushalte 6,6 % ihres verfügbaren Ein- kategorien, stiegen das Arbeitnehmerentgelt Wirtschaft bedeutenden Ländern Ostmittel- kommens. Damit lag die Sparquote der pri- nominell um 3,1 % und die monetären So- europas (MOEL 5) blieb das Wachstum wie vaten Haushalte auf dem im Zeitverlauf nie- zialleistungen (insbesondere Pensionen) um im Vorjahr unter 1 %, wenngleich auch hier drigen Niveau der vergangenen beiden Jahre 3,6 %. Dämpfend auf die Entwicklung des eine stetige Zunahme der Dynamik festzu- (2012: 7,4%, 2011: 6,7%). Dies ist das verfügbaren Einkommens wirkte der Anstieg stellen war. Ergebnis der vierteljährlichen Berechnungen der von privaten Haushalten entrichteten Vor diesem Hintergrund wuchs der hei- von Statistik Austria. Steuern vom Einkommen (+4,0 %) und mische Außenhandel laut VGR 2013 sehr Einem Anstieg des nominellen verfügba- Sozialbeiträge (+3,2 %). Erweitert man das verhalten. Der Export erhöhte sich real um ren Einkommens um nur 1,1 % steht eine herkömmliche Einkommenskonzept um nur 2,8 % (Waren +2,6 %, Dienstleistungen Zunahme der Konsumausgaben um 2,0 % staatliche Sachleistungen, die einzelnen Per- +3,1 %). Die Schwäche des privaten Kon- gegenüber. Berücksichtigt man die Inflation, sonen zugutekommen, wie etwa Bildungs- sums und der Rückgang der Investitionen be- bedeutet das einen realen Rückgang: Wäh- und Gesundheitsleistungen, stellt sich die Si- lasteten neben der heimischen Wirtschafts- rend 2013 das reale Bruttoinlandsprodukt tuation etwas günstiger dar: Das so definier- entwicklung auch den Import, der real um gerade noch um 0,4 % stieg, sanken preisbe- te „verfügbare Einkommen nach dem Ver- nur 0,6 % stieg (Waren +0,2 %, Dienstlei- reinigt der Konsum (-0,2 %) und das verfüg- brauchskonzept“ betrug 219,5 Mrd. Euro, es stungen +2,3 %). bare Einkommen (-1,0 %). stieg gegenüber 2012 um 1,5 % (real: -0,5 %). Die Nachfrageflaute und die trüben Wirt- Das verfügbare Einkommen des Sektors Österreichische Sparquote liegt etwa auf schaftsaussichten hinterließen deutliche „Private Haushalte“ im Jahr 2013 betrug dem Niveau des Euroraums. „ Spuren in der Investitionsbereitschaft. Die 183,7 Mrd. Euro (2012: 181,7 Mrd. Euro). http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/nichtfinanzielle_sektorkonten/quartalsdaten/index.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 83 Wirtschaft Mitterlehner will ein wettbe- werbsfähiges Energiesystem Neuer Bericht der Internationalen Energieagentur – Österreich punktet mit Vorreiterrolle bei Erneuerbaren, hoher Versorgungssicherheit und ausgeglichener Energiestrategie irtschafts- und Energieminister Rein- Whold Mitterlehner präsentierte am 9. April gemeinsam mit der Direktorin der Internationalen Energieagentur, Maria van der Hoeven, den neuen IEA-Länderbericht für Österreich. „Die IEA stellt Österreich ein gutes Zeugnis aus, weil wir seit 2008 we- sentliche Fortschritte gemacht haben. Wir punkten vor allem mit unserer ausgegliche- nen Energiepolitik, der hohen Versorgungs- sicherheit und der internationalen Vorreiter- rolle bei Öko-Energien. Unser Ziel ist ein nachhaltiges, sicheres und wettbewerbsfähi- ges Energiesystem, das neue Chancen für Wachstum und Arbeitsplätze eröffnet“, sagte Mitterlehner. In diesem Sinne wird eine im Regierungsprogramm verankerte Energie- strategie für 2030 erarbeitet, wie sie auch von der IEA empfohlen wird. „Seit unserem letzten Bericht im Jahr 2008 gibt es deutliche Verbesserungen“, sagte IEA-Direktorin van der Hoeven. Als Foto: BMWFW/HOPI-Media/Bernhard J. Holzner wesentliche Trends nannte sie die Stabilisie- Die Direktorin der Internationalen Energieagentur, Maria van der Hoeven, und rung der Energiegewinnung, den Rückgang Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner bei fossilen Energieträgern und den Vor- teil der Erneuerbaren Energien am Brutto- hier die EU-Vorgaben umzusetzen. Eine marsch der Erneuerbaren. Als eine Folge da- endenergieverbrauch auf über 32 Prozent ge- zusätzliche Stoßrichtung Mitterlehners ist von verzeichnet die IEA bei den Treibhaus- stiegen, womit Österreich im EU-Vergleich das Ankurbeln des Wettbewerbs am Ener- gasemissionen seit 2005 einen positiven, den vierten Platz belegt. „Wir sind daher giemarkt durch leichtere Anbieterwechsel. rückläufigen Trend, der unter anderem auf sehr optimistisch, das an die EU gemeldete Zur weiteren Stärkung der hohen Ver- das Zurückdrängen der fossilen Energien zu- 2020-Ziel von 34 Prozent übertreffen zu sorgungssicherheit regt die Internationale rückzuführen sei. Österreich habe zudem können. Der EU-Schnitt liegt bei 20 Pro- Energieagentur eine noch stärkere Abstim- eine hohe Versorgungssicherheit und sei eine zent“, sagt Mitterlehner. „In Zukunft wollen mung mit den Nachbarländern an. Zudem „grüne Batterie“ für die Region, so van der wir Österreichs Vorreiterrolle weiter ausbau- empfiehlt die IEA, das heimische Potential Hoeven weiter. „Unsere Pumpspeicherstra- en, wobei wir dafür auch Energie effizienter für Schiefergas zu erforschen und wissen- tegie findet international Anklang, damit einsetzen müssen“, betont Mitterlehner. schaftlich zu bewerten. stärken wir unsere Rolle als Energiedreh- Umso wichtiger ist, daß die Förderaktion für „Es gibt bei diesem Thema allerdings scheibe. Wir brauchen Strom auch in den die thermische Sanierung auch 2014 wieder keine konkreten Projektpläne und eine breite Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die mit 100 Millionen Euro dotiert ist. „Öster- Ablehnung der Bevölkerung, die wir respek- Sonne nicht scheint“, ergänzte Mitterlehner. reich ist gerade im Gebäudebereich ehrgei- tieren und zur Kenntnis nehmen“, stellte Ebenfalls positiv bewertet die IEA den mas- zig und erfolgreich zugleich“, betonte van Mitterlehner dazu klar. siven Ausbau der Energieforschung. „Das der Hoeven, die in diesem Zusammenhang Budget dafür wurde seit 2007 auf zuletzt 120 die in Österreich gelungene Entkoppelung Über den IEA-Länderbericht Millionen Euro vervierfacht“, verweist von Wirtschaftswachstum und Energiever- Österreich 2014 Mitterlehner auf die Ergebnisse des Berichts. brauch hervorhob. „Darin spiegeln sich auch Der neue Länderbericht fasst die Ergeb- unsere Anstrengungen im Rahmen der Um- nisse einer IEA-Überprüfung der energiepo- Entkoppelung von Wachstum setzung der Energiestrategie wider“, so litischen Maßnahmen Österreichs zusam- und Energieverbrauch gelungen Mitterlehner. men, analysiert aktuelle Herausforderungen Jüngste Angaben von Eurostat untermau- Als weitere Maßnahme wird derzeit ein und gibt Empfehlungen für mögliche Ver- ern Österreichs gute Position: So ist der An- Energieeffizienzgesetz ausgearbeitet, um besserungen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 84 Wirtschaft 50 Maßnahmen für den Industriestandort Wien Spitzen von Stadt Wien und IV-Wien unterzeichneten Abkommen zum Industriestandort - neue Studie unterstreicht Bedeutung und positive Wertschöpfungsentwicklung der Wiener Industrie iens Bürgermeister Michael Häupl, WVizebürgermeisterin und Wirtschafts- stadträtin Renate Brauner sowie dem Prä- sidenten der Industriellenvereinigung (IV) Wien, Präsident Wolfgang Hesoun, und de- ren Geschäftsführer, Johannes Höhrhan, un- terzeichneten am 14. April im Wiener Rat- haus das neue Standortabkommen unter dem Titel „Wien: Stadt der Zukunft – Stadt der Industrie“. Das Abkommen ist ein Bekennt- nis zur Stärkung der Industrieunternehmen in Wien und faßt zahlreiche Maßnahmen und Projekte zusammen, die Stadt Wien und IV- Wien gemeinsam als zentrale Handlungsfel- der für eine Stärkung der Industrie in der Stadt identifiziert haben. Neben abgeschlos- senen und aktuell laufenden Maßnahmen umfaßt das Abkommen eine Anzahl von 50 neu definierten Projekten und Handlungsfel- Foto: PID / Bohmann dern. v.r.: Bürgermeister Michael Häupl, Vizebürgermeisterin Renate Brauner, IV-Wien- Im Rahmen des Pressetermins präsentier- Präsident Wolfgang Hesoun und IV-Wien-Geschäftsführer Johannes Höhrhan te die IV-Wien eine Studie des Industriewis- mit denen wir als Stadt unsere Industrie in rund 200 größere, industriell produzierende senschaftlichen Institutes (IWI) zur Ent- Zukunft noch besser unterstützen wollen.“ Unternehmen 100 Beschäftigte und mehr. wicklung der Wiener Industrie in den ver- Gerade in weiterhin wirtschaftlich schwieri- IV-Wien-Präsident Wolfang Hesoun be- gangenen rund 20 Jahren und zum aktuellen gen Zeiten sei es wichtig, am eingeschlage- tonte vor diesem Hintergrund: „Städte wer- Status der produzierenden Unternehmen in nen Weg der qualitativ hochwertigen Pro- den häufig nicht als Industriestandorte wahr- der Bundeshauptstadt. Die Studie zeigt eine dukte festzuhalten und auf das Know-How genommen sondern als Hochburgen der Bil- insgesamt positive Wertschöpfungsentwick- der Wiener Arbeitskräfte zu setzen. Brauner dung und der Verwaltung sowie als Head- lung der Wiener Industrie in den Jahren seit möchte den Wert der Wiener Industrie auch quarter-Standorte. Dieser Umstand trifft auf 1995 und eine gleichzeitige Auslagerungs- in der breiten Öffentlichkeit noch bewußter Wien in speziellem Maße zu, da hier die entwicklung von Nicht-Kernaktivitäten der machen: „Wiens Industrie kann selbstbewußt Wahrnehmung der hohen Lebensqualität und Industrieunternehmen zu den Dienstlei- in die Zukunft schauen. Wenn man an In- der kulturellen Vielfalt noch als besonders stungsbetrieben. dustriebetriebe denkt, stellen sich viele Men- dominante Faktoren hinzukommen. Diese „Die hohe Diversität ist eine der Stärken schen ja immer noch rauchende Schlote vor, Aspekte sind selbstverständlich auch aus des Wirtschaftsstandortes Wien. Exzellentes Wiens Industrie ist aber mittlerweile unge- wirtschaftlicher Sicht starke Standortvor- Wissen und sehr hohe Produktivität sind heuer vielfältig, innovativ und vor allem tech- teile. Alleine die 200 größeren, industriell zwei zentrale Wiener Erfolgsfaktoren. Diese nologisch hochwertig geworden.“ Stadt Wien produzierenden Unternehmen sorgen inklu- Stärken wollen wir weiter stärken. Produzie- und IV-Wien planen daher eine breit ange- sive mittelbare Effekte für über 173.000 Be- rende Betriebe werden daher auch weiterhin legte gemeinsame Kampagne zur Unterneh- schäftigungsverhältnisse in Wien, und er- im Fokus unserer Politik liegen“, betonte mensstadt Wien, um die Bedeutung von Wirt- wirtschaften 26 Prozent der Wiener Wert- Wiens Bürgermeister Michael Häupl. schaft und Industrie für Wien hervorzustrei- schöpfung.“ Vizebürgermeisterin und Wirtschafts- chen. „Mit 200 größeren Unternehmen aus dem stadträtin Renate Brauner hob die traditio- 18 Prozent (bzw. 12,3 Mrd. Euro; Be- Produzierenden Bereich ist die Großstadt nell gute Zusammenarbeit beim Zustande- zugsjahr 2010) der Wertschöpfung Wiens Wien nicht nur ein starker Industriestandort kommen dieses mittlerweile vierten Abkom- stammen aus dem Produzierenden Bereich. sondern insgesamt auch der drittgrößte Pro- mens hervor: „Bereits über den vergangenen Der Produzierende Bereich Wiens setzt sich duktionsstandort Österreichs“, ergänzte IV- Sommer haben wir in einer offenen Diskus- dabei aus über 8000 Unternehmen mit insge- Wien-Geschäftsführer Johannes Höhrhan: sion zwischen Industrie und Stadt Wien jene samt rund 137.000 Beschäftigten zusammen. „In den vergangenen Jahrzehnten haben star- Maßnahmen und Lösungen angesprochen, Von diesen rund 8000 Unternehmen haben ke Auslagerungsprozesse von Nicht-Kern-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 85 Wirtschaft bereichen der Industrie stattgefunden, sodaß die Beschäftigtenzahlen in der Dienstlei- EU-Turbo hat in NÖ gezündet stung u.a. aus diesem Grund angestiegen sind, während sie im Bereich der Produktion rückläufig waren. Zu den ausgelagerten Be- reichen zählen etwa die Bewachung, die Wäscherei, die IT oder die Betriebskantine. Zeitgleich ist alleine in diesen 200 größeren Industrieunternehmen die Wertschöpfung für den Standort im Vergleich zu 1995 von 7,5 Mrd. Euro auf 9,3 Mrd. Euro angestie- gen.“ Die Entwicklungen zeigen, daß erstens die Industrieunternehmen stetig ihre Produk- tivität steigern und zweitens volkswirtschaft- liche Indikatoren der Industrie sich im Ver- lauf der Jahrzehnte in die industrienahe Foto: WKNÖ / Fotostudio Kraus WKÖ-Präsident Christoph Leitl und WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl Dienstleistung verlagert haben, wo sie aus diesem Grund weiterhin stark von der Ent- sterreichs Beitritt zur EU 1995 und die viceangebote der WKNÖ ebenfalls mit EU- wicklung in der „Kernindustrie“ abhängig ÖEU-Erweiterung 2004 waren für Nie- Mitteln unterstützt wurden: Die Ökologische sind. derösterreichs Wirtschaft ein Turbo, der bis Betriebsberatung und die Technologie- und In diesem Bewußtsein wurde das Stand- heute zündet“, sagte Sonja Zwazl, Präsiden- Innovationspartner (TIP). Diese wurden von ortabkommen nach der Erstunterzeichnung tin der Wirtschaftskammer Niederösterreich der Wirtschaftskammer Niederösterreich ge- 2006 bereits zum dritten Mal von Stadt Wien (WKNÖ), anläßlich eines Niederösterreich- meinsam mit dem Land NÖ entwickelt. Rund und IV-Wien erneuert. Das Abkommen skiz- Besuchs von WKÖ-Präsident Christoph Leitl, 12.000 EU-geförderte Beratungen (Innova- ziert das strategische Arbeitsprogramm, in „das Friedens- und Wirtschaftsprojekt EU tion und Ökologie) gab es von 2007 bis dessen Rahmen Stadt und Industrie gemein- hat Niederösterreich einen in seiner Ge- 2014. Die Liste der EU-geförderten Projekte sam den Standort vorantreiben möchten – schichte beispiellosen Wirtschaftsaufschwung reicht von Ortskerngestaltungen über Touris- mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und gebracht.“ Für Christoph Leitl ist klar: „Es musprojekte bis zur Unterstützung der Wei- Lebensqualität des Arbeits- und Wirtschafts- war und es ist die Wirtschaft, die einen we- terentwicklung von Unternehmen. standortes Wien auch künftig noch weiter zu sentlichen Anteil daran hat, daß Europa zu- Ebenso sieht die WKNÖ-Präsidentin noch stärken. Eine wesentliche Basis für das Ab- sammengewachsen ist.“ Verbesserungsmöglichkeiten bei der Abwick- kommen war ein gemeinsamer, umfassender Dafür sprechen auch die Zahlen: Seit lung von EU-Förderungen: „Entbürokrati- Arbeitsgruppenprozeß von Stadt und Indu- dem Beitritt zur Union hat sich im Bun- sierung ist nicht nur bei uns ein Thema, son- strie im Jahr 2013, im Zuge dessen die grund- desland die Zahl der Wirtschaftsbetriebe mehr dern auch in Brüssel. Hier sind auf europäi- legenden Herausforderungen und Maßnah- als verdoppelt. Die niederösterreichischen scher Ebene zweifellos noch Vereinfachun- men für die Industrie in der Stadt der Zu- Warenexporte haben sich seit dem EU- gen möglich.“ Wobei freilich so manches, kunft eingehend diskutiert wurden. Das Ab- Beitritt 1995 praktisch verdreifacht. Die blau- was die Abwicklung von EU-Projekten kom- kommen gliedert sich in die fünf Kapitel gelbe Wirtschaftsleistung ist in dieser Zeit pliziert macht, nicht der EU angelastet wer- von rund 26 auf über 45 Milliarden Euro ge- den kann, sondern in Österreich hausgemacht  Unternehmensstadt Wien, stiegen. Acht der zehn wichtigsten Export- sei. Als Beispiel führt Zwazl Personalkosten  Bildung, länder sind EU-Mitglied. Gleich hinter an, die im Rahmen eines EU-kofinanzierten  Gesellschaftliches Miteinander, Deutschland rangiert dabei Tschechien als Projektes gefördert werden: „Hier müssen  Innovation, Forschung & Entwicklung zweitwichtigster blau-gelber Exportmarkt – für jeden einzelnen Mitarbeiter die geleiste- und vor 25 Jahren noch hinter einem „Eisernen ten Steuern und Lohnnebenkosten aufge-  Verkehrsinfrastruktur. Vorhang“ abgeschottet. schlüsselt werden. Auch das ließe sich ver- Hesoun betonte abschließend: „Wien kann Niederösterreich könne vor allem mit einfachen.“ Für diese Entbürokratisierung ist nur in Kombination mit einem starken Un- Innovation punkten, so Präsident Leitl: „Nie- im konkreten Fall allerdings nicht die EU, ternehmensstandort, dessen Kern die produ- derösterreich ist federführend, wenn es um sondern das Bundeskanzleramt gefordert, zierende Industrie ist, auch in Zukunft er- Technologie, Umwelt und erneuerbare Ener- welches die Nachweise verlangt. WKÖ-Prä- folgreich sein. Gemeinsam mit der Stadt Wien gie geht. Förderungen auf diesem Gebiet sident Leitl kritisierte das sogenannte „Gol- werden wir im Rahmen des Standortabkom- generieren Wirtschaftswachstum.“ Bei den den Plating“, das Übererfüllen von Umwelt- mens alles daran setzen, daß bestehende Pro- EU-Förderungen zahle sich die Mitglied- auflagen der EU: „Österreich tendiert gerne duktionsunternehmen in den Standort weiter schaft wirklich aus, betonte Zwazl: „Jeder dazu, die Regelungen der EU noch ein wenig investieren und neue Industrieunternehmen Euro, den wir von Niederösterreich aus an strenger zu machen. Daß österreichische Un- für den Standort gewonnen werden. Vor die- Brüssel zahlen, fließt über Förderungen drei- ternehmen dadurch einen wirtschaftlichen sem Hintergrund möchte ich mich bei der fach an uns zurück.“ Nachteil erleiden können, kann nicht Sinn Stadt Wien für die exzellente Zusammenar- Zwazl wies auch darauf hin, daß zwei zen- der Sache sein.“ beit bedanken!“ „ trale ganz auf die Zukunft ausgerichtete Ser- http://www.wknoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 86 Wirtschaft Österreichs Superreiche Investment-Trends für 130 Milliarden Euro – Gesamtvermögen der Reichen legt 2014 um 6 Prozent von 130 auf 138 Milliarden Euro zu ber rund 130 Milliarden Euro Finanz- Investments, dem sogenannten Impact Inve- Städten durch die Finanzkrise nie unter Üvermögen verfügen die österreichischen sting. „Die Kunden wollen ihr Geld gesell- einem Einbruch der Immobilienpreise gelit- Wohlhabenden. Nach Schätzungen der Erste schaftlich verantwortungsvoll anlegen. Ne- ten – im Gegenteil. Wie kaum ein anderer Bank wird dieses Vermögen Ende des Jahres ben einer finanziellen Rendite spielt ver- Standort hat Wien für den Bereich der hoch- um 6 Prozent auf 138 Milliarden Euro an- stärkt der Einfluß auf soziale und ökologi- wertigen Wohnimmobilien sogar davon pro- wachsen. Anlagetrends und Outperformer sche Belange eine entscheidende Rolle in fitiert“, berichtet Eugen Otto, geschäftsfüh- im Portfolio werden in den nächsten zwölf der Anlagestrategie“, betont Traindl, „in render Eigentümer der Otto Immobilien Grup- Monaten vor allem Euro-Unternehmensan- Zukunft wird sich der Markt viel breiter auf- pe. Denn Wien erhält nicht nur steigende leihen mit sehr guter bis guter Bonität, Ak- stellen.“ Denn auch Philanthropie – ein all- internationale Anerkennung als Stadt mit tien aus entwickelten Ländern aber auch Im- gemein menschenfreundliches Denken und reichhaltigem kulturellem Angebot, höchster mobilien sein. Investment-Trends zeichnen Verhalten ohne Ertragserwartungen wie Lebensqualität, guten internationalen Schu- sich auch Richtung Kunstobjekte sowie sozi- bspw. Spenden – schwappt als Trend aus den len, einer anerkannten medizinischen Ver- alen und nachhaltigen Investments ab. Vor USA nach Europa über und rückt verstärkt sorgung sowie politischer Stabilität, recht- allem sogenannte „Impact Investments“ mit ins Blickfeld der Reichen. licher und persönlicher Sicherheit. Investo- dem Ziel, neben einer finanziellen Rendite ren schätzen Wien vor allem auch als „siche- Trend 2: Euro-Anleihen und Aktien aus Einfluß auf soziale und ökologische Belange entwickelten Ländern – gute Bonität im ren Hafen“, die Nachfrage von ausländi- auszuüben, rücken in den Fokus der Reichen. Fokus schen Käufern nach Top-Immobilien in der „Das Finanzvermögen der Wohlhaben- Euro-Staatsanleihen mit guter Bonität Innenstadt ist daher weiter sehr hoch. Eugen den ist mit aktuell 130 Milliarden Euro wie- aber vor allem Euro-Unternehmensanleihen Otto: „Wer Wien einmal kennen und lieben der auf dem Stand von 2007 und es wird de- sind die Gewinner. Investment Grade Anlei- gelernt hat, kauft auch in Wien.“ Für eine finitiv zulegen“, sagt Wolfgang Traindl, hen profitieren von der Flucht in die sicheren vollständig sanierte oder neu errichtete Top- Leiter des Private Bankings der Erste Group Anlageklassen. Seit Jahresbeginn konnten Wohnung im ersten Bezirk müsse man der- Bank AG. Die Finanzkrise 2008 ließ das Ver- diese High-Yield- und Hybrid-Bonds mit zeit zwischen 10.000 und 30.000 Euro pro mögen der Reichen auf 119 Milliarden Euro einem Gesamtertrag (Zinsen- und Kursge- Quadratmeter rechnen, auf diesem hohen schrumpfen. Aufgrund der wirtschaftlichen winn) von 2,3 Prozent überholen. Die Ren- Niveau werden sich die Preise auch einpen- Erholung und der Stabilisierung der Kapital- diten von langlaufenden Staatsanleihen mit deln, rechnen die Experten von Otto Immo- märkte war in den letzten Jahren eine konti- sehr gutem Rating sollten im Jahresverlauf bilien. nuierliche Kurve nach oben sichtbar – das nur moderat ansteigen. „Trotz der gestiege- Volumen legte um 11 Milliarden Euro zu. nen Volatilität seit Jahresbeginn und der Trend 4: Kunstobjekte mit Heuer sollte der Höchststand aus dem Jahr politischen Spannungen sehen wir die wich- Wertsteigerung 2007 überschritten werden. Das derzeitige tigsten Risikomärkte wie z.B. Unterneh- Kunst wird unter den reichen Österrei- Gesamtvermögen von Österreichs Wohlha- mens- und High-Yield Anleihen in den ent- chern immer gefragter. Einerseits, um selbst benden wird nach Schätzungen der Erste wickelten Ländern auf Jahresfrist weiter op- die Kunstliebe auszuleben, andererseits, um Bank in den nächsten zwei Jahren jährlich timistisch. Das gilt auch für die globalen auf Wertsteigerung des Objektes zu speku- um 6 bis 7 Prozent wachsen. Dieser erwarte- Aktienmärkte, die wir positiv einschätzen“, lieren. Beispielsweise wurde Andy Warhols te Zuwachs setzt sich einerseits aus der Per- erläutert Traindl, und weiter „wir erwarten, Bild „Silver Car Crash“ Ende 2013 in New formance (ca. 3 bis 4 Prozent) und anderer- daß dabei Aktien aus den entwickelten Län- York um knapp 79 Millionen Euro verstei- seits aus gespartem Einkommen und Un- dern wie USA und Europa besser abschnei- gert. „Doch blind sollte man nicht in Kunst ternehmensausschüttungen (ca. 2 bis Pro- den sollten als jene aus den Schwellenlän- investieren. Bei der Vielzahl von Künstlern zent) zusammen. dern.“ ist eine Selektion wichtig. Die Frage nach Ausgehend von der wirtschaftlichen Er- dem Preis, der Auswahl und wie viel man wo holung, dem zunehmenden Vertrauen in Trend 3: Immobilien investieren will, sollte vorab geklärt wer- Wirtschaft und Finanzmärkte, geringer In- weiterhin Top-Investment den“, sagt Traindl. Private Banking Kunden flationsraten und den niedrigen Niveaus der Die Immobilienmärkte in Deutschland bietet die Erste Bank deshalb Beratung mit Leitzinsen in den USA und in der Euro-Zone und Österreich sollten sich weiter positiv ent- Kuratoren der Erste Stiftung an. ortet die Erste Bank folgende Investment- wickeln. Seit der Finanzkrise gab es einen  Rund 75.000 Personen verfügen jeweils Trends: starken Investment-Trend in Richtung Im- über mehr als 1 Million Euro, mobilien. Nach der Stabilisierung der Ak-  davon sind rund 30 Milliardäre, Trend 1: Social (Responsable) Investing tienmärkte investierten die Wohlhabenden  Österreich ist weltweit auf Platz 12 bei – Rendite und Wohltat in einem vor allem in direkte Immobilienanlagen den Superreichen mit einem privaten Einen aufkeimenden Trend bei den Wohl- (Zinshäuser, Vorsorgewohnungen) und auch Finanzvermögen von mehr als 100 Mio. habenden sieht die Erste Bank bei sozialen, in Immobilien-Fonds und -Aktien. Dollar. „ ökologisch und ökonomisch nachhaltigen „Wien hatte im Gegensatz zu anderen http://www.erstebank.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 87 Wirtschaft Wiens Kongreß-Bilanz 2013 Trotz leichter Zuwächse bei Veranstaltungen und TeilnehmerInnen konnte Wien 2013 seine Rekord-Kongreßbilanz 2012 nicht brechen, weil weniger Nächtigungen und Wertschöpfung bewirkt wurden. © 2014 Austria Center Vienna / David Bohmann Das Austria Center Vienna in Wien Kaisermühlen ist seit 20 Jahren Gastgeber des Kongresses der Europäischen Radiologen – mit mehr als 20.000 der weltweit größte medizinische Kongreß. Und er tagt ausschließlich in Wien. uf hohem Niveau, aber kein Rekord – Das sind zwar Bestwerte, doch sie haben schon atypisch, aber in genau umgekehrter Aberichtete Tourismusdirektor Norbert keine Rekord-Bilanz bewirkt. Denn die Richtung: Ihr Aufkommen ist in Wien übli- Kettner bei der am 25. April gemeinsam mit durch den Kongreß- und Tagungssektor aus- cherweise in geraden Jahren schwächer, in dem Leiter des Vienna Convention Bureau gelösten Nächtigungen sind gegenüber 2012 ungeraden stärker. Das hängt zusammen mit im WienTourismus, Christian Mutschlech- um 8 % auf 1.401.888 gesunken und die gewissen Zyklen der großen, global ,wan- ner, abgehaltenen Pressekonferenz. Als Gast- Wertschöpfung von 832,17 Millionen Euro dernden‘ Kongresse bei der Destinations- redner referierte Peter Baierl, Executive war um 9 % geringer als 2012. Die durch wahl. Ganz entgegen dieser ,Regel‘ haben Director der Europäischen Gesellschaft für Wiens Kongreß- und Tagungsgeschäft gesi- wir 2012 einen Rekord an internationalen Radiologie, über den im März abgehaltenen cherten Ganzjahresarbeitsplätze haben sich Kongressen verzeichnet und 2013 einen Radiologie-Kongreß. Dieser tagt ausschließ- im selben Ausmaß auf knapp 16.000 verrin- Rückgang. Ob hier ein Zyklen-Wechsel statt- lich in Wien und feierte heuer sein 20-Jahr- gert.“ findet, oder das einfach ,Ausreißer‘-Jahre Jubiläum. Auf die Ursache dieser inhomogenen waren, wird sich erst herausstellen. Unser Über das Ergebnis der Kongreßstadt Entwicklung ging der Tourismusdirektor fol- Vienna Convention Bureau wird den Ursa- Wien 2013 zog Kettner folgendes Resümee: gendermaßen ein: „Es lag an den internatio- chen auf den Grund gehen und die Erkennt- „Die Anzahl aller 2013 in Wien abgehalte- nalen Kongressen; sie spielen in Wiens Ta- nisse daraus verwerten. Allen in der Wiener nen Kongresse und Firmenveranstaltungen gungsgeschäft eine dominante Rolle und ha- Tagungsindustrie Agierenden gebührt jeden- hat sich gegenüber 2012 leicht erhöht; es wa- ben 2013 atypische Merkmale aufgewiesen. falls ein großes Dankeschön, denn ihr wie ren insgesamt 3.389, das sind um 13 mehr als Zum einen ist ihre Anzahl seit 2008 erstmals immer exzellenter Einsatz hat 2013 für ein im Jahr davor. Es hat auch etwas mehr Teil- zurückgegangen, zum anderen waren sie Ergebnis gesorgt, dessen hohes Niveau Wien nehmerInnen dabei gegeben, und mit deren auch schwächer besucht, und überdies hat es auch ohne Rekorde erneut als eine Top- Zuwachs um 1 % auf 501.337 ist erstmals noch nie so viele mit nur eintägiger Dauer Destination im weltweiten Kongreßbetrieb eine halbe Million überschritten worden. gegeben wie 2013. Auch 2012 waren sie bestätigt.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 88 Wirtschaft

Durchschnittliche Tagesausgaben waren, hat deren Anteil 2013 schon 15 % be- er 20.010 TeilnehmerInnen aus 115 Ländern, liegen bei 483 Euro pro Gast tragen. Diesem weltweiten Trend kann man und 300 Firmen präsentierten dabei auf über Die 2013 in Wien abgehaltenen 3389 Ver- sich nicht entgegenstemmen, denn Zeit ist 26.000 m² die größte medizinische Industrie- anstaltungen teilen sich in folgende Katego- ein so kostbares Gut geworden, daß man da- ausstellung aller Kongresse in Europa. rien auf: 1221 waren Kongresse (+ 7 %), 544 mit in allen Lebensbereichen so sparsam wie Peter Baierl, Executive Director der davon nationale (+ 24 %) und 677 interna- möglich umgeht. Europäischen Gesellschaft für Radiologie, tionale (- 4 %), 2168 (- 3 %) waren Firmen- berichtete darüber: „Auch bei der Jubiläums- veranstaltungen (Tagungen und Incentives), WienTourismus und Flughafen Wien Veranstaltung sind wir unserem Ruf als einer von denen 819 nationaler Provenienz waren gemeinsam unterwegs, um neue der modernsten medizinischen Kongresse (- 18 %) und 1349 internationaler (+ 9 %). Direktflüge zu akquirieren der Welt gerecht geworden. So konnten erst- Zusammen trugen sie mit 1,401.888 Nächti- Damit Wien seine Top-Position unter den mals in einem ,Multimedia Classroom‘ die gungen 11 % zu Wiens Gesamtnächtigungs- weltweiten Kongreßmetropolen weiterhin be- neuesten Computeranwendungen für die ergebnis 2013 bei, und die durchschnittli- haupten kann, bedarf es, wie Kettner hervor- Radiologie vor Ort unter fachkundiger An- chen Ausgaben der zu ihnen angereisten hob, entsprechender Voraussetzungen, an de- leitung getestet und trainiert werden. Die 501.337 TeilnehmerInnen (+ 1 %) lagen bei nen beharrlich zu arbeiten ist: „Alle am Wie- größte technische Errungenschaft war aber rund 483 Euro pro Kopf und Nächtigung ner Kongreßwesen Mitwirkenden“, betonte wohl die Installation der ,ECR Live‘-Platt- (Vergleichswert sämtlicher Wien-Besu- er, „leisten diesbezüglich hervorragende Ar- form, auf der sämtliche Vorträge per Web- cherInnen 2013: rund 250 Euro). beit. Sie werden von den städtischen und wis- stream übertragen wurden – gratis und in Österreichweit löste der Wiener Kongreß- senschaftlichen Einrichtungen auch bestens Echtzeit. Interessierte aus aller Welt hatten und Tagungssektor 2013 eine Wertschöp- unterstützt, ebenso von Austrian Airlines, die damit die Möglichkeit, den Kongreß von zu fung von 832,2 Millionen Euro (- 9 %) aus. heuer mehr denn je in die Marketing-Ko- Hause aus nicht nur zu verfolgen, sondern Dies berücksichtigt sämtliche inlandswirk- operation mit uns investieren, und auch vom auch aktiv daran teilzunehmen: Die ,ECR samen Umsätze – sowohl die direkten Aus- Flughafen. Mit ihm ist der WienTourismus Live Social Media Wall‘ gab ihnen Gele- gaben der VeranstaltungsteilnehmerInnen, seit 2013 gemeinsam unterwegs, um ver- genheit, sich mit Teilnehmenden und Vortra- VeranstalterInnen, AusstellerInnen und Be- stärkt Airline-Marketing zu betreiben. Dabei genden auszutauschen – per Facebook, Twit- gleitpersonen als auch die von den Veran- handelt es sich vor allem um Akquise-Ver- ter oder Chat. Auch nach dem Kongreß ist es staltungen verursachten Einnahmen in „vor- handlungen über Neuaufnahmen von Direkt- nun möglich, die Vorträge ,on demand‘ gelagerten“ Wirtschaftszweigen (z.B. Bau- verbindungen nach Wien. Im September anzusehen.“ wirtschaft, Nahrungs- und Genußmittel- werden wir zum zweiten Mal an der welt- industrie, Druckereigewerbe, Banken, Versi- größten Messe für Strecken-Entwicklung, Flughafen Wien, CAT und AUA cherungen, Kommunikationsunternehmen der ,Routes World‘ in Chicago, teilnehmen, bieten Willkommen-Service etc.). An Steuereinnahmen erbrachte der um Fluglinien von der Destination Wien zu Daß die Wiener Tagungsindustrie auf ver- Sektor insgesamt 234,5 Millionen Euro, wo- überzeugen. Unsere Wachstumsstrategie für läßliche Partner aus verschiedensten Berei- von 154,4 Millionen an den Bund gingen, den Luftverkehr nach Wien unter besonderer chen zählen kann bekräftigte auch Christian 28,1 Millionen an Wien, der Rest an die an- Berücksichtigung von Langstreckenflügen Mutschlechner, Leiter des Vienna Conven- deren Bundesländer beziehungsweise Ge- ist für Wiens touristische Weiterentwicklung tion Bureau im WienTourismus: „Der Flug- meinden. Die Berechnungen dieser wirt- generell ein entscheidender Faktor, ganz be- hafen Wien leistet zusätzlich zu seiner Ko- schaftlichen und fiskalischen Effekte stam- sonders aber für den Kongreßtourismus, operation mit dem WienTourismus im Air- men von Consulting Dr. M. Stoff und basie- denn 76 % unserer Kongreßgäste reisen per line-Marketing auch weitere tatkräftige Mit- ren auf dem Event Model-Austria (Autorin: Flugzeug an, bei den internationalen Kon- hilfe beim Vorantreiben von Wiens Kongreß- Martina Stoff-Hochreiner). gressen, deren Stellenwert schon dargelegt geschäft, indem er einen neuen Service für worden ist, sind es sogar 81 %. Wie sehr hier Großkongresse anbietet. Deren Veranstalter Zeit wird immer kostbarer: Zeitersparnis – etwa durch raschestmögliche legen immer größeren Wert darauf, ihren Trend zu eintägigen Kongressen Anreise ohne Umsteigen – zum Thema ge- Kongreß in der gewählten Destination nach- Wie stark die internationalen Kongresse worden ist, geht aus den zuvor genannten drücklich sichtbar zu machen – sowohl für auf die Gesamtbilanz von Wiens Tagungs- Zahlen hervor.“ die Einheimischen, ganz besonders aber auch wirtschaft durchschlagen, verdeutlichen de- für die TeilnehmerInnen. Das hebt einerseits ren Beiträge zu den entscheidenden Kenn- Europäischer Radiologie-Kongreß: das Prestige der Veranstaltung, hat aber auch zahlen: Bei einem Anteil von 20 % an allen 2014 zum 20. Mal in Wien den Effekt, daß sich deren Klientel gut be- Veranstaltungen 2013 brachten sie 46 % Unter Wiens internationalen Großkon- treut fühlt.“ aller TeilnehmerInnen, 70 % der Nächtigun- gressen ragt jener der Europäischen Radio- Für jene, die mit Austrian Airlines anflie- gen und 75 % der Wertschöpfung in diesem logen (ECR) besonders hervor: Er ist nicht gen, beginnt die „Begrüßungs-Kette“ schon Sektor. Damit erreichten sie zwar nicht ihre nur einer der größten medizinischen Kon- mit Durchsagen an Bord des Flugzeugs. Der Rekordwerte von 2012, übertrafen aber alle gresse weltweit, sondern er tagt ausschließ- Flughafen Wien begrüßt seit heuer bei Kon- anderen Jahre bisher. Eintägige Kongresse lich in Wien, und zwar stets im Austria Cen- gressen ab 5000 Teilnehmenden auf zwei sind generell im Vormarsch, und bei den ter Vienna (ACV). Von 1991 bis 1999 wurde großformatigen Infoscreens in der Gepäck- internationalen sind sie in den letzten zehn er alle zwei Jahre abgehalten, seit 2000 all- ausgabe-Halle und setzt sich im City Airport Jahren besonders signifikant gestiegen: jährlich – heuer von 6. bis 10. März und zum Train auf der Fahrt in die Stadt fort. „ Während 2004 nur 2 % von ihnen so kurz 20. Mal. Bei diesem Jubiläum verzeichnete http://www.wien.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 89 Wirtschaft Raiffeisen-Holding & RLB NÖ-Wien steigern Ergebnis Konzernjahresüberschuß vor Steuern 2013 beträgt 125,1 Mio. Euro

ie Raiffeisenlandesbank (RLB) NÖ- DWien konnte sich 2013 im Kerngeschäft erfolgreich behaupten und ihre Marktposi- tion ausbauen. Dies zeigt unter anderem das Kreditwachstum von rund 5,2 % auf 11 Mrd. Euro. Mit zirka 5000 neuen verzeichnete sie 2013 erstmals mehr als 270.000 KundInnen.

Wachstum und Konsolidierung 2013 war für die RLB NÖ-Wien das Jahr der strategischen Neuausrichtung. „Unsere Doppelstrategie, nämlich den Fokus gleich- ermaßen auf Wachstum und auf Konsolidie- rung zu legen, hat sich bewährt“, so Gene- raldirektor Klaus Buchleitner in einer Pressekonferenz am 29. April. Die seit Mitte 2013 in Angriff genommene umfassende strategische Neuausrichtung der RLB NÖ- Foto: Raiffeisen NÖ-Eien Wien zeigte bereits zum Jahresende erste po- Präsentierten die Bilanz 2013 (v. l.): Dir. Veronika Haslinger, Generaldirektor sitive Effekte. So wurden beispielsweise ne- Klaus Buchleitner und GD-Stv. Georg Kraft-Kinz ben der umfassenden Reorganisation der ge- Basel III Anforderungen sehr gut gemeistert 5,2 % (Volumen: 11 Mrd. Euro), die Einla- samten Bank das Filialnetz optimiert, die und erfüllen dank umfangreicher Maßnahmen gen um 2,4 % (Volumen: 8,3 Mrd. Euro). Abwicklungsprozesse im Kreditgeschäft neu die Kapital- und Liquiditätserfordernisse „Bei den Privatkunden konnten wir vor allem konzipiert und das Wertpapierportfolio durch mehr als ausreichend. So hat sich die Kapi- durch die Verbindung von analogem und den Verkauf von mehr als 1 Mrd. Euro an talausstattung der Raiffeisen-Holding-Kredit- digitalem Angebot sowie Innovationen bei Wertpapieren gestrafft. institutsgruppe, die auch die RLB NÖ-Wien Dienstleistungen punkten, bei den Kom- umfaßt, weiter deutlich verbessert. Die merzkunden erzielten wir insbesondere in RLB NÖ-Wien-Konzernjahresüber- Eigenmittelquote liegt mit 21,4 % – nach den Geschäftsfeldern Wohnbau, Windkraft schuß auf 125,1 Mio. Euro gestiegen 17,3 % im Vorjahr – auf hohem Niveau. Die und Ausland weitere Zuwächse“, betont Der Konzernjahresüberschuß vor Steuern Kernkapitalquote hat sich von 12,0 % auf Kraft-Kinz. erreichte mit 125,1 Mio. Euro nach 16,8 Mio. 13,3 % erhöht. Nach Basel III betragen die Euro im Vorjahr wieder ein gewohntes Ni- simulierten pro-forma-Werte per 31. Dezem- NÖ Raiffeisenbanken erneut veau. Dazu haben insbesondere das at equity ber 2013: Tier 1 Ratio: 16,7 % und Total mit ausgezeichnetem Ergebnis bilanzierte Ergebnis der Raiffeisen Zentral- Capital Ratio: 22,0 %. „Dies unterstreicht Mit einem erneut ausgezeichneten Ergeb- bank Österreich, die gute Geschäftsentwick- einmal mehr die Solidität und Substanzstär- nis schlossen die 67 niederösterreichischen lung der RLB NÖ-Wien selbst sowie erste ke von Raiffeisen NÖ-Wien“, so Buchleit- Raiffeisenbanken das Geschäftsjahr 2013 Effekte aus den eingeleiteten Konsolidie- ner. ab. So konnten sie das EGT 2013 auf 121 rungsmaßnahmen beigetragen. Mio. Euro steigern, nach 112 Mio. Euro im Mehr Kredite und Einlagen Vorjahr. Das bedeutet einen Zuwachs um Konzernbilanzsumme um 10 Prozent „In Wien konnten wir den Kundenanteil 8 %. Die Bilanzsumme betrug per 31. De- auf 29,07 Mrd. Euro gesunken in den vergangenen zehn Jahren von drei auf zember 2013 19,58 Mrd. Euro (Vorjahr: Durch aktives Bilanzstrukturmanagement 13 % ausbauen“, erklärt Georg Kraft-Kinz, 19,83 Mio. Euro). sank die Konzernbilanzsumme der RLB Generaldirektor-Stellvertreter der RLB-NÖ- NÖ-Wien im vergangenen Jahr um 10 Pro- Wien. Mehr als die Hälfte des Gewinnes Über 962.000 Kunden vertrauen zent auf 29,07 Mrd. Euro (Vorjahr: 32,31 2013, nämlich insgesamt 68,5 Mio. Euro, Raiffeisen in Niederösterreich Mrd. Euro). stammt aus dem Geschäft mit Privat- und Marktanteil auf 44 Prozent ausgebaut Gewerbekunden sowie Kommerzkunden. Auch der Marktanteil der niederösterrei- Erste Welle der Basel III- Sowohl bei der Kreditvergabe als auch bei chischen Raiffeisenbanken konnte um einen Anforderungen sehr gut gemeistert den Einlagen verzeichnete die RLB NÖ- Prozentpunkt auf 44 % ausgebaut werden. Die RLB NÖ-Wien und die Raiffeisen- Wien im vergangenen Jahr erneut Zuwächse. Nahezu jeder zweite niederösterreichische Holding NÖ-Wien haben die erste Welle der So stiegen die Finanzierungen 2013 um Bankkunde ist damit Raiffeisenkunde. 2013

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 90 Wirtschaft verzeichneten die niederösterreichischen im Vorjahr in etwa bei 23 Mrd. Euro. Die Wien auch im dramatisch veränderten Um- Raiffeisenbanken ein signifikantes Kredit- Beteiligungsunternehmen investierten im feld der Finanzdienstleistungsbranche dyna- wachstum von rund 5 Prozent sowie einen Jahr 2013 im In- und Ausland circa 750 Mio. misch die erforderlichen Schritte setzt. Da- Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten gegen- Euro. mit stellen wir 2014 erneut unsere Leistungs- über Kunden um 1,1 %. Die Raiffeisenban- fähigkeit und Solidität im Sinne unserer ken in Niederösterreich beschäftigen rund 2014: Wachstum im Privat- Kunden unter Beweis“, so Buchleitner ab- 3240 Mitarbeiter in 523 Bankstellen und bie- und Kommerzkundengeschäft schließend. ten ihren Kunden das komplette digitale An- Das erste Quartal 2014 verlief sowohl für Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg. gebot von Raiffeisen NÖ-Wien. die Raiffeisen-Holding als auch für die RLB Gen.m.b.H. hält direkt und indirekt rund 700 NÖ-Wien positiv und plangemäß. Damit Beteiligungen in vier Geschäftsfeldern. Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien: Konzer- liegt der Fokus der RLB NÖ-Wien - trotz der wichtigste Beteiligung ist die Raiffeisenlan- nergebnis auf Euro 179,9 Mio. gesteigert Zusatzbelastungen aus dem strengen regula- desbank NÖ-Wien, dazu kommen Industrie- Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien setzte torischen Umfeld und der Notwendigkeit zur beteiligungen wie AGRANA Beteiligungs- 2013 ihren Konsolidierungskurs fort. Im Zu- weiteren kostenmäßigen Konsolidierung – AG, Leipnik-Lundenburger Invest Beteili- ge dessen wurde das Beteiligungsportfolio sowohl im Privat- als auch im Kommerzkun- gungs AG, NÖM AG und Strabag SE sowie von bisher sechs Geschäftsfelder auf nun- dengeschäft auf weiterem Wachstum. Unternehmen im Bereich Medien und Im- mehr vier gestrafft: Finanzdienstleistungen, „In der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien mobilien mit insgesamt weltweit 3750 Industrie, Medien und Immobilien. Schwer- wollen wir heuer die Desinvestition der Standorten mit insgesamt 156.000 Mitarbei- punktmäßig kam es im Zuge zahlreicher Op- RENERGIE, unserer 100-Prozent-Tochter terInnen. timierungen innerhalb des Beteiligungsport- im Bereich der erneuerbaren Energien, ab- Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG folios zu Desinvestitionen bei NOM UK schließen. Im Geschäftsfeld Immobilien ist das Verbundinstitut der Raiffeisen Ban- sowie bei DO & CO. Entsprechend der akti- werden wir 2014 bestehende Projekte erfolg- kengruppe NÖ-Wien. In der Zentrale und in ven Bilanzstrukturoptimierung sank die reich weiterführen, Neuinvestitionen sind rund 60 Geschäftsstellen in Wien arbeiten Bilanzsumme des Raiffeisen-Holding-Kon- aus Gründen der Kapitalbindung für heuer rund 1300 MitarbeiterInnen. Die 67 selb- zerns um knapp 10 % auf 30,7 Mrd. Euro nicht geplant“, erklärt Buchleitner. ständigen niederösterreichischen Raiffeisen- (Vorjahr: 34,01 Mrd. Euro). „Die positive Entwicklung des Jahres banken verfügen über 523 Bankstellen mit 2013 und die Zwischenergebnisse im ersten insgesamt rund 3240 MitarbeiterInnen. „ Konzernergebnis deutlich Quartal 2014 zeigen, daß Raiffeisen NÖ- http://www.raiffeisenbank.at erhöht auf 179,9 Mio. Euro Das Konzernergebnis (Jahresüberschuß vor Steuern) der Raiffeisen-Holding NÖ- OMV investiert 400 Mio. Euro in NÖ Wien stieg 2013 mit 179,9 Mio. Euro stark ie OMV, das integrierte, internationale nützt der gesamten Region. Mehr als 13.000 (Vorjahr: -29,8 Mio. Euro) und schloß damit DÖl- und Gasunternehmen, setzt weiter- Arbeitsplätze werden dort direkt und indirekt wieder an das Vorkrisenniveau an. Die deut- hin auf die Produktion von Öl und Gas in Nie- durch das Engagement der OMV gesichert. liche Erhöhung des Ergebnisses ist im we- derösterreich. Das Weinviertel ist im Portfo- Der Beitrag zum NÖ Bruttoinlandsprodukt sentlichen auf höhere Beiträge von at equity lio des Unternehmens nach den Fördergebie- beträgt 4,7 Prozent und ist damit gleichbe- in die Bilanz einbezogenen Beteiligungen ten in Rumänien und Norwegen der dritt- deutend mit dem Tourismus. und die Desinvestition von Verlustbringern wichtigste Produktionsstandort weltweit. „Die Entscheidung für die Investitionen zurückzuführen. Im Einklang mit der Strategie des Unter- in Niederösterreich ist im Vorjahr getroffen nehmens wurde auch in Niederösterreich stark worden. Um dem natürlichen Förderrückgang Rund 23 Mrd. Euro Umsatz bei in die Exploration und Produktion investiert. entgegenzuwirken, ist der Mitteleinsatz not- wesentlichen Industrie- und In Niederösterreich wird der Mitteleinsatz in wendig, um die Produktion in den vorwie- Dienstleistungsunternehmen den nächsten zwei Jahren auf rund 400 gend reifen Feldern zu stabilisieren. Ohne „Das um das Geschäftsfeld Finanzdienst- Millionen Euro erhöht. Insgesamt fließen bis diese Investitionen wäre es uns nicht möglich, leistungen aufgebaute Beteiligungsportfolio 2016 rund 80 Prozent der gesamten OMV- das Förderniveau zu halten“, betont Roiss. erweist sich dank seiner Diversifikation als Investitionen von jährlich rund 3,9 Milliarden Im Vorjahr wurden in Niederösterreich stabil und tragfähig“, erklärt Veronika Haslin- Euro weltweit in den Bereich Exploration und täglich 35.000 Barrel Öläquivalent gefördert ger, für die Beteiligungen zuständige Ge- Produktion. (1 Barrel = 159 Liter). Heuer soll diese Men- schäftsleiterin der Raiffeisen-Holding NÖ- OMV Generaldirektor Gerhard Roiss: ge trotz natürlichem Förderrückgang stabil Wien. Die Restrukturierung des Beteiligungs- „Wer international wachsen möchte, braucht bleiben. Diese Investitionen bewirken, dass portfolios zeigt bereits erste Früchte. Die eine starke Basis. Diese Basis ist für uns der natürliche Förderrückgang von zehn Pro- wichtigsten Ergebnisbringer waren nach Niederösterreich. Die Investitionen im Be- zent pro Jahr ausgeglichen wird. Schlüssel dem Bankenbereich die Zuckerbeteiligun- reich Exploration und Produktion unterstrei- zur Sicherung und Steigerung der Förderung gen mit AGRANA und Südzucker sowie der chen den Stellenwert, den diese Region im sind weitere Bohrungen in Niederösterreich. Baukonzern STRABAG und die Leipnik- Portfolio der OMV hat.“ Im Weinviertel werden im Jahr 2014 bis zu Lundenburger Invest Beteiligungs AG. Der Die starke Position der OMV als Arbeit- 24 Bohrungen abgeteuft, im Jahr 2015 sind kumulierte Umsatz der wesentlichen Indu- geber und zuverlässiger Partner in Nieder- rund 20 geplant. Bei insgesamt 14 Projekten strie- und Dienstleistungsunternehmen der österreich mit der Produktion von Erdöl und handelt es sich um Explorationsbohrungen Raiffeisen-Holding NÖ-Wien lag 2013 so wie Erdgas sowie der Raffinerie in Schwechat mit zusätzlichem Förderpotential. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 91 Chronik 18. Steiermark-Frühling in Wien hne Regen wäre die Steiermark nicht so Ogrün.“ Umso herzlicher fiel daher am 10. April die Eröffnung des 18. Steiermark- Frühling in Wien bei typischem Aprilwetter aus – das Grüne Herz Österreichs schlug wieder am Wiener Rathausplatz. Mit einem „Schluck Urlaub“ (quellfrisches Hoch- schwabwasser) wurde das Steiermark-Dorf offiziell von den steirischen Landeshauptleu- ten Franz Voves und Hermann Schützen- höfer sowie dem Wiener Bürgermeister Mi- chael Häupl und Steiermark-Tourismus Ge- schäftsführer Erich Neuhold, eröffnet. Aufmerksam belauscht wurden die Eröff- nungsgäste von einer illustren Runde an Po- litikern (Innenministerin Johanna Mikl-Leit- ner, Landwirtschaftsminister Andrä Rup- Bühne mit Trinkwasser und Steiermark Genuß-Apfel (v.l.): BM Andrä Rupprechter, prechter, Landwirtschaftskammer-Präsident LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Apfelbotschafter Andreas Gabalier, BM Johanna Franz Titschenbacher), aber auch Brau- Mikl-Leitner, Apfelbäuerin Josefa Wilhelm, Bgm. Michael Häupl, LH Franz Voves union-Generaldirektor Markus Liebl oder und ST-GF Erich Neuhold Modedesignerin Lena Hoschek stellten sich zur Eröffnung ein. Selbst Bundespräsident Heinz Fischer besuchte wieder das Steier- markdorf und wanderte von der Kernöleier- speisstation über die Buchtelbar bis zur Steireralm. Kaum war die Eröffnung vorbei, hörte auch dem April-Wetter angepaßt der Regen auf, sodaß sich die zahlreichen Gäste gleich wieder ihrem Steiermark-Rundgang widmen konnten. „Wir zeigen in diesen vier Tagen wieder die ganze bunte Palette an Urlaubsmöglich- keiten, die das Grüne Herz zu bieten hat, vom Urlaub in der Natur, über den Well- nessurlaub, den Sehenswürdigkeiten, bis natürlich den kulinarischen Gaumenfreuden. Vier Tage lang kann man in Wien gemütlich Fotos: Steiermark Tourimus / Jürgen Hammerschmid Haubenkoch Gerhard Fuchs mit traditioneller und veganer Buschenschank-Jause durch die Steiermark spazieren und sich inspirieren lassen“, freut sich Erich Neuhold, Rathausplatz präsentierten, so vielseitig sind Am Samstag und Sonntag wurden zahl- GF Steiermark Tourismus. auch die Urlaubsmöglichkeiten in der Steier- reiche Osterbräuche vorgestellt – vom Os- Zum 18. Mal präsentierte sich das Grüne mark. terratschenbauen, Palmbuschen binden, Oster- Herz Österreichs in Wien. 750 Urlaubsgast- Am Freitag präsentierte Haubenkoch Ger- eier-Suche der Naturparke oder der einer eige- geber und 750 Aktionisten wecken die Vor- hard Fuchs die Besonderheiten der veganen nen Osterwerkstatt. Palmsonntag und Oster- freude auf einen Urlaub in der Steiermark. Brettljause. Die Steirischen Buschenschän- montag finden in der Steiermark wohl die Ob Gustieren bei den vielen kulinarischen ken präsentierten sich anläßlich ihres 230jäh- schönsten und meisten Bräuche des ganzen Produzenten oder Gastronomen, Informieren rigen Bestehens so zeitgemäß wie noch nie. Jahres statt. Das traditionelle Eierfärben, das über die frischen Angebote für einen Früh- Zehn kreative BuschenschankbetreiberInnen Palmbuschenbinden und das Ratschenbauen lings- und Sommerurlaub, Entspannen in der sind durch die Schule von Gerhard Fuchs ge- sind besonders für die kleinen Gäste immer Thermenland-Lounge, Mitmachen in der gangen und setzen nun das Thema Brettl- ein besonderer Renner. Schon gewußt: Osterwerkstatt am Samstag, aktiv Sein auf jause vegan und vegetarisch innovativ in Ostereier werden nicht x-beliebig gefärbt, der Kletterwand oder im Familien-Land, verschiedenen Kreationen um. Damit folgen Palmbuschen binden gehört mitunter zu den sich Unterhalten im Herz aus Stroh oder sich sie den aktuellen Ernährungstrends. Vegane wichtigsten Traditionen und wird von Re- Vergnügen bei dem vielseitigen Programm Gerichte zum Gustoholen: Neue Brotkrea- gion zu Region unterschiedlich gepflegt und von Frühlingsjazz bis Volkskultur – es war tionen wie Maisbrot und Polentabrot, Röhrl- die Ratschen ersetzen bis zur Osternacht das sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei. salat auf Erdäpfelmarinade, Zucchinibrot Glockengeläute. „ Denn so vielseitig sich die Steirer am mit Paradeisermarmelade und vieles mehr. http://www.steiermarkdorf.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 92 Chronik 725 Jahre Stadt Radstadt ie Stadt Radstadt beging am 1. Mai das Doffizielle Jubiläum der Stadterhebung vor 725 Jahren. Aus diesem Anlaß wird das ganze Festjahr über eine Vielzahl von Ver- anstaltungen abgehalten. „In Radstadt packen alle mit an – in den letzten Monaten haben unzählige ehrenamtliche HelferInnen jede freie Minute geopfert, das ist gelebtes Mit- einander und eine starke Gemeinschaft“, betonte Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, die in Vertretung von Landeshauptmann Wil- fried Haslauer bei der Jubiläumsfeier die Grußworte des Landes überbrachte. Auch wurde das Museum im historischen Kapuzinerturm erneuert. Es veranschaulicht die Zeit der Bauernkriege in interaktiver Form Foto: LMZ / Neumayr und beherbergt heuer zudem eine Sonder- v.l.: Anna Kaswurm, Franz Kahr, Bgm. Radstadt Josef Tagwercher, Victoria Kahr, ausstellung anläßlich des Beginns des Ersten Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf, Josefa Seiwald und Josef Huber Weltkrieges vor 100 Jahren. Weiters gibt es Stadtrecht 1289 verliehen und Freiheiten verlieh, die auch die Stadt einen Amadé-Radmarathon und Hofhaimer- Die Stadtanlage von Radstadt, dem Salzburg und andere Städte des Erzstiftes Tage, Spaß & Spiel an einem speziellen Kin- Hauptort des Ennspongaus im Land Salz- innehatten, und befreite sie für zehn Jahre dertag, Oldtimer-Traktorentreffen, ein Knö- burg, liegt 856 Meter über dem Meeres- von allen Steuern und Abgaben mit Ausnah- del- und ein Gardefest bis hin zum Bauern- spiegel auf einer nach drei Seiten abfallen- me der zur Befestigung und Bewachung der herbstfest und Almabtrieb oder Kunsthand- den Terrasse. Am 27. Juli 1289 verlieh der Stadt notwendigen Leistungen. Dieses Do- werksmarkt. Dazu gibt es Open-Air-Kino, Erzbischof von Hohenegg eine Urkunde, in kument beinhaltet das Stadtrecht Radstadt Führungen mit dem Radstädter Nachtwäch- der er den Bürgern von Radstadt („Cives in und ist Anlaß der Feierlichkeiten 2014. „ ter und Volksmusikabende. Rastatt“) alle städtischen Rechte, Privilegien http://www.radstadt.at Stadt Wien, Worldline und A1 präsentieren HANDY Parken neu tadt Wien, Worldline und A1 haben am S31. März im Wiener Rathaus die von A1 neu entwickelte HANDY Parken-App prä- sentiert. „Unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten auch von kommunalen Dienstlei- stungen, daß diese so einfach und serviceo- rientiert wie möglich angeboten werden. Mit der neuen HANDY Parken-App reagieren wir auf diese Bedürfnisse und ich bin fest davon überzeugt, daß mit der neuen App die Erfolgsgeschichte von HANDY Parken in Wien fortgesetzt werden kann“, so die Wie- ner Vizebürgermeisterin und Finanzstadträ- tin Renate Brauner. „Mit HANDY Parken haben Autofahrer in Wien eine einfache und schnelle Möglich- keit, ihre Parkscheine zu lösen – ohne Klein- Foto: PID / Harald Krischanz v.l.: Wolf Kunisch (Atos Worldline), VBgm. Renate Brauner und Alexander Sperl (A1) geld und ohne Suche nach einer Trafik. Mit der neuen HANDY Parken-App wird das pflichtigen Kurzparkzone befinden und ob Million aktive Nutzer und ist das beliebteste Service nun noch einfacher“, so Alexander aktuell das Lösen eines Parkscheins notwen- mobile Parksystem Österreichs. In Wien Sperl, Vorstand von A1 für Marketing, Ver- dig ist. Die neue App ist kostenlos für die werden rund 50 Prozent aller Parkscheine trieb und Service. Kunden aller österreichischen Mobilfunkbe- auf diese Weise gelöst. Parkscheine und Parkzeiten werden di- treiber für das Betriebssystem Android und Für das HANDY Parken in Wien kann rekt in der App angezeigt. Weiters wurde eine in den nächsten Wochen für Apple iOS ver- das Parkguthaben über paybox sowie über Kartenansicht der Wiener Kurzparkzonen mit fügbar, die Apps für Windows Phone und die Homepage mit Kreditkarte oder via On- GPS-Funktion umgesetzt: Autofahrer sehen BlackBerry 10 folgen. line Banking aufgeladen werden. „ somit jederzeit, ob sie sich in einer kosten- HANDY Parken hat mittlerweile rund eine http://www.handyparken.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 93 Chronik Vienna Ring Tram feiert fünften Geburtstag eit fünf Jahren ist die Vienna Ring Tram Sein fester Bestandteil im Programm von Wien-Besuchern aus dem In- und Ausland. Rund 300.000 Fahrgäste nutzten das Ange- bot der Wiener Linien für eine Fahrt rund um die Ringstraße seit dem Start am 1. April 2009. Während der rund 25minütigen Fahrt in der gelben Straßenbahn zieht die prunk- volle Ringstraßenarchitektur mit Höhepunk- ten wie der Oper, den großen Museen, dem Parlament oder dem Rathaus an den Fahr- gästen vorbei. „Unsere gelbe Ring Tram hat sich als Touristenattraktion etabliert und ist bei Fahrgästen aus aller Welt beliebt, um Wien von seiner schönsten Seite kennenzu- lernen“, so Wiener-Linien-Geschäftsführer Eduard Winter. Seit 1. April 2014 gibt es für die Fahr- gäste eine wichtige Änderung: die Haltestel- le am Schwedenplatz wurde zur zentralen Foto: Wiener Linien / Johannes Zinner Die Vienna Ring Tram im Bereich Dr.-Karl-Renner-Ring Ein- und Ausstiegsstelle für die Fahrgäste. Sie können die Fahrt um den Ring nun in verkaufsstelle in der U-Bahn-Station (Er- derzeit in Deutsch, Englisch, Französisch, Ruhe genießen, ein laufender Fahrgastwech- wachsene 8 Euro, Kinder 4 Euro). Leichter Spanisch, Italienisch, Russisch und Japa- sel in den Haltestellen entlang der Strecke wird die zeitliche Orientierung für die Fahr- nisch und Ungarisch. Es gibt zudem zwei entfällt – und damit das häufig störende gäste. Die Vienna Ring Tram fährt täglich zusätzliche Sprachversionen: die original Hopp-on/Hopp-off während der Fahrt. von 10 bis 17:30 Uhr zu jeder vollen und wienerische „Mundl-Ansage“, gesprochen Das Rundenticket gibt es weiterhin ein- halben Stunde vom Schwedenplatz ab. von Schauspieler Karl Merkatz, und eine spe- fach beim Zugbegleiter in der Vienna Ring Während der Fahrt erfahren Fahrgäste ziell auf Kinder zugeschnittene von Schau- Tram zu kaufen sowie bei der zentralen Ein- mittels LCD-Bildschirmen und Kopfhörern spieler Prof. Erich Schleyer. „ stiegstelle am Schwedenplatz bei der Vor- viel Wissenswertes zur Wiener Prachtstraße http://www.wienerlinien.at/eportal2/ep/channelView.do/pageTypeId/66526/channelId/-46639 Der Vienna Heurigen Express hat wieder Saison er Frühling in Wien ist in den Weinber- Dgen besonders schön, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf und das zarte Grün leuchtet in den Weingärten und im Wiener- wald! Während in der guten alten Zeit eine Zahnradbahn die WienerInnen und Wien- besucherInnen in die Weinberge brachte, so ist es jetzt der Vienna Heurigen Express, der unabhängig von Schienen die Fahrgäste in das größte und schönste Weinbaugebiet in- nerhalb Wiens bringt. Diese nun schon seit Jahren immer beliebter werdende Attraktion wird von Wienern wie von Touristen als Er- gänzung zu einem Heurigenbesuch oder ein- fach als Rundfahrt (ca. eine Stunde) in An- Foto: City Scenic Tours GmbH spruch genommen. Der Heurigen Express bringt die Fahrgäste in das schönste Weinbaugebiet Wiens. Von der Abfahrtsstelle in der Zahnrad- kann – bequem im Sitzen und gleichzeitig an zing befindet sich eine Station, sodaß man bahnstraße 8 bei der Endstation der Straßen- der frischen Luft! bequem in einem der vielen Heurigenlokale bahnlinie D in Nußdorf führt der Vienna Heu- Der Vienna Heurigen Express fährt im einkehren kann. rigen Express durch ein typisches, idylli- Hop-on/Hop-off-System, man steigt so oft Der Heurigen Express fährt von April bis sches Stück Wien über den Beethoven Park, man will an den Haltestellen ein und aus Ende Oktober jeden Freitag, Samstag, Sonn- durch malerische Weinbauorte bis hinauf auf oder bleibt für eine Rundfahrt sitzen. Die und Feiertag in der Zeit von 12h bis 18h zu den Kahlenberg, wo man einen atemberau- Station am Kahlenberg bietet einen phäno- jeder vollen Stunde und bei jedem Wetter. „ benden Panoramablick über Wien genießen menalen Ausblick auf Wien und auch in Grin- http://www.cityscenictours.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 94 Personalia Bundesminister Ostermayer zum Ableben von Hans Hollein or wenigen Tagen durfte ich noch die VBegrüßungsworte anläßlich der Feier- lichkeiten rund um Hans Holleins 80. Ge- burtstag sprechen und ihm Genesungswün- sche an das Krankenbett senden. Daß er heute bereits nicht mehr unter uns ist, ist eine sehr traurige Nachricht. Die Architektur des Städtebaus wurde durch Hans Hollein we- sentlich geprägt. Als meisterhafter Architekt, inspirierender Lehrer, Visionär und Vor- denker legte er den Grundstein für ein neues Bewusstsein in der Baukunst. Wie wenige andere Architekten hat er so markanten Ein- fluß auf die bauliche Gestaltung des 20. Jahrhunderts genommen. International tätig, verstand er es, der Moderne einen zeitgenös- sischen Ausdruck zu geben. Durch seinen Tod verliert nicht nur Österreich einen seiner bekanntesten Architekten, Künstler und Theoretiker, sondern auch einen kulturpoli- tisch engagierten Streiter für die Kunst und die Kunstschaffenden. Mein Beileid gilt sei- ner Familie, seinen Kindern, seinen Freun- © Alexandra Pawloff Am 24. April 2014 in Wien gestorben: Architekt Hans Hollein (2011) den, Mitarbeitern und Wegbegleitern“, so Bundesminister Ostermayer in einer ersten künstler, Ausstellungsgestalter und Architek- Lesen Sie einen ausführlichen Bericht Reaktion zum Ableben von Hans Hollein. turtheoretiker. Für sein reiches Schaffen über Leben und Arbeit von Hans Hollein im Hans Hollein, geboren 1934 in Wien, war wurde er mehrfach national und international „Österreich Journal“ pdf-Magazin Ausgabe Architekt, Designer, Bildhauer, Objekt- ausgezeichnet. 129 vom 4. April 2014. „ Wiens Kulturstadtrat Mailath zum Ableben von Michael Glawogger ichael Glawogger war einer der enga- Mgiertesten, produktivsten und interna- tional erfolgreichsten Filmschaffenden Öster- reichs“, reagierte Wiens Kulturstadtrat An- dreas Mailath-Pokorny tief betroffen auf das plötzliche Ableben des Filmregisseurs, Dreh- buchautors und Kameramanns. Er ist in der Nacht auf den 23. April bei Dreharbeiten in Liberia an Malaria gestorben. „Er hat jahr- zehntelang das österreichische Filmschaffen durch seine gesellschaftskritische Haltung und Arbeit geprägt. Mit seiner Darstellung von Lebenswelten aller sozialen Schichten auf allen Kontinenten nahm er eine einzigar- tige Position in der Filmlandschaft ein. Seine Filme, für die er auch viele Auszeichnungen erhielt, waren schonungslos und zeichneten ein authentisches und empathisches Bild Foto: Manfred Werner / Creative Commons Attribution-Share Alike license unserer Gesellschaft. Insbesondere sozial Michael Glawogger beim Österreichischer Filmpreis 2012 Benachteiligten widmete er seinen scharfen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zum großen „Dokumentaristen unserer Zeit“ Blick und setzte jenen ein Filmdenkmal, die sagte: „Mit Michael Glawogger verliert der gemacht. Der ORF habe ihn auf seinen fil- sonst nicht in der Öffentlichkeit zu sehen österreichische Film einen seiner herausra- mischen Reisen in Höhen und Tiefen des sind. Als Aufklärer im besten Sinne, wie es gendsten, profiliertesten und neugierigsten Lebens begleiten. „Darauf sind wir in der tie- nur wenige von ihnen gibt, wird er uns feh- Filmemacher.“ International ausgezeichnete fen Trauer ob des schmerzlichen und uner- len. Meine tiefe Anteilnahme gilt seiner Fa- Meisterwerke wie „Whores’ Glory“ „Megaci- warteten Verlusts stolz. Unser tiefes Beileid milie und Freunden“, schloß Mailath. ties“, „Workingman’s Death“ oder hätten ihn gilt seiner Familie“, so Wrabetz. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 95 Personalia Wiens Kulturstadtrat Mailath zu Eric Pleskows 90. Geburtstag ric Pleskow war einer der einflussreich- Esten und erfolgreichsten Filmproduzen- ten Hollywoods“, gratuliert Wiens Kultur- stadtrat Andreas Mailath-Pokorny dem zehn- fachen Oscar-Preisträger, Ehrenpräsidenten der Viennale und Ehrenbürger der Stadt Wien zu seinem 90. Geburtstag. „Mit seinen Filmen hat er Millionen von Menschen gros- se, beeindruckende und unvergessliche Kinoabende geschenkt und damit Filmge- schichte geschrieben. Als Produzent hat er immer den richtigen Griff bewiesen und mit Gespür, Urteilsvermögen und Mut zum Risiko auf die richtigen Filmstoffe gesetzt und so manche Filmkarriere heutiger Stars ermöglicht. Auch als Präsident der Viennale trägt er durch seine internationalen Kontak- te, seine Kompetenz und sein Ansehen zum Foto: media wien großen Erfolg des Wiener Filmfestivals bei. 26. Feber 2007, Eric Pleskow wird Ehrenbürger der Stadt Wien. Im Bild (v.l.): Kultur- Ebenso wenig wegzudenken sind dabei seine stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Erich Pleskow und Bürgermeister Michael Häupl humorvollen Eröffnungsreden und seine eine Existenz aufbauen mußten. Dennoch ist schen kann, und ein großartiger Mensch“, treffenden Beiträge zur Gesellschaftspolitik, er heute Wien aufs Engste verbunden, wie schließt Mailath. die von einer großen humanistischen Hal- seine regelmäßigen Aufenthalte in seiner Hei- Lesen Sie einen ausführlichen Bericht tung geprägt sind. Eric Pleskow zählte zu matstadt und seine zahlreichen Freundschaf- über Leben und Arbeit von Eric Pleskow in jenen, die von den Nationalsozialisten ver- ten belegen. Eric Pleskow ist für mich ein per- unserer Serie »Österreicher in Hollywood« trieben wurden und sich fern der Heimat sönlicher Freund, wie man ihn sich nur wün- von Rudolf Ulrich auf der Seite 128. „ »Gold« für Eduard Pesendorfer it dem „Großen Goldenen Ehrenzei- Mchen für Verdienste um die Republik Österreich“ wurde Oberösterreichs Landes- amtsdirektor Eduard Pesendorfer am 28. April ausgezeichnet. Landeshauptmann Josef Püh- ringer wies in seiner Laudatio darauf hin, „daß Pesendorfer mehr als 25 Jahre lang den oberösterreichischen Landesdienst als Lan- desamtsdirektor geprägt hat. Die Entwick- lung der Verwaltung vom Aufgaben erledigen- den Verwaltungsapparat hin zum wirkungs- und bürgerorientierten Dienstleistungsun- ternehmen als lernende Verwaltung ist fest mit seinem Namen verbunden.“ Stellvertretend für die vielen Modernisie- rungsschritte unter der Federführung Pesen- dorfers nannte Pühringer das langfristige Foto: Land OÖ / Stinglmayr Management- und Unternehmenskonzept Landeshauptmann Pühringer mit Landesamtsdirektor Eduard Pesendorfer und dem Linzer Vizebürgermeister Erich Watzl mit Ehefrauen des Landes Oberösterreich für eine wir- kungsvolle Landesverwaltung (WOV 2015). Energie AG von 1989 bis 2008 und sein daß eine endgültige Bilanz der Leistungen Die Idee dahinter: Verwaltungshandeln soll internationales Engagement. Damit hat er von Pesendorfer als Landesamtsdirektor noch nicht nur dem Prinzip der Ordnungsmäßig- wesentlich zum Ansehen Oberösterreichs im nicht gezogen werden kann: „Alle bisher vor- keit dienen, sondern auch der Erzielung von In- und Ausland beigetragen, insbesondere liegenden Benchmarks zwischen der Verwal- Wirkungen. Verwaltung soll Wirkungen durch seine Tätigkeit in der ARGE Donau- tungen der Bundesländern, wo Oberöster- erreichen, nicht nur Aufgaben erledigen. länder und Arbeitsgemeinschaft Alpen Adria reich bereits jetzt eine führende Position ein- „Zur bisherigen Lebensleistung von Dr. sowie der Versammlung der Regionen Euro- nimmt, beruhen auf Zahlen, in denen die Ef- Eduard Pesendorfer gehört aber auch die pas und der Konferenz der Power-Regio- fekte der aktuellen Verwaltungsreform noch Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden der nen“, so Pühringer, der auch darauf hinwies, gar nicht enthalten sind.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 96 Personalia Bürgermeister Schaden erhielt »Großes Ehrenzeichen« evor es am 29. April zur ,großen Ge- Bburtstagsparty‘ mit mehr als 200 Gästen in den ,Zwergerlgarten‘ des Schlosses Mira- bell geht, um mit Bürgermeister Dr. Heinz Schaden den 60. Geburtstag zu feiern, war es mir ein persönliches Anliegen, heute hierher auf die Festung Hohensalzburg einzuladen“, betonte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer am 26. April bei der Auszeichnung des Salzburger Bürgermeisters. Am 30. April wurde Heinz Schaden wie- der als Bürgermeister der Landeshauptstadt Salzburg angelobt, und er beging exakt an diesem Tag das 15-Jahre-Bürgermeisterjubi- läum. „Du bist dann ein Viertel Deines Le- bens im Bürgermeisteramt – und damit der Foto: LMZ Franz Neumayr am längsten durchgehend amtierende Bür- LH Wilfried Haslauer (r.) überreicht das »Große Ehrenzeichen des Landes Salz- burg« an Bürgermeister Heinz Schaden, links im Bild dessen Frau Jianzhen. germeister der Stadt Salzburg seit Mitte des 19. Jahrhunderts“, so der Landeshauptmann, die Stadtpolitik und damit den Weg der Stadt habe der gebürtige Grazer schon als Landes- der Bürgermeister Schaden höchsten Re- seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Stadt- schulsprecher unter Beweis gestellt. „Wer spekt zollte und ihn über einstimmigen Re- regierung – ab 1992 – und seit 15 Jahren an Heinz Schaden kennt, weiß es schon längst: gierungsbeschluß mit dem Landesorden dem deren Spitze ganz maßgeblich und sehr posi- Zu seinen vielen Tugenden gehört vor allem „Großen Ehrenzeichen des Landes Salz- tiv geprägt hat“, so der Landeshauptmann. eine, die den Umgang mit der Stadt zwar burg“ auszeichnete. „Diese Ehrung heute ist Das rhetorische Talent und das Talent, zu nicht immer leicht, aber zumindest bere- Zeichen der hohen persönlichen Wertschät- führen – beides nicht ganz unwesentliche chenbar macht: Die Verläßlichkeit“, so der zung für einen Politiker und Menschen, der „Werkzeuge“ für spätere Bürgermeister – Landeshauptmann. „ LH Kaiser und Geschichtsverein für Kärnten verliehen Preis it dem „Preis des Geschichtsvereins Mfür Kärnten und des Landeshaupt- manns von Kärnten“ wurde die Historikerin Manuela Maier am Abend des 9. April für ihre Dissertation über den Franziszeischen Kataster ausgezeichnet. Überreicht wurde ihr die mit einer Dotation von 3000 Euro ver- bundene Auszeichnung von Landeshaupt- mann Peter Kaiser und Geschichtsvereins- direktorin Claudia Fräss-Ehrfeld im Rahmen der Mitgliederversammlung 2014 im Lan- desarchiv in Klagenfurt. Den Festvortrag hielt der Botschafter der Republik Slowenien in Österreich, Andrej Rahten, unter dem Titel „Eine verhinderte Allianz? Franz Ferdinand und die Südslawen am Vorabend des Ersten Foto: LPD / fritzpress Weltkrieges“. Mitte Juni erscheint sein Buch v.l.: Univ.-Prof. Gernot Piccottini (langjähriger Direktor des Landesmuseums Kärn- ten), Manuela Maier, Landeshauptmann Peter Kaiser und Claudia Fräss-Ehrfeld über dieses Thema. Kaiser stellte als studierter Soziologe taster im Rahmen des KAGIS digitalisiert schichte Kärntens zu arbeiten. Kärnten ziehe Thesen darüber auf, warum es den Preis des abrufbar sei. Erstellt worden sei der Kataster seine Identität nämlich ganz stark aus der Geschichtsvereins und des Landeshaupt- aber nicht nur aus kulturellen und statistischen Geschichte. mannes gibt. „Der Geschichtsverein ist ein Gründen, sondern einfach um zu sehen, bei Die heurige Preisträgerin Manuela Maier unverzichtbarer Bestandteil des wissen- wem man unter welcher Begründung Steuern gab ihrer Dissertation den Titel „Pittoreske schaftlichen und geistigen Lebens in Kärn- einheben könne, meinte er mit einem Augen- Merkwürdigkeiten – Volksfrömmigkeit – ten und sein Motto ‚Alles für Kärnten‘ deckt zwinkern. kärglicher Alltag. Der Franziszeische Kata- sich auch mit der Intention eines Landes- Fräss-Ehrfeld sagte, daß man mit den ster für Kärnten als kulturgeschichtliche hauptmannes“, lautete eine davon. Der von Preisverleihungen möglichst viele junge Quelle des ländlichen Raumes“. „ 1817 bis 1861 erstellte Franziszeische Ka- Menschen dazu bringen wolle, an der Ge- http://www.kagis.ktn.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 97 Religion und Kirche Hohe Ehre für Bischof Bünker Bundespräsident Fischer würdigt »moralische Autorität« des evangelisch-lutherischen Bischofs Foto: HBF / Carina Karlovits Bundespräsident Heinz Fischer beim Festakt in der Hofburg, an dem neben Mitgliedern der Familie Bischof Michael Bünkers auch zahlreiche VertreterInnen der Evangelischen Kirchen, der Ökumene und der Religionsgesellschaften teilnahmen. it dem „Großen Goldenen Ehren- Weihbischof Helmut Krätzl von der römisch- views erworben. Schwarz: „Er ist eine ganz Mzeichen mit dem Stern“ für Verdienste katholischen Kirche, der orthodoxe Metro- außerordentliche mediale Erscheinung und um die Republik Österreich ist der evange- polit Arsenios Kardamakis, Oskar Deutsch fällt durch seine umfassenden kulturwissen- lisch-lutherische Bischof Michael Bünker von der Israelitischen Kultusgemeinde und schaftlichen, sozial- und gesellschaftspoliti- am 25. April in Wien ausgezeichnet worden. Fuat Sanac von der Islamischen Glaubens- schen sowie humanistischen Kompetenzen Bundespräsident Heinz Fischer überreichte gemeinschaft. auf.“ Schwarz erinnerte an Bünkers klare das Ehrenzeichen am Vortag von Bischof „Bischof Bünkers Verdienste um die Re- Distanzierung und Verurteilung des Anti- Bünkers 60. Geburtstag in der Hofburg. publik Österreich sind vielfältig und spie- semitismus, er habe den Zusammenhang von Dabei dankte der Bundespräsident den evan- geln sich in seinen unterschiedlichen Funk- Migration und Religion zum Thema ge- gelischen Kirchen für ihr Wirken „weit über tionen als theologischer Experte, Lehrer und macht und allen Versuchen, Politik zu „reli- den religiösen Bereich hinaus“, wie etwa im Wissenschaftler, als Ökumeniker, als Publi- gionisieren“ bzw. Kirchen politisch zu in- sozialen oder pädagogischen Feld. Als „mora- zist und vor allem als gesellschaftspolitischer strumentalisieren, eine Abfuhr erteilt. lische Autorität“ äußere sich Bischof Bünker Vor- und Querdenker in Österreich wider. Er Schwarz blickte in seiner Ansprache auf in „pointierter und geradliniger Weise“ zu hat in den sechs Jahren seiner Tätigkeit als das Leben und die berufliche Laufbahn Bün- wichtigen gesellschaftspolitischen Themen, leitender geistlicher Amtsträger der Evan- kers zurück. Bünker, am 26. April 1954 in so der Bundespräsident bei der Feier, an der gelischen Kirche A.B. in Österreich das Bild Leoben geboren und in Kärnten aufgewach- neben Mitgliedern der Familie Bünkers auch seiner Kirche in der Öffentlichkeit maßgeb- sen, sei nicht nur Experte für Neues Testa- zahlreiche VertreterInnen der Evangelischen lich geprägt und seiner Kirche eine Öffent- ment. Er habe sich auch in die Systematische Kirchen, der Ökumene und der Religionsge- lichkeitswirkung ermöglicht, die weit über Theologie, vor allem jene von Wilhelm Dan- sellschaften teilnahmen, wie etwa der Vor- deren konfessionsstatistisches Gewicht hin- tine, vertieft. Darüber hinaus machte er sich sitzende des Ökumenischen Rates der Kir- ausreicht“, sagte Ministerialrat Karl W. auch als Religionspädagoge einen großen chen, Lothar Pöll, der reformierte Landes- Schwarz in seiner Laudatio für den Bischof. Namen, wie seine zahlreichen Publikationen superintendent Thomas Hennefeld, Bischof Den hohen Bekanntheitsgrad habe sich zeigen. „Diese Veröffentlichungen weisen John Okoro von der altkatholischen und Bünker durch seine Ansprachen und Inter- Bünker als kompetenten Professor aus, dem

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 98 Religion und Kirche durchaus eine akademische Karriere zuge- traut wurde, manche hätten ihn gerne am Katheder der Evangelisch-Theologischen Fakultät gesehen“, so Schwarz. Bischof Michael Bünker sei aber nicht nur wegen seines bischöflichen Wirkens einer breiten Öffentlichkeit bekannt, betonte Schwarz. Als Kabarettist, Schriftsteller und Musiker habe er schon mehrfach das Publikum für sich gewinnen können. „Ich verstehe die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich als Anerken- nung des Wirkens der Evangelischen Kirche A.B., die mir das Bischofsamt anvertraut hat, der Evangelischen Kirche H.B. und der Evangelisch-methodistischen Kirche, mit denen wir in enger Kirchengemeinschaft le- ben, unserer Schwesterkirchen in der Öku- mene, ja der Religionsgesellschaften in unserem Land“, erklärte Bischof Michael Bünker in seinen Dankesworten. Er erinner- te an die „positive und fördernde“ Umset- zung der Religionsfreiheit durch den Staat, der der Vielfalt der Religionen offen gegen- Foto: HBF / Carina Karlovits überstehe und sie „nicht als Bedrohung, son- Bundespräsident Heinz Fischer (r.) mit Bischof Michael Bünker und dem »Großen dern als Reichtum“ verstehe. Die Trennung Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich« von Staat und Kirche gehöre zu den Grund- Formen der Kooperation möglich und wirk- lisch-Theologischen Fakultät wahr. 1999 überzeugungen. Diese Trennung bedeute lich geworden“ wie etwa in der Diakonie, folgte Bünkers Wahl zum Oberkirchenrat. „nicht ein beziehungsloses Nebeneinander, dem evangelischen Schulwesen oder beim 2006 wurde er zum Generalsekretär der Ge- sondern eine Befreiung, zuerst die Befreiung Religionsunterricht. meinschaft Evangelischer Kirchen in Europa der Politik von religiöser Bevormundung und 1991 wurde Michael Bünker, damals Pfar- bestellt, deren Geschäftsstelle er nach Wien auf der anderen Seite die Befreiung von rer in Wien-Floridsdorf, Rektor der Evan- holte. 2007 wählte ihn die Synode zum Bi- Kirchen und Religionsgesellschaften von gelischen Religionspädagogischen Akade- schof, seit 1. Jänner 2008 steht er der Evan- politischer Dominanz“. In der wechselseiti- mie (ERPA). Er nahm darüber hinaus Lehr- gelischen Kirche A.B. in Österreich vor. „ gen Freiheit sind, so Bünker, „vielfältige aufträge für Bibeldidaktik an der Evange- http://www.evang.at

AM Kurz startet Dialogprozeß mit Kirchen und Religionen

ußenminister Sebastian Kurz will den Die positiven Erfahrungen Österreichs im Quantität, sondern auch die „Qualität der ADialog mit den Kirchen und Religions- innerstaatlichen Verhältnis mit Kirchen und Aufnahme“ zu sehen. Durch die Bereitstel- gesellschaften verstärken und institutionali- Religionen seien ein wichtiger Aspekt der lung von geeigneten Quartieren, Deutsch- sieren. Das kündigte der für Integration, Euro- österreichischen Außenpolitik, so Kurz, der kursen und einer zeitlich befristeten Grund- pa und Außenpolitik zuständige Minister bei gleichzeitig auf erfolgreiche Kooperationen versorgung gelte es „Flüchtlinge fit zu ma- einer Begegnung mit den Mitgliedern der im Integrationsbereich verwies. „Religion ist chen für ein selbstbestimmtes Leben“. Den „Plattform der Kirchen und Religionsge- ein Teil der Lösung und nicht ein Teil des Kirchen und Religionen dankte Minister sellschaften“ an, die am 24. April in den Problems“, so Kurz wörtlich. So seien die Kurz für die konkrete Hilfe bei der Auf- Amtsräumen der katholischen Bischofskon- Religionsgemeinschaften „Türöffner“, um nahme und Betreuung von Flüchtlingen. ferenz in Wien stattgefunden hat. Der Auf- beispielsweise hinsichtlich des Spracher- Ziel der Außenpolitik müsse es sein, takt zum Religionsdialogprozeß soll ein werbs an Zuwanderer und ihre Communities rechtzeitig vor Ort zu helfen, damit Men- Gespräch über das Thema Religionsfreiheit heranzukommen. schen nicht zur Flucht gezwungen werden, am 27. Mai sein, zu dem Kurz die Vertreter Mit Blick auf die Situation in Syrien ver- betonte Kurz. Von daher brauche es genü- der Kirchen und Religionen eingeladen hat. wies der Minister auf die bis jetzt bereits gend Mittel für die Entwicklungszusammen- Als Stärken der österreichischen Außen- erfolgte Hilfe Österreichs im Ausmaß von arbeit und den Auslandskatstrophenfonds politik nannte der Außenminister das En- rund acht Mio. Euro und die zusätzlich Auf- sowie die Beteiligung an friedenserhalten- gagement auf dem Westbalkan sowie die nahme von 1000 Flüchtlingen. Es gelte bei den Auslandseinsätzen des Bundesheeres. Expertise im Themenfeld „Religion und den somit insgesamt 1500 Plätzen für Sy- Für alle drei Bereiche wolle er sich innerhalb Werte“, die man „in die Welt tragen“ wolle. rien-Flüchtlinge in Österreich nicht nur die der Regierung einsetzen, so Kurz. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 99 Wissenschaft & Technik Der Ionenstrahl als Nano-Schrotflinte Nanometergroße Löcher lassen sich mit Ionen in dünne Membranen schießen, allerdings verhalten sich die Ionen dabei anders als gedacht. Foto: TU Wien) Manche Ionen gelangen auf geradem Weg durch die Folie, andere erfahren heftigere Ablenkungen. it hochgeladenen Ionen lassen sich nicht erreichen, der Trick liegt in der elektri- auf jedem Wegstück, den es in der Folie zu- Mdurchlöcherte Membranen herstellen, schen Ladung der Ionen. Sie sorgt dafür, daß rücklegt, einen bestimmten Anteil seiner die als molekulares Sieb dienen. Wenn man viel Energie auf einem winzigen Punkt der Energie, weil es immer wieder heftig mit den Gewehrkugeln durch eine Holzplatte schießt, Folie deponiert werden kann und ein Loch Atomen der Folie kollidiert. Dieses einfache werden sie abgebremst. Ähnlich ergeht es entsteht. Die Forschungsergebnisse wurden Modell macht allerdings keinen Sinn mehr, Ionen, die man auf dünne Folien feuert. Doch nun im Fachjournal „Physical Review Let- wenn man Folien verwendet, die nur einige wenn man extrem dünne Folien verwendet, ters“ publiziert. Das Team der TU Wien wenige Atomlagen dick sind – in der Grös- die nur aus wenigen Atomlagen bestehen, wurde bei dem Projekt vom Helmholtz-Zen- senordnung von wenigen Nanometern. sieht die Sache anders aus. Das Verhalten der trum Dresden-Rossendorf und der TU „Beim Beschuß solcher Nanomembranen Ionen hängt dann davon ab, ob sie mit einem Dresden unterstützt. stellten wir fest, daß wir dann auf der ande- Atomkern der Folie heftig zusammenstoßen ren Seite der Folie plötzlich zwei unterschied- oder ob es ihnen gelingt, sich sanft zwischen Xenon-Atome und Kohlenstoff-Folien liche Sorten von Ionen mit unterschiedlichen den Kernen hindurch zu schummeln. Als Projektile werden im Experiment an Energie- und Ladungsverteilungen detektie- Durch die Verwendung hochgeladener der TU Wien Xenon-Ionen verwendet. Zehn ren“, sagt Prof. Friedrich Aumayr vom In- Ionen wird es möglich, Nano-Folien gezielt bis dreißig Elektronen nimmt man jedem stitut für Angewandte Physik der TU Wien. zu bearbeiten – etwa indem man sie mit vie- Xenon-Atom weg, es ist dann also stark Einerseits gibt es Ionen, die beim Durch- len kleinen Löchern versieht, sodaß ein „mo- elektrisch geladen und wird auf eine Probe dringen der Folie ihre elektrische Ladung lekulares Sieb“ entsteht. Durch die bloße geschossen, zum Beispiel eine Kohlenstoff- ganz drastisch verändern. Sie holen sich eine Wucht des Ionen-Einschlags läßt sich das Folie. Normalerweise verliert das Projektil große Zahl von Elektronen aus der Folie und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 100 Wissenschaft & Technik

Das Experiment an der TU Wien zeigt, daß der Energieverlust der Ionen von ihrem Ladungszustand abhängt und deshalb gezielt gesteuert werden kann.

Mit Ionenbeschuß zum Nano-Sieb Dass man nun verstanden hat, wie Ionen mit extrem dünnen Membranen wechselwir- ken, eröffnet aufregende neue Möglichkei- ten in der Nanotechnologie: „Mit unseren hochgeladenen Ionen können wir nun in vier Sekunden eine Million Löcher in einen Qua- dratzentimeter Folie schießen“, erklärt Au- mayr. Die hochgeladenen Ionen fangen Elektronen ein, die sich zunächst in einem Zustand mit sehr hoher Energie befinden. Beim Einschlag wird diese Energie dann freigesetzt und auf die Folie übertragen. Dar- um können hochgeladene Ionen Löcher erzeugen, auch wenn das mit einem neutra- len Atom derselben Geschwindigkeit nie- mals möglich wäre. Foto: TU Wien Elisabeth Gruber vor ihrer Ultrahochvakuumapparatur Der Strahl hochgeladener Ionen wird zur Nano-Schrotflinte, damit lassen sich Ober- verlieren gleichzeitig Energie. Andererseits wiegt bei schnellen Ionen. So stellt sich flächen oder Folien nanostrukturieren. Man gibt es Ionen, die von der Folie kaum beein- schließlich je nach Geschwindigkeit ein kann beispielsweise ein Nano-Sieb herstel- flußt werden: Sie sind nach dem Durchdrin- Gleichgewichtszustand zwischen Elektronen- len, dessen Löcher bestimmte Moleküle gen der Membran noch immer hoch geladen, verlust und Elektroneneinfang her, ganz gezielt durchlassen und andere nicht. Dem- haben auf ihrem Weg praktisch keinen Ener- unabhängig davon, wie viele Elektronen das nächst sollen die Experimente sogar mit den gieverlust erlitten und die meisten der aufge- Ion am Anfang hatte. Doch die Wegstrecke dünnsten aller möglichen Kohlenstoffmem- nommenen Elektronen wieder abgegeben. durch die extrem dünnen Nanomembranen branen durchgeführt werden: Mit Graphen, Der Grund dafür liegt in der geometri- ist so kurz, daß das Ion gar keine Zeit hat, das aus bloß einer Atomlage besteht. „ schen Anordnung der Atome in der Nano- diesen Gleichgewichtszustand zu erreichen. http://www.tu-wien.at Membran: „Manche Ionen treffen frontal auf einen Atomkern in der Folie“, erklärt Aumayr. „Bei solchen heftigen Kollisionen verlieren sie Energie und können eine ganze Reihe von Elektronen mitnehmen.“ Aller- dings lassen sich durch die ultradünne Mem- bran auch Wege finden, die zwischen allen Atomkernen hindurchführen, sodaß es nur eine verhältnismäßig schwache Wechselwir- kung mit den Atomkernen der Membran gibt. Das führt dann zu einer Durchdringung der Folie mit Ionen, die auch danach noch erstaunlich stark elektrisch geladen sind.

Die Ladung bestimmt den Energieaustausch Normalerweise erleben Ionen in festem Material so viele Stöße mit anderen Teil- chen, daß ihre elektrische Ladung am Ende gar nichts mehr mit der ursprünglichen Ladung zu tun hat. Ionen können einerseits Elektronen aus der Folie einfangen – das gelingt ihnen am besten, wenn sie relativ langsam sind, oder sie können unterwegs

Elektronen verlieren und sich damit wieder Foto: TU Wien stärker positiv aufladen – dieser Effekt über- Winzige Löcher entstehen durch den Elektronenbeschuß in der Folie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 101 Wissenschaft & Technik Tanz der Elektronenwolken NAWI-Graz-Wissenschafter entdecken den Schlüssel zum Schwingungsverhalten von Plasmonen

lasmonen sind die Hoffnungsträger auf Plasmonen entstehen, wenn ein Licht- von Karl-Franzens-Universität und TU Graz Pder Suche nach neuen Möglichkeiten zur strahl in einer bestimmten Weise auf metalli- im Bereich der Naturwissenschaften. Die ultra-schnellen Datenübertragung im Nano- sche Nanostrukturen trifft und die Elektronen Nano-Optik profitiert von großer Erfahrung format. Dabei handelt es sich um kollektiv an deren Oberfläche kollektiv in Schwin- und modernster Technik bei der Herstellung schwingende Elektronenwolken an metalli- gung versetzt. Das Potential der Plasmonen von Nano-Strukturen. Aus Fördermitteln der schen Oberflächen. Plasmonen bergen ein liegt darin, daß sie die positiven Eigenschaf- jüngsten Hochschulraumstruktur-Initiative ungeheures Potenzial für neue Technologien ten von Licht und Elektronen vereinen. Licht des Wissenschaftsministeriums konnte die mit vielfältigen denkbaren Anwendungen – ist ein schnelles „Transportmittel“, braucht Finanzierung einer neuen Lithographie-An- von der Chip-Industrie über die Sensorik bis jedoch aufgrund seiner Wellenlänge viel lage um 1,2 Millionen Euro gesichert wer- zur Medizintechnik. Voraussetzung ist, ihr Raum und ist daher für die Energieüber- den. Verhalten im Detail zu verstehen. Einen fun- tragung im Nanobereich nicht geeignet. Unverzichtbare Unterstützung erhält die damentalen Beitrag dazu haben nun Wissen- Elektronen hingegen sind langsam, dafür experimentelle Forschung durch die Theo- schafter der Karl-Franzens-Universität Graz aber in stark miniaturisierten Anwendungen, retische Nano-Physik, die sich der Wirk- und der TU Graz geleistet. Die Forscher fan- wie zum Beispiel Computer-Chips, steuer- lichkeit mit Simulationen am Computer nä- den eine universelle Formel, mit der sich bar. „Plasmonen kombinieren die optischen hert. Das außergewöhnliche Know-how des sämtliche Schwingungsmuster von Plasmo- und elektronischen Vorteile: Sie können FELMI eröffnet detaillierte Einblicke: Mit nen einfach berechnen lassen. Die bahnbre- viele Informationen auf engstem Raum mit Hilfe der Elektronenmikroskopie lassen sich chenden Forschungsergebnisse wurden in der Lichtgeschwindigkeit übertragen“, erklärt Energiezustände von Elektronen beobachten, jüngsten Ausgabe des renommierten Wissen- Univ.-Prof. Joachim Krenn, Leiter der Ar- die Auskunft über die opto-elektronischen schaftsjournals „Nature Communications“ beitsgruppe Experimentelle Nano-Optik am Eigenschaften der Plasmonen geben. „ veröffentlicht. Institut für Physik der Karl-Franzens-Uni- http://www.uni-graz.at versität Graz. Joachim Krenn hat mit seinem Team – allen voran Franz Schmidt – sowie in enger Kooperation mit den Forschungs- gruppen um Ao.Univ.-Prof. Ulrich Hohen- ester aus der Theoretischen Nano-Physik der Karl-Franzens-Universität und Ao.Univ.- Prof. Ferdinand Hofer, Leiter des Instituts für Elektronenmikroskopie und Nanoanaly- tik (FELMI) der TU Graz, den Schlüssel zum Schwingungsverhalten von Plasmonen entdeckt. Die Wissenschafter konnten erst- mals zeigen, daß dieses einer ganz bestimm- ten Ordnung folgt – analog zur Systematik von akustischen Schwingungen, die Ernst Florens Friedrich Chladni im 18. Jahr- hundert beschrieb, bekannt als „Chladnische Klangfiguren“. „Sind Umfang und Durchmesser von Nanopartikeln bekannt, lassen sich die opto- elektronischen Schwingungen an deren Oberfläche mit einer einfachen Formel be- rechnen“, faßt Ulrich Hohenester zusam- men. Dieses Wissen ist entscheidend für die Konstruktion effizienter miniaturisierte Bau- teile in verschiedenen technologischen An- wendungen. Foto: NAWI Graz Foto: NAWI Graz Die fundamentalen neuen Erkenntnisse Das Elektronenmikroskop ermöglicht sind Ergebnis der besonderen Expertise und Elektronenenergieverlust-Bilder zeigen die Untersuchung von optischen (plas- erfolgreichen Zusammenarbeit der drei ge- Schwingungsmuster unterschiedlicher monischen) Anregungen auf metalli- sogenannter plasmonischer Anregun- schen Nanostrukturen mit Subnano- nannten Forschungsgruppen im Rahmen von gen einer Silber-Nanoscheibe mit meter-Auflösung. NAWI Graz, der strategischen Kooperation 200 nm Durchmesser.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 102 Wissenschaft & Technik Detailgenaue 3D-Fotoskulpturen Synchronisierte Aufnahmen von 80 Kameras erfassen jede Körperhaltung – 3D-Verfahren eines Wiener Startup-Unternehmens ermöglicht exaktes Abbild

in Startup-Unternehmen in der Wiener EJosefstadt entwickelt 3D-Figuren als Alternative zur herkömmlichen Fotografie. Im Studio „Fabberlounge“ werden seit No- vember 2013 mithilfe moderner Scantechno- logie detailgetreue Skulpturen produziert. 80 Kameras, die im 360 Grad Radius an- gebracht sind, erfassen jede Bewegung und Körperhaltung des jeweiligen Modells. Der Scan wird daraufhin im „3D-Drucker“ aus Gips-Kunststoffpulver schichtweise zu einer kompletten dreidimensionalen Skulptur auf- gebaut. Anders wie bei einem herkömm- lichen Drucker wird allerdings statt Papier und Tinte eine spezielle Gips-Kunststoff- pulver Mischung verwendet, die während des schichtweisen Aufbringens von Farbe und Bindemittel aushärtet. „Das Endprodukt ist eine vollfarbige detailgenaue Fotoskulp- tur in einem frei wählbaren Maßstab“, er- klärt Industriedesigner und Firmengründer Andreas Schwirtz mit seinen 80 Kameras, die im 360-Grad-Radius angebracht Andreas Schwirtz das technische Verfahren. sind und jede Bewegung und Körperhaltung des jeweiligen Modells erfassen.

Selbstportraits, Haustiere und Architekturmodelle Seit der Unternehmensgründung vor rund fünf Monaten sind im Studio „Fabberloun- ge“ vor allem Skulpturen von Familienmit- gliedern, Hochzeitspaaren, Selbstportraits und Haustieren gefragt. Die Zukunft sieht der Jungunternehmer neben der Abbildung von Landschaften, Architekturmodellen und Gebäuden insbesondere auch im Eventbe- reich. Konkret investiert Schwirtz in ein „Mobiles 3D-Verfahren“, das sich durch ein- faches Auf- und Abbauen auszeichnet. Da- mit können künftig BesucherInnen von Konzerten, Firmenfeiern oder Hochzeitsgä- ste ein spezielles Andenken mit nach Hause nehmen.

Förderung der Wirtschaftsagentur Fotos: PID / Fürthner Wien als »Booster« Vor allem sind Skulpturen von Familienmitgliedern, Hochzeitspaaren, Selbstportraits und Haustieren in 3D gefragt. Die Förderung der Wirtschaftsagentur Wien bezeichnet Andreas Schwirtz als „aus- besonders wertvoll erachtet Andreas Schwirtz Wirtschaftsagentur Wien den Fokus auf schlaggebenden Booster“ um seine Ge- zudem, daß „ein Dritter meinen Business- junge Unternehmen: Bei den zwei großen schäftsidee auch umzusetzen. Anfang 2013 plan beurteilt und für gut befunden hat“. Förderwettbewerben in der Dienstleistung hat er die Sachgüter-Förderung beantragt, be- Auch heuer können Wiener Unternehmen und der Sachgüterproduktion gibt es für reits im November konnte er starten – „ohne ihre innovativen Projekte bei der Wirt- GründerInnen einen Bonus. Zusätzlich zur die Hilfestellung und Investition der Wirt- schaftsagentur Wien einreichen. Insgesamt Fördersumme erhalten diese Unternehmen schaftsagentur Wien wäre die Realisierung gibt es rund 40 Millionen Euro für die Wie- 5000 Euro Gründungsbonus. „ in dieser Zeit nicht machbar gewesen“. Als ner Wirtschaftsförderung. 2014 setzt die http://fabberlounge.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 103 Wissenschaft & Technik Nutzen für 60.000 Kleinwasserkraftwerke Österreichische Innovation könnte europäischen Wasserkraftmarkt aufmischen – erstmalig Wasserkraftschnecke mit vollständiger Fischdurchgängigkeit angeboten

eil die EU in ihrer aktuellen Wasser- Wrahmenrichtlinie (WRRL) vorschreibt, daß in Europas Flüssen bis 2015 – die klei- neren Bäche bis 2021 – eine durchgängige Fischwanderung zu ermöglichen ist, stöhnen die europäischen Gewässer-Verantwortlichen und Wasserkraftbetreiber über die Energie- verluste und enormen Kosten für die Errich- tung von damit notwendigen Fischwander- hilfen. Nun hat das niederösterreichische Un- ternehmen Hydroconnect unter der Leitung von Walter Albrecht und Paul Edelsegger eine Wasserkraftschnecke mit „Albrecht fishLift inside“ EU-weit patentiert und auf den Markt gebracht, welche laut Experten erstmalig in der Wasserkrafterzeugung den Fisch-Aufstieg und -Abstieg ohne Verlet- zung der Fische ermöglicht und dabei noch erneuerbare Stromenergie produziert.

Beim kürzlich erfolgten Expertenforum Foto: Hydroconnect der „Initiative Fischwanderung und Wasser- Paul Edelsegger (l.) und Walter Albrecht vor einem funktionsfähigen Modell der kraft“ (IFW) diskutierten hochrangige Ex- Hydroconnect-Wasserkraftschnecke mit »Albrecht fishLift« pertInnen im Wirtschaftszentrum Niederös- mentierte dies Kleinwasserkraft-Betreiber keine befriedigende Fischwander- und Rest- terreich in St.Pölten die Ergebnisse des gera- und der Vizepräsident des Vereins Kleinwas- wasser-Lösung, es besteht extremer Nach- de fertig erstellten Monitorings der Uni- serkraft Österreich, Johann Taubinger: „Ein holbedarf zur Erfüllung der europäischen versität für Bodenkultur Wien – Institut für Wahnsinn, wenn wir jetzt wegen Rücksicht- WRRL.“ Hydrobiologie und Gewässermanagement nahmen auf gewohnte Technologien und Die Hauptverantwortlichen haben sich – (IHG) über die Hydroconnect-Innovation in vorgegebene Fristen eine gute neue Lösung im Konsens mit praktisch allen 22 hochran- einer Testanlage an der Jeßnitz. Monitoring- nicht rasch realisieren könnten!“ Helmut gigen TeilnehmerInnen des Forums – letzt- Leiter Bernhard Zeiringer attestierte, daß der Belanyecz vom Österreichischen Kuratorium lich dazu entschlossen, mehrere Pilotprojek- „Albrecht-fishlift“ für den qualitativen Fisch- für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) te so rasch wie möglich zu starten und ergän- aufstieg voll funktionsfähig und die Wasser- zeigte sich sehr angetan vom „Albrecht- zend eine weitere Monitoring-Serie für die kraftschnecke sehr gut für den Fischabstieg Fischlift“: „Wir unterstützen diese Lösungen unterhalb der alpinen Ebene liegenden Ge- geeignet ist. Univ. Prof. Mathias Jungwirth für Artenschutz und Erneuerbare Energie wässer einzurichten, um „auch in diesem wies dabei darauf hin, daß in den letzten 100 und wünschen uns baldige Umsetzung.“ Die Bereich die Funktionsfähigkeit der Hydro- Jahren die Populationen der europäischen Vertreter der großen Energieversorger und connect Wasserkraftschnecke nachweisen zu Fische drastisch gesunken sind: „Zum Bei- Wasserkraftwerke wie Friedrich Zemanek können.“ spiel gibt es im Inn heute nur mehr zwei von EVN zeigten sich davon begeistert, daß Die Technologie setzt neue Maßstäbe am Fischarten, 1920 sind es noch 28 gewesen.“ die Anlage der Hydroconnect offensichtlich Kleinwasserkraft-Sektor: Eine äußere, um- Gisela Ofenböck vom Lebensministe- als einzige Wasserkraftschnecke „wasserver- mantelte Triebwasserschnecke (die Fische rium gab bekannt, daß „allein in Österreich“ lustfrei“ arbeitet, also einen höheren Ener- können dort einfach und sicher mit dem 33.000 Fischwanderhindernissen bestehen giewirkungsgrad erzielen kann und regten Triebwasser absteigen) beinhaltet eine inne- und nur mehr ein kleiner Spielraum für Frist- ein akkordiertes Vorgehen an. re, gegenläufig gewundene Fischliftschnek- verlängerungen für die Einhaltung der Nach einer Recherche von Lusak Consul- ke, die nach dem archimedischen Prinzip WRRL bestehe. ting (Umfrage bei den WKO-Außenhan- Wasser in den Oberlauf befördert: angelockt Als Knackpunkte für die Realisierung delsstelle und Experteninterviews) läßt sich durch die Wasserströmung schwimmen Fische von Hydroconnect-Wasserkraftschnecken für Europa (ohne GUS-Staaten) ein Gesamt- in den Eingang und werden ohne Verlet- wurden der relevante Leitfaden des Lebens- potential von 45.000 bis 60.000 Kleinwas- zungsrisiko und ohne Anstrengung in das ministeriums und die individuellen Betriebs- serkraftwerke ermitteln. Wolfgang Lusak: Oberwasser befördert. „ genehmigungen genannt. Emotional kom- „In Europa haben 90 Prozent der Betreiber http://www.hydroconnect.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 104 Kultur Experiment Metropole 1873: Wien und die Weltausstellung – von 15. Mai bis 28. September 2014 im Wien Museum am Karlsplatz © Wien Museum Wien zur Zeit der Weltausstellung, 1873, auf einem Ölgemälde von Josef Langl ach der Großausstellung „Kampf um Kuppelbau der Welt und neues Wahrzeichen tion von über 1600 Fotos, von denen viele Ndie Stadt“ zu Politik, Kunst und Alltag für Wien, sowie eine 800 Meter lange Ma- gezeigt werden. Zu sehen sind auch zahlrei- um 1930 zeigt das Wien Museum wieder ein schinenhalle. Über sieben Millionen Besu- che Originalobjekte, die auf der Weltaus- Epochenpanorama: Diesmal geht es um die cherInnen kamen vom 1. Mai bis zum 2. No- stellung 1873 präsentiert wurden. Die Schau Zeit um 1870, eine entscheidende Transfor- vember, doch die Ziele wurden nur zum Teil ist nach „Alt-Wien. Die Stadt, die niemals mationsphase Wiens auf dem Weg zur mo- erreicht. 1873 war auch das Jahr des großen war“ (2004) und „Kampf um die Stadt. dernen Großstadt mit Metropolenanspruch. Börsenkrachs, mit dem eine Phase des Wirt- Politik, Kunst und Alltag um 1930“ (2009) Um 1850 hatte Wien 550.000 Einwohner, 20 schaftsbooms und des Fortschrittsoptimis- das letzte Ausstellungs-Großprojekt von Jahre später bereits rund eine Million. mus jäh zu Ende ging. Wolfgang Kos im Wien Museum, dessen Di- 1873 wurde für die Stadt zum entschei- Die Ausstellung im Wien Museum er- rektionszeit nächstes Jahr zu Ende geht. denden Schwellenjahr. Wie der Bau der zählt von großen Bauprojekten und sozialen Ringstraße, symbolisierte die Weltausstel- Aufsteigern der Gründerzeit, von sozialem Ein »Fest des Fortschritts«: lung den Ehrgeiz Wiens, internationale Be- Elend, Migration und dem Anfang der Mas- Wie es zur Weltausstellung kam deutung zu erlangen. Sie war die erste glo- senparteien, von der Beschleunigung der 1867 war ein Wendejahr: Nach katastro- bale Leistungsschau, die nicht in London Mobilität und dem Fortschritt in Medizin phalen Jahren erholte sich die Wirtschaft oder Paris stattfand, und man protzte mit und Technik, von den Moden der Zeit und schlagartig. Eine „Wunderernte“ eröffnete Superlativen: Fünfmal größere Fläche als einer Hochblüte der dekorativen Künste. Ein Exportchancen, mit der Staatsreform, aus zuvor in Paris, 53.000 Aussteller aus 35 Län- überwiegender Teil der rund 1000 Exponate der die Doppelmonarchie resultierte („Aus- dern, 194 Pavillons in extravaganten Bau- stammt aus der Sammlung des Wien Mu- gleich“ mit Ungarn), stellte man die Han- stilen, dazu der Industriepalast mit der 85 seums. Im Zentrum steht der umfangreiche dels-, Zoll- und Steuerpolitik auf eine neue Meter hohen Rotunde, damals der größte Bestand der Wiener Photographen-Associa- Grundlage. Als Motoren des Aufschwungs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 105 Kultur © Wien Museum Siegerentwurf für das neue Wiener Rathaus, 1869, Friedrich von Schmidt, Aquarellierte Federzeichnung

fungierten Eisenerzeugung, Maschinenindu- tan Felder, der vor zu hohen Kosten warnte. Die Stadt als Baustelle strie und Baubranche. Wien etablierte sich Noch war der Einfluß der Kommunalpolitik Die Kommunalpolitiker der liberalen Ära als Finanzplatz, bis 1873 schossen unzähli- begrenzt, doch mit dem Ende des neoabsolu- stellten die Weichen für eine technische ge, teils dubiose Aktiengesellschaften aus tistischen Regimes ab den 1860er-Jahren er- Infrastruktur, die zur Voraussetzung des öko- dem Boden. weiterte sich deren Spielraum. Zum weithin nomischen Aufschwungs wurden und die Diese „fetten“ Jahre boten die Gelegen- sichtbaren Symbol des gestiegenen Selbst- Stadt radikal veränderte. Dazu zählte etwa heit, um einen von Industriellen, Gewerbe- bewußtseins der Kommune gegenüber dem die Donauregulierung, die aufgrund des treibenden und Handelspolitikern sowie von Kaiserhaus wurde das monumentale neue Hochwasserschutzes, aber auch wegen der Befürwortern einer Kunstgewerbereform Rathaus, mit dessen Bau 1873 begonnen Stadterweiterung in Angriff genommen lange gehegten Plan in die Tat umzusetzen: wurde. wurde. Vom Näherrücken der Donau an die eine Weltausstellung in Wien. Seit der „Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations“ in London 1851 hatte es drei weitere Weltausstellungen (1855 und 1867 in Paris, 1862 in London) gegeben. Diese „Feste des Fortschritts“ fungierten nicht nur als Plattform für den globalen Wissens- austausch zwischen Ingenieuren und Fabri- kanten, sondern boten der bürgerlichen Ge- sellschaft und dem Gastgeberland eine idea- le Bühne für Selbstinszenierung und Image- gewinn. Das gründerzeitliche Wien befand sich „auf der Überholspur“ und beabsichtig- te, sich der Welt gleichsam im Laborbericht als moderne Großstadt auf dem Weg zur Metropole zu präsentieren. Erst 1870 – also knapp drei Jahre vor Eröffnung – erließ Kaiser Franz Joseph eine allerhöchste Entschließung zur Abhaltung der Weltausstellung, gegen den Widerstand

der Gemeinderäte, der kommunalen Behör- © Wien Museum den sowie des Wiener Bürgermeisters Caje- Ringstraßenbaustelle mit Heinrichshof, um 1863, Fotografie

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aus dem Rax-Schneeberg-Gebiet für die Millionenstadt erschloß. Aufgrund von Pla- nungsfehlern sowie rasant steigendem Was- serbedarf kam es jedoch in Folge immer wieder zu Wassermangel. Neben der Wasser- ver- und -entsorgung wurde ein weiteres hygienisches Problem angegangen: Wie die gesamte Stadt mußten auch die ‚kommuna- len‘ Friedhöfe zur Jahrhundertmitte drin- gend erweitert werden. 1863 beschloß der Gemeinderat eine zentrale Planung, elf Jahre später wurde der Zentralfriedhof in Simme- ring offiziell eröffnet. Zur „Begräbnisfrage“ gehörten technische, religiöse und kulturelle Aspekte, die in Wien kontrovers diskutiert wurden. Nicht zuletzt erlebte das Verkehrswesen in Wien einen tiefgreifenden Wandel: Um 1870 wurden vier der sechs großen Gründer- zeit-Bahnhöfe gebaut (Südbahnhof, Nord- © Wien Museum Bau der Reichsbrücke, 1873, Fotografie westbahnhof, Franz-Josefs-Bahnhof, Staats- bahnhof (der später Ostbahnhof), innerhalb Stadt mittels eines Durchstichs erwartete Dampfmaschinen, konnte dieser Plan inner- von sechs Jahren entstanden fünf Brücken man sich Handels-, Gewerbe- und Verkehrs- halb weniger Jahre – von 1869 bis 1875 – über die neu regulierte Donau, u. a. die vorteile, die Donau sollte zur Wasserstraße ausgeführt werden. Kaiser-Franz-Josefs-Brücke (Floridsdorfer werden. Die Idee, den Hauptstrom in ein ein- Das teuerste städtische Infrastrukturpro- Brücke) sowie die Kronprinz-Rudolf-Brücke heitliches und geradliniges Bett zu fassen, jekt war der Bau der Ersten Hochquellen- (Reichsbrücke). Die Gemeinde ließ aus war nicht neu. Doch erst jetzt, mithilfe neuer wasserleitung (1870-73), die alpine Quellen Anlaß der Weltausstellung außerdem Brük- © Wien Museum Auf dem Dach der Rotunde, 1873, Franz Kollarz, Xylografie

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ken über den Donaukanal und den Wienfluß ein Tramway-Grundnetz mit den Ringlinien Markt hatte zur Folge, daß die Stadterweite- renovieren oder neu bauen. Nicht als und ersten Verbindungen in die Vororte, rung an der Peripherie von „amerikanischer“ Aufgabe der Kommune sah man den Ausbau wobei die Züge noch von Pferden gezogen Rasterbebauung geprägt wurde (Stichwort des öffentlichen Verkehrs an, den man priva- wurden. Auch der Wohnungsmarkt kümmer- „Zinskasernen“). Angesichts hunderttausen- ten Investoren überließ: Bis 1873 entstand te die Kommunalpolitik wenig, der freie der Arbeitsmigranten und galoppierender Lebenshaltungskosten verschärften sich das Wohnungsproblem und das soziale Elend rasant.

Boulevard der großen Ambitionen: Die Ringstraße Neben der Weltausstellung selbst ist die Ringstraße ein zentrales Thema der Aus- stellung. 1857 hatte der Kaiser den Abbruch der Stadtmauern und die Verbauung des Glacis angeordnet, ein Jahr später brachte ein internationaler Städtewettbewerb den „Grundplan“ hervor, der als Leitbild die wichtigsten Monumentalbauten, Grünflä- chen, Sichtbezüge und Plätze festlegte. Die Ringstraße war ein staatlich gelenktes, zen- tralistisches Großprojekt. Die Oberaufsicht lag beim Innenministerium, die Gemeinde Wien war zum Zuschauer degradiert, mußte aber das neue Straßen- und Kanalnetz finan- zieren. Der Bau von „Neu-Wien“ wurde zu einem Konfliktfeld zwischen Kaiserhof, Regierung, Militärverwaltung und Kommu- ne. Kompromisse wurden unter anderem durch die unentgeltliche Überlassung von Grundstücken für Stadtpark und Rathaus- platz erzielt. Mit den Erlösen aus dem Ver- kauf von Grundstücken an Private konnte der Staat Repräsentationsbauten wie die Oper finanzieren. Am 1.Mai 1865 wurde die Ringstraße feierlich eröffnet – obwohl ein Großteil des Boulevards noch unbebaut und erst in Pla- nung war. Am Opern-, Kärntner- und Schu- bertring standen allerdings schon größten- teils bewohnte Gebäude, der Wirtschafts- boom führte bis 1873 zu weiterer intensiver privater Bautätigkeit. Aus Lehm wurde „Gold“, wie die Karriere des Ziegelfabri- kanten Heinrich Drasche veranschaulicht, der 1869 die Aktiengesellschaft „Wienerber- ger“ gründete, dadurch zum reichsten Mann Wiens aufstieg und gegenüber der Oper den riesigen Heinrichhof als Wohnpalast neuen Typs errichten ließ. 1873 waren die wichtigsten öffentliche Bauten bereits in Bau oder in Diskussion, etwa das neue Rathaus, das Parlament oder die Museen. Wiens führende Architekten wie Heinrich Ferstel, Theophil Hansen und Friedrich Schmidt planten die ersten Hauptwerke des „Wiener Stils“, eine

© Wien Museum besonders reiche Variante der Neorenaissan- Haupteingang der Weltausstellung (Ausschnitt), 1873, Fotografie ce, die international Furore machte.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 108 Kultur © Wien Museum Bau des Industriepalasts, 1872, Fotografie (Ausschnitt) Eine Stadt in der Stadt: auf das emotionale Erlebnis von Warenviel- lichen Objekten und frönte dem „guten Ge- Die Weltausstellung falt, Luxus und Exotik. Die Weltausstellung schmack“, wobei aus österreichischer Sicht Nach dem kaiserlichen Beschluß zur fungierte nicht nur als wirtschaftliche Im- vor allem jene Luxusartikel hervorstachen, Ausrichtung der Weltausstellung entstand in pulsgeberin, sondern bot auch einem breiten deren Stil als „Wiener Renaissance“ interna- kürzester Zeit eine eigene Planstadt gewalti- Publikum als globales Schaufenster neue tional gelobt wurde. Künstlerische Entwürfe gen Ausmaßes im Wiener Prater (als Alter- Erlebnisdimensionen: Man „besichtigte“ das von Bildhauern und Architekten sowie präzi- native dazu war auch der Platz des heutigen Industriezeitalter, bestaunte die lärmenden se handwerkliche Ausführung waren Folge Rathauses in Diskussion), was angesichts Dampf-, Web- oder Nähmaschinen, infor- der Kunstgewerbereform – und bildeten die dessen Entfernung beachtliche Kosten verur- mierte sich über Innovationen in Transport- Grundlagen für deren Erfolg. sachte. Denn es wurden nicht nur giganti- wesen oder Wissenschaft. Eine konsumfreu- Doch es ging nicht nur darum, das sche Industrie-, Maschinen- und Kunsthallen dige Gesellschaft schwelgte in der zusam- Publikum zu bilden, sondern ebenso um Un- sowie fast 200 Länder- und Firmenpavillons mengetragenen Überfülle von kunstgewerb- terhaltung und die Faszination der Ferne. Im errichtet, sondern auch eine moderne Infra- struktur mit Kanalisation, Schienentrassen und einem eigenen Ausstellungsbahnhof. Gleichsam als Nebenprojekt erfolgte auch der Um- und Ausbau des alteingesessenen Wurstelpraters zum Volksprater. Die Vorbereitungszeit für die Weltaus- stellung war denkbar knapp bemessen. Durch die Möglichkeiten des modernen Ver- kehrswesens und der Kommunikation (Tele- grafie) ließen sich allerdings in kurzer Zeit weltweite Beteiligungen organisieren, logi- stische Probleme bei der Herbeiführung zig- tausender Ausstellungsstücke bewältigen und enorme Besucherströme mobilisieren. Weltausstellungen waren konzipiert als populäre Menschheitsenzyklopädien, die die unterschiedlichsten Aspekte – Industrie, Technik, Wissenschaft, Kunst, Kultur etc. – abdecken sollten. Der Auftrag der Weltreprä-

sentation mit Attributen wie Fortschritt, © Wien Museum Leistung und Geschwindigkeit traf in Wien Präsentation von Sanitäreinrichtung, 1873, Fotografie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 109 Kultur © Wien Museum Besuch der Kaiserin Elisabeth in der Volksküche in der Schönlaterngasse, 1875, August Mansfeld, Ölgemälde Prater konnte man eine architektonische Hinblick auf die erfolgreiche Wirtschaftsför- newalds, ebenso wie die Nordpolexpedition, Weltreise unternehmen, fremde Menschen in derung und den gelungenen Wissenstransfer die nach zweijähriger Gefangenschaft im Eis exotischer Tracht und authentische Speisen ziehen. Dessen ungeachtet erreichte es die k. 1874 zurückkehrte. Großhotels wie Metro- aus aller Welt wurden zum Stadtgespräch, im k. Residenzstadt, sich erstmals seit dem Wie- pol und Imperial sperrten auf, Lobmeyr nordamerikanischen Indianer-Wigwam ser- ner Kongreß wieder ins Blickfeld der brachte die erste Glasserie im „arabischen vierte man Cocktails. Die größte Anzie- Weltöffentlichkeit zu rücken. Stil“ heraus. Die neuesten Moden kamen aus hungskraft übten die orientalischen und asi- den großen Metropolen, so auch pompöse atischen Pavillons aus. Sie wurden zu einem Von der Rohrpost bis Kleider mit exzentrischem „Cul de Paris“. besonderen Charakteristikum der Wiener zur Nordpolexpedition Neben Wolfgang Kos fungiert Ralph Ausstellung und lösten Trends in Mode, Neben den erwähnten Themen wirft die Gleis als Kurator der Ausstellung. Der Kunstgewerbe und Lifestyle aus. Ausstellung im Wien Museum Schlaglichter Kunsthistoriker verantwortete zuletzt die Von der Weltausstellung 1873 ist vor auf Massenvergnügungen der Gründerzeit, große Makart-Ausstellung im Künstlerhaus allem das riesige finanzielle Defizit in das Innovationen bei Wohnkultur und Inge- (2011) und war einer der Kuratoren bei den kollektive Gedächtnis eingegangen – 4,2 nieurskunst, auf die Rolle der illustrierten Ausstellungen „Gründerzeit. 1848-1871. Millionen Einnahmen standen Ausgaben in Medien, Erfindungen wie die Rohrpost und Industrie & Lebensträume zwischen Vormärz Höhe von 19 Millionen Gulden gegenüber. nicht zuletzt auf die zeitgenössischen und Kaiserreich“ im Deutschen Historischen Die Hoffnungen auf Besucherströme und Kunstdiskurse. Als Musikhauptstadt bot Museum in Berlin (2008) sowie „Bilder im einen beträchtlichen Kapitalzufluß hatten Wien um 1870 die Bühne für einen musika- Kopf: Ikonen der Zeitgeschichte“ im Haus sich im Spekulationsfieber der Zeit zu völlig lischen „Titatenkampf“ zwischen dem „Vol- der Geschichte in Bonn (2009). Die Ge- überzogenen Erwartungen gesteigert. Ko- lender“ der Wiener Klassik Johannes Brahms staltung der Ausstellung übernahmen BWM stenexplosion, Börsenkrach und – nicht zu- auf der einen und den Neuerern Anton Architekten, für die Grafik zeichnet das letzt aufgrund der Choleraepidemie – weni- Bruckner und Richard Wagner auf der ande- Büro Perndl+Co verantwortlich. Zur Aus- ger Gäste als erhofft, führten zu einer starken ren Seite. In die frühen 1870er-Jahre fällt stellung erscheint ein 580 Seiten starker Ka- Ernüchterung. Positive Bilanz konnten le- außerdem Österreichs erste ökologische talog im Czernin Verlag. „ diglich einzelne Aussteller und Besucher im Kampagne gegen die Abholzung des Wie- http://www.wienmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 110 Kultur Tirol – München Begegnungen von 1880 bis heute – von 11. April bis 24. August 2014 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum © Tiroler Landesmuseum Joseph Wopfner, »Fischer am Chiemsee«, 1886, Öl auf Holz, 21,1 x 28 cm öhepunkt der Tiroler Landesmuseen im wie Franz von Defregger, Mathias Schmid, für Künstler aus Tirol überregionale Be- HAusstellungsjahr 2014 ist die Schau Leo Putz, Albin Egger-Lienz, Rudolf Nißl, deutung als Auftraggeber für Fresken, Altar- „Tirol – München“. Sie beleuchtet die facet- Franz von Stuck, Gabriele Münter, Alexan- entwürfe oder Altargemälde zu. tenreichen Beziehungen zwischen der Kunst der Kanoldt, Adolf Hölzel, Gerhild Diesner, in München und jener in Tirol seit dem aus- Heinz Gappmayr und Peter Kogler. Wechselseitige Befruchtung gehenden 19. Jahrhundert. Im Zentrum ste- Schon lange bevor München in den „Die Ausstellung zeigt, daß die Kunst wie hen die Ausbildung Tiroler Künstler sowie 1890er Jahren neben Paris international zu so viele andere Bereiche auch vom Aus- die Künstlervereinigungen und der Ausstel- einer der wichtigsten Kunstmetropolen avan- tausch lebt. Die prachtvollen Werke sind lungsbetrieb in München. Ins Blickfeld ge- ciert, gibt es einen regen künstlerischen Zeugnis der wechselseitigen Befruchtung von rückt werden die rege Reisetätigkeit der Austausch zwischen Bayern und Tirol. Die Künstlern aus Tirol und nördlich der Alpen“, Künstler und die Künstlerkolonien, die sich Landschaft Tirols als Motiv der bildenden betont Wolfgang Meighörner, Direktor der um 1900 in Dachau bei München, am Kunst spielt bereits seit der Entdeckung der Tiroler Landesmuseen. „Mein Dank gilt Carl Chiemsee oder in Klausen in Südtirol bilden. Alpen eine besondere Rolle. Große Bedeu- Kraus, Günther Moschig und Peter Weier- Die Ausstellung im Ferdinandeum spannt tung erlangt sie vor allem im 19. Jahrhun- mair, die maßgeblich am Konzept dieser den Bogen weiter bis in die zweite Hälfte dert, als die Künstler der „Münchner Schu- Schau mitgearbeitet haben“, hält Günther des 20. Jahrhunderts, in der München nach le“ beginnen, das bayerische Alpenvorland Dankl, Kurator und Kustos der Kunstge- einer langjährigen Durststrecke wieder für und die angrenzenden Alpen mit dem Zei- schichtlichen Sammlungen ab 1900 & Gra- Tiroler Künstler an Attraktivität gewinnt. Zu chenblock bzw. Pinsel und Palette in der phischen Sammlungen der Tiroler Landes- sehen sind um die 80 Gemälde, Zeichnun- Hand zu durchwandern. Umgekehrt kommt museen, fest und ergänzt: „Wir möchten mit gen, Grafiken und Skulpturen von Künstlern seit dem Barock dem süddeutschen Raum dieser Präsentation spannende Entwicklungs-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 111 Kultur linien der Kunstgeschichte Tirols nachvoll- ziehbar machen.“

Die Münchner Akademie als Anziehungspunkt Durch das Wirken von Karl Theodor von Pilotys, der 1856 an die Münchner Akade- mie berufen wird, entwickelt sich diese zu einem herausragenden Ausbildungsort. Im- mer mehr Tiroler Künstler fühlen sich von der Stadt an der Isar angezogen. In den 1870er - Jahren ist die Münchner Akademie bereits die populärste Ausbildungs- und Begeg- nungsstätte für junge Tiroler Künstler. Von 1850 bis 1920 studieren dort über 200 Tiro- ler. 1893 zählt die Stadt 2000 Kunststuden- ten. Einheimische und Zugereiste, Maler wie Wassily Kandinsky oder Paul Klee, Schrift- steller wie Frank Wedekind und Henrik Ibsen und Komponisten wie Max Reger tref- fen Ende des 19. Jahrhunderts in der Kunst- metropole aufeinander. Ort der Begegnung ist u. a. der Biergarten, der zu einem belieb- ten Thema in der Malerei wird. In der Aus- stellung im Ferdinandeum ist Max Lieber- manns Pastell „Biergarten“ von 1889, das wohl populärste Bild dieses Sujets, neben Rudolf Nißls Darstellung von 1902 und Theodor von Hörmanns menschenleerem „Biergarten in Dachau“ von 1892 zu sehen. Die bekanntesten Tiroler Künstler, die in dieser Zeit in München ihre Ausbildung er- fahren, sind Franz von Defregger, Mathias Schmid und Alois Gabl, auch „Tiroler Kleeblatt“ genannt. Defregger wird im deut- schen und speziell im Münchner Raum als impulsgebender „Münchner“ Künstler gese- © Tiroler Landesmuseum Albin Egger-Lienz, Kopie des Selbstbildnisses Franz von Defregger, 1894, Öl auf hen. Von 1878 bis 1910 wirkt er als Profes- Holz, 52,5 x 42,2 cm sor für Historienmalerei an der Akademie. Mit dem aus München stammenden Franz ler. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahr- noldt. Letzterer gründet gemeinsam mit Adolf von Lenbach verbindet ihn eine tiefe Freund- hunderts bildet sich in Dachau ebenfalls eine Erbslöh die „Neue Künstlervereinigung schaft. Künstlerkolonie. Eine zentrale Rolle spielt München“, der u. a. Franz Marc und Wassily der in Wien und München ausgebildete Kandinsky beitreten. Künstlerkolonien am Chiemsee, Adolf Hölzel. Sowohl Leo Putz als auch der 1908 halten sich auch die Künstler des in Dachau und Klausen aus Imst stammende Initiator der Wiener Se- „Blauen Reiters“ Gabriele Münter und Parallel zur Genrekunst Defreggers und cession Theodor von Hörmann halten sich in Wassily Kandinsky in Südtirol auf. Die dort Porträtkunst Lenbachs setzt Wilhelm Leibl den Herbst- und Wintermonaten 1892 in entstandenen Gemälde und Fotos von Mün- der „offiziellen“ gründerzeitlichen Malerei Dachau auf. Hörmann schafft in der Zeit ter sowie Reproduktionen aus dem „Skiz- einen bedingungslosen Realismus entgegen. eine Reihe von Gemälden mit Buchenwald- zenheft 25“ von Kandinsky dokumentieren Zum Kreis um Leibl gehört Joseph Wopfner. motiven – Stimmungsbilder, bei denen der diesen prägenden Aufenthalt in Lana. Franz Der aus Schwaz in Tirol stammende Maler Maler das Wirken der Natur und ihre Seele Marc reist 1913, am Vorabend des Ersten schließt sich nach seiner Ausbildung an der einfängt. Weltkriegs, nach Südtirol. Ergebnis dieses Münchner Akademie der Malerkolonie um Insbesondere ab 1874 wird auch das Aufenthalts sind seine Gemälde „Das arme Karl Raupp auf Frauenwörth an und steigt in Südtiroler Städtchen Klausen zum weithin Land Tirol“(1913) und „Tirol“ (1914). der Folge zu den führenden Malern der geschätzten Treffpunkt für Kunstschaffende Der wohl bedeutendste Künstler Tirols, Künstlerkolonie am Chiemsee auf. aus München und dem süddeutschen Raum. der von 1884 bis 1893 in München studiert, Die Menschen und die Landschaft im Zu den bekanntesten Künstlern dieser bis ist Albin Egger-Lienz. Auf der Tradition der Dachauer Moos im Umland von München 1914 bestehenden Künstlerkolonie zählen Historienmalerei Münchner Prägung fußend sind ein weiterer Anziehungspunkt für Ma- u. a. Alexander Koester und Alexander Ka- und beeindruckt von den internationalen

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Asthetischer Paradigmen- wechsel um 1900 Noch starker als Wien bildet München um 1900 die Keimstatte fur das Aufkommen einer künstlerischen Moderne, die auch auf Tirol Auswirkungen hat. Als Abspaltung von der konservativen Münchner Künstlergenos- senschaft wird 1892 die Münchener Seces- sion•gegründet, die fortschrittlichste Künst- lervereinigung dieser Zeit. Statt realitatsge- treuer Abbildung thematisieren ihre Vertreter die Malmittel selbst und stellen die Kompo- sition von Farben, Formen und Lichteffekten in den Mittelpunkt. Der Salonmalerei des akademischen Historismus, gepragt von Lenbach, oder der Genremalerei der Münch- ner Schule, wie sie Defregger lehrt, steht die Munchener Secession kritisch gegenüber. Mit dem asthetischen Paradigmenwechsel dieser Künstler geht der Begriff Jugendstil einher. Der Name leitet sich von der seit

© Tiroler Landesmuseum 1896 in München publizierten Zeitschrift Joseph Wopfner, Kreuzenthüllung auf dem Hochfellen im Chiemgau, um 1886, Öl „Jugend“ ab und ist zunachst abwertend ge- auf Pappe, 23 x 31 cm meint. Vertreter der Münchener Secession sind Friedrich Hell, August Pezzey, Rudolf Nisl, Eduard Thony, Leo Putz und Hans Josef Weber-Tyrol. Sie werden noch vor 1900 an der Akademie ausgebildet. Mit ihren großen Internationalen Sommerausstellungen•trägt die Münchener Secession maßgeblich zur Verbreitung der internationalen modernen Kunst bei. Bis 1914 stellen 25 Tiroler Künst- ler aus, so u. a. Friedrich Hell, Theodor von Hormann, Max von Esterle, Hans Perathoner oder der Fotograf Heinrich Kuhn. Putz und Weber-Tyrol finden ihren Weg zu einem von der Münchner Kunst gepräg- ten impressionistischen Gestalten. Statt rei- nen Landschaftsphanomenen spiegeln die Künstler in der Natur das Seelenleben der dargestellten Personen. Einen zentralen Werkkomplex im Schaffen von Putz bildet das Motiv „Frau im Kahn“. Inspiration fin- det er dafür bei seinen zahlreichen Ausflü- gen an den Chiemsee. In seinen symboli- schen, figurativen Bildschöpfungen verar- beitet Putz die koloristischen Erfahrungen der französischen Pointillisten. Als Mitar- beiter der Zeitschrift „Jugend“ ist er den de-

© Sammlung Siegfried Unterberger, Meran korativen, flächigen Formen verpflichtet. Eduard Thöny, Der Märtyrer / Der Ernst des Lebens, 1897, Abgebildet in: Die Ausstellung im Ferdinandeum pras- Simplicissimus 2. Jg. 1879/98, Heft Nr. 50, S. 396 Mischtechnik (Tusche, entiert einige seiner Hauptwerke wie „Stille Tuschpinsel, Aquarell) auf Papier, 22 x 23,2 cm Zeit“ von 1910 und „Sommerträume“ von Begegnungen mit dem Impressionismus und hochschule aufgibt und nach St. Justina bei 1907. der Kunst Rodins und Meuniers in München Bozen übersiedelt, folgt ihm ein Teil seiner Von der Münchener Secession kommt es wird er zum Erneuerer der Tiroler Malerei Schüler nach Südtirol. Als Standort für seine zu weiteren Abspaltungen. Kandinsky grün- des 20. Jahrhunderts. Als Egger-Lienz 1913 „Vereinigung der Kunstschüler Egger-Lienz“ det 1901 die Gruppe „Phalanx“, zehn Jahre seine Lehrstelle an der Weimarer Kunst- wählt der Künstler ebenfalls Klausen. später die „Neue Münchner Kunstlervereini-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 113 Kultur gung“, aus der sich der „Blaue Reiter“ mit expressionistischer und diskursiver Ausrich- tung entwickelt. Putz sagt sich bereits 1899 von der Secession los und wird Gründungs- mitglied der Künstlergruppe „Die Scholle“, die zwischen der Münchener Secession und dem Blauen Reiter angesiedelt ist. Im Fokus dieser Gruppierung stehen neue figurative Themen, deren Expressivität eine farbenin- tensive Bildwelt entstehen läßt. Nach der Etablierung der meisten Mitglieder im Kunstbetrieb löst sich die Scholle 1911 auf. Der progressive Thony arbeitet u. a. mit Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson oder Ferdinand von Reznièek für die 1896 gegründete politisch-satirische Wochenschrift

„Simplicissimus“. Da diese die wilhelmini- Foto: TLM / Wolfgang Lackner sche Politik und die bürgerliche Moral ins Blick in die Ausstellung: Arbeiten von Hans Ladner und seinen Schülern; Walter Moroder: Scura, 2007; Zirbelkiefer, Bologneser Kreide, Acryl, Sägemehl, Leim; Visier nimmt, kommt es oft zu Zensuren Höhe 175 cm; Courtesy Galerie Chobot, Wien oder gar Beschlagnahmungen. in Tirol niederläßt. Auch Leo Putz wird nach sich entwickeln. Von Peter Senoner ist seine Zwischenkriegszeit und antinationalsozialistischen Äußerungen aus mehrere Meter hohe Installation „Zack“ zu »Entartete Kunst« der „Reichskulturkammer“ ausgeschlossen sehen. Mit der konkreten Form des Kubus Im Gegensatz zu Berlin oder Paris kann und mit einem Malverbot belegt. beschäftigen sich Pia Steixner und Helmut man in München nicht von den goldenen Künstler aus Tirol, die bis 1944 an der Nindl. 20er-Jahren sprechen. Viele bekannte Künst- jährlich stattfindenden „Großen Deutschen ler wie z. B. Franz Marc sind im Krieg gefal- Kunstausstellung“ teilnehmen, sind u. a. Ru- Studio UND und Kollektivmalerei len oder kehren nicht mehr nach Munchen dolf Nißl, Sepp Ringl, Oskar Wiedenhofer Als Gegenpole zur noch traditionell aus- zurück. Darüber hinaus erschüttern tiefgrei- und Hubert Lanzinger. Letzterer ist 1937 mit gerichteten Akademie der bildenden Künste fende gesellschaftspolitische Spannungen dem Bild „Der Bannerträger“ prominent ver- in den 1960er und 70er Jahren hebt „Tirol – die Stadt an der Isar. In den Jahren zwischen treten. Ebenfalls in der Kunstausstellung ge- München“ das Studio UND sowie Gruppie- den beiden Weltkriegen studieren dennoch zeigt werden u. a. Werke von Eduard Thöny rungen wie „Geflecht“, „Kollektiv Herzog- Persönlichkeiten wie Wilhelm Nicolaus Pra- und Max Spielmann, der als Kriegsbericht- straße”, „WeibsBilder“ und „King Kong chensky, Herbert Gurschner, Leo Sebastian erstatter die Gräuel des Krieges an vorder- Kunstkabinett“ hervor. Das auf Konzept- Humer, Johannes Troyer und Christian Hess ster Front miterlebt. Spielmanns anklagende kunst und analytische Malerei ausgerichtete in München. Wahrend sich Prachensky zu- Erlebnisempfindungen des Krieges zeigen Studio UND ist eine wichtige Begegnungs- nächst als Gestalter harmonisch aufeinander den Zwiespalt, mit dem die propagandisti- stätte für den 2010 verstorbenen Künstler abgestimmter Stadtlandschaften hervortut, sche und offiziell anerkannte Kunst des Heinz Gappmayr. Gruppen, die ihre Bilder gehort der aus Brixen stammende Humer mit „Tausendjährigen Reiches“ zuweilen belegt im Kollektiv zu finden suchen, greifen laut- zu den führenden Vertretern der Neuen ist. stark in die Diskussion um die Kunst ein und Sachlichkeit in Tirol. beeindrucken damit in München lebende Am 18. Juli 1937 eröffnet Adolf Hitler Die Jahre nach 1945: Neue Künstler und solche aus Tirol wie z. B. Katja persönlich die „Große Deutsche Kunstaus- Impulse durch Hans Ladner Duftner. stellung“ im Haus der Kunst. Sie wird als die In den Jahren nach 1945 hat München Das Arbeiten im Kollektiv greifen auch bedeutendste kulturelle Veranstaltung des seine führende Rolle für die Kunst Tirols Klaus Auderer und Robert Gfader auf. Ihr nationalsozialistischen Deutschlands propa- eingebüßt. Die Akademie der bildenden 2009 begonnenes Projekt „Chessdrawings” giert. In seiner Rede stellt Hitler ausführlich Künste in Wien hat der Münchner Akademie hat sich zu einem Zeichnen in größeren das nationalsozialistische Verständnis von den Rang streitig gemacht. Erst mit dem Gruppen mit internationaler Beteiligung ent- „deutscher Kunst“ dar. Einen Tag später star- Wirken von Hans Ladner ab 1968 wird für wickelt. Auf das erste Exponat der Aus- tet in den Hofgartenarkaden die von den Na- eine Reihe von Künstlern aus Tirol und Süd- stellung „Tirol – München“ trifft man bereits tionalsozialisten organisierte Ausstellung tirol die Münchner Akademie wieder zur be- vor dem Betreten des Museums: Der Tiroler „Entartete Kunst“. Gezeigt werden 600 Wer- vorzugten Ausbildungsstätte. Künstler Michael Schrattenthaler rekonstru- ke, die zuvor in deutschen Museen und Beispielhaft für die vielen Tiroler Studen- iert vor dem Ferdinandeum seine Münchner Sammlungen beschlagnahmt wurden bzw. ten von Hans Ladner werden im Ferdinan- Studentenwohnung im Maßstab 1:1. Im Stil von Künstlern stammen, die nicht der natio- deum fünf Positionen vorgestellt. In der Tra- eines üblichen Kellerabteils in Holzlatten- nalsozialistisch anerkannten Kunst entspre- dition der Grödner Holzbildhauerei arbeiten Ausführung lagert er seine Erinnerung sei- chen. Unter diesen befinden sich auch Ar- Bruno Walpoth und Walter Moroder, die nes studentischen Wohnens in München in beiten des aus Berlin stammenden Werner beide eine statische skulpturale, fast roma- seinem „Speicher“ ab. „ Scholz, der sich 1939 endgültig in Alpbach nisch blockhafte bildhauerische Sprache für http://www.tiroler-landesmuseen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 114 Kultur Bad Ischl präsentiert des Kaisers neue Gärten 1 Jahr vor der Eröffnung und Eurothermen als Partner der »Oö. Landesgartenschau 2015« Foto: Land OÖ / Kraml Inmitten der herrlichen Landschaft des Salzkammerguts (v.l.): Robert Herzog (Geschäftsführer Tourismusverband) Christoph Hauser (Geschäftsführer Landesgartenschau Bad Ischl), Bürgermeister Hannes Heide, Landeshauptmann Josef Pühringer, Hildegard Habsburg-Lothringen, Valentin Habsburg-Lothringen, Maximilian Habsburg-Lothringen, Landesrat Max Hiegels- berger, Andreas Kastinger, Helga Leitner und Markus Achleitner (Generaldirektor Eurothermen Holding)

n Oberösterreich haben sich die Landes- Stadt und Region auch den vielen Gästen zu nächsten 100 Jahre wieder instand gesetzt Igartenschauen zu einer Erfolgsgeschichte Gute kommen werden. „Es gab schon bisher sein. Das über 20 ha große Ausstellungsge- entwickelt – die bisherigen Gartenschauen in viele Gründe nach Bad Ischl zu kommen. lände umfaßt den Sisipark entlang eines re- Bad Hall 2005, Vöcklabruck 2007, Bad Schal- Aber noch nie wurden die Besucherinnen und naturierten Abschnittes des Kaltenbachs, die lerbach 2009 und Ansfelden/Ritzlhof 2011 Besucher von einem derartigen Blütenmeer Neugestaltung der Esplanade und des Kur- sind noch in blumiger Erinnerung. Die näch- empfangen, wie es während der Gartenschau parks und als krönenden Abschluß den reno- ste Gartenschau, die in einem Jahr – genau sein wird“, verspricht Landeshauptmann Jo- vierten Kaiserpark. „Mit der Kaltenbach-Rena- am 24. April 2015 – ihre Tore öffnen wird, sef Pühringer. Gerade mit dieser Landesgar- turierung wird der Bach als Ökosystem wie- findet inmitten der herrlichen Landschaft des tenschau sollen Gäste aus dem Großraum derhergestellt, mit den neuen Kinderspiel- Salzkammerguts, in der Kur-, Operetten-, Wien, aber auch aus dem süddeutschen Raum plätzen werden soziale Treffpunkte für Fami- Kaiser- und nunmehr auch Gartenstadt Bad und darüber hinaus, zu einem Kurzurlaub ins lien geschaffen und mit der Renovierung des Ischl statt. Salzkammergut eingeladen werden. Kaiserparks wird eine der wichtigsten touri- Dieser Standort bietet zwei einmalige stischen Attraktionen des Salzkammerguts Chancen: Einerseits werden die historischen Landesgartenschauen schaffen gestärkt“, betont Landesrat Max Hiegelsber- Gartenanlagen aus dem 19. Jhdt., darunter Anlagen von bleibendem Wert ger den vielfältigen Nutzen der Gartenschau. auch der Kaiserpark, im Rahmen der Garten- 2015 wird nicht nur die Landesgarten- schau grundlegend renoviert und instand schau eröffnet, sondern es werden die histo- Ganz Ischl putzt sich gesetzt, andererseits werden auch neue, zeit- rischen Gartenanlagen, die wesentlich zum für das Jahr 2015 heraus genössische Gärten und Spielbereiche ge- Flair von Bad Ischl beitragen und eine wich- Das Motto der Gartenschau – „Des Kaisers schaffen, die neben der Bevölkerung von tige touristische Attraktion sind, für die neue Gärten“ – nimmt Bezug auf die Kaiser-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 115 Kultur Foto: Immobilien Bad Ischl GmbH & Co KG / Stadler Die Kaiservilla diente über 60 Jahre hindurch als Sommersitz von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. villa samt Kaiserpark, die über 60 Jahre lang Qualitätsschub für Bad Ischl zu erreichen. direkt daneben befindlichen Musikschule als Sommersitz von Kaiser Franz Joseph und Dies ist uns bereits bei der Landesausstel- Bad Ischl, mit kleinen Konzerten auf dieser Kaiserin Elisabeth diente. Gemeinsam mit lung 2008 gelungen und wir sind am besten Terrasse den Besucherinnen und Besuchern der Kaiservilla wird im Gartenschaujahr ein Weg dazu, dies nicht nur zu wiederholen, der Gartenschau ein einmaliges Ambiente zu Kombiticket angeboten, das sowohl eine sondern sogar noch zu steigern“, freut sich bieten. Führung durch die Kaiservilla als auch den Bürgermeister Hannes Heide nicht nur auf Besuch der Gartenschau umfaßt. Im Garten- viele Gäste, sondern auch über die vielen Sisipark und Kurpark als Schwerpunkt schaueintritt jedenfalls eingeschlossen ist neugestalteten öffentlichen Räume, die auch der heurigen Bauarbeiten der Besuch des Photomuseums im Marmor- langfristig für eine attraktive Innenstadt not- Die mit der Umgestaltung der Esplanade schlößl. Dieses Kleinod unter den oberöster- wendig sind. bereits im Jahr 2012 gestarteten Bauarbeiten reichischen Museumsstandorten wird da- wurden im vorigen Jahr mit Restaurierungs- durch seine Schätze einem sehr breiten Floristische Ausstellungen, wo früher arbeiten im Kaiserpark fortgesetzt. Der Spa- Publikum präsentieren können. die kaiserlichen Pferde standen tenstich für die Renaturierung des Kalten- Von April bis Oktober 2015 werden „des Aus Anlaß der Landesgartenschau wird bachs erfolgte im Dezember 2013, diese Kaisers neue Gärten“ auch mit zahlreichen auch der Südflügel des denkmalgeschützten Arbeiten sollten bis Ende Mai abgeschlossen Veranstaltungen bespielt. Dadurch wird das ehemaligen Stallgebäudes im Kaiserpark sein. Die Neugestaltung des Sisiparks ist bereits bisher sehr umfangreiche Bad Ischler restauriert. Aus dem ehemaligen Stall wird heuer der Schwerpunkt der baulichen Arbei- Veranstaltungsprogramm durch kleine Ver- eine Ausstellungshalle, in der während der ten. Daneben wird der Kaiserpark fertigge- anstaltungen im Gartenschaugelände ergänzt Gartenschau zwölf verschiedene floristische stellt. Der Kurpark wird schließlich als letz- werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird Ausstellungen unter anderem Motive aus ter Bauabschnitt ab Ende August einer dabei auf das Programm für Kinder gelegt, Bad Ischl und dem Salzkammergut aufgrei- „Generalüberholung“ unterzogen, wobei auch um als Familienausflugsziel punkten zu kön- fen und diese mit heimischen Blumen oder der Musikpavillon neu errichtet wird: „Der nen. Derzeit gibt es neben der Gartenschau exotischen Pflanzen kombinieren. Floristi- heurige milde Winter trug dazu bei, daß wir auch viele weitere Baustellen in Bad Ischl. sche Meisterwerke haben in diesen kunstvol- mit den Bauarbeiten exakt im Zeitplan lie- So werden im Anschluß an die Kanalsanie- len Gesamtinszenierungen einen zentralen gen. Die Rücksichtnahme auf die vielen rung Straßen und Plätze, wie z.B. die Pfarr- Platz. Gäste in den Ferienmonaten Juli und August gasse, der Schröpferplatz und der Kreuzplatz, Weiters wird in das Gebäude ein Cafe erfordert, daß im Kaiserpark und im Kurpark die die einzelnen Gartenschau-Bereiche ver- eingebaut, das nach der Gartenschau von der in diesen Monaten weitgehend Baustellen- binden („Stadtrunde“), bis zur Eröffnung der Fam. Habsburg-Lothringen weiter betrieben ruhe herrschen soll. Umso mehr wird in den Gartenschau eine neue Oberflächengestal- werden soll. Die großzügige Cafehausterras- Monaten davor und danach mit Hochdruck tung erhalten. „Wir nutzen die zeitliche Dy- se bietet einen großartigen Blick zurück auf gearbeitet“, skizziert Christoph Hauser als namik einer Großveranstaltung wie der Lan- die Kaiservilla. Während der Landesgarten- Geschäftsführer der Landesgartenschau den desgartenschau, um einen Investitions- und schau ist geplant, in Zusammenarbeit mit der weiteren Zeitplan für die Bauarbeiten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 116 Kultur

Tradition und Zeitgenössisches in vier Bereichen Die Planung für die Landesgartenschau von Andreas Kastinger aus Wien sieht insge- samt vier deutlich verschiedene Bereiche vor: Der Sisipark stellt sich als „neuer“ Land- schaftspark im Gelände der Kaltenbachau dar: Zwischen den teilweise 150 Jahre alten Bäumen finden sich Themengärten, Liege- wiesen, zwei Kinderspielplätze, davon ein Wasserspielplatz, farbenprächtige Stauden- bänder und großzügige Frühlings- und Som- merblumenpflanzungen. Ein faszinierender Blick bietet sich vom neuen Platz bei der Kaltenbachmündung zurück auf die Stadt. Im Sisipark werden die Reste des 1852 ange- legten „Elisabethen-Parks“ wieder spürbar. Peter Joseph Lenné, der berühmte preußische Gartendirektor, fertigte die Pläne für diesen Ein Blick auf den Kaiserpark, eine der bedeutendsten Parkanlagen Österreichs Park an, der leider nie vollendet wurde und nun im Zuge der Landesgartenschau neu in- terpretiert wird. Die Esplanade ist die Flaniermeile von Bad Ischl. Hier wird die Tradition der Kur- und Kaiserstadt des 19. Jahrhunderts richtig lebendig. Ob bei einer kleinen Ruhepause an der Traun oder beim gemütlichen Schlen- dern im Schatten der neugepflanzten Kaiser- linden – niemand kann sich dem Flair dieses Ortes entziehen. Der Kurpark ist – genauso wie die Espla- nade – auch während der Gartenschau ohne Eintritt zugänglich: er ist Schattenspender, Er- holungsoase, Musiksalon und Theaterfoyer in einem. Der Park vermittelt den Stolz des Bürgertums im 19. Jahrhundert, Denkmäler von Franz Lehár und Emmerich Kalman er- innern an die silberne Operettenära. Unter alten Bäumen erblühen farbenprächtige Som- Die Esplanade ist die Flaniermeile von Bad Ischl. merblumen, Rosen und echte Staudenrari- täten. Der krönende Abschluß der Gartenschau ist der Kaiserpark. Der Park rund um die Kaiservilla und das Marmorschlößl ist eine der bedeutendsten historischen Gartenanla- gen Österreichs. Angelegt im Stil des engli- schen Landschaftsgartens bietet er ausge- dehnte Spaziermöglichkeiten, romantische Pavillons und abwechslungsreiche Sichtbe- ziehungen. Neu angelegte Gärten, der Gärt- ner-Treff und die floristischen Hallen- schauen ergänzen dieses herrschaftliche Gesamtkunstwerk. Zusätzlich werden auch im Kaiserpark Themengärten die Vielfalt der Möglichkei- ten der Gartengestaltung zeigen. „ http://www.badischl2015.at http://www.kaiservilla.at Foto: badischl.at Foto: Immobilien Bad Ischl GmbH & Co KG / Stadler Foto: Immobilien Bad Ischl GmbH & Co KG / Stadler http://www.badischl.at Der Kurpark vermittelt den Stolz des Bürgertums im 19. Jahrhundert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 117 Kultur »MQ Libelle« Leopold Museum erhält Dachterrasse mit Veranstaltungsraum Foto: MQ / A2Studio MQ-Libelle im Landeanflug: Ein neuer, öffentlich zugänglicher Veranstaltungsraum kommt auf das Dach des Leopoldmuseums.

ch freue mich, daß wir heute mit einem Dachaufbau – durch die unregelmäßige das offene Konzept des Museumsquartiers IErweiterungsbau für das Museumsquartier Form und die lichtdurchflutete Glasfassade – weiter gestärkt werde. ein zukunftsweisendes Offensivprojekt vor- eine kunstvolle Leichtigkeit verliehen. Die Erfreulich sei außerdem, daß die geplan- stellen können“, sagte Kulturminister Josef geplante Lichtinstallation von Brigitte Ko- ten Kosten von rund sechs Millionen Euro Ostermayer am 7. April im Rahmen einer wanz übertrage dieses Konzept noch weiter keine laufenden Budgets belasten würden: Pressekonferenz im Wiener MuseumsQuar- nach außen: „Indem die Installation über das „Das Bauprojekt kann ausschließlich aus tier. Gemeinsam mit Wiens Kulturstadtrat Gebäude des Leopold Museums hinausragt, den Rücklagen des Museumsquartiers sowie Andreas Mailath-Pokorny und MQ-Direktor lädt es bereits von unten die Menschen zu aus Krediten finanziert werden, die in der Christian Strasser stellte er die aktuellen Plä- einem Besuch ein.“ Folge wieder durch Mieteinnahmen gedeckt ne zur Erweiterung des MuseumsQuartiers Das Museumsgebäude werde durch den sind“, so Kulturminister Ostermayer und vor. Geplant sind eine öffentlich zugängliche geplanten Ausbau auch von außen für alle zu- MQ-Direktor Strasser unisono. Der Bau- Dachterrasse auf dem Leopold Museum mit gänglich, so der Kulturminister: „Wir haben beginn für die Dachterrasse und den rund Café sowie einem Dachaufbau, der neuen hier eine Win-Win-Situation. Das Museums- 600 m² großen Veranstaltungsraum „MQ Raum für Kulturveranstaltungen bieten und quartier gewinnt einen zusätzlichen Kultur- Libelle“ sei für den Frühherbst 2015 vorge- aufgrund seiner Form und Konzeption „MQ raum, das Leopold Museum und die Stadt sehen, die Fertigstellung sollte etwa ein Jahr Libelle“ genannt wird. Wien erhalten eine neue Attraktion und den später erfolgen können. „Mit Eva Schlegel und Brigitte Kowanz Besucherinnen und Besuchern des Areals konnten zwei herausragende Künstlerinnen wird ein weiteres Stück Lebensqualität im Mailath: MQ-Libelle soll breitem für die Gestaltung des neuen Kulturortes ge- Zentrum der Stadt eröffnet.“ Auch MQ-Di- Publikum zur Verfügung stehen wonnen werden“, so Ostermayer. Eva Schle- rektor Strasser betonte, daß mit diesem Pro- „Die Stadt Wien begrüßt den Dachaufbau gel habe mit ihrem Entwurf dem geplanten jekt eines niederschwelligen Kulturzentrums auf das Leopold Museum als kreativen Impuls

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 118 Kultur und attraktive Weiterentwicklung des Mu- seumsQuartiers“, erklärte Kulturstadtrat An- dreas Mailath-Pokorny. „Die Libelle ist ein kulturpolitisches Signal für Offenheit, Inno- vation und künstlerische Qualität. Das Pro- jekt setzt einen neuen architektonischen und touristischen Impuls im MuseumsQuartier, stellt ein attraktives Zusatzangebot für die Öffentlichkeit dar und ist auch künstlerisch hervorragend gestaltet“, betonte Mailath. Im Sinne des kulturpolitischen Anspruchs, daß Kunst und Kultur nicht nur einer Elite vorbehalten bleiben darf, sondern alle Men- schen am kulturellen Angebot der Stadt teil- haben können, war für die Stadt Wien die Frage des offenen Zugangs besonders wich- tig. Denn trotz der klassisch imperialen Ar- chitektur sei das MuseumsQuartier eine niederschwellige Kultureinrichtung, erklärte der Kulturstadtrat und verwies auf die vielen Foto: PID / Oberweger Veranstaltungen, die bei freiem Eintritt statt- MQ-GF Christian Strasser, BM Josef Ostermayer, StR Andreas Mailath-Pokorny und finden, wie etwa das Literatur- bzw. Film- der Direktor des Leopold Museums, Peter Weinhäupl mit dem Modell zur MQ-Libelle festival „O-Töne“, „frame[o]ut“, Konzerte oder Modeveranstaltungen. „Deshalb haben Die multifunktionale „MQ Libelle“ wird über Außenlifte öffentlich zugänglich sein. wir auch bei diesem Projekt sichergestellt, sowohl für Kunst- und Kulturprojekte ge- Wie in den Höfen des MQ wird es dort Ter- daß die neuen Räume öffentlich zugänglich nutzt als auch für Veranstaltungen an Dritte rassenmöbel zum Aufenthalt ohne Konsum- sind, einem breiten Publikum zur Verfügung vermietet werden. Die „MQ Terrasse“ wird zwang geben. Für das leibliche Wohl der stehen und Kulturnutzer sich zu speziellen den Besuchern des MuseumsQuartier Wien Gäste wird ein Café auf dem Dach sorgen. „ Tarifen einmieten können“, so Mailath. einen neuen Blick auf die City bieten und http://www.mqw.at Dürers »Feldhase« als Großskulptur auf dem Albertina-Dach ine überdimensionale, pinke Großskulp- Etur des „Feldhasen“ von Albrecht Dürer ist am 17. April mit einem Kran auf das Flugdach der Albertina gehoben worden. Das Original ist noch bis 29. Juni in der Ausstellung „Dürer, Michelangelo, Rubens. Die 100 Meisterwerke der Albertina“ zu se- hen. Nach Ausstellungsende soll die Skulp- tur versteigert werden. Eine weitere Groß- skulptur des berühmten Hasen wurde von Karsamstag bis Ostermontag zwischen 11 und 15 Uhr durch den ersten Wiener Bezirk getragen. „Kunst ist künstlich“, faßte Albertina- Direktor Klaus Albrecht Schröder am gegen- über der APA die intendierte Signalwirkung des Hörl-Hasen zusammen. Schließlich wer- de durch die ungemeine Popularität des Dürer-Hasen vergessen, daß auch dieser die Wirklichkeit nicht abbilde. So messe das Meisterwerk nur ein Viertel der Größe eines echten Feldhasen, des Weiteren sei er im- Foto: Albertina / APA-Fotoservice Juhasz Der pinke Hase wird auf das Dach der Albertina gehoben. merhin auf weißem Hintergrund ohne jegli- che Landschaft dargestellt. Mit der deutlich Seinen Ursprung hat der Hörl-Hase im len, künstlichen Rasen aus 7000 seriellen sichtbaren Abstraktion des pinken Hörl- Jahr 2003, als der deutsche Konzeptkünstler „Dürer-Hasen“ in vier verschiedenen Grün- Hasen wolle man auch auf die Künstlichkeit und Bildhauer Ottmar Hörl in Albrecht tönen erzeugte. „ des „Feldhasen“ hinweisen. Dürers Heimatstadt Nürnberg einen visuel- http://www.albertina.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 119 Kultur Schatzkammer Gurk feierlich eröffnet 275 sakrale Kostbarkeiten aus mehreren Epochen in Propsteihof – Ideale kulturelle Bereicherung für Gurk als geistliches Zentrum © Foto: Mahlknecht Ein Blick auf Teile der bedeutenden Sammlung in der »Schatzkammer Gurk« im Probsthof des Gurker Domes iözesanbischof Alois Schwarz eröffnete desschulratspräsident Rudolf Altersberger, und Kulturträger. Im einstigen Diözesanmu- Dam 30. April im Rahmen eines Festaktes Landesjägermeister Ferdinand Gorton, Ge- seum in Klagenfurt sei nun ein Betriebskin- die „Schatzkammer Gurk“ im Propsteihof neralvikar Engelbert Guggenberger, Oberst dergarten untergebracht, womit die Brücke des Gurker Domes. Es ist gleichsam das neu- Gerhard Gritzner, WK-Präsident Franz Pa- zwischen Geschichte und den Kindern bzw. geschaffene Diözesanmuseum, nachdem es cher, Militärmusikkapellmeister Sigismund der Zukunft bezeichnet sei, sprach Kaiser in Klagenfurt aufgelassen bzw. nach Gurk Seidl, Alt-Landesrat Georg Wurmitzer und die sinnvolle Nachnutzung an. übersiedelt wurde. Schloßherrin BM a.D. Elisabeth Sickl sowie „Kunst, besonders religiös-kirchliche Auch Landeshauptmann Peter Kaiser Vertreter des Denkmalamtes und vieler Ge- Kunstwerke, waren und sind wesentliche We- kam nach Gurk und zeigte sich von der ge- meinden aus der Region. ge und Hilfen für die Verkündigung des lungenen Präsentation der sakralen Kostbar- Der Landeshauptmann, LAbg. Franz Wie- Evangeliums und für die Neu-Evangelisie- keiten im neugeschaffenen Museum beein- ser und Bürgermeister Siegfried Kampl gra- rung heute“, sagte Diözesanbischof Alois druckt. Die Räume wurden sensibel gestaltet tulierten zur neuen Schatzkammer und dank- Schwarz bei der Eröffnung und Segnung. und durch Lichteffekte bereichert. So ist die ten dem Bischof. Der Kaiser sprach die Ge- Religiös-kirchliche Kunstwerke würden eine kirchengeschichtliche Reise – jeder Epoche schichtsmächtigkeit des Ortes Gurk als Wie- Schönheit verkünden, „die erlöst und rettet, ist ein Raum gewidmet – für den Besucher ge der Diözese an. Er verwies auf den für und sie sind darin auch ein Hoffen wider alle sehr attraktiv. „Ein großer Tag für die Kirche Gurk verwendeten Ausdruck der „steinernen Hoffnungslosigkeit“, so der Kärntner Bi- und für die Marktgemeinde“, betonte Haus- Schatztruhe“, die nun durch eine „Schatz- schof. „Mit dieser Schatzkammer sichern wir herr und Stiftspfarrer Gerhard Kalidz, der kammer“ bereichert worden sei. europäische Kultur und stärken das Selbst- zahlreiche Ehrengäste willkommen hieß. Es gäbe kaum einen besseren geistlichen bewußtsein, das sich aus der Geschichte der Unter ihnen waren: Generalvikar Engelbert Ort, der so wie Gurk für diese Schatzkam- Religion und der Kultur speist.“ In Gurk Guggenberger, Bischofsvikar Olaf Colerus- mer geeignet sei, sagte Kaiser und betonte würden wir daran erinnert werden, „daß das Geldern, Prälat Horst-Michael Rauter, Lan- die Rolle der Kirche als wesentlichen Kunst- Christentum eine mächtige geistige Kraft

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 120 Kultur ist“. Die Eröffnung der „Schatzkammer Gurk“ sei eine weitere Station auf dem Weg des diözesanen Leitbildes „Mit Jesus Chri- stus den Menschen nahe sein, da wir mit die- ser Schatzkammer gefragt werden, wer unser Schatz ist.“ Der größte Schatz im neuen Museum sowie Mitte und Ziel des Glaubens sei Jesus Christus selbst. Die Exponate im neuen Diözesanmuseum würden die „Kraft der Spiritualität“ vieler Jahrhunderte atmen und vor allem auf Jesus Christus verweisen. Er hoffe, so der Bischof, daß die „Schatz- kammer Gurk“ die Glaubensgeschichte Kärntens in sakralen Kunstwerken sichtbar mache und daß so die BesucherInnen eine Bereicherung der Seele erfahren würden. Bi- schof Schwarz dankte allen Beteiligten da- für, daß die geplanten Kosten von 1,5 Mil- lionen Euro für die Errichtung des Diözesan- museums sowie für notwendige Arrondie- © Foto: Mahlknecht rungsmaßnahmen im Außenbereich wie zum Die »Schatzkammer Gurk« präsentiert auf insgesamt 920 m² 275 sakrale Kostbar- keiten aus mehreren Epochen. Beispiel der barrierefreie Zugang zum Dom eingehalten werden konnten. Ausdrücklich wies Bischof Schwarz darauf hin, daß zur Finanzierung keine Mittel aus dem Kirchen- beitrag herangezogen werden. So wird der Großteil der Kosten aus diözesanen Eigen- mitteln, nämlich aus Rücklagen aus Liegen- schaftsverkäufen, sowie zu einem kleinen Teil aus Bundesmitteln aufgebracht. Das Bistum habe Holz gespendet und dadurch einen Ertrag der heimischen Wirtschaft gesi- chert. Außerdem sei durch den Einsatz Kärnt- ner Firmen bei der Errichtung des Diöze- sanmuseums eine Wertschöpfung für das Land erbracht worden. Bischof Schwarz äußerte die Hoffnung, daß auch das Land Kärnten diesen Ort der Kunst und Kultur unterstütze. „Ich hoffe auf eine entsprechende finanzielle Zusage und Foto: LPD / Just Überweisung, da es sich um ein einzigarti- v.l.: Architekt Roland Winkler, Museumsleiter Eduard Mahlknecht, LAbg. Franz ges, kulturelles Projekt handelt“, sagte der Wieser, Architektin Claudia Ruck, Stiftspfarrer Gerhard Christoph Kalidz, Landes- hauptmann Peter Kaiser und Bürgermeister Siegfried Kampl Kärntner Bischof. Gurks Bürgermeister Kampl dankte für gen. Weiters informierte Mahlknecht über auf einer Fläche von 920 m² insgesamt 275 die Schatzkammer, die eine große Bereiche- die Fülle und Einmaligkeit der Ausstellungs- Exponate, die nach Epochen gegliedert sind. rung für Gurk und Kärnten sei. LAbg. Franz objekte, die mit der Gestaltung der Räume Unvergleichlich reich ist der Bestand an go- Wieser betonte, daß Kirche, Kunst und Kul- gut harmonieren würden. tischen Objekten – die Gotik ist die beherr- tur seit jeher eine Einheit bildeten. Sie Geplant wurde das Museum vom Archi- schende Kunstepoche in der Diözese Gurk – wünschten dem neuen Museum viele Be- tektenpaar Roland Winkler und Claudia wie z. B. der Rangersdorfer Petrus- und Pau- sucher. Ruck, sie waren als Sieger aus einem Wett- lusaltar von 1422, die Kreuzigungstafel von Diözesankurator und Leiter der Schatz- bewerb hervorgegangen. Winkler lobte das Innernöring um 1460, Flitschler Altar von kammer Gurk, Eduard Mahlknecht, sagte, rasche, unbürokratische und vertrauensvolle 1516, usw. Weitere Räume umfassen die daß alle Beteiligten mit Leidenschaft an der Zusammenarbeiten am Bau, wodurch es Epochen der Romanik (mit dem bedeuten- Realisierung des Museums gearbeitet haben. gelungen sei, etwas Außerordentliches zu den Hölleiner Kruzifixus um 1180, der Er empfinde Gefühle der Freude, Dankbar- schaffen. Magdalenenscheibe aus Weitensfeld um keit und Begeisterung für das Werk und für In der „Schatzkammer Gurk“ sind die 1170, oder dem Gurker Tragaltar um 1200), den langen und schließlich erfolgreichen Exponate nun sowohl in chronologischer als der Renaissance und des Barock, Volks- Weg, das Museum von Klagenfurt (Lidmans- auch inhaltlicher Gruppierung präsentiert. frömmigkeit, u.v.m. kygasse 10, beim Dom) nach Gurk zu brin- Sie beherbergt in zehn Ausstellungsräumen http://www.dom-zu-gurk.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 121 Kultur Meisterwerk aus dem Spätmittelalter Österreichische Nationalbibliothek erwirbt kostbare Miniatur mit der Kreuzigung Christi

ie Österreichische Nationalbibliothek Dkonnte eine bisher nicht bekannte, ein- zigartige Miniatur aus dem Spätmittelalter erwerben. Das Bild entstand um 1435 und zeigt Christus am Kreuz in kühlen Farben, umgeben von goldener Pracht. Es stammt vermutlich aus einem Gebetbuch und ist ein weiteres Hauptwerk des sogenannten „Al- brechtsminiators“, einem in Wien für Kaiser Friedrich III. tätigen Buchmaler. Die besonders gut erhaltene Miniatur auf Pergament zeigt die Kreuzigung Christi mit der Gottesmutter Maria zu seiner Rechten und dem Evangelisten Johannes zur Linken. Aufgrund der stilistischen Eigenheiten der Darstellung, der für den Maler charakteristi- schen Farbigkeit und der klaren, die Symme- trie bevorzugenden Bildkomposition konn- ten ExpertInnen der Österreichische Natio- nalbibliothek das kürzlich entdeckte Werk dem sogenannten „Albrechtsminiator“ zu- ordnen. Viel ist über diesen Meister der mittelal- terlichen Buchkunst nicht bekannt: Weder sein tatsächlicher Name, noch die Lebensda- ten sind belegt. Sicher ist aber, dass er zwi- schen 1430 und 1450 als Illustrator an mehr als 20 prachtvoll ausgestatteten Handschrif- ten in Niederösterreich und Wien mitgewirkt hat. Seine Auftraggeber waren u. a. der habs- burgische Herzog Albrecht V., der später als Albrecht II. (1397–1439) auch deutscher König war, und Friedrich III. (1415–1493), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Möglicherweise war auch die Miniatur der Kreuzigungsszene im Besitz dieser Herr- scher. Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt bereits mehrere wichtige Werke die- ses anonymen Malers, die in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken sicher verwahrt werden. Mit über 15.000 mittelal- terlichen Handschriften zählt diese Samm- © Österreichische Nationalbibliothek lung zu einer der kostbarsten und bedeutend- Miniatur der Kreuzigungsszene aus der Zeit um 1435 sten der Welt. Berühmt sind etwa der „Wie- Die historischen Wurzeln der Österreichi- Troppau“, eine mittelalterliche Prachthand- ner Dioskurides“, entstanden um 512, die schen Nationalbibliothek reichen weit in die schrift. 1575 mit der offiziellen Bestellung „Tabula Peutingeriana“ aus dem 12. Jahr- Geschichte zurück. Aus dem Jahre 1368 des ersten kaiserlichen Bibliothekspräfekten hundert und die Prachtabschrift der „Gol- stammt das erste nachweisbare, noch heute begann ihre Geschichte als eigenständige denen Bulle“ aus der Zeit um 1400. Alle drei in der Bibliothek vorhandene Buch, das so Institution. „ sind UNESCO-Weltdokumentenerbe. genannte „Evangeliar des Johannes von http://www.onb.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 122 Kultur Weinviertler Kultursommer und Internationale Sommerseminare für Bildende Kunst – wissenschaftliche Aufarbeitung in Zusammenarbeit mit der Donauuniversität Krems ermöglicht eine illustrierte Zeitreise durch 16 Jahre.

Von Melitta Matousek.*)

rand, von Einem, Pleyel – das Wein- Bviertel wurde Visionären, wenn nicht zur Heimat, so doch zum Aufenthalt. Es gab eine Zeit, da stand die gemeinsame Vision auf dem Programm. Sie war umrahmt von neuer und neuester Musik, und aufgehoben in Gesprächen, Vorträgen, Workshops, in künstlerischer und intellektueller Beschäfti- gung. Das war der WKS, der von 1982 – 1997 30 Spielstätten unter anderem in Gain- dorf, Sitzendorf, Retz, Stoitzendorf, Untern- alb, Hollabrunn, Ravelsbach und Minich- hofen verband. Im Logo des Festivals sieht man einen Flügel, die Tasten laden zum Spie- len ein – die Musik war mit der bildenden Kunst unter einem Dach: Das waren die ört- liche Singgemeinschaft, die regionalen Blas- kapellen, das Puppentheater und die Kunst- Ateliers der Umgebung.“**) Vor 20, 30 Jahren tummelten sich Künst- lerInnen, WissenschaftlInnen und sonstige Prominente wie Oskar Werner, Fritz Muliar, Peter Uray, Johanna Mertinz, Peter Vilnai, Gerhard Tötschinger, Günther Frank, die Kabarettisten Otto Grünmandl, Josef Hader Foto: WKS Ein Foto vom Eröffnungsfest des Weinviertler Kultursommers im Jahr 1983 sowie Muckenstruntz und Bamschabl, die SängerInnen Oskar Czerwenka, „Honzo“ Plakolm und Peter Weihs. Außerdem die bil- Gemeinden, dort und in Stadeln, in Wirts- Holecek, Renate Holm, Sramek und Zednik, denden KünstlerInnen und Seminarlei- häusern, Kirchen und zahlreichen Salons die Schriftsteller und Dichter Julian Schut- terInnen Jussi Ahola (Helsinki), Gerhard von Schlössern, aber auch im Kursgebäude ting, Helmut Korherr, Peter Marginter, Alois Ausborn (Hamburg), Marc Frising (Luxem- in Gaindorf anzutreffen… Vogel, die MusikerInnen Angerer, Buchner, burg), Gerhard Gutruf, Ernst Kloss, Karl „Gibt es eine Neu-Auflage vom Wein- Thomas Christian, Rita und Hans Graf, Adi Korab, Erich Lessing, Rebecca Little John viertler Kultursommer?“ Oft wird der be- Gruber, Erich Kleinschuster, das London Ba- (New York), Kurt Loeb (Amsterdam), Rolf kannte Maler Gerhard Gutruf das heute noch roque Ensemble, Günter Neuhold, die Phil- Meier (Winterthur), Günter Povaly, Irena gefragt. harmonia Schrammlen, Meinhard Rüden- Racek, Paul Rotterdam (New York), Erich Gutruf gründete im Jahr 1982, also vor auer, Roger Salander, Emma Schmidt, Kurt Steininger, Miroslava Symon (Prag-Wien), über 30 Jahren, diese gemeinsam mit be- Schwertsik, Michael Schwarz, Michael Raimo Wukounig und Ferdinand Welz sowie freundeten Familien erste private Kultur- Starch, Gottlieb Wallisch, Käte Wittlich und die KunsthistorikerInnen und Kunsttheo- initiative im niederösterreichischen Ravels- Otto M. Zykan; die ArchitektInnen Maria retikerInnen Dieter Bogner, Brigitte Borch- bach. Auböck, Horst Holstein, Johann Kräfftner, hardt-Birbaumer, Jutta Fischer, Eugene T. Das Besondere dieser 16 Sommer lang Harry Kühnelt, Kurt Puchinger, Roland Rai- Gadol, Wolfgang Hilger, Heribert Hutter, erfolgreichen Veranstaltungsreihe war, daß ner und Roland Schachel; die Forscher Ger- Werner Kitlitschka, Harry Kühnel, Christian neben den zentralen künstlerischen Semina- not Graefe, Hans Haid, Wolfgang Holzner, Nebehay, Artur Rosenaue im Gutshof Mi- ren auch öffentlich zugängliche musikali- Werner Katzmann, Bernd Lötsch, Gerhard nichhofen und Umgebung. sche Darbietungen, Dichterlesungen, Rezita- Der weltweite bekannte Space-pen-Erfin- tionsabende, Theater- und Puppenspielauf- *) MMag. Melitta Matousek ist im Vorstand des Vereins der Friedrich Schächter war einige Jahre führungen, kunsthistorische bzw. philosophi- www.maezenatentum.at und ist u.a. als Lehrbeauf- lang Kassier des WKS-Vereins und war sche Vorlesungen und Vorträge sowie Dis- tragte an der Pädagogischen Hochschule Wien tätig. **) Irene Suchy in „Das Weinviertel: Mehr als Idylle“, ebenso wie die Mitglieder der FF Minich- kussionen über Ortsbild- und Umweltpro- Kultur-Region Niederösterreich, 2013, S. 240 hofen und WeinhauerInnen der umliegenden blematiken geboten wurden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 123 Kultur

Am 17. März 2014 wurde Gutruf 70 Jahre alt (siehe „Österreich Journal“, Aus- gabe 128 vom 4. April 2014) und gerade rechtzeitig ist die wissenschaftliche Aufarbei- tung in Zusammenarbeit mit der Donauuni- versität Krems, Interactive Media Manage- ment, unter Leitung von Klausjürgen Hein- rich und vor allem den Studierenden Peter Inmann und Gregor Reumüller fertig gestellt worden. Die Website – die als work-in-pro- gress konzipiert ist – kann unter der Adresse http://www.weinviertler-kultursommer.at abgerufen werden. Seinerzeitige Teilneh- mende oder Interessierte können Fotos oder Erinnerungen einbringen und so eine Zeit- reise antreten. Bis heute hat der Weinviertler Kultur- sommer mit seinen Internationalen Sommer- seminaren Auswirkungen. Mehr als insge- Einer der vielen von Gerhard Gutruf geleiteten Malerei-Kurse in freier Natur samt 30.000 Mitwirkende und BesucherIn- nen zählte man bei den Seminaren und Ver- anstaltungen des WKS. Ehemalige Kursteil- nehmerInnen – sie kamen aus der näheren Umgebung, aus Wien, und anderen Bundes- ländern, sowie aus mehr als 10 Staaten – sind heute u.a. MedienunternehmerInnen, Re- stauratorInnen, BühnenbildnerInnen, Schrift- stellerInnen, ArchitektInnen, LehrerInnen, MalerInnen oder einfach Kunstliebha- berInnen geworden: „Früher habe ich die moderne Kunst gehaßt – aber jetzt liebe ich sie“, sagte eine begeisterte Zuhörerin nach einem Vortrag über zeitgenössische Malerei von Paul Rotterdam. Die Einstellung zum ländlichen Raum und zur Ortsbildgestaltung wurde – ausgehend von Anregungen der Weinviertler Kultursommer-Mitwirkenden – vom Kurzzeit-Präsidenten Landeshauptmann Erwin Pröll auf politischer Ebene ausgebaut. Mehr als insgesamt 30.000 Mitwirkende und BesucherInnen zählte man bei den „Der Weinviertler Kulturwein wurde kre- Seminaren und Veranstaltungen des WKS. iert, von FALSTAFF-Herausgeber Dr. Hel- mut Romé mit Hilfe der Weinbauschule Retz aus 400 eingereichten Weinen ausgewählt und mit Gutruf-Künstleretiketten ausgestat- tet der Presse präsentiert … Der Weinviertler Erwin Pröll sprach damals von der Berei- cherung der kulturellen Szene, vor einer ganz natürlichen Bühne, einer Bühne, die eigent- lich sonst nirgends zu finden ist, einer Büh- ne, die gleichzeitig die Möglichkeit vom Miteinander bodenständiger Kultur mit der elitären Kultur bedeutet und auch jenes Pro- dukt präsentiert, das dem Weinviertel seinen Namen gegeben hat, den Wein.“*) „ http://www.weinviertler-kultursommer.at http://www.matousek.biz

*) Irene Suchy in „Das Weinviertel: Mehr als Idylle“, Fotos: WKS Kultur-Region Niederösterreich, 2013, S. 240 Screenshot von der Startseite der Internet-Dokumentation über den WKS

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 124 Kultur 31. Donauinselfest Vom 27. bis 29. Juni 2014 geht in Wien Europas größtes Open-Air-Festival mit zahlreichen Highlights über die Bühne. © Donauinselfest Auch heuer wird die Wiener Donauinsel wieder Ort der Begegnung für Gäste aus dem In- und Ausland sein.

nter dem Motto „Wien leben. Wien lie- Stadt Wien verknüpft. „Wien ist laut zahlrei- presented by PULS 4, der heuer sein fünf- Uben“ findet das 31. Donauinselfest vom chen internationalen Studien die lebenswer- jähriges Jubiläum feiert, erfreut sich bereits 27. bis 29. Juni 2014 statt. Die Vorberei- teste Stadt der Welt. Alle Wienerinnen und im Vorfeld größter Beliebtheit“, hob Projekt- tungen dafür laufen bereits auf Hochtouren – Wiener haben gleichermaßen Zugang zu den leiter Thomas Waldner hervor. dann wird die Wiener Donauinsel wieder für vielfältigen Leistungen der Stadt. Dazu Auf die BesucherInnen des Donauinsel- drei Tage zur „Bühne“ von Europas größtem gehört auch das Donauinselfest. Das ist ein festes warten zahlreiche Highlights, die Open-Air-Festival, bei freiem Eintritt. Seit Verdienst der SPÖ“, sagte Deutsch. Auch das allesamt auf der Donauinselfest-Hompepage seinen Anfängen ist das Donauinselfest ste- friedliche Miteinander ist zentrales Thema ersichtlich sind. Jedenfalls Kosheen, Macy tig gewachsen und hat sich zu einem fixen des Donauinselfestes: „Besonders heuer – in Gray oder Stefanie Werger haben sich be- Bestandteil der Wiener Identität entwickelt. Hinblick auf das Gedenkjahr zum Ausbruch reits angesagt, es sind wieder zahlreiche mu- „Über die Jahre ist das Donauinselfest zu des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren – ist sikalische Highlights aus allen Genres zu einer Institution für die WienerInnen, aber es wichtig den europäischen Gedanken wei- Gast: internationale Superstars, heimische auch für zigtausende Gäste aus den Bun- ter zu vertiefen. Nur mit Respekt gegenüber Legenden, „Sterne“ des Schlagerhimmels desländern und dem Ausland geworden. Das Anderen und Rücksichtnahme kann eine und viele mehr. Es wird für das 31. Donau- Fest ist weit über die Landesgrenzen hinaus Veranstaltung dieser Größe so friedlich von inselfest Musik für jeden Geschmack bekannt, beliebt und einzigartig in der Welt. statten gehen“, so Deutsch. geben – rund 2000 KünstlerInnen und mehr Kurzum: das Wiener Donauinselfest ist eine Auch heuer werden sich an diesem Ort der als 600 Stunden Programm sind angedacht. unvergleichliche Erfolgsgeschichte!“, beton- Begegnung Familien, Jung und Alt, genauso „Wir freuen uns besonders, heute exklusiv te LAbg. Christian Deutsch, Landesparteise- wie Kulturbegeisterte und Sportfans aus dem die ersten Bands und MusikerInnen aus je- kretär der veranstaltenden SPÖ Wien, anläß- In- und Ausland friedlich treffen. „Das er- dem der vier Areas bekannt geben zu dür- lich einer Pressekonferenz am 9. April. folgreiche Veranstaltungskonzept wurde da- fen“, betont Waldner. Diese Erfolgsgeschichte ist eng mit der für weiter adaptiert und ausgebaut. Beson- Nach dem sensationellen Erfolg des letz- positiven Entwicklung der SPÖ-geführten ders der ,spark7 Rock The Island Contest‘ ten Jahres – 525 Bands, 778 Songs, 122.600

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 125 Kultur © Donauinselfest Eines der Highlights des Donauinselfestes 2013 war der Live-Auftritt des Austro-Barden Rainhard Fendrich auf der Ö3-Bühne.

Votes – bedeutet der „spark7 Rock The 20 Jahre Ö1-Kulturzelt Aufgrund des großartigen Erfolges wird die Island Contest“ presented by PULS 4 heuer Von 27. bis 29. Juni nimmt auch der Kul- Raiffeisen / PULS 4 Action & Fun-Insel am wieder die Möglichkeit, einen der heißbeg- tursender Ö1 seine Außenstelle auf der diesjährigen Donauinselfest 2014 weiter aus- ehrten 30minütigen Auftritte am Donauin- Wiener Donauinsel wieder in Betrieb – und gebaut und wieder ab dem frühen Nach- selfest zu ergattern und damit Teil einer ein- das bereits zum 20. Mal. Was 1995 mit einer mittag für Staunen und Adrenalinkicks bei zigartigen Erfolgsgeschichte zu werden. Seit Radiobühne nahe der Brigittenauer Brücke den BesucherInnen sorgen. Denn heuer prä- Anfang Feber haben sich schon über 300 begonnen hat, ist mittlerweile zur „Öster- sentieren Raiffeisen und PULS 4 spektakulä- Bands und MusikerInnen online angemeldet. reich 1 Kulturinsel“ herangewachsen: ein re Shows und Adrenalin fördernde Aktivitä- Als letzte Hürde vor den Brettern, die die Areal für Kabarett, Satire, Pop, Jazz, Welt- ten zum Mitmachen. Mutigen gibt der Café Welt bedeuten, warten auf die bestgereihten und Volxmusik sowie für Kinderaktivitäten. Zero / Raiffeisen Bag Jump den Kick pur KünstlerInnen schließlich noch eine Fach- Tausende begeisterte BesucherInnen hatten beim Sprung aus 10 Metern Höhe in ein Jury oder die „Final Auditions“. Wie auch in den letzten 20 Jahren die Gelegenheit aus- überdimensionales Luftkissen. Die Speed- schon im letzten Jahr spielen die Künst- sergewöhnliche Größen all dieser Genres kletterwand von Climbers Paradise Tirol lerInnen nicht nur für das unvergeßliche Ge- bewundern zu dürfen. So sorgten etwa Alfred vermittelt Kletterlust wie im Hochgebirge. fühl, mit professionellem Equipment vor Dorfer, Lukas Resetarits oder Alf Poier im Im 1 gegen 1 Modus, gilt es schnellstmög- großem Publikum, im einmaligen, legendä- Publikum für ausgelassene Stimmung. Mu- lich 15 Meter nach oben zu klettern. Gratis ren Ambiente der Wiener Donauinsel perfor- sikalisch beeindruckten unter anderen Clara Klettercoachings von der Kletterhalle Wien men zu dürfen, sondern sie erhalten auch ein Luzia, The Tiger Lillies oder Mary Broad- inklusive. Neu im Programm ist heuer eine Preisgeld. Die Erstplatzierten erhalten 1000 cast Band. Und heuer treten unter anderem 20m lange Slackline, auf der zwischen den Euro, die Zweitplatzierten 500 Euro und für das Ernst Molden Trio, Andreas Vitásek, Shows jedermann seinen Gleichgewichts- Platz 3 gibt es 250 Euro Gage. HMBC Holstuonarmusigbigbandclub oder sinn testen kann. Auch dieses Jahr gibt es Zum fünfjährigen Jubiläum des Contests Hans Theessink & Meena Cryle auf. den 10 m hohen Hochseilgarten, bei dem es gibt es noch eine besondere Chance für alle auf einer Gesamtlänge von 40m diverse TeilnehmerInnen unter 19 Jahren (bei einer Raiffeisen/PULS 4 Action & Fun-Insel: Hindernisse zu überwinden gilt. Abgerundet Formation mindestens die Hälfte der Mit- Sport- und Freizeitspaß geht in Runde 4 wird das Programm der Raiffeisen / PULS 4 glieder): der spark7 Rookie Award! Jene Erstmalig wurde am Donauinselfest 2011 Action & Fun-Insel durch eine spektakuläre Bands, DJs oder MCs mit den meisten mehr Platz für Sport und Freizeitspaß im Bike Jump Show mit internationalen Top Stimmen des Online-Votings gewinnen mit Zuge einer eigenen Insel zwischen U6- BikerInnen. Mountainbike-Begeisterte kön- diesem Award jeweils 1.000 Euro! Brücke und Brigittenauer Brücke angeboten. nen ihre Fahrradkünste auf dem Raiffeisen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 126 Kultur

Bike Parcour testen und sich von den Profis coachen lassen. Leihbikes und Helme wer- den vor Ort gestellt.

Ein starkes Symbol für das Miteinander - Facebook-Applikation startet Das Donauinselfest ist seit über 30 Jahren ein fröhliches, friedliches Fest für Menschen aller Altersgruppen, verschiedener Hautfar- ben, Religionen und aller sozialen Schich- ten. „Dieser Tatsache wollen wir auch 2014 gerecht werden, indem es eine Facebook- Kampagne gemeinsam mit den BesucherIn- nen gibt“, betonte Waldner. http://www.facebook.com/donauinselfest Dort werden tausende BesucherInnenbil- der des letzten Jahres präsentiert und alle UserInnen eingeladen, sich zu melden, wenn sie sich auf einem der Bilder erkennen. Mit einer eigenen Foto-Markierungsfunktion in der App können sich die Personen selbst Foto: Arman Rastegar markieren und haben somit die Chance, daß Der Wiener SPÖ-Landesparteisekretär LAbg. Christian Deutsch und Donauinselfest ihr Bild eines der offiziellen Sujets der Do- Projektleiter Thomas Waldner präsentieren das Programm für 2014 nauinselfest Plakatkampagne wird. Aus all jenen Fotos, auf denen sich Besucher bis ein- schließlich 20. Mai 2014 markiert haben, werden vier Stück gezogen. Diese Bilder werden dann in die Donauinselfestkampagne eingebunden und als Donauinselfestplakate affichiert.

River // Cities: Europäisches Qualitätssiegel für Festivals Bereits seit sieben Jahren ist das Donau- inselfest Partner des europäischen Projekts River // Cities. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk aus Organisationen, die Kultur in verschiedensten Formen mit Flüssen verbin- den. Das River // Cities Netzwerk umfaßt mittlerweile 40 Städte aus über 20 Ländern. Gemeinsam soll der kulturelle Austausch in Europa gefördert und von den Erfahrungen der anderen Kulturveranstaltungen profitiert © Donauinselfest Rund 2000 KünstlerInnen und mehr als 600 Stunden Programm erwarten die werden. „Wien liegt im Herzen Europas und BesucherInnen heuer auf der Donauinsel… das Donauinselfest leistet einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Austausch der Be- Die Grundgedanken von River // Cities  Kunst und Kultur sind der Motor für die wohnerInnen dieser Region“, begründet Die Europäische Union ist ein Frie- Entwicklung einer funktionierenden Ge- Deutsch das Engagement im River // Cities densprojekt, welches weit über seine Gren- sellschaft! Netzwerk. zen hinausstrahlt und welches es zu schützen  Die PartnerInnen verpflichten sich den Partner sind unter anderem das gilt! Gedanken des friedlichen Zusammenle-  Thames Festival London, das  Im Mittelpunkt stehen der Mensch und bens und den Austausch der Kulturen zu  IsarInselfest München und das seine Umgebung! Die PartnerInnen von forcieren!  United Island Festival Prag. River // Cities bekennen sich zu Toleranz „Eines ist klar – über die Jahre ist das Zusätzlich wurde das Projekt „Rivers of und Vielfalt! Regionalität und deren För- Donauinselfest zu einer festen Institution Opportunities“ ins Leben gerufen. Durch derung sind Ziel der Mitglieder und des geworden und läßt sich nicht mehr wegden- diese neue Partnerschaft ist das Donauinsel- Projekts! ken. Seit nunmehr 31 Jahren heißt es: Die fest auf mehreren europäischen Festivals  Wasser ist Leben! Unser Leben! Diese Insel ruft!“, betonen Deutsch und Waldner vertreten und wird dort entsprechend reprä- Ressource gehört geschützt! Denn sie ge- gemeinsam. „ sentiert. hört uns allen! http://2014.donauinselfest.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 127 Kultur Wir sind Wien.Festival 2014 Blick hinter die Kulissen der Stadt – 23 Tage – 23 Bezirke – 223 Kulturprogramme

b eine Backstage-Führung im Theater Oin der Josefstadt oder in der Haupt- feuerwache Floridsdorf, ein Besuch im De- pot des Weltmuseums oder die TV-Aufzeich- nungen der Science Busters im Rabenhof miterleben: Alle FestivalbesucherInnen haben die Möglichkeit, jeden Tag unbekannte, aber für die Bezirke wichtige Ecken und Flecken kennenzulernen. „Wien hinter den Kulissen“ ist das Motto des 6. „Wir sind Wien.Festi- vals“, bei dem zum Hinschauen und Mitma- chen eingeladen wird. „Orte kennenlernen, die man üblicher- weise nicht zu Gesicht bekommt oder die nur ,Insidern‘ vorbehalten sind: Das Wir sind Wien.Festival macht es möglich. Alle Wie- nerinnen und Wiener und natürlich auch die vielen Gäste von überall her haben die wun- derbare Gelegenheit, im Rahmen des Festi- Das Angebot ist vielfältig, so vielfältig wie die Stadt selbst. vals unsere Stadt und ihr Kulturangebot in all seiner Vielfalt von einer neuen Seite zu entdecken. Und das alles bei freiem Eintritt", hebt Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny hervor.

Eröffnungsfest auf dem Michaelerplatz mit Wiener Tschuschenkapelle Eröffnet wird das Festival am 1. Juni mit einem großen Auftakt auf dem Michaeler- platz: Ab 14 Uhr sorgen die Erneuerer des Wienerlieds Neuwirth & Extremschrammeln für Stimmung, gefolgt von der Wiener Tschuschenkapelle, die heuer ihr 25-Jahr- Jubiläum feiert, Jazzgitarrist Harri Stojka, Moonlight Breakfast und Garish. Der Präsident von Basis.Kultur.Wien, Landtagspräsident Prof. Harry Kopietz, ver-

weist auf die immer intensivere Zusammen- Foto: wirsindwien.com / Szilvia Fucsko Foto: Aktionsradius Wien arbeit mit der gesamten Wiener Kunst- und Besonders beliebt beim Nachwuchs: »Klassik Cool«-Mitmachkonzerte für Kinder Kulturszene, die sich auch im heurigen Pro- gramm widerspiegelt: „Es ist uns in den letz- verkörpert von Marika Reichhold, putzt sich Kooperation mit dem volxkino ist das Wir ten Jahren gelungen, Basis.Kultur.Wien zu resolut und erfrischend mit ihrem Solo- sind Wien-Wandkino entstanden, dem Haus- einem wichtigen Player im Festivalgesche- spektakel „Jedermann im Gemeindebau“ fassaden als Leinwände dienen. „Walking hen der Stadt Wien zu etablieren. Wir setzen durch die städtischen Wohnbauten. Bei Fictions“ und „Walking Concerts“ – Lesun- auch künftig auf Kulturkooperationen mit „Wiener Geschichten“ erzählen WienerIn- gen und Konzerte per Kopfhörer – sind eben- allen Einrichtungen unserer Stadt, auf die nen ihre ganz persönliche Lebensgeschichte, so Teil des Programms wie „Klassik Cool“, wir mit Recht sehr stolz sind!“ die im Laufe des oral-history-Projektes auch Mitmachkonzerte für Kinder. filmisch festgehalten wird. Die Porträtserie „Das Angebot ist vielfältig, so vielfältig Lebensgeschichten, Forschung, über Lokalmatadore stellt Menschen vor, die wie die Stadt selbst. Lassen Sie uns gemein- Film: Buntes Kulturprogramm hinter den Kulissen wirken. Tiefe Einblicke sam einen Blick hinter die Kulissen werfen, zum Mitmachen in die Welt der Wissenschaft bietet „Wien um zu sehen, welche Schätze im Verborge- Das Programm bietet neben dem Angebot unterm Mikroskop“, wo das Publikum die nen blühen“, lädt die Festivalleiterin Anita diverser Bezirksinitiativen (=Basisstationen) Möglichkeit hat, ganz persönliche Gegen- Zemlyak alle Wienerinnen und Wiener ein wieder einige neue Highlights: „frau franzi“, stände unters Mikroskop zu legen. Aus einer und verweist mit Augenzwinkern auf die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 128 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 76. Folge portraitiert er Eric Pleskow (Erich Pleskoff) Studio Head / Produzent

rich Pleskoff wurde am 24. April 1924 als erster Sohn des aus ESewastopol stammenden, späteren Textilhändlers Josef Pleskoff und dessen Wiener Ehefrau Therese (geb. Weissbartl), in Wien gebo- ren, wo er das Brigitta-Realgymnasium besuchte. Die jüdische Familie erlebte in der Hauptstadt des nach 1918 zum Kleinstaat geschrumpf- ten Österreich 1934 den Bürgerkrieg, antisemitische Hetze, im März 1938 den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht und den „Anschluß“ an Hitler-Deutschland, im folgenden November Pogrome und Be- drohung, letztlich die Zerstörung und das Ende der jüdischen Welt in Wien. Nach einer abenteuerlichen Reise über Frankreich, Belgien und Holland erreichten die Pleskoffs mit US-Einreisevisa innerhalb der russischen Quote (aufgrund der Herkunft des Vaters) auf einem von Rotterdam abgehenden Schiff der Holland America Line im September 1939 die rettenden Vereinigten Staaten. Die USA litten unter einer Wirtschaftskrise, das Überleben der Neuankömmlinge, die in New York im nördlich von Harlem gelege- nen Stadtteil Washington Heights ein Unterkommen fanden, war äus- serst schwierig. Erich, nun Eric, besuchte die High School und über- nahm daneben Aushilfsarbeiten aller Art, unter anderem bei der Produktionsfirma Non-Theatrical Pictures Corporation, die Filme vom Großformat auf 16 Millimeter kopierte und außerhalb von Kinos in Klubs, bei Privatleuten und in Schulen die Vorführung von Filmen organisierte. Der Besitzer Herbert T. Edwards, der außerdem auf die Herstellung von Dokumentarfilmen, deren Schnitt und ton- technische Bearbeitung spezialisiert war, öffnete Pleskoff die Tür zu einer späteren Karriere, als er ihn in die Kunst des Schnitts, des fil- mischen Erzählens und die Hinarbeitung auf dramaturgische Höhe- Eric Pleskow

punkte in Filmen einführte. 1941 bearbeitete Edwards im Rahmen seiner zweiten Firma Adventures Epics mit zwei Editoren und dem assistierenden Pleskoff das vom Fotografen und Kameramann Rey Scott 1940 während einer Reise in China erstellte Bildmaterial, dar- unter die Aufnahmen über einen japanischen Bombenangriff auf die Stadt Chungking. Die 93minütige Dokumentation kam im Juni 1941 unter dem Titel „Kukan: The Battle Cry of China“ in die amerikani- schen Kinos. Es war Pleskoffs erste große Filmarbeit an der er aktiv, indes ohne „credit" beteiligt war, eine Materie die ihn reizte und der er verbunden blieb. Amerika befand sich seit Dezember 1941 im Kriegszustand mit den Achsemächten Deutschland und Italien. Pleskoff wurde 1943 zur Army eingezogen und diente an verschiedenen Standorten als Do- kumentarfilm-Cutter und „filmtechnician“ im Signal Corps, das un- ter anderem auch Propaganda- und Informationsfilme produzierte. In den dafür adaptierten ehemaligen Astoria-Studios der Paramount auf

Fotos: Archiv Rudolf Ulrich Long Island traf er auf Hollywood-Größen wie Gottfried Reinhardt, Februar 1958 – Eric Pleskow, damals Leiter der europäischen William Wyler und Anatole Litvak. Der Wiener erhielt während sei- United Artists-Zentrale und Hollywood-Star Tyrone Power, ner Dienstzeit die US-Staatsbürgerschaft, sein offizieller Name lau- während eines Empfangs im Maison de France in Berlin anläßlich der deutschen Erstaufführung des Billy Wilder- tete nun Eric Pleskow. Die Rückkehr nach Europa im Rahmen der Klassikers »Witness for the Prosecution«. Invasion 1944 und anschließend im Dienste des Intelligence Service

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dem größten Wachstum und Verleiheinkom- men. Erst als Warner Bros. „The Exorcist“ und Universal „The Sting“ sowie den Super- hit „Jaw“ auf den Markt brachten, konnte sie von der Spitze verdrängt werden. Unter Ples- kows Ägide begann die später bei Orion fort- gesetzte Partnerschaft mit Woody Allen, der sehr stolz darauf war, mit „such a great film- maker“ assoziiert zu sein. Das Studio brach- te 1975-1977 drei Oscar-prämierte „Best Pictures“ in Folge heraus, „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“ ein Stoff, der 15 Jahre ungenutzt in Hollywood herumlag und, von Pleskow aufgegriffen, allein in den ersten zwei Jahren 180 Millionen Dollar einspielte, dazu den ersten Film der „Rocky“-Serie mit Foto: Archiv Rudolf Ulrich Sylvester Stallone und Woody Allens Klas- Buch- und Serien-Autor Rudolf Ulrich (r.) im Juni 1998 im Gespräch mit Eric siker der modernen Filmkomik „Annie Hall“. Pleskow im Hotel »Bayerischer Hof« in München. Zum Verleihprogramm aus eigenen und fremden Produktionen gehörten auch die bri- tische „James Bond“- sowie die „Pink Pan- ther“-Serie. Für United Artists kam der Anfang vom Ende, als Eric Pleskow wegen fehlender Über- einstimmung mit der Politik von TransAmeri- ca zusammen mit vier anderen Top Executi- ves, Arthur Krim, Robert Benjamin, Mike Medavoy und Bill Bernstein, das Haus verließ und 1978 Orion Pictures Corporation und die angeschlossene Art Film Division Orion Clas- sics gründete. 1982 avancierte er zu deren Stu- dio Head und Chief Executive Officer (CEO), 1991 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Pleskow verstand, daß das Kino Stoffe realisieren mußte, die weit über die Mög- Foto: media wien Dem Produzenten zahlreicher Oscar-gekrönter Filme und Präsidenten der Viennale wurde am 26. Februar 2007 im Wiener Rathaus durch Bürgermeister Michael Häupl die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen, die Eric Pleskow als die »wichtigste Auszeichnung« seines Lebens bezeichnete. erfolgte unter umgekehrten Vorzeichen. Als afrika, 1953 bis 1958 die Frankfurter, danach Mitglied der US-Militärregierung oblag ihm die europäische Zentrale in Paris. 1962 rief nach Kriegsende in den Bavaria-Studios in man ihn nach New York, Eric Pleskow stieg Geiselgasteig bei München die Reorganisa- zum Vizepräsidenten auf, war 1973 kurzfri- tion und der Neustart der bayerischen Nach- stig Executive Vice President, Chief Ope- kriegs-Filmindustrie. rating Officer und schließlich bis 1978 als Nach der Ausmusterung begann sein zweiter Europäer nach Charles Chaplin Prä- Aufstieg im Movie Business. Pleskow beriet sident der Weltfirma. als „civilian advisor“ das War Department Zur Zeit seines Eintritts schrieb United auf dem Gebiet des Filmwesens, war von Artists, das seit 1967 zum Mischkonzern 1948 bis 1950 in Frankfurt stellvertretender TransAmerica gehörte, horrende Verlustzah- Generaldirektor der Motion Picture Export len. Der Newcomer etablierte ein verbesser- Association (MPEA), der damaligen zentra- tes Management und förderte das freie Pro- len amerikanischen Verleihorganisation in duzentenschaffen, womit er das bestehende Westdeutschland, und anschließend kurzfri- Studiosystem aufbrach, aber einen bald all- Foto: Picus stig kontinentaler Repräsentant bei Sol Les- gemein gültigen neuen Weg aufzeigte. 1976 Cover zur Biografie »Eric Pleskow, Ein Leben für den Film« von Andrea ser Productions. 1951 wechselte er zu United war United Artists auch ohne ausgesproche- Ernst, Picus Verlag Wien, 2008. Artists, leitete deren Niederlassung in Süd- ne Kassenschlager die Filmgesellschaft mit ISBN 978-3-85452-632-2

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sich aus kulturellen Gremien weitgehend zu- rückzuziehen, mußte die Funktion Ende 1998 anderweitig besetzt werden. Die Festival- leitung wünschte sich den charismatischen Austro-Amerikaner, der Wien 1948 zum er- sten Mal nach dem Krieg wiedergesehen hat- te, ein Mann des großen Kinos, der auf bei- den Seiten des Atlantiks Filmgeschichte schrieb. Eric Pleskow nahm die Wahl an und stellte auf diesem Wege wieder eine intensi- vere Verbindung mit seiner Geburtsstadt her. Die Viennale-Präsidentschaft liegt seitdem in seinen Händen, er ist daneben Jury-Mitglied des Filmfonds Wien, wofür er mehrmals im Jahr nach Wien reist. Er akzeptierte wieder die österreichische Staatsbürgerschaft, die auch seine Gattin, Kinder und Enkel erhielten. Die Stadt Wien verlieh ihm 1971 das Golde-

Foto: Nick Wolfinger / Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Austria license. ne Ehrenzeichen und 2007 die Ehrenbürger- Eric Pleskow unterstrich durch seinen Besuch beim 8. Filmfestival »Crossing schaft, Österreich ehrte ihn 2009 mit dem Europe« im April 2011 in Linz (hier mit Festivalleiterin Christine Dollhofer) dessen Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Bedeutung, wie es Nationalratspräsidentin Barbara Prammer damals formulierte. Republik. Eric Pleskow, der auch in Frank- lichkeiten des Fernsehens hinausgingen. Im Tragödie des Landes unter der Militärdikta- reich und Italien Auszeichnungen erhielt, Rahmen eines riesigen Investitionspro- tur, in die Kinos brachte. lebt mit seiner Familie im Neuengland-Bun- gramms präsentierte Orion, das seinen Fil- Sehr spät, erst 1998, wurde der ehemali- desstaat Connecticut, nahe dem Atlantik. „ memachern stets die kreative Kontrolle ge Filmoffizier, Verleiher und Produzent, der überließ, dem Publikum eine Schar hochka- über 50 Jahre zuvor mit großem Engagement rätiger Schauspieler, Drehbuchautoren und eine Brücke zwischen Amerika und Deutsch- it dem Buch „Österreicher in Holly- aufsehenerregende Streifen wie „The Termi- land gebaut hatte, für seine damaligen Ver- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf nator“ mit Arnold Schwarzenegger, „Ama- dienste beim Filmfest in München mit dem Ulrich die lang erwartete Neufassung seines deus“ mit Tom Hulce, „The Woman in Red“ CineMerit Award geehrt. Im selben Jahr tat 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- (1984), das Vietnam-Drama „Platoon“ sich für Eric Pleskow unerwartet ein ehren- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen (1986), inszeniert von den Regisseuren volles neues Betätigungsfeld auf. Nach den konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer James Cameron, Milos Foreman, Gene Wil- Statuten des Wiener Filmfestivals Viennale revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- der und Oliver Stone, „Dances With Wolves“ war der jeweils amtsführende Stadtrat für gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist (1990) von und mit Kevin Costner, dazu Kultur automatisch auch deren Präsident. nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern „Little Man Tate“ (1991), bei dem Jody Gemäß einem Beschluß der Stadtregierung, auch an die in der Heimat vielfach Unbe- Foster erstmals Regie führte. Die Kette der kannten oder Vergessenen und den darüber- Oscars riß nicht ab, wie schon 1975 mit hinaus immensen Kulturleistungen österrei- „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“ gewann chischer Filmkünstler The „Silence of the Lambs“ bei der Vergabe im Zentrum der Welt- im März 1992 alle fünf Hauptpreise. Wölfe kinematographie ge- und Lämmer bildeten zudem das passende widmet: „Alles, was Sinnbild für einen gewissen Kannibalismus an etwas erinnert, ist in Hollywood, dem auch das New Major Denkmal“, schließt Studio Orion Tribut zahlen mußte. Die Ge- der Autor. sellschaft geriet wegen zu starker Expansion Rudolf Ulrich und in finanzielle Schwierigkeiten, die eine Neu- der Verlag Filmar- organisation und letztlich die Übernahme chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte durch andere Interessenten bedingte. Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, im Mitbegründer Pleskow schied am 1. Juli „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- 1992 bei Orion aus. Der 68jährige wollte ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- sich endlich mit anderen Dingen des Lebens lywood“ kennenzulernen. befassen, sein Vorsatz hatte jedoch keine Foto: Österreichische Post AG lange Gültigkeit. Er gründete mit Barry Spi- Im Rahmen der auf das gleichnamige Rudolf Ulrich kings eine eigene unabhängige Filmgesell- Buch von Rudolf Ulrich zurückgehen- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, schaft, die 1995 „Beyond Rangoon“, einen den Serie »Österreicher in Hollywood« zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Film über die Demokratiebewegung in Myan- verausgabte die Österreichische Post terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; am 12. April 2014 eine Sondermarke mar (Burma) und das Schweigen um die für Eric Pleskow. http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 130 / 05. 05. 2014 131 ÖJ-Reisetip 150 Jahre Ringstraße Vom Militärgelände zum Prachtboulevard: Die Wiener Ringstraße feiert 2015 ihre Eröffnung vor 150 Jahren. Mit ihren prunkvollen Palais und öffentlichen Gebäuden aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist sie eine beeindruckende Parade der Wiener Sehenswürdigkeiten. Foto: © WienTourismus / Christian Stemper Ein beeindruckender Blick bietet sich vom Dach des Burgtheaters über die Ringstraße auf das Parlament (rechts) und auf das Naturhistorische Museum (links). Vorne links präsentiert sich der Volksgarten mit seinen zehntausenden Rosen… ie Geschichte der Wiener Ringstraße feudalen Residenzstadt der Donaumonarchie ten von 30 Jahren Steuerfreiheit, wenn sie Dbeginnt am 20. Dezember 1857, als zu einer europäischen Großstadt. ihr Bauprojekt innerhalb von fünf Jahren fer- Kaiser Franz Joseph I. anordnet, die Befesti- In einem internationalen Wettbewerb tigstellten. gungsanlagen rund um die Innenstadt zu reichten 85 Büros ihre Vorschläge ein, je- Die Kaiserstadt wurde zu einer Riesen- schleifen und das zuvor vom Militär genutz- doch wurde kein Projekt direkt umgesetzt. baustelle, an der ab 1858 mit Hochdruck ge- te Gelände vor den alten Basteien und der Eine Kommission erarbeitete stattdessen aus arbeitet wurde. Vom Baubeginn bis zur offi- Stadtmauer, das sogenannte Glacis, mit einer den besten Entwürfen einen „Grundplan“, ziellen Eröffnung der Ringstraße am 1. Mai Prachtstraße samt repräsentativen Gebäuden der die Anlage einer knapp 57 Meter breiten 1865 in Anwesenheit des Kaiserpaares ver- zu bebauen. Das größte städtebauliche Pro- und rund fünf Kilometer langen, annähernd gingen lediglich sieben Jahre. Zu diesem jekt in der Geschichte Wiens stellte die Ver- kreisförmigen Doppelallee-Straße mit mo- Zeitpunkt war jedoch erst ein Teil des Ge- bindung zwischen der Innenstadt, die von der numentalen öffentlichen Gebäuden, Palais, samtprojekts fertiggestellt. Die schnelle Kaiserresidenz und Adelspalästen dominiert privaten Mietshäusern, Plätzen und Parks Bauabwicklung der Ringstraße ging zu La- war, zu den kleinbürgerlichen Vorstädten her. vorsah. Die durch den Abbruch der Verteidi- sten der dort Beschäftigten. Die Bau- und Zugleich trug das Mega-Bauvorhaben der gungsanlagen frei gewordenen Grundstücks- ZiegelarbeiterInnen leisteten bei geringer Be- rasanten Bevölkerungsentwicklung Wiens flächen (insgesamt 2,4 Mio. m², knapp 300 zahlung und langen Arbeitszeiten Schwerst- Rechnung. Von 1857 bis 1868 wuchs die Fußballfelder), die nicht für öffentliche Ge- arbeit. Die Bauziegel kamen zum Großteil Bevölkerung der Stadt um knapp 30 Prozent bäude, Straßen oder Parks vorgesehen wa- aus den Ziegeleien im Süden der Stadt, so und überstieg bereits 1890 eine Million Ein- ren, wurden an Privatpersonen teuer ver- entstand die Bezeichnung „Ziegelböhm“ für wohnerInnen. Und schließlich markierte der kauft und dadurch öffentliche Gebäude mit- die meist aus Böhmen zugewanderten Ar- Bau der Ringstraße auch den Wandel von der finanziert. Die Privatiers wiederum profitier- beiterInnen.

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Als Bauprojekt mit beeindruckenden Dimensionen zog die Wiener Ringstraße rasch Financiers, Bauherren und Architekten aus ganz Europa an. Der Architekt Gottfried Semper, der das Burgtheater und die Hof- museen entwarf, stammte aus Hamburg, der Ringstraßen-Planer Ludwig von Förster aus Franken und Theophil Hansen aus Däne- mark. Palais an der Ringstraße ließen sich unter anderem die aus der Ukraine stammen- de Bankiersfamilie Ephrussi, die aus dem wohlhabenden jüdischen Bürgertum Prags kommende Familie Epstein und die aus Rumänien stammende Großhandelsfamilie Todesco erbauen.

Gebaute Architekturgeschichte Die Gebäude an der Wiener Ringstraße zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkei- ten der Stadt. Dieser „grandioseste öffentli- che Raum Europas“ (Edmund de Waal) for- miert sich aus einer Vielfalt der Stile. Der Historismus der Ringstraße nahm sich idea- lisierte Bauformen aus der Geschichte als Vorbild. Ausgewählt wurde jenes historische Modell, das dem Zweck der neuen Gebäude am nächsten kam, etwa der griechische Tem- pel für das Parlament oder das antike Forum für die Kaiserresidenz. Im Stil der Neo- Foto: ©WienTourismus / F 3 Vom Ringturm aus sieht man auf das Wiener Rathaus und die Universität. renaissance wurden die Staatsoper (damals Hofoper), die Universität, die Börse sowie Votivkirche, Museum für Kunst und Indu- Rathaus, die Universität und das Parlament. Kunsthistorisches und Naturhistorisches strie/heute MAK – Österreichisches Museum Das Naturhistorische und das Kunsthistori- Museum erbaut, im Neobarock das Burg- für Angewandte Kunst/Gegenwartskunst, sche Museum sowie die „Neue Burg“, ein theater, für das Rathaus wurde die flämische Palais Wertheim, Palais Ludwig Viktor), Erweiterungstrakt der Hofburg, waren Be- Gotik gewählt und für die Votivkirche die August Sicard von Sicardsburg und Eduard standteil eines den Herrschaftsanspruch der Neugotik. van der Nüll (Staatsoper) und Friedrich Habsburger unterstreichenden Architektur- Der Wiener Ringstraßen-Historismus Schmidt (Rathaus). Ringstraßen-Bauten aus projekts. Das Kaiserforum sollte die Hof- wurde nicht von allen goutiert, einer seiner späteren Jahrzehnten stammen u.a. von Otto burg mit den für die imperialen Sammlungen Kritiker war der bedeutende Architekt und Wagner (Österreichische Postsparkasse, errichteten Zwillingsmuseen verbinden und Stadtplaner Otto Wagner. „Die Ringstraße ist 1904-12) und Max Fabiani (Urania, 1909- hätte bis zu den Hofstallungen (dem heuti- eine Musterkarte von Stilkopien, eine lächer- 1910). Erich Boltensterns Ringturm wurde gen Kulturareal MuseumsQuartier) gereicht. licher als die andere“, läßt ihn die Salon- 1955 eröffnet und ist eines der wenigen Der zweite Flügel gegenüber der Neuen dame Berta Zuckerkandl in ihren Memoiren wirklich modernen Gebäude an der Ring- Hofburg (heutiger Heldenplatz) wurde nie lästern . In Robert Musils „Der Mann ohne straße. realisiert, das Kaiserforum blieb unvollen- Eigenschaften“ werden die Prachtbauten der http://www.ringstrasse2015.info det. Ringstraße als „Theaterdekorationen einer Die Privatbauten an der Ringstraße zeu- gehaltlosen Zeit“ bezeichnet. Auch im Nach- Ein Wiener Freilichtmuseum gen vom Selbstbewußtsein des neuen Wie- hinein wurde die Ringstraße von Architekten Die Wiener Ringstraße ist ein wahres ner Großbürgertums. Der Aufstieg von Ban- als Fehlplanung betrachtet. Adolf Loos, der Füllhorn an baukünstlerischen Details, vom kiers, Fabrikanten und Unternehmern ging den Historismus ablehnte, sah in ihr das zen- Fassadenschmuck der Palais über die Ge- einher mit der wachsenden Industrialisierung. trale Problem Wiens. staltung von Eingangstoren und Stiegenhäu- Am Ring fand diese wohlhabende „Grün- Zu den wichtigsten Architekten der Ring- sern bis zu den Bauskulpturen. Das städte- dergeneration“, darunter auch das liberale straße zählen Theophil Hansen (Parlament, planerische Konzept sah eine repräsentative jüdische Großbürgertum, eine adäquate ge- Börse, Akademie der bildenden Künste, Einheit vor, die sich aus bewußt nebeneinan- sellschaftliche Bühne. Viele von ihnen wa- Musikverein, Palais Ephrussi, Palais der gestellten öffentlichen und privaten Bau- ren wichtige Geldgeber für den Kaiser und Epstein, Palais Hansen), Gottfried Semper ten zusammensetzte. Zu den monumentalen wurden als Dank in den Adelsstand erhoben. und Carl Hasenauer (Neue Burg, Kunst- Verwaltungs-, Regierungs-, Kultur- und Der „alte“ Hofadel hingegen war mit weni- historisches und Naturhistorisches Museum, Wirtschaftsgebäuden des Rings zählen unter gen Bauten am Ring vertreten. Während der Burgtheater), Heinrich Ferstel (Universität, anderem die Staatsoper, das Burgtheater, das NS-Zeit wurden sämtliche Palais im jüdi-

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schen Besitz, etwa das Palais Ephrussi mit gen Renovierung geschlossen), und für das sich Geschäftsleute und politisch Interessier- seinem kostbaren Mobiliar, „arisiert“ und 2012 eröffnete The Ritz-Carlton Vienna te, die Kunst- und Literaturszene, die Schach- deren Eigentümer vertrieben, deportiert oder wurden gleich vier historische Palais am und Billardspieler, wobei einzelne Gruppie- ermordet. Schubertring zusammengelegt. rungen unterschiedliche Kaffeehäuser be- Ursprünglich waren für die Ringstraße vorzugten. Von den 27 großen Ringstraßen- keine Hotelbauten geplant, der neue Boule- Ringstraßencafés und Salonleben Cafés, die es vor 150 Jahren gab, sind nur vard sollte öffentlichen Bauten, Palais und Schon in ihrer Entstehungszeit etablierte mehr wenige erhalten. Nach dem Zweiten Zinshäusern vorbehalten werden. Mit der sich die Ringstraße als Flaniermeile für das Weltkrieg hielt mit dem Wirtschaftswunder Weltausstellung 1873 stieg jedoch der Be- Bürgertum. Das Sehen und Gesehen-Werden ein verändertes Freizeit- und Konsumverhal- darf an repräsentativen Unterkünften und es auf dem neuen Boulevard stellte quasi eine ten Einzug, das Kaffeehaussterben begann. entstanden noble Hotels wie das Sacher. Das Fortsetzung der früheren Spaziergänge auf In den großzügig dimensionierten Lokalitä- älteste Hotel am Ring ist das 1870 eröffnete den Stadtmauern dar. Besonders beliebt war ten etablierten sich Autosalons, Reisebüros Grand Hotel, das eine für die damalige Zeit die Strecke zwischen der „Sirk-Ecke“ (Ecke und Repräsentanzen von Fluglinien. So hochtechnische Ausstattung mit maschinen- Ring/Kärntner Straße) und dem Schwarzen- manches Traditionskaffeehaus wurde auch betriebenem Lift und Telefon in jedem bergplatz. An dieser Ecke (benannt nach vom neuen Typus der Espressi abgelöst wie Zimmer hatte. Das Grand Hotel entstand aus einem Geschäft, heute Hotel Bristol) verab- etwa dem noch existierenden Café Milano einem Wohnhaus und war bis zum Ende der redete man sich zu Zeiten der k.u.k. Mon- am Stubenring. Noch bestehende Ringstras- Monarchie beliebter Treffpunkt des österrei- archie. Karl Kraus hat diese Stelle in „Die sen-Kaffeehäuser sind das Café Prückel, das chischen Adels und Großbürgertums. So traf letzten Tage der Menschheit“ verewigt. Die- Café Schwarzenberg und das Café Landt- hier etwa Kronprinz Rudolf (Sohn von ser auch Opernkreuzung genannte Abschnitt mann. Kaiser Franz Joseph I.) seine Geliebte Mary des Rings war schon damals einer der urban- Wichtige gesellschaftliche Drehscheiben Vetsera. Das Palais Württemberg am Kärnt- sten und belebtesten Orte der Stadt, der von neben den Cafés waren die Salons der Ring- ner Ring wurde bereits wenige Jahre nach Passanten, Radfahrern, Kutschen und Stras- straßenpalais, in denen Kunstwelt und Fi- seiner Fertigstellung als Hotel genutzt und senbahnen stark frequentiert wurde. Als in nanzaristokratie aufeinandertrafen. Zu den ist auch heute noch Sitz des Hotel Imperial. den Folgejahrzehnten der Individualverkehr begehrtesten Salons zählten jene der Familie Das bereits für die Weltausstellung 1873 als stark zunahm, wurde an der Opernkreuzung Todesco. In deren Palais auf der Kärntner Hotel geplante Palais Hansen am Schotten- 1926 die erste Verkehrsampel Wiens instal- Straße traf Johann Strauß seine spätere Frau, ring ist – nach zwischenzeitlich anderen liert, wenig später wurden die ersten Fuß- die Opernsängerin Henriette Treffz. Das Funktionen – seit 2013 nun ein solches (Pa- gängerübergänge markiert. Palais Leitenberger am Parkring war ein ge- lais Hansen Kempinski Vienna). Im Palais Beliebte Treffpunkte waren auch die sellschaftliches Zentrum der Stadt, der Tex- Henckel-Donnersmarck am Parkring logiert Kaffeehäuser, die in den neuen Lokalitäten tilindustrielle Friedrich Leitenberger einer das Radisson Blu Palais-Hotel (derzeit we- am Ring ihre Hochblüte fanden. Es trafen der größten Kunstmäzene seiner Zeit. Und Foto: © WienTourismus / Christian Stemper Der Dr.-Karl-Renner-Ring mit der Universität, dahinter sind die Türme der Votivkirche zu sehen. Im Hintergrund links sieht man auf den Kahlenberg und den Leopoldsberg

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im renommierten Salon der Autorin und werbe und Industrie sowie Kunst und ses Urteil wurde der Wiener Justizpalast in Journalistin Berta Zuckerkandl im Palais Wissenschaft. Das Kaiserpaar wohnte dem Brand gesetzt. Die Polizei schoß in die Men- Lieben-Auspitz verkehrte die künstlerische Geschehen in einem von Otto Wagner ent- ge, 89 Demonstranten und vier Polizisten und wissenschaftliche Elite Österreichs. worfenen Festzelt bei. Auch das 60jährige kamen ums Leben. Der Heldenplatz vor der Regierungsjubiläum des Kaisers wurde 1908 Hofburg wurde am 15. März 1938 zum Schau- Schauplätze und Schicksalsorte mit einem Festzug am Ring gefeiert. platz von Adolf Hitlers „Anschlußkund- Die Ringstraße war immer auch ein Ort, Nach dem Ende der Monarchie blieb die gebung“, mit der er den „Anschluß“ Öster- an dem die öffentliche Bedeutung histori- Ringstraße Schauplatz der Politik. Im Par- reichs an das Deutsche Reich verkündete. scher Ereignisse demonstriert wurde. Der lament wurde am 12. November 1918 die Nach der NS-Zeit konnte die Wiener Festzug zum 25. Hochzeitstag von Kaiser Erste Republik durch die provisorische Sozialdemokratie 1946 die Tradition des Franz Joseph I und seiner Gemahlin Elisa- Nationalversammlung ausgerufen. Politisch großen Maiaufmarschs auf der Ringstraße beth am 27.4.1879 auf der noch jungen wenig gefestigt scheiterte sie später an ihren wieder aufnehmen. Der 1. Mai als Kampf- Ringstraße geriet zu einem riesigen Spek- inneren Widersprüchen. Am 15. Juli 1927 und Feiertag der internationalen Arbeiterbe- takel. Die künstlerische Leitung lag bei Hans wurde der Justizpalast Schauplatz gewaltsa- wegung wurde ab 1890 von den Sozialde- Makart, dem damals berühmtesten Maler mer Auseinandersetzungen, die schließlich mokraten in Wien festlich begangen und Wiens, der das Event auf einer 100 Meter im Bürgerkrieg von 1934 mündeten. Zuvor 1919 als Staatsfeiertag eingeführt, dem sich langen Skizze bis ins Detail vorausplante. waren mit dem „Schattendorfer Urteil“ jene auch die Kommunistische Partei Österreichs Am grandiosen „Makart-Festzug“ nahmen Täter freigesprochen worden, die bei Kämp- anschloß. Sozialdemokratische Gruppen aus 14.000 Personen teil, die in Kostümen aus fen zwischen Anhängern des Republikani- den Bezirken marschieren auch heute noch der Renaissance und dem Frühbarock und schen Schutzbundes und der Frontkämpfer- am 1. Mai über den Ring zum Treffpunkt am mit zahlreichen Festwägen vor rund 300.000 vereinigung im burgenländischen Ort Schat- Rathausplatz, wo Kundgebungen stattfin- Schaulustigen über den Ring zogen. Ver- tendorf zwei unschuldige Menschen getötet den. „ treten waren Berufsgruppen aus Handel, Ge- hatten. Bei einer Demonstration gegen die- http://www.wien.info © WienTourismus / F 3 Das Wiener Rathaus – Architekt Friedrich Schmidt hat dafür die flämische Gotik gewählt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Foto:Tourismus Wien Popp und Hackner,

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Wiens Lebensqualität ist top. Die Menschen leben und arbeiten gerne in dieser Stadt. Das Angebot der Stadtverwaltung ist breit: Gratiskindergärten, geförderte Wohnungen, Ausbau von Schulen, gut funktionierende Öffis, ein Gesundheitssystem auf hohem Niveau, saubere Straßen und Sicherheit in der Stadt tragen zu diesem guten Lebensgefühl bei. Die Stadt Wien investiert laufend in Infrastruktur, Forschung, Entwicklung und Wirtschaft. Wien wird auch in Zukunft eine attraktive Stadt sein und den Menschen ein gutes

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