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RICHARD WAGNER RICHARD WAGNER Der Ring des Nibelungen. Bayreuther Festspiele 1955/Jo- . / New York 1943/Erich Leins- seph Keilberth/Note 1/Testament/4 CD-Boxen dorf/Naxos 3 CD 8.110235-27, ADD Wagner authentisch Heldischer Ritter

50 Jahre schlummerte der Bayreuther „Ring Lauritz Melchior ist der Prototyp des Helden- des Nibelungen“ aus dem Jahr 1955 unter dem , ja, eigentlich der einzig wirkliche, den Dirigat von Keilberth in den Archiven es je gab. Selbst in der zuweilen eher lyrisch der Decca. Nicht etwa qualitative Erwägungen besetzten Rolle des „Lohengrin“ hinterließ er waren der Grund, sondern divergierende einen unwiderstehlichen Eindruck. Mit der Interessen der Schallplattenindustrie verhin- jungen und Kerstin Thorborg derten eine Veröffentlichung. an seiner Seite bietet dieser Mitschnitt aus der Natürlich waren Bayreuther Mitschnitte Met vom Januar 1943 Wagner-Gesang der Superlative. Erich 2 CD SBT2 1390, ADD beliebte Quellen für inoffizielle Ausgaben auf Leinsdorf dirigiert mit energischem Zugriff. dem grauen Markt, die indessen eine solch edi- torische und klangliche Präsentation wie die der neuen Testament-Produktion nicht vor- RICHARD WAGNER weisen können. Die Meistersinger von Nürnberg– Alt III. Staatskapelle Im Neubayreuth der 50er-Jahre war die Dresden/1938/Karl Böhm/Naxos/Hänssler Profil/2 CD PH05038, ADD Wagner-Welt wieder oder noch in Ordung. Wieland Wagner machte mit seinem Konzept Dresdner Blüte und seinen Inszenierungen Furore, ganz Die Walküre besonders mit der des „Rings“. Clemens Die Staatskapelle Dresden hat nicht nur einen 4 CD SBT4 1391, ADD Krauss hatte 1953 Maßstäbe in der Inter- traditionsreichen Namen, sondern auch eine pretation gesetzt, mit der Keilberths sehr ho- ebensolche Aufnahmegeschichte. Der Mit- mogen ausgelotete, ebenso kraftvolle wie le- schnitt vom dritten Akt der „Meistersinger“ bendige Lesart erfolgreich konkurrieren kann. unter Karl Böhm aus dem Jahr 1938 ist eines Wie , von dem der jener vielen Dokumente, das zeigt, welche Zyklus mittlerweile ebenfalls komplett aus quantitaive und qualitative künstlerische Po- dem Nachkriegs-Bayreuth auf CD erhältlich ist, tenz Deutschland in diesen Jahren hatte, obwohl so viele große Sän- zählt Keilberth zu den großen Wagner- ger und Dirigenten dem ausblutenden Land den Rücken kehrten. Dirigenten, die weniger der hitzig-feurigen Karl Böhm, hier mit der großen Margarete Teschmacher und Torsten Siegfried Linie zugehörten, sondern der bodenständig Ralf, gehörte damals zu den profundesten Wagner-Interpreten. 4 CD SBT4 1392, ADD intensiv-expresssiven. Wie manch anderer Kollege, der im Wagner-Fach glänzte, etwa RICHARD WAGNER Karl Böhm, tat Keilberth dies auch bei . Mit Böhms berühmtem „Ring“ zieht Der fliegende Holländer. Bayreuther Festspiele 1955/2 CD er locker gleich, besitzt sogar noch Vorteile bei Note 1/Testament SBT2 1384, ADD der Besetzung. Wolfgang Windgassen, Hans Hotter, Astrid Varnay, Ludwig Weber, Her- Prickelnd mann Uhde sind nur die wichtigsten Namen, die hier auf der Höhe ihres Könnens demon- Keilberths nun erstmals in Stereo veröffent- Götterdämmerung strieren, wie fesselnd Wagner-Stimmen einst lichter „Holländer“ aus dem Jahr 1955 zählt zu 4 CD SBT2 1390, ADD waren. Gerade das macht in Zeiten, in denen den künstlerisch geschlossensten und inspi- die markanten Stimmen Mangelware sind, sol- rierendsten Deutungen des Werks. Neben che Dokumente so wertvoll. Hermann Uhde, Astrid Varnay, Ludwig Weber Dazu gesellt sich die leidige Entwicklung und Josef Traxel stand Rudolf Lustig erstmals bei den Dirigenten. Während früher eine gan- als Erik auf der Bühne. Er hatte die Rolle von ze Palette großer Kapellmeister sehr spannen- Wolfgang Windgassen übernommen, eine Hürde, die er zwar nicht de und auch sehr variable Partitursichten zu locker, aber doch in lobenwerter Weise nehmen konnte. Orches- blühendem Leben erweckte, ist das dirigenti- traler Thrill und sängerischer Glanz erwecken in restauriertem sche Beet heute übersät von routiniert mittel- Klanggewand ein prickelndes Wagner-Gefühl. mäßigen Pflänzchen. ALEXANDER WERNER

48 standpunkte 02/2007