PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014 269–290

Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien

To the south of the – a look at the medieval land development in /northeast

Holger Grönwald

Abstract The article examines medieval regional development in Friaul (Friuli – Vene- zia-Giulia / north-east Italy). It offers an overview of the basic rural and urban settlements between 8th and 16th centuries. As difficult as it can be to describe the complex historical events, little effort has been made to incorporate archae- ological perspectives. Up until now most of the attention in Friaul has been drawn to the main fortification and its numerous towers. Given that the struc- tural changes have rarely been thematised, our attention should now be steered toward these monuments and their huge research potential with the aim of in- cluding Friaul as part of the Holy in current studies of High Middle Age land development [Landesausbau]. This sketch of the local history [Landesgeschichte] asks questions of the hitherto roles of archaeology and histor- ical science. The Friulanian historical time-line introduced in the article concurs broadly with historical-juridical traditions. However, only a small amount of the archaeological inventory has been investigated in support of this. This leaves open the possibility for further research to close up any gaps in the historical tradition and to check hypotheses, such as possible connexions with local place names. Place names are generally good descriptive indicators of settlement char- acteristics and of those involved in regional development. Each and every place name should always be carefully researched. That said, both the German place names, which appear in a small chronological window, and the now indubita- bly established Slavic place names (reputedly early signs Karantanian rule from the end of 11th century) illustrate mediaeval trading routes and carriageways. Current historical sources presume planned settlement development as commis- sioned by the given hierarchical power. The newer additions to the main fortifi- cation however, would appear to challenge these assumptions. No longer subject to the geo-political sensibilities of the previous 2 centuries, this article gives life to the image of a multi-ethnic colouring to historical regional land development.

Schlüsselwörter mittelalterlicher Landesausbau – friulanische Landesgeschichte – Friaul – Friuli Venzia-Giulia – Mark Verona – Heiliges Römisches Reich – Norditalien – slawi- sche Besiedlung – deutsche Besiedlung

Keywords Middle Age settlement colonisation – friulanian land history – Friuli – Friuli – Venzia-Giulia – march of Verona – – northern Italy – Sla- vic settlement – German settlement 269 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014

Rahmenbedingungen, Probleme und Möglichkeiten eines historisch-archäologischen Beitrags zum Friaul

Das Friaul nimmt, geographisch bedingt, von der Frühgeschichte bis zur Frühen Neuzeit eine Schlüsselposition ein und war Drehscheibe kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs. Allein beim Blick auf das historische Einflussgebiet der Patriarchen von wird sie deutlich, das sich von Taglio bei Bergamo bis Parenzo und Pola erstreckt und im Norden und Nordosten bis Ortenburg (Niederbayern), Moosburg (Kärnten), Cilli/Celje (Slowenien) und Auersberg/Turjak (Unterkrain) ausdehnt.1 Die im mittelalterlichen Landesausbau markant umstrukturierte Altsie- dellandschaft erfuhr durch donauländische, süddeutsche, österreichische, mittel- und süditalie- nische sowie byzantinische Einflüsse und Traditionen markante Prägungen. Nur bei flüchtigem Blick erscheint die Region in ihren modernen Grenzen als geschlossene Landschaft oder Sied- lungskammer. Trotz enger Parallelen zum nordalpinen Raum2 wird die Bedeutung der in den Interessens- sphären verschiedener Mächte liegenden Region sowie ihrer archäologischen und historischen Phänomene für das europäische Umfeld unterbewertet. Im historischen Fokus steht meist das sich ganz anders entwickelnde Mittelitalien. Die Dynamik der Prozesse und sich bietende Forschungs- felder bleiben bis auf frühmittelalterliche Schwerpunkte3 ausgespart. Das gilt rotz der anhalten- den Untersuchungen zum mittelalterlichen Landesausbau, damit verbundener Transformations- prozesse und der Erkenntnis, dass nur über die Verbindung von Landes- und Reichsgeschichte mit Blick auf gesellschaftliche Systeme die politischen Gefüge in Mittelalter und Früher Neuzeit zu verstehen sind.4 Aus Sicht der Archäologie ist einzuwenden, dass auch nördlich der Alpen, abgesehen von Norddeutschland und Dänemark, selten vollständig ergrabene Siedlungen oder Siedlungskammern für Untersuchungen zur Verfügung stehen. Im Friaul mangelt es zudem an Stadtkernuntersuchungen und entsprechenden, meist nur aus einzelnen Gebäudezusammenhän- gen erschlossenen Befunden und Fundsammlungen.5 Da es an von der Archäologie wahrgenom- menen, geschlossenen historischen Abrissen mangelt,6 lenkt dieser Beitrag das Augenmerk auf die Makroebene, ohne dass Verf. auf eigene archäologische Untersuchungen eingehen will.7 Es geht um einen historischen Einstieg, der die aktuelle Relevanz mittelalterlicher Formationsprozesse für das siedlungshistorische Ergebnis herausstellen soll. Für den Vergleich zu Parallelentwicklungen im Heiligen Römischen Reich bietet die Betrach- tung der Zentren der Mark Friaul, ihrer ruralen Besiedlung, der Siedlungskerne um Befestigun- gen, der Burgen und sich herausbildender Städte eine ideale Grundlage (vgl. Abb. 1–4). Sich ab- zeichnende Spannungsverhältnisse werden meist ausgeblendet, aktuelle Untersuchungen leiden unter selektiven Schwerpunkten und dem Bemühen um möglichst frühe Datierungen. Sucht man nach den Ursachen von Forschungslücken, stößt man unweigerlich auf die für Norditalien und das Friaul nicht aufbereitete Forschungsgeschichte, auf die hier aus Platzgründen nicht näher ein- gegangen werden kann. Ihre Aufarbeitung von deutscher Seite steht aus, und es ist Verf. ein An-

1 Nach Ciconi 1861, 141, 207 und Czoernig 1873, 398. 2 Seit Siedlungsanbindungen an bestehende römische Zentren während des 5. und 6. Jh. (ähnlich dem süddeutschen, bajuwarischen Raum oder dem Trierer Land; vgl. Böhner 1958) raumgreifend nach ersten Konzentrationsprozessen im 7. Jh. und intensiviert ab dem 8. Jh. Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen bestehen allgemeine Parallelen zur hochmittelalterlichen Ostsiedlung des 12./13. Jh. im mittel- und osteuropäischen Raum. 3 Vgl. Bierbrauer 2000, 2008; Krahwinkler 1992. 4 Vgl. Moraw – Press 1975, 95–108. Die Komplexität der Gesellschaft deckt der Begriff Feudalstruktur nicht ab. Abso- lute Daten zu Gesellschaftsstrukturen und Machtkonstellationen basieren überwiegend auf Dokumenten juristischer Natur, die nur Einblick in Rechtsvorstellungen und zu Besitzverhältnissen der Oberschicht gewähren. Informationen zu Landschaftsgenese und Siedlungsentwicklung sind ihnen meist nur indirekt abzugewinnen. 5 So wie aus diesen wären Materialvorlagen aus Ortslagen wünschenswert. Eine am Hochmittelalter, wenn auch wei- testgehend an Burgen interessierte Archäologie hat sich erst jüngst entwickelt. Das ist erstaunlich angesichts des erheblichen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Baubestands. 6 Zu einzelnen Zeitabschnitten: Schmidinger 1954, Katičic 1980, Ernst 1983, Mirabella Roberti 1988, Ludwig 2009. 7 Vgl. Grönwald 2009; 2010a; 2010b zu den Untersuchungen des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Al- bert-Ludwigs-Universität Freiburg und des Istituto per la Ricostruzione del Castello di Chucco-Zucco auf der hoch- mittelalterlichen Burg Cucagna (Gemeinde Faedis/UD). 270 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien

Abb. 1 Antike, spätantike und mittelalterliche Wege- und Straßenführungen im Friaul. liegen, eine deutliche Distanzierung von geschichtswissenschaftlich untermauerten Ansprüchen der ersten Hälfte des 20. Jh. am Friaul einzufordern. Gerade am Übergang zum und in der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde mit von einander abweichenden geopolitischen Schwerpunkten das Ver- hältnis von Stadt und Land unter italienischen, habsburgisch-österreichischen, deutschen-natio- nalistischen und lokalpatriotisch-regionalistischen Blickwinkeln Thema, wobei die ethnische An- bindung der variierenden Träger des Landesausbaus eine wesentliche Rolle spielte. Es ist ohnehin geradezu bedrückend, welchen machtpolitischen Interessen die Region durch Mittelalter und Neuzeit hindurch geopfert wurde.8 Umso bedauerlicher, dass gesellschaftspolitische Vorgaben Ar- chaeologica und historische Quellen zeitweilig beugten. Die multiethnische Bevölkerungssymbiose im Friaul rieben moderne, nationalstaatliche Konflikte auf. Speziell die slawischen, fränkischen und deutschen Anteile sind bislang nur einseitig besprochen. Historische Übersichten aus itali- enischem oder deutschem Blickwinkel vernachlässigen zudem die slawische, karantanische Be-

8 Wovon Bodendenkmäler in Form von Gräberfeldern, Befestigungen und Waffenfunden beredtes Zeugnis abgeben. 271 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014 siedlung Nordostitaliens,9 obwohl sie ab dem 7. Jh. die marca Vinedorum oder Sclaborum provincia entscheidend prägte.10 Westslawische Landesherren traten hier, wie nördlich der Alpen (vgl. Kuhn 1975) als Initiatoren des Landesausbaus in Erscheinung und bereiteten der Symbiose ansässiger und mit ihnen zugezogener Bevölkerung den Weg.11 Doch die Beziehungen während und zwi- schen Landnahme und Ausbau im Ringen um Ressourcen und die Konzentration wirtschaftlicher Macht sind im Vergleich zu anderen europäischen Regionen kaum thematisiert. Dabei wären Eike Gringmuth-Dallmers grundlegende Thesen zur Herausstellung von Gemeinsamkeiten und Unter- schieden der mit der hochmittelalterlichen Ostsiedlung verbundenen Transformationsprozesse, „zwischen Irland und Ostpreußen, Skandinavien und Italien … teils unterschiedlich, teils über- raschend übereinstimmend“ (Gringmuth-Dallmer 2006, 100), für das Friaul ebenfalls anwendbar.

Der friulanische Landesausbau und seine Protagonisten bis zum Ende des 11. Jh.

Es ist ins Bewusstsein zu rufen, dass Karantanien in Anbindung ans Samo-Reich (623–658; Böh- men, Mähren, Slowakei und die Lausitz) als erste westslawische Herrschaft mit Zentrum bei Karnburg12 immerhin das heutige Slowenien, Istrien, Kärnten, Friuli Venezia-Giulia von den Kar- nischen Alpen bis zum Tagliamento13 und den Großteil der Steiermark umfasste. Die slawisch be- siedelten Gebiete nördlich des Alpenkammes im Ennstal und bis zur Schwarza/Niederösterreich zählen wohl ebenfalls dazu. Früh am fränkischen Erbfolgerecht orientiert,14 ging der friulanische Herrschaftsraum nach bayrischer Hilfestellung gegen die Awaren und im Zuge Salzburger Christianisierung 745 unter fränkisch-bayrischer Hoheit in Kärnten auf. Im äußeren Landesausbau gliederte sich das Friaul als südöstliche Mark unter Karl dem Großen in vier Grafschaften, deren territoriale Grenzen allerdings nicht fassbar sind. Als Zentren werden die ehemaligen römischen Städte Aquileia, Con- cordia, Forum Iulii15 und Julium Carnicum (Zuglio) vorgeschlagen (Wiesflecker 1999, 131). 819/820 ebnete die Unterdrückung des Slawenaufstandes in Kärnten und Friaul durch Truppen Markgraf Balderichs der Anbindung Nord-Ost-Italiens an das regnum teutonicum und das entstehende Hei- lige Römische Reich endgültig den Weg. Ludwig (I.) der Fromme konnte hier wiederholt Trup- pen gegen Ljudevit Posavski († 823) ausheben, während das nördliche Karantanien erst 828 die fränkische Grafschaftsverfassung erhielt und Bayern zufiel. Krain () wurde abgetrennt

9 Der aktive Anteil der Slawen am hochmittelalterlichen Landesausbau hat die Siedlungsforschung längst erkannt, spe- ziell für den östlichen und südöstlichen Teil Deutschlands (vgl. Gringmuth-Dallmer 2002, 61). Da adäquates Verständ- nis für den Nordosten Italiens mangelt, ist ein Niederschlag entsprechenden Fundguts in der Publikationslandschaft bislang nicht auffällig. 10 Zur slawischen Landnahme vgl. Paulus Diaconus ab 611 (Historia Langobardorum IV 37 bzw. zur Carniola Sclavorum patria in De gestis Langob. V, 22), erste Sitze sind im Friaul seit den 70er Jahren des 7. Jh. belegt (ebenda V 23; vgl. Krahwinkler 1992, 40, 50f und Anm. 15; zum geographischen Rahmen: Kosmograph von Ravenna). Ausgangspunkt der Landnahme in Mittel- und Südosteuropa war die Einwanderung in die in der zweiten Hälfte des 6. Jh./Anfang des 7. Jh. von den Langobarden 586 aufgegebenen kroatischen Gebiete und Unterpannonien (mit den Awaren oder ihnen ausweichend, von diesen ab 626 gelöst), nachdem in Folge alemannischer und langobardischer Kriegszüge Slawen bereits im Friaul und in Thüringen angesiedelt worden waren. 11 Die langobardische Vorgeschichte soll an dieser Stelle nicht erneut thematisiert werden (vgl. Bierbrauer 2000 und Krahwinkler 1992). Auf vermeintlich im 7. und 8. Jh. entstandene slawische Ortsnamen in der friulanischen Ebene verwies noch 1938 M. Ros (1938, 6, 8), allerdings in Tradition des einen slowenischen Nationalstaat innerhalb der Habsburger-Monarchie anstrebenden, 1885 gegründeten Cyril und Method-Vereins (s. u. und vgl. Burger 1995, 91). 12 Krnsgi grad; Maria Saal im Kärntner Zollfeld/Gosposvetsko polje (Klagenfurt). 13 Wobei Quellen wie die Fredegar-Chronik, die Annales imperii occidentis Brunsvicenses (796), die Historia Langobardorum des Paulus Diaconus (799), die Conversio Bagoariorum et Carantanorum (870), die Rerum Gestarum Saxonicarum des Widukind von Corvey (967/968), die Excerpta de legationibus, de administrando imperio und de thematibus im Staats- handbuch Konstantins VII. Porphyrogennetos († 959) oder Liutprand von Cremona († 970/972) ebenso wie jüngere Geschichtswerke (Historia Friderici III. sive Historia Austriaca des Piccolomini/Pius II. oder Liber certarum historiarum des Johann von Viktring) offen lassen, ob Ostfriaul und Krain in der Frühphase dazu gehörten. 14 So wie bereits im Friaul unter langobardischer Landesverwaltung eine Belehnung nach Vorbild des Frankenreiches stattfand. Das karolingische Lehnwesen löste auch in Norditalien die bis 813 volksrechtliche Verfassung des Karolin- gerreiches ab. 15 Cividale, für die Slawen „Altstadt“ (Starigrad bzw. Staremesto), vgl. Scheffel 1908, 175. 272 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien und mit einem bayrischen Markgrafen besetzt. Im Ostalpenraum und dem westlichen Vorfeld der Julischen Alpen setzte der erweiterte innere Ausbau mit alteingesessenen slawischen und hin- zukommenden deutschen Kronvasallen ein.16 Letztere begannen allerdings die slawische Hierar- chiespitze zu verdrängen, was auch langobardische Herrschaften betraf. Trotz damit verbundener Umwälzungen in der Sozialstruktur (nicht der Wirtschaftsstruktur) und den Profilierungsbemü- hungen Berengars I.17 konnten im ethnischen Schmelztiegel Friaul, dessen Bevölkerung sich aus romanischen, slawischen, langobardischen, jüdischen und fränkisch-deutschen Teilen zusammen- setzte,18 landbauende Slawen ihren Siedlungsraum über das 10. Jh. hinaus behaupten, was auch – so schwierig die Sachkultur dieser Zeit ethnisch zu interpretieren ist19 – archäologische Quellen implizieren.20 Die fortgesetzte Implementierung neuer Eliten erfolgte nicht als schneller, ruckartiger Wandel, was eine flüchtige Betrachtung historischer Rahmenbedingungen und Siedlungsgeschichte even- tuell suggeriert. Ebenso wenig erfolgten größere fränkisch-bayrische und schwäbische Siedelbe- wegungen. Diese These stützt sich auf Untersuchungen zu den Übergriffen der das regnum italicum erfassenden magyarischen Landnahme (vgl. Schulze-Dörrlamm 2007, 43–60). Zwar bemühen sich verschiedene Autoren darum,21 doch die vor längerem aus italienischer und ungarischer Sicht zu- sammengestellten Meinungen zu Gründen, Verlauf und Folgen der Ungarnzüge harren der Aktu- alisierung.22 Der Schluss, dass die Auswirkungen der Ereignisse speziell im Friaul von slawischen Siedlern kompensiert wurden, wird immer wieder gezogen.23 Norditalien war – soweit es die raren Quellen beurteilen lassen – den Magyaren während der ersten Landnahmephase24 nicht gewach- sen. An der Brenta, quasi auf dem Schlachtfeld der Truppen Karls des Großen gegen die Lango- barden (erwähnt 776 für 774), wurde das Heer Berengars 899 geschlagen.25 Zwar gelang es ihm, ihren Abzug gegen Tribut zu erkaufen, Wido von Spoleto und der fränkische König Arnulf († 899) wiesen den Unterlegenen aber ob seiner Schwächen in die Schranken. Der in zum König erhobene Ludwig von der Provence (der Blinde) sollte sie kompensieren. Doch es gelang Beren- gar 905, nachdem Ungarn erneut über das Friaul nach Italien einfielen,26 den Gegenspieler zu ver- drängen. Obwohl sich sein östlich der Adda angesiedelter Machtbereich bis 915 nicht erweiterte, stieg mit der Bindung an Papst Johannes X. sein politischer Einfluss. Ungeachtet Ludwigs 915

16 Vgl. Vilfan 1975, 577 ff. 17 Ca. 850/853–924. Mit Berengar verstärkte sich die initiierende Rolle des Königtums bei Ausbau und Erhalt der Grenz- region durch gezielte Landvergabe, worauf der grundherrliche, sich darauf berufende Landesausbau basiert (durch den Sonderstatus der Patriarchen von Aquileia mit dem „kirchlichen Landesausbau“ verknüpft). 18 Im durchstrukturierten ländlichen Bereich ist die Durchdringung unterschiedlicher Siedlungsphasen und Ethnien vorauszusetzen, gespiegelt vom homogenen Fundmaterial. 19 Vgl. Brather 1996 oder den Ausschluss ethnischer Interpretationsmöglichkeiten für den böhmischen Raum bei Klápštĕ 1998. Gegenüber Betrachtungen zur Keramikentwicklung im Südosten und Osten Deutschlands oder Böhmen liefert das Friaul eine weitere Variationsmöglichkeit zum Material- und Formentransfer, wenn auch mangels Siedlungsun- tersuchungen auswertbares Material rar ist. 20 Spuren sind nach dem deutschen Landesausbau, venezianischer und habsburgischer Herrschaft noch wahrnehmbar, archäologisch treten sie u. a. in Form von Bestattungen auf, wie etwa Frauengräbern mit Schläfenringen (vgl. Lunazzi 2003, 735 f.; 2008, 25, 27 Abb. 4). 21 Vgl. Settia 1984, Györffy 1994, Kellner 1997, Schulze-Dörrlamm 2002/2007. Auf gerade für diese frühe Phase schmerz- liche Lücken in den Quelleneditionen verwiesen bereits Scalon 1983 und 1998, sowie Autoren wie G. Härtel/Graz und U. Ludwig/Duisburg. Systematisch arbeiten daran das Istituto Pio Paschini (http://www.istitutopiopaschini.it; Kirchenarchive), das „Progetto Liruti“ und das Progetto „Libri dei Patriarchi“ des Dipartimento di Scienze Storiche e Documentarie der Università degli Studi di . 22 Vgl. Fest 1922 zur „Aufbauperiode des ungarischen Staates“ von 898–1132. 23 Zur Slawenansiedlung und Einrichtung neuer villae als Reaktion auf die Ungarnzüge vgl. Sickel 1893, 412 (anno 1001); Corbanese 1984, 156–163; Krahwinkler 1992, 300; Schulze-Dörrlamm 2002, 109–122. 24 Von 895/896–907 (nach der Verbindung mit Arnulf von Kärnten 892). Nach Zügen über die Karpaten und entlang der Donau ins Pannonische Becken wurden Städte und Klöster in Oberitalien zum Ziel der in Lewedien „landflüchtigen“ Magyaren (nach byzantinischen Quellen Türken). Brescia, Bergamo, Verona, Reggio, Padua, und Aquileia wurden 899 geplündert (erfolglos: Mailand und Pavia). Im Folgenden Jahr fielen Carvarcere, Nonantola, Modena und Vercelli, während Venedig widerstand (Lüttich 1910, 121; Kellner 1997, 20). 25 vgl. Ulmer – d’Affara 1999, 149; Rizzi 1975, 62, 73 ff.). 26 Nach Streifzügen durch Nordwestitalien 901 massiv 904; vgl. dazu Antapodosis des Liudprand von Cremona II 9, III 6 (Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 6388), sowie eine Urkunde Berengar’s (Joppi – Mühlenbacher 1880, 271; Schiaparelli 1903, 49). 273 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014 zum Kaiser erhoben,27 musste er seine unsichere Position im regnum italicum durch Ungarnbünd- nisse sichern. In ihrer zweiten Landnahmephase drangen diese zwischen 908 und 926 wieder nach Norditalien, das von der sich anbahnenden Vereinigung der Provinzen Dalmatinisch-Kroatien und Pannonisch-Kroatien (925) wirtschaftlich und kulturell profitierte hatte.28 Widerstand schei- nen nur Städte geleistet zu haben – nur sind archäologische Nachweise kurzfristiger militärischer Aktionen und ihnen entgegnender provisorischer Befestigungen schwer zu erbringen. Gleiches gilt bei betroffenen Siedlungen oder Klöstern, die wohl kaum brauchbaren Schutz aufwiesen.29 Erst ab 926 könnte man annehmen, dass sich auf Initiative Hugos von Arles und Vienne († 947) mit der Verdichtung einfach strukturierter, autonomer Befestigungen ein stetig erweitertes „Boll- werk“ vor den Julischen Alpen formte.30 Leider sind hier dicht bei einander liegende Erdwerke31 bislang archäologisch nicht auf Beziehungen zu den Ereignissen geprüft.32 Bei den Untersuchun- gen hochmittelalterlicher Burgen wird zudem die Existenz einfacher Holzbauten bis ins 11. Jh. kaum berücksichtigt. In wie weit der gleichfalls 926 sowohl für Befestigungen der Zentralgewalt, lokale Versammlungsorte als auch locata privata33 Verstärkung und bessere Bestückung vorschla- gende Erlass Heinrichs I. († 936) im Friaul überhaupt zum Tragen kam, lässt sich nicht sagen.34 Festzuhalten ist, dass für systematische Grenzbefestigungen Nachweise fehlen und sie vielleicht wegen gepflegter Beziehungen zu den Ungarn noch nicht von Interesse waren oder zugunsten strategischer Erwägungen unterblieben.35 Das archäologische Inventar birgt Funde dieser Phase.36 Nur ist es bislang nicht ausreichend gesichtet.37 Erfolgversprechender als vereinzelte Bewaffnungs- nachweise in Gräbern oder auf Ereignisschauplätzen wäre eine Konzentration auf ostfränkische Präsens im karantanisch-slawischen Siedlungsraum Nordostitaliens und auf Reflektionen in der Kunst (wie das allerdings dem 12. Jh. entstammende Reiterfresko im Dom zu Aquileia). Die für das Friaul bislang nur mit historischen Überlieferungen zu verbindende Ausdehnung des von Otto I. († 973) geformten, zusammenhängenden mitteleuropäischen Territorium bis nach Italien lässt sich erstaunlicher Weise mit den Ambitionen Berengars II. d’ auf die Kö- nigswürde verbinden. Trotz und wegen der aufrecht erhaltenen Kontakte zu den Ungarn und

27 Er vertrat in dieser Position die karolingischen Interessen immerhin über Italien hinaus und griff etwa als ecclesiae 920 im Zusammenhang mit dem im Lütticher Bistumsstreit ausgelösten Schisma ein. Rudolf II. von Hoch- burgund machte ihm das regnum streitig, 924 wurde Berengar I. ermordet. 28 Erwähnte Plünderungen und Brandschatzungen: 922, 923, 924 und 926; in der Toskana 924; in Apulien 922 und 926; in Campanien 926. Pavia wurde 924 geplündert (Erwähnung der Erschlagung von Bischof Ragamfrid am 12. März 924; Lüttich 1910, 137) und ein Waffenstillstand erst 926 gegen Tributzahlung durch Heinrich I. ausgehandelt. Norditalien war nur Durchzugsregion auf den Wegen bis nach Südfrankreich. 29 Quellen belegen für Norditalien bislang nur die Befestigung von Reggio (Schiaparelli 1903, 42) und Bergamo (ebenda, 47), entsprechende archäologische Nachweise wären erforderlich und werden für Turrida di Sedegliano, Caporiacco (Colloredo di Montalbana), Corno di Rosazzo, Mossa, Aquileia, Luincis und eventuell Godo bei Gemona geltend gemacht (vgl. Brozzi 1963, 64 ff.). 30 Vgl. Krahwinkler 1992, 292, 300. Vielleicht begann unter den Karolingern ein Ausbau zum Schutz vor den Awaren. 31 Etwa in einem bislang nicht erkannten bzw. analysierten System oberhalb der Gemeinden Nimis und Attimis, an die Via dei Castelli anbindend. 32 Einige der Plateau- und Wallanlagen unterschiedlicher Form wurden erst in neuerer Zeit durch landwirtschaftliche Eingriffe zerstört (vgl. Miotti 1978a, Ulmer – d’Affara 1999, 113 f.). Selten in Beziehung zu den hochmittelalterlichen Anlagen gesetzt, wurden sie hypothetisch als langobardische Fluchtburgen oder Bestandteil des tractus italicus/des langobardischen Limes angesprochen (wenn nicht gar noch älter). Alternativen hinsichtlich slawischer Anlagen sind nicht in Betracht gezogen. 33 Ex Miracula St. Wigberti, Cap. 5; Jäschke 1975. 34 Wenn in diesem Zuge separate Befestigungen entstanden, düften sie unter den Anlagen des primo incastellamento (s. u.) vertreten sein (vgl. Widukind I/35; Bauer – Rau 1990; Tauber 1991, 27). 35 Für die Päpste Johannes X. und Leo VI. hatte beispielsweise der Kampf gegen Sarazenen und Bulgaren Vorrang (vgl. Fest 1922). Um den lateinischen Ritus in Kroatien und Dalmatien bemüht, stützte Johannes X. Kaiser Leon VI. im Tetragamiestreit und stellte die kirchliche Einheit mit Byzanz wieder her. Die Verbindung zu König Hugo und Begünstigung seines Bruders Petrus als Markgraf von Spoleto führten im Konflikt mit Wido von Tuszien letztlich zu seiner Ersetzung durch Leo VI., Festnahme 928 und Tod (vgl. R. Schieffer 2000, LexMA 5, 540–541). 36 Im Bestreben früher Datierungen werden mitunter vermeintlich awarische Objekte identifiziert, etwa Teile von La- mellenpanzern oder Pfeilspitzen, die mit charakteristischen Schaftdornen nicht immer dem flachen, rautenförmigen Blatt „awarischer“ Typen entsprechen – z. B. Cividini u.a. 2006, 346; eindeutig dagegen beim Fund von Ibligo Invillino (Schulze-Dörrlamm 2002, Liste Nr. 38). 37 Zum Beispiel hinsichtlich von Reflexbogenfragmenten, Steigbügeln (birnenförmig, glockenförmig), Riemenvertei- lern (Pfeilköcher), Trensenknebeln (tordiertet) oder Beschlägen von Säbelscheiden. 274 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien gleichzeitig um christliche Mission bei diesen bemüht,38 nahm er 941, vom ihm eigentlich familiär verbundenen König Hugo vertrieben, Zuflucht an Ottos Hof. Damit bot sich 945 Anlass für den ottonischen Zugriff auf das langobardische regnum italicum – mit fränkisch-schwäbischer Unter- stützung bei der Rückeroberung von Teilen Norditaliens. Otto ließ sich nach Lothars Tod 950 in Pavia krönen,39 und Berengar II. musste sein Königtum abtreten. Dafür erhielt er mit seinem Sohn das von Konrad dem Roten (Herzog von Lothringen) gesicherte Italien 952 als Lehen.40 Eine Romgesandtschaft zielte bereits auf die Fortsetzung des westlichen Kaisertums nach Berengar I. ab, das Papst Johannes XII. († 964) 962 auf Otto übertrug. Die Marken Verona und Aquileia (Marca Veronensis et Aquileiensis mit den Markgrafschaften Istrien, Aquileia, Verona und Trient, später Mark von Treviso) inklusive des Friaul wurden zur Sicherung der Alpenpässe und der süd- lichen Ausdehnung des regnum teutonicum im Vorfeld der Julischen Alpen dem Herzogtum Bayern und Kärnten unter Heinrich (I.) von Bayern († 955) angegliedert.41 Ziele einer „Italienpolitik“ hinsichtlich der Erlangung fiktiver Kaiserwürde dürften kaum ausschlaggebend gewesen sein. Doch Ursachen und Folgen für die Angliederung des langobardischen Herzogtums Friaul nach dem 951er Feldzug werden unzureichend hinterfragt (wohl weil entsprechende archäologische Befunde ausstehen oder nicht zugewiesen sind und sich daran keine Diskussion entfaltet). Wenn auch nochmals von 955 mit der Schlacht auf dem Lechfeld relativierten Ungarnzügen unterbro- chen,42 war der komplexen Umgestaltung der norditalienischen Landschaften43 als Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches der Weg bereitet. Wandlungen in der Bevölkerungsstruktur des Friaul setzten sich deutlicher fort. Sie erfolgten auf mehreren Ebenen und lassen sich z. T. trotz jüngerer Gründungen und moderner Überprägungen mit Namenübertragungen und -änderun- gen anhand deutscher44 und slawischer Ortsbezeichnungen beobachten.45 Sie sind mit zahlreichen Mischformen parallel zu den dominierenden romanischen Eigennamen überliefert46 (Abb. 2). Bestimmte Namen bzw. Ortsnamenssuffixe, so problematisch ihre Altersbestimmung ist,47 las- sen auf den anhaltend erheblichen, an der Landschaftsentwicklung teilnehmenden slawischen Bevölkerungsanteil schließen.48 So ergänzen sich entsprechende Hybride, Kontaktnamen und Kontaktbildungen [slawischer Personenname und deutsches Grundwort und deutscher Perso-

38 Ursache waren sprachliche Einflüsse (vgl. Fest 1922). 39 Mit seinem Sohn Adalbert und heiratete zudem 951 Lothars Witwe Adelheid. 40 Lehensrechtliche Investitur mit den Hoftagen in Augsburg und auf dem Lechfeld (vgl. H. H. Kaminsky 2000, LexMA 5, 1933–1934). 41 Reichstag zu Augsburg August 952 (nach MGH 30/2, Ann. Iuv. max. 743; Widukind III/11, Thietmar von Merseburg, Chronicon II 5 sowie Continuator Regionis anno 952). Zu beachten ist dabei die sog. Ungarnstraße/via vel strata hunga- rorum, auf die zeitgenössische Quellen eindeutig Bezug nehmen (Bresslau 21957, 138; anno 1028). 42 Vielleicht wegen Sicherung der östlichen Grenzen des Friaul drangen die Ungarn über nördliche Routen durch Mähren und Böhmen wiederum bis zur Po-Ebene vor. Die dritte Phase der ungarischen Landnahme zielte zuerst auf Sachsen ab und richtete sich, dort ohne Erfolg, 933/937 gen Italien, das in ganzer Länge durchquert wurde. Kampfhandlungen und Erwähnungen: 937 bei Monte Cassino, Benevent, Nola, Sarno und Larino (Capua und Rom erfolglos belagert); 942 Rieti (Rom erfolglos belagert); 947 Larino und Otranto. Ansonsten 933, 937, 942, 947, 951 und 954 in Norditalien erwähnt, in der Toskana 927 (vgl. Schulze-Dörrlamm 2002, 109–122). 43 956 kurzfristig unter Herzog Liudolf von Schwaben, 961 unter Berengars Sohn Wido, der 959 das Heerzogtum Spo- leto erobern ließ. 44 Zu den deutschen Ortsnamen: Krones 1889, 120f; Czoernig 1873, 460 (nach Coroni); Rubeis 1740/1748, 420; Prampero 1933. 45 Heute sind längst nicht alle mehr nachvollziehbar. Nur zum Teil in alten Karten aufgenommen, haben sie vor allem Umbenennungen in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts stark überformt. 46 Früher gleichgesetzt mit römischer und romanischer Bevölkerung – eine Methode, die ebenso unzutreffend ist wie die Annahme, ein slawischer Name entspräche slawischer und ein deutscher Name deutscher Bevölkerung (wenn auch lokal gern praktiziert, vgl. Virgilio 2003). Vorsichtiger Umgang mit der Quellengattung ist angebracht, wurde zur Betonung „deutschen Elements“ im Friaul früher aber ignoriert (vgl. Czoernig 1873; Zahn 1883, IV; Storm 1940, 6). 47 Da die Namen in Ersterwähnungen oft indirekt oder ungenau genannt werden und einer diffizilen Entwicklung un- terliegen. Mitunter sind sie nur als Flurnamen überkommen oder in ethymologischen Sammlungen nach mündlicher Überlieferung zusammengefasst. Allein anhand von Ortsnamen oder -formen ist Siedlungsentwicklung ohnehin nicht (re-)konstrierbar (Formen liefern nur unsichere Ansätze und Indizien; vgl. Gringmuth-Dallmer 2002, 63, 70), es kann nur zur Berücksichtigung auf historische Zusammenhänge aufmerksam gemacht werden. 48 Ähnlich im Vergleich mit dem Saale- und Mittelelbegebiet, wo unter fränkisch-deutsche Herrschaft in slawisch be- siedelten Gebiet bereits aus dem 9. Jh. entsprechende Ortsnamen überliefert sind (Walter 1971, 107ff.), die wohl in Bezug zu niederem Adel stehen (Schieckel 1973, 120–137). 275 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014

Abb. 2 Ortsbezeichnungen im mittelalterlichen Friaul in Anbindung an das spätantike und mittelalterliche Verkehrsnetz. nenname mit slawischem Ortsnamensuffix (…itz/…ici/…icco)]49 mit älteren Toponymen früherer slawischer Landnahme.50 Dazu gehören jedoch nicht die eine regelrechte Siedlungskammer bil- dende Ortsnamenkonzentration am zweiten Drittel des Tagliamentoverlaufs51 oder Gründungen des Erzbistums Bamberg im nördlichen Kanaltal52, das nicht zum Patriarchat Aquileia bzw. dem mittelalterlichen Friaul zählt.

49 Vgl. Walter 1978, Schlimpert 1999 sowie Krahwinkler 1992, 301 (speziell auf die „-icco“-Namen zwischen Isonzo und Livenza und ihre Anbindung im 10. und 11. Jh. verweisend). 50 Hypothesen zu gotischen und langobardischen Namen seien außer Acht gelassen; vgl. Krahwinkler 1992, 27 f. 51 Auf die Ansiedlung slawischer Bauern im 14. und 15. Jh. auf Grundeigentum der Grafschaft Görz zurückzuführen, die wohl aus deren „Stammlehen kamen. Zwar schloss Storm (1940, 5) in einem für die Forschungsgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jh. aufschlussreichen Werk einerseits „…auf ein eher nachträgliches slawisches Eindringen …“ um Frühdatierungen slawischen Siedlungswesens politisch motiviert zu unterdrücken, erklärte Gradisca, Gradiscutta, Goricizza, Belgrad und Umland aber an anderer Stelle zur ursprünglichen Siedlungskammer im Kontaktbereich der linea delle Risorgive und einem Tagliamentoübergang. 52 Planmäßige Waldhufenanlagen an Straßenzeilen, wie etwa Sevenik – Saifnitz von 1106/1204 (vgl. Jaksch 1906, 787) und Lussnitz/Lužnice mit Ersterwähnung 1353 (slawisch nach dem lokalen, schwefelhaltigen Sumpf). Das Kanaltal ging mit Privilegien von 1034, 1039 und 1058 an das erst 1007 gegründete Bistum. 276 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien

Die in Konfliktzonen während der Ungarnzüge beeinträchtigte Siedlungs- und Bevölkerungs- dichte erholte sich, wie bereits angedeutet, mit der Ansiedlung slawischer Bauern aus Krain und dem pannonischen Raum.53 Die von 955, bzw. 1019 bis Mitte des 13. Jh. deutschstämmigen Pa- triarchen von Aquileia protegierten in und nach Krisenzeiten immer wieder derartigen Zuzug (Krahwinkler 1992, 300 f.). Königliche Rechte und Aufgaben in den Grafschaften übernahmen dagegen die westfränkischen Kronvasallen (Pitz 1990, 230). Der Beginn dieser Prozesse deckt sich im Friaul mit dem strukturellen Phänomen der Trennung von Siedlungen, kleinen Wirtschaftsbe- trieben und Befestigungen ab dem 10. Jh.54 – parallel zu generellen Siedlungsumstrukturierungen im Rahmen der Transformationen des Landesausbaus in Altsiedelländern, verbunden mit einer Neuorganisation der Landwirtschaft.55 Speziell die Trennung von Siedlung und befestigtem Sitz illustriert den Wandel der Herrschaftsverhältnisse56 und schlägt sich in den Quellen nieder (auch wenn es sich fast ausschließlich um jüngere Ab- und Umschriften handelt). Mit der Diskussion geltend zu machender Besitzansprüche sind dabei noch bis in die zweite Hälfte des 10. Jh. lokale Herren slawischen (und selbst langobardischen57) Ursprungs nachweisbar, die der einwandernden Führungsriege sukzessive wichen. Der Vorgang konnte in der Grafschaft Friaul, die wiederum dem 976 von Otto II. († 983) separierten Herzogtum Kärnten zufiel, nicht konfliktfrei verlaufen. Die mit dem ersten Viertel des 10. Jh. in den neuen Grundherrschaften zunehmend überlieferten Befestigungen des primo incastellamento,58 castri oder castelli,59 kamen daher bis in die erste Hälfte des 11. Jh. vor allem in Erhebungen kleiner Vasallen zum Tragen, die die fränkische Landes- herrschaft eigentlich festigen sollten.60 Deutlich ist darauf hinzuweisen, dass sie bislang nicht als Steinbaukörper festzumachen waren, während entsprechendes Fundmaterial durchaus vorhanden ist.61 Archäologische und bauforschende Untersuchungen müssen hier zur naturwissenschaftlich abgesicherten Spurensicherung eng verknüpft werden, wenn alternative Befestigungsformen er- schlossen werden sollen. Alle fraglichen Standorte sind von Burgen überprägt, deren älteste Stein- baukörper frühestens im letzten Viertel des 11. Jh. angesetzt werden können und im erhaltenen Bestand meist erheblich jünger sind.62 Die sichere Anbindung der italischen Besitzungen des Heiligen Römischen Reiches erfolgte nun durch quasi ausschließliche Lehenvergabe an deutsche Ministeriale und Niederadel auf Kos- ten des Krongutes.63 Deren neben bestehenden Siedlungs- und Befestigungsstrukturen im Verlauf

53 Vgl. Anm. 23 sowie Krahwinkler 1992, 300. 54 In den Grundherrschaften wird die weitere Siedlungsgestaltung durch die Wahl neuer Herrschaftszentren beeinflusst. Zur sog. Vertikalverschiebung von Adelssitzen bzw. castra (s. u.) vgl. Bitschnau 1983, 9–33 anhand von Burgnamen auf -berg (am Beispiel Kärnten), sowie allg. Brachmann 1993, 207. 55 Vgl. Gringmuth-Dallmer 2006. 56 Gringmuth-Dallmer 1992, 148. 57 Als Beispiel sei die bereits von Paulus Diaconus erwähnte Curtine Lavariano bei Strassoldo erwähnt (Buora et al. 1993, 106, 113–116; Grönwald 2005, 35f). Aus einer villa rustica entwickelte sich die wohl an einen langobardischen Heerfüh- rer vergebene curtine [von Ludwig (I.) dem Frommen wohl an einen der Rechtsnachfolger des Eigners rückübertra- gen; Ulmer – d’Affara 1993, 149; Rizzi 1975, 62, 73 ff.]. 58 Von Norditalien bis ins Latium zu verfolgen; vgl. Delogu 1988, 489–499; Toubert 1988, 411–420. 59 Die Begriffe entstammten spätrömischer und z. T. langobardischer Tradition. Ganze Siedlungen meinend, die alsrocca castri einem befestigten Kern für Feudalherren und ihr Gefolge aufwiesen, standen sie nicht für solitäre Befestigungen. Bis ins Spätmittelalter blieb Oberitalien überwiegend nach (durchaus umfriedeten) curtes/Domänen bzw. Gutshöfen organisiert, die als nichtmilitärischer Bereich später zu einem palatium/castrum gehörten. Als castelli curtensi bezeich- nete castra sicherten die curtes und existierten bis ins 15. Jh. abseits der Städte und Hauptverkehrswege (vgl. Toubert 2000, LexMA 2, 973–975). 60 Nach Unruhen 1002 und 1024 kam es 1035 zum allgemeinen Aufstand der valvassores, der 1036 ganz Oberitalien ergriff (Auslöser des 2. Italienzugs Konrad II.). Die Herrschaftsträger – capitanei und valvassores – erzwangen mit einem Urteil der curia parium in der Constitutio de feudis 1037 Garantie der Lehenerblichkeit und Kodifizierung rechtlicher Normen im Liber feudorum (H. Keller 2000, LexMA 3, 174–175). 61 Wie etwa umgelagertes keramisches Material aus der polygonalen Ringmauer der ersten Bauphase der Burg Cucagna (Grönwald 2005, 116 f.). 62 Ähnlich den Untersuchungsergebnissen für Tirol (vgl. Bitschnau 1983). 63 Zeitweilig beschränkt, doch eine anhaltende Entwicklung. In Forstbezirken behielt das Krongut weiterhin seine Bedeutung (vgl. Wadle 1969, 37) und wurde als rechtliche Basis zugezogener deutscher Familien im 15. Jh. wichtig, die als rechtliche Basis die Erstvergabe aus der Hand des Königs oder seines Stellvertreters nachweisen mussten (vgl. Grönwald 2010a, 67 f.; Härtel 2006, 137 f.). 277 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014 des 11. Jh. entstehende Wohnstandorte bildeten die Nuklei grundherrschaftlicher Burgen,64 mit denen sich die bereits angeschnittene Trennung von Hof und herrschaftlichen Sitz bzw. Burg durchsetzte. Ein wie in den ostrheinischen Territorien zu beobachtendes Phänomen, das wohl auf eine einheitliche Verwaltung abzielte. Trotzdem ist immer Bezug zu Ortschaften gegeben. Wenn auch erst mit Quellen des folgenden Jahrhunderts und rückdatierten, wesentlich jüngeren Abschriften überliefert, treten neben gezielt gewählten romanischen Namen65 erstmals deutsche Burgen-, Orts- und Flächenbenennungen auf.66 Nicht alle Standorte sind lokalisierbar – wenn möglich, binden sie an Verkehrsachsen an, etwa westlich des Schotterbetts der Meduna im Westf- riaul,67 entlang der Eisenstraße über Richinvelde und Spilimbergo/Spengenberg westlich des Tag- liamento und an dessen Mündung in die Ebene (Abb. 2). Der bereits dichter besiedelte Gebirgs- rand im Westen wird dagegen von vergleichbaren Namen ausgespart. Es ist anzumerken, dass sich die Diskussion der generalisierenden Hypothese, im Friaul des 11. Jh. sei nur eine „recht geringe Siedlungsdichte anzunehmen“ (Storm 1940, 16) erübrigt. Die Behauptung, dass eine „spärliche Bevölkerung … hier, im Verkehrsschatten und im Winkel zwischen den Straßen liegend, ihr be- sonderes Siedlungs- und Wehrwesen ausgeprägt“ hat, diente der in der Forschungsgeschichte der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts anzusiedelnden Analogiekonstruktion, ein schwäbisch-deut- scher68 oder zumindest „deutsch orientiert(er)“ Ministerialenadel sei in eine „fast unbewohnte Gegend“ als „fremder Volksteil“ eingezogen. Hier hätte er dann in „eine(r) aus dem allgemeinen Rahmen fallende(n) Entwicklung“ bis dato fehlende Adelsburgen errichtet.69 Der sich wirklich abzeichnende Neuansatz im Burgenbau unterlag anderen Anforderungen als die vorhandenen Befestigungen. Für seine Umsetzung mussten der Bevölkerung erst die wirtschaftlichen Vorausset- zungen abgerungen werden – und sie bedurfte als eigentlicher Träger der materiellen Leistungen im Gegenzug gewisser Sicherheiten. Der Prozess bot allen Beteiligten Vorteile und lässt sich nicht auf Einzelaktivitäten reduzieren. Sein Beginn ist mit der Förderung der Konzentration vorhan- dener Bevölkerung in Weilern und Dörfern verbunden, die der intensivierten Flächennutzung am Unterlauf des , auf den Moränen oder im tertiären Hügelland Raum erschloss. Dagegen zeigt sich südlich der linea delle Risorgive, im fruchtbaren Agrarland am Übergang zur Adriaküste,70 ein verdichtetes, von Niederungs- und Wasserburgen ergänztes Siedlungsbild. Ge- schlossene Ansiedlungen ergänzen hier zahlreiche, z. T. befestigte Einzelhöfe zur Bewirtschaftung der bewässerten Zone.71 Neuland war kaum oder nur sehr aufwändig mit Rodungsanlagen und -burgen72 im östlichen, hügeligen Randbereich oder in der im Zentrum Friauls liegenden, gerin-

64 Anlagen Heinrichs von Bayern und der Grafengeschlechter Treffen/Treven, Ozi, Naum, Turdegowo, Zeltschach, Kärnten, Pozul, Mosburg, Eppenstein und Auers-/Aumberg (vgl. Czoernig 1873, 689; Zahn 1883, 15). 65 Wie etwa für die Burg Cucagna bei Rodingen/Rodingerius (Gemeinde Faedis/UD); vgl. Grönwald 2010a, 67; 2010b. 66 Adamar 1291, Adeliacum (726?), Agen-Hagen/Hag? 1214, Alavium 1149, Burg Arensperch/Ahrensberg 1140, Cas- simberg 1202, Clama borgo d’Artegna 1289, Attems 1106, Cassimberg 1202, Clausach 1072/1279, Cluseg 983/1298 (bei Artegna), Falkenberg 1259, Greis 1229 (zwischen Biccinico und Morfano), Gruenberg 1267, Burg Harperch 1130 (bei Manzano), Heisenstein 1042, Malbergum 1175, Mocumberg bei Villanova 1130 (zwischen Boscotto und Braida), Mossau 1064/ 1096, Neuburg 1150, Partenstein 1170, Prantperg 1130/1140, Reffenberg 1190, Rodingen 1027, Seltschin 1077, Shonberg 1187/1196, Sophumberg 1025, Spengenberg 1120, Tolmein 1077, Walch 1072, Waldhausen/Tarcento 1126, Waldum (zwischen Meduna und Reghena) 1191, Waldum de Attems 1275, Waldum de Muzzana 1304, Warth 1292, Vellach 1022 – unabhängig von beschreibenden Namen, deren ursprüngliche Sprachvariante nicht festzuma- chen ist. 67 Während sich ansonsten im Westen (in Richtung Tagliamento) die ältesten befestigten Siedlungsformen finden und nur wenig Fläche zur weiteren Aufsiedlung im Zuge des erweiterten Landesausbaus verfügbar war. 68 U. A. am Geschlecht derer von Waldsee und der Burg Mels als Beispiel ausgeführt. 69 Storm 1940, 16 – unter dem Vorsatz: „Sollen wir hier einen Nachschub eines furlanischen Volksteiles aus dem Norden vermuten?“ Daran schließen spätere Überlegungen zur Übernahme von Befestigungen durch Einwanderer aus dem Norden an (Miotti 1976, 229; 1978a, 263; 1981a, 111 f.; 1981b, 44). Das Furlan wird als neuzeitlicher Dialekt gern im Analogieschluss ähnlich dem Landinischen, Graubünden und Tirol in Bezug zu romanischer Bevölkerung gesetzt (Storm 1940, 5 nach Gamillschegg 1935, 270 VI, 1; Ascoli 1875, 47, sowie aktuelle Bemühungen der Societât Filologjiche Furlane/Udine). 70 Hier fließen die Wasseradern der Region wieder oberirdisch in Richtung Adria, nachdem sie unter den Schottersedi- menten der Ebene entlang führten. 71 Zwar geben die Quellen keine Auskunft, von einer höheren Bevölkerungsdichte als in anderen Teilen der Region (abgesehen von städtischen Konzentrationen) kann aber ausgegangen werden. 72 Sie konnten sich zu bedeutenden Anlagen einflussreicher Familien entwickeln, wie etwa Rodingerius/Rodingen (na- mengebend für einen Bergrücken, auf dem noch die Burgen Cucagna und Zucco entstehen sollten) und Prampero/ 278 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien

Abb. 3 Klöster, Klosterbesitz und Stifte im mittelalterlichen Friaul. ger besiedelten Ebene zwischen Hügelland und linea delle Risorgive zu gewinnen. Den Aufwand trugen in dieser trockenen, kaum von Niederschlägen begünstigten Zone überwiegend Kloster- güter,73 womit dem nordalpinen Altsiedelland direkt vergleichbare Konzentrationsprozesse den unwirtlichsten Landesteil erfassten (vgl. Gringmuth-Dallmer 2006, 110) – siehe Abb. 3 und 4. Die Wahl geeigneter Standorte zur Errichtung befestigter Anlagen erfolgte noch unter dem Eindruck der Ungarn- bzw. der sarazenischen Feldzüge.74 Dass die Quellenlage dazu äußerst kritisch zu bewerten ist und man sich von tradierten Bildern „klassischer“ hochmittelalterlicher Burgen lö-

Prantperg (vgl. Grönwald 2010a, 68 Anm. 55). Die Familien standen neben den Spengenberg (Spilimbergo) seit dem 2. Viertel des 13. Jh. bis in das ausgehende 14. Jh. dem Gefolge der Patriarchen von Aquileia mit Truchsessen vor, stellten Schänken sowie (Erb-) Kämmerer und hatten das Vorrecht, die Patriarchen zu inthronisieren. 73 Sie sind mit Kloster- und Stiftsgründungen nicht ganz so dicht, wie im Gebiet der deutschen Ostsiedlung (vgl. Brather 1997). Burgen und Befestigungen fehlen in diesem Raum, erst Warynstein und Arisperg binden als deutsch benannte Anlagen im Norden an. 74 In Erinnerung der Ereignisse 875–77, vgl. Corbanese 1984, 154 f. 279 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014

Abb. 4 Morphologie, Gewässernetz und Niederschlagsmengen in Beziehung zur Siedlungsstruktur des mittelalterlichen Friaul. sen muss, wurde angedeutet.75 Immer wieder angestrengte Typologisierungen – etwa in Richtung romanische Mauer- und deutsche Turmburg76 – machen kaum Sinn, da die Befestigungen den na- turräumlichen Gegebenheiten entsprechen und die Kontrolle des Umfeldes nicht von „Formvor- gaben“ abhängt, was sich anhand der Parallelität unterschiedlicher Befestigungstypen des 12. und 13. Jh. zeigt. Überlegungen in dieser Richtung entstammen dem 19. Jh. und wurden verstärkt in den 40er Jahren des letzten Jh. aufgegriffen, um „deutsche Burgen“ mit Bergfried von vermeintlich romanischen, „südlichen“ Formen zu trennen (vgl. Storm 1940, 1, 14 f.). In Erkenntnis der wirt- schaftlichen Bedeutung der Anlagen (und ihrer populistischen Verwertbarkeit) sprach man der

75 Vgl. Text zu Anm. 38 und Quellenkritik bei Härtel 2006, 137–139. 76 Unter militärhistorischen Schwerpunkten entwickelt, hält sich mit diesen etwa die statuarische Genealogie vom rö- mischen Kastell zur Festung der Neuzeit, obwohl sie seit geraumer Zeit widerlegt ist und selbst in der einschlägigen, traditionellen Literatur abgelehnt wird (vgl. Caboga 1951, 10). 280 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien slawischen Bevölkerung nebenbei die Fähigkeit zum Burgenbau ab.77 Burgenhäufungen wurden zu Kennzeichen von Randzonen des Reiches und trotz der damaliger Forschung bewusster, nicht deutschsprachiger Traditionen bestimmter Gebiete zu Ethnien trennenden Grenzbefestigungen. Zu den baulichen Ausprägungen ist festzustellen, dass selbst die spätmittelalterlichen Burgen der dicht besiedelten Moränenlandschaft nördlich Udines78 noch in Außenmauern (bevorzugt in Ecken) integrierte Türme und Wirtschaftsgebäude um den Innenhof kennzeichnen. Sie ent- sprechen vom Aufbau her eher ländlichen Anwesen.79 In Anbindung an Ortsnamen wurden hier vorwiegend romanische Bezeichnungen gebraucht. Höhen- bzw. Spornburgen, die ab dem 12. Jh. Bergfriede sowie im 13. und 14. Jh. Palasbauten erhielten, konzentrieren sich nördlich davon bei Gemona und (Glemaun und Peuscheldorf), sowie im tertiären Flysch-Hügelland, am Fuß der Gebirgsausläufer im Osten und dem Collio bis an den Karst. Nur in aufwendiger zu er- schließenden Regionen suggerieren entsprechende Standortbenennungen eine vorangegangene, zeitlich gestaffelte Intensivierung des Landesausbaus unter veränderten Vormachtstellungen und der Ägide deutscher Einwanderer.80 Sie betreffen ebenso zugehörige, ob des Platzes ausgelagerte Wirtschaftshöfe, Dörfer und Weiler. Die sich neu entwickelnden, repräsentativen hoch- und spät- mittelalterlichen Burgen – symbolartige, adeliges Selbstwertgefühl betonende Herrensitze – prä- gen bis heute dominant das Landschaftsbild. Als selbstbewusste Positionierung gegenüber sich ab dem 11. Jh. neu ausbildenden Stadtstrukturen sind sie ebenfalls zu deuten. Hierin zeigt sich eine friulanische Parallelentwicklung zum nordalpinen Raum, welche die Anbindung der Mark an das Deutsche Reich unterstreicht und sich von den Formationsprozessen Mittelitaliens absetzt. Parallelen zum Frühmittelalter und zu während der fränkischen Expansion im ehemals römischen Agrarland vorgefundene, an spätantike Verhältnisse anknüpfende Anlagen81 sind nicht gegeben.82 Nachgenutzte Standorte in der Ebene, meist strategisch günstig in Anbindung an Wasservorkom- men oder Anhöhen gelegen, und neu entstehende Höhenburgen existieren nebenher. Die gezielte Suche nach lokal postulierten (spät-) römischen Befestigungen an deren Standorten, die man im Mittelalter übernommen, instand gesetzt und erweitert haben soll,83 brachte bislang – kaum über- raschend – nicht die vorausgesetzten Ergebnisse. Kontinuierliche Nutzung, Transformation oder Instandsetzung ist an nicht für römische Befestigungen genutzten (ihnen nicht entsprechenden) Standorten kaum zu erwarten. Die markante Verdichtung des Netzes befestigter Standorte in einem zuvor unbekannten Aus- maß scheint nach einer desolaten Ära unter Arduino d’Ivrea († 1015) an die Aufteilung „klein- teiliger“ Lehen an deutsche „Siedler“ unter den Saliern gebunden zu sein, mit der etwa unter

77 Dazu zog Storm die Beispiele Spilimbergo und San Odorico heran, bei Belgrad sollen Kolonisten den Namen einer vorhandenen „befestigten Dorfschaft“ auf eine neue deutsche Burg übertragen haben (womit er seiner Hypothese zur späten Ansiedlung von Slawen widerspricht; Storm 1940, 5). 78 Weiden bzw. Viden (mit Ortsbefestigung erstmals 983 zu fassen); heute Hauptstadt Friuli Venezia-Giulia’s. Der Bur- gberg der Stadt dient trotz fehlender, nach Überformungen und bei heutigem Bestand kaum mehr erbringbarer Belege stets der Postulierung von Standortkontinuitäten (vom keltischen Oppidum über eine römische Anlage bis ins Mittelalter). Dem ist hinzuzufügen, dass hier dann auch eine slawische Zentralburg gelegen haben müsste. Ein hoch- und spätmittelalterlich überbauter Burg-Vorburg-Komplex als Ort zentraler Funktion ist als Vorläufer anzunehmen, wofür es zahlreiche Vergleiche gäbe (vgl. Gringmuth-Dallmer 1995, 325, 327). 79 Mindestens 26 Burgen auf allen strategisch sinnvollen Anhöhen, allein zwei bei San Daniele. 80 Eine Namensammlung unabhängig von „Befestigungstypen“ versuchte bereits Zahn 1879, 327 f. 81 Darin ist keine Tradierung spätantiker Wirtschaftsweise und Verwaltungsstrukturen zu sehen, da nur für die Vertei- digung wichtige Eigentumsverhältnisse anfänglich beibehalten wurden (vgl. Brachmann 1993, 207). 82 Was allerdings lokal ohne Berücksichtigung der Forschungsergebnisse zur frühmittelalterliche Siedlungslandschaft (vgl. Krahwinkler 1992; Bierbrauer 2000, 2008) mitunter ignoriert wird. Hochmittelalterliche, aus italienischer Sicht traditionell nach 1050 angesetzte Standorte werden in Anknüpfung an aktuelle Forschungsschwerpunkte gern in spätantik-frühmittelalterlicher Tradition gesehen. Nur sind archäologisch weder 9. noch 10. Jh. gefasst, bzw. prüfbar vorgelegt – obwohl sich die Burgengenese im Heiligen Römischen Reich durchaus früher ansetzen lässt (etwa im Mit- telrhein/Rhein-Main-Gebiet). Problematische Frühdatierungen für Burgen des Hügellandes und im Moränengebiet nördlich Udines werden meist an fiktiven Überlieferungen von Belehnungen Patriarch Poppo’s aus dem Geschlecht der Otokare festgemacht, wie etwa für Burg Mels nördlich von Udine [mit ihr soll Liabord von Waldsee 1030 belehnt worden sein, obwohl die Errichtung von Befestigungen erst für das 14. Jh. überliefert ist (Storm 1940, 15 f.); es wäre, da Prampero/Prantperg ethymologisch auszuschließen ist, die früheste Überlieferung eines deutschen Burgnamen in Friaul (vgl. Härtel 2006, 139)]. 83 Vgl. Miotti 1976, 229; 1978a, 263; 1981a, 111 f.; 1981b, 44. 281 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014

Konrad II. († 1039)84 und Heinrich III. († 1056) der Landesausbau gefördert wurde. Ausgespart blieb das trockene, von Schottersedimenten geprägte Zentrum der friulanischen Ebene (Abb. 4). Die Befestigungen liegen meist, wie beschrieben, wie ein Gürtel im hügeligen Vorfeld alpiner Be- reiche und südlich der linea delle Risorgive. Parallel anzunehmende Siedlungsvergrößerungen und die Anlage von Tochtersiedlungen (vgl. Gringmuth-Dallmer 2000, 597, Abb. 80) regen angesichts der Herrschaftswechsel an, für den inneren Landesausbau das mediävistische Dogma, die Erwei- terung der Wirtschafts- und Siedlungsfläche sei an herrschaftlich gelenkte Vorgänge gebunden, zu hinterfragen. Grundlegende Veränderungen auf wirtschaftlichen, sozialen und politisch-religiösen Gebieten offenbaren sich bereits vor der Verbindung des Patriarchenamtes von Aquileia mit dem Herzogtum ab 1077 (s. u.), in dessen Folge sie allerdings stärker zum Tragen kommen. Keinesfalls darf der Eindruck entstehen, das Friaul wäre dabei zu einer Grenzzone geworden. Nur entlang der Landschaften und Kulturräume verbindenden Passanbindungen kristallisierten sich „Grenz- streifen“ im Norden und Nordosten heraus, speziell im Vorfeld der Julischen Alpen, wie etwa die Konzentration von Burgen entlang der „Via dei Castelli“.85 Die komplexen Zusammenhänge des Ausbaus unter Saliern und Staufern sind hier kaum diskutiert, obwohl sie die Siedlungslandschaft so intensiv wie die spätere venezianisch-habsburgische Konkurrenz formten. Den Italienzug Kon- rads II. ab Februar 1026 über das abtrünnige Kärnten unter Konrad II. (1002–1039, der Jüngere) wiederum nur hinsichtlich des Erwerbs der lombardischen und der Kaiserkrone 1027 zu sehen, wird den ausschlaggebenden innenpolitischen Unsicherheiten und den aufständischen Lehnva- sallen im Friaul nicht gerecht.86 Ihnen gegenüber hegten die Salier anhaltendes Misstrauen.87 Heinrich des IV. († 1106) zusätzliche Schwierigkeiten mit dem Reformpapsttum bis zum Bußgang nach Canossa im Januar 1077 sind hinlänglich bekannt. Unterstützte er Gregor VII. noch bei der Umsetzung der Gregorianischen Reformen, provozierte der Investiturstreit um den Mailänder Erzstuhl 1075 Konfrontation. Letztlich erlangte er aber politische Handlungsfreiheit zurück und stützte sich dabei wie in den von Bürgerkrieg überzogenen nordalpinen Reichsteilen auch in Nor- ditalien auf das bereits bewährte Mittel von Burgmittelpunkten zur militärisch-wirtschaftlichen Landeskontrolle (vgl. Struve 2000, LexMA 4, 2041–2043). An diese Phase ist eine architektonische Aufwertung der Burgen gebunden, die an noch erhaltenen Baukörpern ablesbar ist. Mit der Feudalinvestitur des ehemaligen Kanzlers Sigehard von Beilstein (1068–1070) erlangte das Haupt des mit der Jurisdiktion der Komitate Trient und Friaul ausgestatteten Patriarchats markgräflich-herzogliche Rechte. Es einte ab 1077 geistliche und weltliche Macht, die für zwei Jahrhunderte in der Hand deutscher Vettern und Brüder der ansässigen Feudalherren blieb, de- nen die Kirche freie Hand bei der Machtausübung gewährte.88 Die das Friaul als Bestandteil des Reiches stabilisierende Phase prägte die Region bis zum Interregnum mit über 160 neuen Befes- tigungen und dem Ausbau vorhandener Anlagen nachhaltig.89 Sie sind ebenso Zeichen unruhiger Zeiten.90 Das Interregnum selbst kennzeichnen im Gegensatz zu anderen Reichsteilen nur noch Ausbau und Erweiterung des Bestands.

84 Zu Maßnahmen Konrad’s II. vgl. etwa Bresslau 21957, 132 (anno 1028). 85 An Knotenpunkten mit Straßen nach Osten, wie Cergneu, Nimis/castrum Nemas (?), Motta, Attimis superiore und inferiore, Partistagno, Rodingerius, Cucagna Zucco, Soffumbergo und evtl. Zuccola bei Cividale. 86 Überlieferungen zu Befestigungsgründungen verdichten sich in diesem Zusammenhang (etwa die Baugenehmigung für einen Turm bei Faedis, aus dem sich die Burgengruppe Rodingen, Cucagna und Zucco entwickelte; vgl. Grönwald 2010a, 67 f. 87 Weshalb u.a. der Herzog von Kärnten, Adalbero von Eppstein, von Konrad II. 1035 abgesetzt und die Mark von Verona 1136 durch Lothar III. an den Herzog von Bayern und Sachsen, Heinrich X. (den Stolzen) übertragen wird. 88 Durch Markgraf Hermann von Baden. Nach einzelnen Würdenträgern deutscher Herkunft wurde dieser Prozess seit der Amtseinsetzung Poppo’s 1019 gezielt vorbereitet (in Folge von 1042 bis 1068: Eberardus, Gotepoldus, Ravange- rius; nach Czoernig 1873, Corbanese 1984). 89 Von über 230. Überlieferte castrum- oder castellum-Anlagen wie bei „Farra, olim castrum, Braithanum olim castrum“ mei- nen dabei keine oder nicht nur Burgen, ältere Aufzählungen differenzieren jedoch nicht (z. B. Rubeis 1740/1748, 420; AöG 1879, 293, 300, 304). Manche der erwähnten Standorte wie Münchenberg, Starhemberg, Schattenberg, Hag(en), Haunberg, Cassimberg und Warinsteyn sind nur den Quellen zu entnehmen, wenn auch teils vorläufig mit in jüngerer Zeit untersuchten Resten verbunden (Hag, Haunberg). 90 Wegen zahlreicher Fehden als Rechts- und Respektseinforderung und zentrales Element politischer Präsenz und Repräsentation der Vertreter der Grundherrschaften (exemplarisch: das Beispiel der Fehde zwischen den Familien Cucagna und Strassoldo; vgl. Grönwald 2010b, Del Fabro 1998, 12–14). 282 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien

Zenit und Abschluss des Landesausbaus im 12. und 13. Jahrhundert

Gegenüber den Lagern der Guelfen und Ghibellinen hatten sich die lokalen Burginhaber bis zur Mitte des 12. Jh. zu positionieren. Letztere erhielten als Vertreter des oberitalienischen Reichsbe- sitzes in Konfrontation zum Papsttum mehr Zuspruch. Der Adel organisierten sich Anfang des 13. Jh. in einem friulanischen Parlament als Legislative, dominiert von eingewanderten Ministe- rialenfamilien, die mit Gründung und Besitz einer Burg in den Niederadel aufstiegen.91 Er stand gegen die den Staufern widerstrebenden Städtebünde und im Konflikt Friedrichs II. mit der zweiten Lombardischen Liga auf der Seite Ezzelinos III. da Romano († 1259). Dieser formte aus seinen Gütern um Treviso und Vicenza, sowie den Signorien von Vicenza, Padua, Belluno, Feltre und Trient einen Gegenpol zur Liga. Er sicherte dem Reich die Wege durch die Etsch-Täler, die Brenta und die Piave entlang durchs Friaul bis nach Aquileia. Der deutschen Aristokratie kam diese Aufgabe für die Verbindung von Norden und dem zwischen Karnischen und Julischen Al- pen gelegenen Kanaltal in Richtung Cividale, Udine, Aquileia sowie der Küste zu – und ihr oblag die Kontrolle der von den Julischen Alpen in die Ebene mündenden Pässe.92 Gestützt wurde der Adel dabei von Thebaldfrancigena , dem von Friedrich II. ernannten Vikar der Mark von Treviso. Nur verschoben sich die politischen Gewichtungen kontinuierlich zu Ungunsten Friedrichs II., Ezzelinos und seiner Parteigänger.93 Nach dem Tod Bertoldus von Andechs-Meran gelangte das ­Patriarchat kaum noch an Vertreter des Reichsadels. 1251 erhielt es der dessen Einfluss beschnei- dende Gregorio di Montelongo (vgl. Marchetti-Longhi 1965), weshalb sich die mit der Grund- herrschaft Naum/Partena belehnten Herzöge von Österreich mit den Grafen von Görz/ und ihren Anhängern gegen Aquileia und Cividale auflehnten. Wegen der Konflikte und fehlen- der Entscheidungsträger während des Interregnums blieb das Amt von 1268 bis 1273 vakant. Es folgten allein Rom verpflichtete Würdenträger. Ottokar II., přemyslidischer böhmischer König (1253–1278), nutzte das Machtvakuum und schloss im Ringen um die Babenberger Güter die Markgrafschaften Krain und Friaul mit den Herzogtümern Österreich, Steiermark, Kärnten und der Windischen Mark seiner Herrschaft an. Er setzte auf urbane Entwicklung nach mittel- und westeuropäischen Modell, und förderte die Entwicklung Udines im Zentrum des Friaul.94 Die Flächen des ländlichen Raums waren für einen weiteren Ausbau bereits ausgeschöpft, und der Herrschaftswechsel ging kaum mehr mit Siedelbewegungen einher. Unter militärischem Druck gab Ottokar die Markgrafschaften 1276 an Rudolf I. von Habs- burg († 1291), der sich nach seiner Kür zum deutschen König unerwartet stark profilierte.95 Der eingeleitete Umschwung zur Konzentration des Umsatzes lokaler Märkte96 in der prosperieren- den Stadt war aber nicht umkehrbar.97 Er entzog den ruralen Herrschaften und bestehenden städtischen „Frühformen“ durch Abschöpfung des Mehrproduktes langfristig die Grundlage.98 Bis dahin fanden sich in der Osthälfte des Untersuchungsgebietes allein sechzehn Marktorte, während die Westhälfte nur sechs und im Norden wegen seiner begrenzten naturräum- lichen Gegebenheiten nur vier aufwies. An der Küste, entlang der zu römischer Zeit die Ver-

91 Zum Parlament vgl. Leicht 21968. 92 Besonders angesichts der tatarischen Verwüstungen in Kroatien 1242. 93 Verstärkt durch sich häufende Erdbeben und Pestepidemien, die zur Verarmung des Friaul führten. Nach Ezzelinos Tod fungiert die Mark von Treviso nur noch als geographische Umschreibung ohne institutionelle Bedeutung. 94 Seit 1232 mit Marktrecht versehen, 1248 von Steuern befreit und Sitz des Statthalters der Patria del Friuli. Der nicht allein am Burgberg festzumachende Ausbau nach Vorbild nordalpiner Gründungsstädte gab Udine seinen bis heute nachwirkenden Charakter. Mit Anbindung an kanalisierte Wasserversorgung im Bereich der trockenen Ebene (die gleichzeitig als Flusseinfassung auch vor Überschwemmungen schützte; vgl. Czoernig 1873, 118, 120, 123 und Nissen 1902, 201 f.) wurde erst die Voraussetzung zur Stadtentwicklung geschaffen. 95 Und Ottokar mit Reichsacht belegte. Beim seinem erneuten Zug gegen Rudolf I. und Ladislaus IV. fiel er 1278 auf dem Marchfeld. 96 Rechtstädte und bäuerliche curtes und vici standen bislang aufgrund topographischer und agrarwirtschaftlicher Vor- teile in engem Verhältnis. 97 /Portenau hebt sich daneben als wirtschaftliches Zentrum parallel zu Udine ab. 98 Cividale, Aquileia, Concordia und Zuglio hatten als Städte mit antiken Wurzeln davon bis zur Übertragung des nordalpinen, reichsinternen Modells der hochmittelalterlichen Stadt noch profitiert. 283 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014 kehrsachse vom Municipium Altinum über Concordia nach Aquileia verlief,99 waren allein Grado und Marano mit Marktrechten ausgestattet. Aquileia im Schwemmland entfiel und war quasi nur noch tradiertes religiöses Zentrum. Die Verteilung erklärt sich über die im Gegensatz zu den spätantiken Verhältnissen anders gelagerten wirtschaftlich-verkehrsstrategischen Gesichtspunkte und Sicherheitsbedürfnisse, die alternativer Wege bedurften100 (vgl. Abb. 1). Kleinere Rechts- städte und Märkte (bzw. mansiones/Kaufstädte) verteilten sich bis zu Udines Aufschwung am Rand der Ebene und orientieren sich dort wie in den südlichen Feuchtgebieten an den mittelal- terlichen Straßenführungen.101 Die Plöckenstraße, aus Aguntum/Noricum über Loncium, Julium Carnium und bzw. Tolmein/ Schönfeld kommend, folgte ab dem Frühmittelalter nur bis zum einstigen Tricesimum der römischen Nord-Süd-Achse der via Julia Augusta. Zuvor führte sie von hier aus nach Aquileia und besaß wegen der einmündenden Routen der Pontebbana und der Kanalstraße außerordentliche Bedeutung.102 Bereits vor Buia/Cluseg im Zentrum der Morä- nenlandschaft des Tagliamentoschwemmkegels trennten sich bei Venzone und Gemona die als früh- und hochmittelalterliche Hauptrouten fungierenden West- und Oststraßen, die sich an den Hügelketten orientierten. Die Ostroute verband ab Cividale als Predilstraße die einst wichtigste Stadt mit Cormons/Cremaun, der mit Marktrecht versehenen früheren Patriarchenresidenz, und Gorizia/Görz, wo sie in die sog. Ungarnstraße mündete.103 Nach Westen zweigte die Eisenstraße in Richtung der an Udine vorbei führenden via Postumia und der via Annia ab. Über San Daniele und Spilimbergo führte sie nach Casarsa, bei San Vito gabelt sie sich in Richtung Pordenone und , sowie nach Portogruaro auf. Brücken spielten für die Anbindung Udines an die Ei- senstraße bei Spilimbergo und San Daniele eine Rolle, außerdem bei San Vito, Portogruaro und Latisana (Verbindung Portogruaro-Aquileia) am Tagliamento, Sacile an der Livenza und Cividale am Natisone. Im Zentrum des Friaul bedurfte es dieser nicht – wegen der nur temporär Wasser führenden, nicht schiffbaren und von Schotterbetten überlagerten Flüsse. Die „Zentralisierung“ der Region mit Udines Weiterentwicklung machte für die zweite Hälfte des 13. Jh. allerdings die Reaktivierung der römischen via Julia Augusta durch die Ebene nötig, wodurch nicht nur Cividale ins wirtschaftliche Abseits geriet. Die nach der spätantik-frühmittelalterlichen, kleinteiligen Auf- splitterung an die entlang der Bergketten führenden Handelswege gebundenen Städte verloren bis Mitte des 14. Jh. an Bedeutung.

Zustände und Bedingungen des 14. Jahrhunderts bis zur venezianischen Machtübernahme

Die bislang einflussreichen Herrschaften, deren wirtschaftliche Grundlage überwiegend auf Selbstversorgung aus ihren Gütern basierte, büßten ihre Vormachtstellung gegenüber Udine ein. Udine überflügelte Cividale und löste es als Verwaltungszentrum ab. Zwar machte die Aristokra- tie weiter ihren Einfluss im (Adels-)Parlament geltend,104 die Unterstützung des im Friaul aktiven Rizzardo IV. (damit der Ghibellinen und Heinrich VII.; † 1313) hatte aber kaum mehr Einfluss auf die Stadtentwicklung. Zunehmend stärkten sie Distributionsrechte für Bergbaupro- dukte und Erzeugnisse der nordwestfriulanischen Metallverarbeitung/Waffenproduktion.105 Ent-

99 Vgl. August Pauly/Georg Wissowa, Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Bd. 4 (1901), Sp. 830 f. Die ehemalige römische Militärstraße hatte (wie Aquileia wegen des verlandeten Hafens) ihre Rolle verloren. 100 Zur den abweichenden Wegeführungen vergleiche Scheffel 1914, 266; Nissen 1902, 174, 191. 101 So auch beim Sonderfall der Gründung der an sich nur von einer Burg markierten Rechtsstadt /Falken- stein mit einem kleinen Markt. Ausschlaggebend für Gewährung des Status war die strategische Lage, das topogra- phische Umfeld ließ keine städtische Entwicklung zu. 102 Beschrieben im Itinerarium provinciarum Antonini Augusti aus dem 3. Jh. (vgl. Löhberg 2006). 103 … subtus stratam, quae vulgo dicitur Ungarorum … (vgl. Czoernig 1873, 253; Krones 1889, 387). Parallel der ehemaligen via Gemina von Aquileia über den Isonzo in Richtung Lubljana, aber nicht mit ihr gleichzusetzen. 104 Etwa die Familie Cucagna/Cucanea, zu Parlamentsprotokollen vgl. Leicht 1968, Nr. 77, 63. 105 In Anbindung an während der Transformationsprozesse des späten Landesausbaus verstärkt erschlossene Erzvor- kommen (vgl. Gringmuth-Dallmer 2006, 112) und die Eisenstraße lagen dort Produktionszentren. Zur räumlichen Verteilung von Ressourcen und spezialisierter Produktion vgl. Henning 1974. 284 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien gegen dieser Tendenz ist archäologisch bis in die erste Hälfte des 14. Jh. eine Periode anhaltenden Blüte und des Ausbaus von Burgen zu fassen, wobei häufig das Burgenregal missachtet wurde.106 Historische Quellen zeichnen den massiven Druck gegenüber dem guelfischen Patriarch Otto- bono Rovari de’ Razzi († 1316) nach,107 der sich erfolgreich zur Wehr setzte.108 Mit hohen mate- riellen Auflagen109 zwang er die Grundherrschaften in Abhängigkeit, während stehende Milizen die Städte schützten und ihre Entwicklung selbst während der zweiten Vakanz des Patriarchen- stuhls zwischen 1322 und 1344 sicherten.110 Sie ist eine direkte Folge des Konfliktes der Grafschaft Görz/Gorizia mit Ottobono als dessen aktivster (Fehde-) Gegner, wobei sich viele Herrschaften auf die Seite von Görz stellten. Die Vakanz endete mit der Neubesetzung durch Bertrand de’ St. Genies 1334 († 1350), der in enger Anbindung an Frankreich andere Prioritäten setzte und Udine förderte. Die ausgeprägte, bis zum Ende der Patriarchenherrschaft andauernde Rivalität zwischen der angestammten Residenz Cividale,111 Görz/Gorizia und Udine brach offen aus. Ber- trand wurde selbst das bekannteste Opfer.112 Zu einem der umkämpftesten europäischen Gebiete war die Region ohnehin durch den Konflikt zwischen Ludwig I. von Ungarn und Venedig gewor- den (1342–1383). Die parallel ausgefochtenen Interessen der Habsburger und der Widerstand der Kommunen, Ministerialen und Kastellane gegen das Patriarchat stürzten das Friaul in ein Chaos, das sich eindrücklich im Einbruch der Überlieferung historischer Quellen abzeichnet (vgl. Grön- wald 2010a, 69). Markante Daten sind natürlich gegeben, wie etwa die Festsetzung Patriarch Lu- dovicos I. della Torre durch Rudolf IV. Wieder frei, verbündete er sich 1364 zwischenzeitlich mit Ludwig I. und norditalienischen Städten gegen die Herzöge von Österreich und ihre Partner.113 Die Kleinaristokratie polarisierte sich neu – verstärkt gegen ihn und nach Marquard von Randeck erst recht gegen das folgende bourbonische Intermezzo. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ließ sich der zweite französische Patriarch Philipp von Alençon für die Interessen Cividales einnehmen und provozierte den offenen Städtekonflikt mit Udine.114 Die Anhänger von Görz und Habsburg stellten sich in der Hoffnung auf Unterstützung gegen den Patriarchen und Venedig, das sich mit

106 Durch ungenehmigte Erweiterungs- oder Neubauten auf zusätzlich erworbenem Grundeigentum (vgl. das Beispiel Cucagna; Grönwald 2010a, 69). Ganze Burgen blieben frei vom Heerbann, was auf Dauer nicht geduldet wurde (bis hin zur Schleifung, was u.a. Görz/Gorizia oder Zuccola bei Cividale (unmittelbar neben dem Amtssitz des Patriar- chen) betraf; vgl. Miotti 1977, 14–19). 107 So besetzten Vertreter erwähnter west- und ostfriulanischer Familien, die eigentlich die Truchsesse des Patriarchen stellten (vgl. Anm. 72; Spilimbergo, sowie Cucagna und Prampero) im Mai 1308 ein strategisch wichtiges Tor der Patriarchenresidenz Cividale. 108 Truppen des Patriarchen eroberten beispielsweise 1310 die durch Erdbeben beeinträchtigte Burg Cucagna (überliefert bei Timburlini 2003, 18 f., siehe auch: Piccini 1934, 16), deren Inhaber sich dem Patriarchen verpflichten mussten. 109 In Form von Söldnern und Ausstattung; vgl. Corbanese 1984, 363–367; Grönwald 2010a, 69 Anm. 66. Cucagna wurde am stärksten im Vergleich zu anderen Familien belastet. 110 Die Überlieferung von an Häuser- und Einwohnerzahl orientierten Miliz-Zehntschaften ab 1327 ermöglicht eine Bewertung der Größenverhältnisse von Städten und Gastaldien (städtische, mitunter aus curtes hervorgegangene Anlagen, von denen aus Adel königliches Gut verwaltete): Cividale: 1500 Häuser, 7500 Einwohner (Stadt 1000); Udine: 1370 Häuser (Stadt 1100), 6850 Einwohner; Spilimbergo: 1330 Häuser, 6650 Einwohner (Gastaldie); Ge- mona: 1000 Häuser, 5000 Einwohner (Stadt 1305); Tolmezzo: 820 Häuser, 4100 Einwohner (Gastaldie; Markt 1258, Stadt 1275); Monfalcone: 490 Häuser, 2450 Einwohner (kleiner Marktort); Aquileia: 400 Häuser, 2000 Einwohner (formal Stadt 1254); Marano: 220 Häuser, 1100 Einwohner (angebl. privilegium poponis 1031; nach erstem Umrech- nungsversuch Storm 1940, 10 und Czoernig 1873, 403). Da Görz/Gorizia (Stadt 1307), Venzone (1247 Gemeinde, 1252 Markt), Pordenone (Stadt 1291) und Sacile (Stadt 1286) nicht dem Patriarchen unterstanden, fehlen zu ihnen Angaben. Ebenso zu den kleineren Städten San Daniele, Grado als antikem Seehafen Aquileias, Latisana und San Vito oder Cormons/Cremaun. Für Ospedaletto wurde von den Görzer Grafen Stadtrecht vorgesehen, aber nicht umgesetzt. Mit dem Ende deutscher Vorherrschaft im Patriarchenamt sollten sich die Verhältnisse zu Gunsten von Udine verschieben. Gradisca und Palmanova erhielten erst in der Frühen Neuzeit Stadtrecht. Triest (Tergeste), das ab 774 zur Mark Friaul gehörte, wäre gänzlich separat zu betrachten: bis zur Eroberung durch Venedig 1203 verfügte seit Lothar III. der Triester Bischof über die Stadt, die sich unter den Schutz Leopolds III. von Österreich stellte. 111 Bzw. Burg Scharfenberg/Soffumbergo in der Gemeinde Faedis bei Cividale. Der Patriarchensitz war vom zunehmend unwirtlichen Aquileia aus dem Feuchtgebiet südlich der linea delle Risorgive verlegt worden. Nach Cormons wurde Cividale zum sicheren Rückzugsort, bevor ein Wechsel an den politischen Brennpunkt Udine erfolgte. 112 Görzer Anhänger aus der Familie Villalta erschlugen ihn (vgl. AöG 1879, 334f nach Chronik von Moggio/Lirutti: Notizie del Friuli V. 90 und Akten des Kapitelarchiv Udine/Sammlung Bini). Die dem Salzburger Kapitel überstellte Mordwaffe wurde nach Bertrands Seligsprechung an Aquileia gesandt und bei ihm im Dom zu Udine bestattet (Zahn 1883, 49). 113 Etwa Spilimbergo; vgl. Ludwig 2009, 150–153; mit Darstellung historischer Eckpunkte (ebenda, 126). 114 De facto übten die Savorgnan hier die Signorie aus und konkurrierten mit der Kurie. 285 PRÆHISTORICA XXXI/2 UNIVERZITA KARLOVA V PRAZE, 2014 der terra ferma im Chioggiakrieg elementare Teile der Region gesichert hatte, auf Seite Ludwigs I. Philipp von Alençon hingegen griff auf piémontesische Kräfte zurück, die sich in der zweiten Hälfte des 14. Jh. verstärkt um die italienischen Besitzungen des Hauses Savoyen bemühten.115 Während Ludwig nach zwei z. T. im Friaul geführten Kriegen Dalmatien erhielt,116 rieb sich die friulanische Aristokratie weiter in internen Fehden auf. Die anhaltenden Unruhen schwemmten mit einer regelrechten Landflucht weiter neue Bürger nach Udine. Die Stadt expandierte, während eine abermalige, umfangreiche Ansiedlung slawischer Bauern aus dem pannonischen Raum und Krain die Agrarkrise im von Krieg und Pest gezeichneten Umland auffangen sollte. Die instabile Situation nutzte Sigismund von Luxemburg (ab 1433 Kaiser, † 1437). Im besetzten Friaul beendete er die internen Zwiste zu Gunsten des Hauses Savorgnan. Er übergab 1408 dem Ungarn Ludovico II. von Teck das Patriarchat und setzte 1418 Peter von Portugal symbolisch als Graf der von Venedig eroberten Mark von Treviso ein. Sein eigentliches Ziel war die Angliederung Venedigs – den Anlass dafür sollte ein von den Savorgnan geführter friulanischer Stellvertreter- krieg gegen die Serenissima bieten. Er endete mit der Kapitulation Cividales 1419 und der Erobe- rung Udines 1420.117 Entgegen der zumeist unterstellten, aggressiven Expansionspolitik befriedete Venedig das Friaul und beendete den Konflikt der Städte. Die Sitze der ländlichen Aristokratie, oft nur noch mit kleinsten Besatzungen bestückt, konnten ab dem 2. Viertel des 15. Jh. keine Förderung mehr erhoffen. Erst angesichts türkischer Vorstöße ins Friaul versuchte man,118 sie zwi- schenzeitlich den wehrtechnischen Veränderungen des 15. Jh. anzupassen.119 Die historisch und militärisch überholten mittelalterlichen Burgen waren dafür denkbar ungeeignet. Zwar trotzten manche Familienclans hartnäckig den neuen Machtverhältnissen und versuchten sich aus ihrer Isolation heraus immer wieder den Habsburgern und der Grafschaft Görz/Gorizia zuzuwenden – deren Kriege mit den Venezianern, bzw. der Liga von Cambrai120 mit Venedig ab 1508, sowie die große friulanische Bauernerhebung 1511 besiegelten aber letztlich ihr Schicksal.121 Die Auswirkun- gen einer Reihe von Erdbeben bis 1522 sind zusätzlich zu berücksichtigen. Bis auf 1514 blieben das in der Blüte seiner Entfaltung stehende Udine und das Friaul unter venezianischer Herrschaft, die nicht zuletzt auf starkem Rückhalt in der von der Leibeigenschaft befreiten Landbevölkerung fußte.122 Die Seemacht gewährleistete als Gegenpol zum die Dalmatinische Küste bedrohenden Osmanischen Reich Stabilität und Sicherheit. (Eingereicht Dezember 2010)

Zusammenfassung

Das hoch- und spätmittelalterliche Siedlungswesen Nordostitaliens und speziell die strukturellen Veränderungen im Friaul sind bislang unzureichend bearbeitete Themen. Der diffizilen histori-

115 Vgl. Grönwald 2010b; zudem vermittelte es zwischen Scaliger und Visconti, sowie Venedig und Genua nach dem Chiog- giakrieg. 116 1356–58 und 1378–81; zu den Beziehungen zum Kaiserreich im Umgang mit Italien und der Kurie vgl. Steinherz 1887, 219–257; 1888, 529–637. 117 Vgl. Geatti – Poiana 1978, 75 ff. Dem Patriarchen, in dessen Palast nun der das Parlament kontrollierendeLuogotenente residierte, wurde bis auf Aquileia, San Vito al Tagliamento und San Daniele die Kontrolle entzogen. Er behielt aber Sitz in Udine. Die Savorgnan arrangierten sich als Gefolgsleute der Sieger und unterdrückten Separationsbestrebun- gen anderer Herrschaften, deren Güter sie als Lehen anstrebten. 118 1415 erstmals in Slowenien, 1472 bis 1479 und 1499 im Friaul; vgl. Wiesflecker 1999, 169. 119 Zum Beispiel der Befestigung Cucagnas und Zuccos vgl. Grönwald 2010a, 75. Letztlich wechselten im gesamten Mit- telmeerraum die Verteidigungssysteme von Burgen zu Festungen. 120 Maximilian verbündete sich mit Rom, Frankreich, Spanien und England in der Liga. 121 Forciert von Antonio Savorgnan, der ca. 3000 Bauern in Udine zusammenzog, die während des Karnevals am letzten Donnerstag der Maskenzeit (Giovedi Grasso) ein Massaker unter der alteingesessenen Aristokratie verübten und deren Stadtpalais plünderten. Die Unruhen breiteten sich im gesamten Friaul aus, über 30 Burgen wurden nieder- gebrannt (vgl. Wiesflecker 1999, 135 f.). Venezianische Verwaltungsbeamte, sog. Provveditori, dämmten die Unruhen zwar ein und bestraften die Rädelsführer – an den Sieg über die friulanischen Burg-Herrschaften sollten aber dauer- haft brennende Türme zum Abschluss des Giovedi Grasso in Venedig erinnern. 122 Venedig sicherte sich die Patriarchengüter westlich des Iudro, tastete ansonsten aber Lehen aus Gütern der Kirche nicht an. 286 Südlich der Alpen – Ein Blick auf den mittelalterlichen Landesausbau im Friaul/Nordostitalien schen Entwicklung und ihrem archäologischen Niederschlag nahm man sich offenbar nur ungern an, während das Befestigungswesen und die zahlreichen Burgen anhaltendes Interesse auf sich zie- hen. Die vorliegende Übersicht soll auf Mankos aufmerksam machen und dazu anregen, die Rol- len der Archäologie und der Geschichtswissenschaften eingehend zu hinterfragen. Vorerst konnte nur ein übersichtsartiger Einstieg in die Rahmenbedingungen zwischen 8. und 16. Jh. den Blick auf bestimmte Denkmalgattungen und ihr Forschungspotential lenken. Klassische Arbeitsansätze­ bieten etwa die überlieferten Ortsnamen und ihre Kartierung, die auf verschiedene Beteiligte am mittelalterlichen Landesausbau verweisen – auch wenn die Verteilungsmuster nur Indizien zur Be- schreibung der Siedlungsausprägung sind. Die in ihrem Entstehungszeitraum enger zu fassenden deutschen und die nach mutmaßlichen Frühformen ab der karantanischen Herrschaft im Friaul ab Ende des 11. Jh. nachgewiesenen slawischen Ortsnamen zeichnen etwa den Verlauf mittelalter- licher Wegeführungen und Handelsachsen nach. Sie beleben das Bild der multiethnischen Prä- gung der Landesgeschichte, die heute nicht mehr den geopolitischen Zwängen der vergangenen Jahrhunderte unterworfen ist. Nur: die Zeitabschnitte ihrer Entstehung sind zu präzisieren, da die Ortsnamen von späteren Gründern übernommen und auf neue Niederlassungen übertragen worden sein können, ohne das sich ethnische Gruppen als Träger der Siedlungstätigkeit zuweisen lassen. Zuzug, Ortserweiterung, -verlagerung, Benennung nach nicht mit den Siedlern zu ver- knüpfenden Lokatoren, Selbst-, Fremd- und Umbenennung sowie verschiedene Gewichtungen in der Bevölkerungs- und Sprachzusammensetzung, die Möglichkeiten sind vielfältig. Es fragt sich, ob die von den historischen Quellen gefasste Hierarchiespitze in einer Siedeltätigkeit von Angehörigen einer Oberschicht nachgewiesen werden kann oder sich auf Neuansätze im Befesti- gungswesen beschränkt. Die historisch und rezent überlieferten Bezeichnungen wollen entspre- chend kritisch interpretiert sein, wenn sie uns näher an die Entstehung der Siedlungslandschaft heran führen sollen. Die vorgestellte Phasengliederung bei der Rekonstruktion der Entwicklungen im Friaul bis in die Frühe Neuzeit ist an historisch-rechtliche Überlieferungen der Verhältnisse gebunden. Das ist unumgänglich, bislang aber nur in geringem Maße mit dem archäologischen Inventar abgegli- chen. Hier bieten sich künftig umfangreiche Möglichkeiten, Überlieferungslücken zu schließen und ein objektiveres Bild der Landes- und Landschaftsgeschichte zu entwickeln.

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