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Jahresbericht 2017

Veröffentlichungsversion / Published Version Tätigkeitsbericht, Jahresbericht / annual report

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: Deutsches Institut für Menschenrechte

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Deutsches Institut für Menschenrechte. (2018). Jahresbericht 2017. (Jahresbericht / Deutsches Institut für Menschenrechte). Berlin. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-61170-9

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Die Suche nach den Verschwundenen und nach Losier ist Mitglied des Vereins für Fotojournalismus der Wahrheit bestimmt das Leben der Angehöri­ FREELENS. Für ihre fotografischen Arbeiten bekam gen und Freunde. Die im Rahmen des Fachgesprächs sie zahlreiche Stipendien (Akademie der Künste „Auf der Suche nach den Opfern von Verschwin­ Berlin, VG Bild­Kunst, Grenzgänger, Goethe­Institut denlassen“ entstandene Fotoprojekt „Auf der Su­ Amman). Ihre Arbeiten wurden in Einzel­ und Grup­ che nach den Verschwundenen“ zeigt Expert_in­ penausstellungen gezeigt sowie in Büchern veröf­ nen und Angehörige von Verschwundenen mit fentlicht: „Wenn die Stadt schläft“ (2010). „Just ihren Botschaften. Eine deutsche Übersetzung die­ like a Woman, New York City“ (2014), „SAYEDA, ser Botschaften und Informationen zu den abgebil­ Frauen in Ägypten“ (2017). deten Personen finden Sie auf Seite 77. www.amelielosier.com VORWORT 3

Vorwort

Das Jahr 2017 wurde von der Bundestagswahl Menschen mit Behinderungen haben das Recht, in geprägt. Wahlkämpfe sind Zeiten, in denen oft der Gemeinschaft zu leben und selbst zu wählen, drastisch formuliert wird. Doch wann und wie muss wo und wie sie leben möchten. Das sichert ihnen der Staat auf antiziganistische, antisemitische, die UN­Behindertenrechtskonvention in Artikel 19 antimuslimische und andere menschenfeindliche zu. Doch von diesem Recht können sie in Deutsch­ Hassrede reagieren? Diese Frage thematisierte land bislang kaum Gebrauch machen. Vor allem das Institut im Juni auf einer gemeinsamen Veran­ Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf haben staltung im Deutschen mit dem Zentral­ es schwer, die notwendigen Hilfen für ein Leben in rat Deutscher Sinti und Roma und dem Dokumen­ den eigenen vier Wänden zu erhalten. Oft müssen tations­ und Kulturzentrum Deutscher Sinti und sie gegen ihren Willen in ein Heim ziehen. Deshalb Roma. Im Vordergrund der Diskussion standen hat die Monitoring­Stelle UN­Behindertenrechts­ Gegenstrategien und staatliche Handlungsver­ konvention des Instituts dafür geworben, stationä­ pflichtungen. Die Schirmherrschaft hatten die re Wohneinrichtungen schrittweise durch flexible Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf (CDU) Wohnformen mit wohnortnaher Unterstützung zu und Dr. (SPD) übernommen. Das ersetzen. Ihre Untersuchung zur Umsetzung des Institut wird rassistische Positionen im politischen Rechts auf selbstbestimmte Lebensführung in Berlin Diskurs auch weiterhin kritisieren, weil die Meinungs­ ist auch für andere Bundesländer richtungsweisend. freiheit kein Freibrief für Diffamierung und Verbrei­ tung von Hass ist. Die politischen Parteien sowie Im Jahr 2017 hat das Institut seine Arbeit zur Regierung und Parlament stehen in einer besonde­ Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt fort­ ren Verantwortung, sich rassistischer Hassrede im gesetzt und die für die Umsetzung der Istanbul­ öffentlichen Diskurs entgegenzustellen. Konvention notwendigen Maßnahmen beschrieben. Die Europarats­Konvention verpflichtet Deutsch­ Das Thema Flucht stand im vergangenen Jahr in land, mit gesetzlichen und anderen Maßnahmen Deutschland und in der EU weiterhin auf der poli­ Betroffene vor Gewalt zu schützen und den Rahmen tischen Agenda. Die EU steht noch immer vor der für eine wirksame Strafverfolgung zu schaffen. Die Herausforderung, ein solidarisches und funktionie­ menschenrechtliche Expertise des Instituts war rendes System bei der Aufnahme von Schutzbe­ von Politiker_innen auf Bundes­ und Landesebene dürftigen zu schaffen. Dazu müsste insbesondere und Organisationen der Zivilgesellschaft vielfach der Grundsatz der Dublin­Verordnung abgelöst nachgefragt. werden, demzufolge derjenige Staat für die Prü­ fung eines Asylantrags zuständig ist, in dem eine Diese Arbeitsfelder stellen nur einen kleinen Aus­ Person erstmals das Territorium der EU betreten schnitt aus der Arbeit des Instituts zur Förderung hat. Denn dies hat zur Folge, dass einige EU­Staa­ und zum Schutz der Menschenrechte in und durch ten im Vergleich zu anderen EU­Staaten mehr Deutschland dar. Mit diesem Bericht gibt das Insti­ Schutzsuchende aufnehmen. Davon betroffen sind tut einen Überblick über seine Aktivitäten in For­ Staaten wie Griechenland oder Italien, die zu Recht schung, Bildung und Beratung. eine solidarische Verteilung der schutzsuchenden Menschen innerhalb der EU fordern. Deshalb plä­ Berlin, im September 2018 diert das Institut für eine Ablösung der Dublin­Ver­ ordnung und empfiehlt der Bundesregierung, sich Prof. Dr. Beate Rudolf Michael Windfuhr hierfür stark zu machen. Direktorin Stv. Direktor 4 VORWORT INHALT 5

Inhalt

2017 im Überblick 6

Das Institut 9

Vorstand 11

Das Institut im internationalen Kontext 19

Forschen & beraten: Themen 22

Verschwundenen eine Stimme geben 22 Kinderrechte ins Grundgesetz 24 Selbstbestimmtes Wohnen 26 Schutz vor Rassismus 28 Frühkindliche Menschenrechtsbildung 32 Beihilfe zu Menschenrechts verstößen 34

Forschen & beraten: Abteilungen 37

Menschenrechtspolitik Inland/Europa 37 Internationale Menschenrechtspolitik 42 Menschenrechtsbildung 45 Monitoring­Stelle UN­Behindertenrechtskonvention 47 Monitoring­Stelle UN­Kinderrechtskonvention 50 Bibliothek 52 Kommunikation 53 Verwaltung 54

Daten & Fakten 57

Jahresrechnung 2017 57 Veranstaltungen 2017 60 Publikationen 2017 66 Mitarbeitende 2017 71 Kuratorium 2017 72 Mitglieder Deutsches Institut für Menschenrechte e. V. 2017 74

Fotoprojekt „Auf der Suche nach den Verschwundenen“ 77 6 2017 IM ÜBERBLICK

2017 im Überblick

Januar April Bildungszugang für geflüchtete Kinder Monitoring-Stelle UN-BRK trifft Die Monitoring­Stelle UN­Kinderrechtskonvention Behinderten beauftragte des Instituts startet am 12. Januar die Seite Die Behindertenbeauftragten aus Bund und Ländern www.landkarte­kinderrechte.de mit der Karte kommen am 27. April im Institut zu einem Erfah­ „Welchen Zugang haben geflüchtete Kinder zu rungsaustausch zusammen. Beim siebten gemein­ Schulen?“. Die Landkarte gibt einen Überblick samen Treffen dieser Art diskutieren sie über die über die Antworten der für Kitas und Schulen Landesaktionspläne zur Umsetzung der UN­Behin­ zuständigen Ministerien aller 16 Bundesländer. dertenrechtskonvention sowie über aktuelle Ent­ Die Monitoring­Stelle will die digitale Landkarte wicklungen in der Psychiatrie. künftig regelmäßig nutzen, um den Umsetzungs­ stand ausgewählter Kinderrechte kompakt zu­ Mai gänglich zu machen. Expert_innengespräch „Inter sexualität“ Am 31. Mai veranstaltet die Kinderkommission Februar des Deutschen Bundestages ein öffentliches Besuch der UN-Arbeitsgruppe zur Situation Expert_innengespräch zum Thema Intersexualität. von Menschen Afrikanischer Abstammung Petra Follmar­ Otto, Leiterin der Abteilung Inland/ Am 20. Februar besucht die UN­Arbeitsgruppe von Europa des Instituts, stellt Regelungsbedarfe zur Expert_innen für Menschen Afrikanischer Abstam­ Stärkung und zum Schutz der Rechte interge­ mung das Institut zu einem Austausch. Dabei geht schlechtlicher Kinder vor, die im Instituts­Gutach­ es um die Bedeutung des Themas Rassismus in der ten „Geschlechtervielfalt im Recht“ identifiziert Menschenrechtsbildung – im Bereich Schule und worden sind. Insbesondere beim Schutz interge­ im Bereich der Justiz – sowie um die polizeiliche schlechtlicher Säuglinge und Kinder vor medizi­ Praxis des „Racial Profiling“. Der Besuch der UN­ nisch nicht notwendigen geschlechtszuweisenden Arbeitsgruppe in Deutschland findet während der Operationen sieht das Institut dringenden Hand­ Internationalen Dekade für Menschen Afrikanischer lungsbedarf. Auch die 2013 eingeführte personen­ Abstammung statt, die im Juni 2016 auch in standsrechtliche Regelung zum Offenlassen des Deutsch land eröffnet worden ist. Die UN­Arbeits­ Geschlechtseintrags bei intergeschlechtlichen gruppe stellt der Öffentlichkeit zum Abschluss ihres Kindern bedarf der Weiterentwicklung. Besuchs am 27. Februar erste Ergebnisse vor. Juni März Debatte über rassistische Stimmungsmache 13. Menschenrechtsakademie im Wahlkampf Vom 12.–16. März diskutieren Teilnehmer_innen Wie können Politik und Zivilgesellschaft ange­ aus dem gesamten Bundesgebiet, Russland und messen auf antiziganistische, antisemitische, der Schweiz Themen rund um den nationalen antimuslimische und andere menschenverachten­ und interna tionalen Menschenrechtsschutz, de Parolen reagieren? Wann und wie muss der Menschenrechtsbildung und die UN­Behinderten­ Staat aktiv werden, um die Bevölkerung vor ras­ rechts kon ven tion. Das Institut veranstaltet die sistischer Hetze zu schützen? Das diskutieren 13. Menschenrechtsakademie in Kooperation mit Vertreter_innen aus Politik, Wissenschaft und dem Internationalen Forum Burg Liebenzell. Verbänden am 27. Juni im Deutschen Bundestag. Eingeladen haben das Institut, der Zentralrat Deut­ scher Sinti und Roma und das Dokumentations­ und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. 2017 IM ÜBERBLICK 7

Juli Oktober Margherita-von-Brentano- Preis 2017 Familie, Elternschaft und die UN-BRK für Beate Rudolf Am 10. Oktober liest Alexandra Lüthen „Maras Baby“ Am 4. Juli wird Beate Rudolf der Margherita­von­ in der Bibliothek des Instituts. Ihre in Einfacher Brentano­Preis 2017 verliehen. Die Direktorin des Sprache geschriebene Geschichte greift das Recht Instituts erhält den Preis für ihr herausragendes von Menschen mit Behinderungen, eine Familie zu langjähriges akademisches und gesellschafts­ gründen, Kinder zu bekommen und angemessen in politisches Wirken im Bereich der Menschenrech­ der Wahrnehmung ihrer elterlichen Verantwortung te und ins besondere der Frauenrechte. „Ich bin unterstützt zu werden (Artikel 23 UN­Behinderten­ Feministin, weil ich Menschenrechtlerin bin“, er­ rechtskonvention) literarisch auf. In der anschlie­ klärt Beate Rudolf bei der Preisverleihung an der ßenden Gesprächsrunde geben zwei Mütter Ein­ Freien Universität Berlin. blicke in ihre eigenen Erfahrungen.

August November Rechte von Jugendlichen weltweit stärken Jahrestreffen des Europäischen Netzwerks der Zum Internationalen Tag der Jugend am 12. August Nationalen Menschenrechtsinstitutionen fasst das Institut die Allgemeine Bemerkung Nr. 20 Am 29. und 30. November findet in Brüssel das des UN­Kinderrechtsausschusses zusammen, die Jahrestreffen des Europäischen Netzwerks der dazu aufruft, die Rechte von Jugendlichen wie den Nationalen Menschenrechts institutionen (ENNHRI) Zugang zu weiterführender (Aus­)Bildung, eine an­ statt. Am Ende verabschieden die Mitglieder des gemessene Gesundheitsversorgung, den Schutz Netzwerks einstimmig die gemeinsame Erklärung vor Gewalt und Diskriminierung sowie die Möglich­ „Raum für demokratischen Diskurs schützen, frei­ keit zur Beteiligung in Politik und Gesellschaft zu heitliche Rechtsstaatlichkeit wahren“ und beken­ garantieren. Die auf Deutsch und Englisch erschie­ nen, sich auch in Zukunft mit Nachdruck für eine nene Publi kation stellt dar, wie Entwicklungszusam­ freiheitliche, offene Gesellschaft und den Schutz menarbeit die Rechte von Jugendlichen fördern kann von Menschenrechtsverteidiger_ innen in all ihrer und ist eine Orientierungshilfe für Fachkräfte in Vielfalt einzusetzen. der deutschen und internationalen Entwicklungs­ politik. Dezember Institut präsentiert zweiten September Menschenrechtsbericht Waffeneinsätze und das Recht auf Leben Am 6. Dezember stellt das Institut zum zweiten Während des Expert_innen­ Workshops am Mal seinen jährlichen Bericht über die Entwicklung 18. September werden spezifische Ländersitua­ der Menschenrechtssituation in Deutschland vor. tionen sowie länderübergreifende Themen erörtert Er umfasst den Zeitraum vom 1. Juli 2016 bis zum und unter den Aspekten Sicherheitspolitik, Völker­ 30. Juni 2017. „Menschenrechte, Demokratie und recht, staatliches Handeln und Zivilgesellschaft Rechtsstaatlichkeit müssen täglich verteidigt und betrachtet. Veranstalter des Workshops mit Teil­ bekräftigt werden. Das gilt auch für gefestigte de­ nehmenden aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, mokratische Rechtsstaaten wie Deutschland“, Bundestag und Bundesregierung sind neben dem erklärt die Direktorin des Instituts, Beate Rudolf, Institut das Bochumer Institut für Friedenssiche­ in der Bundespressekonferenz. rungsrecht und Humanitäres Völkerrecht und die Hertie School of Governance. 8 2017 IM ÜBERBLICK DAS DEUTSCHE INSTITUT FÜR MENSCHENRECHTE 9

Das Institut

Menschenrechte fördern und schützen Mit zahlreichen Web­ und Social Media­Angeboten Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist die informiert das Institut über Menschenrechtsthemen unabhängige Nationale Menschenrechtsinstitution und dokumentiert die wichtigsten Menschenrechts­ Deutschlands (§ 1 DIMR­Gesetz). Es setzt sich da­ verträge und Berichte über deren Umsetzung in für ein, dass Deutschland die Menschenrechte im Deutschland. In­ und Ausland einhält und fördert. Das Institut begleitet und überwacht zudem die Umsetzung der Politisch unabhängig UN­Behindertenrechtskonvention und der UN­Kin­ Das Institut ist nur den Menschenrechten ver­ derrechtskonvention und hat hierfür entsprechen­ pflichtet und politisch unabhängig. Als Nationale de Monitoring­Stellen eingerichtet. Menschenrechtsinstitution arbeitet es auf Grund­ lage der „Pariser Prinzipien“ der Vereinten Nationen. Forschen und beraten Seit 2015 regelt das „Gesetz über die Rechtsstel­ Das Institut forscht interdisziplinär und anwen­ lung und Aufgaben des Deutschen Instituts für dungsorientiert zu menschenrechtlichen Fragen Menschenrechte“ die Rechtsstellung, die Aufga­ und beobachtet die Menschenrechtssituation in ben und die Finanzierung des Instituts. Es ist als Deutschland. Es berät die Politik in Bund und gemeinnütziger Verein organisiert und wird vom Ländern, die Justiz, Anwaltschaft, Wirtschaft sowie Deutschen Bundestag sowie — für einzelne Projek­ zivilgesellschaftliche Organisationen bei der Um­ te — aus Drittmitteln finanziert. Die aus Menschen­ setzung der internationalen Menschenrechtsabkom­ rechtsorganisationen und ­expert_innen bestehen­ men. Das Institut berichtet dem Deutschen Bundes­ de Mitgliederversammlung macht Empfehlungen tag und verfasst Stellungnahmen für nationale wie zu den Grundsätzen der Arbeit des Instituts; das internationale Gerichte sowie internationale Men­ Kuratorium, in dem Zivilgesellschaft, Wissenschaft schenrechtsgremien. Es unterstützt Bildungsakteure und Politik vertreten sind, legt die Richtlinien für bei der Verankerung von Menschenrechten in der die Arbeit fest. Aus­ und Fortbildung für menschenrechtssensible Berufe sowie bei der Ausgestaltung der schulischen und außerschulischen Menschenrechtsbildung. Nationale Menschenrechts institutionen Das Institut versteht sich als Forum für den Aus­ In über 120 Staaten gibt es Nationale Men­ tausch zwischen Staat, Zivilgesellschaft, Wissen­ schenrechtsinstitutionen zur Förderung und schaft, Praxis und nationalen wie internationalen zum Schutz der Menschenrechte. Sie arbei­ Akteuren. Mit den Menschenrechtsgremien der ten auf Grundlage der Pariser Prinzipien. Die Vereinten Nationen, des Europarates und der Euro ­ Vereinten Nationen proklamierten diese Prin­ päischen Union arbeitet es eng zusammen. Das zipien 1993 als internationalen Standard für Institut ist Mitglied im Weltverband der Nationalen die Rolle und Arbeitsweise Nationaler Men­ Menschenrechtsinstitutionen (GANHRI), dessen schenrechtsinstitutionen. Ein wichtiges Prinzip Vorsitz die Institutsdirektorin 2016–2019 innehat, ist die Unabhängigkeit der Institution. Das und des Europäischen Dachverbands (ENNHRI). Deutsche Institut für Menschenrechte erfüllt diesen Standard voll und ist daher mit dem Informieren und dokumentieren „A­Status“ anerkannt. Nur Menschenrechts­ Die öffentliche Institutsbibliothek stellt Forschungs­ institutionen mit diesem Status haben Rede­ literatur und Zeitschriften zu Menschenrechten zur und Mitwirkungsrechte beim UN­Menschen­ Verfügung. Sie besitzt den in Deutschland größten rechtsrat in Genf. Bestand an Materialien zur Menschenrechtsbildung. 10 DAS DEUTSCHE INSTITUT FÜR MENSCHENRECHTE VORSTAND 11

„Menschenrechte sind nicht VORSTAND selbstverständlich“ 70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin des Instituts

Jeder Mensch hat Menschenrechte, überall. Das und philosophischer Tradition formuliert. Sie ver­ erscheint heute selbstverständlich. Schließlich meidet bewusst jede ausdrückliche Anknüpfung bezeugen die Allgemeine Erklärung der Menschen­ an Religion, Philosophie oder Tradition, um ihren rechte, zahlreiche Menschenrechtsverträge und weltweiten Geltungsanspruch zu stärken. Die All­ das Grundgesetz die Geltung der Menschenrechte. gemeine Erklärung bekräftigt, dass die Menschen­ Keine Selbstverständlichkeit sind die Menschen­ rechte universell sind: Sie gelten für alle Menschen, rechte jedoch in der Wirklichkeit. Weltweit werden weil sie Menschen sind, und sie gelten jederzeit Menschenrechte massiv verletzt, und es werden und überall. In den Worten ihres ersten Artikels: die Stimmen lauter, die die Menschenrechte rund­ „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und weg ablehnen. Zum 70. Jahrestag der Allgemeinen Rechten geboren.“ Erklärung, den wir 2018 feiern, wird deutlicher denn je, dass die Menschenrechte immer wieder bekräf­ Die Allgemeine Erklärung wurde als Resolution tigt und behauptet werden müssen – überall in der der UN­Generalversammlung von den damals 59 Welt und auch hierzulande. UN­Mitgliedstaaten verabschiedet – nur gegen die Stimme Südafrikas. Allerdings fehlten damals gro­ Die Allgemeine Erklärung umfasst alle Kategorien ße Teile der noch kolonial beherrschten Welt. Doch von Menschenrechten. Sie proklamiert die bürger­ bereits 1955 bekannten sich auf der Konferenz lichen und politischen Menschenrechte – etwa die von Bandung die Vertreter von 29 ehemaligen Meinungs­, Versammlungs­ und Vereinigungsfrei­ Kolonien und 30 Befreiungsbewegungen zu den heit, die Religions­ und Weltanschauungsfreiheit, Menschenrechten und verwiesen auf die Allgemei­ das Recht von Staatsbürgern auf politische Parti­ ne Erklärung als gemeinsame Richtschnur. Auf der zipation, das Recht auf Ehe und Familie, auf Eigen­ Wiener Weltkonferenz über Menschenrechte haben tum, auf Asyl sowie das Recht, Rechte zu haben. die Staaten der Welt 1993 ihr Bekenntnis zu den Hierin zeigt sich besonders, dass die Allgemeine in der Allgemeinen Erklärung niedergelegten Men­ Erklärung unter dem Eindruck der Menschheits­ schenrechten gemeinsam erneuert. verbrechen des nationalsozialistischen Deutsch­ land entstand und auch eine Reaktion auf diese Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist. Sie proklamiert ferner wirtschaftliche, soziale wird als kopernikanische Wende des Völkerrechts und kulturelle Rechte, etwa das Recht auf Bildung, angesehen: Sie stellt den Menschen in den Mittel­ auf Gesundheit, auf Wohnen und Nahrung sowie punkt der internationalen Ordnung und gibt ihm das Recht zu arbeiten und Rechte in der Arbeit. Rechte gegen den Staat. Denn ohne Anerkennung Zudem verbietet sie Diskriminierung, insbesondere der gleichen Menschenwürde und der unveräußer­ aufgrund rassistischer Zuschreibungen, des Ge­ lichen Menschenrechte aller Menschen gibt es kei­ schlechts oder der Religion.

Die Allgemeine Erklärung wurde in der UN­Men­ Die Menschenrechte müssen immer schenrechtskommission von Menschen aus aller wieder bekräftigt und behauptet werden. Welt, verschiedenster Herkunft, Kultur, Religion 12 VORSTAND

Alle Menschen sind frei und gleich an praktisch wichtig: Sie konkretisieren die Maßstäbe Würde und Rechten geboren. für deren Beschränkung. Die Aufspaltung in zwei Art. 1 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Verträge war den politisch­ideologischen Gräben in der Zeit der Ost­West­Konfrontation geschuldet. Erst auf der Wiener Weltmenschenrechtskonferenz wurde dieser Graben überwunden, indem die Staaten die Unteilbarkeit, Interdependenz und ne Freiheit, keine Gerechtigkeit und keinen Frieden Wechselbezüglichkeit aller Menschenrechte an­ in der Welt. Das betont auch das Grundgesetz. erkannten.

Fortentwicklung der Menschenrechte Weitere UN­Menschenrechtsverträge betrafen Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte rassistische Diskriminierung und die Diskriminie­ ist nicht rechtlich bindend. Das hat ihrer Wirkung rung von Frauen, die Menschenrechte von Kindern, jedoch keinen Abbruch getan. Sie bildet den unan­ von Menschen mit Behinderungen und von Wander­ gefochtenen Maßstab für den Schutz der Menschen­ arbeitnehmer_innen, sowie Folter und gewaltsames rechte weltweit. Sie gab den Anstoß dafür, Men­ Verschwindenlassen. Sie benennen die Verletzun­ schenrechte in nationalen Verfassungen, darunter gen, die Menschen als Angehörigen der genannten dem Grundgesetz, und in internationalen Verträgen Gruppen oder in den spezifischen Situationen typi­ verbindlich festzuschreiben. Neben den neun UN­ scherweise erfahren haben, und sie schreiben den Menschenrechtsverträgen existieren heute weitere Staaten vor, dass und wie sie solche Verletzungen Menschenrechtsverträge für den amerikanischen verhindern, beenden und beseitigen müssen. Sie Kontinent, Europa und Afrika, über deren Einhal­ konkretisieren also die in der internationalen Men­ tung regionale Menschenrechtsgerichtshöfe wachen. schenrechtscharta niedergelegten Menschenrechte Für das Europa von Reykjavik bis Wladiwostok ist um des besseren Menschenrechtsschutzes willen. dies die Europäische Menschenrechtskonvention mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschen­ Deshalb gibt es heute auch Diskussionen um einen rechte in Straßburg. Vertrag über die Menschenrechte Älterer sowie über die menschenrechtliche Verantwortlichkeit Für den internationalen Menschenrechtsschutz privater Wirtschaftsunternehmen und die korres­ zentral sind der Internationale Pakt über wirt­ pondie renden staatlichen Pflichten zum Schutz schaftliche, soziale und kulturelle Rechte und der der Menschenrechte und ihrer rechtlichen Durch­ Internationale Pakt über bürgerliche und politische setzung. Hier ist eine konstruktive Beteiligung Rechte von 1966. Zusammen mit der Allgemeinen Deutschlands gefragt. Erklärung werden sie oft als „internationale Men­ schenrechtscharta“ bezeichnet. Frontalangriffe auf die Menschenrechte Die Menschenrechte zu achten, zu schützen und zu Die beiden Weltpakte garantieren die in der Allge­ gewährleisten, ist der zentrale Zweck und die ver­ meinen Erklärung proklamierten Rechte, mit Aus­ bindliche Aufgabe eines jeden Staates. Denn der nahme des Rechts auf Asyl und auf Eigentum. Und Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen, wie es der Herren­ chiemseer Entwurf für das Grundgesetz so treffend formulierte. Staatliche Souveränität ist deshalb Die Allgemeine Erklärung der nicht absolut, sondern stets menschenrechtlich Menschenrechte bildet den gebunden. Die Menschenrechte sind verbindlicher unan gefochtenen Maßstab für den Maßstab und Grenze für den Staat, da dieser die Schutz der Men schenrechte weltweit. Machtmittel hat, Menschenrechte zu verletzen, und aber eben auch, sie zu schützen. VORSTAND 13

In der Praxis waren Menschenrechte nie selbstver­ Menschenrechte sind die Grundlage ständlich. Seit 1948 wurde über Inhalt und Reich­ des friedlichen Miteinanders in einer weite von Menschenrechten in den Gremien der Gesellschaft. Vereinten Nationen und innerhalb von Staaten ge­ stritten. Massive und systematische Verletzungen von Menschenrechten waren verbreitet. Aber zu­ meist war das von einem – zumindest verbalen – Bekennt nis zu den Menschenrechten begleitet. Schwulen, Bi*, Trans*, Inter* und Queer (LSBTIQ). Gegenwärtig ist in der Welt, auch in Deutschland, Um das Fundament der Menschenrechte zu unter­ etwas Neues zu beobachten. Die Idee und das minieren, werden Menschheitsverbrechen herun­ Fundament der Menschenrechte werden offen tergespielt oder gar geleugnet. angegriffen und Regierungen oder politische Be­ wegungen propagieren andere Konzepte. Gegen solche Bestrebungen braucht es starke Ins­ titutionen, die die menschenrechtlichen Bindungen Zu diesen Konzepten gehört etwa ein verabsolu­ des Staates ernst nehmen. Dazu gehört auch, tiertes Verständnis staatlicher Souveränität, nach dass Menschenrechte in der politischen Debatte dem jedes Mittel zum Schutz des Staates ein­ differenziert diskutiert und im gesellschaftlichen schließlich seiner Grenzen und seiner – oft völ­ Miteinander durch Anwendung bekräftigt werden. kisch verstandenen – Bevölkerung zulässig sei. Unverzichtbar sind hierfür unabhängige Medien, Eng verbunden damit sind Vorstellungen einer Medienvielfalt, eine engagierte Zivilgesellschaft absoluten Volksherrschaft, frei von menschenrecht­ und kritische Kunstschaffende, die sich solidarisch lichen Bindungen. Menschenrechtsfeinde sehen für die Rechte anderer einsetzen. Es ist nicht über­ sich als die Vertreter des „wahren Volkes“ und raschend, dass Autokraten und Populisten gerade leugnen damit das gleiche Recht aller Staatsbür­ diese Akteure attackieren und ihre Menschenrech­ ger auf politische Partizipation. te missachten.

Andere Ansätze sind kulturalistische Konzepte oder Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, nationalistische, völkische Ideologien. Sie propa­ deren Jubiläum wir 2018 feiern, ist deshalb auch gieren die Ungleichheit von Menschen, indem sie nach 70 Jahren noch wichtig. Sie erinnert daran: die Ungleichbehandlung fordern oder Gruppen Menschenrechte sind die Grundlage des friedlichen durch Zuschreibungen von Eigenschaften konstru­ Miteinanders in einer Gesellschaft. Die Allgemeine ieren und abwerten, indem sie sie zu Sündenbö­ Erklärung bestärkt uns darin, von allen Staatsorga­ cken machen und Hass und Gewalt schüren, um nen, von Politik und Parteien Menschenrechte ein­ Menschen auszugrenzen, zu vertreiben oder gar zufordern. Sie stärkt uns darin, die Menschenrechte zu töten. Damit verwandt sind Ideologien, wonach im Alltag zu leben, indem wir Abwertung, Ausgren­ es Aufgabe des Staates sei, „traditionelle Werte“ zung und Hass klar entgegentreten, Menschen als zu verteidigen. Sie richten sich zumeist gegen die Individuen wahrnehmen und einander als Menschen Menschenrechte von Frauen und von Lesben, mit gleicher Würde und gleichen Rechten achten. 14 VORSTAND

„In vielen modernen Verfassungen sind die Rechte aus dem UN-Sozial- pakt inzwischen aufgenommen“ Interview mit Michael Windfuhr, Stv. Direktor des Instituts, über die Arbeit im UN­Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte

Seit 2017 sind Sie Mitglied im UN-Ausschuss UN­Sozialpaktes interpretiert und die Kriterien für für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rech- die Umsetzung präzisiert. te. Zwei bis drei Mal im Jahr arbeiten Sie mit 17 weiteren Ausschussmitgliedern aus aller Was kann der Ausschuss bewirken? Welt zu Fragestellungen im Kontext Arbeit, Armut, Bildung, soziale Sicherheit und nach- Die UN­Ausschüsse sind das Herz des UN­Men­ haltige Entwicklung. Was genau ist die Auf- schenrechtsschutzsystems. Sie überprüfen, wie gabe des Ausschusses? die einzelnen Staaten die Menschenrechte umset­ zen. Zusammen mit dem Allgemeinen Überprüfungs­ Der UN­Ausschuss überwacht die Umsetzung der verfahren des UN­Menschenrechtsrats ergibt sich wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte so ein recht umfassendes Bild über die Menschen­ in den 71 Staaten, die den UN­Sozialpakt ratifiziert rechtssituation im jeweiligen Land. Die Staaten haben. Dazu überprüft er in regelmäßigen Abstän­ müssen öffentlich darlegen, wie sie Menschen­ den die Berichte dieser Staaten. Darüber hinaus rechte fördern und Menschenrechtsverletzungen liegen dem Ausschuss bei der Berichtsprüfung auch vermeiden wollen. Mittels dieser Verfahren kön­ Materialien und Parallelberichte von Nichtregie­ nen auch solche Staaten unabhängig überprüft rungsorganisationen und Nationalen Menschen­ werden, die sich intern nie verantworten müssen, rechtsinstitutionen sowie zahlreiche Hintergrund­ da Parlament, Gerichte oder Medien nicht oder informationen der Vereinten Nationen zu dem nur eingeschränkt unabhängig funktionieren. jeweiligen Land vor. Einige Staaten haben zusätz­ lich zum UN­Sozialpakt das Fakultativprotokoll Die Arbeit des Ausschusses für wirtschaftliche, zum UN­Sozialpakt ratifiziert, das Betroffenen von soziale und kulturelle Rechte gibt wichtige Hilfe­ Menschenrechtsverletzungen die Individualbe­ stellungen für die Umsetzung der Menschenrech­ schwerde vor dem Ausschuss nach Ausschöpfung te. Dazu tragen die Ergebnisse der Staatenprüfung des innerstaatlichen Rechtsweges ermöglicht. bei, aber auch die Allgemeinen Bemerkungen und Deutschland hat das Fakultativprotokoll bislang die Auffassungen des Ausschusses zu Einzelfällen. nicht ratifiziert, sich dies aber im aktuellen Koali­ Die Allgemeinen Bemerkungen erläutern, was tionsvertrag vorgenommen. Der Ausschuss erar­ Staaten unternehmen sollen, um zum Beispiel das beitet außerdem Empfehlungen und Vorschläge, Recht auf Nahrung, die Rechte auf Bildung und wie die Rechte national wie international am besten Gesundheit, auf Wasser, auf faire und gerechte umgesetzt werden können. Er formuliert Stellung­ Arbeitsbedingungen umzusetzen, oder was sie nahmen sowie Allgemeine Bemerkungen, in denen zum Thema Wirtschaft und Menschenrechte tun er einzelne Menschenrechte oder Aspekte des sollten. Durch seine Allgemeinen Bemerkungen und seine Auffassungen zu Einzelfällen trägt der VORSTAND 15

Ausschuss maßgeblich zum modernen Verständ­ „ Der Ausschuss trägt zum modernen nis von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verständnis von WSK­Rechten als Rechten als Menschenrechten bei. Im Ausschuss Menschenrechten bei.“ sind Expert_innen aus allen Weltregionen vertre­ ten, die gemeinsam an einem solchen modernen Verständnis arbeiten und ihre jeweiligen Erfahrun­ gen einbringen. Gibt es Problemlagen, die in allen Ländern gleich sind? Wo gibt es Unterschiede? Welches Thema hat Sie bisher am meisten umgetrieben? Viele Problemlagen sind im Ländervergleich ähnlich gelagert: Frauen werden bei der Jobsuche, der Be­ Ich bin ja erst seit Kurzem im Ausschuss. Persön­ zahlung oder der Bildung immer noch überdurch­ lich habe ich mich seit Langem mit Armut und schnittlich häufig diskriminiert. Die Privatisierung Hunger beschäftigt. Kinder, die in ihren ersten vormals staatlicher Aufgaben hat vielerorts nega­ Lebensjahren unterernährt sind, werden lebens­ tive Auswirkungen auf die Umsetzung von wirt­ lang davon geprägt sein und verlieren Entwicklungs­ schaft lichen, sozialen und kulturellen Rechten potenziale. Oft sind es Formen extremer Ungerech­ (WSK­Rechte). Beispielsweise haben arme Men­ tigkeit und Benachteiligung, die Menschen trotz schen vermehrt Probleme beim Zugang zu Bildung, weltweit ausreichender Ressourcen in eine solche zum Gesundheitswesen oder zu Wasser. Vergleich­ Situation bringen. Die Qualität und Verlässlichkeit bar sind in vielen Ländern auch die Herausforde­ staatlichen Handelns und die Rechtstaatlichkeit rungen beim Thema Wirtschaft und Menschen­ sind entscheidende Bedingungen für die Nutzung rechte. Dabei geht es beispielsweise darum, das dieser Potenziale. Handeln privater wirtschaftlicher Akteure zu kon­ trollieren oder die sich verändernden Rahmenbe­ Interessant finde ich außerdem Einzelfälle: Seit dingungen durch den Klimawandel so zu gestalten, Inkrafttreten des Fakultativprotokolls zum UN­ dass es nicht zu verstärkten oder neuen Problemen Sozialpakt im Mai 2013 können sich Einzelperso­ bei der Umsetzung der WSK­Rechte kommt. Ein nen mit ihren Anliegen an den Ausschuss wenden, verbreitetes Problem ist die Korruption. Hier stellt wenn ihre Regierung das Zusatzprotokoll ratifiziert sich die Frage, wie ihr im Kontext staatlichen Han­ hat. Der Ausschuss hat sich seitdem mit 16 Indivi­ delns zu begegnen ist. dualbeschwerden befasst und in drei Beschwerde­ fällen eine Verletzung von Rechten aus dem UN­ Der Umfang der für die Umsetzung der WSK­Rechte Sozialpakt festgestellt. Im Fall einer gerichtlich eingesetzten Haushaltsmittel variiert enorm von angeordneten Zwangsräumung beispielsweise, in Land zu Land. Dennoch sind Fragestellungen zur deren Folge eine Madrider Familie mit zwei min­ Prioritätensetzung und zur Qualität politischer Maß­ derjährigen Kindern obdachlos wurde ohne Ange­ nahmen häufig vergleichbar. Für die Umsetzung bot einer angemessenen Alternative, sah der Aus­ von WSK­Rechten ist – wie bei anderen Menschen­ schuss eine Verletzung des Menschenrechts auf rechten auch – eine offene politische Debatte angemessenes Wohnen gemäß Artikel 11 Absatz 1 über die Auswahl der geeignetsten Politikinstru­ UN­Sozialpakt. Der Ausschuss war hier der Auf­ mente förderlich. Wichtig sind außerdem Transpa­ fassung, Spanien – einschließlich der regionalen renz und eine funktionierende Partizipation in poli­ Behörden von Madrid – habe es versäumt, alles im tischen Prozessen, Parlamente, die tatsächlich Rahmen der verfügbaren Ressourcen zu unterneh­ etwas zu sagen haben, und eine Zivilgesellschaft, men, um der Familie angemessenen alternativen die offen und uneingeschränkt agieren kann. So Wohnraum zu gewährleisten. gibt es entwicklungsorientierte autoritäre Regime, die sich besonders um Themen wie Armut und be­ nachteiligte Gruppen kümmern. Allerdings haben 16 VORSTAND

Wenn Staatenvertreter_innen und verankert, an den Errungenschaften des wissen­ Mitarbeitende von Nichtregierungs­ schaftlichen Fortschritts teilzuhaben. Der barriere­ organisationen in Berichtsprüfungs­ freie Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, verfahren gleichermaßen konstruktiv Forschungsfreiheit sowie mannigfache Herausfor­ nach besten Lösungen suchen, derungen von Technik und Wissenschaft spielen befördern die Verfahren gute hierbei eine Rolle. Bei der Allgemeinen Bemerkung zu den „Verpflichtungen des UN­Sozialpaktes zum Regierungsführung. Thema Land geht es um die stark zunehmenden Landkonflikte. Zugang zu Land bedeutet hier Zu­ gang zu Land als Platz zum Wohnen und für die diese oft lang anhaltend Probleme, da eingeschla­ landwirtschaftliche Produktion. Die Allgemeine gene Entwicklungspfade nicht kritisch hinterfragt Bemerkung wird die relevanten Bestimmungen – werden können und die Reversibilität politischen beispielsweise das Recht auf Nahrung oder das Handelns eingeschränkt ist. Recht auf angemessenes Wohnen – zusammen­ stellen und auf die aktuellen Landrechtsprobleme Sehen Sie Entwicklungen, die Sie erfreuen? anwenden. Die dritte Allgemeine Bemerkung wird den Zusammenhang zwischen Rechten aus dem Insgesamt hat sich die Wahrnehmung und Bedeu­ UN­Sozialpakt und nachhaltiger Entwicklung auf­ tung der WSK­Rechte seit der Wiener Menschen­ greifen. Hier gilt es zu klären, wie sich in Zeiten rechtskonferenz 1993 positiv entwickelt. In vielen knapper werdender Ressourcen und sich verän­ modernen Verfassungen sind die Rechte aus dem dernder Umweltbedingungen die Paktrechte am UN­Sozialpakt inzwischen aufgenommen, sie wer­ besten umsetzen lassen. den in vielen Gerichtsurteilen aufgegriffen. Immer mehr Nichtregierungsorganisationen und Nationale Wenn Sie an die Diskussionen mit Vertreter_ Menschenrechtsinstitutionen arbeiten zu WSK­ innen der Staaten, der Nichtregierungsorgani- Rechten. Ein Ausdruck für die Bedeutung der Sozi­ sationen und Ihren Kolleg_innen denken, was alpaktrechte ist auch die Agenda 2030 mit ihren nehmen Sie für Ihre Arbeit in Deutschland mit? Zielen für nachhaltige Entwicklung, den sogenann­ ten Nachhaltigkeitszielen (SDGs, sustainable de­ Nicht wenige Staatenvertreter_innen reagieren velopment goals). Alle 17 Entwicklungsziele be­ dünnhäutig auf die Überprüfung im Ausschuss und ziehen sich auf einzelne WSK­Rechte. Diese Ziele versuchen, möglichst wenig über vorhandene Pro­ sind ohne die Umsetzung der Sozialpaktrechte bleme zu berichten. Beeindruckend waren für mich meines Erachtens gar nicht zu erreichen. diejenigen Repräsentant_innen, die offen über Probleme sprachen und den Austausch darüber Sie wirken auch an der Entwicklung sogenann- suchten, welche Politikmaßnahmen für die Umset­ ter „Allgemeiner Bemerkungen“ mit. Dabei zung bestimmter Rechte am besten geeignet seien geht es um die Auslegung einzelner Menschen- beziehungsweise wie eine Prioritätensetzung für den rechte. Welche Themen stehen hier im Vorder- Einsatz verfügbarer Ressourcen aussehen könnte. grund? Wenn Staatenvertreter_innen und Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen in Berichtsprü­ Im Moment arbeitet der Ausschuss an drei Allge­ fungsverfahren gleichermaßen konstruktiv nach meinen Bemerkungen. „Wissenschaft und Men­ den besten Lösungen suchen, befördern die Ver­ schenrechte“ betrifft Teilaspekte des Artikels 15 fahren gute Regierungsführung. Leider ist auch in des UN­Sozialpakts. In diesem Artikel ist neben Genf zu spüren, dass die Spielräume der Zivilge­ der Forschungsfreiheit und der Verpflichtung der sellschaft in immer mehr Ländern eingeschränkt Staaten zur Erhaltung, Entwicklung und Verbrei­ werden. Manche Vertreter_innen der Zivilgesell­ tung von Wissenschaft auch das Recht eines jeden schaft gehen ein hohes persönliches Risiko ein, VORSTAND 17

wenn sie in Genf in solchen Berichtsprüfungsver­ fahren zur Situation in ihrem Land sprechen.

Der UN-Ausschuss für wirtschaft- liche, soziale und kulturelle Rechte Der UN­Ausschuss für wirtschaftliche, sozia­ le und kulturelle Rechte hat die Aufgabe, die progressive Verwirklichung der im UN­Sozial­ pakt niedergelegten Menschenrechte fachlich zu begleiten und ihre Umsetzung durch die UN­Mitgliedsstaaten zu prüfen. Er besteht aus 18 Mitgliedern und tritt zwei­ bis dreimal jähr­ lich für circa drei Wochen in Genf zusammen.

Michael Windfuhr, Stellvertretender Direktor des Instituts, ist am 5. April 2016 vom UN­Wirtschafts­ und Sozialrat für vier Jahre (2017­2020) in den UN­Ausschuss für wirt­ schaftliche, soziale und kulturelle Rechte (Committee on Economic, Social and Cultural Rights, CESCR) gewählt worden.

Weitere Informationen zum UN­Sozialpakt: https://www.institut­fuer­menschenrechte. de/menschenrechtsinstrumente/vereinte­ nationen/menschenrechtsabkommen/ sozialpakt­icescr/ 18 VORSTAND DAS INSTITUT IM INTERNATIONALEN KONTExT 19

Das Institut im internationalen Kontext

Nationale Menschenrechtsinstitutionen (NMRI) Für das High­Level Political Forum (HLPF) der wie das Deutsche Institut für Menschenrechte Agenda 2030, das entscheidende UN­Gremium sind staatlich finanzierte, jedoch in ihrer Tätigkeit zur Abstimmung der globalen Nachhaltigkeits­ unabhängige zentrale Einrichtungen für die Förde­ Politik, erarbeitete das Institut auch 2017 einen rung und den Schutz der Menschenrechte durch Bericht für GANHRI. Er behandelt die Einschränkun­ den eigenen Staat. Sie sind regional und global gen des Handlungsspielraums („shrinking space“) miteinander vernetzt und arbeiten zu verschiede­ zivilgesellschaftlicher Organisationen und NMRI in nen Themen von globaler Bedeutung zusammen, den Staaten, die sich freiwillig der Überprüfung wie zum Beispiel zu menschenrechtlichen Aspek­ der Umsetzung der Agenda 2030 durch das HLPF ten der Agenda 2030. Entsprechend den Pariser unterziehen. Der Bericht greift dafür auf Informati­ Prinzipien arbeitet das Institut mit den Menschen­ onen der NMRI der betreffenden Staaten zurück. rechtsgremien der Vereinten Nationen, des Euro­ parates und der Europäischen Union zusammen. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit in der KONTEXT IM INTERNATIONALEN INSTITUT DAS Es ist außerdem Mitglied im Weltverband der Natio­ Globalen Allianz der NMRI bildete die Beteiligung nalen Menschenrechtsinstitutionen (GANHRI) und an den Verhandlungen für einen Globalen Migra­ im Europäischen Dachverband (ENNHRI). Damit tionspakt (Global Compact for Migration). Für erfüllt es seine Brückenfunktion zwischen der GANHRI und seine Mitglieder standen dabei die internationalen und der nationalen Ebene. Wahrung der Menschenrechte von Migrant_innen sowie unabhängiges Umsetzungsmonitoring auf Globale Allianz der Nationalen nationaler Ebene im Vordergrund. Diese Positio­ Menschenrechtsinstitutionen (GANHRI) nen, basierend auf den Erkenntnissen von NMRI Seit März 2016 ist Prof. Dr. Beate Rudolf, Direk­ weltweit, brachte eine Task Force von GANHRI, torin des Instituts, Vorsitzende der Globalen Alli­ bestehend aus den NMRI von Mexiko, den Philip­ anz der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen pinen, Marokko und Deutschland, in die Verhand­ (GANHRI). Auch 2017 stand im Zeichen der Stär­ lungen ein. Möglich war dies, weil GANHRI sich kung des internationalen Dachverbandes. Dabei erfolgreich dafür eingesetzt hatte, dass in den Ver­ ging es um die inhaltliche Arbeit, die Organisations­ fahrensmodalitäten für den Migrationspakt NMRI entwicklung sowie die Finanzierung des Genfer und ihren Netzwerken eigenständige Mitwirkungs­ Büros auch über 2018 hinaus. 2017 erarbeitete rechte zuerkannt werden. Die wissenschaftliche GANHRI verschiedene Stellungnahmen und Bei­ Unterstützung der Task Force durch das Institut träge zu menschenrechtlichen Debatten. Wichtige wurde durch das Auswärtige Amt finanziert und Themen waren der Schutz von Menschenrechts­ stellte sicher, dass GANHRI Input zu allen wichti­ verteidiger_innen, Menschenrechte als elementa­ gen Stationen der Verhandlungen geben konnte. rer Bestandteil von Friedenskonsolidierung und die Rolle von NMRI bei der Prävention von Menschen­ Das Institut arbeitet mit den Menschen­ rechtsverletzungen und als Frühwarnsystem der rechtsgremien der UN, der EU und des Vereinten Nationen. Darüber hinaus erarbeitete GANHRI Stellungnahmen zu Allgemeinen Bemer­ Euro parates zusammen. Es ist außerdem kungen der UN­Vertragsausschüsse und veran stal­ Mitglied im Weltverband der Natio nalen tete Side Events im Rahmen der Treffen der Staaten­ Menschenrechtsinstitutionen (GANHRI) konferenz zur UN­Behindertenrechtskonvention und und im Europäischen Dachverband der Offenen Arbeitsgruppe zu den Rechten Älterer. (ENNHRI). 20 DAS INSTITUT IM INTERNATIONALEN KONTExT

Die Verhandlungen zum Migrationspakt sind ein Europäisches Netzwerk der Nationalen gutes Beispiel für den Nutzen von eigenständigen Menschenrechtsinstitutionen (ENNHRI) Mitwirkungsrechten von NMRI und ihren Netzwer­ Anfang Mai organisierte das Institut eine Arbeits­ ken in menschenrechtlich relevanten UN­Foren. sitzung mit Vertreter_innen aus 13 europäischen Mitwirkungsrechte ermöglichen es, dass die Ex­ NMRI. Das Institut diskutierte mit den Schwester­ pertise von NMRI über Probleme bei der Umset­ institutionen, wie in anderen Ländern Armut ge­ zung von Menschenrechten und gute Beispiele von messen und welche Armutsaspekte in den jewei­ der nationalen Ebene in die Standardsetzung auf ligen – sofern vorhandenen – nationalen Plänen internationaler Ebene und die Gestaltung eines zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungs­ Politikfeldes durch die internationale Gemein­ ziele (SDGs) berücksichtigt werden. Das ernüch­ schaft einfließen. Deshalb begleitete das Institut ternde Ergebnis: Auch in anderen europäischen als GANHRI­Vorsitz auch eng die von Deutschland Staaten laufen Prozesse der Armutsbekämpfung bei der UN­Generalversammlung eingebrachte, getrennt von der nationalen Umsetzung der SDGs. zweijährliche Resolution zu NMRI. Es gelang ge­ Das Institut wird daher auch in Zukunft mit seinen meinsam, mit der Unterstützung vieler Staaten und europäischen Schwesterinstitutionen zum Thema NMRI die bisherigen Fortschritte bei der Zuerken­ Armut und SDG­Umsetzung zusammenarbeiten. nung von Partizipationsrechten – gegen Wider­ stände – zu festigen und leicht voranzubringen. Deutsche Mitglieder in UN-Vertrags- ausschüssen Menschenrechte und Klimawandel Auch 2017 unterstützte das Institut das deutsche Die Folgen des Klimawandels haben gewichtige Mitglied im Ausschuss gegen das Verschwinden­ Auswirkungen auf die Menschenrechte. Für die lassen, Rainer Huhle, durch Recherchen und Ver­ 23. UN­Weltklimakonferenz in Bonn organisierte anstaltungen (siehe Kapitel „Verschwundenen eine das Institut in Kooperation mit GANHRI mehrere Stimme geben“), sowie das deutsche Mitglied im Veranstaltungen zum Thema. Am „Law and Gover­ Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturel­ nance Day“ fand eine Expert_innenrunde mit mehr le Rechte (UN­ Sozialpaktausschuss), den stellver­ als 20 Institutionen statt. Dabei ging es um die tretenden Direktor Michael Windfuhr, mit wissen­ Frage, wie das Bewusstsein für die Verbindung schaftlicher Expertise (siehe Kapitel „Bericht des zwischen Menschenrechten und Klimawandel ge­ Vorstands“). Die Förderung des Auswärtigen Amts fördert werden kann. ermöglicht die wissenschaftliche Unterstützung dieser beiden Ausschussmitglieder. Am 15. November organisierte das Institut ge­ meinsam mit GANHRI und dem UN­Hochkommis­ Europäischer Ausschuss gegen Folter sariat für Menschenrechte (OHCHR) eine Diskussi­ Die zwölfjährige Mitgliedschaft von Dr. Wolfgang onsveranstaltung. Im Mittelpunkt stand die Frage, Heinz im Europäischen Ausschuss gegen Folter welche Rolle nationale Menschenrechtsinstitu­ (CPT) endete zum Jahresende 2017. Das Gremium tionen (NMRI) und andere nationale Menschen­ unabhängiger Sachverständiger zur Europäischen rechtsakteure einnehmen können, um die Beach­ Anti­Folter­Konvention arbeitet in allen 47 Mitglied­ tung der Menschenrechte bei der Umsetzung der staaten des Europarates und führt regelmäßig Be­ Klimawandelpolitik zu stärken. Redner_innen suche in Einrichtungen der Polizei, Justiz, Psychia­ waren unter anderen die stellvertretende Hoch­ trie und anderer durch. 2017 nahm Dr. Wolfgang kommissarin für Menschenrechte, Kate Gilmore, Heinz, bis März Vizepräsident des Ausschusses, die ehemalige Hochkommissarin für Menschen­ an Länderbesuchen in Kroatien, Russland und der rechte, Mary Robinson, der stellvertretende Direk­ Türkei teil. tor des Instituts, Michael Windfuhr (für GANHRI) sowie Roberto Cadiz (philippinische NMRI) und Jerald Joseph (malaysische NMRI). DAS INSTITUT IM INTERNATIONALEN KONTExT 21 22 VERSCHWUNDENEN EINE STIMME GEBEN

Verschwundenen eine Stimme geben

Der sogenannten Nacht­ und Nebel­Erlass vom 2006 verabschiedeten die Vereinten Nationen das 7. Dezember 1941 erlaubte dem NS­Staatsappa­ „Internationale Übereinkommen für den Schutz aller rat, politisch unliebsame Menschen heimlich zu Personen vor dem Verschwindenlassen“. Deutsch­ verhaften und in Konzentrationslager zu bringen. land hat diesen Menschenrechtsvertrag als eines Etwa 7.000 Personen verschwanden daraufhin, der ersten Länder 2009 ratifiziert und setzt sich die Behörden gaben keinerlei Auskunft über ihr international für seine Umsetzung ein. Als Natio­ Schicksal. Weder wurden Familienangehörige über nale Menschenrechtsinstitution bearbeitet das den Verbleib ihrer Angehörigen informiert noch Institut auch Menschenrechtsthemen mit globaler erhielten die Verhafteten selbst Auskunft über die Bedeutung und bemüht sich – nicht zuletzt aufgrund Gründe ihrer Verhaftung oder Zugang zu einem der historischen Verantwortung Deutschlands – rechtsstaatlichen Verfahren. Mit dem Erlass for­ darum, den Menschenrechtsvertrag bekannter zu mulierte die damalige Regierung explizit den staat­ machen. Aktuell arbeitet es gemeinsam mit inter­ lichen Auftrag, Verschwindenlassen systematisch nationalen Partnerinstitutionen an der Entwicklung als repressive Maßnahme gegen Andersdenkende internationaler Standards für die Suche nach Ver­ einzusetzen. Noch heute heißen in Lateinamerika schwundenen. eine Reihe von Dokumentationszentren zu Ver­ schwindenlassen und Folter „noche y niebla“ – Das Institut organisiert in regelmäßigen Abständen Nacht und Nebel. internationale Fachkonferenzen zum Thema Ver­ schwindenlassen. 2017 richtete es in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt und der Heinrich­ Böll­ Weltweit verschwinden Menschen, Stiftung eine internationale Konferenz zur „Suche die im Auftrag oder mit Duldung von nach Verschwundenen“ aus. Dort tauschten sich Regierungen entführt und gefoltert führende Fachleute, viele aus Lateinamerika, aber werden. auch aus Nigeria, Tunesien und Syrien, über die staatliche Verpflichtung zur Suche nach Verschwun­ denen und ihre Umsetzung sowie über die Rechte der suchenden Familienangehörigen aus. Anschlie­ Auch 2017 verschwinden weltweit Menschen, die ßend lud der UN­Ausschuss zum Schutz vor Ver­ im Auftrag oder mit Duldung von Regierungen ent­ schwindenlassen zwei Teilnehmende der Konferenz führt und gefoltert werden. Die Verantwort li chen zu einer nicht öffentlichen Sitzung, um sich über verwischen die Spuren der Taten und verheimlichen die Erkenntnisse der Konferenz unterrichten zu den Verbleib der Opfer. Suchende Familienangehö­ lassen. Die Suche nach Verschwundenen ist eines rige werden von staatlichen Institutionen beschwich­ der zentralen Themen, mit denen sich der UN­Aus­ tigt, belogen oder bedroht, damit sie ihre Suche schuss derzeit beschäftigt. Der Ausschuss plant einstellen. In fast allen Ländern, in denen Menschen aktuell die Entwicklung von Leitlinien für die Suche gewaltsam verschwinden, haben sich Familienan­ nach Verschwundenen. gehörige zusammengefunden, um sich gegenseitig bei der Suche nach Verschwundenen zu helfen. Seit Um die Verschwundenen und die Sorgen und Nöte 1980 unterstützt die UN­Arbeitsgruppe zum Schutz ihrer Angehörigen einer breiteren Öffentlichkeit vor Verschwindenlassen Betroffene dabei, das bekannt zu machen, holte das Institut die Ausstel­ Schicksal und den Aufenthalt ihrer verschwundenen lung „Huellas de la Memoria“ (Spuren der Erinne­ Angehörigen zu klären. Bis 2017 hat sie 56.363 rung) nach Berlin. Die Ausstellung, die bereits in Fälle von Verschwindenlassen in 112 Staaten do­ anderen europäischen Städten und in Mexiko zu kumentiert. sehen war, wurde im Juli 2017 in den Räumen der VERSCHWUNDENEN EINE STIMME GEBEN 23

Heinrich­Böll­Stiftung und anschließend in der Veränderungen voranbringen. „Der Kreislauf aus Galerie Neurotitan in Berlin­Mitte gezeigt. Die Gewalt, Korruption und Straffreiheit muss endlich Installation des Künstlerkollektivs „Huellas de la beendet werden“, forderte López Casanova. Von Memoria“ unter Leitung des mexikanischen Bild­ Europa erhoffen sich die Künstler_innen Unter­ hauers Alfredo López Casanova zeigt 80 Schuh­ stützung: „Europa muss Druck auf die mexikani­ paare von Angehörigen, die sie auf ihren langen sche Regierung ausüben und darauf bestehen, Wegen bei der Suche nach ihren verschwundenen dass die von Mexiko unterzeichneten Menschen­ Verwandten getragen haben. rechtsverträge tatsächlich eingehalten werden.“

Jeder Schuh erzählt eine Geschichte. Geschichten Während des Ausstellungszeitraums fanden zahl­

von der Suche nach verschwundenen Angehörigen, reiche Gespräche und Diskussionen statt, etwa THEMEN & BERATEN: FORSCHEN eine Geschichte von Trauer, Hoffnung und Beharr­ zum Thema „Gegen Gewalt: Strategien zur Rück­ lichkeit: „Auf meiner Suche habe ich mir die Schuh ­ eroberung des öffentlichen Raums“, ebenso Füh­ sohlen abgelaufen, mein Herz war vor lauter rungen für Schulklassen. Bei diesen Veranstaltun­ Schmerz schon ganz eng. Aber meine ganze gen kam eines immer wieder zur Sprache: Ohne Suche war ergebnislos“, notiert etwa Maria Nubia ein funktionierendes Rechtssystems kann gewalt­ aus Kolumbien, die ihren 18­jährigen Sohn Omar sames Verschwindenlassen nicht strafrechtlich vermisst. „Gehen gibt mir einen Hoffnungsschim­ aufgearbeitet und geahndet werden. Doch erfolg­ mer, dich irgendwann zu finden. Ich vermisse dich reiche Vergangenheitsbewältigung darf nicht nur so sehr“, schreibt Yolanda aus Mexiko an ihren strafrechtlich erfolgen, sie muss auch die Suche verschwundenen Sohn Roberto. nach Wahrheit und Wiedergutmachung umfassen – und letztlich garantieren, dass sich diese besonders Die Botschaften an die Verschwundenen hat das schwere Form der Menschenrechtsverletzung Künstlerkollektiv in die Sohle einer der Schuhe nicht wiederholt. eingraviert, die Maria, Yolanda und viele andere bei ihrer Suche nach ihren verschwundenen Ver­ wandten getragen haben. Auf der jeweils zweiten „ Gehen gibt mir einen Hoffnungs­ Schuhsohle sind Informationen über die verschwun­ schimmer, dich irgendwann zu finden. dene Person festgehalten. Die Schuhe sind ein Ich vermisse dich so sehr.“ Symbol für die vielen unermüdlichen Schritte der­ jenigen, die teilweise seit Jahrzehnten auf der Suche nach ihren verschwundenen Verwandten Mit diesen Fragen – und der Frage, was Nationale sind. Sie machen das Leiden der Angehörigen Menschenrechtsinstitutionen zu diesen Prozessen sichtbar, das das gewaltsame Verschwinden von beitragen können – hat sich das Institut 2017 vor Menschen mit sich bringt. allem in einer Publikation zum Thema „Nationale Menschenrechtsinstitutionen nach Gewaltkonflik­ „Mit der Installation wollen wir den Verschwunde­ ten“ beschäftigt. Die Publikation zeigt auf, wie nen und ihren Angehörigen eine Stimme geben“, Nationale Menschenrechtsinstitutionen mit den sagte López Casanova bei der Eröffnung der Aus­ menschenrechtlichen Folgen von Diktaturen und stellung am 4. Juli in der Heinrich­Böll­Stiftung in (Bürger­)Kriegen umgehen und zur Vergangen­ Berlin. Gewaltsames Verschwindenlassen gehöre heitsbewältigung und zur Aufarbeitung von Men­ mittlerweile zum Alltag in Mexiko, werde aber nach schenrechtsverletzungen beitragen können. wie vor nicht strafrechtlich verfolgt. Deshalb hät­ ten viele Leute Angst. Mit ihrer Arbeit wollen die Künstler_innen das Grauen greifbar machen, über gewaltsames Verschwindenlassen, fehlende Justiz und Straflosigkeit aufklären und gesellschaftliche 24 KINDERRECHTE INS GRUNDGESETZ

Kinderrechte ins Grundgesetz „Kinder müssen angehört, ernst genommen und an den sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden“ Interview mit Claudia Kittel, Leiterin der Monitoring­Stelle UN­Kinderrechtskonvention

Seit 25 Jahren gilt die UN-Kinderrechtskonven- Eine Änderung der Verfassung, die die Erkenntnis tion in Deutschland. Sie sprechen sich dafür abbildet, dass Kinder als Träger eigener Rechte zu aus, ihre zentralen Inhalte zusätzlich im Grund- begreifen und ernst zu nehmen sind, kann maß­ gesetz zu verankern. Warum ist das notwendig? geblich dazu beitragen, die Rechtsprechung und Rechtswirklichkeit in diesem Sinne zu prägen. Die Forderung nach einer Aufnahme der Kinder­ Diese Grundhaltung kann man bisher nur durch rechte in die Verfassung gibt es schon seit Inkraft­ genaue Lektüre von Grundsatzurteilen des Bun­ treten der Konvention in Deutschland. Sie ist nicht desverfassungsgerichtes herleiten. wirklich neu. Der UN­Ausschuss für die Rechte des Kindes hat Deutschland wiederholt empfohlen, die Gelten die universellen Menschenrechte nicht zentralen Inhalte der UN­Kinderrechtskonvention auch für Kinder? im Grundgesetz zu verankern, damit Deutschland seiner Verpflichtung zur Vertragserfüllung auch Ja, die universellen Menschenrechte gelten auch nachkommt. für Kinder – genauso wie für Erwachsene. Es gibt aber einen zentralen Unterschied: Kindern wird oft pauschal die Fähigkeit abgesprochen, ihre Rechte „ Der UN­Ausschuss für die Rechte des selbst wahrzunehmen, weil sie die Folgen beispiels­ Kindes hat Deutschland wiederholt weise einer Entscheidung nicht überschauen empfohlen, die zentralen Inhalte der könnten. Sie werden gar nicht erst nach ihrer UN­Kinderrechtskonvention im Meinung gefragt. Ihnen wird der Zugang zu ihren Grundgesetz zu verankern.“ Menschenrechten sozusagen „naturgemäß“, ein­ fach nur aufgrund ihres Kindseins, erschwert.

Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, Die Rechtsträgerschaft von Kindern in der deut­ bestand innerhalb der Vereinten Nationen breite schen Rechts­ und Verwaltungspraxis sei nicht Einigkeit darüber, dass es eine eigene Konvention ausreichend anerkannt und umgesetzt, so der für Kinder braucht. Es stünde dem Deutschen Ausschuss. Und genau deswegen ist eine Auf­ Grundgesetz sehr gut an, dieses „Bild vom Kind“ nahme der Kinderrechte notwendig: Trotz ihres explizit widerzuspiegeln und der Vertragserfüllung rechtsverbindlichen Charakters spielt die UN­Kin­ damit ein Stück näher zu kommen. derrechtskonvention in der Praxis von Behörden in Deutschland bisher keine wesentliche Rolle. Auch Wenn Kinder ihre Rechte selbst wahrnehmen, in der Rechtsprechung ist der Bezug zur UN­Kinder­ sind die Eltern dann außen vor? rechtskonvention in Deutschland eher eine Aus­ nahme. Viele Menschen verbinden mit dem „emanzipatori­ schen“ Gedanken der Kinderrechtskonvention die Sorge, dass dies den Vorrang des elterlichen Sorge­ KINDERRECHTE INS GRUNDGESETZ 25

und Erziehungsrechts, das ebenfalls den Schutz des „ Die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetzes genießt, gefährden könnte. Diese Grundgesetz erleichtert Kindern und Argumentation übersieht, dass auch die UN­Kinder­ ihren Eltern, Kinderrechte durch­ rechtskonvention mit ihren Vorgaben aus Artikel 5 zusetzen.“ dem elterlichen Sorge­ und Erziehungsrecht Vor­ rang einräumt.

Es geht ja nicht darum, die Eingriffsmöglichkeiten und dem darin garantierten Recht des Kindes auf des Staates in die Familie zu stärken. Es geht viel­ Gehör und Berücksich tigung seiner Meinung. Sie mehr darum, Kinder als Rechtssubjekte gegenüber gemeinsam enthalten die zentrale Vorgabe, dass die dem Staat zu stärken, wenn es darum geht, die Bestim mung des Kindeswohls immer individuell zu Einhaltung der in der UN­Kinderrechtskonvention erfolgen hat und die Meinung des Kindes jeweils verbrieften Rechte auch im Sinne der Vertrags er­ auf Basis der besonderen Umstände und Bedürf­ füllung Deutschlands einfordern zu können. Und nisse des jeweiligen Kindes mit einzubeziehen ist. dies auch gemeinsam mit ihren Eltern. Kurz: Kinder müssen angehört, ernst genommen Welche Kinderrechte sollten Ihrer Meinung und an den sie betreffenden Entscheidungen be­ nach ins Grundgesetz aufgenommen werden? teiligt werden. Wäre dies in allen Kinder betreffen­ den Angelegenheiten Standard, sei es im kommu­ Es erscheint uns als Institut geboten, im Grund­ nalen Raum, bei Verwaltungsentscheidungen, bei gesetz zumindest die Subjektstellung des Kindes familiengerichtlichen Entscheidungen, der Entwick­ und die Grundprinzipien der UN­Kinderrechtskon­ lung von Standards für Einrichtungen, in denen vention zu verankern. Daher sollten folgende – den Kinder leben, oder der Entscheidung um die Wahl Empfehlungen des UN­Ausschusses entsprechen­ des eigenen Bildungsweges, wären wir einer vollen de – wesentliche Prinzipien im Grundgesetz ver­ Verwirklichung der Kinderrechte in Deutschland ankert werden: das Recht des Kindes auf Entwick­ ein ganzes Stück näher. lung (Artikel 6), das Recht auf Schutz vor Gewalt und anderen Gefähr dungen (Artikel 2), der Maßstab des Vor ran ges des Kindeswohls (best interests of the child, Artikel 3), das Recht des Kindes auf Ge­ hör und Berück sichtigung seiner Meinung (Artikel 12) und die Aufnahme des Merkmals „Alter“ in das Diskri minierungsverbot (Artikel 3 Abs. 3 Grund­ gesetz).

Was haben Kinder konkret von einer Ver- ankerung der Kinderrechte im Grundgesetz? Was würde sich für sie verbessern?

Die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz stellt jedes Kind in seiner Individualität in den Mit­ telpunkt staatlichen Handelns und erleichtert so Kindern und auch ihren Eltern, Kinderrechte durch­ „ Kindern wird oft pauschal die Fähigkeit zusetzen. Zentrales Element ist dabei das Zusam­ abgesprochen, ihre Rechte selbst menspiel aus Artikel 3 UN­Kinderrechtskonvention wahrzunehmen. Sie werden gar nicht und dem darin enthaltenen Vorrang des Kindes­ erst nach ihrer Meinung gefragt.“ wohls (best interests of the child) sowie Artikel 12 26 SELBSTBESTIMMTES WOHNEN

Selbstbestimmtes Wohnen Selbst entscheiden, wo und wie man lebt

Menschen mit Behinderungen haben das Recht, in Insbesondere Menschen mit psychischen Beein­ der Gemeinschaft zu leben und selbst zu wählen, trächtigungen profitieren vom sogenannten ambu­ wo und wie sie leben möchten. Das sichert ihnen lanten Wohnen. Anders sieht es jedoch für Men­ die UN­Behindertenrechtskonvention (UN­BRK) in schen mit intellektuellen Beeinträchtigungen sowie Artikel 19 zu. Doch von ihrem Recht können viele mit hohem Unterstützungsbedarf aus: Trotz aller Menschen mit Behinderungen in Deutschland bis­ politischen Bemühungen leben rund zwei Drittel lang kaum Gebrauch machen. Selbstbestimmt in von ihnen, die über die Eingliederungshilfe unter­ der eigenen Wohnung leben und selbst den Alltag stützt werden, in gemeinschaftlichen Wohneinrich­ strukturieren zu können, bleibt für mehr als die tungen. Sie können ihr Leben nur sehr eingeschränkt Hälfte der Menschen, die Unterstützung beim selbst gestalten. Dass das nicht ihren Wünschen Wohnen benötigen, ein unerfüllter Traum. entspricht, hat die sogenannte Kundenstudie in Berlin aus dem Jahr 2010 gezeigt. Fast die Hälfte Das liegt unter anderem daran, dass es – insbe­ der hierfür Befragten würde lieber in einer eigenen sondere für Menschen mit hohem Unterstützungs­ Wohnung mit Assistenz leben statt in einer Wohn­ bedarf – sehr schwer ist, notwendige Unterstützung gemeinschaft, einem Wohnheim oder in der Her­ außerhalb von Einrichtungen zu erhalten. Und kunftsfamilie. selbst wenn Unterstützungsangebote prinzipiell verfügbar sind, kann es sein, dass die zuständigen Deshalb setzt sich die Monitoring­Stelle UN­BRK Behörden persönliche Assistenz oder andere For­ des Instituts dafür ein, stationäre Wohn einrich tun­ men der Unterstützung aus Kostengründen nicht gen schrittweise und in ganz Deutschland durch genehmigen. Menschen mit Behinderungen müs­ flexible Wohnformen mit ambulanter Unterstützung sen dann gegen ihren Willen in ein Heim ziehen, zu ersetzen. Viele gute Beispiele zeigen, dass es das nicht unbedingt am Wohnort ihrer Wahl liegt. möglich ist, Menschen mit Behinderungen in den eigenen vier Wänden zu unterstützen und ein in­ klusives Umfeld zu schaffen. Das Institut setzt sich dafür ein, stationäre Wohneinrichtungen 2017 veröffentlichte die Monitoring­Stelle UN­BRK schrittweise durch flexible Wohnformen eine Untersuchung zur Umsetzung des Rechts auf mit ambulanter Unterstützung zu selbstbestimmte Lebensführung in Berlin. Die Unter­ ersetzen. suchung „Wohnen und Leben in der Gemeinschaft: Ein unerfüllter Auftrag der UN­BRK in Berlin?“, die im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Inte­ gration, Arbeit und Soziales erstellt wurde, analysiert Zwar erhalten immer mehr Menschen mit Behinde­ den Umsetzungsstand von Artikel 19 der UN­BRK. rungen Unterstützung beim Wohnen in den eigenen Die Monitoring­Stelle wertete hierfür Statistiken vier Wänden – von 2008 bis 2016 stieg die Zahl und Dokumente aus, führte Hintergrundgespräche der Leistungsbezieher_innen um 126 Prozent auf mit zentralen Ak teuren und gab konkrete Empfeh­ 187.874 Personen. Doch das bedeutet nicht, dass lungen, was der Senat im Sinne der Menschen mit die Zahl der Menschen, die in stationären Wohn­ Behinderungen ändern sollte. einrichtungen leben, gleichzeitig abnimmt. Sie stieg im besagten Zeitraum ebenfalls, um 27 Prozent auf 211.943 Personen. SELBSTBESTIMMTES WOHNEN 27

Bei der ambulanten Unterstützung in der eigenen Der Staat muss dafür sorgen, Wohnung gibt es in Deutschland große regionale dass vielfältige wohnortnahe und Unterschiede: Während in Berlin, Hamburg und bedarfsgerechte Unterstützungs­ dem Rheinland zwischen 60 und 70 Prozent der angebote zur Verfügung stehen. Menschen mit Behinderungen in der eigenen Woh­ nung leben, erhält in Niederbayern, der Oberpfalz oder in Sachsen­Anhalt nicht einmal jede_r Dritte die notwendige Assistenz zuhause. Diese Differenz sie wirbt dafür, darin eine gesellschaftspolitische ist mit den historisch gewachsenen Struktur en und Aufgabe zu erkennen. Die UN­BRK sollte den Ver­ dem Einfluss existierender Großeinrichtungen zu antwort lichen Ansporn sein, die nötigen strukturel­ erklären, die sich zum Teil erst in jüngster Zeit len Veränderungen (weiter) anzupacken, damit öffnen und auch Unterstützung im eigenen Wohn­ Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt raum anbieten. leben können, statt in abgelegene Großeinrichtun­ gen abgeschoben zu werden. Von zugänglichen Dass es in den meisten Staaten weitreichender Arztpraxen, Sportan lagen, Kulturveranstaltungen, struktureller Veränderungen bedarf, damit Men­ Einkaufsmöglich keiten und Bildungseinrichtungen schen mit Behinderungen selbstbestimmt wohnen und flexiblen Unterstützungsangeboten profitieren können, hat auch der UN­Ausschuss für die Rechte schließlich nicht nur Menschen mit Behinderungen, von Menschen mit Behinderungen im August 2017 sondern alle, die irgendwann im Laufe ihres Lebens klar formuliert. In seiner Allgemeinen Bemerkung auf Unterstützung angewiesen sind. zum Recht auf Leben in der Gemeinschaft bekräf­ tigte er die Bedeutung der in der UN­BRK fest­ geschriebenen Wahlfreiheit und das Recht auf Inklusion in die Gemeinschaft. Der Staat müsse dafür sorgen, dass vielfältige wohnortnahe und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote und Per­ sönliche Assistenz zur Verfügung stehen. Aufgabe des Staates sei auch, für eine barrierefreie Infra­ struktur zu sorgen: Bildungseinrichtungen, Super­ märkte oder Kinos müssten auch von Menschen mit Behinderungen nutzbar sein. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass sie Teil der Gesellschaft werden können.

Diese richtungsweisende Auslegung der Konvention durch den UN­Ausschuss hat Klarheit in die poli­ tische Diskussion in Deutschland gebracht. Bis­ lang vertrat die Bundesregierung die Auffassung, dass Sondereinrichtungen mit der UN­Konvention vereinbar seien. Dass dies nach Ansicht des UN­ Ausschusses nicht mehr haltbar ist, legt die Allge­ meine Bemerkung nahe. Menschen mit Behinderungen sollten Auch die Monitoring­Stelle UN­BRK vertritt in ihrer selbstbestimmt leben können, statt in Politik beratung und in Veröffentlichungen die Auf­ abgelegene Großeinrichtungen fassung, dass das Leben in der Gemeinschaft das abgeschoben zu werden. Leben in Sondereinrichtungen ablösen muss. Und 28 SCHUTZ VOR RASSISMUS

Schutz vor Rassismus

Ausgangspunkt der Menschenrechte ist die glei­ schutzes ist daher nicht allein formelle, sondern che Würde und Freiheit aller Menschen. Damit ist materielle Gleichberechtigung. der Schutz vor verschiedenen Formen von Diskri­ minierung – rassistischer Diskriminierung, Diskri­ Ein Beispiel: Dass Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz minierung aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Behörden rassistische Ungleichbehandlungen Orientierung, einer Behinderung, des Alters, der verbietet, bedeutet nicht automatisch, dass bei po­ Religion oder Weltanschauung – ein zentrales lizeilichen Personenkontrollen kein diskriminierendes Element des Menschenrechtsschutzes. Dies wird racial profiling stattfindet. Um dieses in der Reali­ sowohl in den Diskriminierungsverboten im Grund­ tät auszuschließen, kann es zum Beispiel notwen­ gesetz und den allgemeinen Menschenrechtsver­ dig sein, gesetzliche Regelungen und behördliche trägen als auch in den Gewährleistungen spezifischer Handlungsroutinen zu überprüfen, Beamte zur Be­ Menschenrechts konventionen wie der UN­Anti­ deutung des Verbots rassistischer Diskriminierung rassismus­Konven tion, der UN­Frauenrechte­ in ihrem Arbeitsalltag fortzubilden und Betroffenen Konvention oder der UN­Behindertenrechtskon­ mutmaßlicher Ungleichbehandlungen zugängliche vention deutlich. Der Schutz vor Rassismus und Beschwerdemöglichkeiten und wirksamen Rechts­ Diskriminierung spielt daher in der Arbeit vieler schutz zu eröffnen. Nationaler Menschenrechtsinstitutionen eine zen­ trale Rolle. Nicht wenige von ihnen fungieren – Seit Gründung des Instituts ist der menschen­ anders als das Institut – auch zugleich als unab­ rechtliche Schutz vor Rassismus und Diskriminie­ hängige staatliche Antidiskriminierungs stellen. rung eines seiner zentralen Arbeitsfelder. Durch seine Beratung, Forschung und Bildungsarbeit konnte das Institut zu einem wachsenden Bewusst­ Der Schutz vor Dis kriminierung sein in der Bevölkerung dafür beitragen, dass es in ist ein zentrales Ele ment des Deutschland Rassismus gibt. Das Institut arbeitet Menschenrechtsschutzes. im beim Bundesministerium des Innern angesiedel­ ten „Forum gegen Rassismus“ ebenso aktiv mit wie in verschiedenen zivilgesellschaftlichen Netz­ werken und Austauschforen. Es qualifiziert verschie­ Aus der Menschenwürde ergibt sich der Anspruch dene Zielgruppen in der Nutzung und Beachtung aller Menschen, als Gleiche geachtet zu werden. internationaler Normen und Verfahren zum Schutz Rassismus negiert diesen Achtungsanspruch und vor Rassismus und sensibilisiert in seiner Menschen­ steht der Menschenrechtsidee damit fundamental rechtsbildung für Diskriminierung. entgegen. Seine Überwindung muss auch die Rea­ lität historisch und gesellschaftlich tief verwurzelter Das Bekanntwerden der rechtsterroristischen ras­ Ungleichheiten in den Blick nehmen. Solche Un­ sistischen Mordserie durch den „Nationalsozialis­ gleichheiten und Ausschlussmechanismen müssen tischen Untergrund“ (NSU) und die Aufdeckung erkannt und durch aktives Handeln überwunden der eklatanten Versäumnisse und Fehler bei den werden. Nicht nur intentionale, absichtlich diskri­ Strafverfolgungs­ und Sicherheitsbehörden bilde­ minierende Handlungen einzelner Per sonen, son­ ten eine Zäsur im Sprechen über Rassismus in dern auch nicht intendierte und in den Strukturen Deutschland. Die Aufmerksamkeit für rassistische und institutionellen Handlungslogiken verankerte Straftaten und Organisationen und für die Notwen­ Faktoren können zu Ungleichbehand lungen führen. digkeit eines Mentalitäts­ und Strukturwandels in den Ziel des menschenrechtlichen Diskriminierungs­ Behörden bei deren Bekämpfung wurde geschärft. SCHUTZ VOR RASSISMUS 29

Für einen tatsächlichen Wandel in der Praxis muss Das Projekt „Rassismus und aber noch viel getan werden: Die Engführung des Menschenrechte – Stärkung der Bekämpfungsansatzes gegen Rassismus auf den Strafjustiz“ will Fortbildungsmodule organisierten Rechtsextremismus muss überwun­ zur Verfügung stellen und den werden. Strukturen in Institutionen und Ver­ Multiplikatoren_innen qualifizieren. fahren sollten auf diskriminierende Praktiken und Ausschlussmechanismen untersucht und die Selbst­ reflexion der Praktiker_innen in Behörden und Jus­ tiz über Handlungsroutinen, eigene Prägungen und Mit diesem Vorhaben kommt Deutschland auch Vorannahmen sollte gefördert werden. Der Unter­ Empfehlungen internationaler und europäischer suchungsausschuss des Bundestages hat hierzu Menschenrechtsgremien nach. So forderte der im Jahr 2013 weitreichende Empfehlungen gemacht, Menschenrechtskommissar des Europarats Deutsch­ die der Bundestag und die Bundesregierung in der land auf, alle Akteure des Strafjustizsystems syste­ 18. Legislaturperiode erneut bekräftigt haben. matisch zum Umgang mit rassistischen Straftaten zu schulen. Auch der UN­Fachausschuss für die Im Sommer 2017 legte der zweite NSU­Unter­ Beseitigung rassistischer Diskriminierung empfahl suchungsausschuss des Bundestages seinen Ab­ Deutschland, obligatorische Schulungen vorzuse­ schluss bericht vor. Die Untersuchungsausschüsse hen, um bei Staatsanwaltschaft und Richterschaft und ­kommissionen des Bundestages und in den ein besseres Verständnis des Phänomens der ras­ Bundesländern haben überfraktionell wichtige Auf­ sistischen Diskriminierung und der Möglichkeiten klärungsarbeit geleistet, die Befassung mit unge­ ihrer Bekämpfung zu erreichen und sicherzustellen. klärten Fragen vorangetrieben und strukturelle Reformen der Sicherheits­ und Strafverfolgungs­ Dabei liegt der Schwerpunkt des Projekts nicht behörden empfohlen. Das Institut hat den parla­ auf der Durchführung einer Vielzahl von Fortbil­ men tarischen Aufklärungsprozess in seiner Politik­ dungen, die im Rahmen der zweijährigen Laufzeit beratung begleitet. Anlässlich des Abschlussberichtes immer nur eine kleine Anzahl von Menschen errei­ im Sommer 2017 hat es in einem Positionspapier chen kann. Vielmehr zielt das Projekt darauf ab, empfohlen zu untersuchen, wie die Empfehlungen erprobte Fortbildungsmodule für die Fortbildung des ersten Untersuchungsausschusses aus dem der Zielgruppen zur Verfügung zu stellen und Refe­ Jahr 2013 bislang umgesetzt wurden und ob die rierende als Multiplikatoren_innen zur Weiterführung ergriffenen Maßnahmen in der praktischen Ermitt­ der Module zu qualifizieren. Auf der Basis einer lungsarbeit Wirkung zeigen. Bedarfsanalyse auf Grundlage von Fokusgruppen­ interviews und Einzelgesprächen mit Akteur_innen Zudem konnte das Institut im Januar 2017 in Koo­ aus Justiz, Wissenschaft, Anwaltschaft und Organi­ peration mit dem Bundesministerium der Justiz sationen der Zivilgesellschaft lag der Schwerpunkt und den Pilotländern Berlin, Brandenburg, Bayern im Jahr 2017 auf der Entwicklung von Fortbildungs ­ und Niedersachsen mit dem zweijährigen Projekt konzepten, praktischen Übungen und Fortbildungs­ „Rassismus und Menschenrechte – Stärkung der materialien. Im Dezember 2017 fand in Zusammen­ Strafjustiz“ beginnen. Vor dem Hintergrund des arbeit mit zwei Justizpraktiker_innen die erste Anstiegs rassistisch motivierter Straftaten vor allem ein tägige Fortbildung in der Justizakademie Berlin/ gegen Geflüchtete und Flüchtlingsunterkünfte sowie der zunehmenden rassistischen Hetze im Internet wurde das Projekt auf der Basis der Ab­ Das Institut hat immer wieder deutlich schlusserklärung des Justizgipfels vom 17. März gemacht, dass die Meinungsfreiheit 2016 aufgesetzt. Grenzen hat und kein Freifahrschein für rassistische Diffamierungen ist. 30 SCHUTZ VOR RASSISMUS

Brandenburg statt. Im Jahr 2018 werden die Fort­ Rassismus greift tief in das Leben von Menschen bildungsinhalte weiterentwickelt und angepasst und ein. Die Betroffenen erleben etwa in der Schule, in weiteren Pilotfortbildungen unterschiedlichen auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche Zuschnitts erprobt. oder durch Behörden Diskriminierung, sie sind im öffentlichen Raum verächtlichen Bemerkungen bis Die zunehmende rassistische Hetze im öffentlichen hin zu körperlichen Angriffen ausgesetzt. Die Ver­ Raum, im Internet und in den sozialen Medien steht rohung der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in Deutschland wie auch in anderen europäischen mit dem Ziel, die Grenzen des Sagbaren immer Staaten in einer Wechselwirkung mit dem Erstar­ weiter zu verschieben und die Spaltung der Gesell­ ken nationalistischer und offen rassistisch auftre­ schaft voranzutreiben, greift auch die Grundlagen tender Parteien. Sie propagiert eine geschlossene der demokratischen Gesellschaft als Ganzes an. und homogene Gesellschaft und richtet sich etwa Die Menschenrechte müssen gelebt und verteidigt gegen Geflüchtete, Muslim_innen, Angehörige der werden, für eine vielfältige Gesellschaft und die Sinti und Roma oder Jüd_innen und gegen Perso­ Gewährleistung der gleichen Würde und gleichen nen, die als solche wahrgenommen werden. Im Freiheit aller. Vorfeld der Bundestagswahl 2017 beschäftigten sich Zivilgesellschaft und politische Parteien daher damit, wie sie rassistischer Hetze im Wahlkampf und der Trivialisierung und Legitimierung rassisti­ scher Positionen im politischen Diskurs entgegen­ treten können. Das Institut hat mehrere Beiträge zu diesem Thema veröffent licht und deutlich gemacht, dass die Meinungs freiheit Grenzen hat und kein Freifahrschein für rassistische Diffamierungen und Parolen ist.

Die Menschenrechte müssen gelebt und verteidigt werden, für eine vielfältige Gesellschaft und die Gewährleistung der gleichen Würde und Freiheit aller.

Auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Instituts mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und dem Dokumentations­ und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma diskutierten am 27. Juni 2017 in Berlin Vertreter_innen aus Politik, Wissenschaft und Interessenverbänden die Thematik „Wie um­ gehen mit rassistischer Hetze im Wahlkampf? – Gegenstrategien und staatliche Handlungsver­ pflichtungen“. Für die Schirmherrschaft konnten die Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf (CDU) und Dr. Karamba Diaby (SPD) gewonnen werden; unter den Teilnehmenden waren auch Vertreter_innen der Bundesministerien des Innern und der Justiz. SCHUTZ VOR RASSISMUS 31 32 FRÜHKINDLICHE MENSCHENRECHTSBILDUNG

Frühkindliche Menschenrechtsbildung „Kinder müssen ihre Rechte erleben“ Interview mit Kathrin Günnewig, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Menschenrechtsbildung

Warum sollen bereits kleine Kinder mit Rechten erleben und dieses Erleben in Handeln Menschenrechten in Berührung kommen? umzusetzen lernen.

Die Kindheit ist eine besonders wichtige Lebens­ Die Anforderungen an Erzieher_innen sind phase. In diesem Zeitraum entwickeln Kinder im hoch. Sie sollen Kinder betreuen, individuell Austausch mit anderen und der Umwelt ihre Per­ fördern und die Erziehungsberechtigten bera- sönlichkeit sowie intellektuelle, kommunikative ten. Warum sollen sie sich mit Menschen- und soziale Fähigkeiten. Diese Prozesse bilden das rechten auseinandersetzen? Fundament für die Gestaltung ihres Alltags und ih­ rer sozialen Beziehungen. Kinder sollten daher von Menschenrechtsbildung wird in der Erklärung der Anfang an als eigenständige Personen, Rechts­ Vereinten Nationen über Menschenrechtsbildung träger_innen und Akteur_innen respektiert wer­ und ­training als ein lebenslanger Prozess beschrie­ den. Das betonen die UN­Kinderrechtskonvention ben, der alle gesellschaftlichen Ebenen betrifft. und der UN­Kinderrechtsausschuss. Aspekte der Jeder Mensch hat das Recht auf einen Zugang zu Inklusion und der Mitbestimmung sind dabei zen­ Menschenrechtsbildung, auch junge Kinder. Erzie­ tral. Es ist wichtig, dass Kinder in der frühen Kind­ her_innen und andere Fachkräfte sind dafür ver­ heit entsprechende Erfahrungen sammeln. antwortlich, diesen Zugang zu ermöglichen. Men­ schenrechtsbildung ist innerhalb des Rechts auf Überfordern wir kleine Kinder nicht mit der Bildung verankert. Sie ist im staatlichen Bildungs­ Thematik der Menschenrechte? auftrag sowie in Bildungsplänen und ­programmen enthalten. Hier findet sie sich in zahlreichen Bil­ Kinder können in ihrem Alltag Zugang zu kinder­ dungszielen, wie zum Beispiel Werte­ und Demo­ und menschenrechtlichen Themen erhalten. So kratiebildung, Inklusion und Partizipation. Wenn erfahren sie, was das Recht, nicht diskriminiert zu Kinder­ und Menschenrechte ein integraler Bestand­ werden, bedeutet, das Recht auf eine eigene Mei­ teil der Organisation und des pädagogischen Alltags nung und Mitbestimmung und das Recht, entspre­ sind, bilden sie einen Werte­ und Orientierungs­ chend der eigenen Persönlichkeit, Begabungen rahmen, der alle Beteiligten – also Erzieher_innen, und Fähigkeiten gefördert zu werden. Hier erleben Leitung, Kinder und Erziehungs berechtigte – in all­ Kinder, dass alle dieselben Rechte haben, aber in­ täglichen Fragen unterstützt. Wenn ein Team im dividuelle Stärken besitzen und unterschiedliche Leitbild einer Kindertagesstätte festhält, dass der Lernwege gehen. Wenn wir Menschenrechte auf pädagogische Alltag inklusiv gestaltet sein soll, diese Weise positiv besetzen und emotional er­ kulturelle Vielfalt wertgeschätzt und Diskriminie­ fahrbar machen, überfordern wir Kinder nicht, rung unterbunden, werden die Fachkräfte für sondern stärken im Gegenteil ihre Reflexions­ und diese Themen sensibilisiert und ihre Handlungs­ Wahrnehmungsfähigkeit. Kinder brauchen Erwach­ fähigkeit gestärkt. sene, damit sie sich und andere als Menschen mit FRÜHKINDLICHE MENSCHENRECHTSBILDUNG 33

Bedeutet mehr Rechte für Kinder, dass bilisierungsprozess notwendig. Erzieher_innen Erzieher_innen dann weniger Rechte haben? müssen ausreichend Gelegenheit haben, ihre persönliche und professionelle Haltung sowie ihr Kinder sind auf Erwachsene angewiesen, müssen Handeln zu reflektieren, zu diskutieren und weiter­ von ihnen geschützt und unterstützt werden. Aber zuentwickeln. Dazu gehört unter anderem, im Team das bedeutet nicht, die Rechte der Erwachsenen über Begriffe und Konzepte zu sprechen, ein ge­ zu ignorieren, im Gegenteil: Bei der inhaltlichen meinsames Verständnis darüber zu erarbeiten Auseinandersetzung mit den Menschenrechten sowie über Sprache und Strukturen nach zudenken, der Kinder geht es auch um die Rechte der Erzie­ um zum Beispiel Diskriminierungen zu verhindern. her_innen und die der Eltern. Ein Transfer der Er­ Dabei sollten die Erziehungsberechtigten mitein­ gebnisse in das eigene Leben und den Alltag der bezogen werden, etwa in Form von thematischen Kita bedeutet eine Sensibilisierung für die Rechte Elternabenden oder über die Bereitstellung von jedes und jeder Einzelnen und eine Reflexion darü­ Infomaterial in unterschiedlichen Sprachen. Auch ber, wie ein Miteinander und eine Kultur in der Ein­ sollte explizite Menschenrechtsbildung in der Aus­ richtung gestaltet werden kann, die die Rechte aller und Weiterbildung von Pädagog_innen verankert achtet, schützt und fördert. Die Rechte aller Betei­ sein. Es ist nötig, Menschenrechtsbildung als einen ligten werden also im Gegenteil gestärkt. relevanten Bestandteil pädagogischer Qualität an­ zusehen und in die Bildungspläne und Landesge­ Wo liegen die Herausforderungen, Menschen- setze zur frühkindlichen Förderung aufzunehmen. rechte in die frühkindliche Bildung einzubinden? In diesem Zusammenhang müssen wissenschaft­ liche Analysen zur Umsetzung von Menschen­ Viele Kitas arbeiten schon mit Konzepten, die sich rechtsbildung gefördert werden. mit menschenrechtlich relevanten Themen wie Partizipation oder Inklusion befassen. Fehlt aber Was sind die nächsten Schritte oder Vorhaben, der Bezug zu den Kinder­ und Menschenrechten, um das Thema voranzubringen? oder ist er nicht bekannt oder bewusst, bleibt es bei moralischen Appellen. Explizite Menschen­ Bislang fehlt es an Erfahrungswissen, wie explizite rechtsbildung, die Rechte klar benennt sowie Un­ Menschenrechtsbildung im frühkindlichen Bereich recht deutlich identifiziert und bearbeitet, wird im gestaltet wird. Wir führen deswegen ein Forschungs­ frühkindlichen Bereich bisher nur von wenigen Ein­ vorhaben durch, das untersucht, welche Rolle Men­ richtungen umgesetzt. Der erste Schritt für eine schenrechtsbildung in der Ausbildung von Erzie­ explizite Menschenrechtsbildung im frühkindlichen her_innen heutzutage spielt. Wichtig ist uns die Bereich ist das Bewusstsein um den Auftrag hier­ Analyse der bundesweiten Vorgaben und der Rah­ zu. Kinder­ und Menschenrechte bilden einen an­ menlehrpläne der Bundesländer. Uns interessiert erkannten Orientierungs­ und Werte rahmen, der auch, welche Erfahrungen Lehrende und Lernende nicht nur für die Kinder, ihre Familien und Einrich­ im Ausbildungskontext mit Inhalten der Menschen­ tungen wichtig ist, sondern alle Menschen im All­ rechtsbildung machen, wo es Beispiele guter Praxis tag unterstützen kann. gibt und in welchen Bereichen sich Vernetzungen und Beratungen anbieten. Welche Bedingungen braucht es, damit Menschen rechtsbildung ein fester Bestandteil von Entwicklungsprozessen in Kitas werden kann? „ Gelebte Menschenrechte im Kita­Alltag Um Menschenrechte in den pädagogischen Alltag bedeuten eine Sensibilisierung für die zu integrieren, ist neben dem bereits erwähnten Rechte aller.“ Wissenserwerb der Erwachsenen auch ein Sen si­ 34 BEIHILFE ZU MENSCHENRECHTS VERSTÖSSEN

Beihilfe zu Menschenrechtsverstößen „Deutschland sollte die Risiken einer möglichen Beihilfe intensiv prüfen“ Interview mit Dr. Anna Würth, Leiterin der Abteilung Internationale Menschenrechtspolitik

Beihilfe zu Menschenrechtsverstößen – was tionen, die zur Lokalisierung von Personen und ist darunter zu verstehen? deren Tötung genutzt werden können. Außerdem unterhalten die USA auf deutschem Territorium Deutschland neigt nicht zu internationalen Allein­ Militärbasen, von denen aus Drohnenangriffe ge­ gängen. In der Regel leistet Deutschland in seiner flogen werden. Risiken für Menschenrechtsverstöße Außen­ und Entwicklungspolitik Hilfs­ und Unter­ gibt es auch bei Kooperationen der Flucht­ und stützungsleistungen im Rahmen von Kooperation Migrationssteuerung mit Transitstaaten wie bei­ mit Partnern. Wenn diese Partner gegen die Men­ spielsweise Libyen. Auch in der Entwicklungspo litik schenrechte verstoßen, können deutsche Hilfs­ und gibt es Beihilferisiken, so zum Beispiel bei der mitt­ Unterstützungsleistungen direkt oder indirekt zu lerweile eingestellten Zusammenarbeit mit Kam­ diesen Menschenrechtsverstößen beitragen. Ein bodscha zu Landrechten. Hier kam es zu Zwangs­ Beispiel: Bei einem mutmaßlich auf deutsche Auf­ umsiedlungen, die von der kambodschanischen klärung gestützten Angriff der Operation Inherent Regierung angeordnet und durchgeführt wurden. Resolve im März 2017 in Syrien soll unbestätigten Medienberichten zufolge statt eines militärischen Sie regen systematische Prüfungen von Beihilfe- Ziels eine ehemalige Schule bombardiert worden risiken in der deutschen Außen- und Sicherheits- sein, in der geflüchtete Menschen Zuflucht gefun­ politik an. Warum sind solche Prüfungen wichtig? den hatten. 33 Zivilist_innen sollen dabei umge­ kommen sein. Wenn das den Tatsachen entspricht, Mit dem internationalen Engagement der deutschen dann müssen sich Regierung und Parlament fragen Außenpolitik und Kooperationen in völkerrechtlich und fragen lassen, welche Verantwortung Deutsch­ und menschenrechtlich schwierigen Kontexten land dafür trägt. wächst das Risiko von Beihilfehandlungen und damit von völkerrechtlicher Verantwortlichkeit ein­ Gibt es andere Beispiele für deutsche Hilfs- und schließlich Haftung. Dieses Risiko besteht auch Unterstützungsleistungen, die ein menschen- dann, wenn Deutschland das völkerrechtswidrige rechtliches Risiko bergen? Verhalten des unterstützten Staates weder ge­ wünscht noch bezweckt hat. Denn es genügt, Mit der Genehmigung von deutschen Rüstungs­ wissentlich und willentlich den fremden Völker­ exporten nach Saudi­Arabien und Mexiko wurde rechtsverstoß unterstützt zu haben, und das ist völkerrechtswidriges Handeln der jeweiligen Staaten der Fall, wenn dieser vorhersehbar war. Eine so möglicherweise unterstützt. Auch Teile der sicher­ verstandene Beihilfe zu rechtswidrigen Handlungen heitspolitischen Kooperation mit den Vereinigten anderer Staaten verstößt gegen das Völkerrecht. Staaten bergen das Risiko, Beihilfe zu menschen­ Leistet ein Staat Beihilfe zum völkerrechtswidrigen rechtswidrigen Handlungen der USA zu leisten. So Handeln eines anderen Staates, muss er diese ab­ liefern deutsche Geheimdienste den USA Informa­ stellen. Relevant für die deutsche Verantwortung BEIHILFE ZU MENSCHENRECHTS VERSTÖSSEN 35

für eine Beihilfe ist, ob Deutschland seine menschen­ „ Regelmäßige Konsultationen mit der rechtliche Sorgfaltspflicht wahrnimmt, also die Zivilgesellschaft können dazu Risiken für eine Beihilfe vorab und im Verlauf von beitragen, Beihilferisiken zu Unterstützungsleistungen angemessen überprüft. minimieren.“

Ist eine Überprüfung von Beihilferisiken nicht bereits Standard? bieten, mit einem Erlaubnisvorbehalt, wenn eine menschen­ und völkerrechtliche Unbedenklichkeit Wie und ob in der Praxis Beihilferisiken geprüft gegeben ist. Bis zu einer Neuregelung sollte sich werden, ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich; Deutschland an Verfahren und Prüfschemata ori­ auch wegen dieser mangelnden Transparenz be­ entieren, die im Rahmen des Vertrags gegen den schäftigt sich das Institut mit diesem Thema. Wir Waffenhandel sowie der Friedensmissionen der müssen also vom Ergebnis ausgehen: Wenn es zu Vereinten Nationen entwickelt wurden. Völkerrechtsverstößen mit deutscher Beteiligung gekommen ist, ist davon auszugehen, dass entwe­ Wie sehen solche Prüfschemata aus? der nicht ordentlich geprüft wurde oder die Ergeb­ Um welche Aspekte geht es? nisse der Überprüfung nicht angemessen berück­ sichtigt wurden. So kommt unsere Analyse „Beihilfe Das Hochkommissariat der Vereinten Nationen für zu Menschenrechtsverstößen vermeiden – außen­ Menschenrechte schlägt in seiner 2017 veröffent­ politische Zusammenarbeit kritisch prüfen“ zu lichten Studie zur menschenrechtlichen Beurteilung dem Ergebnis, dass Deutschland dieser Pflicht in von Waffenexporten verschiedene Kriterien vor, um zentralen Politikfeldern wie der Außen­ und Sicher­ Beihilferisiken durch Waffenexporte zu prüfen. Die­ heitspolitik nur unzureichend nachkommt. Beson­ se Kriterien richten das Augenmerk auf folgende ders deutlich wird dies beispielsweise bei Geneh­ Bereiche: den politischen Willen oder die Kapazi tät migungen für Rüstungsexporte an die seit 2015 des Empfängerstaates, seine internationalen Men­ im Jemenkonflikt intervenierende Militärkoalition. schenrechtsverpflichtungen einzuhalten und um­ Akteur_innen deutscher Außenpolitik brauchen zusetzen; die Achtung der Menschenrechte im eine tragfähige Orientierung für das auswärtige Empfängerland; und schließlich die Kapazität des Handeln und Grundsätze für die Bewertung von Empfängerstaates, die empfangenen Waffen in Kooperationsvorhaben. Das will die Analyse ihnen Übereinstimmung mit internationalen Menschen­ an die Hand geben. rechtsnormen zu kontrollieren. Dabei müssen die Quellen, die für diese Prüfung herangezogen wer­ Wie lässt sich eine unbeabsichtigte Beihilfe den, verbindlich festgelegt werden. Die Prüfenden Deutschlands zu Menschenrechtsverstößen müssen ausreichend versiert in der Materie sein, vermeiden? Was kann Deutschland tun? um die menschenrechtlichen Fragen in den jewei­ ligen Ländersituationen zu verstehen. Deutschland sollte sich nicht allein auf die Aussa­ gen und Untersuchungen seiner Partner verlassen, Welche weiteren Maßnahmen schlagen Sie sondern die Risiken einer möglichen Beihilfe inten­ vor, damit Beihilferisiken rechtzeitig erkannt siv vorab, aber auch während der Kooperation werden? prüfen. Selbstverpflichtungen wie beispielsweise die Politischen Grundsätze für den Export von Regelmäßige Konsultationen mit der Zivilgesellschaft Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern sollte und Unterstützung von Betroffenengruppen im Deutschland transparenter und konsequenter um­ jeweiligen Land können dazu beitragen, Beihilfe­ setzen. Menschenrechtlich erforderlich ist jedoch risiken zu erkennen und zu minimieren. Auch die eine gesetzliche Regelung. Diese sollte im Grund­ Einrichtung von zugänglichen Beschwerde­ und satz Exportgenehmigungen für Kriegswaffen ver­ Abhilfemechanismen wäre sinnvoll. 36 BEIHILFE ZU MENSCHENRECHTS VERSTÖSSEN MENSCHENRECHTSPOLITIK INLAND/EUROPA 37

Menschenrechtspolitik Inland/Europa

Bericht über die Entwicklung der lingssituation in Deutschland. Hierfür sammelte Menschenrechtssituation in Deutschland das Institut Daten und Informationen staatlicher Seit Dezember 2016 legt das Institut dem Deut­ und zivilgesellschaftlicher Akteure, unter anderem schen Bundestag gemäß § 2 Abs. 5 des Gesetzes über aktuelle Zahlen, die Lage in Aufnahmeeinrich­ über die Rechtsstellung und Aufgaben des Deut­ tungen sowie die politischen und gesellschaftlichen schen Instituts für Menschenrechte vom 16. Juli Reaktionen in Bezug auf die Flüchtlingssituation in 2015 jährlich einen Bericht über die Entwicklung Deutschland. Die synthetisierten Berichte der Agen­ der Menschenrechtssituation in Deutschland vor. tur, die neben Deutschland auch Bulgarien, Griechen­

Am 6. Dezember 2017 präsentierte das Institut in land, Italien, Kroatien, Österreich, Schweden, ABTEILUNGEN &BERATEN: FORSCHEN der Bundespressekonferenz seinen zweiten Bericht. Slowenien und Ungarn umfassen, können auf der Er nimmt den Zeitraum Juli 2016 bis Juni 2017 in Website des Instituts abgerufen werden. Ein wei­ den Blick und befasst sich mit drei Schwerpunkt­ terer Bericht umfasst eine umfangreiche Recht­ themen: Der menschenrechtskonformen Ausge­ sprechungsanalyse zu den Rechten von EU­Bür­ staltung des Alltags in Gemeinschaftsunterkünften ger_innen in Deutschland. Kürzere thematische für Geflüchtete, der Identifikation, Unterbringung Berichte wurden zu den Rechtsentwicklungen im und Versorgung geflüchteter Menschen mit Behin­ Hinblick auf die Befugnisse und die Kontrolle der derungen sowie dem Recht von Kindern auf Kon­ Nachrichtendienste sowie zu den rechtlichen und takt zu einem inhaftierten Elternteil. Zudem infor­ faktischen Handlungsmöglichkeiten zivilgesell­ miert der Bericht über neuere Entwicklungen in schaftlicher Organisationen erstellt. den im Bericht 2016 aufgegriffenen Menschen­ rechtsthemen sowie über die Empfehlungen inter­ Parallel dazu führte das Institut im Auftrag der nationaler und europäischer Menschenrechts­ Grund rechteagentur zwei größere qualitative Inter­ gremien an Deutschland und die deutsche Rolle in viewstudien durch. Unter dem Titel „Zugang zum zwischenstaatlichen Menschenrechtsgremien und Recht für Opfer von Straftaten“ setzte sich das Organisationen. Zusätzlich ist auch eine Kurzfassung Institut damit auseinander, wie Betroffene von in deutscher, englischer und Leichter Sprache er­ Straftaten aktiv am Strafverfahren teilnehmen und schienen. Der Bericht wird von der Abteilung Men­ angemessenen Schutz vor sekundärer Viktimisie­ schenrechtspolitik Inland/Europa koordiniert. rung erhalten können. Im Zeitraum Dezember 2016 Anders als im Vorjahr war der Bericht aufgrund bis Juni 2017 wurden hierzu insgesamt 33 qualita­ der langwierigen Regierungsbildung nicht Gegen­ tive Interviews mit Opfern von Straftaten und An­ stand einer Bundestagsbefassung. wält_innen, Richter_innen, Staatsanwält_innen, sowie Mitarbeiter_innen der Polizei und Opfer­ Monitoringberichte an die Europäische schutzorganisationen geführt. Aus der Sicht der Grundrechteagentur Interviewpartner_innen sind die oben genannten In seiner Funktion als deutscher Focal Point des Ziele des Schutzes und der Beteiligung von Betrof­ Forschungsnetzwerks der EU­Grundrechteagentur hat das Institut auch 2017 eine Vielzahl von Be­ richten zur Menschenrechtslage in Deutschland Die Interviewstudie „Zugang zum Recht erstellt, die in den Jahresbericht der Agentur zur für Opfer von Straftaten“ untersucht, Grundrechtesituation in der EU sowie in vergleichen­ wie Betroffene von Straftaten aktiv am de thematische Berichte aufgenommen wurden. Strafverfahren teilnehmen können. Dazu gehörten monatliche Berichte zur Flücht­ 38 MENSCHENRECHTSPOLITIK INLAND/EUROPA

fenen bislang nur unzureichend in der Praxis um­ Das Institut zeigt in den fachlichen Debatten im gesetzt. Wiederholte und teilweise als unangebracht Rahmen der nak das Potenzial menschenrechts­ empfundene Befragungen durch Strafverteidiger_ basierter Argumentation bei der Vertretung der innen, eingeschränkte Akteneinsicht der Neben­ Interessen von Menschen in Armut auf und regt kläger_innen und unzureichende Aufklärung der Organisationen und Verbände dazu an, sich an den betroffenen Personen wurden von den Befragten menschenrechtlichen Verfahren der Vereinten Na­ als besonders hinderlich benannt. Die Ergebnisse tionen zu beteiligen. werden sowohl in dem vom Institut verfassten Länderbericht als auch in einem Vergleichsbericht Flucht der Agentur der Europäischen Union für Grund­ Mit der Abnahme der Zahlen neu ankommender rechte veröffentlicht. Flüchtlinge in Deutschland im Jahr 2017 trat aus menschenrechtlicher Perspektive die Frage nach Die zweite Interviewstudie befasste sich mit der dem Ankommen der Geflüchteten in der Gesell­ Situation von Arbeitsmigrant_innen, die in schaft in den Vordergrund. Das Institut arbeitete Deutschland ausgebeutet wurden (siehe dazu daher schwerpunktmäßig zum Recht auf Familien­ unter Menschenhandel/Arbeitsausbeutung). leben für Geflüchtete. Dabei befasste es sich mit der Aussetzung des Familiennachzugs für subsi­ Armut und Menschenrechte diär Schutzberechtigte und trat für die Wahrung Seit mehreren Jahren arbeitet das Institut mit der Familieneinheit ein, also das Recht, als Familie Gaststatus in der Nationalen Armutskonferenz zusammenleben zu können. Dieses Recht hat einen (nak) mit. Die nak ist ein Bündnis von Organisatio­ überragenden Stellenwert im nationalen, europäi­ nen, Wohlfahrtsverbänden und Initiativen, die sich schen und internationalen Grund­ und Menschen­ für eine aktive Politik der Armutsbekämpfung ein­ rechtsschutz. Im März 2017 war das Institut hierzu setzen. Dieser Verbund ermöglicht es dem Institut, in eine Sachverständigenanhörung im Innenaus­ mit Sozialverbänden wie mit von Armut Betroffe­ schuss des Deutschen Bundestages geladen. Mit nen und deren Selbstorganisationen sowie Basis­ Veröffentlichungen in juristischen Fachzeitschriften initiativen zusammenzuarbeiten. Im Jahr 2017 wandte sich das Institut auch an die Rechtspraxis veranstaltete das Institut in Kooperation mit der in Auslandsvertretungen und Gerichten. Diakonie zwei Fachgespräche, die sich insbeson­ dere an Selbstorganisationen und Basisinitiativen Neben der politisch und medial stark diskutierten als Mitwirkende und Teilnehmende richteten. Ziel pauschalen Aussetzung des Nachzugs für subsi­ war der Austausch zwischen Theorie und Praxis. diär Schutzberechtigte griff das Institut zum ande­ ren eine weitere, weniger stark berücksichtigte Beim Fachgespräch „Wie kommen die Armen zu Fallkonstellation auf, nämlich die Praxis der Behör­ ihrem Recht?“ am 24. März 2017 standen die den, bei unbegleiteten Minderjährigen trotz ihrer praktischen Barrieren bei der Durchsetzung des Anerkennung als Asylberechtigte oder als Flücht­ Rechts auf soziale Grundsicherung im Mittelpunkt linge nach der Genfer Flüchtlingskonvention nur der Diskussion zwischen Beratungsstellen, Selbst­ ihren Eltern, nicht aber ihren minderjährigen organisationen und Betroffenen. Der Fachtag „Das Geschwistern die Einreise nach Deutschland zu Recht auf Wohnen und das ‚schlüssige Konzept‘: genehmigen. Wie und wo sollen Menschen wohnen dürfen?“ fand am 9. November 2017 in Berlin statt und Im Kontext Flucht arbeitete das Institut zum diskutierte die Frage, wie die Kosten für die ange­ Themenfeld „Rechte Geflüchteter auf Privatsphä­ messene Unterkunft in der Grundsicherung in der re“. Denn eine fehlerhafte oder rechtswidrige Praxis ermittelt werden und ob dies den grund­ Verarbeitung personenbezogener Daten in großen und menschenrechtlichen Anforderungen genügt. IT­Systemen wie Eurodac oder dem Ausländerzen­ tralregister, aber auch im Zusammenhang mit dem MENSCHENRECHTSPOLITIK INLAND/EUROPA 39

Auslesen von Datenträgern im Rahmen des Asyl­ Unab hängige Polizeibeschwerdestellen verfahrens, kann für Geflüchtete dramatische Fol­ sind Zeichen eines starken und gen haben. So führen falsch geschriebene Namen selbst bewussten Rechtsstaates. möglicherweise zur Verwechslung mit Terrorver­ dächtigen und zu aufenthaltsrechtlichen Konse­ quenzen. Falsch erfasste Daten über die Zahl und das Alter von Familienangehörigen können falsch zugreifen. Die Voraussetzung für die Legitimität berechnete Sozialleistungen oder getrennte Unter­ des Gewaltmonopols ist das Vertrauen aller Bür­ kunftszuweisungen bei Familien zur Folge haben. ger_innen in das rechtmäßige Handeln der Polizei Zentral ist aus Perspektive des Instituts die Stär­ und ihre wirksame unabhängige Kontrolle. Unab­ kung des Rechtsschutzes der Betroffenen. Das hängige Polizeibeschwerdestellen sind daher kein Institut diskutierte diese Thematik unter anderem Ausdruck eines strukturellen Misstrauens in die mit Berater_innen des Deutschen Roten Kreuzes Polizei, sondern Zeichen eines starken und selbst­ in Berlin sowie auf der Herbstjahrestagung der bewussten Rechtsstaates. Bundesrechtsberaterkonferenz in Hohenheim. Inzwischen haben drei Bundesländer mit der Ein­ Die Themen Flucht und Integration wurden zudem richtung von Polizeibeauftragtenstellen bei den in zwei Forschungsprojekten im Auftrag der EU­ Landtagen Beschwerdestellen geschaffen, die von Grundrechteagentur (FRA) aufgegriffen, die Ende der Innenverwaltung unabhängig sind; in weiteren 2017 starteten. Die Projekte zielen darauf ab, über Bundes ländern wird die Schaffung solcher Be schwer ­ insgesamt 70 sozialwissenschaftliche Interviews de mechanismen diskutiert. Mit der Analyse „Un­ und sieben Fokusgruppen mit Expert_innen und ab hängige Polizeibeschwerdestellen – Was kann jungen Geflüchteten die Integrationsprozesse jun­ Deutschland von anderen europäischen Staaten ger Geflüchteter in Berlin, Bremen und Nieder­ lernen?“ im Mai 2017 legte das Institut zur Infor­ sachsen nachzuvollziehen und gute Praxis und mation dieser politischen Initiativen eine verglei­ Verbesserungsbedarf bei der Integration in den chende Untersuchung verschiedener unabhängiger Bereichen Bildung, Familiennachzug, Arbeits­ Polizeibeschwerdestellen in anderen europäischen marktzugang und Unterbringung zu identifizieren. Ländern vor. Dieser Blick über den Tellerrand auf bereits langjährig etablierte Institutionen verfolgt Das Institut hat zudem im Rahmen der Initiative das Ziel, Anregungen für die Fortentwicklung un­ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, abhängiger Polizeibeschwerdestellen in Deutsch­ Frauen und Jugend (BMFSFJ) und UNICEF zum land zu geben. „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlings­ unterkünften“ an der Erarbeitung von Mindest­ Bereits seit vielen Jahren stehen die Abteilungen standards zum Schutz vor Gewalt in Flüchtlings­ Menschenrechtsbildung und Inland/Europa des unterunterkünften sowie der Arbeitsgruppe Instituts mit Institutionen der polizeilichen Aus­ Monitoring/Evaluation der Standards mitgewirkt. und Fortbildung im Austausch und wirken punktu­ ell bei Fortbildungsveranstaltungen mit. Im Mai Menschenrechte und innere Sicherheit 2017 führte das Institut erstmals in Kooperation Internationale Menschenrechtsgremien empfehlen mit der Deutschen Hochschule der Polizei eine Deutschland bereits seit vielen Jahren die Einrich­ Arbeitstagung zu Maßnahmen zur Stärkung des tung von Mechanismen zur unabhängigen Unter­ Menschenrechtsschutzes in Polizeidienststellen suchung von Beschwerden wegen mutmaßlicher durch. Dabei ging es auch um die Frage, wie eine Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei. In menschenrechtsbasierte Organisationskultur fort­ einem Rechtsstaat kommt der Polizei die Aufgabe entwickelt werden kann. Zielgruppe waren Füh­ zu, das Recht notfalls mit Gewalt durchzusetzen rungskräfte und Polizeiausbilder_innen aus Bund und somit tief in Grund­ und Menschenrechte ein­ und Ländern. 40 MENSCHENRECHTSPOLITIK INLAND/EUROPA

Außerdem beschäftigte sich das Institut weiterhin sowohl in dem vom Institut verfassten Länder­ mit der Achtung der Menschenrechte in der Terro­ bericht als auch in einem Vergleichsbericht der rismusbekämpfung. So veröffentlichte es vor dem Agentur der Europäischen Union für Grundrechte Hintergrund gesetzgeberischer Aktivitäten zur in 2019 veröffentlicht. Ausweitung präventivpolizeilicher Ingewahrsam­ nahme und der Verschärfung der Abschiebehaft Geschlechtervielfalt die Position „Menschenrechtliche Grenzen des Im Februar 2017 stellte das Institut bei einer großen Freiheitsentzugs von Terrorverdächtigen“. Zudem Fachkonferenz des BMFSFJ für die Interministeri­ diskutierte es die Herausforderungen einer wirk­ elle Arbeitsgruppe Trans­ und Intersexualität der samen Kontrolle der wachsenden internationalen Bundesregierung die Ergeb nisse seines Gutach­ Kooperation von Geheim­ und Sicherheitsdiensten tens „Geschlechtervielfalt im Recht – Status quo in verschiedenen Foren, unter anderem im Rahmen und Entwicklung von Regelungsmodellen zur Aner­ eines von der Stiftung Neue Verantwortung orga­ kennung und zum Schutz von Geschlechtervielfalt“ nisierten transatlantischen Dialogs sowie mit Ver­ und den Entwurf eines umfassenden Geschlechter­ tretern einer Delegation des Counter­Terrorism vielfaltsgesetzes vor. Das Gutachten wurde im Auf­ Committee Executive Directorate des UN­Sicher­ trag des BMFSFJ erstellt. heitsrates, die im November Deutschland besuchte. Im Oktober 2017 veröffentlichte das Institut die Menschenhandel/Arbeitsausbeutung Publikation: „Kein Geschlecht bin ich ja auch nicht – Aufgrund seiner langjährigen Expertise zum Thema Sichtweisen intergeschlechtlicher Menschen und Menschenhandel ist das Institut Mitglied in den ihrer Eltern zur Neuregelung des Geschlechtsein­ Bund­Länder­Arbeitsgruppen des BMFSFJ zu Men­ trags“, die auf Grundlage qualitativer Interviews schenhandel. Hier wirkt es regelmäßig mit Inputs mit intergeschlechtlichen Menschen, deren Eltern und bei der Erstellung von Strategiepapieren mit. und Personen aus Beratungseinrichtungen die Lebenssituation Betroffener und die aus ihrer Pers­ Darüber hinaus hatte das Institut 2017 durch einen pektive bestehenden Reformbedarfe ermittelt. Auftrag der Europäischen Grundrechteagentur die Möglichkeit, vertiefte Einblicke in die Situation von Zuvor gab das Institut zudem eine Stellungnahme Migrant_innen zu bekommen, die in Deutschland vor dem Bundesverfassungsgericht in dem Verfah­ von schweren Formen der Arbeitsausbeutung ren um eine dritte, nicht binäre Geschlechtskate­ betroffen sind. Im Zeitraum Februar 2017 bis gorie im Personenstandsrecht ab. Im Oktober wur­ Juli 2017 führte das Institut 23 Einzelinterviews de der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts und zwei Fokusgruppen mit insgesamt 31 Betrof­ veröffentlicht, der die bisherige Rechtslage des fenen von Arbeitsausbeutung durch. Dadurch „offengelassenen“ Geschlechtseintrags für inter­ konnten Ansatzpunkte für Prävention, Unterstüt­ geschlechtliche Menschen als verfassungswidrig zung und die Gewährleistung des Zugangs zum kategorisierte und dem Gesetzgeber eine Neu­ Recht ermittelt werden. Die Ergebnisse werden regelung bis Ende 2018 aufgab. Hierzu können die Studien des Instituts jetzt einen wichtigen Beitrag leisten.

Mit seiner menschenrechtli chen Geschlechtsspezifische Gewalt Expertise zur Istanbul­Konvention war Auch im Jahr 2017 hat das Institut die Themenlinie das Institut vielfach bei Politik auf geschlechtsspezifische Gewalt fortgesetzt und er­ Bundes­ und Landesebene und bei neut den Schwerpunkt auf die Begleitung des In­ Organisationen der Zivilgesellschaft krafttretens der Istanbul­Konvention gelegt. Die nachgefragt. Konvention verfolgt unter anderem die Ziele, Be­ troffene vor Gewalt zu schützen, einen Beitrag zur MENSCHENRECHTSPOLITIK INLAND/EUROPA 41

Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Das Institut setzt sich für eine eigene Frau zu leisten und mit umfassenden politischen Konvention für die Menschenrechte und sonstigen Maßnahmen den Rahmen für die Älterer ein, da ein Menschenrechts­ Gewährleistung von Schutz und Unterstützung der vertrag den stärksten Schutz für die Betroffenen sowie der Strafverfolgung der Täter_ wachsende Gruppe der älteren innen zu schaffen. Mit seiner menschenrechtli­ Menschen bietet. chen Expertise war das Institut vielfach für Vor­ träge und Beratung bei Politik auf Bundes­ und Landesebene und bei Organisationen der Zivil­ gesellschaft nachgefragt. Das Institut stellte zu­ und vertritt diese Position in Vorträgen auf vielen dem erste konzeptuelle Überlegungen für ein Veranstaltungen im In­ und Ausland. In seiner Monitoring der Umsetzung der Konvention an. Brückenfunktion zwischen dem nationalen und Zum Inkrafttreten der Konvention am 1. Februar dem internationalen Menschenrechtsschutz ver­ 2018 wurde 2017 eine umfangreiche Publikation knüpft das Institut diesen internationalen Prozess vorbereitet. auch stark mit der nationalen Diskussion über die Rechte Älterer in Politik, Wissenschaft und Zivil­ Menschenrechte Älterer gesellschaft. Im Jahr 2017 konnte das BMFSFJ Wie bereits in den vergangenen Jahren hat sich dabei für eine verstärkte Kooperation und für die das Institut für die Stärkung der Rechte Älterer auf Förderung einer Serie von nationalen Fachgesprä­ der nationalen, der regionalen und der internatio­ chen zur Vor­ und Nachbereitung der Sitzungen der nalen Ebene eingesetzt. Im Jahr 2010 wurde im UN Open­Ended Working Group on Ageing gewon­ Rahmen der Vereinten Nationen eine Offene nen werden. Die Ergebnisse der Fachgespräche Arbeitsgruppe gegründet, um die Menschenrechte wurden in der im Dezember veröffentlichten Pub­ Älterer zu stärken, die UN Open­Ended Working likation „Altersdiskriminierung und das Recht Älte­ Group on Ageing. In dieser UN Arbeitsgruppe wird rer auf Freiheit von Gewalt, Misshandlung und Ver­ ausgelotet, welche menschenrechtlichen Instru­ nachlässigung – Fachgespräche zur Vorbereitung mentarien zur Gewährleistung der Rechte Älterer der 8. Sitzung der UN Open Ended Working Group eingesetzt werden können und ob eine neue Kon­ on Ageing“ dokumentiert. vention für die Rechte Älterer dieses Ziel erreichen kann. Das Institut hat sich von Anfang an in dieser Arbeitsgruppe engagiert. Dabei spricht das Institut auch für das Europäische Netzwerk der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen ENNHRI und seit der Übernahme des Vorsitzes auch für das Globale Netz­ werk der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen GANHRI. Das Institut hat sich in der 8. Sitzung in New York im Juli 2017 aktiv in die Diskussion ein­ gebracht, da dies das erste Jahr war, in dem Natio­ nale Menschenrechtsinstitutionen – unter anderem durch das Engagement Deutschlands – einen for­ mellen Mitwirkungsstatus in der Arbeitsgruppe erhalten hatten.

Das Institut setzt sich für eine eigene Konvention für die Menschenrechte Älterer ein, da ein Men­ schenrechtsvertrag den stärksten Schutz für die wachsende Gruppe der älteren Menschen bietet, 42 INTERNATIONALE MENSCHENRECHTSPOLITIK

Internationale Menschenrechtspolitik

Entwicklungspolitik Das Institut konnte beide für eine öffentliche, in­ Steigende Temperaturen, extreme Wetterereignis­ formelle Austauschrunde mit der Zivilgesellschaft se und der Anstieg des Meeresspiegels betreffen gewinnen. eine wachsende Anzahl von Menschen. Als Folge des Klimawandels sind in vielen Regionen der Welt Die Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft die Menschenrechte auf Leben, Bildung, Nahrung, für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) Wohnung, Wasser und Gesundheit bereits massiv wurde im November 2017 für weitere drei Jahre bedroht. Besonders betroffen sind ohnehin stark fortgeschrieben. Das Institut und die GIZ veröffent­ benachteiligte Bevölkerungsgruppen wie Men­ lichten im Herbst gemeinsam zwei Publikationen schen in Armut, indigene Völker, Frauen und Kin­ zum Asiatischen und zum Arabischen Menschen­ der. Angesichts der Dimension des Problems will rechtsschutzsystem, die die Publikationsreihe zu die deutsche Entwicklungspolitik den Menschen­ den regionalen Menschenrechtsschutzsystemen rechtsschutz im Rahmen des Klimawandels stär­ vervollständigen. ker als bisher berücksichtigen. Das Institut beriet 2017 vor allem das Bundesministerium für wirt­ Einen vertieften Austausch führte das Institut mit schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) dem Verband entwicklungspolitischer Nichtregie­ zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die rungsorganisationen (VENRO). Auf einer im Mai Menschenrechte. Dabei standen die Fragen im angebotenen Fortbildung der Mitgliedsorganisa­ Mittelpunkt, welche Maßnahmen die Folgen des tionen von VENRO gab das Institut eine zweitägige Wandels abmildern und welche Maßnahmen eine „Einführung in den menschenrechtsbasierten An­ Anpassung an die Folgen fördern. Auch diese müs­ satz: Theorie und Praxis“. sen menschenrechtlichen Standards genügen. Kinderrechte Rechenschaftslegung ist einer der Schwerpunkte Die Zusammenarbeit mit der GIZ zum Thema des Instituts im Arbeitsbereich Entwicklungszusam­ Kinderrechte in der Entwicklungspolitik lief Ende menarbeit. So führte das Institut seine Forschung 2017 aus. Schwerpunkt im Projekt war die Beratung zu Beschwerdemechanismen fort und analysierte zur Prüfung einer Kinderschutzpolicy, die das BMZ den Beschwerdemechanismus des Green Climate in seinem Aktionsplan Kinderrechte (April 2017) Fund. Im August nahm das Institut am Jahrestref­ angekündigt hatte. Daneben konnte das Institut fen der Beschwerdemechanismen der Entwicklungs­ eine Kooperation mit UNICEF anstoßen. Im März banken teil und am Netzwerktreffen der Organi­ führte es gemeinsam mit GANHRI, UNICEF und dem sationen der Zivilgesellschaft. Im November 2017 Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) waren der Leiter des Beschwerdemechanismus eine Tagung in Genf durch, auf der sich Vertreter_ der Asiatischen Entwicklungsbank, Dingding Tang, innen Nationaler Menschenrechtsinstitutionen und die deutsche Vertreterin im Beschwerde­ (NMRI) zur Rolle von NMRI bei der Förderung und mechanismus, Arna Hartmann, zu Gast in Berlin. dem Schutz von Kinderrechten austauschten. Die Kooperationspartner veröffentlichten im Mai 2018 eine gemeinsame Publikation, die die kinderrecht­ Rechenschaftslegung ist einer lichen Kapazitäten und Aktivitäten von NMRI auf­ der Schwerpunkte im Arbeitsbereich zeigt. Auch die GIZ unterstützte diese Studie. Entwicklungs zusammenarbeit. INTERNATIONALE MENSCHENRECHTSPOLITIK 43

Das Institut setzte 2017 seine Publikationsreihe her ein Workshop mit dem Netzwerk der NMRI in fort, die Zusammenfassungen der Allgemeinen Asien statt (APF, Asia Pacific Forum). Die NMRI Bemerkungen des UN­Kinderrechtsausschusses aus der Region tauschten sich mit dem Institut dazu präsentiert mit dem Ziel, diese bekannter zu machen: aus, wie die jeweiligen NMRI Menschenrechtsver­ Drei englisch­ und deutschsprachige Zusammen­ letzungen im Textilsektor begegnen und welche fassungen von Allgemeinen Bemerkungen er schienen. Schwierigkeiten sie dabei haben. Abgeschlossen wurde auch eine anwendungsori­ entierte Publikation für Fachkräfte der EZ, die Moni­ In den Vorjahren hat das Institut besonders inten­ toring­Instrumente zur Umsetzung der UN­Kinder­ siv mit seiner kolumbianischen Schwesterinstituti­ rechtskonvention praxisrelevant erläutert. on zusammengearbeitet und so seine Arbeit zum Rohstoffsektor und insbesondere zum Kohleabbau Wirtschaft und Menschenrechte vertiefen können. Der kolumbianische Ombudsmann Das Thema Wirtschaft und Menschenrechte bear­ besuchte im Juni 2017 das Institut und hob hervor, beitet das Institut seit 2012 intensiv. Im Blickpunkt dass die Zusammenarbeit auch für die kolumbia­ stehen vor allem globalisierte Wirtschaftsstruktu­ nische Ombudsbehörde sehr bereichernd sei und ren, die zu Lücken im Menschenrechtsschutz führen. etliche Veränderungen angestoßen habe. Im Sep­ tember folgte ein Fachgespräch mit Vertreter_innen Das vom BMZ geförderte Forschungsvorhaben der deutschen Zivilgesellschaft und Energiewirt­ „Nationale Menschenrechtsinstitutionen als ent­ schaft, bei dem das Institut seine Empfehlungen wicklungspolitische Partner bei der Umsetzung für verbesserte menschenrechtliche Sorgfalts­ der VN­Leitprinzipien für Wirtschaft und Men­ prüfungen im Kohleabbau vorstellte. schenrechte: Stärkung ihrer Arbeit in den men­ schenrechtlich besonders relevanten Sektoren Im November veröffentlichte das Projekt die Textil, Rohstoffe und Agrarinvestitionen“ wurde Analysen „Schutzlücken schließen: Transnationale 2017 abgeschlossen. Im Mittelpunkt des For­ Zusammenarbeit zu Menschenrechten am Beispiel schungsvorhabens standen die menschenrecht­ Kohleabbau in Kolumbien“ sowie „Das kalkulierte lichen Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns, Risiko: Ökonomische versus menschenrechtliche mit einem Schwerpunkt auf transnationale Liefer­ Anforderungen an eine unternehmerische Risiko­ ketten im Bereich Energie, Textil und Landwirt­ analyse“ und stellte die erfolgreiche deutsch­kolum­ schaft. Während Unternehmen transnational bianische Zusammenarbeit beim UN­Forum zu arbeiten, sind Menschenrechte und ihre Durch­ Wirtschaft und Menschenrechten in Genf vor. Eben­ setzung national, in den jeweiligen Ländern, ver­ falls auf dem UN­Forum organisierte das Projekt ankert. Dadurch entstehen Lücken im Menschen­ eine sehr gut besuchte Debattenveranstaltung rechtsschutz. Um diese Lücken zu schließen, (‚Non­judicial remedy is ineffective‘), die die Wirk­ müssen viele Akteure zusammenwirken: Vor allem samkeit außergerichtlicher Abhilfe thematisierte. die jeweiligen Staaten sowie die Unternehmen, Justine Nolan (Australien), Prabindra Shakya denen die UN­Leitprinzipien für Wirtschaft und (Nepal), Fernanda Hopenhaym (Mexiko), Mark Menschenrechte eine menschenrechtliche Sorg­ Taylor (Schweden) und Gwendolyn Remmert faltspflicht auferlegen. (Deutschland) lieferten sich ein Rededuell nach dem Muster der Oxford Union Debate, das Publi­ Das Institut arbeitet zu diesen Fragen vor allem in kum ergänzte mit spontanen Debattenbeiträgen. Kooperation mit seinen Schwesterinstitutionen. So will es erreichen, dass unternehmerische Akti­ Neben den Sektoren Kohle und Textil arbeitete vitäten an beiden Enden der Wertschöpfungskette das Institut auch vertieft zum Sektor Land. So betrachtet werden und so gemeinsam auf die Be­ moderierte das Institut bei der Global Soil Week achtung und Durchsetzung von Menschenrechten eine Arbeitsgruppe zum Thema „Right to (defend) hingewirkt werden kann. Im Januar 2017 fand da­ land“. Die Forschungsergebnisse zur Situation von 44 INTERNATIONALE MENSCHENRECHTSPOLITIK

Die Studie „Das kalkulierte Risiko“ les (BMAS) ein Beratungs­ und Forschungsprojekt zeigt die ökonomischen und im Institut. Es begleitet das BMAS bei der Umset­ menschenrechtlichen Anforderungen zung des Nationalen Aktionsplans mit Fachexper­ an eine unternehmerische Risikoanalyse. tise. Im Jahr 2017 beriet das Projektteam das BMAS zu Methoden des Monitoring der unterneh­ merischen Sorgfaltspflicht im Rahmen des NAP Landrechte­Verteidiger_innen und zu Investitio­ sowie zu Risikosektoren und Branchendialogen. nen, die Landrechte betreffen, wurden im Juli vom Institutsvorstand dem High Level Political Forum Im Mai 2017 wählte die Arbeitsgruppe Wirtschaft in New York vorgestellt. Im Rahmen des strategi­ und Menschenrechte des CSR­Forums der Bun­ schen Begleitkreises der Sonderinitiative Eine Welt desregierung den stellvertretenden Direktor des ohne Hunger (SEWOH) legte das Institut seinen Instituts, Michael Windfuhr, zu ihrem Vorsitzenden. Fokus auf Land­Governance, auf das Monitoring Die Arbeitsgruppe berät die Bundesregierung bei der Freiwilligen Leitlinien Land (VGGT) sowie auf der Ausrichtung und Durchführung der Umsetzung die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht in den des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Men­ Agrar­Lieferketten. Zusammen mit einem Consul­ schenrechte. Ihre im Konsens getroffenen Empfeh­ ting im Landrechtsbereich unternahm das Institut lungen werden einem interministeriellen Ausschuss im November eine Prüfmission nach Kenia und vorgelegt, der die Entscheidungen zur Umsetzung Cote d’Ivoire, um dort die Möglichkeiten einer des NAP trifft und verantwortet. Kooperation zum Monitoring der VGGT zu prüfen, in Zusammenarbeit mit den jeweiligen NMRI. Sicherheitspolitik Im September lud das Institut zusammen mit dem Daneben intensivierte das Institut seine wirtschafts­ Institut für Friedenssicherungsrecht und Humani­ wissenschaftliche Arbeit zu Menschenrechten, täres Völkerrecht in Bochum und der Hertie School denn ohne Überzeugung und Unterstützung von of Governance zu einem wissenschaftlichen Fach­ Wirtschaftswissenschaftler_innen werden sich die gespräch zum Thema „Waffeneinsätze, Rüstungs­ Art und Weise, wie Unternehmen sich den Men­ beschränkungen und das Recht auf Leben: Her­ schenrechten nähern, nicht verändern. Die im ausforderungen für das Humanitäre Völkerrecht November 2017 veröffentlichte Studie „Das kal­ und den Menschenrechtsschutz“ ein. Die Ergeb­ kulierte Risiko“ zeigt die ökonomischen und die nisse der intensiven Diskussion werden in einem menschenrechtlichen Anforderungen an eine Schwerpunktheft der Zeitschrift des Instituts für unternehmerische Risikoanalyse und ist eine Humanitäres Völkerrecht erscheinen. wichtige Arbeitsgrundlage für den Austausch des Instituts mit Unternehmen. Die Studienergebnisse Im Oktober organisierte das Institut in Kooperation wurden auch auf einem Fachgespräch zu „Verhal­ mit dem Forum Menschenrechte, der Friedrich­ tensökonomik und Menschenrechte“ diskutiert. Ebert­Stiftung Genf und der Geneva Academy of Dort kamen ausgewählte Wirtschaftswissenschaft­ International Humanitarian Law eine Konferenz ler_innen zusammen, um zentrale verhaltensöko­ zum Thema „Approaching new realities, Human nomische Instrumente und ihre Anwendbarkeit Rights in Conflict Situations“. Angesichts zuneh­ auf die Umsetzung der UN­Leitprinzipien für Wirt­ mender Gewaltkonflikte diskutierten die Fachleute, schaft und Menschenrechte zu diskutieren. wie der UN­Menschenrechtsrat in innenpolitischen Gewaltsituationen schneller und ideenreicher rea­ Am 16. Dezember 2016 beschloss das Bundeska­ gieren könnte. Beiträge aus den Bereichen Friedens­ binett den Nationalen Aktionsplan (NAP) zur Um­ entwicklung und Humanitäres Völkerrecht trugen setzung der UN­Leitprinzipien für Wirtschaft und zu einem breiteren Verständnis für die vielfältigen Menschenrechte bis 2020. Seit Sommer 2017 för­ Probleme, denen sich UN­Sicherheitsrat und dert das Bundesministerium für Arbeit und Sozia­ UN­Menschenrechtsrat gegenüber sehen, bei. MENSCHENRECHTSBILDUNG 45

Menschenrechtsbildung

Was ist Menschenrechtsbildung? mit Selbstorganisationen aus den Bereichen Flucht, Menschenrechtsbildung bedeutet, die Menschen­ Migration und rassistische Diskriminierung ent­ rechte bekannt zu machen, sie zu fördern und wickelt; die Selbstorganisationen begleiten das Menschen zu befähigen, sich für sie einzusetzen. Projekt weiterhin, sind beratend tätig und wirken Sie ist eine wichtige Voraussetzung, um Men­ als Referent_innen bei den Workshops mit. schenrechte durchzusetzen und zu verwirk lichen. Menschenrechtsbildung trägt dazu bei, alle Formen Neben der Wissensvermittlung macht auch der von Diskriminierung abzubauen und Menschen­ kollegiale Austausch zur bisherigen pädagogischen rechtsverletzungen zu erkennen und ihnen vor­ Praxis einen Teil des Workshop­Konzepts aus: Die zubeugen. Teilnehmer_innen sollen eigene Denk­ und Hand­ lungsmuster reflektieren und ihr Bewusstsein für Menschenrechtsbildung ist ein lebenslanger Pro­ Diskriminierungen und die dahinter stehenden zess und richtet sich an alle Altersgruppen. Sie Mechanismen schärfen. Bis Projektende werden spielt in allen Bildungskontexten eine Rolle und ist in unterschiedlichen Bildungsstätten zehn Work­ für unterschiedlichste Berufs felder relevant, etwa shops im gesamten Bundesgebiet angeboten. Die für die Soziale Arbeit, Pflege, Verwaltung, Justiz, Ergebnisse sollen in Form eines Handbuchs und Polizei oder das Militär. 2017 lagen die Schwer­ einer Abschlussveranstaltung festgehalten und den punkte der Abteilung Menschenrechtsbildung auf Zielgruppen nachhaltig zugänglich gemacht werden. frühkindlicher Bildung (siehe Kapitel „Frühkindli­ che Menschenrechtsbildung“), auf dem Zusammen­ Menschenrechtsbildung ist für hang zwischen Menschenrechts bildung und Bil­ dung für nachhaltige Entwicklung sowie auf der unterschiedlichste Berufsfelder Stärkung der Bildungspraxis für die Themen relevant, etwa für Soziale Arbeit, Pflege, Flucht, Asyl und rassistische Diskrimi nierung. Verwaltung, Justiz, Polizei oder Militär.

Maßstab Menschenrechte Das Bundesministerium für Familien, Senioren, 2017 wurde das Projekt beraten durch Expert_in­ Frauen und Jugend bewilligte im Rahmen des nentreffen mit (Selbst­)Organisationen, die Bildungs­ Bun desprogramms „Demokratie leben!“ den arbeit in den Bereichen Flucht und rassistische Antrag für das Projekt „Maßstab Menschenrechte Diskriminierung gestalten. Zudem tagte erstmals – Bildungspraxis zu den Themen Flucht, Asyl und der Projektbeirat mit Vertreter_innen aus den rassistische Diskriminierung stärken“ (Laufzeit: Bereichen schulische und außerschulische Bildung, Mai 2017 bis Oktober 2019). Das Projekt richtet Wissenschaft, Menschenrechtsbildung, Anti­Dis­ sich an Multiplikator_innen der Bildungsarbeit, kriminierung/Beschwerde, Anti­Diskriminierung/ zum Beispiel an Lehrkräfte an Grund­ und weiter­ pädagogische Praxis, Flucht/Asyl und Rassismus. führenden Schulen, pädagogisches Leitungsper­ Beide Treffen gaben hilfreiche Hin weise hinsicht­ sonal, Lehrbeauftragte und Pädagog_innen der lich der Gestaltung der Workshops, etwa zu Me­ außerschulischen Jugendarbeit oder im frühkind­ thoden und Zielgruppen. Darauf basierend wurde lichen Bereich. Sie sollen in Workshops darin ge­ das Grobkonzept für die Workshops entwickelt, stärkt werden, die Themen Flucht, Asyl und rassis­ welches entsprechend der Zielgruppe und Dauer tische Diskriminierung fachlich, methodisch und der Workshops angepasst wird. Im Zuge der Work­ menschenrechtlich fundiert in ihren Bildungs­ shop­Planung wurden Kontakte zu Bildungsstätten veranstaltungen zu bearbeiten. Die Inhalte und aufgenommen beziehungsweise intensiviert. Methoden der Fortbildungen wurden gemeinsam 46 MENSCHENRECHTSBILDUNG

Menschenrechtsbildung und Menschenrechtsbildung für die schulische und au­ nachhaltige Entwicklung ßerschulische Bildungsarbeit, herausgegeben vom Das jährlich stattfindende Netzwerktreffen Men­ Europarat. Der „Kompass“ wird Ende 2018 dank schenrechtsbildung befasste sich 2017 mit den Kooperationen mit der Bundeszentrale für politi­ Zusammenhängen zwischen Menschenrechtsbil­ sche Bildung, dem Zentrum Menschenrechts­ dung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung. bildung der Pädagogischen Hochschule Luzern, Die Gruppe aus rund 30 Teilnehmer_innen setzte Amnesty International und dem Europarat ver­ sich aus Akteur_innen der Wissenschaft, Politik öffentlicht. Um den „Kompass“ nachhaltig zu ver­ und Zivilgesellschaft zusammen, unter anderem breiten, sollen anschließend begleitende Work­ waren die Deutsche UNESCO­Kommission, die shops für Multiplikator_innen angeboten werden. Leuphana Universität Lüneburg und die Pädagogi­ sche Hochschule Luzern vertreten. Themen waren Bereits zur guten Tradition des Deutschen Instituts zum Beispiel die Komplexität der menschenrecht­ für Menschenrechte gehört es, einmal im Jahr die lichen Bezüge und Verbindungen, eine Stärkung Akademie „Nationaler und internationaler Menschen ­ postkolonialer Perspektiven und die gemeinsamen rechtsschutz“ durchzuführen. Die einwöchige Fort­ Bemühungen in der Politikberatung, um die nach­ bildung richtet sich an Einzelpersonen und Organi­ haltige Verankerung der Konzepte zu erreichen. sationen, die an Menschenrechtsfragen interessiert Einige Akteur_innen stellten Projekte vor, etwa beziehungsweise in der Menschenrechtsarbeit „Bildung für nachhaltigen Konsum durch Achtsam­ tätig sind. 2017 fand die Menschenrechtsakade­ keitstraining“ und „Abholzung als Menschen­ mie Mitte März als Kooperationsveranstaltung mit rechts thema? Ansätze und Herausforderungen dem Internationalen Forum Burg Liebenzell e. V. in eines kamerunisch­schweizerischen Koope rations­ Baden­Württemberg statt. Neben allgemeinen Grund­ projektes“. Als Höhepunkt der besonderen Art lagen des nationalen und internationalen Menschen­ zeigte die Bühne für Menschenrechte einen Aus­ rechtsschutzes standen die Themen Flucht und zug aus dem dokumentarischen Theaterstück Asyl sowie das Verständnis von Inklusion und Dis­ Asyl­Monologe. kriminierung im Mittelpunkt. Zu den Höhepunkten der Woche gehörte eine Exkursion zum Europäi­ Bildungsmaterialien und -veranstaltungen schen Gerichtshof für Menschenrechte nach Zu den laufenden Arbeitsschwerpunkten gehören Straßburg, die Arbeitsweise und Relevanz des die Entwicklung von Materialien, die jährlich statt­ Gerichtshofs verdeutlichte. findende Menschenrechtsakademie und das weite Feld der Politikberatung. So setzt sich das Institut Ende Mai führte die Abteilung zusammen mit der dafür ein, dass Menschenrechtsbildung in Schul­ Deutschen Hochschule für Polizei die zweitägige gesetzen, (Aus­)Bildungs­ und Lehrplänen stärker Veranstaltung „Menschenrechtsbildung für Füh­ verankert wird und berät hierzu politische Akteur_ rungskräfte“ durch. An der Tagung wurden Themen innen und Institutionen. Im Rahmen ihres themati­ wie Racial Profiling, Abschiebungen, aber auch Feh­ schen Schwerpunkts frühkindliche Bildung veröf­ lerkultur und Handlungsspielräume von poli zeilichen fentlichte die Abteilung die Position „Bewusstsein Führungskräften diskutiert. Des Weiteren war die wecken, Haltung stärken, Verantwortung überneh­ Abteilung auf diversen Konferenzen in aktiven Rol­ men. Menschenrechtsbildung in der frühen Kind­ len vertreten, unter anderem bei der Jahrestagung heit“. Sie ist weiterhin mit diversen Gesprächs­ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit, partner_innen im Kontakt, um das Thema nachhaltig dem Internationalen Menschenrechtsforum der zu verankern sowie gegebenenfalls entsprechende PH Luzern, der Europaratskonferenz „The Future Aus­ und Fortbildungskonzepte oder Begleitmateri­ of Citizenship and Human Rights Education“ in alien zu erstellen. Ferner arbeitete das Institut an Straßburg und der „8th International Conference der deutschen Übersetzung und Weiterentwicklung on Human Rights Education“ in Montreal. der 2. Auflage des „Kompass“, dem Handbuch zur MONITORING­STELLE UN­BEHINDERTENRECHTSKONVENTION 47

Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention

Der UN ­Ausschuss für die Rechte von Menschen land den notwendigen Rahmen für den flächen­ mit Behinderungen prüfte 2015 erstmals, ob und deckenden Aufbau und Betrieb inklusiver Schulen wie Deutschland die Rechte von Menschen mit entwickelt. Behinderungen umsetzt. Er benannte Missstände, die Deutschland beheben muss, etwa die immer Im Rahmen ihrer (Politik­)Beratung ermunterte die noch vorherrschende Segregation von Menschen Monitoring­Stelle alle Beteiligten, die Herausforde­ mit Behinderungen in den Bereichen Wohnen, rungen anzunehmen und den Aufbau eines inklu­ Arbeit und Bildung. Im Anschluss an die Staaten­ siven Schulsystems zielgerichtet und tatkräftig prüfung sprach er klare Empfehlungen aus, wie anzugehen. In Veröffentlichungen, etwa dem Posi­ der Staat, also Bund, Länder und Gemeinden, tionspapier „Inklusive Bildung ist ein Menschen­ diese Segregation abbauen solle. recht“, und durch Medienarbeit warb sie für eine Versachlichung der Debatte und dafür, die Men­ Entsprechend ihrem Auftrag wirbt die Monitoring­ schenrechtsperspektive (wieder) in den Mittel­ Stelle UN­ Behindertenrechtskonvention des Instituts punkt der Sachdiskussion zu stellen. Gleichzeitig für die Umsetzung der Empfehlungen und prüft, wie zeigte sie die Vorteile inklusiver Bildung für alle Deutschland diesen Empfehlungen nachkommt. auf und sprach praktische Empfehlungen für eine Die einzelnen Punkte der Empfehlungen des UN­ gelingende Umsetzung von inklusiver Schule aus. Ausschusses bringt die Monitoring­Stelle regel mäßig Dazu gehört auch die schrittweise Abschaffung der in ihre Beratungen zu politischen, gesetz geberischen Sonder­ und Förderschulen, die aufgrund ihres se­ und gerichtlichen Entscheidungen staatlicher Stel­ gregierenden Charakters nicht im Einklang mit der len ein. Die Konkretisierung der relativ abstrakten UN­Behindertenrechtskonvention (UN­BRK) steht. Empfehlungen der Vereinten Nationen trägt dazu bei, lösungsorientierte Handlungswege aufzuzeigen. Sport als Motor von Inklusion Diese Transferleistung betreibt die Monitoring­ Menschen mit Behinderungen treiben seltener Stelle systematisch in unterschiedlichen Formen, Sport und besuchen seltener Sportveranstaltun­ etwa durch Politikberatung, durch Veranstaltun­ gen als Menschen ohne Behinderungen. Dies liegt gen, aber auch mit Positions papieren. vor allem daran, dass es zu wenig inklusive Sport­ angebote und barrierefreie Sportstätten gibt. Zwar Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht haben Vereine und Verbände vermehrt Anstren­ Schulische Inklusion ist für viele Lehrkräfte und gungen unternommen, inklusiven Sport zu ermög­ Eltern angesichts vorhandener Umsetzungspro­ lichen. Dennoch sind die Vorgaben der UN­BRK für bleme zu einem Reizthema geworden. Dabei darf eine gleichberechtigte Teilhabe am Sport noch nicht nicht in Vergessenheit geraten, dass inklusive umgesetzt. Die UN­BRK verpflichtet Deutschland Bildung ein Menschenrecht ist, zu dessen Umset­ dazu, die Teil habe von Menschen mit Behinderun­ zung sich Deutschland völkerrechtlich verpflichtet gen in Sportvereinen zu fördern und dafür zu sor­ hat. Gut umgesetzt bedeutet sie eine optimale gen, dass Menschen mit Behinderungen ihren individuelle Förderung aller Schüler_innen, wie zahlreiche Modellprojekte zeigen. Auch wenn die meisten Bundesländer das grundsätzliche Ziel ver­ Bislang hat kein Bundesland den folgen, zukünftig inklusive Bildung für alle Kinder notwendigen Rahmen für den Aufbau und anzubieten und Fortschritte in Praxis und Gesetz­ Betrieb inklusiver Schulen entwickelt. gebung gemacht haben, hat bislang kein Bundes­ 48 MONITORING­STELLE UN­BEHINDERTENRECHTSKONVENTION

Die Monitoring­Stelle setzt sich dafür ein, stärken“ gestartet. Ziel ist es, die Umsetzung der dass die Maßnahmen der deutschen Rechte von Menschen mit Behinderungen in der Entwicklungszusammenarbeit Menschen deutschen Entwicklungszusammenarbeit und in mit Behinderungen im Globalen Süden der humanitären Hilfe zu stärken. 2017 war eine tatsächlich erreichen. der Hauptaufgaben des Projekts die Mitwirkung an der Evaluierung des Aktionsplans Inklusion des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen­ Sportverein und die Umgebung, in der sie sich arbeit und Entwicklung. Im Rahmen einer Konsul­ sportlich betä tigen wollen, selbst wählen können. tation tauschte sich die Monitoring­Stelle mit den behindertenpolitischen Verbänden über die Erwar­ Besonders der Breitensport bietet die Möglichkeit, tungen an eine inklusive EZ aus. Zudem setzte sie dass Menschen mit und ohne Behinderungen spie­ sich in ihrer Beratungstätigkeit und durch Veröf­ lerisch miteinander in Kontakt kommen. Gleich­ fentlichungen dafür ein, dass die Beiträge und Maß­ berechtigte Teilhabe am Sport kann sich positiv nahmen der deutschen EZ Menschen mit Behinde­ auf andere gesellschaftliche und private Bereiche rungen im Globalen Süden tatsächlich erreichen, auswirken. Für Sport als Motor von Inklusion warb Selbstvertretungsorganisationen vor Ort gestärkt die Monitoring­Stelle in ihrem Positionspapier und in die Planung, Umsetzung und Evaluierung „Inklusion durch Sport“ in schwerer und Leichter von Projekten der EZ einbezogen werden. Darüber Sprache. Sie formulierte darin Empfehlungen, wie hinaus informierte die Monitoring­Stelle in der das Recht auf Teilhabe am Sport in Deutschland Publikation „Katastrophenhilfe muss inklusiv sein“ konsequent umgesetzt werden kann und führte über Empfehlungen des UN­Hochkommissariats Gespräche mit Sportverbänden und Politik. für Menschenrechte, wie die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Gefahrensituationen und Entwicklungszusammenarbeit humanitären Notlagen gewahrt werden können. inklusiver gestalten Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Geflüchtete Menschen mit Weltbank gibt es weltweit mehr als eine Milliarde Behinderungen unterstützen Menschen mit Behinderungen, das sind 15 Prozent Geflüchtete Menschen mit körperlichen, intellektu­ der Weltbevölkerung. Rund 80 Prozent von ihnen ellen, psychischen oder Sinnesbeeinträchtigungen leben in Entwicklungsländern. Sie sind überdurch­ sind oft besonders schutzbedürftig; dazu zählen schnittlich von Armut betroffen und haben einen auch chronisch kranke und traumatisierte Frauen, erschwerten Zugang zu medizinischen Dienst­ Männer und Kinder. Sie haben nach der UN­BRK leistungen. Deutschland ist weltweit eines der ein Recht auf eine bedarfsgerechte Aufnahme in wichtigsten Geberländer im Bereich der Entwick­ Deutschland. Dass dies nicht immer der Fall ist, lungszusammenarbeit (EZ). Dadurch hat es die zeigte eine Untersuchung der Monitoring­Stelle zur Mög lichkeit, gemeinsam mit den Partnerländern Identifikation, Unterbringung und Versorgung ge­ deutliche Verbesserungen für Menschen mit Be­ flüchteter Menschen mit Behinderungen. Die Aus­ hinderungen herbeizuführen. Die deutsche EZ ist wertung von Gesetzen, Drucksachen und Studien bemüht, ihre Strategien und Programme inklusiver sowie eine öffentliche Anhörung von Organisatio­ zu gestalten und die Koordination der für EZ zu­ nen, die 2016 rund 2.000 Asylsuchende mit Behin­ ständigen staatlichen Stellen zu verbessern. derungen beraten und unterstützt hatten, ergab: Es gibt bundesweit keine einheitlichen Verfahren, Die Monitoring­Stelle berät die Bundesregierung wie die Behinderungen besonders schutzbedürf­ dabei und hat Ende 2016 das von der Deutschen tiger Geflüchteter erkannt werden. Der behinde­ Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit rungsbedingte Unterstützungsbedarf ankommen­ (GIZ) geförderte Projekt „Monitoring von Inklusion der Flüchtlinge wird also weder systematisch in der deutschen internationalen Zusammenarbeit erfasst noch berücksichtigt. Sammelunterkünfte MONITORING­STELLE UN­BEHINDERTENRECHTSKONVENTION 49

sind selten barrierefrei und außerdem schlecht an ten gehörte 2017 die Auseinandersetzung mit dem das örtliche Unterstützungssystem angebunden. Inklusionsstärkungsgesetz und seiner Bedeutung In den ersten fünfzehn Monaten ihres Aufenthalts für die Umsetzung der UN­BRK sowie den Entwick­ bleiben geflüchtete Menschen mit Behinderungen lungen im Bereich inklusive Bildung in Nordrhein­ über das Asylbewerberleistungsgesetz deshalb Westfalen. systematisch unterversorgt. Die restriktive Bewil­ ligungspraxis der Behörden hat irreversible Ver­ Nationale und internationale schlech terungen der Gesundheitssituation von Kooperationen geflüchteten Menschen mit Behinderungen zur Durch die bundesweite Vernetzung und den Aus­ Folge, darunter von vielen Kindern. Auch in Zeiten, tausch mit wichtigen Institutionen und Organisati­ in denen weniger Schutzsuchende nach Deutsch­ onen, die zum Thema Menschen mit Behinderungen land kommen, bestehen diese Probleme weiter. arbeiten, erhält die Monitoring­ Stelle regelmäßig Die Monitoring­Stelle setzt sich deshalb dafür ein, Erkenntnisse über den Stand der Umsetzung der dass Bund, Länder und Kommunen behinderungs­ UN­BRK in Deutschland. Zentral sind hier die Ver­ bedingte Bedarfe in der Flüchtlingspolitik syste­ bändekonsultationen, zu denen die Monitoring­ matisch berücksichtigen. Stelle dreimal im Jahr einlädt, oder die Treffen mit den Behindertenbeauftragten. Die Zusammenar­ Bundesländer bei der Umsetzung der beit mit den Behindertenbeauftragten aus Bund UN-BRK beraten und Ländern wurde 2017 strukturell weiter gefes­ Im Rahmen von drittmittelfinanzierten Projekten tigt: Die Beauftragten gaben sich als „Konferenz begleitet die Monitoring­Stelle die Umsetzung der der Beauftragten von Bund und Ländern für Men­ UN­BRK in verschiedenen Bundesländern, etwa in schen mit Behinderungen“ (KBB) eine neue Berlin, Hessen, Sachsen­ Anhalt oder Thüringen. Geschäfts ordnung, die einen Gaststatus für die Je nach Auftrag liegt der Schwerpunkt auf der Prü­ Monitoring­Stelle vorsieht. Die Konferenz tritt fung von Gesetzen, em pirischen Bestandsaufnah­ zweimal im Jahr zusammen. Sie wird ergänzt durch men oder Beratung von Gesetzgebungsprozessen. ein jährliches Treffen, zu dem die Monitoring­Stelle Seit März 2017 hat die Monitoring­Stelle die Beglei­ denselben Kreis nach Berlin ins Institut einlädt. tung und Überwachung der Umsetzung der UN­BRK in Nordrhein­Westfalen intensiviert. Als erstes Bun­ Auf internationaler Ebene steht die Monitoring­ desland hat Nordrhein­Westfalen 2016 ein Inklu­ Stelle im Rahmen des Europäischen Netzwerks sionsstärkungsgesetz verabschiedet und damit der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen einen übergreifenden rechtlichen Rahmen für die (ENNHRI) kontinuierlich im Austausch mit anderen Umsetzung der UN­BRK in Landesrecht geschaf­ nationalen Monitoring­Stellen in Europa. Gegen­ fen. Er ist die Grundlage für eine dauerhafte und stand der Beratungen auf dem Netzwerktreffen unabhängige Begleitung der Verwirklichung der 2017 in Brüssel waren insbesondere die „Unab­ Rechte von Menschen mit Behinderungen in Nord­ hängige Lebensführung und Einbeziehung in die rhein­ Westfalen. Zu den Aufgaben der Monitoring­ Gemeinschaft“ (Artikel 19 UN­BRK) und „Gleich­ Stelle gehört beispielsweise die Beratung der berechtigung und Nichtdiskriminierung“ (Artikel 5 Landes regierung bei Gesetzgebungsverfahren, UN­BRK). Zum letztgenannten Thema war die die Auswirkungen auf Menschen mit Behinderun­ Monitoring­Stelle als Teil einer entsprechenden gen haben. Die Monitoring­Stelle berät auch Be­ ENNHRI­Arbeitsgruppe an der Erarbeitung einer hörden und Gremien, die auf unterschiedlichen gemeinsamen Stellungnahme an den UN­Ausschuss Ebenen die Inklusion von Menschen mit Behinde­ für die Rechte von Menschen mit Behin derungen rungen organisieren, unter anderem die Kommu­ zum Entwurf einer entsprechenden Allgemeinen nalen Spitzenverbände und die Landschaftsver­ Bemerkung („General Comment“) beteiligt. bände, die Landes behindertenbeauftragte und den Inklusionsbeirat. Zu den inhaltlichen Schwerpunk­ 50 MONITORING­STELLE UN­KINDERRECHTSKONVENTION

Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention

25 Jahre Kinderrechte in Deutschland Aufnahme der regulären Arbeit Deutschland hat sich mit der Ratifikation der Im Juni 2017 schloss die Monitoring­Stelle ihre UN­Kinderrechtskonvention (UN­KRK, die Konven­ Aufbauphase erfolgreich ab und nahm mit einem tion) im Jahr 1992 verpflichtet, die Kinderrechte zu neuen Projekt aus Mitteln des Kinder­ und Jugend­ respektieren, zu schützen und zu gewährleisten. plans des Bundes (Laufzeit Juli 2017 bis einschließ­ Die Konvention gehört zu den international am lich Dezember 2019) ihre reguläre Arbeit auf. meisten anerkannten Menschenrechtsverträgen Dabei prüft die Monitoring­Stelle die Vereinbarkeit der Vereinten Nationen. In ihr sind Schutz­, För­ der Gesetzgebung auf Bundes­ sowie teils auf Landes­ der­ und Beteiligungsrechte von Kindern festge­ ebene mit den Vorgaben der UN­KRK. Sie informiert schrieben. Im Zentrum der Konvention steht die die unterschiedlichen Akteur_innen auf Bundes­ Anerkennung von Kindern als Träger_innen von oder Landesebene (teils auch im kommunalen Menschenrechten. Der Staat hat in all seinem Raum) über die Vorgaben der Konvention und die Handeln die besten Interessen des Kindes zu Kommentare des UN­Kinderrechtsausschusses zur berücksichtigen. Auslegung der unterschiedlichen Artikel der Kon­ vention (General Comments). Aus Anlass des 25­jährigen Jubiläums des Inkraft­ tretens der Konvention in Deutschland initiierte Die Monitoring­Stelle nimmt außerdem die Lebens ­ die Monitoring­Stelle UN­KRK eine große Jubilä­ wirk lich keit von Kindern und Jugendlichen in den umsveranstaltung. Unter dem Motto „Kinderrech­ Blick und geht Umsetzungsdefiziten nach, auf die te stärken“ fand am 4. April 2017 ein Festakt des sie bei ihren Konsultationen mit der Zivilgesellschaft Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen oder mit Kindern und Jugendlichen hingewiesen und Jugend und des Bundesministeriums für Justiz wird. Sie initiiert punktuelle Forschungsvorhaben und Verbraucherschutz in Verbindung mit einer (so genannte Lebenslagenanalysen) und entwickelt – Fachveranstaltung der Monitoring­Stelle UN­KRK immer unter Einbeziehung der betroffenen Kinder und des deutschen zivilgesellschaftlichen Kinder­ und Jugendlichen – Handlungsempfehlungen an rechte­ Netzwerkes „National Coalition Deutsch­ die Politik, aber auch an die Zivilgesellschaft, land“ statt. Dabei sprachen sich Bundesminister verbunden mit dem Ziel, der Verwirklichung der Heiko Maas und Bundesministerin Manuela norma tiven Vorgaben der UN­KRK näherzukom­ Schwesig für eine Aufnahme der Kinderrechte ins men. Ihre Erkenntnisse teilt die Monitoring­Stelle Grundgesetz aus. Die anschließende Fachtagung auch mit den unterschiedlichen Vertragsorganen diente einem Ideen austausch der rund 150 anwe­ der Vereinten Nationen und der Globalen Allianz senden Interessensvertretungen, Anlauf­, Bera­ der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen tungs­ und Beschwerdestellen zu Kinderrechten (GANHRI). auf Landesebene und im kommunalen Raum, darunter auch engagierte Kinder und Jugendliche. Inhalte der UN-KRK vermitteln Das Institut hatte sich bereits im November 2016 mit einer Positionierung für eine Aufnahme der Deutschland hat sich mit der Ratifikation Kinderrechte ins Grundgesetz ausgesprochen und der UN­KRK verpflichtet, die darauf gedrungen, dass neben den Schutzrechten Kinderrechte zu respektieren, zu von Kindern auch die anderen Grundprinzipien der schützen und zu gewährleisten. Konvention berücksichtigt werden: die Beteiligungs ­ rechte von Kindern in allen sie betreffenden Ange­ MONITORING­STELLE UN­KINDERRECHTSKONVENTION 51

legenheiten und das Vorranggebot für das Kindes­ Das Kindeswohl gemäß UN­KRK ist wohl (best interests of the child/beste Interessen sachgemäß nur unter Beteiligung des des Kindes) gemäß der Vorgaben aus Artikel 12 und Kindes zu ermitteln. Artikel 3 UN­KRK. Die Monitoring­Stelle setzt sich für einen Kindeswohl begriff ein, der der UN­KRK entspricht: Als die besten Interessen des Kindes, die sachgemäß und unter Be teiligung des Kindes überlegen, wie ein Prozess der Entwicklung von zu ermitteln sind. Ihre Position diskutierte sie auf Kinderrechte­Indikatoren für Deutschland ange­ einem Expert_innenworkshop im März 2017 und gangen werden kann. Bislang sind statistisch vertrat diese beim 16. Deutschen Jugendhilfetag fundierte Aussagen über die Umsetzung der in Düsseldorf sowie im Rahmen einer Anhörung Kinder rechte in Deutschland kaum möglich, da des Deutschen Ethikrates in Berlin. kinderrechtliche Indikatoren fehlen. Die Monito­ ring­Stelle hat in Folge der Konsultation im Herbst Kinder von Inhaftierten 2017 die Prozess­Koordination der Entwicklung Die sogenannten Lebenslagenanalysen der Moni­ von Pilot­Kinderrechte­Indikatoren übernommen. toring­ Stelle UN­KRK dienen der Informationsge­ Dabei bleibt sie bei deren Entwicklung eng an den winnung über die Situation von Kindern, deren Vor gaben des Hochkommissariats, nimmt die Ab­ Zugang zu ihren Menschenrechten eingeschränkt schlie ßenden Bemerkungen des letzten Staaten­ oder gar verletzt ist. Vorbereitungen für die zweite berichtverfahrens im Jahr 2014 als Grundlage für Lebenslagenanalyse wurden bereits Ende 2016 in mögliche Pilot­Indikatoren und entwickelt diese im Form einer Fachtagung aufgenommen. Im Fokus Austausch mit zivilgesellschaftlichen Akteur_innen. stand die Situation der Kinder von Inhaftierten in Ziel ist es, bis Mitte 2019 erste Pilot­Indikatoren Deutschland und die Frage, inwieweit das Recht vorliegen zu haben, mit denen sich der Nutzen von der Kinder auf persönlichen und direkten Kontakt Kinderrechte­Indikatoren für Deutschland verdeut­ mit beiden Elternteilen gemäß Artikel 9 UN­KRK in lichen lässt. den Justiz­ und Strafvollzugsgesetzen der Länder in Deutschland mittels der Besuchszeitenreglungen Bericht an die Vereinten Nationen für Inhaftierte gewährleistet werden kann. Die Im Zusammenhang mit dem im April 2019 anste­ Er gebnisse der Analyse der Landesjustiz­ und henden Staatenberichtsverfahren Deutschlands Landes straf vollzugs gesetze fanden Eingang in den vor dem UN­Ausschuss für die Rechte des Kindes Menschenrechts bericht 2017. Die unterschied­ fördert die Monitoring­Stelle die Koordination aller lichen Besuchszeitenreglungen in den Ländern stell­ involvierten Akteur_innen und lädt seit Oktober ten auch die Grundlage für eine Fortschreibung der 2017 zu vierteljährlichen Vernetzungstreffen ein. Website www.landkarte­kinderrechte.de dar, die als Dabei informiert sie über die wesentlichen Schritte Tool zum Sichtbarmachen des Umsetzungsstands des Berichtsverfahrens und bietet den Teilneh men ­ der Konvention kontinuierlich ausgebaut wird. den Raum, ihre Rollen im Berichtsverfahren zu klären, sich gegenseitig über Aktivitäten und Vor­ Kinderrechte-Indikatoren haben im Zuge der Berichterstattung zu informie­ Der UN­Ausschuss für die Rechte des Kindes ren und Aktivitäten zu synchronisieren. Die Infor­ fordert ein umfassendes und integriertes Daten­ mation „Kinderrechte in Deutschland unter der Lupe. erhebungssystem. Zusammen mit dem Deutschen Berichtsverfahren zur UN­Kinderrechtskonvention“ Jugendinstitut lud die Monitoring­Stelle wissen­ veranschaulicht die wesentlichen Schritte des Be­ schaftliche Institutionen, die regelmäßig Daten zu richtsverfahrens und stellt vertiefende Informa­ Kindern erheben, zu einer Konsultation ins Bundes ­ tionen bereit. 2019 will die Monitoring­ Stelle einen familienministerium ein, um die Vorgaben des Hoch­ eigenen unabhängigen Parallelbericht zum Staaten­ kommissariats für Menschenrechte zu Menschen­ bericht beim UN­Ausschuss für die Rechte des rechte­Indikatoren zu erläutern und gemeinsam zu Kindes einreichen. 52 BIBLIOTHEK

Bibliothek

Die öffentlich zugängliche Bibliothek des Instituts Open­Access­Suchmaschinen angezeigt. Bei Inter­ hat ihren hochspezialisierten Literaturbestand und net­Suchen werden die Instituts publikationen damit ihre elektronischen Informationsangebote weiter noch besser auffindbar. Von Januar bis Dezember ausgebaut. Ende 2017 verzeichnete sie in ihrem 2017 registrierte das SSOAR rund 7.200 Down­ Online­Katalog 36.750 Literaturnachweise. Ihr loads von DIMR­Publikationen. gedruckter und elektronischer Bestand ist auch in deutschen Verbundkatalogen nachgewiesen. Als Inklusive und barrierefreie Bibliotheken Spezialbibliothek trägt sie insbesondere dazu bei, Die Bibliothek setzte sich auch 2017 national und dass ausgewählte Aufsätze zu menschenrechtlichen international für einen inklusiven Zugang zu Biblio­ Themen aus Sammelbänden und Zeitschriften so­ theken und Informationen ein. Unter anderem ini­ wie frei zugänglichen elektronischen Publikationen tiierte und moderierte sie ein Panel zum Thema besser auffindbar sind. Darüber hinaus informiert Barrierefreiheit auf der Jahrestagung der Arbeits­ die Bibliothek über aktuelle Zeitschriftenartikel auf gemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB). Auf der Website des Instituts. Neuerwerbungen werden internationaler Ebene engagiert sich die Leiterin auch über Twitter @DIMR_Bibliothek bekannt der Bibliothek weiterhin in der IFLA, dem Weltver­ gegeben. Für ein schlägige Studiengänge wurden band der Bibliotheken. Als deutsche Vertreterin im 2017 wieder Einführungen in die Bibliothek sowie Ständigen Ausschuss der Sektion LSN – „Library mehrstündige Rechercheschulungen angeboten. Services to People with Special Needs“ (Biblio­ theks angebote für Menschen mit besonderen Lesungen in der Bibliothek Be dürfnissen) – bringt sie eine menschenrechtli­ Die Bibliothek lädt zweimal im Jahr zu Lesungen che Perspektive in die Arbeit der Sektion ein. Auf mit anschließendem Gespräch über ein aktuelles dem IFLA Weltkongress 2017 in Wrocław, Polen, menschenrechtliches Thema ein. Am 8. Februar wurden die vom LSN­Ausschuss erarbeiteten las Martin Klingst, politischer Korrespondent der Em pfehlungen für die Bibliotheksarbeit mit woh­ Wochenzeitung DIE ZEIT, aus seinem in der Reclam­ nungs losen Menschen offiziell verabschiedet. Reihe „100 Seiten“ erschienenen Buch über Men­ Ein neues Projekt des Ausschusses beschäftigt schenrechte. Eine Lesung in einfacher Sprache sich mit Bibliotheksangeboten für gehörlose Men­ zum Thema „Begleitete Elternschaft“ fand am schen. Dazu fand im März 2017 ein Auftakt­Work­ 10. Oktober zusammen mit der Berliner Lebens­ shop in der Bibliothek der Gallaudet Universität in hilfe e.V. und der Monitoring­Stelle UN­Behinder­ Washington statt, der weltweit einzigen Universität tenrechtskonvention statt. Die Autorin Alexandra für gehör lose Student_innen. Lüthen las einen literarischen Text („Maras Baby“) in einfacher Sprache, im Anschluss berichteten Europäisches Netzwerk zwei Mütter mit Beeinträchtigungen über ihre eige­ Das ECCHRD – European Coordination Committee nen Erfahrungen. on Human Rights Documentation – ist ein 1981 gegründetes Netzwerk europäischer Menschen­ Publikationen „Open Access“ rechtsbibliotheken, dem seit 2003 auch die Biblio­ Institutseigene Publikationen werden von der thek des Instituts angehört. Im April 2017 hatte Bibliothek regelmäßig in das SSOAR, das Open die Bibliothek des Europäischen Interuniversitären Access Repositorium der GESIS – Leibniz­Institut Zentrums für Menschenrechte und Demokratisie­ für Sozialwissenschaften – hochgeladen und mit rung (EIUC) zur Jahrestagung nach Venedig einge­ Metadaten versehen. Sie erhalten vom Reposito­ laden. Die Bibliothek des Instituts war mit einem rium dauerhafte Web­Adressen (URN), werden lang­ Vortrag über die Menschenrechtsperspektive in fristig verfügbar gehalten und auch in bekannten der internationalen Bibliotheksarbeit vertreten. KOMMUNIKATION 53

Kommunikation

In einer von Visualisierungen geprägten Zeit muss Wie können wir menschenrechtliche das Institut Menschenrechte multimedial kommu­ Problemlagen und strukturelle Defizite nizieren. So ist die Darstellung unserer Arbeit in treffend visualisieren? den Sozialen Medien ohne Bilder und Videos nicht denkbar. Als eine Institution, die vor allem syste­ matische menschenrechtliche Defizite aufzeigt und eine menschenrechtskonforme Gesetzgebung Mit der Fotografin Amélie Loisier realisierte die und Politikgestaltung fördert, stellt sich die Frage: Abteilung Kommunikation das Fotoprojekt „Auf Wie können wir menschenrechtliche Problemlagen der Suche nach den Verschwundenen“. Porträtiert treffend visualisieren und gute menschenrechtli­ wurden elf Expert_innen, die an einer Fachkonfe­ che Praxis der Politik und der Gesellschaft durch renz des Instituts und der Heinrich­Böll­Stiftung Bilder und Videos verbreiten. zum Thema Verschwindenlassen teilnahmen, dar­ unter Carlos Martin Beristain, der als Arzt und So­ 2017 hat das Institut zwei wichtige visuelle Projek­ zialpsychologe seit dreißig Jahren Gewaltopfer in te auf den Weg gebracht: Wie Kinderrechte ge­ vielen Teilen der Welt begleitet, Oula Ben Nejma, stärkt werden können, war die zentrale Frage Präsidentin des Untersuchungsausschusses der zweier Veranstaltungen am 4. April in Berlin an­ tunesischen Kommission für Wahrheit und Würde, lässlich des 25­jährigen Inkrafttretens der UN­Kin­ Ibrahim Alkasem, Menschenrechtsanwalt aus Syri­ derrechtskonvention in Deutschland. Zum Festakt en, Adam Rosenblatt, Mitglied des internationalen sowie zur Fachveranstaltung der Monitoring­Stelle Forensiker­Teams von „Ärzte für Menschenrechte“ UN­Kinderrechtskonvention des Instituts produ­ und Mausi Segun, Geschäftsführerin von Human zierte die Abteilung Kommunikation als Promotion­ Rights Watch Africa. Jede Person schrieb unter und Informationsmaterial vor Ort zehn Videointer­ dem Hashtag #enforceddisappearance eine per­ views mit Kinderrechtsexpert_innen. Alle zehn sönliche Botschaft zum Thema auf einen weißen Kurz­Interviews wurden getwittert und sind in der Karton und wurde zusammen mit dieser Botschaft Mediathek des Instituts und auf Vimeo zu finden. fotografiert. Sie sollen auf das Schicksal der Ver­ Zudem wurde der Trailer „Kinderrechte vor Ort schwundenen und ihrer Angehörigen aufmerksam umsetzen“ produziert, ein Zusammenschnitt aus machen. Die beeindruckenden Fotos sind auf der den zehn Interviews, der vielfach auf Fachveran­ Instituts­Website und in diesem Jahresbericht zu staltungen gezeigt wird. sehen.

Die Abteilung Kommunikation verantwortet die Menschenrechts­Filmpreis mit und präsentiert Medienarbeit, die Social­Media ­Aktivitäten so­ Filmreihen zu ausgewählten Menschenrechts­ wie die Instituts­Websites. Sie führt den hausei­ themen. Sie erstellt jährlich gemeinsam mit Brot genen Verlag und konzipiert und organisiert für die Welt das Programm der „Werner Lottje selbstständig oder in Zusammenarbeit mit den Lecture“, die aktuelle Herausforderungen des wissenschaft lichen Mitarbeiter_innen barriere­ Schutzes von Menschenrechtsverteidiger_innen freie Konferenzen, Vorträge, Fachgespräche, diskutiert. Alle zwei Jahre konzipiert und organi­ Workshops und Lesungen. Für Journalist_innen siert sie den „Berliner Menschenrechtstag“, mit bietet sie regelmäßig ein Recherchestipendium dem das Institut regelmäßig aktuelle Menschen­ sowie Seminare zu aktuellen Menschenrechts­ rechtsthemen auf die gesellschaftliche und poli­ themen an. Außerdem wirkt sie am Deutschen tische Agenda setzt. 54 VERWALTUNG

Verwaltung „Die Wertschätzung von Vielfalt muss in der Organisations- struktur verankert werden“ Interview mit Brigitta Ulrichs, Personalreferentin, zur Diversity im Institut

Wann hat das Institut den Diversity-Prozess uns zu bewerben. Es ist immer wieder eine Her­ gestartet? ausforderung, den gesamten Bewerbungsprozess diskriminierungsfrei zu organisieren, und es hat Seit seiner Gründung arbeitet das Institut fachlich sich für uns gelohnt: Die Führungskräfte können zu Anti­Diskriminierungsfragen. Im Zuge eines Or­ nun besser dafür sorgen, ein attraktiver Arbeitge­ ganisationsentwicklungsprozesses im Jahr 2014 ber für diverse Bewerberinnen und Bewerber zu wurde der interne Vielfaltsprozess angestoßen. sein. Für sein teilanonymisiertes Bewerbungs ver­ Dabei haben wir die Bewerbungsverfahren, die fahren erhält das Institut immer wieder positive Umsetzung der Barrierefreiheit im Institut und eine Rückmeldungen. Trans­ und Inter­Policy in den Blick genommen. Ist die Umsetzung der Diversity bei der Perso- nal gewinnung eine reine Verwaltungssache? „ Für sein teilanonymisiertes Bewerbungsverfahren erhält das Institut Die Zuständigkeit für die Umsetzung der Diversity immer wieder positive Rückmeldungen.“ im Bewerbungsverfahren liegt bei den jeweiligen Abteilungsleitenden. Die Personalreferentin steht beratend zur Seite. Die Diversity­Beauftragte des Das Institut hat 2014 einen Diversity-Prozess Instituts wird koordinierend tätig: Sie bündelt die gestartet, den die Verwaltung begleitet. Diversity­Aktivitäten und wertet sie einmal im Jahr Wo liegen die Herausforderungen bei der aus, insbesondere den Umsetzungsstand bei der Umsetzung? Personalgewinnung. Die einzelnen Diversity­Arbeits ­ gruppen sind für ihre Themen selbst zuständig. Diversity­Management ist eine strategische Aufga­ be. Denn die Anerkennung und Wertschätzung von Welche konkreten Schritte haben Sie noch Unterschiedlichkeit und Individualität in einer Or­ unternommen, um ein diversitysensibler ganisation muss nicht nur von den Mitarbeitenden Arbeitgeber zu werden? gelebt, sondern auch in der Struktur der Organi­ sation verankert werden. Wer Vielfalt in der Orga­ Wir legen Wert auf einen wertschätzenden Um­ nisation will, muss nicht nur menschliche Vielfalt gang und haben unsere Mitarbeitenden zu ver­ als gesellschaftliches Potenzial wertschätzen, schiedenen Themen fortgebildet. Das reicht von sondern auch bewusst fördern. Die Verwaltung Workshops mit dem Verein „Mensch zuerst – hat daher gemeinsam mit den Fachabteilungen Netzwerk People First Deutschland e.V.“, die uns das gesamte Personalauswahl­Verfahren überar­ die Perspektive von Menschen mit Lernschwierig­ beitet. So wählen wir heute Bewerber_innen in keiten nahebrachten, über Workshops zu vielfälti­ einem teilanonymisierten Verfahren aus. Und wir ger Sprache bis hin zu klassischen Diversity­Trai­ laden besonders Menschen mit Migrationsge­ nings. Für neue Mitarbeiter_innen haben wir ein schichte, Menschen mit Rassismuserfahrungen Lotsensystem eingerichtet, das beim Einstieg in oder Menschen mit Behinderungen ein, sich bei die informelle Institutskultur hilft. 55 56 VERWALTUNG JAHRESRECHNUNG 2017 57

Jahresrechnung 2017 DATEN & FAKTEN DATEN Einnahmen Institutionelle Zuwendungen des Bundes 2.657.000 € Einnahmen aus Drittmittelprojekten des Bundes 1.572.467 € Einnahmen aus Drittmittelprojekten der Länder 110.900 € Vermischte Einnahmen (Aufträge Dritter, Honorare, verschiedene Erträge) 1.280.130 € Gesamte Einnahmen 5.620.496 €

Ausgaben Abteilung Menschenrechtspolitik Inland / Europa 486.663 € Aufträge Dritter / Drittmittelprojekte Abteilung Menschenrechtspolitik Inland / Europa 374.618 € Internationale Menschenrechtspolitik 256.808 € Aufträge Dritter / Drittmittelprojekte Internationale Menschenrechtspolitik 1.125.644 € Menschenrechtsbildung 158.378 € Aufträge Dritter / Drittmittelprojekte Menschenrechtsbildung 64.810 € Kommunikation 419.071 € Aufträge Dritter / Drittmittelprojekte Kommunikation 25 € Bibliothek 185.071 € Verwaltung (Gemeinkosten) 987.780 € Vorstand / Geschäftsführung 390.668 €

Monitoring­Stelle UN­Behindertenrechtskonvention 403.470 € Aufträge Dritter / Drittmittelprojekte 382.973 € Monitoring­Stelle UN­Behindertenrechtskonvention Aufträge Dritter / Drittmittelprojekte 384.517 € Monitoring­Stelle UN­Kinderrechtskonvention Gesamtausgaben 5.620.496 €

Ergebnis 2017 0 € 58 JAHRESRECHNUNG 2017

Erläuterungen zur Jahresrechnung

Das Deutsche Institut für Menschenrechte erhielt wie für das deutsche Mitglied im UN­Ausschuss zu im Jahr 2017 als institutionelle Zuwendung wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten 2.657.000 Euro. Diese Grundfinanzierung erhält gefördert. Darüber hinaus flossen Drittmittel in die das Institut jährlich vom Deutschen Bundestag Forschung zu Nationalen Menschenrechtsinstitu­ (Bund). Sie soll die Finanzausstattung des Instituts tionen als Akteure im „Global Compact for Migra­ als unabhängige Nationale Menschenrechtsinsti­ tion“ sowie in die Sekretariatsunterstützung für tution gemäß den Pariser Prinzipien der Vereinten den GANHRI­Vorsitz. Das Auswärtige Amt war Nationen sicherstellen. Mittelgeber für diese Projekt­Förderungen.

Neben der institutionellen Förderung umfassen Im Jahr 2017 erhielt das Deutsche Institut für Men­ die Einnahmen drei verschiedene Positionen zur schenrechte zudem Mittel für zwei Forschungs­ Erfassung von Drittmitteln. projekte aus dem Bundesministerium für wirtschaft­ liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), (1) Über Drittmittelprojekte des Bundes wurden zum einen zur wissenschaftlichen Unterstützung 1.572.467 Euro eingenommen. Diese 12 Dritt­ des GANHRI­Vorsitzes, zum anderen zur Rolle von mittelprojekte werden in der Jahresrechnung Nationalen Menschenrechtsinstitutionen im Be­ nachrichtlich ausgewiesen, da sie gegenüber reich Wirtschaft und Menschenrechte. den Drittmittelgebern eigenständig abgerech­ net werden. Die Ausgaben unterliegen wie die Ferner erhielt das Institut Mittel des Bundesminis­ institutionelle Zuwendung ebenfalls der Bun­ teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend deshaushaltsordnung. (BMFSFJ) zur Unterstützung der UN­Arbeitsgruppe zu den Rechten Älterer (Open Ended Working (2) Die Drittmittelprojekte der Bundesländer Group on Ageing) sowie für die Monitoring­Stelle werden ebenso aus Gründen der eigenstän­ UN­Kinderrechtskonvention. digen Abrechnung nachrichtlich ausgewiesen. Diese Ausgaben unterliegen den Landeshaus­ Das Bundesministerium der Justiz und für Verbrau­ haltsordnungen. Im Jahr 2017 wurden aus cherschutz (BMJV) förderte ein Projekt zur Richter­ Bundesländern Drittmittelprojekte im Umfang qualifikation. von 110.900 Euro finanziert. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (3) Der Posten Vermischte Einnahmen umfasst (BMAS) förderte das Forschungs­ und Beratungs­ Einnahmen aus 10 Aufträgen Dritter. Hinzu Projekt „Nationaler Aktionsplan Wirtschaft und kommen Honorare für Vorträge von Instituts­ Menschenrechte“ sowie ein Projekt zur Sensibi­ mitarbeitenden. Unter den Posten „verschie­ lisierung der Sozialgerichtbarkeit in Bezug auf die dene Erträge“ fallen zum Beispiel die Verwal­ UN­Behindertenrechtskonvention. tungskostenpauschalen aus Drittmittelprojekten, die an dieser Stelle in die institutionelle Zuwen­ Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaft­ dung fließen. Insgesamt umfassten die “Ver­ liche Aufgaben förderte ein Projekt der Abteilung mischten Einnahmen“ 1.280.130 Euro für das Menschenrechtsbildung im Rahmen von „Demo­ Jahr 2017. kratie Leben“.

Aus Drittmitteln des Bundes (1) wurde die wissen­ Drittmittelprojekte der Bundesländer vergaben schaftliche Zuarbeit für das deutsche Mitglied im das Land Berlin (nach Landeshaushaltsordnung). UN­Ausschuss über das Verschwindenlassen so­ Unter Aufträge Dritter sind weiter Vergaben von JAHRESRECHNUNG 2017 59

Bundesländern, die allerdings aufgrund ihrer För­ bedankt sich bei allen Geldgebern herzlich für die derart direkt in die Institutionelle Zuwendung flie­ Unterstützung seiner Arbeit. ßen und nicht nachrichtlich ausgewiesen werden (das Land Thüringen und Nordrhein­Westfalen Die Ausgabenübersicht macht deutlich, welche förderten die Monitoring­Stelle UN­Behinderten­ Mittel den einzelnen Abteilungen des Instituts für rechtskonvention). ihre Arbeit zur Verfügung standen. Der Posten „Verwaltung (Gemeinkosten)“ umfasst unter Zu den Vermischten Einnahmen (3) gehören die anderem die laufenden Kosten des Instituts wie Einnahmen aus Aufträgen Dritter, die mit der Insti­ Geschäfts bedarf, Mietneben­ und Mietkosten, tutionellen Förderung zusammen abgerechnet wer­ Dienstleistungen (IT) und vermischte Verwaltungs­ den. Sie setzen sich zusammen aus Mitteln der ausgaben (Sachverständige, Bankgebühren etc.) Deutschen Gesellschaft für Internationale Zu­ sowie Beträge für Mitgliedschaften bei GANHRI sammenarbeit GmbH (GIZ) für die Projekte „Um­ und ENNHRI und auch abteilungsübergreifende setzung eines Menschenrechtsansatzes in der Aufwendungen. Entwicklungs politik“, „Kinderrechte“ sowie „UN­ Behindertenrechtskonvention in der Entwicklungs­ Der Finanzbericht des Deutschen Instituts für zusammenarbeit“ und Mitteln der Europäischen Menschenrechte wird von zwei vom Trägerverein Grundrechteagentur (FRA) für die Berichterstattung bestimmten Kassenprüferinnen überprüft. Die Ent­ im FRANET­Netzwerk, die das Institut für die FRA lastung des Vorstands obliegt der Mitgliederver­ 2017 übernommen hat. Des Weiteren wurden sammlung. Sie hat den Vorstand entlastet und be­ Aufträge Dritter vom Europäischen Netzwerk der stätigt, dass alle Zuwendungen wirtschaftlich und Nationalen Menschenrechtsinstitutionen (ENNHRI) sparsam verwendet worden sind. und der Kraft­Stiftung zum Thema Rechte Älterer sowie vom Europarat, der Hochschule Luzern und von Amnesty International für die Menschenrechts ­ bildungsmaterialien „Kompass“ an das Institut ver­ geben. Zudem ist hier das Preisgeld des Margherita­ von­Brentano­Preises verbucht, den die Freie Universität Berlin der Direktorin des Instituts 2017 verliehen hat. Das Preisgeld soll für die Förderung der Bekanntheit der UN­Frauenrechtskonvention eingesetzt werden.

Die Pariser Prinzipien der Vereinten Nationen sehen vor, dass Nationale Menschenrechtsinstitutionen überwiegend durch institutionelle Mittel finanziert werden, damit sie frei und unabhängig ihre Themen und Arbeitsbereiche wählen können. Zweckgebun­ dene Finanzmittel Dritter sollen diesen gegenüber nachrangig sein. Die Vorgabe wurde 2017 nicht eingehalten. Die Projektmittel des Instituts mach­ ten im Jahr 2017 (alle drei Kategorien) insgesamt 53 Prozent der Einnahmen aus. Das Institut hat dabei auch im Jahr 2017 Finanzmittel Dritter so eingeworben, dass sie der Umsetzung und Stär­ kung der selbstgewählten und ohnehin vorhan­ denen Arbeitsschwerpunkte dienen. Das Institut 60 VERANSTALTUNGEN 2017

Veranstaltungen 2017

Fachgespräche 22 Konsultationen 9 Seminare / Workshops 7

Parlamentarische Anhörungen 7 Ganz­ und mehrtägige 3 Podiumsdiskussionen / (Sachverständige) Konferenzen Debatten

Lesungen 2 Filmveranstaltung 1 Akademie 1

Netzwerktreffen 1 Pressekonferenzen 2 Ausstellung 1 VERANSTALTUNGEN 2017 61

Partner bei Veranstaltungen

§ Arbeitsbereiche der Universität Kassel § Geneva Academy of International Humanitarian Law § Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg e. V. § Global Alliance of National Human Rights § BAG Kommunale Kinderinteressensvertretungen Institutions (GANHRI)

§ Bochumer Institut für Friedenssicherungsrecht § Heinrich Böll Stiftung und Humanitäres Völkerrecht § Helga Breuninger Stiftung § Brot für die Welt § Hertie School of Governance § Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) § Internationales Forum Burg Liebenzell e. V.

§ Bundesministerium der Justiz und für § Landesamt für Gesundheit und Soziales Verbraucherschutz (BMJV) § Lebenshilfe e. V. Landesverband Berlin § Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) § MenschenRechtsZentrum der Universität Potsdam § Deutsche Hochschule der Polizei § National Coalition Deutschland § Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI) § Nationale Armutskonferenz § Diakonie § Rochow­Museum und Akademie § Forum Menschenrechte § Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und § Galerie Neurotitan Soziales

§ Gedenk­ und Dokumentationszentrum § UNICEF Deutscher Sinti und Roma § Zentralrat Deutscher Sinti und Roma § Gemeinsames Juristisches Prüfungsamt der Länder Berlin und Brandenburg 62 VERANSTALTUNGEN 2017

Veranstaltungsüberblick

Themen der Veranstaltungen mit Öffentlich- 24.03.2017 | Berlin keitswirkung. Darüber hinaus wurden weitere Wie kommen die Armen zu ihrem Recht? interne Veranstaltungen durchgeführt. Fachgespräch in Kooperation mit der Nationalen Armutskonferenz 17.01.2017 | Berlin Lange Nacht des Menschenrechtsfilms 30.–31.03.2017 | Münster Filmveranstaltung und Vorstellung der Preisträger Menschenrechtsbildung für Führungskräfte des Deutschen Menschenrechtsfilmpreises 2016 Seminar in Kooperation mit der Deutschen Hochschule der Polizei 08.02.2017 | Berlin Menschenrechte. 100 Seiten 03.04.2017 | Berlin Lesung und Gespräch mit Martin Klingst Beschwerdeverfahren für Kinder und Jugend liche im kommunalen Raum 15.02.2017 | Berlin Konsultation in Kooperation mit der BAG Werner Lottje Lecture „We blog because we Kommunale Kinderinteressensvertretungen care“ Das Recht auf Meinungsfreiheit in Äthiopien – 04.04.2017 | Berlin Vortrag und Podiumsdiskussion in Kooperation Kinderrechte stärken mit Brot für die Welt Konferenz anlässlich des 25­jährigen Inkraft­ tretens der UN­Kinderrechtskonvention in 15.02.2017 | Berlin Deutschland in Kooperation mit dem BMFSFJ 24. Verbändekonsultation der Monitoring- und der National Coalition Deutschland Stelle UN-Behindertenrechtskonvention Konsultation mit den behindertenpolitischen 07.04.2017 | Berlin Verbänden Kick-off-Veranstaltung zum UN-Sozialpakt- Staatenberichtsverfahren 12.­16.03.2017 | Bad Liebenzell Workshop: Wie können sich zivilgesellschaftliche Menschenrechtsakademie Organisationen und Verbände am Verfahren in Kooperation mit dem Internationalen Forum beteiligen? Burg Liebenzell e. V. 10.04.2017 | Berlin 09.03.2017 | Berlin Integrating the Business and Human Rights The Role of NHRIs in the Promotion and Agenda into the G20 and G7 Processes Protection of Children’s Rights: Contributions Fachgespräch to the Implementation of the 2030 Agenda Fachgespräch in Kooperation mit UNICEF, OHCHR 21.04.2017 | Berlin und GANHRI Diskriminierung älterer Menschen Fachgespräch zur Vorbereitung der 8. Sitzung der 20.03.2017 | Berlin Open­ended Working Group on Ageing Begriffsbestimmung „Kindeswohl“ nach Artikel 3 UN-KRK Workshop VERANSTALTUNGEN 2017 63

21.04.2017 | Berlin 22.06.2017 | Berlin Das Recht Älterer auf Freiheit von Gewalt, Besuch der Kommissarin für Menschen mit Misshandlung und Vernachlässigung Behinderungen der Slowakischen Republik Fachgespräch zur Vorbereitung der 8. Sitzung der Fachgespräch der Monitoring­Stelle Open­ended Working Group on Ageing UN­Behindertenrechtskonvention

27.04.2017 | Berlin 27.06.2017 | Berlin 7. Treffen der Behindertenbeauftragten aus Wie umgehen mit rassistischer Hetze im Bund und Ländern Wahlkampf Fachgespräch der Monitoring­Stelle Podiumsdiskussion in Kooperation mit dem UN­Behindertenrechtskonvention Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und dem Gedenk­ und Dokumentationszentrum Deutscher 11.05.2017 | Berlin Sinti und Roma unter der Schirmherrschaft von Rechtsstaatlichkeit und Terrorismus- Cemile Giousouf, MdB und Karamba Diaby, MdB bekämpfung Konsultation mit der Zivilgesellschaft 03.–04.07.2017 | Berlin The Search for Victims of Enforced 12.05.2017 | Berlin Disappearance. Legal Strategies and Best 1. Beiratstreffen im Rahmen des Projekts Practices „Menschenrechte in der sozialgerichtlichen Fachgespräch in Kooperation mit der Heinrich Böll Praxis: Die UN-BRK“ Stiftung Fachgespräch der Monitoring­Stelle UN­Behindertenrechtskonvention 04.07.2017 | Berlin Spuren der Erinnerung 17.05.2017 | Berlin Podiumsdiskussion und Ausstellung zum Thema Vorstellung des ersten Berichts an den Gewaltsames Verschwindenlassen in Kooperation Deutschen Bundestag über die Entwicklung mit der Heinrich Böll Stiftung und der Galerie der Menschenrechtssituation in Deutschland Neurotitan (Januar 2015–Juni 2016) Anhörung im Menschenrechtsausschuss des 14.07.2017 | Berlin Deutschen Bundestages Bildungspraxis zu den Themen Flucht, Asyl und rassistische Diskriminierung gestalten 19.05.2017 | Berlin Fachgespräch im Rahmen des Projekts Maßstab Einführung in den menschenrechtsbasierten Menschenrechte Ansatz: Theorie und Praxis Seminar 25.08.2017 | Berlin Debriefing zur 8. Sitzung der UN Open-ended 30.–31.05.2017 | Münster Working Group on Ageing Menschenrechte in der Polizei Fachgespräch in Kooperation mit dem BMFSFJ Seminar in Kooperation mit der Deutschen Hochschule der Polizei 07.09.2017 | Berlin Entwicklung von Kinderrechte-Indikatoren 21.06.2017 | Berlin Konsultation der Monitoring­Stelle 24. Verbändekonsultation der Monitoring- UN­Kinderrechtskonvention Stelle UN-Behindertenrechtskonvention Konsultation mit den behindertenpolitischen Verbänden 64 VERANSTALTUNGEN 2017

15.09.2017 | Berlin 16.10.2017 | Berlin Rechtsstaatlichkeit und Terrorismus- Kindgerechte Justiz bekämpfung Konsultation der Monitoring­Stelle UN­Kinder­ Fachgespräch mit der Zivilgesellschaft rechtskonvention

18.09.2017 | Berlin 16.–17.10.2017 | Genf Waffeneinsätze, Rüstungsbeschränkungen Approaching New Realities: Human Rights in und das Recht auf Leben Conflict Situations – Expanding the Scope of Workshop mit dem Bochumer Institut für Friedens­ the Human Rights Council sicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht und Fachgespräch in Kooperation mit dem Forum der Hertie School of Governance Menschenrechte und der Geneva Academy of International Humanitarian Law 29.09.2017 | Berlin Verhaltensökonomik und Menschenrechte: 19.–20.10.2017 | Berlin Ein verhaltensökonomischer Blick auf 6. Fachtag für die Mitarbeitenden der die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Behindertenbeauftragten aus Bund und Ländern Wirtschaft und Menschenrechte Fachgespräch der Monitoring­Stelle Fachgespräch UN­Behindertenrechtskonvention

29.09.2017 | Berlin 03.–04.11.2017 | Reckahn Die Lücke schließen! Internationale Koopera- Menschenrechtsbildung tion zu Menschenrechten im Rohstoffsektor Konferenz in Kooperation mit Rochow­Museum Kolumbiens und Akademie, MenschenRechtsZentrum der Uni­ Fachgespräch versität Potsdam, Arbeitsbereiche der Universität Kassel, DJI, Helga Breuninger Stiftung 06.10.2017 | Berlin Bildungspraxis zu den Themen Flucht, Asyl 06.11.2017 | Berlin und rassistische Diskriminierung gestalten Netzwerktreffen der Menschenrechtsbildung Fachgespräch im Rahmen des Projekts Maßstab Menschenrechte 08.11.2017 | Berlin 26. Verbändekonsultation der Monitoring- 10.10.2017 | Berlin Stelle UN-Behindertenrechtskonvention Berichterstattung vor dem UN-Ausschuss für Konsultation mit den behindertenpolitischen die Rechte des Kindes Verbänden Kick­off­Konsultation der Monitoring­Stelle UN­Kinderrechtskonvention zum 08.11.2017 | Hamburg Staatenprüfungsverfahren Fachtag im Rahmen des Projekts „Richterfortbildung“ 10.10.2017 | Berlin Veranstaltung der Monitoring­Stelle „Maras Baby“ – Eine Geschichte in Einfacher UN­Behindertenrechtskonvention Sprache über Eltern mit Beeinträchtigungen Lesung mit Alexandra Lüthen in Kooperation mit 08.11.2017 | Berlin der Lebenshilfe e. V. Landesverband Berlin. Trainerinnen-Workshop zur Sensibilisierungs- komponente Projekt „Rassismus und Menschenrechte – Stärkung der Strafjustiz“ VERANSTALTUNGEN 2017 65

09.11.2017 | Berlin 14.12.2017 | Berlin Recht auf Wohnen und das „schlüssige Neue Herausforderungen für die Strafjustiz: Konzept“: Wie und wo sollen Menschen Rassismus erkennen und sanktionieren wohnen dürfen? Seminar in Kooperation mit dem Gemeinsamen Fachgespräch in Kooperation mit der Nationalen Juristisches Prüfungsamt der Länder Berlin und Armutskonferenz, der Diakonie und der Arbeits­ Brandenburg (GJPA) und dem Bundesministerium losenselbsthilfe Oldenburg e.V. der Justiz und für Verbraucherschutz

13.11.2017 | Berlin 15.12.2017 | Berlin Vorstellung des Entwurfs zum Landesgleich- Pflege und Palliativpflege berechtigungsgesetz Fachgespräch mit dem BMFSFJ zur Vorbereitung Konferenz der Monitoring­Stelle UN­Behinderten­ der 9. Sitzung der UN Open­ended Working Group rechtskonvention in Kooperation mit der Senats­ on Ageing verwaltung für Integration, Arbeit und Soziales

23.11.2017 | Berlin Fachgespräch im Rahmen der Städtepartner- schaft Berlin-Moskau Fachgespräch der Monitoring­Stelle UN­BRK in Kooperation mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales

30.11.2017 | Berlin Reports from the Field: NHRIs as a non-judicial remedy mechanism in the area of business and human rights Fachgespräch in Kooperation mit GANHRI

27.11.2017 | Genf Can non-judicial remedy be effective? Debatte in Kooperation mit GANHRI

01.12.2017 | Berlin 2. Beiratstreffen im Rahmen des Projekts „Richterfortbildung“

06.12.2017 | Berlin Pressekonferenz zur Vorstellung des 2. Menschenrechtsberichts des Deutschen Instituts für Menschenrechte über die Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland (Juli 2016–Juni 2017) 66 PUBLIKATIONEN 2017

Publikationen 2017

Deutsches Institut für Menschenrechte Children’s rights and the elimination of harmful practices. General Comment No. 18 of the UN Altersdiskriminierung und das Recht Älterer auf Committee on the Rights of the Child. Berlin: Freiheit von Gewalt, Misshandlung und Vernach­ Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, lässigung. Fachgespräche zur Vorbereitung der 6 S. (Information Nr. 5) 8. Sitzung der UN Open Ended Working Group on Ageing (OEWG­A). Berlin: Deutsches Institut für Children’s rights during adolescence. General Menschenrechte, 2017, 27 S. (Dokumentation) Comment No. 20 of the UN Committee on the Rights of the Child. Berlin: Deutsches Institut für Auf der Suche nach Opfern von gewaltsamem Menschenrechte, 2017, 6 S. (Information No. 9) Verschwindenlassen. Wie die menschenrechtliche Verpflichtung zur Suche erfolgreich umgesetzt Closing protection gaps in the human rights and werden kann. Berlin: Deutsches Institut für Men­ business context. What transnational cooperation schenrechte, 2017, 6 S. (Information Nr. 11) between the National Human Rights Institutions of and Colombia has achieved. Berlin: Beihilfe zu Menschenrechtsverstößen vermeiden – Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. außenpolitische Zusammenarbeit kritisch prüfen. (Information Nr. 14) Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 67 S. (Analyse) Das Recht auf inklusive Bildung. Allgemeine Bemerkung Nr. 4 des UN­Ausschusses für die Bekämpfung von Menschenhandel ­ eine men­ Rechte von Menschen mit Behinderungen. Berlin: schenrechtliche Zwischenbilanz. Handlungsfelder Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 8 S. für die kommende Legislatur. Berlin: Deutsches (Information Nr. 12) Institut für Menschenrechte, 2017, 7 S. (Informa­ tion Nr. 8) Development of the human rights situation in Germany. July 2016–June 2017. Report to the Bericht im Rahmen der dritten Überprüfung German Federal Parliament in accordance with Deutschlands im Universellen Periodischen Über­ sec. 2 para 5 of the act regarding the legal status prüfungsverfahren (Universal Periodic Review) des and mandate of the German Institute for Human UN­Menschenrechtsrates 2018. Berlin: Deutsches Rights. Berlin: Deutsches Institut für Menschen­ Institut für Menschenrechte, 2017, 13 S. rechte, 2017, 12 S. (Executive Summary)

Bewusstsein wecken, Haltung stärken, Verantwor­ Die Umsetzung von Kinderrechten beobachten. tung übernehmen. Menschenrechtsbildung in der Eine Instrumentenauswahl für die Entwicklungs­ frühen Kindheit. Berlin: Deutsches Institut für zusammenarbeit. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 5 S. (Position Nr. 9) Menschenrechte, 2017, 42 S. (Praxis)

Children have a right to health. General Comment Diskriminierung im Bildungsbereich abbauen. No. 15 of the UN Committee on the Rights of the Bedeutung und Rezeption des Menschenrechts­ Child. Berlin: Deutsches Institut für Menschen­ ansatzes in der Bildungsforschung. Gemeinsame rechte, 2017, 6 S. (Information Nr. 3) Veranstaltung mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) am 29. Septem­ ber 2016. Berlin: Deutsches Institut für Menschen­ rechte, 2017, 27 S. (Tagungsdokumentation) PUBLIKATIONEN 2017 67

Entwicklung der Menschenrechtssituation in Kinderrechte in Deutschland unter der Lupe. Das Deutschland. Juli 2016–Juni 2017. Bericht an den Berichtsverfahren zur Umsetzung der UN­Kinder­ Deutschen Bundestag gemäß § 2 Absatz 5 DIMRG. rechtskonvention. Berlin: Deutsches Institut für Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, Menschenrechte, 2017, 8 S. (Information Nr. 13) 2017, 109 S. Kinderrechte in der Jugend. Ausführungen des Entwicklung der Menschenrechtssituation in UN­Kinderrechtsauschusses (Allgemeine Bemer­ Deutschland. Juli 2016 ­ Juni 2017. Bericht an den kung Nr. 20). Berlin: Deutsches Institut für Deutschen Bundestag gemäß § 2 Absatz 5 DIMRG. Menschenrechte, 2017, 6 S. (Information Nr. 9) Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 9 S. (Kurzfassung) Kinder­Rechte sollen in das Grund­Gesetz. Damit Kinder in Deutschland mehr Rechte haben. Berlin: Gemeinsames Lernen ist ein Menschen­Recht. Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 8 S. Darum brauchen wir die Schule für alle. Berlin: (Position Nr. 7 in Leichter Sprache) Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 8 S. (Position Nr. 10 in Leichter Sprache) Kinderrechte und die Beseitigung schädlicher Praktiken. Ausführungen des UN­Kinderrechtsaus­ Holding OSCE states accountable for implementing schusses (Allgemeine Bemerkung Nr. 18). Berlin: human dimension commitments. Berlin: Deutsches Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. Institut für Menschenrechte, 2017, 8 S. (Information Nr. 5) (Information No. 7) Mehr Literatur in barrierefreien Formaten. Die Inklusion durch Sport. Zur Teilhabe von Menschen Umsetzung des Vertrags von Marrakesch soll mit Behinderungen. Berlin: Deutsches Institut für Menschen mit Lese­ und Sehbehinderungen den Menschenrechte, 2017, 4 S. (Position Nr. 12) Zugang zu Literatur erleichtern. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 4 S. (Position Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht. Warum es Nr. 11) die inklusive Schule für alle geben muss. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. Mehr Rechte für inter­geschlechtliche und (Position Nr. 10) trans­geschlechtliche Menschen. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, Jahresbericht 2016. Berlin: Deutsches Institut für 12 S. (Position Nr. 13 in Leichter Sprache) Menschenrechte, 2017, 75 S. Menschen mit Behinderungen durch deutsche Katastrophenhilfe muss inklusiv sein. Empfehlungen Entwicklungszusammenarbeit stärken. Wie inklu­ des UN­Hochkommissariats für Menschenrechte. sive Entwicklungszusammenarbeit gelingen kann. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. (Information Nr. 4) 2017, 4 S. (Position Nr. 14)

Kinder haben ein Recht auf Gesundheit. Ausfüh­ Menschen mit Behinderungen und Sport. Berlin: rungen des UN­Kinderrechtsausschusses (All­ Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. gemeine Bemerkung Nr. 15). Berlin: Deutsches (Position Nr. 12 in Leichter Sprache) Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. (Information Nr. 3) 68 PUBLIKATIONEN 2017

Menschenrechtliche Grenzen des Freiheitsentzugs Niebank, Jan­Christian/Utlu, Deniz: Schutzlücken von Terrorverdächtigen. Abschiebungshaft zur schließen. Transnationale Zusammenarbeit zu Terrorismusprävention und das Recht auf Freiheit. Menschenrechten am Beispiel Kohleabbau in Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, Kolumbien. Berlin: Deutsches Institut für 2017, 4 S. (Position Nr. 8) Menschenrechte, 2017, 38 S. (Analyse)

Nationale Menschenrechtsinstitutionen nach Niebank, Jan­Christian/Utlu, Deniz: Closing gaps Gewaltkonflikten. Auftrag, Erfahrungen und in protection. Transnational cooperation on human Herausforderungen. Berlin: Deutsches Institut für rights: The case of the extractive sector in Colombia. Menschenrechte, 2017, 8 S. (Information Nr. 6) Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 38 S. (Analysis) Parallel report by the German Institute for Human Rights to the Committee on the Elimination of Niebank, Jan­Christian/Utlu, Deniz: Superar los Discrimination against Women (CEDAW). Berlin: vacíos. Cooperación internacional en materia de Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, derechos humanos en el sector de las materias 17 S. (Submission) primas en Colombia y Latinoamérica. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, Rechte von Frauen und Mädchen mit Behinderun­ 44 S. (Análisis) gen. Allgemeine Bemerkung Nr. 3 des UN­Aus­ schusses für die Rechte von Menschen mit Schabram, Greta: „Kein Geschlecht bin ich ja nun Behinderungen. Berlin: Deutsches Institut für auch nicht“. Sichtweisen intergeschlechtlicher Menschenrechte, 2017, 6 S. (Information Nr. 10) Menschen und ihrer Eltern zur Neuregelung des Geschlechtseintrags. Berlin: Deutsches Institut für The search for victims of enforced disappearance. Menschenrechte, 2017, 44 S. (Analyse) How the human rights obligation to search can be successfully implemented. Berlin: Deutsches Töpfer, Eric/Peter, Tobias: Unabhängige Polizei­ Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S. beschwerdestellen. Was kann Deutschland von (Information Nr. 11) anderen europäischen Staaten lernen? Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, Third Review of Germany under the Universal 39 S. (Analyse) Periodic Review (UPR) of the UN Human Rights Council Report by the German Institute for Human Utlu, Deniz/Niebank, Jan­Christian: Das kalkulierte Rights. Berlin: Deutsches Institut für Menschen­ Risiko. Ökonomische versus menschenrechtliche rechte, 2017, 13 S. Anforderungen an eine unternehmerische Risiko­ analyse. Berlin: Deutsches Institut für Menschen­ Werden die Empfehlungen des NSU­Untersuchungs­ rechte, 2017, 28 S. (Analyse) ausschusses des Bundestags tatsächlich umgesetzt? Künftige Bundesregierung sollte unabhängige Un­ Utlu, Deniz/Niebank, Jan­Christian: El cálculo del tersuchung initiieren. Berlin: Deutsches Institut für riesgo. Requisitos económics vs. requisitos en Menschenrechte, 2017, 5 S. materia de derechos humanos en un análisis de riesgo empresarial. Berlin: Deutsches Institut für Breslin, Andrea/Würth, Anna: National Human Menschenrechte, 2017, 28 S. (Análisis) Rights Institutions in post­conflict situations. Mandates, experiences and challenges. Berlin: Utlu, Deniz/Niebank, Jan­Christian: Calculated Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, Risk. Economic versus human rights requirements 33 S. (Analysis) of corporate risk assessments. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 26 S. (Analysis) PUBLIKATIONEN 2017 69

Windfuhr, Michael: Safeguarding human rights in Stellungnahme zum Schwerpunktthema land related investments. Comparison of the Vo­ ,,’Skrinking Space‘ ­ Einschränkungen des Hand­ luntary Guidelines Land with the IFC Performance lungsspielraums für die Zivilgesellschaft“ des Standards and the World Bank environmental and 12. Menschenrechtsberichts der Bundesregierung. social safeguard framework. Berlin: Deutsches Öffentliche Anhörung des Bundestagsausschusses Institut für Menschenrechte, 2017, 60 S. (Analyse) Menschenrechte und humanitäre Hilfe zum Zwölften Bericht der Bundesregierung über ihre Menschen­ rechtspolitik, am 22. März 2017. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 7 S. Stellungnahmen Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung am Rassistische Wahlplakate müssen abgehängt wer­ Montag, dem 20 März 2017 im Innenausschuss den. NPD­Parole „Geld für die Oma statt für Sinti des Deutschen Bundestags. Zum Gesetzentwurf und Roma“ von der Meinungsfreiheit nicht gedeckt. der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN – Entwurf Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, eines Gesetzes zur Änderung des Aufenthalts­ 2017, 11 S. gesetzes (Familiennachzug für subsidiär Geschütz­ te) – BT­Drucksache 18/10044 – und dem Antrag Regelungsbedarfe zur Stärkung und zum Schutz der Fraktion DIE LINKE – Familiennachzug zu aner­ der Rechte intergeschlechtlicher Kinder. Öffent­ kannten Flüchtlingen uneingeschränkt gewährleis­ liches Expert_innengespräch „Intersexualität“ der ten ­ BT­Drucksache 18/10243. Berlin: Deutsches Kinderkommission des Deutschen Bundestages Institut für Menschenrechte, 2017, 18 S. am 31. Mai 2017. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 12 S. Zur Sachverständigen­Anhörung der Enquete­ Kommission „Ursachen und Formen von Rassismus Stellungnahme gem. § 27a BVerfGG im Verfahren und Diskriminierungen in Thüringen sowie ihre 1 BvR 2019/16. Berlin: Deutsches Institut für Men­ Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusam­ schenrechte, 2017, 10 S. menleben und die freiheitliche Demokratie“. 22. November 2017, Thüringer Landtag. Berlin: Stellungnahme zum Antrag der FDP­Fraktion Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 18 S. „Kinder und Jugendliche schützen – Kinderehen wirksam bekämpfen“. Drucksache 16/12848. Öffentliche Anhörung des Rechtsausschusses des Landtags Nordrhein­Westfalen am 18. Januar 2017. In Kooperation mit anderen Institutionen Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 9 S. ABC of human rights in development cooperation. Human rights in Asia. Eschborn: Deutsche Gesell­ Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur schaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)/ Bekämpfung von Kinderehen. Gesetzentwurf der Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, Bundesregierung. Berlin: Deutsches Institut für 14 S. Menschenrechte, 2017, 10 S. ABC of human rights in development cooperation. Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur The Arab human rights system. Eschborn: Deutsche Bekämpfung von Kinderehen. Gesetzentwurf der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Fraktionen der CDU/CSU und SPD, Drs. 18/12086. (GIZ) / Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 7 S. (Englisch, Arabisch) 2017, 13 S. 70 PUBLIKATIONEN 2017

Promising practices on the human rights­based approach in German development cooperation. Support to survivors of gender­based violence and to indigenous people in Colombia. Eschborn: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)/Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 5 S.

Promising practices on the human rights­based approach in German development cooperation. Working with civil society to promote LGBT­inclusion in Ukraine. Eschborn: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)/Deutsches Institut für Menschenrechte, 2017, 6 S.

Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte/Deutsches Jugendinstitut e.V./ MenschenRechtsZentrum an der Universität Potsdam/Rochow Museum und Akademie für bildungsgeschichtliche und zeitdiagnostische For­ schung e.V. an der Universität Potsdam, 2017, 23 S.

Alle Publikationen des Instituts sind unter www.institut­fuer­menschenrechte.de/publikationen abrufbar.

Websites

§ www.institut­fuer­menschenrechte.de § www.institut­fuer­menschenrechte.de/ leichtesprache § www.ich­kenne­meine­rechte.de § www.inklusion­als­menschenrecht.de § www.aktiv­gegen­diskriminierung.de § www.landkarte­kinderrechte.de

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@DIMR_Berlin MITARBEITENDE 2017 71

Mitarbeitende 2017

Dr. Valentin Aichele Dr. Nina Althoff Ebru Apitz Jan Arend Dominik Bär Alper Baysan Lea Beckmann Dr. Sabine Bernot Lissa Bettzieche Paola Carega Beatrice Cobbinah Dr. Hendrik Cremer Chandra Milena Danielzik Robert Dürrschmidt Marie Endres Dr. Claudia Engelmann Nina Eschke Judith Feige Lisa Fischer Dr. Petra Follmar­Otto Sabine Froschmaier Helga Gläser Kathrin Günnewig Klaus­Dieter Haesler Dr. Wolfgang Heinz Bettina Hildebrand Catharina Hübner Anna Hückmann Karin Jank Dirk Joestel Cathrin Kameni-Monkam Andrea Kämpf Gizem Kaya Folke Kayser Julia Kercher Claudia Kittel André Klüber Silvia Krankemann Kerstin Krell Dr. Susann Kroworsch Cornelia Kuntze Dagmar Langrock Dr. Britta Leisering Peter Litschke Heike Löhmann Dr. Claudia Mahler Daniela Marquordt Simone Moeck Jacob Müller Jan­Christian Niebank Mareike Niendorf Dr. Meike Nieß Lisa Ohmes Rosa Öktem Dr. Leander Palleit Sara Phung Harry Kofi Brako Quakyi Heike Rabe Mareen Reichardt Dr. Sandra Reitz Dagmar Rother-Degen Prof. Dr. Beate Rudolf Ingrid Scheffer Christopher Schuller Dr. Christiane Schulz Annegret Seiffert Anne Sieberns Ute Sonnenberg Lena Stamm Dorothea Strecker Dr. Judith Striek Bianca Stuck Eric Töpfer Srdjan Tošić Brigitta Ulrichs Deniz Utlu Freda Wagner Christine Weingarten Michael Windfuhr Christian Wolff Dr. Anna Würth Ceren Yildiz

Wir danken allen Mitarbeitenden, die uns im Verlauf des Jahres 2017 in Voll­ oder Teilzeit unterstützt haben. Umgerechnet auf Vollzeitstellen wurden 34,20 Stellen aus institutioneller Zuwendung finanziert und 25,08 Stellen aus Projektmitteln. 72 KURATORIUM 2017

Kuratorium 2017

Dr. Sigrid Arnade seit April 2016 seit März 2016 Geschäftsführerin der Interessenvertretung Rechtsanwältin Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 5 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (e) DIMR­Satzung Ulrike Hiller seit Mai 2016 Hans-Peter Baur seit März 2016 Staatsrätin, Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Leiter der Unterabteilung 30, Abt. 3 Globale Bremen beim Bund für Europa und Entwicklungs­ Zukunftsaufgaben – Sektoren, Bundesministerium zusammenarbeit für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 9 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 6 DIMRG/§ 24, Abs. 2 DIMR­Satzung Roland Jahn seit März 2016 Markus N. Beeko seit Dezember 2016 Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Generalsekretär Amnesty International, Sektion Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen der Bundesrepublik Deutschland e. V. Deutschen Demokratischen Republik Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (e) DIMR­Satzung Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 4 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung

Verena Bentele seit März 2016 Dr. Bärbel Kofler, MdB seit März 2016 Beauftragte der Bundesregierung für die Belange Beauftragte der Bundesregierung für Menschen­ von Menschen mit Behinderungen rechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 5 DIMRG/§ 24, Abs. 2 DIMR­Satzung Amt Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 2 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler seit April 2016 Rechtsanwalt Hartmut Koschyk, MdB November 2016 bis Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (e) DIMR­Satzung Oktober 2017 Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedler­ Dr. Julia Duchrow seit März 2016 fragen und nationale Minderheiten im Bundes­ Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums ministerium des Innern Leiterin des Referats Menschenrechte und Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 4 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung Frieden, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V., Brot für die Welt – Evangelischer Prof. Dr. Markus Krajewski seit März 2016 Entwicklungsdienst Vorsitzender des Kuratoriums Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 6 DIMRG / § 24 Abs. 1 (a) DIMR­Satzung Friedrich­Alexander­Universität Erlangen­Nürnberg, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Völkerrecht Henny Engels seit April 2016 Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 4 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung Mitglied im Bundesvorstand LSVD, Lesben­ und Schwulenverband Priv.-Doz. Dr. Michael Krennerich seit März 2016 Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (e) DIMR­Satzung Universität Erlangen­Nürnberg, Institut für Politische Wissenschaften, Lehrstuhl für Dr. , MdB März 2016 bis Menschenrechte und Menschenrechtspolitik September 2017 Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 6 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (a) DIMR­Satzung Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 3 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung KURATORIUM 2017 73

Dr. Günter Krings, MdB seit November 2017 Prof. Dr. Christine Schirrmacher seit März 2016 Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedler­ Universität Bonn, IOA, Abteilung Islamwissen­ fragen und nationale Minderheiten im Bundes­ schaft und Nahostsprachen ministerium des Innern Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 4 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 4 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung , MdB seit März 2016 Martin Lessenthin seit März 2016 Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte Vorstandssprecher Internationale Gesellschaft für und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages Menschenrechte (IGFM) Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 3 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 5 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung Dr. Beate Wagner seit April 2016 Markus Löning seit April 2016 Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums Löning – Human Rights & Responsible Business, Managing Director Global Young Academy, 2002 – 2010–2013 Beauftragter der Bundesregierung für 2016 Generalsekretärin der DGVN – Deutsche Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe im Gesellschaft für die Vereinten Nationen Auswärtigen Amt Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 DIMRG / § 24 Abs. 1 (e) DIMR­Satzung Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (e) DIMR­Satzung Dr. Dieter Weingärtner seit März 2016 Dr. Michael Maier-Borst seit März 2016 Abteilungsleiter der Abteilung Recht im Referatsleiter Flucht und Asyl im Amt der Beauf­ Bundesministerium der Verteidigung tragten der Bundesregierung für Migration, Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 8 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung Flüchtlinge und Integration Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 1 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung Dr. Almut Wittling-Vogel seit März 2016 Beauftragte der Bundesregierung für Menschen­ Christian Mihr seit März 2016 rechtsfragen, Verfahrensbevollmächtigte für den Geschäftsführer der deutschen Sektion von Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Reporter ohne Grenzen e. V. Leiterin der Unterabteilung IV C Menschenrechte, Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 6 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (a) DIMR­Satzung Europarecht, Völkerrecht im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Fabian Müller-Zetzsche seit Juli 2016 Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 3 DIMRG/§ 24 Abs. 2 DIMR­Satzung Abteilungsleiter Sozialpolitik beim Sozialverband Deutschland SoVD Aktuelle Liste der Mitglieder des Kuratoriums: Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 2 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (d) DIMR­Satzung www.institut­fuer­menschenrechte.de/ueber­uns/ struktur/kuratorium Dr. Anja Nordmann seit März 2016 Geschäftsführerin Deutscher Frauenrat e. V. Mitglied gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 5 DIMRG/§ 24 Abs. 1 (c) DIMR­Satzung

Dr. Miriam Saati seit März 2016 Unterabteilungsleiterin der Abteilung Kinder und Jugend im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Mitglied gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 7 DIMRG / § 24 Abs. 2 DIMR­Satzung

Stand 31.12.2017 74 MITGLIEDER DEUTSCHES INSTITUT FÜR MENSCHENRECHTE E. V. 2017

Mitglieder Deutsches Institut für Menschenrechte e. V. 2017

§ Aktion Courage e. V. § Deutscher Gewerkschaftsbund

§ Alevitische Gemeinde Deutschland e. V. § Deutscher Juristinnenbund e. V. (djb)

§ Amadeu Antonio Stiftung § Deutsche Kommission Justitia et Pax

§ Amnesty International Deutschland e.V. § Dreilinden gGmbH

§ Aktion der Christen für die Abschaffung der § Folter e. V. § European Center for Constitutional and Human § Bahá’i­Gemeinde in Deutschland K.d.ö.R., Rights e. V. (ECCHR) Vertretung Berlin § Evangelisches Werk für Diakonie und § Friederike Bauer Entwicklung e. V. Brot für die Welt – Evangelischer § Entwicklungsdienst

§ § Friedrich­Naumann­Stiftung für die Freiheit

§ Prof. Dr. Daniel Bogner § Prof. Dr. K.­P. Fritzsche

§ Bund der Vertriebenen § Uta Gerlant

§ Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren­ § Wolfgang Grenz Organisationen e.V. (BAGSO) § Hermann Gröhe, MdB § Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e. V. § Ute Hausmann § Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e. V. § Heinrich­Böll­Stiftung e. V. § Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler § Dr. Rainer Huhle § Prof. Dr. Theresia Degener § Human Rights Watch § Volkmar Deile § Internationale Gesellschaft für Menschenrechte § Deutscher Caritasverband e. V. (IGFM) Deutsche Sektion e. V.

§ Deutsche Gesellschaft für die Vereinten § Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Nationen e. V. (DGVN) Deutschland e. V.

§ Deutscher Anwaltverein e. V. § Interkultureller Rat in Deutschland e. V.

§ Deutscher Frauenrat e. V. § International Campaign for Tibet Deutschland e. V. MITGLIEDER DEUTSCHES INSTITUT FÜR MENSCHENRECHTE E. V. 2017 75

§ Prof. Dr. Markus Kaltenborn § Prof. Dr. Herbert Petzold

§ Kindernothilfe e. V. § Prof. Dr. Nivedita Prasad

§ Prof. Dr. Eckart Klein § Pro Asyl – Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e. V. § Anja Klug § Reporter ohne Grenzen e. V. § KOK ­ Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e. V. § Prof. Dr. Eibe Riedel

§ Konrad­Adenauer­Stiftung e. V. § Heribert Scharrenbroich

§ Prof. Dr. Markus Krajewski § Prof. Dr. Axel Schulte

§ Prof. Dr. Lothar Krappmann § SOLWODI Deutschland e. V.

§ Prof. Dr. Manfred Liebel § Bertold Sommer

§ Barbara Lochbihler § Prof. Dr. habil. Silvia Staub­Bernasconi

§ Markus Löning § Klaus Stoltenberg

§ LSVD, Lesben­ und Schwulenverband § Terre des hommes Deutschland e. V. Hilfe für Kinder in Not § Ulrike Mast­Kirschning § UN Women Nationalkomitee Deutschland § Memorial Deutschland e. V. § Union der Opferverbände Kommunistischer § Dr. Jens Meyer­Ladewig (Ehrenmitglied) Gewaltherrschaft (UOKG e. V.)

§ MISEREOR – Bischöfliches Hilfswerk e. V. § Barbara Unmüßig

§ National Coalition Deutschland – Netzwerk zur § Vereinte Evangelische Mission Umsetzung der UN­Kinderrechtskonvention § Dr. Silke Voß­Kyeck § Netzwerk Artikel 3 – Verein für Menschenrechte und Gleichstellung Behinderter e. V. § Dr. Beate Wagner

§ Dr. Helmut Nicolaus § World Vision Deutschland e. V.

§ Nürnberger Menschenrechtszentrum e. V. § Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (NMRZ) § Beate Ziegler § Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e. V. Aktuelle Liste der Mitglieder: www.institut­fuer­menschenrechte.de/ueber­uns/ § pax christi – Internationale Katholische struktur/mitglieder­des­vereins/ Friedensbewegung

Stand 31.12.2017 76 MITGLIEDER DEUTSCHES INSTITUT FÜR MENSCHENRECHTE E. V. 2017 FOTOPROJEKT „AUF DER SUCHE NACH DEN VERSCHWUNDENEN“ 77

Fotoprojekt „Auf der Suche nach den Verschwundenen“ FOTOPROJEKT

Titel: Die Verschwunden sollten eine Stimme Seite 10: Sucht endlich nach unseren Vermissten! haben: dich! Yannette Bautista & Antonio Eric Arellana Mausi Segun sucht in Nigeria nach Mädchen und Bautista aus Kolumbien: Antonio war 13, als Frauen, die von der Terrorgruppe Boko Haram seine Mutter 1987 von Militärangehörigen ver­ entführt und verschleppt wurden, ebenso nach schleppt wurde. Er und seine Tante Yannette Jugendlichen, Frauen und Männern, die nach suchten lange nach ihr. Nach Jahren fanden sie die Massenverhaftungen durch Militärangehörige Leiche auf einem Friedhof als „unbekannt“ ver­ verschwunden sind. Sie dokumentiert die Fälle scharrt. Seitdem unterstützen sie weltweit Familien und unterstützt die Familienangehörigen bei der bei der Suche nach verschwundenen Angehörigen. Suche. Segun ist Geschäftsführerin von Human Yannette Bautista ist Direktorin der Menschen­ Rights Watch Africa. rechtsorganisation „Nydia Erika Bautista“. 2012 erhielt sie den Menschenrechtspreis der deutschen Seite 4: Manche sprechen in schlaflosen Nächten und der französischen Botschaft in Kolumbien. über die Verschwundenen, machen sich gegensei­ tig Mut, halten sich aneinander fest. Andere be­ Seite 18: Das Leben wurde getötet. Der Tod muss setzen Plätze und schaffen so Bewusstsein in der wiederbelebt werden. Öffentlichkeit. Ibrahim Alkasem ist Menschenrechtsanwalt aus Carlos Martin Beristain ist Arzt und Sozialpsy­ Syrien. Er lebt derzeit im Libanon und berät Famili­ chologe und begleitet seit 30 Jahren Gewaltopfer en, deren Angehörige verschleppt wurden und in vielen Teilen der Welt. Beristain war Mitglied seitdem unauffindbar sind. Er dokumentiert Men­ des unabhängigen internationalen Expertenteams, schenrechtsverbrechen und macht gemeinsam mit das das Verschwindenlassen der 43 Studierenden Kolleg_innen Möglichkeiten ausfindig, wie solche von Ayotzinapa/Mexiko aufklären sollte und unter­ Verbrechen in Syrien gerichtlich verfolgt werden stützt die Familien bei ihrer Suche nach Wahrheit. können. 2015 erhielt er den Menschenrechtspreis Gernika für sein Engagement für Frieden und Gerechtig­ Seite 21: Wir lauschen den Stimmen der Ver­ keit. schwundenen, damit ihre Angehörigen Antworten finden. Seite 8: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Susana Cori Ascona: Die Juristin ist im peruani­ Es ist Zeit für Antworten! schen Justizministerium für das nationale Register Gabriella Citroni ist Juristin und hat an der Aus­ der Opfer von Verschwindenlassen zuständig. Sie arbeitung der UN­Konvention zum Schutz vor organisiert die Suche nach Menschen, die während Verschwindenlassen mitgewirkt. Sie berät Famili­ des bewaffneten Konflikts zwischen Regierung und en in Lateinamerika, deren Angehörige Opfer von Guerilla­Bewegung (1980­2000) verschwunden gewaltsamem Verschwindenlassen wurden. Sie ist sind und kümmert sich um Wiedergutmachungs­ Rechtsberaterin der Schweizerischen Nichtregie­ programme. rungsorganisation TRIAL (Track Impunity Always) und lehrt Internationales Recht an den Universi­ täten Mailand und Genf. 78 FOTOPROJEKT „AUF DER SUCHE NACH DEN VERSCHWUNDENEN“

Seite 31: Kein_e einzige_r Migrant_in darf mehr Rückseite: „Das Vergessen ist voller Erinnerung“ – verschwinden! Mario Benedetti Tirza Flores Lanza begleitet in Honduras Familien Adam Rosenblatt war als Mitglied des internatio­ bei der Suche nach ihren nach Mexiko ausgewan­ nalen Forensiker­Teams von „Ärzte für Menschen­ derten und dort verschwundenen Angehörigen. rechte“ bei Exhumierungen aus zahlreichen Viele wurden ermordet und wiesen Folterspuren Massengräbern dabei. Durch die Identifizierung auf. Flores Lanza hilft bei der Rückführung der der Toten konnte er vielen Opfern von gewalt­ Toten nach Honduras. Die Juristin arbeitet für die samem Verschwindenlassen ihre Identität zurück­ NGO „Fundación para la Justicia y el Estado De­ geben. Geprägt hat ihn seine Großmutter, die im mocrático de Derecho“. Zuvor war sie Richterin KZ Ausschwitz den Weg unzähliger Menschen in am Berufungsgericht. 2010 verlieh ihr die Vereini­ die Gaskammern miterleben musste. Rosenblatt gung Demokratischer Juristinnen und Juristen koordiniert das Programm für Frieden, Gerechtig­ (VDJ) für ihren Einsatz für Demokratie und Men­ keit und Menschenrechte am Haverford College in schenrechte in Honduras den Hans­Litten­Preis. Philadelphia/USA.

Seite 36: Weil die Verschwundenen uns fehlen: © DIMR/Amélie Losier Gerechtigkeit! Alfredo López Casanova ist Künstler aus Mexiko Das Fotoprojekt „Auf der Suche nach den und schuf als Teil des Künstlerkollektivs „Huellas Verschwundenen“ mit einer Übersetzung der de la Mémoria“ („Spuren der Erinnerung“) eine jeweiligen Botschaften und Informationen zu den Installation aus den Schuhen von Familienange­ abgebildeten Personen gibt es auch online unter hörigen, die sie auf der Suche nach ihren Ver­ www.institut­fuer­menschenrechte.de/themen/ wandten getragen haben. In die Sohlen sind verschwindenlassen/foto­galerie. Botschaften an die Verschwundenen graviert. López Casanova unterstützt Familienorganisatio­ nen und engagiert sich gegen die Straflosigkeit von gewaltsamem Verschwindenlassen in Mexiko.

Seite 56: Hilf den Opfern von gewaltsamem Ver­ schwindenlassen! Oula Ben Nejma untersucht die Schicksale von Verschwundenen in Tunesien und setzt sich für deren Aufklärung ein. Sie ist Präsidentin des Untersuchungsausschusses der tunesischen Kommission für Wahrheit und Würde.

Seite 76: Die Wahrheit zu kennen, ist ein Menschenrecht. Luciano Andrés Hazan ist Jurist und unterstützt in Argentinien die Großmütter von der Plaza de Mayo bei der Suche nach ihren verschleppten Enkel kindern. Als Mitglied der UN­Arbeitsgruppe über gewaltsames oder unfreiwilliges Verschwin­ den lassen begleitet er weltweit Familienangehö­ rige bei ihrer Suche und ihrem Kampf um Wahrheit und Aufklärung. Impressum

HERAUSGEBER FOTOS Deutsches Institut für Menschenrechte © 2018 DIMR/Amélie Losier Zimmerstraße 26/27 | 10969 Berlin Tel.: 030 259 359 ­ 0 | Fax: 030 259 359 ­ 59 GESTALTUNG info@institut­fuer­menschenrechte.de WEBERSUPIRAN.berlin www.institut­fuer­menschenrechte.de Twitter: @DIMR_Berlin DRUCK bud Potsdam JAHRESBERICHT I September 2018 ISSN 1869­0556 (Print) ISSN 1869­0564 (PDF)

REDAKTION Gedruckt auf 100 % Altpapier Bettina Hildebrand, Kerstin Krell © Deutsches Institut für Menschenrechte, 2018 Alle Rechte vorbehalten Deutsches Institut für Menschenrechte Zimmerstraße 26/27 10969 Berlin www.institut­fuer­menschenrechte.de