Afghanistan weiblichen Händen und Füßen nie eine Südafrika andere Frau zu sehen bekommen als ihre Kult um Mandelas »Es geht um sexuelle Mutter und ihre Schwestern. SPIEGEL: Hat sich nichts geändert, 17 Jah - 100. Geburtstag Frustration« re nach der Vertreibung der Taliban? Sayeed: Fortschritt geschieht dort sehr, l Michael Jackson, Ronaldo, Boris Aryana Sayeed, sehr langsam. Ich bin in Pakistan und in Becker – sie alle waren einst zu Besuch 33, der bekann - der Schweiz aufgewachsen. Als ich vor bei Nelson Mandela, um sich in seinem teste weibliche acht Jahren nach Kabul zurückkehrte, Ruhm zu sonnen. Journalisten, Berater, Popstar des Lan - gab es kaum Frauen in TV-Stationen, sogar ehemalige Gefängniswärter des, über den jetzt sind es einige mehr geworden. So schreiben nun Bücher über ihn, geben Hass der Tali - viele junge Frauen kommen zu mir und Interviews, verkaufen ihre Erinnerun - ban auf sie und erzählen mir von Frauen, die misshandelt gen. Am 18. Juli wäre Mandela 100 Jah - Y A K

T ihre feminis - werden, getötet, von ihren Männern re alt geworden, das Geschäft mit ihm T O

R tische Mission geschlagen. All das geschieht täglich. Von blüht, und jeder will ihm nahe gewesen 100 Frauen in Afghanistan sind vielleicht sein. Schon seit seinem Tod vor bald SPIEGEL: Fanatiker in Ihrer Heimat zwei wirklich frei. fünf Jahren wird er in Südafrika wie ein möchten Sie lieber tot sehen als auf der SPIEGEL: Warum behandeln viele afgha - Heiliger verehrt, und überall tauchen Bühne. Wie leben Sie mit der Angst? nische Männer ihre Frauen so? nun neue Reliquien auf. Sayeed: Als ich als Jurorin bei den Sayeed: Das wüsste ich selbst gern, und Es gibt immer wieder auch überra - Talentsendungen »Afghan Star« und natürlich sind nicht alle Männer so, mein schende Funde. Diese Woche stieß der » of Afghanistan« auftrat, Manager zum Beispiel. Er schämt sich  auf eine Website mit einem waren die Todesdrohungen am schlimms - nicht dafür, eine Frau zu unterstützen. Er Verzeichnis weitgehend unbekannter ten. Fünf Mullahs erließen in einer Talk - beschützt mich, er ist stolz auf das, was südafrikanischer Schriftsteller, die sich show eine Fatwa, sie sagten: »Wer den ich tue. Das tut gut. mit dem Faksimile eines bislang unbe - Kopf dieser Frau bringt, wird unmittelbar SPIEGEL: Als einziger Popstar geben Sie kannten Briefes Mandelas aus dem in den Himmel aufsteigen.« Ich kriege dort Konzerte in engen Kostümen, High Gefängnis schmückt. Darin bedankt heute noch Gänsehaut. Heels. Ihre Feinde werfen Ihnen vor, die sich der Freiheitskämpfer in bestem SPIEGEL: Woher kommt der Hass? Kultur zu beschmutzen. Afrikaans bei einem Verlag für eine Sayeed: Ich lehre die Frauen, dass sie Sayeed: Anfangs hat mich das sehr Gedichtsammlung des südafrikanischen stark sein sollen, und fordere sie auf, getroffen, ich fühlte mich tatsächlich Autors Diederik Opperman und lobt unabhängig zu werden. Aber viele Män - schmutzig, als wäre ich nackt. Bis ich mir dessen Werk als nationales Kulturerbe. ner wollen sie als Putzfrauen und Gebär - selbst sagte, ich unterstütze die Mehrheit, Das Schreiben wurde von den Zenso - maschinen behalten. Sie versprechen jun - die anders leben will. ren am 4. März 1975 abgestempelt, am gen Männern 72 Jungfrauen im Paradies, SPIEGEL: Trotz der Drohungen treten Sie Beginn eines der härtesten von insge - damit sie sich in die Luft jagen, um zu in Afghanistan auf. Ist es das wert? samt 27 Kerkerjahren. verhindern, dass sich die Frauen befreien. Sayeed: Wenn ich Millionen Menschen Afrikaans, die Sprache der Apart - Das ist Gehirnwäsche. Die Extremisten Hoffnung gebe, die sich verloren fühlen, heid, hatte Mandela sich selbst beige - spielen mit der sexuellen Frustration die - weil viele internationale Helfer weg - bracht, das gehörte zu seiner Überle - ser jungen Männer, die außer ein paar gegangen sind, dann ist es das wert. SUK bensstrategie im Gefängnis. Der Brief zeigt, wie Mandela sich in der Gefan - genschaft in seine Unterdrücker hinein - versetzte, ihre Mentalität analysierte, Chappatte ihre Sitten, ihre Geschichte – und ihre Sprache lernte, um ihre Feindschaft zu überwinden. Sogar burische Vollzugs - beamte, die ihn zu Anfang als »schwar - zen Boy« verachteten, redeten ihn schließlich mit Mister Mandela an. Nelson Mandela, der große Versöh - ner, war bereits zu Lebzeiten eine globale Kultfigur, aber nach seinem Tod v erkörpert er – gerade in den heutigen bewegten Zeiten – noch stär - ker die Sehnsucht nach einem weisen Staatsmann . ILL

Anlässlich des 100. Geburtstags von Mandela ist ihm die aktuelle Aus gabe von DER SPIEGEL Biografie gewidmet. Das Heft ist für 7,90 Euro im Handel erhältlich oder auf www.spiegel.de

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