60. Jahrgang Juli 2007 / Blatt Nr. 4

Informationsblatt des Blankeneser Bürger – Vereins e. V. Rückblende

Detailversessen zeichnete H.P. Kunkel im Sommer 1974 das „R egina“. Hinter dem schiefen Vorfahrts- und Straßennamenschild ein Opel-Kastenwagen und hinter dem Käfer, HH-YT 769, (!) die Litfaßsäule mit erkennbaren Plakaten

Das Betrachten dieser Zeichnung weckt zum Kino namens „Regina“ umgebaut wur- Erinnerungen an eine Zeit in der Blüte de, als zweites Kino nach den Blankeneser unserer Jahre. Was lief damals, Anfang Lichtspielen. Mit dem Luxor am Markt hat- der Siebziger, in den Kinos? „Diamanten- ten wir dann zeitweilig drei Kinos in Blan- fieber“ mit Sean Connery als James Bond; kenese. An dieser Stelle: Möge das Blanke- oder Edgar Wallace’ „Die Tote aus der neser Kino als einzig übrig gebliebenes uns Themse“ mit Uschi Glas, Ingrid Steeger, doch bitte erhalten bleiben. Zugegeben, es Vadim Glowna und Hansjörg Felmy; oder gibt hübschere Häuser als das ehemalige Stanley Kubricks Kultfilm „Uhrwerk Oran- Lichtspielhaus „Regina“ an der Elbchaus- ge“. Die drei Fernsehprogramme beende- see, Ecke Mühlenberger Weg. Ich liebe sol- ten ihre Programme gegen Mitternacht, che Zweckbauten und deren besondere, die mit dem Abspielen der Nationalhymne. Ein Phantasie beflügelnde Ausstrahlung. Um stattliches Bauwerk war das ehemalige den Erhalt des Ensembles aus „Regina“ Hotel „Johannesburg“, dessen Saal 1949 Lesen Sie bitte weiter auf Seite 2

Inhalt: Bäckerei Körner...... ………...... …...S. 4 Rückblende...... S. 1 Porträt Bruno Jessen...... ……….....S. 5 Aufruf Schwedenspeisung...... S. 2 Rund um den Bahnhofsplatz...... S. 6 Einweihung Schwedenstein...... S. 2 Schulleiterin bei Maria Grün...... S. 7 Editorial………………………....…….S. 3 Eine Reise nach innen...... …………...… S. 8 Flohmarkt……………….…...... S. 3 Termine...... S.10 Fortsetzung von Seite 1 Wer erinnert sich

noch an die Schwedenspeisung für Kinder in Rückblende Blankenese im Häuschen im Hessepark oder in Lütt oder in 350 anderen Stellen in Ham- und der rechts anschließenden „Johannes- burg? Von 1946 bis 1949 gab das schwedische Rote Kreuz täglich 40 000 Essen aus, die von den burg“ (erinnert sei an die legendären Auftritte Kindern meist direkt an den Ausgabestellen geges- der Old Merry Tale Jazzband dort) hatte sich sen wurden. Vorweg gab es den berüchtigten Löffel zu Beginn der Achtzigerjahre der Innenein- Lebertran. Gibt es sogar noch eine Helferin vom richter Fritz Dirala intensiv bemüht. Verge- Roten Kreuz, von der Inneren Mission oder der bens. Im Umgang mit Industrie- und Zweck- Arbeiterwohlfahrt? Bitte schreiben Sie uns oder bauten und alten Gemäuern sowieso hat mailen Sie an [email protected]. Rufen Sie uns auch unsere Stadt Probleme. Leider sind der Park- an, und wenn Sie mögen, erreichen Sie unseren platz und der modernistische Neubau an die- Schwedenspeisungs-Experten und Bürgervereins- ser Stelle städtebaulich eher eine Entglei- mitglied Carsten Stern vormittags unter 870 18 76. Wir freuen uns auf Ihre Berichte. Und nicht nur aus sung. Hätte man das heute anders gemacht? Blankenese, ebenso auch aus Eppendorf, Barmbek Claus Eggers oder von südlich der .

Zweite Einweihung des Schwedensteins

Frohe Gesichter beim ersten öffentlichen Auftritt unseres neuen Ersten Vorsitzenden Prof. Dr. Jürgen Weber (links). Rechts von ihm: Frau Vollmer (Trachtengruppe), Herr Bengt Lundborg (schwedischer Generalkonsul), Herr Vollmer (Trachtengruppe, Vorstand BBV), Herr Jürgen Gehrke (Spender der bronzenen Gedenktafel), Frau und Herr Rietdorf (Trachtengruppe, BBV). Foto: Heiner Fosseck

Im vorigen Jahr haben ruchlose Personen, die Prof. Dr. Jürgen Weber, hat in seiner Rede einen wohl noch nie Hunger erlitten haben, die bronzene Abriss der Geschichte der Schwedenspeisung Platte des Schwedensteins am Strand der Elbe gegeben und auf ihre Bedeutung für die Kinder im unweit des Mühlenbergs abgerissen und gestoh- Nachkriegshamburg hingewiesen. Der Schwedi- len. Durch eine hochherzige Spende von Herrn sche Konsul, der aus einer Generation stammt, die Jürgen Gehrke wurde es ermöglicht, dass eine nicht mehr Krieg und Nachkriegszeit erlebt haben, neue Gedenktafel mit einer vandalensicheren hat erfreut zur Kenntnis genommen, dass die Befestigung finanziert und angebracht wurde. Ein Schwedenspeisung in Deutschland unvergessen kleine Feier am Elbestrand am Sonntag, dem 20 ist. Immerhin feiert das Schwedische Volk im Jahre Mai 2007, an der auch der schwedische General- 2008 zweihundert Jahre Frieden. Zeitzeuge konsul in , Herr Bengt Lundborg, teil- Carsten Stern erzählte, dass im Jahre 1947 19 nahm, gab den würdigen Rahmen, um dem Dank Millionen Essenportionen in Hamburg ausgegeben der Blankeneser Bevölkerung Ausdruck zugeben wurden. Nach den Reden wurde das kalte Büfett für die Hilfe der schwedischen Bevölkerung in freigegeben. Natürlich Schwedenhappen, von dem großer Not nach dem letzten Krieg. Der Erste die damaligen Kinder in Nachkriegsdeutschland Vorsitzende des Blankeneser Bürger-Vereins, nicht mal zu träumen wagten. Heiner Fosseck 2 EDITORIAL

Rund um den Blankeneser Bahnhof gibt es bemerkenswertes zu vermelden. Wer hätte gedacht, dass die 68 Fahrradbügel so rasant vom Publikum angenommen werden wür- den? Ich nicht. Hatte ich doch schon bedau- ert, dass der schöne helle Platz vis-a-vis Budnikowsky von diesen ungenutzten Kram- pen beeinträchtigt würde. Und jetzt diese Invasion von Drahteseln. Wunderbar auch, wie es dem Apotheker Meyer gelungen ist, den Radlern das hartnäckige Anschließen der

Räder an den Baumzäunen auf seinem Vor- Ute Knoop-Troullier (Vorstand BBV) und Hildegard Schmidt (Blumen Rahloff) konnten den Anblick der ver- platz abzugewöhnen. Mit Engelsgeduld hat er wahrlosten Biotope in der Bahnhofstraße nicht länger eine Bewusstseinsänderung erreicht. Ich ertragen. Das Foto mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Westphal wäre längst ausgerastet. Aber Herr Meyer setzte auf das Prinzip Nachhaltigkeit: An sei- in der Bahnhofstraße beim Postamt. Um dort nen Baumzäunen befestigte er kluge Hinwei aufzuklaren, konnte sie Bürgervereinsmitglied se und in die Erde um die Bäumchen pflanzte und Blumenhändlerin Hildegard Schmidt ge- er wunderschöne Blumen, dass sich kaum winnen, die aus ihrem Geschäft „Blumen jemand mehr traute, diese mit dem Fahrrad Rahloff“ Pflanzen beisteuerte. Und dann zu ramponieren. Kompliment! Auch Kinder- krempelten die beiden Frauen die Ärmel auf gärtnerin Frau Stroller auf der Südseite des und machten Unkraut und Müll den Garaus. Platzes konnte mit solchen Anpflanzungen Das sieht jetzt alles wieder ganz schön schon Pluspunkte einheimsen. In puncto schmuck aus, wie sogar Herr Sörensen fest- Sauberkeit in und um den Bahnhof herum hat stellte. Nun aber ist unser aller Meinung nach Ute Knoop-Troullier die Initiative ergriffen. Um das Gartenbauamt an der Reihe. Denn die die schon jetzt ärgerlichen Spuren unserer rotten Bretter auf den Bänken kann Ute wirk- Bahnhofzauseln auf dem hellen Pflaster zu lich nicht austauschen. Und dann wären da entfernen, hat sie ebendiesen einen Eimer noch die angeblich langsam, nun doch ins mit heißer Seifenlauge und Schrubber in die Uferlose wachsenden Linden, die nach Be- Hand gedrückt. Und zur allgemeinen Ver- schneidung schreien. Gepflanzt wurden sie wunderung machten die klar Schiff in ihrem vor zwölf Jahren auf Initiative von Ute Knoop- Wohnbereich. So schon gut auf Betriebstem- Troullier. Muss doch möglich sein, dass es in peratur, ging Ute ihr nächstes Ärgernis an: unserer Einkaufsmeile nicht aussieht wie bei die verdreckten Biotope um die rotten Bänke Hempels unterm Sofa. Claus Eggers

Zweiter Blankeneser Flohmarkt: ein voller Erfolg

Ein Verhältnis zu Petrus geschleppt und Zelte aufgebaut haben? Ohne die vielen Kuchenspenden hätten wir nichts verkaufen Ich muss es an dieser Stelle einfach noch einmal können und ohne die vielen Leihgaben keine Ge- loswerden: ein riesengroßes Dankeschön an alle tränke kühlen, kein Kaffee kochen und kein Ku- Helfer, die zum Gelingen unseres Flohmarktes chen auftun können. Die Fa. Edeka Kröger hat uns beigetragen haben. Unser Dream-Team hinterm Ihren Lieferwagen als Zwischenlager für die Ge- Tresen ist ja schon eingespielt, auch sind neue, tränke zur Verfügung gestellt und hielt den Park- unermüdliche Helfer dazugekommen. Da wurde platz auch am Sonntag geöffnet. So haben viele geschmiert, gebrüht und ausgeschenkt, und jeder liebe Menschen geholfen. Es war ein schöner Tag. hatte Spaß dabei. Wie aber hätten wir dagestan- Wer aber das gute Verhältnis zu Petrus hatte, das den ohne unsere „Plakatierer“, unsere „Platzan- habe ich noch nicht raus gefunden. weiser“ und unsere starken Männer, die für uns Gabriela Sönnichsen

Erstmals aktiv für den BBV dabei

Als neues Mitglied im Vorstand des BBV war mei- ne erste öffentliche Veranstaltung der Flohmarkt am 24. Juni auf dem Blankeneser Markt am Stand des BBV beim Verkauf von Kaffee und Kuchen, herzhaften Brötchen und Frikadellen. Durch ver- schiedene Ehrenämter in der Vergangenheit bin ich nicht ganz ungeübt im „Stehen am Stand“. Der Einsatz für den Musenstall aber war ein besonde- rer Anlass und es allemal wert, mir die Beine in den Bauch zu stehen und unermüdlich mit den

Gute Stimmung macht der Flohmarkt: v.l.n.r.: Hella anderen BBV-Mitgliedern für Nachschub von Schieferstein, Renate Vogel, Ingrid Weber-Ziegler Lesen Sie bitte weiter auf Seite 5 Foto JOE 3 Gottes Segen wirk' im Teig! Bäckerei Körner in Blankenese

Wer nicht tüchtig kneten kann, ist kein rechter sen. Jetzt zum Ende der Arbeit in der Backstu- Bäckersmann. be werden Schwarzbrote von den Teigmachern Packe zu, spar' keine Kraft, durch und durch geknetet. Die Brötchen und Semmeln sind den Teig geschafft! schon im Laden oder auf dem Weg in die Ge- Hand und Arm und Finger drückt, jeder Klum- schäfte. Am Daub-Backofen steht souverän pen wird zerstückt. Ofengeselle Fürstenberg und setzt „Der kleine Jedes Teil das andre fand, mächtig fühlt das Max“-Bauernbrote auf den Ofenrollwagen. Mehl die Hand. Dampf zischt auf, das gibt eine herzhafte Krus- Greife fest und schaff' und schweig': Gottes te. Die Mitarbeiter scheinen sich sehr wohl zu Segen wirk' im Teig! fühlen, denn viele sind seit Jahrzehnten hier Alte Bäckerweisheit tätig. Drei Gesellen arbeiten Hand in Hand, um die Franzbrote fertig zustellen. Da wird gerollt, verschiedene Teigplatten aufeinandergelegt, mit Schokoladenmasse bestrichen, geschnit- ten, gedrückt, gefaltet und zu 15 Stück auf Bleche gesetzt. Ein Euro kosten die Franzbrote später im Laden. Wann denn nun die Arbeits- zeit beendet sein wird, frage ich. „Wenn die Arbeit getan ist“, und heute um 23 Uhr beginnt die nächste Arbeitsnacht der tüchtigen Körner- Mannschaft. 700 Jahre Blankenese wurde 2001 in ganz Blankenese gefeiert, und da passte es gut, dass Bäcker Körner just 100 Jahre bestand. 1901 fing Hinrich Martin Körner im Keller des Hauses Blankeneser Landstraße 13 mit dem Brot Backen an. Eine denkbar

schlechte Lage, direkt an der damals recht Der Gründer Hinrich-Martin Körner mit Zigarre im Mund ländlichen Chaussee nach Wedel, weit ab vom 1906 vor der Bäckerei dicht besiedelten Blankeneser Treppenviertel, Um 23 Uhr, wenn freitagabends Hamburgs wo schon in der Blankeneser Hauptstraße, flippige Jugend in die Diskos strömt, wird in der damals Elbstraße, vier Bäckereien existierten. Bäckerei Körner in der Blankeneser Landstraße Max Körner, der auf seinen Lehr- und Wander- mit dem Backen von Broten, Brötchen, Gebäck jahren auch in Wien gearbeitet hatte, übernahm und Torten für das Wochenende begonnen. 1932 die Bäckerei Körner. „Wiener Bäckerei“ Sabine Möller, Bäckermeisterin und Konditorin stand seitdem auf dem schmiedeeisernen Fir- und Mutter zweier Söhne noch dazu, ist stolz menschild mit der goldenen Brezel. Als 1939 darauf, dass man beim „BBBB-Bäcker“ Körner der Zweite Weltkrieg begann, wurden immer noch weitestgehend traditionell Gebackenes mehr Männer zum Wehrdienst eingezogen. bekommt. Denn dies garantiert das Siegel „Bä- Auch bei Bäcker Körner fehlten viele Männer. cker Backen Beste Brötchen.“ Sie führt nun Brot, Fette, Zucker Kohlen, alles wurde jetzt schon in der vierten Generation seit Anfang vom Amt zugeteilt. Zeitaufwendig mussten die 2002 mit Erfolg die handwerklich ausgerichtete Lebensmittelmarken von den Bögen abge- Bäckerei Körner. Ihr Vater Hartmut Körner hat schnippelt, aufgeklebt und im Katharinenhof ihr wohl die Liebe zum Backen in die Wiege abgeliefert, um dann gegen Bezugsscheine für gelegt. Wer will fleißige Hände sehen, der muss Mehl, Kohle, Fette, umgetauscht zu werden. freitagmorgens mal zu Körner in die Backstube Auch die Frauen standen jetzt in der Backstu- gehen. Seit zwei Uhr arbeiten hier acht flinke be. Der 1940 geborene Hartmut Körner, wurde Gesellen und Lehrlinge. Geduldig und kompe- im Brotkorb abgelegt, während die Mutter von tent erklärt Sabine Möller, die auch schon früh- fünf Körner-Sprösslingen Teig knetete. Das morgens im Laden steht, was ein Teigkessel ist Backsortiment musste radikal verkleinert wer- und wie die Knetmaschine funktioniert. Neben den. Was hatte man nicht alles vor dem Krieg den 20 verschiedenen Brötchen und 20 Brotsor- in der Bäckerei Körner hergestellt. Nicht nur ten werden in der engen Konditorei, die früher das Hamburger Schwarzbrot, Angeschobene die Küche der Familie Körner war, außerdem 30 und Feinbrot. Weißbrot, rund oder im Kasten, verschiedene Kuchen und Torten hergestellt. Meterbrot, Pröben, Berches, Rosenbrot, Zöpfe, Ich darf mal an der Hefe riechen und dort in die Klöben, Pudelmütze und „Schweinebraten“. großen Töpfe mit dem Sauerteig gucken. Mit Und die vielen Brötchen: Hamburger Rundstü- der Teigteil-Wirkmaschine werden Brötchen in cke, Wiener Semmel, Berliner Knüppel, Hörn- Form gebracht. In der Sauerteiganlage liegt chen, Salzstangen, Milchbrötchen, Heißwe- schon altes Brot bereit. Ich stolpere fast über cken, Kieler, Flensburger, Franzbrötchen. Par- einen Sack Roggenschrot, und Weizenmehl tybrötchen, Schwäne, Pilze aus Weizenhefe- wird in so großen Mengen verarbeitet, dass das teig. Mit einem roten Tempo-Dreirad-Liefer- Mehl aus dem Keller hoch gepumpt werden wagen belieferte Bäcker Körner ab 1938 Ge- muss. Überall Bleche mit Teige für die Franz- schäfte in Blankenese, Iserbrook und Sülldorf. brote, die nach dem Kneten noch ruhen müs- Lesen Sie bitte weiter auf Seite 6

4 Porträt Bruno Jessen hier preisgegeben: Auf dieser Ver- anstaltung trug er bei sich in seinem Gepäck eine Bruno Jessen zwar ungeladene, aber hammermäßige Luger Ingenieur Pistole. In unmittelbarer Nähe zum Präsidenten. Eher zufällig, denn der Ballermann sollte zudem noch nach Hause geschmuggelt werde, blieb dann aber doch in den USA. Heutzutage unvorstellbar, ein Husarenstück, nichts für Hasenfüße, eine Jugendtorheit, bezeichnend aber für seinen Mut. Der Amerikaaufenthalt hatte nachhaltige Wirkung auf sein weiteres Leben, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Nach einer Lehre als Maschinenbauer entschloss er sich, zur See zu fahren. Weniger aus Abenteuerlust, wie er sagt, sondern um sein Studium der Schiffsbetriebstech- nik zu finanzieren. Krönender Abschluss seiner Seefahrtzeit war Ende der achtziger Jahre die Bauaufsicht, Inbetriebnahme und Erprobung des einzigen nuklear angetriebenen Handelsschiffs, der N/S Otto Hahn, mit diversen Forschungs- und Gästereisen. 1970 beschloss er, an Land zu ge- hen, nach Blankenese, wo er seit 1966 gemeldet ist, dem Jahr der Heirat mit seiner Frau Renate. Die kleine Tochter war zwei Jahre, und der Papa wurde gebraucht, 1971 kam dann noch ein Brü- derchen dazu. Doch wieder zog es ihn in eine Arbeit ohne pünktlichen Feierabend, zur Firma Babcock und dort in wechselnden Positionen im Bereich Vertrieb von Dampferzeugern für Groß- und Industriekraftwerke. Dort musste er nach mehr als dreißig Jahren zum Ende seines beruflichen

Bruno Jessen, Mitglied im Vorstand des Lebens im Jahre 2002 den schmählichen Nieder- Blankeneser Bürger-Vereins und Mann für besondere gang des einst blühenden Konzerns mit erleben. technische Fälle Nun aber begann ein aktives Blankeneser Leben. Endlich war er nicht mehr nur „der Mann von Re- Seit vier Jahren ist Bruno Jessen, zeitgleich in nate“, Blankeneserin in dritter Generation. Man traf etwa mit mir, Vorstandsmitglied unseres Bürger- ihn im „Dorf“, beim Einkaufen, auf Veranstaltun- vereins. Sein Aufgabenbereich möchte ich als gen, und allmählich gewann er seine eigene Blan- z.b.V (zur besonderen Verwendung) bezeichnen. keneser Identität. Seit beide Kinder in Düsseldorf Nämlich, wann und wo immer schneller, beherzter leben, wird die gewonnene Zeit mehr als gefüllt oder zupackender Einsatz für unseren Verein vom Blankeneser Bürger-Verein, dem Blankene- gefordert ist, in solchen Fällen ist Bruno Jessen ser Männerturnverein, von Wanderungen mit dem erste Wahl. Erinnert sei an seinen beispielhaften Deutschen Alpenverein und vielen Reisen nach Einsatz bei der Organisation unseres großartigen nah und fern und auch gelegentlich nach Düssel- Flohmarkts vor drei Jahren auf dem Blankeneser dorf zum Babysitten der Enkel. Wie gesagt: mit der Markt. Sein Organisationstalent wie auch die für Heimat im Herzen die Welt umfassen. Hol di stief, eine solche Veranstaltung erforderliche Autorität Bruno! Claus Eggers gründeten den Erfolg. Und ich kann nur hoffen, dass wir beim nächsten Flohmarkt wieder auf Fortsetzung von Seite 3 seinen Einsatz zählen können. Aber auch bei Flohmarkt internen gruppendynamischen Turbulenzen kann er mäßigend und strukturierend auf uns einwirken. Kuchen und Brötchen zu sorgen. Und dieses Mal Hilfreich dafür ist dem sonst eher ruhigen Men- hat es mir besonderen Spaß gemacht, weil die schen eine Stimme, die eine Kraft ähnlich der Blankeneserinnen und Blankeneser besonders Trompeten von Jericho entwickeln kann, was ich kontaktfreudig sind. So konnte ich mir durch Ge- neidvoll konstatiere. Und wer hätte gedacht, dass spräche mit alten und neuen Bekannten die guten dieses kräftige, typisch norddeutsche Gewächs alten Zeiten zurückholen, in denen sich unsere bereits im 68. Lebensjahr ist? Geboren an der Familien und Vorfahren schon kannten. Ich hoffe, Küste, im wunderschönen Burg am Nord-Ostsee- unser Projekt Musenstall wird erfolgreich sein. Kanal, der gerne auch mal plattdeutsche Wendun- Mich wird man bei solchen Veranstaltungen zu- gen in seine Rede einflicht. Weite Passagen sei- künftig öfter treffen. Marion Spiegelberg nes Lebens verlaufen getreu dem Motto: mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen. Das begann schon im Alter von sechzehn Jahren. Als Aus- tauschschüler ging Bruno nach Iowa in den USA. Dort traf er bei der Abschlussveranstaltung nach einem Jahr auf den Präsidenten Dwight D. Eisen- hower. Eigentlich kaum einer Erwähnung wert. Die Begleitumstände jedoch erinnern fast an den BBV-Stand: ums Kreml-Flug von Mathias Rust. Brunos Geschichte leibliche Wohl der ist mit Sicherheit längst verjährt, zumal „Ike“ vor 38 Flohmarktgäste Jahren altersbedingt gestorben ist. Also, von sehr besorgt Foto JOE 5 Fortsetzung von Seite 4 bis zum Falkenstein, für die Bäckerei Körner mor- Bäckerei Körner in Blankenese gens in aller Herrgottsfrühe die Brötchen aus. Im warmen Backofen wurde auch für gute Kunden Der 2001verstorbene Dittmer Körner konnte sich schon mal eine Gans gebraten, oder die Haus- erinnern, dass er mit dem Blockwagen, beladen frauen kamen mit ihren selbstgemachten Kuchen mit 80 Schwarzbroten, mit seinem Bruder die an, die dann nebenbei mitgebacken wurden. Im Blankeneser Hauptstraße runter fuhr. Einer lenkte Zuge umfangreicher Um- und Anbauten wurde die mit den Füßen die Deichsel, während sein Bruder Backstube aus dem Keller ins Erdgeschoss ver- hinten mit den Füßen bremste. Dass im harten legt; rationellere Backöfen und Teigknetmaschinen Winter 1946/47, mit der großen Kreek, beladen mit hielten Einzug. Auch der Laden in der Blankeneser Brotkörben, bei Eisglätte und Schneeverwehungen Landstraße wurde modernisiert. Filialen, allein drei die Ware bis nach Iserbrook geschleppt werden Verkaufsstellen in Wedel, wurden eröffnet. Hart- musste, ist bei Körner unvergessen. Über altes mut Körner, der 1969 die Leitung des Betriebes Brot und Kuchenabfälle freuten sich die Schweine, übernahm, nannte nun das Geschäft „Körners die hinter der Bäckerei großgezogen und dann im Brotparadies“. Er führte die Bäckerei bis 2001. Winter geschlachtet wurden. Gehungert wurde Wenn im Gemeindehaus bei „Kirchens“ belegte auch in größter Not in der Bäckerei Körner nicht. Brötchen gereicht werden, kann man sicher sein, Die damaligen Brotpreise: Rundstück 4 Pfennig, dass Bäcker Körner sie gespendet hat. Er führte Weißbrot 500 g 27 Pfennig, 1500 g Feinbrot 51 die Bäckerei zu ihrer heutigen Bedeutung – ein Pfennig, 1500 g Schwarzbrot 42 Pfennig. Auf dem Mann, der auch viele Ehrenämter übernahm. Erin- Schwarzmarkt bekam man für ein 3-Pfund-Brot 80 nert werden soll an die Altenhilfe in Blankenese, Reichsmark. Die englische Besatzungsmacht die Hartmut Körner aktiv unterstützt. Körner ist nun mochte auf feinen Kuchen und Gebäck auch im der letzte Brot backende Bäcker in Blankenese. Hungerwinter 1946/47 nicht verzichten und beauf- Nach dem Krieg gab es vier Brot backende Bäcker tragte die Bäckerei Körner mit der Herstellung allein in der Blankeneser Hauptstraße. Bäcker dieser Backwaren. Lindemann an der Hans-Lange-Straße, Bäcker Schneider an der Ecke Eiland, Bäcker Hansen an der Schlagemihlstreppe, und Bäcker Timm war dort, wo später Raumausstatter Matschke seinen Betrieb hatte. Auch die Elbfähre aus Cranz brach- te immer eine Kiste mit sehr gehaltvollem Altländer Brot von Bäcker Albers mit, das dann von einem Krämer an der Grube verkauft wurde. Sabine Körner, die seit sechs Jahren den Betrieb leitet, hofft, dass eines Tages in dann fünfter Generation einer ihrer Söhne die Bäckerei übernimmt und weiterführt. Heiner Fosseck

Auch das ist Blankenese

„Haste ’ne Tageskarte übrig“, wird man oft aus der Gruppe von Randständigen, die sich im Eingangs- Stolz präsentiert Sabine Möller, Bäckermeisterin und bereich des Blankeneser Bahnhofs aufhalten, an- Konditorin, in der Backstube verschiedene Brote. Das gesprochen. Getrunken werden Bier und Schnaps vordere ist ein Hefezopf aus dem Zeitungsladen. Leider wird auch das Pro- Ein großer Militärlastwagen brachte die benötigten blem mit der Notdurft wegen Ermangelung eines Zutaten. Die ganze Familie und die Belegschaft geeigneten öffentlichen WCs notgedrungen im bestaunte die so lange entbehrten Zutaten, die die Eingang des ehemaligen Burger-King-Restaurants junge Generation der Körner-Familie noch nie erledigt. Im Zuge der umfangreichen Bauarbeiten gesehen hatten. Um den Kuchen unauffällig in die in und um den Blankeneser Bahnhof sind zur Zeit Kaserne nach Osdorf zu schaffen, wurde der knall- leider keine Toiletten im Bahnhofbereich vorhan- rote Lieferwagen von den Engländern olivgrün den. Das hat natürlich traurige Folgen. Freitags lackiert. Eine Partie amerikanisches Weizenmehl und sonnabends ist Disko-Night in Wedel ange- wurde vorzeitig zum Osterfest verbacken. Ostern sagt, und dann reisen viele Teenies per S-Bahn gab es weißes Brot. Zur Strafe wurde die Bäckerei an, um über Blankenese mit dem 189er-Bus weiter von der Besatzungsmacht 14 Tage geschlossen. nach Wedel zu fahren. Dann kann man haarsträu- Alle Gesellen bekamen auf einmal Urlaub. Die bende Szenen besichtigen. Schon auf der Hinfahrt Kunden reihten sich in langen Schlangen vor den wird Alkohol aus der Flasche von den teils Minder- anderen Bäckereien in Blankenese ein. Bei Kör- jährigen getrunken, und diese kreischenden und ners standen die Kunden oft in Viererreihen in 30 pöbelnden Gestalten beherrschen das nächtliche m langen Schlangen nach Brot an. Dass sich Blankenese rund um den Bahnhofsplatz. Tunlichst Polizeibeamte von der Polizeiwache in der Sib- machen die Fahrgäste einen Bogen um die aufge- 6 bertstraße gerne in der Backstube aufwärmten, heizte Meute. Junge Mädchen verschwinden in die ging ja noch an. Dass aber unter den weiten Män- dunkle Ecke seitlich der Bahnhofsapotheke, er- teln der Polizisten Brote versteckt und herausge- leichtern sich dort, um anschließend wie wild den schmuggelt wurden, ging zu weit. Auf der Revier- ankommenden Bussen hinterherzujachtern. Am wache und in Körners Backstube mussten um- nächsten Morgen sieht der Blankeneser Bahnhof fangreiche personelle Umbesetzungen vorge- wie ein Schlachtfeld aus, Papier, zerbrochene nommen werden. Nach der Währungsreform 1948 Flaschen und Erbrochenes überall. Zu hoffen ist, ging es wieder aufwärts. Die Blankeneser wollten dass sich die Situation am Bahnhof mit der Fertig- ihre Brötchen wieder ins Haus geliefert haben. Bis stellung der Bauarbeiten bessern wird. zu 20 Helfer trugen in Blankenese, vom Hirschpark Heiner Fosseck

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Martina Overmeyer dem, und mit derzeit zwei Ausnahmen sind die

In der Mai-Ausgabe berichtete ich über die Ge- Schüler den beiden großen christlichen Kir- meinde Maria Grün. Zwei Gründe haben mich chen zugehörig. Unser Gespräch in Anwesen- bewogen, in dieser Ausgabe Ihnen Martina heit des Pfarrers und Dr. Arno Spors’, auf des- Overmeyer, Leiterin der dieser Gemeinde an- sen Initiative dieses Gespräch zustande kam, geschlossenen Grundschule, vorzustellen. Är- war in vieler Hinsicht lehrreich für mich, der ich gerlicherweise schrieb ich ihren Namen falsch, einer protestantischen Familie entstamme. Ge- und dann erfuhr ich, dass Martina Overmeyer in fallen hat mir besonders das Unprätentiöse. Blankenese einjähriges Jubiläum hat. Mit Un- Auch habe ich erfahren, dass katholische Schu- behagen erinnere ich mich an den „Direx“ mei- len ebenso in soziologischen Brennpunkten wie ner, damals noch Volksschule genannten, Willhelmsburg oder zu finden sind. Grundschule. Zu unserem Termin, zusammen Spaß gemacht hat mir das Beispiel von Pfarrer mit dem weltoffenen Pfarrer Mies in dessen Mies zur Charakterisierung eines katholischen Büro, begegnete mir eine auf Anhieb sympathi- Pfarrers, nämlich des Pater Brown von Gilbert sche und sehr natürliche junge Frau, in deren Keith Chesterton (nachzulesen im Internet). Obhut ich ohne Bedenken meine Kinder geben Ihnen, Frau Overmeyer, wünsche ich eine ge- würde. Geboren wurde Martina Overmeyer segnete Hand beim Erfüllen Ihrer Aufgaben, 1961 in Münster, genoss dort häuslich und und dass sich dereinst Ihr Name als ebenso schulisch eine katholische Erziehung, war auch erfolgreich einfügen möge in die Gruppe Ihrer schon aktiv in der Kinder- und Jugendarbeit. drei Vorgänger, der Herren Kinne, Engler und Wie viele junge Mädchen wollte sie Tierärztin Dr. Krupp, die alle noch in Blankenese wohnen werden. Nach einem Biologie- und Geschichts- und aktiv am Gemeinde- und auch Schulleben studium und dem Studium der Katholischen teilnehmen. Claus Eggers

Theologie aber ging sie in den Grundschul- dienst nach Berlin und wurde dort vor sieben Jahren stellvertretende Schulleiterin der Katho- lischen Schule Salvator, stellte dann jedoch fest, dass das Leben in diesem Moloch von Stadt doch nicht so ganz ihren Neigungen ent- sprach. Eine Landpflanze sei sie, sagte sie – mit einem gewinnenden Lächeln aus strahlend blauen Augen. Und Land im Sinne von bewirt- schaftetem Ackerland vermisste sie in Berlin. Als sie von der Vakanz in Blankenese bei einem Pfarrer gleichen Namens wie ihr Direktor in Berlin erfuhr, empfand sie das als Wink des Schicksals. Auch sei Blankenese mit dem Fahr- rad nur eine knappe Viertelstunde entfernt von den ländlichen Gefilden in Osdorf und . Ein Wechsel nach Hamburg konnte problemlos erfolgen, und so erfreuen sich hier 350 Schüler in 12 Klassen und das 18-köpfiges Lehrerkolle- gium ihrer neuen Schulleiterin. Neben den obli- gaten Fächern der Grundschule sind Theater und Musik zusätzliche Schwerpunkte in den Stundenplänen. Alle Kinder führen mindestens ein Theaterstück auf während ihrer Schulzeit hier, dazu kommen bekanntlich die beiden Chö- re. Nach dem Ende der vierten Klasse schaffen fast alle Schülerinnen und Schüler den Sprung Martina Overmeyer, seit einem Jahr Leiterin der Katholi- schen Grundschule Blankenese aufs Gymnasium. Ein nicht hoch genug einzu- schätzendes Merkmal dieser Schule, ermöglicht durch eine hohe Motivierung zum Lernen („För- „Regeln für Schulleiter“ dern und Fordern auf dem Weg in die Selbstän- Benedikt von Nursia gründete 529 das digkeit“ lautet die Divise), enge Klassenverbän- Benediktiner-Stammkloster Monte Cassino de und ein sehr menschliches Klima, erwach- bei Neapel und formulierte nachstehende sen aus dem Zusammenspiel von Schule, El- „Regel für Schulleiter“: tern und Kirche. „Das Kind als höchsten Wert „Angehende und schon im Amt befindliche an sich zu schützen“, daran ist Martina Over- Schulleiter müssen sich bewusst machen, meyer ganz besonders gelegen. Ich muss ge- welch wichtige und folgenschwere Aufgabe sie stehen, diese Verquickung von Schule und übernommen haben, aber auch welch schönes Kirche erscheint mir als jemandem aus der Ge- und befriedigendes Amt sie ausfüllen dürfen: neration der so genannten Achtundsechziger nämlich die Aufgabe, Menschen zu führen, immer etwas problematisch. Speziell in diesem sich auf viele unterschiedliche Charaktere ein- Fall, bei dieser Erfolgsquote und dieser char- zustellen und einzulassen, der Eigenart manten Leitung, ließe ich mir es gefallen. Es vieler unterschiedlicher Lehrerpersönlichkeiten gibt eine Schülermitverwaltung aus Klassen- gerecht zu werden und sie so weit irgend sprechern und Schülerrat. Kein Schulgeld zu- möglich zu fördern.“ - 1 - 7 wir uns um Georg Ramm, lauschten seinen Eine Reise profundennach Vorträgeninnen un d erkannten in ihm den Experten, dessen Urteil mittlerweile ge- fragt ist sowohl in Wirtschaft als auch in Poli- tik. Zur Mittagszeit wurden wir alle satt von 1a selbst gemachtem Kartoffelsalat und Frikadell

Volle Aufmerksamkeit der Reisegruppe während de r profunden Vorträge von Georg Ramm (Mitte). Im Hintergrund die Lorenbahn „Moorkieker“. Fotos: Ute Knoop-Troullier

Mit unserem erprobten Autobus, chauffiert wir uns um Georg Ramm, lauschten seinen pro- vom beredten Herrn Meyer, gelangten wir im funden Vorträgen und erkannten in ihm den Exper- Wonnemonat Mai zu unserem Ziel im Lande ten, dessen Urteil mittlerweile gefragt ist, sowohl Kehdingen. Fast fünfzig Reisende, Zeitrei- in Wirtschaft als auch in Politik. Zur Mittags- sende, waren wir, die wir uns im Aschhorner zeit wurden wir alle satt von 1a selbst ge- Moor in vorgeschichtliche Zeiten versetzen machtem Kartoffelsalat und Frikadellen und lassen wollten – auf sehr komfortable Weise löschten den Durst mit zum Teil anregenden mit einer kleinen Lorenbahn namens Moor- Getränken. Immer mehr führte die Reise mich kieker, drei Anhänger, gezogen von einer und, wie ich hörte, auch andere ins Innere der winzigen Diesellokomotive. Am Rande des Seele. Leicht schaukelnd auf federndem Moores bestiegen wir die Wagen, saßen be- Torfgrund, gondelten wir bei bestem Wetter quem zu dritt nebeneinander und waren äu- dahin wie in Trance. Durch Wollgrasfelder mit ßerst erwartungsvoll. Ein rauschebärtiger Wolken aus weißen Wolltupfen, durch brach- Mann verproviantierte vor unseren aufmerk- liegende Moorgebiete mit kilometerweiter samen Blicken den Zug mit diversen Geträn- Rundumsicht. Seltene Vögel, aber auch viele kekisten und Lunchboxen. Sollte der etwa...? hier Schutz suchende Möwen umschwirrten Ja, er war es! Nach seiner persönlichen Vor- uns. Menschen sahen wir nur einen, der mit stellung und einer knappen Belehrung gelei- seiner Lok einen unserer Strecke blockieren- tete uns Georg Ramm – wie Hermes die den Arbeitszug aus dem Wege zog. Und so Wanderer in die Unterwelt – in eines der vergingen vier Stunden statt der veranschlag- größten industriemäßigen Torfabbaugebiete. ten drei. Mit Applaus und vielem Dank verab- Geleitete insofern, als er meistenteils neben schiedeten wir uns von Georg Ramm. dem Schritttempo fahrenden Zug einher- Erdverbunden auch der zweite Teil unserer schritt. Runter von der Lok und aus wech- Reise: Kaffee und Kuchen auf dem nur zehn selnden Positionen erläuterte er uns die Kul- Minuten entfernten Demeter-Hof „Arche Nie- turlandschaft Moor und den Abbau von Torf in derhüll“, unter strenger Kontrolle biologisch- verschiedenen Zeiten. Bagger mit langarmi- dynamisch bewirtschaftet. (Die griechische gen Auslegern pendelten über die Abbauflä- Göttin Demeter ist zuständig für die Frucht- chen. Auf dem weit verzweigten Schmalspur- barkeit der Erde.) Eigens für unseren Bürger- schienennetz kamen wir an die unterschiedli- verein hatte die Demeter-Landfrau Gisela chen Stationen des Abbaus. Während der Schmidt im Freien die langen Tische mit vielen Stopps des Moorkiekers versammelten Thermoskaffeekannen und selbst gebacke- 8 nen Mandelbutterkuchen (Rezept streng ge- Kusine. Legendär die Hoffeste hier mit heim!) gedeckt. Der Kaffee natürlich „fair“, der Schmaus und Danz op de Deel. Und rund- Kuchen biologisch-dynamisch wie auch herum eine Traumlandschaft für Fahrradtou- schon unsere mittäglichen Lunchboxen. Be- ren. Über lebhaftes Interesse an ihrem Hofla- sonders aber wurde das große Holzhaus mit den freute sich dann Melanie, die Tochter dem riesigen, bis zum Boden reichenden meiner Kusine. Nochmals vielen Dank euch Grasdach bewundert. Zu allem Überfluss ließ allen. sich dann noch das Storchenpaar blicken, Ebenfalls danken möchte ich Frau Jaspersen, hoch oben in ihrem Nest auf einem elf Meter Mitreisende und auch Mitglied unseres Bür- hohen Pfahl. Auch die Innenräume durften gervereins. Während eines Stopps im Moor besichtigt werden. Häufiger Kommentar: erzählte sie mir, wie gerne sie diese Zeitung „Wunderschön alles. Aber wohnen könnte ich liest, was mir den Tag noch zusätzlich ver- so wohl nicht. Und die viele Arbeit.“ Andere süßte. Und wieder einmal war ich etwas stolz wiederum hätten sich am liebsten sofort ein- auf meine Frau, wie toll sie alles organisiert quartiert. Ich selbst liebe diese Milieuinsel hatte und über ihre wohlklingenden Mikrofon- ganz besonders: Gisela Schmidt ist meine durchsagen. Claus Eggers

Die Reisegruppe zu Gast auf dem Demeter-Hof „Arche Niederhüll“ bei Kaffee und selbst- gebackenen Kuchen. Auf dem riesigen Dach ganzjährig knietiefes Gras. Drinnen wird gebacken, werden die Erzeugnisse aus biologisch-dynamischem Anbau auf antroposophischer Grundlage von Gisela und Eberhard Schmidt zubereitet und von Tochter Melanie im Hofladen verkauft. Fotos Ute Knoop-Troullier

Die Reisegruppe zu Gast auf dem Demeter-Hof „Arche Niederhüll“ bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Auf dem riesigen Dach ganzjährig knietiefes Gras. Drinnen wird gebacken, werden die Erzeugnisse aus biologisch-dynamischem Anbau auf anthroposophischer Grundlage von Gisela und Eberhard Schmidt zubereitet und Von Tochter Melanie im Hofladen verkauft. Und dann soll ich noch berichten, dass das Storchenpaar die beiden Jungstörche nicht hat durchbringen können. Eberhard fand sie tot unter dem Nest.

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sperrte es den Ribnitzern und der Recknitz den Zugang zum Meer und bildete fortan eine Brücke zwischen Festland und Darß. Fischland nannte man das Land. Auf der einen Seite die Ostsee, auf der anderen Seite die Boddengewässer: Das ist der besondere Reiz der Halbinselkette. Das erste Ziel ist Ahrenshoop. Dort haben Sie ausrei- chend Zeit, den Ort zu erkunden und eine Mit- tagspause einzulegen. Nachmittags werden Sie THEATERPICKNICK an einer Schiffsfahrt auf dem Bodden teilnehmen. IM RÖMISCHEN GARTEN Das Team vom Theater N.N. Hamburg e.V. ist ALT-BLANKENESER GESCHICHTEN wieder im Römischen Garten zu Gast und prä- Sagebiels Fährhaus, 19 Uhr. sentiert nach den erfolgreichen Inszenierungen Termin: 25.09.2007, 19:00 Uhr. „Molière oder Der Theaternarr“ 2005 und „Das 3,50 € Mitglieder, 5 € Gäste. Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ 2006 in die- Helmut Wichmann, Blankeneser Urgestein und sem Jahr den Theaterreigen „HeckeN.N.zauber“. stellvertretender Vorsitzender des Blankeneser Darin begegnen sich rühmliche und unrühmliche Bürgervereins, liest Geschichten aus längst ver- Figuren aus unterschiedlichen Stücken der griffenen Büchern und Texten, die das Leben und Commedia dell´Arte. Es wird diskutiert, gelacht, Treiben in Blankenese im 20. Jahrhundert schil- gestritten, geweint und am Ende doch gefeiert. dern. Anschließend Vorstellung des Buchs von Ab dem 19. Juli 2007 (Premiere) werden die Hans Peter Hülsen. Aufführungen auf der wunderschönen Naturbüh- ne bis Ende August immer donnerstags bis KONTORHÄUSER – sonntags in der traditionellen englischen Art als STADTTEILRUNDGANG Picknicktheater stattfinden. Darum: Picknickkorb Abfahrt 13.49, Blankeneser Bahnhof, 36-Bus. nicht vergessen! Einlass ab 18.30 Uhr, Beginn Termin: 10.10.2007. 19.30 Uhr, Schluss ca. 22.00 Uhr. Eintrittspreise: Anmeldung bei Frau Sönnichsen Tel./Fax 86 70 Stuhl und Tischplatz 25 Euro, Picknickplatz (De- 32, Bürozeiten Di. u. Fr. 9.30 -12.30 Preis 15 €. cken mitbringen) 20 Euro, ermäßigt für Schüler, Kontorhäuser – zwischen Tradition und Moderne. Studenten, Arbeitslose 15 Euro. Kartenvorbestel- Zweckmäßig, nobel und gediegen ließen sich lung und -verkauf: Theater N.N. Tel. 38 61 66 88 Hamburger Kaufleute und Reeder ihre Firmensit- oder Gerhard Pilorz, Schreibwaren, Blankeneser ze bauen. Lassen Sie sich überraschen von Pa- Bahnhofstr. 17, Tel. 86 07 77. ternostern, repräsentativen Treppenhäusern und beeindruckenden Eingangshallen. Am Mittwoch, AUSFAHRT IN DAS dem 22. August, möchten wir Sie auf einem un- ZUKUNFTSZENTRUM NIEKLITZ gefähr 1,5 Stunden dauernden Spaziergang Termin 24.08.2007, 9 Uhr Blankeneser Kirche. durch die Innenstadt von einer Gästeführerin Anmeldung in der Geschäftsstelle bei Frau kompetent und unterhaltsam informieren lassen. Sönnichsen Tel./Fax 86 70 32, Preis 25 €. Abfahrt um 14 Uhr 04 mit dem 36er Bus am In diesem Erlebnispark wird auf einem Gelände Blankeneser Bahnhof. Ankunft um 14 Uhr 42 am von zirka 18 Hektar durch 400 einzigartige Groß- Hauptbahnhof, Ausgangspunkt der Führung. Wir modelle demonstriert, wie Naturvorbilder in legen unterwegs eine gemütliche Kaffeepause Technik umgesetzt werden können (Bionik). Man ein und fahren gegen 18 Uhr 15 mit dem 36-er kann zum Beispiel durch ein 40 Meter langes Bus wieder zurück nach Blankenese. Bei strö- Tunnelsystem unter 100-jährigen Bäumen hin- menden Dauerregen fällt der Ausflug aus. Bei durchgehen und faszinierende Einblicke in das Schauern hilft ein Regenschirm. Es begleitet Sie Wurzelwerk gewinnen. Reiseleitung Helmut Frau Sönnichsen vom BBV. Wichmann. SNUTENHOBEL – PLATTDEUTSCHER FAHRT NACH FISCHLAND/DARß BLUES Termin: 11.09.2007. Sagebiels Fährhaus 19 Uhr. Abfahrt 7 Uhr an der Blankeneser Kirche. Termin: 23.10.2007, 19:00 Uhr. Anmeldung in der Geschäftsstelle bei Frau 13 € Mitglieder, 15 € Gäste. Sönnichsen Tel/Fax 86 70 32, Reiseleitung Das neue Programm von Lars Luis Linek verbin- Rainer Völker, 28 € Mitglieder, 30 € Gäste, det plattdeutsche Bluesmusik mit instrumentalen ohne Verpflegung. Mundharmonika Klängen: die Snutenhobel. Mit Vor vielen Jahren tobte ein heftiger Sturm, und seinem generationsübergreifenden Repertoire die Ostsee riss von einer dänischen Insel ein begeistert er Jung und Alt. Begleitet wird Lars großes Stück Land ab und trieb dieses übers Luis Linek von Bernd Vogelsang, dem Spezialis- Wasser. Zwischen Dierhagen und Darß ver- ten für akustische Bluesgitarre und Bottleneck.

Redaktion: Mitglieder des Blankeneser Bürger-Vereins, Claus Eggers, Dockenhudener Str. 17, 22587 Hamburg, Tel.: 86 60 82 60. Geschäftsstelle: Gabriela Sönnichsen, Blankeneser Bahnhofstr. 31 a (Marktplatz), 22587 Hamburg, Tel. /Fax: 040 – 86 70 32, Öffnungszeiten: Dienstag und Freitag von 09.30 - 12.30 Uhr. Internet: www.blankeneser-buegerverein.de. Bankverbindungen: Hypo Vereinsbank, Hamburg, BLZ 200 300 00, Kontonummer 600 76 09.