© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/;www.zobodat.at

10 F. v. Huene,

Über die Nomenklatur von Zanclodon.

Von F. v. Huene.

Untersuchungen über die Dinosaurier der Trias, die ich gegen- wärtig schon beinahe abgeschlossen habe, ließen deutlich erkennen, daß die zahlreichen großen DinosaurierFunde die namentlich , aus dem süddeutschen unter dem Namen Zanclodon laevis be- kannt sind und die Bezeichnung Zancbdon-Mergel veranlaßt haben, auf eine Reibe von Arten und selbst Gattungen zu verteilen sind. Es muß daher festgestellt werden, welcher Art und Gattung der allbekannte Name Zanclodon laevis zukommt. Im Jahre 1840 beschrieb Th. Pliknisoek in den Jahresh. d. vaterl. Ver. f. Naturk. Württembergs. 2. p. 153 und Taf. IV, 3 ein Kieferfragment mit einigen platten Zähnen aus der Letten- kohle von Gaildorf (Württemberg) als laevis, zugleich belegte er mit dem nämlichen Namen auch vier Wirbel von dem- selben Fundort (sind jetzt verloren). Da aber der Name Smilodon schon vorher von Lund an eine Säugetiergattung vergeben war, vertauschte Plieningeu im selben Jahrgang der wiirtt. Jahreshefte

». 1 247 Smilodon gegen Zanclodon. Im folgenden Jahre 1847 kün- digte er in der gleichen Zeitschrift 3. ]>. 206 und 207 den RßiNKiEK’schen Fund eines ganzen Skelettes an und hält ihn eben-

falls für Zanclodon laevis '. Quenstedt setzt die weitere Ans- dehnung der Bezeichnung Zanclodon laevis fort (1856. Sonst und Jetzt [Vortrag], p. 38 — 39. — 1861. Epochen der Natur, p. 511

- 512. — 1867. Petrefaktenkunde. II. AuÜ. ]». 140 142. Taf. IX.

1885. Ibid. p. 178 ff. Taf. XIII), indem er sich auf Plienixuek

1. Ci 1847 beruft. Von Quenstedt haben alle Lehrbücher und sonstigen Schriften diese Bezeichnung übernommen; so hat sich der Name Zanclodon laevis verbreitet und verallgemeinert. Im .fahre 1896 wollte E. Fkaas (Die schwäbischen Trias- saurier ]i. 18) diesem Übelstand abhelfen, indem er den Namen

Zanclodon laevis gemäß dem eingebürgerten . aber zugestandener- maßen unhistorischen Gebrauch auf die großen Stuttgarter Skelette aus dem oberen Keuper beschränkte und Pliexixger’s ersten Fund aus der Lettenkohle mit einem neuen Namen Zanclodon Plienmqeri belegte. Damit war die Verwirrung aber nicht beseitigt, sondern eher vergrößert; da es den Grundsätzen der Nomenklatur wider- spricht, alte Namen ohne weiteres durch neue zu ersetzen. In dem Referat über die oben genannte Arbeit restituierte Koken

1 Später allerdings bei der genaueren Beschreibung dieses Fundes und anderer vermengte Pi.ieningek Zanclodon und Bclodon (Jahresli. d. vaterl. Ver. f. Naturk. Württembergs. 8. 1852. 309— 524. Taf. 8—13). z. T. veranlaßt durch Briefe Rütimkyer’s (cf. X. .Tahrb f. Min. etc. 1857. 141—152). © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/;www.zobodat.at

Ueber die Nomenklatur von Zanclodon. 11

(X. Jahrb. f. Min. etc. 1900. I. 309) den alten Namen Zanclodon laevis für das historische Objekt aus der Lettenkohle und brachte für die Skelette aus dem oberen Keuper den neuen Namen Zau-

1 clodon Quenstedti zur Anwendung . Hiermit wäre die Nomenklatur- frage zu einem guten Abschluß gekommen, wenn nicht die gegen- wärtigen Untersuchungen festgestellt hätten, daß diese Skelette nicht nur einer einzigen, sondern einer größeren Anzahl von Arten angehören. Da der Artname Quenstedti nun einmal vorhanden und in Anbetracht der Verdienste Quenstedt’s um die Zanklodonten

ist, ich Art aus sehr passend wähle für denselben diejenige , die Quenmtedt in Petrefaktenkunde. V. Aull. 1885. Taf. 13 Fig. 5 1 11 u. 13 abgebildet hat, sie stammt aus der Jächklinge bei Pfrondorf, unweit Tübingen und ist jetzt im Tübinger Museum montiert. Meine Untersuchungen haben aber ferner gezeigt, daß Zan- clodon laevis Pi.ien. aus der Lettenkohle mit keiner der Arten aus 2 dem oberen Keuper auch nur generisch übereinstimmt . Für die nähere Begründung dieser Behauptung muß ich auf die noch nicht erschienene Monographie verweisen. An eben dieser Stelle wird auch der Nachweis geführt, daß das mit dem Artnamen Qucu- sfedti. belegte Skelett, sowie der Heini« lEit’sche Fund (Pmeninuer 3 1. c. 1852), den ich Reinigeri nenne, zum gleichen ge- hören, wie Plateosaurus Engelharti H. v. Meyer, aus dem frän-

kischen oberen Keuper (Brief!. Mitt. an Prof. Bronn. N. Jahrb. f. Min. etc. 1837. p. 316. — Fauna der Vorwelt. 1855. p. 152 — 154. Taf. 68 — 69). Dieses Genus ist schon 1837 aufgestellt,

1 Fig. 12 gehört — wie ich an den Tübinger Originalen feststellen kann — nicht zu diesem Exemplar, sondern zu einem anderen aus der Brandklinge bei Pfrondorf, welches sehr abweichend gebaut und zu einer anderen Art zu rechnen ist. Fig. 7 ist das rechte Ischium der erstgenannten Art, nicht Pubis, wie Quenstedt angibt. Fig. 13. Die Scapula der erstgenannten Art ist aus 2 Fragmenten zusammengesetzt, zwischen denen ein größeres Stück fehlt; die Scapula sah also ursprünglich wesentlich anders aus als in der Figur. 2 Gleichzeitig mit Z. laevis hat Plieninger (1. c. 1846) gesägte Zähne aus der Lettenkohle Z. crenatus genannt. Diese weichen von Z. laevis sehr wesentlich ab: wenn sie überhaupt Dinosauriern und nicht Para- suchiern angehören rechne ich sie nicht zum Genus Zanclodon sondern , , zu Plateosaurus (s. unten). Zanclodon bleibt also auf die eine Art Z. laevis beschränkt. 3 Das hat Marsh schon 1892 erkannt, indem er den Namen Zan-

• lodou rundweg durch Plateosaurus ersetzte und also' auch fälschlicher- weise Zanclodon laevis Plien. mit einschloß. Auch die J’amilie nennt Marsh Plateosauriden (Notes on Dinosauria. Amer. .Tourn. Sei. 43. 1892. 545—546. — The Dinosaurs of North America. Pap. accomp. the ann. rep. geol. Surv. U. S. A. 1895. 239). -

© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/;www.zobodat.at

12 G. Lincio.

Uat also Geltung für die anderen Arten aus dem oberen Keuper. Plateosaurus Engelharti H. v. Meyer, Plateosaurus Reiniger/ n. sp. und Plateosaurus Quenstedti n. sp. sind drei (unter mehreren) Arten (und Genera), die zur Familie der Zanclodonten gehören. Für die Familie läßt sich nämlich der so sehr eingebürgerte Name

wohl aufrecht erhalten , da Zandodon laevis auch dazu gehört, wenn auch die typische Gattung nicht Zandodon sondern Platco- , saurus (besonders PI. Reinigeri) ist. Insofern kann auch die Be- zeichnung ' „Zanclodontenmergel“ (nicht mehr „ Zandodon Mergel“) aufrecht erhalten werden, wenn schon die Gattung Zan- dodon nicht in demselben vorkommt; besser aber wird stets die nicht paläontologisch gefärbte alte Bezeichnung ..Knollen- mergel“ sein. Es ist somit wünschenswert, daß der Name Zandodon nur auf die ihm zukommende Art beschränkt wird, und daß für die übrigen bekannten Arten die Bezeichnung Plateosaurus gewählt wird.

Beitrag zur Kenntnis alpiner Molybdanitvorkommnisse.

Von Gabriel Lincio in Varzo (Piemont).

In der Schlucht des Cherasca-Flusses ’, und zwar in dem Ge- biete, welches talwärts von der großen Brücke der Simplonstraße am Fels von Trasquera und bergwärts vom Fels der Kapelle von Maulone begrenzt wird fand ich einige lose Schieferstiicke die , , kleine Blättchen von Molybdänglanz enthielten. Nach langem Suchen entdeckte ich das anstehende Muttergestein dicht am Flusse in einem kleinen Aufschluß. Oberflächlich zeigt sich hier das Gestein verwittert und durch Eisenoxyd braunrot gefleckt. Im frischen Zustande läßt es sich als einen an Kalk überreichen 2 Gneisglimmerschiefer erkennen . In der Nähe stehen Gneise mit Kalkeiulagerungen sowie reine Kalkglimmerschiefer an. In dem Gneisgliramerschiefer fand sich eine Gesteinsmasse welche sich , durch geringen Gehalt an Glimmer und durch starkes Vorherrschen eines deutlich ver- hellgrüngelben , teilweise stengeligen Minerals, mutlich Epidot oder Zoisit, auszeichnete. Der Molybdänit ist im Gneisglimmerschiefer an quarz- und feldspatreiche Gesteinspartien gebunden. Kleine Körnchen von Magnetopyrit sind in dem Gestein fein eingesprengt. Vielfach sind sie in Eisenoxyd verwandelt, je- doch sind die im Quarz liegenden noch frisch geblieben. Ebenso

1 Piemont, Provinz Novara, Comune di Varzo tOssola). 2 Solches Gestein wird auf Italienisch „Gneiss schistoso calcarifero“ genannt. Es schließt sich an die „Calceschisti gneissici“ an.