FRÜHE WESTDIPLOMATIE UND LANDESPOLITISCHE WEICHENSTELLUNG Neue Quellenfunde zu den Nachkriegsaktivitäten Konrad Adenauers'

Im Sommer 1946 ist längst zum überregional und weit über die Grenzen des britischen Besatzungsgebietes hinaus bekannten westdeutschen Nachkriegspolitiker avan­ ciert: als Gesprächspartner und Redner gefragt, in der Presse immer häufiger präsent, bei Beratungen dabei , vor Entscheidungen konsultiert. Wie kein anderer Vertreter seines rheini­ schen CDU-Landesverbandes und auch der westfälischen Schwesterpartei agiert er weitgrei­ fend, selbstbewußt und offensiv , während anderes Führungspersonal des sich abzeichnenden neuen Landes noch in Wartestellung verharrt oder in die mühselige örtliche Aufbau- und Verwaltungsarbeit verstrickt ist. Seit Anfang des Jahres verfügt Adenauer über den Vorsitz der CDU des Rheinlands und der britischen Zone und treibt die Vorbereitungen für die überzonale CDU/CSU-Arbeitsgemein­ schaft voran, die sich im Februar 1947 in Königsteinffaunus als organisatorische Grundlage der späteren Bundespartei konstituiert. Im März 1946 wird er zu einem der maßgeblichen Parteienvertreter im Zonenbeirat in Harnburg berufen - Anlaß für energische Vorstöße auf nahezu alle Aufgabengebiete politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Neuordnung nach 1945 und zugleich Gelegenheit für ausgedehnte Reisen , Stipvisiten bei alten Bekannten, bürgerlichen Parteifreunden und den Landesverbänden seiner Partei in Norddeutschland sowie zu Sondierungsgesprächen mit Exponenten der Besatzungsmacht. Diese vielfältigen Aktivitäten unterlegt und akzentuiert Adenauer mit einer ungewöhnlich reichhaltigen Korre­ spondenz. Sie verschafft ihm Informationen und ermöglicht Einflußnahme auch aus bzw. in

1) Darstellung und Dokumentation erheben nicht den Anspruch , zu beiden Teilbereichen der Adenauer­ Forschung, seiner Auslandskorrespondenz und -kontakte nach 1945 einerseits, seiner Funktion bei der Gründung Nordrhein-Westfalens und der ersten Regierungsbildung andererseits, alle Aspekte der hierzu bereits geführten wissenschaftlichen Diskussion zu berücksichtigen. Vielmehr geht es darum , zwei zeitlich und teilweise inhaltlich miteinander verknüpfte Vorgänge anband neuer Forschungsergeb­ nisse möglichst umgehend in die weitere Erörterung beider Sachverhalte einzubeziehen, bevor sie in zukünftiger Editionsarbeit an der Erschließung des Adenauer-Nachlasses und paralleler Überlieferun• gen vollständiger erfaßt , auch ausführlicher kommentiert werden können . Dies gilt vornehmlich für die internationalen Briefbeziehungen Adenauers, besonders auch die Korrespondenzen mit Politikern im Benelux-Raum, die hier am Beispiel van Cauwelaert nur prototypisch dargelegt werden können. Der Rückbezug zu anderen Briefwechseln ähnlicher Art, biographische Angaben zu den Briefpartnern, auch der Kontext und die Details der Beteiligung Adenauers an den landesgeschichtlichen Vorgängen des Sommers 1946 , sind jeweils, ohne daß dies immer im einzelnen nachgewiesen wird , aus den bereits vorliegenden Editionen ersichtlich : Adenauer, Briefe 1945-1947; 1947-1949; 1949- 1951, hrsg. von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz, bearb . von Hans Peter Mensing, Berlin 1983-1985 . Zu dem hier weitgehend verwendeten Rhöndorfer Bestand der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus (StBKAH) vgl. a. Rudolf Morsey, Konrad Adenauerund die Gründung der Bundesrepublik Deutsch­ land, in: Rhöndorfer Gespräche, Bd. 3, Stuttgart-Zürich 1979 , sowie Hans-Peter Schwarz, Adenauer, Bd. I: Der Aufstieg 1876-1952, Stuttgart 1986, S. 425-616.

79 aus: Geschichte im Westen, Jahrgang 1986, Heft 2, S. 79–92 Hans Peter Mensing jenen Landesteilen , nicht zuletzt auch Nachbarländern, die ihm noch nicht zugänglich sind. 2 Unter Einschaltung von Mittelsmännern (bisweilen sogar alliierter Kurierdienste) nutzt er diese grenzübergreifenden Briefwechsel zunächst, um sich rein privat der Aufenthaltsorte und der Lebensumstände seiner Vorkriegsbekannten zu vergewissern und den Kontakt wiederher­ zustellen. Doch fließen in den damit jeweils verknüpften Aufriß seiner eigenen familiären Situation während der NS-Zeit und von Mai 1945 an Lageanalysen und konzeptionelle Entwürfe ein , die dem politischen Aktionsradius nicht nachstehen und ihn in die Zukunft hinein erweitern. I. Als besonderes Beispiel für solche Schreiben ins westeuropäische Ausland wurden erst jetzt die nachfolgend ganz oder in Auszügen erstmals publizierten Briefe an den Präsidenten der Ersten Belgisehen Kammer, Frans van Cauwelaert, bekannt. 3 Am 18. Juni 1946 schreibt Adenauer an den ehemaligen Bürgermeister von Antwerpen ; den er schon 1930 persönlich kennengelernt hat• und der u.a. auch zum Freundeskreis des Industriellen Dannie N. 5 Beineman zählt , des Generaldirektors des belgischen Elektrokonzerns Sofina und zugleich 6 engsten Adenauer-Vertrauten im Ausland vor und nach 1945 :

Sehr geehrter Herr van Cauwelaert! Es ist nicht ganz leicht für mich, Ihnen zu schreiben. Ich weiß , was Deutschland an Ihrem Vaterlande getan hat , und ich weiß auch , was Ihnen persönlich widerfahren ist. Andererseits werden Sie ja auch wissen , daß bei weitem nicht alle Deutschen hiermit einverstanden gewesen sind, daß insbesondere ich zu diesen gehört habe und daß sowohl ich wie auch meine Frau wegen unseres Widerstandes schwer unter dem Nationalsozialismus haben leiden müssen . Die Sozialisten der verschiedenen früher feindlichen Länder haben inzwischen Verbindungen miteinander angeknüpft , obgleich die deutschen Sozialisten lange nicht so widerstandsfähig gegenüber dem Nationalsozialismus gewesen sind wie die deutschen Katholiken. Diese Tatsache, daß die Sozialisten sich gefunden haben , gibt mir die Hoffnung , daß wir Katholiken , die wir uns innerlich viel näher stehen und viel tiefer miteinander verbunden sind , uns auch wieder finden werden .7

2) Z. B. unternimmt Adolf Süsterhenn in seinem Auftrag im Juli/August 1946 eine Reise, um "in den Ländern der amerikanischen Zone Studien über die dortigen Länderverfassungen zu machen"; vgl. Briefe 1945-1947, S. 276, 664. Hierzu auch Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945-1953, Stuttgart 1965 , S. 72: "Sehr interessant war ein Bericht, den Oberkirchenrat Cillien aus Hannover über einen 14tägigen Aufenthalt in England im Sommer 1946 gab. " 3) Korrespondenz Adenauer-van Cauwelaert in : NL van Cauwelaert , Archiv en Museum voor het Vlaamse Cultuurleben , Antwerpen. Für die freundliche Hilfestellung bei Erschließung dieses Bestandes dankt der Verf. Archivdirektor Dr. L. Simons , Antwerpen. ') Vgl. Hans-Peter Schwarz (Anm. 1), S. 300. 5) Van Cauwelaert bemüht sich nach 1945 mehrfach , den seit 1938 abgerissenen direkten Kontakt Adenauer-Heineman wiederherzustellen und übermittelt Nachrichten; hierzu Schreiben Adenauers vom 2. Juni 1948 und 20. September 1948 in: NL van Cauwelaert (Anm. 3) sowie ein Schreiben Adenauers an Heineman vom 27. August 1948, letzteres in: Briefe 1947-1949, S. 304. 6) Vgl. die zahlreichen Angaben bei Hans-Peter Schwarz (Anm. 1) . 7 ) Ähnlich ein Schreiben Adenauers an den schweizerischen Verleger Franz Bettschart (Einsiedeln) vom 30. Juli 1946 in: Briefe 1945-1947, S. 294.

80 Frühe Westdiplomatie und landespolitische Weichenstellung Aus dieser Hoffnung heraus bitte ich Sie doch in naher Zukunft um Ihren Besuch, natürlich inkognito in Köln oder in Rhöndorf-Honnef, meinerneuen Heimat. Ich würde mich nicht nur herzlich freuen , Sie wiederzusehen , ich glaube auch , daß ein gegenseitiger Gedankenaus­ tausch auch außerordentlich fruchtbar für unsere gemeinsamen Ideale sein könnte. Da ich nicht nach Belgien kommen kann , werden Sie verstehen , daß ich Sie bitte, mich zu besuchen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung und freundlichen Grüßen Ihr ergebener gez. Adenauer

Das Zustandekommen des hier erbetenen Besuchs läßt sich nicht nachweisen , weder anband anderer Korrespondenz dieses Zeitraums noch mit den ansonsten für derartige Fragestellun­ gen sehr ergiebigen Taschenkalendern Adenauers. Dies mag an der Diskretion liegen , mit der er seine verschwiegene, stille Privatdiplomatie der ersten Aufbaujahre umgibt ("natürlich inkognito"), und resultiert vor allem aus den gravierenden Behinderungen internationaler Begegnungen in der frühen Nachkriegszeit. Noch zwei Jahre später, am 9. Juni 1948, beklagt Adenauer van Cauwelaert gegenüber: "Die Engländer wollen aber keine Autos mehr nach Belgien hereinlassen. Ob es vielleicht möglich wäre , daß unsere dortigen Freunde uns an der Grenze abholten?"8 Auch ein Einladungsschreiben vom 29. Juli 1948 zum 2. Parteitag der CDU der britischen Zone am 28./29. August in Recklinghausen endet mit der Bitte, "uns anzugeben , welche Schritte unsererseits bei der britischen Besatzungsbehörde bezüglich der Einreisegenehmigung vorzunehmen sind. Wir haben in dieser Hinsicht bereits mit der britischen Militärregierung Fühlung aufgenommen ."9 Durch solche Restriktionen hat indessen van Cauwelaerts und Adenauers gemeinsame Überzeugung keinen Schaden genommen , "daß unsere , von den gleichen Grundsätzen getragenen und auf das gleiche Ziel: eine friedliche Zusammenarbeit, gerichteten Bestrebun­ gen durch ständige und enge Fühlungnahme eine erhebliche Förderung erhalten werden ." 10 So 11 verbindet sich die "alte freundschaftliche Gesinnung" , von der der Briefwechsel beider Politiker geprägt ist (der eine Jahrgang 1876, der andere 1880) , mittlerweile wirkungsvoll mit der Gesinnungsnähe und dem in wesentlichen innen- und außenpolitischen Punkten vergleich­ baren programmatischen Ansatz ihrer Parteien, der Union Adenauers wie der Christlich­ Sozialen Partei (PSC) Belgiens; ihr gehört van Cauwelaert seit der Gründung im Sommer 1945 - fast zeitgleich mit dem Entstehen der westlichen CDU-Landesverbände - in führender Funktion an . Nicht zuletzt vertritt er, wie Adenauer die CDU , die PSC bei den "Genfer Sitzungen", den von November 1947 an regelmäßigen Zusammenkünften wichtiger Repräsen• tanten der europäischen Christdemokratie.12 Adenauer am 20 . September 1948 an van

8j9) Schreiben in: NL van Cauwelaert (Anm. 3) . 10) 1') Schreiben Adenauers vom 2. Juni 1948 a.a.O. 12 ) Vgl. Bruno Dörpinghaus, Die Genfer Sitzungen - Erste Zusammenkünfte führender christlich­ demokratischer Politiker im Nachkriegseuropa, in: Konrad Adenauer und seine Zeit. Politik und Persönlichkeit des ersten Bundeskanzlers, Bd . 1: Beiträge von Weg- und Zeitgenossen , hrsg. von Dieter Blumenwitz, Klaus Gotto, Hans Maier, Konrad Repgen und Hans-Peter Schwarz, Stuttgart 1976, s. 563.

81 Frans van Cauwelaert Foto: Frans van Cauwelaert Archief

Cauwelaert: "Ich darf meine Ausführungen kurz dahin zusammenfassen, daß es sich darum handelt, ganz wenige, aber führende Persönlichkeiten des politischen Lebens aus den Bene­ lux-Staaten, Frankreich, Italien und den drei westlichen Zonen Deutschlands zu einer vertraulichen Besprechung von Zeit zu Zeit zusammenzubringen. "13 Auf dieser Ebene konkretisiert sich, was mit der schriftlichen Kontaktaufnahme angebahnt und inhaltlich vorbereitet worden ist, und wird zu einem der Grundsteine späterer staatlicher Beziehungen zwischen Belgien und der Bundesrepublik. Eingebunden in die europäische Verständigungs- und Integrationspolitik beider Länder, macht die bis in die fünfziger Jahre intensive Korrespondenz die vertrauliche Erörterung bilateraler Aufgabenstellungen sichtbar. Dabei verfügt van Cauwelaert seinerseits über den Vorteil guter Kontakte zum belgischen 1 Außenminister der Jahre 1949-1954, seinem Parteifreund Paul van Zeeland ' . Darüber hinaus schaltet Adenauer häufiger den Gründer und ersten Vorsitzenden der PSC, Auguste­ 15 Edmond de Schryver, ein , mit dem er von 1948 an auch auf den Kongressen der "Nouvelles

13) Schreiben Adenauers in: NL Cauwelaert (Anm . 3) 14) Vgl. Anm. 21. 15) Vgl. Briefe 1947-1949, S. 302 f. , 440 f. , 444 , 454 f. - Die hier nach der Rhöndorfer Überlieferung veröffentlichten Briefe ließen sich , wie für diese Veröffentlichung geplant, nicht mit den Originalen vergleichen bzw. ergänzen : "Monsieur de Schryver ne possede plus guere de documentation des annees 1946-1950" (Schreiben des Sekretariats Staatsminister de Schryver an den Verf. vom 29 . Juli 1986) .

82 Frühe Westdiplomatie und landespolitische Weichenstellung Equipes Internationales" (NEI), der späteren "Europäischen Union Christlicher Demokra- ten", zusammenkommt (1949-1959 amtiert de Schryver als NEI-Präsident) .16 Sowohl als Präsident des Parlamentarischen Rates als auch als Bundeskanzler bedient sich Adenauer der hier gegebenen Möglichkeit frühzeitiger Wahrnehmung außenpolitischer Inter­ essen und Einwirkung auf die Entscheidungsprozesse im Nachbarland - "sein eigener Außenminister" mit ausländischen Ansprechpartnern eigener Wahllange vor Schaffung und Übernahme dieses Amtes im März 1951. Die dabei mit van Cauwelaert behandelten , ihm zur internen Abklärung in seiner Partei und mit seiner Regierung nahegelegten Themen decken nahezu das gesamte Spektrum lösungsbedürftiger Probleme ab , die vor einer Normalisierung der deutsch-belgischen Beziehungen anstehen: Fragen des belgischen Besatzungsgebietes einschließlich der damit aufs engste verknüpften Hauptstadtfrage, die Adenauer dem Brief­ freund gegenüber erstaunlich frühzeitig im Sinne von Bonn beantwortet; Fragen auch der Grenzziehung bzw. -korrektur im Westen , der Einflußnahme auf die Europarats-Entschei­ dung und die alliierte Demontagepolitik, schließlich besonders der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

17 (8 . Oktober 1948) ( • •• ) Ich persönlich bin der Auffassung, daß auch vom Standpunkt der Westmächte aus gesehen Bonn Frankfurt vorzuziehen ist , weil die alten traditionellen Verbindungen zwischen dem rheinischen Westen und den westlichen Nachbarn Deutschlands stärker sind als die Beziehungen zwischen Frankfurt und den westlichen Nachbarn. ( ... ) Die Freunde des Planes, Bonn zum Sitz zu machen , befürchten nun , daß durch Dispositionen der belgischen Besatzungstruppen, von denen man spricht, die aber noch nicht endgültig getroffen sind, größere Bauten in Bonn, die für das Bundesparlament und die Bundesregierung, für Gesandtschaften usw. gebraucht würden, beschlagnahmt werden würden. Ich bitte Sie, (... ) soweit es Ihnen möglich ist, dafür Schritte zu tun, daß die Verwirklichung des Gedankens , Bonn zum Sitz zu machen, nicht durch doch immerhin nur vorübergehende Maßnahmen der belgischen Besatzungsbehörden unmöglich gemacht würde. ( ... )

18 (3 . Mai 1949) ( ••• ) Wenn auch noch einige Schwierigkeiten im Wege stehen, so hoffe ich doch, daß das Banner Verfassungswerk in den nächsten Wochen beendet wird und den alliierten Regierungen zur Prüfung und Genehmigung zugeleitet werden kann. ( .. . ) Es liegen sehr schwere und arbeitsreiche Wochen vor uns , in denen sich die Gestalt des kommenden deutschen Bundesstaates entscheiden wird. Inzwischen hat die Belgisehe Regierung in der Grenzfrage einen so klugen und maßvollen 19 Standpunkt eingenommen • Ich bin sicher, daß Sie hieran einen wesentlichen Anteil genom­ men haben, und darf Ihnen hierfür zugleich auch im Namen meiner Freunde den aufrichtig­ sten Dank übermitteln. ( .. . )

16) Vgl. Rudolf Lewandowski , Das Europa der christlichen Demokratie , in: Um Parlament und Partei. Alfred Maleta zum 70. Geburtstags, hrsg. von Andreas Khol, Robert Prantner und Alfred Stirnemann, Graz-Wien-Köln 1976, S. 345-359. 17 ) ")Vollständiger Druck beider Schreiben nach der Gegenüberlieferung in StBKAH 09. 01. in: Briefe 1947-1949, S. 348, 449. 19) Zur damit gemeinten belgischen Note vom 15. April 1949 vgl. Walter Först, Geschichte Nordrhein­ Westfalens Bd. 1: 1945-1949, Köln-Berlin 1970, S. 519 f.

83 Hans Peter Mensing (2. November 1949)2° ( .. .) ... für Ihren freundlichen Brief vom 27. Oktober danke ich Ihnen bestens. Ich habe daraus mit Befriedigung entnommen, daß Herr van Zeeland hinsichtlich der Aufnahme Westdeutschlands in den Europarat positiv eingestellt ist und daß auch die französische Haltung in dieser Frage günstig ist. 21 Auf dem Gebiet der Demontage sind bis jetzt sichtbare Fortschritte hinsichtlich einer Verlangsamung des Tempos oder gar einer Einstellung noch nicht erzielt worden. Ich hoffe aber, daß wir auch auf diesem Gebiet in naher Zukunft zu positiveren Ergebnissen gelangen . Ich darf mit Befriedigung feststellen , daß die belgiseben Truppen inzwischen Bonn geräumt haben , so daß die Bundesorgane in einer Stadt arbeiten , die von alliierten Truppen und Verwaltungsstellen frei ist. ( .. .)

22 (23. Mai 1950) ( • • • ) Da wir seit vielen Jahren nicht mehr über normale konsularische Beziehungen zwischen Deutschland und Belgien verfügen und ich beim Aufbau dieser Mission gern vermeiden möchte , daß Gesichtspunkte nicht berücksichtigt werden, die nach belgiseher Auffassung beachtet werden sollten, so wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir sowohl hinsichtlich der Auswahl der leitenden Personen als auch hinsichtlich des Aufbaues 23 und der Aufgaben dieser Mission Ihre Auffassung mitteilen wollten • ( • • • )

II. In der Situation des Frühsommers 1946 erweist sich das erste Nachkriegsschreiben Adenauers an Frans van Cauwelaert vom 18. Juni als nur einer von vielen Versuchen , brieflich und in persönlichen Begegnungen Klarheit über die politischen Entwicklungen zu gewinnen und seine eigenen Einschätzungen mitzuteilen. Kurz zuvor, am 13. Juni , trifft Adenauer bei seinem Vertrauten, dem Schweizerischen Generalkonsul Dr. Franz-Rudolph von Weiss2', in

20 ) Diesem Schreiben waren ein Telegramm des inzwischen zum Bundeskanzler gewählten Adenauer vom 20. Oktober 1949 sowie eine persönliche Begegnung in Bann am 24. Oktober 1949 vorausgegangen ; vgl. Briefe 1949-1951 , S. 455 , sowie: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hrsg. für das Bundesarchiv von Hans Booms, Bd . 1: 1949 , bearb. von Ulrich Enders und Konrad Reiser, Boppard/ Rhein 1982, S. 143. 21 ) Vgl. Horst Lademacher/Waller Mühlh ausen (Hrsg.), Sicherheit - Kontrolle - Souveränität. Das Petersberger Abkommen vom 22. November 1949. Eine Dokumentation , Melsungen 1985 , S. 382- 384. 21 ) Druck eines weitgehend identischen Schreibens desselben Tages an den Vorsitzenden der Katholischen Volkspartei der Niederlande, Carl Paul Maria Ramme, in: Briefe 1949-1951, S. 219. 23 ) Nach zusätzlich überbrachten persönlichen Grüßen Adenauers durch den Neffen van Cauwelaerts (der als Redakteur der Tageszeitung "Het Volk" journalistische Kontakte zum Bundeskanzler angeknüpft hatte) und nach Zwischenbescheid vom 2. Juni 1950 ("J'ai deja pris a ce sujet les contacts necessai­ res . . ." )teilt van Cauwelaert am 22. Juni 1950 den Wunsch seiner Regierung mit: "... Ia nomination d'un diplomate de carriere . .. sera acceuillie favorablement . .. , particulierement si le choix de votre gouvernement se porte sur une personnalite qui ne s'est pas compromise par ses sympathies pour le parti nationalsocialiste .... Les souvenirs des deux occupations allemandes sont encore trop vivaces pour que nous n'evitions pas , de part et d'autre , de les eveiller imprudemment. " 2 ' ) Vgl. Hanns Jürgen Küsters/Hans Peter Mensing, Konrad Adenauer zur politischen Lage 1946-1949. Aus den Berichten des Schweizerischen Generalkonsuls in Köln Franz-Rudolph von Weiss. Dokumen­ tation , in: VfZ, Jg. 32 (1984) , S. 289-317 ; dies. (Hrsg.), Kriegsende und Neuanfang am Rhein . Konrad Adenauer in den Berichten des Schweizer Generalkonsuls Franz-Rudolph von Weiss 1944- 1945, in: Biographische Quellen zur deutschen Geschichte nach 1945 , München 1986.

84 Frühe Westdiplomatie und landespolitische Weichenstellung Bad Godesberg mit dem französischen Diplomaten Pierre Arnal 25 zusammen. "Avec beau­ coup de rigueur et de franchise" (Arnal) legt er Arnal und von Weiss dar, wie er die "allgemeine außenpolitische Lage"26 zwei Tage vor Beginn der zweiten Außenministerkonfe• renz in Paris beurteilt und welche Lösungen er für die zukünftige Gestaltung Deutschlands selbst erstrebt. ("4. Das politische und wirtschaftliche Schwergewicht Deutschlands muß Westdeutschland sein. Es muß daher ein westdeutscher Bundesstaat errichtet werden, der umfaßt: das ganze Rheinland, Westfalen , evtl. Osnabrück, Rheinhessen , Rheinpfalz, wenig­ stens Teil von Hessen-Nassau. ") 27 Eines der dabei erörterten Themen, das genuin Adenauersche Anliegen "gegenseitige(r) wirtschaftliche(r) Verflechtung zwischen Deutschland, jedenfalls Westdeutschland, und Hol­ 28 land, Belgien , Luxemburg, Frankreich, England" , ist auch Gegenstand eines ebenfalls in diesen Wochen in Köln geführten Gesprächs mit dem Schwiegersohn Winston S. Churchills, 29 Duncan Sandys • Ihm schlägt Adenauereinem von Weiss-Bericht vom 22. September 1946 zufolge 30 "die Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland als ersten Schritt zum Wiederaufbau der europäischen Völkerfamilien" und, als weiteren Schritt, "die Schaffung 3 einer Art Vereinigte Staaten von Europa" vor '. Die daraus wie aus den zugrundeliegenden Ausführungen Adenauers schon in seiner Kölner Universitätsrede vom 24. März 194632 sowie aus der ähnlich akzentuierten Europa-Rede Churchills am 19. September in Zürich 33 durch von Weiss abgeleitete Schlußfolgerung, daß es sich -· vermittelt durch Sandys - "um die tatsächliche Übernahme der Vorschläge Adenauers durch den ehemaligen britischen Pre­ mier" handelteJ.l, erscheint glaubhaft, läßt sich aber nach dem heutigen Forschungsstand nicht zweifelsfrei klären . Ohnehin ist für den zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang hier vor allem aufschlußreich, daß auch ein Duncan Sandys am Vorabend der westlichen Ländergrün• dungen und angesichts erster Vorzeichen bizonaler Zusammenarbeit den persönlichen Ein­ druck gewinnt , "von allen Politikern, die er in Deutschland gesprochen habe, sei Adenauer bei weitem der befähigste. Von keinem anderen sei er auch nur entfernt so stark beeindruckt worden." 35 Das staatsmännische Erscheinungsbild Adenauers wird bestätigt durch eine große biographi­ sche Würdigung, die die "British Zone Review", das offizielle Organ der Control Commission for , am 6. Juli 1946 veröffentlicht: "Adenauer is a Rheinlander first and foremost, and remains today one of its most influential and powerful citizens. (... ) ... he regards hirnself as a statesman rather than a politician, standing above the manoeuvres within the party machine. He exerts his influence (. ..) privately in conversations with the leading personalities. in the party. ( . .. ) His attitude to the Occupying Power is critical in some respects but perhaps can best be described as one of faintly amused tolerance; standing apart

25 ) Vgl. Pierre Arnal, Conrad Adenauer sous l'occupation britannique (1945-1947) , in: Revue d'histoire diplomatique, 81 (1967) , S. 68-73. 26 3 )- ') Vgl. Hanns Jürgen Küsters/Hans Peter Mensing, Konrad Adenauer (Anm. 24) , S. 298-303. ") Druck: Konrad Adenauer. Reden 1917-1967. Eine Auswahl , hrsg. von Hans-Peter Schwarz, Stuttgart 1975 , S. 82-106 (bes. S. 105). 33 ) Druck: Randolph S. Churchill, The Sinews of Peace. Post-War Speeches by Winston S. Churchill, London-Toronto-Melbourne-Sidney-Wellington 1948, S. 189 ff. 3 35 ' ) ) Vgl. Hanns Jürgen Küsters/Hans Peter Mensing, Konrad Adenauer (Anm. 24) , S. 301 f.

85 Hans Peter Mensing from the bustle of local politics he exercises his authority obliquely but none the less decisively. "36 Adenauers Wertschätzung und "immer größere(r) Einfluß bei den britischen Besatzungsbe­ hörden" 37 führt nur folgerichtig zu seiner Einbeziehung in die exklusive kleine Gruppe westlicher Parteiführer, zu der neben ihm nur und gehören und die am 15. Juli in Berlin im Hauptquartier der Briten am Fehrbellinerplatz durch General Robertson vorab über die britische Entscheidung zur SchaffungNordrhein-Westfalens infor­ miert wird. Die Reisevorbereitungen laufen schon vor Abschluß der Pariser Außenminister• konferenz (12. Juli) an; denn schon am 10. Juli weiß Generalkonsul von Weiss zu berichten, daß Adenauer "kürzlich ersucht wurde, sich bereit zu halten, mit einem britischen Flugzeug nach Berlin zu fliegen, um dort mit einem Vertreter der Pariser Konferenz zusammenzutref­ fen, mit dem er sich zwei volle Tage besprechen soll. "38 Nicht unerheblich ist, daß die Zusammenkunft in Berlin von Christopher ("Kit") Steel organisiert wird 39 , dem Berater Robertsons, seit 1949 dessen Stellvertreter als Hoher Kommissar und 1957-1963 Botschafter in Bonn. Bei ihm kann eine sympathische Grundeinstellung und können Kenntnisse der Persönlichkeit und des Lebensweges Adenauers vorausgesetzt werden, die ihm sein Schwie­ gervater mit auf den Weg gegeben hat; dies ist Sir Sidney Clive , 1919 britischer Militärgouver• neur von Köln, einer der wenigen Freunde und Helfer Adenauers auch nach 1933 und engsten Kontaktpersonen auf der Insel noch während der Kanzlerzeit. 40 Die persönlichen Verbindungen, die die Begegnung mit General Robertson ermöglicht haben lind die durch den regelmäßigen Umgang mit einflußreichen Verbindungsoffizieren wie Noel 1 G. Annan und Michael Thomas abgesichert sind' , erklären den Startvorteil und den Informa­ tionsvorsprung Adenauers bei der Gründung Nordrhein-Westfalens; sie erlauben es ihm, seine eigenen Planungen früher als andere Unionspolitiker an den neuen Gegebenheiten auszurichten. So nachhaltig die Berliner Konferenz vom 15. Juli 1946 die politische Geogra­ phie Westdeutschlands verändert, so beeinflußt sie nicht minder wirkungsvoll die politische Atmosphäre und die Rahmenbedingungen zugunsten Adenauers und seiner kommenden Karriere. 1963 schreibt Robertson im Rückblick: ",m Jahre 1946 zog ich ihn das erste Mal ernstlich zu Rate, als es darum ging, das Land Nordrhein-Westfalen zu gründen. Seitdem verhandelte ich mit ihm fünf Jahre lang ständig über viele schwierige Fragen. Wir konnten uns

36) Vgl. German Politicians of the British Zone, Dr. Adenauer, Christian Democrat, in: "British Zone Review" , Vol. I, No. 21 , 6. Juli 1946, S. 8 f. 37) Vgl. Hanns Jürgen Küsters/Hans Peter Mensing, Konrad Adenauer (Anm. 24) , S. 298. 38 ) Vgl. a.a.O. - Ähnlich auch der Bericht, den Adenauer am 1. August 1946 vor dem CDU­ Zonenausschuß in Neunkirchen/Kreis Wiedenbrück erstattet; Druck: Helmut Pütz (Bearb.), Konrad Adenauer und die CDU der britischen Besatzungszone, 1946-1949. Dokumente zur Gründungsge• schichte der"CDU Deutschlands, Bann 1975, S. 167. Vgl. a. Konrad Adenauer (Anm. 2) , S. 98 f. 39) Vgl. Lord Annan , How Dr. Adenauer rase resilient from the ruins of Germany. Institute of Germanie Studies, University of London, London 1983 , S. 18. 0 ' ) Vgl. Hans Georg Lehmann , Adenauerund der rheinische Separatismus 1918/19. Clives Intervention zugunsten Adenauers vom Januar 1935 , in: Adenauer-Studien Ill, hrsg. von Rudolf Morsey und Konrad Repgen, Mainz 1974, S. 213-225, sowie Karl-Günther von Hase , Adenauerund Großbritan• nien, in: Konrad Adenauerund seine Zeit (Anm. 12), S. 632-650. 1 ' ) Vgl. Michael Thomas, Deutschland, England über alles . Rückkehr als Besatzungsoffizier, Berlin 1984, s. 184 f. 86 Frühe Westdiplomatie und landespolitische Weichenstellung nicht immer einigen. Ich war der Sprecher meines Landes, er war der Chef seines Landes. Aber unsere Unterhaltungen waren immer offen; nicht ein einziges Mal betrog er mich, noch , hoffe ich, betrog ich ihn . "42 Vor diesem Hintergrund wird auch das taktische Vorgehen Adenauers bei der Bildung der ersten Landesregierung verständlich, das Rudolf Amelunxen später so umschreibt: "Die von mir an Konrad Adenauer, der damals noch kein Staatsamt innehatte, gestellte Frage, ob er selbst bereit sei , in meinem Kabinett einen Ministersessel einzunehmen, hatte dieser lächelnd abgelehnt. Er hatte höhere Pläne. '"3 "Höhere Pläne" welcher Art auch immer schließen jedoch nicht aus, sie machen vielmehr erst plausibel, daß Adenauer den einsetzenden landespolitischen Machtkampf innerhalb der Parteien und zwischen ihnen in seinem Sinne zu beeinflussen sucht und auch und gerade in die Kandidatendiskussion um das Amt des Ministerpräsidenten eingreift. Hierzu eröffnet das im folgenden veröffentlichte Protokoll über die Fraktionssitzung der CDU-Mitglieder des rheinischen Provinzialrates am 30. Juli 1946 in Düsseldorf sowie zwei anschließend geführte Vier- bzw. Sechs-Augen-Gespräche einige in dieser Form und für diesen frühen Zeitpunkt neue Aspekte." Es verdeutlicht zunächst den tiefgreifenden Dissens zwischen Adenauerund dem Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz, , der für dessen Ambitionen ("aut Caesar aut nihil")45 zumindest nicht förderlich gewesen sein dürfte. 46 Darüber hinaus benennt es den eigenen ersten Wunschkandidaten Adenauers für den Chefsessel in Düsseldorf, den Duisburger Oberbürgermeister Heinrich Weitz47 (der zugleich auch, auf der Grundlage einer selbst angefertigten stenographischen Sitzungsmitschrift, dieses Protokoll verfaßt hat). Auch wenn dieser personalpolitische Eröffnungszug Adenauers in seiner Eigenschaft als CDU-Fraktionsvorsitzender im rheinischen Provinzialrat-lll bisher unbekannt blieb, kann er

") Vgl. Brian Robertson , Der Lotse geht von Bord, in: "Der Spiegel" vom 9. Oktober 1963, S. 123 . 43 ) Vgl. Rudolf Amelunxen, Ehrenmänner und Hexenmeister. Erlebnisse und Betrachtungen , München 1960, S. 162 . 44 ) Das Protokoll ist in den Dienstakten des Duisburger Oberbürgermeisters Heinrich Weitz erhalten; vgl. Stadtarchiv Duisburg, Best. 102-220 ("Verhandlungen der Provinzialverwaltung - Provinzialrat"). Für die Druckerlaubnis dankt der Verf. dem Ltd. Städt. Archivdirektor Dr. Joseph Milz, Duisburg. 45 ) Lehr in einem Schreiben an Kar! Zuhorn vom 31. März 1955; vgl. Waller Först (Anm. 19) , S. 169. 46 ) Der Konflikt läßt sich bis in den Oktober 1945 zurückverfolgen , wie aus einem bisher unveröffentlich• ten Schreiben Adenauers an Lehr vom 30. August 1946 hervorgeht, in dem er an ein Gespräch vor Übernahme der Geschäfte des Oberpräsidenten durch Lehr am 2. Oktober 1945 erinnert: "Nach dem Ausscheiden des Herrn Dr. Fuchs hat in meiner Gegenwart Herr Dr. Pferdmenges Sie gewarnt, zu erstreben, zum Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz ernannt zu werden, und hinzugefügt, daß ein evangelischer Oberpräsident in der weit überwiegend katholischen Nord-Rheinprovinz nicht tragbar sei". (StBKAH 08.20) . " ) Vgl. Günter v. Roden , Heinrich Weitz, Duisburger Oberbürgermeister und Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen. Eine biographische Betrachtung zur Kommunal- und Landespolitik, in: Duis­ burger Forschungen, Bd. 17 (1973) , S. 197-205, und Waller Först, Rheinische Städte und ihre Oberbürgermeister während der Weimarer Zeit, in: Hugo Stehkämper (Hrsg .), Konrad Adenauer. Oberbürgermeister von Köln. Festgabe der Stadt Köln zum 100. Geburtstag ihres Ehrenbürgersam 5. Januar 1976, Köln 1976, S. 531-596. 48 ) Vgl. Jürgen Brautmeier, Der Weg zum Landesparlament Die Provinzialräte der Nord-Rheinprovinz und Westfalens 1945/46, in : Geschichte im Westen , H. 1 (1986) , S. 31-52.

87 Hans Peter Mensing angesichtsdes späteren speziellen Vertrauensverhältnisses zu Weitz während dessen Amtszeit als nordrhein-westfälischer Finanzminister (1947-1951) nicht überraschen: "Heinrich Weitz , sein wichtigster und hochrangigster Informant, vor allem über Interna der SPD-Personalpoli­ tik"'\ besonders sein Mitstreiter bei der in seiner Kompetenz liegenden Etatisierung der Hauptstadtentscheidung pro Bonn. 50 Das Zutrauen wurzelt auch hier, wie bei den freund­ schaftlichen Auslandsbeziehungen, in gemeinsamer Lebenserfahrung. Spätestens nach der Wahl von Weitz zum Oberbürgermeister von Trier im Jahre 1927 nehmen die beiden in den Vorständen kommunaler Spitzenverbände Kontakt miteinander auf, im März 1937 stattet Adenauer Weitz (nunmehr Rechtsanwalt in Duisburg) einen der wenigen nachweisbaren 51 Freundesbesuche jener Jahre ab , und im Oktober 1945 , nach der Entlassung durch Brigadier Barraclough, teilt er - trotz des politischen Betätigungsverbots - ihm als erstem seine "Einstellung zur außenpolitschen Lage" 52 mit, von der dann Weitz, in seiner unverfängliche• ren Situation als Duisburger Oberbürgermeister seit dem 16. April 1945, "in dem wesentli­ chen Inhalt eine(.) große(.) Zahl von wirtschaftlichen oder sonst interessierten Persönlichkei• 53 ten" in Kenntnis setzt • Nach der völligen Rehabilitierung Ade.nauers schließlich ist es Heinrich Weitz, der dessen Beteiligung am nicht-exekutiven Provinzialrat der Nord-Rhein­ provinz als erster betreibt. Weitz weist Kar! Arnold am 14. Januar 1946 "darauf hin, daß selbstverständlich eine Persönlichkeit wie Dr. Adenauer in den Provinzialrat berufen werden 5 muß". ' Die große Bedeutung, die Adenauer nach seiner Berufung am 22. März 1946 gerade dieser Einrichtung beimißt, wird an der ungewöhnlich reich dokumentierten Darstellung im ersten Band seiner Erinnerungen deutlich.55 Sie ist nun auch daraus ersichtlich, daß er die CDU­ Fraktion des Provinzialrates als erstes Parteigremium über die Vorgänge in Berlin informiert. Vor dem am 24. Juli in Köln tagenden Landesvorstand der CDU der Nord-Rheinprovinz hat er sich noch an die ihm auferlegte Vertraulichkeit gehalten und nur sehr allgemein über die 56 neue Situation referiert , und erst am 1. August macht er auch den CDU-Zonenausschuß mit 7 den Hintergründen vertraut. 5 Hans Peter Mensing

' 9) Vgl. Rudolf Morsey (Anm. 1) , S. 17. 50 ) Vgl. Briefe 1947-1949, S. 409 f. ; Briefe 1949-1951, S. 136. 51 ) Vgl. Rudolf Morsey, Adenauerund der Nationalsozialismus, in: Hugo Stehkämper (Anm. 47), S. 491. ") Druck: Konrad Adenauer (Anm. 2), S. 39 f.; Briefe 1945-1947, S. 130. 53 ) Dieser für Wirkungsgeschichte und Rezeption des Adenauer-Memorandums bedeutungsvolle Hinweis ist einem Weitz-Schreiben an Hans Fuchs vom 13. Dezember 1945 entnommen; vgl. LHA Koblenz, Best. 700, 40 (NL Fuchs) Nr. 177. 5 ' ) Durchschlag dieses Schreibens in: StBKAH 06.05. Vgl. auch Konrad Adenauer (Anm . 2), S. 194; Briefe 1945-1947, S. 147. 55 ) Vgl. Konrad Adenauer (Anm. 2) , S. 194-199. 56 ) Vgl. das Protokoll dieser Sitzung in: StBKAH 06.02. 57 ) Vgl. Anm. 38. 88 Frühe Westdiplomatie und landespolitische Weichenstellung CDU-Fraktionssitzung der Mitglieder des Provinzialrates der Nord-Rheinprovinz am 30. Juli 1946 in Düsseldorf. Der Vorsitzende, Herr Dr. Adenauer, referierte eingehend über den Vorgang zur Bildung des neuen Landes Rheinland/Westfalen und über die Ernennung des bisherigen westfälischen Oberpräsidenten Dr. Amelunxen zum Ministerpräsidenten. 58 Dr. Adenauer ist vor etwa 14 Tagen mit Dr. Schumacher von der SPD in einem britischen Flugzeug nach Berlin gereist und hat dort Besprechungen gehabt, besonders mit einem General Robertson . Er, Dr. Adenauer, habe die Bildung des Landes Rheinland/Westfalen begrüßt, Dr. Schumacher habe sich gegen diese Bildung ausgesprochen . Jetzt betreibe Dr. Schumacher die Bildung eines einzigen 9 weiteren Landes aus dem Rest der britischen Zone. 5 Die Wahl des Ministerpräsidenten gälte nur bis zu den Landratswahlen. General Robertson habe gesagt, da Düsseldorf der Sitz der Regierung bleiben solle, wäre es zweckmäßig, wenn ein Westfale - möglichst eine nicht parteipolitisch abgestempelte Persönlichkeit - Ministerpräsident wäre. Demgegenüber sollte -was der Oberpräsident Dr. Lehr in der nachfolgenden Unterredung (s. unten) bestritt- der Düsseldorfer General 60 Herrn Dr. Lehr gesagt haben, er werde Ministerpräsident, und er solle mit der Bildung des Ministeriums beginnen. Dann sei eine Gegenorder von Berlin gekommen. Für letzten Freitagnachmittag (26. 7. 1946) habe Dr. Amelunxen je 2 Vertreter der Parteien aus Rheinland/Westfalennach Münster gebeten. 61 Von der CDU habe er, Dr. Adenauer, mit Herrn Gronowski teilgenommen. Dr. Amelunxen habe erklärt, daß er keinen Auftrag hätte, mit den Parteien zu verhandeln, als Demokrat halte er dies aber für notwendig. Es sollen 10 Ministerien gebildet werden neben dem Ministerpräsidenten, nämlich Ministerium des Innern Ministerium der Finanzen Kultusministerium Ministerium für Volkswohlfahrt und Gesundheit Wirtschaftsministerium Landwirtschaftsministerium Verkehrsministerium Arbeitsministerium Justizministerium und Wiederaufbauministerium. Von der Zentrumspartei seien Hamacher und Spiecker in Münster gewesen. Dr. Adenauer 6 habe es abgelehnt, (Minister) ' Vorschläge ohne Befragung der Fraktion zu machen. Freiherr von Gumppenberg ergänzte die Ausführungen von Dr. Adenauer dahin, die Englän• der (hätten) 63 den jetzigen Oberbürgermeister von Düsseldorf, Arnold, ersucht, den Posten

58 ) Vgl. Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen und die Entstehung seiner parlamentarischen Demo­ kratie, Siegburg 1973, S. 227-229; Walter Först (Anm. 19) , S. 165-167, und Detlev Hüwel , Kar! Arnold . Eine politische Biographie, Wuppertal 1980, S. 99-104. 59 ) Vgl. Willy Albrecht (Hrsg. ), Kurt Schumacher. Reden - Schriften - Korrespondenzen 1945-1952, Berlin-Bonn 1985, S. 117. 60 ) Vgl. Walter Först (Anm . 19), S. 169 f. 61 ) Vgl. hierzu die Ausführungen Adenauers vor dem CDU-Zonenausschuß am 1. August 1946; Druck: Helmut Pütz (Anm . 38) , S. 168. 62 ) Hs. von Weitz eingefügt. 63 ) Hs. von Weitz aus "haben" korrigiert.

89 Hans Peter Mensing des stellvertretenden Ministerpräsidenten zu übernehmen ."' Herrn Dr. Lehr sei angeboten worden , Kultusminister zu werden. Herr Dr. Lehr habe abgelehnt, dagegen sei er bereit, Innenminister zu werden . Herr Dr. Amelunxen habe sich gegen den Posten des stellvertreten­ den Ministerpräsidenten ausgesprochen , wie dann Dr. Adenauer weiter referierte. Dr. Adenauer gab dann Mitteilung über den Lebenslauf von Dr. Amelunxen, der nicht CDU­ Mann sei , dieser auch nicht einmal nahe stehe. Er habe Verbindung mit der Zentrumspartei, aber auch sehr enge Beziehungen zur SPD . Die Tatsache, daß in Westfalen das Zentrum eine relativ große Position errungen habe , sei auf Dr. Amelunxen zurückzuführen . Die Westfalen lehnten zum größten Teil Dr. Amelunxen ab. Die CDU-Westfalen hat sich aber trotzdem bereit erklärt, in ein Ministerium Amelunxen einzutreten. Die KPD verlange das Wohlfahrtsministerium für Renner. Dies sei für die CDU eine unmögliche Forderung. Dr. Amelunxen erkläre, daß das Zentrum das Kultusministerium beanspruche (Brockmann, evtl. Hamacher) ; auch diese werden als untragbar abgelehnt. 65 Lammers (wolle Amelunxen ) als Kultusminister ablehnen , weil er unter Papen Staatssekre­ tär gewesen ist. Dr. Adenauer bezeichnete eine solche Einwendung als nicht gerechtfertigt. 66 Dr. Arnold referierte dann weiter: Die Engländer hätten ihn gefragt, ob er bereit sei , stellvertretender Ministerpräsident zu werden. Dies habe er abgelehnt und im übrigen gesagt, er könne sich sonst erst erklären, wenn seine Partei ihm ein Mandat erteilt habe. Heute um 18 Uhr wird er im Hauptquartier in Düsseldorf zusammen mit Dr. Amelunxen seinY Dr. Amelunxen habe jetzt den amtlichen Auftrag erhalten, mit den Parteien Fühlung zu nehmen; Frist 14 Tage. Dr. Amelunxen glaubt , daß er auch von sich aus Vorschläge machen könne , 68 was Dr. Arnold nicht für (möglich ) hält. Dr. Arnold erklärte dann, daß die Stelle des stellvertretenden Ministerpräsidenten evtl. mit dem Innenministerium verbunden werden müsse und daß er allein hierfür von der Militärregierung in Aussicht genommen sei . Dr. Adenauer schlug dann vor, daß je 5 Mitglieder des rheinischen und westfälischen Provinzialra­ tes ernannt werden sollten , um die weiteren Verhandlungen fortzuführen. 69 Von rheinischer Seite wurden gewählt: Dr. Adenauer, Dr. Pünder, Albers , Kölges und Heinemann. In der Aussprache wurde allgemein die Frage einstimmig bejaht, daß die CDU sich an dem Kabinett Arnelunxen beteiligen sollte. Ebenso sprachen sich alle einmütig dafür aus, daß Dr. Arnold stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister werden solle. Evtl. soll noch geprüft werden , ob die Frage Lehr sich dadurch erledigen könne , daß dieser Innenminister und Arnold vielleicht stellvertretender Ministerpräsident und Wohlfahrtsminister würde . Eine Beteiligung in dem Kabinett soll nicht infrage kommen , wenn eine absolut nichtgenehme Persönlichkeit in das Ministerium aufgenommen werden soll (Renner usw.).

"') Vgl. Waller Först (Anm . 19) , S. 172, und Detlev Hüwel (Anm . 58) , S. 99 , 103. 65 ) Hs. von Weitz aus "würde er" korrigiert. 66 ) Vgl. hierzu eine Aktennotiz Adenauers vom 19. August 1946 über kurz zuvor geführte Gespräche zur Regierungsbildung durch Rudolf Amelunxen ; Druck: Briefe 1945-1947, S. 310 f. 67 ) Zu diesen Verhandlungen konnten keine weiterführenden Angaben ermittelt werden . 68 ) Hs. von Weitz aus "nötig" korrigiert. 69 ) Vgl. hierzu , unter direkter Bezugnahme auf die Fraktionssitzung, ·ein Schreiben Adenauers an Johannes Gronowski vom 31. Juli 1946; Druck: Briefe 1945-1947, S. 297 f.

90 Frühe Westdiplomatie und landespolitische Weichenstellung Dr. Pünder führte aus, daß die Westfalen Dr. Amelunxen sehr skeptisch gegenüberstehen. Eine Zustimmung könne erst gegeben werden, wenn die Zusammensetzung des Ministeriums bekannt sei. Dr. Pünder trat dann sehr entschieden ein für eine provinzielle Selbstverwaltung in Münster und im Rheinland im Sinne seiner Eingabe vom 24. Juli 1946.mDiese Ausführun• gen habe ich ganz entschieden unterstrichen. Die Mehrheit der Fraktion war aber der Ansicht, daß diese Frage bis zur Bildung des Kabinettrates zurückgestellt werden solle. Es wurde noch Mitteilung davon gemacht, daß in Westfalen die Abteilung des Inneren z. Zt. von dem SPD-Mann Menzel, die Abt. Finanzen durch Höpker-Aschoff (absolut unchristlich), die Wirtschaft durch den Professor Nölting (SPD-Mann , Bruder des Leiters der Wirtschafts­ abteilung in Hannover)7 1 geleitet werde. Der Provinzialrat Westfalen setzt sich z. Zt. wie folgt zusammen: SPD35 CDU30 KPD20 Zentrum 10 Demokraten 5. Dr. Adenauer war noch der Ansicht, daß die CDU folgende Ministerien beanspruchen solle: Innen-, Kultus-, Wohlfahrt- und Landwirtschaftsministerium. Die Fraktion stimmte diesem Vorschlag zu. 72 Anschließend an die Fraktionssitzung bin ich mit Dr. Adenauer zu Oberpräsident Dr. Lehr gegangen , um diesem einen Besuch zu machen und ihn über den Verlauf der Fraktionssitzung zu unterrichten. Dr. Lehr war Dr. Adenauer gegenüber außerordentlich zurückhaltend. Im Laufe des Gesprächs erklärte er unter Hinweis auf eine im Rhein-Echo von Samstag (27. 7. 1946) erschienene Notiz seine Vermutung, daß Dr. Adenauer sich gegen ihn bei englischen Stellen ausgesprochen habe. 73 Dr. Adenauer bestritt das und erklärte, daß in der maßgeben• den Besprechung mit General Robertson von diesem erklärt worden sei , daß man einen Westfalen, nämlich Dr. Amelunxen haben wolle, den er alsdann kritisiert habe, wenn auch nicht so scharf wie in der Fraktionssitzung. Von Dr. Lehr sei nur in dem Zusammenhang die Rede gewesen , daß General Robertson gesagt habe , Herr Lehr habe erklärt, daß er ein anderes Ziel verfolge (beabsichtige, eine andere Position anzunehmen?. Dr. Lehr erklärte hierauf, daß er keinerlei akute Absichten habe , weder in der Industrie noch in der Zentral­ stelle (für die britische Zone)75 tätig zu sein. Es könne sich ja auch um einen Übersetzungsfeh-

70 ) Eine Eingabe des Kölner Oberbürgermeisters und Präsidenten des Deutschen Städtetages, Hermann Pünder, an die britische Militärregierung mit dem hier skizzierten Inhalt konnte nur für den 25 . 5. 1946 nachgewiesen werden; vgl. Hermann Pünder, Von Preußen nach Europa . Lebenserinnerungen , Stuttgart 1968, S. 298 f. und Peter Hüttenherger (Anm. 58) , S. 212 f. -Hier möglicherweise gemeint: eine ähnlich ausgerichtete Eingabe des Deutschen Städtetages vom 26. Juli 1946; vgl. Horst Ladema­ cher, Rheinland und Westfalen . Die politische Entwicklung der frühen Nachkriegszeit, in: Klaus Honnef/Hans M. Schmidt (Hrsg.) , Aus den Trümmern . Kunst und Kultur im Rheinland und Westfalen 1945-1952. Neubeginn und Kontinuität , Köln 1985 , S. 32. 11 ) Nölting vgl. Adenauers Ausführungen vor dem CDU-Zonenausschuß am 26. September 1946 in Vechta; Druck: Helmut Pütz (Anm. 38) , S. 18 f. 72) Vgl. hierzu das in Anm . 69 verwendete Schreiben Adenauers an Gronowski . 73 ) Vgl. hierzu ein Schreiben Adenauers an Otto Schmidt vom 31. Juli 1946; Druck: Briefe 1945-1947, s. 299. 7 5 ')1 ) Hs . von Weitz eingefügt.

91 Hans Peter Mensing ler handeln , daß Robertson gesagt hat, sie, die Engländer, hätten ein anderes Ziel für Lehr im Auge. Dr. Adenauer gab diese Möglichkeit zu. Dr. Lehr bedauerte, daß er durch ihm auferlegte Schweigeverbote gehindert sei , Dr. Adenauer die Personen zu nennen , die ihm gesagt hätten, daß Dr. Adenauer bei der Militärregierung Dr. Lehr abgelehnt habe. Dr. Adenauer bestritt, solche Äußerungen bei den Engländern getan zu haben . Zum Schluß wurde zwischen Dr. Adenauer und Dr. Lehr noch die Frage der Absetzung von Dr. Müller durch die Engländer erwähnt. 76 Dr. Lehr bestritt erneut, daß er diese Absetzung betrieben habe. Dr. Adenauer wiederholte seine frühere Mitteilung, daß Minister Schlange­ Schöningen ihm zweimal gesagt habe , daß Dr. Lehr die Entfernung von Dr. Müller wünsche. n Da ich nach Duisburg zurück mußte, habe ich den Schluß der Besprechung nicht abwarten können . (Im Anschluß an die Fraktionssitzung sagte mir Dr. Adenauer noch , es sei ihm gegen den Strich gegangen , daß Herr Albers gemeint habe , Herr Arnold werde nach den Landtagswah­ len zum Ministerpräsidenten aufrücken . Hierfür habe er mich ins Auge genommen. Ich erwiderte Dr. Adenauer , daß ich keinerlei solche oder ähnliche Ambitionen habe; wenn ich aber mal wieder eine amtl. Stellung annehmen solle, wäre mir z. B. das Amt des Lan­ deshauptmanns sympathischer. )18

76 ) Vgl. Martin Schumacher, Agrarpolitische Weichenstellungen 1945-1950. Kar! Müller - ein rheini­ scher Agrarier im Bannkreis Konrad Adenauers, in: Kurt Düwell!Wolfgang Köllmann (Hrsg.) , Vom Ende der Weimarer Republik bis zum Land Nordrhein-Westfalen , Wuppertal1984, S. 257-277 (bes . s. 262) 77 ) Dieses Gesprächsdetail bringt Adenauer selbst in dem in Anm. 46 verwendeten Schreiben an Robert Lehr in Erinnerung: "Ich habe ungefähr wörtlich folgendes gesagt: ,Nach den Ausführungen des Herrn Oberpräsidenten Lehr hat man den Eindruck, daß er mit dem Ausscheiden des Herrn Dr. Müller nicht einverstanden gewesen sei. Demgegenüber verlangt es die Objektivität, daß ich folgendes mitteile : Herr Schlange-Schöningen hat mich 2mal gefragt, warum Herr Lehr Herrn Müller nicht mehr im Amte haben wolle. Der ,Vorgang' - dieser Ausdruck schließt auch die Erklärungen des Herrn Schlange in sich und sollte sie in sich schließen - mußte nach diesen einander widersprechenden Erklärungen aufgeklärt werden und muß m. E. auch jetzt noch aufgeklärt werden ."' 78 ) Hs. Zusatz Weitz'.

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