WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURRNORDOST

GRUNDLAGEN

Spiegel- berg Großerlach , Sulzbach a.d. Oppen- weiler

Backnang Alt- hütte

Rudersberg

Urbach

Plüder- hausen WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Verfasser:

Kommunalentwicklung LEG Baden-Württemberg GmbH Olgastraße 86 70180

Projektbearbeitung: Bertram Roth Per Merkle

Stuttgart, 08.03.2006

WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

INHALTSVERZEICHNIS

1 AUSGANGSBEDINGUNGEN ...... 2

1.1 RÄUMLICHE GRUNDSTRUKTUREN UND FUNKTIONALE VERFLECHTUNGEN ...... 2

1.1.1 Der Untersuchungsraum – Potenzial und räumliche Struktur ...... 2

1.1.2 Regional- und Landesplanung ...... 3

1.2.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur ...... 7

1.2.2 Konjunktur und Arbeitsmarkt...... 12

1.2.3 Tourismus...... 26

1.3 VERKEHRSNETZ ...... 30

1.3.1 Straßennetz ...... 30

1.3.2 Öffentlicher Personenverkehr ...... 32

2 PERSPEKTIVEN UND HANDLUNGSFELDER FÜR DEN WIRT-SCHAFTSRAUM REMS MURR NORDOST AUS SICHT DER GEMEINDEVERWALTUNGEN ...... 34

2.1 ORGANISATION DER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND INTERKOMMUNALE ZUSAMMENARBEIT ...... 34

2.2 REGIONAL BEDEUTSAME INFRASTRUKTUREINRICHTUNGEN UND KOMMUNALE INVESTITIONEN...... 35

2.3 GEWERBEFLÄCHEN...... 37

2.4 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DES RAUMES UND MÖGLICHE PERSPEKTIVEN ...... 41

3 LEITBILDER UND OBERZIELE DER STADT MURRHARDT ...... 46

4 PROJEKTE IN DEN GEMEINDEN DES UNTERSUCHUNGSRAUMES...... 48

1 1 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

1 AUSGANGSBEDINGUNGEN

1.1 Räumliche Grundstrukturen und funktionale Verflechtungen

1.1.1 Der Untersuchungsraum – Potenzial und räumliche Struktur

Der Untersuchungsraum umfasst den Nordosten des Rems-Murr-Kreises, und zwar die Gemeinden ƒ ƒ Großerlach ƒ ƒ ƒ Murrhardt ƒ ƒ Althütte ƒ Kaisersbach ƒ ƒ Welzheim ƒ Alfdorf ƒ Urbach ƒ Plüderhausen.

Im Vergleich zur Standort- und Strukturuntersuchung Rems-Murr Nordost aus dem Jahr 1998 werden im vorliegenden Handlungskonzept mit Backnang und Oppenweiler zwei weitere Gemeinden berücksichtigt. Sie werden aufgrund der funktionalen Verflechtung und der Bedeutung von Backnang als Einkaufs- und Arbeitsort in die Fortschreibung der Standortuntersuchung mit aufgenommen.

Es soll insbesondere die Situation im Einzugsgebiet des Oberen Murrtales untersucht wer- den. Dazu gehören neben der Stadt Murrhardt die Gemeinden Sulzbach, Spiegelberg, und Großerlach.

Bei dem Untersuchungsgebiet handelt es sich um einen strukturell benachteiligten Raum. Das Gebiet ist gekennzeichnet durch seine periphere Lage zum Zentrum der Re- gion mit der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Untersuchungsraum ist in weiten Teilen noch sehr ländlich geprägt. Die Siedlungsdichte liegt mit 264 Einwohnern je Quadratki- lometer weit unter den Werten in der Region (729 Einwohner/qkm) und im Rems-Murr- Kreis (486 Einwohner/qkm). Charakteristisch ist darüber hinaus eine ausgeprägte Streu- siedlungsstruktur in weiten Teilen des Untersuchungsraumes. Der Untersuchungsraum umfasst die Talräume der Rems (Urbach, Plüderhausen), der Murr (Backnang, Oppenweiler, Sulzbach, Murrhardt) und der Wieslauf - einem Neben- fluss der Rems - mit der Gemeinde Rudersberg, die Hochflächen des Mainhardter Wal- des (Großerlach, Spiegelberg) und die Hochflächen des Welzheimer Waldes (Welzheim, Kaisersbach, Althütte). Die Hochflächen werden überwiegend von den geologischen Formationen des Keupers gebildet. Die waldreichen Hochflächen mit ihren Rodungsin- seln liegen in einer Höhe von rund 500 Metern, die Talräume in einer Höhenlage von rund 250 Metern.

2 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Die wirtschaftlichen Schwerpunkte im Untersuchungsraum sind in erster Linie die Städte und Gemeinden in den Talräumen von Rems und Murr. Aufgrund ihrer relativ günstigen Anbindung an das Straßen- und Schienennetz, ihres Arbeitskräftepotentials und vor- handener natürlicher Ressourcen (Wasserkraft, Holz etc.) haben sich dort bereits früh Gewerbebetriebe angesiedelt, so dass sich in diesen Gemeinden eine relativ differen- zierte gewerblich-industrielle Struktur herausgebildet hat. Die größte Stadt im Untersuchungsraum, Backnang, war lange Zeit durch das Leder verarbeitende Gewerbe geprägt. Heute sind hier insbesondere Elektro- und Nachrich- tentechnikunternehmen angesiedelt. Eine Sonderstellung nehmen die Gemeinden Ru- dersberg, Alfdorf und Welzheim ein. In den genannten Gemeinden haben sich aus klei- nen handwerklichen Anfängen heraus Großbetriebe entwickelt, die erfolgreich auf den Weltmärkten operieren. Den kleineren Gemeinden auf den Hochflächen des Welzheimer und Mainhardter Waldes fehlt dagegen weitgehend eine gewerblich-industrielle Basis. Erste gewerbliche Ansätze durch die Glasindustrie wurden bereits früh aufgegeben. In diesen Gemeinden dominieren kleine Handwerksbetriebe mit einem vorwiegend lokalbezogenen Absatz- markt. Hinzu kommen einige Sondereinrichtungen (zum Beispiel das Altenpflegeheim „Alexanderstift“ und die Sondereinrichtung „Erlacher Höhe“ - ein Heim für Nichtsesshaf- te in der Gemeinde Großerlach).

1.1.2 Regional- und Landesplanung Die Grundzüge der regionalen Siedlungsstruktur werden seit 1971 maßgeblich durch die Landesentwicklungsplanung bestimmt, die über die Regionalplanung weiter kon- kretisiert wird. Die Ziele der Raumordnung sind nach § 1 Abs. 4 BauGB im Rahmen der Bauleitplanung zu beachten. Der Regionalplan für die Region Stuttgart wurde am 22. Juli 1998 von der Verbands- versammlung beschlossen und ist am 1. März 1999 verbindlich geworden. Er gibt den Rahmen vor, in dem sich die Bauleitplanung der Städte und Gemeinden in der Region bewegen soll. Der Planungshorizont umfasst dabei die nächsten 15 Jahre. Im Regionalplan werden in den so genannten regionalen Grundsätzen zur räumlichen Ordnung der Region unter anderem Leitlinien für die zukünftige Siedlungsentwicklung und regional bedeutsame Standorte für die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwick- lung festgelegt. Dabei sollen insbesondere folgende Grundsätze gelten: (1) Siedlungsentwicklung: − Weiterentwicklung der polyzentralen Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur, − die Funktionen der zentralen Orte sollen in ihrer spezifischen Eignung und Aus- stattung gestärkt und aufeinander abgestimmt werden, − Funktionsteilung zwischen den Entwicklungsachsen und den dazwischen liegen- den Räumen im Sinne einer dauernden Sicherung gesunder Lebensverhältnisse, − Zuordnung neuer und sich erweiternder Siedlungen zur bestehenden Versor- gungsinfrastruktur und zum ÖPNV, − Bevorzugung einer Ausschöpfung der im Bestand vorhandenen Nutzungsmög- lichkeiten vor Neubau, − Rückbau in stark belasteten Bereichen bzw. in Bereichen mit stark zurückgehen- dem Bedarf an Bauflächen zur verbesserten Freiflächensicherung.

3 3 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

(2) Bereiche und Standorte für die wirtschaftliche Entwicklung: − Sicherung und Entwicklung von Arbeitsplätzen sowohl im Bestand als auch in neuen Schwerpunkten, − Standortsicherung in stark verdichteten Bereichen für produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen soll vorrangig auf solche Betriebe und Einrichtungen aus- gerichtet sein, die besonders qualifizierte Beschäftigungsmöglichkeiten und qualifizierte Dienstleistungen für einen größeren Raum erbringen, − ausgeglichene Verteilung der Arbeitsplätze und Verbesserung der internen Aus- gleichsmöglichkeiten in einem einheitlichen Wirtschaftsraum (optimaler Einsatz und Ausbau der Kommunikations- und Transportinfrastruktur), − Ermöglichung der Schaffung und Verbesserung nichtlandwirtschaftlicher Ar- beitsplätze in den Räumen zwischen den Entwicklungsachsen, insbesondere in den Zentralen Orten, − hohe Attraktivität der Arbeitsstättengebiete durch günstige Zuordnung zu den Wohnbereichen, zum ÖPNV und zur Infrastruktur, schonende Einbindung in die Landschaft etc. (3) Infrastruktur: − Anpassung der Entwicklung der Infrastruktur an großräumige und landesweite Aufgaben sowie an die Bedürfnisse der Bevölkerung und Wirtschaft und an die natürlichen Gegebenheiten, − Abstimmung der Infrastruktur mit der Siedlungs- und Freiraumentwicklung,

− Ausgleich und Kooperation in der Region (einheitlicher Lebens- und Wirtschafts- raum), − möglichst geringer Flächenbedarf,

− Bündelung der Infrastrukturen zur Erhaltung des Netzzusammenhangs der Freiflä- chen. Von Bedeutung für die kommunale Entwicklungsplanung sind in erster Linie folgende landes- bzw. regionalplanerische Vorgaben: − Zentralitätszuweisungen, − Ausweisungen von Entwicklungsachsen, − Funktionszuweisungen, − Ausweisungen spezifischer Raumkategorien. Die angestrebte Siedlungsstruktur ergibt sich aus der zentralörtlichen Gliederung (Ober-, Mittel-, Unter- und Kleinzentren) und den Entwicklungsachsen nach dem Prinzip des punkt-achsialen Konzeptes. Nach dem Landesentwicklungsplan von 2002 ist Backnang das einzige Mittelzentrum im Untersuchungsraum. Das Mittelzentrum befindet sich zwar nicht im Untersu- chungsraum, strahlt aber als Arbeits- und Versorgungsort in das Untersuchungsgebiet aus. Mittelzentren sollen laut Landesentwicklungsplan den gehobenen spezialisierten Bedarf decken können, d.h. ein breites Spektrum an höherwertigen Einrichtungen im Bereich öffentlicher und privater Dienstleistungen, ein reichhaltiges Arbeitsplatzangebot etc. aufweisen.

4 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Als Unterzentren sind im Nordosten des Landkreises Rems-Murr die Städte Murrhardt und Welzheim ausgewiesen. Unterzentren sind so auszubauen, dass sie den häufiger nach- gefragten vielfältigen Grundbedarf decken können. Kleinzentren sind die Gemeinden Alfdorf, Plüderhausen, Rudersberg und Sulzbach an der Murr; Kleinzentren sollen den häufig wiederkehrenden Grundbedarf (Grundversorgung) abdecken. Ein weiteres Element zur räumlichen Steuerung der Siedlungsstruktur ist die Ausweisung von Entwicklungsachsen. Um die Vorteile der Siedlungsverdichtung auszuschöpfen und die Voraussetzungen für den Erhalt bzw. den Ausbau neuer Infrastruktureinrichtungen zu verbessern, soll die zukünftige Siedlungstätigkeit verstärkt an Standorten innerhalb der Achsen erfolgen. Der Nordosten des Landkreises Rems-Murr sind folgende Landesent- wicklungsachsen ausgewiesen: ƒ (Stuttgart -) - - - Backnang - Murrhardt (- Schwäbisch Hall) im Norden ƒ (Stuttgart -) Fellbach - Waiblingen - Schorndorf (- Schwäbisch Gmünd) im Sü- den. Die im Regionalplan vorgeschlagenen Schwerpunkte für Industrie, Gewerbe und Dienst- leistungen sollen einerseits der Sicherung und Entwicklung von Gewerbestandorten die- nen, die im regionalen und überregionalen Vergleich besondere Standortqualitäten aufweisen. Andererseits sollen Gewerbestandorte gesichert werden, in denen zusam- mengefasst der Flächenbedarf von Gemeinden gedeckt werden soll, die über keine geeigneten Gewerbeflächenreserven verfügen. Die Schwerpunkte sind in der Regel für mehrere Gemeinden, Verwaltungsräume oder Teile von Mittelbereichen ausgewiesen. Der voraussehbare Bedarf ergibt sich aus der Zusammenfassung und Konzentration des Gewerbeflächenbedarfs im jeweiligen Be- reich. Für die Planung, Erschließung und Nutzung der Schwerpunkte wird die Einrichtung geeigneter Organisationsformen und Kooperationen angeregt. Die im Nordosten des Landkreises Rems-Murr vorgesehenen regional bedeutsamen Schwerpunkte für Indust- rie, Gewerbe und Dienstleistungen sind nachfolgend tabellarisch zusammengestellt. Sie sind gebietsscharf in der Raumnutzungskarte des Regionalplans ausgewiesen. Tabelle 1: Regionale Schwerpunkte für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen

Standort Größe Räumliche Anmerkungen (ca.-Wert) Zuordnung Backnang/Aspach 50 ha Gemeinsamer Standort Vermeidung ungünstiger Ein- „Lerchenäcker“ für die Gemeinden im zelstandorte Verwaltungsraum Back- nang und die Gemeinde Sulzbach a.d. Murr Schorndorf „Stein- 18 ha Gemeinsamer Schwer- Vermeidung ungünstiger Ein- wasen“ und punkt für Schorndorf, Plü- zelstandorte; „Weiler-Nord“ „Weiler-Nord“ 10 ha derhausen, Urbach und für Dienstleistungen/ nicht- Rudersberg störendes Gewerbe Plüderhausen / Ur- 20 ha Gemeinsamer Schwer- Brachflächen im Bestand bach punkt für den Verwal- tungsraum Plüderhausen/ Urbach Welzheim-Breitenfürst 9 ha Gewerbegebiet des Un- Vermeidung ungünstiger Ein- „Lachenäcker“ terzentrums Welzheim zelstandorte Summe 107 ha Quelle: Verband Region Stuttgart, Regionalplan 2010

5 5 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Im Nordosten des Landkreises Rems-Murr bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft sind ins- gesamt vier Standorte als Schwerpunkte für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen vorgesehen. Die Standorte umfassen zusammen rund 110 Hektar. Der größte Einzel- standort mit rund 50 Hektar ist der Standort „Lerchenäcker“ in Backnang/Aspach. Ne- ben den regionalen Schwerpunkten für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen sind im Regionalplan im Nordosten des Landkreises Rems-Murr Schwerpunkte des Wohnungs- baus (nicht regional bedeutsam) ausgewiesen (Tabelle 2).

Der Wohnungsbau im Nordosten des Landkreises Rems-Murr soll in erster Linie in den Städten und Gemeinden stattfinden, die im Bereich der ausgewiesenen Entwicklungs- achsen liegen. Das Kleinzentrum Rudersberg, das einen guten ÖPNV-Anschluss ins Remstal aufweist, sowie das Unterzentrum Welzheim, das den umgebenden ländlichen Raum stärken soll, sind als Siedlungen außerhalb der Entwicklungsachsen den Siedlun- gen innerhalb der Achsen gleichgestellt. Insgesamt sind im Untersuchungsraum acht Wohnbauschwerpunkte - ohne regionale Bedeutung - ausgewiesen. Tabelle 2: Schwerpunkte des Wohnungsbaus

Stadt/Gemeinde Standort Anmerkungen Backnang Kernstadt, Mau- 2) 3), Entlastungsort nach Landesentwicklungs- bach, Waldrems, plan, neuer Haltepunkt und Verbesserung im Heiningen, Sach- ÖPNV-Netz erforderlich senweiler Oppenweiler Hauptort 1) Sulzbach an der Murr Hauptort mit Lau- tern Murrhardt Hauptort, Forns- 1) 3) bach Urbach Urbach 4) Talaue der Rems, landwirtschaftliche Flächen berücksichtigen

Plüderhausen Hauptort 1) 4) Talaue der Rems berücksichtigen Rudersberg Hauptort, außerhalb der Entwicklungsachse Schlechtbach, Oberndorf Welzheim Hauptort 3) 4) Lage im Naturpark berücksichtigen, als Un- terzentrum außerhalb der Entwicklungsachse ist Welzheim den Siedlungsbereichen der Entwick- lungsachsen gleichgestellt

Quelle: Verband Region Stuttgart, Regionalplan 2010 1) Für die weitere Entwicklung stehen neben geringen Neubauflächen fast nur noch bereits vorhandene Siedlungen zur Verfügung (Sanierung, Modernisierung, Baulücken, Ausbau, Umnutzung) 2) Noch für weitere Entwicklung geeignete Siedlungsflächen 3) Nach § 19 DSchG geschützte Gesamtanlagen / historische Bereiche mit Gesamtanlagenqualität inner- halb des Siedlungsbereiches 4) Festlegungen der Freiraumstruktur zu beachten

6 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

1.2 Raumstruktur und Entwicklung

1.2.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

1.2.1.1 Einwohnerentwicklung

Die Betrachtung der Einwohnerentwicklung und der Bevölkerungsstruktur ist von grund- legender Bedeutung für jede räumliche Analyse, da die Arbeitsmarktentwicklung, die verkehrliche Entwicklung und die infrastrukturelle Entwicklung unmittelbar von der Ent- wicklung der Einwohnerzahl abhängen und gesteuert werden. Im Folgenden wird die Entwicklung der Einwohnerzahl im Nordosten des Landkreises Rems-Murr in den letzten beiden Jahrzehnten aufgezeigt. Neben Zeitreihenanalysen wird die Einwohnerentwick- lung mit ihren Komponenten - natürliche Bevölkerungsbewegung und Wanderungsbe- wegung - im Vergleich zur Region und dem Rems-Murr-Kreis - dargestellt. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahl im Nordosten des Landkreises Rems-Murr seit dem Jahr 1990. Die Einwohnerzahl stieg im betrachteten Zeitraum von ca. 108.250 im Jahr 1990 auf ca. 119.750 im Jahr 2004. In einem Zeitraum von 14 Jahren hat die Einwohnerzahl also um fast 11.500 Personen zugenommen. Der Bevölkerungszu- wachs betrug damit knapp 11 Prozent. Abbildung 1: Einwohnerentwicklung absolut 1990 bis 2004 im Untersuchungsraum

125.000

120.000

115.000

110.000 Einwohner 105.000

100.000 1990 1995 2000 Rems-Murr Nordost

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS

Abbildung 2 zeigt die relative Veränderung der Einwohnerzahl. Es wird deutlich, dass ins- besondere zu Beginn der 1990er Jahre die Einwohnerzahl im Untersuchungsraum stark anstieg. Seither findet ein Zuwachs auf wesentlich niedrigerem Niveau statt. Im Jahr 1990 wurde mit einer Zunahme um rund 2.850 Personen der höchste Zuwachs erreicht. Nach einem Absinken in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre auf unter 500 Per- sonen pro Jahr, stieg die Einwohnerzahl ab dem Jahr 2000 auf über 800 Personen pro Jahr an. Nach einem erneuten Rückgang ab dem Jahr 2003 wurde 2004 mit rund 150 Einwohnern der geringste Zuwachs im Betrachtungszeitraum erzielt.

7 7 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 2: Einwohnerentwicklung relativ 1990 bis 2004 und Veränderung der Einwoh- nerzahl gegenüber dem Vorjahr im Untersuchungsraum

Durchschnittliche Zunahme p.a.: ca. + 955 Personen 2.841 3.000 112,0

110,0 2.500 108,0

2.000 106,0

104,0 1.500 102,0

809 821 1990 = 100 % 1.000 100,0

98,0 500 Veränderung der Einwohnerzahl der Veränderung 96,0

0 94,0 1990 1995 2000 Veränderung gegenüber Vorjahr Einwohnerentwicklung Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS; eigene Berechnung

Abbildung 3 verdeutlicht die leicht überdurchschnittliche Einwohnerentwicklung im Nordosten des Landkreises Rems-Murr. Über den gesamten Betrachtungszeitraum hin- weg liegt die Einwohnerzunahme über der Entwicklung in der Region und im Rems-Murr- Kreis. Zwischen 1990 und 2004 ist im Gebiet Rems-Murr-Nordost ein Einwohnerzuwachs von knapp 11 Prozent zu verzeichnen. Die Bevölkerung des Landkreises ist dagegen um knapp 10 Prozent, die der Region um gut 7 Prozent gewachsen. In allen Teilräumen ist die Einwohnerzahl ständig angestiegen, am stärksten zu Beginn des Betrachtungszeit- raumes Anfang der 1990er Jahre.

8 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 3: Einwohnerentwicklung 1990 bis 2004 im Vergleich

115

110

105 1990 = 100 % = 1990 100

95 1990 1995 2000 Region Stuttgart Rems-Murr-Kreis Rems-Murr Nordost

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS; eigene Berechnung

Die Einwohnerentwicklung auf Gemeindeebene ist in Tabelle 3 dargelegt. Wie bereits erwähnt ist die Einwohnerzahl im Durchschnitt der Gemeinden um knapp 11 Prozent angewachsen. Die Zuwächse in den einzelnen Gemeinden fallen allerdings sehr unter- schiedlich aus. Sie liegen zwischen lediglich 3,6 Prozent in Murrhardt und 14,6 Prozent in Welzheim.

Tabelle 3: Einwohnerentwicklung nach Gemeinden

Gemeinden Einwohnerzahl 2004 Veränderung der Einwoh- nerzahl zwischen 1990 und 2004 in Prozent

Alfdorf 7.183 13,9 Althütte 4.159 13,0 Backnang 35.747 12,8 Großerlach 2.621 5,3 Kaisersbach 2.691 12,2 Murrhardt 14.435 3,6 Oppenweiler 4.264 11,3 Plüderhausen 9.604 4,5 Rudersberg 11.695 9,6 Spiegelberg 2.174 12,6 Sulzbach a.d. Murr 5.442 12,7 Urbach 8.480 13,0 Welzheim 11.241 14,6 Rems-Murr Nordost gesamt 119.736 10,6 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

9 9 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Wie ist diese Bevölkerungsentwicklung zu erklären? Welche Rolle spielen die natürliche Bevölkerungsentwicklung und inwiefern sind Wanderungen relevant? Diese Fragen sol- len im folgenden Kapitel geklärt werden.

1.2.1.2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungen

Die natürliche Bevölkerungsentwicklung - also der Saldo aus Geburten- und Sterbefällen - ist in Abbildung 4 für den Nordosten des Landkreises Rems-Murr dargestellt. Im Durch- schnitt ergibt sich ein Geburtenüberschuss von knapp 70 Personen pro Jahr.

Es ist eine abnehmende Tendenz des Saldos aus Geburten- und Sterbefällen seit 1994 bis heute zu erkennen. Während der Saldo bis zum Jahr 2001 durchweg positiv war, teilweise mit Geburtenüberschüssen von bis zu 190 Personen pro Jahr, war er in den Jahren 2002 und 2004 negativ. 2003 lag er nahe Null. Das Geburtendefizit im Jahr 2004 lag bei knapp 70 Personen. Mit weiter zunehmenden Sterbeüberschüssen ist zu rech- nen, da die Geburtenzahlen aufgrund der in die Familiengründungsphase eintretenden geburtenschwachen Jahrgänge aus den 1970er Jahren rückläufig sind.

Abbildung 4: Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsraum

Geburtenüberschuß im Durchschnitt p.a.: + 67,9 Personen 300

250

200

150

100

Personen 50

0

-50

-100 1990 1995 2000 Saldo Rems-Murr Nordost

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS; eigene Berechnung

Einen wesentlich größeren Einfluss auf die Entwicklung der Bevölkerungszahlen im Unter- suchungsraum haben jedoch die Wanderungsbewegungen, deren Umfang deutlich über dem der natürlichen Bevölkerungsbewegungen liegt. Abbildung 5 zeigt die Ent- wicklung des Wanderungssaldos zwischen 1990 und 2004. In diesem Zeitraum war ein Wanderungsgewinn von durchschnittlich knapp 920 Personen pro Jahr zu beobachten.

10 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 5: Wanderungssaldo im Untersuchungsraum

2500 Wanderungsgewinn im Durchschnitt p.a.: ca. + 917 2000

1500

1000

Personen 500

0

-500 1990 1995 2000 Saldo

Rems-Murr Nordost Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS; eigene Berechnung

Der höchste Wanderungsgewinn wurde 1990 mit ca. 2.000 Personen erreicht. Bis zum Jahr 1995 gingen die Wanderungsgewinne stark zurück. Es folgte eine Phase niedriger positiver Wanderungssalden. Zu Beginn des neuen Jahrtausends stiegen sie wieder an. In den letzten beiden betrachteten Jahren lagen die Wanderungsgewinne jedoch wie- der auf dem niedrigen Niveau der späten 1990er Jahre.

In der Entwicklung des Wanderungssaldos spiegelt sich die sozioökonomische Situation im Nordosten von Rems-Murr wieder. So ist die starke Zuwanderung zu Beginn der 1990er Jahre insbesondere auf die günstige wirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen. Auch die deutsche Wiedervereinigung und die veränderten politischen Rahmenbedin- gungen in Ost- und Südosteuropa haben zu dem Wachstum beigetragen. Seither ha- ben sich die Wanderungsgewinne - unter anderem auch aufgrund gesunkener Asyl- bewerber- und Spätaussiedlerzahlen - wieder deutlich abgeschwächt. Betrachtet man die Wanderungssalden der einzelnen Gemeinden, zeigen sich enorme Unterschiede, wenngleich sämtliche Gemeinden Wanderungsgewinne zu verzeichnen haben. Sie reichen von 2 pro 1.000 Einwohner in Plüderhausen bis knapp 400 pro 1.000 Einwohner in Großerlach.

Tabelle 4: Wanderungen nach Gemeinden

Gemeinde Wanderungsgewinne 1990 Wanderungsgewinne 1990 bis 2004 bis 2004 je 1.000 Einwohner (Einwohnerstand 2004)

Alfdorf 576 85 Althütte 450 115 Backnang 2.139 63 Großerlach 1.032 398 Kaisersbach 282 110 Murrhardt 1.651 115 Oppenweiler 295 72 Plüderhausen 17 2

11 11 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gemeinde Wanderungsgewinne 1990 Wanderungsgewinne 1990 bis 2004 bis 2004 je 1.000 Einwohner (Einwohnerstand 2004) Rudersberg 924 81 Sulzbach a.d. Murr 729 140 Urbach 812 102 Welzheim 1.483 136 Rems-Murr Nordost ge- 10.635 138 samt Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Die natürliche Einwohnerentwicklung hat im Nordosten des Landkreises Rems-Murr nur wenig zum Einwohneranstieg seit 1995 beigetragen. Die Geburtenüberschüsse machen lediglich etwa 12 Prozent des gesamten Einwohnerzuwachses von rund 5.500 Personen aus. Im Landkreis waren es immerhin fast 35 Prozent und in der Region Stuttgart fast 40 Prozent.

1.2.2 Konjunktur und Arbeitsmarkt

Auch das Land Baden-Württemberg hat mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Der Arbeits- platzabbau seit Beginn der 1990er Jahre beruht im wesentlichen auf strukturellen Wett- bewerbsschwächen, da auch in Zeiten der Hochkonjunktur in vielen Betrieben Arbeits- plätze abgebaut wurden. Besonders betroffen ist dabei der strukturell benachteiligte Nordosten des Landkreises Rems-Murr. Neben einigen Firmenzusammenbrüchen waren es vor allem schleichende Beschäftigungsrückgänge, die in diesem Raum zu über- durchschnittlichen Arbeitslosenzahlen geführt haben. Während Anfang der 1990er Jah- re vor allem die tiefgreifende Rezession für die starken Arbeitsplatzverluste verantwort- lich war, ist der Abbau des Personalbestandes seit 1994 vor allem auf strukturelle Verschlankungsprozesse und Rationalisierungsmaßnahmen in der Industrie zurück- zuführen. Durch die weiter ansteigenden Beschäftigungsverhältnisse im Dienstleistungssektor konnten die Arbeitsplatzverluste in der Industrie nur teilweise kompensiert werden. Trotz steigender Arbeitsplatzzahlen im Dienstleistungsbereich ist das Dienstleistungsgewerbe nach wie vor von einer starken industriellen Basis abhängig. Dass sich die Rezession e- benfalls auf den klassischen Dienstleistungsbereich (Verkehr und Nachrichtenübermitt- lung, Banken, Versicherungen) und in noch viel stärkerem Maße bei unternehmensna- hen / produktionsnahen Dienstleistungen (Unternehmensberatung, Steuerberater) aus- gewirkt hat, verdeutlichen die bestehenden Abhängigkeiten. Ein immer größerer Teil des Dienstleistungsangebotes geht als Input in die industrielle Fertigung ein oder ergänzt industriell erzeugte Güter durch die Fertigung nach gelagerter Dienste zu so genannten Systemangeboten. Hinzu kommt, dass immer mehr Industrieunternehmen bisher selbst erbrachte Dienstleistungen in rechtlich selbständige Dienstleistungsunternehmen ausla- gern („Outsourcing“). Es ist deshalb davon auszugehen, dass dem gewerblich-indu- striellen Sektor - und dies gilt für den Untersuchungsraum mit seinem hohen Anteil an gewerblichen Arbeitsplätzen in besonderem Maße - weiterhin eine Schlüsselrolle für die künftige Beschäftigtenentwicklung zukommt.

12 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Unter anderem haben Direktinvestitionen im Ausland, die nicht mehr nur der Exportab- sicherung, sondern dem Aufbau neuer Standorte dienen, sowie internationale Beschaf- fungsmöglichkeiten zu einer Entkoppelung von einzelwirtschaftlichem Wachstum und regionaler Beschäftigung geführt. Hinzu kommt, dass mit der zunehmenden „Globalisie- rung“ der Unternehmen deren „Identifikation mit dem Standort“ in wachsendem Um- fang verloren geht.

1.2.2.1 Beschäftigtenentwicklung

Die Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit ermöglicht seit 1974 in Baden- Württemberg eine differenzierte zeitliche Analyse der Beschäftigtenentwicklung. Durch die Auswertung der Meldedaten zur Sozialversicherung stehen detaillierte Angaben über die Beschäftigten bis auf Gemeindeebene zur Verfügung. Erfasst werden aller- dings lediglich die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die ungefähr 80 Prozent al- ler Beschäftigten repräsentieren. Selbständige, mithelfende Familienangehörige, Beam- te, Soldaten sowie von der Versicherungspflicht befreite Angestellte und Arbeiter sind nicht berücksichtigt. Die versicherungspflichtig Beschäftigen in den einzelnen Gemein- den des Untersuchungsraumes sind in Abbildung 6 dargestellt. Klar zeigt sich, dass Backnang der größte Arbeitsmarkt im Gebiet ist.

Abbildung 6: Versicherungspflichtig Beschäftigte 2004

Spiegelberg 126

Kaisersbach 352

Althütte 377

Großerlach 454

Sulzbach 1.526

Oppenweiler 1.841

Plüderhausen 2.119 Summe: 32.889 Beschäftigte Rudersberg 2.128

Welzheim 2.465

Alfdorf 2.853

Urbach 3.292

Murrhardt 3.522

Backnang 11.834

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000

Beschäftigte 2004

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Die Abbildungen 7 und 8 geben die Beschäftigtenentwicklung von 1990 bis 2004 in den Gemeinden des Untersuchungsraumes in absoluten Zahlen bzw. in Prozent wieder. Seit 1990 hat sich die Zahl der Beschäftigtenverhältnisse in Rems-Murr-Nordost insgesamt um knapp 4.900 Personen verringert. Dies entspricht einem Rückgang um rund 13 Prozent.

13 13 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Die Bevölkerung ist dagegen im gleichen Zeitraum um knapp 11 Prozent gewachsen. Im Rems-Murr-Kreis betrug der Rückgang lediglich knapp 6 Prozent, in der Region Stutt- gart rund 5 Prozent. Was die Beschäftigtenentwicklung anbelangt, hat sich der Nordos- ten des Rems-Murr-Kreises also stark unterdurchschnittlich entwickelt.

Ca. die Hälfte der betrachteten 12 Gemeinden weisen eine Zunahme der Beschäftig- tenzahl auf. In den übrigen Gemeinden waren die Zahlen rückläufig. Am positivsten ver- lief die Entwicklung in Großerlach. Ein dramatischer Beschäftigtenrückgang ist hingegen insbesondere für die Gemeinden Plüderhausen und Rudersberg zu konstatieren, die knapp 20 bzw. 28 Prozent der Arbeitsplätze verloren haben. Die Stadt Backnang hat ei- nen Rückgang um knapp 18 Prozent erfahren. Dies entspricht rund 2.250 Personen.

Abbildung 7: Beschäftigtenentwicklung 1990 – 2004 absolut

Welzheim -737 Urbach 89 Veränderung insgesamt: - 4.880 Sulzbach 197 Spiegelberg -3 Rudersberg -825 Plüderhausen -905 Oppenweiler 334 Murrhardt -1.206 Kaisersbach 64 Großerlach 167 Backnang -2.551 Althütte -11 Alfdorf 507

-3.000 -2.500 -2.000 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000

Veränderung 1990 - 2004 absolut

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

14 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 8: Beschäftigtenentwicklung 1990 – 2004 relativ

Region Stuttgart -5,3 Landkreis Rems-Murr -5,6 Rems-Murr Nordost -12,9 Welzheim -23,0 Urbach 2,8 Sulzbach 14,8 Spiegelberg -2,3 Rudersberg -27,9 Plüderhausen -29,9 Oppenweiler 22,2 Murrhardt -25,5 Kaisersbach 22,2 Großerlach 58,2 Backnang -17,7 Althütte -2,8 Alfdorf 21,6

-40,0 -20,0 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0

Veränderung 1990 - 2004 in %

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Abbildung 9 zeigt die Dominanz des sekundären Sektors anhand der Beschäftigtenzah- len im Jahr 2004.

Abbildung 9: Beschäftige nach Wirtschaftssektoren in Rems-Murr-Nordost (2004)

1%

44% Primärer Sektor 55% Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Der primäre Sektor spielt auf allen räumlichen Ebenen eine untergeordnete Rolle – nur ungefähr ein Prozent der Beschäftigten ist hier tätig. Der sekundäre Sektor ist überdurch- schnittlich stark vertreten, Dienstleistungen dagegen vergleichsweise schwach. Fast 55 Prozent der Beschäftigten arbeiten im sekundären Sektor. Im Landkreis sind es 7 Prozent weniger, in der Region Stuttgart sogar 13 Prozent weniger. Der Anteil der Beschäftigten

15 15 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

im tertiären Sektor beträgt im Untersuchungsraum 44 Prozent. Die Anteilswerte für die Region und für den Landkreis liegen um rund 8 bzw. 13 Prozentpunkte über dem Durch- schnittswert im Untersuchungsraum. Der Anteil der Dienstleistungen hat allerdings – mit wenigen Ausnahmen (Althütte, Spiegelberg) – in allen Gemeinden stark zugenommen. Als Grund für das Überwiegen des produzierenden Gewerbes im Untersuchungsraum – im Gegensatz zum Rems-Murr-Kreis und der Region Stuttgart – gilt insbesondere die Viel- zahl von Zweigbetrieben, die sich im Zuge von Betriebsverlagerungen des produzieren- den Gewerbes aus dem Kernraum der Region seit den 1960er Jahren dort angesiedelt haben. In den verschiedenen Gemeinden ist die Gewichtung der Wirtschaftssektoren extrem unterschiedlich (Tabelle 5). So arbeiten in Alfdorf 86 Prozent der Beschäftigten im se- kundären Sektor, in Großerlach sind es dagegen nur 25 Prozent. Diese Gemeinde stellt eine Besonderheit dar: hier sind über 10 Prozent der Beschäftigten im primären Sektor tätig. Einen besonders geringen Dienstleistungsbesatz weisen neben Alfdorf die Ge- meinden Sulzbach a.d. Murr und Urbach auf.

Tabelle 5: Veränderung nach Wirtschaftssektoren

Gebiet Produzieren- Produzieren- Produzieren- Dienstleistun- Produzieren- Dienstleistun- des Gewerbe des Gewerbe des Gewerbe gen des Gewerbe gen 1990 2004 Anteil in % Veränderung absolut Veränderungen in %

Alfdorf 88,2 86,4 384 110 18,6 39,9 Althütte 48,7 48,4 -10 -8 -5,3 -4,0 Backnang 61,3 39,5 -4.199 1.511 -47,6 27,1 Großerlach 28,9 24,8 18 102 21,7 50,0 Kaisersbach 54,5 34,8 -35 98 -22,3 74,8 Murrhardt 74,3 54,3 -1.615 385 -46,0 31,7 Oppenweiler 78,2 54,3 -184 508 -15,6 154,9 Plüderhausen 83,7 69,9 -1.055 143 -41,7 29,0 Rudersberg 86,1 66,8 -1.128 293 -44,4 71,5 Spiegelberg 55,0 56,8 0 -4 0,0 -6,9 Sulzbach 73,1 75,2 174 19 17,9 5,3 Urbach 84,2 76,6 -185 260 -6,9 51,4 Welzheim 72,0 44,7 -1.215 450 -52,7 50,1 Rems-Murr- 71,8 55,5 -9.050 3.867 -33,4 36,3 Nordost Landkreis 63,9 47,1 -25.825 17.171 -31,2 36,6 Rems-Murr Region Stuttgart 55,1 42,1 -169.923 105.500 -28,1 21,4

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

16 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 10 verdeutlicht die Verteilung der Beschäftigten nach Wirtschaftsabteilungen im Untersuchungsraum für das Jahr 2004 im Vergleich zum Rems-Murr-Kreis. Abbildung 10: Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen 2004 – Rems-Murr-Nordost im Vergleich mit dem Landkreis

Sonstige öffentliche / persönliche 3,1 Dienstleistungen 3,0

Gesundheits-, Veterinär-, 9,9 Sozialwesen 10,6

Öffentliche Verwaltung, 4,5 Verteidigung, Sozialversicherung 3,2

Grundstücks- / Wohnungswesen, 10,0 Vermietung, wirtschaftlicheDienstleistungen 6,7

3,3 Verkehr, Nachrichtenübermittlung

Anteile in % in Anteile 1,7

14,3 Handel, Instandhaltung, Reparatur 12,4

6,7 Baugewerbe 6,8

39,6 Verarbeitendes Gewerbe 47,8

0 204060

Rems-Murr-Nordost Rems-Murr-Kreis

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg nach Daten der Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnung

Nicht dargestellt sind Wirtschaftsbereiche mit weniger als 3 Prozent der Beschäftigten (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht, Bergbau und Gewinnung von Stei- nen und Erden, Energie- und Wasserversorgung, Erziehung und Unterricht, Kredit- und Versicherungsgewerbe, Gastgewerbe, Private Haushalte sowie exterritoriale Organisa- tionen und Körperschaften). Die Abbildung verdeutlicht nochmals die Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes im Untersuchungsraum. Fast 48 Prozent der Beschäftigten sind in diesem Bereich beschäf- tigt. Im Landkreis sind es knapp 40 Prozent. Eine wichtige Rolle spielen darüber hinaus die Bereiche Handel, Instandhaltung und Reparatur sowie Grundstücks- und Woh- nungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von wirtschaftlichen Dienst- leistungen und Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen. In den ersten beiden Berei- chen liegen die Anteile an der Gesamtbeschäftigung unter den Kreiswerten; beim Ge- sundheits-, Veterinär- und Sozialwesen dagegen leicht darüber. In Abbildung 11 ist die Beschäftigtenentwicklung seit 1999 nach Wirtschaftsbereichen dargestellt. Es zeigt sich, dass für die Beschäftigtenabnahme in Rems-Murr-Nordost in erster Linie Rückgänge im verarbeitenden Gewerbe verantwortlich sind. Hier wurden rund 2.450 Arbeitsplätze abgebaut. Auch das Baugewerbe erfuhr einen Arbeitsplatz- abbau von über 600 Beschäftigten. Dagegen wurden im Bereich Gesundheits-, Veteri- när- und Sozialwesen 700 Arbeitsplätze geschaffen.

17 17 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 11: Veränderung der Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabteilungen im Untersuchungsraum zwischen 1999 und 2004

sonstige öffemtliche / persönliche Dienstleistungen 26

Gesundheits-, Veterinär-, Sozialwesen 700

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, 61 Sozialversicherung

Grundstücks- / Wohnungswesen, Vermietung 271 wirtschaftliche Dienstleistungen

Verkehr und Nachrichtenübermittlung -27

Wirtschaftsbereiche Handel; Instandhaltung, Reparatur -167

Baugewerbe -621

Verarbeitendes Gewerbe -2.449

Veränderung der Beschäftigtenzahl

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg nach Daten der Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnung

Tabelle 6 zeigt die Beschäftigtenstruktur in den Städten und Gemeinden des Untersu- chungsraumes.

Tabelle 6: Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen in den Untersuchungsgemeinden 2004 – Anteilswerte (in Klammern: Veränderung der Beschäftigtenzahlen seit 1999 in Prozent) Verarbei- Baugewer- Handel, In- Verkehr, Grund- Öffentliche Gesund- Sonstige tendes be standhal- Nachrich- stücks-/ Verwal- heits-, Ve- öffentliche Gewerbe tung, Re- tenüber- Woh- tung, Ver- terinär-, / persönli- paratur mittlung nungswe- teidigung, Sozialwe- che Dienst- sen, Ver- Sozialver- sen leistungen mietung, sicherung wirtschaftl. Dienstleis- tungen Alfdorf 81 5 3 2 2 2 1 1 (13) (5) (28) (5) (25) (70) (-29) (-6) Althütte 18 30 7 2 8 9 7 1 (-10) (-14) (4) (125) (-62) (17) (14) (-71) Backnang 32 6 17 2 11 4 13 4 (-24) (-1) (-12) (-11) (17) (1) (23) (9) Großerlach 17 6 2 1 0 4 57 1 (31) (-51) (43) (-73) (-5) (2) Kaisersbach 27 7 24 4 1 5 15 7 (5) (-33) (36) (27) (-20) (1250) (2) Murrhardt 48 6 8 2 7 3 13 5 (-29) (-39) (-22) (4) (47) (4) (19) (13)

18 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Verarbei- Baugewer- Handel, In- Verkehr, Grund- Öffentliche Gesund- Sonstige tendes be standhal- Nachrich- stücks-/ Verwal- heits-, Ve- öffentliche Gewerbe tung, Re- tenüber- Woh- tung, Ver- terinär-, / persönli- paratur mittlung nungswe- teidigung, Sozialwe- che Dienst- sen, Ver- Sozialver- sen leistungen mietung, sicherung wirtschaftl. Dienstleis- tungen Oppenweiler 51 3 29 1 3 1 7 1 (-27) (-75) (116) (47) (29) (-8) (-7) (13) Plüderhausen 60 10 13 1 6 2 3 2 (-15) (-9) (2) (11) (48) (20) (14) (37) Rudersberg 58 9 7 3 4 5 10 1 (-33) (-10) (9) (-25) (25) (10) (67) (5) Spiegelberg 40 17 4 0 3 12 5 0 (43) (-60) (-44) (25) (-25) Sulzbach a.d. 66 9 6 1 4 3 5 2 Murr (28) (-14) (-38) (23) (90) (24) (18) (-3) Urbach 68 6 7 1 3 1 2 4 (2) (-32) (-17) (69) (-50) (-9) (51) (-11) Welzheim 39 6 12 2 7 2 22 1 (-19) (-33) (-15) (23) (28) (18) (41) (-30) Rems-Murr 48 7 12 2 7 3 11 3 Nordost (-13) (-22) (-4) (-5) (14) (6) (25) (3) Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnung

1.2.2.2 Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe

Eine wichtige Rolle für die industrielle Entwicklung des Landkreises Rems-Murr seit den 1950er Jahren spielten Betriebsverlagerungen infolge von Arbeitskräfte- und Platzman- gel aus der Stadt Stuttgart. Profitierte anfangs aufgrund der räumlichen Nähe lediglich der Raum Fellbach / Waiblingen von den Verlagerungen, so änderte sich dies seit Mitte der 1960er Jahre. Auch die peripheren Räume - wie der Nordosten des Landkreises - wurden, nicht zuletzt aufgrund des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur, zu Zielgebieten von Betriebsverlagerungen. Dies ist eine wesentliche Ursache dafür, dass noch heute fast die Hälfte der Arbeitsplätze im Untersuchungsgebiet auf das verarbeitende Ge- werbe entfallen. Im Gegensatz dazu sind es im Landkreis nur knapp 40 Prozent und in der Region nur ca. 36 Prozent aller Arbeitsplätze. Die Entwicklung der versicherungspflichtig Beschäftigten im „Verarbeitenden Ge- werbe“ im Rems-Murr-Kreis seit 1995 ist in Abbildung 12 dargelegt.

19 19 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 12: Beschäftigtenentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe im Rems-Murr- Kreis

2000 105

1500 1000 100

500 95 0

-500 90 -1000

-1500 = 100% 1995 85 -2000

-2500 80 Veränderung der BechäftigtenzahlVeränderung der -3000

-3500 75 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Veränderung gegenüber Vorjahr Beschäftigtenentwicklung

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS; eigene Berechnung

Die Beschäftigtenzahlen im Landkreis Rems-Murr waren in diesem Zeitraum erheblichen Schwankungen unterworfen. Es gingen insgesamt rund 7.150 Arbeitsplätze innerhalb von neun Jahren verloren. Dies entspricht 15 Prozent der Beschäftigten. Lediglich in den Jahren 1998, 2000 und 2001 sind die Beschäftigtenzahlen angestiegen.

Die Umsatz- und Lohnentwicklung je Beschäftigtem für den Rems-Murr-Kreis seit 1995 (Betriebe im verarbeitenden Gewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten) ist in Abbildung 13 abzulesen. Zum Vergleich sind die Entwicklungen in der Region und in Baden- Württemberg dargestellt. Insgesamt sind die Umsätze im Kreis stärker gestiegen als die Löhne und Gehälter. Die jährliche Steigerung der Umsätze seit 1995 betrug ca. 2,8 Pro- zent; die Lohn- und Gehaltssummen sind pro Jahr um rund 2,1 Prozent angewachsen.

Ausgehend vom Jahr 1995 ist ein annähernd linearer Anstieg der Lohn- und Ge- haltssumme je Beschäftigter festzustellen. Der Umsatz je Beschäftigter stieg hingegen nur bis zum Jahr 2000 konstant an, bevor er zwei Jahre lang zurückging. Ab 2003 ist wie- derum ein Anstieg zu beobachten. Dementsprechend stieg die Produktivität der Be- schäftigten zunächst an und ging dann zu Beginn des neuen Jahrtausends zurück.

20 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 13: Umsatz- und Lohnentwicklung 1995 bis 2004 im Verarbeitenden Gewerbe des Landkreises Rems-Murr

175

150

125 1980 = 100 % 1980 = 100

75 1995 1997 1999 2001 2003 Rems-Murr - Löhne Rems-Murr - Umsatz Region Stuttgart - Löhne Region Stuttgart - Umsatz Baden-Württemberg - Löhne Baden-Württemberg - Umsatz Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS; eigene Berechnung

Abbildung 14 zeigt die Entwicklung der Investitionen im verarbeitenden Gewerbe seit 1995. Die Investitionsintensität (Investitionen je Beschäftigter) weist im Unterschied zur Entwicklung der Löhne und Gehälter und der Umsätze wesentlich größere Schwankun- gen auf. Insgesamt hat die Investitionsintensität im Rems-Murr-Kreis um 13 Prozent zuge- nommen, die Löhne und Gehälter je Beschäftigtem dagegen um 19 Prozent. Die Inves- titionsquote, d.h. Investitionen im Verhältnis zum Umsatz, haben um ca. 7 Prozent abge- nommen. Zum Vergleich sind die Entwicklungen in der Region Stuttgart sowie im Land Baden-Württemberg dargestellt, die durchweg höher liegen.

Abbildung 14: Investitionen der Betriebe seit 1995

9500

8500

7500

6500

5500

4500

Investitionen je Investitionen Beschäftigtem 3500 1995 1997 1999 2001 2003 Rems-Murr-Kreis Region Stuttgart Baden-Württemberg Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS

21 21 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Wirtschaftsstruktur im Rems-Murr-Kreis insbesondere durch einen nach wie vor hohen Beschäftigtenanteil im sekundären Sek- tor und dabei vor allem durch das verarbeitende Gewerbe charakterisiert ist. Da sich ein Teil des Tertiärisierungsprozesses vor allem in dessen Kernbranchen (Maschinenbau und Elektrotechnik) vollzieht, ist eine Beschäftigungssicherung für den Untersu- chungsraum auf absehbare Zeit an die Standortentwicklungen und Standortent- scheidungen des verarbeitenden Gewerbes gebunden.

1.2.2.3 Arbeitsmarkt

Seit Anfang der 1980er Jahre war in der Bundesrepublik Deutschland folgender Kon- junkturverlauf, mit den entsprechenden Wirkungen auf den Arbeitsmarkt des Landkrei- ses Rems-Murr, zu beobachten: 1980 - 1984 Rezessionsphase: Die zweite Ölkrise läutete die stärkste Rezession der Nachkriegszeit ein; so stieg die Zahl der Erwerbslosen im Rems-Murr-Kreis auf rund 6.000 im Durchschnitt des Jahres 1984, während sich die Nachfrage nach Ar- beitskräften verringerte.

1985 - 1988 Konjunkturelle Erholungsphase: Der Arbeitsmarkt erholte sich nur sehr langsam; die Arbeitslosigkeit bewegte sich auf hohem Niveau mit durchschnittlich 5.600 Erwerbslosen.

1989 - 1991 Konjunktureller Boom: Die konjunkturelle Belebung - verstärkt durch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten - löste einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit auf durchschnittlich 5.100 Arbeitslose (1991) aus; es herrschte eine verstärkte Arbeitskräftenachfrage. 1992 - 1997 Rezessionsphase: Zwischen 1991 und 1997 stieg die Zahl der Erwerbs- losen im Jahresdurchschnitt von 5.100 auf 13.100. Neben der konjunkturell beding- ten Arbeitslosigkeit war ein Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit festzustellen. 1998 Erholung und Stagnation: Nach einer Erholung und einem kräftigen Wirt- schaftswachstum im Jahr 2000 begann eine Stagnationsphase. Die Arbeitslosen- zahlen gingen auf 8.100 im Jahr 2001 zurück, stiegen dann aber wieder an. Der bisherige Höchststand wurde im Jahr 2004 mit als fast 14.000 Arbeitslosen erreicht. Die Zahl der Arbeitslosen in den Gemeinden lässt sich in Tabelle 7 ablesen, die Veränderung der Zahl an Arbeitslosen seit 1995 in Tabelle 8. Besonders hohe Ar- beitslosenzahlen je 1.000 Einwohner weisen die Gemeinden Großerlach, Murr- hardt, Welzheim und Backnang auf.

Tabelle 7: Arbeitslose in den Gemeinden Arbeitslose 2005 Einwohner 2005 Arbeitslose je 1.000 Einwohner Alfdorf 160 7.183 22 Althütte 110 4.159 26 Großerlach 98 2.621 37 Kaisersbach 40 2.691 15 Murrhardt 545 14.435 38 Plüderhausen 320 9.604 33 Rudersberg 340 11.695 29

22 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Arbeitslose 2005 Einwohner 2005 Arbeitslose je 1.000 Einwohner Spiegelberg 67 2.174 31 Sulzbach a.d. Murr 168 5.442 31 Urbach 233 8.480 27 Welzheim 433 11.241 39 Backnang 1.708 35.747 48 Oppenweiler 135 4.264 32 Rems-Murr-Nordost 4.357 119.736 36

Rems-Murr-Kreis 13.958 417.463 33 Region Stuttgart 94.695 2.663.660 36 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Tabelle 8: Veränderung der Arbeitslosigkeit 1995 - 2005

Arbeitslose 1995 Arbeitslose 2005 Veränderung Veränderung 1995 - 2005 ab- 1995 - 2005 re- solut lativ Rems Murr Nordost* 3.013 4.357 1.344 44,6 Rems-Murr-Kreis 10.707 13.958 3.251 30,4 Region Stuttgart 80.945 94.695 13.750 17,0 * ohne Kaisersbach, Spiegelberg, Oppenweiler, Althütte, Großerlach Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Im betrachteten Zeitraum stieg die Zahl der Arbeitslosen im Untersuchungsraum um rund 1.350 Personen, was einer Veränderung um knapp 45 Prozent entspricht. Die Ar- beitslosenzahlen befindet sich momentan mit ca. 4.350 Personen auf einem Rekordni- veau. Die Entwicklung verlief wesentlich dramatischer als im Landkreis oder der Region Stuttgart.

In Tabelle 9 ist die Veränderung der Arbeitslosenzahlen zwischen 1993 und 2005 für die Gemeinden des Untersuchungsraumes – soweit die Daten beim Statistischen Lan- desamt verfügbar waren - dargestellt.

Tabelle 9: Veränderung der Arbeitslosigkeit in den Gemeinden des Untersuchungsrau- mes

Gemeinden Veränderung der Arbeitslosenzahl 1993 – 2005 in Prozent

Alfdorf 17,6 Althütte - Backnang 64,7 Großerlach - Kaisersbach - Murrhardt 51,4 Oppenweiler Plüderhausen 18,1 Rudersberg 20,6

23 23 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gemeinden Veränderung der Arbeitslosenzahl 1993 – 2005 in Prozent

Spiegelberg - Sulzbach a.d. Murr 54,1 Urbach 29,4 Welzheim 34,9 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; eigene Berechnungen

Eine Zunahme der Arbeitslosenzahl ist in allen Gemeinden zu beobachten. Die Höhe dieser Zunahme fällt aber sehr unterschiedlich aus. In Backnang stieg die Anzahl der Arbeitslosen um fast 64 Prozent, in Alfdorf dagegen nur um knapp 18 Prozent. Besonders hoch war die Zunahme neben Backnang in Murrhardt und Sulzbach a. d. Murr, wo sie jeweils bei über 50 Prozent lag.

1.2.2.4 Berufliche Aus- und Weiterbildung

Die Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Weiterbildung haben eine große Bedeu- tung für die Attraktivität eines Wirtschaftsraumes und sind wichtige Standortfaktoren für ansiedlungswillige Betriebe und Unternehmen. Die beruflichen Schulen schließen an ei- ne weiterführende Schule an und vermitteln eine berufliche Grund- und Fachausbil- dung. Darüber hinaus vertiefen und erweitern sie die Allgemeinbildung. Der Nordosten von Rems-Murr verfügt über eine berufliche Schule, die in Backnang an- gesiedelt ist. Auch in den benachbarten Mittelzentren Schorndorf und Waiblingen gibt es berufliche Schulen. Für den Untersuchungsraum sind in erster Linie die Kreisberufs- schulzentren Backnang und Schorndorf relevant. Insgesamt ist im Rems-Murr-Kreis das berufliche Schulwesen gut ausdifferenziert. Folgende berufliche Schulen sind in den Mit- telzentren Backnang und Schorndorf ansässig: (1) Backnang:

− Gewerblich-technische Schule: Fachrichtungen Metall, Elektro, Farbe, Körperpfle- ge und Nahrung, − Hauswirtschaftliche Schule (Anna-Haag-Schule): Fachrichtungen Hauswirtschaft, Gesundheit und Pflege, Sozialpädagogik, − Kaufmännische Schule: Fachrichtung Wirtschaft. (2) Schorndorf: − Gewerbliche Schule: Fachrichtungen Metall, Elektro, Bau, Gesundheit, − Kaufmännische/Hauswirtschaftliche Schule: Fachrichtungen Wirtschaft, Hauswirt- schaft. Eine weitere Berufsbildungseinrichtung für Personal- und Organisationsentwicklung be- findet sich im Rems-Murr Kreis mit dem IHK-Bildungshaus Grunbach für die Region Stutt- gart, das sich in der Gemeinde befindet. Diese Einrichtung wendet sich in erster Linie an (mittelständische) Unternehmen der Region und bietet betriebliche Aus- und Weiterbildung, Beratung bei betrieblichen Qualifizierungsprozessen und die Durch- führung von Firmenseminaren und Inhouse-Schulungen an. Die Ausbildungssituation im Rems-Murr-Kreis ist in den letzten Jahren dadurch gekenn- zeichnet, dass die Zahl der Bewerber zunimmt, die der Stellen jedoch abnimmt.

24 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Diese Entwicklung veranschaulicht Abbildung 15. Im Ausbildungsstellenmarkt schlägt sich der Konjunkturverlauf nieder. Bis zum Jahr 1995 gab es jeweils mehr Stellen als Be- werber, seither hat sich das Verhältnis umgekehrt. Lediglich im Jahr 2002 entsprach aufgrund einer Zunahme der Stellen das Angebot der Nachfrage. Seither entwickeln sich Bewerber und Stellen wieder auseinander. 2004 standen jedem Bewerber im Durchschnitt 0,7 Stellen zur Verfügung. Abbildung 15: Ausbildungsstellenmarkt 1990 bis 2004 im Rems-Murr-Kreis

4600

4200

3800

3400

3000

2600

2200

1800 '90 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '98 '99 '00 '01 '02 '03 `04 Bewerber 2647 2273 2030 2134 2440 2729 2959 3180 3088 3213 3257 3023 3080 3337 Stellen 3861 4628 3919 3589 3280 2878 2629 2485 2564 2563 2916 3093 2755 2387

Quelle: Agentur für Arbeit, Waiblingen

Obwohl die Flexibilität der Stellensuchenden aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre deutlich zugenommen hat, stehen ei- nem Ausgleich auf dem Lehrstellenmarkt die seit Jahren bekannten Probleme entge- gen. Die Nachfrage nach kaufmännischen Berufen und Verwaltungsberufen liegt deut- lich über dem Angebot, während beispielsweise Handwerksberufe weniger nachge- fragt werden. So gab es 2004/2005 für den Beruf des Einzelhandelskaufmannes bzw. - kauffrau eine Angebots-Nachfragerelation von 0,3; bei den Metallbauern betrug die Relation 1,28. Darüber hinaus sind Berufe, die einen geringen gesellschaftlichen Stellen- wert haben (Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe sowie Verpflegungseinrichtun- gen, Wäscherei und Reinigung) für die überwiegende Zahl der Schulabgänger von ge- ringem Interesse. In Abbildung 16 ist die Zahl der unbesetzten Stellen und der nicht vermittelten Bewerber seit 1998 dargestellt. Während 1998 ca. 130 Ausbildungsstellen nicht besetzt waren und knapp 80 Bewerber nicht vermittelt wurden, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile um- gekehrt: 2004 blieben nur gut 20 Stellen unbesetzt, wohingegen 150 Bewerber nicht vermittelt werden konnten. Berücksichtigt werden muss allerdings, dass die Zahl der po- tentiell Stellensuchenden weit höher liegt. Viele nicht vermittelte Bewerber befinden sich in einem Berufsvorbereitungsjahr.

25 25 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Abbildung 16: Unbesetzte Stellen und nicht vermittelte Bewerber im Rems-Murr-Kreis

0 50 100 150 200

76 1998 133

39 1999 142 22 2000 nicht vermittelte 121 Bewerber 26 2001 60 unbesetzte Ausbildungsstellen 7 2002 52

111 2003 91 145 2004 24

Quelle: Agentur für Arbeit, Waiblingen

Um die nicht vermittelten Bewerber doch noch einem Ausbildungsplatz zuzuführen, gibt es unter anderem eine Nachvermittlungsaktion und Lehrstellenbörsen. Bei der Nach- vermittlungsaktion im Jahr 2004 wurden 100 von 140 Bewerbern vermittelt. Bis 2008 wird die Zahl der Schulabgänger noch zunehmen. Von da ab wird sie zurückgehen – man kann also langfristig mit einer Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt rechnen.

1.2.3 Tourismus Aufgrund der abwechslungsreichen landschaftlichen Lage mit waldreichen Hochlagen und weitläufigen Tälern und der relativ günstigen verkehrlichen Anbindung an den Großraum Stuttgart erfüllt der Untersuchungsraum in weiten Teilen die Voraussetzungen eines attraktiven Erholungsgebietes. Die steigende Zahl an Naherholungssuchenden belegt die zunehmende Bedeutung des Tourismus für den Untersuchungsraum, wenn- gleich der „Schwäbische Wald“ als Erholungsraum erst noch entdeckt werden muss. Wirtschaftlich spielen der Fremdenverkehr und die Naherholung im Vergleich zu den übrigen Wirtschaftsbereichen zwar nur eine geringe Rolle, die landschaftliche und tou- ristische Attraktivität darf aber als Imageträger für den Untersuchungsraum nicht unter- schätzt werden. Die Organisationen und Verbände, die sich um die Vermarktung des Gebietes als Frem- denverkehrs- und Naherholungsraum bemühen sind nachfolgend angeführt: Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald Weite Teile des Untersuchungsraumes gehören der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald an. Mitglieder in der Fremdenverkehrsgemeinschaft sind die Städte und Gemeinden Alfdorf, Althütte, Aspach, Großerlach, Gschwend, Kaisersbach, Main- hardt, Murrhardt, Oppenweiler, Rudersberg, Spiegelberg, Sulzbach, und Welzheim. Damit gehören mit Ausnahme der Gemeinden Urbach und Plüderhausen sowie der Stadt Backnang alle Gemeinden des Untersuchungsraumes zu dieser Frem- denverkehrsgemeinschaft.

26 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Touristikgemeinschaft Hohenlohe und Schwäbisch Hall Tourismus e.V. Neben der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald ist der Hohenlohe und Schwäbisch Hall Tourismus e.V. für die Vermarktung des Gebietes innerhalb Deutsch- lands und im nahen Ausland zuständig. Die Touristikgemeinschaft ging 2004 aus der Verschmelzung der Touristikgemeinschaft Hohenlohe und der Touristikgemeinschaft Ne- ckar-Hohenlohe-Schwäbischer Wald hervor. Tourismus-Verband Baden-Württemberg e. V. und Tourismus-Marketing GmbH Baden- Württemberg Beim Tourismus-Verband Baden-Württemberg e. V. handelt es sich um die landesweite Dachorganisation und Interessenvertretung des Tourismus in Baden-Württemberg ge- genüber Parlament, Regierung und Verwaltung. In ihm sind die gebietsübergreifenden regionalen Tourismusverbände/-organisationen, der Heilbäderverband Baden- Württemberg e.V., der DEHOGA Baden-Württemberg e.V, der Landesverband der Campingplatzunternehmer in Baden-Württemberg e.V., der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag, die großen Wanderorganisationen sowie weitere tourismusrelevante Fachvereinigungen Mitglied. Die Tourismus-Marketing GmbH Baden- Württemberg ist für die Marketingaufgaben für das gesamte Tourismusland Baden- Württemberg zuständig.

Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH Die Vermarktung der Landeshauptstadt Stuttgart und der Region Stuttgart übernimmt die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH.

Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald Das Gebiet des „Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald“ deckt sich in weiten Teilen mit der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald. Der Naturpark wurde 1979 geschaffen und umfasst mit seinen rund 900 qkm den Welzheimer Wald im Süden, den Murrhardter und Mainhardter Wald im Zentrum sowie die waldreichen Teile der Lö- wensteiner Berge im Nordwesten. Die nördliche Grenze wird von den Waldenburger Bergen gebildet. Alle Gemeinden des Untersuchungsraumes liegen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Getragen wird der Naturpark vom Verein „Naturpark Schwäbisch Fränkischer Wald e.V.“. Mitglieder sind die beteiligten Gemeinden, die Kreisbauernverbände, die Landes- forstverwaltung, die Forstkammer, der Schwäbische Albverein sowie die Schutzgemein- schaft Deutscher Wald. Ziel ist die Pflege und Erhaltung der Landschaft und die Förde- rung der Attraktivität des Naturparks durch die Anlage und Unterhaltung von Erho- lungseinrichtungen (Spiel- und Grillplätze, Schutzhütten, Badeseen etc.). Seit 1989 hat der Naturpark in Murrhardt ein Informationszentrum eingerichtet. Prädikatisierte Gemeinden Die Gemeinden Althütte, Kaisersbach, Murrhardt, Spiegelberg und Sulzbach sowie der Ortsteil Grab in Großerlach sind als „staatlich anerkannte Erholungsorte“ und die Stadt Welzheim als Luftkurort prädikatisiert.

27 27 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Landschaftliche und kulturelle Attraktionen Zu den natürlichen Attraktionen des Untersuchungsraumes gehören die waldreichen Hochflächen, die zahlreichen Fließgewässer, die die Hochfläche zum Teil klammartig durchschneiden, und eine Reihe von Stauseen, wie beispielsweise die so genannte Welzheimer Seenplatte (Aichstruter Stausee, Ebnisee, Leinecksee etc.), die zum Baden erschlossen sind. Zahlreiche Biotope und Naturdenkmäler tragen ebenfalls zur touristischen Anziehungs- kraft bei. Durch seine Lage bedingt ist der Schwäbische Wald ein ideales Naherho- lungsgebiet für die Einwohner des Stuttgarter Ballungsraumes. Der Untersuchungsraum verfügt über ein dichtes und ausgeschildertes Netz an Wan- derwegen und Radwanderwegen und über vielfältige kulturelle Attraktionen. Der Landkreis und die Naturparkverwaltung Schwäbischer Wald haben dazu eine große Anzahl an Broschüren aufgelegt (u.a. „Mit dem Fahrrad unterwegs“), die die Potenziale des Untersuchungsraumes für den Fremdenverkehr und die Naherholung deutlich wer- den lassen.

Im Untersuchungsraum sind unter anderem folgende Einrichtungen und touristische Att- raktionen vorhanden:

Campingplätze:

− Alfdorf: Campingplatz Hagerwaldsee − Kaisersbach: Zeltlager des Württembergischen Landessportbundes − Murrhardt-Fornsbach: Campingplatz Waldsee

Caravanstation Oppenweiler

Jugendherberge Murrhardt

Freizeitpark Schwaben Park in Kaisersbach-Gmeinweiler

Historische Dampfzüge im Wieslauftal

Juxkopf

Idyllische Straße

Museen: − Alfdorf: Heimatmuseum − Althütte: Heimatmuseum − Backnang: Galerie der Stadt Backnang (zeitgenössische Kunst), Grafik-Kabinett, Mu- seum Scheuerle (bäuerliches Leben), Schmiede am Burgplatz, Rundfunkmuseum "Manfred von Ardenne", Techniksammlung etc. − Murrhardt: Carl-Schweizer-Museum (Heimat- und Naturkundemuseum), Städtische Kunstsammlung − Rudersberg: Ölmühle (technisches Museum) − Welzheim: Freilichtmuseum Ostkastell mit archäologischem Park, Städtisches Museum

Backnang: Weg der Besinnung (Skulpturenweg)

28 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Backnang: verschiedene Theater

Naturfreundehäuser: − Althütte: Naturfreundehaus Sechselberg − Welzheim: Naturfreundehaus Auf der Heide − Sulzbach: Wanderheim Eschelhof Burgen und Schlösser:

− Alfdorf: Altes Schloß (als Rathaus genutzt) − Rudersberg: Burg Waldenstein (Hotel / Restaurant) − Oppenweiler: Burg Reichenberg, Wasserschloss (als Rathaus genutzt) − Sulzbach: Burg Lautereck (nicht zu besichtigen)

Sommerrodeln/Sommerski: − Großerlach: Grasski − Kaisersbach: Sommerrodelbahn

Mineralfreibäder Backnang und Oppenweiler

Wanderwege:

− Mühlenwanderweg − Limeswanderweg − Georg-Fahrbach-Weg

Radwanderwege: − Murrtalradweg − Spiegelberger Räuberweg

Naturpark-Zentrum Murrhardt Von der Fachhochschule Heilbronn - Fachbereich Tourismusbetriebswirtschaft - wurde Ende 1996 eine Imagekonzeption für den „Schwäbischen Wald“ vorgelegt. Unter ande- rem wurde hierdurch die Einrichtung eines Naturpark-Zentrums angeregt. Dieses wurde im Sommer 2004 in Murrhardt eröffnet.

Entwicklung des Tourismus im Untersuchungsgebiet

Betrachtet man den Raum Rems-Murr-Nordost insgesamt, kann man von einer durch- aus positiven Entwicklung des Tourismus sprechen. Die Übernachtungszahlen sind seit 1990 um ca. 20 Prozent angestiegen. Die Entwicklung verlief in den Gemeinden des Un- tersuchungsraumes jedoch extrem unterschiedlich. So ist in Kaisersbach beispielsweise eine Zunahme um 138 Prozent festzustellen, wohingegen Großerlach einen Rückgang um 48 Prozent aufweist. In der Mehrzahl der Gemeinden gingen die Übernachtungszah- len zurück. Nur drei Gemeinden konnten an Übernachtungen hinzugewinnen – nämlich Kaisersbach, Backnang und Spiegelberg.

29 29 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Tabelle 10: Entwicklung der Übernachtungen von 1990 bis 2004

Gemeinden Übernachtungen pro Veränderung Über- Veränderung Über- 100 Einwohner 2004 nachtungen 1990 – nachtungen 1990 – 2004 absolut 2004 in Prozent

Alfdorf 114 -292 -2,2 Althütte 100 -4.057 -11,9 Backnang 104 1.2335 79,3 Großerlach 81 -2855 -48,4 Kaisersbach 128 24.895 137,8 Gemeinden Übernachtungen pro Veränderung Über- Veränderung Über- 100 Einwohner 2004 nachtungen 1990 – nachtungen 1990 – 2004 absolut 2004 in Prozent

Murrhardt 140 -649 -1,9 Oppenweiler - - - Plüderhausen - - - Rudersberg - - - Spiegelberg 93 1.178 15,3 Sulzbach a.d. Murr 72 -1.066 -35,5 Urbach - - - Welzheim 117 -11 -0,1 gesamt 105 2.9478 20,5 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Berechnungen

1.3 Verkehrsnetz

1.3.1 Straßennetz

Der Nordosten des Landkreises Rems-Murr verfügt über ein dichtes, flächendeckendes Straßennetz. Bezogen auf die Netzstruktur ist die innere Erschließung als gut zu bezeich- nen. Die Verkehrsbelastung ist jedoch aufgrund des hohen Pendleraufkommens und des - mit Ausnahme der B 29 im Süden - einstreifigen Ausbaus der Bundes- und Landes- straßen vergleichsweise hoch. Darüber hinaus fehlt es in nahezu allen Städten und Ge- meinden an Ortsumfahrungen. Die folgenden, bestehenden Straßenzüge bilden das Straßengrundnetz innerhalb des Nordostens des Landkreises Rems-Murr. • L 1080: (Aalen - Gschwend -) Welzheim - Rudersberg (- Backnang) als wichtige Ost- West-Verbindung • L 1066 (Crailsheim - Schwäbisch Gmünd - Gaildorf -) Murrhardt - Sulzbach an der Murr (Anschluß an B 14) - Spiegelberg (- Löwenstein) • L 1148 Rudersberg (- Schorndorf) (Anschluß an B 29) • L 1150 (Esslingen am Neckar - Schorndorf -) Welzheim - Kaisersbach (- B 298) • B 14 (Stuttgart - Waiblingen - Backnang -) Sulzbach an der Murr - Großerlach (- Crails- heim) als wichtige Nord-Süd-Achse (v.a. für den Nordteil des Untersuchungsraumes)

30 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

• B 29 (Fellbach - Schorndorf -) Urbach - Plüderhausen (- Lorch - Schwäbisch Gmünd) als wichtige Ost-West-Achse (v.a. für den Südteil des Untersuchungsraumes) Der vordringliche Bedarf im Generalverkehrsplan des Landes (bis 2012) umfasst vor al- lem die Beseitigung von Ortsdurchfahrungen sowie die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des bestehenden Straßennetzes. Der Ausbau von Landesstraßen hat in der Regel Vor- rang vor Neutrassierungen. Folgende Vorhaben sind bis zum Jahr 2012 geplant: • B 14: 4-streifiger Ausbau Backnang/West - Winnenden/Süd • L 1080, L 1148: Beseitigung der Ortsdurchfahrt Rudersberg und Ausbau der Verbin- dung Backnang - Schorndorf (weiterer Ausbau über Göppingen zur A 8) • L 1066: Beseitigung der Ortsdurchfahrt Sulzbach an der Murr • L 1080, L 1150: Beseitigung der Ortsdurchfahrt Welzheim (mit dem Bau der ortsnahen Erschließungsstraße wurde im Jahr 1999 begonnen) und Ausbau der Verbindung Welzheim - Rudersberg • L 1153: Ausbau der Verbindung Alfdorf - B 298 Im weiteren Bedarf (nach 2012) des Generalverkehrsplans Baden-Württemberg ist ent- halten: • L 1119 Ausbau der Verbindung L 1080 - Althütte • L 1150, L 1149 Ausbau nordöstlich von Kaisersbach

Die im Regionalplan ausgewiesenen Gewerbeschwerpunkte sind - mit Ausnahme des Gewerbeschwerpunktes Welzheim-Breitenfürst/ „Lachenäcker“ - über das bestehende Verkehrsnetz zufrieden stellend an das überregionale Netz (A 8/A 81) angebunden. Die bereits realisierte Ortsumfahrung Schorndorf (B 29) sowie der geplante Ausbau der Ver- bindung von Schorndorf über Göppingen zur A 8 werden die Anbindung der Gewerbe- schwerpunkte Schorndorf „Steinwasen“ und „Weiler-Nord“ (gemeinsame Schwerpunkte für Schorndorf, Rudersberg, Plüderhausen, Urbach) sowie Plüderhausen/Urbach an die A 8 weiter verbessern. Der Gewerbeschwerpunkt „Lerchenäcker“ als gemeinsamer Standort für die Gemeinden des Verwaltungsraumes Backnang und für die Gemeinde Sulzbach an der Murr wird durch den Ausbau der B 14 zwischen Backnang/West und Winnenden/Süd besser an den Kernraum der Region angeschlossen. Darüber hinaus wird durch den vorgesehenen Ausbau einer Verbindung zwischen der A 81 bei Mun- delsheim und der B 14 bei Backnang der Anschluss an das überregionale Netz deutlich verbessert. Eine günstigere regionale Anbindung des Gewerbestandortes Welzheim- Breitenfürst ist über den geplanten Ausbau der L 1080 / L 1150 und der Ortsumfahrung Haubersbronn möglich. Die noch vorhandenen Engpässe des Straßennetzes im Nordosten des Landkreises Rems-Murr sollen mit erheblichen Aufwendungen in den kommenden Jahren beseitigt werden, so dass sich die Raumdurchlässigkeit weiter erhöhen wird. Es ist jedoch von ei- nem weiteren Anwachsen der Verkehrsbelastung und der Pendlerströme auszugehen, so dass für den weiteren Bedarf (nach 2012) ein Aus- und Neubau von Trassen nicht auszuschließen ist, der sich jedoch in den bisherigen Planungen kaum niederschlägt.

31 31 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

1.3.2 Öffentlicher Personenverkehr Schienennetz Die Talgemeinden im Untersuchungsraum verfügen über eine gute Anbindung an das regionale Schienennetz sowie die S-Bahnlinien, die das Grundgerüst des ÖPNV darstel- len. Der Schienenpersonennahverkehr umfasst folgende Strecken: • Regionalbahnlinien: (Schwäbisch Hall -) Murrhardt - Sulzbach an der Murr (- Back- nang - Stuttgart); (Aalen - Schwäbisch Gmünd -) Plüderhausen - Urbach (- Schorn- dorf - Stuttgart); Rudersberg (- Schorndorf). • S-Bahn-Linien: S 3 Backnang - Winnenden - Waiblingen - Fellbach - Stuttgart; S 2 Schorndorf - Winnenden - Fellbach - Stuttgart. Aufgrund der Bündelung der SPNV-Linien zwischen Backnang und Stuttgart sowie Schorndorf und Stuttgart resultieren auf diesen Hauptentwicklungsachsen sehr attrakti- ve Bedienungsstandards. Deutlich schlechter ist allerdings die direkte Anbindung der Städte und Gemeinden im Untersuchungsraum. Die Takt-Frequenz der SPNV-Verbindun- gen von den vier Haltepunkten Murrhardt, Sulzbach an der Murr, Plüderhausen und Ru- dersberg (keine Direktverbindung - Anbindung über Schorndorf) zum Stuttgarter Haupt- bahnhof ist vergleichsweise gering. Die „Hochflächengemeinden“ verfügen über keine direkte Anbindung an das Schie- nennetz. Busliniennetz Das Busliniennetz ergänzt das Schienennetz in der Fläche. Vor allem in den dünn besie- delten Bereichen des Nordostens liegen deutliche Schwachstellen des Nahverkehrs- systems. Die Bedienungshäufigkeiten in den kleineren Gemeinden sind in vielen Fällen defizitär. Durch das häufig geringe Nachfragepotential lässt sich eine Verminderung der Angebotsdefizite allerdings schwer realisieren. Nahverkehrsplan Der Nahverkehrsplan für den Rems-Murr-Kreis wurde im Mai 1998 verabschiedet.

Im Maßnahmenkatalog des Nahverkehrsplanes sind verbesserte Verbindungen im Be- reich Spiegelberg, Großerlach und Sulzbach an der Murr und zusätzliche „flexible Be- dienungsformen“ (z.B. Rufautos) mit der höchsten Prioritätsstufe vorgesehen. Die für den Untersuchungsraum wichtigsten Planungsvorhaben im Bereich des ÖPNV sind: • Weiterentwicklung des Systems der Regionalexpreß- und Stadtexpreßzüge über die S-Bahn-Endstationen hinaus: Marbach - Backnang - Sulzbach an der Murr - Murrhardt - Schwäbisch Hall, • Verbesserung der Leistungsfähigkeit des regionalen Verkehrs auf der Strecke Stutt- gart - Schorndorf - Plüderhausen - Schwäbisch Gmünd - Aalen und • bei Vorliegen der wirtschaftlichen Voraussetzungen Wiederinbetriebnahme der Stre- cke Rudersberg - Welzheim. Darüber hinaus sollen die Verbindungen in die Nachbarräume Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd/Aalen in Zukunft weiter ausgebaut werden.

32 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Teile des Nordostens im Rems-Murr-Kreis verfügen durch die S-Bahn-Endhaltepunkte Backnang und Schorndorf über eine gute SPNV-Anbindung an das Oberzentrum Stutt- gart. Vergleichsweise schlecht stellt sich die Situation in den von den Mittelbereichen räumlich weiter entfernt liegenden Städten und Gemeinden im Untersuchungsraum dar, die nicht im Einzugsbereich des Schienenverkehrsangebotes liegen. Für diese Teil- bereiche wird die Errichtung oder Erhaltung direkter Busverbindungen mit einem integ- ralen Taktfahrplan angestrebt. Defizite bestehen insbesondere zum Wirtschaftsraum Ludwigsburg/Kornwestheim und Göppingen, da eine direkte SPNV-Verbindung fehlt. Die im Regionalplan ausgewiesenen Gewerbeschwerpunkte liegen - mit Ausnahme des Gewerbestandortes Plüderhausen/Urbach - außerhalb eines fußläufigen SPNV- Haltestelleneinzugsbereiches von 500 Metern. Die Erschließung kann daher nur durch ein auf den SPNV abgestimmtes Bussystem erfolgen.

33 33 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

2 PERSPEKTIVEN UND HANDLUNGSFELDER FÜR DEN WIRT- SCHAFTSRAUM REMS MURR NORDOST AUS SICHT DER GEMEINDEVERWALTUNGEN

Im August 2005 wurden die Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Untersu- chungsraum zu den Themen Wirtschaftsförderung, Infrastrukturausstattung, Stadt-/ Ge- meindeentwicklung, Stärken und Schwächen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung und zu Flächenreserven im Nordosten des Landkreises Rems-Murr befragt. Neben der Gewinnung von Primärdaten sollte die Befragung dazu dienen, die subjektive Einschät- zung der standörtlichen Gegebenheiten aus Sicht der Gemeindeverwaltungen zu er- fahren.

2.1 Organisation der Wirtschaftsförderung und interkommunale Zusam- menarbeit

In der Mehrzahl der Städte und Gemeinden im Untersuchungsraum ist die Wirtschafts- förderung der Verwaltungsspitze zugeordnet. Darüber hinaus übernehmen - vor allem in den größeren Gemeinden des Untersu- chungsraumes - das Liegenschaftsamt, das Hauptamt und die Stadtkämmerei Aufga- ben zur Förderung der Wirtschaft. Aufgrund der Größe der Städte und Gemeinden im Nordosten des Landkreises Rems-Murr verfügt keine Gemeinde über ein eigenständiges Amt für Wirtschaftsförderung. In Backnang wurde Ende 2005 die Stabsstelle Wirtschafts- förderung eingerichtet. Die interkommunale Zusammenarbeit – insbesondere in der Gewerbeflächenentwick- lung – ist heute wesentlich ausgeprägter als noch Ende der 1990er Jahre. Neben Back- nang mit dem interkommunalen Gewerbegebiet Lerchenäcker bestehen interkommu- nale Gewerbegebiete in Murrhardt/Sulzbach a.d. Murr und Welzheim. Eine Abstimmung bezüglich der Flächenausweisung und Gewerbeentwicklung erfolgt darüber hinaus durch die Verwaltungsgemeinschaften im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung. Im Untersuchungsraum bestehen folgende Verwaltungsgemeinschaften ƒ GVV Plüderhausen-Urbach ƒ GVV Sulzbach - Großerlach - Spiegelberg ƒ VVG Welzheim - Kaisersbach ƒ VVG Backnang (Althütte). Zu keiner Verwaltungsgemeinschaft gehören die Städte und Gemeinden Alfdorf, Murr- hardt und Rudersberg. Tabelle 11: Organisation der Wirtschaftsförderung und interkommunale Zusammenarbeit

Stadt/Gemeinde Organisation der Wirt- Interkommunale Zusammenarbeit schaftsförderung Alfdorf Verwaltungsspitze (Bürgermeister) Althütte Bürgermeister Backnang Stabsstelle des Oberbürger- Interkommunales Gewerbegebiet Lerchen- meisters äcker Großerlach Bürgermeister Kaisersbach - Murrhardt Fachdienst Wirtschaft, Kultur, Interkommunales Gewerbegebiet Harbach Tourismus mit Sulzbach, Beteiligung am Gewerbege- biet Welzheim Oppenweiler Bürgermeister Gewerbeanfragen, die nicht bedient wer- den können, werden an die Nachbarge- meinden weitergeleitet

34 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Stadt/Gemeinde Organisation der Wirt- Interkommunale Zusammenarbeit schaftsförderung Plüderhausen Bürgermeister Rudersberg Verwaltungsspitze Spiegelberg Verwaltungsspitze Seit einigen Monaten Kooperation hinsicht- lich „Wirtschaftsraum Oberes Murrtal“ und den daraus resultierenden neuen Maßnah- men Sulzbach an der Bürgermeister/ Hauptamts- Murr leiter Urbach Bürgermeister / Hauptamts- leiter Welzheim Bürgermeister (kommunal- Einzelprojekt: Interkommunaler Gewerbepark politische Leitung), Beige- ordneter (im operativen Be- reich Wirtschaftsförderung als eigene Aufgabe)

Quelle: Angaben der Städte und Gemeinden

2.2 Regional bedeutsame Infrastruktureinrichtungen und kommunale Investitionen

Tabelle 8 zeigt eine Zusammenstellung der regional bedeutsamen Infrastruktureinrich- tungen und der kommunalen Vorhaben in den Bereichen Bauleitplanung, Verkehrspla- nung und kommunale Infrastruktur in den Städten und Gemeinden des Untersuchungs- raumes. Tabelle 12: Regional bedeutsame Infrastruktureinrichtungen und kommunale Investitio- nen

Stadt/Gemeinde Regional bedeutsame Infra- Kommunale Vorhaben in den Bereichen struktureinrichtungen Bauleitplanung/ Verkehrsplanung/ kommu- nale Infrastruktur Alfdorf Keine - Neuerschließung Gewerbegebiet „Brühl- weg“ - Kleinere Wohnbaugebiete - Erweiterung der Sammelkläranlage - Ortskernsanierung Althütte - Zwei Wassertretbecken - Derzeit Umbau / Sanierung der Festhal- - Wandermöglichkeiten le - Heimatmuseum

Backnang - B14, S-Bahn-Anschluss, BITZ - Ausbau der B14 - Galerie der Stadt, Helfer- - 3-spurige Erweiterung des Autobahn- haus, Stiftshof, weitere zubringers Museen, Classic-Open-Air, - Ausbau der S-Bahn zwischen Back- Gänsemarkt, Backnanger nang und Marbach Straßenfest - Alle allgemeinbildenden Schulen, Musikschule, VHS, Veranstaltungszent- rum Bürgerhaus Großerlach - Angebote in Naherholung - Weitere Ansiedlungen im Gewerbege- und Fremdenverkehr biet Mainhardter Weg (MI) - Limes - Künftig: Wohnbaugebiete, Ausbau - Skilift Fremdenverkehr und Naherholung, - Angrenzender Golfplatz Ortskernsanierung Großerlach / Grab, - Altenheime Erweiterung GE - B 14 – B 39,

35 35 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Stadt/Gemeinde Regional bedeutsame Infra- Kommunale Vorhaben in den Bereichen struktureinrichtungen Bauleitplanung/ Verkehrsplanung/ kommu- nale Infrastruktur - Erlacher Höhe (Heim für Nichtsesshafte) - Tierheim Kaisersbach - - Murrhardt - Schulen incl. Gymnasium - Sanierungsgebiet Soehnle-Areal- - Ärzte, Fachärzte Postgasse - Naturparkzentrum - Bebauungsgebiet Strut 4 (Holzdesign- häuser) Oppenweiler - Mineralfreibad - Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes - Hochwasserschutzmaßnahmen an der Murr - Erstellung von Seniorenwohnungen Plüderhausen - Theaterbrettle (Mundart- - Baugebiet Werd II (innerörtlich) theater) - Sanierung Ortsmitte III - Badesee - Altenzentrum in der Ortsmitte Rudersberg - Wieslauftalbahn - Ausweisung von Baugebieten nach - Schulzentrum mit Grund-, Flächennutzungsplan Haupt-, Real- und Förder- - Verlängerung der Wieslauftalbahn schule nach Oberndorf, Tourismusbahn nach Welzheim - Forderung nach einer Wieslauftalum- gehungsstraße Spiegelberg - Relativ bedeutsame - Förderprogramme „ELR“ in den Teilo Kleinkunstbühne ten Grosshöchberg, Jux und Vorder- büchel berg sowie LSP im Hauptort Spiegelberg - Bau eines Alten- und Pflegeheims mit betreuten Wohnungen - Geplante Verkehrsumfeldgestaltung im Hauptort Spiegelberg im Rahmen von LSP Sulzbach an der - B 14 - Fortschreibung Flächennutzungsplan Murr - Bahnhof (Linie R 3) Baugebiet Ziegeläcker III - Eschelhof (Wanderheim - Hochwasserschutzmaßnahmen für die des SAV) Gemeinen Murrhardt, Sulzbach an der Murr, Backnang und Oppenweiler (mit Abwassermaßnahmen) - Südtangente (innerörtliche Entlastungs- straße) - Ortskernsanierung - Vergrößerung Friedhof - Sanierung der Schulen - Ausbau der B 14 bei Sulzbach an der Murr - Untertunnelung der Ortsdurchfahrt der B 14 / L 1066 - Parkdeck am Bahnhof Urbach - beheiztes Freibad für Ur- - Schaffung eines Einzelhandels- / Dienst- bach und benachbarte leistungszentrums in innerörtlicher Lage Gemeinden (Vollsortimenter, Discounter mit zus. ~ 2.500 m2 Verkaufsfläche und weitere Geschäftsgebäude für ergänzende Einzelhandelsgeschäfte) - angrenzend Ausweisung eines Wohn- gebietes mit ca. 80 Wohngebäuden

36 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Stadt/Gemeinde Regional bedeutsame Infra- Kommunale Vorhaben in den Bereichen struktureinrichtungen Bauleitplanung/ Verkehrsplanung/ kommu- nale Infrastruktur („Urbacher Mitte“) Welzheim - Nachsorgeklinik Bethel (e- - Tourismusbahn hemals Kreiskrankenhaus) - Gewerbeerschließung und neues Feu- mit Sozialstation erwehrgerätehaus - Schulzentrum mit 2.400 - Fortsetzung der Stadtsanierungsmaß- Schülern aller Schularten nahmen mit Vollgymnasium - Unterzentrum und - Ganztagesbetreuung der Schulen im Schwerpunkt für Gewerbe Rahmen des Investitionsprogramms des (gem. Regionalplan) Bundes „Zukunft, Bildung und Betreu- ung“ (IZBB)

Quelle: Angaben der Städte und Gemeinden

Geplant sind derzeit in den Gemeinden der Region diverse Sanierungsarbeiten, Bebau- ung von Baugebieten und verschiedene Maßnahmen im Bereich der Verkehrsplanung. Auffällig ist, dass mit Oppenweiler, Plüderhausen und Spiegelberg gleich drei Gemein- den Projekte im Bereich der Altersvorsorge in Planung haben.

2.3 Gewerbeflächen

Die Ermittlung der Gewerbeflächenpotenziale macht deutlich, dass, abgesehen von der Gemeinde Spiegelberg, jede Gemeinde Gewerbeflächen anbieten kann. Die Ge- samtfläche der ausgewiesenen Gewerbeflächen im Untersuchungsraum beträgt rund 145 Hektar. Davon stehen derzeit rund 57 Hektar zur Verfügung. Gegenüber der Situati- on Ende der 1990er Jahre hat sich eine deutliche Verbesserung ergeben. Größte Einzelfläche ist das interkommunale Gewerbegebiet Lerchenäcker in Backnang.

Tabelle 13: Gewerbegebiete

Gesamt- bebaubare Grundstücks- Anmerkungen (z.B. Be- fläche Restfläche preis inkl. bauungsplan vorhanden, Bele- Ortsteil / Gewer- in ha in ha (net- Erschließung gungsrecht, Ausweisung FNP Gemeinde begebiet (netto) to) EURO/qm etc.) Alfdorf Brühlweg 3,5 2,8 ca. 60 1.Bauabschnitt (Erschl. 05/06) Brühlweg 2,8 2,8 - 2. Bauabschnitt (Erschl. 07/08) Äußeres Bonholz 0,7 0,7 55 0,33 ha verkauft, noch nicht bebaut

Limesweg 0,2 0,2 55 Bebauungsplan vorhanden Inneres Bonholz 0,1 0,1 50 Bebauungsplan vorhanden Althütte Althütte 1,0 55 In Planung Backnang Lerchenäcker 25,3 20,8 103 GEe, GE, GIe, voll erschlossen, flexibler Bebauungsplan

Großerlach Mainhardter Weg 2,8 1,0 75 Nur noch Mischgebietsflächen frei

Kaisersbach - - - - Murrhardt Murrhardt-West 1,1 - 80 Halden-Hasbach

37 37 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gesamt- bebaubare Grundstücks- Anmerkungen (z.B. Be- fläche Restfläche preis inkl. bauungsplan vorhanden, Bele- Ortsteil / Gewer- in ha in ha (net- Erschließung gungsrecht, Ausweisung FNP Gemeinde begebiet (netto) to) EURO/qm etc.) Murrhardt-West 5,0 0,7 90 Soehnle-Str.

Murrhardt- 5,3 0,4 90 Siegelsberg

Fornsbach Hau- 3,0 2,5 75 en/Mühlwiesen Oppenweiler Gewerbegebiet 4,4 3,0 82,5 Rechtskräftiger Bebauungsplan Zell liegt vor Plüderhausen Ost 10,0 1,0 - Bebauungsplan vorhanden, Restfläche bebaubar nach Bodenordnung Ost-Erweiterung 1,0 1,0 - Ausweisung im FNP Jakob-Schüle-Str. 6,0 - - Bebauungsplan vorhanden Süd Rank 12,0 1,0 - Bebauungsplan vorhanden Unterer Hohrain 0,5 0,5 90-110 Bebaungsplan-Änderung im Verfahren; Erschließung 2006 Niederwiesen 2,0 0,5 - Bebauungsplan vorhanden, Restfläche bebaubar nach Bodenordnung Heusee I 17,0 1,8 - Bebauungsplan vorhanden, Restfläche bebaubar nach Bodenordnung Heusee II und Er- 6,0 3,8 - Bebauungsplan-Erweiterung im weiterung Verfahren; Erschließungszeit- punkt ungewiss

Reisersberg 2,7 0,6 - Bebauungsplan vorhanden Rudersberg Oberndorf 4,9 4,0 80 FNP Schlechtbach 0,7 0,7 80 FNP Spiegelberg - - - - Kein Gewerbegebiet vorhan- den Sulzbach an „Erweiterung Hor- 1,6 1,6 - FNP der Murr ben“ „Weiden“ 1,8 0,7 - Städtebaulicher Entwurf „Harbach“ 1,4 - - Bebauungsplan Urbach Obere Mühlwie- 1,9 1,9 150 eGE, gesamte Fläche Eigen- sen tum Gemeinde, Bebauungs- plan rechtskräftig

Steinbeisstraße 0,3 0,3 120 GE, Bebauungsplan vorhan- den

Wasen 0,3 0,3 120 GE, noch kein Bebauungsplan Remsweg 0,2 0,2 110 GE, Bebauungsplan vorhan- den Konrad- 0,3 0,3 200 Mischgebiet, Bebauungsplan Hornschuch-Str. in Aufstellung

Bei der Auer- 1,4 1,4 150 GE, Bebauungsplan in Aufstel- bachhalle lung

Auf der Au 3,8 - - Im FNP ausgewiesen Froschäcker 0,7 --Im FNP ausgewiesen

38 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gesamt- bebaubare Grundstücks- Anmerkungen (z.B. Be- fläche Restfläche preis inkl. bauungsplan vorhanden, Bele- Ortsteil / Gewer- in ha in ha (net- Erschließung gungsrecht, Ausweisung FNP Gemeinde begebiet (netto) to) EURO/qm etc.) Schraien 5,0 - - Im FNP ausgewiesen Welzheim Breitenfürst Rei- 3,0 0,8 60 Anfragen liegen vor zenwiesen 1 Breitenfürst Reiz- 2,5 --Erschließung für 2005/2006 vor- wiesen 2 gesehen

Breitenfürst Rei- 3,5 --Ausweisung im Flächennut- zenwiesen 3 zungsplan

145,0 57,0 Summe

Quelle: Angaben der Städte und Gemeinden

Tabelle 6 gibt einen Überblick über die vorhandenen Brachflächen im Untersuchungs- raum

Tabelle 14: Brachflächen (größer als 2.000 qm)

Gemeinde Bezeichnung / Stand- Gesamtfläche Anmerkungen (Ursache für das Brach- orte in ha (netto) fallen, Eigentumsverhältnisse, Hemm- nisse, Stand der Planungs- und Verwer- tungsüberlegungen etc.) Backnang Schweizer-Areal („Max ca. 2 ha Ehemaliges Fertigungsgelände Maier“)

Areal obere Walke Ehemaliges Produktionsareal

Weitere Brachflächen vorhanden Großerlach „Föll-Scheune“ Orts- ca. 0,25 Ehemaliges landwirtschaftliches Anwe- mitte Großerlach an sen, steht leer, soll abgebrochen und der B 14 umgenutzt werden Murrhardt Soehnle-Areal 4,0 Neues Sanierungsgebiet

Fritz-Schweizer-Str. 3,0

Bevorstehend: Fa. Soehnle-Leifheit Nach Aufgabe der Haushaltswaagen- Produktion will S-L auf 1.7.06 mit der In- dustriewaagen-Produktion umziehen Urbach Hornschuch-Areal 3,0 Betriebsverlagerung, Textilsparte auf- gegeben, Grundstück weiter im Eigen- tum des Betriebs, jetzt „gewachsener“ Gewerbepark (~ 25 Betriebe), Bebau- ungsplan in Aufstellung, Gesamtanwe- sen wird privat am Markt angeboten

Areal Wasenmühle 0,8 Sägewerke und Holzhandel, Insolvenz, Verwerfung durch Bank, Bebauungs- plan vorhanden, wird von Bank am Markt angeboten Welzheim Ehemalige Brachflächen der Fa. Bauk- necht wurden im Rahmen der städte- baulichen Erneuerung reaktiviert Quelle: Angaben der Städte und Gemeinden

39 39 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURRNORDOST

Spiegel- berg Großerlach -/- 2,8 / 1,0 Sulzbach a.d. Murr 4,8 / 2,3 Oppen- weiler 4,4 / 3,0 Murrhardt 14,4 / 3,6

Backnang 25,3 / 20,8 Alt- hütte 1,0/- Kaisersbach -/-

Rudersberg 5,6 / 4,7 Welzheim 9,0 / 3,3 (ab 2006) Alfdorf 7,3 / 6,6

Urbach 13,9 / 4,4

Plüderhausen 56,2 / 9,2

Gewerbeflächenpotenziale (Gesamtfläche / bebaubare Restfläche in ha) Quelle: Angaben der Stadt-/Gemeindeverwaltungen WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Bei der Zusammenschau der Gewerbesteuerhebesätze, der durchschnittlichen Grund- stückspreise und der durchschnittlichen Büromieten wird deutlich, dass sich die Ge- meinden nur wenig unterscheiden. Der Gewerbesteuerhebesatz liegt in fast allen Ge- meinden zwischen 320 und 340 v.H., lediglich Oppenweiler und Murrhardt fallen mit 320 v.H. bzw. 380 v.H. aus dem Rahmen. Gegenüber dem Jahr 1997 zeigen sich relativ ge- ringe Veränderungen. Die deutlichsten Steigerungen sind für Murrhardt und Althütte mit jeweils 40 Prozentpunkten festzustellen. Der Grundstückspreis pro m² liegt zwischen 50 € in Murrhardt und Oppenweiler und bis zu 80 € in Welzheim. Althütte mit durchschnittlich 160 €/m² und Rudersberg mit bis zu 220 €/m² weisen die höchsten Werte auf. Die durchschnittlichen Büromieten bewegen sich in allen Gemeinden in einem Rahmen von 4 – 8 €/m².

Tabelle 15: Gewerbesteuerhebesätze

Stadt/Gemeinde Gewerbesteuer- Durchschnittlicher Grund- Durchschnittliche Büro- hebesatz in Prozent stückspreis (ohne Erschlie- mieten (Neubauten) in ßungskosten) in EURO/m2 EURO/ m2 Alfdorf 345 50-60 - Althütte 340 160 4,50 Backnang 360 ca. 70 ca. 7 Großerlach 340 Inklusive Erschließungskos- - ten: 75 (Mischgebiet) Kaisersbach - - - Murrhardt 380 50 7,50 Oppenweiler 320 50 - Plüderhausen 340 70 8 Rudersberg 340 105 – 220 (je nach Lage in 6 - 7 den Ortsteilen) Spiegelberg 340 Keine sep. ausgewiesenen 7 - 8 Gewerbebauplätze Sulzbach an der 340 Voll erschlossen: 72,50 bis ca. 5 Murr 79 Urbach 340 100 5,50 Welzheim 340 60-80 4-6

Quelle: Angaben der Städte und Gemeinden

2.4 Stärken und Schwächen des Raumes und mögliche Perspektiven

Abschließend wurden die Gemeinden danach befragt, was aus ihrer Sicht den Nordos- ten des Landkreises Rems-Murr von anderen Teilräumen der Region unterscheidet und welche Maßnahmen im Rahmen des Projektes „Wirtschaftsperspektive Rems-Murr- Nordost“ getroffen werden sollten. Die Ergebnisse sind in Tabelle 12 dargelegt. Positiv hebt sich der Nordosten des Landkreises von anderen Teilräumen durch seine reizvolle Natur und landschaftliche Schönheit ab; darin sind sich alle Gemeinden einig. Weiterhin zeichnet sich der Untersuchungsraum aus Sicht der Gemeinden durch ein viel- fältiges Freizeitangebot und hohe Attraktivität für Touristen aus. Als negativ eingestuft wird durchgehend die überaus schlechte Verkehrsanbindung. Sowohl die Straßenverkehrsanbindung als auch die Anbindung an das lokale Schienen- netz und den ÖPNV sind mangelhaft. Beklagt werden auch vielfach die stark einge- schränkten Entwicklungsmöglichkeiten zugunsten von Umwelt- und Naturschutz. Aber

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auch die schlechte Situation auf dem Arbeitsmarkt ist nach Auffassung der Gemeinden ein erheblicher Standortnachteil gegenüber anderen Teilräumen der Region. Unbedingt angegangen werden sollten Maßnahmen zur besseren Anschließung der Gemeinden an das Straßen- und Schienennetz sowie an den ÖPNV. Auch sollte man den Umwelt- und Naturschutz auf ein erträgliches Maß reduzieren, um bauliche Vorha- ben und die Erschließung neuer Gewerbegebiete zu erleichtern. Es sollten darüber hinaus Schritte unternommen werden, damit zusätzliche Fördermittel vom Land (ELR, LSP etc.) in den Untersuchungsraum gelenkt werden.

Tabelle 16: Stärken und Schwächen des Raumes und mögliche Perspektiven

Gemeinde Was unterscheidet den Nordosten des Land- Was sollte nach Ihrer Auffassung kreises Rems-Murr nach Ihrer Auffassung von im Rahmen des Projektes "Wirt- anderen Teilräumen der Region? schaftsperspektive Rems-Murr- Nordost“ angepackt werden?

Positiv Negativ • Landschaftlich reiz- • Ländlich strukturierte • Verbesserung der Verkehrsinfra- Alfdorf voll Verkehrsinfrastruktur struktur • Tourismuspotenzial • Entfernt von Entwick- • Förderung der Ansiedlung von • Schnittstelle zu an- lungsachsen Gewerbebetrieben im Bereich deren Kreisen und erneuerbare Energien Regionen • Ausbau des Naherholungspo- • Nachwachsende tentials Rohstoffe • Wohnwert • Verkehrsanbindung - Althütte • Erholungswert • Günstige Bauland- preise • Klima • Keine Hochwasser- problematik • Naherholungsgebiet • „Extrem weit drau- • Sensibilisierung für die Notwen- Backnang • Miet- / Flächenprei- ßen“ digkeit zur Entwicklung se • Anbindungssituation • Vermehrte Presseaktivitäten • Lage zwischen den • Fehlende Hoch- • Positiveres Image des Nah- Ballungsräumen schullandschaft Raums Stuttgart und Heil- bronn / Franken • Landschaft, Natur • Hürden bei Vorha- • Wesentlicher Verbesserungsbe- Großerlach • Freizeitangebot ben aufgrund Um- darf bei ÖPNV-Anbindung für • Anbindung nach welt- und Natur- Berufspendler – auch aus Teilor- Osten (Schwäbisch schutz, oftmals „bar ten Hall, Nürnberg etc.) jeder Vernunft“ – • Umsetzung „Vorfahrt Wirtschaft“ und zum „Unter- dadurch keine oder – bauliche Vorhaben müssen land“ (Heilbronn) nur stark einge- trotz Landschaftsschutz reali- schränkte Entwick- sierbar sein lungsmöglichkeiten • ÖPNV-Anbindung extrem vernachläs- sigt, vor allem für Pendler / Teilorte • Hohe Umlagekosten ohne vergleichba- ren Nutzwert (Regi- on, Kreis) • Struktur- und finanz- schwach bei hohen

42 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gemeinde Was unterscheidet den Nordosten des Land- Was sollte nach Ihrer Auffassung kreises Rems-Murr nach Ihrer Auffassung von im Rahmen des Projektes "Wirt- anderen Teilräumen der Region? schaftsperspektive Rems-Murr- Nordost“ angepackt werden?

Positiv Negativ Lasten aufgrund weiter Streusiedlung (Wasser, Abwasser usw.) - - - Kaisers- bach • Naturpark/ Land- • Schlechte Strassen- • Entwicklung von Gewerbe- Murrhardt schaftliche Schön- verkehrsanbindung Clustern, die in Murrhardt ent- heit • Riesiges wirtschaftli- wicklungsfähig sind (Holz, Al- • Gute Zugverkehrs- ches Fördergefälle tenpflege, Leder, Spritzguß, In- anbindung am Rand zu den genieurleistungen, Tourismus...) • Touristisch attraktive Landkreisen SHA/AA • Sanierungsgebiet Soehnle- Stadt (Geschichte, • Hohe Arbeitslosigkeit Areal/ Postgasse Natur, Kultur) durch abwandern- • Altenpflegeschule de/Konkurs gehen- de Betriebe • Bisher zahlt Murr- hardt mehr an die Region als sie zu- rückbekommt • landschaftliche La- • Schlechte Verkehrs- • Ausbau der Ortsumfahrung Oppenwei- ge anbindung (Bedarfsplan vordringlicher Be- ler • Freizeitangebote • Stark eingeschränk- darf mit Sichtvermerk, allerdings te Entwicklungsmög- ohne Einleitung des Planfeststel- lichkeiten (Land- lungsverfahrens) schaftsschutz / Re- • Zweigleisiger Ausbau der Murr- gionalplanung) bahn • Unverzüglicher Weiterbau der B 14 bis Backnang und Ausbau des Zubringers nach Mundels- heim

Plüderhau- - - - sen • Schöne Landschaft • Abwanderung und • Es muss die Verkehrserschlie- Ruders- • Freizeitmöglichkei- Insolvenzen von Fir- ßung verbessert werden (Um- berg ten men gehungsstraße) • Schlechte Verkehrs- • Es sollte preiswertes Gewerbe- erschließung gelände erschlossen werden, • Unzureichende damit Firmen angesiedelt wer- kommunale Finanz- den können ausstattung • Landschaftlich reiz- • Schlechtere Ver- • Schaffung neuer Arbeitsplätze Spiegel- voller kehrsanbindung im Murrtal (auch Spiegelberg berg • Weniger dicht be- • Erheblicher finanziel- benötigt neue Arbeitsplätze) als siedelt ler Aufwand für Inf- Hauptaufgabe rastruktur (Wasser, • Förderung durch Land über Abwasser, Straßen- Förderprogramme (siehe LSP + unterhaltung) ELR) • Kaum Arbeitsplatz- angebote (insbe- sondere in der Ge- meinde)

43 43 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gemeinde Was unterscheidet den Nordosten des Land- Was sollte nach Ihrer Auffassung kreises Rems-Murr nach Ihrer Auffassung von im Rahmen des Projektes "Wirt- anderen Teilräumen der Region? schaftsperspektive Rems-Murr- Nordost“ angepackt werden?

Positiv Negativ • Landschaft • Straßenanbindung B • Unterstützung bei der Mittelge- Sulzbach • Wald und Natur 14 / L 1066 (insbe- nehmigung LSP und ELR an der • Erholungsort sondere für Firmen) • Ausweisung Sanierungsgebiet Murr • „Wohnen, wo ande- • Mangel an Arbeits- Ortsmitte re Urlaub machen“ und Ausbildungs- • Hochwasserschutz Oberes Murr- • Fremdenverkehr / plätzen tal (mit Abwasserproblematik) Limes / Wanderwe- • Gastronomie (zu- • Hilfe bei der Sanierung von ge etc. nehmend ausländi- Brachflächen • Zuganbindung sche Wirte – immer • Günstige Bauland- weniger gutbürgerli- preise che Lokale) • Zuganbindung am Wochenende • Kein Autobahnan- schluss • Keine „großen“ In- dustrieunternehmen in der Gegend (wie z.B. BB mit Daimler, HP, IBM etc.) • Keine Fachhoch- schule, Uni, Berufs- kolleg in der Nähe • Hohe Regelungs- dichte (Naturpark, Landschaftsschutz- gebiet, Über- schwemmungsge- biet, 24a-Biotope, Naturdenkmäler – womit entsprechen- de Probleme ver- bunden sind) • Günstigere Grund- • • Stärkung der Naherholungsfunk- Urbach stückspreise (für tion und der Fremdenverkehrs- Wohnbau und Ge- möglichkeiten im Naturpark werbe) Schwäbisch-Fränkischer Wald • Verkehrsgunst inner- • Verbesserung der Verkehrsinfra- halb Region und zur struktur auch außerhalb der Ent- östlichen Nachbar- wicklungsachsen region (über Straße und Schiene) • Natur/ Landschaft/ • Überörtliche Ver- • Bessere überörtliche Verkehrs- Welzheim Wald kehrsanbindung anbindung z.B. durch Ausbau • Luftkurort/ Naturpark • ÖPNV der L 1080 Welzheim- • Limes (UNESCO • Überdurchschnittlich Rudersberg und weiter L 1115 Weltkulturerbe) hohe Arbeitslosigkeit Backnang-Mundelsheim zur Au- • Negativer Pendler- tobahn A 81, desgleichen B 29 saldo Schwäbisch Gmünd–Aalen zur • Überproportional A 7 hohe Arbeitsplatz- • Erhaltung und Implementierung verluste in den letz- zentralörtlicher bzw. regional- ten 15 Jahren ( bedeutsamer Einrichtungen im Welzheim über 1000 Nordosten des Rems-Murr- Industriearbeitsplät- Kreises

44 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Gemeinde Was unterscheidet den Nordosten des Land- Was sollte nach Ihrer Auffassung kreises Rems-Murr nach Ihrer Auffassung von im Rahmen des Projektes "Wirt- anderen Teilräumen der Region? schaftsperspektive Rems-Murr- Nordost“ angepackt werden?

Positiv Negativ ze • Differenziertere Betrachtung der • Grosse Markungen ländlichen Räume gegenüber mit Weilern von Ballungsräumen z.B. bei • Dünnere Besied- Förderkulissen von Landes- oder lungsdichte EU-Programmen • ELR Gewerbeförderung und/ oder Ausgleichsstock-Förderung • Beschleunigung von Genehmi- gungsverfahren und Augenmaß Naturschutz

Quelle: Angaben der Städte und Gemeinden

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3 LEITBILDER UND OBERZIELE DER STADT MURRHARDT

Im Jahr 2004 fanden im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses „MURRHARDT 2004+“ zahlreiche „Runde-Tisch-Gespräche“ mit unterschiedlichsten Interessenvertretern statt. Ziel war es, eine Kommunikationsstruktur, ein Netzwerk, aufzubauen. Ergebnis dieser Gespräche war als „gemeinsamer Nenner“ die Bildung einer „Info- und Strategierunde“, deren Besetzung im Rahmen einer für alle offenen Bürgerveranstaltung vereinbart wurde. Die „INFO- UND STRATEGIE-RUNDE“ soll ein Bindeglied zwischen ergebnis- orientierten, temporären Arbeitskreisen, dem Gemeinderat und der Verwaltung sein (siehe Anlage 2).

Ein Arbeitskreis „WIRTSCHAFTSFÖRDERUNGSKONZEPT MURRHARDT“ wurde von der Info- und Stra- tegierunde am 15. Februar 2005 mit folgendem Ziel initiiert: „Das „Wirtschaftsförderungskonzept Murrhardt“ soll die spezifische infrastrukturelle und wirtschaftliche Situation Murrhardts beschreiben, diese berücksichtigend ein zugeschnit- tenes Konzept erarbeiten und in konkrete Maßnahmen mit den verantwortlichen Akteu- ren und einem konkreten Zeitplan münden.“

Im Laufe der Tätigkeitsphase dieses Arbeitskreises stellte sich sehr schnell die Notwen- digkeit heraus, Klarheit über die Ziele und Rahmenbedingungen zu gewinnen. Aus die- ser Erkenntnis wurde der Entwurf „Vision und Oberziele für die Stadt Murrhardt“ zur Ent- scheidungsfindung erarbeitet und vom Gemeinderat am 28. Juli 2005 verabschiedet. Die Vision für die Stadt Murrhardt und die formulierten Oberziele für die wirtschaftliche Entwicklung und den Tourismus sind nachfolgend zusammengefasst.

Vision „Stadtentwicklung Murrhardt 2015“

VISION Im Jahre 2015 ist Murrhardt eine lebendige Stadt für Jung und Alt mit pulsierendem Wirtschafts- und Kulturleben, einem vielseitigen Frei- zeitangebot, einem intakten Gemeinwesen inmitten einer attrakti- ven Natur- und Erholungslandschaft der Region Stuttgart.

WIRTSCHAFTS- 1. Wirtschafts- und Arbeitsplatzförderung ENTWICKLUNG Priorität bei der Wirtschaftsentwicklung hat die Erhaltung vor- handener und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Stadt und den Teilorten. Gemeinderat und Verwaltung schöpfen ihren Ermessensspielraum zugunsten der Betriebe aus. 2. Gewerbegebiete Die Eigenentwicklung ortsansässiger Industrie- und Gewerbebe- triebe wird nachhaltig gefördert. Betriebe innerhalb einer Bran- che schließen sich zu Informations- und Kooperations-Netzwer- ken zusammen. Optimale Grundlagen für ansiedlungswillige Unternehmen und freiberuflich Tätige werden entwickelt. 3. Innenstadt, Handel, Tourismus Murrhardt verfügt über Einkaufszentralität für die Güter des tägli- chen Bedarfs. Die Einzelhandelsstruktur wird koordiniert entwi-

46 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Vision „Stadtentwicklung Murrhardt 2015“ ckelt und gemeinsam beworben. Eine vielseitige und im Angebot abgestimmte Gastronomie ist zu- sätzlicher Anziehungspunkt. Originelle Veranstaltungen machen Murrhardt für Einheimische, Nachbarn aus der Region und für Touristen attraktiv. 4. Infrastruktur Die Verkehrsverbindungen sind für Pendler, Touristen und Güter optimal. Sie werden laufend – auch ad hoc - dem Bedarf ange- passt.

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4 PROJEKTE IN DEN GEMEINDEN DES UNTERSUCHUNGSRAUMES

Nachfolgend sind die Projekte in den Städten und Gemeinden des Untersuchungsrau- mes zusammengestellt, die in den kommenden Jahren anstehen und einen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leisten. Tabelle 17: Projekte in den Gemeinden

Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Alfdorf Kanalsanierung Auswechslung und Umbau des Hauptka- ELR 2005 - 1.000.000 50 % Pfahlbronn nals im Ortsteil Pfahlbronn in Richtung SKA 2008 Leineck Erschließung Das insgesamt rd. 7 ha umfassende Gebiet ELR 2006 - Rest 50 % Gewerbegebiet „Brühl“ soll straßen-, wasser- und abwas- 2007 215.000 „Brühl“ sermässig erschlossen werden. − Erweiterung bestehender Betriebe (z.B. TRW als drittgrößter Arbeitgeber im Rems-Murr-Kreis) − Aussiedlung örtlicher Betriebe, Entwir- rung unverträglicher Gemengelage Sanierung Brun- Umbau einer ehem. Dorfstraße zur Misch- ELR nach 118.000 50 % nenstraße fläche (Fußgänger, Fahrzeuge, Verkehrs- 2008 beruhigung, Anbindung des örtlichen Ge- tränkehändlers) Erweiterung SKA Umbau Kanalnetz Alfdorf-West, Ausrich- ELR 2007 - 1.200.000 50 % Leineck - Kanal- tung zur SKA Leineck und deren Erweite- 2009 € bau rung (u.a. zweites Nachklärbecken) Kaisers- Erschließung und Das bestehende Gewerbegebiet „Lauch“ ELR 2007 470.000 188.000 bach Erweiterung des in Kaisersbach (bisherige Größe ca. 0,6 ha) (Abwas- (Zuschuss Gewerbegebie- soll erweitert werden. Die Erweiterungsflä- serbesei- aus ELR tes „Lauch“ che wurde bereits von der Gemeinde Kai- tigung, erwartet: sersbach aufgekauft; somit ist der Grund- Wasser- 40 %) erwerb erledigt. Insgesamt handelt es sich versor- um 1,7 ha weiteres Baugebiet in Kaisers- gung bach. Dies ist eine Brutto-Fläche. In diesem und Stra- Baugebiet sollen entweder neu zu grün- ße- dende Gewerbebetriebe oder einheimi- nerschlie- sche Gewerbebetriebe, die sich erweitern ßung) wollen, angesiedelt werden. Murr- Ganztagesschu- Die Walterichschule ist eine verbundene IZBB, offen 2005 152.000 €, 15.200 € hardt le Walterichschu- Grund- und Hauptschule und Werkreal- Pro- bis of- Folgekos- Investitio- le Murrhardt schule mit freiwilligem 10. Schuljahr. Vor- gramm fen ten jähr- nen + rangig wird die Hauptschule mit rd. 280 Ganz- lich 56.700 € Schülern in einen Ganztagesbetrieb um- tages- 56.700 € pro Jahr gewandelt. Aufgrund der bislang noch schule lfd. Be- nicht bewilligten Lehrerstunden wird zu- trieb nächst Klasse 5 und 6 der Hauptschule in Eigenleistung der Schule als GTS ab 2005/2006 geführt. Ausbau der Kin- Umsetzung des TAG, Erweiterung der 2010 2006 - Investitio- 100 % derbetreuung in Betreuungsangebote für Kinder unter 3 2010 nen: Murrhardt Jahren und Kinder von 3 - 6 Jahren. Imp- 30.000 + lementierung Betreuungsmix: Institutionell 60.000 und in Tagespflege jährliche Folgekos- ten Hochwasser- Murrhardt plant gemeinsam mit den FrWw 2006 - 8.050.000 2.420.000 schutz Nachbargemeinden, entlang der Murr ei- 2020 nen Wasser- oder Zweckverband zur Reali- sierung eines 100-jährigen Hochwasser- schutzes für die Stadtlage zu realisieren. Im Vorfeld wurde gemeinsam mit dem Land eine Flussgebietsuntersuchung Murr/Lauter durchgeführt.

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Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Sanierungsge- Zur Verbesserung der städtebaulichen LSP 875.000 350.000 biet „Soehnle- Struktur sowie der Infrastruktur hat die Stadt Areal / Postgas- Murrhardt vor, ein Sanierungsgebiet aus- se“ zuweisen. Im Bereich der Alten Post soll hier zentrumsnah altenbetreutes Wohnen reali- siert werden. Erweiterung Das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium soll um Aus- 2007 1.400.000 636.000 Heinrich-von- eine Ebene 6 erweitert werden. Die Not- gleichs- Zügel- wendigkeit beruht auf der in den nächsten stock / Gymnasium Jahren voraussichtlich entstehenden 3- Schul- Zügigkeit aller Klassenstufen. In der Ebene bauför- 6 werden vier zusätzliche Klassenräume derung sowie ein Nebenraum realisiert. Ersatzbeschaf- Der Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr Z-Feu 2009 - 1.550.000 1.000.000 fung Feuerwehr- Murrhardt muss in den nächsten Jahren 2014 fahrzeuge erneuert werden. Geplant ist die Anschaf- fung von 3 Neufahrzeugen als Ersatzbe- schaffung für auszumusternde Fahrzeuge. Neubau Feuer- Murrhardt plant für die Sicherstellung der Z-Feu, voraus- 2.200.000 1.360.000 wehrhaus Gefahrenabwehr den Neubau eines Feu- Aus- sichtlich erwehrgerätehauses. Die Unterbringung im gleichs- 2008 Altbau ist mittlerweile zu klein geworden stock und hält den Anforderungen der Feuer- wehr nicht mehr stand. Es ist vorgesehen, ein Gebäude mit 9 Fahrzeugboxen, einem Lagerbereich und einem Sozialtrakt zu erstellen. Sanierung Sport- Die Sporthalle wurde im Zuge des Neubaus Aus- 2007 - 545.000 436.000 halle beim Gym- Gymnasium in den 70-er Jahren erstellt. gleichs- 2008 nasium Nach mittlerweile über 30 Jahren Betrieb stock muss die Halle grundsaniert werden. So- wohl das Dach als auch die Fassade müs- sen durch Erneuerung bzw. Betonsanie- rung in gebrauchsfähigen Zustand ge- bracht werden. Erweiterung Murrhardt muss zur Umsetzung der ge- FrWw 2012 8.100.000 4.050.000 Kläranlage und nehmigten Betriebserlaubnis der KA und € € Ausbau Kanal- des Allgemeinen Kanalisationsplans so- netz wohl in der Kläranlage ein weiteres Nach- klärbecken als auch Arbeiten und Umbau- ten an bestehenden Regenentlastungsan- lagen durchführen. Oppen- Sanierung Ge- Totalsanierung des ehemaligen Schulhau- SE- 2007 800.000 240.000 weiler bäude Bahn- ses, das um 1895 erbaut worden ist. Pro- hofstr. 16 (altes gramm Schulhaus) Hochwasser- Errichtung von Hochwasserrückhaltebe- Hoch- 2006 - 5.000.000 3.000.000 schutzmaßnah- cken und örtlichen Schutzbauten (Mauern wasser- 2015 men Murr und Dämmen). schutzs Plüder- Hochwasserent- Das bestehende Wohnquartier „Weid 1“ schne 130.000 € 100 % hausen lastung Rems- (250 Haushalte) ist durch die steigende llstmö straße - Pump- Hochwasserlinie nicht mehr hochwassersi- glich werk Lerchen- cher. Der direkte Hochwasserschutz wurde straße seitens der Gemeinde bereits erstellt. Zur Entlastung des Kanalsystems muss ein Dü- ker unter der Rems bis zur Hochwasser- pumpstation Lerchenstraßen hergestellt werden. Ruders- Bau von drei Verbesserung des Hochwasserschutzes in FrWw 2006 - ca. 15.000.00 berg Hochwasser- der Gemeinde Rudersberg durch Bau von 2012 5.000.000 0 rückhaltebecken insgesamt drei Hochwasserrückhaltebe- cken an der Wieslauf, am Glasofenbach und am Mittelbach Beschaffung ei- Beschaffung eines neuen HSF 20/16 für die Z-Feu 2006 - 280.000 230.000 nes HSF 20/16 Feuerwehr 2007

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Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Klärschlammbe- Trocknung von auf der Kläranlage in Mi- FrWw 2006/ 1.490.000 762.000 handlungsanla- chelau anfallenden Schlämmen, um sie 2007 ge thermisch zu verwerten Ganztagesschu- Aus- und Umbau des Schulzentrums in Ru- IZBB 2006 1.270.000 127.000 le im Schulzent- dersberg zu einer Ganztagesschule rum Bürgerhaus mit Bau eines Bürgerhauses mit Schulsport- Aus- 2007 1.350.000 573.000 Schulsportmög- möglichkeit im Ortsteil Schlechtbach. gleichss lichkeit Durch den Einbau einer Bühne kann das tock, Gebäude vom „Theaterkarren“ als Veran- ELR staltungsraum genutzt werden Ortskernsanie- Aufstockung der Maßnahmen zur Ortskern- LSP 2007 - 800.000 320.000 rung Rudersberg sanierung in Rudersberg 2009 IV Spie- Neukonzeption Die Gemeinde betreibt eine reine Eigen- FrWw 2002 - 2.200.000 1.540.000 gelberg Wasserversor- wasserversorgung. Nach der vorliegenden 2015/ Förder- (bei 30 % gung Neukonzeption der Wasserversorgung aus 2020 satz im Förder- dem Jahr 2002 sind mittelfristig Investitio- Schnitt satz vom nen in Höhe von rd. 2,2 Mio. € zu tätigen. bei rd. Land) Bisher wurden rd. 0,2 Mio. € investiert. Mo- 30 % mentan werden in den Bau einer Verbin- dungsleitung für die Wasserversorgung rd. 350.000 € investiert. Abwasserbeseiti- Im Jahr 2001 wurde für die Gesamtge- Förde- voraus- 1.500.000 1.050.000 gung/Eigenkon- meinde die Eigenkontrollverordnung rung sichtlich (bei För- trollverordnung durchgeführt. Entsprechend den Untersu- Abwas- bis 2015 derung chungen sind für Sanierungen in den ser 30 %) Schadensstufen 0 - 3 insgesamt ca. 1,5 Mio. € zur Verfügung zu stellen. Bisher wur- den insgesamt ca. 0,1 Mio. € für Sanierun- gen investiert, die restlichen Maßnahmen sollen/ müssen in den nächsten Jahren angegangen werden. Straßenausbau Die Gemeinde hat rd. 18 km Gemeinde- jährlich 30.000 - fast zu 10 Gemeindever- verbindungsstraßen zu unterhalten. Auf- 50.000 % bindungsstraßen grund der topografischen Verhältnisse und jährlich verschiedener Rutschgebiete mit einem sehr erhöhten Aufwand müssen jährlich zwischen 30.000 und 50.000 € investiert werden. Schulgebäude Die Schul- und Kindergartengebäude sind Aus- unbe- und Kindergar- alle in den 70er-jahren erstellt worden. Es gleichs- kannt tengebäude besteht absehbar ein großer Sanierungs- stock bedarf in allen Objekten. Feuerwehrwe- bis auf ein neueres Fahrzeug sind alle an- Förde- 2008 - unbe- sen/ Feuerwahr- deren Fahrzeuge zwischen 25 und 30 Jah- rung 2015 kannt fahrzeuge re alt. Eine Ersatzbeschaffung steht des- Feuer- halb in den nächsten Jahren an. Die Feu- wehr- erwehr und die Gemeinde werden ein wesen Konzept zur Optimierung der Feuerwehr erarbeiten, hieraus ergibt sich dann die Vorgabe für die Ersatzbeschaffungen Sportstättenpla- Die Gemeinde verfügt über ein sehr star- Sport- 2006 - nicht be- nung kes sportliches Potenzial, allerdings nur be- stätten- 2016 kannt dingt über geeignete Sportstätten. Des- förde- halb wurde dieser Tage eine Sportstätten- rung entwicklungsplanung bei der Sportaka- demie e.V. in Auftrag gegeben mit dem Ziel, exakte Handlungsvorgaben für die weitere Planung zu erhalten. Hieraus müssen in den nächsten Jahren die Beschlüsse zur Umsetzung gefasst wer- den.

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Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € ALLGEMEIN Der Gemeinde ist es im vierten Anlauf in LSP 2005 - 1.330.000 Landessanie- diesem Jahr nun gelungen, mit der Sanie- 2013 533.333 rungsprogramm rungsmaßnahme Ortsmitte Spiegelberg in (Zeit- (Bewilli- (LSP) Spiegel- das LSP mit einem Gesamtförderrahmen raum gungs- berg von 1,33 Mio. € aufgenommen zu werden. LSP) rahmen) Bewilligungszeitraum 8 Jahre, also bis 31.12.2013. Es werden Investitionen von rd. 8 Mio. € in den nächsten Jahren in Spie- gelberg erwartet. Öffentliche Infra- Neuordnung und Ausbau der öffentlichen LSP 2005 - 400.000 160.000 struktur (LSP) Platz- und Gehwegflächen, Erhöhung der 2013 Aufenthaltsqualität, insbesondere durch (Zeit- Rückbaumaßnahmen an der Ortsdurch- raum fahrt, Platzbildung vor dem Rathaus als LSP) Kommunikationsmittelpunkt; Aufwertung und Ausbau der Fußwegeverbindungen in der Ortsmitte Modernisierung Modernisierung des Rathauses zum kom- LSP 2005 - 400.000 160.000 Rathaus (LSP) munalen Dienstleistungszentrum, insbe- 2013 sondere auch unter dem Aspekt Frem- (Zeit- denverkehr/Tourismus. raum LSP) Gemeindebau- Der Gemeindebauhof hat momentan zwei LSP 2005 - 300.000 120.000 hofverlagerung Standorte. Die Sozialräumlichkeiten müs- 2013 (LSP) sen mittelfristig zur Lagerhalle verlagert (Zeit- werden, um einen optimaleren Betriebsab- raum lauf zu ermöglichen. LSP)

Modernisierung/ Das stark ortsbildprägende alte Schulhaus ELR 2007 - 150.000 75.000 Instandsetzung im Ortsteil Vorderbüchelberg bedarf einer 2009 „altes“ Schulhaus umfassenden Sanierung (Heizung, Wär- Vorderbüchel- medämmung, Sanitär etc.) Vorderbüchel- berg berg ist im Hinblick auf den Fremdenver- kehr sehr wichtig, da hier zwei große Gast- häuser mit bis zu 10.000 Übernachtungen pro Jahr vor Ort sind. Deshalb muss drin- gend in die alte Substanz investiert wer- den. Gestaltung Dorf- Der Dorfplatz im Ortsteil Vorderbüchelberg ELR 2009 - 30.000 15.000 platz Vorderbü- sollte schnellstens dorfgerecht gestaltet 2010 chelberg werden, insbesondere im Hinblick auf die Funktion des Ortsteils als Fremdenverkehrs- gemeinde Sanierung Rat- Das sehr stark ortsbildprägende Rathaus in ELR 2008 - 300.000 150.000 haus Jux / Um- Jux bedarf einer umfassenden Sanierung 2010 bau zum Spie- (Heizung, Sanitär, Wärmedämmung etc.). gelmuseum Im Zuge des Umbaus wird angedacht, am Rathaus ein Spiegelmuseum einzurichten. Die Maßnahme kann nur verwirklicht wer- den, wenn umfassende Zuschussgewäh- rungen erfolgen. Parkplatz: Dorfgerechte Umgestaltung des Parkplat- ELR 2007 - 60.000 30.000 Umgestaltung zes vor der Festhalle im Ortsteil Jux. Wichtig 2008 und Begrünung für Festhallenbesucher sowie für Fremden- verkehr. Parkplatz ist Startpunkt für mehrere Wanderwege und liegt auch direkt an ei- ner naturnahen Kinder- und Jugendspiel- anlage. Sanierung Fest- Die Festhalle in Jux soll umfassend saniert ELR 2006 2006 ca. Je nach halle in Jux werden, um den Anforderungen im Be- 220.000 Anteilen reich Heizung, Sanitär, Wärmedämmung der Zu- etc. gerecht zu werden. Es kann verwirk- weisun- licht werden, wenn neben den ELR- gen vo- Geldern noch Mittel aus dem Ausgleichs- rauss. ca. stock und aus dem CO2-Minderungspro- 80.000 - gramm kommen. 100.000

51 51 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Straßengestal- Der Ortsteil Großhöchberg ist seit 2002 im ELR 2007 - 70.000 47.000 tung Großhöch- ELR-Programm. Hierüber erfolgte schon ei- 2008 berg ne umfassende Sanierung des Dorfge- meinschaftshauses mit dem Dorfplatz. Zur Abrundung der Maßnahmen wäre noch eine abschließende dorfgerechte Stra- ßengestaltung erforderlich. Modernisierung Das Schulhaus Nassach stellt im dortigen ELR 2008 - 100.000 50.000 Schulhaus Nas- Ortsteil das Versammlungsobjekt für die 2009 sach drei örtlichen Vereine dar. Im Objekt fin- den jährlich ca. 20 Theaterveranstaltungen der örtlichen Dorfbühne statt. Das Objekt bedarf einer Sanierung im Bereich Heizung und Toiletten, die momentan noch nicht direkt vom Objekt erreicht werden können. Sulz- Sanierungsmaß- An der Grund- und Hauptschule sind nach Aus- 2006 - 705.000 bach/ nahmen an der einer Nutzungsdauer von über 40 Jahren gleichs- 2008 Murr Grund- und Sanierungsmaßnahmen notwendig. stock Hauptschule Dachsanierung 275.000 Fenstersanierung 155.000 Fassadensanierung 275.000 S U M M E 705.000 Brandschutz- An der Grund- und Hauptschule sind auf Aus- ab 140.000 maßnahmen an Grundlage der Brandverhütungsschau ver- gleichs- 2006 der Grund- und schiedene Maßnahmen durchzuführen, stock Hauptschule um die Sicherheit im Brandfall gewährleis- ten zu können. Sanierungsmaß- An der Grund- und Hauptschule sind nach Aus- 2006 - 915.000 nahmen an der einer Nutzungsdauer von über 40 Jahren gleichs- 2009 Realschule Sanierungsmaßnahmen notwendig. stock Dachsanierung 175.000 Fenstersanierung 605.000 Fassadensanierung 135.000 S U M M E 915.000 Brandschutz- An der Realschule sind auf Grundlage der Aus- ab 574.000 maßnahmen an Brandverhütungsschau verschiedene gleichs- 2006 der Realschule Maßnahmen durchzuführen, um die Si- stock cherheit im Brandfall gewährleisten zu können. Anbau einer Durch steigende Schülerzahlen muss mehr Aus- 900.000 Gymnastikhalle Fläche für den Sportunterricht zur Verfü- gleichs- bei der vorhan- gung gestellt werden.Um den Bedarf ab- stock denen Sporthalle decken zu können, ist der Neubau einer Schul- Gymnastikhalle notwendig. bauför- derung, ELR, Sport- stätten- förde- rung Sanierung Das Schloss Lautereck wird nach der letz- ELR, April 1.184.000 Schloss ten Sanierung in den 60er-Jahren grundle- Deut- 2006 Lautereck gend saniert und einer neuen Nutzung zu- sche bis geführt. Denk- April malstif- 2007 tung Sanierungsmaß- An der Grund- und Hauptschule sind nach Aus- 2006 - 420.000 nahmen an der einer Nutzungsdauer von über 40 Jahren gleichs- 2008 Festhalle Sanierungsmaßnahmen notwendig. stock Dachsanierung 160.000 Kredite Fenstersanierung 70.000 L-Bank, Fassadensanierung 145.000 KfW Sanierung der WC-Anlagen 45.000 S U M M E 420.000

52 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Brandschutz- An der Festhalle sind auf Grundlage der Aus- ab 108.000 maßnahmen an Brandverhütungsschau verschiedene Maß- gleichs- 2006 der Festhalle nahmen durchzuführen, um die Sicherheit stock im Brandfall gewährleisten zu können. Anbau von ei- Bei der Festhalle ist vorgesehen, einen Um- Aus- ab 200.000 nem Umkleide- kleidetrakt anzubauen. Die vorhandenen gleichs- 2008 trakt an der Umkleideräume entsprechen nicht mehr stock Festhalle den heutigen Anforderungen und sind zu Schul- klein. Durch die erweiterte Nutzung vom bauför- Kunstrasenfeld sind durch verschiedene derung, Vereine entsprechende Anträge zur ver- ELR, mehrten Nutzung des Umkleidebereichs Sport- eingegangen. stätten- förde- rung Ausbau der P&R- Momentan sind ca. 67 Parkplätze für die GVFG- 665.000 Anlagen beim Nutzer der Bahn vorhanden. Davon sind 34 Mittel Bahnhof Stellplätze nur als Provisorium angelegt. Nach den Vorgaben der Ausbauplanung der VVS sollte die Gemeinde ca. 120 Stell- plätze zur Verfügung stellen. Für die Her- stellung der noch fehlenden 53 Stellplätze kann die entsprechende Fläche erworben und hergerichtet werden. Alternativ be- steht die Möglichkeit, ein Parkdeck zu er- stellen. Verkehrs- Zur Verkehrserschließung der Gewerbege- GVFG- 2006 - 2.577.000 erschließung biete und Verkehrsberuhigung der Ortsmit- Mittel 2012 Südtangente te ist die Herstellung der Südtangente vor- gesehen. Die Maßnahme untergliedert sich in 3 Bauabschnitte: Ausbau Industriestraße westlicher Teil 665.000 VE Südtangente 1.027.000 Brücke über die Murr 885.000 S U M M E 2.577.000 Erschließung Zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes ELR bis 925.000 Gewerbegebiet Sulzbach an der Murr ist vorgesehen, wei- 2010 Horben 2. Bau- tere Gewerbeflächen zur Verfügung zu abschnitt stellen Sanierungsmaß- In verschiedenen Bereichen der Gemein- Förder- bis 2.004.000 nahmen der de sind Sanierungsmaßnahmen am Was- richtlinie 20102 Wasser- und ser- und Abwassernetz notwendig. Wasser- Abwasserleitun- Friedrichstraße 507.000 wirt- gen Kleinhöchberger Straße 525.000 schaft Theodorstraße 307.000 Heilbronner Straße 665.000 S U M M E 2.004.000 Unterhaltungs- u. Zur Verkehrssicherung sind in den kom- Aus- 980.000 Ausbaumaßnah- menden Jahren vermehrt Ausgaben bei gleichs- men bei den Ge- der Unterhaltung und dem Ausbau von stock meindeverbin- Gemeindeverbindungsstraßen notwendig. dungsstraßen Städtebauliche Revitalisierung des Ortskerns, Erhöhung der LSP 2006 - 2.665.000 Sanierungsmaß- Aufenthaltsqualität, Verbesserung der Er- 2014 nahmen Ortskern schließung, Sicherung der Wohnungsstan- Sulzbach dards und Stärkung der Wohnfunktion, ge- stalterische Verbesserung des Ortsbildes, Gestaltung der öffentlichen Wege und Plätze, Schaffung von Parkraum.

53 53 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Ausbau des Rad- Der Ausbau des Radwegesystems in der Aus- 450.000 wegesystems Gemeinde wird unter dem Gesichtspunkt gleichs- der Fremdenverkehrsförderung als weiterer stock, wirtschaftlicher Faktor eingestuft. GVFG? Bund? (teilw. als Er- satz f. fehlen- de Rad- wege entl. d. B 14) Hochwasser- Die Ortslagen von Sulzbach, Bartenbach Förder- so- 6.350.000 schutzmaßnah- und Schleißweiler sollten für ein 100-jähri- pro- bald men ges Hochwasser ausgebaut werden. Der- gramm als zeit ist der Flusslauf lediglich für ein 10- bis Hoch- mög- 20-jähriges Hochwasser leistungsfähig. Die wasser- lich Hochwasserschutzmaßnahmen dienen schutz auch zur Sicherung der Industriebetriebe in und der Talaue. Die notwendigen Schutzmaß- Förder- nahmen der Kanalisation sind im Zusam- richtli- menhang mit dem Hochwasserschutz zu nien sehen und zeitgleich auszuführen . Was- serwirt- schaft, Aus- gleichs- stock Sanierungsmaß- Nach einer Betriebsdauer von über 30 Jah- Förder- 410.000 nahmen Sam- ren sind verschiedene technische Einrich- richtlinie melkläranlage tungen zu erneuern. Die baulichen Anla- Was- gen sind duch die Einwirkung der aggressi- serwirt- ven Abwässer angegriffen und müssen sa- schaft niert werden. Neustrukturie- Neubau von einem zentralen Hochbehäl- 1.670.000 rung der Wasser- ter, notwendige Erweiterung des Versor- versorgung gungsnetzes, Sicherstellung der Eigenwas- serversorgung und Installierung einer Fern- wirkanlage. Entwicklung der Umnutzung von Nebengebäuden, Nach- ELR ab noch Teilorte verdichtung und Modernisierung von Ge- 2006 nicht be- bäuden, Sicherstellung der Entwicklungs- kannt möglichkeiten der Landwirte im Bereich Fremdenverkehr und Tourismus, Förderung der Entwicklungsmöglichkeiten für Hand- werksbetriebe. Urbach Umgehung Orts- Ausbau der Steinbeisstraße in 2 weiteren (muss 1. BA 2009 - 4.010.000 3.740.000 kern Urbach/Süd Bauabschnitten als direkte Zufahrt zu wei- noch 2008 2012 (Ge- teren Gewerbeflächen und zur verbesser- geprüft (2. meinde ten Erschließung der Gewerbebrache wer- BA) Urbach) „Hornschuch-Areal“ bei gleichzeitiger Um- den) 270.000 € fahrung des Ortskerns und zur Entlastung (Rems- von Wohngebieten von gewerblichem Lie- Murr- ferverkehr Kreis) 1. BA Teil 1 von Dieselstr. bis Urbach Teil 2 von Urbach bis Konrad- Hornschuch-Straße mit An- schluss Diesel-/Daimlerstraße mit Urbachbrücke 2. BA Teil 1 von Konrad-Hornschuch-Str. bis Hauptstraße mit Kreisver- kehr Hauptstr./Lortzingstr./ Steinbeisstr. Teil 2 Kreisverkehr Wasenstr./B 29- Anschluss/Steinbeisstr.

54 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS MURR NORDOST

Ge- Projekttitel Beschreibung Förde- Projekt- Reali- Kosten Kommu- meinde rung ab- sie- insge- naler An- schluss rung samt in € teil in € Welz- Tourismusbahn − Reaktivierung der Bahnlinie Ruders- Touris- Ge- 2006 - 2.900.000 600.000 heim berg - Welzheim und Tourismusbetrieb mus- nehmi- 2007 zwischen Schorndorf und Welzheim infra- gungs- an Wochenenden struktur- verfah- − Besucherpotenzial mit ca. 20.000 jähr- Pro- ren, lich gramm, Vorbe- Denk- reitung malför- Aus- derung schrei- bung Gewerbeer- − Erschließung von ca. 2,5 ha Gewerbe- ELR- 2006 570.000 voraus- schließung „Rei- fläche bedarfsgerecht für Anfragen Förde- sichtlich zenwiesen II“ − (regionalplanerischer Schwerpunkt für rung 570.000 Gewerbe) bean- tragt, Bewilli- gung 2005 abge- lehnt 1. Neubau Zu 1: Fachzu- 1. 2006 1. Feuerwehr- Zeitgemäßer Neubau mit ausreichend schüsse 2. 2007 1.100.000 1. 640.000 gerätehaus Stellplätzen für Fahrzeuge Z-Feu 2. Anschaf- zu 2. und fung einer Neu-Anschaffung einer Feuerwehr- Aus- 2. Drehleiter Drehleiter als Fahrzeugbestandteil der gleichs- 600.000 2. 380.000 Stückpunktfeuerwehr Welzheim stock Ganztages- Bauliche Maßnahmen zur Umsetzung des IZBB 2006 3.000.000 600.000 betreuung Schul- pädagogischen Konzepts für Ganztags- zentrum Welz- betreuung im Schulzentrum Welzheim heim Stadtkernsanie- Maßnahmen i. R. des Landessanierungs- LSP 2006 3.900.000 1.600.000 rung IV und ff. programms Fortführung Wohnbauer- Erschließung und Ausweisung von Wohn- 2006 - 1.160.000 1.000.000 schließung „Ho- bauflächen 207 he Tanne“ Quelle: Angaben der Gemeinden

55 55 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURRNORDOST

PROJEKTE

Spiegel- berg Großerlach , Sulzbach a.d. Murr Oppen- weiler Murrhardt

Backnang Alt- hütte Kaisersbach

Rudersberg Welzheim Alfdorf

Urbach

Plüder- hausen WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Verfasser:

Kommunalentwicklung LEG Baden-Württemberg GmbH Olgastraße 86 70180 Stuttgart

Projektbearbeitung: Bertram Roth

Stuttgart, 08.03.2006

WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Inhaltsverzeichnis

1 VORBEMERKUNGEN ...... 3 2 HANDLUNGSFELDER ...... 5

2.1 HANDLUNGSFELD REGIONALMARKETING...... 5 2.1.1 Ausgangslage...... 5 2.1.2 Handlungsansätze ...... 5 2.1.3 Projekte...... 7

2.2 HANDLUNGSFELD BESTANDSPFLEGE ...... 10 2.2.1 Ausgangslage...... 10 2.2.2 Handlungsansätze ...... 11 2.2.3 Projekte...... 12

2.3 HANDLUNGSFELD INNOVATIONSFÖRDERUNG ...... 14 2.3.1 Ausgangslage...... 14 2.3.2 Handlungsansätze ...... 17 2.3.3 Projekte...... 17

2.4 HANDLUNGSFELD CLUSTERBILDUNG UND KOOPERATIONEN...... 20 2.4.1 Ausgangslage...... 20 2.4.2 Handlungsansätze ...... 21 2.4.3 Projekte...... 22

2.5 HANDLUNGSFELD FÖRDERUNG/UNTERSTÜTZUNG VON EXISTENZGRÜNDERN ...... 26 2.5.1 Ausgangslage...... 26 2.5.2 Handlungsansätze ...... 28 2.5.3 Projekte...... 28

2.6 HANDLUNGSFELD AUSBILDUNG/QUALIFIZIERUNG...... 30 2.6.1 Ausgangslage...... 30 2.6.2 Handlungsansätze ...... 30 2.6.3 Projekte...... 31

2.7 HANDLUNGSFELD FÖRDERUNG UND KOMMUNALE PROJEKTE ...... 34 2.7.1 Ausgangslage...... 34 2.7.2 Handlungsansätze ...... 38

2.8 UNTERNEHMERFORUM OBERES MURRTAL...... 38

2.9 HANDLUNGSFELD VERKEHR...... 38

2.10 HANDLUNGSFELD GEWERBESTANDORTE ...... 41

1 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

3 PROJEKTÜBERSICHT ...... 43 4 ZUSTÄNDIGKEITEN ...... 44

2 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

1 VORBEMERKUNGEN Für den Nordosten des strukturschwachen Landkreises Rems Murr hat die Kommu- nalentwicklung LEG Baden-Württemberg GmbH im Jahr 1998 gemeinsam mit ei- ner Arbeitsgruppe aus Vertretern der Wirtschaft und der Kommunen eine Stand- ort- und Strukturuntersuchung mit Handlungsansätzen zur Verbesserung der wirt- schaftlichen Rahmenbedingungen erstellt. Die vorgeschlagnen Maßnahmen sind in der Folge zum Teil umgesetzt worden (siehe Abschlußbericht der WRS vom Juni 2001). Der wirtschaftliche Strukturwandel hat sich fortgesetzt. Im Bereich des oberen Murrtals sind in den letzten Jahren rund 1.000 Arbeitsplätze verloren gegangen und die Arbeitslosenquote liegt deutlich über dem Kreisdurchschnitt. Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist die Stadt Murrhardt und die außer- halb des Untersuchungsraumes Rems-Murr-Nordost liegende Große Kreisstadt Backnang. Vor diesem Hintergrund ist es vernünftig, die Kräfte in diesem Teilraum erneut zu bündeln, um diesem strukturschwachen Raum neue wirtschaftliche Impulse zu verleihen. Zielsetzungen

Ziel ist es, für den Wirtschaftsraum Rems-Murr-Nordost eine tragfähige wirtschaftli- che Perspektive zu entwickeln. Durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Rah- menbedingungen und die Initiierung von Projekten sollen vorhandene Arbeits- plätze gesichert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Es sollen Möglichkei- ten aufgezeigt werden, wie die weggefallenen Arbeitsplätze – insbesondere der Großunternehmen – kompensiert werden können.

Durch die Negativberichterstattung der letzten Wochen und Monate hat das Image des Wirtschaftsraumes Rems-Murr-Nordost erheblich gelitten. Ziel der Unter- suchung ist es deshalb, Wege aufzuzeigen, wie das Image des Wirtschaftsstandor- tes verbessert werden kann, damit der Raum für Investoren und Betriebe interes- sant ist. Aufgabenstellung Für den Raum Rems-Murr-Nordost ist ein Handlungsprogramm zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erstellen. Das Handlungsprogramm knüpft dabei an die Standort- und Strukturuntersuchung Rems-Murr-Nordost aus dem Jahr 1998 an. Die Entwicklung neuer Handlungsansätze und konkreter Projekte steht im Vorder- grund. Es geht darum, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort Handlungsfelder und Projekte zu benennen, die zu einer Verbesserung der Standortbedingungen bei- tragen. Ziel ist die Erarbeitung eines konkreten Programms, das von den Akteuren vor Ort bzw. in Zusammenarbeit mit Externen in einem realistischen Zeitrahmen umgesetzt werden kann.

3 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Das Untersuchungsgebiet umfasst die Gemeinden ƒ Spiegelberg ƒ Großerlach ƒ Sulzbach an der Murr ƒ Murrhardt ƒ Althütte ƒ Kaisersbach ƒ Rudersberg ƒ Welzheim ƒ Alfdorf ƒ Urbach ƒ Plüderhausen.

Besonders untersucht werden soll die Situation im Einzugsgebiet des UFOM (Unter- nehmer Forum Oberes Murrtal). Zum Einzugsgebiet des UFOM gehören neben der Stadt Murrhardt die Gemeinden Sulzbach, Spiegelberg, Großerlach, Oppenweiler und die Stadt Backnang. Die zuletzt genannten Gemeinden liegen zwar außerhalb des Untersuchungsrau- mes „Rems-Murr-Nordost“, aufgrund der funktionalen Verflechtung und der Be- deutung von Backnang als Einkaufs- und Arbeitsort werden diese Gemeinden in die Fortschreibung der Standortuntersuchung mit aufgenommen. Handlungsfelder und Projekte

Aus der Standortanalyse und der Diskussion des Forums Wirtschaftsperspektive Rems-Murr-Nordost+ zu den Stärken und Schwächen des Raumes und möglichen Handlungsfeldern ergeben sich vielfältige Anforderungen an die künftige Wirt- schaftsförderung. Durch die Festlegung zentraler Handlungsfelder soll ein effizien- ter Ressourceneinsatz gewährleistet werden. Das Forum Wirtschaftsperspektive Rems-Murr-Nordost hat folgende Handlungsfelder benannt: ƒ Handlungsfeld Regionalmarketing ƒ Handlungsfeld Bestandspflege ƒ Handlungsfeld Innovationsförderung ƒ Handlungsfeld Clusterbildung und Kooperationen ƒ Handlungsfeld Förderung und Unterstützung von Existenzgründern ƒ Handlungsfeld Ausbildung und Qualifizierung ƒ Handlungsfeld Landesförderung und kommunale Projekte Die Handlungsfelder wurden zu den Themen Regionalmarketing/Bestandspflege und Innovationsförderung/Clusterbildung zusammengefasst. In zwei Arbeitsgrup- pensitzungen wurden zu den Handlungsfeldern erste Projektideen entwickelt und diskutiert.

4 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

In einer weiteren Sitzung des Forums Wirtschaftsperspektive Rems-Murr-Nordost+ wurden die Projekte vorgestellt und behandelt. Der vorliegende Entwurf des Handlungsprogramms „Wirtschaftsperspektive Rems- Murr-Nordost+“ beinhaltet die Begründung der Projekte und erste konzeptionelle Überlegungen zu den Projekten. In einem weiteren Schritt müssen die ƒ Projektvorschläge weiter vertieft werden, ƒ es müssen die Zuständigkeiten und der Aufwand zur Umsetzung der Projekte ermittelt werden ƒ und die Projekte müssen mit Prioritäten (zeitliche Umsetzung) versehen wer- den.

2 HANDLUNGSFELDER 2.1 Handlungsfeld Regionalmarketing 2.1.1 Ausgangslage Mit dem Untersuchungsraum Rems-Murr-Nordost wird nach wie vor ein idyllischer, wenig innovativer Raum verbunden, der noch sehr stark landwirtschaftlich ge- prägt ist, vor allem Wohnfunktion hat und eine hohe Naherholungsqualität auf- weist. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre und dem Ver- lust an Arbeitsplätzen überwiegt die Negativberichterstattung über diesen Raum. Beispiele hierfür sind die Artikel in der Stuttgarter Zeitung „Therapie für einen ma- roden Standort“ vom 12. Oktober 2005 und „Welzheim will nicht Ostzone des Krei- ses sein“. Diese Berichterstattung mit der entsprechenden Bebilderung - vor allem im Artikel vom 12. Oktober 2005, die einen Rollstuhlfahrer vor einem verfallenden Fabrikge- bäude zeigt – trägt in ganz erheblichem Maße dazu bei, dass der Raum nicht nur als rückständig, sondern als wirtschaftliches Krisengebiet wahrgenommen wird. Dabei wird jedoch übersehen, dass der Wirtschaftsraum Rems Murr Nordost+ trotz seiner peripheren Lage über zahlreiche innovative Unternehmen verfügt, die am Weltmarkt erfolgreich bestehen und expandieren. Das Image eines Problemge- bietes wird den Realitäten nicht gerecht und führt dazu, dass der Standort für In- vestoren und Unternehmen uninteressant wird. 2.1.2 Handlungsansätze Eine positive Berichterstattung soll dazu beitragen, das Image des Wirtschaftsrau- mes Rems-Murr-Nordost zurechtzurücken und die Stärken des Standortes zu ver- deutlichen. Als Stärken des Wirtschaftsraumes lassen sich benennen: ƒ innovative Unternehmen ƒ hohe Wohn- und Lebensqualität ƒ hohe Naherholungsqualität ƒ qualifizierte und motivierte Arbeitnehmer

5 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Es geht darum, die Städte und Gemeinden, die ansässige Wirtschaft, die Instituti- onen und Verbände zusammenzuschließen, um mit einer gemeinsam getragenen Imagekampagne die Stärken und Standortvorteile des Untersuchungsraumes besser, überzeugender, abgestimmter und damit wirkungsvoller herauszustellen. Ziel des Standortmarketings ist es, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und den Un- tersuchungsraum als attraktiven Standort im Wettbewerb zu positionieren. Die Att- raktivität des Raumes soll für potenzielle Investoren erkennbar werden und die I- dentifikation der Bewohner mit ihrem Lebens- und Arbeitsraum soll gesteigert werden. Die Imagekampagne richtet sich an Entscheidungsträger aus der Wirtschaft und an die eigene Bevölkerung. Mit einer langfristig angelegten Strategie soll eine Aufbruchstimmung erzeugt werden. Zielgruppen Mit der Regionalmarketinginitiative werden folgende Zielgruppen angesprochen: ƒ Entscheidungsträger aus der Wirtschaft

ƒ Einwohner/Schüler/Auszubildende ƒ Fachkräfte aus anderen Teilräumen ƒ Unternehmenspartner

Zielraum Es werden sowohl Zielgruppen innerhalb als auch Zielgruppen außerhalb des Raumes Rems-Murr-Nordost angesprochen.

Folgende Zielräume stehen im Vordergrund ƒ Landkreis ƒ Region

ƒ überregionaler Bereich Medieneinsatz Folgende Medien sind in die Kampagne einzubeziehen.

Printmedien: Neben den lokalen Tageszeitungen (Murrhardter Zeitung, Waiblinger Zeitung, Backnanger Zeitung etc.) sind dies insbesondere die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten. Fernsehen: Als Ansprechpartner sind insbesondere das Dritte Programm der ARD (Südwestfernsehen) und der neue regionaler Fernsehsender R.TV für den Raum Stuttgart in den Stadt- und Landkreisen Stuttgart, Ludwigsburg, Esslingen, Göppin- gen, Rems-Murr und Böblingen interessant. Neben allgemeinen Informationen über die Region werden im Fernsehsender R.TV die Kabelnetze in den einzelnen Landkreisen für die lokale Berichterstattung aus- einandergeschaltet.

6 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

2.1.3 Projekte Durch das gemeinsames Engagement der Kommunen und der Unternehmer- schaft sollen ƒ die regionaler Identität und Attraktivität erhöht werden, ƒ ein "Wir Gefühl" und ein "Aufbruchstimmung“ erzeugt werden, ƒ die positiven Standortbedingungen herausgestellt werden, ƒ die Attraktivität des Raumes für qualifizierte Arbeitskräfte herausgestellt wer- den ƒ und der Wirtschaftsraum für Geschäftspartner der ansässigen Unternehmen vorgestellt werden. Aufgrund der Heterogenität des Raumes Rems-Murr-Nordost können sich die Maßnahmen und Projekte sowohl auf den gesamten Untersuchungsraum als auch auf unterschiedliche Teilräume beziehen. Der Untersuchungsraum ist im nordwestlichen Teil funktional auf das Mittelzentrum Backnang und im südöstlichen Teil auf das Mittelzentrum Schorndorf ausgerichtet. Es ist deshalb vorstellbar, dass sich bestimmte Bausteine des Regionalmarketings auf die Mittelbereiche Backnang und Schorndorf beziehen. Dem Mittelbereich Backnang sind die Städte und Gemeinden im Tal, Althütte, Aspach, , Backnang, , , Op- penweiler, Weissach im Tal, Murrhardt, Sulzbach an der Murr und Spiegelberg zu- geordnet.

Der Mittelbereich Schorndorf umfasst die Städte und Gemeinden Alfdorf, Plüder- hausen, Urbach, Rudersberg, Remshalden, Schorndorf, Welzheim und Kaisers- bach.

Neben dieser großräumigen Lösung sind auch kleinteiligere Lösungen vorstellbar. Im Nordosten wären dies die Städte und Gemeinden des „Oberen Murrtales“ mit Sulzbach an der Murr, Spiegelberg, Großerlach und Murrhardt.

Im Südosten ist ein Zusammenschluss der Städte und Gemeinden Welzheim, Alt- hütte, Rudersberg, Alfdorf, Urbach und Plüderhausen („Wieslauf- und Leintalge- meinden“) möglich. Im Rahmen der Regionalmarketinginitiative werden folgende Projekte vorge- schlagen: ƒ Regionale Wirtschaftsberichterstattung ƒ Seminar Wirtschaftsberichterstattung ƒ Unternehmertag (z.B. Unternehmertag Oberes Murrtal) ƒ Wirtschaftsbroschüren und Internetpräsentation

ƒ Namensgebung Rems-Murr-Nordost+ ƒ Namensgebung Rems-Murr-Kreis

7 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Regionale Wirtschaftsberichtserstattung Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, müssen Pressegespräche zu interessan- ten Themen regelmäßig durchgeführt werden. Anknüpfungspunkte sind unter an- derem der geplante Wirtschaftstag im Frühjahr nächsten Jahres. Interessante Entwicklungen, beispielsweise größere Betriebserweiterungen oder die Vorstellung innovativer Produkte sind gezielt an die Medien zu lancieren. Dazu werden re- gelmäßige Pressegespräche geführt. Die Pressegespräche zu wirtschaftlichen The- men werden von Vertretern der Unternehmen bzw. des Unternehmerforums Obe- res Murrtal (UFOM) und der Stadt-/ Gemeindeverwaltungen bestritten. Über die Pressegespräche hinaus werden in den örtlichen Printmedien (Waiblinger Kreiszeitung, Backnanger Zeitung etc.) und den Printmedien der Kammern (bspw. im IHK Wirtschaftsmagazin) Firmenportraits dargestellt. Dabei werden in regelmä- ßigen Abständen in einer gesonderten Rubrik Unternehmen aus dem Untersu- chungsraum portraitiert. Die Koordination und die Entwicklung von Themen erfolgt an zentraler Stelle (bei- spielsweise durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Backnang). Seminar Wirtschaftsberichtserstattung Lediglich die größeren Betriebe bzw. Zweigniederlassungen größerer Konzerne verfügen über eigene Presseabteilungen, die in Lage sind, aktuelle betriebliche Entwicklungen über die Medien zu verbreiten. Es sind aber vor allem viele klein- und mittelständische Betriebe, die innovative Produkte entwickeln und eine posi- tive betriebliche Entwicklung aufweisen. Von einer positiven Berichtserstattung profitieren nicht nur die Unternehmen, darüber hinaus wird die Region als aktiver Wirtschaftsstandort wahrgenommen.

Ziel ist es deshalb, klein- und mittelständischen Betrieben Hilfestellung im Umgang mit den Medien zu geben. Bereits Im Zuge der Standort- und Strukturuntersuchung aus dem Jahr 1999 fand unter der Leitung von Herrn Winterling und Herrn Fessler (beide ZVW) ein kostenloses Seminar zum Thema „Wie stelle ich meinen Betrieb nach Außen dar?“ statt. Die Resonanz auf dieses Seminar war außerordentlich positiv und sollte in ähnlicher Form wieder durchgeführt werden.

Unternehmertag Als „Schaufenster der Wirtschaft“ gelten die Leistungsschauen des örtlichen Ge- werbes, häufig verbunden mit einem verkaufsoffenen Sonntag. Die Ausstrahlung dieser Aktivitäten bleibt allerdings lokal beschränkt und entfaltet keine regionale Wirkung. Hinzu kommt, dass die Leistungsschauen vor allem auf das örtliche Handwerk und den Einzelhandel abzielen, während die größeren Gewerbeunter- nehmen nicht beteiligt sind. Ziel ist es, nicht nur Einzelhandels- und Handwerksbetrieben, sondern der Wirt- schaft in den Teilräumen – beispielsweise im Oberen Murrtal – ein Forum zu geben, um sich zu präsentieren. Für eine regionale Verbreitung sind alle Städte und Ge- meinden im Oberen Murrtal angesprochen. Vergleichbare Veranstaltungen sind die „Backnanger Wirtschaftsgespräche“ oder die „Wirtschaftsförderung Necka- raufwärts“. Unter dem Titel „Wirtschaftsförderung Neckaufwärts“ haben sich die Kommunen und Unternehmen im Raum Neckartenzlingen (neben der Gemeinde

8 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Neckartenzlingen sind dies die Gemeinden Altdorf, Altenriet, Bempflingen, Ne- ckartailfingen und Schlaitdorf) zusammengeschlossen, um in der Wirtschaftsförde- rung enger zusammenzuarbeiten. Zu den ersten Projekten gehört ein Unterneh- merforum, das jährlich in einer der Gemeinden stattfindet. Der Unternehmertag Oberes Murrtal könnte folgende Aufgaben beinhalten ƒ Präsentation der Betriebe ƒ Präsentation einzelner Produkte ƒ Seminare/Fortbildungsveranstaltungen (bspw. Zu den Themen Unternehmens- nachfolge, Unternehmenssteuern etc.) Zum Unternehmertag werden renommierte Referenten zu aktuellen Themen ein- geladen. Der Unternehmertag wird im Oberen Murrtal durch die alle vier Jahre stattfinden- de „Messe Murrhardt“ ergänzt. Die nächste Messe Murrhardt findet am 13. und 14. Mai 2006 statt. Die Gewerbeschau 2006 wird von der Firma Dörr & Koltes GmbH unter Beteiligung des BdS Murrhardt veranstaltet. In die Messe sind die Festhalle, die Sporthalle und die Stadthalle in Murrhardt einbezogen. Wirtschaftsbroschüren und Internetauftritt Marketingbroschüren und ein Internetauftritt, die sich lediglich auf die einzelnen Städte und Gemeinden beziehen entfalten nur ein geringe Außenwirkung und überfordern aufgrund der damit verbundenen Kosten die Gemeinden. Es emp- fiehlt sich deshalb eine Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden.

Voraussetzung ist, dass die Zielgruppen klar definiert werden. Die Wirtschaftsbro- schüre soll eine kompakte Information zum Standort (weiche und harte Standort- faktoren, Wohnqualität, Unternehmen etc.) beinhalten.

Namensgebung Rems-Murr-Nordost/Oberes Murrtal Die Bezeichnung Rems-Murr-Nordost ist zwar geographisch betrachtet sicher rich- tig, aber diese Namensgebung ist unter Marketingaspekten untauglich. Zur Ver- marktung ist deshalb ein Marketingkonzept mit einem griffigen Namen erforder- lich, der den Raum eindeutig identifiziert. Vorstellbar ist die Durchführung eines Wettbewerbs, der als Aufgabe ein Marketingkonzept mit Vorschlägen zur Na- mensgebung und für einen Slogan beinhaltet. Ein Vorschlag aus der Arbeitsgruppe lautet „Zukunftsstandort Oberes Murrtal“ mit dem Slogan: „Die Basis unserer guten Infrastruktur ist auch ihre Zukunftschance“. Namensgebung Rems-Murr-Kreis Die Bezeichnung Rems-Murr-Kreis ist unter Marketinggesichtspunkten ebenfalls nur schwer zu vermitteln. Selbst innerhalb der Region ist der Rems-Murr-Kreis kaum zu verorten. Der Landkreis verfügt mit den Städten Fellbach, Waiblingen, Winnenden und Backnang über eigenständige starke Zentren und unterscheidet sich so von den übrigen Landkreisen in der Region, die ein eindeutiges Zentrum besitzen. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass die neutrale Bezeichnung "Rems-Murr-Kreis" ge- wählt wurde. Unter Marketingaspekten sollten allerdings Überlegungen zu einer Namensänderung angestellt werden.

9 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

2.2 Handlungsfeld Bestandspflege 2.2.1 Ausgangslage Traditionelle Wirtschaftsförderung auf kommunaler Ebene bedeutete in der Ver- gangenheit vor allem die Bereitstellung von Gewerbeflächen. Wirtschaftsförde- rung war Flächenpolitik und wurde von den „Liegenschaftsverwaltungen“ quasi „mit erledigt“. Das Potenzial mobiler Betriebe ist jedoch äußerst gering. Zum Beispiel sind es in der Bundesrepublik Deutschland nur noch etwa 250 Unternehmen, die arbeitsplatzre- levant sind und einen neuen Standort suchen. Arbeitsplätze werden überwiegend in bestehenden kleineren und mittleren Unternehmen, durch Existenzgründer u.s.w. geschaffen. Neben der Gewerbeflächenpolitik rückt deshalb die Bestandspflege bereits an- sässiger Unternehmen in den Vordergrund, die weit mehr beinhaltet als ein Jah- resempfang der Verwaltung.

Die Bestandspflege ist in der inzwischen geforderten Form und Qualität ein neues Aufgabenfeld, bei deren Bearbeitung vor allem kommunikative und soziale Kom- petenzen gefordert sind. Die Beratung, Betreuung und Förderung von Existenz- gründern ist dabei ein herausragendes Aktions- und Handlungsfeld. Für eine aktive Bestandspflege lassen sich folgende Aufgabenbereiche benen- nen:

ƒ Verbesserung der Grundlagen der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwick- lung ƒ Flächenvorsorge und Standortplanung

ƒ Sicherung und Entwicklung vorhandener Betriebe ƒ Förderung neuer Betriebe und Arbeitsplätze ƒ Wissens- und Technologietransfer

ƒ Förderung der Qualifizierung ƒ Standortmarketing, Imagebildung Betrachtet man die Aufgabe der Wirtschaftsförderung von der Ebene der zu erbringenden Leistungen her, ist eine Aufteilung in die Bereiche unternehmensori- entierte Dienstleistungen, beschäftigungsorientierte Dienstleistungen und Gutach- ten/Stellungnahmen bzw. Kooperation/Koordination sinnvoll. Um den geschilderten Aufgaben gerecht zu werden, werden der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung neue Qualitäten abverlangt. Im Dialog mit Unternehmen und wirtschaftsorientierten Institutionen sollen sie ƒ Initiatoren für Aktivitäten, ƒ Unterstützer für Ideen und Projekte und ƒ Moderatoren bei auftretenden Problemen sein.

10 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Am griffigsten kann man diese neue Ausrichtung der Wirtschaftsförderung mit dem Begriffspaar „Standortdialog und Standortentwicklung“ charakterisieren. Im Dialog mit den Wirtschaftspartnern – von den Kammern, den Gewerkschaften bis hin zur Arbeitsverwaltung und auch den Forschungseinrichtungen – ist der Stand- ort zu sichern und hinsichtlich einer sinnvollen und stimmigen Unternehmensstruk- tur zu entwickeln. Die Städte und Gemeinden im Untersuchungsraum sind – abgesehen von der Stadt Backnang – zu klein, als dass sie sich einen eigenen Wirtschaftsförderer leis- ten könnten. Wirtschaftsförderung ist in diesen Gemeinden in erster Linie Aufgabe des Bürgermeisters. Hilfestellung erhalten die Gemeinden durch die Beratungsan- gebote der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und ab 1.1.2006 durch einen Kreiswirtschaftsförderer auf Basis des „Esslinger Modells“. Der Kreiswirtschaftsförde- rer wird künftig sein Büro im Landratsamt in Waiblingen haben, ist aber bei der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart angestellt. Er ist damit sowohl in die regiona- len Strukturen und Projekte eingebunden, als auch im lokalen Wirtschaftsraum verankert. Vor allem für die Kommunen, die nur begrenzte Möglichkeiten für eine eigene Wirtschaftsförderung haben, soll die Kreiswirtschaftsförderung Hilfestellung geben.

2.2.2 Handlungsansätze Für eine effiziente Wirtschaftsförderung ist die Definition der Schnittstellen zwischen ƒ Wirtschaftsförderung auf regionaler Ebene (WRS)

ƒ Wirtschaftförderung des Landkreises ƒ und kommunaler Wirtschaftsförderung unabdingbar.

Die Aufgabenbereiche und Aufgabenschwerpunkte stellen sich bezogen auf den Untersuchungsraum wie folgt dar. Wirtschaftsförderung der Region

ƒ Ansprechpartner für Unternehmen und Kommunen in der Region Stuttgart ƒ Regionale Gewerbeimmobilien- und Gewerbeflächenbörse ƒ Wissens- und Technologietransfer ƒ Investorenservices ƒ Aufbau von Technologie- und Branchennetzwerken (Film Commission, Um- welttechnologie, Kompetenzzentren) ƒ Standortmarketing, Imagebildung Wirtschaftsförderung des Landkreises ƒ Standortvermittlung und Standortwerbung ƒ Förderung von Qualifizierung und Beschäftigung/Ausbildungsförderung ƒ Standortmarketing, Imagebildung ƒ Organisation eines Innovationspreises

11 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Wirtschaftsförderung der Kommunen ƒ Flächenvorsorge und Standortplanung ƒ Sicherung und Entwicklung vorhandener Betriebe ƒ Unternehmensgespräche ƒ Betriebsbesuche Eine herausragende Bedeutung hat die Bestandspflege Vor-Ort durch die kom- munale Wirtschaftsförderung bzw. die Bürgermeister der Städte und Gemeinden. Unternehmensgespräche und Betriebsbesuche gehören dabei seit langem zum Repertoire der Verwaltungen. Probleme können so frühzeitig erkannt werden und die Gemeinden können im Rahmen ihrer Möglichkeiten und durch Einschaltung weiterer Akteure (IHK, HK, WRS etc.) Hilfestellung geben. Durch eine Standardisierung – bspw. Im Rahmen von Betriebsbegehungen – und durch den regionalen und kommunalen Vergleich (Benchmarking) wird der Grad der Professionalisierung und Effizienz erhöht. Durch die Standardisierung „muss das Rad nicht jedes mal neu erfunden werden“ und die gewonnen Daten lassen sich vergleichen.

2.2.3 Projekte Es werden folgende und Projekte vorgeschlagen:

ƒ One Stop Agency ƒ Interviewleitfaden Betriebsbesuch ƒ Betriebsdatenbank

ƒ Benchmarking

One Stop Agency

Unternehmer sind heute mit einer Vielzahl von Reglementierungen konfrontiert, die kaum mehr zu überschauen sind. So ist beispielsweise die profane Erweiterung eines Betriebes mit einem erheblichen Aufwand zur Klärung der baurechtlichen, verkehrlichen, feuerpolizeilichen, förderrechtlichen Fragen u. a. verbunden. Aufgrund der vielfältigen Vorschriften und Fördermöglichkeiten hat sich in der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung das Instrument der sogenann- ten One-Stop-Agency bewährt. Dies bedeutet, dass die Koordination, Hilfestel- lung und Beratung der ansässigen Unternehmen „aus einer Hand“ erfolgt. Kontak- te zu Entscheidungsgremien, Behörden und anderen Einrichtungen werden über eine zentrale Stelle hergestellt. Ein Ansatz für eine solche Herangehensweise ist die Einsetzung eines Fallmanagers zur Baugenehmigung im Landratsamt Waiblingen. Eine wichtige Bündelungsfunktion wird der neu eingesetzte Kreiswirtschaftsförderer ab dem Jahr 2006 übernehmen

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Interviewleitfaden Betriebsbesuch Betriebsbesuche sind als Instrument der kommunalen Wirtschaftsförderung unent- behrlich. Um zu vergleichbaren Daten zu kommen hat sich die Verwendung eines standardisierten Interviewleitfadens bewährt. Herr Dr. Strobel hat einen Interview- leitfaden entwickelt, der den Unternehmensbesuchen zugrunde liegt. Der Leitfa- den kann auch auf andere Städte und Gemeinden übertragen werden und ist eine gute Ausgangsbasis zur Erfassung der wichtigsten Merkmale und Entwick- lungstendenzen der Betriebe. Betriebsdatenbank/Frühwarnsystem Aufgrund der begrenzten Kapazität der kommunalen Verwaltungen ist es nicht möglich, regelmäßig Firmenbesuche durchzuführen. Es kommt deshalb darauf an, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, damit die kommunale und regio- nale Wirtschaftsförderung möglichst frühzeitig ihr Know-How zur Verbesserung der betrieblichen Rahmenbedingungen einbringen kann. Um Hinweise auf die Dringlichkeit zu erhalten, haben sich Betriebsdatenbanken bewährt. Die Betriebsdatenbank beinhaltet neben Aussagen zum jeweiligen Un- ternehmen verschiedene betrieblicher Indikatoren (ausgeschriebene Stellen, Ar- beitsplatzentwicklung etc.), die über die Entwicklung des Betriebes Auskunft ge- ben. Die Betriebsdatenbank soll damit prospektive Aussagen ermöglichen. Die Stadt Karlsruhe verfügt beispielsweise seit Jahren über eine entsprechende Datenbank. Es ist zu prüfen, ob die Struktur und die Inhalte der Betriebsdatenbank auf die Bedingungen der Städte und Gemeinden im Untersuchungsraum über- tragen werden können. Benchmarking

Die Befragungen haben gezeigt, dass die Betreuung der Unternehmen durch die Kommunen und Landkreise offensichtlich erhebliche Unterschiede aufweist. Ziel ist es, die Serviceleistungen für ansässige Unternehmen zu verbessern. Als Instrument zur Verwaltungsmodernisierung und für eine effizientere öffentliche Verwaltung hat sich das Benchmarking („besser werden durch Lernen von anderen“) etab- liert.

Vorreiter für die öffentlichen Verwaltung in Deutschland ist insbesondere die KGSt mit den von ihr initiierten und betreuten Vergleichsringen (IKO-Netz) sowie die Ber- telsmann-Stiftung, die verschiedene Vorhaben angeregt und gefördert hat. Die Benchmarking-Aktivitäten konzentrieren sich allerdings weitgehend auf Kos- ten- und Leistungsaspekte. Es stellt sich die Frage, welche Kennzahlen sich zur Be- wertung der Wirtschaftsförderung im Landkreis Rems-Murr heranziehen lassen. In einem ersten Schritt müssen vorhandene Strategien und Konzepte gesichtet und ihre Übertragbarkeit auf den Rems-Murr-Kreis geprüft werden.

13 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

2.3 Handlungsfeld Innovationsförderung 2.3.1 Ausgangslage Der technische Fortschritt ist eine wesentliche Antriebsfeder für die wirtschaftliche Entwicklung eines Raumes und häufig Ursache des strukturellen Wandel. Innovati- onen als Ausdruck des technischen Fortschritts haben zweifellos eine Schlüsselbe- deutung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt bzw. Region. Produktinno- vationen zielen darauf ab, neue Nachfrage zu wecken oder sich durch Qualitäts- verbesserung von Konkurrenzprodukten abzuheben. Innovationen in den Produk- tionsverfahren (Prozessinnovationen) dienen allgemein der Effizienzsteigerung durch Kostensenkung oder Qualitätsverbesserung, unter anderem auch durch betriebsinterne und –externe organisatorische Änderungen. Produktinnovationen und Prozessinnovationen sichern letztendlich die Entwicklung eines Unternehmens. Auf der anderen Seite verkürzen sich Produktzyklen stetig und die Produktionsle- benszeiten nehmen ab. Dadurch verkürzt sich auch die erforderliche Amortisati- onszeit von Entwicklungen. Diesem Trend kann nur durch eine Reduzierung der Produktentwicklungszeit, das heißt einer Steigerung der Innovationsgeschwindig- keit begegnet werden. Man geht davon aus, dass sich bis zum Jahr 2010 der An- teil von Forschung und Entwicklung an den Tätigkeiten insgesamt im Vergleich zum Jahr 1985 um rund 30 Prozent erhöhen wird. Diese Zunahme der Innovations- intensität stellt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, deren Forschungs- und Entwicklungskapazitäten begrenzt sind, vor große Probleme.

Zur Förderung von Innovationen stehen der Wirtschaftsförderung u.a. folgende In- strumente zur Verfügung: ƒ Investitionskostenbeiträge (Förderprogramme des Landes, des Bundes und der EU) ƒ Beschleunigung des wechselseitigen Wissenstransfers zwischen der Wissen- schaft und der Wirtschaft.

ƒ Schaffung von Clusterorganisationen zur Förderung der Kooperationskultur zwischen Firmen im gleichen oder ähnlichen Wirkungskreis ƒ Schaffung einer Plattform für ein Netzwerk zwischen Wirtschaft, Politik und Wis- senschaft. Innovationen werden durch zahlreiche öffentliche Förder- und Finanzierungspro- gramme der Länder, des Bundes und der Europäischen Union gefördert. Die För- derprogramme und Fördermöglichkeiten sind allerdings vielen klein- und mittel- ständischen Betrieben nicht oder nur unzureichend bekannt. Nachfolgend sind ausgewählte Institutionen vorgestellt, die Beratungsleistungen zum Thema betriebliche Innovationen anbieten. IHK Die IHK hilft bei der Informationsbeschaffung zum Stand der Technik und der Ver- mittlung von Kontakten zu externen Forschungseinrichtungen. Sie unterstützt den Technologietransfer durch die Vermittlung von Patenten, Lizenzen und unge- schütztem technischen Know-How. Die Leistungen der IHK umfassen im Einzelnen:

14 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

ƒ Unterstützung bei der Entwicklung neuer Produkte ƒ Beschaffung von technischen Informationen ƒ Beratung zu Schutzrechten ƒ Vermittlung von Technologielizenzen ƒ Vermittlung von Risikokapital für Technologieunternehmen ƒ Vermittlung von Kontakten zu Experten für Spezialberatung ƒ Beratung zu Förderprogrammen für Forschung und Entwicklung Unter anderem wurde eine IHK-Technologiebörse eingerichtet, die über Techno- logieangebote aus der Industrie informiert. Daneben leistet die IHK Hilfe bei der Beschaffung von Finanzierungsmitteln aus der staatlichen Forschungs- und Ent- wicklungsförderung sowie der privaten Wagnisfinanzierung. In der IHK-Risiko- kapitalbörse kann nach Beteiligungsgesuchen von innovativen Unternehmen re- cherchiert werden. Hilfestellung gibt die IHK darüber hinaus durch einen Innovationsberater. Steinbeis-Transferzentrum

Die Dienstleistungen der Steinbeis-Transferzentren wenden sich an Handwerks- oder Kleinbetriebe, mittlere Unternehmen, kommunale Institutionen und Existenz- gründer. Die Steinbeis-Stiftung bietet in über 400 Transferzentren im Land Baden- Württemberg u.a. kostenlose Kurzberatungen für mittelständische Unternehmen zu Innovationsfragen an. Mit den kostenfreien Kurzberatungen sollen insbesondere für kleinere Unterneh- men die Hemmschwellen gesenkt werden, sich dieser Einrichtungen, die vor allem Technologieberatungen und Hilfestellung bei Entwicklungsvorhaben anbieten, zu bedienen. Das Angebot zielt insbesondere auf Erstberatungen, etwa zur Prob- lemanalyse und –skizzierung. Anlaufstellen hierfür sind die Innovationsberater der Kammern und einiger Wirtschaftsorganisationen sowie die Steinbeis- Transferzentren selbst; die Unternehmen selbst sind auch antragsberechtigt. Ver- bunden mit der Förderzusage ist die Auswahl des Steinbeis-Experten, der die Bera- tung durchführen wird. Quelle: www.stw.de RKW (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft) Das RKW ist ein bundesweites Netzwerk, das sich insbesondere für kleine und mit- telständische Unternehmen engagiert. Die Aufgabe des RKW ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes. Gemeinsam mit den Sozialpartnern, Poli- tik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft entwickelt das RKW Konzepte zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auf betrieblicher Ebene unterstützt das RKW die kleinen und mittleren Unternehmen durch Information, Weiterbildung und Beratung. Gegründet wurde das RKW 1921 von Unternehmern, Verbänden und der Politik. Seit der Wiedergründung 1948 sind die Wirtschaft, So- zialpartner, Politik und Verwaltung die Träger des RKW. Neben der Bundesge- schäftsstelle bestehen zwölf selbständige Landesverbände.

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Der Verein RKW e.V. ist der Dachverband für die zwölf rechtlich und wirtschaftlich selbständigen RKW-Vereine in den Bundesländern. Insgesamt gehören rund 5.000 Unternehmen den Vereinen an. Das fachliche Profil der Bundesgeschäftsstelle umfasst betriebwirtschaftliche, arbeitwirtschaftliche und sozialwirtschaftliche The- men. Mittelstandsfinanzierung, EU-Erweiterung, Beschäftigung, Arbeit und Organi- sation sowie Innovative Technologien in Dienstleistung und Produktion sind zentra- le Fragestellungen. Quelle: www.rkw.de INSTI-Innovationsaktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Ziel der INSTI-Innovationsaktion ist es, Unternehmen und Existenzgründer in Deutschland zu befähigen, innerbetriebliche Innovationsprozesse - als etablierter, kontinuierlicher Teil der Unternehmensstruktur - professionell zu planen, zu organi- sieren und abzuwickeln. Weiterhin sollen Hochschulen und außeruniversitäre For- schungseinrichtungen bei der Planung und Umsetzung des Patent- und Verwer- tungsmanagements unterstützt werden.

INSTI-Innovationsdienstleitungen Die im Rahmen des INSTI-Projekts entstandenen Kenntnisse über innerbetriebliche Innovationsprozesse und deren gezielte Stimulierung sind von den INSTI-Partnern zu den folgenden "INSTI-Innovationsdienstleistungen" entwickelt worden: ƒ Innovations-Workshop ƒ Innovations-Check

ƒ Technologiebewertung ƒ Schutzrechtsstrategie-Beratung ƒ Erschließung neuer Geschäftsfelder

ƒ Verwertungsstrategien ƒ Markt-Monitoring ƒ Innovationscoach

ƒ sowie in Zusammenhang mit diesen die INSTI-Patentrecherche. Umfang der Förderung Wer diese neuen Instrumente zur Innovationsstärkung nutzen möchte, erhält hier- für staatliche Zuschüsse in Höhe von 25 % der Rechnungssumme. Voraussetzung hierfür ist: Mit der Erbringung der INSTI-Innovationsdienstleistung muss ein Mitglied des INSTI-Innovation e. V. beauftragt werden. Für die Berechnung der Zuschüsse gelten Obergrenzen für die zuschussfähigen Rechnungssummen. Zuschussberechtigte Zuschüsse können erhalten:

ƒ Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Geschäftssitz und soweit vor- handen Produktionsstätten in Deutschland, die Forschung und Entwick- lung betreiben oder betreiben lassen; ƒ Existenzgründer;

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ƒ staatliche oder staatlich anerkannte deutsche Hochschulen und außer- universitäre deutsche Forschungseinrichtungen. Verfahren Die Maßnahme wird vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln - INSTI- Projektmanagement - zusammen mit den Mitgliedern des INSTI Innovation e.V. durchgeführt. Quelle: www.insti.de

2.3.2 Handlungsansätze Die Betriebsbesuche haben gezeigt, dass die Notwendigkeit von Innovationen von den klein- und mittelständischen Betrieben erst zum Teil erkannt worden ist. Es bestehen zum Teil große Hemmschwellen, um die zahlreichen Angebote wahrzu- nehmen. Darüber hinaus sind vielen klein- und mittelständischen Betrieben die zahlreichen und unübersichtlichen Fördermöglichkeiten von Land, Bund und EU gar nicht bekannt. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Unternehmen im Untersuchungsraum, die hochinnovative Produkte herstellen oder durch Prozessinnovationen ihren Pro- duktionsprozess optimiert haben. Mit einer dauerhaften Innovationspolitik für den Untersuchungsraum sind folgende Ziele verknüpft: ƒ Motivation der Unternehmen für Produkt- und Prozessinnovationen ƒ Motivation der Belegschaft für Innovationen

ƒ Information über Beratungsmöglichkeiten und Beratungsinstitutionen ƒ Information der Unternehmen über Fördermöglichkeiten ƒ Information der Einwohner über innovative Betriebe

2.3.3 Projekte Es werden folgende Projekte vorgeschlagen: ƒ Innovationsberatung/Innovationsmanagement ƒ Innovationstag Oberes Murrtal ƒ Innovationspreis des Landkreises ƒ Erfinderforum Murrtal Innovationsberatung/Innovationsmanagement Die Unternehmensgespräche haben gezeigt, dass die Bedeutung von Produktin- novationen durchaus erkannt wird. Es fehlt allerdings häufig der Anstoß dafür, Produktinnovationen konsequent anzugehen. Ziel ist es, die Dienstleistungen der Institutionen ƒ IHK ƒ Steinbeis-Transferzentrem

17 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

ƒ RKW (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der deutschen Wirtschaft e.V.) ƒ IAO (Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation) ƒ Hochschulen und Forschungseinrichtungen ƒ Patentinformationszentrum Stuttgart, Deutsches Patent- und Markenamt München etc. bekannt zu machen und die Unternehmen zu motivieren, die Angebote zur Inno- vationsberatung und zum Innovationsmanagement auch wahrzunehmen. Durch eine entsprechende Presseberichterstattung wird eine breite Aufmerksam- keit erzielt. Ziel ist die Vermittlung von Innovationscoaches, die die Unternehmen kontinuierlich begleiten. Innovationstag Oberes Murrtal Im Rahmen eines „Innovationstages“ wird vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben die Bedeutung von Produkt- und Prozess- innovationen aufgezeigt. Zugleich sollen Institutionen (IHK, Steinbeis- Transferzentren, RKW etc.) die Möglichkeit erhalten, sich mit Ihren Beratungsleis- tungen vor Ort zu präsentieren. Darüber hinaus werden die Fördermöglichkeiten des Landes (beispielsweise das Förderprogramm des Landes zum des Einsatz moderner Technologien) und des Bundes dargelegt. Die Verbindungen zu den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Regi- on sind bislang schwach ausgeprägt (Berührungsängste, Entfernungen etc.). Die Angebote der Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind deshalb ebenfalls Bestandteil des Innovationstages.

Des Weiteren wird die Innovationsberatung und die Innovationsförderung anhand konkreter Beispiele vorgestellt. Innovationspreis

Innovationspreise spielen eine wichtige Rolle zur Förderung von Innovationen und zur Motivation der Belegschaft. Die Teilnahme an den Innovationspreisen des Bundes (deutscher Zukunftspreis für Technik und Innovation) und des Landes (Dr.-Rudolf-Eberle-Preis) erfordert aller- dings einen hohen Aufwand und ist von klein- und mittelständischen Betrieben nur ausnahmsweise zu bewältigen. Auf der regionalen Ebene haben sich die Innovationspreise der Landkreise etab- liert. Sie wenden sich vornehmlich an kleine und mittlere Unternehmen in einem Landkreis. Beispiele hierfür sind die Innovationspreise der Landkreise Esslingen und Göppingen. Innovationspreis Landkreis Esslingen Der Innovationspreis des Landkreises Esslingen wurde 2003 zum ersten Mal ausge- lobt. Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt.

18 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Mit dem Innovationspreis sollen Erfindungsreichtum, Pioniergeist und Mut zu un- gewöhnlichen Leistungen unterstützt werden. Ausgezeichnet werden beispielhaf- te Leistungen bei der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen sowie innovative Konzepte im Handel. Dotiert ist der Wettbewerb mit einem Preis- geld in Höhe von insgesamt 30.000 €. Teilnahmeberechtigt an der Ausschreibung sind Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handwerk, Dienstleistung und Handel bis zu einer Größe von ca. 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von max. 50 Mio. €. Der Sitz des Unternehmens muss im Landkreis Esslingen sein. Der Startschuss für den Wettbewerb im Landkreis Esslingen unter der Schirmherr- schaft von Landrat Heinz Eininger wurde im April 2003 gegeben. Mittels Publikati- onen in der regionalen und lokalen Presse, über eine Versandaktion der Bewer- bungsunterlagen sowie eine Bewerbung im Internet wurden die Unternehmen im Landkreis über den Wettbewerb informiert. Am Innovationspreis des Jahres 2003 haben sich 49 Unternehmen beteiligt. Für die aktuelle Ausschreibung haben ebenfalls rund 50 Unternehmen aus dem Landkreis eine Bewerbung abgegeben. Quelle: www.innovationspreis-es.de Innovationspreis Landkreis Göppingen

Mit dem Innovationspreis 2005 des Landkreises Göppingen sollen innovative Un- ternehmen mit ihren Produkten, Dienstleistungen, Verfahren und Organisationen für hervorragende Leistungen ausgezeichnet werden. Neben den Unternehmen der gewachsenen Industrien werden besonders Vertreter aus dem Zukunftsmarkt Gesundheit angesprochen. Der Preis ist mit insgesamt 15.000 EURO dotiert und wird von der Kreissparkasse Göppingen zusammen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Landkreis Göppingen ausgeschrieben. Der Innovationspreis des Landkreises Göppingen hat sich inzwischen als wichtiges Instrument der Innovationsförderung etabliert. Er wird dieses Jahr zum sechsten Mal ausgeschrieben. Quelle: www.innovationspreis-gp.de

Innovationspreis Landkreis Rems-Murr Ziel ist es, für den Landkreis Rems-Murr einen Innovationspreis in Anlehnung an die Innovationswettbewerbe der Landkreise Esslingen und Göppingen auszuloben. Diese Aufgabe sollte von der Wirtschaftsförderung des Landkreises angestoßen werden. Erfinderforum Murrtal Das Erfinderforum Bottwartal wurde im Januar 2001 in Oberstenfeld gegründet und hat zwischenzeitlich etwa 30 Teilnehmer. Die Firma MC Maragudakis Consul- ting ist Sponsor des Erfinderforums und die Gemeinde Oberstenfeld stellt den Al- ten Bahnhof als Veranstaltungsraum zur Verfügung.

19 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Das Erfinderforum trifft sich monatlich in Oberstenfeld (ab und an auch an ande- ren Orten) und es werden regelmäßig Vorträge gehalten (u.a. zu den Themen Pa- tentwesen, Lizenzwesen, Marketing, Existenzgründung und Finanzierung). Inzwischen haben bereits über vierzig Treffen stattgefunden. Folgende Themen wurden dabei behandelt: ƒ Neue Produkte und Kunststoffe ƒ Erschöpfung von Patenten ƒ Firmen, Produkt-, Domainnamen und Marken ƒ Neue Wege der Patentvermarktung ƒ Produkthaftung ƒ Internationale Aktivitäten und Verträge Es wird vorgeschlagen, ein solches Erfinderforum in den Teilräumen des Untersu- chungsraumes Rems-Murr-Nordost einzurichten. Vorstellbar ist aber auch eine Ko- operation – beispielsweise zwischen dem UFOM und dem Erfinderforum Bottwar- tal. 2.4 Handlungsfeld Clusterbildung und Kooperationen 2.4.1 Ausgangslage Ein neuer und innovativer Ansatz in der Wirtschaftsförderung ist das Instrument der Bildung von Clustern. Mit Clustern wird der Versuch unternommen, in, für und zwi- schen bestimmten Branchen Schwerpunkte zu setzen. Unter einem Cluster wer- den Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen, Dienstleistern und verbundenen Institutionen (z.B. Handelskammern) verstanden, die über gemeinsame Austauschbeziehungen verfügen. Von einem Cluster wird dann gesprochen, wenn

ƒ sich eine kritische Masse von Firmen in räumlicher Nähe befindet, ƒ die Unternehmen und Institutionen miteinander verbunden sind ƒ und zueinander in Beziehung stehen.

Charakteristisch ist der unternehmensübergreifende Ansatz. Dabei lassen sich grundsätzlich ƒ horizontale (Beziehungen zwischen Unternehmen mit gemeinsamen techno- logischen Schwerpunkten/Branchen) ƒ und vertikale Beziehungsgeflechte (komplementäre Produkte entlang einer Wertschöpfungskette) unterscheiden. Initiierung von Unternehmensclustern Die Unterstützung und Bildung von Unternehmensclustern ist heute zu einem wich- tigen Baustein der Wirtschafts- und Strukturpolitik geworden. Inzwischen gibt es mehrere erfolgreiche Beispiele für die Umsetzung dieses konzeptionellen Ansatzes.

20 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Bei der Umsetzung geht es um dauerhafte Kooperationen regional ansässiger Un- ternehmen, um die Zusammenführung von privaten und öffentlichen Akteuren und um die Integration verschiedener Politikfelder, etwa der Technologie- und Strukturpolitik. Ein Problem bei der Clusterbildung besteht in der Auswahl der Unternehmen und Institutionen. Die endogenen wirtschaftlichen Potenziale müssen, was die Unter- nehmensstruktur und zum Beispiel die Forschungseinrichtungen betrifft, zur Bildung von Clustern vorhanden sein. Die Analyse bestehender Wertschöpfungsketten (vertikale Cluster) oder die Branchenstruktur (horizontale Cluster) können Anhalts- punkte für bestehende Cluster bilden. Die Etablierung bzw. Beschleunigung solcher Cluster erfordert neben langfristiger Planung auch eine gehörige Portion Geduld. Die Wirtschaftsförderung kann die Bildung von Clustern zum Beispiel durch die Initiierung und Organisation der Nach- frage, aber auch durch die Implementierung einer komplementären Infrastruktur, zum Beispiel durch Forschungsinstitute, unterstützen.

2.4.2 Handlungsansätze Für das Obere Murrtal wurden auf Grundlage der Branchenstruktur folgende mögliche Cluster diskutiert: • Holz (Sägewerke Junginger, Bay, Häussermann + mehrere Zimmereien und Schreinerei-Betriebe)

• Leder (MPV Pelzveredelung, Softart Lederveredelung) • Maschinenbau:

o Feinmechanik

o Metallverarbeitung / Maschinenbau (Riebesam, NIL-Gampper, Soehnle-Leifheit)

o Druck- und Spritzguss (Schweizer-Weichandt)

o Kunststoff (Legrom, Reissner, Technoplast, o Mechatronik / Elektrotechnik (Schreyer, Witte und Sutor) o Verfahrenstechnik (Telschig, MBV Ventilatoren) • Naherholung und Tourismus

o Freizeit und Eventmanagement o Gastronomie • Pflege und Wellness • Grafik und Druck (Becker, Szeppek, Winkle, Gutzy) • Land- und Forstwirtschaft • Verpackung • Möbel (Nolff)

21 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

• Ingenieurleistungen (Computec, Rewa, ) • Software-Entwicklung • Erneuerbare Energien • Dienstleistungen • Handwerk • Entsorgung Unternehmenscluster im eigentlichen Sinne sind für das Obere Murrtal aufgrund der geringen Zahl der Betriebe und der differenzierten Branchenstruktur nicht fest- stellbar. Ein gewisser Schwerpunkt zeichnet sich lediglich in den Branchen Holz- verarbeitung, Graphik/Druck und Maschinenbau ab, ohne dass jedoch die „kriti- sche Masse“ für ein echtes Unternehmenscluster erreicht wird. Für eine fundierte Bewertung möglicher Kooperationsansätze ist neben der bran- chenbezogenen Betrachtung allerdings eine Analyse der Wertschöpfungsketten im Untersuchungsraum erforderlich. Erst auf dieser Grundlage können Aussagen über mögliche Kooperationspartner und Kooperationsinhalte getroffen werden.

Grundsätzlich kann man feststellen, dass die Erkenntnis, dass sich Unternehmens- kooperationen letztendlich für die beteiligten Firmen auch auszahlen, im Untersu- chungsraum noch nicht weit verbreitet ist. Es gibt zwar bereits erste Ansätze von Kooperationsmodellen – so beispielsweise durch den Einkaufsverbund im Bereich Kunststoff verarbeitender Unternehmen – die Strategie kooperativer Partnerschaf- ten wird aber erst von wenigen Betrieben verfolgt.

Vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen benötigen deshalb konkrete Hilfe, um Unternehmenskooperationen als mögliche Erfolgsstrategie zu erkennen. Zur Förderung von Unternehmenskooperationen werden folgende Projekte vorge- schlagen: ƒ Beratung zu betrieblichen Kooperationen durch die IHK ƒ Initiative der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart

ƒ Kooperationszentrum Maschinenbau ƒ Kooperationstag Oberes Murrtal ƒ Kooperationsscout

2.4.3 Projekte Um im zunehmenden Wettbewerb bestehen zu können, ist die Unternehmensko- operation eine viel versprechende Strategie. In regionale Netzwerke eingebun- den, können kleine und mittlere Unternehmen unternehmerische Ziele erreichen, die alleine nicht denkbar wären. Sie erlauben es, gemeinsame Marketing- und Vertriebsaktivitäten zu entfalten. Und sie bieten die Möglichkeit, Synergieeffekte zu nutzen, die ohne eine partnerschaftliche Zusammenarbeit nur durch einen er- heblich höheren Kapital- und Personaleinsatz realisiert werden können. Durch gemeinsame Komplettangebote, Forschungskooperationen, die Bündelung des Einkaufs oder den Gang auf internationale Märkte können kleine und mittlere Un-

22 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST ternehmen als gemeinsamer „Global Player“ selbst „Branchenriesen“ Paroli bie- ten. Die meisten Kooperationen im Mittelstand entstehen aus dem Bestreben, eine be- stimmte Unternehmensfunktion durch die Zusammenarbeit mit anderen Unter- nehmen zu stärken. Kooperationen können aus unterschiedlichsten Gründen zu- stande kommen: zur Überwindung einer regionalen Beschränkung, zur Verbesse- rung der Marktstellung, zur Befriedigung neuer und höherer Ansprüche der Kun- den. Ziel ist es, die Kooperationen im Untersuchungsraum zwischen den Unter- nehmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Stärkung der lokalen Wirtschaftskraft zu fördern (Ausbildung, Materialbeschaffung, For- schung/Entwicklung, Vertrieb, etc.). Angebote der IHK Die IHK Stuttgart unterstützt bereits seit vielen Jahren klein- und mittelständische Unternehmen bei der Suche nach Kooperationspartnern. Laut Aussage der IHK Stuttgart hat sich die IHK Region Stuttgart innerhalb von zwei Jahren zu einem Kompetenz-Zentrum im Bereich von Unternehmenskooperationen entwickelt. Die IHK zeigt die Vorteile auf und weist auch auf mögliche Gefahren bei Kooperatio- nen hin. Sie leistet Überzeugungsarbeit für diese Strategie und gibt Hilfestellung, damit kleine und mittlere Unternehmen durch eine positive Einstellung zu Unter- nehmenskooperationen eine neue Sichtweise des unternehmerischen Wettbe- werbs bekommen.

Wer passende Partner für eine Unternehmenskooperation sucht, kann auf die Ko- operationsbörse der IHK zurückgreifen. Durch eine gezielte Recherche lässt sich ermitteln, ob in der Region Stuttgart, in Baden-Württemberg oder bundesweit ge- eignete Unternehmen eine ähnliche Kooperations-Idee verfolgen. Die zehn Erfolgsfaktoren von Mittelstandskooperationen sind: 1. Auswahl des Partners nach festgelegten Regeln

2. Kooperationsvertrag mit weit reichenden Regelungen 3. Kooperationsinhalt muss das Kerngeschäft der Partner betreffen 4. Wachstumsorientierung aufgrund sich ändernder Kundenanforderungen 5. Finanzierung ist langfristig zu sichern und gerecht aufzuteilen 6. Kooperationsbewusstsein Wettbewerb ist nicht auszuschließen 7. Informationsmanagement ist die Kernkompetenz jeder Kooperation 8. Entscheidungsgremien mit hohem Engagement und klaren Befugnissen 9. Kooperationsaufgaben Konzentration auf die Kernaufgaben 10. Kooperationszentrale, Impulsgeber, innovative, professionelle Mitarbeiter Weitere Initiativen der IHK Region Stuttgart sind ƒ der Arbeitskreis Unternehmenskooperationen ƒ Kooperationsleitfäden und Checklisten ƒ die Beratung und Begleitung für interessierte Firmen

23 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

ƒ Informationsveranstaltungen ƒ der IHK-Zertifikatslehrgang. Als möglichen Einstieg in den Aufbau einer Kooperation bietet die IHK im Rahmen ihrer Kooperationsinitiative seit Juli 2002 einen Kooperationssprechtag an. Interes- senten können sich kostenlos im Rahmen eines einstündigen Gesprächs über die Kooperationschancen ihres Betriebes informieren. Als Berater stehen erfahrene Experten aus dem IHK-Arbeitskreis zur Verfügung. Werden der Kooperationsstrate- gie Erfolgsaussichten eingeräumt, kann das interessierte Unternehmen eine Bera- tung zum Kooperationsaufbau an diese Basis-Information anschließen. Zwar kommen auf die angehenden Kooperationspartner dann Kosten für die Unter- nehmensberatung zu. Diese können sie jedoch teilen – und wenn die Fördervor- aussetzungen erfüllt sind – kann auch eine finanzielle Gewerbeförderung bean- tragt werden. Die IHK Region Stuttgart hat zu diesem Thema ein Symposium durchgeführt, das von 400 Unternehmen besucht wurde. Neben der Präsentation gelungener Unter- nehmenskooperationen wurden auch die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Mit- telstandskooperationen diskutiert. Quelle: ihk24.de Kompetenz- und Innovationszentren in der Region Stuttgart

Ein wichtiges Instrument zur Förderung von Unternehmenskooperationen im Ge- biet des Verbands Region Stuttgart ist die Installierung von so genannten Kompe- tenz- und Innovationszentren. Bereits seit dem Jahr 2000 engagiert sich die Wirt- schaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) über ihre Koordinierungsstelle ak- tiv beim Aufbau der thematischen Kompetenz- und Innovationszentren. Unter- stützt durch eine Anschubfinanzierung in Höhe von insgesamt 2 Mio. Euro konnten in der Region 17 regionale Kompetenzzentren gegründet werden, an denen sich mittlerweile 17 Kommunen, 14 Verbände, über 280 Unternehmen und 45 universi- täre oder freie Forschungseinrichtungen aktiv und unter Einsatz eigener Ressour- cen beteiligen. Erste Erfolge der Netzwerkarbeit liegen z.B. in Form privater Koope- rationen und öffentlich geförderter Forschungsprojekte vor. Durch die Kooperation von Unternehmen eines Technologiebereiches mit wissen- schaftlichen Einrichtungen, Institutionen und Kommunen wird das technologische Potenzial der Region Stuttgart erhöht und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, dass ein möglichst großer Anteil der Wertschöpfungskette in der Region verbleibt. Regionale Kompetenz- und Innovationszentren konzentrieren sich auf Vernetzung regionaler Kompetenzen

- Optimale Nutzung und Vernetzung betrieblicher Kooperationen.

- Optimierung der Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungs- einrichtungen. Förderung herausragender Kompetenzen

- Grundlage für die Clusterbildung.

- Kompetenzzentren sind Cluster der ersten Entwicklungsstufe.

24 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Organisation des Dialogs von Konkurrenz und Kooperation

- Konkurrenten als potentielle Kooperationspartner.

- Kompetenzzentren als Katalysator für Kooperation und Wettbewerbs- fähigkeit.

- Strukturierte Organisation des Dialogs. Eine neuartige elektronische Kommunikationsplattform (http://exdb.rekiz.de), die gleichzeitig als Expertendatenbank dient, bildet die Schnittstelle zu weiteren Kompetenzträgern in der Region und unterstützt einen umfassenden Know-how- Transfer. Detaillierte Informationen über dieses Förderprogramm finden sich unter http://www.rekiz.de. Quelle: www.rekiz.de Kooperationszentrum Maschinenbau Der Untersuchungsraum Rems Murr Nordost zeichnet sich durch eine branchen- spezifische Verdichtung von Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau aus. Dennoch gestaltet sich der Kontakt zwischen den Unternehmen bislang zumeist lose und unverbindlich. Ein möglicher Ansatz, um feste Strukturen für einen organisierten Dialog zwischen den Unternehmen und öffentlichen Akteuren zu schaffen, ist der Aufbau eines Kooperationszentrums Maschinenbau. Ziel ist es, durch Initiierung und Unterstüt- zung von Kooperationen, Synergieeffekte zu schaffen und damit die Wettbe- werbsstärke der einzelnen Unternehmen zu verbessern.

Um eine dauerhafte Kooperation zu gewährleisten soll im alten Soehnle Areal ei- ne Geschäftsstelle mit einer Halbtageskraft aufgebaut werden. Diese hat zur Aufgabe

ƒ Entwicklungstendenzen von Unternehmen frühzeitig zu erkennen und ent- sprechend darauf reagieren zu können, ƒ bei Unternehmensauslagerungen geeignete Gewerbeimmobilien bereit- zustellen, um eine Abwanderung an einen anderen Standort zu verhin- dern, ƒ eine unternehmensübergreifende Nutzung freier Produktionskapazitäten zu koordinieren. Eine Finanzierung der Personalkosten durch private Sponsoren beispielsweise Volksbank oder Kreissparkasse ist zu prüfen. Kooperationstag Oberes Murrtal Durch die Angebote der IHK – beispielsweise im Rahmen des Symposiums zur Un- ternehmenskooperation oder die Darstellungen im Internet - werden erfahrungs- gemäß zu wenige Unternehmen im Untersuchungsraum erreicht. Es kommt des- halb darauf an, die Möglichkeiten, die sich durch Unternehmenskooperationen ergeben und die vorhandenen Beratungsangebote vor Ort zu präsentieren. Das Thema Unternehmenskooperationen wird deshalb in den Teilräumen des Un- tersuchungsraumes durch eigenständige Veranstaltungen (beispielsweise im

25 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Rahmen eines Wirtschaftstages) vorgestellt. Die Präsentation konkreter Beispiele und Hilfsangebote könnte in einem zweijährigen Turnus mit dem vorgesehenen Innovationstag abwechseln. Kooperationsscout Um den Gedanken der Kooperation weiter in die Betriebe zu tragen und zu ver- ankern, wird die Installierung von Kooperationsscouts vorgeschlagen. Kooperati- onsscouts sind Persönlichkeiten, die mit der örtlichen Wirtschaftsstruktur und den bestehenden Verflechtungen zwischen den Unternehmen vertraut sind. Ihre Auf- gabe besteht – in Ergänzung zur Kooperationsbörse der IHK – darin, bereits frühzei- tig mögliche Kooperationsfelder der Unternehmen zu erkennen und die notwen- digen Kontakte zu Kooperationspartnern bzw. beratenden Institutionen herzustel- len. Die Funktion eines Kooperationsscouts kann u.a. durch die Verwaltung, Unter- nehmerpersönlichkeiten und andere Personen wahrgenommen werden. So hat Herr Dr. Strobel beispielsweise mit den holzverarbeitenden Berieben erste Gesprä- che über mögliche Kooperationsfelder geführt.

2.5 Handlungsfeld Förderung/Unterstützung von Existenzgründern 2.5.1 Ausgangslage Der hohe Anteil klein- und mittelständischer Betriebe an der gesamten Wirt- schaftsleistung der Bundesrepublik unterstreicht die Bedeutung von Existenzgrün- dungen für die wirtschaftliche Entwicklung. Darüber hinaus entstehen mit jeder Gründung durchschnittlich vier bis sieben neue Arbeitsplätze. Existenzgründer er- möglichen darüber hinaus den sektoralen Strukturwandel und stärken mit neuen Ideen und durch ihre Flexibilität den Wettbewerb. Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr gesun- ken. Rund 1,43 Millionen Menschen wagten den Schritt in die Selbstständigkeit, das sind rund 225.000 weniger als im Jahr 2003. Das ist das Ergebnis des KfW Gründungsmonitors 2005. Nach der Studie blieb die Zahl der Vollerwerbsgründungen nahezu gleich, wohin- gegen die Nebenerwerbsgründungen rückläufig waren. In diesem Bereich mach- ten sich etwa 22 Prozent weniger Menschen selbstständig. Tabelle 1: Existenzgründungen in Deutschland Existenzgründungen 2003 2004 Vollerwerbsgründungen 681.000 673.000 Nebenerwerbsgründungen 974.000 757.000 Summe 1.657.003 1.432.004 Quelle: KfW Als einen Grund für den Rückgang sehen die Volkswirte der KfW die konjunkturelle Lage. Dennoch sei hauptberufliche Selbstständigkeit für viele eine Alternative zur abhängigen Beschäftigung. „Viele Gründer wollen ihre Ideen in die Tat umsetzen

26 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST und lassen sich vom konjunkturellen Umfeld nicht beeindrucken. Andere gründen, auch das ist ganz deutlich, aus Mangel an Erwerbsalternativen“, sagte der Chef- volkswirt der KfW Bankengruppe Norbert Irsch bei der Vorstellung des Grün- dungsmonitors 2005. Danach startete im vergangenen Jahr jeder dritte Existenz- gründer aus der Arbeitslosigkeit (plus 2 Prozent). Unter den Vollerwerbsgründern sei sogar jeder zweite arbeitslos gewesen. Nach Meinung der KfW bestätigt die Studie damit den Trend zum Kleinstunternehmen. Die große Mehrheit der Arbeits- losen (über 70 Prozent) hätte mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit ein Ein-Mann-Unternehmen gestartet. Dadurch hatten die Unternehmer beim Start in die Selbstständigkeit weniger Finanzierungsbedarf, so die KfW. In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2004 insgesamt 96.250 Gewerbebetriebe (dies entspricht 104.000 Exiszenzgründer/-innen) neu gegründet. Davon wird bei rund 20.500 Betrieben ein größeres wirtschaftliches Potenzial vermutet, da diese Gründungen entweder als Kapital- oder Personengesellschaften firmieren, einen Eintrag in das Handelsregister oder in die Handwerkerrolle vorweisen konnten oder bei Betriebsbeginn wenigstens eine Person beschäftigen. Die meisten Exis- tenzgründungen erfolgten im Handel. An zweiter Stelle rangiert der Wirtschaftsbe- reich Grundstücks- und Wohnungswesen, wirtschaftliche Dienstleistungen (Reini- gungsdienste, Werbeagenturen etc.). Im Jahr 2004 kamen im Land 1,9 Existenz- gründungen mit wirtschaftlicher Substanz auf 1.000 Einwohner. Dabei zeigen sich zwischen den Stadt- und Landkreisen große Unterschiede. Besonders hohe Grün- dungsaktivitäten lassen sich in den Stadtkreisen Stuttgart, Baden-Baden, Ulm, Heilbronn und Pforzheim feststellen. Die Existenzgründungsquote liegt in den ge- nannten Stadtkreisen bei über 3,0. Der Landkreis Rems-Murr weist mit einer Quote von 1,4 einen unterdurchschnittlichen Wert auf. Tabelle 2 zeigt die Zahl der Gewerbeanmeldungen je 1.000 Einwohner für die Stadt- und Landkreise in der Region Stuttgart und die Landeshauptstadt Stuttgart seit 1997. Tabelle 2: Gewerbeanmeldungen* je 1.000 Einwohner Landkreis Landkreis Landkreis Landkreis Landkreis Landes- Rems-Murr- Ludwigs- Göppingen Esslingen Böblingen hauptstadt Kreis burg Stuttgart 1997 2,7 2,5 2,3 2,4 2,4 2,5 1998 2,4 2,7 2,5 2,5 2,2 2,5 1999 2,6 2,4 2,4 2,3 2,5 2,5 2000 2,2 2,4 2,2 2,5 2,2 2,7 2001 2,3 2,4 2,1 2,2 2,3 3,0 2002 2,1 2,3 2,2 2,3 2,0 3,0 2003 1,4 1,3 1,4 1,7 1,0 2,6

2004 1,4 1,3 1,4 1,8 1,2 2,3 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Berechnungen, * Be- triebsgründungen mit Substanz

27 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen ist in den Stadt- und Landkreisen der Region seit dem Jahr 1997 kontinuierlich abgesunken. Die Relativwerte bezogen auf 1.000 Einwohner unterscheiden sich zum Teil erheblich. Für die Landkreise Rems-Murr, Göppingen, Ludwigsburg und Böblingen sind die Gewerbeanmeldungen mit 1,2 – 1,4 je 1.000 Einwohner sehr gering. In den genannten Landkreisen hat sich das Gründungsniveau seit 1997 annähernd halbiert. Relativ stabile Werte sind dage- gen im Landkreis Esslingen und in der Landeshauptstadt Stuttgart zu verzeichnen.

2.5.2 Handlungsansätze Existenzgründer werden durch zahlreiche Programme des Bundes und der Länder intensiv gefördert. Hinzu kommen die Dienstleistungsangebote der Kammern, der regionalen und kommunalen Wirtschaftsförderung und privater Unternehmensbe- rater. Als strukturpolitisches Instrument zur Förderung von Existenzgründern – gerade auch im Ländlichen Raum – werden seit vielen Jahren so genannte Grün- derzentren/Gewerbeparks eingerichtet.

Gründerzentren sind Standortgemeinschaften von Existenzgründern und Jungun- ternehmen, deren Wachstums- und Überlebenschance in der Startphase geför- dert wird, ohne explizite Technologieorientierung. Der Aspekt Technologietransfer ist weniger stark ausgeprägt als bei den Technologiezentren. Ein Gründerzentrum bietet Existenzgründern und jungen Unternehmen günstige Konditionen, der Auf- enthalt ist in der Regel befristet.

Die Förderung von Unternehmensneugründungen mit entsprechenden Leistun- gen zur Gründungsberatung und Betreuung sowie Infrastruktureinrichtungen (Bü- ros, Labore, Produktionsräume) auf Mietbasis weisen in der Regel nicht nur eine Mischung aus unterschiedlichsten Betrieben (Existenzgründer, Outsourcing- Betriebe oder Spin-off-Betriebe) auf, sondern sie bieten Möglichkeiten zu regel- mäßigen Informationsveranstaltungen und zum Erfahrungsaustausch.

Gründerzentren/Gewerbeparks tragen hiermit auch zur Innovationsförderung und zum Innovationstransfer bei. Von großem Gewicht ist die Einbindung des Gründerzentrums in ein Netzwerk aus ansässigen Unternehmen, Existenzgründern, Hochschulen, Wirtschaftskammern etc. Für den Untersuchungsraum Rems-Murr-Nordost+ werden folgende Projekte vor- geschlagen: ƒ Existenzgründerzentrum Soehnle-Areal ƒ Innovations- und Telcommerce Zentrum (BITZ)

2.5.3 Projekte Existenzgründungs- und Beratungszentrum „Oberes Murrtal“ Existenzgründerzentren zur Förderung der Wirtschaft haben sich zwischenzeitlich an vielen Standorten etabliert. Zumeist handelt es sich um Existenzgründer aus dem Bereich der Internetanwendungen, Telekommunikation und Soft- und Hard-

28 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST wareentwicklung, Ingenieurunternehmen und unternehmensbezogene Dienst- leister. Existenzgründerzentren bieten neben kostengünstigen Räumen in der Regel viel- fältige Dienstleistungen und Serviceangebote: ƒ Beratung und Betreuung (Existenzgründung, Businessplan, Technologietransfer, Controlling, Innovationsmanagement) ƒ Services (Empfang und Sekretariat, Postdienst, Telefonservice, Kopierzentrale Hausmeisterservice, Konditionsvorteile, Seminarräume etc.) Die Etablierung eines Existenzgründungs- und Beratungszentrums („UFOM- Netzwerkzentrum“) auf dem Soehnle-Areal ist ein zentrales Projekt im Wirtschafts- raum Oberes Murrtal. Im „Netzwerkzentrum“ sollen u.a. die Beratungsleistungen für Existenzgründer und zur Existenzfestigung gebündelt werden. Unter dem Motto „Unternehmer helfen Unternehmern“ soll eine neutrale Anlaufstelle mit einem Netzwerk von Beratern eingerichtet werden. Die Serviceleistungen können Beratungen zum Thema Fi- nanzierung, Produktentwicklung, Förderung u.a.m. umfassen. Dazu werden unter- schiedlichste Akteure mit ihrem Know How eingebunden (Kompetenznetzwerk Mechatronik, AVM, IHK, BITZ, Handwerkskammer, Banken etc.).

Für ein professionelles Management und ein qualifiziertes Beratungsangebot des „Netzwerkzentrum“ ist eine personelle Besetzung unabdingbar. Die Aufgaben des „Netzwerkzentrums“, die Partner für ein solches Projekt (Kommunen im Oberen Murrtal, örtliche Banken, UFOM etc.) und die Finanzierung werden in einem weite- ren Schritt geprüft. Die Grundlagen zur städtebaulichen Entwicklung des Soehnle-Areals werden be- reits erarbeitet. Die Vorbereitenden Untersuchungen Teil I (Grobanalyse) wurden von der STEG durchgeführt und die Aufnahme des Geländes in das Landessanie- rungsprogramm wurde beantragt.

BITZ Mit Hilfe des „Backnanger Innovations- und Telcommerce Zentrums (BITZ)“ werden in Backnang überregional bedeutsame Kompetenzen in den Bereichen Tele- kommunikation, Software- / Datentechnik, Mess- und Regeltechnik, Nachrichten- technik und E- Commerce aufgebaut. Neben der „Vernetzungsaufgabenstellung“ von Unternehmen mit Partnern aus Hochschulen und Institutionen steht die Unterstützung von Unternehmensgrün- dungen mit überwiegender Technologieorientierung, hohem Innovationsgrad und hohem Marktrisiko im Vordergrund. Mittelfristig wird zusätzlich die begleitende Einrichtung eines Beratungs-, Informati- ons- und Schulungszentrums angestrebt, um ortsansässigen ebenso wie überregi- onalen Unternehmen attraktive und innovative Dienstleistungen bzw. Schulungen anbieten zu können. Das Bitz wird in Murrhardt für Existenzgründer und bei betrieblichen Erweiterungen Beratungsleistungen anbieten. Dazu werden vor Ort Sprechstunden für Existenz- gründer eingerichtet.

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2.6 Handlungsfeld Ausbildung/Qualifizierung 2.6.1 Ausgangslage Berufliche Aus- und Weiterbildung sind wesentliche Voraussetzungen für einen si- cheren Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen. Zugleich handelt es sich dabei um eine wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Aufgabe, denn die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften steigt ständig. Umgekehrt nehmen die Chancen gering qualifizierter bzw. ungelernter Arbeitskräfte auf eine Beschäftigung ab. Be- reits heute ist in der Region Stuttgart in vielen Branchen ein Fachkräftemangel festzustellen. Aufgrund der demographischen Entwicklung – spürbarer Rückgang jüngerer Bevölkerungsgruppen – wird sich dieser Trend weiter verschärfen. Es kommt deshalb entscheidend darauf an, das vorhandene Begabungspotenzial – insbesondere das heute noch ungenutzte Potenzial von Frauen – auszuschöpfen. Dies gilt insbesondere im Untersuchungsraum, da die Ausbildungs- und Studienor- te weit entfernt liegen und viele qualifizierte Arbeitskräfte im Zentrum der Region bessere Verdienstmöglichkeiten finden.

Hinzu kommt, dass der Untersuchungsraum trotz hoher Wohn- und Freizeitqualität als Wohnstandort ein schlechtes Image genießt. Die Gespräche mit den Unter- nehmen haben die Bedeutung der beruflichen Aus- und Weiterbildung deutlich werden lassen. Von den Betrieben werden vor allem Gesellen und qualifizierte Fachkräfte nachgefragt (Ingenieure). Fachkräfte können nach Aussage der Un- ternehmer noch am ehesten aus den angrenzenden ländlichen Räumen gewon- nen werden, während Akademiker, die keinen Bezug zur Region haben, nur sehr schwer angelockt werden können. Probleme, qualifiziertes Personal zu akquirieren, bestehen in erster Linie im ge- werblichen Bereich und im Handwerk – also den wirtschaftlichen Kernbereichen im Wirtschaftsraum Rems-Murr-Nordost+. Im Produzierenden Gewerbe ist im ge- werblich-technischen Bereich sowohl quantitativ als auch qualitativ ein erhebli- cher Nachwuchsmangel festzustellen, es fehlen vor allem technisch orientierte Fach- und Führungskräfte. Ursache dafür ist unter anderem das schlechtere Image der Berufsausbildung im gewerblich-technischen Sektor, und hier vor allem im Metallbereich, verglichen mit den kaufmännischen Berufen. Qualifizierte Jugendliche drängen vermehrt in andere Branchen mit der Folge, dass die Auszubildenden im gewerblich- technischen Bereich den hohen Anforderungen häufig nicht gewachsen sind. Die bereits problematische Situation der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte wird sich damit in Zukunft weiter verschärfen.

2.6.2 Handlungsansätze Ziel ist es, den Stellenwert bzw. das Image für gewerblich-technische Berufe insge- samt zu steigern. Darüber hinaus muss vermittelt werden, dass gewerblich- technische Berufe nicht minder zukunftsfähig sind, als eine Ausbildung im kauf- männischen Sektor. Dazu ist eine langfristige Strategie erforderlich, die bereits frühzeitig, bspw. Im Rahmen der schulischen Ausbildung, ansetzen muss. Bei wich- tigen Multiplikatoren ist die Akzeptanz für diese Berufe zu fördern, damit sie an die Jugendlichen weitergegeben wird.

30 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Des Weiteren müssen zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten für qualifizierte Ar- beitskräfte im Untersuchungsraum Rems-Murr-Nordost+ geschaffen werden. Folgende Projekte leisten zur Verbesserung der Ausbildungssituation einen Beitrag: ƒ Kooperation Schule – Unternehmen ƒ Berufsakademie Pflege/Pflegeschule Oberes Murrtal, ƒ BA Stuttgart – Außenstelle/Vorlesungsstandort Backnang

2.6.3 Projekte Berufsschulen Die Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Weiterbildung haben eine große Be- deutung für die Attraktivität eines Wirtschaftsraumes und sie sind wichtige Stand- ortfaktoren für ansiedlungswillige Betriebe und Unternehmen. Die beruflichen Schulen schließen an eine weiterführende Schule an und vermitteln eine berufli- che Grund- und Fachausbildung. Darüber hinaus vertiefen und erweitern sie die Allgemeinbildung. Der Nordosten des Landkreises Rems-Murr verfügt über keine beruflichen Schulen. Diese sind in den Mittelzentren Backnang, Schorndorf und Waiblingen angesie- delt, wobei für den Untersuchungsraum in erster Linie die Kreisberufsschulzentren Backnang und Schorndorf relevant sind. Insgesamt ist im Rems-Murr-Kreis das be- rufliche Schulwesen gut ausdifferenziert. Folgende berufliche Schulen sind in den Mittelzentren Backnang und Schorndorf ansässig: (1) Backnang: − Gewerblich-technische Schule: Fachrichtungen Metall, Elektro, Farbe, Kör- perpflege und Nahrung, − Hauswirtschaftliche Schule (Anna-Haag-Schule): Fachrichtungen Hauswirt- schaft, Gesundheit und Pflege, Sozialpädagogik, − Kaufmännische Schule: Fachrichtung Wirtschaft. (2) Schorndorf: − Gewerbliche Schule: Fachrichtungen Metall, Elektro, Bau, Gesundheit, − Kaufmännische/Hauswirtschaftliche Schule: Fachrichtungen Wirtschaft, Hauswirtschaft. Die gewerbliche Schule Backnang wird derzeit erheblich erweitert. Auf rund 1.400 qm entstehen in einem Neubau 15 Computerräumen, 5 Klassenzim- mern, eine Bibliothek und eine Aula. Die Einweihung des Erweiterungsbaues (die Kosten liegen bei rund 7 Mio EURO) ist im April 2006 vorgesehen. Ziel des Landkreises als Schulträger ist es, die Rahmenbedingungen für die be- rufliche Schulbildung laufend zu verbessern.

31 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Kooperation Schule – Unternehmen Handwerksbetrieben und Klein- und mittelständischen Betrieben fällt es zuneh- mend schwer, Auszubildende, die ihren Anforderungen entsprechen, zu gewin- nen. Eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den ansässigen Unter- nehmen gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Schnuppertage, „Girls- day“ und Berufspraktikas wie sie zwischenzeitlich auch in den Lehrplänen vorge- sehen sind, reichen dazu nicht aus. Die Initiative von Herrn Häberlein, der den Schülern der Oberstufe den Wirtschafts- standort Murrhardt mit seinen Unternehmen näher bringt, ist ein guter Ansatz und sollte weiter ausgebaut werden. In einem ersten Schritt sind die bisherigen Ange- bote der Schulen zu analysieren. Darauf aufbauend ist die Erarbeitung zusätzli- cher Angebote notwendig. Altenpflegeschule Oberes Murrtal Im Oberen Murrtal sind rund 15 Altenpflegeheime und Altenheime angesiedelt und in den kommenden Jahren ist von einem weiteren Ausbau der wohnraum- gebundenen Altenhilfe auszugehen. Durch die gesellschaftlichen Entwicklungs- prozesse wird der Bedarf an qualifizierten Altenpflegerinnen und Altenpflegern in den nächsten Jahren immer mehr steigen. Mit dem Altenpflegegesetz des Bundes, das am 1. August 2003 in Kraft getreten ist, wird die Ausbildung in der Altenpflege erstmals bundeseinheitlich geregelt. Das Bundesgesetz löst die unterschiedlichen Bestimmungen in den 16 Bundeslän- dern ab. Die Ausbildung in der Altenpflegehilfe wird hingegen weiterhin von den Bundesländern geregelt.

Ziel des Gesetzes ist es, bundesweit ein einheitliches Ausbildungsniveau sicherzu- stellen, das Berufsbild attraktiver zu gestalten und dem Beruf insgesamt ein klares Profil zu geben. Dies wird dadurch erreicht, dass die Ausbildungsstrukturen, Aus- bildungsinhalte und Prüfungsanforderungen bundesweit einheitlich geregelt wer- den. Die Altenpflegeausbildung dauert grundsätzlich drei Jahre. Eine Erstausbildung wird generell möglich sein. Während der gesamten Ausbildungszeit besteht ein Anspruch auf Ausbildungsvergütung. Abschlusszeugnisse werden überall in Deutschland gleichwertig sein. Die Berufsbezeichnungen werden geschützt. Aufgrund der Vielzahl solcher Einrichtungen im Untersuchungsraum und der vor- handenen Kompetenzen im Bereich Altenpflege empfiehlt sich die Etablierung einer Schule für pflegende Berufe mit dem Schwerpunkt in der Altenpflege. In Baden-Württemberg gibt es insgesamt 88 Altenpflegeschulen, davon befinden sich 17 Einrichtungen in der Region Stuttgart. Im Landkreis Rems-Murr sind drei Al- tenpflegeschulen in Backnang, Waiblingen und ansässig.

Die Altenpflegeschule in Backnang gibt es seit 1986. Sie bietet eine qualifizierte Ausbildung zur/zum staatlich anerkannten Altenpfleger/Altenpflegerin an. Über 260 Menschen haben bislang eine Ausbildung an der Altenpflegeschule Back-

32 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST nang begonnen. Die Schule arbeitet dabei eng mit verschiedenen kirchlichen, kommunalen und privaten Trägern in und um Backnang zusammen. Aufgrund des großen Ausbildungsbedarfs und der vorhandenen Altenheime und Altenpflegeheime im Oberen Murrtal wird die Realisierung einer Altenpflegeschu- le vorgeschlagen. Die Errichtung eines Studienganges Pflege und Gesundheit (Public Health) ist we- nig realistisch, da an der Fachhochschule Esslingen – Hochschule für Sozialwesen, die Bachelor-Studiengänge Pflege/Pflegepädagogik und Pflegemanagement angeboten werden und der Bedarf somit für die Region abgedeckt wird. BA Stuttgart – Außenstelle/Vorlesungsstandort Backnang Das Modell der Berufsakademie Stuttgart der Gründerfirmen Daimler Benz AG, Robert Bosch GmbH und Standard Elektrik Lorenz AG wurde 1972 ins Leben geru- fen, um Abiturienten eine attraktive Alternative zum klassischen Studium zu bieten. Die Berufsakademie sollte das in Deutschland bewährte Modell der Dualen Be- rufsausbildung auf den tertiären Bereich übertragen.

Heute ist die Berufsakademie Baden-Württemberg an acht Hauptstandorten mit drei Außenstellen vertreten. Über 20.000 Studenten sind eingeschrieben und ab- solvieren den praktischen Teil ihres dualen Studiums in mehr als 8.000 Betrieben und sozialen Einrichtungen. Das Studienangebot umfasst landesweit mehr als 40 verschiedene Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwe- sen. Rund zwei Drittel der Studenten sind in wirtschaftswissenschaftlichen Studien- gängen eingeschrieben, rund ein Viertel werden mit einem technischen Diplom und etwa sieben Prozent im sozialen Arbeitsfeld abschließen. Das „Duale Studi- um“ findet im ständigen Wechsel zwischen Theoriephasen an der Akademie und berufspraktischen Phasen im Unternehmen / der sozialen Einrichtung statt. Wäh- rend an der Akademie fachwissenschaftliche Grundlagen, anwendungsorientier- te Methodenkenntnisse und die Fähigkeit zum theoretisch-systematischen Denken vermittelt und geübt werden, bietet sich während der Praxisphasen Gelegenheit zur Umsetzung des Gelernten im Berufsalltag. Die Theorie- und Praxisphasen sind durch Rahmenpläne eng miteinander verknüpft und aufeinander abgestimmt (Quelle: www.ba-stuttgart.de) Die Berufsakademien bereiten derzeit die flächendeckende Umstellung der Dip- lom- auf Bachelorstudiengänge vor. Nach der erfolgreichen Akkreditierung wer- den ab Herbst 2006 ausschließlich Studiengänge mit dem Bachelor-Studien- abschluss angeboten. Mit dem Bachelor-Abschluss können die Absolventen künf- tig an allen Hochschulen Deutschlands ein weiterführendes Studium aufnehmen und mit dem Master abschließen bzw. danach ggf. promovieren. An Berufsaka- demien sind ebenfalls MBA-Studiengänge vorgesehen. Die Berufsakademie Stuttgart ist derzeit in Stuttgart an fünf Standorten (inkl. Würt- tembergische Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie) und mit einer Außenstelle in Horb vertreten. In Horb wird der Studienbereich Technik mit den sich ergänzen- den Studiengängen Maschinenbau, Informationstechnik und Wirtschaftsingeni- eurwesen angeboten. Die Befragung der Unternehmen hat ergeben, dass es äußerst schwierig ist, quali- fizierte Mitarbeiter – vor allem im Bereich technisch orientierter Fach- und Füh-

33 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST rungskräfte - zu gewinnen. Eine Ursache hierfür sind unter anderem die fehlenden Hochschuleinrichtungen im Landkreis Rems-Murr. Besonders betroffen sind dabei die peripheren Teilräume des Landkreises. Umso mehr kommt es darauf an, in die- sem Raum eine entsprechende Einrichtung zu etablieren. Das große Interesse der Unternehmen an einem solchen Vorlesungsstandort ist durch eine Befragung des Industrievereins Backnang aus dem Jahr 2003 belegt. Durch die Qualität der Ausbildung und den vorhandenen Praxisbezug könnte die Ansiedlung einer Au- ßenstelle der Berufsakademie Stuttgart die vorhandenen Defizite mindern und ei- nen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Standortbedingungen leisten. Es wird deshalb eine Außenstelle der Berufsakademie Stuttgart in Backnang an- gestrebt. Aufgrund zahlreicher Unternehmen im Bereich der Informationstechnik, die sich aus dem Umfeld von Marconi (früher Bosch, seit 2006 Eriscsson) entwickelt haben, wird die Informationstechnik/Vertiefungsrichtung Telekommunikation als regionaler Studiengang vorgeschlagen. Als zweiter Studiengang empfiehlt sich die Ausbildung zum technischen Finanzwirt. Aufgrund der günstigen Mietpreise und der möglichen Nutzung des Berufsschul- zentrums (u.a. Labors im EDV-Bereich) bietet sich eine Unterbringung im alten Postgebäude in Backnang an. Das Gebäude befindet sich verkehrsgünstig am Bahnhof mit guten Parkmöglichkeiten. Das Berufsschulzentrum ist in wenigen Mi- nuten zu erreichen.

2.7 Handlungsfeld Förderung und kommunale Projekte 2.7.1 Ausgangslage Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR)

Mit Ausnahme der Städte und Gemeinden Backnang, Plüderhausen und Urbach liegt der Untersuchungsraum laut Landesentwicklungsplan im Ländlichen Raum; die Gemeinden erfüllen somit eine Grundvoraussetzung zur Aufnahme in das Ent- wicklungsprogramm Ländlicher Raum. Backnang, Plüderhausen und Urbach werden dem Verdichtungsraum Stuttgart zugerechnet. Hinsichtlich der Förderfä- higkeit ist eine gewisse „Verschlechterung“ dadurch eingetreten, dass im Landes- entwicklungsplan aus dem Jahr 1983 um im aktuellen Regionalplan für die Region Stuttgart die genannten Städte und Gemeinden noch der Randzone um den Verdichtungsraum zugeschlagen wurden. Regionalförderung Neben der Förderung im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum ist die Regio- nalförderung von großer Bedeutung zur Verbesserung der wirtschaftlichen Struktur und Entwicklung. Die Regionalförderung richtet sich an Unternehmen in strukturschwachen Gebie- ten. Gefördert wird die Errichtung oder Übernahme von Unternehmen, die aus wirtschaftlichen Gründen bereits stillgelegt worden oder von der Schließung be- droht sind. Auch Erweiterungsmaßnahmen für neue Arbeitsplätze sowie grundle- gende Umstellungs-, Modernisierungs-, und Rationalisierungsmaßnahmen werden unter bestimmten Voraussetzungen finanziell unterstützt.

34 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Das Förderangebot richtet sich insbesondere an Unternehmen des verarbeiten- den Gewerbes und des Dienstleistungssektors in den Gebieten der Regionalförde- rung. Gefördert werden Unternehmen mit maximal 250 Beschäftigten, die ƒ entweder einen Jahresumsatz von nicht mehr 50 Mio. EUR oder ƒ eine Bilanzsumme von nicht mehr als 43 Mio. EUR aufweisen. Gefördert wird: ƒ die Errichtung einer Betriebsstätte, ƒ die Übernahme von Betrieben, ƒ die Erweiterung einer Betriebsstätte, ƒ die Umstellung oder grundlegende Rationalisierung/Modernisierung einer Be- triebsstätte. Der Zinssatz der Regionalförderung Baden-Württemberg liegt i. d. R. ca. 0,5 – 1% unter dem Marktzins. In den Ziel 2-Gebieten Baden-Württembergs gelten Sonder- konditionen. Die Förderung erfolgt in Form eines längerfristigen zinsverbilligten Dar- lehens. Die Höhe der Förderung richtet sich nach der strukturpolitischen Bedeu- tung des Vorhabens. Die Städte und Gemeinden des Raumes Rems-Murr-Nordost liegen außerhalb der Regionalförderung des Landes.

Ziel 2 Förderung der Europäischen Union In einigen Gebieten in Baden-Württemberg werden Förderprogramme teilweise auch aus Mitteln der EU-Regionalförderung finanziert. Die Konditionen für die Un- ternehmen sind hier besonders günstig. Die Ziel-2-Förderung erhalten Regionen, die vom Strukturwandel betroffen sind und Anpassungsprobleme haben. Diese Ziel-2-Gebiete sind für die Jahre 2000-2006 festgelegt.

Zu den EU-Ziel-2-Gebieten in Baden-Württemberg gehören die ländlichen Förder- gebiete im Neckar-Odenwald-Kreis, im Ostalbkreis und im Zollernalbkreis sowie die innerstädtischen Fördergebiete in Mannheim.

In Baden-Württemberg konzentriert sich die Ziel-2-Förderung auf zwei Bereiche: ƒ Wirtschaftliche Infrastruktur: Hier werden (meist kommunale) Projekte zum Bei- spiel zur Erschließung von Gewerbegebieten, zur Reaktivierung von Gewerbe- brachen oder zum Bau von Technologie- und Gründerzentren unterstützt. ƒ Investitionstätigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen: Hier erhalten die Unternehmen Finanzhilfen zur Finanzierung ihrer Investitionen und Zuschüsse zu Beratungen durch Kammern und Verbände. In den ländlichen Fördergebieten soll zusätzlich der Tourismus gezielt als Wirt- schaftsfaktor gefördert werden. Wichtigstes Ziel-2-Förderprogramm ist das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, in dem sowohl Kommunen als auch Unternehmen gefördert werden. Für kommunale Projekte der Ziel 2 Förderung gelten zwar keine erhöhten Fördersätze, die beantragen Maßnahmen werden aufgrund der Teilfinanzierung durch die Eu- ropäische Union aber bevorzugt behandelt.

35 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Das Untersuchungsgebiet liegt ebenfalls außerhalb der Ziel 2 Fördergebietskulisse. Die an das Untersuchungsgebiet Rems-Murr angrenzenden Städte und Gemein- den Lorch, Schwäbisch, Gmünd, Mutlangen, Durlangen, Spraitbach und Gschwend werden durch EU-Ziel-2-Mittel besonders gefördert. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die Förderprogramme für die Städte und Gemeinden im Untersuchungsraum und die Förderbedingungen der angrenzenden Gemeinden.

Tabelle 3: Förderkulisse ELR Regionalför- Ziel 2 EU För- derung derung Alfdorf X Althütte X Backnang Großerlach X

Kaisersbach X Murrhardt X Plüderhausen

Oppenweiler X Rudersberg X Spiegelberg X

Sulzbach a.d. Murr X Urbach Welzheim X

Wüstenrot X Mainhardt X Oberrot X Fichtenberg X Gschwend X X X Spraitbach X X X Durlangen X X X Mutlangen X X Schwäbisch Gmünd X X Lorch X X Im Folgenden sind die Förderprogramme des Bundes und des Landes, die auch für die Städte und Gemeinden im Untersuchungsraum gelten, zusammengestellt.

36 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST

Bürgschaften der Bürgschaftsbank (Baden-Württemberg) Bürgschaften an kleine und mittlere Unternehmen sowie Existenzgründer aus der gewerblichen Wirtschaft und den freien Berufen für Darlehen und Kreditrahmen, Leasingfinanzierung, Nachfinanzierung, Umschuldung und Beteiligungen an KMU, bei Vorhaben in Baden-Württemberg für Investitionen und Betriebsmittelbedarf. http://www.buergschaftsbank.de ERP – Eigenkapitalhilfeprogramm EKH (Bundesprogramm) Förderung von Gewerbetreibenden und Freiberuflern bei erster oder erneuter Gründung, Übernahme oder tätige Beteiligung. Gefördert werden Investitionen wie Bau- und Grundstückskosten, Maschinen, Materiallager etc. mit risikotragen- dem Darlehen bis 25% (Lager 30 %) des Investitionsbedarfs, das anderen Gläubi- gern gegenüber unbeschränkt haftet (Eigenkapitalfunktion). Für die Förderung sind min. 15 % Eigenkapital nötig. http://www.kfw.de ERP – Existenzgründungsprogramm (Bundesprogramm)

Förderung zur Existenzgründung durch Errichtung, Erwerb oder Beteiligung von/an Unternehmen im Bereich der gewerblichen Wirtschaft, sowie Existenzfestigung in- nerhalb 3 Jahren nach Gründung durch zusätzliche Investition. Gefördert werden Investitionen wie Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge etc. mit Darle- hen bis 50 % des Investitionsbedarfs, mit anderen öffentlichen Mitteln maximal 66,6 %. http://www.kfw.de Gründungs- und Wachstumsfinanzierung Baden-Württemberg (GuW) Förderung für Existenzgründer/innen in Baden Württemberg in den Bereichen Handwerk, Handel, Industrie, Dienstleistungs- und Kleingewerbe, Hotel und Gast- stättengewerbe sowie in der Wirtschaft tätige Freiberufler. Für z. B. Investitionen in Grundstücke, Baumaßnahmen, Maschinen, Einrichtungen, Fahrzeuge etc., sowie Betriebsmittel und Kosten der Übernahme bzw. Beteiligung. http://www.l-bank.de MBG-Beteiligungsprogramm (Landesprogramm) Förderung für Existenzgründung und –festigung sowie Übernahme für kleine und Mittlere Unternehmen bis 40 Mio. € Umsatz in Baden-Württemberg für Investitio- nen, Innovationen, Betriebsmittel usw. sowie Auszahlungen und Ablösungen. För- derung erfolgt in Form von Beteiligungen und Kapitalbeteiligungen. http://www.mbg.de MBG-Risikokapitalfonds (Landesprogramm) Förderung von Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Form von stillen Betei- ligungen (ohne Sicherheiten) oder Kapitalbeteiligung bei Vorhaben mit hohem innovativem Potential, bei Gründung sowie bei Entwicklung von Prototypen und bei Markteinführung. Das Vorhaben muss innovativ bzw. technologieorientiert sein. http://www.mbg.de

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2.7.2 Handlungsansätze Eine Aufnahme des Untersuchungsraumes in die regionalen Fördergebiete wird nach wie vor angestrebt, da sich zu den angrenzenden Gemeinden im Landkreis Aalen und im Landkreis Schwäbisch Hall bei vergleichbaren Rahmenbedingun- gen ein erhebliches Fördergefälle ergibt. Weite Teile der Mittelbereiche Schorn- dorf und Backnang weisen vergleichbare Strukturschwächen auf wie die angren- zenden Mittelbereiche Schwäbisch Gmünd und Schwäbisch Hall. Die Abgren- zungskriterien der Regionalförderung müssen deshalb überarbeitet werden. Ein Antrag zur Überprüfung der Gebietsabgrenzung sollte beim Wirtschaftsministe- rium eingereicht werden. Es muss sichergestellt werden, dass die Unternehmen und die Kommunen im Untersuchungsraum im Hinblick auf die Förderprogramme des Landes (Städtebauförderung, Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum etc.) und den Ausgleichsstock über einen gewissen Zeitraum hinweg bevorzugt be- handelt werden.

2.8 Unternehmerforum Oberes Murrtal Das Unternehmerforum Oberes Murrtal (UFOM) ist ein Zusammenschluss aktiver Unternehmen im oberen Murrtal. Der Wirkungskreis des UFOM reicht von Oppen- weiler über Murrhardt bis Fichtenberg. „Das Unternehmerforum Oberes Murrtal will die Interessen, den Sachverstand und die Erfahrungen der in ihm organisierten Personen und Unternehmen bündeln und den Dialog von Wirtschaft, Öffentlichkeit und Politik zum Wohle und Nutzen seiner Mitglieder und des regionalen Wirtschaftsstandortes Oberes Murrtal fördern. Insbesondere will das Unternehmerforum Oberes Murrtal dazu beitragen, das Verantwortungsbewusstsein seiner Mitglieder für eine zeitgemäße und sonnvolle Fortentwicklung der sozialen Marktwirtschaft zu wecken und zu stärken.“ (Satzung Oberes Murrtal, § 2).

Derzeit sind 38 Unternehmer im Unternehmerforum Oberes Murrtal organisiert. Hin- zu kommen 7 Gäste (u.a. Vertreter des Industrievereins Backnang) und fünf Schulpartner.

Das UFOM hat unter anderem den Wirtschaftstag in Murrhardt Anfang 2005 orga- nisiert und durchgeführt. Aufgrund der begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen sind die Hand- lungsmöglichkeiten und Aktivitäten des UFOM allerdings sehr stark eingeschränkt. Es stellt sich deshalb die Frage, wir das UFOM personell auf eine breitere Basis ge- stellt werden kann und welche zusätzlichen Finanzierungsquellen erschlossen werden können, um noch erfolgreicher als bisher agieren zu können.

2.9 Handlungsfeld Verkehr Individualverkehr Die Befragung der Gemeinden und ausgewählter Betriebe hat ergeben, dass dem Straßenverkehr als Standortfaktor nach wie vor eine hohe Bedeutung bei-

38 WIRTSCHAFTSPERSPEKTIVE REMS-MURR-NORDOST gemessen wird. Dies gilt sowohl für die innere Erschließung, als auch für die An- bindung an das regionale und überregionale Straßenverkehrsnetz. Im Untersu- chungsraum sind vor allem in der überregionalen Anbindung Defizite festzustellen, während die innere Erschließung mit Landes- und Kreisstraßen in weiten Teilen zu- frieden stellend ist. Ein bedarfsgerechter Ausbau zur Beseitigung von Engpässen und zur Entlastung der Hauptverkehrswege aufgrund des hohen Verkehrsauf- kommens ist zwingend notwendig. Von essentieller Bedeutung für den nördlichen Teilbereich des Untersuchungs- raumes ist eine verbesserte Anbindung an den Kernraum der Region über die Bundesstraße B 14. Der 1. Abschnitt zwischen Winnenden und Winnenden Mitte ist derzeit im Bau. Für die Abschnitte Winnenden Mitte bis Nellmersbach und Nell- mersbach – Backnang ist ein zügige Realisierung unerlässlich. Darüber hinaus ist eine verbesserte Anbindung an die A 81 durch den Ausbau der L 1115 (B 313) zwischen Backnang und Mundelsheim erforderlich. Zur besseren Verknüpfung der südlichen Teilbereiche des Rems-Murr-Kreises mit dem Wirtschaftsraum Ludwigsburg/Kornwestheim ist ein Straßenneubau zwischen der B 14 /B 29 bei Schmiden und der B 27 bei Kornwestheim („Nord-Ost-Ring Stuttgart“) dringend notwendig. Die Planungen für den „Nord-Ost-Ring Stuttgart“ sind nicht erst mittel- bis langfristig, sondern kurzfristig voranzutreiben und zu reali- sieren. Eine qualifizierte Nutzung des Güterverkehrszentrums in Kornwestheim als überregionaler logistischer Verkehrsknoten im kombinierten Güterverkehr ist ohne eine verbesserte Anbindung nur unzureichend möglich. Von großer Wichtigkeit für den östlichen Teilbereich des Untersuchungsraumes (Welzheimer Wald) ist ein vollständiger vierspuriger Ausbau der B 29 zur A 7/E 43 in Richtung Aalen. Des weiteren ist ein Ausbau der L 1155 um die Ortslage Alfdorf und der L 1153 in Richtung Norden, jeweils zur B 298 - insbesondere wegen ver- stärkter Geschäftsbeziehungen nach Ost- und Südosteuropa (unter anderem durch die Firmen ATB und TRW) - dringend erforderlich. Um die innere Erschließung des Untersuchungsraumes zu verbessern, ist in erster Li- nie der Ausbau der Ortsumfahrungen in den größeren Gemeinden voranzutrei- ben. Dazu gehört insbesondere die Ortsumfahrung von Oppenweiler. Um die Standortqualität für die Wirtschaft im Wieslauftal zu verbessern, ist eine rasche Re- alisierung der Westumgehung Rudersberg/Wieslauftalumgehungsstrasse unerläss- lich. Darüber hinaus ist eine bessere Anbindung Welzheims an die B 29 (Ausbau der L 1150) und an das Mittelzentrum Backnang über die L 1080 (Autobahnzu- bringer nach Mundelsheim über Backnang) notwendig. Defizite im Bereich der generell besser angebunden Remstalgemeinden im südli- chen Teilbereich des Untersuchungsraums bestehen vor allem im Fehlen einer leis- tungsfähigen Verknüpfung in Nord-Süd-Richtung an den Wirtschaftsraum des Ne- ckar- und Filstales sowie an die Autobahnen A 8 und A7. Die Verknüpfung mit dem Kernraum der Region hat sich durch den 4-streifigen Ausbau der B 29 mit der 1997 fertig gestellten Umfahrung von Schorndorf deutlich verbessert. Um die Anbindung an das Neckar-/Filstal und die A 8 zu steigern, ist der Ausbau einer Verbindung zwischen Lorch und Göppingen (B 297) voranzu- treiben.

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Der Bedarfsplan sieht die B 465 als Verknüpfung der B 29 mit der B 10 vor. Auf- grund der nachrangigen Einstufung wurden jedoch noch keine konkreten Pla- nungen begonnen. Im weiteren Verlauf ist ein Ausbau der B 297 mit besseren Ortsumgehungen in Richtung Kirchheim/Nürtingen notwendig.

Maßnahmen zur Verbesserung der überregionalen Straßenverkehrsanbindung

Maßnahme Priorität Akteure

Ausbau der B14 zwischen Winnen- hoch Bund, Region, Städte und Ge- den und Backnang meinden Ausbau der L 1115 zwischen Back- hoch Land, Region, Städte und Ge- nang und Mundelsheim meinden Ausbau der B 29 zwischen Schwä- hoch Bund, Städte und Gemeinden bisch Gmünd und Aalen Straßenneubau zwischen der mittel Bund, Region, Städte und Ge- B14/B29 und der B 27 bei Kornwest- meinden heim Ausbau der Verbindung Schorndorf- mittel Bund, Region, Städte und Ge- Göppingen (Bau der B 465) meinden Ortsumfahrung von Oppenweiler hoch Bund, Region, Städte und Ge- meinden

Maßnahmen im innerregionalen Verkehrsnetz

Maßnahme Priorität Akteure

Realisierung einer Wieslaufumge- hoch Land, Region, Städte und Ge- hungsstraße meinden Ausbau der L 1150 Welzheim- hoch Land, Region, Städte und Ge- Schorndorf meinden Ausbau der L 1155 Welzheim/B298 hoch Land, Region, Städte und Ge- meinden Ausbau der L 1080 Welzheim- hoch Land, Region, Städte und Ge- Klaffenbach-Rudersberg-Backnang meinden Ortsumfahrung Sulzbach an der mittel Land, Region, Städte und Ge- Murr meinden Ausbau der L 1066 Sulzbach-Spiegel- mittel Land, Region, Städte und Ge- berg-Löwenstein meinden

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2.10 Handlungsfeld Gewerbestandorte Das Hauptaugenmerk bei der Gewerbeflächenpolitik ist auf die Bestandspflege zu richten. Vor allem den einheimischen Betrieben müssen Möglichkeiten zur Um- strukturierung und dynamischen Weiterentwicklung gegeben werden. Spektaku- läre Neuansiedlungen im Untersuchungsraum sind auch künftig nicht zu erwarten. Die Bereitstellung von Gewerbeflächen muss deshalb in erster Linie auf die Befrie- digung des örtlichen Bedarfs abzielen. Eine erfolgreiche Bestandspflege und die Ansiedlung von Betrieben gelingen nur dann, wenn Investoren baureifes, sofort verfügbares Gelände angeboten werden kann. Den Gemeinden muss es mög- lich sein, bei der Planung und Ausweisung von Gewerbeflächen eine langfristige Vorsorge für spätere Ansiedlungen (zum Beispiel durch Zulieferbetriebe) zu treffen. Die Ermittlung der Gewerbeflächenpotenziale in den Städten und Gemeinen des Untersuchungsraumes hat gezeigt, dass sich die Angebotssituation gegenüber dem Jahr 1998 verbessert hat. Abgesehen von der Gemeinde Spiegelberg stehen in allen Gemeinden gewerbliche Bauflächen zur Verfügung. Die Gesamtfläche der ausgewiesenen Gewerbeflächen im Untersuchungsraum beträgt rund 145 Hektar. Davon stehen derzeit rund 57 Hektar (netto) zur Verfügung. In einigen Gemeinden des Untersuchungsraums stößt die Bereitstellung von Ge- werbeflächen für das örtliche Gewerbe aufgrund vielfältiger Restriktionen (topo- graphische Lage, Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Wasserschutzgebiete, Grünzäsuren, regionale Grünzüge etc.) allerdings an ihre Grenzen. Im Vorder- grund stehen in diesen Gemeinden deshalb die Sicherung der vorhandenen Ge- werbegebiete und die Aktivierung von Gewerbebrachen und untergenutzten Flä- chen.

Grundsätzlich sind vorhandene Gewerbegebiete vor drohenden Umwidmungen (beispielsweise bei einer Betriebsaufgabe) zu sichern. Der schleichenden Umwid- mung - beispielsweise durch vermehrte Einzelhandelsnutzungen, Wohnbebauung und Freizeitnutzungen - ist Einhalt zu gebieten. Durch entsprechende Maßnahmen (Veränderungssperre, planungsrechtliche Festsetzungen etc.) muss darauf hingewirkt werden, dass die bestehenden Ge- werbegebiete erhalten bleiben. Weitere Maßnahmen zur Erhöhung des Gewerbeflächenangebotes sind die Re- aktivierung von Gewerbebrachen bzw. untergenutzter Flächen und die Aktivie- rung nicht benötigter Erweiterungsflächen. Eine Reihe von Gemeinden im Unter- suchungsraum verfügt im Gewerbebestand über erhebliche Potenziale (Murr- hardt, Urbach, Plüderhausen, Backnang). Diese Potenziale müssen systematisch erfasst und aufbereitet werden. Zur Erfassung dieser Flächenpotenziale ist eine kontinuierliche Kontaktpflege mit den ansässigen Unternehmen unerlässlich. Brachflächen und nicht mehr benötigte Erweiterungsflächen können mit Hilfe des Standortkommunikationssystems (SKS) der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH angeboten und vermittelt werden.

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Spezielle Förderprogramme der Region Stuttgart geben Hilfen bei der Reaktivie- rung von Gewerbebrachen. Nutzungs- und Vermarktungskonzepte zur Reaktivie- rung von Gewerbebrachen werden von der Region bezuschusst. Darüber hinaus wird die Reaktivierung von Gewerbebrachen im Rahmen des Landessanierungs- programms und des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum gefördert.

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3 PROJEKTÜBERSICHT Handlungsfeld Regionalmarketing ƒ Regionale Wirtschaftsberichtserstattung ƒ Seminar Wirtschaftsberichterstattung ƒ Unternehmertag (z.B. Unternehmertag Oberes Murrtal) ƒ Wirtschaftsbroschürenbroschüren und Internetpräsentation ƒ Namensgebung Rems-Murr-Nordost ƒ Namensgebung Rems-Murr-Kreis Handlungsfeld Bestandspflege ƒ One Stop Agency ƒ Interviewleitfaden Betriebsbesuch ƒ Betriebsdatenbank

ƒ Benchmarking Handlungsfeld Innovationsförderung ƒ Innovationsberatung/Innovationsmanagement

ƒ Innovationstag Oberes Murrtal ƒ Innovationspreis des Landkreises ƒ Erfinderforum Murrtal

Handlungsfeld Clusterbildung und Kooperationen ƒ Beratung zur betrieblichen Kooperationen durch die IHK ƒ Kompetenz- und Innovationszentren Region Stuttgart

ƒ Kooperationszentrum Maschinenbau ƒ Kooperationstag Oberes Murrtal ƒ Kooperationsscout Rems Murr Nordost. Handlungsfeld Förderung/Unterstützung von Existenzgründern ƒ Existenzgründerzentrum Soehnle-Areal ƒ Innovations- und Telecommerce Zentrum (BITZ) Handlungsfeld Ausbildung/Qualifizierung ƒ Kooperation Schule – Unternehmen ƒ Berufsakademie Pflege/Pflegeschule Oberes Murrtal

ƒ BA Stuttgart – Außenstelle/Vorlesungsstandort Backnang Handlungsfeld Landesförderung und kommunale Projekte Handlungsfeld Verkehr

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4 ZUSTÄNDIGKEITEN Für die in der Projektauflistung genannten Einzelmaßnahmen werden folgende Zuständigkeiten vereinbart:

Handlungsfeld Regionalmarketing Detaillierte Klärung der Umsetzung im Rahmen einer Arbeitsgruppe von WRS (Kon- zepterstellung), UFOM und Stadt Murrhardt.

Handlungsfeld Bestandspflege One Stop Agency: Die regelmäßig (mindestens 1 x pro Monat) von der IHK durch- geführte „Informationsveranstaltung Existenzgründung“ erfüllt in mancher Hinsicht die Anforderungen einer One Stop Agency. Einer weiter gehenden Bündelung steht u. a. die Zuständigkeit der Gemeinden für Gewerbe-Genehmigungen ent- gegen. IHK-Bezirkskammer und Kreiswirtschaftsförderer werden eine Optimierung des bestehenden Angebots prüfen.

Interviewleitfaden Betriebsbesuch: Wird Interessenten von der Stadt Murrhardt / Bürgermeister Dr. Strobel auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Betriebsdatenbank: Weitere Prüfung durch WRS und Stadt Murrhardt.

Best Practice Wirtschaftsförderung: Bekanntmachung von Best Practices durch den Kreiswirtschaftsförderer.

Handlungsfeld Innovationsförderung Innovationsberatung / Innovationsmanagement: Gemeinsame Wahrnehmung durch UFOM / Herr Häberlein und BITZ / Herr Kolb.

Innovationstag Oberes Murrtal: UFOM, BITZ, IHK, Kreishandwerkerschaft. Innovationspreis des Landkreises: Prüfung der Umsetzung durch Kreiswirtschafts- förderer.

Erfinderforum Murrtal: Übernahme durch BITZ / Herr Kolb.

Handlungsfeld Clusterbildung und Kooperationen Gemeinsame Wahrnehmung durch UFOM, BITZ, IHK und Kreishandwerkerschaft.

Handlungsfeld Förderung / Unterstützung von Existenzgründern Existenzgründerzentrum/Netzwerkzentrum : BITZ, Stadt Murrhardt, UFOM.

Handlungsfeld Ausbildung / Qualifizierung Kooperation Schule – Unternehmen: UFOM / Herr Häberlein.

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Berufsakademie Pflege / Pflegeschule Oberes Murrtal: Stadt Murrhardt. BA Stuttgart – Außenstelle / Vorlesungsstandort Backnang: Industrieverein; Stadt Backnang; IHK.

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