Gleichstellungsstelle für Frauen

Dokumentation Pornofi zierung: Frauenverachtung in neuer Dimension?

Stadtrats- hearing 29. Januar 2013 Impressum

Herausgegeben von der Landeshauptstadt München Gleichstellungsstelle für Frauen Marienplatz 8, 80331 München [email protected]

Verantwortlich: Cornelia Lohmeier Gabriele Nuß

Redaktion Nouria Ali-Tani

Umschlagfotos Elisabeth Kretschmar-Marx Birgit Schweimler Gabriele Nuß Birgit Schweimler

Gestaltung und Druck Direktorium, Stadtkanzlei

Geduckt auf Papier aus 100% Recyclingpapier August 2013 Pornofizierung: Frauenverachtung in neuer Dimension?

Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule und Jugendhilfe, als Arbeitgeberin und in ihrer Selbstrepräsentation, um Pornofizierung entgegen zu wirken?

Stadtratshearing

29. Januar 2013 Großer Sitzungssaal, Rathaus der Stadt München von 10.30 bis 13.30 Uhr

Dokumentation Inhalt

Vorwort und Einführung

Christine Strobl 7 Zweite Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München

Cony Lohmeier und Gabriele Nuß 10 Gleichstellungsstelle für Frauen der Landeshauptstadt München

Vorträge

Dr. Anita Heiliger, Soziologin 15 Pornofizierung und Pornografisierung: Begriffsklärungen, Erscheinungsformen und Wissen über Auswirkungen auf Geschlechtsrollenbilder

Prof. Dr. Petra Grimm, Medienwissenschaftlerin Hochschule Stuttgart 21 Wie Mädchen mit Pornografie und umgehen – und was wir ihnen empfehlen sollten

Waltraud Strzeletz, Dipl. Sozialpädagogin, Giesinger Mädchentreff 31 Die Beeinflussung der Arbeit mit Mädchen durch die Allgegenwart von Pornografie und Sexualisierung des weiblichen Körpers

Sebastian Kempf, Dipl. Sozialpädagoge, pro familia 33 Pornofizierung und männliche Jugendliche aus sexualpädagogischer Sicht

Rebecca Fertl und Sybille Baumann, Dipl. Sozialpädagoginnen, 37 Münchner Fachforum für Mädchenarbeit Die Kampagne des Münchner Fachforums für Mädchenarbeit

Stellungnahmen aus den städtischen Referaten Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer 42 Wirkungsbereiche, Pornofizierung entgegen zu wirken? Dr. Maria Kurz-Adam, Birgit Schweimler und Markus Nau 42 Sozialreferat / Stadtjugendamt Gregor Prüfer, Aylin Coruh-Schmidt und Elisabeth Kretschmar-Marx 48 Referat für Bildung und Sport Juliane Beck und Dr. Babette Schneider 50 Referat für Gesundheit und Umwelt Stephanie Reichelt und Christina Eder 51 Kulturreferat Tamara Geiger 52 Personal- und Organisationsreferat Irina Vilser-Diessongo und Peter Lueg 56 Kreisverwaltungsreferat Daniela Weidlich 57 Referat für Arbeit und Wirtschaft

4 Wortmeldungen aus dem Publikum 58

Schlusswort 63 Lydia Dietrich, Vorsitzende der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen der Stadt München

Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen und Forderungen 64 an die Stadt München

Anhang 66

Weiterführende Literaturhinweise und Internetquellen 66

Prof. Monika Gerstendorfer 68 Die virtuelle Unschuld täuscht: Ausbeutung von Frauen, Mädchen und Jungen in einer neuen Dimension. Wie beeinflusst die verfügbare Präsenz von Sexismus und Gewalt das Frauen- und Männerbild von Mädchen und Jungen? Vortrag im Rahmen der Kampagne der Gleichstellungsstelle für Frauen 2003 „Let‘s netz – wir klicken Männergewalt aus dem Internet.“

Einladung 78

Programm des Hearings 79

Fragenkatalog für die Anhörung von Vertreterinnen und Vertretern 80 städtischer Referate

Handreichung zum Hearing 82

• Empfehlung der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen zur 83 Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“

• Rebecca Fertl und Danii Weber, Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – 85 Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“: Informationen zu Pornofizierung

• Myrthe Hilkens: Pornofizierung (aus Hilkens,M., 2010, McSex) 90

• Myrthe Hilkens: Video Vixens ( aus Hilkens, M., 2010, McSex) 92

• Florian Flade und Lars-Marten Nagel, „Ein Deutscher erregt die Welt. 94 In: Welt am Sonntag, 16.9.2012“

• Centre Talmas, Berlin, Beispiele von als jugendgefährdend indizierten Texten 104

• Rechtsprechung zum Besitz pornographischer Dateien auf dem 105 Bürocomputer sowie zu verbaler und medialer Belästigung am Arbeitsplatz

5 6 Vorwort Christine Strobl

Zweite Bürgermeisterin der LH München Leitung des Hearings

Am 15.12.2011 empfahl die Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen die Unterstützung der Kampagne und die Durchführung eines Stadtratshearings zum Thema „Was kann die Stadt München dazu beitragen, um Pornografisierung und Pornofizierung entgegen zu wirken?“ .

In diesem Hearing befasst sich die Stadt mit ihren eigenen Handlungsmöglichkeiten in der Kinder- und Jugendhilfe, bei der Förderung von Projekten und Einrichtungen, in den städ- tischen Schulen, bei der Vertragsgestaltung für die Anmietung von Werbeflächen, in ihrer Rolle als Arbeitgeberin und in ihrer Selbstpräsentation.

Um sich ein Bild davon zu machen, womit wir es zu tun haben, haben wir zwei Expertinnen eingeladen, die in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen und Recherchen heraus­ gefunden haben, was Pornofizierung meint und was sie für Auswirkungen hat. Der Begriff Pornofizierung beschreibt die tendenzielle Allgegenwart sexualisierter Darstellungen in Worten, Bildern und anderen Medien. Überwiegend werden hier weib- liche Körper entblößt gezeigt, sich wie Ware anbietend und mit in klischeehafter Weise gestylten Körpern, auch z. B. in Musikclips, in denen es nicht primär um sexuelle Inhalte geht. Frauen werden dabei als Sexualobjekte dargestellt, mit denen Männer alles tun können, was sie wollen – Gewalt eingeschlossen. Die Griffnähe und sogar ungefragte Übermittlung der Darstellungen im Internet sorgt für eine bislang nicht gekannte Verbreitung.

Nicht zuletzt gehört heute der Handel mit Pornografie, mit und ihrer medialen Vermarktung – inklusive Kinderpornografie und Zwangsprostitution – neben dem Handel mit Waffen und dem mit Drogen zu den Märkten mit den weltweit größten Gewinnen.

Nach den Erkenntnissen aus der Untersuchung von Frau Prof. Dr. Petra Grimm berichten Mädchen spontan von sexuellen und anderen Belästigungen. Sie nehmen dies als „eine zwar unangenehme aber doch normale und alltägliche Erfahrung im Internet wahr“.

Fast jede war schon einmal mit entsprechenden Mails, Kommentaren oder Messages ­konfrontiert: „Mädchen erleben Pornografie als tägliche Interneterfahrung, lehnen diese aber ab und finden sie eklig und abstoßend“ (Grimm 2013). Die Bilder jedoch bleiben oftmals in den Köpfen – mitunter nachhaltig.

Dr. Anita Heiliger warnt davor, die Wirkung auf Jungen und junge Männer zu unter­ schätzen. Nach ihren Erkenntnissen geben junge Männer häufig an, dass sie glaubten, durch Pornografiekonsum etwas über Sexualität zu lernen. Sie hielten oft mangels eigener Erfahrung die gezeigten Sexualpraktiken für normal und konfrontierten später ihre Partnerinnen mit Verhaltenserwartungen, die diese glauben, erfüllen zu müssen.

7 In der Kinder- und Jugendhilfe und im schulischen Rahmen geht es vor allem um den Schutz von Kindern und Jugendlichen • vor sexueller Ausbeutung, • vor dem Druck, sich auf ausbeuterische sexuelle Praktiken einzulassen, die in der Pornografie jungen Menschen als „normal“ präsentiert werden, • vor dem scheinbaren Zwang, den eigenen Körper auf Idealmaße normieren zu müssen, • vor einem Konsumdruck, der Sexualität zur Ware degradiert, • und vor Geschlechterklischees, die Frauen und Mädchen auf ihren Körper und zur Erfüllung männlicher Anforderungen reduzieren und sie dafür noch Erniedrigung und Verachtung aussetzen.

Ziele des Hearings

Das Stadtratshearing – so die Empfehlung der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen vom 15.12.2011 – sollte dem Ziel dienen, die • rechtlichen, • förderpolitischen und • medialen Spielräume der Stadt München auszuloten, die es ermöglichen, Pornofizierung und Porno­ grafisierung im schulischen Rahmen, im Bereich der Jugendhilfe, aber auch im Rahmen der Selbstpräsentation der Stadt München sowie in ihrem arbeitsrechtlichen Vorgehen, entge- gen zu wirken. Die Gleichstellungsstelle für Frauen hat dazu einen Fragenkatalog vorgelegt, der ebenfalls in dieser Dokumentation veröffentlicht wird.

Markus Nau (Sozialreferat-Stadtjugendamt), Gregor Prüfer (Referat für Bildung und Sport), Juliane Beck (Referat für Gesundheit und Umwelt), Stefanie Reichelt (Kulturreferat) und Daniela Weidlich (Referat für Arbeit und Wirtschaft) geben Auskunft darüber, welche Möglichkeiten sie aus fachlicher Sicht sehen, zur Aktion gegen Pornofizierung und für Selbstbestimmung beizutragen. Von Tamara Geiger liegt für das Personal- und Organisationsreferat eine schriftliche Einschätzung der arbeitsrechtlichen Möglichkeiten der Stadt München vor. Irina Vilser-Diessongo hat für das Kreisverwaltungsreferat eine schriftliche Stellungnahme bezüglich der Maßnahmen von Seiten der Hauptabteilung I eingereicht.

Ziel des Hearings ist es weiter, dem Münchener Stadtrat die Gelegenheit zur Information über und zur Auseinandersetzung mit dem Thema Pornografisierung und Pornofizierung zu geben.

Die Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“

Die Kampagne des Münchner Fachforums für Mädchenarbeit „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ und die Aktion gegen Pornofizierung und Pornografisierung des Arbeitskreiskreises PorNo beim Kommunikationzentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation (Kofra) wurden parallel nach dem Vortrag der niederlän- dischen Journalistin Myrthe Hilkens beim Münchener Runden Tisch gegen Männergewalt 2010 in Arbeitsgruppen vorbereitet und konzipiert. Die Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze“ wurde am 25.11.2011 im Rahmen der Aktionswochen zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen durch mich als Schirmpatin offiziell eröffnet.

8 Seither wurden aus den Reihen des Münchner Fachforums für Mädchenarbeit diverse Aktionen durchgeführt, darunter Workshops zu fachlichen und methodischen Themen, im Rahmen des Münchener Streetlife-Festivals die Kampagne per Informationsstand darge- stellt, sowie Interviews zum Thema Pornofizierung mit jungen Frauen und Männern auf- genommen. Davon berichten Rebecca Fertl und Sybille Baumann.

Der AK PorNo bei Kofra konnte die Schülerinnenbeauftragte der städtischen Berufsschule für Körperpflege bei einem von ihr konzipierten Projekttag am 27. Juli 2012 unterstützen. Hierzu wurden Unterrichtsmaterialien entwickelt und ein Kurzfilm gezeigt.

Eine Veranstaltungsreihe bei Kofra fand statt.

Im Auftrag des Referats für Gesundheit und Umwelt und des Sozialreferats-Stadtjugendamt zeigte Kultur & Spielraum e. V. in der Pasinger Fabrik vom 23.04. bis 19.05.2012 die Ausstellung „echt schön!“ mit einem anspruchsvollen Rahmenprogramm.

Diese Aktivitäten sind unverzichtbarer wichtiger Bestandteil der Kampagne zur Sensibili- sierung bestimmter Zielgruppen, sowie zur Entwicklung individueller und gemeinschaft- licher Gegenwehrstrategien.

Um dem Anliegen, sich gegen Pornofizierung zur Wehr zu setzen, eine breitere Öffentlich- keitswirkung zu verschaffen und dessen Brisanz deutlich zu machen, wünschen die Organisatorinnen der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze“ sich die Unterstützung von Politik und Verwaltung der Stadt München.

Auch diesem Ziel dient dieses Hearing und dient ebenso die hier vorliegende Dokumentation.

Christine Strobl Zweite Bürgermeisterin

9 Einführung Cony Lohmeier und Gabriele Nuß

Gleichstellungsstelle für Frauen

Der lange Marsch gegen Frauenverachtung und Sexismus

Seit ihrem Bestehen haben die Gleichstellungsstelle und die Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen mit Beschwerden von Frauen und Mädchen gegen sexualisierte Übergriffe zu tun. Es geht dabei um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und im öffent­ lichen Raum, um Übergriffe durch Jungen auf Mädchen in Schulen und Kindertagesstätten und untätige Erwachsene, um Begegnungen mit Pädokriminellen im Internet, um Verge­ waltigung, sexuellen Missbrauch im häuslichen Bereich und anderswo. Die Verdinglichung und Enteignung von Mädchen und Frauen durch sexistische Werbung und mediale Darstellung – teilweise von übler Art – war dabei nur die Spitze des Eisbergs öffentlich ­präsentierter Frauenverachtung und Unterwerfung.

Die Gleichstellungsstelle setzte immer auf einen Ausbau des Hilfesystems für Frauen in Notsituationen, wie etwa den Krisendienst beim Frauennotruf, den Ausbau der Hilfen für Mädchen und junge Frauen und die städtischen Anlaufstellen für geschlechtergerechte Pädagogik. Durch die Arbeit der Mädchenbeauftragten an den städtischen Schulen, die auf Initiative der Gleichstellungsstelle durch die damalige Stadtschulrätin eingerichtet wurden, kamen die alltäglichen Zumutungen ans Tageslicht, denen Mädchen sich mitunter auch an der Schule ausgesetzt sehen. Die hinzugekommenen Medien bringen zusätzliche Dimensionen der Verletzung des Selbstbestimmungsrechts von Frauen und Mädchen – aber auch von Jungen – mit sich, denen die Fach- und Beratungsstellen begegnen müssen.

Öffentliche Sensibilisierung war dabei immer schwierig zu erzeugen.

1997/98 beteiligten sich mehr als 260 Organisationen, Vereine, Verbände, kirchliche, autonome und frei gemeinnützige Einrichtungen, aber auch städtische und staatliche Dienststellen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, von Polizei und Justiz an der gemeinsam getragenen Kampagne „Aktiv gegen Männergewalt“ . Unter dieser brei- ten Beteiligung gelang eine öffentliche Sensibilisierung und wichtige Hilfeeinrichtungen, Wegweiser und Informationsbroschüren entstanden.

10 Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen 2003 veranstaltete die Gleichstellungs­ stelle einen Fachtag im Rahmen der Aktion „Let‘ s Netz“ zum Thema „Wir klicken Männer­ gewalt aus dem Internet“ . Die engagierte und leider inzwischen verstorbene Frauen- und Menschenrechtlerin Monika Gerstendörfer aus Tübingen hielt den im Anhang abgedruckten Vortrag. Und aufgrund der Präsentation der Recherchen der niedersächsischen Journalistin Beate Schöning entstand der Chatguide der Gleichstellungsstelle und des damaligen Schulreferats (heute: Referat für Bildung und Sport) für drei Zielgruppen.

Derzeit scheint schon fast überwunden geglaubte Frauenverachtung durch neue mediale Möglichkeiten wieder zunehmend akzeptiert zu sein, so dass man fast von „neuem Wein in alten Schläuchen“ sprechen kann. Gesellschaftlich genießt hier Frauenverachtung und -erniedrigung mitunter den Schutz künstlerischer Freiheit, während die Freiheit und die Selbstbestimmung der Frauen nachrangig behandelt werden. Es ist das Verdienst der niederländischen Musikjournalistin und Buchautorin Myrthe Hilkens, dies im Jahr 2010 erneut aufzugreifen und im Rahmen des Münchener Runden Tisches gegen Männergewalt deutlich ausgesprochen zu haben: hier wird das Selbstbestimmungs­ recht und die Würde von Frauen, Mädchen und Jungen unzulässig gegen das Recht auf künstlerische Freiheit gestellt.

Gleichstellungspolitische Aspekte

Es geht ums Ganze: die Flut von Bildern pornofiziert dargestellter Frauen in allen Medien zeigt überwiegend die – scheinbar freiwillige – Unterordnung von Frauen unter den männ- lichen Willen zur Erfüllung seiner sexuellen Wünsche in allen möglichen Variationen. Dies wird als realistisch und als normal dargeboten. Die Darstellungen haben dabei, was Drastik, gewaltsam erzwungene Unterwerfung und auch Ausbeutung von Minderjährigen anbelangt, nichts mehr mit dem zu tun, was vor zwanzig oder dreißig Jahren als Pornografie gehandelt wurde.

Von einem eher geringen Prozentsatz abgesehen geht es in der Pornografie um „alles, was Männern gefällt“ (Werbung eines Saunaclubs im Aufgang vom S-Bahnhof am Münchener Marienplatz im Januar 2013). Selbst in der Rolle als Domina bleibt die Frau die Hure, der Mann derjenige, der für Geld seine Vorlieben und Fantasien verwirklichen kann. Das Machtgefälle, die Hierarchie der Geschlechter und die gesellschaftliche Bewertung bleiben fest in traditionellen Rollenklischees verhaftet.

Noch deutlicher drücken es die Texte sogenannter Pornorapper und Hiphop-Bands aus: „Eine Frau ist ein Gegenstand und das teilt man gerne...“ (King Orgasmus One, zitiert nach einem Workshop-Arbeitsblatt von Hantzsch, Nora (2011), Quelle: Analysebeispiel „Der ­nackte Text“). Hier findet eine extreme Form der Enteignung statt – die Enteignung der Frau von ihrem Körper. Die gestiegene Präsenz und Verfügbarkeit klischeehaft sexualisierter Frauenkörper vor allem in den neuen Medien setzt Normen für immer jüngere Heranwachsende – und setzt sie in Zwiespalt. Seit langem ist bekannt, dass Mädchen spätestens ab der Pubertät tendenziell ihren Körper mit dem „fremden“ – einem männlichen – Blick von außen wahrzunehmen beginnen. Der Anspruch an den weiblichen Körper besteht in der Botschaft, sexy zu sein – in Bewegungen, Blicken, Gesten, Kleidung und Auftreten, aber selbstverständlich auch durch eine „ideale“ Körperform. Sie soll gleichermaßen sexuell ansprechen, wie ihre Unter­ ordnung unter die Männlichkeit deutlich machen: erwachsen – aber doch kindlich, groß – aber nicht zu groß, freizügig, aber nur soweit wie von männlicher Macht kontrollierbar. Diese Widersprüche verdeutlichen den so aufgebauten Konflikt mit dem biologischen Reifungsprozess der Mädchen.

11 Mädchen jedoch, die sich entsprechend diesem „sexy“ Klischee verhalten, laufen Gefahr, als „Schlampe“ oder „Hure“ abgestempelt und entwertet zu werden. Es ist eine gefähr­ liche Fehleinschätzung, wenn Mädchen glauben, sich mit der Anpassung an diese Normen auszeichnen zu können. Abgesehen davon erlebt sich eine beträchtliche Anzahl von Mädchen verglichen mit den vorgespiegelten – oder auch nur vermeintlichen – Idealen als unzulänglich.

Und die Männer und Jungen?

Auch Jungen und junge Männer leiden ebenfalls an klischeehaften Anforderungen an ihr Äußeres. Anders als bei Mädchen und jungen Frauen bleibt der Maßstab der ihres eigenen Geschlechts. Um bestehen zu können, ist es wichtig, vor den männlichen Gleichaltrigen oder Älteren zu bestehen.

Die Botschaft an den männlichen Körper lautet, stark zu werden, zu wachsen. Weniger entwickelte Jungen haben es oft sehr schwer, in der Gleichaltrigengruppe anerkannt zu werden. Ihnen bleibt jedoch die Hoffnung, dass der biologische Prozess die empfundenen Defizite wettmacht.

Der Umstand, dass häufig die ersten sexuellen Erfahrungen mit Pornografie stattfinden, lange bevor eine reale Partnerin oder ein realer Partner überhaupt zur Verfügung steht, befördert das Geschäft mit der Pornografie. Es muss nicht lange nach drastischen Bildern gesucht werden: auch zufällige Klicks oder das Fernsehen bringen oft ungefragt Porno­ konsum ins Haus. Diese ungesteuerte und permanente Überflutung trifft Jungen wie Mädchen. Mangels eigener Lebenserfahrung werden Geschlechterklischees und -mythen aktiviert, wie sie sich gegenüber dem anderen Geschlecht zu verhalten oder sich dessen – vermeintlichen – Wünschen zu fügen haben. Geschlechtergleichstellung in unserer Gesellschaft erscheint vor diesem Hintergrund wie eine andere Welt

Das Geschäft mit Pornografie und Prostitution ist weltweit – zusammen mit Waffen- und Drogenhandel – der größte Umsatzmarkt mit den größten Gewinnen. Darunter fallen auch die Geschäfte mit Menschenhandel und Zwangsprostitution. Diese Branche bedient nicht nur eine stets vorhandene Nachfrage; sie ist durch die Macht der Bilder im Kopf, die gekop- pelt sind mit sexueller Erregung und Lust, selbst generierend und sorgt für immer neuen Nachwuchs. Männer sind dabei die Hauptkonsumentengruppe.

Diese Industrie braucht diese Männer als Kunden, also braucht sie Nachwuchs beim Angebot und der Kundschaft. Auf der Angebotsseite sind dies Frauen, Mädchen, Jungen. Die Grenzen der Freiwilligkeit zur sexualisierten Gewalt sind im Geschäft mit der Pornografie und in der Prostitution fließend.

Wie wenig selbstverständlich noch heute das Recht auf Selbstbestimmung über den eige- nen Körper für Frauen und Mädchen durchgesetzt ist, zeigen unter anderem betretene Mienen, wenn dieses Thema zur Sprache kommt. Wie weit ist es mit der Gleichstellung in einer Gesellschaft her, in der Frauen ganz selbstverständlich verdinglicht werden, in der die scheinbar freiwillige, und wenn nicht, dann die gewaltsame, Unterwerfung von Frauen und Mädchen unter den männlichen Willen mit sexueller Erregung gekoppelt und als normal dargestellt wird?

12 Die Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“

Die Kampagne des Münchner Fachforums für Mädchenarbeit „Und geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ , deren Entstehung unsere 2. Bürgermeisterin, Frau Christine Strobl, im Vorwort geschildert hat, wurde vor allem angeregt durch zwei Veranstaltungen. Zum einen durch den Vortrag von Myrthe Hilkens beim Münchener Runden Tisch gegen Männergewalt 2010, zum anderen aufgrund der Ergebnisse des bundesweiten Mädchenkongresses in München „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen auf Identitätssuche“ vom 17. und 18.02.2011 im Referat für Bildung und Sport. Auf diesem Kongress wurde, neben der Erkenntnis, wie grundlegend wichtig es weiterhin ist, gezielt mit Mädchen zu Gleichstellung und eigener Identität zu arbeiten, schockierend klar, welche Wirkmacht die beschriebenen Entwicklungen auf immer jüngere Mädchen haben, wie stark die veröffentlichten Bilder und Scripte auf sie wirken, als seien dies die an sie gestellten gesellschaftlichen Erwartungen.

Viele Fachfrauen, darunter vor allem viele junge Kolleginnen, engagierten sich daraufhin in der Aktionsgruppe dieser Kampagne, deren erklärtes Ziel es ist, Mädchen und junge Frauen zu schützen • vor sexueller Ausbeutung, • vor dem Druck, sich auf ausbeuterische sexuelle Praktiken einzulassen, die in der Pornografie jungen Menschen als „normal“ präsentiert werden, • vor dem scheinbaren Zwang, den eigenen Körper auf Idealmaße normieren zu müssen, • und vor Geschlechterklischees, die Frauen und Mädchen auf ihren Körper zur Erfüllung männlicher Anforderungen reduzieren und sie zudem Erniedrigung und Verachtung aus- setzen.

Es gilt aber auch, Jungen und junge Männer zu schützen vor vermeintlichen Normen, die • Sexualität zum Leistungssport erlkären, • Jungen und Männer als hilflose Opfer ihrer Triebe darstellen, • gewaltsame Sexualpraktiken als Bestandteil von Mann Sein zelebrieren und • vor einem Konsumdruck, der Sexualität zur Ware degradiert.

Die bisherigen Aktivitäten der InitiatorInnen der Kampagne richten sich auf die Sensibili­ sierung bestimmter Zielgruppen sowie auf die Entwicklung individueller und gemeinschaft- licher Strategien gegen die allgegenwärtige Sexualisierung und Entwürdigung des (weib- lichen) Körpers, vorwiegend in der Jugendarbeit. Um jedoch dem Anliegen eine breitere Öffentlichkeitswirkung zu verschaffen und dessen Brisanz deutlich zu machen, wünschen die Organisatorinnen sich die Unterstützung von Politik und Verwaltung der Stadt München.

Es geht dabei auch um rechtliche und kreative mediale Möglichkeiten der Gegenwehr gegen unerwünschte Exposition von frauenverachtender, erniedrigender und gewaltgetönter Pornografie, gegen Pornografisierung und Pornofizierung des Alltags, der Normierung und Zurichtung des weiblichen Körpers als für Männer verfügbar.

Unterstützung der Kampagne „Uns geht‘ s ums Ganze“ durch die Stadt München

Mit der schriftlichen Empfehlung vom 15.12.2011 der Stadtratskommission zur Gleich­ stellung von Frauen zur Unterstützung der Kampagne wurde der Grundstein zur Durch­ führung des Stadtratshearings gelegt.

13 Das Stadtratshearing – so die Empfehlung der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen vom 15.12.2011 – hatte das Ziel, rechtliche, förderpolitische und mediale Spielräume der Stadt München auszuloten.

Diese sollen es ermöglichen, Pornofizierung und Pornografisierung im schulischen Rahmen, im Bereich der Jugendhilfe, aber auch im Rahmen der Selbstpräsentation der Stadt München und, bei Bedarf, in ihrem arbeitsrechtlichen Vorgehen, entgegen zu wirken.

Der Vortragsteil hat dazu beigetragen, die Begriffe und Erscheinungsformen transparent zu machen sowie die Auswirkungen der Allgegenwart von Pornofizierung auch aus der Sicht von Mädchen und Buben, sowie aus pädagogischer Sicht zu betrachten.

Der Anhörungsteil bot Gelegenheit, mit Vertreterinnen und Vertreter städtischer Referate Fragen zu erörtern, über welche Handlungsmöglichkeiten die Stadt München in ihren Wirkungsbereichen Schule und Jugendhilfe, Gesundheitsförderung sowie in ihrer Selbst­ präsentation und gegebenenfalls arbeitsrechtlich verfügt, um Pornofizierung entgegen zu wirken.

Die Gleichstellungsstelle für Frauen bedankt sich herzlichst für die konstruktive Unterstützung bei der Planung, Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung

• bei der 2. Bürgermeisterin Frau Christine Strobl für ihren deutlichen Standpunkt , ihre tatkräftige Mitgestaltung und für die Übernahme der Leitung des Hearings, • bei der Sozialreferentin, Frau berufsmäßige Stadträtin Brigitte Meier, und bei der Leiterin des Stadtjugendamtes, Frau Dr. Maria Kurz-Adam für ihre spontane Unter­ stützung und für ihre Beiträge, • bei der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen für ihre Unterstützung und Mitwirkung, • bei der Vorbereitungsgruppe – bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern von Frauen- und Mädchenarbeitsnetzwerken, sowie von städtischen Fachstellen für Mädchen- und Jungenarbeit – für ihr großes fachliches und organisatorisches Engagement. • bei allen Vortragenden für ihre fachlich höchst fundierten schriftlichen und mündlichen Beiträge und bei den hochinteressierten Teilnehmenden aus dem Münchner Stadtrat, der Stadt­ verwaltung und den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern, die den Saal über den letzten Platz hinaus füllten, ihre Fachkompetenz zur Verfügung stellten und ihrer Besorgnis über die Erscheinungsformen und Auswirkungen von Pornofizierung eine Stimme verliehen. Dies zeigt uns eindringlich, dass zu dieser Problematik dringender Handlungsbedarf besteht.

Die Ergebnisse des Stadtratshearings finden Sie in dieser Dokumentation zusammen­ gefasst.

14 Vorträge Dr. Anita Heiliger

Zur Person: Dr. Anita Heiliger ist Soziologin mit dem Schwerpunkt auf Frauen- und Geschlechter­ forschung. Sie arbeitete 33 Jahre lang am Deutschen Jugendinstitut in München mit diversen Projekten und Publikationen. Sie ist zudem im KOFRA-Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation aktiv u.a. zu den Themen Pornofizierung, sexuelle Gewalt und Prostitution als Gewalt gegen Frauen und Verletzung der Menschenwürde.

Pornofizierung und Pornografisierung: Begriffsklärungen, Erscheinungsformen und Wissen über Auswirkungen auf Geschlechtsrollenbilder

Definitionen, Erscheinungsformen und Bedeutungen

Die Konfrontation mit Pornografie Zur kritischen Auseinandersetzung mit Pornofizierung / Pornografisierung ist eine Stellung­ nahme zur Pornografie unumgänglich. Der gesellschaftliche Prozess der Pornofizierung kann nur wahrgenommen werden, wenn Pornographie – von der Wortbedeutung her die Darstellung von Huren – kritisch hinterfragt und gesehen wird, was sie für Frauen bedeutet, sowohl für diejenigen, die im Pornografiegeschäft arbeiten als auch für alle Frauen, die mit den Auswirkungen des Bildes konfrontiert sind, das die Pornografie von Frauen zeichnet.

Daher ist aus dieser Perspektive Pornografie keine Erotografie,1 also keine Darstellung lustvoller Sexualität zwischen Frauen und Männern auf gleicher hierarchischer Ebene, sondern die Benutzung des weiblichen Körpers zur sexuellen Stimulierung des – in erster Linie – männlichen Betrachters, in der Regel für die Masturbation. Pornographie ist keine Darstellung sexueller Reaktionen und Bedürfnisse von Frauen, sondern eine Vortäuschung weiblicher Lust bei jeglichen Stellungen, inklusive Vergewaltigung, Beschmutzung, Entwürdigung, Sodomie.... Pornografie ist daher keine Sexualaufklärung, wie sie oft vor allem von männlichen Jugendlichen begriffen wird.2 Das Gegenteil ist der Fall: Bilder über Frauen, die sich in zumeist abstoßender Weise sexuell anbieten und jegliche als sexuell unterstellte Benutzung genießen würden, prägen die Vorstellung der Jugendlichen und erschweren, ja stören, den sensiblen Prozess der sexuellen Annäherung und den Umgang mit Gefühlen.3

1 Vgl. Anita Heiliger: Die Pornografisierung des Internets und ihre Wirkung auf Jugendliche, in: JMS-Report 5/2005, S. 2-5, download von: www.anita-heiliger.de. 2 Das ergab eine von mir durchgeführte Untersuchung zu Gewalt gegen Mädchen und Frauen in den Jugendzentren des Kreisjugendrings München-Stadt. 3 Vgl. Anita Heiliger: Pornografiekonsum von Jugendlichen und seine Auswirkungen auf Geschlechterrollen und sexuelles Verhalten (2010), Vortrag im Pädagogischen Institut München 2010, dies.: Jugendsexualität zwischen gesellschaftlichen Botschaften und indivi- duellen Erfahrungen in: Deutsche Jugend 11/2004, S. 469-479, download von www.anita- heiliger.de.

15 Über Pornografie zu sprechen setzt ferner voraus, die Bilder zumindest einmal gesehen zu haben, die im Netz frei verfügbar sind. Es sind keine Bilder, in denen hauptsächlich Geschlechtsteile oder bloße Sexualakte zur Schau gestellt werden, sondern, wie auch ein Urteil beschreibt: „grobe Darstellungen des Sexuellen, die in einer den Sexualtrieb auf- stachelnden Weise den Menschen zum bloßen, auswechselbaren Objekt geschlechtlicher Begierde degradieren. Diese Darstellungen bleiben ohne Sinnzusammenhang mit anderen Lebensäußerungen und nehmen spurenhafte gedankliche Inhalte lediglich zum Vorwand für provozierende Sexualität.“4 Alle Definitionen lassen unbeachtet, dass es nicht Menschen, sondern Frauen sind, die hier degradiert werden, und dass z.T. drastische Gewaltausübung einen hohen und dramatisch wachsenden Anteil in der Pornografie ausmacht. Daher ist es in einer kritischen Auseinandersetzung mit Pornografie und Pornofizierung notwendig, die Frau in den Mittelpunkt zu stellen, die hier in jeder erdenklichen und in hohem Maße gewalthaltigen Weise penetriert und benutzt wird.

1987 gab es in Deutschland, angelehnt an einen gleichen Vorstoß in den USA,5 eine Initiative für ein Verbot von Pornografie, in der die Definition stark auf die Erniedrigung der Frau und auf die begleitende hohe Gewalt fokussierte:

Pornografie ist: „die verharmlosende oder verherrlichende, deutlich erniedrigende sexuelle Darstellung von Frauen oder Mädchen in Bildern und / oder Worten, die eines oder mehrere der folgenden Elemente enthält: 1. die als Sexualobjekt dargestellten Frauen / Mädchen genießen Erniedrigung, Verletzung oder Schmerz; 2. werden vergewaltigt – vaginal, anal oder oral; 3. werden von Tieren oder Gegenständen penetriert – in Vagina oder After; 4. sind gefesselt, geschlagen, verletzt, misshandelt, verstümmelt, zerstückelt oder auf andere Weise Opfer von Zwang und Gewalt.“6

Einblicke in die Internetseiten z.B. von „you porn“ zeigen in oft drastischen Einträgen die Frauenverachtung, ja Frauenfeindlichkeit, die männliche Nutzer gegenüber den Frauen, die sie zur sexuellen Stimulierung benutzen, ausdrücken: beleidigend, entwürdigend, ekelhaft, abstoßend: „Willige Schlampen, Fickfotzen, Fickstück, dreckige Mundfotze, Drecksau“ . An diesem noch harmlosen Beispiel zeigt sich deutlich die Konnotation von (männlicher) Sexualität mit Schmutz und Verachtungswürdigkeit von Frauen.

Pornografisierung und Pornofizierung Mit den Begriffen „Pornofizierung“ und „Pornografisierung“ ist das Hinüberschwappen von pornografischen Bildern, Vorstellungen und Verhaltensweisen in die Alltagskultur der Gesellschaft gemeint, z.B.: • Darstellung von Frauen als Huren, d.h. in sexuell anbietenden Positionen in der Werbung für Kleidung, Autos, Firmen, Veranstaltungen... • Kurse im Stangentanzen? aus der Striptease-Szene • Frauen in Reizwäsche und mit sexuell anmachenden Bewegungen in vielen Musikvideos • Verherrlichung brutaler sexueller Gewalt an Frauen in Musikvideos und ihre Darstellung und Entwürdigung als Huren.

4 OLG Düsseldorf, Urteil v. 28.3.1974. 5 Von Catherine McKinnon, s. kofra 136 / 2010. 6 Alice Schwarzer, Gesetzesentwurf 1987, nachzulesen in der Zeitschrift kofra 136 / 2010.

16 So findet sich z.B. eine Werbung für einen Autoanhänger mit leicht bekleideten Frauen, die sich auf dem Anhänger räkeln, mit der klar auf Prostitution anspielenden Botschaft: „Miet mich, Benutz mich!“ . Ein Sportforum wirbt für einen Tag der offenen Tür mit 5 Frauen, die von hinten auf ihren Füßen sitzend zu sehen sind und sog. Thongs tragen, rudimentäre Slips, die die Pobacken extrem herausstellen mit der Aufforderung: „Suchen Sie sich eine(n) aus“ . Ein Theater wirbt für eine Aufführung mit der Darstellung einer jungen Frau, die sich mit heruntergelassenem Kleid und Straps in anbietender Pose an einen Esel lehnt. Ein Bauernverband, der auf einem großformatigen Plakat, auf dem ein Schweinestall abgebildet ist, mit der Überschrift „Rotlicht-Bezirk“ und dem Zusatz „Arbeit mit Leidenschaft“ und „unsere Leistung ist ihr Geld wert“ – eindeutige Anspielungen auf die Prostitution – für seine Arbeit wirbt. Musikvideos (z.B. von „50Cent“) sind voll von halbnackten Frauen, deren Hintern und sexuell aufreizende Bewegungen ständig gezeigt werden, die männlichen Darsteller / Sänger hingegen voll bekleidet und mit verächtlichen Gesten gegenüber den sie umgebenden, sich ihnen anbietenden und unterwerfenden Frauen. Liedtexte sind voll mit gewalthaltiger sexueller Benutzung und Beleidigung sowie Verachtung von Frauen, wie z.B. von „Frauenarzt“: „Aaahhh unsre eier sind so dick denn überall sind nutten super geil, sexy und schick ich steh auf titten fick deine lippen sind der hit nutte mach den mund weit auf für meinen besten kumpel dick porno party ist der knaller ich hab muschies und ich raller und ich pumpe und ich wixe und ich spritze in die ritze jo du geile popelnutte reit auf meinem pony ich stopf dabei dein poloch zu (gestöhne)“ . Und erstmals hat die Prostitutionswerbung direkten Eingang in den Münchner Hauptbahnhof gefunden mit der Abbildung einer Prostituierten und der Aufschrift: „Sie lieben Obst? Hier findet Man(n) die heißesten Früchtchen der Stadt“ . Protest blieb bisher aus (s. Jan Bielicki, SZ v. 1.2.2013).

Pornografisierung bedeutet ferner den Transport von Suggestionen z.B.: • der Körper müsse so aussehen wie im „Porno“ • in der Pornografie werde gelebte Sexualität dargestellt, und Frauen wie Männer orien- tieren sich daran • alle im „Porno“ dargestellten Sexualpraktiken seien o.k., Mädchen fragen dann: muss ich dem einen blasen? Muss ich Analverkehr machen? • ein Porno-Star sei ein erstrebenswerter Beruf.

Diese Suggestionen erzeugen einen objektiv wahrgenommenen Druck oder subjektiven Wunsch, sich in einem Akt der Selbstpornografisierung in pornografischem Outfit zu ­präsentieren. In der Folge gilt Pornografisierung als Normalität, als neuer Chic, als neues Verständnis von „sexy“ . Zu sehen ist diese Entwicklung alltäglich z.B. in Musikvideos von Popsängerinnen, in der Öffentlichkeit von Frauen mit immer tieferen Ausschnitten, die kaum noch die Brust verbergen, in der Selbstpräsentation von Fußballspielerinnen im Fußball für den Playboy in pornofizierten Posen und krass auch auf der Internetseite „you porn“ , auf der Frauen Handyfotos von sich in sexuell anreizenden Posen selbst einstellen und auf Kontakte warten.

Erkenntnisse zur Auswirkung der Pornografisierung Wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über die kurz- und langfristigen Folgen des Prozesses der Pornografisierung auf Mädchen und Jungen liegen bisher in Deutschland nicht vor. Keine auf längerfristige Beobachtung angelegte Forschung hat sich bislang des Themas angenommen, um eine wissenschaftliche Grundlage für sozialpolitisches Handeln zu schaffen. So können nur aus vorliegenden Daten, z.B. aus dem Gesundheitsbereich, Schlussfolgerungen über mögliche Zusammenhänge mit der ständig zunehmenden Sexualiserung und Pornografisierung und den damit einhergehenden Suggestionen perfekter Körper sowie der Vorstellung, Aussehen und Körper seien die wichtigsten Faktoren für Erfolg, gezogen werden. So wurde z.B. festgestellt, dass das Selbstbewusstsein von Mädchen deutlich abnimmt: 2006 waren noch 70 % mit ihrem Körper zufrieden, 2009 nur

17 noch 55 %. 29 % der 11-17jährigen Mädchen leiden an Magersucht, Bulimie und Fettsucht, jedes 3. Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren denkt über eine „Schönheits-OP“ nach7 und 65-81% junger Frauen zwischen 18 und 25 Jahren rasieren sich an der Vulva.8 Diese Aussagen stimmen überein mit Ergebnissen in England und den USA,9 wo die Debatte über Pornografisierung breit geführt wird und Kampagnen des Widerstands initiiert wurden.10

Nach der Eröffnung der Diskussion über den Pornokonsum in Deutschland und seine Folgen im Anschluss eines Artikels im STERN sowie der nachfolgenden Veröffentlichung des Berliner Pfarrers Siggelkow „Deutschlands sexuelle Tragödie“11 wurde eine Reihe kleinerer Studien zum Umgang von Jugendlichen mit Internet-Pornografie durchgeführt,12 die auf Befragung der Jugendlichen basiert und daher nur Momentaufnahmen der Selbst­ einschätzung der Befragten enthalten. Dagegen liegt eine Vielfalt von Beobachtungen im gesellschaftlichen Alltag vor, die einen „Porno-Mainstream“ in den Lebenswelten von Jugendlichen wie Erwachsenen dokumen-­ tieren.13 Hieraus wird deutlich, dass ein enormer Druck entstanden ist, sich der „Porno- Norm“ anzupassen, die negative Maßstäbe für Körper und Sexualverhalten setzt, Anal­ verkehr und „Blowjob“ als Standard vorführt. Mädchen fragen dann, ob sie Jungen einen „blasen“ müssten und Analverkehr normal sei, erwachsene Frauen fragen, wie das ohne Schmerzen hinzukriegen sei. Einen „sprunghaften Anstieg von Vaginismusfällen“ (Scheidenkrampf) berichtet die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf:14 „Bei den Patientinnen handelt es sich zunehmend um junge, sehr leistungsorientierte Frauen. Sie stehen unter dem normativen Druck, sexuell interessiert, erlebnisfähig und potent zu sein“ . Sexualberatungsstellen werden immer häufiger wegen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr aufgesucht. PädagogInnen beobachten täglich Nachahmungsverhalten von Mädchen in pornofizierter Aufmachung, bei den Jungen Einübung in die sexuelle Dominanz im provozierenden Vorzeigen pornografischer Bilder z.B. mit Handys. Die Ärztin Esther Schoonbrod, die seit über 10 Jahren mit Mädchen über Liebe, Sexualität und ver- wandte Themen spricht, kommt zu dem Schluss: „Mädchen und Jungen wachsen mit der

7 Genannte Daten aus: Johannes Gernert: Generation Porno – Jugend, Sex, Internet, Köln 2010. 8 Vgl. Jakob Pastötter: Sexreport 2008, Dokumentation im Auftrag von Pro7. 9 Vgl. : Pornland. How Porn has hijacked our sexuality, Boston 2010. 10 „stop porn culture“ in den USA (www.stoppornculture.org) und “Object“ in England: “object challenges ‚sex-object‘ culture – the increased of women in the media and popular culture. (http://www.object.org.uk ): „Over half (54 %) of all women around the world say they first became aware of the need to be physically attractive bet- ween 6 and 17 years of age, 66 % of teenage girls would consider plastic surgery and 20 % would do it right now, 63 % of young women aspire to be glamour models or lap dancers, 66 % of young people learn about sex and relationships through the media” . 11 Walter Wüllenweber: Sexuelle Verwahrlosung, in: Stern 6/2007; Bernd Siggelkow / Wolfgang Büscher: Deutschlands sexuelle Tragödie, Asslar 2008. 12 Christine Alstötter-Gleich: Pornographie und Neue Medien, hg. von pro familia, Mainz 2006; Grimm, Petra / Rhein, Stefanie / Müller, Michael (2010): Porno im Web 2.0. Die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen, Berlin 2010; Matthias Weber / Gregor Daschmann: Zur Nutzung pornografischer und erotischer Video­ clips und Filme durch ältere Jugendliche, Studie Univ. Mainz 2010. 13 Vgl. Anita Heiliger: Der sexualisierte Alltag von Mädchen und Frauen, download von www. anita-heiliger.de; dies.: Pornografisierung – Auswirkungen und Protest, in: kofra 134/2010, S. 3 -11. 14 Vgl. Sigrid Neudecker: Wie war ich? Der Mythos vom perfekten Sex, Frankfurt 2009.

18 Vorstellung auf, es sei normal, dass Männer Frauen sexuell benutzen, quälen, anal pene- trieren, in ihren Mund oder ihr Gesicht ejakulieren. So wachsen sie mit Bildern von Männer- und Frauenkörpern auf, die es in der Realität nicht gibt, von stets verfügbaren Frauen mit Silikonbrüsten und Männern mit monströsen Penissen und Dauererektionen. So wachsen sie mit Ängsten auf, diesen Bildern entsprechen zu müssen, wenn sie selbst Sex haben werden“ .15

Berichte auch aus dem Ausland zeigen, wie tief das pornografische Styling bereits in die Alltagskultur eingedrungen ist. Die junge holländische Musikjournalistin Myrthe Hilkens16 prägte den Begriff „Pornofizierung“ und forderte empört, dass Sexualität wieder etwas Schönes, Exklusives werden müsse. Die britische Psychotherapeutin Susie Orbach,17 in Deutschland vor allem bekannt durch ihr „Antidiätbuch“(....), spricht von „zwanghafter Sexualisierung der gesamten Kultur“ , in der Sex als Ware in die Beziehungen eingebracht werde und stellt eine explosionsartige Ausbreitung selbstverletzenden Verhaltens bei Mädchen und Frauen fest. In ihrem neuen Buch „Bodies. Schlachtfelder der Schönheit“ weist sie darauf hin, dass: • zweitausend bis fünftausend Mal pro Woche Bilder digital manipulierter Körper auf uns einwirken • „Schönheitsindustrien“ weltweit Wachstumsindustrien sind • die Zahl der Eingriffe bereits 2006 auf weltweit 21 Millionen geschätzt wurde • der weltweite Umsatz mit schönheitschirurgischen Maßnahmen und kosmetischer Gesichtsverjüngung für 2007 auf fast 14 Milliarden Dollar geschätzt wurde.

Die junge Engländerin Laurie Penny wurde selbst zum aktiven Teil der Pornofizierung und fand es spannend, ihren Körper beim Strippen zur Schau zu stellen,18 bis sie sich mit ihrer Kampfschrift „Fleischmarkt“19 wütend daraus befreite. Die ebenfalls britische Journalistin Natasha Walter hat für ihr Buch „Living Dolls – the Return of “ u.a. viele junge Frauen nach ihrem Selbstverständnis befragt und stellt fest, dass das Bild weiblicher Sexualität zunehmend von der Pornografie-Industrie definiert werde: „Viele junge Frauen glauben heute offenbar, dass sexuelles Selbstbewusstsein das einzige Selbstbewusstsein ist, das zu besitzen sich lohnt, und dass es für junge Frauen nur zu bekommen ist, wenn sie dem Softpornobild einer gebräunten, enthaarten, vollbusigen jungen Stripperin entspricht“ (S. 53).

In unserer eigenen Studie „Sexuelle Gewalt. Männliche Sozialisation und potentielle Täterschaft“20 haben wir Männer u.a. zu ihrer sexuellen Sozialisation befragt und erfahren, dass die Rolle der Pornografie darin eine ganz entscheidende Rolle spielt. Sie haben uns fast übereinstimmend berichtet, dass die schon für kleine Jungen allseits präsenten Bilder der Verfügbarkeit von Frauen und ihres Körpers die Schlussfolgerung vermitteln, die Frau

15 Esther Schoonbrod / Barbara Dobrink: „Erklär mir die Liebe, München 2011, S. 337. 16 Myrthe Hilkens: McSex. Die Pornofizierung unserer Gesellschaft, Berlin 2010. 17 Susie Orbach: Bodies. Schlachtfelder der Schönheit, Hamburg 2010. 18 Berichtet von Natasha Walter in: „Living Dolls. The Return of Sexism“ , London 2010, Deutsch: Living Dolls. Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen, Farnkfurt a.M.2011, S. 59ff. 19 Laurie Penny: Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus“ , Hamburg 2012. 20 Anita Heiliger, Constance Engelfried: Sexuelle Gewalt. Männliche Sozialisation und potenti- elle Täterschaft, Frankfurt a.M. 1995; Zusammenfassung: Anita Heiliger: Jeder Mann ein potentieller Täter? Männliche Sozialisation und sexuelle Übergriffe auf Mädchen und Frauen, in: Hentschel, Gitti (Hrsg.): Skandal und Alltag. Sexueller Missbrauch und Gegen­ strategien, Berlin 1996, S. 203 – 219, download unter: www.anita-heiliger.de.

19 biete sich ihnen an. Mit diesem Bild und entsprechenden Erwartungen gingen sie dann auf Mädchen zu und waren völlig irritiert, wenn diese sich wehrten und das offensichtlich nicht wollten. Doch viele Mädchen hatten ebenfalls diese Bilder im Kopf und wehrten sich nicht, weil sie eben auch annahmen, das wäre eben so.... Von ganz besonderer Bedeutung war der Bericht einiger der Männer, dass die übliche Praxis der Masturbation an Hand solcher Bilder sexuelle Erregung auf Bilder unterworfener Frauen konditioniert, quasi automatisiert. Diese schon früh gesehenen Bilder könnten sich wie ausgestanzte Phantasien in die Vorstellung von Jungen und Männern einbrennen und ihr sexuelles Erleben überlagern. Hieraus wird die dringende Notwendigkeit deutlich, Jungen in dem Prozess ihrer sexuellen Sozialisation kritisch und unterstützend zu begleiten, um die Koppelung sexueller Erregung an Bilder sich anbietender Frauen zu verhindern. Die Folge dieses Prozesses ist, das haben wir verstanden, dass ständig Signale für die sexuelle Anregung gesucht oder dement- sprechend interpretiert werden. So kommt offenbar die stereotype Zuschreibung von Vergewaltigern an die verletzten Frauen zustande, sie seien ja selber schuld, sie hätten provoziert, hätten keinen kurzen Rock, kein ärmelloses Kleid, keinen Ausschnitt, keine rot bemalten Lippen etc. tragen sollen, denn all das errege sie eben, und dann brauche er die Entladung, die er nicht mehr stoppen könne – soweit bekannt aus dieser Szenerie.

Forderungen

• PädagogInnen müssen darin ausgebildet werden, den Hintergrund der Pornografie und Pornofizierung in einem gigantischen Marktinteresse einerseits, als Mechanismus zur erneuten Zurückdrängung von Frauen aus realer gesellschaftlicher Bestimmungsmacht andererseits zu erkennen, sodann die Auswirkung auf Denken, Fühlen und Verhalten der Mädchen und Jungen in der „Übernahme des pornografischen Skripts“ (Petra Grimm) zu identifizieren und massiv entgegenzusteuern. • Die Selbstpornografisierung von Frauen, die ihnen mit Emanzipationsbegriffen wie „Stärke“ , „Selbstbestimmung“ , „Empowerment“ und „Macht“ nahegelegt wird, muss entlarvt werden als geschickte Strategie, den Frauen selbst die Verantwortung für ihre erneute Unterwerfung zuzuschieben. • Die Realität hat sich längst dem „Porno“ angepasst, Frauen sind unter Druck, die porno- fizierten Wünsche ihrer Partner zu erfüllen, viele stylen sich nach diesem Vorbild, selbst die Mode für kleine Mädchen nähert sich diesem Bild an. Daher ist es erforderlich, die pornografische Darstellung von Frauen zur sexuellen Benutzung in jeglicher Weise zu ächten, denn sie entwürdigt und entmenschlicht alle Frauen und prägt bei Jungen, verstärkt bei Männern, erneut das Bild weiblicher Unterwerfung und männlicher Dominanz, unterläuft auf diese Weise alle gesellschaftspolitischen Ziele und Erfolge der Gleichberechtigung. • Öffentliche Stellungnahmen in der Pädagogik, der Medizin, den Medien, der Sicherheits- ­organe, der Politik und der städtischen Fachreferate gegen pornografische (wohlge- merkt nicht erotografische) Darstellung von Frauen als Verletzung der Menschenrechte sind unumgänglich, um einen gesellschaftlichen Prozess des Umdenkens und der Beendigung der Duldung einzuleiten.

20 Prof. Dr. Petra Grimm

Zur Person: Prof. Dr. Petra Grimm ist Professorin für Medienforschung und Kommunikationswissen­ schaft an der Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart (www.hdm-stuttgart.de/grimm). Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen und Medienethik. Des Weiteren ist sie Mitglied in der Fokusgruppe Internet-Kinderschutz­ zentrum des Bundesfamilienministeriums und stellv. Mitglied in der Kommission für Jugend­medienschutz (KJM). Die Befunde ihrer Studien zur Bedeutung des Internets und des Handys in der Lebenswelt der Jugendlichen zeigen, dass das Thema der „Pornofizierung“ einer größeren Aufmerksamkeit bedarf.

Wie Mädchen mit Pornografie und Sexting umgehen – und was wir ihnen empfehlen sollten

1. Einleitung

Zahlreiche jüngste Veröffentlichungen in Wissenschaft und Populärliteratur weisen darauf hin, dass das Thema „Pornofizierung unserer Gesellschaft“ , wie der Untertitel von Myrthe Hilkens Buch „McSex“ (2010) heißt, sehr aktuell ist. Das Internet ermöglicht es wie kein Medium zuvor, weitgehend ohne technische und finanzielle sowie soziale Barrieren an sexuelle bzw. pornografische Inhalte zu gelangen. So gilt das Internet mittlerweile als das einschlägige Medium für Pornografiekonsum. Im Hinblick auf die Pornografiediskussion stehen insbesondere Jugendliche im Fokus. Nicht hilfreich ist es allerdings, Jugendliche als „Generation Porno“ zu bezeichnen, da mit dieser Etikettierung eine Stigmatisierung der Jugend erfolgt und ein differenzierter Blick auf den Umgang der Jugendlichen mit Porno-­ grafie kaum möglich ist. Gleichwohl zeigen die empirischen Befunde, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche ungewollt oder gezielt mit Internetporno­ ­grafie jederzeit und an jedem Ort (z.B. über mobile Medien) in Berührung kommen können. Dies stellt sicherlich ein neues sexualgeschichtliches Phänomen dar. So meint auch beispielsweise die in der Studie „Porno im Web 2.0“21 befragte 17-jährige Berufsschülerin­ Jasmine zur Konfrontation mit Pornografie: „wenn man jetzt die Medien von heute mit früher vergleicht, [...] - früher war das ja nich‘ so [...] sag‘ ich jetzt mal, dass da so viel pornografisch oder – weiß nich‘ sexy Clips oder so ausgestrahlt werden“ .22 In ihrer Aussage nimmt sie auch auf die „Pornografisierung der Gesellschaft“ (Schuegraf/ Tillmann 2012) Bezug, womit nicht nur die Verbreitung und Nutzung von Pornos gemeint ist, sondern auch die Sexualisierung des (vor allem weiblichen) Körpers in den Massenmedien. Ebenso ist damit die Entwicklung gemeint, dass pornografische Skripts in den Populär­

21 Grimm/Rhein/Müller 2010, S. 70. Mit Unterstützung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien führten wir die qualitativ angelegte Studie „Porno im Web 2.0“ durch. Zum methodischen Vorgehen der Studie s. ebd., S. 37-40. 22 Alle in diesem Beitrag genannten Zitate der Mädchen sind der Porno im Web 2.0“-Studie entnommen.

21 medien aufgegriffen werden, u.a. auch in der Werbung. Für letzteres bezeichnend ist z.B. eine Werbeanzeige von Dolce & Gabbana, bei der eine Gang-Bang-Szene angedeutet wird, die sich aufgrund des ästhetischen Codes als Kunst-Fotografie präsentiert und damit die semantische Aussage zu relativieren scheint. Das ändert aber nichts daran, was mit dem Bild ausgesagt wird: Die Frau genießt es anscheinend, Objekt der Begierde zu sein und nicht nur einem, sondern mehreren Männern sexuell gefügig zu sein. Das diesem Bild zugrunde liegende Skript ist ein pornografisches, wie es im Internet vielfach zu finden ist. Das Risiko für Kinder und Jugendliche, mit Pornografie im Alltag konfrontiert zu werden, ist einerseits aufgrund ihrer mittlerweile regelmäßigen Internetnutzung und andererseits auf- grund der fortgeschrittenen Web- und Breitband-Technologien, die Videos schnell und leicht im Internet abrufen lassen, um ein Vielfaches gestiegen. Internet, Computer und Handy bzw. Smartphone gehören zur alltäglichen Lebenswelt von Jugendlichen und mittlerweile auch zu der von Kindern. Viele Kinder (sechs bis neun Jahre) haben bereits einen eigenen Computer bzw. ein eigenes Laptop und verfügen über einen eigenen Internetzugang.23 Täglich bzw. mehrmals pro Woche halten sich 86 Prozent der 12- bis 19-Jährigen im Netz auf und auch schon 22 Prozent der 6- bis 11-Jährigen.24 Insbesondere soziale Netzwerke sind bei den Kindern und Jugendlichen beliebte „Aufent­ haltsräume“ im Netz, auch hier lässt sich eine „Verjüngung“ erkennen, denn immerhin schon 15 Prozent der 6- bis 11-Jährigen, die sich eigentlich noch gar nicht in sozialen Netz­ werken aufhalten dürften, sind dort regelmäßig anzutreffen.25 Wie die BITKOM-Studie „Jugend 2.0“ (2011) zeigt, wünschen sich die Kinder mehr Sicher­ heit im Netz. So meinten sie auf die Frage, welche Wünsche sie an die Politik beim Thema Internet hätten, dass sie vor Gewaltdarstellungen und Belästigungen besser geschützt werden möchten, des Weiteren vor sexuellen Belästigungen und Sexdarstellungen. Insbesondere den Jüngeren (10- bis 12-Jährigen) und den Mädchen ist der Schutz vor Sex- und Gewaltdarstellungen ein Anliegen.26

Zusammengefasst heißt dies, dass • das Internet für Kinder als sozialer Lebensraum immer wichtiger wird, • sie in immer früherem Alter mit der Nutzung des Internets beginnen, • ihre Onlinenutzung zunehmend mobiler wird (Stichwort „Smarthpones“), • ihr Medienkonsum sich verstärkt der elterlichen Kontrolle entzieht und • die Risiken für Kinder durch das Internet und internetfähigen Handys erhöht werden.

2. Konfrontation mit Pornografie

Mädchen und Jungen kommen nicht nur über massenmediale Angebote (Sex-Werbung in TV und Print, Erotikfilme etc.) mit sexualisierten Inhalten in Berührung, sondern gelangen auch unabsichtlich direkt an pornografische Inhalte im Netz. Vor allem die Werbepraktiken der Pornoindustrie, die die Nutzer ungewollt auf Pornoseiten lenken, sind dafür verantwort- lich, dass Kinder und Jugendliche unabsichtlich bzw. zufällig an sexuelle bzw. pornografische Inhalte geraten: Durch Pop-Ups, aber auch via soziale Onlinenetzwerke (Facebook) können Kinder und Jugendliche sexuelle Botschaften erhalten.

Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche nicht selten mit Pornografie in Berührung kommen: So ermittelte die JIM-Studie bereits 2004, dass „fast die Hälfte der jugendlichen

23 MPFS / FIM-Studie 2012, S. 57-58. 24 Ebd., S. 61. 25 Ebd., S. 81. 26 Bitkom 2011, S. 39.

22 Internet-Nutzer [...] schon einmal mit pornografischen Internetseiten in Berührung gekom- men“ ist. Laut der Studie von Drey / Pastötter / Pryce (2008) konsumieren 45,4 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren (n = 6.556) mindestens einmal monatlich Pornografie.27 In der repräsentativen Bravo-Dr.-Sommer-Studie 2009 wurden 1.228 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 Jahren unter anderem auch zur Pornografierezeption befragt. Ergebnis ist, dass zwei Drittel aller Befragten schon einmal pornografische Bilder oder Filme gesehen haben.28 Analog zum Befund von Drey / Pastötter / Pryce (2008) wird hier ersichtlich, dass der Konsum bei den ab 13-Jährigen deutlich zunimmt. Was die Häufigkeit des Pornokonsums bei älteren Jugendlichen (16- bis 19-Jährige) betrifft, kommt die Studie vom Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,29 im Zuge derer 352 Jugendliche online befragt wurden, zu dem Ergebnis, dass 47 Prozent aller männlichen Jugendlichen „fast täglich oder sogar häufiger pornografische Videos und Filme“ rezipieren (gegenüber drei Prozent der Mädchen). Die Studie des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie der Universität Hamburg (vgl. Schmidt/Matthiesen 2012) zeigt, dass ein Drittel der 16- bis 19-jährigen jungen Männer (aber keine der befragten Frauen) mindestens einmal in der Woche oder häufiger Pornografie konsumiert, vor allem Clips und Streams im Internet. Zu berücksichtigen ist bei der Verbreitung von Pornografie auch das Zusammenspiel von Internet und Handy. So werden pornografische Videos, die aus dem Internet stammen, nicht selten über das Handy Peer to Peer weiterverbreitet.30 69 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren kennen pornografische Videos auf dem Handy, 35 Prozent sogar Handy-Videos, in denen Sex mit Tieren gezeigt wird. Ersichtlich wurde in diesem Zusammenhang, dass Mädchen vor allem über die Peer­ group mit pornografischen Handy-Videos konfrontiert werden.

3. Genderspezifische Nutzung und Wahrnehmung von Pornografie

Zugänge Weitgehend übereinstimmend zeigen die bislang vorliegenden Forschungsbefunde zur Nutzung von Pornografie durch Jugendliche, dass weniger Mädchen als Jungen gezielt nach Pornografie suchen und Mädchen anders als Jungen auf pornografische Inhalte reagieren.31 Analog dazu stellt auch die Studie „Porno im Web 2.0“ fest, dass die Mädchen mit porno- grafischen Inhalten zwar in Berührung kommen und dies als alltägliche Interneterfahrung erleben – sie lehnen aber Pornos tendenziell ab und empfinden diese als „eklig“ bzw. abstoßend. Viele der Mädchen wurden sehr früh mit nicht altersgerechten und somit kaum verarbeitbaren Darstellungen von Sexualität konfrontiert. Sie landeten nach eigenen Angaben eher versehentlich und unvorbereitet auf solchen Seiten – sei es, weil sie sich bei der Adresseingabe vertippt haben oder über einen unverdächtig erscheinenden Link, ein Popup-Fenster oder ein Werbebanner auf einen pornografischen Inhalt gelangt sind. So ent- halten oft Link-Empfehlungen von Unbekannten keinen Hinweis auf das Ziel, so dass man auch hier tendenziell unvorbereitet auf den pornografischen Inhalt trifft, wie dies die 16-jäh- rige Gymnasiastin Olga im Interview beschreibt:

27 Anzumerken ist, dass sich die Nutzungsdaten auf Pornografie (gleich welchen medialen Ursprungs) beziehen. Allerdings ist zu vermuten, dass das Internet hier die zentrale Quelle darstellt. 28 Bravo-Dr.-Sommer-Studie 2009, S. 98. 29 Weber 2009. 30 Grimm/Rhein 2007. 31 Vgl. Wallmyr/Welin 2006, S. 290-295.

23 „[...] dann hat mich ei-, hat einer mal mir so ´n Link geschickt und dann bin ich da drauf gegangen und das war dann halt so ´n komisches Video. Das war – voll eklig [angeekelter, leicht schockierter Gesichtsausdruck]. Also ich bin dann gleich wieder weg gegangen, aber – trotzdem, ich kannte den ja gar nicht“ .

Insgesamt kann zur Pornorezeption der Mädchen festgestellt werden, dass diese vor allem unbeabsichtigt mit Pornos konfrontiert werden, gezielte Rezeption findet – wenn überhaupt – in erster Linie als gemeinschaftliche Cliquen-Aktivität statt, die in der Regel durch Jungen initiiert wird und soziale Funktionen (z.B. Gemeinschaftserleben) erfüllt.

Wahrnehmung Sexualisierte Inhalte werden geschlechtsspezifisch anders wahrgenommen und bewertet. Pornografie gilt für die Jungen als normal und steht im Mittelpunkt des Interesses, wenn es um sexualisierte Medieninhalte geht. Erotik ist für sie langweilig und uninteressant. Abstoßend und eklig finden sie extreme Varianten der Pornografie (mit Fäkalien, Sodomie, Selbstverstümmelung etc.), wobei Videos mit solchen Inhalten auf den Handys und in der Peergroup durchaus angesehen werden, nicht aber aus den Motiven des „normalen“ Pornokonsums. Die Grenze verläuft für sie also zwischen ‚normaler‘ Pornografie und gesell- schaftlich absolut nicht tolerierten Formen sexuellen Verhaltens (vgl. Abb. 1).

Grenze

„Erotik“ „Pornografie “ „ Abstoßendes/Extremes“

Fotos Videos Videos Darstellung des Körpers Geschlechtsverkehr Gewaltpornos Abstrahiertes Masturbation „Ekelpornos“

Für die Mädchen liegt die Schwelle zur Pornografie viel niedriger. Alles, was nicht als „ästhetisch-schön“ , sondern als „nuttig“ gilt, wird bereits abgelehnt und mit Pornografie assoziiert. Schöne erotische Bilder bewerten sie hingegen positiv. Männliche Jugendliche reagieren auf normale Pornografie mit sexueller Erregung, während „extreme Pornografie“ (z.B. Genitalverstümmelungen oder Snuff-Videos) bei ihnen Schock oder Ekel auslösen. Mädchen reagieren auf Pornografie mit Abwehr und Ekel, allenfalls erotische Darstellungen oder Softpornos können positive (stimmungsvolle) Emotionen bei der Betrachtung mit einem Partner auslösen. Vgl. Abb. 2

Grenze

„schöne“ Erotik / Softporno „nuttig“ / „pornografisch“ Pornografie / „Ekeliges“

Ästhetik Nacktheit/schamlose Geschlechtsverkehr Indirektheit Direktheit Sodomie Abstrahiertes Fäkalpornografie

Zusammengefasst lässt sich in Bezug auf die Mädchen feststellen, dass sie • mit pornografischen Inhalten in Berührung kommen, • dies als alltägliche Interneterfahrung erleben, • pornografische Angebote weitgehend ablehnen und sie „eklig“ bzw. abstoßend finden, • weniger pornografische Angebote als die Jungen kennen und • wissen, dass die Jungen über eine Normalisierungsstrategie im Umgang mit Pornos verfügen.

24 Auf die Frage, warum die männlichen Jugendlichen Pornos konsumieren, nennen diese zwei Hauptmotive für die Nutzung: 1. Lernen / Wissensgewinn (vor allem über Sexualität und den weiblichen Körper allgemein, vereinzelt auch Lernen von sexuellen Praktiken zur Nachahmung) und 2. zur sexuellen Erregung / Masturbation. Darüber hinaus spielen soziale Motive eine Rolle: Kenntnisse über Pornos fungieren vor allem bei den jüngeren Jungen als symbolisches Kapital in der Peergroup (um anzuge- ben, cool zu wirken) und sind Voraussetzung, um mitreden zu können.

Auch die Mädchen haben ihre Vorstellungen darüber, warum die Jungen Pornografie konsumieren. So sind nach Meinung der Mädchen ebenfalls die Motive des männlichen Pornokonsums: das Lernen und das Sammeln von Erfahrungen und Anregungen für die eigene Sexualität. Insbesondere für sexuell unerfahrene Jungen seien pornografische Medieninhalte eine wichtige Informationsquelle, wie die befragte 17-jährige Realschülerin Lara meint: „Die wollen sich fortbilden. Bestimmt, oder mal gucken, wie das ist oder wie da die Mädchen drauf reagieren. Weil die sind ja immer so ´n bisschen zurückgeblieben. Das hat man auch schon festgestellt, dass Jungs halt eben nich‘ so dem Alter entsprechen wie wir Mädchen jetzt so. Und fangen auch später an, sich für Mädchen zu interessieren. Und wenn sie dann halt eben jetzt so was sehen, na dann wissen sie ja wie Mädchen da drauf reagieren und manche machen sich auch ´nen Spaß draus oder manche nehmen‘s auch ernst oder manche Jungs sind auch krank und geilen sich an so was drauf auf. Das is‘ immer unterschiedlich.“ An zweiter Stelle nennen die Mädchen als Motive für den männlichen Pornokonsum „sich aufgeilen“ und Selbstbefriedigung, wie z.B. die befragte 17-jährige Gymnasiastin Natascha dies auf den Punkt bringt: „Also, ich glaube, sie gucken sich des – an, um sich einen runter- zuholen“ .

4. Die Wirkungsfrage

Die öffentliche Diskussion um Pornografie ist nicht selten mit der Frage nach den Wirkungs­ risiken verbunden. Dies ist auch nachvollziehbar, da für den Begriff der Pornografie bestimmte Wirkungs- und Werteaspekte sowie ein entsubjektiviertes Sexualitätsbild ­charakteristisch sind, wie die folgende Definition der KJM zeigt:

Unter Pornografie ist eine Darstellung zu verstehen, die unter Ausklammerung sonstiger menschlicher Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher Weise in den Vordergrund rückt und die in ihrer Gesamttendenz ausschließlich oder überwiegend auf sexuelle Stimulation angelegt ist, sowie dabei die im Einklang mit allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen gezogenen Grenzen eindeutig überschreitet.32

Wenn es um Wirkungsrisiken für Jugendliche geht, sollte berücksichtigt werden, dass, im Unterschied zu früheren Generationen, die Jugendlichen in einer Gesellschaft auf- wachsen, in welcher der Diskurs über Sexualität via Werbung, Massenmedien, Events, Musik etc. in vielfacher Weise geführt wird. Allerdings dominieren in den Medien nach wie vor stereotype Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit, die „durch die Dimensionen von Hierarchie und Heterosexualität gekennzeichnet sind“ (Luca 2008: 40) und eine „Sexualisierung der Frauenkörper“ (ebd.: 38) implizieren. Pointiert könnte man mit Alexander Kluge auch sagen: „Pornografie im Internet ist reaktionär bis in die Knochen,

32 Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten 2004, S. 28.

25 ohne Ansatz für Aufklärung und Unterscheidungsvermögen, [...]“ .33 Was die Wahrnehmung und Wirkung von Pornografie betrifft, ist anzunehmen, dass sie nicht isoliert geschieht, sondern auf der Folie massenmedialer Darstellung von Körperlichkeit und Sexualität beruht. Bezeichnend für das pornografische Skript ist eine ökonomisierte und technisierte Auffassung von Sexualität – das Leistungs- und Steigerungsprinzip sowie das Effizienz- und Objektivierungsprinzip werden hier in übersteigerter Form präsentiert. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die in den Medien sexualisierten und pornografischen Medienbilder:

Fernsehen Internet Sexualisierung Pornografie - Casting-Shows (einfache und harte) - Scripted Reality-TV - Werbeclips Werbung für - Erotikfilme Pornografie-Angebote

Darstellung - Porno-Rap stereotyper - Chatforen Geschlechterrollen - Videoplattformen - Imageboards

So überrascht es auch nicht, dass im Gespräch über Pornografie bei den männlichen Jugendlichen ersichtlich wird, dass sie unter einem sexuellen Leistungsdruck stehen, der vermutlich durch die Rezeption von Pornos verstärkt wird. Durch den allgemeinen sexu- ellen Leistungsdruck, der in vielen (auch medialen) Diskursen vermittelt wird, meinen die Jugendlichen, sie müssten auch schon „beim ersten Mal“ über sexuelle Erfahrung verfügen, welche sie per definitionem noch gar nicht haben können. Sie hoffen, durch den Pornokonsum die fehlenden Erfahrungen medial substituieren zu können. Damit ver- stärken sie jedoch nur den Leistungsdruck, den das pornografische Skript ja ungefiltert reproduziert. Die Mädchen wiederum meinen einerseits, dass sie körperlich perfekt sein müssten, andererseits auch eigentlich abgelehnte Praktiken wie Analverkehr „mitmachen“ müssen, weil die Jungen dies anscheinend wünschen. Dieser Druck entsteht nicht nur durch Pornografiekonsum, sondern auch durch die Modelle, die die Massenmedien allge- mein zu Körperbildern und Sexualität verbreiten. Ein zweiter Wirkungsaspekt betrifft das Transferrisiko des pornografischen Skripts auf das reale sexuelle Verhalten – sowohl das der Mädchen als auch das der Jungen. So wurde in der Befragung der Jugendlichen ersichtlich, dass es für sexuell wenig erfahrene Jugendliche schwer einschätzbar ist, ob pornografische Web-Inhalte realistisch oder unrealistisch sind. Sie nehmen an, zumindest ein Teil von ihnen zeige die Realität. Ältere und beziehungserfahrene Jugendliche halten die Darsteller und die Plots hingegen für wenig realistisch. Auch wenn davon auszugehen ist, dass die Jugendlichen auf der kognitiven Ebene durchaus zwischen Realität und den in den Medien dargestellten pornografischen Inhalten unterscheiden können, ist zu berücksichtigen, dass diese Fähigkeit je nach Alter und allgemeiner Medienkompetenz graduell unterschiedlich ausgeprägt ist.

Die in der „Porno im Web 2.0“-Studie zudem durchgeführte Expertenbefragung ergab, dass nach Auffassung einiger Experten bei häufiger Nutzung ein gewisser Gewöhnungseffekt

32 Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten 2004, S. 28.

26 eintritt, der dann Auswirkungen auf das Verhalten der Jugendlichen bezüglich Sexualität und Geschlechterrollen haben kann: Durch die pornografischen Skripte kann die Vorstellung der Jugendlichen von der Realität und davon, welches sexuelle Verhalten als normal gilt, geprägt werden. Einige der Experten gehen noch einen Schritt weiter: Auch wenn die Jugendlichen auf der kognitiven Ebene und in ihrer Selbsteinschätzung zwischen Real Life und Pornografie differenzieren, können pornografische Skripte (auf der Grundlage unbewusster Wahrnehmungsvorgänge) das eigene Verhaltensrepertoire beeinflussen.

Weitere Wirkungsrisiken, die bei einem häufigen bzw. exzessiven Konsum von Pornografie möglich sind und insbesondere bei fehlenden Bindungserfahrungen mit den Eltern und mangelnden Beziehungserfahrungen virulent werden können, sind nach Meinung der befragten Experten folgende: a) Durch den Pornokonsum kann das Frauen- und Männerbild negativ geprägt werden. Mädchen nehmen Pornografie häufig als Darstellung männlicher sexueller Präferenzen wahr; dadurch kann auch ihr Männerbild negativ beeinflusst werden. Ebenso kann ein regelmäßiger Pornokonsum die Jungen bei ihrer Rollenfindung irritieren (z.B. hinsichtlich einer sexuellen Dominanzerwartung). b) Als weiteres Risiko wurde der Einfluss auf das sexuelle Verhalten genannt: Gerade in der Phase der Entwicklung sexueller Präferenzen, in der sich die Jugendlichen befinden, kann die exzessive Rezeption von Pornos zu einer neuronalen Konditionierung des Gehirns bezüglich sexueller Präferenzen führen. c) Als Teil der Umwelt der Jugendlichen kann Pornografie auch die Wertewelt der Jugend- lichen negativ beeinflussen, da im pornografischen Skript die Menschen unter anderem auf eine a-personale Sexualität reduziert und sie zu einem bloßen auswechselbaren Objekt degradiert werden. Ebenso ist für pornografische Skripte signifikant, dass das Geschlechterverhältnis durch Hegemonie, Misogynie und Dominanz gekennzeichnet ist. d) Durch eine häufige Rezeption von Pornos kann das Individuelle und Persönliche in der Sexualität und die Entwicklung eigener Fantasien auf der Strecke bleiben. Den Jugend- lichen wird gegebenenfalls keine Zeit mehr gelassen, spielerisch und neugierig ihre eigene Herangehensweise an Sexualität und Partnerschaft zu entdecken, wenn sie bereits in einem sehr frühen Alter die Drehbücher und Modelle aus der Pornografie extensiv rezipieren. Abb. 4 stellt die genannten Wirkungsrisiken in einer Übersicht dar.

Zentrale Einflussfaktoren: Wirkungspotenziale Bindungserfahrung Realitätskonzeption/ (mit Eltern) und Normalisierungseffekt Beziehungserfahrung Medien Leistungsdruck/ Perfektionsdruck Häufiger Körperbild (Intimrasur/ regelmäßiger Body-Modification) Konsum von Problematische Internetpornografie Rollenbilder Einfluss auf sexuelle Weitere Einflussfaktoren: Verhaltensweisen - Geschlecht, Alter Wertewelt (Hegemonie, - Medienkompetenz Misogynie etc.) - Soziales und kulturelles Umfeld - Dispositionen/Persönlichkeit Beeinträchtigung von - Werte- und Normensystem Individualität

27 5. Stereotype Geschlechterrollen

Im Diskurs über Pornografiekonsum nehmen die Jugendlichen Zuschreibungen von Geschlechterrollenbildern vor und begründen diese mittels eines biologistischen Modells, das Unabänderlichkeit impliziert: Sowohl die Mädchen als auch die Jungen begründen den männlichen Pornokonsum mit deren triebhaftem Verhalten, wobei die Mädchen die Triebgesteuertheit der Jungen sowie deren Pornokonsum als defizitär ansehen (die sind „notgeil“). Für die Jungen (unabhängig von der Bildungsschicht) sind hingegen die „Triebe“ bzw. „Hormone“ normal, und die treiben sie zu etwas, dem sie sich nicht entziehen können. Pornografie zu konsumieren erscheint vor diesem Hintergrund als eine legitime Weise der Triebbefriedigung von Männern. Mädchen verfügen nach der ‚Logik‘ dieses von beiden Geschlechtern herangezogenen Modells nicht über solche Triebe / Hormone. Sowohl Mädchen als auch Jungen vertreten hier also ein biologistisches Modell des geschlechts- spezifischen Verhaltens: Jungen haben Triebe und konsumieren daher Pornografie, Mädchen haben diese Triebe nicht und brauchen daher keine Pornografie.

Nach der Logik dieses biologistischen Modells der Geschlechtsunterschiede ergibt sich, dass diese Ungleichbehandlung im Grunde nicht auflösbar ist: Da Jungen „Triebe“ haben, ist ihr potenziell promiskes und tatsächlich porno-konsumierendes Verhalten letztlich ent- schuldbar und kann sogar als Zeichen für Männlichkeit, Cool-Sein und Macht gewertet werden. Mädchen dagegen haben in diesem Modell keine „Triebe“ – promiskes Verhalten von ihrer Seite kann also nicht mit körperlichen Gegebenheiten entschuldigt werden. Promiskuität ohne biologische ‚Entschuldigung‘ wird abgewertet: Mädchen, die sich so verhalten, sind eben „Schlampen“ . Systemimmanent ist damit die Ungleich-Bewertung der Geschlechter bezüglich sexueller Aktivität nicht auflösbar, solange die biologistische Grundannahme bleibt.

6. Sexting

Als relativ neues Phänomen ist in den letzten Jahren das sogenannte „Sexting“ aufgetaucht, bei dem Jugendliche sexualisierte Bilder oder Videos, die teilweise heimlich aufgenommen wurden, ins Netz stellen bzw. auf dem Handy herumzeigen. Die Befunde der „Porno im Web 2.0“-Studie deuten darauf hin, dass die Veröffentlichung selbst produzierter intimer Videos hierzulande, wenn auch bislang nur Einzelfälle bekannt sind, als problematisches Phänomen virulent ist. So berichteten sowohl die von uns befragten Mädchen als auch die Jungen von Fällen, bei denen im Internet oder auf dem Handy intime bzw. von ihnen als pornografisch eingestufte Videos oder Fotos veröffentlicht wurden, die von Jugendlichen selbst produziert wurden. Dabei handelt es sich um drei Szenarien, die sie in ihrem sozialen Umfeld beobachtet haben:

Szenario 1: Das Video oder die Fotos wurden von einem Paar bzw. von Sexualpartnern mit dem Wissen aller Beteiligten für den privaten Gebrauch erstellt. Nach dem Ende der Beziehung bzw. im Nachhinein wurden diese Medien dann von einem der Partner ohne Wissen des anderen im Internet veröffentlicht oder anderweitig in Umlauf gebracht. Szenario 2: Die Aufnahme erfolgt ohne Wissen und Einverständnis eines der Beteiligten, ebenso dann die Verbreitung. Szenario 3: Die Aufnahme erfolgt bereits mit der Absicht, intime Bilder von sich zu veröf- fentlichen in der Annahme, damit Anerkennung zu erzielen.

Die Veröffentlichung dieser Videos hat allerdings, wie die meisten männlichen Jugendlichen der Fokusgruppen beschreiben, negative Folgen für die Beteiligten. Ersichtlich ist, dass sich

28 die negativen Auswirkungen in ihrer Fallhöhe nach Geschlechtern unterscheidet: Während die Mädchen, die sich in selbstgedrehten Pornos zeigen, moralisch abgewertet und im schlimmsten Fall stigmatisiert werden, machen sich die Jungen in der gleichen Situation lediglich lächerlich. Die weiblichen Jugendlichen schätzen die Folgen für das (meist weibliche) Opfer generell als gravierend ein, so meint die 17-jährige Berufsschülerin Sandra: „Ich glaube, für die würde erstmal ´ne Welt zusammen brechen. Ich glaub‘, die würd‘ auch voll die Komplexe bekommen und so, weil, ich mein‘, jeder hat das gesehen, was eigentlich – nur er hätte sehen sollen oder bestimmte Leute, und es hat halt wirklich fast schon jeder gesehen. Ich hab‘s auch gesehen. Von daher – ich muss sagen, wenn ich das gewesen wär‘ und ich würde das mitkriegen –.“ Allerdings weisen die Mädchen dem Opfer auch eine Mitschuld zu (naiv, leichtgläubig). Auffällig ist, dass gerade die Mädchen sich der generellen Gefahren zwar durchaus bewusst sind, sich selbst jedoch als nicht gefährdet sehen. Es scheint ein besonderes Risiko v.a. davon auszugehen, dass sie ihre eigene ‚Immunität‘ gegenüber solchen Gefahren überschätzen.

7. Pädagogische Anregungen

Sexualpädagogische und medienpädagogische Maßnahmen sollten auf verschiedenen Ebenen miteinander verknüpft werden. Wichtig wäre an erster Stelle die Reflexionskompe­ tenz und Gender-Sensitivity bei Jugendlichen zu erhöhen. Dies kann in der Schule anhand populärer Massenmedien vermittelt werden. Im Einzelnen gehört dazu: • die aktive Auseinandersetzung mit den stereotypen Geschlechterrollen und hegemoni- alen Interaktionsmustern ermöglichen, • mediale Vorbilder thematisieren: z.B. das Streben nach Perfektionierung des Körpers (Stichwort „Body-Modification“), und • alternative Geschlechterrollenskripte zugänglich machen, um einer unkritischen Über­ nahme des pornografischen Skripts entgegenzuwirken. Des Weiteren sollten Jugendliche bei der Entwicklung ihrer Orientierungskompetenz unter­stützt werden. Dies könnte in der Jugendarbeit und durch SexualpädagogInnen in der Schule (ExpertInnen, die nicht gleichzeitig an der Schule unterrichten) erfolgen. Im Einzelnen geht es um folgende Inhalte: • Differenzierung von ‚Real Life‘ und Porno. • Mädchen und Jungen die Möglichkeit geben, sich individuelle Bedürfnisse und Wünsche in Bezug auf Sexualität und Beziehungen bewusst zu machen, um damit auch Grenzen für sich formulieren und einfordern zu können, • Auseinandersetzung mit Wertvorstellungen und Normen: Frage nach ihrer Haltung zur Pornografie in den Mittelpunkt stellen und Themen wie Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Pornoindustrie und Macht aufgreifen sowie • Jugendliche über die strafrechtliche Relevanz pornografischer Inhalte aufklären.

Was benötigen wir?

Wir brauchen eine wissenschaftliche Expertise zur Relevanz der Pornografiethematik und zu den Handlungsmöglichkeiten in der Jugendarbeit. Ebenso müssten Materialien und Fort- ­bil­dungsangebote für PädagogInnen in der Jugendarbeit zum Thema Internetpornografie erstellt werden. Auch bedarf es medienethischer Lehrangebote zum Thema „Gendersensi­ tivity“ und „stereotype Geschlechterrollenbilder“ , da es hier primär um Wertefragen und Gender-Gerechtigkeit geht. Schließlich müssten mehr Handlungsräume in der Schule (für externe Medien- und SexualpädagogInnen) geschaffen werden und diese bei der Bewältigung einer solchen komplexen Anforderung unterstützt werden.

29 Kontakt: [email protected]

Literatur: • BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) (2011): Jugend 2.0. Eine repräsentative Untersuchung zum Internet­ verhalten von 10- bis 18-Jährigen. Berlin. • Bravo-Dr.-Sommer-Studie (2009): Studie 2009. Liebe! Körper! Sexualität! Im Auftrag der Heinrich Bauer Smaragd KG. München. • Drey, Nicolas; Pastötter, Jakob; Pryce, Anthony (2008): Sex-Studie 2008 – Sexualver­ halten in Deutschland. DGSS und City University London in Zusammenarbeit mit ProSieben. Düsseldorf-London i.E. • Grimm, Petra; Rhein, Stefanie (2007): Slapping, Bullying, Snuffing! Zur Problematik von gewalthaltigen und pornografischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen. Schriftenreihe der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH). Bd.1. Berlin: Vistas. • Grimm, Petra; Rhein, Stefanie; Müller, Michael (2010): Porno im Web 2.0. Die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen. Im Auftrag der BLM und NLM. Schriftenreihe der NLM. Bd. 25. Berlin: Vistas Verlag. • Hilkens, Myrthe (2010): McSex. Die Pornofizierung unserer Gesellschaft. Aus dem Niederländischen. Berlin: Orlanda Frauenverlag. • Luca, Renate (2008): Medien – Sexualität – Geschlecht. Medienpädagogische Projekt­ arbeit mit Jugendlichen, Fremd- und Selbstbilder weiblicher Sexualität. In: Ittl, Angela; Stecher, Ludwig; Merkens, Hans; Zinnecker, Jürgen (Hrsg.): Jahrbuch Jugendforschung. 7. Ausgabe 2007. Wiesbaden: VS Verlag, S. 33-48. • Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (MPFS) (Hrsg.) (2004): JIM 2004. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. • Medienpädagogischer Forschungsverbund (MPFS) (Hrsg.) (2012): FIM 2011. Familie, Interaktion & Medien. Untersuchung zur Kommunikation und Mediennutzung in Familien. • Schmidt, Gunter; Matthiesen, Silja (2012): Pornografiekonsum von Jugendlichen – Fakten und Fiktionen. In: Schuegraf, Martina; Tilmann, Angela (2012): Pornografisierung von Gesellschaft (Hrsg.): Perspektiven aus Theorie, Empirie und Praxis. Konstanz/ München: UVK Verlagsgesellschaft, S. 245-257. • Schuegraf, Martina; Tilmann, Angela (2012): Pornografisierung von Gesellschaft (Hrsg.): Perspektiven aus Theorie, Empirie und Praxis. Konstanz/ München: UVK Verlagsgesellschaft. • Wallmyr, Gudrun; Welin, Catharina (2006): Young People, , and Sexuality: Sources and Attitudes. In: The Journal of School Nursing. No. 22, S. 290-295. • Weber, Mathias (2009): Die Nutzung von Pornografie unter deutschen Jugendlichen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.): Forum Sexualauf­ klärung und Familienplanung. Medien. Heft 1/2009, S. 15-18. • Winkler, Willi: Alexander Kluge über Revolution. In: Süddeutsche Zeitung v. 29./30.08.2009, S. V2/8.

30 Waltraud Strzeletz

Zur Person: Waltraud Strzeletz ist Dipl. Sozialpädagogin (FH) und arbeitet seit 22 Jahren in der offenen Kinder-und Jugendarbeit im Giesinger Mädchentreff in München. Sie hat die Kampagne „Aktiv gegen Männergewalt“ mit initiiert und ist seitdem beim Runden Tisch gegen Männergewalt­ sehr engagiert. Im Giesinger Mädchentreff ist das Team hautnah mit dem Thema „Pornofizierung“ konfrontiert, da es die Lebenswelt der Mädchen stark beeinflusst.

Die Beeinflussung der Arbeit mit Mädchen durch die Allgegenwart von Pornografie und Sexualisierung des weiblichen Körpers

Die Öffentlichkeit wird überflutet von pornographischen und sexistisch aufgeladenen Bildern in Medien, Mode, Kultur und öffentlicher Werbung. Das Mädchenspezifische ist, dass das weibliche Geschlecht in der Rolle des Objekts in der Pornographie dargestellt wird. Das setzt sich fort in sexistischer Werbung, Medien aber auch in der Kultur. Sie halten als Ganzes oder mit einzelnen Körperteilen für Werbung von Produkten oder Veranstaltungen aller Art her. Im öffentlichen Bild sind die Frauen/Mädchen auf ihre Äußerlichkeiten, ihre äußere Schönheit­ und sexuelle Attraktivität reduziert. Dadurch besteht ein massiver gesellschaft­ licher Druck für die Mädchen, diesem Maßstab gerecht zu werden. Jede muss für sich ­diesen Druck aushalten, verarbeiten und wird auch gleich noch im sozialen Umfeld, das gleichermaßen aufwächst, mit entsprechenden Erwartungen konfrontiert. Ihre Selbstbe­ stim­mung über den eigenen Körper findet weitgehend in diesem Rahmen statt. Es wird von den Mädchen ausdrücklich erwartet, dass sie für ihr Äußeres bewundert wer- den wollen. Das verpflichtet sie, ihren Weg zu einer eigenen Identität, zu Selbstbewusst­ sein und Selbstverwirklichung über die Vervollkommnung des Körpers zu suchen. Ihre Selbstbestimmung ist heute weitgehend reduziert auf die Gestaltung des Aussehens. Die Mädchen sind fit im Schminken, Frisuren, Mode und Stilrichtungen. Aber auch ihr Körper selber ist nie vollkommen. Mit Kleidung werden Körperteile versteckt oder hervorgehoben. Ihnen wird suggeriert, dass sie durch konsequente Arbeit am Körper und gegen sich selbst die Defizite überwinden können. Diese Selbstoptimierung wird zum Auftrag, die Methoden reichen von Diäten und Sport bis zum Abnehmen. Auch chirurgische Korrekturen sind heute schon im Rahmen des Möglichen.

Als Folge des öffentlichen Mädchen- und Frauenbildes reduziert sich auch die Selbstdarstel­ lung der Mädchen auf die Darstellung ihrer Schönheit. Dazu kommt der gesellschaftliche Druck, aufgrund der allgegenwärtigen sexualisierten Bilder von jungen Frauen sich schon immer früher als sexy dazustellen. Frauen / Mädchen müssen schön sein, schön sein wird mit sexuell anregend gleichgesetzt. In der öffentlichen Darstellung überwiegt dieses Frauen- / Mädchenbild, alles andere zählt nicht. In sozialen Netzwerken probieren die Mädchen sich aus, indem sie sich bemühen, den öffentlichen Vorbildern gerecht zu werden. Sie erfahren, womit sie Zuspruch und Anerkennung erhalten. In erotischen oder angedeuteten pornografischen Darstellungen wirken sie oft unbewusst und ungewollt wie professionelle Sexangebote. In ästhetisierter Form stellen sie sich selbst als Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt dar. Sie haben das Gefühl, sie haben das unter Kontrolle, aber sie haben keinen Grund, davon auszugehen.

Der Giesinger Mädchen-Treff wurde vor über 20 Jahren gegründet mit der Aufgabe, die Mädchen zu unterstützen, um ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe am Berufsleben, in der

31 Familie und der Gesellschaft zu ermöglichen. Es ging darum, persönliche und gesellschaft- liche Hemmnisse, tradierte Rollenzuweisungen abzubauen, um sich einer Gleichstellung anzunähern. Diese Voraussetzungen haben sich zum Teil eher verschlechtert als verbessert.

• Die Mädchen werden zum einen massiv unter Druck gesetzt, eine Objekt-Rolle, ­reduziert auf ihr Äußeres, einzunehmen. • Zum andern wird der Übergang von „Schön sein ist gleich sexuell attraktiv“ sehr früh gemacht.

Damit wird eine Entwicklung sonstiger Fähigkeiten und Interessen behindert und auch ver- hindert. Eine kindgerechte Entwicklung wird blockiert oder findet nur einseitig statt. Eine altersgerechte Entwicklung einer sexuellen Identität und sozialer Beziehungen wird gestört. Soweit es uns möglich ist, versuchen wir das Thema im Alltag aufzugreifen und anzusprechen. Sexualisierte Schimpfwörter – schon von kleinen Mädchen – sexualisierte Eigendarstellung oder sexualisierte Gewalterfahrungen im Netz oder im sozialen Umfeld gehören zum Alltag unserer Besucherinnen im Mädchen-Treff. Das nutzen wir als Chance, mit den Mädchen darüber zu sprechen. Wir legen Wert darauf, dass die Mädchen Bescheid wissen, was die Wörter oder Darstellungen, die sie benutzen, bedeuten. Wie sie auf andere und auf uns wirken. Wir unterstützen die Mädchen darin, herauszufinden, was sie selber möchten und nicht nur der einen oder anderen Seite zu genügen. Sie sollen erkennen, dass sie ein Recht auf Selbstbestimmung haben. Wir als Pädagoginnen haben die Aufgabe, ihnen dabei Orientierung zu geben und Grenzen aufzuzeigen. Dabei beziehen wir eindeutig Stellung, ohne die Mädchen abzuwerten. Neben der Berufs- und Lebensplanung ist die Konzeption des Mädchen-Treffs mittlerweile erweitert um die Bereiche Sexualpädagogik, Gewaltprä­ vention, Medienpädagogik und Gesundheitsfürsorge.

Von den Mädchen zu erwarten, kritisch mit den Darstellungen umzugehen – „findest du das nicht blöd, erniedrigend oder Frauen verachtend?“ – ist eine Überforderung und auch eine eher verwirrende Anforderung. Die Flut von sexistischer Werbung und Darstellungen als Werbung, in Internet und Privatmedien, aber auch in Kultur, stellen für die Aufwachsen­ den ja gerade die Orientierung dar, was sie an Rollenbildern in welcher Art zu erfüllen haben. Diese Vorbilder wirken massiv, vor aller Augen, ohne dass die Gesellschaft in irgendeiner­ Weise auch nur ansatzweise versucht, den Mädchen eine Orientierung oder einen Bewer­ tungsmaßstab dafür an die Hand zu geben. Die Mädchen brauchen eine Orientierung und vielleicht auch gesellschaftliche Grenzen, die sie schützen, um es ihnen zu ermöglichen, sich vielseitig zu entwickeln. Wir sollten die Chancen nutzen, in unseren Einflussbereichen auch die Wirkung von pornografischen und sexistischen Bildern auf die Heranwachsenden im Auge zu haben. Für sie wäre es wichtig, dass Erwachsene öffentlich Gesicht zeigen, ihren Einfluss geltend machen, um öffentlichen Darstellungen eine andere Wendung zu geben und nicht mit dem Mainstream mitzuschwimmen.

Wünschenswert wäre darüber hinaus: • Geschlechtsspezifische Fachkräftequalifizierung zu dem Thema • Anforderungen an bestehende Einrichtungen, geschlechtsspezifisch zu dem Thema zu arbeiten • Veröffentlichungen von Werbung und Informationen der kommunalen Referate ohne sexistische Darstellungen

32 Sebastian Kempf

Zur Person: Sebastian Kempf arbeitet seit 19 Jahren im Sexualpädagogischen Team der pro familia­­ München. Dieses Team arbeitet mit Jugendlichen und Kindern in Schulklassen und Jugend­gruppen, fast immer gibt es auch eine vorübergehende Trennung in Mädchen- und Jungengruppen. Zu unseren Aufgaben gehört Elternarbeit, Online-Beratung und immer mehr Fortbildungsarbeit. Außerdem führen wir seit einigen Jahren vom Gericht angeordnete Beratungsgespräche für sexuell auffällig gewordene Jungen und junge Männer durch. Die Themen Pornografie sowie sexualisierte Bilder und sexualisierte Sprache spielen immer eine Rolle in der Arbeit des Teams. Unsere Jugendgruppenarbeit ist pädagogisch, nicht beraterisch oder gar therapeutisch.

Pornofizierung und männliche Jugendliche aus sexualpädagogischer Sicht

Pornofizierung und Pornografie

Wer von Pornofizierung spricht, muss zumindest kurz auf den zugrundeliegenden Begriff von Pornografie eingehen. Pornografie wird im Folgenden verstanden als „..explizite Darstellungen menschlichen sexuellen Verhaltens jeglicher Art, das von jeder denkbaren Zusammensetzung handelnder Akteure ausgeführt wird und bei dem die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität betont werden.“ (Altstötter-Gleich, 2006). Vieles in der im Internet einfach zugänglichen sogenannten Mainstream-Pornografie ist tat- sächlich frauenverachtend und transportiert krasse Rollenklischees. Aber der Vollständigkeit halber: Nicht jede explizite Darstellung von Sex ist an und für sich frauenfeindlich, und es gibt auch feministische, „queere“ Pornografie und nicht zuletzt lesbische und schwule Pornografie. Und auf diese Varianten lässt sich der Vorwurf der Frauenverachtung sicher nicht ohne weiteres übertragen. Aber Porno-Konsum und sexualisierte Darstellungen sind nicht etwas, was sich nur in der Welt von Jugendlichen abspielt. Wer hier nur auf die Jugendlichen schaut und nicht bedenkt, dass Erwachsene Pornos produzieren und konsumieren sowie sexistische Werbung gestal- ten, lenkt in gewisser Weise ab. Denn Pornofizierung ist in erster Linie von Erwachsenen gemacht.

Sexualisierte Sprache bei Jugendlichen

Wenn man Jugendliche fragt, was ihnen zum Thema Sexualität einfällt, kommen viele Begriffe aus der Porno-Welt und aus der Welt eher ausgefallener Sexualpraktiken. Aber nicht nur die Jungen kennen und benutzen solche Begriffe – in punkto Derbheit haben da die Mädchen durchaus aufgeholt. Und daher ist einer der häufigsten Anlässe, wegen derer uns LehrerInnen einladen, die sexualisierte Sprache der Jugendlichen.

Sexualisierte Wörter und Songtexte üben auf viele Jungen einen besonderen Reiz aus. Zum einen kommt damit zum Ausdruck, dass man als Heranwachsender natürlich auch ein größer werdendes Interesse an Sexualität hat. Zum anderen kann man mit Zitaten aus Porno-Rap Erwachsene und insbesondere PädagogInnen besonders gut provozieren. Da geht es dann nicht mehr primär um den Inhalt, sondern um das Provokationspotential.

33 Und deswegen ist eine unaufgeregte, gelassene Reaktion, die aber trotzdem deutlich Stellung bezieht, so wichtig.

Pornografie-geprägte Sprache und Bilder vor allem in der Erwachsenenwelt

Porno-Sprache und porno-geprägte Bilder gibt es vor allem im erwachsenen Mainstream – in Musikvideos, in der Werbung, in der Fotografie, in Literatur, Theater und Kunst oder im Kino. Hier wird oft zitiert, teilweise auch über Ironie und Anspielungen. Gerade für Jüngere ist nicht immer klar, wie ernst etwas gemeint ist und welche Grenzen hier eventuell verletzt werden. Hier gibt es einen Unterschied zwischen Gewalt verherrlichenden, sexistischen Inhalten einerseits und sexualfreundlichen Darstellungen andererseits, die Sexualität deutlich und freizügig aufgreifen, die aber Körperbilder und Geschlechterrollen neu betrachten und hin- terfragen. (Beide Arten der Darstellung sind natürlich politisch. Die eine, weil sie patriarcha­ lische Moral und tradierte Geschlechterrollen aufrechterhalten will. Die andere, weil sie neue Konzepte von Körper und Geschlecht – Stichwort diversity – propagieren will. Nicht jede Popkultur, die Sexualität thematisiert, ist per se pornofiziert.)

Verrohen Jugendliche durch sexualisierte Darstellungen?

Es gibt viele Befürchtungen, dass Jugendliche durch Pornos, sexualisierte Bilder und Song-­ texte verrohen würden. Extrem pessimistisch in dieser Hinsicht zeigte sich das Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie“ , das die sexuelle und Beziehungs-Zukunft von Jugend­ lichen in den krassesten Farben an die Wand malte. Das Buch verursachte so viel Aufsehen, dass das Stadtjugendamt München dazu sogar 2009 einen Fachtag veranstaltete. Auf die- sem waren sich dann aber fast alle Fachleute einig, dass das Buch als unseriös einzustufen sei und auf unzulässige Weise Einzelbeobachtungen pauschal auf alle Jugendlichen über- trägt. Denn: Entgegen anderer Befürchtungen fangen Jugendliche nicht immer früher mit dem Sex an – das Alter fürs erste Mal ist sogar wieder nach oben gegangen, wie die Studie „Jugendsexualität“ der BzgA (2010) belegt. Die Rate von Teenagerschwangerschaften liegt, international gesehen, in Deutschland sehr niedrig. Das Verhütungsverhalten von Jugend­ lichen hat sich über die letzten Jahrzehnte immer weiter gebessert und ist auf einem Stand, von dem ich nicht sicher bin, dass alle Erwachsenen so gut und konsequent ver- hüten. Und Treue, so zeigen unter anderem die letzten Shell-Studien, ist nach wie vor bei Jungen und Mädchen ein sehr hoch gehaltener Wert. Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse einer neuen Interview­ studie mit Jugendlichen (Matthiesen / Schmidt et al., 2011). Hier zeigt sich u.a., dass Jungen mit dem Pornografie-Angebot im Internet sehr wählerisch umgehen und dass ihre persönlichen sexuellen Vorlieben bestimmen, welche Pornografie sie konsumieren, nicht ­umgekehrt. Auch wird deutlich, dass die allermeisten befragten jungen Männer durchaus eine kritische Sicht auf die in der Mainstream-Pornografie transportierten Männer- und Frauenbilder haben.

Druck auf Jungen...

Trotzdem gibt es den Druck für Jungen, bei Gesprächen untereinander über Pornos „mit- reden“ zu können, und auch manchmal einen gewissen Gruppenzwang, möglichst krasse Bilder anschauen und aushalten zu können. Auch auf anderer Ebene ist der Druck, schön, „sexy“ und sexuell potent zu sein, sehr groß. Die Auswirkungen auf Mädchen wurden schon ausführlich dargestellt. Aber auch Jungen sind vielen Einflüssen ausgesetzt. Ein gutes Beispiel ist das männliche Personal des neuen, viel besuchten Kleidungsgeschäfts

34 „Abercrombie & Fitch“ in der Sendlinger Straße: Auch bei kalten Temperaturen müssen die Storemodels unter der offenen Jacke ihren nackten Oberkörper und ihre perfekten Sixpacks präsentieren – und werden von vielen angegafft, bewundert und beneidet. Aber die aller- wenigsten Jungen und jungen Männer schaffen es, so perfekt auszusehen – gleichzeitig eifern viele diesem sehr hohen Ideal nach. Schon in der vierten Klasse, wenn es um die anstehenden körperlichen Veränderungen in der Pubertät geht, sind sich die Jungen einig: Ein Sixpack muss einfach sein. Und wenn es um Körperhaare geht: Das Thema Intimrasur ist längst auch schon ein Thema für Jungen, und auch Brusthaare sind für viele kein positi- ves Männlichkeitssymbol mehr.

Welche Jungen sind besonders betroffen?

Diejenigen, die glauben, dass die Darsteller in Gerichtsshows im Fernsehen alles echte Richter, Angeklagte und Zeugen sind, sind auch diejenigen Jungen, die eher glauben, dass Sex in Pornos der ist, der auch im wirklichen Leben alltäglich stattfindet, und die denken, dass junge Frauen auf besonders machohafte Anmachsprüche auch besonders abfahren. Oft denken auch diese Jungen, dass sie besonders leistungsstark, ausdauernd und verren- kungsfähig bzw. artistisch sein müssten, damit sie als gute Liebhaber gelten. Das heißt, woran fehlt es diesen Jugendlichen? U.a. an Medienkompetenz und am Wissen über Körper und Sexualität. Manchmal wird vermutet, dass Jungen mit Migrationshintergrund hier besondere Defizite hätten. Aber, und da bin ich z.B. auch mit einem türkischen Kollegen einig, der primär mit Migrationsjugendlichen arbeitet: Diese Wissens- und Kompetenzdefizite sind nicht abhängig vom ethnischen oder kulturellen Hintergrund, sondern vom Bildungshintergrund und vom jeweiligen, wiederum sozial geprägten, Familienklima. Ein in dieser Hinsicht schwieriges Familienklima zeichnet sich z.B. dadurch aus, dass Sexualität völlig tabuisiert wird, dass Rollenzuschreibungen sehr rigide und streng sind und dass medial vermittelte Botschaften nie kritisch hinterfragt werden. Hier sind aber aus- drücklich nicht nur sogenannte „bildungsferne“ Familien gemeint. Oft sind es auch Familien, in denen die Eltern aufgrund der Notwendigkeit, dass beide arbeiten müssen, wenig Zeit für ihre Kinder und für Erziehung haben; oft auch Familien mit einem sehr streng religiösen Hintergrund – dieser muss nicht muslimisch, sondern kann genauso gut auch christlich geprägt sein.

Was ist zu tun?

1. Mit Jungen und Mädchen auf professionelle Art Sexualität thematisieren, 2. Sexualitätsbezogene Medienkompetenz stärken, 3. Pädagogisches Fachpersonal aus- und weiterbilden. ad 1: Sexualität thematisieren, und zwar: • ohne erhobenen Zeigefinger • zunächst Sexualität allgemein und auf umfassende Weise aufgreifen, bevor man über mögliche negative Folgen spricht • vermitteln, dass Sexualität sehr viel mit Lust, Glück und positiver Lebensenergie zu tun hat • mit pädagogischen Ansätzen, die Jugendliche ansprechen und gleichzeitig Diskussionen anregen • Neugier und Interesse der Jungen an sexuellen Themen und „Sexbildern“ aufgreifen, ohne es aber zu verteufeln • trotzdem Stellung beziehen zu sexistischen und gewaltverherrlichenden Bildern und Aussagen.

35 ad 2: Sexualitätsbezogene Medienkompetenz stärken: • medienpädagogische Elemente in die Sexualpädagogik integrieren • Kommunikationskanäle von heutigen Jugendlichen einbeziehen • Kommunikation über soziale Netzwerke (Bilder in Profilen!) ansprechen • Hintergründe von Pornografie und sexualisierten Bildern aller Art aufgreifen • klären, welcher Sprachgebrauch in welcher Situation passend und angemessen ist, und wann es abwertend und beleidigend wird. ad 3. Aus- und Fortbildung a) Pädagogische Fachkräfte zum Thema Sexualpädagogik weiterbilden – wobei z.B. wir mit unserem Team bezüglich Fortbildungs-Anfragen schon an der Kapazitätsgrenze sind, und b) das Thema Sexualität in die Ausbildung von LehrerInnen, SozialpädagogInnen und ErzieherInnen von Anfang an integrieren - es findet zur Zeit dort nämlich fast gar nicht statt.

Literaturhinweise: • Altstötter-Gleich, Christine: Pornografie und neue Medien. Eine Studie zum Umgang Jugendlicher mit sexuellen Inhalten im Internet, Mainz 2006. • BzgA (Hrsg.): Jugendsexualität. Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14- bis 17-Jährigen und ihren Eltern, Köln 2010. • Matthiesen, Silja/ Martyniuk, Urszula/ Dekker, Arne: „What do girls do with porn?“ Ergebnisse einer Interviewstudie, Teil 1. In: Zeitschrift für Sexualforschung 24/ 2011, S. 326-352. • Matthiesen, Silja/ Schmidt, Gunter: „What do boys do with porn?“ Ergebnisse einer Interviewstudie, Teil 2. In: Zeitschrift für Sexualforschung 24/ 2011, S. 353-378.

36 Sybille Baumann und Rebecca Fertl

Zu den Personen Person: Sybille Baumann ist Dipl. Sozialpädagogin (FH) und arbeitet seit 11 Jahren im Kinder- und Jugendtreff Jump In – Kristallstraße 8 a – 80995 München, Träger ist der Caritasverband, mit dem besonderen Augenmerk auf die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen. Zusätzlich zu ihrer Ausbildung hat sie einen musik- und theaterpädagogischen Hintergrund, den sie immer wieder gerne in der Projektarbeit nutzt. Nach dem Besuch des Fachtags „Uns geht´s ums Ganze“ war auch sie sehr schockiert über den Ist-Zustand, die Bestands­ aufnahme des gesellschaftlichen Mädchen- und Frauenbildes. Da sie schon lange der medi- alen Ausbeutung von Frauenkörpern und dem eingeschränkten Schönheitsbild von Frauen etwas entgegen setzen möchte, war für sie die Beteiligung an der Kampagnengruppe eine geeignete und lohnenswerte Gelegenheit dazu.

Rebecca Fertl ist Dipl. Pädagogin (Univ.) und Mediatorin. Seit 2010 lebt sie in München und ist in der Mädchenarbeit tätig (2010-2012 IB Mädchenschutzstelle, seit 03/2012 amanda – Projekt für Mädchen und junge Frauen). Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit umfasst Beratung, Fortbildungen und Schulprojekte im Bereich Gewaltprävention, Sexualpädagogik und Berufsorientierung für Mädchen und junge Frauen sowie Vernetzungsarbeit und fachpolitische­ Arbeit. Seit 2011 ist sie im Münchner Fachforum für Mädchenarbeit aktiv und seit Beginn der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ an dieser beteiligt.

Die Kampagne des Münchner Fachforum für Mädchenarbeit „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“

Gliederung des Vortrags

1) Das Fachforum für Mädchenarbeit 2) Entstehung der Kampagne 3) Ziele und Forderungen der Kampagne 4) Was bisher geschah 5) Anregungen aus anderen Städten 6) Aktueller Stand und Ausblick

1) Das Fachforum für Mädchenarbeit ist ein seit 1989 in München bestehendes Forum, in dem Fachfrauen aus der Mädchen­ arbeit vernetzt sind und sich in regelmäßigen Abständen austauschen. Das Fachforum setzt sich in München fachlich und politisch für geschlechtsreflektierende Arbeit mit Mädchen ein. Es positioniert sich zu fachpolitisch relevanten gesellschaftlichen Themen, bearbeitet diese in seinen Arbeitskreisen und trägt sie damit an Einrichtungen und Fachfrauen sowie an Politik und Verwaltung der Landeshauptstadt München weiter.

37 2) Entstehung der Kampagne:

Nachdem Myrthe Hilkens, Autorin des Buchs „McSex. Die Pornofizierung unserer Gesell­ schaft“ im April 2010 einen Vortrag beim Runden Tisch gegen Männergewalt hielt, grün- dete sich der AK PorNo im KOFRA (Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation). Angeregt davon lud das Münchner Fachforum für Mädchenarbeit Myrthe Hilkens und Anita Heiliger zu Vorträgen zu Pornofizierung zum Mädchenkongress „Uns geht´s ums Ganze – Mädchen auf Identitätssuche“ im Februar 2011 in München ein. Im Anschluss wurden von Fachfrauen der Mädchenarbeit Forderungen entwickelt, die in einer Arbeitsgruppe konkretisiert und ausformuliert im Münchner Fachforum für Mädchenarbeit vorgestellt wurden. Als zentrales Ziel wurde hier vereinbart, die Bearbeitung von Pornofizierung auf politischer Ebene voranzutreiben. Im Juli 2011 entschied sich das Fachforum für Mädchenarbeit deshalb, eine Kampagne zum Thema Pornofizierung zu entwickeln. Es bildete sich eine Aktions-Steuerungs-Gruppe (ASG) zur Konzeption und Bündelung von Aktionen. Die darin vertretenen Fachfrauen machen diese zusätzliche Arbeit teils ehrenamtlich, teils im Rahmen ihrer sozialpädagogischen Tätigkeit in der Mädchen­ arbeit. Ab Herbst 2011 wurden die im Fachforum vertretenen Projekte dazu angehalten, sich mit Angeboten und Aktionen in ihren Einrichtungen an der Kampagne zu beteiligen. Der öffentliche Startschuss für die Kampagne fand schließlich – mit Christine Stobl als Schirmpatin – auf der Abschlussveranstaltung der Münchner Aktionswochen gegen Gewalt an Frauen im November 2011 statt. Dabei wurde u.a. ein kurzer Film mit Interviews von Frauen zur Kampagne zu den Themen Selbstbestimmung, Schönheit und der medialen Darstellungen von Mädchen und Frauen gedreht. Der Film ist auf der Homepage www.uns-gehts-ums-ganze.de zu finden.

3) Ziele und Forderungen der Kampagne

„Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ will Pornografi­ sierung, Pornofizierung und Schönheitswahn etwas Positives entgegensetzen. Deshalb haben wir Selbstbestimmung in unseren Leitsatz geschrieben und wollen damit Frauen und Mädchen ermutigen und ermächtigen, ihre Stimme zu erheben. Fachfrauen aus verschiedenen Arbeitszusammenhängen und mit unterschiedlichsten Erfah- ­rungen sind sich darin einig, dass eine ermächtigende, stärkende und ressourcenorientierte Arbeit mit Mädchen die Voraussetzung dafür ist, dass Mädchen und junge Frauen Gegenkon­- zepten zu den einseitigen, medialen (Vor-) Bildern von Mädchen und Frauen entwickeln und leben können. Allgegenwärtige sexistische Frauenbilder in der Werbung, in Musik und Fernsehen spielen mit Pornofizierung. Damit wird ein Frauenbild gepflegt und verstärkt, das Erfolg und Wert eines Mädchens, bzw. einer Frau eng mit ihrer „Sexiness“ bzw. ihrem Aussehen verknüpft. Selbstbestimmte und selbstbewusste Mädchen- und Frauenbildern, die sich nicht dem ­gängigen Schönheits- und Sexiness-Diktat unterwerfen, sind unterrepräsentiert – hier fordern wir mehr Vielfalt und alternative Vorbilder!

Selbstbestimmung als Ziel der Kampagne umfasst deshalb Folgendes: • Mädchen und junge Frauen sollen echte Wahlmöglichkeiten haben in Bezug auf ihre Vorstellungen vom Frausein, von Beruf, Familienplanung, Selbständigkeit, politischer und persönlicher Lebensgestaltung und Identität. • Vielfalt von Mädchen und Frauenbildern sichtbar machen und wertschätzen. • Die Einschränkung der Vermarktung des weiblichen Körpers. • Mehr Raum zur Entfaltung selbstbestimmter Sexualität jenseits von pornografisierten Normvorstellungen.

38 Konkrete Forderungen an die Landeshauptstadt München, die Referate und den Stadtrat:

• Die Landeshauptstadt München soll ihre Möglichkeiten, gegen sexistische Werbung vorzugehen, voll ausschöpfen: Die Erstellung einer Expertise oder eines rechtlichen Gutachtens dazu, wie weit diese Möglichkeiten auf kommunaler Ebene reichen, wäre wünschenswert. Zum Vergleich hat z.B. die Stadt Wien ein Gremium eingerichtet, die „Werbewatchgroup“, welche die Bereitstellung von Werbeflächen nach bestimmten Gesichtspunkten prüft. Auch die Vergabe von öffentlichen Werbeflächen für vielfältige weibliche Positivbilder bereitzustellen ist ein weiterer Aspekt hiervon. Ebenfalls sind die Bewerbung städtisch geförderter Veranstaltungen und Maßnahmen diesbezüglich zu begutachten.

• Die Stärkung von Kindern und Jugendlichen gegen die Auswirkungen von Porno­fizierung: Für besonders wichtig wird hier die konzeptionelle Arbeit im Referat für Bildung und Sport betrachtet, welches über die Schulung von Lehrer_innen, Pädagog_innen und weiteren Multiplikator_innen das Thema in Kindertagesstätten und Schulen verankern könnte. Gesundes Körperbewusstsein, Hinterfragung von klischee- haften Rollenbildern, kritische Medienbetrachtung, Pornographie und Sexismus wären in altersgerechten Angeboten zu thematisieren. Die Realisierung z.B. in Form von Projekttagen, in Kunstprojekten oder auch mittels gesundheitspolitischer Projekte des Referats für Gesundheit und Umwelt voranzubringen, wird für sinnvoll gehalten.

• Finanzielle Unterstützung für Projekte, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne: Insbesondere werden hierbei für die Umsetzung der geplanten Postkartenserie Mittel benötigt. Zur Erarbeitung eines weiteren Auftritts wären die Zusammenarbeit mit einer professionellen Werbeagentur und die Bereitstellung von Werbeflächen, wie z.B. den Müllwägen der Stadt, Großplakatflächen oder den Infoscreens, von Nöten.

• Die Einrichtung einer befristeten Koordinationsstelle zu Pornografisierung / Porno­ fizierung: Ideal wäre die Einrichtung einer befristeten Koordinationsstelle auf städti­scher Ebene zu den Themen Pornografisierung / Pornofizierung, die die zeit- lich begrenzte Kampagne ablöst, deren wertvolle Arbeitsergebnisse weiter sichert, sowie Koopera­tionsbündnisse pflegt und Zielsetzungen fortsetzt. Die Fachfrauen der Steuerungsgruppe arbeiten seit 1,5 Jahren ehrenamtlich oder teilweise über ihren Kapazitäten. Ebenso denkbar wäre die Bereitstellung eines Budgets für diese Zusatzaufgaben und deren Angliederung an eine bereits bestehende Stelle.

4) Was in der Kampagne bisher geschah:

• Von Dezember bis Februar 2012 wurde ein umfangreicher Diskussionsleitfaden zur Kampagne erarbeitet, im Fachforum diskutiert und im Juli 2012 an Einrichtungen der Münchner Kinder- und Jugendhilfe verschickt. Er kann als Diskussionsgrundlage für Pornofizierung verwendet werden. • Im März 2012 fand der erste Methodenerarbeitungsworkshop zum Thema Pornofi­ zierung und Schönheitswahn von und für Fachfrauen statt. Hierbei wurden Methoden zu den Themen der Kampagne zusammen getragen, vorgestellt und dokumentiert. Die Dokumentation ist in Form von Arbeitsblättern unter der Rubrik Methodenkoffer auf der Homepage der Kampagne www.uns-gehts-ums-ganze.de zu finden. • Im April und Mai 2012 gab es auf den Projektwochen „echt schön!“ von Kultur & Spielraum e.V. in der Pasinger Fabrik und dem in diesem Rahmen stattfindenden Fachtag zwei Workshops zu Schönheit und Pornofizierung.

39 • Die Website www.uns-gehts-ums-ganze.de ist ebenfalls im Mai 2012 ins Netz gegan- gen. Sie wurde mit Inhalten gefüllt und wird laufend ergänzt. • Im Juni und September 2012 präsentierte sich die Kampagne auf dem Streetlife- Festival. Es wurden Interviews zu Schönheit, Selbstbestimmung und medialer Präsentation von Mädchen und Frauen geführt. Es gab auf dem Fest viel positives Feedback zur Kampagne, sowohl von jungen als auch von älteren Frauen und auch Männern. Im Fachforumsplenum und auf dem Streetlife-Festival im September wurde mit einer Fotoaktion noch mehr Mädchen und Frauen die Möglichkeit gegeben, sich kreativ mit den Themen zu befassen und ihre Meinung auszudrücken. Einige der Bilder finden sich auf der Homepage und Facebook-Seite der Kampagne. Im Oktober 2012 wurden im Stadtjugendamt anlässlich des 1. Internationalen Mädchentags Bilder der Fotoaktion ausgestellt. • Ebenfalls im Oktober 2012 kam die Leiterin des Berliner Mädchensport-Zentrums Frau Lutze Fernendez und hielt im KOFRA einen Vortrag zu „Pornografisierung des Alltags und Gegensteuerung in der Mädchenarbeit“ . Das Frauenbild in Songtexten und Videoclips wird von den Mädchen im Projekt „Respect Girls“ kritisch analysiert, ins Deutsche übersetzt und in eigenen Choreografien getanzt. Die Mädchenbeauftragte des Kreisjugendrings München-Stadt lud die Mädchen des Projektes „Respekt Girls“ nach München ein, um hier mit dem Münchner Projekt des Jugendtreffs am Bieder­ stein „Girlz4Girlz“ (KJR) zusammen zu treffen. Die Begeisterung war so groß, dass für nächstes Jahr eine Wiederholung in größerem Rahmen angedacht ist.

40 5) Anregungen aus anderen Städten

• In Leipzig wurde 2012 ein Beschluss gegen sexistische Werbung gefasst. Dies wird als Anregung an die Stadt München zum Austausch weiter gegeben. • In Graz, Salzburg und Wien haben sich „watchgroups gegen sexistische Werbung“ aus Stadträtinnen und Genderfachfrauen gegründet. • Das oben beschriebene Projekt Mädchensportzentrum Berlin kann als Inspiration für die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen gelten, die zeigt, wie kritisch und kreativ zu Pornofizierung gearbeitet wird.

6) Aktueller Stand und Ausblick

Projekte, die im Rahmen der Kampagne vorangebracht wurden, sind bereits für 2013 in Planung:

• Am 12. April 2013 wird es einen Fachtag zum Thema „Pornofizierung – Liebe – Sexualität, Herausforderung für Schule, Kinder- und Jugendhilfe“ geben, der in Zusammenarbeit des Fachforums für Mädchenarbeit und dem Jungennetz (Kooperation Mädchenarbeit Jungenarbeit) durchgeführt wird. Er wird durch das Sozialreferat und das Referat für Bildung und Sport gefördert. • Im Caritas Kinder- und Jugendtreff Jump In ist ein Theaterprojekt zum Thema „Catwalk – der anderen Art“ geplant, in dem Sexualisierung und medial vermittelte Schönheitsideale die zentralen Themen sein sollen. Das Kulturreferat unterstützt die- ses Projekt bereits mit 2000,- €. • Eine Postkartenaktion mit der Zielgruppe junge Frauen wurde bereits im Ansatz von Frauen des Fachforums entwickelt. Die Abklärung der Finanzierung steht noch aus. • Der weitere Austausch und die Kooperation mit dem Mädchensportzentrum Berlin sind angedacht. Die Unterstützung vergleichbarer Projekte in München wäre begrü- ßenswert.

Durch das Stadtratshearing zum Thema „Pornofizierung – Frauenverachtung in neuer Dimension?“ sieht die Kampagne einen wichtigen ersten Schritt auf kommunalpoli- tischer Ebene erreicht. Die formulierten Forderungen und Ziele sollen als Grundlage für die weitere Bearbeitung und zur nachhaltigen Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Pornofizierung für Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt dienen. In Politik und Stadtverwaltung der Landeshauptstadt München Unterstützungs­ möglichkeiten für weitere Öffentlichkeitsarbeit und die Verwirklichung von Projekten zu finden, ist ein wichtiges Teilziel, das für gleichberechtigtes, gewalt- und sexismus-freies Miteinander von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen in München steht.

Wir danken für Ihre Unterstützung!

Bei Fragen und wenn Sie sich beteiligen möchten, wenden Sie sich an [email protected] oder eine der Fachforums- Frauen in der Kampagnen Gruppe.

41 Stellungnahmen aus den städtischen Referaten

Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche, Pornofizierung entgegen zu wirken?

Im Rahmen des Stadtratshearings wurden Vertreterinnen und Vertreter ausgewählter Referate – Sozialreferat / Stadtjugendamt, Referat für Bildung und Sport, Referat für Gesundheit und Umwelt, Kulturreferat, Personal- und Organisationsreferat, Kreis­ verwaltungsreferat – gebeten, sich aus ihrer fachlichen Sicht und anhand eines Fragen-­ katalogs (siehe Anhang) zu verschiedenen Aspekten von Pornofizierung, der Belästigung mit abwertenden sexualisierten Bildern, Texten und verbalen Angriffen zu äußern sowie die Handlungsmöglichkeiten innerhalb ihres Wirkungsbereichs aufzu- zeigen.

Dr. Maria Kurz-Adam

Sozialreferat / Stadtjugendamt, Leiterin Birgit Schweimler Markus Nau (Vortrag)

Sozialreferat / Stadtjugendamt, Querschnitt Gender, Interkult, Behinderung, sexuelle Identität

Folgende Fragen können von Seite des Jugendamtes beantwortet werden:

I. Welche rechtlichen Instrumente hat die Stadt München, um gegen Pornofizierung, Belästigung mit abwertenden sexualisierten Bildern und Texten und verbalen Angriffen vorzugehen? Wie werden diese Instrumente eingesetzt?

1. In welchen Fällen greifen Gewerbeaufsicht und Jugendschutz?

Im Zeitraum vom 01.01.2012 bis einschl. 17.01.2013 war das Stadtjugendamt hinsichtlich des Jugendschutzes / Medien tätig in der Sichtung von

• 166 Filmen • 103 Gewerbebetrieben (Verkaufsgeschäfte) • 811 Internet-Auftritten

In einigen Fällen beinhalteten die gesichteten Medien sexuelle Anspielungen oder Darstel­ lungen (Werbung), die aber noch nicht den Tatbestand der Verbreitung pornografischer Schriften / Medien erfüllten gem. § 184 StGB. Sexuell konnotierte Werbung im öffentlichen Raum leitete das Stadtjugendamt in den meisten Fällen an den deutschen Werberat weiter, der unabhängig von gesetzlichen Verstößen eine Werbung aus ethischen Gründen beurtei- len kann.

42 Im bayerischen Mediengutachter -Ausschuss sichteten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Jugendschutzes einen sexuell geprägten Film hinsichtlich der Anregung eines Appellationsverfahrens durch die obersten Landesjugendbehörden gegen die Altersfreigabe.

Hinsichtlich des Jugendarbeitsschutzes nahm das Stadtjugendamt zusammen mit der Gewerbeaufsicht Oberbayern Stellung zur Produktion eines Kinofilmes über die Entführung und jahrelange Freiheitsberaubung eines Mädchens. Dabei sollte die jugendliche Schau­ spielerin in einer kurzen Szene nackt in ihrem Verlies auftreten. Diesbezüglich fanden Gespräche mit den Produzenten, den beteiligten Schauspielern und deren Eltern statt mit dem Ergebnis, dass auf die Darstellung der Nackt-Szene mit der jugendlichen Darstellerin verzichtet wird.

Hinzu kam die Beratung bzw. Intervention zu einigen bedenklichen Sendeformaten in Bezug auf die Darstellung der Frauen sowie Beziehungsmuster (Frauentausch, etc.).

3. Welche Möglichkeiten bestehen, wenn der Stadt Fälle bekannt werden, in denen Schülerinnen oder Besucherinnen städtischer Einrichtungen durch Mitschüler, Eltern oder andere Nutzer mit sexualisierten Inhalten belästigt, beleidigt oder angegriffen werden?

In diesen Fällen hat die Bürgerin / der Bürger zunächst die Möglichkeit, dieses Verhalten der jeweiligen Dienststelle mitzuteilen. Die Stadt sollte derartige Beschwerden sehr ernst ­nehmen. Die jeweilige Dienststelle hat dann ggf. die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen ein Hausverbot gegen die / den „Störer / in“ auszusprechen. Zudem kann eine Strafanzeige bei Polizei / Staatsanwaltschaft erstattet werden. Eine derartige Anzeigenerstattung ist sowohl durch die / den belästigte / n Bürgerin und Bürger möglich, als auch durch die städt. Dienststelle. Zu beachten ist jedoch, dass bei sog. „Antragsdelikten“ ggf. ein Strafantrag der / des Verletzten erforderlich sein kann. Als weitere mögliche Vorgehensweise kann die jeweilige Dienststelle die / den Betroffene / n an die Polizei, Kommissariat 105 (Opferschutz) verweisen. Dort wird die / der Betroffene aus polizeilicher Sicht sowohl bzgl. weiterer Maßnahmen im repressiven Vorgehen (Strafanzeige) als auch im präventiven Vorgehen (Verhinderung weiterer Belästigungen etc.) beraten.

Neben den rechtlichen Möglichkeiten stehen den Kindern und Jugendlichen und deren Eltern pädagogische Beratungsangebote zur Verfügung. In der Schulsozialarbeit können sich Mädchen und Jungen im Rahmen von Einzelfallberatungen den SchulsozialarbeiterInnen vor Ort anvertrauen. Wenn in der Beratung deutlich wird, dass ein Mädchen oder ein Junge Opfer einer Pornofizierung oder einer sexuellen Belästigung geworden ist, dann wird gemeinsam mit dem Jugendlichen eine Strategie erarbeitet, wie gemeinsam dagegen ­ vorgegangen werden kann. Der Schulsozialarbeiter fungiert nach einer Clearingphase als Case-Manager und vermittelt den Betroffenen an eine entsprechende Beratungsstelle ­weiter, um auf diese Weise professionelle Hilfe von speziell geschulten BeraterInnen zu dieser Thematik zu gewährleisten.

43 6. Welche Empfehlungen können etwa Betroffenen gegeben werden, deren Bilder missbraucht wurden – z.B. Geltendmachung des Rechts am eigenen Bild, Straf­ anzeige wegen Beleidigung?

Aus rechtlicher Perspektive kann den Betroffenen, sofern eine Straftat nicht auszu- schließen ist, geraten werden, den Sachverhalt den Strafverfolgungsbehörden (Polizei / Staatsanwaltschaft) zur Kenntnis zu bringen. Zudem ist der Verweis auf einen Rechtsanwalt (ggf. Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht) sinnvoll, damit die / der Betroffene sich im Hinblick auf die Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche (Unterlassungsansprüche, Schadensersatz, Schmerzensgeld, ...) rechtlichen Rat einholen kann.

Bei den Vormundschaften stellen die Vormündinnen / Vormünder bei Bekanntwerden von Einstellungen pornofizierter Bilder im Internet oder ähnlichen Medien i.d.R. Strafantrag. Dies geschieht aber aufgrund unserer Rolle als gesetzliche Vertretung unserer Mündel (nicht als Vertretung der Stadt München).

Da der Missbrauch von Bildern oft unter Jugendlichen vorkommt, sollte ebenso geprüft werden, inwiefern eine pädagogische Intervention einer strafrechtlichen vorzuziehen ist. So können Ausgleichsgespräche im Sinne eines Täter - Opfer - Ausgleiches oftmals ein geeig- netes Mittel sein, um besonders den geschädigten Jugendlichen eine ihnen entsprechende Wiedergutmachung zu gewähren.

III. Welche pädagogischen Standards existieren in städtischen Schulen, Horten und Tagesheimen zur Auseinandersetzung mit Pornofizierung und Körpernormierung? Welche sollten geschaffen werden?

8. Wie werden Mädchen und Jungen, die Opfer von Pornofizierung und sexueller Belästigung geworden sind, in städtischen Einrichtungen geschützt und gestärkt?

In den Einrichtungen der Stadt München, z.B. den Heimen, existieren Schutzkonzepte und spezielle sexualpädagogische Konzepte, die sowohl auf der Ebene der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Kinder und Jugendlichen präventiv ansetzen, als auch den Umgang mit sexualisierter Gewalt regeln.

Im Rahmen der Schulsozialarbeit übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine vertrauensvolle Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen von Einzelfallberatungen vertrauen sich Mädchen und Jungen den SchulsozialarbeiterInnen vor Ort an. Wenn in der Beratung deutlich wird, dass ein Mädchen oder ein Junge Opfer einer Pornofizierung oder einer sexuellen Belästigung geworden ist, dann wird gemeinsam mit dem Jugendlichen eine Strategie erarbeitet, wie gemeinsam dagegen vorgegangen werden kann. Der Schulsozialarbeiter / die Schulsozialarbeiterin fungiert nach einer Clearingphase als Case-Manager und vermittelt den Betroffenen an eine entsprechende Beratungsstelle ­weiter, um auf diese Weise professionelle Hilfe von speziell geschulten BeraterInnen zu dieser Thematik zu gewährleisten.

Wenn das Thema Pornofizierung und / oder sexuelle Belästigung im Klassenkontext durch einzelne SchülerInnen des Klassenverbandes auftaucht, dann thematisiert der Schulsozial­ arbeiter dieses Verhalten in einem Klassenprojekt und holt sich hier auch professionelles Know-How durch ein Mädchen- und/oder Jungenprojekt.

Im Rahmen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit besitzt der Schutz vor sexualisierter Gewalt einen hohen Stellenwert. Hier wird mit verschiedenen Methoden der Offenen Kinder- und Jugendarbeit präventiv, beraterisch und schützend gearbeitet. Die Auseinander­

44 setzung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Kindern und Jugendlichen über Intimität, Grenzüberschreitung, Kontrolle, Schutz und Verletzung ist hierbei eine ­stetige Anforderung an die Praxis. Ziel ist es, den Schutz der körperlichen Unversehrtheit, Achtung der Person und sexuelle Selbstbestimmung im Rahmen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu fördern und zu gewährleisten.

9. Wie werden minderjährigen Täterinnen und Tätern in städtischen Einrichtungen Grenzen gesetzt?

Im Vordergrund aller täterbezogenen Interventionen steht der Opferschutz. Im Rahmen der Schulsozialarbeit wird der / die Täter / Täterin von dem Schulsozialarbeiter / der Schulsozial­ arbeiterin und der Mädchenbeauftragten / dem Mädchenbeauftragten, evtl. auch der Schul­ psychologin / dem Schulpsychologen in einem Gespräch auf grenzverletzendes Verhalten angesprochen. Selbstverständlich erfolgt auch hier eine Weitervermittlung an diverse externe Beratungsstellen oder eine Kontaktaufnahme zu Projekten, die Einrichtungen in diesem Kontext beraten (siehe auch Projekt „GrenzwertICH“ von Amyna > sexuelle Gewalt durch Kinder und Jugendliche verhindern). In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit greifen die Hausordnungen der jeweiligen Einrichtungen, die jegliche Form von Gewalt und sexuellen Übergriffen verbieten. Die Grenzsetzung reicht von pädagogischer Intervention bis hin zu Hausverboten. In der Heimarbeit werden bei Täterinnen und Tätern im Rahmen des Hilfeplanverfahrens auch die internen Fachkräfte zum Thema sexueller Missbrauch der Sozialbürgerhäuser ­hinzugezogen. In der weiteren Hilfeplanung können bei Täterinnen und Tätern Empfehlungen ausgesprochen werden, diese in spezialisierten Einrichtungen unterzubringen. Jedoch exis­ tieren sehr wenige spezialisierte Einrichtungen im Bereich der Täterarbeit, die mit minder- jährigen Tätern oder strafunmündigen Kindern und Jugendlichen arbeiten.

10. Wie wird in städtischen Einrichtungen präventiv der Verfestigung von Geschlechter- Klischees und Sexualisierung (weiblicher) Körper entgegen gewirkt?

Im Rahmen der Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen werden Mädchen und Jungen in Form von Klassenprojekten (siehe obige Beispiele) an die Thematik herangeführt und sensibilisiert. Die Klassengemeinschaft wird zur Reflexion bestimmter Verhaltensmuster ermuntert und angeregt. In Form von Diskussionsrunden werden die Mädchen und Jungen gestärkt, vermeintlich typisch männliche und / oder typisch weibliche Verhaltensmuster zu hinterfragen (wie z.B. ein Mann ist nur stark, wenn er abwertend über Frauen spricht). Eine rechtzeitige Implementierung konkreter präventiver Maßnahmen trägt dazu bei, der Verfestigung von Geschlechterklischees und der allgemeinen Sexualisierung entgegen zu wirken. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit beschäftigt sich in verschiedenen Maßnahmen mit Geschlechterverhältnissen, und in verschiedenen Settings findet eine Wertekommunikation zu Rollenbildern statt. Für 2014 ist ein Elternbrief zum Thema Pornofizierung geplant. Die Broschüre „Medien­ kompetenz“ für Jugendliche wird zum Thema Pornofizierung erweitert.

11. Wie wird Pornofizierung und Sexting altersgerecht thematisiert?

In diversen Klassenprojekten / Workshops wird die Thematik besprochen, diskutiert und alternative Verhaltensmuster erprobt. Im Rahmen von Mädchen- und Jungenprojekten wer- den Pornofizierung und Sexting angesprochen.

45 12. Gibt es in städtischen Einrichtungen oder in Vernetzungen Konzepte zur sensiblen und kreativen Auseinandersetzung und Entwicklung von Gegenwehrstrategien gegen Pornofizierung – für Mädchen? Für Buben?

Im Rahmen der Berufsschulsozialarbeit wird auf die Mädchenprojekte/das Jungenprojekt zurückgegriffen, um die Auseinandersetzung dieser Thematik an den Schulen voranzubrin- gen. Die Schulsozialarbeiter coachen und sensibilisieren gemeinsam mit den Fachkräften der Träger direkt vor Ort an den Schulen, in den Klassenverbänden.

IV. Förderpolitische Möglichkeiten

13. Welche förderpolitischen Anreize bestehen, um die kritische und kreative Auseinandersetzung junger Frauen und Männer, Mädchen und Buben mit Pornofizierung in Medien und im Alltagshandeln in Bildern, Texten und Musik zu fördern und die Entwicklung von Gegenstrategien zu unterstützen?

Das Kampagnenthema entstand ursprünglich aus den Ergebnissen des bundesweiten Mädchenkongress „Uns geht´s ums Ganze – Mädchen und Frauen auf Identitätssuche“ (2010 in München). An der Organisation und Durchführung des sehr gut besuchten Kongresses war das Jugendamt beteiligt u.a. in der Steuerungsgruppe. Aus dem Querschnittshaushalt wurden ca. 12.000 € gezahlt, damit der Kongress realisiert werden konnte (höchster Beitrag bei den Kooperationspartner_innen).

Nach dem Fachtag hat das Münchner Fachforum für Mädchenarbeit in enger Abstimmung mit der Mädchenbeauftragten eine Steuerungsgruppe gegründet (an der die Mädchen­ beauftragte teilnimmt), die sich um die Organisation und Umsetzung der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ in München kümmert. Das Jugendamt hat seit zwei Jahren insg. 20.000 € aus dem Querschnittshaushalt dafür bereit gestellt.

Parallel hat das Netzwerk KoopMaja (Fafo / Jungennetz) die Arbeit aufgenommen, und das Thema wird ebenfalls in Kooperation mit der Jungenarbeit aufgegriffen (Fachtag). Auch hier unterstützt das Jugendamt mit ca. 8.000 € aus den jeweiligen Querschnittshaushalten (somit auch hier der höchste Beitrag bei den Kooperationspartner_innen).

46 Bisherige Aktionen, an denen die Mädchenbeauftragte maßgeblich beteiligt war • Mädchenkongress • Kampagne • streetlife-Interviews vor der Kamera • streetlife-Fotoaktion • Ausstellung zur Kampagne / internationaler Mädchentag

Gezielt Projekte der Mädchenarbeit und Jungenarbeit fördern, die diese Themen pädago- gisch für Jugendliche aufbereiten.

Welche sollten geschaffen werden? Bei der Ausgestaltung der Kampagne sollte eine zentrale Federführung (Direktorium) ermöglicht werden. Es geht in diesem Zusammenhang aber gerade darum, die gesamte Stadtgesellschaft dazu zu bringen, sich mit dem Thema kritisch auseinanderzusetzen, weit über den Schutzgedanken hinaus.

V. Selbstpräsentation der Stadt München

15. Welche Möglichkeiten bestehen, seitens der Stadt München die Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ bzw. deren Ziele zu unterstützen?

Öffentlich zum Thema möglichst oft Stellung beziehen als Stadtpolitiker und Führungskraft. Das Thema in die Schulungen von Auszubildenden mit aufnehmen.

Es fehlt bislang an einer „sichtbaren“ Kampagne an allen Orten in München.

Vorschläge und Ideen, die bereits in der Praxis z.T. umgesetzt werden oder evtl. für München in Frage kommen und vom Jugendamt mit unterstützt werden könnten: • partizipative Kampagne mit Mädchen und Frauen, Jungen und Männern aus München • Empowerment Trainings in Einrichtungen zu diesem Thema • Fachveranstaltungen/Fachtag (in Koop. mit RBS/PI u.a.) • Mädchentage / Jungentage zum Thema „Selbstbild / Fremdbild“ • Schulungen (auch bei Erziehungsberatungsstellen, Lehrkräften....) • Größere Veranstaltungen, wie sie z.B. in Berlin und London schon stattgefunden haben: • „slutwalk“ in München • life „catwalk“ am Marienplatz mit Menschen wie sie „real“ sind (inklusiv) große Werbeflächen der Landeshauptstadt München für die Kampagne • PR (z.B. über eine Plakataktion für das Thema sensibilisieren.) • Wissenschaftlich begleitete Auswertung von Interviews (streetlife z.B.) • Verbot in München von sexistischer Werbung (Zensur?)

Weitere Informationen: • Wichtige Erkenntnisse der Mädchenbeauftragten in den zahlreichen Gesprächen am streetlife-Festival: Insbesondere jüngere Frauen sind verunsichert und skandalisieren die Darstellung von Frauen in den Medien. Es zeigte sich, dass junge Frauen massiv von der medialen Darstellung von Frauen betroffen sind. • Die Nachfrage nach Angeboten der Jungenarbeit kann nicht erfüllt werden. (Laut Bericht von GOJA konnten im Berichtszeitraum von 2010/11 80 Veranstaltungen nicht bedient werden.) Auch von Seiten der Mädchenarbeit wird berichtet, dass Klassenprojekte nicht zu Stande kommen, dass für die Jungenseite bei den Kooperationspartnern der Jungenarbeit zu wenig Kapazitäten existieren. • S-II-A berichtet darüber hinaus, dass in der Erziehungsberatung „Internetsucht im Bezug auf pornofizierte bzw. pornografische Inhalte“ Thema ist. Es ist auch ein Anstieg an Beratungen im Bereich „Sexting“ zu beobachten. 47 Aylin Coruh-Schmidt Elisabeth Kretschmar-Marx

Referat für Bildung und Sport Stabsstelle Planung, Koordination, Controlling (PKC) und Fachberatung geschlechtergerechte Pädagogik / Gewaltprävention, Abteilung Kindertagesbetreuung Gregor Prüfer

Referat für Bildung und Sport Pädagogisches Institut, Soziale Bildung, Gleichstellung, Prävention (Vortrag)

Im Referat für Bildung und Sport sind verschiedene Fachkräfte mit dem Thema Porno­ fizierung, sexuelle Bildung und Prävention von sexueller Gewalt beschäftigt. Im Bereich KITA arbeitet Frau Elisabeth Kretschmar-Marx in der Fachberatung Geschlechter­ gerechte Pädagogik und Gewaltprävention. Bei der Stabsstelle Planung, Koordination, Controlling (PKC) ist Frau Aylin Coruh-Schmidt mit den Themen Gender, Gleichstellung und Prävention beschäftigt, und im Pädagogischen Institut widmet sich der Fachbereich 6 den Themenbereichen Soziale Bildung, Gleichstellung und Prävention. Dort sind die zentralen Beauftragten der Münchner Schulen für Mädchenförderung Zara Pfeiffer und für Jungenförderung Gregor Prüfer tätig. Nicht zuletzt bietet die Krisenintervention des Zentralen Schulpsychologischen Dienstes am Pädagogischen Institut Beratung und Unter­ stützung für Beratungsfachkräfte und betroffene Schülerinnen und Schüler an. Das Pädagogische Institut führt Fortbildungen zum Thema sexualisiertes Verhalten und sexistische Äußerungen bei Schülerinnen und Schülern durch und unterstützt Lehrkräfte bei der Entwicklung von Handlungskompetenzen im Umgang damit. Im ersten Halbjahr 2013 werden vom Fachbereich 6 (Soziale Bildung, Gleichstellung und Prävention) am Pädagogischen Institut beispielsweise fünf Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten, die sich unter anderem mit dem Thema Pornofizierung beschäftigen. Zwei dieser Veranstaltungen wurden genügend nachgefragt, um zur Durchführung zu gelangen. Drei der Veranstaltungen wurden wegen mangelnder Nachfrage abgesagt. Das Pädagogische Institut bietet fachliche Unterstützung durch Referentinnen und Referenten, die in den jeweiligen Schulen Lehrkräfte sensibilisieren und qualifizieren. Des weiteren fördert das PI Schulprojekte zur sexuellen Selbstbestimmung, zur Medien­ kompetenz und zum Schutz vor sexuellem Missbrauch und Grenzverletzungen. An den Münchner Realschulen, Gymnasien und Beruflichen Schulen gibt es Beauftragte für Mädchen und junge Frauen und Beauftragte für Jungen und junge Männer. Diese beschäftigen sich mit relevanten Themen für die jeweiligen Schülerinnen und Schüler und unterstützen die konstruktive Auseinandersetzung mit Geschlechterthemen wie z.B. Männer- und Frauenbilder, Lebensplanung und einengende oder abwertende Geschlechts­ rollenzuschreibungen. In diesem Rahmen werden Phänomene von Pornofizierung sowohl mit Schülerinnen und Schülern, als auch im kollegialen Austausch diskutiert und bewertet.

48 Im fachlichen Austausch von Lehrerinnen und Lehrern und anhand der Bedarfsmeldungen zur fachlichen Unterstützung an Schulen werden Unsicherheiten von Lehrkräften deutlich, sich zu positionieren und angemessen zu handeln. Pornografiekonsum bereits in der Unter­ stufe, extrem spärliche Bekleidung oder sexualisierte Selbstdarstellung, sexistische Sprüche und Abwertungen sind nur einige Beispiele für den Bezug zum Thema Pornofizierung. Das Pädagogische Institut beteiligt sich daher an der Durchführung eines Fachtags zum Thema Pornofizierung am 12. April 2013, der durch die Kooperation des Münchner Fach­ forums für Mädchenarbeit und des Netzwerks Jungenarbeit München getragen wird.

49 Dr. Babette Schneider Juliane Beck (Vortrag)

Referat für Gesundheit und Umwelt, Fachstelle Frau & Gesundheit

Die Fachstelle Frau & Gesundheit des Referats für Gesundheit und Umwelt (im Weiteren RGU) geht davon aus, dass sexualisierte Bilder oder pornografische Darstellungen, mit denen Mädchen und Jungen zunehmend häufig, oft unterschwellig und unfreiwillig konfron-­ tiert sind, deren Vorstellungen von Körperlichkeit und Sexualität sowie die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper insgesamt ungünstig beeinflussen. Ein erhöhtes Risiko für den Wunsch nach Körpermodifikationen sowie für die Entwicklung von Essstörungen oder von Befürchtungen über einen (vermeintlichen) körperlichen Mangel (Dymorphophobie) muss vermutet werden. In der Praxis bemerken Jugendärztinnen und Sexualpädagoginnen in den Schulen bereits seit längerem eine zunehmende Sexualisierung der Umgangssprache und Unsicherheit oder Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.

Das RGU tritt für eine Anerkennung von Vielfalt bezüglich der Körperlichkeit von Mädchen und Jungen und für eine Wertschätzung der selbstbestimmten sexuellen Entwicklung von Jugendlichen ein. Es sieht seinen Beitrag gegen Pornofizierung zum einen darin, in den eigenen Maßnahmen zur Sexualpädagogik und zur Gesundheitsförderung für und mit Jugendlichen bei den Kernthemen Körperwahrnehmung, Selbstwertstärkung und Selbst­ bestimmung den Blick auch für Pornografisierung zu schärfen und mediale Einflüsse auf Gesundheit verstärkt kritisch zu hinterfragen. Dabei gilt es, einen offenen, geschlechts- und kulturreflektierenden Dialog mit Jugendlichen aufzunehmen und eine sensible individuelle Beratung zu ermöglichen.

Des weiteren initiiert oder fördert das RGU Projekte, die weibliche und männliche Jugend­ liche in geschlechtshomogenen oder gemischten Gruppen bei der Entwicklung einer posi- tiven Körperwahrnehmung und Selbstwertentwicklung – auch in Auseinandersetzung mit den medial vermittelten Körper-, Schönheits- und Attraktivitätsnormen – unterstützt (z.B. Projekt „Körpergefühl“ von Amanda oder Projekt „Echt schön“ von Kultur & Spielraum). Für Veränderungen auf struktureller Ebene hat das RGU aus dem „Runden Tisch mit Mode und Medien“ die Erkenntnis gewonnen, dass auf lokaler Ebene projektbezogen fruchtbare­ Kooperationen durchaus möglich sind, strukturelle Impulse wie die Vereinbarung einer Selbstverpflichtung für gesundheitsverträgliche Schönheitsnormen jedoch – wesentlich aus Wettbewerbsgründen – kaum angenommen werden können. Das RGU wird diese Erfahrungen bei den weiteren Initiativen gegen Pornofizierung einbringen.

Im Jahr 2012 hat sich auch der Arbeitskreis Frau und Gesundheit des Gesundheitsbeirats (unter der Leitung der Fachstelle Frau & Gesundheit des RGU) ausführlich mit der Thematik Pornofizierung beschäftigt. Die Mitglieder sehen danach erheblichen Forschungsbedarf bezüglich der Langzeitwirkungen auf Körperzufriedenheit, Sexualität und Mann-Frau-Bezie­ hungen. Nach den vorhandenen Erkenntnissen gehen sie von einer potentiell gesundheits- gefährdenden Wirkung auf beide Geschlechter aus, wenn diese sich an den vermeintlich authentischen Vorbildern in Pornos bzw. auf pornografisierten Bildern orientieren. Als besonders kritisch für die sexuelle Gesundheit von Mädchen und Frauen ist aus Sicht des Arbeitskreises die mit pornografischen Bildern häufig vermittelte Dominanz, einschließlich gewalttätigen Verhaltens, von Männern gegenüber Frauen. Einigkeit besteht darin, dass Jugendliche als Subjekte, nicht als Objekte anzusprechen sind und es nach wie vor gelte, Selbstbewusstsein aufzubauen und Normierungsdruck zu nehmen.

50 Christina Eder

Kulturreferat, Kulturelle Bildung, Internationales, urbane Kulturen

Stephanie Reichelt (Vortrag)

Kulturreferat, Abteilungsleiterin Kulturelle Bildung, Internationales, urbane Kulturen

Hinsichtlich der förderpolitischen Möglichkeit ist zu sagen, dass in den Förderkriterien des Kulturreferats festgelegt ist, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern als wichtiges kulturelles und gesellschaftliches Ziel gesehen wird, und zu den sechs Qualitätskriterien gehört, unter denen Projekte gefördert werden. Dazu gehören Projekte, die sich mit den Konstrukten der Geschlechterdifferenz und mit dem Prozess der alltäglichen Interaktion auseinandersetzen, in dem sowohl das traditionelle Geschlech­ ter­verhältnis reproduziert als auch die kulturellen Zuschreibungen für das soziale Geschlechterverhältnis strukturiert werden.

In der Praxis werden sowohl im Bereich Tanz, Bildende Kunst und besonders bei der kultu- rellen Bildung, wie auch im Bereich Frauen und Gender immer wieder Projekte gefördert, die sich kritisch mit Themen wie der Sexualisierung von Frauenbildern, der weiblichen Rollen- und Selbstbestimmung, dem Schönheitswahn und der medialen Ausbeutung befassen. So wurde im Rahmen der Münchner Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ die Ausstellung „echt schön!“ , ein Projekt für Jugendliche über die Lust und Last mit dem Aussehen, die von Kultur & Spielraum in Kooperation mit dem RGU und dem Jugendkulturwerk entwickelt worden war, in der Pasinger Fabrik finanziell gefördert. Ebenso wird ein weiteres Projekt im Rahmen der Kampagne gefördert. Dabei handelt es sich um Theaterworkshops, in denen sich Jugendliche mit ihrem eigenen Schönheitsempfinden auseinandersetzen können, um so selbstbestimmt und kreativ mit der Thematik umgehen zu lernen.

Bezogen auf die Selbstpräsentation der Stadt München hat das Kulturreferat festgehalten, dass es in der Vergangenheit gelegentlich Fälle von Plakatgestaltung gab, die von Bürge-­ rInnen und der Gleichstellungskommission für Frauen als frauendiskriminierend empfunden und kritisiert wurden. Die Frage „Was ist Kunst?“ und der Widerspruch zwischen „wie gehe ich mit der künstlerischen Freiheit um“ und „das verletzt mein ästhetisches Empfinden und meine Würde als Frau“ ist nicht immer klar zu beantworten. Der Verantwortung, die- ses Spannungsfeld zu erkennen und immer wieder neu zu klären, stellt sich das Kultur­ referat. Wobei in diesem Zusammenhang noch sehr darauf geschaut werden muss, was „Werbung“ für Kunsträume und was Kunst selbst ist.

51 Tamara Geiger

Personal- und Organisationsreferat, Zentrale Beschwerdestelle für sexuelle Belästigung

Stellungnahme zu den Fragen I/4 und I/5 des Fragenkatalogs

Frage I/4: Mit welchen arbeits- und dienstrechtlichen Konsequenzen haben städtische Beschäftigte zu rechnen bei Pornografiekonsum am Arbeitsplatz, bei verbaler oder medialer Belästigung a) von KollegInnen b) von Schutzbefohlenen?

1. Arbeitsrechtliche bzw. disziplinarische Konsequenzen a) Pornografiekonsum sowie mediale Belästigung am Arbeitsplatz: Nach § 3 Abs. 3 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) stellt das unerwünschte Zeigen und sichtbare Anbringen von pornografischen Darstellungen eine sexuelle Belästigung dar. Der Begriff „pornografische Darstellungen“ erfasst nach der Rechts­ prechung des BGH (vgl. Urteil vom 21.06.1990, Az. 1 StR 477/89 und Urteil vom 22.07.1969, Az. 1 StR 456/68) die Darbietung vergröbernder, verzerrender Darstellungen der Sexualität ohne Sinnzusammenhang mit anderen Lebensäußerungen.

So stellt die unaufgeforderte Übermittlung eines pornografischen Bildes per Brief, als Anlage zu einer Mail oder auf andere Weise zur Darstellung auf einem PC bereits eine sexuelle Belästigung dar, da davon auszugehen ist, dass derartige bildliche Darstellungen nur auf ausdrücklichen Wunsch übermittelt werden dürfen und anderenfalls unerwünscht sind.

Das sichtbare Anbringen oder Zeigen kann dadurch erfolgen, dass eine entsprechende Darstellung auf die Zimmertür, die Außentür des Kleiderschranks bzw. Spindschranks geklebt wird oder auf dem Schreibtisch offen eine entsprechende Zeitschrift herumliegen gelassen wird. Auch der einsehbare Aufruf von pornografischen Bildern auf dem PC kann eine sexuelle Belästigung Dritter darstellen, sei es anderer Mitarbeiter/innen, sei es von Kundinnen und Kunden oder von Außenstehenden. Dagegen stellt die Mitnahme eines Pornomagazins in der Aktentasche noch keine sexuelle Belästigung dar (vgl. von Roetteken, Kommentar zum AGG, § 3 RN 380, 381, Stand insoweit September 2008).

Nach § 12 Abs. 3 AGG hat der Arbeitgeber bzw. Dienstherr die geeigneten, erforderlichen und angemessenen Maßnahmen zu ergreifen, um eine sexuelle Belästigung gegenüber anderen Beschäftigten zu unterbinden. Diese Maßnahmen reichen bei Tarifbeschäftigten von der Abmahnung bis hin zur Kündigung und bei Beamtinnen und Beamten vom Verweis bis hin zur Entfernung aus dem Dienst.

Erfolgt die sexuelle Belästigung gegenüber Schülerinnen und Schülern oder gegenüber Kindern städtischer Kinderbetreuungseinrichtungen, stellt dies kein Verstoß gegen das AGG dar, weil diese keine Beschäftigten der Landeshauptstadt München sind. In diesem Fall liegt vielmehr ein Verstoß gegen die arbeitsrechtlichen bzw. beamtenrechtlichen Pflichten vor. Die arbeitsrechtlichen bzw. disziplinarischen Konsequenzen reichen bei Tarifbeschäf­ ­ tigten wiederum von der Abmahnung bis hin zur Kündigung und bei Beamtinnen und Beamte vom Verweis bis hin zur Entfernung aus dem Dienst.

52 b. Pornografiekonsum am Arbeitsplatz mittels Internet: Das private (nicht einsehbare) Nutzen des dienstlichen Internetzugangs, um pornografische Seiten aufzurufen, stellt keine sexuelle Belästigung dar. Ein solches Verhalten ist jedoch nach der städtischen Verpflichtungserklärung zur Nutzung von Internet / Internettechnologien und Diensten sowie nach der AGAM verboten und kann bei Beamtinnen und Beamten einen Verstoß gegen die Pflichten zur Beachtung dienstlicher Anordnungen, zur ordnungs- gemäßen Diensterfüllung, aber auch zur uneigennützigen Amtsführung und zum achtungs- und vertrauenswürdigen Verhalten darstellen. Je nach Schwere des Falles reichen die diszi- plinarischen Konsequenzen vom Verweis bis hin zur Entfernung aus dem Dienst.

Tarifbeschäftigte verstoßen bei einem solchen Verhalten ebenfalls gegen ihre arbeitsrecht- lichen Pflichten und müssen je nach Schwere des Falles mit einer Abmahnung bis hin zu einer außerordentlichen Kündigung rechnen. c. Verbale Belästigung am Arbeitsplatz: Nach 3 § Abs. 3 AGG stellen unerwünschte Bemerkungen sexuellen Inhalts eine sexuelle Belästigung dar. Bemerkungen sexuellen Inhalts sind Äußerungen über sexuelles Verhalten, Geschlechtstrieb, Geschlechtsorgane, Partnerwahl, sexuelle Neigungen oder die Ausstrah­ lung und das Erscheinungsbild An- und Abwesender (vgl. BayVGH, Urteil vom 12.08.2004, Az. 22 CS 04.1679). Auch das Schreiben entsprechender Briefe, die Zuleitung entsprechende Bemerkungen enthaltender Zettel, Mails oder SMS wird erfasst. Zu den Bemerkungen sexuellen Inhalts gehört auch das Hinterherpfeifen (vgl. von Roetteken, Kommentar zum AGG, § 3 RN 379, Stand insoweit September 2008). Keine Bemerkungen sexuellen Inhalts sind Hinweise des Arbeitgebers oder von Vorge­ setzten auf die Einhaltung üblicher Kleidervorschriften, d.h. Bitten um nicht allzu „sexy Outfits“ . Damit soll vielmehr verhindert werden, dass andere Beschäftigte sich zu der- artigen Bemerkungen hinreißen lassen. Auch wenn z.B. ein Vorgesetzter im Beisein von Frauen auffallend häufig über „Äpfel“ und „Bananen“ spricht, stellt dies keine Bemerkung sexuellen Inhalts dar (vgl. Bauer/Göpfert/Krieger, Kommentar zum AGG, § 3 RN 56, 3. Auflage, 2011).

Eine Bemerkung sexuellen Inhalts stellt dagegen die Frage an eine Arbeitskollegin dar: „Welche Stellung bevorzugen Sie eigentlich?“ (vgl. LAG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 24.10.2007, Az. 8 Sa 125/07).

Nach § 12 Abs. 3 AGG hat der Arbeitgeber bzw. Dienstherr die geeigneten, erforderlichen und angemessenen Maßnahmen zu ergreifen, um eine sexuelle Belästigung gegenüber anderen Beschäftigten zu unterbinden. Diese Maßnahmen reichen bei Tarifbeschäftigten von der Abmahnung bis hin zur Kündigung und bei Beamtinnen und Beamten vom Verweis bis hin zur Entfernung aus dem Dienst.

Erfolgt die sexuelle Belästigung gegenüber Schülerinnen und Schülern oder gegenüber Kindern städtischer Kinderbetreuungseinrichtungen, stellt dies kein Verstoß gegen das AGG dar, weil diese keine Beschäftigten der Landeshauptstadt München sind. In diesem Fall liegt vielmehr ein Verstoß gegen die arbeitsrechtlichen bzw. beamtenrechtlichen Pflichten vor. Die arbeitsrechtlichen bzw. disziplinarischen Konsequenzen reichen bei Tarifbe­ schäftigten wiederum von der Abmahnung bis hin zur Kündigung und bei Beamtinnen und Beamte vom Verweis bis hin zur Entfernung aus dem Dienst.

53 2. Städtische Vorgehensweise a) Im Falle einer sexuellen Belästigung von Beschäftigten: Die Beschäftigten der Zentralen Beschwerdestelle für sexuelle Belästigung beraten und unterstützen die Betroffenen unter Berücksichtigung des jeweiligen kulturellen Hinter­ grunds. Dabei kennen sie die Ängste und Befürchtungen der Betroffenen sehr gut: Dass ihnen nicht geglaubt wird, dass sie aufgrund des bestehenden Machtgefälles keine Chance haben, dass sie die Übergriffe möglicherweise nur schwer werden beweisen können, dass selbst Kolleginnen und Kollegen oftmals im Nachhinein nichts gesehen haben wollen und dass Belästiger im Zweifel alles bestreiten.

Vor diesem Hintergrund führen sie mit den Betroffenen ein umfangreiches fachkundiges Beratungsgespräch zur Abklärung der weiteren Vorgehensweise, das auch die rechtlichen Möglichkeiten umfasst. Das Beratungsgespräch ist absolut vertraulich. Um das von den Betroffenen der Zentralen Beschwerdestelle für sexuelle Belästigung entgegengebrachte Vertrauen nicht zu missbrauchen, unternimmt diese nichts, was nicht vorher mit den Betroffenen abgesprochen wurde. Es sind die Betroffenen, die über alle weiteren Schritte entscheiden.

Auf Wunsch hilft die Beschwerdestelle den Betroffenen auch, weitere geeignete externe Beratungsstellen, psychologische Hilfe oder die richtigen Ansprechpartner bei der Polizei zu finden. Außerdem entwickelt die Beschwerdestelle bei Bedarf mit den Betroffenen Strategien und Handlungsmöglichkeiten, wie sie sich gegen sexuelle Belästigungen künftig zur Wehr setzen können.

Erklären sich die Betroffenen im Falle einer sexuellen Belästigung oder sexuellen Grenzüberschreitung zu einer offiziellen Beschwerde bereit, übernehmen die Beschäftigten der Beschwerdestelle – in ihrer Funktion als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Recht des Personal- und Organisationsreferates – die dienstaufsichtliche Würdigung und Prozessvertretung vor Gericht.

Sofern die Betroffenen zu keiner offiziellen Beschwerde bereit sind, führen die Beschäftig­ ten der Beschwerdestelle im Einverständnis mit den Betroffenen mit dem Beschuldigten ein sog. Sensibilisierungsgespräch. Hierbei besprechen sie mit dem Beschuldigten – auf Wunsch der Betroffenen auch in anonymisierter Form – ausführlich die Vorwürfe und ver- mitteln ihnen mit Hilfe eines Perspektivenwechsels die Wahrnehmung und das Empfinden der Betroffenen. Weiter besprechen sie mit den Beschuldigten Handlungsstrategien und Kommunikationsmuster, um künftige Vorfälle zu vermeiden. b) Im Falle einer sexuellen Belästigung bzw. eines sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen: In Verdachtsfällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern städtischer Kinderbetreuungs­ einrichtungen gehen die Beschäftigten der Beschwerdestelle unverzüglich an die betroffene Einrichtung und unterstützen die Leitung bei der Freistellung des mutmaßlichen Täters, dem Ausspruch eines Hausverbotes, der Beweissicherung, etc.. Außerdem sind sie Teil des ein- zuberufenden Krisenstabs, nehmen an den einzuberufenden Elternabenden teil und beraten und unterstützen das Referat für Bildung und Sport bei allen weiteren Schritten entsprechend des „Notfallplans für städtische Einrichtungen bei Grenzverletzungen, sexuellem Übergriff, sexuellem Missbrauch durch Personal gegenüber Kindern“ .

In Verdachtsfällen der sexuellen Belästigung von Schülerinnen und Schülern regelt sich das weitere Vorgehen nach der „Handreichung zum Vorgehen bei Fällen der Verletzung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts von Schülerinnen und Schülern“ . Nach dieser

54 Hand­reichung können sich die betroffenen Schülerinnen und Schüler direkt an die Schul­ leitung oder an die Zentrale Beschwerdestelle für sexuelle Belästigung oder an Vertrauens­ personen wie beispielsweise die Gleichstellungsstelle für Frauen wenden. Wenden sich die Betroffenen an die Schulleiterin / den Schulleiter, berät und unterstützt diese / dieser die Betroffenen und klärt mit ihnen, ob sie mit einer Weiterleitung der Vorwürfe an die Beschwerdestelle einverstanden sind. Ist dies der Fall, leitet die Schulleiterin/der Schulleiter die Vorwürfe an die Beschwerdestelle weiter. Die Beschäftigten der Beschwerdestelle besprechen mit den Betroffenen die Bedeutung der Vorkommnisse, das Verfahren einer offiziellen Beschwerde, die rechtliche Situation und die weitere Vorgehensweise. Dabei geben sie auch eine erste Einschätzung der Situation ab. Sofern die Schülerinnen und Schüler mit einer offiziellen Beschwerde einverstanden sind, übernehmen die Beschäftigten der Beschwerdestelle – in ihrer Funktion als Mitarbei­ te­rinnen und Mitarbeiter der Abteilung Recht des Personal- und Organisationsreferates – die dienstaufsichtliche Würdigung und Prozessvertretung vor Gericht.

Sofern die Betroffenen zu keiner offiziellen Beschwerde bereit sind, führen die Beschäftigten der Beschwerdestelle im Einverständnis mit den Betroffenen mit dem Beschuldigten ein sog. Sensibilisierungsgespräch. Hierbei besprechen sie mit dem Beschuldigten – auf Wunsch der Betroffenen auch in anonymisierter Form – ausführlich die Vorwürfe und ver- mitteln ihnen mit Hilfe eines Perspektivenwechsels die Wahrnehmung und das Empfinden der Betroffenen. Weiter besprechen sie mit den Beschuldigten Handlungsstrategien und Kommunikationsmuster, um künftige Vorfälle zu vermeiden.

Sofern die Schülerinnen bzw. Schüler keine Weiterleitung der Vorwürfe an die Beschwerde­ stelle wünschen, informiert die Schulleitung gleichwohl die Beschwerdestelle, aber ohne Namensnennung der Betroffenen. Das weitere Vorgehen richtet sich dann nach den jewei­ ligen Umständen des Einzelfalls.

Um das von den Betroffenen der Schulleitung bzw. der Beschwerdestelle entgegenge- brachte Vertrauen nicht zu missbrauchen, unternehmen diese nichts, was nicht vorher mit den Betroffenen abgesprochen wurde. Es sind die Schülerinnen und Schüler, die über alle weiteren Schritte entscheiden.

Frage I/5: Unter welchen Voraussetzungen drohen städtischen Beschäftigten negative arbeits- rechtliche Konsequenzen bei der kritischen Auseinandersetzung mit Pornofizierung, etwa bei Verwendung von Beispielen in Bild- oder Textform (im Unterricht)?

Sofern städtische Lehrerinnen und Lehrer das Thema Pornofizierung z.B. im Ethik-Unter­ richt in Bild- oder Textform behandeln und sich Schülerinnen/Schüler oder Eltern hierüber beschweren, bittet die Rechtsabteilung (POR, P1) das Referat für Bildung und Sport um eine fachliche Stellungnahme, ob die gezeigten Bilder bzw. die verwendeten Texte vertret­ bar und akzeptabel sind und der Lehrplan eingehalten wurde. Die fachliche Bewertung erfolgt in der Regel durch die zuständige Fachbetreuung. Es kann jedoch auch die / der zuständige Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern mit einer Fachbegut­ achtung beauftragt werden.

Je nach Ergebnis der Fachbegutachtung wird entweder das Verfahren eingestellt, oder es erfolgen entsprechende arbeitsrechtliche oder disziplinarische Konsequenzen.

55 Peter Lueg

Kreisverwaltungsreferat, Hauptabteilung I, Leitung Gewerbebehörde Irina Vilser-Diessongo

Geschäftsleitung Kreisverwaltungsreferat Personal- und Organisationsmangement

Zum o.g. Thema und zu den Maßnahmen des KVR kann seitens der HA I Folgendes berich- tet werden:

1. Grundsätzliche Zuständigkeiten (Nur Ziff 1,5 und einmalig Ziff 8 wurden tatsächlich durchgeführt) • Vollzug und Aktualisierung der Sperrbezirksverordnung • Erlass von Betreiber- und / oder Beschäftigungsverboten bei Bordellen und dgl. • Anordnungen von Betriebsschließungen bei Bordellen und dgl. • Stellungnahmen zu Nutzungsänderungen im baurechtlichen Verfahren (z.B.Umwandlung eines Bürogebäudes in einen Bordellbetrieb) • Durchführung von Owi-Verfahren (wg. Prostitutionsausübung im Sperrbezirk) • Erlass von Aufenthaltsverboten (wiederholte Ausübung der Prostitution im Bereich des Hauptbahnhofes) • Teilnahme am „Interfraktionellen Arbeitskreis Prostitution“

2. Sexistische Bilder / Werbungen Nach Eingang von Beschwerden wegen sexuell grob anstößigen Manga-Gemälden an der Außenseite eines Bordells wurde das Planungsreferat Denkmalschutz und Werbeanlagen (PLAN-HAIV-61T) informiert. Die Bezirksinspektionen gehen gegen Fälle von „Pornofizierung“ nicht aktiv vor. Wohl aber hat es in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelt Beschwerden gegen Schaufens-­­ tergestaltung gegeben, wenn etwa Kinder auf dem Schulweg von Darstellungen aus dem Pornobereich betroffen waren. In der Regel konnten derartige Fälle durch ein Gespräch der BI mit dem Geschäftsinhaber bereinigt werden. Im Übrigen ist hier aber bevorzugt das Stadtjugendamt zuständig.

Des Weiteren werden die Bezirksinspektionen auf Anfrage tätig, wenn Werbeanlagen der DSM zweifelhafte Inhalte haben. In diesen Fällen können die Probleme meist im telefoni- schen Kontakt ausgeräumt werden.

3. Selbstbestimmtes Körperbewusstsein / Information Anlässlich der WM 2006 in Deutschland wurde eine Anzeigenkampagne gegen Zwangs­ prostitution an den Werbebildschirmen der Münchner U-Bahnen organisiert und finanziert. Gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Vereinigten Dienst­ leistungsgewerkschaft (ver.di) schaltete die Stadt vom 5. bis 18. Juni Spots auf den Info­ screens in den Münchner U-Bahnhöfen. Die Initiative ging von den Stadträtinnen Dr. Ingrid Anker, Ulrike Boesser, Barbara Scheuble-Schaefer, Beatrix Zurek sowie dem Stadtrat Theodoros Gavras (alle SPD) aus. Insgesamt 3.500 Spots wurden täglich auf den 35 digi- talen Großbildflächen in deutscher, englischer, italienischer und portugiesischer Sprache gezeigt. Sie richteten sich insbesondere an potenzielle Freier.

56 Daniela Weidlich

Referat für Arbeit und Wirtschaft, Fachbereich 3, Beschäftigungspolitik und Qualifizierung

– Ergänzung zu einem Wortbeitrag während des Hearings –

Der Diskussionsstand zur Frage des Verbots frauendiskriminierender Werbung stichpunkt­ artig zusammengefasst:

• Stadt und Verkehrsbetriebe haben Werbemöglichkeiten auf öffentlichem Grund Außenwerbeunternehmen zu Vermarktung übertragen. • Vertragspartner der Stadt ist die DSM Deutsche Städte Medien GmbH, eine Tochter der Ströer AG. • Vertraglich ist festgelegt, dass bestehende gesetzliche Grenzen einzuhalten sind. • Beschwerden bearbeitet der Deutschen Werbebeirat in Berlin, eine Institution der Werbeindustrie. Sein Bemühen geht dahin, auch jenseits der Frage des Verstoßes gegen Gesetze, Werbung, die diskriminiert, zu verhindern. • Gibt es keine gesetzliche Handhabung für ein Verbot von Werbung, sind Beschwerde­ führer auf ein freiwilliges Entgegenkommen der werbenden Unternehmen angewiesen. • Die Rechtsabteilung des Direktoriums geht davon aus, dass ein Kontrahierungszwang besteht und damit eine Ablehnung von werbenden Unternehmen nur bei gesetzes­ widriger / sittenwidriger Werbung möglich ist. Zuletzt wurde diese Frage anlässlich des Verbots von Werbung für Glücksspiel von der Rechtsabteilung geprüft. Sie geht davon aus, dass in Bereichen, die der Bundes- oder Landesgesetzgeber einer Regelung unterzogen hat, einer Kommune nicht das Recht zusteht, eine eigene, von der Wertung des zuständigen Gesetzgebers abweichende „Gemeindepolitik“ zu betreiben; indem sie bestimmte Verhaltensweisen für ihr Gemeindegebiet ausschließt, die nach der Gesetzeslage allgemein zulässig sind.

57 Beiträge aus dem Publikum

Während des Stadtratshearings bestand für das Publikum die Möglichkeit, Stellung zu beziehen, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen oder Anregungen in die Diskussion mit einzubringen.

Hier die verschriftlichte Wiedergabe der Beiträge:

Frau Brigitte Rechenberg-Deutscher: „Mein Name ist Brigitte Rechenberg-Deutscher. Ich bin Mitglied im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann. Und wir haben versucht an ver- schiedenen Stellen, die Werbeflächen, die die Stadt hat, und vor allem die MVG hat, einmal an dieses Votum zu erinnern, dass sich nicht wahllos einfach die Werbeflächen vergeben. Und da wollte ich einmal fragen: wie realistisch ist es, dass wir hier Unterstützung bekom- men?“

Frau Christine Strobl (2. Bürgermeisterin Landeshauptstadt München): „Das ist extrem schwer. Wir haben auch schon Briefwechsel mit den ganzen Gremien gehabt. Wir haben uns einmal festgemacht an den ganzen Unterwäsche-Kampagnen vor Weihnachten (...), und wir haben keine rechtliche Handhabung als Stadt, das ist so. Aber ach so, im Positiven..., wir haben ja auch die Kampagne „Aktiv gegen Männergewalt“ , wo ja auch viele dieser Flächen genutzt worden sind für die Kampagne. Und so etwas könnte man in diesem Fall natürlich auch wieder tun. Das ist kein Thema, das würden wir sicher wieder hinbekommen. Bei der Kampagne „Aktiv gegen Männergewalt“ sind ja auch die entsprechenden Flächen vorhanden gewesen mit Großplakatierungen auch in der U-Bahn (...). Und ich könnte mir vorstellen, dass man auch bei diesem Thema so eine Kampagne auf den Werbeflächen durchführen kann.“

Frau Daniela Weidlich: „Mein Name ist Daniela Weidlich, und ich komme aus dem Referat für Arbeit & Wirtschaft. Ich habe im Vorfeld versucht, mit den zuständigen Kollegen und der deutschen Städte-Reklame Kontakt aufzunehmen ( ... ) Nur ganz kurz, es gibt ja das Thema auch in einem ganz anderen Kontext, nämlich im Zusammenhang mit dem Glücksspiel. Die Rechtsabteilung des Direktoriums prüft immer wieder, inwieweit wir da Einflussmöglich­ keiten haben. Der Jurist des RAW ist sich nicht ganz sicher, ob wir das teilen, aber jeden- ­falls geht die Rechtsabteilung des Direktoriums davon aus, dass es hier einen Kontrahierungs-­ zwang gibt. Damit ist die Ablehnung einer Werbung nur möglich, wenn es sich in dem gegebenen Fall um eine Gesetzes- oder Sittenwidrigkeit handelt. Und das muss erst mal festgestellt werden! Im Bereich der Werbung ist das große Problem, dass es sich hier zumeist um bundesweite Kampagnen handelt. Da ist es schwer für die Landeshauptstadt München, auf lokaler Ebene einen Extraweg zu gehen und mit der Sittenwidrigkeit zu argumentieren, wenn es anderswo kein Problem gibt. Allerdings muss man sagen, dass der ganze Bereich wieder kurz vor einer Ausschreibung steht. Die Frage ist, ob man da dann Kriterien ... Es gibt auch einen Beirat in diesem Gremium, in dem mehrere städtische Stadtratsmitglieder vertreten sind, u.a. Herr Monatzeder, Herr Stadler, Frau Scheuble- Schaefer, und auch Frau Merk und Herr Reiter sind da drinnen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, an die Kolleginnen und Kollegen heranzutreten. So viel erst mal in der Kürze zu dem Thema.“

Frau Christine Strobl (2. Bürgermeisterin Landeshauptstadt München): „Die Situation ist wirklich schwierig, und wir haben da rechtlich schon viel versucht. Auch wenn das

58 städtische Institutionen sind, z.B. Beteiligungsunternehmen, tun die sich außerordentlich schwer, wenn das nicht sitten- oder gesetzeswidrig ist. Das ist wirklich sehr, sehr schwie- rig. Man kann auch den Werberat ansprechen, aber es kommt ganz selten vor, dass die sagen, dass sollte man so nicht machen. Uns sind wirklich die Hände gebunden. Aber ich schlage vor, dass wir noch einmal prüfen werden, was und in welcher Form möglich ist. Die deutsche Städte-Medien ist jetzt auch nicht so, dass sie sagen, wir machen das ganz bewusst. Die sind auch gesprächsbereit. Werbung ist wirklich ein wichtiger Bereich, aber es läuft meiner Meinung nach viel mehr über das Internet. (...) Das sollten wir hier nicht aus dem Blick verlieren.“

Frau Gisela Laessig: „Mein Name ist Gisela Laessig. Ich bin Mitglied im Kinder- und Jugend-­ hilfeausschuss zum Thema Familie. Ich möchte auch bestätigen, was die Frau Bürger­ meisterin gesagt hat. Es geht überhaupt nicht nur um Werbung, es geht hier um reine Frauenverachtung, egal wo auch immer, in den neuen Medien oder der Werbung. Insofern fand ich den Beitrag von dem Herrn von pro familia gefährlich, wenn er am Anfang sagt „auch Lesben tun das, auch homosexuelle Menschen tun das ...“ . Natürlich, aber allein der zahlenmäßige Unterschied! Es geht um reine Frauenverachtung, und dagegen müssen wir etwas tun.“

Frau Hanna Wolf: „Mein Name ist Hanna Wolf. Ich möchte nur eine Anregung geben. Ich sehe den schwierigen Weg, auf Werbung Einfluss zu nehmen. Aber ein wirkungsvolles Instrument wäre – das kann man nicht jeden Tag machen, aber wenn man es macht, dann ist es unheimlich effizient – zu versuchen, eine Medienkampagne über Vorkommnisse, auch über Werbemethoden, zu inszenieren. Wir haben gerade ein Beispiel, dieses späte Aufdecken der Anmache eines Ministers gegen eine Journalistin ... und was für eine Kampagne daraus geworden ist. Also, man kann heute schon mit den Medien zusammen versuchen, die Thematisierung zu verschärfen, um damit eine Veränderung – gerade weil das ja Negativwerbung ist – bei der Werbung zu erwirken.“

Frau Inge Kleine: „Ich bin Inge Klein. Und weil jetzt gerade Schulen angesprochen sind, ich bin Lehrerin und Mädchenbeauftragte an einer Schule in München. Und für mich wäre die Frage, welche Unterstützung Schulen bekommen können, wenn sie da Projekte umsetzen wollen. Medienkunde ist relativ gut im Lehrplan drinnen, da gibt es auch schon viel Unter­ stützung vom PI und gute Materialien. Aber für uns ist immer das Problem, wenn wir Selbstbehauptungskurse organisieren wollen oder Dinge organisieren wollen, die Sexual­ kunde und Aufklärung machen, die jenseits des Lehrplans liegen – und der Lehrplan ist durch Vorgaben so festgezurrt, dass viele Dinge nicht besprochen werden können – welche Unterstützung wir haben können, damit das nicht immer am Enthusiasmus der einzelnen Lehrkraft liegt und damit nicht immer die Schülerinnen und Schüler die Kurse selbst bezahlen müssen. (...) Wir bräuchten da wirklich mehr Unterstützung, damit das als fester Bestandteil des Schulalltags sein kann, nicht so ein Add-on. Denn die Jugendlichen wollen eigentlich gerne von Erwachsenen klare Grenzziehungen, die wollen von uns nicht irgend­ eine Kumpeltour (...), die wollen klare Grenzsetzungen, und die wollen eine Möglichkeit, den Bildern etwas entgegen zu setzen. Aber das lernen die nicht ein Mal in der 8. Klasse oder in den Selbstbehauptungskursen der 6.. Das müsste immer wieder jedes Jahr statt- finden können. Welche Möglichkeiten gibt es da, Schulen zu unterstützen, dass wir das etwas unbürokratischer machen können und dass das regelmäßig jedes Jahr passieren kann. Denn das wäre für die meisten von uns, meine Kolleginnen und Kollegen in der Mädchenarbeit und in der Jungenarbeit, eine sehr große Hilfe.“

59 Frau Christine Strobl (2. Bürgermeisterin Landeshauptstadt München): „Das, was ich vorhin mit dem Thema Medienkunde meinte, heißt, dass sich wirklich etwas an dem Lehr­ plan ändern müsste. Die Stadt hat da leider wenig Einflussmöglichkeiten. Aber ich will mich nicht raus reden. Natürlich gibt es an den städtischen Schulen entsprechende Möglich­ keiten, und das wird auch unterstützt. Aber wir haben ja heute auch Kolleginnen und Kollegen aus dem RBS da.“

Herr Gregor Prüfer (Referat für Bildung & Sport): „(...) Es ist grundsätzlich in der Schule eine ganz eigene Situation, denn da kommt man nicht immer freiwillig zusammen. Dort kommen Mädchen und Jungen zusammen, erst mal in der Regel als Peers mit einem ganz hohen Grad an Vernetzung ausgestattet. Innerhalb dieser Vernetzung passiert aber etwas, nämlich Attraktivitäten und Wertigkeiten bekommen eine ganz große Bedeutung. Das bedeutet auch, wenn wir jetzt über Pornografisierung sprechen und die Auswirkungen, die das in der Schule hat, dass wir nicht nur davon sprechen, was es auch gibt, nämlich diesen Druck, der da ist, und der auf Mädchen und Jungen unterschiedlich wirkt, der aber auf beide Einfluss nimmt, sondern dass wir auch von Attraktivitäten sprechen, nämlich von Attraktivitäten, die für die Identität und die Identitätsentwicklung von Mädchen und Jungen wichtig sind. Und die, wenn sie nicht hinterfragt werden, natürlich starken Einfluss nehmen durch das, was die Medien präsentieren. Deswegen ist die Frage, wer kriegt das mit und wer kann da Einfluss nehmen. Und das sind im Alltag natürlich die Lehrkräfte, die entweder eine sehr feine Wahrnehmung entwickeln oder auch sehr froh sind, wenn sie das nicht tun müssen.

Es gibt bei den Lehrkräften eine sehr große Verunsicherung. Es gibt nicht nur verschiedenste Standpunkte (...), und diese Positionen in all ihrer Unterschiedlichkeit führen natürlich auch dazu, welche Sicherheit ich habe, wenn ich mit den Mädchen und Jungen arbeite. Was kann ich präsentieren, und wo geht es denn zu weit? Welche Meinungen, welches Bild ist das Richtige? (...) Es braucht die Diskussion, und natürlich gibt es Foren und Netzwerke, aber es braucht noch mehr. Wie bereits erwähnt, ist für den April diesen Jahres ein Fachtag zu dem Thema Pornofizierung – Liebe – Sexualität angesetzt (...). Allein in der Vorarbeit zu dem Fachtag gab es viele Lehrerinnen- und Lehrergespräche, die ich führen konnte. Und die größte Strömung, die ich wahrnehmen konnte, war diese Verunsicherung. Und da wer- den wir später sicher noch drauf kommen.“

Frau Sigrid Stiemert-Strecker: „Sigrid Stiemert-Strecker, ich bin Psychologin in der Caritas-Beratungsstelle in Sendling, sehr lange tätig als krippenpsychologischer Fachdienst, der dankenswerter Weise seit vielen Jahren von der Landeshauptstadt München finanziert wird. Und ich würde die pädagogische Arbeit gerne ergänzen wollen, die fängt nämlich ­ nicht in der Schule an, sondern die muss viel, viel früher anfangen. Wir werden die Porno­ grafie aus dem Internet nicht zum Verschwinden bringen. Aber wenn die Kinder eine Stärke haben, weil sie eine gute Aufklärung haben und wissen, wozu Sexualität gut ist, dass das was ganz Wunderbares ist, wenn wir die nicht hätten, wären wir alle nicht hier – so rede ich mit den Eltern in den Krippen. Und die sind ganz erstaunt und fragen: „Was, jetzt schon aufklären?“ . Und meine Beobachtung ist auch nach Jahren, dass ich von Eltern Rückmeldungen kriege, dass sie sehr froh waren, da eine Ermunterung für die Kinder in der Krippe oder im Kindergarten bekommen zu haben. Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Ansatzpunkt, nämlich die Stärkung der Kinder. Und die fängt mit der Aufklärung an, relativ früh.“

60 Frau Hannelore Güntner: „Das ist ein Appell oder eher eine Frage, die sich an das Referat für Arbeit und Wirtschaft richtet. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass die Stadt München städtische Häuser oder Grundstücke für Werbezwecke vergibt, und das nicht beeinflussen kann. Ich denke, die Stadt München kann für sich selber entscheiden, was sie für Kriterien ansetzt, oder sie sollte es tun – das macht man ja auch im Bereich der Kinderarbeit. Es gibt ja immer wieder Kampagnen, wo man sagt, die Stadt will das nicht fördern. Und ich finde, die Stadt kann auch in diesem Feld sagen, wir setzten Kriterien an für Werbung, die nicht herabwürdigend ist – weder für Mädchen, noch für Jungen, noch für Frauen und für Männer – die den Menschenrechten und der Menschenwürde entspricht. Wir setzen Kriterien an, und wir verpflichten unsere Vertragspartner, sich daran zu halten. Ich denke, das wäre eine Möglichkeit und die müsste man verfolgen. Das wäre mein Appell an das Referat und an die Stadt.

Frau Christine Strobl (2. Bürgermeisterin Landeshauptstadt München): „Das Problem ist, dass wir einen Vertragspartner haben, die Deutschen-Medien, und die können dann nicht sagen „in München können wir das und das nicht kleben“ , weil natürlich auch die­ jenigen, die werben wollen, dann auch, wenn es nicht sitten- oder gesetzeswidrig ist, so was einklagen können.“

Frau Hannelore Güntner: „Es gibt immer Möglichkeiten. Dann schließen sich Städte halt zusammen, 15 große Städte, und sagen „wir wollen das nicht mehr!“ . Wenn man etwas will ... und es kann nicht sein, dass es Auftraggeber gibt, die sagen, wir sind machtlos gegenüber denen, denen wir Aufträge geben.“

Frau Christine Strobl (2. Bürgermeisterin Landeshauptstadt München): „(...) Wir werden das sicher wieder versuchen. Aber wenn wir da rechtlich keine Möglichkeiten haben, geht das nicht. Da müsste die Bundesgesetzgebung geändert werden. Und da gibt es ja auch noch den Werberat ... Aber wie schon gesagt, ich möchte das nicht nur auf das Thema Werbung spezifizieren, weil sich die Thematik auch woanders abspielt.“

Frau Hannelore Güntner: „Das ist richtig. Es ist aber leichter, die Werbung in der Stadt zu beeinflussen, als das Internet. Wir setzten doch hier an, wo wir unsere Möglichkeiten haben. Ich weiß, dass das schwierig ist, und ich sage auch nicht, das muss übermorgen passiert sein. Aber die Bewusstseinsänderung ist ein erster Schritt, und die muss weite Teile betreffen. ( ...) Es muss einmal angefangen und hin gedacht werden ( ...).“

Frau Christine Strobl (2. Bürgermeisterin Landeshauptstadt München): „Ich bin mir sicher, dass wir nicht einmal fünf Städte in dieser Republik zusammen bringen, die die- selben Maßstäbe haben. Da geht es dann schon los. Denn da müssten die einen sagen, wir mögen die H&M-Werbung nicht, und die anderen müssten sagen, diese und diese Werbung gefällt uns nicht. Man braucht da schon einheitliche Maßstäbe. Das ist extrem schwierig. Aber wir können das gerne nochmal überprüfen lassen. Das ist ja auch eine der Aufgaben, wir wollen ja heute sammeln, was die Stadt selber tun kann, die Kommune in Gang setzen kann. Natürlich werden wir das nochmal genauer anschauen. Aber wie gesagt, meine Bemühungen waren da in der Vergangenheit nicht von Erfolg gekrönt, weil die Einschränkungen einfach da sind. (...) Natürlich kann man immer sagen, „man muss nur wollen, dann geht es schon irgendwie“ . Das ist sehr schwierig, wenn die rechtliche Situation eine andere ist. Aber wir werden es auch nochmal versuchen, dass wir die

61 Grenzen da eventuell überwinden können. Und vielleicht geht ja auch über den deutschen Städtetag etwas. Aber da müssten die Kriterien einheitlich sein, und das wird ganz, ganz schwierig.

Herr Andreas Unterforsthuber: „Andreas Unterforsthuber, ich bin Mitarbeiter der Stelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Ich möchte nochmal ein Thema aufgreifen, welches der Gregor Prüfer gerade thematisiert hat, nämlich das Thema Verunsicherung bei den Fachkräften, was das Thema Sexualität, oder wie gehe ich mit Problemen in dem Bereich um, betrifft. Ich glaube, wenn wir was in dem Themenfeld verändern wollen, brauchen wir gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen. Unsere Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den Ausbildungsstätten ist die, dass Pädagoginnen und Pädagogen in der Regel zum Thema Sexualität, sexuelle Identität so gut wie überhaupt nicht ausgebildet werden, d.h. bei Erzieherinnen und Erziehern sind so gut wie überhaupt keine Inhalte enthalten, bei den Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen im Übrigen auch nicht (...), und bei den Lehr­ kräften schaut es im wesentlichen offensichtlich nicht besser aus. Nun sind wir als Stadt ja nicht unbedingt zuständig für Lehrpläne, aber meine Frage an das Referat für Bildung & Sport wäre, ob wir nicht irgendwie Einfluss nehmen können, um an der Situation mal was zu verändern.“

Herr Markus Nau (Stadtjugendamt): „Was ich vorhin nicht erwähnt habe, im Rahmen der Elternbriefe, die ja vom Sozialreferat für Eltern erhältlich sind, wird zum einen in der Broschüre „Medienkompetenz für Jugendliche“ das Thema Pornofizierung mit aufgegriffen, und es wird auch für 2014 geplant sein, einen extra Flyer zu dem Thema für Erwachsene, für Eltern aufzulegen, dass da eine Sensibilisierung stattfindet, um Kinder und Jugendliche zu begleiten und auch da ansprechen zu können. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass wir in den Diskurs mit den Jugendlichen zu den Themen reingehen und auch die Eltern bestärken, sich des Themas anzunehmen und es offen anzusprechen.“

Herr Gregor Prüfer (Referat für Bildung und Sport): „Es sah jetzt kurz so aus, als würde ich dem Herrn Unterforsthuber eine Antwort schuldig bleiben. Das möchte ich gar nicht in der Form, aber was anderes, denn ich habe da gar keine große Frage drinnen gesehen, sondern für mich ist unbedingt klar, dass es eine Anmerkung ist, die unbedingt unterstüt- zenswert ist, wo ich einfach nur sagen kann: ja, sehr gut, danke Dir. Genauso muss es ­passieren, es muss mehr getan werden.“

62 Schlusswort Lydia Dietrich

Vorsitzende der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen der Stadt München

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte KollegInnen und Gäste, als Vorsitzende der Gleichstellungskommission möchte ich noch ein paar Worte sagen. Zunächst zur vorherigen Debatte. Ich denke, dass wir uns hier alle einig sind, wenn es darum geht, wie Werbung aussehen kann und soll. Das Problem ist aber doch, dass es genügend Personen gibt, die nicht mit uns einig sind. Daher müssen wir alle Wege, die uns zur Verfügung stehen, gehen, über den Deutschen Städtetag beispielsweise. Ich möchte mich bei allen ReferentInnen bedanken, insbesondere bei Frau Fertl und Frau Baumann, die mit ihrer Kampagne das Thema in der Gleichstellungskommission angescho­ ben haben. Bei allen Mitgliedern der Gleichstellungskommission, denn dort wurde dieses Hearing beantragt. Danke an all die Projekte, Initiativen und Vereine, die in dieser Stadt mit ihrer Arbeit dazu beitragen, Mädchen und Frauen zu stärken und zu unterstützen, selbst­ bestimmt zu leben. Herzlichen Dank auch an die Mitarbeiterinnen der Gleichstellungsstelle für die inhaltliche und organisatorische Arbeit zu diesem Hearing.

Uns war es mit diesem Hearing wichtig, für das Thema zu sensibilisieren. Denn wir können in der Flut der Werbung kaum noch unterscheiden, was denn „normal“ ist und was nicht. Zu sensibilisieren auch für den Handlungsbedarf, der sich ergibt, und den Unterstützungs­ bedarf. Das betrifft sicher die Schulen, die Pädagogik insgesamt, aber auch viele andere Bereiche: Kino, Musik. Wesentliche Aussagen heute waren für mich, dass sexualisierte / pornofizierte Darstellungen­ und ihre vermeintlichen „Vorbilder“ nichts zu tun haben mit Stärke und Selbstbewusstsein, sondern mit Erniedrigung, Verletzung der Würde und dem Schutz von Grund- und Menschen­rechten. In diesem Zusammenhang möchte ich kurz ein Erlebnis aufzeigen. Als ich vor kurzem mit meiner Nichte einen deutschen Kinofilm angeschaut habe mit einem der angesagtesten deutschen Schauspieler zurzeit, habe ich mich außerordentlich über eine Szene aufgeregt. Es ging darum, dass zwei lesbische Frauen sofort ihre sexuelle Identität aufgeben, sobald ein Mann sich ihnen als Sexualpartner anbietet. Auch damit werden Bilder verfestigt, die völlig absurd sind und Selbstbestimmung ignorieren. Das halte ich für gefährlich.

Wir werden in der Gleichstellungskommission an dem Thema dranbleiben. Wir werden ­dieses Hearing nach besprechen und auch besprechen, wie wir weiter vorgehen können. Ich erhoffe mir aus diesem Hearing mehr Unterstützung auch aus den Reihen des Stadt­ rates, wenn es um sexistische und pornografische Werbung geht; wenn es darum geht, dass städtische Unternehmen, Theater sich dessen bedienen. Wir verfassen in der Kommission oftmals Stellungnahmen und Beschwerdebriefe, die aber, gerade wenn es um Theater geht, mit dem Todschlagargument „Kunstfreiheit“ wegge­ fegt werden. Das Verständnis, die Einsicht ist da oftmals nicht vorhanden. Eine tatkräftige Unterstützung seitens des Kulturreferats wäre hier sehr hilfreich. Darüber hinaus verfassen wir Schreiben an den Werberat, den Presserat, die Bundes­ beschwerdestelle für jugendgefährdende Medien, die aber leider nicht oft erfolgreich sind. Heute sind wir mit dem Hearing einen großen Schritt weiter gegangen. Ich hoffe sehr, dass es zu einer Bewusstseinsänderung führen wird. Vielen Dank.

63 Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen und Forderungen an die Landeshauptstadt München

Während des Stadtratshearings wurde die Notwendigkeit, Maßnahmen gegen Pornofi­ zierung und Frauenverachtung zu ergreifen, deutlich herausgestellt und sowohl in der Theorie als auch anhand von Praxisbeispielen belegt. Vertreterinnen und Vertreter städtischer Referate haben aufgezeigt, was innerhalb ihrer Wirkungsbereiche bereits getan wird. Doch entschiedeneres Handeln ist erforderlich. Mit der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ des Münchener Fachforums für Mädchenarbeit sind bereits seit 2011 vorbildhafte Strukturen geschaffen, Projekte initiiert und Weichen gestellt worden. Diese gilt es nun, von der Stadt München aufzugreifen, weiterzuführen und zu ergänzen. Die konkreten Forderungen und Handlungsempfehlungen der Kampagne an die Stadt München sind hier, ergänzt durch die weiteren während des Fachtags formulierten Vorschläge, noch einmal zusammengefasst:

Offensive gegen Sexistische Werbung: • Erstellung einer Expertise oder eines rechtlichen Gutachtens, wie weit die Möglich­ keiten auf kommunaler Ebene reichen, gegen sexistische Werbung vorzugehen. • Ausschöpfung dieser Möglichkeiten, z.B. bei der Neuverhandlung der Verträge für öffentliche Werbeflächen. • Begutachtung der Bewerbung von städtisch geförderten Veranstaltungen und Maß­ nahmen sowie der Veröffentlichungen von städtischen Referaten bezüglich sexistischer Darstellungen.

Bereitstellung von städtischen Werbeflächen: • Für Projekte von „Uns geht‘s ums Ganze“ sowie für weitere themenbezogene Initiativen. • Bereitstellung von öffentlichen Werbeflächen für explizit vielfältige weibliche Positivbilder.

Unterstützung von Medienkampagnen: • Organisation / Unterstützung einer Medienkampagne für positive, würdevolle Frauen- / Menschenbilder. • Beauftragung einer professionellen Werbeagentur für den Entwurf entsprechender Plakate. • Organisation einer Medienkampagne, die pornografisierte Werbung aufdeckt und öffentlich skandalisiert.

Pädagogische Stärkung von Kindern und Jugendlichen gegen die Auswirkungen von Pornofizierung: • Erstellung von Materialien für Pädagoginnen und Pädagogen in der Mädchen-, Jungen- und koedukativen Arbeit zum Thema Internetpornografie. • Unterstützung der Orientierungskompetenz von Mädchen und Jungen: Differenzierung zwischen real life und sexistischen Bildern, Bewusstmachen individueller Bedürfnisse und intensive Beschäftigung mit der Haltung zu Pornografie und sexistischen Darstel­ lungen. • Schaffung von Angeboten gezielt für die schulische und außerschulische Jungenarbeit, die zur medialen Darstellung von Männern und Frauen und zu den dadurch erzeugten Rollenbild-Erwartungen, Selbstinszenierungen und zu den individuellen wie gesellschaft-

64 ­lichen Auswirkungen von übergriffigem und dominantem Verhalten von Jungen und Männern eindeutig Stellung beziehen. • Intensivierung der Reflektionskompetenz der Mädchen und Jungen, z.B. bezüglich Vermittlung von Stereotypen und Vorbilder. • Ausweitung der Medienkunde und damit der sexualitätsbezogenen Medienkompetenz vor allem an Schulen. • Medientechnische Lehrangebote zu Wertefragen bezogen auf Rollenbilder und Geschlechtergerechtigkeit. • Konzeptionelle Arbeit im Referat für Gesundheit und Umwelt, um z.B. in Form von Projekttagen, Kunstprojekten oder gesundheitspolitischen Projekten eine Sensibilisie­ ­ rung / Stärkung voranzutreiben. • Vertraglich festgelegte Zielvereinbarungen für städtisch geförderte Kinder- und Jugend­ einrichtungen, geschlechtsspezifisch zu dem Thema zu arbeiten.

Themenverankerung in der Personalentwicklung: • Aufnahme des Themas in die Auszubildenden-Schulungen bei der Landeshauptstadt München. • Themenverankerung in der Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen mit den besonderen Schwerpunkten: Marktinteresse/ Vermarktung von weiblichem Körper und Zurückdrängung der Frauen aus ihrer realen gesellschaftlichen Bestimmungsmacht. • Berücksichtigung der Wirkungspotentiale bei Mädchen und Jungen bezogen auf regel- mäßiges Konfrontiertsein mit sexistischer Darstellung: Normalisierungseffekte, verän- derte Realitätskonzeption, Leistungsdruck, Körperwahrnehmung, Wertewelt, sexuelle Verhaltensweisen, Rollenbilder und vieles mehr. • Konzeptionelle Arbeit im Referat für Bildung und Sport, um über die Schulung und Qualifizierung von Lehrerinnen und Lehrern, Pädagoginnen und Lehrern, sowie weite- ren Multiplikatorinnen und Multiplikatoren das Thema in Krippen, Kindertagesstätten und Schulen fest zu verankern.

Finanzielle Unterstützung: • Für Projekte, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze“ sowie für weitere themenbezogene Initiativen in München durch die Stadt und durch Träger und Verbände.

Unterstützung der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze“: • Einrichtung einer befristeten Koordinationsstelle zu Pornografisierung / Pornofizierung. • Sicherung bisheriger Arbeitsergebnisse der Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze“ . • Vorantreiben von Maßnahmen. • Schaffen einer zentralen städtischen Federführung für die Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze“ , damit die Stadtgesellschaft zum Thema erreicht werden kann. • Schaffung von Kooperationsbündnissen und Verankerung von Zielsetzungen innerhalb der städtischen Referate.

Weitergehender Forschungsbedarf: • Beauftragung einer wissenschaftlichen Expertise zur Relevanz der Pornografie- und Sexismus-Thematik und der Handlungsmöglichkeiten in der schulischen und außer­ schulischen Arbeit mit Mädchen und Jungen

Breite Förderung gesellschaftlicher Sensibilisierung: • Öffentliche Stellungnahmen aus der Pädagogik, der Medizin, den Medien, den Sicher­ heitsorganen, der Politik und den städtischen Fachreferaten gegen pornografische Darstellungen von Frauen. • Langfristige Unterstützung des Stadtrats und ein breites Bündnis von Stadt, know-how- Träger_innen, Verbänden und Instiutionen für das Thema.

65 Anhang Weiterführende Literaturhinweise und Internetquellen

Literatur:

• Altstötter-Gleich, Christine 2006: Pornografie und neue Medien. Studie zum Umgang Jugendlicher mit sexuellen Inhalten im Internet. pro familia, Mainz. • Gernert, Johannes 2010: Generation Porno: Jugend, Sex, Internet. Fackelträger-Verlag, Köln. • Hilkens, Myrthe 2010: McSex: Die Pornografisierung unserer Gesellschaft. Orlanda Verlag, Berlin. • Orbach, Susie 2010: Bodies: Schlachtfelder der Schönheit. Arche Verlag, Hamburg. • Pahl, Christoph 2010: „Voll Porno!“ Warum echte Kerle „Nein“ sagen. Francke- Buchhandlung, Marburg. • Penny, Laurie 2012: Fleischmarkt: Weibliche Körper im Kapitalismus. Edition Nautilus, Hamburg. • Schoonbrood, Ester/ Dobrick, Barbara 2011: Erklär mir die Liebe!: Gefühle, Körper, Sex – Worüber Frauen mit Mädchen sprechen sollten. Goldmann Verlag, München. • Schuegraf, Martina/ Tillmann, Angela (Hg.) 2012: Pornografisierung von Gesellschaft. Perspektiven aus Theorie, Empirie und Praxis. UVK Verlag, Konstanz/ München. • Siggelkow, Bernd 2009: Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr ­lernen, was Liebe ist. Goldmann Verlag, München. • Walter, Natasha 2011: Living Dolls: Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen. Krüger Verlag, Frankfurt.

Studien und Artikel:

• Bauer Media Group 2009: BRAVO Dr.-Sommer-Studie: Liebe! Körper! Sexualität!. http://www.baueradvertising.de/uploads/media/BRAVO_DrSommerStudie2009_ Sperrfrist_2009-05-12_gr.pdf • EMMA 2007: Dossier PorNo!. http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2007/septemberoktober-2007/dossier-por-no-5-2007/ • EMMA 2011: Männer gegen Pronografie. http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2011/winter-2011/maenner-gegen-pornografie/ • Grimm, Petra / Rhein, Stefanie / Müller, Michael 2010: Porno im Web 2.0. Die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen. Im Auftrag der BLM und NLM. Schriftenreihe der NLM. Bd. 25. Vistas Verlag, Berlin • Hoffmann, Dagmar 2009: Schärfen oder trüben mediale Bilder von Körpern und Sexualität den Blick auf das Sexuelle?, in: BZgA Forum 1/2009, S. 10-14 • Matthiesen, Silja / Martyniuk, Urszula / Dekker, Arne 2011: „What do girls do with porn?“ Ergebnisse einer Interviewstudie, Teil 1, in: Zeitschrift für Sexualforschung 24/ 2011, S. 326-352 • pro familia Magazin 2009: Pornografie, Heft Nr. 1/2009 • Pro Jugend 2010: Da hat sich was verändert. Jugend.Medien.Pornografie, Heft Nr. 4/2010 • Schmidt, Gunter / Matthiesen, Silja 2011: „What do boys do with porn?“ Ergebnisse einer Interviewstudie, Teil 2, in: Zeitschrift für Sexualforschung 24/ 2011, S. 353-378 • Weber, Mathias 2009: Die Nutzung von Pornografie unter deutschen Jugendlichen, in: BZgA Forum 1/2009, S. 15-18

66 Im Internet:

• www.uns-gehts-ums-ganze.de

• www.pinkstinks.de

• http://www.mediacultureonline.de/Pornografie.1708.0.html

• http://frauenrechte.de/online/index.php/themen/frauenfeindliche-werbung.html

67 Prof. Monika Gerstendörfer

Diplompsychologin (Tübingen)

Die virtuelle Unschuld täuscht: Ausbeutung von Frauen, Mädchen und Jungen in einer neuen Dimension. Wie beeinflusst die verfügbare Präsenz von Sexismus und Gewalt das Frauen- und Männerbild von Mädchen und Jungen?

Einführungsreferat gehalten am 25. November 2003 im Rahmen des Fachtags „Let´s Netz – Wir klicken Männergewalt aus dem Internet“ in München.

Liebe Frauen, ich darf über ein ebenso spannendes wie wichtiges Thema referieren, das zudem sehr komplex ist. Wir haben jedoch wenig Zeit. Lassen Sie mich daher ohne Umschweife zur Sache kommen.

Worum geht es? Es geht um mehrerlei, nämlich: • um Sexismus und Gewalt, • um das Frauen- und Männerbild von Mädchen und Jungen, • um die „Konstrukteure“ und „Transporteure“ des Frauen- und Männerbildes, • um deren tatsächlichen Einfluss, • um die Auswirkungen solcher Bilder auf das ganz konkrete Verhalten • und schließlich um das neueste Werkzeug und Medium unserer Gesellschaften, den Computer, der uns angeblich eine virtuelle (künstliche) Welt beschert hat.

Ich sage gleich zu Anfang „angeblich künstliche Welt“ , weil ich etwas vorwegnehmen will: Es gibt keinen Unterschied zwischen der „virtuellen“ und der „realen“ Welt! Eine solche Annahme ist gleichermaßen naiv wie falsch. Aber vor allem gefährlich. Ich komme später darauf zurück, möchte aber, dass Sie dies jetzt schon im Hinterkopf behalten.

Mein Vortrag besteht aus drei Teilen, denen drei wesentliche Thesen zugrunde liegen:

1. Die Informationstechnologie (IT) hat uns eine neue Qualität von Frauenbildern und von Gewalt? insbesondere sexualisierter Gewalt? gebracht. Das qualitativ Neue besteht im Wesentlichen in der Interaktionsmöglichkeit, die den rein passiven Konsum von Bildern und Bildsequenzen abgelöst hat. 2. Da die sog. virtuelle Welt und die sog. Realität nicht unabhängig voneinander existieren, gab und gibt es Wechselwirkungsprozesse. Das qualitativ Neue führte schließlich zu mehr Quantität, also einem Mehr an Gewaltdarstellungen und Gewalt. 3. Zu 1 und 2 kam mit der Zeit eine Art „Motor“ hinzu: Geld. Dies führte und führt zu einer stetigen Eskalation bei gleichzeitiger Verharmlosung von Sexismen.

Sexistische Frauenbilder, liebe Kolleginnen, sind eigentlich ein uraltes Thema. Sie wurden auf die unterschiedlichste Weise vertreten und propagiert. Ich gebe Ihnen ein paar kurze Beispiele aus unserer Geschichte dazu: Im altrömischen Reich – wie auch bei den Alten Griechen – gab es die „patria potestas“, die hausväterliche Gewalt. U.a. wurde durch sie festgelegt, wer vergewaltigt werden durfte und wer nicht. Das nannte man damals übrigens „Schändung“ , da die Frauen „danach“ tatsächlich weniger wert waren, z.B. auf dem Sklavenmarkt. Ehefrauen durften nicht geschändet werden, weil der Hausvater sicher sein musste, dass die Kinder auch von ihm waren. Es ging um die Erbfolge, also nicht um den Schutz von Ehefrauen.

68 Nach der französischen Revolution 1789 entstand die erste Menschenrechtskonvention auf diesem Planeten: „Les droits des citoyens“ hieß sie. Die Rechte der Bürger. Als Olympe des Gouge diese Konvention auch für Frauen formulierte und sie demonstrativ der Königin überreichte, ereilte sie die Realität. Sie wurde zwei Jahre später ausgerechnet im „Saal der Gleichheit“ in Paris zum Tode durch Köpfen verurteilt. In der Zeit der „Aufklärung“ diskutierten die großen Philosophen wie Fichte, Schelling, Schopenhauer u.v.a. ernsthaft und öffentlich darüber, „ob die Weiber Menschen“ seien und kamen durch zahlreiche „Ableitungen“ zu dem Schluss, dass „der wahre Mensch“ der Mann sei. Zu den Lebzeiten von Sigmund Freud gab es einen Arzt namens Acton. Er vertrat öffentlich diese Ansicht: „Die Behauptung, eine Frau könne sexuelle Lust empfinden, ist eine nieder- trächtige Verleumdung.“ Im II. Weltkrieg wurden Soldaten, die Frauen vergewaltigten, anfangs erschossen, aber nicht, um die Frauen zu schützen, sondern um die Disziplin in der Truppe aufrecht zu erhalten. Im Jahre 1995, als wir um die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe kämpften, lehnte der CDU-Abgeordnete Wolfgang von Stetten dies mit folgenden Worten ab: „Wenn man heiratet, verpflichtet man sich zum ehelichen Verkehr. Ist ja eine ganz natürliche und selbst- verständliche Sache. Und dann ist ja nur die Frage, ob jetzt das Recht darauf besteht. Natürlich besteht kein Recht auf Sexualverkehr, wenn der andere nicht will. Aber dann muss man sich trennen. ... Die Ehe ist eine Geschlechtsgemeinschaft und verpflichtet grundsätz- lich zum ehelichen Verkehr. ... Zum ehelichen Leben gehört auch, die Unlust des Partners zu überwinden. Der Ehemann ist nicht darauf aus, ein Verbrechen zu begehen – manche Männer sind einfach rabiater.“

Sie haben es sicher schon bemerkt: ich könnte Sie stundenlang mit solchen Beispielen behelligen. Diese wenigen Beispiele sind aber bereits facettenreich, nicht wahr? Und so ist es bis heute geblieben.

Doch die Entwicklung ging weiter, als technische Artefakte erfunden wurde. Zunächst durch das Video und die dafür erschwinglichen Kameras für jedermann. Da gab es bald einen Boom für eine ganz bestimmte Branche: die Porno-Industrie. Jedermann konnte seinen ganz privaten Pornostreifen drehen, danach tauschen oder auch verkaufen, mit Frauen und / oder mit Kindern. Aber die Entwicklung ging schnell weiter, als man nämlich im IT-Bereich den Heimcomputer (PC) erfand und neuartige Speichermedien dazu. Die CD-ROM, durch deren Kapazität man endlich laufende Bilder speichern konnte, bekam nicht umsonst schnell das Etikett „Porno- CD“34. Ganz neue Berufsbranchen bildeten sich: IT-Designer, die virtuelle Frauenkörper kon- struierten und sie möglichst echt über den PC-Bildschirm spazieren ließen. Programmierer,

34 KommIch erinnere mich sehr gut daran, denn ich habe diese Entwicklung von Anfang an erlebt und vor den damit verknüpften Gefahren gewarnt. Ich erntete damals nicht nur Kopfschütteln... Hysterisch war ich! Eine durchgeknallte Psychologin eben. Eine Fundamentalistin! Aber die Wahrheit war und ist: nicht nur meine Beschreibungen des jeweiligen Status Quo, auch meine Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen wurden alle wahr. Leider. Wenn ich später ? aber auch heute ? noch Artikel in Zeitungen lese, wo Journalist/innen über IT und Gewalt schreiben, kann ich oft nur mit dem Kopf schütteln. Das und das und auch jenes, so denke ich meist bei mir, habe ich doch schon vor 10 Jahren gesagt oder geschrieben!

69 die interaktive Spiele erfanden, in denen man Frauenkörper drehen, wenden, penetrieren und später auch „auslöschen“ konnte. Dabei gaben diese virtuellen Frauen dem Benutzer immer positives Feedback. Man konnte endlich ungestört die totale Verfügbarkeit­ der Frau suggerieren, und dass sie an allem auch noch Spaß hatte und mehr davon wollte. In einer Umfrage von Bremer Informatikstudentinnen – das muss Mitte, Anfang der 90er Jahre gewesen sein – gaben Männer, die solche interaktiven Hardcore-Pornos dem wirk- lichen Sex vorzogen, als Gründe dafür an: keine störenden Körpergerüche, keine uner- wünschten Schwangerschaften, keine Geschlechtskrankheiten, nur positive Rückmeldung und kein Beziehungsstress. Ich überlasse es Ihnen, das für sich zu kommentieren.

Doch die Entwicklung ging weiter, und bald schon kam zu der Interaktivität – also der Möglichkeit des Steuerns, des Eingreifens in das Geschehen auf dem Bildschirm – noch etwas qualitativ Neues hinzu. Wieder waren es technische Artefakte: der Scanner, später noch der Videodigitizer. Damit wurde der früher rein passive Konsument endgültig zum möglichen Produzenten von Pornos oder Foltergeschehen. Er konnte ab da vorhandene „Spiele“ abändern oder ganz neue selbst erstellen. Der CD-Brenner tat dann ein Übriges, um sogar Absatzmöglichkeiten für Privatpersonen zu eröffnen. Und heute – das nehme ich vorweg, weil Sie es wissen – ist die Absatzmöglichkeit durch das www nochmals verstärkt. Aber zurück in die 90er. Von Bedeutung war damals nämlich auch, dass man Spiele für Kinder und Jugendliche erfand, die aus lernpsychologischer Sicht prägend für eine ganze Generation waren. Man programmierte beispielsweise „Belohnungsspiele“ , die mit ihrem Abenteuer- und Wettbewerbsanstrich nicht nur den Spieltrieb beflügelten. Ein Beispiel: im Abenteuerspiel „Larry“ musste man so ein virtuelles Männchen über den Bildschirm dirigie­ren. Es gab Hindernisse und Gefahren! Wenn Larry sie überwand, gab es Punkte. In einer Version war Larrys „Hindernis“ auch eine Frau. Der Spieler musste sie „umlegen“ , also vergewaltigen. Der Punktespiegel wurde durch einen virtuellen Penis symbolisiert, der ­daraufhin stieg und dicker wurde. Es gab auch intelligente Lehrspiele, beispielsweise für den Bereich der Mathematik, wo man als Belohnung ein Puzzlestück von einer nackten Frau bekam. Wer alles richtig gelöst hatte, durfte die komplette nackte Frau sehen. „Positive Bekräftigung“ nennen wir das in der Lernpsychologie, doch das Mittel der Belohnung ist eben ein Mittel, eine Sache, ein Objekt. Eine nackte Frau!

Der bedenklichste Punkt dieser Entwicklungen war damals jedoch ein anderer. Ich habe das Mitte der 90ger auf der ersten Anhörung im Europäischen Parlament in Brüssel vorgetragen und dringend um Forschung gebeten. Ich spreche vom Zusammenhang zwischen Porno- und Gewaltkonsum und Nachahmung, vom Zusammenhang zwischen Beobachtung und Verhalten. Sie erinnern sich vielleicht, dass jahrelang bestritten wurde – auch durch sog. Wissenschaftler – dass es einen Zusammenhang zwischen sexistischen und gewalttätigen Filmen und wirklichen Gewalttaten gäbe. Man bestritt, dass Gewaltfilme auch Gewalttaten hervorbringen könnten. Manche argumentierten gar mit der „positiven Wirkung von Aggressionsabfuhr“ und anderem Unsinn mehr. Dass dies nicht stimmt, wissen wir inzwi- schen, doch das nutzt uns heute nichts mehr, schon gar nicht den damaligen Opfern. Aber der Knackpunkt in der wissenschaftlichen Argumentation war damals, dass der Konsum(!), also die reine Betrachtung, keinen Zusammenhang herstellen könne. Jetzt erinnern Sie sich bitte, was ich über die Interaktivität erzählt habe. Der Benutzer konnte irgendwann in das Geschehen eingreifen! Hier war nun mein Knackpunkt. Ich erklärte den Anwesenden, dass damit aus lernpsychologischer Sicht ein Quantensprung zu verzeichnen sei. Das mensch- liche Lernen – wie überhaupt das Lernen der Primaten – sei nämlich Nachahmungslernen (Bandura). Wir funktionierten schließlich nicht wie der Pawlowsche Hund! Und die Schritte beim Nachahmungslernen seien diese: beobachten, Versuch zu imitieren, beobachten, ­selber machen, beobachten,.... Neues schaffen. Das Stichwort ist: machen!

70 Der Quantensprung ist der Übergang von den Sinnen (Auge, Ohren) zur Hand. Ob die nun bloß eine virtuelle Frau über den Bildschirm führt oder etwas Neues in der Art program- miert, ist zwar nicht einerlei, aber für den lernpsychologischen Prozess grundsätzlich gleich. Denn: erst durch das eigene Verhalten, das Nachahmen, das aktive Tun, ist ein Lernprozess wirklich abgeschlossen! Und genau diese Möglichkeit – nämlich das Abschließen eines Lernprozesses – boten die neuen technischen und medialen Artefakte. Nun wiederhole ich meine erste These, die sich für Sie nun mit „Leben“ erfüllt haben dürfte: „Die Informationstechnologie (IT) hat uns eine neue Qualität von Frauenbildern und von Gewalt – insbesondere sexualisierter Gewalt – gebracht. Das qualitativ Neue besteht im Wesentlichen in der Interaktionsmöglichkeit, die den rein passiven Konsum von Bildern und Bildsequenzen abgelöst hat.“

Doch die Entwicklung ging weiter35. Und dann kam das, was kommen musste: die eigent- lich vorhersehbaren Wechselwirkungsprozesse zwischen der angeblich virtuellen Welt und der sog. Realität. Wir haben das in unserer Arbeit in der Lobby für Menschenrechte e.V. sehr unmittelbar mitbekommen über all die Jahre. Ich gebe Ihnen auch für diese Wechsel­ wirkungs­prozesse „zwischen den Welten“ ein paar Beispiele: Vor einigen Jahren schickte uns ein aufmerksamer Bürger eine einseitige Werbeanzeige der Firma Tallyman zu, die in einer absolut seriösen Computerfachzeitschrift erschienen war. Der kurze Werbetext lautete: „Manchmal bereuen wir, dass wir so günstige Flüge vermit- teln.“ Soweit so gut. Doch das große Bild, das eine weitere Aussage transportieren sollte, sah so aus: auf einem Bett liegt ein fetter, alter, glatzköpfiger Mann. Seine Geschlechtsteile sind durch ein Laken bedeckt. Er grinst zufrieden. Seine Hände liegen links und rechts auf den Schenkeln von zwei jungen asiatischen Frauen in Hemd und Slip, die für meinen Geschmack ziemlich minderjährig aussehen. Das Ganze ist in rotes Licht getaucht. Jetzt kommt die Hauptaussage zum Bild: „Sie sagen uns, was Sie zahlen wollen. Wir besorgen‘ s Ihnen. Unter www.tallyman.de“36 Aber auch über den reinen Text bekamen wir die fatalen Grenzen zwischen angeblicher Virtualität und sog. Realität „auf den Tisch“ . Eine Journalistin schickte uns in völligem Ent­ setzen eine edel aufgemachte Zeitschrift zum Surfen – „Surfing Europe“ – (Wellenreiten), in der wir den schön bebilderten Abenteuerartikel eines Redakteurs mit folgendem Text in großen Lettern „untermalt“ sahen: „Vom Maschinengewehrfeuer proindonesischer Milizen gejagt, das Blut der vergewaltigten Frauen aus Singapur noch an unseren Schenkeln klebend, dockten wir im brodelnden Java an...“ . Eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Stuttgart, die wir vorher genau mit unseren Freunden von der Kripo abgesprochen hatten, ergab Null. Sie wurde ignorant und arrogant zurückgewiesen. „Geschmacklosigkeit“ – das war alles, was wir von diesen Herren des Rechts lesen durften. Sowohl die Täter (Verantwortliche der Zeitschrift) als auch die Staatsanwaltschaft redeten sich über die Virtualität heraus. Alles Phantasie! Also nicht real, also harmlos? Interessant war und ist auch dies, dazu möchte ich Ihnen ein Bild aus dem www zeigen. Was sehen Sie? Sind das Mädchen oder Frauen, die hier in Schulkleidung, weißen Söckchen und Turnschuhen angeboten werden? Wenn Sie die anklicken, bekommen Sie sie nackt zu sehen, in teils perversen Posen. An diesem Beispiel sehen Sie, dass Kriminelle – zu denen ich große Teile der Pornoindustrie zähle – auch mit dem „Mädchen-Frau-Unter­ schied“ spielen und versuchen, das zu verwischen. Wir können den jungen Frauen hier

35 Die Politik schnarchte weiter; die großen Medien übrigens auch. Sie veröffentlichten meine Artikel nicht; ich durfte höchstens Journalisten kostenlos am Telefon fortbilden und ihnen meine Artikel zum Abschreiben zur Verfügung stellen. 36 Wir konnten die Anzeige via Werberat sofort stoppen und bekamen sowohl von der Zeitschrift als auch von Tallyman hinreichend Post des Bedauerns...

71 nicht ansehen, ob sie minderjährig sind oder nicht. Ich vermute, sie sind etwas über das Alter hinaus. Aber das ist nicht der Punkt. Was sie hier sehen, ist ein übles Spiel: die jungen Frauen wurden auf minderjährig getrimmt! Und jetzt raten Sie mal, für welche Klientel das gemacht wurde? Für Pädokriminelle natürlich. Aus juristischer Sicht ist dieses menschen- verachtende Angebot jedoch wasserdicht. Das bedeutet: unsere Gesetzgebung und damit die Mittel, die der Polizei zur Verfügung stehen, hinkt der Lebenswirklichkeit der organisier­ ten Kriminalität gegen Frauen und Mädchen hinterher. Sie hält sich an Formalia, anstatt nach der Zielgruppe und dem Zweck zu gehen. Daran orientieren sie sich nicht, obwohl es offensichtlich ist. Dieses Angebot hier ist aber speziell auf Pädokriminelle abgestimmt.

Parallel zu diesen und anderen Phänomenen berichtete mir eine US-amerikanische Kollegin, die zum Thema „Frauenhandel, Sklaverei, Folter via IT“ an der Universität in Rhode Island als Professorin forscht und mit mir zwei Jahre lang im Europarat zusammen arbeitete, dass die Qualität und die Quantität der im www angebotenen Pornovideos kontinuierlich ansteige. Eigentlich könne man sie klipp und klar als reine Foltervideos bezeichnen. Sie liefen zwar unter dem Label „Porno“ , aber das sei ein perfider Witz, den die untätige Politik genauso wie die Porno-Industrie bevorzugen würde, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dann musste ich meiner Kollegin helfen, weil sie eines der „real-live-Vergewaltigungsvideos“ gesehen hatte und in einem Trauma steckte.37 Merke: dieses Video war in der sog. wirklichen Welt gedreht worden. Man hatte eine wirk- liche Frau wirklich auf brutalste Weise vergewaltigt, anschließend ermordet und das dann in der virtuellen Welt angeboten, in Teilen zur „Anregung“ , als Ganzes zum Kauf. Ein Jahr später rannten Zuschauer / innen schreiend aus einer Vorstellung bei den Filmfest­ spielen in Cannes, manche übergaben sich, andere wurden ohnmächtig und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil ein Regisseur eine besonders brutale Vergewalti­ gungsszene in voller Länge in seinen Film eingebaut hatte. Man kann es auch anders aus- drücken: die Schwelle war so gesunken, dass man vor nichts mehr zurück schreckte. Diese Beispiele sollen genügen. Und ich wiederhole meine dazu gehörende These zwei: „Da die sog. virtuelle Welt und die sog. Realität nicht unabhängig voneinander existieren, gab und gibt es Wechselwirkungsprozesse. Das qualitativ Neue führte schließlich zu mehr Quantität, also einem Mehr an Gewaltdarstellungen und Gewalt.“

Und die Entwicklung geht weiter! Nicht zuletzt helfen Politik, Sexindustrie und Massen­ medien kräftig mit, damit Frauenverachtung immer neue Formen annimmt. So warben die Jungen Liberalen vor der letzten Bundestagswahl ganz modern über eine eigens dafür erstellte Webseite. Deren URL bzw. der Slogan lautete: www.steck-ihn-rein.de. Mit dieser modernen Norm – „Sex and Crime“ – sollte das politische Programm präsentiert werden! An wen die klare Aufforderung „Wewewe-steck-ihn-rein.de“ gehen sollte, dürfte nicht nur den Fachleuten aus Biologie und Zoologie spontan klar sein. Unterstrichen wurde das Ganze durch Poster, auf denen eine junge Frau dargestellt war, die sich lasziv den Finger in den Mund steckte. Auch hier finden wir eine konsistente Verbindung zwischen Virtualität und Realität, denn: In der 13ten Legislaturperiode hatten (bis auf Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Irmgard Schwaetzer) alle FDP-Bundestagsmitglieder gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe gestimmt! Die Jungen Liberalen

37 Zeitgleich erinnerte ich mich aber auch an die „Vorläufer“, die mir zwei Jahre zuvor von einem Kripo-Freund zugeschickt worden waren. Damals waren Bilder eines realen Verbrechens im www aufgetaucht. Ein Mann wurde von einem Pärchen ermordet und in Stücke zersägt. Das Ganze wurde photographiert, und da die junge Frau auf den Bildern nackt war, während sie sägte, bezeichnete man das ebenfalls als „Porno“ . Was für eine „Logik“ und was für Zusammenhänge!

72 haben meines Wissens nie dagegen protestiert. Jetzt wissen wir endlich warum... Politik, Sexindustrie und Massenmedien helfen kräftig mit, damit Frauenverachtung auch „mengenmäßig“ eskaliert und vor allem eines einbringt: Geld und Profit!

Auch hier gebe ich Ihnen konkrete Beispiele: Aktuell geht es im Bundestag um eine Gesetzesreform gegen den unlauteren Wettbewerb. Für sexistische Werbung soll es darin keine Regelungen geben. Sie glauben das nicht? Aber es stimmt. Ich kenne das aber aus meiner Arbeit. So saß in der EU-Arbeitsgruppe zur „Cyber Crime Convention“ auch die Sexindustrie als mächtige Lobby dabei. Sie glauben das nicht? Aber es stimmt. Das Ergebnis ist entsprechend und wird weitere Menschen­ rechtsverletzungen gegen Frauen (Sklaverei, Frauen- und Mädchenhandel, Prostitution u.v.m.) zur Folge haben, weiterhin relativ ungesühnt lassen und damit die Gewaltspirale weiter ankurbeln. Die Begründung ist einfach: Sowohl in der Sexindustrie als auch in der Werbung geht es um Profit. Und sonst nichts. Werbung ist ja nichts weiter, als der gezielte Versuch, möglichst viele Produkte zu verkaufen, möglichst viel Geld zu verdienen. Die Auswirkungen sexistisch konzipierter Werbung auf Frauen, Jugendliche und die Gesellschaft an sich sind den Machern dabei völlig egal. Das betrifft auch das Menschenbild von Frauen als zu verwertende Fleischressource, als ein auf Teile zu reduzierendes Objekt, als ein verfügbares „Etwas“ . Und wenn es dreimal als Vorbild für heranwachsende Jungen und Mädchen dient und längst einen erheblichen Einfluss auf sie hat. Egal! Man verbreitet ungestört und profitgeleitet ein Bild von „Sexualität“ , das eher in den Bereich der Zoologie und der Tierpsychologie gehört als in eine humane Gesellschaft. Mit solcher „Werbung“ wird zwar de facto auch einer der wesentlichen Faktoren für das Zustandekommen von sexualisierter Gewalt gegen Frauen bagatellisiert, aber egal! Den Zusammenhang dürfte auch ein psychologischer Laie verstehen: das Bild, das man über einen einzelnen Menschen oder über einen Gruppe von Menschen konstruiert und verbreitet, trägt zu bestimmten „Sichten über...“ bei. Und Sichten bestimmen wiederum in erheblichem Maße das Verhalten gegenüber...

Doch das ist noch nicht alles: wenn Sie sich einmal ganz konkret das „moderne“ Vokabular von Jungen anhören, wie sie über Mädchen und Frauen reden, und sich parallel dazu die „Bedürfnisse“ von Mädchen anhören (Model werden steht ganz oben) und die damit ver- bundenen Krankheiten wie Anorexia, Bulimie u.v.m. ? dann ist erkennbar, dass wir nach jahrzehntelanger Gehirnwäsche durch die dafür verantwortlichen Medien und die dazu kompatible Werbung nicht nur erhebliche Verhaltensstörungen im Ergebnis vorliegen haben. Das Ganze weist bereits Merkmale einer kollektiven Psychose auf. Sehen Sie sich doch das frühe Abendprogramm von RTL und SAT1 an! Wenn das keine verfügbare Präsenz von Sexismus und Gewalt ist...

Aber ich bin immer noch nicht am Ende, denn wir müssen uns auch ansehen, was passiert, wenn sich Frauen wehren. Das beste Beispiel lieferte dieses Jahr die BILD-Zeitung. Die BILD-Kampagne um ihre nackten „Mädels von Seite 1“ auf Print und auf der Webseite war ein solch frauenfeindlicher Hammer von weit reichender Dimension, dass man die Wahrheit nicht verschweigen sollte. Zunächst einmal log diese Zeitung und behauptete, dass eine EU-Kommissarin quasi dafür verantwortlich sei, wenn die armen BILD-Leser keine „Mädels von Seite 1“ mehr zu sehen bekämen. Natürlich wurde die Kommissarin auch ins Licht von Prüderie und Spießigkeit usw. usw. gestellt, und ob sie nichts anderes zu tun hätte? Worum es in Sachen EU aber wirklich ging und gehen soll, ist eine neue und überfällige EU-Direktive, die zu mehr Demokratie führen wird. Es geht darin um die Gleichstellung von Männern und Frauen, um Anti-Diskriminierung auf allen Ebenen der Lebenswirklichkeit, um Demokratie im Geschlechterverhältnis... um das ganze Paket! Was wir jedoch über die Yellow Press (BILD, Focus etc.) hörten und lasen, diente der Verwirrung und Themenverschiebung. Sie hatten sich einen Punkt herausgepickt, diesen im Wahrheitskern

73 verdreht und gingen dann aggressivst mit den übelsten Kampagnen an die Öffentlichkeit. Das ist Machtmissbrauch und hat mit Journalismus und Pressefreiheit nichts mehr zu tun. Motto und mögliches Ziel: „Dann kann man gleich das gesamte Paket für die Frauen, für die Gleichberechtigung und für mehr Demokratie auf den Müll schmeißen.“ Und das hätten sie auch beinahe erreicht. Trotz der Tatsache, dass der Text noch nicht öffentlich (confidential) war, noch nicht von der EU-Kommission selbst angenommen wurde, hatte es bereits eine Menge Lobby-Arbeit durch die Industrie und eben diese Presse-Kampagnen in „bestimmten“ Punkten gegeben. Diese Punkte waren nicht die dämlichen „Mädels von Seite 1“, sondern: A.) Gleichstellung, was den Versicherungssektor angeht, B.) Frauenhass durch sexualisierte Darstellungen in den Medien u.v.m.

Tatsächlich haben diese Pseudo-Journalisten von BILD & Co. etwas erreicht. Ihr „Vorab“- Geschrei (Basis: ein NICHT publizierter Text der Direktive) hat dazu geführt, dass dieses wichtige Papier um ein Haar als Gesamtes(!) durch den Commissioner zurückgezogen wor­ den wäre! Mit anderen Worten: es hätte noch nicht einmal eine Debatte darüber gegeben! Der Text wäre auch nie öffentlich gemacht worden. Wegen des Drucks diverser Männer­ bünde und gewisser Medien. „Beifall!“ möchte man / frau da zynisch ausrufen. Demokratie und Menschenrechte sind in diesen Kreisen offensichtlich Fremdwörter. Anders ausgedrückt: Sie kämpfen mit allen unlauteren Mitteln dafür, dass sie frauenverachtende Bilder und Texte auch weiterhin ungestraft am Kiosk und im www verkaufen dürfen. Alle diese Medien gehen immer mehr über die Grenzen. Das bleibt Kindern und Jugendlichen nicht verborgen. Sie bekommen das täglich mit, in allen Welten.

Und selbstverständlich bleibt den Kids auch der Gender-Effekt nicht verborgen, auch wenn sie den Begriff nicht kennen. Beispiel: Im Online-Rollenspiel „Everquest“ wählt jede / r Spieler / in einen virtuellen „Character“ und trainiert durch Kämpfe und fortwährendes Spielen dessen / deren Charakterwerte. Die können weiblich oder männlich sein. Einige Spieler / innen verkaufen ihre virtuellen Held / innen, nachdem sie über besonders hohe Werte verfügen, über Auktionshäuser wie eBay. Man hat dabei herausgefunden, dass man für weibliche Charaktere bei derartigen Versteigerungen einen im Schnitt um zehn Prozent niedrigeren Erlös erzielt, als wenn man einen männlichen Held mit identischen Eigenschaften verkauft. Ein Forscher der Uni Manchester begründete das so: weibliche Heldinnen würden im virtu- ellen Spiel oftmals massiv schikaniert, so dass Spieler / innen früher oder später lieber einen männlichen Charakter wählen, um solche Probleme zu umgehen. Mit anderen Worten: die junge Generation handelt! Wer jetzt immer noch daran zweifelt, dass der allgegenwärtige Sexismus und die verfügbare Präsenz von Gewalt keine Bilder erzeugen, die in höchst konkretes Handeln münden, dem ist nicht mehr zu helfen. An dieser Stelle wiederhole ich meine dritte These. Sie lautete: Zu 1 (neue Qualität) und 2 (Wechselwirkungen) kam mit der Zeit eine Art „Motor“ hinzu: Geld und Profitstreben. Dies führte und führt zu einer stetigen Eskalation bei gleichzeitiger Verharmlosung von Sexismen. Aber ich will Ihnen das Jahresrésumée für 2003 am Ende nicht schuldig bleiben. Wir wollen doch bei aller Virtualität realistisch bleiben...

Im 1. Quartal 2003 verkündet das US-amerikanische „Institute on Media and the Family“ entsetzt, dass weibliche Charaktere immer häufiger Opfer virtueller Gewalt würden.38 Im aktuellen Fall ist es das Computerspiel „GTA Vice City“ , das ab 2002 für die PlayStation 2

38 Das haben wir hier in Europa zwar schon vor 10 Jahren gewusst und auch verkündet, aber wirklich ernst genommen hat das niemand. Also ging die Entwicklung weiter. Logisch!

74 zur Verfügung stand. In diesem „Spiel“ wird man dafür belohnt, wenn man eine Prostitu­ ierte – das ist ein weiblicher Mensch – tot tritt! Im 2. Quartal präsentierte man uns die „wahren Patrioten“ , die einen „großen Schub für die Moral der Truppen“ leisten (O-Ton General Schwarzkopf). Als nämlich US-Soldaten auf „Irak-Mission“ gingen, riefen „Friedensaktivisten“ eine Aktion aus: „Masturbate for Peace“ . Auch das Playboy-Magazin startete seine seit 1966 x-te „Operation Playmate“ für die US-Boys im Waffenrock. Das kostenlose Angebot für die Militärs konnte per Email in Anspruch genommen werden. Sie durften sich eine Frau aussuchen und bekamen dann eine signierte Wichsvorlage an die Front. Das meinte man mit „wahre Patrioten“... Im 3. Quartal erfuhren wir, dass man in Las Vegas für 10.000 Dollar Hetzjagden auf nackte Frauen, genannt „Bambis“ , machen kann, um sie mit Farbpatronen, die schmerzhafte und blutende Verletzungen bewirken können, zu beschießen. Es hieß zwar, dass dies nur ein PR-Gag sei, um ein entsprechendes Video (die sog. Bambi-Ballerei ist eine Variante von Paintball) zu bewerben, doch die „gute Idee“ sprach sich sofort herum. Weitere Anbieter folgten: Russland und Costa Rica. „Hunt naked Women“ kann man im Internet buchen, und hier ist auch alles echt. Es dürfte eine Goldgrube werden oder bereits sein. Mal sehen, was Ende des Jahres kommt.

Was sagt uns das alles? Passt sich die vw (virtual world) „nur“ dem rl (reale life) an? Ist die eine Welt das Spiegel­ bild der anderen? Ja, so ähnlich. Aber der Knackpunkt ist ein anderer: Es gibt keinen Unterschied zwischen der „virtuellen“ und der „realen“ Welt! Eine solche Annahme ist gleichermaßen naiv, wie falsch. Aber vor allem gefährlich!

„Stop teaching our kids to kill“ forderte 1999 der US-Militärpsychologe Dave Grossman. Und der Mann wusste genau, wovon er sprach, denn die Simulationsprogramme, an denen die Soldaten das Schießen und Töten lernen, unterscheiden sich schon lange nicht mehr von den „Spielen“ , denen unsere Kids ausgesetzt werden. Inzwischen ist es teils umge- kehrt: das Militär lässt sich von Computerspielen inspirieren, um sie als Simulation mit bekanntem Ziel zu verwenden. Grossman konnte an jugendlichen Amokschützen klar nach- weisen, warum die so gut trafen und so besonders viele unschuldige Menschen ermorden konnten: sie hatten an Tötungssimulatoren, genannt „virtuelle Spiele“, geübt... Wenn wir diese Überlegungen nun mit dem „Quartalsbericht“ für 2003 verknüpfen, dann stellen wir eines fest: Wir brauchen keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu der Frage, ob Computerspiele oder perverse Medienaktionen mit frauenverachtendem Inhalt etwaige Auswirkungen auf die „Wirklichkeit“ hätten! Denn: Es gibt keinen einzigen logischen Grund, warum „Spiele“ , wie sie Grossman untersucht hat, nicht genauso in den skizzierten Fällen wirken sollten.

Wenn man ungestraft ein Spiel verkaufen darf, das die uralte und fiese Aufsplittung in „gute“ und „schlechte“ Frauen quasi als „Meta-Philosophie“ vertritt, weshalb man Prostituierte einfach tottreten darf (nein, soll! denn das ist ja die Belohnung, sonst verliert man das Spiel...), dann gibt es eigentlich keine Fragen mehr. Wenn man im Krieg Models als „wahre Patrioten“ bezeichnet, weil sie sich als Wichsvor­ lagen zur Verfügung stellen, um genau bei denjenigen die „Moral“ und die Kampfkraft zu heben, die vor allem Frauen und Kinder töten,39 dann gibt es eigentlich keine Fragen mehr. Wenn man virtuelle und reale Frauen via „Bambi-Ballerei“ wie Tiere zum Abschuss freigibt, dann gibt es eigentlich keine Fragen mehr.

39 Seit dem II. Weltkrieg hat sich das Verhältnis zwischen getöteten Soldaten und Zivilist / innen umgekehrt. Im Korea-Krieg war es 5:1, im Vietnam-Krieg bereits 13:1; Tendenz steigend!

75 Nur um den Irrsinn völlig unzynisch zu verdeutlichen: Würde man eine „Bambi-Ballerei“ mit Hunden, Katzen oder anderen Lieblingen anbieten, wären nicht nur Tierschützer / innen ganz fix weltweit auf den Barrikaden! Politiker / innen würden sich einschalten, Massen von Promis träten in Aktion, die Medien sämtlicher Couleur würden wochenlang darüber berichten... und und und!

Liebe Frauen, Sie haben sicher bemerkt, wie stark ich die historische Entwicklung fokus- siert habe. Das war Absicht. Ich halte es da mit dem alten griechischen Philosophen Heraklit, der wirkte, als noch nicht einmal die Schrift erfunden war. Sein für mich wichtig- ster Satz war: „Nur dann kannst du das Wesen der Dinge verstehen, wenn du ihre Entwicklung und ihren Ursprung kennst.“

Ich danke Ihnen!

Kontakt und weitere Informationen: www.lobby-fuer-menschenrechte.de, www.gerstendoerfer.de

Literatur: • Final Report European Council 2002, Group of Specialists on the impact of the use of new information technologies on trafficking in human beings for the purpose of sexual exploitation (EG-S-NT): www.coe.int/T/E/human_rights/Trafficking/3_Documents/Reports/ 02_EG-S-NT(2002)revE.asp#TopOfPage. • Finkelhor et al. 2000 (Studie Kids im Internet): www.unh.edu/ccrc/Youth_Internet_info_ page.html. oder via: www.lobby-fuer-menschenrechte.de/news_archiv.html. • Quellen für die „Bambi-Ballerei usw.: www.golem.de/0301/23308.html; • www.golem.de/0212/22955.html; www.masturbateforpeace.com; www.playboyenter- prises.com; huntingforbambi.com; www.huntnakedwomen.com. • Quelle der Studie über das Onlinerollenspiel Everquest (California State University): www.newscientist.com/news/news.jsp?id=ns99993864. • Gerstendörfer, M. 1992: FIGHTNET! – Über Pornos, die über eine wissenschaftliche Infobörse verbreitet werden, Gesellschaft für Informatik, Fachgruppe 8.02, Frauenarbeit und Informatik, März 92, 18-20. • dies., 1992: Pornos im Computer: Neue Mode oder logische Weiterführung bisheriger Menschenrechtsverletzungen?, Terre Des Femmes Rundbrief 3/4/92, S.19-22. • dies., 1994: IT und die Problematik der Gewalt gegen Frauen, In: Arbeitspapiere zur Tagung „Erfahrung und Abstraktion – Frauensichten auf die Informatik“ , Universität Hamburg, Mitteilung Nr. 233, 1994, S.82-88. • dies., 1994: Computerpornographie und virtuelle Gewalt: Die digital-symbolische Kon­ struktion von Weiblichkeit mit Hilfe der Informationstechnologie (Ein Problemaufriß), beiträge zur feministischen theorie und praxis, Köln S.11-22. • dies., 1995: Computerpornos auf CD-ROM-Disketten und sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Kinder durch weltweite Computernetze, Kofra 76, Nov./Dez./95, 13.Jg., S. 3-10. • dies., 1995: Medien – Gewalt – Computer: Computerpornos auf CD-ROM und sexuali- sierte Gewalt gegen Frauen, TdF-RB 4/95, S.11-17.

76 • dies., 1995: Informationstechnologie und Gewalt: Über die Auswirkungen der Computer-­ ­pornographie auf die Gewaltwirklichkeit/en, in: Auf dem Weg in die ´Kabeldemokratie´? Frauen in der Medien- und Informationsgesellschaft, Dokumentation der frauenpolitischen Konferenz 1995, Frauenanstiftung (Hrsg.), Hamburg, S.75-78. • dies., 1996: Computer as the Place of Violence, Lola Press, international feminist magazine, Berlin, Montevideo, may-octobre, No. 5, p. 40-44. • dies., 1996: Violencia por Computadora, Lola Press, revist feminista international, Berlin, Montevideo, mayo-octubre, No. 5, p. 40-44. • dies., 1996: Internet zeigt zerstückelte Leiche – Gewaltpornographie aus den USA – Polizei machtlos, Zeitschrift für Frauenrechte 3/96, S.15. • dies., 1997: Das Internet: Bühne und Börse für die massenhafte Verbreitung von schwersten Mißhandlungen an Kindern, Kofra 82, Febr./März, 15. Jg, S.3-9. • dies., 1997: Violence in information technology (opening speech), conference report: Policing the Internet, ALG London Government (13/14th February), p.10-12 (also french version). • dies., 1997: Geisterfahrer auf der Datenautobahn, Frankfurter Rundschau 31. Mai 1997. • dies., 1998: Informationstechnologie und die digitale Konstruktion von Frauenkörpern, metis Zeitschrift für historische Frauenforschung, Nr. 13, Jg. 98, S. 51-63. • dies., 1999: Informationstechnologie: sexualisierte Gewalt und organisiertes Verbrechen. unbequem, Die Zeitung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten (Hamburger Signal e.V.), 39, 1999. • dies., 1999: Femizid. In: Sommer, G./ Stellmacher, J./ Wagner, U. (Hrsg.): Menschenrechte, Marburg, AMW & IAFA, 1999. • dies., 2001: Frauendiskriminierung online, beiträge zur feministischen theorie und ­praxis, 56/57, Köln, S.171-180. • dies., 2002: Kinderpornografie im Internet, in: Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.): Sexueller Missbrauch von Kindern, leske + budrich, Opladen 2002, S. 283-293. • dies., 2003: Die „herrlichen“ Primaten, an.schläge, feministisches Magazin, Wien, Oktober, S. 19. • Grossman, D./ DeGaetano, G. 2003: Wer hat unseren Kindern das Töten beigebracht? Ein Aufruf gegen Gewalt in Fernsehen, Film und Computerspielen, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart.

77 Landeshauptstadt München Landeshauptstadt München

Landeshauptstadt München, Gleichstellungsstelle für Frauen, Gleichstellungsstelle 80313 München für Frauen

Landeshauptstadt München, Gleichstellungsstelle für Frauen, Gleichstellungsstelle 80313 München Rathaus, Marienplatz 8 80331für Frauen München Telefon (089) 233 - 9 24 64 Telefax (089) 233 - 2 40 05 Zimmer:113Rathaus, Marienplatz 8 Leiterin:80331 München FrauTelefon Michaela (089) Pichlbauer233 - 9 24 64 [email protected] (089) 233 - 2 40 05 Zimmer:113 DatumLeiterin: 19/12/2012Frau Michaela Pichlbauer [email protected]

Datum 19/12/2012 EinladungStadtratshearing „Pornofizierung: Frauenverachtung in neuer Dimension?

Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule und Jugendhilfe,Stadtratshearing als Arbeitgeberin „Pornofizierung: und in ihrer Frauenverachtung Selbstpräsentation in um neuer Pornofizierung Dimension? entgegen zu wirken?“ Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule und Jugendhilfe, als Arbeitgeberin und in ihrer Selbstpräsentation um Pornofizierung entgegen zuEinladung wirken?“

Einladung

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermitSehr geehrte laden wirDamen Sie herzlich und Herren, ein zum Stadtratshearing

Pornofizierung: Frauenverachtung in neuer Dimension? hiermit laden wir Sie herzlich ein zum Stadtratshearing Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule und Jugendhilfe, Pornofizierung:als Arbeitgeberin Frauenverachtung und in ihrer Selbstpräsentation, in neuer Dimension? Pornofizierung entgegen zu wirken?“ Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule und Jugendhilfe, als Arbeitgeberinam 29.01.2013 und in von ihrer 10 Selbstpräsentation, Uhr 30 bis 13 Uhr Pornofizierung30 entgegen zu wirken?“ im großen Sitzungssaal im Rathaus, 1. Stock, Marienplatz 8, 80331 München im Anschluss an die um 9am Uhr 29.01.2013 beginnende von Sitzung 10 Uhr des 30 Kinder-bis 13 Uhrund 30Jugendhilfeausschusses Das Wort Pornofizierung wurde von der jungen niederländischen Journalistin Myrthe Hilkens geprägtDas Stadtratshearing undim großen beschreibt Sitzungssaal findet das gesellschaftlichestatt imentsprechend Rathaus, Phänomen,1. derStock, Empfehlung Marienplatz dass wir der mit 8, Stadtratskommission 80331immer Münchenmehr, immer zurge- waltsamerenimGleichstellung Anschluss und an von dieimmer Frauen um drastischeren9 Uhrvom beginnende 15.12.2011 sexualisierten Sitzung „Kampagne des Bildern Kinder-„Uns und geht’ und Inhalten s Jugendhilfeausschusses ums Ganzekonfrontiert – Mädchen werden –Dasund egal WortFrauen ob wirPornofizierung für das Selbstbestimmung.“ Radio einschalten, wurde von der Internetseiten jungen niederländischen aufrufen, Werbeplakate Journalistin oder Myrthe Fernsehseri- Hilkens engeprägtDas anschauen. Stadtratshearing und beschreibt findet das gesellschaftlichestatt entsprechend Phänomen, der Empfehlung dass wir der mit Stadtratskommission immer mehr, immer zurge- waltsamerenDasU-Bahn:Gleichstellung Wort Linie 3,6Pornofizierung und von immer Frauen S-Bahn: drastischerenwurde vom alle von 15.12.2011Linien der sexualisierten jungen „Kampagne niederländischenInternet: Bildern „Uns und geht’ JournalistinInhalten s ums Ganzekonfrontiert Myrthe – Mädchen Hilkens werden InHaltestelle einem Marienplatz InformationsteilHaltestelle zu Beginn Marienplatz des Stadtratshearingshttp://www.muenchen.de soll dem Stadtrat Gelegenheit gege- –geprägtund egal Frauen ob und wir fürbeschreibt das Selbstbestimmung.“ Radio daseinschalten, gesellschaftliche Internetseiten Phänomen, aufrufen, dass Werbeplakate wir mit immerPrädikat oder mehr, für vorbildliche Fernsehseri- immer ge- enwaltsamerenben anschauen. werden, sichund umfassendimmer drastischeren über Begrifflichkeiten, sexualisierten Erscheinungsformen Bildern und Inhalten undGleichstellungspolitik konfrontiert Auswirkungen werden für Frauen und Männer –vonU-Bahn: egal Pornofizierung Linie ob 3,6wir das Radio auf Mädchen, S-Bahn:einschalten, alle Linien Jungen, Internetseiten FrauenInternet: und aufrufen, Männer Werbeplakate zu informieren. oder Dies Fernsehseri- wird von derHaltestelle wissenschaftlichen Marienplatz SeiteHaltestelle und Marienplatz aus der Perspektivehttp://www.muenchen.de der Praxis der Arbeit mit Kindern und Inen einem anschauen. Informationsteil zu Beginn des Stadtratshearings soll dem StadtratPrädikat Gelegenheit für vorbildliche gege- benJugendlichen werden, sich dargestellt umfassend werden. über Begrifflichkeiten, Erscheinungsformen undGleichstellungspolitik Auswirkungen vonIn einem Pornofizierung Informationsteil auf Mädchen, zu Beginn Jungen, des Stadtratshearings Frauen und Männer soll demzu informieren. Stadtratfür Frauen Gelegenheit Dies und Männer wird vongege- derben wissenschaftlichenwerden, sich umfassend Seite undüber aus Begrifflichkeiten, der Perspektive Erscheinungsformen der Praxis der Arbeit und mit Auswirkungen Kindern und Jugendlichenvon Pornofizierung dargestellt auf Mädchen, werden. Jungen, Frauen und Männer zu informieren. Dies wird von derEs wirdwissenschaftlichen die Münchener SeiteKampagne und aus „Uns der geht’ Perspektive s ums Ganze der Praxis – Mädchen der Arbeit und mit Frauen Kindern für Selbst-und Jugendlichenbestimmung“ vorgestelltdargestellt undwerden. wie sie zur Sensibilisierung aller Münchnerinnen und Münchner beiträgt und Mädchen und junge Frauen ermuntert und unterstützt, sich gegen Frauenverach- Estung wird und die Pornofizierung Münchener Kampagne zur Wehr zu „Uns setzen geht’ (siehe s ums beiliegendes Ganze – Mädchen Programm). und Frauen für Selbst- bestimmung“ vorgestellt und wie sie zur Sensibilisierung aller Münchnerinnen und Münchner beiträgtEsIm zweitenwird dieund TeilMünchener Mädchen beantworten und Kampagne junge Vertreterinnen Frauen „Uns geht’ermuntert und s umsVertreter und Ganze unterstützt, städtischer – Mädchen sich Referate undgegen Frauen FragenFrauenverach- für dazu, Selbst- tungbestimmung“welche und Handlungsmöglichkeiten Pornofizierung vorgestellt undzur Wehrwie aufsie zu zurkommunaler setzen Sensibilisierung (siehe Ebene beiliegendes allerbestehen, Münchnerinnen Programm). um der Verharmlosung und Münchner beiträgtund Sexualisierung und Mädchen von und Gewalt junge und Frauen Unterwerfung ermuntert weiblicher und unterstützt, Körper sich entgegen gegen zuFrauenverach- wirken. 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Ebene B. gesetzlich weiblicher der Selbstpräsentation - hilfreich Körper entgegenwären, der um Stadtzu Pornofizierung wirken. München anstellen.Wirentgegen wollen zu dabei wirken. Überlegungen zu Maßnahmen auf rechtlicher, auf pädagogischer, förderpoli- Estischer soll dargestelltund arbeitsrechtlicher, werden, was sowie bereits auf Praxis der Ebene ist, welche der Selbstpräsentation weiteren Schritte erfolgender Stadt könnten, München undanstellen.Über welche Ihre Teilnahme Maßnahmen und darüberIhre Anmeldung hinaus – bis z. B.zum gesetzlich 14.01.13 - hilfreichwürden wirwären, uns umsehr Pornofizierung freuen. entgegenEs soll dargestellt zu wirken. werden, was bereits Praxis ist, welche weiteren Schritte erfolgen könnten, und welche Maßnahmen darüber hinaus – z. B. gesetzlich - hilfreich wären, um Pornofizierung ÜberentgegenMit freundlichen Ihre Teilnahmezu wirken. Grüßen und Ihre Anmeldung bis zum 14.01.13 würden wir uns sehr freuen.

Über Ihre Teilnahme und Ihre Anmeldung bis zum 14.01.13 würden wir uns sehr freuen. Mit freundlichen Grüßen

MitMichaela freundlichen Pichlbauer Grüßen Leiterin der Gleichstellungsstelle

Michaela Pichlbauer Leiterin der Gleichstellungsstelle MichaelaAnlagen Pichlbauer LeiterinProgramm der Gleichstellungsstelle 78Fragenkatalog Anlagen Programm FragenkatalogAnlagen Programm Fragenkatalog

U-Bahn: Linie 3,6 S-Bahn: alle Linien Internet: Haltestelle Marienplatz Haltestelle Marienplatz http://www.muenchen.de Prädikat für vorbildliche Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer U-Bahn: Linie 3,6 S-Bahn: alle Linien Internet: Haltestelle Marienplatz Haltestelle Marienplatz http://www.muenchen.de Prädikat für vorbildliche U-Bahn: Linie 3,6 S-Bahn: alle Linien Internet: Gleichstellungspolitik Haltestelle Marienplatz Haltestelle Marienplatz http://www.muenchen.de für Frauen und Männer Prädikat für vorbildliche Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer Datum: 19.12.2012 DirektoriumSeite 1 von 2 Telefon:Datum: 19.12.2012 0 233-92467 FrauengleichstellungsstelleDirektoriumSeite 1 von 2 Telefax:Telefon: 0 233-24005233-92467 GStFrauengleichstellungsstelle Seite 1 von 2 FrauTelefax:Datum: Lohmeier 19.12.2012 0 233-24005 GStDirektorium [email protected]:FrauTelefon: Lohmeier 19.12.2012 0 233-92467 DirektoriumSeiteFrauengleichstellungsstelle 1 von 2 GSt Telefon: [email protected]: 0 233-24005233-92467 Frauengleichstellungsstelle Telefax: Frau Lohmeier 0 233-24005 GSt [email protected] Lohmeier [email protected]

Stadtratshearing Programm„Pornofizierung: FrauenverachtungStadtratshearing in neuer Dimension? „Pornofizierung: Frauenverachtung in neuer Dimension? Welche Möglichkeiten hat die Stadt MünchenStadtratshearing im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule undWelche Jugendhilfe, Möglichkeiten„Pornofizierung: als Arbeitgeberin hat die Stadt Frauenverachtungund MünchenStadtratshearing in ihrer imSelbstpräsentation, Rahmen in neuer ihrer WirkungsbereicheDimension? Pornofizierung entgegen wie Schule zu und Jugendhilfe,„Pornofizierung: als Arbeitgeberin Frauenverachtungund in ihrerwirken?“ Selbstpräsentation, in neuer Dimension? Pornofizierung entgegen zu Welche Möglichkeiten hat die Stadt Münchenwirken?“ im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche wie Schule undWelche Jugendhilfe, Möglichkeiten als Arbeitgeberin hat die Stadt und München inam ihrer 29.01.2013 imSelbstpräsentation, Rahmen ihrer Wirkungsbereiche Pornofizierung entgegen wie Schule zu und Jugendhilfe, als Arbeitgeberin vonund inam10.30 ihrer wirken?“29.01.2013 bis Selbstpräsentation, 13.30 Uhr Pornofizierung entgegen zu von 10.30wirken?“ bis 13.30 Uhr im Anschluss an die um 9.00am Uhr 29.01.2013 beginnende Sitzung des Kinder- und im AnschlussJugendhilfeausschusses an die umvon 9.00 am10.30 Uhr 29.01.2013 bisbeginnende des 13.30 Münchener Uhr Sitzung Stadtrats des Kinder- und Jugendhilfeausschussesim Rathaus,von Marienplatz 10.30 bis des 8, 13.30 Großer Münchener Uhr Sitzungssaal Stadtrats im Anschlussim anRathaus, die um Marienplatz 9.00 Uhr beginnende 8, Großer SitzungSitzungssaal des Kinder- und im AnschlussJugendhilfeausschusses an die um 9.00 Uhr beginnende des Münchener Sitzung Stadtrats des Kinder- und Jugendhilfeausschussesim Rathaus, MarienplatzProgramm des 8, Großer Münchener Sitzungssaal Stadtrats im Rathaus, MarienplatzProgramm 8, Großer Sitzungssaal

10 Uhr 30 Programm 10 Uhr 30 Programm Begrüßung durch Christine Strobl, Zweite Bürgermeisterin und ConyBegrüßung10 Uhr Lohmeier, 30 durch stellvertretende Christine Strobl, Leiterin Zweite der Bürgermeisterin Gleichstellungsstelle und für Frauen 10Cony Uhr Lohmeier, 30 stellvertretende Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen Dr.Begrüßung Anita Heiliger durch Christine, Diplomsoziologin Strobl, Zweite (ehem. Bürgermeisterin DJI) und BegriffsklärungenBegrüßungDr.Cony Anita Lohmeier, Heiliger durch stellvertretende Christine, Diplomsoziologin Strobl, Leiterin Zweite (ehem. der Bürgermeisterin GleichstellungsstelleDJI) und für Frauen WissenschaftlicheBegriffsklärungenCony Lohmeier, stellvertretende Ergebnisse über Leiterin Auswirkungen der Gleichstellungsstelle von Pornofizierung für Frauen und Pornografisierung - WelcheWissenschaftlicheDr. Anita Frauen- Heiliger und ,Ergebnisse Diplomsoziologin Mädchenbilder über Auswirkungen entwickeln (ehem. DJI) Jungen von Pornofizierung und Männer? und Pornografisierung - WelcheBegriffsklärungenDr. Anita Frauen- Heiliger und, Diplomsoziologin Mädchenbilder entwickeln (ehem. DJI) Jungen und Männer? BegriffsklärungenProf.Wissenschaftliche Dr. Petra Grimm Ergebnisse, Medienwissenschaftlerin über Auswirkungen (Hochschule von Pornofizierung Stuttgart) und Pornografisierung - WissenschaftlicheProf.WelcheWie Mädchen Dr. Frauen- Petra mit Grimm und Pornografie Ergebnisse Mädchenbilder, Medienwissenschaftlerin undüber Sexting Auswirkungen entwickeln umgehen Jungen (Hochschule von – undPornofizierung und was Männer? Stuttgart) wir ihnen und empfehlen Pornografisierung sollten - WelcheWie Mädchen Frauen- mit und Pornografie Mädchenbilder und Sexting entwickeln umgehen Jungen – und und was Männer? wir ihnenSeite empfehlen 2 von 2 sollten Prof.W. Strzeletz, Dr. Petra Dipl.Soz.Päd Grimm, Medienwissenschaftlerin (Giesinger Mädchentreff) (Hochschule und NN Stuttgart) Prof.W.WieDie Strzeletz, BeeinflussungMädchen Dr. Petra Dipl.Soz.Pädmit Grimm Pornografie der Arbeit, Medienwissenschaftlerin (Giesinger mit und Mädchen Sexting Mädchentreff) durchumgehen die(Hochschule Allgegenwart–und und NN was Stuttgart) wir von ihnen Pornografie empfehlen und sollten WieSexualisierungDie BeeinflussungMädchen mit des Pornografie der weiblichen Arbeit mit undKörpers Mädchen Sexting durchumgehen die Allgegenwart– und was wir von ihnen SeitePornografie empfehlen 2 von 2 undSeite sollten 2 von 2 W. Strzeletz, Dipl.Soz.Päd (Giesinger Mädchentreff) und NN Sexualisierung des weiblichen Körpers Seite 2 von 2 Die Beeinflussung der Arbeit mit Mädchen durch die Allgegenwart von Pornografie und W.Sebastian Strzeletz, Kempff Dipl.Soz.Päd, Dipl.Soz.Päd (Giesinger (ProFamilia) Mädchentreff) und NN Seite 2 von 2 DieSebastianSexualisierung Beeinflussung Kempff des derdes, weiblichenDipl.Soz.Päd ArbeitHeranwachsens mit Körpers Mädchen (ProFamilia) von durch Buben die und Allgegenwart jungen Männern von Pornografie unter dem undDruck von SexualisierungPornografiekonsumDie Beeinflussung des des weiblichenund Heranwachsens Sexualisierung Körpers vondes Bubenweiblichen und Körpersjungen Männern unter dem Druck von PornografiekonsumSebastian Kempff, undDipl.Soz.Päd Sexualisierung (ProFamilia) des weiblichen Körpers SebastianFilmausschnittDie Beeinflussung Kempff mit kurzerdes, Dipl.Soz.Päd Heranwachsens Einführung (ProFamilia) von Buben und jungen Männern unter dem Druck von DieFilmausschnittPornografiekonsum Beeinflussung mit kurzerdes und Heranwachsens Sexualisierung Einführung vondes Bubenweiblichen und Körpersjungen Männern unter dem Druck von 12 Uhr 30 PornografiekonsumRebecca Fertl, Sibylle und Baumann Sexualisierung, beide des Dipl.Soz.Päd weiblichen (FachforumKörpers Mädchenarbeit in RebeccaFilmausschnittMünchen) Fertl, mit Sibylle kurzer Baumann Einführung, beide Dipl.Soz.Päd (Fachforum Mädchenarbeit in Welche Möglichkeiten hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche, FilmausschnittVorstellungMünchen) der mit Kampagne kurzer Einführung „Uns geht’ s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Pornofizierung12RebeccaSelbstbestimmung“Vorstellung Uhr 30 Fertl, der12 entgegen KampagneUhrSibylle des30 Baumann Münchenerzu „Unswirken geht’, ?beide Fachforums s ums Dipl.Soz.Päd Ganze für Mädchenarbeit– Mädchen (Fachforum und Mädchenarbeit Frauen für in Unter rechtlichen, förderpolitischen, pädagogischen, gesundheitlichen Aspekten, sowie unter 12RebeccaSelbstbestimmung“München) Uhr 30 Fertl, Sibylle des BaumannMünchener, beide Fachforums Dipl.Soz.Päd für Mädchenarbeit (Fachforum Mädchenarbeit in Einbezug der Personalarbeit und der Selbstpräsentation der Stadt München. Welche12München)Vorstellung Uhr 30Möglichkeiten derWelche Kampagne Möglichkeiten hat die „Uns Stadt geht’ hatMünchen s die ums Stadt Ganzeim RahmenMünchen – Mädchen ihrer im Rahmen Wirkungsbereiche, und Frauen ihrer Wirkungsbereiche,für Vertreterinnen und Vertreter der Referate RBS, Sozialreferat-Stadtjugendamt, WelchePornofizierungVorstellungSelbstbestimmung“ Möglichkeiten derPornofizierung entgegen Kampagne des hat Münchener zu die „Unswirkenentgegen Stadt geht’ ?München Fachforums zus ums wirken Ganzeim ?Rahmenfür Mädchenarbeit– Mädchen ihrer Wirkungsbereiche, und Frauen für Kulturreferat, RGU, KVR, Kulturreferat und des POR auf dem Podium PornofizierungUnterWelcheSelbstbestimmung“ rechtlichen, MöglichkeitenUnter entgegen förderpolitischen, rechtlichen, des hat Münchenerzu die wirken Stadt förderpolitischen, ?München pädagogischen,Fachforums im Rahmenfürpädagogischen, Mädchenarbeitgesundheitlichen ihrer Wirkungsbereiche, gesundheitlichen Aspekten, sowie Aspekten, unter sowie unter UnterdiskutierenEinbezugPornofizierung rechtlichen, der mitEinbezug Personalarbeit Stadträtinnenentgegen förderpolitischen, der zu Personalarbeit wirken und derStadträten ? pädagogischen, Selbstpräsentation und der Selbstpräsentation gesundheitlichen der Stadt München. derAspekten, Stadt München. sowie unter

EinbezuganhandVertreterinnenUnter rechtlichen, eines derVertreterinnen PersonalarbeitFragenkatalogs und förderpolitischen, Vertreter und derund und VertreterReferate der unter pädagogischen, Selbstpräsentation Berücksichtigung RBS,der Referate Sozialreferat-Stadtjugendamt, gesundheitlichen RBS, der der StadtSozialreferat-Stadtjugendamt, Aspekte. München. Aspekten, sowie unter VertreterinnenKulturreferat,Einbezug der Kulturreferat,RGU,Personalarbeit und Vertreter KVR, Kulturreferat RGU, derund Referate KVR,der Selbstpräsentation undKulturreferat RBS, des PORSozialreferat-Stadtjugendamt, und auf desderdem StadtPOR Podium aufMünchen. dem Podium

Kulturreferat,diskutierenVertreterinnenWas mit wird diskutierenRGU, undStadträtinnen bereits VertreterKVR, getan?mit Kulturreferat Stadträtinnen derund Referate Stadträten und RBS,und des Stadträten PORSozialreferat-Stadtjugendamt, auf dem Podium diskutierenanhandKulturreferat, Welche eines mit anhand RGU,Fragenkatalogs Stadträtinnenweiteren KVR, eines Handlungsschritte Kulturreferat Fragenkatalogs und und Stadträten unter und Berücksichtigung dessindund PORunterdenkbar? auf Berücksichtigung dem der PodiumAspekte. der Aspekte. anhanddiskutierenWas eines mit sollte Fragenkatalogs Stadträtinnen darüber hinaus und und Stadträtengeschehen unter Berücksichtigung (z.B. gesetzliche der Aspekte. Veränderungen, Gewinnung anhandweitererWas eines wird Fragenkatalogs Verbündeter, bereitsWas getan? wird etc.)? undbereits unter getan? Berücksichtigung der Aspekte. WasWelche wird weiteren bereitsWelche getan?Handlungsschritte weiteren Handlungsschritte sind denkbar? sind denkbar? 13 Uhr WelcheWas30 solltewird weiteren bereits darüberWas Handlungsschrittegetan? sollte hinaus darüber geschehen hinaus sind (z.B. geschehen denkbar? gesetzliche (z.B. Veränderungen, gesetzliche Veränderungen, Gewinnung Gewinnung Ende WasweitererWelche sollte weiterenVerbündeter, darüberweiterer Handlungsschritte hinaus Verbündeter,etc.)? geschehen etc.)?sind (z.B. denkbar? gesetzliche Veränderungen, Gewinnung weitererWas sollte Verbündeter, darüber hinaus etc.)? geschehen (z.B. gesetzliche Veränderungen, Gewinnung Leitung13 Uhr weiterer30 :Christine13 Verbündeter,Uhr Strobl, 30 Zweite etc.)? Bürgermeisterin der Stadt München 13Ende Uhr 30 Ende EndeDas13 Uhr Hearing 30 ist für 3 Stunden geplant – aller Voraussicht nach von 10.30 bis 13.30 Uhr. BeginnLeitungEnde und :Christine EndeLeitung richten Strobl, :Christine sich Zweite jedoch Strobl, Bürgermeisterin nach Zweite der BürgermeisterinDauer der derStadt vorausgehenden München der Stadt München Sitzung des Kinder- Leitungund Jugendhilfeausschusses :Christine Strobl, Zweite des BürgermeisterinMünchener Stadtrats, der Stadt der Münchenum 9 Uhr beginnt. FürDasLeitung etwaige Hearing :Christine Abweichungen istDas für Hearing Strobl,3 Stunden Zweiteist bitten für geplant 3 Bürgermeisterin wirStunden um – aller Verständnis geplant Voraussicht der – allerStadt nach Voraussicht München von 10.30 nach bis von 13.30 10.30 Uhr. bis 13.30 Uhr. DasBeginn Hearing und Ende istBeginn für richten 3 undStunden Endesich jedochgeplant richten nach –sich aller derjedoch Voraussicht Dauer nach der der vorausgehendennach Dauer von der10.30 vorausgehenden bis Sitzung 13.30 desUhr. Kinder- Sitzung des Kinder- BeginnundDas JugendhilfeausschussesHearing und Ende istund für Jugendhilfeausschussesrichten 3 Stunden sich desjedochgeplant Münchener nach – aller derdes Voraussicht Stadtrats, DauerMünchener der der vorausgehendennach Stadtrats, um von 9 Uhr 10.30 derbeginnt. umbis Sitzung 913.30 Uhr desbeginnt.Uhr. Kinder- undFürBeginn etwaigeJugendhilfeausschusses und EndeAbweichungenFür etwaige richten sichAbweichungen bitten desjedoch Münchenerwir nachum bittenVerständnis der Stadtrats, Dauerwir um der Verständnis der vorausgehenden um 9 Uhr beginnt. Sitzung des Kinder- Fürund etwaigeJugendhilfeausschusses Abweichungen bitten des Münchenerwir um Verständnis Stadtrats, der um 9 Uhr beginnt. Hinweise:Für etwaige Abweichungen bitten wir um Verständnis • Es gibt eine Tagungsmappe mit Basisinformationen zu Pornofizierung, zum ökonomischen Aspekt von Pornofizierung, zur Kampagne „Uns geht’s ums Ganze“ und Hinweise:dem FragenkatalogHinweise: für die Referatsvertreterinnen und -vertreter. • Es wird eine Dokumentation der Vorträge, sowie der Fragen und Antworten geben. Hinweise:• Es gibt eine• TagungsmappeEs gibt eine Tagungsmappe mit Basisinformationen mit Basisinformationen zu Pornofizierung, zu Pornofizierung, zum zum Hinweise:• Esökonomischen gibtwird eineeine TagungsmappeFachtagungökonomischen Aspekt von des Pornofizierung, Aspektmit Stadtjugendamtes Basisinformationen von Pornofizierung, zur Kampagne und zu des Pornofizierung, zur RBS „Uns Kampagne am geht’s 12.04.2013 ums zum„Uns Ganze“ geht’s zum undums Ganze“ und • ökonomischenThemademEs gibt Fragenkatalog eine„Liebe Tagungsmappedem – Aspekt Sexualität Fragenkatalog für von die –Pornofizierung,Referatsvertreterinnen mitPornofizierung“ Basisinformationen für die Referatsvertreterinnen zur geben. Kampagne und zu -vertreter. Pornofizierung, „Uns undgeht’s -vertreter. ums zum Ganze“ und • Es wird ab ca. 12 Uhr im Ausschusszimmer ein Imbiss für die Teilnehmenden bereit • demEsökonomischen wird Fragenkatalog eine• DokumentationEs Aspekt wird für eine vondie Dokumentation ReferatsvertreterinnenPornofizierung, der Vorträge, der sowiezur Vorträge, Kampagne der und Fragen -vertreter. sowie „Uns und der geht’s Antworten Fragen ums und Ganze“ geben. Antworten und geben. stehen. 79 • Esdem wird Fragenkatalog eine• DokumentationFachtagungEs wird für eine die des Fachtagung Referatsvertreterinnen der Stadtjugendamtes Vorträge, des sowieStadtjugendamtes undder und Fragendes -vertreter. RBS und und am Antworten des12.04.2013 RBS amgeben. zum 12.04.2013 zum • EsThema wird „Liebeeine FachtagungDokumentationThema – Sexualität „Liebe des – – derPornofizierung“ SexualitätStadtjugendamtes Vorträge, – Pornofizierung“sowie geben. undder Fragendes RBS geben. und am Antworten 12.04.2013 geben. zum • ThemaEs wird „Liebeabeine• ca. FachtagungEs –12 Sexualitätwird Uhr ab im ca. Ausschusszimmerdes – 12 Pornofizierung“ Stadtjugendamtes Uhr im Ausschusszimmer eingeben. Imbiss und des für RBSein die Imbiss Teilnehmenden am 12.04.2013 für die Teilnehmenden bereitzum bereit • Esstehen.Thema wird „Liebeab ca.stehen. –12 Sexualität Uhr im Ausschusszimmer – Pornofizierung“ ein geben. Imbiss für die Teilnehmenden bereit • stehen.Es wird ab ca. 12 Uhr im Ausschusszimmer ein Imbiss für die Teilnehmenden bereit stehen. Landeshauptstadt München Fragenkatalog Landeshauptstadt München

Landeshauptstadt München, Gleichstellungsstelle für Frauen, Gleichstellungsstelle 80313 München für Frauen

Rathaus, Marienplatz 8 80331 München Landeshauptstadt München, Gleichstellungsstelle für Frauen, GleichstellungsstelleTelefon (089) 233 - 9 24 67 80313 München fürTelefax Frauen (089) 233 - 2 40 05 e-mail: [email protected]

Rathaus,Zimmer: 113 Marienplatz 8 80331Sachbearbeitung: München TelefonCornelia Lohmeier (089) 233 - 9 24 67 Telefax (089) 233 - 2 40 05 e-mail: [email protected]

Zimmer:Datum 113 I Sachbearbeitung:18/12/2012 Cornelia Lohmeier

Stadtratshearing „Pornofizierung – Frauenverachtung in neuer Dimension“ Datum IWelche Möglichkeit hat die Stadt München im Rahmen ihrer Wirkungsbereiche,18/12/2012 Pornofizierung entgegen zu wirken?“

Stadtratshearing „PornofizierungFragenkatalog – Frauenverachtung in neuer Dimension“ Welchefür Möglichkeit die Anhörung hat von die Vertreterinnen Stadt München und im Vertretern Rahmen städtischer ihrer Wirkungsbereiche, Referate Pornofizierung entgegen zu wirken?“ I Welche rechtlichen Instrumente hat die Stadt München um gegen Pornofizie- rung, Belästigung mit abwertendenFragenkatalog sexualisierten Bildern und Texten und verba- len Angriffenfür die Anhörungvorzugehen? von VertreterinnenWie werden diese und Vertretern Instrumente städtischer eingesetzt? Referate

1.I Welche In welchen rechtlichen Fällen greifen Instrumente Gewerbeaufsicht hat die Stadt und MünchenJugendschutz? um gegen Pornofizie- rung, Belästigung mit abwertenden sexualisierten Bildern und Texten und verba- len2. Welche Angriffen Möglichkeiten vorzugehen? hat dieWie Stadt, werden das diese subjektive Instrumente Sicherheitsgefühl eingesetzt? von Frauen und Mädchen bei der Vergabe öffentlicher Werbeflächen zu schützen? 1. In welchen Fällen greifen Gewerbeaufsicht und Jugendschutz? 3. Welche Möglichkeiten bestehen, wenn der Stadt Fälle bekannt werden, in denen 2.Schülerinnen Welche Möglichkeiten oder Besucherinnen hat die Stadt, städtischer das subjektive Einrichtungen Sicherheitsgefühl durch Mitschüler, von Frauen Eltern undoder Mädchen andere Nutzer bei der mit Vergabe sexualisierten öffentlicher Inhalten Werbeflächen belästigt, beleidigt zu schützen? oder angegriffen werden? 3. Welche Möglichkeiten bestehen, wenn der Stadt Fälle bekannt werden, in denen Schülerinnen4. Mit welchen oder arbeits- Besucherinnen und dienstrechtlichen städtischer Konsequenzen Einrichtungen durchhaben Mitschüler, städtische ElternBe- oderschäftigte andere zu Nutzerrechnen mit bei sexualisierten Pornografiekonsum Inhalten am belästigt, Arbeitsplatz, beleidigt bei oder verbaler angegriffen oder me- werden?dialer Belästigung a) von KollegInnen b) von Schutzbefohlenen?

4.5. MitUnter welchen welchen arbeits- Voraussetzungen und dienstrechtlichen drohen städtischen Konsequenzen Beschäftigten haben städtische negative Be-arbeits- schäftigterechtliche zuKonsequenzen rechnen bei Pornografiekonsumbei der kritischen Auseinandersetzung am Arbeitsplatz, bei mit verbaler Pornofizierung, oder me- dialeretwa bei Belästigung Verwendung a) von von KollegInnen Beispielen inb) Bild-von Schutzbefohlenen?oder Textform? U-Bahn: Linie 3,6 S-Bahn: alle Linien Internet: Haltestelle Marienplatz Haltestelle Marienplatz http://www.muenchen.de 5. Unter welchen Voraussetzungen drohen städtischen BeschäftigtenPrädikat negative für vorbildliche arbeits- Gleichstellungspolitik rechtliche Konsequenzen bei der kritischen Auseinandersetzung mitfür FrauenPornofizierung, und Männer etwa bei Verwendung von Beispielen in Bild- oder Textform?

U-Bahn: Linie 3,6 S-Bahn: alle Linien Internet: Haltestelle Marienplatz Haltestelle Marienplatz http://www.muenchen.de Prädikat für vorbildliche Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer

80 6. Welche Empfehlungen können etwa Betroffenen gegeben werden, deren Bilder missbraucht wurden – z.B. Geltendmachung des Rechts am eigenen Bild, Strafanzei- ge wegen Beleidigung?

II Gesundheitliche Auswirkungen

7. Welche gesundheitlichen Folgen von Pornofizierung, Körpernormierung und Sexua- lisierung vor allem weiblicher Körper werden beobachtet? Welche sind ggf zu erwar- ten? Was sollte geschehen?

III Welche pädagogischen Standards existieren in städtischen Schulen, Horten und Tagesheimen zur Auseinandersetzung mit Pornofizierung und Körpernor- mierung? Welche sollten geschaffen werden?

8. Wie werden Mädchen und Jungen, die Opfer von Pornofizierung und sexueller Be- lästigung geworden sind in städtischen Einrichtungen geschützt und gestärkt?

9. Wie werden minderjährigen Täterinnen und Tätern in städtischen Einrichtungen Grenzen gesetzt?

10. Wie wird in städtischen Einrichtungen präventiv der Verfestigung von Geschlech- terklischees und sexualisierung (weiblicher) Körper entgegen gewirkt?

11. Wie wird Pornofizierung und Sexting altersgerecht thematisiert?

12. Gibt es in städtischen Einrichtungen oder in Vernetzungen Konzepte zur sensiblen und kreativen Auseinandersetzung und Entwicklung von Gegenwehrstrategien gegen Pornofizierung – für Mädchen? Für Buben?

IV. Förderpolitische Möglichkeiten

13. Welche förderpolitischen Anreize bestehen, um die kritische und kreative Ausein- andersetzung junger Frauen und Männer, Mädchen und Buben mit Pornofizierung in Medien und im Alltagshandeln in Bildern, Texten und Musik zu fördern und die Ent- wicklung von Gegenstrategien zu unterstützen? Welche sollten geschaffen werden?

V. Selbstpräsentation der Stadt München

14. Welche Möglichkeiten hat die Stadt München, in ihrer Selbstpräsentation nach in- nen und nach außen, dem gesellschaftlichen Trend zur Sexualisierung (weiblicher) Körper und zu normierten Körperidealen entgegen zu wirken?

15. Welche Möglichkeiten bestehen, seitens der Stadt München die Kampagne „Uns geht’s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ bzw. deren Ziele zu unterstützen?

U-Bahn: Linie 3,6 S-Bahn: alle Linien Internet: Haltestelle Marienplatz Haltestelle Marienplatz http://www.muenchen.de Prädikat für vorbildliche Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer

81 Handreichung zum Hearing

• Empfehlung der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen vom 15.12.2011

• Kampagne „Uns geht‘s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“: Informationen zur Pornofizierung

• Myrthe Hilkens: Pornofizierung (aus Hilkens,M., 2010, McSex)

• Myrthe Hilkens: Video Vixens (aus Hilkens, M., 2010, McSex)

• Florian Flade / Lars Marten Nagel, „Ein Deutscher erregt die Welt“; Welt am Sonntag, 16.9.2012

• Centre Talmas, Berlin, Beispiele von als jugendgefährdend indizierten Texten

• Rechtsprechung zum Besitz pornographischer Dateien auf dem Bürocomputer sowie zu verbaler und medialer Belästigung am Arbeitsplatz

82 Empfehlung

Datum: 11.09.2013 Stadtratkommission zur Telefon: 16 - 9 24 67 Gleichstellung von Telefax: 16 - 2 40 05 Frauen Cornelia Lohmeier [email protected] �����

Die Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen

hat in ihrer 240. Sitzung am 15.12.2011 folgende Empfehlung zur

Kampagne „Uns geht’s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“

beschlossen:

I. Empfehlung

Die Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen unterstützt die Kampagne des Münchener Fachforums für Mädchenarbeit „Uns geht’s ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ 2011/12. Sie empfiehlt und unterstützt die Durchführung eines Stadtratshearings zum Thema Pornofizierung des weiblichen Körpers und Gegenstrategien auf lokaler Ebene. Sie empfiehlt den städtischen Referaten und Dienststellen, Beiräten und Kommissio- nen, sowie den städtischen Eigenbetrieben und Beteiligungsgesellschaften ebenfalls die Unterstützung der Kampagne. Die Stadtratskommission fordert Stadtrat und Stadtverwaltung unter Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit zur aktiven Mitwirkung auf. Dem Stadtrat wird über die Kampagne berichtet.

Begründung

Das Selbstverständnis der Kampagne „Uns gehtś ums Ganze – Mädchen und Frauen für Selbstbestimmung“ richtet sich gegen die in den letzten Jahren entstandene Flut von Gewalt – vor allem an Frauen und Mädchen – verherrlichenden und verharmlosenden Bilder. Die junge niederländische Journalistin Myrthe Hilkens hat in ihrem 2009 erschienenen Buch „McSex“ diese Bilderflut untersucht und Recherchen in der sogenannten Porno-Industrie ange- stellt. Sie hat im Rahmen ihrer Untersuchungen den Begriff „Pornofizierung“ geprägt, der den Prozess beschreibt, zunehmend vor allem in den sogenannten neuen Medien Frauen und Mädchen klischeehaft darzustellen als Sexualobjekte ohne eigenen (Wider-)Willen, Männern sich unterwerfend und deren noch so gewalttätigen Wünschen verfügbar. Was die Generation der jetzt Erwachsenen im Alter über 40 Jahren einst unter Pornografie verstand, ist gegen das, was heute bereits Kindern im Internet begegnet geradezu harmlos. Hier werden durch einfache Verfügbarkeit Bilder in die Köpfe projiziert, die Mädchen und Jungen nie wieder los werden. In den Niederlanden ist eine Gegenbewegung aus Frauen – und Männern – aller Altersklassen gegen Pornofizierung entstanden. Auch in München entstanden nach dem Besuch von Frau Hilkens beim 39. Runden Tisch ge- gen Männergewalt am 20.04.2010 Initiativen für eine Gegenwehr von Frauen gegen diese Art von Gewalt: ein Arbeitskreis im Münchener Fachforum für Mädchenarbeit und der Arbeitskreis

83 Seite 2

Seite 2 gegen Pornofizierung beim Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssitua- tion (Kofra). gegenEs ist den Pornofizierung Initiatorinnen beim und Kommunikationszentrum der Stadtratskommission für wichtig Frauen festzustellen, zur Arbeits- dass und esLebenssitua- sich bei tionder Art(Kofra). von Darstellungen, um die es in der Kampagne geht, um Gewalt handelt, die in Ver- Eskoppelung ist den Initiatorinnenmit sexualisierter und derDarstellung Stadtratskommission als Erotik verkauft wichtig wird. festzustellen, Der Handel dass mit Pornografiees sich bei derund ArtProstitution von Darstellungen, - inklusive ummit dieKindern es in –der ist Kampagneweltweit neben geht, Drogen- um Gewalt und handelt,Waffenhandel die in Ver-zum koppelunggrößten Umsatzmarkt mit sexualisierter geworden. Darstellung Es geht als also Er otiknicht verkauft um die wird.Freiheit Der von Handel Kunst mit und Pornografie Erotik, son- unddern Prostitution um die Freiheit - inklusive von Frauen mit Kindern und Kindern – ist weltweit vor Ausbeutung, neben Drogen- Manipulation, und Waffenhandel Entwertung, zum Ver- größtendinglichung Umsatzmarkt und Gewalt. geworden. Es geht also nicht um die Freiheit von Kunst und Erotik, son- dernDie Kampagne um die Freiheit des Münchener von Frauen Fachforums und Kindern für vor Mädchenarbeit Ausbeutung, Manipulation,richtet sich gegen: Entwertung, Ver- dinglichung und Gewalt. Die •Kampagne„die Flut desder MünchenerGewalt verherrlichenden, Fachforums für sexistischen Mädchenarbeit und richtetherabwürdigenden sich gegen: Bilder von Mädchen und Frauen und herabwürdigende Sprache, • „diedie Vermarktung Flut der Gewalt des verherrlichenden, weiblichen Körpers, sexistischen und herabwürdigenden Bilder von • dieMädchen Zurichtung und Frauenauf enge und weibliche herabwürdigende Schönheitsideale“ Sprache, • die Vermarktung des weiblichen Körpers, und• für die Zurichtung auf enge weibliche Schönheitsideale“

und• für die Solidarisierung von Frauen gegen die Bilderflut und ihren Einfluss, • die Vermittlung eines selbstbestimmten Körperbewusstseins • Information,die Solidarisierung von Frauen gegen die Bilderflut und ihren Einfluss, • Sensibilisierung,die Vermittlung eines selbstbestimmten Körperbewusstseins • Skandalisierung,Information, • Veränderung.Sensibilisierung, • Skandalisierung, (Präsentation• Veränderung. Rebecca Fertl und Angela Firmhofer, Kampagne gegen Pornofizierung 2011/12 in der Sitzung der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen am 17.11.11). (Präsentation Rebecca Fertl und Angela Firmhofer, Kampagne gegen Pornofizierung 2011/12 inKooperationen der Sitzung der werden Stadtratskommission angestrebt mit dem zur AKGleichstellung PorNo von Kofra,von Frauen dem Müncheneram 17.11.11). Bündnis ge- gen Männergewalt, dem Stadtjugendamt, der Gleichstellungsstelle und Stadtratskommission, Kooperationendem RBS, Terre werden des Femmes angestrebt und mitweiteren dem AK Einrichtungen, PorNo von Kofra, Organisationen dem Münchener und Personen. Bündnis ge- gen Männergewalt, dem Stadtjugendamt, der Gleichstellungsstelle und Stadtratskommission, demDie Kampagne RBS, Terre wurde des Femmes am 25.11.2011 und weiteren durch Einrichtungen,die Schirmpatin, Organisationen die zweite Bürgermeisterin und Personen. der Stadt München, Christine Strobl eröffnet. Bereits ab Eröffnung sind Straßenaktionen wie Inter- Dieviews Kampagne und Fotoaktionen wurde am mit 25.11.2011 Mädchen unddurch Frauen die Schirmpatin, geplant. die zweite Bürgermeisterin der StadtIm Kampagnenzeitraum München, Christine 2011/12 Strobl eröffnet. stehen neben Bereits einzelnen ab Eröffnung Aktionen sind einStraßenaktionen Stadtratshearing wie undInter- viewseine Fachveranstaltung und Fotoaktionen aufmit demMädchen Programm, und Frauen in denen geplant. Erscheinungsformen und Ausmaße von ImKörperkult Kampagnenzeitraum und Pornofizierung 2011/12 sowie stehen Gegenstrategien neben einzelnen im kommunalen Aktionen ein RahmenStadtratshearing erörtert wer-und eineden sollen.Fachveranstaltung auf dem Programm, in denen Erscheinungsformen und Ausmaße von KörperkultFür öffentlichkeitswirksame und Pornofizierung und sowie kulturelle Gegenstrategien Höhepunkte imist kommunalendie Mitwirkung Rahmen des Kulturreferats erörtert wer- denund sollen.weiterer städtischer Kooperationspartnerinnen und -partner wünschenswert und notwen- Fürdig. öffentlichkeitswirksame und kulturelle Höhepunkte ist die Mitwirkung des Kulturreferats undHierbei weiterer betrifft städtischer die Kooperation Kooperationspartnerinnen der Stadt München sowohlund -partner ihre Unterstützung wünschenswert in Praxisund notwen- und dig.Vollzug ihrer einzelnen Handlungsfelder, als auch ihre Beteiligung an der Finanzierung im HierbeiRahmen betrifft ihrer Möglichkeiten.die Kooperation der Stadt München sowohl ihre Unterstützung in Praxis und Vollzug ihrer einzelnen Handlungsfelder, als auch ihre Beteiligung an der Finanzierung im RahmenDie Stadtratskommission ihrer Möglichkeiten. zur Gleichstellung von Frauen sieht in der Kampagne einen wichti- gen Beitrag zur Gleichstellung und zur Grenzsetzung von Gewalt gegenüber Mädchen und DieFrauen. Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen sieht in der Kampagne einen wichti- gen Beitrag zur Gleichstellung und zur Grenzsetzung von Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen.

Lydia Dietrich Vorsitzende der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen Lydia Dietrich Vorsitzende der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen

84 Kampagne

1

[Phone number]

Informationen

zur „Heutzutage Pornofizierung ist diese Pornokultur zu einem so selbstverständlichen Teil unseres Alltagslebens ge- worden, dass sie uns oft gar nicht mehr auffällt. Überall gewaxte Bikinizonen. Runde, starre Plastiktit-

ten. Künstliche Fingernägel, die es zu einem Ding der Unmöglichkeit machen, eine Tastatur zu bedienen oder sich die Schuhe zuzubinden. Sender wie MTV mit ihren Clips, in denen die Kamera bevorzugt zwi- ÜberDie Kampagne die Kampagne „Uns geht’s schen die Beine oder auf den Busen zielt. ums Ganze – Mädchen und Hochglanz-Softpornoheftchen, in denen seitenweise Frauen für Selbstbestim- mung“ beschäftigt sich mit abgedruckt wird, was Leserinnen so an Tittenfotos den Themen Schönheit, Por- einschicken, freiwillig übrigens, als eine Art Initiati- nofizierung und der Sexuali- onsritus. Die Vorstellung, dass Analsex ins Stellungs- sierung von Mädchen- und repertoire jeder Frau gehört. Frauenbildern, sowie deren Werbeplakate für Make-up oder Fernsehsendungen, medialer Ausbeutung. auf denen Frauen mit glasigem Blick und offenem Mund zu sehen sind, ganz so, als warteten sie nur auf die nächste Ladung Sperma. Stringtangas, die an die

Stelle der guten alten Unterhose treten. Hohe, ultrahohe Schuhe, in denen frau eigentlich gar nicht laufen, sondern sich nur auf den Rücken legen und vögeln lassen kann.“

(aus: Moran, Caitlin, how to be a woman. Wie ich lernte, eine Frau zu sein, Berlin 2012, 46f) www. uns-gehts-ums-ganze.de

85

2 Definitionen

Nach Definition der APA (Ameri- Mädchen eine Sexualität aufgez- Sexualisierungcan Psychological Association) wungen wird, für die sie entspre- beruht Sexualisierung auf einer chend ihres Entwicklungsstandes instrumentalisierenden Sichtweise nicht bereit sind.1 einer Person, wobei diese darauf Diese Definition, die im Rahmen reduziert wird, ein Sexualobjekt zu einer Studie über Auswirkungen sein, ohne ihre Würde und per- der Sexualisierung auf Mädchen sönlichen Eigenschaften zu be- aufstellt wurde, bezieht sich daher rücksichtigen. Zudem wird ihr in erster Linie auf Personen. Sie Wert ausschließlich nach ihrer kann jedoch auch auf nicht-

sexuellen Attraktivität bemessen. sexuelle Gegenstände oder Inhalte Ebenso ist darunter zu fassen, ausgeweitet werden, die mit se-

wenn in unangemessener Weise xuellen Konnotationen versehen werden.

Pornografisierung als Steigerung von Sexualisierung meint die Ver- Pornografisierungwendung des Körpers im pornografischen Kontext, also z.B. die Sicht- barkeit der primären Geschlechtsorganen und des (angedeuteten) ÜberDie Kampagne die Kampagne richtet sich… Geschlechtsaktes.2 gegen die Flut von gewalt- Dabei geht es jedoch nicht um pornografische Darstellungen, sondern verherrlichenden, sexisti- um den Umgang mit pornografischen Bezügen in der Alltags- und Po- schen und herabwürdigen- pulärkultur (etwa in Musikvideos).3 Es geht dabei um die Frage, "in den Bildern von Mädchen welcher Form und in welchen gesellschaftlichen und kulturellen Berei- und Frauen und eine abwer- chen auf ein reines Körpergeschehen verwiesen wird bzw. wo intime tende Sprache körperliche Vorgänge und Handlungen hervorgezerrt oder sexualisiert- körperliche Dimensionen ausgestellt werden."4 gegen die Vermarktung des weiblichen Körpers gegen die Beschränkung auf enge weibliche Schönheits- Nach MyrtheHilkens bezeichnet Pornofizierung den „Vormarsch urs- 5 ideale Pornofizierungprünglich pornografischer Phänomene in die Mainstream-Kultur“ .Der Begriff zielt v.a. „auf den Einfluss eines manchmal pornografischen gegen die Reduzierung auf Schönheitsideals – große Brüste, strammer Hintern, Barbievagina – auf das Alpha-Mädchen-Märchen das weibliche Selbstbild. Und auf das Maß, in dem Pornografie, auch dank des Internets, heutzutage in unserem Leben gegenwärtig ist und und setzt sich ein für die was das für Folgen hat.“6 Definitionsmacht von Frauen im öffentlichen Raum. Pornofizierung verweist also auf sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Folgen der Pornografisierung.

86

3

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[Firmenmotto]

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„Kein Wunder, dass Sex für Frauen etwas ist, wobei sie sich selbst von außen beo- bachten. Die Bewegungen, die sie machen, die Gesten Aspekte der Pornografisierung und Pornofizierung des Flirtens und selbst der

Pornofizierung als allgegenwärtiges gesellschaftliches Phänomen sexuellen Intimität, sind betrifft nicht nur junge Mädchen, sondern jede Frau. Anzeichen der deshalb erregend, weil sie Pornografisierung und Pornofizierung sind u.a. folgende: auf Bilder aus Filmen, Fern- sehsendungen und Musikvi- Mädchen konsumieren nur selten gezielt Pornografie. Häufiger deos rekurrieren. Sex wird kommen sie damit indirekt oder zufällig in Kontakt, lehnen sie zu einem Akt, der durch die aber großteils als ‚eklig‘ und ‚abstoßend‘ ab. Trotzdem entstehen dadurch sexuelle Skripte, mit denen sie ihr Sexualleben verglei- Erfüllung der Rollenvorga- chen. Häufig entsteht dadurch eine große Verunsicherung in Be- ben für die Beteiligten et- zug auf Sexualität, Körperbild, Erwartungen an (Sexual-) Part- was Erotisches bekommt.“ ner_in etc.7 (Susie Orbach, Bodies, 146)

Bilder und Texte können die Entwicklung einer eigenen Sexualität und Geschlechterrolle negativ prägen. Sex kann als ‚Technik‘ wahrgenommen werden und Mädchen und Frauen versuchen, den Bildern in ihren Köpfen zu entsprechen.8

Vielen Mädchen und Frauen fällt es schwer, ein Verhältnis zu ihrem Körper aufzubauen, was gerade in der Pubertät schwer- wiegende Konsequenzen haben kann.

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4 Trotz der Überpräsenz von Sexualität und Sex in Gesellschaft und Kultur, haben gleichzeitig sehr viele Mädchen und Frauen kein wirkliches Verhältnis zur eigenen sog. ‚Intimzone’. Durch die

Pornografie wird ein Vulva-Schönheitsideal verbreitet, dem kaum ein Mädchen oder eine Frau entspricht. Der Trend geht hin zu In- timrasur (die übrigens in Pornofilmen der besseren Kamerafüh- rung geschuldet ist) und Intimchirurgie.

“Zwar wurden Mädchen Pornofizierung stabilisiert und verstärkt stereotype Rollenvorstel- schon immer dazu angehal- lungen und bestätigt damit die Vorstellung einer binären Ge- ten, in der Selbstverschöne- schlechterhierarchie, die heterosexuell organisiert ist. rung einen wichtigen Teil ihres Lebens zu sehen, doch Momentan erleben wir eine Welle der ‚Pinkifizierung‘. Die Farbe heutzutage werden sie zu- Rosa dominiert bei Mädchen Kleidung, Spielzeug bis hin zu Ge- dem schon in sehr jungen genständen des alltäglichen Gebrauchs und teilt die Welt in zwei Jahren mit einer Flut von deutlich voneinander getrennte Geschlechter, in die es sich schon frühzeitig einzuordnen gilt. Botschaften[Fügen Sie hier übe Ihrr- Logo ein] schwemmt, die suggerieren, Pornografisierung ist eingebettet in den grundsätzlichen gesell- dass es sehr wichtig ist, se- schaftlichen Trend hin zur Individualisierung und zu einem Selbst- xuelle Anziehungskraft zu vermarktungs- und Leistungsdruck. Das neoliberalistische Diktat entwickeln. zwingt uns, uns auf dem Markt der Möglichkeiten zu behaupten

und zu perfektionieren. Aus einem ‚You can‘ wurde ein ‚You must‘. (Natasha Walter Living

dolls, Frankfurt/Main 2011, 15) Attraktivität und Sexy-Sein hat heute einen enorm hohen Stellen- wert und scheint häufig die einzige ‚Währung‘ von Mädchen und

Frauen zu sein. Unrealistische Schönheitsideale setzen Mädchen unter Druck (Ariadne von Schirach spricht von einer „Datenbank

voller visueller Anforderungen“, die in unseren Köpfen sitzt), Mädchen ‚lernen‘, den heterosexuellen männlichen Blick in ihrem

Schönheitsempfinden mitzudenken, Selbstdarstellung wird stark sexualisiert.

Weit verbreitet ist mittlerweile ein ‚Pornochic‘, also eine an der Pornokultur orientierte Ästhetik. Beispiele hierfür sind z.B. High-

heels. Schon für kleine Mädchen gibt es Netzstrümpfe oder künst- liche Fingernägel.

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Phänomene wie Pole Dancing (Stangentanz, der ursprünglich aus 5 dem Rotlichtmilieu kommt) oder Sado-Masochismus (z.B. durch

den Bestseller Shades of Grey) sind in der Mainstream- Gesellschaft angekommen. Ab 2016 soll Pole Dancing olympisch werden und der Deutsche Pole Sport Verband e.V. plant, den Sport für Kinder und Jugendliche zugänglich zu machen. Ebenso soll es ab 2014 parallel zur Fußball-Weltmeisterschaft eine Meis- „(…) what is different terschaft in Lingerie-Football (also Frauen, die in Unterwäsche about today is not only the Football spielen) geben. hypersexualization of Selbstpornografisierung und -sexualisierung wird als weibliches mass-produced images but Empowerment verstanden und gefördert (z.B. Playboyfotos). Da- also the degree to which bei wird übersehen, dass die Vielfalt weiblicher Sexualität, Aus- such images have over- drucks- oder Lebensformen durch ein eindimensionales Bild von whelmed and crowded out Weiblichkeit verdrängt wird. Weibliche Sexualität wird von außen any alternative images of definiert, weibliche Lust bleibt dabei außen vor, während diese being female.“ Sexualität Frauen dann als Empowerment verkauft wird. Frauen- verachtung in neuer Dimension. (Gale Dines, Pornland, Boston 2010, 105) zusammengestellt von Danii Weber

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1 Vgl. American Psychological Association, Report of the Task Force on the of Girls, Washington 2010, S. 2 (http://www.apa.org/pi/women/programs/girls/report-full.pdf, 14.1.13). 2 Vgl.Nieland, Jörg-Uwe; Schaaf, Daniela, Sporno - Where Sport Meets Born, in: Schuegraf, Martina; Tillmann, Angela, Pornografi- sierung von Gesellschaft, Konstanz/München 2012, S. 89-99, hier: S. 90. 3vVgl. Schuegraf, Martina; Tillmann, Angela, Einführung, in: diess., Pornografisierung von Gesellschaft, Konstanz/München 2012, S. 9-17, hier: S. 10. 4Hilkens, Myrthe, McSex. Die Pornofizierung unserer Gesellschaft, Berlin 2010, S.110. 5Ebd. 6Ebd. 7 Vgl. Schmidt, Gunter; Matthiesen, Silja, Pornografiekonsum von Jugendlichen – Fakten und Fiktion, in: Schuegraf, Martina;

Tillmann, Angela, Pornografisierung von Gesellschaft, Konstanz/München 2012, S.245-257, hier: S. 245ff. 8 Vgl. Orbach, Susie, Bodies. Schlachtfelder der Schönheit, Zürich/Hamburg 2010, 146ff.

89 Hilkens: Pornofizierung

90 91 Hilkens: Video Vixens

92 93 Flade / Nagel: Ein Deutscher erregt die Welt

94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 Centre Talmas: Textbeispiele

Textbeispiele mit Jugendgefährdender Wirkung z.T. wegen : • Herabwürdigung der Frau zum sexuell willfährigem Objekt • Positive Darstellung des Drogenkonsums • Ausländerfeindliche, rassistische Aussagen • Anreize zur Gewaltanwendung Rihanna – Rude Boy Komm her ungezogener Junge, Junge! Für euch ein paar übersetzt: Bekommst du einen hoch? Komm her ungezogener Junge, Junge! Ist er groß genug? Nimm es, nimm es, bababy, baby, nimm es, nimm es, liebe mich, liebe mich! Heute Nacht lass ich es heiß sein. Heute Nacht lass ich dich mich zum Höhepunkt bringen. KommK her ungezogener Junge, Junge! Bekommst du einen hoch? Heute Nacht werde ich deinen Körper zum Äußersten treiben.

David Guetta feat. Taio Cruz & Ludacris – Little Bad Girl Ich will das versaute Mädchen, was dort drüben tanzt Sie präsentiert mir ihren Arsch, er wackelt von links nach rechts Sie bewegt ihn genau so, wie es mir gefällt Sieh ihr zu, wie sich sich auf der Tanzfläche bewegt Sie ist umwerfend auf der Tanzfläche WennW sie sich bewegt, Mädchen ich will mehr davon Mach nur weiter Babe Ich möchte eine Zugabe! Mach weiter kleines versautes Mädchen, kleines versautes Mädchen Mach weiter kleines versautes Mädchen, kleines versautes Mädchen Mach weiter kleines versautes Mädchen, kleines versautes Mädchen Mach weiter kleines versautes Mädchen, mach weiter kleines versautes Mädchen

Rihanna – S&M ich mag schlecht sein Aber ich bin unglaublich gut darin Sex in der Luft Es macht mir nichts aus Ich liebe den Geruch davon Stöcke und Steine Können meine Knochen bbrechen Aber Ketten und Peitschen Erregen mich S-S-S & M-M-M S-S-S & M-M-M Oh, Ich liebe das Gefühl Welches du über mich bringst Oh, du machst mich an Das ist genau das, nachdem ich mich gesehnt habe Gib es mir hart Und triff mich in meinem Boudoir Mach, dass mein Körper schreit Ah-Ah-Ah Ich mag es - mag es

Rihanna – Talk That Talk Ich habe versucht mich auszuruhen, aber die Schlampen wollen mich ficken In jede kleine Stadt in die ich gehe, fick mich.

104 Rechtsprechung

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Außerordentliche Kündigung ohne vorherige Abmahnung ist Außerordentliche Kündigung ohne vorherige unwirksam. Mitarbeiternvon Bereichpädagogischen im Verhaltensweisen Anforderungendies müssen, werden gestellt gesteigerte automatisch als bedeutetjeglichedass nicht, jedoch Verfehlung derartangesehenschwerwiegend einedass muss, werden eine durch HeilungVertrauensverhältnisses zerstörten des Abmahnungerwartenzu mehr nicht ist. Außenwirkungenziehenumsich nach aus, nicht reicht könnte, seines Verhaltens fortsetzt, begeht ein schwerwiegendes ein begeht fortsetzt, seinesVerhaltens disziplinarischen Dienstvergehen,der mit das Ruhegehalts) des Höchstmaßnahme(Aberkennung geahndet werden muss. berücksichtigen,Bekanntwerdendas dass Fehlverhaltensseines eineder Nachteil zum Resonanz kritische der bei Bundeswehr ortskundigenausgelöst Bevölkerung hat. kinderpornographische Darstellungen verschafft und per E- Mail verschickt und dies auch in Kenntnis der Strafbarkeit pornographisches Bildmaterial aus dem Internet, das er auf Datenträgern des Arbeitgebers speichert und nutzt er dener nutzt Arbeitgebersund speichert Datenträgern des sexuellen Web-Page einer InternetzugangEinrichten zum Inhalts, rechtfertigt dies eine außerordentliche Kündigung. des berücksichtigen,derartigesein dass Verhalten Arbeitgebersderin Ansehendes Arbeitnehmersdas ist, geeignet schädigen.zu Öffentlichkeit Abmahnung noch einer vorherigen Es bedarf weder einer ausdrücklichen Regelung. keinemBeschlagnahmevorbehalt unterliegen. § 21 GjSM vor oder besteht ein dringender Verdacht dafür, kann dafür, vor GjSM 21 dringender§ ein besteht oder Verdacht Seitenbegründet hat, angesehen einen bereits nicht Arbeitnehmerberücksichtigendenzu zusätzlichen,den gegen UmstandInteressenabwägung.der Rahmen im temporärender mit Dateien Auffinden dem mit kinderpornographischenDarstellungen Umständen unter verbundeneRufschädigungder Gefahr einzustufen. gering als staatsanwaltschaftlichedass Ermittlungen tatsächlich durchgeführtberücksichtigen,zu ist sind, worden der dass Arbeitgeberder Gefahr diese selbst durch Rufschädigung Außerordentliche Kündigung ist gerechtfertigt. Abmahnung ist entbehrlich. einer verhaltensbedingten zwingend nicht Voraussetzung Kündigung.Insbesondere schwerwiegenden bei fürdenen derartigebei weitere Zukunft die Vertragsverstößen, zu Ausmaß Pflichtverletzungenhinnehmbaren nicht einem in Arbeitnehmerim erwartenschuldloses,ein auch kann sind, dem subjektivenHandeln vorwerfbares nicht Sinn zur verhaltensbedingten,auch Kündigung außerordentlichen, berechtigen. Arbeitgeberund Betreiber als Intranetsdes Eigentümer diese der Dateienkontrollierenhin Inhalt ihren auf überprüfen und 85(§ Art Arbeitgeberrechtmäßige auf deshalb der Hat TKG). 3 Abs. Inhaltvom Kenntnis erlangt, Dateien dieser sichkann undWeise Arbeitnehmerprozessualesein auf nicht der Beweisverwertungsverbotberufen. Beendigungskündigung wäre gerechtfertigt Abmahnung war entbehrlich, weil der Eine vorherige Arbeitgeber im Hinblick auf § 2 BeschSchG reagieren und die bei ihm beschäftigten Mitarbeiter schützen musste. beschäftigten schützen ihm Mitarbeiter bei die Zudem macht eine Überwachung nur Sinn, wenn eine ist. Arbeitgebermöglich jederzeit Überwachungden durch von einem derart groben Vertrauensverstoß auszugehen, der einemvon Vertrauensverstoß groben derart Abmahnungausnahmsweise einevergebliche vorherige entbehrlich macht. 1. 2.nicht ist Zwar hinsichtlichdass verkennen, zu der 3. die Allein Gefährdung, abstrakte Verhalten das dass 2.Auswirkungenzu ist Dienstvergehens des der Bei der Bewertung 1.sich der Internet das über Offizier, Ein 1.Arbeitszeit während Arbeitnehmer der ein Lädt 2.zu ist der Bei des Schwere der Beurteilung Vertragsverstoßes 3. 4.strafprozessualer In anerkannt, ist Hinsicht Datenträgerdass 1.6 und StGB Nr. 1 Abs. LiegenHandlungen strafbare 184 § nach 1.sich Arbeitnehmer pornographische Umstand, Der der dass 2.nichtes Da gekommen dieauch Strafverfahren einem ist zu ist, 3.Berufungsverfahrenim Arbeitgeber abstellt, darauf der Soweit 1. 2. 3.ist Verhaltens, des Vorwerfbarkeit subjektive Das Verschulden/die 2. 3. 4.gerechtfertigt sozial ist Änderungskündigung Die Urteil Beratungsstelle pornographischer Aufruf Seiten aber Dienst-PC, den über keine Speicherung. dadurch Nutzungsoweit Private dergestattet, nicht ist Betriebsablauf wird. gestört nichtNoch bekannt außen nach geworden Interneteigenenüber (aber Privatcomputer) aus errichtet,aus Kontakte erotische wurden. der auf vermittelt gefunden, wurden Es Videodateien und Bild- 2790 größtenteilspornographischem mit Inhalt. gespeichert. Arbeitszeit DateienDie derwährend wurden ihm zur Verfügung gestellten Arbeitsplatz-Computer gestellten Verfügung zur ihm missbräuchlichIntranetim er indem genutzt, des anzüglichem Arbeitgebersbzw. sexuellem mit Dateien Inhaltgespeichert empfangen, habe. weitergeleitet und Abgruppierung) und Änderungskündigung(Versetzung InternetzugangDer privatenzu darf genutzt nicht Zwecken werden. demzu Arbeitnehmer und 4. Am derwurde 7.6.2004 angehört, 8.3.vom habe er während 13.5.2004 bis Vorwurf ArbeitszeitStunden50 rund den verbotswidrig der diensteigenenInternetzugang und genutzt privat dabei vorrangigpornographische besucht. Seiten Arbeitnehmerdass ein, wendet die auf Minuten 394 Der Pausenzeiten entfielen. temporäre mit Dateien seien Es 11 auch kinderpornographischemInhalt Computer dem auf Internetdienstlichenseinen auf zugeladen Computer haben.wurden Gefunden mit Dateien 499 pornographischen/kinderpornographischenInhalt. Arbeitgeberaußerordentlich, kündigte mit hilfsweise Der Auslauffrist. sozialer (Internet-Fetischismus) Arbeitnehmer mit Suchterkrankter eingeschränkterSchuldfähigkeit NutzungE-Mail-Adresse dienstlichen der Porno- in Chatrooms. ArbeitszeitbetrugStunden6 zu (bis Internet) im Massiver UntersagungInternetnutzungder wegen2000 Jahr im Herunterladenpornographischem mit Dateien von Inhalt. Az. Sachverhalt 18.12.031288/03 Sa 4 einer Teamleiter Pädagogischerund Mitarbeiter Datum 09.05.0568/05 Sa 7 ArbeitsverhältnisJahren.32 seit bestand LAG Rheinland- LAG Pfalz BVerwG 08.11.0129/01 WD 2 Soldatkinderpornographische verschickt übers Dateien Gericht Hannover ArbG 01.12.00B 504/00 Ca 1 ArbeitnehmerInternetseiteeine hatte Dienst-PC vom Der ArbG Hannover ArbG 28.04.05791/04Ca 10 denhabe er Arbeitnehmervor, Arbeitgeberdem wirft Der LAG Rheinland- LAG Pfalz LAG München LAG 14.04.051203/04 Sa 4 Kläger Der pornographische zu, gab dem aus Dateien Rechtsprechungsübersicht zum Besitz pornographischer Dateien auf dem Bürocomputer sowie zu verbaler und medialer Belästigung am Belästigung medialerverbaler sowieund zu dem Bürocomputer auf Dateien Besitz pornographischer zum Rechtsprechungsübersicht Arbeitsplatz I. Pornographie

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§ 21 GjSM vor oder besteht ein dringender Verdacht dafür, kann dafür, vor GjSM 21 dringender§ ein besteht oder Verdacht Seitenbegründet hat, angesehen einen bereits nicht Arbeitnehmerberücksichtigendenzu zusätzlichen,den gegen UmstandInteressenabwägung.der Rahmen im temporärender mit Dateien Auffinden dem mit kinderpornographischenDarstellungen Umständen unter verbundeneRufschädigungder Gefahr einzustufen. gering als staatsanwaltschaftlichedass Ermittlungen tatsächlich durchgeführtberücksichtigen,zu ist sind, worden der dass Arbeitgeberder Gefahr diese selbst durch Rufschädigung Außerordentliche Kündigung ist gerechtfertigt. Abmahnung ist entbehrlich. einer verhaltensbedingten zwingend nicht Voraussetzung Kündigung.Insbesondere schwerwiegenden bei fürdenen derartigebei weitere Zukunft die Vertragsverstößen, zu Ausmaß Pflichtverletzungenhinnehmbaren nicht einem in Arbeitnehmerim erwartenschuldloses,ein auch kann sind, dem subjektivenHandeln vorwerfbares nicht Sinn zur verhaltensbedingten,auch Kündigung außerordentlichen, berechtigen. Arbeitgeberund Betreiber als Intranetsdes Eigentümer diese der Dateienkontrollierenhin Inhalt ihren auf überprüfen und 85(§ Art Arbeitgeberrechtmäßige auf deshalb der Hat TKG). 3 Abs. Inhaltvom Kenntnis erlangt, Dateien dieser sichkann undWeise Arbeitnehmerprozessualesein auf nicht der Beweisverwertungsverbotberufen. Beendigungskündigung wäre gerechtfertigt Abmahnung war entbehrlich, weil der Eine vorherige Arbeitgeber im Hinblick auf § 2 BeschSchG reagieren und die bei ihm beschäftigten Mitarbeiter schützen musste. beschäftigten schützen ihm Mitarbeiter bei die Zudem macht eine Überwachung nur Sinn, wenn eine ist. Arbeitgebermöglich jederzeit Überwachungden durch Pflichten zur uneigennützigen Amtsführung und zum achtungs-zum und Amtsführung Pflichtenuneigennützigenzur dienstlicheneinen er wenn undVerhalten, vertrauenswürdigen ComputerInternetoderim erotischen verwendet, mit dazu Seiten pornographischenInhalten aufzusuchen. rechtmäßig, darinist soweit Widerspruchsbescheides Dienstvergehen ein Beamte der festgestellt dass wird, begangen hat. Das Gericht hat es jedoch für notwendig erachtet, den Rechtsfolgenausspruch der erachtet,Rechtsfolgenausspruch den abzuändern. Beamten des zugunsten Disziplinarverfügung eines privatenzu Diensthandys Zwecken. bzw. Aufgrund des vergleichsweise geringen Vermögensnachteils für die Behörde in Höhe von ca. 100 bis 150 DM käme eine Zurückstufung oder gar eine Entfernung aus dem Dienst nicht in Betracht ersichtlich Beamten dem es nicht erachtetweil worden, verschaffen, zu Vorteil sich finanziellen ging, einen darum sondern er spielerisch im Internet surfen wollte, weil er dies konnte. nicht Hause zu Internetanschluss mangels und achtungs- sich Dienstpflicht, Beamtenbetreffende die Gefahrdie Rückverfolgungeiner bringen sich mit Nutzer den an underwecken, Eindruck den damit befasse Behörde eine sich anstattDienstaufgabenihren mit mitbeispielsweise Pornographie. von einem derart groben Vertrauensverstoß auszugehen, der einemvon Vertrauensverstoß groben derart Abmahnungausnahmsweise einevergebliche vorherige entbehrlich macht. Werden solche Verfehlungen bekannt und schreitetund bekannt der Verfehlungen solche Werden hiergegen diesDienstherr fällt so ein, dienicht auf öffentliche zurück. Dienst Behördeden auf damit und öffentlichen gesamten entstehenzivilen in Eindruck der Mitarbeiter sollte, Wenn Dienststellenbeschäftigen Bundeswehr mitder anstatt sich mit Arbeitszeit ihrer Teil Dienstaufgabenerheblicheneinem zu Betrachtendem solcherein Pornoseitenist von so Internet, im Bundeswehrder Ansehen Öffentlichkeit der in Eindruckdem insgesamt abträglich. höchst erklären zu wirksam für fristloseKündigung Einschaltungausgelöst Kriminalpolizei der hat. ArbeitsverhältnisDie außerordentliche Kündigung hat das nicht aufgelöst. 1.6 und StGB Nr. 1 Abs. LiegenHandlungen strafbare 184 § nach 1.sich Arbeitnehmer pornographische Umstand, Der der dass 2.nichtes Da gekommen dieauch Strafverfahren einem ist zu ist, 3.Berufungsverfahrenim abstellt,Arbeitgeber darauf der Soweit 1. 2. 3.ist Verhaltens, des Vorwerfbarkeit subjektive Das Verschulden/die 2. 3. 4.gerechtfertigt sozial ist Änderungskündigung Die 1.diegegen Beamter Ein vorsätzlicheneinen begeht Verstoß 2.des Gestalt in Ministeriums des Disziplinarverfügung Die 3. Telefonanlage vergleichbar ist Fall Der einerMissbrauch dem mit 4. 5.angemessen für nicht hier wäre eine Auch Gehaltskürzung 6.dass jedendie auf Hinblick im Auffassung, Gericht Das der ist 1.die Allein pornographischen mit Befassung Darstellungen kann 3.eine tendieren, dazu Bestätigung bei Vorwürfe der Würde 2. 4. ihm zur Verfügung gestellten Arbeitsplatz-Computer gestellten Verfügung zur ihm missbräuchlichIntranetim er indem genutzt, des anzüglichem Arbeitgebersbzw. sexuellem mit Dateien Inhaltgespeichert empfangen, habe. weitergeleitet und Abgruppierung) und Änderungskündigung(Versetzung InternetzugangDer privatenzu darf genutzt nicht Zwecken werden. demzu Arbeitnehmer und 4. Am derwurde 7.6.2004 angehört, 8.3.vom habe er während 13.5.2004 bis Vorwurf ArbeitszeitStunden50 rund den verbotswidrig der diensteigenenInternetzugang und genutzt privat dabei vorrangigpornographische besucht. Seiten Arbeitnehmerdass ein, wendet die auf Minuten 394 Der Pausenzeiten entfielen. temporäre mit Dateien seien Es 11 auch kinderpornographischemInhalt Computer dem auf Internetdienstlichenseinen auf zugeladen Computer haben.wurden Gefunden mit Dateien 499 pornographischen/kinderpornographischenInhalt. Arbeitgeberaußerordentlich, kündigte mit hilfsweise Der Auslauffrist. sozialer (Internet-Fetischismus) Arbeitnehmer mit Suchterkrankter eingeschränkterSchuldfähigkeit NutzungE-Mail-Adresse dienstlichen der Porno- in Chatrooms. ArbeitszeitbetrugStunden6 zu (bis Internet) im Massiver UntersagungInternetnutzungder wegen2000 Jahr im Herunterladenpornographischem mit Dateien von Inhalt. Es existierte Es zur Dienstanweisung keine PC- privaten Nutzung. derdass mit Seiten Beamte bestand Es Verdacht, der pornographischemaufgerufen Inhalt hat. handelte Es kostenpflichtigeneinen um sich Internetanschluss,durchdem bei Einwählen jedes anfielen. Telefonkosten Zudem0190-Nummern auf Beamte der rief an. Sa 68/05 Sa gewesen.

6 D 60002/04.Me 09.05.0568/05 Sa 7 ArbeitsverhältnisJahren.32 seit bestand 27.04.06386/05 AZR 2 9.5.2005vom RevisionUrteil 7Rheinland-Pfalz, – LAG zu ArbG Hannover ArbG 28.04.05791/04Ca 10 denhabe er Arbeitnehmervor, Arbeitgeberdem wirft Der LAG Rheinland- LAG Pfalz LAG München LAG 14.04.051203/04 Sa 4 Kläger Der pornographische zu, gab dem aus Dateien VG Meiningen VG 11.06.07 BAG

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4 3

vertrauenswürdigEinzelfallim von verhalten, zu Inhalt der auch InternetseitenspielenRolle eine geradewenn kann, dadurch derin beeinträchtigt Beamten des Person AchtungVertrauen und worden sind. und der baldige Ruhestand Die lange Verfahrensdauer 3.000,00 auf Geldbuße einerder zu führten Reduzierung Euro. erachtet, den Rechtsfolgenausspruch der erachtet,Rechtsfolgenausspruch den abzuändern. Beamten des zugunsten Disziplinarverfügung eines privatenzu Diensthandys Zwecken. bzw. Aufgrund des vergleichsweise geringen Vermögensnachteils für die Behörde in Höhe von ca. 100 bis 150 DM käme eine Pflichten zur uneigennützigen Amtsführung und zum achtungs-zum und Amtsführung Pflichtenuneigennützigenzur dienstlicheneinen er wenn undVerhalten, vertrauenswürdigen ComputerInternetoderim erotischen verwendet, mit dazu Seiten pornographischenInhalten aufzusuchen. rechtmäßig, darinist soweit Widerspruchsbescheides Dienstvergehen ein Beamte der festgestellt dass wird, begangen hat. Das Gericht hat es jedoch für notwendig Zurückstufung oder gar eine Entfernung aus dem Dienst nicht in Betracht ersichtlich Beamten dem es nicht erachtetweil worden, verschaffen, zu Vorteil sich finanziellen ging, einen darum sondern er spielerisch im Internet surfen wollte, weil er dies konnte. nicht Hause zu Internetanschluss mangels und achtungs- sich Dienstpflicht, Beamtenbetreffende die Gefahrdie Rückverfolgungeiner bringen sich mit Nutzer den an underwecken, Eindruck den damit befasse Behörde eine sich anstattDienstaufgabenihren mit mitbeispielsweise Pornographie. Werden solche Verfehlungen bekannt und schreitetund bekannt der Verfehlungen solche Werden hiergegen diesDienstherr fällt so ein, dienicht auf öffentliche zurück. Dienst Behördeden auf damit und öffentlichen gesamten entstehenzivilen in Eindruck der Mitarbeiter sollte, Wenn Dienststellenbeschäftigen Bundeswehr mitder anstatt sich mit Arbeitszeit ihrer Teil Dienstaufgabenerheblicheneinem zu Betrachtendem solcherein Pornoseitenist von so Internet, im Bundeswehrder Ansehen Öffentlichkeit der in Eindruckdem insgesamt abträglich. höchst erklären zu wirksam für fristloseKündigung Einschaltungausgelöst Kriminalpolizei der hat. ArbeitsverhältnisDie außerordentliche Kündigung hat das nicht aufgelöst. Die von dem Beamten gegen die AufrechterhaltungDie der von dem Beamten gegen die Es Arbeitsplatzvertrauenswidrigesund achtungs- ein Verhalten. die BeschSchG 2 § dass derin nichts spricht dafür, RechtsprechungBeamtenpflichten, nurkonkretisierten nicht die Dienstes, sondern allgemeinen im öffentlichen des Interessen vorauch Beschäftigten der BelästigungSchutz sexueller zum herausgearbeitetsind,worden hätte teilweise nur auch lockern wollen. pornographisch waren. Auszubildendeihrer aufgrund geringennoch altersbedingt Lebens-Berufserfahrungund der Maße besonderem in Fürsorge Dienstherrndes bedürfen. angemessenverhältnismäßig und nur nicht sind Sexualtriebeigenen vom bestimmtenVerhaltens visuelleauch sondern verbaleund gesteuerteÜbergriffe, tätliche BezugnahmenKörperlichkeiten auf Privatheitdie auf und einerin Anordnung seiner vorläufigen Dienstenthebung gem. § 79 BDO eingelegte Beschwerde hat Erfolg. Die Einbehaltungsanordnung wurde aufgehoben überschritten,gegenüber Beamter ein wenn Beamtinnen trotz erkennbarablehnender Gründensexuellen aus Haltung zudringlichsogardabei es und kommt. wird Intimkontakten zu 7. 3. Telefonanlage vergleichbar ist Fall Der einerMissbrauch dem mit 4. 1.diegegen Beamter Ein vorsätzlicheneinen begeht Verstoß 2.des Gestalt in Ministeriums des Disziplinarverfügung Die 5.angemessen für nicht hier wäre eine Auch Gehaltskürzung 6.dass jedendie auf Hinblick im Auffassung, Gericht Das der ist 1.die Allein pornographischen mit Befassung Darstellungen kann 3.eine tendieren, dazu Bestätigung bei Vorwürfe der Würde 2. 4. 1. 1.sexueller Form jeder in 54 § sieht am Belästigung BBG 3 Satz 2.obkonnte werden, Es tatsächlichfestgestellt Bilder nicht die 3.Lastenzu ist berücksichtigen, zu Es Beamten des dass 4.Monaten sechs von Dauer Gehaltskürzungdie für 1. EntscheidendeBestimmungzur Kriterien sexuelleines 2.3. Ermessensentscheidung Die nichtwar begründet!! ausreichend 4.jeden Grenzeauf Die ist dann Pflichtwidrigkeit Fall zur Urteil Beamter belästigt neun belästigt Beamter Polizeimeister-Anwärterinnen, von unterstelltihm fünf denen waren. Geschlechtsverkehr einerIntimkontakte, (mit Küssen, Minderjährigen) Anwärterin Karrieredie Drohung, wenn beenden, zu die Kusseseines wegen sich beschweren Dienststelle der bei Negatives etwas oder sollte sage. ihn über ob gefragt, gehe. Kollegin so auch ihr es Kolleginseiner soll Beamte Der 200-DM-Scheineinen in sichund gesteckt,gedrückt Ausschnitt Bett aufs sie den obszöne Redensartenobszöne Zeigendurch sowie von pornografischen Bildern. AuszubildendeKollegin seine anderem, unter Fragte der ob Auszubildende „gevögelt“schon („Schnalle“) die ob habe; habe Freund einen „getrieben“schon ihm mit es und habe auchihr es er ob „besorge“. richtig bzw. AuszubildendenFotos mit Notizbuch ein von dem zeigte Er wenigeroder mehr Frauen. nackten Es existierte Es zur Dienstanweisung keine PC- privaten Nutzung. derdass mit Seiten Beamte bestand Es Verdacht, der pornographischemaufgerufen Inhalt hat. handelte Es kostenpflichtigeneinen um sich Internetanschluss,durchdem bei Einwählen jedes anfielen. Telefonkosten Zudem0190-Nummern auf Beamte der rief an. Sa 68/05 Sa gewesen.

Az. Sachverhalt 1 DB 7/00 6 D 60002/04.Me 27.04.06386/05 AZR 2 9.5.2005vom RevisionUrteil 7Rheinland-Pfalz, – LAG zu Datum BVerwG 14.05.0230/01D 1 gesagtsoll und Beamte Der „rattig“ sei er haben, diehabe Gericht Gericht BverwG 21.09.00 BVerwG 04.04.0115/00D 1 durch Auszubildende und unsittliche u.a. belästigt Ausbilder VG Meiningen VG 11.06.07 BAG II. Sexuelle Belästigung Sexuelle II.

107 5 4

vertrauenswürdigEinzelfallim von verhalten, zu Inhalt der auch InternetseitenspielenRolle eine geradewenn kann, dadurch derin beeinträchtigt Beamten des Person AchtungVertrauen und worden sind. und der baldige Ruhestand Die lange Verfahrensdauer 3.000,00 auf Geldbuße einerder zu führten Reduzierung Euro. UntergebenenGegenwartin erweckt, Eindruck der Dritten eines Angesprochenenohnesolle dessen sexuelledie des Orientierung sexuelleeine dies stellt so werden, Einverständnisoffenbart damitund Arbeitsplatz nach Dienstvergehen ein Belästigungam BeschSchGdem dar. bestehende Unteroffiziere und gegenOffiziere alle für das SG). 6 Abs. ZurückhaltungsgebotÄußerungenbei 10 (§ der von die als gerichtlicheDisziplinarmaßnahme Dienstbezüge der Kürzung verhängte Truppendienstkammer Monaten. elf von Dauer Zwanzigstel die ein für um ordentlichedie Kündigung aufgelöst. Soldatin ist im Regelfall die Dienstgradherabsetzung, unter Regelfall im Dienstgradherabsetzung, ist die Soldatin Dienstverhältnis dem aus UmständenEntfernung die sogar geboten. Herabsetzungder mit Soldaten Dienstgraddes den in Verhalten einesgeahndet,milde zu als Feldwebels wegen jedoch hier was dervon die auf Auswirkung keine Verschlechterungsverbots des Disziplinarmaßnahme verhängte haben Truppendienstkammer kann. so Integrität,Ehrlichkeit und Loyalität erschüttert nachhaltig nicht worden,Vorgesetztendienstgrad ein Grunde im ihm dass belassenmehr weil kann, werden seinem mit sich er schwerwiegendenDienstvergehen Verwendung weitere eine für und hat disqualifiziert Milderungsgründe denin Vorgesetzten als vorliegen. nicht Tat Umständender angemessenerforderlich. und Es ist nicht zu beanstanden, dass das dass nicht ist Es beanstanden, zu Fehlverhalten disziplinarische das Bundesdisziplinargericht Gehaltskürzung Beamten des 24-monatigen einer mit geahndet hat. Bei sexueller Belästigung gegenüber einer untergebenen sexualisierten Form, d.h. mit einer implizitensexualisierteneiner mit d.h. explizitenoder Form, Anspielunginsbesondere Sexualität die auf konkretder konfrontierten Person. Die von dem Beamten gegen die AufrechterhaltungDie der von dem Beamten gegen die Es Arbeitsplatzvertrauenswidrigesund achtungs- ein Verhalten. die BeschSchG 2 § dass derin nichts spricht dafür, RechtsprechungBeamtenpflichten, nurkonkretisierten nicht die Dienstes, sondern allgemeinen im öffentlichen des Interessen vorauch Beschäftigten der BelästigungSchutz sexueller zum herausgearbeitetsind,worden hätte teilweise nur auch lockern wollen. pornographisch waren. Auszubildendeihrer aufgrund geringennoch altersbedingt Lebens-Berufserfahrungund der Maße besonderem in Fürsorge Dienstherrndes bedürfen. angemessenverhältnismäßig und nur nicht sind Sexualtriebeigenen vom bestimmtenVerhaltens visuelleauch sondern verbaleund gesteuerteÜbergriffe, tätliche BezugnahmenKörperlichkeiten auf Privatheitdie auf und einerin Anordnung seiner vorläufigen Dienstenthebung gem. § 79 BDO eingelegte Beschwerde hat Erfolg. Die Einbehaltungsanordnung wurde aufgehoben überschritten,gegenüber Beamter ein wenn Beamtinnen trotz erkennbarablehnender Gründensexuellen aus Haltung zudringlichsogardabei es und kommt. wird Intimkontakten zu 7. 2. 1.einemgegenüber Äußerungder mit Wird Vorgesetzten eines 2.Freund.“Äußerungschwuler Die mein Gute, verstößt„Alles 3.rechtfertigtfestgestellte Das niedrigere keine Fehlverhalten 1.Arbeitsverhältnisdurchweder wurde durchnoch fristlose die Das 2.sich lässt dassArbeitgeberin entnehmen, nicht der Vortrag Dem 2.das hat pflichtwidrige festgestellte Truppendienstkammer Die 3.persönlicheseine in sein Durch Vertrauen das ist Fehlverhalten 4.erscheine Höchstmaßnahme der Verhängung Die 1. 1. 1.sexueller Form jeder in 54 § sieht am Belästigung BBG 3 Satz 2.obkonnte werden, Es tatsächlichfestgestellt Bilder nicht die 3.Lastenzu ist berücksichtigen,zu Es Beamten des dass 4.Monaten sechs von Dauer Gehaltskürzungdie für 1. EntscheidendeBestimmungzur Kriterien sexuelleines 2.3. Ermessensentscheidung Die nichtwar begründet!! ausreichend 4.jeden Grenzeauf Die ist dann Pflichtwidrigkeit Fall zur Urteil 2007 weitere Bemerkungen weitere 2007 zwei zu/über Arbeitskolleginnen,wie: Soldat; Äußerungen: Freund.“ schwuler mein Gute, „Alles Schwanz“ mein mich juckt „Jetzt Steifen“ einen ich krieg „Jetzt sexuelle Nötigung einer Untergebenen (Verurteilung zu Nötigungsexuelle Untergebeneneiner (Verurteilung von Freiheitsstrafe einer Monaten) 7 rittlings auf sie setzt haben. setzt sie auf rittlings Beamter belästigt neun belästigt Beamter Polizeimeister-Anwärterinnen, von unterstelltihm fünf denen waren. Geschlechtsverkehr einerIntimkontakte, (mit Küssen, Minderjährigen) Anwärterin Karrieredie Drohung, wenn beenden, zu die Kusseseines wegen sich beschweren Dienststelle der bei Negatives etwas oder sollte sage. ihn über ob gefragt, gehe. Kollegin so auch ihr es Kolleginseiner soll Beamte Der 200-DM-Scheineinen in sichund gesteckt,gedrückt Ausschnitt Bett aufs sie den obszöne Redensartenobszöne Zeigendurch sowie von pornografischen Bildern. AuszubildendeKollegin seine anderem, unter Fragte der ob Auszubildende „gevögelt“schon („Schnalle“) die ob habe; habe Freund einen „getrieben“schon ihm mit es und habe auchihr es er ob „besorge“. richtig bzw. AuszubildendenFotos mit Notizbuch ein von dem zeigte Er wenigeroder mehr Frauen. nackten 2 WD 9/06 Az. Sachverhalt 1 DB 7/00 27.03.081784/07Ca 2 2004 Abmahnung Äußerung;sexueller wegen Datum ArbG ArbG Kaiserslautern BVerwG 24.04.07 BVerwG 24.11.0532/04 WD 2 Oberfeldwebel; BVerwG 14.05.0230/01D 1 gesagtsoll und Beamte Der „rattig“ sei er haben, diehabe Gericht Gericht BverwG 21.09.00 BVerwG 04.04.0115/00D 1 durch Auszubildende und unsittliche u.a. belästigt Ausbilder II. Sexuelle Belästigung Sexuelle II.

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UntergebenenGegenwartin erweckt, Eindruck der Dritten eines Angesprochenenohnesolle dessen sexuelledie des Orientierung sexuelleeine dies stellt so werden, Einverständnisoffenbart damitund Arbeitsplatz nach Dienstvergehen ein Belästigungam BeschSchGdem dar. bestehende Unteroffiziere und gegenOffiziere alle für das SG). 6 Abs. ZurückhaltungsgebotÄußerungenbei 10 (§ der von die als gerichtlicheDisziplinarmaßnahme Dienstbezüge der Kürzung verhängte Truppendienstkammer Monaten. elf von Dauer Zwanzigstel die ein für um ordentlichedie Kündigung aufgelöst. Soldatin ist im Regelfall die Dienstgradherabsetzung, unter Regelfall im Dienstgradherabsetzung, ist die Soldatin Dienstverhältnis dem aus UmständenEntfernung die sogar geboten. Herabsetzungder mit Soldaten Dienstgraddes den in Verhalten einesgeahndet,milde zu als Feldwebels wegen jedoch hier was dervon die auf Auswirkung keine Verschlechterungsverbots des Disziplinarmaßnahme verhängte haben Truppendienstkammer kann. so Integrität,Ehrlichkeit und Loyalität erschüttert nachhaltig nicht worden,Vorgesetztendienstgrad ein Grunde im ihm dass belassenmehr weil kann, werden seinem mit sich er schwerwiegendenDienstvergehen Verwendung weitere eine für und hat disqualifiziert Milderungsgründe denin Vorgesetzten als vorliegen. nicht Tat Umständender angemessenerforderlich. und Es ist nicht zu beanstanden, dass das dass nicht ist Es beanstanden, zu Fehlverhalten disziplinarische das Bundesdisziplinargericht Gehaltskürzung Beamten des 24-monatigen einer mit geahndet hat. Bei sexueller Belästigung gegenüber einer untergebenen sexualisierten Form, d.h. mit einer implizitensexualisierteneiner mit d.h. explizitenoder Form, Anspielunginsbesondere Sexualität die auf konkretder konfrontierten Person. 1.einemgegenüber Äußerungder mit Wird Vorgesetzten eines 2.Freund.“schwuler Äußerung Die mein Gute, verstößt„Alles 3.rechtfertigt festgestellte Das niedrigere keine Fehlverhalten 1.Arbeitsverhältnisdurchweder wurde durchnoch fristlose die Das 2.sich lässt dass Arbeitgeberin entnehmen, nicht der Vortrag Dem 2.das hat pflichtwidrige festgestellte Truppendienstkammer Die 3.persönlicheseine in sein Durch Vertrauen das ist Fehlverhalten 4.erscheine Höchstmaßnahme der Verhängung Die 2. 1. 2007 weitere Bemerkungen weitere 2007 zwei zu/über Arbeitskolleginnen,wie: Soldat; Äußerungen: Freund.“ schwuler mein Gute, „Alles Schwanz“ mein mich juckt „Jetzt Steifen“ einen ich krieg „Jetzt sexuelle Nötigung einer Untergebenen (Verurteilung zu Nötigungsexuelle Untergebeneneiner (Verurteilung von Freiheitsstrafe einer Monaten) 7 rittlings auf sie setzt haben. setzt sie auf rittlings 2 WD 9/06 27.03.081784/07Ca 2 2004 Abmahnung Äußerung;sexueller wegen ArbG ArbG Kaiserslautern BVerwG 24.04.07 BVerwG 24.11.0532/04 WD 2 Oberfeldwebel;

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ersichtlich, warum eine Abmahnung entbehrlich gewesenersichtlich, warum eine Arbeitnehmerin Die an ihrem sexuelle Belästigung einer zur Grund wichtigen sich an Arbeitsplatzeinen kann Arbeitsverhältnissesaußerordentlichen iSv Kündigung eines versetzt10) die betroffenen Mitarbeiterinnen Unerwünschtheitdie desbetroffenen die Arbeitnehmershaben. gemacht deutlich des fraglichenVerhaltens sexuellen Handlungen vornahm, hielt die Kammer eine Abmahnung für ausreichend. denselbeneinewie Unwertgehalt Beleidigung. ernstgemeinte Kündigung ist unwirksam. möglichenKammerdieser der Intensität die ist Auffassung Nach sexuellenallerdings Belästigungen besondersals nicht hoch Aufforderung einzustufen.keinemin sich handelt Es die um Fall einerzu Handlung.einesexuellen um nicht Kläger dem ging Es Handlung,sexueller zu esging vielmehr Aufforderung ernsthafte Auftretens. des Art anscheinendihm bestimmteeine um beanstandungsfrei) wurde nicht gewahrt. Es ist auch nicht sein sollte. darstellen. BGB 1 Abs. 626§ Arbeitnehmergegenüberauch unterlassen,der hat ArbeitnehmerinnenKunden/Auftraggeberseines seines Arbeitgebers. Die außerordentliche Kündigung ist wirksam. Abmahnung war entbehrlich. Eine 1. 1.(A einerAmt Steueroberinspektors Beamte Der das in wird 3.keine und äußerte Arbeitnehmerverbal nur sich Da der 1.als Eine verbale beabsichtigte, nicht Scherz hat Entgleisung 2. 3.handelt Es verbaleum durchweg sich Belästigungen.sexuelle 4.Jahre(26 Verhältnismäßigkeitsgrundsatz Der 2.arbeitsvertragliche Die Belästigungensexuelle Pflicht, zu 3. 4. Das Verhalten rechtfertigt gerade unter Verhältnismäßigkeitsge- unter gerade rechtfertigt Verhalten Das sichtspunkten auch angesichts des langjährigen unbeanstandet bestehendenaußerordentliche keine Beschäftigungsverhältnisses Arbeitsverhältnisses, jedoch eine fristgemäßeKündigung des Kündigung aus verhaltensbedingten Gründen.

„Dann können Siekönnen „Dann untermir bei einmal schon ja anfangen schnorcheln.“, zu Tisch dem auf stehen Sie ja, weiß Eier.“ dicke „Ich   „Wenn der Ausschnittgrößerbisschen ein noch wäre, der „Wenn Äpfelchendie ihr würden rausfallen.“ habe“ich kalt wie bloßenmal auf „Schau Hand (legte Rücken) einich wäre,jünger Jahre paar dichich würde „Wenn nehmen.“ Arbeitskollegin,in Freund ihrem mit es wie eine Fragte liefe. Hinsicht sexueller einensie ob Arbeitskollegin, einerbei sich Erkundigte oder BH braunen trage. Schalen-BH einen Heinz-Dieter, Geschäftsführerdem von Vornamen dem mit dieinsbesondere Gehaltserhöhung gewünschte den und Urlaub, gewünschten Dieterkleinen dem sie wenn was dannsich weil tue, freue. Heinz Gutes große der Äußerung: Weitere unbekleidetendem mit Fraueiner Unterkörper mit Beinen gespreizten vor. Nahaufnahme in „Dann Arbeitskollegin: gegenüber Äußerung andereneiner Schwanzmeinen ich nehm deinin ihn stecke und und Loch ab.“ spritz dokumentiert) aufgehoben und an das LAG zurückverwiesen!! überhabe Beamte ca.Der von Zeitraum einen Jahren2 Ecke, hat ihr dort an diean sexuell sie dort und ihr hat gefasst Ecke, Brust bedrängt. Bauleiterindie Arbeitnehmer in derhabe Mal zweite Das ihrund gedrückt die an Gangdunklen einem Wand die an gefasst. Brust die rief an.Arbeitnehmer wiederholt Bauleiterin Der nicht AZN 348/11, Das Urteil wurde in der Revision (2 02.09.081837/08Ca 7 bekommesie Assistentin, alles gegenüber Äußerung einer 04.03.09410/08 Sa 3 ArbeitskolleginBildein Krankenpflegehelfer Der einer legte 13.07.1110.565D 16a 12) (A Finanzbeamter ArbG ArbG Düsseldorf Schleswig- LAG Holstein BayVGH München LAG Hessen LAG 17.11.10640/10 Sa 6 drängte Arbeitnehmer einein Bauleiterin die dunkle Der

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belästigt, beeinträchtigt erheblich sein Ansehen und dasund Ansehen der belästigt,erheblich beeinträchtigt sein Beamtenschaft,Dienstfriedenden instört verletzt und die Betroffenen. der Ehre und Würde schwerwiegenderWeise Regeleinstufungangezeigt. nicht könnencharakterlicheneinen der darstellen, Mangel berechtigte an Zweifel Eignungpersönlichen der Polizeibeamteneines auf begründet Widerruf Entlassungdie und demaus rechtfertigt. Vorbereitungsdienst im schließenspätereneiner die lässt, Verwendung Beamtenverhältnisentgegenstehen, sachlicheneinen bildet Grundaus Entlassung die für auch Vorbereitungsdienst. dem Die Entlassung ist rechtmäßig. EntlassungWiderruf auf Beamten bei fehlenderwegen persönlicherNachweisvom nicht Eignung konkreten eines Dienstvergehensabhängig. erwiesendann, bereits sondern ist, begründetewenn Zweifel bestehen,den Beamte der dass stellendenzu ihn an Anforderungenundpersönlich seingewachsen fachlich wird. Die sexuelle Belästigung einer Arbeitnehmerin Die an ihrem sexuelle Belästigung einer zur Grund wichtigen sich an Arbeitsplatzeinen kann Arbeitsverhältnissesaußerordentlichen iSv Kündigung eines versetzt10) die betroffenen Mitarbeiterinnen Unerwünschtheitdie des betroffenen die Arbeitnehmershaben. gemacht deutlich des fraglichenVerhaltens sexuellen Handlungen vornahm, hielt die Kammer eine Abmahnung für ausreichend. darstellen. BGB 1 Abs. 626§ Arbeitnehmergegenüberauch unterlassen,der hat ArbeitnehmerinnenKunden/Auftraggeberseines seines Arbeitgebers. Die außerordentliche Kündigung ist wirksam. Abmahnung war entbehrlich. Eine denselbeneinewie Unwertgehalt Beleidigung. ernstgemeinte Kündigung ist unwirksam. möglichenKammerdieser der Intensität die ist Auffassung Nach sexuellenallerdings Belästigungen besondersals nicht hoch Aufforderung einzustufen.keinemin sich handelt Es die um Fall einerzu Handlung.einesexuellen um nicht Kläger dem ging Es Handlung,sexueller zu esging vielmehr Aufforderung ernsthafte Auftretens. des Art anscheinendihm bestimmteeine um beanstandungsfrei) wurde nicht gewahrt. Es ist auch nicht Abmahnung entbehrlich gewesenersichtlich, warum eine sein sollte. 2.Dienstesdes innerhalb der sexuell Mitarbeiterinnen Beamter, Ein 3.Arbeitsplatzeine ist sexueller Bei am Belästigung 1. FortgesetzteBelästigungensexuelle verbale Kolleginnenvon 2.Fehlverhalten, Ein unerhebliche nicht auf das Charaktermängel 3. 4.die für Da berechtigteschon Entlassung genügen, Zweifel die ist 5.siewenn mangelnde Die liegt Eignung vor, dann erst nicht 1. 1.(A einerAmt Steueroberinspektors Beamte Der das in wird 3.keine und äußerte Arbeitnehmer verbal nur sich Da der 2.arbeitsvertraglicheBelästigungen Die sexuelle Pflicht, zu 3. 4. 1.als Eine verbale beabsichtigte, nicht Scherz hat Entgleisung 2. 3.handelt Es verbaleum durchweg sich Belästigungen.sexuelle 4.Jahre(26 Verhältnismäßigkeitsgrundsatz Der Kündigung aus verhaltensbedingten Gründen. Das Verhalten rechtfertigt gerade unter Verhältnismäßigkeitsge- unter gerade rechtfertigt Verhalten Das sichtspunkten auch angesichts des langjährigen unbeanstandet bestehendenaußerordentliche keine Beschäftigungsverhältnisses Arbeitsverhältnisses, jedoch eine fristgemäßeKündigung des

„Dann können Siekönnen „Dann untermir bei einmal schon ja anfangen schnorcheln.“, zu Tisch dem auf stehen Sie ja, weiß Eier.“ dicke „Ich   mindestens drei Kolleginnendrei mindestens denvon einer in betroffenen mehrfach sexuell durch unerwünschten Frauen Weise Berührungen bestimmte Handlungen,und z.B. auf Küsse unvermittelte Körperteileverschiedene und Intimbereich,im Berührungen den auf Schläge in Blicke Po, Berühren Dekolleté, das sexuell Oberschenkels, des belästigt. Teletext Äußerungenauch kamen Es Inhaltssexuellen als hübschso unmöglichso schaust „du sexy, so aus, (z.B. gut aufreizend“,und Weitere di“). meld mi, „willst befasstenBusen Beinen, den mit sich und Textnachrichten Kollegin. einer Po äußerte Polizeimeister-Anwärter seinengegenüber Schlampen „Ihr ficken.“ bloß Kolleginnen: eh ja wollt verteidigte esdass Polizeimeister-Anwärter Der damit, sich Tonfall ungezwungeneneinen um sich freundschaftlichen beidenden zwischen handelteihm und Frauen er und herabwürdigensexuell nie diese wollte. von dem Geschäftsführer mit dem Vornamen Heinz-Dieter, Heinz-Dieter, Geschäftsführerdem von Vornamen dem mit dieinsbesondere Gehaltserhöhung gewünschte den und Urlaub, gewünschten Dieterkleinen dem sie wenn was dannsich weil tue, freue. Heinz Gutes große der Äußerung: Weitere dokumentiert) aufgehoben und an das LAG zurückverwiesen!! überhabe Beamte ca.Der von Zeitraum einen Jahren2 „Wenn der Ausschnittgrößerbisschen ein noch wäre, der „Wenn Äpfelchendie ihr würden rausfallen.“ habe“ich kalt wie bloßenmal auf „Schau Hand (legte Rücken) einich wäre,jünger Jahre paar dichich würde „Wenn nehmen.“ Arbeitskollegin,in Freund ihrem mit es wie eine Fragte liefe. Hinsicht sexueller einensie ob Arbeitskollegin, einerbei sich Erkundigte oder BH braunen trage. Schalen-BH einen diean sexuell sie dort und ihr hat gefasst Ecke, Brust bedrängt. Bauleiterindie Arbeitnehmer in derhabe Mal zweite Das ihrund gedrückt die an Gangdunklen einem Wand die an gefasst. Brust die rief an.Arbeitnehmer wiederholt Bauleiterin Der nicht AZN 348/11, Das Urteil wurde in der Revision (2 mit dem unbekleidetendem mit Fraueiner Unterkörper mit Beinen gespreizten vor. Nahaufnahme in „Dann Arbeitskollegin: gegenüber Äußerung andereneiner Schwanzmeinen ich nehm deinin ihn stecke und und Loch ab.“ spritz

Au 2 K 09.1369 11.11.11 02.09.081837/08Ca 7 bekommesie Assistentin, alles gegenüber Äußerung einer 13.07.1110.565D 16a 12) (A Finanzbeamter 04.03.09410/08 Sa 3 ArbeitskolleginBildein Krankenpflegehelfer Der einer legte VG Augsburg VG ArbG ArbG Düsseldorf BayVGH München LAG Hessen LAG 17.11.10640/10 Sa 6 drängte Arbeitnehmer einein Bauleiterin die dunkle Der LAG Schleswig- LAG Holstein

111 Gleichstellungsstelle für Frauen

Dokumentation Pornofi zierung: Frauenverachtung in neuer Dimension?

Stadtrats- hearing 29. Januar 2013