Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein 185 DenkMal !

Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein Jahrgang 21 · 2014

Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein

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Heiko K. L. Schulze

„Allerdings kann die beste Gemeinschaftsarbeit (von Ingenieur und Architekt) nur Erfolg haben, wenn der Bauherr selbst Verständnis und Wagemut für kühne und neue Konstruktionen besitzt und auch bereit ist, für den Fortschritt und die Schönheit finanzielle Opfer zu bringen.“ 1

Dr. h.c. Dipl.-Ing. Gerd Lohmer Architekt der Fehmarnsundbrücke

Die Fehmarnsundbrücke (Abb. 1 und 2) zwi- der neuen Verbindung zwischen dem Festland schen dem ostholsteinischen Festland und der und der Insel Fehmarn mit seiner Bauge- Insel Fehmarn ist Teil eines europaweiten schichte und seinem Baufortschritt zusammen- Fernstraßen- und -eisenbahnnetzes, Bestand- fassend darzustellen und zu würdigen: die Feh- teil der Europastraße 4 von Lissabon nach Hel- marnsundbrücke. 3 Außer Acht gelassen werden sinki. Über den Bau des Abschnittes zwischen dabei Planung und Bau der Straßen- und Schie- Deutschland und Dänemark als sogenannte Vo- nenanbindungen mit ihren Brücken auf dem gelfluglinie gibt es ungezählte Berichte und Festland und der Insel Fehmarn, der Ausbau Veröffentlichungen, die vor allem die Vorge- des Puttgardener Fährhafens oder die Fährli- schichte der Fähr- und Eisenbahnverbindungen nien über den Fehmarnbelt. Auch alle wasser- ausführlich schildern. 2 In diesem kleinen Be- bautechnischen und seezeichentechnischen richt soll es aber darum gehen, das Kernstück Anlagen können hier nicht erläutert werden. 4 1 Fehrmarnsundbrücke vom Festland aus gesehen.

5 den Sund vorgelegt, eine Fachwerk-Eisen- bahnbrücke nach Entwürfen von Caesar & Krebs mit sechs Haupttragwerken, davon vier mit jeweils 120 m breiten Durchfahrten, und insgesamt 14 Nebentragwerken.6 Der Erste Weltkrieg verhinderte jede weitere Planung. Als 1933 bis 1937 in Dänemark zwischen den Inseln Seeland und Falster mit dem Bau der Storstrømsbrücke eine feste Querung entstand, wurden auch auf deutscher Seite – vor allem aus militärischen Gründen – die Planungen wieder aufgenommen. Mit der Besetzung Dä- nemarks 1940 entstanden die ersten baureifen Pläne für eine vierstreifige Autobahnbrücke der neu geplanten Reichsautobahn R 90 mit nebenliegender zweigleisiger Eisenbahnbrü- cke (geeignet bis zu 160 km/h). Die Vorent- würfe für die 1800 m lange Hochbrücke von Januar 1941 stammen von der MAN Mainz- Gustavsburg für die geschweißten oben liegen- den Tragwerke, der Firma Friedrich Krupp AG Rheinhausen für die Bahnanlagen und der Firma Grün & Bilfinger Mannheim für die Pfeiler und Gründungsarbeiten.7 Bereits im September 1941 begannen die ersten Damm- aufschüttungen und der Bau einer kleinen Au- tobahnbrücke8 durch die „Organisation Todt“ 9, ein Kreuzungsbauwerk bei Strukkamp, das noch heute in Betrieb ist.10 Der Zweite Welt- krieg verhinderte letztlich 1942 Weiterbau und Fertigstellung des Projektes. Bereits 1949 lebte die Idee einer festen Que- 2 Fehmarnsundbrücke, Blick rung beziehungsweise eines Ausbaus der Vo- Richtung Fehmarn. Für den folgenden Bericht kam ein Zufalls- gelfluglinie mit ihren Fährlinien wieder auf. fund zu Hilfe, ein in der Schleswig-Holsteini- 1953 bildete sich eine deutsch-dänische Kom- schen Landesbibliothek in Kiel aufbewahrter anonymer Nachlass vermutlich eines an den Arbeiten beteiligten Ingenieurs, der in einer Art reich bebildertem Bautagebuch die Arbei- ten an der Brücke festhielt. Viele der hier wie- dergegebenen detaillierten Informationen und Abbildungen sind dieser Schrift entnommen.5

Vorgeschichte

Bereits 1863 hatte der königlich-dänische Baumeister Gustav Kröhnke Pläne vorgelegt, das noch junge Eisenbahnnetz Dänemarks im Hinblick auf eine direkte Verbindung Kopen- hagen- auszubauen. Die deutsch-dä- nischen Kriege verhinderten diese Zukunftsvi- sionen, aber immerhin wurden auf dänischer Seite Eisenbahnanbindungen bis in die Küstenorte der Inseln Seeland, Falster und gebaut. 1874 erreichte die Strecke Rødby. Auf deutscher Seite waren die Strecken relativ schnell bis Lübeck und Neustadt ausge- baut, ein Weiterbau scheiterte vor allem an den Interessen konkurrierender Privatbahnen und 3 Fehmarnsundbrücke, gegeneinander geneigte an undurchlässigen Territorialgrenzen. 1912 Bogenwände. wurden die ersten Pläne für eine Brücke über 6 4 Brückenansicht und mission, die 1955 eine Denkschrift für das den beidseits des Sundes Brückenrampen an- -draufsicht (Zeichnungen: F. Laemmerhold/W. Klingenberg Projekt vorlegte. Ab April 1957 wurde konkret gelegt. Auf der Festlandseite schiebt sich die 1963). in beiden Ländern an der Verwirklichung ge- Auffahrtsrampe 330 m in den Sund, auf der arbeitet und am 13. Juni 1958 ein Regierungs- Inselseite 110 m. 5 Querschnitt der Nebenöff- abkommen „über die Weiterführung des Pro- Für die Anlage der Festlandrampe pendelten nung und der Hauptöffnung jektes der Vogelfluglinie“ unterzeichnet. 11 An- Schuten mit einer Kapazität von 500 bis 750 (Zeichnungen: F. Laemmer- fang 1959 fand die Ausschreibung für einen m³ Fassungsvermögen zum Graswarder bei hold/W. Klingenberg 1963). Bauwettbewerb statt. Die wichtigsten Bedin- Heiligenhafen, wo sie vom Eimerkettenbagger gungen waren unter anderem eine Durch- „Klaus“ mit Sand gefüllt wurden (Abb. 6). Das fahrtshöhe von 23 m, eine Durchfahrtsbreite Material – insgesamt wurden in den Monaten von mindestens je 120 m oder einmal mindes- Mai bis Juli 1960 700.000 m³ Meeressand auf- tens 240 m sowie eine Anordnung von Straße gespült – wurde zum Spül- und Saugbagger und Schiene nebeneinander. 12 Der schließlich „Harald“ mit seinen schwenkbaren Saugroh- zur Realisierung vorgesehe Entwurf sah ein ren transportiert, der mit einer täglichen Leis- Brückenbauwerk von 963,40 m Gesamtlänge tung von bis zu 12.000 m³ den Sand durch eine vor, einen über 248,40 m Weite gespannten etwa ein Kilometer lange, 80 cm dicke Rohr- Bogen mit gegeneinander geneigten vollwan- leitungen an die geplante, mit Spundwänden digen Bogenwänden (Abb. 3) und dünnen eingefasste Rampe presste. Eine Schute war so Netzwerkhängern, die die Fahrbahn tragen. in 10–15 Minuten entleert. Der eingespundete Die Öffnungen unter den Nebentragwerken Festlanddamm war in drei Spülfelder unter- (auf der Festlandseite fünf, auf der Inselseite teilt, die in ständigem Wechsel beschickt wur- 6 Eimerkettenbager „Klaus“ zwei) betragen jeweils 102,00 m (Abb. 4 und den, damit die jeweils ruhenden Felder aus- am Graswarder vor Heiligen- hafen. 5). Im Folgenden sollen die einzelnen Schritte trocknen konnten. Zu trocken durften sie je- zur Verwirklichung dieses imposanten Bau- doch wegen möglichen Windabtrags nicht 7 Berieselungsanlage der werks nachvollzogen werden. werden, sodass sie ständig durch Berieselungs- Festlandsrampe, im Vorder- anlagen mit aufgesteckten Spüllanzen feucht grund ein Spülrohr, im gehalten werden mussten (Abb. 7). Die Ver- Hintergrund der Vermes- Rampen sungsturm in Großenbrode.

Als vorbereitende Maßnahme und um eine möglichst kurze – und damit preiswertere – Brückenverbindung erreichen zu können, wur-

7 8 Abschwimmen auf drei Gleithölzern eines fertig gebundenen Sinkstücks.

9 Zwei Schürfkübelzüge (Scraper) begegnen sich auf dem inselseitigen Damm.

10 Festlandseitiges Widerla- ger während der Schalungs- dichtung der Sandmassen erfolgte durch rie- Rampenfuß zerkleinert wurden. Ergänzt wurde und Bewehrungsarbeiten der sige Raupenfahrzeuge mit angehängten Wal- die Sicherung durch Asphaltgussdecken gegen einzelnen Kammern, im zen. Vor den Stahlspundwänden wurden an den Wellenschlag. Hintergrund Pfeiler 1 in Bau. den Böschungsfüßen fertig gebundene, soge- Für die inselseitige Auffahrtsrampe waren nannte Sinkstücke als Uferschutz eingebracht rund 850.000 m³ Sand notwendig. Aus etwa 11 Bau des Gründungskör- pers für Pfeiler 4 im (Abb. 8), jeweils 10 x 5 m große Gebinde, die 2,5 km Entfernung wurde das Material über Trockendock 7 der Kieler später mit Feldsteinen beschwert wurden. Ins- eine lange Fördertrasse aus den Wulfener Ber- Howaldtswerke. Im Hinter- gesamt brachten dänische Steinfischer etwa gen herangebracht. Von Juli bis September grund ist die Ringgründung für 16.000 t Findlinge vor die Spundwand, die von 1960 und von Januar bis Mai 1961 pendelten den neuen Leuchtturm „Roter Steinschlägern für die Rauhwerkdecke am 345 PS starke Selbstladefahrzeuge oder soge- Sand“ zu erkennen. nannte Schürfkübelzüge (Scraper)13 mit einem jeweiligen Fassungsvermögen von etwa 21 m³ zwischen der Entnahmestelle und der einge- spundeten Rampe (Abb. 9). Da sie beladen ein Gesamtgewicht von über 53 t besaßen, muss- ten oft zusätzlich Raupenfahrzeuge eingesetzt werden, um die Selbstlade aus der Entnahme- stelle herauszubekommen.

Widerlager und Pfeiler

Die Bodenuntersuchungen hatten ergeben, dass dieser – bestehend aus Tarras (kalkarmer Ton), Geschiebemergel, Torfeinschlüssen, Sanden und Kiesgemenge – nicht sehr hoch würde belastbar sein. Die Last der Dammauf- schüttungen war enorm, sodass für die Wider- lager eine möglichst große Einsparung an Ge- wicht vorgesehen war, um die Bodenpressung der Dämme nicht noch zu verstärken. Im Ge- genteil, die Widerlager mussten die bis zu 80 cm Setzungen der Dämme mitmachen und ausgleichen, ohne ihrerseits Setzungen zu er- zeugen.14 Die Lösung bestand in größtmögli- cher Materialeinsparung für die Widerlager, wie später auch für die Pfeiler und die Trag- werke der Brücke. Die Widerlager auf halber Höhe der Dämme sind als flache verlorene Hohlkastenwiderlager15 ausgebildet, für die je- weils nur 400 m³ Stahlbeton der Güteklasse B 300 benötigt wurden. Der Bau des landseitigen Widerlagers (Abb. 10) begann im September 1960, von Februar bis Juni 1961 war das insel- seitige errichtet worden. Vor allem aus Gründen der Gewichtsersparnis – es wirkte sich aber auch kostensparend aus – wurden alle sieben Brückenpfeiler als Hohl- kästen gefertigt. Dabei bekamen die beiden 8 Hauptpfeiler, die später das Haupttragwerk der Bogenbrücke aufnehmen sollten, auch aus ar- chitektonischen Überlegungen eine größere Abmessung, um optisch die Hauptdurchfahrt zu markieren. Der verwendete Beton ist see- wasserbeständig und wasserundurchlässig. Die Grundflächen der Pfeiler liegen bis zu 14 Meter unterhalb der Meeresoberfläche auf dem Grund. Die erste vorbereitende Maßnahme für die Pfeiler war die Konstruktion von stählernen Senkkästen beziehungsweise Gründungskör- per, die im Trockendock 7 der Kieler Ho- waldts werke AG gefertigt wurden (Abb. 11). Nach Ausführung von Schalungs- und Beweh- rungsarbeiten an den Gründungskörpern be- gann der Innenausbau mit dem Einbringen und Verdichten der Betonschale und dem Einzug einer Arbeitsdecke mit den Einstiegsöffnungen 12 Stahlsenkkasten für Pfeiler zu den später darunter als Überdruckkammern 1 mit den beiden Einstiegsroh- konstruierten Arbeitsräumen. Für die Grün- ren der Druckluftschleusen. dungskörperarbeitsdecke wurden jeweils 230 m³ Beton verbaut. Anschließend erfolgte das 13 Betonierarbeiten an Betonieren der aufgehenden Wände und De- Pfeiler 1. Die Druckluftschleu- sen mit den Tanks sind cken zur Konstruktion der Hohlkammern über montiert, der Senkkasten liegt dem Arbeitsboden und die Montage der bereits auf dem Meeresgrund. Druckluftschleusen. Mit zwei starken Schlep- pern wurden die Senkkästen zum Fehmarn- sund gebracht (Abb. 12) und dort in die Hubin- seln zur Absenkung manövriert – zu diesem Verfahren später mehr. 16 Nach dem Absenken der Körper begannen die Arbeiten auf dem Meeresgrund unter Druckluft in diesen soge- nannten Caissons (Abb. 13): zunächst musste dafür gesorgt werden, dass die Kästen in ihre korrekte Lage gebracht und einseitige Setzun-

14 Blick über die in Bau befindlichen Pfeiler in unterschiedlichen Ausbaustu- fen, dazwischen die Hubinseln. 9 15 Hubinsel 3, von Kiel gen mit Einbringung von Füllmaterial ausge- kommend. glichen wurde. Es war eine harte Arbeit „unter Tage“ unter Überdruck-Bedingungen in 8-Stunden-Schichten: Die Bodenmassen mussten mit Bohrmaschinen gelockert wer- den, zum Teil wurden riesige Findlinge von 1–2 t Gewicht mit Schlagwerkzeugen zerklei- nert und über Förderkübel, die an Decken- schienen auf Rollen liefen, entsorgt. Anschlie- ßend wurde der fertige Beton über diese Kübel im unteren Senkkasten verfahren, verbaut und dann mit Stampfern per Hand verdichtet sowie mit speziell dafür konstruierten Holzpatschen geglättet. Die Mischanlagen für den Beton standen auf der Arbeitsplattform der Hubin- seln, wo auch das andere Material gelagert war. Die weiteren Aufbauten der Pfeiler, das Verschalen und Betonieren, erfolgte von die- sen Hubinseln aus (Abb. 14). 17

Hubinseln

Beim Wettbewerb zum Brückenbau hatte die Strabag Bau AG, die später Teil der Arbeits- gemeinschaft „Arge Pfeiler“ wurde, 18 vorge- schlagen, sämtliche Pfeiler mit Hilfe von soge- nannten Hubinseln zu gründen und hochzufüh- ren.19 Vorteil dieser wechselnd schwimmenden oder auf dem Meeresgrund stationär veranker- ten beziehungsweise abgestützten Arbeits- plattformen war eine relativ große Unabhän- gigkeit von Wellen- und Eisgang im Fehmarn- sund. Dazu boten die Hubinseln Lagermög- lichkeit für Material, Leitstand und Komman- dobrücke sowie die Unterbringung von Perso- nal. Auftragnehmer für den Bau der Hubinseln waren die Howaldtswerke in Kiel, die dortige Stahlbauabteilung. Auftraggeber war eine Hubinsel GmbH, die die Inseln nach Plänen der „DeLong Corporation New York“ fertigen ließ.20 Die Hubinsel 3 hatte eine Inselplattform von 48,76 x 30,48 m mit einem rechteckigen Aus- schnitt von 26,82 x 16,76 m und war mit bis zu 16 Hubinsel 3 mit dem künftigen Pfeiler 5 in ihrem 2500 t belastbar (Abb. 15). Sie hatte acht 40 m hufeisenförmigen Einschnitt. lange Beine mit jeweils 1,80 m Durchmesser. Der seitlich offene, hufeisenförmige Aus- schnitt konnte die durch Schlepper herange- führten Gründungs- oder Senkkörper seitlich aufnehmen und diese während der oben ge- schilderten Arbeiten mit allem versorgen (Abb. 16). Dazu waren auf der Hubinsel ein Beton- mischer, ein Turmdrehkran, ein Lager für Zu- schlagstoffe, ein Kieszwischensilo sowie Ma- schinen- und Mannschaftshäuser unterge- bracht. Ein weiterer Vorteil lag damit in der Einsparung größerer Baustelleneinrichtungen an Land. Die Hubinsel 4 besaß – wie eine spä- ter hinzukommende Hubinsel 5 – mit 30,48 x 17 Hubinsel 5 mit der Hubvorrichtung eines Beines, 21,34 m eine kleinere Plattform. Sie hatten je- im Hintergrund Rollenwagen. weils nur vier Beine (Abb. 17). Die Hubinsel 3 10 war seit August 1960 in Dienst, Hubinsel 4 von Oktober an und Hubinsel 5 kam im April 1961 dazu. Alle Hubinseln wurden für die weiteren Arbei- ten an den Pfeilern (das Hochbetonieren) wechselseitig je nach Bedarf und äußerst flexi- bel eingesetzt, ihre Plattform jeweils in die be- nötigte Arbeitshöhe gebracht. Die Hubinseln mit ihren Schwenkkränen lagen dabei zwi- schen den Pfeilern und dem jeweils auf der an- deren Seite längsseits liegenden Versorgungs- schiff „Elbing“, von dem sie laufend mit Mate- rial versorgt wurden (Abb. 18). 21 In den Mona- ten Mai bis August 1961 waren alle Pfeiler gleichzeitig in ihren verschiedenen Abschnit- ten in Bau; im Dezember waren sechs der sie- ben Pfeiler fertig.22 Das Hubinselverfahren stellte eine umwäl- zende Neuerung im Brückenbau dar, seit den 1950er Jahren aus dem Seebau bekannt, war es 18 Hubinsel 4 zwischen bis dahin aber noch nie für einen Brückenbau cken in Längsrichtung auf die Pfeiler vorge- Pfeiler 7 und dem Versor- eingesetzt worden. Das neue Verfahren und der rollt. Zwischen der Rampe und dem ersten gungsschiff, links Pfeiler 6. Einsatz mehrerer Hubinseln gleichzeitig war Pfeiler beziehungsweise zwischen den Pfeilern (vgl. Abb. 14) nicht nur eine logistische Meis- war inzwischen als eine Art Zwischengerüst terleistung, sondern ermöglichte – etwa durch eine Hubinsel aufgestellt, sodass das Tragwerk die Einsparung von Baustellenlagern auf dem auf die Plattform der Hubinsel 5 rollen konnte Festland – auch die Einhaltung der knappen (Abb. 19). Anschließend wurde die Plattform Termine für den Brückenbau. 23 mit dem Tragwerk um 7–8 m abgesenkt und damit das neue Brückenelement in seine end- gültige Position gebracht. Dabei wurde es an Neben- oder Balkentragwerke beiden Enden gegen ein seitliches Verrutschen gesichert, denn es hatte sich herausgestellt, Noch während die Arbeiten an den Pfeilern an- dass sich einzelne Hubinselbeine, trotz vorhe- dauerten und nachdem auf den Rampen die riger Probebelastung durch Einpumpen von Gleise für die Anlieferung der eigentlichen Wasser in die Ballasttanks der Schwimmkör- Brückenelemente gelegt waren, begannen be- per, schon mal absenken konnten und neu jus- reits parallel die Arbeiten zur Montage der tiert werden mussten.25 Vorsorglich hatte man stählernen Überbauten zwischen den Pfeilern, daher die vier 40 m langen Hubinselbeine noch den Neben- oder Balkentragwerken. vor dem Einschieben des dritten Tragwerks auf Im Frühjahr 1961 wurden die ersten bis zu 16 47,5 m verlängert. Zum Schluss wurden auf m langen und etwa 28–32 t schweren Elemente dem Tragwerk die Gleise montiert, um den mit der Bahn (mit besonders dafür konstruier- nächsten Vorschub auf den Rollenböcken her- 19 Einschiebevorgang für das ten Drehschemelwagen) zu dem Montageplatz anrollen zu können (Abb. 20). erste Nebentragwerk auf die gebracht, den man auf dem festlandseitigen Hubinsel 5 zwischen der Rampenkopf eingerichtet hatte. Hier wurden Festlandsrampe und Pfeiler 1. die 4–5 m hohen Hohlkastenhauptträger mit Hilfe eines Portalkrans abgeladen und für je eine Öffnung zusammengeschweißt und -ge- nietet. Die Überbauten hatten eine unregelmä- ßige Ausdehnung, da die Stoßnähte nicht re- gelmäßig über den Pfeilerachsen liegen soll- ten; der erste Überbau hatte eine Länge von 109 m, die weiteren von 112 m, 106 m, 102 m und 81 m. Zur Aussteifung waren in Abstän- den von 15–20 m Querverbindungen einge- bracht sowie die oben liegende Fahrbahn aus Stahlblechen.24 War ein Nebentragwerk zusammengebaut, wurde es auf zwei in der Breite (die Gesamt- breite betrug 13,60 m) und in der Achse (der Achsabstand betrug 11 m) des Tragwerks ent- sprechenden Gleisen auf speziellen Rollbö- 11 War ein Element in seine endgültige Lage ge- bracht,26 ließ die Hubinsel 5 zwei ihrer vier Beine mit Hilfe einer besonderen Halterung an dem Tragwerk hängen, löste die verbliebenen beiden anderen Beine vom Grund und fuhr in einem Drehmanöver um den Pfeiler herum, um auf der anderen Seite ihre beiden am Trag- werk befestigten „verlorenen“ Beine wieder aufzunehmen (Abb. 21). Je Abschnitt dauerten die Arbeiten etwa 14 Tage. Auf diese Weise wurden die Nebentragwerke nacheinander in ihre Lage gebracht (Abb. 22). Bei den beiden inselseitigen Jochen zwischen Pfeiler 6 und 7 sowie Pfeiler 7 und dem insel- seitigen Widerlager mussten die Nebentrage- werke noch herkömmlich über Gerüste mon- tiert werden, da hier auf der Rampe noch kein Montageplatz zur Verfügung stand und die Wassertiefen für das Einfahren der Hubinseln nicht ausreichten. Die Anlieferung erfolgte über Schiffe, die Montage mit Hilfe eines Montagemastes. Ende des Jahres waren diese Arbeiten beendet. Die Gesamtleitung lag in den Händen der Firma Caspar Heinrich Jocho aus Dortmund.27

Haupt- oder Bogentragwerk

Als Vorbereitung für den Bau der eigentlichen Bogenkonstruktion28 aus etwa 3000 t Stahl wa- ren einige Vorarbeiten notwendig. So wurde in der Mitte des späteren 248 m breiten Fahrwas- sers unter dem späteren Bogenscheitel zu- nächst ab März 1962 ein Mittelgerüst als Stützjoch von 62 m Höhe über etwa 150–170 eingerammten Spundbohlen errichtet, das dann später die mittleren Bogenstücke aufneh- men und lagern konnte (vgl. Abb. 26–28). Für den Transport und die Montage der Bogenstü- cke wurde auf den festland- und inselseitigen Nebentragwerken jeweils ein 95 m hoher Git- termast für einen zwischen ihnen fahrenden Kabelkran mit 400 m Spannweite errichtet. Die beiden Masten wurden einerseits über so- genannte nachstellbare Nackenseile weiter hinten auf den Nebentragwerken in der Mittel- achse der Fahrbahn verankert (Nackenzugver- ankerung), andererseits über quer zur Brü- ckenachse an je in 130 m Abstand in den Sund gerammte Dalben abgespannt (Abb. 23). Da- durch konnte man an den Füßen der Masten Kugelgelenke montieren, die es ermöglichten, dass die Mastenköpfe um bis zu 15 m ver- 29 20 Überschieben des 21 Die Hubinsel 5 hat zwei 22 Hubinsel 5 trägt vor dem schwenkbar waren. Der Kabelkran mit seiner zweiten Nebentragwerks für ihrer Beine am dritten Absenken die volle Last des doppelten Laufkatze (Tandemkatze), der damit die Montage zwischen Nebentragwerk befestigt Nebentragwerks 5 zwischen äußerst beweglich agieren konnte, besaß eine Pfeiler 1 (rechts) und Pfeiler und fährt in einem Pfeiler 4 und dem Haupt- Tragfähigkeit von 35 t. 2 (links), dazwischen die Drehmanöver um den pfeiler 5 (links). Jeder Bogen bestand aus 19 Kastenelementen, Hubinsel 5. Auf dem Pfeiler 3 (rechts) herum. Festlanddamm ist bereits die die auf dem Bahnweg vom Werk, der Gute- Montage des dritten hoffnungshütte AG in Oberhausen-Sterkrade, Tragwerks zu erkennen. als überbreite Spezialtransporte zum festland- 12 seitigen Montageplatz transportiert wurden (Abb. 24). Dort wurden sie auf gummibereif- ten, sechsachsigen Rollern umgeladen und über die fertigen Nebentragwerke zu den Hauptpfeilern zur Einbaustelle gebracht. Die mittleren fünf Bogenstücke wurden jeweils mit Hilfe des Kabelkrans auf dem hohen Zwi- schengerüst gelagert und dort endmontiert, während die restlichen sechs Kastenelemente je Bogen und Öffnungsseite von den Kämp- fern auf den beiden Hauptpfeilern aneinander- gebaut wurden (Abb. 25). Um sie sichern zu können, waren auf den beiden Pfeilern 40 m 26 Die mittleren Bogenteile sind über dem Zwischengerüst hohe Abspannmasten aufgestellt worden, die bereits montiert, während die die vier Bogenansätze nach hinten abspannten Tandemkatze ein weiteres und so in ihrer Lage hielten (Abb. 26). Bauteil einfährt. Auf den Die ersten Kämpferstücke wurden Anfang Juni Hauptpfeilern stehen die 1962 montiert, die Bögen am 5. September Abspannmasten. nach nur etwa einem Vierteljahr geschlossen 27 Der Brückenbogen wird (Abb. 27). Sämtliche Elemente wurden dann geschlossen: Die Laufkatze im Juli 1962 nach den Ausschreibungsunterla- fügt auf der westlichen Seite das letzte Bogenelement ein.

23 Gittermast für die Aufnahme eines Kabelkrans, seitlich zu Dalben abgespannt. Im Vordergrund die Nackenzugverankerung.

24 Zwei fertige Kastenelemente der Bogenteile mit Löchern zur Aufnahme der Spannseile, rechts ein Kämpferstück.

25 Das erste Kämpferstück auf dem Pfeiler 5, Aufschwei- ßen eines Mastfußes für einen der Abspannmasten. 13 schächte eingelassen (Abb. 29). Das dazu be- nötigte Material wurde in einem Sperrmittel- haus in einem Feldknick in Heinrichsruh, Ge- meinde Großenbrode, etwa einen Kilometer von der Brücke entfernt, gelagert (Abb. 30).

Netzwerkbogenbrücke

Die Fehmarnsundbrücke ist eine Netzwerkbo- genbrücke33 und gehört damit zur Familie der Stabbogenbrücken (Abb. 31). Das Prinzip die- ser Brückenkonstruktionen geht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als in Riesa über der Elbe unter der Leitung des Ingenieurs Claus Koepcke (1831–1911) eine Bogenbrü- cke verwirklicht wurde, deren Tragwerk fach- werkartig mit rautenartigen gekreuzten Stäben versteift war. Die Konstruktion konnte auf 28 Die letzte Fahrbahnplatte Grund der Steifigkeit sowohl Zug- als auch ist am 30.11.1962 eingelegt, gen „metallisch-blank“ (Außenflächen) bezie- Druckkräfte weiterleiten. In gleicher Zeit die Brücke damit geschlossen, hungsweise „metallisch-rein“ (Innenflächen) wurde vom österreichischen Ingenieur Josef die Seile sind noch nicht gespannt. entrostet, hierzu wurde gewaschener und ge- Langer eine Konstruktion entwickelt und pa- trockneter Fluss-Quarzsand in einer Körnung tentiert, die aus einer Mischung eines unten bis zu 2,5 mm verwendet. 30 Nachdem die etwa liegenden Balkens als Versteifung (der Fahr- 1650 t schwere Fahrbahn mit 40 patentver- bahn) und einem schlanken, überspannenden schlossenen und an den Enden in Seilköpfe Bogen bestand, der mit senkrecht angebrach- vergossenen Schräg-Drahtseilen je Bogen an- ten Stäben eben diesen Balken trug. Da dieser gehängt war, wurde die Brücke mit der Mon- mit dem Bogen – meist wurden zwei parallele tage der letzten Fahrbahnplatte am 30. Novem- Bögen errichtet – verankert war, wirkte er auch ber 1962 um 13.30 Uhr für den Baustellenver- als Zugband (Patent 1859). Es war eine wirt- kehr freigegeben (Abb. 28); die Gesamtbreite schaftliche und materialsparende Konstruktion beträgt 21 m. Mit der Freisetzung und Belas- (auch als Langerscher Balken bezeichnet), die tung der Bögen Anfang Dezember konnte das vor allem große Stützweiten erlaubt. Ein schö- Mittelgerüst abgebaut werden. Anschließend nes Beispiel für diesen Brückentyp ist die Ei- wurde der Eisenbahnüberbau mit lückenlos senbahnbrücke über die Eider bei Friedrich- verschweißten Schienen montiert und die 11 m stadt von 1916, die erste ihrer Art und Größe in breite Straßendecke erhielt nach ihrer Entros- Deutschland. tung und dem Aufbringen einer Okta-Haft- In den 1930er Jahren wurde der Stabbogenbrü- masse31 ihren Gussasphalt. 32 Die Einweihung ckentyp weiterentwickelt. Der schwedische der Brücke erfolgte am 30. April 1963. Ingenieur Octavius F. Nielsen ordnete auf der Auch der Kalte Krieg – seit dem Berliner Mau- Suche nach größeren Spannweiten die bisher 29 Ehemaliger Spreng- bzw. erbau 1961 auf dem Höhepunkt – hinterließ senkrechten Hängestangen nun schräg an und Sperrschacht in der Brücken- seine Spuren: Auf dem Auffahrtsdamm der ließ sie sich einfach überkreuzen.34 Dadurch auffahrt. Festlandseite der Brücke wurden in der Fahr- konnten die Biegemomente und Querkräfte im bahn sechs Spreng- beziehungsweise Sperr- Bogentragwerk und im Fahrbahnbalken deut- lich herabgesetzt werden. Dieser Brückentyp mit einfach überkreuzten Hängern, der haupt- sächlich in Schweden realisiert wurde, wird auch als „Nielsen-Brücke“ bezeichnet. Ende der 1950er Jahre wurde auch dieser Typ durch den norwegischen Ingenieur Per Tveit weiter- entwickelt.35 Er verdichtete die einfach ge- kreuzten Hängern, indem er sie nun sich mehr- fach kreuzen ließ. Dadurch entstand ein Netz- werk, das eine flächige und kontinuierliche Verspannung zwischen dem Bogentragwerk und dem Versteifungsträger, also der Fahr- bahn, ermöglichte. Dadurch konnten auch un- regelmäßige Lasten – etwa durch Schwerlast- 30 Sperrmittelhaus in verkehr – gleichmäßig über das Bogentrag- Großenbrode-Heinrichsruh. werk auf die Auflager und damit auf die 14 31 Das Netzwerk der Hauptpfeiler der Brücke übertragen werden. gen führten. Der dann zu realisierende Vor- Fehmarnsundbrücke. Tveit verwirklichte in Norwegen 1963 zwei schlag, nicht der preiswerteste, war unter an- Brücken dieser Art, die Bolstadstraumen-Stra- derem „wegen seiner besonders guten Gestal- ßenbrücke in Hordaland in der Gemeinde tung“ ausgewählt worden. 39 Als Urheber und Vaksdal mit 84 m Bogenspannweite und die Konstrukteur des Bogentragwerks als zentra- Steinkjer-Brücke über die Steinkjerelva in lem Element wird die Gutehoffnungshütte AG Nord-Trøndelag mit 80 m Bogenspannweite in Oberhausen-Sterkrade genannt, für die (für den Verkehr freigegeben 1964), also zwei Dipl.-Ing. Gerd Lohmer als beratender Archi- eher kleinere Prototypen. Mit der Fehmarn- tekt tätig war, die einzig namentlich genannte sundbrücke wurde mit 248 m Spannweite und damit fassbare Person aus dem Bereich weltweit erstmals eine Netzwerkbogenbrücke des architektonischen Entwurfs. Weitere betei- größeren Ausmaßes errichtet (Abb. 32). 36 Nor- ligte Ingenieure der Gutehoffnungshütte waren wegen erhielt dann November 2010 seine der Chefingenieur Helmut Wild und die Inge- dritte Brücke dieser Art über den Brandanger- nieure Philipp Stein, Hans Krüßmann, Th. sund mit 220 m Spannweite. In Deutschland Jahnke, Stoltenburg und G. Fischer, die damit wurden erst wieder seit 2006 Netzwerkbogen- für die konkrete Planung und Umsetzung ver- brücken gebaut, etwa die Oder-Eisenbahnbrü- antwortlich zeichneten. Vor allem Prof. Dipl.- cke in Frankfurt/Oder 2008. 37 Nielsen-Brü- Ing. Helmut Wild wäre hier zu nennen, nach cken entstanden schon etwas eher, etwa in dessen Konkretisierung des Entwurfs letztlich Bayern die Mainbrücke in Niedernberg-Sulz- 32 Fehmarnsundbrücke. bach 2001 oder die Nordbrücke über den Main in Marktheidenfeld 2002.

Zur Architektur der Brücke

Die Frage nach der Urheberschaft der kühnen Brückenkonstruktion lässt sich nicht so ein- fach beantworten. Als Ergebnis des Wettbe- werbs zeigten die zwanzig eingereichten Ent- würfe das gesamte Spektrum damaliger Brü- ckenbauingenieurskunst. Die Auftraggeber 38 hatten sich vorbehalten, nicht einen Preis ver- geben zu müssen, sondern aus einem Konglo- merat von Angeboten mit ihren technisch und wirtschaftlich günstigsten Teillösungen den besten Gesamtentwurf bilden zu können. Auf diese Weise kamen vier Entwürfe zur Weiter- bearbeitung, die wiederum zu fünf Vorschlä- 15 die Berechnung, Fertigung und Montage statt- reiche Beiträge, vor allem in Fachzeitschriften, fand. Die statische Prüfung hatte das Ingeni- analysieren Methode und Ausführung und eurbüro Grassl GmbH aus Hamburg übernom- würdigen den Bau. Neben sehr fachspezifi- men, die Bauausführung lag in den Händen ei- scher Beschäftigung stehen dabei vor allem ner Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung der zwei technische Dinge im Vordergrund: die Gutehoffnungshütte Baugesellschaft mbH.40 wohl weltweit erste Montage von Tragwerken Der Kölner Architekt Gerd Lohmer (1909– einer Brücke mit Hilfe des Einsatzes verschie- 1981) hatte sich als Brückenbauer einen Na- dener Hubinseln, die zu größter Flexibilität so- men gemacht.41 War er zunächst als Bildhauer wie Kosten- und Zeitersparnis geführt hat. tätig, studierte er bis 1936 Architektur an den Dann die Konstruktion der Brücke als Netz- Technischen Hochschulen in Aachen, Mün- werkbogenbrücke, was eine filigrane Konst- chen und Stuttgart, dort unter anderem bei Paul ruktion in weiter Spannweite ermöglichte und Bonatz, in dessen Büro er nach seinem Stu- damit zu einer Material- und Kostenersparnis dium bis 1942 arbeitete. Bonatz – seit 1935 führte. Mit der Sundbrücke ist erstmals eine künstlerischer Berater von Fritz Todt für die Netzwerkbogenbrücke mit dieser extremen Brücken der Reichsautobahn – hatte die Brü- Spannweite (von 248 m) errichtet worden und cke über den Rhein bei Köln-Rodenkirchen dies galt (und gilt noch immer) als technische entworfen (Lohmer war im Büro für die Detai- Sensation. Beides rechtfertigt bereits, sie als lierung zuständig), die dann 1938 bis 1941 herausragendes technisches Denkmal einzu- nach Planung durch Fritz Leonhardt ausge- stufen und sich für ihre dauerhafte Erhaltung führt wurde (1945 zerstört) – die damals größte einzusetzen. Es ist schon bemerkenswert, dass Hängebrücke Europas; Prof. Dr.-Ing. Leon- – wenn man berühmte und bekannte Bauwerke hardt war von 1934 bis 1938 Brückenbauinge- mit Schleswig-Holstein in Verbindungen nieur bei der Deutschen Reichsautobahn unter bringt, es technische Kulturdenkmale sind, die Fritz Todt. 42 einem mit zuerst einfallen: die Rendsburger Zusammen mit Leonhardt (1909–1999) als Hochbrücke mit ihrer Schwebefähre, der Konstrukteur sollte Lohmer als Architekt dann Leuchtturm Westerheversand, das Holstentor nach dem Zweiten Weltkrieg noch zahlreiche in Lübeck als wehrtechnisches Denkmal und Brückenbauten realisieren. Ein Tätigkeits- eben die Fehmarnsundbrücke. schwerpunkt blieb – oft in Zusammenarbeit Mit der Sundbrücke ist auch aus historischer mit Leonhardt als dessen architektonisch- Sicht ein wichtiges Teilstück des jahr hundert- künstlerischer Berater – aber Köln. Hier ent- alten Handels- und Reiseweges von Hamburg/ standen die Deutzer Brücke (1947/48) als Lübeck nach Kopenhagen als feste, nahezu weltweit erste Stahlkastenträgerbrücke, die Se- wetterunabhängige Querung – sieht man ein- verinsbrücke nach seinem Entwurf und nach mal von starken Winden ab – geschlossen wor- 43 Plänen der Gutehoffnungshütte (1956–1961) den. Fehmarn war nun auf dem Landweg er- und die neue Zoobrücke nach seinem Entwurf reichbar, der Ausbau der Bundesstraße über 44 (1962–1966). Weitere bekannte Brückenbau- die Insel und der Bau des neuen Puttgardener werke, an denen er in der Regel als gestalten- Fährhafens brachte Skandinavien ein Stück der Architekt mitwirkte, sind beispielsweise näher. Inzwischen ist die Brücke zu einem un- die Nibelungenbrücke in Worms (1953), die verzichtbaren Wahrzeichen Schleswig-Hol- Autobahn-Blombachtalbrücke bei Wuppertal steins geworden und prägt seit nunmehr 50 (1957–1959) die Bendorfer Brücke bei Kob- Jahren die Küsten- und Kulturlandschaft Ost- lenz (1960–1965), die Konrad-Adenauer-Brü- holsteins und Fehmarns.45 cke in Bonn (1967–1972) oder die Düsseldor- fer Rheinbrücke bei Flehe (1976–1979). Er wirkte auch bei dem Entwurf Leonhardts für die Tejo-Brücke in Lissabon mit, wo eine Mo- Anmerkungen nokabel-Hängebrücke vorgeschlagen wurde (anders ausgeführt). 1963 verlieh ihm die 1 Zitiert nach M. S.: Der Brückenarchitekt [Nach- Technische Hochschule Aachen die Ehrendok- ruf für Gerd Lohmer]. In: Die Zeit vom 18.9.1981 torwürde – wohl nicht zuletzt wegen seiner Nr. 39. Verdienste um die neue Fehmarnsundbrücke. 2 Allg. Literatur zur Vogelfluglinie: Bereits 1999 war in dieser Reihe hierüber berichtet worden: Peter Schafft: Die Brücke über den Fehmarnsund. In: Zum Schluss DenkMal! Zeitschrift für Denkmalpflege 6 (1999), S. 88–91. – Die wichtigsten Beiträge: Die Vogel- fluglinie, hrsg. vom Bundesminister für Verkehr, Bereits während des Wettbewerbs, der Bauzeit Neumünster 1963; Die Vogelfluglinie – Fugle- und der Bauausführung ist dieser innovative flugtslinien, hrsg. von der Hauptverwaltung der Brückenbau über den Fehmarnsund mindes- Deutschen Bundesbahn und der Generaldirektion tens europaweit beachtet worden, erst recht der Dänischen Staatsbahnen, Darmstadt 1963; nach der Fertigstellung und Einweihung. Zahl- Deutsche Bundesbahn (Hrsg.): Brücke zum Nor- 16 den. Das Buch von der Vogelfluglinie, Frankfurt Schwerin für den Bau zuständig war (Aktenbestand 1963; Martin Koch: Die Vogelfluglinie – eine euro- Reichsbahndirektion Schwerin/Altakten Nr. 1842ff. päische Fährverbindung – Geschichte-Verkehrsent- u.a.), frdl. Hinweis von Sven Gorgos, Heiligenha- wicklung-Verkehrserwartung = Schriftenreihe der fen. Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, Nr. 11), 8 Daneben entstanden zwei Wasserdurchlässe und Lübeck 1967 (zur Baugeschichte S. 32–37); Günter auch auf Lolland begannen Bauarbeiten zur Auto- Meier: Die Vogelfluglinie und ihre Schiffe, Herford bahn. Ab dem Fährhafen Rødbyhavn bis Majbølle 1988; Friedhelm Ernst: Die Vogelfluglinie, Freiburg am war im September 1941 mit Erd- 1999; Karl-Wilhelm Klahn: Fehmarn, eine Bau- arbeiten für die Reichsautobahn „Strecke 90“ be- erninsel als Trittstein zur Welt: Fährverkehr – Eisen- gonnen worden. bahn – Brückenschlag, Neumünster 1999; Carsten 9 Eine 1938 von den Nationalsozialisten gegrün- Wadsack: Die Geschichte der Vogelfluglinie, Bünde dete, nach militärischem Vorbild organisierte Bau- 2000; Carsten Watsack: Die Geschichte der Vogel- truppe, die nach ihrem Leiter Fritz Todt (1891– fluglinie: – Rødby, Ilsede 2013; Gerda 1942) benannt war. Nach Kriegsbeginn wurde sie Maschmann: Die Fehmarnsund-Brücke. Das Herz vor allem für Baumaßnahmen in besetzten Gebieten der Vogelfluglinie. 1. Aufl., Fehmarn 2013; Lars- eingesetzt. Kristian Brandt: 50 Jahre Vogelfluglinie: Fährlinie 10 Die ungewöhnliche Breite der heutigen Brücke Puttgarden – Rødbyhavn, Rotenburg 2013; Jörn dokumentiert noch die Planung für einen vierstreifi- Bahrs u. a.: 50 Jahre Vogelfluglinie: das Buch zur gen Ausbau der Autobahn. Ausstellung und mehr, Heiligenhafen 2013. 11 Abgedruckt bei: Die Vogelfluglinie, hrsg. vom 3 Die besten Überblicke über den Bau der Sund- Bundesminister für Verkehr (wie Anm. 2), S. 26f. brücke geben: Die Vogelfluglinie – Fugleflugtsli- 12 Zum Wettbewerb vgl. Die Vogelfluglinie, hrsg. nien, hrsg. von der Hauptverwaltung der Deutschen vom Bundesminister für Verkehr (wie Anm. 2), S. Bundesbahn und der Generaldirektion der Däni- 77–79; Friedrich Laemmerhold: Bauwettbewerb schen Staatsbahnen, Darmstadt 1963, S. 68–75; Fehmarnsund-Brücke. In: Eisenbahntechnische Friedrich Laemmerhold/Wilhelm Klingenberg: Die Rundschau 8 (1959), S. 239–241; ders.: Ergebnis Eisenbahn- und Straßenbrücke über den Fehmarn- des Bauwettbewerbs „Fehmarnsund-Brücke“. In: sund. In: Die Vogelfluglinie, hrsg. vom Bundesmi- Eisenbahntechnische Rundschau 9 (1960), S. 191– nister für Verkehr (wie Anm. 2), S. 77–95. In diesem 202. Beitrag sind alle technischen Einzelheiten und Be- 13 Ein Scraper, ein Schürfzug, ist ein Gerät zum rechnungen ausführlich beschrieben, auf die hier schichtweisen Abtragen, Transportieren und Wie- wegen der Kürze verzichtet werden muss. – Weitere deraufschütten von Erdreich, entwickelt in den Literatur: Th. Jahnke: Die Fehmarnsundbrücke 1930er Jahren von Robert Gilmour LeTourneau. (Teil 1). In: Eisenbahntechnische Rundschau 11 Hermann Bauer: Baubetrieb, 3. völlig neu bearb. (1962), S. 238, und Teil 2. In: Eisenbahntechnische Aufl., Berlin 2007, S. 126ff. Rundschau 13 (1964), S. 65. 14 Lämmerhold/Klingenberg (wie Anm. 3), S. 79. 4 Zu den Eisenbahneinrichtungen: Walther Hel- 15 Zu Hohlkastenquerschnitten: Ralph Holst/Karl- berg: Planung und Bau der Eisenbahnanlagen im heinz Holst: Brücken aus Stahlbeton und Spannbe- Zuge der Vogelfluglinie. In: Die Vogelfluglinie, ton – Entwurf, Konstruktion und Berechnung, 6. hrsg. vom Bundesminister für Verkehr (wie Anm. Aufl. Berlin 2014, S. 126–129. 2), S. 53–68; zu den Straßen: Erich Kloss: Planung 16 Schematische Darstellung der Arbeitsvorgänge und Bau der Straße. In: ebda., S. 69–76; zu den an den Pfeilergründungen siehe: Die Vogelfluglinie Fährverbindungen: Gerd Möller: Fährlinien und – Fugleflugtslinien (wie Anm. 2), S. 60. Seeverkehr in der Ostsee. In: ebda., S. 95–100; zum 17 H. Gass: Die Pfeiler der Brücke über den Feh- Wasserbau: Johann M. Lorenzen: Wasserbau- und marnsund. In: Beton- und Stahlbetonbau 57 (1962), seezeichentechnischen Arbeiten der Wasser- und S. 153–160. Schiffahrtsdirektion Kiel an der Vogelfluglinie. In: 18 Daneben gab es für die Widerlager eine entspre- ebda., S. 101–110. chende eigene Arbeitsgruppe, ausführlich zu allen 5 Ohne Verfasser: Bau der Vogelfluglinie 1960/ Gewerken: Die Vogelfluglinie, hrsg. vom Bundes- 1963, o. O., o.J., Landesbibliothek Schleswig-Hol- minister für Verkehr (wie Anm. 2), S. 119–123. stein, Sign. 96 B 160, erworben aus dem Kunsthan- 19 Typoskript (wie Anm. 5), S. 79. del. Das 183seitige Werk umfasst 6 Kapitel mit 242 20 1949 wurde die erste Bohrinsel im Meer vor der schwarz-weiß-Fotos mit ausführlichen Erläuterun- mexikanischen Küste errichtet. Es war allerdings gen, 5 Modellaufnahmen, 2 Karten, 1 Faltplan, 2 noch eine starre, nicht wiederverwendbare Konst- Broschüren und 11 Seiten Text. – Alle Schwarz- ruktion. Als erste von Colonel Leon B. DeLong Weiß-Fotos dieses Beitrages sind dieser Schrift ent- (DeLong Corporation) entwickelte, sich selbsthe- nommen. bende und damit mobile Bohreinheit („jackup rig“ 6 Die Angaben sind den abgebildeten Plänen im oder „wandernde Pfahlbauten“) gilt die Offshore Katalog 50 Jahre Vogelfluglinie (wie Anm. 2)), S. Rig 51, in Dienst gestellt 1954. Vgl. H. St.: Wan- 16f. entnommen. – Vgl. auch die „Denkschrift für dernde Insel …“. In: Die Zeit vom 12.9.1957, Nr. die Herstellung einer Eisenbahnverbindung Ham- 37. burg-Lübeck-Fehmarn-Laaland-Kopenhagen“ vom 21 Schematische Darstellung der Arbeitsvorgänge 9. Okt. 1912, in dem die Bahn „den Fehmarnsund an den Pfeilern siehe: Die Vogelfluglinie – Fugle- auf einem zugleich als Chausseeverbindung dienen- flugtslinien (wie Anm. 2), S. 62. dem angeschütteten Damm“ fahren sollte, hier S. 6 22 Als die Arbeiten am Pfeiler 1 im Juli 1960 be- (Archiv der Stadt Fehmarn). gannen (März 1961 fertiggestellt), standen die Hub- 7 Archivunterlagen befinden sich dazu im Landes- inseln noch nicht zur Verfügung, sodass hier her- archiv Schwerin, da die Reichsbahndirektion kömmlich mit einem eingerammten Arbeitsgerüs- 17 ten mit entsprechenden Plattformen gearbeitet An Introduction to the Network Arch. Lectures at werden musste; Typoskript (wie Anm. 5), S. 65. NTNU Trondheim on August 15th 2006. In: http:// 23 H. Gass: Hubinseln als Großgerät beim Bau der home.uia.no/pert/data/An_Introduction_to_the%20 Brücke über den Fehmarnsund. In: Internationales Network_Arch.pdf. Homepage von P. Tveit mit Archiv für Verkehrswesen 14 (1962), S. 63–65; weiterer Literatur: http://home.uia.no/pert/index. o.V.: Moderne Bautechnik am Fehmarnsund. In: php/Home. Baupraxis – Fachzeitschrift für Organisation, Ma- 36 Der Fehmarnschen Brücke sehr ähnliche sind schinen, Geräte und Arbeitsgeräte 1 (1961), Heft die Zweite Mei-Shywe-Brücke über den Keelung in 11, S. 904f. Taipeh (Taiwan) 1996 oder die Brücke über die 24 Vgl. E. Kesper: Die Brücke über den Fehmarn- Dziwna in Wolin (Polen) 2002/03. sund: Stahlüberbau der Seitenöffnungen – Hohe 37 Dazu beispielsweise: Karsten Geißler/Uwe Steifigkeit bei geringstem Baustoffaufwand. In: Steimann/Wolfgang Graße: Netzwerkbogenbrü- VDI-Nachrichten 15 (1961), Nr. 7, S. 2. cken – Entwurf, Bemessung, Ausführung. In: Stahl- 25 Nach der Ballastierung war das Südwestbein bau 77 (2008), Heft 3, S. 158–171; Peter Gauthier/ der Hubinsel 5 bei der Montage des zweiten Über- Ludolf Krontal: Erfahrungen mit Netzwerkbogen- baus bzw. Tragwerks um Besorgnis erregende 11,25 brücken im Eisenbahnbrückenbau. In: Stahlbau 79 m eingesunken. Vgl. dazu: Die Vogelfluglinie, hrsg. (2010), Heft 3, S. 199–208. vom Bundesminister für Verkehr (wie Anm. 2), S. 38 Bauherren waren die Bundesrepublik Deutsch- 89–92. Die Setzmessungen führte die Fa. Strabag land und die Deutsche Bundesbahn, Auftraggeber aus. die Bundesbahndirektion Hamburg (Eisenbahnanla- 26 Das erste Element wurde vom 7.–13. Juni 1961 gen) und das Landesamt für Straßenbau Schleswig- montiert. Holstein (B 207). 27 Die Firma Jocho war bereits am Bau der Rends- 39 Zum Wettbewerb vgl.: Die Vogelfluglinie, hrsg. burger Hochbrücke 1911–1913 beteiligt. 28 vom Bundesminister für Verkehr (wie Anm. 2), S. Helmut Wild/Philipp Stein: Das Bogentragwerk 78. Vgl. auch Anm. 11. der Fehmarnsundbrücke. In: Stahlbau 34, Nr. 6 40 Alle beteiligten Firmen siehe ebda., S. 119–123. (1965), S. 171–186; zur Statik: G. Fischer: Die Brü- Dazu auch: http://structurae.de/structures/data/in- cke über den Fehmarnsund – Stahlüberbau der dex.cfm?id=s0001776. Hauptschiffahrtsöffnung – Eine außergewöhnliche 41 Gerd Lohmer: Le rôle de l‘Architecte dans la Konstruktion. In: VDI-Nachrichten 15 (1961), Nr. 6. construction des ponts. In: L‘Architecture d‘Au- 29 Die Vogelfluglinie, hrsg. vom Bundesminister jourd‘hui 110 (1963), S. 60f.; ders.: Brückenbau- für Verkehr (wie Anm. 2), S. 92. kunst. In: Stahlbau, November 1964, S. 2–12. Zu 30 Typoskript (wie Anm. 5), S. 135. Lohmer siehe u.a. Fritz Leonhardt: Lohmer, Gerd. 31 „Okta-Haftmasse ist eine heißflüssig aufberei- In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 15, Ber- tete, bitumenhaltige Haftmasse mit Zusätzen hoch- lin 1987, S. 131f.; http://deu.archinform.net/ polymerer Stoffe. Sie wird im Flammspritzverfah- arch/1548.htm; http://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_ ren auf die vorher entrostete Stahlfläche aufgetra- Lohmer. gen, schützt die Stahlfahrbahnplatte vor Korrosion 42 und sorgt für einen sicheren Verbund zwischen der Zu Leonhardt: http://www.bernd-nebel.de/brue- Stahlplatte und den Asphaltschichten.“ Vgl. Teer- cken/index.html?/bruecken/2_pioniere; Fritz Leon- bau GmbH, Essen (Hrsg.): Das Teerbau-Abdich- hardt: Brücken. Ästhetik und Gestaltung/Bridges. Aesthetics and Design, 3. Aufl., Stuttgart 1990. tungssystem für Stahlbrücken mit Okata-Haftmasse 43 und Oktaphalt gemäß TL-BEL-ST, Ausg. 1992 (= Lohmer war auch architektonischer Berater für Teerbau Veröffentlichungen Heft 41), Essen 1995, Wettbewerbe der Firmen Dyckerhoff & Widmann – S. 36–42, zitiert nach http://www.baufachinforma- meist in Zusammenarbeit mit Ulrich Finsterwalder tion.de/literatur/1997119000512. (so bei der Mangfallbrücke in Südbayern; Brücke 32 Zur genauen Zusammensetzung der Fahrbahn- bei Unkel, Rheinbrücke in Bendorf) oder Krupp. 44 decken siehe: Erich Kloss: Bau der Vogelfluglinie Für den Wettbewerb der Zoobrücke waren 16 im Zuge der Europastraße 4 zwischen Oldenburg Entwürfe eingereicht worden, bei denen Lohmer an i.H. und Puttgarden. In: Bitumen, hrsg. von der Ar- 9 mitgewirkt hatte. Die ersten drei preisgekrönten beitsgemeinschaft der Bitumen-Industrie, 7/8 Entwürfe stammten alle von Lohmer. Vergl.: http:// (1963), S. 178–183; vgl. auch: Erich Kloss/Henning www.k-poll.de/12_bruecken/05_gerdlohmer.htm. Natschka: Der Bau der „Vogelfluglinie“. In: Straße 45 Zum 50jährigen Jubiläum gab es zahlreiche und Autobahn 13 (1963), S. 33–40. Veranstaltungen, die Deutsche Post gab eine 75 c- 33 Vgl. Stephan Teich: Die Netzwerkbogenbrücke, Briefmarke heraus (Entwurf Heribert Birnbach, ein überaus effizientes Brückentragewerk – Trag- Bonn, nach einem Foto von Torsten Wolf, Erstver- wirkung und Konstruktion. In: http://home.uia.no/ kaufstag 4.4.2013). pert/data/Netzwerkbogen%20allgemein.pdf. Vgl. auch ders.: Beitrag zur Optimierung von Netzwerk- bogenbrücken, Diss. TU Dresden 2012. 34 Octavius F. Nielsen: Bogenträger mit schräg ge- Abbildungsnachweis: Friedhelm Schneider (LD): stellten Hängestangen. In: Internationale Vereini- 1–3, 31, 32; Heiko K. L. Schulze (LD): 29, 30; Die gung für Brückenbau und Hochbau, Abhandlungen Vogelfluglinie, hrsg. vom Bundesminister für Ver- 1, 1932, S. 355–364. kehr, Neumünster 1963: 4, 5; Ohne Verfasser: Bau 35 Per Tveit: Design of Network Arches. In: The der Vogelfluglinie 1960/1963, o.O., o.J., Landesbib- Structural Engineer 44/7 (1966), S. 247–259. Ders.: liothek Schleswig-Holstein: 6–28.

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