81

Susanne zur Nieden

Theo Längs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich«

Homosexualität — ein politisches Thema

Auf ihrem Weg zur Macht hatten die Nationalsozialisten keinen Zweifel daran gelassen, dass die Bekämpfung von Homosexualität ein fester Bestandteil ihres politischen Programms war. Die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Thema Homosexualität fanden in einem außerordentlich politisierten Feld statt. Die starke Politisierung des wissenschaftlichen Diskurses über die Homose- xualität begann allerdings nicht erst 1933. Homosexualität, begriffen als Folge einer genetischen Abweichung oder einer erbbiologischen Degenerationser- scheinung, war bereits im Wilhelminischen Kaiserreich wie auch in den Weima- rer Jahren immer wieder zum Gegenstand unterschiedlicher Bedrohungsszena- rien geworden.1 So betonte der Mediziner Ernst Rüdin, ein über die Grenzen Deutschlands bekannter Vertreter der rassenhygienischen Bewegung und Leiter der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München, in der übergroßen Zahl der Fälle seien mit Homosexualität stets krankhafte Symptome und De- fekte verknüpft, »die es rechtfertigen, von ausgesprochener konstitutioneller Minderwertigkeit« zu sprechen.2 Homosexualität könne »vom Standpunkt der Rassenerhaltung aus nie und nimmer als eine normale Variante bezeichnet wer- den, geschweige denn als eine solche, an deren Fortpflanzung die Rasse ein In- teresse« habe.3 In der Weimarer Republik wurde Homosexualität in den Diskussionen zur Strafrechtsreform immer wieder zu einem zentralen Thema. An der Stellung zum umstrittenen § 175 des Strafgesetzbuchs, der homosexuelle Akte zwischen Männern unter Strafe stellte, schieden sich wie schon zuvor im Kaiserreich das linke und rechte Parteienspektrum. Allen voran die völkische Rechte und die NSDAP forderten eine rigorose Bekämpfung der Homosexualität. Viele Vertreter der rassenhygienischen Bewegung begrüßten die Machtüber- nahme der Nationalsozialisten, da es nun möglich würde, Konzepte der Rassen- hygiene unter wesentlich verbesserten politischen Rahmenbedingungen in die Praxis umzusetzen. Folgerichtig arbeitete z.B. Ernst Rüdin als wissenschaftlicher

1 Zu den zeitgenössischen rassenhygienischen Szenarien vgl. auch Fout 1992:388-421. 2 Rüdin 1904:103 f. 3 Ebd., 104.

Feministische Studien (© Lucius & Lucius, Stuttgart) 1/06 82 Susanne zur Niedert

Experte der NS-Rassenpolitik zu.4 So war er prominenter Mitverfasser des Kommentars zum »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses«, das im Sommer 1933 verabschiedet wurde und Zwangssterilisationen nach medizini- scher Indikation möglich machte.5 Mit der ersten Novellierung des Gesetzes wurde im Sommer 1935 ein folgenreicher medizinischer Eingriff, die Kastration Homosexueller, gesetzlich möglich. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass den skizzierten Verbindungslinien zwi- schen erbbiologischen Bedrohungsszenarien und der homophoben Programma- tik der Nationalsozialisten zum Trotz sich keine geradlinige Verbindung zwi- schen rassenhygienischen Konzepten und der nationalsozialistischen Verfolgung Homosexueller herstellen lässt. Dies heißt auch, dass an der in der Forschung oft vertretenen Position Zweifel anzumelden sind, die Verfolgung homosexueller Männer sei primär »rassenpolitisch« legitimiert und motiviert gewesen. Eine ge- nauere Analyse der zeitgenössischen Theorien brachte vielmehr ein erstaunliches Ergebnis: Vor dem Hintergrund politischer Ziele verloren genetische Erklärun- gen für Homosexualität ausgerechnet im Verlauf der Jahre des Nationalsozialis- mus an Bedeutung. Erstaunlich ist dies insofern, als es fiir die nazistische Politik >eigentlich< typisch war, gesellschaftspolitische Phänomene biologisch zu deuten. Wie kann es zu jener erstaunlichen Entwicklung kommen? Ich werde dies am Beispiel des Scheiterns eines groß angelegten Forschungs- projekts zur Homosexualität diskutieren, das Theo Lang, ein Mitarbeiter Ernst Rüdins an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie, im Sommer 1934 begann. Die Forschungsanstalt zählte zu den Instituten der Kaiser-Wilhelm-Ge- sellschaft und war in den zwanziger und dreißiger Jahren die führende For- schungseinrichtung für psychiatrische Humangenetik und »Rassenhygiene« in Deutschland. Theo Lang war wissenschaftlicher Assistent in der genealogisch-de- mographischen Abteilung der Forschungsanstalt. In dieser Abteilung wurden nach dem von Ernst Rüdin ausgearbeiteten Verfahren der »empirischen Erbpro- gnose« demografische Untersuchungen mit dem Ziel durchgeführt, Vererbungs- gesetze geistiger und körperlicher Abweichung statistisch nachzuweisen, um auf diese Weise den immer wieder beschworenen, angeblichen Gefahren degenerati- ver Entwicklungen entgegenwirken zu können. Rüdin repräsentierte als Vertre- ter der »Rassenhygiene« ein Wissenschaftsverständnis, das sich im »Dienst von Politik und Nation« sah.6 Es war daher keineswegs zufällig, dass sich in seinem Institut ein Forschungsprojekt ansiedeln konnte, dessen politische Brisanz von vornherein außer Frage stand.7

4 Zu den politischen Motiven Ernst Rüdins vgl. Weber 1993: 55 ff; sowie Roelke 2003:38-67. 5 Gütt/Rüdin/Ruttke: 1936. 6 Vgl. Roelcke, 2002:112-150. 7 Zu den Forschungen der Deutschen Forschungsanstalt fiir Psychiatrie im Nationalsozialismus Schmuhl 2005. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 83

1936 eröffnete Theo Lang mit seinem Beitrag »Zur Frage der genetischen Be- dingtheit der Homosexualität« in der renommierten »Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie« die fachwissenschaftliche Diskussion über seine 1934 begonnenen Forschungen zur Ätiologie der Homosexualität.8 In den fol- genden Jahren publizierte er insgesamt 23 Aufsätze zum Thema9 und wurde zu einem viel zitierten, aber auch umstrittenen Autor. Nicht zuletzt aufgrund seiner zahlreichen Veröffentlichungen gilt Lang in der zeithistorischen Forschungslite- ratur, die sich mit der Sexualwissenschaft im Nationalsozialismus beschäftigt, als einer der Meinungsführer zum Thema.10 Bald aber isolierte er sich mit seinen auf erbbiologischen Prämissen aufbauenden Theorien zur Homosexualität und kollidierte zunehmend mit dem wissenschaftlichen und politischen Mainstream. Diese Entwicklung führte zu einer Reihe seltsamer Verwerfungen. Lang, ein Nationalsozialist der ersten Stunde, wurde während der NS-Zeit nicht nur wis- senschaftlich isoliert; er machte auch eine Veränderung vom überzeugten Natio- nalsozialisten zum Kritiker durch und begann die staatliche Verfolgung Homose- xueller in seinen Publikationen zunehmend in Frage zu stellen. 1941 verließ er Deutschland und wurde zum politischen Renegaten. Nach 1945 beschuldigte er führende Vertreter der Psychiatrie — vor allem Ernst Rüdin — sich dem National- sozialismus angedient sowie die Zwangssterilisation und den Mord an Behinder- ten und Alten mitgetragen zu haben.11

Theo Lang — ein Nationalsozialist der ersten Stunde

Wer war Theo Lang?12 Lang wurde 1898 geboren. 1916 wurde er zum Wehr- dienst eingezogen. An der Palästina-Front geriet er 1918 in englische Kriegsge- fangenschaft, aus der er im November 1919 entlassen wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er Medizin und absolvierte 1923 sein Staatsexamen. 1926 wurde er nach einer dreijährigen Phase in prekären Arbeitsverhältnissen und materieller Not wissenschaftlicher Assistent bei Ernst Rüdin an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München. Lang gehörte zur Generation je- ner junger Männer, die im Krieg vorzeitig erwachsen werden mussten, und sich in den Krisen der Weimarer Republik — wenn überhaupt — erst nach einer Phase

8 Lang 1936:702-713. 9 Dupon 1996:171ff. Hier findet man sämtliche Artikel, sowie die Rezensionen zu Längs Aufsät- zen. 10 Zum Werdegang Theo Längs vgl. Mildenberger 2002: 185-216; Dupont 1996: 77-84; Schopp- mann 1991:128-135. 11 Vgl. hierzu Längs Stellungnahme im Nürnberger Arzteprozess, >Report on Sterilization in Ger- many and Occupied Countries<, in: Dörner 2000, 3/05860/05865. Zur Mitverantwortung Ernst Rüdins an der Durchfuhrung und Legitimierung der Krankenmorde im Kontext der so genannten »Euthanasie« vgl. Roelcke 2000:42 ff; Roelcke: 112-150. 12 Theobald Maria Michael Lang lautet der vollständige Taufname. Seine Veröffendichung zeich- net er jedoch in der Regel mit dem Kurznamen Theo. 84 Susanne zur Nieden

großer materieller Unsicherheit und harter Konkurrenz beruflich einigermaßen etablieren konnten. Wie viele seiner Generation und seines Berufsstands ent- wickelte er in diesen Jahren zunehmend radikale völkisch-nationalistische und antisemitische Positionen. 1923 trat er in die NSDAP ein und wich von seiner politischen Linie nicht ab, als die NSDAP nach dem Münchener Putschversuch verboten wurde. Nach der Wiederzulassung der Partei 1925 meldete er sich erneut als Mitglied und trat im selben Jahr auch in die SA ein. Als Arzt stieg er in der Hierarchie der Partei schnell auf und gehörte 1929 zu den Initiatoren des Nationalsozialistischen Deutschen Arztebundes.13 Schon 1930 hatte Lang in seinem Aufsatz »Der Na- tionalsozialismus als politischer Ausdruck unserer biologischen Kenntnis« ver- sucht, nationalsozialistische Politik mit erbbiologischen Prämissen zu legitimie- ren und sein dem Nationalsozialismus verpflichtetes Wissenschaftsverständnis zum Ausdruck gebracht.14 1932 erschien in den von Hitler herausgegebenen Nationalsozialistischen Monatsheften ein Aufsatz von Lang über »Die Belastung des Judentums mit Geistig-Auffälligen«, in dem er den Antisemitismus der NSDAP mit erbbiologischen Argumenten zu unterfuttern suchte.15 Politisch stand Lang dem Parteiflügel um Gregor Strasser nahe. Ausdruck sei- ner Nähe zur NSDAP-«Linken« und einer nationalsozialistischen Radikalität, die den scheinbaren Pragmatismus des Parteiflügels um Hitler und Göring ablehnte, war es, dass Lang ausgerechnet am 30. Januar 1933, an dem Tag, an dem zum Reichskanzler ernannt wurde, aus der NSDAP austrat.16 Sein Partei- austritt änderte jedoch nichts daran, dass er weiterhin über sehr gute Kontakte zu Funktionären der NSDAP im Wissenschaftsbetrieb verfugte, ein Umstand, der seinen Forschungsplänen zweifellos nützlich war. Längs Forschungsvorhaben zur Ätiologie der Homosexualität schien somit schon allein deswegen gute Chancen zu haben, weil er ein »alter Kämpfer« der NSDAP war, der früh versucht hatte, politisches Engagement und wissenschaftli- che Arbeit miteinander zu verknüpfen. Zudem stand sein Glaube an die große Wirkmacht erbbiologischer Zusammenhänge im Einklang mit dem Credo der Nationalsozialisten von der zentralen Bedeutung der »Rassenpolitik«. Für Lang war es aber keineswegs nur politisch relevant, eine Erklärung für das Phänomen Homosexualität geben zu können, das die politische Führung so nachhaltig be- schäftigte. Zweifellos wollte er sich darüber hinaus auch wissenschaftlich Sporen verdienen.17

13 Vgl. Lang 1930: 38f. 14 Lang 1930 a: 393-397. 15 Lang 1932:119-126. 16 Zum Austritt vgl. Brief Theo Längs an den Vorsitzenden der Spruchkammer Augsburg, 1.11.46, Staatsarchiv München, Akten der Spruchkammer II München, Akte Theo Lang, Kar- ton 1009. 17 Vgl. Dietrich 2000: 233. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 85

Homosexuelle als »Umwandlungsmännchen« — zu einigen Theoremen Längs

Die Idee, über die Ursachen der Homosexualität zu forschen, kam dem Medizi- ner Theo Lang im Zusammenhang mit der ersten großen Verhaftungswelle ho- mosexueller Männer nach der Ermordung Ernst Röhms im Sommer 1934.18 Nach Röhms Ermordung, dessen angebliche Putschpläne Hitler in der Recht- fertigung der Morde des 30. Juni 1934 in einen dunklen Zusammenhang mit Röhms »unglücklicher Veranlagung« gebracht hatte, gehörten homosexuelle Männer einmal mehr zu den erklärten Gegner des NS-Staates.19 Die intensiven polizeilichen Ermittlungen, die gezielte Datensammlung der Polizei, die Fülle der Verhaftungen und Verurteilungen, die nun einsetzten, machten es erstmals möglich, Homosexualität mit erbbiologischen Methoden statistisch zu untersu- chen. Diesen Umstand begriff Theo Lang als einmalige Chance. Er hoffte wis- senschaftlich zum ersten Mal den empirischen Beweis antreten zu können, dass Homosexualität beim Menschen Folge einer Erbkrankheit, d.h. genetisch be- dingt sei. Methodisch stützte sich Lang in seinen Untersuchungen auf das von Ernst Rüdin ausgearbeitete Verfahren der »empirischen Erbprognose«, das jedoch auf- wendige Recherchen und eine große Zahl an Probanden voraussetzte. Er sei, gab er in einem Aufsatz aus dem Jahr 1940 an, zu den Ergebnissen seiner ersten Untersuchungen aufgrund von Material gekommen, das ihm die Münchener Kriminalpolizei 1934 zur Verfügung gestellt habe.20 Der Zugriff auf diese Infor- mationen machte es ihm in einem zweiten Schritt möglich, durch weitere Re- cherchen bei Einwohnermeldeämtern und Kirchengemeinden, Verwandt- schaftsverhältnisse, d.h. Teile des für eine erbbiologische Beweisführung unab- dingbaren »Stammbaums« zu rekonstruieren und statistisch auszuwerten. Dies war um so wichtiger, als ein empirischer Nachweis der Erbbedingtheit der Ho- mosexualität zwar immer wieder versucht worden, aber nur schwer zu erbrin- gen war. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik mussten sich wissen- schaftliche Untersuchungen zur Homosexualität zum Beleg ihrer Theorien stets auf eine begrenzte Zahl von Fallbeispielen oder auf die Angaben weniger Freiwilliger stützen, die zu Aussagen zu dem brisanten Thema bereit waren. Es war mithin erst ein veränderter gesellschaftlicher Umgang mit männlicher Ho- mosexualität, der unbedingte Verfolgungswille der staatlichen Instanzen, der es möglich machte, das Phänomen Homosexualität mit erbbiologischen Untersu- chungsmethoden zu bearbeiten. Längs Idee war im Grunde schlicht, aber sie Heß sich — und das machte sie be- stechend — in eine Forschungsstrategie übersetzen. Er deutete homosexuelle

18 Lang 1940 a: 663-671. 19 Vgl. zum Röhm-Skandal Alexander Zinn 1997; zur Nieden, 2005:147-197. 20 Lang 1940 a: 663-671. 86 Susanne zur Nieden

Betätigung, oder genauer, die Tatsache, dass jemand aufgrund entsprechender Strafrechtsbestimmungen ins Visier von Kriminalpolizei und Justiz geraten war, als eine dem genetischen Geschlecht biologisch entsprechende sexuelle Ausrichtung, d.h. als ein Indiz für eine genetisch weibliche Prägung. Lang wollte also beweisen, dass Männer, die mit Männern sexuell verkehren, von ihren Erbanlagen her — ur- sprünglich weiblich waren. Theoretisch berief sich Lang auf den Genetiker Rich- ard Goldschmidt21, der im Zusammenhang mit genetischen Forschungsfragen in seinen Kreuzungsexperimenten an Motten einen Zusammenhang zwischen menschlicher Homosexualität und »Intersexualität« hergestellt, diese These je- doch 1931 wieder in Frage gestellt hatte.22 Im Rückblick erstaunt es, dass der überzeugte Nationalsozialist ausgerechnet Richard Goldschmidt zum Paten für sein Vorhaben machte. Immerhin hatten die Nationalsozialisten Goldschmidt 1936 auf Grund seiner jüdischen Herkunft ins Exil gezwungen. Und Lang seiner- seits hatte seine antisemitischen Einstellung nie verhehlt. 23 Weder sein Antisemi- tismus noch die von Goldschmidt formulierten Zweifel hinderten Lang daran, dessen alte These, dass Homosexualität beim Menschen eine genetisch bedingte Form von Intersexualität sei, aufzugreifen. Lang stützte sich wohl vor allem des- halb auf Goldschmidts Theorien, weil dieser ein Erklärungsmodell anbot, das Lang selber nicht hätte entwickeln können.24 Von seiner bisherigen wissenschaft- lichen Praxis her war Lang Fachmann für statistische Erhebungen und methodi- sche Fragen der Auswertung der gesammelten Daten. Für ursächliche Erklärun- gen genetischer Vorgänge fehlte ihm jedoch das theoretische Rüstzeug.25 Lang wollte nun Goldschmidts These statistisch überprüfen. Den Nachweis glaubte er erbringen zu können, indem er zeigte, dass es in Familien mit männli- chen Homosexuellen statistisch mehr männliche Geschwister gab als in Fami- lien, in denen keiner der Geschwister aufgrund von Homosexualität auffällig ge- worden war. Einen solchen »Brüderüberschuss« in der Geschwisterreihe der Probanden deutete er als Beleg, dass unter den homosexuellen Männern, etliche von der ursprünglichen Erbanlage weiblich waren, ein genetischer Defekt je- doch zu einer pränatalen Geschlechtsumwandlung gefuhrt habe. Dass es einen Zusammenhang zwischen (männlicher) Homosexualität und weiblichen Erban- lagen geben könne, war den Zeitgenossen durch die populäre Theorie Magnus Hirschfelds vom »Dritten Geschlecht« vertraut.26 Und selbst wenn man Theo

21 Goldschmidt war von 1917 bis 1936 Leiter der Abteilung für Vererbungsforschung und Biolo- gie der Tiere am Kaiser-Wilhelm-Institut fiir Biologie in . Vgl. auch Helga Satzinger »Weimarer Mischung« in diesem Heft. 22 Goldschmidt 1916: 1—14. Zur Relativierung der These vgl. Goldschmidt 1931: 12 u. 432, zu den Forschungen Goldschmidts vgl. Satzinger 2004. 23 Lang 1932, S. 119-126. 24 Vgl. Dietrich 2000: 241. 25 Vgl., ebd., S. 231 f. 26 [Hirschfeld, Magnus]: 1901. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 87

Längs Annahmen in Zweifel zog, das Verfahren der »empirischen Erbdiagnose«, mit der er den wissenschaftlichen Beweis antreten wollte, galt als plausibel.27 Die Unterlagen, die Theo Lang von der Münchener Polizei erhielt, waren erst der Anfang. Durch die Bildung von Sonderdezernaten, sowie die Verschärfung des § 175 StGB im Sommer 1935 stieg die Zahl der Verhaftungen undVerurtei- lungen sprunghaft an. Die Polizeibehörden waren dem Forscher gegenüber aus- nehmend kooperativ. So konnte Lang in den Folgejahren bei seinen Untersu- chungen auf wachsende Datenmengen zurückgreifen. Bei seiner dritten und vierten Auszählung 1936/37 hatte er Zugriff auf die Homosexuellenkartei der Hamburger Kriminalpolizei. Durch die zusätzliche Auswertung des Hamburger Polizeitagebuchs von 1937/38, in das, so berichtet Lang, »jede dauernde und vorläufige Festnahme eingetragen wurde«, trug der Wissenschaftler die beachtli- che Zahl vom immerhin 2.800 Männern zusammen. Bei etwas weniger als zehn Prozent — nämlich 260 Probanden - gelang es, die Geschwisterverhältnisse so vollständig zu rekonstruieren, dass er diese Fälle für seine fünfte Auszählung berücksichtigen konnte.28 Lang ließ keine Chance ungenutzt. Nachdem Oster- reich 1938 dem Deutschen Reich einverleibt worden war, nahm er Kontakt mit den Justizbehörden mehrerer österreichischer Städte auf. Da das österreichische Recht, anders als das deutsche, nicht nur mannmännliche Sexualkontakte, son- dern auch gleichgeschlechtliche Frauenbeziehungen ahndete, hoffte er für seine statistischen Befunde mit männlichen Probanden, eine Kontrollgruppe finden zu können. Er musste allerdings, wie es in einem späteren Bericht heißt, bedauernd feststellen, dass in Folge der erheblich kleineren Zahl überfuhrter Frauen eine statistische Auswertung wenig Sinn mache. Er hoffe nun durch Kontakte zum Deutschen Institut für Psychotherapie und Psychologische Forschung unter Matthias H. Göring, in Berlin weitere Fälle weiblicher Homosexualität ausfindig machen zu können.29 Wie bei solch arbeitsintensiven Bemühungen häufig, bestätigte die statistische Auswertung die Untersuchungsannahme. Im »Fünften Beitrag zur Frage der ge- netischen Bedingtheit der Homosexualität« liest man:

»Bezüglich des wichtigsten Punktes meiner Hypothese, die unter den Geschwister- schaften von männlichen Homosexuellen eine Verschiebung zugunsten der Männer

27 Entsprechend liest man noch 1940 in einem Gutachten, das die Deutsche Forschungsgemein- schaft zu einem Zeitpunkt in Auftrag gab, als Theo Längs Arbeiten längst auf scharfe Kritik ge- stoßen waren, auch wenn einem Längs Versuch, die Goldschmidtsche Theorie der Intersexua- lität auf den Menschen zu übertragen, reichlich phantastisch erscheine, so ließe sich doch nicht leugnen, dass »die statistisch exakt durchgearbeiteten Beobachtungen Längs eine gewissen Be- rechtigung zur Aufstellung seiner Hypothese geben«, Gutachten Prof. Dr. H. Böhm, 14.3.1940, Bundesarchiv Koblenz, Akten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Akte Theo Lang, R 73/ 12576. 28 Lang 1940 a: 664 f. 29 Theo Lang, Bericht über die Intersexualitäts- und Homosexualitätsforschung, 15.1.41, Bundes- archiv Koblenz, Akten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Akte Theo Lang, R 73/12576. 88 Susanne zur Niedert

fordert, bestätigt also das Ergebnis der vorliegenden Arbeit die Befunde meiner frühe- ren Untersuchungen. In jeder untersuchten Materialgruppe fand sich bis jetzt eine deutliche Verschiebung zugunsten der Männer; eine solche muß also als tatsächlich bestehend angesehen werden.«30

Die Homosexualität sei somit »nur ein bestimmter, wenn auch sehr umfang- reicher Spezialfall der Intersexualität«.31

Längs Forschungen im Schussfeld der Kritik

Das Ziel Theo Längs, sich mit seinem Forschungsprojekt wissenschaftlich zu eta- blieren, ging indessen nicht auf. Zwar widmete er seinen Recherchen zur Ho- mosexualität viel Zeit und aufwändige Forschungsarbeiten. Auch publizierte er seit 1936 fast ausschließlich zum Thema Homosexualität. Sein Gehalt erhielt er in den Jahren 1934 bis 1940 jedoch von der Schwäbischen Kreisregierung für seine »Kropf- und Kretinenuntersuchung« im bayerischen Raum.32 Im Rahmen dieser Untersuchungen ging Lang der Frage nach, inwieweit Umweltfaktoren oder »Erbschäden« als Ursachen fiir »Schwachsinn« beziehungsweise einer Nei- gung zum Kropf anzusehen seien.33 Gegenstand seiner 1938 mit großer Verzöge- rung erreichten Habilitation war gleichfalls nicht etwa die genetische Bedingt- heit der Homosexualität, sondern die Kropfforschung.34 Zusätzlich scheiterten seine Versuche, eine Zulassung als Dozent und eine Lehrbefugnis zu erreichen, am Einspruch des Münchner NS-Dozentenbundes. Da man sich hier an seinen fünf Jahre zurückliegenden Parteiaustritt erinnerte, wurde Theo Lang als »poli- tisch unzuverlässig« eingestuft und seiner Karriere ein empfindlicher Schlag ver- setzt.35 Zeitgleich mit diesen ersten politischen Schwierigkeiten, die sich in den Fol- gejahren verstärken sollten, gerieten Längs Arbeiten ins Schussfeuer der wissen- schaftlichen Kritik. Bereits 1937 hatte Johannes Heinrich Schultz, Mitarbeiter

30 Lang 1940 a: 669 f. 31 Langl939: 410. 32 Der offizielle Arbeitgeber Theo Längs war die Regierung des Kreises Schwaben-Neuburg, vgl. Brief (Abschrift) Rüdin, 30.1.1940 an die Regierung des Kreises Schwaben-Neuburg, Histori- sches Archiv des Max-Planck-Instituts, München, Nachlass Rüdin, NLR 2. 33 Vgl. Lebenslauf von Dr. med. habil.Th. Lang, 1939, Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Ge- sellschaft, Berlin Dahlem, Bestand: KGW, Generalverwaltung; Deutsche Forschungsanstalt fiir Psychiatrie, Personalangelegenheiten, I Abt., REP 0001A, Nr. 2457. 34 Lang 1938 a. 35 Brief (Abschrift), Dozentenschaft Universität München, 16.7.38 an das Dekanat der med. Fa- kultät, Bayerisches Staatshauptarchiv, Personalakt Lang, MK 54841; vgl. auch Brief Ernst Rü- din, 25.1.1940, an »Beantwortung des Schreibens des Herrn Dr. Lang vom 12.1.1940 an Herrn Dr. Telschow (...)«,: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin Dahlem, Be- stand: KGW, Generalverwaltung; Dt. Forschungsanstalt für Psychiatrie, Personalangelegenhei- ten, I Abt., REP 0001A, Nr. 2457. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 89

am Deutschen Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie, Be- denken gegen Theo Längs Ergebnisse angemeldet.36 Nun mochte eine Kritik von einem erklärten Anhänger psychotherapeutischer Erklärungsansätze, zumal sie sehr zurückhaltend formuliert war und Schultz die Vorzüge einer statistischen Untersuchung des Phänomens prinzipiell lobte, noch verständlich sein, da sich erbbiologische und psychotherapeutische Ansätze seit ihrer Entstehung bekrieg- ten. Kritisiert wurden Längs Arbeiten jedoch auch von Seiten des Jenaer Psy- chiaters Rudolf Lemke (1906—1957), der Homosexualität und Intersexualität streng trennte und erstere als Folge hormonell bedingter Störungen des Zwi- schenhirnbereichs deutete.37 Noch weitaus grundsätzlicher stellte der Hamburger Psychiater Hans Bürger- Prinz (1897—1976) 1938 erbbiologische Erklärungen in Frage.38 In Abgrenzung von erbbiologischen Erklärungen von Homosexualität, stellte er die soziale Ge- nese homosexuellen Verhaltens und die Gefahr derVerführbarkeit zur Homose- xualität in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. »Alles, was bis heute über Ver- erbung der Homosexualität« gesagt worden sei, so Bürger-Prinz, erscheine ihm »unverbindlich und lediglich statistisch.«39 Homosexualität sei keine »organisch schicksalhafte Notwendigkeit«, sondern eine »Gefahrenzone für die männliche Sexualität«. Eine durch sittliche Normen unbeeinflusste Entwicklung männli- cher Sexualität führe keineswegs notwendig zum natürlich gegebenen Ziel.40 Es sei vielmehr eine Frage der Stilbildung und Charakterformung, »die Mauer zum anderen Geschlecht« zu übersteigen.41 Der Leipziger Psychiater Paul Schröder (1873—1941) schließlich unterstützte Bürger-Prinz und grifFTheo Lang frontal an, indem er dessen Thesen mit denen des verpönten Sexualreformers Magnus Hirschfeld gleichsetzte. Der »ständige Hinweis« darauf, dass »Teile der Homosexuellen >Umwandlungsmännchen<, ge- netische Weibchen«< seien, gebe »letzten Endes nur den unendlich Vielen Nah- rung für die Behauptung bzw. den Glauben, daß sie eine besondere Klasse, ein besonderes Geschlecht unter den Menschen darstellen, daß sie einmal so sind, und nicht anders können«. Ein solcher Zugriff verhindere letztlich, »die Durch- führung staatlicher Maßnahmen sowie ärztlicher und pädagogischer Einwirkun- 42 gen.«HZ Zu Recht hat der Soziologe Peter von Rönn zu den Beiträgen von Bürger- Prinz und Schröder bemerkt, dass hier Elemente einer modernen Vorstellung von Homosexualität entwickelt wurden, die große Affinität zu politischen Kon- zepten aufwies, die zeitgleich von den Instanzen entwickelt wurden, die im

36 Schultz 1937: 575-578. 37 Lemke 1939:1463-1464. 38 Bürger-Prinz 1938:333-336. 39 Bürger-Prinz 1939: 433. 40 Bürger-Prinz 1938: 335. 41 Bürger-Prinz, 1939: 433 u. 435. 42 Schröder 1941:170f. 90 Susanne zur Nieden

NS-Staat mit der Homosexuellenverfolgung betraut waren. Diese neuen, nicht- biologistischen Konzepte waren für die Radikalisierung der Homosexuellen- verfolgung strategisch besser geeignet als die erbbiologischen Erklärungen, die Theo Lang vertrat.43 Der Bedeutungsverlust des erbbiologischen Paradigmas, stand, wie im Folgenden gezeigt wird, in engem Zusammenhang mit der Ausar- beitung des Feindbildes vom homosexuellen Staatsfeind, das mit der Ermor- dung Ernst Röhms für die NS-Verfolgungspolitik relevant wurde. Das Feindbild des homosexuellen Staatsfeindes wurde in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre über Himmlers Machtapparat durch eine Kampagne, die sich an wissenschaftliche Experten, Polizisten und Juristen richtete, popularisiert. Auftakt war eine Geheimrede Heinrich Himmlers vor SS-Gruppenführern am 18. Februar 1937, in der er sich vorrangig mit dem Thema Homosexualität be- schäftigte. Der »nationalsozialistische Männerstaat«, so Himmler, sei im Begriff »sich durch Homosexualität selbst kaputt zu machen.«44 Während er Homose- xuelle einerseits als verweiblicht, feige, weich, lügenhaft und schwatzhaft charak- terisierte, sah er andererseits in einer »übertriebenen Vermännlichung« im Alltag der NS-Männerbünde ein »Saatbeet für Homosexualität«.45 »Das sind Staatsfeinde«, überschrieb kurz darauf programmatisch die SS-Zeit- schrift , einen Leitartikel, der am 4. März 1937 publiziert wurde. Pointiert wurde hier ein Feindbild formuliert, das sich in deutlicher Ab- grenzung zu medizinischen Definitionen auf Erfahrungen der Ermittlungen von Kriminalpolizei und der Geheimen Staatspolizei stützte.46 »Mitten in einer Zeit«, hieß es hier mit Rekurs auf die angeblichen Putschpläne Röhms, »in der noch alle Welt geneigt war, die Homosexualität als ein >medizinisches< Problem anzusehen und entsprechend vorsichtig anzufassen, entpuppte es sich selbst als ein politisches Problem, das imstande gewesen wäre, den Zusammenbruch eines schwachen Staatswesens herbeizuführen.« Homosexualität habe sich zu einer »Seuche in ihrer gefährlichsten Erscheinungsform« entwickelt, deren Bekämp- fung man »angepackt« habe, »zunächst ohne Rücksicht auf das Für und Wider der Gelehrten, die sich die Köpfe über das >Wesen< der Seuche zerbrachen.« In scharfer Abgrenzung von erbbiologischen Theorien hieß es dann, die »polizeili- chen Feststellungen« hätten ergeben, dass die »Zahl der >anomal Veranlagtem in der »Gesamtheit der behandelten Fälle [...] überhaupt keine Rolle« spiele. »Von Hundert Homosexuellen gehören noch nicht zwei zu jener Sorte, mit der sich die zünftige Wissenschaft bisher ausschließlich beschäftigt hat.« Nicht als »medi- zinisches«, sondern als »politisches Problem« wollte man die Homosexualität ver- standen wissen: »Nicht >arme kranke Menschern sind zu >behandeln<«, so die Quintessenz der Verfolger, »sondern Staatsfeinde sind auszumerzen!« »Homose-

43 von Rönn 1998:99-129; von Rönn, 1998 a: S. 220-260 44 Himmler 1937 zit. n. Smith 1974: 94. 45 Ebd., S. 103. 46 von Rönn, 1998: 119. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 91 xualität — keine Erbkrankheit«, lautete die Überschrift einer Informationsschrift, in der das Rassenpolitische Amt der NSDAP im Juni 1938 den Inhalt der Himmlerschen Rede und der Kampagne des Schwarzen Korps noch einmal zu- spitzte. Nicht Vererbung, sondern die Agitation der Verbände der Homosexuel- lenbewegung habe zur Verbreitung des Phänomens geführt.47 Seit 1937 wurde somit eine neue Generallinie des NS-Staats zum Umgang mit der Homosexuellenfrage entwickelt, in deren Mittelpunkt die Vorstellung stand, dass Homosexualität nicht primär erbbedingt, sondern eine durch Ver- führung erworbene Krankheit sei, die sich seuchenartig verbreiten könne. Das Seuchenszenario rechtfertigte den Zugriff der Polizei, die als »Arzt am Volkskör- per« Ansteckung verhindern und den Krankheitsherd eliminieren sollte.48 In der Folgezeit versuchten Funktionäre der NS-Administration, unterschied- liche Berufsgruppen, die mit dem »Homosexuellenproblem« befasst waren, mit der veränderten Konzeption von Homosexualität vertraut zu machen. Neben Himmlers Rede vor SS-Gruppenführern ist hier z.B. der Vortrag, den Herbert Linden49 im Oktober 1938 im Rahmen einer Fortbildungswoche des Reichs- justizministeriums hielt, zu nennen, in dem er ausfuhrlich über die Bekämpfung von Homosexualität referierte.50 Linden, der als Ministerialrat in der Gesund- heitsabteilung des Reichsministeriums des Inneren eine strategisch wichtige Funktion in der NS-Administration innehatte, griff namentlich Theo Längs For- schungen massiv an. Linden kritisierte das Vorgehen Längs, die statistischen Be- funde seien nicht so eindeutig, dass sie derart weitreichende Schlussfolgerungen rechtfertigen würden. »Ein Beweis, daß Homosexualität erblich und damit schicksalsbedingt sei, ist damit nicht erbracht.«51 Seine Kritik hatte politisches Gewicht und war zugleich eine wissenschaftspolitische Intervention, da sein Vor- trag als Aufsatz in der Ausgabe der »Allgemeinen Zeitschrift für Psychiatrie und ihre Grenzgebiete« publiziert wurde, die zugleich die Festschrift zum sechzigsten Geburtstag von Ernst Rüdin war. Homosexualität könne nicht an äußeren Merkmalen wie etwa Feminisierung festgemacht werden. Sie müsse vielmehr wie jede andere Art von »Psychopathie« behandelt werden. Nicht anders wie bei anderen Sexualverbrechen sei deshalb »die Kastration im Kampf gegen Homo- sexualität das souveräne Mittel.«52

47 Informationsdienst, Rassenpolitisches Amt der NSDAP, Reichsleitung, 20. Juni 1938, Bundesar- chiv Berlin; NSD 17, Nr. 12. 48 Vgl. von Rönn 1998:127. 49 In seiner Funktion als Ministerialrat im Reichsministerium des Inneren war Herbert Linden an den Ausarbeitungen zur NS-Rassenpolitik beteiligt, vgl. hierzu Arthur Gütt/Herbert Linden/ Franz Maßfeller, Blutschutz- und Ehegesundheitsgesetz. Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre und Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes nebst Durchfuhrungsverordnungen sowie einschlägigen Bestimmungen, München 1936. 50 Linden 1939: 405. 51 Ebd., S. 412. 52 Ebd. S. 412 f. 92 Susanne zur Nieden

Das berufliche Scheitern Theo Längs

Tatsächlich weist vieles daraufhin, dass man an Längs Forschungen zunehmend weniger Interesse hatte. Auch unter den Mitarbeitern der Deutschen For- schungsanstalt hatte Lang immer mehr Gegner. Er beklagte sich, dass seine For- schungen zur Homosexualität behindert würden und reichte in diesem Zusam- menhang ab 1938 wiederholt Beschwerden bei Ernst Rüdin ein.53 Seine Aus- sichten, sich beruflich fest etablieren zu können, schwanden. Bereits einige Tage vor Kriegsausbruch wurde Lang als Reserveoffizier eingezogen. Zudem kün- digte der Kreis Schwaben im Herbst 1939 zum April 1940 die Projektstelle, die man seit 1926 finanziert hatte. Lang war damit nach fast fünfzehnjähriger fort- laufender Anstellung als wissenschaftlicher Assistent existenziell bedroht. Wie häufig eskalierte der schwelende Konflikt in einer vergleichsweise unbe- deutenden Situation. In einem Streit um Projektabrechnungen wurde Lang ge- genüber Rüdin derart ausfallend, dass dieser ihm Hausverbot erteilte und eine weitere Zusammenarbeit mit Lang ablehnte.54 Zeitgleich mit dem eskalierenden Konflikt zwischen Rüdin und Lang war es im Verlauf des Jahres 1939 zu einer folgenreichen Veränderung in der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie gekommen. Auf der Suche nach Geldgebern für die kostenintensiven erbbiolo- gischen Forschungsvorhaben hatte Rüdin im Sommer 1939 Kontakte mit der SS-eigenen Stiftung aufgenommen, um feste jährliche finanzielle Zu- wendungen zu erreichen und sich im Gegenzug zu einer umfangreichen Zu- sammenarbeit bereit erklärt.55 Vertreter des SS-Ahnenerbes hatten daher ab Herbst 1939 eine gewichtige Stimme im Stiftungsrat der Forschungsanstalt.56 In der Folgezeit stellte sich heraus, dass die neuen Geldgeber an Theo Längs For- schungen zum Thema Homosexualität kein Interesse hatten. Ende Mai 1940 beschäftigte sich ein Ausschuss des neu zusammengesetzten Stiftungsrats der Deutschen Forschungsanstalt mit der »Angelegenheit Lang« und kam zu dem Ergebnis, dass Lang seine Forschungsarbeiten nicht fortsetzen solle.57 Stattdessen wurde ein Stipendiat des SS-Ahnenerbes, mit weiteren Forschungen zur Ho-

53 Vgl. Eingaben Theo Längs Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin Dahlem, Bestand: KGW, Generalverwaltung; Dt. Forschungsanstalt für Psychiatrie, Personalangelegen- heiten, I Abt., REP 0001A, Nr. 2457. 54 Vgl. Brief Ernst Rüdin, 25.1.1940, an »Beantwortung des Schreibens des Herrn Dr. Lang vom 12.1.1940 an Herrn Dr.Telschow (...)«, in: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin Dahlem, Bestand: KGW, Generalverwaltung; Dt. Forschungsanstalt für Psychiatrie, Perso- nalangelegenheiten, Beschwerde Dr. Lang, 17.1.1939 bis 22.4.1942 I Abt. REP 0001A, Nr. 2457, S. 8. Detaillierter werden die folgenden Konflikte dargestellt in: zur Nieden: 2005 a: 32-37. 55 Vgl. Weber, Ernst Rüdin, S. 259. 56 Ebd., S. 261 f. 57 Vgl. Niederschrift der Sitzung des Stiftungsrats der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie vom 17.5.40, in: Historisches Archiv des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, München, GDA 858. Vgl. auch Aktennotiz, Telschow, Besprechung vom 31.5.40, Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin Dahlem, Bestand: KGW, Generalverwaltung; Dt. Forschungs- anstalt für Psychiatrie, Personalangelegenheiten, I Abt., REP 0001A, Nr. 2457. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 93 mosexualität betraut.58 Prinzipiell räumte man somit von Seiten des SS-Ahnen- erbes der Erforschung des Themas Homosexualität zwar durchaus Bedeutung ein. Den Thesen Längs unterstellte man jedoch politische Sprengkraft und suchte sie zu unterbinden. So erging eine Aufforderung an das Reichsministe- rium des Inneren, die wissenschaftlichen Arbeiten Theo Längs zu überprüfen.59 Das Innenministerium betraute das Statistische Reichsamt mit dieser Aufgabe. Die Prüfer kamen, was bei solch einem politisch motivierten Vorgang wenig er- staunlich war, zu dem Ergebnis, dass Längs Methoden bei der Auszählung des Geschlechterverhältnisses nicht korrekt gewesen seien. Sie stellten damit seine gesamte Beweisführung in Frage.60 Darüber hinaus wurde der Mediziner Otto Wuth (1885—1946), der für die Heeres-Sanitätsinspektion arbeitete, mit einer weiteren Uberprüfung der Untersuchungen Längs beauftragt. Im Juli 1940 er- stattete er seiner vorgesetzten Behörde über diesen Vorgang Bericht. Eine nach der Methode von Lang durchgeführte Untersuchung, so Wuth, habe dessen Er- gebnisse nicht bestätigt. Für die Nachkriegzeit kündigte er weitere Untersu- chungen an, die zur »endgültigen Klärung der Frage« fuhren sollten.«61

Längs Weg zum Renegaten

Theo Lang seinerseits zog im Verlauf seiner Publikation zunehmend politisch nonkonformistische Folgerungen aus seinen Forschungsergebnissen. In seinem Aufsatz »Ergebnisse neuer Untersuchungen zum Problem der Homosexualität«, der in der Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform 1939 veröffent- licht wurde62, warf Lang »die Frage nach der zweckentsprechendsten allgemein menschlichen, polizeilichen und richterlichen Behandlung der Homosexuellen« auf. Es sei, so Lang, »natürlich jeder Rat und jede Maßnahme falsch, die direkt oder indirekt echte Homosexuelle zum normalen Verkehr oder zur Ehe treibt, da nun die große Gefahr besteht, daß sich dann der, sagen wir, primitiv ausge- drückt, unausgeglichene Chromosomensatz der Homosexuellen weiterver- erbt«.63 Auch mit der Drohung der »Unfruchtbarmachung« sei nichts erreicht, weil sich Homosexuelle, derart unter Druck gesetzt, möglicherweise zu Ehe-

58 Heinz Riedel, Stipendiat des SS-Ahnenerbes und Mitglied der SS sollte jedoch seine Studie über homosexuelle Zwillinge, die er 1940 begann, jedoch nie abschließen, weil er noch im sel- ben Jahr eingezogen wurde, vgl. hierzu SS-Oberfiihrer und Amtschef Wüst im Pers. Stabe RF-SS., Jahresbericht 1941/42 sowie Jahresbericht 1942/43 über die Arbeit der SS-Stipendia- ten Riedel, Hell, Schroeter, Historisches Archiv des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Mün- chen, GDA 11. 59 Vgl. Schoppmann 1993:135 f. 60 Vgl. ebd., S. 136. 61 Vgl. ebd. 62 Lang 1939 a: 411-413. 63 Ebd., S. 411. 94 Susanne zur Nieden

Schließungen entschließen könnten. »Man muß damit rechnen«, schrieb Lang, »daß sich im gleichen Sinne eine starke Strafverfolgung auswirkt.«64 Es ergebe sich daher die Notwendigkeit zu prüfen, ob die bisherige polizeiliche und rich- terliche Behandlung Homosexueller in vollem Maße gerechtfertigt sei oder ob man hierdurch nicht eben genau das Gegenteil von dem erreiche, was beabsich- tigt gewesen sei.65 Eine solche Äußerung fiel vollständig aus dem Rahmen der Norm.66 Lang brach somit in einem politischen Klima, das von einem unbe- dingten Verfolgungswillen gegenüber Homosexuellen geprägt war, eine unge- wöhnlich eindeutige Lanze für Männer, denen Vergehen gegen den § 175 StGB vorgeworfen wurde. Offenbar infolge seiner zunehmend kritischen Positionen geriet Lang 1939 schließlich ins Visier der .67 1941 beantragte Lang bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine Forschungsreise für Kretinismusforschung nach Südtirol.68 Dort entschloss er sich, in die Schweiz ins Exil zu gehen. In der neu- tralen Schweiz gelang es ihm, als Emigrant anerkannt zu werden. Im Januar 1942 nahm er Kontakt mit dem amerikanischen Geheimdienst auf und machte um- fassende Aussagen zu den Ermordungen von Kranken in Psychiatrischen Klini- ken.69 Seine Aufzeichnungen bilden die Grundlage seiner Aussage vom 2. Januar 1942, in der er eine Reihe von Verantwortlichen namentlich benannte, über ein- zelne Krankenhäuser berichtete, die Verfahren schilderte und Zahlen der Ermor- deten angab. 1945 war er einer der wenigen deutschen Wissenschaftler, der seine ehemaligen Kollegen, allen voran seinen ehemaligen Vorgesetzten Ernst Rüdin, vor dem Alliierten Gerichtshof in Nürnberg schwer belastete.70 Jene Verbrechen, die Lang bezeugte, führten jedoch keineswegs zu einem prinzipiellen Gesinnungswandel. Lang blieb Rassist, Antisemit und überzeugter Anhänger rassenhygienischer Konzepte. Ein Beleg dafür ist ein Forschungspro- jekt, das er in der Schweiz initiierte und für das er einige Monate von der »Ju- lius-Klaus-Stiftung« gefordert wurde. Das Ziel dieser Untersuchung mit jüdi- schen Flüchtlingen war es herauszufinden, ob die Vertreibungspolitik zu einer Art positiven Ausleseprozess (»survival of the fittest«) geführt habe.71

64 Ebd., S. 412. 65 Ebd. 66 Ebd., S. 411. 67 Laut Auszug aus einer politischen Leumundsanfrage des Arbeitsamtes München vom 18.7.1940 besteht zu diesem Zeitpunkt ein Sonderakt der Gestapo, Münchener Polizeipräsidium, Krimi- naluntersuchungsabteilung, Abschrift Aktenauskunft vom 17.3.47, Staatsarchiv München, Akten der Spruchkammer II München, Akte Theo Lang, Karton 1009. Der Gestapo-Akt ist nicht überliefert. 68 Vgl. Bundesarchiv Berlin, Parteikorrespondenz NSDAP, Akt Theobald Lang. 69 Vgl. Dietrich 2000:240. 70 Vgl. Längs Stellungnahme im Nürnberger Ärzteprozess, >Report on Sterilization in and Occupied Countries<, in: Dömer 2000: 3/05860/05865. 71 Vgl. Bayerisches Staatshauptarchiv, Personalakt Lang MK 54841. Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich 95

Im Sommer 1946 kehrte Theo Lang nach Deutschland zurück und hoffte, nicht zuletzt auf Grund seines Status als politischer Emigrant, beruflich schnell wieder Fuß fassen zu können und seine Forschungen zur Homosexualität fort- setzen zu können. Er sei, gab er in dem für die Entnazifizierung obligatorischen Fragebogen an, »aus Opposition gegen die nationalsoz. Methoden« in die Schweiz emigriert.72 Im Zusammenhang mit seinem Spruchkammerverfahren gab er im November 1946 mit Verweis auf seine Aufsätze an, er habe ab 1938 »mündlich und schriftlich« beim gegen die »damals einsetzende Ausrottungspolitik« Homosexuellen gegenüber protestiert, da er diese »auch vom eugenischen Standpunkt aus für bedenklich« gehalten habe.73 Indem Theo Lang sich bei seiner Rückkehr nach Deutschland 1946 zum Geg- ner der NS-Rassenpolitik und zum Verfolgten des NS-Regimes stilisierte, ver- suchte er sein frühes Engagement für die NS-Bewegung zu vertuschen. Sein Bemühen, als »Opfer des Faschismus« anerkannt zu werden, schlug jedoch fehl. Erst im September 1949 konnte Lang nach mehreren Spruchkammerverfahren seine Entnazifizierung erreichen.74 Auch seine Versuche, erneut an der Deut- schen Forschungsanstalt für Psychiatrie eingestellt zu werden, blieben erfolglos. Theo Lang sollte in der Wissenschaft nicht wieder Fuß fassen. •

Der Werdegang Theo Längs von einem Nationalsozialisten der ersten Stunde zu einem Kritiker der nationalsozialistischen Verfolgung Homosexueller, der bereit war, die Mitwirkung führender Vertreter der Psychiatrie an den Krankenmor- den aufzudecken, ist zweifellos ungewöhnlich. Seine Geschichte ist aber den- noch symptomatisch für eine grundlegendere Tendenz. Tatsächlich lässt sich nämlich eine geradlinige logische Beziehung zwischen erbbiologischen und rassenhygienischen Konzepten und der Verfolgung Homosexueller nicht so herstellen, wie es in der Forschungsliteratur zum Thema allzu oft geschieht. Am Beispiel des beruflichen Scheiterns Theo Längs kann man vielmehr eine in ge- wisser Weise paradoxe Bewegung nachzeichnen: Auf der einen Seite war die staatliche Verfolgung homosexueller Männer die Voraussetzung, die das Vorha- ben des ehrgeizigen Forschers überhaupt möglich machte. Auf der anderen Seite kollidierte die wissenschaftlich erfolgreiche Durchführung des Projekts letztlich mit eben jenen Bedingungen, denen es sich verdankte. Vor dem Hin- tergrund der politischen Aufladung des Homosexuellenproblems, in deren Mit- telpunkt die Konstruktion des Homosexuellen als Staatsfeind stand, wurde das

72 Frageblatt 10.8.46, Staatsarchiv München, Akten der Spruchkammer II München, Akte Theo Lang, Karton 1009. 73 Brief, 1.11.1946 an den Vorsitzenden der Spruchkammer I Augsburg, Staatsarchiv München, Akten der Spruchkammer II München, Akte Theo Lang, Karton 1009. 74 Vgl. Staatsarchiv München, Akten der Spruchkammer II München, Akte Theo Lang, Karton 1009. 96 Susanne zur Nieden erbbiologische Paradigma relativiert und die wissenschaftliche Definitions- macht in Frage gestellt. Der empirische Nachweis, dass Homosexualität erblich bedingt war, war nämlich geeignet, die polizeiliche Verfolgung und juristische Bestrafung homosexueller Verfehlungen fragwürdig erscheinen zu lassen. Ob- wohl die Erbpsychiatrie mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten einen enormen Auftrieb erhielt und erbbiologische Konzepte in nationalsozialistische »Rassenpolitik« übersetzt wurden, verloren erbbiologische Erklärungsmuster für Homosexualität ausgerechnet im Verlauf der NS-Zeit nicht nur in der Wis- senschaft, sondern auch für die politischen Entscheidungsträger an Bedeutung.

Literatur

Anonym, (1937): Das sind Staatsfeinde. In: Das Schwarze Korps, 4.3.1937, S. 1 Bürger-Prinz, Hans (1938): Betrachtungen über einen Homosexuellenprozeß. In: Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform, H. 29,1938, S. 333—336 Ders. (1939): Gedanken zum Problem der Homosexualität. In: Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform, H. 30,1939, S. 430-438, S. 433 Dietrich, Michael R. (2000): Of Moths and Men.Theo Lang and the Persistence of Richard Gold- schmidt's Theory of Homosexuality, 1916-1960. In: History and Philosophie of Live Sciences, Nr. 22, S. 219-247 Dörner, Klaus (Hrsg.) (2000): Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Ver- teidigungsmaterial. Quellen- und Umfeld. Mikrofiche-Edition. München Dupont, Marc (1996): Sexualwissenschaft im »Dritten Reich«. Eine Inhaltsanalyse medizinischer Zeit- schriften. Frankfurt am Main Fout.John C. (1992): Sexual Politics in Wilhelmine Germany.The Male Gender Crises, Moral pu- rity, and Homophobia. In: Journal of the History of Sexuality,Vol. 2, No. 3, S. 388-421 Goldschmidt, Richard (1916): Die biologischen Grundlagen der konträren Sexualität und des Hermaphrodismus beim Menschen. In: Archiv für Rassen und Gesellschaftsbiologie, Nr. 12, S. 1-14 Ders. (1931): Die sexuellen Zwischenstufen. Berlin Gütt, Arthur/Ernst Rüdin/Falk Ruttke (1936): Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 nebst Ausführungsverordnungen. München [Hirschfeld, Magnus] (1901): Was soll das Volk vom dritten Geschlecht wissen? Eine Aufklärungs- schrift über gleichgeschlechtlich (homosexuell) empfindende Menschen, Leipzig Lang,Theo (1930): Der Nationalsozialistische Arztebund. In: Nationalsozialistische Monatshefte, H. 1, S. 38-39 Ders. (1930 a): Der Nationalsozialismus als politischer Ausdruck unserer biologischen Kenntnis. In: Nationalsozialistische Monatshefte, H. 9, S. 393-397. Ders. (1932): Die Belastung des Judentums mit Geistig-Auffälligen, in: Nationalsozialistische Monats- hefte,}!. 2, S. 119-126 Ders. (1936): Beitrag zur Frage nach der genetischen Bedingtheit der Homosexualität. In: Zeit- schriftfür die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 155, S. 702-713 Ders. (1937): Weiterer Beitrag zur Frage nach der genetischen Bedingtheit der Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 157,1937, S. 557-574 Ders. (1938): Kurze methodologische Bemerkung zu meinen Arbeiten über die genetische Bedingt- heit der Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 160, S. 804—809 Theo Langs Forschungen zur Homosexualität im »Dritten Reich« 91

Ders. (1938 a): Ergebnisse einer siebten Messungsserie zur Frage des Zusammenhangs Radioaktivität und Kropf. Würzburg Ders. (1938 b): Dritter Beitrag zur Frage nach der genetischen Bedingtheit der Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 162, S. 627-645 Ders. (1939):Vierter Beitrag zur Frage nach der genetischen Bedingtheit der Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 166,1939, S. 255-270 Ders. (1939 a): Ergebnisse neuer Untersuchungen zum Problem der Homosexualität. In: Monats- schrift für Kriminalbiologie, H. 30, S. 401-413 Ders., (1940): Weitere methodologische Bemerkung zu meinen Arbeiten über die genetische Be- dingtheit der Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 169, S. 564-575 Ders. (1940 a): Fünfter Beitrag zur Frage nach der genetischen Bedingtheit der Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, Nr. 170, 1940 a, S. 663-671 Ders. (1941): Erbbiologische Untersuchungen über die Entstehung der Homosexualität. In: Mün- chener Medizinische Wochenschrift, H. 88, S. 961-965 Ders. (1941 a): Untersuchungen männlichen Homosexuellen und deren Sippschaften mit beson- derer Berücksichtigung der Frage des Zusammenhangs zwischen Homosexualität und Psy- chose. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 171, S. 651-679 Ders. (1941 b): Bemerkungen zu dem Aufsatz »Homosexualität« von Prof. Dr. med. Paul Schröder. In: Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform, H. 32, S. 162—168 Lemke, Rudolf (1939): Uber Homosexualität und ihre forensische Beurteilung. In: Münchener Me- dizinische Wochenschrift, H. 86, S. 1463-1464 Linden, Herbert (1939): Bekämpfung der Sittlichkeitsverbrecher mit ärztlichen Mitteln. In: Allge- meine Zeitschrift für Psychiatrie und ihre Grenzgebiete, H. 112, S. 405—423 Mildenberger, Florian (2002): »... in der Richtung der Homosexualität verdorben«. Psychiater, Kriminal- psychologen und Gerichtsmediziner über männliche Homosexualität 1850-1910. Hamburg Nieden, Susanne zur (2005): Aufstieg und Fall des virilen Männerhelden. Der Skandal um Ernst Röhm und seine Ermordung , in: Dies. (Hrsg.), Homosexualität und Staatsräson. Männlichkeit, Ho- mophobie und Politik in Deutschland 1900-1945. Frankfurt, S. 147-192 Nieden, Susanne zur (2005 a): Erbbiologische Forschungen zur Homosexualität an der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie während der Jahre des Nationalsozialismus - Zur Geschichte von Theo Lang, Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., Präsidenten- kommission »Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus« (Hrsg.): Er- gebnisse 25, Berlin Roelcke,Volker (2003): Programm und Praxis der psychiatrischen Genetik an der Deutschen For- schungsanstalt fiir Psychiatrie in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. In: Hans- Walter Schmuhl (Hrsg.): Rassenforschung an den Kaiser-Wilhelm-Instituten vor und nach 1933. Göt- tingen, S. 38-67 Rönn, Peter von (1998): Politische und psychiatrische Homosexualitätskonstruktion im NS-Staat (Teil 1). In: Zeitschrift für Sexualforschung, H. 2, S. 99-129 Ders., (1998 a): Politische und psychiatrische Homosexualitätskonstruktion im NS-Staat (Teil 2). In: Zeitschrift für Sexualforschung, H. 3, S. 220-260 Rüdin, Ernst (1904): Zur Rolle der Homosexuellen im Lebensprozeß der Rasse. In: Archiv für Ras- sen- und Gesellschaftsbiologie, Nr. 1,1904, S. 99-109. Satzinger, Helga (2004): Rasse, Gene, Geschlecht. Zur Konstitution zentraler biologischer Begriffe bei Richard Goldschmidt und Fritz Lenz, 1916-1936, Forschungsprogramm »Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus« (Hrsg.): Ergebnisse, Nr. 15 Susanne zur Niedert

Schmuhl, Hans-Walter (2005), Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927-1945. Göttingen Schoppmann, Claudia (1991): Nationalsozialistische Sexualpolitik und weibliche Homosexualität. Pfaf- fenweiler Schröder, Paul (1940): Homosexualität, in: Monatsschrift fur Kriminalbiologie und Strafrechtsre- form, H. 31, S. 221-234 Ders., (1941): Nochmals: Homosexualität, in: Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform, H. 32, S. 168-171 Schultz, Johannes Heinrich (1937): Bemerkungen zu der Arbeit von Theo Lang über die geneti- sche Bedingtheit von Homosexualität. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, H. 157, S. 575-578 Smith, Bradley F. (Hrsg.) (1974): . Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Anspra- chen, Frankfurt am Main Weber, Matthias M. (1993): Ernst Rüdin. Eine kritische Biographie, Berlin/Heidelberg. S. 58 Zinn, Alexander (1997): Die soziale Konstruktion des homosexuellen Nationalsozialisten. Zu Genese und Etablierung eines Stereotyps. Frankfurt am Main/Berlin