Köln, 4.5.2015

Tourismusstudie FOC

Tourism Study FOC Wittenburg

Köln, 4.5.2015 Tourismusstudie FOC Wittenburg

Tourism Study FOC Wittenburg

Bearbeitung: Jan-F. Kobernuß, Christoph Schrahe, Julia Baltin

© ift Freizeit-und Tourismusberatung GmbH Goltsteinstraße 87a 50968 Köln Tel: 0221 – 98549501 Fax: 0221 – 98549550 [email protected] www.ift-consulting.de

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Inhaltsverzeichnis

Seite

Inhaltsverzeichnis 3

Tabellenverzeichnis 8

Abbildungsverzeichnis 10

1. Management Summary 11

2. Zusammenfassung der Ergebnisse und Fazit 16

3. Einführung 22 3.1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung 22 3.2 Methodik 24

4. Beschreibung des Vorhabens „Wittenburg Village“ 25

5. Tourismusbezogene Analyse des Mikrostandortes 28 5.1 Standortcharakter 28 5.2 Überregionale Verkehrsanbindung und Erschließung 29 5.3 Sichtbarkeit 30 5.4 Bestand an touristischer Infrastruktur 31 5.5 Frequenzen 32 5.6 Umfeldbeziehungen 33 5.7 Fazit zum Standort 33

6. Tourismus in Wittenburg und Westmecklenburg 34 6.1 Die touristische Infrastruktur in Wittenburg und Umgebung 34 6.1.1 Beherbergungsangebot 34 6.1.2 Touristische Attraktionen 37 6.1.3 Erlebniseinkauf/Smart-Shopping 37 6.1.4 Zusammenfassung und Fazit zum touristischen Angebot 38 6.2 Bewertung des touristischen Angebots durch Gäste und Experten 39

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6.2.1 Besucherbefragungen Alpincenter Hamburg-Wittenburg 39 6.2.2 Gästebefragung Biosphärenreservat Schaalsee 40 6.2.3 Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus und Trust You Gästezufriedenheitsanalyse 41 6.2.4 ILEK Landkreis - 42 6.2.5 Ergebnisse der Expertengespräche 43 6.2.6 Fazit zur Bewertung durch Gäste und Experten 43 6.3 Touristische Vermarktung 44 6.4 Die touristische Nachfrage in Wittenburg und Umgebung 46 6.4.1 Übernachtungen 46 6.4.1.1 Saisonalität der Nachfrage 49 6.4.1.2 Herkunft der Gäste 51 6.4.1.3 Zielgruppen 53 6.4.2 Tagesbesuche 54 6.4.3 Fazit zur touristischen Nachfrage 55 6.5 Der Tourismus als Wirtschaftsfaktor in der Region 56 6.5.1 Das Ausgabeverhalten touristischer Zielgruppen 56 6.5.1.1 Übernachtungsgäste 56 6.5.1.2 Tagesbesucher 57 6.5.2 Tourismusinduzierte Umsätze und Einkommen 58 6.5.3 Fazit zur touristischen Wertschöpfung 59 6.6 Tourismuspolitische Zielsetzungen 60 6.6.1 Land Mecklenburg Vorpommern 60 6.6.2 Reisegebiet Westmecklenburg 62 6.6.3 Landkreis Ludwigslust-Parchim 62 6.6.4 Stadt Wittenburg 63 6.6.5 Fazit zu den tourismuspolitischen Zielsetzungen 63

7. Marktumfeld 64 7.1 Allgemeine Daten zum Reiseverhalten 64 7.1.1 Merkmale des Tagesreiseverkehrs 64 7.1.2 Merkmale von Kurzurlauben 66 7.2 Relevante Trends 68

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7.2.1 Allgemeine gesellschaftliche Trends 68 7.2.2 Trends in Freizeit und Tourismus 69 7.2.2.1 Trends im deutschen Urlaubsreisemarkt bis 2020 69 7.2.2.2 Trends im Shopping-Tourismus 70 7.2.2.3 Trends im Ferienwohnungsmarkt 71 7.2.3 Trends im Konsumverhalten 74 7.3 Eigenschaften der Kunden von Outlet-Centern 76 7.3.1 Kopplungsaktivitäten von Outlet-Besuchern 76 7.3.2 Aufenthaltsdauer 78 7.3.3 Saisonalität 79 7.4 Benchmarking Erlebniseinkauf in Tourismusregionen 80 7.4.1 Designer Outlet Soltau 81 7.4.2 Designer Outlet Neumünster 86 7.4.3 Wertheim Village 89 7.4.4 Ingolstadt Village Designer Outlet 93 7.5 Fazit zur Betrachtung des Marktumfelds 96

8. Mögliche touristische Synergien und Effekte eines Outlet Centers 98 8.1 Grundsätzlich mögliche Effekte der Ansiedlung eines Outlet Centers 98 8.2 Differenzierte Betrachtung möglicher Zielgruppen 100 8.3 Bewertung von Einflussfaktoren der Kopplungsintensität 102 8.3.1 Der Faktor Distanz 102 8.3.2 Der Faktor Zeit 103 8.3.3 Der Faktor Zielgruppen 104 8.4 Fazit zu den touristischen Synergien und Effekten 106

9. Strategien zur Sicherung touristischer Effekte des Wittenburg Village 107

10. Maßnahmen und Empfehlungen 109 10.1 Wittenburg Village als Präsentationsplattform 109 10.2 Wittenburg Village als Partner für Städte im Umfeld 111 10.3 Wittenburg Village als Partner für das Gastgewerbe 112 10.4 Wittenburg Village als Partner für Biosphärenreservat Schaalsee 114 10.5 Wittenburg Village als Partner für Alpincenter 115

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11. Regionalökonomische Potenziale des Wittenburg Village 116 11.1 Darstellung der Planungskennzahlen 116 11.1.1 Volumenkennziffern 116 11.1.2 Besuchszahl, Zielgruppenstruktur und Umsatzvolumen 117 11.2 Grundlagen regionalwirtschaftlicher Analysen 118 11.2.1 Das System regionalwirtschaftlicher Effekte 118 11.2.2 Definitionen 119 11.2.2.1 Produktionseffekte 119 11.2.2.2 Wertschöpfung 120 11.2.2.3 Beschäftigungseffekte 121 11.3 Grundlegende Kennziffern für die Bemessung der regionalwirtschaftlichen Effekte des Wittenburg Village 122 11.3.1 Abgrenzung der berücksichtigten Primärimpulse 122 11.3.2 Vorleistungsbezug des Wittenburg Village 123 11.3.2.1 Vorleistungsbezug in der Planungs- und Bauphase 123 11.3.2.2 Vorleistungsbezug in der Betriebsphase 124 11.3.2.3 Personalaufwand in der Betriebsphase 127 11.3.3 Ausgaben der Besucher außerhalb des Wittenburg Village 128 11.4 Regionalökonomische Effekte des Wittenburg Village 131 11.4.1 Effekte durch den Bau des Wittenburg Village 131 11.4.1.1 Effekte durch Aufträge an örtliche Unternehmen 131 11.4.1.2 Temporäre Effekte auf den Arbeitsmarkt 133 11.4.1.3 Fiskalische Effekte während der Bauphase 134 11.4.2 Regionalökonomische Effekte durch den Betrieb des Wittenburg Village 136 11.4.2.1 Effekte durch den Vorleistungsbezug des Outlet Centers 136 11.4.2.2 Effekte durch Vorleistungsbezug Hotelerweiterung, Feriendorf und Schwimmbad 137 11.4.2.3 Effekte durch Personalausgaben des Wittenburg Village 137 11.4.2.4 Effekte durch Besucherausgaben 139 11.4.2.5 Zusammenfassung der monetären Effekte durch den Betrieb des Wittenburg Village 140 11.4.2.6 Arbeitsmarkteffekte durch den Betrieb des Wittenburg Village 141 11.4.2.7 Fiskalische Effekte durch den Betrieb des Wittenburg Village 143

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12. Anhang 145

13. Rechtliche Hinweise 148

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Tabellenverzeichnis

Seite Tabelle 1: Fahrzeiten und Distanzen zum Wittenburg Village 29 Tabelle 2: Entwicklung der Anzahl der Betten in meldepflichtigen Betrieben 35 Tabelle 3: Hotelbetriebe ab 4**** im näheren Umfeld (max. ca. 30 Minuten Fahrtzeit) 36 Tabelle 4: Erlebnisbäder im erweiterten Umfeld von Wittenburg 37 Tabelle 5: Ankünfte und Übernachtungen in meldepflichtigen Betrieben > 9 Betten 46 Tabelle 6: Saisonalität des Alpincenters 51 Tabelle 7: Ausgaben durch Übernachtungsgäste in Euro 56 Tabelle 8: Struktur der Ausgaben übernachtender Gäste nach Reisegebieten 2009 57 Tabelle 9: Ausgaben von Tagesreisenden 2013 58 Tabelle 10: Gesellschaftliche Trends mit Auswirkung auf den Tourismus 68 Tabelle 11: Datenblatt Designer Outlet Soltau 81 Tabelle 12: Datenblatt Designer Outlet Neumünster 86 Tabelle 13: Datenblatt Wertheim Village Designer Outlet 89 Tabelle 14: Datenblatt Ingolstadt Village Designer Outlet 93 Tabelle 15: Erforderliche Umwege für Kopplungsbesuche in umliegenden Städten 103 Tabelle 16: Flächen und Investitionen 116 Tabelle 17: Kennziffern zum Betrieb 117 Tabelle 18: Investitionen Wittenburg Village nach Wirtschaftsbereichen und Lieferorten 123 Tabelle 19: Vorleistungsbezug Managementgesellschaft Outlet Center in Euro 124 Tabelle 20: Vorleistungsbezug durch die Mieter im Outlet Center in Euro 125 Tabelle 21: Branchenaufschlüsselung des Vorleistungsbezugs (Nettoangaben) 126 Tabelle 22: Mögliche Personalstruktur Outlet Center 127 Tabelle 23: Beschäftigtenzahlen bestehender Outlet-Center in Deutschland 127 Tabelle 24: Herkunft und Anlässe der Outlet-Besucher für Reisen nach Wittenburg 129 Tabelle 25: Ausgaben im Rahmen von Kopplungsbesuchen 130

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Tabelle 26: Direkte und indirekte Wirkungen aus Vorleistungen in der Standortkommune 131 Tabelle 27: Direkte und indirekte Wirkungen aus Vorleistungen im Landkreis 132 Tabelle 28: Ermittlung der temporären Effekte auf dem Arbeitsmarkt 133 Tabelle 29: Lohn- und Einkommenssteueraufkommen in der Bauphase 134 Tabelle 30: Ermittlung der eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit durch den Bau 135 Tabelle 31: Fiskalische Effekte in der Bauphase 135 Tabelle 32: Branchenspezifische Wertschöpfungsquoten 136 Tabelle 33: Wertschöpfungseffekte durch die Personalausgaben 138 Tabelle 34: Zusammenfassung der Wertschöpfungseffekte in Mio. Euro 140 Tabelle 35: Ermittlung der dauerhaften Effekte auf dem Arbeitsmarkt 141 Tabelle 36: Vollzeitstellenäquivalente in Folge des Wittenburg Village 142 Tabelle 37: Ermittlung der eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit durch den Betrieb des Erlebniszentrums p.a. 143 Tabelle 38: Fiskalische Effekte in der Betriebsphase p.a. 144 Tabelle 39: Top-Campingplätze im näheren Umfeld (bis 30 Minuten Fahrtzeit) 145 Tabelle 40: Besucherattraktionen in der Umgebung von Wittenburg 146

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Abbildungsverzeichnis

Seite Abbildung 1: Ansicht des Zugangs zum Designer Outlet 25 Abbildung 2: Designer Outlet, Hotelerweiterung und Alpincenter 26 Abbildung 3: Feriendorf und Schwimmbad 27 Abbildung 4: Standortimpressionen 28 Abbildung 5: Hinweistafel an der Autobahn A24 30 Abbildung 6: Gesamtkomplex des Alpincenter Wittenburg 30 Abbildung 7: Standort des geplanten „Wittenburg Village“ 31 Abbildung 8: Schneedorf in der Skihalle 32 Abbildung 9: Ergebnisse der Besucherbefragung zum geplanten Wittenburg-Village 40 Abbildung 10: Tourismusbezogene SWOT-Analyse des ILEK für den Landkreis 42 Abbildung 11: Entwicklung der Übernachtungen in Wittenburg 47 Abbildung 12: Indizierte Entwicklung der Übernachtungen im Vergleich 47 Abbildung 13: Gliederung der Übernachtungsnachfrage in Westmecklenburg 48 Abbildung 14: Übernachtungen nach Monaten 2013 49 Abbildung 15: Wochenabhängiger Jahresgang der Besucherzahlen im Biosphärenreservat Schaalsee 2011/2012 50 Abbildung 16: Herkunft der Gäste im Biosphärenreservat Schaalsee 52 Abbildung 17: Herkunft der Pistenbesucher im Alpincenter 52 Abbildung 18: Kundenstruktur im Hotel des Alpincenters 53 Abbildung 19: Trends im Ferienwohnungsmarkt 71 Abbildung 20: Fahrzeiten zu und Aufenthaltsdauern in Freizeiteinrichtungen 78 Abbildung 21: Wochenanteile der Besucher in einem deutschen Outlet-Center 79 Abbildung 22: System der regionalwirtschaftlichen Effekte 118 Abbildung 23: Die Wertschöpfung im Überblick 120 Abbildung 24: Schematische Darstellung der Wechselgäste im Wittenburg Village 128

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1. Management Summary

From a tourism point of view, the establishment of an outlet center in Wittenburg is a very positive undertaking. The dynamic development of an established tourism location with a high awareness level and supra-regional catchment area would be increased. The combina- tion of various complementary leisure and tourism attractions within walking distance and an expected 1.5 million visitors per annum would create synergies resulting in further dynamic development in the future, most likely resulting in the establishment of further tourism attrac- tions and infrastructure. Below please find a summary of the main findings of this report. Location The location for the Wittenburg Village project already is an attractive, well-frequented tour- ist attraction supported by an extensive infrastructure. Thanks to the existing skiing dome, the location is visible from the busy motorway and linked to the long-distance network of roads. However, public transport facilities are less well developed. The location‟s use for a factory outlet center is well suitable. Certain limitations have to be considered for its use as a holiday resort but these can be balanced with respective meas- ures.

Existing tourism facilities Compared with other tourism regions of Mecklenburg-Vorpommern, the tourism infrastruc- ture in Westmecklenburg is underdeveloped. This is not only reflected in the total number of beds but also in the standard/quality of beds on offer. There are no proper holiday resorts in Westmecklenburg, the number of beds in commercial holiday homes is much lower than in other areas of the region. There are hardly any hotels of a higher standard outside of Schwerin and no specialized hotels catering for e.g. wellness tourists or families. In the last couple of years, the gap to other tourism regions has actually increased, particu- larly outside of Schwerin, i.e. the county of Ludwigslust-Parchim. The leisure industry is also trailing behind, with the Alpincenter the only attraction of more than just regional importance. There is not even a leisure center/swimming pool. Smart shopping does not exist except for offers available from food producers.

Assessment of tourism facilities The lack of facilities for the current and potential new guests of the Alpincenter affects its attractiveness for short-term holidays. In particular, these include a swimming pool and shopping outlets. This lack of facilities applies to Westmecklenburg as a tourist destination too, leaving it trail behind the average for the federal state Mecklenburg-Vorpommern. The lack of general supplies (including grocery stores), restaurants and cafes as identified by the ILEK for the county of Ludwigslust-Parchim, is also a result of little demand by both locals and tourists alike.

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The Wittenburg Village project could provide the opportunity to develop the western parts of the district as a recreational area for the town of Hamburg. It would close a number of gaps in supply, resulting in a higher visitor number to the location and the region. With a future 600 hotel beds, the region could be in a better position to attract conferences and conven- tions. Even today, the Alpincenter has the required capacities and a supra-regional catch- ment area, 75 percent of visitors travel from outside of Mecklenburg-Vorpommern. The loca- tion of Wittenburg has already had an effect beyond its region.

Current tourism demands The tourism area of Westmecklenburg and Wittenburg in particular have shown a more dynamic development in recent years than that of the federal state of Mecklenburg- Vorpommern in total. However, this is based on a low number of facilities to start from, and Westmecklenburg is still the region with the lowest tourism demand. Around the biosphere reserve of Schaalsee, the number of bed nights is underdeveloped in comparison with num- bers for the region of Westmecklenburg. The potential demand could certainly be much higher. This can be applied to the whole region of Westmecklenburg, particularly the de- mand for leisure facilities. The Wittenburg Village project would be such a leisure facility. For potential guests of its holiday homes, the accessibility of the biosphere reserve would be more important than for hotel guests. It has been shown, that in Mecklenburg-Vorpommern more than the average number of guests who are interested in exploring the natural environment, choose a holiday home over hotel accommodation, particularly in the Schaalsee area. When looking at the current target group of the Alpincenter, it is evident that it hardly explores the region‟s further potential. This will have to change however, if the holiday village is to attract more visitors to Witten- burg from March to August/September. The region really needs a stimulus to increase over- night stays throughout the year as currently most visitors are day tourists. The outlet center could play an important part in this from October to April as it is independent of season and weather. Also, leisure facilities such as the swimming pool will make the location more inde- pendent from the season.

Added value of tourism Tourism is an important economic sector in Westmecklenburg, with 5-6 percent of primary incomes being allotted to it. In comparison with the federal state of Mecklenburg- Vorpommern, the importance of the tourism sector in Westmecklenburg is below average. If one compares average spending figures of visitors with the whole of , spending for general purchases, leisure and entertainment is particularly low. Day trippers to Westmecklenburg spend little and even less in the Schaalsee region next to Wittenburg. The Alpincenter however generates comparatively high turnover per day and person. This would indicate that the spending patterns of visitors to the region depend on what is being supplied and could be stimulated by further attractions.

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Aims of tourism policy With the realization of the Wittenburg Village project, a number of the aims promoted by the federal state of Mecklenburg-Vorpommern for the tourism industry could be achieved:

 The improvement of shopping opportunities outside of Ober- and Mittelzentren would be ideally met. Additionally, this would be supplied at a very attractive price- performance ration which would attenuate the identified weakness of the tourism indus- try in Mecklenburg-Vorpommern.  The development of year-round leisure facilities would be achieved by the planned (indoor) swimming pool and the outlet centre. The highest turnover in such outlets is achieved during the Christmas holidays (see chapter 7.3.4) and over the year, the de- mand is well balanced. The swimming pool also provides improved local amenities.  With a focus on promoting tourism in the inland areas, centres with a growth potential are to be identified at locations which have a tourism potential or are already estab- lished tourism centres. At the proposed location, this is already established due to its accessibility, its association with a tourism highlight (Alpincenter) and the attractive hin- terland of the Schaalsee biosphere reserve.  The projected holiday village could support the sustainable development of large pre- servation areas, as the nearby Schaalsee biosphere reserve does not provide sufficient accommodation. More visitors to the Schaalsee area could be attracted without this having an impact on the reserve itself.  The intended improvement of facilities for families would be generated by the estab- lishment of holiday homes at Wittenburg Village. Families are the primary target group of holiday parks. The facilities offered in the Village and the local area would stimulate an increase of family tourism.  A stronger link-up between tourism development at Wittenburg and the integral devel- opment of the region could be achieved by the positioning of the holiday village, but al- so by the development of the swimming pool.

Market Environment The proposed development of an outlet centre at Wittenburg is not accidental. An outlet center is a means of distribution and supply which incorporates multiple trends in leisure, tourism and consumer behaviour: experience economy, efficiency, multiple options, in- creased professionality, not subjected to the weather, brand consciousness, raised aware- ness of value for money. These are trends resulting in the growth of shopping tourism. The various distribution channels of the retail industry take up these trends in various ways. De- signer outlet centres are particularly adaptable to the changing needs of society and provide for current consumer trends. Thus, future growth can be expected for this market segment. The „smart traveller‟ has his equivalent in the „smart shopper‟, and the shopping traveller is an amalgamation of the two. Thus, designer or factory outlet centres are increasingly impor- tant as part of the overall profile of a tourism region in Germany. The DOC Soltau is a very good example of this. The customer profile reflects that these are tourism destinations with a large catchment area, in general over 50 percent of customers travel more than sixty mi- nutes. These customers spend more money per shopping trip than a local one, hence the turnover generated by customers travelling from further afield is even higher.

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The projected range of shopping opportunities at Wittenburg Village specifically attracts those consumers who are willing to travel for more than 30 minutes and have the means to spend more money at that particular opportunity, generating the expected turnover: younger people with a high purchasing power. With the holiday village, the project serves the trend towards more individualised holiday accommodation and it is also independent of the weather and not much seasonally affected (outlet center, ski slope, indoor play area, swimming pool etc.), thus capitalizing on the trend that holidays are increasingly taken outside of the summer months. With a focus on a varie- ty of experiences in a small area, it caters for the trend to „more holiday in less time‟. Over- all, Wittenburg Village satisfies the needs of the increasing target group of short-term holi- day makers. When it comes to the design of the apartments and communal areas, the visi- tors rising expectations regarding quality, individuality and flexibility have to be considered. We believe that the operating company Van der Valk is well aware of these factors. Howev- er, a much closer cooperation with the local area than that currently established by the Al- pincenter and its hotel, is important for making the project viable. The mixture of supply created by Wittenburg Village is coherent with the target group. There is a high congruity between the visitors of the ski slope and potential customers of the Outlet Center on the one hand and between guests preferring holiday homes to hotel accommoda- tion and visitors of the Schaalsee region on the other. The bundling of attractions at one location increases the catchment area as it allows an extended length of stay. When looking at similar developments, it has been shown that even a single outlet centre can have a positive effect on the region. In the case of Wittenburg Village with its variety of supply, this will definitely have this effect.

Potential tourism synergies An outlet centre at Wittenburg would create an anticipated 1 million of extra visits, the holi- day village and hotel extension another 225,000 visitor days. Combined with the Alpincenter and the existing hotel, Wittenburg Village would create one of the most frequented tourism agglomerations in Mecklenburg-Vorpommern. The enormous volume of interconnected activities would create a great potential of increasing visitor numbers even further, benefit- ting not only the tourism sector but the retail industry as well. As outlined above, the creation of interconnected activities in the towns of Schwerin, Lud- wiglust or also Moelln while visiting the outlet centre in Wittenburg is likely as there are nei- ther time restrictions nor restrictions regarding the distances. There are also overlaps be- tween the target group of the outlet customers and the supply profile of the region and the Wittenburg-Village itself (ski slope, water ski, hill walking etc.) which would encourage inter- connected activities. Overall, it is expected that 25 percent of outlet visitors will engage in interconnected activi- ties. For the guests of the holiday village, this percentage will be even higher, as they will explore the region over a number of days, looking for things to do. However, to what extent this will be possible depends on how the visitors of the outlet center will be motivated to engage in further activities. Recommendations have been postulated and practical meas- ures explained.

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The implementation of these measures and the realization of the desired positive outcome depend on a collaborative approach by all participants, i.e. cooperation between the man- agement of the outlet center and the holiday village as well as the town and city councils, local tourism providers and boards and the tourism board of the region of Westmecklenburg. On the part of the outlet management company, a target-oriented behaviour can be secured by a respective town-planning contract (Städtebaulicher Vertrag). The other participants will have to be motivated to take an active part in the development. Numerous examples for other regions have demonstrated that the development of an outlet can have a beneficial effect. At Wittenburg, the prerequisites are particularly suitable.

Regional economic effects The following table gives an overview on the regional economic effects that can be expected in case the Wittenburg Village project is being realised.

Regional economic effects

effective in… Wittenburg County Ludwigslust- State Mecklenburg- Parchim Vorpommern Building phase (one off) Value added 1.230 million € 10.2 million € 24.2 million € Jobs 30.6 254.1 662.6 (man years) Fiscal effects 0.09 million € 0.69 million € 8.39 million € Operational phase (yearly) Value added 7.566 million € 12.440 million € 17.733 million € Jobs 301.5 591.9 899.9 (fulltime) Fiscal effects 0.905 million € 2.023 million € 9.293 million €

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2. Zusammenfassung der Ergebnisse und Fazit

Die Ansiedlung eines Outlet Centers in Wittenburg ist aus tourismusfachlicher Sicht positiv zu bewerten. Durch das Outlet Center würde die dynamische Entwicklung eines bereits etablier- ten Tourismusstandortes, der über einen hohen Bekanntheitsgrad und ein überregionales Einzugsgebiet verfügt, weiter gestärkt. Durch die Kombination unterschiedlichster, aber sich sinnvoll ergänzender Freizeit- und Tourismusangebote innerhalb eines fußläufig erschließba- ren Bereichs mit zusammen dann rund 1,5 Mio. Jahresbesuchen werden zudem Synergien geschaffen, die für die Zukunft eine weiterhin dynamische Entwicklung erwarten lassen, die aller Voraussicht nach in der Ansiedlung zusätzlicher touristischer Infrastrukturen münden würde. Nachfolgend fassen wir die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Studie zusammen.

Standort Der Standort für das geplante Wittenburg Village ist bereits heute eine besucherstarke tou- ristische Attraktion mit vielfältigen Infrastrukturen. Der Standort ist dank der bestehenden Skihalle von der gut frequentierten Autobahn1 aus verhältnismäßig gut sichtbar und durch die Nähe der Anschlussstelle sehr gut an das überregionale Straßenverkehrsnetz ange- schlossen. Die Anbindung an den öffentlichen Personenverkehr ist jedoch nur mäßig. Der Standortcharakter ist für die Nutzung als Factory Outlet Center gut geeignet. Bezogen auf eine Nutzung als Ferienresort bestehen zwar geringfügige Einschränkungen denen mit entsprechenden Maßnahmen jedoch begegnet werden kann.

Vorhandenes Touristisches Angebot Im Vergleich mit den anderen Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns ist die touristische Infrastruktur in Westmecklenburg nur schwach entwickelt. Das zeigt sich nicht nur bei der absoluten Bettenzahl sondern auch in der Struktur der angebotenen Betten, Ferienresorts im eigentlichen Sinne fehlen in Westmecklenburg völlig, der Anteil der Betten in gewerbli- chen Ferienwohnungen ist weit geringer als im jeden anderen Reisegebiet des Landes. Auch höher klassifizierte Hotels finden sich außerhalb Schwerins praktisch kaum. Speziali- sierte Betriebe in den Bereichen Wellness oder Familie gibt es ebenfalls nicht. Der Abstand Westmecklenburgs bei der Beherbergungsinfrastruktur hat sich gegenüber den anderen Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns in den letzten Jahren sogar noch ver- größert, das gilt insbesondere für den Bereich außerhalb der Stadt Schwerin, sprich: den Landkreis Ludwigslust-Parchim. Auch bei der Freizeitinfrastruktur zeigen sich eklatante Unterschiede zum Rest des Landes. Hier bildet das Alpincenter das einzige Angebot von überregionaler Bedeutung. Besonders auffällig ist das Fehlen eines Freizeitbades. Im Bereich Smart-Shopping beschränkt sich das Angebot auf Lebensmittelproduzenten.

1 An der A20 betragen die Frequenzen zum Teil nur die Hälfte der Fahrzeuge p.a.

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Bewertung des touristischen Angebots Für die aktuellen und sicher auch für potenzielle Gäste des Alpincenters mindern vorhande- ne Angebotslücken dessen Eignung als Destination für Kurzurlaube. Zu diesen Lücken zäh- len vor allem das fehlende Schwimmbad und auch die nicht vorhandenen Einkaufsmöglich- keiten. Diese Mängel weist auch das Reisegebiet Westmecklenburg insgesamt auf, wo- durch es in der Bewertung insgesamt hinter den Durchschnitt für das Land Mecklenburg- Vorpommern zurückfällt. Die auch im ILEK für den Landkreis Ludwigslust-Parchim konstatierten fehlenden Angebote an Versorgungseinrichtungen (damit dürfte auch der Einzelhandel gemeint sein), Restau- rants und Cafés hängen auch mit einem Mangel an kritischer Nachfragemasse zusammen, dies gilt für Einwohner und Touristen gleichermaßen. Die Chance, westliche Teile des Landkreises zur Naherholungsregion für Hamburg zu ent- wickeln könnte durch das geplante Wittenburg Village genutzt werden, denn es würde gleich mehrere Angebotslücken schließen und so eine erhöhte Frequentierung des Standor- tes und der Region wahrscheinlich machen. Mit dann 600 Hotelbetten würde die Region auch in die Lage versetzt, größere Tagungen und Kongresse zu akquirieren. Schon heute hat das Alpincenter das dafür, neben den Kapazitäten, ebenfalls erforderliche überregionale Einzugsgebiet: 75 Prozent der Pistenbesucher reisen von außerhalb des Landes Mecklen- burg-Vorpommern an. Der Standort Wittenburg hat also bereits gezeigt, dass er überregio- nal ausstrahlen kann.

Aktuelle touristische Nachfrage Das Reisegebiet Westmecklenburg und insbesondere Wittenburg haben in den letzten Jah- ren bei der touristischen Nachfrage eine dynamischere Entwicklung gezeigt, als Mecklen- burg-Vorpommern insgesamt. Diese Entwicklung ging jedoch von einer vergleichsweise niedrigen Basis aus und nach wie vor ist Westmecklenburg das Reisegebiet mit der gerings- ten Nachfrage. Im Bereich des Biosphärenreservats Schaalsee ist der Übernachtungstou- rismus selbst im Vergleich mit dem gesamten Reisegebiet Westmecklenburg unterentwi- ckelt. Das Nachfragepotenzial ist hier sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Das gilt für das gesamte Reisegebiet Westmecklenburg speziell für das Segment der Ferienzentren. Das geplante Wittenburg Village würde ein solches Ferienzentrum darstellen. Für die poten- ziellen Gäste der dort vorgesehenen Ferienhäuser wäre eine Verknüpfung mit dem Bio- sphärenreservat wichtiger, als für die Hotelgäste, denn Ferienwohnungsgäste wählen Meck- lenburg-Vorpommern überdurchschnittlich wegen des Naturerlebnisses als Urlaubsziel. Das gilt in verstärktem Maß für Besucher der Schaalseeregion. Ausgehend von der bisherigen Zielgruppenstruktur im Alpincenter ist zu konstatieren, dass das Alpincenter das Potenzial der Region bisher kaum nutzt. Dies wird jedoch erforderlich sein, wenn von dem geplanten Feriendorf der benötigte Nach- frageimpuls für den Standort Wittenburg in der Zeit von März bis August/September ausge- hen soll. Die Region benötigt einen solchen Impuls im Übernachtungstourismus eigentlich während des gesamten Jahres, da bisher der Tagestourismus dominierend ist. Während der Zeit von Oktober bis April kann das Outlet als saison- bzw. wetterunabhängiges Angebot dazu einen besonderen Beitrag leisten, die zusätzlich geplanten Freizeiteinrichtungen wie das Schwimmbad wirken ebenfalls auf eine Verringerung der Saisonalität hin.

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Touristische Wertschöpfung Der Tourismus ist in Westmecklenburg ein bedeutender Wirtschaftszweig auf den etwa fünf bis sechs Prozent der Primäreinkommen entfallen. Im Vergleich mit dem Rest des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat die Tourismusbranche in Westmecklenburg jedoch ein un- terdurchschnittliches Gewicht. Vergleicht man die Ausgaben der Besucher mit gesamtdeut- schen Kennwerten, so zeigen sich insbesondere unterdurchschnittliche Ausgaben im Be- reich sonstige Einkäufe und Freizeit und Unterhaltung. Besonders die Tagesbesucher haben in Westmecklenburg ein niedriges Ausgabenniveau, dies gilt für die Wittenburg benachbarte Schaalseeregion in noch verstärktem Maße. Das Alpincenter selbst generiert hingegen vergleichsweise hohe Tagespersonenausgaben. Dies spricht dafür, dass das Ausgabenprofil der Besucher in der Region angebotsbedingt ist und über zusätzliche Angebote auch stimuliert werden könnte.

Tourismuspolitische Zielsetzungen Mit der Realisierung des Vorhabens Wittenburg Village könnten eine Reihe der durch das Land Mecklenburg-Vorpommern formulierten Zielsetzungen für die touristische Entwicklung erreicht werden:  Die angestrebte Verbesserung der Shoppingmöglichkeiten gerade außerhalb der Ober- und Mittelzentren würde durch das Outlet Center in idealer Weise erfüllt. Noch dazu würde es sich um ein Angebot mit einem besonders guten Preis-/Leistungsverhältnis handeln, das somit eine weitere identifizierte Schwäche der Tourismuswirtschaft Meck- lenburg-Vorpommerns abmildern würde.  Das Ziel des Ausbaus ganzjährig nutzbarer Freizeitinfrastruktur würde sowohl durch das geplante (Hallen-) Schwimmbad, als auch durch das Outlet Center erreicht. Die nachfragstärkste Zeit von Outlet Centern sind die Weihnachtsferien (vgl. Kapitel 7.3.3) und insgesamt ist die Nachfrage über das ganze Jahr sehr ausgeglichen. Das Schwimmbad kommt auch der örtlichen Bevölkerung zu Gute und erfüllt daher auch ei- ne Versorgungsfunktion.  Bei der im Fokus stehenden Förderung des Tourismus im Binnenland sollen Wachs- tumszentren herausgebildet werden, an Standorten, die touristisches Potenzial haben bzw. bestehende touristische Zentren. Dies ist mit dem Vorhabenstandort durch seine gute Erreichbarkeit, seine Verknüpfung mit einem bereits bestehenden touristischen Leuchtturm und das attraktive Hinterland des Biosphärenreservats Schaalsee gegeben.  Mit dem geplanten Feriendorf könnte die angestrebte nachhaltige Tourismusentwick- lung von Großschutzgebieten unterstützt werden, denn das unmittelbar benachbarte Biosphärenreservat Schaalsee verfügt über keine hinreichenden Übernachtungskapazi- täten. Mit der Schaffung des Feriendorfs könnten mehr Besucher für die Schaalseeregion gewonnen werden ohne dass im Biosphärenreservat selbst Eingriffe stattfinden.  Die angestrebte Optimierung des Angebots für Familien würde durch die Realisierung des Wittenburg Village ebenfalls unterstützt, denn Familien sind die primäre Zielgruppe von Ferienparks. Mit dem umfangreichen Freizeitangebot im Village selbst und in des- sen Umfeld würden die richtigen Anreize für eine Steigerung des Familientourismus ge- setzt.

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 Eine stärkere Verknüpfung der Tourismusentwicklung mit der ganzheitlichen regionalen Entwicklung könnte durch die Positionierung des Feriendorfs, aber auch durch das An- gebot der Schwimmhalle ebenfalls erreicht werden.

Marktumfeld Das Vorhaben zur Ansiedlung eines Outlet Centers in Wittenburg kommt nicht von unge- fähr. Vielmehr stellt ein Factory Outlet Center eine Vertriebs- bzw. Angebotsform dar, die zahlreiche aktuelle Trends in Freizeit-, Tourismus- und Konsumverhalten aufgreift: Erlebnis- ökonomie, Zeiteffizienz, Multioptionalität, Professionalisierung, Witterungsunabhängigkeit, Markenorientierung, Sensibilisierung fürs Preis-Leistungsverhältnis. Diese Trends führen zu einem Wachstum des Shopping-Tourismus im Allgemeinen. Die verschiedenen Vertriebs- formen des Einzelhandels greifen diese Trends in unterschiedlichem Maße auf. Designer Outlet Center gehen besonders stark auf die geänderten Ansprüche der Gesellschaft ein und bedienen somit die aktuellen Nachfragebedürfnisse. Insofern ist für dieses Segment von einem weiteren Wachstum auszugehen. Der „smart traveller“ findet seine Entsprechung im „Smart-Shopper“, der Shopping-Tourist stellt zunehmend eine Verschmelzung dieser beiden Typen dar. Insofern erlangen Designer oder Factory Outlet Center auch in Deutschland eine zunehmende Bedeutung für die Ab- rundung des Angebotsprofils touristisch geprägter Regionen. Das DOC Soltau ist dafür ein prägendes Beispiel. Die Profile der Kundenherkunft bestehender Outlets belegen, dass es sich um touristische Ziele mit einem großen Einzugsgebiet handelt, i.d.R. kommen mehr als 50 Prozent der Kunden aus einer Entfernung von mehr als 60 Minuten. Da diese Kunden mehr Geld pro Einkauf ausgeben, als Kunden aus dem Nahbereich, liegt der Umsatzanteil mit dieser Klientel noch darüber. Das geplante Shoppingangebot des Wittenburg Village spricht genau die Zielgruppen an, die bereit sind, auch aus Entfernungen von mehr als 30 Minuten Fahrtzeit anzureisen und in der Lage sind über überdurchschnittliche Ausgaben die erwarteten Umsätze auch tatsäch- lich zu generieren: jüngere, besonders kaufkräftige Personen. Mit dem geplanten Feriendorf bedient das Projekt den Trend zu mehr individuellen Urlaubs- wohnformen und mit seiner hohen Witterungsunabhängigkeit bzw. geringen Saisonalität (Outlet Center, Skihalle, Indoor-Spielbereich, Schwimmbad etc.) greift es den Trend auf, dass Urlaubsreisen auch zunehmend außerhalb der Sommermonate stattfinden. Mit der hohen Konzentration an Erlebnissen auf kleinem Raum entspricht es dem Trend nach mehr Urlaubsinhalt pro Zeiteinheit. Insgesamt entspricht das Wittenburg Village in seiner geplan- ten Form sehr gut dem Anforderungsprofil der weiterhin wachsenden Gruppe der Kurzur- lauber. Bei der konkreten Gestaltung der Wohneinheiten und Versorgungsbereiche ist da- rauf zu achten, die gestiegenen Ansprüche der Gäste hinsichtlich Qualität, Individualität und Flexibilität zu berücksichtigen. Wir gehen davon aus, dass die Voraussetzungen dafür mit dem in diesem Marktsegment erfahrenen Betreiber Van der Valk gegeben sind. Allerdings bedarf es für eine erfolgreiche Positionierung des Feriendorfs sicherlich einer stärkeren Einbeziehung des regionalen Umfeldes, als dies im bestehenden Alpincenter mit seinem Hotel der Fall ist. Das durch das Wittenburg Village entstehende Angebotsbündel ist vor dem Hintergrund der relevanten Zielgruppen stimmig. So gibt es eine hohe Kongruenz zwischen den Besuchern

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der Skipiste und den potenziellen Kunden des Outlet Centers, zwischen ferienwohnungsaf- finen Urlaubern und dem Angebotsprofil der Schaalseeregion. Die Bündelung von Attraktio- nen an einem Standort sorgt außerdem für eine Ausweitung des Einzugsbereichs, denn sie ermöglicht den Besuchern eine längere Aufenthaltsdauer. Die Betrachtung von Referenzanlagen hat gezeigt, dass bereits singuläre Outlet Center positive Wirkungen in der Standortregion entfalten. Im Falle des Wittenburg Village mit sei- nem vielfältigen Angebot wäre davon erst recht auszugehen.

Potenzielle touristische Synergien Ein Outlet Center am Standort Wittenburg würde voraussichtlich rund 1,0 Mio. überwiegend zusätzliche Besuche generieren, das Feriendorf sowie die Hotelerweiterung weitere rund 225.000 Aufenthaltstage. Zusammen mit den durch das Alpincenter und das vorhandene Hotel erzielten Besuchszahlen würde mit dem Wittenburg Village eine der am stärksten frequentierten touristischen Agglomerationen in Mecklenburg-Vorpommern entstehen. Aus diesem enormen Volumen im Rahmen von Kopplungsaktivitäten ebenfalls zusätzliche Be- suche zu schöpfen, stellt für die Tourismuswirtschaft, aber auch für den Einzelhandel im Umfeld ein enormes Potenzial dar. Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass der Durchführung solcher Kopp- lungsaktivitäten in den Städten Schwerin, Ludwigslust oder auch Mölln im Rahmen eines Outlet-Besuchs in Wittenburg grundsätzlich weder räumliche noch zeitliche Hindernisse entgegenstehen. Auch zwischen dem zu erwartenden Zielgruppenprofil der Outlet-Kunden und dem Angebotsprofil der Region bzw. des Wittenburg-Village selbst (Skipiste, Wasserski, Klettern etc.) gibt es weitreichende Überschneidungen, was die Durchführung von Kopp- lungsaktivitäten begünstigt. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass 25 Prozent der Outlet-Besucher Kopplungsaktivi- täten in der Region unternehmen. Für die Gäste des geplanten Feriendorfs kann von we- sentlich höheren Kopplungsquoten ausgegangen werden, da die Erkundung der Region im Rahmen mehrtägiger Reisen einen Aktivitätsschwerpunkt bildet. Tatsächlicher Umfang und die konkreten Ziele der Kopplungsaktivitäten hängen jedoch ganz entscheidend davon ab, inwieweit die Kunden des Outlet Centers aktiv zur Durchführung solcher Aktivitäten bewegt werden. In diesem Zusammenhang wurden Empfehlungen für zu verfolgende Strategien und konkrete Maßnahmen formuliert. Die Umsetzung dieser Maßnahmen und somit auch die tatsächliche Erzielung der ge- wünschten positiven Effekte, setzt allerdings ein gemeinschaftliches Vorgehen der relevan- ten Akteure voraus, also Kooperationsbereitschaft sowohl auf Seiten der Betreiber von Outlet-Center und Feriendorf als auch auf Seiten der Städte und Gemeinden, der touristi- schen Leistungsträger im Umfeld und der Region Westmecklenburg sowie den Tourismus- organisationen auf kommunaler Ebene. Auf Seiten des Outlet-Betreibers kann entsprechend zielführendes Verhalten durch einen städtebaulichen Vertrag sichergestellt werden. Die übrigen Akteure gilt es im weiteren Pro- jektverlauf für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen. Zahlreiche Beispiele aus anderen Regio- nen zeigen, dass Tourismusregionen von der Ansiedlung eines Outlets profitieren können. Die Voraussetzungen dafür sind am Standort Wittenburg in besonderer Weise gegeben.

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Regionalwirtschaftliche Effekte bei Realisierung des Wittenburg Village Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die zu erwartenden regionalwirtschaftlichen Effekte.

Quantitative Effekte

wirksam in… Wittenburg Landkreis Ludwigs- Land Mecklenburg- lust-Parchim Vorpommern Bauphase (einmalig) Wertschöpfung 1,230 Mio. € 10,2 Mio. € 24,2 Mio. € Arbeitsplätze 30,6 254,1 662,6 (Personenjahre) Fiskalische Effekte 0,09 Mio. € 0,69 Mio. € 8,39 Mio. € Betriebsphase (dauerhaft pro Jahr) Wertschöpfung 7,566 Mio. € 12,440 Mio. € 17,733 Mio. € Arbeitsplätze 301,5 591,9 899,9 (Vollzeit) Fiskalische Effekte 0,905 Mio. € 2,023 Mio. € 9,293 Mio. €

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3. Einführung

3.1 Ausgangssituation und Aufgabenstellung

In Wittenburg (Landkreis Ludwigslust-Parchim, Mecklenburg-Vorpommern) eröffnete zu- nächst unter dem Namen Snow Funpark am 8. Dezember 2006 nach siebenmonatiger Bau- zeit Deutschlands größte Skihalle. Die Kosten des Bauprojekts betrugen 75 Mio. Euro, ein Anteil von 17,4 Mio. Euro wurde vom Land Mecklenburg-Vorpommern an Fördermitteln bewilligt, wovon bis 2008 rund 15,9 Millionen ausgeschüttet wurden. Die Besucherzahlen erreichten jedoch nie das erwartete Niveau. Daher wurden im März 2008 50 der 264 Ar- beitsplätze gestrichen, zudem blieb die Anlage künftig montags und dienstags geschlos- sen2. Im Juni 2008 folgte die Insolvenz des ursprünglichen Betreibers. Am 16. Oktober 2008 übernahm die niederländische Van der Valk-Gruppe die Regie und benannte die Skihalle in Alpincenter Hamburg-Wittenburg um, der Kauf der Anlage durch Van der Valk erfolgte im Dezember 2010. Kurz zuvor, im August 2010, war die Halle jedoch durch die Bauaufsicht des Landkreises Ludwigslust gesperrt worden. Erst am 24. Septem- ber 2011 wurde die Halle wieder eröffnet. Seitdem ist sie durchgehend an sieben Tagen die Woche geöffnet. Die Van der Valk-Gruppe betreibt und besitzt auch das an der Skihalle befindliche Hotel mit 124 Zimmern sowie weitere Freizeitangebote am Standort und investierte seit dem Kauf des Objekts umfangreich in die energetische Optimierung und Stromerzeugung, so dass nun- mehr 3,5 der jährlich erforderlichen 8,0 Mio. kWh Energie für den Betrieb des Alpincenters selbst erzeugt werden. Die Piste zählt mittlerweile rund 100.000 Besuche pro Jahr, das Hotel registriert jährlich rund 52.000 Übernachtungen. Diese Frequenzen erachtet der Betreiber für einen langfristig wirtschaftlich nachhaltigen Betrieb jedoch als nicht ausreichend. Daher plant die Van der Valk-Gruppe zur Sicherung des Standorts und damit auch der in das Objekt geflossenen öffentlichen Mittel, eine Erwei- terung des Angebotes, durch das das Alpincenter zum Kurzreise- und Urlaubsziel weiter- entwickelt werden soll. Unter dem Namen „Wittenburg Village“ soll das Angebot zukünftig als weitere Bausteine ein Outlet Center, eine Schwimmhalle, ein Feriendorf sowie weitere Freizeitanlagen umfassen. Für das auf dem Areal des aktuellen Parkplatzes geplante Outlet Center wurde die nieder- ländische Ontwikkelfonds Real Estate als Investor gewonnen. Den Betrieb des Centers soll die Firma Stable International Development Germany GmbH übernehmen, deren Mutterfir- ma Stable International Development B.V. bereits Outlet Center in den Niederlanden be- treibt. Die deutsche Tochter wird ab Frühjahr 2015 das Outlet Center in Montabaur betrei- ben. Die weiteren Neuerungen sollen durch Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH umgesetzt und betrieben werden. In einer Standort- und Potenzialanalyse wurde dem Projekt eines Outlet Centers in Wittenburg bereits im August 2011 eine grundsätzliche Machbarkeit attestiert – trotz zweier weiterer Outlet Center, die ebenfalls Hamburg zu ihrem Einzugsgebiet rechnen. Als Basis

2 Quelle: Wikipedia

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für den Erfolg wird dabei unter anderem die Perspektive erachtet, den Standort durch die Kombination von Erlebniseinkauf- bzw. Smart Shopping-Angeboten, Freizeitangeboten und Beherbergungseinrichtungen zu einem eigenständigen Kurzreiseziel zu entwickeln. Das Vorhaben wird von der Stadt Wittenburg unterstützt. Die rund 6.000 Einwohner zählen- de Stadt ist raumordnerisch jedoch als Grundzentrum eingestuft. Die Ansiedlung großflächi- ger Einzelhandelsangebote (dazu zählt ein Outlet Center in der geplanten Größenordnung) in einem Grundzentrum ist raumordnerisch eigentlich nicht zulässig, da dies den Zielen der Raumordnung zuwiderlaufen würde. Die Verwirklichung des Vorhabens setzt daher die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens mit integriertem Zielabweichungsverfahren voraus. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens mit integriertem Zielabweichungsverfahren wer- den insbesondere die beiden folgenden Aspekte beleuchtet:  welche Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche der umliegenden Ge- meinden sind zu erwarten (Auswirkungsanalyse)?  welche positiven Effekte für die Region (wie z.B. Kaufkraftimport, Schaffung von Ar- beitsplätzen, Ergänzung des touristischen Angebots) gehen von dem Vorhaben aus? Die Verträglichkeit des Vorhabens unter Einzelhandelsgesichtspunkten wird durch ein Gut- achten der Firma ecostra GmbH untersucht. Gegenstand der vorliegenden Tourismusstudie ist die Darstellung von touristischen Poten- zialen und Synergien, die bei entsprechender Ausschöpfung dazu geeignet sein könnten, mögliche Umsatzumlenkungen in der Region über eine Verstärkung des überregionalen Kaufkraftimports ganz oder teilweise auszugleichen. Weiterhin soll die vorliegende Tourismusstudie:  darstellen, dass es sich bei dem geplanten Wittenburg Village primär um eine touristi- sche Attraktion und erst in zweiter Linie um ein Einzelhandelsobjekt handelt  darstellen, welche positiven Auswirkungen von der Realisierung des Vorhabens auf das touristische Angebot der Region ausgehen würden  abschätzen, wie hoch die Effekte auf die touristische Nachfrage, Wertschöpfung und Beschäftigung bei einer Realisierung des Vorhabens wären  aufzeigen, dass durch die Umsetzung des Wittenburg Village Ziele der Landes- und Regionalplanung im Bereich Tourismus erreicht werden könnten  Maßnahmen empfehlen, die dazu geeignet sind, den Nutzen des Wittenburg Village für die Tourismuswirtschaft in der Region zu maximieren.

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3.2 Methodik

Im Rahmen der Bearbeitung der vorliegenden Studie kamen verschiedene Methoden zum Einsatz, über die wir in der Folge einen kurzen Überblick geben.

Vor-Ort-Begehung Zum Projektauftakt erfolgte eine Begehung des Standortes sowie der aktuellen Einrichtun- gen des Alpincenters Hamburg-Wittenburg.

Primärerhebung Ergänzend wurde im Rahmen der Untersuchung eine Befragung unter Besuchern des Alpincenters durchgeführt.

Desk-Research Im Rahmen des Desk-Research wurden vorhandene (auch eigene) Studien, Statistiken, Datenbanken und Erhebungen ausgewertet sowie allgemein relevante Sekundärliteratur hinzugezogen. Auf die jeweiligen Quellen wird an entsprechender Stelle im Text hingewie- sen.

Expertengespräche Zur Vertiefung der Kenntnisse über die Tourismuswirtschaft in Land, Region und am Stand- ort Wittenburg sowie zum besseren Projektverständnis wurden Gespräche wurden mit fol- genden Akteuren geführt:  Frau Bürgermeisterin Dr. Margret Seemann, Stadt Wittenburg  Herrn Bob van den Nieuwenhuijzen, Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH  Herrn Norbert Vormelker, Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V.  Herrn Kim Florian Wittig, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestmecklenburg mbH  Herrn Klaus Jarmatz, Amt für das Biosphärenreservat Schaalsee  Frau Laura Buhl, Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.  Frau Silke Jahncke, Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg- Vorpommern  Herr Henrik Paape, Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg- Vorpommern  Herrn Thomas Schrickel, Stable International Development Germany GmbH  Frau Anita Meijering, Ontwikkelfonds N.V.  Herrn Dr. Joachim Will, ecostra GmbH

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4. Beschreibung des Vorhabens „Wittenburg Village“

Das geplante „Wittenburg Village“, für das ein Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 80 Mio. Euro vorgesehen ist, umfasst folgende Bausteine:  Factory Outlet Center mit ca. 12.600 m² Netto-Verkaufsfläche in rund 60 Ladeneinhei- ten, das im Dorfstil mit regionaltypischer Bauweise auf dem aktuellen Parkplatz vor dem bestehenden Alpincenter errichtet werden soll. Die Investitionen betragen voraussicht- lich rund 39 Mio. Euro. Die in Anspruch genommene Parkplatzfläche soll durch die Schaffung neuer Parkplätze an der Südwestseite der Skihalle ersetzt werden. Für das Outlet sind insgesamt rund 2.350 PKW-Stellplätze vorgesehen. Abbildung 1: Ansicht des Zugangs zum Designer Outlet

Quelle: Broschüre Wittenburg Village

 Hotelerweiterung: Die beiden bestehenden Flügel des Hotels sollen um 126 Zimmer erweitert werden, darüber hinaus ist ein neuer, großzügiger Lobbybereich als Anbau auf der Vorderseite des Bestandsgebäudes vorgesehen. Mit dieser Erweiterung steigt die Kapazität des Hotels auf 250 Zimmer bzw. 600 Betten. Die dafür vorgesehenen In- vestitionen betragen rund 4,0 Mio. Euro.

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Abbildung 2: Designer Outlet, Hotelerweiterung und Alpincenter

Quelle: Broschüre Wittenburg Village

 Feriendorf: Jenseits der am Standort entlangführenden Umgehungsstraße ist ein Feri- endorf mit 132 frei stehenden Komfort-Ferienhäusern im regionaltypischen Baustil vor- gesehen. Alle Häuser verfügen über einen eigenen PKW-Stellplatz und sollen jeweils sechs Gästen Platz bieten, woraus sich eine Kapazität von 792 Betten ergibt. Über eine Fußgängerbrücke wird das Feriendorf an das Alpincenter und das Factory Outlet Cen- ter angebunden. Das kreisförmige Layout des Dorfes orientiert sich an jenem erfolgrei- cher Van der Valk Ferienparks in Mecklenburg-Vorpommern, wie z.B. jenem in Linstow mit seinen 280 Häusern.  Schwimmbad: Am der Zufahrt zum Feriendorf ist ein Schwimmbad mit Wellnessanlage geplant, dessen Dimensionen sich an derjenigen des durch Van der Valk in Linstow er- richteten Erlebnisbades (mit Rutschen, Außenwildwasserbahn, Whirlpools und separa- tem Kinderbecken) orientieren sollen. Insgesamt sind rund 700 bis 800 m² Wasserflä- che vorgesehen. Auch ein Sportbecken für den Schul- und Vereinssport ist geplant. Das Investitionsvolumen für das Schwimmbad soll rund 6,0 Mio. Euro betragen. In dem Gebäude werden außerdem Serviceeinrichtungen für das Feriendorf untergebracht.

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Abbildung 3: Feriendorf und Schwimmbad

Quelle: Broschüre Wittenburg Village

Die gesamte Beherbergungskapazität des „Wittenburg Village“ wird bei Realisierung des Vorhabens somit rund 1.392 Betten betragen. Van der Valk geht von zukünftig rund 300.000 jährlichen Übernachtungen am Standort aus. Für das Factory Outlet Center ist nach Angaben der Firma ecostra mit rund 1,0 Mio. Besu- chen pro Jahr zu rechnen. Die Planungen für weitere Freizeitanlagen sind noch nicht abgeschlossen, ein Golfplatz ist jedoch definitiv nicht vorgesehen. Denkbar sind hingegen Tennisplätze, Spielplätze und eine Quadbahn als Ergänzung zur bestehenden Kartstrecke. Weiterhin ist die Schaffung eines Haltepunkts an der direkt am Standort vorbeiführenden Bahnlinie angedacht. Diese Planungen sind aber noch nicht weiter konkretisiert. Weitere Informationen zum Bestandsangebot enthält das folgende Kapitel.

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5. Tourismusbezogene Analyse des Mikrostandortes

Das „Wittenburg Village“ ist auf und neben dem Areal des bestehenden Alpincenter Ham- burg-Wittenburg geplant.

5.1 Standortcharakter

Das bestehende Alpincenter liegt auf einem rund 300 Meter breiten und 1.000 Meter langen Grundstücksstreifen zwischen einer Umgehungsstraße im Nordosten und einer Bahnstrecke im Südwesten. Im Nordwesten befindet sich jenseits der Straße Zur Winterwelt eine Bio- gasanlage3. Jenseits der Bahnlinie befinden sich Gewerbeflächen und eine Kleingartenan- lage. Östlich der Umgehungsstraße erstreckt sich Ackerland, das durch Baumstreifen und kleinere Waldstücke schwach gegliedert ist. Wasserflächen gibt es hier keine. Die Topogra- fie ist vollkommen eben. Der Standort befindet sich also im Übergangsbereich zwischen Siedlungsraum und Offen- land. Die erwähnte Biogasanlage sowie die Gebäude auf den beschriebenen Gewerbeflä- chen sind vom aktuellen Standort und den geplanten Erweiterungsflächen aus zum Teil sichtbar. Insbesondere das hohe Gebäude der Dr. Oetker Tiefkühlprodukte GmbH ist weit- hin sichtbar. Die bestehende, in sehr funktionaler Bauweise errichtete Skihalle selbst ragt rund 60 Meter über das Niveau der umliegenden Flächen auf. Von der unter der Skihalle befindlichen Kartbahn gehen bei Betrieb Geräuschemissionen aus. Abbildung 4: Standortimpressionen

Quelle: https://wittenburg.vandervalk.de

3 Die Biogasanlage ist 2007 mit einer elektrischen Leistung von 3x 716 KW und einer thermischen Leis- tung von 3x 680 KW erbaut worden, um neben der Stromerzeugung die Wärmeversorgung der be- nachbarten Skihalle zu sichern. 2009 wurden für die Trockenfermentationsanlage drei Separatoren nachgerüstet. Die Inputstoffe kommen von ca. zwölf Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung. Einsatzstoffe in der Biogasanlage sind überwiegend Mais und Grünroggen. Die Biogasanlage hat eine eigene Siloanlage, in welcher die Inputstoffe für das ganze Jahr gelagert werden können. Der sepa- rierte Gärrest wird den Landwirten wieder als Wirtschaftsdünger zur Verfügung gestellt. Die Anlage liegt weniger als einen Kilometer westlich des geplanten Feriendorfstandortes. Angesichts der vorherrschenden westlichen Winde wirft dies die Frage auf, inwieweit im Feriendorf mit Geruchs- immissionen durch die Biogasanlage zu rechnen ist. Diese können entstehen durch den Siloanschnitt, nicht ordnungsgemäß abgedeckte Silagen, Anlieferung von Substraten (Gülle etc.), Störungen in der Biogasanlage, wenn Biogas freigesetzt wird, Diffundierung von Methangasbestandteilen aus Gärrest- lagern oder Fermentern, Abgase bei der Verbrennung des Biogases, Ausbringen der Gärreste.

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5.2 Überregionale Verkehrsanbindung und Erschließung

Der Standort befindet sich weniger als einen Kilometer von der Anschlussstelle Wittenburg der von Hamburg nach Berlin führenden Autobahn A24 entfernt. Die Zufahrt erfolgt über die L04 und die aus Anfahrtsrichtung betrachtet hinter dem Alpincenter liegende Straße Zur Winterwelt, so dass die tatsächliche Fahrtstrecke von der Anschlussstelle bis vor den Ein- gang des Alpincenters knapp 3,0 Kilometer beträgt. Die Ausfahrt erfolgt hingegen auf direk- tem Weg. Die folgende Tabelle führt Fahrtzeiten von wichtigen Städten im Umfeld auf. Tabelle 1: Fahrzeiten und Distanzen zum Wittenburg Village

Von… Fahrzeit in Minuten Entfernung in Kilometern

Schwerin 35 37 Hamburg 51 78 Wismar 58 57 Lübeck 67 71 Rostock 84 118 Berlin 134 219 Quelle: Eigene Recherchen

Die nächstgelegene Bushaltestelle befindet sich 1,4 Kilometer von der Halle entfernt, im Gewerbegebiet (Ecke Südring, Hagenower Chaussee). Diese Haltestelle wird vom Schie- nenersatzverkehr – Wittenburg – Zarrentin (Linie 54) bedient. Die Fahrzeit vom Bahnhof Hagenow Land beträgt 25 Minuten. Hagenow Land erreicht man mit der Deut- schen Bahn von Hamburg Hauptbahnhof ohne Umsteigen in genau einer Stunde. Ein- schließlich Umsteigen beträgt die Fahrzeit von Hamburg bis Wittenburg im besten Fall 1:32 Stunden. Von Schwerin sind es im optimalen Fall 55 Minuten (davon 17 Minuten für die Strecke Schwerin – Hagenow Land). Von Berlin ist man bestenfalls 2:41 Stunden unter- wegs, mit weiterem Umsteigen in Ludwigslust. Dazu kommen jeweils etwa 15 bis 20 Minu- ten Fußweg bis zum Alpincenter. Die unmittelbar am Standort entlangführende Bahnstrecke Hagenow Land – Zarrentin wur- de im September 2004 von dem in Zarrentin ansässigen Eisenbahninfrastrukturunterneh- men Planungsverband Transportgewerbegebiet Valluhn/ von der DB Netz übernom- men, um das Wittenburger Gewerbegebiet im Schienengüterverkehr erreichen zu können. Im Herbst 2009 wurden die Gleise auf diesem Streckenabschnitt erneuert und die Stre- ckenhöchstgeschwindigkeit von 60 auf 80 km/h erhöht. Die Fahrtzeit vom Bahnhof Hagenow Land könnte daher etwa 10 Minuten betragen. Gegenüber der gegenwärtigen Busverbindung (inkl. Fußweg) wäre das ein Zeitgewinn von mindestens 30 Minuten.

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5.3 Sichtbarkeit

Die rund 60 Meter hoch aufragende Skihalle ist von der Autobahn aus beiden Fahrtrichtun- gen gut sichtbar. Für das Factory Outlet soll ein Uhrenturm mit 25 Metern Höhe diese Funk- tion übernehmen. Der Outlet-Bereich selbst wird jedoch nicht direkt sichtbar sein. Touristi- sche Unterrichtungstafeln weisen seit Juli 2011 an der Autobahn 24 in beiden Richtungen auf das Alpincenter Hamburg-Wittenburg hin. Abbildung 5: Hinweistafel an der Autobahn A24

Quelle: lifepr

Abbildung 6: Gesamtkomplex des Alpincenter Wittenburg

Quelle: Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH

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5.4 Bestand an touristischer Infrastruktur

Das Alpincenter Hamburg-Wittenburg bietet bereits eine vielfältige touristische Infrastruktur.  Skihalle: Sie stellt das Kernangebot des Alpincenters dar. Mit 330 Metern Länge, 80 Metern Breite und einschließlich Anfängerbereich rund 30.000 m² Schneefläche ist sie eine der größten Skihallen weltweit. Auf dieser Fläche ist auch ein 6.000 m² großer Freestyle-Park untergebracht. Außerdem gibt es eine 60 Meter lange Tubingbahn und eine Eisfläche zum Eisstockschießen.  Hotel: Das direkt mit der Skihalle verbundene Hotel bietet 124 Zimmer und 256 Betten. Gäste können auch den 400 m² großen Saunabereich sowie einen Fitnessraum nutzen.  Gastronomie: Das Alpincenter verfügt über mehrere, alpenländisch thematisierte Bars und Restaurants mit 1.500 Plätzen.  Tonis Abenteuerwelt: Dazu zählen ein 700 m² großer Indoorspielbereich und im Au- ßenbereich Abenteuerspielplatz mit insgesamt 4.800 m².  Kartbahn: Die rund 1,1 Kilometer lange Strecke verläuft zum Teil unter der Halle, ge- fahren wird mit benzingetriebenen Karts mit 9,8 PS-Motoren.  Hochseilgarten: Der rund 12 Meter hohe Hochseilgarten ist nur mit Guide nutzbar. Dazu kommen Serviceeinrichtungen wie Skischule, Skiverleih und Sportgeschäft. An der Zufahrt zum Alpincenter befinden sich darüber hinaus ein McDonald‟s-Restaurant, ein Autohof (ebenfalls mit Gastronomie) sowie ein Hotel. Abbildung 7: Standort des geplanten „Wittenburg Village“

Schaalsee

Wittenburg Village geplantes Kartbahn Feriendorf mit Wittenburg Schwimmbad Skihalle geplanter FOC-Standort

Hotel Hotel Autohof McDonald„s Berlin, Hamburg Zachun Autobahn A24 AS Wittenburg Quelle: Google Earth

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5.5 Frequenzen

Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen4 passierten die Autobahn A24 im Jahr 2013 durchschnittlich täglich 12.632 Kfz in Fahrtrichtung Berlin und 12.737 Kfz in Richtung Hamburg. Der Schwerverkehrsanteil betrug insgesamt 17,3 Prozent. Es waren 2013 also rund 10.500 PKW pro Richtung und Tag unterwegs. Hochgerechnet auf ein Jahr und unter der Annahme eines PKW-Besatzes von 1,5 Personen pro Fahrzeug5 ergibt sich eine Zahl von 5,75 Mio. Personen, die den Standort jährlich pro Richtung passieren, insgesamt also 11,5 Mio. Passagen. Die direkt am Alpincenter vorbeiführende L04 dient Reisenden aus Richtung Osten und Süden als Zufahrt zum Biosphärenreservat Schaalsee. Frequenzen liegen hierzu nicht vor. Bei Unfällen auf der A24 zwischen Zarrentin und Wittenburg nimmt die L04 den Ausweich- verkehr auf und wird dann stark frequentiert. Am Standort selbst werden gegenwärtig jährlich 52.000 Übernachtungen und 100.000 Zu- tritte auf die Piste gezählt, wobei ein Teil der Pistenfrequenzen durch Hotelgäste generiert wird. Dazu kommen Tagesgäste in den Gastronomiebetrieben, die nicht Skifahren oder Snowboarden. Abbildung 8: Schneedorf in der Skihalle

Quelle: Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH

4 Quelle: www.bast.de 5 Quelle: Technische Universität Dresden, Lehrstuhl Verkehrs- und Infrastrukturplanung

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5.6 Umfeldbeziehungen

Der 17 Kilometer vom Alpincenter entfernt gelegene Wasserskilift in Zachun wird ebenfalls durch Van der Valk betrieben. Die Wasserski- und Wakeboardanlage hat eine Länge von 800 Metern, verfügt über eine Gastronomie mit Sonnenterrasse sowie einen Badestrand mit großer Liegewiese, Spiel- und Grillplatz sowie einem Campingareal.

5.7 Fazit zum Standort

Der Standort für das geplante Wittenburg Village ist bereits heute eine besucherstarke tou- ristische Attraktion mit vielfältigen Infrastrukturen. Der Standort ist dank der bestehenden Skihalle von der gut frequentierten Autobahn6 aus verhältnismäßig gut sichtbar und durch die Nähe der Anschlussstelle sehr gut an das überregionale Straßenverkehrsnetz ange- schlossen. Die Anbindung an den öffentlichen Personenverkehr ist jedoch nur mäßig. Der Standortcharakter ist für die Nutzung als Factory Outlet Center gut geeignet. Bezogen auf eine Nutzung als Ferienresort ergeben sich jedoch Fragen hinsichtlich Lärm sowie zu geruchlichen und optischen Einwirkungen. Mit entsprechenden Maßnahmen könnte dem jedoch begegnet werden. So würde die geplante Verkleidung die optische Beeinträchtigung durch die Skihalle weitgehend auflösen. Mit der Verkleidung könnten auch geräuschdäm- mende Maßnahmen in Bezug auf die Go-Kart Bahn verbunden werden. Die Bahn könnte allerdings auch auf geräuschlose E-Gokarts umgerüstet werden. Ansonsten wären auch Sichtbarrieren (z.B. Baumreihen) zwischen Feriendorf und Umgehungsstraße eine denkbare Lösung zur Verbesserung der Eignung für ein Feriendorf. Das Thema einer möglichen Ge- ruchsbelästigung durch die Biogasanlage sollte bei Realisierung des Feriendorfs kritisch geprüft werden. Nach Angaben der Stadt Wittenburg kommt es bislang jedoch nur punktuell zu Geruchsemmissionen, die nicht über das im ländlichen Raum übliche Maß hinausgehen, da die Betreiber sorgsam mit dem Thema umgehen.

6 An der A20 betragen die Frequenzen zum Teil nur die Hälfte der Fahrzeuge p.a.

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6. Tourismus in Wittenburg und Westmecklenburg

Die Stadt Wittenburg liegt gemäß der Abgrenzung des statistischen Landesamtes im Reise- gebiet Westmecklenburg, das administrativ den Landkreis Ludwigslust-Parchim und die kreisfreie Stadt Schwerin umfasst. Gegenstand der Analyse der Situation des Tourismus in Wittenburg und dem Reisegebiet Westmecklenburg sind:  aktuelle Tourismusinfrastruktur,  aktuelle Vermarktung des Angebotes,  Nachfragesituation und -entwicklung,  Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor.

6.1 Die touristische Infrastruktur in Wittenburg und Umgebung

Das Projekt „Wittenburg Village“ umfasst als Kernangebote das Factory Outlet, zusätzliche Beherbergungsangebote und das Schwimmbad. Daher legen wir bei der folgenden Betrach- tung des touristischen Angebots den Fokus auf diese Themen. Die Analyse der vorhande- nen Infrastruktur soll aufzeigen, ob das geplante Vorhaben bestehende Angebotslücken in Nordwestmecklenburg schließen und insofern eine sinnvolle Ergänzung darstellen könnte. Diese Einschätzung nehmen wir u.a. auf Basis von Vergleichen mit andern Reisegebieten in Mecklenburg-Vorpommern vor

6.1.1 Beherbergungsangebot

Die Zahl der Beherbergungsbetriebe in Westmecklenburg ist im Betrachtungszeitraum seit 2009 leicht gestiegen. Während es im Jahr 2009 noch 257 Betriebe gab, waren es im Jahr 2013 mit 260 Betrieben drei Betriebe mehr. Der Anstieg ist vor allem auf Neueröffnungen in Schwerin zurückzuführen. Die Anzahl der Betriebe ist dort von 43 Betrieben im Jahr 2009 auf 51 im Jahr 2013 gestiegen. Für den Landkreis Ludwigslust-Parchim bedeutet dies im Saldo einen Rückgang um fünf Betriebe. Bei den Schlafgelegenheiten7 gab sowohl auf Ebene der Stadt Wittenburg, des Landkreises als auch des Reisegebiets Westmecklenburg einen leichten Rückgang, während auf Ebene des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine Steigerung von 5,8 Prozent verzeichnet wurde.

7 Seit 2004 werden die Ergebnisse für alle Beherbergungsbetriebe, d.h. Beherbergungsstätten mit neun oder mehr Betten sowie Campingplätze, zusammen nachgewiesen. Beim Angebot und der Auslastung wird der bis 2003 übliche (und in der Hotellerie weiterhin verwendete) Begriff „Betten“ durch „Schlafge- legenheiten“ ersetzt, wobei im Reiseverkehrscamping ein Stellplatz entsprechend einer EU- Konvention pauschal mit vier Schlafgelegenheiten angesetzt wird.

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Tabelle 2: Entwicklung der Anzahl der Betten in meldepflichtigen Betrieben

Region 2009 2010 2011 2012 2013

Stadt Wittenburg 349 367 367 367 336 Landkreis Ludwigslust-Parchim8 15.206 15.249 15.570 15.471 14.990 Reisegebiet Westmecklenburg 18.067 18.366 18.451 18.400 18.026 Mecklenburg-Vorpommern 286.784 290.454 294.318 295.876 303.556 Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2010-2014) – meldepflichtige Betriebe

Die Tabelle zeigt, dass die Entwicklung in Westmecklenburg und insbesondere im Landkreis Ludwigslust-Parchim weniger dynamisch verlief, als auf Landesebene. Außerdem illustrie- ren die Zahlen bereits das relativ geringe Gewicht des Reisegebiets Westmecklenburg im Land Mecklenburg-Vorpommern: nur 5,9 Prozent der landesweit angebotenen Betten entfal- len auf das Reisegebiet an der Grenze zu Schleswig-Holstein – und das bei nur fünf Reise- gebieten in MV. Eine noch geringere Rolle spielt Westmecklenburg aktuell im Bereich der gewerblichen Ferienzentren: nur 1,7 Prozent der Betten in diesem für den Tourismus im Land so wichti- gen Segment des Beherbergungsgewerbes entfallen auf Westmecklenburg. Insgesamt werden hier nur rund 200 Betten in diesem Segment angeboten. Zusammen mit den Betten in gewerblichen Ferienwohnungen sind es rund 1.800 Betten. In keinem anderen Reisege- biet des Landes ist der Anteil dieses Segmentes so gering. Im Bereich der nicht- meldepflichtigen Ferienwohnungen kommen 3.200 weitere Betten hinzu.9 Auf Hotelbetten entfallen in Westmecklenburg hingegen 8,0 Prozent und damit ein überpro- portionaler Anteil am landesweiten Angebot. Das ist vor allem auf die Stadt Schwerin zu- rückzuführen. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim wurden 2013 maximal 3.370 Hotelbetten angeboten, 22,5 Prozent des Gesamtbettenangebots entfielen im Landkreis somit auf die- sen besonders relevanten Beherbergungstyp – im Landesdurchschnitt waren es 21,0 Pro- zent. Besonders relevant sind Hotels deswegen, weil Kunden von Factory Outlet Centern in ers- ter Linie Hotels aufsuchen, wenn sie im Zusammenhang mit einem FOC-Besuch übernach- ten. Dies tun sie dann bevorzugt im gehobenen Segment. In Wittenburg und im näheren Umfeld des Standortes gibt es aktuell keine Vier Sterne-Hotels. Das nächstgelegene Hotel dieser Kategorie befindet sich in Neustadt-Glewe und ist 27 Minuten Fahrtzeit entfernt.

8 Bis 2011 zwei Landkreise. 9 Quelle: Die Auswirkungen von Ferienhäusern und Ferienwohnungen auf die Regionalentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, dwif Consulting, Berlin, 2013, S. 31

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Es gibt im näheren Umfeld bis 30 Minuten Fahrzeit auch keine zertifizierten Wellness- Hotels10. Dies ist insofern relevant. Als dass Wellnessgäste eine hohe Shoppingaffinität haben (vgl. dazu Kapitel 8.3.3). Weitet man den Betrachtungsraum auf eine Entfernung von rund 30 Minuten Fahrtzeit rund um Wittenburg aus, dann lassen sich zumindest zehn Hotels finden, die aktuell mit mindes- tens vier Sternen ausgezeichnet sind. Zusammen verfügen diese über 1.533 Betten. Tabelle 3: Hotelbetriebe ab 4**** im näheren Umfeld (max. ca. 30 Minuten Fahrtzeit)

Stadt / Entfernung Hotelbetrieb Sterne Betten Gemeinde Wittenburg Neustadt-Glewe 27 Min. Mercure Schlosshotel Neustadt 4 74 Hotel Waldhalle 4 38 Mölln 30 Min. Hotel Waldhof auf Herrenland 4 33 Ringhotel Seehotel Schwanenhof 4 60 Schwerin 35 Min. NH Schwerin 4 288 Hotel Arte 4 58 Hotel Speicher am Ziegelsee 4 226 InterCityHotel Schwerin 4 354 Best W. Seehotel Frankenhorst 4 136 carathotel Schwerin 4S 200 Hotel Niederländischer Hof 4 66 Summe 1.533 Quelle: Eigene Recherche ift GmbH 2014

Insgesamt ist das Angebot an Qualitätsbetten im Nahbereich demzufolge sehr begrenzt. Außer Qualitätsbetten in der Hotellerie sind auch solche im Campingbereich relevant. Ent- gegen der weit verbreiteten Meinung, dass es sich bei Campingurlaubern grundsätzlich um Personen mit schmaler Reisekasse handelt, sind unter den Campern und dabei insbeson- dere unter den Touristikcampern und Wohnmobilisten zahlreiche Personen mit höheren Einkommen und hoher Ausgabebereitschaft, u.a. weil die Kosten für die Unterkunft in die- sem Segment verhältnismäßig niedrig ausfallen und das Budget wenig belasten. Mit nur rund 300 Stellplätzen für Touristik- (Durchgangs-) Camper ist das Angebot in diesem Segment ebenfalls sehr begrenzt. Speziell für Reisemobilisten eingerichtete Wohnmobilhä- fen gibt es im Umfeld von bis zu 30 Minuten Fahrtzeit von Wittenburg laut dem ADAC- Stellplatz Führer keine.

10 Zertifiziert vom Deutschen Wellness Verband oder Mitglied der Wellness Hotels Deutschland.

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6.1.2 Touristische Attraktionen

Wichtigste touristische Anziehungspunkte des Reisegebiets Westmecklenburg sind neben dem Alpincenter die Stadt Schwerin und das UNESCO Biosphärenreservat Schaalsee mit seinem Besucherzentrum in Zarrentin. Touristisch bedeutend sind auch das Schloss in Ludwigslust sowie das Kloster Zarrentin. Ansonsten ist die Region von einem kleinteilig aufgestellten touristischen Angebot geprägt, das ihren ländlichen Charakter widerspiegelt. Westmecklenburg ist das einzige Reisegebiet in Mecklenburg-Vorpommern, das über kein Erlebnisbad verfügt. Selbst die Landeshauptstadt Schwerin verfügt lediglich über eine kon- ventionelle Schwimmhalle. Die nächstgelegenen Erlebnisbäder sind in der folgenden Tabel- le dargestellt. Tabelle 4: Erlebnisbäder im erweiterten Umfeld von Wittenburg

Standort Bad Entfernung

Wismar Wonnemar 58 km / 57„ Scharbeutz Ostsee-Therme 101 km / 77„ Röbel MüritzTherme 143 km / 83„ Güstrow Oase Badeparadies 119 km / 85„ Bad Wilsnack Kristalltherme 104 km / 86„ Linstow Erlebnisbad 168 km / 92„ Bad Bevensen Jod Sole Therme 107 km / 93„ Quelle: Eigene Recherche ift GmbH 2014

6.1.3 Erlebniseinkauf/Smart-Shopping

Im näheren Umfeld von bis zu 35 Minuten Fahrtzeit von Wittenburg finden sich fünf Kom- munen mit Lebensmittel-Werks- bzw. Fabrikverkäufen:  Hagenow: Trolli GmbH (Süßigkeiten), Carl Kühne (Senf, Meerrettich etc.), ca. 13 km von Wittenburg entfernt)  Gadebusch: Puttkammer Fleischwaren, ca. 28 km von Wittenburg entfernt  /Elbe: Trolli GmbH (Süßigkeiten), ca. 38 km von Wittenburg entfernt  Schwerin: Schweriner Fleischwaren, ca. 38 km von Wittenburg entfernt  : Grabower Süßwaren, ca. 53 km entfernt. Der größte Arbeitgeber in Wittenburg ist Dr. Oetker. Dr. Oetker produziert in Wittenburg Pizza. Einen Werksverkauf gibt es allerdings nur für Mitarbeiter. Ansonsten gibt es keine nennenswerten Angebote im Bereich Smart-Shopping bzw. Erleb- niseinkauf – von den Einkaufsmöglichkeiten in Hamburg, in historischen Altstädten sowie in den Oberzentren der Region einmal abgesehen.

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Die nächstgelegenen Factory Outlets bekannterer Markenartikler in Oststeinbeck (Tom Tailor, ca. 69 km), Norderstedt (Wellensteyn, ca. 89 km) und Raisdorf (Gerry Weber, ca. 140 km). Die nächstgelegenen Factory Outlet Center bzw. Designer Outlet Center befinden sich in Neumünster (123 km), Soltau (ca. 145 km), Wolfsburg (ca. 155 km), Stuhr (ca. 200 km) und Wustermark (189 km).

6.1.4 Zusammenfassung und Fazit zum touristischen Angebot

Wittenburg stellt im Reisegebiet Westmecklenburg dank des Alpincenters bereits aktuell einen touristischen Schwerpunkt dar. Einen weiteren Schwerpunkt bildet Zarrentin mit dem Biosphärenreservat Schaalsee. Im Vergleich mit den anderen Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns ist die touristische Infrastruktur in Westmecklenburg jedoch nur schwach entwickelt. Das zeigt sich nicht nur bei der absoluten Bettenzahl sondern auch in der Struktur der angebotenen Betten, Ferien- resorts im eigentlichen Sinne fehlen in Westmecklenburg völlig, der Anteil der Betten in gewerblichen Ferienwohnungen ist weit geringer als im jeden anderen reisegebiet des Lan- des. Auch höher klassifizierte Hotels finden sich außerhalb Schwerins praktisch kaum. Spe- zialisierte Betriebe in den Bereichen Wellness oder Familie gibt es ebenfalls nicht. Der Abstand Westmecklenburgs bei der Beherbergungsinfrastruktur hat sich gegenüber den anderen Reisegebieten Mecklenburg-Vorpommerns in den letzten Jahren sogar noch ver- größert, das gilt insbesondere für den Bereich außerhalb der Stadt Schwerin, sprich: den Landkreis Ludwigslust-Parchim. Auch bei der Freizeitinfrastruktur zeigen sich eklatante Unterschiede zum Rest des Landes. Hier bildet das Alpincenter das einzige Angebot von überregionaler Bedeutung. Besonders auffällig ist das Fehlen eines Freizeitbades. Im Bereich Smart-Shopping beschränkt sich das Angebot auf Lebensmittelproduzenten.

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6.2 Bewertung des touristischen Angebots durch Gäste und Experten

Nach der Bewertung des aktuellen Angebots durch die Verfasser werden in der Folge ent- sprechende Einschätzungen durch die Gäste und relevante Akteure der Tourismuswirt- schaft wiedergegeben. Information dazu konnten aus fünf unterschiedlichen Quellen bezo- gen werden:

 Besucherbefragung im Alpincenter Hamburg-Wittenburg  Gästebefragung Biosphärenreservat Schaalsee  Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus und Trust You Gästezufriedenheitsanalyse  ILEK Landkreis Ludwigslust-Parchim  Expertengespräche.

6.2.1 Besucherbefragungen Alpincenter Hamburg-Wittenburg

Das Management des Alpincenter führt regelmäßig Besucherbefragungen durch. Dabei geht es neben der Abfrage der Zufriedenheit mit Aspekten des vorhandenen Angebots auch immer wieder um die Frage nach den gewünschten weiteren Angeboten. Die wichtigsten Nennungen in diesem Zusammenhang sind:  Schwimmbad (sehr häufige Nennung)  Öffentliche Verkehrsanbindung (sehr häufige Nennung)  Kegel- / Bowlingbahn  Einkaufsmöglichkeiten  Professionelle Wellness-Anwendungen  Quad fahren  Erweiterung Klettergarten. Im Rahmen der Erstellung des vorliegenden Gutachtens wurde Gästen des Alpincenters außerdem folgende Frage gestellt: „Am Standort des Alpincenter sind Ferienhäuser, ein Erlebnisbad und ein Factory Outlet Center geplant. Dieses Outlet soll rund 90-120 Boutiquen bieten, in denen bekannte Mode- marken Ware zu Preisen anbieten, die rund 30-70 Prozent unter den normalen Preisen liegen. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein solches Angebot sie dazu bewegen könnte zu- künftig einen Kurzurlaub in der Region zu machen, zukünftig häufiger Tagesausflüge zum Alpincenter zu unternehmen oder zukünftig mit weiteren Begleitpersonen ins Alpincenter zu kommen? Den Befragten wurden dabei zur Erläuterung Abbildungen der Pläne für das Wittenburg- Village gezeigt. Bewertet werden sollten die Wahrscheinlichkeiten auf einer Skala von 1 = „sehr wahrscheinlich“ bis 4 = „unwahrscheinlich“. Die höchste Wahrscheinlichkeit wurde dabei sowohl von den befragten Hotelgästen als auch den befragten Tagesausflüglern dem Mitbringen weiterer Begleitpersonen beigemes-

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sen. Nach Auskunft der Geschäftsführung des Alpincenter bemängeln die vorwiegend männlichen Pistenbesucher immer wieder die fehlenden Angebote für nicht Wintersport treibende Partnerinnen, Ehefrauen, Kinder oder sonstige Familienangehörige. Für die aktuellen Hotelgäste würden durch die geplanten Angebote auch weitere Kurzurlau- be in der Region wahrscheinlicher (Bewertung 1,44). Für die Tagesausflügler ist es hinge- gen eher unwahrscheinlich, dass sie zukünftig zum Kurzurlaub nach Wittenburg kommen (Bewertung 2,71). Häufigere Tagesausflüge sind hingegen ganz klar ein Thema (Bewertung 1,88). Abbildung 9: Ergebnisse der Besucherbefragung zum geplanten Wittenburg-Village

1,33 weitere Begleiter 1,53 1,50

2,89 mehr Tagesausflüge 1,88 2,25

1,44 auch Kurzurlaub 2,71 2,32

0 1 2 3 4

Hotelgäste Tagesgäste alle Gäste

Eigene Darstellung ift GmbH 2014 auf Basis der Besucherbefragung im November 2014, n=27

Die Ergebnisse zeigen, dass mit der geplanten Erweiterung die Nachfrage durch den vor- handenen Kundenstamm erweitert werden könnte und darüber hinaus eine Verbreiterung der Kundenbasis möglich wäre.

6.2.2 Gästebefragung Biosphärenreservat Schaalsee

In der Mecklenburger Schaalseeregion wurde 2007 eine repräsentative Gästebefragung durchgeführt. Die Gästebefragung erfolgte über persönliche Interviews an unterschiedlichen Standorten (allerdings nicht am Alpincenter) innerhalb des mecklenburgischen Teils der Schaalseeregion. Es konnten insgesamt 501 persönliche Interviews vollständig durchge- führt und ausgewertet werden. Die Ergebnisse der Befragung sind näherungsweise reprä- sentativ für die Gesamtheit der deutschsprachigen Gäste der Mecklenburgischen Schaalseeregion im Alter ab 14 Jahren. Folgende Ergebnisse sind im Zusammenhang mit der Bewertung des Angebotes relevant:

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 Die Gesamtzufriedenheit der Besucher ist insgesamt sehr hoch: 43 Prozent aller Besu- cher sind sehr zufrieden, weitere 45 Prozent sind immerhin zufrieden. Entsprechend hoch ist die Wiederbesuchsabsicht: 72 Prozent geben an, ganz sicher oder sehr wahr- scheinlich wieder zu kommen.  Bei der Abfrage der Zufriedenheit mit einzelnen Angeboten stachen lediglich die Rad- wege negativ heraus. Mit einer Gesamtbewertung von 2,5 auf einer Skala von 1 = „sehr zufrieden“ bis 5 = „völlig unzufrieden“ schnitten sie von allen 18 abgefragten Angeboten am schlechtesten ab.  Allgemeine Einschätzungen zum Angebot wie Vielfalt, Schlechtwetterangebot oder Dienstleistungsqualität waren nicht Gegenstand der Befragung. Auch das Thema Ein- kaufsmöglichkeiten blieb unberücksichtigt.

6.2.3 Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus und Trust You Gästezufriedenheitsanalyse

Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat im Rahmen des Qualitätsmonitors Deutschland-Tourismus u.a. die Zufriedenheit von Urlaubsgästen mit ausgewählten Aspek- ten des Angebots in Mecklenburg-Vorpommern untersuchen lassen. Die aktuellsten verfüg- baren Daten beziehen sich auf das Jahr 2008/09. Die Ergebnisse der gegenwärtig laufen- den Erhebungen werden erst 2015 vorliegen und stehen für das vorliegende Gutachten daher nicht rechtzeitig zur Verfügung. Die Daten der Erhebung aus 2008/09 lassen sich zwar nicht auf Reisegebietsebene herunterbrechen, werden aber differenziert nach Küste und Binnenland ausgewiesen. Es ist wegen der schwach ausgebauten touristischen Infrastruktur in Westmecklenburg (vgl. Kapi- tel 6.1.4) davon auszugehen, dass Angebotsaspekte, die im Binnenland allgemein unter- durchschnittlich bewertet werden, in Westmecklenburg noch schlechter abschnitten. Dazu zählen u.a. folgende Aspekte:  Vielfalt und Qualität des Angebots (Wert 1,91 gegenüber Durchschnittswert von 1,8111)  Sportangebot (Wert 2,00)  Angebot für Kinder (Wert 2,07)  Qualität von Einkaufsmöglichkeiten und Geschäften (Wert 2,10)  Fülle und Qualität von Einkaufsmöglichkeiten (Wert 2,15)  Schlechtwetterangebot (Wert 2,30). Jüngeren Datums sind die Ergebnisse der Trust You Gästezufriedenheitsanalyse. In 2013 erreichte Westmecklenburg dabei einen Score von 80,0 der maximal möglichen 100 Punkte und lag damit auf dem letzten Rang der Reisegebiete Mecklenburg-Vorpommerns.12 Den höchsten Wert erreichte Rügen mit 83,2 Punkten.

11 Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von 1 = „äußerst begeistert“ bis 6 = „eher enttäuscht“. 12 Quelle: Finanzgruppe Ostdeutscher Sparkassenverband (Hg.), Sparkassen Tourismusbarometer 2014

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6.2.4 ILEK Landkreis Ludwigslust-Parchim

Der Landkreis Ludwigslust-Parchim lässt gegenwärtig ein „Integriertes Ländliches Entwick- lungskonzept (ILEK)“ erstellen. Bestandteil des ILEK ist auch eine Analyse der regionalen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Diese sogenannte SWOT-Analyse trifft für den Bereich Tourismus folgende Aussagen: Abbildung 10: Tourismusbezogene SWOT-Analyse des ILEK für den Landkreis

Quelle: http://ilek-lup.de/region-landkreis/swot-analyse/

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6.2.5 Ergebnisse der Expertengespräche

Im Rahmen der Expertengespräche wurde darauf verwiesen, dass es in der Region schon mehrere Anläufe gab, ein Feriendorf zu realisieren, diese aber bislang jeweils scheiterten – trotz Unterstützung für ein solches als sinnvolle Angebotsergänzung erachtetes Vorhaben, das in der Lage wäre, neue Zielgruppen für die Region zu erschließen. Außerdem wird dem Vorhaben Potenzial dazu beigemessen, die starke Saisonalität des Tourismus in der Region zu entzerren. Neben dem Mangel an einem zeitgemäßen Feriendorf wurde auch der Mangel an Hotels thematisiert, vor allem solche mit Tagungskapazitäten würden fehlen, so dass in diesem Bereich in der Region „gar nichts laufe“. Auch bei der Radwegeinfrastruktur wird Nachholbedarf gesehen, insbesondere was die Anbindung Wittenburgs an den Schaalsee betrifft. Für Gäste eines dort entstehenden Feri- endorfs wäre diese sicher wichtig. Das geplante Schwimmbad wird als sehr wichtige und nützliche Ergänzung des touristi- schen Angebots in der Region gesehen, insbesondere vor dem Hintergrund des Mangels an Schlechtwetterangeboten. Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird als optimierbar eingestuft, es laufen verschiedene Aktivitäten zur Verbesserung der Situation, die als im Interesse aller touristi- schen Akteure angesehen wird. Grundsätzlich wird die Idee, den Bestand der Skihalle durch die Ergänzung weiterer Infra- strukturen zu sichern, als sinnvoll begrüßt.

6.2.6 Fazit zur Bewertung durch Gäste und Experten

Für die aktuellen und sicher auch für potenzielle Gäste des Alpincenters mindern vorhande- ne Angebotslücken dessen Eignung als Destination für Kurzurlaube. Zu diesen Lücken zäh- len vor allem das fehlende Schwimmbad und auch die nicht vorhandenen Einkaufsmöglich- keiten. Diese Mängel weist auch das Reisegebiet Westmecklenburg insgesamt auf, wo- durch es in der Bewertung insgesamt hinter den Durchschnitt für das Land Mecklenburg- Vorpommern zurückfällt. Die auch im ILEK konstatierten fehlenden Angebote an Versorgungseinrichtungen (damit dürfte auch der Einzelhandel gemeint sein), Restaurants und Cafés hängen auch mit einem Mangel an kritischer Nachfragemasse zusammen (vgl. dazu Kapitel 6.4), dies gilt für Ein- wohner und Touristen gleichermaßen. Die Chance, westliche Teile des Landkreises zur Naherholungsregion für Hamburg zu ent- wickeln könnte durch das geplante Wittenburg Village genutzt werden, denn es würde gleich mehrere Angebotslücken schließen und so eine erhöhte Frequentierung des Standor- tes und der Region wahrscheinlich machen. Mit dann 600 Hotelbetten würde die Region auch in die Lage versetzt, größere Tagungen und Kongresse zu akquirieren.

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6.3 Touristische Vermarktung

Oberste Ebene der touristischen Vermarktung ist im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. (TMV). Der TMV fördert den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch ein übergreifendes Themen- Marketing (Aktiv in der Natur, Familienurlaub) oder durch die Bearbeitung von Querschnittsthemen (Urlaub für Alle, Service-Qualität). Er bearbeitet die ausländischen Quellmärkte, insbesondere Dänemark, Schweden, die Niederlande und Großbritannien, organisiert Messeauftritte, nimmt Aufgaben der Marktforschung wahr und entwickelt Produk- te (Abenteuer Natur). Der TMV versteht sich als Dienstleister der Touristiker und touristi- schen Leistungsträger in den Kommunen, Landkreisen und Regionen. Als Claim setzt der TMV „MV tut gut“ ein, das Marketing fußt auf den vier thematischen Säulen:  Aktiv in der Natur: Hier naturbezogene Aktivitäten wie Radfahren, Wandern, Wasser- sport, Reiten, Golfen und Naturerlebnisse positioniert.  Genuss und Kultur: Kunst und Kultur, Wellness, Kulinarik, Architektur, Kulturstädte und Veranstaltungen werden unter diesem thematischen Dach zusammengefasst.  Familienurlaub: Unter diesem Dach werden Bade- und Strandurlaub, Ausflugstipps (hier finden sich Freizeitattraktionen wie das Alpincenter), Urlaub auf dem Lande, Aben- teuer Natur und Geprüfter Familienurlaub vermarktet.  Fun und Action: Unter dieser begrifflichen Klammer sind Angebote für jugendliche Zielgruppen zusammengefasst: MVnow// (Veranstaltungsangebote), Beach Action (Windsurfen, Kitesurfing etc.), Abenteuer Outdoor, Musik & Kreatives, Szene & Nacht- leben sowie Fun- & Trendsport. Spezielle Tourismusformen wie Camping, Gesundheitsurlaub, Landurlaub, Schul- & Ju- gendreisen, Tagungen & Incentives und Urlaub für Alle werden unter der Rubrik Noch mehr erleben subsummiert. Das regional orientierte Marketing differenziert:  Urlaubsorte: Dazu zählen Hansestädte, Residenzstädte, Kur- und Erholungsorte, Städte sowie zertifizierte Familienorte  Natur: Hier finden sich die Großschutzgebiete, also Nationalparks, Naturparks sowie Biosphärenreservate sowie das Thema Tier- und PflanzenReich (Naturbeobachtung)  Ostsee (1.900 Küstenkilometer, maritimer Tourismus, Leuchttürme, Häfen, Ostseebä- der, Bade- und Strandurlaub) und  Seenplatte (2.000 Seen und Flüsse, Hausboote, Paddeln, Segeln etc., Schlösser, Gär- ten und Parks). Unter Reiseziele werden auch acht Regionen aufgeführt, Wittenburg liegt in der Region Mecklenburg-Schwerin. Diese Region wird als Paradies für Naturliebhaber beschrieben, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf gut ausgeschilderten Wegen sowie auf den Wasserstra- ßen erkundet werden kann. Hervorgehoben werden das Biosphärenreservat "Schaalsee" und der Naturpark "Elbetal" wegen ihrer besonders vielgestaltigen und abwechslungsrei- chen Tier- und Pflanzenwelt (Biber, Fischotter, Adler). Als weitere Highlights werden die früheren Residenzstädte Ludwigslust und Schwerin herausgestellt.

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Der Tätigkeitsbereich des Tourismusverbandes Mecklenburg-Schwerin e.V. umfasst neben dem Landkreis Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin, die gemeinsam das Reisegebiet Westmecklenburg bilden, zusätzlich den an der Ostseeküste gelegenen Land- kreis Nordwestmecklenburg sowie die Stadt Wismar. Die Küste wird parallel vom Verband Mecklenburgischer Ostseebäder vermarktet Der Verband wurde 1991 gegründet und ist aktuell mit drei Mitarbeitern/-innen ausgestattet. Er zählt 84 Verbandsmitglieder, darunter die Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH sowie zahlreiche weitere Wirtschaftsunternehmen, Kommunen, Tourismusorganisationen, Vereine, Leistungsträger touristischer Einrichtungen sowie Vertreter von Verwaltung und Politik. Der Verband verfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem TMV langfristige Strategien zur Vermarktung des touristischen Gesamtangebotes der Region unter dem Claim „Ur- sprüngliche Vielfalt ist das Besondere“. Zielgruppengerechte Prospekte, Messepräsentationen, themenbezogene Journalistenreisen oder der Internetauftritt sind nur einige Instrumente, die zur Anwendung kommen. Die Wei- terentwicklung eines positiven Images sowie die Etablierung der Region, als Teil der Dach- marke Mecklenburg-Vorpommern, im nationalen wie internationalen touristischen Wettbe- werb gehören zum Kerngeschäft. Der Verband engagiert sich für eine nachhaltige und kun- denorientierte Qualitätsverbesserung der Angebote und Dienstleistungen. Ziel ist es, Gäste für Urlaub und Reisen in und nach Mecklenburg-Schwerin zu begeistern und eine langfristi- ge Nachfrage zu sichern. Schwerpunkte bei der touristischen Vermarktung sind die Themen „Natur und Erholung“, „Aktiv und Erleben“, „Kunst und Kultur“ sowie „Schlösser und Herren- häuser“. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim ist außerdem Mitglied der Metropolregion Hamburg. Diese widmet sich neben Wirtschaft und Wissenschaft auch mit einer eigenen Arbeitsgrup- pe dem Tourismus. Dies erfolgt durch Bereitstellung von touristischen Informationen und Veranstaltungshinweisen auf der Webseite der Metropolregion sowie durch die Publikation verschiedener Broschüren wie z.B. „Draußen im Grünen – die schönsten Naturerlebnisse für Familien“, „99 Lieblingsplätze am Wasser“, „Auf die leckere Tour - Genuss-Radtouren“ oder „Auf 2 Rädern zu 1.000 Möglichkeiten“. Ein weiterer wichtiger Akteur der touristischen Vermarktung ist das Amt für das Biosphä- renreservat Schaalsee. Dieses betreibt seit 1998 eine Regionalmarke und lizensiert alljähr- lich die Qualität, Umweltfreundlichkeit und Regionalität von Anbietern aus dem Bereich Be- herbergung, Gastronomie, Lebensmittelproduktion, Freizeit und Einzelhandel. Aktuell sind 87 Betriebe offizielle Partner des Biosphärenreservats. Außerdem unterhält das Amt die touristische Infrastruktur (Beobachtungsstände und –türme, Wegbeschilderungen), organi- siert Veranstaltungen (Biosphäre-Schaalsee-Markt) und Führungen, publiziert Informati- onsmaterialien, unterhält vier Informationsstellen (darunter das Pahlhuus in Zarrentin mit Ausstellung) und ist sehr aktiv und erfolgreich in der PR-Arbeit für die Region. Das Amt Wittenburg (im Amt Wittenburg sind die Stadt Wittenburg und die Gemeinde Wittendörp zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschäfte zusammengeschlossen) ist Mitglied des Tourismusverbandes Mecklenburg-Schwerin e.V., betreibt jedoch keine eigene Tourist- Information und dementsprechend auch kein eigenes touristisches Marketing. Dies wird auf lokaler Ebene daher ausschließlich durch die Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH betrieben, die dabei auf den Vertriebsapparat der Van der Valk- Gruppe zurückgreifen kann. Außerdem kooperiert man umfangreich mit den vorgenannten Organisationen und ist in deren Publikationen präsent.

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6.4 Die touristische Nachfrage in Wittenburg und Umgebung

6.4.1 Übernachtungen

Das Reisegebiet Westmecklenburg verzeichnete im Jahr 2013 rund 560.000 Ankünfte und 1,5 Millionen Übernachtungen in meldepflichtigen Betrieben über neun Betten und auf Campingplätzen. Von den Übernachtungen entfielen 76,6 Prozent auf den Landkreis Lud- wigslust-Parchim und 23,4 Prozent auf die Stadt Schwerin. Zu den wichtigsten Tourismusor- ten im Kreis gehören neben Wittenburg mit rund 57.000 Übernachtungen noch das 88 Kilo- meter östlich von Wittenburg an der Müritz gelegene mit 377.547 Übernach- tungen, Sternberg mit 45.972 Übernachtungen, Criwitz mit 41.075 Übernachtungen, mit 48.980 Übernachtungen, Parchim mit 32.837 Übernachtungen und Ludwigslust mit 34.289 Übernachtungen. Im Reisegebiet Westmecklenburg entfielen 39.912 Ankünfte und 138.628 Übernachtungen (9,2 Prozent) auf Campingplätze. Tabelle 5: Ankünfte und Übernachtungen in meldepflichtigen Betrieben > 9 Betten

Region/Kommune Ankünfte 2013 Übernachtungen 2013

Hotel am Alpincenter ca. 27.500 52.094 Wittenburg (alle vier Betriebe) 31.375 57.157 Landkreis Ludwigslust-Parchim 360.819 1.154.161 Schwerin 197.235 352.330 Reisegebiet Westmecklenburg 558.054 1.506.491 Mecklenburg-Vorpommern 7.081.126 28.157.432 Quelle: Statistisches Aamt Mecklenburg-Vorpommern (2014) – meldepflichtige Betriebe und Campingplätze

Absolut betrachtet ist Westmecklenburg das nachfrageschwächste Reisegebiet des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Mecklenburgische Seenplatte als nächstkleineres Reisege- biet zählt bereits 4,3 Mio. Übernachtungen pro Jahr. Die Entwicklung der Übernachtung verlief in Wittenburg in den letzten Jahren positiv. Die folgende Abbildung zeigt den Verlauf seit 2008 und illustriert sehr deutlich, welchen Einfluss die Übernahme des Alpincenters (samt Hotel) durch Van der Valk sowie die Schließung der Skihalle hatten. So konnte Van der Valk die Zahl der Übernachtungen im Hotel an der Skihalle quasi aus dem Stand von 2008 auf 2009 in etwa verdoppeln, was Wittenburg ins- gesamt ein Plus von 70 Prozent bescherte. In den folgenden beiden Jahren gingen die Übernachtungen in Folge der Schließung der Skihalle (knapp fünf Monate in 2010 und fast neun Monate in 2011) um fast 20.000 zurück. In einem ganzen Jahr dürfte die Skihalle demzufolge für rund 30.000 bis 35.000 Übernach- tungen sorgen. Dementsprechend stieg die Nachfrage nach der Wiedereröffnung wieder stark an und übertraf bereits in 2012 wieder das Niveau von 2009. In 2013 konnte die Nach- frage nochmals gesteigert werden. Zwar waren die Ankünfte in 2013 leicht rückläufig, durch eine Verlängerung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer auf 1,82 Tage konnte dies bei den Übernachtungen jedoch kompensiert werden.

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Abbildung 11: Entwicklung der Übernachtungen in Wittenburg

70.000 Schließung 60.000 Skihalle

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000 Übernahme Van der Valk 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Ankünfte Übernachtungen

Eigene Darstellung ift GmbH 2014 auf Basis Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern

Mit der dargestellten Entwicklung stand Wittenburg deutlich besser dar, als das Reisegebiet Westmecklenburg, das sich mit einem Plus von 10,4 Prozent jedoch besser entwickelte, als das Land Mecklenburg-Vorpommern insgesamt (plus 2,4 Prozent von 2008 bis 2013). Die Nachfragespitze in 2009 ist auf die Bundesgartenschau in Schwerin zurückzuführen. Abbildung 12: Indizierte Entwicklung der Übernachtungen im Vergleich

200,0%

180,0%

160,0%

140,0%

120,0%

100,0%

80,0% 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Wittenburg LK Ludwigslust-Parchim Westmecklenburg Mecklenburg-Vorpommern

Eigene Darstellung ift GmbH 2014 auf Basis Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, 2008 = 100 Prozent

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Außer in meldepflichtigen Beherbergungsbetrieben findet Übernachtungstourismus noch in weiteren Beherbergungssegmenten statt. So wurden für 2009 für das Land Mecklenburg- Vorpommern 4,5 Mio. Übernachtungen in Privatquartieren mit weniger als neun Betten aus- gewiesen,13 für Westmecklenburg im Jahr 2002 rund 140.00014. Für das Jahr 2013 wurden 350.000 Übernachtungen allein in nicht meldepflichtigen Ferienwohnungen ausgewiesen15. Dies entsprach 23 Prozent der Nachfrage in meldepflichtigen Quartieren. Dazu kommen Übernachtungen in Privatzimmern bzw. Kleinbetrieben mit weniger als 10 Betten. Diese schätzen wir mit rund 50.000 ab. Dazu kommen die unentgeltlichen Übernachtungen bei Freunden und Verwandten (VFR- oder Sofatourismus). Bei einer Besucherbefragung im Biosphärenreservat Schaalsee gaben 28 Prozent der Übernachtungsgäste an, bei Freunden oder Verwandten zu übernachten. Im gesamten Reisegebiet Westmecklenburg waren es 2002 1.317.600 Übernachtungen.16 Pro Einwohner entspricht dies 4,34 Übernachtungen im Jahr. Für den Bereich der Übernachtungen in eigengenutzten Freizeitwohnsitzen („Datschen“) ermittelte das dwif im Rahmen des Tourismusbarometers für 2002 einen Wert von 111.600 Übernachtungen in 620 Wohneinheiten im Reisegebiet Westmecklenburg.17 Abbildung 13: Gliederung der Übernachtungsnachfrage in Westmecklenburg

Freizeitwohnsit ze; 111.600; 3%

Meldepflichtige VFR-Tourismus; Betriebe; 1.317.600; 40% 1.506.491; 45%

Kleinbetriebe; 400.000; 12% Meldepflichtige Betriebe Kleinbetriebe VFR-Tourismus Freizeitwohnsitze

Eigene Darstellung ift GmbH 2014

13 Quelle: Schriftenreihe dwif Nr. 53, Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, München, 2010 14 Quelle: Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband (Hg.), Tourismusbarometer 2003, S. 39 15 Quelle: Ferienwohnungsstudie Mecklenburg-Vorpommern. S. 31 16 a.a.O. 17 a.a.O.

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Das bedeutet, dass für das Reisegebiet Westmecklenburg von insgesamt 3,335 Mio. Über- nachtungen auszugehen ist, von denen 39,5 Prozent auf den Sofatourismus entfallen. Be- zogen auf das Land Mecklenburg-Vorpommern bedeuten die 3,335 Mio. Übernachtungen in den genannten Segmenten einen Anteil von rund 7,5 Prozent. Auf das Segment der Ferienzentren entfielen 2013 in Westmecklenburg 9.428 Übernach- tungen, dies entsprach 0,3 Prozent der Gesamtnachfrage. Auf Landesebene waren es 1,52 Mio. Übernachtungen in Ferienzentren18, entsprechend 3,65 Prozent.

6.4.1.1 Saisonalität der Nachfrage

Die Abbildung unten zeigt die Saisonalität der Nachfrage in den meldepflichtigen Betrieben im Landkreis Ludwigslust-Parchim, im Reisegebiet Westmecklenburg und im Land Meck- lenburg-Vorpommern. Die Nachfragespitze in den Ferienmonaten Juli und August ist auf der Landesebene stärker ausgeprägt, als im Landkreis bzw. im Reisegebiet. Das spiegelt das hohe Gewicht wieder, das bei den Landeswerten den Übernachtungen an den Küsten und auf den Inseln zu- kommt. Dort ist der stark auf den Sommer bezogene Strand- und Badetourismus besonders ausgeprägt. Im Reisegebiet Westmecklenburg haben andere Segmente eine höhere Be- deutung. Trotz der im Vergleich mit dem Land etwas geringeren Saisonalität ist diese auch im Reisegebiet Westmecklenburg absolut betrachtet hoch. In den Monaten November bis Februar werden jeweils nur um oder weniger als fünf Prozent der Jahresnachfrage erreicht. Abbildung 14: Übernachtungen nach Monaten 2013

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0%

Landkreis Westmecklenburg Land M.-V.

Quelle: Amt für Statistik, Prozentwerte bezogen auf Jahressumme

18 Quelle: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

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Die folgende Abbildung zeigt den wochenabhängigen Jahresgang der Besucherzahlen im Biosphärenreservat Schaalsee. Im Gegensatz zur Saisonalität im Reisegebiet Westmeck- lenburg ist die sommerliche Spitze hier noch schwächer ausgeprägt, der stärkste Monat kommt auf lediglich rund elf Prozent Anteil an der Gesamtnachfrage. Dafür sind auch April und Oktober verhältnismäßig besucherstarke Monate. Die Monate Dezember bis Februar haben ebenfalls jeweils nur rund vier bis fünf Prozent Anteil an der jährlichen Gesamtnach- frage. Zu berücksichtigen ist, dass in den Werten für das Biosphärenreservat auch Tages- besucher enthalten sind. Abbildung 15: Wochenabhängiger Jahresgang der Besucherzahlen im Biosphärenre- servat Schaalsee 2011/2012

Quelle: Universität Würzburg, Regionalökonomische Effekte des Tourismus im Biosphärenreservat Schaalsee

Die folgende Abbildung zeigt die Saisonalität des Alpincenters. Die Belegung des Hotels ist wesentlich gleichmäßiger, als die der Beherbergungsbetriebe im Reisegebiet Westmecklen- burg (stärkster Monat 10,1 Prozent der jährlichen Nachfrage gegenüber 15,3 Prozent in Westmecklenburg) und die Saison gegenläufig: die schwächsten Monate sind April bis Juli. Der stärkste Monat ist der Oktober. Dann steigen Skiteams wieder ins Schneetraining ein und nutzen die im Vergleich zum Gletschertraining günstigen Angebote des Alpincenters. Der zweitstärkste Monat ist der Februar. Hier wirken sich die Winterferien in den benachbar- ten Bundesländern aus. Diese sorgen auch für besonders viele Tagesbesucher auf der Piste, so dass der Februar hier mit 17,3 Prozent der absolut stärkste Monat ist. Die schwächsten Monate sind Mai bis September, also genau die Zeit, in der die Region Hoch- saison hat. Im Juni werden nur 1,7 Prozent der Jahresbesucher auf der Piste erreicht.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 50

Tabelle 6: Saisonalität des Alpincenters

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0%

Besucher Piste Roomnights

Quelle: Alpincenter Wittenburg, Prozentwerte bezogen auf Jahressumme, Durchschnitt der Saisons 2012/13 und 2013/14

6.4.1.2 Herkunft der Gäste

Zur Herkunft der Gäste im Reisegebiet Westmecklenburg liegen keine detaillierten Informa- tionen vor. Lediglich den Anteil der ausländischen Gäste weist das Amt für Statistik aus. Er betrug 2013 bei den Ankünften 8,1 Prozent und bei den Übernachtungen 6,9 Prozent. Damit weist das Reisegebiet Westmecklenburg die höchsten Ausländeranteile aller Reisegebiete Mecklenburg-Vorpommerns auf. Auch die Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr waren in 2013 landesweit die höchsten, sie erreichten bei den Übernachtungen +9,1 Prozent. Dies ist sicher zum Teil auf den steigenden Anteil dänischer Gäste im Hotel des Alpincenters zurückzuführen. Für das Biosphärenreservat Schaalsee ermittelte die Universität Würzburg, dass sich der Tagestourismus „vorwiegend aus den Postleitzahlengebieten generiert, die direkt an das Biosphärenreservat angrenzen“. Besonders viele Tagesbesucher kommen aus Hamburg und Lübeck. Die Übernachtungsgäste verteilen sich hingegen relativ gleichmäßig über alle Bundesländer. Eine 2007 im Biosphärenreservat durchgeführte Besucherbefragung kam zu dem Ergebnis, dass fast 2/3 der Tagesbesucher aus Hamburg und Schleswig-Holstein anreisten. Bei den Übernachtungsgästen dominierten Besucher aus Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Berlin.

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Abbildung 16: Herkunft der Gäste im Biosphärenreservat Schaalsee

38%

25% 23% 17% 15% 14% 12% 9% 8% 3% 8% 1% 1% 1% 7% 1% 8% 0% 7% 2%

Tagesgäste Übernachtungsgäste

Eigene Darstellung auf Basis Hopp & Partner, Gästebfragung Schaalsee 2007

Die folgende Abbildung zeigt die Herkunft der Besucher in der Skihalle. Abbildung 17: Herkunft der Pistenbesucher im Alpincenter

Tagesgäste

25,0% 23,0% 18,0%

7,0% 8,0% 5,5% 6,0% 6,0% 1,5%

Quelle: Alpincenter Wittenburg, Darstellung ift GmbH 2014

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 52

Das bedeutet, dass 75 Prozent der Pistenbesucher von außerhalb des Landes Mecklen- burg-Vorpommern anreisen. Bei den Hotelgästen dürfte dieser Anteil noch höher liegen. Das Alpincenter hat also bereits heute ein stark überregionales Einzugsgebiet

6.4.1.3 Zielgruppen

Die wesentlichen Zielgruppen für das Hotel am Alpincenter sind aktuell Individualreisende (darunter Pistennutzer, aber auch Durchgangsreisende), Skiteams, Geschäftsleute, Ta- gungsgruppen und Touristik-Gruppen. Zu den Aktivitäten der MICE-Kunden zählen neben den Tagungs- bzw. Seminarveranstaltungen vor allem Teambuildings und Incentives wie Winterolympiade, Eisstockschießen und Snowtubing. Der Jedermann-Biathlon wird immer häufiger angefragt (Einführung Winter 2013), Kart fahren ist grundsätzlich beliebt, aber oft zu witterungsabhängig. Ski fahren ist für diese Kundengruppe meist nur eine kurzfristig genutzt Alternative und wird selten im Vorfeld gebucht, da die Verletzungsgefahr seitens der organisierenden Firmen als zu hoch eingestuft wird. Abbildung 18: Kundenstruktur im Hotel des Alpincenters

15% 22% Tagungsgruppen Geschäftsleute 20% Touristik-Gruppen (Bus) Individualreisende Skiteams 33% 10%

Quelle: Alpincenter Wittenburg, Darstellung ift GmbH 2014

Demgegenüber weist die Schaalseeregion eine andere Zielgruppenstruktur auf. Das Ge- wicht der Individualreisenden ist noch deutlich höher, u.a. weil für Tagungs- und Gruppen- geschäft die Kapazitäten fehlen. Das Besuchsmotiv Skifahren spielt selbstredend keine Rolle, dafür stehen Naturerlebnis und Besichtigungen kultureller Sehenswürdigkeiten weit oben. Im Hinblick auf die im Wittenburg Village geplanten Ferienhäuser ist auch eine Betrachtung der Besonderheiten der Nutzer dieses Beherbergungstyps interessant. So ist dem Quali- tätsmonitor Deutschland-Tourismus zu entnehmen, dass die Entscheidung der Ferienwoh- nungsgäste, ihren Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern zu verbringen, außerordentlich häu- fig auf der attraktiven Landschaft, der unberührten Natur und der Ruhe beruht. Bademög-

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lichkeiten und allgemein die Nähe zum Wasser sind ebenfalls wichtig. Bei den Urlaubsarten sind Erholungsurlaub, Familienurlaub und Aktivurlaub überdurchschnittlich gewichtet.

6.4.2 Tagesbesuche

Von Mai 2012 bis April 2013 hat das Deutsche wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif) eine empirische Studie zum Tagesreise- verhalten der Deutschen durchgeführt. Insgesamt unternahmen die Deutschen in diesem Zeitraum rund 2.947,6 Mio. Tagesreisen, davon entfielen 2.431,7 Mio. auf privat motivierte Tagesausflüge und 515,9 Mio. auf Tagesgeschäftsreisen. Für das Reisegebiet Westmecklenburg wurden zusammen mit dem Reisegebiet Mecklen- burgische Schweiz und Seenplatte 3,7 Tagesreisen pro amtlich registrierter Übernachtung (inkl. Camping) ermittelt19. Bezogen auf die 1,5 Mio. Übernachtungen in Westmecklenburg in 2013 ergeben sich daraus 5,57 Mio. Tagesreisen nach Westmecklenburg. Nach Ergebnissen einer empirischen Untersuchung der Universität Würzburg, die in den Jahren 2011 und 2012 durchgeführt wurde, entfallen davon:  404.000 Tagesreisen auf das unmittelbar an Wittenburg angrenzende Biosphärenre- servat Schaalsee20.  Gut 40.000 davon besuchen jährlich das Informationszentrum in Zarrentin.21 Das Alpincenter in Wittenburg besuchen rund 70.000 Tagesbesucher. Dabei sind Gäste, die nur die Gastronomie nutzen und nicht in die Skihalle eintreten, nicht mitgerechnet. Den ermittelten Tagesbesuchern im Biosphärenreservat standen übrigens 86.000 Über- nachtungen gegenüber. Basierend auf den Ergebnissen der Gästebefragung aus dem Jahr 2007 entfallen nur 44 Prozent der Übernachtungen auf meldepflichtige Betriebe, das ent- spricht rund 38.000 Übernachtungen22. Daraus ergibt sich ein Verhältnis zwischen Tages- besuchen und Übernachtungen von 10,6 zu 1. Das bedeutet, dass der Übernachtungstou- rismus im Bereich des Biosphärenreservats Schaalsee im Vergleich mit dem gesamten Reisegebiet Westmecklenburg unterentwickelt ist.

19 Schriftenreihe dwif Nr. 55, Tagesreisen der Deutschen, München 2013, S. 79 20 Quelle: Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung an der Julis-Maximilians-Universität Würz- burg, Regionalökonomische Effekte des Tourismus im Biosphärenreservat Schaalsee. 21 Quelle: Biosphärenreservat Schaalsee, 2011: 38.390 Besuche, 2012: 41.135 Besuche, 2013: 37.690 Besuche (ab September – bis April 2014 wegen Erneuerung der Ausstellung geschlossen), 2014: April bis Oktober: 34.129 Besuche. 22 Die amtliche Statistik weist für die Orte des Biosphärenreservats sogar nur rund 21.000 Übernachtun- gen aus, allerdings unterliegen die Angaben für einige Orte wegen der geringen Anzahl an Betrieben der Geheimhaltung, so dass insgesamt von der Plausibilität der Werte ausgegangen werden kann.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 54

6.4.3 Fazit zur touristischen Nachfrage

Das Reisegebiet Westmecklenburg und insbesondere Wittenburg haben in den letzten Jah- ren bei der touristischen Nachfrage eine dynamischere Entwicklung gezeigt, als Mecklen- burg-Vorpommern insgesamt. Diese Entwicklung ging jedoch von einer vergleichsweise niedrigen Basis aus und nach wie vor ist Westmecklenburg das Reisegebiet mit der gerings- ten Nachfrage. Im Bereich des Biosphärenreservats Schaalsee ist der Übernachtungstou- rismus selbst im Vergleich mit dem gesamten Reisegebiet Westmecklenburg unterentwi- ckelt. Das Nachfragepotenzial ist hier sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Das gilt für das gesamte Reisegebiet Westmecklenburg speziell für das Segment der Ferienzentren. Das geplante Wittenburg Village würde ein solches Ferienzentrum darstellen. Für die poten- ziellen Gäste der dort vorgesehenen Ferienhäuser wäre eine Verknüpfung mit dem Bio- sphärenreservat wichtiger, als für die Hotelgäste, denn Ferienwohnungsgäste wählen Meck- lenburg-Vorpommern überdurchschnittlich wegen des Naturerlebnisses als Urlaubsziel23. Das gilt in verstärktem Maß für Besucher der Schaalseeregion. Ausgehend von der bisheri- gen Zielgruppenstruktur im Alpincenter ist zu konstatieren, dass das Alpincenter das Poten- zial der Region bisher kaum nutzt. Dies wird jedoch erforderlich sein, wenn von dem geplanten Feriendorf der benötigte Nach- frageimpuls für den Standort Wittenburg in der Zeit von März bis August/September ausge- hen soll. Die Region benötigt einen solchen Impuls im Übernachtungstourismus eigentlich während des gesamten Jahres, da bisher der Tagestourismus dominierend ist. Während der Zeit von Oktober bis April kann das Outlet als saison- bzw. wetterunabhängiges Angebot dazu einen besonderen Beitrag leisten, die zusätzlich geplanten Freizeiteinrichtungen wie das Schwimmbad wirken ebenfalls auf eine Verringerung der Saisonalität hin. Die im ILEK konstatierte Chance, westliche Teile des Landkreises zur Naherholungsregion für Hamburg zu entwickeln, könnte durch das geplante Wittenburg Village mit Sicherheit genutzt werden, denn es würde gleich mehrere Angebotslücken schließen und so eine er- höhte Frequentierung des Standortes und der Region wahrscheinlich machen. Mit dann 600 Hotelbetten würde die Region auch in die Lage versetzt, größere Tagungen und Kongresse zu akquirieren. Schon heute hat das Alpincenter das dafür, neben den Kapazitäten, ebenfalls erforderliche überregionale Einzugsgebiet: 75 Prozent der Pistenbesucher reisen von außerhalb des Landes Mecklenburg-Vorpommern an. Der Standort Wittenburg hat also bereits gezeigt, dass er überregional ausstrahlen kann.

23 Auch Ruhe ist diesen Gästen wichtig, was im Hinblick auf die Entwicklung der Kartbahn berücksichtigt werden sollte.

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6.5 Der Tourismus als Wirtschaftsfaktor in der Region

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Reisegebiet Westmecklenburg. Er ist eine Querschnittsbranche mit einer Breitenwirkung, denn von den Ausgaben der Touris- ten profitieren eine Vielzahl von Branchen, neben den Anbietern touristischer Kernleistun- gen wie Beherbergungs-, Gastronomie- und Freizeitbetrieben sind dies direkt oder indirekt auch Landwirtschaft, Handwerk, Einzelhandel, Transportunternehmen und sonstige Dienst- leistungsbetriebe. Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus wird nachfrageorientiert ermittelt. Entspre- chend sind Daten über die Anzahl von Übernachtungs- und Tagesgästen sowie die ent- sprechenden Ausgaben pro Tag Voraussetzungen für einschlägige Berechnungen. Auf diese Weise kann dann der touristisch bedingte Umsatz in einer Region berechnet werden.

6.5.1 Das Ausgabeverhalten touristischer Zielgruppen

6.5.1.1 Übernachtungsgäste

Gegenstand verschiedener durch das dwif durchgeführter Grundlagenstudien zum Deutsch- landtourismus war auch das Ausgabeverhalten der Reisenden in den verschiedenen Seg- menten des Tourismus. Darüber hinaus liegen entsprechende Untersuchungen für das Bio- sphärenreservat Schaalsee vor. Tabelle 7: Ausgaben durch Übernachtungsgäste in Euro

Betriebe Fewo- Betriebe Camping VFR Freizeit- Ausgaben Segment für... >9 Betten Gäste <10 Betten wohnen Bezug Westm. Mecklenburg-Vorpommern NBL Unterkunft 48,60 31,00 29,40 13,40 0,00 Verpflegung im 17,60 15,00 14,90 12,10 11,49 Gastgewerbe Lebensmitteleinkauf 3,70 7,00 6,50 8,00 8,76 sonstigen Einkauf 11,90 7,00 9,80 7,70 k.A. Freizeit/Unterhaltung 5,80 5,00 6,20 4,40 2,58 lokalen Transport 1,60 1,00 1,40 0,80 0,43 sonstige 14,20 2,00 1,90 1,50 4,74 Dienstleistungen Summe 103,40 68,00 70,10 47,90 38,42 28,00 Quellen: dwif (2010): Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland (Nr. 53). München. S. 68, Ferienwohnungsstudie Mecklenburg-Vorpommern, S. 45; Sparkassen-Tourismusbarometer 2002, S. 33, Wert für VFR-Tourismus errechnet aus Gesamtumsatz von 172,9 Mio. Euro dividiert durch 4,5 Mio. Übernachtungen in 2008.

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Ausgehend von der zuvor geschilderten Struktur der Nachfrage ergeben sich für das Reise- gebiet Westmecklenburg Durchschnittsausgaben in Höhe von 67,39 Euro pro Übernach- tung. Die Übernachtungsgäste in der Schaalseeregion tätigen bisher im Durchschnitt Aus- gaben in Höhe von 51,10 Euro pro Aufenthaltstag24, dies entspricht nur rund 76 Prozent der Werte für Westmecklenburg. Die Durchschnittsausgaben der Gäste des Alpincenters dürf- ten deutlich darüber liegen, denn diese geben allein im Alpincenter selbst durchschnittlich rund 70 Euro aus – einschließlich der Tagesgäste. Der Vergleich der Struktur der Ausgaben in Westmecklenburg mit der Struktur und Höhe in Deutschland zeigt, dass sowohl die Ausgaben für Einkäufe als auch die Ausgaben für Frei- zeit und Unterhaltung unterdurchschnittlich ausfallen. In einzelnen deutschen Reisegebieten erreichen die Ausgaben für sonstige Einkäufe 35 bis 40 Euro und die Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung Werte um 20 Euro. Tabelle 8: Struktur der Ausgaben übernachtender Gäste nach Reisegebieten 2009

Ausgaben für... sonstige Einkäufe Freizeit/Unterhaltung

in Euro von gesamt in Euro von gesamt Westmecklenburg 11,90 11,5% 5,80 5,6% Deutschland gesamt 18,30 13,9% 10,10 7,7% Quelle: dwif (2010): Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland (Nr. 53). München. S. 66 ff.

6.5.1.2 Tagesbesucher

In der aktuellsten Studie des dwif zu den Tagesreisen der Deutschen aus dem Jahr 2013 werden die Ausgaben der Besucher in den Reisegebieten Westmecklenburg sowie Meck- lenburgische Schweiz und Seenplatte aggregiert angegeben. Die Ausgaben von Tagesreisenden in Westmecklenburg betragen 92,4 Prozent der Ausga- ben aller Tagesreisenden in Mecklenburg-Vorpommern und 83,3 Prozent der Ausgaben aller Tagesreisenden in Deutschland. Bei den Ausgaben für sonstige Einkäufe sind es nur 78 Prozent, verglichen mit Vorpommern, Rügen/Hiddensee sogar nur 62,5 Prozent und mit Deutschland insgesamt nur 58,5 Prozent. Die Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung sind bezogen auf Mecklenburg-Vorpommern leicht überdurchschnittlich. Sie betragen aber nur 82,4 Prozent des bundesdeutschen Ge- samtdurchschnitts. Die Gesamtausgaben von Tagestouristen in der Schaalseeregion liegen mit nur 17,90 Euro sogar noch deutlich unter den Werten für Westmecklenburg.

24 Quelle: Universität Würzburg: Regionalökonomische Effekte des Tourismus im Biosphärenreservat Schaalsee, Erhebungszeitraum Juni 2011 bis Mai 2012, n=1.030

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Tabelle 9: Ausgaben von Tagesreisenden 2013

Ausgaben für... M.-V. Binnenland Schaalseeregion in Euro in Euro Verpflegung im Gastgewerbe 8,00 k.A. Lebensmitteleinkäufe 2,50 k.A. Sonstiger Einkauf 6,50 k.A. Freizeit/Unterhaltung 2,80 k.A. Sonstiges 3,50 k.A. Summe 23,10 17,90 Quellen: dwif Nr. 55, Tagesreisen der Deutschen, München 2013, S. 102; Universität Würzburg: Regionalökonomische Effekte des Tourismus im Biosphärereservat Schaalsee.

6.5.2 Tourismusinduzierte Umsätze und Einkommen

In der Fortschreibung der Landestourismuskonzeption 2010 werden die touristischen Brut- toumsätze in Westmecklenburg mit 501,3 Mio. Euro angegeben25. Dem stehen lediglich 11,609 Mio. Euro Bruttoumsatz in der Schalseeregion gegenüber26. Aus dem Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern resultiert insgesamt ein Bruttoumsatz von 5.125,6 Mio. Euro. Westmecklenburg hat hieran also einen Anteil von 9,8 Prozent, die Schaalseeregion 0,23 Prozent. Westmecklenburg erzielt somit 1.651 Euro touristischen Bruttoumsatz pro Kopf der Bevölkerung. Im Rest Mecklenburg-Vorpommerns sind es 3.575 Euro und damit mehr als das Doppelte. Für Westmecklenburg ergeben sich nach Abzug der Umsatzsteuer touristische Nettoumsät- ze von 443,5 Mio. Euro (Schaalseeregion 10,3 Mio. Euro – nur unwesentlich mehr als die Nettoerlöse des Alpincenters). Die daraus resultierenden Einkommen belaufen sich analog zu den entsprechenden Verhältnissen auf Landesebene auf 242,9 Mio. Euro. Aus der Division des touristischen Primäreinkommens (1.und 2. Umsatzstufe) mit dem durchschnittlichen Primäreinkommen pro Einwohner lässt sich schließlich ein Äquivalent von rund 16.900 Personen ermitteln, die in Westmecklenburg durch den Tourismus ihren Lebensunterhalt in Form eines Vollzeitarbeitsplatzes bestreiten können. In der Schaalseeregion sind es 336 Einkommensäquivalente. Die Anzahl der Beschäftigten im Alpincenter beträgt ohne nachgelagerte Effekte (bei Zulie- ferern etc.) 120 Vollzeitstellenäquivalente.

25 Quelle: Fortschreibung Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 2010 26 Quelle: Universität Würzburg: Regionalökonomische Effekte des Tourismus im Biosphärereservat Schaalsee

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6.5.3 Fazit zur touristischen Wertschöpfung

Der Tourismus ist in Westmecklenburg ein bedeutender Wirtschaftszweig auf den etwa fünf bis sechs Prozent der Primäreinkommen entfallen. Im Vergleich mit dem Rest des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat die Tourismusbranche in Westmecklenburg jedoch ein un- terdurchschnittliches Gewicht. Vergleicht man die Ausgaben der Besucher mit gesamtdeut- schen Kennwerten, so zeigen sich insbesondere unterdurchschnittliche Ausgaben im Be- reich sonstige Einkäufe und Freizeit und Unterhaltung. Besonders die Tagesbesucher Westmecklenburg haben ein niedriges Ausgabenniveau, dies gilt für die Wittenburg benachbarte Schaalseeregion in noch verstärktem Maße. Das Alpincenter selbst generiert hingegen vergleichsweise hohe Tagespersonenausgaben. Dies spricht dafür, dass das Ausgabenprofil der Besucher in der Region angebotsbedingt ist und über zusätzliche Angebote auch stimuliert werden könnte.

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6.6 Tourismuspolitische Zielsetzungen

6.6.1 Land Mecklenburg Vorpommern

Die tourismuspolitischen Zielsetzungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern sind in der Fortschreibung der Landestourismuskonzeption 2010 formuliert worden27. Dort heißt es zu den Schwächen und Herausforderungen der Tourismuswirtschaft u.a.:  Fehlende Shoppingangebote  Ausdünnung öffentlicher und privater Infrastruktur  (schlechtes) Preis-Leistungsverhältnis, insbesondere bei Shopping-Angeboten  Saisonalität: Sehr starke Konzentration der Nachfrage auf die Sommer(ferien)monate. Zunehmendes Wachstum der Übernachtungszahlen in der Hochsaison = Verschärfung von Überlasterscheinungen, Auslastungsproblematik in den restlichen Monaten.  Internationaler Bekanntheitsgrad: Sehr gering ausgeprägt. Als Schlüsselthemen für die Weiterentwicklung der Tourismuswirtschaft werden die Touris- musmarke, Qualität, Integrierte Tourismuspolitik und die Rahmenbedingungen genannt. Zum Thema Qualität wird folgendes ausgeführt: „Eine dauerhafte und kundenorientierte Qualitäts und Serviceorientierung ist elementare Voraussetzung für ein nachhaltiges, quali- tatives Wachstum des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Die Reiseerfahrungen stei- gen und die Kundenklientel wird anspruchsvoller. Damit gehen steigende Qualitätsansprü- che und der zunehmende Wunsch nach Individualität einher.“ Weiterhin wurden elf Leitlinien für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern bis 2015 abgeleitet. Relevant im Hinblick auf das projektierte Wittenburg Village sind diese Leitlinien: 3. Marktpotenziale über Kernthemen und -zielgruppen erschließen! Die Erschließung weiterer Marktpotenziale soll entlang der definierten Haupt- und Potenzialmärkte sowie Kernzielgruppen28 erfolgen. 5. Wettbewerbsvorteil Qualitätstourismus stärker nutzen und ausbauen! Die füh- rende Position des Landes im Qualitätstourismus muss als maßgeblicher Wettbe- werbsvorteil erhalten und ausgebaut werden. 6. Qualitative Entwicklung vor quantitativer Entwicklung! Bestehende und absehbare Überlasterscheinungen durch regionalen Massentourismus müssen im Interesse der Gästezufriedenheit und der Steigerung der Akzeptanz in der Bevölkerung minimiert werden. Die starke Saisonalität spielt dabei eine entscheidende Rolle. 10. Tourismusentwicklung stärker mit ganzheitlicher regionaler Entwicklung ver- zahnen! Die Tourismusentwicklung muss, insbesondere im Hinblick auf den demogra- fischen Wandel, enger mit der gesamten Landes- und insbesondere der regionalen Entwicklung auch institutionell verzahnt werden. Zu den aus diesen Leitlinien abgeleiteten Handlungsempfehlungen zählen u.a.:

27 Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, 2010 28 Zu den Hauptmärkten zählt u.a. Radfahren, Wandern, Wellness sowie allgemein das Segment der Tagesausflüge, zu den Potenzialmärkten zählen Landurlaub und der Bereich des Tagungs- und Semi- narmarktes. Die Kernzielgruppen sind Paare, Alleinreisende, Familien sowie Best Ager.

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 Shopping-/Einkaufsmöglichkeiten verbessern: Shopping bzw. Einkaufen zählt zu den zentralen Aktivitäten praktisch jeder Reise. Die relativ geringe Kaufkraft und Bevölke- rungsdichte führen jedoch dazu, dass die Möglichkeiten aus touristischer Sicht je nach Sortiment beschränkt sind, da sich ein breiteres Angebot ausschließlich auf Ober- und Mittelzentren konzentriert. Eine Versorgungssicherung sowie Diversifizierung bei Basis und Premium-Sortimenten, vor allem in den hochrangigen Tourismusorten, ist für die touristische Nachfrage dringend erforderlich. Der Einzelhandel muss daher stärker als bisher in regionale und Landesraumordnungsprogramme integriert werden.  Förderung von ganzjährig nutzbarer Freizeitinfrastruktur: Die Saisonverlängerung und eine Verbesserung des Schlechtwetterangebotes sind zentrale Herausforderungen im Mecklenburg-Vorpommern-Tourismus. Ganzjährig nutzbare Freizeitinfrastruktureinrich- tungen tragen genau dazu bei. Allerdings muss auch hier die Prämisse der Weiterent- wicklung des bestehenden Angebotes erfüllt werden. Darüber hinaus kommen derartige Investitionen gerade auch der Bevölkerung vor Ort zu Gute. So ist bei einigen Ange- botstypen die Kombination von touristischer und kommunaler Nutzung zu prüfen  Binnenregionen stehen im Fokus der touristischen Förderpolitik: Nach wie vor hat das Binnenland bei der touristischen Entwicklung einen Rückstand im Vergleich zur expo- nierten Küstenlage aufzuholen. Die zukünftige Förderpolitik muss dementsprechend weiterhin diejenigen Binnenregionen, die touristisches Potenzial haben fokussieren. Al- lerdings ist eine flächendeckende Entwicklung (abgesehen von der Wegeinfrastruktur) selbst in diesen Regionen nicht möglich, weshalb die Herausbildung von Wachstums- zentren Ziel führend ist, die wiederum auf ihr Umland ausstrahlen.  Infrastrukturelle Maßnahmen zur Saisonverlängerung auf touristische Zentren und Städte lenken: Städte haben allein durch ihr breites Angebotsspektrum im Freizeitbereich eine überdurchschnittlich hohe Anziehungskraft über das gesamte Jahr hinweg. Ähnli- ches gilt für die Entwicklungszentren im Tourismus. Die Angebotsdichte sowie die über- durchschnittliche Nachfrage durch Urlauberinnen und Urlauber und die Bevölkerung vor Ort bieten optimale Voraussetzungen für die Ansiedlung diversifizierter Saison verlän- gernder Attraktionen, von denen darüber hinaus auch das Umland profitiert. Zunächst ist der Bedarf allerdings genauestens zu prüfen, bevor ein systematischer Lückenschluss bzw. zielgruppenorientierter Ausbau erfolgt. Neben der Ansiedlung neuer Angebote müs- sen bestehende Anbieter zu Kooperationen animiert werden (Absprachen bei Öffnungs- zeiten, gegenseitige Werbung etc.), die zu einer Erhöhung der Attraktivität für die Gäste bei gleichzeitiger Verbesserung der Ertragsperspektiven der Unternehmer führen.  Rolle von (Groß-) Schutzgebieten und Möglichkeiten der nachhaltigen Tourismusent- wicklung prüfen: Im Zuge regionaler Überlasterscheinungen und der zentralen Bedeu- tung eines nachhaltigen Tourismuswachstums ist die Rolle von (Groß-) Schutzgebieten, insbesondere Nationalparks, neu zu bewerten. Strategien zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus in diesen Räumen selbst sowie in benachbarten Gebieten, auch mit Blick auf internationale Anforderungen und Entwicklungen, sind zu erarbeiten.  Angebote für Familien weiter optimieren und ausbauen: Spezielle Vertriebsangebote wie der Familienurlaubskatalog, Qualitätssiegel wie „Familienland MV“ oder spezielle Angebote für Großeltern und Enkel wurden bereits initiiert und haben die Positionierung der Zielgruppe deutlich gestärkt. Diese müssen konsequent fortgeführt werden. Ange- botslücken bzw. qualitative Defizite bestehen dennoch weiterhin in einigen Regionen. Diese sind in den kommenden Jahren zu schließen bzw. aufzuholen.

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6.6.2 Reisegebiet Westmecklenburg

Die für das Reisegebiet Westmecklenburg zuständige Tourismusorganisation auf Destinati- onsebene ist der Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V. Dieser verfügt über kein aktuelles Tourismuskonzept Der in der Satzung formulierte Vereinszweck ist die Förderung des Tourismus sowie die Entwicklung der Region Mecklenburg- Schwerin unter Bewahrung des Kulturerbes und der Natur und Umwelt. Zur Erfüllung dieser Zwecke stellt sich der Verein folgende Aufgaben:  Förderung und Unterstützung von Maßnahmen zur Entwicklung des Tourismus in der  Region Mecklenburg-Schwerin  Zusammenarbeit mit allen am Tourismus interessierten Behörden, Medien, Institutio- nen, Betrieben, Körperschaften, Vereinen, Verbänden, Anstalten und Stiftungen  überörtliche Tourismusentwicklung für die Region Mecklenburg-Schwerin  Festlegung gemeinsamer Richtlinien für die Tourismusarbeit  Austausch von Erfahrungen und Informationen unter den Mitgliedern  Beratung und Schulung der Mitglieder und der im Tourismus Tätigen  Beratung bei Entscheidungen über die regionale Infrastruktur  Aufklärung der Bevölkerung über die Erfordernisse und die Bedeutung des Tourismus.

6.6.3 Landkreis Ludwigslust-Parchim

Im Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept für den Landkreis Ludwigslust-Parchim werden vier Handlungsfelder identifiziert, die die wichtigsten thematischen Schwerpunkte der Entwicklung der ländlichen Räume im Landkreis Ludwigslust-Parchim abbilden. Darun- ter auch der Bereich Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Beschäftigung, wo es u.a. heißt: „Unter dieses Handlungsfeld fallen die für die Entwicklung des ländlichen Raums wichtigen Wirt- schaftsbereiche Tourismus, Landwirtschaft, Ernährungsindustrie, Handwerk und Kleinge- werbe ebenso, wie intelligente, angepasste Lösungen im Dienstleistungsbereich. Unter den für das Handlungsfeld Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Beschäftigung definierten Ent- wicklungszielen ist das folgende im Hinblick auf tourismuspolitische Zielsetzungen relevant:

 Der Ausbau der touristischen Infrastruktur in den ländlichen Räumen muss fortgesetzt werden, um das Potential insbesondere im landschaftsgebundenen und im Kulturtou- rismus weiter zu entwickeln. Dazu sind auch weitere buchbare touristische Angebote entsprechend den Empfehlungen des Landestourismusverbandes und regionale Wert- schöpfungskreisläufe unter Einbeziehung von Tourismuswirtschaft, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe zu schaffen. Insgesamt sollten die Besucher‑ und Übernach- tungszahlen um 10 Prozent bis 2020 gesteigert werden. Als mögliche Fördergegenstände gemäß ELER und GAK wurden u.a. identifiziert:  Kleine touristische Infrastruktureinrichtungen: Baumaßnahmen an und in Ausstellungs-, Museums- und anderen Gebäuden, Touristische Wegeführungen und begleitende Inf- rastruktureinrichtungen, Einrichtungen zur Besucherinformation, Entwicklung und Her- stellung von touristischen Publikationen.

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6.6.4 Stadt Wittenburg

Die Stadt Wittenburg verfügt über kein schriftlich fixiertes touristisches Leitbild oder Entwick- lungskonzept. Seitens der Verwaltung und der politischen Fraktionen im Stadtrat wird das Vorhaben des Wittenburg Village jedoch uneingeschränkt unterstützt.

6.6.5 Fazit zu den tourismuspolitischen Zielsetzungen

Mit der Realisierung des Vorhabens Wittenburg Village könnten eine Reihe der durch das Land Mecklenburg-Vorpommern formulierten Zielsetzungen für die touristische Entwicklung erreicht werden:  Die angestrebte Verbesserung der Shoppingmöglichkeiten gerade außerhalb der Ober- und Mittelzentren würde durch das Outlet Center in idealer Weise erfüllt. Noch dazu würde es sich um ein Angebot mit einem besonders guten Preis-/Leistungsverhältnis handeln, das somit eine weitere identifizierte Schwäche der Tourismuswirtschaft Meck- lenburg-Vorpommerns abmildern würde.  Das Ziel des Ausbaus ganzjährig nutzbarer Freizeitinfrastruktur würde sowohl durch das geplante (Hallen-) Schwimmbad, als auch durch das Outlet Center erreicht. Die nachfragstärkste Zeit von Outlet Centern sind die Weihnachtsferien (vgl. Kapitel 7.3.3) und insgesamt ist die Nachfrage über das ganze Jahr sehr ausgeglichen. Das Schwimmbad kommt auch der örtlichen Bevölkerung zu Gute und erfüllt daher auch ei- ne Versorgungsfunktion.  Bei der im Fokus stehenden Förderung des Tourismus im Binnenland sollen Wachs- tumszentren herausgebildet werden, an Standorten, die touristisches Potenzial haben bzw. bestehende touristische Zentren. Dies ist mit dem Vorhabenstandort durch seine gute Erreichbarkeit, seine Verknüpfung mit einem bereits bestehenden touristischen Leuchtturm und das attraktive Hinterland des Biosphärenreservats Schaalsee gegeben.  Mit dem geplanten Feriendorf könnte die angestrebte nachhaltige Tourismusentwick- lung von Großschutzgebieten unterstützt werden, denn das unmittelbar benachbarte Biosphärenreservat Schaalsee verfügt über keine hinreichenden Übernachtungskapazi- täten. Mit der Schaffung des Feriendorfs könnten mehr Besucher für die Schaalseeregion gewonnen werden ohne dass im Biosphärenreservat selbst Eingriffe stattfinden.  Die angestrebte Optimierung des Angebots für Familien würde durch die Realisierung des Wittenburg Village ebenfalls unterstützt, denn Familien sind die primäre Zielgruppe von Ferienparks. Mit dem umfangreichen Freizeitangebot im Village selbst und in des- sen Umfeld würden die richtigen Anreize für eine Steigerung des Familientourismus ge- setzt.  Eine stärkere Verknüpfung der Tourismusentwicklung mit der ganzheitlichen regionalen Entwicklung könnte durch die Positionierung des Feriendorfs, aber auch durch das An- gebot der Schwimmhalle ebenfalls erreicht werden.

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7. Marktumfeld

Bei der Betrachtung des Marktumfelds werden folgende Aspekte berücksichtigt:  Allgemeine Daten zum Reiseverhalten  Trends  Merkmale der Kunden von Outlet Centern  Benchmarks im Bereich des Erlebniseinkaufs in Tourismusregionen.

7.1 Allgemeine Daten zum Reiseverhalten

7.1.1 Merkmale des Tagesreiseverkehrs

Das Wittenburg Village wird hauptsächlich im Rahmen von Tagesreisen aufgesucht werden. Das Tagesreiseverhalten der deutschen Bevölkerung wurde jüngst im Rahmen einer um- fangreichen, durch das Bundesministerium für Wirtschaft und die für Tourismus zuständigen Ministerien und Senate der Bundesländer finanzierten Studie untersucht.29 Nachfolgend sind relevante Kernergebnisse dieser Studie wiedergegeben. In der Studie werden die Ta- gesreisen in privat motivierte Tagesausflüge und beruflich motivierten Tagesgeschäftsreisen untergliedert. Insgesamt wurde ein Volumen von 2,43 Mrd. Tagesausflügen und 516 Mio. Tagesgeschäftsreisen ermittelt. Betrachtet man die Struktur der Tagesreisen, so lässt sich festhalten, dass:  Die Tagesreiseintensität30 von Beziehern höherer Einkommen überdurchschnittlich ist. Sie beträgt bei Personen, die in einem Haushalt mit einem monatlichen Nettoeinkom- men von 4.000 Euro oder mehr leben rund 96 Prozent. Durchschnittlich beträgt sie 83,7 Prozent.  Ähnliches gilt für die Anzahl der durchgeführten Tagesausflüge pro Kopf und Jahr. Sie beträgt in der Gruppe der Personen, die in Haushalten mit einem monatlichen Nettoein- kommen von 5.000 Euro oder mehr leben 47,5 und liegt damit 56,7 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 30,3 Tagesausflügen pro Kopf und Jahr. Mit abneh- menden Einkommen nimmt diese Häufigkeit kontinuierlich ab. Unterhalb eines monatli- chen Haushaltsnettoeinkommens von 2.000 Euro ist sie unterdurchschnittlich.  Bei den Tagesgeschäftsreisen, von denen bundesweit pro Kopf durchschnittlich 7,2 pro Jahr durchgeführt werden, liegt diese Schwelle bei einem monatlichen Haushaltsnetto- einkommen von 3.000 Euro. Personen, die in Haushalten mit einem monatlichen Netto- einkommen von mehr als 5.000 Euro leben, unternehmen 24,7 Tagesgeschäftsreisen pro Jahr. Unternehmen und sonstige Selbständige unternehmen 45,6, Freiberufler 37,7 Tagesgeschäftsreisen pro Jahr.

29 Quelle: dwif Nr.55/2013, Tagesreisen der Deutschen, Basis 36.400 Interviews in 2012/13 30 Bezeichnet den prozentualen Anteil der Bevölkerung (ab 14 Jahre) in der Bundesrepublik Deutsch- land, der zwischen Mai 2012 und April 2013 mindestens eine Tagesreise unternommen hat.

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 Eine „Einkaufsfahrt für den nicht täglichen Bedarf“ ist bezogen auf alle Tagesausflüge für 13,5 Prozent der Reisenden der Hauptanlass (insgesamt 327,7 Mio. Tagesausflü- ge). Bei der 2005/06 durchgeführten Tagesreisenstudie betrug dieser Anteil noch 10,2 Prozent.31 Dies entspricht einer Steigerung der Bedeutung der Einkaufsfahrten als Ta- gesausflugsmotiv um 32,4 Prozent binnen sieben Jahren.  Die unter 30-jährigen unternehmen besonders häufig Tagesausflüge mit dem Hauptan- lass Shopping (16,5 Prozent), außerdem Personen, die in Mehrpersonenhaushalten ohne Kinder unter 14 leben (17,0 Prozent), also z.B. junge Paare ohne Kinder oder äl- tere Paare, bei denen die Kinder schon aus dem Haus sind. Die unter 30-jährigen fah- ren übrigens auch besonders häufig Ski oder Snowboard.  Unabhängig vom Hauptanlass werden im Rahmen von Tagesreisen i.d.R. verschiedene Aktivitäten ausgeübt. „Einkaufen“ wird dabei von 25,0 Prozent der Tagesausflügler als Aktivität benannt. Dies schließt auch Personen ein, deren Hauptausflugsanlass nicht Shopping ist.  Bei den Tagesgeschäftsreisen steht das berufliche Engagement klar im Vordergrund. In Ergänzung dazu ist der Besuch gastronomischer Einrichtungen mit Abstand am wich- tigsten. Mit deutlichem Abstand rangiert an zweiter Position die Aktivität „Einkaufen“.  Tagesausflüge mit dem Hauptanlass „Einkaufen“ verzeichnen die mit Abstand höchsten Durchschnittsausgaben. Sie betragen 73,50 Euro (davon 54,10 Euro für Einkäufe, der Rest für Verpflegung in der Gastronomie, Lebensmitteleinkäufe, Freizeit/Unterhaltung sowie sonstiges) gegenüber gemittelt 29,60 Euro bei allen Ausflügen.  Die Höhe der Ausgaben korreliert außerdem fast linear mit dem Haushaltseinkommen.  „Einkaufen“ ist vor allem im Dezember (+62 Prozent gegenüber dem Jahresdurch- schnitt), im November (+53 Prozent) und im Februar (+38 Prozent) Hauptanlass für Ta- gesausflüge.32 Es werden also besonders viele Tagesausflüge durch besonders relevante, weil kaufkräftige Zielgruppen getätigt33. Angebotsbedingt ist „Einkaufen“ bislang vor allem ein Hauptanlass bei Tagesausflügen in Städte. Bei Tagesausflügen in Großstädte34 ist die Bedeutung um 45 Prozent erhöht. Im Rahmen einer Sonderauswertung35 der im Rahmen der Tagesreisenstudie erhobenen Daten durch den dwif e.V. wurde ermittelt, dass:

31 Quelle: dwif Nr.51/2006, Tagesreisen der Deutschen Teil 2, Basis 36.000 Interviews in 2005, S. 38 f 32 a.a.O., S. 34 33 78,0% der Kunden des DOC Soltau leben in Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von mindestens 2.001 Euro (37% mindestens 4.001 Euro), 61,9% gehören der Altersgruppe 30-65 an, 70,9% sind erwerbstätig (Quelle: ecostra, Monitoring zu den Auswirkungen des Designer Outlet Cen- ters in Soltau, 2. Berichtsband, Dezember 2013, n=796) Im Designer Outlet Wolfsburg gehören 60% der Besucher der Altersgruppe 30-65 an (Quelle: Dr. Donato Acocella Stadt- und Regionalentwicklung, Monitoring zum Designer Outlet Wolfsburg, Oktober 2010). 34 Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern.

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 Die zurückgelegte Entfernung bei Tagesausflügen mit dem Hauptanlass „Einkaufsfahrt“ (13,5 Prozent aller Fälle) mit 57,7 Kilometern (einfache Strecke) geringer ausfiel, als im Durchschnitt aller Ausflüge (65,8 Kilometer). Zwischen den Wochentagen gibt es hin- sichtlich der zurückgelegten Entfernungen von Tagesausflüglern mit dem Hauptanlass „Einkaufsfahrt“ keine signifikanten Unterschiede. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass Tagesausflüge in Outlet Center aktuell nur einen niedrigen einstelligen Prozentwert aller rund 328 Mio. Ta- gesausflüge mit dem Hauptanlass „Einkaufsfahrt“ darstellen.

 Die mit Abstand wichtigste weitere Aktivität, die im Rahmen von Einkaufsfahrten durch- geführt wurde, ist der Besuch von gastronomischen Einrichtungen mit etwas über 50 Prozent.  Alle anderen weiteren Aktivitäten sind bei den Einkaufsausflüglern von deutlich geringe- rer Bedeutung, denn ihre Anteilswerte liegen unter zehn Prozent:  Verwandten- und Bekanntenbesuche (ca. sieben Prozent),  Besuch von Sehenswürdigkeiten/Vergnügungs- und Freizeiteinrichtungen (rund vier Prozent) und den  Besuch von Veranstaltungen (rund drei Prozent)

7.1.2 Merkmale von Kurzurlauben

Mit dem Outlet Center und dem Feriendorf sollen u.a. zusätzliche Kurzurlauber für Wittenburg, die Schaalseeregion und Westmecklenburg gewonnen werden. Betrachtet man die Motivlage von Kurzurlaubern, so lässt sich auf Basis der Ergebnisse der TdW 2011 III „Menschen & Märkte” – Strukturanalyse36 festhalten:

 34,9 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren haben 2010 eine Kurz- reise von weniger als 5 Tagen (max. 3 Übernachtungen) unternommen, 17,0 Prozent unternahmen mehrere Kurzreisen, insgesamt 10,2 Prozent unternahmen eine Städter- eise als Kurzreise, 2,6 Prozent unternahmen eine Kurzreise zu einem Freizeitpark.  Die Freizeitaktivität „Einkaufs-, Schaufensterbummel“ hat für Personen, die Kurzreisen unternehmen, eine überdurchschnittliche Bedeutung. „Regelmäßig bzw. intensiv“ ma- chen dies 8,5 Prozent der Kurzreisenden (Gesamtbevölkerung: 7,6 Prozent). Bei den Personen, die mehrere Kurzreisen unternehmen, sind es 9,3 Prozent, die regelmäßig shoppen gehen (122 Prozent im Vergleich zur Gesamtbevölkerung). Auch Städterei- sende und Besucher von Freizeitparks haben eine überdurchschnittliche Shoppingaffi- nität, die Indexwerte betragen 121 Prozent bzw. 126 Prozent.

35 Quelle: dwif e.V., Einkaufsausflüge der Deutschen, München, Mai 2014 36 Quelle: Institut für Medien- und Konsumentenforschung IMUK GmbH & Co. KG, 2010, Zielgruppe: Deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (Basis: 70,51 Mio.), n = 20.129 Fälle.

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Laut einer Studie der dwif-Consulting GmbH übernachten rund ein Viertel der Besucher der Outlet-City Metzingen in Metzingen oder der Region Neckar-Alb, die kein etabliertes Tou- rismusziel ist.

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7.2 Relevante Trends

Die Trendanalyse liefert die Grundlage dafür, die Veränderungen der Rahmenbedingungen für das touristische Angebot in Wittenburg und Westmecklenburg abzuschätzen. In der Fol- ge stellen wir die Kernergebnisse verschiedener aktueller Marktforschungsstudien dar:

7.2.1 Allgemeine gesellschaftliche Trends

Entwicklungen in den Bereichen Demographie, Ökonomie, Wertewandel und Ökologie wir- ken sich auch auf das Reise-, Freizeit- und Konsumverhalten aus. Man denke nur an das Thema nachhaltig produzierter Konsumgüter. Dabei sind verschiedene Trends durchaus gegenläufig: Preissensibilität auf der einen und fair gehandelte Erzeugnisse auf der anderen Seite. Die Gesellschaft ist eben keine wertemäßig homogene Masse mehr – auch das ist ein Trend, den es bei der Bewertung von Tourismus- und Einzelhandelsprojekten zu be- rücksichtigen gilt: Nicht alle Menschen betrachten die Welt durch die gleiche Brille. Tabelle 10: Gesellschaftliche Trends mit Auswirkung auf den Tourismus

Demographie Ökonomie

 Bevölkerungsrückgang  Steigende Mobilität  Überalterung  Globalisierung  Gendering  Wirtschaftswachstum  Mehr Single-Haushalte

Wertewandel Ökologie

 Informationsgesellschaft  Höhere Sensibilität  Frauen-Power  Suche nach Authentizität  Massenfreizeit  Ressourcenverbrauch  Flexibilisierung / Individualisierung  Nachhaltigkeit  Multioptionalität  Sicherheitsbedürfnis  Entsolidarisierung  Work-Life Balance  Gesundheitsbewusstsein  Genussorientierung Eigene Darstellung ift GmbH 2014

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7.2.2 Trends in Freizeit und Tourismus

7.2.2.1 Trends im deutschen Urlaubsreisemarkt bis 2020

In der Fortschreibung der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 201037 heißt es zum Thema Nachfragetrends im deutschen Urlaubsreisemarkt: Das Urlaubsreiseverhalten der Deutschen wird sich in den kommenden Jahren in seiner Struktur langsam aber stetig verändern. Auf welche Entwicklungen sich die Tourismusakteu- re in Mecklenburg-Vorpommern für die Zukunft einstellen müssen, wird in 11 Haupttrends zusammengefasst:

 Die Zielgruppen werden differenzierter und deren spezifische Bedürfnisse diversifizier- ter. Zum Wachstumsmotor werden endgültig die Seniorinnen und Senioren (Verlage- rung auf 70plus), dennoch bleiben auch Familien wichtig (Schwerpunkt 1-Kind-Familie).  Die Motive der Urlaubsreisen bleiben gleich, jedoch wird die Kundenklientel anspruchs- voller. Ein Mehr an Erlebnis und Genuss wird gefordert und die Intensität des Aufent- haltes – mehr Urlaubsinhalte pro Zeiteinheit – steigt an. Ein dichtes Angebotsnetz ist hierfür notwendig.  Das Reisevolumen der Deutschen bleibt stabil und weist sogar Wachstumspotenzial auf. Es unterliegt allerdings den Risiken der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie Terrorismus, Klimawandel oder Energiepreisentwicklungen.  Die Rangfolge der Top-3-Reiseziele der Deutschen bei Urlaubsreisen ab 5 Tagen Dau- er im In- und Ausland wird sich mittelfristig nicht ändern (Inland: Bayern, Schleswig- Holstein, Mecklenburg-Vorpommern; Ausland: Spanien, Italien, Türkei).  Gäste informieren sich zunehmend über mehrere Quellen, was eine insgesamt geringe- re inhaltliche Tiefe zur Folge hat. Dies darf seitens der Destinationen jedoch nicht zu einer oberflächlicheren Bereitstellung führen. Das Internet ist weiter auf dem Vormarsch und gewinnt an Gewicht, wird allerdings die herkömmlichen Informationswege nicht er- setzen, sondern vielmehr ergänzen.  Das breite Interesse an Urlaubsaktivitäten und –formen weist auf eine stabile touristi- sche Gesamtnachfrage hin. Allerdings birgt die Vielzahl der Motive und Aktivitäten in einem Urlaub Herausforderungen für das Marketing, zumal wandelbare Konsumentin- nen und Konsumenten mit unterschiedlichen Interessen von Reise zu Reise oder sogar innerhalb des gleichen Urlaubs schwerer zu greifen sind. Bei den Urlaubsaktivitäten stellt sich ein wachsendes Ruhebedürfnis als Kontrastprogramm zum Alltagsstress ein.  Die Dauer der Urlaubsreisen wird weiter – jedoch langsamer als in den vergangenen Jahrzehnten – abnehmen. Vertrieb und Marketing können und müssen sich darauf ein- stellen.  Urlaubsreisen werden zunehmend auch außerhalb der Sommermonate gelegt. Mit dem steigenden Anteil von älteren Reisenden ist eine Tendenz hin zu einer ausgeglichene-

37 Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus (Hg.): Fortschreibung der Landestourismuskonzepti- on Mecklenburg-Vorpommern 2010, Schwerin 2010

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ren Jahresverteilung festzustellen. Insgesamt dominieren jedoch weiterhin jahreszei- tenabhängige Urlaube und Aktivitäten. Für Mecklenburg-Vorpommern bedeutet dies ei- ne weiterhin sehr hohe Abhängigkeit von der Lage der Sommerferien.  Die Kunden bleiben auch weiterhin preissensibel. Die Ausgaben für Urlaubsreisen wer- den in Zukunft aller Voraussicht nach auf aktuellem Niveau verharren oder sogar sin- ken. Damit ist eine wachsende Nachfrage nicht bei allen Anbietern gleichbedeutend mit einer Umsatzsteigerung.  Hotels und individuelle Wohnformen (z. B. Ferienwohnungen/-häuser) werden Marktan- teile gewinnen. Dabei steigen die Qualitätsansprüche der Reisenden stetig an.  Pkw und Flugzeug bleiben für deutsche Urlauber die wichtigsten Verkehrsmittel. Bei Deutschlandreisen wird der Pkw auch zukünftig klar dominieren. Verschiebungen kön- nen sich durch die zukünftige Kostenentwicklung und den demografischen Wandel er- geben.

7.2.2.2 Trends im Shopping-Tourismus

Shopping-Tourismus, also die Kombination aus Reisen und Einkaufen, zeichnet sich durch die folgenden Merkmale aus:  Erlebnis- bzw. freizeitorientiertes Einkaufen von Gütern des nicht alltäglichen Ge- brauchs.  Einkaufsdestination entspricht nicht dem Wohn- oder Arbeitsort des Einkäufers. Im Jahr 2010 nutzten nach Angaben der Typologie der Wünsche38 bereits 13 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahre Fabrikverkäufe oder Factory Outlets für den Kauf von Beklei- dung. Bei Personen, die sich für Damenoberbekleidung, Herrenoberbekleidung oder Sport- bekleidung interessieren, steigt dieser Anteil auf bis zu 19,5 Prozent. Insgesamt wächst im Shopping-Tourismus in Deutschland die Bedeutung ausländischer Gäste. So lag der Anteil ausländischer Touristen in der Outlet City Metzingen 2012 bei 37 Prozent. Hohe Wachstumsraten wurden 2012 bei den chinesischen Besuchern (+52 Pro- zent), Touristen aus Russland und der Schweiz (+40 Prozent) sowie aus Saudi-Arabien (+150 Prozent) registriert. Dieser Trend ist nicht auf Einzelstandorte beschränkt: Von Januar bis Juni 2013 stiegen die Shopping-Ausgaben internationaler Gäste beim Tax-Free-Einkauf in Deutschland um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auf die Stadt Frankfurt entfielen 21 Prozent der Tax-Free Umsätze in Deutschland. Gäste aus China, die im ersten Halbjahr 2013 mit 28 Prozent am stärksten zum Tax-Free-Umsatz deutscher Händler beitrugen, tätigten 41 Pro- zent ihrer Umsätze in Frankfurt.

38 TdW (2010), © Copyright Burda Community Network GmbH, deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren: 20.129 Fälle, 70,51 Mio. Personen

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Shopping entwickelt sich auch zunehmend zu einem Element des Business-Tourismus. Insbesondere im Zusammenhang mit Meetings, Incentives, Conventions und Events (MICE) bestehen Synergiepotenziale für Outlet Center. Die neun Center von Chic Outlet Shopping (Value Retail) konnten 2013 bereits 280 Veranstaltungen in diesem Segment durchführen, dazu zählen u.a. Modeschauen. Es wird ein wachsendes Interesse von insbesondere aus- ländischen Geschäftsreisenden an besonderen Aktivitäten während ihrer Meetings und Konferenzen in Deutschland festgestellt.

7.2.2.3 Trends im Ferienwohnungsmarkt

Im Rahmen einer durch den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. beauftrag- ten und durch die dwif-Consulting GmbH erstellten Ferienwohnungsstudie39 werden die aktuellen Trends im Ferienwohnungsmarkt ausführlich dargelegt. Abbildung 19: Trends im Ferienwohnungsmarkt

Quelle: Die Auswirkungen von Ferienhäusern und Ferienwohnungen auf die Regionalentwicklung in MECKLENBURG¬VORPOMMERN, Berlin, Oktober 2013, S. 46

Die folgenden Ausführungen sind der erwähnten Studie entnommen.

39 Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern (Hg.): Die Auswirkungen von Ferienhäusern und Ferienwohnungen auf die Regionalentwicklung in MECKLENBURG- VORPOMMERN, Berlin, Oktober 2013

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Auszug Ferienwohnungsstudie Analog zu generellen Trends im Tourismus lassen sich auch für den Ferienwohnungsmarkt einige Veränderungen im Dreieck zwischen Angebot, Nachfrage und Vertrieb identifizieren. Dabei können heutzutage alle genannten Aspekte sowohl Treiber, als auch Getriebene der Marktentwicklung sein:

 So können soziodemografische Veränderungen auf der Nachfrageseite (weniger und kleinere Familien, mehr Kleingruppenreisen, mehr [ältere] Paare mit Hund) Treiber für neue Hauskonzepte sein (größere, flexiblere Einrichtung).  Andererseits generieren innovative Unternehmer durch neue Konzepte (Ferienhäuser speziell für Hundebesitzer, Luxusobjekte, Mehrgenerationenhäuser, besondere Wohn- formen) Nachfrage von bestimmten, teilweise neuen Zielgruppen.  Gerade der Vertrieb zeigt die permanenten Wechselwirkungen zwischen Angebotsent- wicklungen vor allem durch Buchungsplattformen einerseits und Nachfragetrends wie die wachsende Bedeutung der sozialen Medien auch als Informationskanäle für reisere- levante Informationen und Bewertung für Erlebnisse andererseits. Die Fülle der skizzierten Trends, Gegentrends und Treibern lässt sich gleichwohl zu einem Schlüsselbegriff für eine positive Entwicklung des Ferienwohnungsmarktes generalisieren und verdichten. Dieser lautet Individualität… …in der Gestaltung der Quartiere in Bezug auf unterschiedlichste Qualitäts-, Ausstattungs- und Größenwünsche für individuelle Aufenthalte unterschiedlichster Gästegruppen (Paa- re, mehrere Familien, Großeltern mit Enkeln, Kleingruppen…). …in der Gestaltung des Aufenthaltes und das bedeutet vor allem die Möglichkeit flexibler Anreisetage und auch kurzer Aufenthaltsdauern jenseits der „Samstagsanreise“- und „Ei- ne-Woche-Mindestdauer“-Regeln, z.B. bei (Rad-) Wanderungen, Rundreisen etc. von Menschen, die eine Ferienwohnung einem Hotel oder einer Pension vorziehen. …in der Kommunikation und der Ansprache von Gästen mit unterschiedlichsten Bedürfnis- sen über die verschiedensten On- und Offline-Kanäle und der immer wichtiger werdenden Möglichkeit der sofortigen und jederzeitigen (Online-) Buchbarkeit. Im Detail sind einige besonders wichtige Entwicklungen bei Angebot und Nachfrage (…) vertiefend zu beschreiben. Angebot Drei Trends, so das Ergebnis der Recherchen, sind auf der Angebotsseite von besonderer Bedeutung. Trend: Architektur und regionale Baukultur im Tourismus Tourismus- und Architekturexperten haben längst erkannt, dass architektonische Qualität, Baukultur und Design zur Identitätsbildung und Profilierung einer Destination beitragen. Aber trotz teilweise hoher Investitionen in die touristische Infrastruktur blieb der Gedanke einer gezielten Bauplanung im Tourismus lange Zeit außen vor. Folglich sind die unver- kennbaren Bauaktivitäten der 70er Jahre, die als wildgewachsene touristische Bettenburgen zunehmend das Bild einiger Tourismusdestinationen prägten, in vielen Reiseregionen (West-)Deutschlands noch immer sichtbar.

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Mittlerweile rückt das Thema Bauen jedoch verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Baukultur steht dabei in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Tradition und Moder- ne: Historische Gebäude und denkmalgeschützte Objekte sorgen für Authentizität und er- zählen die Geschichte des Ortes. Daneben entstehen spektakuläre, zeitgenössische und innovative Bauwerke, die das Angebot und damit auch die Zielgruppen durchaus erweitern können. Trend: Besonders Wohnen Ein alter Wasser- oder Kornspeicher, ein Herren- oder Jagdschloss, ein Baum- oder ein Floatinghaus oder lieber eine Bäderstilvilla; der Trend zum besonderen Urlaubswohnerleb- nis setzt sich weiterhin fort. In diesem Zusammenhang ist die Inneneinrichtung der Ferien- wohnungen mindestens genauso entscheidend wie die Außenarchitektur. Trend: Regionale Identität In vielen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns offeriert der Ferienwohnungsmarkt bereits vielfältige Wohnideen. Viel stärker als die Küstenregionen ist das Binnenland gefordert, mit innovativen Produkten Gäste für ihre Destinationen zu gewinnen. Aufgrund der häufig lü- ckenhaften touristischen Infrastruktur stellen Multifunktionsanlagen eine Chance für den Tourismus im ländlichen Raum dar. Daneben könnte eine gebündelte Angebotspräsentation unter einer gemeinsamen Marke zur Steigerung der Übernachtungen führen. Besonders authentische und individuelle Angebote machen hier den Unterschied zu den Wettbewer- bern aus. Nachfrage Trend: Authentizität und Gastfreundschaft Wie in anderen touristischen Unterkunftsformen haben auch Ferienwohnungs-/-haus- urlauber gewisse Erwartungen an das Ferienobjekt und natürlich an den Vermieter. Für 54,9 Prozent ist die Freundlichkeit des Vermieters ein wichtiges Kriterium für Folgebuchungen. Daneben sind immer mehr Urlauber auf der Suche nach Authentizität und möchten an regi- onalen Besonderheiten im Ferienort teilhaben. Neue Kontakte knüpfen, etwas über die Ge- wohnheiten der Menschen vor Ort erfahren; all das gehört für viele Urlauber zu den beson- deren Urlaubserlebnissen. Folglich knüpfen rund 45,0 Prozent gerne Kontakte zu Einheimi- schen und Gastgebern. Nach Einschätzung der Experten besitzt Mecklenburg-Vorpommern hinsichtlich seiner Gastgeberqualitäten jedoch noch Ausbaupotenzial. Trend: Luxus und Komfort Familien und (junge) Paare sind eine wichtige Zielgruppe im Segment des Ferienwoh- nungsmarktes. Gerne verreisen diese zum Beispiel mit befreundeten Paaren, weshalb zu- nehmend größere Häuser nachgefragt werden. Daneben sind die erfahrenen Gäste in allen Preiskategorien sehr qualitätsorientiert. Sie achten besonders auf ein helles und modernes Design mit viel Raum und einem hohen Wohlfühlfaktor. Zudem ist vor allem im Ferienhaus- segment ein hauseigenes Wellnessangebot (z. B. Whirlpool, Pool, Sauna und Solarium) ein Garant für eine hohe Auslastung. Die Anbieter in Mecklenburg-Vorpommern nehmen die Veränderungen im Nachfrageverhalten ernst und stellen sich auf den Wandel ein.

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7.2.3 Trends im Konsumverhalten

Die nachfolgenden Trends im Konsumverhalten sind übernommen aus dem Exposé der Firma Ecostra zum Factory Outlet Center Herrieden:

 Wachsende Preissensibilität: Seit einigen Jahren werden drei Grundtypen verwendet, um das Verhalten der Verbraucher zu beschreiben: „Schnäppchenjäger“, „Smart- Shopper“ und „Qualitätskäufer“. Der Smart-Shopper hat sich etwa Mitte der 90er Jahre vor dem Hintergrund einer steigenden Angebotsvielfalt und zunehmender Preisaggres- sivität herausgebildet. Im Unterschied zum Schnäppchenjäger geht es dem Smart- Shopper nicht nur um den Preis, sondern ebenso um die Qualität.40  Zunehmender Sparkonsum, steigende Freizeitausgaben: Das Verhältnis zwischen Versorgungskonsumenten (ca. 53 Prozent) und Erlebniskonsumenten (ca. 47 Prozent) ist über die vergangenen 15 Jahre gesehen recht stabil geblieben. Größere Verände- rungen sind allerdings innerhalb der Kategorie Versorgungskonsum zu beobachten. Hier wird der „Normalkonsument“ („Kaufen, was notwendig ist“) vom „Sparkonsument“ („Sparen müssen“) unterschieden. Insgesamt nimmt der Sparkonsum deutlich zu, der Erlebniskonsum bleibt relativ stabil, während der Anteil der „Normalverbraucher“, d.h. die Mitte, wegbricht.41 Im Gegensatz zu den rückläufigen Ausgaben im Einzelhandel (als Anteil des verfügbaren Einkommens), wird im Freizeitbereich mehr ausgegeben.42  Die „Zwei-Stunden Gesellschaft“: Das Phänomen der „Zwei Stunden Gesellschaft“ drückt aus, dass Aktivitäten, die länger als zwei Stunden dauern, zurückgehen oder stagnieren. Daraus schließen Experten, dass es zunehmend zu einem Wettbewerb um die Zeit der Konsumenten kommen wird.43  Komplexe Motiv- und Aktivitätsbündel: Ein immer größerer Anteil der Bevölkerung kann sich die steigenden Konsumansprüche nicht mehr leisten. Gleichzeitig haben viele Menschen, die Geld besitzen, nur wenig Zeit. Für sie ist die zur Verfügung stehende Zeit ebenso wertvoll wie das Geld.44 Der Erlebniseinkauf wird von ihnen als Freizeit empfunden, hier wird versucht, innerhalb einer gegebenen Zeit möglichst viel zu erle- ben. Das gelingt, indem verschiedene Konsumwünsche miteinander verknüpft werden, was als „Koppeln“ bezeichnet wird. Voraussetzung dafür ist, dass das Angebot inner- halb eines Betriebes oder zwischen räumlich dicht beieinanderliegenden Betrieben kompatibel ist. Kompatibilität wird auf mehrere Weisen erzeugt. Im Bezug auf den Er- lebniseinkauf, der mehr eine Freizeitbeschäftigung als ein Akt der Versorgung ist, sind Einrichtungen kompatibel, wenn sie den Erlebniswert erhöhen.45

40 vgl. Heinritz, G./Klein, K./Popp M. (2003): Geographische Handelsforschung. Stuttgart. S. 156f. 41 vgl. Opaschowski, H. (2008): Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. 1. Aufl. Gütersloh. 42 vgl. Frehn, M. (2004): Freizeit findet InnenStadt. Mobilitätsanalysen. Handlungsansätze. Fallbeispiele. Dortmund. S. 43. 43 vgl. Opaschowski, H. (2008): Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. 1. Aufl. Gütersloh. S. 171f. 44 a.a.O. 45 vgl. Heinritz, G./Klein, K./Popp M. (2003): Geographische Handelsforschung. Stuttgart. S. 146ff.; Opaschowski, H. (2008): Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. 1. Aufl. Gütersloh. S. 171f.

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Die aktuellen Trends im Freizeit-, Reise- und Konsumverhalten der Bevölkerung führen zu einem Wachstum des Shopping-Tourismus im Allgemeinen. Die verschiedenen Vertriebs- formen des Einzelhandels greifen diese Trends in unterschiedlichem Maße auf.

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7.3 Eigenschaften der Kunden von Outlet-Centern

7.3.1 Kopplungsaktivitäten von Outlet-Besuchern

An bestehenden Outlet-Standorten wurde in verschiedenen Untersuchungen der Frage nach den tatsächlich durch die Outlet-Besucher durchgeführten Kopplungsaktivitäten nach- gegangen. In der Folge geben wir einen Überblick über die entsprechenden Ergebnisse (vgl. dazu auch Kapitel 7.4) Designer Outlet Soltau46 Rund 14 Prozent der Besucher unternehmen unmittelbar vor dem Besuch des DOC eine Aktivität in der Region. Mit ca. 20 Prozent plant ein höherer Anteil der Besucher für die Zeit unmittelbar nach dem Besuch des Outlet Centers, etwas in der Region zu unternehmen. Dabei steht der Besuch einer Innenstadt in der Region (9,8 Prozent) öfter auf dem Pro- gramm als der Besuch einer Sehenswürdigkeit (1,4 Prozent) oder einer Freizeitattraktion (6,7 Prozent, sonstiges 13,8 Prozent) Rund zwei Prozent der Besucher haben vor dem Besuch des DOC die nahe gelegene Soltauer Innenstadt besucht, ca. 3 Prozent beabsichtigen dies nach Verlassen des Designer Outlets zu tun. Im Gastronomiebereich sind geringe positive Effekte für einzelne Betriebe in der Soltauer Innenstadt zu erkennen. Wertheim Zwölf bis 16 Prozent der Outlet-Besucher besuchen auch die Wertheimer Innenstadt (kos- tenloser Shuttlebus). Von vielen Besuchern werden zusätzliche Angebote genutzt, wie z.B. Gastronomiebesuch ca. 30 Prozent, Sightseeing ca. 15-31 Prozent, Stadtbummel 28-48 Prozent – nicht nur in Wertheim. Der Busanteil unter den Besuchern liegt bei fünf Prozent und fast die Hälfte aller Busgrup- pen besucht mindestens ein weiteres Ziel in der Region. Ingolstadt 16 bis 18 Prozent der DOC-Besucher besuchen auch die Innenstadt. Zweibrücken Rund sechs bis sieben Prozent der DOC Besucher besuchen nach offiziellen Angaben auch die Innenstadt, lokale Experten schätzen die Zahl geringer ein.

46 Quelle: ecostra, Monitoring zu den Auswirkungen des Designer Outlet Centers in Soltau, 2. Berichts- band, Dezember 2013, n=796

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Wolfsburg47 Zur Kopplung eines Besuchs im DOC mit dem der Wolfsburger Innenstadt kam eine Besu- cherbefragung zu dem Ergebnis, dass 26 Prozent die Innenstadt bereits besucht hatten, 24 Prozent beabsichtigten dies noch zu tun (Summe: 50 Prozent). Metzingen Besucherbefragungen in der Outlet-City Metzingen48 ergaben, dass:  5,6 Prozent der Kunden auch noch einen Tagesausflug in der Region unternehmen,  3,8 Prozent auch die Metzinger Innenstadt besucht hatten,  14 Prozent ihren Besuch im FOC mit der Nutzung gastronomischer Angebote gekoppelt hatten und  4,6 Prozent einen Stadt- und Schaufensterbummel unternommen hatten. Diese Ergebnisse beziehen sich auf Besucher, die am Ende des Aufenthaltes befragt wur- den. Bei Berücksichtigung sämtlicher Besucher und sowohl bereits durchgeführter als auch erst geplanter Aktivitäten ergibt sich für den Innenstadtbesuch ein Anteil von 21,4 Prozent. Nur 12 Prozent der Besucher des FOC hatten keinerlei Kopplungsaktivität ausgeübt und hatten dies auch nicht vor. Bei der Frage nach der Motivation für einen Besuch der Innenstadt wurden folgende Aspek- te genannt:

 Gut 35 Prozent sahen die Gastronomie als Anlass für einen Innenstadtbesuch  20 Prozent betrachten eine Altstadt/historische Innenstadt als Anlass  jeweils rund 7,5 Prozent besondere Attraktionen oder ein attraktives Einzelhandelsan- gebot und  7 Prozent eine entsprechende Beschilderung. Die wichtigsten Hinderungsgründe sind mangelndes Interesse (37,9 Prozent) und zu wenig Zeit (29 Prozent).

47 Quelle: Dr. Donato Acocella Stadt- und Regionalentwicklung, Monitoring zum DOW, Oktober 2010 48 Quelle: Hüttner, T. (2005): Factory Outlet Center. Destination im Shoppingtourismus und Potenzial für die regionale Tourismuswirtschaft. Regensburg, S. 83

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7.3.2 Aufenthaltsdauer

Die Aufenthaltsdauer in einem Outlet Center beträgt zwischen zwei und drei Stunden. Dies belegen verschiedenste Befragungen von Besuchern an den bestehenden Standorten von Outlet Centern in Deutschland:  In Metzingen beträgt die Aufenthaltsdauer zwischen durchschnittlich 124 Minuten bei den Alleinreisenden und 168 Minuten bei den Kunden, die im Familienverbund mit Kin- dern anreisen.49  Im DOC Zweibrücken bleiben die Besucher durchschnittlich 2,25 Stunden. Die Aufent- haltsdauer steht dabei in Beziehung zur Anreiseentfernung: Je weiter die Besucher an- reisen, desto mehr Zeit verbringen sie in der Einrichtung.50  Im DOC Wolfsburg beträgt die Aufenthaltsdauer an Wochenenden durchschnittlich 2,1 Stunden.51 Der Zusammenhang zwischen Aufenthaltsdauer und akzeptierter Fahrzeit zu einer Freizeit- anlage ist ein in der Freizeit- und Tourismuswirtschaft grundsätzlich zu beobachtendes Phänomen. Die folgende Abbildung zeigt die entsprechende Relation für verschiedene Frei- zeitziele. Die durchschnittliche Anreisedauer beträgt bei Outlet Centern rund 75 Minuten.52 Abbildung 20: Fahrzeiten zu und Aufenthaltsdauern in Freizeiteinrichtungen 8,0 Freizeitpark 7,0 6,0 5,0 Museum Zoo, Tierpark Volksfest 4,0 y = 3,3265x + 0,5247 Schwimmbad Musical 3,0 Kino Outlet Center

Aufenthaltsdauer 2,0 Restaurant 1,0 0,0 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 durchschnittlich akzeptierte Fahrzeit in Stunden

Eigene Darstellung ift GmbH 2014 auf Basis verschiedener Marktforschungsstudien/eigener Erhebungen.

49 Quelle: Hüttner, T. (2005): Factory Outlet Center. Destination im Shoppingtourismus und Potenzial für die regionale Tourismuswirtschaft. Regensburg. S. 80. 50 Quelle: ETI (2008): Touristisches Rahmenkonzept Designer-Outlet-Center (DOC) Bad Fallingbostel - Synergieeffekte und Verkehrspotenziale. Trier. S. 31. 51 Quelle: Dr. Donato Acocella Stadt- und Regionalentwicklung, Monitoring zum DOW, Oktober 2010 52 Quelle: Kennzeichenerhebung an den Designer-Outlets Wertheim, Zweibrücken und Roermond im April 2014.

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Die Abbildung zeigt, dass das Verhältnis zwischen der Aufenthaltsdauer in einem Outlet Center und der aufgewendeten Anreisezeit unterdurchschnittlich ist. Bezogen auf die relativ lange Anreisedauer verbringen die Besucher also verhältnismäßig wenig Zeit im Outlet Cen- ter. Da Tagesausflügler jedoch bestrebt sind, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anrei- se- und Aufenthaltszeit herzustellen, liegt es nahe, dass Outlet-Besuche überdurchschnitt- lich häufig mit weiteren Aktivitäten gekoppelt werden, um so die zeitliche Balance des ge- samten Ausflugs herzustellen. Nach Angaben des dwif dauert ein Tagesausflug durchschnittlich 8,5 Stunden.53 Die durch- schnittlich zurückgelegte einfache Entfernung beträgt bei Tagesausflügen 65,8 Kilometer.54 Dies entspricht je nach Autobahnanteil ungefähr 40 bis 65 Minuten Fahrtzeit. Abzüglich der für An- und Abreise aufgewendeten Zeit verbleiben bei einem durchschnittlichen Tagesaus- flug also rund sechs bis sieben Stunden für Aktivitäten im Zielgebiet. Beansprucht ein Outlet-Besuch davon zwei bis drei Stunden, verbleiben drei bis fünf Stunden für das Anfah- ren weiterer Ziele und den Aufenthalt dort.

7.3.3 Saisonalität

Die Saisonalität der Besuche in Outlet Centern ist verhältnismäßig schwach ausgeprägt. Die folgende Abbildung zeigt exemplarisch die Wochenanteile der Besucherzahlen in einem deutschen Outlet Center. Die Spitzen einzelner Wochen sind das Resultat von Sonntagsöff- nungen in den betreffenden Wochen. Die schwächste Vier-Wochen-Phase kommt auf 6,1 Prozent der Jahresbesuche, die stärkste (ohne Sonntagsöffnung) auf rund neun Prozent. Abbildung 21: Wochenanteile der Besucher in einem deutschen Outlet-Center

Quelle: Interner Datenbestand ift GmbH

53 Quelle: dwif (2013): Tagesreisen der Deutschen (Nr. 55). München. S. 50. 54 a.a.O., S. 64.

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7.4 Benchmarking Erlebniseinkauf in Tourismusregionen

In Deutschland gibt es aktuell bereits einige FOC-Standorte, die in oder nahe an Tourismus- regionen außerhalb der Großstädte liegen und damit von den Standortcharakteristika her mit dem in Wittenburg geplanten FOC vergleichbar sind:  Designer Outlet Soltau, Niedersachsen (Tourismusregion Lüneburger Heide)  Designer Outlet Neumünster, Schleswig-Holstein (Tourismuregionen Holsteinische Schweiz und Ostseeküste). Darüber hinaus gibt es Outlet-Center, die außerhalb von Oberzentren an klassischen Urlau- berrouten liegen (was übrigens auch für die DOC in Soltau und Neumünster gilt), einem Merkmal, das auch auf den Standort Wittenburg zutrifft. Dazu zählen:  Wertheim Village Designer Outlet, Baden-Württemberg (Autobahn A3)  Ingolstadt Village Designer Outlet, Bayern (Autobahn A9). Die aufgeführten Outlet Center werden in der Folge einer Benchmarkanalyse unterzogen. Der Fokus liegt dabei auf den Standortcharakteristika und den Auswirkungen auf das Um- feld. Beispiele für Outlet-Center, die in direkter Nachbarschaft bestehender touristischer Attrakti- onen errichtet wurden, gibt es in Deutschland nicht. Entsprechende Projekte in Bispingen (ebenfalls in Verbindung mit einer Skihalle) und Sinsheim (beim Auto- und Technikmuseum mit 700.000 Jahresbesuchen) wurden nicht realisiert. Die Stadt Soltau ist zwar auch Stand- ort des Heideparks (1,6 Mio. Besuche p.a.), allerdings befindet sich der Park mehrere Kilo- meter vom DOC entfernt, so dass hier nicht von einer echten funktionalen Verknüpfung gesprochen werden kann.

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7.4.1 Designer Outlet Soltau

Der DOC-Standort Soltau hat rund 21.000 Einwohner. Im Vergleich dazu ist Wittenburg mit seinen 5.000 Einwohnern nochmals deutlich kleiner. Die folgenden Ausführungen stützen sich zum großen Teil auf das Monitoring zum Designer Outlet Soltau.55 Tabelle 11: Datenblatt Designer Outlet Soltau

Kategorie DOC Eröffnung: 30.8.2012

Quelle: www.designeroutletsoltau.com

Betreiber ROS Retail Outlet Shopping Öffnungszeiten Mo-Sa 10.00 – 20.00 Uhr Touristische Heide-Park Soltau, 6 km entfernt Attraktionen am Soltau-Therme, 7 km Standort Golf Club Soltau , 10 km Center Parcs Bispinger Heide, 17 km Produktangebot Ca. 53 Shops mit Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Schuhe, Schmuck, Pflegeprodukte Kapazitäten 9.900 m² VKF 1.250 Parkplätze Einzugsgebiet Im Umkreis von 60 Min. Fahrzeit 2.865.629 Einwohner

55 Untersuchung der ecostra GmbH im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, des Landkreises Heidekreis, der Stadt Soltau sowie der F.O.C Service Objekt Soltau GmbH, 2. Berichtsband: 2013 (non-classified version).

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Besucherzahlen 1,3 Mio. Besucher (erstes Betriebsjahr, Betreiberangaben) Kundenherkunft Zone 0 bis 30 Min.: 22,7% (in 2013)56 Zone 31 bis 60 Min.: 29,5% Zone 61 bis 90 Min.: 12,6% (>60 Min. total: 46,4%) Zone 91 und mehr Min.: 33,8% Besuchsmotive Das DOC Soltau liegt in der Tourismusregion Lüneburger Heide. Von den Besuchern des Centers besuchen rund 22 % wegen des DOC die Region. 19,3 % besuchten das DOC im Rahmen eines Zwischenstopps auf einer Urlaubs- oder Dienstreise. Rund 13 % machten Urlaub in der Region. Als Gründe für den konkreten Besuch des DOC während des Aufenthalts in der Region wurden folgende als wichtigste genannt:  Günstiges Einkaufen: 39,7%  Neugierde/Bummeln: 31,0%  Bekannte Marken: 8,7%  Angebotsvielfalt: 6,3%  Freizeitgestaltung/Unterhaltung: 5,0% Standort Soltau, Nähe Autobahn A7 (Distanz von der Ausfahrt: 2-3 km, DOC ist von Autobahn sehr gut sichtbar).

Frequenz Autobahn: Bispingen 57.067 Kfz/24 Std., 16,3% Schwerverkehrsanteil (Daten für 2013, Quelle: BAST). Bedeutung Urlauberverkehr: hohe Relevanz, die A7 ist eine Hauptreiseachse für Urlauber aus Hamburg, Schleswig-Holstein

56 Besucherbefragung im Zeitraum von Dezember 2012 bis August 2013. Die Differenz zu 100 % ergibt sich durch die Antwort „keine Angabe“, Quelle: ecostra GmbH

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sowie den skandinavischen Ländern in Richtung Süden. Aus den südlichen Bundesländern nutzen Urlauber mit Zielen an den Küsten die Autobahn. Weitere Attraktionen/Frequenzbringer am Standort: keine in unmittelbarer Nähe. Distanz zum Stadtzentrum: 6,0 km, 10 Min. (per Pkw) Touristische Attraktivität Stadtzentrum: gering Shuttleservice Es wird kein Shuttleservice angeboten Auswirkungen auf Kopplungsverhalten: Die weit überwiegende Mehrheit (ca. 78%) ist Standortkommune/ direkt von Zuhause bzw. vom Hotel in das DOC gefahren. Nur ca. Region 14% der Befragten konstatieren, dass sie unmittelbar vor dem Be- such des DOC eine Aktivität in der Region unternommen haben. Mit ca. 20 % plant ein höherer Anteil der Teilnehmer für die Zeit unmittelbar nach dem Besuch des Outlet Centers, etwas in der Re- gion zu unternehmen. Dabei steht der Besuch einer Innenstadt in der Region (9,8%) öfter auf dem Programm als der Besuch einer Sehenswürdigkeit (1,4%) oder einer Freizeitattraktion (6,7%, sonsti- ges 13,8%) Im Nahbereich des Centers wird die Soltauer Innenstadt am häufigs- ten auch von Kunden des DOC besucht; wenn auch nur zu einem insgesamt geringen Anteil. Demnach haben konkret ca. 2% der Be- fragten vor dem Besuch des DOC einen Besuch der nahe gelege- nen Soltauer Innenstadt gemacht bzw. beabsichtigen ca. 3 % der Besucher nach Verlassen des Designer Outlet Soltau. Ein Anteil von insgesamt 5 % an den ca. 1,3 Mio. Besuchern des DOC im ersten Betriebsjahr (nach Betreiberangaben) wurde bedeuten, dass ca. 65.000 Besucher des DOC auch die Soltauer Innenstadt besuchen. Beim Übernachtungsgeschäft hat das DOC bislang zu keiner er- kennbaren Erhöhung der Nächtigungszahlen geführt, es gibt höchs- tens marginale Effekte. Anders als etwa die Soltau-Therme oder der Heidepark generiert das DOC für sich allein meist keine neuen Gäs- teankünfte bei den Hotels, da der Besuch im Outlet Center im Nor- malfall keine Übernachtung erfordert. Ob und wie weit durch das zusätzliche Angebot des DOC eine Verlängerung der Aufenthalts- dauer bei Übernachtungsgästen erfolgt, ist kaum feststellbar. Im Gastronomiebereich sind geringe positive Effekte für einzelne Betriebe in der Soltauer Innenstadt zu erkennen. Die Resonanz auf die von der Soltau Touristik GmbH angebotenen Pauschal- bzw. Kombiangebote (Übernachtung, Besuch Heidepark / Therme / DOC etc.) ist noch eher bescheiden. Allerdings ist durch die Ansiedlung des DOC die Gesamtattraktivität der Region als Tourismusdestination gestiegen. Das Angebot des DOC im Bereich Shopping ergänzt das bestehende Angebot der Region, welches bislang v.a. von den Bausteinen Natur, Freizeit,

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Wellness / Gesundheit und Kultur geprägt war. Somit schließt das DOC ein Stück weit eine bestehende Angebotslücke und dient auch als ergänzendes Schlechtwetterangebot für das vorhandene, eher witterungsabhängige Tourismusangebot der Region. Es wird allge- mein konstatiert, dass das DOC die touristische Vermarktung der Region unterstützt bzw. diese erleichtert. Beschäftigte 400 Angestellte Kooperationen Auf dem Areal des Designer Outlet Soltau wurde in Zusammenarbeit mit der Lüneburger Heide GmbH eine Tourist-Information eingerichtet. Mit zunehmender Betriebsdauer des Centers sowie dem Beginn der Tourismussaison hat der Anteil der Besucher, die die Tourist-Information in Anspruch genommen haben, stetig zugenommen. So haben zu den Befragungszeitpunkten im März 2013 ca. 10 % und im August 2013 ca. 13 % entsprechende Angaben getätigt. Auch haben sich Besucher mit einer Anfahrtszeit von mehr als 90 Minuten am häufigsten im Tourist-Office informiert. Auf Ausstellungs- und Werbeflächen im Center wird für die Stadt Soltau und die Lüneburger Heide geworben. Es bestehen direkte Kooperationen des DOC mit einzelnen Freizeiteinrichtungen oder Hotels über kombinierte Angebote, gegenseitige Rabatte oder „Shopping Specials“. Die Internetseite des DOC listet unter Tourismus knapp 50 kooperierende Betriebe und Destinationen auf. Dies lassen sich nach folgenden sechs Schlagworten selektieren:  Lüneburger Heide  Städte  Heide-Highlights  Fun & Freizeitparks  Kulinarisches  Unterkünfte Sämtliche Betriebe und Destinationen werden in der Vorschau mit einem Teasertext und Bild präsentiert. Auf einer eigenen Unterseite steht ein etwas längerer Text und die jeweilige Webadresse.

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Info Designer Outlet Soltau Rahrsberg 7, 29614 Soltau Tel. 05191-60 280 [email protected] www.designeroutletsoltau.com Eigene Darstellung ift GmbH 2014

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7.4.2 Designer Outlet Neumünster

Das zwischen Kiel und Hamburg gelegene Neumünster ist mit knapp 77.000 Einwohnern nach Kiel, Lübeck und Flensburg die viertgrößte Stadt Schleswig-Holsteins. Tabelle 12: Datenblatt Designer Outlet Neumünster

Kategorie DOC Eröffnung: September 2012

Quelle: http://www.mcarthurglen.com/de/designer-outlet-neumuenster/de

Betreiber McArthur Glen Öffnungszeiten Montag bis Samstag 10.00 – 20.00 Uhr Touristische Tierpark Neumünster, 7 km, 200.000 Besucher Attraktionen am Zwei Golfplätze mit 45 Löchern (17 bzw. 18 km) Standort Bad am Stadtwald, 6 km Produktangebot Ca. 85 Geschäfte, ab Herbst 2015 35 weitere Geschäfte Kapazitäten 16.000 m² VKF, nach Erweiterung ab Herbst 2015 insgesamt 21.000 m² VKF 2.500 Parkplätze (nach Erweiterung, inkl. Parkhaus mit 950 Stell- plätzen) Einzugsgebiet Im Umkreis von 60 Min. Fahrzeit 3.394.510 Einwohner Besucherzahlen57 2,0 Mio. p.a. Kundenherkunft keine Angaben

57 Quelle: McArthur Glen

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Standort Neumünster, Nähe Autobahn A7 (Distanz von der Ausfahrt: 4,0 km, DOC ist von Autobahn nicht sichtbar).

Frequenz Autobahn: Zählstelle Einfeld 65.190 Kfz/24 Std., 12,1% Schwerverkehrsanteil (Daten für 2013, Quelle: BAST). Bedeutung Urlauberverkehr: hohe Relevanz, die A7 ist eine Hauptreiseachse für Urlauber aus Hamburg, Niedersachsen und NRW in Richtung Ostseeküste. Urlauber aus Skandinavien fahren von den Fährhäfen in Kiel oder Norddänemark via A7 in Richtung Süden. Weitere Attraktionen/Frequenzbringer am Standort: keine in unmittelbarer Nähe. Distanz zum Stadtzentrum: 4,0 km, 8 Min. (per Pkw) Touristische Attraktivität Stadtzentrum: mäßig Shuttleservice Ab Hamburg ZOB (für 21,80 Euro retour, Fahrzeit 1:10 Std.) und Kiel ZOB (15,20 Euro retour, 40 Min.) fährt ein Shuttle freitags und samstags 2x täglich (9:30 und 12:30 Uhr) sowie an den verkaufsoffenen Sonntagen Auswirkungen auf Für Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras sind die zwei Jahre Desig- Standortkommune/ ner-Outlet-Center „eine Riesenerfolgsgeschichte“. Vor der DOC- Region Eröffnung sei viel spekuliert worden, ob das Center Erfolg habe und ob es dem Einzelhandel in Neumünster schade. Für Tauras sind beide Fragen klar im Sinne der Stadt beantwortet. „Es kommen Menschen in die Stadt, die Neumünster sonst nicht besucht hätten“, sagte er. Und negative Auswirkungen auf den Einzelhandel gebe es auch nicht. Tauras: „Im Gegenteil. Es herrscht große Aufbruchs- stimmung, das DOC sorgt für ein positives Image von Neumünster.“ Der Holsteinische Courier kommentiert: „Das (DOC) ist nicht nur eine Imagewerbung für Neumünster, sondern bringt bares Geld und mit der DOC-Erweiterung noch einmal weitere dringend benötigte Arbeitsplätze in die Stadt. Auch die Gastronomie, das Hotelgewerbe, weitere touristische Ziele und auch die Einzelhändler in der Innen- stadt profitieren vom Desiger-Outlet-Center. Neumünster ist als

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Standort deutlich attraktiver geworden.“ Beschäftigte Aktuell 750 Beschäftigte, davon rund 500 sozialversicherungspflicht- ige Voll- und Teilzeitstellen. Mit der Erweiterung werden weitere etwa 250 Stellen geschaffen. Kooperationen Die Internetseite des DOC listet unter Tourismus über 40 kooperierende Betriebe und Destinationen auf und zwar in folgenden Kategorien:  Hotels Neumünster (7 Hotels)  Hotels in Hamburg (7 Hotels)  Hotels in Schleswig-Holstein (9 Hotels)  Sehenswürdigkeiten und Attraktionen in Neumünster (7 Angebote)  Attraktionen in Hamburg und Schleswig-Holstein (13 Angebote) Sämtliche Hotels werden auf den entsprechenden Unterseiten mit Bild und konkreten Angeboten präsentiert. Über einen angegebenen Link gelangt man jeweils auf die Seite der Betriebe.

Info Designer Outlet Neumünster Oderstraße 10 24539 Neumünster Telefon 04321 55 86 88 0 [email protected] http://www.mcarthurglen.com/de/designer-outlet-neumuenster/de Eigene Darstellung ift GmbH 2014

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7.4.3 Wertheim Village

Das Wertheim Village liegt 175 Straßenkilometer südlich vom Standort des Fashion Outlet Montabaur ebenfalls an der Autobahn A3 und ist somit der am nächsten gelegene Wettbe- werber. Überschneidungen des Einzugsgebietes bestehen vor allem im Rhein-Main-Gebiet. Ein besteht in Wertheim im Gegensatz zu Montabaur weder ein direkter ICE-Anschluss noch überhaupt ein Bahnanschluss des Outlet Centers. Tabelle 13: Datenblatt Wertheim Village Designer Outlet

Kategorie DOC Eröffnung: 13.11.2003

Betreiber Chic Outlet Shopping, Value Retail Öffnungszeiten Montag – Samstag 10.00 – 20.00 Uhr (an Feiertagen geschlossen) Late Night Shopping bis 24.00 Uhr an drei Tagen im Jahr Touristische Wertheimer Burg (11 km) Attraktionen am Historischer Marktplatz (dito) Standort Therme Wonnemar Marktheidenfeld (17 km) Kletterpark (direkt neben dem Wertheim Village) Golf Club Main-Spessart (13 km) Produktangebot 111 Läden mit Damen-, Herren- und Kinder-Mode, Sportbekleidung, Schuhe, Reise-Utensilien, Accessoires, Wohn- und Einrichtungsac- cessoires, Dessous, Schmuck & Geschenke Kapazitäten 13.500 m² VKF 1.800 Parkplätze

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Einzugsgebiet Im Umkreis von 60 Min. Fahrzeit 1.741.592 Einwohner Besuchszahl58 2,5 Mio. Besucher im Jahr Rund 64 Prozent verfügen über ein überdurchschnittliches Nettoein- kommen und 69 Prozent der Besucher kaufen auch tatsächlich ein. Kundenherkunft Zone 0 bis 30 Min.: 29,5% / 26,0% (in 201259) Zone 31 bis 60 Min.: 15,7% / 20,6% Zone 61 bis 90 Min.: 19,2% / 18,4% (>60 Min. total: 54,8% / 53,4%) Zone >90 Min. total: 35,6% bzw. 35,0%) Kennzeichenerhebung Wertheim Village, April 2014: Standort Anteil PKW in % Verhältnis Zone Donnerstag Samstag Sonntag Sonntag zu (Fahrtzeit) Donnerstag Wertheim Village bis 30 Min. 20% 14% 14% 135% 30 bis 60 Min. 31% 25% 27% 162% 60 bis 90 Min. 18% 29% 25% 269% 90 bis 120 Min. 7% 12% 12% 345% > 120 Min. 24% 20% 21% 167% Gesamt mit deutschen Kennzeichen 100% 100% 100% 189%

Standort Wertheim, Nähe Autobahn A3 (Distanz von der Ausfahrt: 2,0 km, DOC ist von Autobahn sehr gut sichtbar). Frequenz Autobahn: Würzburg West 78.078 Kfz/24 Std., 21,4% Schwerverkehrsanteil, Rohrbrunn 55.493 Kfz/24 Std., 20,7% Schwerverkehrsanteil (Daten für 2012, Quelle: BAST) Bedeutung Urlauberverkehr: Sehr hoch, die A3 ist Hauptreiseroute für Urlauber aus NL, NRW und Rhein-Main, die via München in Richtung Bayern, Österreich und Italien unterwegs sind.

58 Quelle: http://www.outlet-cities.de/ 59 Der erstgenannte Wert bezieht sich auf Juni 2012, der zweite Wert auf August 2012 (Quelle: ecostra)

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Weitere Anbieter am Standort: Expocamp, Caravancenter mit 17.000 m² Fläche Distanz zum Stadtzentrum: 11,1 km, 14 Min. (per Pkw) Touristische Attraktivität Stadtzentrum: mittel Shuttle-Service Der Shopping Express® fährt täglich von Montag bis Samstag zweimal täglich von Frankfurt ins Wertheim Village. Er startet direkt vom Hauptbahnhof Frankfurt und kostet für Erwachsene 10,00 Euro (Kinder bis einschließlich 16 Jahre sowie Inhaber von German Rail, EU Rail und InterRail Pässen kostenlos). Der Shuttle kann auch in Kombination mit Mittagessen, Shopping- Gutschein in unterschiedlicher Höhe und Geschenk gebucht werden. Auswirkungen auf Hotellerie: gewisse positive Effekte wahrscheinlich, Erwartungen der Standortkommu- örtlichen Hotellerie wurden aber nicht erfüllt. ne Gastronomie: positive Effekte auf Gastronomie in Wertheim und im Umland wahrscheinlich aber quantitativ schwer einschätzbar. Einzelhandel: In Wertheim keine Umsatzrückgänge feststellbar (auch in Folge City-Marketing-Prozess), in umliegenden zentralen Orten Rückgänge um 0,3 bis 1,7% (deutlich weniger als in den entsprechenden Gutachten prognostiziert), 12 bis 16% besuchen auch die Wertheimer Innenstadt (kostenloser Shuttlebus), das entspricht 288.000 bis 384.000 Besuchern, keine Auswirkungen in den Umlandkommunen bekannt. Aus einer Untersuchung der Universität Regensburg lassen sich weitere Ergebnisse kurz skizzieren: Der Anteil der ausländischen Besucher lag im Juni 2005 bei 8 Prozent. Nur 20 Prozent des FOC- Umsatzes werden aus den Zentren der Standortregion umgelenkt. Von vielen Besuchern werden zusätzliche Angebote genutzt, wie z.B. Gastronomiebesuch ca. 30 Prozent, Sightseeing ca. 15-31 Prozent, Stadtbummel 28-48 Prozent – nicht nur in Wertheim. Sehenswürdigkeiten: Laut GMA liegt der Busanteil unter den Besuchern bei 5 Prozent und fast die Hälfte aller Busgruppen besucht mindestens ein weiteres Ziel in der Region. Folgeinvestitionen: Ansiedlung Expocamp (s.o.), Art of Chocolate und Kletterpark direkt auf DOC zurückzuführen. Beschäftigte 850 Beschäftigte (Quelle: SWR) Kooperation Betreiber stellt Räume für Tourist-Information, gute Kooperation mit örtlichen und regionalen Akteuren in der Standortvermarktung, das DOC vermarktet gezielt lokale und regionale Sehenswürdigkeiten und bietet einen kostenlosen Shuttle in die Wertheimer Innenstadt. Wichtige Kooperationspartner bei der Vermarktung sind Airlines und Reiseveranstalter. Die Internetseite des DOC listet unter Kundenservice/Touristeninfor- mation/Hotels zehn kooperierende Hotelbetrieb auf (alle im

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gehobenen Segment). Unter Kundenservice/Touristinformation/ Regionale-Sehenswürdigkeiten werden fünf potenzielle Ziele für Kopplungsbesuche genannt:  die Stadt Wertheim (11 km, 14 Min.),  Burg Wertheim (dito),  Rothenburg ob der Tauber (97 km, 58 Min.),  die Würzburger Residenz (35 km, 28 Min.) und das  liebliche Taubertal (Tauberbischofsheim 24 km, 27 Min).

Info Wertheim Village Almosenberg 97877 Wertheim Tel.: 09342-91 99-100 Fax: 09342-91 99-101 Internet: www.WertheimVillage.com Eigene Darstellung ift GmbH 2014

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7.4.4 Ingolstadt Village Designer Outlet

Das Ingolstadt Village liegt jeweils eine knappe Stunde Fahrzeit von den beiden größten bayerischen Städten München und Nürnberg entfernt. Tabelle 14: Datenblatt Ingolstadt Village Designer Outlet60

Kategorie DOC Eröffnung 29.9.2005

Betreiber Chic Outlet Shopping (Value Retail plc) Öffnungszeiten Montag bis Samstag 10.00 – 20.00 Uhr Touristische Audi Forum Ingolstadt Attraktionen Donautherme Wonnemar am Standort Eislaufzentrum Saturn-Arena Neues Schloss Produktange- Rund 110 Geschäfte mit Damen-, Herren- und Kinder-Mode, Sport- bot bekleidung, Schuhe, Reise-Utensilien, Accessoires, Wohn- und Ein- richtungsaccessoires, Dessous, Schmuck & Geschenke Kapazitäten 14.100 m² VKF 2.200 Parkplätze (jüngst um 900 erweitert) Einzugsgebiet Im Umkreis von 60 Min. Fahrzeit 2.544.866 Einwohner

60 Die Angaben in diesem und den folgenden Datenblättern basieren auf der Auswertung empirischer Studien, Gesprächen mit Branchenexperten (u.a. ecostra GmbH) sowie eigenen Erhebungen.

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Besuchszahl 1,5 Mio. Besucher im Jahr Kundenher- Zone 0 bis 30 Min.: 30-32% kunft Zone 31 bis 60 Min.: 25% (in 2008) Zone 61 bis 90 Min.: 18-20% (>60 Min. total: 40-48%) Zone 91 bis 120 Min.: 6-7% (>90 Min. total: 22-28%) Zone 121 und mehr Min.: 16-21% Standort Ingolstadt, Nähe Autobahn A9 (Distanz von der Ausfahrt: 3,5 km, DOC ist von Autobahn nicht sichtbar).

Frequenz Autobahn: Lenting 78.622 Kfz/24 Std. (12,9% Schwerverkehrsanteil). Bedeutung Urlauberverkehr: Hoch, die A9 ist Hauptreiseroute für Urlauber aus Nordostdeutschland, die in Richtung Bayern, Österreich und Nordostitalien unterwegs sind. Weitere Anbieter am Standort: keine Distanz zum Stadtzentrum: 6,2 km, 11 Min. (per Pkw) Touristische Attraktivität Stadtzentrum: mittel Shuttleservice Von München und Nürnberg Auswirkungen Hotellerie: gewisse positive Effekte wahrscheinlich in Folge der auf Standort- nationalen und internationalen Vermarktung, Messbarkeit jedoch kommune äußerst schwierig wegen zahlreicher überprägender Faktoren. Gastronomie: positive Effekte auf Gastronomie in Ingolstadt und im Umland wahrscheinlich aber quantitativ gering. Einzelhandel: keine Rückgänge im örtlichen Einzelhandel feststellbar (16 bis 18% der DOC-Besucher besuchen auch die Innenstadt, das sind 240.000 bis 270.000 Besucher).

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Beschäftigte Vor Erweiterung (9.400 m² VKF) 310 Beschäftigte, 65% in Vollzeit Kooperation Betreiber stellt Räume für Tourist-Information (dazu gehören auch ein Kinderspielplatz, Hundeservice und ein Gebetsraum ), gute Kooperation mit örtlichen Akteuren in der Standortvermarktung, Vermarktung des DOC als eigenständige Destination. Die Internetseite des DOC listet unter Kundenservice/Touristeninfor- mation/ Hotels (15 Hotels im gehobenen Segment, auch in größerer Entfernung von bis zu 230 km), Regionale Sehenswürdigkeiten und Reisepartner (Deutsche Bahn, Inter City Hotels, Lufthansa und Steigenberger). Als Sehenswürdigkeiten für potenzielle Kopplungsbesuche werden genannt:  Allianz Arena München (73 km, 46 Minuten)  BMW-Welt (79 km, 51 Minuten)  der Naturpark Altmühltal (33 km, 24 Min.),  das Kloster Weltenburg (39 km, 46 Min.),  der Donaudurchbruch (dito),  die Stadt Ingolstadt (s.o.) und das  Audi Forum Ingolstadt. Die Sehenswürdigkeiten sind auf eigenen Unterseiten mit Text und Bild beschrieben, per Link wird auf die Webseiten verwiesen.

Info Ingolstadt Village Otto-Hahn-Straße 1 85055 Ingolstadt Tel.: +49 (0)841-88 63-100 Fax: +49 (0)841-88 63-101 Internet: www.IngolstadtVillage.com Eigene Darstellung ift GmbH 2010

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7.5 Fazit zur Betrachtung des Marktumfelds

Das Vorhaben zur Ansiedlung eines Outlet Centers in Wittenburg kommt nicht von unge- fähr. Vielmehr stellt ein Factory Outlet Center eine Vertriebs- bzw. Angebotsform dar, die zahlreiche aktuelle Trends in Freizeit-, Tourismus- und Konsumverhalten aufgreift: Erlebnis- ökonomie, Zeiteffizienz, Multioptionalität, Professionalisierung, Witterungsunabhängigkeit, Markenorientierung, Sensibilisierung fürs Preis-Leistungsverhältnis. Diese Trends führen zu einem Wachstum des Shopping-Tourismus im Allgemeinen. Die verschiedenen Vertriebs- formen des Einzelhandels greifen diese Trends in unterschiedlichem Maße auf. Designer Outlet Center gehen besonders stark auf die geänderten Ansprüche der Gesellschaft ein und bedienen somit die aktuellen Nachfragebedürfnisse. Insofern ist für dieses Segment von einem weiteren Wachstum auszugehen. Der „smart traveller“ findet seine Entsprechung im „Smart-Shopper“, der Shopping-Tourist stellt zunehmend eine Verschmelzung dieser beiden Typen dar. Insofern erlangen Designer oder Factory Outlet Center auch in Deutschland eine zunehmende Bedeutung für die Ab- rundung des Angebotsprofils touristisch geprägter Regionen. Das DOC Soltau ist dafür ein prägendes Beispiel. Die Profile der Kundenherkunft bestehender Outlets belegen, dass es sich um touristische Ziele mit einem großen Einzugsgebiet handelt, i.d.R. kommen mehr als 50 Prozent der Kunden aus einer Entfernung von mehr als 60 Minuten. Da diese Kunden mehr Geld pro Einkauf ausgeben, als Kunden aus dem Nahbereich, liegt der Umsatzanteil mit dieser Klientel noch darüber. Das geplante Shoppingangebot des Wittenburg Village spricht genau die Zielgruppen an, die bereit sind, auch aus Entfernungen von mehr als 30 Minuten Fahrtzeit anzureisen und in der Lage sind über überdurchschnittliche Ausgaben die erwarteten Umsätze auch tatsäch- lich zu generieren: jüngere, besonders kaufkräftige Personen. Mit dem geplanten Feriendorf bedient das Projekt den Trend zu mehr individuellen Urlaubs- wohnformen und mit seiner hohen Witterungsunabhängigkeit bzw. geringen Saisonalität (Outlet Center, Skihalle, Indoor-Spielbereich, Schwimmbad etc.) greift es den Trend auf, dass Urlaubsreisen auch zunehmend außerhalb der Sommermonate stattfinden. Mit der hohen Konzentration an Erlebnissen auf kleinem Raum entspricht es dem Trend nach mehr Urlaubsinhalt pro Zeiteinheit. Insgesamt entspricht das Wittenburg Village in seiner geplan- ten Form sehr gut dem Anforderungsprofil der weiterhin wachsenden Gruppe der Kurzur- lauber. Bei der konkreten Gestaltung der Wohneinheiten und Versorgungsbereiche ist da- rauf zu achten, die gestiegenen Ansprüche der Gäste hinsichtlich Qualität, Individualität und Flexibilität zu berücksichtigen. Wir gehen davon aus, dass die Voraussetzungen dafür mit dem in diesem Marktsegment erfahrenen Betreiber Van der Valk gegeben sind. Allerdings bedarf es für eine erfolgreiche Positionierung des Feriendorfs sicherlich einer stärkeren Einbeziehung des regionalen Umfeldes, als dies im bestehenden Alpincenter mit seinem Hotel der Fall ist. Das durch das Wittenburg Village entstehende Angebotsbündel ist vor dem Hintergrund der relevanten Zielgruppen stimmig. So gibt es eine hohe Kongruenz zwischen den Besuchern der Skipiste und den potenziellen Kunden des Outlet Centers, zwischen ferienwohnungsaf- finen Urlaubern und dem Angebotsprofil der Schaalseeregion. Die Bündelung von Attraktio- nen an einem Standort sorgt außerdem für eine Ausweitung des Einzugsbereichs, denn sie ermöglicht den Besuchern eine längere Aufenthaltsdauer.

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Die Betrachtung von Referenzanlagen hat gezeigt, dass bereits singuläre Outlet Center positive Wirkungen in der Standortregion entfalten. Im Falle des Wittenburg Village mit sei- nem vielfältigen Angebot wäre davon erst recht auszugehen. Konkret werden die möglichen wirtschaftlichen Effekte im Kapitel 11.4 beziffert.

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8. Mögliche touristische Synergien und Effekte eines Outlet Centers

Von zentraler Bedeutung für die Ansiedlung des Vorhabens in der Stadt Wittenburg ist die Hebung des touristischen Potentials. Die touristische Bedeutung der Region liegt heute wie gezeigt vor allem im Bereich der Naherholung, auch für Einwohner aus dem Ballungsgebiet Hamburg. Hauptsächlicher touristischer Anziehungspunkt ist dabei das Biosphärenreservat Schaalsee sowie das Alpincenter Hamburg-Wittenburg, welches bereits eine eigenständige touristische Attraktion darstellt. Wittenburg selbst gehört zu den ältesten Städten des Lan- des und kann eine Vielzahl von historischen Baudenkmälern aufweisen. Westmecklenburg hat zwar nicht die überragende touristische Bedeutung wie die Mecklenburgische Seenplat- te oder die Ostseeküste. Gerade hier aber liegt eine große Chance, gemeinsam mit dem Vorhaben, welches aufgrund seines Konzepts überregional ausstrahlen wird, in Verbindung mit dem bereits bestehenden Alpincenter Hamburg-Wittenburg eine deutliche Erhöhung der touristischen Attraktivität der Region zu erreichen. Im Folgenden werden die möglichen touristischen Synergien und Effekte im Detail analysiert.

8.1 Grundsätzlich mögliche Effekte der Ansiedlung eines Outlet Centers

Bei der Betrachtung möglicher Synergien und positiver touristischer Effekte, die vom ge- planten Wittenburg Village und dabei insbesondere von dem raumordnerisch relevanten Outlet Center für den Standort und die Region ausgehen könnten, stellt sich zunächst die Frage, welche positiven Effekte für die touristische Wertschöpfung grundsätzlich aus der Ansiedlung resultieren könnten. Hierzu bestehen folgende Möglichkeiten:  Gewinnung von zusätzlichen Tagesausflüglern von außerhalb der Region und damit verbunden ein verstärkter Kaufkraftimport durch das Outlet Center. Dies betrifft Tages- ausflügler sowohl aus dem Primärmarkt (vom Wohnort aus) als auch aus dem Sekun- därmarkt (vom Urlaubsort aus, hier sind insbesondere die Schaalseeregion, Schwerin als benachbartes Städtereiseziel sowie die nahegelegene mecklenburgische Ostsee- küste relevant). Besonders interessant sind natürlich Tagesausflügler, die neben ihrem Hauptbesuchsgrund Outlet-Center auch weitere touristische Angebote der Region an- steuern. Dies kann auch im Rahmen eines eventuellen weiteren Tagesausflugs (z. B. zum Besuch des Schaalsees oder des Alpincenters) in die Region geschehen, auf die man ohne den Besuch im Outlet Center ggf. nicht aufmerksam geworden wäre.  Steigerung der Aufenthaltsdauer vorhandener Tagesausflügler (Hauptbesuchs- grund: Alpincenter, Biosphärenreservat oder die Städte im Umfeld) und damit verbun- den eine Erhöhung der Pro-Kopf-Ausgaben der Tagesausflügler auch außerhalb des Wittenburg Village bzw. des Outlet Centers (z.B. im Rahmen von Gastronomiebesuchen), da durch das Outlet Center ein zusätzlicher Anlass für das (längere) Verweilen in der Region geschaffen wird (z. B. Zwischenstopp auf der Rück- reise nach Hamburg bei einem Tagesausflug nach Schwerin).  Erzielung insgesamt höherer Ausgaben der Tagesausflügler durch die Schaffung eines zusätzlichen Angebots, mit dem man den Besuchern Gelegenheit gibt, auch Um- sätze beim Smart-Shopping zu tätigen. Wie bereits aufgezeigt wurde, ist die absolute

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Höhe der Ausgaben der Tagesausflügler für Einkäufe in der Region bislang unterdurch- schnittlich.  Verlängerung der Aufenthaltsdauer vorhandener Übernachtungsgäste in Folge des durch ein Outlet Center, aber auch durch das Schwimmbad und weitere Freizeitan- gebote erweiterten Angebots. Damit wäre ebenfalls eine Erhöhung auch der touristi- schen Umsätze in der Region verbunden (insbesondere im Hotel- und Gaststättenge- werbe).  Gewinnung von zusätzlichen Übernachtungsgästen, also Gästen, die wegen des Vorhandenseins eines Outlet Centers eine Übernachtung in Wittenburg und Umgebung tätigen. Dies können sowohl Gäste sein, die einen Zwischenstopp auf einer längeren Reise (z. B. von Skandinavien in den Süden) dann bewusst in den Kreis Ludwigslust- Parchim legen als auch Gäste, für die das Outlet Center den Ausschlag gibt, die Region als Ziel für eine Reise zu wählen. In der Regel wird es sich dabei um Kurzreisen han- deln. Wegen der Saisonunabhängigkeit des Outlet Center kann dieser Effekt insbeson- dere zur Belebung der Nebensaison beitragen. Dazu kommen zusätzliche Übernach- tungsgäste, die durch das Feriendorf mit seinen 130 Häusern (nebst begleitender Frei- zeitinfrastruktur) zu einem Urlaub in der Region bewogen werden. Neben diesen kunden- bzw. besucherbezogenen Effekten können von einem Outlet Center auch ansiedlungsbezogene Effekte ausgehen. Dieser Effekt resultiert aus den zu erwar- tenden erheblichen Frequenzen (abgeschätzt mit ca. 1,0 Mio. Besuchen) des Outlet Center, die das unmittelbare Umfeld des Standorts für die Ansiedlung weiterer touristischer Angebo- te (über das Feriendorf hinausgehend) interessant machen. In Wittenburg bestehen beson- ders gute Voraussetzungen für ansiedlungsbezogene Effekte, da am Standort bereits weite- re touristische Attraktionen vorhanden (Alpincenter mit all seinen Angeboten) oder in Pla- nung sind (Feriendorf und Schwimmbad), was insgesamt zu einem noch höheren Synergiepotenzial beiträgt. Zu den Synergien, welche sich für die Region und die zugehörigen Städte aus der Ansied- lung eines Outlet Centers ergeben könnten, zählen:  Gewinn an Attraktivität: Durch die Möglichkeit, eine weitere, vom Profil her neue tou- ristische Attraktion in die eigene Angebotspalette zu integrieren, kann diese attraktiver gestaltet werden, das gilt auch für Städte wie Schwerin und Ludwigslust, die jeweils rund eine halbe Stunde entfernt sind. So nutzen Städtetouristen in Frankfurt und Mün- chen die jeweils rund eine Stunde entfernten Outlet Villages in Wertheim und Ingols- tadt, zum Teil mit eigens eingerichteten Shuttle-Bussen.  Effizientere Vermarktung: Die Hinzugewinnung eines starken Partners für die Ver- marktung kann im Falle einer sinnvollen Aufgabenteilung zu einem effizienteren Mittel- einsatz in diesem Bereich führen. Um die vorgestellten Effekte und Synergien zu erzielen, müssen bestimmte Voraussetzun- gen gegeben sein bzw. Maßnahmen ergriffen werden. Wie dies konkret ausgestaltet wer- den kann, wird in den Kapiteln 9 und 10 erläutert.

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8.2 Differenzierte Betrachtung möglicher Zielgruppen

Die Ergebnisse der Markt-Media-Studie best for planning 2014 (b4p) der Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (GIK)61 liefert Anhaltspunkte für die Affinität diverser Zielgruppen zum Thema Einkaufen in einem Outlet Center. Konkret liegen Angaben dazu vor, inwieweit Angehörige der jeweiligen Zielgruppen „häufig“ Einkaufs- und Schaufenster- bummel unternehmen und ob sie Fabrikverkaufsläden bzw. Factory Outlet Center für den Kauf von Bekleidung tatsächlich nutzen. Zusammenfassend lässt sich sagen:  Die in Hamburg (auf den ein Großteil des Einzugsgebiets des Outlet Centers Wittenburg entfiele) überdurchschnittlich stark vertretenen LOHAS haben eine hohe Af- finität zum Einkaufen in einem Factory Outlet Center.  Die Bewohner Mecklenburg-Vorpommern nutzen vergleichsweise selten Outlet-Center – das mag auch am nicht vorhandenen Angebot liegen.  Die Affinität zum Shopping im Outlet Center steigt proportional zum Einkommen und zum Bildungsniveau.  Im Gegensatz zu einem klassischen Einkaufsbummel in einer Innenstadt sind Männer für einen Besuch im Outlet Center durchaus zu haben, Männer die beim Kauf von Mode auf Marken (allgemein oder eine bestimmte) achten, kaufen ihre Bekleidung überdurch- schnittlich häufig in einem Outlet Center.  Besonders outletaffin sind berufstätige Menschen bis 29 Jahre, die noch keine eigenen Kinder haben, aber auch Familien und Menschen in Schul- oder Berufsausbildung sind überdurchschnittlich outletaffin. Diese Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen aus Besucherbefragungen und -analysen in deutschen Outlet Centern:  Laut Aussage deutscher Betreiber von Designer Outlet Centern besteht die Hauptziel- gruppe von Outlet Centern aus Frauen, die zwischen 24 und 48 Jahren alt sind, über ein hohes Einkommens- und Bildungsniveau sowie ein ausgeprägtes Markenbewusst- sein verfügen.62  Weitere Analysen bestätigen diese Zielgruppenausprägungen.63 Die stärkste Alters- gruppe stellen die 25 bis 40jährigen mit insgesamt 41,4 Prozent dar, gefolgt von den 40 bis 60jährigen mit einem Anteil von 33,1 Prozent. Auch bezüglich des Bildungsniveaus konnten ähnliche Charakteristika herausgestellt werden: 34,4 Prozent der Befragten verfügen über (Fach-) Abitur, weitere 28 Prozent absolvierten einen Abschluss an Uni- versität und Fachhochschule.

61 Quelle: Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung mbH & Co. KG, b4p 2014 „Best 4 Planning” – Strukturanalyse, 2010, n = 45.348 62 Quelle: Schmude, J. (2000): Factory Outlet Center (FOC) – Schreckensgespenst des Einzelhandels? In: Schmude, J. (2000): Factory Outlet Center. Regensburg. S. 10. 63 Quelle: Müller, B. (2005): Shoppingtourismus – ein Faktor der regionalen Tourismusentwicklung? Untersucht am Beispiel des Factory Outlet Center Zweibrücken. Paderborn. S. 82.

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Das Wissen darum, welche Zielgruppen ein Outlet Center in Wittenburg aller Voraussicht nach frequentieren würden, erleichtert die Suche nach Angeboten der Region, die für diese Zielgruppen ebenfalls interessant sein könnten und dazu geeignet wären, mit einem Besuch im Outlet Center gekoppelt zu werden. Als mögliche Themen für solche Verknüpfungen, die von der Region Westmecklenburg besetzt werden können, bieten sich an:  Wellness/Gesundheit,  Kultur (pittoreske, historische Ortskerne und Sehenswürdigkeiten),  Tagungsmöglichkeiten,  Städtereisen,  Wintersporturlaub,  Sport-, Fitness-Urlaub,  Familienurlaub,  Wanderurlaub, Natururlaub. Diese Urlaubertypen sowie Zielgruppen im Bereich der Freizeitaktivitäten werden im Kapitel 8.3.3 differenziert betrachtet.

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8.3 Bewertung von Einflussfaktoren der Kopplungsintensität

In der Diskussion um Ansiedlungen von Outlet Centern wird immer wieder bezweifelt, dass die grundsätzlich gegebenen Potenziale tatsächlich in nennenswertem Umfang ausge- schöpft werden könnten. Dabei stehen – abgesehen vom Thema Kaufkraftumlenkung, wel- ches nicht Gegenstand der vorliegenden Studie ist – meist folgende Aussagen im Mittel- punkt der gegen die Ansiedlung eines Outlet Centers gerichteten Argumentation:  Faktor Distanz: Die betreffenden Städte lägen in zu großer Entfernung des geplanten Outlet-Standortes und kämen daher für die Outlet-Besucher nicht als Ziel für Kopp- lungsbesuche in Frage.  Faktor Zeit: Die Kunden des Outlet Centers hätten nach dem Besuch dort keine Zeit und Energie mehr für weitere Aktivitäten im Umfeld.  Faktor Zielgruppen: Es gäbe eine zu geringe Überschneidung zwischen den Zielgrup- pen eines Outlet und den Zielgruppen, die potenziell am Besuch der Sehenswürdigkei- ten im Umfeld interessiert sind. Ob und inwieweit diese Faktoren tatsächlich hemmend wirken könnten, wird in der Folge auf der Basis vorliegender empirischer Untersuchungen sowie der Auswertung von Sekundär- material näher betrachtet.

8.3.1 Der Faktor Distanz

Die Entfernungen vom geplanten Standort des DOC in Wittenburg betragen (jeweils in die Stadtmitte:  2,5 km bzw. 6 Minuten nach Wittenburg,  13 km bzw. 15 Minuten nach Hagenow,  20 km bzw. 15 Minuten nach Zarrentin,  33 km bzw. 33 Minuten nach Schwerin,  40 km bzw. 33 Minuten nach Ludwigslust,  40 km bzw. 32 Minuten nach Mölln,  41 km bzw. 40 Minuten nach Ratzeburg. Üblicherweise akzeptieren Outlet-Besucher für Kopplungsbesuche durchaus eine Entfer- nung von zehn bis zwölf Kilometern. Dieser Erfahrungswert gilt für Städte mit geringerer touristischer Attraktivität als z.B. Schwerin, für die sicherlich auch größere Distanzen akzeptiert werden, da erwartete Attraktivität und Aufenthaltsdauer höher als bei den bisher untersuchten Städten im Umfeld von Outlet Centern liegen dürften. Wittenburg selbst liegt zwar klar innerhalb des genannten Radius, hat jedoch eine geringere Attraktivität als Städte wie beispielsweise Wertheim. Die dort erzielten Kopplungsquoten dürften daher in Wittenburg nicht erreicht werden. Trotzdem scheinen die übrigen Städte (inklusive Schwerin) mit Distanzen von jeweils mehr als 30 Kilometern in zu großer Entfernung vom Outlet Center in Wittenburg zu liegen. Nun ist für Kopplungsbesuche aber weniger die direkte Entfernung zwischen Outlet und einem potenziellen weiteren Besuchsziel, als vielmehr die Attraktivität (je attraktiver, desto größer

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die akzeptierte Distanz) und der zur Erreichung dieses zusätzlichen Ausflugsziels erforderli- che Umweg bzw. die zusätzlich zu fahrende Strecke relevant. Entscheidend ist also insbesondere, in welcher Entfernung die Kunden des Outlet Centers an den genannten Städten vorbeifahren und ob der zum Besuch dieser Städte notwendige Umweg innerhalb eines akzeptablen Radius liegt. Die Kunden eines Outlet Centers in Wittenburg würden überwiegend über die Autobahn A24 anreisen und sie kommen über- wiegend aus mehr als 60 Minuten Entfernung. Bei An- oder Abreise passieren diese Kunden die betreffenden Städte in teils geringerer Entfernung als jener, die zwischen dem Standort des Wittenburg Village und den Städten liegt. Die folgende Tabelle zeigt die erforderlichen Umwege. Tabelle 15: Erforderliche Umwege für Kopplungsbesuche in umliegenden Städten

Ziel Attraktivität Anreise von Hamburg, Lübeck oder Seenplatte des Ziels direkte Strecke mit Umweg zusätzlich Zarrentin Mittel 77 km / 50„ 87 km / 62„ 10 km / 12„ Hagenow Gering 104 km / 67„ 114 km / 84„ 10 km / 17„ Schwerin Sehr hoch 104 km / 67„ 109 km / 98„ 5 km / 31„ Ludwigslust Hoch 104 km / 67„ 120 km / 93„ 16 km / 26„ Mölln Hoch 77 km / 50„ 90 km / 74„ 13 km / 24„ Ratzeburg Hoch 75 km / 61„ 65 km / 68„ -10 km / +7„ Eigene Darstellung ift GmbH 2014

Insgesamt liegen also eine Reihe von touristischen Zielen innerhalb oder knapp oberhalb eines Umwegradius von zwölf Kilometern und damit in einem für Kopplungsbesuche akzep- tablen Bereich. Das Kopplungsbesuche in Städten entlang der An- und Abreisewege tatsächlich stattfinden, belegen die Ergebnisse der Besucheranalysen des Wertheim Village, nach denen 2,8 Pro- zent der dortigen Besucher weitere freizeitorientierte Aktivitäten in der Standortregion aus- üben. Die am häufigsten besuchten Städte sind dabei Würzburg (35 km Entfernung) und Aschaffenburg (ca. 50 km).

8.3.2 Der Faktor Zeit

Wie bereits in Kapitel 7.3.2 ausgeführt beträgt die Aufenthaltsdauer in einem Outlet Center zwischen zwei und drei Stunden. Insofern überrascht es nicht, dass es, wie unter 7.3.1 aufgezeigt, faktisch zu Kopplungsakti- vitäten kommt. Der Faktor Zeit spielt in der Praxis als limitierender Faktor für Kopplungsakti- vitäten eine, wenn überhaupt, nur untergeordnete Rolle.

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8.3.3 Der Faktor Zielgruppen

Zu den Zielgruppen, welche Wittenburg, die Schaalsee-Region und die umliegenden Städte bedienen bzw. nach Bau des Wittenburg Village mitsamt Feriendorf bedienen könnten, zäh- len u.a. Wellness-Urlauber, Kultur- und Studienreisende, Städtereisende, Wintersportler, Sport- und Fitnessurlauber, Familienurlauber sowie Wander- bzw. Natururlauber. Erste Anhaltspunkte dazu, ob es zwischen diesen Zielgruppen und den Kunden eines Outlet Centers in Wittenburg Überschneidungen geben könnte, liefert die Markt-Media-Studie best for planning 2014 (b4p) der Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (GIK)64. Demnach ist Einkaufen im Outlet Center gerade bei Wellness-Urlaubern aus Mecklenburg- Vorpommern sehr populär (fast drei Mal so populär wie im bundesweiten Durchschnitt). Aber auch die anderen genannten Zielgruppen weisen zum Teil deutlich überdurchschnittli- che Affinität zum Einkaufen im Outlet Center auf. In den meisten Fällen besteht ebenfalls eine hohe Zielgruppenkongruenz, besonders bei Skifahrern (aus allen relevanten Quell- märkten), Wassersportlern (aus Hamburg und Schleswig-Holstein) und Kletterern (aus Hamburg). Mit dem Outlet Center und dem Feriendorf sollen aber nicht nur Urlauber aus der Region angelockt und Tagesausflügler animiert sondern auch zusätzliche Kurzurlauber für Wittenburg, die Schaalseeregion und Westmecklenburg gewonnen werden. Betrachtet man die Motivlage von Kurzurlaubern, so lässt sich auf Basis der Ergebnisse der b4p 2014 Best for Planning Strukturanalyse65 festhalten:

 40,1 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren haben 2013 eine Kurzreise von weniger als 5 Tagen (max. 3 Übernachtungen) unternommen, 21,1 Prozent unternah- men mehrere Kurzreisen.  Die Freizeitaktivität „Einkaufs-, Schaufensterbummel“ hat für Personen, die Kurzreisen unternehmen, eine überdurchschnittliche Bedeutung. Häufig bzw. gelegentlich machen dies 58,6 Prozent der Kurzreisenden (Gesamtbevölkerung: 54,2 Prozent). Kurzreisende die häufig oder gelegentlich der Freizeitaktivität „Einkaufs-, Schaufensterbummel“ nachgehen nutzen überdurchschnittlich häufig ein Outlet Center im Vergleich zur Ge- samtbevölkerung (Indexwert 118 Prozent) Im Jahr 2013 nutzten nach Daten der Best for Planning-Strukturanalyse 20 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahre Fabrikverkäufe oder Factory Outlets für den Kauf von Beklei- dung, das ist eine Steigerung von sieben Prozentpunkten im Vergleich zu 2010. Besonders beliebt ist Shopping als Freizeitaktivität vor allem bei jüngeren Zielgruppen bis 29 Jahre.

64 Quelle: Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung mbH & Co. KG, b4p 2014 „Best 4 Planning” – Strukturanalyse, 2010, n = 45.348 65 Quelle: Eigene Darstellung ift GmbH auf Basis Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung mbH & Co. KG, b4p 2014 „Best 4 Planning” – Strukturanalyse, 2010, n = 45.348

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Gleichzeitig ergibt sich auch die Möglichkeit einer guten Arbeitsteilung zwischen dem ge- planten Outlet Center und den Anbietern im Umfeld, entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen der Touristen während ihrer Reise und zwar zwischen…

 …den historischen Innenstädten wie Schwerin oder Ludwigslust, wo das Bedürfnis „Kultur-Shopping“ (Kombination von Shopping, gezieltem Einkauf bestimmter Artikel, Gastronomiebesuch, Besuch von Museen, Besichtigung historischer Gebäude, Besuch von Konzerten und Veranstaltungen, das alles in historisch gewachsenen Stadtkernen mit z.T. herausragend attraktiver, historischer Bausubstanz) optimal befriedigt wird;  und dem Outlet Center Wittenburg, wo das in der Region bisher nicht abgedeckte Be- dürfnis des „Smart-Shopping“ befriedigt wird, also die ungezielte Suche nach hoch- wertigen Schnäppchen, die als Freizeitbeschäftigung wahrgenommen wird.

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8.4 Fazit zu den touristischen Synergien und Effekten

Ein Outlet Center am Standort Wittenburg würde voraussichtlich rund 1,0 Mio. überwiegend zusätzliche Besuche generieren, das Feriendorf sowie die Hotelerweiterung weitere rund 225.000 Aufenthaltstage. Zusammen mit den durch das Alpincenter und das vorhandene Hotel erzielten Besuchszahlen würde mit dem Wittenburg Village eine der am stärksten frequentierten touristischen Agglomerationen in Mecklenburg-Vorpommern entste- hen. Aus diesem enormen Volumen im Rahmen von Kopplungsaktivitäten ebenfalls zusätz- liche Besuche zu schöpfen, stellt für die Tourismuswirtschaft, aber auch für den Einzelhan- del im Umfeld ein enormes Potenzial dar. Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass der Durchführung solcher Kopp- lungsaktivitäten in den Städten Schwerin, Ludwigslust oder auch Mölln im Rahmen eines Outlet-Besuchs in Wittenburg grundsätzlich weder räumliche noch zeitliche Hindernisse entgegenstehen. Auch zwischen dem zu erwartenden Zielgruppenprofil der Outlet- Kunden und dem Angebotsprofil der Region bzw. des Wittenburg-Village selbst (Skipiste, Wasserski, Klettern etc.) gibt es weitreichende Überschneidungen, was die Durchführung von Kopplungsaktivitäten begünstigt. Die Kopplungsquoten der Outlet-Kunden werden im Hinblick auf die Ermittlung der zu er- wartenden regionalwirtschaftlichen Effekte im Reisegebiet Westmecklenburg wie folgt abge- schätzt:  Alpincenter mit all seinen Angeboten: 10 Prozent (100.000 Besuche)  Wittenburg (Stadtkern): 1 Prozent (10.000 Besuche)  Zarrentin (bzw. Biosphärenreservat Schaalsee): 2 Prozent (20.000 Besuche)  Hagenow: 1 Prozent (10.000 Besuche)  Ludwigslust: 3 Prozent (30.000 Besuche)  Schwerin: 5 Prozent (50.000 Besuche)  Sonstige Ziele in Westmecklenburg: 3 Prozent (30.000 Besuche)  Insgesamt: 25 Prozent66 Für die Gäste des geplanten Feriendorfs kann von wesentlich höheren Kopplungsquoten ausgegangen werden, da die Erkundung der Region im Rahmen mehrtägiger Reisen einen Aktivitätsschwerpunkt bildet. Tatsächlicher Umfang und die konkreten Ziele der Kopplungs- aktivitäten hängen jedoch ganz entscheidend davon ab, inwieweit die Kunden des Outlet Centers aktiv zur Durchführung solcher Aktivitäten bewegt werden. In diesem Zusammen- hang zu verfolgende Strategien werden im Kapitel 9 abgeleitet. Konkrete Maßnahmen fin- den sich in Kapitel 10.

66 Zum Vergleich: 34 Prozent der Besucher des DOC Soltau unternehmen eine weitere Aktivität in der Region.

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9. Strategien zur Sicherung touristischer Effekte des Wittenburg Village

Um die zuvor genannten allgemeinen touristischen Ziele und die spezifischen Ziele in Zu- sammenhang mit dem Wittenburg Village zu erreichen, muss man sich die verschiedenen Funktionen klar machen, die es übernehmen kann. Das Wittenburg Village kann einen wich- tigen Beitrag zur touristischen Entwicklung leisten. In diesem Zusammenhang gelten fol- gende Ziele:

 Nutzung des (dank des alpincenter schon heute) überregionalen Einzugsgebietes des Standortes für den Tourismus insgesamt.  Nutzung des Wittenburg Village als Schlechtwetterangebot zur Ausdehnung der Saison und Erhöhung der Gästezufriedenheit im gesamten Reisegebiet Westmecklenburg.  Nutzung des Wittenburg Village zur Gewinnung neuer Zielgruppen: jüngere Smart- Shopper, erlebnisorientierte Gäste, konsumfreudige Gäste, Familien, Durchreisende, Busgruppen.  Nutzung des Wittenburg Village zum Ausbau bestehender Zielgruppen wie Wintersport- ler, Natururlauber.

Potenzielle Funktionen des Wittenburg Village:  Wittenburg Village = Präsentationsplattform: Besucher des Wittenburg Village sind potenzielle Besucher der umliegenden touristischen Ziele und werden so zu zusätzli- chen Umsatzbringern.  Wittenburg Village = Marketingpartner: Als starker Partner für touristische Standorte und Besucherattraktionen.  Wittenburg Village = Leistungspartner: Besuch des Wittenburg Village als Leistungs- baustein im Rahmen touristischer Produkte (Tages- und Mehrtagesangebote) rund um das Thema Erlebniseinkauf und dazu affinen Themen.  Wittenburg Village = Imageträger: Profilierung der Botschaft „Westmecklenburg bietet interessante Einkaufsangebote“. Wie kann die Vernetzung mit den Partnern und dem Umfeld umgesetzt werden? Erste Schritte dazu sind:  Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Leistungsträgern und dem Wittenburg Village (z.B. Amt für das Biosphärenreservat, Tourismusverband West- mecklenburg);  Konzeption, Bau und Betrieb einer Tourist-Information im Wittenburg Village;  Erarbeitung von Marketingstrategie und Marketingplan;  Aufbau eines gemeinsamen Internet-Auftritts;  Gemeinsame Angebotsgestaltung und Bewerbung der gemeinsamen Angebote. Als Instrumente und Maßnahmen für die erfolgreiche Kooperation kommen in Frage:  ansprechende und aktuelle Internetpräsentation mit gegenseitiger Verlinkung, Newsletterfunktion, Gewinnspielen;  Mailings und Newsletter als Instrumente des Direktmarketing;

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 Sales Guide, RDA67-Präsentation, Akquisitionstour bei Busreiseveranstaltern, gemein- same Mailings u.a. für eine Intensivierung des Gruppengeschäfts;  intensive Pressearbeit (Radiospots, Presseartikel, Pressereisen, Pressedienst, Bildar- chiv, Aufbau und Pflege Verteiler);  Gutschein oder Rabattkarte im Rahmen von Übernachtungspauschalen von Hotels im Umfeld (z B. in Schwerin);  Gutschein oder Rabatt für Outlet-Einkäufer bei Kauf von Eintrittskarten von Besucherat- traktionen im Umfeld (z B. Musicals in Hamburg);  gemeinsame Sonderaktionen in nachfrageschwachen Zeiten;  Präsentationen auf Workshops, Veranstaltungen, Messen sowie bei den jeweiligen Partnern vor Ort;  Kooperationen mit Reiseveranstaltern (z.B. TUI, Ameropa, DERTOUR, Neckermann, etc.) im Segment Kurzreisen mit mehreren Erlebnisbausteinen;  Kooperationen mit Flughäfen und Airlines im Bereich gemeinsame Vermarktung, Wer- beaktionen, Gutscheinhefte. Zur besseren Umsetzung, Erreichbarkeit und Anbindung der touristischen Attraktionen an das Wittenburg Village ist eine Anpassung der Beschilderung erforderlich. Ebenso wichtig ist das Angebot von Shuttle-Bussen (z.B. zwischen Wittenburg Village und der Hamburger Innenstadt68 – bei Beförderung von Skifahrern und Smart-Shoppern könnte das Angebot eines solchen Shuttles tragfähig werden), die Bereitstellung von ÖPNV- Angeboten für Besucher des Wittenburg Village sowie weitere ergänzende Serviceleistun- gen (z.B. Kinderbetreuung) bei der Vernetzung der Angebote.

67 Der alljährlich in Köln stattfindende RDA ist die größte Busreisemesse Europas. 68 Das DOC in Wertheim bearbeitet z.B. intensiv den Hotelmarkt in Frankfurt und bringt primär dort logie- rende ausländische Gäste per Bus zum Einkaufen ins Wertheim Village.

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10. Maßnahmen und Empfehlungen

Die folgenden Maßnahmen und Empfehlungen beziehen sich auf  das Wittenburg Village als Präsentationsplattform,  das Wittenburg Village als Partner für Städte im Umfeld,  das Wittenburg Village als Partner für das Gastgewerbe,  das Wittenburg Village als Partner für Biosphärenreservat Schaalsee,  das Wittenburg Village als Partner für das Alpincenter.

10.1 Wittenburg Village als Präsentationsplattform

Im Wittenburg Village sollten folgende Angebote und Serviceeinrichtungen in geeigneter Größe geschaffen werden:  Gastronomieangebote zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs – keine qualitativ hö- herwertigen Gastronomieangebote, empfehlenswert ist die Kooperation mit Lieferanten aus der Region und das Angebot auch regionaler Spezialitäten;  Spielplatz für Kinder unterschiedlichen Alters, sowohl im Außenbereich, ggf. auch im Innenbereich, zu prüfen ist hier, inwieweit die bestehenden Angebote des Alpincenters sinnvoll genutzt werden können (Entfernungen, Sichtbeziehungen);  Kleiner Bühnenbereich, Aktionsflächen, z.T. überdacht für Events, Modeschauen, Präsentationen der Partner aus dem Umfeld. Von besonderer Bedeutung ist der Errichtung einer Touristischen Informationsstelle (TI) der Region im Wittenburg Village mit folgenden Elementen:  Counter- und Beratungsbereich (ca. 60 m²) mit Informationen (wegen der erwarteten Nachfrage auch zum Wittenburg Village selbst), Zimmervermittlung, Ticketverkauf;  Souvenir- und Reisebedarf (ca. 50 m²) wie z.B. Landkarten, Postkarten, Merchandi- sing-Artikel etc.;  Ausstellungsbereich (ca. 100 m²) für z.B. Exponate aus umliegenden Museen und Attraktionen, Infotafeln mit Karten und Erläuterungen zu Attraktionen (Biosphärenreser- vat, Städte, Freizeitmöglichkeiten etc. in der Umgebung);  die Tourist-Information soll am Eingang des Wittenburg Village platziert werden und alle Kriterien der DTV-Zertifizierung („i-Marke“) erfüllen. Die Öffnungszeiten sind mit den Geschäftszeiten des Outlet zu synchronisieren;  personell ausgestattet werden sollte die TI mit zwei Mitarbeitern, die finanziert werden zum einen durch kommerzielle Aktivitäten (Leistungsvermittlung, Warenverkauf, Ver- mietung Präsentationsflächen) sowie durch Beitragsleistungen der Outlet-Betreiber (wegen Auskunftsfunktion für Outlet-Gäste) und der Partner aus dem Bereich der regi- onalen Tourismus-Organisationen. Die Flächen für die Tourist-Information sollten vom Betreiber mietfrei zur Verfügung gestellt werden. Die Präsentation des regionalen Umfeldes könnte auch in Form von zwei- bis dreistündigen Exkursionen erfolgen, die am Wittenburg Village starten. Diese könnten entweder als Self-

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Guided Tours (z.B. per Smartphone-Applikation oder Leih-GPS) oder – an besonders fre- quenzstarken Tagen – als organisierte Touren per Bus angeboten werden. Die Einplanung entsprechender Räumlichkeiten und deren mietfreie Überlassung sollten im Rahmen eines Vertrages zwischen dem Projektträger und der Stadt Wittenburg im Vorfeld der Errichtung des Wittenburg Village fixiert werden.

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10.2 Wittenburg Village als Partner für Städte im Umfeld

Befragungen in bestehenden Designer Outlet Centern haben gezeigt, dass deren Besuch gern mit dem Besuch von Städten verknüpft wird. Gründe sind das besondere Ambiente, die gastronomische Vielfalt aber auch komplementäre Einkaufs- und Besichtigungsangebo- te. Außerdem sind Smart-Shopper überdurchschnittlich gut gebildet und verfügen über überdurchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen. Diese Eigenschaften decken sich mit denen von Städte- und Kulturtouristen, so dass hier eine besonders hohe Zielgruppenho- mogenität vorliegt. Über Outlet-Kunden können die historischen Städte, aber auch weitere Kulturziele in der Region, also eine besonders interessante Gästegruppe erreichen. Mit Schwerin und Ludwigslust liegen zwei städtetouristische Destinationen im Umfeld des Wittenburg Village und gleichzeitig günstig zu den Autobahnen, so dass für Gäste nur sehr geringe Umwege erforderlich sind, um beide Ziele zu besuchen. Die Zahl von Kopplungsbesuchen von Besuchern des Wittenburg Village in diesen Städten kann durch folgende Maßnahmen gesteigert werden – was im Ergebnis auch zu Ausgaben in diesen Städten führt (Gastronomie, Eintritte, Einkaufen, Übernachten, Tanken etc.): Wittenburg Village = Präsentationsplattform:  Präsentation der Angebote der Städte in der Tourist-Information des Wittenburg Village und zusätzliche, anschauliche Präsentation im Ausstellungsbereich (Stadtmodelle, Fil- me, Figuren in historischen Kostümen etc.).  Präsentation der Städte auf der Homepage des Wittenburg Village.  Präsentation der Städte im Rahmen von Veranstaltungen im Wittenburg Village. Wittenburg Village = Marketingpartner:  Gemeinsame Mailings, insbesondere mit Zielgruppe Reiseveranstalter, Busgruppen.  Gemeinsame Auftritte bei Messen, Präsentationen, Stadtfesten, Märkten.  Schaltung von Anzeigen des Wittenburg Village in den Broschüren (Gastgeberver- zeichnisse, Imageprospekte) der Städte bzw. der Reiseregionen.  Gemeinsame Pressearbeit, Pressemeldungen, Pressereisen.  Gemeinsame Fam-Trips (Zielgruppe Reiseveranstalter, Reisebüromitarbeiter).  Gemeinsame Marketingaktionen (Gewinnspiele, Präsentationen etc.) mit Airlines. Wittenburg Village = Leistungspartner:  Sales Guide mit Angebotsbausteinen wie Besuch Wittenburg Village, Führung in einer der Städte, Gastronomieleistung in einer der Städte, Übernachtungsleistung in einer der Städte, Besuch von Attraktionen in einer der Städte.  Gegenseitige Vergünstigungen für Besucher, die am gleichen Tag sowohl im Wittenburg Village gewisse Mindestumsätze getätigt haben, wie auch in den kooperie- renden Städten (z.B. bei Städte-Cards). All diese Maßnahmen sind sinnvollerweise mittelfristig zu planen und abzustimmen. Dazu geeignet ist eine gemeinsame Marketingrunde mit Vertretern des Wittenburg Village- Managements und der partizipierenden Städte im Umfeld. Grundlage kann ein Kooperati- onsvertrag sein, der gemeinsame Ziele und Aktivitäten definiert. Dieser Kooperationsvertrag ist dann Grundlage für jährlich gemeinsam verabschiedete Marketingpläne, in der die ge- meinsamen Maßnahmen fixiert werden.

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10.3 Wittenburg Village als Partner für das Gastgewerbe

Der zu erwartende hohe Anteil von Kunden des Outlet Centers, die aus größerer Entfernung anreisen, bedingt einen gewissen Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten. Dieser wird zwar auch am Standort selbst gedeckt. Trotzdem ist das Wittenburg Village auch für die Gäste der Beherbergungsbetriebe im Umfeld ein interessantes neues Ziel, das einen Beitrag für die Verlängerung von Aufenthalten leisten kann. Je mehr interessante Ziele es im Umfeld der Beherbergungsbetriebe gibt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit längerer Aufent- halte oder auch häufigerer Wiederholungsaufenthalte. Dies gilt sowohl für Hotels und weitere Beherbergungstypen im Umfeld des geplanten Wittenburg Village wie auch an den wahrscheinlichsten Standorten für Kopplungsbesuche, nämlich den Städten Schwerin oder Ludwigslust, aber auch für die Betriebe in den kleineren Städten und Gemeinden der Region, wo die Gäste eine höhere Aufenthaltsdauer haben als in Wittenburg selbst. Gleichzeitig erreichen die Beherbergungsbetriebe am Standort des Wittenburg Village eine große Anzahl potenzieller Gäste, sowohl für spontane Buchungen wie auch für spätere Aufenthalte in der Region, als Urlauber oder als Durchreisende auf Zwischenstopp. Wittenburg Village = Präsentationsplattform:  Präsentation der Beherbergungsbetriebe im Wittenburg Village in der Tourist- Information, die auch Zimmerbuchungen vornehmen sollte.  Präsentation der Beherbergungsbetriebe auf der Homepage des Wittenburg Village einschließlich integrierter Buchungsfunktion.  Präsentation der Beherbergungsbetriebe (die ja oftmals auch über kulinarische Ange- bote verfügen) im Rahmen von Veranstaltungen im Wittenburg Village. Wittenburg Village = Marketingpartner:  Gemeinsame Mailings, insbesondere mit der Zielgruppe Reiseveranstalter, Busgrup- pen, Vereine.  Gemeinsame Auftritte bei Messen, Präsentationen, Stadtfesten, Märkten.  Gemeinsame Pressearbeit, Pressemeldungen, Pressereisen.  Gemeinsame Fam-Trips (Zielgruppe Reiseveranstalter, Reisebüromitarbeiter).  Gemeinsame Marketingaktionen (Gewinnspiele, Präsentationen etc.) mit Airlines.  Präsentation des Wittenburg Village in den Beherbergungsbetrieben (Vitrinen, Pros- pektständer). Wittenburg Village = Leistungspartner:  Sales Guide mit Angebotsbausteinen wie Besuch Wittenburg Village, Übernachtungs- leistung, gastronomische Leistung.  Einkaufsgutscheine (Rabatthefte etc., auch als Teil einer Pauschale) für Übernach- tungsgäste in den Partnerbetrieben des Wittenburg Village. Bei diesen Maßnahmen bieten sich sowohl direkte Kooperationen zwischen dem Wittenburg Village und größeren Betrieben an, wie auch Kooperationen, die über die Verkehrsvereine und Tourist-Informationen laufen. Sinnvollerweise werden hier zusammen Musterlösungen bzw. Kooperationspakete entwickelt und dann umgesetzt.

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Wichtig ist, dass sich die Beherbergungsbetriebe auch auf die Gäste-Gruppe der Smart- Shopper einstellen. Dies bedeutet:  umfassende Buchbarkeit, auch über Internetplattformen sicherstellen,  Kurzaufenthalte ermöglichen,  ansprechendes Ambiente und gutes Preis-Leistungsverhältnis. Smart-Shopper gehören oft zu den besonders gut gebildeten und besonders gut verdienen- den Bevölkerungsgruppen und stellen entsprechende Ansprüche.

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10.4 Wittenburg Village als Partner für Biosphärenreservat Schaalsee

Das Biosphärenreservat Schaalsee in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wittenburg Village ist ein bevorzugtes Tagesausflugsziel in der Region. Wittenburg Village = Präsentationsplattform:  Präsentation des Biosphärenreservates Schaalsee im Wittenburg Village in der Tourist- Information und zusätzliche, anschauliche Präsentation im Ausstellungsbereich (Modell, Filme, Exponate etc.). Denkbar ist auch, einen Außenbereich am Wittenburg Village als „Schaufenster“ des Biosphärenreservates Schaalsee zu gestalten, das gleichzeitig auch als Kinderspielplatz dienen kann.  Präsentation des Biosphärenreservates Schaalsee auf der Homepage des Wittenburg Village.  Präsentation des Biosphärenreservates Schaalsee im Rahmen von Veranstaltungen im Wittenburg Village. Wittenburg Village = Marketingpartner:  Gemeinsame Mailings, insbesondere mit der Zielgruppe Reiseveranstalter, Busgrup- pen, Vereine.  Gemeinsame Auftritte bei Messen, Präsentationen, Stadtfesten, Märkten.  Gemeinsame Pressearbeit, Pressemeldungen.  Präsentation des Wittenburg Village im PAHLHUUS des Biosphärenreservates Schaalsee etc. Wittenburg Village = Leistungspartner:  Sales Guide mit Angebotsbausteinen wie Besuch Wittenburg Village, Wandern im Bio- sphärenreservat u.a., Übernachtungsleistung in einer der Städte. Diese Maßnahmen sind sinnvollerweise mittelfristig zu planen und abzustimmen. Dazu ge- eignet ist eine gemeinsame Marketingrunde mit Vertretern des Wittenburg Village- Managements und der Partner aus dem Gebiet des Biosphärenreservats Schaalsee, die auf eine relativ geringe Zahl beschränkt bleiben sollte und natürlich gewissen Qualitätsansprü- chen genügen müssen. Grundlage kann ein Kooperationsvertrag sein, der gemeinsame Ziele und Aktivitäten definiert. Dieser Kooperationsvertrag ist dann Grundlage für jährlich gemeinsam verabschiedete Marketingpläne, in der die gemeinsamen Maßnahmen fixiert werden.

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10.5 Wittenburg Village als Partner für Alpincenter

Das Alpincenter ist bereits heute ein bevorzugtes Ziel bei Tagesausflügen. Durch das direkt neben dem geplanten Outlet Center und dem Feriendorf liegende Alpincenter ergäbe sich die Möglichkeit, einen Besuch im „Schneetempel“ mit einer Visite im „Konsumtempel“ zu kombinieren. Bei den Zielgruppen der beiden Einrichtungen gibt es weitreichende Über- schneidungen (siehe dazu auch Kapitel 7.5). Wittenburg Village = Präsentationsplattform:  Präsentation des alpincenter in der Tourist-Information.  Präsentation des alpincenter auf der Homepage des Wittenburg Outlet Village.  Präsentation des alpincenter im Rahmen von Veranstaltungen im Wittenburg Outlet Village. Wittenburg Village = Marketingpartner:  Gemeinsame Mailings, insbesondere mit der Zielgruppe Reiseveranstalter.  Gemeinsame Auftritte bei Messen, Präsentationen.  Gemeinsame Pressearbeit, Pressemeldungen, Pressereisen.  Gemeinsame Fam-Tripps (Zielgruppe Reiseveranstalter, Reisebüromitarbeiter)  Gemeinsame Marketingaktionen (Gewinnspiele, Präsentationen etc.) mit Airlines.  Präsentation des Wittenburg Outlet Village im alpincenter, z.B. bei Skimodenschauen etc. Wittenburg Village = Leistungspartner:  Sales Guide mit Angebotsbausteinen wie Besuch Wittenburg Outlet Village, Eintritt alpincenter (Fun-Aktivitäten), Übernachtung.  Vergünstigungen für Besucher des alpincenter, die am gleichen Tag im Wittenburg Outlet Village zu definierende Mindestumsätze getätigt haben.  Einkaufsgutscheine für Besucher des alpincenter (bzw. bei Vorlage der Eintrittskarte in das alpincenter z.B. 5 Prozent Rabatt in ausgewählten Shops). Diese Maßnahmen sind sinnvollerweise mittelfristig zu planen und abzustimmen. Dazu ge- eignet ist eine gemeinsame Marketingrunde mit Vertretern des Outlet Center-Managements (Stable International) und des alpincenters (Van der Valk). Grundlage kann ein Kooperati- onsvertrag sein, der gemeinsame Ziele und Aktivitäten definiert. Dieser Kooperationsvertrag ist dann Grundlage für jährlich gemeinsam verabschiedete Marketingpläne, in der die ge- meinsamen Maßnahmen fixiert werden.

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11. Regionalökonomische Potenziale des Wittenburg Village

Die überschlägige Abschätzung der durch den Bau und den Betrieb des Wittenburg Village zu erwartenden regionalökonomischen Effekte für den Tourismus und die Wirtschaft der Region wird auf Basis von Erfahrungswerten bereits realisierter Projekte, den wirtschaftlichen Rahmendaten der Region sowie den Planungskennzahlen des Vorhabens durchgeführt. Betrachtet werden dabei lediglich die potenziellen zusätzlichen Effekte durch die geplanten Vorhaben. Die Effekte die aktuell bereits durch das bestehende Alpincenter erreicht werden, bleiben unberücksichtigt. Es ist jedoch zu bedenken, dass diese Effekte durch die Realisierung des Vorhabens gesichert würden.

11.1 Darstellung der Planungskennzahlen

Bei der Darstellung der Planungskennziffern gliedern wir das Vorhaben in die beiden Berei- che Outlet Center und Ferienresort. Zu letzterem gehören die zusätzlichen Hotelzimmer, die Ferienhäuser, das Schwimmbad und weitere neue Freizeiteinrichtungen.

11.1.1 Volumenkennziffern

Bei den Volumenkennziffern sind vor allem die Angaben zu den voraussichtlichen Investiti- onen relevant. Sie bilden die Grundlage für die Berechnung der temporären wirtschaftlichen Effekte während der Bauphase des Wittenburg Village. Tabelle 16: Flächen und Investitionen

Outlet Center Ferienresort

Fläche/Kapazitäten 60 Ladeneinheiten 132 Ferienhäuser 12.600 m² Verkaufsfläche 126 Hotelzimmer 2.350 Stellplätze 700-800 m² Wasserfläche Voraussichtliche 38,6 Mio. € Ferienhäuser 23,0 Mio. € Investitionen in Euro Hotelerweiterung 4,0 Mio. € netto Schwimmbad 6,0 Mio. € Summe 33,0 Mio. € Gesamt: 71,6 Mio. € Quelle: Ontwikkelfonds, Hotel Hamburg-Wittenburg GmbH

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11.1.2 Besuchszahl, Zielgruppenstruktur und Umsatzvolumen

Das Besucheraufkommen sowie das damit verbundene Umsatzvolumen und die Besucher- struktur bilden einen zentralen Ausgangspunkt für die Berechnung der regionalökonomi- schen Effekte, bei der die Ermittlung von Nachfrageimporten an den Standort bzw. in die Region Westmecklenburg im Mittelpunkt steht. Tabelle 17: Kennziffern zum Betrieb

Outlet Center Ferienresort

Besuchszahlen 1.026.000 Besuche 50.000 in neuen Hotelzimmern davon kaufen ca. 75% im 175.000 in Ferienhäusern Outlet ein 225.000 Übernachtungen (+50.000 im Bestand) 20.000 Tagesbesucher Schwimmbad69 Herkunft der Besucher bis 30 Min.: 6,0% Mecklenburg-V. 10% 31-60 Min.: 69,0% Hamburg 20% 61-90 Min.: 12,0% Schleswig-H. 20% >90 Min.: 13,0%70 Übrige BL 30% Dänemark 15% Niederlande 5%71 Umsatzerwartung 51,3 Mio. € (Einkäufe brutto) Hotelerweiterung davon: Logis: 2,05 Mio. € (netto) 3,1 Mio. € aus Zone 1 Gastro: 0,7 Mio. € (netto) 35,3 Mio. € aus Zone 2 Ferienhäuser 15,0 Mio. € 6,3 Mio. € aus Zone 3 (brutto) 6,7 Mio. € aus Zone 4 Schwimmbad 0,5 Mio. € sowie 3,0 Mio. € (Gastronomie brutto) Eigene Darstellung ift GmbH 2014

69 Schätzung für die Zahl der Besucher von außerhalb Wittenburgs, Nachfrage durch Einheimische ist für die Betrachtung regionalökonomischer Effekte nicht relevant (siehe unten). 70 Quelle: ecostra GmbH 71 Schätzung auf Basis aktueller Herkunftsstruktur im Hotel am Alpincenter und der Übernachtungsgäste im Biosphärenreservat Schaalsee.

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11.2 Grundlagen regionalwirtschaftlicher Analysen

11.2.1 Das System regionalwirtschaftlicher Effekte

Mit dem Bau und dem Betrieb von Besucherattraktionen bzw. Ferienresorts wie dem Wittenburg Village sind eine Reihe von regionalwirtschaftlichen Effekten verbunden, welche in der Abbildung 1 im Überblick dargestellt sind. Zu diesen Effekten zählen insbesondere Veränderungen der Güter- und Dienstleistungsnachfrage, die die Entwicklung zentraler regionalökonomischer Zielvariablen wie Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung maßgeblich beeinflussen. Eine Analyse solcher quantitativer Wirkungen muss sich auf ei- nen Modellrahmen stützen, der neben den unmittelbar durch das Projekt bedingt auftreten- den Nachfrageänderungen auch jene Folgeeffekte einbezieht, die sich erst durch eine volkswirtschaftliche Kreislaufbetrachtung erschließen. Üblicherweise wird hierzu das Instrument der Input-Output-Analyse herangezogen, das eine Quantifizierung direkter, indirekter und induzierter Wirkungen eines gegebenen Nachfrag- anstoßes (in diesem Fall durch das Wittenburg Village) erlaubt. Indirekte Effekte sind sol- che, die über die Vorleistungsbezüge der an die Endnachfrage liefernden Sektoren auftre- ten. Als induzierte Effekte werden diejenigen Wirkungen bezeichnet, die durch die teilweise Wiederverausgabung der im Zuge der Leistungserstellung entstandenen Einkommen her- vorgerufen werden. Mit Hilfe verschiedener Methoden lassen sich aus den Ergebnissen der Input-Output-Analyse Aussagen zur resultierenden Wertschöpfung, den Effekten für den Arbeitsmarkt und zu den Auswirkungen für den Haushalt der Standortkommune ableiten. Abbildung 22: System der regionalwirtschaftlichen Effekte

Effekte für den Standort Wittenburg/Westmecklenburg durch…

temporär dauerhaft

Bau des Betrieb des Berichterstattung Beeinflussung Binnenwirkung Wittenburg Village Wittenburg Village über das weicher des Wittenburg Wittenburg Village Standortfaktoren Village

- Wirtschaftsklima - Identifikation primäre/direkte Effekte - Standortimage - Freizeitwert - sekundäre/indirekte Effekte - Innovatives Milieu - Perspektive

Online - Wohnwert - Entwicklung Radio/TV

Multiplikation - tertiäre/induzierte Effekte - Freizeitwert - Verdrängung Printmedien

Produktionseffekt Anzeigenwert

Glaubwürdig- keitsfaktor

Wertschöpfung Medienwert

Arbeitsplätze Image

Fiskalische Effekte Selbstbild Eigene Darstellung ift GmbH 2014

Neben diesen quantitativen Effekten durch Gelder, die tatsächlich in den örtlichen Wirt- schaftskreislauf einfließen, resultieren aus Bau und Betrieb des Wittenburg Village Effekte durch:

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 die Berichterstattung über das Wittenburg Village, deren Gegenwert sich grundsätzlich quantifizieren lässt, sowie die  qualitative Effekte aus der positiven Beeinflussung weicher Standortfaktoren sowie aus  der Binnenwirkung auf die Bürger Wittenburgs und der Westmecklenburgs. Auch diese qualitativen Effekte wirken sich letztlich quantitativ aus, wenn Firmen und Ein- wohner durch ein positives Image nach Westmecklenburg gezogen oder durch das verbes- serte Selbstbild an den Standort gebunden werden und dort wirtschaftlich tätig werden bzw. bleiben. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich auf die quantitativen Effekte aus Bau und Betrieb des Wittenburg Village, dabei werden Aussagen zu:  Primärimpuls bzw. direktem Produktionseffekt,  Produktionseffekt,  Wertschöpfung sowie  Beschäftigungseffekt getroffen.

Die  fiskalischen Effekte werden auf Grund der Komplexität der Wirkungszusammenhänge nur auf Basis branchen- üblicher Kennziffern bezogen auf die Stadt Wittenburg und den Landkreis Ludwigslust- Parchim abgeschätzt (siehe dazu Kapitel 11.4.2.7). Unberücksichtigt bleiben:  Effekte durch die Berichterstattung über das Wittenburg Village  Wanderungseffekte durch den möglichen Zuzug oder Wegzug von Haushalten nach Wittenburg/in den Landkreis (abgesehen von den direkt im Village beschäftigten Arbeit- nehmern) und  Ansiedlungseffekte, die aus der Aufwertung des Standortes Wittenburg durch die neue touristische Attraktion Wittenburg Village resultieren.

11.2.2 Definitionen

11.2.2.1 Produktionseffekte

Die Produktionseffekte ergeben sich als die Summe direkter Produktionseffekte (=Primärimpuls), indirekter und induzierter Produktionseffekte.

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11.2.2.2 Wertschöpfung

Die Wertschöpfung entspricht dem von einem Unternehmen in einer bestimmten Periode (z.B. in einem Geschäftsjahr) geschaffenen Wertzuwachs. Sie gilt heute als die geeignetste Größe, um die Leistung eines Unternehmens bzw. einer Branche zu messen. Abbildung 23: Die Wertschöpfung im Überblick

GESAMTUNTERNEHMUNGSLEISTUNG (Produktionswert = Umsatz ./. MwSt) Vorleistungen

BRUTTOWERTSCHÖPFUNG

Abschreibungen

NETTOWERTSCHÖPFUNG

Mitarbeiter (Lohn) Staat (Steuern) Fremdkapitalgeber (Fremdkapitalzinsen) Eigenkapitalgeber (Dividenden) Unternehmung (Gewinn)

Eigene Darstellung ift GmbH 2014

Bei der Ermittlung der Wertschöpfung sind folgende Faktoren relevant:

 Vorleistungen sind Güter und Dienstleistungen, die nicht in der eigenen Unterneh- mung produziert werden, sondern von Dritten bezogen werden. Also z.B. Warenbezü- ge, Energie, Versicherungen, Verbrauchsmaterial usw.  Bei der Bruttowertschöpfung handelt es sich um die Gesamtunternehmungsleistung (Produktionswert = Umsatz abzgl. Mehrwertsteuer) abzüglich der Vorleistungen.  Die Nettowertschöpfung errechnet sich aus der Bruttowertschöpfung abzüglich der in der Unternehmung vorgenommenen Abschreibungen. Die Nettowertschöpfung wird verteilt und fließt so wiederum in die Volkswirtschaft ein: In Form von Löhnen an das Personal, von Zinsen an die Fremdkapitalgeber, von Dividenden an die Eigenkapitalge- ber und von Reingewinn an die Unternehmung (zur eventuellen Reinvestition).  Das Bruttoinlandsprodukt ist die Summe der Bruttowertschöpfungen aller Wirt- schaftszweige in einer Volkswirtschaft.

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11.2.2.3 Beschäftigungseffekte

Aus der Wertschöpfung können Rückschlüsse auf den Beschäftigungseffekt gezogen wer- den. Zwar ist eine detaillierte Analyse des durch das Wittenburg Village bedingten Arbeits- marktes mit den vorliegenden Rahmendaten nicht möglich, doch lassen sich aus den ent- sprechenden Wertschöpfungsbeträgen bzw. Umsätzen zumindest entsprechende Äquiva- lente an Vollarbeitsplätzen ableiten. Die für das Äquivalent eines Vollarbeitsplatzes erforderliche Wertschöpfung bzw. der erfor- derliche Umsatz variieren je nach Wirtschaftsbereich erheblich. Daher werden die Wirt- schaftsbereiche individuell betrachtet. Die ermittelten Äquivalente an Vollarbeitsplätzen sind theoretisch gleichzusetzen mit Perso- nen, die ihren Lebensunterhalt vollständig der Existenz des Wittenburg Village verdanken. Da es sich bei den im Zusammenhang mit dem Wittenburg Village stehenden Arbeitsplät- zen auch um Teilzeitarbeitsplätze handelt, wären in der Realität mehr Personen als die genannten Vollzeitäquivalente als (zumindest teilweise) vom Wittenburg Village abhängig zu bezeichnen.

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11.3 Grundlegende Kennziffern für die Bemessung der regionalwirtschaftlichen Effekte des Wittenburg Village

11.3.1 Abgrenzung der berücksichtigten Primärimpulse

Bei der Betrachtung der Primärimpulse ist eine Abgrenzung auf jene Impulse vorzunehmen, die ursächlich vom Wittenburg Village ausgehen und die tatsächlich einen Primärimpuls in Wittenburg bzw. dem Landkreis Ludwigslust-Parchim auslösen. Effekte aus dem Betrieb des Wittenburg Village ergeben sich einerseits dadurch, dass Outlet Village, Feriendorf und Schwimmbad selbst in Wittenburg als Nachfrager nach Ar- beitskräften und Vorleistungen auftreten, andererseits dadurch, dass die Besucher des Village auch außerhalb des Resorts als Nachfrager auftreten und dadurch zusätzliches Geld in den lokalen Wirtschaftskreislauf einspeisen. Der Umfang dieser Nachfrage ist als Primär- impuls Ausgangspunkt für und Grundlage zur Berechnung der nachgelagerten indirekten und induzierten Effekte. Folgende Positionen finden als Primärimpulse Berücksichtigung:  Die durch das Wittenburg Village im Betrieb bezogenen Vorleistungen finden nur in- soweit Berücksichtigung, als sie von Unternehmen in Wittenburg oder dem Landkreis Ludwigslust-Parchim bezogen werden.  Die Personalausgaben des Wittenbgurg Village wurden nur insoweit einbezogen, als nach Maßgabe durchschnittlicher direkter Steuersätze, Sozialversicherungsbeiträge und Konsumquoten hieraus eine Wiederverausgabung der Einkommen resultiert.  Ausgaben der auswärtigen Besucher des Wittenburg Village, die diese außerhalb des Resorts tätigen, werden nur berücksichtigt, wenn sie in Wittenburg bzw. dem Land- kreis Ludwigslust-Parchim getätigt werden und wenn der Besuch des Wittenburg Village Hauptanlass für den Tagesausflug oder die Reise nach Wittenburg war – nicht jedoch, wenn es sich um Urlauber am Schaalsee handelt, die an einem Tag ihres Auf- enthaltes das Schwimmbad im Wittenburg Village nutzen. Folgende Positionen finden keine Berücksichtigung  Ausgaben der aus Wittenburg bzw. dem Landkreis Ludwigslust-Parchim stam- menden Besucher des Wittenburg Village, die sie im Rahmen ihres Ausflugs in das Resort außerhalb des Village in Wittenburg bzw. dem Landkreis tätigen (z.B. McDo- nald„s), da diese Nachfrage sehr wahrscheinlich nicht durch das Wittenburg Village an- gestoßen wird. Ein im strengen Sinn zusätzlicher Nachfrageanstoß ließe sich nur be- gründen, wenn das Wittenburg Village bei den Wittenburger Haushalten (bzw. denen des Landkreises Ludwigslust-Parchim) zu einer deutlichen Erhöhung der Konsumquote führen würde, was einerseits unwahrscheinlich ist und andererseits nur schwerlich nachgewiesen werden könnte.  Ausgaben für den Grundstückserwerb bleiben ebenfalls außer Betracht, da sie ledig- lich eine Vermögensübertragung und keinen Nachfraganstoß darstellen. Unsere Analyse hebt für die Abschätzung quantitativer Wirkungen auf die räumlichen Be- zugsebenen der Stadt Wittenburg und des Landkreises Ludwigslust-Parchim ab. Nach der Identifizierung und Abgrenzung gesamtwirtschaftlicher Village-bedingter Primärimpulse war daher insbesondere die regionale Inzidenz der Wittenburg Village-bedingten Nachfrage für die Stadt Wittenburg und den Landkreis zu ermitteln. Die dazu erforderlichen Informationen

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mussten teilweise über die Bildung von Analogien zu bestehenden, vergleichbaren Einrich- tungen hergeleitet werden, da seitens des Auftraggebers Informationen zur Struktur des betrieblichen Aufwands nur teilweise offengelegt werden konnten.

11.3.2 Vorleistungsbezug des Wittenburg Village

11.3.2.1 Vorleistungsbezug in der Planungs- und Bauphase

Für die Ermittlung der regionalökonomischen Effekte ist es erforderlich, die geplanten Ge- samtinvestitionen von rund 72 Mio. Euro (netto) den Wirtschaftsbereichen und den Lieferor- ten der Leistungen zuzuordnen. Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt selbstverständlich noch nicht feststeht, welche Unternehmen im Rahmen einer Realisierung des Wittenburg Village als Auftragnehmer zum Zuge kommen, müssen die entsprechenden Anteile geschätzt wer- den. Tabelle 18: Investitionen Wittenburg Village nach Wirtschaftsbereichen und Lieferor- ten

Wirtschaftsbereich Betrag in davon potenziell an Auftragnehmer in Mio. Euro Wittenburg Landkreis Land M.V. Energieversorgung72 0,15 50,0% 100% 100% Wasserversorgung 0,02 100,0% 100% 100% Baugewerbe 45,00 5,0% 25% 75% Freiberufliche 20,00 1,0% 25% 50% Dienstleistungen73 Sonst. wirtschaftliche 6,43 5,0% 25% 50% Dienstleistungen74 Summe 71,60 4,0% 25,2% 65,8% Quelle: Schätzungen auf Basis von Referenzwerten

Das bedeutet absolut betrachtet für Wittenburger Unternehmen ein Auftragsvolumen von rund 2,9 Mio. Euro, für Unternehmen im Landkreis rund 18,0 Mio. Euro und für solche im Land Mecklenburg-Vorpommern gut 47 Mio. Euro.

72 Während der Bau- bzw. Voreröffnungsphase 73 U.a. Planungskosten (z.B. Architekten), Projektentwicklungskosten, Marketing im Pre-Opening, z.T. Innenausbau durch Ausstellungsmacher 74 z. B. Landschaftsgestaltung

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11.3.2.2 Vorleistungsbezug in der Betriebsphase

Outlet Center Die nachfolgend aufgeführten Daten basieren auf Erfahrungswerten aus dem Betrieb be- reits bestehender Outlet Center. Üblicherweise wird ein Outlet Center durch eine Manage- mentgesellschaft betrieben (im Falle Wittenburgs wäre das die Firma Stable International Development Germany GmbH), die alle Aufgaben im Zusammenhang mit der Immobilie und der Vermarktung des Centers übernimmt und die dafür entstehenden Kosten teilweise den Mietern weiterberechnet (z. B. Mietnebenkosten, Werbeumlage). Neben dem Umfang der Nachfrage ist im Zusammenhang mit der Frage der Effekte für den Standort und die Region auch der Ort der Leistungserbringung relevant. Daher wurden die Werte entsprechend aufgeschlüsselt. Tabelle 19: Vorleistungsbezug Managementgesellschaft Outlet Center in Euro

Position Betrag davon an Auftragnehmer in… Wittenburg Landkreis Land M.-V. Strom 275.000 100% 100% 100% Wärme 315.000 100% 100% 100% Wasser 6.000 100% 100% 100% Grünanlagen 80.000 20% 60% 90% Sicherheit 250.000 0% 0% 100% Abfall 40.000 100% 100% 100% Instandhaltung 200.000 10% 20% 100% Werbung 2.000.000 0% 0% 10% Reinigung 200.000 0% 100% 100% Gesamt 3.366.000 20,0% 27,5% 46,3% Quelle: Schätzung auf Basis von Referenzwerten

Weitere Vorleistungen würden außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern bezogen: Tele- kommunikationsdienstleistungen (z. B. Telekom, Sitz in Bonn), Versicherungen, Gebühren und Beiträge. Der Vorleistungsbezug der Mieter muss im Vorhinein ebenfalls auf Basis branchenüblicher Kennziffern abgeschätzt werden:  Gastronomie:  Wir gehen von durchschnittlich 3,00 Euro Ausgaben pro Besucher aus. Dies ergibt bei 1,0 Mio. Besuchern insgesamt 3,0 Mio. Euro Bruttoumsatz. Bei einem Netto- umsatz von rund 2,6 Mio. Euro und einer Wareneinsatzquote von 28 Prozent ergibt sich ein Wareneinstand von 0,73 Mio. Euro p.a. Davon könnten 10 Prozent in Wittenburg, 45 Prozent im Landkreis Ludwigslust-Parchim und weitere 25 Prozent im übrigen Mecklenburg-Vorpommern bezogen werden.

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 Darüber hinaus wenden Gastronomiepächter rund 5,0 Prozent ihres Umsatzes für eigene Instandhaltungsaufwendungen, AfA & GWG, Leasing sowie Zinsen auf. Dies entspricht weiteren rund 130.000 Euro. Weitere rund 2,0 Prozent fallen für Gebühren, Versicherungen, Beiträge und Beratung an, dies entspricht rund 52.000 Euro.  Shops:  Die Shop-Mieter beziehen ihre Waren ausschließlich von außerhalb des Landkrei- ses und des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern aus den Zentrallagern der Marken, die Betrachtung des Warenbezugs der Shop-Mieter ist daher nicht rele- vant.  Die Vermarktung des Centers erfolgt zentral über die Managementgesellschaft (s.o.), die entsprechenden Aufwendungen sind bereits berücksichtigt.  In geringem Umfang wird durch die Shop-Mieter Verbrauchsmaterial bezogen. Die- se Position wird mit 0,5 Prozent der Shopumsätze angesetzt.  Alle Mieter:  Strom, Wasser, Gas werden ebenfalls durch die Betreibergesellschaft bezogen und den Mietern in Rechnung gestellt, sind also bereits berücksichtigt.  Miete wird an die Besitzgesellschaft entrichtet, deren Sitz in den Niederlanden sein wird. Für die über den Wareneinstand in der Gastronomie hinausgehenden Vorleistungsbezüge der Mieter gehen wir jeweils davon aus, dass 50 Prozent aus dem Landkreis Ludwigslust- Parchim und 40 Prozent aus dem übrigen Mecklenburg-Vorpommern bezogen werden. Tabelle 20: Vorleistungsbezug durch die Mieter im Outlet Center in Euro

Position Betrag davon an Auftragnehmer in… Wittenburg Landkreis Land M.-V. Wareneinstand 730.000 10% 45% 70% Instandhaltung, AfA & 130.000 20% 40% 60% GWG, Leasing, Zinsen Gebühren, Versiche- 52.000 5% 25% 50% rungen, Beiträge und Beratung Verbrauchsmaterial 215.000 5% 35% 60% Gesamt 1.127.000 10,0% 41,6% 66,0% Quelle: Schätzung auf Basis von Referenzwerten

Das bedeutet, dass Managementgesellschaft und Mieter zusammen rund 785.000 Euro p.a. an Vorleistungen in Wittenburg beziehen würden, rund 1,4 Mio. Euro im Landkreis Ludwigs- lust-Parchim (inkl. Wittenburg), und rund 2,3 Mio. Euro im gesamten Land Mecklenburg- Vorpommern (inkl. Landkreis Ludwigslust-Parchim).

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Die Vorleistungsbezüge von Managementgesellschaft und Mietern werden den unterschied- lichen Branchen entsprechend der bundeseinheitlichen Branchensystematik zugeordnet. Tabelle 21: Branchenaufschlüsselung des Vorleistungsbezugs (Nettoangaben)

Branche Gesamt Bezug in…

Wittenburg Landkreis Land M.-V. In Euro Anteil in Euro Anteil in Euro Anteil Energie- 636.000 636.000 81% 636.000 46% 636.000 28% /Wasserversorgung75 Baugewerbe76 265.000 33.000 4% 66.000 5% 239.000 10% Handel, Instand., 945.000 83.750 11% 403.750 29% 640.000 28% Reparaturen KFZ77 Finanz- und Versi- 65.000 13.000 2% 26.000 2% 39.000 2% cherungsdienstl. Freiberufliche Dienst- 2.052.000 2.600 0% 13.000 1% 226.000 10% leistungen78 Sonst. wirtschaftl. 530.000 16.000 2% 248.000 18% 522.000 23% Dienstleistungen79 Summe 4.493.000 784.350 100% 1.392.750 100% 2.302.000 100% Quelle: Eigene Berechnungen ift GmbH 2014

Feriendorf, Hotelerweiterung, Schwimmbad Die Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte der zusätzlichen Übernachtungsange- bote wird nicht ausgehend vom Vorleistungsbezug ermittelt sondern auf Basis der Umsätze, die durch die Gäste dieser Beherbergungsangebote getätigt werden (vgl. Kapitel 11.3.3). Nach Angaben der Firma Van der Valk wird die Erweiterung in 230 zusätzlichen Vollzeitstel- lenäquivalenten resultieren.

75 Strom, Gas, Wasser, Abfall 76 Instandhaltung Gebäude 77 Wareneinsatz Gastronomie, Verbrauchsmaterial 78 Werbung, Beratung 79 Reinigung, Pflege der Grünanlagen, Sicherheit

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11.3.2.3 Personalaufwand in der Betriebsphase

Outlet Center Wir gehen für die Managementgesellschaft (MG) von zehn Mitarbeitern und einem Perso- nalaufwand (inkl. Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung) von gerundet 650.000 Euro aus. Für die Mieter im Outlet Center gehen wir von 490 weiteren Mitarbeitern aus. Die folgende Tabelle zeigt die Personalstruktur des Outlet Village nach der Art des Beschäf- tigungsverhältnisses und dem potenziellen Wohnort der Beschäftigten. Tabelle 22: Mögliche Personalstruktur Outlet Center

Beschäftigungs- Mitarbeiter Wohnhaft in… verhältnis MG Mieter Wittenburg Landkreis Land M.-V. Vollzeit 8 175 Teilzeit bis 32 Std. 2 145 450 Euro-Jobs 130 45% 225 75% 375 95% 475 Aushilfen 40 Total 10 490 Quelle: Schätzungen auf Basis von Referenzwerten

Ein Vergleich mit Beschäftigtenzahlen bestehender Outlet Center unterstreicht die Plausibili- tät der angesetzten Zahlen. Tabelle 23: Beschäftigtenzahlen bestehender Outlet-Center in Deutschland

Outlet Center Beschäftigte Verkaufsfläche in m² Beschäftigte/Tm² Soltau 465 10.000 46,5 Neumünster 750 15.000 50,0 Wertheim 850 13.500 63,0 Quelle: Eigene Recherchen

Unter Berücksichtigung der durch die Teilzeit- und Aushilfskräfte geleisteten Stunden erge- ben sich rechnerisch für das Outlet in Wittenburg rund 330 bis 340 Vollzeitstellen. Basierend auf den aktuellen Tariflöhnen im Einzelhandel und im Gastgewerbe sowie der Mitarbeiterstruktur lässt sich der durch die Mieter aufgebrachte Personalaufwand nähe- rungsweise rechnerisch mit 9,0 Mio. Euro ermitteln.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 127

Einschließlich der Personalaufwendungen der Management-Gesellschaft betrügen diese im Outlet Center also rund 9,6 Mio. Euro pro Jahr. Die Bruttoentgelte für die Arbeitnehmer dürften sich demzufolge auf rund 7,7 Mio. Euro belaufen. Feriendorf, Hotelerweiterung, Schwimmbad Nach Angaben der Firma Van der Valk wird die Erweiterung in 230 zusätzlichen Vollzeit- stellenäquivalenten resultieren. Basierend auf dem Lohnniveau im Hotel- und Gaststättengewerbe resultieren daraus Per- sonalkosten in Höhe von rund 6,0 Mio. Euro. Die Bruttoentgelte für die Arbeitnehmer dürften sich demzufolge auf rund 4,8 Mio. Euro belaufen.

11.3.3 Ausgaben der Besucher außerhalb des Wittenburg Village

Bei der Betrachtung der Ausgaben der Besucher außerhalb des Wittenburg Village gilt es grundsätzlich zu differenzieren zwischen Besuchern des Outlet Centers, den Übernach- tungsgästen im Hotel und Feriendorf, den externen Badegästen im Schwimmbad sowie den darin enthaltenen Wechselgästen. Abbildung 24: Schematische Darstellung der Wechselgäste im Wittenburg Village

Feriendorf 175.000 Outlet Center 1.026.000

Hotel Bad 50.000 20.000

Eigen Darstellung ift GmbH 2014

Bei durchschnittlich 3,5 Aufenthaltstagen bedeuten die 175.000 Übernachtungen im Ferien- dorf rund 50.000 Ankünfte. Geht man davon aus, dass 50 Prozent der Feriendorfgäste wäh- rend ihres Aufenthalts mindestens einmal durch das Outlet Center bummeln, resultieren daraus rund 25.000 Besuche im Outlet Center. Bei durchschnittlich 2,0 Aufenthaltstagen der zusätzlichen Hotelgäste bedeuten die 50.000 Übernachtungen 25.000 Ankünfte. Bei einer entsprechenden Quote bedeutet dies 12.500 Besuche im Outlet Village durch Hotelgäste.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 128

Insgesamt resultieren potenziell also 37.500 oder 3,7 Prozent der Besuche im Outlet Village aus Übernachtungsgästen am Standort. Dies werden überwiegend aus weiter als 60 Minu- ten entfernt gelegenen Herkunftsorten stammen, zum Teil jedoch auch aus der Zone von 31 bis 60 Minuten Fahrzeit (Hamburg). Gemäß der vorgenommenen Abgrenzung der zu berücksichtigenden Primärimpulse sind Ausgaben der Besucher des Wittenburg Village, welche diese außerhalb des Village täti- gen, nur dann zur Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte heranzuziehen, wenn der Besuch des Wittenburg Village Hauptanlass für die Reise nach Wittenburg bzw. Westmeck- lenburg war und es sich außerdem nicht um Einheimische handelte. Die Gewichtung der Reiseanlässe kann in der Planungsphase des Projekts nur geschätzt werden. Die Schätzungen orientieren sich an Erfahrungswerten von Referenzstandorten. Tabelle 24: Herkunft und Anlässe der Outlet-Besucher für Reisen nach Wittenburg

Herkunft Besucheranteile Hauptbesuchsanlass Outlet Center

Hauptwohnsitz im Landkreis 5% 51.300 nicht relevant weitere bis 30 PKW-Fahrminuten 1% 10.260 60% 6.156 31-60 PKW-Fahrminuten 69% 707.940 75% 530.955 61-90 PKW-Fahrminuten 12% 123.120 85% 104.652 > 90 PKW-Fahrminuten 13% 133.380 80% 106.704 Summe 100,0% 1.026.000 73% 748.467 Quelle: Schätzungen auf Basis von Referenzwerten

Demzufolge sind die Ausgaben von rund 0,75 Mio. Besuchern bzw. 73 Prozent der Besu- cher des Outlet Centers relevant. Als Reiseanlässe der übrigen 27 Prozent kommen das Alpincenter, Urlaub im Feriendorf oder Urlaub in der Schaalseeregion in Frage. Die Anteile werden wie folgt eingeschätzt:  Aufenthalt im Feriendorf, Hotel: 3,7 Prozent (siehe oben – da das Feriendorf aber auch Gegenstand des Gesamtprojekts Wittenburg Village ist, werden diese Gäste trotzdem berücksichtigt)  Besuch des Alpincenters: ca. 4,0 Prozent  Verwandten- und Bekanntenbesuch: 5,0 Prozent  Urlaub in der Region: ca. 4,0 Prozent  Einheimische: 5,0 Prozent  Sonstige Anlässe (z. B. Geschäftsreise): ca. 5,3 Prozent. Besucher, die auf der Durchreise zur oder von der Küste und anderen Urlaubsregionen einen Zwischenstopp zum Besuch des Outlet einlegen, wären zwar auch ohne das Outlet „in die Gegend“ gekommen, hätten das bisherige Angebot am Standort aller Wahrschein- lichkeit aber nicht für einen Zwischenstopp zum Anlass genommen. Der Aufenthalt im Wittenburg Village ist also auch in diesen Fällen dem Outlet gedankt.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 129

Bezüglich des Umfangs der außerhalb des Outlets getätigten Ausgaben stellt sich zunächst die Frage, welcher Anteil der wegen des Outlets angereisten Besucher überhaupt Ausga- ben außerhalb des Outlets tätigt. Dies wird nur der Fall sein, wenn die Besucher Kopp- lungsaktivitäten unternehmen. Im 8.4 wurden diese folgendermaßen abgeschätzt:  Alpincenter mit all seinen Angeboten: 10 Prozent (100.000 Besuche)  Wittenburg (Stadtkern): 1 Prozent (10.000 Besuche)  Zarrentin (bzw. Biosphärenreservat Schaalsee): 2 Prozent (20.000 Besuche)  Hagenow: 1 Prozent (10.000 Besuche)  Ludwigslust: 3 Prozent (30.000 Besuche)  Schwerin: 5 Prozent (50.000 Besuche)  Sonstige Ziele in Westmecklenburg: 3 Prozent (30.000 Besuche). Von diesen 250.000 Kopplungsbesuchen entfallen 73 Prozent (vgl. Tabelle 24) auf Besu- cher mit Hauptbesuchsanlass Wittenburg Village und Wohnort außerhalb des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Von diesen Besuchern sind 95 Prozent Tagesbesucher, der Rest entfällt auf Übernachtungsgäste im Hotel bzw. Feriendorf am Standort. Dementsprechend lassen sich die Umsätze wie folgt ermitteln. Tabelle 25: Ausgaben im Rahmen von Kopplungsbesuchen

Ziel von Kopplungsbesuchen

Wittenburg Landkreis Lud- Reisegebiet (inkl. Alpincenter) wigslust-Parchim Westmecklenburg Anteil 11% 20% 25% Relevante Besucher 73% Tagesausflügler 95% Zusätzliche Tagesbesucher 80.000 145.000 180.000 Ausgaben pro Kopf80 in Euro 20,10 Bruttoumsatz in Euro 1.608.000 2.914.500 3.618.000 davon am jeweiligen Ziel81 60% 75% 90% Verbleibender Umsatz in Euro 965.000 2.186.000 3.256.000 Eigene Berechnungen ift GmbH 2014

80 Vgl. Tabelle 9, von den durchschnittlichen Tagespersonenausgaben der Tagesausflügler im Binnen- land wurden 3,00 Euro abgezogen, die als Umsatz in der Gastronomie des Outlet Centers angesetzt wurden. 81 Nicht alle Besucher, die ein weiteres Ziel z.B. im Landkreis besuchen, geben dort auch ihr gesamtes Ausgabenvolumen aus. Teile der Ausgaben entfallen auch auf Nachbarkreise, die bei An- oder Abrei- se passiert werden.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 130

11.4 Regionalökonomische Effekte des Wittenburg Village

In der Folge werden die dem Wittenburg Village zuzurechnenden Primärumsätze im Hin- blick auf direkte Wirkungen sowie die daraus resultierenden Wertschöpfungs-, Beschäfti- gungs- und fiskalischen Effekte untersucht.

11.4.1 Effekte durch den Bau des Wittenburg Village

11.4.1.1 Effekte durch Aufträge an örtliche Unternehmen

Im Zuge des Baus des Wittenburg Village würden ausgehend von den zuvor getroffenen Annahmen Leistungen von Unternehmen mit Sitz in Wittenburg im Umfang von rund 2,9 Mio. Euro bezogen. Die folgende Tabelle zeigt die daraus resultierenden Wirkungen. Tabelle 26: Direkte und indirekte Wirkungen aus Vorleistungen in der Standortkom- mune

Branche Direkte Indirekte Wirkung Wirkung

Umsatzwirkung Löhne und Gehälter sonst. Wertschöp- Vorleistungen in Wittenburg in fung TEUR Quote TEUR Quote TEUR Quote TEUR

Energieversorgung 75,0 13,0% 9,8 12,5% 9,4 65,3% 49,0

Wasserversorgung 20,0 16,9% 3,0 7,0% 1,3 52,5% 9,5

Baugewerbe 2.250,0 28,3% 573,1 13,3% 269,3 56,5% 1.144,1 Freiberufliche 200,0 30,8% 55,4 21,5% 38,7 44,7% 80,5 Dienstleistungen Sonst. wirtschaftl. 321,5 29,9% 86,5 9,6% 27,8 38,2% 110,5 Dienstleistungen

Summe 2.866,5 25,4% 727,8 12,1% 346,4 48,6% 1.393,5 davon in Standortkom- 100,0% Wertschöpfung Stufe 1 gesamt 1.074,3 25,0%82 348,4 mune Eigene Berechnungen ift GmbH 2014

Die durch die direkten Zulieferer beim Bau des Village in Wittenburg bezogenen Vorleistun- gen belaufen sich damit auf potenziell rund 348.000 Euro. Diese Umsätze werden wiederum

82 Schätzung

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 131

teilweise zu Löhnen und Gehältern. Setzt man eine Wertschöpfungsquote von 30 Prozent an, so resultiert daraus eine zusätzlich induzierte Wertschöpfung in Höhe von 104.500 Euro. In Summe ergibt sich also über 1. und 2. Umsatzstufe eine Wertschöpfung von 1.178.775 Euro, was in einer induzierten Konsumnachfrage von rund 825.000 Euro (70 Prozent) resultiert, von der schätzungsweise 206.300 Euro (25 Prozent) in Wittenburg nachfra- gewirksam werden. Setzt man für diese induzierten Konsumausgaben eine Wertschöp- fungsquote von 25 Prozent an, ergeben sich weitere Löhne, Gehälter und Gewinne von 51.575 Euro. Einschließlich der induzierten Effekte ergibt sich demzufolge eine Wertschöp- fung in Höhe von rund 1,23 Mio. Euro. Die folgende Tabelle zeigt die potenziell für den Landkreis Ludwigslust-Parchim resultieren- den Wirkungen. Tabelle 27: Direkte und indirekte Wirkungen aus Vorleistungen im Landkreis

Branche Direkte Indirekte Wirkung Wirkung

Umsatzwirkung Löhne und Gehälter sonst. Wertschöp- Vorleistungen in Landkreis in fung TEUR Quote TEUR Quote TEUR Quote TEUR

Energieversorgung 150,0 13,0% 19,5 12,5% 18,8 65,3% 98,0

Wasserversorgung 20,0 16,9% 3,4 7,0% 1,4 52,5% 10,5

Baugewerbe 11.250,0 28,3% 3.183,8 13,3% 1.496,3 56,5% 6.356,3 Freiberufliche 5.000,0 30,8% 1.540,0 21,5% 1.075,0 44,7% 2.235,0 Dienstleistungen Sonst. wirtschaftl. 1.607,5 29,9% 480,6 9,6% 154,3 38,2% 614,1 Dienstleistungen

Summe 18.027,5 29,0% 5.227,3 15,2% 2.745,7 51,7% 9.313,8 davon im Landkreis 100,0% Wertschöpfung Stufe 1 gesamt 7.973,0 50%83 4.656,9

Eigene Berechnungen ift GmbH 2014 auf Basis der angegebenen Quellen

Die durch die Zulieferer beim Bau des Wittenburg Village im Landkreis Ludwigslust-Parchim bezogenen Vorleistungen belaufen sich damit auf potenziell rund 4,7 Mio. Euro. Diese Um- sätze werden wiederum teilweise zu Löhnen und Gehältern. Setzt man eine Wertschöp- fungsquote von 30 Prozent an, so resultiert daraus eine zusätzlich induzierte Wertschöp- fung in Höhe von rund 1,4 Mio. Euro.

83 Schätzung

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 132

In Summe ergibt sich also über 1. und 2. Umsatzstufe eine Wertschöpfung von 9,37 Mio. Euro, was in einer induzierten Konsumnachfrage von rund 6,56 Mio. Euro (70 Prozent) re- sultiert, von der 3,28 Mio. Euro (50 Prozent) im Landkreis nachfragewirksam werden84. Setzt man für diese induzierten Konsumausgaben eine Wertschöpfungsquote von 25 Pro- zent an, ergeben sich weitere Löhne, Gehälter und Gewinne von 0,82 Mio. Euro. Ein- schließlich der induzierten Effekte ergibt sich demzufolge eine Wertschöpfung in Höhe von 10,2 Mio. Euro.

11.4.1.2 Temporäre Effekte auf den Arbeitsmarkt

Die mit dem Bau des Wittenburg Village verbundene Wertschöpfung wirkte sich während der Bauphase nachgelagert auch auf dem Arbeitsmarkt aus. Zur Berechnung dieser Effekte stellen wir die ermittelten, durch den Bau des Wittenburg Village ausgelösten Wertschöp- fungsbeträge den Durchschnittseinkommen pro Erwerbstätigem gegenüber. Tabelle 28: Ermittlung der temporären Effekte auf dem Arbeitsmarkt

Wittenburg Landkreis

Wertschöpfung Bauphase 1,23 Mio. Euro 10,2 Mio. Euro Primäreinkommen pro Kopf 19.189 Euro85 im LK Ludwigslust-Parchim Durchschnittseinkommen 40.144 Euro pro Erwerbstätigem86 Rechnerisches Vollzeitstel- 30,6 254,1 lenäquivalent Eigene Berechnung ift GmbH 2014

Aus der Gegenüberstellung von Wertschöpfung und Einkommen lässt sich ein theoretisches Äquivalent von 254 Beziehern eines durchschnittlichen Einkommens pro Erwerbstätigen im Landkreis Ludwigslust-Parchim ableiten.

84 Die Quote ist geschätzt. Die übrigen 50 Prozent gehen beispielsweise nach Schwerin, Hamburg sowie in den Onlinehandel. 85 Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" im Auftrag der Statistischen Ämter der 16 Bundesländer, des Statistischen Bundesamtes und des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen, Frankfurt a. M. (Hg.): "Einkommen der privaten Haushalte in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 2000 bis 2012 Reihe 2, Band 3" 86 Nach Angaben des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern 763,9 Tsd. Erwerbstätige mit Wohnort Mecklenburg-Vorpommern bei 1.596,5 Tsd. Einwohnern (Werte für 2013), entspricht einer Erwerbsquote von 47,8 Prozent.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 133

Hierbei handelt es sich aber nicht um eine klar abgrenzbare Zahl von Erwerbstätigen. Die tatsächliche Zahl von Personen, deren Einkommen, direkt oder indirekt, ganz oder teilweise zumindest temporär vom Bau des Wittenburg Village abhinge, wäre sicherlich höher als die Zahl der ausgewiesenen Äquivalente, lässt sich aber nur näherungsweise quantifizieren. So sind viele Beschäftigte in verschiedenen Branchen beispielsweise nur zu geringen Anteilen von den Effekten des Baus abhängig (z.B. Einzelhandel). Üblicherweise geht man jedoch von einem Faktor 1,5 bezogen auf die rechnerisch ermittel- ten Vollzeitäquivalente aus, will man die ungefähre Anzahl der abhängigen Beschäftigungs- verhältnisse berechnen. Es ergeben sich auf dieser Basis vorsichtig geschätzt rund 380 Beschäftigungsverhältnisse, die ganz oder teilweise, direkt oder indirekt, von der Realisie- rung des Wittenburg Village abhängen – zumindest für die Dauer eines Jahres. In Wittenburg wären es immerhin 46 Beschäftigungsverhältnisse.

11.4.1.3 Fiskalische Effekte während der Bauphase

Umsätze bewirken nicht nur Einkommens- und Beschäftigungseffekte, sondern tragen auch zum Steueraufkommen bei. Neben der abgeführten Umsatzsteuer (rund 13,6 Mio. Euro während der Bauphase), die als Gemeinschaftssteuer Bund, Ländern und Kommunen zu- flössen, würden durch die beim Bau tätigen Firmen Steuern in Form von Lohn- und Ein- kommenssteuer abgeführt. Der Anteil der Löhne und Gehälter an den Investitionen wird auf 29,1 Prozent bzw. rund 20,8 Mio. Euro geschätzt. Ausgehend davon, dass rund 3,5 Prozent dieser Löhne und Gehälter auf Beschäftigte mit Wohnort in Wittenburg entfallen und bei einem unterstellten durchschnittlichen Steuersatz von 15 Prozent resultiert dies in rund 109.000 Euro Lohn- und Einkommenssteuer. Für den Landkreis Ludwigslust-Parchim erge- ben sich unter der Annahme, dass 25 Prozent der Beschäftigten dort wohnen, rund 0,78 Mio. Euro. Für Mecklenburg-Vorpommern (Annahme: 60 Prozent der Beschäftigten) 1,87 Mio. Euro. Durch die durch den Bau des Wittenburg Village insgesamt induzierten Einkommen (Sum- me der Wertschöpfung aller Umsatzstufen) in Wittenburg von 0,5 Mio. Euro würden bei einem unterstellten durchschnittlichen Steuersatz von 15 Prozent weitere 75.400 Euro an Lohn- Einkommenssteuer erzielen. Bezogen auf den Landkreis wären es weitere 744.400 Euro. Tabelle 29: Lohn- und Einkommenssteueraufkommen in der Bauphase

Wirkung in Euro in… …Wittenburg …Landkreis …Land M.-V.

…durch direkte Löhne und Gehälter 109.200 780.000 1.872.000 …durch induzierte Einkommen 75.400 744.400 3.634.416 Summe Gesamtaufkommen 184.400 1.528.500 5.506.416 Anteil an der Einkommenssteuer 15% 15% 57,5% Summe verbleibend in… 27.660 229.275 3.166.189 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der dargestellten Annahmen

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 134

Im Hinblick auf die Effekte am Standort selbst interessiert insbesondere, welche Einnahmen sich aus dem Bau des Wittenburg Village für den Haushalt der betreffenden Kommunen bzw. des Landkreises ergeben. Die fiskalischen Effekte für eine Kommune können auf Grundlage der Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ermittelt werden. In der Gesamtschau ist für Wittenburg von fiskalischen Effekten während der Bauphase in Höhe von rund 66.000 Euro auszugehen. Für die Haushalte des Landes Mecklenburg- Vorpommern (Gemeinden/Land) wären Einsparungen von rund 2,3 Mio. Euro zu erwarten. Tabelle 30: Ermittlung der eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit durch den Bau

Einsparung je Voll- Vollzeitbe- Fiskalischer zeitbeschäftigungs- schäftigungsve Effekt in verhältnis in Euro rhältnisse Euro

Wittenburg 2.165 30,6 66.249 Gemeinden im Landkreis 2.165 254,1 550.127 Land M.-V. 3.456 662,6 2.289.946 Eigene Berechnungen ift GmbH 2015 auf Basis: IAB Kurzbericht „Arbeitsmarkt und öffentliche Haushalte, 02/2014, IAB, Nürnberg. Basis: durchschnittliche Kosten der Arbeitslosigkeit 2009-2012.

Um die gesamten fiskalischen Effekte zu ermitteln, sind das Aufkommen der Umsatzsteuer, der Lohn- und Einkommenssteuer sowie der eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit zu summieren, reduziert um die in den eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit enthaltene Lohn- und Einkommenssteuer. Tabelle 31: Fiskalische Effekte in der Bauphase

Wirkung in Euro in…

…Wittenburg …Landkreis …Land Lohn- und Einkommenssteuer 27.660 229.275 3.166.189 Eingesparte Kosten der Arbeitslosigkeit 66.249 550.127 2.289.946 enthaltene Lohn- und Einkommenssteuer -11.064 -92.421 -384.711 Umsatzsteuer 13.600.000 3,5% 20% 75% Entstehungsort 476.000 2.720.000 10.200.000 2,2% 2,2% 46,5% Verbleibend 10.472 5.984 4.743.000 Vorsteuer -3.142 -1.795 -1.422.900 Fiskalische Effekte gesamt 90.175 691.170 8.391.524 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der dargestellten Annahmen

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 135

11.4.2 Regionalökonomische Effekte durch den Betrieb des Wittenburg Village

Umsatz ist nicht gleich Einkommen, denn nur ein Teil des durch Vorleistungsbezug beding- ten Umsatzes verbleibt als Gewinn, Lohn oder Gehalt in Wittenburg bzw. dem Landkreis Ludwigslust-Parchim. Dieser Teilbetrag wird als Wertschöpfung bezeichnet. Grundlage für die Berechnung der Wertschöpfung sind so genannte Wertschöpfungsquoten. Diese Quo- ten, die je nach Wirtschaftsbereich differieren, drücken aus, wie einkommenswirksam die Umsätze sind, also wie viel Prozent des Nettoumsatzes tatsächlich als Löhne, Gehälter und Gewinne verbleiben, also zu Einkommen werden. Die folgende Tabelle stellt Wertschöpfungsquoten in relevanten Branchen dar: Tabelle 32: Branchenspezifische Wertschöpfungsquoten

Bereich Wertschöpfungsquote

Gewerbliche Beherbergungsbetriebe 42% Private Beherbergungsbetriebe 55% Jugendherbergen und Campingplätze 30% Gastronomiebetriebe 45% Unterhaltungs- und Sporteinrichtungen 50% Lebensmitteleinzelhandel 12% Sonstiger Einzelhandel 20% Personennahverkehr 58% Freiberufliche Dienstleister 55% Sonstige Dienstleister 60% Versorger 25% Baugewerbe 42% Information und Kommunikation 40% Finanz- und Versicherungsdienstleister 40%

11.4.2.1 Effekte durch den Vorleistungsbezug des Outlet Centers

Wendet man die dargestellten Wertschöpfungsquoten auf die in der Tabelle 21 zusammen- gestellten Vorleistungsbezüge in Wittenburg, dem Landkreis Ludwigslust-Parchim und dem Land Mecklenburg-Vorpommern an, dann ergibt sich:  für Wittenburg eine Wertschöpfung in der 1. Umsatzstufe von rund 202.000 Euro  für den Landkreis eine Wertschöpfung in der 1. Umsatzstufe von rund 414.000 Euro  Für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Wertschöpfung von rund 808.0000 Euro.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 136

Die direkten Ausgaben der Zulieferer werden nur teilweise zu Einkommen. Die Differenz zwischen Nettoumsatz mit Outlet Center und Wertschöpfung der 1. Umsatzstufe wird für so genannte Vorleistungen zum Aufbau bzw. zur Aufrechterhaltung der Dienstleistungen ver- wendet (z.B. Materialbezug des Handwerkes, der Instandhaltungsarbeiten im Outlet Center durchführt). Da die Vorleistungsverflechtungen dieser 2. Umsatzstufe nicht im Detail nach- zuvollziehen sind, also nicht genau ermittelbar ist, welche Anteile z.B. der Handwerkerrech- nung zu Einkommen bei Baustoffproduzenten führen, wird eine durchschnittliche Wert- schöpfungsquote in Höhe von 30 Prozent angesetzt. Die Einkommenswirkungen der 2. Umsatzstufe (EW2) werden wie folgt berechnet: (Nettoumsatz – Wertschöpfung 1. Umsatzstufe) x Wertschöpfungsquote = Wertschöpfung 2. Umsatzstufe Auf dieser Basis ergeben sich:  für Wittenburg Wertschöpfungseffekte in der 2. Umsatzstufe von 175.000 Euro  für den Landkreis eine Wertschöpfung in der 2. Umsatzstufe von rund 294.000 Euro  für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Wertschöpfung in der 2. Umsatzstufe von rund 448.000 Euro. Die gesamten Einkommenswirkungen durch den Vorleistungsbezug lassen sich durch Addi- tion der Werte für die 1. und 2. Umsatzstufe ermitteln. Durch das Outlet Center ergibt sich demzufolge:  für Wittenburg eine Wertschöpfung von 377.000 Euro pro Jahr  für den Landkreis eine Wertschöpfung von rund 707.000 Euro  für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Wertschöpfung von rund 1.257.000 Euro.

11.4.2.2 Effekte durch Vorleistungsbezug Hotelerweiterung, Fe- riendorf und Schwimmbad

Der zu erwartende Vorleistungsbezug kann grob auf Basis der angegebenen Vollzeitstel- lenäquivalente geschätzt werden. Üblicherweise beträgt er in einem Betrieb der geplanten Größenordnung rund das Doppelte der Personalkosten. Dies entspräche etwa 12,0 Mio. Euro. Wendet man die in Tabelle 32 dargestellten Wertschöpfungsquoten an, dann ergibt sich eine Wertschöpfung in der ersten Umsatzstufe von rund 3,69 Mio. Euro. Für die 2. Umsatz- stufe ergibt sich eine Wertschöpfung von rund 2,49 Mio. Euro. Insgesamt beträgt die Wert- schöpfung demzufolge rund 6,18 Mio. Euro. Diese verteilt sich schätzungsweise wie folgt.  Auf Wittenburg dürften rund 75 Prozent bzw. 4,64 Mio. Euro pro Jahr entfallen  auf den Landkreis Ludwigslust-Parchim (einschließlich Wittenburg) rund 5,25 Mio. Euro  auf das Land Mecklenburg-Vorpommern rund 5,9 Mio. Euro.

11.4.2.3 Effekte durch Personalausgaben des Wittenburg Village

Die folgende Tabelle stellt die Ermittlung der Wertschöpfungseffekte dar, die aus den Per- sonalausgaben Wittenburg Village resultieren würden. Dazu mussten Annahmen hinsicht-

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 137

lich der Herkunft des Personals getroffen werden. Wir gehen davon aus, dass 20 Prozent der Mitarbeiter des Wittenburg Village in Wittenburg wohnhaft sein werden bzw. sich dort ansiedeln. Weitere 30 Prozent werden aus den übrigen Kommunen des Landkreises Lud- wigslust-Parchim erwartet und weitere 30 Prozent aus dem übrigen Mecklenburg- Vorpommern, insbesondere Mitarbeiter mit Wohnort Schwerin. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass 20 Prozent der Mitarbeiter von jenseits der Landesgrenze zur Arbeit im Wittenburg Village pendeln, aus Schleswig-Holstein und Hamburg. Insgesamt ergibt sich demzufolge:  für Wittenburg eine aus den Personalausgaben resultierende Wertschöpfung von rund 2,1 Mio. Euro pro Jahr  für den Landkreis eine Wertschöpfung von rund 5,4 Mio. Euro  für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Wertschöpfung von rund 9,1 Mio. Euro. Die folgende Tabelle stellt die Ermittlung dieser Werte dar. Tabelle 33: Wertschöpfungseffekte durch die Personalausgaben

Wittenburg Landkreis Land M.-V.

Bruttolohn- und –gehaltssumme 12,5 Mio. (Arbeitnehmer) in Euro Davon entfallend auf Mitarbeiter 20% 50% 80% mit Wohnort in… Enthaltene Lohn- und Einkom- 20% menssteuer in Euro 500.000 1.250.000 2.000.000 Einkommen (Wertschöpfung 1. 2.000.000 5.000.000 8.000.000 Umsatzstufe) in Euro Konsumquote 70% Resultierende Konsumausgaben 1.400.000 3.500.000 5.600.000 der Mitarbeiter in Euro davon entfallend auf… 25% 50% 75% absolut in Euro 350.000 1.750.000 4.200.000 Wertschöpfungsquote 25% Wertschöpfung 2. Umsatzstufe 87.500 437.500 1.050.000 Wertschöpfung gesamt in Euro 2.087.500 5.437.500 9.050.000 Quelle: Eigene Berechnungen ift GmbH 2014

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 138

11.4.2.4 Effekte durch Besucherausgaben

Wie in Kapitel 11.3.3 dargestellt, tätigen die Besucher des Outlet Centers im Zusammen- hang mit ihrem Besuch nicht nur im Outlet Center selbst Ausgaben sondern vor oder nach ihrem i.d.R. mehrstündigen Aufenthalt im Outlet Center auch außerhalb der Einrichtung und zwar für Gastronomiebesuche, weitere Einkäufe, Freizeitaktivitäten (z. B. Skifahren) oder für sonstige Dienstleistungen. Die resultierenden Umsätze sind in Tabelle 25 dargestellt. Aus diesen Umsätzen ergeben sich unter Berücksichtigung der Branchenverteilung der Umsätze und der in Tabelle 32 dargestellten branchenspezifischen Wertschöpfungsquoten folgende Wertschöpfungsbeträge:

 für Wittenburg eine Wertschöpfung von rund 461.000 Euro  für den Landkreis eine Wertschöpfung von rund 1,04 Mio. Euro  für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine Wertschöpfung von rund 1,56 Mio. Euro. Dies schließt bereits die Wertschöpfung der 1. und 2. Umsatzstufe ein.

Tourismusstudie FOC Wittenburg Seite 139

11.4.2.5 Zusammenfassung der monetären Effekte durch den Be- trieb des Wittenburg Village

Die folgende Tabelle fasst die monetären Effekte durch den Betrieb des Wittenburg Villagefür Wittenburg, den Landkreis Ludwigslust-Parchim und das Land Mecklenburg- Vorpommern zusammen. Tabelle 34: Zusammenfassung der Wertschöpfungseffekte in Mio. Euro

Wertschöpfung durch… Wittenburg Landkreis Land

Vorleistungsbezug Outlet Center 0,377 0,707 1,257 Vorleistungsbezug Hotelerweiterung, Feri- 4,64 5,25 5,87 endorf, Schwimmhalle etc. Personalkosten Wittenburg Village 2,088 5,438 9,050 Ausgaben Outlet Besucher außerhalb des 0,461 1,045 1,556 Outlet Gesamt 7,566 12,440 17,733 Eigene Berechnungen ift GmbH 2015

Mit dem Betrieb des Wittenburg Village wären demzufolge für:  Wittenburg jährliche Wertschöpfungseffekte in Höhe von rund 7,6 Mio. Euro verbunden.  Im Landkreis würde das Wittenburg Village für eine Wertschöpfung von mehr als 12,4 Mio. Euro sorgen und  im Land Mecklenburg-Vorpommern würden gut 17,7 Mio. Euro zusätzlicher Wertschöp- fung generiert.

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11.4.2.6 Arbeitsmarkteffekte durch den Betrieb des Wittenburg Village

Die mit dem Betrieb des Wittenburg Village verbundene Wertschöpfung wirkt sich nachge- lagert auch auf dem Arbeitsmarkt aus. Zur Berechnung dieser Effekte stellen wir die ermit- telten, durch den Betrieb des Wittenburg Village ausgelösten Wertschöpfungsbeträge den Durchschnittseinkommen pro Erwerbstätigem gegenüber. Tabelle 35: Ermittlung der dauerhaften Effekte auf dem Arbeitsmarkt

Wittenburg Landkreis Land M.-V.

Wertschöpfung Betrieb in 7,566 12,440 17,733 Mio. Euro Primäreinkommen pro 19.189 Euro87 18.88188 Kopf in Euro Durchschnittseinkommen 40.144 Euro 39.500 pro Erwerbstätigem89 Rechnerisches Vollzeit- 188,5 309,9 448,9 stellenäquivalent Eigene Berechnung ift GmbH 2015

Aus der Gegenüberstellung von Wertschöpfung und Einkommen lässt sich also ein theoreti- sches Äquivalent von rund 189 Beziehern eines durchschnittlichen Einkommens pro Er- werbstätigen in Wittenburg ableiten. Im Landkreis sind es rund 310 und im Land rund 449. Dazu kommen die direkt Beschäftigten: 330 bis 340 Vollzeitstellenäquivalente im Outlet Center sowie 230 zusätzliche Vollzeitstellenäquivalente in Feriendorf, erweitertem Hotel, Schwimmbad und weiteren neuen Freizeitanlagen. Die folgende Tabelle stellt eine mögliche Verteilung dieser zusätzlichen Vollzeitstellen im Überblick dar.

87 Arbeitskreis "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" im Auftrag der Statistischen Ämter der 16 Bundesländer, des Statistischen Bundesamtes und des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen, Frankfurt a. M. (Hg.): "Einkommen der privaten Haushalte in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 2000 bis 2012 Reihe 2, Band 3", Wert für den Landkreis Ludwigslust- Parchim. 88 Gewichteter Mittelwert aus den Angaben zum Landkreis Ludwigslust-Parchim und zur Landeshaupt- stadt Schwerin. 89 Nach Angaben des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern 763,9 Tsd. Erwerbstätige mit Wohnort Mecklenburg-Vorpommern bei 1.596,5 Tsd. Einwohnern (Werte für 2013), entspricht einer Erwerbsquote von 47,8 Prozent.

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Tabelle 36: Vollzeitstellenäquivalente in Folge des Wittenburg Village

Wittenburg Landkreis Land M.-V.

Vollzeitstellenäquivalente 330-340 Outlet Center 67 167 267 Vollzeitstellenäquivalente 230 Hotel, Feriendorf etc. 46 115 184 Vollzeitstellenäquivalente durch 188,5 309,9 448,9 ausgelöste Wertschöpfung Summe 301,5 591,9 899,9 Eigene Berechnung ift GmbH 2015

Hierbei handelt es sich aber nicht um eine klar abgrenzbare Zahl von Erwerbstätigen. Die tatsächliche Zahl von Personen, deren Einkommen, direkt oder indirekt, ganz oder teilweise zumindest temporär vom Betrieb des Wittenburg Village abhinge, wäre sicherlich höher als die Zahl der ausgewiesenen Äquivalente, lässt sich aber nur näherungsweise quantifizieren. So sind viele Beschäftigte in verschiedenen Branchen beispielsweise nur zu geringen Antei- len von den Effekten des Betriebs abhängig (z.B. Einzelhandel). Üblicherweise geht man jedoch von einem Faktor 1,5 bezogen auf die rechnerisch ermittel- ten Vollzeitäquivalente aus, will man die ungefähre Anzahl der abhängigen Beschäftigungs- verhältnisse berechnen. Es ergeben sich auf dieser Basis vorsichtig geschätzt rund 450 Beschäftigungsverhältnisse für Wittenburg, 890 für den Landkreis und 1.350 für das Land Mecklenburg-Vorpommern, die ganz oder teilweise, direkt oder indirekt, vom Betrieb des Wittenburg Village abhängen würden.

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11.4.2.7 Fiskalische Effekte durch den Betrieb des Wittenburg Village

Umsätze bewirken nicht nur Einkommens- und Beschäftigungseffekte, sondern tragen auch zum Steueraufkommen bei. Neben der abgeführten Umsatzsteuer (rund 8,19 Mio. Euro im typischen Betriebsjahr des Outlet, 2,563 Mio. Euro durch den erweiterten Hotel- und Ferien- dorfbetrieb sowie rund 2,08 Mio. Euro durch Besucherausgaben), die als Gemeinschafts- steuer Bund, Ländern und Kommunen zuflössen, würden durch das Outlet Center rund 1,92 Mio. Euro und durch das Feriendorf (nebst Hotelerweiterung) rund 0,96 Mio. Euro Steuern in Form von Lohn- und Einkommenssteuer abgeführt. Durch die durch den Betrieb des Wittenburg Village insgesamt induzierten Einkommen (Summe der Wertschöpfung in der 1. und 2. Umsatzstufe) in Höhe von 17,7 Mio. Euro wür- den bei einem unterstellten durchschnittlichen Steuersatz von 15 Prozent weitere 2,655 Mio. Euro an Lohn- Einkommenssteuer fließen. Im Hinblick auf die Effekte interessiert auch, welche Einnahmen sich aus dem Betrieb des Wittenburg Village für die Haushalte der Standortkommune, des Landkreises bzw. des Lan- des Mecklenburg-Vorpommern insgesamt ergäben. Weitere fiskalische Effekte können auf Grundlage der Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ermittelt werden. Insgesamt ist für Wittenburg von eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit in Höhe von rund 650.000 Euro p.a. auszugehen. Für den Haushalt des Landkreises Ludwigslust- ParchimRegion betrügen diese Effekte zusätzlich Einsparungen von rund einer Million Euro. Auf Landesebene betrügen die Einsparungen insgesamt rund 3,1 Mio. Euro. Tabelle 37: Ermittlung der eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit durch den Be- trieb des Erlebniszentrums p.a.90

Einsparung je Voll- Vollzeitbe- Fiskalischer zeitbeschäftigungs- schäftigungsve Effekt in verhältnis in Euro rhältnisse Euro

Standortkommune 2.165 301,5 652.750 Landkreis 591,9 ca. 1.700.000 Land M.-V. 3.456 899,9 3.110.000 Eigene Berechnungen ift GmbH 2014 auf Basis der angegebenen Quelle.

Um die gesamten fiskalischen Effekte zu ermitteln, sind das Aufkommen der Umsatzsteuer, der Lohn- und Einkommenssteuer sowie der eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit zu

90 Quelle: IAB Kurzbericht „Arbeitsmarkt und öffentliche Haushalte, 02/2014, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg. Basis sind die durchschnittlichen Kosten der Arbeitslosigkeit in den Jahren 2009-2012.

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summieren, reduziert um die in den eingesparten Kosten der Arbeitslosigkeit enthaltene Lohn- und Einkommenssteuer91. Tabelle 38: Fiskalische Effekte in der Betriebsphase p.a.

Wirkung in Mio. Euro in…

…Wittenburg …Landkreis Land M.-V. Lohn- und Einkommenssteuer 1,099 2,748 4,396 15% 15%92 57,5%93 Anteil 0,165 0,412 2,528 Eingesparte Kosten der Arbeitslosigkeit 0,653 1,700 3,110 darin enthaltene Lohn- und -0,110 -0,286 -0,522 Einkommenssteuer Umsatzsteuer 12,833 2,2% 2,2%100 46,5%101 Anteil 0,282 0,282 5,967 Vorsteuer für bezogene Leistungen94 -0,085 -0,085 -1,790 Fiskalische Effekte gesamt 0,905 2,023 9,293 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der dargestellten Annahmen

91 16,8 Prozent gemäß IAB Kurzbericht „Arbeitsmarkt und öffentliche Haushalte, 02/2014, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg. Basis sind die durchschnittlichen Kosten der Arbeitslo- sigkeit in den Jahren 2009-2012. 92 Anteil der Gemeinden im Landkreis 93 Summe aus Gemeindeanteil von 15 Prozent und Länderanteil von 42,5 Prozent, die übrigen 42,5 Prozent fließen an den Bund. 94 Annahme: Vorleistungsanteil 30 Prozent.

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12. Anhang

Tabelle 39: Top-Campingplätze im näheren Umfeld (bis 30 Minuten Fahrtzeit)

Stadt / Entfernung Campingplatz Sterne Stellplätze Gemeinde Wittenburg Touristik Dauer Zachun 10 Min. Wasserski-Lift - 46 0 Güster 20 Min. Freizeitwelt Güster 4**** DTV 50 350 Gudow 24 Min. Campingplatz am 3,5 (cam- 40 180 Gudower See ping.info) Büchen 27 Min. Campingplatz 5 (cam- 50 50 Kiefernhütte ping.info) Camping am 4 (cam- 20 80 Waldschwimmbad ping.info) Rabend- 33 Min. Campingplatz 3*** DTV 60 30 Steinfeld Süduferperle Schaalsee 35 Min. Schaalsee Camping 4,5 (cam- 30 110 ping.info) Summe 296 800 Quelle: Eigene Recherche ift GmbH 2014; Datenquelle: DTV, camping.info

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Tabelle 40: Besucherattraktionen in der Umgebung von Wittenburg

Besucherattraktion Besucherzahl Beschreibung Entfernung (ca. pro Jahr) Wittenburg

Aktiv Schweriner Kletterwald k.A. 6 Parcours mit unterschiedlichen 32 Min. Schwierigkeitsgraden, bis zu 13 Meter hoch.

Museen und Edutainment Miniaturpark k.A. Miniaturnachbau der Stadt 34 Min. „Lütt Schwerin“ Schwerin mit allen Sehenswür- digkeiten im Maßstab 1:25 MehlWelten, Wittenburg k.A. Mehlsack-Museum mit allem - Wissenswerten über Mehlsäcke aus der ganzen Welt und deren Inhalt. Historische Stadtkerne Schwerin 197.249 „Die Schlossstadt“ und Haupt- 35 Min. (Gästeankünf- stadt Mecklenburg- te 2013) Vorpommerns mit dem bekann- ten Schweriner Schloss Kirchen / Klöster / Burgen / Schlösser Schloss Schwerin k.A. Auf der Schlossinsel im Zentrum 34 Min. Schwerins gelegen und Sitz des Landtages. Es gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke des Romantischen Historismus. Orangerie und Burggar- k.A. Filigrane Konstruktion aus Ei- 34 Min. ten, Schwerin senguss und Glas. Mitte des 19. Jh. Galt die Orangerie Schwerin als einziger direkter Schlossan- bau in Dtl. Schlossgarten, Schwerin k.A. 25 ha großer Barockgarten, der 34 Min. 1748 nach Plänen von Jean Laurent Legeay entstand. Erlebnis Sternwarte und Planeta- k.A. 2 x wöchentlich Vorführungen 32 Min. rium, Schwerin des Planetariums + 1 x wöchent- lich Öffnung des Dachs über der Sternwarten-Plattform

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Besucherattraktion Besucherzahl Beschreibung Entfernung (ca. pro Jahr) Wittenburg

Naturlandschaften Schweriner Seenland- k.A. Der Schweriner See ist der 4. 30 Min. schaft Größte Binnensee in Dtl. Dieser (Südlichster bildet mit zahlreichen kleinen Punkt) Seen die Schweriner Seenland- schaft. Naturpark Mecklenbur- k.A. 426 qkm großer Naturpark, mit 28 Min. gisches Elbetal einer Länge von ca. 65 km. Biosphärenreservat k.A. Teil des „Grünen Bandes“, dort 15 Min. Schaalsee wo einst die innerdeutsche Grenze verlief. Naturschutzgebiet k.A. 567 ha Schutzgebietfläche 28 Min. Grambower Moor Schutzziel: das seit 250 Jahren zum Torfabbau genutzte Re- genmoor wieder zu vernässen und so die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Renaturierung zu schaffen. Das Moor enthält zwei Moorseen. Dümmer See (Ludwigs- k.A. Ein typischer Rinnensee mit den 16 Min. lust) Inseln „Kleiner“ und „Großer Werder“ Woezer See k.A. 57 ha großer Rinnensee 16 Min. Schilde- und k.A. Landschaftsschutzgebiet 7 Min. Motelniederung Lewitz k.A. Landschaftsschutzgebiet 32 Min. Quelle: Recherche ift 2014

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13. Rechtliche Hinweise

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