60 Jahre Konzertdirektion Prof. victor Hohenfels POPULÄRE KONZERTE PHILHARMONIE 60 jahre sinfonie orchester berlin

Konzertdirektion Prof. victor Hohenfels 2 60 Jahre Konzertdirektion Prof. victor Hohenfels 60 Jahre Sinfonie orchester berlin

inhalt

4 GRUSSWORT DES REGIERENDEN BÜRGERMEISTERS VON BERLIN Michael Müller

5 GRUSSWORT DER INTENDANTIN DER BERLINER PHILHARMONIKER Andrea Zietzschmann

6 GRUSSWORT DES CHEFDIRIGENTEN DES SINFONIE ORCHESTER BERLIN Stanley Dodds

7 VORWORT DER KONZERTDIREKTION PROF. VICTOR HOHENFELS Konzertdirektor Bogdan Sikora

10 60 JAHRE KONZERTDIREKTION PROF. VICTOR HOHENFELS - 60 JAHRE SINFONIE ORCHESTER BERLIN: EIN RÜCKBLICK AUF DIE LETZTEN JAHRE von Bernd Ratmeyer

20 KLANG IN BILDERN: DAS SINFONIE ORCHESTER BERLIN, SEINE DIRIGENTEN, SEINE SOLISTEN

24 VICTOR HOHENFELS UND DAS SINFONIE ORCHESTER BERLIN von Dr. Gottfried Eberle

40 GRUSSWORTE AUS DEN VERGANGENen JAHREN

47 STIMMEN DES PUBLIKUMS

52 BIOGRAFIEN, IMPRESSUM Grussworte

Michael Müller Regierender Bürgermeister von Berlin

Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller

Die Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels und das Sinfonie Orchester Berlin haben in ihrer Geschichte mit unzähligen ausverkauften Konzerten mehr als 3,5 Millionen Besucherinnen und Besucher begeistert. Doch auf den Erfolgen einer stolzen Vergangenheit ruhen sie sich nicht aus: Sie sind beliebt wie eh und je und sie setzen neue Ideen ie Konzertdirektion Prof. um. Zum Beispiel die Kooperationen mit Victor Hohenfels und das Mitgliedern der Berliner und der Wiener Sinfonie Orchester Berlin Philharmoniker, die in den vergangenen Dfeiern ihr bereits 60-jähriges Jahren entstanden sind. Nicht zuletzt die- Bestehen. Das ist ein schöner Anlass, um se Zusammenarbeit macht deutlich, dass diese traditionsreichen und beliebten hier Musikgenuss auf hervorragendem Berliner Kulturinstitutionen zu würdigen. Niveau geboten wird. Sie sind ein fester Bestandteil unserer Im Namen beglückwünsche Musiklandschaft und passen hervorra- ich die Konzertdirektion Prof. Victor gend zu Berlin: Denn unsere Stadt ist von Hohenfels und das Sinfonie Orchester Vielfalt, Offenheit und einer besonders Berlin zu ihrem 60-jährigen Jubiläum. dynamischen Kunst-, Kultur- und Krea- Ich wünsche ihnen alles Gute und viel tivszene geprägt. Hier finden künstle- Erfolg für die hoffentlich vielen folgenden rische Ausdrucksformen aller Art ihren Jahrzehnte. Raum und es wird Wert darauf gelegt, dass Kultur für alle da ist. Die Populären Konzerte in der Berliner Philharmonie sind für dieses besondere Klima ein her- ausragendes Beispiel. Sie machen Meis- Michael Müller terwerke der klassischen Musik einem Regierender Bürgermeister von Berlin breiten Publikum zugänglich und tragen damit zu dem vielfältigen Musikangebot in unserer Stadt bei.

4 Andrea Zietzschmann intendantin der berliner philharmoniker

Grußwort der Intendantin der Berliner Philharmoniker

erzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Seit 60 Jahren bestehen das HSinfonie Orchester Berlin und die Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels. Die Konzertdirektion war 1965 einer der ersten Mieter für Gast- veranstaltungen in der 1963 fertig- gestellten Philharmonie. Seitdem unterhalten die ausverkauften Populären Konzerte das Publikum in unserem Haus, was mich als Haus- herrin freut. Ich wünsche dem Sinfonie Orchester Berlin und der Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels weiterhin großen Erfolg darin, dem Publikum Freude zu bereiten.

Andrea Zietzschmann Intendantin der Berliner Philharmoniker

5 Grussworte

Stanley Dodds Chefdirigent des Sinfonie Orchester Berlin

Grußwort des Chefdirigenten des Sinfonie Orchester Berlin, Stanley Dodds

Die Philharmonie ist ein Ort für alle. Die Populären Konzerte des Sinfonie Orchester Berlin helfen, klassische Musik allen zugänglich zu machen - ohne elitäre Haltung, ohne Berührungsängste, ohne Hemmschwellen. Sie sind nicht mehr und nicht weniger als eine herzliche Einla- dung zum unbeschwerten Genuss. Denn ie Populären Konzerte der dafür braucht es keine Voraussetzungen, Konzertdirektion Prof. Victor es braucht nur die jedem Menschen Hohenfels mit dem Sinfonie innewohnende Fähigkeit zur Begeis- DOrchester Berlin erfreuen sich terung. Ich freue mich, weiterhin viele nach 60 Jahren weiterhin großer Beliebt- Musikbegeisterte bei unseren Konzerten heit bei einem begeisterten Publikum. Ich zu begrüßen! gratuliere ganz herzlich zu dieser langen Erfolgsgeschichte. Mich persönlich macht es stolz, als Chefdirigent des Sinfonie Orchester Berlin dazu beizutragen. Die Musiker leben für diese Musik, Stanley Dodds und ihre Leidenschaft springt auf das Chefdirigent des Sinfonie Orchester Berlin Publikum über. Die Idee, beliebte und zugleich anspruchsvolle Orchesterwerke berühmter Komponisten in den Sälen der Philharmonie aufzuführen, vereint auf einzigartige Weise Popularität mit hohem künstlerischen Niveau. Getreu dem Motto „Musik für Jeder- mann“ bereichern die Konzerte der Kon- zertdirektion Prof. Hohenfels auf ganz besondere Art das vielfältige Kulturleben dieser wunderbaren Kulturhauptstadt.

6 Bogdan Sikora Konzertdirektor Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels

iebe Konzertgäste, in der Saison 2017/18 jährt sich zum 60. Mal die Grün- L dung der Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels und des Sinfonie Orchester Berlin. Die stets ausverkauften Populären Kon- zerte in der Berliner Philharmonie sind das Lebenswerk von Prof. Victor Hohen- fels und seiner Gattin Eva-Maria. In den schweren Nachkriegsjahren riefen chen Konzerte in der Übergangsphase sie die Konzertreihe ins Leben, führten nach dem Ableben von Eva-Maria sie erfolgreich ohne jegliche Subventionen Hohenfels ganz besonders unterstützt. und machten sie zu einem festen Bestand- Der Garant für die künstlerische Qualität teil des Berliner Kulturlebens. Heute wie der Populären Konzerte ist das 1957 ge- damals leisten die Populären Konzerte gründete Sinfonie Orchester Berlin unter einen wichtigen Beitrag zur kulturellen seinem Chefdirigenten Stanley Dodds. Attraktivität unserer Stadt. Allen Mitgliedern unseres Orchesters Wir sind sehr stolz auf die Tatsache, dass sowie den Gastdirigenten und Solisten in den vergangenen sechs Jahrzehnten möchte ich herzlich danken: Ihr En- über 3,5 Millionen Konzertbesucher aus gagement und ihre Spielfreude sind die Berlin und der ganzen Welt die Populären Voraussetzung für den gemeinsamen Konzerte in der Berliner Philharmonie Erfolg und die Begeisterung bei unseren erleben konnten. Konzertbesuchern. Dafür möchte ich Ihnen, verehrtes Publi- Bleiben Sie, liebes Publikum, Ihrem Sin- kum, sehr herzlich danken: wir gestalten fonie Orchester Berlin treu und erleben unsere Konzertprogramme und musizie- Sie – wie Eva-Maria Hohenfels schrieb – ren für Sie, deshalb ist Ihr reger Kon- auch in Zukunft noch viele „Stunden der zertbesuch die wertvollste Anerkennung Entspannung und Harmonie“! unserer Arbeit! Mein besonderer Dank gilt dem Regie- renden Bürgermeister von Berlin, Michael In herzlicher Verbundenheit Ihr Müller und der Intendantin der Berliner Philharmoniker, Andrea Zietzschmann, für ihre würdigenden Grußworte. Dank gebührt auch dem ehemaligen Intendan- ten der Berliner Philharmoniker, Martin Bogdan Sikora Hoffmann: Er hat unsere traditionsrei- Konzertdirektor

7 Sinfonie Orchester Berlin unter seinem Chefdirigenten Stanley Dodds in der Berliner Philharmonie 8 9 atmeyer von Bernd R von

Jahre Sinfonie 60Orchester Berlin 60 Jahre Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels

Ein Rückblick auf die letzten Jahre

10 nur ein kulturelles Glanzlicht, sondern auch ein Standortfaktor für die Hauptstadt: Ohne jegliche Subventionen vertrauen Konzertdirektion und Orchester ganz auf ihre hohe qualitative Leistung und den Zuspruch des Publikums. Und der ist seit 60 Jahren ungebrochen – in einer an kulturellen ie Konzertdirektion Prof. Victor Angeboten wahrlich nicht armen Stadt eine ein- Hohenfels begeht ein festliches Jubi- zigartige Erfolgsgeschichte. läum: 60 erfolgreiche Jahre Populäre Damit das so bleibt, wurde in den letzten Jahren DKonzerte, aufgeführt von einem der auch das Marketing durch Einbindung der Medien traditionsreichsten Orchester der Berliner Musik- intensiviert: Dazu gehört auch die Einbindung landschaft, dem Sinfonie Orchester Berlin und der Medien: Mit Klassik Radio und dem Berliner seinen zahlreichen Dirigenten und Gastsolisten. Traditionsblatt Der Tagesspiegel verbindet die Mehr als 3,5 Millionen begeisterte Besucher darf Konzertdirektion eine enge Medienpartnerschaft. das Orchester bis heute verzeichnen; unzählige Darüber hinaus sind Planung, Werbung und Konzerte wurden seither in beiden Sälen der Berli- Ticketverkauf auf dem digitalen Stand der Zeit. ner Philharmonie gegeben. Doch gerät technische Effizienz hierbei nie zum Es ist ein würdiger Anlass, innezuhalten und auf Selbstzweck: Die Konzertdirektion Prof. Victor den Weg zu blicken, den die Konzertdirektion Hohenfels bleibt eine kulturelle Institution, die zu- Prof. Hohenfels und das Orchester in den letzten erst ihren Kunden, dem Publikum also, verpflich- neun Jahren nach dem Ableben ihrer langjährigen tet ist. Das Ziel war und ist es, den Besuchern ein Leiterin und Impresaria Eva-Maria Hohenfels emotionales Konzerterlebnis zu bieten, doch das genommen haben. Erlebnis selbst beginnt schon beim ersten Kontakt und während der Beratung. Das persönliche Ge- Verantwortung, spräch und die empathische Zuwendung sind seit Kontinuität und jeher Markenzeichen der Konzertdirektion Prof. weiterentwicklung Victor Hohenfels.

Es war der ausdrückliche Wunsch von Eva-Maria Das Programm: Hohenfels, dass der seit Jahrzehnten verlässliche Bewährtes und Neues Mitarbeiter und Orchesterdirektor Bogdan Sikora das Unternehmen weiterführen möge, und zwar Auch künstlerisch-progammatisch steht die Kon- unter Wahrung des traditionsreichen Namens zertdirektion nach 60 Jahren ganz in der Tradition Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels. Es wird im- der Populären Konzerte. Zugleich setzt sich eine mer Ziel und Anspruch bleiben, berühmte Meis- musikalische Entwicklung der letzten Jahre fort, terwerke großer Komponisten einem breiten Publi- die dem Sinfonie Orchester Berlin ein interes- kum nahezubringen. Auch nach 60 Jahren gilt das santes Profil bei vielfältiger künstlerischer Aus- Motto von Eva-Maria Hohenfels: „Gönnen Sie sich richtung verleiht. Denn wenn es um das Erbe der einige Stunden der Entspannung und Harmonie, Konzertdirektion Prof. Hohenfels geht, soll auch garantiert durch immer wieder gern gehörte Meis- die Zukunft bedacht werden und das heißt: Einem terwerke berühmter Komponisten, in der festlichen jüngeren Publikum muss der Zugang zu den Meis- Atmosphäre eines ausverkauften Hauses.“ terwerken der Klassik erleichtert werden. Die Etablierung der Konzertreihe „Berühmte Bogdan Sikora leitet seit 2009 die Geschicke der Filmmusik der Welt“ war hierbei ein programma- Konzertdirektion Prof. Hohenfels mit großem tisch kluger Schritt. Die Filmmusik führt Men- Verantwortungsgefühl gegenüber dem Erbe, das schen aller Generationen an die Klassik heran. Sie er angetreten hat. Er sorgt für Kontinuität ganz im nehmen den Weg über „Krieg der Sterne“ oder Sinne der Gründer und entwickelt die Konzertdi- rektion zugleich weiter, um den Glanz dieser für Berlin so wichtigen Einrichtung zu wahren. Denn das Sinfonie Orchester Berlin ist nicht

11 der Abend wurde von den fest installierten HD- Kameras der Berliner Philharmonie aufgezeichnet. Der Erfolg und das Medienecho wirken nach: Die BBC plant, ab Herbst 2018 regelmäßig seine „Jenseits von Afrika“, um Komponisten wie John Preisträger mit dem Sinfonie Orchester Berlin in Williams, Hans Zimmer oder James Horner ken- Berlin auftreten zu lassen. nenzulernen – diese Künstler wiederum entlehnen ihre Stilistik und orchestrale Sprache direkt den neue Impulse großen Komponisten der Romantik und Klassik. „Berühmte Filmmusik der Welt“ unter der Leitung In seiner 60-jährigen Geschichte hat das Sinfonie des US-amerikanischen Dirigenten Scott Lawton Orchester Berlin mit namhaften Dirigenten und wurde binnen Kurzem ein populäres Konzerter- Gastsolisten gearbeitet. 1965 fand es in der kurz eignis. Lawton ist ein ausgewiesener Experte für zuvor eröffneten Berliner Philharmonie seine Filmmusik und führt das Publikum mit profun- Heimstatt, jenem Haus, in dem die Berliner Phil- dem cineastischen Wissen und viel Charme durch harmoniker residieren. Es lag nahe, hier Inspirati- das Programm. Regelmäßig ist der große Saal der on und musikalische Begegnung zu suchen. 2010 Philharmonie schon Wochen vorher ausverkauft. war es der junge Kontrabassist der Berliner Phil- Doch nicht nur neue Programmschwerpunkte wie harmoniker Edicson Ruiz, der als Solist das erste Filmmusik vermögen das jüngere Publikum für gemeinsame Konzert mit dem Sinfonie Orchester klassische Musik zu begeistern. Schon vor Jahren Berlin gab. Besonders prägend für die nun folgen- begann die Zusammenarbeit der Konzertdirekti- de Zusammenarbeit waren und sind zwei Philhar- on Prof. Hohenfels mit der Senatsverwaltung für moniker: Stanley Dodds und Andreas Wittmann. Bildung, Jugend und Familie. Die Idee: Musik- Wittman ist Oboist und zugleich ein leidenschaft- lehrer der Berliner Schulen können ihre Klassen licher Dirigent. Ihm fällt eine ganz besondere zu den Konzerten des Sinfonie Orchester Berlin Doppelrolle beim Sinfonie Orchester Berlin zu: mitnehmen. Die Resonanz war und ist hoch: Heu- am Dirigentenpult und als Oboist von Weltrang. te richten Lehrer ihren Unterricht mitunter nach Auch der Violinist der Philharmoniker, Stanley den Spielplänen des Orchesters aus. Was tagsüber Dodds, arbeitet als Dirigent und stand erstmals für die Schüler Lehrstoff ist, wird am Abend im 2011 am Pult des Sinfonie Orchester Berlin. Der beeindruckenden Saal der Philharmonie ein sinnli- Erfolg beim Publikum und die große Akzeptanz ches Konzerterlebnis. im Orchester führten zu regelmäßigen Konzerten unter seiner Leitung, bis Dodds schließlich 2014 Talente fördern: zum Chefdirigenten ernannt wurde. Er ist eine „Stars von Morgen“ wertvolle Inspiration für die Programmgestaltung und künstlerische Entwicklung des Sinfonie Or- Zugleich weist eine andere jüngere Entwicklung chester Berlin. Eine Verbundenheit der besonderen im Spielplan der Konzertdirektion Prof. Victor Art pflegen die Brüder Stephan Koncz, Cellist Hohenfels und des Sinfonie Orchester Berlin in bei den Berliner Philharmonikern und Christoph die Zukunft: Für die Konzertreihe „Stars von Koncz, Violinist der Wiener Philharmoniker. Es morgen“ begann eine Zusammenarbeit mit der ist eine musikalisch-familiäre Bindung zwischen britischen BBC, die in ihrem „Young Musician Berlin und Wien, die sie – oft gemeinsam mit Competiton“ junge Talente zum Wettbewerb lädt. ihrem Vater Thomas Koncz – in der ungewöhnli- Die Preisträger erhalten die Chance, mit dem tra- chen Konzertreihe „KONCzert“ einbringen: Zwei ditionsreichen Berliner Orchester in den Räumen Brüder stehen im Wechsel als Dirigenten und der Philharmonie aufzutreten. So präsentierte die Solisten auf der Bühne. Konzertdirektion Prof. Hohenfels am 18. Novem- ber 2017 unter anderen den damals 19-jährigen Meisterhornisten Ben Goldscheider und die elf- jährige Violinistin Paloma So einem ausverkauften Haus. Die BBC, das ZDF und sogar das chine- sische Fernsehen dokumentierten die Proben und

12 Das Sinfonie Orchester Berlin probt und konzertiert im gleichen Haus wie wir, daher kannte ich Bogdan Sikora und sein Orchester. 2011„ bat er mich, eine Aufführung zu Stanley Dodds dirigieren, und ich sagte damals gerne ist Violinist bei den Berliner Philharmonikern. Er studierte am Konservatori- zu. Daraus entstand eine fruchtbare um Luzern und schloss seine Ausbildung an der Orchester-Akademie der Zusammenarbeit, die 2014 zu meiner Berliner Philharmoniker ab, bevor er 1994 in das Orchester eintrat. Seit 2014 ist Stanley Dodds Chefdirigent des Sinfonie Orchester Berlin. Ernennung als Chefdirigent führte. Das Sinfonie Orchester Berlin legt eine enorme Spielfreude an den Tag, sowohl dass sie immer vor vollem Haus und Christoph Koncz sind Mitglieder der durch die routinierten älteren Spieler, einem dankbaren und kenntnisreichen Berliner und Wiener Philharmoniker; die von der Musik nicht lassen können, Publikum auftreten. Unsere Konzert- sie glänzen als Cellist und Violinist. Sie als auch durch die talentierten Jungen. gäste erwarten ein emotionales Erlebnis, und viele andere sind Instrumentalisten, Alle lieben die Idee, die das Sinfonie sie wollen, dass die Funken fliegen. Das die man sonst in ihren Positionen als Orchester Berlin antreibt: beliebte, aber ist oft ein Risiko, das ich aber gerne Stimmführer in führenden Orchestern nie anspruchslose Sinfonik zu spielen. eingehe! Bei meinen Konzerten muss kennt und die als Solisten unbedingt Spiele ich bei den Berliner Philharmo- immer etwas Besonderes geschehen, das gehört werden sollten. nikern zweite Geige, diene ich eher dem die Verbindung zwischen Orchester und Auch die Heimatorchester dieser Orchesterkollektiv. Dirigiere ich das Publikum zum Leben bringt. Kollegen profitieren von deren Soloauf- Sinfonie Orchester Berlin, muss ich das Das Sinfonie Orchester Berlin ist tritten. Die Lust und der Ehrgeiz, sich Werk als Ganzes sehen, musikalisch eine wichtige Berliner Institution, die als Solist zu präsentieren, wirken in der vorausschauen, die Einsätze rechtzeitig klassische Konzertkultur einem breiten Ensemblearbeit lange und positiv nach. geben, aber auch den Moment gestalten. Publikum zugänglich macht, nicht nur So strahlt die Arbeit mit dem Sinfonie Als Tuttist bei den Berliner Philharmo- einer Bildungselite. Ich freue mich, Orchester Berlin zurück auf die Welt- nikern weiß ich, wie es ist, mitten im mit der neuen Konzertreihe B, die alle klasseorchester in Wien und Berlin. Orchester zu sitzen. Das hilft mir, die Werke Beethovens präsentiert, dazu Ich wünsche mir, möglichst lange musikalische Situation für alle am bes- beizutragen. Wir werden alle neun die Konzerte des Sinfonie Orchester ten zu gestalten. Wir haben nur wenig Sinfonien, alle Instrumentalkonzer- Berlin erfolgreich zu gestalten und die Probenzeit, doch mit diesem Orchester te und sieben Ouvertüren aufführen! Grundwerte der Konzertdirektion Prof. kann ich sehr effizient arbeiten. Beethoven vereint in seinen Werken Hohenfels zu vermitteln: Freude an Ich vergleiche die Orchester, die ich alles, was wir von einem Konzerter- der Musik und den Werken beliebter dirigiere, nicht mit den Berliner Phil- lebnis erwarten: Emotion, Dramatik, Komponisten und emotionale Konzer- harmonikern. Erfolg als Dirigent heißt Spannung, Schock, Herausforderung, terlebnisse. für mich, jeden Klangkörper über seine Überraschung. Das Sinfonie Orches- Möglichkeiten hinaus zu führen, seine ter Berlin wird daran wachsen und ich ganz eigenen Qualitäten in Gänze freue mich auf große Solisten, die alle auszuschöpfen. Alle Mitglieder des Sin- in Weltklasseorchestern spielen und fonie Orchester Berlin lieben das Re- hier ihre herausragende Qualität zeigen pertoire, das wir spielen und sie wissen, können. Guy Braunstein, der ehemalige Konzertmeister der Berliner Philhar- moniker, war schon mehrfach als Solo- “ violinist beim Sinfonie Orchester Berlin zu Gast. Die Brüder Stephan und

13 talentierte Musiker der Musikhoch- schulen und der Karajan-Akademie hat die Qualität des Orchesters noch- Bereits vor einigen Jahren habe mals deutlich angehoben. Dies ist eine ich mit dem Orchester das wunderbare Sache; einerseits für das Oboenkonzert von W. A. Mozart als Orchester, das von den jungen Musi- „Solist in der Philharmonie gespielt und kern profitiert und anderseits für die es in den Proben teilweise „geleitet“. Studenten selbst, da sie auf diese Weise Nach diesem Konzert fragte mich der wertvolle Erfahrung im Umgang mit Andreas Wittmann Geschäftsführer der Konzertdirektion der großen Symphonieorchester- Oboist der Berliner Philharmoniker, Prof. Hohenfels, Bogdan Sikora, ob Literatur vor ausverkauftem Haus studierte unter anderem bei Hans- ich mir vorstellen könnte, ein Konzert sammeln können. Und das Publikum ist Jörg Schellenberger, absolvierte zu dirigieren. Ich habe mich über diese sehr musikbegeistert und konzentriert, Dirigierkurse bei Sergiu Celebidache Einladung sehr gefreut und so kam es es hält dem Orchester schon seit Jahren und kommt seiner Leidenschaft am dann ein Jahr später zu meinem ersten die Treue. Dirigentenpult häufig und gerne Auftritt des Orchesters mit einem Ich wünsche dem Sinfonie Orchester Berlin weiterhin ein so treues Publikum beim Sinfonie Orchester Berlin nach. Schubert-Programm. Obwohl ich die meisten Werke als Orchestermusiker und dass es in seinem Bestreben, die sehr gut kenne, entdecke ich sie als großen Meisterwerke möglichst vielen Dirigent noch einmal auf eine ganz Menschen zugänglich zu machen und andere Weise neu, man taucht noch dabei auch dem musikalischen Nach- tiefer in die Werke ein. wuchs eine Bühne zu geben, weiter In einem solchen nicht staatlich subven- erfolgreich bleibt. tionierten Orchester hat man natürlich wenig Probenzeit, man muss schnell und effektiv mit den Musikern arbeiten. Aber es gibt ja einen festen Mitglieder- stamm im Orchester, der über sehr viel Erfahrung verfügt. Die personelle Verjüngung in den letzten Jahren durch “

sind als Dirigenten dem Klangkörper eng verbunden Vielfalt der berliner und Ronald Reuter hat sich am Pult vor allem bei Orchesterlandschaft den Opernkonzerten verdient gemacht. Das Sinfonie Orchester Berlin pflegt den regelmäßigen musika- Viele andere Mitglieder und Solisten aus den Reihen lischen Austausch auch mit den anderen führenden der Berliner Philharmoniker haben die Arbeit des Klangkörpern Berlins: den Orchestern aller drei Sinfonie Orchester Berlin bereichert: Der Violinist Opernhäuser, der Staatskapelle Berlin und dem Guy Braunstein etwa, bis 2013 Konzertmeister der Deutschen Symphonie Orchester Berlin. Aus dessen Berliner Philharmoniker genauso wie der jetzige Reihen ist Igor Budinstein ein gern gesehener Gast 1. Konzertmeister Daniel Stabrawa, der nicht nur als am Dirigentenpult, die Violinistin Olga Polonsky Solist mit dem Sinfonie Orchester auftritt, sondern tritt solistisch hervor ebenso wie die Solo-Brat- auch eine prominente Position am Dirigentenpult schistin des Orchesters der Deutschen Oper Berlin einnimmt: Er dirigierte unter anderem die Reihe Kirsikka de Leval Jezierski. Diese Zusammenarbeit „Berühmte Violinkonzerte“ mit Cornelia Garte- mit Solisten und Mitgliedern von Orchestern der mann, Christoph von der Nahmer und Philipp Boh- Weltklasse sind Privileg und Geschenk, zugleich nen – alle drei ebenfalls Mitglieder der Philharmoni- jedoch Verpflichtung und Ansporn für das Sinfo- ker. Auch der Hornist Stefan de Leval Jezierski tritt nie Orchester Berlin, sein hohes Niveau nicht nur als Solist auf. Simon Rössler und Raphael Haeger zu halten, sondern stetig zu steigern.

14 Entwicklung einer bewährten Programmge- Musikalische staltung, auch Neues zu wagen. In der Reihe Überraschungen: „Sonderkonzerte“ lädt die Konzertdirektion Prof. die gastensembles Victor Hohenfels herausragende Gastensembles ein, die Bekanntes und Beliebtes um musikalische Seit 60 Jahren werden in den Populären Kon- Raritäten, unbekannte Komponisten oder origi- zerten Meisterwerke berühmter Komponisten nelle Bearbeitungen bereichern. Das Ensemble aufgeführt. Gleichwohl gehört es zur kreativen Lindenbrass ist solch ein gern gesehener Gast.

Ich habe das Sinfonie Orchester Berlin lange beobachten kön- nen, da meine Frau dort seit 20 Jahren nötige Routine mit, davon lernen die die erste Flöte spielt. Ich als Tiroler, Jungen. Die wiederum motivieren mit der in Wien studiert hat, fühlte mich ihrer sprunghaften Energie die Vetera- dem Orchester, dass der Österreicher nen. Und sie lernen auch, was es heißt, Victor Hohenfels gegründet hat, immer sich ohne Subventionen auf einem hart nahe. Als ich dann als Solist mitwirken umkämpften Markt durchzusetzen und durfte, war das sehr schön, im eigenen wirtschaftlich erfolgreich zu sein – eben Haus aufzutreten. Es gelingt so, klassi- durch ein populäres Programm, das den sche Musik einem breiteren Publikum Menschen Entspannung und Freude zugänglich zu machen. bringt. Aber auch in der Weiterbildung junger Die Tatsache, dass in den letzten Jahren Musiker ist das Sinfonie Orchester Mitglieder der Berliner Philharmoniker Berlin eine Bereicherung. Meine Aka- als Solisten und Dirigenten auftreten, demisten haben keine Gelegenheit, ist für das Sinfonie Orchester Berlin Solo-Klarinette zu spielen und ein Kon- eine große Motivation. Umgekehrt zert künstlerisch eigenständig zu ge- freuen wir von den Philharmonikern stalten. Das Sinfonie Orchester lädt sie, uns, wenn wir in Chefpositionen, etwa aber auch Studenten der Hochschule für als Dirigent, wirken können. Das stärkt Musik Hanns Eisler und der Universität unsere Reputation und wir werden auch der Künste ein, in Räumen wie dem zu anderen Orchestern eingeladen. großen Saal der Philharmonie Berlin zu Zugleich steht das Sinfonie Orchester Wenzel fuchs arbeiten. Sie erleben so dieselbe Atmo- Berlin mehr im öffentlichen Interesse ist Soloklarinettist bei den Berliner sphäre wie wir Philharmoniker. als vor der Beteiligung von Musikern Philharmonikern und trat mehrfach Das will ich auch meinen Studenten der Berliner oder auch Wiener Philhar- mit dem Sinfonie Orchester Berlin hier am Mozarteum ermöglichen. Ich moniker; die Neugier auf dieses Or- auf. Er lehrt an der Orchester-Aka- bezahle den jungen Leuten zum Teil die chester wächst. demie der Berliner Philharmoniker, Flugkosten, manche übernachten bei hat eine Gastprofessur an der Geidai mir. Das gibt ihnen die Gelegenheit, Universität in Tokio sowie eine Pro- vier Tage als Stimmführer oder Solist fessur am Mozarteum Salzburg. mit dem Sinfonie Orchester Berlin zu proben und in der Philharmonie zu konzertieren. Über die Jahre ist mit der Konzertdirektion Prof. Hohenfels ein Vertrauensverhältnis entstanden, “ sie weiß, dass ich nur hervorragende Musiker schicke. Am Ende profitie- ren alle: Die erfahrenen Musiker des Sinfonie Orchester Berlin bringen die

15 auch die Innenperspektive der Orches- termitglieder kenne, ist ein wertvoller Erfahrungsschatz. Es ist eine echte Bereicherung, mit diesem Orchester in Mein Bruder Stephan war be- Berlin aufzutreten – auch und gerade reits mit dem Sinfonie Orches- mit einem Programm populärer Werke. ter Berlin aufgetreten und hatte Bogdan Es gibt ja einen Grund, dass Komponis- Sikora„ von mir erzählt, der dann die ten wie Beethoven, Ravel, Brahms und Idee hatte, uns beide und unseren Vater viele andere beliebt sind und bleiben. Thomas als Solisten und Dirigenten Solch ein Programm übt eine starke für die Sonderreihe „KONCZert“ Anziehungskraft aus. anzufragen. Im März 2014 habe ich Das Sinfonie Orchester Berlin integriert das Tschaikowsky Violinkonzert mit immer wieder begabte Studenten in meinem Bruder als Dirigenten gespielt; seine Reihen; das ist eine wichtige Christoph Koncz nach der Pause war er der Solist des Fördermaßnahme. Ich wünschte, ich ist Stimmführer der zweiten Geiger Dvořák Cellokonzerts und ich diri- könnte aus Wien dazu beitragen, denn bei den Wiener Philharmonikern. gierte. Das war der Auftakt für diese so etwas tut dem Klangkörper gut: Die Daneben tritt er als Solist, Dirigent ungewöhnlichen „KONCZerte“ – zwei Stammbesetzung wird von den Jungen und Kammermusiker auf. Regel- Brüder in wechselnder Funktion auf der ganz anders motiviert, die Studenten mäßig spielt er mit seinem Bruder, Bühne. In späteren Konzerten hat unser wiederum lernen von den Routiniers – Stephan Koncz, von den Berliner Vater Thomas dirigiert, so dass das eine fruchtbare Wechselwirkung, eine Philharmonikern mit dem Sinfonie Sinfonie Orchester Berlin die Familie Art Verjüngung, die jedes Orchester Orchester Berlin. Gemeinsam sind zusammenführt – was auch musikalisch braucht. sie Gewinner des European Music ein Gewinn ist, da wir uns künstlerisch Für die Zukunft wünsche ich dem Sin- Prize for Youth. nahestehen. fonie Orchester Berlin, diesen intensi- Das Konzertpublikum des Sinfonie ven, erfolgreichen Weg weiterzugehen – Orchester Berlin ist fantastisch; die hoffentlich noch lange in den Sälen der Konzertereignisse sind sehr gut organi- Berliner Philharmonie. Seit vermehrt siert. Die Menschen gehen emotional Kollegen der Berliner Philharmoniker mit und es ist immer eine große Freude, einbezogen werden, ist das Orchester vor solch einem begeisterten Publikum künstlerisch gewachsen. Wenn ich aus zu spielen. Wien weiterhin meinen Teil dazu bei- Mein Bruder und ich können in Ber- tragen kann, freue ich mich. lin und Wien in unseren Orchestern . mit den besten Dirigenten der Welt und mit fantastischen Solisten zu- sammenarbeiten. Diese Erfahrungen bringen wir beim Sinfonie Orchester Berlin natürlich ein. Es ist keine leichte Aufgabe, die eigenen künstlerischen Vorstellungen umzusetzen und zugleich “ psychologisch einfühlsam zu vermitteln. Dass ich in der Position des Dirigenten

16 2012 hat mich mein Kollege bei den Berliner Philharmonikern Walter Küssner zu einem Konzert des „Sinfonie Orchester Berlin mitgenom- men und danach Herrn Sikora vorge- stellt. Ich war beeindruckt, wie ein Or- Stephan Koncz chester ohne Zuschüsse der öffentlichen Cello, ist seit 2010 Mitglied der Berliner Philharmoniker. Zuvor war er Cellist Hand eine so treue und große Zuhö- bei den Wiener Philharmonikern und wirkte als Solist und Kammermusiker rerschaft gewinnen kann. Ich spürte im im Musikverein und im Konzerthaus in Wien. Mit dem Sinfonie Orchester Konzert eine ganz unmittelbare Ver- Berlin verbindet ihn seine Arbeit als Dirigent und Solist. bundenheit. Es wäre schön, dachte ich, wenn ich auch einen Beitrag zu diesem Projekt leisten kann. Nur wenig später ich kann das spielen, was die Leute schwerfälliger. durfte ich als Dirigent und gleichzeitig gerne hören. Zugleich lerne ich, als Di- Ich wünsche uns noch eine lange Cellosolist mit dem Sinfonie Orchester rigent mit einem routinierten Orchester fruchtbare Zusammenarbeit, vor allem Berlin auftreten. Es besteht aus vielen in kurzer Probenzeit ein zeitlos schönes, auch zwischen den beiden Orchestern routinierten, erfahrenen Mitgliedern, aber anspruchsvolles Programm zu im Haus. Denn es ist eine Idealsituati- die mit mir, der nicht ganz so oft die erarbeiten. on für alle: für Herrn Sikora und sein Rolle des Dirigenten einnimmt, sehr Auch die Familienkonzerte mit mei- Orchester, für uns Berliner Philharmo- professionell umgegangen sind. Bogdan nem Bruder und meinem Vater, die niker, die mit dem Sinfonie Orchester Sikora betrachtet mich dabei nicht als „KONCzerte“, zeigen, dass Herr Si- Berlin arbeiten – und für das Publikum schmückendes Aushängeschild, sondern kora als Veranstalter mit genau diesem sowieso. Orchester in der Lage ist, gute Ideen schnell zu realisieren. Da ist ein fester, hochsubventionierter Klangkörper eher

Es versammelt die Blechbläser der Staatskapelle Berlin, die mit virtuosen Bearbeitungen der Werke “ von Bach bis Schostakowitsch überzeugen. Ganz das orchester: anders die Brass Band Berlin: Sie bringt ein amü- kontinuität und dynamik santes Programm aus Musikkomödie, Opernparo- die und Swingklassikern auf die Bühne der Phil- Namhafte Dirigenten, Gastsolisten und Gasten- harmonie. Der Weltklassehornist Radek Baborák, sembles helfen die Tradition und den Glanz der der häufig als Solist und Dirigent beim Sinfonie Populären Konzerte zu wahren und fortzuführen. Orchester Berlin zu Gast ist, arrangiert mit seinem Doch dazu gehört ein eingespieltes Orchester: Das Orquestrina Baborák beliebte Kompositionen der Sinfonie Orchester Berlin spielt seit 60 Jahren sein Romantik, des argentinischen Tangos oder der beliebtes, gleichwohl anspruchsvolles Programm auf Filmmusik neu, während sich das traditionsreiche hohem Niveau. Eine verlässliche Stammbesetzung Blechbläserensemble German Brass eine weltweite sorgt für Konstanz; viele dieser Musiker spielten Reputation mit kongenialen Bachinterpretationen zuvor in den führenden Orchestern Berlins, andere erspielt hat. Und während der Festsaison erinnert sind als Freiberufler regelmäßig im Sinfonie Or- der Astor Piazzolla-Pianist Gustavo Beytelmann chester Berlin zu hören. an den großen Protagonisten des Tango Nuevo. Die 1. Flötistin Yasuko Fuchs etwa bereichert seit 1994 als Orchestermusikerin und Solistin die Berliner Musikszene genauso wie den Bläsersatz des Sinfonie Orchester Berlin. Monica Carrasco-

17 Wittmann an der Solo-Oboe ist seit 28 Jahren Orchestermitglied; die Schellenberger-Schülerin spielt im Holzbläsersatz, glänzt aber auch als Solis- tin. Mitglied der ersten Stunde ist der Solopauker und sor an der Universität der Künste Berlin vermittelt Schlagzeuger Constantin Avgerinos. 150 Mal er regelmäßig Studenten in das Orchester. Inter- schlug er die Trommel bei Ravels Boléro – unter nationale Hochschulen erkennen den Einsatz im den populären Werken sicher eines der beliebtesten Sinfonie Orchester Berlin als Orchesterpraktikum beim Publikum. Mittlerweile hat sich Herr Av- an; davon profitieren seine in- und ausländischen gerinos altersbedingt zurückgezogen, seine Stelle Studenten. Auch Wenzel Fuchs, Soloklarinettist teilen sich nun zwei Schlagzeuger der Nachfolgege- bei den Berliner Philharmonikern, verbindet eine neration: Marc Mödig war Akademist der Karajan lange musikalische Freundschaft mit dem Sinfonie Stiftung bei den Berliner Philharmonikern und Orchester Berlin. Er lehrt am Mozarteum Salzburg gehört heute zum Orchester der Komischen Oper und auch seine Studenten können als Stimmführer Berlin, Henrik Schmidt ist Mitglied des Deutschen oder gar Solist in Berlin Erfahrungen sammeln. Symphonie-Orchesters Berlin. Bei beiden ist der Das Sinfonie Orchester Berlin als bewährte Berliner Boléro weiterhin in guten Händen. Kulturinstitution wirkt mittlerweile über die Lan- desgrenzen hinaus. Ob Mozarteum Salzburg oder Musiker ausbilden Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin: Die Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels schafft Im Sinfonie Orchester Berlin ist das Miteinander unbürokratisch attraktive und anspruchsvolle Auf- von Erfahrenen und Jüngeren gelebter Orchesterall- trittsmöglichkeiten für junge Talente – und erweist tag – und zugleich unschätzbare Bildungsarbeit. sich damit als verantwortungsvolle sowie zukunfts- Immer wieder kommen talentierte Studenten und tragende Kultureinrichtung. Absolventen zum Einsatz, die mit ihrer Spielfreude den Gesamtklang bereichern und ihrerseits eine ein Blick nach vorne erhebliche Professionalisierung erfahren: Sie erar- beiten in nur zwei Proben klassische Meisterwerke, In den letzten neun Jahren hat die Konzertdirektion perfektionieren ihr Blattspiel, lernen unterschiedli- Prof. Victor Hohenfels das Erbe ihrer Impresaria che Dirigenten kennen. Darüber hinaus bietet ihnen Eva-Maria Hohenfels gewahrt – und zugleich das Sinfonie Orchester Berlin das Privileg, nicht nur behutsam Akzente gesetzt, die heute das Profil des in der Philharmonie aufzutreten, sondern auch die Sinfonie Orchester Berlin über die Grenzen der Probenarbeit dort zu absolvieren. Wer sich in der Stadt hinaus zu schärfen vermögen: Die Verbin- umkämpften Berliner Orchesterlandschaft bewäh- dung zwischen Berlin und Wien wird gepflegt und ren will, lernt hier das Rüstzeug. Nicht wenige, gestärkt, junge Talente aus ganz Europa beleben die durch die Schule des Sinfonie Orchester Berlin die Orchesterarbeit, Solisten und Dirigenten aus gehen, schaffen den Sprung in eines der führenden Orchestern von Weltrang lassen mit ihrem Na- Orchester Berlins. Ebenfalls ein großes Anliegen men den alten und neuen Glanz des Orchesters und eine Verpflichtung der Konzertdirektion Prof. erstrahlen. Man darf sich sicher sein: Noch viele Victor Hohenfels ist es, den Nachwuchs zu fördern ausverkaufte Konzerte werden gegeben, noch viele und stetigen Kontakt mit Hochschulen und Univer- Festjahre gefeiert. Denn die Idee der Populären sitäten zu halten. Abermals fruchtet die glückliche Konzerte, Meisterwerke berühmter Komponisten Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der großen einem großen Publikum nahezubringen, ist zeitlos. Orchester aus Berlin und Wien: Musikalische Moden kommen und gehen, das Pu- Violinist Tomasz Tomaszewski etwa, bis zu seiner blikum wird sich ändern, aber Beethovens Eroica, Pensionierung Konzertmeister des Orchesters der Schumanns Romanzen oder Ravels Boléro werden Deutschen Oper, hat zahlreiche Konzerte mit dem bleiben, denn sie sind universelles kulturelles Erbe. Sinfonie Orchester Berlin aufgeführt. Als Profes- Mögen noch viele weitere Jahre folgen, in denen das Sinfonie Orchester Berlin dieses Erbe weitergibt und damit vielen Menschen Stunden der Harmonie und Entspannung bereitet.

18 Zuerst habe ich mit dem Tomasz Tomaszewski Sinfonie Orchester Berlin im Violine, war bis zu seiner Pensionie- Rahmen einer Konzertreihe gespielt, die die Konzertmeister der großen rung Konzertmeister des Orches- „Berliner Orchester als Solisten vorstell- ters der Deutschen Oper Berlin. Er te. Danach folgten zahlreiche weitere lehrt seit 1983 an der Universität der gemeinsame Auftritte – und immer vor Künste Berlin, 2001 wurde er zum ausverkauftem Haus. Das liegt am her- Professor ernannt. Als Solist wirkte vorragenden Orchestermanagement und er bei weltweit zahlreichen Rund- am Programm mit populären Werken funk- und Platteneinspielungen mit. beliebter Komponisten der Klassik. An- dere Orchester suchen gerne das Neue, wollen etwas entdecken, und viele den- das Sinfonie Orchester Berlin. Diese ken, das „Normale“ sei einfach. Aber Praktika werden heute von Akade- Brahms und Beethoven sind anspruchs- mien und Universitäten europaweit voll, und das Sinfonie Orchester Berlin anerkannt. Viele Austauschstudenten widmet dieses Programm ausschließlich profitieren heute noch in ihrer Heimat dem Publikum. Die Menschen er- von den Proben- und Konzerterfahrun- kennen das und nehmen es offen und gen beim Sinfonie Orchester Berlin. herzlich an. Künstlerisch und technisch Und das Praktikumsprogramm geht spielt das Sinfonie Orchester Berlin auf weiter, auch heute noch schicke ich zwei höchstem Niveau, da es auf eine Fülle bis drei Studenten pro Saison. Beim exzellenter Musiker aus den führenden Sinfonie Orchester Berlin geht das sehr Orchestern Berlins zurückgreifen kann, flott und unbürokratisch. darunter auch die Philharmoniker. Das Ich wünsche mir, dass dieses Orches- eigentlich Besondere aber ist die Nach- ter so bleibt wie es ist, dass wir weiter wuchsförderung, die Orchesterdirektor gemeinsam musizieren – und dass es Bogdan Sikora leistet. Ich lehre als weiter meine Studenten aufnimmt! Professor an der Universität der Künste Besser könnte es nicht sein. und unterrichte zahlreiche Studenten aus dem Ausland, die über das euro- päische Austauschprogramm Erasmus nach Berlin kamen. Als es Engpässe in unserem Universitätsorchester gab, bot Herr Sikora an, die obligatorischen Orchesterpraktika beim Sinfonie Or- chester Berlin und seinen zahlreichen “ Konzerten in der Philharmonie zu ab- solvieren. Er begann, dieses Programm auszubauen, und seither vermittle ich viele meiner begabtesten Studenten in

19 KLANG IN BILDERN: DAS SINFONIE ORCHESTER BERLIN Seine Dirigenten, seine Solisten

obere Reihe: Edicson Ruiz, Guy Braunstein, Lindenbrass Mittlere Reihe: Philipp Bohnen, Raphael Haeger Oben: Daniel Stabrawa Unten Rechts: German Brass

20 Rechts: Scott Lawton Links: Cornelia Gartemann Darunter: Christoph von der Nahmer Unten Rechts Ben Goldscheider Untere Reihe: KLANG IN BILDERN: Monica Carrasco- Wittmann, Paloma So, DAS SINFONIE Gili Schwarzman ORCHESTER BERLIN Seine Dirigenten, seine Solisten

21 Das Sinfonie Orchester Berlin mit seinen Mit- gliedern, Dirigenten, Solisten und Gast- ensembles macht die Populären Konzerte zu dem Musikereignis, das sie seit 60 Jahren sind. Eine Würdigung in Bildern.

Obere Reihe: Marc Mödig, Simon Rössler Oben: Orquestrina Baborák, Untere Reihe: Radek Baborák, Familie Koncz

22 Obere Reihe: Brass Band Berlin, Henrik Schmidt Links: Igor Budinstein Rechts: Olga Polonsky Links: Cornelia Gartemann Unten Links: Stefan de Leval Jezierski Unten Rechts: Kirsikka de Leval Jezierski Ganz Unten: Yasuko Fuchs

23 Victor Hohenfels und das sinfonie

von dr. Gottfried Eb erle dr. Gottfried von orchester Berlin Ein Novum in der Berliner Musiklandschaft

957––––– ein Jahr, in dem noch keine Mauer Berlin durchschnitt, wenngleich 1 es seit 1948, seit der Wäh- rungstrennung und der Blockade genug Barrieren zwischen dem Ost- und dem Westteil der Stadt gab. Doch die Kultur verknüpfte noch in vielfältiger Weise die beiden Hälften. Orchester und Chö- re rekrutierten sich aus Musikern ganz Berlins. Und es gab reichlich Orchester und Chöre in der Stadt, angefangen mit dem Berliner Philharmonischen Orchester, das nach dem Tod Wilhelm Furtwänglers Herbert Karajan zu neuen Ufern führte. Daneben hatte sich das RIAS-Symphonieorchester, später Radio-Symphonieorchester, unter Fe- renc Fricsay zu einem Spitzenorchester entwickelt. Fricsay prägte als General- musikdirektor auch die Deutsche Oper und an ihr ein drittes Berliner Orchester von Weltrang. Aber auch die Ost-Berli- ner Opernhäuser, die Staatsoper und die PHilharmonie Berlin Einer der schönsten Konzertsäle der Welt Komische Oper, verfügten über leis- mit einer wunderbaren, einzigartigen tungsstarke Orchester. Im Osten wirkte Akustik, entstanden 1963 nach den Plänen auch das älteste Rundfunkorchester von Hans Scharoun überhaupt. Aber es hielten sich im Wes- ten auch tapfer Orchester von beschei- denerem Anspruch wie das Berliner Symphonische Orchester (BSO) unter Carl August Bünte, das erst in jüngster Zeit aufgeben musste. Die Chorszenerie wurde beherrscht von den Rundfunkchören, dem Phil- harmonischen Chor, der Sing-Akade- mie zu Berlin und zahlreichen weiteren

24 victor festl- Hohenfels ein Foto im Pass der Republik Österreich

Chören, die im Deutschen Allgemeinen Sängerbund (DAS) zusammenge- schlossen waren. Und dem entspross nun 1957 ein Orchester, das bald hohe Selbstständigkeit erwarb: das sinfonie orchester berlin. Was dem Uneinge- weihten als Artikel erscheinen mag und auch darf, jenes kleine Wörtchen „das“ im Namen des Orchesters, ist also ursprünglich die Abkürzung von „Deutscher Allgemeiner Sänger- bund“. Und der durfte sich schon zu seinem zehnjährigen Jubiläum, das im November 1957 mit nicht weniger Prof. Victor Hohenfels. Der lebte zwar von oben als sieben Konzerten gefeiert wurde, bereits seit 3o Jahren in Berlin und hatte nach unten: mit seinem frisch gegründeten Or- sich längst in der Stadt einen Namen V. Hohenfels-Festl – Titelblatt eines Werbe- chester schmücken, das beim Festakt gemacht, aber er war nicht Berliner von prospektes als Sänger in der Sporthalle Schöneberg unter Haus aus, sondern Wiener, und konnte High Cliff Company – der Leitung von Hans Kohlmann die mit seinen 60 Jahren auf eine farbige Briefkopf seiner Künst- leragentur, gegründet Ouvertüren zur Feuerwerksmusik von Biografie zurückschauen. Es lohnt sich, 1933 in Berlin Händel und Beethovens „Egmont“ bei ihr einen Augenblick zu verweilen. V. Hohenfels-Festl and und am Ende die hoch anspruchsvol- Victor Hohenfels ist am 1. Dezem- his Band – Ein Flyer sei- ner Band mit Aufzählung le „Concertante Musik“ des Berliner ber 1897 als Sohn eines Fabrikbesit- weltweiter Tourneen Komponisten und Hochschuldirektors zers geboren. Mit fünf Jahren verlor Originalausgabe seiner Boris Blacher spielte. er bereits beide Eltern und wuchs bei Tangokompositionen Verwandten auf, die am Burgtheater Ein Multi-Talent: tätig waren, so dass das Sprechthea- Victor Hohenfels ter zu seinen ersten künstlerischen Eindrücken zählt. Mit 16 begann er An dieser Stelle wird es höchste bereits eine breit angelegte künstlerische Zeit, von dem Mann zu sprechen, der Ausbildung. Er studierte Komposition den Mut hatte, inmitten der reichen und Dirigieren bei dem renommierten Musiklandschaft Berlins ein neues Joseph Marx, Gesang bei Prof. Forstén Orchester zu gründen, ohne Anbindung und die „Kunst des Sprechens“ bei dem an die Stadt oder eine finanzierende Burgschauspieler Hermann Wawra. Institution, also ohne Subvention sich Nach dem Militärdienst während des I. ganz aus sich selbst tragend. Es war Weltkriegs schloss er seine Studien

25 ab und wurde zunächst, mit Anfang 20 noch blutjung, Militärkapellmeister, dann Kapellmeister am Lustspieltheater und am Theater an der Wien. Er gehörte Anfang der zwanzi- ger Jahre zu den ersten, die auf den aus der Neuen Welt hereinflutenden Am Tag von Hitlers Machtergrei- Jazz reagierten. Mit einem Jazz- und fung wurde er verhaftet und drei Tage Unterhaltungs-Orchester wurde er zur im Polizeipräsidium festgehalten. Man Weltausstellung nach Paris eingeladen, warf ihm Spionage vor und die Tatsa- und mit einem 4o-köpfigen eigenen che, dass er zahlreiche Juden in seinem Schauorchester bereiste er fast die ganze Orchester beschäftige. Auslandsreisen Welt, war auch im jungen Medium waren nun nicht mehr möglich. Selbst mit einem kleinen Orchester in Ber- lin weiterzuarbeiten, gelang nicht. So gründete Hohenfels mit einem unga- risch-jüdischen Kompagnon eine sehr international besetzte Künstleragentur mit weitem Aktionsradius, der freilich nach fünf Monaten die Konzession entzogen wurde von dem Staat, der nun die „Parena“ gründete. Das Angebot, dort als leitender Beamter einzutreten, lehnte Hohenfels ab. Er sah für sich keine Chance mehr als Musiker. So trat er ins Fotoatelier Becker & Maass als Kom- pagnon ein. Seiner Geschäftspartnerin, 1945–1947: Berliner Rundfunk voll präsent. 1927 nahm einer 74-jährigen Jüdin, verhalf er mit Rundfunk v.l.n.r.: (später Hohenfels seinen festen Wohnsitz in hohem finanziellen Einsatz zur Flucht ein weltberühmter Dirigent); Victor Berlin, dirigierte Revuen in der „Scala“ nach London, was seine abermalige Festl-Hohenfels und ein Tonmeister bei Anhörung der Aufnahmen des Dirigen- und im „Wintergarten“, gastierte mit Verhaftung zur Folge hatte. Er wurde ten (möglicherweise mit dem Berliner eigenem Orchester aber auch in Wien. hernach noch einige Male verhaftet Philharmonischen Orchester) Darin war er seinem Freund und Al- wegen Beschäftigung von Juden und tersgenossen Robert Stolz ähnlich, der Fluchthilfe. Seit 1935 war er Alleinin- Wiener war, aber einen erheblichen Teil haber des Betriebs, der eine Woche vor seines Wirkens in Berlin entfaltete. Kriegsende restlos abbrannte. Schon Ab 1930 ging Hohenfels noch einmal zwei Tage nach der Kapitulation, am auf große Tourneen durch Nord- und 10. Mai 1945, meldete sich Hohenfels Südamerika, Ungarn und Polen. Als er beim Berliner Rundfunk in der Masu- nach Berlin zurückkehrte, stieß er auf renallee, der damals unter sowjetischer ein verändertes Klima. 1932 hatte er Ägide stand, und wurde Leiter der im Regina-Palast am Zoo seinen ersten gesamten Wort- und Musikproduktion. Zusammenstoß mit den Nazis. Weil er Auf Grund seiner untadeligen Haltung in mehreren Fremdsprachen sang, erhielt unter dem Nazi-Regime erwarb er sich er Drohbriefe und Besuch von Kerlen, schnell bei den Besatzern Privilegien. die ihm zuriefen: „Sing deutsch!“ Er ließ Es hat sich ein Ausweis des „Kampf- sie aus dem Saal weisen. bundes Freies Deutschland“ erhalten, der Hohenfels bescheinigt, dass er im Auftrag dieser Organisation tätig sei. „Er handelt im Sinne der Anordnungen des Stadtkommandanten. Alle Dienst-

26 stellen der Roten Armee und alle deut- als Regisseur und Bühnenbildner tätig. schen Behörden werden aufgefordert, 1957 rief er, wie gesagt, „das sinfonie den Inhaber dieses Ausweises weitge- orchester berlin“ ins Leben. hendst zu unterstützen, ihn passieren zu lassen und ihm nötigenfalls Schutz und Die singende Partnerin: Hilfe zu gewähren. Berlin, den 17.5.45“. Eva-Maria Hohenfels organisierte Veranstal- GroSSmann-Hohenfels tungen für die Opfer des Faschismus, des 20. Juli 1944. Es ist aus dieser Zeit Bei all diesen neuen Aktivitäten ein erstaunliches Dokument erhalten, stand Hohenfels von Anfang an eine das einmal mehr Licht wirft auf die treue Partnerin musikalisch und aufrechte Haltung und Vielseitigkeit von organisatorisch zur Seite: Eva-Maria Victor Hohenfels, der eben nicht nur ein Großmann. Sie hatte „zitternd und Komponist und Dirigent leichter Muse bebend“, wie sie immer wieder berich- war. In Eisenach wurde am 21. Septem- tete, Hohenfels als junge Absolventin ber 1947 auf dem Platz der ehemaligen der Musikhochschule vorgesungen, und Synagoge von der jüdischen Gemeinde das wurde der Beginn einer glänzenden ein Mahnmal enthüllt. Zu dieser Feier Rundfunkkarriere. Vor mir liegt ein steuerte Hohenfels eine Hymne für Chor vergilbtes Heft aus den ersten Jahren und Orchester bei, „Ehre den Opfern“. nach dem Krieg mit einem zauberhaften In Berlin wurde Hohenfels Mit- Porträt der jungen Sängerin, das be- begründer der Rundfunk-Orchester. greiflich macht, dass Hohenfels sie ins Doch musste er bald die Macht der Herz schloss. Der Berliner Verlag Kurt Sowjets und ihrer Vasallen verspüren. Grabau hat in seiner Edition Radioton Nach allerlei Intrigen erhielt er im Au- Links: Eva-Maria gust 1947 die Kündigung vom Sender GroSSmann und und stellte sich unter britischen Schutz. ihr Vater Vor einem Auftritt in den Seither war er freischaffend tätig als 50er Jahren Dirigent und Komponist an Rund- : Maria funksendern des In- und Auslands. GroSSmann und ihre Rundfunk- 1956 gründete er seine eigene Thea- lieder ter- und Konzertdirektion und war 1956 Erstes Heft der Edition Radioton des Berliner und 1957 Direktor der Freilichtbühnen Verlags Kurt Grabau Rehberge und Hasenheide, dabei auch Unten: Das Ja-Wort Am 26. Februar 1955 heiraten Eva-Maria Grossmann und Victor Hohenfels in Berlin

Die Freilichtbühne Rehberge Saisoneröffnung mit „Der Waffenschmied“ von Lortzig mit Eva Maria Grossmann als Tochter des Waffenschmiedes und Gerhard Münzel als Ritter Adelhof

27 Links: Nico Dostal bei der Begrüßung in der Philharmonie bei einem Hohenfels-Konzert

Rechts: Dirigent Prof. Ernst Märzendorfer Langjähriger Dirigent als erstes Heft „Maria Großmann und der fünfziger Jahre die Sopranistin der Populären Konzerte ihre Rundfunklieder“ herausgebracht. der ersten Wahl, deren Spezialität die der Wiener Staatsoper Und das wird eröffnet mit „Ein Lied Titelrollen in Puccinis „Madame But- klingt durch den Raum“ von Herbert terfly“ und Verdis „La Traviata“ waren. Jarczyk, das Victor Hohenfels getextet Die Konzerte, in denen sie mit dem hatte. Im „Heidelied“ ist Hohenfels Orchester ihres Mannes auftrat, sind sogar Texter und Komponist zugleich. nicht zu zählen. Am 26. Februar 1955 Eva-Maria Großmann stammte, hatte sie ihn geheiratet. ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, aus hochmusikalischem Haus. Der Ein durchschlagendes Vater Gustav war Kapellmeister an Konzept der Dresdner Hofoper, später an der Staatsoper Berlin. Dort wirkte auch „das sinfonie orchester berlin“ ein Onkel als Sänger – so dass es wurde bald vom Senat als „förderungs- wirklich einmal dazu kam, dass bei würdig und gemeinnützig“ anerkannt. einer Staatsopern-Aufführung drei Hohenfels hatte ein einfaches, aber Großmanns mitwirkten. Die Mutter schlagkräftiges Konzept: Er veran- Melanie war Konzertpianistin und staltete „Volkstümliche Konzerte“, hatte in Oberschlesien eine eigene Kla- d.h. Konzerte mit populärer Klassik. vierschule mit 4o Schülern. Sie spielte Damit schloss er durchaus eine Lücke viele Klavierkonzerte mit Orchester im Berliner Konzertleben und ließ eine unter der Leitung ihres Mannes, trat Tradition wiederaufleben, die selbst die mit ihm aber auch als Violoncel- Berliner Philharmoniker in ihren frü- lo-Klavier-Duo auf. Sie erreichte ein hen Jahren gepflegt hatte. Die spielten Alter von fast 100 Jahren. Die Tochter sogar im Biergarten. Eva-Maria stand schon mit 11 Jahren Das freilich tat das Orchester von auf der Opernbühne, in der Oper „Die Hohenfels nie. Er suchte von vornhe- Königskinder“ von Engelbert Hum- rein die besten Konzertsäle der Stadt, perdinck. Natürlich war sie schon bei zunächst den der Hochschule für Mu- den Freilicht-Unternehmungen Mitte sik, dann, als sie 1963 erbaut war, die

28 war. Der Sohn durfte auch sehr bald dieses Orchester dirigieren. Mit 20 übernahm er bereits seinen ersten Chor, weitere folgten. Er versammelte sie als Georg-Oskar-Schumannsche Chöre zu zahlreichen Hohenfels-Veranstaltungen. Philharmonie, die sein festes Domizil Von den Rundfunkanstalten kamen wurde und die er bis auf den letzten Kurt Gaebel (SFB) und Ernst Kallipke Platz zu füllen vermochte, was ihm (RIAS). Auch Gaebel war Berliner und finanzielle Unabhängigkeit sicherte. hatte am Theater des Westens seinen Und das ist eine einmalige Leistung ersten Erfolg mit Eduard Künneke. Er innerhalb der Berliner Kulturszene. war ein echter Allround-Musiker. Kal- In der ersten Saison begann er mit 4 lipke, geborener Ostpreuße, kam nach Veranstaltungen, heute sind es bis zu dem Krieg nach Berlin und bewährte 30 in 7 Abonnements-Reihen. sich als Operetten- und Musical-Diri- Die Nähe zum Deutschen All- gent. Beim RIAS war er enger Mitar- gemeinen Sängerbund machte es beiter von Hans Carste. möglich, die großen Oratorien auf- Ein Kapellmeister mit breitester Er- zuführen, ja auch Opern, konzertant, fahrung in der Zusammenarbeit mit den halbszenisch und szenisch. In der größten Dirigenten war Walter Liebe, zweiten Spielzeit, 1958/59, gab es der 1945 bis 1950 Direktor des neuen bereits 12 Abonnementskonzerte, in Theaters am Nollendorfplatz war. denen „Die Jahreszeiten“ von Haydn, Von auswärts, den Städtischen das „Deutsche Requiem“ von Brahms Bühnen Frankfiurt/Main, holte Ho- und sogar „Fausts Verdammnis“ von henfels Prof. Hans Löwlein, dessen Berlioz konzertant enthalten waren. Stationen die Münchner Staatsoper, In Sonderkonzerten erklang Johann Stettin, die Dresdner Oper und Sebastian Bachs Weihnachts-Oratori- schließlich die Komische Oper und die um und Beethovens Neunte, aber auch Staatsoper in Berlin waren. das Volkslied-Oratorium „Das Jahr im Aus seiner Heimatstadt Wien enga- Lied“ von dem zeitgenössischen Kom- gierte Hohenfels Ernst Märzen- ponisten Joseph Haas. Es waren also dorfer von der Staatsoper und Wilhelm durchaus nicht nur ausgetretene Pfade, Schönherr von der Volksoper. Beide die begangen wurden. waren Schüler von Clemens Krauß ge- „Fausts Verdammnis“ leitete Gert wesen, die reiche Erfahrung mitbrach- Sell, Dirigent der ersten Stunde bei Ho- ten. Märzendorfer war Chefdirigent henfels, der noch heute, 5o Jahre später, des Mozarteums-Orchesters Salzburg tätig ist. Er vermochte seinen „Berliner gewesen, Schönherr Kapellmeister am Volkschor“ und den „Oratorienchor Theater an der Wien wie einst Hohen- Neukölln“ einzubringen. Gert Sell ist fels selbst. Dirigent und Sänger zu- ein echtes „Berliner Kindl“. Er studierte gleich war in den Hohenfels-Konzerten schon während der Schulzeit am Städ- Romo Feldbach, der die Bass- und tischen Konservatorium und gründete Bariton-Partien in den großen Orato- mit 15 Jahren seinen ersten Chor. Sein rien im Repertoire hatte, gut aber auch Dirigierstudium an der Hochschule heitere Rollen in Opern und für Musik fand die Krönung mit einem Kurs bei . Gert Sell hat sich früh eine immense Vielseitig- keit erworben. Ur-Berliner war auch Georg Oskar Schumann, dessen Vater Solo-Hornist bei den Philharmonikern

29 Operetten verkörperte. Als Dirigent tat er sich besonders mit Aufführungen der Matthäus-Passion und des Weih- nachts-Oratoriums von Bach hervor. Alle tragenden Sopran-Parti- en übertrug Hohenfels seiner Frau mehr durchzuführen. Bei näherer Über- Eva-Maria. Daneben holte er Kam- legung aber ist der Gedanke verwerflich, mersängerin Sigrid Ekkehard von der da der kommunistische Osten durch seine Staatsoper Berlin, Ursula Schirrmacher Terrormaßnahme gegen das deutsche Volk und die Koloratursopranistin Cathe- hofft, das gesamte westberliner Kulturleben rine Gayer von der Deutschen Oper. und auch die gesamte westberliner Wirt- Von dort kamen auch der Bariton schaft zu schädigen, bzw. lahmzulegen. Ernst Krukowski und die Tenöre Mar- Weiter ist zu bedenken, dass auch die tin Vantin und Karl-Ernst Mercker. anderen Kollegen, welche auf dem Sektor Ausgesprochener Oratorientenor war des westberliner Kulturlebens arbeiten, das Horst Schäfertöns. Für Alt-Partien gleiche tun würden und somit der ostdeut- wurde viel Beate Kobbe engagiert. schen Presse unglaubliche Handhaben und politisches Propagandamaterial durch die krise durch den bau Lahmlegung des westberliner Kulturlebens der mauer in die Hände geben würden. Nicht zuletzt müssten alle bereits bezahlten Abonnements Nachdem Hohenfels 1960 in der an die Abonnenten zurückgegeben werden, Hasenheide noch mit großem Erfolg was aber insofern nicht möglich ist, da „Zar und Zimmermann“ von Lortzing 1.) wie oben erwähnt, die Konzertrei- inszeniert hatte, bedeutete für ihn der hen bereits angelaufen sind und Bau der Mauer im August 1961 einen 2.) ein großer Teil der Gelder, die seit herben Einbruch. Denn 40 % seiner 5 Monaten für die Abonnements verein- Besucher waren aus dem Osten gekom- nahmt wurden, für Drucksachen und men. Auch viele Mitglieder des Orches- Werbung bereits verausgabt sind. ters lebten in Ost-Berlin. Aus oben genannten Gründen erbitte Da entschließt sich der Mann, der ich als geschäftsführender Intendant des bis dahin ohne jede finanzielle Hilfe „das sinfonie orchester berlin“ entweder gearbeitet hatte, um Unterstützung zu meine Konzerte wie bisher aus dem Fond bitten. Er wendet sich an das Bundes- Ost 1:1 so abrechnen zu dürfen, dass meine ministerium für gesamtdeutsche Fragen, 325 Ostabonnenten zusätzlich des ostberli- weist darauf hin, dass seine Konzerte ner Laufpublikums für uns keinen Verlust stets nahezu ausverkauft seien, dass er von 4o % bedeuten würden, da diese 4o % neben 500 Westabonnenten 325 Osta- Ostbesucher durch die beim Senat liegenden bonnenten habe und fährt dann fort: Abrechnungen statistisch belegt werden „Durch die radikale Schließung des können. Außerdem dienten mir diese Ab- Ostsektors von Berlin fallen diese Besucher rechnungen als Kalkulationsgrundlage bei für unsere Konzerte weg, wodurch uns ein meiner Planung für die Saison 1961/62. Schaden von ca. 2500 DM pro Konzert Oder ich erbitte einen Zuschuss zur erwächst. Der erste Gedanke wäre, diese Überbrückung der Notlage von: Konzerte einfach abzusagen, d.h. nicht 20 000.- DM für die Konzertreihe 8 Opern- und Operettenkonzerte. 25 000.- DM für die Konzertreihe des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes, Landesgruppe Berlin e.V., für welchen ich die Konzerte durchführe. 10 Chorkonzerte

30 Ich bitte um Befürwortung bzw. Genehmigung dieses Antrages, welcher durch die Tatsache noch erhärtet wird, dass 60 % der im „das sinfonie orchester berlin“ beschäftigten Musiker Westberliner sind, welche seit dem 1. bzw. 15. September 1961 in den ostberliner Theaterbetrieben mit „Rinaldo“, dem „Schicksalslied“, (Staatsoper, Komische Oper, Metropolthea- „Nänie“ und der Alt-Rhapsodie oder – ter und Defa-Orchester) entlassen sind und noch ausgefallener – das „Lied von der nunmehr nur noch in unserer Orchesterver- einigung in Westberlin beschäftigt sind.“ Beim Regierenden Bürgermeister von Berlin bittet Hohenfels gleichfalls um 20.000 DM mit dem Argument: „Als geschäftsführender Intendant obliegt mir die Sorge, die Musiker weiter zu beschäftigen und sämtliche Verpflichtun- gen einzuhalten. Aus privaten Mitteln ist es unmöglich, diese schwere Zeit zu über- brücken, da meine Tätigkeit seit 5 Jahren ehrenamtlich ist. Einen laufenden Zuschuss Glocke“ von Andreas Romberg und die das sinfonie Orchester aus öffentlicher Hand hat das Orchester „Wanderkantate“ des Berliner Zeit- Berlin nicht.“ genossen Paul Höffer sowie ein Finni- Eine Aufführung der IX. Symphonie von sches Liederspiel von Bolt. Ludwig van Beethoven unverdrossen weiter Typisch über diese Abonnements- beim traditionellen Konzerte hinaus waren aber auch immer Neujahrskonzert Inwieweit die erbetene Hilfe von wieder Sonderkonzerte. Das Italienische den Behörden gekommen ist, lässt sich Opernkonzert wurde am 2o. Novem- nicht mehr feststellen, sie ist jedoch ber 1961 noch einmal speziell für die wahrscheinlich. Jedenfalls ist kein Jugend gegeben, veranstaltet von der Bruch in der Arbeit des Klangkörpers Abteilung Jugend und Sport des Bezirk- auszumachen. Von den angekündig- samts Kreuzberg im Haus der sozialen ten 18 Konzerten der Saison 1961/62 Arbeit am Halleschen Ufer. scheint nichts ausgefallen zu sein. Und „Soziale Arbeit“ – man darf davon was war da zumal bei den 10 Chorkon- ausgehen, dass Hohenfels sein ganzes zerten alles dabei! Die bedeutendsten Tun als soziale Arbeit begriff. Er wollte Oratorien der deutschen Musikge- nicht Musik machen für eine exklusive schichte wie das Weihnachts-Oratori- Elite, sondern für alle Musikliebhaber, um und die Matthäus-Passion von J. S. zu erschwinglichen Preisen, mit einem Bach, die „Schöpfung“ von Haydn, die Programm, das jedem zugänglich war. Requiem-Kompositionen von Mo- Soziale Tendenzen prägten auch die zart und Brahms, aber auch durchaus Struktur seines Orchesters. Dort saßen Ungewohntes wie ein Brahms-Konzert nicht nur Musiker oder Pensionäre der anderen Orchester, sondern auch Freiberufliche und zahllose arbeits- und heimatlose Musiker nach dem Mauer- bau und später wieder nach dem Fall des Eisernen Vorhangs um 1989, als zahlreiche Musiker aus Osteuropa nach Berlin strömten. Studenten konnten bei Hohenfels nicht nur finanzielle

31 Werke der Oratorien-, Opern- und Operetten-Literatur zur Aufführung zu bringen. ZWECK unserer Konzerte ist, durch die Auswahl und Vielseitigkeit der populären Programme unseren Abonnenten frohe und erbauliche Stun- den zu bereiten. ZIEL unserer Konzertreihen ist, un- sere volkstümlichen Preise beizubehal- ten und dafür Perlen der Musikliteratur jeder Sparte zu bieten.“ Hohenfels fächerte hier auch seine farbige, abwechslungsreiche Biografie auf. Dem folgten Grüße und Biografen seiner Dirigenten und Gesangssolisten. Denn der Gesang stand in dieser Frühzeit des Orchesters ganz im Vor- Der Traum am Unterstützung ihres Studiums finden, dergrund. Instrumentalsolisten tauch- Weihnachts- abend sondern auch breite Erfahrung im Stan- ten erst später mehr und mehr in den Eine traditionsreiche dardrepertoire sammeln. Der Impres- Konzerten auf. Und noch immer spielte Ballett-Veranstaltung am 2. Weihnachtstag ario Victor Hohenfels stand auf Seiten auch die konzertante Oper eine Rolle. der Arbeitnehmer. Bezeichnend, dass Zum 150. Geburtstag von Verdi gab es er sein Orchester immer wieder beim im Mai 1963 eine Aufführung von „La Deutschen Gewerkschaftsbund spielen Traviata“, in der Eva-Maria Hohenfels ließ. Er war am 23. Januar 1958 in die ihre Glanzrolle hatte. Zu seinem 6o. SPD eingetreten Geburtstag durfte Georg Oskar Schu- Nein, Victor Hohenfels ließ sich mann am 17. Februar 1963 mit seinen nicht unterkriegen. Er feierte stolz das Chören die „Carmina burana“ von Carl fünfjährige Bestehen seines Unterneh- Orff aufführen. mens mit einer kleinen Festschrift, die er mit einem Dank an sein Publikum der radius weitet sich begann, dem er berichtete, dass er bis dato nicht weniger als 131700 Besucher Die Vorschau für 1963/64 konnte gehabt habe, davon bis zum Mauer- eine Novität annoncieren. Neben der bau 30700 aus dem Osten. Er rühmte Reihe A mit 8 Opern- und Operetten- den Idealismus und die „aufopfernde aufführungen und der Reihe B mit 8 Weise“ seiner Dirigenten und Solisten, Chorkonzerten stand eine neue Reihe dankte dem Deutschen Allgemeinen C mit 4 Opern „konzertant mit dar- Sängerbund für die „verständnisvol- stellenden Solisten“. Victor Hohenfels le, fruchtbare Zusammenarbeit“ und verkündete: „Sehr geehrte Damen und schließlich jedem einzelnen Musiker Herren, anlässlich des großen Erfolgs seines Orchesters, „denn durch dessen der konzertanten Aufführung der Oper begeisternde Spielfreudigkeit und kol- ´La Traviata´ von Giuseppe Verdi im legialen Einsatz war und ist es möglich, Mai dieses Jahres haben wir uns ent- diese Konzertreihen in solcher Qualität durchzuführen“. Und am Ende stellte er die drei Grundprinzipien hin, auf denen seine Arbeit basiere: „SINN der volkstümlichen Kon- zerte bleibt auch weiterhin, beliebte

32 von Brahms das Schicksalslied, die Tragische Ouvertüre, die Alt-Rhapso- die und Nänie folgen ließ. Neu war am 16. Januar, dass ein Violinsolist einen großen Teil des Programms bestritt: Es war Siegfried schlossen, die Berliner Konzertopernge- Borries, der als 21-jähriger von Wil- meinschaft zu gründen, die es sich zur helm Furtwängler zum 1. Konzert- Aufgabe gemacht hat, Opern aufzu- meister des Berliner Philharmonischen führen, welche nicht im Spielplan der Orchesters berufen worden war und Deutschen Oper sind oder solche, die seit 1949 eine Violinprofessur an der infolge ihrer Popularität vom Publikum Hochschule für Musik innehatte. Er gewünscht werden. spielte einleitend beide Violin-Roman- Der Begriff ´konzertant´ bezieht zen von Beethoven und am Ende das sich darauf, dass das Orchester und der g-Moll-Violinkonzert von Max Bruch. Chor links seitlich auf der Bühne sitzen Dazwischen gab es die Chor-Phanta- und die Solisten, welche in Kostüm und sie von Beethoven und das Oratorium Maske singend die Handlung darstel- „Landerkennung“ von Grieg. Eine für len, begleiten. Es wurde eine Form unsere Zeit höchst ungewöhnliche gefunden, eine Oper aufzuführen, in Konzertform, wie sie aber im 19. Jahr- der sich alles auf die Musik, den Gesang hundert gang und gäbe war. und das Spiel der Solisten konzentriert.“ Kurz danach, am 27. Februar 1965, Damit war etwas angekündigt, was durfte Hohenfels in die neu errichtete eigentlich weit mehr war als konzer- Philharmonie einziehen, mit einem tante Oper, etwas, dem zur ausgewach- reinen Tschaikowsky-Programm, wie senen Opernaufführung nur noch das es für die Zukunft typisch werden Bühnenbild fehlte – einer der kostspie- sollte. Ernst Märzendorfer dirigierte ligsten und oft umstrittensten Faktoren die Orchester-Fantasie „Romeo und einer Operninszenierung. Julia“, das b-Moll-Klavierkonzert und Dieser erste Opernzyklus brachte die 6. Symphonie. Klaviersolist war neben Eva-Maria Großmanns Erfolgs- Hermann Hoppe. opern „La Traviata“ und „Madame Der Beginn in der Philharmonie Butterfly“ Raritäten wie „Hoffmanns wurde mit einem „Internationalen Erzählungen“ von Jacques Offenbach Osterkonzert aus Oper und Operette“ und „Martha“ von Friedrich Flotow. am 18. April 1965 gefeiert. Es be- Dirigenten waren Ernst Märzendorfer, deutete wahrlich Internationalität auf Hans Löwlein und Hans Hilsdorf von verschiedenen Ebenen. Das musikali- der Deutschen Oper. Das Sängeren- sche Programm war stets international semble war sehr einheitlich. Für die gewesen. An diesem Abend stellte szenische Einrichtung sorgte Victor es Wagner neben Verdi und Rossini, Hohenfels selbst. Tschaikowsky neben Saint-Saens, Am 17./18. Oktober 1964 konnte Bizet und Gounod neben Richard eine Rarität, ein Geheimtip angeboten Strauss. Auffallender war, dass von nun werden: „Die toten Augen“ von Eugen an mehr Dirigenten und Solisten aus d`Albert zu dessen 100. Geburtstag. dem Ausland kamen; nachdem sich Kurz vorher, am 3. Oktober gab es einen Höhepunkt ganz anderer Art: William de Georg Oskar Schumann dirigierte vallentine mit seinen Chören ein grandioses Beim Publikum sehr beliebter amerikanischer Schubert-Brahms-Programm, das mit Sänger Schuberts Unvollendeter begann und

33 die ersten acht Jahre das Orchester GMD Singer dirigierte die Hälfte vornehmlich auf Berliner Kräfte ge- der Konzerte, daneben waren Zeljko stützt hatte. George Singer, der dieses Straka und Ernst Märzendorfer im Konzert dirigierte, nachdem er kurz Einsatz. Von der Staatsoper München zuvor schon zwei Aufführungen von war erstmals Robert Heger zu Gast, der Gounods „Margarethe“ geleitet hatte, ein gewaltiges Programm stemmte: die war aus Prag gebürtig, als Jude 1939 Manfred-Symphonie und die 6. Sym- nach Palästina emigriert und nun Chef phonie. der National-Oper Tel Aviv. Als Ge- Obgleich Hohenfels von der konzer- sangssolisten wirkten in dem Programm tanten Oper bald Abschied nahm, blieb neben Eva-Maria Großmann und ihm seine Liebe zum Szenischen. Die Karl-Ernst Mercker die Mezzosopra- lebte er seit 1969 auf einem ganz neuen nistin Zenaida Pally von der Staatsoper Sektor aus, dem Ballett. Das Kinder- Bukarest und der amerikanische Bass ballett von Adrienne Mierau brachte, William de Valentine von der Natio- besonders in der Weihnachtszeit, nun nal-Oper Tel Aviv mit. „Märchenbilder – gespielt und getanzt“. Ein weiteres Tschaikowsky-Konzert am 7. Oktober 1966 dirigierte Prof. Zel- festkonzerte jko Straka aus Belgrad. Der internatio- nal gefeierte ungarische Geiger Denes Mit zunehmendem Alter durfte sich Zsigmondy spielte das Violinkonzert. Victor Hohenfels zu runden Geburtsta- In der Saison 1966/67 wurde gar ein gen und Orchesterjubiläen feiern lassen. ganzer Tschaikowsky-Zyklus mit sechs Zum 75. Geburtstag im Jahre 1972 verschiedenen Programmen angeboten. erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Da war nun auch hierzulande recht Verdienste um die Republik Österreich. Unbekanntes dabei wie die drei frühen Zugleich wurde sein Orchester 15 Jahre Symphonien, das Klavierkonzert G-Dur alt, Anlass genug für ein Festkonzert und eine rekonstruierte 7. Symphonie. am 1. Weihnachtstag. Der Abend zog

Links: Prof. Lukas David Ein Violinvirtuose, jahrzehntelang gefeierter Solist der Populären Konzerte Mitte oben: Professor Victor festl-Hohenfels am 9. Februar 1978 wurde Victor Festl-Hohenfels vom österreichischen Bundesmi- nisterium für Unterricht und Kunst der Professor-Titel verliehen Mitte unten: Robert Stolz Ehren- urkunde, verliehen an Eva-Maria Hohenfels für ihre Verdienste um die Musik des Komponisten Rechts: Die Präsidentschaftskanzlei, die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich an Victor Festl-Hohenfels

34 die Summe aus den Hohenfelsschen Programmen. Im ersten Teil stand nach der 3. Leonoren-Ouvertüre von Beetho- ven der 1. Satz aus dem b-Moll-Klavier- konzert von Tschaikowsky und die 2. Ungarische Rhapsodie von Liszt. Dann wechselten Verdi-Arien mit Ballett-Dar- bietungen zu Tschaikowsky-Musik. 85. Geburtstag von Hohenfels 1977 Den zweiten Teil überschrieb Hohen- und 1982. Auch da ließ es sich Hohen- fels mit „Erinnerungen an Wien“. Das fels nicht nehmen, zum Taktstock zu begann mit dem „Rosenkavalier“ von greifen. Die Programmhefte waren voll Richard Strauss, setzte sich fort mit mit Grüßen und guten Wünschen von Emmerich Kalman, Franz Lehar und Dirigenten und Solisten. Zum 85. Ge- Paul Abraham, und am Ende dirigier- burtstag gratulierte auch der damalige te Hohenfels selbst eine ganze Reihe Regierende Bürgermeister Richard von eigener Kompositionen. Zwei Seiten Weizsäcker und Kultursenator Wilhelm seiner Begabung, die er bislang vor dem Kewenig. Regierungsdirektor Jan Siev- Berliner Publikum verborgen gehalten erts, den stets eine herzliche Freund- hatte: dass er ausgebildeter Dirigent war schaft mit Hohenfels verband, versuchte und fruchtbarer Komponist, der ganze in einer Rede das Unverwechselbare an Operetten geschaffen hatte, dazu Instru- dessen Persönlichkeit zu ergründen und mentalstücke wie einen Tango sympho- kam zu dem Schluss: nico und einen Symphonischen Fox. „Ich glaube, es ist wesentlich dies: Sein Geburtstagskonzert von 1975 Sie vereinen in sich einen ganzen Strauß begann Hohenfels gleich mit eigenen von Gaben, von denen schon jede für Werken, die er selbstredend wieder selbst sich ein Leben ausfüllen könnte: Sie dirigierte. Die sonstigen Programme sind Musiker, Sie sind Unternehmer, Sie dieser Zeit zeigen, dass Hohenfels keines- haben einen sechsten Sinn dafür, womit wegs festgefahren war. Dem nun schon man Menschen Freude machen kann. zur Regel gewordenen Tschaikowsky-Zy- Und dazu kommt: Sie sind geborener klus gesellte sich ein Beethoven-Zyklus Wiener, und Sie sind gelernter Berliner.“ bei. Auch die „Märchenbilder“ wurden Jan Sieverts überreichte Hohenfels zur Reihe ausgebaut. als Geburtstagspräsent eine Tabaksdose 1975/76 war die Serie B „Das beson- der Königlichen Porzellan-Manufak- dere Konzert“ sehr originell. Sie begann tur mit dem Reliefbild Friedrichs des mit Konzerten für Orgel und Orchester Großen. (Händel, Dupré, 3. Symphonie von Saint- Hohenfels durfte 1987 sogar noch Saens), setzte sich fort mit Konzerten für eine Gala zu seinem 90. Geburtstag er- Pauke und Schlagzeug (darunter das Pau- leben und mit ihm zugleich das 3o-jäh- kenkonzert des Philharmonikers Werner rige Bestehen seines Orchesters feiern. Thärichen) und rundete sich ab mit zwei Der damalige Regierende Bürgermeister Abenden, die ausschließlich Violinkon- Eberhard Diepgen betonte in seinem zerte und Klavierkonzerte brachten. Grußwort: Große, farbige und abwechslungsreiche „Die populären Konzerte und das Programme gab es auch zum 8o. und sinfonie orchester berlin sind Ausdruck einer Leidenschaft, die das Leben von Victor und Eva-Maria Hohenfels geprägt hat. Auch ihnen verdanken wir, dass das schöne Wort von Bernt von Heiseler für viele Menschen Wirklich- keit werden konnte:

35 Von links oben nach unten: Professor Hohenfels Mit seinen Dirigenten Professor Hohenfels mit den Dirigenten Roman Dostal (Sohn des Komponisten Nico Dostal) und Heinz Müller Grassmann, dem beim Publikum sehr beliebten Operetten- dirigenten Eva-Maria Hohenfels und Professor Victor Hohenfels auf ihren Stammplätzen in der Berliner Philharmonie und darunter bei einer Feier Sektempfang nach einem Konzert in der Philharmonie am 20.11.1981. Unter anderem mit den Dirigenten Ernst Märzendorfer (Staatsoper Wien), Borislav Ivanow (Staaatsoper Sofia) sowie Heinz Müller Grassmann /Theater des Westens, Berlin)

„Das ist die Musik: Sie befreit dich, indem sie dich tiefer bindet.“ Schon ein knappes Jahr später, am Thomas-Christian David. Sein Bruder 13. Oktober 1988, war das Ableben von Lukas David war Violinsolist, es musi- Victor Hohenfels zu beklagen. Im Pro- zierten ferner das Horn-Quartett und gramm zur Trauerfeier waren die Worte der Männerchor der Deutschen Oper jenes wunderbaren Sopransolos aus dem Berlin. An der Orgel wirkte Walter „Deutschen Requiem“ von Johannes Trieglaff. Brahms abgedruckt: Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will Euch wiedersehen das erbe von und Euer Herz soll sich freuen victor hohenfels und Eure Freude soll niemand Es war Wunsch und Wille von von Euch nehmen. Victor Hohenfels gewesen, dass seine Gedenkworte sprachen die Gene- Frau Eva-Maria sein Werk fortsetze. ralkonsulin von Österreich, Frau Dr. Für sie war es eine Selbstverständlich- Gabriele Matzner, Staatssekretär Lutz keit. In einer Gala zum Gedenken an von Pufendorf, die Bezirksstadträtin ihren Gatten am 1. Weihnachtstag 1989 Stahmer, für die Orchestermusiker begrüßte sie nun das Publikum: der Schlagzeuger Constantin Avge- „Dass ich das Erbe meines lieben rinos und für die Dirigenten Prof. Mannes so erfolgreich fortführen kann, ist nicht allein mein Verdienst. Ohne Ihr Interesse, Ihre Anteilnahme und den regen Besuch meiner Konzerte wäre das nie möglich gewesen. Und ich kann nur immer wieder dankbar sagen: Ohne

36 Sie hätte ich das nicht geschafft! Wenn die voraussehende Entwicklung nicht trügt, kann ich noch in dieser Saison meinen 2millionsten Besucher begrü- ßen – und das ist doch toll! Ich bitte Sie auch heute, mit Freude an meinen werden in jeder Spielzeit veranstaltet, Mann zu denken, dass er diese Konzer- vor meist ausverkauftem Haus, nach wie te ins Leben gerufen hat und es ihm vor ohne Subventionen. vergönnt war, das Glück, das ihm Ihre Am 15. August 2009, kurz vor Besuche brachten, so lange erleben zu ihrem 87. Geburtstag, folgte Eva-Maria dürfen.“ Hohenfels ihrem Gatten in die Ewigkeit. Drei Dirigenten und zahlreiche Ihr Stammplatz in der Philharmonie Solisten gestalteten diese Gedenk-Gala, Block A, Reihe 2, Sitz 9 bleibt nun leer. an deren Schluss wie so manches Mal Doch die Arbeit des Ehepaars Hohenfels „Ein Walzer aus Wien“ von Hohenfels wird ihrem Wunsch gemäß fortgesetzt. stand. Noch manche Gala wurde in Der langjährige Orchesterdirektor den folgenden Jahren dem Gedenken Bogdan Sikora leitet hinfort die Ge- von Hohenfels gewidmet. Eva-Maria schicke der Konzertdirektion Hohenfels. Hohenfels war es vergönnt, noch über 2o Jahre lang das Vermächtnis ihres Mannes zu erfüllen. Das Orchester AUSBLICK - RÜCKBLICK durfte sein 4o-jähriges, sein 5o-jähriges Wie wird es weitergehen? Vor mir Jubiläum erleben. Zahllose Musiker liegt, in leuchtendem Orange, die haben in der Zeit das Klangbild geprägt Vorschau für die Saison 2010/2011. und sind selbst geprägt worden. Solisten Rechts oben der freundlich lächelnde und Dirigenten aus aller Welt standen Kopf von Victor Hohenfels mit den vor dem Orchester. An die 30 Konzerte

Von links oben nach unten: Galakonzert für Prof. Hohenfels Eva-Maria und Prof. Victor Hohenfels nehmen den Applaus ihres Publikums entgegen Geburtstagsfeier zu hause Otfried Laur, Präsident des Berliner Theaterclubs e.V. gratuliert dem Jubilar Gesellschaftliche Verpflichtungen Eva-Maria und Prof. Victor Hohenfels erscheinen zu einem Empfang Entspannung nach einem konzert Das Ehepaar Hohenfels im Kreise seiner Gäste

37 sie anderweitig nicht so leicht spielen können. Es entsteht da eine sinnreiche Zusammenarbeit der Berliner Orches- ter. Im gleichen Konzert ist noch ein Hornquartett des Deutschen Sympho- nieorchesters unter Führung von Barna- bas Kubina dabei mit dem Konzertstück für 4 Hörner und Orchester von Robert Schumann. Diese Entwicklung der Orchester aufeinander zu ist insofern logisch, als die großen Orchester seit je von der Ar- beit des Hohenfels-Orchesters zehren. Hier haben zahllose junge Musiker die Orchestererfahrung und Repertoire- kenntnis erworben, die sie befähigt hat, in ein Spitzenorchester einzutreten. „das sinfonie orchester berlin“ ist eine Talentschmiede, die Orchestermusiker aufbaut, aber auch die Karriere von Solisten befördert. So ein Fall ist die japanische Pianistin Rikako Murata, die heute an der Universität der Künste Berlin lehrt. Sie kann von sich sagen, dass die Konzertdirektion Hohenfels ihr Laufbahn entscheidend mitbegründet hat, weil sie die Gelegenheit bekam, zahlreiche große Klavierkonzerte zu Der Bolero- schulterlangen Locken, links oben im spielen. Sie war im Abschlusskonzert Star Solo-Pauker des der Saison 2009/10 zu Gast mit den Pa- sinfonie orchester berlin Lorbeerkranz „53 Jahre“. Große Über- Constantin Avgerinos in schrift: „Das sinfonie orchester berlin. ganini-Variationen von Rachmaninow, seiner Paraderolle Populäre Konzerte.“ Darunter sind 7 einer Rarität aus dem Spätwerk. Konzertserien, in denen sich Bewährtes Dort dirigierte, ebenso wie im und Neues glücklich mischen. erwähnten Eröffnungskonzert der Einen neuen Trend bezeichnet neuen Saison, Prof. Renchang Fu aus gleich das Eröffnungskonzert am 25. Shanghai, den Eva-Maria Hohenfels September 2010. Der 1. Konzertmeister zum Chefdirigenten ernannt hat. Er hat der Berliner Philharmoniker, Daniel seine Dirigierausbildung am Kon- Stabrawa, spielt mit seinem Orchester- servatorium Shanghai genossen, hat kollegen Dietmar Schwalke das selten ein Jahr lang beim Philharmonischen aufgeführte Konzert für Violine, Cello Orchester Shanghai dirigiert und dann und Orchester von Johannes Brahms. an der Hochschule der Künste Ber- Solches soll in Zukunft zum Prinzip lin seine Ausbildung bei Carl August werden: dass Berliner Konzertmeister Bünte vervollkommnet, der den älteren und weitere Musiker aus den großen Berlinern als Chefdirigent des Berliner Berliner Orchestern als Solisten mit dem „sinfonie orcheser berlin“ auftreten. Das ist für beide Seiten ein Gewinn. Das Orchester bekommt Glanzlichter aufgesetzt, und die Solisten erhalten die Chance, Werke zu interpretieren, die

38 Aber auch die Holzbläser bekom- men ihr Programm mit einem Flö- ten- und einem Fagott-Konzert von Mozart, einem Oboenkonzert von Cimarosa und einem Konzertstück für Klarinette und Bassetthorn von Men- Symphonie-Orchesters bekannt ist. delssohn. Raritäten zuhauf! Schließlich Heute dirigiert Renchang Fu zahlreiche ein Abend mit Violinkonzerten von Orchester in China und Europa und ist Mozart, Wieniawski und Paganini, seit 2004 Professor für Dirigieren am die von den philharmonischen Gei- Konservatorium Shanghai. gern Cornelia Gartemann, Christoph Eröffnungs- und Schlusskonzerte von der Nahmer und Philipp Bohnen enden gerne mit einem der beliebtes- gespielt werden. Und noch einmal sind ten „Rausschmeißer“, dem Bolero von philharmonische Solisten von der Par- Ravel. Mit ihm verbindet sich der Name tie, diesmal Bläser, in einem Konzert eines „Urgesteins“, der als einziger der Reihe „Komponisten-Porträts“. stellvertretend für eine Unzahl von Zum 220. Todestag Wolfgang Ama- Musikern genannt sei, die das Orchester deus Mozarts erklingen am 29. Januar durchlaufen haben: Constantin Avge- 2011 das Klarinetten-Konzert A-Dur rinos. Er ist der Sohn des legendären mit dem Solo-Klarinettisten Wenzel Solo-Paukers im Berliner Philharmo- Fuchs, das Oboen-Konzert C-Dur mit nischen Orchester unter Furtwängler, Andreas Wittmann und das 2. Horn- Gerassimos Avgerinos. Sein Trom- konzert in Es-Dur mit Stefan de Leval melsolo im Bolero hat Generationen Jezierski. von Zuhörern elektrisiert, er war ein Diese Annäherung der Berliner Or- Zugpferd erster Güte. Seit drei Jahren chester untereinander, die ja doch alle hat ihn der junge Marc Mödig abge- dem gleichen großen Ziel, der Musik, löst, der nach Studien an den Berliner verschworen sind, ist eine grandiose Musikhochschulen in der Komischen neue Perspektive für das Musikleben Oper spielt. Neu aber und besonders originell ist die Serie H mit Instrumen- talkonzerten, deren erstes unter dem Titel „Contrabassimo!“ den Kontrabass mit zwei Konzerten von Hoffmeister und Dittersdorf herausstellt. Hier ist wiederum ein Philharmoniker Solist, der geniale blutjunge venezolanische Kontrabassist Edicson Ruiz. Das zweite Konzert gehört den Blechbläsern mit Hornkonzerten von Telemann und Haydn, einem Posaunenkonzert von Jo- hann Nepomuk Hummel und schließ- Berlins. Und sie schlägt den Bogen Saison-Eröff- lich gar einem Konzert für Basstuba zurück in die Anfänge unseres Orches- nungskonzert 2010/2011 von Ralph Vaughan-Williams. Das ist ters, als es seine Solisten vornehmlich das sinfonie orchester wahrhaft ausgefallen und pfiffig. aus der Berliner Szene rekrutierte. berlin musiziert in der ausverkauften Philhar- Berlin-Bewusstsein und Internatio- monie nalismus verbinden sich heute aufs Glücklichste in der Arbeit eines Klang körpers, der mehr Aufmerksamkeit ver- dient: das sinfonie orchester berlin. //

39 Grussworte aus vergangenen jahren

Dr. Richard von Weizsäcker Bundespräsident a.d.

1992

em Jubilar, dem Animator die von Victor und Eva-Maria Hohen- der Berliner Musikszene, fels begründeten „Populären Konzerte“ dem Impressario, Organi- und feiert das „sinfonie orchester berlin“ Dsator und Dirigenten Victor Silberjubiläum. Grund für uns alle, der Hohenfels gelten heute die guten Wün- Berliner Kulturlandschaft zu wünschen, sche und die Dankbarkeit vieler mu- daß sie noch recht lange durch Victor sikliebender Berliner, denen ich mich Hohenfels’ bunten Melodienreigen be- herzlich anschließe. Gleichzeitig feiern reichert wird. Dr. Richard von Weizsäcker

40 Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister von Berlin 2009 -2013

Grußwort des ehemaligen Angebot und ihre enge Zusammenarbeit Regierenden Bürgermeisters von mit Schulen vielfach auch ein junges Publikum erreicht, dem der Zugang zu Berlin, Klaus Wowereit, für eine den Konzertsälen der Stadt sonst viel- Publikation anlässlich des über leicht verschlossen geblieben wäre. Mit 50-jährigen Bestehens der Konzert- der Etablierung des sinfonie orchester direktion Prof. Victor Hohenfels berlin, das seit seiner Gründung im Jahr 1957 regelmäßig jungen Talenten attrak- erlin ist eine Stadt, die tive Auftrittsmöglichkeiten bietet, leistet berühmt ist für ihr unge- die Konzertdirektion Professor Victor mein vielfältiges und dichtes Hohenfels darüber hinaus seit langem ei- B Musikleben, gerade auch im nen wichtigen Beitrag zur musikalischen Bereich der ernsten Musik. Diese Vielfäl- Nachwuchsförderung. tigkeit nicht nur zu erhalten, sondern auch Fest steht: Die Projekte, Konzertrei- weiter zu fördern, indem Meisterwerke hen und Erfolge der Konzertdirektion der Klassik einem breiten Publikum zu- Professor Victor Hohenfels sind so viel- gänglich gemacht werden – das ist ein Ziel, fältig wie zahlreich. Es ist an dieser Stelle dem sich die Konzertdirektion Professor leider nicht möglich, dies allumfassend zu Victor Hohenfels nun bereits seit mehr als würdigen. Jedoch kann man resümieren: 50 Jahren verschrieben hat. Diese traditionsreiche Berliner Konzertdi- Grund genug, der Konzertdirektion zu rektion ist ein bedeutender Protagonist der über fünf Jahrzehnten beeindruckenden Musiklandschaft unserer Stadt, den wir Engagements im Interesse der Musikme- auch in Zukunft nicht missen möchten. tropole Berlin zu gratulieren: Herzlichen In diesem Sinne und im Gedenken an Glückwunsch! die unvergleichliche Eva-Maria Festl-Ho- Gratulieren kann man der Konzert- henfels, die die Konzertdirekt wie vor direktion vor allem zu den unzähligen ohne öffentliche Unterstützung fortge- von ihr veranstalteten Konzerten, die führt hat, wünsche ich der Konzertdirek- sich dank moderater Preise, einem tion nun weiterhin alles erdenklich Gute ansprechenden Programm sowie hoher sowie vor allem natürlich sehr viel Erfolg. künstlerischer Qualität stets eines regen Klaus Wowereit Zuspruchs erfreuen. Besonders bemer- kenswert ist es dabei, dass die Konzert- direktion durch ihr niedrigschwelliges

41 Eberhard Diepgen Bürgermeister von Berlin a.d. 1992 „Die Musik ist die Sprache der Engel.“ Gerade in der Weihnachtszeit kann man dieses Zitat des englischen Schriftstellers Thomas Carlyle besonders nachempfinden. Grussworte aus ver g an enen Jahren aus Grussworte Doch zu jeder Jahreszeit bereichern die von Professor Victor Hohenfels begründeten „Populären Konzerte“ mit dem „sinfonie orchester berlin“ seit nunmehr 35 Jahren die Musikstadt Berlin auf inspirierende Weise. Die musikliebenden Berliner und Berlinerinnen drücken ihre Dankbarkeit und Begeisterung für diese Konzerte in stets ausverkauften Vorstellungen aus.

Mein besonderer Dank gilt Frau Eva-Maria Hohenfels, die das Lebenswerk ihres Mannes in so vorbildhafter und engagierter Weise fortsetzt.

Den Musikern und den Besuchern des heutigen Konzerts wünsche ich einen wunderschönen, klangvollen Weihnachtsabend in der Philharmonie und ein glückliches und gesundes Neues Jahr.

Eberhard Diepgen

Ulrich Roloff-Momin Senator für kulturelle angelegenheiten a.d.

1992

Als vor nunmehr 35 Jahren durch Vic- lins nicht mehr wegzudenken sind. Die Publikum dankt es dem Veranstalter mit tor Hohenfels „das sinfonie orchester berlin“ jährlich rund 30 veranstalteten Konzerte regem Besuch. Welcher Klangkörper kann gegründet und die schon fast legendär zu werden gänzlich ohne öffentliche Mittel schon von sich behaupten, ständig eine na- nennenden „Populären Konzerte“ ins Leben finanziert – eine Leistung, zu der sicherlich hezu ausverkaufte Philharmonie zu haben? gerufen wurden, dachte wohl kaum jemand die wenigsten Orchester in unserem Land Ich hoffe und wünsche sehr, daß die Kon- daran, daß diesem Initiativgeist einmal so in der Lage sind. Um dies zu erreichen, zerte auch weiterhin das so vielfältige Kul- viel Erfolg zuteil werden würde. Weit über bedarf es natürlich auch der bewährten turleben Berlins bereichern werden und zwei Millionen Besucher konnten seitdem und beliebten Literatur aus Konzert, Oper, daß Frau Eva-Maria Hohenfels bei guter abwechslungsreich gestaltete Programme Operette oder Musical. Man kommt den Gesundheit das Vermächtnis ihres Mannes erleben, die aus der Musiklandschaft Ber- Wünschen der Zuhörer entgegen – und das fortführen kann. Ulrich Roloff-Momin

42 Dr. Volker Hassemer Senator für Kulturelle Angelegenheiten 1987

Professor Victor Hohenfels feiert in Berlin verbunden. Er hat sich damit einen diesem Jahr nicht nur die Vollendung sei- festen Platz im Kulturleben unserer Stadt nes 9. Lebensjahrzehnts, sondern auch ein geschaffen. eindrucksvolles Jubiläum der „Populären Ich hoffe zuversichtlich, daß Professor Konzerte“, denen nun schon seit 30 Jahren Hohenfels die von ihm gegründeten ein so großer Erfolg beschieden ist. Konzertreihen auch in Zukunft bei guter Victor Hohenfels, eigentlich Österrei- Gesundheit und mit dem gewohnten Erfolg cher, ist seit nunmehr 60 Jahren der Stadt weiterführen kann. Dr. Volker Hassemer

Dr. Gabriele Matzner Generalkonsul

1987

Als offizielle Vertreterin Österreichs Jubiläums zu gedenken: des 30jährigen ria Hohenfels gilt unser herzlicher Dank in Berlin ist es mir eine große Ehre und Bestehens des von ihm gegründeten „sin- verbunden mit der Hoffnung, daß sie Freude, meinem Landsmann Professor fonie orchester berlin“ und der „Populären weiterhin mit unverminderter Tatkraft Victor Hohenfels zu seinem Ehrentag die Konzerte“, mit denen Professor Hohenfels Freude schenken und empfangen mögen. allerbesten Glückwünsche zu übermit- die Musikszene so erfolgreich bereichert. Österreich ist stolz auf diesen Bot- teln. Gleichzeitig gilt es, eines besonderen Dem Jubilar und seiner Gattin Eva-Ma- schafter der Musik. Dr. Gabriele Matzner

Dr. Jan Sieverts Regierungsrat im Senat Berlin

1983

Als ich mir, Herr Hohenfels, Ihren Wiener Prägung als Musiker genossen nun 85jährigen ereignisreichen Lebenslauf und begannen in Wien als Kapellmeister durchlas, habe ich versucht, mir darüber beim Militär und am Lustspieltheater. klar zu werden, was es eigentlich ist, das Schon als junger Mann gründeten Sie Sie als Persönlichkeit so unverwechselbar dann ein eigenes Schauorchester – der eigenen Zuschnitts vor uns stehen läßt. Dirigent wurde gleichzeitig Unternehmer! Ich glaube, es ist wesentlich dies: Sie – und bereisten mit ihm alle Kontinente vereinen in sich einen ganzen Strauß von - außer Australien. 1927 – vor 55 Jahren Gaben, von denen schon jede für sich ein – zogen Sie nach Berlin und waren mit Leben ausfüllen könnte: Sie sind Musiker, Ihrem Orchester höchst erfolgreich in der Sie sind Unternehmer, Sie haben einen Skala und im Wintergarten. Die Mach- sechsten Sinn dafür, womit man Men- tergreifung durch die Nationalsozialisten schen Freude machen kann. zwang Sie zur Auflösung Ihres Orchesters, Und dazu kommt: Sie sind geborener in dem viele jüdische Musiker mitwirkten. Wiener, und Sie sind gelernter Berliner. Sie gründeten eine Künstleragentur, das Sie haben eine gründliche Ausbildung Regime duldete aber bald keine privaten

43 an freudigem Musikerleben, aber auch welche wirtschaftliche Dimension spiegelt sich darin wider. Lieber Herr Hohenfels, als Musiker sind Sie, glaube ich, nicht nur in einem Winkel Ihres Herzens, sondern in der Wolle gefärbt ein Wiener geblieben. Ich Agenturen mehr. Da sattelten Sie völlig meine hier nicht – um es mit Schlagwor- um: Sie kauften einen Pressebildverlag, ten zu sagen – das Wien Arnold Schön- wurden Fotografenmeister und Bildbe- bergs, sondern das Wien von Johann richterstatter. Strauß, aber auch das Wien Ludwig van Erst nach dem Kriege zog es Sie Grussworte aus ver g an enen Jahren aus Grussworte Beethovens, Haydns und Mozarts. Für Sie wieder in Ihren ursprünglichen Beruf. Sie bedeutet Musik Klangseligkeit, und damit gingen als Kapellmeister und Leiter der empfinden Sie unzähligen Menschen aus Gesamtproduktion an die Musikabtellung dem Herzen. des neuen Berliner Rundfunks in der Als Unternehmer und Organisator Masurenallee und wurden so einer der sind Sie, glaube ich, mehr ein gelernter Männer der ersten Stunde beim Wieder- Berliner. Mit wirtschaftlichem Wagemut aufbau des Berliner Musiklebens. und nüchternem Realitätssinn haben Nach Jahren erfolgreicher Tätigkeit als Sie ein Werbungs- und Vertriebssystem freischaffender Dirigent, Regisseur und entwickelt, ein wirtschaftlich florieren- Komponist gründeten Sie 1956 die Kon- des Unternehmen aufgebaut, um das Sie zertdirektion Victor Hohenfels und ein gewiß manche beneiden. Sie, liebe Frau Jahr später das sinfonie orchester berlin. Hohenfels, haben an dieser Leistung Ich glaube, dies war in Ihrem erfolgreichen entscheidenden Anteil. Sie und Ihr Mann Berufsleben die folgenreichste Idee. Mit sind nicht nur ein sich ideal ergänzendes Ihrem sechsten Sinn hatten Sie gespürt, Künstlerpaar, sondern, um es einmal neu- daß es im Berliner Musikleben noch eine deutsch zu sagen, auch ein höchst effekti- verborgene aber klaffende Lücke gab: ves Management-Team! Unzählige Menschen – die, wie man Ich möchte Ihnen jetzt im Namen des so schön sagt, schweigende Mehrheit – Senats ein kleines nachträgliches Geburts- suchten in der Musik festliche Freude und tagspräsent überreichen. Es ist – wie Sie Entspannung und das nicht nur – wie so sehen – schon im Format von preußischer oft behauptet wurde – in der Tonkonserve, Bescheidenheit. Eine Tabaksdose der kö- sondern „zum Anfassen“, die Menschen niglichen Porzellanmanufaktur mit einem wollten dabei sein, life. Darauf nun stellten Reliefbild Friedrichs des Großen. Als die Sie die Konzertprogramme ab, die Sie Dose aus dem Rathaus Schöneberg kam, bald noch um Balletteinlagen bereicherten. fand ich, daß der Deckel wie eine Me- Es begann mit vier Konzerten, heute sind daille wirkt. So lassen Sie uns den kleinen es über 30 in der Saison, davon die Mehr- Gebrauchsgegenstand gleichzeitig als eine zahl in der Philharmonie. Jeder kann sich Medaille verstehen, die Ich Ihnen jetzt aus Ihrer weit geöffneten großen Kon- überreiche: Eine Medaille für Verdienste fektschachtel aussuchen, welches Bonbon um die Freude an der Musik in Berlin. gerade ihm am besten schmeckt, und er Dr. Jan Sieverts kann sicher sein, daß er nur Meisterwerke hören wird. Weit mehr als 1,5 Millionen Karten für die populären Konzerte sind in den 25 Jahren verkauft worden. Welches Ausmaß

44 sTimmen des publikums Danksagungen aus den letzten Jahren

Gerd Siegerist und Frau Ute

2009

Es geht – so hoffen wir – weiter besinnlich und heiter ernst und amüsant – so wie‘s ja bekannt nach 30 Jahren Victor – Tolle folgten über 20 ebensolche Jahre unter Eva-Maria Hohenfels und Grossmann das machte Sinn und haute hin und es lief wie geschmiert so wie die Butter auf‘s Brot und nun kam ganz überraschend für die meisten ihr Tod! „Ruhe in Frieden und mit Deiner Musik“, sie brachte für die meisten von uns Stunden des Glücks. Du warst die Seele des Geschäfts, das sich nicht etwa als einfach darstellen läßt: das ganze Orchester, die vielen Dirigenten, die tollen Solisten und dann noch die Kunden/Abonnenten – einfach das ganze Programm, das paßte einfach so prima zusamm‘ und wurde auch nocwh immer besser, bei in den letzten Jahren gleichen Preisen, so brauchte man nicht zu kostspieligen Veranstaltungen zu reisen. Wir alle werden Dich vermissen „Dein Platz“ bleibt nun für immer leer aber nicht in unseren Herzen, denn da rauscht und klingt das musikalische Meer

45 g un en sa an k D H. Ohme 2004

Hochverehrte chen. Heute ist mir die Musik als ihr Frau Eva-Maria Hohenfels! Vermächtnis wieder der wichtigste Fak- tor meines Alters. Ich darf die Musik, Vielleicht gehört zu Ihren Bedürf- die Sie mir bieten, als lebenserhaltenden nissen, auch die „Stimme des Volkes“ Faktor bezeichnen. Wenn ich sie nicht zu dem Werk Ihres Gatten Prof. Victor hätte, wäre es um mich schlecht bestellt. Hohenfels zu hören, dessen ausgezeich- Sie hält im wahrsten Sinne des Wortes netem Werk Sie eine weitere Existenz mein Leben aufrecht. gesichert haben. Dafür sind Ihnen viele Um ein Beispielt zu nennen: Es war Menschen dankbar, so auch ich. eine Freude, beim vierten Klavierkon- Ich bin bis heute fast 89 Jahre alt zert Beethovens, der japanischen Pianis- und schon dreizehn Jahre allein nach tin zuzuhören die, so jung, technisch gut dem Tode meiner Ehefrau, die mir einst spielte und das Gehörte zum beglücken- als jungem Mann die Liebe zur Musik den Erlebnis werden ließ. Oder die Kat- beigebracht hat. Es war nach dem Ende harina Richter, Sopranistin, zu hören des Krieges, der mir meine besten Le- war ein Genuß. bensjahre geraubt hatte. Sechsundvierzig Da ich noch zu leben gedenke, bis Jahre konnte ich mit meiner Ehefrau die Staatsoper Unter den Linden umge- Musik genießen, leider nur rezeptiv, baut ist, um das „neue“ Haus noch erle- nicht selbst ausübend. Ich bin bald nach ben zu dürfen, stehen mir noch in Ihren dem Tod meiner Frau zur Ihrem Ange- Veranstaltungen und in der Staatsoper bot gestoßen, was dann aber lange Zeit beglückende Musikerlebnisse bevor. wegen einer Krebsoperation und ihrer Dafür dankt Ihnen ein alter Hörer Folgen ohne die Möglichkeit geblieben, von ganzem Herzen inniglich Ihre Veranstaltungen weiter zu besu- H. Ohme, Berlin

rosemarie cwojdzinski

46 A. Loebl 2017

47 g un en sa an k D Jürgen u. Monika Kalkbrenner 2015

Sehr geehrter Herr Sikora,

wir möchten Ihnen gratulieren zum Konzert am Sonntag, den 5.4.2015. Es war für uns die Krönung der diesjährigen Saison.

Was die Familie Koncz geboten hat, war in der Auswahl der Stücke und in der Qualität der Darbietung für uns außergewöhnlich. Ganz besonders möchten wir den Dirigenten von Liszts „Les Préludes“, Herrn Christoph Koncz, zu seiner Interpretation gratulie- ren. Wir haben dieses Stück noch nie so intensiv empfunden wie bei ihm. Wir haben uns am Ostermontag die Einspielung von Herbert von Karajan aus dem Jahr 1968 auf einer CD der Deutschen Grammophon W 423 220-2 angehört und stellen fest, dass uns die Orchester- führung von Herrn Koncz wesentlich besser gefällt. Das Stück hat bei Herrn Koncz eine ganz andere Dynamik, mehr unter die Haut gehend.

Nochmals Gratulation an Herrn Christoph Koncz für dieses Erlebnis.

Mit freundlichen Grüßen Jürgen und Monika Kalkbrenner

Familie Prof. Dr. Alexander Kaul 2017 Sehr geehrter Herr Sikora,

meine Frau und ich möchten Ihnen zu wir uns noch ein Bitte: Wenn noch Ihrem Programm 2016-2017 gratulieren 2 Karten für das „Festliche Saison-Ab- und Dank sagen für das anspruchsvolle schlußkonzert verfügbar wären, möch- Programm und die von Ihnen hierfür be- ten wir Sie bitten, uns hierfür Karten zu rufenen Künstler. Wir hatten 10-mal das schicken. Wie bisher werden wir Ihnen Vergnügen, die Konzerte Ihrer Konzert- den Betrag hierfür auf Ihr Konto über- direktion zu erleben. Nun freuen wir uns weisen. auf die Saison 2017/18 und erwarten das Vorab mit herzlichem Dank Programm hierfür damit Spannung. und freundlichen Grüßen Nach unserem Dank an Sie erlauben Familie Prof. Dr. Alexander Kaul

48 PublikuMSStimmen aus dem internet Eventim

BERLIN - Philharmonie Berlin - 28.03.16 ★ ★ ★ ★ ★ Spitzenkonzert von Beate Putz, 30.03.16 Es war ein super Konzert, mit Spitzenmusikern, mit Witz und Charme. Schade, dass das nächste Konzert erst im Oktober stattfindet.

Berlin - Kammermusiksaal - 27.02.16 ★ ★ ★ ★ ★ supertolle Veranstaltung von Marlene, 01.03.16 Ein sehr kurzweiliger Abend mit toller Musik. Klasse Musiker, da machte das Zusehen schon unheimlichen Spass. Klasse, dass mir so mal das Horn näherge- bracht wurde. Radek Baborak würde ich jederzeit wieder buchen.Und natürlich war die Location top.

BERLIN - Philharmonie Berlin - 26.12.15 ★ ★ ★ ★ ★ Berühmte Filmmusik der Welt von Opernfalke, 11.01.16 Auch dieses Jahr verwöhnte uns die Konzertdirektion Hohenfels mit einer gelun- genen Auswahl an beliebten Filmmusiken. Der Höhepunkt dabei war der junge Violinvirtuose Max Dosky in Werken von Paganini, grandios gespielt und noch getoppt - soweit dies noch möglich war - durch seine Interpretation des Fiddler on the roof im genialen Arrangement von John Williams! Hoffentlich präsentiert ihn uns die Konzertdirektion noch viele Male! Dazu die gewohnt routiniert-char- mante Moderation von Dirigent Scott Lawton ... ein Genuss. Ich komme nächstes Mal gewiss wieder.

UN-BE-LIE-VA-BLE!!!! SHAKIRA was th...von Valerie Athimond, 08.11.14 This is the kind of experience that happens only once in a lifetime! I mean serious- ly! And I will explain why: the Hohenfels concerts offer in just one show what the others offer in 3 shows or more. So many classics, from the most famous classic and romantic pieces, so beautifully executed! This is not my first time at the Populäre Konzerte. The public is incredible, really everybody enjoys the experience of these concerts, young or old, and among very normal people you will often find politici- ans and even famous pop faces: on Saturday Shakira was there! With no disguise, no sunglasses or whigs, just being herself and enjoying the show. I think such an experience can happen only in this magic place! I you are visiting Berlin and even if you live there you cant miss the Popular Concerts! This is one of the most Berliner things you can do, so famous and yet far away from mass tourism.

49 b io g rafien

Biografien der autoren

Bernd Ratmeyer wurde in Basel/ nach Russland und Bangladesh. Schweiz geboren und zog mit fünf Jahren Seine publizistische Karriere begann in den Stuttgarter Raum. er als Media-Berater beim Berliner Nach Abitur und Zivildienst in JazzRadio 106.8 und beim Internet Nürtingen/Baden-Württemberg nahm Musikanbieter youwant.com, wo er Jazz- er an der Freien Universität Berlin sein und Klassikredakteur war. Es folgten Studium der Linguistik, Film- und zahlreiche Print- und Radiobeiträge für Literaturwissenschaft auf. Zugleich be- die Stadtmagazine TIP und Zitty sowie gann er als Schlagzeuger in der Berliner radio eins, Lektorate und Kürzungen für Jazzszene tätig zu werden. Im Orches- Hörbuchverlage, er ist Autor und Red- ter der Berliner Universitäten FU und akteur für Kundenmagazine, Imagemaga- TU spielte er Pauken und Schlagwerk zine und Verbandszeitschriften, besorgt und nahm an Konzertreisen teil, unter Übersetzungen aus dem Englischen und anderem nach Moskau, Riga und St. arbeitet als freischaffender Autor und Petersburg. Nach dem Magisterexamen Journalist. Dazwischen tritt er immer nahm er ein Engagement am Deutschen wieder in den Jazzclubs Berlins auf. Theater als Schlagzeuger für Thomas Langs Inszenierung von Brechts „Die Dreigroschenoper“ an. In diesem Zeitraum wirkte er an zahl- reichen Konzerten und Studioaufnahmen verschiedener Berliner Jazzformationen mit und spielte in Musicalproduktionen unter anderem am Theater des Westens und der Komödie am Kurfürstendamm. Dazu nahm er Unterricht bei interna- tional renommierten Schlagzeugern wie Ronnie Stevenson, Jerry Granelli, Holger Nell und Jeff Hamilton in Los Angeles. Konzertreisen führten ihn unter anderem

50 Gottfried Eberle ist in Dinkels- angestellt. Er hat dort nicht nur Musik- bühl/Mittelfranken geboren. Mit sechs Sendungen geschrieben und organisiert, Jahren begann er Klavier zu spielen, mit sondern auch Literatur- und Philoso- zehn Violine. Später kamen Viola, Vio- phie-Sendungen produziert und eine loncello und Horn hinzu. Das vielfältige umfangreiche Sendereihe über histori- musikalische Angebot der Kleinstadt – sche Dirigenten moderiert. Städtisches Orchester, Kirchenchor, Po- Als Pianist hat er dort zahlreiche saunenchor, Tanzkapelle – hat er begierig Aufnahmen gemacht. Seit 1995 ist er aufgenommen und wurde dadurch zum freischaffend tätig als Pianist, Musik- Allround-Musiker. schriftsteller und Musik-Organisator. Nach dem Abitur hat er in Freiburg/ Er ist Vorsitzender der Berliner Szy- Br. ein Studium für das Künstlerische manowski-Gesellschaft und des Vereins Lehramt an Gymnasien aufgenommen „Kontakte“ (zu den Ländern der ehe- mit Hauptfach Klavier (bei Carl-August maligen Sowjetunion). Stellvertretender Schirmer, einem Edwin-Fischer- Vorsitzender ist er bei der Deutschen Schüler). Nach dem Staatsexamen hat er Schostakowitsch-Gesellschaft und bei in Berlin Germanistik und Musikwissen- „musica reanimata“, einem Förderverein schaft studiert und mit einer Arbeit über zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Alexander Skrjabin promoviert. Während Musiker. Vorstandsmitglied ist er bei den dieser Zeit hat er an der Musikschule Freunden der Berliner Philharmoniker Charlottenburg Klavier unterrichtet und organisiert dort die Sonntagsma- und in deren Kammerorchester Geige tineen. gespielt. Nach der Pensionierung von Als Pianist liegt ihm besonders dessen Leiter hat er einige Zeit dieses die Liedbegleitung am Herzen und die Kammerorchester dirigiert und ist seit Gestaltung musikalisch-literarischer Pro- zwei Jahren wieder dessen Leiter. gramme, bei denen er auch als Rezitator Er war seit seiner Studienzeit 16 auftritt. Jüngst war er Pianist und Dar- Jahre Musikkritiker beim „Tagesspie- steller bei einer szenischen Fassung der gel“. 1975 hat ihn der RIAS Berlin als „Winterreise“ von Schubert am Theater Musikredakteur im Bildungsprogramm der Stadt Brandenburg.

51 Impressum

Copyright © 2018 Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels GmbH & Co. KG Kurfürstendamm 225, 10719 Berlin Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Frank Schwerdtfeger Konzertdirektor: Bogdan Sikora Design: Thomas Elsner Studio, München Texte: Dr. Gottfried Eberle, Bernd Ratmeyer Fotos: Peter Adamik, David Beecroft, Miguel Bueno, Franziska Gilli, Frank John Jerke, Jens Jeske, Benjamin Morrison, Peter Rigaud, Stefan Maria Rother, Paul Schirnhofer, Ron Tam & Archiv der Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels Druck: Druck & Medien Schreiber GmbH Printed in

Abbildung Cover: Sinfonie Orchester Berlin unter seinem Chefdirigenten Stanley Dodds in der Berliner Philharmonie Abbildung Rückseite: Sinfonie Orchester Berlin im Kammermusiksaal in der Berliner Philharmonie

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