Ulrich Dorka et al., Windkraft über Wald – kritisch für die Waldschnepfenbalz? NuL 46 (3), 2014, 069-078

Windkraft über Wald – kritisch für die Waldschnepfenbalz? Erkenntnisse aus einer Fallstudie in Baden-Württemberg (Nordschwarzwald)

Von Ulrich Dorka, Florian Straub und Jürgen Trautner

Abstracts In den Jahren 2006 bis 2008 wurde im Nordschwarzwald mit- Wind Power above Forest – Courtship of the Woodcook at Risk? tels Synchronzählung balzfliegender Waldschnepfen (Scolopax Findings from a case study in Baden-Wuerttemberg (Northern rusticola) die Auswirkung eines Windparks auf diese Art un- ) tersucht. Dieses erfolgte durch einen Vorher-Nachher-Ansatz From 2006 to 2008 (pre-post approach and additional refer- und eine zusätzliche Referenz. ence) the impact of a wind farm in the northern Black Forest An den 15 Zählstandorten nahm die Flugbalzaktivität der on the woodcock (Scolopax rusticola) was investigated by Waldschnepfe zwischen 2006 und 2008 um 88 % ab. Die Un- synchronized census. The aerial display activity of woodcocks terschiede in der Anzahl überfliegender Waldschnepfen zwi- decreased by 88 % between 2006 and 2008 at the 15 study schen 2006 (vor Bau der Windenergieanlagen – WEA) und sites. The differences between 2006 (before construction of 2007 bzw. zwischen 2006 und 2008 sind hoch signifikant the wind energy plants) and 2007 (after construction) respec- (Kruskal-Wallis-Test: p ů 0,01), während der Unterschied zwi- tively between 2006 and 2008 are highly sigificant (Kruskal-Wal- schen 2007 und 2008 nicht signifikant ist (p > 0,05). lis test: p ů 0,01), whereas the difference between 2007 and Die Anzahl männlicher Waldschnepfen im Untersuchungs- 2008 ist not significant (p > 0,05). In 2006 the number of male gebiet wird auf Basis der Synchronzählungen 2006 auf ca. 30 woodcocks in the investigation area has been estimated at Individuen geschätzt. Nach Bau der WEA nutzten 2007 und about 30, based on the synchronized census. After the con- 2008 noch ca. 3 – 4 Individuen das Untersuchungsgebiet. Das struction of the plants in 2007 and 2008 only 3 to 4 individu- entspricht einer Abnahme der Abundanz von ca. 10,0 auf ca. als used the investigation area. This represents a decrease in 1,2 Männchen/100 ha; Letzteres ist der nach Literaturrecherche abundance from about 10.0 males / 100 hectares to about 1.2 bislang niedrigste bekannt gewordene Siedlungsdichtewert males / 100 hectares. According to literature research this is dieser Art aus Untersuchungen, die methodisch vergleichbar the lowest population density for this species known so far sind. from methodologically comparable studies. Aspekte des Artenschutzes und der Umwelthaftung werden The study adresses aspects of species protection and envi- angesprochen. Die negativen Auswirkungen des lokalen Wind- ronmental liability. The negative impacts of this local wind kraftprojekts betreffen die Art bereits im Prozentbereich energy project affect the species in a scale of 0.5 to 1.3 % of its (0,5 – 1,3 %) des landesweiten Bestandes in Baden-Württem- statewide population (federal state of Baden-Wuerttemberg). berg. Die Waldschnepfe ist demnach als windkraftsensible Art The results lead to the conclusion that the woodcock has to be einzustufen und entsprechend bei der Planung und Beurteilung classified as species sensitive to wind energy plants, which has von WEA zu berücksichtigen. to be considered in the context of planning and evaluation of future projects.

1 Einleitung grenzungen“. In Baden-Württemberg for- Waldgebieten notwendig ist und „Wald- Die verstärkte Nutzung der Windenergie muliert der Windenergie-Erlass (2012) gebiete […] grundsätzlich für die Wind- im Rahmen des Ersatzes nicht-regenera- u.a.: „Die Energieversorgung mit rege- energienutzung geeignet [sind]“. Sehr tiver Energien wurde auf Bundesebene nerativer Energie und insbesondere der kritisch kommentiert Breuer (2012) unter wie im Land Baden-Württemberg als poli- Ausbau der Windenergienutzung ist […] verschiedenen Aspekten die Windkraft- tisches Ziel formuliert. Laut BMU (2011a) zentrales Ziel der Landesregierung und nutzung über Wald. In seiner Kritik an den wird davon ausgegangen, dass die Wind- steht damit im besonderen öffentlichen 2010 veröffentlichten EU-Leitlinien zur energie an Land unter den regenerativen Interesse.“ Windenergie-Entwicklung und Natura Energien bis auf weiteres den größten Aktuell hat sich insbesondere auch die 2000 macht Illner (2012) zu Recht dar- Beitrag zur Stromerzeugung leisten wird. Diskussion um Windenergieanlagen auf aufmerksam, dass „der Forschungs- Das BMU (2011b) sieht die entscheiden- (WEA) über Wald verstärkt. So wird im stand zu den Auswirkungen von WEA im den Hindernisse für den Ausbau der Wind- Windenergie-Erlass Baden-Württemberg Wald auf Vögel noch schlechter als im energie „nicht in der Vergütung, sondern (2012) eindeutig festgestellt, dass zur Er- Offenland [ist]. Weitgehend unerforscht in planungsrechtlichen Hemmnissen, z.B. reichung der energetischen Ausbauziele sind neben der Kollisionsgefährdung ins- in fehlenden Eignungsflächen und in stark der Landesregierung auch die Ausweisung besondere mögliche akustische Beein- eingeschränkten Höhen- und Abstandsbe- von Flächen zur Windenergienutzung in trächtigungen, die vor allem Waldvogel-

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770 bis 860 m NN und wird vom edaphisch etwas reicheren oberen Buntsandstein geprägt, geringeren Anteil hat der ärmere mittlere Buntsandstein. Durch die B 294 wird das Untersuchungsgebiet von Nord nach Süd zerschnitten, wobei fünf Zähl- standorte westlich, neun östlich der Stra- ße liegen. Die Fläche ist nahezu vollstän- dig bewaldet und die dominierende Wald- gesellschaft ist der Waldsimsen-Tannen- wald (Luzula-Abietetum), kleinflächig ist Hainsimsen-Buchenwald (Luzula-Fage- tum) und auf staunassen Standorten Heidelbeer-Tannen-Kiefernwald (Vacci- nium-Abietetum) ausgebildet. Das Wald- bild wird heute von der Fichte geprägt und Waldbestände mit ursprünglicher Baum- artenzusammensetzung nehmen noch ca. ¼ der Fläche ein, wobei der Altbestand- anteil hoch ist. Durch eingestreute Wald- Abb. 1: Windenergieanlagen im Windpark Nordschwarzwald bei . Foto: Jürgen Trautner lichtungen (ehemalige Bunkerstandorte), sonstige Freistellungen und Sturmwurf- arten treffen dürften, die vornehmlich Inanspruchnahme von Waldflächen für flächen sind Offenflächen im Wald mit akustisch kommunizieren.“ die Windenergienutzung wurde die Aus- rund 9 % (26 ha) vertreten. Die Waldtex- Die vorliegende Arbeit soll dazu bei- wertung vorangetrieben und die Arbeit tur kann als stark divers angesprochen tragen, die Kenntnis- und Beurteilungs- fertig gestellt. werden. defizite zu mindern. Sie basiert auf den Ergebnissen von Erfassungen der Wald- 2 Untersuchungsgebiet und 2.2 Methode schnepfe (Scolopax rusticola) vor und nach Methode Vorbemerkungen zum Paarungs- bzw. dem Bau eines Windparks im baden-würt- 2.1 Untersuchungsgebiet Balzsystem der Waldschnepfe tembergischen Nordschwarzwald, die Die Erfassung von Waldschnepfenbestän- ausschließlich ehrenamtlich durchgeführt In den baden-württembergischen Land- den ist mit großen methodischen Schwie- wurden. Auch die weiteren Recherchen, kreisen und , Gemar- rigkeiten verbunden (Münch & Wester- Auswertungen sowie die Fassung der vor- kung Simmersfeld bzw. Seewald, geneh- mann 2002, Südbeck et al. 2005). Wald- liegenden Publikation erfolgten ehren- migte das zuständige Landratsamt auf schnepfen (Abb. 2, 3) sind tagsüber sehr amtlich. Die Bearbeiter weisen ausdrück- dem Gelände eines ehemaligen Muni- heimlich und nur mit sehr hohem Auf- lich darauf hin, dass die vorliegenden tionsdepots, welches die Bundeswehr wand nachzuweisen (Lanz 2008). Daher Daten, Auswertungen und Interpretatio- 1996 aufgab, im Februar 2006 den Bau ist mit vertretbarem Aufwand nur die nen unabhängig von behördlichen Akti- eines Windparks. Das Waldgebiet war Erfassung der balzfliegenden Männchen vitäten und ebenso unabhängig vom Be- zuvor vom Regionalverband Nord- in der Dämmerung möglich. Waldschnep- treiber oder von der den Windpark ableh- schwarzwald im Regionalplan als Vor- fen haben ein promiskes Paarungssystem. nenden Bürgerinitiative erhoben bzw. ranggebiet für die Windenergienutzung Es besteht keine feste Paarbindung. Der vorgenommen wurden. Das ist auch des- ausgewiesen worden. Von anfangs geplan- Balzflug der Männchen dient dem Zusam- halb hervorzuheben, weil die Errichtung ten 15 WEA wurden letztendlich 14 errich- menführen der Geschlechter. Dabei kön- des betreffenden Windparks nicht unum- tet; vier vom Typ Vestas V80 mit 100 m nen mehrere Weibchen in dem von einem stritten war und das Vorhaben erst nach Nabenhöhe und 80 m Rotordurchmesser Männchen genutzten Gebiet brüten. Die gerichtlichen Entscheidungen umgesetzt sowie zehn Anlagen vom Typ Vestas V90 Männchen behaupten wiederum kein werden konnte [VG , Beschluss mit 125 m Nabenhöhe und 90 m Rotor- eigent liches Territorium mit festen Gren- v. 15.01.2007 (Az. 8 K 1935/06), VGH durchmesser. Die Nennleistung der Anla- zen. Vielmehr können sich in gut besetz- Mannheim, Beschluss v. 27.03.2007 (Az. gen beträgt jeweils 2 MW. Die offizielle ten Brutgebieten die Aktionsräume stark 5 S 293/07)]. Gleichwohl wurden sowohl Übergabe aller WEA fand im Oktober überlappen (Andris & Westermann 2002, Vertreter der Bürgerinitiative als auch die 2007 statt. Glutz von Blotzheim 2001, Hoodless für die Genehmigung zuständigen Behör- Das Untersuchungsgebiet liegt auf der & Hirons 2007, Nemetschek 1977). Die den im Verlauf der Manuskripterstellung Ostabdachung des Nordschwarzwaldes von einem Männchen während der Balz- kontaktiert, insbesondere im Hinblick auf (Schwarzwald Randplatte, Naturraum phase genutzte Waldfläche umfasst nach verfügbare Unterlagen. 4. Ordnung) eingebettet in das großflä- verschiedenen Telemetriestudien zwi- Dass die bereits 2005 bis 2008 erhobe- chige, mehr oder minder geschlossene schen 43 und 175 ha (Brüngger & Estop- nen Daten erst jetzt zur Auswertung ge- Waldgebiet Hagwald. Ein um die 15 Zähl- pey 2008, Hirons 1980, Hirons 1983, langt sind, ist primär auf das nur begrenzt standorte (s.u.) gelegter 350-m-Puffer Hoodless & Hirons 2007). Die Balzflüge für ehrenamtliche Tätigkeiten verfügbare definiert das engere Untersuchungsgebiet. erfolgen strukturgebunden und die Wald- Zeitbudget der Bearbeiter zurückzufüh- Es umfasst ca. 301 ha und ist Teil der textur ist von besonderer Bedeutung. ren. Erst aufgrund des zwischenzeitlich Waldbereiche Buchschollen und Wulzen- Wichtig ist ein hoher Anteil an Waldin- erheblich gestiegenen Interesses an einer teich. Das plateauartige Gebiet liegt auf nenrändern. Für die Flugbalz sind offene

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erfolgte in der Abenddämmerung wäh- rend der Hauptbalzflugzeit über zwei Stunden hinweg. Die Bearbeiter notierten alle einen Zählstandort überfliegenden Waldschnepfen mit Uhrzeit, Flugrichtung und Verhaltensmerkmalen (Münch & Westermann 2002). Nach und teils wäh- rend der Errichtungsphase der WEA wur- den diese Zählungen über zwei Jahre (2007, 2008) unter den gleichen, standar- disierten Bedingungen wiederholt. Alle Zählungen fanden an Tagen mit klarer, windstiller Witterung statt. In den drei Betrachtungsjahren 2006 bis 2008 wurde zudem jeweils an zehn zufällig ausgewählten Referenzstandorten im Nordschwarzwald, die weitab von WEA lagen, an einem Termin zwischen Mai und Juni die Balzaktivität der Waldschnepfe erfasst. Im Gegensatz zum Windpark bei Abb. 2: Fliegende Waldschnepfe. Foto: Thomas Plack Simmersfeld konnte hierbei allerdings nicht synchron gezählt werden, sondern diese Zählungen erfolgten an unterschied- lichen Tagen. Außerdem wechselten die Zählstandorte zwischen den Jahren. Die Zählungen wurden durch 22 Mit- glieder der Ornithologischen Arbeitge- meinschaften (OAG) Freudenstadt-Horb bzw. Tübingen durchgeführt, in alphabe- tischer Reihenfolge: H. Baur, E. Buob, O. Dorka, U. Dorka, V. Dorka, J. Eppler, W. Finkbeiner, M. Förschler, A. Gallmayer, A. von Gorth, W. Hessner, J. Hönle, H. Janus, J. Kläger, Rafael Kratzer, Rudolf Kratzer, A. Lämmert, M. Nisch, K.-E. Schroth, L. Sikora, F. Straub, B. Treffler. Die Feldarbeiten wurden durch U. Dorka koordiniert.

Auswertung und Diskussion/Bewer- tung Abb. 3: Brütende Waldschnepfe. Foto: Artur Gallmayer Die Auswertung erfolgte in Anlehnung an Münch & Westermann (2002; s. dort). Strukturen in der Waldmatrix essenziell, des Balzflugs beträgt 32 ± 2 km/h (Nemet- Ferner wurde für jeden Standort die An- wie Windwurfflächen, Waldlichtungen, schek 1977). zahl an Überflügen aufsummiert. Dies Schlagflächen, Verjüngungsflächen, offe- dient einerseits als einfaches Maß für die ne Moore, Wildwiesen, Bäche, Waldwege Angewandte Feldmethoden Balzaktivität an den einzelnen Zählpunk- und Schneisen (Lanz 2008). Balzflüge Als Methode zur Erfassung wurde die Syn- ten, andererseits als Index für die Abun- sind im Schwarzwald zwischen Anfang chronzählung balzfliegender Waldschnep- danz, da die Anzahl an Überflügen mit der März und Ende Juli zu beobachten. Die fen mit einem Vorher-Nachher-Ansatz und Anzahl anwesender Männchen signifikant Balzaktivität nimmt dabei mit fortschrei- zusätzlicher Referenz angewandt (Fer- zunimmt (Ferrand 1987, 1993). Unter- tender Jahreszeit zu und kulminiert Mitte rand & Gossmann 2003, Münch & Wes- schiede in der Balzaktivität zwischen den Juni (Dorka in Hölzinger & Boschert termann 2002, Südbeck et al. 2005). Jahren und der Referenz wurden mit dem 2001). Die Hauptbalzflugzeit in der Zunächst erfolgte im Jahr 2005 mittels nicht-parametrischen Mann-Whitney-Test Abenddämmerung dauert im Juni knapp einer Stichprobe die Überprüfung acht auf Signifikanz getestet (Sachs 2004). zwei Stunden (Dorka in Hölzinger & zufällig gewählter Freiflächen daraufhin, Die Auswertung und Diskussion/Be- Boschert 2001). Zu Beginn der abend- ob die Waldschnepfe im Untersuchungs- wertung der Ergebnisse wurde von F. lichen Balzphase fliegen die Männchen in gebiet vorkommt. Die Grundaufnahme Straub und J. Trautner durchgeführt. größerer Höhe, mit abnehmender Licht- fand dann im Jahr 2006 statt. Hierbei intensität wird die Flughöhe aber bis wurde an allen 15 geplanten WEA-Stand- 3 Ergebnisse knapp über die Wipfelhöhe der Baumbe- orten („Zählstandorten“) an einem Ter- Die Ergebnisse aus den Jahren 2006 bis stände reduziert (Nemetschek 1977). Die min Ende Juni, in der Phase hoher Balz- 2008 sind zusammenfassend in den Tab. 1 durchschnittliche Fluggeschwindigkeit aktivität, simultan gezählt. Die Erfassung bis 3 sowie in den Abb. 4 und 5 dargestellt.

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Tab. 1: Anzahl überfliegender balzender Waldschnepfen nach Jahr und Zählstandort (2006: vor Errichtung der WEA, 2007: Errichtungsjahr der WEA). Am Standort 14 war eine WEA geplant, diese wurde aber letztendlich nicht gebaut. Zählstandorte Überflüge balzender Waldschnepfen (n) Trend 2006 – 2008 (WEA-Nr.) (%) 2006 2007 2008 1 13 1 0 – 100 2 18 3 1 – 94 3 5 0 0 – 100 4 0 0 0 +/– 5 13 0 1 – 92 6 8 4 0 – 100 Abb. 4: Mittlere Anzahl (Balken) und Standard- abweichung (Fahne) überfliegender Wald- 7 0 0 0 +/– schnepfen an den WEA-Standorten bzw. der 8 10 0 0 – 100 Referenz (2006: vor Errichtung der WEA, 2007: 9 12 2 2 – 83 Errichtungsjahr der WEA). 10 9 0 0 – 100 11 13 1 0 – 100 genommen für alle Standorte wurden 130 12 3 0 1 – 67 Überflüge dokumentiert. Daraus errech- net sich ein Mittel von 8,7 ± 6,1 Balzflüge 13 8 1 2 – 75 je Standort. 14 0 0 0 +/– 15 18 1 8 – 56 Erstes Jahr nach Errichtung von WEA Summe 130 13 15 – 88 (2007) Die Anzahl an Überflügen je Standort im ersten Jahr nach Errichtung von WEA Voruntersuchung (2005) Überflüge in einer Dämmerungsphase (zum Zeitpunkt der Untersuchung 2007 An allen acht zufällig verteilten Freiflä- zwischen 0 und 18. An drei Standorten sind noch nicht alle 14 Anlagen errichtet chen innerhalb des Gebiets, die 2005 un- (20 %) konnte keine Waldschnepfe nach- bzw. in Betrieb, jedoch der Großteil) liegt tersucht wurden, konnten Balzflüge do- gewiesen werden. Zwischen ein und fünf zwischen 0 und 4. An acht Stellen (53 %) kumentiert werden. Im Mittel wurden Überflüge wurde an zwei Orten (13 %) konnten überhaupt keine Waldschnepfen 11,1 ± 7,8 Überflüge je Standort gezählt. registriert. An je vier Stellen (27 %) wur- mehr beobachtet werden. Zwischen ein den 6 – 10 bzw. 11 – 15 Überflüge beob- und fünf Überflüge wurde an sieben Vor Errichtung der WEA (2006) achtet. Ein Maximum von 18 Überflügen Standorten (47 %) registriert, wobei bei An den verschiedenen geplanten WEA- (Klasse 16 – 20) konnte an zwei Stand- einem Großteil nur noch eine einzige Be- Standorten schwankte die Anzahl der orten (13 %) belegt werden. Zusammen obachtung gelang. Zusammen genommen

Abb. 5: Räumliche Verteilung der registrierten Balzflüge an den Zählstandorten in den Jahren 2006 – 2008.

72 Ulrich Dorka et al., Windkraft über Wald – kritisch für die Waldschnepfenbalz? NuL 46 (3), 2014, 069-078 für alle Standorte wurden 13 Überflüge Tab. 2: Verteilung der Anzahlklassen überfliegender balzender Waldschnepfen nach Jahr (2006: vor dokumentiert, im Mittel 0,9 ± 1,2 Balzflü- Errichtung der WEA, 2007: Errichtungsjahr der WEA). ge je Standort. Anzahl Überflüge Anzahl Zählpunkte Trend 2006 – 2008 (Klasse) (%) 2006 2007 2008 Zweites Jahr nach Errichtung von WEA 0 3 (20 %) 8 (53 %) 9 (60 %) + 200 (2008) 1 – 5 2 (13 %) 7 (47 %) 5 (33 %) + 150 Im zweiten Jahr nach Errichtung der WEA lag die Anzahl an Überflügen je nach 6 – 10 4 (27 %) 0 1 (7 %) – 75 Standort zwischen 0 und 8. An neun 11 – 15 4 (27 %) 0 0 – 100 Standorten (60 %) gelang kein Nachweis 16 – 20 2 (13 %) 0 0 – 100 mehr. An fünf Stellen (33 %) konnten noch zwischen ein und fünf Überflüge no- Tab. 3: Mann-Whitney-Test auf Unterschiede in der Anzahl überfliegender Waldschnepfen zwischen tiert werden. An einer Stelle (7 %) wurden den Jahren und zwischen Referenz und Windpark. Dargestellt ist das Signifikanzniveau (p) mit acht Überflüge (Klasse 6 – 10) beobachtet. n.s. = nicht signifikant (p > 0,05) und h.s. = hoch signifikant (p ≤ 0,01). Zusammen genommen für alle Standorte Windpark Windpark Windpark Referenz Referenz Referenz 2006 2007 2008 2006 2007 2008 wurden 15 Überflüge dokumentiert, im Mittel 1,0 ± 2,1 Balzflüge je Standort. Windpark 2006 – U = 23 U = 23 U = 137 U = 47 U = 41 p ů 0,01 p ů 0,01 p > 0,05 p > 0,05 p > 0,05 h.s. h.s. n.s. n.s. n.s. Trendanalyse 2006 bis 2008 An den Zählstandorten nahm die Flug- Windpark 2007 – U = 92 U = 41 U = 3 U = 0,5 p > 0,05 p 0,01 p 0,01 p 0,01 balzaktivität der Waldschnepfe zwei Jah- ů ů ů n.s. h.s. h.s. h.s. re nach Errichtung der Windenergie - Windpark 2008 – U = 42 U = 8 U = 3 anlagen um 56 bis 100 % ab. Über alle p ů 0,01 p ů 0,01 p ů 0,01 Standorte im Untersuchungsgebiet und h.s. h.s. h.s. zwischenzeitlich realisierten Windpark Referenz 2006 – U = 105 U = 58 hinweg hat die Flugbalzaktivität der Wald- p > 0,05 p > 0,05 schnepfe zwischen 2006 und 2008 um n.s n.s 88 % abgenommen. Die Unterschiede in Referenz 2007 – U = 24 der Anzahl überfliegender Waldschnep- p > 0,05 fen zwischen den Jahren 2006 und 2007 n.s bzw. 2006 und 2008 sind hoch signifikant (Kruskal-Wallis-Test: p ů 0,01), während der Unterschied zwischen 2007 und 2008 Waldkomplex von 171 ha in Mittelengland und der Anzahl anwesender Männchen nicht signifikant ist (Kruskal-Wallis-Test: kann auf Basis von Telemetrieuntersu- (Ferrand 1987) erlaubt einen relativen p > 0,05). chungen eine Mindestabundanz von 7,1 Vergleich unterschiedlicher Untersuchun- Männchen/100 ha abgeschätzt werden (s. gen anhand der durchschnittlichen Anzahl Entwicklung der Abundanz 2006 bis Hirons 1980). Beide Untersuchungen an Überflügen. Das Maximum an einem 2008 wurden in – im jeweiligen naturräumli- Zählpunkt bislang festgestellter Überflüge Die Anzahl männlicher Waldschnepfen im chen Kontext – optimalen Waldschnepfen- beträgt 64 (Blokhin & Fokin 2006). Nach Untersuchungsgebiet wird auf Basis der habitaten durchgeführt. Der in der vorlie- Literaturangaben werden im Mittel Synchronzählungen 2006 auf ca. 30 Indi- genden Untersuchung für das Jahr 2006, 1,5 – 41,5 Überflüge/Abenddämmerung viduen geschätzt. Nach Bau der WEA also vor Errichtung der WEA, ermittelte und Zählpunkt (Median = 6,9) registriert nutzten 2007 und 2008 noch ca. 3 – 4 In- Wert von ca. 10,0 Männchen/100 ha reiht (Tab. 4). In Frankreich gelten Zählpunkte dividuen das Untersuchungsgebiet. Dies sich damit sehr gut in die für optimale mit Ű 5 Beobachtungen/Abenddämme- entspricht einer Abnahme der Abundanz Waldschnepfenhabitate bekannt gewor- rung als Standorte mit einer hohen Abun- von ca. 10,0 Männchen/100 ha auf ca. 1,2 denen Siedlungsdichteangaben ein und danz, während solche mit 1 – 4 Beobach- Männchen/100 ha. wird auch durch die Werte der Vorunter- tungen als Standorte mit geringer Abun- suchung 2005 bekräftigt. Damit ist auch danz eingeschätzt werden (Ferrand et al. 4 Diskussion auszuschließen, dass die 2006 registrier- 2008). 4.1 Bestandsgröße und Flugbalz- ten Werte vor Errichtung der WEA womög- Das langjährige Mittel von Balzflügen aktivität der Waldschnepfe lich stark auf die bereits zu Jahresanfang je Zählpunkt im Nordschwarzwald zwi- 2006 vorgenommenen Freistellungen von schen April und Juli liegt bei 6,2 (Dorka Aufgrund des hohen methodischen Auf- Waldbeständen im späteren WEA-Stand- in Hölzinger & Boschert 2001). Mit im wands zur Ermittlung belastbarer Sied- ortbereich zurückzuführen sein könnten Mittel 8,7 ± 6,1 Überflügen ist die Abun- lungsdichtewerte der Waldschnepfe fin- und somit einen für den Raum unüblichen danz der Waldschnepfe im Gebiet bei den sich in der Literatur kaum Angaben. Wert repräsentieren. Nach Errichtung der Simmersfeld vor Errichtung der WEA als Als Vergleichswert liegt aus dem mittel- WEA fällt die Siedlungsdichte jedoch auf überdurchschnittlich einzuordnen. Nach europäischen Raum bisher lediglich eine ca. 1,2 Männchen/100 ha stark ab – der Errichtung der WEA konnten mit nur noch Untersuchung aus der nördlichen Ober- bislang niedrigste bekannt gewordene 0,9 – 1,0 Überflügen/Zählpunkt die bis- rheinebene vor, bei der im Waldkomplex Siedlungsdichtewert für diese Art aus me- lang niedrigsten bekannt gewordenen Wellenbösche/Schildbretthurst auf 168 ha thodisch vergleichbaren Studien. Werte für die Waldschnepfe dokumentiert 4,8 Männchen/100 ha ermittelt wurden Die enge Korrelation zwischen der An- werden (s. Tab. 4). Das entspricht einer (Münch & Westermann 2002). In einem zahl von Überflügen an einem Zählpunkt Abnahme von ca. 90 %.

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Tab. 4: Angaben aus der Literatur über mittlere Anzahl, Standardabweichung und Maximum an Balzüberflügen je Zählpunkt (ZP). Die Werte in Klammer beziehen sich ausschließlich auf ZP mit mindestens einem Nachweis. Bei leeren Zellen waren die Werte nicht recherchierbar. Zählpunkte Überflüge Standard- (ZP mit ≥ 1 Mittel abweichung Land Untersuchungsgebiet Jahr Max. Autor Registrierung (ZP mit ≥ 1 (ZP mit ≥ 1 in %) Registrierung) Registrierung) Deutschland Baden-Württemberg/Simmersfeld 2005 8 (100) 11,1 (11,1) 7,8 24 vorliegende Untersuchung Baden-Württemberg/Simmersfeld 2006 15 (80) 8,7 (10,8) 6,1 (4,6) 18 Baden-Württemberg/Simmersfeld 2007 15 (47) 0,9 (1,9) 1,2 (1,2) 4 Baden-Württemberg/Simmersfeld 2008 15 (40) 1,0 (2,5) 2,1 (2,7) 8 Baden-Württemberg/Referenz 2006 10 (100) 6,1 (6,1) 5,3 (5,3) 20 Nordschwarzwald Baden-Württemberg/Referenz 2007 10 (100) 6,8 (6,8) 2,5 (2,5) 10 Nordschwarzwald Baden-Württemberg/Referenz 2008 10 (100) 8,3 (8,3) 2,7 (2,7) 12 Nordschwarzwald Baden-Württemberg/Nord- 1973 – 1981 244 6,2 43 Dorka et al. in Hölzinger schwarzwald & Boschert (2001) Baden-Württemberg/Rheintal 2001 27 (96) 7,6 5,9 25 Münch & Westermann (2002) Baden-Württemberg/Südbadische 1978 – 2001 83 (41) 1,6 (3,9) 2,9 (3,4) 18 Andris & Westermann Oberrheinebene (2002) Baden-Württemberg/Westlicher 1986 – 2003 70 (44) 1,5 (3,4) 3 (3,7) 20 Westermann et al. (2003) Schwarzwaldrand Schweiz Nordöstliche Voralpen 2007 73 (56) 4,3 Lanz (2008) (Kanton Schwyz und St. Gallen) Schwyz 2007 4,0 St. Gallen 2007 4,5 Westschweiz 1989 – 2000 533 (25) (5,1) (0,8) Estoppey (2001) Großbritannien Großbritannien 2003 390 (43) (9,5) (0,4) 41 Hoodless et al. (2006) Großbritannien 2002 46 8,6 0,9 34 Eastern England 2003 61 (69) (11,6) (1,3) Northern England 2003 62 (56) (11,1) (1,5) East Anglia 2003 83 (54) (9,9) (1,2) Central South 2003 125 (50) (10,0) (0,9) North Midlands 2003 136 (49) (12,0) (1,3) Southern Scotland 2003 46 (43) (11,0) (2,5) Nothern Scotland 2003 32 (37) (6,0) (1,4) Southeast England 2003 156 (34) (6,9) (1,0) South Midlands 2003 73 (33) (6,2) (1,3) South-west England 2003 76 (31) (7,4) (1,4) Wales 2003 50 (18) (2,3) (1,3) Portugal Azoren/Pico Island 2001 – 2002 2 (100) 41,5 4,9 45 Machado et al. (2006) Russland Westliches Russland und Ural 1999 – 2003 9000 7,3 – 9,8 64 Blokhin & Fokin (2006) (Jahr n = 5) Westliches Russland und Ural 1999 – 2003 9000 2,4 – 16,4 (Provinzen n = 50)

4.2 Ursachen des Rückgangs von struktur zu berücksichtigen. Publizierte ständen des § 44 Abs. 1 Nr. 1–3 Bundesna- Flugbalzaktivität und Abundanz Untersuchungen zum Einfluss von WEA turschutzgesetz (BNatSchG). auf Waldschnepfen und deren Populatio- f direkter Habitatverlust: Hier stellt sich WEA können auf bestimmte Vogelarten nen fehlen bislang völlig. Nachfolgend v.a. die Frage nach der Zerstörung von durch Störungen und durch Erhöhung der wird auf die drei Aspekte Habitatverlust, Fortpflanzungs- und Ruhestätten. Im Rah- Mortalität negativ wirken (Hötker et al. Tötung und Störung eingegangen, die bei men der Baufeldfreimachung wurden im 2005, vgl. auch Illner 2012). Ferner ist der Frage der Ursachen von Abundanz- unmittelbaren Umfeld der einzelnen WEA – jedenfalls für einen Teil der Arten – der und Balzaktivitätsabnahmen diskutiert jeweils ca. 2 000 m2 Wald gerodet. Etwa direkte Habitatverlust durch den Bau der werden müssen. Sie korrespondieren mit die Hälfte dieser Fläche wurde zudem mit Anlagen und die ggf. erforderliche Infra- den artenschutzrechtlichen Verbotstatbe- Schotter befestigt. Zum Teil wurden auch

74 Ulrich Dorka et al., Windkraft über Wald – kritisch für die Waldschnepfenbalz? NuL 46 (3), 2014, 069-078 die Zuwegungen zu den Anlagen verbrei- et al. 2008). Vor allem das zwei- bis vier- muss die Störwirkung auch auf die Bau- tert bzw. ausgebaut. Die versiegelten bzw. mal gereihte „Quorren“ wird durch Roto- werke und nicht allein auf den Betrieb wassergebunden befestigten Flächen fal- rengeräusche leicht überdeckt, da es in zurückgeführt werden. len zwar als Nahrungsfläche für die Wald- einem Frequenzbereich von unter 2 kHz schnepfe mit hoher Wahrscheinlichkeit geäußert wird. Das „Pitzen“ hingegen 4.3 Räumliche Ausdehnung von vollständig aus. Durch die Freistellungen steigt sehr steil auf über 10 kHz an und „Meidezonen“ wurde aber insgesamt die Waldinnen- fällt ebenso schnell wieder ab (Bergmann Wie weit die Störwirkung räumlich wirkt, randlänge erhöht und die Waldtextur et al. 2008). Eine Maskierung dieses Rufes wurde nicht untersucht, da – mit Aus- durch neue Freiflächen im Wald diversi- durch Fremdgeräusche erscheint daher nahme entfernter gelegener Referenzflä- fiziert. Auf diese zwei Habitatfaktoren eher unwahrscheinlich. Im Singflug spielt chen – ausschließlich an den WEA-Stand- reagiert die Waldschnepfe positiv (Hirons aber zudem ein leiser wetzender Flügel- orten gezählt wurde. Einen Hinweis geben & Johnson 1987, Hoodless & Hirons schlag eine Rolle im Balzgeschehen. Auch aber die Zählergebnisse an Standort 15. 2007, Lanz 2008). Daher wäre ohne sons- dieser kann durch mechanische Geräusche Dieser liegt am Rande der größten, ca. tige negative Einflussfaktoren eher damit leicht überdeckt werden. Es ist also davon 10 ha umfassenden Sturmwurffläche. Im zu rechnen gewesen, dass Abundanz und auszugehen, dass entscheidende Elemen- Jahr 2006 wurde hier das Überflugmaxi- Balzaktivität gleich bleiben oder leicht te der akustischen Kommunikation der mum mit 18 Überflügen registriert. Im zunehmen. Der relativ geringe Verlust an Waldschnepfe im Einflussbereich von Jahr darauf konnte nur noch ein Balzflug, Nahrungsflächen (ca. 0,4 % der Untersu- WEA nachhaltig gestört werden. in 2008 aber wieder acht Überflüge beob- chungsgebietsfläche) kann jedenfalls den Neben der akustischen Störwirkung achtet werden. Während im Jahr 2006 drastischen Rückgang der Waldschnepfe kann sich zudem eine anlagen- oder be- noch die gesamte Sturmwurffläche zur nicht erklären. triebsbedingte Barriere- und Scheuchwir- Balz genutzt wurde, konzentrierten sich f Tötung: Es liegen keine Hinweise aus kung für die Waldschnepfe ergeben. Der die Beobachtungen in den Jahren 2007/ dem Untersuchungsgebiet vor, dass es hier Balzflug der Männchen richtet sich ent- 2008 auf einen von der WEA > 300 m ent- zu Schlagopfern durch WEA bei der Wald- lang von Waldinnenrändern (z.B. Wege, fernt liegenden Bereich. Hier ist zu be- schnepfe gekommen wäre. Allerdings Sturmwurfflächen, Wildwiesen) aus. Die- rücksichtigen, dass die anfangs erreichten fehlt auch eine entsprechend intensive se strukturgebundenen Balzflüge finden Werte in den Folgejahren aber nicht mehr Kontrolle. In Europa wurden durch Zu- zu Beginn der Aktivitätsphase auch in erreicht wurden und auch an diesem fallsfunde bislang sechs Nachweise von größerer Höhe statt, im Einflussbereich Standort die Abnahme der Balzflüge mit verunglückten Waldschnepfen an WEA der im Gebiet installierten WEA-Rotoren 56 % sehr deutlich ausgeprägt war. Die gemeldet, davon drei aus Deutschland (60 – 100 m). Gegen Aktivitätsende ver- Beobachtungen werden aus fachlicher (LUGV 2013). Bei der relativ geringen ringert sich allerdings die Flughöhe bis Sicht so gesehen, dass jedenfalls vorläufig Fundzahl bleibt zu berücksichtigen, dass knapp über dem Wipfelbereich der über- ein Meidebereich im Radius von 300 m um ein Großteil der bislang bestehenden WEA flogenen Bestände (Nemetschek 1977). WEA angenommen werden sollte. außerhalb von Waldgebieten installiert Während der Balzflüge sind sowohl Ver- ist, so dass dort jedenfalls Kollisionen im folgungsflüge von Männchen als auch 5 Aspekte des Artenschutzes und Bruthabitat kaum zu erwarten waren. Die Synchronflüge von Paaren zu beobachten. der Umwelthaftung Frage, ob Tötung beim vorhabensbeding- Überfliegende Männchen werden zudem 5.1 Relevanz der Waldschnepfe und ten Rückgang der Waldschnepfe im Fall von am Boden sitzenden Weibchen zur ihres Schutzes des Gebietes bei Simmersfeld eine wesent- Paarung aufgefordert. Einer Störung der lichen Betrag geleistet hat bzw. leistet, Flugbalz wäre daher ein essenzieller Ein- Bei der Waldschnepfe handelt es sich um kann nicht verlässlich beantwortet wer- fluss auf die Paarfindung und damit die eine einheimische europäische Vogelart, den. Nach Einschätzung der Bearbeiter ist Reproduktion von Waldschnepfenpopu- bei der die artenschutzrechtlichen Rege- jedoch die Störung (s. unten) als vorran- lationen beizumessen. lungen des § 44f. BNatSchG (2009) grei- giger plausibler Wirkzusammenhang ein- Die im Gebiet bei Simmersfeld instal- fen. Soweit Vorhaben diese Verbote ver- zustufen. lierten WEA sind an der Infrastruktur letzen können, ist eine entsprechende f Störung: Aufgrund des promisken Paa- ausgerichtet und liegen immer dicht an Prüfung und Bewältigung erforderlich. In rungssystems, d.h des Fehlens einer festen Wegen. Diese sind wichtige Leitlinien für Baden-Württemberg gilt die Art zwar nach Paarbindung, dient der Balzflug der die Balzflüge und die Vorher-Untersu- derzeitigem Stand der Roten Liste nicht Männchen dem Zusammenführen der Ge- chung im Jahr 2006 zeigte auch eine star- als gefährdet (Hölzinger et al. 2007) und schlechter (Andris & Westermann 2002, ke Nutzung dieser Strukturen. Nach Bau wird auf Bundesebene lediglich auf der Glutz von Blotzheim 2001, Hoodless der WEA brach die Anzahl an Überflügen Vorwarnliste geführt (Südbeck et al. & Hirons 2007, Nemetschek 1977). Die um ca. 90 % ein. Die hoch über den Wip- 2009). Allerdings liegen weder aus Baden- Männchen werben dabei mit Hilfe opti- felschluss der Bestände aufragenden WEA Württemberg noch aus Deutschland aus- scher und akustischer Signale. Eine Stö- (Nabenhöhe 100 – 125 m, Rotorendurch- reichend verwertbare Daten zur Be- rung des komplexen Balzsystems der messer 80 – 90 m) üben mit hoher Wahr- standsentwicklung vor, da diese nur durch Waldschnepfe kann insbesondere durch scheinlichkeit strukturell eine starke Bar- speziell ausgerichtete Monitoringsysteme eine Barriere- bzw. Scheuchwirkung der riere- bzw. Abweisungswirkung aus. Die- zu gewinnen sind (Blokhin & Fokin 2006, Anlagen sowie eine Störung/Maskierung se Wirkung ist bereits unabhängig vom Ferrand et al. 2008) und solche in akustischer Signale durch die Schallemis- Bewegungszustand der Rotoren zu ver- Deutschland nicht eingerichtet wurden. sionen der Rotoren erwartet werden. merken. Auch unter absolut windstillen In Ländern mit entsprechend spezifi- Der während des Balzflugs geäußerte Bedingungen oder bei Abschaltung der schen, systematischen Monitoringpro- Gesang besteht aus zwei Motiven, dem Anlagen wird der Windpark durch die grammen konnten z.T. drastische Be- „Quorren“ und dem „Pitzen“ (Bergmann Waldschnepfe kaum noch genutzt. Damit standsrückgänge dokumentiert werden.

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Für Großbritannien ist z.B. für den Zeit- Pikanterweise hatte der Europäische Zahl an Männchen zuzuordnen ist, so raum von 1974 bis 1999 ein Bestandsrück- Gerichtshof allerdings bereits mehrere bedeutet das: gang um 76 % und ein Arealverlust von Wochen vor dem Datum der Immissions- f Die Fläche innerhalb eines 300-m-Puf- 31 % dokumentiert (Hoodless et al. schutzrechtlichen Genehmigung genau fers um die 14 WEA im Gebiet bei Sim- 2006) und in der Schweiz sind starke Be- diese Bestimmung als nicht mit den euro- mersfeld beträgt ca. 254 ha. Für diese standsabnahmen insbesondere im Mittel- parechtlichen Vorgaben in Einklang ste- Waldbereiche wird nach den voranstehen- land bekannt geworden (Estoppey 2001). hend bewertet (Urteil v. 10.01.2006 in der den Ausführungen ein völliger Habitat- Das Überwinterungsgebiet der baden- Rechtsache C-98/03). Zwar erging das verlust für die Waldschnepfe postuliert. württembergischen Waldschnepfen liegt genannte Urteil mit Bezug auf Art. 16 der f Bei einer ursprünglichen Abundanz von überwiegend in Frankreich. Durch den FFH-Richtlinie (92/43/EWG) und das 10 Männchen pro 100 ha errechnet sich dortigen hohen Jagddruck sind die Über- BNatSchG war zum Zeitpunkt der Wind- damit ein Verlust von ca. 25 Männchen lebensraten im Winter so stark reduziert, park-Genehmigung noch nicht geändert. für das Gesamtgebiet. dass ein langfristiger Erhalt einer lebens- Allerdings war die nicht-konforme Umset- f Dies entspricht 0,5 bis 1,3 % des baden- fähigen Population momentan nicht ge- zung auch bezüglich der Ausnahmebe- württembergischen Waldschnepfenbe- währleistet ist (Duriez et al. 2005, Tavec- stimmungen der Vogelschutzrichtlinie stands. chia et al. 2002). Ringfundanalysen be- (79/409/EWG, zwischenzeitlich kodifi- In der Konsequenz bedeutet dieses, legen zudem eine für den langfristigen zierte Fassung 2009/147 EG) zu konsta- dass allein diesem Vorhaben ein Verlust Erhalt der Population zu geringe Überle- tieren, aufgrund deren weitgehender an geeigneter, nutzbarer (und vor der bensrate im Sommer, was auf stark wir- Übereinstimmung mit denjenigen der Realisierung des Windparks genutzter) kende Gefährdungsfaktoren im Brutgebiet FFH-Richtlinie. Habitatfläche für 0,5 bis 1,3 % der landes- hinweist (Tavecchia et al. 2002). Insgesamt muss die Frage aufgeworfen weiten Waldschnepfen-Population zuge- Daher ist die Waldschnepfe nicht nur werden, ob die Behörde zu diesem Zeit- rechnet werden muss, was sowohl auf „formal“ durch ihren Status als europäi- punkt nicht gehalten gewesen wäre, bis Landesebene wie umso mehr auf Ebene sche Vogelart gemäß EU-Vogelschutz- zu einer geänderten Rechtslage die Richt- der naturräumlichen lokalen Population richtlinie artenschutzrechtlich zu behan- linienvorgaben unmittelbar anzuwenden auch als erhebliche Störung zu bewerten deln, sondern ihr kommt dabei sowie im (vgl. auch Mayr & Sanktjohanser 2006). sein dürfte. Kontext der naturschutzrechtlichen Ein- Das ist nicht erfolgt, wobei ihr zugute ge- Zudem ist nicht erkennbar, dass die griffsregelung (Abwägung, Vermeidung/ halten werden könnte, dass zwischen dem Immissionsschutzrechtliche Genehmi- Minderung und Kompensation) auch eine Zeitpunkt der EuGH-Entscheidung und gung Auflagen oder Nebenbestimmungen besondere Relevanz zu. demjenigen der Immissionsschutzrechtli- enthält, die jedenfalls kompensatorisch chen Genehmigung nur der relativ kurze einer Beeinträchtigung der Waldschnepfe 5.2 Vorhabensbedingte Verletzung Zeitraum weniger Wochen lag. – in ihrer grundsätzlichen Art oder dem artenschutzrechtlicher Verbote? Nach den dargestellten Untersuchungs- erforderlichen großen Umfang – hätten Aufgrund der Untersuchungsergebnisse, ergebnissen hat die Abundanz der Wald- entgegen wirken können. Dort sind als die eine wesentliche vorhabensbedingte schnepfe im Gebiet bei Simmersfeld mit naturschutzrechtliche Bedingungen und Beeinträchtigung des lokalen Bestandes Errichtung und Betrieb der WEA erheblich Nebenbestimmungen aufgeführt: der Waldschnepfe aufzeigen, stellt sich die (um ca. 90 %) abgenommen. Das ist nach f Pflegemaßnahmen im Wald als Mini- Frage, ob durch den Bau und Betrieb des den vorliegenden Erkenntnissen als vor- mierung und Ausgleich zu Gunsten von untersuchten Windparks artenschutz- habensbedingte Folge zu bewerten. Zu- Raufußhühnern und Fledermäusen (diese rechtliche Verbotstatbestände eingetreten dem ist dies eine erhebliche Größenord- Maßnahmen zielen u.a. auf Förderung sind bzw. eingetreten sein könnten. nung. von Heidelbeersträuchern und Diversifi- Hierbei ist u.a. die durch die zuständi- Der Brutbestand der Waldschnepfe in zierung der Waldstruktur und können ge Genehmigungsbehörde erteilte immis- Deutschland wurde 1985 auf 28 000 Brut- insoweit teilweise Relevanz für die Wald- sionsschutzrechtliche Genehmigung mit paare geschätzt (Rheinwald 1993). In der schnepfe entfalten); ihren Auflagen und Nebenbestimmungen Roten Liste wird der Bestand für 1999 mit f Entfichtung von Bachauen und Enthurs- relevant (Landratsamt Calw vom 24.02. 12 000 bis 24 000 und 2005 mit 23 000 tung (d.h. Rodung sämtlicher Sukzes- 2006), aber auch die Frage des Gewichts bis 27 000 Brutpaaren angegeben (Bauer sionsgehölze) von im Wald gelegenen bzw. Ausmaßes der Beeinträchtigungen et al. 2002, Südbeck et al. 2009). Für Wiesen (die Maßnahme der Enthurstung unter artenschutzrechtlichem Blickwinkel. Baden-Württemberg gehen Hölzinger & kann jedenfalls teilweise durch die Schaf- Die Genehmigungsbehörde stützt sich Boschert (2001) von etwa 3 000 Brut- fung bzw. Verbesserung von Nahrungs- in ihrer Entscheidung u.a. auf § 43 Abs. 4 paaren aus. Im kommentierten Verzeich- habitaten für die Waldschnepfe Relevanz der damaligen Fassung des Bundesnatur- nis der Brutvogelarten wird für 2004 ein entfalten); schutzgesetzes (2002). Zitat aus der Im- Brutbestand von 2 000 bis 4 000 Paaen f Einrichtung von Altholzinseln (für die missionsschutzrechtlichen Genehmigung angegeben (Hölzinger et al. 2007). Nach Waldschnepfe ohne Relevanz); (S. 31): „Dieses Verbot [Anm.: bezieht den Daten der ADEBAR-Erhebung (2005 – f sonstige Einzelmaßnahmen (z.B. Ver- sich auf Beschädigungs-, Zerstörungs- und 2008) wird der Bestand in Baden-Würt- bot von Werbeanlagen an den WEA, ge- Störungsverbot des § 42 BNatSchG] gilt temberg auf 1 900 bis 4 900 Paare ge- eignete Farbgebung, Anbringung von allerdings nach § 43 Abs. 4 BNatSchG schätzt (Kramer, schriftl. Mitt. vom 30. Fledermaus-Nistkästen und Rau fußkauz- nicht bei der Ausführung eines nach § 19 12.2011). Nisthilfen; für die Waldschnepfe ebenfalls BNatSchG zugelassenen Eingriffs, so dass Geht man davon aus, dass der zuletzt ohne Relevanz); insoweit keine weitergehenden arten- für Baden-Württemberg zitierten Brut- f eine stufenweise Wirkungskontrolle schutzrechtlichen Regelungen betroffen paarzahl bei einem ausgeglichenen Ge- bzgl. Fledermäusen und ein Bestands- sind.“ schlechterverhältnis eine entsprechenden- monitoring für Kleineulen.

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Die Waldschnepfe wird in der Immis- wonach durch „... die aus den Fachgutach- Die genannten Aspekte geben Anlass sionsschutzrechtlichen Genehmigung im ten abgeleiteten umfangreichen Vermei- zu der Annahme, dass im betreffenden Übrigen nicht erwähnt, allerdings in Fach- dungs-, Minimierungs- und Ausgleichs- Fall artenschutzrechtliche Verbotstat- gutachten zum Projekt (soweit diese den maßnahmen […] sichergestellt [ist], dass bestände eingetreten sind und zudem Verf. vorlagen) aufgeführt bzw. teilweise die Populationen der geschützten Arten keine oder jedenfalls keine auch nur an- behandelt. Bezogen auf diese Art wurde trotz der Genehmigung ohne Beeinträch- nähernd ausreichende Kompensation für auch keine Wirkungskontrolle für Maß- tigung in einem günstigen Erhaltungszu- vorhabensbedingte Beeinträchtigungen nahmen festgesetzt. stand verweilen“, kann für die Wald- der Waldschnepfe erfolgt ist. Dass es sich um einen bedeutenden schnepfe vor dem Hintergrund der hier Waldschnepfen-Lebensraum handelt bzw. dargestellten Erkenntnisse nicht aufrecht 5.3 Umweltschaden und handeln kann, war bekannt (s. Hölzinger erhalten werden. Sanierungspflicht? et al. 1987). 2006 war die Art in der Roten Im Übrigen kann nicht darauf abge- 2007 wurde in Umsetzung der europäi- Liste als „gefährdet“ eingestuft (Hölzin- stellt werden, dass zum Zeitpunkt der schen Umwelthaftungsrichtlinie (2004/ ger et al. 1996). Erteilung der Genehmigung Beeinträch- 35/EG) das Umweltschadensgesetz in Zur Kompensation der Beeinträchti- tigungen der Waldschnepfe nicht hätten Deutschland erlassen (Gesetz über die gung von Waldschnepfen-Lebensräumen erwartet werden können oder solche je- Vermeidung und Sanierung von Umwelt- wären umfangreiche Maßnahmen mit denfalls unwahrscheinlich gewesen seien. schäden (USchadG) v. 10.05.2007, BGBl. I, anderen oder über die festgesetzten Maß- Zwar waren die Erkenntnisse aus der 666). Auf dieser Basis hat der Bundesge- nahmen hinausgehenden Schwerpunkten vorliegenden Untersuchung noch nicht setzgeber Regelungen u.a. in das Bundes- und Umfang erforderlich. Diese könnten verfügbar; dennoch wurde bereits in Fach- naturschutzgesetz aufgenommen (§ 19 z.B. beinhalten: gutachten im Rahmen des Verfahrens auf BNatSchG). Bezüglich einer möglichen f Wiedervernässung hydromeliorierter eine erwartete Beeinträchtigung der Art Relevanz dieser Bestimmungen für den Standorte im Wald und im Offenland (bis hingewiesen und das spezielle Paarungs- vorliegenden Fall ist anzumerken: in 1 km Entfernung zum Waldrand); verhalten mit Flugbalz und akustischer f Als regelmäßig auftretende Zugvogelart f stärkere Diversifizierung der Waldtex- Kommunikation als Anhaltspunkt einer ist die Waldschnepfe über Art. 4 Abs. 2 der tur und Erhöhung des Anteils an Waldin- besonderen Sensibilität war bekannt und Vogelschutzrichtlinie auch mit ihren Be- nenrändern sowie starke Auflichtung von in der Fachliteratur ausreichend doku- ständen und ihren Lebensräumen in den dichten Waldbeständen ohne ausgepräg- mentiert (z.B. Andris & Westermann Vermehrungsgebieten erfasst und fällt te Krautschicht auf frischen bis nassen 2002, Glutz von Blotzheim 2001, Ne- unter das Regime des § 19 BNatSchG und Standorten mit dem Ziel, eine Bodenvege- metschek 1977). des USchadG. tation mit einem hohen Deckungsgrad an Zwergsträuchern und krautigen Pflanzen zu entwickeln; dabei ist zu beachten, dass Waldschnepfen vergraste Bereiche und Brombeerdickichte meiden (solche Maß- nahmentypen sind teilweise durch auf Raufußhühner zielende Maßnahmen fest- gesetzt worden, s.o.); f Entwicklung von extensiven Weiden, Stoppelbrachen und Ackerrandstreifen im Offenland (bis in 1 km Entfernung zum Waldrand). Soweit solche Maßnahmen zur Vermei- Abb. 6: Verbreitung dung artenschutzrechtlicher Verbote im der Waldschnepfe (Scolopax rusticola) Sinne eines Funktionserhaltes, wie er zwi- in Baden-Württem- schenzeitlich durch die Regelung des § 44 berg im Blattschnitt Abs. 5 Sätze 2 und 3 BNatSchG auch ge- der Topographischen setzlich ermöglicht ist, hätten dienen sol- Karte 1 : 25 000 len und können, wäre jedenfalls eine (TK25), basierend auf vorgezogene Umsetzung (Vermeidung der Darstellung bei HÖLZINGER & BOSCHERT einer zeitlichen Lücke) und eine Umset- (2001) sowie der ADE- zung auf ausreichend großer Fläche er- BAR-Kartierung forderlich gewesen. Auf die Frage, ob (2005-2008), deren funktionserhaltende Maßnahmen neben Ergebnisse freundli- der im Gesetz eröffneten Möglichkeit zur cherweise durch M. Vermeidung von Verboten nach § 44 Abs. KRAMER zur Verfügung 1 Nr. 3 auch zur Vermeidung einer erheb- gestellt wurden. Das lichen Störung nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 ein- Untersuchungsge- biet liegt im mit wei- gesetzt werden können (von der im vor- ßem Umriss liegenden Fall auszugehen ist, s. im Text), hervorgehobenen wird hier jedoch nicht eingegangen. Kartenblatt. Karten- Die Bewertung im Rahmen der Immis- grundlage: www.lgl- sionsschutzrechtlichen Genehmigung, bw.de.

77 Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (3), 2014, 069-078, ISSN 0940-6808 Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart f Von einer „Haftungsfreistellung“ ist in Verbindung mit den Regelungen des Fazit für die Praxis nicht auszugehen, da, wie bereits darge- USchadG einzuleiten sind. stellt, keine ausreichende spezifische Be- 6 Fazit und Ausblick • Die Waldschnepfe ist als windkraftemp- handlung der Art im Verwaltungsverfah- findliche Art einzustufen. ren und keine Festsetzung spezifisch er- Im Fall der Waldschnepfe im Windpark • Bei zukünftigen Planungen von Wind- forderlicher Maßnahmen erfolgte (vgl. bei Simmersfeld im Nordschwarzwald hat kraftanlagen ist die Art entsprechend zu hierzu Schumacher in Schumacher & ein lokales Windkraftprojekt negative berücksichtigen. Fischer-Hüftle 2011: S. 422, Rdnr. 41ff.) Auswirkungen auf die Populationen und f Stichtag für die Schadensfrage ist nach Habitatfläche einer einheimischen Brut- dem Umweltschadensgesetz (USchadG) vogelart, die nach entsprechender Bilan- aufgezeigt, dass die räumliche Konfigura- der 30. April 2007 (s. dazu weiter unten). zierung bereits im Prozentbereich (0,5 bis tion von Windenergieanlagen im großräu- f Bei der eingetretenen Beeinträchtigung 1,3 %) des landesweiten Bestandes der Art migen Zusammenhang für die Erhaltung der Waldschnepfe kann es sich auch vor liegen, obwohl es sich nicht um eine sel- des Rotmilans eine zentrale Rolle spielt. dem Hintergrund der Bestimmungen des tene oder sehr seltene Art handelt. Für eine ausreichende Berücksichti- § 19 Abs. 5 BNatSchG um einen Umwelt- Die Untersuchungsergebnisse werfen gung und Bewältigung der Belange des schaden handeln, da die ermittelten nach- u.a. die Frage auf, ob in den zentralen Artenschutzes in den entsprechenden Ein- teiligen Abweichungen erheblich und (a) Verbreitungsgebieten der Waldschnepfe zelvorhaben ist jedenfalls auch die Wald- größer als die natürliche Fluktuation so- (vgl. Abb. 6 für Baden-Württemberg) An- schnepfe zu berücksichtigen. Bei ihr han- wie (b) auch insoweit nachhaltig sind, als lage und Betrieb von Windenergieanlagen delt es sich nach den vorliegenden Er- sich eine vergleichbar geeignete und ge- – jedenfalls von größeren Windparks wie kenntnissen um eine windkraftsensible nutzte Habitatfläche für die Waldschnep- im untersuchten Fall – überhaupt mit ar- Art. Soweit Einzelanlagen oder Windparks fe nicht per se an anderer Stelle „in kurzer tenschutzfachlichen Aspekten und arten- in Bereichen geplant sind, die Vorkommen Zeit und ohne äußere Einwirkung“ neu schutzrechtlichen Vorgaben vereinbar der Art als möglich erscheinen lassen, ist entwickelt bzw. regeneriert, insbesondere sind. Denn einer Realisierung stünde die Berührung der artenschutzrechtlichen nicht unter den Rahmenbedingungen der selbst im Rahmen einer artenschutzrecht- Verbote des § 44 Abs. 1 BNatSchG – jeden- heute üblichen Waldbewirtschaftung. Auf lichen Ausnahme nach § 45 BNatSchG, falls für die Nrn. 2 und 3 – nicht auszu- die Gefährdungssituation der Art wurde soweit eine solche unter Berücksichtigung schließen und zu prüfen. bereits eingegangen. der übrigen Vorgaben einschließlich des In den entsprechenden Fachdokumen- Zum Stichtag ist anzumerken, dass § 13 Nachweises des Fehlens zumutbarer Al- ten sowie Hinweisen zu erforderlichen Abs. 1 USchadG regelt, dass dieses Gesetz ternativen überhaupt erteilbar wäre, mög- Bestandsaufnahmen (z.B. LUBW 2013) nicht für Schäden gilt, die durch Emissio- licherweise entgegen, dass sich der Erhal- und Bewertungen muss die Art demnach nen, Ereignisse oder Vorfälle verursacht tungszustand der Populationen der Wald- ergänzt werden. wurden, die vor dem 30. April 2007 statt- schnepfe nicht verschlechtern darf (s. § 45 Es wäre wünschenswert, wenn weitere gefunden haben, oder die auf eine be- Abs. 7 Satz 2 BNatSchG). Hieran sind je- Untersuchungen zur Reaktion dieser Art stimmte Tätigkeit zurückzuführen sind, doch bei umfangreicheren Beeinträchti- auf Windenergieanlagen, speziell auch zu die vor dem genannten Zeitpunkt geendet gungen in den zentralen Verbreitungsge- expliziten Störradien sowie zur Frage er- hat. Die Errichtung der WEA im Gebiet bei bieten erhebliche Zweifel angebracht, höhter Mortalitätsrisiken, angestellt wür- Simmersfeld hat zwischen Spätsommer/ zumal kaum in entsprechendem Ausmaß den. Herbst 2006 und Sommer 2007 stattge- (sowie umsetzbar) Flächen für adäquate funden, die offizielle Übergabe erfolgte Aufwertungsmaßnahmen zur Verfügung Literatur am 4. Oktober 2007. Die Realisierung des stehen, die an anderer Stelle einer Beein- Das Literaturverzeichnis wird aufgrund des Um- genehmigten Windparks war also erst trächtigung wirksam entgegen gesetzt fangs der Arbeit online zur Verfügung gestellt: nach dem o.g. Stichtag abgeschlossen. werden könnten. www.nul-online.de à Service à Download. Die genannten Aspekte geben Anlass Das unterstreicht die Bedeutung eines zu der Annahme, dass im betreffenden konzeptionellen Ansatzes zur Differenzie- Fall ein Umweltschaden (hier: Schädigung rung landesweiter bzw. naturraumbezo- Anschriften der Verfasser: Ulrich Dorka, Kirchgasse geschützter Arten) eingetreten ist, was gener Schwerpunkt- und Ausschlussräu- 1, D-72070 Tübingen; Florian Straub bzw. Jürgen Trautner, Arbeitsgruppe für Tierökologie und Pla- durch die zuständige Behörde zu prüfen me für die Nutzung von Windenergie auch nung, Johann-Strauß-Straße 22, D-70794 Filder- wäre und für den ggf. Sanierungsmaßnah- unter Aspekten des Artenschutzes. In stadt, E-Mail [email protected], Internet www. men entsprechend § 19 Abs. 4 BNatSchG diesem Kontext hat bereits Schaub (2012) tieroekologie.de.

78 Anhang zur Veröffentlichung: DORKA, U., STRAUB, F., TRAUTNER, J. (2014): Windkraft über Wald – kritisch für die Waldschnepfenbalz? Erkenntnisse aus einer Fallstudie in Baden‐ Württemberg (Nordschwarzwald). Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (3), 69‐78.

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