Kreisgruppe -Friedberg 2017 1 Inhaltsverzeichnis

Grußwort des Vorsitzenden der Kreisgruppe 03 Forum Z 05 Ansprechpartner/innen in den Ortsgruppen 06 Aichach ist fair 07 Ortsgruppe Aichach 08 Ortsgruppe Eurasburg 10 Dorfladen Eurasburg 13 Ortsgruppe Kissing 14 Ortsgruppe Lechrain: Ausgleichsflächen Alsmoos 16 Ortsgruppe Lechrain: Jahreshauptversammlung 18 Ortsgruppe Lechrain: Ferienprogramm 20 Ortsgruppe : Straßensperrung 22 Ortsgruppe Merching: Nistkästen 23 Ortsgruppe Merching: Ferienprogramm 24 Ortsgruppe /Ried: Krötenlaichgewässer 26 Ortsgruppe Mering/Ried: Insektenhotel 28 Ortsgruppe Pöttmes: Kindergruppe 30 Silberdistel für Helmut Schenke 36 Baumpflanzung der KG 38 In die Schule GEH ich gern 40 Bericht Landesdelegiertenversammlung 41 Wertstoffsammelstellen 44 Neophyten im Landkreis 47 Neophytenbekämpfung in der Schorner Sandgrube 50 Exkursion Riedberger Horn 53 Osttangente – Der Widerstand geht weiter 54 Schädigen Pestizide unsere Gesundheit? 58 Power to Change 60 Gemeinschaftsprojekt Schloss Blumenthal 62 Umweltbuch des Jahres 2016 66

Impressum:

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Aichach-Friedberg CertificateGeschäftsstelle: Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing Tel: 08233/849171 [email protected] www.bn-aic.de März 2017 Redaktion: PetraHerr GottschalkHofberger Fotos Titelseite: Siegfried Bless 3000 Broschüren "BUND AIC JB2016" Auflage: 3.000 Exemplare Druck: FlDINyers A5tore (14,8 www.flyer x 21 cm),-store.de 52-seitig Johannes-Haag-Str. 28, 86153 RecyclingThis certificatepapier confirms the offset Klimaneutralerof carbon emissions Druck by additional carbon offset projects.

CO2-equivalents 226 kg

Supported offset project Forest Protection Kasigau Wildlife Korridor Kenya

ClimatePartner-ID 11235-1602-1042 2

Use the following URL for more information about the offset and the supported carbon offset project:

www.climate-id.com/11235-1602-1042 Liebe Freundinnen und Freunde,

„Global Denken und lokal handeln“, ein Leitspruch der „Agenda 21 Initiativen“ der 1990iger Jahre ist heute aktueller denn je. Im Jahr 1992 auf der Konferenz der Vereinten Nationen (UN) in Rio unterzeichneten 178 Staaten ein Aktionsprogramm zum Schutz globaler Ressourcen und unserer Umwelt. Das im letzten Jahr von 175 Staaten unterzeichnete Pariser Klimaschutzabkommen (COP 22) zielt auf die Begrenzung des Temperaturanstiegs unseres Klimas und der dadurch befürchteten hohen Schäden ab. Verpflichtungsziele die von jedem Land, jedem Landkreis, jeder Kommune, jedem Unternehmen und jedem Einzelnen umgesetzt werden sollten.

Für die Mitglieder der Kreis- und Ortsgruppen im Bund Naturschutz Bayern e.V. und der Landesverbände sind diese Nachhaltigkeitsziele nicht nur Diskussionsgrundlagen für die monatlichen Vereins- und Verbands- sitzungen. Der stärker werdenden Klimawandel und das zunehmende Verschwinden ganzer Tier- und Pflanzengattungen zwingt uns mehr und mehr zum Handeln. Es gilt lokale Handlungsstrategien zu entwickelt und mit unseren 2313 BN-Mitgliedern im Landkreis zusammen mit der gesamten Landkreis-Bevölkerung aktiven umzusetzen.

Die Region Aichach-Friedberg war 2016 gekennzeichnet von abge- schwemmten Äckern und Wirbelstürmen (!), die unsere Infrastruktur, unsere Land- und Wasserwirtschaft und vor allem unsere Gesundheit bedrohten. Hohe Kosten für Wiederaufbau und Schutz- maßnahmen waren notwen- dig. Hunderttausende Menschen flüchteten 2016 aus ihren Heimatländern vor Unter- drückung, Krieg und Armut - unter anderem verursacht durch den Ressourcen- verbrauch unserer Konzerne und befeuert durch unser ungezügeltes Konsumver- halten.

Der Bund Naturschutz im Ernst Haile, Vorsitzender der KG Aichach-Friedberg mit Landkreis Aichach-Fried- der stellvertretenden Vorsitzenden Doris Gerlach bei der berg entgegnet diesen für Eröffnung der Fotoausstellung „Klick in die Vielfalt“ in der Mensch und Natur bedroh- Bücherei Mering. Foto: Klaus Becker

3 lichen Entwicklungen mit vielfältiger regionaler Aufklärungsarbeit, politischen Aktivitäten, Einflussnahme in den Kommunalparlamenten, Pflegearbeiten zum Erhalt unserer Naturflächen vor Ort, unseren Sonntags-Filmbeiträgen und durch die Bildungsarbeit in unseren Kindergruppen.

Das Heft, das Sie gerade in Händen halten zeigt einen Ausschnitt aus der ganzen Breite der Arbeiten und Initiativen unserer Ortsgruppen und „Einzelaktiven“ aus dem Jahr 2016. Darunter Baumpflanzungen und Baumpflege in Eurasburg, Kissing und Handzell, fachkundiger Schaffung von naturnahen Wiesenflächen der Ortsgruppe Lechrain, Krötenschutz und Nistkastenpflege in Mering, Ried, Merching und die großartige Kinder- gruppe in Pöttmes. Auch finden Sie Beiträge über die Unterstützung durch den Landschaftspflegeverband bei der Biotop-Pflege und Neophyten –Be- kämpfung und zur Giftwirkung von Pestizideinsätzen in der Landwirtschaft.

Nicht zuletzt unterstütz der Bund Naturschutz Aufrufe, Petitionen und Demonstrationen gegen die Vermarktung und Versiegelung von Natur- und Landwirtschaftsflächen. Aktuelle Beispiele: „Gegen die (autobahnähnliche) Osttangente“ bei Augsburg und gegen den Skiliftausbau am Riedberger Horn im Allgäu.

Mit dem heutigen Jahresheft 2017 fordere ich Sie auf, sich noch mehr zu Wort zu melden und unsere Strategien für ein zukunftssicheres Leben zu unterstützen.

Eine gute Gelegenheit bietet das Wochenende 01./02. April 2017 auf dem „Forum Zukunft – Unser Landkreis 2050“ im Schloss Blumenthal zu den Themen: Landwirtschaft – Energie – Mobilität – Umweltbewusstsein – Bildung – Wirtschaft – Demokratie.

Machen Sie mit, die Mitgliedschaft im Bund Naturschutz lohnt sich auch heuer wieder.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Ihr Ernst Haile

4 „Forum Z – unser Landkreis 2050“ Wege in eine lebenswerte Zukunft

Samstag/Sonntag 01./02. April 17, Schloss Blumenthal, Aichach

Die BN Kreisgruppe Aichach-Friedberg, unterstützt von der Gemeinschaft Schloss Blumenthal, dem Wittelsbacher Land e.V., den Verbänden des Landkreises und vielen mehr, organisiert das Forum Z - Wege in eine lebenswerte Zukunft - in unserem Landkreis. Private und Kommunen, Firmen und Verbände, alle sind eingeladen zum Forum Z, um die hohe Lebensqualität in unserem Landkreis zu sichern und zukunftsfähig zu gestalten.

Dieses Forum soll keine Einzelveranstaltung bleiben, sondern ein Auftakt für eine Nachhaltigkeits-Entwicklung im Landkreis. Die an diesem Wochenende erarbeiteten Ergebnisse und Visionen sollen im starken Maße in die Agenda für die kommenden Jahre bis 2040 auf Landkreisebene einfließen.

Die Teilnehmer aus allen gesellschaftlichen Gruppen werden unter der Moderation von Werner Bader vom Bayerischen Rundfunk in themen- spezifischen Workshops über Entwicklungen in der Region Aichach- Friedberg diskutieren und zukunftsfähige Lösungen aufzeigen.

Schirmherr ist Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der am Sonntag in seinem Vortrag zur Nachhaltigkeit und Transformation unserer Gesellschaft auf diese Botschaften eingeht. Im Beisein aller Teilnehmer wird danach Herr Landrat Dr. Metzger oder dessen Stellvertreter die Ergebnisse aus dem Forum Z 2017 in einem symbolischen Akt für den gesamten Landkreis entgegennehmen und mit Ausblicken in die Zukunft das Forum zum Nachmittag hin beschließen.

Rahmenprogramm: Am Samstag um 20.00 Uhr findet das Konzert „G.Rag Y Los Hermanos Patschekos“ statt. Zudem gibt es das ganze Wochenende ein offenes Programm zum 10jährigen Bestehen der Gemeinschaft Schloss Blumenthal.

Das detaillierte Programm, alle weitere Informationen, die Anmeldung zum Forum, Kartenvorverkauf für das Konzert usw. finden Sie auf beiligendem Flyer und auf www.aic.de , oder erhalten Sie im BN Büro: [email protected] , Tel- 08233/849171

5 Ansprechpartner/innen :

Kreisvorsitzender: Ernst Haile, Schwedenstr.9, 86554 Pöttmes  08253/92925 [email protected]

Ortsgruppe / Matthias Sailer, Lärchenweg 1 a, 86559 Adelzhausen  08258/928337 [email protected]

Ortsgruppe Aichach Helga Fritscher, Carl-Orff-Str. 4, 86551 Aichach  08251/ 51983 [email protected]

Ortsgruppe Bitzenhofen Bernhard Kreutmayr, St. Nikolausweg 8, 86495 Bitzenhofen  08205/1434 [email protected]

Ortsgruppe Eurasburg Ilona Schätzle, Fichtenstr. 10, 86495 Eurasburg  08208/ 770 [email protected]

Ortsgruppe Friedberg Otfried Horn, Herzog-Rudolf-Str. 10, 86316 Friedberg  0821/ 24278243 [email protected]

Ortsgruppe / Thomas Beck, Gartenweg 10, 86570 Inchenhofen  08257/ 515

Ortsgruppe Kissing Petra Hofberger, Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing  08233/ 6577 [email protected]

Ortsgruppe Kühbach/Schiltberg Petra Zimmermann, Wiesenstr.12, 86556 Kühbach  08251/ 6035

Ortsgruppe Merching Stellvertreterin: Eva Wülbern, St.-Martinstr. 4, 86504 Merching  08233/ 32184 [email protected]

Ortsgruppe Mering/Ried Doris Gerlach, Am Sandberg 8, 86415 Mering  08233/ 9093 [email protected]

Ortsgruppe Lechrain Martin Golling, Weichenberg 14, 86447  08237/ 5266 [email protected]

Ortsgruppe Pöttmes Ernst Haile, Schwedenstr. 9, 86554 Pöttmes  08253/92925 [email protected] ______Kreisgruppen-Geschäftsstelle Sudetenstr. 4a, 86438 Kissing  08233/849171 [email protected] Geschäftsstellenleiterin: Petra Hofberger, Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.bn-aic.de

6 „Aichach ist fair“

Seit November 2016 ist Aichach eine Fairtrade-Stadt und damit Teil eines weltweiten Netzwerks von Kommunen sowie Universitäten und Schulen. (www.fairtrade-towns.de).

Ziel des fairen Handel(n)s ist vor allem die Armutsbekämpfung. Partnerschaftlich faire, langfristig angelegte Handelsbeziehungen - Organisationen aus der Zivil- sorgen für bessere Arbeits- und gesellschaft (z. B. Vereine, Schu- Lebensbedingungen in den Pro- len, Kirchen) nutzen Fairtrade- duzentenländern. Dazu gehört Produkte auch die Bevorzugung ökolo- - Öffentlichkeitsarbeit, insbeson- gischer Anbaumethoden. dere durch die lokale Presse - der Stadtrat beschließt (im April 2016 sogar einstimmig!) die Bewerbung als Fairtrade-Stadt und bei allen Sitzungen zwei Fairtrade- Produkte (darunter Kaffee) zu verwenden

Und dann war es am 25. No- vember 2016 soweit: Elisabeth Krojer von TransFair, der Die acht Mitglieder der Steuerungsgruppe deutschen Dachorganisation der mit Elisabeth Krojer und Bürgermeister Fairtrade-Towns-Kampagne, über- Klaus Habermann gab Bürgermeister Klaus Haber- mann die Auszeichnungsurkunde. Dies zu unterstützen, war auch der Wunsch einer Gruppe Aichacher Liebe BN-Mitglieder, Bürgerinnen und Bürger im April achten doch auch Sie bei Ihren 2015. Sie gründeten eine so- Einkäufen und Vereinssitzungen genannte Steuerungsgruppe und darauf, Produkte mit einem brachten die erforderlichen Fairtrade-Siegel zu bevorzugen. Kriterien auf den Weg:

Text: Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt Aichach - eine bestimmte Anzahl von Foto: Thomas Winter, Aichacher Zeitung Unternehmen aus Einzelhandel und Gastronomie bieten Fairtrade- Produkte an

7 Ortsgruppe Aichach

Das Naturschutzjahr begann mit Eine ganz simple Methode bietet der Amphibienwanderung. Nach sich an einigen Stellen an, etwa wie vor betreuen wir die neu- das Meiden von Straßen in der ralgischen Punkte im Stadtgebiet, Wanderungszeit – so zum Beispiel so zum Beispiel nun im dritten Jahr die Verbindungsstraße zwischen den Straßenabschnitt zwischen Hiesling und St.Georg, welche in Oberwittelsbach und Untermauer- den letzten Jahren stark bach und den Straßenabschnitt bei frequentiert war und wo viele Tiere der Eich-Kapelle hinter Oberbern- überfahren wurden. Hier ist es bach. Leider reichen unsere kaum möglich, einen Zaun auf- personellen und zeitlichen Resour- zustellen, und auch das Ab- cen nicht aus, um noch an wei- sammeln ist für die Helfer teren kritischen Punkten die gefährlich – die beste Lösung wäre Amphibien vor dem Überfahren- also, die Straße in den Abend- und werden zu bewahren. Wir sind Morgenstunden nicht zu befahren. dankbar, wenn wir von Pro- Ein Problem der besonderen Art blemstellen hören und beraten hatten die Kreuzkröten in der gerne, wie man dort vorgehen Gansbacher Sandgrube in diesem könnte, aber das Aufbauen von Frühjahr – in den dort nach starken Zäunen und ein Absammeln der Regenfällen entstehenden großen Tiere ist uns nicht überall möglich. Pfützen laichen die Tiere gerne ab.

Helfer des Arbeitskreis BayernNetz Naturprojekt Ecknachtal und der BN OG Aichach schaffen neuen Lebensraum für die Kreuzkröten in der Gansbacher Sandgrube. Foto: Hildegard Wessel

8 Allerdings verschwinden die auf dem Programm, ebenso auf Pfützen bei Trockenheit schnell der Blumenwiese am Grubet. und die Kaulquappen dieser vom Unser Mitglied Willi Tröndle, des- Aussterben bedrohten Art gehen sen Verdienst es war, dass diese zugrunde. Also legte der Arbeits- intensiv gedüngte und genutzte kreis BayernNetz Naturprojekt Fläche zu einem blühenden Ecknachtal kleine Teiche an, um Insektenparadies geworden ist, den Tieren dauerhafteren Lebens- verstarb im Mai; wir werden ihm raum zu bieten. Diese werden gut ein ehrendes Andenken bewahren. angenommen, drohen aber immer wieder durch herabgeschwemm- Helga Fritscher ten Sand zu verlanden. Bewaffnet mit Schaufeln und Gummistiefeln rückten Helfer vom Arbeitskreis und der BN-Ortsgrup- pe an und schaufelten mit vollem Körpereinsatz den Schlamm aus den Teichen. Die folgende Kaul- quappengeneration entwickelte sich prächtig! Im April besuchte eine Gruppe junger Italiener aus Verona, welche als Austauschschüler am Deutschherren-Gymnasium zu Gast waren, den Biobauernhof unseres Mitglieds Stephan Kreppold und informierte sich über Biolandbau in Bayern. Im Gegen- zug hatten die deutschen Schüler einen Familienbetrieb, welcher Olivenöl herstellte, besucht. Bei der Freiwilligenmesse in der Blüte auf der Streuobstwiese in TSV-Turnhalle im April war der Oberbernbach BN-Aichach mit einem Stand Foto:Petra Mayer-Seitz vertreten; viele interessante Ge- spräche ergaben sich im Laufe dieses Tages. Im April belebte die OG Aichach eine alte Tradition – den Pflanzen- tausch auf dem Volksfestplatz, der sehr gut angenommen wurde. Im Sommer und Herbst standen wieder Pflege und Ernte auf der Streuobstwiese in Oberbernbach

9 Ortsgruppe Eurasburg

Das Generationenprojekt „Mein Freund der Baum“ zum 30-jährigen Bestehen der OG Eurasburg

30 Bäume pflanzen statt zu feiern Sowohl Mitglieder als auch die – das bringt der Natur mehr – und Paten der Bäume waren bereit, so wurde das Generationenprojekt kräftig mit anzupacken. Selbst die „Mein Freund der Baum“ ins Leben Kleinsten halfen tatkräftig mit, gerufen. Bisher haben sich 28 Löcher zu buddeln, zu befüllen, Eurasburger mit einer Baumpaten- den Baum einzupflanzen und zu schaft daran beteiligt. gießen. Es hat allen sehr viel Spaß Am 2. April war es soweit, viele gemacht und nach getaner Arbeit fleißige Helfer erschienen beim bekamen die Kinder eine Urkunde Grundstück unterhalb der Skater- ausgehändigt und für alle Helfer anlage in Eurasburg, um die gab es reichlich Brotzeit. Bäume zu setzen.

Jetzt kann es los gehen….

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Alle helfen mit

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Stolz präsentieren die Kinder ihre Urkunden

So entstand eine kleine Streu- Die Paten erhalten auf Wunsch ein obstwiese mit verschieden alten Namensschild an ihrem Baum und und resistenten Apfel-, Zwetsch- natürlich dürfen sie auch das Obst gen-, Mirabellen- und Birnen- ernten, aber es wird noch einige sorten. Jahre dauern, bis es soweit ist. Später im Jahr wurden weitere Bäume auf einer Ausgleichsfläche Bei der Streuobstwiese sollen noch in Brugger und im Herbst noch- ein Insektenhotel und eine Bank zum Genießen aufgestellt werden. mals am Eisbach gepflanzt. Ilona Schätzle

12 Eurasburg hat wieder einen Dorfladen! Dorfladen Naturfein in Eurasburg/ Rehrosbach

Die Eurasburger haben Glück, sie Sehr beliebt war die Erbswurst. haben seit März 2016 wieder einen Und die diversen Fahrzeuge – vom Dorfladen. Traktor bis zur Limousine – wurden Die Inhaberin Janine Schorer an den zwei Zapfsäulen mit Diesel bietet auf knapp 26 m² Verkaufs- oder Benzin betankt. Der Laden fläche ein breitgefächertes An- existierte bis 2006. gebot an Lebensmitteln in Bio- Nun also wurde die ursprüngliche qualität. Neben viel frischem Obst Nutzung fortgesetzt, der Dorfladen und Gemüse sind das z. B. erstrahlt in neuem Glanz. Haushalts- und Kosmetikartikel, In der heutigen Zeit - wo überall Reis, Müsli, Tee, Gewürze sowie auf der grünen Wiese hässliche Milchprodukte, Backwaren der Supermärkte entstehen - ist dieser Bäckerei Schubert und Schneider, Laden eine richtige Wohltat. Er ist Getränke von der Brauerei Lams- ein Ort für einen kleinen Ratsch bräu und viele andere regionale mit anderen Kunden oder mit der Produkte. netten Inhaberin. In den 1920er Jahren wurde in den Es ist zu hoffen, dass es auch in gleichen Räumlichkeiten die anderen Dörfern im Landkreis bald „Sattlerei Kolonialwarenladen“ er- wieder solche Läden mit hoch- öffnet. wertigen Lebensmitteln und per- Es gab damals ziemlich alles, sönlichen Kontakten gibt. Kälberstricke, Saupech, Geschirr Auch für die ältere Bevölkerung ist und Besteck, Besen und Strick- eine Nahversorgung sehr wichtig. nadeln, Seifen und Töpfe. Die Deshalb sollten wir solche Projekte Herren kauften ihr Bier und unterstützen. rauchten eine Zigarette aus dem Ilona Schätzle Sortiment, die Damen füllten den Quelle: Eurasburger Gemeindeanzeiger

Vorrat an Wolle und Seifen auf.

Janine Schorer in ihrem Dorfladen 13 Ortsgruppe Kissing

Der BN hat Spuren hinterlassen

Tagtäglich berichten die Medien Darüber hinaus fielen ihm die über alle möglichen Formen der Ausgleichsflächen zum Opfer, die Schädigung und Zerstörung unse- anlässlich der Erweiterung der rer Umwelt : Rücksichtslose Ab- Bahnstrecke Augsburg München holzung der tropischen Regen- ausgewiesen wurden und in denen wälder, Flächenfraß durch aus- sich im Zuge der Renaturierung ufernden Straßenbau und Aus- eine erfreulich reiche dealpine weisung überdimensionierter Ge- Flora entwickelt hat. werbegebiete, Gefährdung des Angesichts des Ausmaßes und der Trinkwassers und der Artenvielfalt Geschwindigkeit der Umweltzer- als Folge des Strukturwandels in störung neigt man als engagierter der Landwirtschaft und der damit Naturschützer leicht dazu, in verknüpften Massentierhaltung Resignation zu verfallen. Zu krass und der Monokulturen usw. erscheint einem das Ungleich- Wir, hier in Kissing, sehen uns der gewicht der umweltzerstörenden Gefahr der Verwirklichung der Kräfte und Faktoren einerseits und sogenannten Osttangente gegen- dem ungemein mühsamen Ringen über. Der projektierte 4-spurige weniger Idealisten um den Erhalt Bau dieser Trasse würde einen der und Schutz unserer Natur wenigen verbliebenen naturnahen anderseits zu sein. Räume der Gemeinde und zudem die Naturdenkmäler „Kissinger Bahngruben“ massiv zerstören.

Eine aufgrund eines Vortrags von Herrn Benjes 1995 angelegte Heckenpflanzung hat sich sichtbar sehr gut entwickelt.

14 Fast regen sich Zweifel an der Sinnhaftigkeit seines Tuns, zumal kein Wandel zum Positiven in Sicht ist, in einer Gesellschaft, die ihr Dasein auf grenzenloses Wachs- tum gründet und deren politische Entscheidungsträger den erforder- lichen Bewusstseinswandel ver- missen lassen. Doch Resignation ist keine Perspektive. Für uns Kissinger liefert ein Blick zurück den Beweis, dass unser langjähriger Einsatz zu Gunsten der Natur im Bereich der Gemeinde sich gelohnt und sichtbare Spuren hinterlassen hat.

Sichtbarer Erfolg der Streuobstpflanzung

Zwei Streuobstwiesen, mehrere Heckenpflanzungen, gepflegte Be- reiche in der Kissinger Heide u.a. belegen die erfolgreiche Arbeit der Kissinger Ortsgruppe. Und moralische Unterstützung in unserem Tun sollte uns letztlich auch folgender Ausspruch Luthers leisten: „Selbst wenn ich wüsste, dass die Welt morgen in Stücke zerfällt, würde ich immer noch meinen Apfelbaum pflanzen.“

Rosi und Peter Claus Die im Randbereich Kissings angelegten 2 Fotos: Rudi Czermak Streuobstwiesen erfordern jährliche Plege wie Baumschnitt und Mahd.

15 OG Lechrain: Ausgleichsflächen Alsmoos

Längst ragen im Petersdorfer Auf etwa 6000 Quadratmeter Gewerbegebiet an der Straße haben Freiwillige der Ortsgruppe nach Hohenried Gebäude in den Lechrain den Humus auf der Himmel, doch die Ausgleichsfläche Wiese abgebaggert, leichte Mul- für diesen groben Eingriff in die den geschaffen, alte Drainagen Natur war bisher nicht umgesetzt. unterbrochen und damit die Vor- Dies hatte die Ortsgruppe Lechrain aussetzungen geschaffen, damit des Bund Naturschutz (BN) bei dort eine vielfältige Landschaft Bürgermeister Richard Brandner entstehen kann. Hier sollen und seinem Gemeinderat moniert Mädesüß, die kurze Schlüssel- und war auf offene Ohren blume, Troll- und Sumpfdotter- gestoßen. „Die Gemeinde hatte blume und irgendwann einmal dafür vor rund anderthalb Jahr- sogar Knabenkräuter ein Trittbrett zehnten ein Areal am Alsmooser finden für die Stabilisierung ihrer Graben auf Höhe des Aussiedler- Bestände. Das Potential dazu, um hofes Indersdorf erworben, aber der Biodiversität einen Schub zu dann das Vorhaben aus den verleihen, steckt in diesem Ge- Augen verloren“, entschuldigt lände, hat doch hier vor zehn Richard Brander seinen Vorgänger Jahren noch der Kiebitz seine Brut im Amt bei einem Ortstermin. hochzogen, die Bekassine wurde

Reste einer Drainage, die jetzt in einer flachen Geländemulde endet.

16 hier schon mehrfach gesichtet und Er sei froh, dass der gesamte ausnahmsweise wäre hier einer Gemeinderat in diesen natur- willkommen, der 300 Meter östlich schutzfachlichen Angelegenheiten für beträchtlichen Ärger sorgte: der geschlossen hinter ihm stehe. Biber. „Die Arbeiten jetzt gesche- Durch die tatkräftige Unterstützung hen in enger Absprache mit der der BN-OG Lechrain sei dieses Unteren Naturschutzbehörde im Projekt auch mit einem Minimum Landratsamt und mit fachlicher an Kosten zu stemmen. Brandners Unterstützung der BN-Ortsgruppe Fazit: „Es ist unwahrscheinlich Lechrain“, betont Richard Brand- produktiv, wenn ehrenamtliches ner. Der Petersdorfer Bürger- und gemeindliches Engagement meister weist darauf hin, dass er zusammentreffen.“ damit sein Versprechen gegenüber dem BN bezüglich der Herstellung Martin Golling der Ausgleichsflächen in kürzester Zeit eingelöst habe.

Der Aushub aus dieser Mulde bildet zugleich den leicht pflegbaren Wall, der gegen Emissionen aus der Landwirtschaft schützen soll.

17 OG Lechrain: Jahreshauptversammlung

Die OG Lechrain hatte zur Jahres- Artenreichtum auf unseren hauptversammlung geladen, und Biotopen erhalten werden.“ Seit aus drei der fünf von der BN-OG Jahren fordert die BN-OG von den betreuten Gemeinden waren Gemeinden eine Aufstellung aller Bürgermeister gekommen. Richard privaten, kommunalen und über- Brandner versprach vor 35 Mit- regionalen Ausgleichsflächen, um gliedern, dass seine Kommune über deren festgeschriebene Pfle- Petersdorf den Schutz der Natur ge wachen zu können oder gar wieder ernster nehmen werde. deren plangerechte Ausführung Konrad Carl bedankte sich bei der anzumahnen. BN-OG und sogar namentlich bei Für ihre Jahreshauptversammlung Willi Christoph, Josef Moll und den beim Gasthof Kügle in Petersdorf Todtenweiser Vorstandsmitglie- hatten die Naturschützer einen dern Regula Styger (Schriftführer- prominenten und kompetenten in), Peter Wagner und Petra Sieg- Gastreferenten gewinnen können: mund für die sachkundige und Dr. Eberhard Pfeuffer. tatkräftige Unterstützung bei der In grandiosen Bildern zeigte der Gestaltung der Ausgleichsfläche Augsburger Allgemeinarzt sein für das neue Todtenweiser Ge- immenses Wissen über die werbegebiet. Aindlings zweite Bür- Artenvielfalt der Schmetterlinge am germeisterin Getrud Hitzler sprach Lech, ihre Lebensweisen und ihre die von der Ortsgruppe Lechrain Funktion als sensible Zeiger auf kritisierte Fällung der Linde in Fehlentwicklungen. Stotzard an und verteidigte hier den Baumexperten im Bauhof der Marktgemeinde Aindling, Erwin Friedel. Er habe lediglich vollzo- gen, wozu das Landratsamt rate und was der Gemeinderat be- schlossen habe, so Hitzler. Durch den Jahresrückblick in Bildern führten der erste Vor- sitzender Martin Golling, sein Stellvertreter Josef Moll, Regula Im Lechtal ist der Segelfalter ausgestorben, auf der Alb gibt es die niedrigen Schle- Styger, Renate Moll (Kasse) und hensträucher auf felsigem Grund noch, die Willi Christoph. Er erinnerte an die der Nachwuchs des Tagfalters zum Überle- gemeinsamen naturschutzfach- ben braucht. Hier hat der Segelfalter über- lichen Ziele der Kommunen und lebt. Bild: Eberhard Pfeuffer des BN, und mahnte: „Nur wenn das bisher gepflegte beiderseitige Ein Bild des Lechs vor 100 Jahren Geben und Nehmen weiter so gehört zu den bekanntesten harmonisch funktioniert, kann der Schätzen aus Pfeuffers neuestem

18 Buch „Am Lech – Lebensräume für am Beispiel des Segelfalters dra- Schmetterlinge“. Zeigt es doch den matisch deutlich machen konnte. Grund, warum unter all den Das Segelfalterweibchen setzt sei- Alpenflüssen einzig der Lech als ne Eier an krüppelig gewachsenen Florenbrücke zwischen Alb und Flussschotter-Schlehen. Die jun- Alpen funktionieren konnte: wegen gen Raupen brauchen die Wärme seiner Wildheit. Die historische der sonnenbeschienenen Kies- Luftaufnahme des Lechs zeigt fläche. Pfeuffer: „Im Lechtal gingen einen Fluss mit einer Breite von mit dem Verlust freier Kiesflächen einem Kilometer. „Gerade die als Folge der Flussverbauung im- Zerstörungskraft des nacheiszeit- mer mehr mikroklimatische Son- lichen Lechs forderte 10000 Jahre derstandorte von Schlehen- lang die Natur heraus und ver- büschen verloren. Damit erlosch langte von den Arten, sich zu auch das Vorkommen des Segel- spezialisieren“, analysierte Pfeuf- falters.“ In seinen Schlussworten fer. Doch nun verschwinde das verwies Pfeuffer auf den gesetzlich Geschiebe des wildesten Alpen- garantierten „eigenen Wert“ von flusses in den über 20 Stau- Landschaften samt ihrer Fauna becken. Die Spezialisten ziehen und Flora. „Wir müssen aufhören, sich dorthin zurück, wo der Fluss den Wert von irgendetwas auf der noch wild sein darf: ins alpine Welt nach dem zu bemessen, was Lechtal. Viele Schmetterlinge ha- es uns gerade bringt.“ ben sich im Laufe der Evolution an Renate Moll dankte Pfeuffer ( Bild eine einzige Pflanze gebunden. Mitte) mit einem Geschenkkorb Stirbt diese aus, wird auch „ihr“ voller Produkte aus dem Eine- Schmetterling zuerst auf der Welt-Laden und Willi Christoph „Roten Liste der bedrohten Arten“ überreichte einen Strauß mit nach oben klettern und schließlich aktuellen Frühblühern wie Hasel nur noch als Schriftzug und Bild und Zaubernuss und Apfelsaft aus existieren. Die Realität ist noch eigenen Bioäpfeln. wesentlich komplexer, wie Pfeuffer Martin Golling

19 OG Lechrain Ferienprogramm

Mit einem Jahr Pause bot die BN- basteln. Gemeinsam streiften sie Ortsgruppe Lechrain auch 2016 die Blätter von Melisse, Pfeffer- wieder einen Beitrag für das und Pferdeminze, Salbei, Thymian Ferienprogramm der Gemeinde und sogar Wermut in einen großen . 16 Kinder zwischen sechs Kübel, um danach die feinen Teile und 14 Jahren trafen sich morgens in Teebeutelchen einzufüllen. Ein um 10 Uhr am Feuerwehrhaus in Kind war so begeistert von dem Anwalting, um anschließend ge- Duft dieser Kräutermischung, dass meinsam zum Wurzlerweiher auf- es 21 Beutel mit nach Hause zubrechen. nehmen konnte. Nicht einmal die rasante Fahrt mit der Seilbahn Auf dieser Ausgleichsfläche der über den schilfbewachsenen Teich Gemeinde Affing leistet die Orts- konnte den Bub vom konzentrier- gruppe seit Jahren die Pflege- ten Arbeiten an seinen Duft- arbeit. säckchen abbringen.

Josef Moll zeigte den Kindern die Besonderheiten des Biotops und die kleine Letitia fand sogar eine Baby-Kröte, die sie aufmerksam in ihrer Becherlupe betrachtete.

Hier streifen die Kinder Melissen- und Pfef- ferminzblätter in den Maurerkübel. Damit füllten sie Duftsäckchen zum Mit-nach- Hause-nehmen.

Nur kurz durfte diese junge Teilnehme- rin die Baby-Kröte in der Becherlupe anschauen, dann konnte das Tier wieder Unvergessen bleibt allen seine Freiheit genießen. Teilnehmern – selbst die Mütter und Aufsichtspersonen ließen sich nicht abhalten – die Fahrt mit der Willi Christoph hatte Körbe voller Seilbahn. Da konnten sich die frischer und getrockneter Kräuter Fahrgäste nicht einfach nur träge mitgebracht. Damit konnten die reinsetzen, nein: Sie mussten aktiv Kinder Duftsäckchen für zuhause dem hohen Schilfbewuchs aus-

20 weichen und nach der Fahrt übergeben werden. Ein erfüllter mussten sie die Ausrüstung wieder Ferientag mit Wissen, Werkeln und den Berg hinauf schleppen. Am viel Abenteuer war zu Ende. Ende konnten alle Kinder müde aber ohne Schrammen ihren Eltern Matin Golling

Mit Vollgas über schilfbewachsenen Teich. Die Buben und Mädels erlebten beim Ferienprogramm der Ortgruppe Lechrain Action aber auch ruhige, informative und schöpferische Elemente.

21 Ortsgruppe Merching

Straßensperrung wegen Krötenwanderung

Die Möglichkeit einer Straßen- sehr langsam. Diese Wanderung sperrung aus Gründen des findet ca. 3 – 4 Wochen, voraus- Artenschutzes ist in der Straßen- sichtlich Anfang bis Ende März, verkehrsordnung geregelt, ist eine abhängig von der Witterung, statt. wirksame Schutzmaßnahme und Eine Schließung der Straße bei muss von der Verkehrsbehörde Nacht ist auch deshalb zu em- genehmigt werden. pfehlen, weil die Amphibien, auch Anfang 2013 wurde mein Antrag, wenn sie nicht überfahren werden, eine nächtliche Straßensperrung durch die Druckwelle der Autos am der BGM-Weckerstr. – die Verbin- Straßenrand elendig verenden. dungsstraße von Unterbergen über In den Jahren zuvor wurden sehr die Staustufe 22 entlang des arbeitsaufwändig, bedingt durch Auensees Richtung Königsbrunn – die enge Straßenführung und auch mit Beginn der Krötenwanderung durch die aufgeschütteten Ban- in der Zeit von 19.00Uhr bis 5.30 kette, Krötenzäune aufgebaut und Uhr vom Bürgermeister und dem betreut. Trotzdem wurde eine Gemeinderat genehmigt und die große Anzahl getötet, weil die Sperrung veranlasst. Seitdem wird Zäune durch den Straßenverkehr die Sperrung jedes Jahr durch- täglich beschädigt und dadurch geführt. durchlässig wurden. Außerdem war der Aufbau und die Betreuung wegen der unmittelbaren Nähe des Verkehrs gefährlich. Es hat zwar, wie bei Kontroll- gängen festgestellt wurde, einige Zeit gedauert, bis die Autofahrer die Sperrung – mit Unterstützung der Polizei und auch durch Pressemitteilungen der Friedber- ger, Landsberger und Augsburger Zeitung – akzeptierten, mit dem Ergebnis, dass nur noch wenige Kröten überfahren werden.

Kröten, Frösche und Molche ver- Karin Paulus lassen ihre Winterquartiere ab einer Temperatur von +5°, um zu ihren Laichgewässern zu wandern. Sie bewegen sich aufgrund der noch vorhandenen Winterstarre

22 Ortsgruppe Merching

Maßnahme Gehölz am Bahnhof Merching

Das kleine Gehölz am Bahnhof Plastikfolien der Landwirtschaft im wurde am 08.04.2016 durch die Gelände des Finsterbaches ge- BN Mitglieder Alfons Magg, Rudolf nutzt. Im Gehölz selbst wurde ein Kopera, Astrid Richter und Carr Todholzhaufen für Insekten und Dürr von Unrat und Wildwuchs Kriechtiere sowie zwei Steinhäufen gesäubert, wobei uns unsere vier als Liegeplatz für Eidechsen neuen afghanischen Mitbürger angeordnet. Den angefallenen tatkräftig zur Seite standen. Baumschnitt entsorgte kostenlos Zum Mittag brachte uns unsere der hiesige Landwirt, Herr Wecker; Vorsitzende, Martina Flörchinger, der Unrat wurde von der Gemein- zur Stärkung Speis und Trank. de entsorgt. Die Nachmittagsstunden wurden dann noch zum Sammeln von Carr Dürr

Maßnahme Nistkästen

Alfons Magg, Franz Hottenroth und Carr Dürr haben am 14. 10.2016 Nistkästen für Blau- und Kohl- meisen sowie Fledermauskästen aufgehängt. Standorte sind das Gehölz am Bahnhof, die Gehölze an der Unterbergener Straße beim alten Fußballplatz, die Steuobst- wiese an der Straße nach Egling und die Gehölze beim Finster- bach. Ob die Kästen bereits ange- nommen wurden, konnte bislang noch nicht festgestellt werden (Schonfrist in der kalten Jahres- zeit). Es ist aber zu bemerken, dass gegenwärtig sehr wenige Wintervögel die Futterstellen aufsuchen. Meine fleißig füttern- den Nachbarn führen das auf Vergrämung durch Elstern und Beim Aufhängen der Nistkästen Krähen zurück. Foto: Hottenroth Carr Dürr

23 Ortsgruppe Merching Ferienprogramm

„Forschungsreise zu den Paarinseln“

Auf Einladung der OG Merching Mit Eimern, Keschern, Becher- trafen sich bei strahlendem Som- lupen und natürlich auch Wasser- merwetter Kinder und Betreuer an schuhen machten sich die Kinder dem idyllisch gelegenen ortsnahen unter Anleitung von Biologin Platz Ecke Mandichostraße / - Martina Flörchinger und einigen talweg mit seinen wunderbaren Helfern der Ortsgruppe an die Möglichkeiten für Spiel und Spaß. Erforschung des Gewässers.

24 Die Kinderschar lernte nicht nur Nach der „anstrengenden“ For- Stichlinge, Mühlkoppen und Bach- schungsarbeit tobten sich die flohkrebse kennen, sondern ent- Kinder auf der Wiese nach Her- deckte auch Larven von Eintags- zenslust aus. Die Algenfunde aus fliegen und Gelbrandkäfern, die als dem Wasser wurden spielerisch zu Räuber im Wasser gelten. Spaghetti umfunktioniert und es entstand bei viel guter Laune spontan ein Rapsong, der sich im Laufe der nächsten Stunde zum Ohrwurm entwickelte. Statt Algenspaghetti gab’s Würstel in der Semmel am großen Stein- tisch mit seinen Sitzquadern, der seit vielen Jahren „unkaputtbar“ willkommener Anlaufpunkt für Viele ist.

Stolz präsentierten die Kinder zum Sehr spannend empfanden sie ihre Abschluss allen abholenden Eltern Wasserfunde, die sie, vergrößert den „Spaghetti-Rapsong“ und ein unter dem Mikroskop oder auch in schöner Ferientag ging fröhlich zu großen Aquarien, von allen Seiten Ende. ausgiebig begutachtet und bewundern konnten. Natürlich Karin Paulus wurden danach alle Lebewesen Fotos: Hottenroth /Paulus von den Kindern wieder zurück an ihre Fundstellen gebracht.

25 Ortgruppe Mering/Ried Wiederherstellung eines Krötenlaichgewässers bei Sirchenried

Seit Jahren helfen Aktive den 2016 durchgeführt. Da dies mit Kröten beim Überqueren der Kreis- Spaten und Schubkarre nicht zu straße AIC-14 vom Höglwald zum schaffen war, wurde die Firma Laichgewässer in Sirchenried. In Ortlieb aus Mering von der manchen Jahren wurden über Ortsgruppe beauftragt dies mit 2000 Tiere (überwiegend Erd- Hilfe eines Baggers durchzu- kröten) gesammelt und sicher über führen. Mit Sachverstand und die Straße gebracht. Um den Feingefühl wurde der Teich - nach Kröten auch eine Laichmöglichkeit den Vorgaben von Doris Gerlach - zu bieten, bei der sie keine Straße wiederhergestellt und deutlich queren müssen, hat der BN eine vergrößert. Da der Boden in den Fläche am Waldrand gepachtet oberen Teilen einen hohen und dort einen Teich angelegt. Lehmgehalt hat, konnte auf den Dieser Teich war inzwischen dicht Einsatz einer Teichfolie verzichtet bewachsen und teilweise ver- werden. Nachdem die darauf- landet, so dass eine Wiederher- folgenden Tage einigen Regen stellung dringend notwendig war. brachten, konnte der Erfolg der Diese wurde nun am 6. November Maßnahme bestätigt werden.

Der Tümpel war so zugewachsen, dass die freie Wasserfläche von außen nicht mehr zu sehen war.

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Ansicht unmittelbar nach der Pflegemaßnahme. Die Wurzelstöcke sind kein "Abfall" sondern dienen den Kaulquappen als Versteck.

Bereits nach wenigen Tagen hat sich der vergrößerte Tümpel mit Wasser gefüllt; die Krö- ten können kommen!

Übrigens: Bei der Finanzierung hat Wir sind nun gespannt, wie der der Landschaftspflegeverband erneuerte und sichtbar vergrößerte seine Unterstützung zugesagt. Tümpel von den Kröten ange- nommen wird.

Siegfried Bless

27 Ortsgruppe Mering/Ried

Die BN Ortsgruppe Mering hat So war neben den umfangreichen gemeinsam mit der Katholischen Infotafeln zum Thema Bäume in Arbeitnehmer- Bewegung (KAB), Mering und das Biberquiz der mit den GRÜNEN / Mering und Stand vor allem für die Kinder ein vielen anderen Aktiven das erste Anziehungspunkt - sie konnten Meringer Nachhaltigkeitsfest ge- bohren, hämmern und mit Lehm staltet. In diesem Rahmen bauten arbeiten – und das Werk wurde wir gemeinsam mit vielen be- auch noch fertig! geisterten Kindern ein Insekten- hotel, also eine Nisthilfe für Hautflügler.

„Richtfest“ auf der Streuobstwiese Foto:Heike John

28 Unsere aktiven Mitglieder trafen Das nächste Nachhaltigkeitsfest ist sich nach getaner Arbeit auf für den 25. 06.17. geplant. unserer Streuobstwiese zu einem ausgedehnten Picknick. Doris Gerlach

Picknick nach getaner Arbeit Foto:Siegfried Bless

29 OG Pöttmes: Kindergruppe „Neugierige Biber“

Januar: Kopfweiden schneiden

Am letzten Samstag im Januar trafen sich die „Neugierigen Biber“ im Seeanger. Ausgerüstet mit Bollerwagen und wetterfester Kleidung machte sich die Gruppe auf, die Schafe der Familie Soos- Schupfner in den Retentionsraum im Seeanger zu treiben. Nachdem die Schafe sicher auf der Weide Interessiert schauen die Kinder beim Schneiden der Kopfweiden zu. untergebracht waren, schauten die Kinder beim Schneiden der Kopfweiden zu, die die Zäune des stecken und damit eine neue Retentionsraums stützen. Weide zu pflanzen. Anschließend Von den geschnittenen Weiden- hörte die Gruppe im naheliegen- stecken durfte sich jedes Kind den Wald noch einen Specht, einen Stecken mit nach Hause bevor sie sich zurück zum Hof nehmen, um ihn in den Garten zu aufmachte.

Februar: Spaß

beim Bemalen der Stöcke!

30 Februar: Stöcke bemalen Am Karsamstag trafen sich die Kinder und Eltern der BN- Bei frühlingshaften Temperaturen Kindergruppe bei angenehmen trafen sich die neugierigen Biber Temperaturen und Sonnenschein mal wieder im Jugendtreff. zum Osterspaziergang auf dem Während eines kurzen Spa- Gumppenberg. ziergangs wurden von den Teil- nehmerInnen fleißig Äste und Start und Endpunkt war die kleine Stöcke gesammelt. Zurück im Kapelle. Beim gemeinsamen Wan- Jugendtreff wurden diese Stecken dern wurde so Einiges entdeckt. mit Farben bunt angemalt und Ein besonderes Highlight waren verziert. Jedes Kind durfte seine zwei Zitronenfalter, die der Gruppe Stöcke am nächsten Tag abholen eine Zeit lang folgten. Zurück an und mit nach Hause nehmen. der Kapelle gab es dann noch eine Überraschung für die Kinder, als März: Osterwanderung am sie dort bunte Ostereier suchen Gumppenberg und finden konnten.

Beim Osterspaziergang

31 Mai: Wanderung zum Biberbio- top in Stuben

Auch im Mai wanderten die Kinder gemeinsam mit den „Großen“ zum Biberbiotop bei Stuben. Axel del Mestre, Naturschutzwächter für die Gemeindegebiete Pöttmes und Baar mit Totenweis, führte die interessierten Teilnehmer entlang des Biotops und gab Einblicke in Bereit zum Müllsammeln!! den Aufbau des Biotops, das Leben und Wirken des Bibers und April: Ramadama um den potentiellen Problemen durch Jugendtreff seine Bauten. Für die Kinder war besonders der mitgebrachte Am Samstag, den 30.04.16, trafen Biberrucksack sehr interessant. Im sich dieses Mal die Kleinen und Rucksack befanden sich u.a. ein die Großen der BN-Ortsgruppe Pöttmes zum gemeinsamen Ramadama am Jugendtreff. Ausgerüstet mit Handschuhen und Greifern sammelten die Kinder gemeinsam mit den Erwachsenen rund um den Jugendtreff und den Weg bis zur Metzgerei Ottillinger den weggeworfenen Müll am Wegesrand und in den Wiesen ein. Dabei kamen insgesamt 25 Säcke a 120 Liter Müll zusammen.

Oben: Soviel Müll!!

Rechts: Fußabruck eines Bibers.

32 Biberfell, das Gebiss eines Bibers, seine Fußabdrücke und angenagte Holzstücke. Zum Ende hin wurde auf die Gefahren des Riesenbärenklaus eingegangen, der in der Nähe des Biotops wächst und besonders für Kinder aber auch Erwachsene lebensgefährlich sein kann.

Juni: Matschbilder

Im Juni nutzen die neugierigen Biber das Regenwetter und trafen sich im Seeanger zum Matschen. Ausgestattet mit Gummistiefel, Regenhose und Regenjacke ging es im Regen auf Matschsuche. Die Suche dauerte nicht lange und schnell war brauner, grauer und schwarzer Matsch gefunden. Mit großen Pinseln oder mit den Händen wurde anschließend damit auf weißem Papier gemalt. Nach dem kreativen Teil gab es einen Oben: Das macht richtig Spaß! Regenspaziergang mit Pfützen- springen und Matschstampfen. Die Unten: Hier die Werke! Kinder hatten dabei großen Spaß!

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Juli: Familienausflug

Am letzten Samstag im Juli ging's für die neugierigen Biber zum Walderlebnispfad im Aichacher Grubet. Zu Beginn erhielten alle eine kleine Waldfibel, um Bäume, Waldtiere und -pflanzen be- stimmen zu können. Neben den Bei der Apfelernte verschiedenen Stationen, die uns an den jeweiligen Standorten Zurück auf dem Hof tobten sich die Besonderheiten über den Wald Kinder zwischen den Heuballen und seine Bewohner erläuterten, aus, während im Stall das Melken gab es eine Menge zu entdecken. der Kühe vorbereitet wurde. Zum Sehr interessant fanden die Kinder Abschluss durften die Teilnehmer- eine von vielen Eisenerzgruben. Innen dann in Kleingruppen selbst Außerdem konnte man noch so Hand bei den Kühen anlegen. Bei einige umgefallene und abge- der Verabschiedung probierten die brochene Bäume sehen, die dem Kinder frisch geerntete Möhren Tornado im letzten Jahr zum Opfer und durften sich von den ge- gefallen waren. Am Rotwildgehege sammelten Kartoffeln welche mit wurde Brotzeit gemacht, bevor es nach Hause nehmen. schon wieder zurückging. Alles in allem ein toller Ausflug bei Oktober: Waldtag wunderbarem Wetter. Im Oktober nutzte die Gruppe das August: Ferienprogramm auf schöne Herbstwetter und machten dem Demeter-Hof Birkmeir sich auf in den Wald. Bei milden Temperaturen ging es im Wald erst Nach einer kurzen Begrüßung auf einmal alleine oder zu zweit auf dem Hof ging es gleich raus auf den Acker. Die gesamte Gruppe sammelte zwei Reihen Kartoffeln in Kisten, die zuvor mit dem Traktor aus der Erde geholt wor- den waren. Anschließend durften die Kinder bei der Apfelernte mithelfen, das Fallobst ein- sammeln und die Äpfel selbst aus den Bäumen pflücken. Natürlich wurden die köstlichen Äpfel dabei Das Moosgesicht auch ausgiebig probiert.

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Auf Entdeckungstour im Wald

Entdeckungstour. Dabei gab es So gab es zum Beispiel eine viel zu sehen, zu hören, zu fühlen Blätterschlange, die sich an einem und zu riechen. Im Anschluss Ast entlang schlängelte oder ein wurden die Kinder zu kleinen Moosgesicht, das sich am Wald- Naturkünstlern und gestalteten an boden versteckte. Zum Abschluss verschiedenen Orten mit unter- wurde auf so manchen Baum schiedlichen Naturmaterialien geklettert. Naturkunstwerke.

November: Weihnachten in anderen Ländern

Am ersten Adventswochenende trafen sich die neugierigen Biber zu einer kleinen Adventsfeier. Mit Weihnachtstee und Keksen saßen alle zusammen und hörten interessiert zu, wie Weihnachten in anderen Ländern gefeiert wird.

Dies war das letzte Treffen im Jahr 2016 und die Kinder freuen sich schon auf die verschiedenen Aktionen im Jahr 2017!

Janine Baumer

Die Blätterschlange

35 Helmut Schenke erhält Silberdistel Aichacher Nachrichten , 14.01.17, von Nicole Simüller

Die zwei Schwalben flattern Nicht nur für Vögel. Neulich eilte aufgeregt auf und ab. Unbeholfene der 84-Jährige mitten in der Nacht Flugversuche. In der großen los, weil ein Biber Hilfe brauchte. Voliere wirken die Vögel verloren. Engagement nehmen die Schen- Zu anderen Zeiten herrscht hier kes, Eltern zweier Kinder, ernst. Hochbetrieb. Rund 80 Tiere So ernst, dass sie 27 Jahre nicht päppeln Helmut Schenke und mehr im Urlaub waren. „Wenn man seine Frau Ute in ihrer privaten Tiere hat, geht das nicht“, sagt Ute Wildvogel-Auffangstation in Pött- Schenke. Erst 2015 war mal mes (Kreis Aichach-Friedberg) wieder Zeit für eine Reise. Um den jährlich auf. Uhus ebenso wie Rücken freier zu haben, wollen sie Gänsesäger oder Zaunkönige. künftig nur noch in Notfällen Tiere Wenn ein Jungstorch aus dem aufnehmen und Anrufer ansonsten Horst am nahen Marktplatz purzelt, an geeignete Einrichtungen in der helfen sie auch ihm auf die Beine. Region weiterleiten. Seit Jahrzehnten enga- gieren sich beide für die Natur. Richtig gefordert waren sie ab April 1988: Eines Abends wurde in Pöttmes bekannt, dass der Landkreis am idyl- lischen Gumppenberg ei- ne Mülldeponie bauen wollte. Die Nachricht schlug ein wie eine Bom- be. Schon am nächsten Tag wurde eine Bürger- initiative (BI) gegründet: An vorderster Stelle das Ehepaar Schenke mit weiteren Mitstreitern. Dank über 1000 Mit- Helmut Schenke mit seiner Ehefrau und Mitstreiterin Ute. gliedern kamen 80.000 D- Foto: Nicole Simüller Mark für Gutachten zu- sammen. Die Argumente der Rund 2000 Vögel haben sie in 20 Gegner waren so stichhaltig und Jahren gerettet, schätzt Helmut der Widerstand so massiv, dass Schenke. Er und seine Frau sind der Landkreis 1989 aufgab. rund um die Uhr einsatzbereit. Helmut Schenke sagt: „Wir wollten aber nicht nur die Kreismüll-

36 deponie verhindern, sondern ein Landschaftspflege bedrohter Ge- anderes Mülldenken einführen.“ Er biete im Blick. Ebenso als Motor und seine Frau eröffneten nach bei der Gründung des Land- die zweite Wertstoff- schaftspflegeverbands Aichach- sammelstelle im Landkreis und Friedberg, dessen Vorstand er betrieben sie mit Freiwilligen. Ute angehört. In dem Verband taten Schenke setzte durch, dass auch sich 1996 Politik, Naturschutz, Styropor gesammelt wurde – Land- und Forstwirtschaft zusam- damals ein Novum. 2006 erhielt men. Heute pflegt er 200 Hektar Schenke den Umweltpreis des ökologisch wertvoller Flächen. Landkreises. 2013 wurde er mit Der Plan für drei Bürgerwindräder dem „Grünen Engel“ des Frei- am Gumppenberg ging indes nicht staats Bayern ausgezeichnet. auf, obwohl Schenke in Null- Übrigens auch für sein Enga- kommanichts Millionensummen gement gegen die Mülldeponie, von Menschen aus der Region das ihm seinerzeit wenig Sym- zugesagt bekam. Er blies das pathien bei der CSU eingebracht Projekt ab, als es sich zu lange hatte. Die BI unterstützte später hinzog. Während des Gesprächs auf Landesebene das Projekt „Das schaut ein Mädchen aus Af- bessere Müllkonzept“. Es führte ab ghanistan im Haus der Schenkes 1991 zu einem neuen bayerischen vorbei. Die hochschwangere Abfallgesetz, in dessen Folge es in Mutter floh mit ihm und drei Ge- den Kommunen Pflicht wurde, schwistern nach Deutschland. Der Wertstoffe getrennt zu sammeln. Vater wurde laut der Familie von Führende Mitglieder zogen 1990 in den Taliban verschleppt. Die den Marktgemeinderat ein. Helmut Schenkes kümmern sich intensiv Schenke sagt kopfschüttelnd: „Wir um die Asylbewerber. Helmut sind aus dem Nichts heraus als Schenke: „Wir möchten nicht, dass absolut Blauäugige gewählt wor- die Menschen den Eindruck be- den.“ Er selbst wäre sogar fast kommen, dass wir ,nur‘ für Umwelt Rathauschef geworden. Erst in der und Naturschutz da sind, sondern Stichwahl unterlag er knapp. Dem auch für die Menschen.“ Der Gemeinderat gehört er noch immer gebürtige Bremer war als Bub an. Nach fünf Amtsperioden soll selbst Flüchtling, kam ohne Eltern 2020 aber Schluss sein mit der nach Sachsen. Später flohen Kommunalpolitik, die ihn außer- Menschen aus dem Osten ins fast dem zwölf Jahre in den Kreistag völlig zerstörte Bremen. Deshalb führte. In der ganzen Zeit enga- hat er eine klare Haltung, was die gierte er sich weiter für die Natur. Hilfe für heutige Asylbewerber Unter anderem in führenden angeht: „Sie sind kein Einschnitt in Positionen beim Bund Natur- unser Leben. (...) Wir sollten die schutz. Auch als Inhaber eines Hilfe für sie mit Freude stemmen.“ Schafwollhandels hatte der gelern- te Import-Export-Kaufmann die

37 Baumpflanzung

Die Kreisgruppe Aichach-Fried- So helfe der Absud der Rinde bei berg des Bund Naturschutz (BN) Schwellungen. Grundsätzlich halte feierte im vergangenen Jahr ihren ein Ahorn vor dem Haus Hexen 40. Geburtstag. und Dämonen vom Hof fern, und Von Rudolf Heinrich, dem ersten eine Schwelle oder Türe aus Vorsitzenden des Kreisfischerei- Ahorn bewahre vor Schwermut. verbandes, bekamen die Natur- Heute betrachtet man den schützer einen „Baum des Jahres Feldahorn aus anderen Blick- 2015“, einen Feldahorn, als Ge- winkeln. burtstagsgeschenk. Nun war es Ernst Haile: „In den Wald- und Zeit für seine Pflanzung. Westlich Holzwirtschaft spielt der Baum von Handzell wird der Baum keine nennenswerte Rolle.“ künftig an einem Nordhang als Allerdings genieße er als Wald- Solitärbaum wachsen. Ernst Haile randbaum wegen der Artenvielfalt dankte als erster Vorsitzender der in seinen Zweigen große Wert- BN-Kreisgruppe für die gute Idee schätzung beim Forst ebenso wie und listete auf, was unsere Alt- bei Naturfreunden. Als wärme- vorderen über den Ahorn an sich liebende Baumart sei der Feld- und speziell über den Feldahorn ahorn optimal für die zu erwarten- dachten.

Westlich von Handzell pflanzten Mitglieder der BN-Kreisgruppe einen Feldahorn, ein Geschenk des Kreis-Fischereiverbandes zum 40. Geburtstag des BN im Landkreis Aichach-Friedberg. Vorne BN-Kreisvorsitzender Ernst Haile, links Rudolf Heinrich, erster Vorsitzender der Fischer im Landkreis und (dritter von rechts) Helmut Schenke. Foto: Martin Golling

38 den Klimaveränderungen. „Wir Schenke verwies auch auf kämpfen für die gleichen Sachen“, gemeinsame Interessen von sagte Ernst Haile in Richtung Fischern und BN-lern im Raum Rudolf Heinrich. Dieser bestätigte, Pöttmes: „Wir wollen für drei dass BN und Kreisfischereiver- Mühlen Umgehungsgerinne bauen band zu 98 Prozent in der Ziel- für die Fische. Eine ganz tolle setzung ihrer Themen überein- Entwicklung.“ stimmten. Helmut Schenke hatte als Vorgänger von Ernst Haile den Martin Golling Baum besorgt und den Kontakt mit Rudolf Heinrich aufrechterhalten.

Doris Gerlach, Ilona Schätzle, Ernst Haile, Helmut Reindl und Rudolf Heinrich

Foto: Winfried Drexel

39 Mitmachaktion: In die Schule GEH´ ich gern

Auch im Oktober 2016 haben wieder mehrere Grundschulen im Landkreis an der BN-Mitmach-Aktion „In die Schule GEH´ ich gern“ teilgenommen.

Ziel ist es die Kinder zu motivieren, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen: . für mehr Freude auf dem Schulweg . für mehr Sicherheit durch weniger Autoverkehr . für aktiven Klimaschutz in der Gemeinde

Die meisten Gemeinden kennen ja auf einem Plakat ein Blatt stem- das Problem, dass am Morgen und peln, um so den zu Beginn kahlen mittags rings um die Schule der Baum nach und nach zu begrünen. Bring- und Holverkehr und die überall parkenden Autos die Situa- Auch die Lehrer durften stempeln, tion für die Schüler unübersichtlich wenn sie zu Fuß oder mit dem und gefährlich machen. Fahrrad kamen. Die Kinder freuten sich über jedes Blatt – täglich wur- Jedes Kind, das zu Fuß zur Schule de das Laub dichter! oder zur Bushaltestelle kam, durfte Petra Hofberger Foto: Grundschule Friedberg Süd

Kinder der Grundschule Friedberg Süd beim täglichen Stempeln. Stempel und Stempelkissen stellt der BN den teilnehmenden Schulen zur Verfügung

40 Landesdelegiertenversammlung vom 30.04.-01.05.2016

Auf der Landestagung und Dele- Naturschutztag giertenversammlung 2016 des Der Naturschutztag ermöglicht mit Bund Naturschutzes vom 30.04.- seinen Workshops eine aktive Mit- 01.05.16 trafen sich ca. 200 Dele- arbeit aller Anwesenden. Prof. Dr. gierte aus ganz Bayern in Deg- Hubert Weiger eröffnete die Ver- gendorf. Die Kreisgruppe Aichach- anstaltung mit einer Rede zum Friedberg wurde von Doris Ger- Thema „Erfolge im Natur- und lach, Winfried Drexel und Klaus Umweltschutz durch breite gesell- Becker vertreten. schaftliche Bündnisse und politi- sche Arbeit von der Orts- bis zur Landesebene". Nach der Rede teil- ten sich die Anwesenden in Work- shops auf, die von Ökopakt Bayern bis zur Mobilitätswende vor Ort gingen. Die Ergebnisse der einzel- nen Workshops wurden danach im Plenum vorgestellt. Den Abschluss bildete eine Podi- umsdiskussion mit politischen Ver- tretern der im Landtag vertretenen Von links: Klaus Becker, Doris Gerlach, Parteien. Die Vertreter der Partei- Winfried Drexel en waren: Felix von Brunn (MdL, SPD), Einen Tag vor der Landestagung Ludwig Hartmann (Mdl, GRPÜNE), fand der 5. bayerische Natur- Benno Zierer (MdL, Freie Wähler) schutztag statt. Er ist ein attrakti- Ein Vertreter der CSU konnte nicht ves Diskussionsforum für alle Akti- teilnehmen. Ziel der Podiumsdis- ven und alle interessierten Mitglie- kussion, die von Herrn Mergner der im BUND Naturschutz zu aktu- sehr gut moderiert wurde, war die ellen Themen des Naturschutzes Stellungnahme der Parteien zu und der Umweltpolitik. ökologischen Themen.

Podiumsdiskussion

41 Der interessante und arbeitsreiche Stefan Kreppold berichtete aus Tag schloss mit einem gemeinsa- dem Landesarbeitskreis Ökoland- men Abendessen. bau.

Delegiertenversammlung Der Finanzbericht des Jahres 2015 Die Delegiertenversammlung am und die Entlastung des Landes- 30.04.2016 wurde mit Ansprachen vorstandes wurden mehrheitlich von Prof. Dr. Hubert Weiger, Jörg beschlossen. Nitsch (stellv. BUND-Vorsitzender) Der Leitantrag "Bäuerliche Land- und einem Grußwort des 2. Bür- wirtschaft retten, Ökolandbau und germeister der Stadt Deggendorf Biolebensmittel stärken" wurde von eröffnet. Prof. Dr. Weiger vorgestellt und mehrheitlich verabschiedet. Im Anschluss daran wurde die Der nächste Tag brachte uns ver- Bayerische Naturschutzmedaille schiedene Anträge. Danach an Helgard Gillitzer (Vislhofen), sprach Staatsminister Helmut Dieter Scherf (Simbach am Inn) Brunner zum Thema "Pakt für den und Hubert Stelz (Deggendorf) ökologischen Landbau - Ökoland- verliehen. bau gemeinsam voranbringen" Der Landesvorsitzende Prof. Dr. Weiter ging es mit den Tätigkeits- Weiger verabschiedete sich von berichten vom Landesvorstand, den Delegierten und bedankte sich dem Beirat und der Jugendorgani- bei Ihnen für die konstruktive und sation (JBN). aktive Mitarbeit.

Verleihung der Bayerischen Naturschuzmedaille

42 Exkursion in das Isarmün- Teilweise werden die Flächen dungsgebiet noch landwirtschaftlich genutzt. Nach der Versammlung wurden in alter Gewohnheit Exkursionen an- Die Hochwasserereignisse haben geboten, dieses Jahr zum Brot- nicht nur in der Höhe zugenom- jacklriegel und zur Isarmündung. men , sondern kommen auch im- Das schlechte Wetter führte dazu, mer schneller an der Mündung an. dass die Brotjackltour (Berge in Bis vor 20 Jahren waren die Wolken) leider nur wenig ange- Hochwasserscheitel von Donau nommen wurde. Die Mehrzahl, so und Isar weit versetzt. Mittlerweile auch unsere Delegierten ent- rücken aber die Scheitel immer schlossen sich die Isarmündung zu näher zusammen. Dies führt zu besichtigen. einer verstärkten Gefährdung von Nach dem katastrophalen Hoch- Passau. wasser bei Deggendorf wurde die Renaturierung der Isar im Mün- Bei leichtem Regen wurde die inte- dunggebiet durchgeführt. Bei der ressante Exkursion beendet. Überschwemmung bei Deggendorf (Fischerhäuser) spielte die Isar die Hauptrolle, da dort der Damm Text und Fotos: Klaus Becker überschwemmt wurde. Die beste- henden Dämme wurden rückver- legt, um so der Isar mehr Retenti- onsraum zu geben.

Exkursion zur Isarmündung als Abschluss der Versammlung

43 Für unsere Wertstoffsammelstellen, gegen den gelben Sack

Unser Landkreis ist in Sachen Müll Abfallvermeidungsstrategien bes- seit Jahrzehnten ein Brennpunkt in ser wirken. Obwohl die Sammel- Bayern. Die Auseinandersetzun- quoten von Plastikabfällen bei gen mit der Gallenbacher Haus- WSST-Systemen niedriger sind, und Sondermülldeponie, der sind die stofflichen Verwertungs- Augsburger Müllverbrennung, die quoten höher. Die Restmüllmenge Suche nach Schlackedeponien in ist zur Verbrennung zudem nied- Hofhegnenberg, Mandlach, und riger als bei Landkreisen mit gelber dem Gumppenberg in Pöttmes Tonne/gelbem Sack. Der Verband haben sich viele Bürger im der kommunalen Unternehmen Landkreis für ein Besseres Müll- geht von einer stofflichen Ver- konzept engagiert. Mit unserem wertungsquote beim gelben Sack / Wertstoffsammelsystem haben wir gelben Tonne von nur 20 % aus. bayernweit Akzente eingesetzt. 80% des aussortierten Plastikmülls Seit Monaten wird nun von der landen in Müllverbrennungsan- Jungen Union die Einführung des lagen (Spiegelartikel 17/2014). gelben Sacks im Landkreis Die gelbe Tonne /der gelbe Sack Aichach-Friedberg gefordert. Sie erhöht zwar die Sammelquote der wollen einen Bürgerentscheid für Plastikverpackungen, vermindert dessen Einführung beantragen. aber die Sammelquoten der rest- Die Hauptargumente sind die lichen Wertstoffe, da WSST dann Erhöhung der Erfassungsquoten weniger angefahren werden. bei Plastikverpackungen und die Wertstoffe, die über WSST ab- bequeme Entsorgung ohne gegeben werden, haben eine hohe Reinigung und Vorsortierung. Der Reinheit (sauber getrennt, gerei- BN, der BN-Landesarbeitskreis nigt und kontrolliert) und können Abfall- und Kreislaufwirtschaft so- zu hochwertigen neuen Kunst- wie „Das Bessere Müllkonzept stoffen verarbeitet werden. Bayern e.V.“ lehnen dies ab. Wertstoffe aus der gelben Ton- Folgende Argumente sprechen ne/dem gelben Sack sind stark gegen den gelben Sack oder die verschmutzt, mit hohen Fehlwurf- gelbe Tonne: raten, und können, wenn über- Landkreise ohne gelbe Tonne haupt, nur zu minderwertigen jedoch mit Wertstoffsammelstellen neuen Kunststoffen verarbeitet (WSST) haben in Bayern ein werden. geringeres Gesamtmüllaufkom- Der gelbe Sack/ die gelbe Tonne men, geringere Kosten und höhere dient nur der Auslastung der Müll- stoffliche Verwertungsquoten, da verbrennung, die die erzeugte hier bewusster mit Müll und Wärme meistens schlecht verwer- Wertstoffen umgegangen wird und tet und hohe Schadstofffrachten in

44 die Luft und in die Schlacke die bereits die gelbe Tonne bzw. erzeugt. So werden bis zu dreimal den gelben Sack eingeführt haben. mehr Energie und Ressourcen bei D.h. für schlechtere Umweltstan- der stofflichen Wiederverwertung dards werden höhere Abfallge- eingespart als in der Müllver- bühren notwendig. Wenn es denn brennung genutzt werden kann. In zu einer Einführung des gelben der Müllverbrennung sind die Sacks oder der gelben Tonne Verpackungsmaterialien als Re- kommt, dann sollten aber nur die ssource unwiederbringlich zerstört. Bürger die Mehrkosten tragen, die Eine Umstellung auf Holsysteme ihn nutzen. Es kann nicht sein, mit gelber Tonne oder Wert- dass die Bürger, die hochwertige stofftonne sind nur dann effektiver, sortenreine Plastikverpackungen ökologischer und Ressourcen anliefern, die Bequemlichkeit der schonender, wenn stoffliche Ver- anderen mitfinanzieren. Die Ein- wertungsquoten von mindestens führung des gelben Sacks oder der 80 Prozent erreicht, die zuge- gelben Tonne ist der Einstieg in hörigen modernen Sortieranlagen den Ausstieg der Wertstoffhöfe. gebaut und die Verpackungs- Wenn durch das neue Wert- hersteller zur Rücknahme von stoffgesetz keine ambitionierteren aufbereiteten Kunststoffen ver- stofflichen Verwertungsquoten pflichtet werden. Das von der kommen, wird es eine Ausweitung Bundesregierung verabschiedete der Müllverbrennung geben mit neue Verpackungsgesetz schreibt großen Schlackenrestmengen. keine ambitionierten Verwertungs- Damit kann im Landkreis wieder quoten vor. Diese erreicht der die Suche nach Schlackende- unser Landkreis schon heute mit ponien von vorn beginnen. dem Wertstoffsammelsystem. Gleichzeitig zum Verpackungs- Der Landkreis Aichach-Friedberg gesetz ist ein Abfallvermeidungs- ist mit Ausnahme der Plastik- gesetz dringend erforderlich, damit verpackungen bei den Wertstoffen wir in Zukunft die teure, re- weit über den bayerischen Durch- ssourcenvernichtende, Abgas- und schnittswerten, beim Gesamtmüll, Schlacken produzierende Müll- Haus- und Sperrmüll weit unter verbrennung stark reduziert wer- den bay. Durchschnittswerten. Die den kann. Dies fordern seit langem Einführung der Biomülltonne ist bis die Müll-Bürgerinitiativen im jetzt ein großer Erfolg, wenn noch bayerischen. Verbund „Das mehr Haushalte diese haben und bessere Müllkonzept Bayern e.V.“. die Grünguterfassung wie im Land- Ohne gelben Sack oder gelbe kreis Augsburg weiter ausgebaut Tonne hat unser Landkreis heute wird, können die Wertstoff- eine bessere Verwertungsquote, sammelmengen wesentlich stärker ein niedrigeres Gesamtmüllauf- und kostenneutral ansteigen als kommen und niedrigere Gebühren dies mit dem gelben Sack oder als Stadt und Landkreis Augsburg, gelber Tonne je möglich ist. Bitte

45 unterstützen Sie unser Wertstoff- Nutzung der Energie und einer sammelsystemunterstützen Siewenn unser esWertstoff zum- Nutzunggroßen derRessourcenvernichtung Energie und einer Bürgerentscheidsammelsystem kommenwenn sollte.es zum großenzeigt uns Ressourcenvernichtungwie weit wir von einer DieBürgerentscheid Vollauslastung kommen der Augsburger sollte. zeigtnachhalti uns genwie weitLebensweise wir von einer noch MüllverbrennungDie Vollauslastung mit derihren Augsburger riesigen nachhaltientfernt gensind. Lebensweise noch Abgasmengen,Müllverbrennung der mit schlechten ihren riesigen entfernt sind. Abgasmengen, der schlechten

Josef Metzger Friedberg Josef Metzger Friedberg

Lkr.Lkr. ErfassungErfassung 2015 2015 Lkr.Lkr. Augs- StadtStadt durchdurch bay. bay. Umwelt- Umwelt- AichachAichach- - burgburg AugsburgAugsburg ministeriumministerium FriedbergFriedberg

Wertstofffraktion Menge in kg pro Einwohner, Jahr Wertstofffraktion Menge in kg pro Einwohner, Jahr

Behälterglas 23,2 4,3% 17,8 3,6% 25,4 5,4% Behälterglas 23,2 4,3% 17,8 3,6% 25,4 5,4% Altpapier u. Kartonagen 62,7 11,7% 75,9 15,5% 81,6 17,3% Altpapier u. Kartonagen Altmetalle aus Sammlung 62,7 11,7% 75,9 15,5% 81,6 17,3% Altmetalleund Sortierung aus Sammlung 9,2 1,7% 2,5 0,5% 10,2 2,2% und Sortierung 9,2 1,7% 2,5 0,5% 10,2 2,2% Leichtverpackungen (Plas- 25,0 4,7% 34,0 6,9% 11,6 2,5% Leichtverpackungentikverpackungen) (Plas- 25,0 4,7% 34,0 6,9% 11,6 2,5% tikverpackungen)Bioabfall aus Haushalten 128,4 23,9% 74,5 15,2% 91,2 19,4% BioabfallGrüngut aus gesamt Haushalten (einsch l. 128,4 23,9% 74,5 15,2% 91,2 19,4% 81,3 15,1% 61,8 12,6% 66,6 14,2% Grüngutkommunale gesamt Mengen) (einsch l. 81,3 15,1% 61,8 12,6% 66,6 14,2% kommunaleSonstige Wertstoffe Mengen) 46,5 8,6% 35,7 7,3% 46,6 9,9% SonstigeSumme Wertstoffe Wertstoffe 46,5376,3 70,0%8,6% 302,235,7 61,6%7,3% 333,246,6 70,8%9,9% Summe Wertstoffe 376,3 70,0% 302,2 61,6% 333,2 70,8% Restabfallfraktion Menge in kg pro Einwohner, Jahr

RestabfallfraktionHaus- Geschäfts - und Menge in kg pro Einwohner, Jahr Sperrmüll zur Verbrennung 161,0 30% 188,2 38,4% 137,2 29,1% Haus- Geschäfts- und Sperrmüll zur Verbrennung 161,0 30% 188,2 38,4% 137,2 29,1% Gesamtabfallaufkommen Menge in kg pro Einwohner, Jahr

GesamtabfallaufkommenGesamtabfallaufkommen 537,3 Menge100% in490,4 kg pro Einwohner,100% 470,4 Jahr 100%

Gesamtabfallaufkommen 537,3 100% 490,4 100% 470,4 100% 46 Neophyten im Landkreis

Das Auftreten von Arten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes infolge menschlicher Aktivitäten wie Handel, Transport und Verkehr gilt weltweit als eine wichtige Ursache für den Verlust biologischer Vielfalt. Im Rahmen der Konvention zur Erhaltung der biologischen Vielfalt haben sich die Vertragsstaaten verpflich- tet, Vorsorge gegen gebietsfremde Arten zu leisten und sie ggfs. zu beseitigen. Trotzdem treten immer mehr gebietsfremde Arten in der freien Natur auf. Insbe- sondere die invasiven Arten unter ihnen stellen durch ihre erhebliche Gefährdung der natürlich vorkommenden Ökosysteme, Biotope oder Arten ein relevantes

Problem im Naturschutz dar.

Kommt es erst einmal zu solchen Problemen durch eine invasive Art, ist es oft- mals für effektive Gegenmaßnahmen viel zu spät. Hier gilt es, lösungsorientiert zu handeln. Speziell bei den invasiven Arten lautet die Maxime: Vorsorge statt teurer Nachsorge. Aus diesem Grund sollte der Verhinderung der Einbringung von neuen invasiven Arten Priorität eingeräumt werden. Wesentliche Vorausset- zung für effiziente Vorsorge ist jedoch, die betreffenden invasiven Arten eindeutig benennen zu können.

Soweit das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in seiner aktuellen Stellungnahme zu den Neobiota.

Unser Thema hier sind die Neo- staude nicht das gesamte Paartal phyten im Landkreis Aichach- verseucht“, wählt Georg Wenger Friedberg. Eine Pflanze steht im von der Unteren Naturschutzbe- besonderen Augenmerk der Ver- hörde drastische Worte und be- antwortlichen im Landratsamt: Die gründet sie: Gewässerläufe stün- Herkulesstaude oder der Riesen- den an vorderster Stelle bei den bärenklau. „Das betrifft öffentliche Verbreitungsmöglichkeiten von Sicherheit“, sagt Manuela Riepold Neophyten. Aus diesem Grund sei Kreisfachberaterin für Gartenkultur auch die Verbreitung des eher und Landespflege. Der Riesenbä- harmlosen Indischen Springkrauts renklau ist in der Lage, den UV- nicht mehr aufzuhalten. Schutz der Haut aufzuheben. Star- Seit einigen Jahren macht sich et- ke, örtliche und sehr schmerzhafte wa im Silberbrünnl zwischen Mot- Sonnenbrandblasen sind die Fol- zenhofen und Aichach der Ameri- ge. Diese Pflanze hat sich am kanische Stinkkohl breit. „Der Ne- Paardurchbruch bei Ottmarshau- ophyt ist dabei, wertvollen und sel- sen einen großflächigen Standfort tenen Sumpffarnarten den Lebens- mit besten Aussichten auf eine raum wegzunehmen“, wird Georg Verbreitung geschaffen. „Da muss Wenger deutlich und ärgert sich was passieren, damit die Herkules- zugleich über Bilder in der Tages-

47 Ein eher lokal begrenztes Problem ist die Kanadische Goldrute. Den- noch musste die Firma Leitenmei- er erst in diesem Sommer eine ihre Ausgleichsflächen bei der Sander Badeseen noch einmal komplett neu anlegen. Nicht energisch ge- nug und zum Teil falsch durchge- zogene Pflege hatten das künftige Biotop zum Goldruten-Monokultur- Standort werden lassen. Kostenin- tensiv aber keineswegs hoffnungs- los sind die Anstrengungen für die bekannte Firma mit ihrer Aus- gleichsfläche einen Neustart ohne Kanadische Goldrute hinzukriegen.

zeitung, die eben diesen Zuwande- rer als „schöne Bereicherung“ dar- zustellen versuchen. Er ist auch als Scheincalla bekannt, stammt aus Nordamerika, wo er sumpfiges Doch zurück zur Herkulesstaude. Gelände oder feuchte Wälder be- Beim Kampf gegen ihre Ausbrei- wohnt und entlang von Fließge- tung im Paardurchbruch ist Otfried wässern vorkommt. Er besitzt ein Horn, Vorsitzender der BN-Orts- unterirdisches Rhizom, das bis zu gruppe Friedeberg, ein gefragter 40 Zentimeter lang werden kann. Ansprechpartner der Fachbehör- Entsprechend schwierig ist es, den den im Landratsamt und bei der Stinkkohl wieder aus dem Bereich Stadt Friedberg. Auch am Lauf der des Silberbrünnls wegzubekom- über wacht Horn men. die Ausbreitung des Neophyten.

48 Die Stadt Friedberg hat sogar eine Handschuhen und Schutzbrillen thermische Methode ausprobieren musste sie im Juli 2016 ausrücken lassen. Mit einer Lanze wird Was- und selbst beim Reinigen des serdampf in die Pfahlwurzel des Werkzeugs bleiben die Arbeiter im Riesenbärenklaus gespritzt. „Die Ganzkörper-Schutzanzug. Es wird Rübe wird gekocht“, formuliert Ma- lange dauern, bis der Riesenbä- nuela Riepold und sagt im gleichen renklau in den Standorten an der Atemzug: „Das dauert. Da hätte Paar und an der Ach wieder ver- ich die Wurzel vorher mit dem schwunden ist. Georg Wenger Spaten herausgestochen.“ bringt angesichts des Kosten- Leichter gesagt als getan. Die drucks so auf den Punkt: „Oft Mannschaft Landschaftspflege- müssen wir uns damit begnügen, Firma von Rudolf Sirch betreibt das Ausreifen der Samen zu ver- umweltfreundliche und fachgerech- hindern.“ te Landschaftspflege. In hochge- schlossenen Overalls und mit Martin Golling

Zu den bekanntesten Neophyten gehören:  der Sommerflieder (Buddleija davidii), der mit seinem Duft Schmetterlinge anlockt.  Die Robinie (Scheinakazie), dessen robustes, witterungsbe- ständiges Holz mittlerweile sehr begehrt ist.  Die Nachtkerze, deren Name leicht mit ihren leuchtend gelben Blüten in Verbindung gebracht werden kann.  Der Winterling, der uns bereits im Februar mit seinen gelben Blüten erfreut.  Der Topinambur, dessen Knolle als nussiger Salatzusatz ge- fragt ist.  Der Staudenknöterich – seine Bekämpfung ist ebenfalls schwierig, weil seine Wurzelausläufer teilweise nach fünf Me- tern wieder aus der Erde treiben.

Zum besseren Verständnis: Erfolgte die Erst- Einfuhr solcher Arten nach 1492 (Ko- lumbus entdeckt Amerika), spricht man von Neobiota (Neozoen für Tierarten bzw. Neophyten für Pflanzenarten). Zusammenstellung bekannter Neophyten siehe www.bn-aic.de

49 Neopyhten Bekämpfung in der Schorner Sandgrube

Die Schorner Sandgrube nördlich wuchskräftig und bedroht daher von Pöttmes wurde nach dem besonders konkurrenzschwache Sandabbau dem Naturschutz Vegetationsstrukturen wie bei- gewidmet. Flächen mit Rohboden spielsweise Magerrasen. Die BN- und offenen Sandstellen sind sehr Ortsgruppe Pöttmes rückt einmal selten in der Region, ihr Erhalt jährlich aus, um die Goldrute samt dient dem Fortbestand seltener, Wurzel auszureißen. Eine sehr speziell angepasster Tier- und effektive Methode. Aber an eini- Pflanzenarten. So bauen etwa in gen Stellen hat die gelbblühende der Schorner Sandgrube die selten Pflanze Massenbestände ent- gewordenen Uferschwalben in den wickelt, denen man mit händischer steilen Sandwänden ihre Nist- Arbeit nicht mehr Herr wird. röhren und nach und nach soll sich Eine weitere Gefahr für die offenen auf der Fläche ein artenreicher Sandmagerrasen der Schorner Magerrasen entwickeln. Sandgrube stellt die Robine dar. Der Pflanzenreichtum heimischer Die Bekämpfung des ursprünglich Magerrasenarten der Schorner aus Nordamerika stammenden, Sandgrube ist jedoch durch die invasiven Neophyts stellt sich je- starke Ausbreitung fremdlän- doch als noch deutlich schwieriger discher Pflanzenarten, sogenann- heraus. Blickt man im Frühsommer ter invasiver Neophyten, bedroht. auf das kleine Wäldchen, das sich Die Kanadische Goldrute ist solch am Rand der Schorner Sandgrube eine invasive Pflanzenart. Sie befindet, nimmt man zunächst die stammt ursprünglich aus Nord- weiße Blüte der großen Robinien amerika, ist auch auf nährstoff- war, die nicht umsonst auch ärmsten Standorten enorm „Silberregen“ genannt werden.

Robinien und Goldrute in der Schorner Sandgrube 50 Zwar bietet der Baum ein sehr Durch das Fällen von Robinien reichhaltiges Nektarangebot für wird das vegetative Wachstum Bienen, problematisch ist jedoch, geradezu verstärkt, es bilden sich dass dieser sich über Wurzelbruten und die Robinie Wurzelschösslinge vegetativ ver- breitet sich noch stärker aus. mehrt. Als Leguminose ist die Bei einer gemeinsamen Begehung Robinie in der Lage Stickstoff aus der Fläche mit Herrn Helmut der Luft im Boden zu fixieren. Die Schenke vom Bund Naturschutz, Pflanze sorgt somit auf dem Ortsgruppe Pöttmes, und Angela hageren, sandigen Boden für ihre Rieblinger vom Landschaftspflege- eigene Düngung und breitet sich verband Aichach-Friedberg, hat massiv aus. Damit gefährdet sie der LPV sein neues und lang- die Artenvielfalt in gleichem Maße fristiges Pflegekonzept vorgestellt. wie die Goldrute. Bisher wurden Der Landschaftspflegeverband die Wurzelschösslinge auf den Aichach-Friedberg wird gezielt offenen Flächen durch jährliches dichte Bestände der Goldrute Zurückschneiden bekämpft. Dies regelmäßig mähen. In denjenigen hatte jedoch nicht nachhaltig zum Bereichen des Magerrasens, die Ziel geführt, die Offenflächen frei besonders schlimm von der zu halten, da die Pflanzen im Ausbreitung der Robinie betroffen nächsten Jahr wieder dieselbe sind, werden deren Triebe mitsamt Höhe erreicht hatten. Auch das der Wurzel per Löffelbagger Fällen einzelner älterer Bäume entfernt. Mit diesem Verfahren erzielte nicht den gewünschten können auch kleine, austriebfähige Effekt, sondern hatte eher das Wurzeln und Wurzelteile ausge- Gegenteil zur Folge.

Angela Rieblinger und Helmut Schenke bei den Planungen in der Schorner Sandgrube

51 siebt werden. Um das starke Neben der Bekämpfung der Neo- Aussamen langfristig einzudäm- phyten soll Mähgut von arten- men werden die älteren Bäume reichen Magerrasenstandorten der nicht gefällt, sondern geringelt. Region ausgebracht werden. Dabei wird ein mehrere Zentimeter Die Erhöhung der Artenvielfalt und breiter Streifen der Rinde ring- die damit einhergehenden Blühas- förmig entfernt, der Saftstrom zu pekte über einen Großteil der Ve- den Wurzeln wird unterbrochen. getationsperiode hinweg dient Somit stirbt der Baum allmählich auch den Bienen, denen dadurch ab, ohne die unerwünschten Wur- ein erhöhtes Pollen- und Nektar- zeltriebe zu bilden. Die damit angebot zur Verfügung steht. einhergehende Anreicherung von Totholzstrukturen ist naturschutz- fachlich als positiver Nebeneffekt anzusehen. Der Umbau des Wäld- chens hin zu einem artenreichen Bestand heimischer und standort- gerechter Baum- und Straucharten soll behutsam und über einen längeren Zeitraum (ca. 10 Jahre) Angela Rieblinger von statten gehen, um die LPV Aichach-Friedberg Waldstruktur für Vögel, Bienen und Fotos: Bernhard Weizenegger andere Artengruppen durchgängig Augsburger Allgemeine zu erhalten.

Blick in die Schorner Sandgrube: Auf der Fläche hat sich die Wurzelbrut der Robinie ausgebreitet. Im Hintergrund ist das Wäldchen zu sehen, in dem die Robinien Baumgröße erreichen.

52 Exkursion für schwäbische BN Kreis- und Ortsgruppen zum Riedberger Horn

Termin: Donnerstag 25. Mai 2017 (Feiertag)

Das Riedberger Horn gilt als einer hof Fischen gibt es einen Bus- der schönsten und gleichzeitig gut transfer nach Balderschwang und erreichbaren Aussichtsberge Bay- entsprechend zurück von Gras- erns. Zudem ist es ökologisch sehr gehren nach Fischen. wertvoll. Ein enges Mosaik ver- schiedenster Biotoptypen ist Le- Referenten: bensraum für viele seltene Tier Julia Wehnert, Geschäftsführerin und Pflanzenarten. BN-Kreisgruppe Kempten-Ober- Bisher ist das Riedberger Horn allgäu; durch die Ruhezone des Bayeri- Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben. schen Alpenplanes vor einer Er- schließung geschützt. Doch nun Treffpunkt: Fischen Bahnhof um sollen für einen Skigebietszusam- 10.15 menschluss erstmals Lifte in die Ruhezone gebaut werden. Es Die Zugzeiten für die Kreisgruppe droht ein Präzedenzfall, der das Aichach-Friedberg sind wie folgt: Ruhezonenkonzept der bayeri- Aichach ab 07:43 Uhr /Augsburg schen Alpen als Ganzes aushe- ab 08:30 Uhr, Rückfahrt von Fi- beln kann. schen ab 17:39 Uhr Augsburg an Wir laden Sie ganz herzlich ein zu 19:22 Uhr / Aichach an 20:11 Uhr einer Exkursion Balderschwang/ Anmeldung im Büro der Kreis- Schwabenhof – Riedberger Horn – gruppe unter [email protected] , Grasgehren. Es handelt sich um Tel.: 08233/849171 oder bei Ein- eine Bergwanderung, für die Kon- zelteilnehmern bei der BN- dition und alpine Bergausrüstung Fachabteilung für Südbayern: (Schuhe/Bekleidung) erforderlich [email protected]; 089- ist (700 Höhenmeter). Bei ganz 548298-63 schlechtem Wetter kann die Route ggf. verkürzt werden. Vom Bahn- Foto: Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung Oswald Baumeister

53 Osttangente – Der Widerstand geht weiter

Zusammen mit dem Bund Wie in den Medien ausführlich Naturschutz und anderen Organi- berichtet, soll zwischen Königs- sationen hat das Aktionsbündnis brunn und Derching eine neue Keine Osttangente mit vielen Schnellstraße entstehen, um die Veranstaltungen und Aktionen im B17 westlich von Augsburg zu Jahr 2016 gegen dieses Mega- entlasten. Dadurch würde eine Straßenprojekt mitten durch un- neue Nord-Süd-Achse zwischen seren Landkreis Stellung bezogen. Lindauer Autobahn (A96) und Wenn man mit Bürgerinnen und Stuttgarter Autobahn (A8) sowie Bürgern redet, hört man immer Richtung Ingolstadt (B300) wieder ähnliche Aussagen: „Wie eröffnet. Diese würde nicht nur kann man nur durch unsere deutlich mehr Verkehr in die ohnehin bis an die Grenzen belas- Region bringen, sondern zusätz- tete Natur so ein Wahnsinnsprojekt lich mit Ansiedlung von Groß- entlang des Lech planen?“ gewerbe und Industrie unsere Heimat zu ihrem Nachteil ver- ändern. Der Großraum München drückt in unsere Region und jetzt sollen letzte Reste von Natur und Naherholungsmöglichkeiten den Interessen der Wirtschaft geopfert werden. Dabei besteht in unserem Landkreis Vollbeschäftigung und es wäre sinnvoller, die geplanten 210 Millionen in Regionen zu investieren, die von Abwanderung bedroht sind anstatt die Ballungsräume mit noch mehr Straßen und Logistikzentren zuzu- pflastern. Besonders gravierend ist, dass die geplante Straße durch hochsensible Naturschutzgebiete gehen soll, mit vielen geschützten Arten, die auf der roten Liste stehen und für die Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Ärgerlich ist, dass Alternativen zu diesem Straßenprojekt gar nicht Geplanter Trassenverlauf der Osttangente zwischen B17 und A8 erst geprüft wurden. So wäre ein Ausbau der B17 technisch durchaus realisierbar teilte uns das

54 Straßenbauamt mit. Man habe Bahnstrecke aus, von denen allein diese Alternative aber gar nicht eines bereits zusätzlich min- erst geprüft. Dabei ist laut EU- destens 4.000 zusätzliche Kfz/Tag Gesetzgebung die Prüfung von bringen würde. Die Schnellstraße Alternativen zwingend erforderlich. würde den Zugang zu den Nah- Konsequenterweise haben wir erholungsgebieten am Lech er- deshalb auch Beschwerde bei der schweren und unmittelbar an den EU-Kommission eingereicht. Dies Naherholungsgebieten und Seen betrifft übrigens nicht nur die vorbeiführen. Damit würde der Ort Osttangente sondern eine ganze einen erheblichen Qualitätsverlust Reihe von Projekten im Bundes- erleiden. Zusätzlich würden ca. verkehrswegeplan (BVWP). Der 150 Anwohner der Auenstraße BUND hat deshalb ebenfalls dort ihre Bleibe verlieren bzw. sie Beschwerde bei der EU-Kom- müssten direkt neben der Schnell- mission eingelegt. Und wie sieht straße wohnen. Für die Fried- es mit der angeblichen Entlastung berger sieht es fast noch schlim- der Bundesstraßen-Anlieger in mer aus. Die Kleingartenanlage an Kissing und Friedberg aus? der B2 müsste wohl komplett Kissing würde eine Schnellstraße weichen. Immerhin das Naher- westlich der Bahn mit genau zwei holungsrefugium für ca. 2.000 Anschlüssen bekommen. Das Menschen. Die B300-Anlieger würde zu keinerlei Entlastung des müssen mit zusätzlichem Verkehr erheblichen innerörtlichen Quell- rechnen, da dann viele der über und Zielverkehrs führen. die Osttangente nach München Gleichzeitig weist Kissing eine fahrenden Autos die Abkürzung ganze Reihe neuer Bau- und nach Dasing zur A8 nehmen Gewerbegebiete östlich der würden.

Die Bundestagsabgeordnete und Obfrau der Grünen im Verkehrsausschuss Valerie Wilms protes- tiert mit Osttangentengegnern. Im Hintergrund die bedrohte Kissinger Heide.

55 Entsprechendes gilt übrigens für verabschiedet und im November die Bewohner im Norden Merings, wurden die zugehörigen Ausbau- denn dort würden ebenfalls viele gesetze im Bundestag beschlos- Autos die Abkürzung nach Odelz- sen. Mehr als 40.000 Einwände hausen nehmen. wurden gegen den BVWP vor- Das sind übrigens keine Progno- gebracht. Diese wurden aber leider sen von uns, sondern so steht es in einem beispiellosen Verfahren in den offiziellen Prognosen des innerhalb kurzer Zeit abgearbeitet BVWP. Trotzdem behaupten viele und meist zusammenfassend in Politiker immer wieder, dass die Form von vorgefertigten Textbau- Anwohner entlastet werden. Und steinen in einer Broschüre ab- wie sieht es mit dem Abschnitt schlägig kommentiert. Zusammen nach Königsbrunn aus? Dieser mit dem BUND und einigen Abschnitt ist zwar nicht im anderen Bürgerinitiativen hatten vordringlichen Bedarf, darf aber wir deshalb die bundesweite geplant werden. Wie oben ge- Aktion AIDA gegründet. Ziel war schildert, ist es das Ziel der es, zumindest für die wichtigsten Osttangente, die B17 zu entlasten. Straßenprojekte zu erreichen, dass Das kann nur funktionieren, wenn vor der endgültigen Entscheidung auch dieser Abschnitt gebaut wird. jeweils ein ergebnisoffener und Er wird also über kurz oder lang unter neutraler Moderation stehen- den Lückenschluss geben und es der Dialogprozess abgehalten handelt sich um nichts anderes als werden sollte. Dadurch wollten wir einen Schachzug um die Be- die gravierendsten Mängel in der völkerung Königsbrunns zu be- Bürgerbeteiligung zum Bundesver- ruhigen und um Zeit zu gewinnen kehrswegeplan heilen. Leider weiter südlich zu planen. Dann ist haben uns die Abgeordneten im zwar Königsbrunn entlastet aber Verkehrsausschuss (bis auf Linke Gemeinden wie und und Grüne) die kalte Schulter Merching werden betroffen sein. gezeigt und damit deutlich ge- Und wie sieht es damit aus, dass macht, dass sie an einem die Straße gar nicht vierspurig Bürgerdialog nicht interessiert wird? Die Straße ist, trotz der sind. Dadurch war die zwingend verharmlosenden Darstellungen vorgesehene Öffentlichkeitsbe- vieler Politiker, vierspurig bean- teiligung im BVWP letztendlich tragt. Es besteht lediglich die eine Farce, denn es hat keinerlei Option, dass sie auch dreispurig substantielle Auseinandersetzung geplant werden kann (mit späterer mit den von den Bürgerinnen und Ausbaumöglichkeit auf 4 Spuren). Bürgern vorgebrachten Argumen- An keiner Stelle ist die Straße ten gegeben. Der BUND hat ein zweispurig vorgesehen. ausführliches Grünbuch zum BVWP veröffentlicht in dem die Wie ist jetzt der Stand der Dinge? Schwächen einer rückwärts ge- Der BVWP wurde im Herbst 2016 wandten Verkehrspolitik zu Lasten

56 der Natur deutlich analysiert nalen Radwegenetzes, Ver- werden. Diese lesenswerte Bro- kehrsberuhigung an bestehenden schüre kann über folgenden Link Straßen in Kissing und Friedberg abgerufen werden: usw.. https://keine-osttangente.de/wp- content/uploads/2017/02/Broschue Wir werden aber ganz besonders re_Verkehrswegeplan_160123.pdf darauf hinweisen, dass unser Planet an die Grenzen seiner Das Straßenbauamt Augsburg hat Belastbarkeit gestoßen ist und wir angekündigt, im Januar 2017 mit neue und moderne Lösungen für der Planung der Straße zu be- Mobilität brauchen anstatt immer ginnen. Wir stellen uns darauf ein, nur noch weiter Straßen zu bauen dass Politik und Behörde jetzt bis von der Natur nichts mehr übrig möglichst schnell versuchen ist. Das bedeutet aber auch, dass werden Tatsachen zu schaffen. sich unsere Politiker der Ver- Wir sind dabei eine ganze Reihe antwortung stellen und gemein- von Aktionen zu planen, um das sam mit den Bürgerinnen und Projekt zu verhindern. Hierzu Bürgern überregionale Konzepte stehen uns noch einige Möglich- entwickeln, die Wirtschaft, Mobili- keiten offen und wir werden es den tät, Naherholung und Natur in Osttangentenbefürwortern so Einklang bringen und nicht ein- schwer wie möglich machen, das seitig die Interessen der Industrie- Projekt umzusetzen – trotz der und Handelskammer vertreten. geballten lokalen politischen Elite, die sich hinter dieses Projekt stellt. Dr. Wolfhard von Thienen Wir möchten alle Leser darum Sprecher Aktionsbündnis bitten, uns dabei zu unterstützen, Keine Osttangente unsere Veranstaltungen zu be- suchen und auch den einen oder anderen Euro zu spenden. Besonders wichtig ist, dass Sie Ihren politischen Vertretern in Ge- sprächen, Leserbriefen und Brie- fen deutlich mitteilen, was Sie von dem Projekt halten. Es stehen jetzt Bundestags- und Landtagswahlen ins Haus und die Befürworter der Osttangente sollten spüren, dass die Bevölkerung diese Straße nicht will. Gleichzeitig werden wir immer wieder auf Alternativen zu dem Projekt hinweisen: Ausbau der B17, Ausbau des öffentlichen Nah- verkehrs, Schaffung eines regio-

57 Schädigen Pestizide unsere Gesundheit?

Experte beantwortet die Frage bei Vortrag in Dasing mit eindeutigem „Ja“. Das Fazit seiner Forschung fällt beklemmend aus

„Anstelle von Weihnachtsmärkten Frage, ob Pestizide gesundheits- und Christkindl-Idylle“, wie sich schädigend sind, ist nur mit Stephan Kreppold ausdrückte, wa- langfristig vorliegenden Daten zu ren am 14.12.2016 120 Menschen beantworten – Clausing hat sie in den Bauernmarkt nach Dasing ausgewertet. gekommen, um sich die For- Vorweg: In den vergangenen 15 schungsergebnisse des Toxikolo- Jahren stieg die ausgebrachte gen Dr. Peter Clausing zum Pestizidmenge in Deutschland um Thema „Schädigen Pestizide unse- 26 Prozent auf 45 Megatonnen. Es re Gesundheit?“ anzuhören. gebe immer wieder akute Ver- „Keine leichte Kost“, sollte der giftungen etwa mit Hautschäden, Wilpersberger Biobauer zu später wirklich bedrohlich aber seien Stunde resümieren. Vor die Daten- chronische Erkrankungen und Kolonnen Clausings schoben die Fortpflanzungsschäden. Schäden? Veranstalter Bund Naturschutz, Wir leben doch immer länger? Arbeitsgemeinschaft bäuerliche „Ja“, bestätigt Clausing und stellt Landwirtschaft (AbL) und Bioland- die Frage: „Länger, aber unter gruppe Augsburg Ost, eine „Vor welcher Lebensqualität?“ So habe Ort“-Reportage des Bayerischen sich die Zahl der Diabetes- Rundfunks (BR). In dem Streifen Patienten von 1997 bis 2008 (Gift im Essen – wie gesund ist (alterskorrigiert!) um 29 Prozent unser Gemüse wirklich?) geht es erhöht. Die Prostatakrebs-Fälle auch um Bauer Willibald Scham- stiegen zwischen 1970 und 2010 berger (Kreis Fürstenfeldbruck). Er um das 2,7-Fache (alters- ist schwer an Parkinson erkrankt. korrigiert), 2,2-fach erhöht haben Seine lückenlos geführten Spritz- sich in der Zeit die Diagnosen für Tagebücher sollen nun helfen, sein Brustkrebs. Für jedes einzelne Leiden als Berufskrankheit aner- Pflanzenschutzmittel gilt, dass es kannt zu bekommen. „Es gibt viele in niedriger Dosis für den Bauern, die betroffen sind, und es Menschen nicht toxisch sei. Vor werden immer mehr“, sagt seine allem Landwirte sind aber über Frau Rosi. Bis zu 14 verschiedene Jahre Giften ausgesetzt. Gifte, so die Macher des BR, Hier seien Krebs, neurologische verstecken sich im sonst als so Erkankungen wie Parkinson, gesund geltenden Gemüse – aber Atemwegserkrankungen oder Erb- nur aus konventionellem Anbau. gutschäden wahrscheinlicher. Vor allem Beeren sind betroffen. „Das wurde signifikant, als Bioprodukte waren bei den BR- zwischen 1958 und 1967, also Recherchen nirgends auffällig. Die zehn bis 20 Jahre nach Beginn

58 des Chemieeinsatzes in der Land- Diese Stoffe können beim wirtschaft, eine Häufung von Menschen das Heranreifen bis Lungen- und Hautkrebs bei zum 25. Lebensjahr schwer deutschen Winzern festgestellt beeinträchtigen. 6000 Tonnen wurde“, so Clausing. Damals Glyphosat wie RoundUp von Mon- erschien auch die erste Liste mit santo werden jährlich auf Deutsch- 70 Mitteln, die möglicherweise lands Grün ausgebracht. Es ist mit krebserregend seien. Die Mittel zwölf Prozent das am häufigsten Dicamba, Pendimethalin und vor eingesetzte Pestizid – „und gleich- allem Maneb/ Mancozeb stehen zeitig das am schlechtesten aktuell unter Verdacht, Krebs- und überwachte“, kritisierte Clausing. Nervenkrankheiten auszulösen. Zu Bei über fünf Millionen Lebens- Letzteren zählen Alzheimer, Autis- mittelproben wurde 2014 nur bei mus, Aufmerksamkeitsdefizit-Syn- 3200 nach Glyphosat-Rück- drom und amyotrophe Lateral- ständen geschaut. In 765 Proben sklerose. In Frankreich gilt Par- wurde das Gift nachgewiesen. Das kinson seit 2012 bei Bauern als Ergebnis Clausings Forschung war Berufskrankheit, hierzulande sind beklemmend: erst vier Fälle „wie eine Berufs- Pestizide verursachen Krebs, krankheit“ anerkannt, berichtete chronische Krankheiten und beein- Clausing. Unter schwerem Ver- trächtigen unsere Reproduktion. dacht stehen (Stand: 2009) 101 „Chemische Produkte machen Präparate, die als hormon- unser Leben bequemer, aber diese schädigende Substanzen (EDC) Bequemlichkeit hat ihren Preis“, so eingestuft sind, wie etwa Chlor- der Experte. und phosphororganische Insekti- zide. Martin Golling

Die Veranstalter (von links): Stephan Kreppold (Biolandgruppe Augsburg Ost), Andrea Eiter (AbL), Referent Peter Clausing und Ernst Haile (BN)

59 Power to Change

Im Aichacher Cineplex-Kino lief auf „Überschwemmungen, Krieg, Initiative der Kreisgruppe des Bund Flucht – das kann uns doch nicht Naturschutz, quasi als Erstauf- egal sein“, dachte sich Kraus und führung, „Power to Change Die investierte seine Kraft und sein Energierebellion“. Kapital in eine Maschine, die aus Energiewende – das Thema liegt Stroh Pellets herstellt. derzeit tief begraben unter den „Was soll ich meinen Enkeln Schlagworten Syrienkrieg, Flücht- sagen, wenn sie mich irgendwann lingsstrom oder Ukrainekrise. fragen, warum wir ihre Umwelt Dabei gelingt es Regisseur Carl-A. verheizt haben“, so Kraus über Fechner in seinem Werk genau seine Motivation. den Zusammenhang zwischen all Ein anderer Akteur im Film ist Amir dem menschlichen Leid und der Roughani. Als Elfjähriger kam er hemmungslosen Gier nach fossiler nach Deutschland, wuchs im Energie bloßzulegen. Kinderheim auf. Nun ist er Fechners Ansporn: „Wir wissen Unternehmer – sein größter mehr über die Dramen in der Welt, Arbeiter: die Sonne. Edy Kraus als über ihre Lösungen – das spannt ihn ein als skeptischen wollen wir ändern.“ Er geht das an, Kapitalsucher für das Stroh-zu- indem er Visionäre wie Edy Kraus Pellets-Projekt. Roughani wird vor die Kamera bringt. hellhörig, was die Zusammen-

Alfred Seitz von der Bürgerenergiegenossenschaft, Raimund Kamm vom Forum gegen das Zwischenlager in Gundremmingen, Sepp Bichler von den Energiebauern und Moderator Ernst Haile, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe diskutierten mit den Kinobesuchern nach dem Film „Power to Change“.

60 hänge zwischen Energiehunger Wie sehr das deutsche Gesetz für und Krieg angeht, und fährt selbst den Vorrang erneuerbarer Ener- in die Ukraine, um Recherchen gien (EEG) die Energieriesen anzustellen. erzittern lässt, ist anhand der Tatsächlich findet er heraus, dass gezielten Desinformation ukrai- die Ukraine jährlich zwölf Milli- nischer Regierungskreise zu e- arden Dollar für Erdgasimporte rfahren. Im Gespräch mit Hans Fell nach Russland überweist. „Der fragt der Minister tatsächlich, ob es Scheinausweg für die Herrscher in stimme, dass Deutschland erneut Kiew sei die wirtschaftliche An- seinen Ausstieg aus der Atom- bindung an den Westen gewesen. industrie rückgängig gemacht Shell und Co sollten mittels habe. Hans Fell sieht das Energie- Fracking ukrainisches Gas im problem noch weit gefährlicher: Donbass fördern – zufällig herrscht „Wir finanzieren mit dem Erdöl, mit genau dort seither Krieg. dem wir uns fortbewegen und Hans-Josef Fell, ehemaliger Bun- unsere Wohnungen heizen, jenen destagsabgeordneter der Grünen, Terrorismus, der uns bedroht.“ sieht die Situation in der Welt Amir Roughani hat seinen Riesen- nüchtern: „Die Abhängigkeit von solarpark im Osten der BRD re- Energie führt zu politischer Ohn- alisiert, dennoch werfen ihm macht“, formuliert er drastisch und Kritiker vor, seine Investition sei schiebt hinterher: „Ohne Erdgas doch angesichts des Riesen- aus Russland wären Riesen wie bedarfs nur ein Tropfen im Meer. BASF sofort in Konkurs.“ Rougani: „Stimmt. Aber genau das Den Schlüssel zur Lösung der ist die Energiewende von unten: Probleme erfährt Amir Roughani Viele Tropfen ergeben ein Meer.“ von einer Aktivistin in Kiew: „Wir Filmemacher Carl-A. Fechner: „So haben gelernt Energie selbst könnte die Zukunft funktionieren.“ herzustellen. Wir können uns unabhängig machen.“ Martin Golling

Aus der Diskussion: Alfred Seitz von der Bürgerenergie-Genossenschaft Neuburg-Schrobenhausen, Eichstädt, Aichach-Friedberg wirbt für Bürgerkraftwerke und den daraus gewonnenen und regional verkauften „Bavariastrom“. Sein Statement: „Die Transformation in der Energieversorgung kommt nicht von oben, sondern von unten – und wir als Genossenschaft sind ein politischer Faktor.“ (Infos unter: www.bavariastrom.de/BEG-ND-SOIB-AIC-EI)

Sepp Bichler (Energiebauern) warnt: „Die AFD hat den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in ihr Programm aufgenommen. Wenn Seehofer glaubt, er könne damit Wählerstimmen gewinnen, nimmt er das auch ins CSU-Programm auf.“

Klaus Lueg aus Dasing sieht die parlamentarischen Mehrheiten für ein erfolgreiches Weiter mit dem EEG schwinden: „Die SPD setzt auf Kohle, die CDU war noch nie für erneuerbare Energien und belogen werden wir ohnehin täglich.

Raimund Kamm plädiert für ein schnelleres Abschalten der Atomkraftwerke: „Tag für Tag produziert etwa Gundremmingen soviel Atommüll, dass man damit jeden Menschen in Bayern umbringen kann.“

61 Das Gemeinschaftsprojekt Schloss Blumenthal

Seit 2006 bewohnt eine Gruppe Ökonomie, Ökologie, Kunst & ganz unterschiedlicher Menschen Kultur, und Gesundheit – sowohl das Anwesen Schloss Blumenthal. als Basis als auch in der pro- Sie wagen gemeinsam ein Modell zesshaften Umsetzung der auf die des alternativen Zusammen- Zukunft gerichteten Vision. Die Lebens und Arbeitens. Begonnen Überzeugung, dass aufgrund von wurde das Projekt von acht Wirtschaftskrisen, Globalisierung, Familien, welche die Schloss Vereinsamung und Überalterung Blumenthal GmbH & Co. KG der Gesellschaft, verantwortungs- gründeten und bereits seit losem Verbrauch natürlicher Res- 1.8.2007 das eigene Gasthaus sourcen, Unverständnis zwischen betreiben. Heute ist die Gemein- den Generationen und vielem schaft auf 40 Erwachsene und 14 mehr ein Umdenken in unserer Kinder und Jugendliche ange- Gesellschaft dringend notwendig wachsen und führt neben dem ist, ist die Motivation, neue Sicht- Gasthaus auch ein Hotel mit weisen und Perspektiven praktisch Seminarbetrieb. zu erproben. Alternative Modelle Seit dem letzten Jahr steht nun die und Methoden wie Aspekte der Landwirtschaft im Fokus: mit dem Soziokratie, Systemisches Kon- Einzug der Imkerei Anfang 2016 sensieren oder WIR-Prozess kom- und dem Start der Gärtnerei im men in der Gemeinschaft zum Ein- Frühjahr 2017 bewegt sich hier satz, Gemeinwohlökonomie und einiges. Solidarische Landwirtschaft in den Die lange Historie (Deutscher Wirtschaftsbetrieben. Orden, Fugger) wird als Teil von Blumenthal geachtet, Geschichte Ab 2017 ist Nachhaltige Ent- und Gebäude werden der Öffent- wicklung groß geschrieben lichkeit zugänglich gemacht. Die Blumenthaler kooperieren eng mit Schloss Blumenthal ist mit seinen dem Denkmalschutz und wollen Betrieben auf dem Weg zum den Platz in seiner Schönheit und Pionier-Unternehmen der Gemein- den Dorfcharakter des geschützten wohl-Ökonomie (GWÖ) in der Ensembles erhalten. Region zu werden. Im April stellen Schlosshotel und Gasthaus ihren Die Gemeinschaft versteht sich als GWÖ - Einstiegsbericht vor und zukunftsweisendes, nachhaltiges wollen damit die Idee ethischen Experiment und möchte mit den Wirtschaftens in der Region mit eigenen Projekten, Ideen, Erfah- Leben füllen. Außerdem wird das rungen und Impulsen in der Gasthaus ab diesem Jahr mit gesamten Region wirksam sein. Gemüse aus eigenem Anbau Die Grundlage des Konzeptes versorgt. Frischer und regionaler bilden die 5 Säulen: Soziales, geht es nicht, das Motto ‚bio –

62 regional – vegetarisch’ wird nun auch alte und außergewöhnliche noch konsequenter umgesetzt. Gemüsesorten angebaut. Damit können bis zu 140 Mitglieder in der Als Veranstaltungsort für das Region Augsburg – Ingolstadt – ‚Forum Zukunft’ will das München versorgt werden. Die Gemeinschaftsprojekt die Nach- Mitglieder können ihr Gemüse an haltige Entwicklung in der einem festen Tag pro Woche bei Region aktiv unterstützen und verschiedenen Verteilerstellen voranbringen. (Depots) abholen, z.B. in Blumen- thal. Es sollen weitere Depots Nach einem intensiven Planungs- beispielsweise in Friedberg, Odelz- jahr startet jetzt die Blumenthaler hausen, Dasing und in anderen Gärtnerei – das Besondere dabei: Orten entstehen – je nach Bedarf Das Gemüse wird nicht her- und Interesse der Mitglieder. kömmlich verkauft, sondern Ernte und Produktionskosten werden im Im Stadtgebiet Augsburg findet Sinne der Solidarischen Landwirt- eine Kooperation mit der SoLawi schaft (SoLawi) geteilt: Die Augsburg statt. Auch hier gibt es Gärtnerei versorgt eine Gruppe Depots in mehreren Stadtteilen. von Menschen – die SoLawi Bei Mitmachtagen, Einkoch- Mitglieder aus der Umgebung und aktionen oder den Hoffesten kön- aus Blumenthal – mit Gemüse, nen sich die Mitglieder kennen- wöchentlich wird dafür die Ernte lernen und sich mit ihren Familien unter allen Mitgliedern aufgeteilt. in ‚ihrer’ SoLawi einbringen. Auch Organisatorisches und die Anbau- planung werden gemeinsam ent- schieden. Alle können mitge- stalten. Immer nach dem Motto: ‚Jeder darf, keiner muss!’

Das süße Leben Demeter-Imkerei in Schloss Blumenthal!

Seit 2008 ist Andreas Bock Imker Ernteanteil im Spätherbst im Stadtgebiet München und im Oberland. Mit der Saison 2012 Im Gegenzug finanzieren die entwickelte sich aus dem Hobby Mitglieder die Gemüseerzeugung eine erwerbsorientierte ökolo- für ein Jahr mit Monatsbeiträgen. gische Imkerei unter dem Bio- Auf zwei Freilandflächen mit Siegel Demeter. insgesamt 1 ha Freiland sowie in Um den langjährigen Wunsch nach dem 400m² großen Gewächshaus einem sinnvollen Beitrag für eine werden über 50 verschiedene, ökologische Landwirtschaft zu

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Die "Grüne Gruppe": Der Motor der SoLawi Blumenthal

erfüllen, siedelte die Imkerei 2016 Die wesensgemäße Bienen- nach Schloss Blumenthal um. haltung, also die Verpflichtung zum Somit ist der Grundstein gelegt, Tierwohl auf der einen Seite, und Leben und Arbeiten im ‚Blumen- gleichzeitig die Beachtung der thal’ zusammenzuführen – ‚Ubi ökonomischen Notwendigkeiten apis ibi salus’ – ‚Wo Bienen sind, auf der anderen Seite sind eine da ist Gesundheit’ (Gaius Plinius Gratwanderung – jedoch mehr Secundus, 23-79 n.Chr.) Ansporn als Last.

Bienenstand in der Winterruhe zwischen Blumenthal und Windrädern 64 Die friedliche Bienenarbeit, wie die Die Biene bietet uns, neben einem natürliche Vermehrung durch den perfekten Lebensmittel, die Mög- Bienen eigenen Schwarmtrieb, lichkeit der Anteilnahme und steht im Vordergrund. Die Bienen eigener Aktivitäten. sammeln Nektar im Umland von Die Notwendigkeit einer intakten Blumenthal, im oberen Isartal, auf Umwelt lässt sich gut vermitteln. Brachflächen im Münchner Aber nicht nur das: eine meditative Stadtgebiet, im 5-Seen-Land und Ruhe entwickelt sich bei der Arbeit ab diesem Jahr geht es in mit den Bienen. Die konsequente Richtung Donau und Altmühltal. Es und kontinuierliche Begleitung der gibt Wald- und verschiedene Bienen hilft uns in Zeit, Raum und Blütenhonige aus Stadt und Land Naturkreisläufen zu denken. und einen sehr aromatischen Eine gute Voraussetzung, um die- Lindenhonig. se Welt enkeltauglich zu gestalten!

Kathrin Schaefer Andreas Bock

Informationen zu Blumenthal und der Imkerei findet man unter: www.schloss-blumenthal.de und www.demeterimkerei.de Die Bienenwaben mit dem gesammel- ten Honig werden in der Blumenthaler Imkerei verarbeitet

Der gesammelte Honig wird in Blumenthal geschleudert, scho- nend und naturbelassen bear- beitet, abgefüllt und für den Verkauf vorbereitet. Der Verkauf findet an zwei Markttagen in München und in einer wachsenden Anzahl von Bioläden von Wolfratshausen bis Aichach statt. Der Einsatz für eine Welt ohne Pestizide und gen- technische Eingriffe, für Vielfalt unter Pflanzen, Tieren und Menschen versteht sich von selbst.

65 Umweltbuch des Jahres 2016: "Politik der Zukunftsfähigkeit“

Das Buch "Politik der Zukunfts- tems, zum Beispiel in Form eines fähigkeit“ von Reinhard Loske ist Ministeriums für Nachhaltigkeit Umweltbuch des Jahres 2016. Die oder der Forderung nach einem Auszeichnung geht jährlich an ein Verfassungsziel „Nachhaltige oder mehrere Bücher, die im Laufe Politik“. des Jahres die nachhaltigste Die konstruktiven Vorschläge be- Wirkung auf das Umweltbewusst- treffen sowohl die gesellschaft- sein in Deutschland entfaltet lichen und politischen Verhält- haben. nisse wie auch die Optionen des Jörg Sommer, Vorstandsvor- Individuums; sie bieten viel Rei- sitzender der Deutschen Umwelt- bungsfläche für so dringend be- stiftung, begründet die diesjährige nötigte Auseinandersetzungen. Wahl des Preisträges: Das Buch „Politik der Zukunfts- „Klar und strukturiert zeigt Rein- fähigkeit“ zeigt einen Weg in eine hard Loske Vorläufer und Ge- gerechte und nachhaltige Gesell- schichte der Nachhaltigkeitsde- schaft und ist allein schon deshalb batten auf, ohne jedoch deren lesenswert. Versäumnisse zu verschweigen. Reinhard Loske ist Professor für Dabei werden liebgewonnene Irr- Politik, Nachhaltigkeit und Trans- tümer und Mythen bundes- formationsdynamik an der Uni- deutschen Selbstverständnisses versität Witten/Herdecke. Zuvor nicht verschont. machte er sich einen Namen durch Der Autor, Professor am Fachbe- seine Forschungsarbeiten am reich Kulturreflexion der Universität Wuppertal Institut für Klima, Um- Witten/Herdecke und Senior welt, Energie (1992–1998) und am Associate Fellow der Deutschen Institut für ökologische Wirtschafts- Gesellschaft für Auswärtige Politik forschung (1990–1991). Er war in Berlin, entwickelt Inhalt und Ziel Mitglied des Deutschen Bundes- jeder Nachhaltigkeitspolitik entlang tages (1998–2007) und dort unter der Begriffe Effizienz, Substitution, anderem stellvertretender Frak- Suffizienz, Subsistenz und Ko- tionsvorsitzender und umweltpoli- operation weiter, bleibt also nicht tischer Sprecher von Bündnis bei reiner Kritik stehen, sondern 90/Die Grünen. Von 2007 bis 2011 bietet auch Lösungen an. Dazu war er Senator für Umwelt, Bau, gehört die Weiterentwicklung von Verkehr und Europa der Freien Ökosteuern zu einem allen Bür- Hansestadt Bremen. gern zu Gute kommenden „Öko- Quelle: Deutsche Umweltstiftung bonus“, der Abbau kontrapro- duktiver Subventionen wie die Reinhard Loske: Politik der Pendlerpauschale, genauso wie Zukunftsfähigkeit. Konturen einer die Fortentwicklung der institutio- Nachhaltigkeitswende. ISBN: 978-3- nellen Organe des politischen Sys- 596-03221-1

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Oben und Mitte rechts: Ostermarsch Schrobenhausen 2016 - Kundgebung vor Rüstungsstandort im Hagenauer Forst Mitte links und unten: An der Pöttmeser Friedenssäule Fotos: Ernst Haile 1. Foto: von links: Ch. Richert; U. Schenke; H. Schenke 2. Foto: von links: J. Schmaus; U.Schenke; W. Stelzer; Ch. Richert; H. Schenke; V. Stelzer

Letzte Seite: Demo „Wir haben es satt“ im Januar 2017 in Berlin Fotos: BUND

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