LANDTAGSSPIEGEL 2019 33. Jahrgang → 01 Editorial → 46 Europa im Schnelldurchlauf Landtagspräsidentin Muhterem Aras Das Präsidium auf Informationsreise in Brüssel

→ 02 Der Landtag im Auge des Betrachters → 48 Wählen gehen Gastbeitrag von Reiner Ruf Nicht nur was für alte Leute

→ 06 Forum der Fraktionen → 50 Daumen hoch Meinungsbeiträge Landtag goes Social Media Grüne, CDU, AfD, SPD, FDP/DVP → 52 Gedenkstättenreise → 16 100 Jahre Frauenwahlrecht Auf den Spuren der Erinnerungskultur Geschichte, Gegenwart, Zukunft → 53 Persönlich: → 21 Der Landtag und seine Mitglieder Landtagsvizepräsidentin Sabine Kurtz → 22 Der Landtag – Aufgaben und Arbeitsweise → 23 Landtag im Ländervergleich → 54 Parlamentsdauerdienst → 24 Das Präsidium … und ständig rollen die Koffer → 25 Die Ausschüsse → 29 Wahlkreiskarte → 56 30 Jahre im Parlament → 30 Sitzordnung Wolfgang Drexler zieht Bilanz → 32 Die Abgeordneten → 40 Die Fraktionen → 57 Veranstaltungen und Begegnungen → 41 Landtags-ABC Ein Kaleidoskop

→ 65 Sitzungsplan Terminübersicht bis Februar 2020

Impressum

Der LANDTAGSSPIEGEL wird heraus­gegeben Fotos © Mockupcloud.com [S. 51] von der Präsidentin des Landtags von Baden- © Adobe Stock – Alterfalter [S. 46] © Staatsarchiv Karlsruhe [S. 17 (li. u.), 19 (li. o.)] Württemberg. © Andreas Kaier [Titel (2: o., li.), Inhalt (Mi., re.), © Staatsministerium Baden-Württemberg [S. 23] S. 18, 20, 22, 45, 48 (o.), 57–64] © StN Europe [S. 45 (o.)] Redaktion © Archiv der Deutschen Frauenbewegung [S. 17 (re. o.)] Gabriele Renz (verantw.) © B2Run [S. 60 (Mi.)] Der LANDTAGSSPIEGEL kann kostenlos Bettina Schreitmüller © Bundesarchiv [S. 17 (li. o.)] angefordert werden beim Theresa Ritzer © Deutsche Presse-Agentur dpa [S. 02 (u.), 05, 19 (re. u.)] © Fraktion AfD [S. 10, 11, 37, 40] Referat Öffentlichkeitsarbeit Namentlich gezeichnete Beiträge geben die © Fraktion CDU [S. 08, 09, 35, 36] Landtag von Baden-Württemberg Meinung des Verfassers wieder. Entsprechendes © Fraktion Grüne [S. 06, 07, 32, 33, 34] Konrad-Adenauer-Straße 3 gilt für die Beiträge der Fraktionen. © Fraktion FDP/DVP [S. 14, 15, 39] 70173 © Fraktion SPD [S. 12, 13, 38] Telefax: 0711 2063-299 Grafische Konzeption © Hochschule der Medien [Inhalt (li.), S. 16] E-Mail: [email protected] unger+ kreative strategen GmbH, Stuttgart © Jan Potente [Titel (re.), S. 01, 02, 24, 50, 53, 54/55, 56] www.ungerplus.de © Jonas Ebding [S. 49] Texte im Internet © Kanton Schaffhausen [S. 60 (u.)] Im Internet steht der LANDTAGSSPIEGEL Herstellung © Landesfrauenrat Baden-Württemberg [S. 03] als PDF-Dokument zur Verfügung: Bonifatius GmbH, Paderborn © Landesmedienzentrum Baden-Württemberg www.landtag-bw.de www.bonifatius-druckerei.de [S. 17, 19] © Landeszentrale für politische Bildung Redaktionsschluss Gedruckt auf chlor- u. säurefrei Baden-Württemberg [S. 48 (Mi.)] 19. Februar 2019 gebleichtem Papier © Landtag von Baden-Württemberg [S. 04, 21, 46, 47, 52] © 2019 Landtag von Baden-Württemberg Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie halten unseren „Landtagsspiegel 2019“ in Ihren Händen. Das freut mich sehr, weil es Ihr Interesse am Parlamentarismus zeigt. Das Heft blickt zurück auf Aktivitäten und Schwerpunkte, die der Landtag von Baden-­ Württemberg in den vergangenen zwölf ­Monaten gesetzt hat. Es gab Bürgertage mit Eiswagen und Roter Wurst, Nächte mit Musik und frechem Poetry-Slam, Besuche Editorial hoher Repräsentanten und Tausender Jugendlicher. Der Landtag war ein offenes, lebendiges Haus.

Gleichzeitig ging es in vielen Debatten, auf vielen Veranstaltungen um Grundsätzliches. Der Wunsch, die Fundamente unseres Zusammenlebens zu überprüfen, ist gewachsen. Die Suche nach Herkunft, Heimat oder Wertegemeinschaft ist sehr vielen Menschen, auch mir, ein tiefes Anliegen. Unsere Gesprächsreihe „Wertsachen – Was uns zusammen­ hält“ greift solche Selbstverortungen mit Blick auf die Grundwerte der Verfassung auf. Meine Gedenkstättenreise tut dies. Auch der Brüsselbesuch des Landtagspräsidiums war ein bewusstes Statement für eine Wertegemeinschaft. Die Europawahl am 26. Mai 2019 wird eine Schicksalswahl. Ich appelliere an alle Bürgerinnen und Bürger, ihre Stimme zu nutzen und nicht jenen Kräften das Feld zu überlassen, die Europa abschaffen wollen. Ich möchte auch, dass unsere Kinder und Enkel, die Reisefreiheit, den Euro oder die Möglichkeit, in anderen Ländern arbeiten oder studieren zu können, weiterhin als Selbst­ verständlichkeit erleben können.

Noch andere Themen von historischer Dimension treiben uns um. Bewusst würdigte der Landtag das Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht“ mit einer Veranstaltung von acht Stunden Dauer – man könnte sagen: sinnbildlich für das lange Warten auf Einlösung des Versprechens aus Artikel 3 des Grundgesetzes: „Der Staat (…) wirkt auf die Beseiti- gung bestehender Nachteile hin.“ Ich bin überzeugt, dass nur Frauen und Männer gemeinsam die Weichen für eine faire, gerechte und gleichberechtigte Gesellschaft stellen können.

Das Parlamentsmagazin will keine Chronik sein, schon gar keine Leistungsbilanz. ­Beschlüsse und Debatten sind andernorts nachzulesen. Der Landtagsspiegel will viel- mehr besondere Einblicke gewähren in Diskussionen und will zum Nachdenken anregen und Sie nicht zuletzt ein wenig unterhalten.

Ich wünsche Ihnen viel Freude damit.

Muhterem Aras MdL Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg

01 Selbstbefassung, Selbstbehauptung: Der Landtag im Auge des Betrachters

EIN GASTBEITRAG VON REINER RUF, STUTTGARTER ZEITUNG

Das Parlament ist der Hauptort der Demokratie, aus ihm leitet sich alle staatliche Macht ab. Es ist das „Hohe Haus“, das bei allen Einzelinteressen und Parteikämpfen doch das Ganze repräsentiert. Gleichwohl ziehen Parlamente seit jeher Häme auf sich, gerade in Deutschland, wo man den Staat lange Zeit als von der Demokratie getrennt und dieser übergeordnet auffasste. Die Demokratie und mit ihr der Parlamentarismus galten als flüchtig, der Staat dagegen als metaphysische Größe.

Rosa Luxemburg würdigte einst den alten Revolutionärin und Reaktionär: Beide Reichstag als „Haus der tödlichsten Geis- einte der Hochmut, mit dem sie jenem tesöde“. Ein Urteil, das nicht zu jeder De- Ort begegneten, an dem in mitunter battenstunde falsch gewesen sein mag. kleinteiliger und ja, gelegentlich klein- Jedoch vermochte die Linkssozialistin im geistiger, jedenfalls mühevoller Arbeit Parlamentarismus allgemein kaum mehr ­I­nteressen ausgeglichen und Kompro- erkennen als „die bestimmte historische misse geschmiedet werden. Das ge- Form der Klassenherrschaft der Bour- schieht selten unter Posaunenklängen geoisie (…) und ihres Kampfes mit dem und kaum im Konfettiregen. Meist bleibt Feudalismus“. Dessen Vertreter, der un- ein Rest von Unzufriedenheit, zumal in heilvoll in der Weltpolitik herumpolternde ­einer Zeit der voll entfalteten Individuali- Kaiser Wilhelm II., diffamierte den Reichs- sierung, die ihre eigentümliche Dialektik tag als „Schwatzbude“ und verhöhnte darin findet, dass der Einzelne im Eigen- ihn als „Reichsaffenhaus“. interesse leichthin das Allgemeininteresse

Kaiser Wilhelm II.

02 LANDTAGSSPIEGEL 2019 29

Untersuchungs­ ausschüsse wurden von den 16 Landtagen bis jetzt eingesetzt

erkennt. Das macht die Arbeit für die Abgeordneten nicht leicht. Sie handeln im Auftrag der Wählerinnen und Wähler, ­bleiben aber letztlich allein ihrem Ge- wissen unterworfen. Sie sind keine bloßen Transmis­ sions­riemen eines wie auch immer gearteten Wähler­ willens – und sollten sich schon gar nicht als Agenten nackter Partikular­interessen verstehen. Frauen fordern eine Änderung des Wahlrechts. Das ist das Idealbild, an dem – das lässt sich für den baden-­württembergischen Landtag sagen – lange Zeit kaum temberg musste sich zuletzt kritische Fragen gefallen lassen, jemand kratzte. Aber das verändert sich. Neue Anfechtungen die auf ein Zuviel an Selbstbeschäftigung gerichtet waren. Und sind zu erkennen. In der hohen Zeit des Streits – oder muss man das lag nicht nur am Parlamentsneuling AfD. sagen: Kampfes – um Stuttgart 21 in den Jahren 2010/2011 fand sich der Landtag von links angefochten. Weil die Organe der Zwei Themen sind zu nennen: Zum einen der Streit ums Land- repräsentativen Demokratie das umstrittene Projekt bestätigen, tagswahlrecht, das zu ändern Grüne und CDU sich in ihrem ­fanden diese sich selbst in Frage gestellt. Abgeordnete wurden Koalitionsvertrag vorgenommen hatten. Die Idee war, unter als „Lügenpack“ beschimpft, günstigstenfalls als ahnungslos Beibehaltung des Einstimmenwahlrechts einen Teil der 50 hingestellt – oder gleich als Marionetten fremder Kapitalinte­ Zweitmandate (die 70 Erstmandate sollten unberührt bleiben) ressen abgeurteilt. Parlamentarier brauchten nur das Verkehrs­ über Parteilisten zu vergeben. Damit, so argumentierten die projekt befürworten, schon trugen sie den Stempel des Kapi- ­Befürworter, wäre es möglich gewesen, über Listenparteitage talistenknechts auf der Stirn. Das theoretische Rüstzeug für mehr Frauen in den Landtag zu bringen. Ob das tatsächlich so diese Form der Parlamentarismuskritik lässt sich etwa dem gekommen wäre, muss offenbleiben, weil die CDU-Fraktion 2004 erschienenen Essay „Postdemokratie“ von Colin Crouch eine Wahlrechtsänderung ablehnte. Damit verärgerte sie die entnehmen. Zwar gibt es noch Wahlen, aber sie sind bedeu- Grünen, löste aber auch Turbulenzen in der eigenen Partei aus, tungslos – bloße Fassade. Große, multinationale Konzerne steu- deren Landesvorsitzender Thomas Strobl, zugleich stellvertre- ern den Lauf der Dinge. tender Ministerpräsident, die Reform befürwortet hatte. Womög- lich wären die Listen aber auch dazu benutzt worden, um den Inzwischen werden Parlament und Parlamentarismus von rechts Einzug der jeweiligen (männlichen) Parteiprominenz in den herausgefordert. Der Rechtspopulismus ist auf dem Vormarsch – Landtag abzusichern. auch in Deutschland. Mit der AfD und ihrer gegen die „Alt­ parteien“ gerichteten Rhetorik der Frontalkonfrontation hat den Eine Vorreiterrolle nahm Ende Januar 2019 der Landtag von Landtag ein Grundton erreicht, der bei manchen wie dem frü- Brandenburg mit dem Parité-Gesetz ein, das bei Landtags- heren Vizepräsidenten des Landtags, Wolfgang Drexler, die wahlen quotierte Landeslisten vorsieht, auf denen Frauen und Erinnerung an die Weimarer Republik wachruft. Mit der AfD Männer aufeinanderfolgen. Die Regelung, die vom Jahr 2020 gelangten gezielte Tabubrüche in den Landtag wie die Beleidi- an gelten soll, stößt allerdings auf verfassungsrechtliche Be- gung des Plenums als „fettgefressene Politiker“ durch den AfD-­ denken. Die Direktkandidaten in den Wahlkreisen bleiben von Abgeordneten Stefan Räpple, aber vereinzelt auch antisemiti- der Quotierung unberührt. Dass Wahlrechtsdebatten einen sche und rassistische Äußerungen. Mitte Dezember 2018 musste derart hohen Stellenwert gewinnen, liegt daran, dass deutlich erstmals Polizei in den Landtag gerufen werden, weil sich zwei weniger Frauen als Männer in den Landtagen sitzen – in Baden-­ der AfD zugehörige Abgeordnete hartnäckig weigerten, die Württemberg liegt ihr Anteil bei etwa einem Viertel. Doch letzt- gegen sie gerichteten Ordnungsrufe zu akzeptieren und dem lich hat das weniger mit dem Wahlrecht zu tun als mit den Par- daraus folgenden Sitzungsausschluss durch Landtagspräsi- teien, in denen sich die Männer die aussichtsreichen Plätze dentin Muhterem Aras zu folgen. sichern. Dass es auch anders geht, zeigen im Südwesten die Grünen mit einem annähernd ausgeglichenen Geschlechter- Es geht um die Selbstbehauptung des Landtags in einem verhältnis im Landtag. gesellschaftlichen Umfeld, das die repräsentative Demokratie nicht mehr voraussetzungslos annimmt. Umso wichtiger ist es für Sehr mit sich selbst beschäftigt zeigte sich der Landtag auch jedes Parlament, Vertrauen zu bewahren oder, wo es verloren bei einem zweiten Thema: der eigenen Altersabsicherung. Den ist, wiederzugewinnen. Auch der Landtag von Baden-Würt- Anfang machte das Ansinnen, den Abgeordneten einen Weg

LANDTAGSSPIEGEL 2019 03 Schülerinnen und Schüler aus 155 zurück zur Staatspension zu eröffnen, um sich höhere Schulen besuchen Ansprüche im Alter zu sichern. Im Frühjahr 2017 ver- 2018 den Landtag suchten Grüne, CDU und SPD genau dies in einer parlamentarischen Nacht- und Nebelaktion durch- zudrücken, mussten aber angesichts des starken öf- fentlichen Gegenwinds schnell wieder den Rückzug antreten. Das gerade verabschiedete Gesetz wurde flugs zurückgenommen. Woher die Empörung? Kaum zehn Jahre zuvor hatte der Landtag im Zuge der Parlamentsreform die Staatspension abgeschafft. verschiedenen Formen der Altersversorgung ausei- Zugleich wurden die Diäten um etwa ein Drittel er- nander. Die Gruppe plädierte für eine solidarische höht. Momentan sieht das so aus: Zur Grunddiät von Bürgerrentenversicherung als Zukunftsvision, in die derzeit monatlich 7.963 Euro erhalten die Abgeord- alle Bürger ohne Beitragsgrenze einzahlen. Eine Rück- neten zusätzlich einen Vorsorgebeitrag fürs Alter in kehr zur Staatspension lehnten die 27 Mitglieder ab. Höhe von 1.751 Euro. Ein drittes Thema klingt auch nach Selbstbeschäfti- Nach dem Desaster von 2017 setzte Landtagspräsi- gung, betrifft aber die Grundlagen unseres föderalen dentin Muhterem Aras eine Expertenkommission zur Staatswesens. Gemeint ist der Streit um den Digital- Altersversorgung der Abgeordneten ein, die im April pakt für die Schulen. Fünf Milliarden Euro für WLAN 2018 ihren Abschlussbericht vorlegte. Eine Empfeh- und Laptops – das Angebot des Bundes klang gut, lung kam dabei nicht heraus, nur eine Priorisierung stieß aber bei Ministerpräsident Winfried Kretsch- von Vorschlägen, an deren Spitze ein Beitritt zu dem mann und – in unterschiedlicher Ausprägung – des- bereits bestehenden Versorgungswerk der Landtage sen Länderkollegen auf Widerstand. Geld? Gerne. von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg an der Digitalisierung? Aber ja doch. Freilich nicht zulasten Spitze steht. Integriert in die Arbeit der Experten- der Länderkompetenz in der Bildungspolitik. Das ist kommission war ein „Bürgerforum“, das sich aus zu- die Position Kretschmanns, der auf einen höheren fällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus Steueranteil für die Länder pocht. Der Bund und die Baden-Württemberg zusammensetzte. Das ent- Länder, so heißt es in Artikel 106 des Grundgesetzes, puppte sich als ausgesprochen gute Idee. Das haben „gleichmäßig Anspruch auf Deckung ihrer Bürger­forum setzte sich intensiv und konstruktiv mit notwendigen Ausgaben“.

Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger bildeten ein Bürgerforum und unterstützten die Experten. Schülerinnen und Schüler mit 3D-Brillen in einem Cyber-Classroom.

Der Konflikt folgt einem Grundmuster, das die Bund-Länder-­ Beziehungen schon lange prägt. Der Bund in Gestalt von Bundes­tag und Bundesregierung stellt den Ländern Geld in Aussicht, verlangt dafür aber Mitsprache und Kontrolle bei der Mittelvergabe. Das geht vor allem zulasten der Landtage, die an Einfluss verlieren, während die Ministerpräsidenten über den Bundesrat munter in der Bundespolitik mitmischen. Zwei Fö- deralismusreformen, 2006 und 2009, vermochten daran nicht viel zu ändern. Das Ergebnis ist eine schädliche Politikverflech- tung, die verdunkelt, wer im Staat für welche Entscheidung verantwortlich ist. Und Landtage, die nicht mehr viel zu ent- scheiden haben, geraten unter Legitimationsdruck.

Mit der Ende 2017 verabschiedeten Polizeirechtsnovelle gab der Landtag indes ein starkes Lebenszeichen. Neben den Schulen Mit Bodycams ausgerüstet: Polizistinnen und Polizisten und Hochschulen bildet die Innere Sicherheit ein Kernelement in verschiedenen Polizeirevieren in Baden-Württemberg. der Länderhoheit. Polizeirecht ist Länderrecht, dazu gehört auch die Terrorabwehr, die im neuen Polizeigesetz gestärkt wurde. fürchten. Aber dazu müssen die Abgeordneten die Probleme Sicherheit und Freiheit waren gegeneinander abzuwägen. Im erst mal kennen. Wie viele von ihnen quetschen sich morgens in Herbst 2018 legte Innenminister Strobl mit neuen Überwachungs­ eine überfüllte Stadtbahn oder einen überladenen Bus? Wie gesetzen nach, drang aber bei den Grünen zunächst nicht viele bettelten schon um eine bezahlbare Wohnung? Die Pro­ durch. Die Bedeutung der Bildungspolitik ist evident. Hier finden bleme der Menschen kennen und lösen, darauf kommt es an. Im die Länder das Feld ihrer stärksten Kraftentfaltung. Nicht selten Gegenzug sollten wir den Abgeordneten nicht gram sein, wenn wird der Bildungsföderalismus als provinziell verunglimpft, aber sie eine Vereinsfeier schwänzen und nicht bei jedem Hecken- der Gedanke liegt nahe, dass diejenigen, die mehr Einheitlich- beerlesfeschtle aufschlagen. keit fordern, damit die Ausdehnung des je eigenen Systems auf die ganze Republik im Sinn haben. Wenn sie sich da mal nicht Politik geht auf Machterlangung und Machterhalt. Aufs Parla- täuschen. Und dann? Auch mit der Änderung der Landesbau- ment übertragen heißt das: Politik geht auf Mandatserlangung ordnung oder Beschlüssen zu einer umweltfreundlichen Mobili- und Mandatserhalt. Das Mandat darf freilich nicht zum Selbst- tät meldete sich der Landtag zu Wort. Sicherheit, Wohnen, Ver- zweck werden, nicht allein dem Selbsterhalt dienen. Politik sollte kehrswende – das sind Probleme, die viele Menschen bewegen. nicht nur Beruf sein, sondern Berufung. Dass dies nicht immer Ein Parlament, das dafür Lösungen weiß, muss keinen Vorwurf deutlich wird, trägt zur Krise des Parlamentarismus bei.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 05 FORUM DER FRAKTIONEN Vereint für Natur- und Klimaschutz

MEINUNGSBEITRAG DER FRAKTION GRÜNE

„Wir setzen eine Mobilitätsoffensive mit engem Takt, modernen Flotten und größerem ÖPNV-Angebot um und wollen so die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen bis 2030 verdoppeln“, sagt Fraktionschef Andreas Schwarz. „Mit uns Grünen bleibt Baden- Württem­berg ein erfolgreicher Industriestandort und ein Land mit wunderbarer Natur- und linie und die Vogelschutz-Richtlinie gehören zu den wichtigsten Beiträgen der Europäischen Union, um die biologische Vielfalt Kulturlandschaft.“ zu erhalten.

Fraktionsvorsitzender Andreas Schwarz Unser Klima ändert sich rasant, schneller als gedacht. Wir haben nur einen Planeten – den müssen wir schützen. Es geht hier um eine Menschheitsfrage, die wir jetzt lösen müssen. Deshalb ­legen wir in Baden-Württemberg ein Programm obendrauf, das in seiner Art einmalig ist in Deutschland: Mit unserem „Sonder- Wir Grüne machen Baden-Württemberg programm zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ erhalten wir zur Insel der Stabilität und Dynamik unsere Lebensgrundlagen und schützen unsere schöne Natur. Wenn ich durch unsere Streuobstwiesen und Heidelandschaften Dabei geht es uns um das Wohl der Menschen und ihrer Ge- wandere oder durch den Schönbuch radle, bewundere ich zu sundheit. jeder Jahreszeit unsere schönen Kultur- und Naturlandschaften. Diese Biotope müssen wir schützen. Sie sind gewachsene Le- Vereint im weltweiten Bündnis gegen den Klimawandel bensräume von Pflanzen und Tieren. Tiere brauchen ausreichend Meine Fraktion hat beim Schutz des Klimas einen klaren Kom- Fläche, um Wiesen und Wälder zu durchstreifen. Tiere und pass. Wir denken dabei über die Landesgrenzen hinaus und Pflanzen leben in einer vernetzten Gemeinschaft und kennen finden Menschen in der ganzen Welt, die unsere Ziele teilen. Das keine Landesgrenzen. Der Schutz der Natur, unserer Biotope hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann erkannt und sich und der Artenschutz müssen deshalb eine überregionale, euro- mit Jerry Brown, dem Gouverneur von Kalifornien, zusammen- päische Angelegenheit sein. Die Flora-Fauna-Habitat-Richt­ geschlossen. Inzwischen sind es mehr als 200 Lokal- und Regio­

06 LANDTAGSSPIEGEL 2019 GRÜNE gruene-landtag-bw.de

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Die 47 Abgeordneten der Grünen-Fraktion setzen sich vielfältig ein – beispielsweise für Klimaschutz vor Ort, gute Bildung, eine gesunde Balance von Ökologie und Ökonomie oder den europäischen Zusammenhalt.

nalregierungen und Unternehmen, die sich in dem Klimabündnis fassen. Diese Menschen nimmt das Land durch das neue Lan- „Under 2 Coalition“ verpflichtet haben. Sie entwickeln – jeder in desprogramm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ mit. seinem Umfeld – Maßnahmen, die das Klima merklich verbes- sern. Je mehr Menschen gegen den Klimawandel eintreten, Die Stärke unserer Wirtschaft haben wir auch dem europäischen desto schneller können wir das Klima zum Besseren verändern. Binnenmarkt zu verdanken. Über die Hälfte unserer Exporte gehen in den EU-Binnenmarkt. Die EU ist die Grundlage unseres Baden-Württemberg ist ein lebenswertes Land. Fleiß, Kreativi- Wohlstands. Deshalb liegt unsere Zukunft in der Europäischen tät und Pragmatismus zeichnen die Menschen im Südwesten aus. Union. Wir werden eine Diskussion anstoßen, die zum Ziel hat, ein Sie sind weltoffen und gleichzeitig heimatverbunden. Ich selbst Europa-Leitbild für unser Land zu entwickeln. Ich freue mich auf fühle mich mit Baden-Württemberg stark verbunden und ich den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern. bin ein überzeugter Europäer, weil ich sehe, dass Europa in Ba- den-Württemberg funktioniert: Unser Bundesland ist eine Insel Hass und Hetze haben bei uns keinen Platz der Stabilität und Dynamik, Wachstumsmotor in Deutschland Ich frage mich oft: Wie können wir den gesellschaftlichen und Innovationsmeister in Europa. ­Zusammenhalt stärken? Wir müssen gemeinsam Stopp sagen zu Ausgrenzung, Hass und Hetze. Wir müssen gemeinsam ge- Seit sieben Jahren steht Winfried Kretschmann an der Spitze gen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie vorgehen und unserer Landesregierung. Er ist der beliebteste Ministerpräsident uns energisch öffentlichen Denunziationen in den Weg stellen. Deutschlands. Unsere Fraktion ist die größte im Landtag – sie Lassen Sie uns gemeinsamen für unsere Werte und für Welt­ besteht aus 47 starken Abgeordneten, die in ganz Baden-Würt- offenheit engagieren. Es lohnt sich, für mehr Menschlichkeit ein- temberg verwurzelt sind und sich mit dem ganzen Gewicht ihrer zutreten. Selbst ein kleines Land wie Baden-Württemberg kann Direktmandate in der Landespolitik und für ihre Heimat einsetzen. viel erreichen.

Integration gelingt nur gemeinsam Vor zwei Jahren hat Baden-Württemberg ein Programm auf- 2016 haben Grüne und CDU die Verantwortung für dieses Land gesetzt, um tausend Jesidinnen ins Land zu holen. Dadurch übernommen. Wir sind unterschiedlich und deshalb sind wir wurde erstmals auf das Leid der Menschen im Irak, insbesondere zusammen stark. Was wir teilen, ist die Überzeugung, dass aus der Jesidinnen, aufmerksam gemacht. Nadia Murad, die neue Unterschieden Zusammenhalt entstehen kann und aus Reibung Friedensnobelpreisträgerin, ist eine davon. Sie ist die starke Neues. Wir sind innovativ und stehen für eine Politik, die sich den Stimme der Jesidinnen und Jesiden und wir sind stolz auf sie – Herausforderungen der Zeit entschlossen stellt. Doch gute Politik und auch darauf, dass sie in Baden-Württemberg lebt. Ihr Bei- kann nur mit dem beherzten Engagement der Bürgerinnen und spiel zeigt, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt einzutreten. Bürger funktionieren. Wenn wir alle gemeinsam an einer Sache arbeiten, können wir Großes schaffen – die Arbeit mit Geflüch- In unserer bisherigen Regierungszeit haben wir viel verändert: teten ist ein Beispiel. In jeder kommunalen Familie gibt es viele vom bundesweit einmaligen Dialog mit der Automobilwirtschaft Ehrenamtliche und Organisationen, die sich der Geflüchteten und der größten Einstellungsoffensive in der Geschichte unserer angenommen haben. Polizei bis zum Wohnraumprogramm und dem historischen ­Einstieg in den Schuldenabbau. Diese Maßnahmen zeigen: Mit Die Wirtschaft brummt in Baden-Württemberg, die Arbeits­ uns Grünen bleibt Baden-Württemberg ein erfolgreicher Indus- losigkeit ist niedrig, die Reallöhne sind hoch – ebenso wie die triestandort und ein Land mit wunderbarer Natur- und Kultur- Lebensqualität in unseren Städten und im Ländlichen Raum. landschaft, mit uns wird Ökologie und Ökonomie zusammen- Trotz guter Konjunktur gibt es dennoch Menschen, die Schwie- geführt. Nur mit uns ist Baden-Württemberg für die großen rigkeiten haben, auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß zu Herausforderungen der Zukunft gewappnet.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 07 FORUM DER FRAKTIONEN Politik für starke Kommunen

MEINUNGSBEITRAG DER CDU-FRAKTION

→ Herr Professor Reinhart, die CDU-Fraktion versteht sich als die Kraft für die Kommunen in der Landespolitik. Wo setzen Sie dabei die Schwerpunkte? Die starke und faire Partnerschaft zwischen dem Land und seinen Kommunen liegt uns sehr am Herzen. Wir brauchen leistungs­fähige Kreise, Städte und Gemeinden. Denn wir wol- len, dass sie ihre vielfältigen Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger im Land zuverlässig und gut erfüllen können.

Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, macht sich stark für die Kommunen im Land.

→ Wie wollen Sie das erreichen? dene Tablet-Projekte, um weitere wissenschaftliche Erkennt- Wir sind stolz, dass unsere Kommunen im bundesweiten Ver- nisse über den Nutzen und intelligenten Einsatz digitaler Medien gleich hervorragend dastehen. Das ist der Erfolg einer jahr- im Unterricht zu gewinnen. zehntelangen Politik für die Kommunen, die insbesondere die Handschrift der CDU trägt. Wir sind nah dran an den kommu- → Welche Rolle spielt die Kinderbetreuung? nalen Themen. Viele unserer Abgeordneten haben selbst Er- Familienfreundlichkeit ist ein Standortfaktor. Deshalb unter- fahrung in der Kommunalpolitik. stützen wir die Kreise, Städte und Gemeinden auch beim Aus- bau einer attraktiven und hochwertigen Kinderbetreuung. Ab → Was bedeutet das konkret? diesem Jahr verdoppeln wir die Förderung der Kindergärten Die finanzielle Ausstattung der Kreise, Städte und Gemeinden schrittweise auf rund eine Milliarde Euro. Hinzu kommt der Pakt in Baden-Württemberg ist bundesweit spitze. Die Kommunen für gute Bildung und Betreuung – ein Meilenstein. Er beinhaltet erhalten knapp ein Viertel der Steuereinnahmen des Landes. eine Ausbildungsoffensive für Fachkräfte, eine stärkere Unter- Zum Vergleich: In Bayern liegt diese sogenannte Verbundquote stützung in der Inklusion und eine Stärkung der Kindertages­ gerade einmal halb so hoch. Damit die Kommunen auch von pflege. den Steuermehreinnahmen des Landes profitieren, haben wir einen Sanierungsfonds für Schulen und Brücken mit über 600 → Viele Kommunen klagen über zu langsames Internet. Wie Mio. Euro aufgelegt. lösen Sie dieses Problem? Lebenswerte und attraktive Kommunen brauchen eine mo- → Wie steht es um die Digitalisierung der Schulen? derne Infrastruktur. Mit dem flächendeckenden Breitbandaus- Gemeinsam mit den Kommunen haben wir eine „Anschub­ bau starten wir endlich durch ins digitale Zeitalter. Unser Ziel ist finanzierung zur Digitalisierung an Schulen“ in Höhe von 150 Mio. es, den Breitbandausbau in allen Teilen des Landes voranzu- Euro vereinbart. An rund 100 Schulen laufen gerade verschie- bringen. Dafür werden wir bis zum Ende der Legislaturperiode

08 LANDTAGSSPIEGEL 2019 CDU cdufraktion-bw.de

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Die meisten Abgeordneten der CDU-Fraktion haben selbst Erfahrung in der Kommunalpolitik. eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Die Hälfte davon und Jugendhilfe nur für diejenigen eingesetzt werden, die tat- fließt in die dringend notwendige Infrastruktur. So hat das sächlich als minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge in unser Land alleine 2018 weit über 500 kommunale Breitbandprojekte Land kommen, führen wir ein verbessertes Verfahren zur Alters­ gefördert. feststellung ein.

→ Was ist mit den Straßen? → Baden-Württemberg ist stark ländlich geprägt … Auch leistungsfähige Verkehrswege und moderne Mobilitäts- Deshalb stehen wir für die Entwicklung des ländlichen Rau- angebote entscheiden über die Zukunft der Kommunen. Ab mes. Denn die starken ländlichen Räume sind das Rückgrat nächstem Jahr stehen 320 Mio. Euro jährlich für die Förderung unserer Wirtschaftskraft und Lebensqualität. Es ist unser Kern­ kommunaler Verkehrsinfrastruktur bereit. Mit diesen Mitteln anliegen, diese Regionen attraktiv zu halten. Dabei haben wir können die Kommunen ihre Straßen, den öffentlichen Personen­ die Kommunen im Blick, die auf einer großen Fläche eher dünn ­nahverkehr sowie Rad- und Gehwege ausbauen. besiedelt sind oder deren Bevölkerung überdurchschnittlich alt ist. Diese Gemeinden haben mit besonderen Herausforde- → Was tun Sie für bessere Luft in den Städten? rungen zu kämpfen, deshalb wollen wir sie mit einem Demo- Wir wollen noch sauberere Luft in den Städten ohne Fahrver- grafiebonus sowie einem Flächenfaktor finanziell unterstützen. bote. Dazu haben wir ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Luftreinhaltung auf den Weg gebracht, mit dem rund 400 Mio. → Was unternehmen Sie, damit mehr bezahlbarer Wohnraum Euro in den Ausbau der Elektromobilität und des ÖPNV fließen entsteht? werden. Davon profitiert nicht nur die Region Stuttgart, sondern Das Programm zur Förderung von Wohnraum ist mit jährlich alle Städte im Land, die bei der Einhaltung der Grenzwerte 250 Mio. Euro eines der größten in der Landesgeschichte. herausgefordert sind. Schwerpunkt ist die Förderung von Miet- und sozialem Wohn- raum. Die Änderung der Landesbauordnung war ebenfalls ein → Wie verbessern Sie die medizinische Versorgung vor Ort Teil unserer Wohnraumpolitik: Wir haben das Bauen schneller, und im ländlichen Raum? einfacher und kostengünstiger gemacht. Eine ausreichende Die Menschen im ganzen Land vertrauen auf eine erstklassige Wohnraumversorgung erreichen wir allerdings nur mit neuen medizinische Versorgung. Deshalb sprechen wir uns für eine Flächen, die bald bebaut werden können. Mit dem „Kommu- Landarztquote aus. Um die Ärzteversorgung zu erhalten, haben nalfonds Wohnraumoffensive BW“ werden wir künftig dort un- wir die Zahl der Medizinstudienplätze um 10 Prozent erhöht. terstützen, wo Wohnraum entsteht – nämlich vor Ort in den Auch die Krankenhausversorgung im Land müssen wir sicher- Kommunen. stellen. Dazu haben wir in den vergangenen Jahren die Lan- desmittel für die Investitionen der Krankenhäuser erhöht. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf die Pflege. So unter- stützen wir das Aktionsbündnis für Kurzzeitpflege für einen Ausbau der Plätze in der Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege.

→ Viele Kommunen sehen in den Integrationsaufgaben große Herausforderungen. Was tun Sie hier? Wir stärken die Kommunen bei der Integration geflüchteter Menschen direkt vor Ort. 2018 und 2019 haben die Kommunen 180 Mio. Euro für die Integrationsarbeit vor Ort erhalten. Hinzu kommen Förderungen für das Integrationsmanagement, die Sprachkurse sowie den Übergang von der Schule in den Beruf. Um sicherzustellen, dass die wertvollen Ressourcen der Kinder-

LANDTAGSSPIEGEL 2019 09 FORUM DER FRAKTIONEN Für direkte Demokratie und Rechtsstaatlichkeit

MEINUNGSBEITRAG DER AfD-FRAKTION

Die AfD ist die größte Oppositionsfraktion im baden-württembergischen Landtag.

Wir sind die Alternative für Deutschland fügt nur die AfD über die nötige Problemlösungskompetenz und Die AfD ist die liberalkonservative Partei im Südwesten, die sich den Mut, die Missstände zu benennen und auch anzupacken. für die Freiheit der Bürger einsetzt. Baden-Württemberg ist das einzige Land, das durch einen Volksentscheid entstanden ist. Die AfD steht für direkte Demokratie und Rechtsstaatlichkeit 1952 fusionierten die Länder Württemberg-Baden, Württem­ Als freie Bürger treten wir für direkte Demokratie, Föderalismus, berg-­Hohenzollern und Baden zu einem gemeinsamen Süd- Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit, soziale Marktwirtschaft, weststaat. Die bewegte Geschichte der einzelnen Länder im Subsidiarität, Meinungsfreiheit, Familie und die gelebte Tradi­ Südwesten reicht aber viel weiter zurück. Unser Land ist die Ge- tion der deutschen Kultur ein. Eigenverantwortung ist die unent­ burtsstätte des liberalen Gedankengutes und der Meinungs- behrliche Grundlage auch des großen wirtschaftlichen Erfolges vielfalt. Demokratie und Freiheit liegen den Baden-Württem- des baden-württembergischen Unternehmertums. Nur die Frei- bergern im Blut wie die kulturelle Vielfalt. Das macht uns seit heit, über die Geschicke des eigenen Landes wieder selbst be- Zeiten Schillers, Mörikes, Struves und Heckers aus. stimmen zu können, schafft ein Europa souveräner demokrati- scher Staaten, die miteinander in Frieden, Selbstbestimmung Leitprinzipien: Vernunft und Humanismus und guter Nachbarschaft verbunden sind. Als „Partei des ge- Die Alternative für Deutschland wurde 2013 gegründet, als es sunden Menschenverstandes“ setzen wir auf das politische galt, mit demokratischen Mitteln die einseitige Politik der eta­ Urteilsvermögen und die Verantwortungsbereitschaft der mün- blierten Parteien zu beenden. Die Europäische Union ist über ihr digen Bürger. Mit dem von der AfD-Fraktion im Jahr 2018 einge- ursprüngliches Ziel eines gemeinsamen Binnenmarktes weit hi- brachten „Demokratiestärkungsgesetz“ sollen sie ein effizientes nausgeschossen und gefährdet unsere subsidiären Freiheiten. Werkzeug in die Hand bekommen, das politische Geschehen so Die AfD kann und wird sich durch ihr politisches Handeln dem weit wie möglich wieder selbst bestimmen zu können. Bruch von Recht und Gesetz, der Zerstörung des Rechtsstaats und der fortgesetzten Bevormundung entgegenstellen. Den Rechtssicherheit ermöglicht Frieden und Freiheit Prinzipien des wirtschaftlichen Handelns, der Vernunft und des Die Kernaufgabe des Staates ist die Sicherstellung eines ga- Humanismus werden wir zu neuer Wertschätzung im politischen rantierten Ordnungsrahmens, in dem sich die Bürger frei entfal- Diskurs verhelfen. Als einzige echte politische Alternative ver- ten können. Die ständige, vielfach ideologiegetriebene Expan­

10 LANDTAGSSPIEGEL 2019 „… damit unsere AfD Werte afd-fraktion-bw.de erhalten bleiben.“

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Bernd Gögel MdL, Vorsitzender der Fraktion der AfD im Landtag von Baden-Württemberg. sion der Staatsaufgaben lehnen wir ab. Sie bedroht zunehmend kalte Enteignung von Bürgern durch Dieselfahrverbote, die die elementaren Freiheitsrechte der Bürger und wird der Ver- allesamt der heimischen Automobilindustrie einen nicht wieder­ antwortung des Staates immer weniger gerecht. Wir wollen den gutzumachenden Schaden zufügen und kontraproduktiv sind Rechtsstaat stärken und dem Recht wieder zur Durchsetzung für den Hightech-Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg. verhelfen. Die Bürger müssen sich auf das Recht und ihr Recht verlassen können. Seine Einhaltung ist die Grundvoraussetzung Wir stärken den ländlichen Raum für die Gewährleistung der Inneren Sicherheit, die eine der Haupt­ Uns ist die Attraktivität des ländlichen Raums mit einem aktiven aufgaben des Staates darstellt. Eine stabile Innere Sicherheit Gemeindeleben und einem funktionierenden gesellschaftlichen garantiert ein friedliches Zusammenleben der Menschen in einer Zusammenhalt wichtig. Die Entwicklung des ländlichen Raums offenen und freien Gesellschaft, unabhängig von Herkunft und muss in Baden-Württem­berg wieder mehr in das Bewusstsein Religion, und bildet das Fundament für unsere Freiheit, für Wohl­ der Politik zurückgeführt werden. Zu einem lebenswerten länd- stand und Demokratie. lichen Raum zählen für uns eine intakte bäuerliche Landwirt- schaft, eine funktionsfähige mittelständische Wirtschaft und Wir sind für den staatlichen Schutz von Ehe und Familie der Erhalt sowie der Ausbau einer wettbewerbsfähigen Infra- Der AfD ist es ein wichtiges Anliegen, gewachsene kulturelle und struktur sowohl im Straßen- und Schienenbau als auch im Be- regionale Traditionen und bewährte Institutionen wie Ehe und reich der Breitband-Kommunikation. Diese umfasst alle für die Familie zu schützen. Sie garantieren als Keimzellen der bürgerli- Daseinsvorsorge notwendigen Einrichtungen wie Schulen, me- chen Gesellschaft den über Generationen gewachsenen ge- dizinische Versorgung und kulturelle Angebote. sellschaftlichen Zusammenhalt und genießen daher zu Recht den besonderen Schutz des Staates. Eine alternative Familien- Wir sind die AfD politik muss die Familie als wertegebende Grundeinheit finanziell Wir sind offen gegenüber der Welt, wollen aber Badener, Würt- und ideell stärken. Die derzeit bestehenden finanziellen Nach- temberger, Hohenzollern und Deutsche sein und bleiben. Wir teile, die Familien mit Kindern gegenüber Kinderlosen erleiden, wollen die Würde des Menschen, die Familie mit Kindern, unsere müssen korrigiert werden. abendländische christliche Kultur, unsere Sprache und Tradition in einem friedlichen, demokratischen und souveränen National- Wir stärken unsere heimische Wirtschaft und sichern Arbeitsplätze staat des deutschen Volkes dauerhaft erhalten. Uns gelten In Baden-Württemberg ist die Industrie zu Hause. Ihre bedeu- die bürgerlichen Freiheitsrechte und die Privatsphäre als hohe tendsten Zweige sind der Automobilbau, der Maschinenbau, die zivilisatorische Güter. Die Erinnerungskultur bezüglich unserer Elektrotechnik, die chemische Industrie und die Medizintechnik. christlich-abendländischen Traditionen stellt die Basis für unser Aber auch die zukunftsträchtigen Branchen wie die Biotechno- Handeln dar. Dazu gehört auch, dass das Gewaltmonopol des logie, die Nanotechnologie oder die Informationstechnologie Staates unangetastet bleibt und gerade Frauen und Mädchen gehören zu unserem Land. Mit einem Beitrag von rund 40 Pro- ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes Leben ohne Angst vor zent der Unternehmen in Industrie und Produktion liegt Baden-­ Gewalt und Übergriffen führen können. Wir praktizieren die Würt­temberg bundesweit an der Spitze. Diese Position will Trennung von Kirche/Religion und Staat und respektieren, dass die AfD erhalten und ausbauen. Auch die zahlreichen kleinen es verschiedene Religionen im Privatleben unserer Bürger gibt. und mittel­ständischen Unternehmen, die führend auf den Welt- In diesem Selbstverständnis bekennen wir uns zu einem gesunden märkten tätig sind, stärken mit ihrem wirtschaftlichen Handeln Patriotismus ähnlich dem der anderen freien und demokrati- das Rückgrat für unseren Erfolg. Diese Stärke gilt es weiter zu schen Nationen Europas. Dies sind die notwendigen Vorausset- festigen durch den dringend notwendigen Ausbau der Infra- zungen für ein eigenverantwortliches staatliches Handeln nach struktur, die Förderung von Schulen und Universitäten sowie innen und außen. Die Politik der AfD wird maßgeblich dazu bei- die Steuerung und Ansiedlung von Jungunternehmen und de- tragen, dass ­Baden-Württemberg als wirtschaftlich starkes Land ren Geschäftsideen. Die AfD lehnt ideologiegetriebene Ein- mit einer werthaltigen Währung selbstbewusst seine Zukunft schränkungen des Individualverkehrs ebenso ab wie die Ver- gestaltet, damit auch unsere Kinder ein auskömmliches und er- teufelung der hoch entwickelten Dieseltechnologie oder die fülltes Leben führen können.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 11 FORUM DER FRAKTIONEN Unser Anspruch für das Land: „Modern, gerecht, sicher.“

MEINUNGSBEITRAG DER SPD-FRAKTION

Auch in der Opposition ist der Anspruch der SPD-Landtagsfraktion,­ Impulsgeber in der Landespolitik zu sein und sich für ein modernes, zukunftsgerichtetes, gerechtes und sicheres Baden-­Württem­- SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch bei einer Aktuellen Debatte. berg einzusetzen.

Mehr als die Hälfte der Legislaturperiode unter Grün-Schwarz wo neu gebaut werden könnte, die Widerstände groß, wird ist vergangen. Zeit, ein Resümee zu ziehen. Und wir stellen fest, Nachverdichtung, die Ausweisung neuer Bauflächen oder die dass die Regierungsarbeit durchaus ausbaufähig ist und weit- Aufstockung von Gebäuden verhindert. Doch das können wir aus mehr für die Menschen getan werden könnte. Trotz extrem uns nicht leisten, wenn gleichzeitig immer mehr Menschen, da­ guter Kassenlage ist das Land in den letzten zweieinhalb Jahren runter viele Familien mit kleinen Kindern, händeringend auf der weder bei der Digitalisierung noch beim Wohnungsbau oder Suche nach einer bezahlbaren Wohnung sind. Wichtig ist, dass einem modernen Mobilitätskonzept wesentlich vorangekommen. auf den Flächen, die bebaut werden können, tatsächlich auch Im Gegenteil: Gerade in der Bildungspolitik scheint es eher einige bezahlbarer Wohnraum entsteht. In unserem Land darf Woh- Schritte zurückzugehen, insbesondere, was den Ausbau von nen nicht zu einem Luxusgut werden. Deshalb muss es bis 2025 Ganztagsschulen und Inklusion betrifft, von ausreichender Ziel sein, 500.000 neue Wohnungen zu bauen. Dazu müssen ­Unterrichtsversorgung ganz zu schweigen. Deswegen fordern einige Hürden beim Wohnungsbau beseitigt werden: so das wir eine Politik, die auch ankommt im Land und den Menschen Entschlacken der Landesbauordnung und ein Absenken der spürbare Verbesserungen bringt. Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb von Wohnraum.

Bezahlbarer Wohnungsraum! Ein zentrales Instrument für mehr bezahlbaren Wohnraum sieht Überall in Baden-Württemberg sind Mieten teuer, Bauland die SPD in der Einrichtung einer gemeinnützigen Landesent- knapp und bezahlbarer Wohnraum selten. Allzu oft sind dort, wicklungsgesellschaft „BWohnen“, die mit eigenen Mitteln aus-

12 LANDTAGSSPIEGEL 2019 SPD spd-landtag-bw.de

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SPD-Landtagsfraktion.

gestattet werden muss. Diese soll Grundstücke erwerben, einen Verkehrsinfrastruktur! eigenen Wohnungsbestand aufbauen und erhalten und mit Die Landesregierung wird ihrer Verantwortung für die Pendle- Kommunen und Genossenschaften kooperieren. rinnen und Pendler nicht gerecht. Mit Fahrverboten wird Mobili- tät unweigerlich wieder zur sozialen Frage. Statt Dieselfahrer Kostenlose Kitas! über Fahrverbote kalt zu enteignen, muss dringend in den öf- Es ist und bleibt die zentrale Konstante sozialdemokratischer fentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) investiert werden, um ein Bildungspolitik, dass der Zugang zu guter Bildung nicht vom alternatives Angebot bereitzustellen. Denn nur mit einem at- Geldbeutel der Eltern abhängen darf. Wir fordern daher: Bil- traktiven ÖPNV schaffen wir eine zukunftsfähige Mobilität, die dungsgerechtigkeit für alle Kinder. Mensch und Umwelt entlastet, das Umsteigen vom Auto auf den ÖPNV fördert und das Stauchaos beseitigt. Wir sind der Auffassung, die Einnahmenseite des Landes ist so gut, dass es an der Zeit ist, Familien finanziell zu entlasten und Wenn wir die Mobilitätswende glaubhaft gestalten wollen, dann ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Wir fordern den Ein- brauchen wir schnell ein besseres Angebot mit mehr Linien und stieg in die gebührenfreie Kita. Gleichzeitig muss die Qualität Verbindungen, besseren Taktungen und mehr Verlässlichkeit. der Einrichtungen gesichert und eine Fachkräfteoffensive für Die SPD fordert daher die Wiedereinführung der Fahrzeug­ mehr und gutes Kita-Personal ins Leben gerufen werden. finanzierung für neue Stadt- und Straßenbahnen sowie den ­Angebotsausbau des regionalen Schienen- und S-Bahnverkehrs. Die Landesregierung lehnt die Gebührenfreiheit für frühkindliche Nur mit einem zuverlässigen ÖPNV können wir den Mobilitäts- Bildungsangebote rigoros ab. Dabei blendet sie die Lebens- bedürfnissen der Menschen in unserem Land gerecht werden. wirklichkeit der Menschen aus. Die hohen Gebühren der Kinder- Mobilität muss bezahlbar bleiben, das geht nur mit Tarifverein- tageseinrichtungen belasten längst nicht nur Geringverdiener. fachungen und -vergünstigungen. Auch die Mittelschicht ist massiv davon betroffen. Gesundheitsversorgung! Starke Schulen! Alle Menschen in Baden-Württemberg haben das Recht auf Bildung ist der Schlüssel für die Lebens- und Teilhabechancen eine angemessene Gesundheitsversorgung, egal ob sie in der jedes Einzelnen. Unser Ziel ist es seit jeher, den sozialen Aufstieg Stadt oder auf dem Land leben. Viel zu mut- und ideenlos be- durch Bildung zu ermöglichen und gleiche Chancen auf gute gegnet die Landesregierung den immer größeren Lücken in der Bildung für alle zu verwirklichen. Gesundheitsversorgung.

Die Unterrichtsversorgung unserer Kinder kümmert diese Lan- Wir als Sozialdemokraten wollen mit einem umfassenden Maß- desregierung nicht. Wir aber fordern, diese an allen Schulen nahmenpaket die hausärztliche Versorgung verbessern. Dazu deutlich zu verbessern und den von Grün-Schwarz 2017 veran- ist es wichtig, die Attraktivität der Allgemeinmedizin zu steigern lassten Abbau von 1.074 Lehrerstellen rückgängig zu machen. und den Stellenwert des Hausarztes in der gesundheitlichen Die Ganztagsschulen im Land werden von der Kultusministerin Versorgung zu stärken, wie in unserem 10-Punkte-Plan vorgesehen. nur stiefmütterlich behandelt. Sie gaukelt den Eltern vor, dass Der ländliche Raum darf nicht zum Verlierer des Krankenhaus-­ maximale Flexibilität und bestmögliche Qualität in reinen Be- Strukturwandels werden. Wer die Umwandlung der Kranken- treuungsangeboten vereinbar sind. Doch nur die rhythmisierte hauslandschaft vorantreiben will, muss auch für die notwendi- Ganztagsschule bringt einen Zuwachs an Qualität und fördert gen Finanzmittel sorgen. Deshalb fordert die SPD eine Erhöhung Bildungsgerechtigkeit. Um die Vereinbarkeit von Familie und der Krankenhausförderung und ein Sonderprogramm für den Beruf zu erleichtern und den Bildungserfolg unserer Kinder von digitalen Ausbau der Kliniken. der sozialen Herkunft zu entkoppeln, wollen wir das Angebot an rhythmisierten Ganztagsschulen ausbauen.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 13 FORUM DER FRAKTIONEN Unser Ziel: Grundlagen für Wohlstand, Freiheit, Sicherheit schaffen und erhalten

MEINUNGSBEITRAG DER FDP/DVP FRAKTION

Die Landtagsfraktion der FDP/DVP. Dr. Hans-Ulrich Rülke führt die Fraktion.

Digitalisierung, Infrastruktur, Wohnen Die Digitalisierung bietet hier vielfältige Innovationspotenziale Mit dem Begriff „Zukunft“ wird in Politik und und wird die Leistungsfähigkeit unseres Standorts bestimmen. Gesellschaft verschwenderisch umgegangen. Aufgabe des Staates ist es, hierfür die Grundlagen zur Verfü- Es ist sicherlich wichtig und richtig, dass wir gung zu stellen und Anreize zu geben. Wir drängen daher da- zukünftige Entwicklungen positiv begleiten. rauf, dass das Land sich stärker und konzentrierter als bisher engagiert; wir fordern ein eigenständiges Digitalisierungs­ Viele Menschen verbinden damit aber inzwi- ministerium in Baden-Württemberg zur Bündelung der wichtigen schen ein banges Gefühl der Unsicherheit. Handlungsfelder unter einer Verantwortung. Mit dem Vorhaben Die Frage ist: Nutzen wir die Möglichkeiten des bisher größten Einzelprojekts der sogenannten Digitalisie- rungsstrategie, der Bildungsplattform „ella“, legte die Landes- der Politik richtig, um die Grundlagen für regierung schon mal eine glatte Bruchlandung hin. Das darf Wohlstand, Freiheit und Sicherheit zu schaffen nicht mehr passieren, für diesen Bereich brauchen wir klare und zu erhalten? Unsere Aufgabe als kon­- Zuständigkeiten statt nachträglicher Schuldzuweisungen. Digitalisierung muss in Baden-Württemberg endlich zur Chef- ­s­truktive Opposition im Landtag sehen wir sache gemacht werden. In der klassischen Verkehrspolitik darin, die Landesregierung immer wieder schreibt die Landesregierung ihre Straßenkarten mit ideolo­ mit dieser Frage zu konfrontieren. gischem Federkiel: Dass die Landeshauptstadt Stuttgart zwi- schenzeitlich zur landesweit berüchtigten Stau- und Fahr­ verbotsstadt geworden ist, zeugt viel mehr von einer manischen

14 LANDTAGSSPIEGEL 2019 FDP/DVP www.fdp-dvp.de

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Veranstaltung zu Start-ups in Baden-Württemberg – Podiumsdiskussion.

Feindschaft gegenüber dem Autoverkehr als von wirklich und das Niveau der Kreditmarktzinsen steigen sollte, wird sich überlegter Mobilitätsplanung. Mit zahlreichen Anträgen sorgen das bitter rächen. Dies betonen wir in allen Haushaltsberatun- wir für Transparenz bei den verkehrspolitischen Entscheidungen gen des Landtags. und für eine Benennung der Mängel, für die die grün-schwarze Landesregierung verantwortlich ist. Und wir zeigen auf, wie wir Bildung und Bildungsqualität es besser machen würden. Mit einer intelligenten, innovativen Die Frage, „was“ Bildung vermitteln sollte, hängt nicht zuletzt und vernetzten Verkehrspolitik, die ermöglicht statt verhindert. davon ab, „wie“ sie vermittelt wird. Mehrere Studien zu den Wer in unserem Land nach Wohnraum sucht, spürt sehr schnell Schülerleistungen belegen leider, dass das Bildungsniveau in die negative Seite des knappen Angebots. Die Richtung der Baden-Württemberg rapide verloren hat. Das ist nicht zuletzt Landesregierung ist, mit unnötigen Vorschriften, Verboten und den andauernden Umbaumaßnahmen geschuldet, die die Begrenzungen die Schaffung von mehr Wohnraum zu behin- grün geführte Landesregierung schon seit Jahren betreibt. dern. Wir thematisieren diese falsche Politik deutlich und Unter der fixen Idee der Akademisierung leiden beruflich und machen konkrete Vorschläge zur Verbesserung des Wohn­ praktisch orientierte Bildungswege. Diesen Fehlentwicklungen raum­angebotes. setzen wir unser Konzept eines „Schulfriedens“ entgegen, der endlich Schluss mit ideologisch geprägten Debatten macht Sicherheit für eine freie Gesellschaft und das Land zu der Aufgabe führt, die es hier hat: Menschen Kernaufgabe des Staates ist es, für sichere Verhältnisse zu vielfältige Bildungswege zu bieten, bei denen sie sich auf hohe sorgen. Der verlässliche Rechtsstaat lebt im Großen und Klei- Qualität aus Baden-Württemberg wirklich verlassen können. nen von gut organisierten Sicherheitsbehörden, allen voran der Polizei. Indem die Landesregierung bei der Überarbeitung Fragen der Zukunft – Ihre Anliegen der Polizeireform die zentralen polizeifachlichen Empfehlungen Wie wollen wir heute und in Zukunft leben? Diese Fragen aber gerade nicht umsetzt und bei der Personalgewinnung ­beschäftigen uns in der täglichen Arbeit. Bei allen Ungewiss- Jahre verstreichen ließ, lässt sie die Polizei alles andere als in heiten, die gesellschaftliche und technische Veränderungen guten Strukturen und mit ausreichend Personal arbeiten. In teilweise in rapidem Maße mit sich bringen, sollte Politik Ent- Momenten der Bewährung, in denen herausstechende Ver- scheidungen mit Augenmaß treffen. Die grün-schwarze Landes­ brechen die Menschen überregional beunruhigen, kommt das regierung tut sich immer wieder schwer, zwischen „zu viel“ und Agieren eines Innenministers dazu, der überfordert wirkt. Wenn „zu wenig“ den richtigen Kurs zu treffen. Beispiele aus der Lan- die Bevölkerung an der Aufrechterhaltung der öffentlichen despolitik, die unser tägliches Leben betreffen, gibt es genug. Sicherheit und Ordnung zweifelt, verliert der Staat seine Legi- Dies fängt bei scheinbar kleinen Dingen an, wie Qualitäts­ timation. Denn die Veränderungen, die neue Entwicklungen zertifikaten für Lebensmittel, die so hoch geschraubt werden, mit sich bringen, werden nur dann von der Gesellschaft getra- dass sich keiner mehr daran beteiligen will und die so nutzlos gen, wenn Sicherheit im Alltag garantiert ist. sind. Dies betrifft Dinge mit großem Zeithorizont wie die Zu- kunft unserer Wälder in Zeiten des Klimawandels, weswegen Stabile Finanzen wir beispielsweise eine „Nadelholzstrategie 2100“ einfordern. Angesichts derzeit riesiger Steuereinnahmen bedeutet ver- Oder Dinge, die die Frage klären sollen, wie wir die Arbeit der antwortungsvolle Politik, Schulden abzubauen und den Haus- Zukunft organisieren, wenn strikte Arbeitszeitgrenzen den halt für schlechtere Zeiten abzusichern. Stattdessen bläht die beruflichen Alltag nicht mehr abbilden können. Politik formt grün-schwarze Landesregierung den festen Personalbestand sich in der Diskussion und bewährt sich in der Realität. Einen auch in weniger relevanten Bereichen weiter auf und richtet Blick auf unsere Arbeit können Sie auf unserer Homepage unter feste Zahlungen ein, die nur mit großen Schwierigkeiten wieder www.fdp-dvp.de werfen und wir stehen Ihnen für Ihre Meinung reduziert werden können. Wenn die Konjunktur einbrechen und Ihr Anliegen immer gerne zur Verfügung.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 15 „Einzelne Bäume geben noch keinen Wald“ 100 Jahre Frauenwahlrecht: Geschichte, Gegenwart, Zukunft

Am 12. November 1918 wurde die rechtliche Grundlage für das Frauenwahlrecht geschaffen. 100 Jahre später ist die gleichberechtigte politische Teilhabe von Frauen und Männern noch immer Diskussionsthema.

Anlass gab aktuell die Bestandsaufnahme zum Jubiläum: Der Württemberg sowie Studierende der Hochschule der Medien Landtag von Baden-Württemberg liegt mit 26,6 Prozent weibli- gestalteten den Festtag mit Reden, Workshops, Diskussionen chen Abgeordneten seit Anfang 2019 an drittletzter Stelle unter und dem multimedialen CONMEDIA-Projekt mit seinem jungen den Landesparlamenten vor Sachsen-Anhalt. Die „rote Laterne“ Blick auf Gleichberechtigung und Statement-Videos der Frak­ in Sachen Frauenrepräsentanz trägt mit 24,5 Prozent Mecklen- tionen. Mehr als 1.200 Frauen und Männer waren dabei. Land- burg-Vorpommern. Anfang dieses Jahres beschloss der Berliner tagspräsidentin Muhterem Aras betonte: „Seit 100 Jahren haben Senat ein Parité-Gesetz nach französischem Vorbild. Überpar- wir das nicht ein einziges Mal geschafft: Die Waagschale zwi- teilich agierende Frauenverbände wünschen sich dies auch für schen den Geschlechtern ist noch immer nicht austariert – weder den Südwesten. Doch bei aller Einigkeit in der Analyse gehen in unseren Parlamenten, noch in Wirtschaft, Wissenschaft und die Meinungen weit auseinander, mit welchen Instrumenten das Kultur und womöglich noch nicht einmal in unseren Köpfen. Ich Verfassungsgebot aus Artikel 3 Grundgesetz umzusetzen ist. finde, das muss sich endlich ändern.“

Die Grundsatzdiskussion begleitet das Landesparlament, wie die Zitate in diesem Themenschwerpunkt belegen, seit Anbe- ginn: Wahlfreiheit für Partei und ihre Basis oder Durchsetzung „Männer und Frauen sind des Verfassungsauftrags der gleichberechtigten Teilhabe und gleich­berechtigt. Der Staat Beseitigung der Hemmnisse? Was ist höher zu gewichten? Der fördert die tatsächliche Durch- Landtag von Baden-Württemberg nahm das Jubiläum der Ein- Artikel 3, setzung der Gleichberechtigung führung des Frauenwahlrechts zum Anlass für eine große, zen­ Absatz 2 von Frauen und Männern und trale Jubiläumsveranstaltung am 12. Januar 2019 im Landtag. wirkt auf die Beseitigung Der Landesfrauenrat, der Verein Frauen & Geschichte Baden-­ bestehender Nachteile hin.“

16 LANDTAGSSPIEGEL 2019 „Es sei mir gestattet, nicht als Parteiangehörige, sondern als Frau einige Worte zu Ihnen zu sprechen, denn ich bin mir bewusst, dass heute Tausende von badischen Frauen mit Freude und Dankbarkeit und mit klopfendem Herzen auf uns schauen und die Tatsache, dass heute zum ersten Mal Frauen in dieses Haus eingezogen sind, die berufen sind, an der Gestaltung des Staates, an dem Wiederaufbau des badischen Staates teilzunehmen, als einen Augenblick von geschichtlicher Bedeutung empfinden.“

Marianne Weber, erste Rede einer weiblichen Abgeordneten in der 1. Sitzung der badischen verfassungsgebenden Versammlung am 15. Januar 1919

Zitatesammlung

„Die mangelnde Heranziehung von Frauen zu öffentlichen Ämtern und ihre geringe Beteiligung in den Parlamenten ist schlicht Verfassungsbruch in Permanenz.“

Dr. jur. Elisabeth Selbert, Radio-„Rede“ zur Gleichberechtigung der Frau, 18. Januar 1949

„Eine Frau lernt von klein auf, dass sie alles, was sie in ihrem Leben erreichen kann, nur durch Männer und mit „Die Parteien müssen sich Hilfe von Männern erreicht – darauf gefasst machen, dass ganz gleich, ob sie heiratet, wir Frauen uns heute wieder – ob sie berufstätig ist oder ob wie unsere Vorgängerinnen­ – sie beides zugleich ist.“ für die Frauen einsetzen.“ Dr. Renate Hellwig (CDU) WP 6, Hanne Landgraf (SPD), Juli 1971, 24. April 1975 Anfang WP 5 einzige Frau im Landtag

12. November 1918 5. Januar 1919 12. Januar 1919 1952–1956 Rat der Volksbeauftragten Wahl in Baden: 9 weibliche Wahl in Württemberg: 1. Landtag von Baden-­ verkündet das Frauen­ Abgeordnete in verfassungs­ 13 weibliche Abgeordnete, Württemberg: stimmrecht gebender Versammlung, u. a. Clara Zetkin, Emilie 8 weibliche, 123 männliche u. a. Marianne Weber, Hiller, Laura Schradin, Abgeordnete Therese Blase, Klara Siebert, Mathilde Planck Kunigunde Fischer

LANDTAGSSPIEGEL 2019 17 „Parlamente sollen Spiegel der Gesellschaft sein“

Auszug einer Rede von Landtagspräsidentin Muhterem Aras, gehalten am 12. November 2018 in Friedrichshafen:

„Heute ist ein historisches Datum. Heute lassen, bei den Gesetzen, die sie betrafen. vor genau 100 Jahren – am 12. November Und: Frauen eine Stimme zu geben, bei 1918 – wurde die deutsche Demokratie de­ der Wahl der Volksvertreter. Von den mokratisch. Heute vor genau 100 Jahren Frauen forderte sie, sich zu vereinigen bekam die andere Hälfte der Gesell- und für ihre Mitbestimmung zu kämpfen. schaft eine Stimme. Der Rat der Volks­ Louise Otto-Peters hatte viele politische beauftragten löste mit einer einfachen Wegbegleiterinnen und Mitstreiterinnen. Erklärung am Ende des Ersten Weltkrieges Hedwig Dohm, Minna Cauer, Anita Augs­ mitten in den Wirren der Novemberrevo- purg, Helene Lange, Clara Zetkin und lution ein Versprechen ein, für das die viele mehr. (…) nur etwa ein Viertel weibliche Abgeord- Demokratie seit Beginn der Aufklärung, nete. In den Kreistagen liegt der Frauen­ seit der französischen Revolution zu stehen Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Wir anteil bei lediglich 19 Prozent. In 26 Ge- vorgab: Das Versprechen von Freiheit, stehen auf den Schultern von Gigantin- meinderäten sitzen keine gewählten Gerechtigkeit – und Gleichheit. Erst der nen. Ihr politischer Kampf ist der Boden, Frauen. Nicht einmal jedes zwölfte Rat- knappe Aufruf am 12. November 1918 ‚alle auf dem unsere Freiheit wächst. Die Er- haus in Baden-Württemberg wird von Wahlen zu öffentlichen Körperschaften folge für Frauen blühen seither sichtbar: einer Bürgermeisterin geleitet. Und schließ- sind fortan nach dem gleichen, geheimen, 2018 regiert unser Land seit 13 Jahren lich: In 35 Landkreisen gibt es – sage und direkten Wahlrecht auf Grund des pro- eine Bundeskanzlerin, im Kabinett der schreibe – nur 3 Landrätinnen. Das ist ein portionalen Wahlsystems für alle min- Bundesregierung sitzen 7 Frauen und 9 Problem, dem wir uns stellen müssen. destens 20 Jahre alten männlichen und Männer, in der Landesregierung kommen Parlamente sollen Spiegel der Gesell- weiblichen Personen zu vollziehen‘ be- 4 Frauen auf 7 Männer (ohne Staatsrätin schaft sein – die Verzerrung des Bildes ist hob diesen elementaren Geburtsfehler der Erler) und auch meine Wahl zur ersten offenkundig. (…) Demokratie – den Ausschluss der Frauen Landtagspräsidentin in der Geschichte aus dem Staat, den Ausschluss der Frau- Baden-Württembergs zeigt diese ge- In Baden-Württemberg herrscht ein offe- en aus der Politik. (…) wachsene Freiheit. Und doch: Einzelne nes, humanes und frauenfreundliches Bäume geben noch keinen Wald. An diese Klima. Es liegt jetzt an uns, dieses Klima in Das Frauenwahlrecht ist nicht einfach chinesische Weisheit denke ich, wenn ich feste Strukturen zu übersetzen. Formale vom Himmel gefallen. Es ist das Resultat unsere Parlamente sehe. Mit der letzten und institutionelle Macht gehört in die eines Kampfes, der beinahe 100 Jahre Bundestagswahl ist der Frauenanteil im Hände von Männern UND Frauen. Politi- dauerte. (…) Als Initiatorin oder ‚Mutter Deutschen Bundestag auf 31 Prozent ge- sche Parität in den Parlamenten ist ein der deutschen Frauenbewegung‘ gilt sunken – auf einen Stand von vor 20 zentraler Wirkhebel für die Gleichberech- Louise Otto-Peters. Für sie war klar (ich Jahren. Was die politische Repräsentanz tigung der Geschlechter in unserer Ge- zitiere): ‚Die Teilnahme der Frau an den von Frauen angeht, gehen wir nicht vor- sellschaft. (…) Mit dem Frauenwahlrecht vor Interessen des Staates ist nicht allein ein wärts. Wir rollen zurück! Und je weiter 100 Jahren ist ein Gewicht auf die Seite der Recht, sie ist eine Pflicht der Frauen.‘ Sie man die föderalen Stufen nach unten Frauen gewandert, doch die Waagschale sprach in diesem Sinn sowohl zu den steigt, desto weniger Frauen werden es. hält leider noch immer keine Balance. herrschenden Männern also auch zu den Das gilt für die Mandate und das gilt be- Aber ich bin Optimistin. Und ich weiß: Wer beherrschten Frauen. Von den Männern sonders für die Führungspositionen. Im die Zukunft gestalten will, muss die Ge- forderte sie: Frauen mitentscheiden zu Landtag von Baden-Württemberg sitzt genwart verändern.“

1961 1968–1972 1972 1949–2019 Elisabeth Schwarzhaupt Landtag BW, WP 5: Annemarie Griesinger Bundestag Frauenanteil zwischen (Adenauer: „dat Fräulein von 127 Abgeordneten 1 Frau, (CDU) erste Landes- 6 und 10 Prozent, 1987–2009: Anstieg Schwarzhaupt“) erste ab 1970 2 Frauen (durch ministerin von 15 auf 33 Prozent (SPD, Grüne, Bundesministerin Nachrücken) Linke mit Listenquoten); 2013–2017: 37 Prozent; aktuell: 30,9 Prozent.

18 LANDTAGSSPIEGEL 2019 22 Frauen wurden 1919 in die verfassungs­geben­ den Versammlungen in Baden und Würt­ „Wenn Frauen in beruflicher Konkurrenz zum temberg gewählt Manne stehen, ziehen sie den Kürzeren: nicht immer wegen mangelnder beruflicher Qualität. Weil man es dem Mann eher zutraut, dass er „Die Frauen haben diese Position ausfüllen kann.“ leider die Chance zur freien Entscheidung für Toni Menzinger (CDU), Juli 1971, die Familie keineswegs Mitte WP 5 zweite Frau im Landtag in dem Umfang, wie im Grundgesetz zugesagt ist.“

Ministerin für Arbeit, Gesundheit und Sozial­ordnung Annemarie Griesinger (CDU), WP 7, 1. Februar 1979

„Die stille Hoffnung vieler Mütter, die da heißt: Das Mädchen heiratet ja doch, sollte endlich beseitigt werden. Diese Hoffnung darf heutzutage die Berufswahl „Die Frauen, die hier sind, sind nicht mehr bestimmen.“ emanzipiert: Die haben zu Hause auch eine partnerschaftliche Ingrid Walz (FDP/DVP), WP 7, Familie.“ 1. Februar 1979

Liselotte Bühler (SPD), WP 9, 15. Oktober 1987

„Wenn es um die Konkurrenz von Männern und Frauen bei Posten geht, dann heißt die Lösung: Mehr Posten müssen her. Nicht etwa werden Mechanismen gesucht, die eine „… ich finde ganz entscheidend, dass Entscheidung der Wählerinnen und Frauen nicht einknicken und versichern: Wähler zugunsten von Kandidatinnen ‚Ja, wir sind geduldig, wir machen keinen erleichtern.“ Ärger.‘ Ich kann nur sagen: Das Bravheits-­ Gebot ist völlig untauglich. Wir müssen die Biggi Bender (Grüne), WP 10, Debatten führen. Das geht nicht ohne 19. September 1990 harte politische Auseinandersetzungen.“

Rita Süssmuth (CDU), Bundesministerin a. D., Bundestagspräsidentin a. D., 2019

2005 2016 2016 2019 Angela Merkel wird Landtag von Baden-­ Muhterem Aras erste 26,6 Prozent Frauenanteil im erste Bundeskanzlerin Württemberg bundesweit weibliche Landtags­ Landtag von Baden-­Würt­ der Bundesrepublik Schlusslicht mit 24,5 Prozent präsidentin Baden-­ tem­berg durch Nachrücke- Deutschland Frauenanteil Württembergs rinnen – drittletzter Platz unter den Landesparlamenten

LANDTAGSSPIEGEL 2019 19 „Auflösung des Widerspruchs zwischen formaler und materieller Gleichheit“

Professorin Dr. Doris König, Richterin am Bundesverfassungsgericht, Auszug einer Rede vom 12. Januar 2019 im Landtag

„(…) Bei der Ausarbeitung des Grundge- Zeit – nicht zuletzt dank des europäischen die Erhebung einer Popularklage initiiert. setzes 1948/49 wurde nicht mehr um das Unionsrechts – vielfach dafür eingesetzt (…) Der Bayerische Verfassungsgerichts- Frauenwahlrecht, sondern um das Recht worden, die Gleichstellung von Frauen und hof hat – man möchte fast sagen ‚er- auf Gleichberechtigung gekämpft. Ohne Männern zu fördern und zu beschleunigen. wartungsgemäß‘ – die Klage in seiner den unermüdlichen Einsatz von Elisabeth (…) In Baden-Württemberg liegt der Frau­ Entscheidung vom 26. März 2018 abge- Selbert und ihren Mitstreiterinnen gäbe en­anteil bei 26,6 Prozent. Dies ist maß- wiesen. Er hat sich der Argumentation es den Artikel 3 Absatz 2 des Grundge- geblich auf die besondere Ausgestaltung der herrschenden Meinung angeschlos- des Wahlrechts zurückzuführen. Leider ist sen: Die gesetzlichen Regelungen über es – trotz einer entsprechenden Erklärung die Aufstellung von Wahlvorschlägen im Koalitionsvertrag – bisher nicht gelun- enthielten keine unzulässige einseitige gen, das Wahlrecht in einer Weise zu än- Benachteiligung von Frauen, sondern dern, die Frauen und anderen unterre- behandelten formal alle gleich. Das Feh- präsentierten Gruppen bessere Chancen len paritätischer Vorgaben diene gerade auf ein Mandat eröffnet. Klar ist jeden- der Chancengleichheit aller sich um eine falls eines: Die Gleichstellung von Frauen Kandidatur Bewerbenden, während die und Männern ist in den Parlamenten und Aufnahme von Frauenquoten bzw. eine Parteien noch immer nicht erreicht. Was Paritätsverpflichtung dem Grundsatz der ist zu tun? In den letzten Jahren wurde Gleichheit der Wahl widersprechen wür- immer wieder über die Einführung eines de. Aus dem Demokratieprinzip lasse Parité-Gesetzes nach französischem Vor- sich zudem kein Recht einzelner Bevölke- bild diskutiert. Darunter versteht man die rungsgruppen ableiten, entsprechend zwingende gesetzliche Vorgabe der Ge- ihrem Bevölkerungsanteil proportional schlechterparität bei der Aufstellung von mit Mandatsträgern im Landtag oder in Wahllisten der politischen Parteien. Ge- kommunalen Vertretungskörperschaften setzliche Paritätsregelungen gibt es in- präsent zu sein. Diese Gremien bestünden zwischen – neben Frankreich – in sieben aus mit einem freien Mandat versehenen setzes nicht. Dieses für die Frauen so weiteren EU-Staaten, nämlich in Belgien, Volksvertretern, die nicht einem Wahl- wichtige Grundrecht ermöglichte es nicht Griechenland, Irland, Polen, Portugal, kreis, einer Partei oder einer Bevölke- zuletzt dem Bundesverfassungsgericht, Slowenien und Spanien. (…) Bei den Kom- rungsgruppe, sondern dem gesamten nach und nach traditionelle Frauen dis- munalwahlen, für die das Verhältniswahl- Volk verantwortlich seien. Deshalb müss- kriminierende Rechtsvorschriften abzu- recht gilt, ist es zu einem erheblichen ten sie kein möglichst genaues Spiegel- schaffen und die längst überfällige Mo- Anstieg von weiblichen Abgeordneten bild der wahlberechtigten Bevölkerung dernisierung des Ehe- und Familienrechts sowie einer Steigerung der Wahlbeteili- darstellen. (…) Gegen diese Entscheidung einzuleiten. Mit der Grundgesetzänderung gung gekommen. Seit 2008 muss es wurde im Mai 2018 Verfassungsbe- von 1994, die wiederum erstritten werden Reißverschlusslisten geben. Listen, die schwerde erhoben. Es geht hier wieder musste, liegt der Fokus heute auf der den Anforderungen nicht entsprechen, einmal – wie so oft bei Gleichstellungs- Herbeiführung der tatsächlichen Gleich- werden nicht zur Wahl zugelassen. Bei fragen – um die Auflösung des Wider- stellung von Frau und Mann in der Le- den Wahlen zur Nationalversammlung, spruchs zwischen formaler und materieller benswirklichkeit. die dem Mehrheitswahlrecht unterfallen, Gleichheit – und damit um die Beseiti- ist das Gesetz allerdings nicht so erfolg- gung tatsächlicher strukturell bedingter Aber Vorsicht: Das Verhältnis zwischen reich. (…) Dennoch lohnt es sich, diesen Benachteiligung von Frauen. (…) Wahr- Recht und Gleichberechtigung ist ambi- Weg weiter zu verfolgen. Das Aktions- scheinlich braucht es auch hier wieder valent! Das Recht hat einerseits in der bündnis ‚Parité in den Parlamenten‘ hat einen langen Atem!“ Vergangenheit immer wieder dazu ge- dient, Machtpositionen der Männer zu erhalten und Reformbestrebungen für mehr →  Ein umfangreiches Dossier zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht“ Gleichberechtigung zu behindern. Ande- hat die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) zusammengestellt: rerseits ist das Recht gerade in jüngerer www.lpb-bw.de/12_november.html

→  Die vollständigen Redemanuskripte bzw. die Folien aus der Veranstaltung im Landtag finden Sie unterwww.landtag-bw.de . 20 Der Landtag und seine Mitglieder

„Der Landtag ist die gewählte Vertretung des Volkes.“

„Der Landtag übt die gesetzgebende Gewalt aus und überwacht die Ausübung der vollziehenden Gewalt nach Maßgabe dieser Verfassung.“

„Die Abgeordneten sind Vertreter des ganzen Volkes. Sie sind nicht an Aufträge und Weisungen gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.“

– Artikel 27 der Landesverfassung –

→ Redaktionsschluss 13. Februar 2019 (Innenteil)

LANDTAGSSPIEGEL 2019 21 Der Landtag „Das Parlament ist nicht nur Träger der gesetzgebenden­ Gewalt, also der Legislative,­ es ist auch Kontrolleur der Regierung.“

Wesentliches Merkmal des parlamentarischen Regierungssys- Jedes Mitglied des Parlaments kann außer­dem schriftlich so- tems ist die parla­men­tarische Verantwortlichkeit der Regierung. genannte Kleine Anfragen einbringen, die von der Präsi­dentin Sie kommt in erster Linie zum Ausdruck in der Kompe­tenz des an die Landesregierung weitergeleitet und von dieser innerhalb Parlaments, den Regierungschef zu wählen und ihn zu stürzen. von drei Wochen schriftlich beantwortet werden. Große Anfragen Das Letztere, die Abwahl des Ministerpräsidenten, ist nach der werden von mindestens 15 Abgeordneten oder einer Fraktion zu Landesverfassung – entsprechend dem Vorbild des Grundge- politisch bedeutsamen Themen eingebracht und können – setzes – nur in der Form des sogenannten konstruktiven Miss- nach vorheriger schriftlicher Stellungnahme der Regierung – zu trauensvotums möglich, das heißt in der Weise, dass der Land- einer Debatte im Plenum­ führen. tag einen Nach­folger für den Ministerpräsiden­ten wählt, den er ablösen will. Überhaupt bedarf jede Berufung eines Ministers/ Zu Themen von aktuellem und allgemeinem Interesse kann von einer Ministerin durch den Ministerpräsidenten der Bestätigung einer Fraktion oder Gruppe eine Aktuelle Debatte vor dem Ple­num durch den Landtag. Außerdem kann der Landtag mit einer beantragt werden. Ein Mittel, aktuelle Themen im Parlament Mehrheit von zwei Dritteln der Abgeordneten den Ministerpräsi- schnell zur Sprache zu bringen, ist auch der Dringliche Antrag, denten zwingen, ein Mitglied seiner Regierung zu entlassen. der in der jeweils nächsten Plenarsitzung behandelt werden Dem Land­tag ist von der Verfassung damit – anders als dem muss. Dringlich sind Anträge, die Immunität eines Abgeordneten Bundes­tag – eine unmittel­bare Mitsprache auch bei der Zu- aufzuheben, dem Ministerpräsidenten das Vertrauen zu entzie- sammensetzung der Regierung eingeräumt. hen, einen Minister oder eine Ministerin zu entlassen oder einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Andere Anträge können Der Landtag kontrolliert das Handeln der Regierung. Dieser vom Präsidium durch einen einmütigen Beschluss oder vom Verfassungsauftrag macht einen wesentlichen Teil des Alltags- Landtagsplenum durch Mehrheitsbeschluss für dringlich er­klärt geschehens im Landesparlament aus. Dem Landtag steht hier- werden. Ge­bräuch­liche Mittel der Einwirkung auf das Handeln für ein vielfältiges Instrumentarium an Einwirkungsmöglichkeiten der Regierung sind außerdem Anträge aus der Mitte des Hauses, zur Verfügung. Genannt sei etwa das Recht des Plenums und die darauf ab­zielen, die Regierung um bestimmte Maßnahmen der Landtagsausschüsse, Regierungsmitglieder herbeizuzitieren, zu ersuchen. Zum Bereich der Regierungskontrolle gehören damit diese dem Parlament Rede und Antwort stehen. So kann schließ­lich Unter­suchungsausschüsse und die Beschlüsse des jede Abgeordnete und jeder Abgeordnete in der Fragestunde Landtags zu Petitionen. vor dem Plenum des Land­tags kurze Mündliche Anfragen an die Regierung richten. Solche Anfragen – sie müssen der Präsi­ Das Recht, Gesetzentwürfe einzubringen (Gesetzesinitiativrecht), dentin spätestens drei Tage vor der Sitzung vorliegen – werden steht der Regierung und den Abgeordneten zu, prinzipiell aber von der Re­gie­­­rung vor dem Plenum kurz beantwortet. Darüber auch dem Volk. In der Praxis macht die Regierung von ihrem hinaus haben die Abgeordneten die Möglichkeit, im Rahmen Initiativrecht in größerem Umfang Gebrauch als die Abge­­ einer Regierungsbefragung an die Landesregierung Fragen ordneten. Gesetzentwürfe aus der Mitte des Landtags müssen von aktuellem Interesse zu richten. Das Thema einer Frage und von mindestens acht Abgeordneten oder einer Fraktion unter- das für die Beantwortung zuständige Ministerium müssen die zeichnet sein. Die Gesetzentwürfe werden im Plenum in zwei Fraktionen bis 17 Uhr am Vortag der Sitzung benennen. oder drei Beratungen (Lesungen) behandelt.

22 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Landtag im Ländervergleich Zahl der Abgeordneten – Zahl der Einwohner

Eine Abgeordnete/ein Abgeordneter vertritt in Baden-Württemberg durchschnittlich knapp 76.000 Menschen. Der Haushalt des Landtags von Baden-Württemberg umfasst 2019 ein Volumen von knapp 92 Millionen Euro.

1 2 3 4 Zahl der Stellen der Landtagsverwaltung Zahl der Ein­wohner Relation: Ausgaben Zahl der (in Klammern Zahl der zum 31.12.16 in Mio. (Zuschuss) des Landtags Abgeordneten enthal­tenen B-Stellen) lt. Statist. Bundesamt pro Einwohner in EUR

Baden-Württemberg1 ) 143 192,5 (9) 10,95 8,40 Bayern 205 264 (19) 12,93 9,81 Berlin 160 166,25 (4) 3,57 17,91 Brandenburg 88 136 (10) 2,49 18,69 Hessen1 ) 137 157,5 (4) 6,21 9,04 Mecklenburg-Vorpommern 71 129 (6) 1,61 23,42 Niedersachsen 137 141 (15) 7,95 8,40 Nordrhein-Westfalen 199 331 (18) 17,89 7,76 Rheinland-Pfalz 101 138,6 (7) 4,07 12,31 Saarland 51 86 (5) 1,00 19,26 Sachsen 126 149 (8) 4,08 16,17 Sachsen-Anhalt 87 139 (10) 2,24 20,35 Schleswig-Holstein 73 124 (5) 2,88 13,90 Thüringen 91 146 (6) 2,16 22,95 Durchschnitt: 14,88

Hinweis zu Spalte 2: Die Angaben beziehen sich auf die Haushaltspläne je nach Verfügbarkeit im Internet. 1 ) Stellen ohne Parlamentarischen Beratungsdienst und Fahrer der Fraktionsvorsitzenden. → Quellen: jeweils die aktuellsten online verfügbaren Haushaltspläne der Bundesländer.

Das Kabinett

Die Landesregierung besteht aus dem Ministerpräsidenten, zehn Ministerinnen und Ministern sowie einer Staatsrätin mit Stimmrecht in der Regierung. Acht politische Staatssekretäre sowie ein Staatsminister unterstützen die Landes­ regierung in ihrer Arbeit.

Ministerpräsident Ministerin für Wirtschaft, Arbeit Winfried Kretschmann (GRÜNE), MdL und Wohnungsbau Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), MdL Stellv. Ministerpräsident, Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration Minister für Soziales und Integration Thomas Strobl (CDU) Manfred Lucha (GRÜNE), MdL

Ministerin für Finanzen Minister für Ländlichen Raum Edith Sitzmann (GRÜNE), MdL und Verbraucherschutz Peter Hauk (CDU), MdL Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Dr. Susanne Eisenmann (CDU) Minister der Justiz und für Europa Guido Wolf (CDU), MdL Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Minister für Verkehr Theresia Bauer (GRÜNE), MdL Winfried Hermann (GRÜNE), MdL

Minister für Umwelt, Klima Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Energiewirtschaft und Bürgerbeteiligung Franz Untersteller (GRÜNE), MdL Gisela Erler (GRÜNE)

LANDTAGSSPIEGEL 2019 23 Das Präsidium Zentrales Lenkungs- und Leitungsorgan

Das Präsidium fungiert als zentrales Lenkungs- und Leitungs- die Redezeiten vereinbart. Das Präsidium erörtert alle grund- organ des Parlaments. Die Sitzungstermine des Plenums, der sätzlichen Fragen in den Beziehungen des Parlaments zur Lan- Ausschüsse sowie der Fraktionen und deren Arbeitskreise werden desregierung. Ferner legt es den Haushaltsentwurf für Sach- und hier auf ein Jahr im Voraus festgelegt. Auch die Tagesordnun­ Personalausgaben des Landtags vor. Dem Präsidium gehören gen für die Plenarsitzungen werden vom Präsidium erstellt und 21 Mitglieder an.

GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Präsidium Aras, M. Blenke Baron Gall Dr. Kern, Timm Boser, S. Kößler Gögel Stoch Dr. Rülke Lede Abal Kurtz, S. Sänze Wölfle, S. Lindlohr, A. Mack Schwarz, Razavi, N. Andreas Dr. Reinhart Sckerl Walker, T.

Präsidentin: Vizepräsidentin: Muhterem Aras, Sabine Kurtz, GRÜNE CDU

24 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Die Ausschüsse

Im Sinne einer effizienten Arbeitsteilung und gründlichen Vor- Beschlussempfehlungen. Darüber hinaus können die Aus­schüs­ bereitung seiner Beratungen und Beschlüsse setzt der Landtag se auch andere Fragen aus ihrem Geschäftsbereich beraten eine ganze Reihe von Ausschüssen ein. Ihnen gehören die je- und dem Landtag zur Entscheidung vorlegen. Die Zahl der weiligen Fachleute der Fraktionen an, etwa für das Finanzwesen, Mit­glie­der beträgt 21. Der Ausschuss für Europa und Interna­ die Bildungspolitik oder den Umweltschutz. Die Ausschüsse be­ tio­nales und der Innenausschuss haben ein zusätzliches frak- fassen sich mit den Angelegenheiten, die ihnen – in der Regel tionsloses Mitglied (beratend). vom Plenum – im Einzelfall überwiesen worden sind, und geben

GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Ständiger Ausschuss Erikli, N. Blenke Gögel Gall Dr. Goll Filius Deuschle Klos Weber Weinmann Halder von Eyb Sänze Dr. Weirauch Vorsitzender: Hentschel Gentges, M. Dr. Stefan Scheffold, CDU Maier Dr. Scheffold Stellv. Vorsitzender: Pix Stächele Jürgen Filius, GRÜNE Sckerl

Der Ständige Ausschuss wahrt als sogenanntes Zwischenparlament nach Ablauf der Wahlperiode oder nach einer vorzeitigen Landtagsauf­lösung bis zum Zusammentritt des neuen Landtags die Rechte des Parlaments gegenüber der Regierung. Während der Wahlperiode hat der Ständige Ausschuss die Aufgaben eines Fachausschusses für Verfassungs- und Rechtsfragen sowie für Medienpolitik und Datenschutz.

Ausschuss für Inneres, GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Digitalisierung und Migration Häffner, P. Blenke Berg Binder Dr. Goll Halder Hagel Dürr Hinderer Dr. Kern, Timm Lede Abal Hockenberger Rottmann Stickelberger Vorsitzender: Dr. Leidig, U. Klein Karl Klein, CDU Maier Lorek Stellv. Vorsitzender: Schwarz, Andrea Zimmermann Alexander Maier, GRÜNE Sckerl Fraktionslos Dr. Fiechtner (beratend)

Das Aufgabengebiet des Ausschusses für Inneres, Digitalisierung und Migration umfasst insbesondere die sogenannte Innere Sicherheit, also Polizei, Verfassungsschutz, Feuerwehrwesen und Katastrophenschutz. Daneben befassen sich die Ausschussmitglieder unter anderem mit der Digitalisierung, der Migration und dem Kommunal- und Sparkassenwesen sowie der Entwicklung der Landesverwaltung.

GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Ausschuss für Finanzen Bay, S. Klein Dr. Podeswa Gruber Brauer Kern, Manfred Kößler Sänze Hofelich Karrais Lindlohr, A. Mack Voigtmann Stickelberger Vorsitzender: Dr. Rösler Paal Rainer Stickelberger, SPD Saebel, B. Dr. Schütte Stellv. Vorsitzende(r): Salomon Wald N. N. Walker, T.

Einnahmen, Ausgaben und Schuldenstand – damit setzt sich der Ausschuss für Finanzen auseinander. Hier werden alle Fragen erörtert, die den Landeshaushalt und somit die Finanz- und Steuerpolitik betreffen.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 25 Ausschuss für Kultus, GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Jugend und Sport Bogner- Beck Dr. Balzer Born Hoher Unden, A. Felder, S. Dürr Dr. Fulst-Blei Dr. Kern, Timm Boser, S. Haser Räpple Kleinböck Vorsitzende: Grath Kurtz, S. Brigitte Lösch, GRÜNE Häffner, P. Lorek Stellv. Vorsitzender: Lösch, B. Röhm Gerhard Kleinböck, SPD Walter Zimmer, E.

Alles, was mit schulischer Bildung und dem Schulwesen zusammenhängt, wird im Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport beraten. Daneben gehören zu seinem Zuständigkeitsbereich unter anderem Kleinkindbetreuung, Kindergärten, vorschulische Bildung, Angelegenheiten des Sports sowie die Beziehungen zu den Kirchen und sonstigen Religions­ gemeinschaften.

Ausschuss für Wissenschaft, GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Forschung und Kunst Erikli, N. Deuschle Dr. Balzer Rivoir Brauer Filius Gentges, M. Räpple Rolland, G. Weinmann Kern, Manfred Kurtz, S. Stein Selcuk Vorsitzender: Lösch, B. Neumann- Andreas Deuschle, CDU Marwein Martin, C. Stellv. Vorsitzender: Salomon Philippi, J. Thomas Marwein, GRÜNE Seemann, S. Razavi, N.

Der Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst befasst sich in erster Linie mit dem Hochschulwesen, also Universitäten und anderen Hochschulen. Dabei geht es besonders um die Förderung der Forschung und Lehre. Wissenschaftliche Einrichtungen außerhalb des Hochschulbereichs zählen aber auch zu seinem Aufgabenbereich. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Pflege der Kunst, also etwa die Unterstützung von Museen und Theatern.

Ausschuss für Umwelt, Klima, GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP und Energiewirtschaft Marwein Haser Dr. Grimmer Fink Glück Dr. Murschel Nemeth Dr. Podeswa Gruber Reich- Niemann, J. Dr. Rapp Voigtmann Rolland, G. Gutjahr, G. Vorsitzender: Renkonen Röhm Dr. Bernd Grimmer, AfD Dr. Rösler Rombach Stellv. Vorsitzender: Schoch Schuler August Schuler, CDU Walter

Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Energiepolitik, Immissionsschutz sowie Wasser- und Abfallwirtschaft sind die Themen, mit denen sich der Ausschuss für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft beschäftigt. Von zentraler Bedeutung ist die Energiewende. Deshalb sind die erneuerbaren Energien sowie die Entsorgung radioaktiver Stoffe und die Atom- aufsicht häufig Gegenstand der Beratungen.

Ausschuss für Wirtschaft, GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Arbeit und Wohnungsbau Bay, S. Dörflinger Baron Born Reich- Boser, S. Gramling Dr. Merz Dr. Fulst-Blei Gutjahr, G. Vorsitzender: Grath Mack Wolle, C. Dr. Weirauch Dr. Schweickert Dr. Erik Schweickert, Hahn Martin, C. FDP/DVP Lindlohr, A. Paal Stellv. Vorsitzende: Poreski Wald Carola Wolle, AfD Schoch

Zentrale Themen sind Wirtschafts-, Mittelstands-, Innovations- und Standortpolitik sowie Wirtschaftsförderung. Wichtig sind ebenso die Bereiche Geld- und Kreditwesen, Arbeitsmarkt, berufliche Bildung, Bau- und Wohnungs­ wesen, Außenwirtschaft, Denkmalschutz sowie Raumordnung und Landesplanung.

26 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Ausschuss für Soziales GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP und Integration Frey Burger Dr. Baum, C. Hinderer Haußmann Krebs, P. Hartmann- Palka Kenner Keck Vorsitzender: Lede Abal Müller, S. Wolle, C. Wölfle, S. Rainer Hinderer, SPD Niemann, J. Huber, I. Stellv. Vorsitzende: Poreski Martin, C. Christine Seemann, S. Neumann- Neumann-Martin, CDU Wehinger, D. Martin, C. Teufel

Das Themenspektrum im Ausschuss für Soziales und Integration ist breit gefächert: von Sozialversicherung über Gesund- heitswesen, Pflege sowie Kinder- und Jugendpolitik bis hin zu Chancengleichheit und Familienpolitik. Außerdem befasst sich das Gremium vor allem mit den Grundsatzfragen der Integrationspolitik.

Ausschuss für Ländlichen Raum GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP und Verbraucherschutz Böhlen, B. Burger Herre Gall Glück Braun, M. Epple Palka Nelius Hoher Grath von Eyb Stein Weber Vorsitzender: Hahn Hagel Martin Hahn, GRÜNE Pix Hockenberger Stellv. Vorsitzender: Schoch Dr. Rapp Klaus Hoher, FDP/DVP Walker, T.

Die Förderung des ländlichen Raums, Tierschutz, Landschaftspflege und -entwicklung sowie Land- und Forstwirtschaft sind zentrale Themen im Ausschuss für Ländlichen Raum. Ebenso zählt der Verbraucherschutz zum Themengebiet des Gremiums.

GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Ausschuss für Verkehr Hentschel Dörflinger Baron Kleinböck Haußmann Katzenstein Hartmann- Gögel Rivoir Keck Lede Abal Müller, S. Stauch Selcuk Vorsitzender: Marwein Razavi, N. Karl Rombach, CDU Niemann, J. Rombach Stellv. Vorsitzender: Renkonen Dr. Schütte Hans Peter Stauch, AfD Zimmer, E. Schuler

Ob Auto, Bahn, Schiff oder Flugzeug – Mobilität ist ein wichtiges Thema im Ausschuss für Verkehr. Damit einhergehend spielen in den Ausschussberatungen Straßenbau und Lärmschutz eine große Rolle.

Ausschuss für Europa GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP und Internationales Bogner- Felder, S. Berg Fink Karrais Unden, A. Gramling Dr. Grimmer Hofelich Dr. Schweickert Vorsitzender: Frey Huber, I. Sänze Wölfle, S. Willi Stächele, CDU Kern, Manfred Kößler Stellv. Vorsitzende: Maier Nemeth Dorothea Wehinger, Saebel, B. Stächele GRÜNE Schwarz, Andrea Fraktionslos Wehinger, D. Dr. Gedeon (beratend)

Der Ausschuss für Europa und Internationales beschäftigt sich insbesondere mit den für das Land relevanten Vorhaben der Europäischen Union. Darüber hinaus ist er für Fragen der grenzüberschreitenden und internationalen Zusammenarbeit zuständig.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 27 GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP Petitionsausschuss Böhlen, B. Beck Pfeiffer Kenner Brauer Braun, M. Epple Rottmann Nelius Keck Katzenstein Lorek Stauch Selcuk Vorsitzende: Krebs, P. Martin, C. Beate Böhlen, GRÜNE Dr. Leidig, U. Philippi, J. Stellv. Vorsitzender: Salomon Zimmermann Norbert Beck, CDU Seemann, S.

Aufgabe des Petitionsausschusses ist es, sich mit Eingaben von Bürgerinnen und Bürgern zu befassen, die sich durch eine Behörde des Landes ungerecht behandelt fühlen. Der Petitionsausschuss darf – im Unterschied zu den Gerichten – nicht nur die Rechtmäßigkeit einer behördlichen Entscheidung überprüfen, sondern auch deren Zweckmäßigkeit.

Untersuchungsausschuss GRÜNE CDU AfD SPD FDP/DVP „Zulagen Ludwigsburg“ Erikli, N. Gentges, M. Dr. Podeswa Rolland, G. Weinmann Hentschel Klein Sänze Stickelberger Salomon Kurtz, S. Vorsitzende: Walker, T. Lorek Sabine Kurtz, CDU Stellv. Vorsitzender: Dr. Rainer Podeswa, AfD

Der Untersuchungsausschuss „Aufklärung der Vorgänge an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Lud­wigsburg (HVF) und der Rolle des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK), insbesondere des möglichen pflichtwidrigen Verhaltens von Ministerin Bauer“ - Kurzbezeichnung Untersuchungsausschuss „Zulagen Ludwigsburg“ – soll die Vorgänge an der HVF klären, aber auch das Krisenmanagement sowie mögliche Pflicht­ verletzungen der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer aufarbeiten.

28 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Die Abgeordneten und ihre 70 Wahlkreise

1 Stuttgart I 21 Hohenlohe Muhterem Aras GRÜNE Arnulf Freiherr von Eyb CDU Anton Baron AfD 2 Stuttgart II Winfried Hermann GRÜNE 22 Schwäbisch Hall Gabriele Reich-Gutjahr FDP/DVP Jutta Niemann GRÜNE Udo Stein AfD 3 Stuttgart III Stephen Brauer FDP/DVP Franz Untersteller GRÜNE 23 Main-Tauber 4 Stuttgart IV Dr. Wolfgang Reinhart CDU Brigitte Lösch GRÜNE Dr. Christina Baum AfD

5 Böblingen 24 Heidenheim Thekla Walker GRÜNE Martin Grath GRÜNE Paul Nemeth CDU Dr. Heiner Merz AfD Harald PfeifferAfD Andreas Stoch SPD

6 Leonberg 25 Schwäbisch Gmünd Dr. Bernd Murschel GRÜNE Dr. Stefan ScheffoldCDU Sabine Kurtz CDU 26 Aalen 7 Esslingen Winfried Mack CDU Andrea Lindlohr GRÜNE Andreas Deuschle CDU 27 Karlsruhe I Nicolas Fink SPD Dr. Ute Leidig GRÜNE

8 Kirchheim 28 Karlsruhe II Andreas Schwarz GRÜNE Alexander Salomon GRÜNE Karl Zimmermann CDU Andreas Kenner SPD 29 Bruchsal Ulli Hockenberger CDU 9 Nürtingen Dr. Rainer Balzer AfD Winfried Kretschmann GRÜNE 30 Bretten 10 Göppingen Andrea Schwarz GRÜNE Alexander Maier GRÜNE Joachim Kößler CDU Dr. Heinrich Fiechtner (Fraktionslos) 31 Ettlingen Peter Hofelich SPD Barbara Saebel GRÜNE Christine Neumann-Martin CDU 11 Geislingen Nicole Razavi CDU 32 Rastatt Sascha Binder SPD Thomas Hentschel GRÜNE Sylvia M. Felder CDU 12 Ludwigsburg Jonas Weber SPD Jürgen Walter GRÜNE 33 Baden-Baden 13 Vaihingen Beate Böhlen GRÜNE Dr. Markus Rösler GRÜNE Tobias Wald CDU Konrad Epple CDU 34 Heidelberg 14 Bietigheim-Bissingen Theresia Bauer GRÜNE Daniel Renkonen GRÜNE 42 Pforzheim 50 Lahr 57 Singen 64 Fabian Gramling CDU 35 Mannheim I Dr. Bernd Grimmer AfD Sandra Boser GRÜNE Dorothea Wehinger GRÜNE Jürgen Filius GRÜNE Rüdiger Klos AfD Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP Marion Gentges CDU Dr. Wolfgang Gedeon Martin Rivoir SPD 15 Waiblingen Dr. Stefan Fulst-Blei SPD (Fraktionslos) Wilhelm Halder GRÜNE 43 Calw 51 Offenburg 65 Ehingen Siegfried Lorek CDU 36 Mannheim II Thomas Blenke CDU Thomas Marwein GRÜNE 58 Lörrach Manuel Hagel CDU Dr. Ulrich Goll FDP/DVP Elke Zimmer GRÜNE Klaus Dürr AfD Volker Schebesta CDU Josef Frey GRÜNE Daniel Rottmann AfD Dr. Boris Weirauch SPD Rainer Stickelberger SPD 16 Schorndorf 44 Enz 52 Kehl 66 Biberach Petra HäffnerGRÜNE 37 Wiesloch Stefanie Seemann GRÜNE Willi Stächele CDU 59 Waldshut Thomas DörflingerCDU Claus Paal CDU Karl Klein CDU Bernd Gögel AfD Stefan Räpple AfD Sabine Hartmann-Müller CDU Jochen Haußmann FDP/DVP Claudia Martin CDU Dr. Erik Schweickert FDP/DVP 67 Bodensee 53 Rottweil 60 Reutlingen Martin Hahn GRÜNE 17 Backnang 38 Neckar-Odenwald 45 Freudenstadt Stefan Teufel CDU Thomas Poreski GRÜNE Klaus Hoher FDP/DVP Wilfried Klenk CDU Peter Hauk CDU Norbert Beck CDU Emil Sänze AfD Ramazan Selcuk SPD Gernot Gruber SPD Georg Nelius SPD Dr. Timm Kern FDP/DVP Daniel Karrais FDP/DVP 68 Wangen 61 Hechingen-Münsingen Raimund Haser CDU 18 39 Weinheim 46 Freiburg I 54 Villingen-Schwenningen Karl-Wilhelm Röhm CDU Petra Krebs GRÜNE Susanne Bay GRÜNE Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE Reinhold Pix GRÜNE Martina Braun GRÜNE Hans Peter Stauch AfD Dr. Rainer Podeswa AfD Julia Philippi CDU Karl Rombach CDU Andreas Glück FDP/DVP 69 Ravensburg Rainer Hinderer SPD Gerhard Kleinböck SPD 47 Freiburg II Manfred Lucha GRÜNE Nico Weinmann FDP/DVP Edith Sitzmann GRÜNE 55 Tuttlingen- 62 Tübingen August Schuler CDU 40 Schwetzingen Gabi Rolland SPD Donaueschingen Daniel Andreas Lede Abal 19 Eppingen Manfred Kern GRÜNE Guido Wolf CDU GRÜNE 70 Sigmaringen Friedlinde Gurr-Hirsch CDU Klaus-Günther Voigtmann AfD 48 Breisgau Lars Patrick Berg AfD Andrea Bogner-Unden GRÜNE Thomas Axel Palka AfD Daniel Born SPD Bärbl Mielich GRÜNE 63 Balingen Klaus Martin Burger CDU Dr. Patrick Rapp CDU 56 Konstanz Dr. Nicole Hoffmeister-KrautCDU 20 Neckarsulm 41 Sinsheim Nese Erikli GRÜNE Stefan Herre AfD Isabell Huber CDU Hermann Katzenstein GRÜNE 49 Emmendingen Jürgen Keck FDP/DVP Carola Wolle AfD Dr. Albrecht Schütte CDU Alexander Schoch GRÜNE Reinhold Gall SPD Sabine WölfleSPD

LANDTAGSSPIEGEL 2019 29 Sitzordnung

Schriftführer Präsi dentin AfD Red ner Stenograf Baron

Dr. Podeswa Berg Gögel CDU Herre Palka Dr. Baum FDP/ DVP Dr. Balzer Stein Dr. Merz Mack Sänze Klos Dr. Reinhart Stauch Razavi Röhm Dr. Rülke Dr. Grimmer Rottmann Blenke

Dürr Teufel Räpple Epple Kurtz Dr. Kern, T. Dörflinger Pfeiffer Deuschle Haser Burger Hagel Beck Brauer Gurr-Hirsch

Huber Gramling Wolle Gentges Klenk von Eyb Voigtmann Dr. Gedeon Felder (fraktionslos) Kößler Dr. Goll Klein Dr. Hoffmeister-Kraut Dr. Fiechtner Dr. Scheffold Hockenberger (fraktionslos) Schebesta Hauk

Rombach Karrais Dr. Rapp Zimmermann Paal Neumann- Wolf Martin Nemeth Lorek Wald Reich- Gutjahr Martin Philippi Stächele Dr. Schütte Schuler Hartmann- Dr. Müller Schweickert

30 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Präsi dentin Schriftführer SPD Red ner Stenograf

Gall

Dr. Fulst- Stoch Blei GRÜNE Hinderer Wölfle Born Rolland FDP/ DVP Schwarz, Binder Kleinböck Andreas Fink Stickel­ Sckerl berger Weber Boser Gruber Rivoir Lede Abal Nelius Hofelich Lindlohr Selcuk Walker Kenner Aras Haußmann Dr. Weirauch Bauer Bay Erikli Bogner-Unden Böhlen Filius Braun Weinmann Frey

Grath Hermann Häffner Lösch Hahn Katzenstein Halder Lucha Glück Kern, M. Maier Renkonen Krebs Marwein Dr. Rösler Kretschmann Hentschel Mielich Dr. Leidig Saebel Hoher

Dr. Murschel Niemann Salomon Pix Poreski Schoch Zimmer Keck Schwarz, Andrea Seemann Als der 16. Landtag zusammentrat, waren von den 143 Mitgliedern 61 Neulinge. Sitzmann Jüngster Abgeordneter ist Stefan Herre Untersteller Walter (* 1992), AfD, ältester Klaus-Günther Voigt­ Wehinger mann (* 1945), AfD.

Der Anteil der weiblichen Landtagsab- geordneten liegt gegenwärtig bei 26,6 Prozent: Von den 143 Abgeordneten der 16. Legislaturperiode sind 38 Frauen.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 31 GRÜNE 47 ABGEORDNETE

Andreas Schwarz

Direktmandat Wahlkreis 8, Kirchheim; seit Mai 2016 Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Der Wirtschaftsjurist und Master of Business­­­­ Administration war zuletzt Referent für Wirt­schaft und Infrastruk­tur beim Verband Region Stuttgart (beurlaubt seit 14. April 2011). Geboren 1979 in Nür­tingen, verheiratet, eine Tochter, lebt in Kirchheim unter Teck. Mitglied des Land­tags seit April 2011. Bis April 2016 stellv. Fraktions­ vorsitzender, Vorsitzender des Arbeitskreises Verkehr und Infrastruktur und kom­munal­poli­ tischer Sprecher seiner Fraktion. Von 1999 bis September 2016 Stadtrat in Kirchheim unter Teck und von 2004 bis September 2016 Mitglied des Kreistags.

Aras, Muhterem, Bauer, Theresia, Bay, Susanne, Böhlen, Beate, Bogner-Unden, Boser, Sandra, geboren 1966, geboren 1965, geboren 1965, geboren 1966, Andrea, geboren 1976, Diplom-Ökonomin, Ministerin für Diplom-Verwaltungs­ Landtags- geboren 1955, Diplom- Steuerberaterin, Wissenschaft, wirtin (FH), abgeordnete, Oberstudienrätin, Betriebswirtin, Landtagspräsidentin, Forschung und Kunst, MdL seit 2016, MdL seit 2011, MdL seit 2016, MdL seit 2011, MdL seit 2011, MdL seit 2001, Wahlkreis 18, Wahlkreis 33, Wahlkreis 70, Wahlkreis 50, Wahlkreis 1, Wahlkreis 34, Heilbronn Baden-Baden Sigmaringen Lahr Stuttgart I Heidelberg

Braun, Martina, Erikli, Nese, Filius, Jürgen, Frey, Josef, Grath, Martin, Häffner, Petra, geboren 1960, geboren 1981, geboren 1960, geboren 1959, geboren 1960, geboren 1964, Biobäuerin, PTA, Projektleiterin, Rechtsanwalt, Diplom- Bäckermeister, Heilpraktikerin, MdL seit 2016, MdL seit 2016, MdL seit 2011, Sozialpädagoge (FH), Betriebswirt des Physiotherapeutin, Wahlkreis 54, Wahlkreis 56, Wahlkreis 64, MdL seit 2011, Handwerks, MdL seit 2011, Villingen- Konstanz Ulm Wahlkreis 58, MdL seit 2016, Wahlkreis 16, Schwenningen Lörrach Wahlkreis 24, Schorndorf Heidenheim

Hahn, Martin, Halder, Wilhelm, Hentschel, Thomas, Hermann, Winfried, Katzenstein, Kern, Manfred, geboren 1963, geboren 1958, geboren 1964, geboren 1952, Hermann, geboren 1958, Landwirt, Buchhändler, Rechtsanwalt, Minister für Verkehr, geboren 1969, Steuerberater, MdL seit 2011, MdL seit 2011, MdL seit August 2016, MdL 1984–1988 Diplom-Physiker, vereidigter Wahlkreis 67, Wahlkreis 15, Wahlkreis 32, und seit 2016, wissenschaftlicher Buch­prüfer, Bodensee Waiblingen Rastatt Wahlkreis 2, Angestellter, MdL seit 2011, Stuttgart II MdL seit 2016, Wahlkreis 40, Wahlkreis 41, Schwetzingen Sinsheim

32 LANDTAGSSPIEGEL 2019 GRÜNE 47 ABGEORDNETE

Krebs, Petra, Kretschmann, Winfried, Lede Abal, Dr. Leidig, Ute, Lindlohr, Andrea, Lösch, Brigitte, geboren 1969, geboren 1948, Daniel Andreas, geboren 1963, geboren 1975, geboren 1962, Krankenschwester, Ministerpräsident, geboren 1976, Diplom-Psychologin, Politikwissen­ Diplom-Sozial­ MdL seit 2016, MdL 1980–1984, Geschäftsführer, MdL seit 2019, schaftlerin, pädagogin, Wahlkreis 68, 1988–1992 MdL seit 2011, Wahlkreis 27, MdL seit 2011, MdL seit 2001, Wangen und seit 1996, Wahlkreis 62, Karlsruhe I Wahlkreis 7, Wahlkreis 4, Wahlkreis 9, Tübingen Esslingen Stuttgart IV Nürtingen

Lucha, Manfred, Maier, Alexander, Marwein, Thomas, Mielich, Bärbl, Dr. Murschel, Bernd, Niemann, Jutta, geboren 1961, geboren 1991, geboren 1958, geboren 1952, Diplom- geboren 1956, geboren 1970, Minister für Soziales Journalist, Bauingenieur, Sozialpädagogin, Diplom- Diplom-Physikerin, und Integration, MdL seit 2016, Vermessungs- Pol. Staatssekretärin im Agraringenieur, MdL seit 2016, MdL seit 2011, Wahlkreis 10, techniker, Ministerium für Soziales MdL seit 2006, Wahlkreis 22, Wahlkreis 69, Göppingen MdL seit 2011, und Integration, Wahlkreis 6, Schwäbisch Hall Ravensburg Wahlkreis 51, MdL seit 2006, Leonberg Offenburg Wahlkreis 48, Breisgau

Pix, Reinhold, Poreski, Thomas, Renkonen, Daniel, Dr. Rösler, Markus, Saebel, Barbara, Salomon, Alexander, geboren 1955, geboren 1963, geboren 1970, geboren 1961, geboren 1959, geboren 1986, Diplom-Forstwirt, Diplom-Pädagoge, Zeitungsjournalist, Landschaftsökologe, Landtags­ Landtags- Weingutsinhaber, Diplom-Sozial­ MdL seit 2011, Landschaftsökonom, abgeordnete, abgeordneter, MdL seit 2006, arbeiter, Wahlkreis 14, MdL seit 2011, MdL seit 2016, MdL seit 2011, Wahlkreis 46, Geschäftsführer, Bietigheim-Bissingen Wahlkreis 13, Wahlkreis 31, Wahlkreis 28, Freiburg I MdL seit 2011, Vaihingen Ettlingen Karlsruhe II Wahlkreis 60, Reutlingen

LANDTAGSSPIEGEL 2019 33 GRÜNE 47 ABGEORDNETE

Schoch, Alexander, Schwarz, Andrea, Sckerl, Hans-Ulrich, Seemann, Stefanie, Sitzmann, Edith, Untersteller, Franz, geboren 1954, geboren 1957, geboren 1951, geboren 1959, geboren 1963, geboren 1957, Politologe, Geograf Landtags­ Geschäftsführer, Soziologin, Ministerin für Minister für Umwelt, und Diplom-Pädagoge, abgeordnete, MdL seit 2006, MdL seit 2016, Finanzen, Klima und Energie- Gewerkschaftssekretär, MdL seit 2016, Wahlkreis 39, Wahlkreis 44, MdL seit 2002, wirtschaft, MdL seit 2011, Wahlkreis 30, Weinheim Enz Wahlkreis 47, MdL seit 2006, Wahlkreis 49, Bretten Freiburg II Wahlkreis 3, Emmendingen Stuttgart III

Walker, Thekla, Walter, Jürgen, Wehinger, Dorothea, Zimmer, Elke, geboren 1969, geboren 1957, geboren 1953, geboren 1966, Naturpädagogin, Landtagsabgeord- Erzieherin, Fort­ Diplom-Handels­ MdL seit 2016, neter, Politischer bildnerin, Coach, lehrerin, Wahlkreis 5, Staatssekretär a. D., MdL seit 2016, MdL seit Dezember Böblingen MdL seit 1992, Wahlkreis 57, 2016, Wahlkreis 12, Singen Wahlkreis 36, Ludwigsburg Mannheim II

Fraktion GRÜNE im Landtag Haus des Landtags Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart

Telefon: 0711 2063-683 Telefax: 0711 2063-660 E-Mail: [email protected] www.gruene-landtag-bw.de

34 LANDTAGSSPIEGEL 2019 CDU 43 ABGEORDNETE

Dr. Wolfgang Reinhart

Direktmandat Wahlkreis 23, Main-Tauber; geboren 1956, verheiratet, zwei Kinder; seit Mai 2016 Vorsitzender der CDU-Landtags- fraktion. Seit 1985 selbstständiger Rechts- anwalt, Mitglied im Kreistag des Main- Beck, Norbert, Blenke, Thomas, Burger, Klaus Martin, Tauber-Kreises. Mitglied des Landtags seit 1992. Von 2004 bis geboren 1954, geboren 1960, geboren 1958, 2005 Staatssekretär im Finanzministerium, 2005 bis 2011 Minister Bürgermeister a. D., Volljurist, Bankkaufmann, für Bundes- und Europa­angelegenheiten und Minister im Staats­ Diplom- MdL seit 2001, Geschäftsstellenleiter, minis­terium. Präsidiums- und Landesvorstandsmitglied der CDU Verwaltungswirt (FH), Wahlkreis 43, MdL seit 2012, Baden-Württemberg. MdL seit 2007, Calw Wahlkreis 70, Wahlkreis 45, Sigmaringen Freudenstadt

Deuschle, Andreas, Dörflinger, Thomas, Epple, Konrad, Freiherr von Eyb, Arnulf, Felder, Sylvia M., Gentges, Marion, geboren 1978, geboren 1969, geboren 1963, geboren 1955, geboren 1967, geboren 1971, Rechtsanwalt, Bankkaufmann, Schlossermeister, Rechtsanwalt, Rechtsanwältin, Rechtsanwältin, MdL seit 2011, Dipl.-Betriebswirt (FH), MdL seit 2011, Fachanwalt MdL seit 2016, Fachanwältin für Wahlkreis 7, MdL seit 2016, Wahlkreis 13, für Arbeitsrecht, Wahlkreis 32, Arbeitsrecht, Esslingen Wahlkreis 66, Vaihingen MdL seit 2011, Rastatt MdL seit 2016, Biberach Wahlkreis 21, Wahlkreis 50, Hohenlohe Lahr

Gramling, Fabian, Gurr-Hirsch, Friedlinde, Hagel, Manuel, Hartmann-Müller, Haser, Raimund, Hauk, Peter, geboren 1987, geboren 1954, geboren 1988, Sabine, geboren 1962, geboren 1975, geboren 1960, Bankkaufmann, M. A., Studienrätin, Dipl.-Bank­ Dipl.-Betriebswirtin (FH), Dipl.-Betriebswirt (BA), Minister für Länd- Landtags­ Pol. Staatssekretärin betriebswirt, MdL seit Oktober 2017, Wirtschaftsredakteur, lichen Raum und abgeordneter, im Ministerium für MdL seit 2016, Wahlkreis 59, Autor, Verleger, Verbraucherschutz, MdL seit 2016, Ländlichen Raum und Wahlkreis 65, Waldshut MdL seit 2016, MdL seit 1992, Wahlkreis 14, Verbraucherschutz, Ehingen Wahlkreis 68, Wahlkreis 38, Bietigheim-Bissingen MdL seit 2001, Wangen Neckar-Odenwald Wahlkreis 19, Eppingen

Fraktion GRÜNE im Landtag Haus des Landtags Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart

Telefon: 0711 2063-683 Hockenberger, Ulli, Dr. Hoffmeister-Kraut, Huber, Isabell, Klein, Karl, Klenk, Wilfried, Kößler, Joachim, Telefax: 0711 2063-660 geboren 1956, Nicole, geboren 1972, geboren 1987, geboren 1956, geboren 1959, Pol. geboren 1950, E-Mail: [email protected] Bürgermeister a. D., Ministerin für Master of Arts Bürgermeister a. D., Staatssekretär im Diplom-Volkswirt, www.gruene-landtag-bw.de MdL seit 2016, Wirtschaft, Arbeit Public Management, Diplom-Verwaltungs- Ministerium für MdL seit 2006, Wahlkreis 29, und Wohnungsbau, MdL seit Januar 2019, wirt (FH), Inneres, Digitalisie- Wahlkreis 30, Bruchsal MdL seit 2016, Wahlreis 20, MdL seit 2006, rung und Migration, Bretten Wahlkreis 63, Neckarsulm Wahlkreis 37, MdL seit 2001, Balingen Wiesloch Wahlkreis 17, Backnang

LANDTAGSSPIEGEL 2019 35 CDU 43 ABGEORDNETE

Kurtz, Sabine, Lorek, Siegfried, Mack, Winfried, Martin, Claudia, Nemeth, Paul, Neumann-Martin, geboren 1961, geboren 1977, geboren 1965, geboren 1970, geboren 1965, Christine, Stellv. Landtags­ Polizeioberrat a. D., Diplom-Verwaltungs­ staatl. anerkannte Industriekaufmann, geboren 1986, präsidentin, MdL seit 2016, wissenschaftler, Erzieherin, MdL seit 2006, Master of Arts der MdL seit 2006, Wahlkreis 15, MdL seit 2001, MdL seit 2016, Wahlkreis 5, Erwachsenenbildung, Wahlkreis 6, Waiblingen Wahlkreis 26, Wahlkreis 37, Böblingen MdL seit 2016, Leonberg Aalen Wiesloch Wahlkreis 31, Ettlingen

Paal, Claus, Philippi, Julia, Dr. Rapp, Patrick, Razavi, Nicole, Röhm, Karl-Wilhelm, Rombach, Karl, geboren 1967, geboren 1962, geboren 1969, geboren 1965, geboren 1951, geboren 1951, Geschäftsführer, Galeristin, Dipl.-Forstwirt, Parlaments­rätin a. D., Oberstudiendirektor Landwirtschafts­ MdL seit 2011, MdL seit 2018, MdL seit 2011, MdL seit 2006, a. D., meister, Wahlkreis 16, Wahlkreis 39, Wahlkreis 48, Wahlkreis 11, MdL seit 2001, MdL seit 2006, Schorndorf Weinheim Breisgau Geislingen Wahlkreis 61, Wahlkreis 54, Hechingen- Villingen-­ Münsingen Schwenningen

Schebesta, Volker, Dr. Scheffold, Stefan, Dr. Schütte, Albrecht, Schuler, August, Stächele, Willi, Teufel, Stefan, geboren 1971, geboren 1959, geboren 1970, geboren 1957, geboren 1951, geboren 1972, Pol. Staatssekretär im Rechtsanwalt, Dipl.-Physiker, selbstständiger Minister a. D., Industriekaufmann, Ministerium für Kultus, MdL seit 1996, MdL seit 2016, Gastronom, Rechtsanwalt, Betriebswirt (GA), Jugend und Sport, Wahlkreis 25, Wahlkreis 41, MdL seit 2016, MdL seit 1992, Landtags­ MdL seit 2001, Schwäbisch Gmünd Sinsheim Wahlkreis 69, Wahlkreis 52, abgeordneter, Wahlkreis 51, Ravensburg Kehl MdL seit 2006, Offenburg Wahlkreis 53, Rottweil

CDU-Landtagsfraktion Haus des Landtags Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart

Wald, Tobias, Wolf, Guido, Zimmermann, Karl, Telefon: 0711 2063-827 geboren 1973, geboren 1961, geboren 1951, Telefax: 0711 2063-810 Bankkaufmann, Minister der Justiz Dipl.-Verwaltungswirt E-Mail: [email protected] Diplom- und für Europa, (FHPol), www.cdufraktion-bw.de Betriebswirt (FH), MdL seit 2006, MdL seit 2001, MdL seit 2011, Wahlkreis 55, Wahlkreis 8, Wahlkreis 33, Tuttlingen-Donau­ Kirchheim Baden-Baden eschingen

36 LANDTAGSSPIEGEL 2019 AfD 20 ABGEORDNETE

Bernd Gögel

Wahlkreis 44, Enz; geboren 1955, verheiratet, ein Kind. Eintritt in die AfD im März 2013, seit 2014 Sprecher des Kreisverbands Pforzheim/­ Enzkreis. Seit Mai 2016 Mitglied im Landtag von Baden-Württemberg; seit Dezember 2017 Dr. Balzer, Rainer, Baron, Anton, Dr. Baum, Christina, Fraktionsvorsitzender der AfD. geboren 1959, geboren 1987, geboren 1956, Ingenieur, Wirtschaftsingenieur, Zahnärztin, Studiendirektor,­ B. Eng., Produkt­ MdL seit 2016, MdL seit 2016, manager, Wahlkreis 23, Wahlkreis 29, MdL seit 2016, Main-Tauber Bruchsal Wahlkreis 21, Hohenlohe

Berg, Lars Patrick, Dürr, Klaus, Dr. Grimmer, Bernd, Herre, Stefan, Klos, Rüdiger, Dr. Merz, Heiner, geboren 1966, geboren 1958, geboren 1950, geboren 1992, geboren 1960, geboren 1963, PR-Manager, Industriefachwirt, Dipl.-Volkswirt, Industriemeister, Landtags­ Diplom-Informatiker, MdL seit 2016, MdL seit 2017, MdL seit 2016, Handwerksmeister abgeordneter, MdL seit 2016, Wahlkreis 55, Wahlkreis 43, Wahlkreis 42, Feinwerktechnik, MdL seit 2016, Wahlkreis 24, Tuttlingen-Donau­ Calw Pforzheim MdL seit 2016, Wahlkreis 35, Heidenheim eschingen Wahlkreis 63, Mannheim I Balingen

Palka, Thomas Axel, Pfeiffer, Harald, Dr. Podeswa, Rainer, Räpple, Stefan, Rottmann, Daniel, Sänze, Emil, geboren 1954, geboren 1972, geboren 1957, geboren 1981, geboren 1969, geboren 1950, Rentner, Sozialversicherungs- Physiker, Psychologischer Theologe, Geschäftsführender MdL seit 2016, amtmann a. D., MdL seit 2016, Berater, Buchhändler, Gesellschafter, Wahlkreis 19, MdL seit 2018, Wahlkreis 18, MdL seit 2016, MdL seit 2016, Geschäftsführer, Eppingen Wahlkreis 5, Heilbronn Wahlkreis 52, Wahlkreis 65, MdL seit 2016, Böblingen Kehl Ehingen Wahlkreis 53, Rottweil

CDU-Landtagsfraktion AfD-Landtagsfraktion Haus des Landtags Haus des Landtags Konrad-Adenauer-Str. 3 Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart 70173 Stuttgart

Telefon: 0711 2063-827 Stauch, Hans Peter, Stein, Udo, Voigtmann, Wolle, Carola, Telefon: 0711 2063-5642 Telefax: 0711 2063-810 geboren 1952, geboren 1983, Klaus-Günther, geboren 1963, www.afd-fraktion-bw.de E-Mail: [email protected] Industriemeister, Kaufmann im geboren 1945, Dipl.-Kauffrau, www.facebook.com/AfDFraktionBW www.cdufraktion-bw.de MdL seit 2016, Einzelhandel, Dipl.-Ingenieur i. R., MdL seit 2016, Wahlkreis 61, MdL seit 2016, MdL seit 2016, Wahlkreis 20, Hechingen-­ Wahlkreis 22, Wahlkreis 40, Neckarsulm Münsingen Schwäbisch Hall Schwetzingen

LANDTAGSSPIEGEL 2019 37 SPD 19 ABGEORDNETE

Andreas Stoch

Wahlkreis 24, Heidenheim; geboren 1969, verheiratet, vier Kinder; seit Mai 2016 Vor- sitzender der SPD-Landtagsfraktion. Der Rechtsanwalt (Anwaltstätigkeit ruht) trat 1990 in die SPD ein, 1987 bis 1991 war er Juso-­ Binder, Sascha, Born, Daniel, Fink, Nicolas, Kreisvorsitzender. Mitglied des Landtags seit 1. April 2009, Parla- geboren 1983, geboren 1975, geboren 1976, mentarischer Geschäftsführer von Mai 2011 bis Januar 2013; Minis­ Rechtsanwalt, Jurist, Bürgermeister a. D., ter für Kultus, Jugend und Sport von Januar 2013 bis Mai 2016. MdL seit 2011, MdL seit 2016, MdL seit Januar 2019, Seit November 2018 Landesvorsitzender der SPD Baden-Würt­ Wahlkreis 11, Wahlkreis 40, Wahlkreis 7, temberg. Geislingen Schwetzingen Esslingen

Dr. Fulst-Blei, Stefan, Gall, Reinhold, Gruber, Gernot, Hinderer, Rainer, Hofelich, Peter, Kenner, Andreas, geboren 1968, geboren 1956, geboren 1963, geboren 1962, geboren 1952, geboren 1956, Berufsschullehrer, Fernmelde­ Diplom-Mathematiker, Diplom-Sozialarbeiter, Diplom-Verwaltungs- Altenpfleger, MdL seit 2011, handwerker, Politikwissenschaftler, MdL seit 2011, wissenschaftler, MdL seit 2016, Wahlkreis 35, Innenminister a. D., MdL seit 2011, Wahlkreis 18, Politischer Staats­ Wahlkreis 8, Mannheim I MdL seit 2001, Wahlkreis 17, Heilbronn sekretär a. D., MdL Kirchheim Wahlkreis 20, Backnang seit 2006, Wahlkreis 10, Neckarsulm Göppingen

Kleinböck, Gerhard, Nelius, Georg, Rivoir, Martin, Rolland, Gabi, Selcuk, Ramazan, Stickelberger, Rainer, geboren 1952, geboren 1949, geboren 1960, geboren 1963, geboren 1963, geboren 1951, Diplom-Handelslehrer, Realschul­lehrer a. D., Diplom-Ingenieur, Diplom- Technischer Lehrer, Rechtsanwalt, Oberstudiendirektor MdL seit 2007, MdL seit 2001, Verwaltungswirtin (FH), MdL seit Oktober 2017, Justizminister a. D., a. D., Wahlkreis 38, Wahlkreis 64, MdL seit 2011, Wahlkreis 60, MdL seit 2001, MdL seit 2009, Neckar-Odenwald Ulm Wahlkreis 47, Reutlingen Wahlkreis 58, Wahlkreis 39, Freiburg II Lörrach Weinheim

SPD-Landtagsfraktion Haus des Landtags Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart

Weber, Jonas, Dr. Weirauch, Boris, Wölfle, Sabine, Telefon: 0711 2063-719 geboren 1982, geboren 1977, geboren 1959, E-Mail: [email protected] wissenschaftlicher Rechtsanwalt, Reiseverkehrs- www.spd-landtag-bw.de Mitarbeiter, Fachanwalt für Bank- kauffrau, www.facebook.com/spdlandtagbw MdL seit und Kapitalmarktrecht, MdL seit 2011, www.twitter.com/spdlandtagbw September 2018, MdL seit 2016, Wahlkreis 49, Wahlkreis 32, Wahlkreis 36, Emmendingen Rastatt Mannheim II

38 LANDTAGSSPIEGEL 2019 F D P/DVP 12 ABGEORDNETE

Dr. Hans-Ulrich Rülke

Wahlkreis 42, Pforzheim, ist Fraktionsvor- sitzender der FDP/DVP. Geboren 1961 in Tuttlingen, verheiratet, drei Kinder. Studien­ direktor (beurlaubt); von 2001 bis 2006 Fachberater für Politik beim Oberschulamt Brauer, Stephen, Glück, Andreas, Dr. Goll, Ulrich, Karlsruhe. Mitglied des Landtags seit 2006. Seit 1999 im Pforz­ geboren 1970, geboren 1975, geboren 1950, heimer Gemeinderat, von 2001 bis 2011 und seit 2014 Vorsitzender Diplom- Facharzt für Minister a. D., der FDP-Gemeinderatsfraktion. Stellvertretender Landesvor- Handels­lehrer, Chirurgie, Rechts­anwalt sitzender der FDP Baden-­Württemberg. MdL seit August 2018, MdL seit 2011, (Zulassung ruht), Wahlkreis 22, Wahlkreis 61, MdL 1988–1992 und Schwäbisch Hall Hechingen-­ seit 2006, Wahlkreis 15, Münsingen Waiblingen

Haußmann, Jochen, Hoher, Klaus, Karrais, Daniel, Keck, Jürgen, Dr. Kern, Timm, Reich-Gutjahr, geboren 1966, geboren 1968, geboren 1990, geboren 1961, geboren 1972, Gabriele, Diplom- Landwirt, Maschinenbau­ Industriekaufmann, Gymnasiallehrer, geboren 1957, Betriebswirt (DH), MdL seit 2016, ingenieur, MdL seit 2016, MdL seit 2011, Geschäftsführerin, MdL seit 2011, Wahlkreis 67, MdL seit Wahlkreis 56, Wahlkreis 45, MdL seit 2016, Wahlkreis 16, Bodensee November 2018, Konstanz Freudenstadt Wahlkreis 2, Schorndorf Wahlkreis 53, Stuttgart II Rottweil

Dr. Schweickert, Erik, Weinmann, Nico, geboren 1972, geboren 1972, Professor für Rechtsanwalt, Internationale MdL seit 2016, Weinwirtschaft, Wahlkreis 18, MdL seit 2016, Heilbronn Wahlkreis 44, Enz

SPD-Landtagsfraktion FDP/DVP-Landtagsfraktion Haus des Landtags Haus des Landtags Konrad-Adenauer-Str. 3 Konrad-Adenauer-Str. 3 70173 Stuttgart 70173 Stuttgart

Telefon: 0711 2063-719 Telefon: 0711 2063-918 E-Mail: [email protected] Telefax: 0711 2063-610 www.spd-landtag-bw.de E-Mail: [email protected] www.facebook.com/spdlandtagbw www.fdp-dvp.de www.twitter.com/spdlandtagbw

LANDTAGSSPIEGEL 2019 39 FRAKTIONSLOS 2 ABGEORDNETE

Dr. Fiechtner, Heinrich, Dr. Gedeon, geboren 1960, Wolfgang, Internist, Onkologe, geboren 1947, Hämatologe, Facharzt i. R., Palliativ­mediziner, MdL seit 2016, MdL seit 2016, Wahlkreis 57, Wahlkreis 10, Singen Göppingen

Die Fraktionen

Die Fraktionen sind die politischen Gliederungen, in denen die Abgeordneten derselben Partei zusammengeschlossen sind. In den Fraktionen formiert sich die politische Haltung der Abgeord- neten einer Partei zu den im Plenum und in den Ausschüssen anstehenden Entscheidungen und Debatten.

Aus den Fraktionen kommt ein großer Teil der politischen Initiativen für die Parlamentsarbeit. Auch in organisatorischer Hinsicht sind die Parlamentsfraktionen wichtige Einheiten, ohne die das Parlament nicht arbeitsfähig wäre. Die Planung und Steuerung der Parla­mentsarbeit beruht weithin auf Absprachen unter den Parlamentsfraktionen. Auch der Ablauf der Debatten im Plenum ist in weitgehendem Maße nach Fraktionen geordnet, etwa wenn dort das Wort dem Redner für eine Fraktion oder im Rahmen des Rede­zeitkontingents seiner Fraktion erteilt wird.

Die Fraktionen haben das Vorschlagsrecht oder Benennungsrecht bei einer Vielzahl von Personalentscheidungen, zum Beispiel für die Besetzung der Landtagsausschüsse, für den Vorsitz in den Ausschüssen, für die Wahl der Präsidentin und des Vizepräsidenten. Sie sind selbstständig initiativberechtigt, das heißt, sie können Gesetzentwürfe und andere Anträge einbringen, die vom Vorsitzen- den der Fraktion unterzeichnet sind. Für die verschiedenen Sachgebiete der Landespolitik haben die Fraktionen Arbeitskreise ge- bildet, die vor allem Initiativen der Fraktion vorbereiten und die Beratungen der Ausschüsse begleiten. Die Fraktionen verfügen über einen Stab von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Beraterinnen und Beratern.

40 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Landtags-ABC

A → Abgeordnete/Abgeordneter → Diäten/Abgeordnetenbezüge Gewähltes Mitglied des Parlaments. Abgeordnete Die Abgeordnetenbezüge, auch Diäten genannt, sind Vertreter des ganzen Volkes. Sie sind nicht an sind das berufliche Einkommen der Abgeordneten Aufträge und Weisungen gebunden und nur ihrem aus ihrer Mandatstätigkeit. Sie sichern zugleich die Gewissen unterworfen (Art. 27 Abs. 3 der Landesver- Unabhängigkeit der Parlamentarier. Eine Landtags- fassung). abgeordnete/ein Landtagsabgeordneter erhält der- zeit eine steuerpflichtige Entschädigung von mo- → Anhörung (Hearing) natlich 7.963 Euro. Diese wird jedes Jahr zum 1. Juli Öffentliche Anhörungen werden von Ausschüssen zur angepasst. Hinzu kommt eine steuerfreie Aufwands­ Information über ein bestimmtes Thema veranstaltet. ent­schä­digung zur Bestreitung der mandats­beding­­ Indem Sachverständige hinzugezogen werden, sol- ten Aufwendungen. len die Abgeordneten umfassend informiert werden. Es gibt Anhörungen auch im Rahmen der Gesetz­ → Drucksachen gebung, die zum Teil sogar von der Verfassung (Art. Schriftliche Vorlagen in gedruckter Form an das Par- 71 Abs. 4) vorgeschrieben sind (Beispiel: Anhörung lament, zum Beispiel Anfragen oder Gesetzentwürfe, der kommunalen Landesverbände bei Änderungen werden Drucksachen genannt. Sie tragen eine Num- der Gemeinde­ordnung). mer und werden an alle Abgeordneten verteilt.

→ Ausschüsse Parlamentsausschüsse haben die Aufgabe, die Be- E → Enquetekommission schlüsse des Plenums vorzubereiten. Sie sind der Ort Zur Vorbereitung von Entscheidungen über umfang- für eine gründliche und detaillierte Beratung. Ihnen reiche und bedeutsame Sachverhalte kann der gehören die jeweiligen Fachleute der Fraktionen an, Landtag eine Enquetekommission einrichten. Er ist etwa für Finanzen und Wirtschaft, Bildung oder Um- dazu verpflichtet, wenn dies von einem Viertel der weltschutz. Die Zahl der Mitglieder beträgt in allen Mitglieder des Landtags oder von zwei Fraktionen, Fachausschüssen 21. deren Mitglieder verschiedenen Parteien angehören müssen, beantragt wird. Der Enquetekommission können auch sachverständige Personen angehören, B → Bannmeile die nicht Mitglied des Landtags sind. Die Enquete- Ein abgegrenztes Gelände rund um das Landtags- kommission erstattet dem Landtag einen abschlie- gebäude in der Konrad-Adenauer-Straße 3 wurde in ßenden schriftlichen Bericht. einem Gesetz zur Bannmeile erklärt; dort sind Ver- sammlungen und Demonstrationen grund­sätzlich ver­ → Exekutive boten. Der Sperr­bezirk soll physischen und psychi- Die staatlichen Funktionen (Gewalten) sind gemäß schen Druck vom Par­lament abwenden. dem Grundgesetz und der Landesverfassung in drei Bereiche zu teilen: Gesetzgebung, vollziehende Ge- walt und Recht­sprechung. Die vollziehende Gewalt D → Demokratie (Exekutive), also Regierung und Verwaltung, ist an Volksherrschaft (griechisch: Demokratie) bedeutet, Gesetz und Recht gebunden. Die Exekutive hat die die Staatsleitung liegt in den Händen des Volkes. von der Legislative (gesetzgebende Gewalt) be- Nach der Form der Beteiligung des Volkes – direkt schlossenen Gesetze auszuführen. oder indirekt – unterscheidet man a) direkte Demo- kratie und b) indirekte Demokratie (auch: repräsen- tative Demokratie) durch die Wahl von Repräsen- F → Föderalismus tanten (Abgeordneten) in die Parlamente. Bei uns Nach dem Prinzip des Föderalismus werden mehrere wird die Herrschaft des Volkes vorwiegend indirekt Gliedstaaten zu einem Gesamtstaat (Bund) zusam­ ausgeübt. Die vom Volk frei gewählten Abgeordneten men­­gefasst. Der Bund ist für Angelegenheiten zu- im Landtag wählen die Regierung; der Landtag, das ständig, die im Interesse der Bürger einheitlich im Parlament, besitzt somit eine herausragende Stellung Bundesgebiet gestaltet werden müssen. Die übrigen (parlamentarische Demokratie). Aufgaben werden von den Gliedstaaten – den Län- dern – erfüllt.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 41 F → Fraktion I → Immunität Die Abgeordneten des Parlaments, die derselben Eine Abgeordnete/ein Abgeordneter darf nicht ohne Partei angehören, schließen sich zu einer Fraktion Genehmigung des Landtags strafrechtlich verfolgt zusam­men. Der Fraktionsstatus wird bei einer Mindest­ oder festgenommen werden. Dies gilt nicht, wenn zahl von sechs Abgeordneten zuerkannt. Derzeit gibt es die Abgeordnete/der Abgeordnete auf frischer Tat im Landtag fünf Fraktionen (GRÜNE, CDU, AfD, SPD, oder am darauffolgenden Tag festgenommen wird. FDP/DVP). Fraktionen können zum Beispiel Ge­setz­ Dieses Recht dient dazu, die Funktions­fähigkeit des ent­würfe, Anträge oder Große Anfragen einbringen. Parlaments zu gewährleisten (Art. 38 der Landesver- fassung). → Fünfprozentklausel Bei der Verteilung der Mandate auf die Parteien im → Indemnität Verhältnis ihrer Stimmen werden nur diejenigen Par- Eine Abgeordnete/ein Abgeordneter darf nicht wegen teien berücksichtigt, die mindestens fünf Prozent der einer Äußerung oder wegen seines Abstimmungs- in Baden-Württemberg abgegebenen gültigen Stim­ verhaltens im Land­tag gerichtlich oder dienstlich men erhalten haben. Auch bei Bundestagswahlen verfolgt werden, auch nicht mit Genehmigung des gibt es eine Fünf­prozentklausel (für die Zuteilung von Landtags. Dies gilt auch für die Zeit nach seiner Ab- Sitzen über die Landeslisten). geordnetentätigkeit. Dieses Recht dient dazu, die Rede- und Abstimmungsfreiheit des Abgeordneten speziell bei der Ausübung des Parlamentsmandats G → Geschäftsordnung zu sichern (Art. 37 der Landesverfassung). Die Geschäftsordnung regelt die Organisation und den Ablauf der dem Landtag übertragenen Ge- → Inkompatibilität schäfte (zum Beispiel Gesetzgebungsverfahren, Wah- Die Regelung, dass eine Abgeordnete/ein Abgeord- len im Landtag, Überwachung der Regierungstätig- neter nicht gleichzeitig verschiedene Ämter ausüben keit durch Anfragen, Anträge und anderes mehr). kann, bezeichnet man als Inkompatibilität (Unverein- barkeit). Mitglieder des Landtags können nicht zugleich → Gesetz als Richter, Staats­anwälte, Landräte, Bürgermeister Unter einem Gesetz versteht man die für jede Bür- oder Beamte mit leitenden Aufgaben tätig sein. gerin/jeden Bürger verbindlichen generellen Anord- nungen, die vom Parla­­ment beschlossen werden. J → Judikative → Gewaltenteilung Die dritte, rechtsprechende Gewalt (Judikative) tritt Gewaltenteilung soll die Zusammenballung von staat­ im Rahmen der Gewaltenteilung neben Legislative licher Macht in einer Hand (bei einer Person oder einem (gesetz­gebende Gewalt) und Exekutive (vollziehende Staatsorgan) verhindern, um einem Missbrauch der Gewalt). Sie ist unabhängigen, nur dem Gesetz un- Macht vorzubeugen. Der französische Staatsphilosoph terworfenen Richtern anvertraut. Montesquieu schlug im 18. Jahrhundert vor, die Staats­ gewalt in Legislative (Gesetzgebung), Exeku­tive (voll­­ ziehende Gewalt) und Judikative (richterliche Gewalt) K → Koalition aufzuteilen. Dementsprechend sieht sowohl das Grund­ Wenn nach einer Wahl keine Partei die absolute gesetz (in Artikel 20) als auch die Landesverfassung Mehrheit der Stimmen erhält, können sich zwei oder (in Artikel 25) die Aufteilung auf drei Staats­gewalten mehr Fraktionen zusammenschließen, um mit der Mehr­ vor. Gewaltenteilung bedeutet aber keine strikte heit der Mandate einen Regierungschef zu wäh­len. Trennung der drei Gewalten voneinander; diese sind Eine Koalition unterstützt das Regierungsprogramm zum Teil voneinander abhängig (Beispiel: Wahl des und tritt in der Regel bei Abstimmungen im Parlament Minis­terpräsi­denten und der Richter des Verfassungs­ geschlossen auf. Die Bildung einer Koalition erfordert gerichtshofs durch den Landtag). von den beteiligten Fraktionen Kompromissbereit- schaft; jede Fraktion muss in ihren Entscheidungen Rücksicht auf den oder die Koalitionspartner nehmen. H → Haushalt (Budget, Etat) Im Landtag von Baden-Württemberg gibt es seit Der Haushalt des Landes legt vorab alle voraus- 2016 eine Koalition zwischen GRÜNEN und CDU. sichtlichen Einnahmen und geplanten Ausgaben des Landes fest. Er wird vom Landtag jeweils für ein oder für zwei Jahre (Doppelhaushalt) beschlossen. Bestand­ teile des Haushalts sind das Haushaltsgesetz sowie der Haus­halts­plan. Der Haushaltsplan wird im Rah- men des Haus­haltsgesetzes durch den Landtag be- schlossen. Die Feststellung des Haushalts (Budget- recht) ist eines der ältesten Rechte der Parlamente.

42 LANDTAGSSPIEGEL 2019 K → Kontrolle M → Mandat Der Landtag überwacht die Ausübung der vollzie- Auftrag (auch Sitz) des Abgeordneten im Parlament: henden Gewalt und kontrolliert die Regierung. Kontroll­ In der Bundesrepublik spricht man von einem „freien“ ­instrumente sind vor allem: Fragerecht (Anfragen, Mandat, da die Abgeordnete/der Abgeordnete Regierungsbefragung)­ und parlamentarische Debat­ nicht an Weisungen ihrer/seiner Partei oder seiner ten, Zitierrecht (der Landtag und seine Ausschüsse Wähler gebunden ist – das wäre ein „imperatives“ können die Anwesenheit jedes Mitglieds der Landes­ Mandat. regierung verlangen, es herbeizitieren), Untersu- chungsrecht (ein Viertel aller Abgeordneten oder → Mehrheit zwei Fraktionen können die Einsetzung eines Unter- Der Landtag fasst seine Beschlüsse mit Mehrheit. In suchungsausschusses erzwingen, der ein weitge- der Regel genügt eine einfache Mehrheit, bei der hendes Recht auf Auskunft hat und gerichtsähnlich die Zahl der abgegebenen Ja-Stimmen die Zahl der arbeitet) und Misstrauensvotum (hat die Regierung das Nein-­Stimmen übersteigen muss. Die relative Mehr- Vertrauen der Mehrheit verloren, kann der Minister- heit ist oftmals bei Wahlen entscheidend, sie ist etwa präsident durch ein konstruktives Miss­trauensvotum bei Landtagswahlen maßgebend für die Erstaus- gestürzt werden; Art. 54 Abs. 1 der Landesverfassung). zählung der Stimmen in den Wahlkreisen. Dabei gilt die Kandidatin/der Kandidat als gewählt, auf die/ den im Verhältnis (Relation) zu den anderen Kandi- L → Landesregierung datinnen/Kandidaten die meisten Stimmen ent­fallen. Der Ministerpräsident, die Landesminister sowie die Die/Der so Gewählte erringt das Direktmandat. Von Staats­­sekretäre mit Kabinettsrang und die ehren- der absoluten Mehrheit spricht man, wenn mehr als amtlichen Staatsräte bilden die Landes­regierung. die Hälfte aller Abgeordneten für einen Vorschlag Der Ministerpräsident wird vom Landtag gewählt, die stimmen muss, etwa bei Art. 46 Abs. 1 der Landes­ wei­teren Regierungsmitglieder werden vom Minister­ ver­­fas­s­ung: Der Ministerpräsident bedarf zu seiner präsi­denten berufen und durch den Land­tag bestä- Wahl der Mehrheit der Mitglieder des Landtags. Eine tigt. Die Mitglieder der Landesregierung sind zumeist Mehrheit von zwei Dritteln der Mitglieder des Land­ gleichzeitig Abgeordnete. Die Landesregierung ist tags ist erforderlich, um einem Mitglied der Landes- dem Landtag verant­wortlich. Durch Misstrauensvoten regierung das Misstrauen auszusprechen. kann der Landtag sowohl dem Ministerpräsidenten als auch (mit Zwei­drittelmehrheit) einzelnen Mitglie- dern der Regierung das Vertrauen entziehen. Regie- N → Nachtragshaushalt rung und Verwaltung bilden die Exekutive. Wenn nach Verabschiedung des Haushalts wesent- liche Änderungen bei den Einnahmen oder Ausgaben → Legislative des Landes notwendig werden, holt die Landes­ Als Legislative bezeichnet man im Rahmen der Ge­ regierung dazu in einem Nachtragshaushalt die Zu- walten­teilung die gesetzgebende Gewalt. Sie ist auf stimmung des Landtags ein. Landes­ebene dem Landtag übertragen.

→ Legislaturperiode O → Offenlegungsregeln Bei der Legislaturperiode handelt es sich um die Die Offenlegungsregeln verpflichten die Abgeord- durch Wahl legitimierte Amtszeit eines Parlaments. neten, ihre beruflichen Verhältnisse, ihre Tätigkeit in Die Legislatur- oder auch Wahlperiode dauert in Organen von Unternehmen sowie ihre Funktionen in Baden-Würt­ temberg­ fünf Jahre. Interessen­ ­verbänden auf Landes- oder Bundes­ ebene zur Veröffentlichung im amtlichen Handbuch → Lesungen des Landtags anzugeben. Außerdem haben Parla- Gesetzentwürfe werden im Plenum in zwei Beratun- mentarier der Land­tagspräsidentin unter bestimmten gen (Lesungen) behandelt. Besonders wichtige Vor- Voraussetzungen eine entgeltliche Beratungstätig- haben wie Verfassungsänderungen oder Haushalts­ keit anzuzeigen. Dasselbe gilt, wenn Abgeordnete gesetze benötigen drei Lesungen. Gutachten erstatten, publizistisch tätig sind oder Vorträge halten, sofern die Einnahmen hieraus 511 → Lobby Euro im Einzelfall und 5.113 Euro jährlich übersteigen. In der Lobby, dem Vorraum des Plenarsaals, finden Anzuzeigen sind der Landtagspräsidentin ferner Besprechungen unter den Abgeordneten und mit Spenden, die sie als Kandidatin oder als Kandidat Regie­ ­rungsvertretern statt, aber auch mit Bürge- für eine Landtagswahl oder als Mitglied des Land- rinnen und Bürgern und Interessenvertretern. tags erhalten, wenn diese Zuwendungen 1.534 Euro je Spender pro Jahr übersteigen. Schließlich ist es Abgeordneten untersagt, in beruflichen oder ge- schäftlichen Angelegenheiten auf die Mitgliedschaft im Landtag hinzuweisen.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 43 O → Opposition → Verfassung Die Opposition ist wesentlicher Bestandteil der par- Die Verfassung enthält die grundlegenden Vorschrif- lamentarischen Demokratie. Sie hat die Aufgabe, ten für das Funktionieren eines Staates und das Ver- Kritik am Regierungsprogramm öffentlich zu vertreten. hältnis des Staates zum Bürger. In der Verfassung Sie ist die politische Alternative zur Regierungsmehr­ sind auch Bestimmungen über die Zusammensetzung heit. Im Landtag gibt es gegenwärtig drei Opposi­ und die Aufgaben des Landtags sowie die Wahl sei- tionsfraktionen: AfD, SPD und FDP/DVP. ner Mitglieder festgelegt. Die Verfassung des Landes steht im Rang über allen anderen Landesgesetzen. Landesgesetze, die nicht mit der Verfassung zu ver­ P → Partei ein­baren sind, kann der Verfassungsgerichtshof auf Unter Parteien versteht man Vereinigungen von Bür- Antrag für nichtig erklären. gerinnen und Bürgern, die auf die politische Willens- bildung im Bereich des Bundes oder eines Landes → Volksabstimmung Einfluss nehmen und an der Vertretung des Volkes im Die Verfassung des Landes Baden-Württemberg Bundestag oder in einem Landtag mitwirken wollen. bestimmt in Art. 25: „Die Staatsgewalt geht vom Volke Die Gründung von Parteien ist frei. aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmun- gen … ausgeübt.“ Im Unterschied zum Bund besteht → Petition in Baden-Württemberg die Möglichkeit, Volksabstim- Als Petition bezeichnet man Eingaben der Bürgerinnen mungen über Gesetze, über Verfassungsänderungen und Bürger an Verwaltung und Parlament; so be- sowie über die Auflösung des Landtags durchzufüh- stimmt das Grund­gesetz: „Jedermann hat das Recht, ren. Näheres steht in den Artikeln 43, 60 und 64 der sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schrift- Landesverfassung. lich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.“ Das → Volksbegehren Petitionsrecht gehört zu den Grundrechten der Bür- Nach einer Verfassungsänderung von 1974 können in gerinnen und Bürger (Grundgesetz Art. 17). Baden-Württemberg Gesetzentwürfe nicht nur durch die Abgeordneten und durch die Regierung beim Land­tag eingebracht werden, sondern auch durch R → Rechnungshof das Volk selbst: mit Volksbegehren. Seit Dezember Als unabhängige Einrichtung (den Gerichten ver­ 2015 ist es möglich, dass ein Volksbegehren auch gleich­bar) hat der Rechnungshof die ordnungsge- per Volksantrag beantragt werden kann. Innerhalb mäße Führung des Haushalts des Landes zu über- eines Jahres müssen 0,5 Prozent (ca. 39.000) der prüfen. Nach Ablauf des Haushaltsjahres berichtet Wahlbe­ rech­ tigten­ den Volksantrag unterzeichnen, der Rechnungshof dem Landtag und der Landes­ damit sich der Landtag damit befassen muss. Ist das regierung über das Ergebnis der Rechnungsprüfung; Volksbegehren erfolglos und stimmt der Landtag dabei werden auch Vorschläge zur Wirtschaftsfüh- der Gesetzesvorlage nicht unverändert zu, findet rung gemacht. anschließend eine Volksabstimmung statt.

U → Untersuchungsausschuss W → Wahlrecht Ein Viertel der Abgeordneten des Landtags oder zwei Wahlberechtigt und wählbar (aktives und passives Fraktionen, deren Mitglieder verschiedenen Parteien Wahlrecht) sind bei Landtagswahlen alle Deutschen, angehören müssen, können die Einsetzung eines die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben Unter­suchungs­ausschusses erzwingen. Ein Untersu- und seit mindestens drei Monaten in Baden-Würt- chungsausschuss ist die schärfste Möglichkeit der temberg ihre Wohnung haben. Hat jemand in der Regierungskontrolle durch das Parlament. Ihm stehen Bundesrepublik mehrere Wohnungen, so kommt es gerichtsähnliche Be­fugnisse zu, so zum Beispiel die darauf an, ob in Baden-Württemberg die Haupt- Zeugenvernehmung (gegebenenfalls unter Eid) oder wohnung liegt. Nach Art. 28 der Landesverfassung die Einsichtnahme in Akten (vergleiche auch Art. 35 werden in Baden-Württemberg die Abgeordneten der Landesverfassung). nach einem Verfahren gewählt, das die Persönlich- keitswahl (Bewerbung in einem der 70 Wahlkreise) mit den Grundsätzen der Verhältniswahl (Zuteilung der V → Verfassungsgerichtshof Mandate an die Parteien nach Stimmenproporz) Der Verfassungsgerichtshof (ehemals Staatsgerichts­ verbindet. hof) für das Land Baden-Württemberg wacht als Verfassungsgericht über die Auslegung der Landes- verfassung. Ihm gehören neun Mitglieder an: Drei Mit­ glieder sind Berufsrichter, drei sind nichtrichterliche Juristen und drei sind Mitglieder ohne Befähigung zum Richteramt. Die Mitglieder werden vom Landtag auf neun Jahre gewählt.

44 LANDTAGSSPIEGEL 2019 > 2 Mio. Frauen vertritt der Landesfrauenrat im Jahr 2019

Junger Blick auf altes Thema klassische Rollenbild offenbar in den Köpfen weiter“. Warum Ein gesellschaftspolitisches Thema, das zum Nachdenken an- ­haben Frauen unterbewusst oft noch das Gefühl, sie müssten regen soll. Das ist stets die Vorgabe für das Projekt CONMEDIA Männer entlasten? Warum existiert Gleichberechtigung nur auf („content in media“), das die Hochschule der Medien in jedem dem Papier? Wie stellen Frauen sich selbst in den sozialen Semester als multimediales, journalistisches Transferprojekt Netzwerken dar? Sind uns Geschlechterrollen in die Wiege ge- anbietet. Die Wahl war schnell getroffen: „100 Jahre Frauen- legt? Die CONMEDIA liefert einen jungen Blick auf das leider viel wahlrecht“. Ort des spektakulären Events: Landtag Baden-­ zu alte Thema, so die studentischen Projektleiter Eda Mildan Württemberg. „Wir sind eigentlich modern – und doch lebt das und Maximilian Klein.

Rat der Vorgängerinnen

„Angekommen in der Zielgeraden“ – Sylvia Schraut, die Vorsitzende des Vereins Frauen und Geschichte, setzte ein Fragezeichen hinter diesen Satz. Auf ihre Frage nach Rat- schlägen, die sie der nächsten oder übernächsten Generation geben möchten, bekam sie u. a. folgende Antworten:

→  Junge Frauen sollten nichts für selbstverständlich nehmen. Was nicht auf der gesell­ schaftlichen Tagesordnung bleibt und immer neue Verständigung erfordert, geht unter. →  Die jungen Frauen müssten sich also Strategien und Methoden überlegen, wie sie erreichen können, dass sie in allen drei Bereichen, in Politik, Beruf und Familie, aktiv sein können. →  Mein Wunsch auch an die jungen Frauen in Baden-Württemberg: Schluss mit den Platzhirschen – kämpfen wir für ein neues Landtagswahlrecht! →  Politik wird in jedem Fall gemacht. Wenn wir Frauen sie so durchgeführt sehen wollen, wie wir sie für richtig halten, müssen wir mitmachen; sonst wird mit uns Politik gemacht.

Frauenrechte und Demokratie

Der Landesfrauenrat ist die politische Interessenvertretung von 52 landesweit aktiven Frauenorganisationen und damit die größte Frauenlobby in Baden-Württemberg. Charlotte Schneidewind-Hartnagel, die Vorsitzende, erinnerte an 1968, als für eine Weile nur eine Frau im Landtag von Baden-Württemberg saß: „1970 stellte der damalige ‚Club der Berufstätigen Frauen‘ bei der Delegiertenversammlung folgenden Antrag: Der Landesfrauenrat möge sich dafür einsetzen, dass das Landtagswahlrecht dahin- gehend geändert wird, dass ‚Landeslisten aufgestellt werden, welche die Möglichkeit geben, profilierten Frauen den Weg in den Landtag zu öffnen.‘ (…) Wir stellen heute fest: Heute, ein halbes Jahrhundert später, beschäftigt uns das Thema Wahlrechts­ reform und Parität in den Parlamenten leider noch immer: Frauenrechte und Demokratie sind unteilbar.“

LANDTAGSSPIEGEL 2019 45 Europa im Schnell- durchlauf

Türkisblaue Aufkleber werden verteilt, „Visitor/Visiteur“ steht da- sei wichtig, dass sich die baden-württembergischen Landtags­ rauf, eine sechsstellige Nummer, dazu ein Parlamentslogo samt abgeordneten über geplante EU-Vorhaben informierten, die Europaflagge mit Sternenkranz. Verwundert konnte man sein: inhaltlichen Positionen des Landes im persönlichen Gespräch Selbst Parlamentariern aus der Europäischen Union bleibt das mit EU-Verantwortlichen zeitig einbrächten und, umgekehrt, die peinlich genaue Durchchecken am Eingang der europäischen so gewonnenen Erkenntnisse zu Hause vermittelten. „Eine Infor- Institutionen nicht erspart. Doch die Sicherheitsmaßnahmen mationsreise des Landtagspräsidiums nach Brüssel hat eine stoßen auf Verständnis in der 15-köpfigen Delegation aus Stutt- besondere politische Signalwirkung“, ist Göbbel überzeugt. gart. Das Präsidium des Landtags von Baden-Württemberg Umso begrüßenswerter sei, dass das Präsidium erstmals seit mag einer ganz normalen Besuchergruppe gleichen – die Ge- mehr als 30 Jahren offiziell einen solchen Arbeitsbesuch unter- sprächspartner, die hinter dem Scanner warten, sind es nicht. nahm. Dies künftig einmal pro Jahr einzuplanen, würde Göbbel „Die Bedeutung der EU-Politik für Deutschland und für Baden-­ „sehr begrüßen“. Im Vorfeld der Europawahl am 26. Mai 2019 galt Württemberg hat in den letzten Jahren stetig zugenommen“, der Brüssel-Besuch als besonderes Bekenntnis des baden-­ sagt Manuela Göbbel, Europa-Referentin des Landtags und württembergischen Parlaments. Der „Landtagsspiegel“ skizziert seit vielen Jahren mit Büro in der Brüsseler Landesvertretung. Es ihn als Tagebuch. Präsidium des Landtags auf Informationsreise in Brüssel 21.–23. November 2018

Tag 1

Ankunft Brüssel 20:35 Uhr 1. Termin 21:15 Uhr, Landesvertretung Baden-­ Württemberg (LV BW), Rue Belliard 60-62: „Netz­ werktreffen“ in der Schwarzwaldstube u. a. mit dem EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger, Dr. Matthias Ruete (Strategische Fragen, General­ se­kre­tariat), Dr. Wolfgang Burtscher (Stv. General­ direktor Forschung/Innovation), Rein­hard Felke (Kabinett EU-Wirtschafts- und -Finanzkommissar Pierre Moscovici), Christiane Canenbley (Kabinett Juncker) sowie Vertretern eines Think-Tanks der EU-Kommission, der Kommunen, der Wirtschaft (Bosch, Würth, EnBW). Kommissar Oettinger nennt die Europawahl 2019 „Kampf der Systeme um die Werteordnung“, sein Appell:­ „Die EU-Wahl wich- Historisches Miteinander tiger nehmen als eine Landtagswahl“. Diskussio- nen, Austausch, Gespräche bis 24 Uhr. Gemeinsamer Wahlaufruf der Präsidentinnen und ­Präsidenten deutschsprachiger Landesparlamente zur Europawahl am 26. Mai 2019: „Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger, am Sonntag, dem 26. Mai 2019, sind Sie aufgerufen, Ihre Stimme zur Wahl des Europäischen Parlaments abzugeben. Damit nehmen Sie direkt Einfluss auf die Zusammensetzung 26. Mai 2019 des Europäischen Parlaments, das den Präsidenten der Europawahl

46 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Tag 2

Landesvertretung Baden-Württemberg 2. Termin 8:30 Uhr: Gespräch mit dem neuen Leiter der Landesvertretung Bodo Lehmann. Plädoyer: „konstruktives Mitmischen“ und politischer Lobbyismus durch Baden-Württemberg noch ausbaufähig. 3. Termin 9:00 Uhr: 11 Ressortbeobachterinnen und -beobachter der Landesministerien wie Verkehr, Justiz, Kultus oder des Staatsministeriums berichten. Themen: Kindergeldangleichung, digitale Gründung einer GmbH, Mobilitätspakete, „Bildungsraum EU“ (Aner- kennung Abschlüsse), Sommerzeit. Botschaft von Referatsleiterin Dr. Christine Wolf: Möglichst viele Beamte des Landes sollten, um dessen „Europa­ fähigkeit“ zu bewahren, für eine Zeit nach Brüssel – ohne Stellennachteile nach Rückkehr. 4. Termin 10:39 Uhr: Treffen mit Markus Preiß, Leiter ARD-Studio Brüssel. Botschaften: „Parteienlandschaft ändert sich, Denken in alten Fraktionen überholt; Frage- stellungen zu sehr binnenorientiert (‚wer profitiert?‘) statt in langen Linien einer EU-27“. Und wieder: „Die Europawahl ist nicht mehr nur ein nationaler Stimmungs- test, sie hat ganz andere Bedeutung als früher.“

Europäisches Parlament, Rue de Trèves 5. Termin 12:20 Uhr: „Arbeitsessen“ mit EU-Parlaments­ mitgliedern (MdEP) aus Baden-Württemberg: Evelyne Gebhardt (S&D), Dr. Ingeborg Gräßle (EVP), Norbert Lins (EVP), Maria Heubuch (Die Grünen/EFA), Absage Dr. Jörg Meuthen (AfD/EFDD). Botschaften: „Europa Tag 3 der Vaterländer funktioniert nur mit einem gemein- samen Recht und vielen, aber nicht zu vielen Frei­ Berlaymont, EU-Kommission räumen. Sonst gerät die Wettbewerbsfreiheit in 8. Termin 9:00 Uhr: Treffen mit Dr. Andreas Schwarz, ­Gefahr und die EU wird zur Zollunion von 1968.“ Referatsleiter Mehrjähriger Finanzrahmen (MFR) 2021–­ 6. Termin 15:00 Uhr: Führung durch Innenstadt mit 2027. Botschaften: „Brexit-Lücke von 12 Milliarden zu Königspalast, Regierungsviertel/Gespräche. füllen bei gleichzeitigen Aufgabenzuwächsen (Migra- 7. Termin 18:30 Uhr: Restaurant „Les Brigittines“, Place tion, Außengrenzen, Integration …) ist der Versuch, eine de la Chapelle: Info-Austausch mit Vertreterinnen unlösbare Gleichung zu lösen.“ Und: „Ohne Finanz- und Vertretern politischer Stiftungen in Brüssel. rahmen gibt es keine EU.“ 9. Termin 10:15 Uhr: Gespräch mit Stefan Führing, Task Force der EU-Kommission für Verhandlungen nach Artikel 50 EUV (Brexit). Botschaft: „Wir müssen dem Vereinigten Königreich verdeutlichen, dass es einen Unterschied macht, ob ein Land in der EU ist oder nicht.“

Landesvertretung Baden-Württemberg 10. Termin 12:00 Uhr: Dr. Thomas Eckert, Antici der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der EU. Botschaf­ten: „Expectation Management (Frühwarn- system) zentral; Kommunikation pro Europa: 10 Milli- onen Erasmus­­studierende, Reisefreiheit, starker Wirtschaftsraum EU … 11. Termin 14:00 Uhr: Gespräch mit Matthias Oel, Europäischen Kommission wählt und über den Haushalt Direktor Generaldirektion Migration, EU-Kommission, und wichtige Gesetze entscheidet, die alle Bürgerinnen über MFR 2021–2027 (Schwerpunkt Migration/mehr und Bürger betreffen. (…) Als Präsidentinnen und Prä­ Geld für Entwicklungsfonds, Sozialfonds und Pflicht- sidenten der Landesparlamente rufen wir Sie – und programm Integration). Aussage: „Tatsächliche Situ- insbesondere diejenigen, die erstmals an den Wahlen ation und Hitze der Debatte in keinem Verhältnis; Ja teilnehmen dürfen – deshalb auf, am 26. Mai 2019 zur zum Schengenraum gleich Ja zu gemeinsamem Wahl zu gehen. Nutzen Sie Ihre Chance und bringen Sie Recht; nationale Regelungen bedeuten das Ende Ihre Stimme zu Gehör.“ der Freizügigkeit“. Ankunft Stuttgart 19:00 Uhr.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 47 Wählen gehen, nicht nur was für alte Leute

Endlich 16 Jahre alt! Jetzt darfst du im Kino Filme mit erstwaehler.bw der Altersfreigabe ab 16 schauen, in Gaststätten und Geschäften kannst du manche alkoholischen Getränke erstwaehler.bw kaufen und wenn deine Eltern einverstanden sind, lpbbw darfst du bis 24 Uhr draußen abfeiern, dir ein Tattoo waehlenab16-bw.de stechen oder dich piercen lassen. Und du darfst jetzt wählen – denn bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2019 in Baden-Württemberg sind Jugendliche ab 16 Jahren wahlberechtigt!

Das ist nicht sexy? Dabei bedeutet Kom- Genau diese Vertreterinnen und Vertreter Wahl hinaus hast. Denn deine Stimme ist mune nichts anderes als Gemeinschaft. werden bei den Kommunalwahlen gewählt. genauso wichtig und zählt genauso viel Somit betrifft Kommunalpolitik das, was wie die eines Erwachsenen. „Meine Stim- vor deiner eigenen Haustür passiert, in Aber wie funktionieren diese Kommunal- me zählt“, das ist auch das Hashtag auf deiner Stadt oder in deinem Ort. Wie gut wahlen eigentlich? Was läuft bei dir im Instagram, unter dem Jugendliche ihre deine Schule ausgestattet ist, dass es Ort? Und was bedeuten diese schrägen Antwort auf die Frage geben, warum sie eine Feuerwehr gibt, ob das Freibad sa- Begriffe „Kumulieren“ und „Panaschieren“? wählen gehen. „Weil ich was ändern will“, niert wird oder ob Geld für den Neubau Es ist dein gutes Recht, dass du über sagt zum Beispiel Aumnia. Und Katrin be- eines Jugendhauses da ist – all das sind dein Wahlrecht informiert wirst. Es ist dein tont, dass „wir Jungen auch was zu sagen Dinge, um die sich Städte und Gemein- gutes Recht, dass du weißt, was und wie haben“. den kümmern müssen. Und weil sich nicht in der Kommunalpolitik entschieden wird, alle Bürger gleichzeitig kümmern können dass du weißt, wie die Wahl funktioniert, Dieses Hashtag ist Teil des Social-Media-­ oder wollen, lassen sie sich von ein paar und dass du weißt, welche Einflussmög- Angebots des Bündnisses „Wählen ab 16“. vertreten – von denen im Gemeinderat. lichkeiten du in deiner Gemeinde über die Das haben die Landeszentrale für poli­

48 LANDTAGSSPIEGEL 2019 tische Bildung und der Landesjugendring lichkeit, deine eigenen Projektideen ein- hast oder zusammen mit anderen auf ein ins Leben gerufen, die damit unter ande- zubringen. Was genau und wo alles an- Problem aufmerksam machen und an rem junge Menschen wie dich über die geboten wird, findest du auf der Website dessen Lösung arbeiten willst, darfst du Kommunalpolitik im Allgemeinen und die www.waehlenab16-bw.de. auch schon mit 16 eine Petition einreichen bevorstehende Kommunalwahl im Be- oder dich einer Bürgerinitiative anschlie- sonderen informieren. In Planspielen Selbst als Kandidatin oder Kandidat bei ßen. Und vielleicht gibt es in deiner Stadt ­kannst du einen Wahlkampf nachstellen den Kommunalwahlen antreten, darfst oder deinem Ort ja auch einen Jugend- und am Ende wählen oder du erfährst, du mit 16 übrigens noch nicht. Gewählt gemeinderat, der sich ganz besonders wie im Gemeinderat Entscheidungen werden darf man weiterhin auch nur mit für die Themen einsetzt, die Jugendliche getroffen werden. Und du hast die Mög- 18. Aber wenn du ein konkretes Anliegen wie dich betreffen.

Jedes Jahr treffen sich alle Kreisjugendsprecher Baden-­ Württembergs in der Landesfeuerwehrschule in Bruch- sal. Schwerpunkt des Treffens letzten Oktober war die Kommunalwahl mit dem Workshop „Wahlen und Demo­ „Mein Name ist Jonas Ebding, kratie – wie bestimmen diese dein Leben?“. ich bin 16 Jahre alt und Schüler der 11. Klasse des Clara-Schumann- Als das Stichwort „Kommunalwahl 2019“ auf der Bild- schirmpräsentation sichtbar wurde, waren erste Reak­ Gymnasiums in Lahr. In der tionen wie „Politik – das ist ja langweilig“ zu vernehmen. Jugendfeuerwehr Lahr bin ich Doch nach dem Workshop hat sich diese Meinung bei Jugendgruppensprecher, zudem den meisten geändert. Die Jugendlichen sollten drüber nachdenken, was Kommunalpolitik eigentlich bedeutet. bin ich stellvertretender Kreisjugend- Ziel des Workshops war es nämlich zu erkennen, dass sprecher der Jugendfeuerwehr Kommunalpolitik jeden betrifft – auch die Jugendlichen. im Ortenaukreis.“ Die Jugendlichen erkannten auf einmal, was die ­Gemeinde alles für Aufgaben hat und welche Entschei- dungen getroffen werden müssen. Themen wie die In­ frastruktur von Schulen war ein Schwerpunkt der Jugend- lichen. Die meisten von ihnen gehen noch zur Schule, jedoch lässt dort die Ausstattung, gerade was Technik angeht, oft zu wünschen übrig. Aufgefallen ist zum Bei- spiel, dass viele Gemeinden einen Jugendgemeinderat haben – viele aber auch nicht. Das hat vielen Jugend- lichen vor Augen geführt, dass Handlungsbedarf in der eigenen Gemeinde besteht. Diese Erkenntnis können die Kreisjugendsprecher nun in ihren Landkreisen, Gemeinden und Kommunen vorbringen, um gemeinsam solche Pro- bleme zu lösen. Jetzt wissen sie, dass sie nicht nur einer von vielen sind, sondern eine Stimme haben, die in der eigenen Gemeinde gehört wird. Zuletzt wurde das Wahl- recht ab 16 Jahren erklärt. Sinn dahinter ist es nicht ein- fach, wählen zu gehen, um wählen gegangen zu sein, sondern wählen zu gehen und zu wissen, wen oder was man wählt. Es ist wichtig, sich auf kommunaler Ebene in die Entscheidungen mit einzubringen. Politik ist kein langweiliges Thema für alte Leute und findet auch nicht nur im weit entfernten Berlin statt, sondern betrifft jeden!

Den vollständigen Erfahrungs- bericht von Jonas findest du hier: www.partizipations-blog.de

LANDTAGSSPIEGEL 2019 Das /Team LandtagBW: v. li. Bettina Schreitmüller, Marco Piljic, Gabriele Renz und Emanuel Grammenos.

Daumen hoch

Seit Herbst 2018 ist der Landtag von Baden-Württemberg in den sozialen Netz­werken aktiv. Erklärtes Ziel ist, insbesondere junge Menschen zu erreichen und für den Parlamentarismus zu begeistern.

„Facebook ist schon wieder total out, heißt es. Aber wir sind und dabei aber auch emotional ansprechend gestaltet sein. jetzt drin. Wie Sie! Schön, da haben wir schon etwas gemein- Die ersten Reaktionen zeigen: Es kann gelingen.“ sam.“ Mit dieser Begrüßung startete der Landtag von Baden-­ Württemberg seine Aktivität in den sozialen Netzwerken – mit Adressaten sind vor allem junge Frauen und Männer, die über die großem Enthusiasmus und einer Portion Augenzwinkern. Auf der gewohnten Informationskanäle wie Print, Radio, TV und Website Kick-off-Veranstaltung am 18. September 2018 drückte Land- nur noch schwer oder gar nicht mehr erreichbar sind. Wir wissen: tagspräsidentin Muhterem Aras den symbolischen Start-Button: Ein großer Teil der Medienaktivität von „Millennials“ bzw. der Digi­ „Ich freue mich auf die neuen Plattformen. Sie helfen, die Kom- tal-Native-Jahrgänge der Jahrtausendwende spielt sich in den munikation zwischen Parlament und Bürgerinnen und Bürgern sozialen Netzwerken ab. Laut der ARD/ZDF Onlinestudie von 2018 zu verbessern.“ nutzen 83 Prozent der 14- bis 29-Jährigenmindestens einmal pro Woche einen Videodienst wie YouTube, 57 Prozent Facebook Dem Premieren-Post ging eine intensive Konzept- und Themen-­ und 56 Prozent Instagram; bei Twitter – eher von Multiplikatoren Planung im Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit voraus. genutzt – sind es rund acht Prozent. Immer noch ein Drittel (32 Ein Parlament ist keine Privatperson, die „drauflos postet“. Die Prozent) der 14- bis 29-Jährigen nutzen Facebook sogar täglich, Ansprüche sind hoch. „Wir wollen den Landtag als zentral bei Instagram sind es inzwischen noch mehr (42 Prozent). wichtigen Akteur im Staatsaufbau bekannt machen – über Themen der Plenar- und Ausschusssitzungen, Veranstaltungen Im Team Landtag BW betreut Emanuel Grammenos schwer- oder Inhalte der politischen Bildung, aber auch durch unge- punktmäßig die Social-Media-Aktivitäten. „Dass der Landtag wöhnliche Fotos vom Haus, Erinnerung an Jahrestage oder ein- Gesetze verabschiedet, den Haushalt beschließt, die Regierung fach mal einen Gruß zum Wochenende“, sagt Referatsleiterin kontrolliert und den Ministerpräsidenten wählt, ist Jüngeren Gabriele Renz. „Unsere Herausforderung: Obwohl es im ‚Hohen vielleicht noch als Abstraktum aus der Schule bekannt“, so der Haus‘ hochpolitisch zugeht, müssen unsere Posts überparteilich 34-Jährige. „Mit unserem Social-Media-Auftritt wollen wir politi­

GLOSSAR: Post oder Posting – ist ein einzelner Beitrag auf einer Social-Media-Plattform, in einem Webforum oder einem Blog. Digital Native – eine Person der gesellschaftlichen Generation, die in der digitalen Welt aufgewachsen ist und in deren Nutzung geübt ist. Millennials – die Bevölkerungs­ kohorte bzw. Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde. Facebook-Impression(en) – eine Kenn- zahl, die angibt, wie oft ein Beitrag für andere Facebook-Nutzer auf dem Bildschirm zu sehen war. Tweet – ein Beitrag bei dem Mikroblogging- Dienst Twitter. Twitter Timeline – eine Liste mit Tweets der Accounts, denen ein Nutzer auf Twitter folgt.

50 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Zahlen 1,5 950.000 47.000 4,5 in den ersten 3 Millionen erreichte Bürgerinnen interagierende Posts Monaten (ca.): Kontakte und Bürger Benutzer pro Woche

schen Alltag erlebbar machen – und das geht ideal über Bewegtbild-Inhalte.“ Also postet der Landtag re- gelmäßig kleine Filme, bisweilen auch etwas aufwendi- gere Dokumentationen von Veranstaltungen rund um das Parlament. Das Social-­Media-Team begleitete etwa zwei Studierende, die mit ihrem Studiengang eine Veranstal- tung im Landtag zum Thema „100 Jahre Frauenwahl- recht“ geplant und umgesetzt haben, über einen Zeit- raum von drei Monaten. Herausgekommen ist ein kleiner Film über den Landtag aus einer etwas anderen Per­ spektive: https://youtu.be/whKYmE6VcWk.

„Die meisten Menschen wissen gar nicht, was es für tolle Angebote und Veranstaltungen im Landtag gibt. Sei es die stuttgartnacht, das Trickfilmfestival, die CONMEDIA der Hochschule der Medien, der Jugendlandtag, Jugend debattiert oder die Veranstaltungs­reihe Wertsachen zu den Grundrechten“, sagt Grammenos. Mit Postings zu solchen Inhalten zeige sich der Landtag mitten im Leben und weniger als „Hohes Haus“, das baue Berührungs- ängste ab. Grammenos ist überzeugt: „Junge Menschen sind nicht politikverdrossen. Oft kommunizieren wir poli- tische Inhalte an ihnen vorbei. Wir müssen dahin, wo sie sich aufhalten. Genau das haben wir nun begonnen.“

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Quellen: ARD/ZDF Onlinestudie: www.ard-zdf-onlinestudie.de/whatsapponlinecommunities Erster Post: www.facebook.com/LandtagBW/posts/2143670235848638

LANDTAGSSPIEGEL 2019 51 Gedenkstättenreise der Präsidentin

Im Sommer 2018 unternahm Landtagspräsidentin ­Muhterem Aras eine zweitägige Reise auf den Spuren der Erinnerungskultur in Baden-Würt­ temberg. Ihre Überzeugung: „Je größer das Wissen darüber, wo wir herkommen, desto leichter fällt es uns, die Gegenwart zu verstehen und mit ihr um- zugehen.“ Die „Gedenkstättenreise“ führte an fünf historische „Orte der Erinnerung“ beidseits des Rheins – stellvertretend für siebzig weit­ge­ hend von engagierten Bürgerinnen und Bürgern getragenen Gedenkstätten. „Meine Reise dient der Wertschätzung all jener Ehrenamtlichen, die in unterschiedlicher Form die Verfolgung jüdischer Mitmenschen und anderer Opfergruppen in der Zeit des Nationalsozialismus im Gedächtnis halten und damit auch die Grundlagen unseres Staats- wesens – das 70 Jahre alte, auf Toleranz, Offen- heit und Individualrechte als Mittel gegen Rassis- mus und Ausgrenzung angelegte Grundgesetz.“ Aras sprach sich für eine „zeitgemäße und mu- Kippenheim: Emmendingen: Jüdisches tige Gedenkkultur“ aus, die in die Klassenzimmer ehemalige Synagoge Museum, restauriertes Ritualbad passe. Im Sommer 2019 setzt die Landtagspräsi- dentin die Gedenkstättenreise fort.

Natzwiller: Gedenkstätte am ehemaligen Haslach im Kinzigtal: Gedenkstätte Breisach: Blaues Haus, privat Konzentrationslager Natzweiler-Struthof für Zwangsarbeiter im Stollenbau aufgekauft und betrieben

52 LANDTAGSSPIEGEL 2019 PERSÖNLICH Landtagsvizepräsidentin Sabine Kurtz

Sabine Kurtz lässt sich gern von Literatur → Wie haben Sie die Umstellung erlebt Blick haben, meistens schon in mehreren inspirieren, neben Politologie und Roma- von einer Abgeordneten mit Erfahrung Aufgabenfeldern aktiv sind – Familie, nistik hat sie deswegen auch Germanistik als Aus­schussvorsitzende zur Vizepräsi- Beruf, Ehrenamt – zögern sie häufig, sich studiert. Sie mag zum Beispiel Goethes dentin? auf ein neues, weniger vertrautes Terrain Sinnspruch „Was heute nicht geschieht, Es sind etliche interessante Aufgaben zu begeben. Es ist an den Parteien, Frauen ist morgen nicht getan“. Die 57-jährige dazugekommen wie das Schulklassen- frühzeitig in ihre inhaltliche Arbeit ein­ CDU-Abgeordnete, die seit 2006 den programm, Treffen mit ausländischen zubeziehen, z. B. in zeitlich begrenzte Pro- Wahlkreis Leonberg im Landtag vertritt, Gästen und natürlich das Präsidieren im jekte oder einzelne Themenbereiche. Auch bekennt offen ihre Neigung zur Unge- Plenum. Dabei sind mir vor allem der res- die Sitzungszeiten kann man familienfreund­ duld: „Ich schiebe ungern Dinge auf die pektvolle Umgang der Landtagsmitglie- licher gestalten. Meinem Eindruck nach lange Bank und manchmal finde ich die der untereinander und die Beachtung der sind wir hier aber auf einem guten Weg. Abläufe in der Politik langwierig und Regeln, die wir uns in unserer Geschäfts- mühsam.“ Überzeugungs­arbeit und die ordnung gegeben haben, wichtig. Als → Warum sollten sich Frauen wählen Suche nach Mehrheiten und Kompro­ Sitzungs­leiterin sehe ich in jedem den frei lassen? missen dauere manchmal einfach lang. gewählten Abgeordneten, den ich korrekt Ganz einfach um mitzureden und mitzu- „Aber das ist der Preis, den man für die und fair zu behandeln habe. Allerdings wirken, um ihre Sichtweisen, ihre Erfah- Demokratie bezahlen muss. Ich bin des- sind die Debatten konträrer geworden, rungen und ihren Stil in die politische halb gerne bereit, dieser Suche nach die Zwischen­rufe zum Teil aggressiv und Mei­nungsbildung einzubringen. Wir feiern dem Kompromiss und dem Verbindenden respektlos. Ich gehöre dem Landtag seit dieses Jahr 100 Jahre Frauenwahlrecht zwischen den Menschen Zeit zu widmen.“ 2006 an und kannte einen „Stil des Hauses“, und zwar sowohl das aktive wie das pas- Seit dem 25. April 2018 ist Sabine Kurtz der sich jetzt tatsächlich verändert hat. sive Wahlrecht. Dafür haben Generatio- Landtagsvizepräsidentin. nen von Frauen hart gekämpft. Dieses → Sie sind als Landtagsvizepräsidentin Recht sollten wir nicht brachliegen lassen, → Waren Sie sofort entschlossen, Ihren viel in Schulen unterwegs. Als wie poli- sondern wir sollten es als Verpflichtung Hut für das Vize-Amt in den Ring zu werfen, tisch interessiert erleben Sie die jungen empfinden, dieses Recht auch zu nutzen. als bekannt wurde, dass Ihr Vorgänger Menschen? Wilfried Klenk Staatssekretär wird? Junge Menschen sind genauso unter- Ja, ich war relativ schnell entschieden. Die schiedlich wie Erwachsene. Insofern ist auch Aufgabe hat mich schon lange gereizt. ihr politisches Interesse unterschiedlich Es gilt dabei, die Abgeordneten aller Frak- stark ausgeprägt. Allerdings handelt es Wenn ich eine Viertelstunde tionen nach außen hin zu vertreten und im sich bei unserem Staatswesen nicht um Zeit für mich habe, dann … … nehme ich mir einen Artikel, eine Inneren zusammenzuhalten. Dem Ab- ein Hobby, für das man sich interessieren Studie oder eine Zeitschrift vor, die geordnetenmandat messe ich in unserer kann oder nicht. Unsere Demokratie ist auf meinem Lektürestapel liegen. repräsentativen Demokratie grundsätzlich darauf angewiesen, dass auch die junge besonders hohe Bedeutung zu. Als Ver- Generation von ihr überzeugt ist und sich Im Theater habe ich treter der Menschen im Land haben wir gerne für sie einsetzt. zuletzt gesehen … die Aufgabe, deren Interessen in die Ent- … einige neue Stücke im Schau- scheidungen des Parlaments einzubringen. → Thema Frauen: Ist es aus Ihrer Sicht spielhaus Stuttgart wie „Romeo Dass ich nun als Vizepräsidentin dabei schwer, Frauen von einer Kandidatur für und Julia“, „Vögel“ oder „Die Wildente“ von Ibsen, denn ich bin mitwirke, diese Interessen zu moderieren, ein politisches Amt zu überzeugen? neugierig auf die neue Intendanz. freut mich sehr. Ich bin dem Fraktionsvor- Viele Frauen sind sehr gewissenhaft und

sitzenden und meinen Kolleginnen und wollen die Aufgaben, die sie übernehmen, Momentan lese ich … Kollegen dankbar für den fairen Auswahl­ mindestens zu 100 Prozent erfüllen. Da … „Warum die Franzosen so gute prozess innerhalb unserer Fraktion. die Frauen, die wir für eine Kandidatur im Bücher schreiben“ von Iris Radisch oder als leichte Lektüre die Familiensaga „Beerensommer“ LANDTAGSSPIEGEL 2019 von Inge Barth-Grözinger. Kein

9– 5 Job Parlamentsdauerdienst

Das Referat I/2 hält den Plenar- und Ausschussbetrieb am Laufen

„Uns erkennt man am Rollkoffer“, lacht Referatsleiterin Margit Ehninger. Und tatsächlich stutzen manche Besucher, wenn Frauen und Männer mit silberfarbenen Koffern durch den Landtag gehen, als checkten sie am Flughafen ein. Dies sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Plenar- und Ausschussdienstes, die zum Sitzungsdienst in den Landtag kommen. Das Referat, zu dem auch die Drucksachenstelle gehört, ist eines der größten in der Verwaltung des Landtags. Seine Aufgabenpalette ist riesig: Die 25 Kolleginnen und Kollegen sind Herz und Motor des Parlamentsbetriebes, sie „managen“ die Sitzungen des Plenums und der Ausschüsse. Ohne sie ginge wenig bis nichts. Das Team des Plenar- und Ausschussdienstes trägt auch dafür Sorge, dass jede Anfrage einer oder eines Abgeordneten ans zuständige Ministerium gerichtet wird, dass die Antworten unmittelbar nach Eingang die Antragsteller erreichen und daraus Drucksachen für die Bera- tung in den Ausschüssen werden. Für das Team um Referatsleiterin Ehninger ist die penible Einhaltung der Geschäftsordnung und anderer Regeln obers- tes Prinzip. Genauigkeit ist Trumpf. Und natürlich sollen die Drucksachen, insbesondere Gesetzentwürfe, immer „im Handumdrehen“ im Netz stehen. Der immense Abstimmungsbedarf dahinter bleibt für viele unsichtbar.

„Wir arbeiten am Puls der Zeit“, erzählt Margit Ehninger. „Gerade das macht den besonderen Reiz aus.“ Egal ob Gesetzentwurf, Antrag, Kleine, Große oder Mündliche Anfrage – alles landet zunächst auf den Schreibtischen der Kolleginnen und Kollegen von Referat I/2. „Wir sind über politische Gescheh- nisse informiert, bevor diese publik werden, und üben eine Scharnierfunktion zwischen den Fraktionen, der Regierung und der Landtagsverwaltung aus.“

Der Faktor Zeit spielt im Tagesgeschäft eine wichtige Rolle; es gibt vielerlei Fristen zu beachten: Wann muss die Anfrage beantwortet sein? Hat die Regierung um Fristverlängerung gebeten? Welche Punkte müssen kurzfristig auf die Tagesordnung des Landtags genommen werden? Haben die Frak- tionen schon ihre Themen für die Aktuellen Debatten gemeldet? Tages- ordnungen müssen zeitnah aktualisiert werden, denn nicht nur die Medien­ öffentlichkeit, auch das Staatsministerium Winfried Kretschmanns und die Ministerien wollen möglichst früh die Debattenthemen erfahren. „Auf Akti- onen von Fraktionen und Regierung müssen wir umgehend reagieren“, er- läutert die Referatsleiterin. Die Reaktionszeiten der Landtagsverwaltung seien bisweilen extrem kurz. „Und: Vor Überraschungen ist man nie sicher“, sagt Margit Ehninger. Deshalb werde es auch nicht langweilig. Den „nor- malen“ Arbeitstag gebe es nicht.

Die fünf Fraktionen (eine mehr als in der letzten Wahlperiode) sind immer aktiver: 34 Gesetzentwürfe kamen von ihnen bis Ende 2018 (im Vergleichs- zeitraum der 15. Wahlperiode waren es nur 24). Zusammen mit den Gesetz- entwürfen der Regierung hatte der Plenar- und Ausschussdienst schon 96 Gesetzentwürfe zu „verarbeiten“. Bis zur Wahl 2021, so die Prognose, werden es zudem 3.200 Anträge (WP 15: 2.893) und 3.900 Kleine Anfragen gewesen sein. Um 20,1 Prozent habe die Drucksachenmenge zugenommen, hat das Re- ferat I/2 ausgerechnet. Bis Ende der Legislatur werden etwa 10.000 UMFANG DER LANDTAGSDRUCKSACHEN Drucksachen erwartet. „Das wäre der Rekord aller Wahlperioden“, so Ehninger. 15. Wahlperiode 2011–2016

54 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Prognose Ende 15. Ende 16. WAHL­ WAHL­ PERIODE PERIODE

1. Gesetzentwürfe 197 212

→ davon Gesetzentwürfe der 40 62

Fraktionen und Abgeordneten

I. GESETZE I. → Gesetzentwürfe der Regierung 157 150 2. Verabschiedete Gesetze 170 170

1. Aktuelle Debatten 230 179 2. Regierungsbefragungen 41 39

3. Fragestunden inkl. Mündliche Anfragen 234 249 4. Große Anfragen 64 147 5. Kleine Anfragen 2.220 3.838

II. ANFRAGEN & ANTRÄGE & ANFRAGEN II. 6. Anträge inkl. Dringliche Anträge 2.903 3.167

Das „Königsrecht des Parlaments“, die Haushaltsaufstellung, hält für das Team besondere Herausforderungen parat in Form von teils extrem kurz- fristig zu bearbeitenden Änderungsanträgen und dicken Beschlussemp- fehlungen im Finanzausschuss. Und hat der Landtag ein Gesetz beschlossen, ist wieder Eiltempo angezeigt. Denn ohne Verkündung im Gesetzblatt erlangt es keine Gültigkeit. Dann heißt es wieder: „Nach der Sitzung ist vor der Sitzung.“ Die Einführung eines zusätzlichen halbtägigen Plenartags schuf eine weitere Verdichtung des Sitzungsplans, eine noch engere Tak- tung der Abläufe.

Zu den zweieinhalb Plenartagen im Monat kommen die Sitzungen des Prä- sidiums, der zwölf Fachausschüsse und des Untersuchungsausschusses. Jeder Ausschuss hat seine eigene „Geschäftsstelle“, die Zuständigkeiten sind unter den Referentinnen und Referenten fest verteilt. Ihre Aufgaben ebenso: Sie stellen mit den Vorsitzenden die Tagesordnungen auf, halten die Beschlüsse fest, fordern von den Ministerien Berichte an, fixieren Termine mit Ministerien und Verbänden für Gespräche, organisieren Informations- fahrten und, aufwendiger, Ausschussreisen in Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandsvertretungen und begleiten diese Reisen.

Ihre Büros haben die „Parlamentsmanager“ nicht im Landtagsgebäude, dort sind für die Sitzungstage jedoch zwei „Verfügungsräume“ reserviert. Unterlagen und Sitzungsmappen gingen oft noch spätabends quasi als „Expresslieferung“ hin und her, erzählt die Referatsleiterin. Langweilig wird es nicht. „Flexibilität ist in unserem Referat unabdingbar, bei uns gibt es keinen „Nine-to-five-Job“, erzählt Ehninger und wird nicht müde, Einsatz und Engagement ihres Teams zu loben. Denn selbst in sitzungsfreien Wochen oder während der Sommerpause bleibe kaum Zeit zum Durchschnaufen, was auch daran liegen könne, dass die Abgeordneten mehr Mitarbeiter als früher hätten. „Kaum kehrt man seinem Büro den Rücken zu, kocht etwas UMFANG DER LANDTAGSDRUCKSACHEN hoch“, schildern die Mitarbeiter des Referats und schmunzeln: „Manchmal 16. Wahlperiode 2016–2021 fühlen wir uns wie im PDD – dem „Parlamentsdauerdienst“. (Prognose)

LANDTAGSSPIEGEL 2019 55 „Mehr Debatten, mehr Ordnung, mehr Ansehen.“

Wolfgang Drexler: Bilanz nach 30 Jahren im Parlament

→ Herr Drexler, Ihre Abschiedsworte fielen → Sie meinen: Früher war alles besser? → Sie waren Abgeordneter, Fraktions- überraschend ernst, fast düster aus, ob- Nein, aber das schon. Früher notierte der chef, Landtagsvizepräsident, Vorsitzen- wohl Sie sicher manche Anekdote hätten Abgeordnete, vielleicht auch ein Mitarbei- der von Untersuchungsausschüssen – in erzählen können. Hielten Sie es für nötig? ter ein paar Stichpunkte auf Zettel. Heute welchem Amt war der Frust am größten Ja. Die Situation ist nicht nach Anekdoten. werden von Beratern, also den Haupt­ und in welchem die Lust? Mir lagen drei Dinge sehr am Herzen: Ein- amtlichen der Fraktion, oft ganze Reden Oh, das ist eine tolle Frage. Also die Lust mal die unsägliche Geschichte mit dem vorbereitet. Daran halten sich viele, weil war als Fraktionsvorsitzender am größten, Föderalismus: Statt die im Grundgesetz es Sicherheit gibt. Aber wenn zu viel ab- weil das meinem Wesen – nämlich Angriff, vorgeschriebene Aufgabenfinanzierung gelesen wird, sind spontane Reaktionen debattieren, diskutieren – sehr entgegen- richtig zu regeln, müssen die Länder jedes auf Zwischenrufe oder das Eingehen auf kam. Ich war unglaublich gern Landtags- Mal neu verhandeln. Das Zweite war die Argumente der Vorrednerinnen und Vor- vizepräsident, aber da ging das nicht. Bitte an die Abgeordneten, sich öfter redner kaum möglich. Das nennt man Manchmal ging mir aus Versehen „der fraktionsübergreifend abends zusam­men­ aber lebendige Debatte, das ist Parla- Gaul durch“ und ein Zwischenruf raus. ­zusetzen. Und das Dritte war der Wunsch, mentarismus! der Landtag möge sich mehr gegen die → Und der größte Frust? Beschädigungen der Demokratie wehren. → Wenn Sie zurückblicken auf Ihre Anfän- Der Frust war 2016 am größten. Weil ich da, Wie oft muss die Sitzungspräsidentin oder ge 1988: Wie war Ihr Selbstverständnis? einerseits, mein Amt als Landtags­vize­ der Sitzungspräsident ermahnen, bis die Als Vertreter des Volkes ins Parlament zu präsident verloren habe und weil ich das Leute aufhören zu reden? Drei-, viermal? kommen, den ersten Tag im Landtag zu Wahlergebnis für die SPD als ungemein Das geht nicht. Wenn Abgeordnete die sitzen – das war für mich etwas ganz Be- ungerecht empfand nach einer sehr guten Geschäftsordnung mitbeschließen und sonderes. Es war eine Ehre. Das wird man Regierungsbilanz. Im Fernsehen geht das sich dann nicht daran halten, ist das der mir wahrscheinlich kaum abnehmen: alles viel zu glatt ab, wenn man zehn Pro- Anfang vom Ende einer parlamentarischen Selbst ich hatte vor manchen Menschen zent verliert und sagt: „Jetzt diskutieren wir Demokratie. Wir wissen aus der Weimarer Hochachtung. Ministerpräsident war da- mal darüber, was da los war.“ Die Wahr- Zeit, wie das Parlament als „Klatschbude“ mals Lothar Späth, der die Szenerie be- heit ist: Das trifft einen wie ein Hammer beleidigt wurde. Wehret den Anfängen! herrschte. Da dachte ich schon: „Mein und es nagt an einem. Und zwar fünf Jahre lieber Mann, den Namen hast du in der lang, in denen man erst an vierter statt an → Drei Einträge ins Stammbuch des baden-­ Zeitung gelesen. Jetzt redest du mit ihm zweiter Stelle in Plenardebatten reden darf. ­württembergischen Parlamentarismus? vertraut im Plenarsaal.“ Das war alles Es gibt noch ein Viertes: Mich treibt um, sehr ungewohnt. → Was vermisst der „MdL a. D.“ Drexler? dass heute nur noch Reden gehalten und Seit ich nicht mehr im Landtag bin, ver- keine Debatten mehr geführt werden. → Und das Gefühl, Volksvertreter zu sein? misse ich das regelmäßige Treffen mit Das merkt man an der Aktuellen Debatte, Das ist heute, leider, in meinem Bewusst- unglaublich interessanten Menschen aus die laut Geschäftsordnung eigentlich in sein nicht mehr so mit der Ehre verbun- unterschiedlichen Ebenen – in der eigenen freier Rede gehalten werden muss. Es ist den wie vor 30 Jahren. Das hat sich alles Fraktion, aber auch sonst. Dem trauere ganz wichtig, dass diese Vorschrift bleibt abgeschliffen. Woran das liegt, weiß ich ich nach, weil man jeden Tag Neues da- und hoffentlich wieder mehr beherzigt nicht. Aber es ist so. zulernen konnte, wenn man wollte. Das wird. Das Parlament muss unbedingt finde ich überhaupt das Spannendste wieder sein Ansehen steigern. am Politikerberuf.

Wolfgang Drexler MdL 1988–2018 / geb. 1946 in Esslingen / 1966 Eintritt in die SPD / seit 1971 Kreisrat / seit 1975 Stadtrat / 2001–2006 Fraktionsvorsitzender / 2006–2016 Landtagsvizepräsident / 2014–2018 Vorsitzender NSU-Untersuchungsausschuss I + II

56 LANDTAGSSPIEGEL 2019 Veranstaltungen und Begegnungen (Auswahl)

19.02.2019: Juncker erinnerte an die Gründungsmo- sich zu Europa bekennen. „Die Menschen „Baden-Württemberg kann Europa!“ tivation der EU, das „Nachkriegsgebet der müssen in der Wahlkabine an diesem Zum ersten Mal in der Geschichte des Kriegsgeneration ‚Nie wieder Krieg‘“. Auch Wahl­tag 26. Mai 2019 denken: Ich bin Landes besucht am 19. Februar 2019 ein er sei nach Brüssel gegangen, um etwas ­Europa – was wäre, wenn alle so abstim- Präsident der EU-Kommission den Land- aufzubauen. Und er sei jetzt mit dem Ab- men würden wie ich?“, so Juncker. tag. 600 Gäste, darunter viele Jugend­ riss beschäftigt, bezog er sich auf den liche, kamen und verfolgten unter Beifall Brexit. Europa dürfe nicht den Europa- Junckers „Rede zur Zukunft Europas“. Er gegnern überlassen werden. Berechtigte freue sich, in Stuttgart zu sein, sagte Fragen seien zulässig, aber es gebe ei- Juncker. Denn in Baden-Württemberg, nen Unterschied zwischen Europafragen- wo er seit Jahrzehnten Urlaub mache, sei den oder -ablehnenden. „EU-Wahlen sind Europa eine Selbstverständlichkeit: „Ba- immer Schicksalswahlen“, sagte Juncker. den-Württemberg kann Europa!“ Land- Dieses Mal aber in besonderer Weise. Er tagspräsidentin Aras führte in ihrem Gruß- wünsche sich und der EU, dass die Men- wort das Gespräch ein als die Chance, schen zur Wahl gingen und nicht den Eu- aus Gegnern Menschen zu machen. Den ropagegnern die Abstimmung überlassen. Besuch Junckers verstehe sie als beson- Auch und vor allem das Bürgertum müsse dere Wertschätzung nicht nur dem Land- tag von Baden-Württemberg gegenüber, sondern gegenüber den Landesparla- menten allgemein. Der Gedankenaus- tausch mit den Bundesländern, mit Bür- germeistern und Ministerpräsidenten sei für die Kommission wichtig, um nicht in der Käseglocke Brüssel zu verdunsten, entgegnete Juncker.

28.11.2018: „Das Licht und die Freude der Menschen nehmen nicht ab, wenn sie geteilt werden. Sie sind ansteckend“, erklärt Land- tagsvizepräsidentin Sabine Kurtz bei der Weihnachts­ baumübergabe. Zum 18. Mal kommt der Weihnachtsbaum für den Landtag aus dem Enztal. Die Gemeinden Bad Wild- bad, Enzklösterle und Höfen wechseln sich traditionell ab. In diesem Jahr wurde die sechs Meter hohe Weißtanne in Bad Wildbad geschlagen. „Mit Ihrem Geschenk bescheren Sie uns ein sinnliches Erlebnis“, bedankt sich Kurtz bei den 25.01.2019: Vertretern Bad Wildbads. Der Landtagschor und der Chor „Gedenken hilft uns, Zusammenhänge zwischen gruppenbezo- Tiramisu der Klosterbergschule Schwäbisch Gmünd sorgen gener Menschenfeindlichkeit heute und unserer Vergangenheit für stimmungsvolle, musikalische Umrahmung. zu erkennen. Es motiviert uns, Angriffen gegen Menschenwürde und Menschenrechte mutig entgegenzutreten“, sagt Land- tagspräsidentin Muhterem Aras bei der zentralen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus im Haus des Landtags. „Das ist der zeitlose Auftrag und Sinn für Gedenk­arbeit“, betont sie. Der Fokus des Gedenkens liegt in diesem Jahr auf den ­wegen ihrer sexuellen Orientierung Verfolgten. Weitere Redner waren Joachim Stein und Prof. Dr. Wolfram Pyta. Musikstücke und eine Performance mit Dragqueens und Dragkings umrah- men das Gedenken.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 21.11.2018: Dreimal im Jahr öffnet das Bürgerzentrum für unangemeldete Einzelbesucher an Samstagen. Am 17. November nutzten über 450 Gäste die Gelegenheit, sich von den erfahrenen Guides der Landtagsverwaltung auch in den Plenarsaal führen zu lassen. Bei diesen Führungen in das Herzstück der Demokratie erfuhren sie Wissenswertes zum Parlamentsgebäude und zum Parlamentsbetrieb. Zudem gab es Gelegenheit, wie ein Mitglied des Landtags am Redner­ pult zu stehen und mit Hirsch und Greif aus dem Landeswappen im Rücken ein Selfie zu machen. Einen schönen Überblick über die Arbeit der Abge- ordneten gibt auch die multimediale Dauerausstellung im Bürgerzentrum.

13.11.2018: Seit 30 Jahren gibt es das deutsch-israelische Land- tagsstipendium. Ein Grund, in der Lobby des Land­ tags zu feiern. Eindrucksvoll schildern die früheren Stipen­diaten Moritz Blank, Saskia Höper und Julia Schäfer ihre Zeit in Israel. „Es war ein tolles Erlebnis, Kultur und Religion wie den Shabbat oder das Cha- nukka-Fest kennenzulernen“, meint Blank. Höper ist unglaublich dankbar für die Erfahrungen und Freundschaften mit den Menschen. Schäfer berich- tet, wie sie am Ende ihres fünfmonatigen Auslands- stipendiums einen Vortrag auf Hebräisch halten konnte und ein Kunstprojekt mit einer Doppelaus- stellung einer deutsch-­israelischen Künstlergruppe 09.11.2018: in Deutschland und Israel ins Leben rief. „Mit der Vollendung der Torarolle der Israelitischen Kulturgemeinde Lörrach im Landtag von Baden-­ Württemberg setzen wir ein gemeinsames Zeichen der wechselseitigen Verbundenheit und des Ver- trauens“, betont Landtagspräsidentin Muhterem Aras. „Wir gedenken heute aber auch einer besonders finsteren Stunde unserer Geschichte“, so Aras weiter. Vor 80 Jahren griffen Nazis jüdische Bürger und ihre Gotteshäuser an. Sie verbrannten bewusst auch die Torarollen. „Vor 80 Jahren hat man in Parlamenten beschlossen, jüdisches Leben zu vernichten. Heute haben wir die Torarolle vollendet. Das zeigt den Kontrast zwischen damals und heute“, unterstreicht der Landesrabbiner der Israelitischen Religions­ gemeinschaft Baden, Moshe Flomenmann.

10. Dezember 2018: Der Landtag freut sich Die UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad ist in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden, weil sie auf das Leid von Frauen aufmerksam macht, die von der Terrormiliz Islamischer Staat misshandelt werden. Murad wurde selbst vom IS verschleppt und versklavt. 2015 kam sie als eine von mehr als 1.000 jesidischen Frauen und Kindern aus dem Nordirak nach Baden-Württemberg. Bereits im Dezember 2016 besuchte Murad den Landtag und hielt eine berührende Rede im Plenarsaal, bei der sie sich dafür

58 LANDTAGSSPIEGEL 2019 20.10.2018: Im zehnten Jahr beteiligt sich der Landtag an der stuttgartnacht: Kabarett und Sprachkunst, Parodie 10.12.18 und Rock-Pop – für eine halbe Nacht tauscht das Landesparlament seine Identität als Ort politischer Nobelpreis an Debatten und Entscheidungen gegen eine der ge- Nadia Murad fragtesten Stationen der Stadt. Viele Besucher nutzen die Gelegenheit, das sanierte Gebäude in Augen- schein zu nehmen und einen Schnappschuss im Ple­ narsaal zu machen. Dort sind die Poetry-Slammer der Rosenau wieder die Publikumsmagneten Nummer eins. Die in Leipzig lebende Leonie Warnke bringt ihre Herkunft Gelsenkirchen in Stellung gegen die Münchner Bourgeoisie, der Berliner Slammer Ken Ya- mamoto reflektiert sein Leben als Tagebucheintrag und Jonathan Löffelbein bietet einen „Gangsterrap aus der Perspektive von Jesus“. In der Lobby vor dem Plenarsaal lobt YouTube-Sängerin Jenny Marsala die „besondere Location“, die Steely Dan Stuttgart All- stars Band bietet ihre großen Hits und der Kabarettist Reiner Kröhnert mixt Politik und Parodie. Im Bürger- zentrum wechseln sich die Filme von Nachwuchs­ regisseuren und die beiden Wort- und Stimmimpro- 30.09.2018: visateure Toba (Rap) und Pheel (Beatbox) ab. Nach Das Haus der Geschichte eröffnet dieGroße Landes- Mitternacht hat die Entertainmentband „Shebeen“ ausstellung „Vertrauensfragen. Der Anfang der Demo- ihren Part. kratie im Südwesten 1918-1924“. „Die Ausstellung spannt den Bogen ins Heute, sie schafft den Bezug zu aktuellen Vertrauensfragen“, lobt Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Sie appelliert an das Auditorium, seinen Teil dazu beizutragen, die manchmal langwierige Kompromiss- findung als Lösungskompetenz in der Demokratie nicht zu verachten und der Sehnsucht nach einfachen Ant- worten zu widerstehen. Statements von Landtagsabge- ordneten aller Fraktionen zum Thema Vertrauen werden in der Feierstunde eingespielt.

26.09.2018: „Über 150.000 Kinder aus allen sozialen Schichten sind in die- sem Sommer zusammengekommen. Sie haben gemeinsam gespielt, sich kennengelernt, Neues ausprobiert. Sie haben Teilhabe gelernt und Beteiligung erlebt. Das sind ganz wichtige Werte für unsere demokratische Gesellschaft“, sagt Landtags- präsidentin Muhterem Aras bei der Abschlussveranstaltung der Sommerkampagne 2018 des Landesjugendrings. Knapp 30 Abgeordnete haben im Laufe des Sommers die Zeltlager, Waldheime sowie Haus- und Stadtrandfreizeiten des Landes- jugendrings besucht und konnten sich dabei vom motivierten Einsatz der 30.000 ehrenamtlichen Betreuer überzeugen.

­bedankte, dass Baden-Württemberg sie aufge- nommen habe. „Sie alle haben uns gezeigt, dass die Welt uns nicht vergessen hat, dass wir doch noch eine Zukunft haben werden und dass das Unrecht am Ende nicht siegen wird“, sagte Murad.

LANDTAGSSPIEGEL 2019 59 01.08.2018: Auf spielerische Weise erfahren zahlreiche Kinder in den Sommerferien etwas über die Arbeit der Abgeordneten und des Landtags von Baden-­ Württemberg. Das Landesparlament beteiligt sich in diesem Jahr an meh- reren Tagen am Kinderferienprogramm, organisiert und durchgeführt von Mitarbeiterinnen des Besucherdienstes. Acht Kinder von Mitarbeitern ver- suchten sich am großen Baden-Württemberg-Puzzle. Auf dem Programm stand außerdem eine Hausrallye, die die Kids durch das ganze Haus des Landtags und das Bürger- und Medienzentrum führte, sowie ein Activity-­ Spiel. Beim Ferienprogramm lernen die 6- bis 14-Jährigen etwas über das Land Baden-Württemberg, die Arbeitsweise der Abgeordneten, die Wahl des Ministerpräsidenten oder über Kinderrechte.

12.07.2018: Sportliche Leistung: Erstmals nehmen Mitarbeiter des Landesparlaments beim Firmenlauf „B2Run“ in Stuttgart teil. Rund 20 Kollegen gehen mit Landtagsdirektor Berthold Frieß auf der 5,6 Kilometer langen Strecke an den Start. Los geht der Lauf am Cannstatter Wasen, er führt über das Festgelände, einmal um die Mercedes-Benz-Arena, bis ins Stadion, wo sonst die VfB-Profis um Siege kämpfen. Schnellster Läufer des Landtagsteams ist Sinisa Susak, der deutlich vor allen anderen Team- mitgliedern die Ziellinie überquert. Bei der After-Run-Party lässt das Team den sportlichen Abend im Stadion gemeinsam mit Tausenden anderen Läufern ausklingen. Teamkapitänin Daniela Hamm ist sich jetzt schon sicher: „Nächstes Jahr wird der Landtag bestimmt wieder mit- laufen.“ Am Lauf nehmen insgesamt 7.700 Läufer von 450 Unternehmen teil.

22.06.2018: Die Landtags- beziehungsweise Kantonsratspräsidentinnen und -präsidenten der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Liechtenstein und Vorarlberg sowie der Kantone Appen­zell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau und Zürich treffen sich auf Einladung des Kantons Schaffhausen in Neuhausen am Rheinfall. Der Vormittag steht im Zeichen innovativer Lösungen für den öffentlichen Personenverkehr. Die Par­laments­ ­präsidenten, darunter Land- tagspräsidentin Muhterem Aras, können sich als Passagiere davon überzeugen, wie sicher sich der autonome Kleinbus in den Verkehr einfügt, Fußgängern den Vortritt gewährt und ziel- sicher in die Haltestellenbuchten ein­fädelt. Nach dem Rund- gang am Rheinfall gibt es die Gelegenheit, sich auf Einladung von Kantonsratspräsident Walter Hotz auszutauschen.

17. Oktober 2018: Die Bildung, eine Wertsache? Diese Frage stellt Landtagspräsidentin Muhterem Aras im Rahmen ihrer Gesprächsreihe in der Ekkehard-Realschule in Singen am Hohentwiel. Im Fokus stand dieses Mal Artikel 11 der Landesverfassung, der garantiert,

60 LANDTAGSSPIEGEL 2019 21.06.2018: Soldaten der Crew Bravo der Fregatte F 222 Baden-Württem- berg sind auf Einladung von Landtagspräsidentin Muhterem Aras zu Besuch im Landesparlament. Im Plenarsaal spricht Aras mit den Gästen über politische Fragen, ihre Aufgaben als Präsi- dentin und die Bedeutung des Grundgesetzes. „Wir haben eine der besten Verfassungen der Welt. Darauf sollten wir stolz sein. Viele Menschen beneiden uns um unsere im Grundgesetz ver- ankerten Werte“, so die Präsidentin. Die Fregatte Baden-Würt- temberg ist eines von vier Schiffen einer neuen, hochmodernen Bauklasse der Marineschiffe. Das rund 150 Meter lange und knapp 18 Meter breite Schiff trägt den Namen Baden-Württem- berg, weil das Land die Patenschaft übernommen hat.

15.–17.06.2018: Rund 400 Schüler und Studierende schlüpfen für drei Tage in die Rolle von Staatsdelegierten, Vertretern von NGOs und Journa­ listen. Das Haus des Landtags wird beim UN-Simulation Model United Nations Baden-Württemberg zur Bühne der Weltpolitik. „Nur was man erlebt, kann man verstehen. Nur was man kennt, kann man verteidigen, und nur was man kritisiert, kann man ver- ändern. Wir brauchen junge Menschen, die aktiv teilnehmen am demokratischen Prozess, die unsere Zukunft reflektiert, weltoffen und menschlich gestalten“, betont die Landtagspräsidentin.

12.06.2018: In welche Richtung steuert die Europäische Union? Und wie sieht die finan- zielle Zukunft der Gemeinschaft aus? Über diese Fragen diskutiert der EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Günther H. Oettinger, bei der Veranstaltung „Zukunft der EU-Finanzen“ im Landtag. „Europa ist allein schon deswegen großartig, weil es Frieden gestiftet hat“, sagt der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident. „Wenn wir unsere Werte auch in der Welt von morgen vertreten wollen, geht das nur im europäischen Team.“ Landtagspräsidentin Muhterem Aras weist darauf hin, dass natio- naler Egoismus Probleme nicht lösen wolle, sondern verlagern. Der Schluss aus der Krise Europas sei mehr Europa. „Das zu erreichen, bleibt eine schwierige Aufgabe. Dafür braucht es die Unterstützung einer europäisch denkenden Zivilgesellschaft und die Begeisterung von Menschen, für die Europa eine Herzenssache ist“, so die Präsidentin.

­jeden nach seiner Begabung zu fördern und auszubilden. „Es geht um die Werte, die unser Zusammen­ leben gestalten, die uns sagen, ob wir etwas gerecht oder ungerecht, falsch oder richtig finden“, so Aras. Diese seien im Grundgesetz festgeschrieben und wirkten wie ein unsichtbarer Kompass, auf den sich unsere Gesellschaft verständigt habe. „Ich habe manchmal den Eindruck, wir nutzen diesen Kompass nicht genug. Er steckt zwar in unserer Tasche, aber wir vergessen, dass es ihn gibt.“

LANDTAGSSPIEGEL 2019 61 09.06.2018: Politische Ideen einmal ganz anders auf- bereitet: Rund 80 Kinder zeigen sich beim vierten Kindergipfel im Landtag von ihrer kreativen Seite. „Beim Kindergipfel schaut ihr euch gemeinsam an, was Politik ist und wie Demokratie funktioniert“, wen- det sich Landtagspräsidentin Muhterem Aras an die teilnehmenden Kinder. Mit­ arbeiter des Landesverbands der Kunst- schulen in Baden-Württemberg haben sich verschiedene Methoden ausgedacht, um die Interessen und Belange der Kinder ans Tageslicht zu bringen. Die Kinder fer- tigen lebensgroße Fensterbilder aus Ton und besprühen die Fenster des Landtags 23.05.2018: mit Graffiti. Sie dürfen fotografieren, -tan Rund 550 Gäste würdigen im Landtag den 69. Jahres­ zen und Theater spielen. Es entstehen ­tag der feierlichen Verkündigung des Grund­­gesetzes. eine Wandmalerei und Wimmelbilder. Landtagspräsidentin Muhterem Aras empfängt Prof. Dr. Heribert Prantl (Leiter des Ressorts Meinung und Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zei- tung) und Prof. Dr. Jutta Allmendinger (Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung), die über die Bedeutung und die Zukunft des Grund- gesetzes diskutieren. Die Botschaft des Abends ist eindeutig: Die im Grund­gesetz verankerten Werte und Grundrechte sind so wertvoll, dass sie niemals infrage gestellt werden dürfen. „Mit dem Grund­ gesetz wurde eine Verfassung geschaffen, um die wir heute in vielen Teilen der Welt beneidet werden“, sagt Aras.

17.05.2018: Schmissige Rhythmen von Allan Rosenheck sind im Landtag zu hören, dargeboten vom bei „Jugend musiziert“ ausgezeichneten Klarinettentrio. Sie umrahmen die Verleihung der Ersten Preise im 60. Schülerwettbewerb des Landtags – 36 Schüler sind vor Ort und nehmen ihre Urkunde und Präsente von Landtagsvize- präsidentin Sabine Kurtz entgegen. „Das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Natur beschäftigt unsere Jugend auf vielfältige Weise“, stellt Kurtz fest. Über alle Schularten hinweg erfreute sich das Plakat größter Beliebtheit. 1.285 Arbeiten wur- den eingereicht, die sich mit Naturschutz oder Bedrohung der Natur auseinandersetzten.

06. Februar 2018: Die in Artikel 4 des Grundgesetzes geregelte Religionsfreiheit ist Thema bei der Gesprächsreihe Wert­ sachen im historischen Schwörsaal in Ravensburg. Auf dem von Ursula Nusser (SWR) moderierten Podium treffen Eberhard Stilz, Präsident des Verfassungsgerichtshofs Baden-Württemberg, Kirchenhistoriker Professor Hubert Wolf und die Schriftstellerin und bekennende Katholikin Anna Katharina Hahn aufeinander. Auf die Frage, warum es so schwerfalle, andere Religionen zu akzeptieren, antwortet Wolf: „Wahrheits­

62 LANDTAGSSPIEGEL 2019 16.05.2018: Für die Vorstellung seines ersten Jahresberichts trifft sich der Bürgerbeauftragte des Landes Baden-­Würt­ temberg, Volker Schindler, mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras. „Es war eine kluge Entscheidung, einen Bürgerbeauftragten einzurichten. Denn die erste Jahresbilanz mit 324 eingereichten Fällen zeigt: Der Bedarf ist da“, sagt Aras. Sie dankte Schindler dafür, dass er „mit seiner Arbeit dazu beiträgt, die Bezie- hung zwischen dem Staat und seinen Bürgerinnen und Bürgern zu festigen und Vertrauen herzustellen“. Schindler erläutert, dass er in mehr als einem Drittel aller Fälle helfen und in weiteren knapp 30 Prozent durch Informationen und Beratung zumindest eine Hilfestellung geben konnte. „Ich gehe davon aus, dass 324 die Fallzahlen mit zunehmender Bekanntheit des Fälle für den Bürgerbeauftragten weiter steigen“, sagt Schindler. Bürgerbeauftragten

07.05.2018: Rund 400 Schüler diskutieren im Landtag gemeinsam mit Ab- geordneten über die Zukunft der Europäischen Union. „Mit dem Motto der heutigen Veranstaltung möchten wir darauf aufmerk- sam machen, dass wir in Europa und in den Staaten der Euro- päischen Union in einem Boot sitzen“, sagt Landtagspräsidentin Muhterem Aras zur Begrüßung bei der Jugendveranstaltung unter dem Motto „MEIN EUROPA, DEIN EUROPA – MISCH DICH EIN!“ im Plenarsaal. Es sei das Europa jedes Einzelnen von uns und unser gemeinsames Europa. „Es liegt an Ihnen, der jungen Ge- neration, das Europa der Zukunft zu gestalten“, so Aras weiter.

04.05.2018: „In einer Zeit, in der die Zukunft Europas kontrovers diskutiert wird, ist Ihr Engagement für die Europäische Union von großer Be- deutung“, sagt Landtagspräsidentin Muhterem Aras bei der Er- öffnung desPlanspiels „Junges Europäisches Parlament“ (JEP) im Stuttgarter Landtag. Die rund 170 Teilnehmer befassen sich dieses Mal mit der europäischen Klimapolitik. Bei dem Planspiel schlüp- fen die jungen Europäer in die Rolle von Europaabgeordneten. Sie diskutieren in Fraktions-, Ausschuss- und Plenarsitzungen, führen Debatten, handeln Kompromisse aus und entwickeln so ein besseres Verständnis für Demokratie, Politik und die EU. „Das Erlernen und Ausprobieren parlamentarischer Demokratie halte ich für ausgesprochen wichtig. Sie ist ein zentraler Bestandteil unserer gemeinsamen europäischen Werte“, ist Aras überzeugt.

an­sprüche“. Das Grundproblem sei die aus Un- kenntnis entstehende Angst vor dem anderen. Stilz schlussfolgert: „Freiheit und Toleranz gehören un- trennbar zusammen, doch Religionsfreiheit kann die Toleranz auf die Probe stellen.“

LANDTAGSSPIEGEL 2019 63 25.04.2018: „Sehr geehrter Herr Abgeordneter Klenk, lieber Wilfried, ich sage Danke für dein Wirken als Präsident und Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg und Danke für die wunder- bare Zusammenarbeit“, würdigt Landtagspräsidentin Muhterem Aras ihren Stellvertreter, der als Staatssekretär ins Innenminis­ terium wechselt. „Anständig, ehrlich, verlässlich, loyal, glaub- würdig – diese Attribute verbinden sich mit deiner Person. Nicht von ungefähr: Deine Begegnungen waren immer geprägt von menschlicher Wertschätzung. Die Plenarsitzungen immer über- parteilich, souverän und deeskalierend zu leiten, war dein zent- rales Anliegen. Lieber Wilfried, du hast dem Hohen Haus alle 13.04.2018: Ehre gemacht!“ „Hier ist nur die- und derjenige erfolgreich, der sich auf Debatten und sein Gegenüber auch wirklich einlässt“, betont Landtagsprä- sidentin Muhterem Aras beim Landesfinale von „Jugend debattiert“. Die Schirmherrin des Wettbewerbs auf Landesebene hebt hervor: „Ihr habt gelernt, euch auf euer Gegenüber einzulassen.“ Das sei das Wichtigste über- haupt. „Denn wenn jeder nur noch seine Wahrheit gelten lässt, sich Fakten so lange zurechtbiegt, bis sie ins eigene Weltbild passen, und Widerspruch nicht aushält, dann ist unsere Gesellschaft keine Gemein- schaft mehr, sondern zerfällt in Grüppchen, die einander misstrauen.“

11.04.2018: „Wer sich für andere engagiert, sich auf Vielfalt einlässt, ist ein Gewinn für die Gemeinschaft – und gewinnt für sich Erfahrung, Reife, Perspektive.“ Das unterstreicht Landtagsvizepräsident Wilfried Klenk bei der Vorstellung des Landesarbeitskreises FSJ (Freiwilliges Sozi- ales Jahr) im Landtag von Baden-Württemberg. Das FSJ sei eine frühe, prägende und positive Erfahrung mit Vielfalt. Beim FSJ gehe es um mehr als um die konkrete Arbeit, die die FSJler leisten. „Es geht letztlich um demokratische Bildung und deren Verbreitung“, so Klenk. „Ihr, liebe Freiwillige, legt den Grundstein für eine solidarische und demokratische Gesellschaft. Durch eure Leistung für die Ge- meinschaft und die Haltung, die darin zum Ausdruck kommt. Dafür sind wir, die Politik, euch zu Dank verpflichtet.“

08.03.2018: „Verstand und Herz sowohl von Frauen als auch Männern sollen heute erreicht werden“, eröffnet Landtagspräsidentin Muhterem Aras die Ausstellung „Frauen in der APO – Die weibliche Seite von 68“ am Weltfrauentag. Die Schau soll vor Augen führen, warum die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland in den 60er und 70er Jahren die Frauenbewegung beflügelt ha- ben. „Das war kein Automatismus, sondern die Frauen haben sich das hart erkämpft“, so Aras. Auch wenn die Gesellschaft die eigenen Anliegen erkenne, für die Umsetzungen benötigten Frauen mutige Akteurinnen.

64 Sitzungsplan März 2019 – Februar 2020

MÄRZ 2019 APRIL 2019 MAI 2019 JUNI 2019 JULI 2019 Ständiger Ausschuss 1 Fr 1 Mo 1 Mi 1 Sa 1 Mo 2 Sa 2 Di 2 Do 2 So 2 Di Innenausschuss 3 So 3 Mi 3 Fr 3 Mo 3 Mi 4 Mo 4 Do 4 Sa 4 Di 4 Do Finanzausschuss 5 Di 5 Fr 5 So 5 Mi 5 Fr Bildungsausschuss 6 Mi 6 Sa 6 Mo 6 Do 6 Sa 7 Do 7 So 7 Di 7 Fr 7 So Wissenschaftsausschuss 8 Fr 8 Mo 8 Mi 8 Sa 8 Mo 9 Sa 9 Di 9 Do 9 So 9 Di Umwelt- und Energieausschuss 10 So 10 Mi 10 Fr 10 Mo 10 Mi Wirtschaftsausschuss 11 Mo 11 Do 11 Sa 11 Di 11 Do 12 Di 12 Fr 12 So 12 Mi 12 Fr Sozial- und Integrationsausschuss 13 Mi 13 Sa 13 Mo 13 Do 13 Sa 14 Do 14 So 14 Di 14 Fr 14 So Landwirtschaftsausschuss 15 Fr 15 Mo 15 Mi 15 Sa 15 Mo 16 Sa 16 Di 16 Do 16 So 16 Di Verkehrsausschuss 17 So 17 Mi 17 Fr 17 Mo 17 Mi Europaausschuss 18 Mo 18 Do 18 Sa 18 Di 18 Do 19 Di 19 Fr 19 So 19 Mi 19 Fr Petitionsausschuss 20 Mi 20 Sa 20 Mo 20 Do 20 Sa 21 Do 21 So 21 Di 21 Fr 21 So Präsidium 22 Fr 22 Mo 22 Mi 22 Sa 22 Mo Plenum 23 Sa 23 Di 23 Do 23 So 23 Di 24 So 24 Mi 24 Fr 24 Mo 24 Mi Fraktionen 25 Mo 25 Do 25 Sa 25 Di 25 Do 26 Di 26 Fr 26 So 26 Mi 26 Fr Reserviert für Sitzungen der 27 Mi 27 Sa 27 Mo 27 Do 27 Sa Ausschüsse, Sondergremien 28 Do 28 So 28 Di 28 Fr 28 So und Fraktionen 29 Fr 29 Mo 29 Mi 29 Sa 29 Mo Informationswoche 30 Sa 30 Di 30 Do 30 So 30 Di 31 So 31 Fr 31 Mi

AUGUST 2019 SEPTEMBER 2019 OKTOBER 2019 NOVEMBER 2019 DEZEMBER 2019 JANUAR 2020 FEBRUAR 2020 1 Do 1 So 1 Di 1 Fr 1 So 1 Mi 1 Sa 2 Fr 2 Mo 2 Mi 2 Sa 2 Mo 2 Do 2 So 3 Sa 3 Di 3 Do 3 So 3 Di 3 Fr 3 Mo 4 So 4 Mi 4 Fr 4 Mo 4 Mi 4 Sa 4 Di 5 Mo 5 Do 5 Sa 5 Di 5 Do 5 So 5 Mi 6 Di 6 Fr 6 So 6 Mi 6 Fr 6 Mo 6 Do 7 Mi 7 Sa 7 Mo 7 Do 7 Sa 7 Di 7 Fr 8 Do 8 So 8 Di 8 Fr 8 So 8 Mi 8 Sa 9 Fr 9 Mo 9 Mi 9 Sa 9 Mo 9 Do 9 So 10 Sa 10 Di 10 Do 10 So 10 Di 10 Fr 10 Mo 11 So 11 Mi 11 Fr 11 Mo 11 Mi 11 Sa 11 Di 12 Mo 12 Do 12 Sa 12 Di 12 Do 12 So 12 Mi 13 Di 13 Fr 13 So 13 Mi 13 Fr 13 Mo 13 Do 14 Mi 14 Sa 14 Mo 14 Do 14 Sa 14 Di 14 Fr 15 Do 15 So 15 Di 15 Fr 15 So 15 Mi 15 Sa 16 Fr 16 Mo 16 Mi 16 Sa 16 Mo 16 Do 16 So 17 Sa 17 Di 17 Do 17 So 17 Di 17 Fr 17 Mo 18 So 18 Mi 18 Fr 18 Mo 18 Mi 18 Sa 18 Di 19 Mo 19 Do 19 Sa 19 Di 19 Do 19 So 19 Mi 20 Di 20 Fr 20 So 20 Mi 20 Fr 20 Mo 20 Do 21 Mi 21 Sa 21 Mo 21 Do 21 Sa 21 Di 21 Fr 22 Do 22 So 22 Di 22 Fr 22 So 22 Mi 22 Sa 23 Fr 23 Mo 23 Mi 23 Sa 23 Mo 23 Do 23 So 24 Sa 24 Di 24 Do 24 So 24 Di 24 Fr 24 Mo 25 So 25 Mi 25 Fr 25 Mo 25 Mi 25 Sa 25 Di 26 Mo 26 Do 26 Sa 26 Di 26 Do 26 So 26 Mi 27 Di 27 Fr 27 So 27 Mi 27 Fr 27 Mo 27 Do 28 Mi 28 Sa 28 Mo 28 Do 28 Sa 28 Di 28 Fr 29 Do 29 So 29 Di 29 Fr 29 So 29 Mi 29 Sa 30 Fr 30 Mo 30 Mi 30 Sa 30 Mo 30 Do 31 Sa 31 Do 31 Di 31 Fr

LANDTAGSSPIEGEL 2019 65 Weitere Informationen

→ Volkshandbuch → Reise in den Landtag Diese Publikationen können kostenlos 16. Wahlperiode Kinderbroschüre angefordert werden beim Mitglieder des Landtags mit Fotos Max und Bea sollen einen Aufsatz und Kurzbiografien, Auszug aus der zum Thema Politik/Landtag in Landtag von Baden-Württemberg Verfassung des Landes Baden- Baden-Würt­temberg schreiben. Referat Öffentlichkeitsarbeit Württemberg, Geschäftsordnung­ Gemeinsam mit einem Außer­irdischen Konrad-Adenauer-Straße 3 des Landtags und dessen Raumschiff unter­nehmen 70173 Stuttgart die Kinder eine nächtliche Reise Telefax: 0711 2063-299 → Willkommen im Landtag in den Landtag. E-Mail: [email protected] Kurz gefasster Überblick über Aufgaben und Organisation des → Das Petitionsrecht Bestellmöglichkeit im Internet: zentralen Verfassungsorgans Faltprospekt www.ltbw.de/Informationsmaterial Baden-Württem­bergs (deutsch, französisch, englisch, italienisch, → Grundgesetz/Landesverfassung spanisch) Taschenbuch

→ Weg der Erinnerung Flyer mit Informationen über fünf Stuttgarter Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus

→ Internet → Hörbuch → Landtagsfilm (DVD) Homepage des Wissenswertes über Der Film erklärt in vier Kapiteln Landtags (einschließlich das Parlament in rund Aufgaben und Organisation Live-Übertragung­ von 20 Minuten. Zum Online-­ des Landtags und vermittelt Plenardebatten Anhören oder zum Down- einen Einblick in die Arbeit und Mediathek): load als MP3-Datei: der Abge­ordneten: www.landtag-bw.de www.ltbw.de/hoerbuch www.ltbw.de/landtagsfilm

→ Anmeldung zu Besuchen → Ohne Anmeldung Landtag von Baden-Württemberg An bis zu drei Samstagen im Jahr Besucherdienst Besichtigung Bürger- und Medienzentrum Konrad-Adenauer-Straße 3, 70173 Stuttgart mit interaktiver Ausstellung. Telefon: 0711 2063-228, Telefax: 0711 2063-299 Termine unter: E-Mail: [email protected] www.ltbw.de/buergerzentrum

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