36 Zeitgeschichte

Der zerrissene Osten und die gelungene Wiedervereinigung

Joachim Sauer

Man kommt nicht daran vorbei, dass in der DDR die sozialistische Kaderpolitik das Leistungsprinzip bei der Stellenbesetzung, nicht nur von Professorenstellen, systematisch ausgehöhlt hat. Damit wurden viele Menschen aus den Universitäten ausgeschlossen und demotiviert. Der personelle Neuanfang nach der Wende war alternativlos.

Ziel der SED war es, alle Füh- schaftlich diskutieren wollte, das anzueignen. Darum muss bezweifelt rungspositionen in der DDR und alle über spezielle quantenchemische werden, ob er der gesellschaftlich er- Stellen, die einen Hochschul- Fragen hinausging, aber auch um zu zieherischen Funktion als Hoch- abschluss erforderten, mit Personen beraten, was zu tun sei, wenn die schullehrer gegenüber den Studen- zu besetzen, die der Partei treu erge- Staatssicherheit zu einem „Ge- ten gerecht werden kann“. Später ben und dem Sozialismus verpflich- spräch“ geladen hatte. war es die Weigerung, den Kontakt tet waren. Was diese sozialistische In einem Brief vom Februar 1991 zu einem „alten ‚West-Onkel’, dem Karikatur zur Kaderpolitik in der Praxis bedeutete, an einen Kollegen in Merseburg be- ich sehr verpflichtet war“ abzubre- deutschen Wieder- und dass die SED das letzte Wort bei schreibt Radeglia, in welch starkem chen. vereinigung von Berufungen hatte, zeigt exempla- Maß politische Gründe Berufungen Antonio Maia aus risch das Schicksal von Reiner Rade- in den DDR-Hochschulen beein- 1) Die an der Uni dem Jahr 1990. glia (1937 – 2003). Der Kontakt zu flussten. In Radeglias Fall war es zu- (Haus der diesem hochgebildeten und scharf- nächst die Beurteilung aus der Aka- Gestützt wurde die SED-Herr- Geschichte, Bonn; sinnigen Physikochemiker war für demie, die seine Berufung verhinder- schaft durch die Staatssicherheit, das Copyright: VG Bild- mich ein wichtiger Halt. Zu ihm te: „Es ist ihm jedoch ... nicht gelun- „Schild und Schwert der Partei“. Kunst, Bonn 2010) ging ich, wenn ich etwas wissen- gen, sich einen Klassenstandpunkt Manchmal führte diese der Einfach-

Nachrichten aus der Chemie | 59 | Januar 2011 | www.gdch.de/nachrichten Zeitgeschichte Magazin 37 heit halber wie im Fall von Hans- Sieghart Petras gleich selbst die Be- rufung durch. Im kürzlich publizierten Buch von Werner Stiller, eines Stasi- Hauptmanns, der im Jahr 1979 in den Westen flüchtete, ist eine lange MfS-Liste von Rückrufen abge- druckt.2) Zurückgerufen wurden zwar noch nicht enttarnte, aber doch gefährdete Spione. Auf Seite 163 steht: „Dr. Petras, Hans-Sieghart – Genosse der Partei seit 1976, 15 Jah- Reiner Radeglia re operative Zusammenarbeit, Pro- duktionsdirektor hei Hoechst Hol- land (VIissingen) Monatsgehalt 10.500,- Brutto ... Einsatz: als or- dentlicher Professor für Chem. Technologie an der TH Merseburg ab 01.02.79; Beratungsvertrag mit dem Chemiefaser-Kombinat Schwarza ist in Bearbeitung ...“ Man erfährt also neben den Verdiensten, die zur Be- rufung führten, auch gleich etwas über die Berufungszusagen. Nach sechs Jahren in Merseburg wurde Petras dann an die HU „um- berufen“. Auf direkten Befehl von außen er- folgte auch die Berufung des „Offi- Abb. 2. Reiner Radeglia erlebte massive Behinderungen seiner wissenschaftlichen Karriere. ziers in besonderen Einsatz“ Klaus- Der vollständige Brief unter www.gdch.de/taetigkeiten/nch/down/unvbei.htm. Dieter Schleinitz3) zum Professor an der Sektion Chemie der Humboldt- Selbsterneuerung nicht möglich Der Linksparteifunktionär und Universität. Der (parteilose) Sekti- damalige SED-Genosse onsdirektor Hans-Georg Henning, Wer nach dem 9. November sagte neulich im Fernsehen: „Die von dem die Universitätsleitung die 1989 an wirklich konkurrenzfähi- Macht lag damals auf der Straße, Durchführung der Berufung ver- gen Universitäten in einer freien man brauchte sich nur zu bücken, langte, trat daraufhin aus gesund- und demokratischen Gesellschaft um sie aufzuheben.“ Die Mehrheit heitlichen Gründen von seinem Amt interessiert war, durfte nicht auf ei- der Ostdeutschen (auch ich) wollte zurück. ne Selbsterneuerung des Univer- nicht, dass er sie aufhebt, und wir So unterstützend die Staats- sitätspersonals hoffen. Eine solche wollten auch nicht, dass seinesglei- sicherheit in manchen Fällen war, Selbsterneuerung wäre auch nicht chen die Führung in den Universitä- so ablehnend war sie in anderen. denen gerecht geworden, die im ten übernimmt. Wir wollten, dass berichtet, wie sie als Frühjahr 1989 keine Stelle an einer dieser Prozess durch demokratisch junge Physikerin im Jahr 1978 als Hochschule hatten, weil sie wegen gewählte Landesregierungen kon- Assistentin an der Universität in Il- kirchlicher Bindungen kein Abitur trolliert wird, und so ist es auch ge- menau anfangen wollte. Nach ei- machen durften, oder denen, die ih- schehen. nem sehr unangenehmen Vorstel- ren Studienplatz verloren, weil sie lungsgespräch wurde sie in einen sich im obligatorischen Marxismus- Raum geführt, in dem Stasi-Leute Leninismus-Unterricht provozieren Beispiel Humboldt-Universität warteten. Von ihren Eltern hatte sie ließen, auch nicht denen, die nach Wie erfolgte die Auswahl an der gelernt, bei einem Anwerbeversuch zermürbendem Warten auf die Aus- Humboldt-Universität Berlin? Die gleich zu sagen, dass sie den Mund reise oder nach riskanter Flucht Sektion Chemie folgte dem im Dezem- nicht halten könne und immer alles schließlich im Westen ankamen, ber 1990 ergangenen Aufruf der Uni- weitererzählen müsse. Damit war und oft ohne Aussicht auf eine Wie- versitätsleitung zur Selbsterneuerung der Anwerbeversuch schnell been- deraufnahme der Universitätslauf- und zur Bildung einer „Personal- und det: „Die Stelle in Ilmenau habe ich bahn beispielsweise Pharmaberater Strukturkommissionen“.4) Der von nicht bekommen.“ wurden. den Mitgliedern des Fachbereichs ge-

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heim gewählten Kommission gehörten bestätigte) Hochschullehrer der HU- Insgesamt sind somit 12 von 32 Hoch- vier Hochschullehrer (alle keine SED- Chemie tätig waren, sowie drei vom schullehrern aus sehr unterschiedli- Mitglieder), drei Vertreter des Mittel- Senator berufene West-Kollegen. Sie chen Gründen entlassen worden. baus, ein technischer Mitarbeiter und machten von Anfang an klar, dass po- Aus dem Westen kamen sieben zwei Studierende an. Dazu kamen drei litische Überzeugungen oder Partei- der Neuberufenen, womit die Ost- Professoren aus dem Westen (auswär- mitgliedschaften keine Rolle spielen West-Bilanz 13:7 wäre. Allerdings ist tige wissenschaftliche Mitglieder). würden, sondern nur Leistungen in einer der aus dem Westen berufenen Forschung und Lehre und die Anfor- Kollegen zunächst in Mecklenburg derungen einer leistungsstarken Che- aufgewachsen, bis die Flucht der El- Das neue Personal finden mie. Auf Grund ihrer wissenschaftli- tern vor der Zwangskollektivierung 32 Hochschullehrer hatten Unter- chen Autorität und Kommissions- der Landwirtschaft ihn zur BASF und lagen eingereicht, 27 davon waren erfahrung konnten diese Kollegen zur Freien Universität Berlin führten. Mitglieder der SED. Bei 14 äußerte die frei von Eigeninteressen nach der Wo zählt er? Ost oder West? – Doch Kommission Bedenken gegen eine besten Lösung für die Humboldt- eher eine gesamtdeutsche Karriere. weitere Tätigkeit als Hochschullehrer, Universität suchen. Dabei verstand es Nach weiteren Stellenkürzungen jedoch nur bei fünf davon empfahl sie diese Kommission schon, die unter- verfügt die Chemie der HU heute die Kündigung. Ausschlaggebend schiedlichen Bedingungen zu berück- über 16 Professuren, dennoch hat war, ob die Berufung auf direkten Ein- sichtigen, wenn es galt, die Bewer- sich sehr gut entwickelt: Nachdem fluss von außen (Staatssicherheit) er- bung eines verdienten Stelleninha- die Immatrikulationszahl von etwa folgte, wie bei Petras und Schleinitz, bers mit einer nicht so eindrucksvol- 70 in den Jahren 1986 bis 1989 auf oder auf völlig unzureichenden wis- len, aber soliden Publikationsliste etwa 40 in den Jahren 1992 bis 1995 senschaftlichen Leistungen beruhte, und hervorragender Lehre gegen die gesunken war, ist sie danach kon- wie bei den drei anderen. „Stasiunter- eines jüngeren Kollegen aus dem tinuierlich gestiegen und liegt heute schriften“ spielten damals noch keine Westen, der die Möglichkeiten der in- um die 100. Im Rating von For- Rolle (und so war auch der Rektor ternationalen Spitzenforschung er- schungsqualität und Effizienz des Heinrich Fink noch im Amt) und folgreich genutzt hatte, abzuwägen. Wissenschaftsrats5) hat die Chemie SED-Mitgliedschaft oder formale Die Mehrzahl, 11 der 18 Stellen, der HU mit sehr gut bis gut abge- „Staatsnähe“ schon gar keine, auch wurden mit Ostbewerbern besetzt.4) schnitten und liegt damit über dem wenn es um Personen ging, die man- Neun kamen aus der Sektion Chemie Bundesdurchschnitt. Die Struktur- chem Studierenden wegen ihrer offen- (davon fünf SED-Mitglieder, ein- und Berufungskommission muss al- siv vertretenen Parteidoktrin schon schließlich eines ehemaligen Partei- so einiges richtig gemacht haben. Angst eingeflößt hatten. sekretärs, der auch als Sektionsdirek- Ein großes Problem war aller- tor fungierte), zwei kamen aus auf- Joachim Sauer ist seit dem Jahr 1993 Professor dings, dass die Stellenausstattung an gelösten Instituten der Akademie. für Theoretische Chemie an der Berliner Hum- boldt-Universität, an der er auch Chemie stu- den ostdeutschen Hochschulen be- Zwei weitere ehemalige Dozenten dierte (1967–1972), Assistent war (1972–1977) zogen auf die Studierendenzahlen (beide SED-Mitglieder) besetzten und promovierte (1974). Er ist auswärtiges wis- sehr viel besser war als im Westen. Mittelbaustellen: Der eine mit einer senschaftliches Mitglied des Fritz-Haber-Insti- Wer sich bei Begegnungen mit west- unabhängigen Forschungsgruppe tuts der MPG und war von 1992 bis 1996 Leiter deutschen Hochschullehrern auch wie ein Hochschullehrer, der andere der Max-Planck-Arbeitsgruppe Quantenchemie an der Humboldt-Universität. Den Dr. sc.-nat., für deren Probleme interessiert hat- als idealer akademischer Oberrat, der der in der DDR die Habilitation ersetzte, erwarb te, wusste das. Angesichts des gigan- vor wie nach 1989 höchstes Ansehen er am Zentralinstitut für physikalische Chemie tischen Finanztransfers wäre es ver- bei Studierenden und Lehrenden ge- der Akademie in Berlin-Adlershof. fehlt gewesen, für den Osten eine noss. Niemand wäre auch nur im bessere Ausstattung zu verlangen. So Entferntesten auf die Idee gekom- Literatur und Anmerkungen kam es, dass die Planungen des Ber- men, ihm seine formale Staatsnähe 1) H. Jancke, Der Fall Radeglia; Mittei- lungsbl. Fachgruppe Analytische Chemie liner Senats für die Chemie der als „Direktor Erziehung und Ausbil- 2009 (2), 14–16. Humboldt-Universität Berlin zu- dung“ vorzuwerfen. 2) W. Stiller, Mein Leben in drei Geheim- nächst von etwa 22 C4- und C3-Pro- Vier Professoren konnten nach diensten; Ch. Links Verlag: Berlin, 2010. fessuren ausgingen. Nach gravieren- altem Recht ihre Tätigkeit bis zur 3) BStU, MfS, KSII 48/83 4) T. Raiser, Schicksalsjahre einer Univer- den Einsparungen im Berliner Haus- Pensionierung fortsetzen, auch mit sität; Berlin-Verlag Arno Spitz: 1998. halt, die zum Abbau von Chemie- Mitarbeitern. Ein Dozent ging in die 5) Steuerungsgruppe, Forschungsleistungen Planstellen an allen Berliner Univer- USA in die Industrie. deutscher Universitäten und außeruni- sitäten führte, wurden schließlich 18 Sieben Arbeitsverhältnisse endeten versitärer Einrichtungen in der Chemie Wissenschaftsrat, Köln, 2007. Professuren für eine Neubesetzung durch Auflösung, Kündigung und Weitere Literatur ausgeschrieben. Vergleich (dem eine Kündigung vo- H. Fritzsch, Flucht aus Leipzig, Piper: Die Auswahl traf nun eine Struk- rausging). Unbekannt ist, bei wie vie- München, 1990. tur- und Berufungskommission,4) in len davon unwahre Angaben über ei- W. Meyer, Theor. Chem. Acc. 1998, der drei gewählte (und vom Senator ne Stasi-Tätigkeit eine Rolle spielten. 100,3–4.

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„Manches, was nach westlicher Dominanz aussieht, ist eine Ost-Ost-Auseinandersetzung“

Nachrichten aus der Chemie: Herr boldt-Universität haben ostdeut- die Kollegen Kuschel und Rings- Sauer, in Beiträgen in den Nachrich- sche Selbsterneuerer die West- dorf. ten aus der Chemie im Juli und im deutsche Marlis Dürkop als Prä- Nachrichten: Zum Beispiel? Oktober haben Frank Kuschel und sidentschaftskandidatin auf- Sauer: Zum Beispiel an diejenigen, Helmut Ringsdorf die Neustruktu- gestellt und damit die Wahl des die sich für ein „staatsnahes“ Stu- rierung der Wissenschaftsland- Ostdeutschen Richard Schröder dium wie Jura interessiert hätten, schaft im Zuge der Wiedervereini- zum Rektor verhindert. sich aber dem politischen Druck in gung kritisiert. Statt der erhofften Nachrichten: Aber es ist doch eine diesen Fächern nicht beugen woll- Für Joachim Sauer ist der Selbsterneuerung habe dieser Pro- Tatsache, dass nur ein Fünftel der ten. So standen wir im Herbst Wissenschaft „die Wieder- zess zu undifferenzierten Bewertun- Lehrstuhlinhaber an den Universitä- 1989 fast ohne ostdeutsche Juris- vereinigung sehr gut gelun- gen, ungerechtfertigt hohen Entlas- ten der neuen Bundesländer aus ten da, die sich nicht kompromit- gen“. (Foto: Peter Himsel) sungszahlen und einer Benachtei- dem Osten stammt. tiert hatten. Worauf wir leider ligung von Ostdeutschen bei der Be- Sauer: Dieses Fünftel entspricht nicht gekommen sind, war eine setzung von Stellen geführt. ziemlich genau dem Bevölke- Schnellausbildung für benachtei- Joachim Sauer: Eine detaillierte Be- rungsanteil der Neuen Bundeslän- ligte ostdeutsche Bewerber. Da Ju- trachtung der Zahlen führt zu ganz der. Verlangt man keinen Gebiets- risten aus dem Westen zur Ver- anderen Schlussfolgerungen und schutz, könnte man damit ganz fügung standen, war der Druck für zeigt: Wo West-Ost-Konflikte be- zufrieden sein. solch eine revolutionäre Lösung schworen werden, handelt es sich Nachrichten: Allerdings nur, wenn nicht groß genug. um Ost-Ost-Konflikte. Strukturell das auch für westdeutsche Univer- Nachrichten: Ist der wissenschaft- ist in der Wissenschaft die Wieder- sitäten gälte. lich Einigungsprozess insbesondere vereinigung sehr gut gelungen – Sauer: Beim Abzählen darf man denen nicht gerecht geworden, die nach 20 Jahren spielen Universitä- die Ostdeutschen nicht vergessen, nicht – so wie Sie – jung genug wa- ten und Forschungseinrichtungen die schon vor 1989 im Westen Pro- ren, um die neuen Möglichkeiten in den neuen und alten Ländern in fessuren besetzten – man trifft sie nutzen zu können? der gleichen Liga. Am Wissen- in fast jeder westdeutschen Che- Sauer: Ja und dazu gehörten zum schaftsstandort Adlershof arbeiten miefakultät. Viele hatten noch vor Beispiel Rainer Radeglia und Sieg- heute mehr Menschen als vor 1990 dem Mauerbau die DDR verlassen, fried Hoffmann. Trotz großer An- in den Akademieinstituten der andere gelangten nach oft lebens- strengungen und immensen per- DDR. Klar ist aber auch, dass der gefährlicher Flucht wie der Physi- sönlichen Einsatzes Westdeut- Prozess nicht jeder Person gerecht ker Harald Fritzsch oder Haft wie scher, konnten weder die Univer- geworden ist oder werden konnte. der Quantenchemiker Wilfried sitäten noch die außeruniversitä- Nachrichten: Ist es aber nicht so, Meyer in den Westen, oder kehr- ren Einrichtungen jedem Wissen- dass der Westen die Wiedervereini- ten von Dienstreisen nicht zurück schaftler, der ohne Fehl und Tadel gung in der Wissenschaft dominier- wie der Fluorchemiker Hasso Mei- die Diktatur durchlebt, den Mauer- te? nert. Für Berufungen nach 1990 in fall ersehnt und die Einheit freudig Sauer: Nein, keineswegs. Ostdeut- den alten Bundesländern kann die begrüßt hatte, eine ihm gemäße sche, frei gewählte Parlamente ha- Frage nur lauten, ob eine qualifi- Perspektive bieten. Das hing na- ben die Gesetze zur Hochschul- zierte Person übergangen wurde, türlich mit der großen Zahl der erneuerung beschlossen. Ostdeut- weil sie aus dem Osten kam. Ich Stellen zusammen, die sich auch sche haben als Rektoren und Prä- rate jedem, dass für sein engeres die DDR trotz geringer Gehälter sidenten – ich erinnere an die Che- Fachgebiet zu überprüfen. Mir ist und schlechter materieller For- miker Mehlhorn, TU Dresden, und ein solcher Fall nicht bekannt, schungsausstattung eigentlich Weiss, Leipzig, später Präsident der auch nicht bei der Berufung von längst nicht mehr leisten konnte. Hochschulrektorenkonferenz – , Max-Planck-Direktoren. Ich kenne Es bedrückt mich, dass viele ver- als Minister – Meyer in Sachsen, aber mehrere ostdeutsche Che- diente Wissenschaftler, die bald Olberz in Sachsen-Anhalt, Wanka miker und Physiker, die nach 1990 pensioniert wurden, feststellen erst in Brandenburg, nun in Nie- an westdeutsche Einrichtungen mussten, dass ihre Rente ein dersachsen –, und als Vorsitzende berufen wurden, auch ein Max- Bruchteil der eines Westkollegen des Wissenschaftsrates – Schi- Planck-Direktor ist darunter. beträgt, und schlimmer noch, panski – Verantwortung getragen. Nachrichten: Ist die Wiedervereini- auch klein gegenüber der eines Manches, was nach westlicher Do- gung also allen gerecht geworden? „sozialistischen Kaders“ ist, der minanz aussieht, ist eine Ost-Ost- Sauer: Leider nicht. Ich denke da- Sondervergütungen der DDR an- Auseinandersetzung. An der Hum- bei aber an andere Personen als an gerechnet bekam.

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