Impressum

HERAUSGEBER KZ-Gedenkstätte Neuengamme Jean-Dolidier-Weg 75 21039 Tel. 040 428131-500 Fax 040 428131-501 [email protected] www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de

REDAKTION Karin Schawe

FOTOS Wenn nicht anders angegeben: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Archiv Wir danken dem Freundeskreis GRAFISCHE KONZEPTION/LAYOUT KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V. Annrika Kiefer, Hamburg für die finanzielle Unterstützung.

DRUCK Gefördert vom Beauftragten der Druckerei Siepmann GmbH, Hamburg Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses Hamburg, Januar 2010 des Deutschen Bundestages Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme – Ein Überblick über die Geschichte des Ortes und die Arbeit der Gedenkstätte Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme des Ortes – Ein Überblick über die Geschichte und die Arbeit der Gedenkstätte Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme – Ein Überblick über die Geschichte des Ortes und die Arbeit der Gedenkstätte

Herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Redaktion: Karin Schawe Inhalt

6 Vorwort

10 Das Konzentrationslager neuengamme 1938 bis 1945

12 zeittafel 1938 bis 1945 20 Die errichtung des Kz neuengamme 22 Die Häftlinge 22 Deutsche Häftlinge 25 Häftlinge aus den besetzten Ländern 30 Die lager-ss 31 Die arbeit der Häftlinge 35 unterbringung 38 sterben 40 Die außenlager 42 Das ende 45 Die toten des Kz neuengamme

46 Der ort nacH 1945

48 zeittafel ab 1945 58 britisches internierungslager 59 transitcamp 60 gefängnisse und gedenkstätte auf dem historischen Kz-gelände

Inhalt

66 Die Kz-geDenKstätte neuengamme

70 gelände 93 archive und bibliothek 70 Haus des gedenkens 93 Archiv 72 ausstellungen 95 Bibliothek 72 Hauptausstellung »Zeitspuren« 96 Offenes Archiv 73 Studienausstellung zur Lager-SS 74 Ergänzungsausstellung zur KZ-Zwangsarbeit in 98 außenstellen der Ziegelproduktion 98 Gedenkstätte 75 Ergänzungsausstellung zur KZ-Zwangsarbeit in und Rosengarten für die Kinder vom der Rüstungsproduktion Bullenhuser Damm 76 Ergänzungsausstellung »Gefängnisse und 100 Gedenkstätte Konzentrationslager Gedenkstätte« und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933 –1945 76 Wanderausstellungen im Verleih 102 Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel 77 Sonderausstellungen 104 Kontakte 105 literaturhinweise 78 bildungsangebote in der Kz-gedenkstätte 107 abkürzungsverzeichnis der Fotonachweise neuengamme 108 Öffnungszeiten 79 Gedenkstättenpädagogik impressum 84 Studienzentrum geländeübersicht 89 Hinweise zu den pädagogischen und wissenschaftlichen Veranstaltungen in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 91 Anfahrt und Treffpunkt für Führungen 92 Praktische Hinweise für den Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme 92 Angebote für Besucherinnen und Besucher mit Behinderungen 6 7

VOrwOrt

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme Konzentrationslager eingerichtete ist heute ein bedeutender Gedenk- Internierungslager für SS-Angehörige und Lernort, der die Erinnerung an und zivile Funktionsträger des die Opfer des SS-Terrors bewahrt NS-Staates übernahm nach dessen und vielfältige Möglichkeiten der Auflösung 1948 die Stadt Hamburg, Beschäftigung mit den Ursachen und die Gebäude und weite Bereiche Folgen der NS-Herrschaft eröffnet. des ursprünglichen KZ-Geländes bis Entstanden ist die Gedenkstätte aus 2006 für den Strafvollzug mit zwei einer langen, konfliktreichen Ausein- Gefängnissen nutzte. Dadurch war andersetzung. ein wesentlicher Teil des historischen Von 1938 bis 1945 befand sich hier Ortes, insbesondere das frühere das größte Konzentrationslager Nord- Häftlingslager, für das Gedenken westdeutschlands, das KZ Neuen- nicht zugänglich. gamme. Mehr als 100 000 Menschen 1965 entstand auf Drängen der aus ganz Europa waren im Hauptlager Überlebenden am nördlichen Rand und in den mehr als 85 Außenlagern des Geländes das internationale inhaftiert. Bis Kriegsende und im Mahnmal. 1981 wurde in einem neu Zuge der Lagerräumungen starben errichteten Dokumentenhaus eine über 42 900 der im KZ Neuengamme erste Ausstellung eröffnet, 1995 registrierten Häftlinge. folgte eine neue Dauerausstellung Das von der britischen Militärverwal- auf größerer Fläche in dem 1942 bis tung ab Juni 1945 in dem ehemaligen 1944 errichteten Rüstungsbetrieb der Haus des Gedenkens. (ANg)

Lagerausbau. 1944 werden die Häft- lingsbaracken teilweise durch massive Steinhäuser ersetzt. Foto: SS. (ANg) Grundsteinlegung für den Gefängnis- neubau am 17. Juli 1949. (Strafvollzugsbehörde Hamburg) Ein Bundeswehrsoldat besichtigt die Gedenkstätte Neuengamme, 1967. Foto: Egon Holzmann. (ANg) 8 Vorwort 9

Metallwerke Neuengamme GmbH Neuengamme gefunden, der dessen (»Walther-Werke«). Das Dokumen- historischer Bedeutung gerecht wird. tenhaus wurde zum Haus des Heute wird das 57 Hektar große Gedenkens umgestaltet. Gelände durch Rundwege erschlos- Durch die Schließung des ersten der sen. Sie führen zu den 15 erhaltenen beiden Gefängnisse im Jahr 2003 Gebäuden aus der KZ-Zeit, zu den konnte die Gedenkstätte am histo- Tongruben, zum Hafenbecken, zu rischen Ort des Häftlingslagers zu den Standorten von Lagerbahnhof, einem Ausstellungs-, Begegnungs- Arrestbunker und Krematorium sowie und Studienzentrum erweitert und zum Gedenkbereich mit dem Haus im Mai 2005 mit neu erarbeiteten des Gedenkens, dem Mahnmal und Ausstellungen eröffnet werden. den weiteren Denkmalen. Im Februar 2006 beendete die Die Gedenkstätte bietet durch die 60 Schließung des zweiten, 1970 auf mehrsprachigen Tafeln im Außenge- dem Gelände der KZ-Tongruben lände und ein Audioguidesystem, errichteten Gefängnisses endgültig durch die pädagogischen Angebote, den Strafvollzug auf dem historischen das Offene Archiv, das Studienzen- Gelände. 2007 wurden zwei weitere trum und fünf Ausstellungen umfang- Dauerausstellungen der Öffentlich- reiche Informationsmöglichkeiten. keit übergeben und damit die im Jahr Sie ermöglicht mit ihrer neuen 2002 begonnene Umgestaltung der Gestaltung ein würdiges Gedenken. Gedenkstätte abgeschlossen. Nach vielen Jahrzehnten hat Ham- burg einen Umgang mit dem Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Dr. Detlef Garbe, Direktor Eingang der Gedenkstätte, ehemaliger Appellplatz, Studienzentrum und Standorte der Häftlingsbaracken. (ANg)

Blick vom Hauptein- gang auf das Ausstellungs- gebäude. (ANg) Besucher in der Aus- stellung zur Lager-SS. (ANg) Auf dem Weg in die Hauptausstellung. (ANg) Hauptausstellung – Häftlingsbiografien. (ANg) 10 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 11

DAs KONZENtrAtIONslAGEr NEuENGAmmE 1938 bIs 1945

Ende 1938 richtete die SS in einer Im KZ Neuengamme wurden nach stillgelegten Ziegelei in Hamburg- gegenwärtigen Erkenntnissen mehr Neuengamme ein Außenlager des als 80 000 Männer und 13 500 Frauen KZ Sachsenhausen ein, das im registriert, weitere 5900 Menschen Frühsommer 1940 vergrößert und waren in den Lagerbüchern gar nicht dann als eigenständiges KZ direkt oder gesondert erfasst. der Inspektion der Konzentrations- Im Hauptlager Neuengamme und in lager unterstellt wurde. den mehr als 85 Außenlagern, die Anlass für die Lagergründung war seit 1942, besonders aber ab 1944 die Ziegelproduktion für in Hamburg für Bauvorhaben und bei Rüstungs- geplante NS-Großbauten. betrieben in ganz Norddeutschland Während des Krieges deportierten entstanden, mussten die Häftlinge die Gestapo und der Sicherheits- Schwerstarbeit für die Kriegswirt- dienst der SS Zehntausende Men- schaft leisten. schen aus allen besetzten Ländern Die Lebens- und Arbeitsbedingungen Europas als KZ-Häftlinge nach waren mörderisch. Neuengamme. Gründe für die Ein- Insgesamt kamen mindestens 42 900 weisung waren zumeist ihr Wider- Menschen im Hauptlager Neuen- stand gegen die deutsche Besat- gamme, in den Außenlagern oder im zungsherrschaft, Auflehnung gegen Zuge der Lagerräumungen ums Zwangsarbeit oder rassistisch moti- Leben. vierte Verfolgung. Eingang des Schutzhaftlagers, im Hintergrund Häftlinge bei Pflasterarbeiten auf dem Appellplatz. Foto: SS. (ANg)

Häftlinge an der Dove 1941/42. Foto: SS. (NIOD) Häftlinge beim Aufbau einer Baracke im SS-Lager, 1940. Foto: SS. (ANg) Aquarell »Appelpladsen« (Appell- platz) des ehemaligen dänischen Häftlings Jens Martin Sørensen. Das Bild entstand um 1960 nach einer früheren Vorlage. (Frøslevlejrens Museum, Padborg) 12 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 13

Zeittafel 1938 bis 1945

3. September 1938 Kauf einer stillgelegten Ziegelei in Neuengamme 16. Oktober 1941 Ankunft von 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen im östlichen Hamburger Landgebiet durch die SS aus dem Stalag X D (Wietzendorf), Unterbringung 13. Dezember 1938 Einrichtung des Außenlagers Neuengamme mit in einem abgegrenzten Lagerteil 100 Häftlingen aus dem KZ Sachsenhausen 28. Dezember 1941 Quarantäne aufgrund einer Typhusepidemie Januar 1940 Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, besichtigt Ende 1941 Lagerbelegung: ca. 4500 Häftlinge; das Außenlager und ordnet den Ausbau an. 495 namentlich nachgewiesene Tote Februar bis Juni 1940 Eintreffen von ca. 1000 weiteren Häftlingen aus Januar 1942 Tötung entkräfteter Häftlinge durch Injektionen dem KZ Sachsenhausen ab Frühjahr 1942 Einlieferung sowjetischer Zwangsarbeiter. Die 13. April 1940 Vertrag zwischen der SS und der Stadt Hamburg sowjetischen Häftlinge bilden nun die größte über die Errichtung eines neuen, größeren Klinker- nationale Gruppe im Lager. werks April/Mai 1942 Errichtung von Rüstungswerkstätten der Firmen 15. April 1940 SS-Hauptsturmführer Martin Weiß wird Komman- Messap und Jastram auf dem Gelände des dant des KZ Neuengamme. KZ Neuengamme 4. Juni 1940 Verlegung der Häftlinge in das einen Kilometer Mai 1942 Inbetriebnahme eines Krematoriums südlich gelegene neu errichtete Lager; Ende Juni 1942 Von den im Oktober 1941 eingelieferten 1000 die Häftlinge erhalten neue Nummern. sowjetischen Kriegsgefangenen leben noch 348; Das Lager Neuengamme wird erstmals als sie werden in das KZ Sachsenhausen verlegt. eigenständiges KZ erwähnt. Juni/Juli 1942 Abtransport von 220 Häftlingen in die Landes- Jahresende 1940 Lagerbelegung: ca. 2900 Häftlinge; Heil- und Pflegeanstalt Bernburg/Saale, wo sie 432 Tote werden im Jahr 1940 registriert. nach ihrer Ankunft mit Giftgas ermordet werden April 1941 Ankunft von 1002 Häftlingen aus dem KZ 15. Juli 1942 Inbetriebnahme eines Teiles des neuen Klinkerwerks Auschwitz, darunter viele Jugendliche. Die 28. August 1942 Einrichtung des ersten Außenlagers des polnischen Häftlinge bilden die größte KZ Neuengamme bei einem Industriebetrieb: nationale Gruppe im Lager. 150 Häftlinge werden in die Phrix-Werke nach bis ca. Sept. 1941 Fertigstellung des Häftlingslagers Wittenberge verlegt.

Heinrich Himmler besucht das Lager Neuengamme, Januar 1940. Foto: SS. (NIOD) KZ-Häftlinge beim Aufbau des neuen Klinkerwerks. Foto: SS. (ANg) KZ-Häftlinge im Kommando Messap. Heimliche Aufnahme eines Zivilarbeiters. (ANg) 14 Zeittafel 1938 bis 1945 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 15

1. September 1942 SS-Sturmbannführer Max Pauly wird Kommandant Anfang 1943 Beginn der Waffenproduktion in dem im Lager des KZ Neuengamme. errichteten Betrieb der Metallwerke Neuen- September 1942 Abtransport aller jüdischen Häftlinge in das gamme GmbH (»Walther-Werke«), einer KZ Auschwitz Tochterfirma des Waffenherstellers Carl Walther 25. September 1942 Ermordung von 197 sowjetischen Kriegsgefan- GmbH; Beginn der Fertigung (Schlosser- und genen im Arrestbunker mit Zyklon B Tischlerarbeiten) in den SS-eigenen Deutschen 13. Oktober 1942 Einrichtung eines Außenlagers bei den Reichs- Ausrüstungswerken (DAW) werken »Hermann Göring« in Drütte (Watenstedt- März 1943 Die I. SS-Baubrigade, die auf der besetzten Salzgitter) britischen Kanalinsel Alderney zum Bau von Mitte Oktober 1942 1000 Häftlinge werden als II. SS-Baubrigade nach Befestigungsanlagen eingesetzt ist, wird der Bremen und Osnabrück verlegt (später zeitweise Neuengammer Lagerverwaltung unterstellt. nach Wilhelmshaven, ab August 1943 nach Frühjahr 1943 Fertigstellung der Wasserstraße zum Klinkerwerk Hamburg), um in zerstörten Stadtteilen Bomben (Stichkanal von der Dove Elbe) und Bau eines zu entschärfen, Leichen zu bergen und Trümmer Eisenbahnanschlussgleises zum Lager zu beseitigen. Mitte 1943 Lagerbelegung: ca. 9500 Häftlinge, davon ca. November 1942 Vergasung von weiteren 251 sowjetischen 5800 im Hauptlager und ca. 3700 in den Kriegsgefangenen im Arrestbunker Außenlagern Ende 1942 Lagerbelegung: 5000 bis 6000 Häftlinge, davon 17. Juli 1943 Einrichtung eines Außenlagers in der 4000 bis 5000 im Hauptlager und 1474 in den Accumulatoren-Fabrik AG in Hannover-Stöcken Außenlagern; 3083 namentlich nachgewiesene Ende Juli 1943 Einsatz von KZ-Häftlingen bei Aufräumungs- Tote. Die monatliche Todesrate steigt zeitweilig arbeiten nach Bombenangriffen in Hamburg auf über 10 Prozent. Oktober 1943 Beginn des Häftlingseinsatzes beim Bau des U-Boot-Bunkers »Valentin« in Bremen-Farge

Arrestbunker. Foto: SS. (ANg) Häftlinge bei Arbeiten an der Dove Elbe; das »Kommando Elbe« entwickelte sich Ende 1940 zu einem gefürchteten Kommando. Foto: SS, ca. 1941/42. (NIOD) Häftlinge bei Aufräumarbeiten im zerstörten Hamburger Stadtteil , 1943. (StA HH) 16 Zeittafel 1938 bis 1945 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 17

Ende 1943 Lagerbelegung: 12 000 bis 13 000 Häftlinge, 24. März 1945 Beginn der Räumung der Außenlager. Über davon 7000 bis 8000 im Hauptlager und 5336 20 000 Häftlinge werden in die »Auffanglager« in den Außenlagern; 3391 namentlich nach- Bergen-Belsen, Sandbostel und Wöbbelin gewiesene Tote gebracht, in denen bis Kriegsende Tausende ab Frühjahr 1944 In Norddeutschland werden im Laufe des Jahres sterben. ca. 60 neue Außenlager zur Trümmerbeseitigung 27. März 1945 Einrichtung des »Skandinavierlagers« für dänische nach Bombenangriffen, zur Arbeit in Betrieben und norwegische Häftlinge im Hauptlager sowie zum Bau von Behelfswohnheimsiedlungen Neuengamme; hierfür werden Ende März/Anfang und Panzersperrgräben eingerichtet. April über 4000 entkräftete Häftlinge in Außen- 8. Juni 1944 Einrichtung des ersten Außenlagers für Frauen in lager nach Hannover und Salzgitter transportiert. Hamburg-; in den folgenden Monaten 29. März 1945 Nach dem Bericht des SS-Standortarztes sterben entstehen noch 23 weitere Frauenaußenlager. im ersten Quartal 6224 Gefangene, die Belegungs- Juli 1944 Mehr als 10 000 jüdische Häftlinge kommen aus stärke beträgt 40 393 Männer und 11 768 Frauen; dem KZ Auschwitz, aber auch direkt aus Ungarn, davon befinden sich ca. 12 000 Häftlinge im zum Einsatz in der Rüstungsindustrie in das Haupt- Hauptlager und ca. 40 000 in den Außenlagern. lager Neuengamme und in die Außenlager. Die Zahl der Waffen-SS-Angehörigen der Ende 1944 Lagerbelegung: ca. 49 000 Häftlinge, davon ca. Wachmannschaften beträgt einschließlich der 12 000 im Hauptlager und ca. 37 000 in den Außenlager 2211. Außenlagern, darunter ca. 10 000 Frauen; 5692 April 1945 Die Nummern der im KZ Neuengamme registrier- namentlich nachgewiesene Tote ten Häftlinge steigen auf über 80 000 bei den 15. März 1945 Beginn der Verlegung von dänischen und Männern und auf über 13 000 bei den Frauen. norwegischen Gefangenen aus dem gesamten 8. April 1945 Bombardierung eines Häftlingstransports in Celle Deutschen Reich in das KZ Neuengamme mit anschließenden Massakern; es sterben über 800 Menschen.

Planungszeichnung „Fertigungs- stellen K. L. Hamburg-Neuengamme 1943« (»Walther-Werke«). (ANg) Neues Klinkerwerk mit der Rampe für die Loren. Foto: SS. (ANg) Lagerkommandant Max Pauly mit Angehörigen des SS-Kommandan- turstabes. Foto: SS, 1943. (ANg) 18 Zeittafel 1938 bis 1945 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 19

9. April 1945 Beginn des Abtransports dänischer und norwe- 29./30. April 1945 Abmarsch der letzten 600 bis 700 Häftlinge, die gischer Häftlinge nach Schweden die Akten der Lagerverwaltung verbrennen und 13. April 1945 1016 Häftlinge aus dem KZ Mittelbau-Dora und das Lager aufräumen müssen; 368 Häftlinge aus dem Außenlager Hannover-Stöcken des KZ werden zwangsweise zur SS-Sonderformation Neuengamme werden von der SS in einer Dirlewanger eingezogen. Feldscheune bei Gardelegen verbrannt. 2. Mai 1945 Die letzten SS-Männer verlassen mit noch 14. April 1945 In Salzwedel werden 3000 Frauen in dem verbliebenen Häftlingen das KZ Neuengamme; einzigen nicht geräumten Außenlager des britische Truppen finden ein leeres Lager vor. KZ Neuengamme durch Angehörige der 3. Mai 1945 Die Bombardierung der KZ-Schiffe »Cap Arcona« 9. US-Armee befreit. und »Thielbek« in der Lübecker Bucht vor Neu- 19. April 1945 Anordnung zur Räumung des Hauptlagers stadt durch britische Kampfflugzeuge fordert 20. April 1945 4000 dänische und norwegische Häftlinge werden nahezu 7000 Opfer, darunter 6600 Häftlinge. mithilfe der »Weißen Busse« des Dänischen und Kapitulation Hamburgs des Schwedischen Roten Kreuzes nach Schweden 10. Mai 1945 Befreiung der letzten Häftlinge des KZ Neuen- evakuiert. gamme in Flensburg 20 jüdische Kinder, die im KZ Neuengamme ab Dezember 1944 zu medizinischen Versuchen missbraucht wurden, sowie weitere Häftlinge und sowjetische Kriegsgefangene werden im geräum- ten Außenlager in der Schule im Bullenhuser Damm in Hamburg- erhängt. 20. bis 26. April 1945 Über 9000 Häftlinge werden aus dem Hauptlager Neuengamme zum Lübecker Hafen transportiert, wo sie auf Schiffe verladen werden.

»Weiße Busse« des Dänischen Die brennende »Cap Arcona«, Roten Kreuzes im Basislager Friedrichs- 3. Mai 1945, nach der Bombar- ruh im Sachsenwald. (MDF) dierung durch britische Kampfflug- zeuge. (IWM) 20 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 21

Die Errichtung des KZ Neuengamme

Adolf Hitler hatte Hamburg Mitte der Die Bewachung bestand aus 40 SS- im April 1940 einen Vertrag. Im Juni 1940 wurden die Häftlinge in 1930er-Jahre mehrmals besucht und Leuten und einem Kommandoführer. Die Stadt Hamburg gewährte zum die ersten neu errichteten Baracken dabei Pläne für eine Neugestaltung Die Haftbedingungen unterschieden Bau eines größeren Klinkerwerks südlich des Klinkerwerks verlegt. des Elbufers mit Monumentalbauten sich 1938/39 erheblich von jenen ein Darlehen in Höhe von Nach neuen Transporten in das entwickelt. Für die Umsetzung wurde ab 1940; so wird die Verpflegung in 1 Million Reichsmark und über- KZ Neuengamme zählte das Lager u. a. eine enorme Zahl der charakteri- dieser Zeit als noch weitgehend nahm die Herstellung eines Eisen- Ende 1940 ca. 3000 Häftlinge. stischen norddeutschen Klinkersteine ausreichend beschrieben. bahnanschlusses, die Regulierung Sie wurden als Arbeitskräfte für die benötigt. Einige Monate nach Kriegsbeginn fiel der teilweise nicht schiffbaren gleichzeitig weiterlaufende Produk- Das SS-Unternehmen Deutsche im Januar 1940 die Entscheidung, das Dove Elbe und den Bau eines tion im alten Klinkerwerk benötigt. Erd- und Steinwerke GmbH erwarb Lager Neuengamme zu einem großen Stichkanals mit Hafenbecken. Außerdem wurde mit den Arbeiten zu diesem Zweck im Herbst 1938 am Konzentrationslager auszubauen. Die SS verpflichtete sich, »für diese der Schiffbarmachung der Dove Elbe Rand des Dorfes Neuengamme in Im Anschluss an einen Besuch Vorhaben Häftlinge als Arbeits- begonnen. Hinzu kam der Bau des den Hamburger Vierlanden eine Heinrich Himmlers in Neuengamme kräfte und die dann erforderlichen Stichkanals und des Hafenbeckens. stillgelegte Ziegelei und Grundstücke wurden im Januar 1940 Verhand- Bewachungsmannschaften unent- Zwischen 1940 und 1942 mussten in einer Größe von etwa 50 Hektar, lungen zwischen der SS und der geltlich zur Verfügung« zu stellen. die Häftlinge das neue Klinkerwerk die u. a. für den Abbau von Ton ge- Stadt Hamburg aufgenommen. Um Im Frühjahr 1940 erhielt das Lager und ab 1942 Rüstungsbetriebe eignet waren. Am 12. Dezember die Baukosten für die im Rahmen Neuengamme den Status eines errichten. Die Erweiterung des 1938 trafen dort 100 Häftlinge aus einer »Neugestaltung« des Hambur- selbstständigen Konzentrations- Lagers dauerte bis zum Kriegs- dem KZ Sachsenhausen ein, die die ger Elbufers geplanten »Führer- lagers. ende an. Ziegelei wieder produktionsfähig bauten« zu senken, hatte die Stadt Der Bau der Lagerbaracken, der Zusätzlich entstanden ab 1942 im machen sollten. Das Gelände wurde »größtes Interesse an der Erweite- Wachtürme und der Umzäunung gesamten nordwestdeutschen Raum eingezäunt; die Häftlinge waren auf rung des mit Häftlingen betriebenen wurde schnell vorangetrieben. mehr als 85 Außenlager des dem Dachboden des Betriebsge- Klinkerwerkes«. Die Hansestadt Misshandlungen, Entkräftung, Hun- Konzentrationslagers Neuengamme. bäudes über den Trockenkammern Hamburg und die Deutsche Erd- ger und Arbeitsunfälle forderten die untergebracht. und Steinwerke GmbH schlossen ersten Todesopfer.

KZ-Häftlinge bei der Arbeit im alten Klinkerwerk. (ANg) Errichtung eines Wachturms, 1940/41. Foto: SS. (ANg) Häftlinge arbeiten am Bau des SS-Lagers, 1940. Foto: SS. (ANg). 22 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 23

Die Häftlinge

Ursprünglich waren die Konzentra- Deutsche Häftlinge tionslager vor allem zur Inhaftierung Die Zahl der deutschen Häftlinge Häftlinge im KZ Neuengamme (einschließlich Außenlager) politischer Regimegegner und betrug im KZ Neuengamme insge- -gegnerinnen eingerichtet worden. samt ca. 9200, unter ihnen ca. 400 Herkunftsland männer Frauen insgesamt Ab 1937 wurden zunehmend andere Frauen in den Außenlagern. Sie Belgien 3 500 150 3 650 Verfolgte eingeliefert. Dazu gehörten gehörten zu folgenden Häftlings- Dänemark 2 400 0 2 400 jüdische Frauen und Männer, Sinti gruppen: Deutschland 8 800 400 9 200 Frankreich 11 000 650 11 650 und Roma, Homosexuelle, Zeugen Griechenland 1 200 0 1 200 Jehovas, angebliche »Asoziale« »Vorbeugungshäftlinge« und Italien 1 100 100 1 200 und »Kriminelle«. Die SS kennzeich- »Sicherungsverwahrte« Jugoslawien 1 000 250 1 250 nete die jeweiligen Haftgründe Etwas mehr als die Hälfte der deut- Lettland 3 200 100 3 300 Luxemburg 50 0 50 durch verschiedenfarbige Dreiecke schen Inhaftierten im KZ Neuen- Niederlande 6 600 250 6 850 (»Winkel«) an der Kleidung der gamme hatte die Kriminalpolizei auf Norwegen 2 800 0 2 800 Häftlinge. der Grundlage des »Erlasses über Österreich 300 0 300 Die ersten Häftlinge des KZ Neuen- vorbeugende Verbrechensbekämp- Polen 13 000 2 700 15 700 Sowjetunion (ohne baltische Staaten) 21 000 2 000 23 000 gamme waren überwiegend Deut- fung durch die Polizei« vom Spanien 750 0 750 sche. Während des Zweiten Welt- 14. Dezember 1937 als »Kriminelle« Tschechoslowakei 800 800 1 600 krieges kamen Männer und ab 1944 eingewiesen. Die SS bezeichnete Ungarn 1 400 5 800 7 200 Frauen aus allen von der Wehrmacht sie als »Berufsverbrecher« und andere Länder 2 100 300 2 400 in den lagerbüchern nicht oder besetzten Ländern Europas hinzu. kennzeichnete sie mit einem grünen gesondert erfasste Häftlinge: 5 800 100 5 900 Sie bildeten unter den Häftlingen Winkel. Schon mehrere kleine Dieb- 1000 sowjetische Kriegsgefangene nach kurzer Zeit die überwiegende stahls- oder Betrugsdelikte reichten 2000 dänische Polizisten Mehrheit. aus, um trotz bereits verbüßter Strafe ca. 1500 zumeist deutsche Polizeihäftlinge ca. 1400 zur Hinrichtung Eingelieferte Insgesamt wurden von 1938 bis 1945 in ein KZ eingewiesen zu werden.

über 80 000 Männer und 13 500 Frau- Außerdem überstellte die Justiz Straf- Insgesamt 86 800 13 600 100 400 en im Konzentrationslager Neuen- gefangene zur »Vernichtung durch gamme und seinen Außenlagern mit Arbeit« an die SS. Diese Häftlinge

Unter den registrierten Häftlingen befanden sich ca. 13 000 Jüdinnen und Juden einer Häftlingsnummer registriert. wurden im Konzentrationslager und ca. 500 Sinti und Roma. Weitere 5900 Menschen wurden in ab 1942 als »Sicherungsverwahrte« den Lagerbüchern nicht oder geson- bezeichnet und trugen an der Klei- dert erfasst. dung den grünen Winkel mit der Spitze nach oben. 24 Die Häftlinge Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 25

Politische Häftlinge wenige Informationen. Insgesamt ihrer Kleidung sowie Sondernum- Häftlinge aus den besetzten Ein anderer großer Teil der deutschen waren mehrere Hundert Sinti und mern mit der Vorziffer »0«. Viele ländern Häftlinge war aus politischen Roma im KZ Neuengamme inhaftiert. Polizeihäftlinge wurden nach einigen Im Konzentrationslager Neuen- Gründen inhaftiert, weil sie Gegner Wochen oder Monaten in das gamme und seinen Außenlagern des NS-Regimes waren, darunter vor Jüdinnen und Juden Hamburger Untersuchungsgefängnis waren Männer und Frauen aus mehr allem Kommunisten, Sozialdemo- Die ersten Juden trafen 1940 aus überführt. Andere wurden »reguläre« als 20 Ländern inhaftiert. kraten und Gewerkschafter sowie dem KZ Sachsenhausen in Neuen- Häftlinge des KZ Neuengamme Die ersten Häftlinge, die 1940 aus vereinzelt Liberale und Konser- gamme ein. Als Kennzeichnung oder in andere Konzentrationslager den von der Wehrmacht besetzten vative. Andere lieferte die Gestapo trugen sie je nach offiziellem Einliefe- überstellt. Ländern in das KZ Neuengamme ein, weil sie ausländische Sender rungsgrund einen roten, schwarzen deportiert wurden, waren Polen und gehört, eine kritische Meinung oder andersfarbigen Winkel an ihrer Weitere Häftlingsgruppen Tschechen. Nach dem Überfall auf geäußert oder politische Witze Kleidung, der mit einem gelben Die Zahl der wegen ihrer Homosexu- die Sowjetunion 1941 folgten erzählt hatten. Die Gesamtzahl der Dreieck unterlegt war, sodass daraus alität inhaftierten Männer betrug im sowjetische Kriegsgefangene. deutschen politischen Häftlinge im ein Davidstern entstand. KZ Neuengamme bis zu 400. Diese 1941/42 bildeten die polnischen, KZ Neuengamme, die im Lager einen Im Mai 1942 wurden jüdische Häft- Häftlinge waren mit einem rosa ab 1942/43 die sowjetischen roten Winkel trugen, wird auf 1000 linge aus dem KZ Neuengamme Winkel gekennzeichnet. Es handelte Gefangenen die größte nationale bis 1500 geschätzt. zur Ermordung in die »Euthanasie«- sich um Männer aus allen Berufs- Gruppe im Lager. Der Anteil der Anstalt Bernburg/Saale und die gruppen und sozialen Schichten. nicht deutschen Häftlinge betrug »Asoziale« übrigen im Oktober 1942 nach Eine weitere Häftlingsgruppe bilde- 90 Prozent. Mehr als die Hälfte von Mindestens 1200 deutsche Häftlinge Auschwitz gebracht. ten ca. 200 Glaubensangehörige der ihnen kam aus Ost- und Mittelost- waren im KZ Neuengamme mit einem Zeugen Jehovas. Sie mussten einen europa. Aber auch aus Belgien, schwarzen Winkel als »Asoziale« Polizeihäftlinge lila Winkel tragen. Darüber hinaus Frankreich, den Niederlanden und gekennzeichnet. Unter ihnen waren Eine eigene Häftlingskategorie waren im KZ Neuengamme ca. Dänemark wurden 1943/44 Tau- Obdachlose, Alkoholkranke und bildeten die Polizeihäftlinge. Bei 100 Gefangene inhaftiert, die zur sende Menschen in das KZ Neuen- sogenannte »Arbeitsscheue«. ihnen handelte es um politische »Sonderabteilung Wehrmacht« gamme verschleppt. Inhaftierungs- Gefangene, die von der Hamburger gehörten und wegen »schlechter gründe waren vor allem der Wider- Sinti und Roma Gestapo wegen Überfüllung des Führung« aus Sonderabteilungen und stand gegen die deutsche Besatzung Sinti und Roma bilden eine ethnische Polizeigefängnisses Fuhlsbüttel in das Straflagern der Wehrmacht in ein KZ oder die Bestrafung von Zwangs- Minderheit, deren Geschichte von »Arbeitserziehungslager« Hamburg- eingeliefert worden waren. arbeitern und -arbeiterinnen. Viele Ausgrenzung und Verfolgung Wilhelmsburg und in das KZ Neuen- Häftlinge waren Opfer von »Vergel- gekennzeichnet ist. Über ihr Schick- gamme verlegt wurden. Sie erhielten tungsmaßnahmen« oder willkürlich sal im KZ Neuengamme gibt es nur zur Kennzeichnung gelbe Winkel auf als Geiseln verschleppt worden. 26 Die Häftlinge Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 27

Ab Frühjahr 1944 wurden über Häftlinge aus Polen Häftlinge aus den Niederlanden, Spanier, die nach dem Ende des 12 000 jüdische Häftlinge aus Ab Kriegsbeginn verschleppte die SS Belgien und Luxemburg Bürgerkriegs nach Frankreich geflohen verschiedenen Ländern, zumeist in großer Zahl Polinnen und Polen, Gründe für die Verhaftung nieder- waren, wurden häufig wegen ihrer Frauen aus Polen und Ungarn, zur die Widerstand gegen die deutsche ländischer, belgischer und luxem- Beteiligung am Widerstand in Zwangsarbeit in die Außenlager Besatzungsherrschaft geleistet burgischer Männer und Frauen Frankreich verhaftet. des KZ Neuengamme verlegt. hatten, in die Konzentrationslager. waren Widerstand sowie »deutsch- Im KZ Neuengamme waren 750 Obwohl das KZ Neuengamme eine Viele Männer und Frauen wurden feindliches« Verhalten, Gehorsams- spanische Männer inhaftiert. Haftstätte für Erwachsene war, über das KZ Auschwitz nach Neuen- verweigerung gegenüber Besat- wurden auch Jugendliche, ab 1944 gamme deportiert. Ab 1942 wurden zungsdienststellen und Arbeits- Häftlinge aus Jugoslawien sogar Kinder, gefangen gehalten. polnische Zwangsarbeiter und verweigerung in Deutschland. Viele Menschen im besetzten Vor allem in den Transporten aus der Zwangsarbeiterinnen, die in Deutsch- Aus Putten in den Niederlanden Jugoslawien wurden wegen ihrer Sowjetunion, dem Baltikum und aus land gegen Arbeitsvorschriften oder und Meensel-Kiezegem in Belgien politischen Einstellung oder bei Frankreich befanden sich immer »Polenerlasse« verstoßen hatten, in deportierte die Gestapo 1944 bei »Aussiedlungen« aus dem nörd- wieder sehr junge Menschen. Auch das KZ Neuengamme eingewiesen. »Vergeltungsmaßnahmen« nahezu lichen Teil Sloweniens inhaftiert unter den jüdischen Häftlingen aus Unter den 15 700 polnischen Gefan- die gesamte männliche Dorfbevöl- und in Konzentrationslager depor- Ungarn, Polen und der Tschecho- genen waren über 5000 jüdische kerung in das KZ Neuengamme. tiert; auch Verstöße jugoslawischer slowakei waren viele Jugendliche. Häftlinge. Zwangsarbeiterinnen und Zwangs- 20 jüdische Kinder im Alter von fünf Häftlinge aus Frankreich und arbeiter gegen Arbeitsvorschriften bis zwölf Jahren wurden Ende 1944 Häftlinge aus der Tschecho- Spanien in Deutschland führten zur Einwei- für medizinische Experimente aus slowakei In Frankreich führten Widerstands- sung. Im KZ Neuengamme waren dem KZ Auschwitz nach Neuen- Viele tschechoslowakische Häft- aktionen und Versuche, sich der ca. 1000 Männer und ca. 250 Frauen gamme gebracht. linge im KZ Neuengamme waren Zwangsarbeit in Deutschland zu aus Jugoslawien, meist aus Slowe- aus politischen Gründen verhaftet entziehen, zu Massenverhaftungen nien, inhaftiert. Häftlinge aus Österreich worden, darunter Intellektuelle und vor allem ab Frühjahr 1944 zu Bei den 320 österreichischen, von sowie Arbeiterinnen und Arbeiter, Deportationen in deutsche Konzen- Häftlinge aus der Sowjetunion der SS als »reichsdeutsch« klassifi- die Widerstand geleistet oder gegen trationslager. Mehr als 11 000 Im Oktober 1941 lieferte die Wehr- zierten Gefangenen im KZ Neuen- Arbeitsvorschriften verstoßen Verhaftete wurden in das KZ Neuen- macht 10 000 sowjetische Kriegs- gamme handelte es sich überwie- hatten. 1600 Männer und Frauen gamme verschleppt. Etwa 300 von gefangene an die SS aus. 1000 von gend um politische, zum Teil auch aus der Tschechoslowakei waren ihnen galten als wichtige Persönlich- ihnen wurden in das KZ Neuengamme um als »Kriminelle« eingewiesene im KZ Neuengamme inhaftiert. keiten, die gesondert im sogenannten gebracht, wo sie in einem als »Kriegs- Häftlinge. Sie kamen größtenteils aus »Prominentenlager« untergebracht gefangenen-Arbeitslager« abgeteilten den KZ Mauthausen und Dachau. wurden und nicht arbeiten mussten. Lagerbereich interniert wurden. 28 Die Häftlinge Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 2929

Innerhalb von acht Monaten starben Häftlinge aus Italien 652 von ihnen. Die Überlebenden Ab September 1943 wurden italie- wurden im Juni 1942 in das KZ nische Soldaten als »Militärinter- Sachsenhausen verlegt; ihr weiteres nierte« zur Zwangsarbeit in Deutsch- Schicksal ist unbekannt. land eingesetzt. In das KZ Neuen- Zwischen 1942 und 1944 wurden gamme wurden darüber hinaus ca. 2,8 Millionen Menschen aus den italienische Partisanen und Partisa- besetzten Gebieten der Sowjetunion ninnen, Geiseln aus den Partisanen- zum Arbeitseinsatz nach Deutschland gebieten sowie Streikteilnehmer ein- verschleppt, mehr als die Hälfte gewiesen, insgesamt 1200 Personen. waren Frauen. Die häufigsten Gründe für die Einweisung in Konzentrations- Häftlinge aus Dänemark und lager waren Verstöße gegen Arbeits- Norwegen vorschriften sowie Fluchtversuche. Im KZ Neuengamme waren dänische Im KZ Neuengamme bildeten die Widerstandskämpfer und ca. 2000 22 000 russischen und ukrainischen Polizisten, die die weitere Zusam- Häftlinge, davon ca. 2000 Frauen, die menarbeit mit der deutschen größte Gruppe. Besatzungsmacht verweigert hatten und nach kurzem Aufenthalt im Häftlinge aus den baltischen September 1944 in das KZ Buchen- Häftlinge aus Ungarn Häftlinge aus Griechenland Ländern wald überstellt wurden, sowie Fast alle der ca. 7200 ungarischen Auf den Partisanenkrieg der Aus dem Baltikum waren ca. 3800 141 Grenzgendarmen inhaftiert. Gefangenen im KZ Neuengamme griechischen Widerstandsbewegung Menschen im KZ Neuengamme Norwegische Häftlinge kamen vor waren jüdische Häftlinge, ca. 5800 reagierte die deutsche Besatzungs- inhaftiert, davon ca. 3300 aus allem im Zuge einer Rettungsaktion von ihnen waren Frauen. Die meisten macht u. a. mit Deportationen in Lettland. Die meisten Häftlinge aus des Dänischen und des Schwedi- wurden über das KZ Auschwitz, in die Konzentrationslager. Auch grie- dem Baltikum im KZ Neuengamme schen Roten Kreuzes ab März 1945 dem sie für den Arbeitseinsatz im chische Zwangsarbeiter in Deutsch- kamen zwischen Juni und Oktober aus anderen Lagern in das KZ Neuen- Reichsgebiet ausgewählt worden land wurden nach Verstößen gegen 1944 in drei Transporten aus dem gamme. Sie wurden getrennt von den waren, in das KZ Neuengamme Arbeitsvorschriften verhaftet und in »Arbeitserziehungslager« Salaspils anderen Häftlingen untergebracht. deportiert. Im November 1944 kam Konzentrationslager eingewiesen. Im bei Riga. Unter ihnen waren mehrere Insgesamt waren ca. 4400 dänische ein Transport von 830 jüdischen KZ Neuengamme waren ca. 1200 Hundert Frauen, auch Jüdinnen. und 2800 norwegische Häftlinge im Männern direkt aus Budapest in das Männer aus Griechenland inhaftiert. KZ Neuengamme. KZ Neuengamme. 30 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 31

Die lager-ss Die Arbeit der Häftlinge

Die SS organisierte und vollstreckte (II), Schutz- Um die Jahreswende 1936/37 SS-Lagers, des neuen Klinkerwerks die KZ-Haft von Menschen, die aus haftlager/Arbeitseinsatz (III), entwickelte die SS Pläne, KZ-Häft- und weiterer Produktionsstätten politischen, rassistischen oder Verwaltung (IV), Medizinische linge in eigenen Wirtschaftsbetrieben beschäftigt. Eines der Kommandos anderen Gründen verfolgt wurden. Abteilung (V) sowie Schulung (VI). einzusetzen, um finanziell von deren mit den furchtbarsten Arbeitsbedin- Im KZ Neuengamme waren Hinzu kamen die Wachmannschaf- Arbeitskraft zu profitieren. gungen war die Schiffbarmachung zwischen 1938 und 1945 insgesamt ten. Die SS-Aufseher wurden zu Der erste Bereich, in dem die SS der Dove Elbe und die Anlage eines mehr als 4000 SS-Männer einge- einer menschenverachtenden sich engagierte, war die Herstellung Stichkanals mit einem Hafenbecken. setzt. Die meisten von ihnen hatten Behandlung der KZ-Häftlinge von Baustoffen. Im April 1938 wurde 1942 wurde das Klinkerwerk in sich freiwillig zur SS gemeldet. angeleitet, die als »Staatsfeinde«, die »Deutsche Erd- und Steinwerke Betrieb genommen und die Häftlinge Gegen Kriegsende wurden auch »Verbrecher« oder »Asoziale« GmbH« (DESt) von der SS gegründet. wurden verstärkt in den Tongruben Wehrmachts-, Marine-, Reichsbahn-, diffamiert wurden. Der rücksichts- Wenige Monate später erwarb die eingesetzt. 1943 begann die Pro- Zoll- und Polizeiangehörige in den lose Kampf gegen die »Feinde im DESt u. a. die stillgelegte Ziegelei in duktion von Betonfertigteilen für KZ-Wachdienst versetzt, meist in die Innern« sei ein notwendiger Teil Neuengamme. Hier wurden im Luftschutzbauten und Behelfswohn- Außenlager. In den Frauenaußen- des Kampfes gegen die »äußeren Dezember 1938 erstmals KZ-Häft- heime. lagern waren SS-Aufseherinnen Feinde«. Jenseits eines genau gere- linge aus Sachsenhausen zur Arbeit In der zweiten Kriegshälfte stand die tätig. Verantwortlich für die Leitung gelten Strafsystems gab es einen eingesetzt. Arbeit in den Rüstungsproduktions- des Hauptlagers und der Außenlager großen Spielraum für Willkür gegen- Nach ersten Versuchen zur Klinker- stätten des Lagers – den Betrieben war jeweils der Kommandant. über den Häftlingen. Besonders herstellung beschloss die SS-Füh- der Firmen Messap und Jastram und Das KZ Neuengamme hatte drei brutale SS-Angehörige erhielten rung im Laufe des Jahres 1939, ein der Metallwerke Neuengamme Kommandanten: Walter Eisfeld Belohnungen, z. B. in Form von völlig neues Klinkerwerk zu errichten GmbH (»Walther-Werke«) – sowie im (1940), Martin Weiß (1940 – 1942) Beförderungen. Das Häftlingslager und das Lager zu vergrößern. Betrieb der SS-eigenen Deutschen und Max Pauly (1942 – 1945). war mit Stacheldraht eingezäunt, der Die Häftlinge im Konzentrationslager Ausrüstungswerke im Vordergrund. Der Kommandanturstab des KZ Neu- nachts elektrisch geladen war. Wach- Neuengamme hatten Schwerstarbeit Bis Kriegsende waren Häftlinge engamme war in sechs Abteilun- posten bewachten das Lager und die zu verrichten. Sie waren mit dem außerdem bei der laufenden Erwei- gen gegliedert: Kommandantur (I), Häftlinge beim Marsch zur Arbeit. Aufbau des Häftlingslagers, des terung des Lagers eingesetzt.

Blick auf das SS-Lager. Foto: SS. (ANg) Ansprache im SS-Garagen- hof am 9. November 1943. Foto: SS. (ANg) Häftlinge an der Dove Elbe, 1941/42. Foto: SS. (NIOD) 32 Die Arbeit der Häftlinge Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 33

baukommandos Neuengamme schiffbar zu machen. Gleisen zum Klinkerwerk transpor- rüstungsbetriebe Erd-, Transport- und Bauarbeiten Die Gefangenen mussten die ausge- tieren. Die Einsätze in den Tongruben Die stärkere Einbindung der Konzen- gehörten zu den schwersten hobene Erde an Land verteilen und und beim Tontransport waren trationslager in die Kriegswirtschaft Arbeiten im KZ Neuengamme. Die das Ufer begradigen und befestigen. besonders schwere Arbeiten, bei führte ab 1942 zur Ansiedlung priva- Häftlinge arbeiteten im Freien, unzu- Zeitweise arbeiteten in diesem denen viele Häftlinge zugrunde ter Rüstungsbetriebe im KZ Neuen- reichend bekleidet und mangelhaft Kommando mehr als 1000 Häftlinge. gingen. gamme. Die Unternehmen hatten für ernährt. Sie mussten den lehmigen Erschöpft und krank mussten sie bei die Häftlingsarbeit ein Entgelt an Boden ausheben, voll beladene jedem Wetter Schwerstarbeit leisten Arbeit im Häftlingslager und die SS zu zahlen. Die Betriebsleitun- Loren und Karren schieben, Planier- und wurden dabei misshandelt oder im ss-lager gen der Firmen Messap und Jastram walzen und Transportwagen ziehen drangsaliert. Eine Tätigkeit innerhalb des Häft- erreichten, dass die Gefangenen und andere anstrengende Tätigkeiten lingslagers oder im SS-Lager bedeu- nicht mehr von SS-Leuten, sondern verrichten. Der körperliche Verfall Kommando Klinkerwerk tete oft eine höhere Überlebens- von zivilen Firmenangehörigen der KZ-Gefangenen wurde in Kauf Ab 1942 arbeiteten zwischen 600 chance, denn die Häftlinge waren bei beaufsichtigt wurden. Schwere Miss- genommen. In den Bauhandwerker- und 1200 Häftlinge im Kommando Arbeiten in den Gebäuden besser handlungen und körperliche Überan- kolonnen waren die Arbeitsbedin- Klinkerwerk, die meisten von ihnen in vor Kälte und Nässe geschützt. Wer strengung bei der Arbeit blieben so gungen etwas erträglicher. Hand- den Tongruben. Das neue Werk war in den Versorgungseinrichtungen die Ausnahme. Doch mussten in den werker galten als Fachkräfte, deren ein moderner technischer Produk- der SS arbeiten konnte, erhielt aus- Rüstungsbetrieben Produktions- Arbeitskraft erhalten bleiben sollte. tionsbetrieb, in dem nur 160 bis 180 reichend Nahrung, saubere Kleidung, normen erfüllt werden, da sonst Häftlinge bei der Verarbeitung des gesonderte Unterbringung und Bestrafung und Versetzung in eines Kommando Elbe Tons zu Ziegelsteinen eingesetzt bessere medizinische Versorgung als der gefürchteten Erd- und Tiefbau- Der Elbarm Dove Elbe wurde waren. In den Tongruben mussten die meisten anderen KZ-Gefangenen. kommandos drohten. zwischen 1940 und 1942 auf einer dagegen Hunderte Häftlinge in Einige Arbeitsstellen boten zudem 1942 begannen Planung und Bau Strecke von mehreren Kilometern schwerer Handarbeit den Ton die Möglichkeit, sich zusätzliche einer Fabrikanlage, die von der Firma ausgebaut, um ihn von Hamburg stechen, in Loren füllen und diese Lebensmittel zu beschaffen. Walther als Metallwerke Neuen- auch bis zum Klinkerwerk im KZ auf den nur behelfsmäßig verlegten gamme GmbH (»Walther-Werke«)

Häftlinge bei Böschungsarbeiten am Neuengammer Hausdeich. Foto: SS. (NIOD) Lorenaufzug des neuen Klinker- werks. (Institut für Zeitgeschichte, München) Eine Werkhalle der Metallwerke Neuengamme, eines Zweigwerks der Carl Walther GmbH, Zella-Mehlis. (ANg) 34 Die Arbeit der Häftlinge Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 35

unterbringung

betrieben wurde. Ab 1944 stellten Außenkommandos In den 16 Holzbaracken (Blocks), die tagesablauf hier annähernd 1000 Häftlinge Verschiedene kleinere Kommandos im Laufe der Zeit entstanden waren, Die Häftlinge wurden sehr früh monatlich bis zu 20 000 Gewehre her. waren außerhalb des Lagers in der schliefen die Häftlinge anfangs dicht geweckt, im Sommer bereits um Die Errichtung der Fabrikanlage näheren Umgebung des Konzentra- gedrängt auf Strohsäcken auf dem 4.30 Uhr. Nach dem Waschen, einem war eine überanstrengende und tionslagers eingesetzt, so auf Bauern- Boden. Später erhielten die Baracken kargen Frühstück und dem »Betten- lebensgefährliche Arbeit, da unter höfen oder in Betrieben, die das dreistöckige Betten, Spinde, Tische bauen«, bei dem die SS oftmals die großem Zeitdruck gearbeitet werden KZ belieferten. Nach Luftangriffen und Bänke. In den 50 Meter langen geringste Abweichung von der vor- musste. Die Arbeitsbedingungen in wurden KZ-Gefangene bei der und 8 Meter breiten Blocks waren in geschriebenen Ausrichtung der den Walther-Werken galten dagegen Trümmerbeseitigung und beim der Regel weit über 300, vorüber- Strohsäcke zum Anlass für Schikanen im Vergleich als verhältnismäßig gut. Bombenräumen im Hamburger gehend manchmal sogar über 600 und Prügel nahm, folgte der mor- Stadtgebiet eingesetzt. Durch den Häftlinge zusammengepfercht. gendliche Zählappell auf dem Einsturz beschädigter Häuser und Die beiden 1943/44 errichteten Appellplatz. Anschließend wurde bis bei der Explosion von Blindgängern Klinkergebäude umfassten je vier zur Dunkelheit gearbeitet. Die kamen immer wieder Häftlinge Blocks, die mit 500 bis 700 Männern Arbeitszeit betrug 10 bis 12 Stunden, ums Leben. belegt wurden. Ab 1944 teilten sich in den Wintermonaten etwas weni- häufig bis zu drei Gefangene eine ger. Mittags gab es eine Pause für die Bettstelle. Suppenausgabe. Gearbeitet wurde Die Waschmöglichkeiten waren bei jedem Wetter. Am Abend folgte begrenzt. In den Unterkünften roch nach dem Rückmarsch ins Lager es nach Schweiß und Fäkalien. Es erneut ein Zählappell, häufig verbun- gab keine Privatsphäre; bei der den mit Bestrafungen. Erst wenn Verteilung der besten Schlafplätze feststand, dass alle Häftlinge anwe- galt oft das Recht des Stärkeren. send waren, wurde das Abendessen ausgegeben. Bis zur Nachtruhe um 21.00 Uhr verblieb nur wenig Zeit.

Häftlinge bei Häftlingsunterkünfte 1940/41. Aufräumungsarbeiten Zwischen den Baracken fehlten zu nach einem Bomben- dieser Zeit noch die verbindenden angriff im Hamburger Mittelteile mit Latrinen und Wasch- Stadtteil Hammer- räumen. Vor der Fertigstellung der brook, 1943. (StA HH) Kanalisation im ersten Halbjahr 1941 erhielten die Häftlinge Wasser nur aus Handpumpen. Foto: SS. (ANg) 36 Unterbringung Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 37

Hygiene Verpflegung Kleidung Mäntel aus dem gleichen Stoff wie 1940/41 verfügten die Blocks nur Der Hunger beherrschte das Denken Die Gefangenen trugen anfangs die die übrige KZ-Kleidung ausgegeben. über Handpumpen. Auch nach und Verhalten der KZ-Häftlinge. Die 1938 eingeführte Einheitskleidung Viele Häftlinge versuchten, sich mit Fertigstellung einer Kanalisation 1941 Verpflegung war minderwertig, das aus blau-weiß bzw. blau-grau leeren Papiersäcken, manchmal auch blieben die sanitären Einrichtungen Essen oft ungenießbar. Zum eigenen gestreiftem Stoff, die schlecht gegen mit Stücken von Wolldecken oder mit unzureichend. An 15 bis 20 Wasser- Vorteil teilte die SS-Lagerverwaltung Kälte schützte. Zur Ausstattung Stoffresten, die sie unter der Klei- hähnen in jedem Waschraum den Häftlingen weniger Lebensmittel gehörten eine Jacke, eine Hose und dung trugen, gegen die Kälte zu drängten sich die Häftlinge morgens zu, als ihnen offiziell zugestanden eine Mütze, außerdem ein Hemd, schützen. Dies war streng verboten. zu Hunderten. Erst nach der Fleck- hätten. eine Unterhose, Socken und Schuhe. Sie riskierten Schläge und Strafmel- typhusepidemie 1941/42 wurden die Morgens gab es dünne Milchsuppe Allerdings wurden nicht immer alle dungen. Als es später an der gestreif- Häftlinge gruppenweise in ein neu oder sogenannten »Kaffee« und Kleidungsstücke ausgegeben und ten KZ-Kleidung mangelte, gab die errichtetes Duschbad geführt, mittags eine dünne Steckrübensuppe häufig waren sie geflickt, zerschlis- SS Zivilkleidung der in den Vernich- anfangs wöchentlich, später jedoch in mit wenig Fett. Manche Gefangene sen, zu klein oder zu groß. Als tungslagern Ermordeten aus, die immer längeren Abständen und erhielten dazu als »Schwerstarbeiter- Schuhe trugen die Häftlinge fast durch große, auf dem Rücken und 1944/45 nur noch in Ausnahmefäl- zulage« ein belegtes Brot. Abends ausschließlich Holzschuhe. Anstelle teilweise auch auf den Hosenbeinen len. Handtücher und Seife gab es wurde die Brotration für den nächs- von Socken gab es oft nur Fußlap- aufgemalte gelbe Kreuze auffällig kaum. Die Unterwäsche wurde ten Tag ausgegeben, dazu etwas pen. Im Winter 1942/43 wurden gekennzeichnet wurde. anfangs alle 14 Tage, später immer Margarine, Käse oder Marmelade. seltener gewechselt. Zur Bekämp- fung von Ungeziefer in den Baracken fand ab 1942 das Gas Zyklon B Verwendung; dennoch plagten vor allem Flöhe und Läuse die Häftlinge.

Waschraum. Zeichnung des ehemaligen dänischen Häftlings Hans Peter Sørensen. (ANg) Austeilung der Suppe. Hans Peter Sørensen. (ANg) Bekleidung im KZ. Zeichnung des ehemaligen französischen Häftlings Lazare Bertrand. (Musée de l’Ordre de la Libération, Paris) 38 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 39

sterben

Die Häftlinge waren täglich mit dem »Euthanasie«-Anstalt in Bernburg/ Tod konfrontiert – sie mussten Saale mit Giftgas ermordet wurden. zusehen, wie ihre Kameraden 1942 führte die SS als Lagerstrafe starben, und lebten ständig in der Hinrichtungen ein, die auf dem Angst, selbst umzukommen. Auch Appellplatz vollzogen wurden. Im der Rauch des Krematoriums Frühjahr 1943 wurden in großer Zahl erinnerte sie immer wieder an den von der Justiz überstellte »Siche- Tod. KZ-Häftlinge wurden im KZ rungsverwahrte« ermordet, indem sie Neuengamme erschlagen, ertränkt, über die Postenkette getrieben und erhängt, erschossen oder durch »auf der Flucht« erschossen wurden. Giftgas getötet. Sie verhungerten Das KZ Neuengamme diente als oder gingen zugrunde, weil Beklei- Hinrichtungsstätte der Gestapo sowie Verbrennungsöfen im Krematorium, 1945. (ANg) dung, Unterbringung und Hygiene im August/September 1943 auch zur ungenügend waren. Sie starben Hinrichtung für von der Justiz zum beurkundung der todesfälle kliniken Hamburg-Eppendorf und infolge fehlender Medikamente und Tode Verurteilte. Sie wurden an und leichenbeseitigung Kiel erhielten mehrere Hundert unterlassener ärztlicher Hilfe, an der Kläranlage erschossen oder im Bis März 1941 beurkundete das Leichen, zumeist von Hingerichte- körperlicher Überanstrengung bei Arrestbunker erhängt. Auch sow- Standesamt des Ortes Neuengamme ten. Ab Mai 1941 ließ die SS die der Arbeit oder an Misshandlungen. jetische Kriegsgefangene, die auf- die Todesfälle im KZ Neuengamme, Toten in einem provisorischen grund des »Kommissarbefehls« in dann erhielt das Konzentrationslager Krematorium in der Nähe des Lagers Hinrichtungen und Wehrmachtslagern ausgesondert ein eigenes Standesamt (»Sonder- verbrennen, bis 1942 ein Krematori- mordaktionen worden waren, wurden im KZ Neuen- standesamt A«). Anfangs brachte ein um neben dem Häftlingslagerbereich Im Frühjahr 1942 suchte eine Ärzte- gamme getötet. Im Herbst 1942 wur- Bestattungsunternehmer die Toten in Betrieb genommen wurde. Dieses kommission das KZ Neuengamme auf den 448 von ihnen in zwei Aktionen zum städtischen Krematorium auf war bald zu klein, sodass im Dezem- und wählte »Arbeitsunfähige«, Juden in dem eigens hierfür umgebauten dem Ohlsdorfer Friedhof. Die ana- ber 1944 ein neues Krematorium und andere Häftlinge aus, die in der Arrestbunker mit Zyklon B vergast. tomischen Institute der Universitäts- errichtet wurde.

Tod im elektrischen Zaun. Zeich- nung des ehemaligen sowjetischen Häftlings W. Petrow. (ANg) Der Arrestbunker diente auch als Hinrichtungsstätte der SS und der Hamburger Gestapo. Foto: Sgt. K. Edward, 1946. (ANg) 40 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 41

Die Außenlager

Das Rüstungsministerium und die duktion, errichteten Bunker, Indus- Industrie forderten ab 1942 verstärkt trieanlagen und Untertageproduk- den Einsatz von KZ-Häftlingen als tionsstätten, legten Panzersperr- Arbeitskräfte. Daraufhin entstanden gräben an und wurden in der in der Nähe von Produktionsstätten Trümmerbeseitigung und bei der und Baustellen zahlreiche Außen- Instandsetzung von Verkehrswegen lager, die meisten im letzten eingesetzt. Kriegsjahr. In den 24 Frauenaußenlagern, die Insgesamt wurden mehr als 1944/45 dem Hauptlager Neuen- 85 Außenlager des KZ Neuengamme gamme zugeordnet waren, wurden im gesamten nordwestdeutschen Frauen über und unter Tage in der Raum eingerichtet, neben Hamburg Rüstungsproduktion sowie bei der vor allem in Bremen, Hannover, Trümmerbeseitigung und im Behelfs- Salzgitter, Hildesheim und Porta wohnheimbau eingesetzt. Sie kamen Westfalica. Das erste Außenlager des aus der Sowjetunion, der Tschecho- KZ Neuengamme bei einem slowakei, Ungarn, Polen, Slowenien, Rüstungsbetrieb entstand ab August Frankreich, Belgien, den Niederlan- 1942 in Wittenberge. den und Deutschland. In der zweiten Kriegshälfte waren Die Lebensbedingungen der Häft- und unzureichende Unterbringung in Wehrmacht, Staat und SS arbeiten in mehr als 60 Männeraußenlagern linge in den Außenlagern waren oft nur provisorischen Unterkünften. mussten, waren im Hauptlager des KZ Neuengamme Zehntausende geprägt durch SS-Terror, überan- Während im März 1945 in den Neuengamme zur selben Zeit 13 000 Männer aus den besetzten Ländern strengende Arbeit, fehlenden Außenlagern ungefähr 40 000 Häft- Männer inhaftiert. als Arbeitskräfte eingesetzt. Arbeitsschutz, mangelhafte medizi- linge – ca. 28 000 Männer und über Sie arbeiteten in der Rüstungspro- nische Versorgung, Unterernährung 12 000 Frauen – für Wirtschaft,

Reichswerke »Hermann Göring« in Salzgitter, 1944. Hier bestand das Außenlager Drütte. (TNA) Häftlinge des Frauenaußenlagers Bremen-Obernheide. (StA HB) Befreite Häftlinge im »Auffang- lager« Wöbbelin, 2. Mai 1945. Foto: US-Armee. (USHMM) 42 Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 43

Das Ende

Ab Sommer 1944 begann die SS, Die Aktion »weiße busse« überstellt worden waren. War kein Bahntransport möglich, frontnahe Konzentrationslager zu Im März 1945 wurde das KZ Neuen- 20 Kinder, die im KZ Neuengamme wurden die Häftlinge zu Fuß aus den räumen. Die Häftlinge und kriegs- gamme zum Sammelpunkt für alle in für medizinische Experimente miss- Lagern getrieben. Die tagelangen wichtige Produktionsanlagen wurden Deutschland inhaftierten dänischen braucht worden waren, 4 Häftlinge, Märsche waren für die Frauen und in das Reichsinnere verlegt, wo zahl- und norwegischen Gefangenen. die sie betreut hatten, sowie Männer eine Qual und bedeuteten reiche neue KZ-Außenlager ent- Die Einrichtung des »Skandinavier- 24 sowjetische Kriegsgefangene häufig ihren Tod. Wer zusammen- standen. Als im Frühjahr 1945 auch lagers« im KZ Neuengamme war ein wurden in dem bereits geräumten brach oder nicht Schritt halten die Konzentrationslager im Reichsin- Zugeständnis Heinrich Himmlers an Außenlager am Bullenhuser Damm konnte, wurde von den Wachmann- neren geräumt wurden, standen den Vizepräsidenten des Schwe- in Hamburg-Rothenburgsort am schaften erschossen. kaum noch Ausweichlager zur dischen Roten Kreuzes, Graf Folke 20. April ermordet. Verfügung. Bernadotte, als Vorleistung für Zugleich musste ein 600 bis 700 »Auffanglager« Die Auflösung des Neuengammer erhoffte Kontakte zur britischen Mann starkes Restkommando von Die meisten Transporte führten in Lagerkomplexes begann am 24. März Regierung, mit der Himmler zur Häftlingen das Lager herrichten. sogenannte »Auffanglager«. 1945 mit der Räumung der Außenla- Abwendung einer totalen Niederlage Gezielt ließ die SS die Spuren der In das Kriegsgefangenenlager ger im Emsland. Anfang April folgten einen Waffenstillstand aushandeln Verbrechen verwischen. Die Akten Sandbostel bei Bremervörde wurden die Außenlager im Weserbergland, wollte. Nachdem schon zuvor Kranke wurden verbrannt, Baracken von ca. 9000 Häftlinge aus Bremer und in Wilhelmshaven, Hannover, Braun- mit den »Weißen Bussen« nach Stroh und Unrat gereinigt, Prügel- Hamburger Außenlagern sowie schweig und Salzgitter, dann die Schweden transportiert worden bock und Galgen beseitigt. Kranke aus dem KZ Neuengamme Bremer und Hamburger Außenlager. waren, wurden am 20. April 1945, Die letzten Häftlinge und SS-Leute gebracht. Tausende von Häftlingen wurden in als mit der Räumung des Hauptlagers verließen das Lager am 2. Mai 1945. Über 8000 Häftlinge, in der Mehr- »Auffanglager« wie Wöbbelin oder begonnen wurde, über 4000 zahl Jüdinnen und Gefangene aus Bergen-Belsen gebracht, in denen dänische und norwegische Häftlinge »todesmärsche« dem Raum Hannover, wurden in sie ohne Nahung, ohne jegliche in einem Konvoi von 120 Fahrzeugen Für die Räumungstransporte setzte das KZ Bergen-Belsen gebracht. medizinische Versorgung und unter aus dem KZ Neuengamme nach die SS Güterwaggons ein, in denen Das Außenlager Wöbbelin bei Lud- katastrophalen hygienischen Schweden gebracht. 50 bis 100 Häftlinge, manchmal auch wigslust wurde zur letzten Station Bedingungen sich selbst überlassen mehr, zusammengedrängt wurden. für ca. 5000 Häftlinge, vor allem aus blieben. Die Auflösung des Hauptlagers Mit nur wenig oder keiner Verpfle- den Außenlagern im Raum Braun- Das Hauptlager diente noch bis gung versehen, waren manche der schweig/Salzgitter. An diesen drei Kriegsende als Hinrichtungsstätte. Transporte viele Tage unterwegs. Orten sind Tausende an Hunger und Am 21. und 23. April exekutierte die Bei Fahrtpausen wurden die zahl- Krankheiten zugrunde gegangen. SS 58 Männer und 13 Frauen, die reichen Toten neben den Bahn- aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel gleisen abgelegt oder begraben. 44 Das Ende Das KZ NeueNgamme 1938 bis 1945 45

Die toten des KZ Neuengamme

Kurz vor Kriegsende hat die SS die Insgesamt sind einschließlich der Akten und Dokumente der Lagerver- hingerichteten Gestapo- und waltung vernichtet. Die Zahl der Justizgefangenen nachweisbar Menschen, die im Konzentrations- mindestens 42 900 Menschen lager Neuengamme zu Tode kamen, umgekommen. lässt sich deshalb nicht exakt fest- Hinzu kommen mehrere Tausend stellen. Die Namen von ca. 22 500 Häftlinge, die nach ihrem Abtrans- Häftlingen, die im KZ Neuengamme port, oft in stark geschwäch- einschließlich der Außenlager vor tem Zustand, in anderen Lagern Beginn der Räumung des Haupt- umkamen oder nach ihrer Befreiung lagers Ende März 1945 starben, sind an den Folgen der KZ-Haft starben. bekannt. Die Gesamtzahl der Toten Es muss davon ausgegangen werden, bis Ende März 1945 lässt sich auf dass mehr als die Hälfte der ca. ca. 26 800 schätzen. Bei den Räu- 100 400 Häftlinge des Konzentra- mungsmärschen und -transporten tionslagers Neuengamme die in die sogenannten »Auffanglager« nationalsozialistische Verfolgung (ohne das KZ Bergen-Belsen) und nicht überlebte. bei der Bombardierung der Häft- Die brennende »Cap Arcona«, 3. Mai 1945. (IWM) lingsschiffe in der Lübecker Bucht starben noch einmal mindestens 16 100 Menschen.

KZ-schiffe auf der Ostsee Bei einem britischen Luftangriff am Da zur Räumung des Hauptlagers 3. Mai 1945, der Absetzbewegungen Neuengamme keine Ausweichlager deutscher Truppenteile über die mehr zur Verfügung standen, Ostsee verhindern sollte, wurden die beschlagnahmte der NSDAP-Gau- in der Lübecker Bucht vor Neustadt leiter von Hamburg, Karl Kaufmann, liegenden Schiffe »Cap Arcona« und Schiffe, auf die von Lübeck aus mehr »Thielbek« irrtümlich angegriffen. als 9000 Häftlinge gebracht wurden. Nahezu 7000 Häftlinge verbrannten, Zusammengedrängt in den Laderäu- ertranken oder wurden bei dem men starben viele von ihnen an Hun- Versuch, sich zu retten, erschossen. ger, Durst und Krankheiten. Nur 450 Menschen überlebten. Auszug aus einem der im Krankenrevier des Lagers geführten Totenbücher. (ANg) 46 Der Ort Nach 1945 47

DEr Ort NAcH 1945

Nach Ende des Krieges nutzte die die »Jugendanstalt « (später britische Militärverwaltung die »Justizvollzugsanstalt IX« oder »JVA Gebäude des ehemaligen Konzen- IX«), auf dem einstigen KZ-Gelände. trationslagers Neuengamme als Auf Drängen der KZ-Überlebenden »Russian DP Camp« (DP: displaced wurde 1953 eine erste Gedenksäule person) für ehemalige sowjetische im Bereich der ehemaligen Lagergärt- Zwangsarbeiterinnen und Zwangsar- nerei errichtet. 1965 entstand das beiter aus dem Hamburger Raum, als internationale Mahnmal mit der Stele, Internierungslager für Angehörige der Gedenkmauer und der Skulptur von SS, NSDAP und Wehrmacht »Der gestürzte Häftling«. und für zivile Funktionsträger des 1981 wurde das Dokumentenhaus NS-Staates sowie als Transitcamp. mit einer ersten Dauerausstellung 1948 übergaben die britischen eröffnet. Nach und nach konnten Besatzungsbehörden das Lager an weitere Teile des Geländes in die die Stadt Hamburg, die in bestehen- Gedenkstätte einbezogen werden, den und neu errichteten Gebäuden bis schließlich der gesamte Bereich ein Gefängnis, das »Männergefängnis des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme« (später »Justizvoll- nach der Verlagerung der beiden zugsanstalt Vierlande«, »Justizvoll- Gefängnisse 2003 und 2006 voll- zugsanstalt XII« oder »JVA XII«), ständig an die Gedenkstätte über- einrichtete. Ende der 1960er-Jahre geben und umgestaltet wurde. Die 1970 fertiggestellte Justizvollzugsanstalt auf dem Gelände der ehemaligen entstand ein weiteres Gefängnis, Tongruben, 1992. (ANg)

Mai 1945: Deutsche Internierte treffen im ehemaligen KZ Neuengamme ein. Standbild aus britischem Filmmaterial. (IWM) Die 1965 gestaltete Anlage mit Gedenkmauer und »Weg der Nationen«. (ANg) Das zum Haus des Gedenkens um- gestaltete Dokumentenhaus, 1995. (ANg) 48 Der Ort Nach 1945 49

Zeittafel ab 1945

2. Mai 1945 Die letzten SS-Männer verlassen das KZ Neuen- 18. März bis Hauptprozess gegen den Führungsstab des KZ gamme; am Abend erreicht ein Vorauskommando 3. Mai 1946 Neuengamme vor einem britischen Militärgericht britischer Soldaten das geräumte Lager. im Curio-Haus in Hamburg; von 14 Angeklagten 9. Mai 1945 Das Lager wird »Russian DP Camp« (DP: displaced werden 11 zum Tode verurteilt und hingerichtet. person) für ehemalige sowjetische Zwangsarbeite- Herbst 1946 Erweiterung des Internierungslagers um ein rinnen und Zwangsarbeiter aus dem Hamburger Transitcamp zur Internierung von Deutschen mit Raum. Außerdem werden deutsche Kriegsgefan- ihren Familien, die von verschiedenen Staaten in gene eingewiesen. die britische Zone ausgewiesen wurden 22. Mai 1945 Beginn der Verlegung der DPs in andere Lager Jahreswechsel Abbruch des Krematoriums 27. Mai 1945 Ankunft von mehr als 8000 im Gebiet der 9. US- 1946/47 Armee festgenommenen SS-Angehörigen Februar 1948 Im Zuge der schrittweisen Auflösung des Inter- 5. Juni 1945 Die britische Militärregierung beginnt mit der nierungslagers übergibt die britische Militär- Nutzung des ehemaligen Konzentrationslagers als verwaltung das ehemalige Klinkerwerk an Internierungslager, in das zivile Funktionsträger die Hamburger Stadtverwaltung. Die ersten des NS-Staates, mutmaßliche Kriegsverbrecher 40 Strafgefangenen und 8 Justizbeamte beziehen und aus Sicherheitsgründen Verhaftete vor allem das Klinkerwerk und beginnen dort mit Aufräu- aus Hamburg und Schleswig-Holstein eingewie- mungs- und Reparaturarbeiten. sen werden. 6. Juni 1948 Gründung der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme September 1945 Die erste Ausgabe des Bulletins der französischen als Interessenvertretung der deutschen Über- Lagergemeinschaft ehemaliger Häftlinge des lebenden des KZ Neuengamme KZ Neuengamme, der Amicale de Neuengamme, 13. August 1948 Schließung des Internierungslagers durch die erscheint. britische Militärverwaltung; anschließend Auch in Belgien schließen sich die Überlebenden Übernahme des Geländes und der ehemaligen des KZ Neuengamme noch 1945 zusammen. KZ-Gebäude durch die Hamburger Gefängnis- behörde

Ehemalige KZ-Häftlinge im Krematorium des geräumten KZ Neuen- gamme. Die Aufnahme entstand am 5. Mai 1945. Foto: IWM. (ANg) Der ehemalige Neuengamme- Häftling Herbert Schemmel identifiziert SS-Leute, 1945. (ANg) Prozess im Hamburger Curio-Haus gegen 14 SS-Angehörige, 1945. (ANg ) 50 Zeittafel ab 1945 Der Ort Nach 1945 51

6. September 1948 Eröffnung des »Männergefängnisses Neuen- 1970 Eröffnung eines zweiten Gefängnisses, der gamme« (später »Justizvollzugsanstalt Vierlande«) »Jugendanstalt Vierlande«, auf dem Gelände der Frühjahr 1949 Abriss der Holzbaracken im ehemaligen ehemaligen Tongruben. Das neue Gefängnis wird Häftlingslager bis Mitte der 1980er-Jahre als Jugendgefängnis, Mitte 1949 Vermietung des Klinkerwerks an ein Unterneh- anschließend als geschlossene Anstalt im men, das dort die Produktion von Leichtbau- Erwachsenenstrafvollzug genutzt (JVA IX). platten aufnimmt 18. Oktober 1981 Eröffnung des Dokumentenhauses mit der 14. Juli 1949 Grundsteinlegung für den Neubau eines Zellen- ständigen Ausstellung »Arbeit und Vernichtung« trakts des Männergefängnisses Neuengamme im zur Geschichte des Konzentrationslagers ehemaligen Häftlingslager Neuengamme. Die KZ-Gedenkstätte Neuen- 10. Dezember 1950 Bezug des neuen Zellentrakts gamme wird eine Außenstelle des Museums für 1951 Sprengung fast aller Wachtürme Hamburgische Geschichte. 18. Oktober 1953 Errichtung einer Gedenksäule mit der Inschrift Juli 1982 Anlage eines Rundwegs um das frühere KZ- »Den Opfern 1938–1945« im Bereich der Gelände durch das erste internationale Jugend- ehemaligen Lagergärtnerei am nördlichen Rand workcamp des ursprünglichen KZ-Geländes 1982/83 Bau eines neuen Einzelhaftgebäudes für das erste 1958 Zusammenschluss der nationalen Verbände der Gefängnis, die Justizvollzugsanstalt Vierlande ehemaligen KZ-Häftlinge zur Amicale Interna- (JVA XII) tionale de Neuengamme; der Verband fordert von 14. Februar 1984 Nach Protesten gegen den erwogenen Abriss des der Stadt Hamburg die Einrichtung einer würdigen vom Verfall bedrohten Klinkerwerks stellt die Gedenkstätte. Stadt Hamburg das Klinkerwerk sowie die nicht 7. November 1965 Einweihung des internationalen Mahnmals mit der von den Gefängnissen genutzten Teile des Stele, der Gedenkmauer mit den Nationentafeln ehemaligen KZ-Geländes unter Denkmalschutz. und der Plastik »Der gestürzte Häftling«; 1985 bis 1991 Restaurierung des Klinkerwerks mit Mitteln der Anlegung eines Parks Stadt Hamburg und der Bundesanstalt für Arbeit

Grundsteinlegung für einen Zellentrakt des Männergefängnisses Neuengamme am 17. Juli 1949. (Strafvollzugsbehörde Hamburg) Die 1953 für die Opfer des KZ Neuengamme errichtete Gedenk- säule. (ANg) Eröffnung des Dokumenten- hauses, 1981. (ANg) 52 Zeittafel ab 1945 Der Ort Nach 1945 53

23. November 1986 Umbenennung eines Teiles des Neuengammer erarbeitet im Hinblick auf die beschlossene Heerwegs in »Jean-Dolidier-Weg« Gefängnisverlagerung ein Gesamtkonzept für eine 1988 Die geplante Bebauung des ehemaligen Appell- umfassende Neugestaltung der Gedenkstätte. platzes mit weiteren Gefängnisgebäuden führt zu 6. April 1993 Der Hamburger Senat und die Bürgerschaft internationalen Protesten. stimmen dem von der Kommission vorgelegten 17. Juli 1989 Der Hamburger Senat beschließt, das ältere der Konzept für die zukünftige Entwicklung der KZ- beiden Gefängnisse, die Justizvollzugsanstalt Gedenkstätte Neuengamme zu. Vierlande (JVA XII), bis Mitte der 1990er-Jahre 1994 Die erste Ausgabe der von der KZ-Gedenkstätte vom ehemaligen KZ-Gelände an einen anderen jährlich herausgegebenen Zeitschrift »Beiträge zur Standort zu verlagern. Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung 6./7. Juni 1990 Die Hamburger Bürgerschaft begrüßt den in Norddeutschland« erscheint. Beschluss zur Verlagerung der JVA XII und bittet 27. April 1994 Für die EDV-Erfassung aller verfügbaren Häftlings- den Senat zugleich um Prüfung, »ob und wie in daten zum Zweck der sozialstatistischen Auswer- den nächsten Jahren auch die Jugendstrafanstalt tung und der Erstellung eines wissenschaftlich Vierlande aufgegeben und das Gebäude abgeris- abgesicherten Totenbuchs werden von Senat und sen werden kann«. Bürgerschaft der Stadt Hamburg Sondermittel 1990 bis 1993 Im Rahmen eines Oral-History-Projekts werden bereitgestellt. lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Mai 1994 Errichtung eines Containergebäudes, in dem Häftlingen in insgesamt 14 europäischen Ländern wegen der Umgestaltung des vormaligen sowie in Israel und den USA geführt. Dokumentenhauses zum Haus des Gedenkens 7. Mai 1991 Einsetzung einer Kommission zur Entwicklung der das Archiv der Gedenkstätte, Büros und Räume KZ-Gedenkstätte Neuengamme unter Vorsitz des für die Besucherbetreuung untergebracht werden Ersten Bürgermeisters, Henning Voscherau. Die August 1994 Im Bereich des ehemaligen »Lagerbahnhofs« wird mit Bürgerschaftsabgeordneten, Wissenschaftlern die Gleistrasse rekonstruiert und ein historischer und KZ-Überlebenden besetzte Kommission Güterwaggon aufgestellt.

Loren aus dem ehemaligen KZ vor der 1970 erbauten JVA IX. (ANg) Im November 1986 wurde ein Teil des Neuengammer Heerwegs nach dem ehemaligen Häftling Jean Dolidier benannt. (ANg) Seit 1981 finden in Neuengamme Workcamps mit Jugendlichen aus aller Welt statt. Aufnahme von 1986. (ANg) 54 Zeittafel ab 1945 Der Ort Nach 1945 55

4. Mai 1995 Anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung 27. Juli 1999 Vorlage einer neuen Gedenkstättenkonzeption werden das von dem Künstler Thomas Schütte durch die Bundesregierung; erstmals werden mit zum Haus des Gedenkens umgestaltete Doku- Bergen-Belsen, Dachau und Neuengamme auch mentenhaus und in einem Teilbereich des von der KZ-Gedenkstätten in den alten Bundesländern in JVA XII als Werkstätten genutzten Gebäudes der eine dauerhafte Förderung einbezogen. ehemaligen Walther-Werke die neu erarbeitete August 2000 Baubeginn einer neuen Justizvollzugsanstalt in Dauerausstellung »Über-Lebens-Kämpfe – Hamburg-Billwerder Häftlinge unter der SS-Herrschaft« eröffnet. 1. Oktober 2000 Die Justizbehörde übergibt das bis dahin als Juni 1996 Der Hamburger Senat beschließt – unter dem Dienstwohnung genutzte ehemalige Kommandan- Vorbehalt einer erfolgreichen Haushaltskonsoli- tenhaus des KZ Neuengamme an die Gedenk- dierung – den Neubau einer Justizvollzugsanstalt stätte; das Gebäude wird anschließend restauriert. in Hamburg-Billwerder. 5. September 2001 Beschluss der Hamburger Bürgerschaft, nach 1. Juni 1997 Eröffnung der ergänzenden Dauerausstellung Fertigstellung der neuen Justizvollzugsanstalt in »Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Hamburg-Billwerder und nach Auslagerung der Ziegelproduktion« im Klinkerwerk über die JVA XII das gesamte historische Gelände und die Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge in der Gebäude an die Gedenkstätte zur Umgestaltung Ziegelherstellung und Erweiterung (2002 – 2006) zu übergeben September 1997 Das neue Hamburger Regierungsbündnis aus SPD 13. Oktober 2001 Der nach den Bürgerschaftswahlen vom 23. Sep- und Bündnis 90/Die Grünen (GAL) bekräftigt im tember 2001 in den Koalitionsverhandlungen Koalitionsvertrag das Ziel der Gefängnisverlage- von CDU, Partei Rechtsstaatlicher Offensive rung und beschleunigt die Planungen. (Schill-Partei) und FDP »angesichts des drin- 1. Januar 1999 Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme wird aus dem genden Bedarfs an Haftplätzen« angekündigte Museum für Hamburgische Geschichte ausgeglie- Verzicht auf die Schließung der JVA XII führt dert und als selbstständige Einrichtung direkt der international zu heftigem Protest. Der designierte Hamburger Kulturbehörde zugeordnet.

Haus des Gedenkens. (ANg) Neuengamme, Mai 1995. (ANg) Mauer der 1970 zunächst als Jugendhaftanstalt eröffneten JVA IX. In der Inschrift »Hier stand mal ein Konzentrationslager« dokumentiert sich der Protest. Aufnahme von 1988. (ANg) 56 Zeittafel ab 1945 Der Ort Nach 1945 57

Erste Bürgermeister, Ole von Beust, sucht 4. Mai 2005 Eröffnung der neu gestalteten Gedenkstätte am daraufhin eine Lösung im Einvernehmen mit Ort des ehemaligen Häftlingslagers. Zentrale den Opferverbänden. Elemente sind neben dem Studienzentrum, der Dezember 2001 Die ehemaligen SS-Garagen werden nach ihrer Bibliothek und dem Archiv die in einer ehemaligen vorzeitigen Übergabe an die Gedenkstätte für Häftlingsunterkunft eingerichtete Hauptausstel- Büro- und Ausstellungszwecke umgebaut. lung »Zeitspuren«, die Studienausstellung 24. Januar 2002 Die Hamburger Bürgerschaft beschließt die »Dienststelle KZ Neuengamme« über die Lager-SS Verlagerung der JVA XII bis zum 30. Juni 2003, in den ehemaligen SS-Garagen, das Offene Archiv die vorzeitige Rekonstruktion des ehemaligen sowie im Außengelände die Markierung der Appellplatzes noch während des laufenden Barackengrundrisse und Lagerumzäunungen Gefängnisbetriebs und die Realisierung der und archäologische Freilegungen. gesamten Neugestaltung bereits bis zum Februar 2006 Das zweite Gefängnis, die JVA IX, wird nach 60. Jahrestag der Befreiung im Mai 2005. Hamburg-Billwerder verlagert und damit die 26. Juni 2003 Eröffnung der neuen Justizvollzugsanstalt in Nutzung des Geländes für den Strafvollzug Hamburg-Billwerder beendet. Die letzten Bereiche werden an die 30. Juni 2003 Schließung der JVA XII und Übergabe des Gedenkstätte übergeben, die jetzt 57 Hektar Geländes an die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. umfasst. Die Gedenkstätte umfasst eine Fläche von 5. Mai 2007 Eröffnung der Ergänzungsausstellung »Mobilisie- 50 Hektar mit 15 ehemaligen KZ-Gebäuden und rung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit rund 41 000 Quadratmetern umbautem Raum. in der Rüstungsproduktion« in dem ehemaligen August 2003 bis Abriss der Nachkriegsbauten, Restaurierung und KZ-Rüstungsbetrieb Walther-Werke Mai 2005 Umbau der noch erhaltenen Gebäude und 19. Mai 2007 Eröffnung der Ausstellung »Gefängnisse und Neugestaltung des ehemaligen Lagergeländes; die Gedenkstätte: Dokumentation eines Wider- Mittel werden vom Land Hamburg und aus dem spruchs«, die an einem Mauerrest der JVA IX im Bundeshaushalt bereitgestellt. Bereich der ehemaligen Tongruben installiert ist

Am 30. Juni 2003 wird das Gelände des ehemaligen Häftlings- lagers mit einer Gedenkfeier an die KZ-Gedenkstätte übergeben. (ANg) Blick auf den neu gestalteten Haupteingang. (ANg) Abriss der JVA IX im Jahr 2007. (ANg) 58 Der Ort Nach 1945 59

britisches Internierungslager transitcamp

Am Abend des 2. Mai 1945 erreich- Kriegsverbrecher und aus Sicher- mit der Zeit. Die Internierten wurden Dem Internierungslager war seit ten britische Soldaten das KZ Neuen- heitsgründen Verhaftete eingewiesen an der Verwaltung des Lagers betei- Herbst 1946 ein Transitcamp für aus gamme und fanden das Lager, ein wurden. ligt und konnten sich mit Unterstüt- verschiedenen Staaten ausgewiesene riesiges Gelände mit einer Vielzahl Unter dem Eindruck der NS-Ver- zung der Hamburger Behörden deutsche Männer, Frauen und Kinder von Baracken und Gebäuden, weit- brechen hatten die Alliierten schon und Kirchen auch kulturell betätigen, angeschlossen. Dieses Lager war das gehend verlassen vor – was sich dort während des Krieges Maßnahmen z. B. Konzerte und Theaterstücke einzige seiner Art in der britischen zugetragen hatte, offenbarte der beschlossen, die der nationalsozialis- aufführen, Vorträge halten und sich Besatzungszone. Ort nicht. tischen Gesinnung in der deutschen in Arbeitsgemeinschaften fortbilden. Die Ausgewiesenen kamen aus Län- Da Gebäude und Infrastruktur als Bevölkerung entgegenwirken sollten. Im Sommer 1947 führten britische dern Europas, Afrikas und Asiens, Massenunterkunft geeignet schie- So war vorgesehen, bestimmte Per- Fachleute im Lager einen Modell- wo sie häufig schon zu Kriegsbeginn nen, wurden noch im selben Monat sonengruppen nach einem alliierten versuch durch, Nationalsozialisten interniert worden waren. Ein großer ehemalige sowjetische Zwangsarbei- Sieg automatisch zu internieren zu Demokraten »umzuerziehen«. Teil waren Missionare mit ihren terinnen und Zwangsarbeiter aus (»automatic arrest«). Die Mehrzahl Viele Internierte wurden nach Familien, die nun in Neuengamme dem Hamburger Raum dort unter- der Internierten gehörte einer dieser Einzelfallprüfungen oder aufgrund von kirchlichen Hilfswerken unter- gebracht und versorgt. Gleichzeitig Gruppen an, vor allem waren dies von Amnestien entlassen. stützt wurden. Nach kurzer Über- kamen in andere Teile des Lagers Funktionsträger der NSDAP, Mit- 1948 löste die britische Militärver- prüfung konnten die meisten der deutsche Kriegsgefangene. arbeiter von Gestapo und SD sowie waltung das Internierungslager auf Ausgewiesenen das Lager nach weni- Ab Anfang Juni 1945 nutzte die SS-Mitglieder. Unter den Angehöri- und übergab das Gelände an die gen Tagen wieder verlassen. Stellte britische Militärverwaltung gemäß gen der Waffen-SS waren auch Stadt Hamburg, die es anschließend sich bei den Vernehmungen jedoch den Beschlüssen der Potsdamer Nichtdeutsche. für den Strafvollzug nutzte. heraus, dass die Befragten eine Konferenz das ehemalige Konzen- Das Lager in Neuengamme hieß wichtige Position in einer Auslands- trationslager als Internierungslager, seit November 1945 offiziell »Civil organisation der NSDAP bekleidet in das anfangs vor allem SS-Ange- Internment Camp No. 6« (CIC 6). hatten oder der Spionage verdächtig hörige, dann zivile Funktionsträger Die anfangs harten Lebensbedin- waren, wurden sie in das benach- des NS-Staates, mutmaßliche gungen im CIC 6 verbesserten sich barte CIC 6 verlegt.

Britische Soldaten am Lagereingang, 2. Juni 1945. Standbild aus britischem Filmmaterial von Lieutenant Thompson. (IWM) Blick vom südöstlichen Wach- turm auf das Internierungslager im ehemaligen KZ Neuengamme. (ANg) Deutsche Internierte im Internierungslager, Mai 1945. (IWM) 60 Der Ort Nach 1945 61

Gefängnisse und Gedenkstätte auf dem historischen KZ-Gelände

Nach Auflösung des britischen die schon im Konzentrationslager als Nachdem der Hamburger Senat ehemaliger Häftlinge des KZ Neuen- Internierungslagers im Jahr 1948 Unterkünfte für Häftlinge gedient beschlossen hatte, das ehemalige gamme um ein würdiges Denkmal übernahm die Stadt Hamburg hatten, wurden 1954 und 1957 Konzentrationslager als Gefängnis führten zur Errichtung des noch Gelände und Gebäude des ehema- umgebaut; das östliche nahm Speise- zu nutzen, war das Gelände auch heute bestehenden internationalen ligen Konzentrationslagers Neuen- säle, Magazine und eine Kranken- weiterhin für die Öffentlichkeit und Mahnmals. Es wurde am 7. Novem- gamme. Im Bereich des Häftlings- abteilung auf, das westliche, an der für ein Gedenken nicht zugänglich. ber 1965 eingeweiht. Die Anlage lagers wurde das »Männergefängnis Straße gelegene, die Gefängnisver- Die Erinnerung an die Vergangenheit umfasst eine Stele mit der Inschrift Neuengamme« eingerichtet. Die waltung. Ebenfalls 1957 wurde der mussten die Überlebenden zunächst »Euer Leiden, Euer Kampf und Euer Kritik der Überlebendenverbände Appellplatz beseitigt und im Bereich allein wachhalten. Ihre nachdrück- Tod sollen nicht vergebens sein«, an der Gefängnisnutzung wies der der ehemaligen Krankenreviere ein lichen Interventionen veranlassten eine Gedenkmauer mit 18 Nationen- Hamburger Senat mit dem Argument Sportplatz angelegt. den Hamburger Senat schließlich, der tafeln und die von der Amicale zurück, das Gefängnis solle beispiel- Im Laufe der 1980er-Jahre kamen Errichtung einer kleinen Gedenksäule Internationale de Neuengamme haft sein für den neuen, liberalen in dem nun »Justizvollzugsanstalt zuzustimmen. Die 1953 eingeweihte gestiftete Plastik »Der gestürzte Strafvollzug in Hamburg. Vierlande« (JVA XII) genannten Säule trug die Inschrift »Den Opfern Häftling« der französischen Bildhaue- Wenige Monate nach der Über- Gefängnis weitere Neubauten hinzu. 1938–1945«. Allerdings durfte sie rin Françoise Salmon. Auf den nahme des Geländes wurden die In der JVA XII waren zunächst aus- nur am nördlichen Rand des eigent- Flächen der ehemaligen Lagergärt- Holzbaracken des Häftlingslagers schließlich Männer in Haft. Ab lichen Lagerbereichs auf dem abseits nerei wurde ein Park angelegt. abgerissen und 1949/50 durch einen 1995 gab es auch eine Abteilung gelegenen Gelände der ehemaligen Der Zugang zum eigentlichen Lager- neuen Zellentrakt ersetzt. Die im für Frauen. Lagergärtnerei errichtet werden. Da gelände blieb der Öffentlichkeit ehemaligen Konzentrationslager Die Justizvollzugsbeamten waren die SS hier Asche der im Krematori- jedoch weiterhin verwehrt. errichteten festen Gebäude fanden zunächst im ehemaligen SS-Lager um verbrannten Toten verstreuen 1970 wurde der Grundriss des 1947 als Haft- und Verwaltungsgebäude und im Kommandantenhaus unter- ließ, wurde diesem Ort Friedhofs- abgerissenen Krematoriums als oder Werkstätten weiter Verwen- gebracht. 1953 wurde für sie im charakter zugesprochen. Gedenkort markiert und über eine dung. nördlichen Lagerbereich eine Wohn- Die Bemühungen des 1958 gegrün- Birkenallee, die durch das Gefängnis- Die beiden großen Klinkergebäude, siedlung errichtet. deten internationalen Dachverbands gelände führte, zugänglich gemacht.

Richtfest des Neubaus im Män- nergefängnis, 17. Mai 1950. (ANg) Einweihung der ersten Gedenk- säule am 18. Oktober 1953. Foto: Conti-Press. (StA HH) Feierliche Einweihung des internationalen Mahnmals am 7. November 1965. Foto: Hansa-Bild. (ANg) 62 Gefängnisse und Gedenkstätte auf dem historischen KZ-Gelände Der Ort Nach 1945 63

Trotz der Kritik an der Einrichtung 40 Jahre nach der Errichtung des Errichtung weiterer Gefängnisgebäu- Die Ausstellung beschritt neue Wege des ersten Gefängnisses wurde Ende Konzentrationslagers und mehr als 30 de auf dem ehemaligen Lagergelände der Vermittlung und brach mit einem der 1960er-Jahre auf dem Gelände Jahre nach der Eröffnung des ersten fasste der Hamburger Senat im Juli traditionellen Ausstellungsdesign. der ehemaligen Tongruben mit dem Gefängnisses – beschloss die 1989 den Beschluss, die seit 1948 Zur gleichen Zeit wurde das bisherige Bau eines zweiten Gefängnisses, der Hamburger Bürgerschaft den Bau bestehende Justizvollzugsanstalt Dokumentenhaus künstlerisch zum »Jugendanstalt Vierlande«, begon- einer Dokumentationsstätte in Vierlande (JVA XII) zu verlagern, um Haus des Gedenkens umgestaltet. nen. Sie wurde am 15. Januar 1970 Neuengamme. der Würde des Ortes gerecht zu 1995 bestand die KZ-Gedenkstätte eröffnet. Im Oktober 1981 wurde das Doku- werden. Bis zur tatsächlichen Schlie- aus dem Gelände um das internatio- Zunächst waren hier 300 jugendliche mentenhaus mit einer ersten Dauer- ßung des Gefängnisses im Juni 2003 nale Mahnmal mit dem Haus des Untersuchungs- und Strafgefangene ausstellung auf 250 Quadratmetern vergingen dann allerdings noch Gedenkens, dem ehemaligen Klinker- untergebracht. Bis 1980 wurde die Ausstellungsfläche eröffnet. einmal 14 Jahre. werk, in dem 1997 eine ergänzende Jugendanstalt Vierlande als Jugend- Schrittweise wurden danach die Im Vorgriff auf die beschlossene, Ausstellung eröffnet wurde, und gefängnis, anschließend als geschlos- öffentlich zugänglichen Teile des aber noch ausstehende Gefängnis- der Ausstellungshalle im Südflügel sene Anstalt im Erwachsenenstraf- Geländes in die Gedenkstätte verlagerung wurde 1994 ein Teil der der ehemaligen Walther-Werke. vollzug (JVA IX) genutzt. einbezogen. Der Bau eines Rund- als Gefängniswerkstätten genutzten Der Weg dorthin führte entlang In den 1970er-Jahren nahm die wegs 1982 und die erfolgreichen ehemaligen Walther-Werke für eine der Gleistrasse, vorbei an dem ehe- Bereitschaft zur Auseinandersetzung Bemühungen für den Erhalt des neue Dauerausstellung zur Verfü- maligen »Lagerbahnhof«, dem mit der NS-Vergangenheit in der Klinkerwerks 1983/84 waren hierbei gung gestellt. Platz des Krematoriums und an den bundesdeutschen Gesellschaft zu. wichtige Stationen. Die im Südflügel der ehemaligen 1997 freigelegten Überresten des Jugendverbände und Gewerkschaf- Doch das Nebeneinander von Walther-Werke zum 50. Jahrestag SS-Schießstandes. ten engagierten sich in Hamburg für Haftanstalten und KZ-Gedenkstätte, der Befreiung 1995 eröffnete Nachdem nach den Bürgerschafts- ein Gedenken und die Dokumen- die sich um einen angemessenen Ausstellung »Über-Lebens-Kämpfe – wahlen von 2001 durch den neuen tation der Verbrechen am Ort des Umgang mit dem historischen Ort Häftlinge unter der SS-Herrschaft« Senat kurzzeitig eine Fortführung ehemaligen Konzentrationslagers. bemühte, blieb ein Widerspruch. konnte in einer ca. 1000 Quadratme- des Gefängnisbetriebs erwogen und Am 4. September 1979 – mehr als Nach Protesten gegen die geplante ter großen Halle präsentiert werden. unter dem Druck der Proteste wieder

Wegweiser bis 2004. (ANg) Die Dauerausstellung von 1995 »Über-Lebens-Kämpfe – Häftlinge unter der SS-Herrschaft«. Foto: H. Scharnberg. (ANg) Stoffbahnen mit den Namen der Toten im heutigen Haus des Gedenkens. (ANg) 64 Gefängnisse und Gedenkstätte auf dem historischen KZ-Gelände Der Ort Nach 1945 65

verworfen worden war, erfolgte Begründungen für den Beschluss des im Jahr 2003 die Verlagerung der Hamburger Senats vom 28. Februar JVA XII. 2005, auch das zweite Gefängnis, die Gelände und Gebäude wurden der JVA IX, aufzugeben. Gedenkstätte übergeben. Nach einer Nach der Schließung des Gefängnis- mit Bundes- und Landesmitteln ses im Februar 2006, dem Abriss und finanzierten Umgestaltung konnte der Übergabe auch dieses Gelände- am 4. Mai 2005 – zum 60. Jahrestag bereichs im Mai 2007 gehört heute der Befreiung – auf dem historischen nahezu das gesamte Areal des Lagergelände die KZ-Gedenkstätte einstigen Konzentrationslagers zur Neuengamme als Ausstellungs-, KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Begegnungs- und Studienzentrum An die Nutzung des ehemaligen mit einer dafür neu erarbeiteten, auf Konzentrationslagers zu Zwecken des über 2000 Quadratmeter vergrö- Strafvollzugs erinnern im Gelände ßerten Hauptausstellung sowie der zwei »Zeitschnitte« – ein Überrest Studienausstellung zur Lager-SS des 1949/50 errichteten Zellentrakts neu eröffnet werden. des ersten Gefängnisses und ein Seit dem 5. Mai 2007 wird im nord- Mauerrest mit einem Wachturm des westlichen Flügel der ehemaligen zweiten, 1970 errichteten Gefäng- Walther-Werke eine Dauerausstel- nisses. An diesem Mauerrest ist seit lung zur KZ-Zwangsarbeit in der dem 19. Mai 2007 eine Ausstellung Rüstungsproduktion gezeigt. installiert, die sich mit dem Wider- Die »historische Verantwortung spruch der Existenz von Strafvollzug gegenüber den Opfern und ihren und Gedenkstätte auf dem histo- Ausstellung »Gefängnisse und Gedenkstätte: Dokumentation eines Widerspruchs« Hinterbliebenen« war eine der rischen Gelände beschäftigt. an dem Mauerrest der ehemaligen JVA IX, 2007. (ANg)

Themenbereich »Alltag und Arbeit« in der Hauptausstellung. (ANg) Studienzentrum und Gabionen, die die Grundrisse der Häftlings- baracken markieren. (ANg) Das Gelände des ehemaligen Häftlingslagers. (ANg) 66 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 67

DIE KZ-GEDENKstättE NEuENGAmmE

Die Gedenkstätte umfasst heute ausstellungen zur KZ-Zwangsarbeit nahezu das gesamte ehemalige Areal in der Rüstungsproduktion und in der des Konzentrationslagers Neuen- Ziegelproduktion sowie zu dem über gamme in einer Größe von 57 Hektar Jahrzehnte bestehenden Wider- mit 15 aus der Zeit des Konzentra- spruch zwischen der Nutzung des tionslagers erhaltenen Gebäuden; Geländes für Gefängnisse und den sie ist damit eine der größten Forderungen nach einem Gedenk- KZ-Gedenkstätten in Deutschland. und Dokumentationsort. Ein Archiv, Das Außengelände ist erschlossen eine Bibliothek und ein Offenes und dokumentiert. Archiv sowie ein Studienzentrum für Die Gestaltung im ehemaligen Projekte und Seminarprogramme Häftlingslager ist geprägt durch die dienen der Sammlung, Dokumen- Markierungen der Barackengrund- tation und Vermittlung. risse und der Lagerumzäunungen Die Gedenkstätte ist heute ein Ort sowie durch archäologische Freile- des Gedenkens und ein Lernort. gungen. Die Gedenkstätte ver- fügt über fünf Dauerausstellungen – die Hauptausstellung »Zeitspuren« in einer der ehemaligen Häftlingsun- terkünfte, eine Studienausstellung zur Lager-SS in den ehemaligen Blick vom Eingang auf den rekonstruierten Appellplatz und das Gebäude der SS-Garagen sowie drei Ergänzungs- Hauptausstellung. (ANg)

Themenbereich »Die Häftlings- gruppen« in der Hauptausstellung; (ANg) Gabionen im Bereich der ehema- ligen Funktionsbaracken; (ANg) Ein Flügel des damaligen Eingangs- tors des KZ Neuengamme, 2005 von der Amicale Internationale KZ Neuengamme an die Gedenkstätte übergeben. (ANg) 68 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 69

Profil der Gedenkstätte internationalen Kooperationspart- Aufgaben k Kontaktpflege mit KZ-Überleben- nern und Begegnungsprogramme. den und deren Angehörigen Die Wahrnehmung der Gedenkstätte Veränderte und verstärkte Informa- k Erforschung und Vermittlung der k Zusammenarbeit mit Opferverbän- in der Öffentlichkeit ist die Vorausset- tionsmöglichkeiten, neue Veranstal- Geschichte der Stätten national- den im In- und Ausland zung für eine nachhaltige Wirkung tungsformen, wie die Entwicklung sozialistischer Verfolgung in k Recherchen für Haftnachweise im als Bildungseinrichtung und als Teil von Veranstaltungsreihen oder die Hamburg Zusammenhang mit Renten- und des historischen Gedächtnisses der Durchführung von Sonderausstel- k Erarbeitung und Präsentation von Entschädigungsfragen Stadt. Die Angebote der Gedenk- lungen, die Teilnahme an großen Ausstellungen k pädagogische Begleitung von stätte sollen Bestandteil des kultu- städtischen Veranstaltungen und k Veröffentlichung von Katalogen, jährlich ca. 1500 Schul-, Jugend- rellen Lebens der Stadt sein, über eine stärkere Präsenz in den Ange- Forschungsergebnissen und und Erwachsenengruppen ihre Grenzen hinaus wirken und zur boten anderer kultureller Einrichtun- Häftlingserinnerungen k Ausrichtung von kulturellen, internationalen Verständigung gen ergänzen die neuen Formen k Herausgabe der Zeitschrift pädagogischen und historisch- beitragen. In den letzten Jahren hat der pädagogischen Arbeit. »Beiträge zur Geschichte der politischen Veranstaltungen die Gedenkstätte intensiv neue Wege Das Programmprofil der Gedenk- nationalsozialistischen Verfolgung k Veranstaltung von Vorträgen, in der Information über das KZ stätte setzt die Vermittlung der in Norddeutschland« Gespräche mit Zeitzeuginnen Neuengamme und seine Nachge- Geschichte des KZ Neuengamme in k Zusammenarbeit mit Universitäten, und Zeitzeugen, Tagungen schichte und in der Vermittlung der Bezug zu aktuellen Fragestellungen, Forschungseinrichtungen, Museen Geschichte des Nationalsozialismus die für die Auseinandersetzung mit und Geschichtsinitiativen Aktuelles Veranstaltungsprogramm entwickelt. Neue pädagogische der Schoah, mit Menschenrechts- k Kooperation mit Gedenkstätten im der Gedenkstätte im Internet unter Formen wie »Projekttage«, berufs- verletzungen in Vergangenheit und In- und Ausland www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de gruppenspezifische Angebote Gegenwart, für die Entwicklung k Unterstützung der mehr als und die Einführung von Modulen demokratischen Denkens und Han- zwanzig musealen Gedenkstätten in der Gruppenbegleitung zählen delns und für das Miteinander ver- an Orten der ehemaligen Außen- ebenso dazu wie Seminare mit schiedener Kulturen wegweisend sind. lager des KZ Neuengamme

Internationale Jugendbegegnung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 2005. (ANg) Projektgruppe vor den freigelegten Fundamenten eines Teiles einer Häftlingsbaracke, 2007. (ANg) Theaterveranstaltung im ehemaligen Klinkerwerk, 2009. (ANg) 70 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 71

Gelände

Das Gelände gliedert sich in den 60 Text- und Bildtafeln erläutern das Auf vier Meter langen, herabhän- trationslagers verbrannten Toten Gedenkbereich mit dem internationa- Gelände und ermöglichen seine genden Stoffbahnen sind die Namen verstreut worden ist und das der len Mahnmal, der Gedenkanlage und Erkundung. Zusätzlich vermitteln der Toten des KZ Neuengamme Künstler mit Koniferen gestaltet hat. dem Haus des Gedenkens sowie in Audioguides umfangreiche Informa- verzeichnet, soweit sie aus den nur In der zentralen Halle des Hauses den südlich anschließenden großen tionen. lückenhaft überlieferten Quellen zu des Gedenkens ist in einer Vitrine ein Dokumentations- und Ausstellungs- Im Bereich des ehemaligen Häftlings- ermitteln waren. Die 22 460 Namen Modell des ehemaligen Konzen- bereich. Rundwege erschließen das lagers markieren gestaltete Grund- sind in der Abfolge des Todesdatums trationslagers Neuengamme zu weiträumige Areal und führen zu den risse die einstigen Standorte der angegeben; gegen Kriegsende sehen. Das 4,65 Meter lange Modell historischen Gebäuden und Anlagen Holzbaracken und anderer Gebäude. werden die Namenskolonnen von zeigt den Gebäudebestand aus der wie dem ehemaligen Klinkerwerk, Auch die früheren Zaunverläufe Tag zu Tag länger. Den Opfern, deren Zeit von 1947/48. Es ist selbst bereits dem Hafenbecken, dem Gebäude und die Lage der Wachtürme sind Namen nicht bekannt sind, ist ein ein geschichtliches Exponat – die der früheren Metallwerke Neuen- gekennzeichnet, sodass die Aus- Raum gewidmet, in dem unbedruckte Hamburger Gefängnisbehörde hatte gamme GmbH (»Walther-Werke«), dehnung und die Gliederung des Tücher lagern. es anfertigen lassen, als sie 1948 den den Häftlingsunterkünften und den Lagergeländes für die Besucherinnen In einem schlichten Seitenraum mit noch weitgehend unveränderten von der SS genutzten Gebäuden. und Besucher erkennbar wird. Blick auf das internationale Mahnmal Lagerkomplex für die Einrichtung des liegen in sieben Pultvitrinen einige ersten Gefängnisses übernahm. Im der bedeutendsten erhalten geblie- gleichen Maßstab hat die Stadtent- Haus des Gedenkens benen originalen Dokumente des wicklungsbehörde 1995 ein neues Konzentrationslagers – handschrift- Abbild des Gesamtgeländes in der 1995 entstand das Haus des Geden- skulpturale Qualität und den sakralen lich geführte Totenbücher aus dem Form moderner Architekturmodelle kens. Der Düsseldorfer Künstler Charakter der Architektur hervortre- Krankenrevier des Häftlingslagers. erstellen lassen. Beide Modelle Thomas Schütte erhielt den Auftrag, ten zu lassen. Der Blick durch die sechs gleichmä- werden nebeneinander präsentiert das 1981 errichtete Dokumentenhaus Um eine quadratische Zentralhalle ßig angeordneten Glastüren geht auf und veranschaulichen die Verände- umzugestalten. Er legte die Wände läuft eine Galerie, deren hohe Wand- das große Feld, auf dem die Asche rungen des einstigen KZ-Geländes in bis auf den Rohbeton frei, um die flächen rot gefärbt sind. der im Krematorium des Konzen- den Nachkriegsjahrzehnten. 72 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 73

Ausstellungen

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme Waschraum und eine Latrine, war einzelner Häftlinge zu nähern. Der studienausstellung verfügt über fünf Dauerausstellun- teils erhalten geblieben, teils wurde Umgang der Stadt Hamburg mit dem »Dienststelle KZ Neuengamme: gen. Darüber hinaus werden in sie wieder hergestellt. Gelände des ehemaligen KZ Neuen- Die Lager-SS« einem Sonderausstellungsraum Die Geschichte des Konzentrations- gamme sowie die sich im Laufe der Die Studienausstellung »Dienststelle eigene Wanderausstellungen sowie lagers Neuengamme und seiner Jahrzehnte stark verändernden KZ Neuengamme: Die Lager-SS« von anderen Einrichtungen erstellte Außenlager von 1938 bis 1945 bildet Erinnerungsformen werden ebenfalls bietet anhand von Prozessunterlagen, Ausstellungen gezeigt, die die den Schwerpunkt der Hauptausstel- thematisiert. Durch ihren Aufbau und Dokumenten und Biografien umfang- Themen der Dauerausstellungen lung. Im Mittelpunkt stehen dabei die ihre Darstellungsformen eignet sich reiche Informationen zu den Tätern ergänzen und vertiefen. Dokumentation der begangenen die Hauptausstellung auch sehr gut und Täterinnen und zum System der Verbrechen und die Darstellung des für die pädagogische Arbeit. Konzentrationslager. Die Ausstellung Hauptausstellung Leidens der Häftlinge. Die Informati- Bei der Erarbeitung der Ausstellung ist in einem der historischen Gebäu- »Zeitspuren: Das Konzentrations- onen werden auf drei Ebenen präsen- spielte ein multiperspektivischer de des ehemaligen SS-Garagen- lager Neuengamme 1938–1945 tiert: Kurze, großformatige Texte für Ansatz eine wichtige Rolle. Die Komplexes untergebracht. Sie um- und seine Nachgeschichte« einen schnellen Überblick bilden die Erinnerungen einzelner Menschen – fasst fünf Themenbereiche. Den Die Hauptausstellung »Zeitspuren: erste Ebene. Auf einer zweiten und seien es ehemalige Häftlinge oder Ausgangspunkt bildet die juristische Das Konzentrationslager Neuen- dritten Ebene finden Besucherinnen Angehörige der britischen Armee, Aufarbeitung der im KZ Neuen- gamme 1938–1945 und seine Nach- und Besucher detaillierte Informati- seien es SS-Männer und -Frauen gamme begangenen Verbrechen. Die geschichte« wird in einem 1943/44 onen. Präsentiert werden historische oder im Internierungslager Inhaf- hier zentrale Frage des Verhältnisses im Häftlingslager errichteten Klinker- Quellen wie Aktenmaterial, Fotogra- tierte, politische Entscheidungsträger von Tat und Verantwortung wird in gebäude gezeigt, das als Häftlingsun- fien oder Gegenstände in Verbindung der Nachkriegszeit oder Menschen den vielen präsentierten Biografien terkunft diente. Die Struktur des mit kurzen erläuternden Texten. Ton- der jüngeren Generation – sind sehr von SS-Angehörigen wieder aufge- Gebäudes mit vier einzeln zugäng- und Videoaufzeichnungen von Über- unterschiedlich. Die Gegenüberstel- griffen. Ferner werden die hierar- lichen Häftlingsblocks von je ca. 600 lebenden und über 150 Biografie- lung verschiedener Perspektiven chischen Organisationsstrukturen Quadratmetern, gegliedert jeweils in bücher schaffen darüber hinaus die macht deutlich, dass Geschichte sich sowie die Einsatzorte im Hauptlager zwei große Unterkunftssäle, einen Möglichkeit, sich dem Schicksal widersprüchlich darstellt. und in den Außenlagern aufgezeigt. 74 Ausstellungen Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 75

In ihrem Schlussteil widmet sich die die notwendigen Schiffstransporte Nachkriegsnutzung des historischen Walther, Pistolen und Karabiner Ausstellung der Frage, was aus den für die Produktion zu gewährleisten, Gebäudes, das erst nach heftigen produzieren. Im Betrieb der SS-Angehörigen nach Kriegsende mussten die Häftlinge Bauarbeiten Auseinandersetzungen Ende der SS-eigenen Deutschen Ausrüstungs- geworden ist. für die Anlage eines Hafenbeckens 1980er-Jahre für die Gedenkstätte werke (DAW) wurde Holz und Metall und eines Stichkanals von der Dove erhalten werden konnte, ist ebenfalls verarbeitet. Ergänzungsausstellung Elbe zum Lager ausführen. Gegenstand der Ausstellung. Die Ergänzungsausstellung »Mobili- »Arbeit und Vernichtung: Die Ergänzungsausstellung »Arbeit sierung für die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangsarbeit in der und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit Ergänzungsausstellung KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungs- Ziegelproduktion« in der Ziegelproduktion« im Ostflügel »Mobilisierung für die Kriegswirt- produktion« wird in einem Flügel des Hamburg sollte nach Vorstellung der des ehemaligen Klinkerwerks infor- schaft: KZ-Zwangsarbeit in der Gebäudes der ehemaligen Walther- Nationalsozialisten zur »Führerstadt« miert über die Arbeitsbedingungen Rüstungsproduktion« Werke gezeigt, das 1942 bis 1944 ausgebaut werden. Hierfür war eine in diesem Bereich des KZ Neuen- Ab 1942 wurden auf dem Gelände durch Häftlinge für die Waffenpro- umfassende Neugestaltung des gamme. Sie dokumentiert die des Konzentrationslagers Neuen- duktion der Firma Walther auf dem rechten Elbufers mit Großbauten Planungen für das »Neue Hamburg«, gamme Zweigbetriebe von Rüstungs- KZ-Gelände errichtet wurde. aus Klinkersteinen vorgesehen. die Produktionsverfahren und den unternehmen errichtet. Häftlinge Die Ausstellung dokumentiert u. a. Zur Produktion der in großer Stück- Arbeitsalltag der Häftlinge. Die Häft- mussten für die Deutsche Messappa- die Arbeitsbedingungen im KZ zahl benötigten Steine richtete die linge mussten schwerste körperliche rate GmbH (Messap) Zeitzünder Neuengamme, als die Arbeitskraft SS auf dem Gelände einer stillge- Arbeit unter primitiven Bedingungen für Granaten produzieren, für die der Häftlinge – bedingt durch den legten Ziegelei in Neuengamme das verrichten, viele starben bei der Hamburger Motorenfabrik Carl Kriegsverlauf – immer stärker für die Konzentrationslager ein und ließ Arbeit oder infolge von Erschöpfung Jastram Schiffsteile und Schiffsmo- Rüstung ausgebeutet wurde. Die hier ein neues Klinkerwerk errichten. und Erkrankungen. Im Verlauf des toren herstellen und reparieren sowie Metallwerke Neuengamme GmbH, Als Arbeitskräfte beim Bau des Zweiten Weltkrieges wurde die im Betrieb der Metallwerke Neuen- die die größte Rüstungsproduktions- Klinkerwerks 1940 bis 1942 und Produktion des Klinkerwerks auf die gamme GmbH (»Walther-Werke«), stätte auf dem KZ-Gelände waren, später in der Ziegelproduktion wur- Herstellung von Bauelementen für einem Zweigbetrieb des thürin- stehen im Mittelpunkt. Die Ausstel- den KZ-Häftlinge eingesetzt. Um Notunterkünfte umgestellt. Die gischen Waffenherstellers Carl lung informiert auch über die 76 Ausstellungen Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 77

allgemeinen Strukturen der Zwangs- ebenso viele Jahre der Bemühungen k Blickwinkel und Perspektiven der k »Die Zeichnung überlebt ...« arbeit in der deutschen Rüstungs- um ein würdiges Gedenken an Täter, der Opfer und anderer Bildzeugnisse von Häftlingen des produktion, zu der Menschen aus diesem Ort. Augenzeugen KZ Neuengamme fast allen Ländern Europas heran- Die Ausstellung stellt Hintergründe k Ein KZ wird geräumt. Häftlinge k Der Hamburger Hafen im National- gezogen wurden. und Umstände der Errichtung der zwischen Vernichtung und Befrei- sozialismus. Wirtschaft, Zwangsar- Gefängnisse und die weitere, teils ung. Die Auflösung des KZ Neuen- beit und Widerstand Ergänzungsausstellung konfliktreiche Entwicklung bis gamme und seiner Außenlager k »Die Orte bleiben« – Gedenkstät- »Gefängnisse und Gedenkstätte: zu ihrem späteren Abriss dar und durch die SS im Frühjahr 1945 ten für die Opfer des Nationalsozi- Dokumentation eines Wider- schildert die Geschichte des k KolaFu – ein Ort der Willkür und alismus in Hamburg spruchs« Erinnerns. Gewalt. Zur Geschichte des Kon- Der Umgang mit dem Gelände des zentrationslagers und der Strafan- Informationen zur Ausleihe: ehemaligen Konzentrationslagers wanderausstellungen im stalten Fuhlsbüttel 1933–1945 Heidi Heitmann nach 1945 ist Thema der Ausstellung Verleih k »... dass wir es verstanden haben, KZ-Gedenkstätte Neuengamme »Gefängnisse und Gedenkstätte: Zusätzlich zu den Dauerausstellun- in dem fürchterlichen Kampf [email protected] Dokumentation eines Wider- gen werden von der KZ-Gedenk- Frauen zu bleiben.« Zur Geschichte spruchs«. Sie befindet sich im Außen- stätte seit 2001 jährlich Wanderaus- der Hamburger Frauenaußenlager sonderausstellungen gelände der Gedenkstätte im Bereich stellungen erarbeitet, deren Themen des KZ Neuengamme Im Südflügel des ehemaligen der ehemaligen Tongruben an dem einen Bezug zu Widerstand und k »In Hamburg ist meine Jugend Rüstungsbetriebs der Metallwerke Mauerrest des 1970 auf dem Gelän- Verfolgung in Hamburg oder zum KZ geblieben.« Zwangsarbeit in Neuengamme GmbH (»Walther- de errichteten und 2006 geschlos- Neuengamme haben. Sie werden Hamburg 1940 – 1945 Werke«) werden Sonderausstel- senen zweiten Gefängnisses, der jährlich zum 27. Januar erstmals im k Die unsichtbaren Helfer. Die Ham- lungen mit wechselnden Themen zur Justizvollzugsanstalt IX. Hamburger Rathaus für drei Wochen burgerin Hiltgunt Zassenhaus und Vertiefung der Dauerausstellungen Beinahe 60 Jahre Strafvollzug auf gezeigt und können im Anschluss die norwegische Seemannsmission präsentiert. Aktuelle Ausstellungen dem Gelände des ehemaligen ausgeliehen werden. Themen der im Einsatz für die in Fuhlsbüttel werden im Veranstaltungsprogramm Konzentrationslagers bedeuten bisher erarbeiteten Ausstellungen: 1940–1945 inhaftierten Norweger und im Internet angekündigt.

78 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 79

bildungsangebote in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Als Ort der Auseinandersetzung mit KZ-Gedenkstätte Neuengamme zur Projektwochen oder Recherchen. Sie stätten im Bullenhuser Damm in Geschichte und Gegenwart ist die Verfügung. unterstützt Schulen, die ihr histo- Rothenburgsort, in Fuhlsbüttel und KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein Besucherinnen und Besucher erhal- risch-gesellschaftskundliches Profil in Poppenbüttel, betreut. Lernort von europäischer Bedeutung. ten Führungen über das Gelände schärfen möchten. Gedenkstätten- Forschendes Lernen wird durch das Sie ermöglicht nationale und und durch die Ausstellungen, es pädagogik und Studienzentrum Offene Archiv unterstützt, das an internationale Begegnungen und werden Projekt- und Studientage beteiligen sich an Projekten der einem Ort die Nutzung von Mate- bietet für Menschen aus dem In- und sowie Weiterbildungsmöglichkeiten Friedenspädagogik und Demokratie- rialien aus den Ausstellungen, Ausland den nötigen Raum, sich angeboten, forschendes Lernen in erziehung wie auch an Initiativen dem Archiv und der Bibliothek der intensiver mit dem historischen Ort den Ausstellungen, den Seminar- gegen Rechtsradikalismus und Gedenkstätte ermöglicht. auseinanderzusetzen. Das Ziel der und Werkräumen und in einem Rassismus und sind offen für ähnlich Bildungsarbeit der Gedenkstätte ist digital gestützten Offenen Archiv ausgerichtete örtliche, regionale und Das gedenkstättenpädagogische es, Besucherinnen und Besucher im ermöglicht. nationale Projekte. Angebot Hinblick auf das im Nationalsozialis- Zu den gemeinsamen Aufgaben In den pädagogischen Angeboten mus begangene Unrecht zu sensibili- gehören die pädagogische Aus- und Gedenkstättenpädagogik der Gedenkstätte geht es – häufig sieren sowie über heutige Formen Weiterbildung von Mitarbeiterinnen Die Gedenkstättenpädagogik ver- anhand einzelner Häftlingsschick- von Intoleranz, Rassismus und und Mitarbeitern und an einer mittelt an angemeldete Besucher- sale – um die Vermittlung der Antisemitismus aufzuklären. Sie sieht Mitarbeit im pädagogischen Bereich gruppen, darunter überwiegend Geschichte des KZ Neuengamme sich einer Geschichtsdidaktik Interessierten sowie die Entwicklung Schulklassen, die Geschichte des 1938 bis 1945, verbunden mit Infor- verpflichtet, die reflexionsorientiert pädagogischen Materials wie Konzentrationslagers Neuengamme mationen über die Nachnutzung ist und die Vermittlung der Geschich- Unterrichtseinheiten, Arbeitsblätter unter besonderer Berücksichtigung des Geländes und Überlegungen te des Nationalsozialismus auf und Einführungsmedien. Die des Leids der Häftlinge. zum angemessenen Umgang mit der aktuelle Fragestellungen bezieht. Für Gedenkstätte bietet Schulen im Jährlich werden mehr als 1500 ange- nationalsozialistischen Vergangen- die Umsetzung dieser Angebote Rahmen von Kooperationsverein- meldete Gruppenbesuche in der heit. Das Angebot umfasst 1- bis stehen die Gedenkstättenpädagogik barungen die Möglichkeit zu indivi- KZ-Gedenkstätte Neuengamme und 5-stündige Veranstaltungen: und das Studienzentrum der duellen Absprachen über Projekte, ihren Außenstellen, den Gedenk- 80 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 81

Pädagogische Angebote die Erstellung einer Präsentation das »Museumsgespräch« zu wählen. anschließend im Gruppengespräch zu einem bestimmten Thema Während des 3-stündigen »Projekts« ausgewertet werden. k »Museumstour«: 1 Stunde erweitert. werden – neben der Hauptausstel- einführender Überblick für Die 1-stündige »Museumstour« ist als lung – je nach Schwerpunkt das Schwerpunktthemen für Projekte Erwachsene über die Inhalte der Angebot für Erwachsenengruppen ehemalige Häftlingslager, das Klinker- k Die Häftlinge und das Gedenken Hauptausstellung und die Orte der gedacht, die sich den Ort und die werk, das Haus des Gedenkens und an die Opfer Gedenkstätte Ausstellungen selbst erschließen weitere Orte und Ausstellungen der k Die Lager-SS k »Museumsgespräch«: 2 Stunden wollen und dazu eine kurze Einfüh- Gedenkstätte erkundet. Als 3-stün- k Häftlings- und Zwangsarbeit allgemeine Übersicht über die rung erhalten möchten. dige Veranstaltung ist ein »Projekt« k Der widerspruchsvolle Umgang Geschichte des KZ Neuengamme Das 2-stündige »Museumsgespräch« besonders gut geeignet, um einer mit der Geschichte des Konzen- und der Gedenkstätte mit dem gibt eine Übersicht über die Gruppe, die zum ersten Mal die trationslagers 1945 bis 2005 Besuch der Hauptausstellung Geschichte des größten nationalsozi- Gedenkstätte besucht, einen Über- Die Absprache weiterer Themen ist k »Projekt«: 3 Stunden alistischen Konzentrationslagers blick zur Geschichte des KZ Neuen- möglich. Die allgemeine Übersicht wird um Norddeutschlands. Schwerpunkte gamme zu vermitteln. den Besuch einer zweiten Ausstel- dieses Angebots sind der Besuch der Die Erweiterung des »Projekts« als Zu einem 5-stündigen »Projekttag« lung und einen Rundgang über Hauptausstellung »Zeitspuren: Das »Projekt plus« auf 4 Stunden bietet für Schulklassen gehören neben dem das Gelände ergänzt. Konzentrationslager Neuengamme die Möglichkeit, sich intensiver mit begleiteten Besuch der Hauptaus- k »Projekt plus«: 4 Stunden 1938 – 1945 und seine Nachgeschich- der Geschichte des Ortes auseinan- stellung, einer weiteren Ausstellung Möglichkeit der intensiveren te« sowie eine Führung durch Teile derzusetzen und zu den gewählten und eines großen Teiles des Gelän- Auseinandersetzung mit der des Geländes, insbesondere durch Themenschwerpunkten in den des auch Eigenarbeiten der Teilneh- Geschichte des Ortes unter einem das ehemalige Häftlingslager. Wenn Ausstellungen, im Gelände, im merinnen und Teilnehmer. besonderen Schwerpunktthema die Hauptausstellung bereits bekannt Offenen Archiv oder im Studien- Unter Anleitung der Pädagoginnen k »Projekttag«: 5 Stunden ist und besondere inhaltliche zentrum zu arbeiten. Die Ausstel- und Pädagogen kann in Kleingrup- Das Programm eines »Projekts« Schwerpunkte gesetzt werden sollen, lungen können auch mit Arbeits- pen im Gelände, im Offenen Archiv, wird um betreute Eigenarbeit und kann es sinnvoll sein, andere Orte für bögen selbst erschlossen und im Studienzentrum oder in der 82 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 83

Bibliothek zu gewählten Themen- mit den Tätern nach 1945 Hamburg, Widerstand und Verfol- ter einer Moderation des Gruppenbe- schwerpunkten gearbeitet werden. k Zwangsarbeit und Häftlingsalltag gung eignen sich auch die drei suchs und des Gespräches. Hierfür stehen Dokumente, Foto- k Selbstbehauptung, Kultur, Hamburger Außenstellen der Das weitläufige Gelände mit den grafien, Filme, Bücher und weitere Widerstand KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die zahlreichen Informationstafeln kann Materialien zur Verfügung. Arbeits- k Leben nach dem Überleben Gedenkstätte Bullenhuser Damm, die mithilfe eines Geländeplans oder eines ergebnisse können gestaltet, präsen- k Geschichte des Gedenkens Gedenkstätte Konzentrationslager Audioguides von einer Gruppe selbst tiert und diskutiert werden. und Strafanstalten Fuhlsbüttel erkundet werden; im Rah- Voraussetzungen für die Durchfüh- Weitere Schwerpunkte können 1933–1945 und die Gedenkstätte men einer Führung können kleinere rung eines Projekttages in der vereinbart werden, sie sind auf der Plattenhaus Poppenbüttel. Erkundungsgruppen gebildet wer- KZ-Gedenkstätte Neuengamme sind Themenliste für Projekttage auf den, die Ergebnisse und Eindrücke Grundkenntnisse der Geschichte der Website der KZ-Gedenkstätte zu Gedenkstättenpädagogik im in einem späteren Gespräch zusam- des Nationalsozialismus und ein finden. Wandel mentragen und austauschen. besonderes Interesse der Gruppe, www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de Zu den pädagogischen Herausforde- In den Ausstellungen kann die sich ausführlich mit der Geschichte rungen gehören neue Formen von Gruppenbetreuung eine selbststän- des Konzentrationslagers zu Die Anmeldung von Gruppen für Gruppenbetreuungen, die eine dige Beschäftigung mit den Themen beschäftigen. einen betreuten Besuch der eigenständige und aktive Wissens- anregen und Gespräche, in denen Die Gruppe kann ein gemeinsames KZ-Gedenkstätte Neuengamme und aneignung der Besucherinnen und Ergebnisse ausgetauscht und Thema wählen oder sich in Arbeits- ihrer Außenstellen erfolgt über Besucher fördern. Die Gedenkstät- bewertet werden, moderieren. gruppen aufteilen und zu unter- den Museumsdienst Hamburg. tenpädagogik unterstützt kreative Für diese Vorgehensweise können schiedlichen Aspekten der Lager- Tel. 040 428131-0 und assoziative Herangehensweisen Arbeitsbögen auch digital angefordert geschichte arbeiten, wie z. B.: www.museumsdienst-hamburg.de an die Geschichte des Ortes, so sind werden, die helfen sollen, zeitlich z. B. auch Audio-, Film-, Kunst- und parallele, selbstständige Gruppen- k Häftlingsgruppen und Häftlings- Für einen begleiteten Gruppenbe- Fotoprojekte möglich. arbeiten in verschiedenen Ausstel- biografien such zur Beschäftigung mit den Die weiterhin sinnvolle Gruppenbe- lungsbereichen zu organisieren und k Die Lager-SS und der Umgang Themen Nationalsozialismus in treuung hat dann mehr den Charak- deren Themen zu erschließen. 84 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 85

Offenes Archiv studienzentrum ermöglicht das Studienzentrum chen wird bei der Gestaltung des Das Offene Archiv ist eine pädago- Die Angebote des Studienzentrums Schulklassen, Jugend- und Seminar- Programms Rechnung getragen, gische Serviceeinrichtung. richten sich an Erwachsene und gruppen den Aufenthalt und die wie z. B. der Vermittlung der Schick- Es bietet Besucherinnen und Besu- Jugendliche und werden häufig in Arbeit in einer großzügigen, mit sale der Opfer von NS-Unrecht ohne chern, die über das Ausstellungsan- enger Zusammenarbeit mit Trägern moderner Medientechnik (Beamer, direkte Zeitzeugen. gebot hinaus interessiert sind, die der außerschulischen Jugend- und DVD, VHS, Internetzugang) aus- Die Entwicklung demokratischen Möglichkeit zur gezielten eigen- Erwachsenenbildung durchgeführt. gestatteten Umgebung. Denkens und Handelns, das Mitein- ständigen Nachbearbeitung und Für Angehörige von Institutionen Die Räumlichkeiten können auch ander verschiedener Kulturen und Vertiefung mithilfe von Texten, sowie von Berufsschulen, die sich von externen Gruppen angemietet die Auseinandersetzung mit Men- Bildern und Filmen. An den öffent- intensiver und auch unter berufs- werden. schenrechtsverletzungen gehören lichen Computerarbeitsplätzen kann gruppenspezifischen Fragestellungen zu den Themen der Tagungen und über eine Navigation oder über freie mit dem historischen Ort und der Angebote des Studienzentrums Seminare. Suche auf die Inhalte zugegriffen nationalsozialistischen Zeit auseinan- Das Studienzentrum richtet päda- Die Beschäftigung mit Täterschaften werden. Dafür stehen über 5500 dersetzen, werden speziell ausge- gogische und wissenschaftliche und den individuellen und institutio- digitale und nicht digitalen Medien richtete Veranstaltungen angeboten. Tagungen und Seminare aus, auch nellen Handlungsspielräumen dieser zur Verfügung. Gruppen können die Enge Kooperationen bestehen mit in Kooperation mit anderen Einrich- Zeit soll zur Reflexion über Werte Möglichkeiten des Offenen Archivs Institutionen der schulischen und tungen im In- und Ausland, und und Formen menschlichen Handelns für forschendes Lernen und zur außerschulischen Aus- und Weiter- dokumentiert deren Ergebnisse. heute anregen. Erarbeitung eigener Themen im bildung sowie Multiplikatorinnen und Dabei werden die Veränderungen in Weitere Schwerpunkte sind Fragen Rahmen des gedenkstättenpädago- Multiplikatoren in wissenschaftlichen der Erinnerungskultur und aktuelle der generationenübergreifenden gischen Angebots nutzen. Außerdem Einrichtungen. Fragen der historisch-politischen Überlieferung in die dritte und vierte bietet das Offene Archiv eine Aus- Mit Veranstaltungs- und Gruppen- Bildung besonders berücksichtigt. Generation sowie Fragen, die sich aus wahl an Kopien aus dem umfang- räumen in unterschiedlicher Größe, Der zunehmenden zeitlichen Distanz den Themenfeldern Einwanderungs- reichen Film- und Audioarchiv der zwei Filmräumen, einem Werkraum, der nachfolgenden Generationen zu gesellschaft und Geschichtserfah- Gedenkstätte. einer Küche sowie Speiseräumen den nationalsozialistischen Verbre- rung ergeben. 86 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 87

Angebotene Studientage »Studientag plus«, 7 Stunden k Zwangsarbeit und Häftlingsalltag Weitere mögliche Schwerpunkte Die Erweiterung auf einen 7-stün- k Selbstbehauptung, Kultur, sind in der Themenliste für Studien- »Studientag«, 6 Stunden digen »Studientag plus« ermöglicht Widerstand tage auf der Website der KZ-Gedenk- Erwachsenengruppen sowie die Vertiefung spezifischer Fragen k Leben nach dem Überleben stätte zu finden. Gruppen der außerschulischen und die Durchführung in seminaris- k Geschichte des Gedenkens www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de Jugendbildung können sich im tischer Form. Für Angehörige von k Die Rettung der skandinavischen Rahmen eines »Studientages« mit Polizei, Bundeswehr, Eisenbahn, Häftlinge: »Weiße Busse« Die Buchung der Studientage ist dem historischen Geschehen Feuerwehr und Verwaltung, Interes- k »Was machen Schwarze im KZ?« nur über das Studienzentrum der auseinandersetzen. Studientage zu sierte aus dem medizinischen Bereich k Medizin im Nationalsozialismus Gedenkstätte möglich. einzelnen Ländern sowie zu Fragen oder anderen Berufen besteht die k Die Rolle der Polizei in den KZ und der Erinnerungskultur und des Möglichkeit, auf ihre Berufsgruppe im nationalsozialistischen Verfol- Mehrtagesangebote gesellschaftlichen Umgangs mit bezogene Fragen einzubeziehen. gungs- und Terrorsystem Schulklassen und Jugendgruppen Holocaust und nationalsozialistischer Auch für Berufsschüler und -schüle- k Sowjetische Kriegsgefangene im können die Räumlichkeiten des Verfolgung ergänzen das Angebot. rinnen können in die Auseinander- KZ Neuengamme und die Rolle Studienzentrums nach Absprache Ein »Studientag« besteht aus einer setzung mit dem historischen Ort der Wehrmacht im System der und Voranmeldung für pädagogische Einführung, dem Besuch der Aus- Fragestellungen und Formen der Konzentrationslager Projekte über mehrere Tage nutzen. stellungen und des Geländes sowie Annäherung einbezogen werden, die k Die Rolle der Reichsbahn bei Besondere Unterstützung erhalten der Vertiefung eines Schwerpunkt- sich aus den besonderen Bedürfnis- den Deportationen in die KZ und regionale Kooperationen, mehrtägige themas in Kleingruppen im Studien- sen dieser Gruppe ergeben. Vernichtungslager internationale Jugendbegegnungen zentrum oder im Offenen Archiv. k Verwaltungshandeln im Prozess und Schüleraustauschprogramme Dokumente, Fotografien, Filme, Themen für Studientage der nationalsozialistischen Aus- sowie Workcamps. Bücher und weitere Materialien k Häftlingsgruppen und Häftlings- grenzungs- und Verfolgungspolitik In Anbetracht der geografischen Lage stehen hierfür bereit. Arbeitsergeb- biografien k Wirtschafts- und Sozialpolitik im und der Geschichte des ehemaligen nisse können gestaltet, präsentiert k Die Lager-SS und der Umgang mit Nationalsozialismus Konzentrationslagers Neuengamme und diskutiert werden. den Tätern nach 1945 k Religion im Konzentrationslager steht hierbei zunächst der nordwest-

88 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 89

europäische Raum im Vordergrund, mit Institutionen der Lehreraus- und tungen im In- und Ausland. Hinweise zu den pädagogi- vor allem Dänemark, Norwegen, -fortbildung sowie der historisch- Die Räumlichkeiten des Studien- schen und wissenschaftlichen Schweden, die baltischen Staaten, politischen Bildung. zentrums können bei Bedarf auch Veranstaltungen in der Polen, die Niederlande und Belgien. angemietet werden. KZ-Gedenkstätte Neuengamme Auch Kooperationen mit Frankreich, Themen für Mehrtagesangebote und Die Vielfalt des Informationsange- der Tschechischen Republik sowie Fortbildungen Stipendiatenbetreuung bots macht es erforderlich, unter der Ukraine, Weißrussland und k Erinnerungskultur in der Das Studienzentrum unterstützt Berücksichtigung der Vorkenntnisse Russland werden gefördert. Migrationsgesellschaft und betreut Gastwissenschaftler- und des Alters der Teilnehmerinnen k Bildungsarbeit über Nationalsozia- Innen und StipendiatInnen bei ihren und Teilnehmer und der zur Verfü- Fortbildungen lismus und Holocaust und die Rolle Recherchen in der KZ-Gedenkstätte gung stehenden Zeit Schwerpunkte Die Gedenkstätte bietet im Studien- außerschulischer Lernorte Neuengamme und bietet Räume für die begleiteten Veranstaltungen zentrum Fortbildungen von Lehr- k Verarbeitung der NS-Vergangen- und Arbeitsmöglichkeiten für einen der Gedenkstätte zu setzen. Folgen- kräften und MultiplikatorInnen aus heit in der zweiten und dritten längeren Aufenthalt. Damit soll de Orte können im Rahmen dieser allen gesellschaftlichen Bereichen an. Nachkriegsgeneration wissenschaftliche Arbeit gefördert Veranstaltungen auf dem Gelände Hierbei sollen die mitgebrachten k Nationalsozialismus und Holocaust werden, die einen thematischen des ehemaligen Konzentrationslagers Fachkompetenzen genutzt und in Medien, Literatur und Film Bezug zum historischen Ort aufweist. Neuengamme aufgesucht werden: zusätzlich die Fachkompetenzen und k Fotografien und Zeichnungen aus Qualifikationen der gedenkstätten- Konzentrationslagern und ihre Be- Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt k die Hauptausstellung »Zeitspuren: pädagogischen Mitarbeiterinnen und deutung als Medien der Erinnerung des Studienzentrums ist die Entwick- Das Konzentrationslager Neuen- Mitarbeiter für das schulische und lung qualifizierter Materialien für gamme 1938 – 1945 und seine außerschulische Lernen nutzbar Seminare und Tagungen das historisch-politische Lernen in Nachgeschichte« in einer zweistö- gemacht werden. Einige Veranstal- Das Studienzentrum bietet Raum für deutscher, binationaler und multi- ckigen ehemaligen Häftlingsunter- tungen finden in Kooperation mit pädagogische und wissenschaftliche nationaler Perspektive, mit denen kunft universitären und außeruniversitären Workshops, Seminare und Tagungen MultiplikatorInnen aus allen Berei- k das ehemalige Häftlingslager Einrichtungen statt, insbesondere in Kooperation mit anderen Einrich- chen arbeiten können. k die Studienausstellung »Dienststelle 90 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 91

KZ Neuengamme: Die Lager-SS« in Bei Tagesprojekten außerhalb der Beratung sowie Buchung von Anfahrt und treffpunkt für den ehemaligen SS-Garagen beschriebenen Module für Schulklas- Angeboten des Studienzentrums: Führungen k die ehemaligen Walther-Werke mit sen und Jugendgruppen mit Dr. Oliver von Wrochem Die Verkehrsbetriebe Hamburg- der Ausstellung »Mobilisierung für speziellen inhaltlichen und pädago- KZ-Gedenkstätte Neuengamme Holstein (VHH) stellen großen Grup- die Kriegswirtschaft: KZ-Zwangs- gischen Wünschen und bei Koopera- Tel. 040 428131-515 pen, die mit öffentlichen Verkehrs- arbeit in der Rüstungsproduktion« tionswünschen von Schulen wenden [email protected] mitteln anreisen, bei vorhersehbarer sowie Gebäude weiterer ehema- Sie sich bitte an die Gedenkstätten- Überlastung des regulären Linien- liger Rüstungsbetriebe pädagogik, Dr. Iris Groschek. Für Seminare und Fortbildungen, busses einen zusätzlichen Bus zur k die ehemaligen Tongruben mit der berufsgruppen- und berufsschul- Verfügung. Außenausstellung »Gefängnisse Buchung von Führungen und spezifische Projekte auch außerhalb Die Anfrage ist spätestens einen Tag und Gedenkstätte: Dokumentation Projekttagen: der beschriebenen Module sowie vorher an die VHH zu richten. eines Widerspruchs« Museumsdienst Hamburg schulische und außerschulische Tel. 040 72594-0 k das ehemalige Klinkerwerk mit der Tel. 040 428131-0 Mehrtagesprojekte wenden Sie Ausstellung »Arbeit und Vernich- www.museumsdienst-hamburg.de sich bitte an das Studienzentrum, Der Treffpunkt für Gruppenfüh- tung: KZ-Zwangsarbeit in der [email protected] Dr. Oliver von Wrochem. rungen ist, wenn nicht anders Ziegelproduktion« vereinbart, der Haupteingang am k das Haus des Gedenkens mit dem Nach Buchung beim Museumsdienst Über die aktuellen Bildungsangebote Jean-Dolidier-Weg 75 bei der Bus- internationalen Mahnmal erhalten Sie die Telefonnummer informiert die KZ-Gedenkstätte haltestelle »KZ-Gedenkstätte, Aus- des Pädagogen oder der Pädagogin Neuengamme auf ihrer Website. stellung«. Beratung zu Angeboten der zur Klärung des Ablaufs. Der Muse- www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de Der Haupteingang ist gekennzeich- Gedenkstättenpädagogik: umsdienst vermittelt Führungen net und ein gläserner Informations- Dr. Iris Groschek in deutscher, dänischer, englischer, pavillon bietet dort erste Informa- KZ-Gedenkstätte Neuengamme französischer, hebräischer, nieder- tionen und auch Wetterschutz. Tel. 040 428131-521 ländischer, polnischer, russischer [email protected] und spanischer Sprache.

92 Bildungsangebote Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 93

Archive und bibliothek

Praktische Hinweise für den Angebote für besucherinnen In der Gedenkstätte stehen für Originalschriftgut aus der Lagerver- besuch der KZ-Gedenkstätte und besucher mit behinde- Nachforschungen, Projekte, die waltung des Konzentrationslagers Neuengamme rungen Vertiefung des Ausstellungsbesuchs eine umfangreiche Sammlung von Eine kleine Cafeteria mit begrenztem Veranstaltungen mit Sehbehinderten sowie Forschungsvorhaben zwei Duplikaten andernorts verwahrter Angebot befindet sich im Gebäude und Hörgeschädigten sind möglich; Archive und eine Bibliothek zur Dokumente sowie einen bedeuten- der Hauptausstellung. In der näheren es wird um rechtzeitige Information Verfügung. den Bestand an Nachlässen, Erin- Umgebung der Gedenkstätte besteht des Museumsdienstes gebeten. Sammlungsschwerpunkte sind das nerungsberichten und Interview- keine weitere Möglichkeit, etwas ein- Tel. 040 428131-0 System der Konzentrationslager, das aufzeichnungen. Zu den Unterlagen zukaufen. In der Cafeteria ist auch [email protected] KZ Neuengamme und die mehr als gehören auch Dokumente von NS- Selbstversorgung möglich. 85 Außenlager, die frühen Hambur- Institutionen und von Behörden der In den Vierlanden ist es häufig kühler Bis auf das 1981 errichtete Haus des ger Konzentrationslager Wittmoor britischen Besatzungsmacht bzw. als in der Hamburger Innenstadt Gedenkens sind alle öffentlich und Fuhlsbüttel, Widerstand und der beiden deutschen Staaten und sehr windig; dies sollte bei der zugänglichen Gebäude rollstuhl- Verfolgung in Norddeutschland, nach 1949. Wahl der Kleidung berücksichtigt gerecht eingerichtet. »vergessene Opfer« des National- Zu den wichtigsten Beständen werden. Rundwege innerhalb der sozialismus, Nachkriegsgeschichte, gehören Reproduktionen aus dem Gedenkstätte haben Schotterbelag der Umgang mit der Vergangenheit britischen Nationalarchiv über Ermitt- und sollten daher möglichst mit und Gedenkstättenpädagogik. lungen zu Kriegsverbrechen im festem Schuhwerk begangen Außerdem sind die Texte und Daten KZ Neuengamme und seinen Außen- werden. aus den Ausstellungen verfügbar. lagern, Ermittlungsakten bundes- deutscher Staatsanwaltschaften und Archiv des Ministeriums für Staatssicher- Das seit der Eröffnung des Doku- heit der DDR gegen ehemaliges mentenhauses 1981 beständig KZ-Personal, Häftlingsberichte und ausgebaute Archiv der KZ-Gedenk- lebensgeschichtliche Interviews stätte Neuengamme umfasst neben (Anzahl: 2000), Teile des Hans- 94 Archive und Bibliothek Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 95

Schwarz-Archivs, Fotografien erhaltenen Dokumente der Lagerver- bibliothek ßischer Kulturbesitz) online recher- (Anzahl: 28 000), Plakate, Pläne, waltung des KZ Neuengamme. Die Bibliothek ist eine öffentlich chierbar. Bei den Neuzugängen Zeichnungen, Presseausschnitte, Für die Benutzung des Archivs und zugängliche Präsenzbibliothek mit handelt es sich nicht nur um Ankäufe, dreidimensionale Objekte (u. a. der Datenbanken zu den Häftlingen den Schwerpunkten KZ Neuen- sondern in großer Zahl um Aus- Funde vom ehemaligen Lagergelän- des KZ Neuengamme gelten die gamme und Außenlager, System der tausch- und Belegexemplare sowie de), Tonträger sowie Filme. Mehrere Bestimmungen des Hamburgischen Konzentrationslager, Widerstand und um Buchspenden. Ein Schriftenaus- Computerdatenbanken enthalten Archivgesetzes, die einschlägigen Verfolgung in Norddeutschland, tausch erfolgt mit mehr als 60 Daten von fast der Hälfte der über datenschutzrechtlichen Bestim- Zwangsarbeit, Gedenkstättenpäda- Forschungseinrichtungen und 100 000 Häftlinge des KZ Neuen- mungen und gegebenenfalls gogik und Erinnerungskultur. Der Gedenkstätten im In- und Ausland. gamme und seiner Außenlager. Nutzungsbeschränkungen durch Bestand ist nach Themenschwer- Schriftgut aus der NS-Zeit selbst Institutionen oder Privatpersonen, punkten aufgestellt und umfasst Öffnungszeiten der Bibliothek: steht nicht in großem Umfang zur die die Unterlagen der Gedenkstätte ca. 15 000 Bände sowie 75 laufend Montag–Donnerstag Verfügung, da die SS im Konzentra- überlassen haben. gehaltene Zeitschriften. Es stehen 10 10.00–15.00 Uhr, tionslager Neuengamme im April Leseplätze zur Verfügung, einer der Freitag 10.00–13.00 Uhr 1945 versucht hat, die Spuren ihrer Öffnungszeiten des Archivs: Leseplätze verfügt über einen (und nach Vereinbarung) Verbrechen zu verwischen, und ihre Montag–Freitag 9.00–17.00 Uhr Internetzugang. Der Bestand ist über Akten fast vollständig vernichtete. nach vorheriger Anmeldung einen alphabetischen Katalog und Kontakt: In den letzten Apriltagen des Jahres einen Stich- und Schlagwortkatalog Carola Kieras 1945 konnten Häftlinge jedoch Archivanfragen: in Zettelform erschlossen und KZ-Gedenkstätte Neuengamme mehrere Totenbücher und Laborbü- Dr. Reimer Möller vollständig über den GBV (Gemein- Tel. 040 428131-513 cher des Krankenreviers verstecken. KZ-Gedenkstätte Neuengamme samer Bibliotheksverbund der Länder [email protected] Diese Unterlagen sind, von Sterbere- Tel. 040 428131-537 Bremen, Hamburg, Mecklenburg- gistern des Lagerstandesamtes der [email protected] Vorpommern, Niedersachsen, SS im heutigen Standesamt Berge- Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, dorf abgesehen, die bedeutendsten Thüringen und der Stiftung Preu- 96 Archive und Bibliothek Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 97

Offenes Archiv k Hauptausstellung »Zeitspuren: dänischer, englischer, französischer, Das Offene Archiv bietet Besuche- Das Konzentrationslager Neuen- niederländischer, polnischer und rinnen und Besuchern die Möglich- gamme 1938–1945 und seinen russischer Sprache angesehen keit, die Ausstellungen gezielt und Nachgeschichte« werden. Einzelne ausgewählte Film- eigenständig nachzuarbeiten und k Ausstellung »Dienststelle beispiele finden sich als Videoclips mithilfe von Text-, Bild- sowie Aus- KZ-Neuengamme: Die Lager-SS« auf den Computerarbeitsplätzen. stellungsmaterial zu vertiefen. k Ausstellungen der Außenstellen Das Offene Archiv ermöglicht das An vier öffentlichen Computer- forschende Lernen im Rahmen von arbeitsplätzen kann über eine Navi- Der Bestand an digitalen wie nicht Projekttagen. gation oder über freie Suche auf digitalen Einzelmedien des Offenen Ab 2010 ist ein Teil des Offenen digitale und analoge Daten zu fol- Archivs kann differenziert durchsucht Archivs auch online abrufbar. genden Themen zugegriffen werden: werden. Jedes Einzelelement ist mit einer Kurzbeschreibung versehen. Öffnungszeiten des Offenen Archivs: k Das Konzentrationslager Neuen- Das Offene Archiv bietet ferner Montag–Freitag gamme und seine Außenlager eine Auswahl an Kopien aus dem 9.30–16.00 Uhr k Gebäude- und Geländeinforma- umfangreichen Film- und Audio- Samstag, Sonntag, Feiertag tionen archiv der Gedenkstätte. Zum April–September 12.00–19.00 Uhr k Entwicklung der Gedenkstätte Bestand gehören Filme mit Bezug Oktober–März 12.00–17.00 Uhr bis in die Gegenwart zum KZ Neuengamme und bearbeite- k Bildungsarbeit der KZ-Gedenk- te Zeitzeugengespräche. Erweitert Kontakt: stätte Neuengamme wird das Angebot durch Spiel- und Tel. 040 428131-521 oder -551 k Nationalsozialismus (auch regional- Dokumentarfilme über Opfer und geschichtliche Verweise) Überlebende des NS-Regimes. Das Offene Archiv befindet sich k Gedenkstätten- und Erinnerungs- Aufnahmen von Zeitzeugen- direkt neben der Ausstellung zur politik gesprächen können in deutscher, Lager-SS. 98 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 99

Außenstellen

Das NS-Rüstungsministerium und die Die drei in Hamburg gelegenen Häftlinge, die die Kinder als Pfleger 1985 wurde die Gedenkstätte um Industrie forderten ab 1942 verstärkt Gedenkstätten – die Gedenkstätte und Ärzte betreut hatten, zu dem einen von der Hamburger Künst- den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen Bullenhuser Damm, die Gedenkstätte bereits geräumten Außenlager des lerin Lili Fischer entworfenen zur Unterstützung der deutschen Konzentrationslager und Strafanstal- KZ Neuengamme im Hamburger Rosengarten ergänzt. Im selben Jahr Wirtschaft. ten Fuhlsbüttel 1933 – 1945 und die Stadtteil Rothenburgsort, der Schule wurde am Eingang zum Rosengarten Daraufhin wurden in der Nähe von Gedenkstätte Plattenhaus Poppen- im Bullenhuser Damm. Im Keller der ein Denkmal des Moskauer Bild- Produktionsstätten und Baustellen büttel – sind heute Außenstellen der Schule erhängte die SS die Kinder hauers Anatolij Mossijtschuk für zahlreiche KZ-Außenlager eingerich- KZ-Gedenkstätte Neuengamme. und ihre Betreuer; wenige Stunden die am Bullenhuser Damm ermor- tet, die meisten im letzten Kriegsjahr. später ermordete sie dort auch 24 deten sowjetischen KZ-Häftlinge Bis 1945 entstanden in Norddeutsch- Gedenkstätte bullenhuser sowjetischen Kriegsgefangene. aufgestellt. land und Hamburg mehr als Damm und rosengarten für In einem Teil des Gebäudes befindet Seit 1987 ist in der Gedenkstätte das 85 Außenlager des Konzentrations- die Kinder vom bullenhuser sich die Gedenkstätte Bullenhuser raumfüllende Wandbild »21. April lagers Neuengamme. Damm Damm mit den Kellerräumen, in 1945, 5 Uhr morgens« des Bremer Nach oft jahrelangen öffentlichen Im KZ Neuengamme führte der denen die SS die Kinder ermordete. Künstlers Jürgen Waller zu sehen, Auseinandersetzungen sind an vielen SS-Arzt Kurt Heißmeyer an Gefange- 1979 hatte eine öffentliche Auseinan- das den Keller der Schule am Morgen dieser Orte seit den 1980er-Jahren nen medizinische Experimente mit dersetzung um diesen historischen nach der Ermordung der Kinder Gedenkstätten entstanden – als Tuberkuloseerregern durch. Im Ort begonnen. 1980 wurde die darstellt. Ergebnis des Engagements von November 1944 ließ er für Versuche Schule in »Janusz-Korczak-Schule« 1994 wurde eine neue Dauerausstel- Einzelpersonen und privaten und 20 Kinder aus dem Vernichtungslager umbenannt und eine erste Ausstel- lung eröffnet. Sie dokumentiert das öffentlichen Initiativen. Auschwitz-Birkenau nach Neuen- lung in den Kellerräumen der Schule Schicksal der Ermordeten; dargestellt An mehr als 20 dieser Orte informie- gamme überstellen, deren Ermor- eröffnet. Die Ausgestaltung der wird aber auch der Umgang mit ren Ausstellungen über die Geschich- dung bei der Räumung des Konzen- Gedenkstätte, die 20 Jahre von der den Tätern in der Nachkriegszeit in te einzelner Außenlager oder trationslagers zur Vertuschung der Vereinigung »Kinder vom Bullen- Deutschland und die Geschichte über Ereignisse, die sich im Zuge Verbrechen beschlossen wurde. Die huser Damm e. V.« betreut wurde, der Aufarbeitung. der Lagerräumung ereigneten. SS brachte die Kinder sowie vier erfolgte in mehreren Schritten. Mit der Überführung in die Träger- 100 Außenstellen Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 101

schaft der Stadt Hamburg als Außen- Gedenkstätte Konzentrations- Verurteilte. Von Oktober 1944 bis für die Verfolgung und die Schicksale stelle der KZ-Gedenkstätte Neuen- lager und strafanstalten Februar 1945 nutzte die SS zudem der Häftlinge werden an Einzelbei- gamme im Jahr 1999 wurde die Fuhlsbüttel 1933 – 1945 einen Gebäudeteil der Strafanstalten spielen dokumentiert, ebenso wird Gedenkstätte Bullenhuser Damm Anfang 1933 richtete die Hamburger als Außenlager des KZ Neuen- die Nachkriegsgeschichte und der und Rosengarten für die Kinder vom Staatspolizei in einem Trakt der Straf- gamme. Über 200 Häftlinge kamen in Umgang mit den Tätern dargestellt. Bullenhuser Damm neu gestaltet anstalten im Hamburger Stadtteil diesem Lager ums Leben. und erweitert. Fuhlsbüttel ein Konzentrationslager Verschiedene Initiativen setzten sich Anschrift: ein, in das sie politische Gegner und seit 1982 für ein Gedenken im Tor- Suhrenkamp 98 Anschrift: Gegnerinnen verschleppte. Das haus der Strafanstalten an der Straße 22335 Hamburg Bullenhuser Damm 92 als »KolaFu« berüchtigte Lager wurde Suhrenkamp ein und im März 1985 20539 Hamburg 1936 in »Polizeigefängnis« umbe- beschloss die Hamburger Bürger- Anfahrt: nannt, an den Haftbedingungen schaft, dort eine Gedenkstätte S-Bahn- und U-Bahn-Station Anfahrt: änderte sich jedoch nichts. An einzurichten. »Ohlsdorf«, Linien S1, S11 und U1 S-Bahn-Station »Rothenburgsort«, diesem Ort wurden Menschen Seit 1987 befindet sich in diesem Linien S2 und S21 gefangen gehalten und gequält, die ehemaligen Eingangsgebäude der Öffnungszeiten: sich dem NS-Regime widersetzten Justizvollzugsanstalt als Außenstelle Sonntag 10.00–17.00 Uhr Öffnungszeiten: oder, wie z. B. die »Swing-Kids«, der der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (und nach Vereinbarung) Sonntag 10.00–17.00 Uhr gesellschaftlichen Normierung die Gedenkstätte Konzentrations- Der Eintritt ist frei. (und nach Vereinbarung) entzogen. Außerdem war das lager und Strafanstalten Fuhlsbüttel Der Eintritt ist frei. Polizeigefängnis ein Durchgangs- 1933–1945 mit einer Ausstellung. Führungen können über den gefängnis für Zwangsarbeiterinnen Hier wird die Geschichte des Konzen- Museumsdienst gebucht werden. Führungen können über den und Zwangsarbeiter, die wegen trationslagers Fuhlsbüttel, des Tel. 040 428131-0 Museumsdienst gebucht werden. angeblichen Fehlverhaltens in das Polizeigefängnisses und des Außen- www.museumsdienst-hamburg.de Tel. 040 428131-0 KZ Neuengamme eingewiesen lagers des KZ Neuengamme darge- www.museumsdienst-hamburg.de wurden, sowie für zum Tode stellt. Die unterschiedlichen Gründe 102 Außenstellen Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 103

Gedenkstätte Plattenhaus Ende der 1960er-Jahre begann in Die Präsentation von Biografien Anschrift: Poppenbüttel Poppenbüttel der Abriss der etwa bietet den Besucherinnen und Kritenbarg 8 Die SS hatte Mitte September 1944 in 370 Bauten umfassenden Behelfs- Besuchern die Möglichkeit, sich mit 22391 Hamburg ein kleineres Außenlager des wohnheimsiedlung. Nur das Platten- dem Schicksal einzelner gefangener KZ Neuengamme eingerichtet, das haus, in dem sich heute die Gedenk- Frauen näher zu beschäftigen. Anfahrt: bis Kriegsende bestand. 500 jüdische stätte befindet, blieb erhalten. In einem Teil des Plattenhauses ist S-Bahn-Station »Poppenbüttel«, Frauen, die im Sommer 1944 mit zwei Dort entstand im Januar 1985 auf eine Behelfsheimwohnung des Jahres Linien S1 und S11 großen Transporten aus dem Ver- Initiative verschiedener Gruppen eine 1944 eingerichtet. Hier werden nichtungslager Auschwitz-Birkenau Gedenkstätte als Außenstelle der Informationen zum Behelfswohn- Öffnungszeiten: nach Hamburg gekommen waren, KZ-Gedenkstätte Neuengamme. heimbau und zur Lebenssituation der Sonntag 10.00–17.00 Uhr wurden in einem ehemaligen Kriegs- Im Jahr 2008 wurde die Ausstellung Menschen in der Plattenhaussiedlung (und nach Vereinbarung) gefangenenlager am Feldblumenweg neu gestaltet. Ihre Schwerpunkte vermittelt. Der Eintritt ist frei. untergebracht. Sie wurden in Pop- sind die Zerstörung des jüdischen penbüttel zum Aufbau der Behelfs- Lebens in Hamburg und die Führungen können über den wohnheimsiedlung aus sogenannten Verfolgung von Frauen im National- Museumsdienst gebucht werden. Plattenhäusern eingesetzt, die bereits sozialismus. Ausgehend von dem Ort Tel. 040 4 8131-0 ab November 1943 für die Unterbrin- Poppenbüttel und seiner Umgebung www.museumsdienst-hamburg.de gung ausgebombter Menschen aus 1944/45 wird die Geschichte des Hamburg in unmittelbarer Nähe des Frauenaußenlagers des KZ Neuen- Bahnhofs Poppenbüttel errichtet gamme in Sasel sowie weiterer sieben wurde. Sie mussten aber auch in Frauenaußenlager in Hamburg und der Hamburger Innenstadt sowie Wedel dokumentiert. Die Zeit nach für verschiedene Firmen und für die Kriegsende und der Umgang mit den Stadt Hamburg Zwangsarbeit ver- Orten der Verfolgung sind weitere richten. Themen der neuen Ausstellung. 104 Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 105

Kontakte literaturhinweise

DIREKTOR OFFENES ARCHIV Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e. V. in Zusammenarbeit mit der Dr. Detlef Garbe Tel. 040 428131-551 KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Gedenkstätten für die Opfer des Tel. 040 428131-511 oder KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Redaktion: Hans-Joachim Höhler. [email protected] Dr. Iris Groschek Hamburg 2000 (viersprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch) Tel. 040 428131-521 Baganz, Carina: Zehn Wochen KZ Wöbbelin. Ein Konzentrationslager in Mecklen- MANAGEMENT [email protected] burg 1945. Hrsg.: Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin. Wöbbelin 2000 UND KOMMUNIKATION Borgsen, Werner/Klaus Volland: Stalag X B Sandbostel. Zur Geschichte eines Wolfgang Stiller ARCHIV Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers in Norddeutschland 1939–1945. 3. Aufl. Tel. 040 428131-547 Dr. Reimer Möller Bremen 2003 [email protected] Tel. 040 428131-512 Buggeln, Marc: Das Außenlagersystem des Konzentrationslagers Neuengamme, in: [email protected] Sabine Moller/Miriam Rürup/Christel Trouvé (Hrsg.): Abgeschlossene Kapitel? Zur PRESSE- UND Geschichte der Konzentrationslager und der NS-Prozesse. Tübingen 2002, ÖFFENTLICHKEITSARBEIT BIBLIOTHEK S. 15–27 Karin Schawe Carola Kieras Buggeln, Marc: Erinnerung am Ort der Tat. Außenlager des KZ Neuengamme, in: Tel. 040 428131-536 Tel. 040 428131-513 Dachauer Hefte 24 (2008), S. 138–152 [email protected] [email protected] Diercks, Herbert (Hrsg.): Verschleppt nach Deutschland! Jugendliche Häftlinge des KZ Neuengamme aus der Sowjetunion erinnern sich. Hrsg. im Auftrag des FORSCHUNG UND VERMITTLUNG ZENTRALE Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e. V. und der KZ-Gedenkstätte Herbert Diercks Tel. 040 428131-500 Neuengamme. Bremen 2000 (auch in russischer Sprache erschienen) Tel. 040 428131-517 Eichengreen, Lucille: Von Asche zum Leben. Erinnerungen. Neuauflage. Vorwort: [email protected] Ralph Giordano. Übertragen und Nachwort von Ursula Wamser. Hamburg 2009 Ellger, Hans: Zwangsarbeit und weibliche Überlebensstrategien. Die Geschichte der GEDENKSTÄTTENPÄDAGOGIK Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuengamme 1944/45. Berlin 2007 Dr. Iris Groschek Ernst, Christoph/Ulrike Jensen (Hrsg.): Als letztes starb die Hoffnung. Berichte von Tel. 040 428131-521 Überlebenden aus dem KZ Neuengamme. Hamburg 1989 [email protected] Eschebach, Insa: Das Konzentrationslager Neuengamme im Gedächtnis der frühen Nachkriegszeit, in: Dachauer Hefte 19 (2003), S. 71–88 STUDIENZENTRUM Garbe, Detlef: Stammlager Neuengamme, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.): Dr. Oliver von Wrochem Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Tel. 040 428131-515 Bd. 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Redaktion: Angelika Königseder. [email protected] München 2007, S. 315 – 346 106 Literaturhinweise Die KZ-geDeNKstätte NeueNgamme 107

Garbe, Detlef/Carmen Lange (Hrsg.): Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Lange, Wilhelm: Cap Arcona – Das tragische Ende einiger Konzentrationslager- Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Früh- Evakuierungstransporte im Raum der Stadt Neustadt in Holstein am 3. Mai 1945. jahr 1945. Bremen 2005 Dokumentation. Erstellt im Auftrage des Magistrats der Stadt Neustadt in Holstein. Hertz-Eichenrode, Katharina (Hrsg.): Ein KZ wird geräumt. Häftlinge zwischen Ver- 4. Aufl. Eutin/Neustadt in Holstein 2005 nichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außen- Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes/KZ-Gedenkstätte lager durch die SS im Frühjahr 1945. Katalog zur Wanderausstellung. Hrsg. im Neuengamme (Hrsg.): »Und vielleicht überlebte ich nur, weil ich sehr jung war«. Auftrag des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Bd. 1: Texte und Verschleppt ins KZ Neuengamme: Lebensschicksale polnischer Jugendlicher. Re- Dokumente; Bd. 2: Karten. Bremen 2000 daktion: Georg Erdelbrock. Bremen 1999 Jureit, Ulrike/Karin Orth: Überlebensgeschichten. Gespräche mit Überlebenden des Schwarberg, Günther: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm. KZ Neuengamme. Mit einem Beitrag von Detlef Garbe. Hamburg 1994. Göttingen 2006 Kaienburg, Hermann: »Vernichtung durch Arbeit«. Der Fall Neuengamme. Die Wirt- Strebel, Bernhard: Celle April 1945 revisited. Ein amerikanischer Bombenangriff, schaftsbestrebungen der SS und ihre Auswirkungen auf die Existenzbedingungen deutsche Massaker an KZ-Häftlingen und ein britisches Gerichtsverfahren. der KZ-Gefangenen. Bonn 1990 Bielefeld 2008 Kaienburg, Hermann: Das Konzentrationslager Neuengamme 1938–1945. Hrsg.: KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Bonn 1997 KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der nationalsozialis- tischen Verfolgung in Norddeutschland. Heft 1: Rassismus in Deutschland (1994); abkürzungsverzeichnis der Fotonachweise Heft 2: Kriegsende und Befreiung (1995); Heft 3: Die frühen Nachkriegsprozesse (1997); Heft 4: Abgeleitete Macht – Funktionshäftlinge zwischen Widerstand und ANg Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Kollaboration (1998); Heft 5: Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus IWM Imperial War Museum, London (1999); Heft 6: Museale und mediale Präsentationen in Gedenkstätten (2001); MDF Museet for Danmarks Frihedskamp 1940–1945, Kopenhagen Heft 7: Entgrenzte Gewalt. Täterinnen und Täter im Nationalsozialismus (2002); NIOD Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie, Amsterdam Heft 8: Zwangsarbeit und Gesellschaft (2004); Heft 9: Schuldig. NS-Prozesse vor StA HB Staatsarchiv Bremen deutschen Gerichten (2005); Heft 10: Hilfe oder Handel? Rettungsbemühungen StA HH Staatsarchiv Hamburg für NS-Verfolgte (2007); Heft 11: Ausgegrenzt. »Asoziale« und »Kriminelle« im TNA The National Archives (Public Record Office), London nationalsozialistischen Lagersystem (2009) USHMM United States Holocaust Memorial Museum, Washington D.C. KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Häftlinge im KZ Neuengamme. Verfolgungs- erfahrungen, Häftlingssolidarität und nationale Bindung. Hamburg 1999 Der Herausgeber hat sich bemüht, alle Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Die Ausstellungen. Deutsch – English – zu machen. Das ist leider nicht in allen Fällen gelungen. Wir bitten daher nicht Français. Redaktion: Detlef Garbe/Wolfgang Stiller. Bremen 2005 benachrichtigte Rechteinhaber, sich an den Herausgeber zu wenden. 108

Öffnungszeiten und Führungen

AUSSTELLUNGEN FÜHRUNGEN Montag – Freitag: Anmeldung kostenpflichtiger 9.30 –16.00 Uhr Führungen und Projekttage: Samstag, Sonntag, Feiertage: Museumsdienst Hamburg April – September Tel. 040 428131-0 12.00 –19.00 Uhr www.museumsdienst-hamburg.de Oktober – März Beratung: 12.00 –17.00 Uhr Tel. 040 428131-521 [email protected] OFFENES ARCHIV Öffnungszeiten wie Ausstellungen Jeden Sonntag finden um 12.00 Uhr und Tel. 040 428131-551 14.30 Uhr Führungen durch den Arbeits- kreis kirchliche Gedenkstättenarbeit statt. ARCHIV Treffpunkt ist das Plattenhaus in der Nähe Montag – Freitag 9.00 –17.00 Uhr des Klinkerwerks. nach vorheriger Anmeldung Tel. 040 428131-537

BIBLIOTHEK Montag – Donnerstag: 10.00 –15.00 Uhr Freitag: 10.00 –13.00 Uhr (und nach Vereinbarung) Tel. 040 428131-513

Der Eintritt ist frei. Das Gelände ist auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich. Geländeübersicht rundgänge

Kurzer rundweg (1,5 km, ca. 1 std.) Gebäudebestand vor 1945 Gebiet des ehemaligen häftlingslagers toiletten zugänglich während der Mittlerer rundweg (3 km, ca. 2 std.) Gebäudebestand nach 1945 Original-Zaunpfähle Öffnungszeiten der Ausstellungen in den Gebäuden mit folgenden nummern langer rundweg (4,5 km, ca. 3 std.) Grundrissmarkierungen rekonstruierte Zaunpfähle ehemaliger Gebäude (legende): 5., 12., 14. informationstafel

1. Fundamente der ehemaligen 9. Ergänzungsausstellung an dem 14. Hauptausstellung in den ehemaligen 19. Sonderaustellungen Lagergärtnerei Überrest der 1970 errichteten Häftlingsblocks 21–24 (später 25–28): 20. Fundament des ehemaligen 2. Fundament des ersten Mahnmals Justizvollzugsanstalt (2006 abgerissen): »Zeitspuren: Das Konzentrationslager Arrestbunkers (Lagergefängnis) von 1953 »Gefängnisse und Gedenkstätte: Neuengamme und seine 21. Information 3. Denkmale für Opfergruppen und Dokumentation eines Widerspruchs« Nachgeschichte« 22. Ehemaliges Hammerwerk individuelle Gedenksteine 10. Tongrube und Loren 15. Überrest des 1949 errichteten 23. Gedenkplatte am Standort 4. Internationales Mahnmal 11. Ehemaliges Kommandantenhaus Haftgebäudes (2003 abgerissen) des 1947 abgerissenen 5. Haus des Gedenkens 12. Studienausstellung in den ehemaligen 16. Studienzentrum, Archiv, Bibliothek Krematoriums 6. Plattenhaus SS-Garagen: und Verwaltung (ehemalige 24. Historischer Reichsbahn- 7. Stichkanal und Hafenbecken »Dienststelle KZ Neuengamme: Häftlingsblocks 1–4) waggon mit rekonstruierter 8. Ergänzungsausstellung im ehemaligen Die Lager-SS« 17. Appellplatz (2002/2004 rekonstruiert) Gleisanlage (Lagerbahnhof) Klinkerwerk: »Arbeit und Vernichtung: Offenes Archiv 18. Ergänzungsausstellung 25. Jean-Dolidier-Weg KZ-Zwangsarbeit in der Ziegel- 13. Ehemalige SS-Hauptwache und in den ehemaligen Walther-Werken: (ehemals Neuengammer produktion« Wachturm »Mobilisierung für die Kriegswirtschaft: Heerweg) KZ-Zwangsarbeit in der Rüstungs- 26. Busparkplatz produktion«