Amtliche Mitteilung der Nationalparkgemeinde

An einen Haushalt – Zugestellt durch Post.at VIRGER HEIMATBLÄTTER Sonderausgabe der VIRGER ZEITUNG, Nummer 14, Jahrgang 2018

Thema: Tirol an des Erlösers Grab Tiroler Pilgerfahrt nach Jerusalem (1898) Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018

Unserem Allergnädigsten Kaiser und Herrn Sr. k. und k. apost. Majestät (Seiner kaiserlich und königlich apostolischen Majestät) Franz Josef I.

dem mächtigen Förderer und Wohlthäter unserer Pilgerfahrt in tiefster Ehrfurcht und Dankbarkeit gewidmet.

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Für den weiteren „Aufbau“ bis zur „Glei- chenfeier“ des Heftes muss ich danken: • In Virgen den Familien Oberwalder, vulgo Eder, Stadler, vulgo Pötscher- jahringer, Weiskopf, vulgo Valter, bzw. der Familie Brugger, vulgo Pon- gitzer, auf Bichl in Matrei – sie sind treue Hüter von Erinnerungsstücken an die Reise (bei anderen auswärti- gen Familien habe ich nicht nachge- forscht). • Meiner Chronisten-Kollegin Burgl Ploner in Hopfgarten/Def., sowie den -Kollegen Bernhard Oberschneider Photo Dina Mariner, Photo Dina Mariner, (Matrei) und Josef Haidenberger (Kals), durch deren Hilfe auf dem Liebe Virgerinnen und Virger, Gruppenfoto die Teilnehmer aus geehrte Leserin, ihren Gemeinden identifiziert werden geschätzter Leser! konnten. • Fündig wurde ich auch in der Sterbe- Ein etwas „aus der Reihe tanzendes“ bilder-Sammlung von Frau Christine Heimatblatt? Ja und nein! Einerseits ist Schwemberger (Internet). darin nichts über die Geschichte unseres • Allen Personen, bei denen ich (oft Ortes zu lesen, andererseits holt es ein vergeblich) „hausieren“ war, um die in Vergessenheit geratenes Ereignis wie- Namen „unserer“ Wallfahrer einem der ans Tageslicht, das vor genau 120 der fotografierten Gesichter zuord- Jahren in unserem Bezirk Aufsehen er- nen zu können. regt, „Furore“ gemacht hat. Die Rede ist • Der Familie Wibmer, vulgo Blaser, von der ersten Tiroler Pilgerfahrt ins Hei- die mir ein Sterbebildchen des Brun- lige Land. An ihr haben 66 Osttiroler teil- ecker Dekans Andreas Wibmer ver- genommen – somit ist auch ein lokaler mittelte. Bezug gegeben. Im Einzelnen waren es: 9 Virger, 5 Matreier, 5 aus Hopfgarten/ • Herrn Dr. Notdurfter vom „Verein der Def., 2 Kalser, 21 Teilnehmer aus Ge- Eisenbahnfreunde in Lienz“ für seine meinden im Lienzer Talboden, 15 Ober- umfangreiche Information über histo- länder und 9 „Sonstige“, die entweder rische Personenwaggons auf der aus dem Bezirk stammten oder hier tätig Südbahnstrecke. waren (Priester, Lehrer). Das Buch ist ungefähr so groß wie ein Johann Egger, vulgo Berger Petrer oder Schreibheft und hat – verschiedene An- auch Bast’n Hansl, hat mich auf das hänge, die Namenlisten und ein Regis- Thema aufmerksam gemacht und den ter mitgezählt – 404 Seiten. In ihm sind „Grundstein“ für diese Broschüre gelegt, auch 17 Predigten fast wörtlich wieder- indem er mir die wichtigsten Unterlagen gegeben, sowie umfangreiche Beschrei- zur Verfügung stellte: Ein Buch (Titel- bungen des Landes Israel, seiner Bevöl- bild), dessen Autor die Wallfahrt detail- kerungsgruppen und der religiösen Ver- liert beschrieben hat, und das Gruppen- hältnisse festgehalten. Diese Einzelhei- foto (hinterer Umschlag). ten setze ich euch nicht vor, wohl aber

3 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 so manche originelle Formulierung aus stellung leicht abzuändern. Der Inhalt der Feder des Berichterstatters. Er des Satzes ist davon nicht betroffen. schrieb natürlich in dem damals ge- Die aus dem Buch übernommenen Ab- bräuchlichen, blumigen Stil – unge- bildungen sind natürlich etwas ver- wohnt, aber vielleicht nicht uninteres- schwommen und unscharf, weil die sant, etliche Sätze „altes Deutsch“ zu Drucktechnik vor 120 Jahren Bilder oder lesen, wie es vor mehr als hundert Jah- Fotografien noch nicht mit der heute üb- ren gang und gäbe war. Da findet man lichen Brillanz reproduzieren konnte. noch viele Wörter mit „th“, „c“ ist einmal Dennoch wollte ich euch einige von als „z“, dann wieder als „k“ auszuspre- ihnen nicht vorenthalten, es sind die re- chen (z. B. Franciscaner = Franziska- lativ besten und aussagekräftigst en von ner), und bei „gieng“ hat nicht der insgesamt 32. Druckfehlerteufel zugeschlagen, nein, so Mit dieser ersten Tiroler „Massenwall- sah früher die korrekte Schreibung aus! fahrt“ zu den christlichen Gedenkstätten Alles in allem wohl ein gutes Beispiel, in und um Jerusalem wurde etwas so wie sich unsere Sprache im Laufe der Neues, noch nie Dagewesenes erfolg- Zeit entwickelt, verändert hat. reich durchgeführt, dass es mir wert Zur Gestaltung der folgenden Seiten: schien, darüber zu schreiben. Die Pilger- Um das Ganze flüssiger lesbar zu ma- geschichte könnte ja für alle Nachkom- chen, erlaubte ich mir men jener Familienväter interessant • die Textstellen mit den originalen sein, die an der Fahrt teilgenommen Aussagen des Schreibers nicht zwi- haben. Aber vielleicht gefällt sie – mit schen Anführungszeichen zu setzen, dem ganzen Drumherum und den vielen wohl aber sind sie durch eine andere netten Details – auch etlichen „Außen- Schrift kenntlich gemacht, stehenden“, deren Urahn nicht dabei • manche Zitate ohne Auslassungs- war?! punkte (…) zu kürzen oder die Wort- Otfried Pawlin

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Abb. 1: „Erinnerungstafel“ an die Pilgerreise Größe: 40,5 cm x 30 cm (Erst nachträglich in Brixen hergestellt) (Fam. Stadler)

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VORBEREITUNGEN

Der Anlass Er ist auf Seite 2 schon angedeutet, im all hat das Volk den Oberhirten der Kirche Text heißt es: Das Jahr 1898 ist für die und den Inhaber der höchsten weltlichen katholischen Österreicher ein Festjahr ge- Macht geehrt, gefeiert. Doch damit hatten wesen; ist ja doch ein doppeltes Jubiläum die Tiroler nicht genug, sie wollten durch hineingefallen. Unser Heiliger Vater in ein eigenthümlich geartetes Unternehmen Rom, Leo Xlll., hat anfangs des Jahres ihre Liebe zu Petri Thron, ihre Anhäng- sein diamantenes (Anm.: 60-jähriges) lichkeit an Habsburgs Haus zeigen, und Priesterjubiläum gefeiert, und am Ende dieses Unternehmen ist eine Männer- des Jahres sind es fünfzig Jahre gewesen, wallfahrt nach dem Heiligen Land ge- seitdem unser innigst geliebter Kaiser wesen. Franz Josef an die Spitze des öster- Seine Majestät, unser Kaiser, hat dem reichischen Kaiserreiches getreten ist. Plane des Pilgerzuges großes Wohlwol- Wenn dieses Doppeljubiläum alle öster- len entgegengebracht. Ja, er soll gesagt reichischen Völker mit Freude und Be- haben, dass ihm von allen Veranstaltungen geisterung erfüllt hat, so gilt das in erster zu seinem Jubiläum unsere Wallfahrt eine Linie vom katholischen und patriotischen der liebsten sei. Das hat er auch huldreich Volke der Tiroler. Von Berg zu Berg hat mit einer Spende von zweitausend Gulden das Krachen der Pöller getönt, allüber- zum Ausdruck gebracht.

Abb. 2: Papst Leo XIII. Abb. 3: Kaiser Franz Josef I. (ca. 1910 – 80 Jahre alt)

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Von der Idee zur Umsetzung Im März 1898 fand in Brixen ein Treffen Nach kurzer Diskussion fand der gesamte hoher geistlicher und weltlicher Würden- Vorschlag allgemeine Zustimmung, so- träger statt, bei dem Oberst Heinrich dass gleich anschließend ein 16-köpfiges Himmel von Agisburg seinen Plan, wie Organisationskomitee gebildet wurde. Be- diese Pilgerreise verlaufen sollte, detail- reits einen Monat später, im April, konnte liert darlegte: ein Aufruf in der Zeitung „Brixner Chronik“ • Nur Männer aus Tiroler Diözesen, in veröffentlicht, bzw. an alle Pfarren der Di- erster Linie der Diözese Brixen, soll- özese versandt werden: ten daran teilnehmen. An die katholischen Männer • Die Anzahl wäre auf 500 zu be- der Diöcese Brixen! schränken. • Als Reiseroute wurde vorgeschlagen: Mit Bewilligung unseres hochwdst. Ober- Mit der Eisenbahn bis Triest, von dort hirten haben wir die Vorbereitung einer im eigenen Schiff direct ins Heilige Männer-Pilgerfahrt nach dem Heiligen Land, ohne Ägypten zu berühren. Lande in Angriff genommen, die in der Zeit • Nach neun Tagen Aufenthalt würde vom 5. bis 28. October und mit so geringen die Rückreise auf demselben Wege Kosten durchgeführt werden soll, dass angetreten werden …, die ganze eine zahlreiche Theilnahme ermöglicht ist. Fahrt nähme also nur drei Wochen Offenbar hatte das Organisationskomi- in Anspruch. tee gute Arbeit geleistet, denn mit die- • Als Zeit der Pilgerfahrt sei der Octo- sem Rundschreiben wurden auch schon ber in Aussicht genommen. in 26 Punkten Details bekannt gegeben.

Abb. 4: Detail von dem Erinnerungsbild (Abb. 1) (Fam. Stadler)

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2. Es ist die Theilnahme von 500 Pilgern chung einer Zahl von 500 Pilgern die Auf- in zwei Classen in Aussicht genommen. nahme eingestellt wird, unter allen Um- Geistliche Herren wollen sich nur für die ständen aber nach dem Monate Juli ein erste Classe melden. (Ein bisschen Ab- Beitritt nicht mehr erfolgen kann. stand zum „gemeinen Volk“ musste ja 18. Für die Reise genügt gewöhnliche wohl gewahrt bleiben!) Lodenkleidung und Lodenmantel; sehr er- 6. Zur Versammlung nach Franzensfeste wünscht wäre es, wenn bequeme Volks- und nach der Auflösung des Pilgerzuges in tracht, Veteranen- oder Schützenkleid die Heimat reist jeder Pilger auf eigene getragen würde. Zur Unterbringung des Kosten. Gepäckes empfiehlt sich am besten der 10. Mit den Anmeldungen zur Theilnahme heimatliche Rucksack. sollte nicht gezögert werden, weil das 21. Während der Seefahrt wird nach Comité baldmöglichst eine Übersicht der Zulass der Witterung der Gottesdienst in Pilgerzahl gewinnen muss, nach Errei- feierlichster Weise abgehalten. Außer zahlreichen heiligen Messen wird täglich ein Hochamt und eine Rosenkranz-An- dacht stattfinden. (Damals waren Priester verpflichtet, täglich mindestens eine hl. Messe lesen) 22. Zur Erhöhung der Feierlichkeit und zur Freude der Musikkundigen und übrigen Pilger sollen aus den Sängern und den Musikkräften der Pilgerschar ein Sän- gerchor und eine Blechharmonie zusam- mengestellt werden. 23. Es wird eine schöne Pilgerfahne an- geschafft werden. Nach der Rückkehr aus dem Heiligen Lande wird diese Fahne in der Domkirche zu Brixen verwahrt, bei Processionen und sonstigen feierlichen Anlässen, dann bei den in Zukunft stattfin- denden neuerlichen Pilgerfahrten benützt. 24. Auch eine schöne Holzstatue der heili- gen Rosenkranzkönigin als „Maris stella“ (Stern des Meeres) wird beschafft, auf dem Schiffe aufgestellt und nach der WgrmmüwÜöNßsüäxwtq öyüzö„Fßerüzuäkh ßvk ger-Verbandes. 25. Die officiellen Gesänge des Pilger- j t süzözßäyöyßüö„ezxüÜÜüßrwßzrwüö; ußzüÜk wCqäü„cöyuzö„ZüÜjk8 üzt kL t äyüzvßüy„ötäy eine unserer Wallfahrt eigens gewidmete Pilgerhymne. 26. Wir werden die hochw. Herren Seel- sorger um feierliche Gestaltung der Ab- reise und der Rückkunft der Wallfahrer Abb. 5 bitten.

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Abb. 6

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Tiroler Pilgerlied Text und Musik von Probst Ignaz Mitterer 1))Wir ziehn dahin ins Heil’ge Land, wo unsres Heiles Wiege stand, wo Gottes eingeborner Sohn herniederstieg vom Himmelsthron. 2) Ins Heil’ge Land wohl ziehn wir fort, wo Jesus Christ, das ew’ge Wort, durch Beispiel, Lehr‘ und Wunderthat den Weg zum Heil gewiesen hat. 3) Zu dir wir ziehn, o Heil’ge Stadt, wo Gott für uns geblutet hat, für uns den Kreuztod überstand und Tod und Hölle überwand. 4) Wir ziehn dahin nach Pilgerart, wo Jesu Herz eröffnet ward, ein Gnadenborn gar wohl bekannt für unser Volk und Vaterland. 5) Ins Heil’ge Land wohl fahren wir; o Gott, gib Beistand für und für, erhalt‘ uns all im Glauben dein und führ‘ uns einst zum Himmel ein. Refrain für die Strophen 1 – 5: Herr, erbarme dich unser, Herr, erbarme dich unser!

Für die Rückreise: 1) Wir kehren heim vom Heil’gen Land etc. (wie oben)) 2) Wir schauten froh den heil’gen Ort etc. 3) Wir grüßten fromm die Heil’ge Stadt etc. 4) Wir knieten dort nach Pilgerart etc. 5) Vom Heil’gen Land wohl kommen wir etc.

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Der „Fahrplan“ Am 5. October Versammlung der Pilger in Am 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19., 20. October Franzensfeste. Aufenthalt in Jerusalem. Das genaue Am 5. October nachmittags Abfahrt von Programm dieses Aufenthaltes wird Franzensfeste mit Separatzug nach rechtzeitig veröffentlicht. Triest. (Die Pilger des Pusterthales Am 21. October vormittags Abfahrt mit Se- können in Bruneck, Innichen oder Lienz paratzug nach Jaffa. einsteigen.) Am 21. October nachmittags Abfahrt mit Am 6. October früh Ankunft in Triest. Separatschiff nach Triest. Am 6. October mittags Abfahrt mit Sepa- Am 27. October vormittags Ankunft in ratdampfer direct nach Jaffa. Triest. Am 12. October früh Ankunft in Jaffa. Am 27. October nachmittags Abfahrt mit Am 12. October mittags Abfahrt mit Sepa- Separatzug nach Franzensfeste. ratzug nach Jerusalem. Am 28. October früh Ankunft in Franzens- Am 12. October nachmittags Ankunft in feste, heilige Messe, Auflösung des Pil- Jerusalem. gerzuges.

Abb. 7: Das „Jerusalem-Kreuz“ symbolisiert die fünf Wunden Jesu. Es wurde zum „Logo“ des Pilgerzuges erwählt und ist unter anderem auf den Armschleifen zu sehen

Das Finanzielle Der Reisebetrag, von dem die Kosten der teilung „Heller“. Der durch Jahrhunderte 22tägigen Pilgerfahrt von und bis Fran- gewohnte, lieb gewordene Gulden be- zensfeste, einschließlich Kost und Verpfle- hielt allerdings noch für kurze Zeit – bis gung, bestritten werden, ist mit zum Jahr 1900 – seine Gültigkeit. Das 150 fl. für den Pilger 1. Classe, Verhältnis von 1 : 2 bedeutet: der Gulden 120 “„ „“ „“ „“ 2. “ „ war doppelt so viel wert wie die Krone; festgesetzt. Außerdem ist von jedem Pilger 1 Gulden = 2 Kronen. eine Aufnahmsgebühr von 5 fl. zu entrich- Es ist nicht möglich, Gulden bzw. Krone ten. (fl = Gulden) genau in Euro umzurechnen; nach einer Interessant, dass die Preise hier noch in groben Schätzung entsprach die Krone Gulden angegeben sind, denn seit 1892 bei ihrer Einführung ca. 10 €, der Gulden hieß die Währung in der österreichi- folglich 20 €. Wenn man diese Angabe schen Monarchie „Krone“ mit der Unter- zu Grunde legt, so ergibt sich für die

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Wallfahrt ein Preis von 2.500 € (3.100 €). Damit ist noch nicht ausgesagt, welches „Opfer“ die Teilnehmer bringen mussten, wie sehr die 125 (155) Gulden sie belas- teten. Nachdem fast die Hälfte von ihnen dem Bauernstand zuzurechnen war, sei dieser Ansatz erlaubt: Eine Kuh wurde damals (ca. 1900) um etwa 140 Kronen oder 70 Gulden gehandelt, also musste für den Pilger-Beitrag der Preis von fast zwei Kühen veranschlagt werden. Mit ein paar Reisevorbereitungen (viel- leicht hat‘s „a noie Pfoat“ oder eine weniger abgewetzte Hose gebraucht) und etlichen Gulden Taschengeld kostete die Reise wohl mindestens 3 Kühe, wenn nicht mehr! Dass mancher für die Teilnahme seine letzten Kreuzer zusam- mengesucht haben wird, andere hingegen die Finanzierung rela- tiv „locker“ bestreiten konnten, sollen zwei Beispiele zeigen. Ein in die Jahre gekommener Knecht stand mit den Buchsta- ben auf Kriegsfuß und bat daher mündlich: „Ich bin ein alter Junggeselle, habe ich mir 200 Gulden auf die Seite ge- stehe ganz allein in der Welt; meine Ver- bracht. Von diesen behalte ich etwas für wandten sind gestorben. In meinem Leben mein Leichenbegängnis, das übrige ver- wende ich zum Pilgerzug, wenn Sie mich mitlassen“.„ Ein reicher Bauer hat nicht bloß für sich eingezahlt, son- dern auch für seinen Knecht, der bei ihm alt geworden ist. „Wenn er so viele Jahre Ar- beit und Freud und Leid mit mir getheilt hat, so soll er jetzt auch das Glück haben, mit mir ins Heilige Land zu zie- hen“, meinte er dem Pfarrer gegenüber.

Abb. 8:

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Geboten wurde … Die Pilger 1. Classe werden während der In dem abgebildeten „gemischten“ Wag- Reise auf der Eisenbahn in Waggons zwei- gon war die II. Klasse für 12 Fahrgäste ter Classe, auf dem Schiff in Cabinen oder ausgelegt (3 Bänke á 4 Personen), wäh- Cajütensalons und in Jerusalem in Zimmern rend sich das nicht viel größere Abteil der zu 1 – 4 Betten untergebracht. III. Klasse 25 Leute teilen mussten (5 Die Pilger zweiter Classe werden auf der Bänke mit 2,40 Meter Länge für je 5 Eisenbahn in Waggons 3. Classe befördert, „Popos“). Wenn da ein paar Schwerge- auf dem Schiffe schlafen sie in dem mit wichtige zustiegen und sich mit ihren dik- guten Matratzenbetten ausgestatteten Zwi- ken Hinterteilen breit machten, konnte es schendecke und in Jerusalem in größeren unangenehm eng werden! Pilgersälen. Elektrisches Licht gab es in den Waggons Bequemlichkeit hat ihren Preis – das ist nicht, beim Zudunkeln wurden Gaslampen hier deutlich festgehalten! Früher gab es angezündet, die benötigte Heizung kam Eisenbahnwaggons mit der Klasseneintei- vom Dampf der Lokomotive. lung von I. bis IV. Für uns ist die Ausstat- Während der Seereise wird den Pilgern der tung der beiden „mittleren Kategorien“ von ersten Classe zum Frühstück Kaffee mit Interesse: Reisende der II. Klasse saßen Milch und Brot, mittags Suppe, Rindfleisch auf gepolsterten Sitzen und hatten mehr mit Gemüse, Braten mit Zuspeise oder Platz, jene der III. Klasse auf Holzbänken. Salat, abends Suppe, eine garnierte

Abb. 9: Zweiachsiger Waggon der II. und III. Klasse mit Seitengang

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Fleischspeise und Käse, außerdem Brot frisches Brot und Wein aufgetischt zu be- und per Tag 1 Liter Wein verabfolgt. (Zu kommen, war daheim undenkbar! Mittag und am Abend je ein halber Liter) Die Verpflegung beginnt mit dem Frühstück Jenen der 2. Classe wird zum Frühstück auf am 6. October und endet mit dem Abendes- der See Suppe und Käse, mittags Suppe, sen am 27. October. ein halb Kilo Rindfleisch mit Zuspeise, Auf dem Schiffe befindet sich ein Arzt, im nachmittags Käse, abends eine garnierte Heiligen Lande ist ärztlicher Beistand durch Speise von einem Viertel Kilo Fleisch, au- die hochw. PP. (Patres) Franciscaner ge- ßerdem täglich 1 Kilo frischgebackenes sichert; überdies haben schon einige Herren Weizenbrot und 1 Liter Wein verabreicht. Ärzte die Theilname am Pilgerzuge ange- Eine ähnliche Verpflegung findet auch au- meldet. ßerhalb der Seereise statt. Bemerkungen zur Verköstigung (auf dem Paradiesische Zustände! Solche Mahlzei- Schiff): Da ertönt silberhell ein Glöcklein, ten gab es vielleicht in „herrschaftlichen“ welches uns zum Mittagessen ruft und Häusern, nicht aber für die ländliche Be- … fürwahr, das ist nicht zu verschmähen, so- völkerung. Täglich zweimal Fleisch, dazu lange ihm (dem Pilger) die tückische See- krankheit keinen schlimmen Streich spielt. Um 11 Uhr gieng die 2., um 12 Uhr die 1. Classe zu Tische. Das Essen war in jeder Beziehung vortrefflich und vollkommen ge- nügend. Der gewöhnliche Tischwein (roth) wollte anfänglich manchen nicht munden, er schmeckte zu herb. So konnten wir einmal erleben, dass Pilger Nr. (xx) gegen Pilger Nr. (yy) die schwere Drohung aussprach: „Sei still, oder ich bezahl„ dir eine Halbe Wein!“ Später aber gewöhnte sich der Gaumen an das „verrufene„ Getränk. Die Pilger der 2. Classe erklärten, dass sie bei allem Appetite, über den sie glücklicher- weise verfügten, nicht imstande waren, ihre Brot- und Fleischportionen aufzuessen. (Leicht zu verstehen! Täglich drei Viertel kg Fleisch und ein Kilo Brot sind ja wohl selbst für den stärksten Magen eine Zu- mutung!) Also … wurde das überflüssige Brot in der Nähe des Marienaltares aufge- speichert, um dann am Lande unter den Armen vertheilt zu werden. Jeden Tag sah man nun einen ganzen Berg vom besten Abb. 10: Andenken-Kärtchen: Brot aus Weizenmehl. (Weniger zu backen Fleurs de la valle de Josaphat (Blumen aus dem Tal und die Tagesration zu vermindern wäre Josaphat) – mehr darüber weiter hinten (Fam. Oberwalder) wohl auch eine Lösung gewesen!)

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Die drei letzten Absätze sind ein Vorgriff auf die Reise, weil sie hier so gut zum Thema passen. Doch nun: Rückblende zu den Vorbereitungen – da gab es einige Schwierigkeiten

„Nur Männer!“„hieß es im Aufruf. … Gulden (die Einzahlungen der Pilger) für Allein das brachte Schwierigkeiten in arbeitslose, arme Soci (Sozialisten) ange- Hülle und Fülle. So mancher wäre ja wendet würden und dergleichen mehr. Ja, gerne mitgegangen, wenn nicht das liebe man hat sogar darüber nachgegrübelt, wer Hauskreuz daheim fast verzweifelt wäre. da etwa einen klingenden Profit von der Und die Frauenwelt hat es gar schwer Pilgerfahrt haben könnte. empfunden, von diesem Unternehmen aus- Die allergrößten Schwierigkeiten muss- geschlossen zu sein. Alles Mögliche ist da ten jedoch bei der detaillierten Organisa- versucht worden, um die Leiter des Pil- tion bewältigt werden. Das klingt in dem gerzuges umzustimmen. Buch nur kurz an: … da kamen die Ver- handlungen wegen der Unterkunft in Jeru- Information vom „Bast‘n Hansl“: Eigent- salem. Die schlaflosen Nächte, die lich wollte sein Großvater, der damalige … unzähligen Briefe und Telegramme hin Bauer Johann Egger die Reise mitma- und her, nach Wien und Jerusalem und chen. Weil aber just zu diesem Termin Rom. weiterer Familiennachwuchs erwartet wurde, hat er verzichtet und seinen Sohn Johann teilnehmen lassen – so musste die Anmeldung nicht geändert werden. Eine weitere Schwierigkeit lag in dem so niedern Beitrag. 125 und 155 Gulden, das waren Preise, wie sie noch gar nie vorge- kommen sind. Um ein Beispiel anzuführen, hat bei der österreichischen Pilgerfahrt im Frühjahre 1898 die erste Classe von Wien weg 742 Gulden, die zweite Classe 395 Gulden, die dritte Classe 263,50 Gulden gezahlt. Kein Wunder, wenn da allerhand Bedenken wach geworden sind, wenn mancher sich gedacht hat: „Das macht mir niemand weis, dass man um 125 Gulden nach dem Heiligen Lande wallfahren kann. Da steckt noch was anderes dahinter. Wenn das Schiff so auf dem weiten Meere schwimmen wird, bleibt es auf ein- mal stehen, und dann heißt es: Bauer, zahl noch einen Hunderter oder steig aus!„ Auch manche Zeitungen äußerten sich negativ zu der geplanten Reise, so etwa jammerte das „Deutsche Tiroler Volks- blatt“„… wieviel doch da Geld aus dem Land getragen würde innerhalb weniger Abb. 11 Wochen, wie viel besser diese 70.000 (Fam. Oberwalder)

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Schließlich waren ja „zig“ Kleinigkeiten passieren, dass der Empfänger, wenn er nicht nur zu bedenken, sondern auch zu die Botschaft endlich zugestellt bekam, veranlassen – und das ohne Computer, vor diesem Rätsel stand: „Tirolpilger E-Mail, Smartphone und wie die neuen Jerusalem! Tiroler comite mitgieter der Techniken alle heißen! Selbst telefonie- von der leogeinegegrumdetten christlichen ren konnte man zu dieser Zeit nur in be- kunt hind kuns tgeverbe auss tellung enti schränktem Umfang, die Erfindung war bite milluluenk muench.“„ Der abgesandte ja erst ca. 20 Jahre alt. Eine Telefonlei- Text lautete: „Tiroler Pilger, Jerusalem! tung nach Jerusalem hat es also sicher Tiroler Comite´-Mitglieder der von der noch nicht gegeben. Telegramme abzu- Leoge(sellschaft) neu gegründeten christ- schicken und zu em pfangen war hinge- lichen Kunst- und Kunstgewerbe Ausstel- gen schon möglich. Allerdings konnte es lung entbieten viele Glückwünsche.“„„

Organisatorisches Es hat sich bewährt, die Teilnehmerzahl Noch ein Wort zur Gruppeneinteilung: von vornherein auf 500 zu begrenzen! Die „Oberländer“ gehörten zur II. Hätte man nicht immer und immer wieder Gruppe, der „Lienzer Talboden“ und das in der Zeitung lesen können, dass bereits „Iseltal“ zur eben genannten IV. alle Plätze besetzt sind, es wären leicht 800 bis 1000 Pilger geworden. „ Und wenn einer zurückgetreten ist, so hat sich das Comite´ gar nicht zu fürchten gebraucht, waren ja doch hundert noch vorgemerkt. Aber jetzt kam eine sehr schwierige Arbeit. Die 500 Pilger müssen, wenn nicht Unord- nung und Verwirrung schon in der ersten Stunde einreißen sollte, geordnet und ein- getheilt, die Cabinen im Schiffe bestimmt und die Tagesprogramme festgesetzt wer- den. … Ein jeder Pilger ist durch eine breite weiße Armbinde mit seiner Pilgernummer kenntlich gewesen. Die ganze Anzahl der Pilger war in fünf Gruppen eingetheilt zu je 100 Mann, und zwar sind nicht lauter Pilger der erste Classe beisammen gewesen, son- dern in jeder Gruppe 36 von der ersten Classe und 64 von der zweiten. Vorstand der Gruppe war der älteste geistliche Wür- denträger, seine Stelle vertrat ein jüngerer Priester. Für jede Gruppe war noch ein Ordner angestellt, für die l V. Gruppe Herr Johann Stadler von Virgen (vlg. Pötscher- jahringer, daheim auch Leutnant der Schützenkompanie). „Verpflegscommis- sär“ dieser Gruppe war der Wirt Johann Abb. 12: Johann Stadler, vlg. Pötscherjahringer, mit türkischem „Fes“ und Trinkbecher Bergerweiß aus Kals. (Fam. Stadler)

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Damit man nun aber auch einen Überblick 4 Ärzte, 14 Professoren oder Beamte, 20 bekommt über das Aussehen des ganzen Lehrer, 8 Künstler und Musiker, 82 Han- Pilgerzuges, noch einige Notizen … Prie- del- und Gewerbetreibende, 224 aus dem ster sind 108 gewesen, dem Ordensstand Bauernstande und 34 Privatiers. haben angehört: 6 Franciscaner, 4 Kapu- Unter den Landgemeinden waren verhält- ziner, 3 Benedictiner, 3 Prämonstratenser, nismäßig am besten vertreten: Trins mit 7 3 Augustiner Chorherren … (und weitere von 441 Einwohnern, … Virgen mit 10 von 7 von 6 verschiedenen Orden). Nach 1.231 (da ist der aus Hopfgarten/Def. ge- Ständen und Berufszweigen waren ver- bürtige Kooperator Peter Feldner – von treten: 7 Grafen, 2 Barone, 3 Adelige, 1896 bis 1901 in Virgen – mitgezählt).

Ein paar Vorschriften

• Es kann nur Handgepäck mitgenommen als zwei Stücken – bestehen darf. Jedes werden, das aus einem Rucksacke oder Stück muss deutlich mit der Pilgernum- einem Koffer und höchstens noch aus mer versehen sein, und zwar das Ge- einer Handtasche – keinesfalls aus mehr päck der 1. Classe mit r o t h e n, das der 2. Classe mit s c h w a r z e n Ziffern. • Schon der Schwierigkeit des Rasierens wegen empfiehlt es sich allen Pilgern, Vollbart zu tragen. • Die Theilnehmer haben ihr eigenes Esszeug mitzubringen. Einen schönen

Abb. 13: Größe des Bechers: Höhe 10,5 cm, Ø oben 10,0 cm, Ø unten 7,0 cm Abb. 14: Inschrift auf dem Trinkbecher (Fam. Stadler) (Fam. Stadler)

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Trinkbecher erhält jeder Pilger un- • Das Comite´ hat weiters beschlossen, entgeltlich bei der Ankunft auf dem dass den Pilgern auf dem Schiffe außer Schiffe. den Mahlzeiten verabfolgt werden kann:

1 Portion schwarzer Kaffee um 6 Kreuzer 1 “„ Kaffee mit Milch “„ „„ “ 1 “ Thee mit Rum “„ 12 „„ “ „ 1 „“ Thee mit Milch “„ “ „ 10 Deka Halb-Emmenthaler “„ 10 „„ “ „„ 10 “„ Salami “„ 20 „„ “ „ 1 Portion Braten m. Gemüse “„ 35 „„ “ „ 1 Liter Wein “„ 12 „„ “ „„ 1 Flasche Bier “„ 24 „„ “ „ 1 Deciliter Rum “„ 10 „„ “ „(fast ⅛ Liter!) 1 Deciliter Cognac “„ 20 „„ “ „ 1 Bouteille weißer Wein “„ 20 „„ “ „„ 1 Flasche Sauerwasser “„ 20 „„ “ „(Mineralwasser)

Auch hier wieder ein bisschen Mathema- Pilgerführer ist unbedingt zu folgen. tik, um die Preise vergleichen zu können. • Das Rauchen ebenso wie das Anzünden Es wurde schon erwähnt, dass ein Gul- von freistehenden Lichtern ist in den Sa- den ca. 20 € gleichzusetzen ist – daher lons, in den Cabinen und in den Schlaf- entsprach 1 Kreuzer 20 Cent. So gerech- räumen strengstens untersagt. Nur im net kostete der zusätzliche Braten 7 €, ein Freien und im Rauchsalon darf geraucht Liter Wein war mit 2,40 € spottbillig, das werden. Bier mit 4,80 € hingegen „sauteuer“ … • Das Comité ist überzeugt, dass unser • Die Bezahlung erfolgt in österreichischer Pilgerzug durch Ordnung und Disziplin Währung. seiner Theilnehmer allenthalben – in • Den Weisungen des Eisenbahnperso- Österreich wie im hl. Lande – die güns- nales, der Schiffs-Officiere, Ordner und tigsten Eindrücke hinterlassen wird.

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DIE REISE Bahnfahrt Auf dem Bahnhofe in Franzensfeste hat eine begeisterte Ovation bringen, und sie ähnlich reges Leben geherrscht wie in Bri- hat es mit Herzlichkeit und Begeisterung xen, da mit dem Zuge noch Pilger von gethan. Die letzten Grüße sind dem Zuge Norden hergekommen sind. „ Es war für an der Grenze von Tirol entgegenge- uns erfreulich und rührend, dass auf allen schickt worden. Im Feuerscheine leuchte- Bahnhöfen des Pusterthales, an denen der ten uns vom Berghang Chrysanthen die Zug hielt, Leute sich versammelt hatten. Buchstaben P. K. J. P. (Papst-Kaiser- Welsberg verabschiedete den Herrn Co- Jubiläums-Pilgerzug) entgegen, während operator und mehrere Pilger mit Musik, in die Grenze durch Feuersäulen bezeichnet Niederdorf sind 3 Geistliche und viele war. Es war ungefähr 8 Uhr abends. Menschen am Bahnhofe gestanden und in 12 Stunden später, genau um 8 Uhr erschallt Toblach krachten die Pöller. Die Station auf einmal von Coupé zu Coupé, von einem Innichen war beflaggt. Waggon zum andern der Freudenruf: „Das Mit großer Begeisterung ist der Zug in Meer!“ Ja, da lag es. Soweit das Auge und Lienz empfangen worden, wo gegen West und Süd-West blickte, sah es ebenfalls Pilger einstiegen. Der Lienzer das dunkelblaue und unter den Strahlen der Bahnhof war von Fackeln grell beleuchtet. Sonne erglänzende Meer: für jeden, der es Unter den Klängen der Musikbande zum erstenmale sieht, ein überwältigender schallte ein tausendstimmiges „Hoch„ den Anblick! Kleine Fischerboote schaukelten ankommenden Pilgern entgegen. Die auf demselben herum, größere Segelboote Grenzstadt Tirols wollte dem Pilgerzuge und kleine Dampfer zogen ihre schneewei-

Abb. 15: Das Jerusalem-Kreuz und ein Ornament als Verzierungen auf dem emaillierten Becher (Fam. Stadler)

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ßen Furchen. Unter solchen Betrachtungen Halle des Bahnhofes ein, herzlich froh, führt uns das eilende Dampfross hinab nach beinahe 20stündiger Bahnfahrt unser gegen Triest; bald fahren wir in die große nächstes Ziel glücklich erreicht zu haben.

Der Dampfer »Amphitrite« Amphitrite ist in der altgriechischen Fuß. Nachdem ein Fuß 30,48 cm misst, Sagenwelt eine Nymphe von außeror- war der Dampfer nicht ganz 116 m lang dentlicher Schönheit, die unverheiratet und ca. 13 m breit – für damalige Ver- bleiben wollte. Als der Meeresgott Posei- hältnisse tatsächlich eine beachtliche don sie zur Frau begehrte und ihr „Nein“ Größe. nicht zur Kenntnis nehmen wollte, ergriff So ein Schiff ist ein schwimmendes Haus, sie die Flucht und versteckte sich bei besser gesagt: ein schwimmendes Dorf. dem Titanen Atlas. Da schickte Poseidon Ein Dorf mit 1.000 Einwohnern gilt schon einen Delphin als Brautwerber, der das als groß, die »Amphitrite« aber bietet Herz Amphitrites erweichen konnte. Sie Raum für 1.400 Personen, wenn es sein kehrte auf dem Rücken des Delphins zu- muss. Bei uns waren freilich nicht so viele, rück, ehelichte den Meergott und galt aber immerhin Pilger und Schiffspersonal seitdem als die Herrin der Ägäis, in der zusammen 600 Personen. … 600 Leute sie für sämtliche Meerestiere sorgte. wollen aber nicht bloß schlafen, sie wollen Amphitrite und ihre Schwestern (die Ne- auch essen und trinken. Man denke sich reïden) waren den Menschen wohlge- nur die ungeheueren Vorräthe an Lebens- sonnen und halfen ihnen – wenn man sie mitteln, an Mehl, Reis, Kartoffeln, ver- anrief – bei Seenot. schiedenem Gemüse, Wein, Trink- und Waschwasser etc. Die Weinmenge kann man ungefähr er- mitteln: Nachdem die Seereise (Hin- und Rückfahrt) 12 Tage gedauert hat, und jeder Pilger pro Tag mit einem Liter ver- sorgt wurde, brauchte es allein dafür schon 6.000 Liter. Ausreichend „Reser- ve“ für den Verkauf musste auch berück- sichtigt werden, diese Zahl ist jedoch schwer abzuschätzen. Um beständig fri- sches Fleisch zu haben, sind auch 16 leben- dige Ochsen mitgenommen worden, die in 4 Ställe vertheilt waren. Die beste Lösung! Schließlich benötigte man jeden Tag 375 Kilogramm Fleisch, um den 500 Pilgern ihre „Braten-Portionen“ von einem dreiviertel Kilo vorsetzen zu Abb. 16: Darstellung der Amphitrite können – und Tiefkühltruhen oder gar (Korinth, ca. 550 v. Chr.) -kammern gab es ja noch nicht. Fürwahr, ein herrliches Schiff, das die Alle diese Vorräthe nahmen einen ganz Tiroler Pilger an die Küste des Heiligen gehörigen Platz ein, dazu die nothwendigen Landes bringen soll, beträgt doch seine Speisesäle, die Küchen, eine Bäckerei, 1 Länge 380, seine Breite 42 2⁄ englische die Werkstätten, Musik- und Rauchsalon.

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Abb. 17: Die »Amphitrite«

Endlich die ungeheuere Maschine mit ihren beneidenswerten Posten, obgleich die Dampfkesseln. Sechs große Dampfkessel Arbeitszeit ziemlich kurz ist und oft Ab- liegen parallel nebeneinander und nehmen lösung erfolgt. 48 bis 49 Tonnen Kohle die ganze Breite des Schiffes ein. Da „verspeist die »Amphitrite« täglich bei drunten in diesen Räumen herrscht eine größter Fahrgeschwindigkeit (14,27 See- entsetzliche Hitze von 38 bis 40 Grad Cel- meilen in der Stunde) … das sind unge- sius. Ein Heizer hat daher gewiss keinen fähr 26 km/h.

Einiges von den Tagen auf See Unsere Kirche war oben auf dem Ver- und Wackelns des Schiffes im Kopfe und decke. Es ist ein großer Raum gewesen, an den Füßen und in der Magengegend in der Mitte des Schiffes, oben und – wenn keinen sicheren Halt mehr hatten. „ Gegen es recht windig war – an den Seiten mit 8 Uhr morgens kamen wir in den Kanal Segeltuch überspannt; vorne ist der Hoch- von Corfu und fuhren eine volle Stunde altar gestanden mit der schönen Mutter- längs der Insel. Dann hielt der gewaltige gottesstatue, und zu beiden Seiten der Dampfer eine ziemliche Strecke außerhalb Länge nach die anderen Altäre, 15 an der des Hafens, der Anker rasselte unter hef- Zahl, damit alle Priester die heilige Messe tigem Getöse nieder, und alsbald war lesen konnten. … 16 Priester standen unser Schiff von einer Menge kleiner immer zu gleicher Zeit an den Altären, und Barken umgeben, aus denen die ver- etwa drei Stunden lang wurden fortwäh- lockendsten Früchte: Trauben, Feigen, rend heilige Messen celebriert. Äpfel, Orangen u. s. w. hervorguckten. Im Auch am dritten Tag, dem 8. Oktober … Nu sind die flinken Ruderer mit diesen saf- haben die Messen frühzeitig begonnen, tigen Dingen an Bord gewesen, haben mit doch konnten nicht alle Priester celebrie- erstaunlicher griechisch-italienischer Be- ren, da manche wegen des Schwankens redsamkeit ihre Ware angepriesen und

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Abb. 18: Ein Teil der Pilger auf dem Deck der »Amphitrite« gute Geschäfte gemacht. Für eine öster- 4 Uhr nachmittags die mächtige Schiffs- reichische Krone wollten sie auch die Pil- schraube wieder in Bewegung setzte. ger ans Land und wieder zurück bringen, 9. Oktober: Bei beständig ruhiger See und so stiegen denn viele von ihnen in lan- fuhren wir vormittags dem Pelopones ent- gen Reihen die Schiffstreppe hinab in die lang. Um Viertel nach 5 Uhr kam zum er- schwankenden Boote. stenmale die Insel Kreta in Sicht. Nach 8 Uhr abends dampften wir in nächster Nach mehreren Stunden Aufenthalt in Nähe an der Südwestspitze der Insel vor- der Stadt Korfu, während der u. a. die über, konnten aber wegen der Dunkelheit auf einem Hügel erbaute Festung und nur mehr die Umrisse des Landes sehen. das Schloss Achilleion besichtigt wurden 10. Oktober: Wieder ein herrlicher Mor- … war es Zeit, zum Hafen zurückzukeh- gen. Wir sahen noch in unklaren Umrissen ren, um das Schiff noch frühe genug zu er- die Südostspitze von Kreta, die jedoch den reichen. Unsere Leute bestiegen die bereit Blicken bald entschwand. Vor uns weitete stehenden Kähne und fuhren singend über sich der grenzenlose Spiegel des Mittel- die blaue Flut zur »Amphitrite«, die um halb ländischen Meeres.

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Abb. 19

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Ankunft 12. Oktober: Schon um 12 Uhr mitternachts Am unteren Ende und in den Barken stehen wurde es lebendig auf dem Verdeck, es be- ein paar sehnige Araber zur Hilfe bereit, gannen die heiligen Messen. So früh ist an- während das Boot, das uns aufnehmen soll, gefangen worden, weil noch alle kirchlichen von den herandrängenden Wogen in einem Geräthschaften vor der Ausschiffung ein- fort hin und her geworfen wird. „Wie nur gepackt werden mussten. Endlich, um da mit heiler Haut hineinkommen!“ denkt 2 Uhr morgens, kam der Leuchtthurm von sich der Pilger. Aber da ist nicht Zeit, sich Jaffa in Sicht. Doch vorläufig mussten wir lange zu besinnen; entweder ein kühner noch warten, denn zur Ausschiffung war es Sprung, oder sich willig den Armen der noch zu früh, und so kreiste unser Schiffs- Araber anvertrauen. Sobald die Barke voll koloss ein paar Stunden auf dem Meere in ist, ertönt der Commandoruf „kawam – weitem Bogen herum, so dass wir Jaffa vorwärts!“ und rasch eilt das Boot durch bald links, bald rechts, bald vor uns hatten. die wogenden Wellen. Gemütlich ist’s nicht, 1 Um „2⁄ 6 Uhr morgens rasselte der riesige mancher Pilgersmann hat sein Frühstück Anker in die Tiefe, und sofort wurde es rüh- als Morgenopfer an die Seegötter entrich- rig im Hafen. Nicht lange dauerte es, und ten müssen. Wir machen das Kreuzzeichen viele Barken sahen wir auf uns zukommen. und beten laut miteinander den schmerzhaf- Aber wie diese Boote auf und ab, in die ten Rosenkranz. Der konnte bequem zu Höhe und Tiefe gegangen sind, als müssten Ende gebetet werden, bis man am Ufer sie alle Augenblicke von einer daher stür- ankam. Wir haben die Gefahr überstanden. zenden Welle verschlungen werden! … Fast triumphierend schaut ein junger Nun gieng’s an die Ausschiffung. Im Gän- Ruderer auf uns und verlangt: „Bakh- semarsch steigen die Pilger die Schiffs- schisch!“„(Trinkgeld), ein Wort, das wir treppe hinunter, manche recht bedächtig und noch oft hören sollten. 1 mit schlotternden Beinen, den Sack auf Gegen 2⁄ 9 Uhr waren alle Pilger ausge- dem Rücken oder den Koffer in der Hand. schifft, und in feierlicher Procession zogen

Abb. 20: Der Hafen von Jaffa, dem biblischen Joppe. Heute ist diese uralte Stadt ein Teil von Tel Aviv

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mittags des 12. October vom Bahnhofe zur Heiligen Stadt bewegte. Voraus einige prachtvoll gekleidete Kawassen, dann etli- che Pilger in Nationaltracht und die Laien der ersten Gruppe. Dann kam der stattliche Fähnrich mit der Pilgerfahne, ihm zur Seite zwei Pilger in Nationaltracht als Wächter. Darauf folgte die zweite, dritte und vierte Gruppe, der hohe Adel mit Seiner Excellenz dem Landeshauptmann Grafen Brandisn a der Spitze, dann die Marienstatue, von vier Priestern im Chorrock und zwei Kawassen Abb. 21: Das Hospiz der Assumptionisten begleitet. Unmittelbar daran schlossen sich in Jerusalem die Bläser und zahlreichen Sänger; ihnen wir betend und singend hinauf zum geräu- folgte der Ordens- und Weltklerus, größ- migen Gotteshause der Franciscaner. tentheils im Chorrock. Die Nachhut bildeten Seitwärts schritten einige Kawassen die Laien der fünften Gruppe, während tür- (Polizisten)„im Dienste des österreichi- kische Officiere dem imposanten Zug das schen Konsuls von Jaffa. Sie machten Ehrengeleite gaben und ihm mit der Peit- den Weg durch die andrängenden Leute sche in der Hand freie Bahn verschafften. frei, indem sie mit ihren metallbeschlage- So zogen wir langsam zwei und zwei, laut nen Stöcken auf das Steinpflaster stießen. den schmerzhaften Rosenkranz betend, die Hörte jemand dies nicht, so wussten sie mit 20 Minuten bis zum Jaffathor. Eine unge- einer Peitsche (Kurbatsch) nachzuhelfen. heuere Menge von Zuschauern, Christen Nach dem Mittagmahle schritten wir dem und Mohammedaner, Juden und Araber, Bahnhofe zu. Wir mussten in zwei Züge Neger und Indier, Mönche und Popen, vertheilt werden, weil die Bahn nach Je- strömte zusammen, um das großartige rusalem so viele Krümmungen macht, dass Schauspiel in Augenschein zu nehmen. die Züge nicht zu viele Wagen mitführen Die Prozession zog bis zur Grabeskirche können. Das Gepäck ist uns extra noch mit und feierte in ihr eine erste Andacht. einem Güterzuge nachgeführt worden, da Es war schon dunkel, wie wir den Gra- kein Freigepäck gestattet wird und die besdom verließen. Die Pilger wurden nun Wagen auch keine größeren Stellagen in ihre Quartiere geführt. Die erste und haben. Die Bahn ist erst seit einigen Jah- zweite Gruppe kam in das Pilgerhaus der ren in Betrieb. … Es wird wohl ein wenig Franciscaner „Casa nova“, die dritte in das nach 12 Uhr gewesen sein, als das Zeichen österreichische Pilgerhaus, die vierte und zur Abfahrt ertönte. Die Maschine stieß – fünfte zu den französischen Assumptioni- nicht einen schrillen Pfiff – sondern einen sten. Wir waren gut untergebracht. Ton aus, wie wenn einer in eine Gießkanne Die Assumptionisten sind ein 1850 in hineinschreit, und dahin gieng’s. Frankreich gegründeter, katholischer Fast gleichzeitig kamen beide Züge im Männerorden, der nach den Regeln des Bahnhofe an. Jerusalem! Ein Freudenruf hl. Augustinus lebt. Die Bezeichnung schallte durch alle Waggons, in größter Eile kommt von dem lateinische Wort „as- verließen wir alle die Coupés, und vor unse- sumptio“ = Aufnahme (Mariens in den ren Augen standen die Zinnen von Jerusa- Himmel). Eine Zeit lang hat der Orden lem. … Ein gewaltiger und höchst feierlicher Massenwallfahrten organisiert (u. a. 1 Zug war es, der sich gegen 2⁄ 5 Uhr nach- auch nach Lourdes).

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JERUSALEM

Angeregt von einem Satz in der Reise- beschreibung, folgt nun ein Abriss über die Vergangenheit Jerusalems. Der Autor schrieb: Eine furchtbare Geschichte ist es, die da vor unseren Augen vorüber- zieht, 17 größere Eroberungen und fast ebenso viele Zerstörungen hat die Heilige Stadt über sich ergehen lassen müssen, und wer weiß, ob nicht noch mehrere nachfolgen werden. Tatsächlich hat die Stadt in ihrem Jahrtausende währenden Bestehen so viele Schicksalsschläge er- lebt wie wohl kaum eine andere. Der Rückblick endet jedoch mit dem 20. Jahrhundert; die aktuelle politische Ent- wicklung zwischen Israel und den arabi- schen Staaten, sowie der ungelöste Konflikt mit den Palästinensern kann Abb. 22: Das Wappen von Jerusalem nicht Thema dieser Broschüre sein.

Altertum • Die ältesten Spuren einer Besiedlung lerdings unter den folgenden Herr- stammen aus der Zeit um 5500 vor schern auch anderen, „heidnischen“ Christus. Göttern geopfert. • Nachweise von ersten Hausbauten • Von 932 – 587 v. Chr. war Jerusalem konnten der dortigen frühen Bronzezeit die Hauptstadt des kleinen Königreichs (ca. 3000 v. Chr.) zugeordnet werden. Juda. • Ausgrabungen belegen, dass die Sied- • 586 v. Chr. eroberte der babylonische lung schon um 1800 v. Chr. mit einer König Nebukadnezar II. Jerusalem, Stadtmauer gesichert war. zerstörte nicht nur den Tempel, son- • Etwa 1200 v. Chr. erfolgte die Einwan- dern die ganze Stadt und führte die derung der israelitischen Stämme in Oberschicht des jüdischen Volkes in das Land Kanaan. Gefangenschaft („Babylonisches Exil“) • Ungefähr 1000 v. Chr. eroberte König – laut Altem Testament die Strafe Got- David die Stadt und machte sie zu sei- tes, weil sich das Volk von ihm abge- nem Regierungssitz („Davidsstadt“). Er wendet hatte. ließ die Bundeslade hierher bringen, • Etwa 50 J ahre später unterlag Babylon sodass Jerusalem zum Mittelpunkt der den Persern, und deren König Kyros II. jüdischen Religion wurde. erlaubte den Juden 538 v. Chr. die • Dies umso mehr, nachdem König Sa- Heimkehr. Der Tempel wurde in den fol- lomo, der Sohn Davids, um 950 v. Chr. genden Jahrzehnten wieder aufgebaut, einen prächtigen Tempel für Gott war aber nicht mehr so „herrlich“ wie JAHWE erbauen ließ. In ihm wurde al- der alte.

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• Es folgt ein großer Sprung über 500 von den Römern geduldeter König in Jahre. 63 v. Chr. eroberte das Römi- Jerusalem, veranlasste den Ausbau sche Reich Palästina und beherrschte des Tempels (20 v. Chr. - 10 v. Chr.), in es bis 395 nach Christus. dem dann an hohen Festtagen weit • Herodes I. (nicht der „Kindermörder“), über 100.000 Menschen Platz fanden.

Abb. 23: Modell des herodianischen Tempels • Mit der Geburt, dem Wirken und dem Landes wurde vertrieben und durfte bei Kreuzestod Jesu Christi bekamen das Androhung der Todesstrafe ihr Territo- Heilige Land, vor allem aber Jerusalem rium nicht mehr betret en. So waren die den bis heute anhaltenden hohen Stel- plötzlich Heimatlosen gezwungen, sich lenwert als wichtige Zentren des Chri- in anderen Ländern, auch in europäi- stentums. schen, anzusiedeln. Diese „Diaspora“ • Nach einem jüdischen Aufstand gegen (Zerstreuung, Vertreibung) dauerte de die Römer im Jahr 70 n. Chr. befahl facto bis zur Gründung des heutigen Kaiser Titus, den Tempel zu schleifen. Staates Israel im Jahr 1948. Erhalten blieb nur ein Stück der westli- Allerdings wurden nicht alle Vertriebe- chen Außenwand – die heutige „Klage- nen in der neuen Heimat sesshaft, gar mauer“. manche kehrten bald nach dem Ende • Bei einer weiteren kriegerischen Aus- der (west-)römischen Herrschaft wie- einandersetzung (Bar-Kochba-Auf- der in ihr Gebiet zurück; anfänglich ein- stand, 132 – 135 n. Chr.) sollen 50 zeln oder in kleinen Gruppen, später Städte und 985 Dörfer zerstört worden jedoch in Scharen zu Abertausenden, sein. Was von Jerusalem noch übrig wie dann im Abschnitt „Neuzeit“ zu war, erhielt den Namen „Aelia Capito- sehen ist. lina“, auf seinem Boden entstanden • 324 n. Chr. eroberte Konstantin der mehrere Tempel für römische Götter. Große die Alleinherrschaft im Römi- Die jüdische Bevölkerung des ganzen schen Reich. Er verlegte den Regie-

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rungssitz von Rom nach Byzanz, be- in einen westlichen (Rom) und einen kehrte sich zum Christentum und ver- östlichen Teil getrennt (Byzanz bzw. anlasste den Bau der Grabeskirche in Konstantinopel = „Konstantin-Stadt“, Jerusalem. heute Istanbul). Das Heilige Land stand • 395 n. Chr. wurde das Römische Reich unter byzantinischer Oberhoheit.

Abb. 24: Das Römische Reich nach der Teilung.

Mittelalter • 614 n. Chr. marschierten die aus Per- errichtet. Die Moschee gilt nach Mekka sien stammenden Sassaniden in Jeru- und Medina als drittwichtigste muslimi- salem ein, allerdings nur für 15 Jahre. sche Kultstätte. Der Wechsel zwischen • 629 – 637 n. Chr.: Byzantinische Rück- diesen vier Herrscherhäusern verlief eroberung nur selten friedlich, sodass Jerusalem • Von 638 – 1099 n. Chr. dauerte die früh- mehrmals „arg unter die Räder“ kam. islamische Zeit unter den Omijaden, • 1099 n. Chr.: Erster Kreuzzug aus Abbasiden, Fatimiden und Seldschu- Europa, um das „Land des Erlösers“ ken. In den Beginn dieser ersten „ara- von den aus kirchlicher Sicht ungläubi- bischen“ Periode fallen der Bau des gen „Mohammedanern“ zurückzuge- Felsendoms (687 – 691 n. Chr.) und winnen. Nach langer Belagerung wurde der Al-Aksa-Moschee (706 – 717 n. die Stadt am 15. Juli erobert, wobei ein Chr.). Beide Heiligtümer wurden auf fürchterliches Gemetzel stattgefunden dem ehemaligen jüdischen Tempelberg haben soll. Das danach errichtete

28 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 „christliche Königreich Jerusalem“ be- • 1187 n. Chr. vertrieb das Heer des Sul- stand zwar in einigen Teilen Palästinas tans Saladin die Kreuzritter aus Jeru- bis 1291 n. Chr., allerdings musste salem, verschonte jedoch die Stadt, nach nur knapp 90 Jahren Akkon zur selbst alle christlichen Kirchen blieben Hauptstadt gemacht werden, denn unangetastet.

Abb. 25: Belagerung von Jerusalem 1099, Illustration in einem Buch aus dem Mittelalter • Alle weiteren Kreuzzüge (bis 1272 n. tentaten islamischen Glaubens. Jeru- Chr. insgesamt sieben) brachten nur salem kam wohl noch einmal kurzzeitig geringe oder gar keine Erfolge, forder- von 1229 – 1244 n. Chr. in den Besitz ten jedoch, abgesehen von den der Kreuzfahrer, dies jedoch ohne Schlachten, schon allein durch die Rei- Kämpfe, sondern durch Verhandlun- sestrapazen unzählige Opfer. gen. • Nach dem erzwungenen Rückzug der • 1260 n. Chr. ergriffen mameluckische Europäer begann eine zweite, über Herrscher in Palästina die Macht und Jahrhunderte währende Phase mit Po- übten sie ca. 250 Jahre lang aus. In

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dieser Zeit galten nur Muslime als voll- ten zusätzliche Steuern zahlen. Den- gültige Bürger, Juden und Christen hat- noch existierten weiterhin sowohl ein ten sich durch die Kleidung kenntlich zu jüdisches wie ein christliches Viertel in machen. Sie durften ihre Religion zwar der Stadt, und auch Pilger blieben wäh- ausüben, wurden aber in fast allen Le- rend des 14. und 15. Jahrhunderts auf bensbereichen diskriminiert und muss- ihrer Reise unbehelligt. Neuzeit • 1516 n. Chr. lösten osmanische (türki- Stadtmauer um Jerusalem neu errich- sche) Sultane die Mamelucken ab. Sü- ten; sie ist heute noch zu sehen, steht leyman I. ließ im Jahr 1535 n. Chr. die unter Denkmalschutz und zählt zum

Abb. 26: Stadtplan von Jerusalem aus dem Jahr 1888

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UNESCO Weltkulturerbe. der vier Jahrhunderte dauernden osma- Nebenbei gesagt: Süleyman „der nischen Herrschaft schwankte die Hal- Prächtige“ kam bei seinen Eroberungs- tung der jeweiligen Machthaber den zügen durch Europa bis Wien, das er Juden und Christen gegenüber zwischen 1529 mit einem Heer von 150.000 Gewalt und Toleranz. „Unsere“ Pilger Mann belagerte, aber nicht einnehmen hatten keine Schwierigkeiten zu befürch- konnte (erste Türkenbelagerung; der ten, denn damals gab es zwischen dem zweite – ebenfalls erfolglose – Versuch Kaiserhof in Wien und dem Sultanspa- des türkischen Reiches, Wien in seine last in Istanbul gute Beziehungen. Gewalt zu bringen, war 1683). • Die Bahnstrecke Jaffa – Jerusalem Doch zurück ins Heilige Land: Während wurde erst 1892 fertiggestellt. 20. Jahrhundert • Im Dezember 1917 marschierten briti- • Für das Verständnis der folgenden sche Truppen in Jerusalem ein. Die Punkte sei dieser „Ausflug“ zur Einwan- Übergabe der Stadt erfolgte kampflos, derung erlaubt. Weiter oben ist ja be- um Schäden an den historischen Stät- reits angeklungen, dass besonders im ten zu vermeiden. 20. Jahrhundert Wellen von Migranten • Nach dem Ersten Weltkrieg unterstand nach Palästina kamen: 1882 bis 1903: Jerusalem dem Völkerbund, wurde je- 30.000; 1904 bis 1914: 40.000; 1919 doch von britischen Kommissaren ver- bis 1923: 35.000; 1924 bis 1927: waltet. Während dieser „Regentschaft“ 65.000; 1930 bis 1939: 250.000 (Hitler- erlebte die Stadt einen bedeutenden Regime!). Aufschwung durch infrastrukturelle Ver- Natürlich brauchten die Neuankömmlinge besserungen (Straßen, Kanäle, Strom- Platz, um Wohnungen bauen zu können, versorgung etc.), Neubauten, Gründung der aber nicht „frei“ zur Verfügung stand. der Universität u. a. m. Auch die neu gegründeten, Landwirt-

Abb. 27: Das Schiff »Exodus 1947« sollte im Juli 1947 4.500 jüdische Einwanderer (illegal) ins Land bringen, was allerdings durch die britische Marine verhindert wurde

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schaft betreibenden Gemeinschaftssied- lungen (Kibbuze) beanspruchten Grund und Boden – damit waren Konflikte, Kriege und Terrorakte vorprogrammiert. Zu Beginn des Jahres 1948 lebten schon ca. 600.000 Menschen mit jüdischer Ab- stammung im „Gelobten Land“, das ent- sprach ungefähr einem Drittel der Gesamtbevölkerung. • 1947 wurde von den Vereinten Natio- nen ein Plan ausgearbeitet, der die Tei- lung des umstr ittenen Gebietes in zwei Staaten namens „Palästina“ und „Is- rael“ vorsah. Jerusalem sollte keinem der beiden Länder zugesprochen, son- dern „neutralisiert“ und international verwaltet werden. Ein brauchbarer Vor- schlag, bei der UN-Vollversammlung mit großer Mehrheit gut geheißen, aber leider nie verwirklicht! • 14. Mai 1948: Offizielle Gründung des Staates Israel. Nur wenige Stunden später, um 0.00 Uhr des 15. Mai, griffen Ägypten, Jordanien, Syrien, Libanon Abb. 28 und Irak den neuen „Nachbar“ an. In Altstadt (Klagemauer!) wurde einge- dem folgenden, ca. ein Jahr dauernden nommen, wobei das jüdische Militär „Unabhängigkeitskrieg“ konnte sich Is- keine schweren Waffen einsetzte, um rael trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit die Kirchen und Moscheen zu schonen. nicht nur behaupten, sondern siegen Dieser Verzicht forderte allerdings bei und Territorien dazu gewinnen. In der den angreifenden Soldaten einen Metropole verliefen die Kämpfe nicht so hohen Blutzoll. günstig, das jüdische Viertel ging verlo- • Von allen weiteren Konflikten, die bis ren, die Stadt wurde in West- (Israel) zum heutigen Tag andauern, war und und Ost-Jerusalem (Jordanien) geteilt. ist Jerusalem nur wenig betroffen (z. B. • Zwischen 1948 und 1951 kamen wei- Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973, tere fast 700.000 Einwanderer, damit ständige Auseinandersetzungen im verdoppelte sich die jüdische Bevölke- Gaza-Streifen, Raketenangriffe auf jü- rung in Israel. dische Siedlungen, Vergeltungs- • 1950 erklärte Israel Jerusalem zu sei- schläge der israelischen Luftwaffe). ner Hauptstadt. • Statistik: Israel hat eine Fläche von • Im „Sechstagekrieg“ gegen Ägypten, 22.380 km² und derzeit ca. 8,5 Millio- Jordanien und Syrien (5. bis 10. Juni nen Einwohner, davon etwa 900.000 in 1967) eroberte Israel große Gebiete Jerusalem. von seinen Gegnern (Ägypten verlor Zum Vergleich: In Österreich leben die Halbinsel Sinai, Jordanien das etwas mehr Menschen (8,8 Millionen), Westjordanland, Syrien die Golan- es ist aber fast viermal so groß wie Is- Höhen). Auch Ost-Jerusalem mit der rael (83.880 km²).

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PILGER-ALLTAG Religiös Im Vordergrund standen natürlich Mess- zum betreffenden Altar gelangte. … Und feiern, Andachten und das Rosenkranz- wenn einmal ein Rasttag kam, so haben gebet. In der Frühe nämlich sind die unsere Führer gemeint, man solle sich Heiligthümer (in der Grabeskirche) von etwas Ruhe gönnen, neue Kräfte sam- unseren Pilgern aufgesucht worden, um da meln und seine Füße auf der Matratze bei den heiligen Messen dabei zu sein. Um ausstrecken. Aber was hat das genützt? das Ministrieren haben sie förmlich gestrit- Die Pilger wollten das Wort „Rasten„„ ten. An den meisten heiligen Stätten ist nicht recht kennen und sind von einer Kir- kein Tabernakel mit dem Allerheiligsten. che zur anderen gezogen, von einem Hei- Deshalb muss einer, der communicieren ligthum zum andern. Ja, mancher hat es will, es vorher dem Priester mittheilen, und dann später noch gewaltig büßen müssen, der consecriert dann so viele kleine Ho- dass er dem erfahrenen Reiseleiter nicht stien, als sich Communicanten gemeldet geglaubt hat. haben, oder noch besser etwas mehr. Einmal ließ sich ein Gutteil der Tiroler am Denn gar oft ist’s vorgekommen, dass Abend in der Grabeskirche einsperren, mancher erst nach dem Anfang der Messe um dort die ganze Nacht zu verbringen;

Abb. 29: Die Grabeskirche mit dem Vorplatz, 1849

33 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 das ist nicht ungewöhnlich, sondern wird oft und von verschiedenen Gruppen praktiziert.„… Denn da gibt’s auch noch andere andächtige Leute, waren doch in der Nacht russische Frauen droben, und die haben in einemfort laut gebetet und ge- sungen. Die ganze Geschichte hat bis fast 12 Uhr gedauert. Manche Pilger haben sich, wenn sie zu müde geworden sind, ohne viel Umstände auf dem harten Steinboden ausgestreckt, und kein Grie- che, kein Armenier und kein Franciscaner hat sich um sie bekümmert. Ein jeder ist vorübergegangen, gerade als ob das so sein müsste. Es wird eben auch bei sonsti- gen Pilgerzügen der Fall sein. Um 3 Uhr ist das Thor von den Türken aufgemacht worden, und so kam dann wenigstens etwas frischere Luft in die von allerhand zweifelhaften Wohlgerüchen erfüllten Räume. Abb. 30: Der Eingang zur Grabeskirche, Foto um 1900

In den Unterkünften Immer waren wir jedoch nicht in den Kir- wartet. Die vielen tausend und tausend chen, unser Leib hat auch verlangt, be- Grüße haben die Post aber so schwer be- rücksichtigt zu werden, und er konnte sich lastet, dass einige Briefe erst an ihre nicht beklagen. Das Mittagessen bestand Adresse kamen, nachdem wir schon wie- aus Suppe, zwei Speisen und Trauben, der einige Zeit daheim waren. am Abend gab es Suppe, zwei Speisen, Nach des Tages Last, Hitze und Mühe Trauben und Käse. Die Franzosen haben hatte man die Nachtruhe redlich verdient. mittags gar drei Speisen verabreicht. Und Allein, wenn auch um 9 Uhr alles still damit die festen Speisen auch schwimmen war, so ist„s nicht von langer Dauer gewe- konnten, haben wir fleißig Wasser nach- sen. Da hat nebenan ein Mitpilger zu geschüttet; der Wein ist aber doch die schnarchen angefangen und die ganze Hauptsache geblieben. Denn der war gut Nacht hindurch geschnarcht, als ob er und, was uns besonders gefallen hat, auch einen ganzen Wald zersägen müsste. Oder reichlich – für je zwei Pilger fünf Viertel- aber es sind von allen Seiten die Stech- liter und noch mehr. mücken dahergeflogen, haben so süß ge- Wer untertags sich eine Zeit ersparen summt um die Ohren herum; auf einmal konnte, hat sie eifrigst zum Schreiben von haben sie einem eins versetzt mit ihrem Briefen und Ansichtskarten benützt. Die Stachel, und das hat wehe gethan und ge- österreichische Post in Jerusalem ist ja brannt. Da hat man sich dann in der Phan- zweimal jede Woche, Dienstag und Frei- tasie alles Mögliche von Blutvergiftung tag, abgegangen, und die Lieben in Tirol ausgemalt, denn wer weiß, ob sich so eine haben auf ein Lebenszeichen längst ge- Mücke nicht schon vorher an einem ver-

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Abb. 31: Das österreichisch-ungarische Pilgerhaus in Jerusalem endeten Hund oder einer crepierten Katze Frühe ist gar mancher Pilger mit ver- versucht hat. So ist denn kein Schlaf ge- schwollenen Augen und zerstochenem kommen, oder nur auf kurze Zeit. In der Gesicht aufgestanden.

Einkaufen Bei der Suche nach Fakten über Jerusa- derts nicht mehr absolut gegolten, aber lem, war in einem Internet-Beitrag dieser natürlich wollten die Einheimischen auch Sachverhalt zu lesen (kein Zitat): Während zu dieser Zeit mit den ausländischen der türkischen Herrschaft (1516 – 1917) Stadtbesu chern gute Geschäfte machen. lebten die verarmten Juden und Christen Dabei hatte ihr Einfallsreichtum offenbar überwiegend vom Pilgergewerbe. Das hat keine Grenzen, wie einige der noch vor- vielleicht gegen Ende des 19. Jahrhun- handenen „Souvenirs“ zeigen.

Abb. 32: Geschmiedeter „Kreuzigungs-Nagel“, 14,5 cm lang, 1,0 cm stark (Fam. Oberwalder)

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Wenn wir durch die Straßen gegangen sind, so tönte es von allen Seiten: „Mar- chaba, marchaba! Willkommen, willkom- men!“ Halb erwachsene Burschen hängen sich zutraulich plaudernd an unsern Arm und überreichen uns die Karte ihres Ge- schäftes. Einige deutsche Redewendungen haben sich diese Tausendkerls auch ange- eignet. Mancher hat das Einkaufen nicht verstanden, ist zu rasch dareingefahren und hat um theures Geld gekauft, was er in einem andern Laden ebensogut dreimal bil- liger hätte bekommen können. Andere haben zu feilschen und handeln begonnen, und so oft der Pilger „Tropo“„(zu viel) sagte, hat der Händler nachgelassen, bis sie beim gewöhnlichen Preise von 20 Centesimi angelangt waren. Abb 33: Kopf des Kreuzigungs-Nagels, Ø 4,0 cm (Fam. Oberwalder) Französisches Geld wird beim Einkaufen am liebsten angenommen. In größeren Handlungen geht auch das österreichische, irgend einen Artikel an. Da soll man ein Gulden = zwei Franken. Beim Wech- schwerhörig sein. „Augen auf, oder aber seln wird man vielfach betrogen, und dass den Beutel auf!“ so lautet ein Sprichwort. ein Pilger ungeschoren davonkömmt, ist Großes Vergnügen machte den Pilgern fast unmöglich. Die Kaufleute wollen nie immer die Eselsuche. Bis so ein Grauthier, Geld herausgeben, sondern tragen einem das man schon am Abend vorher um

Abb. 34: „Heimritt“ nach Jerusalem – auf „braven“, nicht störrischen Langohren

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3 Frank bestellen musste, bestiegen war, langt nach Bier. Und so ist denn mancher da hat’s oft lang gedauert. Endlich ist der auf Bierentdeckungsreisen gegangen, und etwas beleibtere Pilger nach manchem abends erzählte er mit Genugtuung, eine Ach und Weh oben, das Eselchen setzt gute Quelle entdeckt zu haben. Bier be- sich mit seinen zierlichen Füßlein in Gang, kommst du in Jerusalem, welches du getrieben von einem Eseljungen. Und der willst: Jerusalembier, Triester Bier, Gra- hat nicht selten die boshafte Freude, sei- zer Bier, Kärntner Bier, Münchener nem Esel eins zu versetzen, um dem Reiter Bock-, Spaten- und Hackerbräubier. Angst einzujagen. Geschrien haben die Doch einem unserer Pilger ist es schlecht Esel wie bei uns: Jahhh!, doch sie sind ei- ergangen, er klagte eines Morgens über gensinnig und haben manches arme Pil- unleidliche Bauchschmerzen. Nach dem gerlein in den Staub gesetzt. Einem ist es Grund befragt, gestand er, dass er auf gar passiert, dass der Esel mit ihm auf dem „Bierreise„ war und sich in einem Juden- Rücken unbedingt den Weg zum heimatli- laden eine Flasche zu Gemüthe geführt chen Stall einschlagen wollte. hat. Die sei ihm allerdings schon ge- Schließlich sei noch verrathen, dass man schwind im Anfange recht sauer vorge- sich auch untertags in den Quartieren mit kommen, also wollte er sich dann nach Wein „erfrischen„ konnte, natürlich gegen dem Austrinken den säuerlichen Ge- Bezahlung. Allein, ein deutscher Magen schmack mit einem Kilo Weintrauben ver- und noch mehr eine tirolische Kehle ver- treiben.

Andenken Die guten Jerusalemer sind pfiffige Leute, lässt du dich von ihrem „Marchaba“ nicht ködern, so zieht man dich an deinem Rock hinein in den Laden, damit du da Rosen- kränze kaufen sollst oder Perlmutter- kreuze. Auch Bilder mit darauf geklebten, getrockneten Blumen sind viele gekauft worden. Arme Frauen und Kinder, wie auch Klosterfrauen geben sich mit dem Verfertigen derselben ab. Manche sind recht geschmackvoll zusammengestellt. Es steht auch überall darauf: „Posées sur le Saint Sépulcre“, das heißt „Niedergelegt auf das Heilige Grab“ (und dadurch ge- weiht). Ob das wahr ist, lässt sich nicht feststellen, wir haben es selbst besorgt. Gekauft worden ist viel, es war zu wun- dern, warum denn einige über 100 Gulden ausgegeben haben. Allein, wie wir heim- gekommen sind, war die Sache einzuse- hen, denn da sind auch die größten

Abb. 35: Blumen vom Ölberg (Fam. Oberwalder)

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Abb. 35: Blumen aus dem Tal Josaphat Größe der Kärtchen: 11,0 cm x 7,0 cm (Fam. Oberwalder)

Vorräthe gar bald fertig geworden wegen nach Jerusalem kommt, dann ist vom Öl- der Nachfrage von Leuten, die alle ein An- berg bald nichts mehr da.“„ denken an Jerusalem haben wollten. Ei- Und weil bei vielen Pilgern das Ding, das nige Sparsame sammelten überall man Gedächtnis nennt, ein Loch oder Steinchen und Blumen und Gräser, um sie mehrere hat, haben wir uns von einem heimzubringen. Das haben andere gesehen Photographen in Jerusalem abphotogra- und sich geschwind gedacht: das kommt phieren lassen, damit wir uns besser erin- billig und ist ein schönes Andenken. Also nern könnten, wenn wir nach Hause haben sie angefangen, alle möglichen kommen (siehe das Schlussbild). Einige Steine einzuheimsen. Stock, Schirm und sind in das Haus des Photographen selber Messer haben mithelfen müssen, um sol- hineingegangen und haben sich in Gewän- che Andenken zu bekommen. Da hatte dern oder mit Hüten abbilden lassen, wie jener Pilger nicht ganz unrecht, der sagte: sie drüben getragen werden (auch der „Wenn noch öfter so ein Tiroler Pilgerzug Pötscherjahringer, Abb. 12)

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Abb. 36: Schnupftabakdose Breite: 6.5 cm, Tiefe: 4,5 cm, Höhe: 3,2 cm (Fam. Stadler)

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Abb. 37: Diese „Monstranz“ wird nicht billig gewesen sein! In ihrer Mitte befindet sich angeblich ein Span vom Kreuz Jesu – was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit ist! Höhe des Schreins mit Aufsatz: 32,0 cm, Breite: 16,5 cm, Tiefe: 5,5 cm (Fam. Weiskopf)

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Dieses Kapitel ist in dem Buch so genau und langatmig auf mehr als 100 Seiten fest- gehalten, dass es hier nur stark „geschrumpft“ wiedergegeben werden kann. Der Schreiber hat in seinem Text geschichtliche Ereignisse vermerkt, Ausmaße von Ge- bäuden angegeben, persönliche Erfahrungen eingearbeitet, und das Ganze noch mit Heiligenlegenden ausgeschmückt. Er wird also hier nur eher selten zu Wort kommen; im Vordergrund stehen Tatsachen und einige Bilder aus der heutigen Zeit.

PILGERZIELE Für die acht Tage Aufenthalt im Heiligen Nr. 2: Vormittags: Pilgermesse in der Land wurden bedeutende religiöse Stät- Geißelungskapelle; Besuch des Kreuzwe- ten in Jerusalem, bzw. in dessen näherer ges, Salvatorkloster, Patriarchat. „ Nach- Umgebung als Ziele ausgewählt. Natür- mittags: Gang um die Stadt vom Jaffathor lich konnte die ganze „Horde“ von 500 nordwärts. Männern nicht immer geschlossen auf- Nr. 3: Vormittags in „Ecce homo„; Öl- treten, sodass die Organisatoren ein berg, Bethanien. „ Nachmittags: Da- ausgeklügeltes Programm entwarfen: vidsthurm, Berg Sion, Gang längs der An drei Tagen war gemeinschaftlicher Mauern des Tempelbezirks. Gottesdienst festgesetzt, hernach aber freie Nr. 4: Wallfahrt nach S. Johann im Zeit, die ein jeder nach Belieben verwenden Gebirge. konnte, vor allem aber zum Ausruhen hätte Nr. 5: Vormittags: Pilgermesse in der benützen sollen, was freilich mancher über- Angstgrotte, Thal Josaphat und Hinnom. „ eifrige Pilgersmann außer Acht gelassen Nachmittags: Gang durch die Stadt, Kla- hat. Für die übrigen fünf Tage waren Spe- gemauer. cialprogramme ausgearbeitet, und zwar so, Welches Programm für die einzelnen dass jede Gruppe alle Heiligthümer besu- Gruppen galt, veranschaulicht diese chen, doch eine andere nicht stören könne. Tabelle: Das ganze Programm war folgendes: 13. October: Vormittags: Requiem für Ihre Majestät im heiligen Grabesdom. Nachmittags: Gemeinsamer Besuch des alten Tempelbezirkes. Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, die Gattin von Kaiser Franz Josef I., ist am 10. Sep- tember 1898 – ca. einen Monat vor Beginn der Wallfahrt – in Genf von dem italieni- schen Attentäter Luigi Lucheni mit einer zugespitzten Feile erstochen worden. 16. October: Jubiläums-Hochamt in der Salvatorkirche. Franz Josef I. wurde am 2. Dezember 1848 als Kaiser von Österreich bestätigt. Abb. 38 20. October: Dankgottesdienst in der Patriarchatskirche. Ein Beispiel: Als am 17. Oktober die I. Gruppe auf dem Ölberg und in Betha- T a g e s p r o g r a m m e : nien war (Nummer 3), besuchte „unsere“ Nr. 1: Wallfahrt nach Bethlehem. Gruppe IV Bethlehem (Nummer 1)

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Die Grabeskirche (Requiem für Kaiserin „Sisi“ am 13. Oktober)

… Gegenüber fesselt unsere Aufmerk- Richtstätte, gestanden, und zwar etwas, samkeit das herrliche Doppelportal, wo- aber nicht weit außer der Stadtmauer. Am von leider das östliche vermauert und auch Fuße des kleinen Hügels befanden sich das westliche oft verschlossen ist. Man mehrere Felsengräber, und da hatte auch weiß nicht, soll man es dem romanischen Josef von Arimathäa sein neues Grab an- oder arabischen oder byzantinischen Stile gelegt. Wie nun der Erlöser den Kreuzes- zutheilen … Über den beiden Portalen sind tod erlitten, so wurde er da begraben. entsprechende, prächtige Fenster. Josef hat sich ein anderes in der Nähe ma- So aber hat es da nicht immer ausgesehen. chen lassen. Noch heutzutage kann man Denn hier ist ja zu des Heilands Zeiten der solche Felsengräber in der Grabkirche be- Calvarienberg (auch: Golgota), also die merken (Beisetzungskammer).

Abb. 39: Ansicht der Grabeskirche von Südosten. Unter der großen Kuppel (Rotunde) befindet sich das hl. Grab, die etwas kleinere wurde über dem Katholikon errichtet

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Abb. 40

Der oströmische Kaiser Konstantin kann schaften. Das „verzwickte“ Eigentum und als „Vater“ der Grabeskirche bezeichnet die zum Teil offenen Kapellen ziehen an- werden, er ließ sie in der Zeit von 326 – dauernd Ungereimtheiten nach sich: „ 335 n. Chr. errichten. Sechs Glaubens- Soll z. B. etwas ausgebessert werden an gemeinschaften haben an dem riesigen einem gemeinsamen Besitzthum, dann ist Bauwerk Besitzrechte, nämlich (in alpha- die Einwilligung al ler betreffenden Kirchen betischer Reihenfolge) nothwendig, und die zu erlangen ist überaus die armenisch apostolische Kirche schwer. Deshalb sieht auch manches wirk- die äthiopisch-orthodoxe Tewa- lich traurig aus; so möchten die Francisca- hedo Kirche ner schon lange die Treppen ausbessern, das griechische Patriarchat von die zur Kreuzauffindungsstätte führen, wer- Jerusalem den aber immer verhindert. An den heiligen die koptische Kirche Stätten, die einer Confession allein gehö- die römisch-katholische Kirche, ren, darf diese ihren Gottesdienst halten, vertreten durch den Franziskaner- ohne Rücksicht auf die anderen zu nehmen. orden D aher kann es geschehen, wie auch wir es die syrisch-orthodoxe Kirche von erlebt haben, dass mehrere Confessionen Antiochien zugleich, nicht weit von einander, amtieren. Im Inneren befinden sich 15 Kultstätten Das gibt dann ein furchtbares „Konzert„ ab; der oben genannten Glaubensgemein- die Stimmen der Griechen hier, dort die Ar-

43 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 menier, dann der Chor der Franciscaner, die Fremde und singende russische Frauen Kopten wollen auch ihren Herrn laut preisen, dazu. Wenn da nicht sämtliche Kirchen- dazu kommt dann noch das Orgelspiel mit mäuse davonlaufen, so bringt sie nichts mehr allen Registern, das Geläute von Glocken hinaus. Du aber knie dabei nieder und bete und Schellen. Denke dir nun alles zusammen recht gesammelt und andächtig; wenn du es und noch etliche schwatzende Griechen oder zustande bringst, bist du ein Heiliger.

Salvatorkirche (Hochamt zum Krönungs-Jubiläum, 16. Oktober) Nachdem der türkische Sultan Süley- wurde erst im Jahr 1885 mit „ausgiebi- man I. die Franziskaner gezwungen ger“ finanzieller Unterstützung von Kai- hatte, ihren „Stammsitz“ auf dem Berg ser Franz Josef I. gebaut – daher ein Sion zu räumen, gründeten sie 1551 im sinniger Ort für die Jubiläumsfeier. christlichen Viertel der Altstadt von Jeru- Der Turm war zur Zeit unserer Pilger salem das Salvatorkloster. Darin wird allerdings noch nicht so hoch und auffal- sich wohl ein bescheidenes Gotteshaus lend, ihn hat man erst 1931 „aufge- befunden haben; die pompöse Kirche stockt“.

Abb. 41: Salvatorkirche

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Patriarchatskirche (Dankgottesdienst, 20. Oktober) Das 1872 fertig gestellte Gotteshaus be- Ausmaß von 28 x 24 Metern wird die Kir- findet sich ebenfalls im christlichen Vier- che ihrer Bestimmung als Kathedrale tel Jerusalems. Sein Grundriss ist kreuz- des „Lateinischen Patriarchen von Jeru- förmig, der Baustil neugotisch. Mit dem salem“ (Bischofsdom) durchaus gerecht.

Abb. 42: Portal der Patriarchatskirche

Das waren die drei „Gemeinschaftsveran- haben die einzelnen Gruppen an ver- staltungen“; alle anderen Wallfahrtsziele schiedenen Tagen besucht (siehe oben).

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Bethlehem (Tagesprogramm Nr. 1) Bethlehem ist nicht weit von Jerusalem in Kutschen und mit ihnen die Kränklichen, entfernt, die Pilger waren zu Fuß zwei dann die Herren von der leichten und Stunden unterwegs. … 5 Uhr ist’s in der schweren Reiterei hoch zu Esel, endlich Frühe, und fröhlich geht es das Hinnomthal die langsamen Fußtruppen, die, fast bis hinunter und auf der andern Seite wieder über die Knöchel im Staube watend, doch hinauf. Voraus die Mehrzahl der Priester um 7 Uhr ihr Ziel auch erreichen.

Abb. 43: Hauptstraße von Bethlehem Die Geburtskirche geht auf Kaiser Kon- etwas einigen. … Ja, ganze Schlachten stantin zurück (335 n. Chr. geweiht). In sind schon geschlagen worden mit Kreu- der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts zen und Leuchtern. „ Bei ihrem Besuch fiel um eine Vorhalle erweitert, befindet sie den Tirolern auf, … dass ein türkischer sich seitdem im „Urzustand“; es wurden Soldat mit geladenem Gewehr Wache an ihr keine nennenswerten Umbauten hält; und nicht nur drunten in der Grotte, mehr vorgenommen. Interessant, dass sondern auch droben am Eingang ist einer. diese Kirche in allen kriegerischen Aus- Sonderbar! Wie kommt das? 1873 hielten einandersetzungen und auch durch die die Franciscaner eine Procession, da wur- wechselnden Herrscher unbehelligt blieb den sie überfallen von den Griechen. Was – somit ist sie das älteste, durchgehend den Katholiken gehörte, ist da einfach zer- genutzte Gotteshaus im Heiligen Land. trümmert und zerrissen worden. Und seit- Wie bei der Grabeskirche, verursachen her muss bewaffnete Macht den Frieden auch hier die Besitzverhältnisse laufend zwischen christlichen Confessionen an Probleme. Griechisch-orthodoxe, Arme- jenem Ort aufrecht erhalten, wo zum nier und „Lateiner“ (Katholiken) haben erstenmal die Worte ertönten „Friede den Rechte, können sich aber selten auf Menschen auf Erden“!

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Abb. 44: Die Tradition überliefert, dass Jesus an der Stelle des Sterns geboren wurde. In dem Stern ist eingraviert: Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est (Hier ist von der Jungfrau Maria Jesus Christus geboren worden)

Abschließende Bemerkung: Diese Strei- und griechisch-orthodoxe Priester ihre tereien und Raufereien setzten sich bis Differenzen mit so viel „körperlichem Ein- in die jüngste Vergangenheit fort – 2007 satz“ aus, dass die Polizei einschreiten und 2011 trugen armenisch-apostolische musste, um die Schläger zu trennen.

Abb. 45: Geißelungskapelle

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Geißelungskapelle, Kreuzweg (Tagesprogramm Nr. 2) Im moslemischen Viertel der Altstadt, an darin untergebracht. 1838 übergab der der Via Dolorosa gelegen, bilden die türkische Gouverneur Ibrahim Pascha Geißelungskapelle mit der gegenüber die Ruine den Franziskanern, sodass mit liegenden Verurteilungskapelle den An- Unterstützung des bayrischen Herzogs fang des Kreuzwegs. Das Kirchlein Max Joseph eine kleine Andachtsstätte wurde im 12. Jahrhundert von den errichtet werden konnte. Kreuzfahrern erbaut. Nach deren Vertrei- Das heutige Gotteshaus stand zur Zeit bung hat man es zunächst als Pferde- der Tiroler Wallfahrt noch nicht, es wurde stall genutzt, später – bis zu seinem erst 1929 im Stil des 12. Jahrhunderts endgültigen Verfall – war eine Weberei gebaut.

Abb. 46

Über den Kreuzweg könnte man lange send Worte! Ergänzend ist anzumerken, Betrachtungen anstellen, doch soll auch dass die Wegstrecke nur ca. 250 bis 300 hier gelten: ein Bild sagt mehr als tau- Meter beträgt.

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Ölberg, Bethanien (Tagesprogramm Nr. 3 am Vormittag) Der Ölberg ist eine etwas über 800 Meter a. Vor seinem Einzug nach Jerusa- hohe Erhebung östlich von Jerusalem. lem sah er von hier aus auf die Für die drei im Nahen Osten beheimate- Stadt, weinte und prophezeite ihre ten Religionen hat er große Bedeutung. Zerstörung (Lukas 19, 41 – 44). • Nach jüdischer Tradition wird der b. Am Abend des Gründonnerstag Messias über den Ölberg in Jerusa- durchlitt er im Garten Getsemani lem einziehen und im Kidrontal un- (am Fuß des Berges) Todesäng- terhalb des Hügels das Jüngste ste, wurde verraten und gefangen Gericht halten. Deshalb wurde an genommen (Matthäus, Kapitel der Flanke des Berges ein weitläufi- 26). ger jüdischer Friedhof angelegt. c. Schließlich soll Jesus vom Ölberg • Fast Gleiches ist im Islam überliefert: aus in den Himmel aufgefahren das Tal Kidron soll der Ort des end- sein (Lukas, 24,50). … wo noch zeitlichen Gerichtes sein. Dem ent- der natürliche Fels zu sehen ist und sprechend befinden sich auf der auf ihm eine Fußspur, die man den anderen Talseite (Hang des Tempel- Pilgern als den linken Fußabdruck berges) muslimische Gräber. Diese des in den Himmel auffahrenden Tatsache hat der Autor des Buches in Heilandes zeigt. Schon der Kir- dem Kapitel „Tal Josaphat“ vermerkt. chenvater Hieronymus berichtet von • Die Christen verbinden mit dem Öl- diesen Spuren. Leider ist die andere berg drei Begebenheiten aus dem nicht mehr zu sehen, weil man sie Leben Jesu: von dem Felsen abgeschlagen hat.

Abb. 47: Die Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg, dahinter das Minarett einer Moschee

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Heute befinden sich auf dem Areal des Ölbergs acht Kirchen oder Kapellen und eine Moschee, zum Teil uralten Datums, zum Teil auf den Ruinen der Vorgänge- rinnen mehrfach errichtet, zuletzt im 19. und 20. Jahrhundert. Bethanien, an der Ostseite des Ölbergs gelegen und ca. 2,5 km von Jerusalem entfernt, ist jener Ort, in dem Christus sei- nen Freund Lazarus vom Tod erweckte. „ 29 Stufen geht es hinunter in da s Grab, wo der Heiland eines seiner größten Wunder gewirkt hat. Traurig sieht es jetzt aus; der Eingang, den die Franciscaner vom Wege aus gemacht, ist nur eine Nothlösung, weil die Mohammedaner über dem Grabe eine Moschee besitzen und den Zugang verwei- gerten. … Über dem Grabe des Lazarus war früher einmal eine katholische Kirche, spä- ter gab es da auch ein Kloster der Benedic- tinerinnen. Und heute noch erheben sich über dem Dorfe Ruinen eines zum Schutze des Klosters erbauten Wachtthurms.

Abb. 48: In der Paternosterkirche … ist das Vaterunser auf großen Tafeln mit schwarzen Lettern in 32 Sprachen aufgezeichnet. Auch das deutsche ist darunter …„„ Jetzt sind bereits 140 verschiedensprachige „Vater unser“ im Kreuzgang des dazugehörigen Klosters angebracht

Abb. 49: Bethanien, Ansicht um das Jahr 1865

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Berg Sion (auch Zion) (Tagesprogramm Nr. 3 am Nachmittag) Die Bedeutung des Wortes als „Festung, Burg“ findet sich schon im 2. Buch Samuel des Alten Testaments: „David aber eroberte die Burg Zion; das ist Da- vids Stadt.“ Später schloss der Begriff den salomonischen Tempel und dessen Umgebung ein, sodass er auch für den Berg Moriah (Tempelberg) galt. Schließ- lich wurden nicht nur die Stadt Jerusa- lem, sondern auch der Landesteil Judäa und das Volk von Israel in seiner Ge- samtheit so genannt. Auf dem Tempelberg – der Name sagt es – standen einst mit dem ersten, „herrli- chen“ salomonischen, und dem zweiten, von Herodes ausgebauten Tempel die jüdischen Heiligtümer. Jetzt befinden sich auf dem Plateau wichtige islamische Kultstätten: die Al Aksa-Moschee und der Felsendom. Abb. 50

Abb. 51: Ansicht des Tempelberges mit der weitläufigen Al Aksa-Moschee im Vordergrund und dem Felsendom (goldene Kuppel)

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Abb. 52: Dormitio-Kirche mit der zugehörigen Abtei

Geographisch ist das heutige Zion nicht mit Sion durften die Tiroler nur besichtigen, dem Berg des Alten Testaments identisch, nicht verehren – den Abendmahlssaal sondern eine Anhöhe südlich der Altstadt (Coenaculum). In ihm sprach Jesus erst- von Jerusalem. Die Sicht auf den Hügel mals die Worte der Wandlung, in ihm soll wird von der Dormitio-Kirche bzw. dem sich auch das Pfingstwunder ereignet dazu gehörenden Benediktinerkloster be- haben. Doch damals gehörte die Bau- herrscht (lat. dormitare = einschlafen, ent- lichkeit der islamischen Gemeinde. … schlafen). Hier soll die hl. Maria im Kreise Nicht wahr, da thut’s einem bis tief ins Herz der Jünger Jesu gestorben sein. Eine by- hinein weh, nicht einmal niederknien und zantinische Basilika (Hagia Sion) und die laut beten zu dürfen. Nur kurze Augen- Kreuzfahrer-Kirche `Sancta Maria in Monte blicke ist es uns erlaubt h ier zu bleiben. Als Sion´ waren Vorgängerbauten, fielen aber, einige zu spät ankommende Mitpilger, die wie so viele christliche Denkmäler, beim von dem Verbot nichts gehört hatten, nie- Wechsel von Machthabern und Religionen derknieten und zu beten anfingen, fielen ge- der Intoleranz zum Opfer. Unsere Pilger schwind die misstrauischen Wächter über konnten diese neue, prächtige Anlage frei- sie her. lich nicht besuchen, sie wurde nämlich erst Im Erdgeschoss unter dem Abendmahls- am 10. April 1910 geweiht. saal befindet sich ein reich mit kostbaren Eine andere, an das Wirken des Hei- Teppichen ausgestattetes Kenotaph, ein lands erinnernde Stelle auf dem Berg leeres Grabmal zur Erinnerung an einen

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Toten, der woanders bestattet ist. … che christlichen Symbole entfernt, so- Unter dem Cönaculum soll das Grab von da ss er eher einer musealen denn einer König David sein. Wir hatten nicht das sakralen Räumlichkeit gleicht. Außerdem Glück, diese von Juden und Mohamme- dürfen in ihm nur an drei Tagen des Jah- danern so hoch und heilig verehrte Stätte res Gottesdienste stattfinden: am letzten in Augenschein zu nehmen. Sonntag im Jänner (Gebet für die Einheit Seit 1948 ist der Staat Israel Eigentümer der Christen), am Gründonnerstag (ge- des gesamten Komplexes. Er gestattet staltet von den Franziskanern), und am allen Religionen freien Zugang, im Pfingstsonntag (für Katholiken, Ortho- Abendmahlssaal wurden jedoch sämtli- doxe und Armenier).

Sankt Johann im Gebirge (Tagesprogramm Nr. 4) Das Dorf En Kerem (oder auch Ain (Kreuzzüge). Vom nördlichen Seiten- Karim) war einst ca. zwei Gehstunden schiff führen sieben Stufen hinab zu von Jerusalem entfernt, heute ist es in einem kleinen Gelass, das der Geburts- die Großstadt eingemeindet. Nach ort des Täufers gewesen sein soll. „Hic christlicher Überlieferung wurde hier Jo- Praecursor Domini Joannnes natus est“, hannes der Täufer geboren, daher der lautet die Inschrift – Hier ist der Vorläufer deutsche Name. Die katholische, im 19. des Herrn, Johannes, geboren worden. Jh. errichtete Johannes-Kirche gehört zu Die bescheidenere Magnificat- oder auch einem Kloster der Franziskaner. Sie Besuchs-Kirche auf der gegenüber liegen- hatte schon „Vorgängerinnen“ aus by- den Talseite erinnert an das Fest Mariä zantinischer und mittelalterlicher Zeit Heimsuchung (2. Juli): Nach der Verkün-

Abb. 53: Nicht zuletzt dank der „Marienquelle“ ist En Kerem ein „grüner Ort“

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Abb. 54: Datum der Aufnahme ungewiss, jedenfalls vor 1948 digung durch den Engel machte sich die bist gebenedeit unter den Frauen, und ge- hl. Maria auf den Weg, um ihre Kusine Eli- benedeit ist die Frucht deines Leibes.“ (Lk. sabeth – die Mutter von Johannes – zu be- 1,42) Maria antwortete mit dem Lobge- suchen. Bei ihrer Ankunft wurde sie von sang „Magnificat … – Meine Seele preist Elisabeth überschwänglich begrüßt: „… du den Herrn …“ (Lk. 1, 46)

Tal Josaphat (auch: Kidron) und Hinnom (Tagesprogramm Nr. 5) Dieses Erlebnis der Pilger ist im „Origi- geworden, als wir die Eigenthümer dieser nalton“ wiedergegeben: Links und rechts schrillen Stimmen herbei torkeln, humpeln vom Wege liegen auf dem Boden vier- oder kriechen sahen. Da war einer, der eckige, beschriebene Steine … rechts die hatte beide Hände verloren; dort war einer, Thalschlucht entlang sind die Türkengrä- dessen Nase ganz abgefault war. Hier ber, und links ist der Abhang des Ölbergs, waren Mann und Frau und noch einige übersäet mit den Grabsteinen der Juden. Kinder, über und über bedeckt mit Es gilt besonders bei den Juden für das schwarzrothen Blasen, mit gelblichen, übel größte Glück, im Josaphatthale begraben riechenden Vernarbungen. Elende Klei- zu werden, denn da zernagt nach ihrem derfetzen verdeckten kaum nothdürftig die Glauben kei n Wurm den Leichnam. Des- entstellten Glieder. Da wollte uns so ein wegen reisen viele Juden nach Jerusalem, Elender mit seinen halb abgefressenen um daselbst zu sterben und begraben zu Fingern anfassen, und bist du ihm ausge- werden.„… Wir sind nicht lange da ge- wichen, war die Gefahr, einer mit ihren standen, als schon ein eigenthümliches Geschwüren die Luft verpestenden Frau Schreien und Krächzen uns entgegen- in die Arme zu gerathen. Dass dies Aus- tönte: „Bakhschisch!“ Schon dieses Ge- sätzige waren, brauche ich wohl nicht mehr schrei ist entsetzlich, aber es ist noch ärger eigens zu sagen. Trotzdem von allen Con-

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Abb. 55: Abgang zur vermuteten Grabstätte Mariens fessionen viel zur Versorgung dieser Leute richtet und von den Kreuzfahrern im 12. gethan wird, gibt es keine unverschämte- Jh. zur Kirche ausgebaut. Sultan Saladin ren Bettler auf dem weiten Erdenboden als ließ sie nach der Eroberung Jerusalems sie. Mit kleinen Almosen sind sie nicht zu- zerstören; nur die Grabstelle in der frieden. Einem unserer Pilger, der nach Krypta blieb erhalten, da Maria auch im ihrer Meinung zu wenig Bakhschisch in Islam verehrt wird. 48 steile Stufen füh- das Blechgefäß geworfen hatte, ist ein ren in das unterirdische Gewölbe. Heute Aussätziger nach, hat geschimpft in allen gehört dieses Marien-Heiligtum der grie- Tonarten und angefangen, Steine zu wer- chisch-orthodoxen und der armenisch- fen. Erst als unsere Tiroler Bauern auch apostolischen Kirche; auch Syrer, Kopten Steine sammelten und Miene machten, ein und Äthiopier dürfen in ihr Gottesdienste regelrechtes Gefecht zu beginnen, hat der halten, Katholiken aber nur beten. Unverschämte aufgegeben und den Rück- Nun haben wir das nicht sehr interessante zug angetreten. Hinnomthal betreten, … und ein jeder war 1 Das eigentliche Ziel unserer Leute war nach 2⁄ Stunde froh, durch das Jaffathor jedoch das Grab Mariens. Eine Überlie- wieder in sein Quartier zu kommen, um ferung besagt, die Muttergottes wäre da nach dem langen Marsche in der Sonnen- kurzzeitig begraben gewesen und dann hitze und in fast unergründlichem Staube in den Himmel aufgefahren, eine andere sich etwas zu erholen. behauptet, dass sich diese Gescheh- Soviel also – wie oben erwähnt: stark nisse in Ephesus (heutige Türkei) ereig- gekürzt – über den „Alltag“ der Pilger in net hätten. Wie auch immer: Hier wurde Jerusalem, einige ihrer Erlebnisse und schon im 4. Jahrhundert eine Kapelle er- die von ihnen besuchten Gnadenstätten.

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HEIMREISE Auf dem Meer Schon um 2 Uhr morgens ist es am 21. der Taufe, und so ist die Einschiffung in October, dem Tage unserer Abreise, le- Jaffa gefahrlos gewesen. Wir sind fröhlich bendig geworden in den Quartieren. … Um und wohlgemuth bei unserer »Amphitrite« 5 Uhr füllte sich die Heilige Grabeskirche. angekommen. Droben erwartete uns schon Endlich kam der Auszug zustande, und er der liebenswürdige Schiffscommandant gieng in derselben Ordnung wie der Einzug. mit herzlichem Willkomm und hausväterli- Trotz der frühen Morgenstunde waren chem Gruß: „So, jetzt sind Sie wieder da- schon zahlreiche Bewohner Jerusalems heim!“ Um 12 Uhr mittags erdröhnten aus den Federn gekrochen und auf die plötzlich zwei Kanonenschüsse von der Straße geeilt, um den Vorbeimarsch der »Amphitrite«, das Zeichen zur Abfahrt. 500 „Kreuzritter“ zu sehen. Am Bahnhofe Langsam setzte sich der gewaltige Damp- angekommen, fanden wir unsere Züge fer in Bewegung. schon reisefertig dastehen. Bald nach halb Nachdem wir Jaffa und die Küste des Hei- 7 Uhr dampfte der erste mit uns ab, und in ligen Landes aus dem Gesichtskreis verlo- ungefähr dreieinhalb Stunden war die 87 ren hatten, giengen wir daran, uns auf dem km lange Strecke bis Jaffa zurückgelegt. Schiffe wieder wohnlich einzurichten. Aber Wir sind auf dem kürzesten Weg durch die welch angenehme Überraschungen hatte Stadt gegangen. Als wir zum Hafen ge- uns der gute Capitän und das freundliche kommen sind, ist »Amphitrite« schon drau- Schiffspersonal bereitet! Die Stelle, wo ßen gestanden und hat gar freundlich zu uns der Liebfrauenaltar zu stehen kam, fanden herüber gegrüßt. Das Meer war so sanft wir reich mit Palmen verziert, die Cabinen und ruhig wie ein unschuldig Kindlein nach spiegelblank herausgeputzt. Droben auf

Abb. 56: Einschiffung in Jaffa

56 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 dem Verdeck ist ein nagelneues „Kaffee- weit gefehlt! Der Capitän sagte uns, in der haus zum guten Pilger“ während unserer Nähe eines Dampfers hielten sich keine Abwesenheit errichtet und nun, gleich nach Fische auf. Nur wenn das Schiff still steht, unserer Rückkehr, eröffnet worden. „„ wagen sie sich vorsichtig heran und spä- Unterdessen waren wir Kreta nahe ge- hen, ob es für sie nichts zu naschen gäbe. „ kommen, wo das Meer oft recht launisch Von den Delphinen, die oft in Scharen ein und rebellisch ist. Gerade in dieser Nacht Schiff begleiten, haben wir nur den einen gab es zu Blitz und Donner haushohe oder andern gesehen. Die Delphine sind Wellen, die unserer »Amphitrite« so derbe aber, obwohl sie ganz die Fischgestalt Fußtritte versetzten, dass wir in unseren haben, trotzdem keine Fische, sondern Betten bald das Gleichgewicht verloren Säugethiere, denn sie haben warmes Blut hätten. Erst gegen Morgen ist das Meer und athmen durch Lungen. Sie müssten einigermaßen ruhiger geworden, aber das deshalb ertrinken, wollten sie zu lange unter Wetter blieb windig und regnerisch. Wasser bleiben. Ein wenig „Naturgeschichte“: Im Meere Haben uns die Fische und Fischsäuge- leben allerlei große und kleine Fische und thiere auch wenig Aufmerksamkeit ge- man könnte sich denken, dass sie so ziem- schenkt, so ist die Vogelwelt umso lieber lich die einzigen Thiere sein werden, die bei uns gewesen. Verschiedene Möwen- man von einem Schiffe aus sieht. Doch gattungen umkreisten in der Nähe des Landes beständig unser Schiff. Wir konn- ten auch den eigenthümlichen Flug der Sturmschwalben beobachten, die, obwohl nur wenige Centimeter von jedem Wellen- berg und Wellenthal entfernt fliegend, doch nicht vom Wasser benetzt werden. „ Ver- schiedene andere Vögel sahen wir auf ihrem Wanderfluge. Wiederholt besuchten uns Rotkehlchen und Bachstelzen und an- dere kleine Singvögel und blieben einige Stunden auf unserem Schiffe. Eine Schar Enten zog mit weit vorgestrecktem Halse in geringer Höhe über dem Wasser dahin. In Jaffa senkte sich ein Flug Störche herab, etwa 30 bis 40 Stück, und auch die heimatlichen Schwalben haben wir in gro- ßer Zahl gesehen. Am Abend des 26. Oktober wurden auf dem Schiff noch etliche Ansprachen und Abschiedsreden gehalten, … hierauf ver- ließen die Pilger in gehobener Stimmung den Salon, und nun gieng’s ans Einpacken, um in der Frühe ohne Umstände ans Land zu kommen. So waren alle Vorbereitun- gen für die Ausschiffung getroffen, und die letzte Nacht haben wir auf der ruhigen Abb. 57: Poseidon und Amphitrite, römisches Mosaik, Wasserfläche des Adriatischen Meeres in ca. 320 n. Chr. seligen Träumen verschlafen.

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Die letzte „Etappe“

3 Ungefähr um halb 8 Uhr steuerte die verließen. Um 4⁄ 8 Uhr abends waren wir in »Amphitrite« mit voller Flaggengala in den Laibach. Die Bahnhof-Restauration wurde Hafen von Triest ein. Nach der Gesund- im Sturme genommen, jeder suchte einen heits- und Polizeikontrolle durften wir das Bissen und kühlenden Trunk zu erha- Schiff verlassen. Freie Zeit und Bewe- schen. Das war ein Hin- und Herdrängen, gung war den Pilgern bis halb 3 Uhr nach- Auf- und Abwogen wie es ärger kaum sein mittags gewährt, wo sie sich am Bahnhofe kann. Nach ungefähr 40 Minuten wurde wieder zusammenfinden mussten. Auch ist das Zeichen zur Weiterfahrt gegeben, und jedem einzelnen Pilger auf dem Schiffe da hat mancher ein saures Gesicht ge- 1 noch der Betrag von 1 2⁄ Gulden zur macht, weil bei ihm die „Magenfrage“ Selbstverpflegung während dieses Tages noch nicht befriedigend gelöst war. 1 eingehändiget worden, sodass keiner Um 2⁄ 4 Uhr morgens waren wir an der Ti- Mangel zu leiden brauchte. Da suchten et- rolergrenze angelangt. Die Gegend lag liche vor allem eine Bierhalle auf, um sich noch tief im Dunkel. Da plötzlich bemerk- für die Entbehrungen der letzten Tage zu ten einzelne Pilger in der Gegend von Ni- entschädigen – das liebe Bier war auf dem kolsdorf neben dem Geleise eine Reihe Schiffe leider viel zu früh ausgegangen. „ von brennenden Fackeln. Sofort alarmier- Nach dem Mittagmahl begaben wir uns ten sie den ganzen Zug. Im Nu stand alles zum Bahnhofe, wo wir unseren Sonder- an den Fenstern, und des Jubels wollte zug bestiegen und um halb 4 Uhr nach kein Ende sein, als die Musik einsetzte und herzlicher Verabschiedung von den Offi- den vorbei fahrenden Pilgern mit Fackeln cieren der »Amphitrite« die Bahnhofhalle auf langen Stangen ein Willkommensgruß

Abb. 58: Der damals noch „junge“ Bahnhof in Triest, 1878 nach den Plänen des österreichischen Architekten Wilhelm von Flattich erbaut

58 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 zugewinkt wurde. Am Bahnhof in Lienz Ehrenpforten waren errichtet worden, und wartete trotz der frühen Morgenstunde – an einer derselben wurde ihm von der Ge- es war 4 Uhr! – eine große Menschen- meindevorstehung das Ehrenbürgerdiplom menge und spielte die Musikkapelle, als überreicht. Und dieser festliche Empfang 1 der Zug andampfte. Von allen Seiten hat stattgefunden um „2⁄ 5 Uhr morgens, wo erhob sich ein Freude- und Jubelrufen, das die Sonne noch tief hinter den Bergen war. unbeschreiblich ist. Doch dann folgte der So eiferte eine Station, eine Ortschaft mit herbe Abschied, weil uns einige Pilger hier der andern, die heimkehrenden Pilger verließen. „Gott mit euch!“ rief man ihnen möglichst festlich zu begrüßen. Schloss zu, und manch einer wischte sich heimlich Heimfels bei Sillian war gleichfalls benga- die Thränen aus den Augen. lisch beleuchtet, und in Sillian selbst er- In erstrahlte jedes Fenster dröhnten die Pöller. in hellem Lichte. Die Kirche war benga- Vollkommen programmgemäß sind wir lisch, der Bahnhof mit Lampions und um 7 Uhr 48 Minuten in Franzensfeste an- Magnesialicht erleuchtet. Alle Glocken gelangt. Bei einigem Aufenthalte nahmen läuteten, die Musik hatte in Nationaltracht wir von den scheidenden Mitpilgern Ab- Aufstellung genommen. So begrüßte der schied. Dann schickte sich unser Pilgerzug 1 Ort seinen verehrten Seelsorger, Hochw. zur letzten Fahrt an und fuhr um „2⁄ 9 Uhr Pfarrer Franz Niederwanger, der unse- vormittags in die Station Brixen ein, von rem Zug entstieg. Zwei beleuchtete wo wir am 5. October ausgezogen waren.

Abb. 59: Diese Zeichnung setzt auch im Buch den Schlusspunkt der Reisebeschreibung

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Nun, so abrupt darf der Bericht über die sollen noch zwei Persönlichkeiten vorge- Fahrt nicht enden, vor dem Schlusswort stellt werden: Heinrich Himmel von Agisburg (schon im Ruhestand) zum Generalma- jor. 1890 wurde der Offizier, Sohn einer bürgerlichen Familie, mit dem Titel „von Agisburg“ in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb am 28. März 1915 in Brixen. „Pilgervater“ ist der engagierte Katholik geworden, nachdem er früher schon in Südamerika, Nordafrika, Indien und Pa- lästina Reiseerfahrungen gesammelt hatte. 1884 hielt er sich in Jerusalem auf und stellte mit Erstaunen fest, der ein- zige Gast im österreichischen Hospiz zu sein. Auch an den Pilgerstätten traf er nur vereinzelt deutsch sprechende Be- sucher an. Deshalb beschloss er, das Pilgerwesen ins Heilige Land zu fördern. Nach seiner Pensionierung (1896) grün- dete er in Brixen einen Palästina-Pilger- verein und organisierte 1898 die erste Abb. 60 Tiroler Jerusalem-Wallfahrt – das Thema dieses Heftes. Es folgten sechs weitere, Generalmajor, Träger hoher Auszeich- groß angelegte Pilgerzüge nach Israel, nungen, Ehrenbürger von Abfaltersbach, unter anderen mit je einer Gruppe aus katholischer Aktivist und … Urheber der dem Rheinland (1900) und der Schweiz „Tiroler Pilgerreise“. Von ihm kam die (1903). Heinrich Himmel von Agisburg Idee, die Planung und wohl auch der war es zu verdanken, dass die Besuche Großteil an Organisation. des Heiligen Landes im deutschen Seine Lebensdaten: Am 3. Mai 1843 in Sprachraum einen starken Auftrieb er- Mährisch-Schönberg geboren; mit 16 fuhren, nicht zuletzt deshalb, weil sie als Jahren Eintritt in die österreichische relativ kostengünstige Gemeinschaftsrei- Armee; 1863 Leutnant; zwischen 1866 sen mit hunderten Teilnehmern (und und 1882 Teilnahme an drei Feldzügen; später auch Teilnehmerinnen) durchge- 1895 Ernennung zum Oberst, 1908 führt wurden.

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Andreas Wibmer, vulgo Blaser Fürstbischöflich geistlicher Rat, Dekan und Stadtpfarrer in Bruneck, Ehrendom- herr von Brixen, Ritter des Franz Josef- Ordens etc. … ein hoch angesehener Virger! (und, nebenbei erwähnt, der Onkel des Pilgers Nr. 364, Valentin Wib- mer, vlg. Thomaser). Seine Lebensdaten: Am 10. November 1820 geboren; Priesterweihe am 27. Juli 1845; zunächst Kooperator in Rodeneck, Niederdorf, St. Veit/Def., Dölsach, Mareit u nd Stulfes, dann Pfarrer von Nussdorf, Außervillgraten und ; seit 1878 bis zu seinem Tod Stadtpfarrer und Dekan in Bruneck, wo er am 2. Mai 1909 ver- starb. Er bekam, wohl als ältester Teilnehmer an der Wallfahrt, die Armschleife mit der Nummer 1 und wird in dem Bericht drei- mal direkt erwähnt. In Bruneck war der Bahnhof voll Men- schen, die den greisen Decan begleitet hat- Abb. 61 ten, der, obwohl 78 Jahre a lt, es sich nicht nehmen ließ, die Fahrt mitzumachen. (Ab- kehrt ist. Auch die städtische Musikkapelle reise) … Dann sprach der Herr General hatte sich eingefunden. von Guggenberg und brachte ein „Hoch„ Andrä Wibmer scheint trotz seines fort- auf den Senior der ganzen Pilgerschar geschrittenen Alters noch ein guter Pre- aus. Der hochwürdige Herr Decan Wib- diger gewesen zu sein. Das steht zwar mer von Bruneck hatte mit seiner Leutse- nicht geschrieben, ist aber leicht nach- ligkeit und steten Heiterkeit alle bezaubert. vollziehbar: Er hielt am 11. Oktober die (Abschiedsfeier auf dem Schiff) … Um Ansprache beim Hauptgottesdienst auf 6 Uhr 41 Minuten kamen wir nach Brun- dem Schiff. Da wird man wohl nicht ir- eck, wo eine zahlreiche Volksmenge ihren gendeinen Langweiler, sondern nur die hochverehrten Herrn Decan Andreas besten Redner ans Pult gela ssen haben Wibmer begrüßte, der als Senior des Pil- – unter mehr als 100 Geistlichen gab es gerzuges vollkommen gesund wiederge- ja genügend Auswahl!

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SCHLUSSWORT Wenn sich an einem hohen Festtag die Leute dicht gedrängt im Gotteshause ver- sammelt haben, und ein geistlicher Herr predigen soll, der noch keine Glatze oder gar nicht einmal ein graues Haar auf dem Kopfe hat, dann fängt manchmal das Herz eines solchen jungen Priesters an zu zap- peln, weil er fürchtet, es all den vielen Menschen gewiss nicht recht machen zu können. So ist es auch dem Schreiber des Pilgerbuches ergangen. Oft hat er sich selbst gefragt, ob dies und das wohl allen recht sein mag. Eine Antwort auf die Frage gab es nicht, und so musste er sich mit dem trösten, dass es selbst der liebe Herrgott nicht allen recht machen kann. Lieber Kapuzinerpater Angelus Stummer! Die Leserinnen und Leser der „Virger Hei- matblätter“ finden deinen Bericht über die Pilgerreise, der hier auszugsweise wie- dergegeben ist, hoch interessant. Leider kommt dieses Lob 120 Jahre zu spät. o – O - o Persönliche Bemerkungen: Für die mei- sten Teilnehmer muss diese Fahrt ein so Abb. 62 grandioses Erlebnis gewesen sein, wie wir heutigen „Viel-Reisenden“ es uns gar lem beschloss, nachdem er vor zwei nicht mehr vorstellen können. Die Erin- Jahren noch den Tiroler Pilgerzug ins nerung daran reichte über den Tod hin- heilige Land mitgemacht.“ aus. Von drei Wallfahrern aus Matrei wurde Auf dem Gedenk-Bild steht: „… welcher für das Porträt auf dem Sterbebildchen … am 2. November 1900 … seine irdi- die in Jerusalem gemachte Gruppenauf- sche Pilgerfahrt ins himmlische Jerusa- nahme „hergenommen“ – vergleicht nur

Abb. 63

62 Virger Heimatblätter, Nr. 14, Jahrgang 2018 mit dem Foto auf der hinteren Umschlag- Terrain und womöglich allerlei unbe- seite! kannte Gefahren auf ihn! Wohl deshalb Gar mancher wird, als es so weit war, die hat – rührend und vorsorglich – der Jo- Reise mit einem mulmigen Gefühl ange- hann Holzer, vlg. Pongitzer auf Bichl in treten haben. Bis Lienz war der Weg ja Matrei, am Tag vor der Abreise noch sein bekannt, aber dann … warteten fremdes Testament geschrieben.

Abb. 64 Der Text ist „buchstabengetreu“ wiedergegeben: Testament des Johann Holzer.s In Falle des Todes Verorne ich, / das main hab und Guth mit aller Recht und / Gerechtikait und alles was ich hab und / besitze maine Ehe Waib Anna Wibmer / bekome und in maine Fusstapfen trete. / Dises ist main letzter fraier Wille Bichl am 4 Oktober 1898 Johann Holzer Joha͞n Mattersberger Zeige / Georg Mattersberger Zeige / Gottlieb Lottersberger Zeige

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TEILNEHMER AUS OSTTIROL Virgen: Thomas Gasser, Bauer, vlg. Roaner Johann Egger, Bauernsohn, vlg. Berger Petrer (Bascht’n) Johann Schmider, Bauernsohn, vlg. Eder Valentin Wibmer, Bauer, vlg. Thomaser Johann Stadler, Bauernsohn, vlg. Pötscherjahringer Johann Weiskopf, Bauernsohn, vlg. Valter Josef Weiskopf, Maler, vlg. Hanneser Josef Jaggler, Bauer, vlg. ? Josef Stadler, Bauernsohn, vlg. ?

Matrei: Johann Holzer, Bauer, vlg. Pongitzer in Bichl Franz Raneburger, Schneidermeister Johann Trager, Bauer, vlg. Lackner auf Glanz Franz Berger, Bauer, vlg. Gereuter in Bichl Sebastian Berger, Bauer und Lehrer in Zedlach

Hopfgarten/Def.: Johann Blassnig, Bauer, vlg. Rasner Johann Feldner, Bauer, vlg. Außerzatham Alois Feldner, Bauer, vlg. Ploner Johann Hintner, Wirt, vlg. Böck‘n Peter Blassnig, Bauer, vlg. ?

Kals am Grgl.: Johann Bergerweiß, Wirt Josef Holzer, Bauer, vlg. Weger in Peischlach

Lienzer Talboden: Anton Mayr, Knecht () Josef Pichler, Bauer (Amlach) Jakob Korber, Privater () Peter Trutschnig, Arbeiter (Nikolsdorf) Alois Trutschnig, Arbeiter (Nikolsdorf) Josef Oberbichler, Bauer () Nikolaus Obrist, Knecht (Grafendorf) Otto Carli, Student (Lienz) Engelbert Marchetti, Kupferschmied (Lienz) Anton Peintner, Gutsbesitzer (Lienz) Johann Rohracher, Geweihhändler (Patriasdorf)

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Anton Rohracher, Maschinenschlosser (Patriasdorf) Peter Stampfer (Dölsach) Franz Plankensteiner, Gutsbesitzer (Dölsach) Johann Plautz, Bauer (Dölsach) Josef Defregger, Lehrer (Dölsach) Josef Eder (Dölsach) Josef Sporer, Bauer (Dölsach) Johann Unterreiter, Bauer (Dölsach) Johann Aichholzer, Gutsbesitzer (Dölsach) Albert Mair, Bauer (Dölsach)

Oberland: Johann Huber, Knecht (Sillian) Anton Webhofer, Bauernsohn () Johann Wiedemayer, Bauernsohn (Außervillgraten) Jakob Bergmann, Gutsbesitzer (Außervillgraten) Jakob Brunner, Bauer (Abfaltersbach) Josef Brunner, Privater (Abfaltersbach) Alois Ebner, Bauernsohn () Johann Obrist, Bauer () Ulrich Obererlacher, Bauer () Franz Schneider, Bauer (Untertilliach) Alois Brunner, Gutsbesitzer (Untertilliach) Bartlmä Niederwieser, Bauernsohn (St. Justina) Max Mitterer, Bauer (St. Justina) Johann Niederwieser, Bauer (St. Justina) Adolf Unterweger, Gastwirtssohn (Anras)

Außerdem: Andrä Wibmer (geb. in Virgen, vlg. Blaser, Dekan in Bruneck) Rupert Huter (geb in Kals, Pfarrer in St. Jakob/Def.) Franz Niederwanger (Pfarrer in Abfaltersbach) Pius Goller (Kooperator in Matrei) Peter Feldner (geb. in Hopfgarten/Def., Kooperator in Virgen) J. Herrnegger (Pfarrer in Kartitsch) Jakob Unterkircher (Pfarrer in Untertilliach) Ulrich Obmascher (Lehrer in Obertilliach) Johann Oberhuber (Lehrer in )

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Quellenangabe:

Literatur: Pater Angelus Stummer: Tirol an des Erlösers Grab, Verlag des Pilgerzugs-Comitées, Brixen, 1899, kein ISBN Barkhausen: Das Eisenbahn-Maschinenwesen der Gegenwart, Wiesbaden, 1910 Internet: https://www.1133.at/document/view/id/475 (Kaufparität des Gulden zum Euro) http://www.similaun.net/geld2.htm (Viehpreise) https://de.wikipedia.org/wiki/Amphitrite_(Mythologie) http://www.artedea.net/amphitrite-2/... https://de.wikipedia.org/wiki/Assumptionisten https://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalem http://www.kreuzzug.de/geschichte-jerusalem/geschichte-von-jerusalem.php https://de.wikipedia.org/wiki/Bar-Kochba-Aufstand https://de. wikipedia.org/wiki/Alija https://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche https://de.wikipedia.org/wiki/Salvatorkirche_(Jerusalem) https://de.wikipedia.org/wiki/Konkathedrale_vom_Allerheiligsten_Namen_Jesu https://de.wikipedia.org/wiki/Geburtskirche https://de.wikipedia.org/wiki/Gei%C3%9Felungskapelle https://de.wikipedia.org/wiki/Mariengrab https.//de. wikipedia.org/wiki/%C3%96lberg_(Jerusalem) (Kirchen auf dem Ölberg) https://www.israelmagazin.de/israel-christlich/himmelfahrtskapelle https://de.wikipedia.org/wiki/Paternosterkirche https://de. wikipedia.org/wiki/En_Kerem https://www.gotquestions.org/Deutsch/zion.html https://de.wikipedia.org/wiki/Abendmahlssaal https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Himmel_von_Agisburg

Bildnachweis Aus dem Buch: „Tirol …“ – siehe Quellenangabe Literatur: Titelbild, Widmung auf der Seite 2, Abbildungen Nr. 5, 6, 17, 18, 19, 20, 21, 31, 34, 38, 43, 56, 59 (Repros: Otfried Pawlin) Fotos von Andenken: Abbildungen Nr. 1, 4, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 32, 33, 35, 36, 37 (Fotografiert von Otfried Pawlin) Abb. 8: Private Sammlung Otfried Pawlin Abb. 9: aus: Barkhausen – siehe Quellenangabe Literatur Abb. 61: Leihgabe Fam. Wibmer (Repro: Otfried Pawlin) Abb. 63: Zusendung des Chronisten von Matrei, Herrn Bernhard Oberschneider Abb. 64: Leihgabe Fam. Brugger, Matrei (Repro und Transkription: Otfried Pawlin) Hinterer Umschlag: Gruppenbild eines unbekannten Fotografen in Jerusalem; Leihgabe Johann Egger (Repro: Otfried Pawlin) Aus dem Internet: Alle übernommenen Bilder sind „gemeinfrei“, das heißt, sie dürfen ohne weitere Auflagen verwendet werden Abb. 2: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a3/Leo_XIII.jpg Abb. 3: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Franz_Joseph_of_Austria_1910_old.jpg Abb. 7: https://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalemkreuz Abb. 16: Amphitrite – siehe Quellenangabe Internet Abb. 22: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d7/Jerusalem_emblem.svg... Abb. 23: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/archive/8/84/20100526223648%21... Abb. 24: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/Theodosius_I%27s_empire.png Abb. 25: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5c/1099jerusalem.jpg Abb. 26: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c3/Historische_Karte_von_Jerusalem

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Abb. 27: https://fi.wikipedia.org/wiki/SS_Exodus Abb. 28: https://www.google.at/search?q=sechstagekrieg&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=d... Abb. 29: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Jerusalem_HolyS_1850.jpg Abb. 30: https://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche Abb. 39: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e6/Jerusalem_Holy_Sepul... Abb. 40: https://de.wikipedia.org/wiki/Grabeskirche Abb. 41: Salvatorkirche – siehe Quellenangabe Internet Abb. 42: https://de.wikipedia.org/wiiki/Datei:PortalKonkathedraleJerusalem.jpg Urheber: F. Higer Abb. 44: https.//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/00/Bethlehem_-_Stern_von… Abb. 45: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Geisselungskapelle_BW_2.JPG Abb 46: http://www.theologische-links.de/downloads/israel/jerusalem_via_dolorosa.html Abb. 47: https://www.israelmagazin.de/israel-christlich/himmelfahrtskapelle Abb. 48: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7d/Majolikaplatte_mit_dem_deut... Abb. 49: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/07/TRISTRAM%281870... (Bethanien) Abb. 50: https://www.google.at/search?q=christliches+zentrum+auf+dem+zion&tbm=isch&so... Abb. 51: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4c/Israel-2013%282%29-... (Tempelberg) Abb. 52: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/HagiaMariaSionAbbey052209... Abb. 53: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/03/Ein_Karem_with_the_... Abb. 54: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d2/EinKarim.jpb (vor 1948) Abb. 55: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/da/4960-20080122-0718U… (Mariengrab) Abb. 57: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/Cirta_mosaic.jpg Abb. 58: https://ubload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/StazioneferroviariaTS.jpg Abb. 60: Heinrich Himmel – siehe Quellenangabe Internet Abb. 62: http://sterbebilder.schwemberger.at/

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Gemeinde Virgen, 9972 Virgen Für den Inhalt verantwortlich: Otfried Pawlin Herstellung: Fa. Oberdruck Digital Medienproduktion GmbH., 9991 Dölsach

67 Vorne, von links: Valentin Wibmer, vulgo Thomaser, Virgen; Johann Egger jun., vulgo Berger Petrer, Virgen; Johann Weiskopf, vulgo Valter, Virgen; Thomas Gasser, vulgo Roaner, Virgen Mittlere Reihe, sitzend, von links: Sebastian Berger, Lehrer in Zedlach, Matrei; Franz Raneburger, Schneidermeister, Matrei; Johann Bergerweiß, Wirt, Kals am Grgl.; unbekannter Priester; unbekannter Priester; Peter Feldne r, geb. in Hopfgarten/Def., Kooperator in Virgen; Johann Holzer, vulgo Pongitzer in Bichl, Matrei; Johann Stadler, vulgo Pötscherjahringer, Virgen; Josef Hintner, vulgo Böck’n, Hopfgarten/Def. Hintere Reihe, von links: Josef Holzer, vulgo Weger in Peischlach, Kals am Grgl.; Johann Schmieder, vulgo Eder, Virgen; Franz Berger, vulgo Gereuter in Bichl, Matrei; Johann Trager, vulgo Lackner auf dem Glanzer Berg, Matrei; Johann Feldner, vulgo Außerzatham, Hopfgarten/Def.; Alois Feldner, vulgo Ploner, Hopfgarten/Def.; Johann Blassnig, vulgo Rasner, Hopfgarten/Def.; Josef Weiskopf, vulgo Hanneser, Kunstmaler, Virgen; unbekannter Priester