Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

1800

Beschreibung des Bades Friewis

Email: [email protected] . Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini . - 2 -

1118001800800800 Beschreibung des Bades Friewis Joh. Rudolf Amstein Kopie aus: Staatsarchiv Graubünden Sig. B 524

Regest in: Rudolf Jenny: Handschriften aus Privatbesitz im Staatsarchiv Graubünden. 1974 Seite 208: B 524 Amstein J. R., Balneologisches. Historische, topographische, literarische Notizen über nachstehende Mineralquellen und Heilbäder: Araschgen, Lürlibad, , Malix, Friewies bei Untervaz, Fläsch, Tomils, Rhäzüns, Pigneu, Lungnez, Kästris, Waltensburg, Surrhein, Fideris, Ganey, Sertig, St. Moritz, Alvaneu, Jenaz, Tarasp, Schuls, Wilhelmsbad b. Chur, ferner Verzeichnis der in Sprechers Chronik aufgeführten Bäder und Gesundbrunnen, Literatur zur Kenntnis der Mineralwasser in Bünden (1500-1799), Literatur zu den bündnerischen Mineralquellen um 18180000,00 Auszug aus Pfr. Pols Versuch einer Beschreibung des Thals Prettigäu, Salzquellen in Davos, dazu verschiedene Register, Anleitungen zum Baden und Korrespondenzen. Der erste Teil der Handschrift, Blatt Nr. 1-23, ist in alphabetischer Folge geordnet, der zweite Teil dagegen vermittelt Auszüge und Literatur nach Sprechers Chronik und nach Dr. G. Rüschs «Anleitung zum richtigen Gebrauche der Bade- und Trinkkuren», Ebnat 1826, mit Register über die bündnerischen Bäder (Blatt Nr. 33 u. 34). Die Sammlung enthält 38 Blatt, davon fehlen Nr. 3-4 und 8-13.

Amstein, Johann Rudolf, geboren 1.5.1777 Marschlins (Gem. Igis), gestorben 19.12.1861 Malans, ref., ab 1813 von . Sohn des Johann Georg und der Monica Boner. Nach Absolvierung der Karls-Schule in Stuttgart Offizier in holländ., franz., piemontes. und engl. Diensten. Ab 1818 Verwalter des Familienbesitzes und Major der Kantonsmiliz. Vielseitiger Naturbeobachter und Zeichner, der besonders die Insekten und speziell die Fliegen (Dipteren) erforschte. Versch. Publikationen im "Jahresbericht der Naturforschenden Ges. Graubünden", auch Beschreibungen neuer Arten. Verfasser einer Landkarte von Graubünden und eines Wappenbuchs (vorwiegend rät. Geschlechter). Förderer des Bündner Schulwesens. (mehr siehe: Historische Lexikon der Schweiz HLS). zu den bündnerischen Mineralquellen um 1800 Auszug was Friewis betrifft:

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Friewis. Ein Bauernhof unter Untervatz an linken Rheinufer, woselbst eine Burg dieses Namens gestanden haben soll, kaum sieht man nun noch etwas Mauerwerk. Es wurde auch Frühaus, Friedwis genant auch fälschlich weiter herab am Mastrilserberg gesucht, auf diesem Gut, etwas näher am Rhein entspringt die ehemals benutzte Mineralquelle. Ein Plakatförmiges Blatt 1 beschreibt den Gehalt (Kupfer, Silber, Vietrill, Alaun, Talck, Polus, Terra Sigillata, Wallsteine etc.) und dessen Wirkungen. Am Ende steht es sey von Michael Locher, Artisten in Chur den 19. Juni 1617 nach rechter Kunst probirt worden. Seit Mannesgedenken existiert keine Badanstalt mehr dort. Das Volk glaubt es sey ein Nebenquelle des Pfeferserwassers indem es nicht gefriert, im Winter raucht und keinen Schnee leidet. Diese Eigenschaft aber haben unsere Bergquellen. Nähere Untersuchung ist mir ganz unbekannt. Da Untervatz bei Zizers als eines der 5 Dörfer dieses Hochgerichts ausmacht, ist für eine geographische Irrung vorgefallen. Sie ist aber über eine Stunde Weges von Zizers entfernt.

Friewis bey Zizers. Lage: Dieser Ort liegt im Hochger[icht]. der 4 Dörfer, in einer der fruchtbarsten Gegenden Graubündens, nicht weit vom rechten Rheinufer, an der sehr lebhaften Landstrasse. Bucelinus 2 nennt den Ort Pagan ciceronianum in der Vermuthung M. T Cicero 3 habe einmal daselbst ein Lager gehabt, nicht weit von dem Gut zwischen Untervatz und der Tardisbrücke ist die Badeanstalt. Geschichte: Die Landschaft der 4 Dörfer, Zizers, Igis, Trimis und Untervaz gehörte einst dem Herrn v. Aspermont von welchem sie an das Bistum Chur kam wovon sie sich loskaufte. 1612 wurde zu Zizers die erste reformierte Predigt gehalten. Die Fortschritte der Reformation und dessen Ausübung aber durch die Einfälle der Österreicher bis 1644 verhindert, inzwischen hatte der Ort auch an Spanien viel zu leiden, vorzüglich in den Jahren 1622 u. 23. J.J. 4 1767 wurde der Ort eingeäschert, seither zu einem schönen Marktflecken wieder aufgebaut, er besizt 119 Häuser, eine kath. und reformierte Kirche und eine Kapuziner Hospiz mit 7-800 Einw[ohner]. Die Gemeinde hat auch eine so weitläufige Aue oder Gemeingut, dass der Antheil eines jeden Bürgers au fl. 5 1000 geschäzt wird, an der Eindämmung des Rheins haben sie aber auch viele Gebresten. 6 Die Friewisquelle soll Vitriol, Alaun, Silber und Kupfer enthalten, ich zähle sie zu den salitischen 7 Schwefelwassern, gleich obenerwähnten, sie wird zum Baden benuzt, gegen viele Krankheiten gerühmt, die Anstalt jedoch nicht sehr besucht. - 4 -

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Angenehme Spaziergaänge macht man nach der hübschen Meierei 8 Molinära, 9 den Ruinen von Friednau, 10 Früwies, Rauch-Aspermont, 11 den Dörfern Igis, wo ein schönes Schloss und die Ruinen von Faklestein 12 stehen, Trimis wo auch ein Schloss steht, Untervatz wo ein See (!) sich findet, , Malans, dem Stadtlin Mayenfeld, Chur u.s.w.

Anmerkungen: 1 siehe 1617 Kurze Beschreibung des berümten Bades Friewis von Michael Locher 2 Bucelin Gabriel (1599-1681) von Diessenhofen, 1617 Profess im Benediktinerkloster Weingarten. Danach Stud. am Jesuitenkolleg in Dillingen an der Donau. 1624 Priesterweihe in Konstanz. 1627-37 Sekr. des Weingartner Abts Franz Dietrich. 1651-81 Prior zu St. Johann in Feldkirch. Reisen nach Wien, Venedig, ins Elsass und in die Schweiz. Verfasser von fast 90 genealog., profan- und kirchenhist. Schriften sowie Zeichner vieler Karten (u.a. diverse Bodenseekarten und eine Schweizerkarte). Sein Werk über die Benediktinerklöster der Diözese Konstanz (1627-32) behandelt auch Schweizer Klöster. (Karin Marti-Weissenbach in: Hist. Lexikon der Schweiz) 3 Cicero = Marcus Tullius Cicero (geb. 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum, gest. 7. Dezember 43 v. Chr. bei Formiae), war ein römischer Politiker, Anwalt und Philosoph, der berühmteste Redner Roms und Consul im Jahr 63 v. Chr. 4 J.J. = Im Jahre 5 fl. (Florin) = Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 420 Heller = 1.70 Fr. 6 Gebresten = Mangel, Ausfall, Schaden 7 salitisch = evt. salinisch = salzhaltig 8 Meierhof = ein Bauerngehöft oder -gebäude, in dem in seiner Geschichte einmal der Verwalter (der Meier) eines adligen oder geistlichen Gutshofes gelebt hat, später auch ein verpachteter Gutshof. (lat.: maiores villae, aus maior oder maius = grösser, stärker, bedeutender und villa rustica = Landhaus) 9 Molinära = Landw. Gut auf Gebiet der Gemeinde Trimmis (seit altersher im Besitz des Bistums Chur) 10 Friedau = Burgruine in der Gemeinde Zizers, erbaut auf dem Areal des 955 erwähnten Königshofes durch Bischof Volkard von Neuenburg (1237-1251), seit 1649 im Besitz des Hochgerichts der fünf Dörfer. Der mächtige Turm wurde nun als Gefängnis genutzt und erhielt im Volksmund den Namen "Schelmenturm". Beim grossen Dorfbrand von Zizers um 1880 wurde er ein Raub der Flammen, seither Ruine. 11 Aspermont: Die vier Dörfer Zizers, Igis, Trimmis und Untervaz bildeten die bischöfl. Herrschaft Aspermont mit Aspermont als Sitz von Vogtei und Gefängnis. Vögte zu Aspermont sind 1428-1524 nachgewiesen. Die Ilanzer Artikel von 1524 und 1526 brachten die Auflösung der bischöflichen Herrschaft Aspermont zugunsten des Gerichts der Vier Dörfer. Die Burg geriet danach in Verfall. 12 Falkenstein = Burgruine in der Gemeinde Igis, urkundlich erwähnt 1410, 1508 und 1645

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