Sport Oh, wie schönFUSSBALL ist Panama

Der Transfer des Stürmers zum FC Bayern kostete den Verein und dessen Ausrüster Adidas insgesamt fast 53 Millionen Euro. Viel zu viel Geld für einen Profi, der nie zum Star wurde. Das Vertragswerk beleuchtet das Finanzgebaren im globalen Fußball.

Bayern-Profi Pizarro 2006

PETER KNEFFEL / DPA as Viertel San Isidro in ist ein Wohnung aufpassen sollte, wollte Faré ei- Geldwäsche ermittelt. Delgado bestreitet Ort der Ruhe. Es gibt schöne Villen gentlich gleich wieder rauswerfen, doch sie die Vorwürfe. Verstrickt in die Affäre, die Dmit weitläufigen Gärten, einen erklärte dem Schwager, nur ein paar Klei- als Scheidungskrieg begann, ist auch der Golfplatz, kleine Cafés. Der Spielerver- dungsstücke abholen zu wollen. Nach einer bekannteste peruanische Fußballer, der mittler Carlos Delgado, ein Star unter halben Stunde verließ Fiorella das Domizil Stürmer Claudio Pizarro, von Bundesligist den südamerikanischen Fußballhändlern, wieder – im Schlepp zwei schwerbepackte Werder . Er ist ein enger Freund wohnt dort schon seit Jahren. Ihm gehört Rollkoffer. von Delgado und seit Jahren auch dessen ein großzügiges Appartement im obersten Die Rache einer Frau kann brutal sein. wichtigster Klient. Vor einigen Wochen Stockwerk einer modernen Wohnanlage. Bei ihrem Beutezug 2007, so viel ist heute sollte Pizarro in Lima vor Gericht aussa- Es hat eine Alarmanlage, eine massive Ein- sicher, packte Faré keine Kleider ein, dafür gen, ließ den Termin aber verstreichen. gangstür und gutgesicherte Fenster. kiloweise Geschäftsunterlagen ihres Ex, Ein anderer Geschäftspartner Delgados Die elegant gekleidete Frau, die an ei- darunter Spielerverträge, Rechnungen und in Bremen verlor seinen Job. Mitte März nem Sommertag vor zwei Jahren vor der Kontoauszüge. Sie habe die Dokumente, legte Jürgen Born das Amt des Werder- Türe stand, hatte dennoch keine Mühe, insgesamt rund 4000 Seiten, rein zufällig Clubchefs nieder. Er soll sich auf unsaube- sich Einlass zu verschaffen. gefunden, beteuert Faré. Zufällig landeten re Geschäfte mit dem Peruaner eingelassen Es war Delgados Verflossene, Fiorella die Unterlagen Anfang des Jahres dann haben. Born bestreitet das. Faré, ein ehemaliges Unterwäsche-Model, auch bei der Staatsanwaltschaft in Lima. All diese Belege finden sich in dem Ma- die beiden hatten sich einige Wochen zu- Delgado ist ein vom Fußball-Weltver- terial, das Fiorella Faré eingesackt hatte. Es vor getrennt, doch sie besaß noch einen band Fifa anerkannter Agent, gegen ihn sind Dokumente aus einer absurden Welt. Schlüssel. Delgados Bruder, der auf die wird nun wegen Steuerhinterziehung und Sie erlauben einen seltenen Einblick in das

122 der spiegel 22/2009 Geschäft mit Fußballern aus Südamerika. spieler, Delgado verfügte über Geschäfts- Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat Es geht um Transfers, die abgewickelt wur- sinn und Kontakte. seinen Finanzmann Karl Hopfner mitge- den über Banken in Steueroasen wie Pana- Mit der Hilfe Delgados schaffte Pizarro bracht. Es gibt Espresso. Rummenigge redet ma, auf den Bahamas und in Miami. Ge- schnell den Sprung nach Europa. Sein Be- wenig, Hopfner versucht sich zu erinnern. rechnet wird meist in netto, nur selten in rater hatte gute Verbindungen zu Werder Gehaltsverhandlungen mit Südamerika- brutto. Es geht um fragwürdige Firmen- Bremen. 1999 wechselte Pizarro von Alian- nern seien nie einfach, die mit Pizarro, der konstruktionen und verschobene Gelder. za Lima an die Weser, es war Delgados eine festgeschriebene Ablöse von 7 Millio- Es geht um irrwitzige Summen, es geht um erster großer Deal. nen Dollar kostete, waren besonders hart. Gier. Pizarro gelang bei Werder sofort der Die Summen, die sein Berater aufrief, Besonders gut dokumentiert ist die Durchbruch, in seiner zweiten Saison waren enorm. Delgado forderte 7 Millio- Transfergeschichte Pizarros, eines Spielers, schoss er 19 Tore, und damit öffnete sich für nen Dollar für einen Vierjahresvertrag. der nie ein Weltstar war, aber wie einer ihn und seinen Agenten ein neues Fenster. Netto. Und 8 Millionen Dollar Handgeld. bezahlt wurde. Er spielte in Europa zuerst Der Weg zum ganz großen Geld war frei. Ebenfalls netto. Inklusive aller fälligen Ab-

Architektur eines Millionen-Deals Geldflüsse bei Bayern Münchens Verpflichtung von Claudio Pizarro

FC Bayern München Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge Vorstandsvorsitzender Adidas AG Herbert Hainer

Transfersumme 2001 Gehaltskosten Werbevertrag über bei der Verpflichtung für vier Jahre 21,583 Mio. $ von Pizarro: 7 Mio. $ 7 Mio. $ netto Claudio Pizarro brutto (entspricht 8 Mio. $ netto) 2,25 Mio. $ 2,1583 Mio. $ Provision für Vertrag Provision für Vertrag 1,5 Mio. $ mit Bayern München mit Adidas 500000 $ SV Werder Bremen Provision für Provision für Manager Vertrag mit Adidas-Werbung auf Pizarro International Management Pizarros Homepage Panama Geschäftsführer Carlos Delgado Anteilseigner (u.a.) Carlos Delgado

International Managers Lima, Carlos Delgado, Geschäftsführer Carlos Delgado Spielerberater Anteilseigner (u.a.) Claudio Pizarro 30% von Pizarro Carlos Delgado 20,5% FOTOS: BERND FEIL / MIS, VALERIA WITTERS / WITTERS, BERND FEIL / MIS, VALERIA FOTOS: BORCHARD, KIRSTEN KARMANN / DPA, DANIEL FISHING 4 / IMAGO

für Werder, wechselte zum FC Bayern, Es waren wilde Zeiten im Sommer 2001. gaben hätten Pizarros Gehaltswünsche den dann nach England zum FC Chelsea. In Real Madrid war dabei, die Ära der Rekordmeister gut 30 Millionen Dollar dieser Saison kickt er auf Leihbasis noch „Galácticos“ zu begründen und gab bis da- gekostet, zum damaligen Zeitpunkt rund mal für Bremen. Am Samstag steht Pizar- hin unvorstellbare Summen aus. Für Welt- 35 Millionen Euro. Plus 7 Millionen Dollar ro im Finale um den DFB-Pokal. stars wie den Portugiesen Luís Figo und als Ablöse an Bremen, dazu noch die üb- Es ist vor allem der Transfer nach den Franzosen Zinédine Zidane bezahlten lichen Vermittlungsprovisionen. München, der zeigt, wie Spieler und ihre die Spanier mehr als 130 Millionen Euro. Beim FC Bayern gingen bislang sogar Berater um Millionen verhandeln und wie Auch eine deutsche Mannschaft befand die härtesten Kritiker davon aus, dass der enthemmt auf der anderen Seite Clubs sich im Rausch. Der FC Bayern hatte die Club seine Transfers, wie Manager Uli operieren, wenn es darum geht, einen Champions League gewonnen, der Club Hoeneß stets betonte, vom Festgeldkonto talentierten Torjäger zu verpflichten. wurde in den Medien als „FC Deutsch- bezahlte. Im Fall Pizarro reichte das of- Pizarro und Delgado stammen beide aus land“ gefeiert. Um auch auf europäischer fensichtlich nicht aus. Mittelschichtfamilien. Pizarros Vater war Ebene weiter ganz oben mitzuspielen, Sein Berater Delgado blieb hart bei den Offizier bei der Marine. Delgado, aufge- musste jedoch bei den Stürmern aufge- Verhandlungen. Das Ergebnis findet sich in wachsen im südperuanischen Arequipa, ar- rüstet werden. Die Münchner nahmen einem „Agreement“ vom 31. Mai 2001 wie- beitete in den Neunzigern als Manager in Claudio Pizarro vom Ligarivalen Werder der, auf dem Briefpapier des FC Bayern, mehreren Hotels in Europa. Sie lernten Bremen ins Visier. das heute die Beteiligten in Erklärungs- sich in Lima kennen, zogen gemeinsam Im zweiten Stock der Geschäftsstelle des nöte bringt. durchs Nachtleben. Claudio hatte das Ta- FC Bayern liegt blauer Teppichboden mit Darin garantiert der Club dem Südame- lent, mit 20 Jahren war er schon National- dem eingewebten Emblem des Clubs. Der rikaner neben einem Netto-Grundgehalt

der spiegel 22/2009 123 Sport von 7 Millionen Dollar bis 2005 auch lege Jens Jeremies, 2002 immerhin Vize- das beim nächsten Sponsoringvertrag ver- die geforderten 8 Millionen Dollar netto weltmeister, bekam aus Herzogenaurach rechnet wurde? Handgeld. Allerdings sollte diese „Signing annähernd 100000 Euro jährlich. Der Ver- Bei Adidas hält man sich bedeckt. Mit on fee“ nicht vom FC Bayern bezahlt wer- trag mit Adidas katapultierte Pizarro in dem Vertrag sei eine Werbegarantie des den, sondern von einem starken Partner: eine Liga mit der Werbeikone David FC Bayern erfüllt, in der „die Persönlich- dem Sportartikelkonzern Adidas. Beckham. Aber worin bestand die Gegen- keitsrechte von Herrn Pizarro zur exklusi- Die Netto-Mentalität mancher Fußball- leistung? ven werblichen Nutzung erworben wur- profis hat schon viele Vereinsvorstände ins In den großen Kampagnen der Firma den“. Die Abwicklung des Vertrags mit Schwitzen gebracht. Aber es gibt Modelle, seit 2002 war Pizarro kaum zu sehen. In Pizarro habe seitens der Firma „allen steu- wie man die hohen Abgaben umgehen Deutschland, sagt ein Experte, tendiere erlichen Erfordernissen entsprochen“, so kann. Zum Beispiel indem man mit den „der Marktwert eines ausländischen Profis, heißt es in einer schriftlichen Erklärung. Spielern Verträge über die Abtretung von von Typen wie Ribéry abgesehen, gegen Man habe seinerzeit gedacht, Pizarro Persönlichkeitsrechten abschließt und das null“. Und Peru, dessen Nationalteam 1982 sei ein Mann der Zukunft, wollte ihn als Geld dafür ins Ausland transferiert. Oder man besorgt dem umworbenen Kicker ei- nen hochdotierten Werbevertrag, der sich als Scheingeschäft entpuppt. Immer wieder gab es dabei Ärger mit dem Finanzamt. Provisionsrechnung von Delgado Adidas gehören seit 2002 zehn Prozent an seinen Freund Pizarro für den der FC Bayern AG. Der Adidas-Vor- Vertrag mit Bayern München standsvorsitzende Herbert Hainer sitzt dort im Aufsichtsrat. Man pflegt gute Be- ziehungen, Hainer verfolgt Bayern-Spiele oft in Freizeitklamotten in einer Loge der Allianz-Arena. Man duzt sich. Der Firmenname Adidas taucht in dem Vertrag des Clubs mit Pizarro, der knapp zwei Wochen später von Rummenigge und dem Spieler unterzeichnet wurde, nicht auf. In einer vertraulichen Nebenverein- barung („nur zwei Originale, keine Ko- pien“) zur Absicherung des Deals heißt es, der FC Bayern stehe für die 8 Millionen Dollar netto Handgeld gerade. Vereinbarung zwischen Bayern Tatsächlich aber zahlte, wie geplant, München und Pizarro für die Adidas. Der entsprechende Vertrag datiert Übernahme von netto 8 Mio. $ vom 4. März 2002. Von einem Handgeld ist Handgeld durch Adidas dort nicht mehr die Rede, sondern von ei- nem Werbevertrag. Inzwischen geht es nicht mehr nur um 8 Millionen Dollar net- to, sondern um viel, viel mehr. Der Werbevertrag, gestreckt auf acht Jahre, war ein gigantischer Deal. Vor dem Abschluss hatte sich Carlos Delgado schlau- gemacht bei einem Steuerbüro in der Transfer-Dokumente: Handgeschriebene Rechnung über 2250000 Dollar Münchner Leopoldstraße. Die Finanz- experten wunderten sich über den Mann in zum letzten Mal bei einer Weltmeister- Werbefigur für den südamerikanischen Cowboystiefeln und dessen Anliegen: Wel- schaft dabei war, ist nicht gerade das, was Markt aufbauen. Sie setzten so sehr auf chen Bruttobetrag man brauche, um nach man einen Schlüsselmarkt für Adidas nen- Pizarro, dass sie seinem Berater auch noch deutschem Steuerrecht am Ende 8 Millio- nen könnte. „Ein Kontrakt über eine der- 500000 Dollar zahlten für den Internet-Auf- nen Dollar netto in der Tasche zu be- art lange Laufzeit ist völlig unüblich – tritt des Spielers. „Dieses Potential“, schreibt halten? schon gar nicht in dieser Größenordnung Adidas, „trauten wir dem Spieler zu.“ Die Steuerberater rechneten Einkom- und erst recht nicht für einen Spieler wie Vielleicht stimmt das. Aber dann war es mensteuer, Kirchensteuer und Gewerbe- Pizarro“, sagt ein Vermarktungsprofi. für Adidas ein verdammt schlechtes Ge- steuer sowie den Solidaritätszuschlag hin- Auf der Geschäftsstelle des FC Bayern schäft. Pizarro wurde nie zum internatio- zu. Laut den Vertragsunterlagen zwischen zucken Hopfner und Rummenigge mit den nalen Star. Adidas und Pizarro waren nun 21,583 Mil- Schultern. An dem Handel gebe es nichts Für Delgado und Pizarro, die zwei Kum- lionen Dollar fällig. Anrüchiges. Der Vertrag und „alle damit pel aus Lima, bedeutete der Deal mit den 21,583 Millionen Dollar. Beim damali- zusammenhängenden Zahlungen und Ver- Bayern indes den Start in ein tolles neues gen Umrechnungskurs 25 Millionen Euro. einbarungen“ seien durch die Finanz- Leben. Sie kauften Discotheken, Renn- Das ist eine Menge Geld für einen Werbe- behörden geprüft worden. Ohne Bean- pferde, Immobilien. Und irgendwann ver- Deal mit einem Fußballer aus Peru, der standungen. Aber warum bezahlt Adidas lor Delgado wohl jedes Maß. international noch nichts gewonnen hat. so viel Geld? Die Bayern-Bosse zucken Er kassierte für den Wechsel Pizarros Der deutsche Nationalspieler Michael Bal- noch mal mit den Schultern. Na ja, im mo- nach München doppelt. Erst verlangte er lack, in seinen vier Jahren bei Bayern dernen Fußballgeschäft gehe es halt oft um von den Bayern 1,5 Millionen Dollar Pro- München ebenfalls bei Adidas unter Ver- hohe Summen. vision, dann stellte er auch seinem Zögling trag, kassierte damals als prominentester Warum beteiligt sich Adidas an einem eine Rechnung über 2,25 Millionen Dollar deutscher Fußballprofi jährlich etwa eine Transfer des FC Bayern? War es ein für die Vertragsvermittlung. Ein Verstoß halbe Million Euro. Pizarros Bayern-Kol- Freundschaftsdienst, eine Art Darlehen, gegen den Fifa-Kodex für Spielerberater,

124 der spiegel 22/2009 Artikel 19. Delgado jedoch will darin kei- Hauptstadt Panama-Stadt existieren Hun- papier das identische Logo, sie trugen so- nen Verstoß erkennen. derttausende Briefkastenfirmen, deren Be- gar mal den gleichen Namen – bis Del- Bayern-Finanzchef Hopfner wundert sitzer nur der örtliche Treuhänder kennt. gado die Firma in Peru marginal von Ma- sich, als er von dem Vorgang erfährt. Dass Steuer- und Ermittlungsbehörden aus der nagement in Managers umbenannte. Delgado doppelt kassiert hat, davon habe ganzen Welt stoßen in diesem diskreten In Lima arbeiten seit Wochen die An- man nichts gewusst. Die Münchner ha- Finanzplatz an ihre Grenzen. wälte von Fiorella Faré daran, die Ge- ben sich inzwischen eine Kopie von der Auch das Finanzamt München IV, das schäftsverbindung von Pizarro und Del- auf grünes Papier gekritzelten Rechnung für Pizarro zuständig war, hatte wohl gado offenzulegen. Die Juristen haben besorgt. Probleme damit, dass der Fußball-Großver- Tausende von Aktenseiten durchgearbei- Pizarro hat sich über die Millionen- diener so viel Geld in die Steueroase trans- tet, sie glauben, dass Pizarro von Delgados rechnung seines Freundes wohl nie be- ferierte – und dann die Millionenzahlun- Firma in Panama profitiert hat. Die Firma schwert. Warum auch? Er konnte sie als gen an seinen Berater Delgado hierzulande in Panama sei nur gegründet worden, um Werbungskosten absetzen. Und auch mit steuermindernd geltend machte. den „tatsächlichen Geschäftsverkehr“ von Delgado und Pizarro „zu ver- schleiern“. Wenn dem so wäre, hätte sich Pizarro in Deutsch- land womöglich der Steuerver- kürzung schuldig gemacht. Delgado sagt, Pizarro sei we- der Nutznießer noch Beteiligter an der Firma in Panama gewe- sen. Pizarro selbst hat sich ge- genüber dem SPIEGEL nicht geäußert. Er hat eine gute Saison für Werder Bremen gespielt. Trotz des Ärgers in Peru wirkt er ge- lassen, er hat bisher stets alle Vorwürfe bestritten, in Inter- views sagte er, er habe sich nichts vorzuwerfen. Womöglich geht er zum FC Chelsea zurück, es hieß schon, sie wollten ihn nicht mehr bei Werder. Nie- mand weiß ja, was noch alles ans Licht kommt. In Lima läuft weiterhin die Fio- rella-Show. Sie gibt Interviews, taucht in Talkshows auf, immer gutgekleidet, immer sieht sie großartig aus. Neulich sagte sie in eine Kamera: „Die Wahrheit muss auf den Tisch, darum geht

GPG / PIXATHLON es mir.“ Dann wanderte ihr Blick Rosenkriegerin Faré mit Anwälten: 4000 Seiten Akten im Rollkoffer nach unten, sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Hilfe des Adidas-Vertrags sparte der Profi Von September 2004 bis Frühjahr 2008 Sie ist ein gefährlicher Gegner. in Deutschland Steuern. Am 4. März 2003, beschäftigten sich ein Betriebsprüfer und Faré ist jetzt mit dem Anwalt Julio genau ein Jahr nach Inkrafttreten des ein Auslandsexperte der Oberfinanzdirek- Vignati liiert, der ihren Kampf um Unter- Adidas-Vertrags, stellte Delgado seinem tion München mit Pizarros Steuerspar- halt gegen Delgado organisiert. Sie will Freund Pizarro eine Rechnung in Höhe modell. Erst als sie Ende Oktober 2007 von zehn Millionen Dollar. von 2,1583 Millionen Dollar für „den Delgado ein in Lima notariell beglaubigtes Eine ganze Armee internationaler Top- Vertrag des Spielers Claudio Pizarro mit Schreiben erhielten, dass Pizarro an der in Anwälte hat sich ihres Falls angenommen. dem Unternehmen Adidas“. Absender des Panama ansässigen International Manage- 40 Prozent der Summe, die am Ende der Schreibens: die Firma International Ma- ment Agency „weder beteiligt noch wirt- Schlacht eingeklagt wird, soll den Juristen nagement Agency S.A. mit Sitz in Pana- schaftlich begünstigt“ sei, ließen sie von gehören. Es ist eine Kopfgeldjagd. ma-Stadt. Eine seltsame Rechnung: Sie dem Fußballer ab. Bei allen Vereinen, mit denen Delgado ist handgeschrieben, es fehlt die Bankver- Zweifel bleiben. Pizarros Partner Del- in den vergangenen Jahren zu tun hatte, bindung, wohin das viele Geld fließen gado hat ein seltsames Firmenkonstrukt werden die Bilanzen untersucht, um Geld- sollte. gezimmert. Neben der International Ma- ströme zu finden. Faré hat ihre Juristen- Pizarro wusste offenbar, was zu tun war. nagement Agency im Steuerparadies Pana- Truppen in Italien, in Spanien, in England Drei Tage später gingen die Millionen auf ma besitzt er ein weiteres Unternehmen und auch in Deutschland stehen. einem Konto der Firma International in der peruanischen Hauptstadt Lima. Der Vielleicht wird Pizarro nächste Saison Management Agency mit der Nummer Name: International Managers Agency. An für Chelsea spielen. Vielleicht ziehen er 101403319 bei der BAC International Bank dieser Firma ist Pizarro, was die deutschen und sein Berater Delgado in eine andere in Panama ein. Geschäftsführer der Agen- Finanzbehörden bei dessen Betriebsprü- europäische Topliga weiter. tur: Pizarros alter Kumpel Delgado. fung nicht wussten, seit spätestens April Fiorella Faré wird ihnen auf den Fersen Panama gilt als eine der verschwiegens- 2005 mit 30 Prozent der größte Aktionär. bleiben. Jens Glüsing, Gerhard Pfeil, ten Steueroasen der Welt. Allein in der Beide Firmen benutzen auf ihrem Brief- Jörg Schmitt, Michael Wulzinger

der spiegel 22/2009 125