Trendauswertung der stofflichen Belastung schleswig-holsteinischer Fließgewässer

Dr. Fred Schulz Wichtigstes Ergebnis der Auswertung ist der Folge durchgeführten wasserbaulich- der signifikante Nachweis rückläufiger en Maßnahmen auf die Beschaffenheit der Trends des jährlichen Gebietsaustrages größeren schleswig-holsteinischen Fließ- von Nitrat, Gesamtstickstoff, gelöstem re- gewässer ausgewirkt haben. aktiven Phosphat und Gesamtphosphor in schleswig-holsteinische Fließgewässer. Stickstoff- und Phosphorverbindungen Bei fünf untersuchten Gewässern wurde sind die wirksamsten Indikatioren für den ein deutlicher Rückgang von Stickstoff Nährstoffhaushalt (Eutrophie). Die Quanti- und besonders von Phosphor festgestellt. fizierung der Stickstoff- und Phosphor- Zwischen 1975 und 1995 sank der Phos- frachten ermöglicht Aussagen zu Höhe phoreintrag in die Gewässer um 54 bis 83 und zeitlichem Verlauf der Belastung des Prozent des Ausgangswertes. Für Stick- Sauerstoffhaushalts von Seen und stoff war eine Verminderung um 20 bis 44 Küstengewässern. Prozent des Wertes zu verzeichnen, der noch in der Mitte der Siebziger Jahre vor- Entwicklungsziele des Gewässerschutzes geherrscht hat. Die Verbesserung der können durch die Berechnung von Stoff- Wasserqualität ist besonders gravierend frachten und ihrer Trends beurteilt wer- in jenen Einzugsgebieten, in denen die den. Aussagen, die sich alleine auf die Ausgangsbelastung durch Abwasserein- ermittelten Konzentrationen der Parame- leitungen aus größeren kommunalen Klär- ter stützen, sind für die Diagnose des Ge- anlagen dominiert. Dies trifft für die Bille, wässerzustandes nicht ausreichend. Ins- den Unterlauf der , den Mittel- besondere die Nährstoffsituation wird lauf der und für den Oberlauf der stark geprägt vom aktuell vorliegenden Stör zu. Abfluss. Für jeden Parameter unterschied- lich ist die Abhängigkeit der Konzentration vom Abfluss, von der Art der Belastungs- Ziel der Trendberech- quelle (punktuell oder diffus), aber auch von der Jahreszeit. Die jeweilige Konzen- nungen für Fließgewässer trations-Abflussbeziehung chemischer Fließgewässerparameter spiegelt somit Nach Paragraph zwei des Landeswasser- die Belastungssituation des Gewässers gesetzes von Schleswig- sind Ge- wider. Ferner ist die anthropogene Nähr- wässer als Bestandteile des Naturhaus- stoffbelastung von der natürlichen Grund- haltes und als Lebensgrundlage für den last der Gewässer abzugrenzen. Menschen zu schützen und zu pflegen. Im Rahmen dieser Verpflichtung werden seit 1973 von der oberen Wasserbehörde des Trendberechnung mittels Landes Schleswig-Holstein Monitoring- programme zur Fließgewässerbeschaf- Normierung von Frachten fenheit durchgeführt und die Ergebnisse als Zahlentafeln veröffentlicht. An fünf Die Trendberechnungen sind mit einem ausgewählten größeren Fließgewässern 1990 im ehemaligen Landesamt für Was- des Landes wurden anhand der für die serhaushalt und Küsten, jetzt Landesamt Nährstoffe Stickstoff und Phosphor vorlie- für Natur und Umwelt des Landes Schles- genden gewässerkundlichen Datenreihen wig-Holstein (LANU), entwickelten Re- Trendabschätzungen und Frachtberech- chenprogramm durchgeführt worden. Um nungen durchgeführt. Dies ermöglicht die Belastung der Fließgewässer in unter- einen Überblick darüber zu erhalten, wie schiedlichen Zeiträumen und Abflusssitu- sich der gesetzliche Auftrag zur Verbes- ationen vergleichen zu können, mussten serung der Abwassersituation und die in für jedes Gewässer spezifische abflussnor-

59 mierte Jahresfrachten berechnet werden. gebieten in Schleswig-Holstein. Die Ergeb- Hierfür wurden zunächst für den gesam- nisse stehen für Wassereinzugsgebiete ten Beobachtungszeitraum vom 1. No- der Größenordnung 300 bis 800 Quadrat- vember 1975 bis 31. Oktober 1995 Teilin- kilometer. Schwentine und Trave entwäs- tervalle (Zeitspannen) mit verschiedenen sern die Moränenlandschaft des Östlichen Konzentrations-Abflussbeziehungen an- Hügellandes zur Ostsee. Die Bille durch- hand von Lagekoeffizienten unterschie- fließt mit ihrem Oberlauf ebenfalls relief- den. reiches Hügelland der Weichseleiszeit so- wie die Vorgeest im östlichen Hamburger Für die eigentliche Normierung muss eine Randgebiet, um schließlich in die Elbe zu Bezugsabflussreihe definiert werden: Im münden. Die Treene entspringt im Hügel- vorliegenden Fall wurde die hydrologi- land südlich von Flensburg und durch- sche Dekade von 1986 bis 1995 (1. No- quert Vorgeest, Hohe Geest und Marsch. vember 1985 bis 31. Oktober 1995) ausge- Die Treene vereinigt sich mit der Eider un- wählt. Die Normierung wird durchgeführt, weit der Westküste und mündet ins Wat- indem für diese Bezugsabflussreihe unter tenmeer der Nordsee. Der überwiegende Benutzung der für die jeweils zu verglei- Teil des oberen Stör-Einzugsgebietes, das chenden Zeiträume gültigen Konzentra- durch die Güte- und Pegelmessstelle er- tions-Abflussbeziehungen Frachten be- fasst wird, wird vom Naturraum der Vor- rechnet und anschließend auf die mittlere geest eingenommen. Die Stör mündet in Jahresfracht reduziert werden. Da somit die Elbe bei Glückstadt. für die Frachtberechnung aller Teilinter- valle die gleiche Abflusssituation zugrun- Zwischen den Flüssen des Hügellandes, degelegt wird, sind die resultierenden Schwentine,Trave und Teilen der Bille und Frachtergebnisse abflussnormiert und den Flüssen der Geest Treene und Stör damit für die Ermittlung von Belastungs- sind Unterschiede in den Abflussspenden trends geeignet. Mit diesem modularen und geogenen Nährstoffausträgen zu er- Berechnungssystem sind abflussbereinig- warten, zumal die beiden letztgenannten te Frachten beliebiger Zeiträume eines eine niederschlagsreichere und stärker Fließgewässers vergleichbar. durch Viehwirtschaft geprägte Landschaft entwässern. Die östlichen und südlichen Beispielsweise kann man für ein Fließge- Landesteile Schleswig- sind wässer unter Benutzung der für 1975 er- dagegen dichter besiedelt. mittelten Konzentrations-Abflussbezie- hung für jeden Abflusstagesmittelwert der hydrologischen Dekade von 1986 bis 1995 Ergebnisse für einzelne Tagesfrachten berechnen. Nach Summa- tion der 3.652 Einzelfrachtwerte und an- Fließgewässer schließender Division durch zehn erhält man einen fiktiven Jahresfrachtwert, der Schwentine unter Zugrundelegung der „aktuellen" Abflusssituation (des Bezugszeitraums Der Mittellauf der Schwentine ist überwie- von 1986 bis 1995) die für das Jahr 1975 gend geprägt durch landwirtschaftlich ge- vorherrschende Belastungssituation reprä- nutztes Umland und seenartig erweiterte sentiert. Die entsprechende Rechenope- Flussabschnitte. Hier ist die Reduktion in- ration für das Jahr 1995 mit der dann gül- nerhalb von 10 Jahren sowohl für Ge- tigen veränderten Konzentrations-Abfluss- samtstickstoff, als auch für Gesamtphos- beziehung ergibt einen Vergleichszahlen- phor nur mäßig und liegt an der Messstel- wert. Die gewandelten Belastungsverhält- le bei 10 Prozent im Vergleich zum nisse im betrachteten Einzugsgebiet wir- Beginn der Messserie 1988. ken sich aus in der Differenz zwischen bei- den normierten Jahresfrachtwerten. Im letzten großen Flächenabschnitt des Schwentine-Einzugsgebiets, der 37 Pro- zent der gesamten Abflussfläche des Ausgewertete Abfluss- Flusssystems ausmacht, findet die bedeu- tendste Nährstoffaufladung statt. Etwa 71 gebiete Prozent des Stickstoffaustrags aus dem gesamten Einzugsgebiet der Schwentine Die ausgewerteten Fließgewässer Bille, und 59 Prozent des Phosphoraustrags ge- Schwentine, Stör, Trave und Treene gehö- langen in der letzten Teilstrecke unterhalb ren zu den größten natürlichen Abfluss- von Preetz in die Schwentine. Beim Phos-

60 Abfluss (Millionen phor hat sich die Nährstoffbelastung seit Trave Kubikmeter pro 1988 halbiert. Während der ersten vier Jahr) und Einträge Messjahre 1988 bis 1991 lagen die Phos- Für die mittlere Trave sank der Stickstoff- (Tonnen pro Jahr) phorgehalte bei Niedrigwasser noch eintrag von der zweiten Hälfte der Sieb- der Schwentine für mehrheitlich oberhalb von 0,15 Milli- ziger Jahre bis Mitte der Achtziger Jahre Gesamtstickstoff in gramm pro Liter, ab 1992 dagegen bei 0,1 (auf normierter Berechnungsgrundlage) die Ostsee Milligramm pro Liter oder niedriger. von 2.460 Tonnen auf 2.010 Tonnen. Das entspricht einer Abnahme um 18 Prozent Während die Gebietsausträge an der Mess- des Ausgangsniveaus. Bis 1995 setzt sich stelle Schwentine bei Preetz für Stickstoff der Rückgang des Gebietsaustrags fort bis und Phosphor seit 1988 nur um zehn bis auf ein Niveau unterhalb von 1.900 Ton- zwölf Prozent zurückgegangen sind, be- nen pro Jahr. Dieses bedeutet eine Ab- trägt die Verminderung an der Mündung nahme der Belastung um 600 Tonnen pro seit 1975 für Stickstoff 44 Prozent und für Jahr beziehungsweise um 24 Prozent ge- Phosphor 79 Prozent. In den Abbildungen genüber den Siebziger Jahren. Bei dieser auf Seite 61 und 62 sind Abfluss und reale Veränderung ist bemerkenswert, dass sie (nicht normierte) Einträge der Schwentine sich nur auf das Winterhalbjahr bezieht in die Ostsee für Gesamtstickstoff und und die Verringerung im Sommerhalbjahr Gesamtphosphor für den Zeitraum von zu vernachlässigen ist (siehe Abbildung 1975 bis 1998 dargestellt. Für die Schwen- auf Seite 63). tine ist der starke Rückgang der Phosphor- jahresfrachten zurückführbar auf den Aus- Bei Phosphor ist eine drastische Abnahme bau der drei Kläranlagen Plön, Preetz und der Jahresfrachten von Mengen deutlich Raisdorf. Die Phosphoreliminierung wurde über 100 Kilogramm pro Jahr (bis 1983) in Plön bereits 1977, in Raisdorf 1982 und auf unter 40 bis 50 Kilogramm pro Jahr in Preetz 1987 eingeführt. Auch für Stick- (ab 1989) festzustellen (siehe Abbildung stoff sind Rückgänge des jährlichen Seite 64). Gebietsaustrages durch die verminderten Kläranlagenemissionen zu erklären. Zu Verglichen mit den spezifischen Austrägen vermuten ist, dass auch aus landwirt- aus Agrarnutzflächen, entspricht das Aus- schaftlichen Nutzflächen in den Neunziger gangsniveau einem mittleren Bereich der Jahren geringere Stickstoffmengen ausge- Flächenspenden von Markfruchtkulturen, tragen wurden als Ende der Siebziger und während die Werte der letzten Jahre häu- Anfang der Achtziger Jahre. fig bei extensiv genutzten Flächen auftre-

61 Abfluss (Millionen ten. Die nachhaltige Gewässerentlastung Bille Kubikmeter pro lässt sich auf die Erweiterung der anlie- Jahr) und Einträge genden Klärwerke von und Bei der Bille sind für Stickstoff zwei Zeit- (Tonnen pro Jahr) zur dritten Reinigungsstufe räume zu unterscheiden: Die Jahre 1976 der Schwentine für (Phosphatfällung) im Rahmen des Phos- bis 1980 mit einer Vielzahl von unregel- Gesamtphosphor phorsofortprogramms zurückführen. mäßig hohen Konzentrationswerten mit in die Ostsee Ausschlägen bis über zehn Milligramm Bedeutende Punktquelleneinleitungen pro Liter. Ab Mitte 1980 bis mindestens sind die hinsichtlich der Stickstoff-Elimi- 1995 mit vorherrschend periodischen Kon- nierung noch im Ausbau befindliche kom- zentrationsschwankungen auf niedrige- munale Kläranlage von Bad Segeberg rem Niveau zwischen 2,5 und 8 Milli- (60.000 Einwohnerwerte) am Beginn des gramm pro Liter Stickstoff. Seit 1980 hat Mittellaufs und die inzwischen ausgebaute sich die Gewässergüte nicht mehr gravie- Kläranlage von Bad Oldesloe (49.000 Ein- rend geändert. wohnerwerte) kurz vor Sehmsdorf. Der Befund einer Nährstoffentlastung insbe- Hinsichtlich Phosphor ist die Verbesse- sondere für Phosphor in Verbindung mit rung der Wasserqualität der Bille ähnlich einer stabilisierten Wasserqualität auf na- groß wie bei der Trave. Hier lassen sich an turnahem Niveau kann als ein gutes Bei- der Zeitreihe drei Zeiträume differenzie- spiel einer erfolgreichen Verbesserung der ren. In der ersten Phase bis 1980 dominie- Gewässerqualität durch den Ausbau der ren unregelmäßige hohe Phosphorgehalte großen kommunalen Kläranlagen mit die Wasserqualität. Eine jahreszeitliche Pe- Phosphatfällung präsentiert werden. Für riodizität ist nicht zu erkennen. Für diesen die planktische und bentische Gewässer- Zeitraum ist die Nährstoffsituation der Bil- flora sollte es sich als besonders günstig le insgesamt schlechter zu bewerten als erweisen, dass nicht nur die durchschnitt- die der Trave. liche Höhe der Nährstoffkonzentrationen, sondern auch deren kurzfristige Schwan- In den vier Jahren ab 1980 vollzieht sich kungen, ein wichtiger physiologischer ein Übergang zum stabilisierten Zustand. Stressfaktor für pflanzliche Organismen, Seit 1985 weist die Bille ein Werteband weitgehend verringert wurden. zwischen 0,15 Milligramm und 0,35 Milli- gramm pro Liter Phosphor auf, das we- sentlich durch einen Jahresgang geprägt ist. Ausreißer fehlen. Dieses ist ein klares

62 Abfluss (Millionen Indiz für verringerte Punktquelleneinlei- Messwerte auf den engen Bereich zwi- Kubikmeter pro tungen und somit ein Beleg für die Effekti- schen 4,5 und 7 Milligramm pro Liter Jahr) und Einträge vität der Phosphatfällung der anliegenden Stickstoff eingeengt. (Tonnen pro Jahr) Kläranlagen. der Trave für Bei Phosphor ist die abnehmende Ent- Gesamtstickstoff Während man bei den nicht abflussberei- wicklung der Konzentration wieder in ähn- in die Ostsee nigten Stickstoffjahresfrachten keinen lich klarer Form ausgeprägt wie bei der rückläufigen Trend konstatieren kann, Bille. Es lassen sich drei Zeiträume von- zeichnet sich ein Rückgang für Phosphor einander abgrenzen: 1981 bis 1984, 1987 augenfällig ab: Von Jahresfrachten gegen bis 1989 und die Jahre ab 1990. Die Werte Ende der Siebziger Jahre zwischen 30 und der letzten Jahre sind völlig nach unten 50 Tonnen bis hin zu Frachten zwischen abgesetzt von dem des ersten Intervalls acht und 14 Tonnen Phosphor ab 1991. und grenzen an die geogenen Stoffkon- Dieser Rückgang lässt sich in beiden zentrationen naturnaher Verhältnisse an. hydrologischen Halbjahren beobachten. Werte unter 0,1 Milligramm pro Liter Phosphor sind häufig anzutreffen. Mit zu- In den letzten Jahren wurden die Kläran- nehmender Verbesserung der Wassergüte lagen im Einzugsgebiet der Bille ausgebaut, nimmt auch der Punktquelleneinfluss ab. so dass heute von den etwa 58.000 Einwoh- nern im Gebiet rund 90 Prozent der hier Treene vorhandenen Haushalte an eine zentrale Ortsentwässerung angeschlossen sind. Die Treene mit ihrem ländlich geprägten Einzugsgebiet nimmt bei Rückführung der Stör normierten Phosphorjahresfracht im Zeit- raum von 1976 bis 1995 auf 46 Prozent Im Gegensatz zu den übrigen Flüssen ver- des Ausgangswertes eine mittlere Posi- ändern sich bei der Stör die Stickstoffkon- tion ein. In den Konzentrationszeitreihen zentrationen mit zunehmendem Abfluss sind die Stufen der Verbesserung nicht so nur unwesentlich. Der Wertebereich ist deutlich abgrenzbar wie bei den anderen enger gefasst. Aus der Messreihe grenzen vier Flüssen. Bemerkenswert für die Tree- sich hier zwei Zeitspannen voneinander ne sind in den Sommermonaten gehäuft ab. Bis 1986 überlagern sich periodische auftretende Stickstoffgehalte im Bereich Gehaltsschwankungen mit einzelnen Bela- der Basiskonzentration bei zwei Milli- stungsstößen. In der Folgezeit sind die gramm pro Liter Stickstoff. Es ist zu ver-

63 Abfluss (Millionen muten, dass die große Lauflänge bei ge- Die Werte der realen Jahresfrachten las- Kubikmeter pro ringem Gefälle zu langen Verweilzeiten sen bereits eine leichte Abnahme erken- Jahr) und Einträge der Inhaltsstoffe im Wasserkörper führt nen. Auf normierter Grundlage reduziert (Tonnen pro Jahr) und damit gegenüber Bille, Stör und Trave sich der jährliche Austrag von 115 Kilo- der Trave für Ge- zu höheren Abbauraten (Denitrifikation). gramm pro Quadratkilometer und Jahr samtphosphor in Herausragende Werte der Jahre 1979 bis Phosphor im Zeitraum 1976 bis 1980 in die Ostsee 1981 lassen sich zu einem großen Anteil mehreren Stufen auf 53 Kilogramm pro auf überdurchschnittlich hohe Abflüsse Quadratkilometer und Jahr Phosphor ab zurückführen. Für die zweite Hälfte der 1991; das bedeutet eine Halbierung des Siebziger Jahre berechnen sich normierte Stoffaustrags im Beobachtungszeitraum. Jahresfrachtspenden für Stickstoff in Hö- he von 3.200 Kilogramm pro Quadratkilo- meter und Jahr gegenüber 2.250 Kilo- Ausblick gramm pro Quadratkilometer und Jahr für den Zeitraum ab 1981. Dies entspricht ei- Viele der an den fünf untersuchten Ge- nem Rückgang des Gebietsaustrages für wässern gezeigten Befunde sind allge- Stickstoff um 30 Prozent. mein gültiger Natur und treffen - in modi- fizierter Form - auf weitere Flüsse gleicher In der Zeitreihe der Phosphorkonzentra- Größenordnung im norddeutschen Flach- tion wiederholen sich die beschriebenen land und in der Endmoränenlandschaft Phänomene der Stickstoffzeitreihe. Auch rund um die westliche, südliche und mitt- hier ist der abnehmende Trend gegenüber lere Ostsee zu. den übrigen vier Flüssen schwächer aus- gebildet. Dies ist darauf zurückzuführen, Es kann festgehalten werden, dass sich in dass einzelne hohe Konzentrationswerte den letzten zweieinhalb Jahrzehnten die bis ins Jahr 1991 auftreten, allerdings mit Schutzmaßnahmen im Bereich der Ab- abnehmender Häufigkeit. Die Amplituden wasserwirtschaft, vermutlich in Verbin- der Tagesfrachten fallen infolge einer aus- dung mit einer emissionsbewussteren geprägten Verdünnungshyperbel (gegen- landwirtschaftlichen Flächenbewirtschaf- läufiger Trend zwischen Konzentration tung insbesondere beim Phosphor nach- und Abfluss) niedriger aus als beim Stick- haltig als wichtigste Steuergröße des jähr- stoff. Auch bei Gesamtphosphor kommt lichen Gebietsaustrags auswirken. Der Er- es in spätsommerlichen Trockenwetter- folg ist das Ergebnis unterschiedlicher po- perioden zu sehr niedrigen Tagesfrachten. litischer Maßnahmen. Die Verminderung

64 des Phosphatgehaltes in den Waschmit- punkt der Sanierung der Einzugsgebiete teln durch die „Phosphathöchstmengen- von Binnengewässern. verordnung" aus dem Jahre 1980 hat Aus- wirkungen im Bereich von über 20 Prozent Die langfristig angelegten Beschaffen- der Phosphoremission durch Abwasser heitsuntersuchungen stellen eine Effek- gezeigt. Die drastische Reduktion des tivitätskontrolle wasserwirtschaftlicher Phosphorausstoßes durch große kommu- Maßnahmen in Schleswig-Holstein dar. nale Kläranlagen mit mehr als einer Mil- Es wird deutlich, dass sich Schutzmaß- lion Kubikmeter pro Jahr ab 1989 ist ein nahmen der Wasserwirtschaft unmittelbar Ergebnis des „Sofortprogramms" des Um- nach der technischen Realisierung in der weltministers Schleswig-Holsteins. Die verbesserten Wasserqualität niederschla- Rückführung der Stickstoffemission im gen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen Kläranlagenablauf im Rahmen des „Dring- Entwicklungstrends des Stoffhaushalts auf lichkeitsprogramms" ab 1989 ist technisch und weisen als Entscheidungshilfe für die ein erheblich größeres Problem. Die Um- zuständigen Wasserbehörden auf dringen- rüstung der Kläranlagen hat später begon- den Sanierungsbedarf hin oder belegen nen und ist langwieriger als die erfolgrei- als Wirkungskontrolle die Erfolge wasser- che Einführung der Phosphatfällung. wirtschaftlicher Maßnahmen. Sie eignen sich als Erfolgskontrolle der Kläranlagen- Die verbesserte Reinigungsleistung der ausbauprogramme im Rahmen des „So- Kläranlagen ist auch bei der Phosphoreli- fortprogramms" und des „Dringlichkeits- mination für die Seen und langsam flie- programms". Auch für die Umsetzung der ßenden Binnengewässer von Bedeutung. Empfehlungen zum integrierten Fließge- Obwohl die Beurteilung der ökologischen wässerschutz ist die Auswertung der Da- Qualitätsverbesserung hier aufgrund der ten ein wichtiger Baustein. gegenüber Fließgewässern anders gearte- ten Rahmenbedingungen erschwert ist Die nachhaltige Überwachung der Eutro- (Phosphor wird in Seesedimenten akku- phierung von stehenden Binnengewäs- muliert, dadurch wirken diese Sedimente sern und Meeren macht es für die Zukunft als Quelle vergangener Phosphoreinträge erforderlich, die Stickstoffeinträge in Ober- und bestimmen das Trendverhalten dieser flächengewässer und Grundwasser aus Gewässer mit), sind auch hier Erfolge ab- den diffusen Quellen der landwirtschaft- wassertechnischer Sanierungsmaßnah- lichen Nutzflächen als effektive Maßnah- men belegbar. So ist im Dobersdorfer See menkontrolle exakt zu bilanzieren. ein starker Rückgang der Phosphorkon- zentration im Beobachtungszeitraum von 1980 bis 1990 feststellbar und hiermit ver- bunden auch die positive Tendenz des Rückganges der Planktonproduktion im See feststellbar. Dieses ist als klarer Erfolg des dort 1987 abgeschlossenen Kläran- lagenbaus zu werten.

Bei den Kläranlagen liegt die Reinigungs- effizienz beim Stickstoff immer noch deut- lich unter der Phosphoreliminierung. So wirken sich die seit den Achtziger Jahren rückläufigen Phosphoreinträge nur dann limitierend auf die Meereseutrophierung aus, wenn es in der marinen Region im Vorjahr nicht zur Sauerstoffverknappung im Bodenwasser und dadurch verstärkte Rücklösung von Sedimentphosphor ge- kommen ist.

Nach wie vor ist das Ökosystem der süd- lichen und westlichen Ostsee durch zu ho- he Stickstoffeinträge gekennzeichnet. Da- mit gerät die Praxis der landwirtschaft- lichen Flächennutzung, die Hauptemis- sionsquelle für Stickstoff ist, in den Brenn-

65