Veröffentlichungsreihe der Abteilung Regulierung von Arbeit des Forschungsschwerpunkts Technik-Arbeit-Umwelt des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung

FS II 94-205

ARBEITSSCHUTZ UND UMWELTSCHUTZ Die Fallstudie Bremer Vulkan

Roland Bogun Eckart Hildebrandt

Bremen/Berlin, November 1994

ISSN 0724-5084

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, 10785 Berlin Telefon: (030) 254 91-0 Abstract

Im Rahmen des Projekts "Ökologisch erweiterte Arbeitspolitik" sind eine Reihe von Fallstudien durchgeführt worden unter der Fragestellung, welche Rolle ar­ beitspolitische Themen und Akteure bei der Ökologisierung von Unternehmens­ politik haben. Die Fälle unterscheiden sich u. a. nach der Art der arbeitspoliti­ schen Anknüpfung. Bei der Vulkan-Werft in gibt es eine lange Tradi­ tion aktiver Interessenvertretung, die sich wesentlich auch auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz konzentriert hat. Ausgehend vom Kampagnen gegen den Ge­ fahrstoff Asbest entwickelte sich eine kontinuierliche Gesundheitsschutzpolitik, der es gelingt, die Mehrheit der Beschäftigten aktiv einzubeziehen. Die Themen­ stellungen und Aktionsbereiche der aktiven Kerngruppe weiteten sich über den innerbetrieblichen Umweltschutz bis hin zur Entwicklung neuer, umweltver­ träglicher Produkte aus. Betrieblicher Umweltschutz wird in Kooperation zwi­ schen Unternehmensleitung, Betriebsrat und Arbeitskreis entwickelt und institu­ tionalisiert. Die Fallstudie ist ein exemplarisches Beispiel für die erfolgreiche Erweiterung industrieller Beziehungen maßgeblich auf Druck der betrieblichen Interessenvertretung. Inhalt

Seite

1. Einleitung 1

2. Von der Werft zum maritimen Technologiekonzem: der Untersuchungsbetrieb 3

3. Umweltschutz und Arbeitsschutz - Problemlagen und betriebliche Organisation 9 3.1 Umweltbelastungen im Schiffbau 9 3.2 Arbeitsschutzprobleme bei Vulkan 11 3.3 Umweltschutzpolitik bei Vulkan 13

4. Zur Rolle des Betriebsrats 16

5. Betriebliche Gesundheitspolitik von unten - zur Geschichte der Auseinandersetzungen im Arbeitsschutzbereich 19

6. Vom betrieblichen Gesundheitsschutz zur "Suche nach dem sozial- und umweltverträglichen Schiff" 26

7. Zusammenfassende Thesen 35

Literatur 40 1

1. Einleitung

Daß sich Belegschaften und Betriebsräte auf dem Politikfeld des betrieblichen Umweltschutzes engagieren, ist in den industriellen Beziehungen zwischen den betrieblichen Akteuren keine Selbstverständlichkeit. Zwar sind nicht wenige Ar­ beiter in ihrer Freizeit durchaus in Naturschutzverbänden, Angelvereinen und dergleichen aktiv, für die Durchsetzung verbesserter Umweltstandards wird die Verantwortung jedoch in der Regel beim Staat, der Umweltschutzbewegung und den Unternehmensleitungen angesiedelt, nicht jedoch bei den Arbeitnehmern und ihren Vertretungen. Die etablierten Arbeitsschwerpunkte im System der tra­ ditionellen Interessensvertretungspolitik, in dem ökologische Themen bislang eine untergeordnete Rolle spielen, mangelnde Informationen und fehlende rechtliche und sachliche Kompetenzen tragen ihrerseits dazu bei, daß sich viele Betriebsräte für die ökologischen Konsequenzen der "eigenen" Produktion als nicht zuständig begreifen. Nicht selten haben erst Anstöße von außen, seien es öffentlicher Druck von Bürgerinitiativen, Umweltschutzorganisationen oder staatlichen Stellen oder auch betriebsübergreifende gewerkschaftliche Kampa­ gnen, ein Umdenken in den Belegschaften bewirkt. Anders hingegen stellt sich die Situation in dem in der vorliegenden Studie untersuchten Unternehmen, einer Werft in einer Großstadt der norddeutschen Küstenregion, dar. Die deutsche Werftindustrie steht nicht im Kreuzfeuer der ökologischen Kritik wie etwa die Chemie- oder Automobilindustrie, und öffent­ liche Skandale sind bislang ausgeblieben; das Produkt Schiff gilt als ein um­ weltverträgliches Transportmittel und auch der Produktionsprozeß nicht gerade als besonders umweltbelastend. Dennoch haben sich Teile der Belegschaft und des Betriebsrats aktiv im Bereich der betrieblichen Umweltpolitik engagiert. Sie setzen sich nicht nur mit den gesundheitlichen Risiken der Produktion für die betroffenen Arbeitnehmer auseinander, sondern auch mit den ökologischen Auswirkungen außerhalb der Betriebsgrenzen. Die Rekonstruktion dieses Ent­ wicklungsprozesses im Rahmen des betrieblichen Gesamtkontextes steht im Mittelpunkt der Untersuchung. Die Fallstudie bettet sich in ein größeres sozialwissenschaftliches For­ schungsprojekt des Wissenschaftszentrums Berlin über "Ökologisch erweiterte Arbeitspolitik" ein, in dem bereits mehrere Fallstudien abgeschlossen wurden. Das Forschungsvorhaben geht der Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der "ökologischen Erweiterung der industriellen Beziehungen" nach. Die The- matisierung von unternehmensverursachten Umweltrisiken und -Schäden sowie die Umsetzung einer zunehmenden Dichte von Schutzregeln und Normen im Betrieb haben zu neuen Anforderungen nicht nur an die Unternehmensleitungen, sondern auch an die Arbeitnehmer und ihre Interessenvertretungen geführt. An­ hand von zehn Fallstudien mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Re- 2

gulierungsmustern wird versucht, typische "Ökologisierungspfade" zu identifi­ zieren und darin die Rolle der industriellen Beziehungen zu bestimmen (vgl. Hildebrandt u. a. 1993). Die Untersuchung konzentriert sich darauf, den Entwicklungsprozeß der von Teilen der Belegschaft und des Betriebsrats getragenen Aktivitäten, die ihren Ausgangspunkt im Kampf um verbesserte Arbeitsbedingungen und eine Mini­ mierung gesundheitlicher Risiken am Arbeitsplatz nahm, hin zum Bereich der betrieblichen Umweltschutzpolitik zu rekonstruieren. Hierbei konnte insbeson­ dere auf vom Arbeitskreis bzw. von der früheren "Echolot-Gruppe" herausgege­ bene Broschüren und Materialien zurückgegriffen werden. Außerdem gingen die Protokolle von zwei Gesprächen in die Studie ein, die bereits 1992/93 mit Ver­ tretern des Unternehmens und mit einem Mitglied des Betriebsrats bzw. Ar­ beitskreises geführt wurden. Die Durchführung dieser Fallstudie wurde von der Hans-Böckler-Stiftung mit einem zweimonatigen Werkvertrag unterstützt. Be­ dauerlicherweise traf das Vorhaben auf eine nur geringe Informations- und Ko­ operationsbereitschaft der betrieblichen Akteure. So waren die Mitglieder des betrieblichen Arbeitskreises und des Betriebsrats nicht zu einem Gespräch be­ reit; mehrfach angesetzte Expertengespräche z. B. mit dem Betriebsratsvorsit­ zenden kam trotz intensiver Bemühungen letztlich nicht zustande. Diese Fallstu­ die unterliegt daher erheblichen Beschränkungen im zugrundeliegenden Mate­ rial, die bei der Interpretation und Generalisierbarkeit der Ergebnisse zu berück­ sichtigen sind. Aufgrund der Bedeutung dieses Falls im Spektrum des Projekts und der vergleichsweise guten Dokumentenlage haben wir dennoch die Durch­ führung für sinnvoll gehalten. Wichtige Vergleichsaspekte innerhalb des Pro­ jekts bietet die Fallstudie zu Tatort Betrieb (vgl. Hildebrandt/Zimpelmann 1992). Die starke Gewichtung betrieblicher Quellen wird durch die Charakteristik des untersuchten Falls nahegelegt. Denn deutlich wurde: Es sind die intensiven, aus der Belegschaft selbst heraus entwickelten Auseinandersetzungen im Be­ reich der betrieblichen Gesundheits- und Umweltschutzpolitik, die die Beson­ derheit des Falles ausmachen. Verbesserungen und Organisation der Arbeits­ schutz- und Umweltschutzpolitik auch der Unternehmensleitung sind hiervon wesentlich geprägt. Aus jahrelangen Kämpfen von Belegschaft und Betriebsrat um verbesserte Arbeitsbedingungen entwickelte sich ein zunehmendes Engage­ ment auch für ökologische Fragen, welches auch nach dem Sinn und der Sozial- und Umweltverträglichkeit der Produkte des Unternehmens fragt. Die Komple­ xität und Reichweite dieses Ansatzes unterscheidet den Arbeitskreis der Werft auch von zahlreichen ähnlichen betrieblichen Initiativen. 3

2. Von der Werft zum maritimen Technologiekonzern: der Untersuchungsbetrieb

Die untersuchte Werft ist heute nur noch ein Teil - wenngleich das "Mutter-Un­ ternehmen" - innerhalb eines großen Konzernverbunds. Der Schiffbau bildet zwar nach wie vor das Kerngeschäft dieses Konzerns, der Bremer Vulkan Ver­ bund AG; seine Bedeutung hat sich jedoch durch die Eingliederung nicht nur mehrerer Werften, sondern auch etlicher schiffbaufremder Unternehmen inzwi­ schen beträchtlich vermindert. Diese sind in den Untemehmensbereichen Indu­ strie, Elektronik und Systemtechnik sowie Dienstleistungen zusammengefaßt. Weiterhin gehören dem Konzern einige ostdeutsche Betriebe an, die gemeinsam den Unternehmensbereich Mecklenburg-Vorpommern bilden. War die Existenz des Bremer Schiffbauuntemehmens noch in der Werften­ krise in der ersten Hälfte der 80er Jahre - wie der Bestand des bremischen Schiffbaus überhaupt - massiv gefährdet, so ist dieses in der Zwischenzeit im Zuge einer außerordentlich dynamischen Entwicklung zu einem "international tätigen Technologieverbund mit maritim-industrieller Ausrichtung" (Geschäfts­ bericht 1992: 9) expandiert, dessen Entwicklung noch keineswegs abgeschlossen ist. Seit Ende der 80er Jahre gilt der Konzern als eines der am stärksten expan­ dierenden Unternehmen Deutschlands; inzwischen ist er der zweitgrößte Schiff­ baukonzern Europas, im Container-Schiffbau nimmt er weltweit eine Spitzen­ stellung ein. Seit einer Umstrukturierung des Konzerns im Jahre 1992 wird die Stammwerft (vorher: Bremer Vulkan AG) als Bremer Vulkan Werft- und Ma­ schinenfabrik GmbH geführt. Die Geschichte der Werft geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. 1893 wurde die Bremer Vulkan AG Schiffbau und Maschinenfabrik im Stadtteil Vegesack im Norden der Hansestadt Bremen gegründet. Mit der Aktiengesellschaft wurde die bereits vorher bestehende mittelständische Johann-Lange-Werft fortgeführt. Die für die oben skizzierte aktuelle Entwicklung entscheidenden Weichenstel­ lungen erfolgten, ausgelöst durch die weltweite Werftenkrise, in mehreren Pha­ sen innerhalb der letzten zehn Jahre (zu den folgenden Ausführungen vgl. He- seler 1991,1993). Ende 1983, auf dem Höhepunkt der Werftenkrise, wurde die traditionsreiche zweite Bremer Werft, die AG Weser, geschlossen. Trotz des damit verbundenen Abbaus von Schiffbaukapazitäten war die Existenz des Bremer Vulkan hier­ durch jedoch noch nicht gesichert. Bereits Anfang der 80er Jahre war ein Kon­ kurs des Unternehmens nur durch mehrfache Zahlungen und Bürgschaften sowohl des Landes als auch des Bundes abgewendet worden. Parallel zur Schließung der AG Weser beschloß der Bremer Senat ein Werftenstrukturkon­ zept, in dem 54 Mio. DM für die Fusion des Bremer Vulkan mit der Hapag- Lloyd Werft sowie für die Seebeckwerft in bereitgestellt wurden. 4

Vier Jahre später waren sämtliche Werften im Land Bremen mit einer Aus­ nahme im Bremer Werftenverbund unter Führung des Bremer Vulkan zusam­ mengeschlossen:

1984 erfolgte die Übernahme der Hapag-Lloyd Werft; der bisherige Ei­ gentümer wurde am Grundkapital des Bremer Vulkan beteiligt; 1985 wurde auch die Schichau Unterweser AG (SUAG) vom Vulkan über­ nommen; 1987 übernahm der Vulkan die Aktienmehrheit der Seebeckwerft; diese war bereits vorher durch das Land Bremen vom Krupp-Konzern übernom­ men worden; 1988 wurden die SUAG und die Seebeckwerft zur Schichau Seebeckwerft zusammengeschlossen.

Die nächste Phase der "Kapazitätsanpassung und schrittweisen Diversifizierung" (Heseler 1993) erfolgte im Rahmen eines 1987/88 entwickelten Strukturkon­ zepts, das die weitere Reduzierung der Beschäftigtenzahlen und einen Umbau des Werftenverbunds zu einem Schiffbau-, Technologie- und Dienstleistungs­ konzern vorsah. Das Konzept hatte ein Finanzierungsvolumen von 420 Mio. DM, von denen wiederum 176 Mio. DM aus öffentlichen Mitteln auf­ gebracht werden sollten. Ihm lag eine zwischen den Küstenländern, der Bundes­ regierung und der EG getroffene Vereinbarung zugrunde, die u. a. vorsah, die 1986 bestehende Personalkapazität der bundesdeutschen Werften von 40.000 Arbeitsplätzen nochmals um 25 % zu reduzieren. Für den Bremer Werftenver­ bund bedeutete dies einen Abbau der Zahl der Beschäftigten von 8.000 auf 6.500. Nicht zuletzt in dieser restriktiven Regelung sieht die IG Metall eine Ur­ sache für den beträchtlichen Umfang von Überstundenarbeit auf den Werften - beim Bremer Vulkan 405.000 im Jahre 1988 - bei gleichzeitig überdurchschnitt­ lichen Arbeitslosenquoten in der Region (vgl. Der Gewerkschafter 8/89: 30). Tatsächlich ist die Zahl der Werftbeschäftigten im Land Bremen durch Betriebs­ schließungen und andere Formen des Personalabbaus zwischen 1975 und 1989 von 21.099 auf 6.854 - und damit weit stärker als in den übrigen Küstenländern - zurückgegangen (vgl. Heseler 1991: 4). Mit dem Strukturkonzept war auch die Zusammenlegung der schiffbaufrem­ den Produktion der beteiligten Werften unter Koordination des Bremer Vulkan verbunden. Hierzu wurde mit finanzieller Beteiligung der Landesregierung der Untemehmensbereich Vulkan Industrie geschaffen. Die damit intendierte Diver­ sifizierung sollte den Werften nicht nur neue Betätigungsfelder erschließen, sondern auch der Nutzung der Qualifikationen der hier beschäftigten Arbeit­ nehmer dienen. Wie Heseler hierzu kritisch feststellt, erfolgte sie allerdings na­ hezu ausschließlich auf dem Weg des Zukaufs von Betrieben: "Die von Gewerk- 5 schäften und Betriebsräten seit Ende der siebziger Jahre immer wieder erhobene Forderung, die Werften selbst um zukunftsorientierte Produktionsfelder zu er­ weitern und damit den im Schiffbau von Entlassung bedrohten Arbeitnehmern in anderen Bereichen eine neue Beschäftigungsperspektive zu eröffnen, wurde so kaum verwirklicht und wohl auch nicht ernsthaft angestrebt. Ihr standen offen­ sichtlich schwer überwindbare subjektive wie objektive Hindernisse entgegen. Das Management des Schiffbaus sah sich kaum in der Lage, kurzfristig auf Märkte auszuweichen, deren Bedingungen ihnen unbekannt waren. (...) Der Vulkan setzte stattdessen auf Diversifizierung durch Akquisition" (Heseler 1993: 50f.). Gleichwohl waren sowohl der geplante als auch der realisierte Umfang der Diversifizierung Ende der 80er Jahre noch gering; der schiffbaufremde Anteil machte weniger als 20 % aus. Vermutlich deshalb charakterisiert der Konzern­ chef Hennemann anders als Heseler den Zeitraum 1990 bis 1993 als "Diversifi­ kationsphase" (vgl. Weser-Kurier vom 13.11.93). Diese Phase ging mit der Her­ ausbildung des angestrebten maritimen Technologiekonzerns einher, d. h. so­ wohl einer Expansion wie auch einer Verschiebung der internen Relationen zwi­ schen den verschiedenen Sparten. 1990 übernahm der Vulkan von Daimler Benz die marineelektronischen Teile von MBB und von AEG Telefunken; beide wurden in der neugegründeten Sy­ stemtechnik Nord (STN) zusammengeführt. Im gleichen Jahr wurde außerdem die Lübecker Flender Werft in den Verbund übernommen. Weiterhin fällt auch die Übernähme von Krupp in diese Phase. Dieses Unternehmen bildet gemeinsam mit STN sowie weiteren Unternehmen den Unternehmensbe­ reich Elektronik und Systemtechnik. Im Zuge der Privatisierung der ostdeutschen Unternehmen übernahm der Konzern außerdem verschiedene Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Ob­ gleich es sich hierbei fast ausschließlich um Schiffbaubetriebe handelt, sind sie nicht dem Unternehmensbereich Schiffbau zugeordnet. Sie bilden einen eigen­ ständigen Unternehmensbereich, Zwischenholding ist die Hanse Schiffs- und Maschinenbaugesellschaft mbH in Rostock; zu dieser gehören die MTW Werft in Wismar, das Dieselmotorenwerk in Rostock sowie Beteiligungen an der Neptun Industrie Rostock GmbH und der Volkswerft in . 1992 und 1993 wurde der Konzern neu geordnet. Hiermit sollte eine Tren­ nung der Holding-Funktionen der Gesellschaft von den operativen Aufgaben er­ reicht werden, außerdem sollte die Führungsverantwortung dezentralisiert und die Ergebnisverantwortung verbreitert werden. Hierzu wurde die Bremer Vulkan AG in die Bremer Vulkan Verbund AG umgewandelt und die Bremer Vulkan Werft und Maschinenfabrik GmbH neu gegründet. Unterhalb der Bremer Vul­ kan Verbund AG als konzernleitender Holding sind die zahlreichen Einzelunter­ nehmen (operative Einheiten) in sechs Unternehmensbereichen unter Führung 6 jeweils einer Zwischenholding - im Unternehmensbereich Schiffbau die Vulkan Werften Verbund GmbH - zusammengefaßt (siehe Schaubild). Aufgrund seiner dynamischen Entwicklung, der inzwischen erreichten Grö­ ßenordnung sowie der Unübersichtlichkeit der internen Strukturen erregte der Konzern mehrfach die Aufmerksamkeit der überregionalen Wirtschaftspresse. Anlaß zur Kritik gaben nicht nur die Konzernpolitik und die Inanspruchnahme und Beteiligung öffentlicher Mittel, sondern auch die nach wie vor bestehende Intransparenz der Eigentumsverhältnisse. Zwischen 1986 und 1992 steigerte der Konzern seinen Umsatz von 757 Mio. DM auf 4,1 Milliarden DM; die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich von ca. 5.000 im Jahre 1986 auf über 25.000 (1993). Der Anteil der einst eindeutig dominierenden "Mutterdisziplin" Schiffbau an der gesamten Konzernleistung schrumpfte auf 33 % (Elektronik 29 %, Dienstlei­ stung 25 %, Industrie 13 %) und soll in Zukunft noch weiter auf einen Anteil von 25 % zurückgefahren werden (vgl. Weser-Kurier vom 10.11.93). Die Zahl der Mitarbeiter im Unternehmensbereich Schiffbau stieg 1992, bedingt vor allem durch die Eingliederung der MTW, von 6.734 (1991) auf ca. 10.000 im Jahresdurchschnitt 1992 (Geschäftsbericht 1992: 26). Die Vulkan Werften Verbund GmbH - als Zwischenholding des Untemeh- mensbereichs Schiffbau - besteht aus folgenden Unternehmen:

Bremer Vulkan Werft und Maschinenfabrik GmbH, Bremen Schichau Seebeckwerft AG, Bremerhaven Elender Werft AG, Lübeck Neue Jadewerft GmbH, Geeste Metallbau GmbH, Bremerhaven Rickmers Lloyd Dock GmbH

Das Stammunternehmen, die Bremer Vulkan Werft und Maschinenfabrik, ist sowohl als Schiffsneubau- als auch als Umbau- und Reparaturwerft tätig, und zwar für Marinefahrzeuge (Fregatten/Korvetten, Hubschrauberträger, Tender) und Trockenfrachtschiffe (Containerschiffe, Kühlschiffe, Mehrzweckfracht­ schiffe, Stückgutfrachtschiffe, Fracht-RoRo/Autotransporter), außerdem Mas­ sengutschiffe, Fährschiffe und Offshore-Fahrzeuge (Stand 1993). Aufgrund der Spartenorganisation im Konzern sind nicht alle Unternehmensteile dem Unter­ nehmensbereich Handelsschiffbau zugeordnet. Daneben werden als eigenstän­ dige Profitcenter im Unternehmen zum einen die Maschinenfabrik als Teil des Untemehmensbereichs Industrie sowie zum anderen der Marineschiffbau, der den eigenen Untemehmensbereich Marineschiffbau bildet, geführt. 7

BREMER VULKAN VERBUND AG

Unternehmens­ Unternehmens­ Unternehmens- H anse Unternehmens­ Unternehmens­ b e re ich b ereich b e re ich H old ing b e re ich b e re ic h H a n d e ls ­ M a rin e­ In d u s trie E le k tro n ik D ie n s t­ sc h iffb a u sc h iffb a u leistungen—

Vulkan Werften Vulkan Industrie Hanse Schiffs- und Vulkan Elektronik Vulkan Service Verbund GmbH Holding GmbH Maschinenbau- GmbH GmbH 100% 74,9% gesellsehaft mbH 74,9% 100% 99,2%

Bremer Vulkan Bremer Vulkan Dörries Scharmann DMR Dieselmotoren­ Atlas Elektronik Atlas Werft u. Maschinen­ Werft u. Maschinen­ GmbH werk Rostock GmbH GmbH Datensysteme fabrik GmbH fabrik GmbH 74,9% 100% 74,9% GmbH Schiffbau Marineschiffbau 74,9% 100% Schiess AG IMG Ingenieur­ STN Systemtechnik Düsseldorf technik und Nord GmbH Senator Linie 51% Maschinenbau GmbH 100% GmbH & Co. KG Flender Werft AG 100% 67% 100% H. Wahlenberg KG Melcherl Elektronik G eeste Metallbau GmbH & Co, INEX Industrie­ GmbH Eigner & Partner GmbH 74,9% anlagen GmbH 74,9% GmbH 94% 100% 51%

lühring Automatior C. Plath Lloyd Werft GmbH MTW Schiffswerft GmbH TMC Bremerhaven GmbH 37,5% GmbH 38,2% Bremerhaven $8% 99,2% 83,9%

New Sulzer Neue Jadewerft Diesel AG NIR Neptun Industrie PS Systemtechnik GmbH 26% Rostock GmbH GmbH 85% 80% 100%

H. Helme Schichau Maschinenfabrik NCC Trading GmbH NSB Seebeckwerft AG 74,9% 100% GmbH & Co. KG 84% 100%

/ulkan Kocks Gmbh Volkswerft GmbH Stralsund R. Lloyd Dockb. 74,9% NSB Reisebüro 49% GmbH GmbH 100% 97,5% Bremer Vulkan Maschinenfabrik Dockbetriebsgesell- 400 Mitarb./100% ächaft Rostock GmbH DGB Dockbetrieb 100% Bremerhaven 97,5% S. Techno Product GmbH 5TN Schiffselektronik 74,9% Rostock GmbH Ladenbau 100% Joh. Weinmann 74,9% KaryGmbH 74,9%

Swan-H unter Tyneside Möhring GmbH (geplant) 74,9%

Severnaya Vulkan Engineering St. Petersburg GmbH 14% 74,9%

MR Metallrecycling GmbH Heseler 1993: 58 38,2% 8

Waren in der zweiten Hälfte der 70er Jahre noch ca. 5.000 Mitarbeiter auf der Werft beschäftigt, so ist die Zahl der Beschäftigten inzwischen auf 2.991 (1992) zurückgegangen. Im einzelnen werden hiervon 2.033 gewerbliche Mitarbeiter (1.788 Fertigungs- und 245 Gemeinkostenmitarbeiter), 736 Angestellte und 222 Auszubildende ausgewiesen (Geschäftsbericht 1992: 78). Die große Mehrheit der Beschäftigten ist mit knapp 2.000 Mitarbeitern dem Bereich Schiff- bau/Reparatur zugeordnet, der Bereich Industrie zählt etwa 400, der Bereich Marine etwa 90 Beschäftigte (vgl. Heseler 1993: 94); die übrigen Beschäftigten verteilen sich auf die Bereiche Datenverarbeitung, Finanzen, Personal und Aus­ zubildende.

Beschäftigte 1992:

Konzern Unternehmensbereich Bremer Vulkan Schiffbau Verbund AG

20.525 9.997 2.991

Quelle: Geschäftsbericht 1992

Die Geschäftspolitik des Konzerns ist darauf ausgerichtet, auch in Zukunft die führende Rolle des Unternehmensverbunds im maritimen Sektor - sowohl im zi­ vilen als auch im militärischen Bereich - zu erhalten und weiter auszubauen. Gedacht wird nicht nur an den Bau etwa von Doppelhüllen-Tankern, sondern auch von schwimmenden Produktionsanlagen und Wohnkomplexen. Zu den "maritimen Visionen" des Vorstandsvorsitzenden gehören auf dem Meer schwimmende Kraftwerke, die Energie sowohl aus den Wellenbewegungen als auch aus der Windkraft und der Sonne gewinnen können; weitere Überlegungen beziehen sich auf die Gewinnung von Rohstoffen aus den Meeren, die Erzeu­ gung von Flüssigwasserstoff aus dem Meerwasser und dergleichen (vgl. Weser­ kurier vom 10.11.93) - Produktüberlegungen also, die unter ökologischen As­ pekten teils durchaus begrüßenswert, teils aber auch sehr kritisch zu beurteilen sind. Bereits jetzt ist der Vulkan in Kooperation mit anderen europäischen Werf­ ten an der Entwicklung des "E3-Tankers" (European, Economic, Ecologic) mit einem erhöhten Sicherheitsstandard sowie an der Entwicklung einer Hochge­ schwindigkeitsfähre nach dem SWATH-Prinzip beteiligt. Ökologische Kriterien sind offenbar für die Produktpolitik des Unternehmens - unter ökonomischen Gesichtspunkten - durchaus von Bedeutung. Mit einer Verbesserung der Auftragslage wird gleichwohl erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre gerechnet. Erwartet wird eine Erhöhung der Nachfrage, die sich aus der derzeitigen Überalterung der Welthandelsflotte (ca. 50 % der 9

Schiffe seien über 50 Jahre alt) und dem daraus resultierenden Ersatzbedarf er­ geben (vgl. Geschäftsbericht 1991: 24). Seit Anfang der 90er Jahre haben die Werften indes die allgemeinen Auswirkungen der Rezession und einen Auf­ tragseinbruch gerade im Bereich der Hochtechnologieschiffe zu bewältigen, auf den sich die deutschen Werften weitgehend spezialisiert haben. Ein weiteres Problem besteht in der Integration der ostdeutschen Werften, durch deren massiv forcierte Modernisierung den westdeutschen Werften starke Konkurrenten erwachsen. Hinzu kommt die Unsicherheit über den Umfang der staatlichen Bei­ hilfen. So kritisieren Geschäftsleitung und Betriebsräte einmütig die unzurei­ chende Schiffbaupolitik der Bundesregierung, die den Subventionen in den europäischen Nachbarländern in Höhe von bis zu 9,5 % zustimme, den eigenen Werften aber weniger als 4 % gewähre (vgl. Weser-Kurier vom 10.11. 93). Allerdings dürfte auch eine Steigerung der Nachfrage die Beschäftigungslage auf der Vulkan-Werft vermutlich kaum nachhaltig verbessern: "Die Untemeh- mensplanungen nahezu aller Werften für die zweite Hälfte der neunziger Jahre richten sich (...) auf eine wachsende Schiffbauproduktion bei sinkender Beschäf­ tigung ein" (Heseler 1993: 4). Mitte 1993 wurde bereits ein weiterer Personal­ abbau bei den Werften des Verbunds angekündigt; eine Fusion der Lloyd Werft mit der Schichau Seebeckwerft in Bremerhaven befindet sich in der Diskussion. Der Betriebsrat sieht den Bestand von 3.000 Stellen im Konzern und von 300 Arbeitsplätzen bei der Bremer Werft gefährdet. Die derzeitige Unternehmens­ politik wird deshalb von der Arbeitnehmervertretung als bloßes "Aufkäufen von Marktanteilen ohne Integration in ein funktionierendes Ganzes" kritisiert; Syner­ gien scheinen "im Augenblick aus der Sicht des Vorstands nur über Personalab­ bau erreichbar zu sein" (zit. nach Weser-Kurier vom 13.11.93). Die Beschäfti­ gungssituation muß also trotz des massiven Personalabbaus seit Mitte der 70er Jahre und trotz der für die Zukunft erwarteten Auftragssteigerung weiterhin als prekär gelten. Außerdem drohen den Arbeitern Umsetzungen und der Einsatz auf nicht qualifikationsadäquaten Arbeitsplätzen, etwa von gelernten Maschi­ nenschlossern als Schweißer (vgl. Die Norddeutsche vom 4.1.93).

3. Umweltschutz und Arbeitsschutz - Problemlagen und betriebliche Organisation

3.1 Umweltbelastungen im Schiffbau

In der Umweltdiskussion hat die deutsche Werftindustrie bislang keine beson­ dere Aufmerksamkeit erfahren. Zwar entstehen in der Produktion, allein schon 10 durch die beträchtliche Größe der Unternehmen bedingt, sicherlich umweltbela­ stende Emissionen in Luft und Wasser sowie beträchtliche Abfallmengen, und bei ca. 5 % der auf dem Bremer Vulkan verwendeten Stoffen handelt es sich um Gefahrstoffe. Auch trägt das "Produkt Schiff" maßgeblich zur Verschmutzung der Meere bei (so verursacht der Seeverkehr etwa 40 % der festgestellten Öl­ emissionen in die Meere), und insbesondere katastrophale Tankerunfälle haben in der Vergangenheit zu massiver Kritik an den mangelhaften Sicherheitsbestim­ mungen und -Vorkehrungen in der Schiffahrt geführt. So werden z. B. vom Ar­ beitskreis "Andere Nützliche Produkte" der Bremer Vulkan Werft (siehe unten) insbesondere der hohe Schadstoffausstoß bei der Verteuerung von Schwerölen auf See, fehlende Reinigungsvorkehrungen und -Vorschriften sowie die Abgabe von Schadstoffen an das Meerwasser kritisiert, die in den sogenannten Anti- Fouling-Farben enthalten sind. Diese Farben, mit denen der Schiffsrumpf be­ schichtet wird, um den Bewuchs mit Algen und Muscheln zu verhindern, ent­ halten giftige Schwermetalle, die beim Betrieb des Schiffs allmählich an das Wasser abgegeben werden. Gleichwohl steht die Schiffbauindustrie selbst nicht im Zentrum öffentlicher Kritik, wie dies etwa bei der Chemie- oder auch der Automobilindustrie der Fall ist. Denn trotz der mangelhaften nationalen und internationalen Umweltschutz- und Sicherheitsbestimmungen gilt das Schiff als eines der umweltverträglichsten Transportmittel. Und den von Umweltschutzverbänden und Gewerkschaften erhobenen Forderungen nach einer Verschärfung der Sicherheitsstandards wird auch seitens der Branchenvertreter kein Widerstand entgegengebracht - erhofft man sich hiervon doch eine Verbesserung der Nachfragesituation. So rechnet der Bremer Vulkan mit einer erhöhten Nachfrage in der zweiten Hälfte der 90er Jah­ re, "insbesodere wenn sich die umweltschützenden Einflüsse der Sicherheits­ bestimmungen durchsetzen" (Geschäftsbericht 1991: 24). Auch die mit dem Produktionsprozeß einhergehenden Umweltbelastungen sind bislang nicht in das Kreuzfeuer der ökologischen Kritik geraten. Skan­ dalträchtige Unfälle, Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften oder besonders hohe Umweltbelastungen sind - anders als in anderen Industriezweigen - nicht oder nur selten bekannt geworden. In einer Broschüre des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte" werden unter anderem folgende Umweltbelastun­ gen aufgeführt (vgl. Bettelhäuser/Ullrich 1993: 50):1

1 Welche Risiken für die Umwelt und für die Gesundheit der Beschäftigten wie auch der Bevölkerung "objektiv" bestehen und zu welchen Ergebnissen eine "Öko-Bilanz" des Bremer Vulkan tatsächlich führen würde, ist nicht Gegenstand dieser Fallstudie; vielmehr geht es um die Rekonstruktion von darauf bezogenen Thematisierungen, Einschätzungen und Handlungskonzepten der betrieblichen Akteure. Da die hierfür zu Verfügung stehen­ den Materialien z. T. bis in die 70er Jahre zurückreichen und die darauf erfolgten Ent­ wicklungen nicht immer vollständig rekonstruiert werden konnten, können die folgenden Ausführungen nur Hinweise auf grundsätzlich bestehende Problemlagen geben und spie­ geln nicht unbedingt die aktuelle betriebliche Situation wider. 11

"- Farbnebel (40 % Overspray) Zinkfarbe Farbeimer in der Werkstatt Zinkanoden Hydrauliköl Maschinenöle Silikon Dämpfe/Gase durch Schweißen (Zinkschweißen) Lösemitteldunst beim Reinigen Strahlmittelreste (hier gab es schon Auflagen, aber wegen des Erhalts von Arbeitsplätzen wurden Ausnahmegenehmigungen erteilt) Stäube vom Schleifen und Strahlen (Metall-, Holz, Kunststoff-Stäube) Späneabfall der Dreherei mit Kühlschmiermitteln behaftet Kühlschmiermittel in den Boden und in die Weser"

Besonders hervorgehoben werden von den Mitgliedern des Arbeitskreises "Öko­ logische Risiken" bei der Entsorgung der auf der Werft anfallenden Abfallmen­ gen. Für das Jahr 1988 sei - über Umwege - eine Gesamtmenge von allein ca. 900 Tonnen an Sondermüll bekannt geworden. Bei den Farben etwa würden pro Schiff 25 bis 30 Tonnen gekauft und 8 bis 12 Tonnen Abfall erzeugt. "Von der gespritzten Farbe gelangen nur ungefähr 60 % auf das Schiff, 40 % verdrif- ten als Farbnebel in die Umgebung. Was in Bremerhaven für die Ex- und Im­ portautos ein 'riesiges' Problem ist (teure Säuberungskosten werden in Rechnung gestellt und Auflagen für den Dockbetrieb erlassen), scheint z. B. für die Umge­ bung beim Bremer Vulkan kein Problem zu sein" (Bettelhäuser/Ullrich 1993: 6). Bereits einige Jahre zuvor wurde die Existenz einer unkontrollierten Müllkippe auf dem Werftgelände für Lacke und Sonderabfälle aller Art kritisiert; zudem habe man gehört, daß nach dem Abstrahlen und Neuanstrich von Schiffsrümpfen diese im Schwimmdock in die Weser abgesenkt und dadurch die abgestrahlten Schlacken in die Weser abgegeben würden (vgl. taz vom 29.10.1990).

3.2 Arbeitsschutzprobleme bei Vulkan

Ganz anders als die insgesamt wenig öffentliche Aufmerksamkeit erheischenden Themen des betrieblichen Umweltschutzes stellen sich demgegenüber die Pro­ blemlagen des innerbetrieblichen Arbeitsschutzes dar - jedenfalls dann, wenn man in die Geschichte des Bremer Vulkans zurückblickt. Hier sind insbesondere die gesundheitlichen Gefährdungen und Belastungen der Werftarbeiter durch den Einsatz und die Verarbeitung von Asbest zu nennen. Über einen langen 12

Zeitraum stand die Asbestproblematik im Zentrum des betrieblichen Arbeits­ schutzes und hat in den 70er und 80er Jahren zu intensiven Auseinandersetzun­ gen zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft bzw. Betriebsrat geführt. Die Belegschaft des Bremer Vulkan, aus der heraus schon frühzeitig die Forderung nach einem Totalverbot von Asbest erhoben wurde, kann mit Recht zu den Vor­ kämpfern für die Abschaffung dieses extrem gefährlichen Arbeitsstoffs in der Bundesrepublik gezählt werden. Die Auseinandersetzungen fanden ihren Höhe­ punkt in der spektakulären Ablehnung eines Reparaturauftrags an der "United States" - mitten in der Werftenkrise. Die hohe Konfliktbereitschaft der Beleg­ schaft, Gerichtsprozesse zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit des Betriebsrats haben dazu beigetragen, daß die Konflikte über den Asbesteinsatz - im Gegensatz zu Themen des betriebli­ chen Umweltschutzes - auch in der Presse ein reges Echo gefunden haben (hierauf wird im 5. Abschnitt ausführlicher eingegangen). Trotz der inzwischen durchgesetzten Verbesserungen im betrieblichen Gesundheitsschutz ist dieses Kapitel aufgrund der langen Latenzzeit bis zum eindeutig festgestellten Aus­ bruch von Berufskrankheiten noch keineswegs abgeschlossen. Asbest gehört zu den gefährlichsten gesundheitsschädlichen Arbeitsstoffen überhaupt. Unter den krebserzeugenden Gefahrstoffen steht er mit großem Ab­ stand als Ursache von beruflich bedingten, tödlichen Krankheiten an der Spitze (vgl. Sövegjarto-Wigbers 1993: 28ff.). Die Asbestfasem können die berüchtigte Asbestose sowie Lungenkrebs hervorrufen. In der Berufskrankenstatistik weisen asbestbedingte Krankheiten eine stark steigende Tendenz auf. Gleichwohl wer­ den die Höchstwerte wegen der langen Latenzzeit von 20 bis 30 Jahren erst für das Jahr 2000 erwartet. Der Verbrauch von Asbest in der Bundesrepublik war zwischen 1950 und 1970 stark angestiegen, seit Anfang der 80er Jahre sind die Verbrauchszahlen stark rückläufig. Der Einsatz von Spritzasbest wurde 1979, der Einsatz des be­ sonders gefährlichen Blauasbests sowie anderer Asbestarten erst im Jahre 1990 verboten. Mit dem Inkrafttreten der Gefahrstoffverordnung im Oktober 1986 sowie der zweiten Verordnung zur Änderung der Gefahrstoffverordnung im Mai 1990 wurden die Arbeitsschutzvorschriften für den Umgang mit Asbest umfas­ send neu geregelt und verschärft. Asbest ist in der Gefährdungsgruppe I (sehr stark gefährdend) eingestuft. Nach diesen Vorschriften dürfen Arbeitnehmer dem krebserzeugenden Asbestfeinstaub nicht mehr ausgesetzt sein. Da dies je­ doch technisch nicht völlig ausgeschlossen werden kann, kommt diese Bestim­ mung einem weitgehenden Herstellungs- und Verwendungsverbot gleich. Gleichwohl kritisierten Gewerkschafter noch Anfang der 90er Jahre, daß Arbeit­ nehmern, die durch ihre Arbeit Umgang mit Asbest haben, "ein TRK-Wert von 250.000 Asbestfasern pro Kubikmeter Luft aufgelastet (wird), während die Sa­ nierung asbestverseuchter Gebäude zum Schutz der allgemeinen Bevölkerung 13 schon dann erfolgt, wenn Asbestfasern erst in Zukunft frei zu werden drohen oder ein Grenzwert von 400 Fasern pro Kubikmeter Luft erreicht ist" (Konstanty 1991: 584). Bis zum Inkrafttreten dieser Schutzbestimmungen waren die Arbeiter in der Werftindustrie in mehrfacher Hinsicht mit dem Asbestproblem konfrontiert. Nicht nur in den Betriebshallen waren aus Brandschutzgründen asbesthaltige Materialien verwendet worden, auch in den Schiffskörpern und -ausrüstungen selbst wurde Asbest in zum Teil erheblichem Umfang eingesetzt. Zudem war es üblich, bei Brenn- und Schweißarbeiten Maschinen und Aggregate zum Schutz vor Spritzern mit asbesthaltigen Matten abzuhängen. Auf dem Bremer Vulkan konnten nach intensiven Auseinandersetzungen mit der Geschäftsleitung bereits in den 70er Jahren verschiedene Verbesserungen im Gesundheitsschutz der Be­ schäftigten durchgesetzt werden. Jedoch erst Ende 1989 - also kurz vor Inkraft­ treten der gesetzlichen Verschärfungen - wurde der Einsatz von Asbest im Schiffsneubau durch eine Organisationsanweisung abgeschafft. Nach wie vor jedoch können die Werftarbeiter mit Altlasten, z. B. bei Umbau- oder Reparatur­ arbeiten an älteren Schiffen, konfrontiert werden. Weitere gesundheitliche Risiken bei der Arbeit auf der Werft können etwa bei Strahl- und Spritzarbeiten, bei Arbeiten an beschichteten Materialien, beim Arbeiten auf nicht gereinigten oder nicht gasfreien Schiffen und bei Schweißar­ beiten auftreten. Darüber hinaus bestehen nicht unbeträchtliche Unfallrisiken. Über Forderungen nach verbesserten Be- und Entlüftungseinrichtungen bzw. Absauganlagen ist es in der Vergangenheit mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung gekommen. Inzwischen wurde eine Anlage zum Absaugen des Schweißrauchs installiert, mit der die Dämpfe direkt an den Schweißgeräten abgesaugt und über ein Rohrleitungssystem ins Freie ab­ geleitet werden.

3.3 Umweltschutzpolitik bei Vulkan

Die Entwicklung der Umweltschutzpolitik des Bremer Vulkan ist - nach der we­ nig ausführlichen und differenzierten Darstellung der betrieblichen Experten2 - eher kontinuierlich verlaufen; bestimmte Entwicklungsphasen oder markante Ereignisse habe es nicht gegeben. Zwar betreibe das Unternehmen keine offen­ sive Öfferntlichkeitsarbeit, doch sei das Niveau des betrieblichen Umwelt­ schutzes höher als im Branchendurchschnitt. Sowohl innerhalb des Unterneh­

2 An dem Expertengespräch, auf dem die folgenden Ausführungen basieren, waren der Pro­ duktionsdirektor Schiffbau, der Leiter der Abteilung Arbeitssicherheit, der Abfall- und Gefahrgutbeauftragte sowie der für Reinigung und Entsorgungsfragen zuständige Schweißfachingenieur beteiligt. 14 mensverbunds als auch innerhalb der Schiffbauindustrie überhaupt gelte der Bremer Vulkan als Vorreiter, auch sei man der Gesetzgebung immer voraus ge­ wesen. Als Beispiel hierfür wird unter anderem auch der Ersatz von Asbest ge­ nannt - allerdings ohne dabei auf die vorausgegangenen jahrelangen Auseinan­ dersetzungen mit Betriebsrat und Belegschaft hinzuweisen. An weiteren Bei­ spielen für betriebliche Aktivitäten im Umweltschutz wird neben der Entwick­ lung eines Entsorgungskonzepts (siehe unten) auf die Einführung von wieder­ verwendbaren Großbehältern für Farben (diese wurden vorher in kleinen Eimern angeliefert), den Übergang zur Pulverbeschichtung (bei der keine Abfälle, son­ dern nur noch Reststoffe anfallen), den Einsatz lösungsmittelfreier Farben sowie auf den Wegfall von Lösemitteln durch die Konservierung von Rohrleitungen vor dem Einbau hingewiesen. Die betrieblichen Umweltschutzaufgaben einschließlich der gesetzlichen Be­ auftragten sind seit etwa fünf Jahren der Abteilung Arbeitssicherheit zugeordnet; eigene betriebliche Beauftragte gibt es nicht. Anfang der 90er Jahre wurde ein neuer Abfall- und Gefahrgutbeauftragter benannt; dieser ist gleichzeitig Leiter eines Umweltarbeitskreises, der sogenannten Umweltrunde, und soll in Zukunft einen stärkeren Umweltschwerpunkt aufbauen. Dem Umweltarbeitskreis gehören der Betriebsingenieur, Meister, die Ar­ beitssicherheit und Mitglieder des Betriebsrats sowie fallweise Vertreter aus dem Labor, dem Einkauf und der Werksarzt an; er trifft sich einmal monatlich. Der Arbeitskreis hat ein Vorschlagsrecht gegenüber der Geschäftsleitung und hat beispielsweise die Bestellung des neuen Abfall- und Gefahrgutbeauftragten vorgeschlagen. Zentrale Themen des Arbeitskreises sind die Verpackungsver­ ordnung und das betriebliche Entsorgungskonzept (siehe unten). Seit 1992 soll ein jährlicher Umweltbericht herausgegeben werden. Dieser befindet sich aktuell noch im Entwicklungsstadium und liegt bislang nicht vor. Auch auf der Ebene des Verbunds existiert eine Arbeitsgruppe Umwelt, die sich vierteljährlich trifft und in der die Bremer Werft eine Vorreiterposition ein­ nimmt. Über die Zusammensetzung dieser Arbeitsgruppe und ihre praktische Bedeutung für den Umweltschutz beim Vulkan wurden keine näheren Angaben gemacht. Der Schwerpunkt der betrieblichen Umweltschutzaktivitäten richtet sich of­ fenbar - und dies gilt nicht nur für die Geschäftsleitung und die betrieblichen Beauftragten, sondern auch für den Betriebsrat bzw. den bereits erwähnten ge­ werkschaftlichen Arbeitskreis - auf die Entsorgung der auf der Werft anfallen­ den Abfälle. Mehrere Ursachen haben die Unternehmensleitung Ende der 80er Jahre dazu bewogen, sich verstärkt mit dieser Problematik auseinanderzusetzen: Zum einen waren durch eine Regelung über die Nutzung der Bauschutt-Deponie in Bremen die Betriebe gezwungen, ein verändertes Entsorgungskonzept vorzu­ legen. Hinzu kamen ganz konkrete Entsorgungsengpässe sowie steigende Ent­ 15 sorgungskosten. Hintergrund der "neuen" betrieblichen Aktivitäten auf dem Ab­ fallsektor war also weniger ein gestiegenes Umweltbewußtsein und Umwelt­ engagement der Betriebsleitung als vielmehr der Druck zur Lösung aktueller Entsorgungsengpässe und Finanzierungsprobleme. Auf Initiative der Betriebsleitung Schiffbau wurde eine Arbeitsgruppe zur Er­ stellung eines Entsorgungskonzepts gegründet. Um auch den Betriebsrat und - vermittelt über diesen - die Belegschaft in das Konzept einzubinden, wurde die­ ses anschließend an den Betriebsrat zur Beratung weitergegeben. Von den betei­ ligten Betriebsräten wurde die Erstellung eines betrieblichen Abfallkatalogs so­ wie eine schriftlche Befragung der Beschäftigten vorgeschlagen. Über diesen Weg sollte zunächst eine Bestandsaufnahme darüber erreicht werden, welche Abfälle wo und in welchen Mengen überhaupt entstehen. (Ob der Umweltar­ beitskreis zu diesem Zeitpunkt bereits existierte oder seine Entstehung der In­ stitutionalisierung dieser gemeinsamen Beratungen verdankt, ließ sich nicht ein­ deutig klären; offenbar ist er aber das betriebliche Gremium, in dem das Entsor­ gungskonzept und seine Umsetzung von den betrieblichen Experten behandelt wird. Anders als in dieser Darstellung führen die Mitglieder des Arbeitskreise "Andere Nützliche Produkte" die Entstehung des Abfallkonzepts allerdings pri­ mär auf diesbezügliche Forderungen des Arbeitskreises zurück; siehe unten.) Der Abfallkatalog wie auch der Fragebogen wurden vom Betriebsrat (bzw. vom Arbeitskreis) erstellt, der mit Unterstützung der Betriebsleitung auch die Befragung durchführte und anschließend die Auswertung vomahm (hierauf wird im 6. Abschnitt ausführlicher eingegangen). Aus den Ergebnissen entstand ein betriebliches Abfallkataster, welches dem Abfallbeauftragten als Arbeitsgrund­ lage dient. Als Höhepunkt des Abfallkonzepts wird die Einrichtung einer Wert­ stoffsammelstelle genannt. Durch die gemeinsamen Beratungen habe sich das Konzept insgesamt von der Vorstellung einer zentralen Sammelstelle hin zu präventiven Abfallkonzepten verändert. Als Zielsetzung wird langfristig ange­ strebt, möglichst 10 % der Abfallmenge zu vermeiden, 20 % zu vermindern, 30 % zu verwerten und höchstens 40 % zu entsorgen. Die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat im Bereich des Umweltschutzes wird als kooperativ und erfolgreich charakterisiert. Dessen Beteiligung und die selbständige Übernahme einzelner Aufgaben durch aktive Betriebsratsmitglieder (z. B. bei der Entsorgung von Alufolienverpackungen oder der Organisation von Glassammelbehältern) wird offiziell im Unternehmen akzeptiert. Auch ohne formelle Festschreibung sei diese informelle Regelung sehr stabil. Die aktive Einbeziehung auch der Belegschaft wird zwar als notwendig pro­ klamiert; auf welche Weise dies erfolgen soll, ist indes noch völlig ungeklärt. Primär setzt man offenbar auf die Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten und das Prinzip Anweisung und Kontrolle. Auch diesbezügliche Schulungs- und Bildungsmaßnahmen richten sich im wesentlichen an die Vorgesetzten und blei- 16 ben auf einzelne Problembereiche beschränkt. Eine allgemeine Umweltaus- und -fortbildung existiert nicht und wird auch nicht für sinnvoll gehalten. Eine eigenständige und den gesamten Betrieb erfassende, integrierte Um­ weltpolitik ist bislang offensichtlich allenfalls in Anfängen sichtbar. Den Aus­ gangspunkt für solche Aktivitäten bildet weniger eine deutlich gestiegene Um­ weltsensibilisierung der Unternehmensleitung als der wahrgenommene Druck zur Lösung konkreter Entsorgungs- oder Kostenprobleme - oder eben die Ein­ zelinitiative engagierter Betriebsratsmitglieder. Bei einzelnen Vertetern der zu­ ständigen Abteilungen scheint auch die Auffassung vorzuherrschen, daß be­ trieblicher Umweltschutz vor allem eine Erweiterung der bereits bestehenden traditionellen Arbeitsschutzpolitik darstelle. Hierauf deutet etwa der Hinweis hin, daß der Umweltschutz sich aus Vorläufern im Bereich der Arbeitssicherheit und des betriebsärztlichen Dienstes entwickelt habe, die man allmählich auf die Arbeitsumwelt ausgedehnt habe. An anderer Stelle wird als Beispiel des be­ trieblichen Umweltschutzes die Installation einer Absauganlage für den Schweißrauch genannt, der jetzt über ein Rohrleitungssystem ins Freie abgeleitet wird - eine klassische Arbeitsschutzmaßnahme also, die zwar den Gesundheits­ schutz für die Beschäftigten erhöht, bei der aber zugestanden werden muß, daß die umwelttechnische Nachrüstung der Schornsteine zur Ausfilterung der Rauchgase noch aussteht. Ob sich aus der Einrichtung einer eigenen Umweltabteilung im Unternehmen und/oder den Aktivitäten des Umweltarbeitskreises eine immanente Dynamik entwickelt, die zu einer stärkeren Gewichtung einer integrierten Umweltpolitik führt, bleibt abzuwarten.

4. Zur Rolle des Betriebsrats

Zunächst ein kurzer Überblick über die derzeitigen Mitbestimmungstrukturen im Gesamtkonzern Bremer Vulkan Verbund AG (vgl. Heseler 1993): Sowohl auf der Ebene der Einzelunternehmen des Vulkan-Konzerns als auch der konzern­ leitenden Holding bestehen Betriebsräte, Wirtschaftsausschüsse und Aufsichts­ räte. Seit 1992 gibt es einen Konzembetriebsrat, dem 53 Mitglieder aus 30 Ge­ samtbetriebsräten bzw. Betriebsräten angehören. Dieser wählt zum einen den Konzembetriebsausschuß und richtet zum anderen Spartenausschüsse für die vier Unternehmensbereiche Schiffbau, Industrie, Elektronik und Dienstleistung ein. Der Konzernbetriebsausschuß bildet den Konzernwirtschaftsausschuß, die vier Spartenausschüsse wählen wiederum jeweils einen Unternehmensbereichs­ ausschuß, der auf der Ebene der Unternehmensbereiche die Rechte eines Wirt­ schaftsausschusses wahrnehmen soll. Der Betriebsrat der Bremer Vulkan Werft 17 und Maschinenfabrik GmbH besteht aus 19 Mitgliedern, davon entfallen 15 auf den gewerblichen und 4 auf den Angestelltenbereich. 18 Mitglieder gehören der IG Metall, ein Mitglied der DAG an. In den bereits erwähnten zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen Beleg­ schaft und Geschäftsleitung des Bremer Vulkans über eine Verminderung der gesundheitlichen Gefährdungen am Arbeitsplatz, insbesondere im Zusammen­ hang mit der Asbest-Problematik, hat der Betriebsrat eine zentrale Rolle ge­ spielt. Gegenüber der Ausgangssituation in dem hier betrachteten Zeitraum konnten in der Zwischenzeit erhebliche Verbesserungen durchgesetzt werden. Ein besonders starkes Engagement ging dabei von einer Gruppe aktiver Kolle­ gen aus, die sich in den 70er und 80er Jahren in der sogenannten "Echolot- Gruppe" zusammengeschlossen hatten. In den Aktivitäten der Echolot-Gruppe, die programmatisch eine aktive, konfliktorientierte und auf Mobilisierung und permanente Rückkopplung mit der Belegschaft ausgerichtete Interessenspolitik verfolgte und auch vor Arbeitsniederlegungen und gerichtlichen Auseinander­ setzungen nicht zurückschreckte, bildete der Aspekt der qualitativen Gestaltung der Arbeitsbedingungen und hier insbesondere das Thema Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz durchgehend einen besonderen Schwerpunkt. Zeitweilig ver­ fügte die Gruppe auch über eine Mehrheit im Betriebsrat und stellte den Be­ triebsratsvorsitzenden, wodurch sie die Betriebsratspolitik nicht nur stark beein­ flussen, sondern bestimmen konnte. Auch in dem 1988 gegründeten IG Metall- Arbeitskreis "Andere Nützliche Produkte" spielen Mitglieder der inzwischen nicht mehr existierenden Echolot-Gruppe eine aktive Rolle. Diese hohe - nicht nur inhaltliche, sondern auch personelle - Kontinuität stellt ein zentrales Erklä­ rungsmoment für die Stabilität und Dynamik in den Auseinandersetzungen des Betriebsrats und aktiver Teile der Belegschaft mit Problemen des betrieblichen Arbeits- und Umweltschutzes dar. Neben dem Betriebsrat sind der Vertrauensleutekörper und die sogenannten Branchenversammlungen wichtige Institutionen der betrieblichen Arbeitspolitik. Dies sind Versammlungen der berufsgruppenspezifischen Abteilungen, die von den jeweiligen Vertrauensleutesprechern einberufen werden und während der Pausen stattfinden. Hier können aus den einzelnen Berufsgruppen heraus Posi­ tionen und Forderungen entwickelt werden, die dann auch für Vertrauensleute und Betriebsrat eine gewisse Verbindlichkeit haben. Umgekehrt werden sie von diesen zur Mobilisierung der Belegschaft genutzt. Bei besonders konflikthalti­ gen Themen wurden dabei die Pausen nicht selten erheblich überzogen, einzelne Branchenversammlungen sollen sich sogar über mehrere Tage hingezogen ha­ ben. Ein Rückblick auf die Geschichte des Betriebsrats des Bremer Vulkans be­ gründet die grundlegenden Thesen, daß 18

1. der Betriebsrat sich zunehmend nicht nur für weitergehende Forderungen im Bereich des betrieblichen Arbeitsschutzes, sondern auch der Umweltpolitik öffnet und 2. diese Entwicklung auch ungeachtet der aktuellen Mehrheitsverhältnisse und bestehender interner Fraktionierungen in wachsendem Maße mehrheitsfähig wird, d. h. auch vom gesamten Betriebsrat mitgetragen wird. Darauf verweisen etwa die Auseinandersetzungen über den Einsatz von "Vulkanesen" für Reparaturarbeiten im AKW Esensham: In den 80er Jahren hatte die Geschäftsleitung mehrfach die Zustimmung des Betriebsrats zur Ent­ sendung von Vulkan-Arbeitern in dieses Atomkraftwerk beantragt. Stimmte noch 1981 die Mehrheit des Betriebsrats gegen die Stimmen der sich in Opposi­ tion befindlichen Mitglieder der Echolot-Gruppe einem solchen Reparatur-Ein­ satz zu, so wurde dies 1982 durch den neuen Betriebsrat unter Vorsitz eines Mit­ glieds der Echolot-Gruppe mehrheitlich und schließlich 1986 - unter wiederum veränderten Mehrheitsverhältnissen - sogar einstimmig abgelehnt. Und auch die Gründung des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte" erfolgte mit Beteili­ gung des Betriebsrats. Einige Mitglieder des Arbeitskreises gehören gleichzeitig dem Betriebsrat an, und innerbetrieblich scheint der Arbeitskreis auch als Um­ welt-Arbeitskreis des Betriebsrats betrachtet zu werden. Neben der Einrichtung dieses Arbeitskreises, der sich sehr grundsätzlich mit der "Sozial- und Umweltverträglichkeit" des "Produkts Schiff" auseinandersetzt, haben sich Betriebsrat und Arbeitskreis aktiv in der Entwicklung und Umset­ zung des betrieblichen Entsorgungskonzepts engagiert. Sie haben nicht nur die Fragebogen-Aktion in der Belegschaft zur Erstellung eines betrieblichen Abfall­ katasters initiiert, durchgeführt und ausgewertet; darüber hinaus werden einzelne Aufgaben vom Betriebsrat selbständig übernommen und in Eigenregie durchge­ führt, wie etwa die bereits erwähnte Organisation von Glas-Sammelbehältern und die Entsorgung von Alufolienverpackungen. Zudem hat er sich für die Ab­ schaffung von Verpackungen für Elektroden eingesetzt und bewirkt, daß diese jetzt in wiederverwendbaren Sammelcontainern transportiert werden. Solche Aktivitäten und Forderungen der Betriebsräte hinsichtlich des Um­ weltschutzes im eigenen Unternehmen beschränken sich nicht nur auf die Lö­ sung konkreter Einzelprobleme. Offenbar verbindet sich mit der Forderung nach einer Verbesserung der Umweltverträglichkeit nicht nur des Produktionsprozes­ ses, sondern auch des Produkts zweierlei: neben einem erhöhten Gesundheits­ schutz für die am Bau und der Nutzung von Schiffen beteiligten Beschäftigten auch die Erwartung, hierüber neue, zukunftsträchtige Marktfelder zu erschließen und über diesen Weg Beschäftigung und Arbeitsplätze in der Schiffbauindustrie zu sichern. So wurde auf einer Betriebsrätekonferenz des Unternehmensbereichs Schiffbau, die anläßlich drohender Umstruktierungs- und Personaleinsparungs­ maßnahmen bei den Werften des Vulkan-Verbunds im Dezember 1993 statt­ 19 fand, von den beteiligten Betriebsräten unter anderem auch die "Sicherung von Arbeitsplätzen durch Umweltkonzepte in den Unternehmen" und die Aufnahme der Sozial- und Umweltverträglichkeit in die Untemehmensziele gefordert:

"Konzepte, die in den Werften erarbeitet worden sind, haben die Schwäche, daß sich die Geschäftsführungen nicht mit der Sozial- und Umweltverträglichkeit auseinandersetzen. Die Betriebsräte treten dafür ein, daß dies mit in die unter­ nehmenspolitischen Ziele aufgenommen werden müßte. Es muß erkannt werden, daß die Problemfelder Energie und Rohstoff, in den Bereichen Strom, Heizung, Wasser, Luft und Materialverbrauch finanzielle Geldeinsparungen bringen und unsere Klimawelt schonen und zusätzlich noch einen Entwicklungsvorteil für den Standort Deutschland bringen. Dies ist unser aller Verpflichtung, um in Zukunft noch leben und arbeiten können." (Vorlage für die Betriebsrätekonferenz des Unternehmensbereichs Schiffbau der Bremer Vulkan Verbund AG, 17. Dezem­ ber 1993, S. 3)

In den beiden folgenden Abschnitten werden die innerbetrieblichen Auseinan­ dersetzungen auf dem Gebiet des Gesundheitsschutzes und die Aktivitäten des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte" ausführlicher rekonstruiert. Dabei läßt sich zeigen, wie sich aus dem kontinuierlichen Kampf um eine Verminde­ rung der Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz eine zunehmende "ökologische Sensibilisierung" (vgl. Bogun u. a. 1990) entwickelt, die schließlich auch zu ei­ ner sehr grundsätzlichen und komplexen Beschäftigung mit der Produktions­ weise und dem Produkt Schiff selbst führt.

5. Betriebliche Gesundheitspolitik von unten - zur Geschichte der Auseinandersetzungen im Arbeitsschutzbereich

Der Kampf der Belegschaft um einen Abbau der gesundheitlichen Gefährdungen im Arbeitsprozeß läßt sich bis weit in die 70er Jahre hinein zurückverfolgen. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen stand die sich allmählich entwickelnde und schließlich von breiten Teilen der Belegschaft getragene Forderung nach der Abschaffung des Einsatzes von asbesthaltigen Materialien - ein Konflikt, der sich bis zur endgültigen Einstellung der Asbestverarbeitung im Schiffsneubau Ende der 80er Jahre hinzog. Einen entscheidenden Impuls erhielt die innerbetriebliche Asbestdebatte durch eine speziell zu dieser Problematik veranstalteten Arbeitsschutzkonferenz, die in der ersten Hälfte der 70er Jahre von der IG Metall-Bezirksleitung in durchgeführt wurde. Durch die hier vorgetragenen Informationen über 20 die mit diesem extrem gefährlichen Arbeitsstoff verbundenen Gesundheitsrisi­ ken wurden die teilnehmenden Betriebsräte des Bremer Vulkan nachhaltig für die Asbestproblematik sensibilisiert: "Die haben tatsächlich uns aus dem Dorn­ röschenschlaf herausgeholt" (IG Metall Arbeitskreis "Andere Nützliche Pro­ dukte" des Bremer Vulkan 1991: 7). Auf ihre Initiative wurde einige Tage später eine Branchenversammlung in der Tischlerei einberufen, die dazu führte, daß die Tischler die Arbeit mit stark asbesthaltigen Platten verweigerten und unter Berufung auf das Leistungsverweigerungsrecht in einen dreitägigen Streik tra­ ten. Die Betriebsräte initiierten eine massive Kampagne gegen die Asbestverar­ beitung im Betrieb, in deren Verlauf Gespräche mit der Geschäftsleitung, der Gewerbeaufsicht, der Berufsgenossenschaft, dem Gewerbearzt und den Herstel­ lern der sogenannten Marinite-Platten geführt wurden. In diesem Zusammen­ hang wurde auch aufgedeckt, daß das Gewerbeaufsichtsamt die Geschäftsleitung bereits im Jahre 1968 aufgefordert hatte, diese Platten nur noch unter bestimm­ ten Sicherheitsbedingungen zu verarbeiten, diese Maßnahmen jedoch von der Geschäftsleitung nicht durchgeführt und auch von der Gewerbeaufsicht offenbar nicht weiter verfolgt worden waren. Die Kampagne führte schließlich zu dem Erfolg, daß die Verarbeitung der Marinite-Platten eingeschränkt, die geforderten Schutzvorkehrungen - zumindest teilweise - getroffen und in den darauffolgen­ den Jahren auf Druck der Kollegen zunehmend asbestfreie Arbeitsstoffe einge­ führt wurden. Ein Thema war beispielsweise die Verwendung von asbesthalti­ gen Matten, mit denen Maschinen und Aggregate zum Schutz vor Spritzern bei Brenn- und Schweißarbeiten abgehängt wurden. Asbestfreie Matten waren da­ mals bereits verfügbar, die Ersatzbeschaffung hätte allerdings höhere Kosten für den Betrieb verursacht. Die verschiedenen Aktionen waren mit einer hohen Mobilisierung der Beleg­ schaft verbunden und wurden von großen Teilen der im gewerblichen Bereich Beschäftigten getragen. Dagegen sah ein Teil der Angestellten, insbesondere aus dem Einkauf, durch die erhöhten Gesundheitsschutz-Anforderungen eher die wirtschaftliche Situation des Unternehmens gefährdet. Das aktive Engagement der Beschäftigten ist sicherlich im wesentlichen auf den "objektiven", hohen Ge­ fährlichkeitsgrad dieses Arbeitsstoffs sowie seine soziale "Skandalträchtigkeit" in der Öffentlichkeit zurückzuführen. Zu hoher Betroffenheit führte auch, daß die tödlichen Folgen der Asbestose von den Beschäftigten am Beispiel hiervon betroffener Kollegen hautnah miterlebt wurden. Erst mit der Anerkennung von Asbestose-Fällen durch die Berufsgenossenschaft wurde die Verarbeitung von Asbestplatten eingestellt.

"Diese Platten sind dann nicht mehr weiterverarbeitet worden, wie der erste Kol­ lege anerkannt wurde von der Berufsgenossenschaft und vom Gewerbeaufsicht­ samt: an Asbestose erkrankt. Und der Verfall des Kollegen zu einem menschli- 21

chen Wrack für jeden sichtbar auf der Werft dahinsiechte. Das ging also so ins Herz. Weil das war ein netter Kollege, ein sympathischer Kollege und da waren alle angepackt. Jetzt muß man sich das nochmal vorstellen, der war noch im Be­ trieb, das ist ja eben die Krux. Warum wir behaupten, daß die Verarbeitung von Asbest vorsätzlicher industrieller Massenmord ist." (IG Metall Arbeitskreis "An­ dere Nützliche Produkte" 1991: 7)

Ein weiteres Erklärungsmoment liegt in dem allgemein hohen Politisierungsgrad innerhalb der Belegschaft, in dem sich auch die gesellschaftspolitischen Ausein­ andersetzungen Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre widerspiegelten. Mitglie­ der des Betriebsrats gehörten ganz unterschiedlichen Gruppierungen an, von der SPD bis hin zu DKP, KPD und KBW, und konkurrierten um Unterstützung in der Belegschaft. Einige Gruppen standen in expliziter Opposition zur derzeit dominierenden lohnpolitischen Orientierung der Gewerkschaften und konzen­ trierten sich auf die qualitative Gestaltung der Arbeitsbedingungen, insbesondere auf Arbeitszeitverkürzungen oder eben auf den Abbau gesundheitlicher Bela­ stungen und Gefährdungen. Andererseits konnte die Mobilisierung der Beleg­ schaft auch schon an die Anti-Asbest-Kampagne der Gewerkschaften anknüpfen - auch wenn sich diese damals noch im Anfangsstadium befand und erst in den 80er Jahren voll zum Tragen kam. Neben der Aufarbeitung der Asbestthematik bezogen sich betriebliche Aktio­ nen im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz in den 70er Jahren auch auf

die hohen Unfallgefahren auf der Werft das Gasschweißen ohne Maske an den Grundplatten die mangelhafte Sicherheitsausrüstung beim Schiffsserienbau bzw. bei den Reparaturschiffen Dämpfe und Gase durch Verarbeitung von Farben die Lärmbelästigung durch Behauen (vgl. Bettelhäuser/Brock 1980: 9).

Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Themen führte nicht nur zur Auf­ arbeitung einschlägiger Gesetze und Unfallverhütungsvorschriften, sondern auch zu einer grundsätzlichen Beschäftigung mit den allgemeinen Bedingungen einer von den betroffenen Arbeitern selbst getragenen betrieblichen Gesundheitspoli­ tik und den konkreten betrieblichen Voraussetzungen auf der Werft. 1977 wur­ den Kontakte mit universitären Institutionen aufgenommen und gemeinsame Seminare mit Wissenschaftlern aus dem Kooperationsbereich von Arbeiter­ kammer und Universität Bremen sowie dem Wissenschaftszentrum Berlin ver­ anstaltet. An diesen Seminaren waren neben Kollegen mit betrieblichen Funk­ tionen (Sicherheitsbeauftragte, gewerkschaftliche Vertrauensleute und Betriebs­ räte) auch solche ohne besondere Funktionen beteiligt. Den Höhepunkt dieser gemeinsamen Bildungsarbeit bildete eine Fragebogen-Aktion über die gesund­ 22 heitlichen Belastungen am Arbeitsplatz, die von den beteiligten Kollegen in Ei­ genregie im Betrieb durchgeführt wurde. Hierfür wurde wiederum das Instru­ ment der Branchenversammlungen genutzt, in denen während der Mittagspause die Fragebögen erklärt und ausgefüllt wurden. Mit dieser Erhebung wurden die Initiatoren zu Vorreitern des Instruments der von den Beschäftigten selbst initi­ ierten Arbeiterbefragung, das in den späteren Jahren zunehmend auch von der IG Metall genutzt wurde. In der Untersuchung, an der immerhin 361 Werftarbeiter teilnahmen, wurden hohe Belastungen der Beschäftigten insbesondere durch Lärm, Staub und durch Termin-, Akkord- oder Vorgesetztendruck erzeugten Streß festgestellt. Die Er­ gebnisse wurden 1980 in der sogenannten "Roten Broschüre" veröffentlicht (Bettelhäuser/Brock 1980), die auch in der Belegschaft verteilt wurde. Sie wurde wiederholt auf Betriebs- und Branchenversammlungen diskutiert und trug maß­ geblich zur Sensibilisierung der Belegschaft für die gesundheitlichen Risiken am Arbeitsplatz bei. Ein ganz wesentlicher Lerneffekt lag etwa darin, daß gesund­ heitliche Beschwerden wie z. B. Kopfschmerzen nicht mehr wie früher um­ standslos auf eigenes Fehlverhalten wie Rauchen oder Alkoholgenuß zurückge­ führt wurden, sondern die Kollegen stattdessen auch nach den Bedingungen am Arbeitsplatz und den dort auftretenden Schadstoffen fragten. Die Broschüre bildet nach wie vor eine wesentliche Basis für die betriebliche Gesundheitspolitik des Betriebsrats. Auch wenn die Ergebnisse von der Ge­ schäftsleitung nicht anerkannt wurden und auch innerhalb des Betriebsrats und der IG Metall teilweise umstritten waren, konnten in der Folge doch deutliche Verbesserungen, insbesondere durch die systematische Eingrenzung und Ver­ meidung von Lärmquellen, erreicht werden. Insbesondere das Asbest-Thema wurde immer wieder von der inzwischen hochsensibilisierten Belegschaft aufgegriffen. Als Reaktion seitens der Ge­ schäftsleitung wurden einzelne Betriebsratsmitglieder unter Druck gesetzt, auf Betriebsversammlungen die gesundheitlichen Risiken als hochgespielt darge­ stellt und das Kosten- und Konkurrenzargument und damit die vermeintliche Bedrohung der Arbeitsplätze durch die betrieblichen Aktionen ins Feld geführt. Dennoch veranstalteten vor allem die Mitglieder der Echolot-Gruppe eine regel­ rechte "Jagd" nach betrieblichen Einsatzfeldern dieses Arbeitsstoffes und durch­ suchten mit Unterstützung zahlreicher Kollegen den gesamten Betrieb nach as­ besthaltigen Materialien. Es konnte durchgesetzt werden, daß die Verarbeitung von Asbestschotten eingestellt wurde. Mit großer Empörung wurde kritisiert, daß die noch vorhandenen Bestände an Asbest-Platten von der Geschäftsleitung billig an Belegschaftsmitglieder verkauft wurden (vgl. Echolot vom 8.12.78). Auch ging der Betrieb zunehmend dazu über, asbesthaltige Teile bereits von den Zulieferern bearbeiten zu lassen und damit den Umfang solcher Arbeitsvorgän­ ge, bei denen die Arbeiter des Vulkan mit Asbest in Berührung kommen konn- 23 ten, durch "Extemalisierung" zu reduzieren. Immer wieder fanden aktive Be­ schäftigte heraus, daß insbesondere bei Arbeiten auf Umbau- und Reparatur­ schiffen immer noch Asbest freigesetzt wurde; asbesthaltige Materialien wurden entdeckt, vorgeschriebene Sicherheitsvorkehrungen nicht oder nur teilweise ein­ gehalten und dergleichen; solche Vorgänge meldete das "Echolot" etwa für Ar­ beiten auf den Schiffen "Kungsholm" (1978), "Europa" (1980), "Opalia" und "Fanny" (1981). Wiederholt wurde in solchen Fällen auch das Gewerbeaufsicht­ samt vom Betriebsrat eingeschaltet. Auch in den Betriebsstätten der Werft selbst wurden mehrfach asbesthaltige Materialien, z. B. in Rolltoren, von aufmerksa­ men Kollegen entdeckt und dem Betriebsrat angezeigt. Nicht selten war das Asbestthema Gegenstand speziell zu dieser Problematik angesetzter Branchenversammlungen und Betriebsratssitzungen. 1980 verab­ schiedete der Betriebsrat acht Forderungen hierzu, die von einer umfassenden Information und Aufklärung über die auf der Werft vorhandenen und verarbei­ teten asbesthaltigen Arbeitsstoffe und Materialien bis hin zu deren Entfernung und Ersetzung durch andere Materialien reichten. Zusätzlich wollten sich Be­ triebsrat und Vertrauenskörper auch außerhalb des Betriebs für ein Asbestverbot einsetzen.

Einen weiteren Markstein in den arbeitsschutzbezogenen Aktivitäten der Beleg­ schaft bildet die innerbetriebliche Diskussion über den Einsatz von Vulkan-Ar­ beitern für Reparaturarbeiten im Atomkraftwerk Esensham. Als die Geschäfts­ leitung 1981 die Zustimmung des Betriebsrats zur Entsendung von Arbeitern in das AKW beantragte, stimmte die Betriebsratsmehrheit gegen die Stimmen der Echolot-Mitglieder diesem Antrag zu. Der Einsatz der Beschäftigten von Fremd­ firmen in Atomkraftwerken wurde von der Echolot-Gruppe generell kritisiert, daneben führten natürlich auch die befürchteten Gesundheitsrisiken für die be­ troffenen Mitglieder der Belegschaft zur Ablehnung des Antrags. Dieses Thema wurde mehrfach in der von der Gruppe herausgegebenen Betriebszeitung "Echo­ lot" aufgegriffen. Außerdem nahm die Gruppe Kontakt zu Mitgliedern der loka­ len Ökologiebewegung auf, sie organisierte einen Veranstaltungsabend im Bür­ gerhaus, auf dem ein von der französischen Gewerkschaft CFDT gedrehter Film über die Arbeitsbedingungen im Aufarbeitungszentrum La Hague und den Kampf der Beschäftigten um höhere Sicherheit am Arbeitsplatz vorgeführt wurde, die Gruppe war mit Infoständen auf Stadtteilfesten vertreten und derglei­ chen. Beschränkten sich die vorausgegangenen Aktivitäten dieses engagierten Teils der Belegschaft noch weitgehend auf den unmittelbaren betrieblichen Kontext, so wurde dieser Rahmen durch die Beschäftigung mit den gesundheitlichen Ri­ siken der Arbeit in Atomkraftwerken gesprengt. Die Auseinandersetzung mit der allgemeinen Energiediskussion, mit dem Problem der Strahlenbelastung von Be- 24 schäftigien und der Bevölkerung, mit den mit der Kernenergie verbundenen Ent­ sorgungsproblemen etc. öffnete das Feld des betrieblichen Arbeitsschutzes für die ökologische Dimension. Als 1982 erneut die Zustimmung des Betriebsrats zu Reparaturarbeiten im AKW Esensham beantragt wurde, wurde das Thema erneut in der Belegschaft diskutiert und im "Echolot" thematisiert. Dieses Mal jedoch lehnte der inzwi­ schen neu zusammengesetzte Betriebsrat den Einsatz mehrheitlich ab. Und als einige Jahre später (1986) die Bremerhavener Lloyd-Werft sechs Vulkan-Arbei­ ter für Reparaturarbeiten im AKW Esensham ausleihen wollte, entschied sich der Betriebsrat einstimmig gegen den entsprechenden Antrag der Unterneh­ mensleitung. Offenbar hatte in der Belegschaft und im Betriebsrat inzwischen ein Lernprozeß stattgefunden, der sich in einer immer eindeutigeren Ablehnung gesundheitsgefährdender Arbeiten niederschlug. Diese Entwicklung wurde auch im "Echolot" mit Zustimmung registriert: "Die Diskussion im Betriebsrat zeigt ganz deutlich, daß viele Kollegen, die vor Jahren noch keine Bedenken hatten, jetzt die Arbeiten im AKW ablehnen. Deshalb war sich der BR einstimmig dar­ über im klaren, kein Arbeiter vom BV darf im Atomkraftwerk arbeiten und sich diesem Risiko aussetzen" (Echolot vom 11.6.86).

1983 kam es im Zusammenhang mit Verhandlungen über einen Umbauauftrag des Passagierschiffes "United States" erneut zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Belegschaft/Betriebsrat und Unternehmensleitung, in deren Zentrum wiederum die Asbestproblematik stand. Dieser Konflikt kann aufgrund des prin­ zipiellen Charakters dieses Konflikts, der konsequenten Haltung der Beleg­ schaftsvertreter sowie nicht zuletzt aufgrund der überregionalen Resonanz zu Recht als Höhepunkt der Kämpfe der Belegschaft für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz bezeichnet werden. Mitten in der Werftenkrise lehnten sowohl der Betriebsrat wie auch die be­ troffenen Ausrüstüngsgewerke auf anschließend einberufenen Branchenver- sammlungen ab, einen Umbauauftrag an der "United States", über den gerade Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Schiffseigner stattfanden, auszu­ führen und dabei einer Aufweichung bestehender Sicherheitsvorschriften zuzu­ stimmen. Das Schiff wies einen sehr hohen Anteil an asbesthaltigen Materialien auf, die sowohl beim Bau der äußeren Stahlwände als auch von Zwischenwän­ den, Rohrleitungen etc. eingesetzt worden war, und wurde deshalb auch als "Asbest-Schiff charakterisiert. Die auch öffentlich vorgetragene Ablehnung des Auftrags durch den Betriebsratvorsitzenden führte schließlich zur Ablehnung der Auftragsvergabe an den Bremer Vulkan mit der Begründung, daß aufgrund der öffentlichen Äußerungen des Betriebsratvorsitzenden zu befürchten sei, daß der Umbau bestreikt würde. Hierauf reagierte die Geschäftsleitung mit einer Abmahnung des Betriebsratsvorsitzenden: dieser habe seine gesetzlichen Kom­ 25 petenzen als Betriebsrat überschritten, seine "Treuepflicht" als Arbeitnehmer in grober Weise verletzt und dem Unternehmen großen Schaden zugefügt (vgl. Frankfurter Rundschau vom 10.5.83). Der Konflikt mündete in einen Prozeß vor dem Bremer Arbeitsgericht. In dem abschließenden Urteil wurde die Geschäftsleitung des Bremer Vulkan auf­ gefordert, die ausgesprochene Abmahnung zurückzunehmen. Die konsequente Ablehnung der Asbestarbeiten durch die Belegschaft - und dies, obgleich der Umbauauftrag zwei Jahre Beschäftigung für die Werft bringen sollte - manife­ stierte sich auch darin, daß etliche Belegschaftsangehörige während der Ver­ handlung anwesend waren und ihre Solidarität mit dem Betriebsratvorsitzenden, der auch durch die IG Metall und die Arbeiterkammer Bremen unterstützt wurde, zum Ausdruck brachten. Anders als beim Bremer Vulkan war demgegenüber der Betriebsrat der Hamburger HDW-Werft nicht grundsätzlich gegen den Umbauauftrag der "United States" eingestellt; er zeigte sich kompromißbereit, sofern bestimmte Sicherheitsvorkehrungen für die Beschäftigten getroffen würden. 1985 wurden die Verhandlungen mit dem Schiffseigner jedoch auch seitens der Leitung von HDW endgültig abgebrochen - allerdings nicht etwa wegen der damit verbun­ denen Gesundheitsrisiken für die Beschäftigten, sondern vielmehr aufgrund der mit hohen Risiken behafteten Finanzierung des Auftrags. Gerade in diesem Vergleich zweier in ähnlicher Situation befindlicher Beleg­ schaften wird die Bedeutung des langjährigen Mobilisierungs- und Qualifizie- rungsprozesses der Vulkan-Belegschaft, ihre gestiegene Sensibilität für die ge­ sundheitlichen Risiken der Arbeit und die daraus erwachsende konsequente Ab­ lehnung gesundheitsschädigender Arbeiten deutlich. Auch nach dem Konflikt über die "United States" und trotz der inzwischen erreichten Verbesserungen im betrieblichen Gesundheitsschutz war das Kapitel Asbest auf dem Bremer Vulkan noch keineswegs abgeschlossen. 1984 infor­ mierte das "Echolot" über den Tod eines 55jährigen Kollegen, der an Asbestose erkrankt war, sowie darüber, daß bei über 40 Kollegen der Verdacht auf As­ bestose vorliege. Mehrfach wurde in den folgenden Jahren die unvollständige Erfassung sämtlicher Beschäftigten, die auch in der Vergangenheit mit Asbest- Arbeiten befaßt waren, sowie das Verfahren zur Anerkennung von Berufskrank­ heiten kritisiert. Gefordert wurde eine systematische Erfassung und Untersu­ chung aller betroffenen Arbeiter, die ihrerseits aufgefördert wurden, sich beim Betriebsarzt zu melden und gegebenenfalls das Anerkennungsverfahren einzu­ leiten. Auch noch in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurden Arbeiten mit as­ besthaltigen Materialien auf dem Vulkan bekannt, bei denen die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten wurden. So wurde etwa 1989 das as­ besthaltige Toschi-Dach der Profilbauhalle entfernt - laut "Echolot" "ohne Si­ cherheitsvorkehrungen, ohne anschließende Grundreinigung, ohne vorschrifts­ 26 mäßige Entsorgung, ohne Aufsicht und Kontrolle der dafür verantwortlichen betrieblichen Stellen" (Echolot, November 1989, Jg. 12, Nr. 3). Weitere Auseinandersetzungen im Bereich des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes in den 80er Jahren bezogen sich beispielsweise auf Lüf­ tungsprobleme und die mangelhafte Absaugung von Schweißdämpfen, so etwa im Ausrüstungsgebäude und in der Kesselschmiede. Ein anderes Problem, über das mehrfach berichtet wurde, bestand darin, daß bei einigen Kollegen durch das Tragen der Arbeitsanzüge Hautreizungen und Jucken sowie Kratzen im Hais­ und Nasenbereich aufgetreten waren. Die Anzüge wurden von einer auswärtigen Firma gestellt, die bei der Reinigung offenbar auch gesundheitsschädliche Stoffe verwendete, die Hautallergien auslösten. Eine Kampagne der Echolot-Gruppe, in der die Geschäftsleitung des Vulkan aufgefordert wurde, den Vertrag mit der betreffenden Firma zu kündigen, blieb indes - zumindest für einen längeren Zeit­ raum - offenbar weitgehend erfolglos. Ende der 80er Jahre konnte schließlich ein weiterer Erfolg der Belegschaft im Kampf um die Abschaffung von Asbest verbucht werden: In der letzten Ausgabe des "Echolot", dessen Herausgabe Anfang 1991 eingestellt wurde, findet sich der Hinweis, daß im Dezember 1989 "nach jahrzehntelangem Kampf gegen As­ best endlich auch der Vorstand des BREMER VULKAN soweit (ist), ein As­ bestverbot auszusprechen. An den Schwarzen Brettern wurde das zum Ausdruck gebracht. Die Restbestände - z. B. Verpackungen - mußten bis zum Jahresende '89 vernichtet sein" (Echolot, Januar 1991, Jg. 14, Nr. 1: 7).

6. Vom betrieblichen Gesundheitsschutz zur "Suche nach dem sozial- und umweltverträglichen Schiff": Der Arbeitskreis "Andere nützliche Produkte"

Die Gründung des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte" des Bremer Vul­ kans (damals: Bremer Vulkan AG) markiert in zweifacher Hinsicht eine deutli­ che Erweiterung bzw. Wende in den Orientierungen und Perspektiven der in der betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutzpolitik engagierten Akteure inner­ halb der Belegschaft: Zum einen wird die Dimension des betrieblichen Arbeits­ und Gesundheitsschutzes thematisch um eine umfassende ökologische Dimen­ sion erweitert. Zum anderen wird damit zugleich auch der durch die Betriebs­ grenzen definierte Rahmen gesprengt, auf den sich die bisherigen Aktivitäten der Belegschaftsangehörigen konzentrierten. Neben die bislang dominierende Orientierung an den gesundheitlichen Belastungen und Risiken der Beschäftig­ ten im "eigenen" Betrieb tritt eine grundsätzliche Auseinandersetzung sowohl mit dem Produktionsprozeß als auch mit dem Produkt Schiff selbst, die umfas­ 27 send nach den ökologischen und sozialen Auswirkungen der Herstellung und Nutzung von Schiffen fragt. Dies bedeutet indes nicht, daß der Prozeß der ökologischen Sensibilisierung in der Belegschaft erst mit diesem Zeitpunkt einsetzte. Einen ersten Markstein dieser Entwicklung bildet sicherlich die Auseinandersetzung insbesondere der Mitglieder der Echolot-Gruppe mit den Risiken der Kernenergie, die bereits An­ fang der 80er Jahre im Zusammenhang mit dem von der Geschäftsleitung ge­ planten Einsatz von Vulkan-Arbeitern im Atomkraftwerk Esensham stattfand (siehe oben). In mehreren Artikeln im "Echolot" wurden nicht nur mögliche Ri­ siken für die vom Einsatz im AKW betroffenen "Vulkanesen" behandelt, die Gruppe setzte sich darüber hinaus auch sehr grundsätzlich und kritisch mit dem "Pro und Contra" der Atomenergie, den Risiken für die Bevölkerung, den unge­ lösten Entsorgungsproblemen usw. auseinander. Auch in späteren Ausgaben des "Echolot" wurden hin und wieder ökologische Themen aufgegriffen. So befaßt sich etwa ein Artikel mit den von Öltankern ausgehenden Belastungen und Ge­ fahren für die Umwelt und kritisiert die mangelnde Schiffssicherheit, insbeson­ dere veralteter oder überdimensionierter "Super"-Tanker. Ein anderer Artikel verweist auf die hohen Belastungen der Nordsee als "Müllkippe Europas" (Echolot, Jg. 8, Nr. 4, 17.10.85). Und 1988 wird anläßlich der Gründung einer Arbeitsloseninitiative in Bremen mit dem Ziel, Aluminium einzusammeln und einer Wiederverwertung zuzuführen, dazu aufgefordert, die auf dem Vulkan an­ fallenden Essensschalen aus Aluminium zu sammeln und "etwas für den Erhalt unserer Umwelt zu tun" (Echolot, Oktober 1988, Jg. 11, Nr. 6). Gleichwohl: Bis Ende der 80er Jahre blieben solche "ökologischen Themati­ sierungen" in der Belegschaft vereinzelt, die Auseinandersetzung mit betriebli­ chen und produktspezifischen Umweltproblemen fand nur punktuell und - jeden­ falls als solche - nicht in einem institutionalisierten Rahmen statt. Freilich gaben weder Informationen über gravierende ökologische Belastungen oder gesund­ heitliche Gefährdungen der Bevölkerung in der Umgebung der Werft noch etwa von Bürgerinitiativen oder der Gewerbeaufsicht ausgeübter öffentlicher Druck auf das Unternehmen Anlaß zu darüber hinausgehenden Aktivitäten - sieht man einmal von der vor allem von der Friedensbewegung artikulierten grundsätzli­ chen Kritik an militärischer Produktion ab, die ja auch die auf der Vulkan-Werft produzierten Marinefahrzeuge betrifft (vgl. dazu ausführlicher z. B. Duhm u. a. 1983). Einen ersten Anlauf zur Gründung eines betrieblichen Arbeitskreises gab es bereits 1982. Hintergrund dieser Initiative waren die politischen Auswirkungen der Friedensbewegung, die zunehmend kritische Betrachtung der Rüstungspro­ duktion, Konflikte von Auszubildenden, die die Ausbildung auf Marineschiffen verweigerten, sowie auch die allgemeine gesellschaftliche Umweltdiskussion. Auch war die Suche nach zukunftsträchtigen zivilen Produkten ein in engagier- 28

ten Kreisen der IG Metall breit diskutiertes Thema. Ausgelöst durch - auch in­ nergewerkschaftliche - Konflikte über die Lieferung von U-Booten an das Mili­ tärregime in Chile, führte die dadurch angeregte Diskussion Anfang der 80er Jahre in etlichen mit militärischer Produktion befaßten Betrieben zur Einrich­ tung sogenannter Arbeitskreise für Alternative Produktion. Darüber hinaus wa­ ren auf dem Bremer Vulkan mit der Auseinandersetzung über Arbeitseinsätze im Atomkraftwerk Esensham erste Schritte in Richtung einer generellen Pro­ duktkritik gegangen und auch Kontakte mit Teilen der Bremer Umweltbewe­ gung geknüpft worden - wenn auch nicht auf das eigene Arbeitsfeld bezogen, den Schiffbau, sondern auf die Atomenergie. Schließlich spielte in der damaligen Diskussion neben friedens- und umwelt­ politischen Motiven auch das Beschäftigungsargument eine dominierende Rolle. Die Schiffbauindustrie befand sich in der Krise, trotz des seit Mitte der 70er Jahre erfolgten Beschäftigungsabbaus war die Lage der Bremer Werften äußerst prekär. Mit der Suche nach zukunftsträchtigen Produkten war deshalb auch der Versuch verbunden, hierdurch neue Produktionsfelder und Beschäftigungsmög­ lichkeiten zu erschließen. So heißt es in einem damaligen Flugblatt, in dem zur Gründung eines Arbeitskreises aufgerufen wurde:

"Da von den Kapitaleignern die Forderung abgelehnt worden ist, neben der schiffbauspezifischen Fertigung alternative und zukunftsträchtige Produktions­ felder zu entwickeln, bleibt den Arbeitnehmern keine andere Wahl, als diese Ar­ beit in die eigene Hand zu nehmen, um alle Arbeitsplätze auf den Bremer Werf­ ten zu sichern." (zit. nach: Arbeitskreis "Andere Nützliche Produkte", 1990: 5)

Die Gründung eines solchen Arbeitskreises wurde zwar im Betriebsrat, im Ver­ trauensleut ekörper und auf Betriebsversammlungen diskutiert, erfolgte jedoch - aus welchen Gründen, ist nicht bekannt - schließlich erst im Jahre 1988. Der Ar­ beitskreis besteht aus ca. 15 Mitgliedern, von denen einige dem Betriebsrat an­ gehören. Teilweise waren sie bereits in der - inzwischen aufgelösten - Echolot- Gruppe aktiv. Bereits in der Namensgebung grenzt sich der Arbeitskreis "Andere Nützliche Produkte" - nicht zuletzt deshalb, "um die vielen Kollegen, die auf Kriegschiffen arbeiten, nicht zu verprellen" (Arbeitskreis "Andere Nütz­ liche Produkte" 1990: 7) - gegenüber einem Ansatz ab, der primär eine Strategie der allmählichen Umstellung von militärischer auf zivile Produktion verfolgt. Schwerpunkte des Arbeitskreises sollten sein:

Umweltbelastungen im Betrieb, Müll und Entsorgung Alternative Produkte und die Investitionspolitik der Bremer Vulkan AG. 29

Die Aktivitäten des Arbeitskreises konzentrierten sich bald auf die betriebliche Abfallproblematik. Hierzu trug sicherlich bei, daß aufgrund aktueller Entsor­ gungsengpässe und Kostensteigerungen auch seitens der Geschäftsleitung an ei­ nem Entsorgungskonzept gearbeitet wurde und diese deshalb einer Kooperation mit der Arbeitnehmervertretung aufgeschlossen gegenüberstand (siehe oben). Seitens des Arbeitskreises wurde zusätzlich das Ziel verfolgt, mittels der Erstel­ lung eines betrieblichen Abfallkatasters einen Überblick nicht nur über die im Werk anfallenden Abfälle, sondern auch über die eingesetzten Arbeitsstoffe zu bekommen; auf diese Weise hoffte man, einem bereits seit langem geforderten betrieblichen Schadstoffkataster - insbesondere in Hinblick auf die Anerkennung von Berufskrankheiten - näher zu kommen. Insofern wurde bereits hier eine Strategie verfolgt, Probleme des innerbetrieblichen Gesundheitsschutzes mit sol­ chen des außerbetrieblichen Umweltschutzes zu verknüpfen. Im Gegensatz zu der Version der Geschäftsleitung, wonach diese ein bereits erstelltes, vorläufiges Entsorgungskonzept an den Betriebsrat zur Beratung wei­ tergegeben habe, heftet sich der Arbeitskreis die Initiative für das Konzept indes auf die eigenen Fahnen: "Als Anfang 1990 die Kollegen des Arbeitskreises über den Betriebsrat an die Geschäftsleitung herantraten und ein betriebliches Abfall­ konzept forderten, war die Geschäftsleitung überraschenderweise einmal nicht zugeknöpft, sondern willigte sofort ein, über ein solches Konzept gemeinsam zu reden" (Materialien des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte"). Wie auch immer es im Einzelnen dazu gekommen ist - jedenfalls wurde in einer koopera­ tiven und von allen Seiten begrüßten Weise ein gemeinsames betriebliches Ent­ sorgungskonzept erstellt. Gerade vor dem Hintergrund der früheren scharfen Auseinandersetzungen insbesondere im Zusammenhang mit der Asbestproble­ matik markiert das Entsorgungskonzept damit auch den Übergang von einem konfliktgeprägten zu einem kooperativen Politikstil der betrieblichen Akteure - dies gilt jedenfalls für das Handlungsfeld der betrieblichen Umweltschutzpolitik. Die kooperationswillige Haltung der Geschäftsleitung erklärt sich sicherlich vor allem aus dem Eigeninteresse an einem Entsorgungskonzept und dem Ziel, über die Beteiligung des Betriebsrats auch die Belegschaft - ohne deren Mitwir­ kung ein solches Konzept zum Scheitern verurteilt gewesen wäre - einzubinden. Für die Kollegen des Arbeitskreises jedenfalls war die Kooperationsbereitschaft der Geschäftsleitung offenbar eine völlig neue und überraschende Erfahrung: "Das war uns schon unheimlich, daß wir mit der Geschäftsleitung einmal keinen Zoff hatten" (Arbeitskreis "Andere Nützliche Produkte" 1990: 4). Ob damit eine generelle Wende in den industriellen Beziehungen auf der Vulkan-Werft einge­ leitet wurde oder ob das sich hier abzeichnende, kooperative Bearbeitungsmu­ ster auf das Entsorgungskonzept beschränkt bleibt, ist eine offene Frage. Das Entsorgungskonzept selbst "wendet sich vordringlich der Aufgabe zu, nicht vermeidbare Abfälle möglichst getrennt und unvermischt zu erfassen, 30

Wertstoffe in den Kreislauf zurückzuführen und hausmüllähnliche Stoffe und Sondermüll geordnet und kontrolliert abzugeben; es wendet sich also den Ursa­ chen zu" (Materialien des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte"). Es sieht unter anderem die Errichtung einer Wertstoffsammelstelle und die Schaffung einer direkt dem Vorstand unterstellten und mit Kompetenzen ausgestatteten Abteilung für Umweltschutz vor. Beim Wareneinkauf solle gegenüber den Lie­ ferantenfirmen die Forderung nach umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien geltend gemacht und die Frage der Entsorgung bzw. Rücknahme von Restmen­ gen geklärt werden. Um einen Überblick über die auf dem Vulkan anfallenden Abfallmengen und -arten zu erhalten, sollte vom Betriebsrat eine Mitarbeiterbe­ fragung durchgeführt und ausgewertet werden. Neben dem Ziel der Informa­ tionsgewinnung sollte durch diese Aktion auch "Interesse bei den Mitarbeitern für Umweltbelange und deren Probleme auf breitester Ebene geweckt werden" (ebenda). In dem Fragebogen, bei dessen Erstellung der Arbeitskreis auf die Befragung über gesundheitliche Belastungen am Arbeitsplatz von 1977 zurückgreifen konnte, wurde auch nach dem Einsatz von Gefahrstoffen und der Erteilung der vorgeschriebenen Sicherheitsunterweisungen gefragt. Die Fragebögen wurden wieder auf den Branchenversammlungen verteilt, erklärt und an den einzelnen Arbeitsplätzen ausgefüllt. In der Auswertung zeigte sich, daß von 58 vorgegebe­ nen Abfallarten in einigen Betriebsbereichen bis zu 48 genannt wurden; darüber hinaus wurden von den Kollegen insgesamt 54 weitere Abfallarten aufgeführt, die in dem Fragebogen noch nicht berücksichtigt waren. Außerdem wurden in der Verteilung der Abfälle auf die verschiedenen Betriebsteile markante Unter­ schiede zwischen den einzelnen Branchen bzw. Berufsgruppen deutlich. Das Ziel, mittels der Fragebogenerhebung einen detaillierten Überblick über die auf der Werft anfallenden Abfallmengen und -arten zu erhalten, wurde indes offenbar nicht in dem erhofften Maße erreicht. So wird in der Auswertung durch den Arbeitskreis festgehalten:

"Trotz der Vereinbarung über ein betriebliches Abfallkonzept liegt der genaue Anfall von Abfällen auf der Werft nach wie vor im Dunklen. Bisher ist es nicht gelungen, von der Betriebsleitung eine genaue Auflistung zu erhalten über den Abfallanfall der letzten Jahre sowie der durch die Entsorgung entstandenen Ko­ sten. Möglicherweise hat nicht einmal die Betriebsleitung den genauen Über­ blick." (Materialien des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte")

Die begrenzte Aussagekraft der Erhebung dürfte nicht zuletzt auch darauf zu­ rückzuführen sein, daß sie teilweise auf Vorbehalte der Vorgesetzten stieß und die Belegschaftsangehörigen sich nicht in dem Umfang beteiligten, wie es die Initiatoren erwartet hatten. Die Motivation zur Mitarbeit an einem umweltpoliti­ schen Konzept war in der Belegschaft offenbar nicht in dem Maße ausgeprägt 31 wie noch bei den früheren Kampagnen im Bereich des betrieblichen Gesund­ heitsschutzes. Freilich führen die an den Arbeitsplätzen bestehenden, häufig sinnlich erfahrbaren Belastungen und Risiken für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit auch zu einer höheren persönlichen Betroffenheit, als dies beim Thema Abfall gegeben ist - betreffen doch die hiervon ausgehenden Belastungen weniger die menschliche Gesundheit als die zunächst einmal abstraktere Umwelt und kommen zudem in der Regel auch erst außerhalb der Betriebsgrenzen zum Tragen. Dieses Moment der geringeren persönlichen Betroffenheit mag mit dazu beigetragen haben, daß die Untersuchung bei Teilen der Belegschaft auf Skepsis und Desinteresse stieß. Insgesamt wurden 121 Fragebögen ausgefüllt, aus etli­ chen Branchen/Bereichen gab es überhaupt keinen Rücklauf. Ein Erschwernis war, so der Arbeitskreis, daß der Vertrauenskörper und sein Vorstand sowie große Teile der Vorgsetzten diese Aktion nicht als "wichtig" anerkennen wollte, so haben wir nur solche Kollegen erreicht, die sich bereits für das Thema inter­ essieren" (Bettelhäuser/Ullrich 1993: 8). Als Konsequenz aus der Erhebung regte der Arbeitskreis eine Überprüfung durch die Betriebsleitung an, ob der Anfall an Trockenbatterien von ca. 4 Tonnen jährlich durch die Einführung von Ladestationen und wiederauf­ ladbaren Batterien für die Taschenlampen vermieden werden könne. Außerdem wurde bezüglich der bei Strahl- und Spritzarbeiten auftretenden Probleme die Prüfung und ggf. Anschaffung des sogenannten Mekidsystems vorgeschlagen. Hierbei handelt es sich um ein auf der Warnow-Werft entwickeltes, quasi ge­ schlossenes System zum gekapselten Entrosten, Reinigen und Farbspritzen, das fest im Dock installiert ist. Dieses System ermöglicht es, beim Strahlen auf die umweltgefährdende Kupferschlake zugunsten eines umweltverträglicheren Ma­ terials zu verzichten und die auftretenden Emissionen beträchtlich zu reduzieren. Ein weiterer Vorschlag betraf den Wechsel von Farbgebinden auf Mehrweg­ container, in denen sich eine Plastikblase befindet, die beim Entleeren in sich zusammenfällt und dadurch eine bessere Mengenausnutzung ermöglicht, ein weiterer das Anrühren der Farben im Betrieb. 1993 findet sich in einem der von den Arbeitskreisen Alternative Produktion der IG Metall herausgegebenen Rundbriefe der Hinweis, daß der Arbeitskreis inzwischen durchgesetzt habe, daß die 30 bis 35 Tonnen Farbe, die alle drei Jahre zum Beschichten eines Schiffes nötig sind, jetzt in 1000 Liter-Gebinden und nicht mehr in 25 Liter-Eimern ge­ liefert werden (Rundbrief Alternative Produktion, H. 2/1993: 28). Aus der Auseinandersetzung mit der betrieblichen Abfallproblematik entwik- kelte der Arbeitskreis einen neuen Arbeitsansatz, der sich in umfassender Weise mit dem von den Beschäftigten der Werftindustrie hergestellten Produkt befaßt und aufgrund seines hohen Anspruchs und seiner Komplexität eine neue Quali­ tät in den ökologischen Aktivitäten des Arbeitskreises markiert. Das Konzept wurde 1993 in einer Broschüre des Arbeitskreises (Bettelhäuser/Ullrich 1993), 32 der auch die folgenden Zitate entnommen wurden, vorgestellt und eine Zwi­ schenbilanz gezogen. Verfolgt wird kein geringeres Ziel als die "Suche nach dem sozial- und umweltverträglichen Schiff: Unsere Vorstellung, unser Traum sozusagen, ist ein Schiff, was weder Menschen noch Umwelt schädigt und wel­ ches auch nicht die Frage ausklammert, wofür brauchen wir dieses Schiff ei­ gentlich." (20) Mit diesem, dem Konzept der "Produktlinienanalyse" ähnlichen Ansatz (vgl. Rubik 1993) wendet sich der Arbeitskreis der Gesamtheit der beim Bau von Schiffen, bei der Schiffahrt, der Hafenarbeit bis hin zum Abwracken der Schiffe entstehenden sozialen und ökologischen Probleme zu und überschreitet damit das Feld - jedenfalls der unmittelbaren - persönlichen Betroffenheit am Arbeits­ platz bzw. im eigenen Betrieb. In diesem Kontext verliert auch das Arbeitsplatz­ argument gegenüber einer - geradezu globalen - ökologischen Orientierung an Bedeutung:

"Unsere jetzigen Existenzängste vor einem Verlust unserer Arbeitsplätze stehen sicher nicht in einem Verhältnis zu den Ängsten, die wir eigentlich haben müßten angesichts z. B. der Zerstörung der Ozon-Schicht und der damit verbundenen Folgen für die sauerstoffproduzierenden Meeresalgen, die sehr empfindlich ge­ gen UV-Strahlen sind, z. B. dem Anstieg des CO2-Gehaltes der Atmosphäre und der damit verbundenen Klimaerwärmung und ansteigendem Meeresspiegel, z. B. des immer dramatischer werdenden Aussterben von noch völlig unerforschten Pflanzen- und Tierarten durch die Vernichtung der tropischen Regenwälder oder z. B. dem ökologischen Tod ganzer Regionen zu Wasser und zu Lande durch ra­ dioaktive und chemische Gifte aus der Industrie." (26)

Strategisch geht der Arbeitskreis nicht nur über die Grenzen des eigenen Be­ triebs, sondern auch über die der Branche bzw. des Organisationsbereichs hin­ aus, indem er die aktive Kooperation auch mit anderen mit Schiffen beschäftigten Beschäftigtengruppen verfolgt.

"Wir müssen der Frage nachgehen, was ist unser Interesse als Werftarbeiter, was ist das Interesse der Seeleute, was ist das Interesse der Hafenarbeiter, der Lotsen. Und wir müssen die verschiedenen Interessen kennenlemen. (...) Diese verschiedenen Interessen zu bündeln ist notwendig, wenn wir ein sozial- und umweltverträgliches Schiff erreichen wollen. Ohne die Koordination der ver­ schiedenen Gruppen und gehörigen öffentlichen Druck wird sich nichts ändern." (19)

Darüber hinaus wird nicht nur eine Ausweitung der betrieblichen Mitbestim­ mung auf Fragen der Produktentwicklung und -gestaltung angestrebt; auch die 33

aktive Zusammenarbeit mit außerbetrieblichen Initiativen und Institutionen in der Region sind expliziter Bestandteil dieses Arbeitsansatzes:

"Zur Ausweitung der betrieblichen Mitbestimmung über Produkte gehört es da­ her auch, daß die Arbeitnehmer der Betriebe die Brücke und Verbindung vom Betrieb zur Öffentlichkeit im Umfeld der Arbeitsstätte und zu den regionalen und kommunalen Initiativen, Institutionen und Behörden schaffen. Produktmitbe­ stimmung setzt voraus, daß die unmittelbare Interessenvertretung der Arbeitneh­ mer weiter gefaßt wird als bisher, da in den Arbeitskreisen auch Kolleginnen und Kollegen mitarbeiten ohne Funktionen." (Rundbrief Alternative Produktion Nr. 4/91: 30)

Um der Antwort auf die anspruchsvolle Frage nach dem sozial- und umweltver­ träglichen Schiff näherzukommen, wurde ein komplexes Frageraster entwickelt. Dieses soll dazu dienen, mit der Produktion und Nutzung von Schiffen verbun­ dene soziale und Umweltprobleme aufzuspüren, um anschließend darauf bezo­ gene Ansprüche und Forderungen zu entwickeln. Das Fragen-Schema besteht aus folgenden Punkten:

1. die Notwendigkeit des Produktes Schiff; 2. der Einsatz von menschlicher Arbeitskraft bei Herstellung, Einsatz und Abwracken bzw. Weiter- und Wiederverwerten des Produktes; 3. die Arbeitsbedingungen bei Herstellung, Einsatz und Abwracken bzw. Weiter- und Wiederverwerten des Produktes; 4. der Energieeinsatz bei Herstellung, Einsatz und Abwracken bzw. Weiter­ und Wiederverwerten des Produktes; 5. der Rohstoff einsatz bei Herstellung, Einsatz und Abwracken bzw. Weiter­ und Wiederverwerten des Produktes; 6. die Umweltbelastungen bei Herstellung, Einsatz und Abwracken bzw. Weiter- und Wiederverwerten des Produktes; 7. Einflüsse auf Lebensraum und Landschaftsgestaltung durch Herstellung, Einsatz und Abwracken bzw. Weiter- und Wiederverwerten des Produkts; 8. welche Alternativen gibt es zum Transportmittel Schiff?

Bezüglich der Arbeitsbedingungen auf der Werft selbst (Punkt 3) soll eine neue Fragebogenaktion in der Belegschaft durchgeführt werden, die auf den Erfah­ rungen der 1977 erfolgten Erhebung aufbaut. Ansonsten fällt auf, daß die Ana­ lyse der an die unmittelbare Produktion innerhalb der Einheit des Betriebs ge­ bundenen sozialen und ökologischen Auswirkungen des Schiffbaus den ver­ schiedenen Phasen der Produktion, des Einsatzes und Abwrackens der Schiffe untergeordnet sind, also nicht für sich untersucht werden. Inwieweit eine solche, den Rahmen der durch die Betriebsgrenzen vorgezeichneten unmittelbaren Be­ 34 troffenheit weit überschreitende Vorgehensweise auch von der Belegschaft der Vulkan nachvollzogen und mitgetragen wird, bleibt eine hier nicht zu klärende Frage. Die Arbeitsfähigkeit des Arbeitskreises selbst wird von einer möglicher­ weise nur begrenzten Resonanz in der Belegschaft indes offenbar nicht beein­ trächtigt. So wurden in den letzten Jahren mehrere Broschüren in Eigenregie veröffentlicht:

1990 über ein gemeinsam mit der Akademie für Arbeit und Politik an der Universität Bremen und der Betriebsgewerkschaftsleitung VEB Warnow Werft Warnemünde durchgeführtes Seminar "Müllvermeidung, Müllver­ minderung und Müllverwertung auf Werften" (Arbeitskreis "Andere Nütz­ liche Produkte 1990); 1991 Wiedergabe einer Hörfunk-Dokumentation des Hessischen Rund­ funks über "Asbest - Aufstieg und Niedergang eines Werkstoffs", an der Mitglieder des Arbeitskreises beteiligt waren (Arbeitskreis "Andere Nützli­ che Produkte" 1991); und 1993 die bereits erwähnte Broschüre über die "Suche nach dem sozial- und umweltverträglichen Schiff" (Bettelhäuser/Ullrich 1993).

Ferner hat sich der Arbeitskreis bei verschiedenen Gelegenheiten in Pressemit­ teilungen und über die Rundbriefe der IG Metall-Arbeitskreise Alternative Pro­ duktion an der allgemeinen Umweltdiskussion beteiligt und zu ökologischen Problemen im Zusammenhang mit der Herstellung und dem Einsatz von Schif­ fen öffentlich Stellung bezogen. So beschäftigt sich etwa ein gemeinsam mit dem Betriebsrat und dem Vertrauenskörper des Vulkan verabschiedetes Positi­ onspapier unter der Überschrift "Tankerkatastrophen! Werftarbeiter melden sich zu Wort" mit den Risiken von Tankerunfällen in den europäischen Küstenge­ bieten und formuliert hierauf bezogene Forderungen; in diesem Zusammenhang wird auch auf verschiedene Projekte zur Entwicklung sicherer Schiffe auf euro­ päischer Ebene, wie das norwegische Projekt des "grünen Schiffs" sowie den von mehreren europäischen Werften entwickelten E-3-Tanker, eingegangen (vgl. Rundbriefe Alternative Produktion Nr. 1/93: 3ff.). Ferner wurden vom Ar­ beitskreis "vorläufige Forderungen zur Schiffssicherheit" sowie "zur Verbesse­ rung der Sozial- und Umweltverträglichkeit von Schiffen" aufgestellt (vgl. Rundbriefe Alternative Produktion Nr. 3/93 und 4/93). Und auch als Anfang 1994 nach einem Schiffsunfall Tausende von Beuteln mit dem Insektengift "Apron plus" an die Küsten der Nordsee geschwemmt wurden, nahmen die "Umweltschützer" - so die taz vom 27.1.94 - dies zum Anlaß, weitreichende Forderungen zum Transport gefährlicher Güter auf dem Seeweg zu erheben. Dank dieser regen Öffentlichkeitsarbeit trafen die Aktivitäten des Arbeitskreises auf eine teilweise erhebliche Resonanz, wie sich etwa an den zahlreichen Reak­ 35 tionen auf die Stellungnahme zu den Tankerkatastrophen ablesen läßt (vgl. Rundbriefe Alternative Produktion Nr. 2/93).

7. Zusammenfassende Thesen

1. Die zur Verfügung stehenden Materialien vermitteln den Eindruck, daß sich Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz in diesem Unternehmen in einem langen und kontinuierlichen Prozeß entwickelt haben. Die diesbe­ zügliche Politik des Bremer Vulkan vollzieht sich offenbar in kleinen und unspektakulären Schritten, ohne stärkeren äußeren Druck durch eine sensi­ bilisierte Öffentlichkeit oder durch Bürgerinitiativen. Dadurch unterschei­ det sich dieser Fall deutlich von solchen Fällen, in denen die Ökologisie­ rung im Unternehmen maßgeblich durch die Medien angestoßen wurde ("Skandalfälle"). Der bislang zu beobachtende "Ökologisierungspfad" bei Vulkan kann insofern als stille und endogene Ökologisierung charakteri­ siert werden.

2. Ebensowenig wie auf öffentlichen Druck läßt sich der sukzessive Aufbau einer ökologischen Unternehmenspolitik vorwiegend auf ein besonders ausgeprägtes bzw. gestiegenes Umweltbewußtsein des Managements zu­ rückführen. Die Anstöße für die betriebliche Umweltpolitik, die sich im wesentlichen auf den Bereich der Abfallentsorgung konzentriert, gehen vielmehr von konkreten Entsorgungsengpässen und Kostensteigerungen aus, auf die mit der Entwicklung eines Entsorgungskonzepts reagiert wird. Eine eigenständige und sämtliche Unternehmensbereiche umfassende, inte­ grierte Umweltschutzkonzeption läßt sich nicht feststellen. Inzwischen lassen sich in der Abfallpolitik Ansätze einer präventiven Um­ weltpolitik erkennen, die nicht nur auf Entsorgung, sondern auch auf Ver­ minderung und Wiederverwertung der auf der Werft anfallenden Abfall­ mengen ausgerichtet ist. Nachdem die betrieblichen Umweltschutzaufgaben bislang der Abteilung Arbeitsschutz zugeordnet waren, soll mit der Einstellung eines neuen Um­ weltschutzbeauftragten sowie der Einrichtung einer eigenständigen Um­ weltschutzabteilung der Stellenwert des Umweltschutzes im Unternehmen weiter aufgewertet werden.

3. Wesentliche Anstöße und Initiativen im Arbeits- und Umweltschutz gehen von engagierten Teilen der Belegschaft aus. Ausgangspunkt sind einzelne Gesundheitsprobleme, die unmittelbar mit den Arbeitsbedingungen zu- 36

sammenhängen und die von der Schutzpolitik im Betrieb nicht abgedeckt werden. Diese Probleme werden kontinuierlich und im ständigen Kontakt mit den Beschäftigtengruppen (Branchenversammlungen, Fragebogenak­ tionen) bearbeitet. Viele Indikatoren sprechen dafür, daß im Lauf der Zeit diese aktive Gesundheitsschutzpolitik von wachsenden Teilen der Beleg­ schaft getragen wurde, auf Dauer mehrheitsfähig wurde. Damit verbunden war so etwas wie eine präventive Wende in der Gesund­ heitsschutzpolitik: es wurde immer weniger nur auf konkret auftretende Gesundheitsgefährdungen bzw. -Schädigungen reagiert, sondern es wurden immer mehr bekannte Gefährdungsquellen aufgesucht und beseitigt bzw. noch nicht bekannte Gefährdungen ermittelt. Im Verlauf dieses Prozesses ist es auch zur Ausweitung des Aktionsradius der Interessenpolitik gekommen. Nach wie vor bildet der Gesundheits­ schutz am Arbeitsplatz den Kern der Interessendefinition und Mobilisie­ rung, aber die Verallgemeinerung der Politiken über den Betrieb hinaus und die Einbeziehung überbetrieblicher Aspekte hat zunehmend an Be­ deutung gewonnen. Somit liegt hier einer der seltenen Fälle vor, in denen die Betriebsgrenze systematisch relativiert worden ist. Die Aussage der Mehrheitsfähigkeit der Arbeits- und Umweltschutzpolitik bezieht sich allerdings hauptsächlich auf den gewerblichen Bereich. Im Be­ zug auf den Gefahrstoff Asbest hat sich gezeigt, daß die Arbeiter aus ihrem Gesundheitsinteresse heraus mit radikalen Forderungen nach Gefahrstoffer­ satz und Leistungsverweigerung reagierten, die von diesem Gefahrstoff nicht betroffenen Angestellten dagegen eher die Sicherung von Aufträgen - auch unter Inkaufnahme von Gesundheitsrisiken - in den Vordergrund stell­ ten.

4. Die Initiativen der betriebspolitisch aktiven Gruppe waren immer personell und inhaltlich eng mit der Betriebsratsarbeit verknüpft und wurden in der Echolot-Gruppe und durch die Einrichtung eines gewerkschaftlichen Ar­ beitskreises institutionalisiert. Im Betriebsrat scheint sich Umweltpolitik inzwischen auf einen breiten Konsens stützen zu können. Die Existenz und die Art des Vorgehens dieser - sich natürlich im Laufe der Zeit verändern­ den - Gruppe haben Bedingungen und Ausmaß des ökologischen Engage­ ments im Unternehmen entscheidend beeinflußt und unterschieden sich in charakteristischer Weise vom Belegschaftsverhalten in anderen Betrieben; sie machen deshalb die Besonderheit des untersuchten Falles aus: o Der aktive Kern hat sich im Zusammenhang mit den gesellschaftspo­ litischen Debatten und Konflikten Ende der sechziger Jahre herausge­ bildet und insofern immer einen Kontakt zu betriebsübergreifenden Themenstellungen und Strategien gehabt. 37

o Die Politisierung fokussierte sich um einen markanten Gefahrstoff, des­ sen Risiken eindeutig und tiefgreifend sind und der seit längerem auch gesellschaftlich thematisiert war (Asbest). Dadurch war die innerbetrieb­ liche Auseinandersetztung auch immer überbetrieblich gestützt und legi­ timiert. o Die Gesundheitsschutzpolitik ist kontinuierlich innerbetrieblich wei­ terverfolgt und nicht an das Institutionensystem abgegeben worden. Es ist beständig durch innerbetriebliche Information, Diskussion und Kampagnen am Leben gehalten und thematisch weiterentwickelt wor­ den. o Die Beschäftigten sind kontinuierlich einbezogen worden. Eine ent­ scheidende Grundlage der hohen Mobilisierung sind die Branchenver­ sammlungen, d. h. ein enger und kontinuierlicher Kontakt zwischen den Beschäftigten in den Abteilungen, die gleichartige Tätigkeiten und Ar­ beitsbedingungen haben und sich häufig darüber austauschen (homogene Gruppe im Sinne der Arbeitermedizin). Die Branchenversammlungen sind nicht nur die Grundeinheit für die gegenseitige Information, für Er­ fahrungsaustausch und Maßnahmiendebatten, sondern auch Ausgangs­ punkte für aktive Interessenvertretung. Hier werden Maßnahmen bis zur Arbeitsverweigerung debattiert und abgestimmt, die Voten der Betriebs­ räte werden an die Abstimmungsergebnisse in den Branchenversamm­ lungen gebunden. Ein weiteres Instrument sind die Befragungen, die beim Vulkan für den Bereich der "Arbeitermedizin" exemplarisch entwickelt wurden und bis heute weitergeführt werden. Dabei wird die Erstellung, Ausfüllung und Auswertung des Fragebogens arbeitsplatznah und kollektiv vorgenom­ men, d. h. nicht an Experten delegiert. o Die Kerngruppe hat sich bemüht, jenseits der konkreten betrieblichen Konfliktstoffe perspektivische Gesichtspunkte und Lösungen einzu­ bringen. Sie hat sich frühzeitig in strategische Bereiche der Unterneh­ menspolitik eingemischt und ist damit systematisch über eine defensive und reaktive Schutzpolitik hinausgegangen. Mit der "Suche nach dem sozial- und umweltverträglichen Schiff" werden Fragen der Produktentwicklung und -gestaltung sowie der be­ trieblichen Mitbestimmung unmittelbar angegangen. Darüber hinaus wird durch den Ansatz, mit anderen Beschäftigtengruppen sowie regio­ nalen Initiativen und Institutionen zu kooperieren, der Rahmen eines durch die Betriebsgrenzen definierten Handlungsfeldes gesprengt.

5. Das wichtigste Erklärungsmoment für die außergewöhnlich intensive und kontinuierliche Beteiligung der Beschäftigten und der betrieblichen Interes- 38

senvertretung an der Arbeits- und Umweltschutzpolitik des Unternehmens liegt in der durch jahrelange, intensive Initiativen und Auseinandersetzun­ gen geprägten "Vorgeschichte" der industriellen Beziehungen auf der Werft, die zu einer hohen Sensibilisierung der Belegschaft für gesundheitli­ che Risiken am Arbeitsplatz, Beteiligung und Arbeitsverweigerung geführt hatte. Diese breite Mobilisierung der Belegschaft ist ihrerseits auf ausge­ prägte objektive Risikolagen (Asbest), deren unmittelbare Erfahrung durch das Miterleben von Krankheit und Tod von Kollegen, den damaligen hohen allgemeinen Politisierungsgrad gesellschaftlicher Debatten auch außerhalb des Betriebs und eine darauf aufbauende konfliktorientierte Interessensver­ tretungspolitik zurückzuführen. An diesen Auseinandersetzungen und Er­ fahrungen in der Gesundheits- und Arbeitsschutzpolitik konnten die Be­ schäftigten anknüpfen und diese in Richtung einer breiteren ökologischen Orientierung erweitern. Die Intensität der Umweltpolitik des Arbeitskreises läßt sich allerdings nicht allein aus solchen historischen und strukturellen Bedingungen erklä­ ren. Die Fallstudie verweist daneben auch auf die zentrale Bedeutung von engagierten Einzelpersonen, die entscheidend zur inhaltlichen und perso­ nellen Kontinuität der Belegschaftspolitik beitragen.

6. Über den Zeitverlauf können wir den Wechsel von einer überwiegend kon- fliktorischen zu einer eher kooperativen Interessenvertretungspolitik beob­ achten. Die konfliktorische Politik in den sechziger und siebziger Jahren war sicher stark durch das gesellschaftliche Leitbild gegensätzlicher Inter­ essenlagen zwischen Kapital und Arbeit geprägt, das durch die Einflüsse der Studentenbewegung noch radikalisiert wurde. Damit einher ging die Konkurrenz zwischen einzelnen politischen Gruppierungen und Parteien und die Auseinandersetzung um die richtigen Arbeiterforderungen. Der Wechsel zu einer eher kooperativen Politik ist sicher einmal in der Verän­ derung dieses gesellschaftlichen Hintergrundes angelegt und einer Schwächung der entsprechenden Positionen im Betrieb. Bedeutsam ist, daß sich unabhängig von diesem Wechsel eine betriebliche Gesundheitsschutz­ bewegung aufgebaut hatte, die nicht nur kontinuierlich die Unternehmens­ leitung unter Druck setzte, sondern auch eigene Vorschläge erarbeitete. Es ist anzunehmen, daß die Unternehmensleitung hier einen Lernprozeß in dem Sinne vollzogen hat, daß eine bedingte Kooperation Konflikte ver­ meiden hilft und sogar Innovationspotentiale freisetzt. Wie weitgehend und wie stabil diese Kooperationsbereitschaft ist, zu solchen Aussagen reicht das Material nicht hin. Ein weiterer Aspekt könnte darin liegen, daß der Wechsel im Koopera­ tionsstil mit der Themenerweiterung in Richtung Ökologie zusammen- 39

hängt. Da ökologische Maßnahmen sowohl als Beitrag zur Zukunftssiche­ rung des Unternehmens gelten wie auch als Beitrag zur Erhaltung der ge­ meinsamen Lebensbedingungen wird ihnen ein hohes kooperatives Poten­ tial zugemessen. Der Fallverlauf scheint auf den ersten Blick diese These zu bestätigen. Ob sich die "neue" kooperative Umweltschutzpolitik von Unternehmens­ leitung, Betriebsrat und Arbeitskreis ebenso wie die frühere Arbeitsschutz­ politik auf eine breite Basis in der Belegschaft stützen kann, bleibt abzu­ warten. Auf eine unmittelbare Betroffenheit am Arbeitsplatz kann sich die geradezu "globale" Umweltorientierung des Arbeitskreises, in deren Ansatz die Einheit des Betriebs den verschiedenen Phasen des Produktlebenszy­ klus untergeordnet wird, jedenfalls sicherlich nicht mehr stützen. Die skep­ tischen und zurückhaltenden Reaktionen von Teilen der Belegschaft auf die Fragebogen-Aktion im Rahmen des Abfallkonzepts verweisen auf ein möglicherweise beträchtliches Spannungsverhältnis zwischen dem kom­ plexen und anspruchsvollen Arbeitsansatz des Arbeitskreises und der öko­ logischen Sensibilisierung und Verantwortungswahmehmung der Gesamt­ belegschaft.

7. Auch das Verhältnis zwischen Arbeitspolitik und Umweltpolitik ist in die­ sem Fall außergewöhnlich ausdifferenziert. Im Grunde lassen sich drei An­ satzpunkte unterscheiden: a. Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz einschließlich verallgemeinernder, betriebsübergreifender Kampagnen; b. betrieblicher Umweltschutz unter den Gesichtspunkten des Gesund­ heitsschutzes einerseits, von Kosteneinsparungen andererseits; c. gesellschaftlicher Umweltschutz durch umweltverträgliche(re) und sozial nützliche Produkte auch unter dem Gesichtspunkt der Sicherung der eigenen Arbeitsplätze. Alle drei Bereiche sind inhaltlich miteinander verbunden und stellen auch einen innerbetrieblichen Lernprozeß dar. Einzelne Bereiche werden nicht zugunsten von anderen aufgegeben, die Kerninteressen der Beschäftigten an Gesundheit, sinnvoller Arbeit und gesellschaftlicher Nützlichkeit blei­ ben bleiben im Zentrum der Konzepte und Strategien. Dabei ist zu berück­ sichtigen, daß der gesamte Fall in einer Phase langfristigen und einschnei­ denden Beschäftigungsabbaus stattfindet. 40

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Presse und sonstige verwendete Materialien Die Norddeutsche, Frankfurter Rundschau, taz, Weser-Kurier Materialien des Arbeitskreises "Andere Nützliche Produkte"