Harald Goldschmidt Bauweise und zur Größe ir­ Wolfgang Weber gendwelcher Vorläuferkirchen,., zum Kirchenheiligen der Dort­ kirche, bei der Ktrche am Berg zur Ursache der Einrichtung einer Wallfahrt, zum VerbleiD ihres wertvollen vergoldeten · ...... -~ Marien-Schnitzaltars und zu ih­ rer Stellun_g als Kirche an einem !l!/11111;; ~ ~ mittelalterlichen Zubringerweg ,,,,,,,.~.:···:t·... .., ;. , für JakobSf'ilger Richtung Cann­ '''••j ,,,,,.. ,;. Die statt oder Weil der Stadt. '-..:., •• t Das liegt einerseits darin be­ gründet1 daß die herzogliche •••.... Evangelische bzw. dte königliche Kirdienge­ schichtsschreibung ihre HauP.t­ Pfarrkirche aufgabe verständlicherweise in der Erforschung der Reforma­ ZU tionszeit und der darauffolgen­ den Entwicklung der Evangeli­ schen Landeskirebe gesehen hat, U nterriexingen andererseits wurde vom 1828 ohne bewußte Tradition errich­ teten Bistum Rottenburg die Er­ forschung der frühen una mittel­ alterlichen Grundlagen auch nicht mit Nachdruck betrieben. Das Erschließen von Quellen zur Geschichte unserer beiden Kir­ chen heute, ist durch die häufig erfolgten Wechsel der Ortsherr­ schaften und der damit verbun­ Im Landkreis gibt de~en Auflösung mancher Ar­ es nicht viele Kirchen, über die chtve erschwert, Ja sogar unmög• IMPRESSUM: man so wenig Bescheid weiß, lich _geworden. 1\ ln·henführer für die Evangelische Kirche zu Unterriexingen, wie über unsere beiden U nterrie­ Tatsache ist, daß die zur llt•knnat Vaihingen/, Kreis Ludwigsburg, Württemberg. xinger Gotteshäuser, die Dorf­ Schloßherrschaft gehörige Feld­ (< :c·~c hichtsblatt nach einem Festvortrag der Autoren anläßlich der kirche und die Frauenkirche. kirche zunächst die ei~ntliche llOO·Jahr-Feier Unterriexingens 1993) Bereits die erste Frage, warum Pfarrkirche mit einem Friedhof llt•r·ausgeber: Evangelische Kirchengemeinde Unterriexingen, 1996, Pfarramt, ein so kleines Dorf, wie es U n­ war, was s.ich erst änderte, als Wt•lwi'Straße 11, 71706 Markgröningen terriexingen einst war" überhaupt · eine kleine DorfkaP.elle, an der ltt•d11ktion: Harald Goldschmidt, Wolfgang Weber zwei Kirchen hat, kann nicht schon lange vor der Reformation Ii ••pro: Minder & Repro, Digital-Publishing, Unterriexingen zweifelsfrei beantwortet werden. eine F rühmeßP.fründe bestandi ltruck: Domroes GmbH, Unterriexingen Bis jetzt fehlen entscheidende im 17. Jahrhundert bedeutena Hinweise zu den Gründern, zur vergrößert wurde. 3 sener Stein, das Lamm Gottes Das "Krabbennest" ist ein Rest Bischofskirche verbunden und I KU RZFÜ II RE R FÜR darstellend. der ehemaligen Ostempore. betrieb ab 670 eine systematische E'ILJ GE Bilder der Emporenbrüstung Kirchengründungs- und Kirchen­ Das Innere: (v.l.): Jesus als Salvator Mundi; erwerbspolitik. Ihre Mönche Chorfenster von Wolf-Dieter Petrus mit den zwei Schlüsseln; haben hier die 1. Welle der Kolo­ Kohler, 1955. Andreas mit dem Andreaskreuz; nisation getragen und mit ihrem lJJIS<'t't' Kin·lw ist eine spätgoti­ Mittlere Schlußsteine des Chor­ drei seitliche Tafeln mit Blumen­ Wissen die geistliche, geistige sche III.ISsiw Chorturmanlase. gewölbes zeigen die Wappen de­ mustern 1906 von Architekt und wirtschaftliche Entwicklung Srhiinc~s Nc•t:t.rippengewölbe Im rer von Sternenfels und von Taut persönlich gemalt. gefördert. Dies wurde von ande­ Chnt'. S<•it 1628 in aer Bausub­ Nippenbur~ . Es sind dies die An der Südempore: Paulus mit ren Orden wie den Zisterzien­ st,ull, Wt"itgc hcnd unverändert. beiden Stifterfamilien unserer Buch und Feder; J ohannes mit sern vollendet. Intensiven Ein­ heutigen Kirche. Giftbecher; Thog1as mit der fluß nahm die Abtei dort, wo sie Altar in der Mitte des Chores Lanze; Jakobus d.A.; Jakobus d.J. auch begütert war, obwohl die Zum Äußeren: seit 1906. Initialen des damaligen mit der Keule; Matthäus mit Grundherren die weltliche und Spitzbogige Fenster der Südsei• Architekten Bruno Taut an aer Beutel und Hellebarde; Sirnon geistliche Verfügungsgewalt in­ tt• sind wahrscheinlich nur dem Rückseite. mit der Säge; Mattbias mit dem nehatten. Weißenburg wollte die sp~itgotische n Stil nachempfun­ Gedenktafeln für die Gefal­ Henkerbeil. ersten christlichen Keimzellen in den. lenen beider Weltkriege an der Orgel der Fa. W eigle, Stuttgart, eine fränkische Landeskirche ein­ Südportal· mit stark um­ Chorwand; interessante In­ gebaut 1882. bauen. rahmendem Aufbau aus der Zeit schriften von 1685 über der Sa­ Bankbrüstungsbilder von Bru­ Schon der frühmittelalterliche der Spätrenaissance. Die Inschrift kristeitür und an der gegenüber• no Taut anläßtich einer Ge­ furchtsame Mensch hatte seinen über der Portalmitte erinnert an liegenden Wand. dächtnisausstellung 1994/95 frei­ Glauben an den Lohn der ~ten die Erweiterung der Kirche. Taufstein aus dem Jahr 1720. gelegt. Tat. Er suchte u.a. durch Stiftun­ Westgiebel mit Luke für einen Steinerne Kanzel in der Mitte Gedrechselte Holzsäulen auf gen an Klöster, Kirchen oder Heuaufzug und weitere Licht­ der N ordwand, wohl aus der achteckigen Steinfüßen tragen die Spitäler einen himmlischen Lohn öffnungen im Dachgeschoß. Be­ Vorgängerkirche übernommen. Empore. zu erringen in Form seines See­ sonders beachtenswerte Form Brüstungsbild des Grafenstuhls lenheils. So wundert es nicht, des obersten W estgiebelfensters. mit Allianzwappen aus dem J ah­ wenn 793 1 das Reichsbene- Einfach gestaltete Nordseite mit re 1685. Gedenktafeln von Jo­ diktinerkloster Lorsch hier altem gotischem ·· ·Spitzbogen­ hann Martin Reyscher, dem Ur­ II VORGESCHICHTE nachweislich 2 Höfe hatte. Auf portal. Kellereingang. großvater des einzigen Unter­ dieser Tatsache beruhte ja unser Sakristeiwand mit Piscina aus riexinser Ehrenbürgers Al!_gllst Jubiläumsjahr 1993 - 1200 Jahre vorreformatorischer Zeit. Ludwig Reyscher. Gräflich• U nterriexinsen. Belegbar sind Turm samt Chor 1628 erhöht Leutrumsches Familienwappen Das elsässische Benediktinerklo­ bei uns Besitzungen der Klöster unter Einbeziehung von Teilen an der Rückseite des Grafen­ ster Weißenburg hatte maßgebli• W eißenburg, Lorsch, Hirsau, der Vorgängerkirche. Farbiges stuhls, gefertigt von Pranz Mut­ chen Anteil an Cler Christianisie­ Reichenbach, Rechentshofen und Ostfenster. zenbaclier, Stuttgart, 1906. reng unserer Gegend, die lange möglicherweise Frauenalb. IIenster des Junkerturms mit Banktürte aus Ciem Jahre 1784 im Schatten des Zerfalls des spitzigem Hefmdach zeigen die mit dem Familiennamen Rugert, Merowingerreichs lag. In der Wendcltreppe nsteigung an. In noch heute in U nterriexingen als Zeit vor 750 war dieses K ~oster der Außenmauer oben eingelas- Rugart vorkommend. in Personalunion mit der Speyrer 1 Schenkungsurkunde des Leidrat im Lorscher Codex 4 5 Ein anderer Nachweil besagt, Unsere Nachbarn Asperg, Bie­ Kleinhans v. Sachsenheim und größere Gebäudereparaturen, daß anno 819 Afl:ge hörige des tigheim, Bissingen, Eglosheim, Fritz Osterbrunn v. Riexingen gewährte die Herrschaft verlore­ Ingersheimer Grafenhauses in , Heimerdingen, verleihen als Vormünder dieser ne Kredite. Unterriexin gcn die Kirche und Hemmingen, Markgröningen zwei Mädchen ein Erblehen mit Teilten sich mehrere Grund­ den Kirehensalz innehaben. Um und Sachsenheim hatten nach 54 Morgen Acker zu Mettern­ herrschaften den Ort, hatte oft 1280 ist in dem Weißenburger 800 auch Eigenkirchen wie wir. zimmern und 4 Morgen Wiesen aucp jede ihre eigene Kirche. Verzeich nis "Traditiones Wizen- Typische Maße der frühen Holz­ hinter der Kirche zu Unter­ Obwohl das Riexinger und Sach­ bu rgenscs Posscss 10nesque. "3 , geoäude waren ca. 7m x 4,50m. riexingen. Es wird auch eine senheimer Adelsgeschlecht lange beru hend auf alten Quellen, die Die übliche Ausstattung bestand "hailige Hofstatt" erwähnt, also durch familiäre Beziehungen Rede vo n einer "basi!ica cum de- aus 2 Glocken, 2 Reliquienbehäl• der Pfarrhof als Pfründe für den verbunden waren, lange gemein­ i·ma", einer Kirche also mit zu­ tern, 1 Meßbuch, 1 Lektionar, Geistlichen. Diesen Hof finden sam bzw. im Wechsel die Kirch­ gt•hörigcm Zehnten. Bewiesen ist 1 Priestergewand. Die Pfarrei­ wir noch heute an der Ecke herrschaft der Frauenkirehe in­ damit auf jeden Fall eine kleine pfründe umfaßten meist einen Haupt- Großsachsenheimer Stra­ nehatten (beispielsweise stammt Vorl:iuferkirche am Ort aus der Großhof samt Wirtschafts­ ße. Ein Kirchherr genoß das ei­ dort das älteste Grabmal aus dem · · eit um 800, sehr wahrscheinlich gebäuden, Mühle, Weinberg, gentliche volle Pfarreinkommen. Jahre 1394 von Friedrich Oster­ ur späteren w anfahrtskirehe am einige ha Land und ausreichend, Er leistete jedoch nicht selbst den brunn von Riexingen), ist es sehr Berg inmitten des Friedhofs, manchmal bis zu 50 Knechte. Kirchendienst, sondern ließ die­ einleuchtend, wenn die aufstre­ durchaus zu vergleichen mit der Über Kirchen in Unterriexin­ sen durch einen Leutpriester ver­ benden Sachsenheimer auch hier Peterskirche in Bietigheim. Sehr gen finden wir erst 1340 und richten, der nur einen Teil des am Ort ihre wachsende Bedeu­ oft wurden die frülien christli­ 1379 wieder Hinweise. Graf Einkommens bezog. tung im Lande durch die Errich­ chen Kirchen sozusagen als anti­ Leutrum zitiert aus einer Ur­ Am 24.3.1434 stiftet der Patron tung einer eigenen Kapelle un­ heidnisches Symbol auf expo­ kunde vom 1.1.1340: Hartmann und Kollator (dieser hat das terstrichen. niert stehende heilige Stätten v. Riexingen gibt mit Einwilli­ Recht, den Pfarrer einzusetzen) In diesem Zusammenhang muß vorhergehender Kulturen gebaut. gung seiner Söhne Eberhard und der Liebfrauenkirche, Schwarz­ man eine Stiftung sehen vom 6 Es ist sicher, daß Unterriexingen Heinrich, dem Kirchherr zu Rie­ fritz von Sachsenheim, eine 26.3.1478 . Danach wurde die eine typische Kleiostpfarrei war, xingen, Bürger Gossalt aus Vai­ "priesterliche Pfründe" von 30 Enzmühle (Heute: Am Mühl• zurückzuführen auf den Besitz hingen eine jährliche Gült von 60 Gulden. Die Pfründe der Frauen­ rain) von Martin von Sachsen­ eines einzelnen Grundherrn im Hühner. kirche5 waren damit ausreichend heim und Konrad von Winter­ Altsiedlungsland, wobei der Vom 15.6.1379 stammt4 : "Kunt groß, so daß bereits 1457 der stetten angewiesen, Ffarrer wie ein :Knecht gehalten und wissende sy allen den, die di­ halbe Kirchenzehnt ( für ein wurde. Im Dekanat Vaihingen Spottgeld ) ans Spital Vaihingen sen brief ümmer arJgesen hent, 6 gab es nur ganz wenige Groß• lesent , oder hörent lesent, daz verkauft werden konnte. Der HSTA U 8765 : Ich Conrat Schenk von pfarreien und zwar im Bereich Heinrich selig von Rüxingen, den übrige halbe Zehnt und der Er­ Winterstetten, Ritter, und ich Martin von aes fränkischen Neusiedlungs­ man nampt aen Kirchherren, hat trag des Pfarrguts genügten für Sachsenheim, bekenne ... daß wir recht gebiets Richtung Stromberg oder gelassen zwo dohteren, der ainü die Pfarrbesoldung, für den Kir­ und redlich geliehen haben dem Be­ Kürnbach. haissetAnna, diu ander Gütlin .. ". chenunterhalt, später für die Be­ ständer Hansen Wannenmecher von zahlung eines Lehrers und Aus­ Gröningen undallseinen Erben unsere Mülin zu Unterriexingen gelegen an der 2 gaben für die Schule. Reichte H.Römer, Geschichte der Stadt Bietig­ einmal das Geld nicht z.B. für Enz. .. mit dem Geding daß er .. . zahlt heim, S.22 4 Zeitschrift f.d.Geschichte des jährlich 6 Pjitnd Heller .. . dem ersamen Chr.Fr.Stälin, Wirtembg.Geschichte I, Oberrheins VIII, 1857, S.455 und Graf Herr Hansen Hanmann, zu diesen Zeiten Stgt. 1841, S.601 Leutrum S.78 5 Graf Leutrum S.3 ff. ein früwmesser zu Unterriexingen. 6 7 ·~ Flurkarte zeigt. Täglich wird zu Ursprünglich hatte jede Zeige einer ganz bestimmten Zeit in eine eigene kleine W ohnsiedlung. ~!lt, der Frühe eine öffentliche Messe gelesen , um andere (Privat)­ Messen am Ort nicht zu stören und den bäuerlichen Arbeitstag nicht zu unterbrechen. Die abge­ druckte Gadnersche Karte "Choro~raphia Ducatus Wir­ temberglci" von 1596 zeigt ein kleineres Gebäude mit nie­ ··.-~:-·~ .... drigem , gedrungenem Turm. D1eses Frühmeßkirchlein könn• te einst eine kleine Feldkapelle ersetzt haben, die an einer alten Wegkreuzung stand und, wie übhch in der Nähe von Wall­ Denkbar ist am unteren Rand fahrtskirchen, als Marienkapelle des Kirchfelds ein Herrensitz .. t'lll errichtet worden war. Das würde (darauf standen später das Win­ ~!'i j ""'' die besondere Lage zur Frauen­ terstettensche und das Pölnitz• '"""" kirche außerhalb des Ortskerns sche Schlößchen), dabei auch ein Das ehemalige Frühmeßkirchlein um 1596 ohne Friedhof und ohne übliche größeres unterkellertes Gebäude 7 Mauerabgrenzung erklären, aber mit Getreidebühne und direkt "jährlich am St.Jergens Tag 6 relief aus weißem Sandstein. auch den fehlenden Kirchenheili­ daneben ·eine private Kapelle. Pfund guter württemberg1scher Der überraschende Fund eines gen. Wenn wir uns noch weiter vor­ Münz dem Ersamen Hans Han­ Gewölbeschlußsteins (Bild S.39) Die Entstehung unserer Dorf­ wagen, könnte die Kapelle sogar mann, dem Frühmeßner zu Un­ mit dem Sachsenheimer Wappen kirche kann aber auch, wie so oft Bestandteil dieses Hauses gewe­ terriexingen bzw. seinen Nach­ im Jahre 1986 auf dem Gelände in der Geschichte, anders gedeu­ sen sein, das ir~ndwann zu ei- kommen auf der F rühmeß• des Gemeindehauses, weist so mit tet werden! Betrachtet man näm­ nem " N onnen aus " wurd e 8 . pfründe" zu bezahlen.' sehr hoher Wahrscheinlichkeit lich die Landkarte, läßt sich die Nach 1200 gab es nämlich Frau­ Ins Bild paßf dazu auch der auf einen Kirchengründer aus Randlage genauso aus der frühen en, die wie Nonnen in kleineren Kontakt der Sachsenheimer zum diesem Adelsgeschlecht hin. Herr Besiedlungsart unserer Gegend freien Vereinigungen zusammen­ Hof nach Stuttgart. Sie besaßen Markus Otto ließ den als Eisen­ erklären. lebten, um so Gott dienen zu dort ein Haus und stifteten zu­ pfahlfundament zweckentfrem­ In der Dreifelderwirtschaft hatte können. Die Schwestern wohn­ jcm 1489 der Hospitalkirche in aeten Stein dankenswerterweise ten in besonderen Häusern, oft- Stuttgart ein wertvolles Altar- restauneren. 1 Um 1480 gibt es also am westli­ i~~:~~:r~~;s~f~~~<~e~!~ ~~ chen Dorfrand Richtung Ober­ 8 Dem steht die Sage nicht entgegen, daß 1 Wohl eine Reminiszenz auf die schwä• "Kleine Feldle"), das sich südlich riexingen eine größere Kapelle, zur Zeit Karls des Großen zur Lieb­ hlsdlu Rtlichsritterschaftsvereinigung bergwärts erstreckende "Kirch­ dahinter der große "Kapel­ feld" sowie das gegen Ober­ frauenkirche ein Nonnenkloster auf dem duH Ouorgrt Nhcr·rcn stets angehört haben. Guggenhäuser?) gehört haben soll. K 9 mals in Dorf- oder Stadtrandnä• kirchlichen Gebäuden, skizziert damit verbundene Sicherheits­ ne am Namenstag der oder des he. Sie heirateten nicht und hat­ von einem Gerichtsschreiber in aspekt in einer unruhigen Zeit, Kirchenheiligen aufging. Aber ten keinen persönlichen Besitz, der Reformationszeit, natürlich die Selbstdarstellung der Grund­ wo ist der richtige Bezugspunkt? waren aber nicht an strenge Or­ nicht für einen Postkartenverlag, herren ( der alte Sachsenheimer Wenn man als Ausguck das heu­ densregel n gebunden. Ihre Le­ sondern als Bestandteil einer Er­ Wappenstein wurde ausgebaut ), tige oberste Turmfenster be­ bensgrundl:tge: I Iandarbeiten, hebung über die durch Erbtei­ sowie der sicherlich nicht beste nutzt, weist die Achse einige Krankenpfl ege, 'l'otenpflege. Er­ lung und Verkauf schwierig ge­ Bauzustand der beiden Kirchen. Grad rechts neben den Sonnen­ losch eine solche Schwestern­ wordenen Besitzverhältnisse der Für den Kirchenheiligen gibt es aufgangspunkt. Von einem tiefer schaft, wurde das Haus einfach in verschiedenen Herrschaften, nur indirekte Beweise und die gelegenen Punkt aus anvisiert, incn I lof umgewandelt oder wie zeigt überraschend einen "Cam­ auch nur aus nachrefor­ hohe Hausgiebel beeinträchtigen in lptingen, zu einem Schulhaus panile von Unterriexingen" auf matorischer Zeit, in der die Hei­ etwas die freie Sicht, sieht man um~dxtut. In unserer Gegend der württembergischen Seite des ligenverehrung nicht mehr vor­ die Sonne später auf~ehen, der h.1lwn sich neben anderen z.B. als Ortes. Die "Sachsenheimer" Ka­ rangig war. 1.) Wie wir an ande­ Unterschied wird klemer. - Ist bebnnteste, die Beginenschwe­ pelle besaß somit nachweislich rer Stelle noch sehen werden, unsere Kirche also eine Philip­ sternschaften erhalten, sogar bis mindestens eine Glocke. fehlt u.a. bei den Apostelbildern puskirche? in die nachreformatorische Zeit. Leider ist aus keiner Quelle zu der Heilige Philippus. 2.) 1628 Es gab sie in Vaihingen, Häfner• entnehmen, welche Teile von ließen PliiliJ?p B. von Nippen­ hastach und lptingen, auch in diesem Bau 1628 in die burg und Phtlipp B. von Sternen­ Markgröningen und Bietigheim Erweiterung mit einbezogen fels die Kirelle erweitern und III KIRCHENGE- und auf dem Baiselsberg wurden. Markus Otto aus Bis­ ihre Namen in Stein festhalten. SCHICHTE UM DIE (Beghardenbruderschaft ?) . singen, der wohl bekannteste 3.) 1685 durfte der Amtmann REFORMATIONSZEIT In der Unterriexinger Urflur­ Kirchenbauhistoriker unserer Philipp J.Miller eine Inschrift karte ist ein Fußpfad einge­ Gegend, datiert z.B. die Unter­ anbnngen. 4.) Aus dem gleichen zeichnet, der geradewegs vom kellerung unserer Kirche in diese Jahr stammt die Geschlechter­ vermuteten Nonnenhaus als ei­ Zeit , weil eine solche Anlage in tafel am GrafenstuhL Als Kirch­ nem Vorläuferbau für das Früh• spätgotischer Zeit, aus der die herr war J.Philipp von Sper­ 1534 ist ein Schicksalsjahr für meßkirchlein in südliche Rich­ V org_ängerkirche stammt, bei berseck ausersehen. 5.) Das un­ W ürttemberg. Nachdem Herzog tung in einem weiten, bequemen Dorfkirchen ungebräuchlich gewöhnlich frühe Datum der Ulrich vom Schwäbischen Bund Bogen hinauf zur F r;menkirche war. Die Maße des Kellers sind Unterriexinger Kirchweih, der aufgrund seiner ruchlosen Politik führt. Im mittler~n - Wegabschnitt sowohl in der Breite als auch in !.Sonntag im Mai, kann frühe• vertrieben worden war, standen lesen wir den Flurnamen der Länge kleiner als das heutige stens auf den 1. Mai fallen. Das wir unter österreichischer Ober­ "Nonnenpfad"!- Auch bei dieser Kirchenschiff, so daß es durchaus ist der Tag der Arbeit heute, aber herrschaft. König Ferdinand, der Entstehungsvariante wird der denkbar ist, daß der Keller eben früher ... Philippus- und Jakobus- Bruder Kaiser Karls V., war Re­ fehlende Kirchenheilige verständ• doch schon vorhanden war. tag! - Sind so viele Philippe gent in Stuttgart und diese Re­ lich, dazuhin die Existenz von Einige Gründe, warum die da­ Zufall? 6.) Ein manchmal er- gierung unterdrückte jegliche Speicher und Keller unserer Kir- maligen neuen Ortsherren v.Ster­ folgreicher Patroziniumsbeweis reformatorische Strömung. Von he. nenfels und v.Nippenburg eine ist die Untersuchung der Rich­ Hessen aus bereitete Herzog Ul­ Die in der Heftmitte abgebildete Dorfkapelle zur offiziellen Pfarr­ tung der Hauptachse einer Kir­ rich seine Rückkehr nach Würt• früheste bekannte Gesamtdorfan­ kirche umbauen ließen, waren che. In alter Zeit hat man sie oft temberg vor und am 14.Mai 1534 sicht von Unterriexingen mit sicher das W allfahrtsverbot, die auf den Punkt am örtlichen Ho­ gewann er die Schlacht bei Lauf­ Burg, Rathaus, Brunnen und Ortsnähe des Gebäudes und der rizont gerichtet, an dem die Son- fen. Daraufhin erhielt er die

10 11 Herrschaft W ürttemberg als wurde 1557 an der südöstlichen das Reformwerk einige Jahre in in dieser Zeit sogar der Kirchen­ österreichisches Lehen wieder Außenmauer der Frauenkirche Frage. Im Interim werden wieder umbau vorgenommen werden zurück. Schon 2 Tage später, am bestattet. Eine Inschrift an einem katholische Messen gefeiert. Die konnte. In einem Vertrag zwi­ 16.Mai 1534, wurde in der Stutt­ Strebepfeiler erinnert an ihn. Mehrheit der Bevölkerung, ins­ schen W ürttemberg und dem garter Stiftskirche die erste evan­ Nach der Reformation gehörten besondere aber die evangelischen Grafen Leutrum von 1738 heißt 11 gelische Predigt gehalten. Erhard zum reich~n U nterriexinger Kir­ Pfarrer, hier wohl unser o.a. es nachträglich über das Jahr Schnepf, seit 1528 Professor in chenbesitz : 4 Höfe, 15 Behau­ W.Weißhaar und · sein Nachfol­ 1624, daß bis dahin einzig und Marburg und Lutheraner, wurde sungen, ..5 Krautgärten, 27 Wie­ ger Pfarrer Eble, lehnen jedoch allein die evangelisch-lutherische von Ulrich als Reformator für sen, 13 Acker, 7 Wingert. Davon die Rückkehr zum alten Glauben Religion in Unterriexingen ein­ den nördlichen Teil des Landes zog 1535 die Ortsherrschaft auf­ ab. geführt gewesen sei und floriert eingesetzt. Schnepf hat demnach grund alter Rechte 48 Morgen 1552 erreicht Herzog Christoph habe. im größten Teil unseres Kirchen­ Land des Pfarrguts ein. 43 Mor­ in Verhandlungen mit Kaiser Im Kampfgebiet sah es aus, als bezirks V aihingen/Enz die Re­ gen waren Ackerland, Wiesen, Karl V. in Markgröningen die ob Kaiser und Liga den Sieg er­ formation im lutherischen Sinn ein Waldstück und ein Teil des Abschaffung .. des Interims. ringen würden, da griff 1630 der eingeführt. Bei uns am Ort 1535. heutigen Schloßgartens, 5 Mor­ Joh.Brenz festigt die Evangeli­ Schwedenkönig . Gustav Adolf Die Frühmeß als kirchliche Ein­ gen waren es vom großen sche Landeskirche durch seine ein. Württemoerg begrüßte ihn richtung hörte auf zu bestehen. "Kaplaneigarten" hinter der "confessio Virtembergica". als Befreier, doch 1634 wendete Anstelle der Messe wurde eine Dorfkapelle. 1555 wird der Augsburger Reli­ sich das Blatt wieder zugunsten deutsche Predigt gehalten und Die Liegenschaften waren wenig gionsfrieden geschlossen. des Kaisers in der Schlacht bei deutsch gesungen. Die Bibel er­ versteint und kein Stein auf Rie­ 1584 heißt es in einem Vertrag10 Nördlingen. Danach überfluteten hielt zentrale Bedeutung. In der xinger Markung zei~ Spuren zur hiesigen Kirchenordnung, die Kaiserlichen unsere Gegend. alten lateinischen Form des irgendwelcher kirchlicher Zei­ daß die Untertanen der Obrig­ Am 23.9.1635 stirbt unser Abendmahls war der Kelch den chen. Hier wurde offensichtlich keit nichts vorzuschreiben hät• Ortspfarrer Leonhard Seiz bei Laien entzogen, jetzt teilte der gespart. ten. Vaihmgen auf der Flucht vor Ffarrer jedem Einzelnen am Al­ In der Nachreformation wurde 1602 beginnen die Aufzeichnun­ ihnen. - Stuttgart wurde besetzt. tar Brot und Wein aus. die Dorfkapelle sicherlich zu gen über die U nterriexinger Jetzt griffen die Franzosen ein, Entbehrliche Ornate und Zier­ einem unnützen Relikt aus der Pfarrer. Das erste Kirchenbuch der Kaiser sollte nicht zu mächtig rate zog die herzogliche Schatz­ katholischen Zeit. Sie verfiel zu­ wird angelegt. werden. kammer ein zur Aufbesserung sehends, zumal die Sachsenhei­ 1618 bricht zwischen der katholi­ 14 Jahre litt unsere Bevölkerung der Staatsfinanzen. 'Edelmetall­ mer ihre Dorfanteile vor 1600 schen Liga und der evangelischen unter Freund und Feind. Unter­ haltiges, ob Kunstwert oder alle vollends verkauft hatten. Union der 30-jährise Krieg . aus. riexingen, nie reich gewesen, nicht, wurde einfach einge­ 1536 wird eine Kirchenordnung Bis 1622 erleben wir hier Trup­ bliebtrotz der Zugehörigkeit der schmolzen. mit oberdeutschen Elementen pendurchzüge. Nach der letzten Ortsherren zur Reichsritter­ Die bisherigen Priester hatten wie z.B. Schmucklosigkeit des größeren Schlacht bei Wimpfen schaft, sie also direkt dem Kaiser die Wahl: Entweder Amtsauf­ Kirchenraums eingeführt. verlagerte sich das Kriegsgesche­ ·verbunden und nicht dem jewei- gabe mit Pension oder lutherisch 1546/47 stellt die Niederlage der hen nach Norddeutschlana. Jah­ ligen Landesherrn, von Einquar­ werden und die neue Gottes­ protestantischen Reichsstände im relang war es hier so ruhig, daß tierungen nicht verschont und dienstordnung einhalten. Magi­ Schmalkaldischen Krieg gegen wurde zum Teil zerstört oder ster W ernher Weishaar aus Kaiser und katholische Fürsten niedergebrannt. Markgröningen wurde so unser 10 GrafLeutrum S.8: " ... der sich im rstcr evangelischer Pfarrer. Er gräflich Leutrumsehen Archive befin­ 9 Graf Leutrum, S.8 det.. .. " 11 GrafLeutrum, S.9 13 Baumeister: ".. . sie hätten sich und die Arbeiten so ~efördert, Form und Gestaltung unseres IV DAS KIRCHEN­ nun entschlossen, die Kirche daß die Kirche im FrühJahr 1629 repräsentativen Spätrenaissance• BAUWERK VON sowohl in der Länge, als auch in durch Pfarrer L.Seiz emgeweiht portals mit seinem stark umrah- AUSSEN der Breite erweitern zu lassen" , werden konnte. Am l.Maisonn­ BETRACHTET also nach Westen und Süden. tag ist auch heute noch Kirbe in Der Turm sollte ganz massiv U nterriexingen. erbaut und nur der Helm mit Unsere Kirche hat sich seit den Pfarrer Leitze schreibt in einem Sparren gefaßt werden. Im 1. bis Tagen dieser Erweiterung gut Bericht in den "H eimatklängen 3.Stock desselben sei je ein Boden erhalten. Sie ist eine typische aus der evangelischen Gemeinde zu legen und im 4. Stock soll ein evangelische Kirchenanlage nach Unterriexingen" - Ausgabe dreifacher Glockenstuhl von dem Vorbild eines altchristlichen Oktober 1911 - , daß im Jahr lauter Eichenholz eingebaut und Gotteshauses mit Ostchorturm 1627 der baufällige Turm durch der Turm bis dahin mit Stiegen und auf die Kanzel ausgerichteter den Wind umgeworfen wurde. versehen werden. Die Seiten­ dreiseitiger (Männer-)Empore. Dieser Schaden des Kirchturms wände und die Giebel der Kirche Man kann feststellen, daß viele durch die Naturgewalten war für seien gleichfalls ganz massiv zu Stilelemente Renaissancecharak­ die damaligen Ortsherren von erstellen. ter haben, sich aber auch man­ Nippenburg und von Sternenfels In dem Dachstock derselben soll ches gotische Element einfügt. am 3. November 1627 Anlaß, auf dem ersten Boden ein Gang Bestimmt aus Ersparnisgründen den Baumeister Kaspar Kretz­ von einem Giebel zum anderen wurden alle vorhandenen Steine meyer in Stuttgart um "bauver­ gemacht und auf beiden Seiten der Vorgängerbauten wieder­ s.~ändigen Rat, Bedenken und dieses Ganges vier verschlossene verwendet. Diese Mischung läßt Uberschlag" zu bitten. Sie woll­ Kornschütten mit acht Fenstern aber nicht immer Harmonie ten nicht nur den vom Wind eingerichtet werden. Weiter sei erkennen. umgeworfenen Turm an ihrer das "Schnecklein" (das runde Kirche wieder aufbauen, sondern Türmchen mit der steinerner Beginnen wir nun mit emem auch die Kirche, "wofern es sich Wendeltreppe), welches auf der Rundgang um die Kirche: schicken sollte", etwas erweitern Junker Empore führe, mit einem zu lassen. Helmlein zu versehen. Die Die spitzbogigen Fenster der Vier Tage :später, ain 7. Maurerarbeiten wurden an Mau­ Südseite haben Jekehlte November kam der Stuttgarter rermeister Jörg Klink von Unter­ Laibungen, Drei- un Vier­ Baumeister bereits nach Unter­ riexingen una an Steinhauer­ paßmaßwerke. Sie scheinen nicht menden Aufbau, den voluten­ riexingen, um das Bauvorhaben meister Martin Luginslang von aus spät~otischer Zeit (um 1470 ähnlichen, spiraligen Verzie- in Augenschein zu nehmen. An Calw übergeben. D1e Zimmerer­ bis 1520) zu stammen, sondern rungen samt Sprenggiebel diesem Tage konnten sich die arbeiten erhielt Michael Keller, dürften vielmehr dem spät• (M amensmus.. . ')12 , ennnert. an' d as Bauherren allerdings noch nicht ebenfalls aus Unterriexingen, um gotischen Stil nachempfunClen sein. Diese Anlehnung an alte einigen, ob die Kirche sowohl in die Summe von 215 fl. 3o Kr., 4 12 der Länge, als auch in der Breite Scheffel Dinkel, 4 Simmri Stilformen war am Ubergang Mit diesem Stichwort wird eine ganze erweitert werden sollte. Drei Roggen und den halben Teil des von der Renaissance- zur Reihe von Stilrichtungen umrissen, alle Tage später, am 10. November, Abholzes. Im Frühjahr 1628 Frühbarockzeit durchaus üblich. wurzelnd in der Hochrenaissance. Unse­ sdireiben sie erneut an den wurde mit dem Bau begonnen re Portalumrahmung ist z.B. keine zen­ trale, sondern eher eine zentrifugale 14 15 Portal des Hornmolcl-Hauses in Engelhold sowie deren Onkel Fußboden aus gebrannten Ziegel­ erinnert uns an die einstige Bietigheim. Nach einer Außen• Johann Michael v.Nippenburg. platten. Der · Dachboden er­ W ehrhaftigkeit, die allerdings renovierung im Jahr 1982 wurde Die Besucher betreten die streckt sich über zwei Geschosse. mit der Erfindung des Schwarz­ auf die alte farbliehe Aus~e­ Kirche durch dieses prächtige Zum obersten Geschoß führt pulvers an Bedeutung verlor. staltung verzichtet. Die Inschnft Hauptportal von Süden und eine alte, sehr einfache und rohe Wehrkirchen, -kapeilen oder über der Portalmitte erinnert an nicht, wie manchmal zu finden, Holzstiege. In diesem Bereich ni­ Wehrtürme waren, ehe Stein­ die bereits erwähnte Erweiterung von Westen her. Damit müssen steten schon öfters Turmfalken. häuser aufkamen, die einzigen unserer Kirche in der ersten sie nicht um die ganze Kirche Plätze im Ort, an denen sich aas Hälfte des 17. Jahrhunderts. Als herumgehen, wenn sie vom Dorf Volk vor räuberischem Gesindel Stifter sind 7 Personennamen her .Kommen. Das Türholz oder vor ernsthaften Bedro­ eingemeiselt. Die sicherlich wurde 1906 erneuert. Die hungen mit Hab und Gut flüch• honen Baukosten verteilten sich reliefartig gearbeiteten Kassetten ten konnte. Deshalb auch das dadurch. Die Herren von haben fein durchgeformte ~,weckmäßige "schmucklose" Sternenfels hatten die eine Ränder in W ellenform. Außere, im Gegensatz zu den Dorfhälfte von Schenk v. Der im Bereich des reicher verzierten Kirchen Winterstetten gekauft. 1618 starb Kirchenschiffes fensterlose hinter den Stadtmauern von z.B. mit Veit v. Sternenfels der 3. von Westgiebel sollte einst die Markgröningen oder Vaihingen. vier Brüdern, 1619 Johann finsteren Mächte fernhalten, die Im Vergleich zu der kunstvollen Adam, der 2.Bruder. Und so sind von Westen her übers unbe­ Südseite erscheint die dicke aufgeführt: Der älteste Bruder kannte Meer kamen. Für einen Nordwand unserer Kirche recht Jacob Christof und der jüngste Heuaufzug wurden später eine einfach. Einzige Zier ist ein Philipp Bernhard, dazu die große Luke und weitere Licht­ rundes Fenster in Höhe des beiden Neffen Johann Walter öffnungen im Dachgeschoß, eine "Krabbennestes". Ansonsten sind und J ohann Bernhard von runde auch für die Empore, die Fenster durchweg rechteckig. Sternenfels, Söhne des Johann ein~ebrochen. Auffällig ist die An der Gestaltung der Nordseite Adam. Die Nippenburger be­ kleme viereckige Nische auf der wurde wohl gespart. Dennoch ist saßen schon läng_er die 2.Dorf­ linken unteren Außenseite des sie im typischen Renaissancestil hälfte. In der maßgeblichen Zeit Giebels. Dieses Fensterehen i~t gehalten, vergleichbar mit dem regierten die betden Vettern im Innern der Kirche nicht zu Innenhof des Stuttgarter Alten Pliilipp Bernhard- und Christof sehen. Von der Höhe her könnte Schlosses. Die Türe des bestimmt es vom Emporenboden verdeckt alten gotischen Spitzbogen­ sein. Was hatte es wohl einst für portals wurde 1986 erneuert. Sie eine Bedeutung? Rätselhaft erscheint das ganz benutzte vor der Jahrhundert­ Komposition. Die Begrenzung nach Der geräumige Hopfen-, Hanf­ obere Westgiebelfenster. Es ist wende vor allem der Lehrer aus außen ist nicht eindeutig, sie ist durch und Fruchtboden wird heute erstaunlich, daß seine Form in dem Schulhaus vis a vis in der starke Schmuckformen aufgelöst. Damit nicht mehr genutzt. Er diente unserer Gegen4. absolut einmalig Eigenschaft als Kantor und soll der tiefgreifende Wandel des Welt­ früher als Speicher. Weil er in ist. Entfernte Ahnlichkeit, aller­ Mesner. bildes in der damaligen Zeit zum Aus­ einzelne Kammern eingeteilt ist, dings ohne die äußeren V erbrei­ Der Zugang zum gewölbten druck gebracht werden, verursacht durch konnte er an die hiesigen Bauern terungen, haben nur Schieß• Kirchenkeller mit seinen 10 die Reformation, durch wissenschaftli­ verpachtet werden. Zum Teil scharten an mittelalterlichen Stufen sieht wie nachträglich ~ l w H1·kcnntnisse und durch die Entdek­ noch gut erhalten ist der Befestigungsanlagen. Das Fenster angebaut aus, verdeckt er doch kun g<.ln der Seefahrer. 16 17 Teile des Fensters beim Aufgang Der Einsturz des Turmes im unten 99 cm Durchmesser und Glocken durch die Franzosen die zum "Krabbennest" und emen Jahre 1627 war ja der Anlaß für wiegt ca. 11 Zentner. Sie wurde 7-Fuß-Glocke (gilt für den tieferliegenden Lüftungsschacht. die Erweiterung unserer Kirche. von Heinrich Kurz 1957 in oberen Rand des Schlagrings) Während d~s 2. Weltkrieges Wir können davon ausgehen, daß Stuttgart gegossen. Sie trägt die ? - ~~ wurden zuweilen Gottesdienste die heutige Chorturmanlage den Inschrift: '']esus Christus gestern f!l: !"l~ ~ im Keller gefeiert. Bis heute wird größten m den Erweiterungsbau und heute und derselbe in er genutzt und ist an mehrere übernommenen Teil der Vor­ Ewigkeit". Auf der Vorderseite Familien verpachtet. gängerkirche darstellt. Turm und ist em kleines Gußrelief eines die Aus der Sakristeiwand ragt noch Chor sind erhöht worden, was Welt segnenden Christus eine Piscina aus der vor­ an einigen blinden Spitzbogen­ ,. an~ebracht. Die mittlere Glocke reformatorischen Zeit hervor. ausmauerungen an der Turm­ (H) mit 81 cm Durchmesser Das ist ein Steinbecken meist an innenwand erkennbar ist. Der wiegt gut sechs Zentner. Sie einer Chorwand (z.B. Nordwand Viereckschorturm mit Zeltdach wurde anno 1700 vom in der Frauenkirche) mit einem ist nicht unterkellert und ruht elsässischen J ohan Rosier Ablauf nach draußen. Normaler­ auf einem gewaltigen, massiven gegossen, der längere Zeit eine weise wurde es neben dem Altar SteinsockeL In Traufhöhe des Werkstatt in Rottenburg a.N. benutzt als Ausguß des vom Schiffes faßt ein 1. scharfkantiges betrieb und auch vom Elsaß aus Priester zum liturgischen W a­ Gesims Schiff, Treppen- und zu Preisen lieferte, die unter dem schen der Hände und der Chorturm zusammen. Die süddeutschen Glockengießerkar• heiligen Gefäße gebrauchten darauffolgenden drei Stockwerke tell lagen. Diese Glocke stand Wassers. Ein vernältnismäßig werden durch weitere auskra­ 1942 oereits vor dem Schmelz­ großes fast quadratisches Fenster gende Gesimse quer unter­ ofen, wurde jedoch wegen ihres dient zur überaus guten Belich­ schieden, womit ein Renaissance­ reichen Girlandenschmuckes ge­ tung des kleinen Sakristeiraumes. stilmerkmal sehr schön zum schont und kehrte nach dem 2. gegossen zur Ehre Gottes und Das niedere Gewölbe in der Ausdruck kommt, nämlich mehr Weltkrieg in den heil1).atlichen zum Gebrauch in der Kirche zu Sakristei ist ein massives Ton­ die Breite und weniger die Höhe Kirchturm zurück. Ubersetzt Unterriexingen" (Anno Christi nengewölbe. Es scheint wesent­ zu betonen~ - Die Senallöffnungen lautet eine lateinische Bänderin• MDCC {iiram post de lich älter zu . sein,. als das haben wiederum Renaissance­ schrift: "Im Jahre 1700 wurde populationem et quinque ~etzrip{>engewölbe .~es. C~ores. form, einige Fenster jedoch nach gräßlichen V erwüstun_gen campanarum spolium a gallis Eme wettere M~rkwurdtgk~tt der Spitzbogen und ihre Laibungs­ und dem Raub 13 von fünf passum 7 Jus est campana haec in Sakristei ist ein Fenster über dem profile werden aus der Zeit um Erdgeschoß, das von der Straße 1400 geschätzt. Viele solcher aus gut zu sehen ist und bei der Ostchortürme wurden im 13 Im landeskirchlichen Archiv unter A zosen zwischen 1688 und 1697 über Außenrenovierung verglast wur­ 13./14. Jahrhundert gebaut. 28, Bd.4890, 1 fmdet sich ein Brief vom unsere Gegend unsägliches Elend ge­ de. Dieses Fenster hat von innen Das untere farbige Ostfenster 5.6.1694, in dem die Gemeinde Herzog bracht hatte. Dabei stahl der Feind hier her keinen Zugang. mit Hohlkehle hat ein Maßwerk Eberhard Ludwig bittet, den Altar der die Glocken und auch die in Oberriexin­ Weiter fällt auf, daß Sakristei aus einem Wirbel von Frauenkirche an die "Papisten" verkau­ gen, Groß- und Kleinsachsenheim und und Turm miteinander einen Fischblasen und Dreipässen. fen zu dürfen. Das Geld wolle man Riet. Es ist zu vermuten, daß die herzog­ stumpfen Winkel bilden. Das ist Im Turm hängt ein gutes "wider zu einem Geleutt in die under liche Verwaltung den Altar anderweitig benfalls von der Straßenseite her melodisches Dreiergeläut. Pfarrkirchen anwenden". In einem Ant­ verscherbelt hat oder er aber durch am besten zu erkennen. Unsere große Glocke (Gts) hat wortschreiben wird der Verkauf unter­ Marodeure gestohlen oder sinnlos zer­ sagt, obwohl der 3 .Raubkrieg der Fran- stört worden ist. 18 19 . ·;;. . t)_/ __~) ~-s :.f~/ Jk""-'r-A; ( ...... V,}'" ,:;t 1 . -; ·t~ ' Y.}rf-7 <' ~,1 lf.-- ..,-:_y ..JJJv{.~:~- . .JA._ H~-(-'(\_ - r ')

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/ ~b-<'7~ honorem dei usumque ecclesiae Allentown und Wilhelm Bader Jahreszahl 1628 zu lesen. Kaum Ganz Unterriexingen (Federzeichnung um 1500). Bestand HSTA A 348/24. Bemerkenswert ist der Unterriexingensis). Die Vorder­ aus Chikago mit 3286 Mark. auffallend ist ein in die Außen• Kapellenturm mit einer Glocke in mittel­ seite zeigt em Kruzifix. Nach Vervollständigung unseres mauer eingelassener Stein, der alterlicher Zuckerhutform. Es gab unter­ schiedliche Dacheindeckungen aus Ziegel oder Unsere kleine Glocke (Cis) hat Geläuts anno 1958 hängte man das Lamm Gottes mit der Stroh. Beheimatet war noch der Storch. 73 cm Durchmesser, sie wiegt sie in den Turm der Kreuzesfahne, das Symbol für fast fünf Zentner und wurde w1e Frauenkirche als Totenglocke Christus, darstellt. Wir ver­ die große Glocke bei Fa. Kurz in um. Ihre Inschrift: "Rufe und eine muten, daß dies ein Schlußstein V DAS KIRCHEN- Stuttgart gegossen. Ihre Inschrift des Herrn Gemeinde". eines Chorgewölbes aus einem INNERE lautet: "Niemand hat größere Das mechanische Calwer Uhr· der Vorgängerbauten ist. Ein Liebe denn die, daß er sein Leben werk erhielt 1991 eine elek­ solches Christuszeichen wurde in läßt für seine Freunde. Zum tronische Funksteuerung. Seither der Regel im 13. und 14. Jahr­ Beim Blick in den Chor durch Gedächtnis der in den Weltkriegen kann man die Armbanduhr hundert verwendet; nur selten den Bogen, der in Turmbreite ge­ 1914/18 und 1939/45 Gefallenen wieder nach der Kirchturmuhr kommt es in späterer Zeit vor. halten 1st und über der Sockelzo­ von Unterriexingen". , Sie läutet stellen. Am Dachsims des Auf alle Fälle will uns dieses ne geschrägt gekehlt ist, fällt vor bei jedem G()ttesdienst zum Turmes ist mit bloßem Auge nur Relief an das Agnus Dei allem das schöne Farbfenster Vaterunser. Bis 1840 läutete nur schwer die Jahreszahl der erinnern, das der Welt Sünde ans von Wolf-Dieter Kohler (Stutt­ die Rosier-Glocke. Dann wurde Vollendung der Erweiterung Kreuz getragen hat und am gart) aus dem Jahr 1955 auf. Es ein zweite Glocke angeschafft, unserer Kirche zu lesen: 1629. ) Ostermorgen siegreich aufer­ steift die Leidensgeschichte und die aber bereits 1917 wieder Schwierig ist eine zeitliche standen ist. Ein Kreuz entdeckt Auferstehung Chnsti dar. Es ist abgegeben werden mußte und Zuordnung des "Junkerturms" l man passend dazu hoch oben auf das einzige Ostfenster des Kir­ eingeschmolzen wurde. Dafür mit seinem spitzigen Helmlein. cheninneren. Im Osten liegt J eru­ dem gaubenbesetzten groß• salem, von dort kommt das wurde 1922 von den Bochumer Die Fenster zeigen die flächigen Dach als Abschluß des Licht, von dort erwartete die Stahlwerken eine Ersatzglocke Wendeltreppensteigung an. Es Westgiebels. Wir schauen auf ein Gemeinde die Wiederkunft ihres aus Gußstahl gekauft. Diesen war dies der Aufgang zum gotisches Kleeblattkreuz des Herrn. Kauf unterstützten die Aus­ ehemaligen Grafenstuhl auf der 13.Jahrhunderts. Seine Dreipässe Wir sehen unten: Abendmahl wanderer Friederike Buehler aus Empore. Am Türsturz ist die symbolisieren die Dreieinigkeit. und Ölbergszene. In der Mitte:

20 21 Pilatus und Kreuzigung. Oben: Messing zur Verwendung. patrons? Die beiden mittleren malige Konservator der Kunst­ Engel am Grab und Begegnung Schlichte hölzerne Kerzen- Schlußsteine weisen eine und Altersdenkmale zeigte Christi mit Maria Magdalena. leuchter stehen sonst das Jahr Bemalung auf. Sie zeigen die jedoch kein Interesse am Er­ Vor 1955 war im geraden über auf dem Altar. Wappen der Familien von halt15. Stattdessen wurden 1955 Fensterteil eine rechteckige grau­ Beim Abendmahl verwenden Sternenfels und von Nippenburg, bei der Renovierung der Kirche braune Bleiverglasung (80 mm x wir eine Hostienbüchse von die wie oben erwähnt, dte die beiden Schmuckinschriften 115 mm) eingebaut, darüber die 1680. Sie trägt auf dem Deckel Bauherren für die Erweiterung im Chor freigelegt. Im Au~st üblichen Runagläser. das Allianzwappen, wie man es waren. Der unechte Dreiseiten­ 1685 ließ Philipp Jakob Mtller Ehemals ist der Altar aus auch an der Brüstung des schluß des Chores verweist nach über der Türe zur Sakristei eine Platzgründen für die Abend­ Grafenstuhls sehen kann. Der M.Otto auf eine schon barock Inschrift anbringen "aus be­ mahlsgemeinde im heutigen Be­ Abendmahlskelch ist von 1873 anmutende "Theatralik". sonderer christlicher Zuneigung reich des Taufsteins errichtet und die dazugehörige Kanne von Durch die kleine Südpforte gegenüber diesem Gotteshaus". worden, wo auch noch eine 1880. Beides sind Geschenke der sowie durch die Emporentüre Miller muß 20 Jahre 14 Schlauchöffnung in den Keller gräflichen Familie an unsere wurde einst der Kontakt württembergischer Amtmann in existierte. Der Altar steht seit Kirchengemeinde. zwischen Pfarrer und der nicht Unterriexingen gewesen sein, 1906 im Chor, zunächst versehen Die Kanzel- und Altartücher immer aufmerksamen Läutebu• bevor er spätestens 1681 zur benrotte gehalten. Sie umfaßte 1 mit einem anno 1900 gekauften (Paramente) stammen aus ehrenvollen Stelle16 des Obervo~s schwarzen Kruzifix. Das jetzige neuerer Zeit und sind verhältnis• Melder sowie pro Glocke 2 von Bietigheim aufgestiegen 1st wurde erst später gesetzt. Es wird mäßig modern gestaltet. Die Zieher. Jeder erhielt für einen und diese Stelle acht Jahre lang einem unbekannten ober­ alten Altartücher, sofern sie noch Sonntagsdienst 50 Pfennig (in der innehatte. Anscheinend bekleide­ schwäbischen Meister des 17. vorhanden sind, finden keine Nachkriegszeit). te er nebenbei sein Amt im Dorf Jahrhunderts zugeschrieben. Verwendun~ mehr. Im Schrank An den Wänden des Chores weiter. Durch se.~ne lange Täti{?• Unter der Altarplatte befinden der Sakristei befindet sich neben befinden sich zwei Gedenktafeln keit hier, durch Ubernalime eim­ sich Dokumente vom Jahr 1906. einer Kirchenfahne auch ein mit den Namen der in den ger T aufr.atenschaften, z.B. bei Auf der Rückseite hat sich der Chorhemd. Zuweilen ist es beiden Weltkriegen und an deren den F amtlien Schilling und He­ mit dem Umbau beauftragte üblich, daß evangelische Folgen ums Leben gekommenen ber, und nicht zuletzt durch die Architekt mit B.T. - Bruno Taut Geistliche bei der Sakraments­ Gemeindeglieder. Die Tafel für Taufe seiner ältesten Tochter (1880-1938)- verewigt. verwaltung (Taufe und die Gefallenen des I. Weltkrieges Rosine anno 1680 hier am Ort, Die prächtige Altarbibel haben Abendmalil) ein solches Hemd wurde vom Enzweihinger Bild­ hatte Miller eine starke Bindung die Leser der "Heimatklänge aus über dem schwarzen Talar hauer von Au gefertigt und von und Anhänglichkeit zu unserer der Evangelischen Kirchenge­ tragen. In U nterriexingen hat Graf Leutrum ~estiftet. Die Kirche, weshalb er folgende meinde U nterriexingen" zu dies allerdings keine Tradition, Gedenktafel für dte Toten und Inschrift stiftete: Beginn unseres Jahrhunderts auf wird derzeit aber gepflegt. Vermißten des II. Weltkrieges den Altar gespendet. Interessant sind dte vier Schluß• wurde 1955 links vom Altar Deine Auferstehung, Herrn, An oesonderen Festta{?en steine des Chorgewölbes an den angebracht. Leider finden diese machet, daß ich nimmermehr kommen zwei mehrarmige retch Kreuzun!!:en der N etzriooen. die stemernen Mahner heutzutage werd im Grabe bleiben liegen, son- verzierte Kerzenleuchter aus ohne K~nsolen aus d~; Wand kaum mehr Beachtung. wachsen. Der westlichste und der Unter dem Wandanstrich über der Sakristeitüre wurden 1896 östlichste Schlußstein sind 15 14 Der dazugehörige eichene Bodenver­ deutliche Reste eines Aufer­ Pfarrer Gastpar in der Ortschronik übertüncht. Steckt darunter 16 schlu ß wird in unserem Pfarramtsarchiv vielleicht ein Bild des Kirchen- stehungsbildes entdeckt. Der da- W.Pfeilsticker, Württ.Dienerbuch aufbewahrt. §2201 22 23 dern mich gehn Himmel fliegen. Sozusagen als symmetrisches Der Spruch "Kommet her zu In der Sakristei befindet s~ch der Ewiglich zu dienen dier auch zu Schmuckblatt (aber etwas klei­ mir die ihr mühselig und beladen Schaltschrank für die Turmuhr, preisen mit Begier, Deinen Namen ner) ist an der gegenüber• seid" über dem Chorbogen die Glocken, die Heizung und mit den Frommen, so durch dich liegenden Chorwand ein Spruch wurde erstmals 1906 angebracht die Beleuchtung. Auf dem Tisch in Himmel kommen. aus Leipzig (1638) wieaerge­ zusammen mit einer in der Sakristei steht z.Zt. das Auf christliche Affektion gegen geben, aen später Graf von Christusfigur. Bei der letzten Altarkreuz, welches zu Beginn diesem Gotteshaus beygesetzt von Zinzendorf in sein gleichnamiges großen Renovierung wurde der unseres Jahrhunderts noch den Phitipp Jakob Millern, ietzmaliger Lied als 1. Vers übernommen Schriftstil gotisierend verändert. Altar zierte. Ein weiteres kleines Fürst!: Württemberg. Vogten in hat: "Christi Blut und An verschiedenen Stellen in der Standkreuz gehört zu einem Bietigheim und 20-jährigem Gerechtigkeit ... ". Der Stifter war Kirche untersuchte Restaurator schlichten Etui mit Geräten für A mbtmann zu Underriexingen. nicht weniger bedeutend als Mil­ Malek aus Abstatt, ob sich alte ein Kranken- bzw. Hausabend­ Den 5. Aug. Anno 1685 ler. Er hteß Jakob Christoph Originalbemalungen erhalten mahL Der kleine Kelch dazu ist Schuhmayer. Zwischen 1681 und haben. Tatsächlich fand er von 1863. Weshalb der Text so auf den 1692 wurden ihm hier von seiner verschiedene Farbfassungen von Tod abgestimmt ist, kann nicht Frau Christina Katherina 4 Wänden, Decken und Aus­ Im Kirchenschiff fallen drei ohne weiteres gesagt werden. In Kinder geboren. In der gleichen stattungsstücken aus den Dinge besonders auf: der unseren Kirchenbüchern wurde Zeit übernahmen beide mehr als vergangeneo Jahrhunderten vor. Taufstein, die Kanzel und der im maßgeblichen Zeitraum kein 10 Taufpatenschaften am Ort. GrafenstuhL Todesfall in der engeren Familie Zunächst wird Schuhmayer registriert. Wann Miller selbst Gerichtsschreiber allhier, später Der massive Taufstein stammt gestorben ist, geht aus unseren auch Schultheiß von Oberrie­ aus der Barockzeit, ist stilistisch Unterlagen auch nicht hervor. xingen genannt. Er war in -aber der Renaissancezeit ange­ Auf jeden Fall nahm er noch U nterriexingen der Kellereiver­ glichen. Er stellt eine schön 1708 in Wangen bei Stuttgart an walter, also ein Rentbeamter, der verzierte Steinmetzarbeit dar und der Hochzelt seiner Tochter die Gefälle an Wein, Frucht usw. trägt oben auf der Steinplatte die Barbara teil. für die Ortsherrschaft zu erheben Jahreszahl 1720. Das Tauf­ und zu verrechnen hatte. geschirr erhielt die Kir­ chengemeinde im Jahre 1905 als Geschenk anläßlich der Silberhochzeit von Graf Gerhard Leutrum von Ertingen und seiner Gemahlin J ohanna, geb. F rciin von Pückler. Das erste Kind, das mit diesem silbernen Links neben der Emporentüre in Taufgeschirr getauft wurde, war Chorbogennähe kam z.B. als Pauline Zibold, Tochter des unterste Schicht aus der Zeit um Wilhelm Zibold. 1680 ein Wandbildteil zum Der Standort der Kanzel in der Vorschein mit feiner Blumen­ Mitte der Nordwand findet sich rankenornamentik in englischrat nur selten in württembergischen und ocker. Kirchen. Scherzhaft war schon

24 25 mal zu hören: "In Unter­ Bibelspruch zu sehen. Links Dienst des Barons von Leutrum erstmals 1898. Der Platz des riexingen predigt der Pfarrer zur davon sehen wir ein Medaillon und war der Großvater des Ofens befand sich zuletzt gleich . Tür hinaus"f Die große mit einer F raueng_estalt, die den späteren Ortspfarrers Karl rechts neben der Eingangstüre, Entfernung von Kanzel und Glauben ~at. fidesJ darstellt. Die Ludwig Reyscher (1770 bis 1837) also gegenüber dem Emporen­ Altar wurde oftmals als liturgisch Frau sitzt unter einem Baum und sowie der Urgroßvater unseres aufgang. Man sieht noch schwierig bezeichnet. Daran hat im Wolkenkranz sind die einzigen Ehrenbürgers (1842), deutlich, daß die beiden letzten auch die Innenrenovierung von hebräischen Buchstaben des dem Rechtsgelehrten und Bänke nachträglich t;efertigt und 1986 nichts geändert. Die Namens unseres Gottes zu lesen. Politiker August Ludwig nach Einbau der Hetzung an der schmale steinerne Kanzel dürfte Dazu noch die Worte "sola fides" Reyscher. Ihm starben 1735 und Stelle des Ofens aufgestellt wohl auch aus der Vor­ - allein der Glaube - einer der 1746 zwei Kinder, Johann wurden. Bei der Außenreno• gänger~irch~ üb~:nomme_n w~.r­ wichtigsten reformatorischen F riedrich und Ernestine vierung 1982 wurde der bis dahin den sem, s1e ware som1t spat­ Grundsätze. Rechts neben dem Friederike. Die Grafenloge selbst auf dem Kirchendach sichtbare gotisch. Der ehemalige hölzerne Allianzwappen ist Daniel in der hat noch schöne alte Lederstühle Kamin entfernt. Ein Stück davon Schalldeckel ist leider nicht mehr Löwengrube dargestellt mit der mit hohen Lehnen. Auf den mit Türle existiert noch unter erhalten. Umschrift "Si deus nobiscum quis Mittelrippen eine Edelfrau oder der Dachschräge. Das Brüstungsbild des contra nos" - ist Gott für uns, wer einen geharnischten Ritter. Grafenstuhls weist noch auf die mag wider uns sein. Den beiden Vermutlich stammen sie aus der ehemaligen Stifter hin. Unklar runden Medaillons sind Zeit der Neugotik am Ende des ist, an welcher Stelle sich dieses Bibelsprüche beigefügt und die vergangeneu Jahrhunderts. Werk befand als die gräfliche drei Felder werderi durch Auf der Rückseite des Loge noch auf der Empore war. - Engelsdarstellungen geteilt. Grafenstuhls hängt an der Wand das gräflich-leutrumsehe Fami­ lienwappen mit dem Wahl­ 17 spruch "Halt hart an mir" • Es wurde 1906 von Franz Mutzen­ bacher aus Stuttgart geschnitzt und war Bestanoteil des Bal­ dachins, der nach der Renovie­ rung von 1906 bis 1955 das Gestühl überspannte. Mittlerweile haben wir in der Kirche eine elektrische Bank­ heizung. Vorher wurde die Kirche mit einem Ofen geheizt,

7 Ein besonderes Kleinod unserer Auf dem Mittelfeld ist das Die beiden Gedenktafeln im ; Nach Prof.Dr.O.Schanzenbacher : Kirche: Das einzig erhaltene Allianzwappen des Joh. Phili_pp Grafenstuhl stammen von "Halt hart an mir" Banktürle. Es erinnert an die von Sperberseck und der Regma Johann Martin Reyscher. Er Einst rief es zu des Hauses Ahn Zeit, als eine Verpachtung der Katharina von Sternenfels mit stand seit 1726 als der Männerschar im Streite. Kirchenbänke noch eine gute der Jahreszahl 1685 und einem edelmännischer Amtmann im Das Wort sie mußten lassenstahn Einnahmequelle für die als seines Stamms Geleite. 26 27 Gemeinde war. Das vorhandene für sie und eine würdige Stätte Wahrheit und Unsterblichkeit 7. Jakobus d.Ä. war ein Bruder Türle trägt die Jahreszahl 1784 zur Verkündigung des Wortes." unseres Herrn. Die 3 erhobenen von Johannes. Er starb 44 als und den Namen Anna Maria Die Emporebrüstung wird ge­ Finger symbolisieren die Dreiei­ erster aller Jünger in Jerusalem Rugertin. Ein heute noch in schmückt von einer recht naiv nigKeit. durchs Schwert. Vermutlich im Unterriexingen vorkommender gemalten Apostelreihe ohne be­ 2. Petrus mit den 2 Schlüsseln 7 .Jahrhundert kamen seine Ge­ Familienname: Rugart. 1906 sonderen Kunstwert. Zeitliche erhielt nach Matth.16 die Binde­ beine ins spanische Santiago di wurde die Platzverpachtung18 Einordnung: Nach der Erweite­ und Lösegewalt von Jesu über• Compostela. Der Pilgerstab weist aufgehoben. rung um 1680. Bei einer Jahres­ tragen. Er hat Macht, uns die auf die weltberühmte Wallfahrt Im Zusammenhang mit dem zahl 1775 auf einer der Bilder­ Himmelspforte zu öffnen. Das "zum wahren Jakob" Gakobs­ Austausch der Orgel im Chor rückseiten dürfte es sich um ein Rot seines Mantels drückt die Pilgermuschel, J akobskirchen, wurde 1896 ein Teil der Empore Handwerkerzeichen anläßlich Liebe zu J esu und der Heiligen Jakobswege) an diesem Ort hin. abgebrochen, so daß das restliche einer Renovierung oder um eine Schrift aus, die er in Händen 8. Jakobus der Jüngere ist ein Eckstück, das "Krabbennest" Kratzarbeit Jugendlicher han­ hält. Sohn des Alphäus. D1e Keule in (nach Wilhelm Busch), mit einer deln, denn für diese Zeit sind sie 3. Daneben ist sein Bruder An­ seiner Hand wird gedeutet als steilen Treppe begehbar gemacht nicht kunstvoll genug ausgeführt. dreas abgebildet. Er starb anno Zeichen des Martertods durch werden mußte. Von den 14 erwählten Jüngern 60 in Patras an einem Kreuz mit Heiden. Er darf nicht verwech­ Die spätere Versetzung der Jesu sind 10 abgebildet. Als Zei­ schräggestellten Balken. Das selt werden mit dem Schreiber Orgel aus dem Chor auf die chen der Vollendung haben sie Buch in seiner Hand versinnbild­ des J akobusbriefes, der ein Bru­ Westempore bedeutete aber goldene "Scheiben" (Nimben licht seinen Anteil am Evangeli­ der (Vetter?) von J esus war. auch, daß Ersatzplätze für die oder Heiligenscheine) um den um. 9. Matthäus war einst Zollein­ Bänke auf der Empore geschaffen Kopf. Es fehlen Judas Ischariot, 4. Das dem Chorbogen nächst• nehmer in Kapernaum. Das latz­ werden mußten. Architekt Taut PhilipJ?US aus Bethsaida, dem stehende Apostelbild zeigt den artige Stoffstück, das den Fal­ aus Stuttgart erhielt hierzu und man em apogryphes Evangelium hochgebildeten Paulus. Buch tenwurf der Kleidung verdeckt; zu weiteren Arbeiten den zuschreibt, Thaddäus sowie und Feder bezeugen seine her­ scheint ein Beutel zu sein, der an Auftrag. Nach Neujahr 1906 Bartholomäus, dem man in Ar­ vorragende literarische Arbeit den ehemaligen Beruf erinnert. übersandte Taut dem damaligen menien· im Tode die Haut vom am Neuen Testament. Er wurde Der Hellebardenstiel war ein oft Ortspfarrer Gastpar einen Leib zog. Die Namen der Apo­ 67 in Rom enthauptet. benutztes Marterwerkzeug. Vorschlag zur Umstuhlung. stel standen nachweislich 19 mit 5. Der Lieblmgsjünger Jesu 10. Sirnon Zelotes starb am Diesem legte er auch eine farbige auf den Bildtafeln, wurden aber war J ohannes. Der Becher deutet 1.7.47. Die Säge versinnbildlicht Skizze bei. Der· Pfarrer war im Lauf der Zeit übermalt. auf das dem Evangelist zugedach­ auch in diesem Fall den Marter­ hellauf begeistert: "... das ist Erkennbar sind: te Gift hin, das ihm aber nicht tod. schön und innig. Das wird ein 1. Der Salvator Mundi. Jesus schadete. Er starb hochbetagt um 11. Matthias, der von den Jün• Kirchlein, einfach, schlicht, mit Segensgeste hat die W eltku­ 100 in Ephesus, nachdem er ent­ gern durchs Los erwählte Er­ farbenfroh, ein Raum, in dem gel in der Hand. Ein Ring mit scheidend mitgeholfen hatte, das satzmann fpr Judas, wirkte vor meine Bauern nicht fremd Kreuzeszeichen umspannt den Heidentum (aie Schlange) zu allem in Athiopien. Er wurde überwinden. Pnth<111ntPt n.-,c l-J_,nl...Prchp;) "''"~ angemutet werden, heimatlich Globus. Die Welt ist fest in Got­ ...... ,..."...... ,....,_~""'-'""• .._,«

30 31 Übrigens sind die unter dem Krabbennest und von der Orgel­ VI DAS LEBEN IN DER empore entfernten Bänke heute GEMEINDE in der Frauenkirche eingebaut. Zum Schluß unserer Beschrei­ bungen möchten wir noch den Zum Abschluß möchten wir Blick auf die vier schönen Säulen einige Ereignisse rund um unsere aus Holz, hervorragende Beispie­ Kirche schlaglichtartig darstellen: le alter Drechselkunst, lenKen. Sie tun noch heute ihren Dienst, 1441/42 Nach der friedlichen wie schon seit mehr als 3 Jahr­ Landteilung Württembergs zwi­ hunderten. Ihre Höhe beträgt schen den Brüdern Graf Ludwig 2,60 - 2,65 m. An der stärksten I. und Graf Ulrich V. war das Stelle haben sie einen Durchmes­ Geld im Hause Ludwig rar, so ser zwischen 26 und 30 cm. daß 22 Städtlein und Dörfer, Früher waren an ihnen noch darunter auch die Kirche zu lJn­ schmiedeisene Kerzenleuchter terriexingen verpfändet waren °. angebracht. Säulen, ob aus Stein oder Holz, sind von jeher.. vor­ 1444 Der in U nterriexingen nehme Architekturglieder. Uber­ namentlich früheste bekannte all, so auch in unserer Kirche, Pfarrer Oehler sammelt milde vermitteln gerade die runden Gaben fürs Spital Markgrönin- Säulen eine besondere Würde gen 21 . und zeugen auch von einer ge­ wissen Wohlhabenheit. 8-eck1ge 1628 Die Pfarrleute beklagen Steinfüße bilden das Fundament sich, daß sie soweit ab vom der Säulen, die durch Rillen, Dorfkern lägen und in einem Wülste und Kehlen eine mehrfa­ Notfall sie niemand hören kön• che Gliederung erhalten. Sie ne. wurden in einer uns nicht be­ kannten Werkstatt auf einer rie­ 1693 Der Pfarrer predigt 1 sengroßen Drehbank bearbeitet. mal jährlich an Ostern in der Solche Säulen finden wir in unse­ F rauenkirche. rer Gegend öfters, z.B. im Raum Oberstenfeld, außer in Kirchen 1715 Erneut beklagt22 sich ebenso in Gasthäusern, in Müh­ bitterlich der 2:emeinschafdiche ien und in herrschaftlichen Pfarrer Autenrfeth bei Herzog Wohnsitzen. (Zeichnung koloriert von Gottlieb Mayer) Das Bild zeigt die Innengestaltung unserer Kirche nach der Renovierung anno 1906 20 W.Feil, S.39 durch Architekt Taut. Bemerkenswert ist 2 1 H.Römer, Markgröningen Bd.I S.l48 die noch vollständige gräfliche Loge. 22 HST A A 206 Bü.2131 33 32 Eberh.Ludwig, daß die Gemein­ Fruchtböden unterm Kirchen­ 1900 Um 24 Uhr volles Ge­ Die Aufgaben des de ihm den zustehenden Zehnten dach. Sie seien zernagt und müß• läut zur J ahrhundertwende. Er­ Kirchenkonvents gingen all­ unrichtig und unvollständig ab­ ten dringend repariert werden. ster Mesner Geiger. mählich auf die 1887 einge­ liefert. "Wegen Schmählerung führten Kirchengemeinderäte der Besoldung könne der Pfarrer 1796 Pfarrer Reyscher wird 1910 Ein kirchlicher Män- über. 1891 wurden Clie Kirchen­ nicht subsistieren". von französischen Soldaten mit nerchor entsteht. konvente endgültig aufgehoben. dem Säbel am Hals bedroht, um Der KirchenKonvent über• 1716 Der Pfarrer von damit Lebensmittel, Geld, Wä• 1946 Katholische Gottes­ wachte also das Leben aller Dorf­ Schluchtern hält einen calvinisti­ sche und Schuhe zu erpressen. dienste alle 14 Tage in unserer bewohner und erstickte Ansätze, schen Gottesdienst im sonst Das Heer lagert bei Großsach• Kirche bis in die frühen 70er die nicht kirchlichen Maßstäben streng lutherischen bzw:. pietisti­ senheim. Jahre. an Moral und Sittlichkeit ent­ schen U nterriexingen. Uber die sprachen. Bekannt sind u.a.: Gründe wissen wir nichts. 1806 Pfarrfrau Reyscher 1978 Das neue Pfarr- und - Verweis wegen Erdbeer­ Nachweislich gab es hier jedoch spinnt für die Aussteuer ihrer Gemeindehaus wird fertigge­ pflückens am Sonntag während mindestens 1 ortsansäßige Person Töchter Hanf und Flachs vom stellt. Zur Finanzierung wurCle Cles Mittagsgottesdienstes. calvinistischen Glaubens, näm• Ort. Konfirmation der 14- das alte Pfarrhaus von 1747 ne­ Verweis an Müller Bäcker lich Katharina Elisabeth Gervini, jährigen. ben der Kirche samt Pfarrgarten wegen Mehlmahlens während die Kammermagd der Familie des an Familie Vogelgsang verkauft. des Hauptgottesdienstes. Barons von Pölnitz. 1810 Heiligabend mit Lich- Rüge wegen gewaltsamem terbaum. 1982/86 Außen- und Innenre- Drücken der Ledigen auf der 1738 Nach den Kompetenz­ Vom alten Glauben werden noch novierung der Kirche. Empore. büchern hat unser Pfarrer ein praktiziert: 6h Morgenglocke, - Rüge wegen beharrlichem Jahreseinkommen von 232 fl. llh Mittagsglocke, 15h Vesper­ Eine wichtige Einrichtung in der Nichtbesuch der Gottesdienste. glocke (an Clie Sterbestunde Chri­ Gemeinde war in früheren Tagen - Kleine Geldstrafe wegen 1739 Wie schon 1465 wird sti erinnernd), Abendglocke nach der Kirchenkonvent. 1644 Schlägerei am Erscheinungsfest. erneut festgelegt wie die Kollatur Sonnenuntergang. erging der Erlaß, daß ein solches - Vier Stunden Arrest wegen nach württembergischen und Gremium eingerichtet werden Fluchensauf freiem Feld. reichsritterschaftliclien Teilen 1820 Pfarrer K.L.Reyscher solle. Es hatte auf Grund der - Anprangern von Feiertags­ gemischt, ausgeübt wird. Dies führt eine Separatistensekte entsprechenden Gesetze Sorge entheiligungen durch Kegelspiel, verliert erst 1919 seine Geltung. durch sein würdtges Auftreten dafür zu tragen, daß eine Karten- unCl Würfelspiel, Tanz der Kirche zurück. Besserung der Moral in der sowohl im Wirtshaus wie 1763 Die Glocken werden Gemeinde erreicht wird. Den daheim. Geahndet wurde auch abgehängt und ein neuer Glok­ 1895 Pfarrer Gastpar hält 215 Vorsitz hatte der Ortspfarrer Viehhüten oder Geigespielen am 23 kenstuhf aufgerichtet • Predigten. inne. Der Schultheiß unCl/ oder ~pnntagvormittag, genauso wie der Vogt waren zusammen mit Uppigk.eit bei Hochzeiten oder 1764 Es ist der Heiligenrech­ dem Heiligenpfleger Mitglieder Taufen. nung ein Vermerk beigelegt über 1899 Die Kirchengemeinden von Amts wegen. Dazu kam - Als schädlich und gefährlich den schlechten Zustand der Sachsenheim und Unterriexingen noch eine entsprechende Anzahl wurde Schleifen und Schlitten­ verhandeln über die gemeinsame von Beisitzern. Der Pfarrer oder fahren bezeichnet. Anstellung einer Diak.onisse. der Schulmeister führten - Ledige schwangere Mädchen Protokoll. wurden peinlich examiniert. 23 Visitationsakten HSTA A 281 Bü.892 34 35 Vor dem Kirchenkonvent ein Paar schwarze Hosen von Schultheißen sagen lassen, er sei VII UNSERE PFARRER konnte man aber auch seine ihrem verstorbenen Ehemann nicht daheim, s1e wüßten nicht, (Einsetzungsjahr) ohne Vi­ Rechte einklagen. Davon zeugt auf die Hand gegeben; welches er wo er wäre und wann er kare und Pfarrverweser: folgendes Beispiel: von ihr willig auf die Ehe heimkomme. "Actum UnterRiexingen, den angenommen, in Gegenwart Bei diesen Umständen, da sie 24. September 1767: Sophia Jacob G., Krämers von den gütlichen Weg nun genug Charlotta, weiland Georg Leonbronn, der Kuppler in gegangen, so könne sie nicht Melchior S., Krämer dahier, dieser Sache gewesen. anClerst, als diese Leute ihren Werner Weishaar, gest. 1557 nachgelassene Witwe, gibt an, sie Nun aber wollen die Seinigen Vorgesetzten anzeigen und weil PfarrerEble 1539 habe sich vor drei Wochen diesen Verspruch wieCler sie diesen Ehehandel nicht Martin Eberbach bis 1603 ehelich versprochen mit Michael rückgängig machen, vor- eigenmächtig aufheben noch mit Leonhard Seiz 1603 C., gewesener Bürger und Bauer wendend, der Michael C. dieser Beschimpfung zufrieden Noah S.Eninger 1635 zu Leonbronn, Witwer. Dieser brauche kein Weib mehr. sein könnte, um billige Wolfgang Lang 1640 aber erst vor zehn Tagen von Weil er sich nach dem Satisfaction ( = Genugtuung) ohann Friedr.Sturm 1667 Leonbronn auf Frauenzimmern Verspruch nimmer bei ihr sehen gehorsamst bitten." ohann David Flattich 1683 in seinen Geburtsort, zu seiner lassen, so habe sie sich Eine Entscheidung wurde an lriedr.Schönwalther 1694 Schwester gezogen nachdem er vorgenommen, nach ihm zu diesem Tag nicht getroffen, Thomas Autenieth 1706 vorher das Seimge verkauft und sehen und das weitere wegen der vielmehr wurde der "Eliehandel" Christ.Friedr.Flattich 1725 daraus 300 fl. ( = Gulden) bares Hochzeit mit ihm zu verabreden. vertagt bis auch der "Vermeinte" J ohann Ludw!g Ade 1738 Geld vor sich gezogen. Allein nachdem sie auf verhört sein wird. Christoph T .SChickard 17 49 Der Verspruch sei geschehen Frauenzimmern zu den Seinigen Allerdings lesen wir im Wilhelm U.Schmidt 1759 mit Einwilligung ihres Vaters, in das Haus gekommen, wo er Protokoll der nächsten fünf Jahre Ludwig Andr.Kazner 1785 Martin K., Bürger und sich jetzo auflialte, so haben ihn davon nichts mehr. Was wohl Karl Ludwig Reyscher 1795 W ein~ärtner in Freudental und seine Schwester und Schwager, aus diesem "Eheverspruch" Karl L.R.Faber 1838 auf Se1ten des Witwers habe auch der Michel H., verleugnet und geworden ist? Wilhelm Ergenzinger 1856 der . Schwager desselben, Michel zur Antwort gegeben: Der Wilhelm Karl Keppler 1865 H., Weingärtner in Frauen­ Michael C. sei schon alt, brauche Gustav Chr. Gussmann1870 zimmern, und seine leibliche kein Weib mehr; sie wollen's NACHWORT Wilhelm F .Steinmayer 1873 Schwester, die dieser Michel H. nicht haben; sie werde lang Kornelius A.Josenhans 1881 zum Weib habe,- das Jawort warten müssen, bis sie ihn Unsere altehrwürdige Dorfkir­ Wilhelm Luz 1890 darzu gegeben; auch ihm im bekomme. che, das ist eine Einladung für Karl Gastpar 1894 Versprechen geraten, ihr Starcks Auf dieses sei sie erst dieser Tage jeden Einzelnen von uns, inne zu F erdinand Leitze 1909 Gebetbuch (Anmerkung: es noch einmal auf Frauenzimmern halten, still zu werden, nachzu­ Karl Bettler 1925 handelt sich um ein beliebtes und und weil sie von den Seinigen denken, zu loben und zu danken; Alfons Schosser 1932 weit verbreitetes evangelisches keine besserer Antwort erhalten eine Einladung, vor Gott auszu­ Berthold Kayser 1939 Andachtsbuch) auf die Ehe zu als das vorigemal, sei sie in des breiten was ungelöst ist, was uns Otto Hahn 1951 geben, welches er auch getan. Sie Schultheißen Haus geloffen und bedrückt bis hm zu den Fragen, W erner Schindelin 19 58 aber habe ihm in aclit T a~en habe da gebeten, er möchte den die wir nur in der Zwiesprache Manfred Bauer 1973 darauf zu Leonbronn eme Michael . C. kommen lassen, mit ihm auszusprechen wagen. Martin Rose 199 3 silberne Hemmetschnalle, ein damit sie wüßte, was er vorhätte. Paar silberne Schuhschnallen und Allein die Seinigen haben dem

36 37 VIII SCHRIFTTUM UND H.Römer Mark~röningen im Rahmen der QUELLEN Landesgeschichte , l.und 2.Bd, 1933 K.Bachteler "Geschichte der Stadt Groß• T.Schwarz "Die Chorturmkirchen im Kreis sachsenheim", 1962 Ludwigsburg", Bd.2 M.Böhringer "Kirchenbauten als Stiftungen A.Seeliger-Zeiss "Inschriften des Landkreises von Adelsgeschlechtern", Ludwigsburg Ludwigsburg", Wiesbaden 1986 1987 E.Sieb "Unterriexingen in alten Bildern", Wilh.Feil "Geschichte der Oberamtsstadt Horb 1989 Vaihingen", 1972 Chr.Sig_el "Kirchenstellen und Geistliche", F.v.Gaisberg "Schöckingen", 1983 19.Bana, 4.Abt., Ziff.1209, Gebersheim

Hauptstaatsarchiv Stutt~art, verschiedene M.Speidel ..,Die Ev.Kirche in Unterriexin­ Urkunden, Briefe und Bifcler gen, Renovierung 1906", T echn.Hochschule 1\.achen, 1994 Heimatklänge Unterriexingen, 1912 Staatliche Archivverwaltung "Das Land H.B.Heß "Unterriexingen", Markgröningen Bd.Württ.", Stuttgart 1974 1993 Zabergäuverein "Die Sachsenheimer Ge­ "Hie gut Württemberg", Ludwi~burg, gend", 1912 versch.Aufsätze von T.Sdmlz 1993, M.Otto 1981, F.Wiedermann 1969, W.Müller u.a. E.Hofele "Diözesanarchiv von Schwaben", Stuttgart 1885 IX BILDERNACHWEIS G. Hoffmann "Kirchenheilige", Stuttgart 1932 (Alle Rechte vorbehalten) Kirchenbücher Unterriexingen, Pfarramts­ archiv Unterriexingen Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Bietigheimer Zeitung 5.2 Ausgabe 4/1992 H .Goldschmidt 5.1,19,24 und 27 Archiv der Evang.Landeskirche beim OKR Stuttgart Hauptstaatsarchiv 5tgt. 5.8 und 20/21 Gerhard Graf Leutrum ~.Ertingen "Die H.Keck S.15 und 26 Gräflich Leutrumsehe · Frauenkirche zu Unterriexingen", Stuttgart 1891 N.Malek 5.25 Ludwigsburger Geschichtsblätter 1900 - E.Rose 5.40 1994 W.Weber 5.9,17,32 und 39 Chr.Mahrenholz "Glockenkunde", Kassel 1948 BILDER: OA Beschreibung Vaihingen 1856, Nach­ Vorderseite: Blick von Osten auf unsere Dorfkirche . druck 1974 Dankenswerte Hilfe erhielten die Innenseiten: Vorn: Blick von der Orgelempore in den Innenraum. Hinten: Gewölbeschlußstein einer Vorgängerkapelle. Ortschronik Unterriexingen ab 1897 be­ Verfasser von Frau Hilde Fendrich, gonnen von Pfr.Gastpar und Bürgermeister Büffelhörnerwappen der Herren von Sachsenheim. Weber, Pfarramtsardiiv Unterriexrngen Markgröningen, und Herrn Markus Rückseite: Ausschnitt aus dem Chorfenster. Ölbergszene. A.L.Reyscher "Erinnerungen", Tübingen Otto, Bissingen. Jesus betet zum Vater, während die Jünger schlafen. 1884 38