Nr. 2 | Brückengeneration 5 | August·September 2017 | Euro 5,50 Österreichische Post AG PZ16Z040851P Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 6 – Unterabteilung Kunst und Kultur Burggasse 8, 9021 Klagenfurt

MUSENTEMPEL MUSEUM mit dem BRÜCKE-Kulturkalender www.bruecke.ktn.gv.at FETT.FLECK ein.wort.zuvor

Liebe BRÜCKE-Leserinnen und Leser!

Der „Musentempel Museum“ ist jener Stoff, über den sich der aktuelle Brückenbogen spannt. Vom Nachdenken darüber, ob und wozu wir Museen brauchen, über eine Reise zu sammelnswerten Kuriositäten bis hin zum Blick auf Unsichtbares, haben unsere Autorinnen und

Autoren ein druckreifes, museales Potpourri Antonio Fian / ÖNB geschaffen. Fotos:

Bei Ihrem Gang über und durch die aktuelle „wir können nicht mehr sein als ein fettfleck im kärntner ‚literaturschönschreibheft’. wenn er die schönschreiber stört und in frage stellt, hat er seinen zweck erfüllt. er ist für die gedacht, die sich BRÜCKE werden Sie nun wieder Interviews und nicht weiter zwingen lassen wollen, SCHÖN zu schreiben und nichts als SCHÖNES zu lesen.“ Gesprächsformaten begegnen – den Auftakt macht wie zu Zeiten der „Urbrücke“ der 1970er Jahre das Werkstättengespräch. Aus den 1980ern gibt es eine Neuauflage der damaligen „Brücke-Edition Grafikdrucke“ unter dem Titel Warum ich in der BRÜCKE nicht veröffentlichen kann „edition B kunst.aus.druck“. Das Ansinnen In der BRÜCKE zu erklären, warum man in der BRÜCKE nicht veröffentlichen kann, ist, als ist es, junge Künstlerinnen und Künstler sowie wolle man öffentlich verlautbaren, dass man zu irgendeinem Thema lieber schweige. Aber deren Schaffen vorzustellen. Romana Maria da man mich so oft und so liebenswürdig gebeten hat: Dass ich in der BRÜCKE nicht veröf- Egartner ist die interessante, bildende Premie- fentlichen kann, hat nichts mit ihrer gegenwärtigen Ausformung zu tun, sondern mit der ren-Künstlerin dieses Formats. Vergangenheit. Von 1976 bis 1983 habe ich gemeinsam mit Wolfgang Kobal die Zeitschrift Fettfleck – Kärntner Literaturhefte herausgegeben, in der AutorInnen veröffentlichten wie – Ein im Zuge der Leserbefragung von Ihnen for- um nur einige zu nennen – Elfriede Jelinek, Werner Kofler, Florjan Lipuš, Ludwig Fels, Elfrie- mulierter Wunsch lautet „etwas weniger Wun- de Gerstl oder Franz Schuh. Natürlich war – das wussten wir und darüber beklagten wir uns dertüte – ein bisschen mehr Struktur“. Dem nicht – die Produktion dieser Zeitschrift nicht ohne Selbstausbeutung möglich, aber die nachkommend haben wir den Aufbau der Zeit- allein hätte nicht genügt, es musste uns auch mein Vater die betriebseigene Kleinoffsetma- schrift umstrukturiert: DIE BRÜCKE beginnt nun schine und manchmal auch Papier und Druckplatten kostenlos zur Verfügung stellen und mit allen Texten zum Schwerpunktthema, es das Bundesministerium für Unterricht und Kunst uns, wenn die finanzielle Lage allzu prekär folgen die weiteren inhaltlichen Beiträge und im wurde, mit Druckkostenzuschüssen über Wasser halten. letzten Teil finden Sie die sogenannten Service- Das Land Kärnten – Kulturreferent war damals der Landeshauptmann Wagner – hat uns in Seiten mit den Buch-, Musik- und Filmtipps, den all den Jahren niemals unterstützt. Im ersten Ablehnungsschreiben vom 21.7.1977 teilte Horizonten und Terminen. Neu ist auch der Kul- uns das Amt der Kärntner Landesregierung „bedauernd mit, dass Ihrem Subventions- turkalender in Gestalt einer Beilage. Diese soll ansuchen nicht entsprochen werden kann. Zwar bestand zunächst durchaus die Absicht, Ihnen eine flexiblere Handhabung ermöglichen Ihre Zeitschrift zu fördern, doch hat eine eingehende Prüfung der finanziellen Situation und der BRÜCKE mehr Raum für Inhalte und ein ergeben, dass die für literarische Belange vorhandenen Mittel in erster Linie für die vom Quäntchen Zeitlosigkeit verschaffen. Land herausgegebene Kulturzeitschrift verwendet werden müssen.“ Diese Zeitschrift war DIE BRÜCKE. Als auch im darauffolgenden Jahr unser Subventions- Mit den zehn zusätzlichen Seiten für redaktio- ansuchen abgelehnt wurde, befasste ich mich im Vorwort zur Nummer 9 des Fettfleck vom nelle Beiträge ist unser kulturelles Print-Bau- Oktober 1978 mit dem Kulturbericht des Landes. „Laut diesem ‚oft und gern verwendeten werk BRÜCKE um ein solides Stück gewachsen Informationsmittel‘“, schrieb ich, „werden die Literaturzeitschriften – deutscher wie sloweni- und noch vielförmiger geworden. Ich wünsche scher Zunge –, die im Lande erscheinen, unterstützt. Was also heißt: Es gibt den Fettfleck Ihnen reichlich Freude daran! überhaupt nicht, zumindest nicht in Kärnten. Andere wussten es besser: Drei Tage nach der Ablehnung des Subventionsansuchens für 1978 durch das Amt der Kärntner Landesregie- rung/Abteilung Kultur trudelte ein Schreiben des Amtes der Kärntner Landesregierung/ Abteilung Abgaben in der Redaktion ein mit der Aufforderung, für die in den bisherigen Num- mern des Fettfleck abgedruckten unbezahlten Inserate Anzeigenabgabe zu entrichten.“ Den Machern der BRÜCKE ging es da schon besser. Der, wie ich im Vorwort zum Fettfleck 9 schrieb, „protzige Nachweis, dass Kärnten Kultur hat, wobei man sich jedoch schon seiten- Gabbi Hochsteiner weise daran erinnern muss, dass Gustav Mahler am Wörther See komponierte, ist eine dicke Zeitschrift, die entweder ein- oder zweimal im Jahr erscheint, je nachdem 40 oder 80 Schil- ling kostet und zwar einen dicken Anzeigenteil, dafür aber kaum Literatur enthält. Als Beloh- nung dafür, dass sie den Kulturverantwortlichen eine Unterlage zur geistigen Onanie und allen anderen ein rosa grundiertes Bild von Kärnten liefern, kassieren die Herausgeber 742.911,40 Schilling aus dem insgesamt 1.163.857,72 Schilling schweren Literaturbudget.“ All das ist lange her, ich weiß: DIE BRÜCKE von damals ist nicht DIE BRÜCKE von heute. Aber manches vergisst und verzeiht man nicht, darum ist und bleibt sie der natürliche Feind des Fettfleck, den ich, auch wenn er schon lang das Zeitliche gesegnet hat, in Ehren halte. Aus diesem Grund, man versteht das hoffentlich, kann ich in der BRÜCKE nicht veröffentlichen. l Antonio Fian Kärntner Schriftsteller, Essayist und Dramatiker, Vater der Gattung „Dramolette“, die er anfangs im Falter und aktuell im Standard publiziert(e); geboren 1956, aufgewachsen in Spittal an der Drau, lebt seit 1976 in Wien BRÜCKEN.BOGEN

NEU: BÜCHER, CDS UND TICKETS FÜR BRÜCKE- 2 fett.fleck. Warum ich in der BRÜCKE nicht veröffentlichen kann. Antonio Fian LESERINNEN UND LESER 4 Werkstättengespräch: Aley Samyi. Museum am Bach. Gabbi Hochsteiner Überall wo Sie dieses Symbol finden, können Sie an einer 6 Vom Gedächtnisspeicher zur Event-Location. Franz Pichorner Buch-Verlosung Verlosung teilnehmen. 7 literatur.tipp. Museum und Tourismus. Ein Handbuch. Barbara Wedenigg Buch-Verlosung 8 Museales Panoptikum. Kuriositätenecke heimischer Sammlungen. Andrea Kirchmeir 10 Verborgene Schätze. Ein Blick in die Archive der Kärntner Museen. Sabine Weyrer 12 Die Welt retten? Kärntner Museumsmacher im Portrait. Wolfgang Rössler 13 Paul Watzlawick. Nicht an rosa Elefanten denken. Ulrich P. Hagg Ticket-Verlosung 14 Kaleidoskop der Musentempel. Kärntens Museumsschätze. Simon Martinschitz 16 Beziehungsarbeit im Museum. Kunst- und Kulturvermittlung. Andrea Kirchmeir 18 Eine Museumslandschaft oder Meditieren über ein Steckenpferd. Daphne M. Gerzabek 20 Unsichtbares sichtbar machen. Pfahlbauten Keutschacher See. Cyril Dworsky 21 bau.kultur. Gedanken zur Baukultur. Fritz Breitfuss 22 Museen & Musen. Musenheiligtum auf dem Berg Helikon. Mario Rausch 23 Werner Hofmeister. Warten in Zeiten des Zwitscherns und Verschweigens. Anna Woellik 24 kari.cartoon. Heinz Ortner | Astrid Langer 25 Botengang. Facetten und Klumpen. Teil 1. Alexander Widner 26 Musentochter. Klagenfurts Stadtschreiberin. Stefanie Sargnagel 27 Zur Notwendigkeit der Geisteswissenschaften. Herbert Maschat 28  edition B kunst.aus.druck. Romana Maria Egartner. Nora Leitgeb extra.blatt. Kunstdruck Transvirtuelle Verflechtungen 30 Ritter lesen weiter. Eine Hommage in Sequenzen. Wilhelm Huber 31 welter.skelter. Von isländischen Phalli und griechischen Gören. Oliver Welter 32 Zeitgenössischer Tanz in Kärnten. Edith Wolf Perez Ticket-Verlosung 34 Tragik in heiterer Maske. Mozarts Oper Così fan tutte. Georg Horcicka Buch-Verlosung 36 Baukultur zwischen gestern und morgen. Ein Zwiegespräch. Johannes Wouk 38 Ecce Homo. Von der Kunst Brücken zu bauen zwischen Cis und Trans. Karoline Feyertag 39 Kultur. Kult. Kultfigur. Erinnerungen an Hubert Fabian Kulterer. Bernhard Brudermann 40 vorlese.prvo branje. Anna Baar. Egyd Gstättner. Buch-Verlosung 42 buch.tipps. „Lesen Sie gefälligst!“ Buch-Verlosung 44 musik.tipps. „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Tonträger-Verlosung 45 seite.ohne.namen. Ecken und Kanten kultureller Art. Michael Herzog 46 horizonte. 12 Seiten Kulturveranstaltungen und Infos. 47 da.schau.her. Werner Berg Landmaschinen. Magdalena Felice 49 denk.mal. Heimat großer Töchter. Geraldine Klever 51 kinder.kultursommer. Johanna Wohlfahrt 53 kultur.t(r)ipp. Giselbert Hoke. „Ich muss malen.“ Christa Binder 57 kultur.tipp. Richard Kaplenig. Galerie Šikoronja. Igor Pucker 58 film.tipps. NEU Der BRÜCKE-Kulturkalender als Beilage. Ein Augenblick Brücke Fotoserie nach einer Idee von Stefanie Grüssl

magdas LOKAL in Klagenfurt – eine Brücke zwischen Köpfen, Herzen und Kulturen. l Fotograf Malte Wandel Der junge Münchner (* 1982) ist diesjähriger Stipendiat für künstlerische Fotografie und Elektronische Medien (ein Stipendium der Stadt Klagenfurt und dem Land Kärnten). Er hat im Mai die Atelierwohnung im Klagenfurter Europahaus bezogen. Von ihm ist die Ausstellung „Schmalgasse“ im living studio der Stadtgalerie Malte Wandel in Klagenfurt von 26. September – 12. November zu sehen.

Foto: „Schaun Sie sich das an!“

Cover: Das diesmalige BRÜCKE-Titelbild ist im Atelier im Europahaus entstanden. Die Sonne scheint dort morgens durch die Fenster und hat den derzeit vor Ort residierenden Fotografie-Stipendiaten Malte Wandel zu diesem Stück Lichtbildkunst inspiriert. Er hat mit Filzbuchstaben experimentiert und war davon angetan, wie sie in dem gleißenden Licht ihre Struktur verlieren und fand die Anmutung museal ... © Malte Wandel

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 3 Werkstättengespräch: Museen – Laboratorien der Zukunft Ein Frage-Antwort-Spiel mit Museum am Bach-Gründer und Kurator Alex Samyi.

Das Museum am Bach (MAB) hadert in le beginnt sich herumzusprechen, dass Verhältnis zwischen gewisser Weise mit seiner Bezeichnung das, was wir hier verfolgen, der Zukunft Abhängigkeit und Freiheit. „Museum“ – was hat es mit der Infragestel- von Gesellschaft gewidmet ist. Politische Letztendlich kommt es darauf lung dieser Typisierung auf sich? Kunst in der Art wird von der großen an, was man mit seiner Freiheit macht. Das MAB ist eindeutig ein Museum, Öffentlichkeit erst seit der documenta5 Es ist wie im Kino, da ist Freiheit ein wenn man die Kriterien der Neuen Museo- von 1972 beachtet. Sie ist nicht schwierig, konsumierbares Gefühl. Sobald man raus- logie heranzieht. Nur das, was sich viele jedenfalls nicht so schwierig wie Kunst, geht, könnte man selbst etwas machen im unter Museum vorstellen, vielleicht weil die politisch nichts zu sagen hat. Namen der Freiheit. Aber was? Insofern sie als Kind in irgendwelche verstaubten braucht die Politik die Kunst und umge- Kammern gezerrt wurden, das sind wir Warum kam Alex Samyi auf die Idee, ein kehrt. Weil wir in dem Dilemma sind, dass nicht. Die neuen Museen sind Laboratori- Museum zu erschaffen, gab es einen die alten Abhängigkeiten nicht mehr en der Zukunft und beziehen das Publikum bestimmten, ausschlaggebenden Moment funktionieren, während die neue Freiheit in ihre Konzepte ein, noch bevor diese in – und wie setzt man das um? noch keine Form gefunden hat, in der sie den Ausstellungen umgesetzt werden. Der Moment liegt so weit zurück, ich organisch werden kann im gesellschaft- weiß nur mehr, dass ich immer schon lichen Sinne. Was unterscheidet das MAB, ein Museum fasziniert war von Ausstellungen. Es gibt für Gegenwartskunst – alias Institut für ein ungeschriebenes Gesetz, dass man auf Wo und wie sammelt man soziale Modelle Systemkunde – von traditionellen Museen? die anderen Besucherinnen und Besucher und Utopien? Wie wählen Sie aus, was Die Bezeichnung Systemkundemuseum Rücksicht nimmt, die hier ebenso inspi- MAB-sammlungsrelevant ist? ist mir eingefallen, als wir für die Grün- riert oder überrascht werden wollen. Die einfachste Form, ein Organisations- dung des Vereins der „Freunde“ schnell Meiner Meinung nach ist das Museum der modell darzustellen ist die Landkarte, also Statuten gebraucht haben. Und Institut ideale Boden für eine andere Politik. Die ein Mindmap. Das kann man sehr gut kam von unserem ursprünglichen Ansatz, Gesellschaft wäre insgesamt besser, wenn sammeln. Schwierig ist nur die sichere Kultur und Forschung miteinander zu sie auf Basis gegenseitiger Rücksichtnah- Lagerung, wie bei allen Arbeiten aus verbinden. Die Mission war klar, wir me und Würdigung organisiert wäre. Was Papier. Wir haben Katzen, die schützen wollten ein neuartig ganzheitliches wir heute (er)leben ist gegenseitige Her- vor Mäusen. Auf feuerfeste Vitrinen spa- Bewusstsein für Systeme und Gesellschaft abwürdigung, üble Nachrede und Streit. ren wir noch. Relevant ist für mich auch, herstellen. Es gab verschiedene Zugänge Da darf man sich nicht wundern, wenn’s dass beim Zeichnen von Mindmaps auto- zu den sozialen Modellen und Utopien der immer extremer wird. matisch Architektur entsteht. Gesell- letzten 100 Jahre. Das war 2014. Mittler- schaftsmodelle sind Architektur. Wir weile sind wir bei den Sozialmodellen der Ist das MAB Ihr ganz persönlicher warten noch auf Entwürfe, die wir als Kunst und einem Fokus auf künstlerische „Musentempel“? Editionen auf den Kunstmarkt werfen Recherche angelangt. In Kollaboration mit Nicht nur das MAB, jede Ausstellung. können. WissenschaftlerInnen erforschen Künst- Wenn ich die Zeit hätte, wäre ich jeden lerInnen Alternativen zur Gesellschaft. Tag in einem Museum. Glauben Sie an „das Gute“ und an dessen Die Ergebnisse sind zum Beispiel Mind- Wirkmächtigkeit? maps. Momentan bereiten wir vierwöchi- Welchen politischen Ansatz verfolgen Sie? Ja, nämlich nur an das Gute, das ist für ge Collaborative Art Residencies vor. Dabei Wenn man das mit der politischen Kunst mich Gott. wohnen drei international geladene Künst- weiterdenkt, kann man sich auch ein lerInnen und SoziologInnen auf 120m2 politisches Museum vorstellen – und zwar Haben das MAB und sein Wirken einen unter dem Dach des Museums. nicht nur als ein in der Gemeindestruktur spezifischen Kärnten-Bezug? verankertes Bauwerk, sondern eines für Das MAB ist in vieler Hinsicht interna- Seit drei Jahren bzw. vier Ausstellungs- und mit den Menschen vor Ort. Ich per- tional orientiert. Der übergeordnete Bezug saisonen gibt es das Museum am Bach. Wie sönlich finde es notwendig, die Basis der ist die Gesamtgesellschaft. Aber der nächs- und wozu hat es sich entwickelt? Demokratie in den Gemeinden zu bilden. te direkte Bezug sind Ruden und die Es ist immer noch dasselbe Museum am Gewisse Probleme können nur auf globa- Region. Deshalb nennen wir uns Museum Bach, wie es sich bei seiner Eröffnung ler Ebene gelöst werden. Aber die kreati- am Bach. Der Bach mündet einen Kilome- 2014 vorgestellt hat, das aber vielleicht ven Inputs können dennoch aus den ter weiter unten in die Drau und über die noch mehr Wirkung hätte, wenn es auch Gemeinden kommen. Ich verfolge also Donau schließlich in die Weltmeere. Das mit seiner eigenen Organisation ein Bei- prinzipiell alle Möglichkeiten, politische ist auch ein Modell, eines das vom Schrift- spiel dafür geben würde, wie leicht die Partizipation durchzusetzen. steller Alessandro Baricco inspiriert ist. Spielregeln der Gesellschaft zu ändern sind. Es scheint aber bereits unsere Wie viel Politik verträgt die Kunst? Und wie „Ich habe einen Traum“ … was ist Ihre Beschäftigung mit diesem Thema eine viel Kunst verträgt Politik? Utopie für Kärnten / den Alpe-Adria Raum gewisse Strahlkraft zu haben. Mittlerwei- Das war immer schon ein spannendes / Österreich / Europa / die Welt?

4 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Alex Samyi: Künstler, Szenograf, Museologe. Österreich-Iraner, geboren 1958 in Wien, lebt in Kärnten. Künstlerisch tätig seit 1976, Schüler von Claus Barabbas Mayrhofer. 2010-2012 Masterlehrgang ecm – Ausstellungstheorie und -praxis (Neue Museologie) an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Foto: Alex Samyi Museums Change Lives ist eine Aktion/Plattform der Museum Association. Foto: www.museumsassiciation.org

Utopisch ist wahrscheinlich mein Was sind die Herausforderungen der „Stimmt“ … so nennt sich die ab Oktober Traum, dass Kärnten den Anfang macht, Gegenwart und für die Zukunft? geplante Wanderausstellung inklusive Wahl- wenn es einmal darum gehen wird, Es gibt nur eine: den Frieden! Es ist experiment durch Kärntner Gemeinden, Politik von unten nach oben neu zu orga- erstaunlich aber zugleich auch logisch, Initiativen und Schulen. Bitte erzählen Sie nisieren – und es wird einmal darum dass alle großen Friedensvisionen von den davon. gehen müssen. Religionen ausgegangen sind, die mittler- Das ist unser wichtigstes Projekt. Wir weile eher mit Konservatismus, Fanatis- wollen noch vor dem Schwerpunktjahr Wie geht es Ihnen mit der Herausforderung, mus und allzu strenger Machtausübung 2020 – 100 Jahre Kärntner Volksabstim- eigentlich Unsichtbares in einer Ausstellung assoziiert werden. Merkwürdig ist auch mung – die Frage stellen, ob das so stimmt sichtbar zu machen? die Scheu der freien Kunstszene vor der mit den freien Wahlen? Dazu erarbeiten Das sogenannte Unsichtbare ist oft nur Religion. Man kann noch immer sehr viel das Künstlerinnenduo „One Two Much“, nicht in unserem Blickfeld. Ein Museum lernen von den einstigen Quellen der der Historiker Raimund Grilc und der ist auch der ideale Ort für Selbstaufklä- Inspiration: Talmud, Bibel oder Koran. Die Karikaturist Hansi Linthaler von ganz rung. Viele Wahrheiten erkennt man nur, Herausforderung ist, alle an einen Tisch unterschiedlichen Blickwinkeln aus gera- wenn man selbständig sucht. Ich sehe das zu bringen. de einen Themenbogen, der die Geschich- als (Heraus)Forderung an alle. te und Bedeutung der freien Wahlen auf „Games and Circles“, so die aktuelle gänzlich neue Weise aufrollt. Wir wollen Was sind die Funktionen und Bedeutungen Ausstellung. Welche „Spiele und Kreise“ uns da auf die Spuren von Zukunft bege- eines/Ihres Museums für die aktuelle Zeit erwarten die schaulustigen MAB-Gäste? ben und „Stimmt“ ist in dem Zusammen- und unsere Gesellschaft? Erst lieferte die „Ruden Live Art (2)“ hang eher satirisch zu verstehen als Meine Master Thesis in Neuer Museo- Ende Juli den Schaulustigen jene Art von behauptend. logie hat unter dem Titel „Partizipation Spielen, die echten Spielspaß gegeben ist möglich. Das Museum, das sammelt haben, wie zum Beispiel der erste Lauf Gibt es noch etwas, das Sie gesagt haben und versammelt“ eine Weltherrschaft der „Durch Ruden durch“. Der 5 km-Lauf ging wollen? Gemeinden mit den Museen als neue unter anderem durch die Kirche von Ruden Jedes Spiel ist ein Gesellschaftsmodell, politische Zentren in den Möglichkeits- durch wie durch Wohnungen, Garagen, ungefähr so wie „jeder Mensch ein Künst- raum gestellt. Die Bedeutung der Museen Höfe. Die Bilder davon hängen nun in der ler ist“ (Joseph Beuys). kann jetzt schon sein, die verschiedenen Ausstellung. Eigentlich sollten sie um die l Gabbi Hochsteiner Gruppen von Gesellschaft zusammenzu- Welt gehen. Aber das kommt vielleicht DIE BRÜCKE bringen. noch. Abgesehen vom Tischtennis-Tisch MAB Museum am Bach: von Gerhard Pilgram, der sich bei genau- Sozialmodelle der Kunst. Jährlich wechselnde Lassen sich junge Menschen für Museen erem Hinsehen dann doch als unspielbar Schwerpunktausstellungen mit zeitgenössischen gewinnen? Wie kann eine Ausstellung ihre entpuppt, geht es in dem Zusammenspiel künstlerischen Positionen. Collaborative art Hirne und Herzen erreichen und öffnen? der insgesamt 30 künstlerischen Positio- residencies. Veranstalter des biennalen „Ruden Live Art“-Festivals. Museen brauchen keine Identitäten nen eher um das, was die Spiele mit der mehr zu stiften. Der Punkt ist, die Jungen Gesellschaft machen. Welche Kreise wer- Ausstellung 2017: Games and Circles trauen den Alten nicht, was das anbe- den gezogen? Oder anders gefragt, an wie Zu sehen sind 30 Positionen zeitgenössischer langt, zu Recht. Vielleicht müssen sie vielen Spielen sind wir beteiligt, ohne es Kunst zur Innen- und Außenwirkung von Festen, Ritualen und Spielen. Noch bis 26. Oktober. ihre eigenen Museen bauen. Oder sie zu wissen? Öffnungszeiten: werden an einem Umbau der bestehen- DO & FR von 15–19 Uhr | SA & SO von 11–19 Uhr den beteiligt. in der ehemaligen Egger-Mühle in Ruden www.museumambach.com

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 5 Vom Gedächtnisspeicher zur Event-Location. Ansprüche und Erwartungen an die Kunstmuseen von heute.

„Joan Miró – die Poesie der Farbe“ noch bis 1. Oktober in der Stadtturmgalerie Gmünd. Foto: Kulturinitiative Gmünd

Die noch bis 29. Oktober zu erlebende Gottfried Helnwein Ausstellung „Kind“ im Werner Berg Museum in Bleiburg/Pliberk (2. & 3 Foto). Foto: Tomo Jesenčnik

Der Künstler Turi Werkner im Museum Liaunig vor einem Bild von Ferdinand Penker (Ohne Titel, 2011) und einer Drahtskulptur von Fritz Panzer (Schreibstube, 2008) anlässlich der Eröffnung der diesjährigen Hauptausstellung „Kontinuität und Brüche – Wege der Neuen Malerei der 80er-Jahre“. Foto: Walter Schramm

„Ohne das Schöne fehlte dem Menschen rakterisieren diesen Typus. Die reichen Neugier, Erlebnis, Erkennt- die Liebe der Dinge um ihrer selbst willen“ habsburgischen Kunstsammlungen gingen nis und Bildung. Um diese nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und Aufgaben zu erfüllen, stehen uns heute nach der Landesverweisung der Dynastie mehr Möglichkeiten zu Gebote als jemals Habsburg-Lothringen 1919 in das Eigen- zuvor. Ob wechselnde Präsentationsfor- tum der jungen Republik Österreich über. men oder unterschiedliche Medien, was Das öffentliche Museum ist ein Produkt Als nachgeordnete Dienststellen des Kul- allein zählen soll: Neugier, Erlebnis, der Aufklärung. Dienten im vorrevolutio- turministeriums blieben die Bundesmuse- Erkenntnis und Bildung. Wir Museums- nären Zeitalter Kunstsammlungen der en bis 1999 unter der direkten Verwaltung leute dürfen nicht aufhören, andere neu- persönlichen Freude und Repräsentanz des Ministeriums dem kameralistischen gierig auf die Herkunft und Bedeutung ihrer zumeist aristokratischen Besitzer Haushaltsrecht unterworfen und wurden der uns anvertrauten Objekte, auf die und waren nur wenigen privilegierten danach ausgegliedert. Als vollrechtsfähige Geschichte ihrer Rezeption und auf ihre Gästen zugänglich, strömen heute täglich wissenschaftliche Anstalten öffentlichen immateriellen und materiellen Werte zu Tausende Besucherinnen und Besucher Rechts haben diese Bundesmuseen einen machen. Nur dadurch behalten die Muse- aus aller Welt in unsere Bundes- und bemerkenswerten Modernisierungsschub en ihre Präsenz und Wirksamkeit in der Landesmuseen oder Kunsthallen. erfahren. Quasi über Nacht sind diese Gesellschaft. Nach der Definition von ICOM, dem Museen zu Unternehmen selbständiger Das heutige Publikum hat sich stark internationalen Museumsrat, sind Muse- wirtschaftlicher Tätigkeit geworden. Besu- verändert. Früher eine relativ homogene en nicht gewinnbringende, permanente cherorientierung, Vermittlung, Öffnung, Gruppe aus dem Bildungsbürgertum, ist Institutionen im Dienste der Gesellschaft Barrierefreiheit, Erschließung neuer Besu- es heute ein internationales und facetten- und ihrer Entwicklung und für die Öffent- cherschichten und ein intensiver Ausstel- reiches Publikum mit disparaten Erwar- lichkeit zugänglich. Museen enthalten die lungsbetrieb waren und sind die Themen, tungen und unterschiedlichem Kenntnis- materiellen Belege des Menschen und die unsere Häuser seither bewegen. Ja, stand. Das gibt es weder im Theater noch seiner Umwelt zum Zwecke des Studiums, zunehmend werden unsere Kunstmuseen in anderen Kultureinrichtungen, auch der Bildung und der Freude. Sie sammeln, nur noch als Hallen temporärer Ausstel- Musik und Konzerte sind viel stärker auf erhalten, erforschen, vermitteln, stellen lungen wahrgenommen. Maßnahmen zur ihr spezielles Publikum hin angelegt. Das aus und fungieren als Träger von Erinne- Ertragssteigerung und Mitteleinwerbung erfordert von uns ein diversifiziertes rung und Gedächtnis. Virtual Museums, führten zum Ausbau der Cafeterias und Präsentations- und Vermittlungsangebot, Blockbuster-Ausstellungen und Museums- Museumsshops, zur Vermietung der Muse- um die Begegnung mit den Kunstwerken events bilden die Gegenwelt zu diesen umsräumlichkeiten für Events wie Hoch- zum bereichernden und beglückenden historisch gewachsenen Sammlungen mit zeiten, Firmenfeiern oder Modepräsenta- Erlebnis zu machen. authentisch greifbaren Objekten. tionen. Tanz und Theater in der Parallel zum realen Museumsort bietet Stapelplätze für Objekte bürgerlicher Gemäldegalerie des Kunsthistorischen unser digitales Zeitalter ungeahnte Mög- Wertschätzung. Die Museen des 19. Jahr- Museums (wie die seit Jahren höchst lichkeiten der Vernetzung und Adaption hunderts waren noch mit dem Anspruch erfolgreiche Produktion Ganymed), die von Bilddaten. Diese können eine wesent- zur Identitätsbildung und zur Selbstfin- Langen Nächte der Museen oder der For- liche Vermittlungsinitiative im digitalen dung von Nationen angetreten. Das Jahr- schung und das bei jungen Menschen Raum sein. Ersetzen können sie den tat- hundert des Bürgertums war auch das höchst populäre Clubbing Kunstschatzi sächlichen Museumsbesuch nicht. Repro- Jahrhundert der Museen. „Stapelplätze für sind nur einige der beim Publikum erfolg- duktionen, Kopien und das Internet wer- Objekte bürgerlicher Wertschätzung“, reichen Events, die hier erwähnt seien. den nie die Aura des singulären Objektes nennt sie der Philosoph und Kulturwis- Unsere Museen sind Orte geworden, die ersetzen können. Nur dort erfahren unser senschaftler Peter Sloterdijk. Bildungsein- ein unbegrenztes Angebot an den Gast Geist und unsere Sinne eine originäre richtung und Repräsentationsinstanz cha- machen, der sich darauf einlassen möchte. Aufladung.

6 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 literatur.tipp Museum und Tourismus – Ein Handbuch Für 39% der Österreichurlauber ist ein Muse- umsbesuch fixer Urlaubsbestandteil. Damit sichern sich die Museen Platz 4 im Ranking der beliebtesten Urlaubsaktivitäten von Österreich- Touristen. Die Konkurrenz aber ist groß und besteht nicht nur aus anderen Kultureinrichtun- gen, sondern aus immer vielfältigeren Freizeit- Funktion und Zukunft von Museen. te? Und vor allem: Wo sieht unsere angeboten. Museen stehen in einem Span- In unserer sich so rasch wandelnden Kulturpolitik die gesellschaftliche Funk- nungsfeld zwischen Marktorientierung und Bil- Umwelt von Globalisierung und Digitali- tion und Zukunft von Museen? Fazit: Die dungsauftrag. Als spannende Orientierungshilfe sierung kommt den Museen eine identi- Museen sollten Orte sein, wo über die kann die Lektüre des Handbuchs „Museum und tätsstiftende und stabilisierende Funktion Ideen, Fragen und Herausforderungen Tourismus“ dienen. Neben grundlegenden Bei- zu. Museen werden künftig noch mehr der Gegenwart (und Vergangenheit) trägen zum Thema Kulturtourismus sowie zur Bedeutung der Museumslandschaft in Öster- Orte sein, in denen Exponate nicht nur nachgedacht und verhandelt werden reich werden darin auch die Erfolgsfaktoren für präsentiert werden, sondern in denen es kann. Museen sind per se interkul- die Nutzung touristischer Potenziale von Muse- darum geht, Kontext und Aktualität mit- turelle Orte. en beleuchtet. Sogar Checklisten für Kooperati- einander zu verbinden. Inwieweit die l Franz Pichorner onen zur Besuchersteigerung finden sich darin. Digitalisierung dabei helfen kann, darüber geb. 1960 in Villach, aufgewachsen im Liesertal | Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik in Jenen, die Museen und Tourismus nach wie vor gehen die Meinungen auseinander. Klagenfurt und Wien, Dr. phil. | seit 1998 am Kunst- für Paralleluniversen halten, sei der dritte Teil Ansprüche und Erwartungen an Muse- historischen Museum, seit 2010 Stellvertreter der Generaldirektorin dieses Sammelbands ans Herz gelegt. Er ent- en sind enorm gewachsen: Sie sollen sich hält Praxisbeispiele aus ganz Österreich für die neuen Publikumsschichten öffnen, Bewah- Buchinfo: erfolgreiche Zusammenarbeit von Museen mit rer eines reichhaltigen Erbes sein, Iden- Franz Pichorner & Christian Hölzl (Hrsg.) touristischen Anbietern. So etwa das Färbermu- tität stiften, pädagogische und sozialpoli- Brauchen wir Museen? Vom Aufbruch einer Institution seum Gutau, das mit Touristikern Veranstaltun- tische Aufgaben wahrnehmen, touristisch Brandstätter Verlag | 2014 gen rund um das immaterielle Kulturerbe Blau- attraktive Angebote bereithalten, der ISBN 978-3-85033-840-0 druck entwickelte, die zu touristischen High- lokalen Szene ein Forum bieten, global lights wurden. Spannend auch die kulturtouris- Einblick ins Buch: tische Arbeit des Stifts Klosterneuburg, das vernetzt sein, international ausstrahlen, Das Museum der Zukunft: Visionäre ideelle und materielle Wertschöpfung Museumsleiter großer europäischer Häuser – heute mit seinen Angeboten sogar in Gebieten erzeugen und nach Möglichkeiten nur vom Kunsthistorischen Museum, der Albertina, wie Asien und Amerika vertreten ist. Mit der geringe Kosten verursachen. dem MAK und dem Belvedere bis zu Künstlerstadt Gmünd und dem Werner Berg internationalen Institutionen in Berlin, Frankfurt, Wie kann man dieser Fülle an Ansprü- Museum Bleiburg sind auch zwei Kärntner Best- Amsterdam, Zürich und Budapest diskutieren in Practice-Beispiele vertreten, die zeigen, wie chen und Erwartungen gerecht werden? diesem Buch den Paradigmenwechsel der Kulturarbeit und Kulturtourismus zum Profil Museale Orte, oftmals als verstaubt und Museen in den letzten Jahrzehnten und geben einer ganzen Region beitragen können. fernab der Alltagsrealität wahrgenom- Einblick, wie der Museumsbetrieb der Zukunft aussehen wird. l men, haben sich gerade in den letzten Barbara Wedenigg Mitarbeiterin der Unterabteilung Kunst und Kultur in den Jahren vielfach zu sehr dynamischen Bereichen Kulturtourismus und kulturelle Großprojekte. Institutionen entwickelt. Immer neue Generationen von Museumsschaffenden Buch-Infos: Museum und Tourismus Ein Handbuch zur Nutzung touristischer Potenziale. fragen sich, wie man museale Aufgaben Herausgegeben von Herta Neiß und Klaus Landa. wie Sammeln und Bewahren, außerschu- Böhlau Verlag | 2017 lische Bildung und außeruniversitäre Forschung, die Förderung des öffentli- DIE BRÜCKE VERLOST chen Diskurses und das Weitertragen drei Exemplare des kulturellen Gedächtnisses jeweils Es gewinnen die ersten zwei E-Mail-SchreiberInnen an: DIE BRÜCKE VERLOST [email protected] zeitgemäß erfüllen kann. Wie können zwei Exemplare Als Betreff „Handbuch Museum und Tourismus“ Museen steigenden Ansprüchen einer Es gewinnen die ersten zwei E-Mail-SchreiberInnen und im E-Mail bitte Ihren vollständigen Namen sowie diversifizierten Gesellschaft gerecht an: [email protected] | Als Betreff „Franz Ihre Postadresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. werden? Wie stellen sich Museen kri- Pichorner – Brauchen wir Museen?“ und im E-Mail bitte Ihren vollständigen Namen sowie Ihre Post- tisch der eigenen Institutionengeschich- adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 7 Mu·se·al·es Pa·n·op·ti·kuṃ Ein Blick in die Kuriositätenecke heimischer Sammlungen, wo museale Objekte spannende Geschichten erzählen…

Wüsste man nicht, dass es hier irgendwo wöhnlichsten Museen, sowohl was die Wie im Zuge des aufstreben- sein müsste, könnte man die Zufahrt Örtlichkeiten als auch was die präsentier- den Fremdenverkehrs am zwischen Eigenheimen und Thujenhecken ten Inhalte betrifft. Das Museum of Broken Beginn der Moderne die Region um glatt übersehen. Der schmale Weg zum Relationships in Zagreb stellt Symbole für den Millstätter See die betuchte Klientel letzten Haus in der Siedlung, hinter dem gescheiterte Beziehungen aus. Von Lie- aus dem Norden Österreichs mit verhei- sich unvermittelt die ländlichen Wiesen beskummer geplagte Menschen aus der ßungsvollen Angeboten in den Süden und Weiden ausdehnen, mündet direkt ganzen Welt beschicken die Sammlung locken wollte, veranschaulicht das Hei- vor der Garage. Links an der Eingangstür regelmäßig mit privaten Dauerleihgaben. matmuseum Obermillstatt. So werden wartet bereits der Hauseigentümer höchst- Im Musée des Égouts de Paris ermöglicht „comfortable Fremdenzimmer,… geräu- persönlich, um den Besuch hinauf in den ein Tunnelsystem von über 1200 km mige Restaurationslokalitäten mit elek- ersten Stock zu geleiten. Am obersten faszinierende Einblicke in das Kanalisa- trischer Beleuchtung, …, bester Wiener Absatz des Stiegenhauses begrüßen die tionssystem der Stadt – inklusive einzig- Küche, echten Getränken und aufmerk- ersten musealen Botschafter den Gast: artiger, olfaktorischer Erlebnisse. Für das samer Bedienung“ angepriesen. Dement- Uniformen, fein säuberlich Bügel an Bügel Isländische Phallusmuseum in Reykyavík sprechend richtet die museale Szenerie an eine mobile Stangengarderobe gehängt. hat ein Inselbewohner 40 Jahre lang die ihr Augenmerk auf das Erlebbarmachen Jetzt ist man angekommen, im Zollwache- besten Stücke von Tieren gesammelt. Und des Flairs um die Jahrhundertwende und museum in Schilterndorf bei Bleiburg in um nichts als die Wurst geht es im Berli- die Anfänge des Tourismus. Fotodoku- Kärnten. Sodann betritt man ein Dienst- ner Currywurst-Museum. Deutschland mente zeitgleicher Holzknecht-Partien zimmer mit massivem Holztisch und kann mit einem Milbenkäsemuseum, zwischen diversen Handwerksutensilien Ecksitzbank. Die Einrichtung wurde nach einem Schnarchmuseum, einem Zusatz- und einem nachgestellten Klassenzimmer Auflösung der letzten Dienststelle quasi stoffmuseum, das so versteckt ist wie die machen aber auch deutlich, dass die All- 1:1 hierher transferiert. In regelmäßigen Lebensmittelzusätze selbst, und mit einem tagskultur der Urgroßväter-Zeit nicht nur Abständen stattfindende Treffen der eins- Lügenmuseum aufwarten – wenn das nun nostalgische Ausprägungen hatte. tigen Kollegenschaft an diesem „runden mal keine Lüge ist! Rund 200 Jahre Geschichte atmen die Tisch“ beleben die museale Szenerie einem Skurriles aus Kärnten. Die Bandbreite hölzernen Wandschubladen der ehemali- Reenactment gleich, das ein Eintauchen der Kärntner Museen reicht von privaten, gen Kraigher Spezerei mit ihren Emailta- in eine historische Welt ermöglicht. Was familiären Sammlungen, die vom Herzblut fel-bestückten Fronten. Beschriftungen für ein gefinkeltes, aktualitätsbezogenes Einzelner gespeist werden, über die vielen wie „Alaun, Federweiß, Ziweben, Hirse- Museumskonzept! Weiter streift der Blick kleinen, oft auf Vereinsbasis gegründeten brein, Waschblau“ künden von einer Zeit, gerahmte Fotos an den Wänden und diver- und nicht minder vom Engagement Ehren- die uns heute weit entrückt erscheint. Der se Wimpel und Plaketten, ehe er aufs amtlicher lebenden regionalen Museums- PEZ-Automat hingegen ist schon vertrau- kleine Zimmer dahinter fällt, das – mit initiativen bis hin zu den größeren, von ter – schließlich hat Maria Franceschini, Schreibtisch, Regalordnern und Kaffee- Gemeinden, Land und Kirchen getragenen die Tante der heutigen Museumschefin, maschine ausgestattet – definitiv admi- Einrichtungen. Dabei widmet man sich den Laden an der Grenze zu Italien noch nistrativen Charakter versprüht. Links den unterschiedlichsten Sammlungs- bis 1989 „geschupft“. Das sich heute als öffnet sich ein Durchgang zu den eigent- schwerpunkten und fördert immer wieder Greißlermuseum in Thörl Maglern prä- lichen Schauräumlichkeiten, was an den skurriles Museales ans Tageslicht. sentierende Kleinod musealer Initiative Vitrinen und Glasrahmen offensichtlich So möchte man sich die Dramen unter gründet sich, selbstredend, fernab jeder wird. Uniformhüte, Dokumente des Damen, die sich womöglich abgespielt Rentabilität, allein auf die familiäre Ver- behördlichen Vollzugs, Dienst- und Funk- haben, erst gar nicht vorstellen müssen, bundenheit zu dem mit vielen persönli- tionsabzeichen, der Nachbau einer Unter- besichtigt man etwa die furchteinflößen- chen Geschichten aufgeladenen Ort: „Ich kunftshütte samt Inventar, diverse den, an Folterwerkzeuge erinnernden kann das alles doch nicht einfach verfallen Schmuggelwaren – kreativ versteckt, aber Apparaturen von Trockenhauben und lassen!“, so die couragierte Eigentümerin. dennoch entdeckt – zeugen von einer Dauerwellenapparaten von anno dazumal „Ein gar so süß Johanniskäferl trank aus längst vergangenen Zeit, als die Länder in der inszenierten Friseurstube des 1. einem güld`nen Häferl…. Kakao!“, flötete Europas ihre territorialen Ansprüche noch Kärntner Handwerksmuseums in Bald- dereinst die Stimme in einem poetisch durch sorgsam überwachte Grenzen von- ramsdorf. An Astronautenkapseln erin- sehr gelungenen TV-Werbespot einer einander abzuschotten suchten. Längst nernde Waschmaschinen und per Hand bekannten Schuhmarke. Allein die Vielfalt vergangen, dennoch gegenwärtig aktuel- zu bedienende Wäschepressen lassen der Häferln, die im Häferlmuseum im Stift ler denn je! erahnen, dass der Alltag von damals vor Eberndorf Einblick in Omas Wohnzimmer Ungewöhnliche Orte, ungewöhnliche allem viel Kraftanstrengung erforderte eröffnen, regt die Besuchenden womöglich Inhalte. Sammeln, bewahren, ordnen und und mehr war als ein idyllisches Zurück- noch zu weit elaborierteren Verbalinspira- erforschen lässt sich vieles, wenn nicht zur-Natur-Kommen, wie uns heutige Wer- tionen beim morgendlichen Kaffee- alles. Davon zeugen weltweit die unge- bestrategen glauben machen wollen. Schlürfen an.

8 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Trockenhaube (1925), Waschmaschine und Dauerwellenapparat (1924) – 1. Kärntner Handwerksmuseum. Foto: Andrea Kirchmeir Schule anno dazumal, Heimatmuseum Obermillstatt und Zollwachemuseum Bleiburg. Foto: A. Kirchmeir Pilzmuseum. Foto: Infrastil Häferlmuseum Stift Eberndorf. Foto: Werner Schöpfer Greißlermuseum Thörl-Maglern. Foto: Andrea Kirchmeir

Vor dem Aufbruch zum Schwammerl- die aus so mancher privater Liebhaberei Kärntner Museumsschätze: Sammeln, spätestens jedoch vor dem und obsessiver Sammlungstätigkeit Umfassende Infos zu Kärntens Museen in der Neuauflage der Broschüre Einsatz derselben in der Küche, empfiehlt erwachsen, in ihrer kulturhistorischen „Kärntner Museumschätze“. sich ein Besuch im Pilzmuseum in der Relevanz oft weniger augenscheinlich sein, Info auf BRÜCKE-Seite 15. Nähe von Treffen, wo Interessierte alles so bedeuten sie dennoch, dass die muse- Erhältlich in allen Museen | über die Fungi – so die korrekte biologi- ale Wundertüte Kärntens prall gefüllt ist Download der digitalen Version sche Bezeichnung – und ihren wichtigen mit Sehenswertem, das darauf wartet, unter www.kulturchannel.at | Platz in der Biosphäre erfahren. entdeckt zu werden. Anfragen für die Broschüre bitte an: [email protected] | An diesen wenigen, ausgewählten Bei- l Andrea Kirchmeir T: 050 536 – 16225 spielen lässt sich die riesige Themenbrei- Kunsthistorikerin (Uni Wien), diplomierte Museumspäda- gogin (PH Salzburg) und Religionspädagogin (KPH Wien/ te der hiesigen Museumslandschaft erah- Krems), Mitarbeiterin der Unterabteilung Kunst und Kultur nen. Mögen die einzelnen Gustostückerl, und evangelische Religionslehrerin im Pflichtschulbereich

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 9 Verborgene Schätze Was bekommen Museumsbesucher hierzulande in den hell erleuchteten Ausstellungsräumen nicht zu Gesicht, was bleibt hinter verschlossenen Türen oder im Dunkeln verborgen? Ein Blick in die Archive und Depots der Kärntner Museen.

In den südlichen Städten, in den maleri- keiten getragen, wo man das Orakel zu Noch nie gezeigt wurde in der Abteilung schen Seitentälern, hoch oben in den beschwören versuchte und um Gnade Zoologie ein besonderer Vertreter der Bergen oder teilweise auch inmitten derer bat“, berichtet Museumsleiterin Irene Schmetterlingsfamilien. Winzig klein, grau versteckt, sowie in den prächtigen Räum- Gösseringer. In mühevoller Handarbeit und unscheinbar, nun wahrlich kein lichkeiten achtbarer Stiftsbauten – die wurden hier zahlreiche Steine (unter „Highlight“ musealer Ausstellungen oder Kärntner Museen erstrahlen in einer anderem Lapis, Koralle, Türkise) in die von Bildbänden und trotzdem ein unver- architektonischen Vielfalt, die seines- farbenfrohe Gewandung verarbeitet. gleichlicher Schatz in der zoologischen gleichen sucht, sind quer über das ganze Schätze des Landesmuseums. Verbor- Sammlung: Das Typusexemplar von „Hom- Land verstreut und in der Themenwahl genes findet sich auch im Umbau adaula wieseri“. Es zählt zur Familie der ebenso abwechslungsreich wie über- befindlichen Landesmuseum Kärnten. Galacticidae und war weltweit das einzig raschend originell. Und doch erschließt Mit einem Sammlungsbestand von weit bekannte Exemplar ihrer Art. Ein verbor- sich dem neugierigen Besucher auch bei über zwei Millionen Objekten, die natür- genes Kleinod aus Namibia, niemals im genauerer Betrachtung nicht immer deren lich nur zu einem geringeren Teil ausge- Rampenlicht und trotzdem von nicht ganze Welt, denn so hat doch jedes Muse- stellt, beziehungsweise temporär in Son- benennbarem Wert. Ebenfalls im Verbor- um sein kleines verstecktes Geheimnis, derausstellungen gezeigt werden, kann genen sind der Scherenkatar sowie der seine Depots und Archive, in denen noch man hier schon einen Blick in die Archi- Khanjar aus der Abteilung für Landesge- so mancher Schatz im Verborgenen auf ve wagen. Ein Teil der Sammlungsbestän- schichte und Numismatik. Der Katar ist seinen großen Auftritt schlummert. de dient laut Museumsdirektor Igor ein Faustdolch dessen Ursprung in Raj- Bunte Orakeltänzer. Wer den Weg in Pucker auch den wissenschaftlichen Auf- asthan/Indien liegt. Katare dienten als die Heimat Heinrich Harrers einschlägt gaben des Hauses und kooperierenden Verlängerung des Unterarms und wurden und im gleichnamigen Museum in Hüt- anderen Institutionen im In- und Ausland: als Stoßwaffen im Nahkampf eingesetzt. tenberg rund 5000 Ausstellungsstücke „Das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft Der Scherenkatar gilt dabei als Sonder- bestaunen möchte, die der berühmte und Ausstellungstätigkeit gehört zu zwin- form, da durch die beiden zusätzlichen Bergsteiger, Forschungsreisende und genden Kernaufgaben und bildet eine nie ausklappbaren Klingen der Katar auch als Tibetkenner auf seinen unzähligen Reisen versiegende thematische Wertschöpfung. Verteidigungswaffe, zum Abfangen von mit nach Hause gebracht hat, wird ein Vor allem ermöglicht dies insbesondere Klingen, verwendet werden konnte. Der imposantes Schmuckstück davon derzeit jene Präsentation von Themen, die wissen- Khanjar stammt ursprünglich aus Persien. nicht zu Gesicht bekommen: Die Rede ist schaftlich umfassend recherchiert und Er besitzt einen Pistolenknauf ähnlichen von einem aufwendig gearbeiteten Brust- gestalterisch und museumspädagogisch Griff und eine nach unten leicht abgebo- schmuck inklusive Armstulpen eines innovativ umgesetzt die vornehmliche gene Klinge. Der Griff besteht zumeist aus Orakeltänzers aus Ladakh. „Dieses Fest- Aufgabe eines Museumsbetriebes Elfenbein, Glas oder wie im vorliegenden gewand wurde bei besonderen Feierlich- darstellen.“ Fall aus Jade. Pucker: „Beide Exponate sind

10 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Verborgene Fresken der Gebhardskapelle am Friesacher Petersberg. Foto: Sabine Weyrer Brustschmuck und Armstulpen eines Orakeltänzers aus Ladakh. Foto: Sabine Weyrer Der Knauf eines Schlüsselhelmes, gefunden in Tscherberg bei St. Michael ob Bleiburg. Foto: LMK Rekonstruktionszeichnung eines Schlüsselhelms. Foto: LMK Das weltweit einzig bekannte Exemplar des „Homadaula wieseri“ aus der zoologischen Sammlung des Landesmuseums für Kärnten. Foto: LMK Die aus 114 Teilen bestehende Keramikarbeit von Elmar Trenkwalder lagert im Depot des Liaunig Museums. Foto: Museum Liaunig Der Scherenkatar aus Indien, eine Stoßwaffe für den Nahkampf, gilt als Sonderform dieser Fausdolchart. Foto: LMK

typisch für bürgerliche Sammlungen des wertvollen und elitären Bewaff- Neue Werke, noch nie gezeigt. 19. Jahrhunderts. Das zu Wohlstand gekom- nung wahrgenommen werden kön- Fünf Depots und insgesamt rund mene Bürgertum – meist Unternehmerfa- nen. Dies gelingt nur im modernen 3600 Werke beherbergt das Museum milien, kopierten den adeligen Lebensstil Nachbau. Der Schüsselhelm und andere Liaunig in Neuhaus/Suha. Auf 194 Regis- unter anderem durch die Anlage von Waf- Funde aus Tscherberg – wie Armringe aus ter sind hier die Werke in den Depots fen- oder Münzsammlungen. In der 2. oder Golddraht, Pferdegeschirr, ein kaukasisches verteilt, 36 Register sind im Zuge des 3. Sammlergeneration fanden diese Samm- Schwert oder kostbares Trink- und Speise- neuen Umbaus noch dazugekommen. Über lungen oft den Weg in Museen, wie etwa geschirr aus Bronze, zeugen von einer Ankäufe und Auktionen kommen hier der Khanjar, der eine Schenkung von Herrn herrschaftlichen Siedlung am Katharina- täglich neue Stücke hinzu und dies ist Sebastian Stroh an den Geschichtsverein kogel, zu dessen Füßen deren Anführer in auch der Grund, warum einige auch noch für Kärnten im Jahr 1845 war.“ Grabhügeln eine pompöse Bestattung erfuh- nie ausgestellt wurden. Wie etwa eine Doch auch Zerfall ist ein Grund, warum ren. Ihre Grabbeigaben machen auch im Tuschfederzeichnung von WOLS – Alfred diverse Stücke nicht mehr gezeigt werden, reduzierten Erhaltungszustand deutlich, Otto Wolfgang Schulze sowie die Skulptur, wie etwa der Knauf eines Schlüsselhelmes, dass sie damals zu Elite in Mitteleuropa Bronze lackiert auf Metallsockel, von gefunden in Tscherberg bei St. Michael gehörten.“ Roland Goeschl. Alles, was derzeit nicht ob Bleiburg. Der kleine, hundert Jahre Verborgene Fresken. Ein Schatz im ganz in die aktuelle Ausstellung passt, wird nach seiner Entdeckung auch von der anderen Stil verbirgt sich hingegen am sicher verwahrt. Und ein ganz spezielles Forschung nicht beachtete Knauf stammt Friesacher Petersberg. In der an den Werk füllt sogar ein eigenes Depot fast von der Scheitelplatte eines während der Kapellenturm angrenzenden Gebhards- zur Gänze aus – die Rede ist von der beginnenden Eisenzeit im Südostalpen- kapelle, die nicht, wie lange angenommen, großen Keramikarbeit des Künstlers Elmar raum gängigen Helmtyps, den die For- im 11. Jahrhundert unter Erzbischof Trenkwalder aus dem Jahr 2012, welche schung als Schüsselhelm bezeichnet. Paul Gebhard, sondern unter Erzbischof Konrad aus 114 Teilen besteht. Vier Mitarbeiter Gleirscher, Leiter der Abteilung für Ur- und im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut waren allein vier Tage damit beschäftigt, Frühgeschichte: „Der Zerfall des organi- wurde, entdeckte Thomas Zedrosser 1926 dieses Werk aufzubauen. schen Grundgerüstes der Schüsselhelme in einem Rest der Apsis das um 1140 Man darf also gespannt abwarten, wann hatte für die museale Präsentation zum geschaffene Romanusfresko. Ein Teil des auf dieses und alle anderen Unikate der einen zur Folge, dass derlei Helme im Zuge 1964 abgenommenen Freskos ist in der Schein des Rampenlichts wieder und alter Ausgrabungen, jene von Tscherberg Rupertikapelle des Museums ausgestellt, erstmals zu strahlen beginnt. fanden bereits im späten 19. Jahrhundert weitere Fresken befinden sich nach wie l Sabine Weyrer statt, nur mangelhaft geborgen wurden, vor an Ort und Stelle in der Gebhardska- Die Autorin arbeitet als freie Journalistin und PR-Texterin in Kärnten. www.gedankenschmiede.at zum anderen, dass erhaltene Fragmente pelle, wo Besucher jedoch keinen Zugang vom Besucher nicht als Teil einer einst erhalten.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 11 Hemma Schmutz (Foto: maschekS). Peter Fritz (Foto: Martina Siebenhandl). Sabine Schaschl (Foto: moduleplus.ch). Christian Kircher (Foto: Sabine Hauswirth).

Die Welt retten? Nicht unbedingt. Alles andere: Ja! Im Reigen der Museumsmacher zwischen Mistelbach und Zürich tummeln sich zahlreiche Kärntner mit ganz unterschiedlichen Zugängen zu ihrem Metier. Eines haben aber alle gemeinsam: Den Wunsch, schwierige Dinge verständlich zu machen.

Das Bundesgesetzblatt nennt sie „wissen- Südfrankreich. Mit ihrer Gastfamilie Was Pablo Picasso einst schaftliche Anstalten öffentlichen Rechts, besuchte sie eine Picasso-Ausstellung – für die 17-jährige Schmutz denen unbewegliche und bewegliche und war überwältigt von seiner Bilder- war, soll für heutige Jugend- Denkmale im Besitz des Bundes zur Erfül- sprache. „Ich habe nicht alles verstanden“, liche Arnulf Rainer sein, des- lung ihres kulturpolitischen und wissen- erzählt sie. „Aber Picasso hat mich her- sen Werke in diesen Wochen im schaftlichen Auftrags als gemeinnützige ausgefordert und nicht mehr losgelassen.“ Lentos ausgestellt werden. Oder die Samm- öffentliche Aufgabe anvertraut sind“. Die Warum Picasso? Zufall, meint Schmutz. lung des Berliner Kunsthändlers Wolfgang Rede ist von Museen und wer die Formu- „Es hätte auch ein anderer Künstler sein Gurlitt, auf der die Schatzkammer des lierungen des Gesetzgebers liest, muss können.“ Ausschlaggebend sei die Kunst Linzer Museums aufgebaut ist. Am Ende fast zu dem Schluss kommen, dass es sich gewesen, deren Sprache – eine gewisse kommt es darauf an, junge Menschen an dabei um eine recht leblose – um nicht zu Empfänglichkeit vorausgesetzt – univer- der Hand zu nehmen und ins Museum zu sagen: fade – Angelegenheit handelt. sell verstanden werden kann. Eines ihrer führen – so wie es einst Schmutzs fran- Doch weit gefehlt! Wie spannend und Ziele ist es daher, jungen Menschen aus zösische Gasteltern getan haben. Erst vor zeitgemäß diese Anstalten sein können, bildungsferneren Schichten die Scheu vor kurzem hat sich die Museumschefin den beweisen zahlreiche Museumsmacher mit der Kunst zu nehmen. Ob sie einen poli- Ausstellungskatalog von damals, aus dem Kärntner Wurzeln. In Wien, Zürich, Linz tischen Ansatz verfolge? „Absolut“, sagt Jahr 1983, organisiert. „Ich habe es und Mistelbach arbeiten sie daran, ein Schmutz. Ihr gehe es darum, die feinen, geschafft, ihn aufzutreiben.“ uraltes Konzept den Erfordernissen des durch Herkunft bestimmten Unterschiede 21. Jahrhunderts anpassen. aufzulösen: „Die Beschäftigung mit moder- Peter Fritz – MAMUZ Museen. ner Kunst hat etwas mit Elternhaus und Auf ein derart starkes Schlüsselerlebnis Hemma Schmutz – Lentos & Nordico. Bildung zu tun. Das aufzubrechen, ist wie Schmutz kann Peter Fritz (41) nicht Zum Beispiel Hemma Schmutz. Die Kla- unsere Aufgabe. Ein Museum muss Mög- verweisen. Der geborene Lienzer wuchs genfurterin steht seit März an der Spitze lichkeiten schaffen, damit sich Potenziale in Oberdrauburg auf, er studierte in Graz des Linzer Kunstmuseums Lentos sowie entfalten können.“ Geschichte und Kulturmanagement. Nach des Stadtmuseums Nordico. Zuvor war sie In Zeiten der sozialen Medien, die Reiz- Stationen beim Ludwig-Boltzmann-Insti- jahrelang in ihrer Heimatstadt für den überflutung und gesellschaftliche Spaltung tut, wo er sich mit den Folgen des Krieges Kunstraum Lakeside zuständig. Das Inter- mit sich bringen, komme dem Museum beschäftigte, und der niederösterreichi- esse für ihren späteren Beruf wurde der eine besondere Bedeutung zu: „Die Her- schen Landesausstellung übernahm er im 51-Jährigen nicht in die Wiege gelegt. „In ausforderung liegt darin, das Museum zu Jänner die Leitung der MAMUZ-Museen meiner Kindheit in Kärnten kam man mit einem Ort des Austauschs zu machen, in Asparn und Mistelbach. zeitgenössischer Kunst kaum in Berüh- einem nichtökonomischen Raum, in dem Was Fritz mit seiner Linzer Kollegin rung“, erzählt sie. Der Groschen sei bei Immaterielles vermittelt wird. Wir müssen teilt, ist der Wunsch, komplexe Sachver- ihr mit 17 Jahren gefallen. Als Jugendliche Raum schaffen für eine egalitäre Gesell- halte so darzustellen, dass sie jedermann absolvierte sie eine Kulturreise nach schaft.“ und jederfrau zugänglich sind: „Diese Idee

12 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Alois Huber Foto: paul.watzlawick Nicht an rosa Elefanten denken Vor 10 Jahren am 31. März 2007 ist Paul Watz- lawick in seinem Haus in Palo Alto verstorben. Er hat unsere Art zu kommunizieren beeinflusst, wie vor ihm nur Sigmund Freud. Dabei sind eini- ge neue Begriffe in unsere Sprache und damit ins allgemeine Bewusstsein gesickert. „Man kann nicht nicht kommunizieren“ und „jede Kommunikation hat einen Beziehungs- und einen Inhaltsaspekt“, „eine sich selbst erfüllen- de Prophezeihung“ oder ein „gedankliches Kon- strukt“ wären ohne seine Schriften ebenso undenkbar wie der paradoxe Versuch eine Minute nicht an rosa Elefanten zu denken. treibt mich bis heute Tag für Tag an und in Österreich schmiss sie nach zwei Jahren Die meisten dieser Erkenntnisse sind Ergebnis bildet die Haltung hinter meiner Arbeit“, ihr Wirtschaftsstudium, um Kunst­ eines jahrelangen Diskurses am Mental sagt Fritz. Zugleich warnt der Leiter eines geschichte zu inskribieren. Heute leitet Research Institute (MRI) der Stanford Universi- Geschichtsmuseums vor zu hohen Ansprü- die 50-Jährige das Haus Konstruktiv in tät von Palo Alto, wohin es Paul Watzlawick chen an sein Metier: Ein Museum wie das Zürich. Augenmerk legt sie auf die Anfang der 60-iger Jahre nach mehreren Statio- seine könne eine „Clearingstelle“ sein für ­Partizipation der jungen Besucherinnen nen – Venedig, Zürich, Bombay, München, San aktuelle Fragen zum Thema, es könne und Besucher. Und darauf, dass deren Salvador und Philadelphia – verschlagen hatte. auch ein Ort der Begegnung und des Lebenswelten angesprochen werden: Wichtige Mitglieder dieses Kreises waren neben Erlebnisses sein. Mehr aber nicht: „Als „Es ist für Museen zentral, die jungen seinem Mentor, dem Anthropologen Gregory Museum noch schnell die Welt retten – das ­Menschen als Zielgruppe zu begreifen und Bateson, die Sozialarbeiterin Virginia Satir, die ist Marketingsprech, eine leere Phrase zu kennen sowie sie einzuladen, aktiv Psychotherapeuten Don Jackson und Jay Haley, und Wunschtraum.“ mitzuwirken.“ die Konstruktivisten Heinz von Förster und Ein Museum, sagt Fritz, sei ein Museum: Ernst von Glasersfeld sowie der später in Mil- „Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Christian Kircher – waukee bekannt gewordene Kurzzeittherapeut Wie Schmutz gelingt es auch ihm, junge Bundestheater-­Holding. Steve de Shazer. Geboren ist der Philosoph, Psychotherapeut und Menschen für sein Thema zu begeistern: Von der Wichtigkeit der Partizipation Weltbürger am 25. Juli 1921 in Villach, es folgen „Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, Jugendlicher kann auch Christian Kircher Wirtschaftskrise und Kriegsdienst. Erst die Aus- wenn wir sie ernst nehmen, sie auf Augen- erzählen. Der Geschäftsführer der Bun- bildungen und Stationen nach dem Krieg ermög- höhe einladen, sie abholen – dort wo sie destheater-Holding war bis 2016 kaufmän- lichen eine internationale Karriere, die nach gerade sind.“ Bloß müsse man sie ernst nischer Leiter des Wien Museums. Der dem Bestseller „Menschliche Kommunikation“ nehmen. „Wir dürfen unsere Angebote Kulturmanager verbindet Liebe zu Kunst 1967 ihren Anfang in Kalifornien nahm. nicht infantilisieren.“ Ein Museum ist den und Geschichte mit wirtschaftlichem Back- Anfang dieses Jahres haben sich Menschen aus Jungen zumutbar. ground: Der 52-Jährige arbeitete lange in unterschiedlichen Professionen zusammen der Privatwirtschaft, ehe es ihn in den gefunden um in der Nähe seiner Geburtsstätte Sabine Schaschl – Kulturbetrieb verschlug. Sein Interesse mit einer Veranstaltungsreihe auf vielfältige Haus Konstruktiv in Zürich. für Museen wurde früh geweckt: Als Weise – philosophisch, künstlerisch, soziolo- Vor allzu hochtrabenden Ansprüchen an Gymnasiast arbeitete der Oberkärntner gisch, biografisch, psychologisch – sich der ein Museum warnt auch Sabine Schaschl. bei den Ausgrabungen in der Römersadt Ideenwelt Paul Watzlawicks zu nähern. Bei der „Selbstverständlich ist es kein Ort der Teurnia mit. „So bin ich in die Welt der diesjährigen Veranstaltung soll sein zentrales Heilung und es können keine politischen Antike eingestiegen.“ Thema, die Konstruktion des Unglücks im Mit- Wunder erwartet werden“, sagt sie. Anders als seine Kollegen ist Kircher telpunkt stehen. Museen seien vielmehr Orte der Freiheit, überzeugt davon, dass Museen Bindeglie- l Ulrich P. Hagg in denen Besucherinnen und Besucher der in einer zersplitterten Gesellschaft Univ. Lektor, Psychotherapeut (SF), Mediator (ÖBM), Supervisor (ÖVS), Akademischer Unternehmensberater „ihre Gedanken und Emotionen furchtlos sein können. „Ein Museum kann diese austauschen können.“ wichtige Rolle als Brückenbauer überneh- Paul Watzlawick Tage Auch Schaschl wurde einst von einem men. Allerdings braucht es dazu hervor- Symposium: „Glücklich sein kann jeder, sich unglücklich machen aber will gelernt sein“ Museumsbesuch im Ausland geprägt. ragende Vermittlungsarbeit.“ Nachsatz: 6. – 8. Oktober in Villach | Programm & Infos: Nach einer „beschaulichen Kindheit und „Auf diesem Gebiet gibt es noch immer www.paulwatzlawickgesellschaft.at Jugend in einem kleinen ländlichen Ort Nachholbedarf.“ in Kärnten“ verschlug es sie mit 19 Jahren l Wolfgang Rössler DIE BRÜCKE VERLOST nach Los Angeles. Dort hatte es ihr das 36, aus Steindorf am Ossiacher See, lebt in Wien, zwei Teilnahmeplätze (im Wert von jew. 135 Euro) freier Autor und Journalist, unter anderem für Museum of Contemporary Art angetan, Unter allen bis zum 28. August eingelangten E-Mails an: die NZZ am Sonntag und das Standard-Album. [email protected] mit dem Betreff „Paul Watzlawick“. www.wolfgangroessler.com vor allem die „großzügigen Räume und Bitte Namen, Telefon und Adresse mit angeben. die darin ausgestellte Kunst.“ Zurück Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 13 Kaleidoskop der Musentempel Kärntens Museumsschätze: Von den kleinen, kuriosen und großen, renommierten Kulturinstitutionen.

In Zeiten durchdringender digitaler Ver- Hauses zählen etwa die spätgotischen nen und Helden sowie die Neulinge der netzung, haben viele immer und überall Tafelgemälde des Kärntner Malers Thomas bildenden Kunstwelt. ein Museum in der Hosentasche. Ein Klick Artula von Villach (um 1435/40 – um Um bei moderner Kunst zu bleiben, aber genügt und die Mona Lisa lächelt vom 1530), die berühmten Renaissance-Reliefs einen Schritt weiter in Richtung Avant- Display, einen Wisch weiter trieft Blut von der Brauttruhen der Paula Gonzaga (um garde zu gehen, sei der Kunstraum Lake- einem Nitsch Gemälde, bleibt aber wei- 1476/78) oder die sogenannte sechste side genannt. Der Schauraum im Lakesi- testgehend ohne Konsequenz. Weil es eben deutsche Bibel Biblia, 1477 gedruckt von depark, keine 3 Gehminuten von der Uni nur am Monitor geschieht. Die Aura, die Günther Zainer in Augsburg. Von dieser Klagenfurt entfernt, verschreibt sich der ein Bild oder einen Gegenstand umgibt, vorlutherischen deutschen Bibelausgabe zeitgenössischen und kritischen Kunst. erfährt man erst, wenn man direkt davor existieren weltweit ca. 40 Exemplare. So möchte der Kunstraum Lakeside den steht. Ob ehrwürdige Institution oder Gegenwärtig befindet sich das Haupthaus Blick auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, lässiger Pop-Kultur-Tempel – die Wirkung, Rudolfinum im geschichts- und zukunfts- politische oder soziale Strukturen schärfen die ein Museum auf seine Besucher aus- trächtigen Umbau: im Oktober 2020 wird und zu einem differenzierten Diskurs übt, kann durch keine digitale Reproduk- wiedereröffnet. Parallel dazu entsteht im anregen. tion ersetzt werden. Man zählt in Kärnten Süden Klagenfurts ein Wissenschafts- und Raus aus der Stadt – rauf aufs Land: Am rund 125 Museen mit mannigfaltigen Sammelzentrum, in dem ab Ende 2018 Puls der Zeit schlägt dort das Werner Berg Themenschwerpunkten wie Archäologie der Exponatenschatz sowie die Restaura- Museum mit seiner alle heimischen Muse- und Bergbau, Fauna und Flora, Geschich- teure und Wissenschafter ihre neue Wir- umsbesucher-Rekorde sprengenden, Tabu- te, Handwerk, Kunst, Religion, Wissen- kungsstätte haben werden. Der Wappen- und Reizthemen auskostenden Gottfried schaft, Verkehr oder Zollwache. Dieser saal im Landhaus Klagenfurt, das Helnwein & Werner Berg Ausstellung. Im Fülle an Ausstellungsräumen kann auf Kärntner Botanikzentrum, der Archäolo- Brennpunkt steht das „Kind“. Und das zwei Seiten schwerlich Rechnung gische Park Magdalensberg, das Römer- nicht nur in den Schauräumen, in denen getragen werden, wir wagen an dieser museum Teurnia und das Kärntner Frei- Helnweins Hyperrealismus zu Bergs Stelle einen Blick durch Kärntens lichtmuseum Maria Saal – die Außenstellen Expressionismus in Relation gesetzt wird, Museums-Kaleidoskop. des Kärntner Landesmuseums – stehen sondern ebenso auf den Fassaden des Der Ursprung von Kärntens größter, allen BesuchernInnen offen. Ortes, wo überdimensionale Gemälde heute über 2,5 Mio. Exponate umfassen- Das zweite Museum in Landesobhut, Blicke fangen und die Grenzen des Muse- den natur- und kulturwissenschaftlichen das Museum Moderner Kunst Kärnten, ums verschwimmen lassen. Einen Stein- Sammlung liegt in den vor 172 Jahren hat sich zeitgenössischen Kunstströmun- wurf weiter in Neuhaus vereint das Muse- beginnenden Sammeltätigkeiten des gen verschrieben. Die Sammlung mit um Liaunig beeindruckende Architektur, Geschichtsvereins für Kärnten und fol- Fokus auf Arbeiten mit Kärnten-Bezug beschauliche Landschaft und großartige gend des Naturwissenschaftlichen Vereins und zugleich internationalem Anspruch Kunst. Die umfangreiche Privatsammlung für Kärnten sowie der Kärntner Lands- umfasst an die 6000 Werke aus den Berei- von Herbert Liaunig beinhaltet großteils mannschaft. Seit 1884 haben die Ausstel- chen Grafik, Malerei, Skulptur, Objekt- österreichische Kunst ab 1945, ergänzt lungsstücke vereint mit der heute über kunst und Installation sowie Fotografie um Vertreter der klassischen Moderne 150.000 Medien bewahrenden Kärntner und Neue Medien aus dem 19., 20. und und exemplarische Werke zeitgenössi- Landesbibliothek im nach Kronprinz 21. Jahrhundert. Eintausend Quadratmeter scher Künstler. Vom Jauntal nach Ober- Rudolf benannten Rudolfinum des Lan- Ausstellungsfläche und die barocke Burg- kärnten – Die Künstlerstadt Gmünd setzt desmuseums für Kärnten ein gemein- kapelle – ein besonderes Gustostück des seit gut 20 Jahren erfolgreich auf Kunst schaftliches Domizil gefunden. Zu den Hauses vor allem für experimentelle In- und Kultur. Das Herzstück der mittel- äußerst wertvollen Kostbarkeiten des stallationen – bieten Platz für die Heldin- alterlichen Stadt ist die Galerie im Stadt-

14 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Das nach den Plänen des Klagenfurter Architekten Gustav Gugitz, im Stil der Neorenaissance errichtete Haupthaus des Landesmuseums Kärnten wurde am 10. Juli 1884 eröffnet. Den Schlussstein im Stiegenaufgang legte Kronprinz Rudolf, weshalb das Museum den Namen „Rudolfinum“ trägt. Foto: Landesmuseum Kärnten Der für das Museum Liaunig vom Wiener Architektenteam „querkraft“ wie selbstverständlich in die Südkärntner Landschaft über der Drau gesetzte – bereits unter Denkmalschutz stehende – Museumsbau bietet den Rahmen für die Sammlungen von großteils österreichische Kunst ab 1945. Foto: Museum Liaunig Reliefs der Brauttruhen der Paula Gonzaga, Darstellung der Legende von Kaiser Trajans gerechtem Urteil aus dem Umfeld der Werkstatt des Andrea Mantegna, Mantua um 1476/1478, Pappelholz, bemalte und vergoldete Pastiglia Foto: Landesmuseum für Kärnten

KÄRNTNER

MUSEUMSSCHÄTZEProf.-Dr.-Kahler-Platz 1 9020 Klagenfurt am Wörthersee Tel.: +43(0)463/537 5230 E-Mail: [email protected] www.bergbaumuseum.at Alle Kärntner Museen turm, wo heuer mit Joan Miró ein Hoch- wieder, was nur annähernd Tasten hat. auf einen Blick! karäter des 20. Jahrhunderts nach Kärnten Mitten unter den Exponaten wurde eine G geholt wurde. Ein weiteres regionales Bühne eingerichtet, auf der die Aus- ? Juwel, das weit über die Grenzen des stellungsstücke wöchentlich ihrem wahren

Prof.-Dr.-Kahler-Platz 1 9020 Klagenfurt am Wörthersee Tel.: +43(0)463/537 5230 Gailtals hinaus strahlt, ist das Museum Verwendungszweck zugeführt werden. E-Mail: [email protected] www.bergbaumuseum.at

des Nötscher Kreises. Im Geburtshaus des Das EBOARDMUSEUM feiert heuer gleich ©Karl Heinz Fessl

Wegbereiters der Modernen Malerei in zwei Jubiläen: sein 30-jähriges Bestehen KLAGENFURTwww.kulturchannel.at AM WÖRTHERSEE 1 Foto: Österreich, Franz Wiegele, wird das Leben und 10 Jahre EBOARDMUSEUM am Mes- Kärntner Museumsschätze und Schaffen der vier Nötscher Künstler segelände. Ebenfalls einen runden Mit der Neuauflage der Broschüre Kärntner Franz Wiegele, Sebastian Isepp, Anton Geburtstag zelebriert das Klagenfurter Museumsschätze steht Ihnen die aktuelle Mahringer und Anton Kolig gewürdigt. Kinomuseum am Lendkanal, wo Kinoge- gebündelte Info zu Kärntens Ausstellungs- & Aber bei weitem nicht alle Kärntner schichte durch technische Ausstellungs- Museums-Landschaft zur Verfügung. Geordnet nach Kategorien, jeweils mit einer Museen befassen sich mit bildender Kunst. stücke und Filmaufnahmen erzählt wird. Kurzbeschreibung, Kontaktdaten, Öffnungszeiten, Das Robert-Musil-Literaturmuseum etwa Dass ein Museum nicht nur Ausstel- Tipps und praktischer Karte finden Sie Nützliches bietet seinen Besuchern immer wieder ein lungs-, sondern immer auch Vermittlungs- und Wissenswertes über mehr als hundert unmittelbares Erleben des gesprochenen ort ist, stellt das Museum am Peršmanhof Kärntener Museen. und geschriebenen Wortes. Die perma- bei Bad Eisenkappel unter Beweis. Durch Erhältlich in allen Museen | Download der nente Ausstellung widmet sich den drei ein intermediales Vermittlungsprogramm digitalen Version unter www.kulturchannel.at | großen Kärntner Schriftstellenden Musil, wird unter anderem der Anschluss Öster- Anfragen für die Broschüre bitte an: [email protected] | T: 050 536 – 16225 Bachmann und Lavant. Darüber hinaus reichs an Nazideutschland, die Vertrei- finden in der Literaturlounge regelmäßig bungspolitik der Nazis in Kärnten und der Aktuelle Ausstellungen: Lesungen oder Gespräche mit Autoren Widerstand der Partisanen dokumentiert LANDESMUSEUM: die Außenstellen des statt. Höhepunkt des Jahres war der und anschaulich gemacht. Kärntner Landesmuseums haben geöffnet MMKK: fokus sammlung 05 + Burgkapelle: Gerold Klagenfurter Literaturkurs im Vorfeld der Das Angebot der Kärntner Ausstellungs- Tusch Himmel auf Erden, bis 7. Oktober Tage der deutschsprachigen Literatur. häuser ist vielgestaltig und attraktiv. Einen KUNSTRAUM LAKESIDE: Choros, Aufstrebende Literaten werden von erfah- soliden Überblick über die heimische 8. Sept. – 6. Oktober renen Autoren und Lektoren eine Woche Museumswelt bietet die aktuelle Neuauf- WERNER BERG MUSEUM: Gottfried Helnwein „Kind“ und Werner Berg „Kinder“, lang in ihrem Schaffen unterstützt, bevor lage der Broschüre Kärntner Museums- bis 29. Oktober die entstandenen Texte öffentlich präsen- schätze. Von den kleinen, kuriosen bis hin STADTTURMGALERIE GMÜND: Joan Miró – tiert werden. Darüber hinaus schlägt das zu den großen, renommierten Kulturin- Poesie der Farbe, bis 1. Oktober MUSEUM NÖTSCHER KREIS: Künstlerinnen Musil-Museum immer wieder eine Brücke stitutionen gibt es vieles zu erleben und um den Nötscher Kreis, bis 29. Oktober zu anderen Kunstgattungen, indem es ergründen. Eine interessante Gelegenheit MUSEUM LIAUNIG: Hauptausstellung 2017: seine Räumlichkeiten für durch Literatur dazu bietet auch die nächste ORF-Lange Kontinuität und Brüche inspirierte Werke performativer und bil- Nacht der Museen: Am 7. Oktober öffnen ROBERT MUSIL LITERATURMUSEUM: ständige Ausstellungen zu Robert Musil, Christine Lavant dender Künstler zur Verfügung stellt. wieder viele Museen und Galerien im und Ingeborg Bachmann Von der Literatur zur Popkultur: Das ganzen Land ihre Türen für kulturinter- MUSEUM AM PERŠMANHOF: Dauerausstellung EBOARDMUSEUM am Klagenfurter Mes- essierte Nachtschwärmer. bis Ende Oktober KINOMUSEUM KLAGENFURT: Sonderschau segelände darf sich seit heuer weltweit l Simon Martinschitz zur Kinogeschichte, bis 28. August offiziell das größte seiner Art nennen. Von *1992 in Villach, aufgewachsen im Gailtal, studiert nun 10 JAHRE EBOARDMUSEUM: Uriah Heep Angewandte Kulturwissenschaften an der AAU, Mitorga- der einfachen Melodica bis zur flatternden nisator des Gailklangfestivals, Gelegenheitsschreiber und Mastermind Ken Hensley mit Band, 5. Oktober Hammond-Orgel findet sich hier alles Gitarrist, der lieber Schlagzeuger wäre. LANGE NACHT DER MUSEEN: 7. Oktober

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 15 Beziehungsarbeit im Museum Kunst- und Kulturvermittlung – über das Potential einer durchwegs unspezifischen Berufsgattung.

Neue (Raum-)Erfahrungen gewinnen im Steinhaus. Foto: Julia Starke Auf Augenhöhe mit der Kunst im MMKK. Foto: Michael Jungmeier Workshop Landschaft erfahren des Architektur Hauses Kärnten. Foto: Julia Starke Community Engagement durch das Projekt „Neue Nachbarn“ | LENTOS Kunstmuseum Linz. Foto: Tom Son

„Mah, des stimmt jo gor nit, dass Altersgruppen. Das Museum ist gesellschaftlichen Frage der Integration es im Museum longweilig is….“ – ideales Umfeld für ein informelles Stellung und sieht sich mit seiner lang- Wenn sich ein achtjähriges Kind, das im und individuelles Lernen und setzt mit fristig angelegten Initiative „Neue Nach- Hier und Jetzt lebt, derart „kärntnerisch seinem Angebot an sinnlichen Erfahrungs- barn“ als Plattform interkultureller Begeg- g`redt“ spontan äußert, dann weiß man möglichkeiten Inspiration und Freude frei nung. Das Steirische Feuerwehrmuseum als Kunstvermittlerin: „Ich habe meinen und damit Bildungsprozesse in Gang. Ein in Groß St. Florian positioniert sich mit Job richtig gemacht!“ Bewegt von der solches Lernen ist, wie die neuronale einem mehrtägigen Kleinprojekt ebenfalls spielerischen Begegnung mit bildender Forschung belegt, ein nachhaltiges und als Ort des Dialogs zwischen Okzident und Kunst machte das Kind in diesem konkre- kompetenzorientiertes, das neue Fähig- Orient. Im urbanen wie im ländlichen ten Fall eine Lernerfahrung fernab der keiten in uns freisetzt. Raum nutzt die Kunst- und Kulturvermitt- Erwartung vom verstaubten Museumsbe- Beziehungssache. Damit geht ein neu- lung ihre Kernkompetenz, durch Kommu- trieb, die sich als „edutainment“ umschrei- es Verständnis von Bildung einher. Bil- nikation Beziehungen zu stiften und zu ben lässt. Die kreative Wortschöpfung – dung ist kein fertiges Produkt, sondern pflegen, und leistet damit einen wichtigen „education“ für Bildung und eine Beziehungsangelegenheit, die lebens- Beitrag zur Mitgestaltung in einer demo- „entertainment“ für Unterhaltung – steht langen Verläufen unterliegt. Im musealen kratischen und pluralistischen Gesell- für eine ansprechende und motivierende Kontext obliegt sie wesentlich der Kunst- schaft. Wissensvermittlung. Jener kleine Mensch und Kulturvermittlung – so die in Öster- Traumberuf KulturvermittlerIn? In hat im Museum das erlebt, was uns in der reich und der Schweiz etablierte Bezeich- einem informierenden und moderierenden Schule leider oft abhandengekommen ist: nung für die „zielgruppenspezifische oder Prozess bereitet die Vermittlung Inhalte die Lust am Lernen! -orientierte“ Vermittlung von künstleri- für ein heterogenes Publikum auf – von Lernen im Museum. Museen haben schen bzw. kulturellen Inhalten. Die Ver- der Konzeption einzelner Programme bis sich von einstigen Musentempeln heute mittlung stellt eine nicht zu unterschät- zur Umsetzung durch verschiedene per- zu Kommunikations-, Lern- und Erlebnis- zende Säule musealer Arbeit dar, da sie sonale und mediale Formate und Metho- orten gewandelt. Die besucherorientierte der direkte Link zwischen dem Objekt und den, von der klassischen Führung über Vermittlung von Inhalten rückt immer dem Subjekt ist. Sie sorgt dafür, dass so dialog-basierte Gespräche und Workshops stärker in den Vordergrund. Mit ihren manch verborgener inhaltlicher Schatz bis hin zur Textgestaltung für diverse Schätzen leisten Museen einen wichtigen erst gehoben werden kann. Sie lotet das elektronische Medien. Angesichts der Beitrag zu einer kulturellen Allgemeinbil- Potential des Museums als Ort der Kom- gesellschaftlichen Relevanz von Kultur- dung und zu einem Lebenslangen Lernen. munikation und Begegnung auf professio- vermittlung und ihrer zu beobachtenden Denn Lernen im Museum geht über das nelle Weise aus und richtet sich mit ihrem allgemein wachsenden Wertschätzung ist Ansammeln rein kognitiven Wissens hin- teilhabeorientierten Beziehungsangebot es erstaunlich, wie vage das Berufsbild aus. Vielmehr steht eine ästhetisch-sinn- an alle BesucherInnen. Wie weit ihr Hand- selbst ist. Es gibt kein allgemein zugäng- liche Wahrnehmungsschulung im Fokus, lungsraum geht, zeigt sie beispielsweise liches, einheitlich geregeltes Ausbildungs- die mittels affektiver Methoden auch im „Community Engagement“, wo sie format. Bei den meisten Angeboten handelt Emotionen miteinbezieht und so den Mitverantwortung für ihr soziales Umfeld es sich um relativ kostspielige Fort- und Menschen als Ganzes anspricht. Museums- übernimmt, neue Gemeinschaften stiftet Weiterbildungseinheiten – derzeit in pädagogik bedeutet also, dass nicht nur und Veränderungsprozesse einleitet. Auf Österreich lediglich an zwei pädagogi- Kinder etwas im Museum lernen können. der Suche nach zukünftigen Zielgruppen, schen Hochschulen (Wien/Krems und paidagogos (παιδαγωγός) war im Griechi- dem „audience development“, werden Linz) oder am Wiener Institut für Kultur- schen der Sklave, der den Schüler auf dem neue AkteurInnen und Communities ange- konzepte angeboten. Dazu kommen pre- Weg zum Lehrer bzw. zum Gymnasium sprochen und BürgerInnen verschiedener käre Anstellungsverhältnisse. Nur etwa zu führen hatte. Jede pädagogische Arbeit soziokultureller Traditionen und unter- 5 % der Museen in Deutschland beschäf- kann demnach verstanden werden als ein schiedlicher kultureller Rezeptionsge- tigen hauptamtliche KulturvermittlerIn- Begleiten und behutsames Heranführen wohnheiten zusammengebracht. So nimmt nen. Der Rest entfällt auf Honorarkräfte an Inhalte und Themen – und das für alle etwa das Lentos in Linz zur brennenden und die Mehrheit der im Bildungssektor

16 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Tätigen arbeitet sogar ehrenamtlich. Der in Klagenfurt initiierte – den ersten im gen, wie etwa das Museum des Nötscher Österreichische Verband der Kulturver- deutschsprachigen Raum überhaupt! Und Kreises, haben die Kunstvermittlung schon mittlerInnen bietet als Interessensvertre- die Klagenfurter Galeristin Heiderose seit fast 20 Jahren in ihr Konzept integ- tung für die vielen zumeist freiberuflichen Hildebrand wirkte über Wien und Kärnten riert. Im ARCHITEKTUR_SPIEL_RAUM_ KollegInnen zwar eine Zertifizierungs- als Vorreiterin musealer Bildungsarbeit KÄRNTEN bemühen sich ArchitektInnen möglichkeit an, die Qualitätssicherung in beispielgebend für ganz Österreich. Trotz- und PädagogInnen, das Verständnis junger der Vermittlung bleibt für eine mittel- und dem arbeiten aufgrund der geschilderten Menschen für ihr bebautes und gestaltetes langfristige Professionalisierung der Muse- Ausgangssituation heute in Kärnten unter- Umfeld zu fördern, womit wir wieder beim umslandschaft aber eine zentrale Aufgabe schiedlich qualifizierte Fachkräfte, die ihr Ausgangspunkt aller vermittlungstechni- für die Zukunft, beginnend mit der Frage methodisches Handwerkszeug zumeist scher Bemühungen wären: dem Sklaven angemessener Ausbildungsmöglichkeiten. durch „Learning by doing“ erworben paidagogos, der nimmermüde seine päd- Pionierleistungen aus Kärnten. Nur haben. Institutionen, wie beispielsweise agogische Arbeit verrichtet – wie die „Insidern“ ist vermutlich bekannt, dass das Landesmuseum und das MMKK, grei- engagierten KulturvermittlerInnen auch! Erwachsenenbildner Willi Rainer mit fen dabei auf eigenes, museumsintern l Andrea Kirchmeir Erziehungswissenschaftler Dietmar Lar- organisiertes Personal zurück. Das Künst- Kunsthistorikerin (Uni Wien), diplomierte Museumspäda- gogin (PH Salzburg) und Religionspädagogin (KPH Wien/ cher im Jahr 1986 erstmals einen univer- lerhaus wird vom externen Verein Team Krems), Mitarbeiterin der Unterabteilung Kunst und sitären museumspädagogischen Lehrgang Bingo bespielt. Auch kleine Vereinigun- Kultur und evangelische Religionslehrerin im Pflichtschulbereich

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 17 Eine Museumslandschaft oder Meditieren über ein Steckenpferd

Zu einem informellen Gespräch trafen IGOR PUCKER: „Mit den einstimmigen Beschlüssen der Landes- sich Vertreter der Kärntner Muse- regierung zur Generalsanierung des Haupthauses Rudolfinum umslandschaft, um sich über die sowie zur Errichtung eines Wissenschafts- und Sammlungs- Einrichtung Museum allgemein, seine zentrums, wird das Haupthaus 2020 wieder eröffnet werden. Aufgaben und Funktionen, Sammlungs- Ein Konzept wird erarbeitet, das Gesamtpaket Architektur konzepte und Strategien des Ausstellens und und Konzept geht schon im Spätherbst zur Prüfung an den Strategien des Überlebens auszutauschen. An diesem Landesrechnungshof, momentan liegt der Schwerpunkt auf Gespräch beteiligten sich Birgit Kassl, Leiterin des den Außenstellen. Die Sammlung mit 2,5 Mio. Objekten ist Museums des Nötscher Kreises, Andreas Scherer, ein starker Wissenschaftsfaktor … Spannungsfeld Wissen- Eigentümer und Leiter des Bunkermuseums am schaft und Ausstellung ist etwas Entscheidendes. Die zentra- Wurzenpass. Arthur Ottowitz, Leiter des Werner le Frage für ein zeitgemäßes Museum heute: Ist ein Museum Berg Museums in Bleiburg, Frater Maxilimian OSB, für die Gesellschaft noch relevant, kann man Aussagen treffen, Kustos der Stiftsammlungen Stift St. Paul i. Lavant- Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn liefern? Wenn das nicht tal, Hartmut Prasch, Direktor des Museums für der Fall ist, wird man bald vom Markt sein.“ Volkskultur in Spittal, Igor Pucker, Direktor des Landesmuseums für Kärnten und ehrenamtlicher Das Arbeiten auf hohem wissenschaftlichem Niveau ist in den Direktor des Lavant Hauses in Wolfsberg, Karin Museen des Nötscher Kreises und am Wurzenpass durch Schmid, Kustodin des Museums 1915-1918 in Köt- Forschungsarbeit und persönlichen Einsatz gewährleistet, schach-Mauthen und Franz Glaser, Obmann des ebenso die kollegiale Zusammenarbeit in der Region. Doch Bundes der Kärntner Museen und des Museums auch hier ist die wirtschaftliche Komponente trotz Qualitäts- Globasnitz. siegel des Österreichischen Museumsbundes und verliehenem Die einzelnen Vertreter der genannten Museen Museumspreis eine Überlebensfrage. repräsentieren einen Querschnitt der vielfältigen über hundert Museen in Kärnten. Sie sind beispiel- BIRGIT KASSL: „Das Museum des Nötscher Kreises ist ein authen- haft in ihrer besonderen inhaltlichen Ausrichtung, tischer Ort, an dem die Künstler gelebt und gearbeitet haben ihres Sammlungsgutes, ihrer wissenschaftlichen und das ist unser Spezialgebiet, die wissenschaftliche Arbeit Aufgabenstellung und ihrer dementsprechenden ist in kleineren Museen nicht so leicht, wir haben aber über Kooperationsfähigkeit mit kompetenten Partnern. einen Forschungsauftrag, die Werkverzeichnisse unserer Die grundsätzlichen Aufgaben und Funktionen Künstler erarbeitet, über mehrere Jahre, wir haben mit dem eines Museums, darin stimmten die Beteiligten Museum Moderner Kunst Kärnten ein Werkverzeichnis über überein, liegen, gemäß der ICOM-Standards [Anm: Arnold Clementschitsch erarbeitet. … So sind wir jetzt die Ethische Richtlinien für Museen des International Kompetenzstelle für die Künstler des Nötscher Kreises.“ Council of Museums] im Sammeln, Bewahren, For- schen, Aus stellen und Vermitteln des Natur- und ANDREAS SCHERER: „Mein persönlicher Werdegang ist engstens Kulturerbes auf professionellem Niveau. mit der Entstehung des Bunkermuseums verbunden, es ist Besonderes Interesse liegt landesweit auf dem eine reine Privatinitiative aus dem Nichts geschaffen und in Ausnahmezustand des Landesmuseums für Kärnten, enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Arnoldstein und als dessen Direktor Igor Pucker den allgemeinen dem österreichischen Bundesheer entstanden. Seit 2008 hohen Erwartungen folgendes in Aussicht stellen betreue ich das Gemeindemuseum ehrenamtlich. kann: Das Bunkermuseum am Wurzenpass thematisiert Österreichs Bunkerstellungen und -sperren. Am Wurzenpass ist die größ- te Bunkeranlage, die es in Österreich gegeben hat, seit 2005 ist die Anlage als Museum zugänglich, war aber eine reine Kampfanlage ohne Infrastruktur, die für einen Museumsbetrieb notwendig ist. Im ersten Jahr 2005 hatten wir an 11 Öffnungs- tagen 400 Besucher. 2016 waren es 12.600 Besucher.“

18 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Jedes Museum hat seine eigene Entstehungs- und Sammlungs- den Zweck erfüllen, für den sie einst geschaffen wurden, zur geschichte und allein aus dem heraus ist es einzigartig. Jede Verherrlichung Gottes, zur Ehre Gottes. 1991 gab es eine über Jahrzehnte oder Jahrhunderte gewachsene Einrichtung große Landesausstellung, mit großem Erfolg und vielen Besu- kann über Karrieren und Flauten berichten, über persönliches chern. 2009 gab es eine Kooperation mit Bleiburg. Uns ging Engagement wie professionelle Betreuung, ohne die sich eine es um die Mönche, die die Bildung durch die Bibliothek, durch solche Initiative nicht lange halten kann. die Bücher, über die Handschriften weitergeben konnten, das war der Fokus bei uns im Stift, mit den Wechselausstellungen ARTHUR OTTOWITZ: „1968 wurde in einem leerstehenden Ge­bäude halten wir uns aber jetzt zurück und wir machen nun eine der Gemeinde die Galerie Werner Berg eingerichtet. Von 1968 Ausstellung, die die Geschichte unserer Hauses, unseres bis 1981 hat Werner Berg die Ausstellungen alljährlich neu Ordens erzählt. Die Ausstellung heißt ,Die Abtei im Paradies‘, gehängt. Im Testament Werner Bergs war klar definiert was weil das Lavanttal das Paradies Kärntens ist. (Schmunzeln). mit den Bildern passieren soll. Bis 2004 hatten wir eine rein Eine kleine Sonderpräsentation gibt es jährlich für die Leute, monographische Sammlungsschau. Bei den seit 2004 jährlich die öfters kommen wollen, die nicht Touristen sind, sondern wechselnden Sonderausstellungen konnten bereits Arbeiten Schulklassen, Leute aus der Umgebung.“ unterschiedlichster Künstler – von Egon Schiele bis Hermann Nitsch, von Emil Nolde bis Kiki Kogelnik – gezeigt und dem Auch Karin Schmid sowie Walther und Gabriele Schaumann Werk Werner Bergs gegenübergestellt werden. Die Kunst vom Museum 1915-1918 – im Rathaus von Kötschach-Mauthen Werner Bergs wird so auch für den wiederholten Besucher eingerichtet – die auch die Freilichtanlage auf dem Plöckenpass­ unter ständig neuen Gesichtspunkten erlebbar. Mit moderner betreuen, müssen sich auf freiwillige Helfer im Museumsbe- Kunst ein großes Publikum anzusprechen, ist speziell im trieb stützen. Es wird aber immer schwieriger, ehrenamtliche ländlichen Raum schwer. Durch regionale Vernetzungen z.B. Mitarbeiter zu bekommen, auch wenn der ideale Bildungs- mit dem Museum Liaunig, dem Benediktinerstift St. Paul, dem auftrag zur Zeitgeschichte, bei 12.000 – 15.000 Besuchern im Museum Slovenj Gradec, gelingt es jedoch, immer mehr Jahr, den einfachen Soldaten in den Vordergrund stellt und ­kulturinteressiertes Publikum für einen Besuch der Region den Krieg im Museum für den Frieden zeigt. Südkärnten und dessen Kulturschätze zu begeistern. Aus­ Das Selbstverständnis über den Wert der kleinen Museen stellungen weltweit hochangesehener Künstler – wie heuer in den Regionen und die Identifikation vor Ort spielen eine Gottfried Helnwein – tragen weiter zur internationalen wesentliche Rolle. Wie es Hartmut Prasch sagt, müssen wir ­Anerkennung des Werner Berg Museums bei und sind Garant ein System schaffen, das die Museumslandschaft, die wie eine für künftige spannende Ausstellungsprojekte. Das Werk Pyramide aufgebaut ist – an der Spitze das Landesmuseum, Werner Bergs wird von der heimischen Bevölkerung somit gefolgt von den größeren Museen in den Regionen und den immer mehr als identitäts-stiftende Manifestation der eigenen kleineren Museen mit spezifischer Ausrichtung – erhält. Denn Lebensweise und Herkunft empfunden.“ das Museum ist ein Marktplatz der Kommunikation, nach Igor Pucker, und das im besten Sinne des Wortes. Die Museums- HARTMUT PRASCH: „Das Museum für Volkskunde in Spittal im betreiber sind deshalb gefordert im Verbund zu arbeiten, auch Schloss Porcia wird nächstes Jahr 60 Jahre alt, es besteht aus verlässliche Partnerschaften – von Kärnten Werbung, AMS, einer sehr umfangreichen kulturhistorischen Sammlung, die div. Sponsoren bis hin zu Bildungseinrichtungen – einzugehen, die Region Oberkärnten abbildet, … seit 1987 bin ich Direk- sonst gelingt keine Umsetzung der Ideen, die unser Land tor des Museums, von der Stadtgemeinde angestellt und an mitgestalten. Der Verein Bund der Kärntner Museen könnte den Förderverein ausgeliehen, als lebende Subvention sozu- hier mehr leisten, jedoch ist derzeit nicht mehr als die jähr- sagen. Ca. 30 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen liche Frühjahrstagung und die Herbstexkursion aus organi- stellen den Museumsbetrieb sicher, weil es anders nicht satorischen wie finanziellen Gründen zu bewältigen, so der finanzierbar wäre. Wir erwirtschaften etwa 75 Prozent ­unseres Obmann des Vereins, Franz Glaser. Gefordert sind aber auch Jahresbedarfs aus Eigenmitteln, Eintritten, Shop, aus Spenden, die Förderstellen des Landes als Partner hinsichtlich einer der Rest sind spärliche Subventionen des Landes und der Planungssicherheit, die, wie Andreas Scherer es auf den Punkt Gemeinde, die in den letzten Jahren immer weniger werden, bringt, mit dem laufenden Museumsbetrieb landesweit „wie- wir haben zwischen 25 und 30 Tausend Besucher im Jahr. der Schritt aufnehmen müssen.“ Nachdem wir in einer Tourismusregion leben, sind die Besu- Wissenschaftliches Arbeiten und die Vermittlung sorgen cher, die zu uns kommen, Touristen. Die Schulklassen und dafür, dass relevante Erkenntnisse in der Gesellschaft sedi- Einheimischen, die das Museum immer wieder besuchen, mentieren, ob wir nun aus einer vielschichtig angelegten wollen die Dauersammlung und nicht die Sonderausstellung Geschichte oder aus der Bedeutung des einzelnen Objektes sehen.“ heraus dies zeigen und begreifen. l Daphne M. Gerzabek FRATER MAXILIMIAN: „Seit 21. März hat mir der Abt Kunst, Tou- Kunsthistorikerin, begann 1989 Kunstkritiken, Ausstellungsbesprechungen und Künstlerportraits zu publizieren, für die Vorarlberger Nachrichten, Output, Morgen, rismus und das Museum übertragen … die Sachen, die durch Kärntner Tageszeitung, Parnass u.a., schreibt vereinzelt wissenschaftliche Beiträge zu die 900 Jahre Klostergeschichte zu uns gekommen sind, Architekturthemen, arbeitet u.a. zum Thema Kunstvermittlung, digitale Bildproduktion und Museum. sollen ausgestellt und zugänglich gemacht werden. Sie sollen

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 19 Unsichtbares sichtbar machen UNESCO Welterbe Pfahlbauten im Keutschacher See – eine museale Herausforderung

Aus dem des Keutschacher Sees ragen einige Pfähle der 6000 Jahre alten Pfahlbauhäuser. © Henrik Pohl/Kuratorium Pfahlbauten Im Rahmen des UNESCO-Welterbefestes in Keutschach wurde 2014 ein bronzezeitliches Boot aus dem Sattnitzmoor nachgebaut. © anwora/Kuratorium Pfahlbauten Archäologischer Taucher bei der regelmäßigen Zustandskontrolle an der UNESCO-Welterbestätte Keutschach am See. © Kuratorium Pfahlbauten

Im kleinen Keutschacher See in Kärnten heute noch beschäftigen und in Zukunft ungleich zu vielen anderen archäologi- liegt vor den Blicken der Allgemeinheit beschäftigen werden. Auch richtig große schen Stätten, können die Pfahlbauten verborgen ein Teil eines UNESCO-Welter- Sensationen bieten die Pfahlbauten. So kaum besucht werden. Mehrheitlich unter bes, das in letzter Zeit immer mehr Kärnt- stammt beispielsweise das älteste je Wasser gelegen, befinden sie sich meist nerinnen und Kärntnern ins Bewusstsein gefundene Holzrad aus einem jungstein- in Tauchverbotszonen, damit die empfind- tritt: die Prähistorischen Pfahlbauten um zeitlichen Pfahlbau im Laibacher Moor, lichen Fundschichten nicht durch den die Alpen. Sie wurden 2011 auf die Liste nicht weit von Kärnten entfernt. einen oder anderen fehlgesteuerten Flos- des gemeinsamen Welterbes gesetzt, weil Wissenschaft & Welterbekonvention senschlag zerstört werden. Damit fehlt die diese Dorfruinen zu den reichhaltigsten unter Wasser. Die Pfahlbauten stellen Möglichkeit einer unmittelbaren Betrach- urgeschichtlichen Quellen überhaupt gehö- damit einen großen kulturellen Wert für tung praktisch vollkommen. Ohne eine ren. An diesen Fundorten – unter Wasser die Erforschung von ca. 5000 Jahren solche unmittelbare Erfahrung ist es sehr – können wir die Entwicklung der Land- Urgeschichte dar. In der Wissenschaft ist schwierig, ein Verständnis für die Natur schaft und der frühen bäuerlichen Gesell- die große Bedeutung der Pfahlbauten der Pfahlbauten zu erzeugen. schaften in einer Genauigkeit erforschen, schon lange unumstritten. Wissenschaft- Für & Wider eines Pfahlbau-Museums. wie es bei „gängigen“ archäologischen liche Bedeutung alleine reicht allerdings Eine viel diskutierte Lösung sind Nach- Landgrabungen normalerweise nicht mög- nicht – weder um einem UNESCO-Welt- bauten von Pfahlbauhäusern. Modellhaft lich ist. Denn unter Luftabschluss im erbe gerecht zu werden, noch um den kann auf diese Weise ein erster Eindruck Seeboden verborgen, wird die Zersetzung Schutz dieser sensiblen Fundstellen zu urgeschichtlichen Lebens erzeugt werden. von organischem Material stark verlang- gewährleisten. Nur wenn die Bedeutung Umso mehr, wenn bereits die Errichtung samt. Jeder Kubikzentimeter Pfahlbau- und der Wert eines Kulturerbes von einem und handwerkliche Praktiken Teil eines siedlung, beziehungsweise des ehemaligen großen Anteil der Allgemeinheit geschätzt musealen Konzeptes sind und damit Dorfbodens, kann eine kleine oder auch wird, kann es effektiv geschützt werden. zusätzliche Glaubwürdigkeit für die Inter- große Überraschung bergen. Hier haben Denn darum geht es in der UNESCO- pretation von archäologischen Befunden sich im Laufe der Zeit die Spuren des Welterbekonvention. Hier ist der Wille erzeugt. In Anbetracht der vorhandenen urgeschichtlichen Alltags abgelagert. Zar- der internationalen Staatengemeinschaft urgeschichtlichen Freiluftmuseen mit te Fischknochen oder Pflanzenpollen bei- verankert, als globale Gemeinschaft nach- ähnlichen Angeboten sollte man sich im spielsweise geben uns nicht nur Auskunft haltig unser Kultur- und Naturerbe zu Vorfeld jedoch über die wirtschaftlichen über die Speisekammer der damaligen erhalten. Chancen und Risiken hier im Klaren sein. Menschen, sie erzählen vom Klimawandel Wie kann man aber den Wert eines Eine solche neu zu errichtende Erlebnis- und Veränderungen der Landschaft oder UNESCO-Welterbes darstellen, wenn es stätte führt aber in gewisser Weise auf die von der Migration der Siedlerinnen und sich vor den Blicken der Menschen ver- falsche Fährte. Hier wird nämlich ein Siedler, von Kulturkontakten und von birgt? Bei den Pfahlbauten sind wir mit wesentlicher Aspekt in den Hintergrund Technologietransfer. Themen, die uns dieser Herausforderung konfrontiert. Denn gedrängt: die Pfahlbauten wurden als

20 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Malte Wandel Foto: bau.kultur Gedanken zur Baukultur … … im Sommer verfasst, könnten versöhnlich ausfallen, zumal gerade in dieser Zeit dicht belaubte Bäume, blühende Gärten und bestellte Felder alles tun, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und der Gegend zumindest in Ansätzen die Postkartenidylle verleihen, die für Kärnten als Urlaubsland in den Prospekten und Werbeauftritten hervorgehoben wird. Ein Filter aus Blättern, Stauden und Zweigen als Camouf- lage für eine Bautätigkeit, die einem unkontrol- lierten Wildwuchs gleich sich ausbreitet und den Landfraß weitertreibt. Dabei sind die Bauten im Land, die Wohnbauten und die Häuser der Familien, die Kirchen und Schulen, die Bauten der öffentlichen Hand, die Industriebauten, die Fried- und die Bauernhöfe, die Brücken und Straßen nun einmal wertfrei dahingestellt gestalteter Lebensraum. Sie bestimmen nachhaltig die Vedute unserer Städ- te und Dörfer, sie bestimmen die Strukturen im Ort, sie graben sich in die Landschaft ein und zerschneiden Täler, sie haben Anteil am Funk- tionieren unseres Zusammenlebens, sie bestim- men unseren Arbeitstag und unsere Freizeit, sie sind Rückzugsorte und Gemeinschaftseinrich- Quelle für wissenschaftliche Erkenntnis- erbestätten dürfen sie jedoch nicht sein. tungen. Wohlgefühl und Idylle wird ihnen in den se und wegen ihren vielfältigen Interpre- Denn eines ist klar: das UNESCO-Welter- Werbesprüchen zugeschrieben, ein Umstand, tationsmöglichkeiten der Urgeschichte in be Pfahlbauten bedeutet andauernde For- der in der Realität wohl nur auf einige wenige ihrer Gesamtheit zum Welterbe. Die Erfor- schung und rege Anteilnahme daran. gelungene rezente Projekte zutrifft. Das augen- schung der Pfahlbauten ist immer noch Umfragen in der Bevölkerung belegen fällig Normale sind am Ortsrand wuchernde ein enorm dynamischer Prozess, der die immer wieder das große Interesse der Wohnsilos, grell schreiende Fassaden, entleerte insgesamt 111 archäologischen Fundstel- Allgemeinheit an der Archäologie. Wenn Ortskerne, bunt glänzende Dachlandschaften, modernistische Eingangstüren und untypische len in Österreich, Slowenien, Italien, dieses Interesse zu einem Verständnis für Einfriedungen. Frankreich, Deutschland und der Schweiz den Erhalt unseres gemeinsamen Kultur- Möglich wird dies unter anderem auch durch verbindet. Mit unseren Fundstellen in erbes führen soll, dann müssen wir die politisch verantwortete legistische Strukturen, Kärnten und Oberösterreich stehen wir Pfahlbauten in all ihren Facetten sichtbar die den zuständigen Mandataren erlauben, hier erst am Anfang. Die aktuellen For- machen. ohne solide Kompetenz Entscheidungen zu schungen zeigen bereits jetzt, dass wir l Cyril Dworsky treffen und Bewilligungen zu erteilen, die oft- unser Bild der Pfahlbausiedlungen regel- ist Archäologe und Geschäftsführer des Kuratoriums Pfahlbauten. Er kümmert sich um das UNESCO-Welterbe mals gut gemeint, aber vielfach falsch und mäßig neu zeichnen werden müssen. So „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ in Österreich. nachhaltig fatal sind. Die Schwierigkeit solcher kommt beispielsweise gerade wieder Die Welterbestätte im Keutschacher See konnte er Entscheidungen ohne entsprechende Fach- bereits in seiner Studienzeit im Jahr 1999 im Rahmen Dynamik in die alte Diskussion, ob sich von Forschungen der Universität Wien zum ersten Mal kenntnis ist evident: als Kanon für eine Gestal- Pfahlbauten im See oder an Land befunden betauchen. tung zählt heute nicht mehr das Fachwissen des Architekten oder das Know-how des Pla- haben. Neue Untersuchungen im Attersee Weitere Info: machen es weitaus plausibler, dass die www.pfahlbauten.at/keutschach-am-see-kärnten ners oder Fachmannes, sondern die größtmögli- Menschen durchaus auch ihre Häuser ins che Ausnutzung der Bebauungsdichte, die Wasser gebaut haben und wir uns in Palafittes Guide Maximierung der Rendite und die Sonderange- Die offizielle, kostenlose APP des UNESCO- bote im Baumarkt und Möbelhaus. Alles ist manchen Gegenden dem alten romanti- Welterbes Prähistorische Pfahlbauten um die schen Bild der Pfahlbauten des 19. Jahr- Alpen: von ArchäologInnen und möglich, der Preis bestimmt den Wert und hunderts wieder annähern. WissenschaftsjournalistInnen prägnant sichert vordergründig die Originalität und das Es sei dahingestellt, ob die Errichtung aufbereitete Information zu den urgeschichtlichen Ansehen des Eigentümers, wobei die Qualität, Technologien, Traditionen, Wirtschaftsaspekten das Gelungene, das Funktionieren der Bauwer- von Museumsdörfern eine geeignete und und den Pfahlbauten selbst sowie ein Audioguide ke, ihre Ausstrahlung, ihre Botschaft und ihre nachhaltige Bühne für ein Erleben und zu zahlreichen Fundstellen europaweit – Trägerschaft von Botschaft einer immer kleiner Begreifen der Pfahlbauten ist. Das hängt inkl. Beitrag zum Keutschacher See. werdenden Fraktion von Wissenden bewusst von vielen Faktoren ab, über die sich ist. geeignete Expertinnen und Experten den l Fritz Breitfuss Kopf zerbrechen sollen und müssen. Ein geb. 1950, lebt in Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Surrogat für die nicht zugänglichen Welt- 1984 – 2016 Leiter der Bauabteilung der Diözese Gurk, Mit- glied im Kärntner Kulturgremium (Fachbeirat für Baukultur).

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 21 Hesiod und die Muse, Gemälde von Gustave Moreau | 1891, heute im Musée d’Orsay in Paris. Foto: wikipedia Der sogenannte „Musensarkophag“, 2. Jh. n. Chr., gefunden an antiken Römerstraße Via Ostiensis, heute im Louvre in Paris, Künstler unbekannt. Foto: wikipedia Muse mit Kithara auf dem Berg Helikon, attische Lekythos, 440–430 v. Chr., heute in den Staatlichen Antikensammlungen (Schoen-Sammlung). Foto: wikipedia

Museen & Musen Musenheiligtum auf dem Berg Helikon.

Helikonischen Musen geweiht, heb‘ unser Gesang an, Die auf dem 6. Jh. v. Chr. nachweisbar und wurde Göttern geweiht worden war, durfte das dem Helikonberge, dem großen und heiligen, walten: Wo sie dann später, in hellenistischer Zeit, aus- Heiligtum nicht mehr verlassen. Natürlich den dunkelen Quell mit geschmeidigen Füßen im Reihntanz Und den Altar umschweben des allmachtfrohen Kronion. gebaut und um ein eigenes Theater erwei- kamen im Laufe der Zeit immer mehr tert. Den ausführlichsten Bericht über die Weihegeschenke zusammen und man Gestalt des heiligen Bezirks liest man beim musste in regelmäßigen Abständen Platz antiken Reiseschriftsteller Pausanias. Er für Neues schaffen. In einem solchen Fall Mit diesen Versen beginnt die Theogonie verfasste im 2. Jh. n. Chr. sein Werk „Rei- wurden die alten Stiftungen rituell ver- des Hesiod, jenes böotischen Dichters, der sen in Griechenland“ und beschrieb darin graben und so dem Schutz der Erde über- neben Homer am Beginn der europäischen ausführlich die zu seiner Zeit sichtbaren geben. Für die heutigen Archäologen ist Literaturgeschichte steht. In der Theogonie Sehenswürdigkeiten und die damit ver- diese antike Praxis ein Glücksfall: so erzählt Hesiod von der Entstehung des bundenen Geschichten. Das Musenheilig- wurden in den bedeutendsten Heiligtü- Göttergeschlechtes zu dem auch die neun tum auf dem Helikon entspricht dabei mern Griechenlands, in Olympia und Musen gehören, die der Dichter erstmals ganz den vielen anderen heiligen Bezirken, Delphi, aber auch anderswo, antike Kunst- namentlich benennt: Kleio (Geschichts- die Pausanias in seinem umfangreichen werke in großer Zahl und teilweise in schreibung), Melpomene (Tragödie), Werk beschreibt: auch hier waren Statuen erstaunlich gutem Zustand gefunden. Terpsichore (Tanz), Thaleia (Komödie), von Göttern und berühmten Menschen Erst in hellenistischer und dann vor Polyhymnia (ernster Gesang), Urania (Ast- aufgestellt, die durchaus der Allgemeinheit allem in römischer Zeit legten sich ver- ronomie), Euterpe (Lyrik), Erato (Liebes- zugänglich waren, aber eben nicht den mögende Männer private Kunstsammlun- dichtung) und Kalliope (Epos). Charakter heutiger Museumsstücke hat- gen an, indem sie ihre luxuriösen Anwe- Dass er seine Dichtung ausgerechnet ten, sondern Teil des Heiligtums und sen mit griechischen Kunstwerken oder den Musen des Berges Helikon widmete seines Kultes waren – dass sich darunter zumindest Kopien bekannter Stücke hat einen guten Grund: die kleine Stadt auch eine Statue des Dichters Hesiod fand, schmücken ließen. Hier waren die Expo- Askra, in der Hesiod zu Hause war, liegt ist angesichts seiner engen Verbindung nate aber nicht mehr der Allgemeinheit nicht weit von deren Heiligtum entfernt. zu den Helikonischen Musen nicht weiter zugänglich, sondern nur noch dem Besit- Die ältesten archäologischen Funde rei- verwunderlich. zer, seiner Familie und seinen Gästen. chen hier bis in geometrische Zeit zurück, Ein heiliger Bezirk, die alten Griechen l Mario Rausch also jene frühe Phase, in der sich die nannten ihn „temenos“, war ein ganz studierte in Wien und Athen Archäologie und Alte Geschichte und lebt als freier Journalist in Klagenfurt. griechische Hochkultur auszubilden besonderer Ort: hier stand man unter begann. Das eigentliche Heiligtum ist ab göttlichem Schutz und was einmal den

22 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Wartehäuschen von Professor Werner Hofmeister, geboren 1951, Konzeptkünstler, prägte mit zahlreichen Projekten die Kunst im öffentlichen Raum in Kärnten sowie in der Steiermark und etablierte seinen Heimatort Klein. St. Paul als „Qnstort“. Das Q ist ein Leitmotiv in seiner Kunst und steht für Quelle und Ursprung. Foto: W. Hofmeister

Das Warten in Zeiten des Zwitscherns und Verschweigens Die Transformation von Bushaltestellen im ländlichen Raum zu Orten der Kunst. Eine Aktion von Werner Hofmeister.

Das Museum für Quellenkultur in Klein häuschen nicht nur zur Infrastruktur, möchte ich mit meiner Kunst keine Ant- St. Paul wird ab Mitte August um fünf sondern sind auch Orte der Kommunika- worten geben, sondern Fragen aufwerfen. temporäre Außenstellen erweitert. Muse- tion. Und hier ergeben sich auch die Die Leute sollen angeregt werden, selbst umsleiter und Konzeptkünstler Werner interessantesten Reaktionen, Konstellati- nachzudenken. Zeitgleich zu meiner Pla- Hofmeister setzt sein im Vorjahr begon- onen und Bilder. kataktion wird eine Vielzahl von Wahl- nenes „Wartehäuschen“-Projekt fort. Er plakaten im Lande aufgestellt sein. Darauf gestaltete fünf verschiedene Plakatwände, Ist im ländlichen Raum mit mehr Wider- werden die diversen Botschaften verkün- die nach dem Rotationsprinzip an jeder stand, mehr Erklärungsbedarf zu rechnen? det werden, daher heißt es auf einem der ausgewählten Bushaltestellen, drei Kunst im öffentlichen Raum soll ein Plakat auch „Wir bitten dich, erhöre dich“, davon in St. Veit und zwei in Klein St. Anstoß zu Diskussionen sein. Aber im quasi als Appell, selbst zu denken und zu Paul, einmal zu sehen sein werden. Laufe der Zeit ändert sich die Wahrneh- reflektieren, und dann die Stimme ab- Wartehäuschen dienen als Aufenthalts- mung. Ich erinnere mich noch an die zugeben. raum bis zur Weiterreise, geben Schutz, Reaktionen, die mein „Krappfelder Bauer“2 vielleicht sogar ein wenig Geborgenheit auslöste. Was das für eine Aufregung war! Ist Kunst im öffentlichen Raum demo- während der Zeit des Wartens. Hubert Heute gehört er für die Leute zum Land- kratisch? Matt1, wissenschaftlicher Berater des Quel- schaftsbild längst dazu. Kunst ist generell nicht demokratisch, lenmuseums, erkennt: „Gerade in seiner keine Mehrheitsentscheidung, darf es Nutzlosigkeit ist das Warten eine beson- Will Kunst im öffentlichen Raum heutzuta- nicht sein. Aber Kunst im öffentlichen dere Zeitform, eine künstlerische Form“. ge überhaupt noch aufregen? Raum soll zur Beteiligung, Partizipation, Werner Hofmeister wendet diese mit der Wenn man Projekte der jüngeren Zeit auffordern. Trotz allem „Gezwitscher“: es ihm eigentümlichen Bildzeichensprache insgesamt betrachtet, gewinnt man den gibt immer noch Tabus. So herrscht derzeit an und gibt dem Warten eine neue Dimen- Eindruck, dass Kunst im öffentlichen – nach der Aufregung – ein großes Schwei- sion: das Warten als Quelle der individu- Raum immer mehr zu Design oder Dekor gen im Görtschitztal. Es ist das Schweigen ellen Reflexion. DIE BRÜCKE sprach mit verkommt, auf Farb- und Lichtspiele redu- der Verdrängung. Das muss aufgebrochen dem Künstler über seine Intentionen und ziert wird. Was fehlt, ist oft die unmittel- werden. Daher ist es so wichtig, Fragen über aktuelle Tendenzen der Kunst im bare Auseinandersetzung mit einer gesell- zu stellen im Wege der Kunst. öffentlichen Raum. schaftspolitischen Frage, auf eine Weise, l Anna Woellik die wiederum Fragen als Reaktion aus- etwas später als Prof. Hofmeister geboren, ist beruflich mit der Leitung des Förderwesens in der UA Kunst und Wieso Wartehäuschen als „Qnstorte“? lösen könnten. Gut finde ich unter ande- Kultur befasst und auch privat viel in Sachen Kunst und Die Intention liegt darin, Menschen, die rem die Projekte des UNIKUMS und der Kultur im Lande und darüber hinaus unterwegs. nicht in Museen oder in Galerien gehen, lend|hauer. WARTE HÄUSCHEN Sonderausstellung unwillkürlich und unmittelbar mit Kunst Das Museum für Quellenkultur im öffentlichen in Kontakt treten zu lassen. So gesehen Steht daher auf einem Plakat die Frage Raum | 15. August – 1. Oktober ist die Straße ein guter Platz für Kunst. „Verstummt das Gezwitscher angesichts der Klein St. Paul – St. Veit an der Glan Es besteht ja diese Schwellenangst, es Quelle?“ Voraussichtlich im Herbst erscheint dazu die Publikation „Vor und Zurück. Zurück und Vor“ mangelt aber auch an Neugier. Der Kreis Heutzutage wird ja viel und überall des Kunstpublikums kann erweitert wer- gezwitschert. Wir leben in einer lauten 1 Dr. Hubert Matt ist Künstler und Kunsthistoriker. Er lehrt Designwissenschaften an der FH Vorarlberg. den, indem man die Wartenden an einer Zeit. Man denke nur an die vielen unter- 2 Gemeint ist das Objekt „Quellensucher“ im Kreisverkehr Haltestelle direkt mit Kunst konfrontiert. schiedlichen Medien, die uns mit „Gezwit- südwestlich von Kappel am Krappfeld. Diese sieben Meter hohe Dies ist besonders in der ländlichen Regi- scher“ überfluten. Das ist aber nur eine Stahlskulptur erhitzte bei ihrer Installation im Jahr 2002 die Gemüter. Die Aufregung fand ihren Höhepunkt als der Figur von on von Bedeutung. Hier gehören Warte- Interpretationsmöglichkeit. Überhaupt Unbekannten ein Penis angeklebt wurde.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 23 24

Die Brücke Nr.2|Brückengeneration 5–Aug./Sept. 17 KARI.CARTOON von Astrid Langer entwickelte Comicfigur, die extra für die Brücke zum Leben erweckt wurde. Sie lebt auf den Dächern von Klagenfurt, unterhält sich gerne mit Dachziegeln, ist musisch mit musisch ist gerne sich Dachziegeln, unterhält Klagenfurt, von bewandert, mal Wissenschaftler, Dächern den mal Preisträger auf und immer lebt wahnsinnig Sie wichtig. wurde. eine ist erweckt Leben zum Dachziegl Die süßer. Brücke die Leben für das macht extra er die denn Humor, auch Comicfigur, gerne von sehr und entwickelte ein Langer Karikatur Astrid und Comic Malerei, fließen Arbeiten ihre In geboren. Klagenfurt in Langer ist Astrid er. schmunzelt Getränk“, ein auf mir mit besten Zeitungen am geht hat, renommierte für erfahren genug nicht zeichnet immer noch Menschen, jetzt des 1953 „wer …und Jahrgang Tiefen Raum, der Darsteller deutschsprachigen bildlicher ganzen im Cartoonist, Villacher Spitze: feinen der mit Mann Der Ortner: Heinz Alexander Widner geboren 1940 | verschiedene Orte in Österreich und anderswo | mannigfaltige Berufe, Ansichten, Vorstellungen, Obsessionen, Vermutungen, Behauptungen, Irr­tümer, Narreteien | lebt jetzt und voraussichtlich für den Rest seiner­ Tage in Klagenfurt | etliche Veröffentlichungen, zuletzt: Ashburns Knöpfe, Stark wie ein Nagel, Postscriptum oder Der exquisite Kadaver. ©Johannes Puch Foto: BOTENGANG – Facetten und Klumpen – Teil 1 noch unveröffentlicht, aus der Widner‘schen Schreibwerkstatt.

Alles Denken beginnt damit, dass der Schlag das Chaos aus deinem Kopf. Und se ans Ende der Nacht und kein kanoni- Mensch sich nicht wohlfühlt. In den Gren- du bist nichts. Und erträgst darum nichts. scher Ausfallschritt Ciorans. Die Über- zen seiner Endlichkeit, die ihm als Gren- Und zerfällst. schwemmung mit geflickten Traktaten zenloses nur die Resignation belassen. l und blutleeren Tollereien wird zum Die Unendlichkeit des Geistes träumen Wäre Vernunft ein Garant für richtige Zustand werden. wir nicht, seit wir sie der Eile halber in Wege, müsste sie in klarer Bewusstheit l den Orkus gestoßen haben. zum Gipfel führen: Sterben. Doch das Büchners Lenz hat mir jeden Versuch, Ein Mensch, gut wie Brot, beginnt sich die Chamäleon Vernunft trägt Allongeperücke etwas zu erzählen, verboten. Und was Welt in den Kopf zu brennen. Die Flamme im Saustall und kehrt jeder Logik den Büchner nicht verboten hat, habe ich mir schlägt an den Magen, der fiebrig kranke Hintern zu. selber verboten. Eines nur ist wichtig: dass Gedanke holt sich die Macht im Körper. l man nicht meint, etwas erzählen zu müs- Das gute Brot verdirbt. Die Welt schrumpft Ekstase ist weder salon- noch hüttenfähig, sen. Jedes Muss sieht zuallererst seine zur fixen Idee, unwandelbar. Und, einmal Ekstase ist schlicht unappetitlich, eine Wichtigkeit, eine Wichtigkeit, die sich angeheizt, tun wir, hinein ins Amorphe Unbeherrschtheit, ein Monstrum der See- nicht schämt, mit Gewichtigkeit in einen der Rätsel, wir tun bis auf weiteres, ohne le, ein Relikt aus romantisierenden Topf sich zu werfen, hält seinen Gegen- finale Anlage. Mittler von Vorläufigkeiten, Schwärmzeiten. stand in Unterwerfungsgebeugtheit. und von dort über das noch Vorläufigere l l in die Totalität des Vorläufigsten. Markie- Ekstatikern und sonstigen für seelische Was sollte einen reizen, sich mit dem rungen ohne Hinterland. Die Müdigkeit Perversionen Anfälligen sollte man die Kuriosum Sprache abzugeben. Eben weil von empfangenden Zufrühgeburten gibt Gewohnheit anerziehen, im Schilf spazie- sie ein Kuriosum ist. Und sich zwischen sich als Gleichmut, die sich dem lebens- ren zu gehen. Das ist eine gute Chance, Welt und Mensch stellt, das Missverständ- langen Botengang in der unleserlichen dass sie ertrinken. nis am Leben haltend. Die Sprache und Welt aussetzt. l ich, wir gehen uns aus dem Weg, können l Mystifizierung ist die Erbkrankheit, die uns (einander?) nicht ausstehen, treffen Nur die, die auch ohne zu schreiben am wüst hausende Malaise der Menschheit. nur bisweilen unter äußerem Zwang auf- Leben sind, nur die. Die sich nicht im Weg Selbst für ein abgeholztes Gelände wie einander. Nur die Umstände sind es; und stehen, vorgebend, neue Wege zu suchen. das Schreiben muss sie herhalten. Alle machen es. Die, die wissen um tausend Dinge, sie aber misslichen Zustände, in die der Mensch l nicht antasten, nicht zu sich ziehen. Scheu geraten kann beim simplen Schreiben, Dann, wenn die Erinnerung nur mehr ein vor dem Ausrotten von Geheimnissen. werden uns vorgeführt. Oh du, Kafka, in verglimmender Dämmer sein wird, dann, Weit daneben, im Hockkäfig der Brüll- deiner großen Nüchternheit. Sag ihnen, dann erst wird dich jeder Geruch in die meute, das abgemühte Schießbudenge- diesen unseligen Mystifizierern, was ange- Dummheiten und Grausamkeiten der ver- schreibe der Zwanghaften in ihren bracht ist: Behalte den Kopf auf den lebten und vertanen Jahre stoßen. Nur der gesteppten Zwangsjacken. Schultern, halte ihn kühl, vereise ihn, das tief menschliche Geruch von Scheiße als l Gefühlige, selbst das Mitgefühlige, das ja Künder des Lebens wird dich in die paar Als müde werdender Wanderer zwischen doch nur als Plakat aushängt, ausreißen, kaum wahrgenommenen lichten Tage allen Unendlichkeiten, die schmalen Wege und mach keinen Buckel bei deinem Sit- führen. Glück und Scheiße, eins hängt am suchend, ohne die der Absturz nicht zu zen, du ausgefranster Affe. Schreib in der andern. Ein komisches Zweigespann. Ein vermeiden wäre, löst sich der Mensch von Kühle, selbst in der Gleichgültigkeit mei- königliches Zwillingspaar. Man stelle sich seinen Bindungen an das ihm Fremde, das netwegen, doch nicht im Rausch, in Eks- vor, der ganze Buckingham Palace stinkt er als seine Heimstatt anzunehmen tase, in Trance, in Euphorie, in Entrü- nach Scheiße. Der Hofstaat hält sich die gezwungen war. Und, sein nicht zu umge- ckung. Die lass den Heiligen, sie verstehen Nase zu. Das Glück des Augenblicks für hendes Schicksal, auch so ansah und, als was davon. Geht sie von den Heiligen zu den Hüttenbewohner. besäße er auch nur ein Quäntchen davon, den Schreibenden, kippt Müll über uns. l Alexander Widner mit Klauen und Zähnen schützte. Jetzt, Kühles, vereistes Hirn. Sonst stehen uns müde, suchend und abgenutzt, jetzt erst weiter Legionen von artifiziellen Dampf- sieht er die Welt als das bloße Etwas, das plauderern, noch artifizielleren Sterngu- nie sein war. ckern und Delirien Hochmögender, doch l Tiefkönnender, ins Haus, aber keine Rei-

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 25 Musentochter Klagenfurts diesjährige Stadtschreiberin Stefanie Sargnagel erzählt von der Kunst in der Fremde.

„Sie haben mir in Klagenfurt ein Denkmal gebaut.“ Fotos: Stefanie Sargnagel

StadtschreiberIn wird, wer die Zuhörerin- selte die Musik zu einem Album von den Jugendliche fragte mich, ob das stimme, nen und Zuschauer und in Folge den „Original fidelen Lavanttalern“, dann nahm dass der Discmanmann heute schon so Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann- er einen Schluck Fanta und stellte sich viele Zigaretten hergeben hat müssen. Ich Literaturwettbewerbs gewinnt. Diese wieder mitten auf die Straße, um zu schau- meinte, ich wisse es nicht, ich hätte ihn Lorbeeren erhielt im Vorjahr die Wort- en. Gestern habe ich ihn mit seinem gerade erst kennengelernt. Am Heiligen- künstlerin Stefanie Sargnagel für ihren Discman vor einem Brunnen gesehen, er geistplatz, sagte er, da würden sie nämlich Text „Penne vom Kika“ inklusive exzen- schaute direkt auf das Wasser während immer Zigaretten schnorren, selbst wenn trischem Auftritt, was ihr das Stadt- dem Musik hören. Letzte Woche bin ich sie eh noch eine Packung einstecken schreiberamt 2017 einbrachte. Im Juli ihm vorm Stadttheater begegnet. Er stand haben. Wenn er wüsste, wer das gewesen endete ihr sechsmonatiger Kärntner mitten am Theaterplatz, schaute die Leu- wäre, könnte er die Leute herholen, kein Schreibaufenthalt im Atelier des Europa- te, die in ihrer Abendgarderobe zur Vor- Problem. Der Jugendliche hatte einen hauses, der BRÜCKE lässt sie einen Aus- stellung von „der Talismann“ gingen an eigenartigen Blick. Er schaute immer mit zug ihrer Niederschriften zu Klagenfurt und hörte Musik. Heute hat er mich beiden Augen 20 Zentimeter an mir vorbei, zuteilwerden. angesprochen. Ich stand wieder beim während er mit mir sprach. Ich konnte Theater und naschte meine tägliche Kugel das nicht einordnen, es war kein schielen, Ich mag das Kleinstadtleben. Alles ist Mohneis. Er fragte, wo eine Toilette sei, vielleicht ein Drogenrausch, aber er wirk- entspannter und trotzdem gibt‘ s im Grun- denn in einem Lokal wollten sie ihn nicht te nicht berauscht, eher sehr kindlich. Er de alles, was man braucht, einkaufstech- gehen lassen und im Krankenhaus haben sagte, Klagenfurt sei ein gefährliches nisch, infrastrukturell und auch ein biss- sie ihm damals gesagt, wenn er nicht Pflaster. Letztens wäre jemand, den er chen Kunst und Kultur und einen kleinen regelmäßig gehe, dann kann es sein, dass kennt, fast abgestochen worden. Einmal Hauch Subkultur. Es gibt auch ziemlich er einen Katheter bekommt. Er hätte auch wollte ihn auch jemand zwingen Hasch viele Junkies. Am „Heiligen“ hängen die schon einen Polizisten gefragt, aber er zu kaufen, indem dieser ihm drohte, aber hier ab mit ihren Kinderwägen. Im Gegen- fand die Toilette nicht auf die er ihn hin- er meinte, er hätte ja selber ein Messer. satz zu einer großen Stadt kennt man sie wies. Ich zeigte ihm die Richtung zu einem Während er mir das alles erzählte zog er eigentlich alle mit der Zeit. Wenn einem wenige Meter entfernten öffentlichen Klo, ein großes Stanleymesser aus seiner hier jemand seltsamer auffällt und man aber er schien meine Information nicht Hosentasche und schob die Klinge bis zum ihn ein bisschen beobachtet, sieht man richtig aufzunehmen. Gespannt wartete Ansatz raus. „Ich kann mich verteidigen.“ ihn meistens 2, 3 Tage später wieder. Zum ich, was er mir noch erzählen würde, da Ich stellte ihm noch ein paar unschuldige Beispiel der Mann mit dem Discman. Es kam ein Jugendlicher zu uns und fragte Fragen über Klagenfurt und verabschie- gibt hier in Klagenfurt einen Mann, der um eine Zigarette. Ich hatte nur noch eine dete mich wieder von dem Jugendlichen. immer mitten im Szenario der Stadt steht. dabei, die ich gerade rauchen wollte, also Beim Gehen sah ich den Discmanmann Er steht einfach da wie ein Außenstehen- gab ihm der Discmanmann eine. Der hinter einem Busch gegen eine Wand der und er schaut auf die Stadt als würde Discmanmann meinte aber, das sei die pissen und dachte mir, wirklich seltsam er ein Bild betrachten. Dabei hat er seinen letzte, die er heute verschenke, er habe das Kleinstadtleben. Discman in der Hand, der mit Tixo zusam- heute zu viele hergegeben. Der Jugendliche ● Stefanie Sargnagel mengeklebt ist. Er schaut geradeaus und bedankte sich und der Discmanmann geb. 1986 in Wien, publiziert Texte und Zeichnungen vor allem im Internet, aber für Geld auch in Zeitschriften und hört über die Kopfhörer Musik. Letztens sagte, er muss jetzt wirklich sehr aufs Klo, Büchern. 2016 war sie Bachmann-Publikumspreisträgerin hat er sich kurz zu der Bank gestellt, auf er gehe jetzt einfach in den Park. „Wird und somit bis Ende Juli auch Klagenfurter Stadtschreiberin 2017. der ich gerade saß und mir meine tägliche mir schon niemand was abschauen.“ Er Kugel Mohneis reinspachtelte. Er stellte verabschiedete sich. Der Jugendliche blieb sich hin, um ein paar Sachen abzulegen, seltsamerweise einfach bei mir stehen, um die CD wechseln zu können. Er wech- also rauchte ich auch meine Zigarette. Der

26 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Entwurf eines Getriebes oder Detail einer Rechen- maschine, aus Leonardo da Vinci: Codex Madrid I,fol.42 verso. Foto: gemeinfrei

Zur Notwendigkeit der Geisteswissenschaften im Zeitalter von Technik und Technologie.

Was heißt Technik eigentlich? Ist sie eine Kann die Technologie Technik und In eine Rückbesinnung auf HÖLDERLIN Kunst (techne) im Sinne des Künstlichen, Kunst wieder näherbringen? Verfügt sie – „Wo aber Gefahr ist, wächst das Retten- des Nachgemachten, in der Vorstellung: doch gegenüber der klassischen Technik de auch“ – scheinen die Geisteswissen- etwas mit Natur machen zu müssen (Bibel- über Kreativität gegenüber Methoden- schaften eine Möglichkeit zu versprechen, auftrag: Macht euch die Erde untertan), zwang, über Kontextualität gegenüber einer eventuell aus den Fugen segelnden was Natur mit sich selbst niemals macht. Funktionalismus, über Offenheit gegen- technischen Welt den Orkanwind zu neh- Etwa ein Auto, ein Flugzeug, ein Hochhaus über Abschließung, über Durchdringung men. bauen, oder die Elemente einer Maschine gegenüber Ausgrenzung, über Buntheit Nach Marquard ist die sogenannte Kri- fertigen? gegenüber Fahlheit, über Vielfalt gegen- se, in der sich die Geisteswissenschaften In sehr allgemeiner Darstellung könnte über Einfalt. zu befinden scheinen, keine „Leistungs- man die Geschichte der Technik als einen Von den zahlreichen Diagnosen, die krise“, sondern eher eine „Überforderungs- Fortgang zunehmender Abstraktion diese Bewegung begleiten, sollen zwei krise“, die dadurch hervorgerufen wurde, bezeichnen, als ein Abheben von der näher vorgestellt werden: dass die Geisteswissenschaften – „obwohl Materie – der Muttersubstanz – hin zur Für Max BENSE scheint es offenkundig: sie wachsen – mit ihrer modernen Unver- Theorie, zu einem Ordnung konstituieren- „Je mehr die Welt in einen technologischen meidlichkeit nicht Schritt halten.“ Die den semantischen Ideal. Die Genesis der Zustand gerät, desto stärker hängen gesell- Geisteswissenschaften sind nämlich quan- Technik gibt aber auch Einsicht in einen schaftliche Erscheinungen letzter Instanz titativ nicht in der Lage, jenen wachsenden verloren gegangenen Einklang. Es muss, von nichttechnologischen Daten ab, deren Bedarf an Vertrautheitsarbeit zu liefern, so Hasso Reschenberg, „eine glückliche Kenntnis humanistische Bildung gerade- der nötig wäre, damit die Menschen jene Zeit gewesen sein als die Künstler Tech- zu voraussetzt. Je wichtiger der funktio- Instinktbeschädigungen, Verbiegungen niker und die Techniker Künstler waren: nale Bildungsbegriff des Spezialisten für und Verfremdungen, die durch die Tech- Immer wieder sind wir beeindruckt von die technische Welt wird, desto stärker nik verursacht worden sind, herkunftsbe- den ingeniösen und künstlerischen Schöp- wird der, der diese Welt geistig und mora- zogen ertragen zu können. Folglich sind fungen der Renaissance.“ lisch in der Hand halten will, auf die die Geisteswissenschaften „nicht moder- Warum zerbrach dieser Einklang? Wes- Sphäre der klassischen Allgemeinbildung, nisierungsfeindlich, sondern – als Kom- halb löste die Technik ihre Verbindung die den weiten Horizont, den großen pensation der Modernisierungsschäden zur Kunst und wandte sich der ent- Überblick kennt, angewiesen sein.“ – gerade modernisierungsermöglichend.“ stehenden Naturwissenschaft, der „nuova Auch für Odo MARQUARD ist die wach- Je mehr die Technik zur Versachlichung scienza“ zu. sende Bedeutung der Geisteswissenschaf- und Entsinnlichung, zur Entmythologisie- Bei den antiken Griechen besaß „techne“ ten eine Folge der technologischen Trans- rung und Rationalisierung, zur Eindeutig- noch einen weiten Begriffsumfang und formation. Für ihn ist „die Genesis der keit und Widerspruchsfreiheit und zur umschloss das Künstlerische ebenso wie experimentellen Wissenschaften nicht die Transformation in den Formalismus bei- das Künstliche. Alle menschlichen Fertig- Todesursache, sondern die Geburtsstunde trägt, „desto mehr – kompensatorisch – keiten, die sich gestaltend darboten, waren der Geisteswissenschaften“ – d.h. „die muss erzählt werden: sonst sterben die in diesem Begriff aufbewahrt. Noch im 12. Geisteswissenschaften sind nicht das Menschen an narrativer Atrophie.“ Jahrhundert umfasste dieser Technikbe- Opfer, sondern sie sind das Resultat der l Herbert Maschat griff im System der „septem artes mecha- Modernisierung und daher selber unüber- lebt in Klagenfurt, Handwerksmeister, Techniker, Lehrer, Technik- und Philosophiehistoriker. Arbeitsgebiete: nicae“ vielschichtige und widersprüchli- bietbar modern.“ Von dieser These aus Technikgeschichte, Philosophie, Energie und Entropie, che Inhalte wie: lanificium, armaturam, riskiert Marquard nun folgende Prognose: Kunst und Technik, Technologie navigatio, agricultura, venatio, theatrica, „Je moderner die moderne Welt wird, Buch zum Thema: Herbert Maschat: Leonardo medicina. desto unvermeidlicher werden die Geis- da Vinci und die Technik der Renaissance. teswissenschaften.“ Profilverlag, München 1989

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 27 edition B kunst.aus.druck Transvirtuelle Verflechtungen © fichtesieben

Romana Maria Egartner Foto:

Die 1985 in Villach geborene bildende lebensstrategien, in Form einer Verschrän- sollte nachgegangen werden. Niclas Ana- Künstlerin Romana Egartner lebt und kung von naturwissenschaftlichen Frage- tol Walkensteiners und Romana Egartners arbeitet in Wien. Sie konzentriert sich in stellungen und künstlerischem Ausdruck Kurzfilm erfährt die Stadt als Ort der ihrer Arbeitsweise auf die Bereiche In- bis hin zu gesellschaftspolitischen Über- Wandlung. Mit vorgefundener Künstler- stallationskunst, Fotografie, Video, Ani- legungen. atelierausstattung und Arbeitsgeräten, mation, Zeichnung und Malerei. Von 2004 Seit der Gründung vor 10 Jahren enga- wie Pinsel, Kartons oder Dosen konstru- bis 2010 studierte sie an der Universität giert sich Romana Egartner im GOTO ieren sie eine Stadtlandschaft aus dem für angewandte Kunst Wien am Institut Verein der Künste, ein Zusammenschluss Nichts kommend, rasch entstehend, um für bildende und mediale Kunst in der von 10 bis 12 KünstlerInnen, DesignerIn- sich schlussendlich wieder aufzulösen. Klasse transmediale Kunst bei Brigitte nen und ArchitektInnen, die gemeinsam Die fünf ausgewählten Kurzfilme werden Kowanz, bei der sie im Studio auch meh- Projekte entwickeln, Ausstellungen gestal- im Juli und August österreichweit auf rere Jahre mitarbeiten konnte. Brigitte ten, sich vernetzen und publizieren, um 2.500 Infoscreens in und an U-Bahnstati- Kowanz gestaltet heuer neben Erwin in einer interdisziplinären Arbeitsnetz- onen, Straßenbahnen und Bussen in Kla- Wurm Österreichs Beitrag zur Biennale werkbildung kreativen Austausch zu genfurt, Wien, Linz, Graz, Eisenstadt und in Venedig. Transmediale Kunst befasst erfahren. Im Juli waren sie in der Stiftga- Innsbruck gezeigt. sich mit fächerübergreifenden Ansätzen lerie und Druckwerkstatt im Stift Transvirtuelle Verflechtung. Romana bei der Entwicklung und dem Entstehen zu sehen. Egartners Beschäftigung mit der Natur, von Kunst, mit einem Fokus auf kommu- Von 2013 bis 2014 nahm sie am „resi- mit organischen Lebensformen, rührt auch nikative, performative und prozessuale dence and studio program“ für lokale und aus ihrer Kindheit. Aufgewachsen in Aspekte. Naturwissenschaftliche Modelle, internationale KünstlerInnen, KuratorIn- Kärnten, in dem kleinen Ort Schlatten in mathematische Systeme, psychologische nen, TheoretikerInnen und JournalistInnen der Gemeinde St. Jakob im Rosental, eine und neurologische Prozesse werden eben- am „studio. das weiße haus“ in der Hof- idyllische Gegend an der Drau im Süden so aufgegriffen wie gesellschafspolitische bauergasse in Wien teil – gegründet 2007 von Kärnten, prägt ihren Zugang zur und soziokulturelle Themen. Romana um junge aufstrebende Kulturschaffende Umwelt, den sie in ihre Kunst mit einflie- Egartner absolvierte außerdem ein Gast- zu unterstützen und zur internationalen ßen lässt. In der beigelegten Arbeit semester bei Prof. Hartmut Esslinger in Vernetzung und zum künstlerischen Dis- „Transvirtuelle Verflechtung“ zeichnet sich der Klasse Industriedesign II und den kurs anzuregen. ein Gebirgszug im Hintergrund der Arbeit Masterlehrgang für ART & SCIENCE bei Gerade eben wurde Niclas Anatol Wal- ab, der wohl auch an die Karawanken Virgil Widrich am Institut für bildende kensteiners und Romana Egartners Kurz- erinnern lässt. Flechten schweben über und mediale Kunst. In ihrer Masterarbeit film „Städte von heute, Ruinen von morgen“ das Bild, ihre kantige, abgerissene Struk- „What if.. (A troubleshooter hypothesis)“ im Rahmen des von KÖR Kunst im öffent- tur grenzt an abstrahierte Flächenforma- behandelt sie die Flechten (Lichen), sym- lichen Raum Wien und INFOSCREEN tionen, die sich in der grafischen roten biotische Lebensgemeinschaften zwischen ausgelobten Wettbewerbs 20 Seconds for Linie im oberen Teil der Arbeit noch Pilzen und Algen oder Bakterien. Weltweit Art neben vier weiteren Kurzfilmen aus verstärkt. Scheinbar schwebt über den gibt es ungefähr 25.000 Flechtenarten, mehr als 200 Wettbewerbsbeiträgen prä- Horizont ein fein ausgearbeitetes Gebilde, die zu den anpassungsfähigsten Organis- miert. Bei dem offenen, anonymen Kurz- das bei näherer Betrachtung doch wieder men auf der Erde zählen. Romana Egartner filmwettbewerb, der sich an KünstlerIn- an einen Abglanz der organischen Flech- untersucht beginnend mit ihrer Master- nen, Studierende oder AbsolventInnen ten erinnert, die deutlich im unteren Teil arbeit in vielen ihren Arbeiten die Eigen- einer künstlerischen, grafischen, filmi- der Arbeit zu erkennen ist. Rinnspuren schaften der Flechten, ihr weites Farb- schen wie einer architektonischen und ergänzen die Arbeit – wie zufällig und spektrum, ihre unterschiedlichen stadtplanerischen Ausbildung oder künst- doch subjektiv – dominieren sie den Strukturen oder die Fähigkeit mit dem lerisch tätige Personen aus dem In- und untern Teil, als grafische Gestaltung der Untergrund nahezu zu verschmelzen – so Ausland richtete, war die Anforderung Bergformation scheinen sie Halt zu geben. auch in der aktuellen der BRÜCKE beige- tonlose 20-Sekunden-Filme zum Thema Die Flechten, fein gezeichnet und struk- legten Arbeit „Transvirtuelle Verflech- „Stadt-Visionen“ zu entwickeln und künst- turiert, schweben über das Bild und ent- tung“ von 2017. Die ihre schriftliche lerisch zu interpretieren. Fragen nach wickeln ihren eigenen Ausdruck, einem Masterarbeit ergänzende Installation sozialen, gesellschaftlichen, technologi- Stillleben gleich, doch mit völlig anderen „What if.. (A troubleshooter hypothesis)“ schen, architektonischen und verkehrs- Protagonisten. hinterfragte unter anderem die Fähigkeit technischen Zukunftsvisionen, nach der ● Nora Leitgeb der Flechten unter widrigsten Umständen Bedeutung von Stadtentwicklungsgebieten Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin für zeitgenössi- sche Kunst, Graz und Klagenfurt | im Vorstand der überleben zu können und stellte eine und nach dem Verhältnis zwischen virtu- Lend|hauer – Verein zur Belebung des Lendkanals und hypothetische Antwort auf mögliche Über- ellem/digitalem sowie öffentlichem Raum Kuratorin temporärer Kunstinterventionen im Lendhafen | Kuratorische Assistenz im kunstraum lakeside, Klagenfurt

28 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Romana Maria Egartner | Transvirtuelle Verflechtung | 2017 | Mixed Media Der Verleger und sein Künstler: Helmut Ritter und Franz Erhard Walther. Foto: RitterGallery

Ritter lesen weiter Ende der 70iger Jahre erschien das erste Buch mit dem spiegelbildlichen auf dem Buchrücken Begegnungen mit Sepp Schmölzer, Robert Musil und Marcel Duchamp im Ritter Verlag. Das erste Buch über Cornelius Kolig folgte bald, ebenso das interdisziplinäre Werk Robert Musil und Marcel Duchamp.

„Monographien, darunter Bischoffshausen, befinden sich unter einem Dach. Dieses ten Franz Erhard Walther weder betrach- Fruhmann, Lassnig, Kogelnik, Lüthi, Roth- Anliegen des ‚Gesamthandwerkes‘ bietet tet noch betreten werden kann, ist wohl ko, Schwarzkogler, Haus-Rucker-Co, den Künstlern besondere Möglichkeiten die größte Kulturschande Kärntens. Schönberg, um nur einige Künstler zu der Ausstellung, Publikation und Über- Gerhard Richter, Donald Judd, Haim nennen; Ausstellungskataloge, wie etwa wachen des Druckes. Der deutsche Künst- Steinbach oder Richard Tuttle, die in der die Biennale-Kataloge von Anzinger ler Franz Eberhard Walther, für das Kon- Ritter Kunsthalle ausstellten, kann man (1988), West (1990), Wolfgang Paalen zept der Kunsthalle verantwortlich, nicht mehr sehen, aber die RitterGallery (1993), ‚Zentrum Paris’ zur Ausstellung gestaltete in diesem Rahmen originale in der Burggasse 8 zeigt gelegentlich in der Kunsthalle Ritter; theoretische Künstlerbücher, die sich nicht als Repro- Retrospektiven, wie beispielsweise von Abhandlungen und Essays des Kunsthis- duktion von Arbeiten, sondern als eigen- Meina Schellander, die einen Stock darü- torikers Thomas Zaunschirms – Helmut ständige künstlerische Arbeit verstehen.“ ber in den weitläufigen Ausstellungsräu- Ritter setzt auf Vielfalt und Offenheit. Der Bau in Klagenfurt ist bisher Walt- men des MMKK sein sollten. Und regel- Werke über die Wiener Aktionisten, etwa hers einziges rein architektonisches Werk mäßig erstklassige Ausstellungen von die Monographie über Schwarzkogler von und trotzdem stellt es keine Ausnahme Künstlern, die sie vertritt: u.a. nach wie Badura-Triska und Klocker, finden im dar. Es bedeutet vielmehr den Höhepunkt vor Franz Erhard Walther, Cornelius Kolig, Verlagsprogramm ebenso ihren Platz wie einer seit den 70er Jahren angelegten Lore Heuermann, Lisa Huber, Eric Kress- die Auseinandersetzung mit Minimal Art, Entwicklung, in der das Architektonische nig, Josef Linschinger, Julian Taupe, Mar Concept Art und Land Art, Schwerpunkte immer mehr zum Tragen kommt. Daher Vicente, Thom Barth oder Richard der Ausstellungs-tätigkeit.“ sind die meisten Arbeiten aus dieser Zeit, Klammer. Sowie die beiden Doppelbega- Diese Sätze standen im Kunsthistoriker wie zum Beispiel die Werke Zwölfmal bungen Günter Brus und Urs Jäggi, die Aktuell 1/1994 und weiter war zu lesen: Körperhöhe und Statt einer Rede, eigentlich sowohl in der RitterGallery ihre Kunst „In Kombination der Druckerei-, Verlags- erst dann richtig zu verstehen, wenn man ausstellen, als auch das literarische Pro- und Ausstellungstätigkeit strebt Ritter ein sie nicht nur als Kunstwerke, sondern gramm im Ritter Verlag bereichern, über Gleichgewicht zwischen Kunst, Musik und gleichzeitig auch als Architektur auffasst. das Lektor Paul Pechmann einmal sagte: Literatur an und sucht die Verbindung der Das bedeutet jedoch, dass man diese Wir haben eigentlich drei Generationen, die einzelnen Gattungen miteinander. Ein Werke nicht nur betrachten, sondern sie sich experimentellen Schreibweisen im wei- entscheidender Schritt zur Verwirklichung auch betreten kann. teren Sinn verpflichtet fühlen, nicht nur aus dieser Ideen war die Errichtung der Kunst- Dass in Klagenfurt der Bau des auf der Österreich, sondern auch aus Deutschland, halle Ritter 1992. Ein weitläufiger Aus- diesjährigen Biennale mit dem Goldenen sind Autoren, die jetzt um die 30 sind wie stellungsraum, Verlag und Druckerei Löwen als bester Künstler ausgezeichne- Max Höfler oder Sophie Reyer. Dann die

30 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Phallus-Museum Reykjavik Foto: Exponate aus dem Phallus-Museum in Reykjavik. welter.skelter Von isländischen Phalli und Franz Erhard Walther mit dem Goldenen Löwen 2017 in Venedig. Der Künstler und Bachmannpreisträger griechischen Gören. Urs Jäggi beim Signieren in der RitterGallery. Eine Favela von Richard Klammer. Fotos: RitterGallery Endlich super und überhaupt: Ein BRÜCKE-Spe- zial zum Thema Museum/Musentempel/Musen, also absolute Lieblings- und Spezialgebiete des Autors, veranlassen den Nämlichen, also mich, nach bestem Wissen und Gewissen mit ein paar Unwahrheiten aufzuräumen und eine faktisch präzise, wenn auch sehr kurze Analyse der drei angeführten Begriffe zu verfassen.

Museum: Das schönste, spannendste und viel- leicht auch bedeutendste seiner Art befindet sich in Reykjavik. Es handelt sich dabei um das ganz wunderbare und weltweit einzigartige Phallus-Museum, das dem zahlreichen, zumeist Eine Auswahl von erlesenen Büchern hoffnungslos ergriffenen Publikum, konservierte aus dem Ritter Verlag: Penisse von jeder Art Säugetier in Island prä- sentiert. Gertrude Stein, The Making of Americans Prädikat: Zum Weinen schön! Ich betrachte das Leben in Gelassenheit und Feierlichkeit, da ich sicher bin, dass alle mensch­ lichen Typen sich in einer gewissen Zahl von Musentempel: Ein Haus der Lüge. Weil nicht Experimenten wiederholen, heißt es in Gertrude existent. Steins Roman. Über 80 Jahre nach der Fertig­ stellung des Manuskripts legte der Ritter Verlag Musen: Eine neunköpfige Bande unzuverlässi- die erste Übersetzung von The Making of ger altgriechischer Gören mit recht hübschen Generation der 50er-, 60er-Jahrgänge, Ulrich Americans vor. Namen wie etwa Klio, Euterpe oder Urania, Schlotmann etwa, Franzobel, Ilse Kilic, Aus dem Amerikanischen von Lilian Faschinger und Thomas Priebsch (ausgez. mit dem Österr. deren eigentliche Aufgabe es ist, respektive Gundi Feyrer. Und dann haben wir auch Staatspreis für Literarische Übersetzung 1990 | wäre, rechtschaffenen, aber verzweifelten Poe- Vertreter der ersten österreichischen Nach- auf der Frankfurter Buchmesse prämiert als ten, Malern oder Musikern mit einem zarten schönstes Buch der Jahres) kriegsavantgarde, also Gerhard Rühm wie- Kuss auf die Sprünge zu helfen, will sagen, den der kontinuierlich im Programm, von And- Ritter Verlag | 1024 Seiten | 145 Euro | Leinen im Schuber künstlerischen Schaffensprozess rechtschaffe- reas Okopenko gibt es eine ganze Reihe von ner, aber verzweifelter Poeten, Maler und Musi- Titeln. Wir haben den Joe Berger und Gun- Franz Erhard Walther, WORTWERKE ker voranzutreiben ter Falk wieder entdeckt und es gibt einen Sprache, Körper, Raum, Ort und Zeit sind für und diese, die rechtschaffenen, aber verzweifel- mich Materialien in gleicher Weise wie dies Stein, Nachlassband von Wolfgang Bauer. Das ist Holz und Metall für einen mit traditionellen ten Poeten, Maler und Musiker, so vor dem ungefähr die Bandbreite, wobei wir uns auf Mitteln arbeitenden Bildhauer sind. eigentlich unausweichlichen Freitod zu beschüt- die Prosa konzentrieren, seit jeher, weil wir (Franz Erhard Walther) zen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrschein- nur sechs bis acht Titel im Jahr haben und Ritter Verlag | 112 Seiten | 15,90 Euro | Broschure lichkeit aber taucht nie eine der Musen dort auf, wo man ihre Hilfe am allernötigsten hätte. da sollte das Programm schön kompakt James E. B. Breslin, Marc Rothko, bleiben. Eine Biographie Überhaupt werden von besagten Musen haupt- Literarisch ist der Ritter Verlag eine Die beste Biographie eines amerikanischen sächlich und vornehmlich Intendanten des The- Nische für experimentelle Autoren, seine Malers, die bis jetzt geschrieben wurde... , urteilte aters in der Josefstadt, Aquarellmaler, Kammer- die New York Times über Breslins Marc Rothko. schauspieler, Krimiautoren aus dem Ausseer- hochqualitativen und liebevoll gemachten Rothkos Aufstieg zu einem der führenden Maler land und Reggae-Musiker geküsst (letztere krie- Kunstbücher gehören zu den schönsten des 20sten Jahrhunderts ist Teil jener Kunst­ gen das zumeist nicht mal mit). Prädikat: Völlig im deutschsprachigen Raum und wurden geschichte, in der die in Europa geborenen Künstler sich nicht mehr an Paris orientierten, erbärmlich. Job verfehlt. mehrfach ausgezeichnet. sondern an New York. ● Wilhelm Huber Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Was es sonst noch zu berichten gibt, in aller Rezensent, Destillateur und gemeinsam mit Klaus Amann Schneider Gestalter der St. Veiter Literaturtage. Ritter Verlag | 744 Seiten | 39,50 Euro | Leinen Kürze: mit Ferdinand Schmalz hat der Richtige das diesjährige Wettlesen gewonnen / ich www.ritterbooks.com Günter Brus, BRUS’s + BLAKE’s JOBs Trottel hab Arcade Fire in Linz versäumt / das www.rittergallery.com Günter Brus verbindet mit dem Genius William Acoustic-Lakeside ist das coolste Festival der Blake (1757 – 1827) die gedankliche Einheit Welt / Sex ist eine feine Sache / Over von Wort und Bild und ihre Besessenheit, die Bilddichtung als künstlerische Gattung durch- l Oliver Welter zusetzen. Musiker, Schauspieler und Autor. Geboren in Klagenfurt, lebt Ritter Verlag | 192 Seiten | 35 Euro | Hardcover in Klagenfurt und Innsbruck, stirbt vermutlich in Klagenfurt oder Innsbruck.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 31 Zeitgenössischer Tanz in Kärnten Es ist noch gar nicht so lange her, da galt zeitgenössischer Tanz als eine rein urbane Erscheinung. Seit Anfang dieses Jahrhunderts entstehen jedoch vermehrt in ganz Österreich Initiativen in länd­lichen Gebieten, die den Bühnentanz auf unterschiedliche Weise vorantreiben. Um außerhalb der Ballungszentren eine neue Kunstform durchzusetzen, braucht es wohl dieses Quäntchen Mehr an Kreativität und Durchhaltevermögen. Kärnten kann im Tanzbereich auf Initiativen verweisen, die dabei ebenso erfolgreich wie richtungsweisend sind.

Andrea K. Schlehwein und NETZWERK Kresnik, der im Deutschland der 1970er tionalen zeitgenössischen Tanzszene auf AKS. Eine der ersten Mutigen war Andrea Jahre eine spezielle Art des politischen zehn Bühnen in Bleiburg realisiert wurde) K. Schlehwein und ihr NETZWERK AKS. Tanztheaters kreiert hat. Der überwälti- in der Künstlerstadt Slovenj Gradec statt. Zusammen mit der Galeristin Eleonore gende Erfolg der Uraufführung eines Tanzamt in Klagenfurt. Als Journalis- Schäfer gründete die Choreografin, Regis- seiner Werke im Rahmen der Europaaus- tin weiß Ingrid Chlapek-Türk um die seurin und Kuratorin das 400 m2 große stellung „St. Paul-Bleiburg“ 2009 gab zwei Wichtigkeit der schriftlichen Dokumen- „ART SPACE stift millstatt“. In diesen Jahre später denn auch den Ausschlag zur tation und Reflexion. Seit 2013 verschickt Räumlichkeiten fördert sie seit 2008 den Gründung des CCB, das mittlerweile sei- die künstlerische Leiterin von „Tanzamt zeitgenössischen Tanz in Kärnten mit nen Aktionsradius auf weitere Kärntner Klagenfurt/Celovec“ einen monatlichen Residenzen, Trainingsangeboten, durch Locations ausgedehnt hat. Unter dem Titel Alpen-Adria-Newsletter, in dem auf die dramaturgische Begleitung junger „Kärnten tanzt“ werden einerseits aus kommenden Veranstaltungen in der Regi- KunstlerInnen, durch die Serie „in-formell“ Kärnten stammende TanzkünstlerInnen on hingewiesen wird. Außerdem veran- fur Junge Zeitgenössische Kunst oder die zur Mitarbeit eingeladen, andererseits staltet das Tanzamt in Kooperation mit internationale Performancereihe „LIGHT verteilen sich die unterschiedlichen Pro- Niki Meixner/hungry_body das Klagen- ON – LIGHT OFF“ sowie mit Diskursen grammpunkte auf andere Orte im Land, furter Tanzkultur-Labor, eine Diskurs- und und Dialogen. Im Zentrum ihrer eigenen heuer auf die Gemeinden Bleiburg, Maria Präsentationsplattform, die jedes Jahr um künstlerischen Tätigkeit stehen Genre Saal (wo das Duo Dominik Grünbühel und den Welttanztag (29. April) stattfindet. übergreifende Projekte. So wurde am 11. Luke Baio von 13. bis 24. August in Resi- Letztes Jahr hat das Tanzamt das Festi- Juni dieses Jahres die Vernissage der denz ist), Steindorf am Ossiacher See, val „Pelzverkehr“ in Kooperation mit dem Kunstausstellung „Frühstück mit Sengl“ Millstatt, Villach und Gmünd. „Die 2014 „klagenfurter ensemble“ in der theater- mit Live-Musik, zeitgenössischem Tanz begonnene Strategie den zeitgenössischen HALLE ins Leben gerufen. In seiner zwei- und der inszenierten Lesung eines Textes Tanz vom CCB-Sitz Bleiburg hinauszutra- ten Ausgabe 2017 werden von 21. Sep- über die ausgestellten Werke von Peter gen in weitere Veranstaltungsorte in ganz tember bis 7. Oktober acht stilistisch sehr Sengl kombiniert. In diesem Zusammen- Kärnten, hat sich als zielführend erwiesen unterschiedliche Produktionen gezeigt. hang schrieb die Bloggerin Nayana Bhat und ein wesentlich größeres Publikum Auch heuer ist ein Auftritt der Klagenfur- über Andrea K. Schlehwein: „… es faszi- erreicht, als dies mit Aktivitäten nur an ter Stadttänzerin programmiert: Cat Jime- niert mich, zu beobachten, wie sie sich einem Veranstaltungsort der Fall gewesen nez tanzt “YP_Hend” in der Choreografie nahtlos zwischen den Kunstgattungen wäre“, sagt Andrea Hein, künstlerische von Elio Gervasi. Die Alpen-Adria-Achse bewegt, das eine mit dem anderen verbin- Leiterin des CCB. ist mit einem Gastspiel des Plesni Theater det und damit den Werken ihre eigene Beim Engagement der Formation Hungry Ljubljana vertreten. Handschrift verleiht. Ihre Arbeiten gehören Sharks von Valentin „Knuffelbunt“ Alfery Ein Beispiel für die außergewöhnliche keiner Kategorie an, sie sind eine Katego- (der Salzburger hat seinen Zweitwohnsitz Zusammenarbeit der Kärntner Tanzinitia- rie für sich.“ Immerhin ist es auch außer- in Klagenfurt) bewies Andrea Hein außer- tiven ist das Gastspiel der Helene Wein- gewöhnlich, dass Andrea K. Schlehwein dem ein gutes Förderhändchen. Mit der zierl/cieLaroque. Das im Rahmen von als Lehrbeauftragte für zeitgenössischen Auftragsarbeit „Hidden in Plain Sight“ in „Pelzverkehr“ präsentierte Stück „Bluff Tanz an der Universität in der Millionen- Bleiburg gelang der Urban Dance Crew 03“ war im Juni und Juli, in jeweils unter- stadt Seoul in Korea ein weiteres Standbein die zeitgenössische Tanzszene Österreichs schiedlichen Versionen, als Veranstaltung hat. So pendelt die Wahlkärtnerin zwischen auch für diese (bislang als kommerziell des CCB in Bleiburg und beim Festival zwei kontrastreichen Welten. verschriene) Richtung zu öffnen. Ihr künst- Spectrum Villach zu sehen. Zum Abschluss Choreographic Center Bleiburg | lerischer Ansatz überzeugt: Hungry Sharks des Klagenfurter Festivals entstehen die Pliberk. Die anfangs aus einer (Budget-) sind mittlerweile bei zahlreichen Festivals performativen Installationen von Inge Not heraus entstandene „Lange Nacht des vertreten. Im Juni waren sie sogar Gast Gappmeier in Kooperation mit „Die Lange Tanzes“ ist mittlerweile zu einem Mar- im renommierten Londoner Tanzhaus Nacht der Museen“. Es ist diese lokale kenzeichen des Choreographic Center Sadlers’ Wells, gefolgt von einer CCB- Vernetzung die sich langfristig für die Bleiburg / Pliberk (CCB) geworden. Frei- Vorstellung in Gmünd. nachhaltige Entwicklung der Szene als lich fiel diese Initiative im südkärtneri- Zudem hat sich das CCB gut in der ebenso wichtig erweisen könnte wie regio- schen Städtchen auf fruchtbaren Boden, Region mit den italienischen und slowe- nale und internationale Kooperationen. ist es ja nicht nur Heimat von internatio- nischen Kulturinitiativen vernetzt. So l Edith Wolf Perez nal renommierten bildenden KünstlerIn- findet am 22. September eine Kurzfassung Die gebürtige Grazerin studierte Tanz und Europäische Kulturpolitik in Großbritannien und lebt in Wien. Sie ist seit nen wie Kiki Kogelnik, Werner Berg oder der „Langen Nacht des Tanzes“ (die am vielen Jahren als Tanzpublizistin und -autorin tätig und Hermann Falke, sondern auch von Johann 28. Juli mit 50 Mitwirkenden der interna- ­leitende Redakteurin des online Magazins www.tanz.at

32 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 angeben. DerRechtswegistausgeschlossen. und diePelzverkehr-VeranstaltungIhrer Wahl vollständigen Namen,Telefonnummer, Postadresse Als Betreff„Pelzverkehr“undimE-Mail bitteIhren eingelangten E-Mailsverlost:[email protected] | Die Ticketswerdenunterallenbis1. September Veranstaltung nachWahl 2 xTicketsfüreinePelzverkehr- www.tanzamtklagenfurt.blogsport.eu high potentials Gappmaier | pool. Sanna dark Lundström Inge Gappmaier points. 18-24h, Museen: der Nacht 07.10. Lange Doodledee, ich bin es! Ljubljana Teater Plesni 05.10. 10h, Function Man 03.10. 20h, Lefèvre/Matan Claire Levkowich 30.09. 20h, Weinzierl/cieLaroque Helene Bluff Wind the In Kaila Anni Junge Talente Company Gervasi Elio 28.09. 20h, 8) ab Menschen (für Ding ein ja ist Das Rösler Martina 26.09. 09h, in Babeland Barbis Ruder Barbis 23.09. 20h, kopf einen dir mach Greimel Katharina 21.09. 20h, –7. 21. September Oktober | |2. Edition Klagenfurt Tanzwochen Tanzamt Klagenfurt–Pelzverkehr www.ccb-tanz.at Nacht des Tanzes vom Juli in Bleiburg/Pliberk) Langen der Form (gekürzte Gradec Slovenj 22. September,„ drinnen Showing „ anschließendem Residenz & Dominik Luke Grünbühel Baio mit 13. –24.August,Tonhof|Maria Saal: Bleiburg |Pliberk–CCB Center forChoreography www.andreakschlehwein.com www.artspace-stiftmillstatt.com | millstatt SPACE stift @ART Iam think you who one the not 21. –22.August,Iam Netzwerk AKS&AndreaK.Schlehwein Tanztermine Zeitgenössische DIEBRÜCKEVERLOST “ (Termin wird bekannt gegeben) bekannt wird “ (Termin Der Tangokrimi Hotel“ „Dolores bei der : Cat Jimenez YP_Hend Jimenez : Cat Langen Nacht des Tanzes des CCB. Pelzverkehr: BarbisRuder,Pelzverkehr: Babe2f.

Pelzverkehr: machPelzverkehr: dir einen kopf. Nacht des Tanzes Pelzverkehr: Function Man. | 20-21:30h, Inge |20-21:30h, Inge (für Menschen bis 6) bis Menschen (für Von draußen nach nach Von draußen

| theaterHALLE 11 | theaterHALLE INVOCATION by aks.

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Fotos: Sang Hoon Ok – büro für tanz I theater I produktionen Fotos: Rania Moslam2 | Sang Hoon Ok – büro für tanz I theater I produktionen Foto: Hilmar Korth | Foto: Suchart Wannaset Foto: Caterina Santinello & Alberto Capuzzo Tragik in heiterer Maske – Mozarts Oper Così fan tutte

Neuerlich, nun schon zum dritten – und heit der je eigenen Entscheidung wie auch Seiner Faszination erliegen nicht nur die letzten – Male, erhielt Mozart das Textbuch persönliche Schuld. Mädchen, zuerst – die leichter entflamm- von Lorenzo Da Ponte als dessen – erstmals Schon in der vierten Szene, während des bare – Dorabella, dann – die standhaft – originäre Dichtung, dramatisch bruchlos, Quintettes Sento oddio, che questo piede ernstere – Fiordiligi, wissend, dass sie doch ohne den poetischen Glanz des Figa- gewinnt der Hörer den Eindruck, dass die hiermit ihren Verlobten die Treue brechen, ro. Die dramatische Grundidee, die eheliche zu Beginn der Handlung miteinander ver- doch der Täuschung nicht gewärtig, die Treueprobe in Verkleidung, ist ein altes, lobten Paare Dorabella – Ferrando und jene ihnen aufzwangen. Aber auch die schon von Ovid (Metamorphosen, VII), Fiordiligi – Guglielmo nicht so recht zu Männer sind von ihren neuen Partnerinnen Ludovico Ariosto (Orlando furioso) oder einander passen, hingegen die im weiteren mehr und mehr entzückt, wenngleich der Cervantes (Don Quijote) abgehandeltes Verlauf der Wette vertauschten Paare als Text – zwangsläufig – das Gegenteil beteu- Thema, das aber von Da Ponte und Mozart die eigentlich richtigen sich erweisen, ert und sie in Kenntnis ihrer nur fingierten mit zwei entscheidenden Unterschieden sowohl nach ihrem Persönlichkeitsprofil Rolle mit jedem Eroberungsschritt der übernommen wurde: die Probe wird mit wie auch in ihrer Gebundenheit als Rollen- eigenen Niederlage (als Wettpartner) ent- dem jeweils anderen Partner durchgeführt typen der »Parti serie« (Fiordiligi – Ferran- gegengehen. und – nicht bestanden. do) oder »Parti mezzo carattere« (Dorabella Tatsächlich finden Fiordiligi und Ferran- Così fan tutte ist trotz der heiteren Mas- – Guglielmo). do im Duett Fra gli amplessi in pochi ke – Opera buffa (in Mozarts Werkverzeich- Die ursprünglichen Bedingungen der istanti (Szene 12 des zweiten Aktes) auch nis), Dramma giocoso (im Uraufführungs- Wette sahen – jedenfalls auf Seite der (endgültig?) zueinander. Ihnen erschloss Textbuch) oder Komisches Singspiel (im Männer – einen Partnertausch gar nicht sich eine andere Dimension als zuvor Theaterzettel der Uraufführung) – im Grun- vor. Im Gegenteil: sobald die beiden Mäd- (fünfte Szene) Dorabella und Guglielmo, die de eine Tragödie, eine Tragödie der Wahl- chen im Rezitativ (der zweiten Szene des im analogen Verführungs-Duett Il core vi verwandtschaft, die in Ausweglosigkeit zweiten Aktes) Sorella, cosa dici? einander dono doch eher der Betörung ihrer Sinne gerät. einig sind, mit den fremden Verehrern doch erlagen. Goethes gleich lautender Romantitel einen kleinen Flirt zu versuchen – harmlos In der Unbedingtheit ihres Charakters nahm gleichnishaft Bezug »…auf einen aus nur wie sie meinen – entscheidet sich wird Fiordiligi nach Entdeckung des an ihr dem Bereich der Naturwissenschaften Dorabella für Guglielmo (Prenderò quel begangenen Trugs in eine ausweglose stammenden Begriff, […] womit die Eigen- brunettino…) und Fiordiligi für Ferrando Situation geraten; kaum minder aber auch schaft bestimmter chemischer Elemente (Ed intanto io col biondino…). Ferrando, der, daran selbst schuldig gewor- bezeichnet wurde, bei der Annäherung Andererseits konnten die beiden Männer den, die neue Bindung an Fiordiligi ebenfalls anderer Stoffe ihre bestehenden Verbin- während der seltsamen »Magnetismus- als irreversibel empfinden muss – wie sein dungen zu lösen und sich mit den neu Heilung« (Szene 16 im ersten Finale) keinen inniges Larghetto Volgi a me pietoso il ciglio! hinzugetretenen Elementen gleichsam Einfluss nehmen, welches Mädchen ihnen (im entscheidenden Duett mit Fiordiligi Fra wahlverwandtschaftlich [sic!] zu vereini- beistehen würde. Diese Partnerwahl der gli amplessi in pochi istanti) schon unmiss- gen.« (Kindlers Lit. Lexikon 6/521) Mädchen bestimmt aber das ganze künfti- verständlich lehrt. Also geschieht Wahlverwandtschaft auch ge Verführungsgeschehen, da sich die Diese je individuell unterschiedliche, im als ein Phänomen menschlicher Beziehun- Männer nun jeweils um die Braut des Grunde aber gleichartige Verfasstheit der gen mit der Zwangsläufigkeit eines Natur- anderen bemühen werden und so den Raum Gefühle konzentriert sich dann im (Kanon-) gesetzes und relativiert insoweit die Frei- schaffen für das Walten des Eros. Quartett des zweiten Finales (Szene 16)

34 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 XXX Foto:

E nel tuo, nel mio bicchiero wie in einem Larghetto-Kantilene Ferrandos, der sie im Schluss offen lässt und den Akteuren des Brennspiegel: Höhepunkt der Tragik in Duett mit ihm letztendlich erlag: Volgi a me Dramas, die den Abgrund in ihrer Seele diesem frivolen Spiel. pietoso il ciglio! / In me sol trovar tu puoi / entdecken mussten, nur einstweilen den Alle drei Personen – Guglielmo hält sich sposo, amante, e più se vuoi. / Idol mio, più Blick in diese Tiefe verstellt, über die es abseits – erfüllt, unbewusst vielleicht, der non tardar. So reichen die Wurzeln des die rettende Brücke nicht gibt. Schmerz über das Vergangene, das ja ein Kanons, dramatisch wie musikalisch, in (verw. Literatur: Stefan Kunze, Mozarts Teil ihres Lebens war und ihnen ohne das Liebesduett zwischen Ferrando und Opern, Reclam 1996) echte Schuld (Wahlverwandtschaft!) der Fiordiligi zurück. Was dort – unüberhörbar l Georg Horcicka Mädchen, aber leichten Sinnes auf Män- – an Echtheit des Gefühls sich aussang, er- geboren 1931 in Klagenfurt, nach der Gymnasial-Matura Studium an der (damaligen) Hochschule für Welthandel in nerseite, nun zerstört wurde. Es bewegt sie fasst hier noch ein letztes Mal die drei im Wien: Diplom und Doktorat. Von 1956 bis 1992 berufliche aber auch die Bangigkeit vor dem Künftigen, Kanon vereinten Personen und mutet dem Tätigkeit in der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Kärnten. Jahrzehntelange Beschäftigung mit Mozart, die das ungetrübt als Glück zu erwarten, eben Hörer daher auch zu, die Verbindung Fior- in zahlreichen Publikationen dokumentiert ist. jener Schmerz über das – so oder so – Ver- diligi – Ferrando für irreversibel zu halten. lorene ihnen verwehrt. Daher suchen sie Nach dieser kurzen Episode – ein paar das Vergessen, indem sie – in wunderbar Herzschläge zählt sie ja nur – beginnt gleich melancholischer As-Dur-Melodie – einander wieder das komödiantische Spiel der Ver- zusprechen, eigentlich nicht Vergessbares stellung, das in Versöhnung enden wird, für immer vergessen zu wollen. die keine sein kann. So kann also dieses Quartett nur ein Was letztendlich mit den so sehr Verirr- tiefernstes Stück sein – und das ist es auch ten geschehen wird, ob sie Liebesglück in Georg Horcicka – Zu Mozarts Korrekturen fürwahr. Der uralte Mythos des Vergessens­ alter oder neuer Bindung finden oder nur im zweiten Satz von KV 551. In Mozarts Auto- graphen sind nur wenige Korrekturen zu finden. trankes klingt an, des Sinnes aber, dass die den Schmerz weiter tragen werden an ihren Besonders beachtenswert sind jene am Ende des Erinnerung nicht verloren, sondern verwei- Verwundungen, bleibt ungesagt. Die Ver- zweiten Satzes der »Jupiter-Sinfonie«, die erst im gert wird. Die einander Zutrinkenden (Bevi söhnung am Schluss als Rückkehr zu den letzten Stadium der Niederschrift vorgenommen e tocca!) wollen einen Vorgang in ihrem alten Partnern kann ja in Wahrheit gar wurden. Es handelt sich um sieben eingefügte Takte sowie um eine – nur uräußerlich – unschein- Bewusstsein aktiv herbeiführen, sie haben nicht stattfinden, weil von den Liebenden bare Änderung für die Flöte und erste Violine im den Wunsch, die Erinnerung an die bislang psychisch – so schnell – nicht vollzogen vorletzten Takt. Kein geringerer als Felix Mendels- bestandene Beziehung zum/zur jeweiligen werden, auch wenn sie Don Alfonsos Lehre sohn Bartholdy bezeugte, dass »für ihn die Partner/Partnerin aus ihrem Gedächtnis nachsingen, dass »…glücklich der Mensch ­Wiederholung der sieben Takte zu den liebsten Stellen der ganzen Symphonie gehöre«. Für Georg zu löschen: E nel tuo, nel mio bicchiero / si sei, der […] von Vernunft sich führen lässt Horcicka drängte sich die Frage auf, ob verhältnis- sommerga ogni pensiero, / e non resti più und Grund zum Lachen hat, wenn andere mäßig geringe Änderungen so große Wirkung memoria / del passato ai nostri cor. gewöhnlich weinen« (Fortunato l’uom che haben können? Und wenn ja, warum? Antwort gibt eine genaue musikalische Analyse der beiden Mozarts Vertonung beschwört diese […] da ragion guidar si fa. Quel che suole Schlusstakte – nicht zuletzt, um das Urteil des ­extreme Stimmung: mit der bei ihm eher altrui far piangere fia per lui cagion di riso). großen Mozart-Forschers Stefan Kunze zu stüt- seltenen Tonart As-Dur, Symbol für das Zu solchem Rationalismus als Deus ex zen, dass durch jene Änderungen »…der Schluss Dunkle oder Geheimnisvolle, mit dem machina sind sie gewiss nicht fähig, zu viel des Andante gleichsam seine Seele gewann«. strengen Satz, hier in Kanon-Form als ist ihnen widerfahren, zu tief sind im Be- Ausdrucksmittel für Größe und Erhaben- sonderen Fiordiligi und Ferrando ihrer DIE BRÜCKE VERLOST heit, mit dem langsamen Larghetto-Tempo, neuen Passion verhaftet, die mit dem Wort fünf vom Autor signierte Exemplare mit dem 3/4-Takt und der beschwörend Liebe vielleicht gar nicht zu hoch begriffen So funktioniert’s: Es gewinnen die jeweils ersten E-Mail-SchreiberInnen: [email protected] wirkenden Melodie. wird. Als Betreff „Mozarts Korrekturen“, im E-Mail bitte Wenn Fiordiligi die Kanon-Melodie Es will daher auch scheinen, dass Mozarts Ihren vollständigen Namen sowie Ihre Postadresse beginnt, erinnert sie sich der betörenden Musik diesen schwer verständlichen angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 35 Baukultur zwischen gestern und morgen Ein BRÜCKE-Zwiegespräch zum 25-Jahr-Jubiliäum des AHK – verschriftlicht von Johannes Wouk.

2017 feiert das Architektur Haus Kärnten Raffaela Lackner: Und heute sind alle Hochbau ist wahrnehmbar. Das Architek- (AHK) sein 25-Jahr-Jubiläum. Ein Viertel- Architekturhäuser in der Architekturstif- turhaus ist dabei Schnittstelle zwischen jahrhundert Qualitätsförderung, Vernet- tung Österreich gebündelt und leben einen Fachwelt und Öffentlichkeit. zung und Öffentlichkeitsarbeit am Puls regen und intensiven Austausch mitein- Raffaela Lackner: So verstehen wir uns der Kärntner Baukultur haben unauslösch- ander. Aus heutiger Sicht sind sicher das auch. Unter dem Motto „bau.kultur.leben.“ liche Spuren hinterlassen. Welche das „Vorarlberger Architektur Institut“ und konnten wir uns als Forum für Baukultur sind wissen AHK-Mitbegründer Eberhard die „Architektur und Tirol“ Vorbilder für etablieren und damit die begonnene Arbeit Kraigher und die aktuelle Leiterin Kärnten. Wobei wir in den letzten sechs fortführen. Raffaela Lackner wohl am besten. Deshalb Jahren ein wenig aufgeholt haben, vor Eberhard Kraigher: Das ist Ihnen sehr treffen sie sich auch zu einem generati- allem mit den „BilligBauen“-Veranstaltun- gut gelungen. Zu den vorrangigen Zielen onsübergreifenden BRÜCKEN-Gespräch gen und dem interdisziplinären Programm, des Vereins gehört ja die Förderung der im Domenig Steinhaus um über Vergan- das aufzeigt, dass Baukultur weit über die Baukultur in Kärnten sowie den planenden genheit, Gegenwart und Zukunft der Archi- Architektur eines Gebäudes hinausgeht ArchitektInnen und der Öffentlichkeit tektur in Kärnten zu sprechen. und eigentlich jeden Bereich unseres neue Wege in der Architektur aufzuzeigen. Lebens betrifft. Durch die Belebung der Architekturdis- Raffaela Lackner: Schön, dass wir uns Eberhard Kraigher: Absolut. In den kussion, beispielsweise die Abhaltung von heute gerade hier in diesem Haus treffen, letzten Jahrzehnten, die ich überblicke, Wettbewerben, Preisen und der fortlau- denn eine meiner ersten Berührungen mit ist auch hinsichtlich der Architektur selbst fenden Vermittlungsarbeit durch Vorträge,­ dem Architektur Haus Kärnten fand als eine deutliche Qualitätssteigerung zu Workshops, Exkursionen, Ausstellungen freiwillige Helferin beim Aufbau der Aus- beobachten. Dies bei öffentlichen Bauten, usw. wird sowohl die Diskussion um stellung „wonderland – deadline today“ beim Geschosswohnbau und zaghaft auch Architektur angeregt als auch das Bewusst- hier im Steinhaus statt. Damals wurden im Einfamilienhauswesen. Das Architek- sein bei Beamten, Politikern, Entschei- 99 Geschichten und Projekte auf Holzrah- turhaus hat durch Information, Ausstel- dungsträgern, Bauherren, und der breiten men gezeigt, die wir drei Abende zuvor lungen, Vorträge, Exkursionen zuletzt Öffentlichkeit gefördert. Die gemeinsame in Eigenregie zusammengebaut und im auch für Schüler, das Thema Baukultur Gesprächsbasis wird stetig ausgebaut und Haus aufgestellt haben. – Sehr schweiß- breiter bekanntgemacht. Zur Qualitäts­ das schafft neue Impulse und fördert die treibend, aber wir helfen im Verein immer sicherung hat aber auch die Gründung der Kärntner Architekturszene nachhaltig. So alle zusammen. FH viel beigetragen, meinen Sie nicht? haben wir uns das bei der Gründung Eberhard Kraigher: Architekturvermitt­ Raffaela Lackner: Jedenfalls! Der Stu- damals überlegt… lung ist eben oft echte Knochenarbeit… diengang Architektur an der Fachhoch- Raffaela Lackner: Und da hatten Sie Raffaela Lackner: Das stimmt. Aber schule Kärnten, der 2004 unter der Stu- ganz recht! Mich freut besonders, dass auch sehr abwechslungsreich und span- diengangsleitung von Peter Nigst entstand mittlerweile auch Fördergeber und viele nend. Vor allem die vielen interessanten und seit kurzem unter Elisabeth Leitner neue Kooperationspartner wertschätzen, Menschen mit denen ich täglich zu tun fortgeführt wird, ist eine Schmiede für was das AHK leistet und deshalb wagen habe, machen meinen Job so spannend. ausgezeichnete Architektur-AbsolventIn- wir nun mit dem Domenig Steinhaus als Eberhard Kraigher: Das ist wahr! Durch nen in Kärnten. Die mischen nicht nur die Hausmuseum und Architekturwerkstätte meine Funktion im Vorstand des Archi- Architekturszene im Land auf, sondern einen mutigen Schritt in Richtung Inter- tekturhauses und gleichzeitig als Vizeprä- arbeiten auch in internationalen Archi- nationalisierung. Unser „Stammhaus“ im sident der Zentralvereinigung der Archi- tekturbüros mit. Napoleonstadl in Klagenfurt und dieses tekten habe ich im Laufe der Jahre ganz Eberhard Kraigher: Das stimmt. Lag in begehbare Kunstwerk vor dem wir hier bedeutende Persönlichkeiten, ja Ikonen den letzten Jahren das Problem eher an sitzen sind durch die Architektur verbun- der Architektur, persönlich ­kennengelernt. zu wenig verfügbaren Mitarbeitern in den und befruchten sich gegenseitig. Sehr beeindruckt haben mich Roland Kärnten, hat sich das durch die Absolven- Eberhard Kraigher: Mich freut es, dass Rainer, Hans Hollein, Günther Domenig, ten der FH Kärnten zum Positiven ver­ das bisschen Samen, das wir vor 25 Jahren Otto Kapfinger und viele weitere.­ ändert. So, dass gut ausgebildete Leute in — fast schon schüchtern — ausgebracht Raffaela Lackner: Ja, da wäre ich auch Kärnten bleiben. haben, mittlerweile solch reiche Blüten gerne dabei gewesen. Aber woher kam Raffaela Lackner: Trotzdem ist es für trägt und stattliche Ernten einfährt. damals eigentlich die Idee zur Gründung junge Architekturbüros leider immer noch l Johannes Wouk des Architektur Haus Kärnten? schwierig bei Wettbewerben eingeladen ist Kommunikationsberater und Texter, Chefredakteur des Onlinemagazins IMSÜDEN.AT, einer der BUSINESS- Eberhard Kraigher: Vorbild für das zu werden. Das mangelnde Bewusstsein BEACH-Macher (www.businessbeach.at) und Gründer damals mutige Projekt war das bereits und die geringe Wertschätzung der Pla- der lend|hauer. 1988 gegründete „Haus der Architektur“ nungsleistung führt darüber hinaus zu Eberhard Kraigher ist einer der Begründer des in Graz. Nach Kärnten folgten dann auch einer Abwanderung der „Jungen“ ins Architektur Haus Kärnten. ehemaliger Stadt­ die weiteren Bundesländer. Korrekter­ Ausland, die dort ihre Chancen suchen. planer von Klagenfurt und Galerist in Feistritz weise muss man sagen, dass ohne die Eberhard Kraigher: Aber ich denke im Rosental. Hilfe der Kammer der ZiviltechnikerInnen, auch was das Bewusstsein und die Wert- Raffaela Lackner ist seit 2011 künstlerische des Landes Kärnten und der Stadt Klagen- schätzung der Planungsleistung angeht, und organisatorische Leiterin des Architektur furt die aufwändige Adaption des histori- hat sich seit Gründung des Architektur Haus Kärnten und seit 2014 auch des Domenig schen „Napoleonstadels“ zum Architek- Hauses einiges zum Positiven gewandelt. Steinhaus. turhaus in Klagenfurt nicht möglich Ich sehe vor allem bei öffentlichen Bau- gewesen wäre. Ganz abgesehen von den vorhaben großes Bemühen und auch tatkräftigen Initiativen des damaligen Chancen für weitere Qualitätssteigerung. Präsidenten Karl Müller und des AHK- Insbesondere der zunehmende Einsatz Mitbegründers Klaus Holler. des Materials Holz im konstruktiven

36 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Raffaela Lackner, Leiterin des Architektur Hauses Kärnten und Klagenfurts ehemaliger Stadtplaner Eberhard Kraigher im BRÜCKE-Architekturgespräch. Den würdigen Rahmen bietet das baukulturelle Manifest von Günther Domenig alias Steinhaus am Ossiachersee. Foto: Astrid Meyer-Hainisch

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 37 Queer Pride in Klagenfurt. Foto: jungegrüne Pink Lake Festival. Foto: Sabrina Öhler | Wörthersee Tourismus Ecce Homo Von der Kunst Brücken zu bauen zwischen Cis und Trans.

Wir arbeiten daran, Räume für queere Vielfalt zu schaffen. in Hetero- und Homosexuelle aufgebrochen Anschluss an das Theaterstück „HOMO“ Queer-Denken heißt u.a. die Vorherrschaft heteronormativer werden sollte. (Emre Akal/K. Ackerl Konstantin) und Denkmuster und Normvorstellungen in unserer Kultur zu hinterfragen. [...] Ein besonderes Anliegen ist uns die Queer Guide durch Kärnten.Eva-Maria beim 25. Spectrum Theater- und Perfor- Förderung der Akzeptanz von lesbischen, schwulen, Graf von der Alpe-Adria-Universität Kla- mance-Festival erlebt werden. bisexuellen, transsexuellen und queeren Lebensformen genfurt erzählt im Gespräch mit der Diesen Mut, Queerness offen an- und und Liebensformen. Brücke, dass die Studierenden in ihrem auszusprechen, kann die Kunstszene – ob Seminar „Gendered Discourses: Queerness queer oder nicht – in Kärnten brauchen, in “ sehr engagiert auf Grundlage aber auch aktiv stärken und im besseren Nicht die Welt, sondern der Mensch ist persönlicher Erfahrungen eigene Projek- Fall in Stolz umwandeln: „More pride, less alles, was der Fall ist – frei nach Wittgen- te entwickelten. So zum Beispiel der Plan, prejudice“. Diese Forderung prangte auf stein könnte so das queere „Ecce Homo“ einen touristischen Queer Guide durch einem Transparent bei der zweiten Queer auf den Punkt gebracht werden. Für Kärnten zu erstellen. Denn die Kluft zwi- Pride letzten Juni in Klagenfurt. Und es manche ist Queerness ein Charity-Event, schen Straight und Queer gelte es nicht gehörte nicht nur Stolz, sondern auch eine die Ehe für alle, die Regenbogen-Parade, nur theoretisch, linguistisch, juristisch Portion Mut dazu, bei der noch kleinen der Life Ball in Wien oder das Pink Lake und politisch zu überwinden, sondern Parade in der Provinz mitzugehen. Festival in Velden am Wörthersee. Für gerade und vor allem im Alltag. l Karoline Feyertag andere bedeutet es das Leben. Zum Bei- Um nämlich das Cis mit dem Trans zu Philosophin (*1977) zwischen Wien, Paris und Klagenfurt, Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie, AAU spiel für ein Mädchen, das seine Sorgen verbinden, bedarf es neben Beratungsstel- Klagenfurt sowie Mitarbeiterin im FWF-PEEK-Projekt einer Flaschenpost und der Anonymität len und wissenschaftlicher Reflexion auch „Dizziness-A Resource“, Akademie der Bildenden Künste, Wien. des Wörthersees anvertraut hat: „Manch- der Kunst und Kultur sowie großen Enga- mal denke ich, dass ich im falschen Körper gements. Dieses stellt die ehemalige Lei- Diskursorte | Anlaufstellen | Veranstaltungen geboren wurde. Ich bin ein Mädchen (12), terin der neuenbuehnevillach, Regisseurin Universitätszentrum für Frauen- und aber manchmal fühle ich mich als Junge... und Kulturpsychologin Katrin Ackerl Geschlechterstudien, AAU: www.aau.at/gender ÖH Klagenfurt Queer Referat: [email protected] Ich habe mit meiner Mutter schon darüber Konstantin, unter Beweis. Sie spricht im Achtung° Liebe: [email protected] geredet, aber sie versteht das einfach Interview mit der Brücke von der Blase, AIDS Hilfe Kärnten: [email protected] nicht... Sie denkt, dass das nur eine Phase die Schutz bietet, aber zugleich die Gefahr Weiterführende Lektüre: www.hiv.at/trans- ist.“ Nur eine Phase – besteht nicht jedes einer Echokammer in sich birgt: „Beim menschen-und-ihre-probleme | Mädchenzentrum Leben aus Phasen, besseren und schlech- Verlassen der Vortragsräume zeigt sich Klagenfurt: [email protected] – das teren, und sollte nicht jede einzelne von zumeist eine ganz andere Realität. Da gibt Mädchenzentrum Klagenfurt ist Anlaufstelle für ihnen ernst genommen werden? es noch sehr viel zu tun.“ junge Menschen und ihre Bezugspersonen rund um die Themen Geschlecht und Seit 2014 stellt facebook mehr als zwei, Queer Pride. Seit nunmehr fast fünfzehn Geschlechtsidentitäten | geplante Queer- nämlich über fünfzig Geschlechtsidenti- Jahren in Kärnten verfolgt Ackerl Kons- Beratungsstelle (vgl. www.fh-kaernten.at/ täten zur Auswahl – darunter finden sich tantin, die auch Gründerin der Queer- startseite/news-details/queerdenken-in- die traditionellen Bezeichnungen Filmtage in Villach, Mitorganisatorin der kaernten); geplante gruppenpsychoanalytische Gruppe für LGBTI (Leitung Alice Pechriggl) Queer- weiblich|männlich als „Cis-weiblich“ und Kärntner Queer Pride und künstlerische Filmtage in Villach und Klagenfurt (www. „Cis-männlich“ wieder [Anm. „cis-“ lat. Leiterin des Kunstprojekts schau.Räume facebook.com/QUEERfilmtage); Pink Lake Festival „auf dieser Seite, diesseits“, bezeichnet, dass ist, einen künstlerisch mutigen und dezi- in Velden/Wörthersee (www.facebook.com/ pinklake); schau.Räume_regional (www.schau. eine Person in Übereinstimmung mit ihrem diert politischen Weg. Die schau.Räume raeume.cc/ist/aktuell); Queer Pride Kärnten; zugewiesenen Geschlecht lebt] sowie quee- 2015 („Queerelen“) näherten sich dem Spectrum – Festival am Fluss (www. re Geschlechtsbezeichnungen wie gender Tabuthema Queer anhand performativer festivalspectrum.com); Turbotheater (www. fluid (in etwa androgyn), Intersex (Herm- Interventionen im öffentlichen Raum und turbotheater.at); A.C.M.E. (www.acmeonline.org) u.v.a.m. aphrodit), Transgender (z.B. Transvestit). partizipatorischer Einbindung des Publi- Ein Zeichen dafür, dass nicht nur der kums. Diese Partizipation, bei der neben Geschlechterdualismus, sondern auch die den KünstlerInnen auch das Publikum holzschnittartige Einteilung von Menschen befragt wird, konnte zuletzt 2017 im

38 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Hubert Fabian Kulterer ca. um das Jahr 2000. Kulterer ca. 1965 mit seiner Literaturzeitschrift, den „Eröffnungen“.

„...man könnte diese Gedanken auf die Spitze treiben und behaupten, der Kulterer habe oft und oft eine schwere Körperverletzung, ja einen Mord verhindert. So inmitten von Schmutz und versauertem Idealismus, inmitten von Schweinerei, Verleumdung und Habsucht, bildete er ein Gegengewicht...“ . Fotos: Wienbibliothek | ÖNB Wienbibliothek | Fotos: Kultur. Kult. Kultfigur. Kulterer. Erinnerungen an Hubert Fabian Kulterer. Ein Gesamtkunstwerk.

Vieles beginnt in einem ruhigen Wiener Jauntales. Während seiner Studienzeit turgeschichte über Kulterer befragen zu Gässchen in der Galerie Magnet: etwa die entstand die Freundschaft zum renom- können: den wahrlich edlen Maler Gerd erste Begegnung mit der fast mythischen miertesten Lateinamerikanisten Öster- Wucherer, unerschöpfliche Quelle an Kultfigur Hubert Fabian Kulterer. Dieser reichs, dem aus dem Lesachtal stammen- Anekdoten und Geschichten über glän- voller Ideen sprühenden Erscheinung mit den Gerhard Drekonja. Ab den frühen zende österreichische Künstler und vor weißem Bart und Zopf, großen Brillen, 1960er Jahren brachte er die „Eröffnungen“ allem über seinen Freund Kulterer. Und feiner Sprache – ein Bohemien und Ori- heraus, heute ein wahrer Schatz für jeden Josef K. Uhl, der mit seiner „Unke“ eben- ginal, der zu allen Zeiten durch Wiens Kulturhistoriker, ein großartiges Doku- falls ein bahnbrechendes Literaturmagazin Künstlercafés hätte wandeln können – ment der Avantgarde in Österreich. schuf, viele Talente förderte und selbst sollte ich nun immer wieder über den Weg Im herrschaftlichen Literaturarchiv wird brillante Texte verfasste. Er weiß von laufen. Zu kurze Begegnungen, dafür aber man mit weiteren Kulterer-Dokumenten lustigen Nächten oder von den Damen, umso lebendigere Momente. belohnt: Wolfgang Bauer setzt seinem denen Kulterer Heiratsanträge machte, zu Leider habe ich erst nach Kulterers Tod Kommilitonen als „Hubert Fabian Kulte- erzählen. erfahren, wie eng er mit Österreichs rer“ und „Felix Mündelsohn Kultara, Kulturmenschen wie Kulterer fehlen in Nachkriegskulturgeschichte verbunden Eisenbahnschaffner a.D.“ in seinem Fie- unserer Zeit der Gleichschaltung, der war, wie viele Kulturschaffende erst durch bertraum „Der Fieberkopf“ ein Denkmal allgemeinen Banalisierung durch Internet ihn gefördert oder geschaffen wurden. Auf und lässt ihn kreuz und quer durch Euro- und soziale Medien; einer Kunstwelt, die der Suche nach Kulterers Lebensschritten pa verfolgen und beschatten. Thomas nach neoliberalen Kriterien funktioniert erwarb ich sein einziges publiziertes Werk, Bernhard verewigt seinen Freund in „Der und beurteilt, in der Künstler ähnlich den den „Sisyphos besteigt den babylonischen Kulterer“ und macht ihn gleich zu einem Sportstars numerisch gereiht und bewer- Turm oder die annähernden Gleichzeitig- Häftling in der Strafanstalt Garsten, das tet werden oder der akademischen Insti- keiten im Denken“ sowie „Before Sunrise“, Stück wird mehrere Jahre später mit tutionen, in denen der freie Geist langsam gedreht 1995 in Wien, in dem Kulterer Helmut Qualtinger in der Rolle des Kulte- schwindet. Kulterer hat ein einziges als Caféhausphilosoph diskutierend im rer verfilmt. Es muss hier angemerkt kleines Büchlein verfasst, war aber ein „Prückel“ zu sehen ist. Es folgte das Sich- werden, dass Kulterer nie kriminell oder Gesamtkunstwerk, ein Zeitzeuge und ten der „Eröffnungen“, seiner Literatur- in Haft war. Chronist eines Aufbruchs, ein Wegbeglei- zeitschrift, mit Beiträgen u.a. von H.C. Nach seinem Studienabschluss ver- ter einer ganzen Generation von Kultur- Artmann sowie dem Aufarbeiten seines brachte Kulterer die Jahre 1967 bis 1971 schaffenden von Rang und Namen, aber aufschlussreichen Nachlasses im Litera- als Gastdozent an amerikanischen Uni- auch der Außenseiter und ganz am Rande turarchiv unter der Michaelerkuppel. versitäten. Er hinterließ aus dieser Zeit Stehenden. Geboren 1939 in Klagenfurt, aufgewach- ein in Österreich wohl einzigartiges Nach- Unkonventionelle, nicht kategorisierba- sen im Jauntal, absolvierte er in Klagenfurt lassmaterial – nämlich die Dokumentati- re Akteure wie Kulterer haben ihren die Lehrerbildungsanstalt und war hier on der beginnenden Studentenrevolten, beachtlichen Beitrag zur Entwicklung der einer der beflissensten Schüler Egon der „Black Power-“ sowie der jungen österreichischen Nachkriegskultur ge- Wucherers, der zu jener Zeit eine Institu- Hippiebewegung – wundervolle Magazine leistet, ohne Anbiederung an politische tion in Kärntens Kulturleben war und sich in psychedelischer Aufmachung mit sel- Systeme, aus eigenem Willen, unabhängig mit Literaten wie Michael Guttenbrunner tenen Texten Timothy Learys, oder Allen und frei handelnd, aber mit einem umso oder Christine Lavant umgab. In diese Zeit Ginsburghs. Dann die Jahre nach der stärkeren Nachklang und Einfluss auf fallen auch Kulterers erste Besuche beim Rückkehr: Lehrtätigkeit an der frisch viele nachfolgende Kulturschaffende. Ehepaar Lampersberg, wo er Thomas gegründeten UBW Klagenfurt, Besucher l Bernhard Brudermann Bernhard begegnete. Anschließend stu- unzähliger Ausstellungen, Aktionen mit aufgewachsen in Mieger/Gemeinde Ebenthal, Studium der Romanistik und Geschichte in Graz dierte er in Wien Geschichte, Archäologie Herbert Wochinz oder Hans Bischoffs- und Wien, forscht über interkulturelle Beziehungen und Germanistik und promovierte beim hausen. Kärnten-Friaul-Slowenien und über „vergessene“ Kultur- schaffende – dank dem unvergesslichen Fabjan Hafner. eifrigen Klagenfurter Ortsnamensforscher Welches Glück für jeden Kulturforscher, Eberhard Kranzmayer über die Dörfer des zwei Zeitzeugen der österreichischen Kul-

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 39 American Faust Auszug aus dem noch unveröffentlichten Roman Egyd Gstättner

„Wiener Fenstersturz“ von Egyd Gstättner. Foto:

Was wir Zauberetui nennen, sei in Wahrheit Faust hat es geschafft, dass jedes Lebewe- seine animalischen Instinkte geniert, für ein Produkt von Apple, der bösesten aller sen auf der Welt sein Leben lang unun- das gefräßige Monster in ihr, wenn ihr Früchte, klärte uns das Zukunftswesen auf, terbrochen erreichbar ist und das seelen- geheimer Liebhaber ihr zum Dank für die schuld an der Vertreibung des Men- zerfressende Gefühl hat, das Gretchens Cyber-Selfie-Brüste ein Selfie schengeschlechts aus dem Paradies sei. Entscheidende zu verpassen. Davon kom- seines Zauberstabs ins Zauberetui zurück- Der Apfel war der Anfang vom Ende, einst men Kopfschmerzen, Konzentrationsstö- schickt, man „tauscht sich aus“. wie heute. Das Zauberetui heiße also in rungen, Depressionen, unterbrochen von „So! Jetzt die Totenglocke!“, lachte Wirklichkeit iPhone – genauso unsinnig Anfällen wilder Gier. American Fausts Mephistopheles schallend und genehmig- geschrieben! Die abgerichteten Menschen winzig kleine Zauberfrankensteine sparen te sich die Seele von American Faust. Der von heute ließen alles, wirklich alles mit jede Menge Papier, mit denen eine Flut Geist, der stets verneint, schickte ihm ein sich anstellen, so lang man ihnen bloß ihre unsinniger Bücher gemacht werden, die Krebsleiden und ließ ihn mit sechsund- iPhones nicht wegnimmt! Noch so eine keiner kauft und niemand liest. American fünfzig Jahren sterben, er zupfte ihn, denn

VORLESE.PRVO BRANJE Weltrevolution, noch so ein Teufelspakt. Fausts Zauberfrankensteine können natür- alles, was entsteht, ist wert, dass es Er trage sich seit geraumer Zeit mit dem lich Leben retten, das stimmt. Aber auf zugrunde geht. Brüderl, komm! Mach Gedanken, einen American Faust zu schrei- ein gerettetes Leben kommen tausend keine Umständ´, geh! Da legt er seinen ben, erklärte uns mein Zukunftsdichter, zerstörte. American Fausts winzig kleine Apfel hin und sagt der Welt ade! Und das bei dem sich überhaupt nicht mehr unter- Zauberfrankensteine haben die Fotografie vorläufige Endergebnis ist eine nie ver- scheiden ließe, wer Faust und wer Mephis- verändert. Jedermann kann immer überall siegende dramatische Zunahme von Teu- topheles ist, wahrscheinlich beide in Fotos machen und posten und jedermann felszeug. einem. Für Gretchen gälte dasselbe! Faus- auf der ganzen Welt verschicken, vor allem ● Egyd Gstättner tisch. Diabolisch. Weiblich. Wells und ich Selfies, Bilder von sich selbst, Alter egos. geb. 1962, Dr. phil, lebt als freier Schriftsteller in seiner Heimatstadt Klagenfurt. Zahlreiche nationale und inter- schauten uns trotz allem, was wir bisher Alter Egomanie. American Faust, ein guter nationale Preise und Auszeichnungen. 33 eigenständige gehört und gesehen hatten, verwundert Mensch in seinem dunklen Drange, schaff- Buchpublikationen, zuletzt: Das Geisterschiff (2013), Am Fuß des Wörthersees (2014), Das Freudenhaus (2015) an. Was den Faust beträfe, sollte man uns te es, dass jeder Ehemann hinter dem und Karl Kraus lernt Dummdeutsch (2016, alle: Picus Ver- ja wirklich nichts mehr vormachen kön- Rücken seiner Ehefrau jederzeit unbe- lag Wien). Egyd Gstättners Veröffentlichungs-Debüt geschah vor 33 Jahren mit dem Text „Die Ermordung nen! Sein Faust hieße Steve Jobs, erklärte merkt für seine Liebhaberin erreichbar Caesars“ in DIE BRÜCKE 1/1984. uns der Dichter der Zukunft. Schwarz wie war, jede Ehefrau hinter dem Rücken ihres der Tod sei sein Rollkragenpullover gewe- Ehemanns erreichbar für ihren Liebhaber: Egyd Gstättner: Wiener Fenstersturz oder: Die Kulturgeschichte der Zukunft sen, wenn er langsam auf die dunkle ich schaue Dir aufs Display, Kleines! ich Picus Verlag Wien 2017 Bühne schritt. Was diese Welt im Inners- schicke Dir ein Küsschen! ein Herzchen, Roman | 320 Seiten | 24 Euro ten zusammenhält, wollte auch Steve Jobs ein pochendes blutrotes Herz! Es war der ISBN 978-3-7117-2055-9 ab 15. September in den Buchhandlungen wissen und außerdem natürlich Milliarden Apfelmann… Wer kann schon widerste- Buchpräsentation: 28. September, mit der Antwort auf diese Frage scheffeln, hen, wenn die Verlockung allgegenwärtig 19 Uhr, Buchhandlung Heyn, Klagenfurt so machen`s alle. Alle Wirkungskraft und ist? Wer denkt da noch an Heim und Kind? Samen wollte Steve Jobs schauen. ‚Okay‘, Grau, lieber Freund, ist der Anzug meines Einblick ins Buch: Ein Schriftsteller springt aus schmunzelte Mephistopheles, ‚ich lasse grauenhaften Mannes, doch grün deine dem Fenster und erlebt zur dich drei revolutionäre Geräte in einem goldenen Worte auf Whatsapp! Das große selben Zeit eine Reise in die erfinden: Ein Breitband-iPod mit Touch- Glück! Alle Wirkungskraft und Samen! Zukunft und in sein Innerstes. screen, ein revolutionäres Mobiltelefon Man lebt nur einmal, was man hat, das ist In einer Sekunde laufen drei Zeitebenen, drei Zeitreisen und ein bahnbrechendes Internet-Kom- nichts wert! Genug ist nicht genug! und drei Geschichten munikationsgerät. Das alles zusammen American Faust erfand das ideale Spiel- zusammen. Oder sind es doch nennst du iPhone‘, kicherte Mephistophe- zeug für das Verbotene, für das Spiel mit sechzig Jahre? Hundertvierzig Jahre? Der Schriftsteller Egon Friedell, der sein les, ‚dafür gehört deine Seele mir. Dann dem Feuer. Immer weiter, immer unbarm- Leben lang immer wieder als Goethe auf den mag die Totenglocke schallen, dann ist herziger frisst sich das Mögliche in das Bühnen stand, sprang 1938 auf der Flucht vor der die Zeit für dich vorbei!‘ – ‚Abgemacht! Wirkliche hinein. Oh übergroße Lust! Von SA aus dem Fenster seiner Wohnung in den Tod. Einverstanden!‘, jubelte Steve Jobs, ‚das überall und rund um die Uhr kann die In den Sekunden dieses Sprungs und seines Sterbens zieht nicht nur sein Leben an ihm ist der Deal‘. Lach nur, lach, eitler Weltaff´! Gattin dem Liebhaber jetzt geheime Bot- vorbei, er trifft auch auf den Schriftsteller H.G. American Faust, ein Teil von jener Kraft, schaften schicken, Bilder schicken, Selfies, Wells und dessen »Time Machine« … die stets das Gute will und stets das Böse so wie Gott sie schuf, und Gott, der böse schafft, erfand den portable Miniaturcom- Demiurg hat sie wie einen Apfel geschaf- DIE BRÜCKE VERLOST puter für Jedermann im eleganten Design. fen, knackig, zum Hineinbeißen! American nach Auslieferung drei von Egyd Gstättner Dünn. Leicht. Bunt. Hochauflösend. Teuer. Faust hat es geschafft, dass sich das signierte Exemplare American Faust erfand das Sprachsteuer- Gretchen der Zukunft vor der Selfie- unter allen bis 15. September eingelangten programm Siri und den Fingerab- Funktion der Handykamera eine Blöße E-Mails an [email protected] – als Betreff „Egyd Gstättner – Wiener Fenstersturz“ und im E-Mail druckscanner. American Faust machte es gibt, und das mit der allergrößten Lust, bitte Ihren vollständigen Namen sowie Ihre möglich, dass Jedermann „per App“ „che- American Faust hat es geschafft, dass sich Postadresse angeben. Der Rechtsweg ist cken“ kann, „was Sache ist“. American das Gretchen der Zukunft nicht mehr für ausgeschlossen. Viel Glück!

40 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Die Prinzessin von Amarant Auszug aus dem im August erscheinenden neuen Johannes Puch

Roman „Als ob sie träumend gingen“ von Anna Baar. Foto:

Es hatte ein Mann einen Esel. Und dieser zu röten begann. Bald hatte Lily ein Fahr- sein? Er hätte gehen können. Er konnte es Esel hieß Klee. Der saß nur auf der Kir- rad, schneller vorwärtszukommen, ohne nicht. Er atmete den Duft von Kampfer und chenbank und hörte ein Mädchen beim Klees Hilfe zu brauchen. Von da an lief es Mandarinen, und Lily nahm seine Hand, Orgelspiel, und manchmal folgte er ihm umgekehrt. Sie nahm ihn auf dem Gepäck- und die Unruhe in ihm war nicht mehr dann auf dem Nachhauseweg. Da bummel- träger mit, wenn er ihr über den Weg kam. Absicht, war ein Fündigsein. Im Halblicht te er so hinter ihm her, und sah es sich Und ausgelassen und himmelhoch ging sah er sich jetzt um. Hinter dem Schiebe- einmal nach ihm um, kam er sich vor wie das neue Vergnügen. Einmal, sie waren glas einer Vitrine Gold- und Silberbecher, im Himmel. Rasch pfiff er dann die Melo- gestürzt, stillte Lily schnell sein Blut. Wie Kelche aus echtem Kristall. Auf einem die, gespannt, ob sie einstimmen würde. hell war ihm der Augenblick, als der hölzernen Schreibtisch daneben stand ein Weit wurde es um ihn, wenn er das Schnaps auf der Schramme brannte, ein prächtiger Globus. Und erst die riesige Orgelspiel hörte. Einmal wollte er am Ende Buchfinkpfeifen, das einen übermütig wer- Bücherei! Als er seinen Blick zur Wand klatschen, aber noch im selben Augenblick den ließ im Wissen um den Irrtum. Es war, lenkte, dahin, wo zwei Schatten sich regten,

erschien ihm das Klatschen als die billigs- wie wenn man nach einem Fieber endlich hielt Lily ihre Hand vors Licht und spreiz- VORLESE.PRVO BRANJE te aller Gesten, die der Mensch gebraucht, wieder ins Freie darf. Ins Freie? te und formte die Finger und warf so ein um Bewunderung zu zeigen, laut und Die Eltern waren ausgegangen, Lily nahm kleines Tier an die Wand, eines mit großen stürmisch, dass der zarte Nachhall des Klee mit ins Haus. Im Schein der Petrole- Ohren. Klee sah auf das Spiel, dass ihm Wunderbaren gleich darunter begraben umleuchte folgte er ihr die Stufen hinauf, die Schatten als das Eigentliche erschienen, liegt. Lieber ein stilles Nicken. Ein Augen- trat, als sie die Tür aufhielt, auf seinen und was die Augen nicht sahen, konnte schließen nur. Diesmal lief er nicht voraus, Schatten, der unverschämt vorausgehuscht man schließlich hören. Alles war lebendig auch nicht hinter Lily her. Er wartete beim war und sich auf dem Lichtband, das vom und wahr in ihrem Schattenspiel, und sie Kirchentor. Seite an Seite gingen sie dann Stiegenhaus ins Vorzimmer fiel, hinge- Prinzessin von Amarant und er Kalif von den Weg, den er in Gedanken hundert oder streckt hatte bis zur Wand am Ende des Amerika, und die Welt trat ihnen vor die tausend Mal mit ihr gegangen war, bis zu Raums. Er trat auf seinen Schatten ein, wie Seele, prächtiger als jenen, denen sie vom ihrem Elternhaus, in dem sie wortlos ver- um ihn zu zertreten. Bis dahin hatte er Anschein so geläufig ist, dass sie nicht schwand. Klee blieb noch eine Weile ste- keinen Zweifel, dass er es war, der den mehr ins Staunen kommen. Und bestimmt hen, vor dem großen Bürgerhaus mit den schwarzen Doppelgänger befehligte. Dies- sind die Staunenden weiser als die Wis- Arabesken, Vorsprüngen und Verzierun- mal aber schien es verkehrt: Er, der aus senden. Und wenn man nicht mehr staunt, gen, von dem er so innig hoffte, es einmal Fleisch und Blut und Angst, war Schatten ist es das Ende von allem. betreten zu dürfen. Es war ein gutes Haus, seines Schattens. Und wie der mit Lilys ● Anna Baar aus dem, wenn die Fenster offen standen, Schatten verschmolz! Bis hierher war er geboren 1973 in Zagreb, Kindheit und Jugend in Wien, Kärnten und Dalmatien. Studium der Publizistik, Slawistik die köstlichsten Düfte drangen. Ging man ihr gefolgt. Bis hierher war schon weit. Er und Theaterwissenschaft. Der Roman Die Farbe des langsam daran vorüber, konnte man fried- traute sich nicht, umzukehren. Was, wenn Granatapfels erschien 2015 bei Wallstein. liche Geräusche hören, das Zischen eines der Schatten sich nicht bändigen ließe, Lesung: 23. November im Musilhaus Besens, eine ruhige Stimme, Klaviermusik sich weigern würde, mitzugehen, sich an in Klagenfurt. oder das Klappern von Geschirr. Niemals Lily heftete? Jelkas Erzählung fiel ihm ein, Flüche oder Stoßgebete, nie ein Brüllen, von einem indischen Gelehrten, der in Anna Baar: Als ob sie träumend gingen Roman | Wallstein Verlag | August 2017 Poltern. Es war das Haus eines Mannes, großer Hast zum heiligen Fluss gelaufen 208 Seiten | 20 Euro | ISBN: 978-3-8353-3124-2 der sich auf die Heilkunst verstand. Und war und sich, lange Gebete murmelnd, die auf den festen Willen. Seit frühester Jugend Hände immer wieder vors Gesicht schla- Einblick ins Buch: hatte er dem aufdringlichen Bemühen der gend, den ganzen Nachmittag seifte und Vor der Kulisse einer versunkenen Welt erzählt Pfaffen getrotzt, seinen Glauben zu wech- wusch, nachdem ihn der Schatten eines Anna Baar vom Irren zwischen seln, und nicht wenige im Dorf bewunder- Unberührbaren gestreift hatte. Und der der Sorge um sich selbst und ten ihn dafür ebenso wie für seine Bildung. Brauch an seinem Kindheitsort, wo kein der Rücksicht auf andere, von Es hieß, er habe tausend Bücher in allen Schatten eines Lebenden je in einen offenen Mutproben, Heldentum und menschlichem Versagen, von erdenklichen Sprachen. Und wie Klee so Sarg oder in ein offenes Grab fallen durfte, Gehorsam und Widerstand. Es stand und spann, kam die Frau des Doktors weshalb man die Toten immer erst nach ist die Geschichte einer heraus. Was stehst du dumm und gaffst? Sonnenuntergang begrub. Und wehe dem verpassten Liebe – voller erfundener Wahrheiten, menschlicher Abgründe Tags darauf, als die Kinder nach der Mann, dessen Schatten in das Zimmer und eigenwilliger Bilder. Ein großer Gesang auf Schule nach Hause liefen und Lily wie eines Mädchens fiel! Licht aus!, wollte er das Leben. immer zurückblieb, nahm der Klee sich rufen, Licht aus!, um die Schatten zu wieder ein Herz und bot an, sie zu schul- löschen. Doch dann zum Glück der Knall DIE BRÜCKE VERLOST tern. Schon war er ein geflügeltes Pferd, der Tür, ein Augenblick von Finsternis, 3 signierte Exemplare holte die anderen mühelos ein. Und welche und als Lily das Öllämpchen entzündete, unter allen bis 15. August eingelangten E-Mails an [email protected] | als Betreff „Anna Baar – süße Erschöpfung, als er Lily absteigen lag der Schatten klein und blass zu seinen Als ob sie träumend gingen“ und im E-Mail bitte ließ, auch wenn sich die Frau des Doktors, Füßen, ihm wieder ganz zu Befehl. Ihren vollständigen Namen sowie Ihre die das fröhliche Ankommen vom Fenster War er fehl an diesem Ort? Wozu Mann Postadresse angeben. Der Rechtsweg ist aus mitangesehen hatte, an Kopf und Hals und Frau allein? Um Mann und Frau zu ausgeschlossen. Viel Glück!

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 41 „Lesen Sie gefälligst!“ forderte Peter Handke (*1942 in Griffen) bei der Verleihung seiner Ehrendoktorwürde in Klagenfurt

gernot ragger

au revoir

BUCH.TIPPS erzählung Sprache, über/in Sprache Kärntner Herzogseinsetzung au revoir Ingolds Texte erdichten darin, wie sie schrei- Bogo Grafenauer (1916-1995) war nach dem Das neue Werk des 1959 in Wolfsberg gebo- ben, das, worüber und was sie schreiben. Zweiten Weltkrieg eine der zentralen Persön- renen Schriftstellers und Verlegers, der 1989 Jedes Gedicht ist eine (Wieder-)Entdeckung lichkeiten der slowenischen Geschichts- am Ingeborg Bachmann Wettbewerb teil- dessen, was Sprache ist und zu tun vermag, schreibung. Das Buch über die Kärntner Her- nahm und 1998 den Literaturförderungspreis dabei sich und den Lesenden aus der Reser- zogseinsetzung und den Staat der karantani- des Landes Kärnten erhielt: In einer fremden ve lockend: Der Flug, den der Flügel gestat- schen Slowenen, das 1952 in slowenischer Stadt plötzlich ein Blick, der Vertrautheit aus- tet, ist mehr, als das, womit er sozusagen Sprache veröffentlicht wurde, ist Grafenauers drückt. Ein Augenblick als Basis für eine Rei- rechnete, der Pegasus. „Ein Ah! ist der opus magnum. Die umfangreiche Literatur se in die Welt des Möglichen und des Anfang von allem und heisst/ soviel wie [...] der letzten Jahrzehnte zeigt die Forschungs- Erwünschten. Mit einem Schlag ist der Erzäh- nichts.” Doch nie bleibt nichts, das, was ist, probleme und Diskussionen. Deshalb und ler nicht mehr allein auf seiner Reise. Er teilt „Numinoses”, ist „nie nicht Feuer und Flam- weil Grafenauers Buch noch immer den voll- seine Eindrücke, er erzählt der Stille von sei- me”, „Nichts als Legenden”, mindestens – ständigen Überblick über die Quellen zum ner Reise und hört der Stille zu. Ein Blick oder ist’s die Aufklärung, die dies ausruft, Thema und deren gründlichste (Text-)Kritik nimmt Form an, wird zum Menschen. Der während „so etwas wie ein Delirium [...] bietet, erscheint es sinnvoll, eine Überset- Erzähler dehnt einen Augenblick zu seinem endlich sein könnte”..? Große Dichtung! zung in deutscher Sprache vorzulegen. weiteren Leben, bis sich der Blick in der Men- Martin A. Hainz Aus dem Vorwort von Peter Štih. schenmenge verliert. Germanist, Literaturkritiker und -vermittler Bogo Grafenauer Gernot Ragger: au revoir Niemals keine Nachtmusik. Felix Philipp Ingold Die Kärntner Herzogseinsetzung Erzählung | 128 Seiten Gedichte | Ritter Verlag | Buch & CD Übersetzung Doris Debenjak der wolf verlag, 2017 | 16,90 Euro 104 Seiten | 2017 | 17,90 Euro Hermagoras Verlag, 2017 | 570 Seiten ISBN 978-3-902608-66-6 ISBN: 978-3-85415-557-7 ISBN 978-3-7086-0923-2 | 58 Euro

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karin prucha in tiefen landen lyrik & fotografien Quer denken in tiefen landen Kinderbuchtipp Der 11. Band der Publikationsreihe „Kunst| „Wenn das Wesen von Lyrik unter anderem An manchen Tagen scheint die Welt grauer zu Wissenschaft|Gesellschaft – Quer denken“, auch darin liegt, die LeserInnen zum Ent- sein als an anderen. Jonathan ist verzweifelt. geht der Frage nach, ob Künstler Forscher schlüsseln von Botschaften zu verleiten, so Seine Eltern haben sich getrennt. Hätte er die sind und Forscher Künstler? In vier höchst geschieht dies in Karin Pruchas ,tiefen landen‘ Trennung verhindern können? Trost findet er unterschiedlichen Beiträgen versuchen Peter überaus lustvoll und auf ästhetische weise.“, bei Flauschel, einem Kuscheltier. Verständnis- Heintel, Hans-Jörg Rheinberger, Felix Tretter so Jani Oswald. „Die Autorin wagt es, auch voll begleitet Flauschel Jonathan durch bunte und Wolfgang Zinggl mit ihren persönlichen ganz gegen einen gewissen Mainstream, und graue Tage. Als an einem Tag die Welt am interdisziplinären Zugängen die beiden „Kul- humane Gefühle anzusprechen und persönli- grauesten scheint, beschließt Jonathan weg- turgestalten“ Wissenschaft und Kunst zu fas- che Erfahrungen und Selbstreflexionen in oft zulaufen. Flauschel begleitet ihn natürlich. Als sen. Sie arbeiten Gemeinsamkeiten und überraschenden Wortspielen, surrealen Jonathan schon aufgebrochen ist, überlegte Unterschiede heraus und überwinden dabei Bildern und Wendungen ins allgemeine umzu- er kurz ob es doch wohl eine gute Idee war? ihre strikte Trennung. setzen.“, Bertram Karl Steiner. Birgit Sacherer freie Journalistin, in Kooperation mit Tochter Hanna (10) Wissenschaft: Kunst – Sind Künstler Karin Prucha: in tiefen landen Kerstin Schwager: Flauschel Wissenschaftler und Forscher Künstler? Mit einem Vorwort von Jani Oswald Kärntner Kinderbuchpreis 2016 Hrsg. Horst Peter Groß der wolf verlag, 2017 | 17,90 Euro Illustrationen von Bernhard Karisch Wieser Verlag, 2017 | 7,50 Euro 96 Seiten | ISBN 978-3-902608-64-2 ISBN: 978-3-99029-248-8 Drava Verlag 2017 I ab 6 Jahren 29 Seiten I 12,95 Euro ISBN: 978-3-85435-844-2

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42 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 BUCH.TIPPS Ein romantischer Seehlenruhig Verfahren eingestellt Erlöschen erzählen. Realist Florjan Lipuš‘ Erzählband „See- Der neue Roman von Claudio Das Altwerden ist im Zeitalter Zu den meist rezipierten Theater- lenruhig“ zur Hand zu nehmen, Magris erzählt – basierend auch der ewigen Jugend, in der per- autoren der Gegenwart zählt hat etwas Feierliches. Es ist, als auf historischen Fakten – von manenten Gegenwart (Eric Peter Turrini. Er ist seit Rozzn- würde man einen besonderen Diego de Enriques, einem bizar- Hobsbawm), eigentlich recht jogd von 1967 aktiver Teilneh- Stein auflesen, über seine Ober- ren Sammler von Kriegsreliquien. undenkbar. Doch: „Dann ist es mer am öffentlichen Diskurs und fläche streichen und seine Dieser will ein Museum errich- sozusagen über Nacht passiert prägte den Typus des politischen Beschaffenheit erspüren, um ten, das ein Kriegsmuseum zum (…) Ins Bett gegangen war ich Autors, der über Sprachkritik ihn dann für immer mitzuneh- Zwecke des Friedens sein soll. im besten Alter und bei Kräften, gesellschaftliche Phänomene men. Ein auf einer Bergwiese Bestandteile seiner Sammlung aufgewacht aber bin ich alt und analysiert und zur Darstellung gelegener Stein, „aus dem die sind Gerätschaften wie Kanonen, schwach“, erzählt eine Stimme bringt. Seine Dramen thematisie- Vorzeit weht“, ist auch ein Panzer, Raketen oder U-Boote, aus dem Jenseits die „Chronik ren genauso wie die Gedichte, Fluchtpunkt der Erzählung: Zu aber auch anderes wie Giftsäure des Vergessens“. Der bislang Filme und öffentlichen Reden ihm hinauf läuft der Erzähler als oder gekaute Kaugummis von „realistischste Roman“ (Blaž komplexe soziale und gesell- junger Mensch, während man US-Soldaten. Er selbst schläft in Zabel) des slowenischen Autors schaftliche Problemlagen. den wortkargen Vater im Tal einem Sarg mit Samuraimaske Sebastijan Pregelj erzählt ‚im Eine wissenschaftliche Tagung begräbt und mit Wörtern und preußischer Pickelhaube. Im Krebs‘ vom Erlöschen eines im polnischen Wrocław hat sich „zuschüttet“. Von ihm aus Hintergrund taucht das Gespenst Lebens. Der Roman beginnt mit 2014 mit internationaler Beteili- betrachtet er immer wieder den der Risiera di San Sabba auf, das dem Urnenbegräbnis des gung daran gemacht, aus Anlass „kaum mehr sichtbaren Rest einzige KZ Italiens, wo die namenlosen Protagonisten im des 70ers Turrinis Leben, Werk des Wohnhauses“, der einmal Namen möglicher Mitläufer von Kreise jener Menschen, die sein und Wirkung zu untersuchen. sein Elternhaus war. Hier hatte den Häftlingen auf die Wände Erlöschen im Altersheim Die Ergebnisse wurden nun mit die Großmutter zur Abwehr des geschrieben und später über- umrahmt haben. Die Stimme österreichischen Partnern in die- Bösen eine Trotamora ans Kopf- tüncht wurden. Es gelingt Diego aus dem Jenseits spricht in sem Sammelband veröffentlicht. ende seiner Wiege geritzt, von de Enriques sie zu entziffern und nüchterner Sprache, in manch- Im Mittelpunkt steht dabei vor hier aus nahm ihn die Mutter sie in seinen Notizbüchern zu mal berührenden Bildern, ab allem die Schaffensperiode seit mit zum Taglöhnern, von hier notieren. 1954 wurden diese und an aber hart am Klischee: den 90er-Jahren, also Stücke wie aus wurde sie deportiert und Notizbücher von den Briten mit- ein sympathischer Versuch das Die Liebe in Madagaskar, Jedem sollte nicht wiederkehren. Es ist genommen – und sind bis heute Erlöschen zu erzählen, der das Seine und Der Riese von das immergleiche Gefühl einer unter Verschluss. Nach einem ‚unziemlich‘ an die Grenze des Steinfeld, aber auch seine Verlorenheit, das Florjan Lipuš mysteriösen Brand, bei dem der Sagbaren stößt … Ein erzähl- Gedichte und Kinderbücher. seit seinem Erstlingsroman Sammler stirbt, wird eine Frau – strategischer Coup rettet den Erkennbar sind vor allem inhalt­ „Zmote dijakaTjaža/Der Zögling Luisa ist im Gegensatz zum Text furios vor dem Scheitern: liche rote Fäden durch sein Tjaž“ (1972/1981) zum Schrei- Sammler eine fiktive Figur – im letzten Kapitel offenbart Werk, beispielsweise seine ben bewegt und ihn „sein gan- beauftragt, das Museum weiter Sebastijan Pregelj, dass die politischen­ Stellungnahmen, zes Leben an ein und demsel- zu bauen. Sie ist die Tochter Erzählung des Erlöschens nicht ­seine Sprachkritik und sein ben einzigen Text“ arbeiten einer Jüdin und eines afroameri- wirkliche Chronik des Verges- ­Engagement gegen Xenophobie. lässt. Das ihn in ebenso ehr- kanischen Leutnants, Metapher sens, wohl aber die empathi- 22 Beiträge mit zum Teil sehr fürchtiger wie sinnlicher Weise also für zwei Exile und Verfolgun- sche Projektion des Überleben- unterschiedlichen Gewichtungen das Leben, die Liebe und den gen: der Juden und der schwar- den ist. Der auktoriale Erzähler beschreiben ein vielschichtiges Tod beschreiben und sogar für zen Sklaven in Amerika. schildert, wie sich ein Altenpfle- und vielgestaltiges Werk. die Seele eine feinstoffliche Verfahren eingestellt ist ein Buch ger die letzten Jahre seines Pati- Elmar Lenhart Gestaltung finden lässt, die über die Utopie des Friedens enten imaginiert. Der Pfleger ist beschäftigt sich seit langem speziell mit über Irdisches hinausgeht. mittels eines Kriegskatalogs. – unterstelle ich – im Alter des österreichischer Literatur und ist Archivar am Kärntner Literaturarchiv. Katharina Herzmansky Ein großer Roman. Zeitlos wie Autors … Mitarbeiterin der UA Kunst und Kultur, ein Museum. literarischer Brückenpfeiler Reinhard Kacianka Ein romantischer Realist. Wilhelm Huber Generalist und Kulturwissenschaftler Peter Turrinis Leben, Werk und an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Florjan Lipuš: Seelenruhig. Rezensent, Destillateur und gemeinsam Wirkung. Arno Russegger, Edward mit Klaus Amann Gestalter der St. Veiter Erzählung aus dem Slowenischen Bialek, Krzysztof Huszcza (Hrsg.) Literaturtage. Sebastijan Pregelj von Johann Strutz mit einem Studienverlag 2017 | 256 Seiten | Chronik des Vergessens Nachwort von Fabjan Hafner | 29,90 Euro Claudio Magris Aus dem Slowenischen von Erwin ISBN: 978-3-7065-5463-3 Salzburg & Wien | Jung und Jung Verfahren eingestellt Köstler 2017 | 110 Seiten | Roman | übersetzt aus dem Roman | Drava Verlag | 21 Euro 18 Euro | erscheint am 8. September Italienischen von Ragni Maria ISBN: 978-3-85435-835-0 ISBN: 978-3-99027-009-8 Gschwend Hanser Verlag | 2017 Lesung: 5. August, Container25, 400 Seiten | 25,70 Euro St. Michael bei Wolfsberg ISBN 978-3-446-25466-4

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Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 43 „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Gustav Mahler (1860 – 1911), Staatsoperndirektor und Komponist MUSIK.TIPPS A Stückerl vom Leben Erlesener Tropfen Thomas Leeb Sexy Sommer Eine spontane Einladung zu „JanArt – Cuvee“ heißt das musi- Live in Sao Paolo am Wörthersee einem Besuch in einem zauber- kalische Projekt von Janez Seine treue Anhängerschaft in 38 Jahre hat es gedauert, dass haften Gartenambiente, wo Gregorič und Arthur Ottowitz. Brasilien hat den von der Turra- der Wolfgang Ambros Hit „Schi- nach und nach alle weiteren Wie ein guter alter Wein präsen- cher Höhe stammenden und seit foan“ (1979) seinen würdigen Bandmitglieder zum Proben ein- tieren sich die beiden Musiker 20 Jahren in den USA lebenden Nachfolger respektive eine adä­ treffen, führt mich zu einem schon seit zehn gemeinsamen Gitarrenstar dazu bewogen, zwei quate Sommerversion erhält. Interview mit Giovianni Jandl Jahren mit klassischer Gitarre Konzerte in der Metropole Sao Seine Majestät Franz from Austria und Humus, einem Bollwerk aus und Mundharmonika. Die Leiden- Paolo mitzufilmen bzw. aufzuneh- hat es mit „Sexy Sommer am hochkarätigen Musikern die ein- schaft an der Herangehensweise men. Und das vorliegende Ergeb- Wörthersee“ geschafft und be- ander auf demokratischer Ebe- und am Willen auch Grenzen – nis ist mehr als gelungen. Leebs schert uns damit vielleicht sogar ne begegnen und zusammenar- auf nicht immer einfache Art und Gitarrenstil ist ein ganz besonde- den Sommer-Hit des Jahres 2017. beiten. Sie schenken dabei den Weise – zu überschreiten zeich- rer, der sich auch in seinen Kom- Mit jeder Menge Augenzwinkern scheinbar kleinen Dingen im net auch ihre aktuelle CD aus. positionen wiederspiegelt. Er hat besingt das Multi-Media-Projekt Leben Aufmerksamkeit, jeder Und dennoch umgibt die Songs es geschafft, eine ihm eigentüm- des aus Kärnten stammenden schreibt und komponiert, und trotz komplexer Improvisations- liche und charakteristische Spiel- Malers, Musikers und Filme­ so entsteht durch Feinschliff im kunst eine angenehme Leichtig- weise zu schaffen: er spielt machers Gernot Fischer Kondra- Team oft etwas ganz anderes, keit, die wie an heißen Sommer- gleichzeitig Bass, Akkorde, Melo- tovich das vermeintlich locker eben Neues. Nach einem hal- tagen das Gefühl beschreibt dien und Percussion . Das Gitar- leichte Leben im Süden Öster- ben Jahr war das „Stückerl vom wenn man den Schluck eines renspiel hat sich Leeb im Selbst- reichs, „weil do unten is immer Leben“ vollbracht – feingezeich- besonderen Weines zu sich studium beigebracht, er besitzt scheee“. Franz from Austria be- nete akustische Klangräume mit nimmt. Ganz gekonnt ausbalan- auch einen akademischen weist mit dieser persiflierenden nachdenklicher Textur laden im ciert sind die Stücke zwischen Abschluss einer amerikanischen Hymne auf den Wörthersee sein Chor zur Entschleunigung im Bluestraditionen („ABC Blue“), Universität in Weltmusik. Auf der Gespür für den richtigen Sound digitalen Zeitalter. Fünf Sänger Spaghetti-Western-Romantik vorliegenden Neuerscheinung für die heißeste Zeit im Jahr. die bluesig-rockig über Pop bis („Along the Way“), vielsprachi- sind in erster Linie Eigenkompo- ­Witzig ist auch das Video, das Folk erdige Texte gehaltvoll gem Kärntner Liedgut („Bist sitionen sowie ein paar Arrange- der Künstler dazu gebastelt hat: spürbar machen, präsentierten nix mehr mei Büable“, „Pozimi, ments bekannter Lieder zu fin- Die Fahrt gen Süden weckt den ein bodenständig klingendes ­poleti“) und klassischer Kompo- den. Es ist schwer, einzelne Titel Tiger im Wiener Gemeindebauler Album, produziert von Klaus sitionskunst („Rondo in K“, „Bar- hervorzuheben, als Anspieltipps und schon lässt er die Puppen – Koschutnig im pink noise studio carola in K“). Wie in „Metamor- seien hier trotzdem „Oachkatzl- verkörpert von der VADAistin in Klagenfurt. Dieses wurde phosis 17“, so sind es die Nuan- schwoaf“ , „Don´t Worry Be Hap- Yulia Izmaylova und dem „Ur- einst von ihm mit Giovanni Jandl cen, die scheinbar unbemerkt py“ und „Swing In The kärntner“ Erich Pacher – tanzen und Mike Ferrari gegründet, und die Klangstrukturen so geschickt Grooveyard“ erwähnt. Leebs und ins kühle Nass springen. die intime Zusammenarbeit, die ineinander verschieben, dass Musik eignet sich besonders für Zu sehen und hören via YouTube den Zuhörer noch ein Stückerl sich die Songs zwar nur langsam ruhige Stunden wunderbar zum Link auf www.franzfromaustria. näher bringt, ist spürbar. Und verändern, aber in einer solchen Relaxen. Thomas Leeb tourt at/videos.html das nicht nur im Studio, son- Geschwindigkeit, dass sie nie weltweit das ganze Jahr hin- Internet schön und gut, man dern auch live auf der „Stückerl langweilig sind und das Ohr durch, in Kärnten ist er wieder sollte es nicht versäumen, seiner vom Leben Tour“, wo Roko immer wieder vor Herausforde- im Frühjahr 2018 zu erleben. Hoheit eine Live-Audienz abzu- Scherwitzl schon die Wellenlän- rungen stellen um neue Details „Live in Sao Paolo“ ist seit 1. statten: Franz from Austria zieht gen für ein pulsierendes Live- zu erkennen. Der südliche Gitar- August als DVD bzw. im Down- immer wieder durch die Lande – Album aufzeichnet. renflair und die amerikanische load auf den üblichen Plattfor- etwa im Rahmen des grenzüber- Rosso Blues-Harp gehen 11 Stücke men erhältlich. schreitenden Microfestivals unter musician & instructor for piano & keys, lang eine Symbiose ein, die den anderem am in Volče im modern music college, St. Veit/Glan Wolfgang Platzer 9. 8. Hörer für die gesamte Länge der Freier Sendungsmacher bei Soča-Tal, am 10. 8. in Tröpo- Konzerttermine CD zu fesseln vermag. Infos zur radio AGORA 105,5 lach und am 11. 8. in Dordolla 4. August: Hotel am Sonus Kammer Musikwerkstatt: in Friaul. Infos auf Facebook See|Turnersee, 20 Uhr Thomas Leeb www.sonus.at DVD | Live in Sao Paolo unter „Microfestival“. 25. August: Blumenwerkstatt August 2017 , 20 Uhr Michael Herzog alias Dean Martinez DIE BRÜCKE

Janez Gregorič & Arthur Ottowitz Sexy Sommer am Wörthersee Jan Art – Cuvee 3:36“ | Sommer-Hit-Song www.tonstudio4.at Außenaufnahmen gedreht beim „Weißen Rössl am Wörthersee“. | DIE BRÜCKE VERLOST DIE BRÜCKE VERLOST DIE BRÜCKE VERLOST Video: Gernot Fischer- Kondratovitch 2017 | Aufnahme, 3 Exemplare 3 Exemplare 3 signierte DVDs Mix: Swinxx (AudioHZ)

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44 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 SEITE.OHNE.NAMEN

Charaktervolle Veranstaltungen beim Carinthischen Sommer: Lukas Kranzelbinder (Foto: Severin Koller) mit Shake Stew, die Kirchenoper „Hemma“ mit Franzobel (Foto: Lukas Beck) und die Unterbiberger Hofmusik (Foto: Lena Semmelroggen/Smashing Snapshots). Im August inszeniert Bernd Liepold-Mosser das kontroversielle Tom Waits Musical „The Black Rider“ am Rathausplatz in Villach (Foto: Scott Harrison|L.A.Times).

Ecken und Kanten … kultureller Art sucht und findet man beim Tom Waits Musical oder Jedermann reloaded in Villach sowie bei der Carinthischen Kirchenoper oder zeitgenössischen Jazzklängen von Lukas Kranzelbinder.

Der europäische Jazz braucht Impulse. Schriftstellers Thomas Pynchon (Inherent erleben. Die Texte stammen von William Schön, dass ausgerechnet ein Klagenfur- Vice). Demnach ein durchwegs mathema- S. Burroughs, Regie und Produktion führt ter Musiker sich auf den Weg macht, tisch-naturwissenschaftlicher Ansatz, der Bernd Liepold-Mosser, die Musik kommt Impulsgeber zu sein. Lukas Kranzelbin- aber auch Emotionen und Botschaften in von den Talltones, aufgeführt von Markus der ist ein Tonkünstler der um die Ecken Töne verpackt und wie in einer griechi- Achatz, Sebastian M. Winkler und Elisa- schaut. Konzerte auf Berggipfeln mit schen Tragödie zu einer Katharsis, also beth Nelhiebel. Das Stück spielt im Jäger- seiner Formation „Almrausch(en)“ oder zu einer seelischen Reinigung durch das Millieu wo der tragische Held einen Pakt sein musikalischer Durchblick als Teil der Ausleben innerer Konflikte führen kann. mit dem Teufel eingehen muss um für Wiener Szene – in der er nach seinem Nein, ausreißen sollte man ihn nicht – seine Geliebte bei einem Wettschießen zu Studium an der Bruckner-Universität in den goldenen Reißzahn („The Golden treffen. Der Teufel zeigt am Ende jedoch Linz wirkte – bis zu dem Punkt, diesen Fang“, Album 2016) – den die Band am sein wahres Gesicht und lenkt die letzte (Durch)Blick auch schweifen zu lassen … 15. August beim Carinthischen Sommer Kugel ins Herz der Geliebten. Die Open- in die Provinz mit seinem Projekt „Lukas im Bambergsaal in Villach präsentiert. Air-Aufführung ist eine Premiere, die im Dorf“ … all das macht aus Kranzelbin- Kulturellen Biss hat der Carinthische Inszenierung eine Koproduktion des der einen Musiker, der den europäischen Sommer auch an anderer Stelle. Neben Vereins „Flying Opera“ mit dem bayri- Jazz belebt. Und auch er selbst gab mit klassischen Aufführungen bereichern schen Theater Rott in Eggenfelden, wo es der Gründung des Plattenlabels Laub zeitgenössische Musikproduktionen. Die nach Villach ab Jänner 2018 auf dem Records den Kanten anderer Musikprojek- Uraufführung der Kirchenoper „Hem- Spielplan steht. te seinen Feinschliff (z.B. das Mario Rom- ma“ fand am 27. Juli in der Stiftskirche Am 15. August wird Jedermann am Projekt Interzone oder das Jazzorchester Ossiach statt, am 2. und 3. August ist die Rathausplatz neu aufgeladen: „Jedermann Vorarlberg). Um nicht den (Über)Blick zu Kirchenoper erstmals dann auch in der reloaded“. Philipp Hochmair (Tatort, Vor- verlieren, richtet sich der Fokus von Basilika Maria Loreto in St. Andrä zu stadtweiber) verwandelt dabei das über Kranzelbinders Schaffen heute auf die erleben. Sie bringt unterschiedliche Cha- 100 Jahre alte Mysterienspiel mit den bereits florierende Szene in Österreich. raktere wie den Komponisten Bruno Stro- Electro-Beats des Musikprojektes „Elek- Natürlich sind ebenso Einflüsse von außen bl, den Autor Franzobel (Libretto), Hemma trohand Gottes“ in ein vielstimmiges erwünscht. Dafür steht seine aktuelle von Gurk und den Dirigenten Simeon Spektakel, das den in Salzburg seit 1920 Zusammensetzung Shake Stew – ein musi- Pironkoff zusammen. Weitere Carinthische gezeigten Klassiker in ein neues Gewand kalischer Eintopf, der gut durchgeschüttelt Konzert-Höhepunkte in Ossiach sind das kleidet und als Rock-Star in Villach auf- werden will und auf erlesene Zutaten nicht Klemens Marktl Sextet (9. August), die treten lässt. verzichtet. Deshalb steht die Band im Unterbiberger Hofmusik (12. August) l Michael Herzog Vordergrund: zwei Schlagzeuger mit Niki oder in Steindorf Jazz von Romeo Mon- geboren im gleichen Jahr wie Ziggy Stardust, Kulturreisender & -schaffender, Metro- und Kosmopolit, Dolp und Matthias Koch, zwei Bassisten teiro mit Spat‘sonore (17. August, am liebsten auf Musikfestivals zu Hause, gerne aber mit Lukas Kranzelbinder und Manu Mayr Domenig Steinhaus). auch an ruhigen Orten und in Museen, promovierte in Geschichte und Medien. und ein Bläsersatz (Trompete: Mario Rom, Tom Waits & Jedermann. Tom Waits Saxofon: Clemens Salesny und Johannes „The Black Rider“ zählt zu den vielleicht Infos: Schleiermacher) füllen den Namen der kontroversesten Musicals der Welt. An www.carinthischersommer.at Band mit Musik. Und diese ist komplex, drei Terminen (10. | 11. und 12. August, www.laubrecords.com www.villach.at denn Ausgangspunkt für die Klangreisen Schlechtwetter-Reservetermin: 13. August) sind die Werke des amerikanischen können Sie es am Rathausplatz in Villach

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 45 „Hamlet“ am Heunburg Theater Noch bis 17. August gastiert „Hamlet“ am Heunburg Theater in Haimburg. Eine Liebes- geschichte, deren Unglück durch äußere Umstände ihren Lauf nimmt, Brudermord, Intrigen, Rache. Im Gerangel um den dänischen Thron wird viel gemordet, der Wahnsinn greift um sich. Die wohl bekannteste Tragödie Shakespeares spielt in einer Welt, die aus den Fugen gerät, deren Grenzen zwischen Realität und Verfolgungswahn nicht mehr klar umrissen HORIZONTE sind. „Entgegen der hochaktuellen Kritik am naiven Gutmenschentum, zeigt Hamlet, dass die aus unmoralischem Handeln entstehende Negativspirale mit weitaus größerer Verläss- lichkeit ins Verderben führt“, so Regisseur Franz Robert Ceeh. Daran mahnt auch das „Kein Picknick“ beim diesjährige Bühnenbild von Elias Molitschnig, das an das Berliner Stelenfeld erinnern soll. Kulturhofsommer Infos und Tickets unter www.heunburgtheater.at oder 0650 – 7624395. l Foto: Kulturverein Theater im Raum Die deutschsprachige Erstaufführung von Greg Freemans „Kein Picknick“ präsentiert das Kulturhofsommer Theater Villach. Als Alfie, Ludovic und Julius (drei Teddybä- ren, die nicht lügen können) zu einem Pick- nick im Wald eingeladen werden, ahnen sie noch nicht, dass sich ihr Weltbild radikal verändern wird. Ein mysteriöser Todesfall (oder Mord?) macht sie zu Verfolgten des korrupten Clown-Systems, dem sie mithilfe der Puppe Greta zu entkommen versuchen. Freemans Stück ist voll von schwarzem Humor, eine Mischung aus Tim Burton, Terry Pratchett und den Simpsons. Die Inszenierung obliegt Stefan Ebner. Es spielen Sabine Kristof-Kranzelbinder, „Absent Faces“ Zweites Kärntner Michael Kristof-Kranzelbinder, Michael Kuglitsch und Oliver Vollmann. Zu sehen Eine musikalisch-szenische Schichtung war- Theaterfestival noch am 9., 13., 14., 18. und 19. August tet im Museum Moderner Kunst Kärnten Die zweite Auflage des Kärntner Theater- in der Lederergasse 15 in Villach. in Klagenfurt: Eine Bäuerin in der Mark festivals wird mit sechs Produktionen vom Tickets: www.kulturhofsommer.at l Brandenburg zieht sich schwarze Kleider an, 30. September – 1. Oktober in der CMA Foto: Kulturhofsommer Theater | ©Reichmann legt sich in ihr Bett und verständigt sich im Stift Ossiach und auf der MS Ossiach fortan nur mehr flüsternd. Bis zu ihrem Tod über die Bühne gehen. Die Stücke wurden 15 Jahre später wird sich daran nichts von einer Jury nach Kriterien der Qualität, ändern. Mehr als 100 Jahre später besucht der Festivaltauglichkeit und des Genres ihre Urenkelin J. eine Ausstellung von Wer- ausgewählt. „Neben einem aktuellen ken der japanischen Künstlerin Leiko Ike- Kindertheaterstück werden Komödien, Lust- mura. In „Absent Faces“ finden die innere spiele und eine kriminelle Theatershow das Wildnis der Mädchen, ihre Zartheit, ihre Publikum begeistern“, verspricht Hannelo- Kraft, der Schmerz der Bändigung und die re Fradler als Obfrau des TheaterService- Rebellion dagegen musikalischen, bildneri- Kärnten. „Für weiterbildungshungrige Thea- schen und szenischen Ausdruck. Die Kon- terbegeisterte gibt es auch einen Work- zeption, Komposition sowie das Spiel oblie- shop“, freut sich Geschäftsführerin und gen Susanne Kubelka. Sie wuchs in Kärn- Organisatorin Martina Printschler den ten auf und lebt seit vielen Jahren als freie allseits beliebten und erfolgreichen Schau- Schauspielerin und Musikerin in Köln. Die spieler Christian Krall dafür gewonnen zu Uraufführung findet am 21. September im haben. Festivalpässe oder Einzelkarten gibt MMKK statt, die weiteren Spieltermine sind es im Büro des TheaterServiceKärnten oder wie folgt: 23.9 um 19 Uhr, 24., 26. und unter 0463 536 57640 sowie auf 27.9. jeweils um 11 Uhr, 28., 29., 30.9 um www.theater-service-kaernten.com l l 19 Uhr. Karten unter 0676 – 3391479. Foto: TSK Foto: Karsten Lindemann | Leiko Ikemura

46 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Ferdinand Neumüller, ©Bildrecht, Wien. Foto: „Landmaschinen“, 1962, Öl auf Leinwand, „Komödie im Dunkeln“ Lesefestival unter 96 x 121 cm, Kunstsammlung des Landes Das Albecker Schlosstheater lädt noch freiem Himmel Kärnten | MMKK. bis 26. August jeden Donnerstag, Freitag Von 31. August – 3. September macht und Samstag um 20 Uhr (Nachmittagsvor- das Festival „StadtLesen“ wieder Station stellung am 13. August um 15 Uhr) zur am Neuen Platz in Klagenfurt. Eröffnet wird da.schau.her „Komödie im Dunkeln“. Der Komödien- die Lesereihe mit Isabella Straub am 31. klassiker des englischen Autors Peter Shaf- August um 18 Uhr, wenn sie aus ihrem neu- Werner Berg fer ist ein Knüller: Zu Beginn der Komödie en Buch „Wer hier schlief“ vorliest. Weiter Landmaschinen gibt es einen Kurzschluss, und für den Rest geht es am 1. September mit dem Integra- Werner Berg zählt zu den wichtigsten Malern in des Stückes agieren die handelnden Perso- tionslesetag. Bürger mit Migrationshinter- Kärnten im 20. Jahrhundert. Er wird 1904 in nen im Dunkeln, obwohl die Bühne hell grund werden eingeladen in ihrer Mutter- Elberfeld/D geboren, studiert zuerst Staatswis- erleuchtet ist. Bis zur Reparatur des Haupt- sprache selbst verfasste Texte zu präsentie- senschaften in Köln, Bonn und Wien und dann anschlusses kommt es zu unglaublichen ren. Am 2. September warten um 17 Uhr Malerei in Wien und München. 1930 erwirbt er Verwicklungen und Verwechslungen. Unter Lesungen des Literatur- und Dichterkrei- gemeinsam mit seiner Frau, einer ehemaligen der Regie von Christa Pillmann und ses Klagenfurt auf interessierte Zuhörer. Studienkollegin, einen einfachen Bergbauernhof Robert Putzinger spielen Peter Beck, Willi Und der 3. September steht ganz im Zei- im zweisprachigen Südkärntner Grenzgebiet bei Beck, Christa Pillmann, Robert Putzinger, chen der Familie. An diesem Tag sollen ver- Bleiburg: den Rutarhof. Dort wollen sie in einer Dagmar Sickl, Christina Wuga und Andreas stärkt Familien das Lesewohnzimmer unter Einheit von Leben und Kunst den Regeln der Wutte. Kartenreservierung unter 0650 – freiem Himmel nutzen. Kinder- und Jugendli- bürgerlichen Gesellschaft entfliehen. Werner 5752066. www.schloss-albeck.at l teratur wird in den Büchertürmen zu finden Berg verbleibt bis zu seinem Tod 1981 auf dem Foto: KK|Schlosstheater Albeck sein, Eltern sind eingeladen, vorzulesen. Hof. Das Leben dort, die ländliche Umgebung www.stadtlesen.com l und ihre Menschen liefern die Motive seiner Foto: Stadt Klagenfurt Gemälde und Holzschnitte. 1932 lernt Werner Berg Emil Nolde kennen mit dem er in den nächsten zwei Jahren freund- schaftlich verbunden ist. Nolde fördert ihn und der deutsche Expressionismus beeinflusst die Malweise des jungen Künstlers fortan. Durch die Verwendung eines Kreidegrundes erzielt Werner Berg seit dieser Zeit zudem die enorme Leuchtkraft der Farben in seinen Gemälden. In dem Bild „Landmaschinen“ von 1962 sieht man die typischen Charakteristika der Berg´schen Malweise: die Betonung der Kontu- ren sowie die reduzierte, großflächige, leuch- tend-farbige Wiedergabe der jeweiligen Szene- rie. Auch die Vorliebe des Künstlers für Zwie- licht-Stimmungen und Kontraste kommt zum Romantik im Schloss Fisch & Kultur Tragen. Zu sehen sind mehrere Landmaschinen Unter der Devise „Romantik im Schloss“ Manchmal liegen nur wenige Schritte in verschiedenen Rottönen, die sich, scheinbar lädt man am 10. August um 19:30 Uhr ­zwischen dem kleinen Fischteich und dem durch künstliches Licht von links beleuchtet, zum Liederabend mit Daniela Treffner ins großen Ozean: Maximilian Achatz hat die vor einer dunklen, in Blau- und Grüntönen Gailtaler Heimatmuseum in Möderndorf, Legende von NOVECENTO, dem Ozean­ gehaltenen Landschaft abheben. Werner Berg Hermagor. Die großartige Mezzosopranistin, pianisten (Buch Alessandro Baricco, selbst bezeichnet die Maschinen als „Dinosauri- begleitet am Klavier von Wiktoria Inszenierung Peter H. Ebner) schon an er“ und „Dinge, die im Gegenschlag zur rein Kaminska, singt Lieder von Mozart, Schu- den verschiedensten Plätzen erzählt. Vom ländlichen Welt einfach notwendig sind“. Das bert, Schumann, Mendelssohn-Bartoldy, 4. – 6. August (jeweils 19 Uhr) verbindet Thema beschäftigt den Künstler noch in weite- Richard Strauss u.a. Weitere Termine im das Theater Waltzwerk in einer Wiederauf- ren Bildern. Die Anregung dazu dürfte er von Sommer: „Maria Theresia und die Aus- nahme gleich drei Elemente zu einem har- der Landmaschinenausstellung beim Bleiburger siedlung der evangelischen Landler monischen Ganzen: Theater, Kulinarik und Wiesenmarkt erhalten haben. nach Siebenbürgen“ – ein Vortrag von Natur. Vor Beginn der Aufführung verwöhnt l Magdalena Felice Wilfried Schabus, am 24. August um Hausherr Winfried Süßenbacher die Gäste Kunsthistorikerin und Kunst/Kulturvermittlerin, bis 2004 in verschiedenen Projekten und Institutionen im Kunstbereich in 19.30 Uhr und „Heimatkunde und Welt- mit seinen Fischspezialitäten, eine Teich­ Graz tätig, seit 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin am kulturerbe-Archäologie als identitätsstif- insel in der Bio-Fischzucht in Unterbrucken- Museum Moderner Kunst Kärnten. tende Kraft“ von Sabine Ladstätter, dorf bei Launsdorf bildet anschließend die Das Bild ist noch bis 7. Oktober in der Ausstellung 21. September um 19 Uhr. natürliche Bühne für die Erzählung. „fokus sammlung 05. STILLLEBEN“ im Museum www.gailtaler-heimatmuseum.at l www.waltzwerk.at, Karten unter Moderner Kunst Kärnten zu sehen. Foto: KK|Heimatmuseum 0676 – 5744 833 l Foto: Theater WalTzwerk

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 47 Festival der Alten Musik Die Trigonale bietet von 1. – 10. Septem­ ber in diesem Jahr wieder 13 Konzerte, ­ wie immer fällt es schwer, unter der fulmi- nanten Klang-Offerte ein Highlight auszum­ achen. „Es gibt nur größere oder kleinere Projekte, aber eben keine schöneren und Süße Sonntage in Klagenfurt weniger schönen oder guten“, bedeutet ­Trigonale-Macher Stefan Schweiger. In In der sommerlichen Zwischenzeit schlägt das mit Junge Theater Klagenfurt „A Lovely besonderer Weise steht wieder die Idee des von Tennesse Williams (Regie: ) seine Zelte in Sunday For Creve Coer“ Angie Mautz Ensembles in Residence im Mittelpunkt, Klagenfurt auf. Die Lehrerin Dorothea träumt von märchenhafter Romantik und einer Bilder- denn dieser Klangkörper gestaltet unter vier buchehe, während sie sehnsüchtig auf den Anruf ihres Geliebten, Schuldirektor T. Ralph verschiedenen Leitern vier überaus unter- Ellis, wartet. Doch das Telefon bleibt still… stattdessen arrangiert Mitbewohnerin Bodey HORIZONTE schiedliche Programme. Beispielsweise am ein Picknick im Creve Coeur Park, um Dorothea mit ihrem korpulenten, heiratswilligen Zwil- 1. September das Eröffnungskonzert lingsbruder zu verkuppeln. Unangemeldet taucht zudem Kollegin Helena auf, die Dorothea (Rathaus St. Veit, 19 Uhr) unter der Leitung zum gemeinsamen Umzug in ein luxuriöses Apartment überreden möchte. Zu den drei des dänischen Cembalisten und Dirigenten Frauen gesellt sich die psychotische Nachbarin Sophie und sorgt für zusätzliches Chaos an Lars Ulrik Mortensen mit Händels abendfül- diesem wunderschönen Sonntag. Es spielen Gabriela Zaucher, Iris Maria Stromberger, lender Serenata a tre. Ein rein geistliches Brigitte Soucek und Jasmin Joainig. Die Premiere findet am 10. August in der Theaterhalle Programm ist am 3. September (Stiftskir- statt. Weitere Vorstellungen: und 11 12., 17., 18., 19., 22., 24., 25., 26. 30. August. che St. Georgen am Längsee, 18 Uhr) mit Infos und Reservierungen: jungestheaterklagenfurt.wordpress.com l dem britischen Ausnahme-Cellisten und Foto: rowsart.com | Bearbeitung: Daniel Kattnig Dirigenten David Watkin zu erleben. Wei- ters ein Programm mit Musik aus dem musikalischen Leben Mailands im späten 18. Jh. unter Vanni Moretto, am 8. Sep­ tember (Rathaus St. Veit, 19 Uhr) und schließlich das Finale am 10. September (Seminar­kirche Tanzenberg, 18 Uhr) in dem sich das außerordentliche Vokalensemble Tenebrae zum Ensemble in Residence gesellen wird. Dieses Konzert steht unter der Leitung von Guido Morini. Daneben ist viel Raum für Neues und Unerwartetes, für Auftrags­kompositionen (für einen unbe- schreiblichen Mädchenchor), für wunderba- „More than Colours“ Money! – Ich verdien re Stimmen (Perrine Devillers, Maria Hinojo- In der neuen Mitmach-Ausstellung in der nichts Besseres! sa Montenegro,­ Adriana di Paola, Thomas wissens.wert.welt können Wissbegierige Marie, Moos, Piepen, Kohle, Zaster, Pulver. Stimmel) und für Phantasm, das derzeit ab sechs Jahren in die Welt der Farben Alle brauchen es, jeder will es. Wenige wohl herausragendste Gambenconsort l eintauchen. Mit der Lust am Entdecken und haben viel und viele haben wenig. Es ist der überhaupt. www.trigonale.com einer Portion Kreativität können die jungen Stoff zum Überleben und die Basis für Träu- Foto: Lars Ulrik Mortensen © Kim Wendt Forscher die Farben des Regenbogens von me, Status und Macht. Doch ist dem Ver- vielen Seiten beleuchten. Welche Farbe hat trauen ins Geld überhaupt noch zu trauen? das Licht und warum sieht man manchmal Zur Aufführung anlässlich „15 Jahre neue- einen Regenbogen? Woraus besteht buehnevillach“ gelangt das Stück „Money! Schwarz und was macht den Lippenstift – Ich verdien nichts Besseres!“ von Erik rot? Wie wäre die Welt ohne Farben und Jan Rippmann und Andreas Hönger. Die was sehen eigentlich Bienen? Fragen über Premiere geht am 16. September über Fragen – jetzt wird’s wirklich bunt. die Bühne, die Spielserie dauert bis Öffnungszeiten: DO & FR 14 – 18 Uhr, SA 14. Oktober. Infos und Tickets: 10 – 18 Uhr. Auch an Feiertagen und nach www.neuebuehnevillach.at l Vereinbarung unter 0664 – 2437334 | Foto: Eine der erfolgreichen Produktionen aus 15 Jahren: www.wissenswertwelt.at l Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek. © Patrick Connor Klopf Foto: wissens.wert.welt

48 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 BDA|Petra Laubenstein Foto: Prunkkleider der Erzherzogin Maria Anna, in dem im Herbst 2016 neu eröffneten Schauraum mit Kunstgegenständen, Kleidern und Schmuck aus dem Nachlass von Erzherzogin Maria Anna von Habsburg im Kunsthaus Marianna im Elisabethinenkonvent SONUS Eindrucksvolle Saitenspiele Klagenfurt Kammermusikwerkstatt Zum zehnten Mal erfreut man sich heuer von 2. – 6. August am internationalen Von 19. – 25. August lädt Konzertgitarrist Gitarrenfestival La Guitarra esencial in denk.mal Janez Gregorič (künstlerischer Leiter) zum Millstatt. Leidenschaft und Emotion gepaart 12. Mal zum gemeinsamen Musizieren. Das mit höchster musikalischer und technischer Heimat großer Töchter SONUS Eröffnungskonzert am 19. 8. mit Perfektion in immer wieder neuem und Der Tag des Denkmals 2017 am 24. Sep­ dem Quintett Piazzolleky sowie der spannendem Zusammenspiel von genre- tember steht heuer im Zeichen der „Heimat Vernissage von Eugen Varzič bringt den übergreifender Musik und Kunst verleihen großer Töchter. 300. Geburtstag Maria Tango nach Südkärnten (20 Uhr, diesem Juwel der Musikwochen Millstatt ­Theresia“. Baulich tritt die maria-theresianische Marktgemeindeamt St. Michael ob eine besondere Note. Unter der künstleri- Epoche in Kärnten besonders in Klagenfurt in Bleiburg|Šmihel nad Pliberkom). Am 23. 8. schen Leitung der Gitarristin, Sängerin und Erscheinung, wo der Wiener Hofarchitekt ist beim Gastkonzert das Ketos Quintett Komponistin Julia Malischnig beleben fünf Nicolò Pacassi für Maria Anna, Tochter Maria Linz zu hören (20 Uhr, Museum Liaunig Tage lang Konzerte hochkarätiger internatio- Theresias, nach Vorbild des Schlosses Hetzen- Neuhaus|Suha). Man höre und staune auch naler KünstlerInnen, Kurse und Ausstellun- dorf ein Palais plante. Nach dem Tod der öster- beim Abschlusskonzert der gen die heimische Musikwelt. Darunter: reichischen Erzherzogin adaptierte Fürstbischof KursteilnehmerInnen am 15. 8. (17 Uhr, Weltstar David Helfgott, Hands on Strings, Franz Xaver von Salm die Anlage als bischöf­ Kulturni dom Pliberk|Bleiburg) was nach CARisMA, Alon Sariel, Julia Malischnig, Lau- liche Residenz. Prunkkleider, Schmuck und einer Woche von den Werkstatt- ra Morales, Angelica Ladurner, Reinhardt eine Porträtsammlung gingen in den Besitz MusikerInnen auf die Konzertbühne Winter und der Österreich-Premiere von des Elisabethinenordens über und werden jetzt gebracht wird. Wie schon in den letzten Mathias Duplessy & The Violins of the im Schaudepot „Kunsthaus Marianna“ zwei Jahren wird auch heuer ein eigens für World. Dazu passend ist am 1. August im ­präsentiert. Neben dieser Hinterlassenschaft SONUS komponiertes Auftragswerk in der Kino Millino Millstatt als Festival-Preview einer „echten, aus Wien importierten Hofkunst“ Musikwoche einstudiert und beim finalen der Film „Hello I am David!“ – eine Reise (W. Deuer) ist der Erzherzogin auch eine (wenn Konzert uraufgeführt. Nochmals Klang und mit Pianisten-Legende David Helfgott zu man zeitgenössischen Berichten Glauben Genuss bietet am 15. Oktober die sehen. www.laguitarraesencial.com l schenken darf) „recht szientifisch“ durchge­ traditionelle Herbstveranstaltung im Foto: laguitarraesencial führte archäologische Grabungskampagne am Werner Berg-Museum. www.sonus.at l Zollfeld zu verdanken. Foto: Ketos Quintett Linz|sonus Die Klagenfurter Porträtsammlung Maria Annas wird von der heutigen Forschung im Sinne einer bewusst verherrlichend inszenierten „Bildpolitik Maria Theresias und der Mitglieder des Erz­ hauses Habsburg-Lothringen“ interpretiert (W. Telesko). Zur differenzierten Lektüre maria-theresianischer Repräsentations- und Johannes Brahms Wettbewerb Propagandastrategien lädt im Jubiläumsjahr der 500 Jahre währenden Geschichte des Protes- Von wird in Pörtschach 2. – 9. September tantismus auch ein Gemälde in der 1753 zur der 24. Internationale Johannes Brahms Bekämpfung des Geheimprotestantismus ein­ Wettbewerb in den Kategorien Klavier, Violi- gerichteten ehemaligen Missionsstation in ne, Viola, Cello und Lied ausgetragen. Die Zedlitzdorf, auf dem die Kaiserin im Gefolge Sparte Kammermusik wird 2018 wieder bekehrter Türken, Indianer und Afrikaner dar­ angeboten. Alle Vorträge sind öffentlich. gestellt ist. Der Wettbewerb endet am 10. September l Geraldine Klever mit dem Preisträgerkonzert. Jedes Jahr geb. 1967 in Klagenfurt, Philologin, seit 2003 im Bundesdenk- bewerben sich über 400 Künstler aus mehr malamt, Abteilung für Kärnten tätig; Schützt und pflegt als 40 Ländern: Es sind praktisch alle west- gemeinsam mit drei KollegInnen insgesamt 3000 Kärntner Denkmäler und stellt Kärntens Denkmallandschaft in regelmä- und osteuropäischen Staaten von Griechen- ßig publizierten Beiträgen in der BRÜCKE vor. land bis Finnland vertreten. Darüber hinaus melden sich Kandidaten aus Australien, Chi- na, Japan, Südafrika, USA u.a. an. Der Anteil Besichtigungen des Privatmuseums „Kunsthaus Marianna“ sind nach telefonischer der Österreicher liegt unter 10 Prozent. Voranmeldung beim Portier des Elisabethinen- Erfahrungsgemäß wird stets auch das Publi- Krankenhauses möglich: kum vom Wettbewerbsfieber erfasst und T: 0463 5830 oder 0664 9651644 zittert mit seinen Favoriten der Finalrunde entgegen. Stunden voll der Spannung und des musikalischen Hochgenusses, und das alles bei freiem Eintritt. Infos & Zeitplan: www.2017.brahmscompetition.org l Foto: Fotoatelier Tollinger-Brigitte Rumpf, Klagenfurt

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 49 Come on Eboard Hortus Musicus im Teufelsturm Das Klagenfurter Eboardmuseum setzt am Das Ensemble Hortus Musicus wurde einge- 4. September seine Jubiläumssaison fort laden, beim slowenischen SEVIQC TRIVIUM | tri poti | drei wege mit dem Literaturmontag, Autoren von Brežice Festival zu gastieren. SEVIQC Kreative Köpfe aus den Bereichen Bildende „Buch 13“ präsentieren ihre Werke. Den steht für semper viva quam creata (lebe wie Kunst, Musik und Literatur werden unter Anfang einer Serie von Pop History Folgen du geschaffen bist). Das Festival veranstal- dem Titel „heimwärts | domov“ – Fabjan macht am 15. September die Joe Cocker tet zwischen Mai und November an ver- Hafner gewidmet – am 14. August, dem Cover Band, die nicht nur den Meister schiedenen Orten in Südost-Slowenien Kon- Vorabend des „Großen Frauentages“, wie noch persönlich kennen lernen durfte, son- zerte Alter Musik. Der Hortus Musicus wird HORIZONTE das Fest Mariä Himmelfahrt im Volksmund dern auch einen authentischen Sound pro- am 24. August eine Auswahl aus dem heißt, in der Wallfahrtskirche auf dem duziert. „Wish you were here“, gilt für den Trauermotettenzyklus, den Responsoria von Hemma-Berg oberhalb von Tribute to Pink Floyd-Abend am 22. Sep­ Carlo Gesualdo singen. Ort ist der soge- Globasnitz|Globasnica im künstlerischen tember. Manche nennen es Wahnsinn, nannte Teufelsturm in Soteska bei Austausch den Kult-Ort unweit der heil­ manche verrückt und einige unerreichbar. ­Dolenjske Toplice nahe Novo mesto. kräftigen Quelle einen Abend und eine Die Musik einer der besten und magischs- Vorher musiziert das Ensemble zweimal in ­Sommernacht lang zum Kultur-Ort erklären. ten Rockbands aller Zeiten aufleben zu las- Kärnten ein Programm: Das Hohelied Salo- Ab 18:30 Uhr führt Franz Glaser durch das sen, ist tatsächlich eine Herausforderung, monis von Giovanni Pierluigi da Palestrina, frühchristliche Pilgerheiligtum. Ab 20 Uhr: der man sich nur mit Virtuosität, Leiden- der insgesamt 29 Motetten dieser großarti- Bilder von Arno Popotnik, Texte von schaft und entsprechendem Equipment gen Dichtung, in der es um die Liebe zwi- Florjan­ Lipuš, Gustav Januš und Fabjan nähern kann. Um Udo Jürgens, dem erfolg- schen Mann und Frau geht, vertont hat. Hafner, Rezitation Alenka Resman Langus reichsten deutschsprachigen Entertainer Der Abend bringt davon 15 Motetten. und Maximilian Achatz, Viola Alexander und seinen hunderten Hits auch nur halb- Am 16. August um 19:30 Uhr in der Pfarr­ J. Eberhard, Akkordeon Christoph Hofer, wegs gerecht zu werden, reicht ein Abend kirche Krumpendorf sowie am 17. August Gitarre Janez Gregorič. Im Anschluss an nicht aus. Deshalb bittet man am 29. und um 19:30 Uhr in der Filialkirche St. das Kulturprogramm sind Publikum und 30. September zu einem Doppelkonzert, Thomas, Obere Fellach, Villach-St. Martin. Künstler wie jedes Jahr eingeladen, noch dessen zwei Folgen einen repräsentativen www.hortusmusicus.at l Foto: Stefan Schweiger gemeinsam bei Speis und Trank unter der Auszug an Klassikern, Raritäten und unver- jahrhundertealten Linde vor der Kirche zu gesslichen Hits des großen Udo bieten. verweilen. www.gregoric.at l www.eboardmuseum.com l Foto: „Ein Detail meines Arbeitstisches im Atelier.“ Arno Popotig Foto: Floyd Division © Andreas Müller

Sommeroper im Amthof Auch in seinem 6. Opernsommer bleibt das kultur-forum-amthof seinem Konzept treu, klein besetzte, selten gespielte Werke, in hochprofessioneller Qualität aufzuführen. Musikalischer Spätsommer Für 2017 wurde die Oper „Julia und In Gurk wird auch heuer wieder vom 18. – Romeo“ (orig. Giulietta e Romeo) des italie- 27. August spätsommerlich musiziert. nischen Komponisten Nicola Vaccai ausge- Das Eröffnungskonzert am 18. August bie- wählt. Die Oper wird lt. Veranstalter zum tet im Dom zu Gurk den „Weg zum Himmel“ ersten Mal in Kärnten sehen sein. In der mit dem Kollegium Wartberg und Baro- Partie der Julia gibt es ein Wiedersehen mit cken Werken von Biber und Bach. „Große der in London lebenden Sopranistin Iza Symphonien en miniature“ erklingen am 20. Kopec. Der international erfolgreiche Kärnt- August im Gurker Dom: Symphonien von ner Countertenor Armin Gramer wird den Beethoven in Kammermusikbesetzung vom Romeo verkörpern. Der russische Tenor Feinsten. Es musizieren das Haydn Quar- Savva Tikhonov ist in der Rolle des Capel- tett und Freunde. lio zu sehen und zu hören, sowie der Kärnt- Das dritte Konzert macht Lust auf neue ner Bariton Johannes Hanel in den Rollen Streichquartette und findet im Tonhof Maria des Tebaldo und des Lorenzo. Die Inszenie- Saal statt. Das Ensemble Scaramouche rung und Bearbeitung des Stückes über- kombiniert Uraufführungen mit Fantasien nimmt die aus unzähligen Musiktheaterpro- von Henry Purcell. „Große Kammermusik“ duktionen, sowie aus Ö1, bekannte Ulla im Dom zu Gurk bietet das Finale des 29. Pilz, die in diesem Jahr auch die Gesangspartie der Adele übernimmt. Für die musikalische Musikalischen Spätsommers mit romanti- Leitung konnte abermals die aus Japan stammende Nana Masutani gewonnen werden. Die scher Musik von Borodin, Korngold und Premiere ist am 10. August, weitere Spieltermine: 12.|15.|18.|20.|22.|24.|26. August Brahms. (Konzertbeginn ist bei allen Veran- (jeweils 20:30 Uhr). www.kultur-forum-amthof.at/sommeroper l Foto: Kultur.Theater.Musik staltungen 19:30 Uhr) www.musikalischer- spaetsommergurk.at l Foto: P. Wieland

50 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Von der Schale zum Kern Der Kunstverein Grün- Perfekt getarnt! Farben zum span in Mühlboden/ wissens.wert.welt Anfassen in der Feffernitz zeigt vom 12. Foto: wissens.wert.welt. August – 7. Oktober die Ausstellung „Von der Schale zum Kern“, kinder.kultursommer über die Skulptur als Verschmelzung der For- Glück auf, Bergleut! Ausstellung men von Natur, Religi- Farbenfroh. Welche Farbe hat das Licht? on und Kultobjekt zur Der Lavanttaler Kohlenbergbau ist das Was sehen Bienen? Wie wäre unsere Welt Abstraktion. Zu sehen ­Thema der bis 31. März 2018 zu sehenden ohne Farben? Die Hands-on-Ausstellung „More sind die Werke dreier reizvoller Künstler. Sonderausstellung des Museums im than Colours“ gibt begreifbare Antworten. Der 1911 in St. Veit geborene Bildhauer Lavanthaus in Wolfsberg. In den Jahren Ab 6 Jahren. 7 Euro. Othmar Jaindl, den die Diskrepanz der 2017/2018 jähren sich die Schicksalsjahre wissens.wert.welt, Primoschgasse 3, 9020 Klagenfurt Zeit, als die junge Demokratie in Fesseln des Lavanttaler Kohlenbergbaus zum 50. DO-FR 14-18 Uhr | SA 10-18 Uhr gelegt wurde, die künstlerische Entwicklung Male. An Allerheiligen 1967 kamen bei www.wissenswertwelt.at jedoch eine ungeahnte Öffnung erfuhr, in einem Grubenbrand im Bergwerk fünf seinem künstlerischen Werk nachhaltig ­Bergleute ums Leben. Im Frühjahr 1968 Workshops geprägt hat. Der 1971 in Nigeria geborene wurde dieser Betrieb, der für die Wirtschaft Kreativ mit Miró. Betreuter Besuch der Aus- Reginald Chichireze Osuji – Njemanze im Lavanttal seit Mitte des 19. Jh. von stellung „Joan Miró – Die Poesie der Farben“, lebt und arbeitet seit den 2000er Jahren in ­enormer Bedeutung war, geschlossen. Die anschließend gemeinsames Malen. Kärnten. Das Thema nach oben weisender Ausstellung gibt einen Überblick über die Ab 6 Jahren, 9 Euro. Hände ist bei Reginald Osuji wiederkehrend, Geschichte, beschäftigt sich mit dem harten DO 3.|10.|17.|24.|31. August und 7. September, die den Bogen verursachen, der sich über Arbeitsalltag der Kumpel und wirft auch ein 10-12 Uhr | Anmelden im Kulturbüro, Hauptplatz 30, den in den Nacken fallenden, in den Himmel Licht auf die Frauen, die im Bergbau tätig 9853 Gmünd, T: 04732 221524 blickenden Kopf in die Körperachse bis zu waren. www.museum-lavanthaus.at l Lauter Stillleben. Blumenstillleben in 3D den Zehenspitzen spannt. Der 1959 in Gra- Foto: Nikolaus Sifferlinger ­basteln – beim Workshop „Blumen aus Papier fenberg im Mölltal geborene Bergbauer und und Glasmalerei“ für Kinder von 6 bis 10 Bildhauer Heinrich Untergantschnig hat ­Jahren. 5 Euro. Bitte anmelden. einen künstlerischen Werdegang vollzogen, FR 22. September, 14 Uhr | MMKK, der ihm 2002 die Teilnahme an der interna- Burggasse 8, 9021 Klagenfurt | www.mmkk.at tionalen Kunstbiennale Austria ermöglicht hat. Ein besonderer Termin sind das Kon- Lesen zert und die Katalog-Präsentation am Der Teppich fliegt wieder. Ferien-Vorlese- 23. September um 20 Uhr. stunde in der Buchhandlung Heyn. Lustigen, l www.gruenspan.org abenteuerlichen Geschichten lauschen – Foto: Inspiration, 2007, Reginald Chichireze Osuji – Njemanze © Herwig Steiner fünf Mal pro Woche auf Heyns „fliegendem ­Teppich“. 4 bis 7 Jahre. Eintritt frei. Bis 31. August MO-DO, 10-11 Uhr | Kramergasse 2-4, 9020 Klagenfurt | www.heyn.at Theater Das Dschungelbuch. Das Märchentheater Friesach nimmt sein Publikum mit in den indi- schen Dschungel: Der Menschenjunge Mogli und seine Freunde müssen gegen Tiger Shir- Archaik – Hightech Khan bestehen. Ab 4 Jahren. 6 bis 12 Euro. Historisches Objekt trifft zeitgenössisches SO 6. | 13. u. 20. August, je 15 und 18 Uhr | Design: Im Museum Schloss Bruck in 6. August nur 18 Uhr | Stadtgrabengasse 5, Lienz ist noch bis 26. Oktober die Aus­ 9360 Friesach | www.burghofspiele.com Brücke zu kopf.head.glava stellung „Archaik – Hightech“ zu sehen. Aschenputtel lustig. Das bekannte Grimm’sche Die diesjährige Schau stellt Design im Sinne Märchen von der ungeliebten Stieftochter, die kopf.head.glava ist eine Initiative des Kunst- eines Entwerfens und Gestaltens von zur Prinzessin wird – von Angelika Ladurner vereins Kärnten, die von Mai bis zum 26. ­Alltagsgegenständen in den Fokus. Die adaptiert als Kinderkomödie. Ab 20 Euro. Oktober an verschiedenen Orten in Kärnten Gegenüberstellung archaischer Objekte und in allen Sparten der Kunst stattfindet. 3.|5.|8.|10.|17.|19.|22.|24.|29.|31. August, je 17 Uhr | mit den modernen Produkten der Design- Schloss Porcia, Burgplatz 1, 9800 Spittal | Es sind etwa 50 Einzelprojekte daran betei- Gruppe EOOS bietet einen Einblick in die www.ensemble-porcia.at ligt. Das Thema „Kopf“ ist vielfältig interpre- Arbeit von Designern, Handwerkern, Gestal- Guten Tag, kleines Schweinchen! Trifft der tierbar, soll anregen, aber nicht einschrän- tern von früher und heute. Vermeintliche kleine Tiger das kleine Schweinchen, ist sein ken. Das Vorhaben möchte vielfältige Facet- Gegensätze wie damals vs. heute, regional Pflichtbewusstsein dahin. Bei Tomatenpampe ten zu einem Inhaltsmotiv präsentieren. vs. international, Handarbeit vs. Serienpro- und Schlapperteig vergisst er alles – sogar sei- Diesem Aufruf sind auch die Schülerinnen duktion lösen sich auf im gemeinsamen nen Freund Bär. Bühnenversion des Janosch- und Schüler der 7. und 8. Klassen des BG Streben nach auf das Wesentliche Texts. Ab 4 Jahren. 6 Euro. Tanzenberg gefolgt. Ihre beachtenswerten beschränkter Form und Funktion. Werke sind in der Wanderausstellung noch DO 10. August, 16 Uhr | 17. August, 19.30 Uhr Am 31. August findet ein Design-Work- Sagamundo | Hauptplatz 8, 9873 Döbriach | bis 18. September in der Kärntner Landes- shop für Kinder statt. www.sagamundo.at regierung am Arnulfplatz in Klagenfurt zu www.museum-schlossbruck.at l l Johanna Wohlfahrt sehen. www.kopf-head-glava.at l Foto: Werkbank mit Einfach- und Doppelklemmschraube, Germanistin, freie Journalistin (u.a. „Kleine Kinder­zeitung“), Foto: BG Tanzenberg um 1900 | Museum Schloss Bruck © brunner images Mutter eines Volkschulkindes.

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 51 Stadtgalerie Klagenfurt Der junge Münchner Malte Wandel ist jäh- riger Stipendiat für künstlerische Fotografie und Elektronische Medien (ein Stipendium der Stadt Klagenfurt und dem Land Kärn- ten). Er hat im Mai die Atelierwohnung im Klagenfurter Europahaus bezogen. Ab 26. September – 12. November ist von ihm die Ausstellung „Schmalgasse“ im living studio der Stadtgalerie in Klagenfurt zu sehen. Er zeigt die Ergebnisse seines neuen Projekts über das Leben der nigerianischen Fleischfresser Gemeinde Klagenfurts, das während der Residency entstanden ist und einen Auszug Unter diesem Titel sind ab 19. August (Vernissage) – 17. September die graphischen aus dem Langzeitprojekt Madgermanes Werke des aus Kärnten stammenden Künstlers Stefan Kreiger im Kraigher Haus in Feistritz über die Völkerfreundschaft zwischen der im Rosental zu sehen. Die großformatigen Zeichnungen weisen Verwandtschaften zu Berei- ehemaligen DDR und Mosambik.Von 5. – chen wie: Comic, politische Zeichnung, Illustration auf, forcieren diese aber nicht, sondern 30. September ist Melitta Moschiks „Art zitieren frei aus Versatzstücken. In ihrer seriellen Natur, als Konvolut, präsentieren sie sich HORIZONTE Face Collection “ zu sehen. Das auf den zweiten Blick womöglich subtiler, wenn man sich an die grobe Bildsprache gewöhnt im Rahmen des Kulturprojektes KOPF. hat, die sich in einem sehr konzentriert dichten und disziplinierten Zeichenstrich mani- HEAD.GLAVA stattfindende Kunstprojekt festiert. Thematisiert wird die Maskerade, das Verkleiden, bestimmte Rollenbilder, die wir der Villacher Künstlerin verfolgt den Aufbau annehmen oder in die wir gedrängt werden, ob das nun in einem politischen, kulturellen, einer analogen und digitalen Porträtsamm- sozialen oder sexuellen Umfeld passiert – etwas, das sich durch das Gesamtwerk des lung von Kärntner Kulturschaffenden, wel- Künstlers zieht. www.stefan-kreiger.com | www.kraigherhaus.at l Foto: Kreiger che mittels 3D-Druckverfahren als Klein- plastiken produziert und in computergrafi- schen Ansichten präsentiert werden. l Foto: Malte Wandel

Er malt die Malerei Im Zustand der Utopie Noch bis 7. Oktober zeigt die Galerie II Ab 12. September (Vernissage) ist der in St. Andrä Arbeiten von Bogdan Borčić, Kunstverein postWERK zu Gast im Dinzl- einem der bedeutendsten slowenischen schloss in Villach. Die postWERK Mitglieder Maler und Graphiker des 20. Jahrhunderts. aus Österreich, Deutschland und der „Ich male nicht die Gegenstände, sondern Schweiz stellen sich den Fragen, welche die Verhältnisse zwischen denen“, so Lösungsansätze für die Probleme unserer Borčić. Die gezeigten Werke sind Bilder und Zeit sich im Kontext einer künstlerischen Graphiken aus seinen letzten 15 Lebensjah- Praxis entwickeln und in welcher Welt – Suse Krawagna ren. In diesen Werken reflektiert sich die sowohl im Großen als auch im Kleinen gese- Ab 4. August (Eröffnung) zeigt Suse selbstbewusste Überzeugung, dass die hen – wir leben wollen. Die KünstlerInnen Krawagna ihre neuesten Arbeiten in der Kunst wichtigste Macht des Lebens ist. stellen sich dieser facettenreichen Thematik Galerie Vorspann | Galerija Vprega am Seine Motivwelt ist die Malerei, und jede und zeigen Relikte aus ihrer künstlerischen Hauptplatz von Bad Eisenkappel. Zur Eröff- Komposition des Alltags ist durch sein Praxis. Zur Diskussion stehen auch Denk- nung spricht Ulli Sturm und es spielt das malerisches Auge durchstrukturiert und richtungen, die möglicherweise „Im Zustand Trio Les, die Austellung ist zu sehen bis abgebildet. l Foto: Jernej Kožar der Utopie“ verbleiben müssen. 25. August. www.galerievorspann.com l Unter diesem Titel ist die Wanderausstel- Foto: Suse Krawagna, 2016, Acryl/Farbstift auf Leinwand, 160 x 130 cm lung in dritter und letzter Auflage bis 22. September zu sehen. www.postWERK.at l Foto: Alina Serebrennikov

52 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 STADT UNTER | POD GLADINO | Pure Freude Pachernegg Foto: ACQUA ALTA … stellt die Malerin Ursula Heindl im Stift Bis 17. September ist der 18 km lange Sankt Georgen am Längsee aus. Im Laufe Kunstparcours an Klagenfurts „Wasserstra- ihrer künstlerischen Entwicklung hat Ursula kultur.t(r)ipp ßen“ – der Lend, der Sattnitz und am Feuer- Heindl sich in geradezu wissenschaftlicher bach – mit Arbeiten von 18 Künstlerinnen Vorgangsweise mit den Farben beschäftigt Giselbert Hoke und Künstlern zu erleben. 30 Stationen – und dabei immer mehr Farben aus ihrer von Magdas Lokal, über den Lendhafen, Farbpalette entfernt. Seit einigen Jahren „Ich muss malen“ Lendspitz, Sattnitzpark, dem Kalmusbad beschäftigt sie sich mit derjenigen Farbe, Am 12. September wäre Giselbert Hoke und dem Gerberweg bis zum Südpark – die schließlich übrig blieb und untersucht 90 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird im laden Radfahrer und Wanderer zum Verwei- sie akribisch bis in die feinsten Farbnuan- Werkhaus­ Saager in Grafenstein ab 16. len und Betrachten der künstlerischen Posi- cen. Die Farbe, der sie sich so intensiv wid- September eine Ausstellung gezeigt und tionen ein. Ein Projekt von UNIKUM und der met, ist die Farbe Rot. Heindl widmet sich es ist möglich, den Ort, wo Giselbert Hoke lend|hauer. www.unikum.ac.at l dieser Farbpalette mit barocker Leiden- ­lebte und arbeitete, zu besuchen. 1962 erwarb schaft und oftmals auch im barocken For- Hoke Schloss Saager und revitalisierte es. mat einer Ellipse. Mittels der Titel ihrer Bil- Mitte der 1970er Jahre errichtete er das Werk- der (Durham, Vézelay etc.) verortet sie ihre haus neben dem Schloss. Sämtliche seiner Arbeiten geographisch, gibt Hinweise auf Arbeiten für den öffentlichen Raum – wie ihre Reiselust, auf die Klangschönheit eines Emailwände, Glasfenster und grafische Werke – Ortsnamens oder auf Kulturdenkstätten. wurden in den eigenen Werkstätten hergestellt. Ausstellungseröffnung ist am 25. August, Hoke sagte: „Künstlerische Arbeit bedeutet ein von da an sind die Arbeiten bis 20. Okto­ ständiges Sich-Vertiefen in diesen Trieb, etwas ber täglich bei freiem Eintritt zu sehen. zu gestalten. Ich muss etwas tun…“. Mit der- www.ursulaheindl-dietmarfranz.com l selben Intensität und Leidenschaft, wie er sich Foto: Ursula Heindl der künstlerischen Arbeit widmete, so gestalte- te er auch seinen Lebens- und Arbeitsbereich. Von besonderem Interesse war dabei die ­Verbindung von Architektur, Raum und künstle- In vieldeutiger Gesellschaft rischer Gestaltung. Die Räume im Werkhaus Das FORUM KUNST contemporary im Stift Saager und die Außenanlagen bilden ein einzig- Millstatt zeigt noch bis 10. September artiges Ensemble. Das Atelier, das so erhalten Alexandra Hubers Personale „in bester ist, wie der Maler es verlassen hat, sowie der Gesellschaft“. Farbenfreudig, kraftvoll, Kunstspeicher als Ausstellungsraum und emotional und mit viel Humor, so lässt sich Bilderarchiv sind ebenfalls zugänglich. das breite Spektrum der Acrylarbeiten, Col- lagen und Zeichnungen der Münchner Zeitgleich werden in der Galerie Freihausgasse | Künstlerin beschreiben. Mit Treffsicherheit Villach vom 14. September – 8. Oktober in und Intuition blättert sie vor unseren Augen der Ausstellung „Giselbert Hoke – Ich muss einen sprudelnden Kosmos auf. Ihr subtiler malen“, Arbeiten seiner letzten Schaffens­ Blick auf die kleinen Szenen des Lebens, die phase gezeigt. „Ich muss malen. Vielleicht ist beim zweiten Hinschauen oftmals Wende- alles falsch, was ich sage, auch was ich denke, punkte und Kernwahrheiten enthalten, kann falsch sein, erst wenn ich etwas mache, mischt sich zu einem lebendigen Ganzen. dann ist es entweder schwach oder es ist stark, Ein Special ist am 13. August das „Früh- es ist richtig oder es ist falsch. Aber was wirk- stück mit Huber“ (Reservierung!). Am 22. Legenden lich zählt, ist ein sehr einsames Gespräch mit September wird alsdann „Vieldeutige mir selbst. Ich male das Bild für niemanden, Klarheit“ mit Werken von Franz Politzer aus der Bretagne ich male dieses Bild aus mir heraus für mich. eröffnet. Politzer ist ein aufmerksamer, neu- Noch bis 15. September sind Ute Asch­ Das ist der Grund, warum ich überhaupt arbeite. traler Beobachter der für ihn auffälligen bachers von der Bretagne inspirierten Das Bild, das ist alles, das ist das Leben.“ Konstellationen in der Landschaft. Aus meh- ­Werke im KUNST RAUM VILLACH zu l Christa Binder reren oder vielen dieser Eindrücke extra- erspüren. Ihre bretonischen Bilder „tönen DI Christa Binder ist freischaffende Architektin und lebte die letzten 30 Jahre mit Giselbert Hoke im Werkhaus Saager. hiert er das Gemeinsame und inszeniert gewissermaßen, man glaubt die Geräusche Sie führt Gäste durch das Werkhaus. daraus seine ausgefeilten Kompositionen. zu hören, als wären sie aufgezeichnet Niemals geben seine Arbeiten konkrete ­worden, eine Art optischer Klangkonserve: Termine im BRÜCKE Kulturkalender: Situationen wieder, und doch meint man- Die Kieselsteine rascheln, die Wogen Anmeldung: T: 0650 422 1220, [email protected] cher Betrachter, ihm Bekanntes, eventuell ­donnern und dazwischen hören wir die sogar zuvor Gesehenes, in ihnen zu erken- durchdringenden Stimmen der Geister...“, nen. Zu sehen bis 31. Oktober. so Kulturjournalist Bertram Karl Steiner. www.forum-kunst.com l www.kunst-raum-villach.org l Foto: Franz Politzer „Der bewachte Baum“ | FORUM KUNST Foto: Ferdinand Neumüller

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 53 aviso

Jahresstipendium Jahresstipendium für Literatur Einreichtermin für bildende Kunst Talentvollen Schriftstellerinnen und Autoren für Filmförderung Bildenden Künstlerinnen und Künstlern soll soll die Möglichkeit eingeräumt werden, Die Carinthia Film Commission (CFC) hat die Möglichkeit eingeräumt­ werden, sich ein sich ein Jahr lang verstärkt dem kreativen zur Aufgabe „Kärnten als Filmland zu ver- Jahr lang verstärkt dem kreativen Schaffen- Schaffensprozess zu widmen und im Rah- markten, Locations für Produktionen anzu­ sprozess zu widmen und in diesem Zeitraum men der Stipendienlaufzeit­ ein literarisches bieten, Ansprechpartner für Förderwerber ein künstlerisches­ Projekt zu realisieren. Projekt zu realisieren. Daher vergibt das zu sein und Drehbuchautoren­ für Kärnten Dazu vergibt das Land Kärnten­ für den Land Kärnten gemäß für den Zeitraum zu begeistern“, informiert CFC-Frontfrau Zeitraum vom 1. Jänner 2018 – 31. vom 1. Jänner 2018 bis 31. Dezember Andrea Leitner. National und international Dezember 2018 ein mit 10.500 Euro 2018 ein mit 10.500 Euro dotiertes tätige Filmschaffende können für die Ent- dotiertes Stipendium (875 Euro pro ­Stipendium (875 Euro pro Monat). wicklung, Produktion sowie Vertrieb und Monat). Förderungswürdig sind Vorhaben Förderungswürdig sind literarische Promotion Zuschüsse beantragen. Bislang aus allen Bereichen der bildenden Kunst ­Projekte (Lyrik, Prosa, Dramatik und Essay), wurden über 67 Projekte mit wesentlichen wie z. B. Malerei, Grafik, Bildhauerei,­ Instal- antragsberechtigt sind AutorenInnen, die Basisleistungen serviciert, an Förderungen lation etc. Antragsberechtigt sind bildende entweder in Kärnten geboren oder tätig sind wurden bisher für 33 Projekte rund KünstlerInnen, die entweder in Kärnten oder deren Persönlichkeit/Werk in einem 600.000 Euro zugesagt. Die Kärntner geboren oder tätig sind oder deren Persön- sonstigen signifikanten Bezug zum Land ­Filmförderung wurde im ersten Halbjahr lichkeit/Werk in einem sonstigen­ signifikan- Kärnten stehen. Bewerbungen werden 2017 bereits gut genutzt: Kulturreferent ten Bezug zum Land Kärnten stehen. bis 15. Oktober 2017 entgegen­ Christian Benger hat bis dato für acht ­ Bewerbungen werden genommen. Details sowie das Bewerbungs- Kino- & TV-Produktionen rund 170.000 Euro bis 30. September 2017 entgegen­ formular unter: www.kulturchannel.at bereitgestellt. Der nächste Einreichtermin l genommen. Details sowie das Bewerbungs- (Ausschreibungen) der CFC ist der 29. September 2017. formular unter: www.kulturchannel.at Hinweis: Förderungen für kleine Film­ (Ausschreibungen) l Schule ins Museum projekte auf künstlerisch hohem Niveau Mit der Förderaktion Schule ins Museum sowie Nachwuchsfilmprojekte können Nikolaus Fheodoroff wird von Kulturreferent­ Christian Benger über die Abteilung 6 – UA Kunst und Kompositions-Preis mittels eines Fahrkostenzuschusses für Kultur beantragt werden. Infos auf: Schulen der Anreiz geschaffen, den „Lernort www.carinthia-filmcommission.at l Unter dem Motto: „Friede ein Wort. NUR ein Museum“ zu besuchen.­ „Dieser Anreiz gilt Wort?“ (Komposition, Nikolaus Fheodoroff, für Pflichtschulen, Berufs- und Landwirt- 1987) schreibt das Land Kärnten den schaftliche Schulen gleichermaßen. Die 4. Internationalen Nikolaus Fheodoroff Kärntner Museen­ wiederum garantieren Kompositions-Preis aus. Gefragt ist eine einen Gruppeneintritt für die Schulklassen Komposition mit räumlicher Aufteilung und versprechen eine altersadäquate des Orchesters, gegebenenfalls auch des ­Vermittlung im Museum“, so Benger. Die ­Chores. Die Partien für Gemischten Chor Förderaktion hat einen doppelt positiven­ müssen von Laienchören, wie sie in Kärnten Effekt, indem sie den Schulen die Erweite- zahlreich vertreten sind, aufführbar sein. rung der Lehrinhalte erleichtert und den Aufführungsort wird eine große Halle ­bislang rd. 30 teilnehmenden Museen ­(Messehalle) in Kärnten sein. Der Preis ist den Zugang zu einem jungen Publikum mit 10.000 Euro dotiert. Die Verleihung ermöglicht. Die Aktion läuft bis Ende sowie die Uraufführung des prämiierten Dezember 2017 bzw. bis zur Ausschöp- Werkes sind im Rahmen des 50-Jahr-Jubilä- fung der dafür reservierten Mittel. Gefördert ums des Festivals Carinthischer Sommer werden die Fahrtkosten, gestaffelt nach 2019 geplant. Bewerbungen können bis Entfernung: Museen im Umkreis bis zu 30. April 2018 (es gilt das Datum des 50 km der Schule max. 150 Euro pro Poststempels) an die Abteilung 6 – UA Besuch und Museen im Umkreis ab 50 km Kunst und Kultur des Amtes der Kärntner der Schule max. 180 Euro pro Besuch. Landesregierung, Burggasse 8, 9021 Weitere Infos & Bewerbungsunterlagen: ­Klagenfurt am Wörthersee, gerichtet www.kulturchannel.at (Ausschreibungen) l ­werden. Details zur Ausschreibung sowie das Antragsformular finden Sie unter: www.kulturchannel.at (Ausschreibungen) l

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Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe Oktober/November 2017: 1. September 2017 für den redaktionellen Teil (alle redaktionellen Beiträge sind an [email protected] zu senden!). 10. September 2017 für die Eintragung Ihrer Kulturtermine­ auf www.kulturchannel.at

54 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Film-Stipendiat in Villach Das Land Kärnten hat gemeinsam mit dem Kulturgremium ein Stipendium für junge Filmschaffende ins Leben gerufen, dass ­derzeit der Künstler David Clay Diaz in Anspruch nimmt. Die Stadt Villach stellt Wohnmöglichkeit sowie einen Arbeitsplatz im FreiRaum Otelo von 1. Juli bis 30. Sep- tember zur Verfügung. David Clay Diaz Ausgzeichneter Filmer ­wurde 1989 in Asuncion, Paraguay geboren, Das Flüchtlingsdrama „Halim“ vom Klagenfurter Filmemacher Werner Fiedler feierte im verbrachte die ersten Lebensjahre in Lima, April 2017 seine Weltpremiere beim Toronto Int’l Film Festival. Der in Kärnten gedrehte zog jedoch bald seiner Mutter nach Wien Kurzfilm über Freundschaft, Flucht und die Gefangenschaft in einer scheinbaren Freiheit, hinterher. Er studierte Philosophie in Wien gewann prompt den Publikumspreis beim Filmfestival für Kinder. Elias (verkörpert von und drehte einige Kurzfilme, bis er 2010 Paul Ummenhofer aus Keutschach) ist ein schüchterner Junge, der lieber mit seinem sein Regie-Studium an der Hochschule für Wellensittich spricht, als mit anderen Kindern zu spielen. Als der Elfjährige den eigenartigen Fernsehen und Film München aufnahm, Künstler Halim (Massud Rahnama) kennenlernt, entwickelt sich eine Freundschaft, die HORIZONTE ­welches er nach einem einjährigen Studien- von Elias Mutter (Sabine Kristof-Kranzelbinder) jedoch nicht geduldet wird. Als Halim vor aufenthalt am Wagner College in New York der Abschiebung flüchtet, hinterlässt er Elias noch ein Geschenk. Derzeit arbeitet Werner City abschloss. Sein Diplomfilm „Agonie“, Fiedler am Drehbuch für seinen ersten langen Spielfilm – eine schwarze Komödie. Mehr zu bei dem er Regisseur, Drehbuchautor und Halim unter: facebook.com/halimfilm l Foto: Connie Tsang Produzent in Personalunion war, feierte Weltpremiere bei der 66. Berlinale 2016 und wurde als „Bester Erstlingsfilm“ nomi- niert. Zorro Filmverleih brachte „Agonie“ im Herbst 2016 in die Kinos. Für „Agonie“ gewann David Clay Diaz den Kulturpreis Bayern 2016. l Foto: David Clay Diaz

Kultur­referent Christian Benger besichtigt mit der kaufmännischen geschäftsführenden Direktorin Iris Dönicke die Sanierungs­baustelle im Stadttheater Klagenfurt. Foto: Büro LR Benger Umbau Stadttheater Klagenfurt Einen ungewohnten Anblick bietet derzeit der Zuschauerraum des Stadttheaters Kla- genfurt. Ausgeräumt, mit neuen hölzernen Podesten wird alles für die neue Bestuhlung vorbereitet. Von oben hört man ebenso Hämmern, denn auch die Dachsanierung schreitet voran. Alles muss gleichzeitig 3. Fheodoroff Kompositions-Preisträger geschehen, bis zur Spielzeiteröffnung mit Der 3. Internationale Fheodoroff Kompositionspreis wurde Ende Juli an den jungen Kompo- ‚La Traviata‘ im September müssen alle nisten Daniel Serrano García überreicht. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Im Rahmen Arbeiten erledigt sein. Intendant Florian der Verleihung durch Kulturlandesrat Christian Benger fand ebenfalls die Uraufführung des Scholz erklärt: „Das Dach des Stadtthea- von Daniel Serrano für den Wettbewerb komponierten Werkes „Asteríon“ – ein Monodram ters war undicht und auch die Bestuhlung für Bariton und Ensemble – statt. Es ist Serranos Interpretation des Mythos des Minotaurus, des Zuschauerraums entspricht nicht mehr des Ungeheuers mit menschlichem Körper und Stierkopf, der in der kurzen Erzählung „Das den Anforderungen. „Das Stadttheater ist Haus des Asterión“ von Jorge Luis Borges menschlicher geworden ist und bei seinem tat- ein Vorzeigebetrieb. Ein Sparkurs und Mehr- sächlichen Namen Asterión genannt wird. Daniel Serrano wurde 1991 in Jaén (Spanien) einnahmen machen die Sanierungen im geboren. Nach abgeschlossenem Violinstudium an der Musikhochschule des Baskenlandes Ausmaß von über einer Million Euro mög- (Musikene) in San Sebastián zog er nach Wien, wo er derzeit an der Universität für Musik lich, ohne dass Stadt und Land zusätzliche und darstellende Kunst Wien Komposition und Musiktheorie bei Michael Jarrell und Gesine Budgets aufwenden müssen“, so Kultur­ Schröder studiert. l Foto: Šušak landesrat Christian Benger. l

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 55 Festival-Highlights auf der Spur Das AMA-Festival in Asolo bietet vom 22. – 27. August den schönsten Ausblick auf alternative Musik und italienische Kultur.­ Headliner des kleinen aber feinen Festivals westlich von Treviso ist die New Yorker Post-Punk Band Interpol. Geprägt wurde deren Sound vor allem vom Punk- und New Wave-Einfluss britischer Gruppen wie Joy Division oder Gang of Four. Und obwohl ihre Musik kalt und berechnend klingt und ihr Meisterwerk „Turn on the Bright Lights“ bereits 15 Jahre zurückliegt, ist ihr Einfluss auf spätere Bands wie The Strokes, Franz Ferdinand oder Editors so groß, dass es noch immer eine Freude ist sie live zu erle- ben. Vor allem dann, wenn mit dem kanadi- schen Indie-Pop-Wunderkind Mac DeMarco, Ex-Sonic-Youth-Sänger Thurston Moore oder den amerikanischen Senkrechtstartern Beach Fossils sowie vielen weiteren großen Licht, das strahlt und kleinen Acts eine Menge geboten wird. www.amamusicfestival.com l Foto: Jeff Riedel Die Ausstellung „Threading Light“ zeigt bis zum 10. September im Guggenheim Museum in Venedig mit etwa 80 Gemälden eine umfassende Schau des Oeuvres der letzten vierzig Jahre aus dem Leben von Mark Tobey (1890 bis 1976). Sie ist zum ersten Mal in Europa zu sehen. Tobey gilt als Wegbereiter des abstrakten amerikani- schen Expressionismus. Zu sehen sind sei- ne kontroversen „White Writings“, die zu einem Plagiatsstreit mit dem französischen Maler Jean Dubuffet führten, Tobey zugleich aber zu internationaler Bekanntheit brach-

ALPEN-ADRIA-HORIZONTE ten. Seine Kunst verband auch das Fernöst- liche mit dem Westlichen (er benutzte Tech- Tage des Sommers Was wäre wenn … niken der chinesischen Malerei, er lebte in Um Summer Days in Rock zu verbringen Nach dem Jazz-Festival ist vor dem Jazz- der New Yorker Szene und in einem Zen- muss man am 7. und 8. August nach Festival könnte es in Laibach heißen. Nach- Kloster in Japan). So sind seine Werke Majano | Friaul reisen. Und Rock meint hier dem das sommerliche Jazz-Großevent schon Selbstreflektionen, die aus meditativen Pha- „laut, hart und kompromisslos“. Death und wieder Geschichte ist und die Planungen für sen entstanden und in ihrer radikalen Abs- Black Metal sind wieder stark im Kommen. das kommende Jahr bereits wieder begonnen traktion Künstler wie Jackson Pollock beein- Mit Amon Amarth und Arch Enemy haben. Vom 21. bis 24. September findet flussten. Nach fast sechzig Jahren kehren ­reisen am 7. August die zwei wohl wichtigs- im Cankarjev Dom in Laibach die vierte viele Werke (Foto: „Wild Field“ Mark Tobey/ ten schwedischen Bands dieses Genres in Internationale Jazz Konferenz statt. Die Seattle Art Museum, ARS, Peggy Guggen- den Süden. In Japan besitzen beide bereits Konferenz steht unter der Thematik „Was heim Collection) nach Venedig zurück, wo Kult-Status und tatsächlich gibt es vor allem wäre wenn …“ und bespricht die Möglich- Tobey bei der Biennale 1958 den Interna­ live kaum Gruppen, die die Intensität der keit von Musik und Kunst die Ängste vor tionalen Preis für Malerei erhielt. Skandinavier erreichen. Ihr Sound erweckt einer in die Ungewissheit blickenden Gesell- www.guggenheim-venice.it l Assoziationen zu Größen wie Carcass, schaft zu mildern oder gar zu beseitigen. ­Spiritual Beggars, In Flames oder Mercyful Neue Ideen, Debatten, Fragen, Diskussionen Fate. Eine coole Mischung aus Blues, Soul und Kooperationen sollen erdacht werden und Hard Rock spielen am 8. August die um auch neue Visionen zu erschaffen. Vor- Rival Sons. Ihr letztes Album Hollow Bones träge, Diskussionsforen, Workshops, Aus­ bewies, dass die Zukunft des Rock durch- flüge und abendliche Sessions und Projekte aus in der Vergangenheit liegen kann. Wer (Artbeaters, Bowtrain, Drago Ivanusa, Femi- lieber nicht ganz so harte Hits von früher nized. Science. Deniers, Kristijan Krajncan, hören möchte, für den empfiehlt sich das Maja Osojnik/Foto: Larry Bercow und Konzert der schottischen New Wave Combo Teo Collodri in Momento Cigano) zeigen Franz Ferdinand am 2. September in der welchen Beitrag der Jazz in unserer Gesell- Arena Alpe Adria in Lignano Sabbiadoro. schaft leisten kann. www-cd.cc.si www.azalea.it l Foto: Rical Sonc © MacMate und www.europejazz.net l

56 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 Im dunklen Königreich Die Intensität aus Black Metal, Punk und Richard Kaplenig | Dose V-05 | 2017 | Öl auf Papier Ambient-Sound steigert sich bei Wolves in auf Leinwand, 80 x 80. Foto: Richard Kaplenig the Throne Room von der Platte zum Live- Erlebnis in einem Ausmaß, das sich nur schwer erahnen lässt und viele Besucher der Konzerte staunend in einen Zustand der absoluten Fassungslosigkeit versetzt. Nach- kultur.tipp Für Kurzentschlossene zuerleben am 4. August im Kino Siška in Hier noch ein schneller Reisetipp zur heimi- Laibach. Zeiten der Gefühle ganz abseits Richard Kaplenig schen Kunst in fernen Ländern: Die Kärnt- des Hipstertums – verletzlich und doch Die in Rosegg zeigt ner Künstler Wolfgang Bogner, René irgendwie selbstbewusst – brechen im Kon- Galerie Šikoronja bis 27. des Fadinger, Urs Kahler, Reinhard Schell, zert von Benjamin Clementine am 5. Sep­ August „Neue Malereien/Nova dela“ Kärntner Künstlers Richard Kaplenig. Geboren Larissa und Frank Tomassetti sowie Wal- tember an. Weniger gefühlvoll, zurück auf in Kötschach-Mauthen im Gailtal, hat der Künst- ter Tomaschitz sind gemeinsam mit Stefan dem harten Boden der Realität, begibt sich ler nach einer Ausbildung zum Holz- und Stein- Soravia aus Deutschland, den Fotokünstlern am 25. September die Rap-Legende Franco Oliveri aus Italien und Lado Jakša Ghostface Killah (Mitglied des Wu-Tang- bildhauer an der Accademia di Belle Arti in Venedig Malerei studiert und lebt heute, nach aus Slowenien bei der Ausstellung Euro- Clan). Ebenfalls im Kino Siška treten am zahlreichen Auslandsaufenthalten, vornehmlich Brasil 2017 in Natal, der Hauptstadt des 28. September die Kanadier von Timber brasilianischen Bundesstaates Rio Grande Timbre (Foto: Jeff Bierk), mit ihrem neuen in Wien und am Faaker See. Der Künstler widmet sich in seinen neuen Male- do Norte vertreten. Am 4. August findet Album „Sincerely, Future Pollution“ auf. Die die Eröffnung in der staatlichen Pinakothek Melancholiker geben zum Herbstbeginn reien meist unbeachteten Objekten des Alltags, von Natal, im Palácio da Cultura statt. Fábio einen dunkel-gefärbten musikalischen die sich in innehaltender Selbstverständlichkeit, di Ojuara, Kurator der Euro-Brasil, hat nam- Akzent, der an Nick Cave, Tom Waits, Nick aber dem ersten Eindruck einer scheinbar foto- hafte brasilianische Künstler in den kolonia- Drake und Leonhard Cohen erinnert und grafischen Wiedergabe widersprechend, als len Palast Potengi eingeladen. Er selbst war dabei in starkem Kontrast zu den farbenfro- vielfach vergrößerte Bildkomposition mit span- mit seinen Skulpturen und Installationen hen Klangmalereien der Amerikanerin nungsvoller Raumtiefe erweisen. Einzelbilder und serielle Bearbeitungen verdeutlichen den bereits mehrmals in Kärnten u.a. als Gast- Waxahatchee (die am 18. September in künstler in Gmünd und Klagenfurt zu sehen. der Gala Hala in Laibach auftritt) steht. Prozess des Einübens in das Objekt, ein sich wiederholt überlagernder Malvorgang im Ver- l Foto: Wolfgang Bogner www.kinosiska.si und www.galahala.com l such, die fragmentarischen Schichten und Bild- teile in unterschiedlichen Erschließungszonen auszuformen. In den neuen Arbeiten finden sich gefaltete und in geografisch überraschenden Zusammenhängen eingearbeitete Landkarten bzw. Fragmente von Landkarten, die keine exakte Wiedergabe der Wirklichkeit beanspru- Kunst Biennale chen, sondern in aufwändiger Verfahrensweise, Unter dem Titel „Birth as Cri- unterstützt durch eine subtil eingezogene Ebe- terion“ (Bild: Asuka Ohsawa, ne der Bildbrechung, den zentralen Motiven Forest Council, 2012) findet eine neue Realität verschaffen, jenseits der bis zum 29. Oktober die 32. objektiven. Biennale der Graphischen Der erzählerische Duktus von Richard Kaplenig Kunst in Laibach (MGLC, beweist sich in der sich verschiebenden Wahr- Sviracija und SKUC Gallery) nehmung des Objektes, akzentuiert durch statt. Bis zum 17. Septem­ Landkarte und Bildgrund. Formal zeigt sich hier ber werden in der City Art ein virtuos ausgeführtes Schichtenmodell, das Gallery in Laibach in der Aus- in einem Zitat des Schriftstellers Ryszard stellung „Measures“ mit Ist- Kapus´cin´ski seine erzählerische Entsprechung van Ist Huzjan die Werke eines früheren Gewinners der Biennale, die zeigen welche Auswir- findet: „Oft ist nicht der Gegenstand selber, der kungen das soziale System auf das Individuum hat, gezeigt. Bis zum 29. Oktober beschäf- in unseren Augen über seinen Wert entschei- tigt sich die Schau „Exhausted Meaning“ (im Sviracija Creative Centre) mit Experimentalfil- det, sondern die Umgebung, in der wir ihn men des Preisträgers Peter Gidal. Ebenfalls bis zum Ende der Biennale dauert die Ausstel- wahrnehmen, der Kontext, die Fassung.“ lung „Printmaking Forever“ (in der Jakopic Gallery) der Künstlerin Maria Bonomi, die die Richard Kaplenig legt uns in diesem Kontext schier endlosen Möglichkeiten von Druckgraphiken als besondere Ausdrucksform für Expe- eine Spur zur Erfassung der Welt. rimente zwischen abstrakten Bildern und feinen, transparenten Werken zeigt. Zum 25. Mal l Igor Pucker findet in Laibach (bis zum 29. Oktober) die Biennale für Design statt. „Farewell, so close“ Museumsleiter, Ausstellungskurator und Leiter heißt nicht nur der Slogan zur Biennale, sondern auch die Ausstellung im Museum für Archi- wissenschaftlicher Projekte in den Bereichen Geschichte, Literatur, Bildende Kunst und Film, seit 1. Jänner 2017 als tektur und Design in Laibach, die im Zentrum steht. Sieben Interventionen umranden Veran- Direktor des Landesmuseums für Kärnten tätig. staltungen, Ausstellungen und Lesungen. www.mglc-lj.si u. www.bio.si l

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 57 Kino Millino Millstatt Spielplan & Infos unter: www.kino-millstatt.at Kartenreservierung unter kino@kino-millstatt | T: 04766-2026 Volkskino Klagenfurt Fritz Hock Foto: Foto: Open Air Kino KINOSOMMER Sie nannten ihn Spencer im Burghof Open-Air Kino Villach Bud sei mit euch! Der erste Kinodokumentarfilm, Seit sechzehn Sommern treffen sich Kinofreunde an 9. – 27. August. Der Kinosommer Villach lädt ein der die facettenreiche Biografie Bud Spencers Kärntens lauen Sommerabenden zum gemeinsamen in den Renaissancehof der Musikschule Villach, zu sowie das weltumspannende Phänomen der Filmschauen unter Sternen im stimmungsvollen „großem Kino“ und vergnüglichen Abenden unter Spencer-Hill-Kultfilme thematisiert. Die Reise Burghof im Zentrum von Klagenfurt. Das Open-Air- freiem Sternenhimmel! zweier Fans führt mitten rein ins legendäre Kino des Volkskinos findet in diesem Jahr noch bis statt. Die prächtige Kulisse, eine Spencer-Hill-Universum und erfreut dabei 27. August MI, 9.8. | 20:45 | Wilde Maus, Regie: Josef Riesenleinwand (140 Quadratmeter) sowie das sorg- jeden, der in den letzten fünfzig Jahren jung fältig ausgewählte Filmprogramm machen diese Hader OV im Herzen war. Foto: Thiemfilm Veranstaltung zum 5-wöchigen Highlight des Kultur- DO, 10.8. | 20:45 | Embrace – Du bist schön!, sommers in Klagenfurt. Dank der Sitzmöglichkeiten Regie: Taryn Brumfitt DF unter den Arkaden finden die Vor­stellungen bei jeder FR, 11.8. | 20:45 | T2 Trainspotting, Witterung statt. Infos & Programm auf: Regie: Danny Boyle OmU www.volkskino.net/open-air-kino-burghof / Kartenreservierung unter: [email protected] SA, 12.8. | 20:45 | Die rechte und die linke oder 0664 – 9747841 Hand des Teufels, Regie: Enzo Barboni DF SO, 13.8. | 20:45 | Elvis & Nixon, Regie: Liza Johnson OmU MO, 14.8. | 20:45 | The Cameraman & Ein Chanson für Dich ­Zerorchestra (live!), Regie: Edward Sedgwick, Drama, Komödie Buster Keaton in Kooperation mit dem Liliane (Isabelle Huppert) arbeitet in einer ­Carinthischen Sommer ­Pasteten-Fabrik und fuhrt ein recht eintoniges DI, 15.8. | 20:45 | Frankenstein Junior, Leben. Die Zeiten, in denen sie als Chanson- 2. August Regie: Mel Brooks DF Sangerin „Laura“ große Erfolge feierte, sind MI, 16.8. | 20:45 | Ein Dorf sieht schwarz, langst vergessen und vorbei. Doch als sie Jean Der wunderbare Garten Regie: Julien Rambaldi DF (Kevin Azaïs), einen 22-jahrigen Boxer, kennen- der Bella Brown DO, 17.8. | 20:45 | The Happy Film, lernt, der in ihr den einstigen Star erkennt, Großbritannien 2016 | Regie & Buch Simon Aboud | Regie: Stefan Sagmeister, Ben Nabors, andert sich alles. Er verliebt sich in Liliane Komödie-Drama | 99 Minuten | OmU (englisch) | ab 1 J. Hillman Curtis OmU und uberzeugt sie, dass es an der Zeit ist, ins Die Londonerin Bella Brown träumt davon, ein FR, 18.8. | 20:45 | Der Tod von Louis XIV., Rampenlicht zuruckzukehren. Foto: Thiemfilm erfolgreiches Kinderbuch zu schreiben. Als sie Regie: Albert Serra OmU von ihrem Vermieter gezwungen wird, ihren SA, 19.8. | 20:45 | Die Migrantigen, verwilderten Garten innerhalb eines Monats Regie: Arman T. Riahi herzeigbar zu machen, weil ihr sonst die Kün- SO, 20.8. | 20:30 | Egon Schiele – Tod digung droht, bekommt sie unerwartet Hilfe und Mädchen, Regie: Dieter Berner von ihrem Nachbarn Alfie. Märchenhafte MO, 21.8. | 20:30 | Vor der Morgenröte, Komödie über die Freundschaft zwischen Regie Maria Schrader einer Einzelgängerin und einem mürrischen DI, 22.8. | 20:30 | Modern Times, alten Witwer. Foto: Luna Film Regie: Charlie Chaplin OmU Happy Burnout MI, 23.8. | 20:30 | Moonlight, Komödie | Ein Film von André Erkau | Regie: Berry Jenkins OmU D 2017 | 103 Minuten | Luna Film DO, 24.8. | 20:30 | Bauer unser, Ein Lebenskünstler gibt vor, unter Burnout zu Regie: Robert Schabus; Eintritt frei! leiden, findet sich bei einer Therapie inmitten FR, 25.8. | 20:30 | Die Überglücklichen – echter Ausgebrannter wieder und mischt die La pazza gioia, Regie: Paolo Virzì OmU Klinik gehörig auf. Foto: Thomas Kos SA, 26.8. | 20:30 | Toni Erdmann, 16. August Regie: Maren Ade SO, 27.8. | 20:30 | Born to be Blue, Der große Diktator Regie: Robert Budreau OmU USA 1940 | Regie Sir Charles Chaplin | Drama | 124 Minuten | deutsche Fassung Das Programm im Detail mit Trailer und ausführlichen Infos finden Sie auf: www.kinosommervillach.at | Der Film ist eine legendäre Hitler-Parodie von www.facebook.com/kinosommervillach Charles Chaplin. Die Uraufführung fand 1940 Ort: Renaissancehof der Musikschule, Widmanngasse in New York statt und ist mit fünf Oscarnomi- 12, 9500 Villach; teilweise überdacht (Arkaden). Ihre beste Stunde nierungen Chaplins erfolgreichster Film. Er Eintritt: 8,50 Euro / 7,50 Euro* Drama, Komödie, Liebesfilm | GB 2016 | 117 Minuten erzählt die Geschichte eines armen, jüdischen * für Schüler, Studenten, Lehrlinge, JugenCard Villach, Zivil- und Präsenzdiener, Kärnten Kulturcard, Filmstudio 10er-Block Lone Scherfig verbindet gekonnt Drama, Barbier, der mit dem mächtigen Potentaten verwechselt wird. Das grandiose Finale ist die Kartenreservierung: Reservierungsformular auf Komödie und Romantik miteinander und www.kinosommervillach.at | T: 0677-61404094 erzählt mit feinem Humor und Sinn für hinter- sechsminütige Rede an das Volk – eine E: [email protected] gründige Dramatik eine Liebesgeschichte in zutiefst berührende Rede an die Welt. „Beim schweren Zeiten. Foto: Filmladen Verleih Reden verwandelt sich der Clown in einen Propheten.“ Foto: World History Archive|dpa|picture alliance

58 Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 FILM.TIPPS

Volkskino Klagenfurt KC | Das 1926 gegründete Programmkino der Landeshauptstadt | Kinoplatz 3, 9020 Klagenfurt

bis 17. August ab 18. August ab 21. August The Party Barakah meets Barakah Der Tod von Ludwig XIV Großbritannien 2017 | Regie Sally Potter | Saudi-Arabien 2016 | Regie Mahmoud Sabbagh | Frankreich 2016 | Regie Albert Serra | Drama/ Komödie | 71 Minuten | deutsche Fassung & Komödie | 88 Minuten | OmU (arabisch) | ab 12 J. Historienfilm | OmU (französisch) | 115 Minuten | OmU (englisch) | ab 14 J. ab 14 J. Er ist städtischer Ordnungsbeamter und Die Politikerin Janet lädt zu einer Party. Als nicht wirklich aus bester Familie – sie eine Versailles, August 1715. Zurück von der Ehemann Bill mit einem Geständnis heraus- Adoptivtochter eines reichen westlichen Jagd, verspürt Louis XIV Schmerzen in sei- platzt, offenbaren plötzlich alle lang gehüte- Paares. Die gesellschaftlich-religiösen nem Bein. Fieber bricht aus. Ab sofort muss te Geheimnisse. Beziehungen, politische Regeln machen es unmöglich, dass sie sich der absolutistische Herrscher das Bett in Überzeugungen und Lebensentwürfe werden näherkommen. Die beiden hebeln jedoch seinem Schlafgemach in Versailles hüten, in Frage gestellt. Im Schwarz-weiß-Cinema- das System von Tradition und Religionspoli- wo sich allerlei Hof- und Regierungsvolk, Scope-Format versammelt die Regisseurin zei aus... Eine zutiefst menschliche Komödie Verwandt- und Ärzteschaft aus dem ganzen eine Riege exzellenter Darsteller, die in fein- über all die Hürden, die junge Menschen im Land um ihn versammelt. Ein Historienfilm sinnigen, hochamüsanten Wortgefechten die islamischen Ölstaat überspringen müssen, als Kammerspiel. Opulenz auf engstem ganze Tragik und Komik der englischen um ihre Liebe leben zu können. Foto: trigon-film Raum als pompöse, majestätische Studie Oberschicht sezieren. Foto: Filmladen über Tod und Vergänglichkeit. Foto: Grandfilm

Infos zu allen Filmen und zum aktuellen Programm finden Sie unter: www.volkskino.net. Unter dieser Adresse haben Sie auch die Möglichkeit Karten zu bestellen oder das aktuelle Kinoprogramm nach Hause zugesandt zu bekommen. Ermäßigungen für BRÜCKE- Kulturcard Inhaber KC | Kontakt: 0463 – 319880, [email protected]

Filmstudio Villach KC | Das Nahversorgerkino der Draustadt: Rathausplatz 1, 9500 Villach (im Stadtkino Villach)

ab 7. August ab 25. August 13. September, 20.30 Uhr Die göttliche Ordnung Die Schlösser aus Sand David Gilmour live at Pompeii Schweiz 2017 | Regie: Petra Volpe | Mit: Marie Frankreich 2015 | Regie: Olivier Jahan | Mit: Emma Großbritannien & Italien 2017 | Leuenberger, Max Simonischek, Rachel Braun- de Caunes, Yannick Renier, Jeanne Rosa u. a. | Regie: Gavin Elder | Mit: David Gilmour u. a. | schweig, Nicholas Ofczarek u. a. | 97 Min. 102 Min. OmU (Französisch) / deutsche Fassung 120 Min. Originalversion (Englisch) | jugendfrei Originalversion (Deutsch) Als Éléonores Vater stirbt, kehrt sie in sein 2016 spielte Pink Floyd-Legende David In einem traditionsbewussten Dorf im Haus an der Küste zurück. Es muss ausge- ­Gilmour zwei bombastische Konzerte im schweizerischen Appenzell beginnt im Jahr räumt und verkauft werden. Ihre einzige Hil- legendären Pompeii Amphitheater. Die 1971 die junge Nora, sich für das Frauen- fe dabei ist Samuel, mit dem sie in diesem Highlights aus beiden Shows wurden zu wahlrecht einzusetzen. Von ihren politi- Haus viele schöne Wochenenden verbracht einem audiovisuellen Spektakel verarbeitet, schen Ambitionen werden auch die anderen hat, als sie noch ein Paar waren. Inmitten das am 13. September weltweit in über Frauen des Dorfes angesteckt und proben der Trauer um den Vater und der eignen lie- zweitausend Kinos gezeigt wird und das gemeinsam den Aufstand – für gesellschaft- bevollen und zugleich schmerzlichen Erinne- Filmstudio Villach ist als einziges Kino liche Gleichberechtigung und gegen eine rungen an die gemeinsame Zeit müssen bei- ­Kärntens mit dabei. Foto: David Gilmour verstaubte Sexualmoral. Foto: Thiemfilm de erkennen, dass man erst durch das Los- lassen wachsen und reifen kann. Foto: Polyfilm

Das monatliche Programmheft wird auf Anfrage per Telefon oder per E-Mail zugesandt. Alle Filme sind im Detail auf der Homepage: www.filmstudiovillach.at sowie auf Facebook (Filmstudio Villach) einsehbar. Auf Anfrage werden auch spezielle Schulvorstellungen angeboten – ab 80 Personen zu einem Sonderpreis von 5 Euro p. P. (normal: 8,50 Euro | Ermäßigungen zum Preis von 7,50 Euro erhalten Inhaber der BRÜCKE-Kulturcard KC und der FH-StudentInnencard sowie Lehrlinge und SchülerInnen bis 19 | 10er-Block: 75 Euro). | Kontakt: 0650 – 920 40 35, [email protected] sowie über das Stadtkino Villach: 04242 – 27 000 | Kassa ab 17:30 Uhr

Die Brücke Nr. 2 | Brückengeneration 5 – Aug./Sept. 17 59 Kärntens Kulturzeitschrift macht LUST.AUF.KULTUR JAHRESABO ✚ Kultur Card für ermäßigte Eintritte um 27,80 € pro Jahr

IN DIE KULTUR EIN.TAUCHEN „DIE BRÜCKE“ Jahresabo (6 Ausgaben) frei Haus inkl. Kulturcard Kärnten um 27,80 Euro Abobestellungen unter: E [email protected] T 050 536 - 16242 www.bruecke.ktn.gv.at