©Bot. Arbeits- und Schutzgem. Bayer. Wald e.V. & Naturw. Ver. e.V.;download www.biologiezentrum.at Der Bayerische Wald 18/INF S. 35-36 M ärz 2004 ISSN 0724-2131

Situation und Leistungen der Landwirtschaft für die Flusslandschaft der Ilz

Andreas Nebl, Waldkirchen

Die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich in gisch bedenkliche Fruchtfolgen und langfristigem Erhalt den vergangenen 20 Jahren wesentlich verändert. Zur der Bodenfruchtbarkeit abwägen. Hierbei stellt sich vor Beurteilung des Konfliktpotentials Landwirtschaft - Ge­ allem die Frage nach einer langfristigen ökonomischen wässerschutz ist es erforderlich sich mit den veränderten Bewertung des Bodenabtrags. wirtschaftlichen Rahmenbedingungen näher auseinander Man würde der Sache auch nicht gerecht werden, wenn zusetzen. Verkannt dürfen jedoch keinesfalls auch die die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unter denen Leistungen der Landwirtschaft werden. unsere Betriebe wirtschaften außer acht gelassen werden. Als Datengrundlage für die nachstehenden Betrachtun­ Im Einzugsgebiet der Ilz herrschen im Bundes- bzw. gen dienen statistische Daten des Einzugsgebietes der EU-Vergleich kleine landw. Strukturen vor. Die Land­ Ilz. Dieses umfasst im wesentlichen den Landkreis FRG bewirtschaftung mit der damit verbundenen Tierhaltung ohne die Gemeinden Haidmühle, Philippsreut, Thur- muss den Lebensunterhalt der bäuerlichen Familien mansbang u. Zenting, die Gemeinden Büchlberg, Hut­ sichern. In zunehmenden Maße ist die wirtschaftliche thurm, Neukirchen v. Wald, , Salzweg, Lage in vielen Betrieben angespannt. und des Landkreises Passau und das Stadtgebiet Passau. Zur Verdeutlichung der wirtschaftlichen Zwänge sei ein Vergleich der Aufwands- und Erlösstruktur der Futter­ In einem Zeitraum von 1979 bis 1999 hat sich im pflanzen Mais und Kleegras erlaubt. Der Anbau eines Einzugsgebiet der Ilz die landw. Nutzfläche um 6.229 ha Hektar Mais liefert bei hoher Energiedichte in etwa den (- 14 %) verringert. Die Maisanbaufläche ist im gleichen doppelten Futterertrag als der Kleegrasanbau. Wenn Zeitraum um 1.077 ha (+ 46 %) gestiegen. Vor allem auch noch berücksichtigt wird, dass die Futterpflanze durch den Wegfall von landw. Nutzfläche hat sich der Mais mit derzeit 474 €/ha in etwa doppelt so gut geför­ Viehbesatz um ca. 0,12 GV/ha (+ 10 %) erhöht. dert wird spiegelt das den wirtschaftlichen Vorzug des Negative Einflüsse für die Gewässergüte werden verur­ Maisanbaus wieder. Auch nicht exakt kalkulierbare Fak­ sacht durch Bodenerosion mit den damit einhergehendentoren wie Arbeitszeitbedarf und Ertragssicherheit spre­ Materialfrachten, oberflächliche Abschwemmung von chen eindeutig für den Maisanbau. Nährstoffen, Auswaschungen von Nährstoffen ins Die Leistungen der Landwirtschaft und die zunehmen­ Grundwasser und Abschwemmungen durch Über­ den Bestrebungen zur umweltverträglichen Landwirt­ schwemmungen. schaft müssen gesehen und anerkannt werden. Unsere Hauptproblem im Bereich der Bodenerosion sind die Landwirtschaft hält noch immer kleinräumige Strukturen Ackernutzung von Standorten die nicht für eine Acker­ aufrecht. Die freiwillige Beteiligung am Bayer. Kultur­ nutzung geeignet sind (z. B. Hanglagen; Überschwem­ landschaftsprogramm spiegelt unter finanzieller Hono­ mungsgebiete) sowie der Anbau erosionsgefährdeter rierung ebenfalls die Bereitschaft zur ökologisch ver­ Kulturen. träglichen Ausrichtung der Bewirtschaftung. Die Kernproblematik im Einzugsgebiet der Ilz liegt im Nicht zuletzt werden derzeit, zugegebener Maße nicht Maisanbau auf starken Hanglagen, im fehlenden Anbau ganz freiwillig, durch die Koppelung von Förderpro­ von Zwischenfrüchten, in der teilweisen Ackernutzung grammen an die Einhaltung des Fachrechts sowie durch von Überschwemmungsgebieten sowie in der Aüsbrin- die Koppelung investiver Förderprogramme an die Ein­ gung von Wirtschaftsdüngern zu ungünstigen Zeiten. haltung betrieblicher Mindeststandards höhere Standards in die Praxis umgesetzt. Einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von Nähr­ stoffeinträgen und Schlammfrachten liefern ganzjährige Agrar- bzw. umweltpolitische Visionen sind die Ein­ Bodenbedeckung, optimaler Zeitpunkt u. Höhe von schränkung des Ackerbaus, vor allem des Mais, in ge­ Düngegaben, entlang von Fließgewässern angelegte fährdeten Lagen, der Erhalt der bäuerlichen Agrarstruk­ Pufferstreifen, Einsatz von Mulchsaatverfahren im Silo­ tur, die Ausweitung des ökologischen Landbaus und der maisanbau und nicht zuletzt die Vermeidung von Acker­ Aufbau von Einkommensalternativen mit einhergehen­ nutzung auf starken Hanglagen. der Extensivierung landw. Betriebe. Jeder Landwirt muss dabei für seinen Betrieb zwischen kurzfristigem wirtschaftlichen Mehrerlös durch ökolo­

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Anzahl landw. Betriebe Ackernutzung (ha)

Betriebsgröße 1979 1999 1979 1999 (ha) Getreide 6.536 3.042 < 2 717 28 >2-10 3.070 1.358 M ais 2.346 3.423

>10-30 1.454 813 Kartoffeln 1.181 82 > 30 107 381 Kleegras 1.450 3.012 gesamt 5.348 2.580 S onstiges 3 195

Quelle: Statistisches Landesamt Bayern

Landw. Nutzfläche im Milchkuhhaltung Einzugsgebiet (ha) Bestands­ Anzahl Anzahl Milch­ Milch­ Betriebe Betriebe kühe kühe 1979 1999 größe 1979 1999 1979 1999 (Kühe) LF gesamt 44.930 38.701 1 -9 3.038 308 keine Daten keine Daten

keine Daten keine Daten LF prozentual 100% • 86 % 10-19 914 450 >19 334 741 keine Daten keine Daten

gesamt 4.286 1.499 34.084 27.828

Quelle: Statistisches Landesamt Bayern

Anbaustatistik (ha) Übersicht Tierhaltung

1979 1999 1979 1999

Milchkühe 34.084 27.828 LF gesamt 44.930 38.701 sonstige Rinder 30.516 36.577 davon DF 33.335 28.922 Schweine 7.157 4.546 davon AF 11.516 9.754 GV/ha LF (ca.) 1,19 1,31 davon Sonderkulturen 79 25

Quelle: Statistisches Landesamt Bayern

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Landwirtschaft zu Erwerbszwecken wird sich immer den Landwirtschaft bereit ist, sich der Herausforderung zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen müssen stellen. Allerdings werden sich in Zeiten in denen es wobei als Hauptentscheidungskriterien wirtschaftliche jeder als selbstverständlich betrachtet Kostenstruktüren Überlegungen dienen. Möchte die Gesellschaft einen zu überdenken langfristig immer die ökonomischeren bestimmten Trend der landw. Entwicklung haben, so Produktionsverfahren durchsetzen. Die Summe der müssen die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, einzelbetrieblichen Entwicklungen landw. Betriebe dass die ökologischeren Produktionsverfahren auch die ergibt den Trend. ökonomischeren sind.

Verfasser

Andreas Nebl Landwirtschaftsamt Regen/Waldkirchen Bahnhofstr. 18 94065 Waldkirchen

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