Abschlussworkshop des Demografie-Projekts „Zukunftsstrategie Nordsachsen“

Torgau, den 14.11.2017

Dr. Tim Leibert & Lennart Wiesiolek 1. Aktuelle Bevölkerungsentwicklung in Sachsen Mittlere jährl. Bevölkerungsentwicklung 1990-2015 in %: Kreisfreie Städte über 500.000 Einwohner (Gebietsstand 31.12.2015)

Eigene Berechnungen; Datenquellen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2016); Stat. Landesämter Mittlere jährliche Bevölkerungsentwicklung 1990*-2015 (%): Angrenzende Landkreise und Krsfr. Städte < 100.000 EW (Gebietsstand 31.12.2014)

Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistische Landesämter (2016)

* Umland Berlin: 31.12.1991

Bevölkerungsentwicklung 2011-20161

• Innerer Ring*: +2,8% – Minimum TDO: Rackwitz: +0,5% • Stadt : +11,3% – Minimum LKL: : ‐3,0% – Maximum TDO: Taucha: +7,0% – Maximum LKL: Markranstädt: +4,5% • Landkreis Leipzig: ‐1,0% • Äußerer Ring**: ‐1,7% • Nordsachsen: ‐1,1% – Minimum LKL: : ‐5,8% – Minimum LKL: Zschepplin: ‐4,7% – Maximum TDO: Eilenburg: ‐0,8% – Maximum LKL: Böhlen: +0,9% • Land Sachsen: +0,7% • Mittelzentren im LR: ‐2,5% – Minimum TDO: Torgau: ‐2,3% – Minimum LKL: : ‐2,5% – Maximum TDO: Oschatz: ‐2,3% – Maximum LKL: : ‐2,9% • Ländlicher Raum: ‐3,7% Eigene Berechnungen; Datenquellen: – Minimum TDO: Bad Düben: ‐0,9% StaLa Sachsen (2016); Destatis (2016, 2017) – Minimum LKL: : ‐2,1% – Maximum TDO: Liebschützberg: ‐7,3% – Maximum LKL: Kohren‐Sahlis: ‐7,4%

* , , Brandis, Großpösna, , , Markranstädt, , Pegau, ; Jesewitz, Krostitz, Rackwitz, Schkeuditz, Taucha ** , Böhlen, Borna, , , Kitzscher, , , , Regis‐Breitingen, Rötha; Delitzsch, Eilenburg, Schönwölkau, Wiedemar, Zschepplin 1: Stand 30.09.2016 Typologie der Altersstruktur 2015 2. Auswertung der neusten Wanderungsdaten Wanderungssaldo der Stadt Leipzig mit ausgewählten Regionen 2010-2016 Wanderungen innerhalb der Region Leipzig 2015: Altersstruktur (%) nach Quelle-Ziel-Beziehung

4826 5717 8494

39,5% 47,7% 38,9%

13,4% 23,3% 22,5%

Eigene Berechnungen; Datenquelle: StaLa Sachsen (2016) 3. Struktur der Studie

• Arbeitspaket 1 – Bestandsaufnahme – Gemeindesteckbriefe mit demografischen Entwicklungstrends – Infrastrukturelle Bestandsaufnahme – Experteninterviews mit den BürgermeisterInnen im LK – Experteninterviews mit WirtschaftvertreterInnen im LK • Arbeitspaket 2 – Wissenschaftliche Analyse – Analyse der Wachstumsprozesse der Stadt Leipzig – Analyse der Wanderungsmuster und Wanderungsmotive – Haushaltsbefragung (online und postalisch, n=346) – Tiefeninterviews (12 Zugezogene) – Schülerbefragung (Zuarbeit) – SWOT‐Analyse (Zuarbeit) • Arbeitspaket 3 – Handlungsempfehlungen – Szenarienentwicklung für die Gemeinden und Sozialräume – zukunfts‐ und handlungsorientierte Diskussion der Ergebnisse 4. Zentrale Ergebnisse der Studie Ergebnisse der Experteninterviews

• Erklärtes Ziel der Gemeinden ist der Zuzug von jungen (Familien‐)Wanderern • Rahmenbedingungen der Mobilität von Pendlern und ältere Menschen stehen im Fokus • Defizit der Kommunikation über die Standortsvorteile der Gemeinden ist erkannt • (Tages‐)Tourismusangebote werden teilweise als wichtige Zukunftsperspektive gesehen • Skeptische Haltung gegenüber weiteren Gemeindegebietsreformen Ergebnisse der Experteninterviews (Wirtschaft)

• Fachkräfte: Schwierigkeiten, v.a. technische Berufe zu besetzen und qualifiziertes Personal langfristig zu binden • Generationenwechsel: Herausforderungen in den Unternehmen einhergehend mit Alterung der Bevölkerung, Nachwuchsförderung essentiell • Kooperationen: wichtig für die Sicherstellung der Erreichbarkeit von Ausbildungsplätzen, bei Austausch von Erfahrungen und Informationen, für die Zusammenarbeit von Wirtschaft & Wissenschaft • Pendeln: überregional zu rekrutieren und das (pendelnde) Personal langfristig zu binden bisher oft schwierig – lokale Potentiale tlw. wichtiger, mehr Analysebedarf • Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer erfordert mehr Koordination zwischen Ämtern und Wirtschaft, auch um den zugezogenen Menschen langfristige Perspektiven bieten zu können • Bedarf nach differenzierten Strategien und verbesserter Zusammenarbeit der Gemeinden, Landkreisen und der Stadt Leipzig

Bearbeitet von M.Sc. Anika Schmidt Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

WOHNORT DER BEFRAGTEN (N=346) 60 50 40 35 33 23 19 10 7 7 7 7 7 6 6 5 4 3 3 3 2 2 2 2 2 1 1 1 0 0 0 Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

Die 346 Befragten… • …wohnen aktuell zu 53 % im Eigentum und zu 47 % zur Miete.

• …haben in der Kindheit zu 46% auf dem Dorf ‐ 30 % in einer Kleinstadt ‐ 24 % in einer Großstadt gelebt.

• besitzen zu 55% 2 PKW im Haushalt, nur 9% haben keinen PKW

• …wohnen überwiegend mit Partnern und Kindern in einem Haushalt ALTERSSTRUKTUR (N=246) 20 15 Fälle 10 5 Anzahl 0 18 19 20 22 23 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 67 69 70 71 73 76 78 82 84 88 90 Alter (Jahre) Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

Ich habe früher schon mal in Nordsachsen Wo haben Sie überall nach einer Wohnung / gewohnt und wollte zurück. einem Haus / Grundstück gesucht ?

Auch überregional in… stimme voll zu

Nur in diesen Städten/Gemeinden…

stimme eher zu

Nur in diesen Stadt‐/Ortsteilen… stimme eher nicht zu Nur in meinem jetzigen Ortsteil.

stimme nicht zu Keine aktive Suche (z.B. Erbschaft, Zuzug in bestehenden Haushalt)

10 20 30 40 50 5 1015202530 Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

Umzugsmotive: Was waren die wichtigsten Gründe für Ihren letzten Umzug? (Mehrfachnennung)

Wunsch nach einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung 31%

Zusammenzug mit dem Partner / der Partnerin 27%

Umzug in die Nähe von Familie 25%

Wunsch in einem anderen Wohnumfeld zu wohnen 25%

Kinderwunsch / Andere Umgebung für die eigenen Kinder 23%

Wunsch nach einer besseren Ausstattung der Wohnung / des Hauses 20%

Arbeitsplatz / Ausbildungsplatz in der Nähe / Region 19%

Die Wohnkosten waren zu hoch 15%

Umzug in die Nähe von Freunden & Bekannten 14%

Bessere Qualität der Schulen oder Kindertagesstätten 13%

Die Wohnung / das Haus war zu klein oder zu groß für die… 13%

Trennung von dem Partner / der Partnerin 8%

Sonstiges und zwar: … 8%

Pflegebedarf der Eltern oder Angehöriger 6%

Erbe, Bereitstellung des Grundstücks oder mietfreie Wohnung bei… 5%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

Wohnortvergleich: Wie beurteilen Sie Aspekte ihrer jetzigen Wohnung und Wohnumgebung im Vergleich zu Ihrem vorherigen Wohnort?

Wohnungsgröße

Wohnumgebung (Landschaft, Grünflächen, etc.)

Umweltbedingungen (Luft, Lärm, Verkehr, etc.)

Verkehrsanbindung mit dem Auto

Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf

Das Dienstleistungsangebot (Bank, Post, etc.)

Verkehrsanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Qualität der Schulen und Kindertagesstätten

Qualität der ärztlichen Versorgung

Vereins‐ und Freizeitangebot für mich

Vereins‐ und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

1 (++) 2 (+) 3 (=) 4 (‐) 5 (‐‐) nicht nicht beantwortet wichtig Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

Möglichkeiten am Ort: Wie wichtig ist es für Sie an ihrem Wohnort zu haben…?

Natur zu erleben

Lebensmittel einzukaufen

Einen Arzt aufzusuchen

Mit der (erweiterten) Familie zu leben

tägliche Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen

Freunde zu besuchen

Sport zu treiben

Zum Frisör gehen

In ein Restaurant gehen

Ein Café oder eine Kneipe zu besuchen

Musik‐, Kino‐ oder Kulturveranstaltungen zu besuchen

An Vereinsleben teilzunehmen (außer Sport)

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

wichtig eher wichtig eher unwichtig unwichtig keine nicht beantwortet Angabe Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2017

• Die sozialen Netzwerke, das eigene Haus, die und die individuellen Lebensentwürfe insbes. mit Kindern spielen eine zentrale Rolle bei der Zuwanderung. • Viele Zugezogene sehen eine Verbesserung der Lebensbedingungen nach dem Umzug. • Ein Großteil der Befragten hatte keine Wohnerfahrung im Landkreis, aber relativ begrenzte Suchräume oder eine bestimmte Immobilie/einen Haushalt im Blick Ergebnisse der Tiefeninterviews

Interview Wohn Berufstätigkeit Alter Migrationsbiografie Wichtigste Zuzugsgründe partner situation Zugewanderte 1 Angestellte in TDO U30 Partner, * Brandenburg, Leipzig Studium, Zusammenzug mit Partner, geerbes Schwiegereltern, dann Nordsachsen Haus, dann passender Job in der keine Kinder Gegend

Zugewanderter 2 Selbständig in 40 Getrennt, 2 * Halle, bei Naumburg, Halle, Das Dorf, Eigentum, Leipzig Kinder, mit Leipzig, dann Nordsachsen Unabhängigkeit, Natur Partnerin Zugewanderte 3 Angestellte in U50 Mit Partner, *Riesa, Potsdam, Dresden, LK Ruhe, Nähe zu Leipzig, individuelle Leipzig keine Kinder Meißen, Nordsachsen Wohnung

Zugewanderter 4 Angestellt in U50 Mit Partnerin, 1 *Hannover, Niedersachsen, Erbe, Familienheimat, gute Hannover Kind Hamburg, Stuttgart, Hannover, Anbindung Nordsachsen

Zugewanderter 5 Angestellt in TDO Ü30 Vater, *Brandenburg, Cottbus, Berlin, Landleben, Haus im Familienbesitz, Stiefmutter, Nah an der Heimat Einliegerwohnun g Zugewanderte 6 Angestellt in TDO U40 Partner mit Kind *LK Leipzig, Leipzig, Leipzig‐ Zusammenzug mit Partner, und eigenes Kind Lindenthal, Nordsachsen Landleben für Kind, Job Ergebnisse der Tiefeninterviews

Interview Wohn Berufstätigkeit Alter Migrationsbiografie Wichtigste Zuzugsgründe partner situation Zugewanderter 7 Renter Ü70 Mit Partnerin *Tschechien, Ruhrgebiet, Haus, Ruhe, schöne Landschaft Holland, Sylt, Garmisch, Bad Reichenhall, Berlin, Bayern, Nordsachsen

Zugewanderter 8 Angestellt in Ü30 Mit Parterin, 2 *Erfurt, Leipzig, Nordsachsen Erbe, Anbindung und Nähe zu Leipzig Kinder Leipzig, Garten für Kinder

Zugewanderte 9 2 Renter Ü70 Ehepaar 1. *Leipzig, Hamburg, Weimar, Familie in der Nähe mit neuem Leipzig, Nordsachen 2.*Sachsen‐ Eigenheim, Preis für Mietwohnung, Anhalt, Dessau, Leipzig, Garten Nordsachsen

Rückwanderer 1 Renterin Ü70 Alleinstehend *Nordsachsen, Wolfen, Siegen, Heimat, Familie, Ruhestand Nordsachsen Rückwanderer 2 Angestellt in TDO U60 Mit Partnerin *Nordsachsen, Bitterfeld, Familie im Umfeld, Haus geerbt Pforzheim, Nordsachsen Rückwanderer 3 Angestellt in TDO U50 Mit Partnerin, 1 *Nordsachsen, München, Eigenes Haus, Großeltern für die Kind Kinder in der Nähe, ZWEIFEL Die Wohnstandortentscheidung ZUFALL

Haus

Gehen Bleiben Ankommen Soziale Netzwerke Lebensentwurf Job

Das Ländliche: Möglichkeiten, Einschränkungen, Herausforderungen IDEEN, STRATEGIEN, LÖSUNGEN HERKUNFT 5. Aussichten Übergeordnete Trends der Stadt und Bevölkerungsentwicklung

In der Forschung derzeit keine Einigkeit, ob neue Suburbanisierung oder anhaltender Reurbanisierungstrend, eigene Empirie deutet auf Nebeneinander beider Prozesse hin • suburbanisierungsfördernde Faktoren: Immobilienpreisgefälle Stadt‐Umland‐ ländl. Raum, zunehmende Bedeutung des Wohneigentum als Altersvorsorge, zunehmende Bedeutung von Tele‐ und Heimarbeit, Umweltprobleme und Nutzungskonflikte in den wachsenden Kernstädten • suburbanisierungshemmende Faktoren: Wandel der Arbeitswelten und Mobilitätserfordernisse in der Dienstleistungs‐ und Wissensgesellschaft, Trend zu Doppelverdienerhaushalten und Multilokalität, Wandel der Rolle der Frau, Wandel der Wohnleitbilder und familienbezogenen Wertvorstellungen, Ausdünnung von Infrastrukturen in ländl. und suburbanen Räumen Aussichten

• Entwicklung der Region hängt stark davon ab, ob sich das Wachstum von Leipzig verstetigt: Die Region sitzt in einem Boot • Nachteile des Bevölkerungswachstums, z.B. Wohnungsmarktengpässe, können Abwanderungsneigung in den LK verstärken • Problem Distanzempfindlichkeit: gut erreichbare Gemeinden entlang der Hauptverkehrsachsen werden profitieren • Konkurrenz der Gemeinden um Einwohner, bes. junge Paare/Familien, absehbar, Kooperationen sinnvoll • Gemeinden müssen „sichtbar“ sein, um als potentieller Wohnstandort wahrgenommen zu werden (z.B. Naherholung, aktive Zivilgesellschaft,…) • Problem Altersstruktur: zukünftige Schrumpfung in heutiger Bevölkerungsstruktur schon angelegt, frühzeitig reagieren • Problem Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge in Schrumpfungsgebieten und kleinen Ortsteilen, Chance für innovative Lösungen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Leibniz‐Institut für Länderkunde

Dr. Tim Leibert Lennart Wiesiolek Schongauerstraße 9 Schongauerstraße 9 D‐ 04328 Leipzig D‐ 04328 Leipzig +49 341 600 55 188 +49 341 600 55 103 t_leibert@ifl‐leipzig.de l_wiesiolek@ifl‐leipzig.de www.ifl‐leipzig.de www.ifl‐leipzig.de