Wissen schafft Akzeptanz. ­Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Tätigkeitsbericht 2017

Inhaltsverzeichnis

Geleitwort der Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Barley 2

Geleitwort des Vorsitzenden des Fachbeirats Prof. Dr. Schwartz 4

Einführung des Vorstands 5

Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung 7

Erforschung der Verfolgung und Repression von LSBTTIQ 7

Archiv der anderen Erinnerungen 10

Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des Paragrafen 175 StGB 12

Veranstaltung „NS-Terror gegen Homosexuelle – Forschungskontroversen und erinnerungspolitische Positionen“ 12

Referat Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung 13

Hirschfeld-Lectures 13

Fachtag „Familie von morgen“ 14

Refugees & Queers 15

Hirschfeld-Akademie 16

Fußball für Vielfalt 18

Förderung von externen Projekten 21

Das Stiftungsjahr im Überblick 32

Veröffentlichungen der Bundesstiftung und ihrer Mitarbeiter_innen sowie Kooperationspartner_innen 36

Tagungsteilnahmen und Vorträge 37

Kommunikation- und Medienarbeit 39

Vermögensanlage 42

Gewinn- und Verlustrechnung 51

Ausblick auf 2018 52

Kuratorium und Fachbeirat 54

Drittmittelförderungen und Spenden 56

Impressum 58

Tätigkeitsbericht 2017 2

Geleitwort der Kuratoriumsvorsitzenden

Mit dem am 22. Juli 2017 in Kraft getrete- Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Part- nen Rehabilitierungsgesetz wurden endlich die nerschaften als Ehen zweiter Klasse ist damit Verurteilungen wegen einvernehmlicher ho- endlich beendet. mosexueller Handlungen zwischen Personen über 16 Jahren aufgehoben. Die betroffenen Die Erfolge des Jahres 2017 sind wichtige Mei- Menschen sollen für ihre Verurteilung, den lensteine auf dem Weg zu unserem Ziel, dass damit verbundenen Strafmakel sowie ver- es letztlich keine Rolle spielen darf, welche se- büßte Freiheitsentziehungen xuelle Orientierung jemand hat. finanziell entschädigt werden. Denn wie wir wissen, gehören Bisher wurden insgesamt rund Benachteiligungen, Diffa- 330.000 Euro ausgezahlt. Die mierungen und auch tätliche Entschädigung ist gewiss nicht Angriffe auf Menschen allein mehr als ein Symbol, aber ein aufgrund ihrer sexuellen Ori- wichtiger Schritt. Denn für entierung oder Identität leider Gerechtigkeit ist es nie zu spät! weiterhin zum Alltag. Ich appelliere an alle Betrof- fenen, ihr gutes Recht geltend Die Bundesstiftung Magnus zu machen und bestehende Hirschfeld engagiert sich Unterstützungsangebote zu sowohl mit eigenen als auch nutzen. mit von ihr geförderten Projek- Dr. Katarina Barley ten gegen Diskriminierungen Als sogenannte Kollektivent- und für Akzeptanz. Ich danke schädigung zur Rehabilitierung dem Vorstand sowie allen Mit- der nach Paragraf 175 StGB Verurteilten wurde arbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz ebenfalls im vergangenen Jahr mit der instituti- und unterstütze sie, weiter für Frieden, Frei- onellen Förderung der Bundesstiftung Magnus heit und Gleichberechtigung zu arbeiten und zu Hirschfeld aus dem Haushalt des Bundesminis- kämpfen. teriums der Justiz und für Verbraucherschutz begonnen. Diese Förderung wird auch 2018 Es gibt noch eine Menge zu tun. Ob lebensge- fortgesetzt, um die professionelle Arbeit der schichtliche Interviews nicht-heterosexueller Stiftung im Bereich der Forschung und Aufklä- Menschen, die geschichtliche Aufarbeitung ihrer rung zu stärken und dauerhaft zu sichern. Verfolgung, ihre Ausgrenzung im Sport, ihre komplexe Situation als Geflüchtete oder auch Das Jahr 2017 stellt auch mit der Einführung die neue Vielfalt von Familien: Die Bundesstif- der „Ehe für alle“ einen Wendepunkt im Le- tung Magnus Hirschfeld stellt sich gesellschafts- ben vieler Menschen dar. Seit dem 1. Oktober politisch bedeutsamen Fragen und versucht, 2017 können gleichgeschlechtliche Paare nun Antworten für ein gutes Zusammenleben in auch in Deutschland heiraten. Die rechtliche Vielfalt zu finden.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Geleitwort 3

Wir werden den Kampf gegen Diskriminierungen­ und für gleichberechtigte Teilhabe engagiert fortsetzen. Die Rechte von friedlichen Minder- heiten sind zu schützen – unabhängig davon, worauf der Unterschied zur Mehrheitsgesell- schaft beruht. Gerade am Schutz der Rechte auch kleinerer Gruppen von Menschen zeigt sich, wie wir Demokratie und Rechtsstaat als Ganzes begreifen.

In diesem Sinne wünsche ich der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld weiterhin viel Erfolg und eine breite gesellschaftliche Unterstützung!

Dr. Katarina Barley Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, Vorsitzende des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

Tätigkeitsbericht 2017 4

Geleitwort des Vorsitzenden des Fachbeirates

as Jahr 2017 hat wichtige Ereignisse Was die Forschungs- und Bildungsaktivi- mit sich gebracht, die wir eindeutig als täten der Bundesstiftung angeht, möchte ich Demanzipative Fortschritte für eine plu- aus wissenschaftlicher Sicht vor allem deren ralistische und gendergerechte Gesellschaft be- kontinuierlichen Einsatz für Forschungsprojekte grüßen können: Im Juli 2017 wurde vom deut- über Verfolgung und Diskriminierung homosexu- schen Parlament das „Gesetz zur Einführung des eller Menschen hervorheben. Die Ergebnisse des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen ersten diesbezüglichen Projekts, das die Jahre Geschlechts“ verabschiedet, das die bisherige zwischen 1933 bis 1945 sowie die Nachkriegs- Ungleichbehandlung heirats- zeit bis 1969/73 mit Blick auf williger Heterosexueller und homosexuelle Männer und lediglich „verpartnerter“ Ho- Frauen im Lande Rheinland- mosexueller beendet hat. Und Pfalz fokussierte und von der im selben Monat des vergange- Bundesstiftung in Kooperation nen Jahres trat das „Gesetz zur mit dem Institut für Zeitge- strafrechtlichen Rehabilitierung schichte München-Berlin (IfZ) der nach dem 8. Mai 1945 we- geleitet worden ist, konnte im gen einvernehmlicher homose- Januar 2017 der Öffentlichkeit xueller Handlungen verurteil- vorgestellt werden. ten Personen“ in Kraft, das die nach den zwischen 1949 und Im weiteren Verlauf des Jahres 1994 in der Bundesrepublik haben Bundesstiftung und IfZ Deutschland und in der DDR auch die Erarbeitung einer auf geltenden diskriminierenden Prof. Dr. Michael Schwartz diesen Ergebnissen basie- Strafrechtsbestimmungen ver- renden bildungsorientierten urteilten homosexuellen Men- Wanderausstellung beratend schen nicht nur die juristische Rehabilitierung begleitet, die mittlerweile im Januar 2018 in zuspricht, sondern ihnen auch eine (wenngleich eröffnet worden ist. Fortgesetzt wird die geringfügige) finanzielle Entschädigung für erlit- beratende Begleitung des weit umfangreicher tene Haftzeiten gewährt. strukturierten Projekts der Universität Stuttgart über Baden-Württemberg, das von der Weima- Dieses letztere Gesetz ist in entscheidenden rer Zeit bis in die 1970er Jahre reicht und neben Punkten von der im Juni 2016 veröffentlichten der Verfolgung und Diskriminierung homosexu- „Uracher Erklärung“ fast aller damaligen Mit­ eller Menschen auch nach Fällen von Trans*- und glieder unseres Fachbeirats nicht unbeeinflusst intersexuellen Personen sucht. geblieben. Dem mittlerweile in ein anderes Res- Im Dezember des Jahres 2017 haben Bun- sort der Bundesregierung gewechselten früheren desstiftung und IfZ mit Hilfe der Landesregie- Bundesminister der Justiz und früheren Kurato- rung von Rheinland-Pfalz ein weiteres landes- riumsvorsitzenden der Bundesstiftung Magnus spezifisches Forschungsprojekt begonnen, das Hirschfeld, Herrn Heiko Maas, möchte ich na- sich der Diskriminierung homosexueller Frauen mens unseres Gremiums für seinen persönlichen durch Ehe-, Scheidungs- und Familienrecht Einsatz in dieser wichtigen An­gelegenheit noch widmet. einmal ganz herzlich danken.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Geleitwort 5

Einzelne Mitglieder des Fachbeirats und Mit- Mitarbeiter_innen hoffentlich auch in Zukunft arbeiter der Bundesstiftung haben im Jahre fortsetzen. 2017 auch an zwei großen wissenschaftlichen Abschließend möchte ich dem hochenga- Tagungen zur Verfolgung und Diskriminierung gierten Team der Geschäftsstelle der Bundes- homosexueller Menschen im 20. Jahrhundert stiftung für seine wichtige Arbeit sehr herzlich mitgewirkt, die ich als Hochschullehrer der Uni- danken. versität Münster zum einen mit der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, zum anderen mit der Justizakademie des Landes Nordrhein- Westfalen in Recklinghausen mitorganisiert und im Mai bzw. Dezember 2017 durchgeführt habe. Diese deutliche Präsenz der Bundesstif- tung im deutschen Forschungs- und Erinne- Prof. Dr. Michael Schwartz rungsdiskurs ist sehr zu begrüßen und wird sich Vorsitzender des Fachbeirats durch das Engagement von Beirät_innen und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

Tätigkeitsbericht 2017 6

Einführung des Vorstandes Wissen schafft Akzeptanz.

Liebe Leser_innen, die Familie(npolitik)“. Die Dokumentation dazu erscheint voraussichtlich Ende 2018. das Jahr 2017 war ein in jeder Hinsicht auf­ Am 14. Mai enthüllten wir zusammen mit regendes und fruchtbares Jahr: Unsere Stiftung der Stadt Magdeburg eine Gedenktafel am Ort wurde aufgrund eines Beschlusses des Deut- der ersten Arztpraxis von Dr. Magnus Hirschfeld schen Bundestags erstmals durch eine institu- in der Magdeburger Innenstadt. Danach began- tionelle Förderung des Bundesministeriums der nen in unserer Stiftung die Vorbereitungen für Justiz und für Verbraucherschutz gefördert. Da- das Gedenkjahr 2018/2019 „150 Jahre Magnus durch konnten wir aus allen bisherigen Halbtags- Hirschfeld“ (14.5.2018) und „100 Jahre Institut nun Ganztagsstellen machen für Sexualwissenschaft (2019; und eine Halbtagsstelle – die offizielle Eröffnung: 9.7.1919). Assistenz der Geschäftsfüh- Gemeinsam mit Betroffe- rung/Projektförderungsma- nen der Gesetzgebung durch nagement – wieder neu einrich- den § 175 StGB, die ihre ten. Durch die Zuwendung des Lebensgeschichte im Rahmen Bundes haben wir außerdem unseres Interviewprojektes unsere externe Fördertätigkeit „Archiv der anderen Erinne- wieder aufnehmen und knapp rungen“ geteilt haben, und der 133.000 Euro an 34 Projekte in Antidiskriminierungsstelle des ganz Deutschland ausschütten Bundes freuten wir uns am können. 22. Juni über den Beschluss Beispiele aus unserer ei- des Deutschen Bundestages genen Projektarbeit: Im Januar für ein Aufhebungsgesetz, stellten wir gemeinsam mit durch das die Urteile kollektiv dem Land Rheinland-Pfalz und aufgehoben und eine individu- dem Institut für Zeitgeschichte Jörg Litwinschuh elle Opferentschädigung mög- München-Berlin (IfZ) die Ergeb- lich wird. In den vergangenen nisse unserer Kooperationsstudie „Strafrechtli- Jahren haben wir gemeinsam mit Betroffenen che Verfolgung und gesellschaftliche Repression und weiteren Zeitzeugen sehr intensiv hinter den von Schwulen und Lesben in der Nachkriegszeit“ Kulissen an der Ermöglichung dieses Gesetzes vor. Ab 2018 wird eine Wanderausstellung des mitgewirkt. Mit dem hart umkämpften Gesetz rheinland-pfälzischen Familienministeriums zur Rehabilitierung und Entschädigung der durch durch Rathäuser und Schulen in Rheinland-Pfalz den Paragrafen 175 StGB verurteilten Homose- ziehen. Im November beauftragte das Ministe- xuellen wurde ein entscheidender Beitrag dazu rium das IfZ in Kooperation mit unserer Stiftung, geleistet, den diskriminierten Opfern ihre Würde die Diskriminierung und Verfolgung lesbischer wieder zurückzugeben und deren Leiden anzu- Mütter durch Kindesentzug zu erforschen und in erkennen. Die BMH wird das Thema auch weiter Videos zu dokumentieren. intensiv begleiten. Im April veranstalteten wir erstmals mit zahlreichen evangelischen Institutionen den Am 30. Juni folgte im Deutschen Bundestag Fachtag „Familie von morgen. Neue Werte für mit der Ehe für alle ein weiterer historischer

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Einführung des Vorstands 7

Beschluss zur völligen rechtlichen Gleichstellung der (75 Prozent der befragten Stiftungen) und der „Arbeit Homosexuellen. Ich danke allen Politiker_innen, NGOs, für Toleranz, Vielfalt und gegen Diskriminierung“ Rechtsexpert_innen und homosexuellen Paaren, die (64 Prozent). Unsere Stiftung wird in den kommenden Prozesse geführt haben: Durch ihre teils jahrzehnte- Jahren – mehr denn je – als Akzeptanzförderin und als langen Anstrengungen haben sie auf dieses Ergebnis Antidiskriminierungsstiftung gebraucht werden und hingearbeitet und nie aufgegeben. gefragt sein. Dazu braucht es Bildung und Forschung. Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Homo- und Transphobie, Rechtsextremismus und reli- Bildung entwickelt sich unser Modellprojekt „Refu- giösem Fundamentalismus werden wir selbstbewusst gees and Queers. Politische Bildung an der Schnitt- und unaufgeregt entgegentreten helfen. Dazu braucht stelle von LSBTTIQ und Flucht/Migration/Asyl“ zu es auch neue Bündnispolitiken, starke LSBTTIQ-Koali- einem queeren Leuchtturm. tionär_innen und liberale Partner_innen in Kirchen und Die kontinuierlich hohe Zahl der Förderanträge wie Religionsgemeinschaften. Bitte fordern und fördern auch deren inhaltliche Bandbreite sind nicht nur ein Sie uns kräftig auf diesem Weg! Beleg für die Wichtigkeit unserer Stiftung, sondern auch dafür, welchen Stellenwert und Bedeutung sie in Zum Schluss bleibt mir der Hinweis auf freudige An- den wenigen Jahren seit ihrer Gründung erlangt hat. lässe, um gemeinsam mit Ihnen das Hirschfeld-Jahr Diesen hohen Erwartungen wollen wir auch weiterhin einzuleiten: Am 14. Mai gedenken wir den Lebens- gerecht werden. leistungen von Dr. Magnus Hirschfeld und seinen Zu guter Letzt ist es mir an dieser Stelle ein großes Mitkämpfer_innen in einem großen Festakt in Berlin. Bedürfnis, mich im Namen der Bundesstiftung Mag- Am 12. Juli bringt die Deutsche Post anlässlich des nus Hirschfeld bei unserem früheren Kuratoriumsvor- 150. Geburtstages unseres Namensgebers eine Brief- sitzenden Bundesjustizminister a. D. Heiko Maas, den marke heraus, die wir mit einem Festakt im Centrum weiteren Mitgliedern des Kuratoriums und des wissen- Judaicum – Stiftung Neue Synagoge Berlin, präsen­ schaftlichen Fachbeirats für ihre Arbeit und den pro- tieren. Mit vielen weiteren Veranstaltungen und Pro- duktiven wie bereichernden Austausch zu bedanken. jekten werden die beiden kommenden Jahre ganz im Fokus von Magnus Hirschfeld und seinem Institut Ein besonderer Dank gilt zudem auch all jenen Men- für Sexualwissenschaft stehen. schen und Einrichtungen, die beispielsweise durch Drittmittelförderungen, Spenden und als Koope- Berlin, 25. April 2018 rationspartner_innen unsere Arbeit ermöglicht und unterstützt haben. Last but not least danke ich allen Mitarbeiter_innen der Stiftung, die erneut Großartiges geleistet haben: Ohne sie wäre die Stiftung nichts.

Stiftungen sehen sich als „zentrale Player innerhalb der Demokratieförderung in Deutschland“. Dies zeigt eine Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Stif- tungen, in welchem wir Mitglied sind. Der Schwer- Jörg Litwinschuh punkt im Einsatz für mehr Demokratie liegt auf der Geschäftsführender Vorstand „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

Tätigkeitsbericht 2017 8

Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung

Dr. Daniel Baranowski ist seit 2015 wissenschaftlicher Referent Kultur, Geschichte und Erinnerung. Er war zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Forschungsprojekte zur Verfolgung und Repression von LSBTTIQ in Kooperation mit anderen Einrichtungen

Die Erforschung der Geschichte der LSBTTIQ von Lesben, Schwulen und Trans*-Personen – ihrer Diskriminierungen, Repressionen und vor, nach und während der Zeit des National- Verfolgungen wie auch ihrer gesellschaftlichen sozialismus? Wie konnten LSBTTIQ angesichts Emanzipationsprozesse – ist einer der zentralen der Ausgrenzung und staatlichen Verfolgung Arbeitsschwerpunkte der Bundesstiftung Mag- Freundschaften und Beziehungen pflegen, sich nus Hirschfeld. in Gruppen zusammenschließen oder politisch In Zusammenarbeit mit dem Institut für organisieren – zumal fernab der Metropolen mit Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) konnten in ihren ausgeprägten subkulturellen Strukturen? Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg erst- Fragen wie diese waren bislang gar nicht mals umfangreiche Projekte zur Aufarbeitung oder lediglich unzureichend zu beantworten. der strafrechtlichen Verfolgung und Diskriminie- Denn nicht nur fehlten entsprechende Forschun- rung auf den Weg gebracht werden. gen zumindest für Flächenländer jenseits der Metropolen, und damit insbesondere für Le- „Lebenswelten und Verfolgungsschicksale ho- benssituationen in kleineren Städten und ländli- mosexueller Männer in Baden und Württemberg chen Regionen, viele entscheidende Materialien im Nationalsozialismus und in der Bundesrepub- waren unzureichend archiviert, zum Teil vernich- lik Deutschland“ tet, die raren vorhandenen Quellen wiederum oft nicht recherchiert und gesichtet. Welche Folgen hatten die gesellschaftlichen und juristischen Repressionen für das Leben

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung 9

Mit dem 2016 gestarteten Forschungspro- Begleitet wird das Forschungsvorhaben durch jekt „Lebenswelten und Verfolgungsschicksale ein Public History-Projekt. Geplant sind unter homosexueller Männer in Baden und Würt- anderem die bessere Vernetzung von LSBTTIQ- temberg im Nationalsozialismus und in der Gruppen, Geschichtswerkstätten, Museen, Bundesrepublik Deutschland“ setzt das Land Archiven und politischen Bildungsprojekten. Baden-Württemberg nicht nur ein wichtiges Darüber hinaus sollen Workshops und Veran- gesellschaftspolitisches Zeichen. Es schließt staltungen zur LSBTTIQ-Geschichte durchge- zudem auch „einen blinden Fleck in der wissen- führt werden. Zentrales Werkzeug für diese schaftlichen Forschung über Strafverfolgung Aktivitäten ist die Webseite www.lsbttiq-bw. und gesellschaftliche Ausgrenzung von Homose- de. Sie fungiert gleichermaßen als Wissensspei- xuellen“ in der Geschichte des Bundeslandes, so cher- und Kommunikationsplattform und dient die baden-württembergische Ministerin Theresia zum einen dazu, die interessierte Öffentlichkeit Bauer (Bündnis 90/Die Grünen). Das von ihr ge- am Stand der Forschungen teilhaben zu lassen. führte Ministerium für Wissenschaft, Forschung Zum anderen wird sie dazu genutzt, Geschichts- und Kunst hat dafür bereits Mittel in Höhe von zeug_innen zu finden und Bürger_innen zur Mit- 250.000 Euro bereitgestellt, die vollumfäng- hilfe zu bewegen, um beispielsweise persönliche lich an die Universität Stuttgart ausgeschüttet Unterlagen wie Fotos, Briefe, Zeitschriften oder wurden. Deren Direktor der Abteilung für Neuere Korrespondenzen mit Behörden den beteiligten Geschichte am Historischen Institut, Prof. Dr. Historiker_innen zur Verfügung zu stellen. Wolfram Pyta, leitet dort die Forschungen in Ermöglicht wurde die Entwicklung dieses Kooperation mit der BMH und dem IfZ. Internetportals 2016 durch die Förderung des Das Forschungsdesign dieses Projekts Sozialministeriums in Baden-Württemberg umgreift erstmals systematisch die Geschichte und 2017 durch eine Förderung der BMH; die lesbischer, schwuler, bisexueller, transgender, Pflege der Plattform im zweiten Halbjahr 2017 trans- und intersexueller sowie queerer Men- wurde durch die Universität Stuttgart finanziell schen in Baden und Württemberg während des gesichert. Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik und lässt LSBTTIQ nicht nur als Opfer von Ver- Zum Jahresende 2017 legte das Forschungs­ folgung und Diskriminierung, sondern ebenso team der Universität Stuttgart bereits einen deutlich als Akteur_innen in verschiedenen his- ersten Zwischenstands-Bericht ihrer Arbeit am torischen Konstellationen sichtbar werden. Modul I vor. Neben den grundlegenden Vorar- beiten wie der Analyseoptik und Ausführungen zum methodischen Vorgehen konnten bereits Das auf drei Jahre angelegte For­ die Forschungsergebnisse zu den Lebenswelten schungsprojekt soll 2019/20 abge­ in der Weimarer Republik ausformuliert werden. schlossen sein und ist in drei Module „Baden ist nicht Berlin und Württemberg nicht aufgeteilt: Weimar“ haben die Autor_innen dieses Kapitel der Studie überschrieben. Damit soll deutlich • Modul I untersucht die Lebenswelten und gemacht werden, dass das lebensweltliche Verfolgungsschicksale homosexueller Män- Gefüge homosexueller Männer in den 1920er ner im Nationalsozialismus und nach 1945. und beginnenden 1930er Jahren im deutschen Dieses Teilprojekt konnte 2017 bereits ab- Südwesten keineswegs etwa mit dem in Berlin geschlossen werden. vergleichbar war. Dennoch, so die Historikerin • Modul II erforscht die staatliche Repression Dr. Julia Munier, hätten sich – insbesondere in und Verfolgung nach § 175 RStGB/StGB. den Groß- und Universitätsstädten wie Mann- Für dieses Teilprojekt wurden die benötigten heim, Stuttgart und Karlsruhe und befördert Mittel beim Ministerium für Wissenschaft, durch künstlerisch-avantgardistische, wissen- Forschung und Kultur beantragt. schaftlich-liberale und sexualaufklärerische • Modul III fokussiert auf die Lebensweisen Kontexte – Freundschaftsbünde und Aktions- und Repression von lesbischen Frauen sowie gruppen sowie private Netzwerke bilden können. intersexueller und Trans*-Personen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialis- ten hatten sich dann allerdings die Bedingungen auch im Südwesten dramatisch verändert. Die

Tätigkeitsbericht 2017 10 Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung

zunächst in Berlin vollzogenen Maßnahmen zur Schriftsetzers, haben sich als aufschlussreiche Zurückdrängung bzw. tendenziellen Zerstörung Dokumente erwiesen. In diesem genannten der homosexuellen Lebenswelten wirkten sich Fall lässt sich exemplarisch die Bedeutung der auch auf Baden und Württemberg aus. Schweiz für Homosexuelle aus (Süd-)Deutsch- Das Forscher_innenteam konnte in diesem land nachvollziehen. Für sie war das an Baden Zusammenhang nicht nur neu entdeckte Ego- und Württemberg angrenzende Nachbarland mit Dokumente auswerten, so etwa jene des als seiner lebendigen Homosexuellenszene insbe- „Stuttgarter Originals“ bezeichneten Trans- sondere in der frühen Phase des Nationalsozia- vestiten Toni Simon (1887–1979). Auch Akten- lismus und in den 1950er Jahren ein wichtiger funde, wie etwa im Staatsarchiv Ludwigsburg Zufluchtsort. zum Schicksal eines in Friedrichshafen lebenden „Verfolgung und Diskriminierung von Homo­ sexualität in Rheinland-Pfalz“

Am 13. Dezember 2012 beschloss der Land- Herausforderungen gestellt. Nicht nur waren die tag Rheinland-Pfalz einstimmig den Antrag zur Aktenfindung und Sichtung erschwert, auch das „Aufarbeitung der strafrechtlichen Verfolgung Aufspüren privater und persönlicher Dokumente und Rehabilitation homosexueller Menschen“ von Betroffenen erwies sich als schwierig. Zu- in Rheinland-Pfalz. „Die Aufarbeitung ist ein dem mussten die beiden Historiker_innen die wichtiger Schritt, um die nachfolgenden Gene- Erfahrung machen, dass Geschichtszeug_innen rationen gegenüber homophoben Tendenzen zu aufgrund der lebensgeschichtlichen Nachwir- sensibilisieren“, erklärte die zuständige Fami- kung der erlebten Diskriminierungen nur geringe lienministerin Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Bereitschaft zu Interviews zeigten. Grünen). Ihre Vorgängerin, Irene Alt (Bündnis 90/ Dennoch gelang es, die Verfolgungs- und Die Grünen), hatte nach dem Beschluss die ent- Diskriminierungsgeschichte von lesbischen sprechenden Forschungen und damit die erste Frauen und schwulen Männern zwischen 1946 umfassende Studie zur Repression Homosexu- und 1973 in Rheinland-Pfalz – und damit in eller für ein deutsches Flächenland in Auftrag einem Flächenland der Bundesrepublik Deutsch- gegeben. land mit starker katholischer Prägung – in einer Fünf Jahre später liegt dieses erste große, 382-seitigen Publikation nachzuzeichnen. Der mit 100.000 Euro staatlich finanzierte For- Schwerpunkt lag dabei auf der Verfolgung ho- schungsprojekt vor, das vom IfZ in Zusammen- mosexueller Handlungen zwischen Männern, arbeit mit der BMH und mit Unterstützung einer doch konnten auch neue Sichtweisen auf juris- Projektgruppe diverser Landesressorts, der tische und gesellschaftliche Diskriminierungen Landeszentrale für Politische Bildung sowie des lesbischer Frauen erarbeitet werden. im zivilgesellschaftlichen Raum hochengagier- Im Ergebnis war die strafrechtliche Ver- ten Verbandes QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. folgung männlicher Homosexualität von der umgesetzt wurde. Gründung des Landes Rheinland-Pfalz 1946 bis zur Reform des Paragrafen 175 StGB im Jahr Am 23. Januar 2017 präsentierte die Staats- 1969 erheblich: Gegen 5.939 Tatverdächtige sekretärin im rheinland-pfälzischen Famili- wurde ermittelt, 2.880 Männer und Jugendliche enministerium und Landesbeauftragte für wurden verurteilt. Zusätzlich erlebten noch weit Gleichgeschlechtliche Lebensweisen und mehr Betroffene Demütigungen, moralische Ab- Geschlechtsidentität, Dr. Christiane Rohle- wertungen und schwere berufliche Nachteile – der, gemeinsam mit den am Projekt Betei- nicht zuletzt im Zuge von Ermittlungsverfahren. ligten auf einer Veranstaltung im Landes- Neben beispielhaften Fällen wie dem eines museum Mainz der Öffentlichkeit die zentralen Koblenzer Polizisten, der nach seiner Verhaftung Forschungsergebnisse. nur noch die Selbsttötung als Ausweg sah, öff- net die Studie den Blick dafür, wer auf Ländere- Bei ihren Forschungen sahen sich Dr. Kirs- bene für die Durchsetzung des Paragrafen 175 ten Plötz und Dr. Günter Grau vor besondere StGB verantwortlich zeichnete. So profilierten

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung 11

sich rheinland-pfälzische Gründungsväter wie ihr Kind entzogen, weil sie nunmehr eine lesbi- Justizminister Dr. Adolf Süsterhenn, Minister- sche Beziehung führte. Ein solches gerichtliches präsident Peter Altmeier und der aus der regio- Vorgehen war möglicherweise weiterverbreitet nalen CDU stammende Bundesfamilienminister und mit der vorliegenden Studie bekommt diese Dr. Franz-Josef Wuermeling als rigide Wächter schwerwiegende Repression gegenüber lesbi- einer christlich-konservativ verstandenen „Sitt- schen Müttern endlich historische Aufmerksam- lichkeit“, die sie als Leitlinie der Landesverfas- keit. Zurzeit fördern das rheinland-pfälzische sung und -politik einsetzten. Besonders Süster- Familienministerium und die BMH hierzu eine henn und Wuermeling agierten in diesem Sinne neue Studie: „Juristische Diskriminierung lesbi- weit über Rheinland-Pfalz hinaus; Grundgesetz scher Frauen. Der Entzug des Sorgerechts bzw. und Bundespolitik tragen ihre Spuren. Erhebli- der elterlichen Gewalt in Rheinland-Pfalz“. Diese chen Einfluss hatten zudem Institutionen wie beim IfZ in Auftrag gegebene Studie hat das der Volkswartbund – eine katholische Laienorga- Ziel zu erforschen, ob die bisher rekonstruier- nisation mit enger Anbindung an den Erzbischof ten Einzelfälle tatsächlich relativ selten waren von Köln – im Kampf gegen öffentliche Unsitt- oder sie lediglich die bekannt gewordene „Spitze lichkeit, der „Homosexualität als akute öffentli- eines Eisbergs“ darstellen und sehr viel weiter che Gefahr“ ansah. reichende Wirkungen solcher Diskriminierungen Eine weitere weitreichende Erkenntnis der stattgefunden haben. Studie ist es, dass lesbische Liebe nach 1945 nachweislich bewusst diskriminiert wurde. So Eine 47-seitige Kurzzusammenfassung der Stu- setzte sich das Land Rheinland-Pfalz für eine die ist unter http://mh-stiftung.de/wp-content/ Zensur ein, die positive Beschreibungen lesbi- uploads/Kurzfassung.pdf abrufbar, die Langfas- scher Beziehungen der Öffentlichkeit entzog. sung unter https://mffjiv.rlp.de/fileadmin/MFF- Einer Mutter wurde von einem Gericht in Mainz JIV/Familie/8_Gesamtdokument_final_2.pdf. Archiv der anderen Erinnerungen

Mit dem 2013 gestarteten Projekt „Archiv der von Einzelnen, deren persönliche Sichtweise anderen Erinnerungen“ trägt die BMH dazu bei, auf vergangene Ereignisse und ihr Leben, die durch lebensgeschichtliche Videointerviews mit das Spektrum von LSBTTIQ-Geschichte erhellen LSBTTIQ individuelle Erfahrungen zu sammeln, und erweitern. zu archivieren und mittelfristig für Wissenschaft 2017 konnten acht Videointerviews durch- und Forschung zugänglich zu machen. Das Pro- geführt werden: fünf mit Frauen sowie drei mit jekt umfasst die Vorbereitung, Durchführung, Männern. Insgesamt umfasst das „Archiv der Sicherung, Nachbereitung und Erschließung anderen Erinnerungen“ nunmehr 42 lebens- der Interviews und möchte die Lebenswelten geschichtliche Interviews (davon 20 Männer-, von LSBTTIQ insbesondere von den 1950er bis 20 Frauen- und 2 Trans*-Interviews) mit einer 1980er Jahren bewahren und sichtbar machen. Gesamtlänge von nahezu 150 Stunden. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die persön- Auf Basis der bisherigen Erfahrungen und liche Lebensgeschichte – ob sie von Diskrimi- unter Einbeziehung der Rückmeldungen der nierungen und Ausgrenzungen geprägt ist oder Interviewten wurde 2017 eine Handreichung nicht – mit der Frage nach der sexuellen Orien- erarbeitet. Mit dieser ca. 60-seitigen Verfah- tierung und/oder geschlechtlichen Identität ver- renserläuterung wird ein einheitliches organisa- knüpft ist. Es geht weniger um eine historische torisches und methodisches Vorgehen sicher- Dokumentation der LSBTTIQ-Geschichte als sol- gestellt. Sie ist verbindliche Grundlage aller cher, als vielmehr um die konkreten Erfahrungen Arbeiten im Rahmen des Videoarchivs. und die vielen, durchaus heterogenen Stimmen

Tätigkeitsbericht 2017 12 Referat Kultur, Geschichte und Erinnerung

Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des Paragrafen 175 StGB

Am 22. Juni 2017 beschloss der Bundestag schließlich die Tatsache, dass der Gesetzestext einstimmig, alle Personen die nach dem 8. Mai kurz vor der abschließenden Abstimmung noch 1945 nach § 175 StGB bzw. § 151 StGB-DDR einmal geändert wurde. Nunmehr sind Betrof- verurteilt wurden, zu rehabilitieren. Die gegen sie fene von der Rehabilitierung ausgeschlossen, ergangenen Urteile sind kraft Gesetzes aufgeho- wenn ihre Urteile auf sexuellen Handlungen ben und die Betroffenen können auf Antrag eine mit unter 16-Jährigen basieren. Die ursprüng- Entschädigung erlangen. lich vorgesehene Altersgrenze von 14 Jahren Für die BMH wie auch für die Antidiskrimi- (entsprechend des allgemeinen Schutzalters für nierungsstelle des Bundes, die sich gemeinsam sexuelle Handlungen) war auf Druck der CDU/ für eine Aufhebung der Urteile eingesetzt hat- CSU-Fraktion angehoben worden. ten, war dies ein Tag der Freude. Betroffen wa- Die BMH hat nach Inkrafttreten des Auf- ren davon auch einzelne Interviewte des „Archiv hebungsgesetzes alle Betroffenen aus dem der anderen Erinnerungen“. Interviewprojekt bei der Antragstellung für Fünf von ihnen hat die BMH zur ersten Le- Entschädigung unterstützen können. Weiteren sung des Gesetzentwurfes und zu einem Treffen Personen, die die BMH wegen Hilfestellung kon- mit dem damaligen Bundesjustizminister Heiko taktiert hatten, konnte durch Vermittlung an die Maas begleitet. Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren Enttäuschend für alle Beteiligten war e.V. (BISS) weitergeholfen werden. „NS-Terror gegen Homosexuelle – Forschungs­ kontroversen und erinnerungspolitische Positionen“

Die Verfolgung und Ermordung von Homo- Konzentrationslager besucht. „Unsere Blumen sexuellen zwischen 1933 und 1945 war über mit Schleife, mit denen wir an die Rosa-Winkel- Jahrzehnte aus dem kollektiven Gedenken an Häftlinge erinnern wollten, waren noch am Tag die Verbrechen des Nationalsozialismus ausge- unserer Abfahrt bereits in einem Müllcontainer klammert. Eine differenzierte Aufarbeitung hat gelandet“, schildert Lutz van Dijk den ernüch- erst sehr spät und auf Druck der homosexuellen ternden Abschluss dieser Reise. Inzwischen aber Emanzipationsbewegung begonnen. werde auch in Polen zum Schicksal Homosexu- Über deren Stand informierte am 25. April eller in der NS-Zeit geforscht, wie van Dijk an 2017 eine gemeinsame Veranstaltung der Stif- einigen erfreulichen Beispielen darlegte. „Um die tung Denkmal für die ermordeten Juden Euro- Nazi-Ideologie umfassend zu begreifen, müssen pas, der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste wir die ganze Wahrheit zulassen“, begründete e.V. und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld van Dijk die Wichtigkeit, gerade auch der Häft- im Berliner Dokumentationszentrum Topogra- linge in Auschwitz weiterhin zu gedenken. phie des Terrors. Prof. Dr. Michael Schwartz vom „So sehr alle Geschichtsschreibung sich Institut für Zeitgeschichte München – Berlin immer auch an aktuellen Interessen und politi- skizzierte in seinem Vortrag die Entwicklung der schen und anderen Widersprüchen reiben wird, Erinnerungskultur in Deutschland und den aktu- so sehr darf der Anspruch nach wahrhaftiger ellen Forschungsstand. und vollständiger Erforschung nicht aufgegeben Der Historiker und Schriftsteller Dr. Lutz werden – über alle möglicherweise trennen- van Dijk beleuchtete das Erinnern an die Häft- den politischen, weltanschaulichen und religi- linge mit dem Rosa Winkel in der Gedenk- ösen Grenzen und Meinungsverschiedenheiten stätte Auschwitz. 1989 hatte er gemeinsam hinweg.“ mit anderen schwulen Männern, darunter auch einem Überlebenden, das ehemalige

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld 13

Referat Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung­

Dr. Carolin Küppers ist seit 2015 wissenschaftliche Referentin Gesellschaft, Teilhabe und Antidiskriminierung. Sie forscht zu medialen Diskursen über queere Fluchtmigration und leitet Bildungsworkshops zu Gendersensibilisierung, Homo- und Transfeindlichkeit sowie zur Situation von LSBTTIQ in Deutschland.

12. Hirschfeld-Lecture

Substanzgebrauch stellt in queeren Commu- Debatten darüber würden vielmehr polarisiert nities sowohl eine gängige Praxis als auch ein geführt. Auf der einen Seite werden die Folgen, Gesundheitsrisiko dar. Erfahrungen gesellschaft- die Substanzkonsum für die Betroffenen und licher Stigmatisierung und Diskriminierung spie- ihr Umfeld haben können, klein geredet oder gar len dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. nicht erst thematisiert; auf der anderen Seite Diesem Thema widmete sich am 25. Oktober werden die positiven Aspekte von und Motive 2017 in Berlin die 12. Hirschfeld-Lecture, zu der für den Rausch, wie beispielsweise Neugier und die BMH gemeinsam mit den Kooperationspart- Lust, wenig wahrgenommen. Zwischen diesen nern Deutsche AIDS-Hilfe und Schwulenbera- Positionen ist es für Menschen, die beim Sub- tung Berlin ins Wilde Oscar/Lebensort Vielfalt stanzkonsum die Kontrolle verlieren, wie auch eingeladen hatte. für deren Umfeld schwierig, einen solidarischen Unter dem Titel „Queers und Substanzge- Umgang zu finden. Dazu kommt, dass sie in der brauch – Dauerthema und Tabu“ stellte Dipl. Gesundheitsfürsorge zudem häufig auf trans*- Psych. Dr. Gisela Wolf Daten aus der aktuellen und homofeindliche Vorannahmen treffen. Wie Forschung über Sucht und Substanzkonsum also solidarisch über Substanzkonsum disku- bei queeren Personen vor und zeichnete Com- tieren? Wie die Folgen von Substanzgebrauch in munity-Diskussionen zum Thema exemplarisch der Community thematisieren, ohne das Verhal- nach. ten Einzelner zu problematisieren, aber doch den Aktuellen Studien zufolge konsumieren gesellschaftlichen Kontext im Blick behalten, in queere Menschen häufiger riskante psychotrope dem dies stattfindet? Substanzen. Eine offene, wertungsfreie und Auf diese Fragen versuchte Gisela Wolf diskriminierungssensible Diskussion darüber mit ihrem Vortrag Anregungen und Antworten finde leider nur selten statt, so Gisela Wolf. Die zu geben. Im Anschluss vertiefte Moderator

Tätigkeitsbericht 2017 14 Referat Gesellschaft, Teilhabe und Anti­diskriminierung

Richard Lemke (Universität Mainz) die Thematik Deutschland bzw. in Berlin im Besonderen. im Gespräch mit den Gästen Dr. Pum Kom- Gisela Wolfs Vortrag „Queers und Subs- mattam (Psychologischer Psychotherapeut/ tanzgebrauch – Dauerthema und Tabu“ wurde Lesbenberatung LesMigraS), Tanya Dolis (Psy- im Dezember 2017 als Band 12 der Hirschfeld- chologische Psychotherapeutin), Arnd Bächler Lecture-Reihe im Wallstein Verlag Göttingen (Schwulenberatung), Dr. Dirk Sander (DAH), Timo veröffentlicht. Koch (Teilnehmer 12 Schritte Programm) und Dr. Martin Viehweger (Veranstalter „Let’s talk about Seit Mai 2017 liegt mit „Koalitionen des Über­ sex and drugs“). Die Diskussionsrunde erörterte lebens. Queere Bündnispolitiken im 21. Jahr- die Prävalenzzahlen von riskantem Substanzge- hundert“ auch die 11. Hirschfeld Lecture in brauch in der LSBTTIQ-Community und beleuch- Buchform vor, die am 20. November 2016 von tete die Versorgungssituation z.B. im Bereich Prof. Dr. Sabine Hark im Rahmen der 3. Hirsch- Prävention und psychologische Beratung in feld-Tage in Leipzig gehalten wurde. Fachtag „Familie von morgen. Neue Werte für die Familie(npolitik)“

Welche Familie ist gemeint, wenn es in Artikel 6 Aufgeteilt war die Tagung in drei große des Grundgesetzes heißt: „Ehe und Familie ste- thematische Bereiche: Im ersten Block mit der hen unter dem besonderen Schutze der staatli- Überschrift „Die gelebte Vielfalt von Familie – chen Ordnung“? Der Fachtag „Familie von mor- gestern und heute“ wurde nachgezeichnet, wie gen. Neue Werte für die Familie(npolitik)“ vom 5. sich das Bild der Familie im Laufe der Zeit von bis 7. April 2017 in Berlin sollte Orientierung bie- der christlich-bürgerlichen Familie im Kaiserreich ten, wie ein gutes Zusammenleben der verschie- bis zu vielfältigen aktuellen Lebensgemeinschaf- denen Familienformen weiterhin gestärkt wer- ten ausdifferenziert hat. den kann, und die Chancen einer Familienvielfalt Die thematischen Einheiten am zweiten Tag aufzeigen. Zu der Veranstaltung im Tagungswerk beschäftigten sich vor allem mit den Bedingun- Jerusalemkirche in Berlin-Kreuzberg eingeladen gen unter denen Kinder in vielfältigen Familien hatten die BMH und die Evangelische Akademie mit erwerbstätigen Eltern aufwachsen und wel- zu Berlin und der Evangelische Kirchenkreis Ber- chen Einfluss Bildung auf vielfältige Formen von lin Stadtmitte als Kooperationspartner. Familien hat. Um das Potenzial und die Herausforderun- In drei parallelen Sektionen standen außer- gen der gelebten Vielfalt von Familie für Politik dem die Themen Partnerschaft, intergenera- und Ethik näher zu fassen, wurden deskriptive tionale Beziehungen sowie Geschlechterrollen Zugänge (historisch, soziologisch) mit normati- und familiäre Beziehungen im Mittelpunkt. Hier ven Zugängen (ethisch, rechtlich, politisch) mit wurden sehr unterschiedliche Aspekte betrach- ihren unterschiedlichen Wertvorstellungen und tet: von verschiedenen Fürsorgebeziehungen Leitbildern ins Gespräch gebracht. Darunter wa- in Familien über Regenbogenfamilien bis hin zu ren Menschen mit Verantwortung in der Famili- polyamoren Familienkonstellationen. enpolitik, Multiplikator_innen in der Sozialarbeit Der dritte, auf ethisch-theologische Aspekte und in der kirchlichen Gemeindearbeit, aus den ausgerichtete Block des Fachtags, griff die Frage Bereichen Gender Studies, Diversity und Regen- auf, welche Kriterien es für das Zusammenleben bogenfamilien. Darüber hinaus nahmen kirchli- verschiedener Familienformen gibt. Die abschlie- che Fachbeauftragte für die Arbeit mit Familien, ßende Podiumsdiskussion schlug schließlich Kindern und Jugendlichen, Wissenschaftler_in- den Bogen von alten Bildern zu neuen Rollen nen und Studierende aus den Bereichen Päda- in Familie und Gesellschaft. Zentral war dabei gogik, Soziologie, Geschichtswissenschaften, unter anderem die Forderung, künftig in der Kulturwissenschaften, Theologie und Religi- institutionellen Familienpolitik verstärkt auch onspädagogik und Medienvertreter_innen am plurale Familienformen zu berücksichtigen und Fachtag teil. damit auch vielfältigen Geschlechtsidentitäten

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Referat Gesellschaft, Teilhabe und Anti­diskriminierung 15

und sexuellen Orientierungen einen – rechtlich Aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit und abgesicherten –Rahmen zu geben. der vielen positiven Rückmeldungen zum Fach- tag plant die BMH weitere Kooperationsprojekte Die Vorträge des Fachtags „Familie von morgen. mit der Evangelischen Akademie zu Berlin. Neue Werte für die Familie(npolitik)“ werden Für die finanzielle Förderung danken wir voraus­sichtlich Ende 2018 in einem gleichnami- dem Bundesministerium für Familie, Senioren, gen Tagungsband publiziert. Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Diakonie Deutschland (Bundesverband). Refugees & Queers – Politische Bildungsarbeit an der Schnittstelle LSBTTIQ und Flucht / Migration / Asyl

Nach dem erfolgreichen Fachtag „Refugees and sich auszutauschen und sich zu vernetzen. Die Queers“ im November 2016 wird das durch die BMH kooperierte für diese Veranstaltung mit Bundeszentrale für politische Bildung geförderte dem rubicon e.V. und der Fachstelle „Queere Projekt „Refugees & Queers. Politische Bildung Jugend NRW – Projekt Geflüchtete Queere an der Schnittstelle von LSBTTIQ und Flucht / Jugendliche“. Migration / Asyl“ dank der erneuten Förderung Das Projektseminar der Hochschule Esslin- seit April 2017 in der BMH weitergeführt. Das gen stellte einen Erklärfilm zur Situation queerer Projekt hat zum Ziel, Akteur_innen, die in diesem Geflüchteter vor. Katja Schröder (rubicon e.V.) Themenbereich arbeiten, bundesweit zu ver- und Patrick Dörr (LSVD e.V.) tauschten sich mit netzen, fachlichen Austausch zu fördern und zu den Teilnehmenden über ihre Erfahrungen zu Synergien beizutragen. Schulungen und Sensibilisierungen zum Thema LSBTTIQ-Geflüchteter in Unterkünften, Ämtern, Sprachmittlung und Willkommensinitiativen Vernetzungstreffen in Berlin und Köln aus. Ibrahim Mokdad (rubicon e.V./sofra colo- gne), Ichraf Ouhtit (Rosa Strippe e.V.), Alia Khan- Das erste “Refugees & Queers“-Vernetzungs- num (LSVD e.V.) und Ajay Sathyan diskutierten treffen, zu dem die BMH am 9. Juni 2017 ins ihre Situation und Erfahrungen als Queer Refu- „Aquarium“ in Berlin-Kreuzberg Akteur_innen gee Aktivist_innen. Zum Abschluss gaben Pouya und Aktivist_innen eingeladen hatte, stieß auf Arastoo (rubicon e.V./baraka), Fadi Saleh (Uni- breites Interesse: Über 40 Teilnehmende, darun- versität Göttingen) und Raphael Bak (SCHLAU ter Vertreter_innen von migrantischen Selbst- NRW) Einblicke in ihre Arbeit und diskutierten organisationen, von LSBTTIQ-Bildungs- und Konzepte zu geschlechtlicher Identität und se- Beratungseinrichtungen wie aus dem Gesund- xueller Orientierung jenseits westlicher Deu- heitsbereich, hatten die Möglichkeit genutzt, um tungsmacht. Nach dem Vernetzungstreffen gab neben der Vernetzung auch vertiefend Sachfra- es einen gemeinsamen Ausklang mit Essen und gen zu diskutieren. Erörtert wurden beispiels- Musik in den Räumen des rubicon e.V. mit ba- weise bildungs- und sozialpolitische Forderun- raka, der Kölner Selbstorganisationsgruppe für gen, die Notwendigkeit der Anerkennung von LSBTTIQ mit Migrations- und Fluchthintergrund. Bildungs- und beruflichen Abschlüssen von Geflüchteten sowie die Unterstützung der Selb- storganisierung queerer Geflüchteter und die Fortbildungen Stärkung bestehender Netzwerke. Mit zwei Weiterbildungsseminaren wurden 2017 Das 2. Vernetzungstreffen des Jahres fand am gezielt Angebote zur spezifischen Qualifizierung 24. November 2017 in Köln statt. Hier waren von ehren- und hauptamtlichen Akteur_innen, rund 50 Personen der Einladung in den Solution die an der Schnittstelle LSBTTIQ und Flucht ar- Space gefolgt, um gemeinsam zu diskutieren, beiten, angeboten.

Tätigkeitsbericht 2017 16 Referat Gesellschaft, Teilhabe und Anti­diskriminierung

finden oder nur sehr einseitig dargestellt werden Fortbildung 1: „Wie konzipiere ich und ihnen aber die Fähigkeiten fehlen, hierzu eine Behördenfortbildung?“ eine gute und zielgerichtete Pressearbeit zu machen. Den Teilnehmenden wurden daher bei Das erste Fortbildungsseminar richtete sich an dieser Fortbildung praktisches Handwerkszeug Trainer_innen und Multiplikator_innen, die mit und Strategien nahegebracht, welche es ihnen Behördenmitarbeiter_innen arbeiten oder dies ermöglichen sollen, sich in der deutschen Me- anstreben. Das Seminar fand vom 13. bis 15. dien- und Presselandschaft mit ihren Themen Oktober 2017 in Hütten (Thüringen) in Koope- besser zu platzieren. Dadurch sollen langfristig ration mit Kadir Özdemir, Landeskoordinator neue und diversere Sichtbarkeiten von queerer der Niedersächsischen Vernetzungsstelle für die Fluchtmigration hergestellt und die Möglichkeit Belange von LSBTI-Flüchtlingen (NVBF), statt. zur Selbstrepräsentation gestärkt werden. Ziel des Seminars war, Multiplikator_innen dazu zu befähigen, Behörden-Mitarbeiter_innen für die Belange von (queeren) Geflüchteten zu Kooperation mit der Hochschule sensibilisieren und eigenständig dazu Fortbil- Esslingen dung durchzuführen. Längerfristig soll dadurch erreicht werden, dass sexuelle Orientierung Um insbesondere Fachkräfte, Ehrenamtliche und geschlechtliche Identität als Fluchtgründe und Mitarbeiter_innen der Security in Geflüch- stärker bekannt gemacht und in behördlichen tetenunterkünften für die Situation von queeren Abläufen besser verankert werden. Geflüchteten zu sensibilisieren, kooperiert „Re- fugees & Queers“ mit Prof. Dr. Gabriele Fischer und einem Projektseminar der Hochschule Ess- Fortbildung 2: “Leaving the lingen. Im Rahmen dieser Kooperation wurde ein queer bubble” – PR und Medien­ Erklärfilm produziert sowie eine Bildungsmappe training entwickelt, die in der Bildungsarbeit in Geflüch- tetenunterkünften eingesetzt werden können. Die 2. Fortbildung fand vom 27.-29. Okto- ber in Bad Sachsa (Niedersachsen) statt. Damit Der Erklärfilm wie auch die Bildungsmappe wurde das Anliegen vieler Akteur_innen auf- stehen kostenfrei zum Download zur Verfügung: gegriffen, die bemängelten, dass die Themen https://queerrefugees.wordpress.com/ LSBTTIQ und Flucht/Migration/Asyl in der brei- ten Öffentlichkeit bislang zu wenig Beachtung Hirschfeld-Akademie

Die in Reinhausen bei Göttingen ansässige Stif- Räume“ zu schaffen. Räume, die der Konstitu- tung Akademie Waldschlösschen und die Bun- ierung und internen Selbstdefinition der Gruppe desstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) kooperie- wie auch als Symbol ihrer Außendarstellung ren bei der Entwicklung und Durchführung von dienen. In den verschiedenen Phasen der Bewe- Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie gungen haben diese Räume eine entscheidende der LSBTTIQ-Bildungsvernetzung. Rolle gespielt: sei es das Institut für Sexualwis- senschaft von Magnus Hirschfeld, die Bar- und Im Rahmen dieser Zusammenarbeit fand vom Clubkultur als Ort der Selbsterprobung und 1. bis 3. Dezember 2017 die Tagung „Orte der -behauptung für Trans*-Personen oder örtliche Begegnung – Orte des Widerstands“ zur Ge- Zentren der Selbstorganisation, des politischen schichte homosexueller, trans*geschlechtlicher Widerstands und der Selbsthilfe. und queerer Räume statt. Unter anderem referierte Prof_in. Dr_in. Emanzipationsbestrebungen von Lesben, Yvonne P. Doderer zur historischen und aktuel- Schwulen und Trans*menschen können auch len Bedeutung der Raumfrage für homosexuelle, als Prozesse beschrieben werden, sich „eigene transgeschlechtliche und queere Bewegungen.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Referat Gesellschaft, Teilhabe und Anti­diskriminierung 17

Karl-Heinz Steinle stellte einige Treffpunkte und andere Freiräume für LSBTTIQ in der frühen Bundesrepublik vor. Dr. Michael Bochow disku- tierte die Frage, ob Klappen eher kommerzfreie Szenenparadiese oder Zuflucht des verklemm- ten gewöhnlichen Homosexuellen darstellen und Marion Thuswald präsentierte verschiedene Konzeptionen queerer feministischer Schutz- räume und fragte danach, ob solche Räume eher als safere oder als brave spaces zu verstehen sind.

Die Vorträge der Dezembertagung 2016 mit dem Titel „Communities, Camp und Camouf- lage. Bewegung in Kunst und Kultur“ sind im Oktober 2017 als Band 6 der Reihe „Geschichte der Homosexuellen in Deutschland nach 1945“ im Verlag Männerschwarm erschienen. Heraus- gegeben wurde der Tagungsband von Carolin Küppers (BMH) und Rainer Marbach (Akademie Waldschlösschen).

Tätigkeitsbericht 2017 18

Fußball für Vielfalt – Fußball gegen Homophobie und gegen Sexismus

as 2013 gestartete Projekt „Fußball für Amateur- und Profi-Vereinen sowie in den Ver- Vielfalt - Fußball gegen Homophobie und bänden an. Die Bildungsmaßnahmen sollen die Dgegen Sexismus“ ist eines der „Leucht- Akteur_innen für die Thematik sensibilisieren, turm-Projekte“ der Bundesstiftung Magnus ein kritisches Problembewusstsein stärken Hirschfeld (BMH). Zentrale Ziele sind, zum Abbau und zielführende Handlungsstrategien für den von Homo- und Transfeindlichkeit und Sexismus Umgang mit Diskriminierungen vermitteln. im Sport beizutragen und zugleich die Akzeptanz Dies kann angesichts der hohen Vor- gegenüber sexueller und geschlechtlicher Viel- bildfunktion des Fußballsports zugleich der falt zu fördern. Ausgangspunkt für einen gesellschaftlichen In Kooperation mit der sportpsychologi- Wandel sein: Wer akzeptiert, dass sportliche schen Beratungsstelle „Challenges“ unter der Höchstleistungen nichts mit sexueller oder wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Mar- geschlechtlicher Identität zu tun haben, der tin Schweer an der Universität Vechta setzt die wird auch außerhalb des Stadions Respekt und BMH in diesem Themenfeld darauf, über die Toleranz zeigen. Botschafter der Bildungs- und Forcierung von Bildung und empirischer For- Forschungsinitiative ist der ehemalige Fußball­- schung einen fundierten Einblick vor allem in Nationalspieler Thomas Hitzlsperger. den organisierten Sport zu gewinnen und diese Das Projekt „Fußball für Vielfalt“ kooperiert Erkenntnisse für anwendungsbezogene Maß- mit dem Deutschen Fußball-Bund und der nahmen unmittelbar nutzen zu können. DFL-Stiftung/Bundesliga sowie den Organisati- Bildungsmodule (Workshops) und Beratung onen „Queer Football Fanclubs“ (QFF), „Fußball- sprechen als Zielgruppen etwa Sportler_innen, fans gegen Homophobie“ (FfgH) und „Fußball- Trainer_innen, Schiedsrichter_innen, Fanbe- Fans gegen rechts“ (FFGR). auftragte und andere Funktionär_innen in den

Prof. Dr. Martin Schweer ist Leiter des Arbeitsbereichs Pädagogische Psychologie an der Universität Vechta. Er führt dort die sportpsychologische Arbeitsstelle „Challenges“ und ist wissenschaftlicher Leiter unserer gemeinsamen Bildungs- und Forschungsinitiative „Fußball für Vielfalt“.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ������������������������������������������������������������������� 19

und Vereinen differiert. So scheint Homophobie Aktivitäten im Bereich im Männerfußball stärker wahrgenommen zu werden, während gleichzeitig der Frauenfußball der Bildung (immer noch) in hohem Maße als „Lesbensport“ betrachtet wird. Im Bereich der Bildung wurde die Reihe der Workshops, die in Kooperation mit der Bundes- Hinsichtlich der Workshop-Evaluation zeich- liga-Stiftung veranstaltet werden, in vier Verei- net sich ein recht klares Bild. Die Beteiligten nen fortgesetzt: sind fast einhellig der Ansicht, dass das Thema in den Verbänden und Vereinen in der Zukunft • FC Nürnberg (27. Januar 2017) intensiver angesprochen werden muss. Zugleich • VfL Wolfsburg (22. Februar 2017) wird offensichtlich, dass die Vereine im Einzel- • DFL Frankfurt (20. Juni 2017) nen aktuell noch sehr unterschiedlich für Fragen • DFL Köln (6. Juli 2017) des Sexismus und der Homophobie sensibilisiert sind. Die mittlerweile stabilen Kooperationen, In den Workshops waren relevante Bereiche die seit Projektbeginn mit dem organisierten der Vereine vertreten, dazu gehören insbeson- Fußball aufgebaut wurden, stellen vor diesen dere der Bereich Corporate Social Responsibility, Hintergrund jedoch ein solides Fundament für die Nachwuchsförderung und die Fanbetreu- weitere kontinuierlich nachhaltige, zielgruppen- ung, aber auch der Verwaltungsbereich mit dem spezifische Maßnahmen sowohl im Amateur- Personalwesen. wie Profibereich dar. Die Erfahrungen aus den Workshops lassen insgesamt erkennen, dass die sexuelle Orientie- „Das Projekt kann aber nur gelingen, wenn die rung als Facette der Diskriminierung (wie auch Akteur_innen des Fußballsports tatsächlich Gender) gegenüber der kulturellen Herkunft erreicht werden. Dafür ist die Stiftung auf die vergleichsweise deutlich geringer thematisiert Zusammenarbeit mit den großen Fußballver- wird, teils auch für den eigenen Verein als nicht bänden angewiesen“, betonte Bundesminister existent betrachtet wird. So werden in der Regel und BMH-Kuratoriumsvorsitzender Heiko Maas keine konkreten Erfahrungen mit homosexuellen bei einem Gespräch mit DFB-Präsident Reinhard Spieler_innen oder etwa Ausgrenzungserlebnisse Grindel am 30. August 2017. Die Akzeptanz se- angesprochen. Ein wesentlicher Aspekt der ge- xueller Vielfalt müsse daher in der Vereins- und meinsamen Reflexion ist insofern die Frage nach Verbandsarbeit des Fußballs fest verankert wer- einer offenen Vereinskultur, die es grundsätzlich den, so Heiko Maas bei diesem Informationsaus- ermöglicht, diesbezügliche Anliegen einbringen tausch über das Projekt „Fußball für Vielfalt“: zu können. In diesem Zusammenhang ist jedoch „Klar ist: Es geht uns alle an, dafür zu sorgen, augenfällig, dass vielmals keine explizit ausge- dass Homophobie abgebaut wird, im Sport wie wiesenen Anlaufstellen zur Verfügung stehen. im sonstigen Alltag.“ Neben BMH-Vorstand Als eine zentrale Herausforderung wird ferner Jörg Litwinschuh nahm auch Bundesministe- angesprochen, wie man in unterschiedlichen rin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Situationen des (Arbeits-)Alltags angemessen(er) als Förderkreisvorsitzende der Stiftung an dem mit sexistischen bzw. homophoben Äußerun- Gespräch in den Räumen der Bundesstiftung gen umgehen kann und sollte. Als besonders Magnus Hirschfeld teil. In seiner Kurzpräsen- sensible Handlungsfelder stellen sich dabei der tation und einem Zwischenfazit des Projektes Nachwuchsbereich mitsamt der Elternarbeit skizzierte Prof. Dr. Martin Schweer die aktuellen sowie der Fanbereich (insbesondere auf den Tri- Herausforderungen und daraus resultierenden bünen) heraus. Für beide Bereiche werden mehr- künftigen Arbeitsschwerpunkte. So sollen Nach- fach die fehlenden Vorbilder genannt, hilfreich wuchssportler_innen als besonders relevante wären also etwa aktive Spieler_innen, die sich Zielgruppe in den Fokus rücken und verstärkt für (vereins-)öffentlich gegen Sexismus und Homo- den Zusammenhang von Sexismus und Homo- phobie engagieren. Deutlich wurde allerdings phobie im Männer- und Frauenfußball sensibili- auch, dass die Notwendigkeit der Veränderung siert werden. je nach Problembewusstsein bei Verbänden

Tätigkeitsbericht 2017 20 �������������������������������������������������������������������

Weitere Bildungsmaßnahmen­

Zu den weiteren Bildungsmaßnahmen zählt Thema „Sexuelle Vielfalt und Homophobie im der Workshop „Sexismus und Homophobie im Fußball“ für den DFB entwickelt. Im Webinar Fußball – Konsequenzen für den Hamburger werden mit unterschiedlichen didaktischen Ele- Fußball-Verband“ (8. April 2017), der sich an menten Angebote zur Entwicklung basaler Kom- Trainer_innen, Schiedsrichter_innen, Vertre- petenzen bereitgestellt. Prof. Dr. Martin Schweer ter_innen von Fanclubs und weitere Ansprech- führt in zentrale Grundlagen ein. Angebunden an partner_innen für Diskriminierung wendete und fiktive Szenen (etwa aus dem Training) werden vom Hamburger Fußball-Verband in Kooperation des Weiteren Handlungskompetenzen aufge- mit dem DFB und der Bundesstiftung Magnus baut und mit einem abschließenden Quiz kann Hirschfeld initiiert wurde. der eigene Kompetenzgewinn abschließend Im Jahr 2017 wurde ein erstes Webinar zum getestet werden. Aktivitäten im Bereich der Forschung

Parallel zu diesen bildungspolitischen Maßnah- sexueller Vielfalt im organisierten Sport am Bei- men wird die Forschung im Bereich „Sexismus spiel des Fußballs in Niedersachsen“ und Homophobie im Sport“ weiter vorangetrie- (Gesamtfördersumme: 238.719 Euro). Mit der ben. Zielsetzung ist es, belastbare empirische auf drei Jahre angelegten Studie sollen empi- Daten zu gewinnen, die Einblicke in die Ver- risch fundierte Daten über die Vereinskulturen bands- und Vereinskulturen sowie in die un- und Erkenntnisse zu Entstehungs- und Wirk- terschiedlichen subjektiven Perspektiven und mechanismen der (Nicht-) Akzeptanz sexueller Erfahrungswelten geben. Nur auf Basis dieser Vielfalt erforscht werden. Erkenntnisse können Bildungs- und Beratungs- maßnahmen tatsächlich zielgruppenspezifisch gewinnbringend ausgerichtet werden, um etwa „Heroes of Football“ auch bislang weniger sensibilisierte Gruppen nachhaltig erreichen zu können. Die Universität Vechta und das Projekt „Fußball für Vielfalt“ sind zentrale Partner dieses von der Ausgehend von der sportpsychologischen Europäischen Union mitfinanzierten terminier- Arbeitsstelle „Challenges“ wurden bereits ten Projektes (Fördersumme: 7.500 Euro). Eines zwei drittmittelgeförderte (Verbund-)Projekte der Ziele dieses im Juni 2017 abgeschlossenen eingeworben: europaweiten Forschungsprojekts war es, Maß- nahmen zur Steigerung der Akzeptanz sexueller Vielfalt im internationalen Fußball zu entwickeln. „AkseVielfalt“ Weitere Informationen zum Projekt: Das niedersächsische Ministerium für Wissen- www.fussball-fuer-vielfalt.de schaft und Kultur fördert seit April 2017 das facebook.com/FussballfuerVielfalt Forschungsprojekt „AkseVielfalt – Zur Akzeptanz twitter.com/fussballdivers

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld 21

Förderung von externen Projekten

ank der institutionellen Förderung des Amadeu-Antonio-Stiftung, Berlin: Si­ Bundes konnte die Bundesstiftung tuations- und Bedarfsanalyse des DMagnus Hirschfeld (BMH) 2017 ihre Beratungsangebots für LSBTTIQ* in Fördertätigkeit wiederaufnehmen, die sie 2016 Thüringen. (Fördersumme: 5.940,00 aufgrund von notwendigen Sparmaßnahmen Euro) zeitlich befristet ausgesetzt hatte. Im Rahmen des Forschungs- und Bildungsprogramms hat Die Alltagserfahrungen nicht-heteronormativ die Stiftung erneut zahlreiche externe Projekte lebender Menschen sowie die strukturellen und finanziell gefördert. kulturellen Kontexte des Lebens von LSBTTIQ* Im Jahr 2017 konnte die Bundesstiftung in Thüringen waren bislang weitgehend uner- Magnus Hirschfeld mit ihrer externen Projektför- forscht. Ziel dieses partizipativen Kooperati- derung 34 Forschungs- und Bildungsvorhaben onsprojekts war die Erstellung einer Situations- mit insgesamt 133.430,70 Euro unterstützen. und Bedarfsanalyse des Beratungsangebots 1.685,31 Euro wurden als unverbrauchte Mittel für LSBTTIQ* in Thüringen als Modellprojekt. zum Stichtag 31. Dezember 2017 an die BMH Dazu wurden Thüringer Kommunalverwaltun- zurückgezahlt. Zusätzlich wurden 1.200,00 gen, insbesondere Gleichstellungsbeauftragte, Euro an Projekte ausgeschüttet, die in den Vor- und Standesämter mittels eines standardi- jahren genehmigt wurden. Als unverbrauchte sierten Fragebogens befragt. Erhoben wurden Mittel aus den Vorjahren wurden 500,00 Euro das institutionalisierte Wissen zu geschlechtli- zurückgezahlt. cher und sexueller Vielfalt, die Sensibilität von Verant­wortungsträger_innen für die Situation Die folgenden Projekte wurden 2017 abge- und Bedarfe von LSBTTIQ*, die existierenden schlossen, davon wurden zwei Projekte in den Beratungsangebote, Initiativen und Projekte für Vorjahren genehmigt. Ein Projekt war zum Stich- LSBTTIQ* sowie wahrgenommene Defizite. Die tag 31.12.2017 noch nicht abgeschlossen und Ergebnisse dieser Kooperation des Instituts für wird daher hier nicht aufgeführt. Für die Inhalte Demokratie und Zivilgesellschaft, der Ama- der Sachberichtsauszüge sind die geförderten deu Antonio Stiftung, des Kompetenzzentrums Projekte verantwortlich. Rechtsextremismus und der Professur für Diver- sity & Gender in der Sozialen Arbeit, Ernst-Abbe- Hochschule Jena werden 2018 in öffentlich- keitswirksamer Form veröffentlicht. Mehr Informationen: www.idz-jena.de/for- schungsprojekte/situations-und-bedarfsana- lyse-des-beratungsangebots-fuer-lsbttiq-in- thueringen/

Tätigkeitsbericht 2017 22 Förderung von externen Projekten

Forschungsstelle Kulturgeschichte Lebenslust und Anders-Sein. Im Anschluss an der Sexualität, Humboldt-Universität die Berlin-Premiere diskutierten Mitwirkende zu Berlin, Institut für deutsche Litera­ sowie Ev Blaine von der Inter-und Transbera- tur: Ausstellung „Erotik des Alltags“ tung Berlin und die Schriftstellerin Karen-Susan zum 150. Geburtstag Magnus Hirsch­ Fessel darüber, wie die Situation intersexueller felds 2018. (Fördersumme: 7.000,00 Menschen in Deutschland verbessert werden Euro) kann. Mehr Informationen: http://fraeuleinwun- Anlässlich des Hirschfeld-Jubiläumsjahres be- derag.net/?page_id=1421&lang=de reiten die Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität an der Humboldt-Universität und das Werkbundarchiv – Museum der Dinge die Aus- Moritz Leick, Düsseldorf: Dokumen­ stellung „Erotik des Alltags“ vor. Diese widmet tarfilm über schwules Seniorenpaar. sich der Geschichte des Sammelns erotischer (Fördersumme: 2.974,00 Euro) Alltagsdinge und der historischen Genese der Unterscheidung von Sexualität, Erotik, Porno- In seiner 45-minütigen Dokumentation „Die Ehe grafie und Obszönität. Im Zentrum stehen die der Herren Schultze“ porträtiert der Düsseldor- Kollektionen der Sexualwissenschaftler Magnus fer Fotograf und Filmemacher Moritz Leick das Hirschfeld und Alfred C. Kinsey sowie der Pri- schwule Paar Kurt Schultze und Antonius van vatsammlerin Naomi Wilzig (Miami). Die Aus- Iersel. Die beiden Männer kennen sich seit 1975 stellung wird vom 2. Mai bis 27. August 2018 im und sind seit 2007 verpartnert. Thematisiert Berliner Werkbundarchiv – Museum der Dinge wird im Film auch die Verurteilung Schultzes zu sehen sein. nach Paragraf 129, mit dem in Österreich bis Mehr Informationen: www.museumder- 2002 homosexuelle Handlungen kriminalisiert dinge.de/ausstellungen/erotik-der-dinge-samm- wurden. Dazu konnte Moritz Leick die Strafakte lungen-zur-geschichte-der-sexualitaet ausfindig machen. Die Uraufführung von „Die Ehe der Herren Schultze“ fand am 13. Februar 2018 in Düsseldorf statt. Frl. Wunder AG, Hannover: Zwei Trailer zum Film: https://vimeo. Gastspiele im TAK Theater im Aufbau com/255300365 Haus: „Adam, Eva und ich – Biografi­ en intersexueller Menschen.“ (Förder­ summe: 4.000,00 Euro) Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main: „Lesbi­ Wie würde dein Leben aussehen, wenn du sche Frauen in der Arbeitswelt – The zwischen den Geschlechtern geboren worden L-Word in Business“ (Forschungspro­ wärst? In einer Welt, in der Kloschilder und For- jekt). (Fördersumme: 5.000,00 Euro) mulare nicht zugeben wollen, dass es dich gibt? In der deine Identität ein Aufbegehren ist gegen Ziel des Projektes war es, den aktuellen Stand das, was selbstverständlich scheint – oder ein der Forschung über den kaum erforschten Be- gut gehütetes Geheimnis ist? Mit diesen Fragen reich von lesbischen Frauen in der Arbeitswelt konfrontierte der biographische Theaterabend in Deutschland, insbesondere in Führungspo- „Adam, Eva und ich“ die Besucher_innen des sitionen, aufzuarbeiten. Vor allem sollte eruiert Gastspiels am 19. und 20. Oktober 2017 im werden, ob existierende Studien Faktoren wie Berliner TAK Theater. Die Performer_innen dieser die Leistung, Arbeitszufriedenheit und Karriere Hannoverschen Produktion erzählen von ihren von lesbischen Frauen adressiert haben. Darüber Erfahrungen mit Ärzt_innen, Geschlechtszu- hinaus sollten Erkenntnisse gewonnen wer- weisung und Hormonen, von Identitätskrisen, den, wie sich die Wahrnehmung der Frauen am

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Förderung von externen Projekten 23

Arbeitsplatz und in ihrer Umgebung gestaltet Jugendpresse Deutschland e.V.: und inwieweit das Coming-out für die Karriere Workshop und Zeitungsprojekt mit förderlich ist oder sie auch hemmt. 66 Quellen jungen Menschen zum Themenfeld konnten für diese Vorstudie heranzogen wer- Gender, Identitäten und Politik. (För­ den. Dabei wurden markante Forschungslücken dersumme: 5.000,00 Euro) deutlich, die durch Studien geschlossen werden sollten. So gibt es beispielsweise kaum Unter- Über eine bundesweite Ausschreibung suchungen im Bereit LGBT-Führungskräfte und konnten sich junge, medieninteressierte Men- somit auch nicht zur Karriere von lesbischen schen zwischen 16 und 27 Jahren für einen vom Frauen. Bundesverband junger Medienmacher initiierten Weitere Informationen: www.frankfurt-uni- Workshop mit Lehrredaktion anmelden. Das versity.de/fachbereiche/fb3/forschung-transfer/ umfangreiche Programm, das vom 17. bis 20. aktuelle-projekte.html August 2017 in Berlin vorbereitet wurde, um- fasste Gespräche u.a. mit Kathrin Gottschalk, der stellvertretenden Chefredakteurin der taz, Studentenwerk OstNiedersachsen, über feministischen Journalismus und Gendern Hildesheim: Langspielfilmprojekt: in den Medien sowie mit einem Vertreter des „WIR“ (Arbeitstitel) (Fördersumme: LSVD über Homophobie und schwulenfeindliche 5.000,00 Euro) Gewalt. Darüber hinaus fanden ein Besuch des Schwulen Museums* und eine Podiumsdiskus- In seinem autobiografischen Langspielfilm sion zum Thema Geschlecht und Politik statt, an „WIR“ erzählt Regisseur und Drehbuchautor der sich Lokalpolitiker_innen und Bundestagsab- Faraz Shariat, von Parvis, dem Sohn zweier Exil- geordnete, darunter Renate Künast, beteiligten. Iraner, der Sozialstunden in einem Hildesheimer Die vielfältigen Eindrücke, Informationen und Flüchtlingsheim abarbeiten muss und dort auf Gespräche haben die Redakteur_innen in Text- die iranischen Geschwister Banafshe und Amon beiträgen verarbeitet, die in der Oktober-Aus- trifft. Zwischen Parvis und Amon entwickelt gabe des Magazins „politikorange“ erschienen sich eine erste Liebe und die unbeschwerte sind. Darüber hinaus hoffen die Veranstalter_in- Freundschaft gerät ins Wanken. Mit Hilfe der nen durch die Diskussionsrunden mit homose- BMH-Förderung konnte Shariat gemeinsam xuellen, transidenten und intergeschlechtlichen mit der Dramaturgin Paulina Lorenz das integ- Personen zum Abbau von Berührungsängsten rative Filmprojekt vorantreiben. So konnte im beigetragen und die Teilnehmenden dazu an- Laufe des zweiten Halbjahres 2017 ein Team geregt zu haben, sich auch in Zukunft in ihrer aus jungen niedersächsischen Filmschaffenden, journalistischen Arbeit mit Themen rund um Sozial- und Kulturakteur_innen sowie jungen LGBTIQ* zu beschäftigen. geflüchteten Menschen aufgebaut werden, um Die Ausgabe 10/2017 von „politikorange“ das Drehbuch weiterzuentwickeln, Schauspie- mit dem Titel „*Innen_Leben“ ist als PDF abruf- ler_innen wie Laien für den Cast zu gewinnen bar unter: https://politikorange.de/print/ und einen Spielfilmtrailer zu realisieren. Darüber hinaus wurde begonnen, u.a. in Kooperation mit dem Hildesheimer Flüchtlingsheim und „Queer Refugees Niedersachsen“, ein Netzwerk von film- und schaupielinteressierten Geflüchteten aufzubauen, die bei den für Sommer 2018 ge- planten Dreharbeiten aktiv mitwirken. Link zum Trailer: www.juenglinge-film.de/ case_WIR.html

Tätigkeitsbericht 2017 24 Förderung von externen Projekten

Leibniz-Institut für Raumbezogene und queerer Lebensweise, die für LGBTQ*- Sozialforschung (IRS) / TU Berlin: Stu­ Geflüchtete spezifische Bedürfnislagen und die zur Aushandlung von Diversität Diskriminierungserfahrungen hervorbringt. in Städten / LSBTTI-Bewegungen im Zentrale Fragestellungen des Forschungsvorha- Kontext von Stadtentwicklungspra­ bens widmen sich der aktuellen Unterbringungs- xen. (Fördersumme: 3.250,85 Euro) situation von LSBTIQ*-Geflüchteten in Berlin, ihren Wünschen und Bedürfnissen bezüglich Mit Mitteln der BMH wurde eine Teilstudie der Unterbringung und den konkreten Verbes- gefördert, die von Jesko Meißel – Doktorand serungsmöglichkeiten. Für die Studie wurden im Leitprojekt „UrbanReg - Urbane Regenerie- qualitative Einzel- und Gruppeninterviews mit rungspraxen, Zuwanderung und die Produktion elf LGBTQ-Geflüchteten geführt. Die erhobenen sozialräumlicher Ungleichheiten in europäischen Forschungsdaten wurden bereits ausgewertet. Städten“ der Forschungsabteilung „Regenierung Die schriftliche Aufbereitung der Ergebnisse von Städten“ – durchgeführt wurde. Konkret wird wissenschaftsintern wie auch praxis- und ging es um die finanzielle Unterstützung von anwendungsorientiert erfolgen. Für Sommer Forschungsaufenthalten im Oktober und No- 2018 ist zudem eine gemeinsame Projektaus- vember 2017 in Manchester. Bei diesen wurden wertung mit den Interviewpartner_innen und 20 Interviews mit Personen und Organisationen den involvierten Organisationen (u.a. die Initia- aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ge- tive Refugees for Pride, die Schwulenberatung führt. Darüber hinaus wurde eine fotografische Berlin und LesMigraS) geplant. Dadurch sollen Dokumentation erstellt und Archivrecherchen die Forschungsergebnisse kontinuierlich an den durchgeführt. Treffen mit Wissenschaftler_in- beteiligten Gruppen und Personen rückgekop- nen ergänzten die empirischen Untersuchungen pelt und ihre Stichhaltigkeit überprüft werden. durch fachbezogenen Austausch. Der Fokus Zudem werden die Ergebnisse mit dem ebenfalls der Forschung konzentriert sich auf Fragen von der Technischen Universität durchgeführ- der lokal produzierten Teilhabe und die dabei ten Studienprojet „Handlungsfähigkeit in der hervortretende Rolle lokalstaatlicher Institutio- bundesdeutschen Flüchtlingsunterbringung“ nen und Organisationen. Die Stadt Manchester, verglichen und evaluiert. so ein Resümee der Studie, setzt nicht nur auf Mehr Informationen: www.tu-berlin. symbolischer Ebene auf die Vermarkung des de/ztg/menue/projekte_und_kompetenzen/ sogenannten Gay Village. Sie unterstützt an projekte_laufend/zufluchtsorte/ den Schnittstellen von Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft auch durch zahlreiche Aktions- pläne und Programme die Belange von LSBTTI e_q, Göttingen: Untertitelung und und ihren Organisationen wesentlich breiter als Vorführung des trans*aktivistischen vergleichbare Städte und gewinnt somit auch Dokumentarfilms „Major!“ von Anna­ Modellcharakter für Städte der Bundesrepublik. lise Ophelian & StormMiguel Florez (Fördersumme: 736,00 Euro)

Zentrum Technik und Gesellschaft, Die 1940 geborene Major Griffin-Gracy gilt als TU Berlin: Zufluchtsorte? Eine Kurz­ Ikone der LGBTIQ*-Bewegung in den USA und ist studie zu den Unterbringungssitua­ Vorbild vieler Trans*Frauen of Color. Die Filme- tionen von LSBTIQ*-Geflüchteten in macher_innen Annalise Ophelian und Storm- Berlin. (Fördersumme: 4.415,00 Euro) Miguel Florez haben mit „Major!“ (2015) ihr jahrzehntelanges Engagement für trans* Frauen, Das am interdisziplinären Zentrum Technik und Queers of Color und Sexarbeiterinnen dokumen- Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universi- tiert und der Aktivistin ein berührendes Porträt tät Berlin angesiedelte Projekt untersuchte die gewidmet. Um diese preisgekrönte Dokumen- besondere Überschneidung von Fluchterfahrung tation einem deutschen Publikum zugänglich zu

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Förderung von externen Projekten 25

machen, wurden in Eigenarbeit Untertitel erstellt Auswirkungen von Dickenfeindlichkeit und He- und die Rechte für eine einmalige Vorführung teronormativität auf das eigene Begehren und im Göttinger Programmkino Lumière am 12. die Begehrensstrukturen in der queeren Szene. Dezember 2017 erworben. Weitere Themen waren die Erfahrungen im Ge- Mehr Informationen: www.queerulantin. sundheitsbereich, in den queeren Communities de/?p=1156 sowie Strategien, wie sich Einzelne aber auch Institutionen und Akteur_innen gegen Dicken- feindlichkeit einsetzen können. Andrea Rottmann, Berlin: Sichtung, Erschließung und Sicherung der Sammlung von Rita Thomas (Förder­ Dr. Frank Ahland, Dortmund: Sich­ summe: 1.500,00 Euro) tung von 2000 Akten des Landes­ archivs NRW zur Verfolgung homo­ Die 1931 in Berlin-Weißensee geborene Rita sexueller Männer im Ruhrgebiet Thomas, die sich ab dem 15. Lebensjahr 1933-1969. (Fördersumme: 5.000,00 „Tommy“ nannte, hat zeitlebens ihre Freund- Euro) schaften zu Frauen offen ausgelebt. Nach dem Mauerbau richtete sie ihre Wohnung in Berlin- Mit seiner intensiven und umfangreichen Re- Friedrichshain zum Treffpunkt für homosexuelle cherche in den Beständen des Landesarchivs Männer und Frauen ein. 1973 war sie Mitbe- Nordrhein-Westfalen konnte der Historiker und gründerin der Homosexuellen Interessensge- Publizist Dr. Frank Ahland rund 2000 Akten zur meinschaft Berlin (HIB), dem ersten Zusammen- Homosexuellenverfolgung ausfindig machen schluss von Schwulen und Lesben im damaligen und damit die Grundlagen für die wissenschaft- Ostblock. Rita Thomas hat all diese Lebenssta- liche Erforschung der Verfolgung homosexu- tionen auf Fotografien festgehalten und zu- eller Männer im Ruhrgebiet schaffen. Neben sammen mit anderen Dokumenten dem FFBIZ Überlieferungen u.a. der Staatsanwaltschaften übergeben. Die BMH-Förderung ermöglichte die Hamm, Bochum, Dortmund und Werl konnten Digitalisierung und elektronische Archivierung, auch Gefangenenbücher von Polizeigefängnis- sodass diese einmalige Sammlung nun gesichert sen, Streifenberichte und Entnazifizierungsakten und der Forschung und Lehre zugänglich ge- eingesehen werden. Zudem wurden mehrere macht werden konnte. Bei der Erschließung des Hundert Urteile der Schöffengerichte an den Konvoluts war Rita Thomas bis zum Abschluss Amtsgerichten und der Strafkammer der Lan- eng eingebunden. desgerichte, aber auch Urteile von sogenannten „SS- und Polizeigerichten“ gesichtet.

Magda Albrecht, Berlin: Podiums­ diskussion: Fette und queere Wi­ Dachverband Lesben und Alter in derstandsformen. (Fördersumme: Gründung, Berlin: Fachveranstaltung 1.450,00 Euro) „Würdevolles Altern für Lesben – Historisch gewachsene Benachteili­ Unter dem Titel „Fetter Queerer Aktivismus“ gungen aufdecken“. (Fördersumme: diskutierten bei der Veranstaltung am 23. Au- 3.950,74 Euro) gust 2017 im Südblock in Berlin der Diplom- Psychologe Mäks Roßmöller, die Künstlerin und Mit welchen Herausforderungen und Unge- Aktivistin Lahya Aukongo sowie die neuseelän- rechtigkeiten sind lesbische und alleinlebende dische Soziologin Dr. Cat Pausé über Körpernor- Frauen bei ihrer Alterssicherung konfrontiert? men mit Fokus auf die Bereiche Gesundheit und Und inwieweit sind die Benachteiligungen von Begehren. Rund 65 Besucher_innen beteilig- Frauen bei der Altersversorgung historisch ge- ten sich an der Auseinandersetzung über die wachsen? Diese Kernfragen standen im Zentrum

Tätigkeitsbericht 2017 26 Förderung von externen Projekten

der Fachveranstaltung, die der Dachverband Renate Comics e.V., Berlin: Ankauf Lesben und Alter am 2. Dezember 2017 in der englisch- und deutschsprachiger internationalen Bildung- und Tagungsstätte Comicbücher mit queeren Themen Elsa-Brandström-Haus in Hamburg durchführte. (Fördersumme: 900,00 Euro) Grundlage des Workshops, an dem 17 Frauen teilnahmen, waren die Wahlprüfsteine zur Bun- Dank der Unterstützung durch die BMH konnte destagswahl 2017, die der Dachverband aufge- die ehrenamtlich betriebene Comicbibliothek stellt und an die Parteien verschickte hatte. „Renate“, die einzige ihrer Art in Deutschland, Die Historikerin Dr. Kirsten Plötz gab mit ei- ihre Sammlung um 56, englisch- und deutsch- nem Vortrag einen Überblick auf die Entstehung sprachige Titel mit queeren Themen erweitern. des heutigen, auf einem katholisch-christlichen Sie stehen seit Anfang 2018 den Bibliotheks- Wertesystem der 1950er Jahre orientierten nutzer_innen zur Verfügung. Rentensystems. Die Erwachsenenpädagogin Mehr Informationen: www.renatecomics.de Reingard Wagner erläuterte die gegenwärtige Rentenberechnung und die Möglichkeiten in der Gesetzgebung, die Höhe der Renten zu beein- LÄSBISCH-TV, Mahide Lein, Berlin: flussen. Für den beim Treffen erstellten For- Katalogisierung und Archivierung von derungskatalog sollen Bündnispartner_innen „LÄSBISCH-TV – Das erste lesbische gefunden werden und das Thema „Lesben und Fernsehmagazin auf diesem Plane­ Renten“ in einer Arbeitsgruppe weiterverfolgt ten!“ (1991-1993) (Fördersumme: werden. 4.995,00 Euro) Weitere Informationen: http://lesbenund- alter.de/de/aktueller-beitrag/rentenpolitik-aus- 25 Jahre nachdem die letzte der Ausgabe des lesbenpolitischer-perspektive.html beispiellosen Fernsehprojektes in Berlin produ- ziert wurde, konnten die insgesamt 27 Sendun- gen katalogisiert und digitalisiert werden. Sie Sunday Filmproduktions GmbH, Halle stellen ein einzigartiges historisches Zeugnis der (Saale): Dokumentarfilm „Uferfrau­ vielfältigen, inzwischen fast verschwundenen en“. (Fördersumme: 4.650,00 Euro) lesbischen Szene und Subkultur der 1990er Jahre dar, das nun digital gesichert und aufbe- Mit Unterstützung der BMH konnte im August reitet für Interessierte und der Forschung zur 2017 der erste von sieben Drehblöcken zu der Verfügung steht. Dazu wurde 50 Frauen- und Filmdokumentation „Uferfrauen“ realisiert LGBTQI*-Archiven ein DVD-Paket aller Sendun- werden. Die weiteren Drehabschnitte finden im gen von „LÄSBISCH-TV“ samt einem Kata- Frühjahr und Sommer 2018 statt. Die Filme- log aller Einzelbeiträge für deren Sammlung macherin Barbara Wallbraun erzählt anhand übersandt. der Biografien von sechs Protagonistinnen vom Mehr Informationen: www.queer.de/detail. Leben und Lieben lesbischer Frauen in der DDR. php?article_id=30753 Die Fertigstellung des Films ist für März 2019 avisiert. Mehr Informationen: https://uferfrauen. Sub Opus 36 e.V., Berlin: Kinder- und de/?page_id=14 Jugendlesungen queerer Buchpro­ jekte zum Zuhören, Nachfragen und Mitreden. (Fördersumme: 2.450,00 Euro)

Die Berliner Buchmesse „Queeres Verlegen“, die am 18. November 2017 bereits zum dritten Mal stattfand, hat sich zur Aufgabe gemacht,

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Förderung von externen Projekten 27

eine Plattform für die Sichtbarkeit und die Be- Mehr Informationen: www.springer.com/gb/ lange von LGBTIQ*-Lebensweisen zu schaffen, book/9783658168629 und zwar unter dem besonderen Blickwinkel queerfeministischer Publikationen. Die BMH förderte hier ein Programm von fünf halbstün- Dr. Peter Rehberg, Berlin: „Hipster digen Lesungen aus Kinder- und Jugendbüchern Porn – Queere Männlichkeiten, affek­ mit Geschichten über queere Lebensweisen und tive Sexualitäten und neue Medien“. Rollenbilder. Vorgestellt wurden die Bücher „Wir (Fördersumme: 2.000,00 Euro) machen uns den Hof“ (Silke Becker), „Esst ihr Gras oder Raupen?“ (Cai Schmitz-Weicht), „PS: Mithilfe des von der BMH gewährten Druckkos- Es gibt Lieblingseis“ (Lizie Loda), „Unsa Haus/ tenzuschusses konnte die Fertigstellung und Bizim Ev“ (Gürkan Buyurucu) und „Die Stadt war Produktion der von Dr. Peter Rehberg verfassten nie wach“ (Lilly Axster). Neben dem Lesungs- Monographie über das schwule Fanzine „Butt“ programm gab es eine Kinderbuchecke, die als mit dem Titel „Hipster Porn – Queere Männlich- Rückzugsort und Treffpunkt auch für interes- keiten, affektive Sexualitäten und neue Medien“ sierte Erwachsene fungierte. in die Wege geleitet werden. Das rund 450-sei- Mehr Informationen: www.queeres-verle- tige Buch wird im Frühsommer 2018 im Verlag gen.org/qv-2017/ b_books, Berlin erscheinen. Link zur Verlagsseite: www.b-books.de

AIDS-Hilfe Hamburg: Studie zur Le­ benssituation von männerliebenden Lesbisch-schwule Geschichtswerk­ Männern über 50 – Erstellung einer statt Heidelberg-- Broschüre zur Studie „Schwule im : Dyke*March Rhein-Ne­ Alter“. (Fördersumme: 5.000,00 Euro) ckar. (Fördersumme: 2.000,00 Euro)

Im Auftrag der AIDS-Hilfe Hamburg haben die Der Dyke*March Rhein-Neckar am 11. Au- Forscher Heiko Gerlach und Christian Szillat gust 2017 in Heidelberg war nach Berlin, Köln quantitative Daten zur Lebenssituation schwuler und Hamburg der vierte dieser Art in der Bun- und bisexueller Männer in Hamburg erhoben. desrepublik. Sowohl die Demonstration von und Diese in ihrer Art einzigartige Untersuchung be- für frauenliebende Frauen und ihren Unter- trachtet deren soziale Lebensgestaltung insbe- stützer_innen, wie auch das Rahmenprogramm sondere unter der Berücksichtigung ihrer Diskri- standen unter dem Motto: „Gestern – Heute minierungs- und Akzeptanzerfahrung. Darüber – Morgen: für Lesbische Sichtbarkeit – für Teil- hinaus wurden die aktuelle und bevorzugte spä- habe – für Respekt und Wertschätzung“. Etwa tere Wohnform der Studienteilnehmer erfasst. zweihundert Teilnehmer_innen schlossen sich Die Ergebnisse münden in zielgruppenspezifi- dem Dyke*March in Heidelberg an; er hatte so- sche Handlungsempfehlungen für die Senio- mit ungefähr die Stärke des ersten Dyke March renarbeit, die Altenpflege und die LSBTI-Com- von 1981 in Vancouver und war für die Orga- munity-Arbeit und wurden mittlerweile beim nisatorinnen ein auf ganzer Linie ermutigender Springer SV Verlag unter dem Titel „Schwule im Erfolg. Alter – Studie zur Lebenssituation von männer- Mehr Informationen: www.dykemarch- liebenden Männern über 50 in Hamburg“ pub- rheinneckar.de liziert. Darüber hinaus ist geplant, die zentralen Ergebnisse in einer leicht verständlichen Form adäquat aufzubereiten und der Zielgruppe sowie Multiplikator_innen für deren praktische Arbeit zur Verfügung zu stellen.

Tätigkeitsbericht 2017 28 Förderung von externen Projekten

Sissy That Talk, Stuttgart: „Queer Life forum homosexualität münchen e.V.: in the City: Großstadtszene gestern Veranstaltungen zum Jahrestag der und heute“. (Fördersumme: 1.000,00 Rede zur Geburtsstunde der Homose­ Euro) xuellenbewegung von Karl-Heinrich Ulrichs. (Fördersumme: 1.443,00 Wie sah das queere Leben in den deutschen Euro) Großstädten der 1970er, 1980er und 1990er Jahre aus? Was war anders, und was ist gleich- Mit einer Tagung des Fachverbands Homose- geblieben? In der Stuttgarter Dokumentation xualität und Geschichte (FHG), u.a. mit Vorträ- des queeren Social-Media-Kanals „Sissy That gen von Raimund Wolfert, Ariane Rüdiger, Dr. Talk“ erzählen die Gastronomin und Aktivistin Matthias Gemählich und Dr. Kirsten Plötz, sowie Laura Halding-Hoppenheit, der Künstler Hannes einem historischen Stadtrundgang von Albert Steinert und der Aktivist Ralf Bogen in emotio- Knoll und einem Festakt wurde am 26. August nalen Interviews, wie früher in Stuttgart gefeiert 2017 Karl Heinrich Ulrichs gewürdigt. Anlass und geliebt wurde, aber auch von Protest, Aids- war der 150. Jahrestag von Ulrichs denkwür- Krise und Ausgrenzung. Die mit Anschubför- diger Rede beim Deutschen Juristentag 1867 derung der BMH entstandene Dokumentation in München, mit der er für die Straffreiheit der soll als Grundstein für eine deutschlandweite „mannmännlichen Liebe“ plädierte. Zum Festakt Filmreihe dienen. Sie wurden in Teilen auf You- zu Ehren des „Urvaters der Homosexuellen- Tube und Facebook veröffentlicht. Insbesondere bewegung“ im NS-Dokumentationszentrum aufgrund des großen Interesses der älteren München waren rund 150 Personen gekommen, Generation wurde zudem eine DVD erstellt, die um den Vorträgen u.a. von Wolfram Setz und über den queeren Stuttgarter Buchladen Erlkö- Anke Müller-Jacobsen zur Wirkungsgeschichte nig bezogen werden kann. Das Kunstmuseum Ulrichs bzw. zur Geschichte des Paragrafen 175 Stuttgart, sowie verschiedene Filmfestivals (u.a. zu folgen. Bewegender Höhepunkt war ein vom Pink Apple Festival in Zürich) haben für 2018 Kulturhistoriker Andreas Pretzel moderiertes Interesse an einer Vorführung des Dokumentar- Gespräch mit den Geschichtszeugen Erich Haas, films signalisiert. Klaus Born und Helmut Kress. “Sissy That Talk”-YouTube-Kanal: www.you- Mehr Informationen: www. tube.com/channel/UCIjsRrqIhT3L0NLbuF47nVA forummuenchen.org/index. cfm?id=4620&event_id=135&date=8/26/2017

Universität Stuttgart, Historisches In­ stitut, Abteilung Neuere Geschichte: FFBIZ e.V., Berlin: Zeitzeug*innen- Ausbau der Public History zu LSBTTIQ Interviews mit Jessica Jacoby in Baden-Württemberg, Weiterent­ und Benjamin M. Baader. (Förder­ wicklung des Internetportals. (För­ summe: 3.600,00 Euro) dersumme: 9.000,00 Euro) Das feministische Archiv FFBIZ e.V. sichert seit Für das Forschungsunternehmen „Lebenswelten 2014 mit Video-Interviews die Lebensgeschich- und Verfolgungsschicksale homosexueller Män- ten und Erfahrungen von Frauen, die die Stadt ner in Baden und Württemberg in Nationalsozi- Berlin seit 1968 politisch geprägt haben. In die- alismus und Bundesrepublik“ wurde mit www. ser Reihe wurde von Frederike Mehl die Autorin, lsbttig.de eine Internetseite aufgebaut, die u.a. Filmemacherin und Mitbegründerin des „Schab- die Öffentlichkeit über den Forschungsstand beskreis“ Jessica Jacoby befragt. Das Interview informiert, aber auch Geschichtszeug_innen für ist mittlerweile aufbereitet, transkribiert und das Projekt gewinnen will. im FFBIZ archiviert. Das geplante Interview des seit 1994 in Kanada lebenden Wissenschaftlers Benjamin M. Baader, der wie Jessica Jacoby im

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Förderung von externen Projekten 29

„Schabbeskreis“ engagiert war, ist bereits vor- Kinder- und Jugendlichen-Psycho­ bereitet und soll bei dessen nächsten Berlinauf- therapie-Ambulanz Marburg e.V. enthalt im Sommer 2018 geführt werden. (KJ-IPAM): Studie zu psychobiologi­ schen Folgen homophober Diskrimi­ nierung bei Schwulen. (Fördersumme: Benno Gammerl, Berlin: Queer­ 1.898,00 Euro) Search – Verbundkatalog für LSBTI*- Archive. (Fördersumme: 4.009,10 Mit einer 2017 begonnenen Studie soll anhand Euro) der Auswertung des Haar- und Speichel-Cor- tisolniveaus bei deutschen schwulen Männern Bei einem Workshop am 24./25. November eruiert werden, inwieweit sie durch Diskriminie- 2017 in den Räumen des FFBIZ in Berlin ver- rungserfahrungen einem höheren Minderheiten- stärkten Vertreter_innen von LSBTIQ*-Archiven stress ausgesetzt sind. Da noch nicht ausrei- und -Sammlungsinstitutionen im deutschspra- chend Versuchspersonen rekrutiert werden chigen Raum ihre Vernetzung. Im Mittelpunkt konnten, sollen die ermittelten Daten erst zu des zweitägigen Arbeitstreffens standen die einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. finanziellen und technischen Herausforderungen für die Schaffung eines Verbundkatalogs mit einheitlichen Schlagworten. Außerdem wurden Claudia Gressler, Frankfurt am Main: die Möglichkeiten ausgelotet, die entstehende Info-Flyer zum Thema Polyamorie. Netzwerkdatenbank an breitere Suchsysteme (Fördersumme: 321,30 Euro) anzuschließen. Das vom PolyAmores Netzwerk e.V. herausge- gebene Faltblatt gibt in allgemeinverständlicher Joschka Waas: LSBT*IQA Sommer­ Form Antworten auf die wichtigsten Fragen zum camp „Wer lebt mit wem? Wie? Und Thema Polyamorie, ergänzt um Hinweise auf warum?“. (Fördersumme: 4. 500,00 weiterführende Internetangebote, Literatur und Euro) Netzwerke.

Das selbstorganisierte queer-feministische Sommercamp WLMW („Wer lebt mit wem? Wie? Studio des Maxim Gorki Theaters, Und warum?“), das erstmals 2009 stattfand, Berlin: Diskursreihe „Heterosexuali­ versteht sich als Möglichkeit für Menschen jen- tät_en“ beim Queerfestival „Pugs in seits heteronormativer Beziehungs- und Famili- Love“. (Fördersumme: 4.762,40 Euro) enkonstruktionen sich in einem sicheren Raum auszutauschen. Rund 140 Personen haben am Wie können wir Differenzen wertschätzen, ohne Sommercamp 2017 in der Kommune Schloss Ungleichheiten zu verteidigen? In einem viertä- Gersdorf (Sachsen) teilgenommen; hinzu kamen gigen Festival vom 6.- 9. Juli 2018 präsentierte etwa 50 Tagesgäste. Die Campwoche vom 2. bis das Studio des Maxim Gorki Theater Berlin 9. September diente dabei nicht nur der Refle- künstlerische und diskursive Zugriffe zu der xion und des Empowerments, es fanden zudem Frage: „Was bedeutet Queerness heute?“. Be- auch acht selbstorganisierte Austausch- und gleitend dazu fand eine von der BMH geförderte Vernetzungstreffen statt, u. a. zu den Aspekten Diskursreihe statt. Bei den drei Podiumsgesprä- „Nicht-binär“ und „Trans* und Kids“. Außerdem chen unter der Überschrift „Heterosexualität_ wurden Workshops mit Referent_innen wie etwa en“ diskutierten Wissenschaftler_innen, Akti- von der Initiative „Queer Refugees in Sachsen“ vist_innen und Journalist_innen über Tabus und und Gruppenveranstaltungen beispielsweise zu Praktiken, Sichtbarkeit und Mehrfachmarginali- Ko-Elternschaften durchgeführt. sierung. Der überaus rege Publikumszulauf und die erkenntnisreichen, teilweile von bewegender

Tätigkeitsbericht 2017 30 Förderung von externen Projekten

Dringlichkeit geprägten Diskussionen haben das dem Motto „Lesben Ahoi! – Anders Anlegen“ Leitungsteam des Maxim Gorki Theater dazu be- mit Grußworten der 2. Kieler Stadtpräsidentin wogen, im Juli 2018 eine weitere Ausgabe des Dagmar Hirdes und Ulrike Wolf vom Lebensring Queer Weekend-Festivals folgen zu lassen. e.V. Weitere Höhepunkte waren eine Demonst- Mehr Informationen: www.gorki.de/de/ ration durch die Kieler Innenstadt, ein Markt der heterosexualitaet-en Möglichkeiten mit Informations- und Markstän- den sowie verschiedene kulturelle Veranstaltun- gen. Im Zentrum des Lesbenfrühlingstreffens Bundesinteressenvertretung schwu­ standen mehr als 30 Workshops, Lesungen und ler Senioren e.V. (BISS): Fachtagung Vorträge zu politischen, kulturellen und gesund- „Endlich rehabilitiert! Und jetzt?“. heitlichen Themen, u.a. zur Situation lesbi- (Fördersumme. 8.000,00 Euro) scher Frauen in Polen, Kuba und Costa Rica, zu alternativen lesbischen Wohnprojekten und zu Das Inkrafttreten des „Gesetzes zur strafrechtli- lesbischer Sexualität. chen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Hand- lungen verurteilten Personen“ (StrRehaHomG) Manfred Herzer, Berlin: Hirschfeld- im Juli 2017 war ein Meilenstein nicht nur für Biographie zum 150. Geburtstag. die Homosexuellenbewegung der Bundesre- (Fördersumme: 7.500,00 Euro) publik, sondern insbesondere für die Opfer der Paragrafen 175 und 175a. Im Rahmen einer Manfred Herzer gilt als einer der besten Kenner öffentlichen Fachtagung am 27. November 2017 von Magnus Hirschfeld und seiner Zeit. 1992 in Berlin, an der auch elf Geschichtszeugen teil- hatte er mit „Magnus Hirschfeld: Leben und nahmen, diskutierte die Bundesinteressenver- Werk eines jüdischen, schwulen und sozialis- tretung schwuler Senioren e.V. (BISS) die fachli- tischen Sexologen“ (Campus-Verlag) die erste che Umsetzung des Gesetzes. Vorträge wie der umfangreiche Monografie Hirschfelds vorgelegt. von Barbara Wallbraun zu „Lesben im Visier der Die seitdem fortgeführten Forschungen sind Stasi“ öffneten den Blick auf weitere rechtspoli- nun in Herzers Buch „Magnus Hirschfeld und tische Diskurse zur Rehabilitierung und Entschä- seine Zeit“ eingegangen. Die BMH ermöglichte digung von bislang nicht berücksichtigen Opfer- die Veröffentlichung des 450 starken Standard- gruppen innerhalb von LSBTTIQ in Deutschland. werks zu Leben und Wirken von Magnus Hirsch- Diese Fragen konnten abschließend bei einem feld im Verlag De Gruyter Oldenbourg durch Podiumsgespräch mit Bundestagsabgeordne- einen Druckkostenzuschuss. ten von CDU/CSD, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen weitergehend erörtert werden. Dabei wurde unter anderem die Beantragung eines Dominic Frohn, Köln: Relaunch „Out Härtefallfonds vereinbart. im Office“. (Fördersumme: 7.200,00 Flyer zur Fachtagung als PDF: http://schwu- Euro, davon 1.200,00 Euro in 2015, leundalter.de/wp-content/uploads/2017/10/ 3.600,00 Euro in 2016 und 2.400 Euro FLYER_Fachtagung_RZ_monitor.pdf in 2017)

Knapp ein Jahrzehnt nach der viel beachteten HAKI e.V.: Lesbenfrühlingstreffen Studie „Out im Office“ (www.dominicfrohn. 2017. (Fördersumme: 5.000,00 Euro) de/downloads/Out-im-Office_SNW_2007.pdf) wurde eine neue, inhaltlich erweiterte Online- Mehr als 850 Frauen hatten das 44. Lesben- Befragung initiiert, welche die Probleme von frühlingstreffen vom 2. bis 5. Juni 2017 in Kiel LSBTTIQ am Arbeitsplatz dokumentiert und genutzt, um sich zu vernetzen, zu diskutieren analysiert. Damit sollen zum einen die Verände- und zu feiern. Eröffnet wurde das Treffen unter rungen der letzten zehn Jahre herausgearbeitet

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Förderung von externen Projekten 31

und zum anderen auf Basis der neu ermittelten die ethischen, methodischen und organisatori- Daten generalisierbare Aussagen zur derzeitigen schen Voraussetzungen sowie ein partizipatives Arbeitssituation von LSBTTIQ formuliert werden. Forschungsdesign zum Thema „Trans*- Gesund- Mit der Erstellung und Testung des Fragebogens heit in Deutschland“ entwickelt. wurde Ende 2015 begonnen, die Ergebnisse der Studie wurden 2017 veröffentlicht und sind online abrufbar: In den Jahren 2012 bis 2017 konnten ins­ www.dominicfrohn.de/downloads/IDA_Out_ gesamt 368.508,80 Euro (Stand: 31. Dezem­ im_Office_2017.pdf ber 2017) an Fördermitteln ausgeschüttet bzw. genehmigt werden. Die Mittel stam­ men aus dem Ertrag der Anlage des Stif­ Trans Recht e.V., Bremen: Vernet­ tungsvermögens. Unterstützt durch die im zungstreffen zur Entwicklung eines Jahr 2017 begonnene institutionelle Förde­ Forschungsdesigns zum Thema rung konnte die externe Projektförderung Trans*-Gesundheit in Deutschland. im Jahr 2017 erheblich ausgeweitet werden. (Fördersumme: 8.823 Euro, davon 3.300 Euro in 2014) Detaillierte Informationen zu den Förder­ richtlinien sowie zum Forschungs- und Bil­ Mit einem Workshop zur Gesundheitsforschung dungsprogramm sind auf der Internetseite sowie bei mehreren Arbeitstreffen einer inter- der BMH unter: http://www.mh-stiftung.de/ disziplinären Gruppe wissenschafts- und praxi- foerderung zu finden. serfahrener Trans*- und Cis*-Menschen wurden

Franziska Kohse ist seit 2017 Assistenz der Geschäfts­ führung und für das externe Projektförderungsmanagement der Stiftung zuständig. Zuvor war sie seit 2013 als ehrenamtliche Mitarbeiterin und danach bis Ende 2016 als wissen­schaft­liche Hilfskraft in der Stiftung tätig.

Tätigkeitsbericht 2017 32

Das Stiftungsjahr im Überblick

Projektförderungsmanagement Januar im Team der Stiftung. In den März 23.1. Feierliche Übergabe der Jahren zuvor war sie bereits 1.3. Kristina Hens ist als ersten gemeinsamen Studie ehrenamtlich sowie als wis- wissenschaftliche Hilfskraft des Instituts für Zeitgeschichte senschaftliche Hilfskraft in der neu im Team des Referats und unserer Stiftung „Verfol- Stiftung tätig. Gesellschaft, Teilhabe und gung und Diskriminierung von Antidiskriminierung 10.2. Teilnahme von Dr. Da- Homosexualität in Rheinland- niel Baranowski am Workshop 4.3. Jahrestreffen des Pfalz“ in Mainz durch Staatsse- des „Aids Oral History Archiv“, Verbunds der Regenbo- kretärin Christiane Rohleder an Berlin. genstiftungen traditionell die Öffentlichkeit in der Geschäftsstelle der 11.2. Konstituierende Sit- 25.1. Die von der Rosa Hilfe Bundesstiftung. zung des neuen, 13-köpfigen Freiburg und der Stuttgarter Fachbeirats. Als Vorsitzende 31.3. Mitgliederversamm- Weissenburg initiierte Web- werden Prof. Dr. Michael lung des Förderkreises der seite www.der-liebe-wegen.org Schwartz und Lucie Veith Bundesstiftung Magnus zur Verfolgung von LSBTTIQ im gewählt. Hirschfeld e.V. (FBMH) in unse- deutschen Südwesten während rer Geschäftsstelle. des Nationalsozialismus geht 13.2. 11. Sitzung des Kura- online. toriums der Stiftung.

27.1. Bundesweites Geden- 14.2. Präsentation des Vi- April ken an die Opfer des Natio- deoarchivs bei einer Sonder- 1.4. Katrin Ebell ist als Pro- nalsozialismus: Die Stiftung veranstaltung zum § 175 im jektreferentin neu im Team legt in Berlin gemeinsam mit Rahmen der Teddy Awards bei für das Projekt „Refugees & zahlreichen LSBTTIQ-Personen, der Berlinale durch Dr. Daniel Queers“. Die Stelle wird befris- -Verbänden und Politker_innen Baranowski. tet von der Bundeszentrale für einen Kranz für die verfolgten politische Bildung finanziert. 22.2. Vortrag von Prof. und ermordeten Homosexuel- Dr. Martin Schweer vor 1.4. Kiki Burghartz ist als len an deren Denkmal im Tier- Übungsleiter_innen und Sport- wissenschaftliche Hilfekraft garten nieder. lehrer_innen im Rahmen des neu im Team des Referats Projekts „Anstoß VfL - 100 Kultur, Geschichte und Erinne- Februar: Schulen & 100 Vereine“ zum rung mit einem Schwerpunkt Thema „Sexismus und Ho- auf das Archiv der anderen 1.2. Franziska Kohse beginnt mophobie im Fußball“ in der Erinnerungen ihre Tätigkeit als Assistenz Volkswagen Arena Wolfsburg. der Geschäftsführung und

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Das Stiftungsjahr im Überblick 33

5.4. Die Stiftung ist 2017 erneut für den Vermögensanlagepreis Mai Juni „Portfolio Institutionell Award“ in 08.–11.5. Teilnahme der Stif- 3.6. 2. Sitzung des Fachbeirats den Kategorien „Beste Stiftung“ tungsreferentin Dr. Carolin Küp- der Stiftung. nominiert. pers an der 15th Annual Internatio- 9.6. Erstes Vernetzungstreffen nal Conference on Communication 5.–7.4. Fachtag „Familie von des Stiftungs-Projekts “Refugees and Mass Media, Athen. Vortrag zu morgen. Neue Werte für die & Queers“ in Berlin. „Media discourses on sex work“. Familie(npolitik)“ mit mehreren 13.6. Premiere von „Das Ende evangelischen Institutionen, Ta- 14.5. Enthüllung der von der von Eddy“ nach Eduard Louis‘ gungswerk, Berlin. Stiftung mitfinanzierten Gedenk- gleichnamigen Roman im Berliner tafel für Dr. Magnus Hirschfeld am 25.4. Die Stiftung lädt den Verein Theater an der Parkaue. Die Stif- Ulrichshaus in der Magdeburger der Auslandspresse zu einem Ge- tungsreferentin Dr. Carolin Küp- Innenstadt und Rede von Franziska spräch über die geplante Rehabili- pers hat das Leitungsteam dieses Kohse, Assistenz des Vorstands der tierung der Opfer des § 175 StGB, Jugendtheaterstücks als Koopera- Stiftung. Magnus-Haus, Berlin. tionspartner beraten. 14.5. Gemeinsam mit dem Be- 25.4. Die Stiftung kooperiert mit 16.6. Stiftungsvorstand Jörg zirk Charlottenburg-Wilmersdorf der Topgraphie des Terrors bei der Litwinschuh nimmt offiziell an von Berlin, dem LSVD Berlin-Bran- Veranstaltung „NS-Terror gegen der Eröffnung der von der ersten denburg und der Magnus-Hirsch- Homosexuelle. Forschungskont- Imamin Seyran Ateş gegründeten feld-Gesellschaft Gedenkveran- roversen und erinnerungspoliti- Rushd-Goethe-Moschee in Berlin staltung zu Ehren von Dr. Magnus sche Positionen“. Der Vorsitzende teil, die auch LSBTTIQ-Muslimen Hirschfeld und Rede von Stiftungs- des Fachbeirats der Stiftung Prof. eine Heimat bieten möchte. referent Dr. Daniel Baranowski an Dr. Michael Schwartz (Institut für der Hirschfeld-Stele in Berlin Char- 19.6. 12. Sitzung des Kuratori- Zeitgeschichte) und Lutz van Dijk, lottenburg (Otto-Suhr-Allee 93). ums der Stiftung. Historiker und Schriftsteller aus Kapstadt /Amsterdam, halten 15.5. Teilnahme von Stiftungs- 21.6. Vortrag von Stiftungsrefe- Vorträge. referent Dr. Daniel Baranowski rentin Dr. Carolin Küppers „Einfüh- an der Verleihung des 6. Mag- rung in die Queer Studies“, Techni- 25.4. Vortrag von Dr. Daniel nus-Hirschfeld-Preises, Rathaus sche Universität München. Baranowski zu „Der Wandel der Charlottenburg-Wilmersdorf. Zeug_innenschaft“ im Rahmen 22.6. Stiftungsvorstand Jörg der Fortbildung „Ende und/oder 18.5. Vortrag von Stiftungsre- Litwinschuh nimmt gemeinsam Wandel der Zeitzeugenschaft?“ ferent Dr. Daniel Baranowski „Der mit der Leiterin der Antidiskrimi- der Gedenkstätte Leistikowstraße, eigenartige Mensch da draußen. nierungsstelle des Bundes (ADS) Potsdam. Das ‚Archiv der anderen Erinnerun- Christine Lüders als Gast im Deut- gen‘“ an der Forschungsstelle für schen Bundestag an dem histori- 28.4. Betroffene der Strafver- Zeitgeschichte, Hamburg. schen Beschluss zur Rehabilitie- folgung aufgrund § 175 StGB neh- rung und Entschädigung der Opfer men auf Einladung von Bundesjus- 23.5. Eröffnung der von der Stif- der §175-Strafverfolgung teil. ADS tizminister Heiko Maas gemeinsam tung mitfinanzierten Ausstellung und BMH haben eng zusammenge- mit Stiftungsmitarbeitern an der über den § 175 StGB im Branden- arbeitet, um das Zustandekommen Lesung zum Aufhebungsgesetz im burger Landtag, Potsdam. des Gesetzes mit zu ermöglichen. Deutschen Bundestag teil. Zuvor wurden weiße Rosen am Denkmal 30.6. Stiftungsvorstand Jörg für die ermordeten Homosexuellen Litwinschuh nimmt gemeinsam im Berliner Tiergarten niedergelegt. mit der Leiterin der Antidiskrimi- nierungsstelle des Bundes Chris- tine Lüders als Gast im Deutschen Bundestag an dem historischen Beschluss zur „Ehe für alle“ teil.

Tätigkeitsbericht 2017 34 Das Stiftungsjahr im Überblick

29.8.–1.9. Teilnahme von Stif- 25.10. 12. Hirschfeld-Lecture: Juli tungsreferentin Dr. Carolin Küp- Dr. Dipl. Psych. Gisela Wolf über 2.7. Stiftungsvorstand Jörg Lit- pers an der Biannual-Tagung der „Queers und Substanzgebrauch winschuh spricht gemeinsam mit European Sociological Association – Dauerthema und Tabu“ , Mode- Dr. Katarina Barley und weiteren (ESA), Athen. Vortrag im ESA Sexu- ration durch Stiftungsreferentin Politker_innen auf der Abschluss- ality Research Network zu “Bet- Dr. Carolin Küppers, Café Wilde kundgebung des CSD SaarLorLux ween victimisation and the ‘good Oscar/Lebensort Vielfalt, Berlin. in Saarbrücken. refugee’. Media Discourses on 26.10. Teilnahme von Stiftungs- LGBTIQ Refugees in Germany“. 7.7. Teilnahme von Stiftungsre- referent Dr. Daniel Baranowski an ferent Dr. Daniel Baranowski am der Fachveranstaltung „Auf nach bundesweiten Vernetzungstreffen September Casablanca? Lebensrealitäten „Oral History“ in Hattingen. transgeschlechtlicher Menschen“ 12.–14.9. Teilnahme von Stif- im Roten Rathaus, Berlin. 13.–14.7. Teilnahme von Stif- tungsreferentin Dr. Carolin Küp- tungsreferentin Dr. Carolin Küp- pers am Diversity-Netzwerktreffen 27.–29.10. Fortbildungsseminar pers und der Mitarbeiterin Kristina 2017 – Intersektionalitätsperspek- “Leaving the queer bubble” – PR Hens an der Tagung der Sektion tiven in der Diversitätsforschung, und Medientraining“ für Ak- Geschlechterforschung “Versi- Göttingen. Zusammen mit Paul teur_innen im Bereich LSBTTIQ cherheitlichung der Gesellschaft”, Miro und Alia Khannum Leitung und Flucht/Migration/Asyl in Bad Humboldt-Universität zu Berlin. des Workshops“ Queere Geflüch- Sachsa (Niedersachsen). tete zwischen Mehrfachdiskrimi- 20./21.7. Teilnahme von Stif- nierung und Willkommenskultur”. tungsreferent Dr. Daniel Baranow- November ski an der Tagung „A Golden Age 18.9. Leitung des Vernet- 1.11. Koordination des Ber- for Queer Sexual Politics?“ an der zungstreffens „Kooperation der liner Netzwerktreffens zu den Humboldt-Universität zu Berlin. LSBTTIQ-Webseiten in Baden- Magnus-Hirschfeld-Gedenkjahren Württemberg“ in Stuttgart durch 21.7. Stiftungsvorstand Jörg Lit- durch Stiftungsreferent Dr. Daniel Stiftungsreferent Dr. Daniel winschuh spricht in der St. Marien- Baranowski. Baranowki. Kirche in Berlin anlässlich des 3./4.11. Teilnahme von Stif- interreligiösen Gottesdienstes am tungsreferent Dr. Daniel Baranow- Vorabend des CSD Berlin Oktober ski am Arbeitstreffen der Ravens- 22.7. Stiftungsvorstand Jörg Lit- 5.–8.10. Teilnahme von Stif- brück-Forschung, Berlin. winschuh hält auf der Abschluss- tungsreferent Dr. Daniel Bara- 24.11. 2. Vernetzungstreffen kundgebung des Hauptstadt-CSD nowski an der „European Lesbian* “Refugees & Queers” in Köln. am Brandenburger Tor die Lau- Conference“, Wien. dation anlässlich des „Soul of 25./26. 11. Teilnahme von Stif- 13.–15.10. Fortbildungsseminar: Stonewall Awards“ in der Kategorie tungsreferent Dr. Daniel Baranow- „Wie konzipiere ich eine Behör- „Lokal“ auf den CSD-Mitbegründer ski am Workshop „Queer Search“ denfortbildung?“ für Multiplika- Bernd Gaiser. im FFBIZ, Berlin. tor_innen im Bereich LSBTTIQ und Flucht/Migration/Asyl. 27.11. Projektvorstellung von Stiftungsreferent Dr. Daniel Ba- August 16.10. Lucie Veith, Stellvertre- ranowski beim Fachtag „§ 175“ 30.8. DFB-Präsident Reinhard tende Leitung des Fachbeirats der der Bundesinteressenvertretung Grindel informiert sich in der Stiftung, erhält den „Preis für En- Schwuler Senioren (BISS), Berlin. Stiftung zum Stand des Projekts gagement gegen Diskriminierung „Fußball für Vielfalt“; Bundesjus- 2017“ der Antidiskriminierungs- tizminister Heiko Maas nimmt an stelle des Bundes für ihr jahr- dem Gespräch teil. zehntelanges Engagement für die Rechte und Sichtbarkeit intersexu- eller Menschen.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Das Stiftungsjahr im Überblick 35

Dezember 1.–3.12. Traditionelle Dezem­ber­tagung der Akade- mie Wald­schlösschen und der Stiftung zum Thema „Orte der Begeg- nung – Orte des Widerstands. Zur Geschichte homosexuel- ler, trans*geschlechtlicher und queerer Räume“, Akademie Waldschlösschen, Reinhausen bei Göttingen. Moderiert wurde die Veran­staltung von der Stiftungsreferentin Dr. Carolin Küppers.

18./19.12. Vortrag Stif- tungsreferent Dr. Daniel Baranowski „ , … dass ich mut- terseelenallein morgens quasi mich richten muss.‘ Die Auswir- kungen des § 175 StGB in le- bensgeschichtlichen Interviews von Betroffenen“ im Rahmen der Tagung „Justiz und Ho- mosexualität – Schwule und Lesben in der Rechts­prechung“ in der Justizakademie des Landes Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen.

Tätigkeitsbericht 2017 36

Veröffentlichungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und ihrer Mitarbeiter_innen sowie Kooperationspartner_innen

Einzelaufsätze Schweer, Martin (2017): Implizite Geschlechter- Bayramoğlu, Yener; Gammerl, Benno; Küppers, theorien im Kontext von Sexismus und Homo- Carolin (2017): Queere Fluchten. Welche eman- phobie – eine paradigmatische Betrachtung aus zipatorischen Chancen bergen die aktuellen De- differentiell-psychologischer Perspektive. In: batten und Dynamiken? In: Maria Borowski, Jan Abstractband der Konferenz „Aktuelle Heraus- Feddersen, Benno Gammerl, Rainer Nicolaysen, forderungen der Geschlechterforschung“ vom Christian Schmelzer (Hg.): Jahrbuch Sexualitäten 28. bis 30. September 2017 in Köln (S. 120). 2017. Göttingen: Wallstein Verlag, S. 15–42. Köln: Universität Köln. Online verfügbar unter http://gestik.uni-ko- Küppers, Carolin; Klocke, Ulrich (2017): Zur eln.de/sites/gestik/user_upload/GF_gesamt-1.pdf Situation lesbischer, schwuler, bisexueller und Schweer, Martin (2017): Wenn ich an Fußball queerer Menschen: Von der Diskriminierung zur denke. In M. Bulik (Hrsg.), Heimspiel. Men- Inklusion durch Sichtbarkeit und flexiblere Ge- schen bei Borussia (S.87-88). Dortmund: Kettler schlechternormen. In: Diehl, Elke (Hg.): Teilhabe Verlag. für alle?! Lebensrealitäten zwischen Diskriminie- rung und Partizipation (Schriftenreihe der Bun- deszentrale für politische Bildung Bd. 10155), Von der BMH (mit)herausgegebene S. 180–205. Publikationen:

Küppers, Carolin (2017): Einleitung. In: Küppers, Sabine Hark: Koalitionen des Überlebens. Queere Carolin; Marbach, Rainer (Hg.): Communities, Bündnispolitiken im 21. Jahrhundert. (Hirsch- Camp und Camouflage – Bewegung in Kunst feld-Lectures, Band 11) Wallstein Verlag, Göt- und Kultur. Hamburg: Männerschwarm Verlag, tingen 2017. S. 9–23. Carolin Küppers / Rainer Marbach (Hg.): Com- Küppers, Carolin (2017): Gefährlich oder ge- munities, Camp und Camouflage – Bewegung fährdet? Diskurse über Sexarbeit zur Fußball- in Kunst und Kultur. Männerschwarm Verlag, Weltmeisterschaft der Männer in Südafrika. Hamburg 2017. Wiesbaden: VS Verlag. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, Bd. 66 Gisela Wolf: Substanzgebrauch bei Queers. Dauerthema und Tabu. (Hirschfeld-Lectures, Litwinschuh, Jörg / Schwartz, Michael (2017): Band 12) Wallstein Verlag, Göttingen 2017. Geleitwort. In: Manfred Herzer: Magnus Hirsch- feld und seine Zeit. Berlin: Walter de Gruyter Verlag, S. 1–4.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld 37

Tagungsteilnahmen und Vorträge von Mitarbeiter_innen der Bundestiftung Magnus Hirschfeld sowie Kooperationspartner_innen

Dr. Carolin Küppers Prof. Dr. Martin Schweer

8.–11.5.2017 15th Annual International Con- 22.2.2017 Vortrag vor Übungsleiter_innen ference on Communication and Mass Media, und Sportlehrer_innen im Rahmen des Projekts Athen. Vortrag zu „Media discourses on sex „Anstoß VfL– 100 Schulen & 100 Vereine“ zum work“. Thema „Sexismus und Homophobie im Fußball“ in der Volkswagen Arena Wolfsburg. 21.6.2017 Vortrag „Einführung in die Queer Studies“, TU München. Dr. Daniel Baranowski 13.–14.7.2017 Gemeinsam mit Kristina Hens Teilnahme an der Tagung der Sektion Geschlech- 10.2.2017 Teilnahme am Workshop des „Aids terforschung “Versicherheitlichung der Gesell- Oral History Archiv“, Berlin. schaft”, HU Berlin. 14.2.2017 Präsentation des Videoarchivs bei 29.8.–1.9.2017 Biannual Tagung der European einer Sonderveranstaltung zum § 175 im Rah- Sociological Association (ESA), Athen. men der Teddy Awards bei der Berlinale. Vortrag im ESA Sexuality Research Network zu “Between victimisation and the ‘good refu- 25.4.2017 Vortrag „Der Wandel der Zeug_in- gee’. Media Discourses on LGBTIQ Refugees in nenschaft“ im Rahmen der Fortbildung „Ende Germany“. und/oder Wandel der Zeitzeugenschaft?“ der Gedenkstätte Leistikowstraße, Potsdam. 12.–14.9.2017 Diversity-Netzwerktreffen 2017 – Intersektionalitätsperspektiven in der 14.5.2017 Grußwort zur Gedenkveranstaltung Diversitätsforschung, Göttingen. anlässlich des Geburts- und Todestags von Mag- Zusammen mit Paul Miro und Alia Khannum nus Hirschfeld, Berlin-Charlottenburg. Durchfürhung des Workshops“Queere Geflüch- tete zwischen Mehrfachdiskriminierung und 15.5.2017 Teilnahme an der Verleihung Willkommenskultur”. des 6. Magnus-Hirschfeld-Preises, Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf. 1.–3.12.2017 Moderation der Dezember­ tagung: „Orte der Begegnung – Orte des Wider- 18.5.2017 Vortrag „Der eigenartige Mensch stands. Tagung zur Geschichte homosexueller, da draußen. Das ‚Archiv der anderen Erinnerun- trans*geschlechtlicher und queerer Räume“ gen‘“ an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, in der Akademie Waldschlösschen, Gleichen Hamburg. bei Göttingen.

Tätigkeitsbericht 2017 38 Tagungsteilnahmen und Vorträge

7.7.2017 Teilnahme am bundesweiten Vernet- 3. / 4.11.2017 Teilnahme am Arbeitstreffen zungstreffen „Oral History“ in Hattingen. der Ravensbrück-Forschung, Berlin.

20. / 21.7.2017 Teilnahme an der Tagung 25. / 26.11.2017 Teilnahme am Workshop „A Golden Age for Queer Sexual Politics?“ an der „Queer Search“ im FFBIZ, Berlin. Humboldt-Universität, Berlin. 27.11.2017 Projektvorstellung beim Fach- 18.9.2017 Leitung des Vernetzungstreffens tag „§ 175“ der Bundesinteressenvertretung „Kooperation der LSBTTIQ-Webseiten in Baden- Schwuler Senioren (BISS), Berlin. Württemberg“, Stuttgart 18. / 19.12.2017 Vortrag „ , … dass ich mutter- 5.–8.10.2017 Teilnahme an der „European seelenallein morgens quasi mich richten muss.‘ Lesbian* Conference“, Wien. Die Auswirkungen des § 175 StGB in lebens- geschichtlichen Interviews von Betroffenen“ 26.10.2017 Teilnahme an der Fachveranstal- im Rahmen der Tagung „Justiz und Homose- tung „Auf nach Casablanca? Lebensrealitäten xualität – Schwule und Lesben in der Recht- transgeschlechtlicher Menschen“ im Roten Rat- sprechung des 20. Jahrhunderts“ in der Justiz­ haus, Berlin. akademie des Landes Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen. 1.11.2017 Koordination der Netzwerktreffen zu den Magnus-Hirschfeld-Gedenkjahren, Berlin.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld 39

Kommunikations- und Medienarbeit Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in der Presse und den sozialen Medien

it der Ehe für alle in Deutschland, der Das „Archiv der anderen Erinnerun­ Entschädigung für die Opfer des Para- gen“ und Geschichtszeug_innen Mgrafen 175 StGB und dem Recht auf in den Medien ein Drittes Geschlecht haben 2017 gleich drei einschneidende Entscheidungen des Gesetz- Schon 2016 war das Geschichtszeug_innen- gebers bzw. des Bundesverfassungsgerichts zu Interview-Projekt „Archiv der anderen Erinne- wichtigen LSBTTIQ-Themen die politische Be- rungen“ unter medialen Gesichtspunkten das richterstattung geprägt. Auch in diesem Zusam- wichtigste Projekt der Stiftung. Im Zuge des menhang erreichten die Bundesstiftung Mag- Rehabilitierungsgesetzes für die Opfer des Pa- nus Hirschfeld (BMH) weiterhin in verstärktem ragrafen 175 StGB weitete sich das Interesse Maße Anfragen von Medienvertreter_innen aus der Medien aus. Die Berichterstattung lebte aller Welt. Insbesondere der geschäftsführende auch 2017 von den Lebensgeschichten der Ge- Vorstand Jörg Litwinschuh wurde zu diversen schichtszeug_innen und deren Bereitschaft, sich Themen und von unterschiedlichsten Medien um von Journalist_innen befragen zu lassen. Diese Statements gebeten. So etwa für den Beitrag wenigen Geschichtszeug_innen wurden nicht des Deutschlandfunks „Langes Warten auf Ge- müde, in Interviews für die rechtliche Gleich- rechtigkeit für Homosexuelle“ vom 28. Februar stellung von Schwulen und Lesben zu kämpfen. 2017 über die Hintergründe des Aufhebungs- Die Bundesstiftung ist ihnen zu großem Dank gesetzes. Der MDR-Beitrag „Entschädigung für verpflichtet, dass sie im Kampf um die Reha- viele zu spät“ vom 24. April beleuchtete die Ho- bilitierung immer wieder Gesicht zeigen und mosexualität in der ehemaligen DDR und fragte ihre Lebensgeschichten mit der Öffentlichkeit bei der BMH zum Thema Entschädigung nach. teilen. Dadurch wurde diese menschliche Di- Die Saarbrücker Zeitung vom 30. Juni zitierte mension des Gesetzesvorhabens auch für eine Jörg Litwinschuh zum Thema „Ehe für alle“, die breite Öffentlichkeit nachvollziehbar – und das Nachrichtenagentur AFP interviewte ihn zum international: So erkundigten sich am 25. April Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Per- 2017 im Vorfeld der ersten Lesung des Gesetz- sonenstandsrecht intersexueller Menschen. entwurfs 17 Medienschaffende aus aller Welt In ausführlichen Interviews für die Junge – von Dänemark bis Japan – bei der BMH über Welt vom 24. Februar 2017 („Demokratie und den Stand der geplanten Rehabilitierungsmaß- Frieden sind keine Selbstläufer“) und in der Ap- nahmen, über Individual- und Kollektiventschä- ril-Ausgabe vom Mannschaft-Magazin („Lernen, digung, aktuelle Forschungserkenntnisse sowie mit Vielfalt umzugehen“) bilanzierte Litwinschuh das „Archiv der anderen Erinnerungen“. Auch darüber hinaus auch die Arbeit der Bundesstif- Geschichtszeuge Heinz Schmitz stellte sich in tung fünf Jahre nach ihrer Gründung. diesem Rahmen den Fragen der internationalen Medien, die der Verein der Auslandspresse in

Tätigkeitsbericht 2017 40 Kommunikations- und Medienarbeit

Deutschland e.V. zum Pressegespräch eingela- (5. Mai 2017) aus seinem bewegten Leben, Fritz den hatte. Das ORF traf Heinz Schmitz vor Ort Schmehling für den Beitrag „Wenn die Liebe für ein ausführliches Interview, das im öster- eine Straftat ist“ (7. März 2017) im Mannheimer reichischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das Morgen. Es war eines seiner letzten Interviews. ZDF Servicemagazin „Volle Kanne“ porträtierte Fritz Schmehling ist am 2. Dezember 2017 ihn in der Sendung und auch die Deutsche Welle verstorben. Mit Wolfgang Lauinger hat die BMH stellte das Schicksal von Heinz Schmitz in den 2017 einen weiteren Toten zu bedauern. Lau- Mittelpunkt ihrer Berichterstattung zum Re- inger, der im Alter von 99 Jahren starb, war der habilitierungsgesetz. Der Titel dieses Beitrags älteste Geschichtszeuge des Interview-Projekts lautete „Victims of German anti-gay law finally „Archiv der anderen Erinnerungen“. Bis zuletzt get their day in the Bundestag“. kämpfte er für die Rehabilitierung der verfolg- Immer wieder suchte auch die überregionale ten schwulen Männer und für die Entschädigung Tagespresse den Kontakt zu Geschichtszeug_in- aller Folgen von Haft und Verurteilung aufgrund nen. „Ich habe nur halb gelebt“, bekannte Heinz des Paragrafen 175 StGB. Sein Tod am 20. De- Schmitz in einem langen Beitrag von Benedikt zember 2017 fand ein breites Presseecho. So Peters in der Süddeutschen Zeitung vom 11. No- titelte beispielsweise die BILD: „Als Schwuler vember 2017. verfolgt, aber nicht rehabilitiert.“ Darüber hinaus gab es 2017 kontinuierlich Noch am 2. Dezember hatte sich Wolfgang Anfragen lokaler Medien, die den Kontakt zu Lauinger bei buzzfeed.com mit einem leiden- Geschichtszeug_innen aus ihrer Region suchten, schaftlichen Appell an die Politik gerichtet: „Für wie beispielsweise das „Schwäbische Tage- mich geht das Spielchen so lange weiter, bis ich blatt“, welches am 9. Februar 2017 den Ge- nicht mehr da bin.“ Ihm selbst standen nach schichtszeugen Helmut Kress vorstellte. dem letztlich verabschiedeten Entschädigungs- Das Engagement der Geschichtszeug_innen gesetz keine Leistungen zu. machte es möglich, im Laufe des Jahres vielen Nur wenige Tage vor Lauingers Tod hatte am unterschiedlichen Medienanfragen nachzukom- 15. Dezember BMH-Vorstand Jörg Litwinschuh men. Ganz unterschiedliche Formate wurden be- im Tagesspiegel-Beitrag „99-jähriges Opfer dient: In „logo!“, den Kindernachrichten des ZDF des §175 wird nicht entschädigt“ zum Thema für Zuschauer bis 14 Jahren, sprach Geschichts- Entschädigung festgestellt: „Es ist eine Kampa- zeuge Helmut Kress in einem Beitrag vom 1. Ok- gne in den Massenmedien nötig, um überhaupt tober 2017 über die Zeit, „Als Homosexualität mehr schwule Senioren und deren Angehörige noch verboten war“: „Helmut Kress ist 71 Jahre auf die Entschädigungszahlungen aufmerksam alt und er liebt Männer. Als er in der Pubertät zu machen.“ merkte, dass er homosexuell ist, hat das zu großen Problemen geführt. Denn damals war es verboten, schwul oder lesbisch zu sein.“ Pressemitteilungen Helmut Kress hatte zuvor unter anderem auch schon der taz für den Beitrag „Ich hatte 2017 wurde von der BMH mit insgesamt acht Angst, nichts als Angst!“ (28. April 2017) Rede Pressemitteilungen auf Projekte, Veranstaltun- und Antwort gestanden. In der RBB Abendschau gen und Initiativen aufmerksam gemacht. Auch vom 3. Juni erzählte er aus seinem Leben und diese Arbeit erhöhte die Medienpräsenz der bezog Stellung zum Rehabilitierungsgesetz. Stiftung. Eine Auswahl: Die Aufarbeitung der Mit Fritz Schmehling und Klaus Born wa- strafrechtlichen Verfolgung schwuler Männer ren zwei weitere Geschichtszeug_innen erneut nach 1945 in Rheinland-Pfalz, die im Auftrag bereit, in Pepe Eggers Tagesspiegel-Beitrag des rheinland-pfälzischen Familienministeriums „Paragraf 175: Die späte Gerechtigkeit“ vom 26. vom Institut für Zeitgeschichte München – Ber- Mai über ihre Verurteilung zu sprechen. Klaus lin (IfZ) in Zusammenarbeit mit der BMH erstellt Born erzählte auch für den waz-Artikel “Homo- wurde, griff queer.de auf. sexueller kämpft seit Jahren für Rehabilitation“ Die wissenschaftliche Arbeit der Stiftung

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Kommunikations- und Medienarbeit 41

im Rahmen des Fachtags „Familie von morgen“ die BMH in der medialen Relevanz quantita- würdigte der Deutschlandfunk am 13. April tiv und qualitativ auf Augenhöhe mit großen 2017 mit dem ausführlichen Feature „Vater, Bundesstiftungen und LSBTTIQ-Organisationen. Mutter, Kind war gestern“. Langjährig gepflegte persönliche Kontakte BMH-Referentin Dr. Carolin Küppers gab im mit Journalist_innen aus den Bereichen über- Interview mit dem Magazin „Straight“ Auskunft regionale Tagespresse, regionale Tagespresse zur Förderung von lesbischen Projekten. Die (Schwerpunkt Berlin), Publikums- und Fachzeit- feierliche Enthüllung der von der mit Unterstüt- schriften, Hörfunk, Fernsehen sowie Nachrich- zung der BMH realisierten Gedenktafel für Dr. tenagenturen und einer wachsenden Zahl von Magnus Hirschfeld am Magdeburger Ulrichshaus internationalen Medien zahlen sich aus. Die BMH im Mai 2017 wurde von der Magdeburger Volks- wird möglicherweise in Zukunft mehr personelle stimme und von der Jüdischen Allgemeinen und finanzielle Ressourcen in die Medien- und aufgegriffen. Kommunikationsarbeit investieren müssen, um der steigenden Anzahl von Presseanfragen gerecht werden zu können und mit den Ent- Soziale Medien wicklungen in den sozialen und digitalen Medien weiter Schritt zu halten. Zu den weiteren erfolgreichen Kanälen der Öf- fentlichkeitsarbeit: Rund 3.500 Abonnent_innen Die meisten der hier zitierten sowie weitere informierten sich 2017 durch den BMH-News- Medienberichte können über den Online- letter regelmäßig über Neuigkeiten aus dem Pressespiegel der BMH abgerufen werden: Stiftungsleben wie Veranstaltungen, Projekt- http://mh-stiftung.de/presse/#textanker753 einblicke, Veröffentlichungen und Personalien. 2017 erschienen vier Ausgaben des Online- Newsletters, der auf der Website der Stiftung abonniert werden kann: http://mh-stiftung.de/ newsletter/. Dort sind alle bislang veröffent- lichten Newsletter der Stiftung verfügbar. Die Aktivitäten der BMH in den sozialen Medien wurden erfolgreich fortgesetzt. Die Facebook- Seiten „Bundesstiftung Magnus Hirschfeld“ und „Fußball für Vielfalt“ sind Spiegel der lebendigen Stiftungsarbeit, geben Einblicke in die Com- munity und wurden im Jahr 2017 von vielen Tausend Menschen mit Likes versehen. „Fußball für Vielfalt“ ist mit über 14.000 Follower_innen weiterhin der mit Abstand beliebteste Facebook- Auftritt der BMH. Die Einzelbeiträge erreichen in den Spitzenwerten bis zu 5.000 Personen. Bei den Twitter-Accounts „mhstiftung“ und „fuss- balldivers“ lagen die Followerzahlen Ende des vergangenen Jahres bei 1.400 bzw. 900.

Die regelmäßige bundesweite und inzwischen auch internationale Wahrnehmung in sozialen und anderen Medien zeigt deutlich, wie weit die BMH mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein verankert ist und als zuverlässiger Informations- lieferant geschätzt wird. Längst befindet sich

Tätigkeitsbericht 2017 42

Vermögensanlage Entwicklung der Investitionen und Erträge

as Stiftungskapital der Bundesstiftung Unternehmen investiert werden, deren Aktivi- Magnus Hirschfeld (BMH) wird durch das täten den Zwecken der BMH widersprechen, Davesco Family Office (FO) unter Leitung z.B. durch Diskriminierung oder strafrechtliche von Oliver N. Hagedorn verwaltet. Verfolgung von Homosexuellen. Das Stiftungskapital ist auf vier unter- Die Vermögensanlage der BMH ist insbesondere schiedliche Vermögenssäulen (Multi-Anlage- durch drei Aspekte gekennzeichnet: klassen und Strategie-Ansatz (MACS), Verzins- liche Anlagen, Direktanlagen – hauptsächlich in • Die hohe Widerstandsfähigkeit des Stif- Logistikequipment – und Nachhaltige Anlagen) tungsvermögens gegenüber negativen verteilt. Diese ergänzen sich komplementär und Szenarien (z. B. Finanzkrise, Staatsbankrott, folgen dem Prinzip einer erweiterten Chancen- Deflation, Nullzins), und Risikodiversifikation. • die Generierung verlässlicher Wertbeiträge Das durchschnittliche Anlagevermögen be- (Wertzuwächse und regelmäßige Ertrags- trug im Jahr 2017 11,57 Millionen Euro. Insge- ausschüttungen) aus robusten Geschäfts- samt wurden dabei für das Jahr 2017 ausschüt- modellen, die in der Realwirtschaft veran- tungsfähige Erträge von ca. 501.000 Euro bzw. kert, nachhaltig und damit zukunftsfähig 4,38 % vor Kosten erwirtschaftet. Die Perfor- sind, mance (realisierte und nicht realisierte Wert- • das interessenskonfliktfreie und profes- veränderungen sowie Erträge) nach Abzug aller sionelle Zusammenwirken von Stiftungs­ Kosten (FO-Honorar, Depotführung, Transakti- organen, Gremien, Aufsicht und dem avesco onskosten und Mehrwertsteuer) lag im Kalen- Family Office, um für alle Interessens­ derjahr 2017 bei 1,85 % (Stand 31.03.2018). gruppen, insbesondere für die Öffentlich- keit, ein Höchstmaß an Transparenz zu erreichen. Vermögenssäule Multi-Anlageklassen und Strategien (MACS) Die Auswahl der Anlageformen folgt dem Grundsatz der Risiko- und Chancendiversifika- Die erste Vermögenssäule gründet auf den tion sowie dem langfristigen Substanzerhalt. Anlageprinzipien der Stiftungsvermögen von Gemessen am Stiftungskapital sollen ausschüt- Harvard und Yale und besteht aus einem tungsfähige Erträge vor Kosten von mindestens breit diversifizierten Multi-Anlageklassen und 3,5 % p. a. erwirtschaftet werden. Strategien-Dachfonds. Dieser kombiniert tradi- Anlagen dürfen prinzipiell nicht dem Stif- tionelle (z.B. Aktien und Anleihen) mit alternati- tungszweck entgegenwirken. Das Stiftungs- ven Anlagen (z.B. Unternehmensbeteiligungen, kapital darf nicht in Anlagen von Staaten und Immobilien und Versicherungsprämien). Die

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Vermögensanlage 43

Zusammensetzung des Vermögens erfolgt mit Diversifikationsgrad bei. Beispielhaft stehen dem Ziel, die Schwankungsbreite des Kapitals hierfür versicherungsbasierte Strategien, die wie sowie Emittenten- und Totalverlustrisiken mög- ein Rückversicherer Versicherungsprämien für lichst gering zu halten und über einen Zeitraum die Übernahme von Sachrisiken vereinnahmen. von zehn Jahren durchschnittlich eine Wertent- Long-Short-Strategien tragen dazu bei, in jedem wicklung von 4 % zu erreichen. Ausschüttungs- Marktumfeld positive Erträge zu erzielen. Absi- fähige Erträge werden aus unterschiedlichen cherungsstrategien können Rücksetzer an den Quellen generiert. Neben Zinsen sind dies u.a. Aktienmärkten abschwächen. Die Abhängig- Mieten, Dividenden und Versicherungsprä- keit von zukünftigen negativen Entwicklungen mien sowie Erträge aus der Veräußerung von an den Kapitalmärkten wird dadurch erheblich Unternehmensbeteiligungen. reduziert. Zudem werden unabhängig vom aktu- Die Anlage erreicht eine Risikostreuung, die ellen Zinsniveau planbare und attraktive Erträge mit einer bei Stiftungen üblichen Vermögensver- generiert. waltung, zusammengesetzt aus Anleihen und Auch Nischen-Anlageklassen wie Wan- Aktien, nicht realisiert werden kann. Anlageklas- delanleihen tragen zur Reduktion von starken sen, die als Einzelinvestments für Stiftungen Schwankungen bei der Vermögensanlage bei. normalerweise aufgrund zu hoher Einstiegsbe- Hierbei handelt es sich um Anleihen, die inner- träge und fehlender Zugänge kaum umsetzbar halb einer Wandlungsfrist in Aktien eingetauscht sind, werden integriert und leisten langfristig werden können und somit die Eigenschaften stabile Wertbeiträge. Die konzeptionell bedingte von Anleihen und Aktien vereinen. Der Anleger Langfristigkeit und eingeschränkte Handelbar- profitiert einerseits in schlechten Zeiten vom keit einiger Anlageformen (z.B. Unternehmens- Rückzahlungsanspruch der Anleihen, was das beteiligungen), die in der Regel mit höheren Ren- Abwärtspotenzial begrenzt und andererseits von diten einhergeht, korrespondiert grundsätzlich steigenden Aktienkursen. Somit bieten Wandel- mit den Grundsätzen der Vermögensanlage der anleihefonds ein gutes Risiko-Rendite-Verhältnis BMH, langfristig die Erfüllung der Stiftungszwe- und stellen einen weiteren Baustein der Multi- cke zu sichern. Anlageklassen-Strategie dar. Der Anteil der Unternehmensbeteiligungen Das Thema Nachhaltigkeit und wirkungsori- innerhalb der Vermögenssäule MACS beträgt ca. entiertes Investieren gewinnt auch innerhalb der 25 % und entspricht damit rund 6 % des gesam- MACS Anlagen ständig an Bedeutung. Ein Bei- ten Stiftungskapitals. Insgesamt werden über spiel hierfür ist ein Themenfonds, der auf Aktien Private-Equity-Fonds Anteile an mehr als 1.000 von Unternehmen entlang der Wertschöpfungs- mittelständischen und großen Unternehmen so- kette Fisch setzt. Über 500 Millionen Menschen wie Immobilien gehalten. Die Investitionsphase leben von der Fischerei und oft ist Fisch die ist weitestgehend abgeschlossen und die Zahl einzige und somit überlebenswichtige Eiweiß- der Unternehmens- und Immobilienverkäufe quelle. Gleichzeitig sind 30% aller kommerziel- nimmt stetig zu. Die Restlaufzeiten der Fonds len Fischbestände überfischt. Umso wichtiger liegen bei rund fünf Jahren. Aus Unternehmens- ist es die Unternehmen mit Kapital zu versorgen, und Immobilienverkäufen konnten in der Vermö- die den Problemen rund um das Thema Fisch genssäule MACS im Jahr 2017 ca. 220.000 Euro entgegenwirken. Im Rahmen der Vermögensver- an stillen Gewinnpotenzialen realisiert werden. waltung ist es darüber hinaus von Vorteil, dass Da sich die Private-Equity-Fonds in der Reife- die Branche nur einen geringen Gleichlauf (ge- phase befinden, lassen Verkäufe von Immobilien ring korreliert) mit der Entwicklung des breiten und Unternehmensbeteiligungen in den nächs- Aktienmarktes aufweist. ten Jahren einen deutlichen Anstieg der Gewinn- Im Jahr 2017 waren in dem Anlagearm realisierung erwarten. MACS durchschnittlich 2,7 Millionen Euro ange- Die beweglichen Anlagen innerhalb der Ver- legt. Trotz der guten Entwicklung innerhalb des mögenssäule machen rund 75 % aus und tragen Beteiligungsportfolios war die Performance mit ebenfalls zu einem überdurchschnittlich hohen -6,43 % in 2017 negativ.

Tätigkeitsbericht 2017 44 Vermögensanlage

Dies ist insbesondere darauf zurückzufüh- Praxis eigens entwickelte Methodik. Die Metho- ren, dass die Aktienmärkte haussierten und die dik hat das Ziel den Nachhaltigkeitsanspruch Aktienquote zu gering war, um davon signifikant der avesco in ein konkretes Analyseverfahren zu profitieren. Die Anleihenmärkte (Renten) zu übersetzen und die Nachhaltigkeitsleistung entwickelten sich hingegen nach jahrelangem von Investments zu prüfen. Die Bewertung der Anstieg in 2017 erstmals wieder negativ. Die Er- Nachhaltigkeit erfolgt dabei ganzheitlich und wartung steigender Zinsen ist ein Grund hierfür. berücksichtigt integrativ die Dimensionen Öko- Dieser Trend dürfte sich in Zukunft noch verstär- nomie, Ökologie und Soziales sowie die Gover- ken. Die Auswirkungen werden an folgendem nance und die Risiken eines Investments. Beispiel deutlich: Eine Anleihe mit guter Bonität Ende 2017 waren durchschnittlich rund 2,9 (Investmentgrade) und einer Restlaufzeit von 7 Millionen Euro in folgenden Bereichen investiert: Jahren wird bei einem Anstieg des allgemeinen Wind- und Solarstromerzeugung, Maßnahmen Marktzinsniveaus um 1 % zwischen 7 und 10 % zur Steigerung der Energieeffizienz, Erzeugung an Wert einbüßen. von Biokraftstoffen, Akazienholz- und Kakao- Für die MACS war im Jahr 2017 auch die plantagen. Aus diesen Anlagen wurden im Jahr Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro 2017 ausschüttungsfähige Erträge in Höhe von eine maßgebliche Belastung. Von einer erwar- ca. 68.500 Euro, respektive 2,35 % generiert. teten Erholung des US-Dollars würde der Fonds Die größte Position ist ein institutioneller künftig profitieren. Die bis dato einmalige Häu- geschlossener Fonds, der in Photovoltaik- und fung von großen Naturkatastrophen in den USA Windkraftanlagen in Frankreich, Deutschland, führte bei der versicherungsbasierten Strategie Finnland, Italien und Belgien investiert. Zwei zu Versicherungsfällen und drückte ebenfalls Drittel des Fondsvermögens sind in Solaranla- auf das Ergebnis. Erwartungsgemäß steigen die gen, das restliche Drittel in Onshore-Windanla- Prämien der Versicherungspolicen im Nachgang gen aufgeteilt. Der Fonds schüttet jährlich ca. von Schadensereignissen und lassen für die Zu- 3,5 % Erträge aus und ist seit Investition 2013 kunft wieder bessere Ergebnisse erwarten. um knapp 10 % im Wert gestiegen. Des Wei- teren wurden seit Investition 540,982 MWh Öko-Strom produziert und dadurch insgesamt Vermögenssäule nachhaltige Anlagen 183.934 Tonnen CO2 eingespart. Das von der Bundesstiftung investierte Kapital repräsentiert Die zweite Vermögenssäule ist darauf ausgerich- CO2-Einsparungen in Höhe von 3.448 Tonnen. tet, in spezifisch nachhaltige Anlagen zu inves- Dies entspricht ungefähr der Treibhausgasemis- tieren. Durch nachhaltige Investments möchte sion von 680 Autos in einem Jahr. die Stiftung dazu beitragen, für zukünftige Die Bundesregierung setzt sich seit den Generationen Potenziale zu erhalten und neue 1990er Jahren aktiv für den Klimaschutz ein. zu schaffen. Im November 2016 verabschiedete die Bun- Der bekannten Vorgehensweise (Ausschluss desregierung den Klimaschutzplan 2050. Um von Branchen, Best-in-Class-Ansatz auf Grund- die Meilensteine für eine Reduktion der Treibh- lage von Kriterienkatalogen, Auswertung von ausgase zu erreichen, soll die Energieeffizienz ESG-Berichten oder Scoringmodelle) bei der Deutschlands gesteigert werden. Hier setzt ein Bewertung der Nachhaltigkeit von Finanzinst- zweiter institutioneller geschlossener Fonds rumenten stehen die Stiftung und das Family an. Der Fonds finanziert die energieeffiziente Office eher skeptisch gegenüber. Entsprechend Sanierung von bereits bestehender Infrastruk- finden sich im Stiftungsvermögen keine der übli- tur (z.B. Gebäude, Industrieanlagen, öffentliche chen Nachhaltigkeitsfonds. Infrastruktur) und erhält als Ertrag einen Teil Für die Bewertung der Nachhaltigkeit/ der erzielten Energieeinsparungen. Ende 2017 Güte von Investments und Geschäftsmodellen waren 407.000 Euro des zugesagten Kapitals verwendet das Family Office eine über meh- in Höhe von 500.000 Euro investiert, wovon rere Jahre im Austausch mit Forschung und der in 2017 170.000 Euro eingezahlt wurden. Im

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Vermögensanlage 45

abgelaufenen Jahr wurden mehrere Straßen- und Erfinder des „Social Forestry“, die soziale beleuchtungs-Projekte, Biogasanlagen und LED Wirkung (Social Impact) messen lassen. Die Projekte finanziert. Die energieeffiziente Tech- gewonnenen Erkenntnisse hat Forest Finance nologie LED spielt mit 43 % Anteil des Portfolios analysiert und daraus ein führendes Social- eine dominante Rolle. Impact-Programm entwickelt. Forest Finance ist Auch das Unternehmen TECOSOL trägt po- darüber hinaus als weltweit erstes Unternehmen sitiv zu CO2-Einsparungen bei. Mit der schonen- für seine Waldprojekte mit dem Gold-Standard, den Herstellung des Campa-Biodiesels, beste- dem angesehensten internationalen Klima- hend aus Abfallölen, Reststoffen und rohem schutzstandard, ausgezeichnet worden. Pflanzenöl, wurden seit 2011 im Vergleich zum Besonders erfreulich ist auch, dass jüngst fossilen Diesel 1,2 Millonen Tonnen Treibhaus- eine deutsche Altersvorsorgeeinrichtung nach gas eingespart. Die Abfallverwertungsquote be- Abschluss einer umfassenden Sorgfaltsprüfung trägt ca. 80 %. Die Zinsen aus dem Genussrecht einen hohen Millionenbetrag in das Auffors- wurden fristgerecht bezahlt. tungsprojekt investiert hat. Ein weiterer Beleg Das 2016 getätigte Forstinvestment im für die Güte des Projekts. Osten Kolumbiens zur Aufforstung mit Akazi- Im Dezember 2017 endete ferner die Lauf- enbäumen dient der Renaturierung der Böden, zeit einer Anleihe für Windenergieprojekte. Drei auf denen langfristig wieder ein dauerhaftes, Jahre zuvor wurden einem deutschen Projektie- ökologisch intaktes Misch-/Nutzwaldsystem rer von Windenergieanlagen 250.000 Euro zur entstehen soll. Die Waldflächen wurden von der Verfügung gestellt. Die Windprojekte konnten BMH gepachtet. Ein Forstdienstleistungsvertrag leider nicht realisiert werden. Grund dafür waren umfasst die vollständige und professionelle Be- nicht vorhersehbare, nunmehr verschärfte re- wirtschaftung der im Vertrag genannten Fläche gulatorische Rahmenbedingungen insbesondere der Bundesstiftung bis zur Endernte und die in Bezug auf Anwohner, Verkehrswege, Natur- Vermarktung der Erträge. Durch die nachhaltige schutz und den Netzanschluss. Das bereitge- Aufforstung und Forstpflege hat sich der Baum- stellte Kapital wurde an die Stiftung zurückge- bestand bereits gut entwickelt. führt und der endfällige Coupon in Höhe von Die BMH erhält ihren Ertrag aus dem Ver- 7,31 % (2,5 % p.a.) vereinnahmt. kauf der Holzernten, der Gewinnung von Nutz- holz für die Bau- und Möbelindustrie sowie aus Energieholz. Im konservativen Szenario erwarten Vermögenssäule festverzinsliche wir bis zur Endernte im Jahr 2024 eine finanzi- Anlagen elle Rendite, die der Verdopplung des eingesetz- ten Kapitals entspricht. Die dritte Vermögenssäule setzt sich aus An- Neben der finanziellen Rendite verfolgt lagen zusammen, die darauf ausgelegt sind die BMH mit diesem Investment vor allem eine planbare Erträge zu generieren. 2017 waren messbare ökologische und soziale Wirkung. hier durchschnittlich rund 2,7 Millionen Euro Bemerkenswert ist, dass das Aufforstungspro- investiert. Im Jahresverlauf wurden Erträge in jekt als eines von vier Projekten weltweit für Höhe von ca. 193.000 Euro, respektive 7,09 % eine Untersuchung ausgewählt wurde. Konkret erwirtschaftet. geht es um die „Förderung zur Erhaltung der Rund 500.000 Euro sind in einem breit Artenvielfalt auf privat geführten produktiven diversifizierten Portfolio aus weltweiten Waldflächen sowie Viehweiden“. Die dreijährige Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Studie wird im Rahmen des UN Entwicklungs- Der Fonds investiert in unterbewertete An- programms (UNDP) vom WWF durchgeführt. leihen und generiert auf diese Weise – neben Um seiner sozialen Verantwortung in Ko- den Zinsen – durch Kursveränderungen seine lumbien gerecht zu werden, hat der Forstdienst- Wertentwicklung. Der von avesco ausgewählte leister Forest Finance die Firma Kinomé aus Vermögensverwalter hat in einem für Anleihen Paris, ein wissenschaftlich arbeitender Pionier schwierigen Jahr 2017 gute Arbeit geleistet.

Tätigkeitsbericht 2017 46 Vermögensanlage

Die Wertentwicklung des Fonds lag 2017 bei Ende des Jahres 2017 wurde der Sustaina- 7,0 % und erwirtschaftete dabei Erträge von ca. ble Hidden Champions Equity Fonds mit dem 20.000 Euro bzw. 4,0 %. FNG-Siegel durch das Forum Nachhaltige Geld- Die größte Position in dieser Vermögens- anlagen e.V., dem Fachverband für nachhaltige säule sind Genussrechte in Höhe von 1,8 Millio- Geldanlagen in der DACH-Region, ausgezeich- nen Euro, welche an eine Immobiliengesellschaft net. Das Siegel des Forums für nachhaltige Geld- vergeben wurden. Die Gesellschaft ist zu 100 anlagen e.V. (FNG) gilt als Qualitätsstandard für % im Besitz von zwei Familien und investiert nachhaltige Investmentfonds auf dem deutsch- ausschließlich in deutsche Wohnimmobilien. sprachigen Markt. Ausgezeichnet wird damit ein Als Bestandshalter spekuliert die Gesellschaft stringenter und transparenter Nachhaltigkeits- nicht auf Preissteigerungen. Getreu der Kauf- ansatz, dessen glaubwürdige Anwendung durch mannsweisheit „Im Einkauf liegt der Gewinn“ ein unabhängiges Audit geprüft wird. Der Fonds werden innerhalb eines Radius von vier Kilome- konnte vor allem in den Bereichen „institutio- ter rund um das jeweilige Zentrum mittelgroßer nelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ Städte Wohnhäuser erworben, revitalisiert und sowie „Transformation & Wirkung“ punkten. vermietet. Die Kombination aus über Generatio- nen gewachsenem Einkaufs-Know-how, solider Sanierung und Vermarktungskompetenz führt Vermögenssäule Direktanlagen – vor zu bezahlbarem innerstädtischem Wohnraum, allem Logistik-Equipment wirkt dem Wohnungsmangel entgegen und generiert stetige Mieteinnahmen. Die DEGAG- Die vierte Vermögenssäule fokussiert insbeson- Gruppe ist unterdessen zu einer erfahrenen dere auf Anlagen rund um die Vermietung von Genussrechtsemittentin gereift und hat in den Logistik-Equipment (insbesondere Container, zurückliegenden Jahren pünktlich die Zinsen und Wechselkoffer und Güterwaggons). am Ende der Laufzeit das Kapital an die Anleger Die BMH verfügt über ein breit diversifi- zurückgezahlt. ziertes Logistikportfolio, aus dem sie viertel- Mit dem Sustainable Hidden Champions jährlich Erträge erhält. Das Logistik-Equipment Equity Fonds investiert die BMH in Unterneh- umfasst Standard- und Tankcontainer (Schiff- men, die in Bezug auf Marktanteile und Techno- fahrt), Offshore-Container (Hochsee), Wechsel- logie in ihrer Nische Kontinental- oder Welt- koffer (LKW und Schiene) und Güterwaggons marktführer sind. Der Allgemeinheit sind diese (Schiene). Weiter sind die Anlagen über Mieter Nischenanbieter meist nicht bekannt, weshalb und Leasinggesellschaften unterschiedlicher Sie auch als Hidden Champions bezeichnet wer- Größen und Bonitäten diversifiziert. Wie bei den den. Darüber hinaus zeichnen sich die Unterneh- anderen Vermögenssäulen gilt auch hier neben men im Fonds durch ihre hohe Nachhaltigkeits- der Erzielung regelmäßiger Erträge das Prinzip leistung aus. Seit Januar 2015 sind 500.000 des Substanzerhalts. Verlust oder Beschädigung Euro in den Fonds investiert worden. des Logistik-Equipments sind entsprechend Gerade in Deutschland haben sich historisch versichert. bedingt viele kleine und mittlere Unternehmen Die Containerschifffahrt befindet sich seit zu Weltmarktführern entwickelt. Durch die Jahren in der Konsolidierung. Das Containerle- Technologieführerschaft und die Unterneh- asing-Geschäft hingegen, also die Vermietung mensgröße haben die Hidden Champions beste von Logistik-Equipment, hat sich in den vergan- Voraussetzungen stärker als die großen etablier- genen 18 Monaten sehr positiv entwickelt. So ten Unternehmen zu wachsen. Der Sustainable vermelden die selektierten Containermanager, Hidden Champions Equity Fonds vereint somit dass die Auslastung ihrer globalen Container- Nachhaltigkeit und Renditechancen. Der Fonds flotte sich gegenwärtig auf sehr hohem Niveau legte 2017 nach Dividendenabschlag in Höhe befindet. Die Stiftung profitiert daher vom von 3 % (Fondsausschüttung) um fast 17 % zu. weltweit wachsenden Logistikmarkt, indem sie

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Vermögensanlage 47

das Logistik-Equipment finanziert, welches an Containern Insolvenz anmelden musste. Die Logistikkonzerne zur Nutzung vermietet wird. Stiftung hat mit diesem Anbieter keinerlei Ge- Insgesamt erwirtschaftete diese Vermö- schäftsbeziehung. Der Grund hierfür ist, dass genssäule im Jahr 2017 Erträge in Höhe von die von avesco durchgeführte Güteprüfung kein ca. 198.000 Euro. Das im Jahresdurchschnitt zufriedenstellendes Ergebnis lieferte und eine eingesetzte Kapital in Höhe von 2,96 Millionen Geschäftsbeziehung entsprechend abgelehnt Euro verzinste sich mit rund 6,69 %. Alle Mieten wurde. wurden fristgerecht und in voller Höhe gezahlt. Nach dem Ende des Kalenderjahres Weitere Informationen zum Vermögen: wurde bekannt, dass ein großer Anbieter von www.mh-stiftung.de/vermoegen/

Tätigkeitsbericht 2017 48 Vermögensanlage

Zusammensetzung des Vermögens zum jeweiligen Quartalsultimo

01/2017 02/2017 1,8 % 4,8 % 2,7 % 206 TEUR 566 TEUR 317 TEUR Liquidität Aktien Liquidität 6,4 % 6,5 % 747 TEUR 8,3 % 753 TEUR 5 % Festverzinsliche 966 TEUR Festverzinsliche 584 TEUR 17, 7 % Anlagen Wald und Kakao 17, 7 % Anlagen Aktien 8,3 % 2.050 TEUR 2.050 TEUR 23,6 % 966 TEUR Immobiliendarlehen, Immobiliendarlehen, 2.734 TEUR Wald und Kakao Genussrechte Genussrechte Multi-Asset-Class- Strategien 22,9 % 2.658 TEUR Multi-Asset-Class- Strategien

11.594 TEUR 11.589 TEUR

24,5 % 2.840 TEUR 25,1 % Logistikequipment 2.915 TEUR 12,2 % Logistikequipment 1.419 TEUR 12,3 % PV & Wind und 1.423 TEUR Energiee zienz PV & Wind und Energiee zienz

03/2017 04/2017 2,9 % 5,5 % 0,3 % 343 TEUR 644 TEUR 8,1 % 35 TEUR Liquidität Aktien 932 TEUR Private Equity 5,5 % 6,5 % Liquidität 642 TEUR 763 TEUR 8,2 % 4,3 % Aktien Festverzinsliche 966 TEUR 493 TEUR 17, 5 % 8,3 % Anlagen Wald und Kakao Festverzinsliche 2.050 TEUR 966 TEUR Anlagen Immobiliendarlehen, 21,9 % Wald und Kakao Genussrechte 2.596 TEUR 17, 7 % Multi-Asset-Class- 2.050 TEUR 21,8 % Strategien Immobiliendarlehen, 2.518 TEUR Genussrechte Multi-Asset- Class-Strategien

11.718 TEUR 11.570 TEUR

23,6 % 20,6 % 2.768 TEUR 2.382 TEUR Logistikequipment 13,8 % Logistikequipment 13,4 % 1.615 TEUR 1.553 TEUR PV & Wind und PV & Wind und Energiee zienz Energiee zienz

Quelle: BMH / avesco Financial Services AG

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Vermögensanlage 49

Zusammensetzung des Vermögens 2017

4 Vermögenssäulen, aufgeteilt in Multi-Anlage klassen und Strategien (MACS), nachhaltige Anlagen, fest- verzinsliche Anlagen und Direkt anlagen.

34 % 66 % in Liquidität, Anleihen, in Logistikequipment, Diversifikation Aktien, Multi-Anlage- Genussrechte, klassen und Strategien Wald, Direktbeteiligungen

Wertentwicklung Investiertes Kapital + 501.000 € ø 11,4 Mio € Erwirtschaftete Erträge (ca.) + 1,85 %

Nach­ haltigkeit … der Anlagen sind nachhaltig angelegt. Zum 40 % Beispiel: Finanzierung von Energieeffizienz- und Aufforstungsprojekten, PV- und Windenergie, Biodiesel, nachhaltig geführte Unternehmen.

Christine Welack ist seit 2016 Mitarbeiterin der Stiftung für die Bereiche Sekretariat und Verwaltung. Sie unterstützt alle kaufmännischen Vorgänge. Durch ihre langjährigen Erfahrungen in diesen Bereichen professionalisiert sie die Verwaltungsvorgänge der Stiftung.

Tätigkeitsbericht 2017

51

Gewinn- und Verlustrechnung

2017 2016

EUR EUR

1. Spenden/Drittmittel 647.861,64 291.684,59

2. sonstige Erträge 17.730,66 28.149,40 davon aus der Währungsumrechnung in EUR: 10.567,09 (13.775,48)

3. Materialaufwand 305.394,34 –297.206,28

a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 174.265,94 –261.914,69 und für bezogene­ Waren

b) Aufwendungen für bezogene Leistungen 131.128,40 –35.291,59

4. Personalaufwand -326.578,48 –233.633,03

a) Löhne und Gehälter -266.278,97 –191.876,17

b) soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung -60.299,51 –41.756,86 und für Unterstützung davon für Altersversorung in EUR: –8.519,52 (–7.174,13)

5. Abschreibungen -9.377,44 –7.754,27

a) auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlage­ vermögens und Sachanlagen

6. Verwaltungsaufwendung und Bürokosten -318.152,97 –328.675,30 davon aus der Währungsumrechnung in EUR: – 330,32 (–2,14)

7. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen 138.046,27 167.330,78 des Finanzanlagevermögens

8. sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 334.152,13 344.011,60

9. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere 0,00 0,00 des Umlaufvermögens

10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -260,17 –2,78

11. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 0,00 –36.095,29

12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 729,47 –729,47

13. sonstige Steuern 0,00 0,00

14. Jahresfehlbetrag 178.756,77 –36.824,76

15. Entnahmen aus Gewinnrücklagen 0,00 0,00

a) aus satzungsmäßigen Rücklagen 0,00 0,00

16. Einstellungen in die Kapitalrücklage -60.082,10 –23.257,34

a) in satzungsmäßige Rücklage gem. § 62 Abs. 1 Nr. 1 AO 0,00 0,00

b) in die freie Rücklage gem. § 62 Abs. 1 Nr. 3 AO -118.674,67 0,00

16. Bilanzverlust 0,00 –60.082,10

Tätigkeitsbericht 2017 52

Ausblick auf das Jahr 2018

Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag Sonderpostwertzeichen auf. Die Briefmarke wird von Dr. Magnus Hirschfeld ab 12. Juli 2018 ausgegeben. Für diese Form der Würdigung des Sexualwissenschaftlers und 2018 würdigt die Bundesstiftung Magnus Mitgründers des Wissenschaftlich-humanitären Hirschfeld anlässlich seines 150. Geburtstages Komitees hatte sich die BMH gemeinsam mit der das Leben und Werk Magnus Hirschfelds mit Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. bereits seit zahlreichen Veranstaltungen in Kooperation mit einigen Jahren eingesetzt. der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V., LSBT- TIQ-Institutionen und weiteren zivilgesellschaft- lichen Akteur_innen. Den Auftakt dazu bildet ein Ausstellung „Verschweigen – Verur­ Festakt am 14. Mai 2018, dem 150. Geburtstag teilen“ in Mainz Hirschfelds, im Berliner Haus der Kulturen der Welt und damit am historischen Ort des von den Anne Spiegel, Ministerin für Familie, Frauen, Nationalsozialisten 1933 zerstörten Instituts für Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Sexualwissenschaft. Als Festrednerin konnte die Landes Rheinland-Pfalz wird am 19. Februar Historikerin Prof. Dr. Dagmar Herzog (City Uni- 2018 im Rathaus der Stadt Mainz die Wan- versity of New York) gewonnen werden. Sie wird derausstellung „Verschweigen – Verurteilen“ sich in ihrem Vortrag mit Magnus Hirschfelds eröffnen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit Rolle in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Verfolgung und Diskriminierung Homosexu- auseinandersetzen. Ausgerichtet wird der Fest- eller in Rheinland-Pfalz und basiert auf der von akt von der BMH gemeinsam mit dem Förder- Dr. Kirsten Plötz und Dr. Günter Grau vorgeleg- kreis der BMH e.V., der Magnus Hirschfeld-Ge- ten Studie zur Aufarbeitung der Verfolgung von sellschaft e. V., der Senatsverwaltung für Kultur Schwulen und Lesben in der Nachkriegszeit, die und Europa, dem Abraham-Geiger-Kolleg und vom Institut für Zeitgeschichte und der BMH dem Verein der Freund_innen des Elberskirchen- begleitet worden war. Die mobile Schau wird Hirschfeld-Hauses (E2H) – Queeres Kulturhaus zunächst vom 19. Februar bis 24. März 2018 im in Berlin in Gründung. Rathaus der Stadt Mainz zu sehen sein. Sie kann Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten danach von Schule, Hochschule und Gemeinden gastiert das in Kopenhagen ansässige, internati- unentgeltlich ausgeliehen und gezeigt werden. onale Live-Kunst-Ensemble Livingstones Kabinet www.regenbogen.rlp.de. mit seinem Hirschfeld-Stück „The Einstein of Sex“ vom 5. bis 7. April 2018 im ehemaligen Berliner Stummfilmkino Delphi. Aus Anlass des Geburtstages von Dr. Magnus Hirschfeld legt die Deutsche Post ein

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Ausblick auf das Jahr 2017 53

Personalien Geplante Tagungsbände der Stiftung

Ab Jahresbeginn wird das Team der BMH-Ge- Für 2018 ist die Veröffentlichung von Dokumen- schäftsstelle von Fadi Saleh ergänzt. Der aus Sy- tationen zu zwei Tagungen der Stiftung in Arbeit: rien stammende Wissenschaftler lebt seit 2010 in Deutschland und promoviert im Fach Kultur- • Die Fachtagung „Refugees and Queers“ anthropologie an der Universität Göttingen zum 2016 bildete den Auftakt zu einem neuen Thema „Queerer Humanitarismus in Zeiten des Arbeitsschwerpunkt der BMH. Die Beiträge Krieges: Eine Ethnographie der Emergenz von der Referent_innen dieses Dresdner Sympo- Syrischen LGBTI-Geflüchteten“. siums u.a. zur Forschungsethik, zu partizi- Seine Stelle in der BMH wird von der Bun- pativen Erhebungsmethoden und konkreten deszentrale für politische Bildung (BpB) im Bedürfnissen von LSBTTIQ-Geflüchteten Rahmen der bpb-Projektförderung „Refugees in Erstunterbringung und Asylverfahren & Queers. Politische Bildung an der Schnitt- werden voraussichtlich im Juli 2018 als stelle von LSBTTIQ und Flucht/Migration/Asyl“ Buch unter dem Titel „Refugees & Queers finanziert. – Forschung und Bildung an der Schnitt- stelle von LSBTTIQ, Fluchtmigration und Emanzipationspolitiken“im Transcript Verlag 13. Hirschfeld-Lecture erscheinen. • Die Vorträge des im April 2017 durchgeführ- Die inzwischen 13. Hirschfeld-Lecture wird sich ten Fachtags „Familie von morgen. Neue mit dem oftmals vernachlässigten Thema Bi­ Werte für die Familie(npolitik)“ werden vo- sexualität beschäftigen. Der Vortrag in Nürn- raussichtlich Ende 2018 in einem gleichna- berg wird nach der für den 12. Oktober 2018 migen Tagungsband publiziert. gemeinsam mit dem Bisexuellen Netzwerk e. V. geplanten Veranstaltung im Wallstein Verlag in der Reihe „Hirschfeld-Lectures“ erscheinen.

10 Jahre Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Am 3. Juni 2018 wird mit einem Festakt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, zu der auch das Homosexuellen-Denk- mal gehört, im Beisein von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier der 10. Jahrestag seit Errichtung des Denkmals für die im National- sozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin gewürdigt. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten, an deren Vorbereitungen die BMH beteiligt ist, wird dann auch der neue Film erstmalig der Öffent- lichkeit präsentiert werden, der im Inneren des Denkmals zu sehen ist.

Tätigkeitsbericht 2017 54

Kuratorium und Fachbeirat

Kuratorium

Das Kuratorium der Bundes­ Jan Feddersen, Initiative Harald Petzold, MdB (Fraktion stiftung Magnus Hirschfeld Queer Nations e. V. (IQN) DIE LINKE) – bis 24. Oktober (BMH) tagte 2017 am 13. Feb- Axel Hochrein, Lesben- und 2017 ruar (11. Sitzung) und am Schwulenverband in Deutsch- Mechthild Rawert, MdB (SPD- 19. Juni (12. Sitzung) im land e.V. (LSVD) Fraktion) – bis 24. Oktober Bundesministerium der Justiz Markus Johannes, 2017 und für Verbraucherschutz. QueerNetz.de e. V. Ulrike Rolf, LesbenRing e. V. Dem Kuratorium haben im Johannes Kahrs, MdB Michael Schön, Fachverband Berichtsjahr folgende Personen (SPD-Fraktion) Homosexualität und Ge- angehört: Michael Kauch, Völk- schichte e. V. (FHG) linger Kreis e. V. (VK) – Dr. Beate Tyralla, Wirt- Heiko Maas, Bundesminister Bundesverband­ schwuler schaftsweiber e.V. – Netz- der Justiz und für Verbraucher- Führungskräfte werk lesbischer Fach- und schutz (BMJV) (Vorsitzender) Dr. Stefan Kaufmann, MdB Führungskräfte MD a. D. Gerrit Stein, (stell- (CDU/CSU-Fraktion) MinDirig Ulrich Weinbrenner, vertretender Vorsitzender); MinDir. Matthias Graf von Bundesministerium des Innern Bundesministerium der Justiz Kielmansegg, Bundesministe- (BMI) und für Verbraucherschutz rium für Bildung und Forschung MDgin Corinna Westermann, (BMJV) (BMBF) Bundesministerium der Finan- , MdB (Fraktion Dr. Birgit Kiupel, Initiative zen (BMF) Bündnis 90/Die Grünen) – bis Queer Nations e. V. (IQN) 24. Oktober 2017 Dr. Jan-Marco Luczak, MdB Weitere Informationen Thomas Beckmann, Ökumeni- (CDU/CSU-Fraktion) zum Kuratorium: sche Arbeitsgruppe Homosexu- Gabriela Lünsmann, Les- www.mh-stiftung.de/ elle und Kirche e. V. (HuK) ben- und Schwulenverband in kuratorium/ Christine Burmann, Jugend- Deutschland e.V. (LSVD) netzwerk Lambda e. V. Petra Mackroth, Bundesmi- Dr. Bernd Fabritius, MdB nisterium für Familie, Senioren, (CDU/ CSU-Fraktion) – bis 24. Frauen und Jugend (BMFSFJ) Oktober 2017

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Kuratorium und Fachbeirat 55

Fachbeirat

Der 2. Fachbeirat der Stiftung der deutschsprachigen Lesben/ Benjamin Kinkel, Queere Bil- tagte erstmals am 11. Februar Frauenarchive, -bibliotheken dung e.V. 2017 und wählte an diesem und –Dokumentationsstellen Dr. Rainer Marbach, Stiftung Tag Prof. Dr. Michael Schwartz e.V. (ida) Akademie Walschlösschen und Lucie Veith (Stellvertre- Prof. Dr. Nina Degele, Albert- Uwe Neumärker, Stiftung tung) zum Vorsitz des Gremi- Ludwigs-Universität Freiburg, Denkmal für die ermordeten ums. Eine zweite Sitzung fand Institut für Soziologie Juden Europas am 3. Juni 2017 statt. Prof. Dr. Arne Dekker, Deut- Prof. Dr. Rainer Nicolaysen, Dem Fachbeirat gehörten im sche Gesellschaft für Sexual- Universität Hamburg, Berichtsjahr 2017 folgende forschung e.V. (DGfS) Arbeitsstelle für Personen an: Dr. Norman Domeier, Univer- Univer­sitäts­geschichte sität Stuttgart, Historisches Arn Sauer, Bundesvereinigung Prof. Dr. Michael Schwartz, Institut Trans* e. V. (BVT*) (Vorsitzender, ab 11. Februar Ralf Dose, Magnus-Hirschfeld- 2017), Institut für Zeitge- Gesellschaft e.V. – bis 22. No- Weitere Informationen schichte München-Berlin (IfZ) vember 2017 zum Fachbeirat: Lucie G. Veith, (stellvertre- Irene Franken, freie www.mh-stiftung.de/ tende* Vorsitzende*, ab 11. Fe- Historikerin fachbeirat/ bruar 2017), Bundesverband Intersexuelle Menschen e.V. Sabine Balke, Dachverband

Tätigkeitsbericht 2017 56

Drittmittelförderungen und Spenden

Bewilligung: Drittmittel 01.03.–31.12.2017 (Fördergelder) Förder-Nr.: FBF-3500 / 00 ZA Bundesministerium der 1368 Justiz und für Verbraucher­ schutz (BMJV) Berliner Senatsverwaltung 450.000 € für Justiz, Verbraucherschutz Institutionelle Förderung durch und Antidiskriminierung den Bund 2017/Fehlbedarfs- 9.998 € finanzierung aufgrund eines Für Projekte gleichgeschlechtli- Beschlusses des Deutschen cher Lebensweisen (GGLW), Bundestages Zeitzeug_innenprojekt (Lebens- Bewilligung: geschichtliche Interviews mit 01.01.–31.12.2017 lesbischen Frauen) im Rah- Förder-Nr.: ZMV I 5 men des Archivs der anderen – 2517BMJ031 Erinnerung. Bewilligung: Bundesministerium für 01.01.–31.12.2017 Familie, Senioren, Frauen Förder-Nr.: u. Jugend (BMFSFJ) LAD/2017 / GGLW-BMH-01 8.161 € Kinder- und Jugendplan des DFL Stiftung, Frankfurt/Main Bundes (KJP) für die Durch­ 20.000 € führung der Tagung „Familie Programmförderung „Fußball von morgen – Neue Werte für für Vielfalt“ 2017/2018 für die Familie(npolitik)“ Bildungsmaßnahmen in den Bewilligung: Clubs der Bundesliga und Zwei- 02.01.–30.06.2017 ten Bundesliga Förder-Nr.: 215-2747 / 011 Bewilligung: November 2017 – Juni 2019 Bundeszentrale für politische Förder-Nr.: 1.299 / 2025 Bildung, Berlin (BpB) 50.000 € Für das Qualifikations- und Bildungsvernetzungsprojekt „Refugees & Queers – Politi- sche Bildung an der Schnitt- stelle von LSBTTIQ und Flucht/ Migration/Asyl“.

Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Förderungen, Spenden und Kooperationen 57

Graef Informations­ Spenden technologie 2.500 € Die Arbeit der Bundesstiftung für das Archiv der anderen Magnus Hirschfeld wurde 2017 Erinnerungen mit Einzelspenden in Höhe von insgesamt 30.168,33 € Herzlichen Dank an alle unterstützt. Spender_innen, die die Arbeit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld mit einem freiwilli- Zweckgebundene gen Beitrag unterstützt haben! Spenden über 1.000 Euro: Die BMH beteiligte sich auch 2017 an der Initiative Trans­ Förderkreis der Bundesstif­ parente Zivilgesellschaft. Deren tung Magnus Hirschfeld e.V. Teilnehmer_innen verpflichten (FBMH), Berlin sich, nach einem bestimmten 2.250 € Format offenzulegen, welche für das Archiv der anderen Er- Ziele ihre Organisation verfolgt, innerungen, IT-Komponenten woher die Mittel stammen, wie sie verwendet werden Förderverein des Völklinger und wer darüber entscheidet: Kreises e.V. – Bundesverband www.mhstiftung.de/ schwuler Führungskräfte, transparenz/ Berlin 7.500 € für das Archiv der anderen Erinnerungen

Laura-Zorita Haldening-­ Hoppenheit, Stuttgart 1.500 € für das Projekt „Refugees and Queers“

VP Bank AG, Vaduz, Fürsten­ tum Liechtenstein 15.000 € für das Referat Kultur, Ge- schichte und Erinnerung

Tätigkeitsbericht 2017 Impressum

Herausgeberin und ver- Urheberrecht: antwortlich für den Inhalt: Der BMH-Tätigkeitsbericht 2017 einschließlich aller seiner Teile Bundesstiftung wie Texte und Bilder ist urhe- Magnus Hirschfeld (BMH) berrechtlich geschützt. Jede Mohrenstraße 34 Verwendung außerhalb der engen D-10117 Berlin Grenzen des Urheberrechts- Telefon: 030-208 987 650 gesetzes ist ohne Zustimmung Telefax: 030-208 987 652 unzulässig. Eine entgeltliche [email protected] Weitergabe der Inhalte an Dritte ist nicht gestattet. Vorstand: Jörg Litwinschuh Bildrechte: Steuernummer 27/643/05572 Thomas Köhler / phototek (S. 2) Finanzamt für Privat (S. 4) Körperschaften I Berlin BMH | Sabine Hauf (S. 5, 8, Redaktionsleitung: Jörg 13, 31, 47) Litwinschuh Universität Vechta (S. 18)

Redaktionsschluss: © Copyright Bundesstiftung 25. April 2018 Magnus Hirschfeld, Berlin Lektoratsschluss: 2018. 10. Oktober 2018 Verantwortlicher Redakteur Alle Rechte vorbehalten. Das gemäß § 7 Berliner BMH-Logo, Texte und Abbil- Pressegesetz: Jörg Litwinschuh dungen dürfen nicht ohne (Anschrift wie oben) schriftliche Genehmigung der Grafische Gestaltung / Satz: Herausgeberin vervielfältigt und Plural | Frank Übler, Leipzig verbreitet werden.