Datum: 30.09.2016

Der Bund Medienart: Print Themen-Nr.: 999.084 3001 Medientyp: Tages- und Wochenpresse Abo-Nr.: 1077523 031/ 385 11 11 Auflage: 42'417 Seite: 17 www.derbund.ch Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Fläche: 121'834 mm²

Schluss mit Wiesen zubetonieren Die meisten Gemeinden im Kanton Bern bekommen kein neues Bauland mehr, mancherorts müssen sogar die Reserven verkleinert werden. Nun zeigen sich die Folgen der strengeren Vorschriften in der Raumplanung.

BaulandreserveBaulandreserve in Schlosswil:Schlosswil: Wenn Wenn die die Gemeinde Gemeinde nicht nicht mit mit Grosshöchstetten Grosshöchstetten fusioniert, fusioniert, dürften dürften hier hier auch auch künftig künftig Kühe Kühe weiden. weiden. Foto:Foto: Adrian Adrian Moser

Medienbeobachtung ARGUS der Presse AG Argus Ref.: 62911651 Medienanalyse Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Ausschnitt Seite: 1/3 Informationsmanagement Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 Sprachdienstleistungen www.argus.ch Datum: 30.09.2016

Der Bund Medienart: Print Themen-Nr.: 999.084 3001 Bern Medientyp: Tages- und Wochenpresse Abo-Nr.: 1077523 031/ 385 11 11 Auflage: 42'417 Seite: 17 www.derbund.ch Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Fläche: 121'834 mm²

Adrian Schmid Dort ist die Reserve eine Hektare zusichtig um», sagt er. Er nennt als Beispiel Auf dem Land wohnen, mit Aussicht aufgross. «Wir waren überrascht, dass diedas Projekt Uettligen-West. Dort will die Berge: In Rüeggisberg ist das mög-Fläche so gross ist», sagt Gemeinderatman in den nächsten Jahren nicht nur lich. Immer wieder rufen Leute auf derStefan Graf (parteilos). Konkret geht esLand einzonen, sondern auch verdichtet Gemeindeverwaltung an. Sie wollen wis-um eine Wiese im Dorfkern, deren Über-bauen. Müller verweist darauf, dass das sen, ob es in der Gemeinde im Naturparkbauung schon länger ein Thema ist. DasEinkaufs- und Dienstleistungsangebot in Gantrisch Bauland gibt. «Wir müssen je-Projekt wurde sistiert. Heute möchte dieUettligen sehr gut sei. «Wenn wir das er- weils sagen, dass keines mehr verfügbarGemeinde dort dichter bauen. «Dashalten wollen, braucht es ein moderates ist», sagt Gemeindeschreiber Peter Zur-Land ist zu kostbar», sagt Graf. Um dieWachstum. Sonst riskieren wir, dass brügg. Doch nun hat die Gemeinde einenReserven zu verkleinern, steht abereinzelne Läden schliessen müssen.» Brief vom Kanton erhalten. Darin steht,nicht eine Auszonung oder eine Über- Es gibt aber auch Gemeinden, die dass es in Rüeggisberg nicht zu wenigbauung im Vordergrund - sondern einezwar weiterhin einzonen dürften, sich Bauland gibt - sondern zu viel. Die Reser-Fusion mit der Nachbargemeinde Gross-aber selbst beschränken. Bestes Beispiel ven müssten reduziert werden. Ein Wi-höchstetten. Diese ist per 2018 geplant.ist Köniz. Dort will man den Wohnbau- derspruch? Zurbrügg verneint dies. EinGrosshöchstetten verfügt derzeit überlandbedarf, den der Kanton zugesteht, Grossteil der Baulandreserven in Rüeg-eine kleine Baulandreserve. In der fusio-nicht ausschöpfen. Stattdessen setzt Kö- nierten Gemeinde gäbe es keine zuniz stärker auf die Siedlungsentwicklung «Wir müssen grosse Reserve mehr. nach innen. jeweils sagen, Stopp in fast 300 Gemeinden Reserven Wieviel ist zu viel? Die Verschärfung der raumplanerischenDamit die Baulandreserven in einer Ge- dass kein Bauland Vorgaben macht sich aber nicht nur inmeinde zu verkleinern sind, müssen zwei den 31 Gemeinden mit zu grossen Bau-Kriterien erfüllt sein: Erstens muss die landreserven bemerkbar. Die meistenReserve in den Wohn-, Misch- und Kernzonen verfügbar ist.» über 15 Prozent der Gesamtfläche ausma- Peter Zurbrügg, Gemeindeschreiber bernischen Gemeinden werden die Aus- chen. Zweitens müssen die Reserven doppelt gisberg seien «nicht verkäuflich». Ent-wirkungen schon bald zu spüren bekom- men. Sie werden sich nicht mehr wieso gross wie der Wohnbaulandbedarf sein, weder wollten die Besitzer das Land der einer Gemeinde vom Kanton Bern nicht veräussern oder es liege an unat-bisher entwickeln können. Das kanto- nale Amt für Gemeinden und Raumord-zugestanden wird. Wenn beides erfüllt ist, traktiven Lagen. «Wir schauen nun, wo kommt eine Gemeinde nicht darum herum, wir Flächen auszonen können.» Dasnung (AGR) schätzt, dass künftig noch knapp ein Sechstel aller Gemeindenihre Reserven zu verkleinern. Derzeitig trifft Land soll also zurück in die Landwirt- dies auf 31 Kommunen zu. Dazu zählen Arch, schaftszone geführt werden. Es geht umneues Bauland für das Wohnen ein- zonen kann. Das sind rund 60 von aktu-Bellmund, Eggiwil, , Iseltwald, eine Fläche von 0,7 Hektaren, so gross Lauenen, Nods, Oberbipp, Perrefitte, Rumis- ist ein Fussballplatz. ell 352 Kommunen. Die Mehrheit wird nicht darum herumkommen, die innereberg, Trubschachen oder Zweisimmen. Verdichtung voranzutreiben. Der Kanton setzt den Gemeinden keine Rettung durch Fusion? Frist, bis wann die Reduktion der Baulandre- Rüeggisberg ist eine von 31 GemeindenKöniz beschränkt sich selbst serven erledigt sein muss. Falls eine solche im Kanton Bern, die über deutlich zu Gemeinde jedoch die Ortsplanung anpassen Viele Gemeinden, die künftig noch neues grosse Baulandreserven verfügen (vgl. möchte, wird das kantonale Amt für Gemein- Kasten). Sie alle haben ein Schreiben desBauland schaffen können, liegen in der Region Bern. Das erstaunt nicht: Derden und Raumordnung (AGR) vorderhand Kantons erhalten. Die Gesamtfläche be- nicht darauf eintreten. Die Baulandreserven läuft sich auf rund 15 Hektaren. Die Re-Kanton will, dass das Wachstum primär in Städten und Agglomerationen erfolgt.können verkleinert werden, indem sie über- serven sind deshalb plötzlich zu gross, baut oder Flächen in die Landwirtschaftszone weil die Vorschriften verschärft wordenZu den rund 60 Gemeinden gehört ins-ausgelagert werden. Viele der 31 Gemeinden sind. Auf nationaler Ebene trat 2014 dasbesondere die Stadt Bern. Sie wird somitsind nur knapp über der 15-Prozent-Grenze. revidierte Raumplanungsgesetz in Kraft.nach dem Viererfeld weitere Grünflä-Das AGR hat für seine Berechnungen Daten Der Kanton musste in der Folge denchen überbauen können. Einzonungenaus dem Jahr 2015 verwendet. Daher ist es Richtplan, das wichtigste Steuerungsele-sind auch in , ,durchaus möglich, dass einzelne Gemeinden ment des Regierungsrats in der Raum-Wohlen, oder wei-aufgrund der Bautätigkeit mittlerweile unter planung, überarbeiten. Mit dem neuenterhin möglich. Die anderen Gemeindender Grenze liegen oder demnächst darunter Richtplan soll die Ausbreitung des Sied-gibt das AGR auf Anfrage nicht bekannt.fallen. Frauenkappelen etwa plant derzeitig lungsgebiets gebremst und die innere Wohlens Gemeindepräsident Bänzdie Überbauung Q-Matte. Wenn dort die Verdichtung vorangetrieben werden. Müller (SP plus) ist froh, dass seine Ge-Bagger ihre Arbeit aufnehmen, wird die Viel zu grosse Baulandreserven ha-meinde weiterhin einzonen kann. «WirBaulandreserve nicht mehr zu gross sein. (ad,' ben primär kleinere Gemeinden aufgehen mit dieser Möglichkeit aber vor- dem Land. Auch Schlosswil zählt dazu.

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Auswirkungen auf die Baubranche «Die Aufträge werden zurückgehen» Peter Sommer vom Verband dürfen nicht unnötig verzögert werden. Zudem darf Bauland nicht gehortet wer- der Baumeister fordert, dass den. Die Reserven müssen möglichst sich die Branche anpasst. schnell überbaut werden. Daher habe ich im Grossen Rat bei der Revision des Baugesetzes einem Steuerungsinstru- Herr Sommer, viele Gemeinden ment in diesem Bereich zugestimmt. können künftig weniger Bauland Aus Sicht der Baumeister braucht es einzonen. Bekommt das auch einen minimalen Druck. die Baubranche zu spüren? Wir erwarten, dass sich die EntwicklungZum Teil horten aber auch die der Baubranche dämpfen wird. Die Auf-Baufirmen Bauland. träge werden zurückgehen. In den letz-Die Bauunternehmen, die über Land im ten Jahren sind der InfrastrukturbauSinne von strategischen Entwicklungs- und der Wohnungsbau Stützen unsererreserven verfügen, werden zwangsläufig Branche gewesen. Der Wohnungsbauim Wohnungsbau verdichten müssen. wird garantiert zurückgehen. Um Zah-Das Land gewinnt dadurch auch an len zu nennen, ist es aber noch zu früh.Wert. Bei Landreserven für den Bau von Werkhöfen oder Produktionsgebäuden Im Oberland spürt die Baubranche werden sich die Unternehmungen weni- bereits die Folgen der Zweitwoh- ger stark von aussen leiten lassen. Die- nungsinitiative. Ist das nur der ses Land werden sie nicht zuerst über- Anfang? bauen. Solche Projekte hängen oft auch Bislang akzentuierte sich der Rückgangvom Geschäftsgang ab. Das neue Bauge- vor allem in den Tourismuszonen. Künf-setz lässt in diesem Bereich einen gewis- tig werden wir die Auswirkungen flä-sen Spielraum zu. chendeckend im ganzen Kanton Bern zu spüren bekommen. Müsste sich nicht auch die Baubran- che den neuen Rahmenbedingungen Wenn die Gemeinden aber vermehrtanpassen? auf verdichtetes Bauen setzen, Dass man mehr Sorge zum Kulturland entstehen trotzdem Bauvolumen. tragen will, ist eine allgemeine Entwick- Reichen diese nicht aus? lung. Dem müssen wir Rechnung tragen. Da besteht absolut ein Potenzial. IchUnternehmer im klassischen Hoch- oder habe früher im Kanton Zug gearbeitet.Tiefbau müssen sich überlegen, ob sie Dort ging man bereits vor 20 Jahren sonicht in andere Geschäftsfelder vorstos- weit, dass Gebäude abgebrochen undsen könnten, zum Beispiel in die Sanie- danach neu aufgebaut wurden, weil esrung. Ein Bereich mit viel Potenzial ist sich lohnte und das vorhandene Grund-etwa die Schadstoffsanierung. (ad) stück dadurch besser ausgenutzt wurde. Wenn die innere Verdichtung konse- quent angepackt wird, werden Bauvolu- men entstehen. Daher ist es schwierig, schon jetzt eine Prognose abzugeben. Schwarz zu malen, wäre falsch. Peter SommerSommer Geschäftsführer des Wie können die Folgen für die bernischenbernischen Baumeis-Baumeis- Baubranche gemindert werden? terverbands und Die Planungs- und Bewilligungsprozesse FDP-Grossrat.FDP-Grossrat.

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