Joschkas Echte Enkel
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Deutschland DANIEL KARMANN / PICTURE-ALLIANCE/ DPA KARMANN / PICTURE-ALLIANCE/ DANIEL Grünen-Politiker Bütikofer, Roth: Schlechtbezahlte Koordinatorenrolle zwar erst Anfang bis Mitte 50, doch der 59- wahlkampf einbringen“, verkündet er nur GRÜNE jährige Fischer hält sie für verbraucht – vage. und seines Erbes nicht für würdig. Özdemir und seine jungen Kollegen fin- Joschkas echte Kaum hatte Bütikofer seinen Entschluss den den Job des Vorsitzenden nicht wirk- verkündet, meldeten sich gute Freunde lich spannend. Bei den Grünen ist der Fischers zu Wort. Das sei ein „Befrei- doppelte Parteivorsitz eher eine schlecht- Enkel ungsschlag“ gewesen, lobte der ehemalige bezahlte Koordinatorenrolle als ein macht- Fraktionschef Rezzo Schlauch Bütiko- volles politisches Amt. Auch der Gla- Nach dem Rücktritt von fers Schritt. „Der Befreiungsschlag wäre mourfaktor ist begrenzt. Dass sich die drei aber noch größer, wenn Frau Roth folgen zieren, ins Rennen um den Vorsitz zu ge- Parteichef Reinhard Bütikofer würde.“ hen, müsste ihr Ziehvater eigentlich gut versucht Joschka Fischer „Die selbsterklärte Kandidatur von verstehen. Fischer selbst wollte immer nur die Nachfolge zu regeln. Doch die Claudia Roth“ werde „zu Recht in Frage inoffizieller, aber nie richtiger Vorsitzender Grünen folgen nicht. gestellt“, sekundierte der Tübinger Ober- seiner Grünen sein. bürgermeister Boris Palmer, 35. Er gehört Doch selbst wenn sie anträten, wäre es uf seinen Parteifreund Reinhard zu jenem Nachwuchs-Trio, das Joschka fraglich, ob die Parteibasis den Nach- Bütikofer war Joschka Fischer zeit Fischer seit geraumer Zeit für die Zukunft wuchsgrünen genauso viel zutraut wie der Aseines politischen Lebens nie gut der Partei hält. Auch der hessische Frak- alte Chef. Özdemirs Chancen, auf einem zu sprechen. Immer wenn was schiefging tionsvorsitzende Tarek Al-Wazir, 37, und Parteitag gewählt zu werden, schätzen In- bei den Grünen, machte Fischer den etwas der Europaabgeordnete Cem Özdemir, 42, sider als gering ein. Bei den anderen bei- tolpatschig wirkenden Parteivorsitzenden zählen dazu. Alle drei sind gute und lei- den sind die Prognosen positiver, sicher dafür verantwortlich. In einer dunklen denschaftliche Redner. In ihnen glaubt der wäre die Wahl aber bei keinem. Stunde verglich er Bütikofer mal mit ei- alte Fischer eine Spur vom jungen Fischer Deshalb kann sich die Generation 50 nem Raben, den die Menschen „mit Stei- wiederzuerkennen. Plus bei den Grünen vorerst entspannt nen vertreiben, weil er die Pest bringt“. Seit einigen Monaten mischt der Rent- zurücklehnen. Trittin und Künast sind als Vergangene Woche aber war Fischer ner deshalb hinter den Kulissen wieder Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl endlich mal richtig zufrieden mit dem Par- mit, um die Jungen an der Spitze zu in- gesetzt – für einen Generationswechsel ist teichef – als der seinen Rückzug aus der stallieren. Doch diesmal scheint er seine es offenkundig zu früh. Oder Fischers Ein- Berliner Politik verkündete und versprach, Macht zu überschätzen. Die Zeiten, da die fluss ist schlicht zu gering. künftig im Europäischen Parlament wir- Grünen nach seiner Pfeife tanzten, sind Sollte sich die große Verjüngung dem- ken zu wollen. offenkundig vorbei. nächst doch irgendwann vollziehen, dann Am besten gefiel Fischer Bütikofers Be- Trittin und Kuhn, die sich sonst nicht dürfte sie ohnehin kaum nach dem Dreh- gründung: „Ein anderes, junges Gesicht“ gerade schätzen, schickten Rezzo Schlauch buch des ehemaligen Leitwolfs laufen. solle statt seiner Chef werden, gab der 55- nach dessen Attacke binnen Stunden bei- „DSDP“ wie „Deutschland sucht den Jährige seiner Partei als Vermächtnis auf nahe gleichlautende SMS: Er solle die Parteivorsitzenden“ hieß vorige Woche den Weg. Möglicherweise, so hofft der ehe- Kampagne sofort abbrechen. Und Claudia eine Online-Umfrage auf dem Internet- malige Außenminister, könne dadurch Roth denkt gar nicht daran, sich von Fi- Blog von Julia Seeliger, Mitglied des Partei- auch die andere Parteivorsitzende, näm- schers Kumpeln aus dem Amt schubsen zu rats der Grünen. Sie stellte 26 Kandidaten lich Claudia Roth, unter Druck geraten, lassen. Sie sei die Kandidatin der Partei- zur Abstimmung: Fischers Enkel landeten ihr Amt aufzugeben. Der Weg wäre frei linken, erklärte Trittin, und von denen bei den rund 6500 Wählern abgeschlagen für einen Generationswechsel – und Fi- „möchte keiner Claudia Roth ablösen“. auf den hinteren Plätzen. Favorit war der scher am Ziel. Damit habe sich die Frage erledigt. schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Seit er sich im Herbst 2005 aus der akti- Selbst ob der frei werdende Bütikofer- Robert Habeck, der Fischer nur flüchtig ven Politik verabschiedet hat, arbeitet Posten an einen von Fischers Lieblin- kennt. Fischer daran, dass seine Erben ebenfalls gen geht, ist derzeit fraglich. Al-Wazir Einen Generationswechsel fände auch rasch abdanken: Neben Bütikofer und will trotz der dortigen Turbulenzen lieber der 38-jährige Habeck „überfällig“, aller- Roth wünscht er sich auch die Fraktions- in Hessen und Palmer in Tübingen blei- dings nicht so, wie der ehemalige Übervater chefs Fritz Kuhn und Renate Künast so- ben. Allenfalls Özdemir käme noch in Fra- es sich vorstellt. „Jetzt wird der Anti-Josch- wie den ehemaligen Umweltminister Jür- ge, doch auch der hält sich bedeckt. Er ka gesucht“, sagt er. „Wir brauchen nicht gen Trittin in den Ruhestand. Die sind wolle sich in den „nächsten Bundestags- den nächsten Egozentriker.“ Ralf Beste 36 der spiegel 11/2008.