Sabine Burger Alexander Schwarz

City|TripPlus EXTRATIPPS

Z Sanft in den Schlaf wiegen: übernachten auf einem Hausboot (S. 213) Z Schlemmen mit Aussicht: im Restaurant Pllek am Stadtstrand (S. 108) Grachtentreiben, gezelligheid, alte Meister Z Stöbern bis zum Abwinken: auf dem Flohmarkt am Waterlooplein (S. 143) Z Schlagerschnulzen in den Kneipen, hippes Design in den Läden: bummeln durch das -Viertel (S. 62) Z Ein Abend mit Geschichte: auf ein Bier in die ältesten Kneipen der Stadt (S. 132) Z Ganz nah dran an teuren Steinen: Führungen durch Diamantschleifereien (S. 141) Z Torten und Schokoladenkreationen vom Feinsten: Schleckermäuler gehen zu Pompadour (S. 131) Z Musikgenuss für Sparfüchse: kostenlose Mittagskonzerte in Amsterdam (S. 138) Z Die schnellste Art der Fortbewegung: auf dem Drahtesel durch die Stadt (S. 200) Z Amsterdam im Oranje-Fieber: Feierstimmung am Koningsdag (S. 154) P Viele weitere Extratipps im Buch P Erlebnisvor schläge j Die historische Altstadt lässt sich sowohl am Ufer für einen Kurztrip, als auch auf dem Wasser genießen Seite 12 Reiseführer mit großem Faltplan und 4 Stadttouren Sabine Burger, Alexander Schwarz CITY|TRIP PLUS Amsterdam Nicht verpassen! Karte S. 4

Ons’ Lieve Heer op Solder [J5] Van Gogh Museum [E11] ⑤ In dem ehemaligen Kaufmannshaus ⒦ Kraftvoll in Ausdruck, Pinselführung ist eine versteckte Kirche zu besichtigen: Ons’ und Farbwahl: Van Goghs Lebenswerk, das Lieve Heer op Solder („Unser Lieber­ Herr auf innerhalb von zehn Jahren entstand, ist hier dem Speicher“), die Gottesdienste­ wurden im zu sehen (s. S. 91). oberen Stockwerk gehalten (s. S. 24). Concertgebouw [E11] Amsterdam Museum [G7] ⒨ Eine Konzerthalle von Weltrang ⑺ Hier wird die bewegte Geschichte ­ und ein Orchester, das Ohren und Seele Amsterdams anschaulich und lebendig verzaubert (s. S. 93). ­dargestellt. Die Dauerausstellung wird durch Sonderausstellungen zu aktuellen Themen Vondelpark [D10] ergänzt (s. S. 43). ⒩ Die grüne Lunge der Stadt, die Sportbegeisterten, aber auch Spazier- De Negen Straatjes [F6/F7] und Müßiggängern Entspannung bietet ⑼ Typische Amsterdamer Häuser und (s. S. 95). kleine Geschäfte und dazwischen Cafés, Res­taurants und Bars – ein Amsterdamer Albert-Cuyp-Markt [H11] Kosmos auf kleinstem Raum (s. S. 47). ⒫ Kalter Hering und südamerikanische Rhythmen: der Markt und die umliegenden Magere Brug [J9] Cafés, Bars und Restaurants als Spiegel des ⒄ Die berühmteste und meistfoto- multikulturellen Lebens (s. S. 96). grafierte der 1281 Brücken der Stadt wird nachts romantisch beleuchtet (s. S. 54). Leichte Orientierung mit Anne Frank Huis [F5] dem cleveren Nummernsystem ⒎ Hier erfährt man alles über ein Die Sehenswürdigkeiten sind im Text und Einzelschicksal, das exemplarisch für die im Kartenmaterial mit derselben magenta- Geschichte zahlreicher Juden während der farbenen ovalen Nummer ① markiert. Alle Besatzungszeit steht (s. S. 61). anderen Lokalitäten wie Geschäfte, Res- taurants usw. tragen ein Symbol und eine Rijksmuseum [F10] fortlaufende rote Nummer (S1). Die Liste ⒥ Hier kommt der Besucher den Alten aller Orte befindet sich auf Seite 256, die Meistern des 17. Jahrhunderts wie Vermeer, ­Zeichenerklärung auf Seite 261. Rembrandt und Hals ganz nah (s. S. 90).

Inhalt 3

Inhalt Zeichenerklärung *** nicht verpassen 1 Nicht verpassen! ** besonders sehenswert * wichtig für speziell 9 Amsterdam entdecken interessierte Besucher

10 Willkommen in Amsterdam [A1] Planquadrat im Kartenma- 11 Amsterdam an einem Tag terial. Orte ohne diese Angabe lie- 12 Amsterdam in zwei Tagen gen außerhalb unserer Karten. Ihre 14 Mehrere Tage Lage kann aber wie die von allen Orts­ marken­ mithilfe­ der begleiten- 16 Altstadt den Web-App angezeigt­ werden 20 Das Rotlichtviertel (s. S. 264). 21 ① Hauptbahnhof ** [J4] 22 Amsterdammertjes Updates zum Buch 23 ② St. Olofskapel * [J5] www.reise-know-how.de/ 23 ③ * [J5] citytrip-plus/amsterdam19 24 ④ Schreierstoren * [J4] 24 ⑤ Ons’ Lieve Heer op Solder *** [J5] Vorwahlen 25 ⑥ Oude Kerk *** [H5] µ Vorwahl Deutschland: 0049 26 ⑦ Waaggebouw ** [J6] µ Vorwahl Österreich: 0043 27 Chinesisches Viertel µ Vorwahl Schweiz: 0041 28 ⑧ Nieuwmarkt * [J6] µ Vorwahl Niederlande: 0031 28 ⑨ Koestraat * [J6] µ Vorwahl Amsterdam: 020 28 ⑩ Trippenhaus und Kleines Trippenhaus ** [J6] Nach dem Wählen der Landesvorwahl 29 ⑪ Oostindisch Huis * [H6] entfällt die 0 der Ostvorwahl. Für Ams- 30 Seeleute bei den Handelskompanien terdam wählt man also 0031 20 und 30 ⑫ Spinhuis * [H6] die Teilnehmernummer. 31 ⑬ Haus an den drei Grachten * [H7] 31 ⑭ Oude Turfmarkt * [G7]

j Am Koningsdag (s. S. 154) herrscht ausgelassene Stimmung (Foto: 270am Abb.: bs) 32 ⑮ Oudemanhuispoort * [H7] 32 ⑯ Saaihal * [H7] 32 ⑰ Zuiderkerk * [J6] 33 ⑱ Pintohaus ** [J7] 33 ⑲ Leprapforte * [J7] 34 ⑳ Montelbaanstoren * [K6] 34 ⑴ Scheepvaarthuis ** [K5]

35 Innenstadt 39 ⑵ und alter Binnenhafen * [H5] 39 ⑶ Beurs van Berlage ** [H5] 39 ⑷ Nieuwe Kerk ** [G5] 40 Berlage – der radikale Erneuerer der Architektur 41 ⑸ Koninklijk Paleis ** [G6] Inhalt 5

Stadttouren

18 Den Ursprüngen der Stadt auf der Spur 36 Weiter in die Geschichte eintauchen 64 Aus der Not eine Tugend gemacht 109 Fahrradtour durch Amsterdams Norden

42 ⑹ Sint Luciënsteeg ** [G6] 43 ⑺ Amsterdam Museum *** [G7] 45 ⑻ Begijnhof *** [G7] 46 Von Provos, Krakers und Kabouters 47 ⑼ De Negen Straatjes *** [F6/F7] 48 ⑽ Spui * [G7] 48 ⑾ Rasphuis * [G7] 49 ⑿ Munttoren * [G8] 49 ⒀ Blumenmarkt * [G8] 50 ⒁ Tuschinskitheater ** [H8] 51 ⒂ Rembrandtplein *** [H8] 52 ⒃ Muziektheater/Stadhuis ** [J7] 53 Amsterdams Grachten 54 ⒄ Magere Brug *** [J9] 54 ⒅ Bartolottihaus * [F5] 54 ⒆ 380–382 * [F7] 56 ⒇ Gouden Bocht * [G8] 56 ⒈ Cromhouthuis/Bijbels Museum ** [F7] 57 Besonderheiten Amsterdamer Wohnhäuser 58 ⒉ Haus mit den Köpfen * [F4] 58 ⒊ Haus mit der Goldkette * [F6] 59 ⒋ De Bazel * [G9] 59 ⒌ Westerkerk ** [F5] 60 ⒍ Homomonument * [F5] 61 ⒎ Anne Frank Huis *** [F5]

62 Jordaan 69 De Palingoproer („der Aalaufstand“) 69 ⒏ Westindisch Huis * [G3] 70 ⒐ Palmgracht ** [E3] 70 ⒑ Karthuizerstraat * [E4] 71 Sozialer Wohnungsbau anno dazumal 72 ⒒ Westerstraat ** [E4] 6 Inhalt

72 ⒓ Egelantiersstraat ** [E4] 73 ⒔ * [E5]

74 Ehemaliges Judenviertel 76 ⒕ Blauwbrug * [J8] 76 ⒖ Ehemaliges Jungenwaisenhaus * [J8] 76 ⒗ Oudezijds Huiszittenhuis * [K7] 77 ⒘ Moses-und-Aaron-Kirche * [K7] 78 ⒙ Rembrandthaus *** [J7] 78 ⒚ Diamantschleiferei Gassan Diamonds BV. * [K7] 79 Der Pakt mit dem Teufel 80 ⒛ Portugiesische Synagoge * [K7] 80 ⒜ Rapenburgerstraat * [K7] 81 82 – von der Gartenanlage zum Nobelviertel 83 ⒝ Henri Polaklaan ** [L7] 84 Henri Polak 84 ⒞ Plantage Kerklaan ** [L7] 85 ⒟ Hollandsche Schouwburg ** [L8] 85 ⒠ Nieuwe Kerkstraat * [L8] 85 ⒡ * [K8] 86 Februarstreik – Aufruhr gegen die Nazis 86 ⒢ Joods Historisch Museum *** [K8] 87 ⒣ Denkmal des Dockarbeiters * [K8]

88 Amsterdam-Zuid 88 ⒤ Museumplein ** [E11] 90 ⒥ Rijksmuseum *** [F10] 91 ⒦ Van Gogh Museum *** [E11] 92 ⒧ Stedelijk Museum *** [E11] 93 ⒨ Concertgebouw *** [E11] 95 ⒩ Vondelpark *** [D10] 96 ⒪ Bierbrauerei Heineken * [G11] 96 ⒫ Albert-Cuyp-Markt *** [H11] 97 Rund um den Albert-Cuyp-Markt 98 Der Südplan von Berlage – Stadterweiterung im 20. Jahrhundert

101 Östliches Hafengebiet und östliche Inseln 101 ⒬ Java- und KNSM-Insel ** [P4] 102 ⒭ IJburg-Inseln *

103 Amsterdam-Noord Inhalt 7

113 Amsterdam erleben

114 Amsterdam für Architektur- und Museumsfreunde 123 Amsterdam für Genießer 132 Die ältesten Kneipen 135 Amsterdam am Abend 139 Amsterdam für Shoppingfans 144 Schokoladenstadt Amsterdam 149 Amsterdam zum Träumen und Entspannen 150 Amsterdam mit Kindern 153 Zur richtigen Zeit am richtigen Ort 157 An der Zukunft bauen

161 Amsterdam verstehen

162 Von den Anfängen bis zur Gegenwart 174 Leben in der Stadt 175 Die Amsterdamer und ihr Alltag

179 Praktische Reisetipps

180 An- und Rückreise 205 Sprache 182 Autofahren 205 Stadttouren 183 Barrierefreies Reisen 206 Telefonieren 184 Parken in Amsterdam 206 Uhrzeit 187 Diplomatische Vertretungen 207 Unterkunft 187 Drogen, Rauchen 214 Verkehrsmittel 188 Geld 217 Versicherungen 188 Rauchverbot 218 Wetter und Reisezeit 190 Amsterdam preiswert 191 Haustiere 219 Anhang 191 Informationsstellen 192 Internet 220 Kleine Sprachhilfe 192 LGBT+ 227 Register 196 Maße und Gewichte 232 Die Autoren 196 Medizinische Hilfe 232 Impressum 197 Notfälle 198 Öffnungszeiten 233 Cityatlas 198 Orientierung 199 Post 256 Liste der Karteneinträge 200 Radfahren 261 Zeichenerklärung 202 Schiffsrundfahrten 264 Amsterdam mit PC, 204 Sicherheit Smartphone & Co Fast 16 Jahre bestimmten die verschie- denen Baustellen für die neue U-Bahn­ linie und deren Bahnhöfe das Stadtbild. Doch endlich gehören Straßen wie und Vijzelstraat wieder den Bewohnern und Besuchern Amsterdams. Allerdings hat sich der Stadtrat bereits wieder Gro- ßes vorgenommen. Jetzt hat die Schaf- fung von Wohnraum große Priorität. Dazu sollen vor allem alte Industriean- lagen und Bürogebäude umgebaut wer- den. Die Kunst wird also sein, bei dieser Verdichtung die Lebensqualität zu erhal- ten und genügend grüne Oasen zu schaf- fen, die das Leben in der Stadt weiterhin lebenswert machen. Einkaufsvergnügen Haarlemmerstraat [G3] und Haarlem- merdijk [F2] bieten größtenteils noch kleine und interessante Läden, in denen man mit Freude auf Entdeckungstour gehen kann. Gutes Essen, gute Taten Bei Dignita Hoftuin (s. S. 129) kann man den ganzen Tag lecker brunchen und damit sogar Gutes tun. Dort arbei- ten Menschen mit besonderen Bedürf- nissen, deren Reintegration in den Ar- beitsmarkt gefördert wird. Berühmte Meister Sie stehen ganz oben auf der Beliebt- heitsskala: Wegen des Rijksmuseums (s. S. 90) und des Van Gogh Museums (s. S. 91) besuchen täglich zahllose Menschen den Museumplein. Doch auch diejenigen, die einfach ihre Mittagspau- se oder einen Kaffee in der Sonne genie- ßen wollen, lieben den Platz bei den be- rühmtesten Museen der Stadt.

250am Abb.: bs 9

Amsterdam entdecken

250am Abb.: bs 10 Willkommen in Amsterdam

Willkommen in Amsterdam

Ein guter Start ist eine Grachtenrund- möchte. Die Innenstadt Amsterdams ist fahrt, die beim Hauptbahnhof ①, Ro- recht kompakt und daher gut zu Fuß zu kin oder dem Rijksmuseum ⒥ begin- bewältigen. Es gibt aber auch zahlreiche nen kann. Die einzelnen Unternehmen Fahrradverleihstellen, Busse und Stra- fahren mehr oder weniger die gleichen ßenbahnen, wenn die Füße mal eine Routen und mit der ca. 75 Minuten dau- Weile ausruhen sollen. ernden Fahrt verschafft man sich einen Der Bahnhof mit dem besonderen Ge- guten Überblick darüber, was es zu se- bäude von 1889 wird durch den Dam- hen gibt und welche Orte man besuchen rak ⑵ – die roten Straßensteine wirken wie ein roter Teppich – mit dem Dam [G6] verbunden, wo das Nationaldenkmal und der Königspalast ⑸ stehen. Hier befin- det sich die kommerzielle Innenstadt mit den Geschäften und Ladenketten, die man mittlerweile in so vielen Städten wie- derfindet. Von Damrak, Kalver­straat und Rokin bis zum Muntplein gibt es also Ein- kaufsrummel pur, aber abzweigend von der Kalverstraat auch den Zugang zum Amsterdam Museum ⑺ und zum Be- gijnhof ⑻, die wiederum eine Atempau- se bieten. Am Muntplein beginnt der Blumen- markt ⒀, der mit seiner Farbenpracht schöne Fotomotive bietet. Von hier geht es entweder zum Rembrandtplein ⒂, wo zu jeder Tageszeit etwas los ist, oder man geht zur Leidsestraat, die zum Leid- seplein führt, der mit seinen Cafés, Res- taurants, Bars, Klubs, Theatern und Ki- nos ein guter Ausgangspunkt ist, um sich in das Nachtleben zu stürzen. Von hier ist

217am Abb.: bs Abb.: 217am es ein Katzensprung zum Vondelpark ⒩. Als englischer Landschaftsgarten ange- n Entspannen und die Sonne legt, zieht er die Leute zum Spazierenge- genießen vor dem Nationaldenkmal hen, Joggen und Picknicken an. Im Som- auf dem Dam [G6] mer locken die Freilichtbühne oder die Terrasse des Lokals De Vondeltuin. j Vorseite: Im Frühling und späten Gar nicht weit davon entfernt liegt der Herbst hat man freien Blick Museumplein ⒤, der Platz, an dem sich auf die Grachtenhäuser das Rijksmuseum ⒥, das Van Gogh Mu- Amsterdam an einem Tag 11

seum ⒦ und das Stedelijk Museum ⒧ Amsterdam an einem Tag befinden. Auch ohne Großveranstaltun- gen ist der Platz sehr belebt, vor allem Wer an Amsterdam denkt, der denkt an im Sommer. Grachten. Ein Spaziergang sollte auf je- Natürlich sind die Grachten unerläss- den Fall an der Herengracht­ an dem Stück licher Bestandteil eines Amsterdambe- vorbeiführen, an dem die schönsten und suchs. Wer keine Lust hat, viele Kilome- teuersten Grachtenhäuser stehen (zwi- ter entlang der Grachten zu laufen, kon- schen Leidsestraat­ und Vijzelgracht, ge- zentriert sich auf das Gebiet der Negen rade Hausnummern). Schon damals blät- Straatjes ⑼. Die kleinen Straßen ver- terten die zukünftigen Besitzer unglaub- binden die drei großen Grachten und liche Summen für ihre prächtigen Villen dort haben sich eine Menge kleiner Ge- gehobenen Standes an der sogenannten schäfte niedergelassen, die Besonderes, Gouden Bocht (Goldenen Kurve) ⒇ auf Schönes und Witziges bieten und zum den Tisch. Überall an den Grachten findet ausgiebigen Einkaufsbummel einladen. man die typischen Treppen-, Glocken- und Zahlreiche kleine Lokale sorgen für das Halsgiebel mit ihren aufwendigen Verzie- leibliche Wohl. rungen. Eine weitere Sehenswürdigkeit An der , fast neben der sind die Negen Straatjes ⑼, neun klei- Westerkerk ⒌, liegt das Anne Frank ne Straßen, die Heren-, Keizers- und Prin- Huis ⒎, in dessen Versteck Anne sengracht miteinander verbinden. Dort Frank ihr berühmtes Tagebuch schrieb, gibt es viele kleine Geschäfte und Res- und hier beginnt mit dem Jordaanvier- taurants, Bars und Cafés, wodurch die- tel auch eines der bekanntesten Vier- ses Stück der Grachten beliebt und voller tel der Stadt, das zwar nicht ganz so ro- Leben ist. Danach ist es Zeit, einigen (al- mantisch ist, wie in vielen Liedern be- sungen, aber lebendig, vielseitig und abwechslungsreich. Amsterdam pur mit all seinen Schön-

heiten und Gegensätzen zeigt das Alt- bs Abb.: 032am stadtviertel: viele historische Gebäude, Geschäfte, Restaurants, Bars, Cafés und natürlich das Rotlichtviertel. Hier liegen die ersten Wurzeln der Stadt, da um den Seehafen die erste Niederlassung zu wachsen begann.

f Hollandse Nieuwe (frischer Hering) und verschiedene frittierte Fischsorten sind bei Jung und Alt beliebt 12 Amsterdam in zwei Tagen

ten) Meistern einen Besuch abzustatten. grafen gleichermaßen an, die sich an der Rijksmuseum ⒥, Van Gogh Museum ⒦ Formen- und Farbenvielfalt erfreuen. und das Stedelijk Museum ⒧ gehören zu Durch die Kolonien hat die niederlän- Recht zu den absoluten Publikumsmag- dische Küche an Vielfalt und Geschmack neten der Stadt. hinzugewonnen. Man sollte sich wenigs- Wer jetzt noch ein Mitbringsel für zu tens einmal das Vergnügen einer indo- Hause sucht, findet einen der Export- nesischen rijsttafel gönnen. Serviert wer- schlager der Niederlande auf dem Blu- den viele verschiedene kleinere Gerich- menmarkt ⒀: Schnittblumen, Blumen- te, sodass eigentlich immer etwas für zwiebeln und Souvenirs! 600.000 Zwie- jeden Geschmack dabei ist. beln werden alljährlich in den Parks der Um den Tag romantisch abzuschließen, Stadt eingepflanzt. Es bleiben dabei aber kann man bei Sonnenuntergang, wenn immer noch genügend übrig für den Ver- die letzten Strahlen die Grachten in sanf- kauf. Der schwimmende Blumenmarkt tes Licht tauchen, einen kleinen Spazier- am zieht zu jeder Jahreszeit Blu- gang zu einem gemütlichen Restaurant menliebhaber, Souvenirjäger und Foto- unternehmen.

Amsterdam in zwei Tagen

Mit einem breit gefächerten Angebot von op Solder ⑤, wo man eine versteck- Kunst bis Mode, von klassisch bis cool te Kirche und das Kaufmannshaus be- bietet die Stadt alle Voraussetzungen für sichtigen kann. Das Waaggebouw ⑦, ein unvergessliches Wochenende. ursprünglich als Teil der Stadtmauer er- stellt, dann als Stadtwaage in Gebrauch 1. Tag genommen (daher der Name) und später Unterkunft der Zünfte, bietet heute einer Der Tag beginnt mit einem Rundgang Brasserie Platz. Bei gutem Wetter kann durch das älteste Viertel der Stadt. Vom man auch draußen sitzen und das Trei- Hauptbahnhof ①, der 1889 nach einem ben auf dem Nieuwmarkt ⑧ verfolgen. Entwurf des Architekten P. J. H. Cuypers Auch die Vereenigde Oostindische Com- fertiggestellt wurde, gelangt man über pagnie, ein Zusammenschluss konkur- den Zeedijk zu den ältesten Grachten, rierender Handelskompanien für den die ursprünglich an den Hafen anschlos- südostasiatischen Raum, hat in die- sen. Die Oude Kerk (Alte Kirche) ⑥ ge- sem Viertel ihre Spuren hinterlassen. hört zu den ältesten Gebäuden der Außerdem liegt hier das Rotlichtvier- Stadt. Ihre Ursprünge gehen zurück bis tel: Wenn man sich alles in Ruhe an- ins Jahr 1300. 1369 wurde sie Sint Ni- sehen möchte, hat man am Vormittag colaas, dem Schutzheiligen der Seeleu- normalerweise keine Probleme. (Wei- te und Bäcker, geweiht. Mehr über das katholische Leben, nachdem Amster- dam protestantisch geworden war, er- f Reges Treiben auf der fährt man im Museum Ons’ Lieve Heer mit Sicht auf die Magere Brug ⒄ Amsterdam in zwei Tagen 13

tere Tipps für einen Spaziergang durch Möchte man den Abend mit einem kul- Amsterdams ältestes Viertel samt turellen Programmpunkt beenden, dann Streckenbeschreibung s. S. 18.) informiert man sich online im Last-Minu- Auf dem Waterlooplein werden auf te-Ticketshop (s. S. 191), wo die letzten dem bekanntesten Trödelmarkt noch Karten des Tages für Film, Tanz, Musik immer Trödel, Kleidung und Schnick- oder Kabarett (das Angebot ist immer schnack verkauft (s. S. 143). eine Überraschung) zum halben Preis Auf dem Rembrandtplein ⒂ gibt es verkauft werden. auf den Terrassen direkt auf dem Platz zahlreiche Gelegenheiten für eine leich- 2. Tag te Mahlzeit zwischendurch. Ein Vorschlag für einen Spaziergang durch die Innen- Das Jordaanviertel wird in Liedern be- stadt findet sich auf S. 36. sungen oder in Reimen beschrieben und Um sich einen ersten Eindruck von den ist zweifellos eines der am stärksten ro- Grachten zu verschaffen, ist eine Grach- mantisierten und verkitschten Viertel der tenrundfahrt sehr geeignet. Los geht’s Stadt. Es ist ein beliebter Stadtteil für beim Hauptbahnhof ①, Rokin oder beim Studenten, Jungunternehmer und Künst- Rijksmuseum ⒥. Alle Unternehmen zei- ler. Glücklicherweise sind die Häuser zu gen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten klein für die großen Unternehmensket- und fahren durch die schönsten Grach- ten, daher blühen hier kleine interessan- tenabschnitte. Und in etwas mehr als te Geschäfte, Cafés, Bars und Restau- einer Stunde weiß man, was man sich rants und Antiquitätenläden sowie Gale- nochmal aus der Nähe ansehen möchte. rien laden zum Stöbern ein. 280am Abb.: bs Abb.: 280am 14 Mehrere Tage

Nach einer Pause ist eines der großen Mehrere Tage Museen an der Reihe: Das Rijksmuse- um ⒥ für die Meister des 17. Jhs., das Die meisten Touristen verbringen nicht Van Gogh Museum ⒦ mit Werken des sehr viel länger als ein Wochenende in Künstlers und seiner Zeitgenossen, die der Stadt, obwohl gerade ein längerer Hermitage (s. S. 120) mit Kunst aus St. Aufenthalt die Möglichkeit bietet, etwas Petersburg oder das Amsterdam Mu- mehr als das typische Programm zu erle- seum ⑺ für einen Überblick über die ben und so zu etwas ganz Besonderem Stadtgeschichte. Ist man mit Kindern un- werden kann. terwegs ist Nemo (s. S. 121), das Wis- Außer dem genannten Wochenendpro- senschaftsmuseum, die Gelegenheit, gramm lohnt sich der Besuch des Anne einen interessanten, spannenden und Frank Huis (Anne-Frank-Hauses) ⒎. unterhaltsamen Tag zu erleben, weil es Zu besichtigen sind das Haus und der dort vieles anzufassen und auszuprobie- Dachboden, der der Familie als Versteck ren gibt. diente. Das Museum und das Informati- Ein Abendspaziergang im Vondel- onszentrum bieten zudem Wechselaus- park ⒩ lässt den Tag auf angenehme stellungen zu den Themen Faschismus, Weise ausklingen. Wer mehr Bewegung Krieg und Rassismus. braucht, stürzt sich ins Nachtleben in ei- Wer sich für Architekturgeschichte in- nem der zahlreichen Klubs. teressiert, genießt sicher den Besuch eines der Grachtenmuseen (Museum Willet-Holthuysen (s. S. 121), Museum Van Loon (s. S. 121), Cromhouthuis/ Bijbels Museum ⒈, Taschenmuseum

214am Abb.: bs Abb.: 214am (s. S. 122) und schlendert dort durch elegante Salons, prächtige Inte­rieurs und schöne Grachtengärten. Mittags isst man eine kleine Mahlzeit in einem Surinaams eethuis, das sind kleine und sehr einfache surinamische Restaurants, in denen man zu einem günstigen Preis satt wird. Soto-Suppe (eine kräftige, klare Geflügel- bzw. Rin- der- oder Fischbrühe, die mit Geflügel, Fleisch, Kräutern, Kohl, Reis und Ei zu einer nahrhaften Mahlzeit wird), Mok- si Meti (verschiedene Fleischsorten, die

j Das innen und außen eindrucksvolle frühere Hauptpostamt hinter der Nieuwe Kerk wurde zum Einkaufszentrum Magna Plaza (s. S. 144) Mehrere Tage 15

mit Gemüse und Reis, Nasi oder Bami serviert werden), Pom (ein geschichtetes Ofengericht aus Tanniaknollen und Ge-

flügel, das alleine auf einem Stück Weiß- bs Abb.: 037am brot oder als Beilage zu weiteren Gerich- ten gegessen wird) oder Roti (eine Art di- cke Pfannkuchen, die manchmal auch eine Füllung von Kartoffeln oder gelben Erbsen haben können und zu Fleisch, Geflügel oder Gemüse gereicht werden) sollte man einfach mal probiert haben. Eine ganze Reihe dieser eethuisjes fin- det man in der Nähe des Albert-Cuyp- Moderne, eigenwillige Architektur, Markts ⒫, weshalb sich ein Besuch da- neu angelegte Grachten mit skurrilen ran leicht anschließen lässt. Auf diesem Brücken und natürlich zahlreiche Orte Multikulti-Markt gibt es fast alles, was zum Shoppen, Entspannen und Ausge- man im täglichen Leben braucht und hen bietet das östliche Hafengebiet. Es auch wenn man eigentlich gerade nichts hat einige Jahre gedauert, aber jetzt ist braucht, macht es Spaß, das bunte Trei- das ganze Gebiet aufgemotzt und zieht ben zu erleben und die unterschiedli- vor allem Liebhaber des urbanen Le- chen Marktkaufleute zu beobachten. bensstils zwischen 30 und 50 Jahren an. Das Viertel De Pijp, in dem der Markt Spielfilme im Originalton mit holländi- liegt, wird immer beliebter und so schie- schen Untertiteln bieten die rund 40 Ki- ßen hier Cafés, Restaurants und trendige nos in Amsterdam. Die echten Stimmen Ausgehgelegenheiten wie Pilze aus dem der Hollywoodgrößen! Ein besonderes Boden. ­Erlebnis ist das Tuschinskitheater ⒁. Shoppingmöglichkeiten bieten sich in Alle Stilrichtungen, die Abraham Tuschin- verschiedenen Gegenden: Haarlemer­ ski liebte, ließ er in seinem Filmpalast straat, Utrechtsestraat, De Negen Straat­ einbauen, um die Zuschauer für kurze jes, Jordaanviertel. Die kleinen Spezial- Zeit in eine Traumwelt zu entführen. Das geschäfte bieten ein besonderes, unge- aufwendig renovierte Kino bietet Führun- wöhnliches und interessantes Angebot gen und Spezialangebote wie die „Love (Lifestyle, Delikatessen, Kleidung, Schu- Seats“, die Ladies Night, die Filmklassi- he, Körperkultur usw.). Dazwischen gibt kernacht oder diverse Themenabende. es gemütliche Cafés, angesagte Restau- Eine gute Möglichkeit in der Stadt he- rants und authentische Bars. Die teu- rumzukommen, ist mit dem Rad zu fah- ren Marken reihen sich in der Cornelis ren. Man kann sich an verschiedenen Schuytstraat, P.C. Hooftstraat und Beet- Orten Räder leihen und selbst drauflos- hovenstraat aneinander. fahren oder sich einer geführten Tour an- schließen. Der Verkehr in der Innenstadt ist für Ungeübte vielleicht etwas gewöh- nungsbedürftig, aber Radfahrern gegen- n Amsterdamer Verkehrsmittel über ist man hier doch recht tolerant. 16 Altstadt

Altstadt Amsterdam schon ohne seine berühm- ten Grachten vorstellen. Diese dienten Überblick ursprünglich als Abwassersystem und als Wasserwege zur Bevorratung der Stadt. Das Leben in Amsterdam wurde schon Erst mit der Erfindung des Automobils von jeher vom Wasser geprägt. Einer- entstand eine ernsthafte Konkurrenz, seits schuf dieses Element die Lebens- der viele Grachten zum Opfer fallen soll- grundlage für die Fischer, die sich un- ten: Sie wurden zugeschüttet, um Stra- gefähr seit dem 12. Jahrhundert an ßen anlegen zu können. dieser Stelle angesiedelt hatten, ande- rerseits drohte durch das Wasser auch Entstehung der Altstadt immer Zerstörung, denn das Land war im Die alte Innenstadt entstand am ehe- wahrsten Sinne des Wortes „dem Was- maligen Hafengebiet (südlich und öst- ser abgetrotzt“. Manche Straßennamen lich des jetzigen Hauptbahnhofs ①) wie zum Beispiel Zeedijk („Seedeich“) er- und dehnte sich zunächst etwas stär- innern noch daran, dass das Land nach ker nach Süden und Südosten aus. Die und nach durch Deiche und Dämme dem ältesten Grachten, die ungefähr um das Meer abgerungen wurde. Jahr 1340 als Begrenzung der Stadt ent- Auch heute noch bestimmt das Wasser standen, sind die Struktur der Stadt. Wer könnte sich und Nieuwezijds Voorburgwal. Um das Jahr 1370 fand eine erneute Stadter- weiterung statt. Die Grenze bildeten nun Zeedijk, und ­Nieuwezijds Achterburgwal. Ungefähr

050am Abb.: bs Abb.: 050am um 1420 umschlossen Kloveniersburg- wal, und Singel das Stadt- gebiet. Die Lage der Straßen und der vie- len kleinen, verwinkelten Gassen in die- sem Gebiet geht zum Teil noch auf den mittelalterlichen Stadtplan zurück. Die Straßennamen verweisen häufig auf eine alte Geschichte. Manchmal ge- ben sie Auskunft darüber, wer früher in dieser Straße gewohnt oder gearbeitet hat, zum Beispiel erinnert Gebed zonder End (Gebet ohne Ende) an die Zeit, in der

j Für Aktivurlauber gibt es Tretboote Altstadt 17

sich in dieser Straße mehrere Klöster ne- bäude erhalten werden. An manchen beneinander befanden. Einige Straßen Stellen hatten die Abrissbirnen jedoch sind nach Heiligen oder bekannten Per- schon ganze Arbeit geleistet, ein weite- sonen benannt wie St. Olof oder Rus- rer Grund, weshalb in diesem Viertel die land (nach Wieden Ruus). Manche Na- unterschiedlichsten Stile nebeneinander men geben aber auch die Form oder die existieren. Man versuchte außerdem, Lage der Straße wieder, beispielsweise alte Gebäude zu erhalten, indem man sie Hoogstraat (Hochstraße) oder Oudezijds zum Beispiel der Universiteit van Amster- Armsteeg (Alte Armgasse). Früher wur- dam (UvA) zur Verfügung stellte. den Straßennamen nicht offiziell von der Stadt verliehen, sondern entstanden so- Prostitution und Kriminalität zusagen im Volksmund. Traf eine Cha- Eine Bedrohung für die Altstadt ist rakterisierung nicht mehr zu, dann wur- das Prostitutionsgewerbe, in dessen de auch der Name geändert. Schlepptau sich Drogenmissbrauch und Drogenhandel breitmachen. Die damit Änderungen im Stadtbild verbundene Kriminalität schränkt die Verändert hat sich auch das Gesicht Lebensqualität im Viertel stark ein. Die dieser Gegend. Ursprünglich gab es Prostitution hat in diesem Stadtteil aller- sehr viele Klöster, diese wurden jedoch dings eine lange Tradition. Im Hafenvier- aufgelöst, nachdem die Stadt im Acht- tel, in dem sich die Seeleute aufhielten, zigjährigen Krieg (1568–1648) protes- arbeiteten Frauen schon immer in die- tantisch geworden war. Die begüterten sem Beruf. Polizei und Gemeindepoliti- Kaufleute, die anfangs in dieser Gegend ker versuchen nun, die Probleme, die vor gewohnt hatten, zogen im 17. Jahrhun- allem durch die Drogenszene verursacht dert an die Herengracht, an der sehr viel werden, einzudämmen. So wurde u. a. mehr Platz für große Gebäude (Wohn- versucht, den Zeedijk wieder bewohnbar haus und Lagerhallen) war. Danach bau- zu machen, obwohl dies in den 1970er- ten Handwerker und weniger Begüterte Jahren die berüchtigste Drogenzone im alten Stadtteil ihre Häuser. Aus die- Amsterdams war. Stadt und Geschäfts- sem Grund sind hier auch sehr unter- leute kauften Häuser auf, es wurde reno- schiedliche Baustile zu finden. viert und Geschäfte wurden angesiedelt, In den 1970er-Jahren sollte der Stadt- sodass sich die Atmosphäre dort wesent- teil weitgehend saniert werden. Die Bau- lich verändert hat. Es entstand eine ganz pläne, die noch aus den 1950er-Jahren eigenwillige Mischung, bei der sich der stammten, sahen vor, das Gebiet in gro- urholländische Fischhändler zwischen ßem Stil abzureißen und wiederaufzu- chinesischen Restaurants und Massa- bauen, um große Verkehrsadern durch gestuben und anderen Restaurants oder die Stadt anzulegen. Nachdem man Kneipen befindet. 2000 eröffnete ein schon mit dem Bau begonnen hatte, wur- buddhistischer Tempel (www.ibps.nl). de der Protest gegen den umfassenden Seit 2007 ist die Stadtverwaltung auch Abriss jedoch so stark, dass eine vorsich- dazu übergegangen, Zimmervermietern tigere Politik eingeschlagen wurde. Des- und Erotikklubs die Lizenzen zu entzie- halb konnten doch noch viele alte Ge- hen, und man versucht, andere kleine 18 Spaziergang 1: Den Ursprüngen der Stadt auf der Spur

Spaziergang 1: Den Ursprüngen der Stadt auf der Spur

Dauer: 30 Minuten (ohne Besuch der Se­ Nur ein paar Schritte weiter macht henswürdigkeiten) die Oude Kerk (Alte Kirche) ⑥ auf dem Oudekerksplein­ ihrem Namen alle Ehre, Zu den interessantesten Vierteln Amster­ gehört sie doch zu den ältesten Gebäuden dams gehört auf jeden Fall die Altstadt. der Stadt. Ihre Ursprunge können bis in Hier gibt es eine Reihe an Highlights, die das Jahr 1300 zuruckverfolgt werden. man sich unbedingt ansehen sollte. Über den Oudekennissteeg, den Molen­ Die Altstadt lag fruher direkt am Meer, steeg und den Zeedijk gelangt man weiter doch heutzutage befinden sich vor die­ zum Waaggebouw ⑦, das erst Teil der sem Stadtteil neuere Inseln. Auf einer da­ Stadtmauer, dann Stadtwaage fur Schiffs­ von liegt z. B. der Hauptbahnhof ①, der anker und Kanonen und später Unter­ 1889 nach einem Entwurf von P. J. H. kunft der Zunfte war. Heute kann man Cuypers fertiggestellt wurde. Inzwischen auf der Terrasse der Brasserie die Sonnen­ nutzen etwa 300.000 Passagiere täglich strahlen und einen Cappuccino genießen, den Bahnhof. während andere Leute auf dem Nieuw- Vom Bahnhof gelangt man uber den markt ⑧ und im chinesischen Viertel ih­ Zeedijk [J4/5] zu den ältesten Grachten, ren Geschäften nachgehen. die ursprunglich an den Hafen anschlos­ Weiter auf dem Kloveniersburgwal sen. Weil es mit den Seeleuten gutes Geld fuhrt der Weg am Kleinen und Großen zu verdienen gab, kamen auch die Freu­ Trippenhaus ⑩ vorbei zum Oostindisch denmädchen, um ihre Dienste in diesem Huis ⑪. Die Vereenigde Oostindische Viertel anzubieten. Das Rotlichtviertel ist Compagnie (ein Zusammenschluss kon­ noch immer hier zu finden, auch wenn kurrierender Handelskompanien fur den die Stadt daran arbeitet, den Rotlichtbe­ sudostasiatischen Raum), die im 17. und zirk auszudünnen. Der Vormittag eignet 18. Jh. vielen Amsterdamern Reichtum sich am besten fur einen Spaziergang in bescherte, hat in diesem Viertel ihre Spu­ dieser Gegend, da es hier dann am we­ ren hinterlassen. nigsten geschäftig zugeht. Zahlreiche se­ Biegt man vom Kloveniersburgwal nach henswerte Gebäude sind in den alten Stra­ links in die Nieuwe Hoogstraat (Richtung ßen erhalten geblieben. Anthoniesbreestraat) ab, kommt man an Am Oudezijds Voorburgwal, den man einigen interessanten Geschäften vorbei. beispielsweise über die Korte Niezel er­ Auf der Route zum Waterlooplein mit dem reicht, bietet das Museum Ons’ Lieve Rembrandhuis ⒙ und dem Stadhuis ⒃ Heer op Solder ⑤ anhand einer versteck­ stößt man dann auch auf die erste nach ten Kirche und einem noch original ein­ der Reformation gebaute Kirche, die Zui- gerichteten Kaufmannshaus Einblicke in derkerk ⑰. Hier werden noch einmal die das Leben der Katholiken, nachdem Ams­ Gegensätze zwischen der alten Stadt und terdam offiziell protestantisch geworden der Umsetzung der Sanierungsplänen der war. 1950er-Jahre deutlich. eg terw kslo Bui – ion tat S al tra en C 2019-ctp-amsterdam_6,6Tsd_mitpois_Spaziergang1.pdf 2 11.04.2019 14:37:37 H aa rl em m er n - lei IJp n – e n it io u at n t B e t S it a al t u a ra a r nt a B t e r s k C t a s Spaziergang 1: Den Ursprüngen der Stadt auf der Spur 19 B s Dro b ro traa og g + u t ba o w k o 233 e - r 3 r r 87 s e D - g -- n s 58 ri r Centraal Station g e e rac i s ht W is V Br P 207i ouw 4 t. r gr er 1 ls in O ach s- aa s 1 cm = 70 m 100 m t ¸ Liste deran Karteneinträge- Seite 256p © Reise Know-How 2019 15 P e o 1n3 t e- k w 252 r N a Gou st. i H ① Centraal Station m r e e o naa u n H 486 r w o t t. d a S s e 99 r Stations- ak n 2 74 ik 255 v Sm d # - e 1 Centraal l t. ij h n plein e oens k e- -

g Jer K N.-Lutherse rt 306 Station a D in e t k Ru S t Kerk Ma 214 a ijte e laars- d rkade n ld racht h e 206 65 g e g a lv N Rams- i 275 hR t e ooi . k ie k str e u 4 gge H w Ko e . Klimop- n st. 285 tr . d Hasse-rs front ls r w ij 326 te t eg k lae e is uwezijds S169 228 rk u Nie pakkersst.Haring- e p rmst. Te A k s- S ij Prin Oo Krt d ste . Kors j 87 r- jespo 258 Schreiers- dok t ortst. R s- straa 276 S N 109 St. Nicolaas 01 toren l t. Jaco K 303 ie Z 3 bsstr a u e e h 92R . - melkrne- w # e Kerk ④ g n e d lk e k - i o in st. a jk K 2 w r ak b 9 Oo 209 S Nieuwezijds Ko u r ru ② ③ 4 s lk e W g s 299 H t o # i ijngaa s St. Olofskapel ijd er l N ⑵ t ez e - l 249 113 - s . ud n a O t traatje rds- # O ud m a d w seltsst e a o DamR a Oudez b R r e g v. Has . - tr 220 e- oo i d d r D. D 254 60 s A ll s g 72 k a o Manden- r i E teeg- - k k u br m jds s s ma u s e k - e

b ker- k g teeg o d Zui e - d K ka r rs rd

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er ou v t e se t. G w e N ⑤Ons' Lieve Heer 209 k S s - es Beurs van s s ie r sstraa t. r e ze 300 olaa t u o l op Solder . Nic Berlage e K 0 # St k Beu B rm orte 1 j a N k ipassa P 7 iez Korte 2 Scheepvaart-

d r ⑶ a W l el 218 Gelde 5 a s- no t 0 W e a - Stormsteeg d s r- 2 g huis g s t Oude Kerk w r - Gelde rse- e Oosterdok e k t e u Storm- s eeg r- rg g l teeg b r steeg s - a u r u a a - r Wijde b o w a W B ⑴ r d n r o rb j e K ⑥ o W l i en i erks V te Boom- aa n t Beurs- tr. o B ls a z enstr. w Effecten- V h s - i te n rav c n e Bui . G u Z Oudekerks- teeg e n g ammer e e outs t A e a e t t i t. plein beurs a s B n n s a plein 298 r a l w N P tr Oude nt s - Ban - apen- e a s 3S k m u K j b 6 ennis- i d m - Dam m rug- - l e S d e i s t s e r a t . t e e s eeg A 20 eeg 2s s N t s ra n e r r. 283 teeg D n G i N k e e e . - S ns Mo Z u r t l 1 le d t r n l w s . a K 1 st N e s Val 164 r . e r - eupel- 2 ie eg e M s k s s w s - 1 G u e p oze teegen- e d g teeg g 2 w w J i p s e o ij r r 495 9 e e o l i n A z u # 7 g n a h äro rm e u s b M ta k c ns a Leidek d b d r onn s er n S tr u r ij e ike a s O d . W O z t ns R L R st u S ke o e h tr. e i r. d s k P 79 t. J rs o d c 2 c dd e g a r 2 a str V u A 49 ht e n in ns . O Bl Waaggebouw r. r . r t Nationaal str 5 l oed t R st tr a t s . st ande-s r. s c rk - s a r. r jn ec n a Monument 20 d ⑦ K B i h B a h m ij w o w t lo a W t lk z ni o lb a Ka S St e ng B m te a 280 er oo d 4 Nieuwmarkt s lo - n l P ve fst u 1 B - om 296 o Ou je S138 ijl ts ee O 2 ar - M d k s- te g nd s e e H eg es ⑧ Nieuwmarkt tr s s nh e Da s t a 295 s lo c Montelbaans- e n m s . a lo o h v r. d d t t a - st ij - jd o t n toren ra t ri e i o t s s k H g 1 74 l G r ermi z g z t - te 244 o s K K s ⑳ s e ns r e o o ' tr. tr e e e l R p aa 148S u d s S i s l z s apen- bu e t d u tr e P s u b O . a r sK 288 e Steen- r D s r B s 292 m t ⑨ S houwerstr. 34m e w i t - . t. . Nad N O e th j r o K r r or t a k . s t Oosterse-2 R st t o - n J.B.Siebbeleshof - K o K s a k i . n omings-. 8 P h e Trippenhaus und m p 4 l . J ns e B in K w s 1 e a st a Oude o kade n d r. cobs 0 Doelen c tra ⑩ e g 6d n R b e zs 2 A at Kl r o t. s a u tr. Kleines o s K r rs- s h r v B t enie l r K r. r 73 g st s o t t .. c hans - r. teeg s . eize.s s r S R Trippenhaus rs- t t c g A K t. Pi l r K dw s . s eter l a P 5 Ou a 293 e n r w tr p n t . oor a rinsen- 1 de 82 - a iz a s al St. tst w w ho 2 H t m e r Pie . g fs oo 4 g t om ro rs 286 h e terh g r teeg gs 2 r o r s c als r u tr. K K t s rg R t.. u 2 u n r. Nieuwe- b rb u r Oostindisch b i b 59 o o s e n grachtje n o s - e o r s i V N K e il W V d Huis⑪ ie 290 D o d ijde R53 j l ie uw b i r u U

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e o r r. - d vie ht l en- k t e u ⑫ l steeg t u r. e c s Huis de je O r a Celle- 203 S O a K s Zuiderkerk - w r t. A S r s u p g gni in a r - ie g s e hu w broers- st ten- is ⑰ Pinto a Birnhuis N d raat st g w c j ee Z i d s s s g r an Zuider- h teeg z d d t d 6 u - t r. e j n i 1 a r ⑱ Houtkopers t St. Barbe- d z b s kerkhof- . s K 2 Rus Z tr. r . 129 alfs- u e l r 7 D renstr. l and - Ra t s d a -burgwal O a m- s 8 Diamantschleiferei Gassan - v d 05 u g r elst j w 225 2 i r - 1 Haus an O g Sl Ra ⑲ r e Kuipe z Diamonds BV. rs- r ijkst u am e rg 91 s e u r. b gr Modde 2 s t. a g u d Leprapforte den drei b s gra c molen102 r 91 r b e r H c h J u h ⒚ R e r 223 t t n n N t P O e e o - e 1 Grachten h i r k Koerier- c n g l 0 n ta - J e 8 A Uilen- g a 2 1 e - o r V sterspl. Gebed Z. 230 End 2 v s d eeg Uilenbu ⑬ ⑮ r l e bu t Oudeman- o l n s t Grim- burgwal l e a t ⒙ - a K i a a ra w w a st huispoor n r al s- e g t Rembrandthuis r Februari- 202 t j s l . v r a w r ⒜ t l u t b plein h m27 B o w g r l a 261 ope s e r- c t R g r k s i b e e a O n r r g r ad K w n u s r g h u Turfdraagsterp n - t u o d b r b n c e e s . n e r n W Hout e re n n dwa Marken- p k Ve delstr. o e e Moses-und-Aaron a e a T g r v n a R r u - r t H i a g a e plein r Saaihal G r e g n s w r S142 -Kirche f 47 u V 62 R looplein - t - Z ⒘ n h g b anenbu o247 u ⑯- n e K r r ⑭ i e w s a u o e s r l m b Staal- Z v t Gstra a r s at H e . r r . 222 r 7 Meester - k tr e r Muziektheater/ o t s R i e 2 M n n e 2 le v 203 u e 63 e e 229 Stadhuis Visserpl. id e Torture o v s in e w D d e r u lo ⒃ l - ie Museum 220 e lan Staa p ⒗ N w K Grave lkade o ieu ‘s o Portugiesische st N D 133 l 239 ra A r Tu Jonas Daniël ⒛ Synagoge s at Am m te rfs tr Halvemaans- ste s t. a 221 l te a tr. Meijerplein at brug l s S W Denkmal des in Munt- Ehemaliges ⒢ ⒣ ad g Munt- e p e Sing ⒖ Waterlooplein l- Dockarbeiters ss H l el ⑿plein Jungenwaisenhaus ste Joods Historisch w y Hortus e toren 76 227 m lu 37 o Ha r . A A Museum S e r u 1 Amstel . m . . n R t r s e ie t M l # - B s t w N 233 l v e N . Botanicus o s R em S197 s De Kleine s l emaans- D e r n h 236 . eg n- R t t Dr e eeg h e 232 ul m gu Komedie e rac arkt k g ie lie d 273 en r # r r s rsb k He - a en- . r a e r 238 Hortus e a g t - s B t a p dwa r. P lan rs- W s to euwe acht en str. Ni engr Her we g Nieu ra c ht ht grac izers e Ke t w Nieu a W A a e r m t e s s s t e p l e r -

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s t r a a t 20 Altstadt

Das Rotlichtviertel gen, wurden die Häuser unter anderem frei für die Prostitution. In der 2. Hälf­ „De rosse buurt“ oder „de walletjes“, wie te des 20. Jahrhunderts war das Viertel das Viertel in Amsterdam genannt wird, reichlich in Verruf geraten, da unter an­ ist alljährlich für Tausende von Touristen derem durch den Drogenhandel die Kri­ eine Attraktion und sicherlich einen Um­ minalitätsrate stark gestiegen war. Durch weg wert. Angezogen von Gerüchten über die Legalisierung des Prostitutionsgewer­ die Freizügigkeit der Holländerinnen, pil­ bes erhoffte man sich in den Niederlan­ gern sie einzeln oder in Gruppen durch den zu Beginn des 21. Jh. eine Verbesse­ das Viertel. Allerdings kann von freizügi­ rung der Situation der Frauen. Die letzten gen Holländerinnen kaum die Rede sein, Jahre haben jedoch gezeigt, dass dies in schließlich handelt es sich wohl eher um Wirklichkeit nicht der Fall ist. Die Politik die Freizügigkeit der männlichen Bevöl­ mag große Pläne haben, aber in der Rea­ kerung und außerdem stehen vor allem lität ist es nicht einfach, ein legales Unter­ ausländische Frauen (Südamerika, Afri­ nehmen im Prostitutionsgewerbe aufzu­ ka, Osteuropa) hinter den Fenstern. Nicht bauen. Beispielsweise gibt es keine einzige alle sind legal eingewandert und immer Bank, die damit in Verbindung gebracht wieder bringen Razzien der Polizei ans werden möchte, und so bleibt das Gewerbe Tageslicht, dass es hier teilweise um Men­ ein Sumpf aus Abhängigkeiten und dunk­ schenhandel geht, bei dem die Frauen mit len Geschäftspraktiken. schönen Versprechungen in den goldenen Die besondere Art der Prostituierten, Westen gelockt wurden. Deren missliche sich in den Fenstern zu zeigen, geht auf Lage unterscheidet sich nicht wesentlich die Tatsache zurück, dass Prostituierte ge­ von der Situation Prostituierter in frühe­ duldet wurden, solange sie sich nicht zu ren Jahrhunderten. auffällig präsentierten. Also saßen die Zu allen Zeiten konnte man hier wie in Mädchen erst hinter den Gardinen und jedem anderen Hafenviertel der Welt Pros­ wenn die Männer vorbeikamen, tickten tituierte finden. Das Gewerbe hat sich je­ sie mit den Fingern und Ringen an die doch im Lauf der Zeit immer stärker aus­ Scheiben, um auf sich aufmerksam zu gebreitet. In die Häuser reicher Kaufleute machen. Die Gardinen sind inzwischen zogen erst die Handwerker und als diese weit geöffnet und lassen kein Geheimnis in attraktivere Gebiete der Stadt umzo­ verhüllt. Außer den Prostituierten hat sich

Unternehmen und Künstler in diesem te zwischen Damrak ⑵ und Oudezijds Viertel anzusiedeln. Dies geschieht sehr Achterburgwal und reicht im Süden bis zum Ärger der Erotikindustrie, die der zur Oude Hoogstraat. In diesem Gebiet Meinung ist, dass die größten Proble- liegen auch einige interessante alte Se- me durch Drogenkriminalität verursacht henswürdigkeiten. Am Vormittag kann werden. man einigermaßen ungestört in diesem Der Rotlichtbezirk (rosse buurt oder Viertel spazieren gehen, der wirkliche Zir- de walletjes genannt) befindet sich heu- kus geht erst gegen Mittag los. Altstadt 21

nen. Gleichzeitig wird die Zahl der verfüg- hier eine ganze Industrie niedergelassen, baren Prostitutionsfenster um fast die die den unterschiedlichen Kunden auch Hälfte reduziert und Künstler und ande- die außergewöhnlichsten Wünsche bezüg­ re Unternehmen werden an deren Stelle lich Kleidung, Lektüre, DVDs und sonsti­ angesiedelt, um dem gesamten Bereich ger Vorlieben erfüllen möchte. eine bessere Ausstrahlung zu geben. So An dieser Stelle sei betont, dass von den wurden 2013 die Straßen um die Oude Prostituierten niemand Wert darauf legt, Kerk saniert. Die Prostitutionsfenster auf fotografiert zu werden. Nicht selten füh­ dem Platz werden Zug um Zug geschlos- ren die Frauen ein Doppelleben und möch­ sen und die Gebäude an andere Unter- ten daher nicht von Familienmitgliedern nehmen vermietet. Großangelegte Sanie- oder (öffentlichen) Einrichtungen auf Fo­ rungs- und Renovierungsprojekte sollen tos erkannt werden. Die No-Pictures-Auf- die Lebensqualität im Viertel erhöhen und kleber in allen Fenstern sind absolut ernst illegale Aktivitäten verdrängen. Letztend- gemeint und die Umstehenden schauen lich soll der Rotlichtbezirk nur noch den schon mal weg, wenn eine wildgewordene Oudezijds­ Achterburgwal und dessen Sei- Dame oder ihr muskulöser Beschützer ei­ tenstraßen umfassen. nem Touristen die Kamera entreißt. Eben­ so wenig schätzt man es, wenn Touristen ① Hauptbahnhof ** [J4] in großen Gruppen im Viertel auftauchen und die Männer verscheuchen. Der Hauptbahnhof (Centraal Station) ist Im Prostitutie Informatie Centrum mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln zu (PIC; die Abkürzung ist auch ein informel­ erreichen. Entworfen wurde er vom Ar- les Wort für das männliche Geschlechts­ chitekten P. J. H. Cuypers (1827–1921), teil) kann man Infos über das Prostitu­ der einer berühmten Architektenfamilie tionsgewerbe und Antworten auf all die aus der Stadt Limburg entstammte, ob- Fragen erhalten, die man immer schon wohl derartig funktionelle Gebäude nor- mal stellen wollte (für Gruppen auf Anfra­ malerweise von Ingenieuren entworfen ge), oder eine Führung buchen. Außerdem wurden. Der Hautbahnhof hatte jedoch findet man dort Souvenirs und Geschenk­ einen so hohen Stellenwert, dass ein artikel. „echter Architekt“ beauftragt wurde. µ Enge Kerksteeg 3, Tel. 4207328, Der Bau des Hauptbahnhofs war aber www.pic-amsterdam.com recht umstritten. Der damalige Bürger- meister wollte Amsterdam den Anschluss an das Schienennetz und damit an den Die Stadtpolitiker haben es sich zum Fortschritt sichern. Gegner fanden je- Ziel gesetzt, die illegalen Geschäftsprak- doch, dass dieses Gebäude die Aussicht tiken und die Kriminalität in diesem Vier- über das IJ behindert, denn für das 1889 tel auszurotten. Dazu werden Geneh- fertiggestellte Gebäude war eigens eine migungen bestehender Unternehmen kleine Insel angelegt worden. Warum eingezogen und neue erst gar nicht ver- man sich zu diesem Schritt entschlossen geben, wenn der Verdacht besteht, dass hatte, ist heute nicht mehr ganz nachvoll- diese Unternehmen der Geldwäsche die- ziehbar, denn dadurch wurde außerdem 22 Altstadt

bindung zwischen der Funktion und der Amsterdammertjes Form des Gebäudes bestehen. Er be- vorzugte den französischen, neogoti- Seit vielen Jahren prägen die Amster­ schen Stil. Die Gotik war für ihn die rati- dammertjes, die typischen, rotbrau­ onale Bauweise, zudem ermöglichte sie nen Abgrenzungspfähle, die viele als eine ehrliche und handwerkliche Mate- Phallussymbol betrachten, das Stra­ rialnutzung. Von Cuypers stammen auch ßenbild der Stadt. Angebracht sind sie, noch einige andere Gebäude in Amster- um den Straßenverkehr in die richti­ dam, wie das Rijksmuseum ⒥, die Von- gen Bahnen zu leiten und zu verhin­ delkerk, die Dominicuskerk und einige dern, dass Autofahrer auf dem Geh­ Häuser in der Vondelstraat. Ein wesentli- weg parken. Meist sind die Straßen cher Kritikpunkt an Cuypers Architektur gerade so breit, dass man parken kann bestand darin, dass man seine Bauwei- und dann noch eine Fahrbahn übrig se zu kirchlich fand. Man kritisierte, das bleibt, man aber auf keinen Fall sein Rijks­museum und auch der Hauptbahn- Auto in zweiter Reihe abstellen kann. hof ähnelten zu stark einem Priesterse- Die Amsterdammertjes bieten zwar eini­ minar oder einem Bischofspalast. gen Schutz für Fußgänger, aber an man­ Heute zählt der Hauptbahnhof sicher- chen Stellen wird der Gehweg so ­schmal, lich zu den schönsten Gebäuden der dass Fußgänger doch auf die Fahrbahn Stadt. Auch innen (z. B. in der Brasserie gedrängt werden. Da die Stadt inzwi­ 1e Klas auf Gleis 2b) sind noch Verzie- schen rigoros gegen Verkehrssünder rungen und Deckengemälde zu entde- vorgeht und damit beschäftigt ist, die cken und blieben an vielen Stellen Ori- Straßen der Innenstadt neu zu gestal­ ginaldetails erhalten, etwa die königliche ten, werden die bekannten Pfähle in den Wartehalle. kommenden Jahren wohl so langsam Der Bahnhofsvorplatz ist einer der aus dem Stadtbild verschwinden. Doch belebtesten Plätze in Amsterdam, da in Souvenir- und Süßwarengeschäften sich hier alle Verkehrswege kreuzen. Bis findet man sie noch immer in vielen 2026 soll der Platz komplett neu gestal- Ausführungen, da sie ein beliebtes Mit­ tet werden, um das Gebiet für Fußgänger bringsel sind. und Radfahrer zugänglicher und schöner zu machen. Dem Haupteingang des Bahnhofs der Zugang zur Hafenanlage und zu den steht das Noord-Zuidhollands Koffie- Werften abgeschnitten. Diese Entschei- huis (Nord-Südholländisches Kaffee- dung ist aber auch ein Spiegel der dama- haus) gegenüber. In diesem Gebäude ligen Zeit, in der die Schifffahrt und der ist jetzt eine Touristeninformationsstel- Schiffsbau an Wichtigkeit verloren, ande- le (s. S. 191) untergebracht. Dort er- re Industriezweige und der Anschluss an hält man alle touristischen Informatio- Schiene und Straßen das Modell der Zu- nen über Amsterdam und den Rest des kunft darstellten. Landes. Im unteren Teil des Gebäudes Auch über den Baustil war man sich befindet sich ein Café, von dem man uneins. Für Cuypers musste eine Ver- eine schöne Aussicht über das Wasser Altstadt 23

② St. Olofskapel * [J5] Kaffee und Krempel Uriges Café mit einer kleinen Speisekar- Fast ganz am Anfang des Zeedijk liegt die te. Alle Elemente der Inneneinrichtung, St. Olofskapel. Die Kapelle ist benannt die sozusagen nicht niet- und nagelfest nach dem norwegischen Schutzheiligen KL eine P ause sind, kann man auch käuflich erwerben. der Seeleute. Der Handel mit Norwegen #1 [J5] Latei, Zeedijk 143, hatte 1433 begonnen, deshalb hielten Tel. 6257485, www.latei.net, sich regelmäßig norwegische Kaufleu- Mo.–Mi. 8–18, Do., Fr. 8–22, te in Amsterdam auf, für die man die- Sa. 9–22, So. 10–18 Uhr ses kleine Gotteshaus baute. Seit 1602 gehört das Gebäude der evangelischen 203am Abb.: bs Kirche. Bis zum Jahr 1608 hatten ne- ben den Gläubigen aber auch Händler noch ihr Unterkommen in der Kapelle: Sie nutzten das ab 1586 leerstehende Gebäude als Börse. Die Kapelle brannte 1966 vollständig aus. Erst 1991 erwarb die Stadt sie für einen symbolischen Gul- den, wonach der Wiederaufbau beginnen konnte. Sie wird inzwischen vom Hotel Barbizon als Konferenzsaal genutzt und kann daher leider nicht regulär besich- tigt werden. µ Zeedijk 2a, U-Bahn (Centraal Station)

③ Oudezijds Kolk * [J5]

In der kleinen Straße Oudezijds Kolk kann man noch sehr gut einige ehema- lige Lagerhäuser und Speicherhallen (pakhuizen) sehen. Sie sind an den rie- sigen Fensterflügeln zu erkennen, durch die früher die Waren über eine Seilwinde und auf die vorbeifahrenden Rundfahrt- am Dach ein- und ausgeladen wurden. boote genießen kann. Bei gutem Wetter In Amsterdam sind sehr viele dieser ehe- kann man sich dort auch auf die Terras- maligen Lagerhäuser zu Wohn- oder Ge- se setzen. schäftshäusern umgebaut worden. Inte- Gleich neben dem Noord-Zuidhol- ressant sind in dieser Straße die Häu- lands Koffiehuis steht ein Gebäude des ser Nr. 13, 7, 5 und 3. Beim Haus Nr. 13, städtischen Verkehrsverbunds GVB D’Blau Hoorn (1720), sind im Vergleich (s. S. 215). Hier erhält man alle Ar- zu den folgenden Häusern aus dem ten von Karten für den Stadtverkehr in 17. Jahrhundert die Seitenfenster schon Amsterdam. etwas höher. Beim Haus Nr. 7 kann man 24 Altstadt

gut erkennen, dass die Ladefläche so scheinlichere Erklärung lautet, dass hoch gebaut war, dass man leicht einen der Turm schräg in einem flachen Win- Karren beladen konnte. Das Haus Nr. 5, kel (schrijlings in een scraye hoek) zur Malaga, ist das älteste datierte pak- Stadtmauer stand. Eine zweite Erklä- huis in Amsterdam (1617). Das pakhuis rung im Gedenkstein des Turms besagt, Nr. 3, D’Korendrager (der Getreideträ- dass hier die Frauen weinend und jam- ger), stammt aus der ersten Hälfte des mernd den Seeleuten nachgewunken ha- 18. Jahrhunderts. ben. Damals fing das Wasser direkt hin- ter dem Turm an. Heute befinden sich ④ Schreierstoren * [J4] in dem Gebäude ein Café, das Catering für Gruppen und Unternehmen anbietet, Am Ende dieser Straße stößt man rechts und ein Geschäft für nautische Instru- auf den Schreierstoren. Dieser Turm wur- mente und Karten. de 1484 als Teil der Befestigungsanlage µ Prins Hendrikkade 94/95, Tel. 4288291, der Stadt gebaut. Heute ist er der letz- www.schreierstoren.nl, U-Bahn (Centraal te noch vollständig erhaltene Verteidi- Station) gungsturm der damaligen Stadtmauer. Diese verlief vom Turm entlang der heu- ⑤ Ons’ Lieve Heer tigen Geldersekade, wo sie durch einen op Solder *** [J5] Wassergraben geschützt war. Es gibt zwei unterschiedliche Erklä- Das historisch wichtige Gebäude ist ein rungen dafür, wie der Turm zu seinem wertvoller Zeuge gelebter Toleranz. Denn Namen kam. Die erste und auch wahr- anders als in anderen Ländern stürzte die Reformation das Land nicht in blu- tige Auseinandersetzungen, sondern es herrschte eine umsichtige und gemäßig- te Politik vor.

052am Abb.: bs Abb.: 052am Am Oudezijds Voorburgwal 40 weht die Fahne des Museums, in dem eine ver- steckte Kirche, eine sogenannte schuil- kerk, zu besichtigen ist. Die Stadt Ams- terdam war im Achtzigjährigen Krieg protestantisch geworden. Grundsätzlich war es verboten, öffentlich einen ande- ren Glauben auszuüben, allerdings wur- de anderen Religionen nichts in den Weg gelegt, solange die Glaubensausübung versteckt und hinter geschlossenen Tü- ren stattfand. Es gibt daher in Amster- dam noch einige Kirchen, die von außen nicht direkt als solche zu erkennen sind. n Der Schreierstoren war Teil der Die Kapelle im Kaufmannshaus aus dem Befestigungsanlage der Stadt 17. Jahrhundert wurde mit den Jahren Altstadt 25

über die angrenzenden Häuser zu ei- ner Kirche erweitert. Die Gottesdienste wurden im oberen Stockwerk gehalten,

daher der Name „Unser Lieber Herr auf bs Abb.: 053am dem Speicher“ (Ons’ Lieve Heer op Sol- der). Der Priester konnte zur Not durch eine kleine Luke flüchten. Auch das ei- gentliche Kaufmannshaus mit seiner für das 17. Jahrhundert typischen Einrich- tung ist zu besichtigen. Da das Museum unter den Besucher- strömen zu leiden begann, wurde es von 2010 bis 2015 gründlich renoviert. Dabei hat man außerdem das gegen- überliegende Eckhaus in ein Besucher- zentrum mit Café und Museumsladen umgewandelt. µ Oudezijds Voorburgwal 38, Tel. 6246604, www.opsolder.nl, Mo.–Sa.10–18 Uhr, So. 13–18 Uhr, Eintritt inkl. deutscher Audio- Tour 12,50 €, Kinder 5–17 Jahre 6 €, Kom- biticket (s. S. 117), Straßenbahn 4, 14, 24 (Dam), U-Bahn (Nieuwmarkt oder Centraal Station)

⑥ Oude Kerk *** [H5] pelle“ beispielsweise von Bierkaufleuten aus Hamburg gestiftet. Sie konnte im Jahr Eines der ältesten Gebäude der Stadt, die 1512 fertiggestellt werden. Überhaupt alte Kirche, stammt etwa aus dem Jahr diente die Kirche nicht nur der Gottes- 1300. Im Jahr 1369 wurde die Kirche verehrung, sondern war gleichzeitig auch Sint Nicolaas, dem Schutzheiligen der Treffpunkt für Händler und Handwerker Seeleute und Bäcker, geweiht. und Zufluchtsort für Obdachlose. Hier Die Kapelle, die hier ursprünglich wurden Geschäfte gemacht, Ideen aus- stand, wurde zunächst in eine gotische getauscht oder man flanierte während Hallenkirche mit drei gleichen Schiffen des Orgelspiels durch die Kirche. So hat- umgebaut, dann jedoch auch aus Platz- te die Kirche auch den Namen „Wohnzim- gründen ständig erweitert und ausge- mer Amsterdams“. baut. Es entstanden ein neuer Chor, meh- rere Kapellen und das Südportal. Das heutige gotische Bauwerk hat die Form einer Kreuzkirche. Schon damals gab es Sponsoren: So n Ein imposantes Gebäude: wurde die sogenannte „Hamburgerka- die Oude Kerk 26 Altstadt

Im 16. Jahrhundert erhöhte man das µ Oudekerksplein 23, Tel. 6258284, Mittelschiff, weshalb die Konstruktion mit www.oudekerk.nl,­ Mo.–Sa. 10–18 Uhr, Holzbalken verstärkt werden musste. Die- So. und Feiertage 13–17.30 Uhr, Eintritt se Holzbauweise ist typisch für die Oude 7,50 € (Zuschlag bei Sonderausstellungen), Kerk. Man entschied sich trotz der Brand- Studierende 7 €, Kinder unter 13 Jahren frei. gefahr hierfür (die Kirche überstand zwei Präzise Beschreibungen der Gräber: verheerende Stadtbrände), da das Ge- www.gravenopinternet.nl, Straßenbahn 4, bäude ansonsten zu schwer für den Bo- 14, 24 (Dam), U-Bahn (Nieuwmarkt oder den gewesen wäre. Centraal Station). In der Oude Kerk sind viele berühm- te Amsterdamer begraben, unter ihnen ⑦ Waaggebouw ** [J6] Saskia van Uylenburg (gestorben 1642), die erste Frau Rembrandts. Einmal im Das Waaggebouw (die Waage) aus dem Jahr, am 9. März um 8.39 Uhr, fällt ein Jahr 1488 gehörte ursprünglich als breiter Lichtstrahl auf ihr Grab. Mit die- „St. Antoniespoort“ (St. Antoniustor) zur sem Lichtkuss, der Sonnenwende ge- Stadtbefestigungsanlage. Nachdem die nannt wird, kündigt sich der Frühling an. Stadtmauer jedoch wieder verschoben Ursprünglich war die Oude Kerk eine und die alte Mauer zwischen 1603 und katholische Kirche, sie ging aber nach 1613 abgerissen worden war, legte man der Machtübernahme durch die Calvinis- 1614 um das Stadttor den Nieuwmarkt ten in deren Besitz über. Durch den Bil- an. Durch diese Bauarbeiten liegt die Bo- dersturm und die Neuerungen der Calvi- denoberfläche heute höher als zu der nisten veränderte sich das Aussehen der Zeit, als das Stadttor gebaut wurde, wes- Kirche radikal. So wurden alle Zeichen halb der unterste Teil des Tors gar nicht des Katholizismus (Altäre, Gemälde, Kan- mehr zu sehen ist und es nicht mehr zeln, Bildhauwerke, Orgeln) in der Kirche ganz so groß wirkt wie bei seiner Erbau- und in den Kapellen herausgerissen, da ung. 1618 schließlich erhielt das Gebäu- für die Calvinisten nur die Verkündigung de andere Funktionen, unter anderem des Wortes im Vordergrund stand. als Stadtwaage für schwere Gegenstän- Lange Zeit stritten die Pfarrgemeinden de wie Schiffsanker oder Kanonen. der Oude Kerk und der Nieuwe Kerk ⑷ Zudem bot das Gebäude Räumlichkei- darüber, welche Kirche denn nun die ten für verschiedene Zünfte. Jede Zunft wichtigste in Amsterdam sei. Nachdem hatte einen eigenen Eingang, der durch aber auf dem Dam das heutige Koninklij­ einen Fassadenstein verziert wurde. Die- ke Paleis ⑸ als Rathaus gebaut wurde, se Fassadensteine sind noch zu sehen. war dieser Streit zugunsten der Nieu- Schmiede und Steinmetze sind an ih- we Kerk entschieden. Besonderheiten ren typischen Arbeitsgeräten zu erken- der Oude Kerk sind die Gewölbegemäl- nen. Die Chirurgen hielten seit 1691 in de und die Holzfiguren vom Ende des ihrem Operationszimmer, dem Theat- 15. Jahrhunderts, die Maria-Kapelle mit rum Anatomi­cum, öffentlich zugängli- ihren Glasmalereifenstern von 1555, die chen Unterricht ab. Von Rembrandt gibt holzgeschnitzten Chorbänke und die Va- es das bekannte Gemälde „De anatomi- ter-Müller-Orgel von 1724. sche les van professor Tulp“. Die Anato-