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Der Metzger und der Meistertuner: Kourosh ist ein Zeremonienmeister teurer Träume. Früher war er Oberkellner

uchs und Hase sagen sich woanders gute Nacht, hier ist es selbst ihnen zu langweilig: Brand im Fichtelgebirge ist ein Kaff zwischen Bayreuth und der tschechischen Grenze. Mit der schmächtigen Inf­ Landjäger rastruktur des früheren Zonenrandgebiets. Es reicht den Menschen Im tiefsten Fichtelgebirge sitzt der teuerste Autotuner der Welt. Wer bei Kourosh Mansory gerade zum Notwendigsten, Überfluss und Glamour sind hier nie angekommen. seinen Wagen veredeln lässt, muss ein entspanntes Verhältnis zu seinem Kontostand haben. Doch ausgerechnet hier arbeitet der luxuriöseste Autotuner der Ein Blick in eine ganz besondere Autowerkstatt irgendwo auf dem Land FWelt – auch wenn das so unwirklich scheint wie ein Trabi auf der 70 Fotos: Philipp Wente für Playboy September 2008 71 C h i g h t e c h

Fifth Avenue in New York: Mansory heißt Spätestens seit dem Automobilsalon in nirgendwo sonst“, rechtfertigt Mansory die der Mann. Genf 2007, auf dem Mansory seinen Matt­ exorbitanten Preise. Seine Kunden sitzen in Ein Rolls-Royce Phantom erhält bei ihm schwarz-Phantom „Conquistador“ vorstellte, den Palästen des Orients oder in den Chef­ seinen düsteren Mattlack. Aus Bentley Con­ sind er und sein Gangster-Rolls Medienstars. etagen osteuropäischer Oligopol-Konzerne. tinentals werden grelle, orangefarbene High- Verkauft wurde dieser „Conquistador“ zwar Auch ein Formel-1-Manager und ein Stürmer Tech-Sportler, ein McLaren SLR mutiert zur nie. „Die Kunden ordern lieber andere Far­ des FC Barcelona sollen schon Mansorys be­ eitlen Goldmarie. Und dem Ferrari 599 GTB ben“, sagt Mansory. Aber im Showroom stellt haben. Fiorano spendiert er einen zusätzlichen Kom­ macht das Einzelstück eine hervorragende Namen nennt er nicht. Diskretion ist pressor. 620 PS waren dem Besitzer nicht Figur. Pflicht. Das Geschäft zwischen Tuner und genug. Firmenchef Kourosh Mansory sitzt im Prominenz läuft zumeist über Zwischen­ Kourosh Mansory, 50, ist Iraner. 1977 nagelneuen Bentley Continental GTC „Le händler. Sie stellen die Karossen ihrer Kun­ kam er nach Europa. Er jobbte als Verkäufer Mansory“. Der schwarze Glanzlack, die den auf Mansorys Hof, zusammen mit einer in London und als Oberkellner im Münch­ Riesenräder auf schwarzen 22-Zoll-Alufel­ Wunschliste. „Wir arbeiten ohne Limits. Was ner „Löwenbräukeller“. Tagsüber schraubte gen, die orangefarbenen Ledersitze und das der Kunde haben will, wird gemacht“, sagt er im Hinterhof an Autos. 1990 gründete er „Wide-Body-Kit“ – alles an diesem Auto Mansory. seine Zulieferfirma MP Design, sie ist noch protzt mit der Extraportion Kraft, die dem Aggressive Spoiler, breite Endrohre, bunte immer der Kern des Mansory-Geschäfts. Au­ sechs Liter großen Zwölfzylinder-Motor ver­ Farben – gelegentlich greift der Mann auf ßenspiegel, Schaltknäufe, Holzintarsien und passt wurde: Dank des hauseigenen Chip- Stilelemente aus dem Tuning-Proletariat zu­ Prototypen für Rolls-Royce, Mercedes-Benz, Tunings erreicht das Kraftwerk nun schon rück. Das Lamento lässt ihn kalt. „Außerge­ BMW und stellt der Betrieb her. bei 1600/min ein Drehmoment von 780 wöhnliches wird immer kritisiert, mir ist das Hier sammelte Kourosh Mansory sein Newtonmetern. Und mit 650 PS ist er 40 PS egal“, sagt er. Ölscheichs lesen keine Tuning- Know-how. Und besetzte gezielt die einzig stärker als der Bentley Continental Speed, das Zeitschriften. Ein greller Auftritt kurbelt den verbliebene Nische im riesigen Tuning-Teich: potenteste Werksmodell der Briten. 145.000 Teileverkauf eher an. Orange ist Gold wert. Edelmarken. „Als ich vor vier Jahren anfing, Euro kostet die Behandlung durch Mansorys Noch in diesem Jahr will Mansory seinen Rolls, Bentley und Aston Martin zu bearbei­ Männer – netto, versteht sich. Das Auto muss Namen für immer ins Pantheon der Tuner ten, hielten mich alle für verrückt“, sagt er. man mitbringen. meißeln: Er hat das schnellste Serienauto der Ein guter Grund, um weiterzumachen. Es ist ein warmer Sommerabend, per­ Welt im Visier, den Bugatti Veyron. Er verlegte den Betrieb aus der großen fekt für eine Testfahrt durch die fränkischen Noch steht der 1001- Stadt in die Einöde des einstigen Zonen­ Wälder: Mansory steckt sich eine R1 Light PS-Renner verhüllt in der Striptease: In der Mansory-Werkstatt werden die Edelkarossen zunächst mal entkleidet randgebiets, wegen der Ruhe und der Nähe an und tritt das Gaspedal durch, bis es die Werkstattecke. Zunächst zu seinen anderen Produktionsstätten im Fußmatte aus duftendem Nappaleder be­ muss der schwarze Bentley benachbarten Tschechien. Gleich im ersten rührt. Die Beschleunigung quetscht den „Le Mansory“ ausgeliefert Jahr, 2004, verkaufte er 150 Body-Kits für Magen zwischen Niere und Leber. 4,5 Se­ 100 km/h vermerkt. Dann jagt Mansory den ist der Spielraum gering, das Fahrwerk ist bei werden. Auf der Hebebüh­ den Bentley Continental. kunden sind im Datenblatt für den Sprint auf Bentley weit jenseits aller Tempolimits über diesem Klotz zu unflexibel und das Chassis zu ne werden die Radschalen die Bundesstraße 15. Die 305er-Reifen kle­ mächtig“, sagt Mansory. „Ein Sportler wird befestigt und die Carbon­ ben satt auf dem Asphalt. Unter der Haube dieser Wagen nie werden. Aber das muss er schweller poliert. Kourosh röhren kraftvoll, aber unaufdringlich zwölf auch nicht. Bei Bentley, McLaren und Ferrari Mansory raucht eine Zi­ Töpfe. Aus dem modifizierten Sportauspuff kann ich dafür richtig kreativ werden.“ garette. Dann fährt er den brutzelt es so warm und angriffslustig, wie Carbonschweller und Polyurethan-Schür­ GTC in den Luftfracht- es sich gehört für den besten Kompromiss zen werden angepasst, Lufteinlässe oder Mo­ container. Der Adressat: ein aus Komfort und Sport, den man zurzeit für torhauben durch gebürstete Aluminiumteile Unternehmer aus Aserbai­ Geld kaufen kann. ersetzt. Danach ist der Innenraum fällig: Für dschan.

Blitzblank wie eine Zahnarztpraxis ist den Bentley „Le Mansory“ hat die Manufak­ Radwechsel: Wer bei Kourosh Mansory kauft, lebt auf großem Fuß Kaum ist der Bentley Mansorys Werkstatt. Darin lauter zerlegte tur die Polsterlandschaft mit Leder vom Perl­ verladen, rollen die Mon­ Traumwagen. Die Mechaniker hier scheinen rochen abgesteppt. Alles, was an englisches Lackierung Standard bei den Kollegen von teure das Veyron-Skelett auf den freien Werk­ sich beim Anblick einer Nobelkarosse offen­ Wohnzimmer erinnert, wird wegrenoviert , TechArt & Co. Lamborghini will stattplatz. Wie ein zahnloser Tiger steht das bar dasselbe zu fragen wie bei einer schönen und durch eine Kohlefaser-Oberfläche im matte Farben demnächst sogar in Serie Auto da. Frau: Wie ziehe ich sie am schnellsten aus? schwarz-weißen Racing-Look ersetzt. bringen. In ein paar Monaten soll der spektakuläre Hier steht ein weißes Rolls-Royce Phan­ Dem Interieur des McLaren SLR „Reno­ Das Ergebnis ist mehr wert als die Sum­ Umbau fertig sein. Wie er aussehen wird, das tom Drophead Coupé – ohne Kühlergrill, vatio“ wurde für die Präsentation auf dem me seiner Teile. Nach dem Mansory-Remix hat Mansory schon im Kopf. Sein Verspre­ ohne Emily, mit klaffenden Wunden im Genfer Automobilsalon helles Straußen­ sind manche Autos fast doppelt so teuer wie chen ist gewaltig: „Unser Modell wird zu Interieur. Davor zwei entkernte leder verpasst. Mansorys Lieblingsfinish au­ das Original. Sie tragen Namen wie „Con­ den aufregendsten Bugatti-Modifikationen „Wir arbeiten ohne Limits. Ferrari 599 mit zerrupften Ka­ ßen ist mattschwarzer Lack. 2007 war das quistador“, „Stallone“ oder „Bel Air“. Spek­ gehören“, sagt er. Und wie nebenbei fügt er Was der Kunde haben will, wird gemacht“ belbäumen. Alles beginnt mit noch eine Weltneuheit auf seinem Rolls- takulär, einzigartig, übertrieben – Ereignisse an: „Rund 1200 PS wird der Wagen leisten.“ Kourosh Mansory diesem Striptease. „Beim Rolls Royce Phantom. Mittlerweile ist diese auf Rädern. „Was wir machen, finden Sie Jan Wilms ]

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