Seite 15 Donnerstag, 25. Januar 2018

IM FILSTAL Gartenschau-Visionäre sind gesucht Grünprojekt Von einer gemeinsamen Gartenschau erhoffen sich die fünf Bürgermeister der Tälesgemeinden nicht nur mehr Touristen. Vorrangiges Ziel ist es, das Obere Filstal als lebenswerte Region zu stärken. Von Ilja Siegemund

iese Überraschung Wie berichtet, lockte diese germeister nach wie vor eine kla- ist den Bürger- etwa 240 000 Menschen re Aussage aus Göppingen dazu, D meistern der in den Ort und verän- dass der künftige Bahnhof bei fünf Tälesge- derte diesen nachhal- eine Verbesserung meinden gelungen: tig und positiv. der Verkehrsinfrastruktur auch Gestern informierten Von einer gemein- für die Tälesgemeinden darstellt. sie bei einer Presse- samen Gartenschau Außerdem bemängeln sie den konferenz im Deggin- erhoffen sich die fünf ausbaufähigen Busverkehr auf die ger Bürgerzentrum Bürgermeister aber Laichinger Alb, nach Weilheim (Büz) über ihre Pläne, nicht nur mehr Tou- und Kirchheim sowie nach Bad die Gartenschau ins risten. Das Hauptziel Boll und Göppingen. Mit einer Obere tal holen zu ist, das Obere Filstal als Gartenschau ließen sich solche wollen. Zunächst jedoch lebenswerte Region zu stär- Missstände beheben. müssen die Gemeinde- und ken. „Wir wollen das Obere Stadträte aus Wiesensteig, Filstal als Wohngegend at- Mühlhausen, Bad Ditzen- traktiv gestalten, damit sich Wir wollen den bach, und Bad die Menschen nicht in den landschaftlich Überkingen noch darüber Ballungszentren niederlas- abstimmen, ob sie das Pro- sen müssen, sondern damit reizvollsten Teil des jekt unterstützen. Eine ge- sie und ihre Kinder hier blei- Filstals präsentieren: meinsame Bewerbung für ben können“, sagte Her- die sogenannte kleine bert Juhn. In Rechber- das Obere Filstal.“ Gartenschau 2031, ghausen beispiels- Karl Weber 2033 oder 2035 könn- weise soll noch in Bürgermeister von Deggingen te Ende 2019 einge- diesem Jahr ein reicht werden. Drogeriemarkt ent- Unterstützung erhalten sie Die Chancen da- stehen, berichtete schon jetzt vom Regierungsprä- für stehen gut – dies Matthias Heim. Das sidium und vom Ver- hatte sich bei einem sei eine Folge der band Region Stuttgart, die hinter Infoabend am Diens- Gartenschau, weil in einer Bewerbung für die Garten- tag im Degginger Büz diesem Zusammenhang schau stehen, betonte Herbert gezeigt, als sich alle Ge- überlegt worden sei, wie Juhn. Die fünf Bürgermeister hof- meinderäte der fünf Kommu- man leer stehende Gebäude fen nun aber vor allem auf die Zu- nen trafen: „Die Stimmung war Die Fils, die bei Wiesensteig entspringt (großes Foto), soll das verbin- im Ort nutzen könne. stimmung der Gemeinderäte und sehr positiv“, berichtete Deggin- dende Element einer gemeinsamen Gartenschau von Bad Überkin- Die Aufbruchsstimmung der auf eine tatkräftige Unterstüt- gens Bürgermeister Karl Weber. gen, Deggingen, , Mühlhausen und Wiesensteig fünf Bürgermeister resultiert zung durch die Menschen, die im Er war es auch, der die Idee einer werden. Punkten sollen die Gemeinden aber mit vorhandenen Attrak- auch aus einer gewissen Trotzhal- Goißatäle leben. Denn beteiligen gemeinsamen Gartenschau seines tionen wie beispielsweise (im Uhrzeigersinn) dem Überkinger tung heraus, die sie nicht verheh- sich diese rege und bringen viele Amtsvorgängers Hermann Stickl Kurpark, der traumhaften Natur bei Mühlhausen, der Vinzenz Therme len: „Mancherorts ist die Denk- Ideen ein, wirkt sich dies auf das und des früheren Bad Ditzenba- in Bad Ditzenbach und der Wallfahrtskirche Ave Maria in Deggingen. weise verbreitet, dass der Land- Bewerbungsverfahren positiv aus. cher Bürgermeisters Gerhard Ue- kreis Göppingen bei Geislingen ding aufgegriffen und Mitte 2017 Wiesensteigs Bürgermeister die Wallfahrtskirche Ave Maria in aufhört und wir nur ein Anhäng- Was halten Sie von einer Garten- seinen Amtskollegen vorgeschla- Gebhard Tritschler ergänzte: Deggingen und in Wiesensteig sel sind“, sagte dazu etwa Gebhard schau? Stimmen Sie doch ab auf: gen hatte. Erst vor wenigen Ta- „Wir wollen mit unseren Quali- die historische Altstadt mit den Tritschler. So vermissen die Bür- www.swp.de/geislingen gen sickerte davon etwas an die täten punkten.“ Fachwerkhäusern. Hinzu kom- Öffentlichkeit. men die Wanderwege entlang des Albtraufs und die Löwenpfade. Kommentar Qualitäten sollen punkten Manche Men- „Es soll nicht das eine große Pro- Ilja Siegemund „Wir wollen den landschaftlich schen denken, jekt geben, sondern viele kleine Zur Bewerbung für eine kleine Gartenschau im Goißatäle reizvollsten Teil des Filstals prä- Projekte“, betonte Herbert Juhn. sentieren und das Potenzial des dass der Landkreis Durch die Gartenschau erhoffen Oberen Filstals der Öffentlichkeit Göppingen bei sich die Rathauschefs, dass Tou- bekannt machen“, betonte Karl risten sich nicht nur für einen Tag Bessere Werbung gibt es nicht Weber. Damit wolle er das Mitt- Geislingen aufhört.“ im Filstal aufhalten, sondern hier lere und Untere Filstal keines- Gebhard Tritschler längere Zeit Urlaub machen. n welch’ malerischer Ge- häuser, Thermen, Freibad und wegs schlecht reden; dieses sei Bürgermeister von Wiesensteig gend sie leben, wissen die und und – sie alle würden von aber nun einmal geprägt von Ge- Bundesstraße umgestalten? I meisten Menschen im Obe- dem Grünprojekt profitieren. werbegebieten und Industrie. Besonderheiten sind beispiels- Eine Verlegung der B466, damit ren Filstal schon lange. Soll- Hinzu kommt, dass Gemeinden, Ziel einer Gartenschau sei es, weise in Bad Ditzenbach die Hil- diese beispielsweise Bad Ditzen- ten die fünf Tälesgemeinden die eine Gartenschau ausrich- Werbung in eigener Sache zu ma- tenburg und das Thermalbad, in bach nicht mehr trennt? Grasen- eine Gartenschau ausrichten, ten, sozusagen einen V.I.P.- chen, betonte Bad Ditzenbachs Bad Überkingen der Kurpark de Schafe, die die Steilhänge könnten sie auch überregional Zugang zu anderen Förderpro- Rathauschef Herbert Juhn. Und samt des dortigen Thermalbads, Mühlhausens vor einem Zuwach- auf diese idyllische Landschaft grammen des Landes haben: Be- sen durch Büsche bewahren? aufmerksam machen. Sie hätten werben sie sich um Zuschüsse, Oder die Fils umgestalten, damit dann die Chance, sich als natur- beispielsweise für die Orts- Und so geht es nun weiter sie in Deggingen und Wiesensteig nahe Erlebnisregion zu präsen- kernsanierung oder den Hoch- nicht mehr in ein gemauertes tieren, in der Touristen die Na- wasserschutz, erhalten sie eine Bis Ende Februar ha- Bürgermeister nach ei- Zusage, die Garten- Flussbett eingezwängt ist? Auf tur genießen und sich wunder- Vorzugsbehandlung vor allen ben die Gemeinde- und nem geeigneten Pla- schau 2031, 2033 oder solche und ähnliche Ideen hoffen bar erholen können. Und die anderen Bewerbern. Stadträte aus Wiesen- nungsbüro, das die Be- 2035 ausrichten zu dür- die Bürgermeister bei der Pla- Menschen im Filstal könnten ih- Es handelt sich also nicht nur steig, Mühlhausen, Bad werbung ausarbeitet. fen, können die einzel- nung für die Gartenschau. Aufge- ren Teil dazu beitragen, indem um ein paar blühende Blumen Ditzenbach, Deggingen nen Projekte angepackt rufen sind alle Bürger der Täles- sie sich als herzliche Gastgeber und Sträucher, sondern um ein und Bad Überkingen Im Sommer 2018 sol- werden, sagte Karl We- gemeinden, Vorschläge für die zeigen. Eine bessere Werbung überaus wichtiges, zukunftswei- Zeit, über eine Bewer- len die Menschen aus ber. „Schon ab 2020 Gestaltung einzubringen. „Wir für die Region ist wohl kaum sendes Projekt für eine gesamte bung für eine sogenann- dem Oberen Filstal bei kann es losgehen.“ Und wünschen uns Visionen und su- vorstellbar. Region. Neidisches Störfeuer te kleine Gartenschau Bürgerversammlungen wenn es eine Absage chen Visionäre“, sagte Mühlhau- Auch finanziell würde sich oder Miesmacherei – zum Bei- abzustimmen. Diese fin- ihre Ideen einbringen geben sollte? „Das glau- sens Bürgermeister Bernd Scha- eine Gartenschau im Täle loh- spiel aus der Nachbarschaft – det seit 2001 im jährli- können. „Zusammen mit be ich zwar nicht“, sagte efer „Es soll keine Denkverbote nen. In , wo wären unangebracht und könn- chen Wechsel mit den den Bürgern soll ent- Bernd Schaefer. „Aber geben“, ergänzte Bad Überkin- 2009 die erste und bislang letzte ten das Projekt zu Fall bringen, großen Landesgarten- schieden werden, wohin dann hätten wir ein gens Schultes, Matthias Heim. Gartenschau im Landkreis Göp- bevor es überhaupt gestartet ist. schauen statt. Unter- die Reise geht“, sagte Konzept vorliegen, das Dieser kennt sich mit solchen pingen stattfand, blieb unter Deshalb ist nun vor allem eines stützen die Räte das Bernd Schaefer. Erhal- unsere Region auch so Grünprojekten aus – hatte er dem Strich mehr als eine halbe wichtig: Gemeinsam an einem Vorhaben, suchen die ten die Gemeinden eine voranbringt.“ doch die Gartenschau 2009 in Million Euro an Gewinn hängen. Strang ziehen und diese Chance Rechberghausen mitorganisiert. Übernachtunsgsbetriebe, Wirts- nutzen.