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BONN • 18. NOVEMBER 1965 NR. 46 • 19. JAHRGANG UNIONinJ>*eutschlanit INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Harte und erfolgreiche Arbeit Die Bundeswehr feiert ihr zehnjähriges Bestehen

Die Deutsche Bundeswehr besteht nun 10 Jahre. Gegen die harten Wider- ten. Darüber hinaus gibt es aber wohl stände in den Anfangsjahren ihres Aufbaues ist sie heute zu einem der stärk- sowjetische Gutachten, die abraten, poli- sten Pfeiler der Nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft geworden. Diese tische Ziele in Mitteleuropa etwa mit mi- litärischen Mitteln durchzusetzen. Ange- Tatsache wurde in den Glückwünschen, die der Bundeswehr zugingen, immer sichts der Stärke und des Kampfwertes wieder hervorgehoben. der Bundeswehr, die sich trotz mancher Mißtöne im Bündnis der Unterstützung Im „Deutschland-Union-Dienst" vom Seelsorge der Soldaten an. In zuneh- ihrer NATO-Partner sicher weiß, wäre 12. 11. 1965 schrieb Generalmajor a. D. mendem Maße gewähren Wissenschaft- das Risiko für den Aggressor unkalku- Artur Weber u. a.: ler, leitende Persönlichkeiten unseres lierbar." „Als die ersten 101 Soldaten der Bun- geistigen, wirtschaftlichen und politischen In einem Tagesbefehl richteten der deswehr am 12. November 1955 ihre Er- Lebens der Bundeswehr Hilfe und För- Bundesverteidigungsminister Kai Uwe nennungsurkunden empfingen, traten sie derung. Die Presse behandelt Probleme von Hassel und der Generalinspekteur nicht am Tage Null an; die Geschichte der Verteidigung und Angelegenheiten der Bundeswehr, Heinz Trettner, per- kennt keine Null-Punkte. Diese 101 und der Bundeswehr im allgemeinen in einer sönliche Grußworte an die Soldaten, die sich dazu gesellten bekamen bald die sachlichen und wohlwollenden Art, wie Beamten, Angestellten und Arbeiter, die Last der Überlieferung im Guten und Bö- es 1950 kaum jemand gewagt hätte vor- für die Bundeswehr tätig sind. sen zu spüren: „Ohne-mich!"; „Soldaten auszusagen. bedeuten Krieg!"; „Wie könnt Ihr Uni- Minister von Hassel schrieb u. a.: formen anziehen, währen noch Kamera- Sowjetische Propaganda behauptet in „Der Deutsche beschloß zu den als angebliche Kriegsverbrecher in aller Welt, die Bundeswehr bedrohe den Anfang des Jahres 1955 den Beitritt der Zuchthäusern leiden?". Hundertfältig Frieden. Die diplomatischen Vertreter Bundesrepublik Deutschland als gleich- variiert schallten den Neuen diese Vor- der UdSSR in der Bundesrepublik sind zu berechtigter und gleichverpflichteter würfe entgegen. Einzelne wurden verprü- kluge Beobachter, um so falsch zu berich- Fortsetzung Seite 2 gelt, nicht wenige öffentlich verhöhnt und gekränkt. Und nun — nach 10 Jahren? Die den Verbündeten zugesagten 12 Divisionen s Heeres, die über 30 Geschwader der Luftwaffe und Marine stehen bis auf Klare Prioritäten setzen verhältnismäßig geringe Lücken und sind Junge Union forciert Zurücksetzung der Gruppeninteressen in die NATO integriert. Auch wesentliche Teile der Territorialen Verteidigung Auf ihrem diesjährigen Deutschlandtag in Bad Godesberg hat die Junge stehen. Bewaffnung und Ausrüstung sind Union noch einmal bekräftigt, ihre Vorstellungen von einer modernen, der auf der Höhe der Zeit; noch bessere Waf- jungen Generation entsprechenden Politik, zur Geltung zu bringen. fensysteme werden der Truppe zur Ver- fügung gestellt oder sind in der Entwick- Der Vorsitzende der Jungen Union, der einigung Deutschlands. Die Junge Union lung. Organisation und Ausrüstung ent- Bundestagsabgeordnete Dr. Klepsch, gab Deutschlands wird niemals bereit sein, sprechen neuzeitlichen Forderungen. in seinem Rechenschaftsbericht der Ge- das Selbstbestimmungsrecht des deut- Selbstkritische Betrachtungen der Bun- nugtuung Ausdruck, daß die Bundestags- schen Volkes wie das Schicksal der Deut- deswehrführung einerseits und des Bun- wahl dem Einsatz der Jungen Union schen, die in der sowjetisch besetzten destages und der Regierung andererseits während des Wahlkampfes die verdiente Zone leben müssen, dem kommunisti- über Fehlleistungen beim täglichen Anerkennung gebracht hat. Er sagte schen Drude und den stur aufrechterhal- Mühen um verbesserte Schlagkraft dazu: „Die Fraktion der CDU ist zu fast tenen Forderungen der Sowjetunion und schränken das günstige Urteil über den einem Drittel mit neuen Mitgliedern be- ihrer kommunistischen Freunde preiszu- Kampfwert der Bundeswehr nicht ein. setzt worden, und die Arbeitsgemein- geben. schaft junger Abgeordneter im Bundestag Inzwischen sind 800 000 Wehrpflich- zählt heute 46 Angehörige". Besonders Die Mitteldeutschen sollen wissen, daß tige als Reservisten in ihre Berufe zu- begrüßt wurde von Dr. Klepsch die Tat- dies nicht nur gehütete Tradition eines rückgekehrt. Weit über 100 000 Berufs- sache, daß mit Dr. Stoltenberg erstmals gesamtdeutsch begründeten und gesamt- soldaten und Soldaten auf Zeit leben mit- ein Mitglied der Jungen Union in das deutsch denkenden Verbandes ist, son- ten unter uns. Etwa ebenso viele Beamte, Bundeskabinett berufen wurde. dern daß dieses Bekenntnis die tätige Angestellte und Arbeiter gehören dazu. Bereitschaft einschließt, auch unter Die Bundeswehr ist in unser Volk hin- Zu den politischen Vorstellungen der Opfern diese Grundlage unserer Politik eingewachsen. Alle Parteien des Bundes- Jungen Union erklärte Dr. Klepsch: unbeirrbar bis zum schließlichen Erfolg tages bekennen sich jetzt zur Bundes- „Im Zentrum unserer Arbeit steht nach durchzusetzen. Ideenreichtum, Einsatz- wehr. Beide Kirchen nehmen sich der wie vor das Ringen um die Wiederver- Fortsetzung Seite 3 mußten. Ihre Pflichterfüllung bis zum Letzten soll uns ein Ansporn sein. Wir Harte und erfolgreiche Arbeit werden sie nicht vergessen. Fortsetzung von Seite 1 kräfte angehören, für ihre stets bewie- Unsere Aufgabe als Soldaten ist es, Partner zum Nordatlantikpakt. Durch die sene Einsatzbereitschaft. Ich weiß, daß das Recht und die Freiheit des deutschen Wehrgesetzgebung wurde die Bundes- auch Ihre Familien manches Opfer zu Volkes tapfer zu verteidigen. Wir erfül- wehr im Staat verankert und festgelegt, bringen hatten. Ich schließe in meinen len diese Pflicht durch unsere Bereit- wie ihre innere Ordnung auszusehen hat. Dank alle die mit ein, die aus unseren schaft, zu befehlen und zu gehorchen, zu Noch im gleichen Jahre begann die Auf- Reihen nach treuer Pflichterfüllung aus- lehren und zu lernen und Kameradschaft stellung der Streitkräfte als Beitrag zu geschieden sind. Wir bleiben ihnen eng zu üben in und außer Dienst. verbunden. unserer eigenen Sicherheit, der Verteidi- Die Sicherung des Friedens und un- gung Europas und der freien Welt. Unser aller Gedenken gilt an diesem serer Freiheit wird auch in Zukunft noch Nach 10 Jahren können wir heute fest- Tag vor allem denen, die ihr Leben im große Anstrengungen von jedem einzel- stellen, daß die gemeinsamen politischen Dienst für die Bundesrepublik lassen nen fordern." und militärischen Anstrengungen der freien Völker uns den Frieden gesichert haben. Die Leistungen und Opfer, welche die Bürger der Bundesrepublik für un- Falscher DGB-Alarm sere Verteidigung gebracht haben, haben sich gelohnt. Unser Volk kann leben und Übung des Grenzschutzes wurde „mißverstanden" arbeiten in dem Bewußtsein, Freunde in Bundesinnenminister Paul Lücke hat Anweisung gegeben, daß künftig zu der Welt zu haben, die mit uns im Stre- ben nach Freiheit und Selbstbestimmung Übungen des Bundesgrenzschutzes offizielle Vertreter des DGB eingeladen der Völker vereinigt sind. und von den Planungen unterrichtet werden. Ausgangspunkt dieser Weisung In dem Aufbau der Bundeswehr in den ist ein Vorfall, dessen teilweise Auswirkungen nur als grotesk bezeichnet letzten 10 Jahren wurde viel erreicht. werden können. Doch das Erreichte darf uns nicht ruhen lassen. Es gilt, die Verteidigungsbereit- Das Kommando Mitte des Bundes- zur Sicherung der inneren Ordnung für schaft der Bundeswehr durch moderne grenzschutzes hatte vor wenigen Wochen den Notstandsfall mit allen Parteien de/rTr Waffen und eine ständig verbesserte in der Nähe von Hanau eine Übung Deutschen Bundestages und mit de>- Ausbildung weiter zu erhöhen, ihren in- durchgeführt, bei der nach den Worten Deutschen Gewerkschaftsbund ohne Vor- neren Zusammenhalt noch mehr zu stär- seines Kommandeurs, General Hilgert, eingenommenheit verhandeln. Er gehe ken und sie in unsere demokratische davon ausgegangen wurde, daß von dabei davon aus, daß alle demokrati- Staatsordnung noch fester einzubauen. außen gesteuerte subversive Kräfte schen Kräfte in unserem Lande an der Ich vertraue darauf, daß alle Soldaten, durch planmäßige Störaktionen bemüht Schaffung einer stabilen inneren Ord- Beamten, Angestellten und Arbeiter in ih- waren, die demokratische Grundordnung nung und an einer dauerhaften Siche- ren so oft unter Beweis gestellten An- im freien Teile Deutschlands auszuhöh- rung der freiheitlichen Grundordnung strengungen nicht nachlassen werden, len. Die polizeiliche Auflösung von sol- interessiert seien. chen Demonstrationen als Übungsannah- hingebungsvoll ihre Pflicht zu erfüllen — Die „Welt der Arbeit" sollte diese Ver- jeder an seinem Platz in Verantwortung me habe daher nie als gegen einen lega- len Streik gerichtet angesehen werden handlungen nicht von vornherein durch für das Ganze —, um diese Ziele zu er- derart reißerische und zugleich tenden- reichen. können. ziöse Artikel belasten. Allen, die beim Aufbau mitgearbeitet Dennoch empörte sich der DGB-Lan- haben, möchte ich heute am Geburtstag desbezirk Hessen. Sein Vorsitzender Pleß der Bundeswehr meinen besonderen nahm kleine Pannen zum Anlaß, um eine Vorsitzende gewählt Dank aussprechen. Presse-Kampagne auszulösen. „Unsere Wir sind entschlossen, die Freiheit und Kollegen", so erklärte Pleß, „befürchten, Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat den Frieden unseres Volkes in enger daß es nur der Verabschiedung der ge- am 9. November die Vorsitzenden ihrer planten Notstandsgesetze (die bereits in sechs Arbeitskreise gewählt. Für den Ar- Verbundenheit mit unseren Verbündeten beitskreis I, Allgemeine Fragen und auch in Zukunft zu bewahren." Kraft getreten sind) bedarf, um dann völ- lig legitime Streikbewegungen zu unter- Rechtswesen, wurde ge- Im Tagesbefehl des Generalinspek- drücken. Sie sehen in den Übungen dafür wählt. Alfred Burgemeister wurde Vor- teurs heißt es: eine Generalprobe". sitzender des Arbeitskreises II, der fur Fragen der Wirtschaftspolitik zuständig „Am 12. November 1955 begann der Und obwohl Pleß gleichzeitig erklärte, Aufbau der Bundeswehr. 10 Jahre harter ist. Dem Arbeitskreis III, Finanzpolitik der DGB wünsche „auch weiterhin" ein wird Dr. Wolfgang Pohl vorstehen. J<£^ und erfolgreicher Arbeit liegen nun hin- gutes Einvernehmen mit dem Bundes- 1 ter uns. Mit Befriedigung und auch mit sef Stingl wird den Arbeitskreis IV, So'- grenzschutz und daß ihm sehr daran zialpolitik, leiten. Zum Vorsitzenden des Stolz blicken wir auf das Geleistete zu- liege, daß die jetzige Kontroverse aus- rück. Arbeitskreises V, Auswärtiges, Verteidi- geräumt werde, und obwohl der Inspek- gung, gesamtdeutsche Fragen wurde Heute nimmt die Bundeswehr einen ge- teur des Bundesgrenzschutzes, General gewählt, Dr. Berthold achteten Platz unter den Armeen und Müller, bereits ausdrücklich festgestellt Martin wurde Vorsitzender des Arbeits- Flotten der freien Welt ein. Sie wahrt hatte: „Wir denken nicht im Traume gemeinsam mit den Soldaten der uns ver- daran, den westdeutschen Arbeitern eine kreises VI, Wissenschaft und Publizistik. bündeten Nationen den Frieden. subversive Tätigkeit zu unterstellen", Außerdem wählte die CDU/CSU-Bun- sah sich die „Welt der Arbeit" veranlaßt, destagsfraktion am 9. November den Ab- An diesem Tage danke ich allen Sol- in einem reißerischen Aufmacher von geordneten zum sechsten daten sowie Beamten, Angestellten und stellvertretenden Vorsitzenden. Im Rah- Arbeitern, die dem Bereich der Streit- „seltsamen Bürgerkriegsübungen" zu schreiben. Sie heizte die Kontroverse men der Fraktionsführung soll Abgeord- auch dann noch an, als sich sogar der neter Adorno sich um die Kontakte zwi- Vorsitzende des Innenausschusses des schen dem Bund und den Ländern be- Gespräch mit Katzer Bundestages, der SPD-Abgeordnete mühen, insbesondere zu den CDU/CSU- Landtagsfraktionen. Auf Einladung des Bundesministers für Sdimitt-Vockenhausen — der selbst an der Übung teilgenommen hatte — von den Arbeit und Sozialordnung, Hans Katzer, Forderung an das Land fand im Bundesarbeitsministerium ein Bedenken der hessischen Gewerkschafter längeres Gespräch mit den Spitzenver- mit der Feststellung distanziert hatte: Unter Führung des CDU-Fraktionsvor- bänden der Krankenkassen über gemein- „Von einer Provokation kann überhaupt sitzenden im Landtag, Dr. Großkopf, for- sam interessierende Fragen statt. An dem keine Rede sein". Die Übungslage sei dert die hessische CDU, daß das Land Gespräch nahmen teil die Vorstände und sogar ausdrücklich von einer Zusammen- Hessen der angespannten Finanzlage Geschäftsführer der Bundesverbände, der arbeit zwischen Gewerkschaft und Polizei Frankfurts möglichst bald Rechnung trägt Orts-, Land-, Betriebs- und Innungskran- ausgegangen. und zum 1.1. 1966 den restlichen Kosten- kenkassen, der Arbeiter- und Angestell- Bundesinnenminister Paul Lücke hat anteil der Frankfurter Universität in ten-Ersatzkassen und der Arbeitsgemein- mehrfach erklärt, er werde über die not- Höhe von 25 Millionen DM übernehmen schaft der Knappschaften. wendige Ergänzung des Grundgesetzes soll. Klare Prioritäten setzen Fortsetzung von Seite 1 9 Was wir brauchen, ist eine Politik, die /Him J^Kande bereitschaft und die jeweils sorgfältige die Gruppeninteressen auf jenes Maß Die Regierungserklärung des Bun- Analyse auch sich wandelnder Gegeben- zurückschraubt, das dem Allgemeinwohl erträglich ist. deskanzlers hat überall im Lande ein heiten werden eine geeignete Verbin- lebhaftes, zustimmendes Echo ausge- dung miteinander eingehen müssen. Daß 9 Was wir brauchen, ist schließlich ein löst. Viele Briefe und Telegramme, die wir Berlin nicht nur theoretisch als einen entschlossener Abbau untauglich ge- Prof. Erhard in diesen Tagen erhalten freien Teil Deutschlands betrachten, mag wordener Maßnahmen und die Beseiti- hat, beweisen dies. Sparen ist in unse- gerade die stimmberechtigte Vertretung dieses Bundeslandes hier unterstreichen." gung überholter Subventionen." rem Volke keineswegs so unpopulär, wie manche meinen. Das Sparpro- Auf ostpolitische Fragen eingehend, Der Geschäftsführende Vorsitzende der gramm der neuen Bundesregierung be- meinte der Vorsitzende der Jungen CDU, Josef Hermann Dufhues, mahnte lastet auch keineswegs einseitig eine die Delegierten der Jungen Union trotz Union: bestimmte Bevölkerungsgruppe, ge- „Die junge Generation in Deutschland der großen Wahlerfolges, die SPD nicht aus den Augen zu verlieren. Man dürfe schweige denn, nimmt es den einen empfindet weder Haß noch Feindschaft etwas, um es anderen zu geben. „Wir gegenüber dem russischen Volke wie den aus dem Ausgang der letzten Bundes- Völkern Ostmitteleuropas. Wir wollen tagswahl nicht die Schlußfolgerung müssen dafür sorgen", sagte der Bun- gemeinsam auch mit diesen Völkern eine ziehen, daß die SPD besiegt sei. Die deskanzler auf dem Deutschlandtag freiheitliche Ordnung in ganz Europa be- SPD habe aber, so sagte Dufhues, ihre der Jungen Union, „daß unsere Ge- gründen, und die Auseinandersetzungen Stellung behauptet und vor allem in sellschaft nicht zur Addition von Ein- der Vergangenheit durch eine Aussöh- Nordrhein-Westfalen sogar gefestigt. Nur zelinteressen wird." nung beenden. Im Wege steht diesen durch eine bessere Politik und Angriffe Bemühungen das totalitäre kommunisti- auf den Sozialismus könne sich die Union Die SPD will dies offenbar nicht ein- sche System, das trotz aller Anstrengun- behaupten, nicht aber in „lethargischer sehen. Im Wahlkampf hatte sie er- gen, technisch den Anschluß an die Verteidigung". Deshalb müsse sich die klärt, einer von der CDU/CSU geführ- CDU des Auftrags zur politischen Füh- moderne Gesellschaft zu finden, bisher in ten Bundesregierung werde es nicht rung bewußter werden. „Das ist unsere seinem totalitären Kern weder in der gelingen, für 1966 einen ausgegliche- 'ieologie noch in Organisation und Aus- Bitte an Erhard", erklärte Dufhues. Das nen Bundeshaushalt vorzulegen. Ihre oau der Herrschaftsmacht gravierende deutsche Volk sollte nüchtern erkennen, Einschränkungen erfahren hat. Wir daß unsere soziale Sicherheit und der eigenen „Pläne" waren so wider- scheuen die geistige Auseinandersetzung wirtschaftliche Wohlstand mit einem spruchsvoll, daß sich schließlich über- mit den Kommunisten nicht, aber wir übertriebenen Konsum unvereinbar sei- haupt niemand mehr darin zurecht- wissen auch wohl, daß bisher eine tiefer en. Pflicht der CDU sei es, hart und fest fand. gegründete Bereitschaft, auch die eige- zu bleiben und zu unter- nen Positionen grundsätzlich in Frage stützen. Nachdem nun die neue Bundesre- stellen zu lassen, bei den Kommunisten gierung ihr Versprechen aus dem nicht vorhanden ist. Das Durchdenken Wahlkampl eingelöst hat, auch den unserer Positionen darf aber nicht dazu Die Lage wird gemeistert neuen Haushalt auf eine solides Funda- führen, daß wir in eine Art Anpassungs- Bundeskanzler Erhard, der ebenfalls ment zu stellen, ist die Opposition in sucht verfallen, und daß wir um der eine arge Klemme geraten. Zunächst sogenannten Realitäten willen dazu über- zur Jungen Union sprach, kritisierte in schwieg sie; jetzt hat sie erklärt, daß gehen, Recht und Freiheit des deutschen seiner Rede den Pessimismus jener Volkes wie anderer Völker mit Abstri- Schwarzmaler, die die augenblicklichen sie zu dem Sparprogramm ihr nicht chen zu versehen oder gar in der einen politischen und wirtschaftlichen Schwie- unbekanntes Nein sagen werde. Das oder anderen Frage ganz aufzugeben rigkeiten maßlos übertreiben. „Sicher", kann sie durchaus tun. Die Öffentlich- bereit wären. Die Auseinandersetzung so sagte Prof. Erhard, „liegen vor uns keit wird sie jedoch nach einer Be- schwere Aufgaben. Aber das wurde bis- mit den totalitären Systemen, gleich wel- gründung fragen, und die ist bislang cher Herkunft, bleibt für jeden aus christ- her noch vor jeder Legislaturperiode ge- recht dürftig. licher Verantwortung Handelnden eine sagt, und jedesmal wurden diese Schwie- ständige Aufgabe." rigkeiten bewältigt. Nun hören wir zum Denn es kann wohl nicht der Ernst fünften Male davon und werden auch des SPD-Finanzexperten Möller sein, diesmal die uns gestellten Aufgaben lö- die jetzt zum Ausgleich des Bundes- Übereinstimmung mit Prof. Erhard sen". haushaltes eingeleiteten Maßnahmen In diesem Zusammenhang erinnerte der ^ In Übereinstimmung mit der Regie- als eine „einseitige Belastung der Ar- Kanzler an die überaus prekäre Lage, in ungserklärung des Bundeskanzlers beitnehmer" hinstellen zu wollen. stellte Dr. Klepsch eine Reihe innenpoliti- der sich vor zwei Jahren Italien befand. scher Forderungen auf, in denen es heißt: „Italien hat wieder Boden unter den Fü- Das Sparprogramm der neuen Bundes- ßen gewonnen, wir dagegen haben den regierung ist notwendig, um die Stabi- O „Was wir brauchen, ist eine Politik, in Boden noch nicht einmal verloren." In lität unserer Mark zu sichern. Davon der ungeschminkt die bestehenden diesem Augenblick könne unsere Auf- Probleme beim Namen genannt werden. aber werden auch und gerade die Ar- gabe nur sein, Geld einzusparen anstatt beitnehmer profitieren. Eine harte 9 Was wir brauchen, ist eine Politik, es auszugeben. Aber angesichts der Tat- Mark ist ihnen mehr wert, als Möller sache, daß 1965 mehr gegeben werde als die auf die größtmögliche Wirksam- offenbar annimmt. keit der vom Staat erbrachten Leistungen im Vorjahr, dürfe man nicht von Opfern abzielt; auch der Leistung im sozialen sprechen, sondern nur von Wunschträu- Im übrigen sollte sich der SPD- men, die nicht erfüllt werden könnten. Bereich. Finanzexperte an seine eigenen Er- Q Was wir brauchen, ist eine Politik, die „Die Unkenrufe", rief der Bundeskanz- klärungen im Wahlkampf erinnern. klare Prioritäten setzt. ler aus, „sind kompletter Unfug. Wir Zusammen mit dem damaligen Kanz- werden die Lage meistern". lerkandidaten seiner Partei hat Möller am 5. Juli vor der Bonner Pressekon- In fünf Arbeitskreisen hatten sich die ferenz die Ordnung der Staatslinanzen Delegierten der Jungen Union mit innen- als erstrangige Aufgabe bezeichnet. Neuer Vorsitzender lind außenpolitischen Problemen befaßt. Die Ergebnisse und Entschließungen der Er hat freilich nicht gesagt, wie diese Im Rat der Stadt Frankfurt hat die Ordnung aussehen soll. Doch steht es CDU einen neuen Fraktionsvorsitzenden. Arbeitskreise wurden vom Plenum ge- Es ist der 1932 geborene und seit 1964 billigt. der SPD wahrlich schlecht an, auf das im Rat tätige Rechtsanv/alt Dr. Hans jetzt vorliegende, wohlabgewogene Bei der Wahl des Bundesvorsitzenden Programm der Bundesregierung mit Jürgen Moog. Dr. Moog wird sich vor wurde Dr. Klepsch mit 114 von 134 Stim- allem auf Haushaltsfragen spezialisieren, men in seinem Amt bestätigt. Als Nach- Klassenkampf parolen zu antworten, die bei der bekannten hohen Verschul- folger des ausscheidenden Bundesge- die nach Godesberg eigentlich in die- dung der Stadt Frankfurt von besonderer schäftsführers Harlander wurde Dr. Kraft ser Partei der Vergangenheit angehö- Bedeutung sind. bestimmt. ren sollten. halte, sei insofern eine Halbheit, als der SPD-Spitze zementiert höchstproblematische Zwiespalt zwischen Parteiführung in Berlin und parlamentari- Fraktionsvorstand neugewählt - Brandts Thesen scher Führung in Bonn dadurch auf unab- Die SPD hat sich anscheinend von dem Schock einigermaßen erholt, den das sehbare Zeit verlängert werde. Die Zei- tung schloß ihre Betrachtung mit den Ergebnis der Bundestagswahlen in ihren Reihen hervorgerufen hatte. Aller- Worten: dings gibt es auch Anzeichen dafür, daß früher oder später noch nicht einge- „Für eine Partei, die der Interview- löste Quittungen präsentiert werden. und Fernseh-Demokratie den Kampf an- Bekanntlich hat die SPD-Fraktion durch Konzentration im deutschen Parteienwe- gesagt hat, um das Parlament wieder den Hamburger Senator Schmidt und den sen erschwere es der SPD, die Union zu zum Mittelpunkt der politischen Ausein- Berliner Senator Prof. Schiller einen Zu- überflügeln. andersetzungen zu machen, wäre eine wachs erhalten, den man nicht gering ein- Rückkehr zur Personalunion von Partei- Die Erklärungen Brandts klangen für und Fraktionsvorsitz — zu Ollenhauers schätzen sollte. Prof. Carlo Schmid und die Öffentlichkeit nicht sehr glaubhaft. das ebenfalls bisher dem Fraktionsvor- Zeit eine Selbstverständlichkeit — emp- stand angehörende SPD-Mitglied Erwin So schrieb beispielsweise die „Süd- fehlenswert gewesen. Vor allem auch im Schoettle mußten den beiden Neulingen deutsche Zeitung", daß Brandt in Berlin Hinblick auf den nächsten Kanzlerkandi- weichen. Allerdings fand man für sie ein bleibe, aber auch den Parteivorsitz be- daten der Opposition." Äquivalent in der Wahl zum Bundes- tagsvizepräsidenten. So bleiben sie kraft Amtes Mitglied des SPD-Fraktionsvor- standes. Linke Thesen in Frankfurt | Fraktionsvorsitzender Erler wurde zwar Sozialistischer Studentenbund gab Rezepte wiedergewählt, aber ebenso wie mit einer nicht ganz überzeugen- Jetzt wissen wir endlich, woher der freie Westen seine wirtschaftliche Kraft den Mehrheit. Eine ganze Reihe der übri- bezieht: Die Aufrüstung hat es möglich gemacht. Diese These wurde in einer gen Vorstandsmitglieder wurden mit grö- Veranstaltung vertreten, für die der Sozialistische Deutsche Studentenbund ßerer Begeisterung gewählt als die Ge- (SDS) verantwortlich zeichnet. nannten. Auch der sogenannte Finanzex- perte der SPD, Alex Möller, dürfte über c Die Themenauswahl zeigt allein schon, verschiedenen Haushalte über Gebühr die 71 Gegenstimmen bei seiner Wahl welche Diskussionsbeiträge zu erwarten nicht sehr glücklich gewesen sein. strapazierten, und deshalb die Ostblock- waren. Unter Leitung der Professoren länder in ihrer gesellschaftlich-wirtschaft- Dies geschah Anfang November in Abendroth und Flechtheim wurden „Der lichen Entwicklung gehemmt seien. Bonn. Kurz darauf meldete sich Partei- heutige Kapitalismus", „Die Rüstungs- vorsitzender Brandt in Nürnberg zu Wort. wirtschaft" und „Die westeuropäische In ähnlichem Ton ging es weiter, als Der Berliner Regierende Bürgermeister Arbeiterbewegung" behandelt. Wenn sich der Chefredakteur der belgischen sprach von einem Versuch seiner Partei, man der Tagesleitung glauben darf, wa- Zeitung „La Gauche" mit der heutigen ihre Forderungen ohne Illusionen durch- ren gleichgesinnte Freunde aus Belgien, Situation der westdeutschen Arbeiterbe- zusetzen. Wie recht Brandt damit hat, wegung beschäftigte. Nach seiner Ansicht Dänemark, Großbritannien, Italien, Öster- hätten die Arbeiter in Westeuropa kein zeigte er anschließend selbst, als er in reich und den Niederlanden anwesend. acht Thesen die sozialdemokratischen Er- sozialistisches Bewußtsein mehr. Ihre Ak- fahrungen aus der Bundestagswahl zu- Zwei Vertreter der Wiener Arbeiter- tivität sei am schwächsten in der sammenfaßte. In erfreulicher Selbster- kammer stellten übereinstimmend fest, Schweiz, in den Niederlanden und in der daß die Rüstung der maßgebliche Faktor Bundesrepublik; am stärksten entwickelt kenntnis stellte Brandt fest, daß durch die sei die Aktivität in Italien, Belgien und Wahlkampfanstrengungen der SPD die der wirtschaftlichen Wachstums in den Großbritannien. Chefredakteur Mandel allgemeine Entwicklung kaum zu beein- westlichen Ländern dargestellt habe. Die gab in seinem Referat der Arbeiterbewe- flussen war. Immer noch sei der Abbau Ausführungen wurden dort vor allem gung ein Rezept zur Verstärkung ihrer der gegen die Sozialdemokraten gerichte- kurios, wo gesagt wurde, daß der Westen Aktivität. In einer Aufzählung von sei- ten Vorurteile eine schwere Aufgabe. den Osten gezwungen habe, ebenfalls ner Ansicht nach „weichen Punkten", in Das Wahlkampfschlagwort der SPD, sie aufzurüsten. Die wirtschaftlichen Schwie- die die Arbeitnehmerorganisationen hin- sei eine echte Volkspartei, widerlegte rigkeiten im Ostblock wurden damit er- einstoßen sollten, nannte er u. a. angeb- Brandt nun selbst, als er erklärte, die klärt, daß die Rüstungsanstrengungen die liche Tendenzen, die Tarifautonomie zu- gunsten einer Einkommenspolitik einzu- schränken. Auch in ungelösten Struktur- fragen westeuropäischer Länder sahMa;, Eklatante Postunterdrückung del eine Möglichkeit zur Einflußnahme? Aus dieser Situation heraus entwickelte CDU-Broschüren von Berliner SPD zurückgehalten der Redner Forderungen an die Arbei- terbewegung, die in dem Ruf nach Ver- Wieder einmal ist die Berliner CDU vom SPD-Senat in unzulässiger Weise staatlichung der Unternehmen, einer Ar- in der Ausübung ihrer Rechte behindert worden. Die SPD hat eine Schul- beiterselbstverwaltung in den Betrieben broschüre, die von der CDU an die Elternausschüsse geschickt worden ist, den und in einem durch Massenbeeinflussung Empfängern nicht ausgeliefert. geprägtes sozialistisches Gegenstück zur Marktwirtschaft konkretisiert wurden. Eine Broschüre mit dem Titel „Berlins die Broschüren nicht an die Adressaten Chefredakteur Mandel schloß seine Be- Kinder brauchen die beste Schule" hatte weitergeleitet. Der CDU-Fraktion wurde trachtung mit dem Hinweis darauf, daß die CDU über die Schulleitungen an die nahegelegt, die an die Lehrer und Eltern die sozialistischen Länder im Ostblock für Elternausschüsse der Stadt geschickt, da gerichteten Broschüren von Schulen wie- den Westen nicht mehr so unsympathisch in einer ganzen Anzahl die Elternaus- der abzuholen. seien wie früher. Zudem könne man von schüsse postalisch nur über die Schulen In dieser Methode, die Meinungsäuße- dem gemeinsamen Kampf gegen die zu erreichen sind. Die Broschüre enthielt rung der Opposition zu behindern, sieht Atomrüstung einiges erwarten. Auch den Forderungen und Thesen der CDU zur die CDU Berlin den Fall einer eklatanten Entwicklungsländern hat Mandel eine Schulpolitik, mit denen ein Diskussions- Postunterdrückung. Sie hat in einer Rolle zugedacht: In ihrem Kampf gegen beitrag zu diesem Thema geleistet wer- Großen Anfrage im Abgeordnetenhaus den Kapitalismus seien sie mächtige Ver- den sollte. um Auskunft ersucht, wie die SPD die bündete der sozialistischen Bewegung in Zurückhaltung der Broschüren mit dem Westeuropa. Diese Broschüren erreichten aber nie Berliner Schulgesetz vereinbare, nach ihre Empfänger. Die SPD-Schulverwal- Wir sind sicher, daß solche Veranstal- dem die Schulelternausschüsse Glied der tungen in ihrem Echo auf den zufällig tung teilte der CDU nach vier Monaten jeweiligen Schule seien und es schon mit, der von ihr gewählte Weg „der Ver- anwesenden Teilnehmerkreis beschränkt längst Praxis sei, die für die Ausschüsse bleiben. Aus diesem Grund braucht man teilung von Informationsmaterial" könne bestimmte Post über die jeweilige Schule sich wohl eingehender damit nicht zu be- nicht gebilligt werden, deshalb habe man zu adressieren. fassen. Vorgehen als „Politik der vollendeten Krise um Musentempel Tatsachen" und warf den für diese Vor- gänge Verantwortlichen „ein hohes Maß CDU kritisiert übereilte Gießener Personalentscheidung an Unaufrichtigkeit" vor, an der das Die CDU-Fraktion des Gießener Stadtparlaments hat von der SPD eine Stadtparlament nicht vorübergehen dürfe. Erklärung über ihre „Politik der vollendeten Tatsachen" gefordert, da sie, Als echte Möglichkeit für die Beendigung der Gießener Theaterkrise empfahl der ohne das Ergebnis der gegenwärtigen Fusionsverhandlungen zwischen den CDU-Fraktionssprecher eine Lösung des Stadttheatern von Gießen und Marburg abzuwarten, bereits personelle Ent- Vertrages mit William Dieterle. scheidungen getroffen hat. Obwohl sich die SPD gegen die weitere Seit geraumer Zeit ist in Gießen eine die Aufsichtsratsmitglieder des Stadt- Verfolgung dieser Angelegenheit wehrte, latente Theaterkrise zu beobachten. Die theaters weder SPD-Oberbürgermeister wird der Dringlichkeitsantrag der CDU anhaltenden Unstimmigkeiten hatten Schneider noch Landrat Maraun zugegen jetzt von einem Ausschuß der Stadtver- schließlich den bisherigen Stadttheater- gewesen seien. ordnetenversammlung eingehend unter- Intendanten Dr. Willi Kowalk zum Aus- Runtsch bezeichnete dieses übereilte sucht werden. scheiden veranlaßt. Der Thron des Gie- ßener Musentempels war kaum verwaist, da kürten seine Aufsichtsratsmitglieder schon William Dieterle zum neuen Inten- Ostkontakte um jeden Preis? danten. VDS leistet Sowjets bei ihrer Berlin-Politik Hilfsdienste Die CDU ließ deshalb durch ihren Frak- tionssprecher Runtsch einen Dringlich- Wieder hat ein führender Studentenvertreter, diesmal der Vorsitzende des keitsantrag einbringen, der Licht in diese Vorgänge bringen soll. Mit Recht sieht Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS), Janssen, eine politisch gefähr- die CDU in der schnellen Berufung Die- liche Leichtfertigkeit begangen bei dem Versuch, unter allen Umständen auch terles zum neuen Stadttheater-Intendan- auf hochschulpolitischem Gebiet Kontakte mit dem Ostblock aufzunehmen. ten eine Gefährdung der gegenwärtigen '•isionsverhandlungen mit dem Marbur- Bei dieser neuerlichen politischen Tor- und die Studentenverbände der anderen der Stadttheater. Ferner beanstandete die heit ging es um nichts weniger als um Ostblockstaaten, an der V. Hochschulkon- CDU, daß bei der Wahl Dieterles durch die Zustimmung zur „Drei-Staaten-Theo- ferenz vom 21.—24. Oktober in Westber- rie" Moskaus. Nachdem der AStA der lin teilzunehmen. Gleichzeitig hatte auch FU Berlin schon eine traurige Berühmt- der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) Dr. Kohl wiedergewählt heit durch seine Anbiederungsversuche der Berliner Freien Universität über den Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im mit dem Osten erlangt hat, reihte sich sowjetischen Studentenrat Vertreter der Landtag von Rheinland-Pfalz, Dr. Helmut nun auch der VDS-Vorsitzende Janssen Lomonossow-Universität eingeladen, zur Kohl, ist vom Bezirksparteitag der CDU würdig ein in das Korps politischer Dilet- „Internationalen Woche" der FU vom Pfalz erneut zum Bezirksvorsitzenden ge- tanten. 25. Oktober bis 6. November nach Berlin wählt worden. Von 274 abgegebenen Ausgangspunkt bildete die Einladung zu kommen. Stimmen entfielen 261 auf Dr. Kohl. des VDS an den Studentenrat der UdSSR Moskau reagierte mit einer offiziellen Ablehnung. Der sowjetische Studenten- rat sagte in der Begründung hierzu, Westberlin stelle „bekanntlich keinen Unbewältigter Wahlkampf Teil der Bundesrepublik" dar. Im übri- gen solle man künftig von Vorschlägen Bürgermeister Albertz und die falschen Uniformen absehen, „die ein deutliches Gepräge politischer Spekulation tragen". Eilfertig Eine Gedenkfeier der Arbeitsgemeinschaft der politisch, rassisch und reli- versicherte Janssen darauf den sowjeti- giös Verfolgten aus Anlaß des 27. Jahrestages der sogenannten Reichskristall- schen Funktionären: „Wir werden diesen nacht wurde vom Berliner Bürgermeister Albertz dazu mißbraucht, Begleit- Ihren Wunsch in Zukunft selbstverständ- erscheinungen des Wahlkampfes tendenziös hochzuspielen und die Wahl- lich berücksichtigen". Ebenso unverständlich beurteilte der niederlage der SPD zu rechtfertigen. Finanzreferent der AStA der FU Berlin, Ströhle, die Tatsache, daß zur „Internatio- ^Anläßlich des 27. Jahrestages der „Kri- den. Weiter erklärte er im gleichen nalen Woche" keine Studentenverbände allnacht" hat der Berliner Bürgermei- Sinne: Wenn Männer, die gegen den NS- des Ostblocks erschienen waren. Sie hät- ster Albertz vor der Arbeitsgemeinschaft Terror Widerstand geleistet hätten und ten zu Unrecht angenommen, meinte der Vertretungen politisch, rassisch und wegen Verfolgung emigrieren mußten, Ströhle, daß sie von westdeutscher Seite religiös Verfolgter gesprochen und mit heute deshalb durch die Gosse gezogen „zur Anerkennung der Zugehörigkeil Recht die ungeheuerlichen Verbrechen werden könnten, dann zeige dies, daß Westberlins zur Bundesrepublik gezwun- der Nazis gegenüber den Juden und den „wir die Vergangenheit noch nicht be- gen werden sollten". Ströhle, im Glau- politisch Andersdenkenden gebrand- wältigt haben." ben, das Fernbleiben der Ostkommilito- markt, und es ist ihm durchaus zuzu- nen entschuldigen zu müssen, orakelte, stimmen, wenn er in diesem Zusammen- Schließlich beschuldigte der Bürgermei- „wahrscheinlich" liege der Grund hierfür hang hervorhob: „Ich bin sicher genug, ster — ohne Namen zu nennen — den darin, daß beide Tagungen in Berlin um sagen zu können, daß sich Verfol- CDU-Vorsitzenden Amrehn, sich vor der unmittelbar nacheinander stattfanden. gung aus politischen, rassischen oder re- „schlimmsten Verunglimpfung" Brandts Worum es den Russen geht, sollte all- ligiösen Gründen in diesen Dimensionen nicht ausreichend als der „für mich näch- mählich auch den politisch Instinktlosen im freien Teil unseres Vaterlandes nicht ster verantwortlicher CDU-Politiker" di- klar sein: Sie wollen so naive Studenten- mehr wiederholen wird." Wenn er aller- stanziert zu haben. vertreter wie Janssen auf dem Umweg dings im weiteren Verlauf seiner An- über eine eventuelle Kontaktbereitschaft sprache aus einigen durchaus zu verur- Der Sprecher der Berliner CDU hat Al- auf den Leim ihrer „Drei-Staaten-Theo- teilenden abwegigen Aktionen gegen po- bertz mit Recht gerügt, wenn er seine rie" locken. Anders ist die Moskauer litische Gegner während des Wahlkamp- Folgerungen als verspätetes und ten- Antwort auf die VDS-Einladung nicht zu fes Schlüsse gezogen hat, die als weit verstehen, wonach Westberlin künftig bei denziöses Hochspielen von Begleiterschei- Kontakten zwischen Ost und West aus- überspitzt zu bezeichnen sind, und sich nungen des Wahlkampfes bezeichnete. sogar zu der Äußerung verstieg: „Es ist geklammert werden sollte. Die Russen Anstatt sich erneut wegen des verlorenen werden sich allerdings manchmal selbst offensichtlich in unserem Land immer Wahlkampfes der SPD zu rechtfertigen, darüber wundern, wie viele unvermutete noch besser, jahrelang aus politischer würde es Albertz besser anstehen, an der Möglichkeiten sich ihnen bei Versuchen Überzeugung eine SS-Uniform getragen Überwindungen von Ressentiments mitzu- bieten, ihre politischen Ziele durchzuset- zu haben, als aus den uns allen bekann- wirken und nicht wegen bedauerlicher zen — und darüber, auf wie viel Arg- ten Gründen eine norwegische Uniform", Einzelentgleisungen das Gespenst einer losigkeit und unbedachte Willigkeit sie so muß ihm scharf widersprochen wer- Gemeingefahr an die Wand zu malen. deutscherseits dabei bisweilen stoßen. Einrichtung von Tagesschulen als An- gebot; dadurch Einschränkung der von Ein wertvoller Beitrag der Schule geforderten aber häufig CDA-Rheinland: Kulturpolitik ist Teil unseres Dienstes am Menschen nicht möglichen Mitarbeit der Eltern. Das 9. Schuljahr (Ziel: ein 10. Voll- Ein weiteres Beispiel für die kulturpolitische Breitenarbeit innerhalb der zeitschuljahr). CDU lieferte die unter dem Leitgedanken „Schule von heute — Menschen- & Bessere Begabtcnauslese und Förde- würde und soziale Sicherheit für morgen" stehende Tagung der Christlich rung jeder Begabung. Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) des Rheinlandes in Bonn am ver- Verbesserung der pädagogischen und gangenen Wochenende. psychologischen Ausbildung für die Lehrer aller Schulformen. Die Tagung, an der neben Bundes- familien an deutschen Universitäten und arbeitsminister Katzer auch der Vorsit- Hochschulen gäbe. Verdichtung des Netzes der weiter- zende der CDU-Fraktion des Düsseldor- führenden und der berufsbezogenen fer Landtages, Dr. Lenz, sowie die Bun- Abschließend bekannte sich Müller Schulen. destagsabgeordneten Exner, Mick, Müller zum Primat des Menschen bei der Lösung Einrichtung von und Rösner teilnahmen, diente dazu, den Typen der höheren, aller bildungspolitischen Fragen. Schule, die zu Delegierten die vom kulturpolitischen einer Fakultätsreife führen. Arbeitskreis der CDA erarbeiteten bil- In einem Diskussionsbeitrag bezeich- dungspolitischen Thesen vorzulegen und nete Dr. Lenz, der Vorsitzende der Düs- Spezielle Maßnahmen zur Hinführung zu begründen. seldorfer CDU-Fraktion, die Kulturpolitik der Mädchen zu den weiterführenden als das große originäre Gebiet der Lan- Schulen. Wie Josef Mick in seiner Begrüßungs- despolitik. Allein im kommenden Etat Ausbildung einer eigenen Pädagogik rede ausführte, läßt sich die CDA bei würden dafür 3,5 Milliarden DM ausge- und Didaktik für den Bildungsgang an ihren kulturpolitischen Überlegungen geben werden. Dennoch blieben für Abendgymnasien und Kollegs zur weder durch den Bildungsrummel noch Nordrhein-Westfalen viele kulturpoliti- Erlangung der Hochschulreife und durch ein falschverstandenes Sozialpre- sche Aufgaben, die gelöst werden müß- stärkere Berücksichtigung der Berufs- stige beeinflussen. Es gehe ihr allein um ten. Das Verantwortungsbewußtsein der erfahrung im Zweiten Bildungswege. Hebung der allgemeinen Moral und Landesregierung zeige sich aber darin, Erweiterung des Wissens. „Ohne Lösung daß sie nicht mehr verspreche als sie hal- Verkürzung der Ausbildungsdauer befli der Bildungsfrage heute", rief Mick den ten könne. den akademischen Berufen auf eine* im internationalen Vergleich vertret- Teilnehmern zu, „werden wir morgen Die Entschließung zu bildungspoliti- wieder eine soziale Frage großen Umfan- baren Stand dadurch, daß die Mindest- ges haben." Gleichzeitig warnte der Ab- schen Fragen, von den Tagungsteilneh- studienzeit zur Regelstudienzeit wird. mern gebilligt, enthält u. a. folgende geordnete davor, in Schule und Bildung Punkte: Heraufsetzung der Ausbildungshilfe nur Investitionen für die materielle insbesondere für die kinderreiche Wohlfahrt von morgen zu sehen. O Anpassung des Niveaus aller Schulen Familie und Einbau dieser Leistung an die gesteigerten Anforderungen in ein umfassendes Ausbildungsförde- Im anschließenden Hauptreferat legte aus Gesellschaft und Wirtschaft rungsgesetz. der Bundestagsabgeordnete Josef Müller in sehr präziser Form die Grundgedanken einer bildungspolitischen Entschließung der Sozialausschüsse der CDA dar. Die Schwerpunkte seiner Ausführungen lagen Eine Aufgabe der Zukunft bei der Volksschularbeit, den weiterfüh- Die Junge Union des Saarlcindes diskutierte über Kulturpolitik renden Schulen und den Begabungsreser- ven. Weit über 100 Pädagogen und Interessenten nahmen an einem „Kulturpoli- Müller befürwortete eine fachlich stär- tischen despräch" teil, zu dem die Junge Union des Saarlandes gemeinsam ker ausgerüstete Hauptschule und das mit dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten eingeladen hatte. Der 9. sowie — unter Vorbehalt — 10. Schul- jahr. Er empfahl eine Förderung von Mit- Landesvorsiztende, Dr. Berthold Budell, MdL, erinnerte daran, daß die JU vor telpunkt- und Nachbarschaftsschulen und zwei Jahren bereits in Saarlouis einen kulturpolitischen Kongreß durchgeführt lehnte ein starres Festhalten an der hat und weitere grundsätzliche Veranstaltungen dieser Art für 1966 plane. Zwergschule ab. Für den Besuch weiter- führender Schulen ergebe sich nach Auf- Der saarländische Kultusminister Wer- in Wirtschaft und Politik kaum vermci- fassung Müllers schon die Frage, wie ner Scherer, der selbst mehrere Jahre den. auch die Arbeitnehmerschaft, in deren lang Vorsitzender der Landesorganisa- Kreis bedeutende Bildungsreserven zu tion der Jungen Union war, wies darauf „Ziel der Bildung und Erziehung ist de'l finden seien, von dem Gewinn einer hin, daß das Erziehungswesen in einem Mensch, der im Ringen um ein richtiges höheren Schulbildung überzeugt werden pluralistischen Staat so gestaltet sein Verhältnis zu Gott, zu den Mitmenschen könne. Müller betonte in diesem Zusam- müsse, daß die Zahl profilierter Persön- und zur Welt eine Haltung gewonnen menhang allerdings auch, wie wichtig es lichkeiten möglichst groß sei. An- hat, aus der heraus er im Leben und sei, eine Begabungsauslese vor dem schließend referierte der Direktor des Handeln der Wirklichkeit gerecht wird Übergang an die höheren Schulen zu Deutschen Instituts für Bildung und Wis- und so in einer jeweils einmaligen Ver- treffen. Eine besondere Aufgabe sieht sen in Frankfurt, Prof. Dr. H. Staudinger, wirklichung zu einer Vollendung seiner Müller in der Ausschöpfung der Bildungs- über das Thema „Schule und Erziehung Selbst kommt. Dieses Ziel — unterstrich reserven in den ländlichen Gebieten. in der modernen Welt". Er gab einen Prof. Staudinger — ist niemals endgültig erreicht und gesichert. Hier wie in der Arbeiterschaft müßten Überblick über die Entwicklung des Bil- die psychologischen Schranken abgebaut dungswesens seil dem Mittelaller. werden, die heute vielfach noch Eltern Unter der Regie des Vorsitzenden des davon abhielten, ihre Kinder eine weiter- Unsere jüngste Epoche, betonte Prof. kulturpolitischen Landesausschusses der führende Schule besuchen zu lassen. Staudinger, sei gekennzeichnet durch Jungen Union Saar, Willy Michel, disku- eine allgemeine Komplizierung des Le- tierten dann neun Experten über eines Müller warnte eindringlich davor, Be- bens. Die notwendige Muskelkraft ä la der Kernprobleme der Schulreform: För- gabungen liegen zu lassen, wenn nicht derstufe oder Eingangsstufe? An diesem die Entwicklung auf vielen Gebieten in Karl Marx leisteten heute weitgehend die Maschinen, während sich die Menschen Kolloquium beteiligten sich u. a. Prof. Dr. naher Zukunft über uns hinweggehen Dr. Domke vom saarländischen Kultus- solle. Dabei verwies er auf die geringe immer mehr zu Geistesarbeitern ent- Abiturientenquote in der Bundesrepu- wickelten, die auch begonnen haben, Re- ministerium und Prof. Dr. Samstag von blik gegenüber anderen europäischen chenmaschinen, Elektronenhirne und Ro- der Peter Wust-Hochschule/Saarbrücken, Ländern und wertete es als bedenkliche boter in ihren Dienst zu stellen. Wenn es Hochschuldirektor a. D. Peter Zenner, Tatsache, daß es bei einem Anteil der nicht gelänge, durch eine stetige syste- Mitglied des kulturpolitischen Landesaus- Arbeiterschaft an der Gesamtbevölke- matische Verbesserung des Schulwesens schusses der CDU und Dr. Maria Luxen- rung von rund 50 Prozent nur ca. fünf die erforderlichen geistigen Führungs- burger vom Landesvorstand des Deut- Prozent Söhne und Töchter aus Arbeiter- kräfte heranzubilden, ließen sich Krisen schen Philologenverbandes. VERTRIEBENE Oder/Neiße im Gespräch Diskussion innerhalb der CDU Zwischen dem Vorsitzenden des CDU/CSU-Landesverbandes Oder/Neiße, und , und dem Vorsitzenden der Hamburger CDU, , ist es zu einer Kontroverse über die künftige deutsche Ostgrenze gekommen. FLÜCHTLINGE Der Hamburger CDU-Vorsitzende hatte In seinen Erklärungen wird mit keinem nach Zeitungsberichten in einem Inter- Wort das Recht der Menschen auf view mit dem Sender „Freies Europa" am Heimat- und Selbstbestimmungsrecht er- 8. November erklärt: „Falls Korrekturen wähnt, das unveräußerlich und nicht an Für Ostkontakte ausgesprochen der gegenwärtigen deutschen Ostgrenze Grenzen gebunden ist. Wer auf Rechts- Für den Ausbau der Kontakte zu den am Widerstand der polnischen Regierung positionen verzichtet, legt eine Grund- osteuropäischen Völkern hat .sich der Prä- und des polnischen Volkes scheitern soll- lage dafür daß die Vertreibung als völ- sident der Arbeitsgemeinschaft Demokra- ten, werden wir der jetzigen Grenze an kerrechtlicher Grundsatz anerkannt wird, tischer Kreise, der CDU-Bundestagsabge- der Oder und Neiße zustimmen müßen". und setzt die Völker Ost- und Mittel- ordnete Dr. Jahn, ausgesprochen. Jahn, Allerdings machte Blumenfeld diese Zu- europas einschließlich der Deutschen in der auch Präsident der Pommerschen Ab- stimmung von ider Wiedervereinigung der sowjetischen Besatzungszone mit den geordnetenversammlung ist, betonte in Deutschlands abhängig. Einen Tag zuvor ihnen aufgezwungenen Regimen gleich." diesem Zusammenhang, die Bundesrepu- hatte Blumenfeld bei einer Diskussion der blik dürfe nicht aufhören, ihre Wieder- In einer Gegendarstellung führt Erik vereinigungsziele zu verfolgen. Evangelischen Akademie Tutzing geäu- Blumenfeld u. a. aus: ßert: „In unserer Politik sollte man auch „Wir wissen, daß die polnische Regie- Dufhues gratuliert Prälat Volkmann einmal den Begriff Verzicht einbauen. Das rung sich gegenwärtig einer Grenzverän- wird im privaten Bereich als kluges Ver- derung in dem von uns gewünschten Der Geschäftsführende CDU-Vorsit- halten aufgefaßt. Ich wünsche der deut- Sinne verschließt. Selbstverständlich müs- T^nde Josef Hermann Dufhues hat dem schen Politik ein höheres Maß an Klug- sen wir dennoch alle Verhandlungs- und apitularvikar der Freien Prälatur heit als dies in der Vergangenheit mög- Verständigungsmöglichkeiten nutzen, um Schneidcmühl, Prälat Wilhelm Volkmann, lich war." telegrafisch die Glückwünsche des CDU- zu versuchen, zu einem Ausgleich zu ge- Präsidiums zur Verleihung des Bundes- langen. Sollte dieses freilich scheitern, so verdienstkreuzes erster Klasse über- Daraufhin erwiderte der Vorsitzende hat die Wiederherstellung der Einheit in mittelt. Dufhues würdigte in seinem Tele- des CDU/CSU-Landesverbandes Oder/ Freiheit für alle Deutschen den Vorrang. gramm die unermüdliche Arbeit Volk- Neiße, Josef Stingl, u.a.: Wer die Wiedervereinigung von Bedin- manns. gungen abhängig macht, die sich vielleicht „Blumenfelds Äußerungen — so, wie sie nicht verwirklichen lassen, der verzichtet Kiesinger und Nahm geehrt bekanntgeworden sind — widersprechen praktisch auf die Wiederherstellung der eindeutig dem Auftrag des Grundge- Einheit, Freiheit und Selbstbestimmung Der baden-württembergische Minister- setzes, den gemeinsamen Beschlüssen aller Deutschen. präsident Dr. Kiesinger, der nordrhein- des Deutschen Bundestages und den westfälische Arbeits- und Sozialminister Grundsätzen der Bundesregierung, der Die von einigen meiner Kritiker ge- Konrad Grundmann und der Staatssekre- CDU/CSU und der CDU/CSU-Bundestags- wählte Form der Auseinandersetzungen tär im Bundesvertriebenenministerium, fraktion. Es bedeutet eine Verkennung geht am Kern des Problems vorbei und Dr. Peter Paul Nahm, sind für ihre Ver- ich muß sie als unsachlich zurückweisen. dienste um die Förderung der Kultur- der Methoden des Kommunismus, wenn Blumenfeld zum Nachgeben gegenüber Vor allem muß eine Diskussion über arbeit der Heimatvertriebenen mit der diese Fragen erlaubt sein und bleiben, den Kommunisten rät. Härte von östlicher „Adam-Müller-Guttenbrunn-Plakette" des denn sie belebt in einer freiheitlichen Südostdeutschen Kulturwerks ausgezeich- Seite kann nur mit ebenso fester und ein- parlamentarischen Demokratie die Mei- net worden. deutiger Position begegnet werden. nungs- und Gewissenserforschung."

Hilfe für 157332 Ostbauern Dank an O] Der Bund hat bereits rund 6 Milliarden DM bereitgestellt Der CDU/CSU-Landesverband Oder- Neiße hat dem ausgeschiedenen Bundes- Mit rund 6 Milliarden DM hat die Bundesregierung bisher die Wieder- vertriebenenminister Ernst Lemmer den ansiedlung von vertriebenen und geflüchteten Bauern unterstützt. Mit Hilfe Dank für seine erfolgreiche Arbeit ausge- dieses Geldes wurde die Einrichtung von 157 332 Voll- und Nebenerwcrbs- sprochen. „Die Vertriebenen, Flüchtlinge und sonstigen Kriegsgeschädigten hatten slellen gefördert. in Lemmer immer einen zuverlässigen Fürsprecher", betonte der Vorsitzende, Wie aus einer Aufstellung des Bundes- mit 27 500 Betrieben (17,5 Prozent aller der Berliner Bundestagsabgeordnete Josef vertriebenenministeriums hervorgeht, be- landwirtschaftlichen Betriebe) und rund Stingl. Der Vorstand sprach die Erwar- wirtschaften aus den deutschen Ostgebie- 75 000 Hektar Größe. An dritter Stelle tung aus, daß Lemmer weiterhin „an her- ten vertriebene bzw. aus der sowjetischen folgt Baden-Württemberg vor Bayern und vorragender Stelle für die Wiederver- Besatzungszone geflüchtete Landwirte Schleswig-Holstein. einigung Deutschlands tätig sein kann, gegenwärtig rund 648 000 Hektar Land. In In Bayern, Schleswig-Holstein und zumal er wie kaum ein anderer Politiker rund 116C00 Fällen handelt es sich um Niedersachsen ist der Anteil der Voll- mit den deutschen Schicksalsfragen ver- Nebenerwerbsstellen einschließlich Inten- bauernstellen größer als in den anderen traut ist und gleichermaßen in West- und sivbetrieben unter zwei Hektar Größe. Bundesländern. Von den 157 332 vom Ostdeutschland hohes Ansehen genießt". 18 500 bäuerliche Betriebe sind zwischen Bund geförderten Betrieben wurden 2 und 10 Hektar groß, in weiteren 22 500 85 600 (54 Prozent) auf dem Wege der Fällen handelt es sich um Vollbauern- Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU Neuansiedlung errichtet. Rund 17 000 Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: Dr. stellen mit zehn und mehr Hektar Größe. wurden durch Pacht, rund 49 000 durch Heinz Pettenberg, Vertretung Rene Ahrle, beide Erwerb und 9000 durch Einheirat von Bonn, Nassestraße 2, Telefon 5 29 31. — Ver- Entsprechend den regionalen Gegeben- lag: Presse- und Informationsdienste der CDU heiten wie Bevölkerungsdichte, Fläche des Vertriebenen und Sowjetzonenflüchtlin- Deutschlands Vurlcigsgesellschaft mbH. Bonn, Arge- gen übernommen. landerstraße 173, Telefon 2 31 40 — Bezugspreis verfügbaren Landes usw. ist die Zahl der monatlich 1,— DM — Banken: Presse- und Infor- finanziell geförderten Betriebe in den Die Gesamtzahl der in den Betrieben mationsdienste der CDU Deutschlands Verlags- einzelnen Bundesländern unterschiedlich. der Ostbauern lebenden Vertriebenen gesellschaft mbH. Bonn, Argelanderstraße 173, Postscheck-Konto Köln 193 795, Commerzbank Bonn Sie ist in Niedersachsen am größten. An und Flüchtlinge beträgt rund 771 000 Per- Nr. 12 493 — Druck: Bonner Universitäts-Buch- zweiter Stelle folgt Nordrhein-Westfalen sonen. duckerei. Aus diesen Fakten wird ersichtlich, daß Fest entschlossene Regierung die ständig wiederholte Behauptung, die Wahlgeschenke seien an dem starken Oberstes Gebot: Stabilerhaltung der Währung Anstieg der Ausgaben schuld, nicht auf- recht zu erhalten ist. Wer sich außerdem Am 14. 7. 1965 und am 12. 8. 1965, also viele Wochen vor der Bundestags- die Mühe macht, die Arbeitstechnik des wahl hat die alte Bundesregierung öffentlich verkündet, daß sie bei der Auf- Parlaments etwas genauer zu beachten, stellung des Bundeshaushalts 1966 „schärfste Einsparungen" zur Sicherung wird feststellen, daß sich regelmäßig ge- gen Ende einer Legislaturperiode die ver- der Stabilität der Währung und einer gesunden Wirtschaft vornehmen würde. abschiedungsreifen Gesetze häufen. Die Kürzungen erfolgen in 3 Stufen. In konsequenter Befolgung der seiner den gegen Ende der Legislaturperiode 2,2 Mrd. DM hat das Kabinett bei den be- Zeit aufgestellten Grundsätze und mit an- von Bundesregierung und Bundestag ein- einflußbaren Ausgaben gestrichen. 2,1 erkennenswerter Schnelligkeit hat die gebrachten Gesetzen nimmt das im Inter- Mrd. DM soll der Finanzminister in den neue Bundesregierung bereits am 27. 10. esse der europäischen Integration verab- Ressort-Verhandlungen kürzen. 2,9 Mrd. 1965 einen Kabinettsausschuß eingesetzt, schiedete EWG-Anpassungsgesetz einen DM Ausgabesenkungen enthält das soge- dessen Arbeitsergebnisse zu den Regie- hohen Anteil der Ausgaben in Anspruch. nannte Haushaltssicherungsgesetz. rungsbeschlüssen vom 2. 11. 1965 geführt haben. Die Ursachen für die starke Zunahme der Ausgaben im Jahre 1966 sind viel- fältiger Natur und nicht auf die Gesetzes- Sparsamer Saar-Haushalt I beschlüsse des ersten Halbjahres 1965 zu- Rücksichtnahme auf die konjunlcturpolitischen Erfordernisse rückzuführen. Die finanziellen Anforde- rungen der Bundesbahn, die sich für 1966 Hart wurde im Saarlandtag während der letzten Woche gerungen: im Ple- auf 3,2 Mrd.DM belaufen, sind z. B. höher, als die Initiativen des Parlaments in der num und in den Ausschüssen. Gegenstand des Tauziehens zwischen Regierunq ersten Jahreshälfte 1965. Durch Erhöhung und Opposition, zwischen CDU und SPD, war der Haushaltsentwurf für das der Personen- und Gütertarife der Bundes- Jahr 1966, der sich in Einnahmen und Ausgaben auf 980,4 Mill. DM stellt. Er bahn soll die Bundeshilfe jedoch um 400 erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um nur 4,71 <>/o und unterstreicht, dal»^ Millionen DM vermindert werden. Die das jüngste Bundesland bei der Budgetausarbeitung der von Bundeskanzler Lage auf dem Kapitalmarkt macht es un- möglich, Bundesausgaben durch ver- Prof. Erhard empfohlenen Rücksichtnahme auf die konjunkturpolitischen Er- mehrte Verschuldung zu finanzieren. Im fordernisse weitgehend entsprochen hat. Gegenteil, es wird notwendig sein, hier- bei weitere Abstriche vorzunehmen. Der Beherrschender Einnahmeposten des ausschlußverträgen, sowie durch Um- Anleihebedarf wird daher von der Bun- ordentlichen Haushalts sind nach wie vor wandlung bisher selbständiger Firmen in desregierung gegenüber 1965 um 266 Mil- die Steuern. Die Einkünfte hieraus und Betriebsstätten von Muttergesellschaften lionen DM auf 1,75 Mrd. DM gesenkt die Finanzausgleichszuweisungen des im übrigen Bundesgebiet, beträgt rund werden. Der Ausgleich hierfür erfolgt in Bundes erreichen 1966 rund 693,2 Millio- 26 Millionen DM. Auch hier weist somit Höhe von 210 Millionen DM durch Er- nen DM oder 81,11% des gesamten das Saarland eine besondere Situation höhung der Branntwein- und Schaum- Budgets. Bei der Lohnsteuer rechnen die gegenüber den anderen Bundesländern weinsteuer im Rahmen des Haushalts- Experten mit einem Aufkommen von 280 auf, was das Erkennen der wirklichen sicherungsgesetzes. Mit dieser geplanten Millionen DM, bei der Einkommensteuer Beziehungen zwischen Steuer- und Wirt- Steuererhöhung wird gleichzeitig ein von 135 Millionen, bei der Körperschaft- schaftskraft in einem föderalistischen Warnzeichen für alle diejenigen gesetzt, steuer von 79 Millionen DM. Die Mehr- Staatsgebilde zusätzlich erschwert. Bei die glauben, mit weniger Kürzungen aus- einnahmen bei diesen Ertragssteuern den eigentlichen Landessteuern belaufen kommen zu können. Da Artikel 110 des werden für 1966 auf 40,1 Millionen ge- sich die Erwartungen auf insgesamt 130,6 Grundgesetzes zwingend den Haushalts- schätzt. Der jährliche Steuerausfall des Millionen DM. Sie liegen um ca. 7,5 Mil- ausgleich vorschreibt, würde eine Redu- Saarlandes durch rechtliche Gestaltungs- lionen DM über dem Aufkommen des zierung der Streichungen zwangsläufig möglichkeiten der Unternehmen, d. h. Rechnungsjahres 1965. Aus dem Länder- Steuererhöhungen nach sich ziehen. Bei Organschaftsverhältnisse mit Ergebnis- finanzausgleich erhofft das Saarland 255,9 Millionen DM. Die wichtigsten Posten auf der Aus- gabenseite sind: Personalaufwendungen Bald Strafrechtsreform? 390,1 Millionen DM, Sachausgaben den-, verschiedensten Art 174,5 Millionen Dl\ Düsseldorfer CDU-Forum trat wieder zusammen Steueranteile an die Gemeinden 111$ Millionen DM, Zuschüsse und Beihilfen In Düsseldorf fand eine Veranstaltung des örtlichen CDU-Forums wieder 74,5 Millionen DM, Schuldendienst 92,6 große Aufmersamkeit. Es ging um die Frage nach der Strafjustiz in der ge- Millionen DM. Im Rahmen des Nachtrags- wandelten Gesellschaft. stellenplans ergeben sich für die beamte- ten Dienstkräfte Beförderungsmöglichkei- Die Veranstalter hatten Persönlichkei- der Justiz die Wandlungen der Gesell- ten in 2366 Fällen. Die Personalausgaben ten gebeten, deren Rang eine fachge- schaft berücksichtigen müsse. Professor steigen 1966 um etwa 50,7 Millionen DM rechte Diskussion garantierte: Den frü- Mikat sprach sich dafür aus, während ( + 14,9%). Sie setzen sich zusammen aus- heren Generalbundesanwalt Dr. Max Dr. Güde die Ansicht vertrat, daß ge- 129,7 Millionen DM für das Schul- und Güde, MdB, Kultusminister Professor rade in den sehr differenzierten Grenz- Hochschulwesen, 37,4 Millionen DM für Mikat, Pastorin Frieda Niemann, Gefäng- fragen des Rechts eine Reform erst be- das Polizeiwesen, 41,5 Millionen DM für nisgeistliche in Hannover und den Düs- ginne. Sozial- und Gesundheitswesen, 44,9 Mil- seldorfer Strafverteidiger Dr. Roesen. Verschiedener Meinung war man auch lionen DM für Bau- und Finanzverwal- Gerade Dr. Güde, dessen Sonderkom- bei der Frage nach dem erzieherischen tung, 23,8 Millionen DM für die Rechts- mission im Bundestag seit langem über Wert der Strafe. Frau Pastorin Niemann pflege. Der Landtag, das Ministerpräsi- eine Große Strafrechtsreform berät, hält das Strafmaß teilweise für zu lang dium, die Ministerien, die Bonner Saar- konnte zu diesem Thema grundsätzliche und dadurch für eine Sühne nicht geeig- vertretung und der Rechnungshof erfor- Ausführungen machen. Allerdings lie- net. dern 27,9 Millionen DM, die Landeshaupt- kasse, das Statistische Amt und die Re- ßen Dr. Güde und Dr. Roesen keinen Diese wenigen Beispiele zeigten schon, Zweifel daran, daß ihnen das geltende gierungsgarage 4,3 Millionen DM, die wie schwierig es sein wird, eine alle Sei- Strafrecht völlig ausreichend erscheint. landrätliche Verwaltung 8,7 Millionen ten befriedigende Strafrechtsreform vor- DM. Aus dieser Zahlenreihe wird deut- Es wurde aber auch zugegeben, daß der zulegen. Dr. Güde war allerdings so Gesetzgeber die Aufgabe hat, Lücken im lich, daß die eigentliche Leistungsverwal- Recht zu füllen. optimistisch zu glauben, daß das Parla- tung, d. h. die Staatskanzlei und die ment ein entsprechendes Gesetzgebungs- Ministerien, nur 8,9 °/o der Personalaus- Ganz so einig war man nicht, als es werk noch in dieser Legislaturperiode gaben verschlingt (—0,2 % gegenüber um die Frage ging, ob ein Reformwerk verabschieden wird. 1965).

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