164 WISSENSCHAFT / RESEARCH Übersicht / Review

Dominik Groß1 Zahnärzte als Täter Zwischenergebnisse zur Rolle der Zahnärzte im „Dritten Reich“ Dentists as perpetrators Preliminary results on the role of dentists in the „Third Reich“

Prof. Dr. mult. Dominik Groß (Foto: privat)

Zusammenfassung: Der vorliegende Beitrag präsentiert Summary: This article presents and discusses the prelimi- und diskutiert die Zwischenergebnisse des Aufarbeitungspro- nary results of the reappraisal project on the role of German jekts zur Rolle der deutschen Zahnärzte im „Dritten Reich“. dentists in the „Third Reich“. In doing so, it deliberately Dabei setzt er seinen Schwerpunkt bewusst auf Zahnärzte als takes a closer look at the dentists as perpetrators. The paper Täter. Den Ausgangspunkt des Aufsatzes bilden Erklärungs- starts with a possible explanation for the relative lateness of ansätze für die vergleichsweise späte Aufarbeitungsinitiative. this research initiative. After illuminating the relationship Anschließend gilt es das Verhältnis der zeitgenössischen between the contemporary dental profession and the Zahnärzteschaft zum aufstrebenden Nationalsozialismus am emerging National Socialism at the end of the Weimar Ende der Weimarer Republik sowie die strukturellen und or- Republic, the focus is placed on the structural and organi - ganisatorischen Veränderungen der deutschen Zahnärzte- zational changes of the German dental profession after schaft nach der Machtergreifung Hitlers zu umreißen. Es fol- Hitler‘s seizure of power. This is followed by a concise pre - gen eine konzise Darstellung zu den Zahnärzten, die als sentation of those dentists who are to be regarded as victims Opfer der Nationalsozialisten anzusehen sind, sowie eine kri- of the Nazis, and by a critical discussion of the cases which tische Diskussion von Fällen, die weder in die Täter- noch in do not seem to fit into the category of perpetrators or vic- die Opferkategorie zu passen scheinen. Im Mittelpunkt des tims. The focus of the article, however, is on the group of Beitrags steht jedoch die Gruppe der Zahnärzte, die im dentists who can clearly be considered as perpetrators in the „Dritten Reich“ eindeutig als Täter hervortraten. Dabei wer- „Third Reich“. The various roles of the offenders are differ- den einzelne Täterrollen differenziert und die jeweilige Ver- entiated and the involvement of dentists is traced. Finally, strickung der Zahnärzte erläutert. Schließlich gilt es zu klä- the extent to which these dentists succeeded in continuing ren, inwieweit es den Betreffenden gelang, ihre Karrieren their careers after 1945 is clarified. nach 1945 fortzusetzen. The article documents the considerable involvement of Ger- Der Beitrag dokumentiert eine erhebliche Verstrickung deut- man dentists and oral surgeons in the political system – with scher Zahnärzte und Kieferchirurgen in das politische System respect to the Waffen-SS („Armed SS”), the concentration – im Bereich der Waffen-SS, in den Konzentrationslagern, im camps, the discourse on the forced sterilization of patients Diskurs um die Zwangssterilisationen von Spaltträgern, bei with cleft lip palates, the „cleansing“ of the universities, and der „Säuberung“ der Hochschulen sowie bei der Verbreitung the dissemination of racial-hygiene ideology and anti-Semitic rassenhygienischer und antisemitischer Ideen im Rahmen der Nazi ideology in the context of „biological dentistry“ and „Biologischen Zahnheilkunde“ und der „arteigenen“ Ernäh- „native“ nutrition. Moreover, it has to be stated that the rung. Zudem ist festzuhalten, dass die Mehrheit der Täter ihre majority of perpetrators were given the opportunity to con- Karrieren nach 1945 fortsetzen oder sogar ausbauen konnte. tinue or even increase their careers after 1945. (Dtsch Zahnärztl Z 2018; 73: 164–178) Keywords: reappraisal project; dentists; „Third Reich“; „Armed Schlüsselwörter: Aufarbeitungsprojekt; Zahnärzte; „Drittes SS“; concentration camp Reich“; Waffen-SS; Konzentrationslager

1 Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Medizinische Fakultät der RWTH Aachen Peer-reviewed article: eingereicht: 13.03.2018, Fassung akzeptiert: 14.03.2018 DOI.org/10.3238/dzz.2018.5149

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1. Der lange Schatten: Erklä- dass die Zahnärzteschaft allenfalls mar- lag wiederum u.a. daran, dass die meis- rungsansätze für die späte ginal in NS-Verbrechenskomplexe ver- ten Ordinarien im Fach Medizin- Aufarbeitungsinitiative strickt gewesen sei. Für diese These geschichte – abgesehen von ihrer his- glaubte man einige Indizien ausmachen torischen (Zusatz)ausbildung – einen „Die Zahnmedizin im Nationalsozialis- zu können: Während etwa die Psychia- ärztlichen und eben keinen zahnärzt- mus zählt zu den dunkelsten Kapiteln ter oder die Chirurgen in offensicht- lichen Werdegang hatten: Sie richteten der Geschichte unseres Berufsstandes licher Weise an den verbrecherischen das Hauptaugenmerk ihrer beruflichen [...] Zahnärztinnen und Zahnärzte und Praktiken der NS-„Euthanasie“ oder der Sozialisation entsprechend auf die eige- ihre berufsständischen Vertreter haben Zwangssterilisationen beteiligt waren – nen Kollegen, während die Zahnärzte, in dieser dunklen Zeit ihren eigent - durch ihre verhängnisvollen Rollen als die Pharmazeuten und die Vertreter an- lichen Auftrag, ihre Patientinnen und Leiter psychiatrischer Anstalten, als ärzt- derer Gesundheitsberufe lange Zeit nur Patienten zu behandeln und nach liche Mitglieder der „Erbgesundheits- marginale Aufmerksamkeit bzw. ledig- bestem Wissen und Gewissen zu heilen, gerichte“ oder als „zur Unfruchtbarma- lich en passant Erwähnung fanden [33, vielfach missachtet, vorauseilend im chung ermächtigte“ Operateure –, 57, 82]. Freilich gab es bereits vor der Sinne der NS-Ideologie interpretiert und schien Derartiges auf die Zahnärzte Jahrtausendwende etliche Dissertatio- entsprechend eigenständig umgedeu- nicht zuzutreffen. Ihr Verantwortungs- nen zu fachlich bedeutenden Zahnärz- tet.“ Besagte Stellungnahme formulierte bereich umfasste scheinbar nur die ten, deren Wirken u.a. in die Zeit von der stellvertretende Vorstandsvorsitzen- Zahngesundheit; hier ging es, so die 1933 bis 1945 fiel. Doch diese wurden de der „Kassenzahnärztlichen Bundes- Annahme, weder um Leben und Tod größtenteils von den zahnmedizi- vereinigung“ (KZBV), Martin Hendges, noch um Zwangssterilisierungen, und nischen Lehrstühlen initiiert, wenn- im Juni 2017 anlässlich einer Fachta- schließlich befand sich unter den Ange- gleich sie in der Regel von den medizin- gung in Aachen [39]. Auch der Präsident klagten der öffentlich am meisten dis- historischen Instituten mitbetreut wur- elect der „Deutschen Gesellschaft für kutierten Nürnberger (Folge)prozesse den. Zur Klärung etwaiger NS-Verstri- Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ mit Hermann Pook (1901–1983) auch ckungen trugen diese Doktorarbeiten (DGZMK), Roland Frankenberger, und nur ein einziger Zahnarzt. Letzterer war eher wenig bei; zumeist stand die Wür- der Präsident der Bundeszahnärztekam- im „Prozess Wirtschafts- und Verwal- digung der fachlichen (Lebens)leistung mer (BZÄK), Peter Engel, verwiesen auf tungshauptamt der SS“ am 3. November des untersuchten Zahnarztes im Mittel- besagten Sachverhalt und erklärten die 1947 durch ein amerikanisches Militär- punkt der Erörterung – und gerade nicht Aufarbeitung dieser Epoche zu einer gericht zu zehn Jahren Freiheitsstrafe dessen politische Rolle im „Dritten fachlichen Notwendigkeit [17]. verurteilt, 1951 jedoch begnadigt wor- Reich“ [40, 45, 63, 97, 100]. Die zitierten Aussagen stehen für ei- den [79]. Insofern schien es probat, Der Mangel an fachwissenschaft - nen weitreichenden Bewusstseinswan- zahnärztlicherseits von der sogenann- lichen Publikationen bedeutete aller- del innerhalb der organisierten Zahnärz- ten „Einzeltätertheorie“ auszugehen. dings nicht, dass es in dieser Zeit keine teschaft, denn lange Zeit wurde der Die Frage nach einer kollektiven Verant- aufklärerischen Initiativen gegeben hät- zahnärztlichen Rolle im „Dritten Reich“ wortung wurde jedenfalls lange nicht te. Es gab sie durchaus – doch die frühen eher wenig Augenmerk geschenkt [56, gestellt. Eher noch sah man die Zahnärz- Arbeiten zur Aufarbeitung der zahnärzt- 82]. Erst 2015, 70 Jahre nach dem Ende te in einer Opferrolle: Schließlich war lichen Rolle in der Zeit des Nationalso- des Zweiten Weltkrieges, schrieben die man seitens des NS-Regimes von oben zialismus verdankten sich vornehmlich BZÄK, die KZBV und die DGZMK in ei- „gleichgeschaltet“ worden, und außer- einzelnen Personen außerhalb des Wis- ner konzertierten Aktion ein Aufarbei- dem waren nicht wenige Zahnärzte – na- senschaftsbetriebs. Eine solche Schritt- tungsprojekt aus, das 2016 an die medi- mentlich jüdische und politisch misslie- macherfunktion kam der 1978 gegrün- zinhistorischen Institute der Universitä- bige Berufskollegen – bekanntermaßen deten „Vereinigung Demokratische ten Aachen und Düsseldorf vergeben von den Nationalsozialisten entrechtet, Zahnmedizin e.V.“ (VDZM) zu; einzelne wurde [69]. mit Berufsverbot belegt, vertrieben, de- Mitglieder – so etwa die niedergelasse- Doch nicht nur bei den Zahnärzten portiert oder gar getötet worden. nen Zahnärzte Wolfgang Kirchhoff und kam es erst spät zu einer offiziellen Auf- Nicht weniger gewichtig dürfte ein Norbert Guggenbichler – beschäftigten arbeitungsinitiative. Auch viele ärzt- zweiter Erklärungsansatz sein: Auch das sich in der Folgezeit u.a. mit der Verstri- liche Fachgruppierungen wie z.B. die universitäre Spezialfach Medizin- ckung des Berufsstandes in den Natio- Psychiater, die Kinder- und Jugendpsy- geschichte hatte wesentlichen Anteil nalsozialismus und erklärten zugleich chiater, die Urologen oder die Arbeits- daran, dass die zahnärztliche Rolle im den Mangel an ambulanten Vorsor- mediziner fanden erst nach der Jahrtau- „Dritten Reich“ lange nicht in den Blick geeinrichtungen in der Bundesrepublik sendwende zu einer wissenschaft lichen geriet. Ohnehin widmeten sich die mit den Kontinuitäten aus der Zeit des Auseinandersetzung mit der „dunklen Fachhistoriker an den medizinhistori- Nationalsozialismus [31, 47, 49, 94]. Zu- Zeit“ [55]. schen Lehrstühlen erst seit den 1980er dem erstellte die VDZM späterhin Was aber sind die Hintergründe? Mit Jahren in nennenswertem Umfang der eine offene Liste derjenigen Zahnärzte, Blick auf die Zahnärzte lassen sich hier- Aufarbeitung der „NS-Medizin“ – und die in einzelnen, zumeist regionalen Ar- bei drei Erklärungsansätze differenzie- auch dann standen die Zahnheilkunde beiten als Opfer des Nationalsozialismus ren: und ihre Vertreter erst einmal nicht im identifiziert worden waren, und machte Zum Ersten hielten viele Berufsver- Fokus, sondern blieben „blinde Flecken“ diese Zusammen stellung in Form einer treter lange Zeit an der Annahme fest, der fachhistorischen Aufarbeitung. Dies online-Datenbank zugänglich [70]. Eine

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sendwende waren in vielen (akade - mischen) Berufsgruppen noch Loyali- tätsbeziehungen wirksam: alte Schüler- Lehrer-Verhältnisse, freundschaftliche Verbindungen zu und Dankbarkeit gegenüber den akademischen Mentoren und Förderern standen einem rückhalt- losen Aufklärungswillen ebenso ent- gegen wie das Faktum der intergenera- tionellen Berufsvererbung. Mit Letzte- rem ist gemeint, dass viele ärztliche und zahnärztliche Praxen innerfamiliär über Generationen weitergegeben wurden (und werden) und mit dieser Tradition auch öffentlich warben. Die Zahnärzte waren in diesen Fällen – zusätzlich zum familiären Band – in ein transgeneratio- nelles (Lebens)projekt eingebunden; diese Konstellation lud offenkundig nicht dazu ein, die politische Rolle der Väter- oder Großvätergeneration zu hin- terfragen [27]. Erst nach der Jahrtausendwende setzte ein erkennbares Umdenken ein. Es wurde maßgeblich forciert durch die Erkenntnis, dass der bis dahin hoch- geehrte zahnärztliche Hochschullehrer Hermann Euler (1878–1961) – erster Nachkriegspräsident der DGZMK, Na- mensgeber der DGZMK-Medaille und wohl prominentester Repräsentant der deutschen Zahnheilkunde des 20. Jahr- hunderts – an den „Säuberungen“ der Universität Breslau im „Dritten Reich“ als damaliger Rektor maßgeblichen An- teil hatte [29, 83, 84]. Nicht weniger schwerwiegende Verstrickungen wur- den wenige Jahre später auch für den Abbildung 1 Werbeblatt für die NSV unter Verweis auf die mobilen Zahnstationen [106] Nestor der Mund-Kiefer-Gesichtschirur- gie, Martin Waßmund (1892–1956), be- kannt [92]. In der Konsequenz wurde die „Hermann-Euler-Medaille“ ebenso um- Breitenwirkung entfalteten die frühen, Buchform im „Deutschen Ärzteverlag“ benannt wie der „Martin-Waßmund- verdienstvollen Publikationen aus dem zu publizieren [33]. Er ging auf einige Preis“ (2007 bzw. 2012) [23, 28]. Spätes- Umfeld des VDZM allerdings nicht – zahnärztliche Täter und Verbrechens- tens jetzt war unübersehbar geworden, wohl auch deshalb, weil sie nicht in den komplexe und auf die zum „NS-Hetz- dass auch innerhalb der deutschen einschlägigen historischen Fachbuch- blatt“ entwickelten ZM ein und thema- Zahnheilkunde ein Aufarbeitungsbedarf verlagen oder in breit rezipierten zahn- tisierte auf diese Weise die Verstrickung bestand. ärztlichen Standesorganen erschienen des Berufsstandes. Häussermann er- und so letztlich nur einen begrenzten reichte somit einen breiten Leserkreis Leserkreis fanden. und tatsächlich dokumentieren einige 2. Das Verhältnis der zeitge- In den 1990er Jahren veröffent - zahnärztliche ZM-Leserbriefe aus dieser nössischen Zahnärzteschaft lich te dann der Wissenschaftsjournalist Zeit die persönliche Betroffenheit ihrer zum Nationalsozialismus Ekkhard Häussermann die Reihe „Deut- Verfasser [18] – doch zu einem konzer- am Ende der Weimarer sche Zahnärzte 1933 bis 1945“. Häusser- tierten Ruf der Zahnärzteschaft nach ei- Republik (1929–1933) mann war Redakteur der „Zahnärzt- ner systematischen Aufarbeitung kam es lichen Mitteilungen“ (ZM) und hatte so- auch in dieser Zeitphase (noch) nicht. Als sich 1929 – in der Weimarer Republik mit die Möglichkeit, die einzelnen Bei- Warum blieb die Reaktion eher ver- wie auch weltweit – eine allgemeine träge zuerst in dem auflagenstarken halten? Hier kommt nun der dritte Er- Wirtschaftskrise abzeichnete, waren in Standesorgan und später zudem in klärungsansatz ins Spiel. Bis zur Jahrtau- Deutschland 8965 Zahnärzte registriert.

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Hiervon besaßen etwa 8200 eine Zulas- Sozialetat geführt, welche insbesondere des „Volkserziehers“ verhieß eine deut - sung zur Kassenbehandlung. Sie kon- die bis dahin zunehmend bedeutsame, liche Statushebung der betreffenden Be- kurrierten mit 17.378 nichtakademi- durchaus lukrative Schulzahnpflege be- rufsstände [57]. schen Dentisten, von denen rund 8800 trafen und somit ebenfalls den Blick in Vor dem skizzierten Hintergrund ebenfalls im Besitz einer Kassenzulas- die Zukunft trübten. wird deutlich, warum ein nicht uner- sung waren [6, 66]. Da der Anteil der Pri- Die schlechte wirtschaftliche Situa- heblicher Teil der Zahnärzte mit dem vatliquidation krisenbedingt stark rück- tion in der ausgehenden Weimarer Re- politischen Machtwechsel die Hoffnung läufig war, wurde die Kassenbehandlung publik liefert wohl auch einen Erklä- auf wirtschaftlichen Aufschwung und für immer mehr Zahn ärzte zur haupt- rungsansatz für die bemerkenswerte Tat- die Lösung ihrer vielfältigen beruflichen sächlichen Erwerbsquelle. Folgt man sache, dass im Jahr 1933 – dem Jahr von Probleme verband. den zeitgenössischen Quellen, so war Hitlers sogenannter Machtergreifung – die zahnärztliche Privatliquidation im bereits 12 % der insgesamt 10.885 regis- Jahr 1931 binnen 4 bis 6 Monaten um trierten Zahnärzte [59] der „Nationalso- 3. „Gleichschaltung“ oder 85 % zurückgegangen, während die Ein- zialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ „Selbstgleichschaltung“? bußen bei der Kassenbehandlung ledig- (NSDAP) angehörten. Mindestens 74 Strukturell-organisatori- lich bei 17 bis 30 % lagen [10]. Wie stark von ihnen erhielten in der Folge das sche Veränderungen inner- die Einschnitte waren, wird deutlich, Goldene Parteiabzeichen, was „beson- halb der deutschen Zahn- wenn man berücksichtigt, dass die Kas- dere“ Verdienste um die NSDAP bzw. ei- ärzteschaft nach Hitlers sensätze nach der Preußischen Gebüh- ne Mitgliedsnummer unter 100.000 und Machtergreifung (1933) renordnung (Preugo) bis zu 40 % nied- eine ununterbrochene Parteimitglied- riger waren als die privaten Tarife. In der schaft seit 1925 zur Voraussetzung hatte Insofern kann es nicht überraschen, Konsequenz mussten 16,2 % der preußi- [31, 106]. In der Ärzteschaft betrug der dass die Zahnärzteschaft die politische schen Zahnärzte keinen Kammerbeitrag Anteil der NSDAP-Mitglieder kurz vor „Gleichschaltung“ ihrer Organisationen entrichten, weil ihr Jahreseinkommen Hitlers Machtübernahme dagegen ca. im Frühjahr 1933 durchweg wider- unter den hierfür maßgeblichen Richt- 7 %; er lag somit klar unter dem der standslos hinnahm, ja vielfach sogar be- wert von 3000 RM gefallen war [66]. Zahnärzteschaft [46]. Dieser Befund ist grüßte und mit positiven Erwartungen Diese Daten dokumentieren, dass umso eindrücklicher, als die Ärzte in der flankierte [16, 28]; in derartigen Fällen sich viele Zahnärzte in den letzten Jah- NS-Forschung als diejenige akademische sprechen Historiker auch von einer ren der Weimarer Republik in ihrer Exis- Berufsgruppe gelten, welche bis zum En- weitgehenden „Selbstgleichschaltung“ tenz bedroht sahen. Insgesamt erfüllten de des „Dritten Reiches“ mit rund 45 % [58]. Nicht nur die niedergelassenen gleich vier Entwicklungen die Berufskol- mit den höchsten Anteil an NSDAP-Mit- Zahnärzte, sondern auch die (beamte- legen mit großer Skepsis [66]: gliedern aufwies [46]. Eine derartige ten) zahnärztlichen Hochschullehrer Zum Ersten mussten die Zahnärzte reichsweite Hochrechnung steht für die schienen sich dem NS- Regime bereitwil- mit einer wachsenden Zahl von Dentis- Zahnärzte noch aus; sie dürfte sich aber – lig anzudienen. So bekannten sich 1933 ten konkurrieren, die in zunehmendem bemessen an den bisher bekannten Da- bald nach Hitlers Machtübernahme Maße ebenfalls zur Kassenbehandlung ten – in einem ähnlich hohen Prozent- 37 Professoren zu einer „Einheitsfront“ zugelassen wurden. Zum Zweiten war bereich bewegen. Hierauf deuten auch der zahnärztlichen Dozentenschaft, die die Zahl von Studierenden der Zahnheil- bereits ausgewertete Zahlen aus Frank- erklärte, dass „die großen Aufgaben [...], kunde nach der Einführung des zahn- furt am Main, wo mehr als 50 % der die auch die deutsche Zahn ärzteschaft ärztlichen Promotionsrechts (1919) so Zahnärzte NSDAP-Mitglieder waren und im neuen Reich zu erfüllen habe [...], stark gestiegen, dass die Angst vor einer gut 20 % der SA angehörten [31]. nur in engster Zusammenarbeit, unter Zahnärzteschwemme und weiteren Ein- Nicht wenige Zahnärzte sympathi- völliger Anerkennung einer einheit - kommenseinbußen umging: tatsächlich sierten mit der von den Nationalsozialis- lichen Führung und des Autoritätsprin- sollte die Zahl der Studierenden im Jahr ten propagierten ständisch gegliederten zips“ zu lösen seien [16]. 1933 mit 6369 einen Höchststand errei- Volksgemeinschaft [38, 57]; zudem teil- Der „Reichsverband der Zahnärzte chen, um dann wieder abzuflauen [7]; ten sie die Kritik der Nationalsozialisten Deutschlands e.V.“ (RV), dem 90 % der zum Dualismus Zahnärzte versus Den- an den Krankenkassen und hier ins- deutschen Zahnärzte angehörten, wur- tisten kam somit die Angst vor dem Zu- besondere an den Kassenkliniken [38, de bereits im März 1933 „gleichgeschal- strom des eigenen Berufsnachwuchses. 66]. Auch antisemitische Tendenzen wa- tet“ und der Nationalsozialist Ernst Zum Dritten hatten die Krankenkassen ren innerhalb der Zahnärzteschaft – aber Stuck (1893–1974) zum Vorsitzenden vermehrt eigene Zahnkliniken etabliert, auch in Teilen der Gesamtbevölkerung – bestimmt. Im Herbst 1933 wurde Stuck sodass der Teil der Kassenpatienten, die bereits deutlich vor 1933 auszumachen von Reichsinnenminister Wilhelm Frick in der freien Praxis behandelt werden [13], und schließlich schmeichelte es (1877–1946) dann auch formell zum konnten, sukzessive abnahm; ohnehin vielen Vertretern der Gesundheitsberu- „Reichsführer der Zahnärzte“ ernannt. war das zahnärztliche Verhältnis zu den fe, dass die Nationalsozialisten ihnen ei- Im Sinne der „Gleichschaltung“ ordnete Krankenkassen problembeladen und die ne zentrale Rolle bei der Umsetzung ih- Stuck an, dass für jeden Landesverband Rechtsstellung der Zahnärzte gegenüber rer politischen Ideen – namentlich bei und jede Bezirksgruppe des RV ein poli- den Kassen unsicher. Zum Vierten hatte der „Gesundheitserziehung“ des „deut- tischer Beauftragter zu ernennen sei, der die allgemeine Wirtschaftskrise zu emp- schen Volkskörpers“ – zudachten [46]; dem „Nationalsozialistischen Deut- findlichen Einschnitten im staatlichen die ärztliche bzw. zahnärztliche Rolle schen Ärztebund“ (NSDÄB) oder zumin-

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dest der NSDAP angehören müsse. Als Grundlage des „Gesetzes zur Wiederher- Mehrzahl der Zahnärzte die Ausgren- Presseorgan des RV, der 1935 offiziell in stellung des Berufsbeamtentums“ vom zung der Juden aus dem zahnärztlichen „Deutsche Zahnärzteschaft e.V.“ (DZ) 7. April 1933 zu einer ersten Entlas- Berufsleben und dem Studium der Zahn- umbenannt wurde, fungierten die sungswelle von „nichtarischen“ und heilkunde bereitwillig hin; viele der va- „Zahnärztlichen Mittei lungen“ (ZM). politisch missliebigen beamteten Zahn- kant gewordenen Praxen der jüdischen Noch im Dezember 1933 wurde unter ärzten an den Universitäten, Kliniken Kollegen wurden (häufig zu sehr güns - dem Dach des RV die „Akademie für und sonstigen staatlichen Instituti - tigen finanziellen Konditionen) von zahnärztliche Fortbildung“ gegründet – onen. Aufgrund einer Verordnung vom „arischen“ Zahnärzten übernommen; auch sie war Ausdruck einer Zentralisie- 2. Juni 1933 wurde den betroffenen die Praxen wurden, wie es in der euphe- rung. Zudem wurden die im RV organi- Zahnärzten bzw. zur Kassenbehandlung mistischen Sprache der Zeit hieß, „ari- sierten jüdischen bzw. politisch misslie- berechtigten Zahnbehandlern dann siert“ [34]. So wurden hunderte von bigen Zahnärzte rasch ausgeschaltet nach und nach die Kassenzulassung Zahnärzten zu persönlichen Nutznie- [91]. entzogen und zugleich eine Neuzulas- ßern einer ausgrenzenden NS-Politik. In Stuck übernahm zudem die Leitung sung verhindert. vielen Fällen blieb es auf Seiten der jüdi- der neu gegründeten „Kassenzahnärzt - In der Folgezeit wurden die Restrik- schen Zahnärzte nicht bei der Entlas- lichen Vereinigung Deutschland“ tionen gegen jüdische Zahnärzte immer sung, dem Verlust der Kassenzulassung, (KZVD). Gleichzeitig kam es zur schärfer, wie sich an folgenden Zahlen der Enteignung und dem Approbations- Zwangsauflösung der Selbstverwaltung ablesen lässt [87]: Am 1. Januar 1934 be- entzug; etliche sahen sich ihrer gesam- der Krankenkassen; ihre Verwaltung er- fanden sich bei insgesamt 11.332 Zahn- ten Lebensgrundlage beraubt und zur folgte fortan durch staatliche Kommis- ärzten noch 1064 Juden in Deutschland, Emigration gezwungen oder wurden gar sare [91]. die zum größten Teil noch eine Zu - deportiert bzw. getötet [4, 25, 37, 52, 80]. Alle Heilberufe – also auch die Ärzte, lassung zur Kassenpraxis besaßen; Weiterer Forschungsbedarf besteht Apotheker, Zahnärzte und Dentisten – allerdings waren zu diesem Zeitpunkt auch bei der Frage nach dem quantitati- wurden in die „Deutsche Arbeitsfront“ schon ca. 100 jüdische Zahnärzte aus ven Ausmaß des zahnärztlichen Wider- (DAF) eingegliedert. Die wissenschaft - politischen Gründen emigriert, sodass stands. Bisher sind nur einzelne Namen lichen Organisationen erfuhren eben- der Anteil der jüdischen Behandler an oppositioneller Zahnärzte überliefert; zu falls eine Umgestaltung. So entstand in- der Zahnärzteschaft 1933 vor dem den bekanntesten gehören Ewald Fabi- nerhalb des RV eine Dachorganisation Machtwechsel bei rund 10 % gelegen an (1885–1944), der bis 1933 als Schrift- mit dem Namen „Deutsche Gesellschaft hatte [31]. Am 1. Januar 1938 gab es führer des „Vereins sozialistischer Ärzte“ für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ demgegenüber im gesamten Reichs- und Herausgeber der Zeitschrift „Der (DGZMK). Diese trat damit letztlich an gebiet nur noch 579 jüdische Zahnärzte, sozialis tische Arzt“ fungierte, bevor er die Stelle des „Central-Vereins Deut- und bis zum 1. Januar 1939 war ihre nach Prag floh und dort das scher Zahnärzte“ (CVDZ), wobei der bis- Zahl auf 372 zurückgegangen, wobei „Internationale ärztliche Bulletin“ auf- herige Präsident des CVDZ, der erwähn- nur noch 250 eine Kassenzulassung be- baute, Helmut Himpel (1907–1943), der te Breslauer Ordinarius Hermann Euler, saßen. Zu diesem Zeitpunkt war die Ge- dem Kreis der oppositionellen „Roten auch die Präsidentschaft der Nachfolge- samtzahl der Zahnärzte indessen auf Kapelle“ zuzurechnen war, und Paul organisation übernahm, sodass hier ei- 15.006 angewachsen; demnach war der Rentsch (1898–1944), der als Wider- ne personelle Kontinuität bestand. Zum Anteil der Juden unter den zugelassenen standskämpfer der „Gruppe Europä - Führer der zahnärztlichen NS-Dozen- Kassenzahnärzten auf 1,6 % gefallen ische Union“ hervortrat. Fabian starb in tenschaft wurde der Frankfurter Hoch- [31, 85]. Infolge der „Achten Verord- New York eines frühen, aber natürlichen schullehrer und überzeugte Nationalso- nung zum Reichsbürgergesetz“ vom Todes; Himpel und Rentsch wurden zialist Otto Loos (1871–1936) ernannt, 17. Januar 1939 wurde schließlich allen demgegenüber von den Nationalsozia- zum hauptamtlichen Presseleiter von jüdischen Zahnärzten die Approbation listen verhaftet, abgeurteilt und hinge- RV und DGZMK der Tübinger Professor entzogen [87]. richtet [35, 47]. Eugen Wannenmacher (1897–1974) Nur sehr wenige Zahnärzte wandten Schließlich gilt es an dieser Stelle die [91]. sich gegen die Entrechtung der jüdi- Grenzen der gängigen Kategorisierung schen Kollegen; es dominierten die anti- in „Opfer“ und „Täter“ anzusprechen: semitischen Stimmen der zahnärzt- Nicht alle betrachteten Personen sind 4. Zahnärzte als Opfer: Eine lichen Standesführer, welche die NS- eindeutig als Opfer (oder Täter) zu klassi- Kurzdarstellung Politik nachhaltig und vernehmlich fizieren, wie das Beispiel des Leipziger begrüßten [87]. Insgesamt wurde die Kieferchirurgen Wolfgang Rosenthal Auch wenn der Fokus in diesem Beitrag Arbeitsmarktlage der verbliebenen (1882–1971) zeigt [30]: Rosenthal trat gezielt auf Zahnärzte als Täter gelegt „arischen“ Zahnärzte bis zum Vorabend bald nach Hitlers Machtübernahme im wird, soll an dieser Stelle doch zumin- des Zweiten Weltkrieges deutlich besser: Frühjahr 1933 in die NSDAP ein, ein dest summarisch auf die Gruppe der War das Durchschnittseinkommen der klassischer „Märzgefallener“; auch in Zahnärzte eingegangen werden, die Zahnärzte von 1929 bis 1933 von 8393 einigen anderen NS-Organisationen dem NS-Regime zum Opfer fielen [66, auf 5716 Reichsmark (RM) gefallen, so wurde er Mitglied. Das Karriereziel des 91]: lag es 1934 wieder bei 6361 RM und habilitierten Kieferchirurgen – ein Lehr- Parallel zur „Gleichschaltung“ der 1938 dann bei 9181 RM [15, 59]. Wohl stuhl – schien bald greifbar: So wurde zahnärztlichen Verbände kam es auf der auch vor diesem Hintergrund nahm die ihm im April 1936 eine planmäßige

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außerordentliche Professur an der Zahnärzt lichen Universitäts- Klinik in Hamburg offeriert. Fast zur gleichen Zeit konnte er die Schriftleitung des „Zen- tralblattes für Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde“ und überdies den Vorsitz der „Gesellschaft für Kieferchirurgie“ über- nehmen – beides wäre bei Zweifeln an seiner nationalsozialistischen Gesin- nung nicht denkbar gewesen [30, 62]. Das Jahr 1937 wurde für Rosenthal je- doch zum Wendepunkt: Die „Reichsstel- le für Sippenforschung“ ließ verlauten, dass ein Großvater Rosenthals jüdischer Abstammung sei, wodurch er als „Vier- tel-Jude“ galt. Die Berufung nach Ham- burg wurde nicht mehr vollzogen, Rosenthal verlor zudem seine Anstel- lung an der Universität Leipzig, den Vor- sitz der Fachgesellschaft und die Redak- Abbildung 2 Akte zu Otto Hellmuth in den US National Archives in College Park, Maryland [65] tion des Zentralblattes. So blieb ihm nur der Weg in eine eigene Praxis. Tief ge- troffen von dieser Ausgrenzung kämpfte er fortan um den Nachweis seiner spektive „zusammenzupassen“, bei an- achtliche 8,6 %. Oberster Zahnarzt der „arischen“ Herkunft. So legte Rosenthal deren wiederum wirken sie inkonsistent SS wurde der in den USA approbierte eine eidesstattliche Erklärung seiner oder es zeigen sich deutliche biogra- Hugo Blaschke (1881–1960) – Hitlers Schwester vor, in der diese versicherte, fische Brüche. Zudem erlaubt auch die „Leibzahnarzt“ und zudem der einzige dass ihr gemeinsamer Vater in Wahrheit Quellenlage nicht immer ein klares bzw. Zahnbehandler, der zum SS-General ar- einer Liaison der Großmutter mit einem vollständiges Bild [30]. rivierte [5, 11, 12, 101]. „arischen“ Adligen entstamme. Nach Grundsätzlich ist zu differenzieren vielen mühevollen und bloßstellenden zwischen den Zahn ärzten, die Mitglie- Initiativen konnte Rosenthal letztlich 5. Zahnärzte als Täter der der Allgemeinen SS waren, und den 1943 einen Abstammungsbescheid er- Angehörigen der bewaffneten SS (ab 1940 wirken, der besagte, dass Rosenthal „art- Die beschriebenen Ambivalenzen kön- „Waffen-SS“). Die überwiegende Mehr- verwandten Blutes“ sei. Die Rückkehr an nen und sollen jedoch nicht darüber heit der SS-Mitglieder gehörte der All- die Universität blieb ihm dennoch ver- hinwegtäuschen, dass ein nicht uner- gemeinen SS an; letztere gingen einem schlossen. Rosenthal, der sich im „Drit- heblicher Anteil der deutschen Zahnärz- Zivilberuf nach und trafen sich ein- oder ten Reich“ mehrfach gegen die Zwangs- te im „Dritten Reich“ eindeutig zu Tä- zweimal die Woche zum Dienst. Die sterilisation von Spaltträgern ausgespro- tern wurde. Ihnen soll im Folgenden das Waffen-SS verstand sich demgegenüber chen hatte, blieb nach Kriegs ende in Hauptaugenmerk gelten. Doch welche als Elitetruppe unter den nationalsozia- Sachsen. Noch 1945 trat er in die SPD „zahnärztlichen“ Täterrollen gab es, listischen Organisationen; ihre Mitglie- ein; nach der Zwangsvereinigung von und was zeichnete sie aus? der waren wegen ihrer Gewaltbereit- SPD und KPD wurde er 1946 Mitglied schaft und Rücksichtslosigkeit beson- der SED. Seine NSDAP-Mitgliedschaft 5.1 Zahnärzte in der Waffen-SS ders gefürchtet – nicht nur beim Kriegs- verleugnete er nun. Im Rahmen eines gegner, sondern auch in Teilen der Zivil- Berufungsverfahrens machte er sich Zu den lange wenig beleuchteten Fra- bevölkerung. Die Waffen-SS wurde im zwei Jahre jünger, um seine Chancen zu gestellungen gehörte die Rolle von Dezember 1939 nach dem Überfall auf verbessern – und tatsächlich, 1950 rück- Zahnmedizinern in der SS. Die SS, die Polen aus der Zusammenführung meh- te er im bemerkenswert hohen Alter von „“ der NSDAP, galt als der rerer Gruppierungen formiert: (1) der 67 Jahren doch noch in die Riege der Or- radikalste NS-Verbund. Es besteht kein Leibstandarte SS , die eine dinarien auf [30]. Zweifel mehr, dass die SS auf die Berufs- Art persönliche Leibwache Hitlers dar- Rosenthals Biografie zeigt die Gren- gruppe der Zahnärzte eine beträchtliche stellte, (2) der SS-Verfügungstruppe, die zen einer strikten Täter-Opfer-Dichoto- Anziehungskraft ausübte. Das Statisti- als innenpolitische Eingreifreserve der mie: Sie ist nicht die eines klassischen sche Jahrbuch der SS weist zum Ende des Partei etabliert wurde, und (3) der SS-To- Opfers – sie lässt sich aber auch keines- Jahres 1938 für das „Altreich“ (d.h. ohne tenkopfstandarten, die u.a. für die Bewa- falls als „Täterbiografie“ lesen. Ähn- Österreich) 1402 Zahnärzte als SS-Mit- chung der Konzentrationslager zustän- liches trifft auf einige (zahnärztliche) Le- glieder aus. Da 1939 in Deutschland dig waren. Zur Waffen-SS gehörten bensläufe in dieser Zeit zu: Bei manchen 16.299 Zahnärzte registriert waren, be- zudem einzelne Institutionen, wie das Personen scheinen einzelne Handlun- lief sich der Anteil der SS-Mitglieder un- SS-Hauptamt (SS-HA) und das SS-Füh- gen und Entscheidungen in der Retro- ter den deutschen Zahnärzten auf be- rungshauptamt (SS-FHA) [101].

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Lange Zeit unterstellte man, dass die zur Behandlung in die Klinik kam, nahe trationslagern war der Arzt Enno Lolling Zahnärzte in der Waffen-SS keine beach- sich zu suizidieren („Wenn ein Jude (1888–1945). Als „Leitender Zahnarzt“ tenswerte Rolle spielten, auch weil sie in krank ist, soll er sich erhängen“). Tat- stand ihm bis 1943 SS-Sturmbannführer den einschlägigen Überblicksdarstellun- sächlich entschied sich Hausdorff spä- Paul Reutter (1911–1994), danach der gen zur SS in der Regel allenfalls am Ran- terhin (1942) zur Selbsttötung, um der bereits erwähnte SS-Obersturmbannfüh- de Erwähnung fanden; sie waren dem- Einweisung in das Endenicher Vernich- rer Hermann Pook zur Seite [74]. Letztere entsprechend nur punktuell Gegen- tungslager zu entgehen. Müller war aber waren für alle zahnärztlichen Belange in stand von Untersuchungen [77, 81]. auch beteiligt an der Hinrichtung polni- den KZs verantwortlich und damit auch Die Zwischenergebnisse des laufenden scher Zwangsarbeiter und an der Depor- für die Zahnstationen. Bis Kriegsbeginn archivalisch geprägten Aufarbeitungs- tation nichtarischer Familien, die sich wurden hierfür meist zivile Zahnärzte projekts sprechen allerdings eine andere 1944 zum Abtransport bei ihm in der unter Vertrag genommen. Ab 1940 setzte Sprache: In den vergangenen zwei Jah- SD-Dienststelle einfinden mussten. In das SS-Sanitätsamt dann in jedem Kon- ren konnten rund 270 Zahnärzte na- der Bundesrepublik führte Müller spä- zentrationslager mindestens einen SS- mentlich als Mitglieder der Waffen-SS terhin eine Zahnarztpraxis in Gelsenkir- Zahnarzt ein. Diese behandelten anfangs ausgemacht werden (Stand: Februar chen, die er bis zum 81. Lebensjahr auf- neben dem SS-Personal auch Häftlinge; 2018). Dabei wurden bereits 219 SS-Per- rechterhielt [19, 60]. für die Häftlinge waren jedoch bald in- sonalakten eingesehen und ausgewer- Bemerkenswerterweise konnte der haftierte Zahnbehandler – die sogenann- tet. Von diesen 219 Zahnärzten waren Bedarf an einsatzwilligen und fronttaug- ten Häftlingszahnärzte und -dentisten – 106 bereits 1933 in die SS eingetreten, lichen SS-Zahnärzten im „Dritten zuständig [101]. d.h. knapp die Hälfte der untersuchten Reich“ sehr viel besser gedeckt werden Einen guten Einblick in das „System Personen hatte sich schon im Jahr der als derjenige an SS-Ärzten. An Letzteren KZ“ bietet das Konzentrationslager Flos- Machtübernahme durch Hitler zu einer bestand über viele Jahre hinweg ein aus- senbürg: Hier waren seit Einrichtung der Mitgliedschaft in der Allgemeinen SS geprägter Mangel, dem man u.a. da- Zahnstation (1939) insgesamt sechs SS- entschieden und setzte so „mit ihrem durch entgegentrat, dass man „auf das Zahnärzte und zudem ein Dentist tätig. Eintritt in diese NS-Organisation ein große Reservoir an Zahnärzten“ zurück- Die Betreffenden waren mehrheitlich deutliches politisches Statement“ [101]. griff, die sich zu Hilfsärzten umschulen SS-Haupt- oder Obersturmführer und Die zentrale Aufgabe der Zahnärzte ließen und so in den Lazaretten oder in hatten Einsatzzeiten von ein oder zwei in den Frontverbänden der Waffen-SS den Einheiten als (Hilfs)ärzte und -chi- Jahren. Drei waren vorher oder nachher unterschied sich wenig von denjenigen rurgen Verwendung fanden [36, 74]. auch in anderen KZs tätig, vier kamen in in einem Wehrmachtverband. Die SS- Verbänden der Waffen-SS auch zum (Zahn)ärzte kamen jedoch durch die 5.2 Zahnärzte in den Konzen - Fronteinsatz [90]. Sehr ähnlich war die Kriegsführung der Waffen-SS in einem trationslagern Situation im KZ Sachsenhausen; aller- viel stärkeren Maße mit Kriegsverbre- dings blieb hier mit Hans-Joachim Güs- chen in Berührung, wenn sie nicht oh- Aus der Waffen-SS rekrutierte sich auch sow (geb. 1889) einer der SS-Lagerzahn- nehin aktiv beteiligt waren. Angehörige das Leitungs- und Funktionspersonal ärzte sechs Jahre lang – von 1939 bis der Waffen-SS waren keine „Zahnärzte der Konzentrationslager, die sogenannte 1945 – konstant vor Ort [74]. wie andere auch“; sie verkörperten viel- „Konzentrationslager-SS“. Zwischen den Im Rahmen des Aufarbeitungspro- mehr „das SS-Ideal des politischen Sol- Frontverbänden der Waffen-SS und der jektes konnten bisher 76 KZ-Zahnärzte daten und nationalsozialistischen Medi- „Konzentrationslager-SS“ gab es einen namentlich ausgemacht und ihre Vitae ziners, der seine Aufgabe im Sinne der SS fortgesetzten und durchaus beabsichtig- z.T. rekonstruiert werden; demnach bedingungslos erfüllte, wo auch immer ten personellen Austausch [76, 81, 101]. wurden ca. 30 % der 270 bisher eruierten er eingesetzt wurde“ [101]. Auch im Aus dem Gesagten ergibt sich, dass Waffen-SS-Zahnärzte in KZs eingesetzt. zivilen Kontext fielen Waffen-SS-Mit- auch die KZ-Zahnärzte in der Regel der Nach derzeitigem Recherchestand er- glieder vielfach durch verbrecherische Waffen-SS entstammten. Bis 1939 waren scheint die seinerzeit von Schulz ge- Praktiken auf. Als Beispiel sei der mit Dachau, Sachsenhausen, Buchen- schätzte Zahl von insgesamt ca. 100 KZ- Zahnarzt Heinrich Theodor Müller wald, Flossenbürg, Mauthausen und Zahnärzten [81] durchaus realistisch. (1901–1985) angeführt: Er hatte 1936 an Ravensbrück reichsweit sechs Konzen- Aus den verschiedensten überliefer- der Bonner Zahnklinik das Examen be- trationslager errichtet worden. Nach ten Dokumenten bzw. protokollierten standen und blieb anschließend als Kriegsbeginn kamen zunächst fünf wei- Zeugenaussagen der Nachkriegszeit er- Zahnarzt an der dortigen Klinik tätig, tere Lager hinzu – darunter Auschwitz gibt sich zusammenfassend, dass die KZ- fungierte aber zugleich als Leiter der und Neuengamme –, und 1944 existier- Zahnärzte mehrere Aufgaben übernah- Bonner Außenstelle des „Sicherheits- ten letztlich 22 selbstständige KZs. Im men: dienstes des Reichsführers-SS“. Er schi- August 1943 befanden sich etwa 224.000 Zum Ersten waren sie für die Be- kanierte und misshandelte sowohl an Menschen in Haft; Anfang Januar 1945 handlung der Häftlinge bzw. des KZ-Per- der Universität wie auch in seiner Eigen- waren es gar über 700.000 Häftlinge [42]. sonals zuständig. Hierbei fielen einige schaft als Dienststellenleiter (vermeint- Zwangsarbeit und Massenmord wur- Zahnärzte durch sadistische und verbre- liche) Gegner des Nationalsozialismus. den zu den beiden zentralen Kennzei- cherische Verhaltensweisen gegenüber So legte er u.a. dem jüdischen Bonner chen des KZ-Alltags. Verantwortlich für Häftlingen auf – so etwa der SS-Haupt- Professor für Mathematik, Felix Haus- die medizinische Versorgung der SS-An- sturmführer Georg Coldewey (geb. dorff (1868–1942), der mit seiner Gattin gehörigen und Häftlinge in den Konzen- 1910), der an Häftlingen u.a. Zahn-

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extraktionen ohne Betäubung vornahm herausbrechen mussten [49, 79]. Bemer- Kaiser das Gold an sich nahm und die und zudem „Goldzähne“ bereits am Le- kenswerterweise referiert die „Deutsche entspr. Rubrik des Totenbuchs firmierte benden entfernte [53]. Doch nicht im- Zahnärztliche Zeitschrift“ (DZZ) diesen [...]. Bei einer Gelegenheit entdeckte Dr. mer blieb es bei „Zahnbehandlungen“. heiklen Sachverhalt 1947 im Zusam- Kaiser eine Goldfüllung von kaum mehr Ein Beispiel hierfür bietet Walter Sonn- menhang mit dem sogenannten Ra- als Stecknadelkopf Größe. Daher ent- tag (1907–1948): Der Zahnarzt war in vensbrückprozess: Dort heißt es, der glitt diese der Zange und fiel in den den Jahren 1939 bis 1944 in den KZs Zahnarzt Martin Hellinger (geb. 1904) Schlund der Leiche. Da die Leichen in Sachsenhausen (bzw. im dortigen Ne- sei beschuldigt worden, „nach den Exe- etwa 5 Schichten übereinander lagen benlager Jamlitz), Ravensbrück – dem kutionen im Krematorium des Lagers, und die fragliche ganz unten war, ver- größten Frauen-KZ – und Natzweiler- den hingerichteten Frauen die Goldzäh- anlasste uns Dr. Kaiser alle Leichen fort- Struthof tätig. Sonntag war nach ne entfernt zu haben. Der Angeklagte zupacken, um das Gold zu retten. Als übereinstimmender Aussage mehrerer gab dies zu, erklärte aber, die Hinrich- auch das vergebens war, zwang er uns, Augenzeugen von Ravensbrück sehr tungen für rechtmäßig angesehen zu ha- die Leiche kopfzustellen und solange zu gefürchtet, weil er die weiblichen Häft- ben“ [88]. Allerdings war Hellinger schütteln, bis das Gold herausfiel. Erst linge misshandelte; seine Sprechstun- auch, was in der Zeitschrift nicht er- dann gab er sich zufrieden und bot je- den soll er in betrunkenem Zustand ab- wähnt wird, wegen der Teilnahme an dem von uns eine Zigarette an“ [3]. gehalten haben [78]. Besonders schwer der Ermordung und Misshandlung von Neben dem eigentlichen Tatbestand wog das Verhalten des Zahn arztes alliierten Staatsangehörigen angeklagt des „Zahngoldraubes“ kam es zu Fällen, und SS-Obersturmführers Willi Jäger worden; er wurde schlussendlich zu in denen das den Leichen entnommene (1902–1945), zu dem 2017 erstmals slo- 15 Jahren Haft verurteilt, jedoch bereits Zahngold unterschlagen, d.h. für per- wenische Vernehmungsprotokolle aus- 1954 begnadigt und entlassen [74]. In sönliche Zwecke genutzt und nicht oder gewertet werden konnten: Jäger hatte einer späteren Ausgabe desselben Jahres nur teilweise abgeführt wurde. Dies wur- das Ziel, sich zum Chirurgen weiter- berichtet die Redaktion der DZZ – er- de nach 1945 mehreren KZ-Zahnärzten zubilden, und schreckte nicht davor zu- kennbar befremdet – über den in Nürn- und -Ärzten vorgeworfen – unter ande- rück, zu Übungszwecken an KZ-Häftlin- berg angeklagten früheren „Chefzahn- rem auch dem leitenden Zahnarzt des gen Amputationen durchzuführen – oft arzt im SS-Führungshauptquartier, Her- KZ Sachsenhausen, Hans-Joachim Güs- ohne Betäubung –, wobei er die Opfer mann Pook, der in der Anweisung, sow [74]. letztlich mit tödlichen Injektionen er- den toten Häftlingen die Goldzähne zu Einzelne KZ-Zahnärzte waren zum mordete [51]. Auch der Zahnarzt und entfernen und abzuliefern, nichts Dritten durch die gezielte „routinemäßi- Arzt Werner Rohde (1904–1946) ver- Anstößiges fand. Es seien doch bis dahin ge“ Selektion von Menschen für die Gas- abreichte vier Frauen im KZ Natzweiler- jährlich etwa vier Millionen Mark da- kammern unmittelbar in den Vernich- Struthof tödliche Phenol-Injektionen durch verloren gegangen, daß man den tungsprozess involviert: So beteiligte [99]. Der KZ-Zahnarzt Friedrich Weigel Toten das Gold beließ“ [89]. sich z.B. Willy Frank (1903–1989), Zahn- (1912–1995) nahm im KZ Groß-Rosen Wie die Rekrutierung des Goldes arzt in den KZs Auschwitz und Dachau, an der Exekution sowjetischer Kriegs- vonstattenging, gab Paul Weissmann, nachweislich an der Selektion von über gefangener teil und wurde hierfür mit der 1942 bis 1945 Häftling im KZ Neuen- 6000 Häftlingen und traf demnach viel- dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse aus- gamme und dort als Schreiber des Kran- fach Entscheidungen über Leben und gezeichnet [74]. Der leitende Zahnarzt kenreviers eingesetzt war, 1946 zu Proto- Tod [44]. Auch für die Zahnärzte Karl- des KZ Sachsenhausen, Hans-Joachim koll. Er referierte die Rolle des dortigen Heinz Teuber (1907–1961) und Werner Güssow, selektierte seinerseits nach ei- KZ-Zahnarztes und SS-Untersturmfüh- Rohde (1904–1946) sind Selektionstätig- nem Augenzeugenbericht sowjetische rers Alfred Kaiser (geb. 1901) wie folgt: keiten belegt [57]. Ebenso konnte Willy Kriegsgefangene zur Tötung, um nach- „Die verstorbenen Häftlinge wurden in Schatz (1905–1985) unlängst anhand folgend ihre vollständigen Skelette ein- der Leichenhalle aufgeschichtet, bis ei- ausgewerteter Fotos als selektieren - schließlich der Kiefer und Zähne an das ne genügende Zahl, 100–200, vorhan- der Zahnarzt auf der Rampe von „“ – eine Forschungseinrich- den war, um sie zu verbrennen. Vor dem Auschwitz- Birkenau identifiziert wer- tung der SS – liefern zu können [74]. Verbrennungstag wurde Dr. Kaiser ver- den [8, 43]. Gerade für Auschwitz ist Zum Zweiten waren die KZ-Zahnärz- ständigt. Er kam in die Leichenhalle und überliefert, dass die SS-Ärzte angesichts te für die Entfernung des Zahngolds der ließ sich durch den Kalfaktor der Lei- der häufigen „Transporte“ mit dem getöteten Häftlinge verantwortlich. So chenhalle, ein Häftling, den Mund jeder Selektionsdienst zeitlich überfordert hatte „Reichsführer SS“ Heinrich Leiche öffnen. Er leuchtete mit einer Ta- waren, so dass hier insbesondere 1944 Himmler (1900–1945) am 23. Septem- schenlampe hinein. Entdeckte er einen SS-Zahnärzte für die Rampenselektion ber 1940 gegenüber den SS-Zahnärzten Goldzahn oder eine Goldfüllung, ließ er zuständig wurden [74]. Obwohl sich so- angeordnet, bei toten Häftlingen das sie durch den Kalfaktor herausbrechen. mit eine Reihe von Einzelbelegen zu se- Zahngold, bei Lebenden „nicht mehr re- Hierauf versah ich die Leiche mit einem lektionierenden KZ-Zahnärzten finden paraturfähiges“ Zahngold zu entfernen. Stempel: ,Zahnärztlich besichtigt‘. Erst lässt, wird nicht mehr genau zu klären Zumeist waren es die Häftlings-Zahnärz- hiermit war die Leiche zur Verbrennung sein, wie viele Zahnärzte in welchen KZs te, die unter der Aufsicht bzw. Verant- freigegeben. Das erbeutete Gold wickel- derartige Funktionen übernahmen. wortung der KZ-Zahnärzte den vergas- te ich in eine Zeitung ein, die ich am Offen ist bisher auch die Frage, in- ten oder auf andere Weise zu Tode ge- Rande mit den Nummern der betreffen- wieweit Zahnärzte in Menschenver- kommenen Häftlingen den Zahnersatz den Häftlingsleichen versah; worauf Dr. suche in den KZs involviert waren. Si-

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cherlich können Jägers willkürliche den dann durch das Erbgesundheits- [102, 103] – und wartete zudem vergeb- Amputationen hier eingeordnet wer- obergericht (EOG) verhandelt. Wurde lich auf eine Rehabilitierung: Erst den. Überliefert ist auch, dass Walter der Antrag auf Sterilisation definitiv be- 1998 wurden die Zwangssterilisations- Sonntag, der zunächst eine Zahnarzt- schieden, konnten Betroffene bei Wei- beschlüsse der EGGs in der Bundesrepu- praxis in Kiel geführt hatte, 1939/40 im gerung zwangsweise eingewiesen wer- blik offiziell für nichtig erklärt, und erst KZ Sachsenhausen Versuche mit dem den. Schätzungen gehen von insgesamt 2007 wurde das GZVeN durch den Bun- chemischen Kampfmittel Senfgas (Lost) 350.000 bis 400.000 Opfern der NS- destag als „NS-Unrechtsgesetz“ geächtet durchführte [74, 86]. Auch Werner Roh- Zwangssterilisation aus [102]. [22]. 2011 gestand der Bundestag dann de und Willi Schatz waren an Men- Lippen-Kiefer-Gaumenspalten wur- den noch verbliebenen Opfern einen schenversuchen beteiligt [76, 77]. Ein den im Gesetzestext nicht explizit ange- Entschädigungsanspruch im Rahmen weiterer Hinweis geht auf den 1921 ge- führt; sie fielen in die Rubrik „schwere des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes borenen und 1945 approbierten, später- erbliche körperliche Mißbildung“ (AKG-Härterichtlinien) zu; bis dahin hin in Recklinghausen praktizierenden (GzVeN, Ziffer 8). Um die „Unfruchtbar- waren sie nicht zu den Verfolgten des Zahnarzt Horst Exo zurück, der 1997 ei- machung“ der Spaltträger entflammte Nationalsozialismus gezählt worden. nen Leserbrief für die „Zahnärztlichen bald eine fachliche Kontroverse: Pro- Demnach erhielten die rund 5000 noch Mitteilungen“ verfasste: Demnach hat- minente Fachvertreter wie der Protheti- lebenden und registrierten Zwangssteri- te ihm der Münchner Professor Karl Pie- ker und Kieferchirurg Reinhold Ritter lisierten laufende monatliche Leistun- per (1886–1951) 1944 eine Doktorarbeit (1903–1987) [26] und der bereits er- gen in Höhe von 291 Euro [61]. angetragen, die Versuche an KZ-Insas- wähnte Martin Waßmund sprachen sich sen beinhalten sollte; konkret wollte er für Zwangssterilisationen aus. So betonte 5.4 Die Beschäftigung von an Häftlingen Präparate zur Ossifizie- Waßmund in seinem weit verbreiteten Zwangsarbeitern rung von Knochenwunden im Kieferbe- Lehrbuch, „daß eine Ausrottung der reich austesten lassen. Exo berichtete, Spaltbildungen für die betroffenen Fami- Zwangsarbeit – d.h. Arbeiten, die sozial diese Arbeit entsetzt unter Vorgabe fin- lien und für das ganze Volk ein unend - abhängige Menschen gegen ihren Wil- gierter Argumente abgelehnt zu haben licher Segen wäre“ [98]. Andere, nicht len ausführen müssen – fand im „Drit- [14, 18]. Ob es dennoch zu diesen Ver- minder renommierte Kieferchirurgen ten Reich“ nicht nur in den KZs statt, suchen kam, ist unbekannt; ohnehin wie Rosenthal und Georg Axhausen sondern auch in der Landwirtschaft, der lassen sich derartige Aussagen in Anbe- (1877–1960) stellten sich dagegen schüt- Industrie und in öffentlichen Einrich- tracht der enormen zeitlichen Distanz zend vor ihre Patienten [92, 93]. Sowohl tungen. Auch kleinere Wirtschafts- zum Geschehen und der schwierigen unter den Doppelapprobierten als auch betriebe, freiberuflich tätige Praxisinha- Quellenlage kaum (noch) verifizieren. unter den „reinen“ Zahnärzten gab es Be- ber sowie einzelne Privatpersonen fürworter der Zwangssterilisation – dies konnten Zwangsarbeiter anfordern, wo- 5.3 Die Rolle von Kieferchirurgen zeigt auch eine aktuelle Auswertung der bei Letztere zumeist aus den okkupier- und Zahnärzten bei den zahlreichen diesem Themenfeld gewid- ten osteuropäischen Gebieten („Ostar- Zwangssterilisationen von meten zeitgenössischen zahnärztlichen beiter“) stammten. Sie wurden über die Spaltträgern und ärztlichen (Doktor)arbeiten [72]. deutschen Arbeitsämter und die „Deut- Wie hoch die Zahl derartiger Fälle ist, sche Arbeitsfront“ (DAF) vermittelt [96]. Ein weiterer Verbrechenskomplex be- die Zahnärzte und Kieferchirurgen zur Bisher kaum beleuchtet wurde die trifft die Rolle der Zahnmediziner und Anzeige brachten, wissen wir nicht. Beschäftigung von Zwangsarbeitern Kieferchirurgen bei der Propagierung Ebenso wenig existieren Zahlen zur abso- durch Zahnärzte und Dentisten. Aller- und Umsetzung des „Gesetzes zur Ver- luten Häufigkeit der Zwangssterilisation dings konnte Wäldner 2017 im Rahmen hütung erbkranken Nachwuchses“ von LKG-Patienten, da diese nicht zen- der oben erwähnten Aachener Fachta- (GzVeN). Hierbei stand die Frage der tral registriert wurden. Allerdings konnte gung von seiner laufenden Recherche zu Zwangssterilisation von Spaltträgern im Thieme in aufwendigen Einzelrecher- derartigen Schicksalen berichten. Er re- Mittelpunkt der Diskussion [92, 93]. chen insgesamt 130 – verstreut doku- ferierte gleich drei Fälle von Zwangs- Am 14. Juli 1933 war das „Gesetz zur mentierte – Fälle aufspüren, in denen arbeit bei Zahnärzten aus seiner Heimat- Verhütung erbkranken Nachwuchses“ bei Spaltpatienten ein Antrag auf stadt Hannover; daneben fand er Hin- (GzVeN) erlassen worden, das für alle im „Unfruchtbarmachung“ gestellt wurde weise auf zahnärztliche bzw. dentis - Gesundheitswesen tätigen Berufsgrup- [92, 93]. Auch wenn von einer vielfach tische „Arbeitgeber“ in Barleben, , pen eine Meldepflicht an den Amtsarzt höheren Dunkelziffer auszugehen ist, Dietfurt, Frankfurt am Main, Hohensal- vorsah, sofern bei Patienten oder Be- bietet Thiemes verdienstvolle Sammlung za (damals Warthegau), Saarlouis, Salz- kannten der Verdacht auf eine „Erb- wichtige Aufschlüsse: Nur in 42 der 130 hausen bei Hamburg, Stargard in Pom- krankheit“ bestand. Der Amtsarzt stellte untersuchten Fälle wurde die Zwangsste- mern, Stettin, Uelzen, Usingen im Tau- dann den Antrag auf „Unfruchtbarma- rilisation (32 %) abgelehnt; selbst in zwei nus sowie Wien. In manchen Fällen chung“ an das zuständige Erbgesund- Fällen, in denen lediglich eine Lippen- handelte es sich um minderjährige Op- heitsgericht (EGG), das aus einem Amts- spalte vorlag, wurde auf „Unfruchtbar- fer, sodass letztlich die Tatbestände der richter als Vorsitzenden, einem beamte- machung“ erkannt [92, 93]. Zwangs- und der Kinderarbeit erfüllt wa- ten Arzt und einem weiteren approbier- Das Gros der Zwangssterilisierten ren. Auch in zwei Dentallaboren in Uel- ten Arzt bestand und über den Antrag schwieg nach 1945 aus Scham und zen und Wilhelmshaven konnte Wäld- entschied. Etwaige Beschwerden wur- Angst vor neuerlicher Diskriminierung ner bereits Zwangsbeschäftigte aus-

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machen [96]. Auch hier sind weitere For- hervortraten und damit – direkt oder in- punkt dieser Ideologie. Die zahnärzt- schungen erforderlich. direkt – der Ausgrenzung der jüdischen lichen Vertreter der NDHZ traten über Rasse das Wort sprachen. Auch in diesen Jahre mit offen antisemitischen und 5.5 Zahnärztliche Hochschullehrer Bereichen lassen sich zahlreiche Zahn- hetzerisch-ausgrenzenden Parolen an im Dienste des ärzte ausmachen [9, 49, 95, 104]. die Fachöffentlichkeit, so insbeson - Nationalsozialismus dere Erich Heinrich, Walther Kluß- 5.6 Zahnärzte als Propagandisten mann (1889–1966), Paul Neuhäußer Beachtung verdient auch die Rolle von und Wegbereiter der NS-Ideo- (1907–1987) und Otto Steiner Zahnmedizinern bei der „Säuberung“ logie (1891–1979), aber auch viele weitere, der Zahnkliniken von nichtarischen weniger prominente zahnärztliche oder missliebigen zahnärztlichen Pro- In Täterrollen begaben sich aber auch all Autoren [9, 95, 104]. fessoren bzw. Dozenten. So rückte etwa diejenigen Zahnärzte, die sich in Stan- Ähnliches galt für die „Biologische der oben erwähnte glühende National- desorganen und auf Versammlungen zu Zahnheilkunde“, die eine nicht minder sozialist und „Blutordensträger“ Karl Wortführern und Wegbereitern einer krude Mischung aus Konstitutionsthe- Pieper als „Referent für Zahnmedizin in NS-Weltanschauung machten, die in rapie, Biologismus und Alternativmedi- der Reichsdozentenführung“ in eine der Konsequenz Teile der Bevölkerung zin darstellte und mit der NDZH deut - höchst einflussreiche Position vor, in (einschließlich missliebiger Berufskolle- liche inhaltliche Schnittflächen auf- der er die Karrieren unliebsamer zahn- gen) stigmatisierte bzw. ausgrenzte und wies. Ihr Ziel war es, das deutsche Volk ärztlicher Kollegen zerstören oder hin- vielfach die eigenen Patienten bzw. die zu „biologisch-hygienischer Lebensfüh- tertreiben konnte [30]. Die eigentliche individuelle Patientenversorgung in Ge- rung“ zu erziehen [9, 104]. Dazu gehörte „Kollektivschuld“ bestand jedoch darin, fahr brachte. Die „Zahnärztlichen Mit- auch eine ausgeprägte Propaganda für dass das Gros der (zahnärztlichen) teilungen“ der Jahre 1933 bis 1945 sind den Verzehr von Vollkornbrot (vor al- Hochschullehrer die Ausgrenzung ihrer voll von derartigen, bisweilen hass- lem aus Roggen). Durch eine solche „art- Berufskollegen ohne Gegenwehr oder erfüllten Wortmeldungen und Parolen eigene“ Ernährung sollten der „Volks- Solidaritätsbekundungen hinnahm, ja dutzender zahnärztlicher Autoren [73]. körper“ und die allgemeine Zahn- im Regelfall bereitwillig in die vakant ge- Gleiches gilt, wie die aktuelle Disserta - gesundheit gestärkt und „undeutsche“ wordenen universitären Positionen auf- tion des Aachener Zahnarztes Manfred Ernährungs- und Lebensweisen zurück- rückte und so zu persönlichen Nutznie- Vigna [95] dokumentiert, auch für ande- gedrängt werden. Die in der „Brotfrage“ ßern dieser Entrechtungen wurde. In re zeitgenössische zahnärztliche Organe. engagierten Zahnärzte fanden sich in vielen medizinischen Fakultäten war bis In diesen Kontext gehört auch die der eigens gegründeten „Forschungs- 1945 jeder zweite an der Hochschule „weltanschauliche“ und „berufsstän- gemeinschaft für Roggenbroternäh- verbliebene Zahnarzt NSDAP-Mitglied, dische Schulung“ von (leitenden) Zahn- rung“ (Forrog) zusammen; sie wurde und nicht wenige Fakultätsmitglieder ärzten in der 1935 gegründeten „Führer- von dem Zahnarzt Eduard Schrickel griffen gegenüber andersdenkenden schule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt (geb. 1897) geleitet, der im Übrigen Kollegen proaktiv zum Mittel der De- Rehse. Als Redner traten hier neben NS- auch als Leiter der KZVD-„Hauptabtei- nunziation, um sich selber als „wahre“ Funktionären und Ärzten auch bekann- lung für Presse und Propaganda“ und Nationalsozialisten herauszustellen. Der te Zahnärzte und Nationalsozialisten als Hauptschriftleiter der „Zahnärzt- Marburger Zahnarzt und Ordinarius wie Hermann Euler, Eugen Wannenma- lichen Mitteilungen“ fungierte und Hans Fliege (1890–1976), der in seiner cher oder Ernst Stuck in Erscheinung „Ernährungs lehre“ mit rassistischer Eigenschaft als „Vertrauensmann“ der [91]. Hetze verband. Zudem erschienen im NSDAP reihenweise denunzierende po- Unter dem Dach der DGZMK wurde Januar 1934 erstmals die von der „Ver- litische Einschätzungen über missliebi- zudem 1938 eine „Arbeitsgemeinschaft lags-Abteilung der Deutschen Zahnärz- ge Hochschulkollegen verfasste, ist da- für medizinisch-biologische Heilwei- teschaft“ gedruckten „Forrog-Blätter für für ein Paradebeispiel [64]. Zahnärzte sen“ gegründet. Sie sollte die nationalso- allgemeine Ernährungsphysiologie un- fanden sich mithin sowohl unter den zialistischen Inhalte der „Neuen Deut- ter besonderer Berücksichtigung der Denunzianten als auch unter den Op- schen Heilkunde“ (NDH) vermitteln Roggenbrotnahrung“ [49, 54, 66]. fern – ein Beispiel für die letztgenannte und diese zur „Neuen Deutschen Zahn- Einrichtungen wie die „Arbeits- Gruppierung bietet der 1933 entlassene heilkunde“ (NDZH) weiterentwickeln; gemeinschaft für medizinisch-biolo - jüdische Ordinarius Alfred Kantorowicz zu ihren bekanntesten Vertretern gehör- gische Heilweisen“ oder die „Forrog“ so- (1880–1962), der die Solidarität seiner te wiederum Hermann Euler, aber auch wie Initiativen wie die „Biologische Bonner Kollegen schmerzlich vermisste Erich Heinrich (1895–1982) [9]. Die Ar- Zahnheilkunde“ oder die „Neue Deut- und sogar eine schmachvolle, vom Re- beitsgemeinschaft und die NDZH ver- sche Zahnheilkunde“ waren ideologisch gime keinesfalls erzwungene Depro- einten Elemente aus Schulmedizin, Na- und personell eng verwoben – sie alle motion durch die eigenen Fakultätskol- turheilkunde und Rassenhygiene. Ziel fußten auf erbbiologisch-biologisti- legen hinnehmen musste, bevor er sich war letztlich eine umfassende „Gesund- schem, rassenhygienisch-rassistischem zur Emigration genötigt sah [20, 30]. heitsführung“ auf der Grundlage „ras- und antijüdisch-antisemitischem Den- Hinzu kamen Hochschullehrer, die senhygienischen“ und erbbiologischen ken, wie u.a. Wündrich [104] und in Fachpublikationen, Lehrbüchern Denkens. Nicht die Fürsorge für den ein- Busch-Dohr [9] herausarbeiten konn- oder klinischen Kursen als Verfechter zelnen Patienten, sondern die Stärkung ten. Zahnärzte wie der 1895 geborene und Propagandisten der Rassenhygiene des „Volkskörpers“ stand im Mittel- Hans Netter – im „Dritten Reich“ in

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Breslau und im Nachkriegsdeutschland gung entging, war Pooks Verurteilung war wie viele Deutsche nach Kriegsende dann in Stuttgart ansässig [14] – forder- kein singulärer Fall. So konnten mittler- interniert, im Dezember 1948 aber wie- ten darüber hinaus auch für die Zahn- weile (Stand: März 2018) nach intensi- der entlassen worden, ohne letztlich an- heilkunde eine „familien-“ bzw. „zwil- vem explorativem Studium der Akten zu geklagt worden zu sein [11, 12]. lingspathologische“ Forschung [33]. Die alliierten Verfahren bzw. Militärtribuna- Der vorgenannte KZ-Arzt Willy individuellen Bedürfnisse des zahnärzt- len und bundesdeutschen Gerichtsver- Schatz wurde zwar in den 1960er Jahren lichen Patienten spielten hierbei jeweils fahren 23 angeklagte Zahnärzte eruiert im Rahmen des ersten Auschwitzpro- keine Rolle. werden. Dabei wurden nach bisherigem zesses doch noch vor Gericht gestellt, Auch die im „Dritten Reich“ erfolgte Recherchestand insgesamt acht Todes- aber letztlich am 20. August 1965 freige- Neuausrichtung der sozialen Zahnheil- strafen verhängt, die in sechs Fällen auch sprochen, weil man ihm den Haupt- kunde erwies sich für die Patientenver- vollzogen worden sind; sie betrafen die anklagepunkt – die todbringende Selek- sorgung als nachteilig: Während 1929 Personen Wilhelm Henkel (1909–1947), tion der KZ-Häftlinge – zu diesem Zeit- in Deutschland mehr als 1000 Schul- Werner Rohde (1904–1946), Walter punkt nicht zweifelsfrei nachweisen zahnpflegestätten bestanden, wurde der Sonntag (1907–1948), Ernst Weinmann konnte. So durfte Schatz in der Bundes- Sozialetat für diesen Bereich im „Dritten (1907–1947), Walter Höhler (1907–1967), republik weitgehend unbehelligt als Reich“ erheblich zurückgefahren. Statt- Elisabeth Johst (1894–1945), Fritz niedergelassener Zahnarzt in Hannover dessen wurde das System der mobilen Lorenz (1899–1945) und Fritz Geiler arbeiten. Erst 2015 – 30 Jahre nach sei- Zahnpflegestationen gefördert, die, so (1922–1946), wobei Letzterer kein appro- nem Tod – konnte sein verhängnisvol- die NS-Propaganda, auch die Versor- bierter Zahnarzt, sondern ausgebildeter ler Dienst an der „Rampe“ anhand von gung der ländlichen Regionen sicher- Zahntechniker war. neu ausgewerteten Fotos belegt werden stellen sollten; sie wurden jedoch nicht Gegen etliche Zahnärzte waren im [43, 50]. zuletzt für rassische Untersuchungen Nachkriegsdeutschland zudem Ermitt- Auch der erwähnte Zahnarzt und und (para)militärische Zwecke einge- lungsverfahren anhängig; weitere wur- Gauleiter der NDSAP, Otto Hellmuth, setzt [48]. Das Konzept hierfür hatte der den als Zeugen geladen bzw. befragt. All kam, bemessen an seinen Taten, letzt- Zahnarzt, Gauleiter und Regierungsprä- diese Fälle werden derzeit im Rahmen lich glimpflich davon: Er war nicht nur sident von Mainfranken, Otto Hell- des Aachener Aufarbeitungsprojekts an der Erschießung von notgelandeten muth (1896–1968), entwickelt. Die nachverfolgt und in absehbarer Zeit un- alliierten Fliegern im September 1944 mobilen Einrichtungen wurden bald ter Angabe aller maßgeblichen Quellen beteiligt, sondern hatte 1940 auch die von der „Nationalsozialistischen Volks- publiziert. Räumung der Heil- und Pflege anstalt wohlfahrt“ (NSV) übernommen und die Insgesamt sind zum aktuellen Zeit- Werneck verlangt – mit fatalen Folgen, Aktion sukzessive auf alle „Notstands- punkt zwei Zwischenergebnisse fest- denn viele der dort untergebrachten gebiete“ des Reiches ausgedehnt. Bis zuhalten: (1) Die Zahl der in Gerichts- Patienten wurden daraufhin, über ver- 1938 wurden 88 motorisierte Zahn- verfahren involvierten Zahnärzte ist schiedene Zwischenanstalten, in Tö- stationen etabliert. Obwohl derartige deutlich höher als bisher angenommen. tungsanstalten gebracht und vergast mobile Einrichtungen eine stationäre Gleichwohl entging (2) die große Mehr- [21, 48]. Eine aktuelle Recherche zu Schulzahnklinik nicht ansatzweise er- heit der nach heutigem Wissen an NS- Hellmuth in den „National Archives setzen konnten, wurde ihre Zahl zulas- Verbrechen beteiligten Zahnärzte einer and Records Administration“ (NARA) ten der Kliniken erhöht [66]; bis 1943 gerichtlichen Anklage oder kam mit in Pennsylvania erbrachte eine Fülle dürfte die NSV über 140 fahrbare Zahn- einem vergleichsweise geringen Straf- von Dokumenten, die letztlich Folgen- stationen verfügt haben (vgl. Abb. 1, maß davon. des belegen [65]: Während Hellmuth [105]). Vor allem der zweite Punkt bedarf am 10. Oktober 1947 vom General Mili- einer Problematisierung: Tatsächlich tary Court in Dachau zunächst zum handelte es sich bei den gerichtlich ver- Tod verurteilt worden war, wurde das 6. Die Lage nach 1945: urteilten Zahnärzten nicht durchgängig Urteil am 24. Juni 1948 in lebensläng- Gerichtsverfahren, um diejenigen, denen aus heutiger Sicht liche Haft umgewandelt und 1951 auf Entnazifizierung, Karriere- die größte persönliche Verantwortung 20 Jahre reduziert. Die Entlassung aus kontinuitäten für NS-(Kriegs)verbrechen zuzuschrei- Landsberg jedoch bereits am 8. Juni ben war; ebenso korrelierte die Straf- 1955 erfolgte auf Parole (d.h. auf Be- 6.1 Zahnärzte vor Gericht zumessung – retrospektiv betrachtet – währung). Letztere wurde wiederum nicht immer mit der Schwere der Taten. am 14. März 1958 durch die Amerika- Es wurde bereits darauf hingewiesen, Beide Aspekte sollen im Folgenden an ner aufgehoben (vgl. Abb. 2, [65]). Hell- dass in den Nürnberger (Folge)prozessen prototypischen Beispielen näher erläu- muth bewarb sich nachfolgend um mit dem SS-Obersturmbannführer Her- tert werden: eine Kassenzulassung in Reutlingen – mann Pook lediglich ein Zahnarzt ange- So wurde Hugo Blaschke, der als und erhielt dort unter insgesamt 22 Be- klagt worden war. Dies bedeutet jedoch „oberster Zahnarzt der SS“ eine weitrei- werbern den Zuschlag, trotz Protestes nicht, dass keine weiteren Zahnärzte vor chende Verantwortung für die KZ-Zahn- der Kassenärztlichen Vereinigung Un- Gericht gestellt worden wären. Auch stationen und den „Zahngoldraub“ an terfrankens und des Deutschen Ge- wenn das Gros der verstrickten Medizi- den ermordeten Juden trug, im Rahmen werkschaftsbundes. Dementsprechend ner und Zahnmediziner, wie wir heute der Nürnberger Prozesse erstaunlicher- konnte er sich ebenda 1958 als Kassen- wissen, tatsächlich einer Strafverfol- weise lediglich als Zeuge vernommen. Er zahnarzt niederlassen [71].

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6.2 Denazifiziert oder reinge- Entnazifizierung, sondern der systema- bundführer berufen worden. Innerhalb waschen? Die Entnazifizie- tischen Reinwaschung vieler ehemali- der SS erlangte Schmidhuber 1941 den rungsverfahren zwischen ger Nationalsozialisten. In die beiden Rang eines SS-Hauptsturmführers. Ende Anspruch und Wirklichkeit ersten Kategorien wurden schlussend- März 1945, also noch vor dem offiziel- lich nur rund 1,4 % der Betroffenen ein- len Kriegsende, musste Schmidhuber Nach 1945 verfolgten die Alliierten das geordnet. seinen Lehrstuhl räumen und wurde Ziel, die deutsche Gesellschaft von den Wie viele andere Berufsgruppen wer- durch die Amerikaner festgesetzt („man- Einflüssen des Nationalsozialismus zu be- tete auch die zeitgenössische Zahnärzte- datory arrest“). Erst im Herbst 1946 wur- freien. Etwa 8,5 Millionen Deutsche wa- schaft die Tatsache, dass die große Mehr- de Schmidhuber aus der Haft entlassen. ren Mitglieder der NSDAP gewesen. Vor heit ihrer Angehörigen nach Abschluss Es folgte das übliche Spruchkammerver- allem dieser Personenkreis sollte, wie die der Entnazifizierungsverfahren wieder fahren im Rahmen der Entnazifizierung. Alliierten in Potsdam 1945 bekräftigten, in ihre angestammten beruflichen Posi- Zunächst war Schmidhuber hierbei als Gegenstand einer „Entnazifizierung“ tionen und Ämter zurückkehren konn- Hauptschuldiger angeklagt. Am 25. Juli werden. Die Verfahren wurden zunächst te, als validen Beleg für eine geringe pro- 1947 wurde er demgegenüber in die Be- von den Alliierten, später auch von deut- fessionelle Verstrickung. Noch heute währungsgruppe, am 22. Juli 1948 dann schen Spruchkammern durchgeführt. findet sich in der Bevölkerung bisweilen schließlich in die Gruppe der Mitläufer Besagte Spruchkammerverfahren das Argument, dass eine Person X doch eingeordnet [2]. Nach dieser Rein- sind nicht zu verwechseln mit den oben schließlich im Rahmen eines offiziellen waschung konnte Schmidhuber seine erwähnten Gerichtsprozessen: Erstere Entnazifizierungsverfahrens – etwa Karriere nicht nur fortsetzen, sondern wurden auch von Laienrichtern geführt; durch die Einstufung als „Mitläufer“ vielmehr erheblich ausbauen: 1951 wur- zudem war bei den Spruchkammern die oder „Entlasteter“ – zweifelsfrei poli- de er auf das Ordinariat für Mund-, Beweislast umgekehrt, d.h. der Betrof - tisch rehabilitiert worden sei. Die his- Zahn- und Kieferheilkunde der Univer- fene musste nicht – wie vor Gericht üb- torischen Fakten sprechen jedoch eine sität zu Köln berufen und zugleich zum lich – überführt werden, sondern sollte andere Sprache. Auch dies lässt sich sehr Direktor der dortigen Universitätszahn- die Schuldvermutung entkräften. Dies gut am Beispiel bereits erwähnter zahn- klinik bestellt, wo er bis zu seiner Emeri- führte dazu, dass die Mehrheit der Ange- ärztlicher Täter belegen: tierung 1965 wirkte. Von 1955 bis 1957 klagten Leumundszeugnisse beibrach- So wurde Hugo Blaschke, der nach stand er der Medizinischen Fakultät der ten, die ihnen ein unpolitisches oder der Haftentlassung 1948 das übliche Universität zu Köln überdies als Dekan gar widerständiges Verhalten attestie- zivile Entnazifizierungsverfahren zu vor [2]. ren und sie so von Vorwürfen „rein- durchlaufen hatte, von der zuständigen Auf die beschriebene Weise gelang- waschen“ sollten; für besagte Zeugnisse Spruchkammer schlussendlich als ten viele de facto stark NS-belastete prägte sich daher bald der Begriff „Persil- „Mitläufer“ eingestuft. Ausgestattet mit zahnärztliche Hochschullehrer wieder schein“ ein [41, 68]. diesem günstigen Resultat konnte er in ihre alten Positionen – so auch Martin Die Betroffenen waren am Ende des sich als Zahnarzt in Nürnberg nieder- Waßmund, der während der Zeit des Na- Spruchkammerverfahrens in eine von lassen [11]. Selbst der oben erwähnte tionalsozialismus schriftlich und münd- insgesamt fünf Kategorien – Haupt- „Blutordensträger“ Karl Pieper wurde lich das rassenhygienische Ziel der „Aus- schuldige, Belastete, Minderbelastete, als „Mitläufer“ entnazifiziert [30]. Glei- merze“ von LKG-Spalten propagiert hat- Mitläufer, Entlastete – einzustufen. Die- ches gilt für Paul Reutter, obwohl dieser te und im Nachkriegsdeutschland auf se Einordnungen sollten letztlich darü- bis 1943 als „Leitender Zahnarzt“ für al- seine frühere Professur zurückkehren ber entscheiden, ob die Entnazifizierten le zahnärztlichen Belange in den Kon- konnte, die er bis zu seinem Tod (1956) in ihre angestammten beruflichen Posi- zentrationslagern verantwortlich ge- behielt. Zudem wurde er 1951 zum tionen und öffentlichen Ämter zurück- wesen war [74]. Der vorgenannte Gründungspräsidenten der DGMKG er- kehren durften oder nicht. NSDAP-„Vertrauensmann“ und De- nannt [75]. Tatsächlich endete die zunächst nunziant Hans Fliege wurde ebenfalls „schwungvoll gestartete Entnazifizie- in die Gruppe der „Mitläufer“ einge- rung [...] im Westen als Farce und im Os- reiht [1, 24]. Selbiges gelang Hermann 7. Schlussbemerkungen ten als Selbstbeweihräucherung“ [41]. Euler: auch er wurde ungeachtet der Lutz Niethammer prägte hierfür den von ihm an der Universität Breslau Die Verstrickung deutscher Zahnärzte pointierten Begriff „Mitläuferfabrik“ vollzogenen „Säuberungen“ zu Lasten und Kieferchirurgen in das politische [68], und Hochreither stellte treffend jüdischer Kollegen als „Mitläufer“ klas- System war erheblich. Sie lässt sich für fest [41]: „Je länger sich in den West- sifiziert [29]; derart „rehabilitiert“ wur- die Bereiche Waffen-SS, Konzentrations- zonen die Verfahren hinschleppten, de ihm 1949 die erneute Präsident- lager, Zwangssterilisationen, universitä- desto mehr mutierten die Spruchkam- schaft der reaktivierten DGZMK ange- re Forschung und Lehre, aber auch hin- mern zu wahren ,Mitläufer‘-Fabriken. tragen [28]. sichtlich der Propagierung rassenhygie- Wechselseitig stellten sich alte Nazis Ähnliches gilt für den Heidelberger nischer und antisemitischer Ideen im ,Persilscheine‘ aus und schafften es mil- Hochschullehrer Karl Friedrich Schmid- Rahmen der „Neuen Deutschen Zahn- lionenfach, sich als verführte Unschul- huber (1895–1967), der nur wenige Mo- heilkunde“ und der „Biologischen dige aus der Affäre zu mogeln“. nate nach Hitlers Machtergreifung, im Zahnheilkunde“ nachweisen. Mit anderen Worten: Die Verfahren Mai 1933, Mitglied der NSDAP gewor- Auffällig ist zudem, dass die Mehr- dienten letztlich nicht der angestrebten den war. Er war 1936 zum NS-Dozenten- heit der Täter ihre Praxistätigkeit – dank

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zunehmend laxer Entnazifizierungsver- bilitiert wurden. Die Fälle dieser beiden Interessenkonflikte: Der Autor er- fahren – im Nachkriegsdeutschland wie- Zahnärzte stehen beispielhaft für die klärt, dass kein Interessenkonflikt im deraufnehmen und so ihre Karrieren „allgemeine Bereitschaft zur Reintegrati- Sinne der Richtlinien des International fortsetzen bzw. sogar ausbauen konnte. on auch hochgradig belasteter National- Committee of Medical Journal Editors Auch Hochschullehrer, die z.T. zunächst sozialisten in der Frühen Bundesrepu- besteht. als belastet eingestuft worden waren und blik“ [32]. Demgegenüber hatten es im deshalb nicht an die Universität zurück- „Dritten Reich“ emigrierte jüdische kehren konnten, schafften es häufig im Zahnmediziner im Nachkriegsdeutsch- Zuge von Wiederaufnahmeverfahren, land häufig schwer, ihre Hochschulkar- Korrespondenzadresse ihre Einordnung so weit zu „verbessern“, rieren fortzusetzen oder sich willkom- Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. dass eine berufliche Rehabilitierung men zu fühlen – sofern sie denn eine Dr. phil. Dominik Groß Institut für Geschichte, Theorie und möglich wurde – selbst wenn ein solcher Rückkehr in die Heimat in Betracht zo- Ethik der Medizin Weg unter Umständen mehrere Jahre in gen. Auch hierfür liefert die Universitäts- Medizinische Fakultät Anspruch nehmen konnte. Beispiele für zahnklinik Hamburg ein Beispiel: So der RWTH Aachen University Letzteres bieten die beiden Hamburger wurde die Frage des im „Dritten Reich“ Wendlingweg 2 Professoren und SS-Mitglieder Hans Pflü- zwangsemigrierten Professors Hans 52074 Aachen Tel.: 0241/8088095 ger (1884–1967) und Heinrich Fabian Türkheim (1889–1955) nach einer Rück- Fax: 0241/8082466 (1889–1970), die 1949 bzw. 1953/54 berufung 1951 negativ beschieden – ob- [email protected], nach mehreren zunächst frustranen An- wohl dort zu diesem Zeitpunkt sogar ein [email protected] läufen doch noch vollumfänglich reha- Lehrstuhl vakant war [32, 67].

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