2016/2017

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Medienchef Kraftwerke an der Limmat – René Schraner Meierackerstrasse 30 von Zürich bis 8610 Uster Fix 044 940 54 97 Eine Serie von René Schraner, Medienchef LCZ pressechef @ limmat-club.ch

Sonderauszug aus dem 1 Limmatkraftwerk Letten Stadt Zürich (EWZ) Clubheft Limmat-Club Zürich Erscheint 6x jährlich 2 Limmatkraftwerk am Giessen Zürich-Höngg (EWZ) Auflage: 1300 Exemplare 3 Limmatkraftwerk (EKZ) Druck: Feldner Druck 4 Limmatkraftwerk (EWZ) im 5 Limmatkraftwerk Baden Aue (LKW)

Limmat-Clübler 3/2017 1 Bild 1: Kraftwerk Wettingen 2011. Foto: Schweizer Luftwaffe Kraftwerke an der Limmat – von Zürich bis Untersiggenthal 4 Das Limmatkraftwerk Wettingen (EWZ) im Aargau Das grösste und stärkste Kraftwerk an der Limmat

Vorab etwas Geschichte zur Limmat und ihrer Schifffahrt:

Wasserfahrt durch den Kessel Bild 3: Spinnerei-Gebäude Wettingen heute David Hess, Badener Neujahrsblätter 1933 «Bald nachdem man bey Oetwil an der grös- who‘sDer Autor who sten Limmatinsel vorbeigekommen, beginnt René Schraner, Medienchef LCZ das Wasser wieder eilfertiger, das linke Ufer Liebe Leser/innen In einer losen Fortset- romantischer zu werden. Die Führer ergreifen zungsserie möchte ich das Ruder und verdoppeln ihre Achtsamkeit. Euch die Kraftwerke an Höflich ersucht der Schiffmeister die Damen, unserer Hausstrecke – welche etwa ihre Sonnenschirme offen haben, der Talfahrten an der Limmat – vorstellen. sie niederzulegen, damit er ungehindert die gefährlicher werdende Fahrt lenken könne.

2 Serie Limmat-Clübler 3/2017 Bild 2: Kanal mit Wasserkraftwerk Spinnerei Wettingen 1930 Kraftwerke an der Limmat – von Zürich bis Untersiggenthal 4 Das Limmatkraftwerk Wettingen (EWZ) im Aargau Dort oben glänzt auf sonnigen Weinhügeln verschlungen zu werden. Ist etwa ein artiges, die Würrenloser-Trotte (Kelter), ein schönes ängstliches Bernermädchen mitten im Schiff, luftiges Gebäude mit einem Wohnboden. dem auch vor dem schrecklichen Kessel graut, Warum dieses, auf den reizendsten Punkt und sitzt vielleicht ein junger Herr neben dem hin­gestellte Haus vom Pöbel das Narrenhaus zagenden Kinde, wer wollt‘ es ihm verargen, genennt wird, habe ich nicht erfahren können. wenn er sich flugs entblödet, schützend und Im Herbst beziehen und lassen ihren Wein- tröstend den Arm um die schlanke Gestalt zu zehnten die Wettingermönche dort keltern. schlingen, bis die Charyb­dis bezwungen ist? Die Wellen schlagen wie mit Hämmern an die «Wir sind am Kessel! Da ist der Kes- Bodenplanken des Schiffes, heben es ein Paar sel!» ruft Einer dem Andern zu. Die Kinder Mal auf, lassen es wieder sinken, bespritzen kreischen auf; sie haben so viel von den Ge- die Reisenden, welche vorn sitzen, ein wenig fahren des Kessels gehört, dass sie furchtsam im Fliehn; es sind zwey Augenblicke und so- sich an die Mutter drängen und anklammern, gleich schwimmt der Nachen wieder so sanft und wähnen schon in der nächsten Minute vom wie zuvor dahin; der Zorn des Flussgottes hat gähnenden Rachen eines nasskalten Todes sich gelegt, die Gefahr ist überstanden, und

Limmat-Clübler 3/2017 Serie 3 Bild 4: Orientierungstafel Baumwollspinnerei Wettingen

4 Serie Limmat-Clübler 3/2017 die Furchtsamsten sind die Ersten, welche über ihre vergebliche Angst lachen. Was ist denn dieser Kessel, von dem so viel Abentheuerliches erzählt wird? Ein paar gros- se Felsbrocken ragen aus dem Wasser hervor, an welchen sich die Wellen mit Ungetüm bre- chen, der Fluss biegt sich plötzlich links und bildet beynah einen rechten Winkel; das ist Alles. Freylich muss der Schiffer den Punkt kennen, wo er sicher hindurch kann. kundigen und nüchternen Fahrleuten ist noch nie ein Unglück begegnet. Im Winter bey niederm Wasserstand, könnten die Steine ohne gros- sen Aufwand weggesprengt werden; allein, fast wäre es schade, denn es gibt immer Spass im Schiff, wenn es auf diesen Punkt kommt. Indes vom Kessel geschwatzt wird, sind wir schon bedeutend weiter geschwommen, denn der Strom, wie das Genie nach bezwun- Bild 5+6: KW Wettingen im Bau März+Juni 1931 genen Hindernissen, ist wieder in vollem Zug, und reisst uns unaufhaltsam mit sich fort; die Das neue Kraftwerk Wettingen schroffen Ufer drängen ihn enger zusammen, von Jos. Killer, Badener Neujahrsblätter 1933 und verdoppeln seine Schnellkraft. Die Ge- gend wird wilder. Weisse Möven und Fischrei- «Das Kraftwerk Wettingen ist ein derart schö- her fliegen durch die blaue Luft, und lauern nes, nach den modernsten Forschungen der auf Raub. Ingenieur-Wissenschaften erstelltes Werk, Wir begegnen einigen Nachen, welche von dass es nicht nur den Fachmann, sondern den Schiffern mühsam stromaufwärts ge- auch weitere Kreise der Bevölkerung interes- stossen werden, weil die Beschaffenheit der sieren dürfte. Seine Leistung beträgt 30‘000 Ufer die Veranstaltung von Reckwegen (Lein- Pferdekräfte. Es stellt den Typ von Kraftwer- pfaden) unmöglich macht. Die armen Leute ken dar, wie wir ihn in der Schweiz bis jetzt schwitzen und stöhnen bei ihrem sauern Ge- noch nicht kannten, ein sogenanntes Mittel- schäft. Wenn sie drey Ruderlängen vorwärts druckkraftwerk. Unsere Flusstäler sind topo- gestrebt haben, reisst sie das Wasser wieder graphisch so gelegen, dass wir an den Flüs- um zwey rückwärts. Sie sind gestern in zwey sen im Mittel- und Flachland Laufwerke von Stunden von Zürich nach Baden gefahren; höchstens 12 Meter Gefälle erstellen können. jetzt brauchen sie bei grossem Wasser wenig- Im Gegensatz hierzu haben wir im Hochgebir- stens achtzehn Stunden, um sich wieder nach ge Kraftwerke von 200 bis 1700 Meter Gefälle Zürich hinauf zu arbeiten.» in einer Stufe. Das Elektrizitätswerk Wettingen

Limmat-Clübler 3/2017 Serie 5 hat ein Gefälle von über 23 Meter. Bevor wir werden. Es sind dies die Wasserwerke Oet- nun auf das Werk selbst eintreten, wollen wir wil, Kessel- und die beiden An- die geschichtliche Entwicklung des Kraftwerk- lagen der Spinnerei Wettingen, Kloster und baues an der Limmat, sowie die damit zusam- Damsau. Am 26. Juni 1857 erhielt der Indus- menhängende Schifffahrt streifen. trielle Johann Wild von Bubikon – der Grün- Alte Wasserwerke: Nachdem durch die der der Spinnerei Wettingen – zusammen mit Eisen­bahnen unser Land mit dem Meere ver- dem Besitzer der ehemaligen Klostermühle, bunden war, gingen rührige Männer daran, Herrn Dorer-Egloff, die Bewilligung zur Er- an möglichst grossen Gefällen unserer Flüsse stellung eines Wasserwerkes auf dem rechten Wasserwerke zum Antrieb von Maschinen zu Ufer, welches das Gefälle der Limmatschleife erstellen. Als besonders günstiger Flusslauf ausnützt. Die Betriebseröffnung fand im glei- erwies sich hierzu die Limmat. So entstan- chen Jahre statt. Hiermit war die Grundlage den um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zum Bau der Spinnerei Wettingen geschaffen. von Zürich bis zur Limmatmündung über 10 Das Gefälle betrug 4,50 Meter und die Lei- solcher Wasserwerke mit Fabrikanlagen, mei- stung 850 Pferdekräfte. Anfänglich benutzte stens Spinnereien und Webereien, und brach- man im oberen Teil des Kanals das Wuhr der ten so Verdienst ins Land. Durch den Bau des Klostermühle. Erst nach einigen Jahren wur- Kraftwerks Wettingen werden vier dieser alten de dies erhöht. Später entschloss man sich, Anlagen überstaut und müssen abgebrochen auch auf dem linken Ufer, in der Damsau,

KW Wettingen im Bau 1931

6 Serie Limmat-Clübler 3/2017 Bild 7: KW Wettingen in Betrieb 8.8.1933 ein Streichwuhr mit Turbinenhaus zu bauen. übertragung mittels Wellen von den Turbinen. Die Konzession hierzu wurde am 22. ­Februar Wichtige bauliche Veränderungen, ausser 1865 erteilt. Das Gefälle betrug 3,8 Meter Wuhrverbesserungen, wurden im Laufe der und die Leistung 460 PS. Die erste Fabrik in Jahre nicht vorgenommen, höchstens baute der Damsau war eine Weberei und wurde man in diesem Jahrhundert Generatoren ein. zusammen mit dem Wasserwerk im Jahre Die drei Anlagen Kessel, Kloster und Damsau 1865 eröffnet. Drei Jahre später erfolgte der brachten dem Kanton Aargau an Wasserzin- Bau der Spinnerei Damsau. Diese wurde am sen Fr. 11‘574, die Pferdekraft zu 6 Fr. berech- 12. Mai 1876 durch Feuer zerstört und nicht net. Hierzu sei noch bemerkt, dass 46,44 PS wieder aufgebaut. Wenn man bedenkt, dass der ehemaligen Klostermühle gebührenfrei die Fabrikanlagen der Spinnereien Wettingen waren, da diese vor dem 25. Mai 1804 bestan- damals allein über 800 Arbeiter beschäftigten, den hatte. Laut Gesetz vom 28. Hornung (Fe- so erkennt man erst recht, welche volkswirt- bruar) 1856 mussten alle Wasserwerke, welche schaftliche Bedeutung diese Industrie für den vor dem oben erwähnten Datum in Betrieb Bezirk Baden hatte. Das Wasserwerk im Kessel waren, keine Wasserzinsen zahlen. Dieses alte Spreitenbach wurde ebenfalls zum Betriebe Recht übertrug sich auch auf die neue Anlage einer Spinnerei gebaut und im Jahre 1867 Wettingen-Kloster, wodurch dem Staat jähr- eröffnet. Seine Leistung betrug 375 PS. Alle lich 278 Fr. verloren gingen. Bild 2 + 4 ­diese Anlagen hatten rein mechanische Kraft-

Limmat-Clübler 3/2017 Serie 7 Schiffahrt: Die Römer bauten für ihren Ver- Zürich. Man wollte mit Tausend-Tonnen-Käh- kehr stark gepflasterte Strassen und be- nen die Limmat hinauffahren. nutzten unsere Flüsse nur zur Holzflösserei. Um über die Einteilung der Kraftwerkstu- Erst als die schiffahrtskundigen Germanen in fen, sowie über die einzelnen Schleusen- unser Land kamen, wurden Rhein, , anlagen für die Grossschiffahrt von und Limmat wichtige Verkehrswege. Als dann nach Zürich möglichst frühzeitig im klaren der Septimer in die Rolle des wichtigsten zu sein, veranstaltete man im Jahre 1919 ­Alpenpasses trat, wurde unter Umgehung des unter schweizerischen Ingenieuren einen Rheinfalles, die Route Walensee – Zürichsee Wettbewerb zum Studium dieser Fragen. – Limmat – Rhein eine internationale Verbin- Die eingegangenen Lösungen zeigten dung. Im frühen Mittelalter war die Limmat, aber, dass man auf der Limmat in Bezug wie alle schiffbaren Flüsse, «des Reiches freie auf Schiffahrt mit bedeutenden Schwie- gute Strasse», d.h. niemand durfte die Fahrt rigkeiten zu rechnen hatte. Als grosses über diese Wasserstrassen in irgend einer Hindernis gilt die Limmatschleife in der Weise behindern. Die Limmat bewältigte Bäderstadt mit einem Radius von nur 130 hauptsächlich den Verkehr zwischen West- Meter. Wohl fand man Auswege, doch deutschland und Italien. Von Süden kamen alle diese Projekte waren viel zu teuer. Eisen, Stahl, Metallfabrikate, Textilprodukte, Nachdem dann noch die Kosten des Veltlinerweine. Limmataufwärts gingen Korn, Schiffahrtsweges von der Limmatmün- Salz, Elsässerwein, Rheinfische. Besonders dung bis Zürich zu 50 Millionen errechnet wichtig war auf dieser Linie der Pilgerverkehr waren, verzichtete man vorläufig auf die nach Einsiedeln. Gewaltige Scharen deut- weitere Verfolgung dieses Projektes. Es scher, niederländischer und anderer Nationen werden deshalb bei künftigen Kraftwerks- Pilger zog es an diesen Wallfahrtsort. Am Feste bauten an der Limmat, wie bei Wettin- der Engelweihe 1466 sollen allein 130‘000 Pil- gen, keine Studien über die Möglichkeit ger Einsiedeln besucht haben. Diese kamen der Unterbringung der Schiffahrtsschleu- längs des Rheins und der Limmat nach Zürich. sen verlangt. Heimwärts benutzten sie die starken Limmat- kähne, welche bis Laufenburg fuhren, wo die Entwicklung des Projektes: Die Firma Rheinsegelflotte sie in Empfang nahm. Die Locher & Co. In Zürich hat sich als erste ­Eisenbahnen versetzten dann der Schiffahrt mit dem Projekt eines Kraftwerkes Wet- den Todesstoss. Vor etwa 25 Jahren erkann- tingen befasst. Im Jahre 1916 begann sie te man, dass auch bei uns in der Schweiz die ihre Studien und reichte im Herbst 1925 Flüsse wieder zum Schwergütertransport be- das Konzessionsbegehren ein. Zu glei- nutzt werden sollten, da die Frachten viel bil- cher Zeit befasste sich auch der Stadtrat liger sind als bei der Bahn. Auch die Limmat von Zürich mit der Erwerbung von neuen trat wieder in den Vordergrund. Diesmal aller- Wasserkräften, und da ihm das projek- dings nicht als internationale Strasse, sondern tierte Kraftwerk Wettingen besonders als Zubringerin von Kohle, Getreide usw. nach günstig erschien, erwarb er von der Firma

8 Serie Limmat-Clübler 3/2017 Locher & Co. sämtliche Vorarbeiten. Um über den Bau von Wehr und Maschinen- haus klare Ideen zu bekommen, wurde im Sommer 1926 ein Wettbewerb durchge- führt. Auf Grund dieser Ergebnisse arbei- tete man ein neues Konzessionsprojekt aus, das am 5. Januar 1927 eingereicht wurde. Nach langen Verhandlungen mit den Regierungen der Kantone Zürich und Aargau über die Bedingungen der Was- Bild 8: Sanierungsarbeiten am unteren Wettinger- wehr Damsau 2006 serrechtserteilung, wurde am 1. Januar 1930 die Konzession, lautend auf 80 Jah- füllt ist, muss das bestehende Längswuhr re, erteilt. der Spinnerei Damsau um 70 Zentimeter Die Wasserrechtserteilung enthält unter erhöht werden. Zur Spülung dieses zur anderem folgende Bedingungen: Sollte Niederwasserzeit toten Limmatarmes später die Grossschiffahrt kommen, so sind täglich 50‘000 Kubikmeter Wasser ist das Wasser zum Schleusen der Schiffe durch das Wehr zu lassen, was 580 Liter gegen angemessenes Entgelt zur Ver- in der Sekunde entspricht. Zur Spitzenlei- fügung zu stellen. Für die jetzige Klein- stung darf kein Wasser im Staugebiet zu- schifffahrt ist auf dem linken Ufer eine rückbehalten werden, sondern durch das Kahnrampe für Pontons bis 17 Meter Län- Werk muss ununterbrochen so viel Was- ge zu bauen. ser abfliessen, als in das Staugebiet zu- Da die Fischwanderung infolge des Kraft- fliesst. Als Baufristen sind vorgesehen: 5 werkbaus aufhört, eine Fischtreppe bei Jahre bis zum Baubeginn, 8 Jahre bis zur diesem grossen Gefälle aber nicht wirk- Bauvollendung. Die Wasserzinsgebühren sam wäre, sind im Staugebiet Fische ein- sind nach besonderen Abmachungen zusetzen und zwar im Gebiet des Kantons zum ersten Mal im Jahre 1936 fällig und Aargau jährlich 15‘000 Forellensömmer- zwar für den Kanton Aargau Fr. 50‘000, linge oder 300‘000 Jungbrut, im Gebiet welcher Betrag sich bis zum Jahre 1941 des Kantons Zürich 2000 Forellensöm- auf Fr. 80‘000 steigert. Von 1942 an tritt merlinge. Die Strassenbrücke ist auf Ko- dann der gesetzliche Wasserzins, welcher sten des Werkes abzubrechen und durch über Fr. 100‘000 betragen wird, in Kraft. eine Eisenbetonbrücke zu ersetzen. Die Der Kanton Zürich erhält viermal weniger Korrektion der Zufahrtsstrassen wird von Wassergebühren.» Kanton und Werk gemeinsam getragen. An den Brückenbau in sind In der Gemeindeabstimmung vom 25. Fr. 30‘000 als einmaliger Beitrag zu lei- Mai 1930 hat das Zürcher Volk mit gros- sten. Damit die Limmatschleife um das sem Mehr den Bau des Kraftwerkes Wet- Kloster Wettingen stets mit Wasser ge- tingen beschlossen. Bilder 5-7

Limmat-Clübler 3/2017 Serie 9 Bild 9 (oben): Übersicht KW Wettingen Bild 10 (unten): Querschnitt KW-Wettingen

10 Serie Limmat-Clübler 3/2017 Das Kraftwerk Wettingen heute bau der Elektronik zur Automatisierung Das Kraftwerk war 70 Jahre lang ohne keine Anpassungen vorgenommen wer- grosse Veränderungen in Betrieb. Die im den. Jahr 2000 erteilte Neukonzession für wei- Die 3 Hauptmaschinen mit Escher-Wyss tere 80 Jahre legte die Grundlage für die Vertikal-Kaplanturbinen und Oerlikon Modernisierung der Anlagen. Die Erneu- Generatoren verrichten seit 1933 (Inbe- erungen berücksichtigen auch veränderte triebnahme des Kraftwerks) zuverlässig rechtliche Grundlagen in den Bereichen ihren Dienst. Restwassermenge und Gewässervernet- zung. Das Kraftwerk inkl. Dotier-KW wird Nutzung Restwasser heutzutage von der Steuerungszentrale Das nicht turbinierte Wasser fliesst über in Sils (GR) bedient und überwacht. Kann 3 Wehre mit insgesamt drei Stauklappen aber auch vor Ort erfolgen. und sechs Grundablässen. In der Kon- zession wurde die vorgeschriebene Rest- Erneuerungsarbeiten wassermenge von 0,6 m3//s auf saisonal Der Spatenstich zur Erneuerung des varierende 7,5 bis 12 m3/s erhöht. Das Kraftwerks Wettingen erfolgte im Juni Kraftwerk hätte damit rund 10 % der Pro- 2003. Folgende Komponenten wurden duktion verloren. Der Umbau ermöglich- neu installiert: te den Einbau einer Dotierturbine (Rohr- Gasisolierte 110-kV-Hochspannungsan- S-Turbine) im ehemaligen vierten Wehr. lage mit drei Maschinentransformatoren Diese Turbine verarbeitet das Restwasser (je 12,5 MVA) (Dotierung) und gleicht den Produktions- Luftisolierte 6,4-kV-Generatorschalt­ verlust aus. anlage mit zwei Eigenbedarfstransforma- toren (630 kVA) Zahlen und Fakten Elektronische Regler für die Haupt­ Einzugsgebiet 2396 km2 maschinen inkl. einer automatischen Nutzbare Betriebswassermenge 5 – 145 m3/s Nutzbares Gefälle der Steuerung des Kraftwerks 16 – 18 m ­Dotiermaschine Gesamte Verkabelung Nutzbare Leistung der 2,1 MW Neben den elektromechanischen Erneu- ­Dotiermaschine Nutzbares Gefälle der erungen wurde auch gebaut und saniert: 21 – 23 m ­Hauptmaschinen Ersatz der Regulierorgane (Stauklappen, Nutzbare Leistung der 24 MW Grundablassschützen) und Dammbalken. ­Hauptmaschinen Durchschnittliche Jahres­ 135 GWh Abbruch und Neubau der Wehrbrücke. produktion Komplette Betonsanierung der Aussen- hülle von Stauwehr und Maschinenhaus Das grösste Kraftwerk an der Limmat verfügt über drei Maschinengruppen mit An den Turbinen, Generatoren und Erre- Kaplanturbinen. Die Leistung jeder Ma- germaschinen mussten ausser dem Ein- schinengruppe beträgt 8 MW. Ergänzt

Limmat-Clübler 3/2017 Serie 11 Bild 11: Überlaufklappe Wehrfeld Bild 13: Querschnitt Dotier-KW-Wettingen wird der Anlagenpark durch eine Dotier- turbine, die im Stauwehr eingebaut ist. Diese S-Rohrturbine verfügt über eine Leistung von 2,1 MW. Bilder 9-17

Kahnrampe Für das Übersetzen der Boote wurde beim Umbau des Kraftwerks 2003 die Kahntransportanlage modernisiert (neu- Bild 14: Leitapparat Escher-Wyss Turbine Nr. 1 er, stärkerer Windenmotor, Transportwa- gen und Geleise) Bild 18+20

Ökologischer Ausgleich Nicht nur technisch, auch ökologisch ist das Kraftwerk auf dem neusten Stand. Von den unterschiedlichen Aufwertungen profitieren Mensch und Natur. Eisvögel, Biber und viele andere Tiere und Pflanzen haben einen neuen Lebensraum erhal­ Bild 15: Leitapparat mit Schliessgewicht Dotier-KW ten. Das Kraftwerk produziert seit Herbst 2007 naturmade star-zertifizierten Strom.

Zu Fuss Die ausgezeichneten Wanderwege vom Wehr über den Fischpass bis zur Zollbrü- cke (gedeckte Holzbrücke) bereichern die Region. Die Wehranlage ist zu Fuss von Wettingen wie auch von Neuenhof Bild 16: KW Wettingen mit Wehrfeld her durchgehend passierbar. Bild 19

12 Serie Limmat-Clübler 3/2017 Bild 17: Maschinensaal mit 3 Escher-Wyss Vertikal-Kaplanturbinen

Bild 18: Kahntransportwagen Bild 19: Fischpass Quellenangaben: Historische Fotos und Textauszüge, EWZ Foto Luftaufnahme KW-Wettigen, Schweizeri­- sche Luftwaffe Stadtarchiv Baden (Bild 5) Textauszüge, Wikipedia Wasserfahrt durch den Kessel, David Hess, Badener Neujahrsblätter 1933 Textauszüge aus Das neue Kraftwerk Wettingen, von Jos. Killer, Badener Neu- Kahnrampe Blickrichtung Unterstrom jahrsblätter 1933 Bild 20:

Limmat-Clübler 3/2017 Serie 13