Ausg. Nr. 90 • 30. November 2010 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at

Rot-Grün in Wien

33 Tage nach der Wien-Wahl und 17 Tage nach dem offiziellen Beginn der Koalitionsgespräche präsentierte Bürgermeister Michael Häupl – gemeinsam mit der grünen Klubchefin Maria Vassilakou – das rot-grüne Koalitionsabkommen. Foto: Schaub-Walzer / PID Die designierte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bei der Präsentation des Koalitionsabkommens im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz am 12. November 2010.

amit löste Wiens Bürgermeister Michael Schwerpunkte setze man deshalb in die Be- tik“, so der Bürgermeister (der damit auf die DHäupl (SPÖ) sein Versprechen ein, noch reiche Bildung, Arbeit und Soziales. „Jeder ÖVP anspielte, die im Bereich Bildung ganz im November und vor den Budgetsitzungen Cent, der in Bildung gesteckt wird, ist wich- andere Vorstellung hat, als die SPÖ). Beide des Gemeinderates, die neue Stadtregierung tig“, so Häupl. Diskussionsbedarf sah das Seiten, also Häupl und Vassilakou, betonten, vorzustellen. Noch sei die größte wirtschaft- Stadtoberhaupt noch bei Themen wie Indi- daß die Gespräche zwar „hart in der Sache“, liche Krise der Zweiten Republik nicht vor- vidualverkehr oder Integration. „Ich streite aber in entspannter und professioneller Wei- über, erklärte Häupl zu Beginn einer Presse- aber lieber mit einem Partner über die eine se stattgefunden hätten. konferenz am 12. November. Besondere oder andere Straße, als über Bildungspoli- Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ¾ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, durch die Fälschung von Wahlkarten durch einen burgenländischen Bürgermeister und einige Ungereimtheiten bei der letzten Wahl in Wien wird die Forderung nach einer Reform des Wahlrechts immer lauter. In dieser Ausgabe wollten wir daher über ein von den Grünen veranstaltetes Experten-Hearing zum Thema Briefwahl berichten. Der Zeitrahmen, den wir für die Aufarbeitung dieser komplexen Auseinandersetzung und dem allgemeinen Interesse entsprechend, vor allem auch von AuslandsösterreicherInnen, hat sich als zu knapp Budgetrede im Parlament S 9 erwiesen. Das Thema hat intensivere Recherchen verdient, für die wir uns ein wenig mehr Zeit nehmen wollen. Ihr Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 90

Budgetrede des Finanzministers 9 150 Jahre Weihnachtskrippen 58 Neue Familienstaatssekretärin 11 Innsbrucker Bergweihnacht 60 Verkehrssünden werden Wiener Adventzauber 61 stärker geahndet 12 GaultMillau 2010 erschienen 62 Rekordsommer für den Tourismus S 40 Parlament beschließt Fonds Goldene Traube 2010 für für jüdische Friedhöfe 13 Weingut Hundsdorfer 63 Clinton erhofft weiter Ehrendoktorwürde für Premier internationales Engagement 15 Jean-Claude Juncker 64 Toleranz in Denken und Handeln 66 Österreichs Dienste an der Weltgemeinschaft anerkannt 16 Frauenpreis macht Frauen sichtbar 67 Europäer stehen Biotechnologien Hoffnung im Kampf gegen Alzheimer 68 offen gegenüber 17 Beweglichkeit trotz »Alles Walzer« zum Querschnittslähmung 70 »Stille Nacht, heilige Nacht« S 50 allerersten Mal in Vietnam 18 Neue Kraft auf großen Distanzen 72 Welche Farbe hat der Schmerz? 73 »Burgenland Journal« ÖsterreicherInnen sind mit dem Budgetrede von LR Helmut Bieler 25 Leben zufriedener als Deutsche 74 Thermen als Zugpferde des Ein gewisses jüdisches Etwas –das burgenländischen Tourismus 28 Jüdische Museum Hohenems 75 Esterházy Kulturbericht 2010 32 Nouveau Réalisme in 171 Jahre Musiktradition 35 der Kunsthalle Krems 79 Sonderausstellung zu »90 Jahre Kärntner Volksabstimmung« 81 Hoffnung im Kampf gegen Alzheimer S 68 »Südtirol Vorbild für Alpenverein-Museum Minderheitenschutz« 36 Innsbruck ausgezeichnet 83 EU-Strategie zum besseren Leben und Speisen in Schutz der EU-Bürger 37 alten Gemäuern 84 EU-Regionalfinanzierung 38 Über Gutruf – Portrait des Malers 86 Erneut starkes Wachstum 25 Jahre Symphonieorchester im III. Quartal 2010 39 Vorarlberg 88 Rekord-Sommer schafft Elf Kärntner Löwen 90 gute Basis für Wintersaison 40 Meister sinnlicher Roben Clean Motion Offensive OÖ 42 Die Kollektionen von Lord Rieger 91 Konzernzentrale in Town Town Serie »Jugenstil« von Schnee und Sonne im Pitztal S 107 der Wiener Stadtwerke 43 Prof. Peter Schubert – diesmal: Wien 93 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich AMA: Weltbeste Milch-Kampagne 45 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Viennale 2011 97 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Christkind zahlt gerne bargeldlos 46 50 Jahre Karl Spiehs 102 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Im Wunderland spielerischer torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Serie »Österreicher in Hollywood« Träume 47 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos von Rudolf Ulrich – diesmal: S. 1: Schaub-Walzer / PID; Seite 2: Parlamentsdirek- Stille Nacht! Heilige Nacht! 50 103 tion/Bildagentur Zolles/Mike Ranz; Österreich Wer- bung; Stille Nacht Gesellschaft/Keltenmuseum; Insti- Schöne Bescherung: Vom Schnee und Sonne tut für Biochemie Universität Innsbruck; TVB Pitz- Christkind oder Weihnachtsmann? 54 Die Skiarenas im 107 tal/Neururer Gregor.

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 3 Innenpolitik

Die wichtigsten Eckpunkte Perspektive eröffnet. Ich erwarte mir positi- fährliche Drohung für die Mobilität der Wie- Ziel sei unter anderem, Wien zur führen- ve Auswirkungen auf das Wählerverhalten nerinnen und Wiener“. Laut dem rot-grünen den Klimaschutzmetropole zu machen und bei den nächsten Nationalratswahlen im Sin- Verkehrskonzept soll der motorisierte Indi- z.B. die Zahl der Sonnenkollektorflächen auf ne der Sozialdemokratie, weil die SPÖ zeigt, vidualverkehr bis 2013 um ein Drittel redu- 300.000 m² zu verzehnfachen. Stark erhöht daß nicht nur die Volkspartei als Partner in ziert werden. Dabei werde Vassilakou aber werden soll zudem der Richtsatz für Kinder Frage kommt.“ Mit dem neuen innenpoliti- eine „Königin ohne Reich“ sein, wenn die und Jugendliche bei der Mindestsicherung. schen Modell sei die strategische Ausgangs- Verantwortung über die Wiener Linien und Die Zahl der stationären Pflegeplätze soll bis lage für die SPÖ auch auf Bundesebene ver- die Wien Energie wie bisher bei Finanz- 2015 auf 10.000 erhöht werden. Ebenso ist bessert. Die SPÖ bleibe jedenfalls bei ihrer stadträtin Brauner bleibt. „Sie kann Park- eine weitgehende Wahlrechtsreform, beson- konsequenten Haltung gegenüber der Stra- plätze vernichten und ein paar Radwege ders bei der Briefwahl, zu erwarten. Beim che-FPÖ, die ausschließlich an Konflikten bauen“, faßte Marek das Pouvoir der neuen Thema Bildung soll es neben der flächen- interessiert sei und ein nicht akzeptables Vizebürgermeisterin zusammen. Auch wenn deckenden Einführung der neuen Mittel- Verhältnis zur Vergangenheit habe. Die SPÖ die grüne Forderung nach einer Citymaut schule auch intensive Sprachförderungen könne nun aber dank der Wiener Rot-Grünen vom Tisch sei, werde also im Verkehrs- geben. Realisiert werden soll das unter ande- Koalition auf mehrere innenpolitische Varian- bereich nun endgültig Stillstand einziehen. rem mit zusätzlichen 500 BegleitlehrerIn- ten setzen, so Kräuter. Wären die Grünen schon in der letzten nen. Ziel sei auch, daß 100 Prozent der Kin- Periode in der Stadtregierung gesessen, gäbe der die letzten beiden Kindergartenjahre Christine Marek es heute keinen neuen Hauptbahnhof, da die besuchen. Die Tarifreform bei den Wiener Landesparteiobfrau der ÖVP Wien Grünen bisher bei jeder Gelegenheit gegen Linien komme nicht wie von den Grünen ge- Als „enttäuschend unkonkret und ohne wirt- jede verkehrspolitische Maßnahme mit wünscht (100 Euro für die Jahreskarte schaftspolitische Visionen“ bezeichnete die Weitsicht gestimmt haben. Ähnliches gelte Anm.), „aber in kluger und gerechter Wei- Landesparteiobfrau der ÖVP Wien, Chri- nun wohl auch für den wirtschaftlich drin- se“, betonte Vassilakou. Beim Individualver- stine Marek, den von Rot-Grün präsentierten gend notwendigen Lobau-Tunnel, für den kehr soll der Radverkehr auf zehn Prozent Koalitionspakt. Das Papier sei gespickt mit nun eine Bürgerbefragung geplant ist. verdoppelt, der motorisierte Verkehr dage- inhaltsleeren Absichtserklärungen, „die in- Abschließend stellt Marek fest: „Wir gen um ein Drittel gesenkt werden. Auch das novative Weitsicht vermissen lassen“. Dar- werden jedenfalls für die Wienerinnen und im Hinblick auf den Klimaschutz, den über hinaus würden viele wichtige Fragen Wiener eine starke, präsente und kantige Vassilakou zur „Chefsache“ erklärt hatte. In auf Arbeitsgruppen und „Task Forces“ aus- Oppositionspolitik liefern und als konstruk- punkto Integration setzt man auf gegenseiti- gelagert, „sodaß die Wienerinnen und Wie- tive Alternative darauf schauen, daß Wien ge Rechte und Pflichten, die Spielregeln da- ner heute nicht wissen, was morgen in dem wegen Rot-Grün nicht den Anschluß an in- für sollen in der „Wiener Charta des Zu- rot-grünen Pakt drinnen ist.“ Vor allem aus ternationale Metropolen oder boomende sammenlebens“ formuliert werden. Auch hier wirtschaftspolitischer Sicht sei das rot-grüne Städte im Osten verliert und sich in Klein- sei der Fokus die gemeinsame Sprache. Papier eine „herbe Enttäuschung“. Während geistigkeit ergeht.“ große, innovative Wirtschaftsprojekte bei Die Entstehung des Abkommens der SPÖ schon immer auf taube Ohren ge- Heinz-Christian Strache, Neun Arbeitsgruppen, die sich inhaltlich stoßen sind, haben sie nun auch durch die Bundesparteiobmann der FPÖ an den bestehenden acht Ressorts der Stadt- Grünen keine Lobby bekommen. Weder stellte fest, daß die FPÖ am 10. Oktober zur regierung orientierten, hatten in den letzten Häupl noch Vassilakou haben in ihrer Prä- Wiener Wahl angetreten sei, um die absolute beiden Wochen die Inhalte bearbeitet und sentation das Wort „Wirtschaft“ auch nur in Mehrheit der SPÖ zu brechen und der roten verhandelt. Für die SPÖ verhandelten die je- den Mund genommen. „Somit herrscht mit „Präpotenz der Allmacht“ eine Absage zu weiligen Stadträte, für die Grünen Spitzen- Rot-Grün in Wien weiter Sozialromantik erteilen. Die SPÖ sei auch auch arg gebeutelt politiker aus Bund und Land. Beide Parteien statt Wirtschaftskompetenz“, so Marek. aus dieser Wahl hervorgegangen und habe konnten weitere Personen hinzuziehen. Die Darüber hinaus stehe jedenfalls fest, „die die absolute Mehrheit verloren. „Entgegen Themen der neunten Arbeitsgruppe, die sich Grünen sind mit dem Großteil ihrer Wahl- dem Wählerwillen war die Wiener SPÖ und mit Sicherheit sowie Wien in Europa be- kampfforderungen bei der SPÖ abgeblitzt“. der Verliererbürgermeister Häupl aber offen- schäftigte, besprachen Häupl und Vassilakou Nach dem ersten Foul der SPÖ an den Grü- bar mehr daran interessiert, den billigsten selbst – sie verhandelte zudem die Ressorts nen bei der alleinigen Präsentation des Bud- und willigsten Partner so schnell als möglich „Integration, Frauenfragen, KonsumentIn- gets für 2011 sind die Grünen hinsichtlich ins Koalitionsbett zu holen. Die berechtigte nenschutz und Personal“ sowie „Stadtent- ihrer Kernforderungen im Wahlkampf vor Kritik der Wienerinnen und Wiener wurde wicklung und Verkehr“. der SPÖ in die Knie gegangen. Als Beispiele nicht ernst genommen.“ nannte Marek u.a. die Öffi-Jahreskarte um Wien sei nun mit einer rot-grünen Koali- SPÖ-Bundesgeschäftsführer 100 Euro. Als weiteren „Verrat an den Wäh- tion gesegnet und Häupl hat dem Mini- Günther Kräuter lern“ bezeichnet Marek die Tatsache, daß koalitionspartner gleich auch noch eines der zeigt sich über den erfolgreichen Abschluß Alexander Van der Bellen trotz seiner 12.000 sensibelsten Ressorts in Wien – nämlich das der Koalitionsgespräche zwischen der SPÖ Vorzugsstimmen bei der Wien-Wahl auf sein Verkehrsressort – überlassen. „Seit vielen und den Grünen in der Bundeshauptstadt gut dotiertes Nationalratsmandat beharrt. Jahren fallen die Grünen neben den klassi- Wien aus Sicht der Bundes-SPÖ sehr erfreut. Daß Grünen-Chefin Maria Vassilakou schen Randgruppenthemen immer wieder „Mit Rot-Grün wird in der österreichischen Stadträtin für Verkehr und Planung werde, mit höchst skurrilen Verkehrsvorschlägen Politiklandschaft eine völlig neue politische bezeichnet die Landesparteiobfrau als „ge- auf, wie etwa die Sperre des Rings vom

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Burg- bis zum Schottentor. Außerdem for- weise für die Autofahrer, nicht“. Gerade im der Koalitionspakt zwischen der Wiener dern sie die Ausweitung der Parkraumbe- Bereich der Integration habe man den Wäh- SPÖ und den Wiener Grünen unterzeichnet. wirtschaftung bis zur sogenannten Vororte- lerwillen bewußt nicht verstanden und sei In einer Präambel faßten die beiden Koali- linie, zum Wienerberg sowie rund um U-Bahn nicht auf die Wünsche der Bevölkerung ein- tionspartner ihren grundsätzlichen Konsens und rund um die Schnellbahnstationen.“ gegangen. „Wien hat diese Bestrafungs- für die kommenden fünf Jahre zusammen: Damit werde auch klar, wohin der grüne aktion nicht verdient!“ Wien benötige eine ie Wiener SPÖ und die Grünen Wien Zug in den nächsten Jahren fahren solle – die offensive Regierung, die die Integration Dkommen überein, das vorliegende, ge- Reduktion des Individualverkehrs um ein richtig und offensiv angehe und nicht be- meinsam erarbeitete Programm für Wien in Drittel bis zum Jahr 2015 ist mit der Wiener schönige. den kommenden fünf Jahren (von 2010 bis SPÖ ja bereits „ausgepackelt“ – aber es gehe 2015) zu verwirklichen, und gehen für die- vor allem darum, daß man die Mobilität ins- Eva Glawischnig, sen Zweck für die kommende Legislaturpe- gesamt einschränken möchte. Bundessprecherin der Grünen riode eine Koalition ein. Diese Kooperation Aber auch in der Zuwanderungspolitik „Das ist ein historischer Tag für die ist ein österreichweit bislang einzigartiges würden auf die Wienerinnen und Wiener Grünen in Österreich“, sagte Eva Glawisch- Projekt. Nach vielen anderen europäischen harte Zeiten zukommen. „Während man den nig, Bundessprecherin der Grünen. Sie sieht Städten wie München, Köln, Zürich, Barce- Sektionsmitgliedern der SPÖ mit der in der rot-grünen Koalition eine „Chance für lona oder Paris gehen beide Parteien auch in ,Wiener Charta‘ noch versucht, Sand in die positive Veränderung, die über die Wiener Wien ein rot-grünes Bündnis ein, das sich Augen zu streuen, wird unterm Strich ein Landesregierung hinaus gehen kann“. Vom den Herausforderungen der Gegenwart stellt deutliches Plus bei der Zuwanderung in Wien Ressort Vassilakous ist Glawischnig „äußerst und konkrete Wege für die Zukunft ebnet. zu erwarten sein. Sowohl die Grünen als begeistert“, zumal dort mit Klimaschutz, Wien hat gute Voraussetzungen, seine auch die Wiener SPÖ versuchen seit rund Energie, Stadtentwicklung und Bürgerbetei- Position als eine der lebenswertesten Städte zweieinhalb Jahrzehnten durch geförderte ligung viele Zukunftsthemen zu einem „ech- der Welt auch im 21. Jahrhundert zu festi- Zuwanderung vor allem neue Wählerschich- ten Innovationsressort“ gebündelt würden. gen: eine hohe wirtschaftliche Leistungs- ten für sich zu requirieren – es ist nicht zu Vassilakou und ihr Team hätten „hervorra- kraft, ein hohes Beschäftigungsniveau, ein erwarten, daß es jetzt, wo die beiden Multi- gend verhandelt“. vielfältiges Bildungsangebot, eine hohe Kulti-Propagandisten im gleichen Boot sit- Daß die Wiener Grünen künftig von der Forschungsquote und eine leistungsfähige zen, zu einer Entspannung oder gar Repatriie- machterprobten SPÖ an die Wand gedrängt Infrastruktur. Ein wachsendes Wohnungsan- rung von Integrationsunwilligen kommen werden könnten, glaubt die Grüne Bundes- gebot, ein dicht ausgebautes soziales Netz, wird“, ist Strache überzeugt. parteichefin nicht: „Das hat sich in den Ver- eine hohe Qualität im Gesundheitswesen, Wien brauche eine neue Form der Zu- handlungen nicht so dargestellt. Die Wiener zukunftsweisende Umweltstandards, ein ho- wanderungspolitik, aber sicherlich keine SPÖ ist einen großen Schritt gegangen, sich hes Sicherheitsniveau und einen weltweit roten und grünen Utopisten. Wien brauche zu öffnen.“ Das Koalitionsübereinkommen anerkannten Ruf Wiens als Kulturmetropole eine neue Form der Stadtpolitik, aber keine sei von einem „vorwärtsgerichteten, gemein- gehören ebenfalls zu den wichtigen Voraus- Koalition von Rot und Grün, die in Wahrheit samen Geist“ getragen. Glawischnig erwar- setzungen, auf denen Wien aufbauen kann. nichts anderes sei, als die Fortführung der tet sich eine „thematische Rückenstärkung“ Wien hat dabei dank vieler Errungenschaften Häuplschen Verwaltungsagitation mit klei- auch auf Bundesebene. Dort gehe es nun der Vergangenheit und seines größten Po- nen, grünen Farbtupfern. Im großen und darum das Budget „in eine vernünftige Rich- tentials, nämlich der Wienerinnen und Wie- ganzen sei von dieser Häupl-Vassilakou-Ehe tung zu lenken“. Und hier setze Rot-Grün in ner, eine gute Ausgangsposition, die Heraus- nichts Großes zu erwarten. Man habe schnell Wien – etwa durch Investitionen in Bildung forderungen der Gegenwart erfolgreich zu verhandelt und es ist ein Murks geworden: und Armutsbekämpfung – deutlich andere bewältigen. Wien hat in seiner Geschichte „Der Berg kreißte und gebar eine Maus!“, so Akzente als die Bundesregierung. oft bewiesen, daß es zu Aufbruch und Inno- Strache. vation fähig ist – und diese Tradition setzen Zustimmung der Landespartegremien Wiener SPÖ und die Grünen Wien mit einer Josef Bucher, Am 14. November haben die Wiener Grü- rot-grünen Stadtregierung im 21. Jahrhundert BZÖ-Bündnisobmann nen im Rahmen einer Landesversammlung fort. „Mit Rot-Grün erhalten die Wienerinnen dem rot-grünen Regierungsabkommen zuge- Die nächsten fünf Jahre bergen große und Wiener neben der rot-schwarzen Bun- stimmt. 98,54 Prozent der 343 anwesenden Herausforderungen – und große Chancen für desregierung die nächste Belastungskoali- Delegierten votierten dafür. Es gab nur vier eine aktive, zukunftsorientierte Politik. tion. Das bedeutet, daß die Bevölkerung und Gegenstimmen und eine Enthaltung. Damit  Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinter- besonders der Mittelstand in Wien zweimal stand – aus Sicht der Grünen – der Unter- läßt immer noch tiefe Spuren und erfor- geschröpft werden“, so BZÖ-Chef Klubob- zeichnung des Pakts nichts mehr im Weg. dert weiterhin aktive Maßnahmen im mann Josef Bucher. Das bedeute, daß die Im „Wiener Ausschuß“ der SPÖ fiel das Sinne von Beschäftigung und Wohlstand. bisherige rote „Multi-Kulti-Politik“ noch- Abstimmungsergebnis mit 100 Prozent noch  Der Klimawandel und die Energiekrise mals getoppt werde und Wien zur Stadt der deutlicher aus: „Ich habe versprochen, mein verlangen nach einer kommunalen Strate- Verbote und Gebühren werde. Das sei der Bestes zu geben, das grüne Ergebnis zu top- gie, die auf Energieeffizienz, Klima- Grundstein für einen weiteren Zuwachs der pen“, freute sich Häupl über die wider- schutz, Versorgungssicherheit und erneu- Rechtsparteien. spruchslose Zustimmung seiner Partei. erbare Energie setzt und dabei „Grüne „Die Wienerinnen und Wiener wollen Gemeinsame Wege für Wien Jobs“ bzw. neue wirtschaftliche Möglich- dieses rot-grüne Strafkommando, beispiels- Am Nachmittag des 15. November wurde keiten schafft.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 5 Innenpolitik Foto: Schaub-Walzer / PID Bgm Michael Häupl (SPÖ) und VBgmin Verkehrsstadträtin Mag.a Maria Vassilakou (Grüne) bei der Unterzeichnung des Koalitionspaktes. Stehend v.li.n.re die SPÖ-Stadträte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger, Umweltstadträtin Ulli Sima, VBgmin und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner, Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch.

 In Zeiten von Sparbudgets sind soziale Bildung einer gemeinsamen Koalition auf- tionspartnern gemeinsam erarbeitet und Gerechtigkeit und eine Gesundheitsver- genommen. Das vorliegende Regierungs- gemeinsam in der Öffentlichkeit und gegen- sorgung auf höchstem Niveau zu gewähr- übereinkommen ist Ergebnis dieser Ge- über ihren Parteigremien vertreten. Zu die- leisten und weiterzuentwickeln. spräche und stellt für die kommenden Jahre sen Sachbereichen gehören insbesondere  Der Zusammenhalt der Gesellschaft und die Grundlage der Zusammenarbeit zwi- auch Fragen der Verfassung, der Geschäfts- die Chancen künftiger Generationen auf schen den beiden Fraktionen dar. In einer ordnung, die Beschlußfassung über Voran- eine zukunftsorientierte Bildung, gute zukunftsweisenden Zusammenarbeit stellen schlag und Rechnungsabschluß der Stadt und sichere Arbeit, ausreichend Einkom- sich die Wiener SPÖ und die Grünen Wien Wien, der Wirtschaftsplan und der Rech- men und eine im umfassendsten Sinn der großen Aufgabe, wirtschaftlichen Erfolg nungsabschluß der Unternehmen und Un- hohe Lebensqualität müssen gesichert mit sozialen und ökologischen Zielen zu ver- ternehmungen sowie alle im vorliegenden werden. binden. Die Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsübereinkommen festgelegten Vorha-  Bildung ist der wesentliche Schlüssel zur Wiener SPÖ und den Grünen Wien steht ben. Zukunft. Jedes Kind soll unabhängig von daher ebenso für wirtschaftliche Stabilität, Die KoalitionspartnerInnen vereinbaren Einkommen, Herkunft, Sprachkompetenz Zukunftschancen und soziale Gerechtigkeit für die kommende Legislaturperiode eine und Bildung der Eltern die Chancen auf wie für ökologische Modernisierung und die nachhaltige Budgetpolitik mit dem Ziel beste Bildung und Ausbildung haben. Sicherung unserer natürlichen Lebensgrund- eines stabilen Haushalts der Stadt Wien. Das  Die weitere Stärkung der Stadt als Wirt- lagen. All das sind die entscheidenden Grund- bedeutet, antizyklische Investitionen in Kri- schaftsstandort ist Basis für den Kampf lagen für den Erhalt einer hohen Lebensqua- senjahren und (wie auch in der Vergan- gegen Arbeitslosigkeit und Armut. lität und ein friedliches Zusammenleben al- genheit) Schuldentilgung in wirtschaftlich  Der Strukturwandel in vielen Bereichen ler in Wien. Damit wird die solidarische Ge- prosperierenden Jahren. der Wirtschaft wird genutzt, um die sellschaft in Wien gestärkt und Zukunft und Modernisierung ökologisch und nachhal- Sicherheit für alle gewährleistet. Gemeinsame Wege… tig zu gestalten und so zukunftsfähige Die Festlegungen im Rahmen dieses … für Wien als Stadt der Bildung und Arbeitsplätze zu schaffen. Regierungsübereinkommens sind als ge- des Wissens meinsame Willenserklärung beider Partner Kindern und Jugendlichen ist die best- Gemeinsam für die Zukunft arbeiten partei- und ressortübergreifend und gelten mögliche Bildung und Ausbildung in allen Nach der Landtags- und Gemeinderats- daher für alle Mitglieder der neuen Stadt- Bereichen anzubieten. Der Zugang zu Bil- wahl am 10. Oktober 2010 haben Wiener regierung gleichermaßen. Die vereinbarten dung (vom Kindergarten bis zur Universität) SPÖ und die Grünen Wien Gespräche zur Ziele und Vorhaben werden von den Koali- und Ausbildung muss gefördert und darf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 6 Innenpolitik nicht durch finanzielle und gesellschaftliche werberin und setzt auf Zukunftsbranchen ren für einen verbesserten Klimaschutz und Barrieren behindert werden. In Wien muß wie Life Sciences, Information- Kommuni- niedrige Heizkosten für die MieterInnen sor- jedes Kind unabhängig von Einkommen, kation, Medien, Creative Industries, Um- gen. 300.000 m² Kollektorfläche thermische Herkunft, Sprachkompetenz und Bildung welt- und Energietechnologien. Ein speziel- Solaranlagen werden entsprechend dem Ziel der Eltern die Chancen auf beste Bildung les Augenmerk gilt der Aus- und Weiterbil- des Klimaschutz-Programm II (KLIP) bis und Ausbildung haben. Jedes Kind soll in dung aller Wienerinnen und Wiener und der 2020 installiert und durch weitere legistische Wien Zugang zu erstklassigen öffentlichen Schaffung von Öko-Jobs. Maßnahmen sowie den Abbau von Hemm- Schulen haben, denn die Förderung von Wien wächst und braucht eine voraus- nissen forciert. Eine Sanierungsoffensive Interessen bzw. Talenten und der Abbau von schauende Stadtplanung auf Grundlage eines über die gesamte Regierungsperiode im Ge- Lernschwächen sind besser als teure Nach- neuen Stadtentwicklungsplanes 2015. Der meindebau wie auch die Förderungsmittel hilfe. Die Spitzenstellung Wiens in der Kin- erforderliche Wohnraum soll durch innere für thermische Sanierung dienen dem Kli- derbetreuung wird weiter ausgebaut. Wien und äußere Stadterweiterung entstehen. Die maschutz, der Energie- und Kosteneinspa- setzt verstärkt auf die Förderung der Sprach- Gestaltung des öffentlichen Raums bestimmt rung der MieterInnen und nachhaltiger kompetenz im Kindergarten. Das Barcelona- maßgeblich die Lebensqualität. Ein neues Beschäftigung. Ziel bei den 0-3jährigen wird in 2 Jahren Verkehrskonzept 2013 soll auf die geänder- Sowohl bei der Müllentsorgung als auch erreicht, bei den 1-3jährigen schafft Wien ten Rahmenbedingungen eingehen, der bei der Trinkwasserver- und Abwasserent- einen Versorgungsgrad von 50 Prozent und öffentliche Verkehr, die Parkraumbewirt- sorgung setzt Wien auf kommunale Versor- baut damit seine Spitzenposition in Öster- schaftung, aber auch Wohnsammelgaragen ger, die zentralen Bereiche der Daseinsvor- reich im Bereich der Kinderbetreuung weiter sollen weiter ausgebaut werden. BürgerIn- sorge bleiben in Händen der Stadt Wien. aus. Den ganztägigen Schulformen gehört neninformation und -beteiligung hat einen die Zukunft in der Bildung. hohen Stellenwert in der Stadtplanung. …für ein weltoffenes Wien, das auf Viel- Sie werden flächendeckend und als Cam- falt und gemeinsame Verantwortung baut pus-Modell angeboten. In Wien soll die ge- …für Wien als Umwelt- und Wien begreift die Vielfalt als Chance und meinsame Schule für alle 6-15jährigen ein- Klimaschutz--Metropole Notwendigkeit für eine prosperierende Ge- geführt werden und alle AHS- und Haupt- In Wien werden ökologische Vorzeige- sellschaft und Wirtschaft. Ziel ist es daher, schulstandorte als „Neue Mittelschule“ ge- modelle zum Standard. Durch Energieeffi- daß alle Menschen in dieser Stadt in Vielfalt führt werden. Alle Kinder sollen bei Schul- zienz auf allen Ebenen, Förderprogramme respektvoll zusammenleben, eine gemeinsa- eintritt über ausreichende Deutsch-Kennt- für erneuerbare Energieträger und Innovatio- me Sprache sprechen können, getragen von nisse verfügen. 50 zusätzliche Mehrstufen- nen beim Umwelt- und Klimaschutz werden einer klaren Haltung gegen Rassismus und klassen werden geschaffen. Die flächen- Grüne Jobs geschaffen und die Treibhaus- Fremdenfeindlichkeit. Weil Wien für gesell- deckende Betreuung durch Schulsozial- gase im Sinne der Klimaschutz-Ziele redu- schaftlichen Zusammenhalt in Vielfalt steht, arbeiterInnen wird sichergestellt. Ziel ist, ziert. Der „Umweltverbund“, Öffentlicher begleitet und unterstützt es die Wienerinnen daß kein junger Mensch die Schule verläßt Verkehr (ÖV) sowie Rad- und Fußgänger- und Wiener für ein funktionierendes Mit- ohne die Grundkompetenzen (lesen, rech- verkehr, sollen konsequent gefördert wer- einander. Die zentralen Wertvorstellungen nen, schreiben) ausreichend erlernt zu ha- den. Ziel ist es den motorisierten Individual- unserer Gesellschaft und die Spielregeln für ben. Die Sport- und Bewegungsangebote im verkehr in Wien um rund ein Drittel zu redu- ein gutes Zusammenleben in Wien werden in Kindergarten und in der Schule werden aus- zieren, den ÖV-Anteil auf 40 Prozent bzw. der „Wiener Charta des Zusammenlebens“ gebaut und fix in den Alltag integriert. Wien den Radverkehrsanteil von 5 auf 10 Prozent formuliert. Die Inhalte dieser Charta werden ist Wissenschafts- und Universitätsstadt. Die zu steigern. Der Anteil des Fußgängerver- allen Wienerinnen und Wienern bekannt Stadt Wien nimmt durch nachhaltige Wis- kehrs soll vom derzeitigen hohen Niveau gemacht. NeuzuwanderInnen werden durch senschaftspolitik ihre Verantwortung für ein ausgehend noch verbessert werden. Wien „Start Wien“ begleitet und unterstützt. Eine offenes Forschungsklima, Interdisziplinari- verstärkt die Bemühungen im Kampf gegen Vereinbarung namens „Wiener Vertrag“ wird tät und Internationalität wahr. Um die zen- grenznahe Atomkraftwerke und die Renais- als Willkommensgeste und feierliche Ein- tralen Herausforderungen für die politische sance der Atomkraft in Europa. gliederung in die Stadt Wien eingeführt. Gestaltung einer Großstadt im 21. Jahrhun- Auch der Stadtplanung liegen Nachhaltig- Die gemeinsame Sprache ist der Schlüs- dert besser zu verstehen und darauf basie- keitskriterien zu Grunde, die hohe Lebens- sel für ein gutes Zusammenleben. Wien setzt rend zu planen, investiert Wien in der Wis- qualität, Grünraumnähe und Attraktivität konsequent seine Sprachoffensive mit leist- senschaft in Zukunftsfelder und den wissen- garantieren. Insbesondere der Grünraum soll baren und leichtzugänglichen Deutschkur- schaftlichen Nachwuchs. forciert werden. 10 Parks pro Jahr werden sen fort. Diversitätsorientierte Projekte im modernisiert, umgebaut, vergrößert oder neu öffentlichen Raum helfen die Spielregeln …für Wien als Stadt der Chancen und geschaffen. Angestrebt wird ein Nachbar- des Zusammenlebens zu vermitteln, Kon- Zukunft schafts-/Grätzelgarten in jedem Bezirk und flikte zu vermeiden bzw. zu lösen. Weil Die Wirtschaftskrise ist noch nicht vor- ein Schulgarten pro Bezirk. Wien den sozialen Aufstieg für alle will, bei. Deshalb soll weiter investiert werden, Wien wird ökologisch und sozial nach- garantieren wir gleiche Chancen zu Bildung wobei die Prioritäten bei Arbeitsplätzen für die haltig bauen. Geförderte Wohnbauten in ver- und Arbeit. Alle BürgerInnen, unabhängig Menschen, Aufträge für die Wirtschaft und bessertem Niedrigenergiestandard, in Pas- von ihrer Herkunft, sollen gleichberechtig- Ausbildung für die jungen Menschen liegen sivhausstandard und der Einsatz des ökolo- ten Zugang zu den Leistungen der Stadt sollen. Die Stadt Wien positioniert sich im gischen Baustoffs Holz und von Solar- haben. Weltoffenheit und Vielfalt prägt auch internationalen Kontext als Qualitätswettbe- energie sollen auch in den kommenden Jah- die Kulturpolitik der Stadt. Kulturpolitik ist

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Arbeit am Stadtprofil. Wien im 21. Jahr- Stärken. Der Bau des Krankenhauses Nord Ein regelmäßiges Dialogforum „Sicher- hundert – das ist nicht die Verwaltung des wird am Ende der Legislaturperiode abge- heitspolitik und Menschenrechte“ zwischen eigenen kulturellen Erbes, sondern dessen schlossen sein. Damit verbunden ist die Um- NGOs, Menschenrechtsorganisationen, Poli- avancierte, kritische und vielfältige Ent- setzung, Evaluierung und Weiterentwick- zei, Sozialarbeit etc. wird eingerichtet. wicklung. Wir stehen daher für eine starke lung des Regionalen Strukturplans Gesund- öffentliche Kulturfinanzierung, die nicht heit. Schwerpunkte werden dabei auf den …für Gleichberechtigung dem Marktdiktat, sondern Qualitätskriterien weiteren Abbau von Akutbetten, die psychi- Jede Frau und jedes Mädchen soll in verpflichtet ist. Die migrantische Realität atrische Versorgung und auf den Ausbau von Wien sicher, selbstbestimmt und unabhängig unserer Gesellschaft muß sich jenseits der Tageskliniken gelegt. leben können. Geschlechtergerechtigkeit soll Nischen widerspiegeln. Daher sehen wir umsetzt und Diskriminierung von Frauen Migrant Mainstreaming und Interkulturalität …für demokratische Mitbestimmung beseitigt werden. Wien fördert Frauen in im Sinne einer aktiven Einbeziehung aller und Beteiligung allen Bereichen der Politik und Verwaltung kulturellen Identitäten in das kulturelle Das Wahlrecht in Wien, die Möglichkei- und ermöglicht die bessere Partizipation und Leben in Wien als eine der wichtigsten ten der Bevölkerung zur Beteiligung an Teilhabe von Frauen. Um dieses Ziel zu er- Aufgaben der Kulturpolitik. Der Zugang zu demokratischen Entscheidungsprozessen so- reichen, tragen alle Geschäftsgruppen dazu Kunst und Kultur muß für alle Menschen wie die parlamentarischen Kontrollinstru- bei, denn Frauenpolitik ist Querschnittspolitik. verbessert und verbreitert werden. mentarien sollen weiter verbessert werden. Frauen und Mädchen sollen ihre Rolle selbst Dazu gehört unter anderem ein modernes bestimmen können, frei von Gewalt leben …für ein soziales Wien mit bester Verhältniswahlrecht. In den Geschäftsord- können. Halbe/Halbe soll Realität werden; Gesundheitsversorgung nungen von Landtag, Gemeinderat und Be- Frauen in Arbeit und Wirtschaft gleiche Chan- Eine starke Gesellschaft zeichnet sich da- zirksvertretungen werden die Minderheits- cen bei beruflichem Aufstieg, der Aus- und durch aus, wie sehr sie sich der Bedürfnisse rechte gestärkt. Ein Petitionsrecht wird ein- Weiterbildung sowie gleiches Einkommen von Menschen in schwierigen Lebenslagen geführt. wie Männer haben. Wien bezieht Unterneh- annimmt. Wien setzt in die Armutsbekämp- Wien bekennt sich zur Wichtigkeit der men in die Verantwortung für Gleichstellung fung hohe Priorität. Das rot-grüne Wien be- demokratischen Mitbestimmung der Bevöl- aktiv mit ein. Wien unterstützt unabhängige kämpft Kinderarmut: Die Mindestsicherung kerung in Politik und Verwaltung und fördert Frauen- und Mädchenberatungseinrichtun- für alle Wiener Kinder wird deutlich erhöht die aktive Beteiligung der BürgerInnen und gen und feministische Projekte und arbeitet und eine Kinderaktivcard eingeführt. damit die Bildung einer lebendigen Zivil- grenzüberschreitend mit Fraueneinrichtungen Vor allem soziale Dienstleistungen wir- gesellschaft. Die Möglichkeiten der partizi- und ExpertInnen aus ganz Europa zusam- ken als konkrete Armutsprävention, weil so- pativen Demokratie werden weiterentwickelt men. Gender Mainstreaming ist verpflich- zial benachteiligte Gruppen überproportio- und ausgebaut. So werden z.B. BürgerInnen- tend in allen Verwaltungsbereichen umzuset- nal von ihnen profitieren: Ein starkes öffent- versammlungen und Beteiligungsmodelle zen. Dabei darf Gender Mainstreaming die liches Spitalswesen, das starke öffentliche auf Bezirks- und Grätzelebene leichter initi- aktive Frauenförderung nicht ersetzen. Ein Bildungswesen und der beitragsfreie Kinder- ierbar sein und gefördert, Volksbefragungen Wiener Gleichstellungsmonitor dient als garten, der leistbare öffentliche Verkehr, das häufiger eingesetzt und auch in Bezirken Grundlage für die stetige Weiterentwicklung starke städtisches Engagement beim Woh- oder Grätzeln möglich gemacht werden. Die von Frauenfördermaßnahmen in Wien. Wien nen – so bekämpft die Stadt Wien Armut. Lokale Agenda 21 wird weiterentwickelt ist eine Stadt der Offenheit und des gegen- Die Wiener Stadtpolitik arbeitet stetig daran, werden. seitigen Respekts, in der alle ihre Lebens- die angebotenen sozialen Dienstleistungen und Liebesmodelle frei wählen können. Ho- noch kundInnen-, service- und bedarfsorien- …für ein sicheres und lebenswertes Wien mophobie und Transphobie haben in dieser tierter zugänglich zu machen. Wien soll den Menschen umfassende Stadt keinen Platz. Die eingetragene Part- Damit die BürgerInnen dieser Stadt Sicherheit in allen Lebenslagen geben, eine nerInnenschaft ist ein erster wichtiger Schritt. gesund sind, braucht es nicht nur gute medi- in allen Bereichen lebenswerte und auch Die Stadt bekennt sich zur Öffnung der Ehe zinische und pflegerische Leistungen, son- sichere Stadt sein. Sicher leben heißt soziale für gleichgeschlechtlich Liebende und tritt dern eine gesundheitsfördernde Lebenswelt. Sicherheit ebenso wie Schutz vor Natur- und für die umfassende rechtliche Gleichstellung Daher setzt Wien auf gesundheitsfördernde Umweltkatastrophen, vor Energiekrisen, aber von Regenbogenfamilien ein. Im Sinne der und -erhaltende Impulse. Das wichtigste Ziel auch vor politischer Gewalt und Kriminalität. Vielfalt und Akzeptanz wird Wien die eige- in der Gesundheitspolitik der Stadt Wien ist In den kommenden Jahren geht es einer- nen Leistungen und Maßnahmen zusammen- daher die Sicherstellung der besten medizi- seits darum, Wien – in Zusammenarbeit und fassen und aufbauend auf diesen Erkennt- nischen Versorgung für alle WienerInnen, mit Unterstützung durch die Bundesregie- nissen stetig weiterentwickeln (z.B. Schu- unabhängig von Einkommen, Alter, Herkunft rung – sicher zu halten und dort sicher zu lungsmaßnahmen, Sensibilisierungsmaß- oder Geschlecht. Der Ausbau der Vielfalt bei machen, wo es notwendig ist. Neben diesem nahmen im Altenpflegebereich, Gewaltprä- den Pflege- und Betreuungsangeboten und Schutz vor Kriminalität, der Polizeiaufgabe vention usw.). Sachleistungen wird fortgesetzt. Bis 2015 ist, wird die Stadt ihre Aufgaben zur wird die Zahl der stationären Pflegeplätze Sicherstellung einer von der Bevölkerung …für eine starke internationale Rolle auf 10.000 erhöht. Zentral für die Erhaltung gewünschten Sauberkeit und Ordnung in der Weltstadt Wien der guten Angebote wird die Nutzung von unterschiedlichsten Lebensräumen wahrneh- Wien ist bis heute Brücke in Europa. Als Synergien zwischen Trägern sein – ebenso men. Wien ist auch Stadt der Menschen- Konferenzstadt, als wachsende Stadt mit wie die weitere Entwicklung ihrer jeweiligen rechte. ZuwanderInnen mit vielfältigem kulturellem

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 8 Innenpolitik

Hintergrund, nutzt Wien die Standortvorteile einer Weltstadt zur Positionierung als Stadt der Kooperation. Die internationalen Aktivi- täten der Stadt müssen aber weit über die EU hinausreichen, um Arbeitsplätze zu sichern, Wiens Position als Drehscheibe für Mittel- und Osteuropa zu stärken, weitere interna- tionale Unternehmungen anzusiedeln, die Wirtschaft weiter zu internationalisieren, Wiens Stadttechnologien international zu vermarkten, den Tourismus zu fördern und letztlich auch – etwa durch Entwicklungs- zusammenarbeit – weltweit Armut zu be- kämpfen und Gleichstellung zu fördern so- wie Beiträge für eine nachhaltige Entwick- lung zu liefern. Europapolitik wird auf eine breite Basis gestellt: Etwa durch einen Gemeinderats-Ausschuß für Europäische und Internationale Angelegenheiten und dem Rederecht von Österreichs Europaparlamen- tarierInnen zu europapolitischen Themen im Gemeinderat. Der europapolitische Dialog mit der Zivilgesellschaft wird intensiviert, Foto: Schaub-Walzer / PID z.B. durch die Einrichtung eines jährlichen Bundeskanzler Werner Faymann, Bundespräsident Heinz Fischer und Bürgermeister Michael Häupl bei der Angelobung in der Hofburg (v.l.) „Wiener Europadialogs“. Wien soll seine Rolle im Donauraum noch die FPÖ habe sich im Gegenzug verdoppeln Nach diesen Redebeiträgen begann die stärker als bisher wahrnehmen durch ein können. Er befürchte einen „Linksruck“ in Wahl des Bürgermeisters in geheimer Ab- starkes Engagement in der in Aufbau befind- der Stadtpolitik, entgegen der Wünsche zahl- stimmung mittels Stimmzettel. Das Wahl- lichen Donauraum-Region + Schwarzmeer- reicher Wähler. Das Budget 2011 sei zudem ergebnis: Michael Häupl (SPÖ) wurde mit Region (Donauraumstrategie der EU). ohne Mitwirkung der Grünen entstanden, er 65 von 100 abgegebenen Stimmen zum Bür- Dieser (nicht lesbare, aber dennoch funk- vermisse deren Protest zum vorgelegten Bud- germeister gewählt. Es gab 34 Nein-Stim- tionierende) Link führt Sie zum rot-grünen get. Mit der Übernahme des Verkehrsressorts men und eine ungültige Stimme. Häupl Regierungsübereinkommen: durch Maria Vassilakou (Grüne), würde die- nahm die Wahl an und wurde vor dem Ge- http://www.wien.spoe.at/sites/default/files/entwurf_regierungsuebereinkommen.pdf ses zu einem „ideologischen Kampfressort“ meinderat angelobt. werden, so Gudenus. Zudem äußerte er Be- Kurz darauf ist Michael Häupl von Bun- Konstituierende Sitzung fürchtungen gegenüber der kommenden Zu- despräsident Heinz Fischer als Landeshaupt- des Wiener Gemeinderats wanderungspolitik. Die FPÖ werde Häupl mann angelobt worden. Das Staatsoberhaupt Bürgermeister Michael Häupl eröffnete nicht wählen, man arbeite darauf hin, daß der gratulierte und erklärte: „Ich wünsche Ihnen am Vormittag des 25. November als Vorsit- nächste Bürgermeister H.C. Strache heiße. für diese schöne Aufgabe alles Gute und viel zender die konstituierende Sitzung des Ge- GR Alexander Neuhuber (ÖVP) sah in Erfolg.“ Bei der Angelobung war auch Bun- meinderates und bedankte sich bei den aus- seiner Rede Wählertäuschung seitens der deskanzler Werner Faymann anwesend. geschiedenen Gemeinderäten für ihre Arbeit. Grünen. Alexander van der Bellen sei mit Der Besuch des Stadtoberhaupts in der Anschließend wurden die 100, zum Teil Vorzugsstimmen in den Gemeinderat ge- Hofburg dauerte nur kurz: Zuerst fand ein neuen Mitglieder des Wiener Gemeinderates wählt worden, scheine aber nicht in der Liste Treffen der drei Politiker hinter verschlosse- angelobt. Für den Gemeinderatsvorsitz wur- der Gemeinderäte auf. nen Türen statt. Anschließend wurde Häupl de als erster Vorsitzender GR Godwin Schu- GR David Ellensohn (Grüne) betonte, von Fischer im „Liotard-Zimmer“ vor Foto- ster (SPÖ) als zweiter Vorsitzender GR daß „heute ein Freudentag für die Grünen“ grafen und Kameraleuten angelobt. Das Ge- Dietbert Kowarik (FPÖ) als dritter Vorsit- und damit auch ein guter Tag für die Bür- löbnis bekräftige Häupl anschließend mit zender GR Thomas Reindl (SPÖ) und als gerInnen von Wien sei. Er gratuliere Prof. Unterschrift und Handschlag. vierte Vorsitzende GRin Sigrid Pilz (Grüne) Alexander Van der Bellen (er sollte ursprüng- Für den frisch gekürten Bürgermeister gewählt. lich für die Grünen in die Landesregierung war es bereits die fünfte „Inthronisierung“ einziehen, Anm.) zu seinem Wahlergebnis, zum Landeshauptmann, doch trotz dieser Wahl des Bürgermeisters dieser werde auch ohne Mandat eine wichti- Routine meinte er anschließend vor Journali- Als Wahlvorschlag wurde seitens der ge Rolle für die zukünftige Stadtregierung sten: „Eine gewisse innere Spannung braucht SPÖ Michael Häupl nominiert. spielen. Klimaschutz, vernünftige Verkehrs- man schon.“ Zudem betonte er seine Liebe GR Johann Gudenus (FPÖ) kritisierte in politik und kein Abbau von Sozialleistungen zu seiner neuen alten Funktion: Bürgermei- seiner darauf folgenden Wortmeldung die würden eindeutig eine „Grüne Handschrift“ ster zu sein, sei „der schönste politische Job, „Ignoranz des Wählerwillens“. Er sah so- in der Regierungserklärung zeigen, die heute den es auf dieser Welt gibt“. „ wohl SPÖ als auch Grüne als Wahlverlierer, Nachmittag präsentiert werde. http://www..wien.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 9 Innenpolitik Budgetrede des Finanzministers Pröll: Absage an Eigentumsbesteuerung und Mittelstandbelastung Foto: Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles/Mike Ranz

m 27. November haben Bundeskanzler warten wollen, um die WählerInnen nicht zu lastung für den Mittelstand abwenden kön- AWerner Faymann (SPÖ) und Vize- verärgern. Nun ist dieses Thema abgehakt, nen. Eine zusätzliche Besteuerung der Ver- kanzler Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) zu denn der Finanzminister hat am 30. Novem- mögenssubstanz würde nämlich den Men- einer Pressekonferenz ins Bundeskanzerlamt ber die Budgetrede gehalten. In den nächsten schen ihr hart verdientes Geld aus der Tasche gerufen. SPÖ und ÖVP hatten sich darauf drei Wochen werden in den parlamentari- ziehen. Denn Arbeit muß sich lohnen, und geeinigt, nach massiven Protesten aus allen schen Ausschüssen die jeweiligen Budget- Eigentum darf nicht bestraft werden“, so Pröll. Ecken des Landes das geplante Sparpaket an vorhaben erörtert und auch im Plenum von Die Steuerpolitik sei ein wesentlicher einigen Punkten „abzuschleifen“ und gaben den Abgeordneten debattiert werden. Am Faktor für die Qualität und Attraktivität eines die gemeinsam vorgenommenen „Entschär- 22. Dezember soll das Budget dann endgül- Standortes. Man habe die richtigen Zeichen fungen“ bekannt. All jene, die erwartet oder tig beschlossen werden, damit es – so wie es gesetzt und falsche Weichenstellungen ver- gehofft hatten, das Sparpaket würde aufge- das Gesetz vorsieht – mit 1. Jänner 2011 in hindert, meint Pröll, der auf die Ökologisie- schnürt und, wenn nicht schon neu, dann Kraft treten kann. rung des Steuersystems verweist. zumindest aber in manchen Teilen verhan- Aufgrund der konsequenten Umsetzung delt werden, zeigen sich enttäuscht und stel- Die Budgetrede des Konsolidierungspaketes wurde ein Frei- len weiterhin massive Forderungen – auch Finanzminister Josef Pröll hob hervor, raum für Offensivmaßnahmen geschaffen, wenn seitens Pröll klargestellt war, daß dies daß sich die Regierung sämtliche Maßnah- mit denen gezielt Schwerpunkte für ein zu- nicht in Frage kommen würde. men bei der einnahmenseitigen Schwer- kunftorientiertes und nachhaltiges Wachs- Vier Tage später hielt Pröll die – wegen punktsetzung gut und lange überlegt habe tum gesetzt werden können. „Bis 2014 wer- des späten Termis seit Monaten umstrittene- und diese im Lichte zweier Grundsätze vor- den insgesamt 1,6 Milliarden Euro zusätz- ne – Budgetrede. Umstritten deshalb, weil genommen habe: des Schutzes von Eigen- lich in Bildung, Forschung, Gesundheit und die Regierung die aktuellen Wirtschaftszah- tum und der Standortsicherung. Zusätzlich Ökologie investiert. Das entspricht einem len abwarten wollte, um die Strenge des werde das Steuersystem ökologisiert und ein jährlichen Aufwand von 400 Millionen Sparkurses entsprechend zu dimensionieren. Zukunftspaket von 1,6 Milliarden Euro setze Euro“, so Pröll. Die Opposition sah dahinter aber reine Ver- Offensivmaßnahmen zur Stärkung des Auf- Für die Zukunft definierte der Finanz- zögerungstaktik: Pröll habe nur die beiden schwungs und Wachstums. minister fünf wesentliche Ziele, mit denen Wahlen in der Steiermark und in Wien ab- „Wir haben Eigentumssteuern als Be- Österreich an die Spitze Europas geführt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 10 Innenpolitik werden soll. „Wir müssen dafür arbeiten, gensbezogenen Steuern gelungen. Der Fi- mit dem österreichischen Steuergeld für daß Österreich am Arbeitsmarkt Spitze in nanzsektor wird in die Verantwortung ge- Irland in Wahrheit die Banken rette. „Der Europa und beim Wachstum ganz vorne nommen und wir schaffen einen langfristig ÖVP-Chef ist der Bankenvertreter des Raif- bleibt. Daß wir bis 2020 bei Forschung und wirksamen Beitrag für ein gerechtes Steuer- feisenkonzerns, wurde von Raiffeisen be- Entwicklung an die Spitze vorstoßen und wir system“, so Schieder. stellt und wirft den Banken das Geld nach. weiterhin zu den familienfreundlichsten Griechenland-Hilfe, Irland-Hilfe, Euro-Ret- Ländern in Europa gehören. Und sorgen wir Bundesparteiobmann HC Strache tungsschirm, woher sollen wir das Geld noch dafür vor, daß wir auch weiterhin zu jenen Als „Ansammlung mutloser Verwalter“ nehmen, wann ist endlich das Ende der Fah- Staaten mit den solidesten Finanzen gehö- bezeichnete FPÖ-Bundesparteiobmann HC nenstange? Die rot-schwarze Bundesregie- ren. Am Sparen führt kein Weg vorbei, Strache in seiner Rede die Bundesregierung. rung darf nicht länger die Familien, die Schulden machen ist unsozial, verbaut unse- „Unser Land steht vielen Problemen gegen- Pflegebedürftigen und die sozial Schwachen ren Kindern die Zukunft und hinterläßt ihnen über, und eines der größten Probleme ist hernehmen, um das marode Bankensystem nur einen schweren Rucksack“, so Pröll. diese Bundesregierung.“ Und übte scharfe zu retten. Wir brauchen daher endlich einen Kritik an der Budgetrede des Finanzmi- Plan B mit einem eigenen Euro-Light für die Finanzstaatssekretär Andreas Schieder nisters. „Dabei ist vor allem eines transpa- finanzmaroden EU-Länder.“ Finanzstaatssekretär Andreas Schieder rent geworden: daß Sie nämlich nicht wis- (SPÖ) hat im Anschluß an die Budgetrede sen, wie es weitergehen soll.“ Pröll stehe Grünen-Bundessprecherin Eva des Finanzministers klargestellt, daß das völlig hilflos vor den Problemen unserer Ge- Glawischnig und Stv. Werner Kogler Budget mehr Steuergerechtigkeit bringt. „Mit genwart. Das Budget sei ein stümperhaftes „Das von der Regierung dem Parlament dem Budget nehmen wir den Banken- und Flickwerk, seine Inhalte unfair und gefähr- vorgelegte Budget ist ein rot-schwarzer Zu- Finanzsektor in die Verantwortung“, so lich. Diese Regierung sei hilflos und über- kunftsklau. Daran ändern auch die von der Schieder. Der Einstieg in vermögensbezoge- fordert. Kritik übte Strache auch an den Regierung vorgenommenen kosmetischen ne Steuern sei eine „wichtige systemische „Rettungsschirmen“ für Griechenland und Korrekturen nichts. Statt endlich große Re- Änderung, die auch langfristig mehr Gerech- Irland. Den Österreichern gegenüber mar- formen anzugehen und gerade in Krisen- tigkeit im Steuersystem schafft“. Mit zwei kiere Pröll den harten Mann, gegenüber der zeiten Zukunftsbereiche wie in Schulen und Konjunkturpaketen, zwei Arbeitsmarktpake- EU sei er knieweich. Universitäten zu investieren, kürzt die Re- ten, einem Bankenrettungspaket und einer gierung bei den Schwächsten und läßt die Steuerreform ist Österreich vergleichsweise BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher Reichen weitgehend ungeschoren“, üben un- sehr gut durch die Krise gekommen. „Wenn ÖVP-Chef Finanzminister Josef sere Bundessprecherin Eva Glawischnig und Mit Einführung der Bankenabgabe müs- Pröll mit seinem privaten Geld so umgehen der stv. Bundes- und Budgetsprecher Werner sen die Banken jährlich 500 Millionen Euro würde wie mit dem Geld der österreichi- Kogler scharfe Kritik am Budget der Regie- zur Sanierung des öffentlichen Haushaltes schen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, rung. beitragen. Mit der Vermögenszuwachssteuer dann müßte er in Insolvenz und Privatkon- SPÖ und ÖVP agieren in dreifacher Hin- werden künftig alle Wertpapierzuwächse kurs gehen, denn keine Bank würde ihm sicht feige: Sie gehen den Weg des gering- durchgehend mit 25 Prozent besteuert. „Das mehr ein Geld geben. Pröll macht mit seiner sten Widerstandes: Jene Gruppen, die sich ist ein Beitrag zur Budgetsanierung, aber auch Politik die Bürger zu Bürgen und betreibt am wenigsten zur Wehr setzen können, wer- eine wichtige systemische Änderung“, so Raubbau an den nächsten Generationen. Bei den zur Kasse gebeten. Schieder. Und weiter: „In fast allen Ländern der Politik der rot-schwarzen Bundesregie- Sie haben nicht den Mut, sich gegen ein- gibt es heute eine Steuer auf Kapitalzuwäch- rung sind die Tüchtigen und die Fleißigen zelne Landeshauptleute durchzusetzen, die se. In Österreich waren etwa Aktiengewinne leider die Dummen“, sagte BZÖ-Bündnis- Reformen blockieren und Geldverschwen- bisher nach einem Jahr steuerfrei, während obmann Klubobmann Josef Bucher im Rah- dung fortsetzen wollen. man für Sparbuchzinsen sehr wohl Steuern men der Parlamentsdebatte nach der Budget- Ihnen fehlt der Mut, zuzugeben, daß sie zahlen mußte. Mit der Vermögenszuwachs- rede des Finanzministers. Fehler gemacht haben. Statt die Kürzungen steuer wird diese Gerechtigkeitslücke ge- Die Budgetrede sei ein einziges wehleidi- bei der Familienbeihilfe ganz zurücknehmen schlossen.“ ges Jammerklagen gewesen. „Pröll hat heute fabrizieren sie Murks. Noch in einem weiteren Bereich werden die Vergangenheitsbewältigung der ÖVP be- Bei den zuletzt vorgenommenen Ände- Vermögen zur Budgetsanierung herangezo- trieben. 24 Jahre ist die ÖVP ununterbrochen rungen könne von „Entschärfungen“ keine gen: Im Bereich der Stiftungen werden Pri- in der Regierung, hat horrende Schulden an- Rede sein. „Das Messer, mit dem in das sozi- vilegien abgeschafft. Darüberhinaus gibt es gehäuft und jetzt ist sie völlig verzweifelt ale Netz geschnitten wird, ist weiterhin sehr Verschärfungen im Bereich der Konzernbe- und bekommt sie nicht in den Griff. Pröll hat scharf“ so Glawischnig. „Es bleibt dabei: steuerung und gegen Steuerbetrug wird heute seine private Kapitulation und Re- Das SPÖ-ÖVP-Budget ist mutlos, ungerecht künftig mit strengeren Regen, höheren formunfähigkeit zum Ausdruck gebracht. und bildungsfeindlich, es beraubt die Jugend Strafen und schnelleren Verfahren effizienter Wenn der Finanzminister bei der Budgetrede ihrer Zukunftschancen, ist zukunftsblind“, vorgegangen. Um auch Maßnahmen, wie et- betont, Österreich darf keine Schulden mehr ergänzt Kogler. wa die Erhöhung der Mineralölsteuer, sozial machen, dann sind das reine Plattitüden, Den vollen Wortlaut der Budgetrede von verträglich zu gestalten, gibt es 30 Millionen denn die Regierung macht ein Rekorddefizit Finanzminister Josef Pröll bietet der Pres- Euro mehr für die Pendler. in Milliardenhöhe. Pröll betreibt damit eine sedienst des Parlament unter der Adresse „Insgesamt ist uns auf der Einnahmen- reine Lügenpropaganda“, kritisierte Bucher. http://www.parlinkom.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2010/PK0959/index.shtml seite ein Durchbruch im Bereich der vermö- Der BZÖ-Chef wies darauf hin, daß Pröll klicken Sie einfach auf die Linkzeile. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 11 Innenpolitik Neue Familienstaatssekretärin ÖVP-Chef Josef Pröll holt Praktikerin aus Sozial- und Familienarbeit Foto: BMWFJ/Tatic Angelobung der neuen Familienstaatssekretärin: v.l.: Vizekanzler Josef Pröll, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Bundes- kanzler Werner Faymann, Staatssekretärin Verena Remler und Bundespräsident Heinz Fischer

ine Praktikerin aus der Sozial- und Fa- „Ich komme aus der praktischen Fami- den höchsten Respekt habe, ebenso wie vor Emilienarbeit sollte auf Wunsch von lien- und Sozialarbeit, ich kenne die Pro- dem Amt, das ich antrete.“ ÖVP-Chef Finanzminister Josef Pröll neue bleme und Bedürfnisse von Familien aus „Ich fände es absolut notwendig, trotz der Familienstaatssekretärin werden. Und er wirtschaftlich angespannten Situation ein schlug am 12. November dem ÖVP-Bundes- deutliches Zeichen für Familien mit mehre- parteivorstand im Wege eines Umlaufbe- ren Kindern zu setzen, die Streichung des schlusses die Tirolerin Verena Remler, Lei- Mehrkindzuschlages zurückzunehmen und terin des Lienzer Sozialdienstes und verhei- stattdessen den Betrag zu reduzieren“, ap- ratete Mutter einer achtjährigen Tochter, als pellierte die „frischgebackene“ Familien- Nachfolgerin von Christine Marek als Staats- staatssekretärin Verena Remler dann am sekretärin im Bundesministerium für Wirt- Rande ihrer Angelobung bei Bundespräsi- schaft, Familie und Jugend (Marek hatte nach dent Heinz Fischer am 26. November in der der Gemeinderatswahl in Wien die Leitung Hofburg. „Wir sind uns im klaren, daß es der Landes-ÖVP übernommen). wichtig ist, zu sparen. Ich möchte mir meine „Sie ist meine Wahl für die Nachfolge im Tochter nicht mit einem riesigen Schul- Familienstaatssekretariat, weil ich davon denrucksack vorstellen. Wir sind uns aber überzeugt bin, daß jemand, der aus dem prak- auch darüber einig, daß Härten abgemildert tischen Feld der Sozial- und Familienarbeit werden müssen“, so Remler, die ergänzte, kommt, die besten Voraussetzungen mit- sie verstehe, daß „Familien mit mehreren bringt, um die ÖVP- Familienpolitik in den Kindern 36,40 Euro im Monat schmerzhaft nächsten Jahren aktiv mit zu gestalten. Für fehlen können. Alles, was sich da am Betrag mich ist das ein klares Signal Richtung Zu- noch ändert, unterstütze ich, weil es das den Foto: Jakob Glaser/ÖVP kunft. Dafür werde ich die Bundespartei- Familien zugutekommt“, womit sie das Spar- Familienstaatssekretärin Verena Remler vorstandsmitglieder um Unterstützung und paket ansprach, mit dem die Regierung den Zustimmung bitten“, so Pröll. meiner täglichen Arbeit. Diese praktische durch die Wirtschaftskrise überstrapazierten „Ich freue mich, daß Verena Remler als Erfahrung werde ich in die Bundespolitik Staatshaushalt wieder ins Lot bringen will. Staatssekretärin in unser Ministerium einbringen“, Remler im Rahmen einer ge- Remler sagte weiters, daß sie ihre Kernthe- kommt“, sagte Minister Reinhold Mitterleh- meinsamen Pressekonferenz mit Vizekanzler men „Familie und Kind, Familie und Pflege ner. Sie könne aus ihrer Tätigkeit sowohl auf Josef Pröll, und weiter: „Mein Grundsatz ist sowie Familie und Beruf“ weiter vorantrei- praktische als auch politische Erfahrungswer- klar: Politik muß den Menschen dienen, ben wolle. „Ich möchte Frauen Mut machen te verweisen und „das prädestiniert sie so- nicht umgekehrt. Als Mutter einer achtjähri- und Fortschritte bei der Vereinbarkeit von wohl für eine bürgernahe Ausrichtung der gen Tochter weiß ich, was es heißt, Familie Familie und Beruf erzielen“, weist Remler Familienpolitik als auch für eine zukunfts- und Beruf unter einen Hut zu bringen. Hier auf einen weiteren Schwerpunkt hin. „Im orientierte Weiterentwicklung.“ Mit Remler möchte ich meine Erfahrungen einbringen Mittelpunkt muß die Wahlfreiheit stehen“, so habe die Familienpolitik eine neue Vertreterin und praktische Lösungen für Österreichs Remler, die sich „für einen guten Mix aus mit einem stimmigen Kompetenzprofil. Familien anbieten, vor deren Leistungen ich Geld- und Sachleistungen“ ausspricht. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 12 Innenpolitik Verkehrssünden werden stärker geahndet Maßnahmenpaket gegen Extremraser und ausländische Verkehrssünder im Verkehrsausschuß beschlossen – Führerscheinentzug wirkt oft abschreckender als eine Geldstrafe. Es muß Unterschiede in den Konsequenzen geben.

eim Verkehrsausschuß im Parlament außerorts zu schnell bedeutet 12 Wochen wie vor als schwierig. Deshalb werden jetzt Bwurde am 24. November das neue Maß- Führerscheinentzug. Ab einer Überschrei- erstens der Exekutive mehr Möglichkeiten nahmenpaket gegen Extremraser und eine tung von 90 km/h innerorts bzw. 100 km/h gegeben, Verkehrsstrafen bei ausländischen bessere behördliche Handhabe gegen auslän- außerorts und bei besonders gefährlichen Verkehrssündern einzubringen und die dische Verkehrssünder beschlossen. Ver- Verhältnissen wird der Führerschein 6 Mo- grenzüberschreitende Strafverfolgung wird kehrsministerin Doris Bures wies darauf hin, nate entzogen. Das gilt auch für den Wieder- durch den Beitritt zur Europäischen Fahr- daß zu hohe Geschwindigkeit zeug- und Halterdatenbank für ein Drittel aller Verkehrs- (EUCARIS) erleichtert. toten verantwortlich sei. „Mehr Von der Polizei angehaltene als 200 Menschen starben im ausländische Autoraser entzie- Vorjahr bei Unfällen, wo Rasen hen sich allzu oft der Zahlung die Ursache war“, so die Mi- von Verkehrsstrafen durch die nisterin. Sie ist deswegen sehr Behauptung, kein oder zu we- froh, daß sie gemeinsam mit nig Geld mitzuhaben. Sind sie den Abgeordneten so rasch das einmal über die Grenze, ist das neue Verkehrssicherheitspaket Geld zumeist uneinbringlich. umsetzen kann. Die Führer- Ministerin Bures gibt nun der scheinentzugsdauer wird nach Polizei die Möglichkeit, die dem Ausmaß der Überschrei- Fahrzeuge ausländischer Raser tung des Tempolimits gestaf- zu beschlagnahmen, bis die felt: Je größer die Überschrei- Strafe bezahlt ist. Die Novelle tung, desto länger ist der der StVO gibt der Polizei Schein weg. neben der bereits bestehenden „Führerscheinentzug wirkt Gilt ab 1. Jänner 2010: Zwei Wochen Führerscheinentzug bei Führerscheinabnahme die Mög- 40 km/h-Überschreitung im Ortsgebiet. oft abschreckender als eine lichkeit der Schlüsselabnahme, Geldstrafe. Es muß Unterschiede in den Kon- holungsfall innerhalb von zwei Jahren, auch Abnahme von Nummerntafeln, Abnahme sequenzen geben, ob jemand mit 220 km/h dann muß der Schein 6 Monate lang bei der von Fahrzeugpapieren bis hin zur Anbrin- auf einer Freilandstraße unterwegs ist, oder Behörde abgegeben werden. gung von Wegfahrsperren. mit 150 km/h. Mit dem gestaffelten Führer- Beispiel: Ein Raser fährt auf der Frei- Diese neuen Instrumente sollen sicher- scheinentzug wird das möglich“, erläutert landstraße 230 km/h und wird geblitzt. Bis- stellen, daß österreichische Ansprüche auch Bures. Die Neuregelung soll am 1. Jänner in her hätte er neben einem Strafverfahren und gewahrt bleiben. Verkehrsministerin Doris Kraft treten. Derzeit hat das Ausmaß der einer dementsprechenden Strafe nur mit einem Bures: „Gleiches Recht für alle. Wer in Ös- Überschreitung keinen Einfluß auf die Führerscheinentzug von zwei Wochen rech- terreich rücksichtslos unterwegs ist und da- Entziehungsdauer. Der Führerschein wird nen müssen. Künftig muß er sich, neben mit andere unschuldige Verkehrsteilnehmer für zwei Wochen entzogen ab einer Über- Strafverfahren und Geldbuße, aber für sechs gefährdet, muß zur Verantwortung gezogen schreitung von 40 km/h innerorts und 50 Monate von seinem Führerschein verabschie- werden.“ km/h außerorts. den. Und mit dem Beitritt zu EUCARIS wird Österreich den Zugriff zu den Fahrzeughal- Bis zu 6 Monate Führer- Stopp für ausländische Raser terdaten erhalten. Damit ist die Grundlage scheinentzug für Extremraser Die Grundlagen für die Strafverfolgung für die grenzüberschreitende Strafverfol- So wie schon jetzt gilt eine zweiwöchige von ausländischen Verkehrssündern wurden gung geschaffen. Als nächstes müssen jetzt Entzugsdauer bei Überschreitungen von schon durch die Mindeststrafe von 70 Euro im Innenministerium die technischen Vor- 40 km/h innerorts bzw. 50 km/h außerorts. ab 30 km/h über dem Tempolimit (Unter- aussetzungen für diese Abfragen geschaffen Für höhere Geschwindigkeitsübertretungen grenze für grenzüberschreitende Strafverfol- werden. Und das Verkehrsministerium wird sind in 20-km/h-Stufen jeweils längere Ent- gung bei Verwaltungsstrafen) und die Einfüh- die entsprechenden Verträge mit den EUCA- zugszeiten vorgesehen: 60 km/h innerorts rung der Frontfotografie verbessert. Trotz- RIS-Mitgliedsstaaten zum Datenaustausch bzw. 70 km/h außerorts zu schnell heißt 6 Wo- dem gestaltet sich die grenzüberschreitende abschließen. „

Foto: http://www.bilderbox.biz chen Entzug, 80 km/h innerorts bzw. 90 km/h Durchsetzung von Verwaltungsstrafen nach http://www.bmvit.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 13 Innenpolitik Parlament beschließt Fonds für jüdische Friedhöfe Einhellige Zustimmung im Verfassungsausschuss zu Vier-Parteien-Antrag – Staatssekretär Josef Ostermayer: »Lösung aus Respekt vor Opfern, Überlebenden und Nachkommen« Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer Dieses Bild zeigt die 1879 eröffnete erste konfessionelle Abteilung im westlichen Teil des Wiener Zentralfriedhofes – wegen Auslastung entstand bereits 1916 der »neue jüdische Friedhof« im östlichen Teil.

ie Instandsetzung jüdischer Friedhöfe hinweg mit jährlich einer Million Euro do- für wesentlich, daß auch die Israelitische Dsoll durch einen beim Nationalrat ein- tiert werden. Voraussetzung für finanzielle Kultusgemeinde Beiträge leistet und der gerichteten Fonds vorangetrieben werden. Leistungen aus dem Fonds ist eine Ver- Fonds für Drittmittel offen ist. Überdies Der Verfassungsausschuß des Nationalrats pflichtung der jeweiligen Standortgemeinde, habe man Sorge dafür getroffen, daß die stimmte am 9. November einhellig einer ge- den Friedhof nach Abschluß der Sanie- sanierten Friedhöfe weiter instand gehalten meinsamen Initiative von SPÖ, ÖVP, Grü- rungsarbeiten für zumindest 20 Jahre instand würden, sagte er. nen und BZÖ zu. zu halten. Außerdem muß die Israelitische Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ) Österreich kommt damit einer im Rah- Kultusgemeinde als Eigentümerin der jüdi- machte darauf aufmerksam, daß die Ver- men des Washingtoner Abkommens einge- schen Friedhöfe grundsätzlich einen Sanie- handlungen insgesamt recht lange gedauert gangenen Verpflichtung nach, zusätzliche rungsbeitrag in gleicher Höhe wie der Bund hätten. Es gehe nicht zuletzt auch um die Unterstützung für die Restaurierung und bereitstellen. Die Verwaltung des neuen Erhaltung von österreichischem Kulturgut, Erhaltung jüdischer Friedhöfe im Land zu Fonds übernimmt der Nationalfonds, zur konstatierte er. leisten. In der Debatte zeigten sich alle Frak- Beratung des Kuratoriums wird ein Beirat Sowohl Abgeordneter Albert Steinhauser tionen mit der Einrichtung des Fonds zufrie- eingerichtet. Dieser Beirat soll, wie Abge- (Grüne) als auch Abgeordneter Walter Rosen- den, die Grünen kritisierten jedoch, daß der ordnete Angela Lueger (SPÖ) erklärte, auch kranz (FPÖ) äußerten die Befürchtung, daß Bund nicht auch die Verantwortung für die für Transparenz sorgen. die Instandsetzung einzelner jüdischer Fried- Instandhaltung der jüdischen Friedhöfe In der Debatte bekannte sich Abgeord- höfe an der Weigerung der betreffenden Ge- übernehme. neter Wilhelm Molterer (ÖVP) zur Bereit- meinde scheitern könnte, diese zumindest 20 Gemäß dem Vier-Parteien-Antrag soll der stellung von Bundesmitteln für die Instand- Jahre lang instandzuhalten. Schließlich sei Fonds, beginnend mit 2011, über 20 Jahre setzung jüdischer Friedhöfe. Er hielt es aber die Finanzsituation in manchen Gemeinden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 14 Innenpolitik prekär, gaben sie zu bedenken. Steinhauser sprach sich in diesem Sinn dafür aus, daß der Bund auch die Verantwortung für die Instandhaltung jüdischer Friedhöfe überneh- men solle. Die Gefahr einer Präjudizwirkung für andere Friedhöfe sah er im Gegensatz zu den anderen Fraktionen nicht. Abgeordneter Harald Stefan kündigte die Zustimmung der FPÖ zum vorliegenden Antrag an. Er wies darauf hin, daß sich die FPÖ bereits im Wiener Landtag mehrfach für die Sanierung des jüdischen Friedhofs in Währing eingesetzt habe, und forderte auch einen Sanierungsbeitrag der Länder ein. Während Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ) von einer überfälligen Regelung sprach, erklärte Abgeordneter Ewald Stadler (BZÖ), es sei für die Gemeinden ein vertretbarer Aufwand, die Instandhaltung zu überneh- men. Staatssekretär Josef Ostermayer (SPÖ) wies darauf hin, daß der vorliegende Geset- zesantrag auf eine Einigung mit der Israe- litischen Kultusgemeinde und den Landes- hauptleuten von Wien und Niederösterreich zurückgehe. In den weiteren Verhandlungs- prozeß seien auch der Städte- und der Gemeindebund eingebunden gewesen, skiz- zierte er. Zu den Einwänden der Grünen 1945 entstanden durch Fliegerbomben schwere Schäden an rund 3000 Grabstätten. merkte Ostermayer an, die Zuständigkeit für die Erhaltung von Friedhöfen liege generell Die IKG dankt allen Beteiligten den Arbeiten begonnen werden. Im Burgen- bei den Gemeinden. Seiner Ansicht nach 65 Jahre nach Ende des Zweiten Welt- land (Kobersdorf und Lackenbach) waren wäre es ein falsches Signal, bei jüdischen kriegs, nach fast 20jährigen Verhandlungen heuer Arbeiten bereits voll im Gange. In Friedhöfen eine Ausnahme zu machen. und Bemühungen seitens der IKG, konnte Niederösterreich hat Landeshauptmann Pröll eine Lösung zur Sanierung und Erhaltung zugesagt 25 Prozent der Instandsetzungsko- Außenminister Spindelegger der jüdischen Friedhöfe in Österreich gefun- sten zu übernehmen und bei jenen Ge- begrüßt das neue Gesetz den werden. Die Republik zahlt eine Million meinden zu helfen, deren Bürgermeister sich „Österreich hat einen entscheidenden jährlich wertgesichert 20 Jahre in den In- weigern, die Pflegevereinbarung zu unter- Schritt zur Erfüllung seiner moralischen Ver- standsetzungsfonds ein. Die Kultusge- schreiben. antwortung zur Wahrung der Würde jüdi- meinde Wien hat die Aufgabe übernommen Dieser Erfolg hat nicht nur eine tief reli- scher Grabstätten gesetzt“. Mit diesen Wor- von allen anderen, Körperschaften, Ländern, giöse, sondern vor allem eine kulturhistori- ten begrüßte Außenminister Michael Spin- Gemeinden, Spendern, EU, je eine weitere sche Bedeutung für die jüdische Gemeinde. delegger die einstimmige Beschlußfassung Million 20 Jahre lang aufzubringen (irrtüm- Manche dieser Friedhöfe bestehen seit dem des Nationalrats über das neue Bundesgesetz lich wird medial behauptet, daß die Kultus- 17. Jahrhundert und zeugen von einer blü- über die Einrichtung des Fonds zur Instand- gemeinde diese zweite Million bezahlt). Das henden jüdisch-österreichischen Geschichte. setzung der jüdischen Friedhöfe in Öster- dritte wesentliche Standbein der Vereinba- Sie sind ein wichtiges erhaltenswertes Kul- reich. rung ist, daß sich die jeweiligen Gemeinden turerbe, dessen Bestand jetzt für die Zukunft „Österreich setzt damit ein klares politi- verpflichten müssen, die jüdischen Friedhö- gesichert ist. sches Zeichen und erfüllt seine völkerrecht- fe über 20 Jahre zu erhalten (bei den Fried- Die Israelitische Kultusgemeinde dankt liche Verpflichtung zur Umsetzung des höfen Deutschkreutz und Lackenbach liegen Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanz- Washingtoner Abkommens“, unterstrich der bereits unterschriebene Pflegevereinbarun- ler Josef Pröll, den Landeshauptleuten, ins- Außenminister. Das aus dem Jahr 2001 gen vor). Die Zusage von Bürgermeister besondere den Landeshauptmännern Mi- stammende Abkommen zur Regelung von Michael Häupl, daß auch Wien diese Pflege- chael Häupl und Erwin Pröll, Nationalrats- Fragen der Entschädigung und Restitution vereinbarung unterschreiben wird, ist der präsidentin Barbara Prammer, den Abgeord- für Opfer des Nationalsozialismus enthält wesentliche Meilenstein zur tatsächlichen neten zum Nationalrat und allen anderen, die eine Bestimmung, wonach Österreich zu- Umsetzung des gesamten Projekts. Mit dem mitgeholfen haben, daß nunmehr diese seit sätzliche Unterstützung für die Restaurie- einstimmigen Beschluß des Nationalrats Jahrzehnten offene Wunde jetzt gemeinsam rung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe in vom 17. November 2010 ist diese Vereinba- einer Heilung zugeführt wurde. „ Österreich leisten wird. rung jetzt besiegelt und es kann zügig mit http://www.ikg-wien.at/?page_id=790

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 15 Österreich, Europa und die Welt Clinton erhofft weiter internationales Engagement Etwa am Balkan und in Afghanistan – Außenminister Michael Spindelegger zu Gast im US-State Departement

S-Außenministerin Hillary Clinton er- Uhofft sich von Österreich ein weiteres Engagement am Westbalkan und auch in Krisenherden wie Afghanistan. Nach einem Treffen mit ihrem Amtskollegen Michael Spindelegger in Washington bedankte sich Clinton am Abend des 16. November für die gute Zusammenarbeit im UNO-Sicherheits- rat, wo Österreich noch bis Jahresende als nichtständiges Mitglied vertreten ist. Insbe- sondere in Bosnien-Herzegowina und im Ko- sovo spiele Österreich eine wichtige Rolle. Das werde von den USA sehr geschätzt. Spindelegger drückte die Hoffnung aus, daß die Kooperation zwischen den beiden Ländern auch nach der Beendigung der vor- übergehenden Tätigkeit im Sicherheitsrat fortgesetzt werden könne. Er lud Clinton auch zu einem Besuch nach Wien ein.

Clinton erwähnte insbesondere die An- Foto: BMeiA / Dragan Tatic strengungen Österreichs in Ländern am Amerikas Außenministerin Hillary Clinton mit Außenminister Michael Spindelegger Westbalkan. „Dort leisten Leute, die von ihren Familie und Freunden getrennt sind, aber begrüßenswert. „Es wäre schön, wenn Internationalen Anti-Korruptions-Akademie eine wichtige Arbeit für den Frieden.“ Auf noch ein paar Ziviltrainer geschickt werden eine Stärkung „als Drehscheibe für interna- Bosnien-Herzegowina angesprochen, waren könnten.“ Derzeit ist Österreich in Afgha- tionale Organisationen“. Clinton und Spindelegger einer Meinung, nistan mit fünf Polizisten (EUPOL) und drei Der Standort Laxenburg mit seiner geo- daß dort die Verfassungsreform vorangetrie- Verbindungsoffizieren vertreten. grafischen Nähe zur Bundeshauptstadt Wien ben werden müsse. Im Sicherheitsrat habe es etwa bei der sei ein Beitrag Niederösterreichs, „den inter- Die EU und auch Länder wie Österreich Resolution 1325 zu Frauenrechten und zu- nationalen Standort Österreich weiter auszu- seien auf diesem Gebiet dabei erfreulicher- letzt beim Thema Sudan eine hervorragende bauen“. Zur deren Bedeutung für das Bun- weise sehr ambitioniert, meinte Clinton. Kooperation gegeben, lobte Clinton. Prin- desland Niederösterreich stellte Landes- Ausdrücklich lobende Worte fand die US- zipiell habe der bilaterale Besuch Spindel- hauptmann Erwin Pröll fest, daß dadurch Außenministerin für die jüngst erfolgte Visa- eggers auch dazu gedient, das ohnehin schon zum einen ein „wirtschaftlicher und arbeits- Liberalisierung für Bürger Bosnien-Herze- freundschaftliche Verhältnis zu bekräftigen, marktpolitischer Impuls“ ausgehe. „Diese gowinas. Das sei insbesondere für die sagte die US-Außenministerin. Akademie bringt Studenten aus der ganzen Jugend wichtig. Spindelegger legte seiner Kollegin zu- Welt nach Niederösterreich, 150 Personen Zum Thema Türkei meinte Clinton, es sei dem die neulich aus der Taufe gehobene In- können hier unterrichtet werden“, so der Lan- ihr bewußt, daß es in der EU bezüglich eines ternationale Antikorruptionsakademie (IACA) deshauptmann. Weiters habe die IACA einen Beitritts unterschiedliche Meinungen gebe. in Laxenburg vor, Clinton würdigte auch „besonderen und wichtigen Platz“ im Aus- Die USA habe aber eine klare Position: „Wir diese Initiative als wichtigen Beitrag. Spin- bau des südlichen Niederösterreich zu einem haben kein Stimmrecht. Hätten wir aber delegger bezeichnete anläßlich deren Er- Sicherheitszentrum des Landes, verwies eines, wären wir für einen EU-Mitglied- öffnung am 2. September 2010 die Korrup- Pröll weiters auf das Einsatzkommando der schaft der Türkei.“ tion als einen „Hemmschuh für viele Län- Cobra in Wiener Neustadt oder die Sicher- Clinton erklärte zudem, daß sie weiteres der“. Bisher seien die Staaten einzeln gegen heitsakademie in Traiskirchen. Der Landes- Engagement Österreichs begrüßen würde, Korruption vorgegangen, jetzt gebe es die hauptmann sieht in dieser Einrichtung auch etwa in Afghanistan, wo die Sicherheits- Möglichkeit zu einem Netzwerk. „Die Ver- einen „Imagegewinn für das Bundesland fragen an die lokalen Behörden übergeben netzung und die internationale Ausbildung Niederösterreich“, denn man lege hier den werden sollten. Da leiste Österreich bereits sind etwas völlig Neues“, so Spindelegger. „größten Wert auf Internationalität“. „ wichtige Trainingshilfe, ein Ausbau wäre Für Österreich bedeute die Etablierung der http://www.iaca-info.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 16 Österreich, Europa und die Welt Österreichs Dienste an der Weltgemeinschaft anerkannt Außenminister präsentierte Außenpolitischen Bericht 2009 im Nationalrat

n einer „Außenpolitischen Tour d’hori- Izon“ verwies Außenminister Michael Spindelegger im Außenpolitischen Ausschuß des Parlaments am 4. November auf die Neuerungen in der Gestaltung des Berichts, habe man doch ein zeitnäheres Erscheinen desselbigen bewerkstelligt, dem Thema Süd- tirol mehr Aufmerksamkeit gewidmet und auch einen Fokus auf die Wirtschaftskrise und die diesbezügliche europäische Reak- tion gelegt. Ein eigener Dokumentenanhang biete Gelegenheit zu vertiefter Betrachtung der angerissenen Thematiken. Damit habe man, so Spindelegger, den Anregungen aus den Reihen der ParlamentarierInnen Rech- nung getragen. Der Minister kündigte zudem an, daß der Bericht 2010 bereits im nächsten Frühjahr vorliegen werde. Spindelegger ging in weiterer Folge auf die drei Kernbereiche des Berichtsjahres ein Foto: Bernhard J. Holzner © HOPI-MEDIA und erläuterte die Aktivitäten Österreichs im Außenminister Michael Spindelegger präsentierte den Außenpolitischen Bericht Rahmen der UNO und im Rahmen der EU. 2009 im Nationalrat Drittens stand die konsularische Tätigkeit im wies auf die Verbesserung des Schutzes von Europäischen Rat für Anfang nächsten Jah- Mittelpunkt seiner Ausführungen, wobei er Zivilisten in bewaffneten Konflikten und die res. Das würde auch unsere Außenpolitik die Tätigkeit der RessortbeamtInnen im Aus- einstimmige Annahme der diesbezüglichen maßgeblich beeinflussen. land besonders würdigte. Sicherheitsratsresolution 1894 während des Der Minister ging auch auf die Konsul- Spindelegger freute sich darüber, daß der österreichischen Vorsitzes. Dafür habe sich artätigkeit ein. Es gebe etwa 5000 Anrufe Bericht geschätzt werde und ging sodann auf auch die internationale Staatengemeinschaft pro Monat, die konsularische Fragen betref- die aufgeworfenen Fragen ein. Er erklärte, bedankt, zuletzt US-Außenministerin Hil- fen. Gerade bei Todesfällen, Reisepaßverlust man arbeite an einer Neustrukturierung des lary Clinton. Internationale Beachtung habe oder Autounfällen im Ausland brauche es Auswärtigen Dienstes, um auch mit redu- es zudem für das UNO-Komitee gegen das eine unmittelbar funktionierende Vertretung. ziertem Budget das hohe Niveau der Lei- Terrornetzwerk Al-Kaida und zur Terror- „Diese haben wir Tag und Nacht und sie ver- stungen des Ressorts beibehalten zu können. bekämpfung unter österreichischem Vorsitz dient unsere Anerkennung“, sagte Spindel- Auch werde man die gesteckten Ziele, etwa gegeben. egger und bedankte sich bei den Mitarbei- im Bereich der EZA, nicht in Frage stellen, Ein weiters Schwerpunktthema im Be- terInnen des Bundesministeriums für euro- man werde lediglich ihre Erfüllung zeitlich richt sei die Europapolitik. Spindelegger ver- päische und internationale Angelegenheiten. verschieben müssen. wies darauf, daß er 2009 eine Zuhörtour durch Anschließend ging der Minister auf Bud- Österreich habe in den letzten beiden Österreich veranstaltet habe, um aus erster getfragen ein. Es sei eine besondere Her- Jahren einen guten Dienst an der Weltge- Hand zu erfahren, wie die BürgerInnen über ausforderung, den Budgetrahmen einzuhal- meinschaft erbracht und sich dadurch beson- die EU denken. Eine neue Initiative sei in ten, aber jedes Ressort habe Einsparungen dere Anerkennung erworben, sagte Spindel- diesem Zusammenhang das Projekt der Eu- zu leisten. Der Minister verwies beispiels- egger dann zwei Wochen später, am 18. No- ropagemeinderäte. Mittlerweile sei das Aus- weise auf eine neue Schwerpunktsetzung bei vember, bei der Präsentation des Außen- senministerium mit 200 freiwilligen Gemein- der Struktur für den neuen Diplomatischen politischen Berichts 2009 im Nationalrat. deräten aus allen Fraktionen in Kontakt. Dienst und eine Überprüfung des Vertre- Ein Schwerpunkt des Berichts sei die Ar- Ein wichtiges Kapitel der Europapolitik tungsnetzes. Ziel sei es, weiterhin einen flä- beit Österreichs im Sicherheitsrat der Ver- sei auch die Donauraumstrategie. „Gerade chendeckenden Schutz der Österreicherin- einten Nationen als nicht-ständiges Mitglied. wir Österreicher haben gute Chancen, mit nen und Österreicher gewährleisten zu kön- Österreich habe 2009 den Vorsitz übernom- der Donauraumstrategie ein neues Kapitel nen. Hinsichtlich der Einschnitte bei der Ent- men und einiges auf den Weg gebracht, „was aufzuschlagen und die Anerkennung der wicklungszusammenarbeit erinnerte Spin- bei weiteren Verhandlungen durchaus einen Europäischen Union dafür zu finden“, hofft delegger an seinen Vorschlag hinsichtlich Fußabdruck hinterläßt“. Spindelegger ver- der Minister auf eine Beschlußfassung im der Projektförderung durch Stiftungen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 17 Österreich, Europa und die Welt Europäer stehen Biotechnologien offen gegenüber Lediglich in Österreich mehr Ablehnung als Zustimmung

ie eine neue Eurobarometer-Umfrage sind es sogar 70%. Als Argumente führten Ablehnung. 70% der Europäer sprachen sich Wzu den Biowissenschaften und -tech- die Befragten Sicherheitsbedenken, keine dagegen aus, 15% signalisierten ihre Zu- nologien ergeben hat, stehen die Bürger in aus ihrer Sicht feststellbaren Vorteile und ein stimmung. In Österreich sind es 80% bezie- Europa diesen Bereichen weitgehend offen allgemeines Unbehagen an. Die Übertra- hungsweise 13%, der Rest konnte sich nicht gegenüber. So rechnen 53% der Befragten entscheiden. künftig mit positiven Auswirkungen dieser Die im Februar 2010 durchgeführte Euro- Technologien, während nur 20% negative barometer-Umfrage ist die siebte Erhebung Folgen erwarten. dieser Reihe seit 1991 und beruht auf reprä- Die Umfrage ließ jedoch auch erhebliche sentativen Stichproben in 32 europäischen Wissenslücken erkennen, die durch verstärk- Ländern. Wie bei früheren Eurobarometer- te Kommunikationsmaßnahmen geschlossen Umfragen im Bereich der Biotechnologie werden sollen, wie die Kommission betonte. wurde der Fragebogen für die Umfrage von So hatten die Befragten mehrheitlich von einem unabhängigen Team von Sozialwissen- einigen in der Umfrage behandelten Gebie- schaftern erstellt, die auch die Ergebnisse ten noch nie etwas gehört, beispielsweise auswerteten. Dieses Mal standen sie unter von der Nanotechnologie (55%), den Bio- der Leitung der London School of Econo- banken (67%) und der synthetischen Biolo- mics. gie (83%). Hinsichtlich einiger Bereiche wie genetisch veränderter Lebensmittel herr- Geoghegan-Quinn: Öffentliche schen weiterhin Skepsis und Bedenken vor. Information muß verbessert werden Von den 53% EU-Bürgern, die eine posi- „Diese Umfrage macht vor allem drei tive Einstellung zu den Biotechnologien Dinge deutlich. Erstens stehen die Europäer haben, zeigten sich die Menschen in Estland den Biotechnologien überwiegend positiv (77%), Schweden (72%) und Finnland gegenüber, auch wenn sie hinsichtlich be- (69%) besonders optimistisch. Der einzige stimmter Aspekte weiterhin Bedenken Mitgliedsstaat, in dem die Zahl der Men- haben. Zweitens fühlen sich viele Menschen schen, die negative Auswirkungen erwarten, in wichtigen Bereichen der Biotechnologie die Zahl der Optimisten übertraf, war Öster- noch unzureichend informiert. Dies stellt reich (41% gegenüber 35%), was durch das Foto: http://www.bilderbox.biz uns vor eine große Kommunikationsauf- besondere mediale und politische Umfeld gung von Resistenzgenen einer anderen Art, gabe. Diese Herausforderung möchte ich bedingt sein dürfte. also beispielsweise eines Bakteriums oder annehmen, und ich will alle beteiligten Ak- eines Tieres in eine Apfelsorte, um diese teure dazu auffordern, dies ebenfalls zu tun. Einsatz von Biokraftstoffen widerstandsfähiger gegenüber Schadorga- Drittens sollten alle Entscheidungen zur deutlich begrüßt nismen zu machen, lehnen 57% ab (Öster- Biotechnologie auf einer soliden wissen- In der gesamten EU sprachen sich die reich: 63%). Befürwortet wird ein derartiges schaftlichen Grundlage beruhen und ethi- Menschen deutlich für den Einsatz von Verfahren hingegen nur von 29% (Öster- sche, gesundheitliche und ökologische Fak- Biokraftstoffen aus. 72% der Befragten un- reich: 24%). Neue „Light-Generationen“ toren angemessen berücksichtigen. Denn wir terstützten die Gewinnung von Treibstoffen von Anwendungen der Gentechnik im Le- können uns nicht von emotionalen Reaktio- aus Nutzpflanzen (Österreich: 76%), und bensmittelbereich werden hingegen zaghaft nen oder kurzfristigen wirtschaftlichen 83% sprachen sich für die Erzeugung von unterstützt, wie beispielsweise die Übertra- Überlegungen leiten lassen“, betonte Maire Biokraftstoffen aus nicht essbaren Rohstof- gung von Genen aus wilden Apfelsorten Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für fen aus (Österreich: 82%). Zudem wurde beziehungsweise -arten in eßbare Apfelver- Forschung, Innovation und Wissenschaft. eine überwältigende Unterstützung medizi- wandte, die 47% der Befragten befürworten „Die Biotechnologie kann einen enormen nischer Anwendungen der Biotechnologie (Österreich: 46%) und 38% ablehnen (Öster- Beitrag zur Erreichung der Ziele unserer deutlich, für die strenge Vorschriften gelten reich: 42%). Strategie ,Europa 2020‘ leisten, was nach- sollten. haltiges Wachstum und eine bessere Ge- Eine klare Mehrheit der Europäer – 61% Deutliche Mehrheit gegen sundheit und Lebensqualität angeht. Sie gegenüber 57% im Jahr 2005 – steht gene- das Klonen von Tieren wird daher auch weiterhin ein wichtiger tisch veränderten Lebensmitteln weiterhin Auch das Klonen von Tieren für die Gegenstand der EU-Forschungsrahmenpro- deutlich ablehnend gegenüber. In Österreich Lebensmittel-Erzeugung stieß auf starke gramme bleiben", so Geoghegan-Quinn. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 18 Österreich, Europa und die Welt »Alles Walzer« zum allerersten Mal in Vietnam Vienna Charity Ball in Hanoi mit Highlights aus zwei Kulturen

m 12. November feierte Vietnams Haupt- Astadt Hanoi, eben 1000 Jahre alt gewor- den, eine Premiere: 16 junge vietnamesische DebutantInnenpaare des Hanoier Olympic Dance Club eröffneten unter der Leitung der Choreographin und Tänzerin Raffaela Pe- gani zu den Klängen der „Wiener Johann Strauß Kapelle“ den ersten Wiener Ball in Vietnam. Der Vienna Charity Ball wurde auf Initia- tive der österreichischen Botschaft in Viet- nam mit Unterstützung der Stadt Wien – in Hanoi vertreten durch Senator Walter Nettig und Hofrat Alfred Vavrousek – und zahlrei- cher österreichischer und vietnamesischer Sponsorfirmen verwirklicht. Er stand unter dem Ehrenschutz der Außen- und Kulturmi- nister beider Länder und der Bürgermeister von Wien und Hanoi. Sein Reinerlös kommt dem „Dorf der Freundschaft“ in der Nähe von Hanoi zugute, in dem behinderte Kinder und Jugendliche, die unter den Langzeit- 16 junge vietnamesische DebutantInnenpaare des Hanoier Olympic Dance Club eröffneten unter der Leitung der Choreographin und Tänzerin Raffaela Pegani … folgen des Vietnamkrieges (Dioxinvergif- tungen) leiden, betreut werden. Die Zahlen der Kriegswaisen und der durch den Krieg und seine Folgen verletzten und behinderten Kinder und Jugendlichen lassen sich kaum schätzen. Selbst in der dritten Generation werden Kinder mit Behinderungen geboren. Das Hilfsprojekt wurde vom ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. http://www.dorfderfreundschaft.de Für diesen karitativen Zweck traten viet- namesische und österreichische Stars auf: Die in Vietnam mit über 30 Alben äußerst populäre Popsängerin Thanh Lam, der Musi- calstar Duc Tuan und die in Österreich aus- gebildete Opernsängerin Bich Thuy; aus Österreich Marcela Cerno, die mit dem Kin- derchor der UN-Schule in Hanoi Lieder aus „Sound of Music“ sang, und Raffaela Pega- ni, die nicht nur die DebutantInnen betreut hat, sondern auch zwei Balletteinlagen mit Alle Fotos: tmc Tempest Photography Jozef Dolinsky darbot. … zu den Klängen der »Wiener Johann Strauß Kapelle« den ersten Wiener Ball in Der in Vietnam geborene österreichische Vietnam. Modedesigner La Hong ist stolz, daß er im den beiden Ländern Österreich und Vietnam einflußt haben und Quelle meiner Inspiration Rahmen des Balls seine Haute-Couture wider und möchte zu tieferem gegenseitigen sind. Diese Schönheit spiegelt sich nicht nur Kreationen erstmals in seinem Herkunfts- Verständnis und Akzeptanz beitragen: „Was in den Kleidern wider, sondern ganz beson- land Vietnam präsentieren konnte. Die spe- ich zum Ausdruck bringen möchte, ist die ders auch in den Menschen dieser beiden ziell für diesen Anlaß kreierte Kollektion Schönheit der beiden Kulturen, die mein Länder, denn ohne den Träger ist selbst das spiegelt die kulturelle Verbindung zwischen Leben und meine Arbeit so tiefgreifend be- schönste Kleid nur eine leere Hülle.´“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 19 Österreich, Europa und die Welt

Aus diesem Grund hatte La Hong sich auch entschieden, österreichische und viet- namesische Models gemeinsam auf den Laufsteg zu schicken. Fünf der schönsten Frauen Österreichs – allesamt Trägerinnen des Titels „Miss Austria“ – konnten dafür ge- wonnen werden, La Hong auf seiner Reise nach Vietnam zu begleiten: Celine Roscheck, Tanja Duhovich, Silvia Hackl, Tatjana Batinic und Christine Reiler freuten sich ebenso, wie La Hong, nicht nur darüber, Ös- terreich im Ausland repräsentieren zu dür- fen, sondern damit zudem einem guten Zweck zu dienen. Sie alle engagierten sich unentgeltlich für den Vienna Charity Ball. http://www.lahong.com Zum Saalschmuck mit Reproduktionen historischer österreichischer Gemälde trug das österreichische Unternehmen TWIN bei, Der Kinderchor der Hanoier United Nations International School mit der Wiener das Kunstschätze in noch nie dagewesener Opern- und Operettensängerin Marcela Cerno „Museums-Qualität“ schafft. Viele Museen gratulierten zu dieser – nur im Originalfor- mat verfügbaren – direkt vom Original gezo- genen „Illusion“ – dem TWIN. Für die Digitalisierung der Original-Bil- der werden digitale Kameras mit den höchst- möglich auflösenden Scan-Zeilen (CCD- Zeilen) verwendet. Im Einklang mit der fachgerechten Ausleuchtung, die für die Originale unbedenklich sein muß, wird ein Datensatz von bis zu einem Gigabyte ge- schaffen. Das ist mehr, als ein Bild an Informationen enthält. Diese Informationen werden dann in einem speziellen Druck- verfahren mit sowohl licht-, als auch farb- echten, pigmentierten Tinten auf Leinwände (oder Original Büttenpapier) aufgebracht und mit Firnis-Schichten überzogen, die dem Original entsprechen. Für die im TWIN-Verfahren verwendeten pigmentier- ten Tinten übernimmt der Hersteller eine Lichtbeständigkeit für 100 Jahre! http://www.twin.cc „Der heutige Abend ist ein glanzvoller und gelungener Dialog österreichischer und vietnamesischer Kultur“, so der österreichi- sche Botschafter in Vietnam, Georg Heindl. „Das gilt für das Programm ebenso wie für die Vorbereitungsarbeiten. So haben, zum Beispiel, StudentInnen der Textilfakultät der Hanoier Hung Yen Universität Entwürfe für die Ballkleider der Debutantinnen angefer- tigt. Nach den besten Entwürfen wurden dann an der Fakultät die Ballkleider angefer- tigt – und ebenso die österreichischen Trachten, in denen der Kinderchor der In- ternationalen Schule auftrat. Auch das waren Premieren.“ „ Die in Österreich ausgebildete Opernsängerin Bich Thuy sang »Mein Herr Marquis«. http://www.bmeia.gv.at/botschaft/hanoi.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 20 Österreich, Europa und die Welt Partnerschaft Salzburg – Litauen as Land Salzburg und die Republik DLitauen verbindet seit 40 Jahren eine Partnerschaft. Vor 20 Jahren wurde auch zwischen den Städten Salzburg und Vilnius ein Partnerschaftsvertrag abgeschlossen. Diese beiden Jubiläen bildeten im Oktober 2010 den Anlaß für eine vielfältige Ver- anstaltungsreihe in Salzburg. Einige der Aus- stellungen und Veranstaltungen werden auch in Litauens Hauptstadt Vilnius präsentiert. Darüber berichtet die aktuelle Ausgabe 54/2010 von Land und Europa, die am 10. November erschienen ist. Begonnen hat alles 1970 mit gegenseiti- gen Besuchen und einem Kulturaustausch, der Musik, Bildende Kunst, Volkskultur, Foto: Land Salzburg Literatur, Theater und Wissenschaft beinhal- Delegation des Salzburger Landtages besucht die litauische Hauptstadt Vilnius tete. Auf Initiative der „Litauischen Gesell- schaft für Freundschaft und kulturelle Ver- entstanden Beziehungen, und Salzburg wur- keit Litauens 1990 folgten auch eine Part- einigungen mit dem Ausland“ und der de damals von litauischen Freunden auch als nerschaft zwischen den Städten Salzburg „Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft „Fenster zum Westen“ bezeichnet. Ab 1990 und Vilnius sowie eine vielfältige Zusam- Salzburg“ wurde eine Partnerschaft zwi- wurde die Unabhängigkeitsbewegung von menarbeit in den Bereichen Architektur, schen der damaligen sozialistischen Sowjet- Litauen zur Wiedererlangung seiner staat- Schul- und Bildungswesen, Medizin, Land- republik Litauen und dem Bundesland lichen Souveränität vom Salzburger Landtag wirtschaft, Tourismus, Universitäten und Salzburg geschlossen. Aus Begegnungen massiv unterstützt. Nach der Unabhängig- Kirchen. „

10 Jahre Kunstaustausch Innsbruck – New Orleans

ie Partnerstadt New Orleans feiert mit Deiner Jubiläumsausstellung den 10jähri- gen Kunstaustausch mit Innsbruck und prä- sentierte am 13. November in der St. Claude Gallery der University of New Orleans 17 hochwertige Siebdrucke von Tiroler Künst- lerInnen aus der serigraphischen Mappe „Leaves from Innsbruck“, die kürzlich vom Kulturamt der Stadt Innsbruck herausgege- ben wurde und auf symbolische Weise diese langjährige Städtefreundschaft repräsentiert. „Leaves from Innsbruck“ ist eine Geste der Freundschaft. Der Baum als ein Symbol dafür ist naheliegend; wie jede gute Freund- schaft benötigt ein Baum Pflege. Er braucht gute Erde, in der er Wurzeln schlagen kann, er will gegossen werden und beschnit-

ten, dann wird er stark und bringt gute Foto: Luttenberger Früchte. „Leaves from Innsbruck“ ist die fri- UNO St. Claude Art Gallery in der St. Claude Avenue in New Orleans scheste Ernte der kulturellen Beziehung zweier befreundeter Städte, welche hoffent- der St. Claude Gallery der UNO präsentiert. Mappe, die inhaltliche Qualität der Arbeiten lich auch in Zukunft fest verwurzelt weiter- In Innsbruck werden die Arbeiten Ende des der beteiligten KünstlerInnen. lebt und ebensolch wunderbare Blätter ent- Jahres im „Stillen Speicher“ der Hypo Tirol Durch die Unterstützung der Hypo-Tirol stehen läßt. Bank am Boznerplatz zu sehen sein. Bank, den Innsbrucker Kommunalbetrieben Die Mappe wurde vom Kulturamt der Die durch Hermann Stöckl, A.K.A. und DB-Schenker ist es gelungen, ein hoch- Stadt Innsbruck als Geschenk nach New Baldrin, in Handarbeit gefertigten Sieb- wertiges Produkt zu realisieren, das die Orleans gesandt und am 13. November im drucke, unterstreichen ebenso, wie die vom künstlerische Ebene dieses Austausches in Zuge der heurigen Jubiläumsausstellung in er Buchbinder Michael Birkl entworfene den Fokus rückt. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 21 Österreich, Europa und die Welt Land OÖ unterstützt Kinderprojekt »PACA« in Brasilien eit nunmehr 40 Jahren wirkt der gebürti- Sge Oberösterreicher Pater Josef Hehen- berger im Nordosten Brasiliens, in den ärm- sten Regionen des Landes. Das Land Ober- österreich unterstützt die Entwicklungshilfe- projekte des Paters, unter anderem das Pro- jekt „PACA“, das helfen soll, Kindern und Jugendlichen aus ärmsten Verhältnissen neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Hehenber- ger, der auch Abt des Zisterzienserklosters Jequitiba ist, lebt seit mehr als 40 Jahren in Brasilien und hat mit Hilfe von Spendengel- dern aus Oberösterreich zahlreiche Projekte umgesetzt. So konnte im Jahr 2009 das Pro- jekt „Trinkwasserversorgung Jequitiba“ mit tatkräftiger Unterstützung des Landes Ober- Foto: Land OÖ/Kraml österreich abgeschlossen werden. Landeshauptmann Josef Pühringer mit Pater Josef Hehenberger, der Entwicklungs- Das Projekt „PACA“ wird in der Stadt helferin Elisabeth Jungmeier aus Leonding und Hehenbergers Bruder Karl (v.l.) Jacobina im Nordosten Brasiliens umgesetzt dieses Projekts werden mehr als 260 Kinder Leben usw. neue Lebensperspektiven ent- und bereits im Jahr 2010 mit 10.000 Euro und Jugendliche bis 17 Jahre in Familien- wickeln und zu selbstbewußten und mündi- von seiten des Landes Oberösterreich unter- wohngruppen betreut. Die Kinder und Ju- gen Menschen erzogen werden. In den Häu- stützt. Für die Jahre 2011 und 2012 hat der gendlichen sollen dort durch verschiedenste sern bekommen die Kinder und Jugend- für Entwicklungshilfe zuständige Landes- Aktivitäten wie Handarbeiten, Nachhilfeun- lichen jeden Tag eine Mahlzeit, da viele zu hauptmann Josef Pühringer zusätzlich je terricht, Kochen, Theater, Sport, Ziegenzucht, Hause nicht genügend versorgt werden kön- 6000 Euro an Hilfsgeld zugesagt. Mit Hilfe Gartenarbeit, Teilnahme am öffentlichen nen. „

16 Tiroler Feuerwehrautos für Bosnien, Kroatien und Kosovo

tattliche 16 Feuerwehrfahrzeuge, darun- Ster Kommando-, Mannschafts-, Rüst- wagen und eine Drehleiter, füllten zuletzt den Hof der Landesfeuerwehrschule in Telfs. Asylwerber des Flüchtlingsheimes Bürgl- kopf in Fieberbrunn haben in den letzten Monaten in ihrer Ausbildungsstätte diese ausgedienten Tiroler Fahrzeuge für den neuen Einsatz bei insgesamt acht bosni- schen, kroatischen und kosovarischen Feuer- wehren instand gesetzt und überholt. In Anwesenheit von Tirols Landesfeuer- wehrkommandant Klaus Erler und Landes- feuerwehrinspektor Alfons Gruber überga- ben Sicherheitsreferent LHStv Anton Steix- ner und LR Gerhard Reheis, zuständig für das Flüchtlingswesen, die Schlüssel der 16 Autos mit den besten Wünschen an die neuen Eigentümer: Stellvertretend übernah- Foto: Rist men Anton Haramija, Ortschef von Lipik in LR Reheis (li.), LHStv Steixner (2.v.re.), Innsbrucks Vizebgm Christoph Kaufmann Kroatien, Davor Huska, Bürgermeister der (re.) sowie LF-Kdt. Erler und -inspektor Gruber (hinten) bei der Übergabe an die drei Bürgermeister von Lipik, Pakrac und Vushtri (Mi.). kroatischen Gemeinde Pakrac, und Bajram Mulaku, sein Amtskollege aus dem kosova- zu absolvieren. „Mittlerweile sind über 50 in litärmusik Tirol umrahmte den Festakt, der rischen Vushtri, die Fahrzeugflotte. Bürglkopf reparierte Feuerwehrautos auf dem auch im Zeichen der Verabschiedung von In den letzten Tagen davor sind zahlrei- Gebiet des früheren Jugoslawien im Einsatz. Wolfgang Molis stand: Die vergangenen 15 che Feuerwehrmänner der drei Balkanstaa- Das Land Tirol leistet seit dem Jahr 2000 Jahre leitete er verdienstvoll die Werkstätte ten extra nach Telfs gereist, um eine mehrtä- diese wirkungsvolle Wiederaufbauhilfe“, des Flüchtlingsheimes Bürglkopf in Fieber- gige Einschulung auf das neue Einsatzgerät ziehen Steixner und Reheis Bilanz. Die Mi- brunn und geht mit Jahresende in Pension. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 22 Österreich, Europa und die Welt Wien vermittelt Know-how rund um das Thema Wahlen as 7. Wiener Dialogforum vom 15. bis D17. November 2010 zum Thema „Auf- gaben moderner Verwaltungen im Zusam- menhang mit Demokratieinstrumentarien wie Wahlen, Volksbefragungen und Bürge- rInnenbeteiligungsverfahren“ fand auf Ein- ladung des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl statt. Delegationen aus den Städten Bratislava, Budapest, Bukarest, Laibach, Prag, Sarajewo, Sofia und Zagreb kamen nach Wien, um sich Anregungen und Erfah- rungswerte rund um das Thema Mitbestim- mung und Wahlen zu holen. Neben den Mit- bestimmungsmöglichkeiten durch die de- zentrale Organisation Wiens auf Bezirks- ebene und den Erfahrungen mit der neu ein- Foto: Compress PR geführten Briefwahl, standen besonders die TeilnehmerInnen des 7. Dialogforums aus Bratislava, Budapest, Bukarest, Laibach, Marketinginstrumente zur Mobilisierung der Prag, Sarajewo, Sofia und Zagreb in Wien. Wählerinnen und Wähler im Mittelpunkt des Beispiel Volksbefragungen und BürgerIn- rum ist eine von den Hauptstädten Mittel- Interesses. nenbeteiligungsverfahren aktiv zu werden. und Osteuropas stark genutzte Wissensplatt- form. „Dadurch wird Wiens Reputation als Innovative Wahlinformation Wiener Wissen gefragt innovative Verwaltung auch international Information und Motivation sind die bei- Das halbjährlich von der Magistratsdirek- gestärkt“, so Bereichsdirektor für Auslands- den Schlagworte, mit denen die Marketing- tion-Auslandsbeziehungen und der Agentur beziehungen, Oskar Wawra. „ aktivitäten der Stadt Wien bei der zuletzt ab- Comress-PR organisierte Wiener Dialogfo- http://www.wien.gv.at/politik/international/index.html gehaltenen Gemeinderatswahl zusammen gefaßt werden können. Dazu wurden voll- kommen neue Wege der Kommunikation be- Gute Nachbarschaftschemie schritten. Erstmals wurde der Print- und On- zwischen Kärnten und Slowenien line-Bereich bei den Marketingmaßnahmen um den Eventsektor erweitert. Im Zusam- ärntens Landeshauptmann Gerhard bindungen Marburg-Graz und Laibach-Vil- menhang mit der Wahlmobilisierung gilt es KDörfler traf am 10. November in der lach soll diese neue dritte Achse über die dabei, die Zielgruppe an neuen Orten wie slowenischen Hauptstadt Laibach mit Ver- Bundesstraße von Celje über Dravograd, zum Beispiel bei Filmaufführungen oder kehrsminister Patrick Vlacic, Janez Kocijan- Grablach, Bleiburg nach Griffen auf die A2 Festen zu erreichen. Die TeilnehmerInnen cic, dem Vorsitzenden des olympischen führen. Bis 2020 soll die 80 Kilometer lange aus Mittel- und Osteuropa zeigten sich begei- Komitees Sloweniens, und dem Österreichi- Achse laut Dörfler fertig sein. In Kärnten stert von den kombinierten Maßnahmen in schen Botschafter Erwin Kubesch zusam- wären Adaptierungen wie u. a. die Umfah- den Wiener Kinos, in denen die in Werbe- men. Dörfler sagte , daß es von Kärnten und rung Bleiburg, sowie Einbindungen des spots bereits aufgetretene Personen nach Laibach ein klares Bekenntnis für ein gemein- Mahle-Werkes und des Bahnhofs Kühnsdorf Vorstellungsende persönlich im Foyer anwe- sames Vorgehen im Sinne einer zweiten Ka- umzusetzen. Diese Achse würde den Raum send waren und Informationsmaterial ver- rawankentunnelröhre gebe. Eine EU-Richt- Bleiburg von Süden her gut erschließen. We- teilten. Übrigens: Wien ist auch Vorreiterin linie sehe vor, daß bis April 2019 Tunnel mit sentliche Bedeutung komme bei diesem bei der Information anläßlich von Volksbe- einem Verkehrsaufkommen von über 10.000 Projekt der Jörg-Haider-Brücke zu, auch sei fragungen und nutzt Facebook und Internet- Fahrzeugen pro Tag mit einer zweiten Röhre es Bindeglied zur Koralmbahn. plattformen wie z.B. ausgestattet sein müssen. Beim Karawan- Weiters haben Dörfler und Vlacic über http://www.wienwillswissen.at kentunnel werde diese Zahl erst 2025 er- eine Schnellbusverbindung von Klagenfurt reicht werden. Daher stehe der mögliche und/oder Villach nach Laibach gesprochen. Partizipation als Garant der Demokratie Bau von lediglich einem Rettungstunnel im Außerdem über eine Adaptierung des Kara- Die friedenssichernde Wirkung von par- Raum. Ein solcher wäre jedoch eine Fehl- wanken-Eisenbahntunnels zwischen Kärnten lamentarischen Demokratien ist unumstrit- investition, betonte Dörfler. Kärnten und Slo- und Slowenien sowie über eine mögliche ten und die Einhaltung demokratischer wenien wollen nun ein gemeinsames Memo- Weiterführung des Drauradweges bis Dravo- Spielregeln eine wesentliche Grundlage für randum fertigen. Die zweite Tunnelröhre grad. funktionierende Gemeinwesen. Dabei gilt es würde 160 Mio. Euro kosten und acht Kilo- Mit Kocijancic sprach Dörfler über die gerade für Städte, nicht nur auf bewährte In- meter lang sein. Sie wäre auch für die Wirt- Bewerbung für die Dreiländer-Schi-WM, strumentarien wie Wahlen zu setzen, son- schaftslogistik ungemein wichtig. die man 2017 gemeinsam in Kranjska Gora dern auch durch andere Partizipationsmög- Als zweites großes Projekt wurde „Third als Hostcity, Bad Kleinkirchheim und Tarvis lichkeiten der direkten Demokratie wie zum Axis“ besprochen. Neben den Autobahnver- austragen möchte. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 23 Österreich, Europa und die Welt 1. offizielles Turnier des Tarockclub Brüssel im »Viage« eit 2 Jahren besteht der Tarockclub der Sösterreichischen Vereinigung in Belgien. Aus diesem Anlaß fand am 8. November 2010 das erste offizielle Turnier statt. Eine stattliche Anzahl von 15 Teilnehmern hatte sich an drei Tischen eingefunden und spielte in drei Runden mit unterschiedlicher Be- setzung der Tische jeweils 10 Spiele. Ge- spielt wurde nach den Regeln des Wiener Ta- rockcups. Es wurde über Stunden mit Feuer- eifer angesagt, mit großem Ernst und Eifer gespielt und die einzelnen Spiele heftig kommentiert und analysiert. Erst gegen Mitternacht konnte zur Auswertung und Siegerehrung geschritten werden! Erster Preis war ein Dinner for Two im Dachrestau- rant des „Viage“ (gesponsert von den Casi- nos Austria, den Eigentümern des Viage). Weitere Preise wurden von Whynotwine, der Österreichischen Vereinigung in Belgien, Michaela Kauer, Leiterin des Wien-Hauses sowie von Viage gespendet. Das Turnierergebnis spiegelt deutlich die »Gruppenbild mit Damen« – alle TeilnehmerInnen am Tarock-Turnier in Brüssel Ausgeglichenheit der Spieler wider: genau die Hälfte der Spieler erreichte ein positives Endresultat! Das Resümee nach zwei Jahren Spielge- schehen ist aber nicht minder erfreulich! Wa- ren wir anfangs kaum in der Lage zwei Tische zu besetzen, ist es nur einem plötz- lichen Krankheitsfall zuzuschreiben, daß wir beim Turnier nicht an vier Tischen spielen konnten! Die Stammrunde ist sehr beständig geworden und wird höchstens durch Zwi- schenfälle wie eine Geburt beeinflußt. Die erfreulichste Tatsache ist aber, daß es gelun- gen ist, eine ganze Reihe von jungen Spie- lern für das schöne Tarockspiel zu begei- stern. Sie haben in wenigen Monaten eine beachtliche Spielfertigkeit erreicht, wie der zweite Platz von Melina Schneider zeigt. Besondere Erwähnung verdient auch der Einsatz von Margarete Rosner, für die das Turnier erst der zweite Tarockabend war. Sie war nur als Kiebitz gekommen, hat sich aber Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien zur aktiven Teilnahme überreden lassen, um Peter Ketzer, Repräsentant der Casinos Austria in Brüssel (l.) , übergibt den begehrten Ersten Preis des Turniers an Karl Doutlik. drei Fünfer-Tische zu ermöglichen. Mit dem Turnier lege ich pensions- und abende, besonders aber natürlich für die net- Gastgeber. Aber er muß beim nächsten übersiedlungsbedingt auch meine Funktio- ten Worte zum Abschied und das wunderba- Turnier nicht mehr so weit gehen, dies auch nen im Club in jüngere Hände. Melina re, sehr persönlich gestaltete Tarock-Vade- im Spielresultat zum Ausdruck zu bringen! Schneider, Christian Macek und Michael mecum. Das schlechte Gewissen über den Allen Clubmitgliedern und denen, die es Schwarz werden das Spielgeschehen von Turniergewinn hält sich bei einem leiden- noch werden wollen, weiterhin viel Freude nun an organisieren, die Anwerbung neuer schaftlichen Spieler naturgemäß in Grenzen! am schönsten aller Kartenspiele – und auch Spieler aktiv betreiben und sie entsprechend Abschließend noch ein herzlicher Dank – das nötige Kartenglück dabei! Als Gast wer- trainieren! Mir hat die Mitwirkung am Ta- ich nehme an, im Namen aller Brüsseler Ta- de ich gerne wiederkommen! rockclub sehr viel Freude gemacht und ich rockierer – an unseren Hausherrn und Schirm- Karl G. Doutlik bedanke mich sehr für viele tolle Spiel- herrn, Peter Ketzer. Er ist ein hervorragender http://www.oevb.be

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 24 Österreich, Europa und die Welt Wien mit faszinierender 3D-Projektion in London Unter dem Motto »Vienna Now or Never Night – A Moment of Vienna in London« lud der WienTourismus zu einem besonderen Event in Central London.

zeigte sich beeindruckt: „Wien ist eine uner- müdliche Stadt, ich kann nur jedem empfeh- len, dort hin zu fahren. Bisher dachte ich immer, Wien ist nur etwas für Pärchen oder für angehende Pensionisten. Ich war über- rascht, wie viel Spaß man in Wien in 24 Stun- den haben kann, ich werde sicher wieder kommen.“ Seine Eindrücke verbreitete er u.a. über Twitter, Facebook, seinen Blog http://www.officialreggieyates.com und My- space (24.000 Freunde). WienTourismus nutzte ebenfalls seine Social Media Kanäle Foto: Toby Smith/Getty Images/Imagination Tourismusdirektor Norbert Kettner (r.) und Reggie Yates in London (Facebook, Twitter, YouTube), um den Aufenthalt zu dokumentieren. „ underte geladene Gäste und Beobach- HterInnen verfolgten dabei am Abend des 8. Novemer eine beeindruckende, technolo- »Kaiserball 2011« in München gisch neuartige 3D-Projektion: Die Fassade ie flotte „Tritsch-Tratsch Polka“ von Kaiserstadt Wien entführt. Schon beim eines Gebäudes wurde zur riesigen Film- DJohann Strauß hat das Organisations- Empfang, mit fein perlendem „Schlumberger fläche, auf der in einem fünfminütigen 3D- team der Österreichisch-Bayerischen Gesell- brut“, freut man sich auf das Wiedersehen Kurzfilm die Vielfalt Wiens präsentiert schaft für den Kaiserball 2011 zu einem ganz mit Freunden und Gästen aus ganz Europa. wurde – von der imperialen Architektur über besonderen Vergnügen inspiriert: Das Thema Das „Wiener Hofburg Ballstreichorche- die Kaffeehaustradition bis hin zum pulsie- hat man passend zum aktuellen Zeitgesche- ster“, die traumhaft schöne Eröffnung mit renden Nachtleben. Einen Ausschnitt dieses Wien-Films konnten auch die ZuschauerIn- nen von BBC genießen, der Sender strahlte seinen landesweiten Wetterbericht live von der Veranstaltung aus. http://b2b.wien.info/de/media/videos-audios Die Londoner ließen sich vom typisch britischen Wetter nicht abhalten, die 3D- Projektion vor Ort mit zu erleben. Sechs große Projektoren warfen Trickfilmsequen- zen auf die Fassade des „Imagination- Building“, gezeigt wurden die traditionellen wie auch modernen Facetten Wiens – Wal- zer, Musik, imperiale Architektur, Klimt, Kaffeekultur, Riesenrad, Weihnachten, grü- nes Wien und das Nachtleben. Ausgestrahlt wurde der Film jeweils achtmal am 8. und 9. November von 20 bis 22 Uhr. In diesem Zeit- raum wurden auch Flyer mit einem buch- baren Wien-Angebot an alle BesucherInnen verteilt von http://lastminute.com Foto: Nick Freund Das Jungdamen- und Jungherren-Komitee im festlichen Großen Ballsaal in München Tourismusdirektor Norbert Kettner, der gemeinsam mit BBC1-Star, DJ und „Wien- hen gewählt, weil weltweit dauernd durch- den DebütantInnen und ein besonderes zu Botschafter“ Reggie Yates das Event ver- einander geredet wird. Johann Strauß ahmte Tritsch-Tratsch passendes Showprogramm folgte, war mit dem Auftritt sehr zufrieden: mit den Mitteln der Musik den Tratsch in ist für den Kaiserball inszeniert worden. „Wir haben heute wieder ein Stück Wien Wien nach, der über ihn wegen seines langen Der Heurige mit Schrammeln, eine Es- nach London gebracht und hoffen, viele Aufenthalts in St. Petersburg entstanden ist. pressobar und Cocktail-Bar mit Säften von Londoner mit diesem Film inspiriert zu Der Große Ballsaal wird wieder – ge- Rauch, sind beliebte Treffpunkte in der lan- haben, Wien jetzt zu besuchen.“ Reggie schmückt mit glitzernden Kristall-Lustern gen Ballnacht – am 11. Februar 2011 im In- Yates war im Vorfeld des Events auf Sight- und herrlichem Blumenschmuck aus San- ternationalen Congress Centers München. „ seeing-Tour in Österreichs Hauptstadt und remo – erstrahlen. Eine Stimmung, die in die http://www.kaiserball-muenchen.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 25 »Burgenland Journal« Sinnvoll sparen – Gezielt investieren! Im Rahmen seiner Budgetrede skizzierte Finanzreferent Landesrat Helmut Bieler unter dem Motto »Sinnvoll sparen – gezielt investieren!« am 25. November im Burgenländischen Landtag den Landesvoranschlag 2011. Foto: Bgld. Landesmedienservice Die Mitglieder der Burgenländischen Landesregierung: Verena Dunst, Peter Rezar, Helmut Bieler, LH Hans Niessl, LH-Stv. Franz Steindl, Michaela Resetar und Werner Falb-Meixner (v.l.) präsentieren deutlich die Budgetvorgaben des Landes.

iese Budgeterstellung war ein wirk- Euro festgesetzt. Der Abgang beträgt 20 Mil- Bieler in seiner Budgetrede vor dem Bur- Dlicher Kraftakt“, sagte Finanzlandesrat lionen Euro. Der außerordentliche Landes- genländischen Landtag. Dies sei notwendig Helmut Bieler. „Um die gesunden Finanz- voranschlag 2011 ist mit einer Einnahmen- gewesen, um entscheidende Ziele wie die strukturen und die finanzielle Handlungs- summe von 24.366.100 Millionen Euro und Sicherung von Arbeitsplätzen, die Stärkung fähigkeit für die Zukunft sicherzustellen zu einer Ausgabensumme von 24.366.100 Mil- des Wirtschaftsstandorts Burgenland, das können, mußten alle Sparpotentiale offensiv lionen Euro präliminiert. Der Landesvoran- Forcieren von Bildungsmaßnahmen, den ausgeschöpft werden. Ausgenommen von den schlag für Fonds für 2011 weist eine Ein- Ausbau des Gesundheitswesens sowie eine Sparmaßnahmen waren die Bereiche Sicher- nahmensumme von 4.406.600 Millionen effektive Unterstützung von sozial Schwa- heit, Bildung und Wirtschaftsförderung. Euro und eine Ausgabensumme von chen gerade in dieser schwierigen wirt- Gerade in diesen Bereichen sind große Sy- 4.406.600 Millionen Euro auf. Die Debatte schaftlichen Situation zu erreichen. nergieeffekte zu erwarten, besonders dann, über das Budget 2011 ist für den 15. und 16. „Diese Ziele behalten nach wie vor auch wenn EU- und Bundesfördermittel kofinan- Dezember 2010 vorgesehen. für den vorliegenden Landesvoranschlag ziert werden müssen. Um die gesunden Fi- „Mit dem Landesvoranschlag für 2010 2011 ihre Gültigkeit. Die aktuellen Wirt- nanzstrukturen des Burgenlandes auch für haben wir bereits im Vorjahr die Weichen da- schafts- und Arbeitsmarktdaten zeigen, daß die Zukunft sicherstellen zu können, wird für gestellt, die Wirtschaftskrise im Burgen- wir mit einem verstärkten finanziellen Kraft- mit diesem Budget sinnvoll gespart und land abzufedern und den Schaden für den akt für Investitionen in schwierigen Zeiten gezielt investiert“, so Bieler. heimischen Arbeitsmarkt möglichst gering auf dem richtigen Weg sind.“ Der ordentliche Landesvoranschlag 2011 zu halten. Wir sind daher erstmals seit neun Laut einer Studie des WIFO habe das ist mit einer Einnahmensumme von Jahren von unserem Kurs der ausgegliche- Burgenland im ersten Halbjahr 2010 die 986.218.900 Millionen Euro und einer Aus- nen Budgets abgegangen und haben bewußt Trendwende am Arbeitsmarkt mit einem gabensumme von 1.006.218.900 Millionen neue Schulden in Kauf genommen“, so Beschäftigungswachstum von 1,6 % gegen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 26 »Burgenland Journal«

über 2009 erreicht. Besonders erfreulich sei seitig zu Buche schlagen und die von der vor der Herausforderung der Öffnung des laut dieser Studie das Sinken der Arbeits- Landesregierung vereinbart wurden, wie die Arbeitsmarktes. Im Budget 2011 wird es die losigkeit von April bis Juni um -9,9 % im Novellierung des Bgld. Familienförderungs- nötigen Mittel für eine aktive Arbeitsmarkt- Vorjahresvergleich und das bei leicht stei- gesetzes (ein wesentlicher Schritt zur Um- politik geben, die wir für die Facharbeiter- gendem Arbeitskräfteangebot. Hier haben setzung des Gratiskindergartens und damit offensive und auch für das Jugendausbil- vor allem Jugendliche bis 25 Jahre mit zur weiteren Optimierung der Kinderförde- dungs- und Beschäftigungsprogramm brau- -15,1 % davon deutlich profitiert. Eine rung im Burgenland). In der Gesundheits- chen“, so Bieler. Ausgewogenheit zeige sich dadurch, daß vorsorge nehme das Burgenland als „soziale Zukünftig sollen jedoch auch Maßnah- alle Branchen daran teilhaben konnten. Modellregion“ eine Spitzenposition ein. Un- men zur Dämpfung der Ausgabensteigerung „Das bedeutet“, so Bieler, „daß die Maß- ter den schwierigsten Bedingungen habe das im Sozialbereich verstärkt durchgeführt wer- nahmen greifen, die wir mit den verstärkten Burgenland entgegen dem österreichischen den. Investitionen, mit einer Unterstützung in der Trend einen Budgetrahmen geschaffen, so- Im Bereich der Krankenanstalten sollen Höhe von zweimal 1,7 Mio. Euro für die begonnene Projekte nach genauester und Gemeinden sowie mit den Kraftpaketen für sorgfältigster Vorbereitung weitergeführt mehr Beschäftigung, für den Mittelstand und werden. Das größte Vorhaben in diesem Be- vor allem für die Jugend gesetzt haben. Wir reich ist die Generalsanierung und der Aus- haben hier den richtigen Weg eingeschla- bau des Schwerpunktkrankenhauses Ober- gen.“ wart sowie die Ausfinanzierung der Zielpla- Die Erstellung des Landesvoranschlages nung des Krankenhauses der Barmherzigen falle in seinen Verantwortungsbereich als Fi- Brüder in Eisenstadt. nanzreferent der Landesregierung. Gemein- Im Rahmen der Arbeitnehmer- und sam mit der Finanzabteilung habe er dabei in Jugendförderung hat das Land Burgenland den Vorjahren eine Vorgangsweise gewählt, fünf Schwerpunkte gesetzt, um sowohl bei der die zuständigen Regierungsmitglie- junge Arbeitnehmer bis 25 Jahren als auch der über die entsprechenden Fachabteilun- ältere Arbeitnehmer ab 50 gezielt fördern zu gen ihre Erfordernisse und Wünsche einge- können. Besonders forciert werden dabei bracht haben. „Daraufhin wurde in der konkrete arbeitspolitische Maßnahmen wie Abteilung 3 ein Grundgerüst erstellt und die die Bildungskarenz oder die Arbeitsstiftun- sich daraus ergebenden Gesamtanforderun- gen. Für die Lehrausbildung von Jugendli- gen den zu erwartenden Einnahmen gegen- chen steht der Ausbau der Lehrwerkstätten, übergestellt. Dieser Grundraster war die wobei das größte Projekt die Lehrwerkstätte Basis für anschließende Budgetklausuren Mitte/Nord sein wird. und Einzelverhandlungen mit meinen Regie- Ziel des Landes ist verstärkt, den sinnvol- rungskollegInnen.“ len und effizienten Einsatz von Energie im „In diesem Jahr haben wir die Philo- privaten, gewerblichen und öffentlichen sophie in der Budgeterstellung geändert. Be- Bereich zu fördern, wodurch ein Beitrag zur reits in der Budgetausschreibung gab es die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqua- klare Vorgabe der Einsparungen bei den Er- lität der Bevölkerung und eine gesunde Ent- messensausgaben von 18 % und bei den wicklung des Lebensraumes erreicht werden Pflichtausgaben von 6 %, was aber nicht be- soll. Mit der Burgenländischen Energieagen- deutete, daß jede einzelne Position als solche tur bzw. der Technologieoffensive Burgen- um die entsprechenden Prozentsätze gekürzt land wurden bereits Einrichtungen geschaf- Foto: Bgld. Landesmedienservice werden sollte. Die Kreditsperre wurde mit fen, die als Hauptaufgaben die Energieför- Finanzlandesrat Helmut Bieler 12 % festgelegt“, so der Finanzlandesrat. derung, die Energieforschung sowie die In Anlehnung an den Bund seien also daß diese Topplatzierungen im Sozial- und Nutzung neuer Technologien haben. „Globalbudgets“ mit festgesetzten Obergren- Gesundheitsbereich habe gehalten werden Insbesondere die Nutzung heimischer, zen vorgegeben, die jedem Regierungsmit- können – was bedeute, daß es keine Kür- erneuerbarer Energie sowie die Rückgewin- glied eigenverantwortlich den Handlungs- zungen im Sozialbereich und keine Einspa- nung von Energie werden dabei finanziell raum offen lassen würden, in welchen Be- rungen bei der Gesundheitsversorgung ge- unterstützt. reichen Einsparungen oder Erhöhungen vor- ben werde. Bieler: „Unsere hohen Standards Unter dem Schlagwort „Ökologisierung genommen würden. Diese „Globalbudgets“ bleiben erhalten!“ der burgenländischen Wirtschaft“ sind all würden daher die Verantwortung jedes ein- Ganz wichtig für das Burgenland auf- jene Fördermaßnahmen zusammengefaßt, zelnen Mitgliedes der Burgenländischen grund der demografischen Entwicklung ist die zur Ankurbelung von Investitionen und Landesregierung unterstreichen. die Versorgung der älteren Generation,wes- zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft mit Er werde im heurigen Jahr im Hinblick halb am Ausbauprogramm mit zusätzlichen dem übergeordneten Ziel des Energiesparens auf die „Globalbudgets“ davon abgehen, Er- 200 neuen Pflegeplätzen festgehalten werde. und der Energieeffizienz dienen. klärungen zu den einzelnen Gruppen abzu- Trotz Krise sei die Trendumkehr am Ar- „Zur nachhaltigen Standortsicherung und geben, ging aber doch auf einige wichtige beitsmarkt als erstes österreichisches Bun- Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Bereiche ein, die sich vor allem ausgaben- desland geschafft worden. „2011 stehen wir burgenländischen Unternehmen haben sich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 27 »Burgenland Journal« das Land Burgenland und die Partner in der Der Stand der Finanzschulden des Lan- guten Gewissens vorlegen. Die KollegInnen Wirtschaft gemeinsam entschlossen, Defizi- des war bis Ende 2009 viele Jahre lang mit sowohl auf der Regierungsbank als auch in te in der Forschungs- und Entwicklungs- ca. 207 Mio. Euro nahezu unverändert und den Abteilungen haben viel an Ideen, Kom- arbeit aufzuholen. Unter der Leitung der wird voraussichtlich 2010 auf 231,5 Mio. petenz, konzeptionelle Anstrengung und WiBAG wurde ein Aktionsplan für die In- Euro und 2011 auf 251,5 Mio. Euro angeho- harte Detailarbeit eingebracht. Es ist mir da- novationsoffensive Burgenland 2020 erstellt, ben. Dies sei, so Bieler, angesichts zum Teil her ein besonderes Anliegen an dieser Stelle dessen Inhalte unter anderem das Innova- explodierender Schuldenanstiege in den um- aufrichtige Worte des Dankes zu sagen: Ich tionsklima und -bewußtsein stärken und ver- liegenden Staaten, Regionen und Kommu- danke den Mitgliedern der Landesregierung, bessern sollen. Am Innovations- und For- nen eine sehr moderate Erhöhung. mit Herrn Landeshauptmann Hans Niessl schungsstandort Burgenland sollen in ausge- Das derzeit gesondert veranlagte Vermö- und Herrn Landeshauptmannstellvertreter wählten Schwerpunkten mehr innovative gen entspreche in etwa dem Finanzschulden- Mag. Franz Steindl an der Spitze. Sie haben Gründungen und Betriebserweiterungen stand und werde seit 2006 ausgesprochen mit Engagement, Mut zu Entscheidungen gefördert werden“, so Bieler. sicher und konservativ in Anleihen bester und dem Willen zum sinnvollen Sparen die- Das Burgenland habe die aktuelle Wirt- Bonität investiert. Trotz der weltweiten Fi- ses Budget ermöglicht. schaftskrise vor allem durch das mit 130 Mio. nanzkrise habe man einerseits den Wert der Ebenso herzlich bedanke ich mich bei Euro dotierte Wirtschaftsförderpaket im Veranlagungen steigern und andererseits den MitarbeiterInnen der Finanzabteilung Bundesländervergleich bisher sehr gut be- eine jährliche Rendite von ca. 8,4 Mio. Euro sowie meines Büros für die hervorragende wältigt. Mitverantwortlich dafür sei neben erzielen können. „Diese Gelder fließen in Zusammenarbeit. Ich danke auch allen ande- den Konjunkturpaketen von Bund und Land den FAWI (Fonds für Arbeit und Wirtschaft) ren MitarbeiterInnen dieses Hauses, die an auch der umfassende Ansatz der burgenlän- und stehen für den Ausbau von Infrastruktur der Gestaltung dieses Landesvoranschlages dischen Wirtschaftsförderung gewesen, bei (Straße und Schiene), Investitionen für die in den einzelnen Abteilungen mitgewirkt der man versucht habe, die Unternehmen in Wirtschaft und die Qualifizierung von haben. Die Zeit der Budgeterstellung ist allen Phasen zu unterstützen. Besonderes Arbeitskräften zur Verfügung“, so Bieler. immer mit besonderen Belastungen und Augenmerk werde auch auf die Unterstüt- Der Wille zum Sparen habe auch in die- Stress verbunden“, so Bieler. zung der Finanzierung durch Haftungen und sem zweiten schwierigen Jahr inmitten der Sein größter Dank gelte aber jenen, ohne Risikokapital gelegt. weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, der die es überhaupt gar nicht möglich wäre, ein „Derzeit ist die weitere Wirtschaftsent- größten Krise in der Zweiten Republik, die Budget zu erstellen: den österreichischen wicklung in den Jahren 2011 und 2012 noch Erstellung des Landesvoranschlages ge- und speziell den burgenländischen Steuer- nicht mit ausreichender Sicherheit vorher- prägt: „Wir sind uns aber der Verantwortung zahlern. Durch ihren täglichen Einsatz und sehbar. Deshalb soll auch in den kommen- gegenüber jenen Menschen bewußt, die mit harte Arbeit würden sie jene Mittel erwirt- den Jahren der bisher beschrittene erfolgrei- weiteren Einsparungen nicht mithalten kön- schaften, die sie als Steuern der Allgemein- che Weg in der Wirtschaftsförderung weiter nen, weil sie bereits am untersten Einkom- heit zuführen und die „wir mit größter Sorg- verfolgt werden“, so der Finanzlandesrat. mensniveau leben müssen bzw. deren falt zu verwalten und einzusetzen haben“. „Die Burgenländische Landesregierung wird Arbeitsplätze in anfälligen Wirtschaftssekto- Das Wohl der BurgenländerInnen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um auch ren bedroht sind. Deshalb haben wir dem den verantwortungsvollen Umgang mit den nach dem Auslaufen der jetzigen Phasing Spargedanken auch die notwendigen Investi- zur Verfügung stehenden Mitteln im Auge Out Förderperiode im Jahr 2013 am europä- tionen gegenübergestellt, um die Krise bes- sei dieser Landesvoranschlag erstellt wor- ischen Förderprogramm teilhaben zu können ser bewältigen zu können.“ den. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten die und damit eine entsprechende Nachhaltig- Die Erfahrungen aus dem Vorjahr hätten notwendigen Impulse für die Stärkung der keit der bisher zur Verfügung gestellten der Regierung recht gegeben. Das Burgen- Wirtschaft, für die Schaffung und Sicherung Mittel zu erreichen.“ land stehe heute besser da als die meisten von Arbeitsplätzen, für den Ausbau des Das seit dem Jahr 2001 betriebene Kre- anderen Bundesländer. Mit ein Grund dafür Gesundheitswesens, für die Familien, für dit- und Veranlagungsmanagement werde sei das antizyklische Investieren im Vorjahr den öffentlichen Verkehr, für Bildung und weiterhin für eine möglichst günstige Finan- gewesen, wo erstmals seit neun Jahren Qualifizierung sowie für sozial Schwache zu zierung der Landeskredite im Wege der bewußt eine Neuverschuldung aus eben die- setzen, sei auch 2011 die Devise. Bundesfinanzierungsagentur Sorge tragen. sen Gründen in Kauf genommen worden sei. „Sinnvoll sparen und zugleich gezielt „Das Land Burgenland unterwarf sich „Nicht sparen um jeden Preis, aber sparen, investieren ist der Leitgedanke unseres poli- vor einiger Zeit einem internationalen Boni- wo es sinnvoll und investieren, wo es not- tischen Handelns und der Landesvoran- tätsrating. Dabei wurde die Vermögens- und wendig ist, war daher der Leitgedanke für schlag 2011 ist das Fundament dafür. Sie, Finanzkraft des Landes beleuchtet und für den Landesvoranschlag 2011“, so Bieler. werte Damen und Herren Abgeordnete, das Kurzfristrating die Bestnote A1+ und ein „Die Hauptverantwortung der Budget- möchte ich ersuchen, gemeinsam mit der Emittentenrating von AA+ bei stabilem Aus- erstellung liegt in meiner Zuständigkeit, aber Burgenländischen Landesregierung die Ver- blick vergeben. Das Land ist damit grund- durch die neuen Möglichkeiten in der antwortung zu übernehmen, mit uns diesen sätzlich in der Lage, bei Krediten weitere Einzelbewirtschaftung von ,Globalbudgets‘ ausgewogenen Sparkurs einzuschlagen und Konditionsverbesserungen zu erzielen. Wei- kann jedes Regierungsmitglied seinen Be- dem Landesvoranschlag 2011 sowie dem Fi- ters ist ein großer Teil der Landes-Finanz- reich nach den aktuellen Notwendigkeiten nanzplan für die kommenden fünf Jahre Ihre schulden auf lange Sicht gegen Zinserhö- eigenverantwortlich ausrichten. Ich kann Zustimmung zu erteilen“, schloß Bieler hungen aufgrund eines möglichen Inflations- Ihnen daher den bereits elften Landes- seine Budgetrede. „ anstieges abgesichert.“ haushalt, bei dem viele mitgewirkt haben, http://www.bgld.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 28 »Burgenland Journal« Thermen als Zugpferde des burgenländischen Tourismus Studie belegt den positiven Einfluß der Thermen auf Tourismusentwicklung

ie neue Studie zeigt, daß unsere Ther- Dmen eine Zukunft haben und auch in einem verstärkten Wettbewerb bestehen können“, so Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl am 18. November bei der Prä- sentation einer Studie, die eine quantitative Evaluierung der regionalökonomischen Aus- wirkungen der touristischen Leitprojekte im Burgenland zum Inhalt hat. Die Studie wur- de vom WIFO im Auftrag des Regionalma- nagement Burgenland (RMB) erstellt. Der Landeshauptmann präsentierte die wichtig- sten Aussagen der „Thermenstudie 2010“ ge- meinsam mit RMB-Geschäftsführer Georg Schachinger und Studienautor Oliver Fritz. Aus der Studie geht hervor, daß der

Aufbau eines Thermentourismus im Burgen- Foto: Bgld. Landesmedienservice land – in Ergänzung zum traditionellen Kur- RMB-GF WHR Georg Schachinger, LH Hans Niessl und Wirtschaftsforscher Oliver tourismus – einen wesentlichen und positi- Fritz (v.l.) nahmen Bedeutung und Effekte des Thermenausbaus unter die Lupe. ven Einfluß auf die burgenländische Touris- knapp 2,9 Millionen. Nach dem Rekordjahr ren mit grenzüberschreitenden Projekten musentwicklung hatte. Es erleichterte den 2009 liegen wir auch heuer im Plus. Das begonnen. Dabei wurde vereinbart, daß jede auch im Tourismus stattfindenden Struktur- Burgenland entwickelt sich zunehmend zur Therme ein eigenes Profil entwickeln soll. wandel, der ohne geeignete Gegenmaßnah- Ganzjahresdestination, auch das zeigen die Mit dieser Maßnahme wollen wir eine men dem Burgenland Marktanteile gekostet Zahlen der Studie“. Die regionalökonomi- Vielfalt erreichen und nicht gegenseitig in hätte. Durch die Thermenbesucher wie auch schen Effekte – bei der Errichtung und beim Konkurrenz treten.“ die steigende Zahl an Kurgästen verbesserte Betrieb der Thermen – sind enorm, wie die Von insgesamt 444 Mio. Euro Fördermit- sich die Tourismusbilanz des Burgenlandes Studie zeigt. In den Ergebnissen noch nicht teln (EU, Bund, Land Burgenland) in der Pha- wesentlich. berücksichtigt ist die St. Martins Therme & sing Out-Periode 2007-2013 stehen alleine „Durch die Investitionen in die Thermen- Lodge, die erst seit einem Jahr in Betrieb ist im Tourismus 98,5 Mio. Euro, das sind 22 %, infrastruktur wird die Wirtschaftsleistung und sehr erfolgreich gestartet ist: mit zur Verfügung. Davon sind mit November des Burgenlandes, bezogen auf die Brutto- 265.000 Thermeneintritten und 65.000 Näch- 2010 bereits 61,4 Mio. Euro (65 %) in Pro- wertschöpfung, um geschätzte 100 Mio. Euro tigungen im ersten Jahr. jekten gebunden. In einem vom EU-Regio- jährlich gesteigert. Rund 2400 Beschäfti- Der Landeshauptmann verwies in seinen nalkommissar Johannes Hahn am 10. No- gungsverhältnisse werden dadurch jährlich Ausführungen auch auf die gestrige Sitzung vember in Brüssel vorgelegten „Strategie- gesichert. Damit zählt das Burgenland zu des Strategieforums: „In Summe sind knapp papier zur Zukunft der Kohäsionspolitik“ den Hauptnutznießern der Thermeninvesti- 3200 Projekte mit Investitionen von rund wird auch die Einführung einer neuen För- tionen der öffentlichen Hand. In ganz Öster- 320 Millionen Euro zur Förderung empfoh- derkategorie für Regionen angeregt, deren reich beläuft sich die mit den burgenländi- len worden, darunter auch viele Projekte aus Wirtschaftsleistung zwischen 75 und 90 % schen Thermen verbundene Bruttowert- dem Bereich Tourismus. Erweiterungsmaß- des EU-Durchschnitts beträgt. Eine solche schöpfung auf geschätzte 190 Mio. Euro pro nahmen in der St. Martins Therme & Lodge Übergangsregion wäre nach heutigem Stand Jahr, rund 3800 Beschäftigungsverhältnisse sowie in der Sonnentherme Lutzmannsburg- auch das Burgenland. „Es wäre zu überlegen, gehen wiederum pro Jahr damit einher“, Frankenau sind dabei ebenfalls zur Förde- ob ein einfacheres System mit einer neuen erläutert Wirtschaftsforscher Oliver Fritz. rung empfohlen worden. Diese Investitionen Zwischenkategorie von Regionen das derzei- „Der Ausbau der Thermen hat entschei- sind umso wichtiger, weil – wie auch die tige Phasing-out und Phasing-in-System er- dend zur erfolgreichen Entwicklung im Bur- Studie besagt – aufgrund des stärkeren Wett- setzen könnte, um den Übergang zwischen genland Tourismus mit neuen Nächtigungs- bewerbs nicht sichergestellt ist, daß es wei- diesen beiden Kategorien fließender zu ge- rekorden beigetragen“, ist Landeshauptmann tere Zuwächse, eine nachhaltige Entwick- stalten und eine gerechtere Behandlung für Hans Niessl überzeugt und belegte das mit lung gibt“. RMB-Geschäftsführer WHR Regionen mit vergleichbarem Entwicklungs- Zahlen: „1995 hatten wir knapp 2,1 Mio. Georg Schachinger berichtete in diesem stand sicherzustellen“, heißt es weiter in der Nächtigungen, 2009 waren es erstmalig Zusammenhang: „Wir haben bereits vor Jah- Mitteilung der EU-Kommission. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 29 »Burgenland Journal« Sicherheit: Umfassendes Gesamtkonzept als dauerhafte Lösung as Burgenland ist aufgrund einer kon- Dstruktiven und zielorientierten Zusam- menarbeit aller dafür verantwortlichen Insti- tutionen ein sicheres Bundesland, das öster- reichweit eine der höchsten Aufklärungsquo- ten verzeichnet. Um diesen Status mit Blick- richtung auslaufender Assistenzeinsatz auch in Zukunft gewährleisten zu können, wird in den kommenden Wochen und Monaten unter dem Motto „Sicheres Burgenland“ ein um- fassendes Gesamtkonzept erarbeitet werden. Das ist das Ergebnis eines Sicherheitsgip- fels, der auf Einladung von Landeshauptmann Hans Niessl am 19. November in der Martin-

Kaserne in Eisenstadt abgehalten wurde. Foto: Bgld. Landesmedienservice „Sicherheit hat in der Grenzregion Bur- Landespolizeikommandant Nikolaus Koch, Sicherheitskoordinator WHR Ernst Böcskör, genland einen besonders hohen Stellenwert. Landeshauptmann Hans Niessl, Sicherheitsdirektor Erhard Aminger und Militärkom- Es müssen daher alle Anstrengungen unter- mandant Brigadier Johann Luif (v.l.) nommen werden, damit es ein Höchstmaß an glied zur Bevölkerung für jede Gemeinde, minalität, so Niessl abschließend, reagiert Sicherheit für alle Burgenländerinnen und den unverzüglichen Beginn einer Polizeiaus- sehr rasch auf Veränderungen und Umbrü- Burgenländer gibt“, erklärte dazu der Landes- bildung im Burgenland, um den natürlichen che. Gerade in der Phase der Umstellung hauptmann. Das Konzept sieht eine flexible- Abgang in Richtung Ruhestand abfedern zu vom Provisorium Assistenzeinsatz auf eine re Handhabung des sicherheitspolizeilichen können, sowie eine mögliche Verschmelzung dauerhafte Sicherheitslösung erscheint es Assistenzeinsatzes, eine dauerhaft hohe des digitalen Einsatzfunknetzes des Burgen- unbedingt erforderlich, flexibel und schwer- Außendienstpräsenz der Exekutive im Land, landes mit dem des Behördenfunknetzes des punktmäßig der Ausbreitung der Kriminali- einen Polizisten als unmittelbares Binde- Bundesministeriums für Inneres vor. Die Kri- tät wirksam entgegenzutreten. „ Bischof der evangelischen Kirche AB im Burgenland andeshauptmann Hans Niessl traf am L17. November in Eisenstadt mit Michael Bünker, dem Bischof der Evangelischen Kir- che A.B. und Vorsitzendem des Evangeli- schen Oberkirchenrates A.u.H.B. in Öster- reich, der sich auf Visitation im Burgenland befand, im Landhaus zu einem informellen Gespräch zusammen. Bünker ist auch mit dem römisch-katholischen Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics zusammengetroffen. Bünker, 1954 in Leoben in der Steier- mark geboren, aufgewachsen in Radenthein in Kärnten, absolvierte nach Abschluß des Gymnasiums in Villach das Studium der evangelischen Theologie in Wien und wurde 1980 Vikar in Wien-Döbling. Nach seiner Tätigkeit als zweiter Pfarrer in Wien-Flo- ridsdorf wurde Bünker 1991 mit der Leitung Foto: Bgld. Landesmedienservice der Evangelischen Religionspädagogischen Superintendentialkurator Gerd Zetter, Oberkirchenrätin Hannelore Rainer, Bischof Akademie (ERPA) betraut. Im Herbst 1999 Michael Bünker, LH Hans Niessl und Superintendent Manfred Koch (v.l.) erfolgte seine Wahl zum Oberkirchenrat, im Juni 2007 zum Bischof der Evangelischen stehen bei dem 14tägigen Besuch vor allem Lebensberatungsstelle eröffnet wurde. Diese Kirche A.B. in Österreich. Treffen mit ehrenamtlichen MitarbeiterIn- von der Gemeinde Pöttsching geförderte „Visitation ist etwas zutiefst Evangeli- nen am Programm. Dabei ist es Bünker ein Einrichtung bietet Menschen mit Problemen sches“, so der Bischof gegenüber epdÖ. Da- Anliegen, „Danke zu sagen für das Engage- kostenlose und anonyme Betreuung. Die bur- bei gehe es darum, „gemeinsam zu schauen: ment“, das die Evangelische Kirche trage. genländischen Pfarrerinnen und Pfarrer traf Ist die Kirche noch bei ihrer Sache?“. Neben Erste Station der Visitation war Pött- Bünker bei der Pfarrkonferenz am 18. No- Gottesdiensten in Mörbisch und Kukmirn sching, wo eine neue Ehe-, Familien- und vember in Großpetersdorf. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 30 »Burgenland Journal« Faszination Natur als einzigartige Angebotsschiene m 11. November, zu Martini, dem Feier- Atag des burgenländischen Landespa- trons, feierte die St. Martins Therme & Lodge ihr einjähriges Jubiläum. Im November 2009 ist damit nicht nur die erste Therme des Nordburgenlandes entstanden, sondern auch die erste Lodge Mitteleuropas – ein erfolg- reiches Tourismusprojekt. „Insgesamt konnten wir heuer im Bur- genland einen Nächtigungszuwachs von 1,4 Prozent verzeichnen. Hauptverantwortlich für dieses Ergebnis ist vor allem die St. Mar- tins Therme, die damit ihrer Rolle als Leit- betrieb in der Region mehr als gerecht wird“, betonte Landeshauptmann Hans Niessl. Die Region mit all ihren Vorzügen ist fixer Be- standteil von St. Martins. Sie bündelt die An- gebote des gesamten Seewinkels und begei- stert ihre Gäste mit regionaler Kultur, Ga- Foto: Bgld. Landesmedienservice stronomie und Natur. Der gesamte See- Stv. Outdoor-Manager Manfred Haider, GF Klaus M. Hofmann, Landeshauptmann winkel sei zu einem neuen touristischen An- Hans Niessl und Eventmanagerin Susanna Gross gebot geworden, so Niessl. zept“, freute sich St. Martins Geschäftsfüh- noch mehr Gäste aus aller Welt in unsere Innerhalb der vergangenen 12 Monate ha- rer Klaus M. Hofmann. Niessl sieht der Zu- Region locken wird. Der gesamte Seewinkel ben 265.000 Gäste die Therme aufgesucht, kunft sehr positiv entgegen: „Gemeinsam ist und seine Gemeinden werden international 65.000 Nächtigungen wurden verbucht. es uns gelungen ein attraktives Angebot aus noch bekannter und ein kaufkräftiges Publi- „Das ist für uns ein großartiger Erfolg und einem Bündel hochwertiger touristischer kum wird die Region beleben.“ „ bestätigt unser qualitativ hochwertiges Kon- Geheimtipps zu schnüren, das in Zukunft http://www.stmartins.at Neue Rettungshundestaffel des Samariterbundes Burgenland oziallandesrat Peter Rezar, Präsident SJosef Paul Habeler und Geschäftsführer Wolfgang Dihanits vom Samariterbund Burgenland, präsentierten am 15. November im Pflegekompetenzzentrum Weppersdorf ein neues Team der Rettungshundestaffel. Unter der Führung von Staffelkomman- dantin Claudia Höttinger ist der Samariter- bund nämlich ab sofort auch im Nordbur- genland in den Bezirken Oberpullendorf, Mattersburg, Eisenstadt und Neusiedl am See innerhalb kürzester Zeit in der Lage, mit der Suche nach vermißten, verschütteten oder anderweitig in Not geratenen Menschen zu beginnen. Die Suchtrupps können mit ihren Hunden

in den Bereichen Flächen- und Trümmer- Foto: Bgld. Landesmedienservice suche eingesetzt werden. Einen weiteren Soziallandesrat Peter Rezar (r.) und Josef Paul Habeler, Präsident des Samariter- Schwerpunkt wird die Mantrailing-Ausbil- bunds Burgenland, mit Staffelhunde-Mitgliedern und Rettungshunden dung darstellen. Die zweite Staffel versorgt arbeiten die Hunde frei im Gelände und sondern das gesamte definierte Gelände mit den Bezirken Oberwart, Güssing und suchen nach vermißten, verirrten oder ver- ohne Anhaltspunkte absuchen muß. Beim Jennersdorf die südliche Region. Damit ist unglückten Personen. Die Hunde suchen da- Mantrailing folgt der Hund dem individuel- flächendeckend im ganzen Burgenland eine bei nicht nach einem individuellen mensch- len Geruch der vermißten Person, welchen optimale Eintreffzeit gegeben. Bei Großein- lichen Geruch, sondern allgemein nach er anhand eines Geruchsgegenstandes auf- sätzen ist es selbstverständlich, daß beide menschlichem Geruch. Das bedeutet für den nimmt. Durch kleine Hautschuppen, welche Staffeln gemeinsam gezielt aktiv werden. Hund einen hohen Schwierigkeitsgrad, da er der Mensch ständig verliert, kann der Hund Bei der Flächen- und Trümmersuche keine spezifische Fährte aufnehmen kann, die Spur aufnehmen und diese verfolgen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 31 »Burgenland Journal« Oberwart: Aktion Bücherwurm gestartet n Kooperation mit der Buchhandlung IPokorny und der Stadtbücherei Oberwart wurde die Aktion „Bücherwurm“ im Städ- tischen Kindergarten gestartet. Unter dem Motto „(Vor-)Lesen macht Spaß“ sollen Kindergarten- und Hortkinder mit der Welt der Bücher vertraut gemacht werden. Die Kinder haben aus den Händen von Bürger- meister Gerhard Pongracz einen Lesepaß erhalten. Bei jedem Besuch in der Städti- schen Bücherei können sie sich einen „Bücherwurm“ in den Paß stempeln lassen, so auch beim Kauf eines Buches in der Buchhandlung Pokorny. Hier gibt es außer- dem ein kleines Geschenk. Alle Kinder, die am Ende des Kindergarten- bzw. Schuljahres einen vollen Lesepaß abgeben, erhalten ein Präsent und nehmen an der Verlosung eines

Buches teil. Foto: Stadtgemeinde Oberwart Der Bücherwurm ist ein Logo, das spe- Kindergarten-Leiterin Maria Fuith, Bürgermeister Gerhard Pongracz, Juliana Artner ziell für diese Aktion entworfen wurde. von der Stadtbücherei und Jürgen Pokorny mit den Kindergartenkindern Künstler Paul Mühlbauer hat eine Plastik Die Aktion soll die Freude an Büchern Interesse an Büchern und am Lesen ist für die angefertigt. Der „kleine“ Bücherwurm wur- wecken, zum (Vor-)Lesen motivieren und die Bildung der Kleinen sehr wichtig. Ich bin de ebenfalls präsentiert. Bürgermeister Pon- Sprachentwicklung unterstützen. Kinder, die froh, daß der Städtische Kindergarten mit gracz und ein Kindergartenkind haben den in frühen Jahren positive Buchbegegnungen Leiterin Maria Fuith dieses Projekt initiiert Büchwerwurm, der auf einem Bücherturm erleben, werden immer eine gute Einstellung hat und damit die positive Entwicklung un- plaziert wurde, enthüllt. zu Büchern haben. Der Bürgermeister: „Das serer jüngsten Bürger fördert.“ „ Jubiläums-Passionsspiele St. Margarethen 2011 eit 85 Jahren wird in St. Margarethen die SPassion dargestellt. Dem Bauernhof, auf dem die ersten Aufführungen stattfanden, ist die Inszenierung längst entwachsen. Seit 1961 dient der Römersteinbruch als beein- druckende Naturkulisse, in der die Besucher ein wirklichkeitsnahes Erlebnis erwartet. 450 Laiendarsteller bewegen sich auf der Freilichtbühne, rund 200 hinter den Kulis- sen, alle ehrenamtlich. Die Mitwirkenden kommen aus der 2800 Einwohner zählenden Marktgemeinde St. Margarethen und gehö- ren allen Berufs- und Altersschichten an. Ein Großteil der nahezu 70 Sprechrollen ist dop- pelt besetzt. „Wir spielen für die laufende geistige und religiöse Erneuerung der Pfarr-

gemeinde“, erklärt Pfarrer Georg Lang, „die Foto: Passionsspiele St.Margarethen Passionsspiele sind eine wunderbare Form, Das letzte Abendmahl – Passionsspiele im Steinbruch St. Margarethen zentrale Glaubensinhalte zu verkünden.“ Trotz der Darbietung durch Laienspieler landschaft die meiste Eindruckskraft auf den 2011 wird das Jubiläum „50 Jahre braucht es theater-erprobte Professionalität. Zuschauer ausüben kann“. Neu in das Spiel Passionsspiele im Römersteinbruch“ began- Den Veranstaltern ist es gelungen, den Inten- integriert Herzl die Rolle des Evangelisten, gen. Das Passionsspielbüro hat bereits seit danten des Badener Stadttheaters und mehr- der als Erzähler die Handlung strukturiert 1. September 2010 geöffnet, Karten kann maligen Regisseur der Opernfestspiele, Prof. und vorantreibt. man via Mail an [email protected] bestellen. Robert Herzl, als Regisseur zu gewinnen. Er Der Reinerlös der Passionsspiele wird Informationen über Eintrittskarten und Sitz- setzt auf Reduktion der Kulisse, auf den „pu- ausschließlich für humanitäre Zwecken ein- plan und nahe Ausflugsziele findet man im ren Steinbruch“, „weil die imposante Felsen- gesetzt. Internet unter http://www.passio.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 32 »Burgenland Journal« Esterházy Kulturbericht 2010 »Don Giovanni« – das Opern-Highlight 2011 im Steinbruch in St. Margarethen

it Schloß Esterházy, Burg Forchten- Mstein, Schloß Lackenbach und dem Steinbruch in St. Margarethen vereint die Esterházy Privatstiftung die bedeutendsten historischen Kulturstätten des Landes Bur- genland in den Stiftungen. Mit rund 500.000 Kulturbesuchern jährlich ist Esterházy damit auch einer der größten privaten Kulturan- bieter Österreichs. Eindeutig in den Stiftungsurkunden gere- gelt ist einerseits die Erhaltung und Pflege dieses kulturellen Erbes und andererseits auch die Verpflichtung, dieses der Öffent- lichkeit zugänglich zu machen. Kultureller Schwerpunkt im Jahr 2010 war das Schloß Esterházy. Nach 40 Jahren Verpachtung an das Land Burgenland wurde es mit 1. Jänner 2010 in den eigenen Verwal- tungs- und Betriebsbereich übernommen. Bereits Ende März wurde der Führungsbe- trieb voll aufgenommen. Es folgten die Er- öffnung des neuen Shops sowie die Aus- stellung „Glanzlichter des Schlosses Ester- házy. Die Rückkehr der Sammlungen“ und auch die Ausstellungsserie „Central Europe Revisited“ wurde fortgesetzt. Die Bemühungen, nach dem fulminanten Haydn-Jahr 2009 dem anspruchsvollen Pu- blikum auch 2010 gerecht zu werden, haben breite Wirkung gezeigt und sich meßbar in den BesucherInnenzahlen niedergeschlagen. Zusammen konnten in Schloß Esterházy, auf Burg Forchtenstein und Schloß Lackenbach 260.000 Besucher begrüßt werden. „260.000 Besucher insgesamt, davon 155.000 Schloßbesucher in Eisenstadt, sind für die Esterházy Privatstiftung ein überaus erfreuliches Ergebnis, auf das wir sehr stolz sind, das uns gleichzeitig aber auch moti- viert und anspornt, es im kommenden Jahr zu toppen“, freut sich Stefan Ottrubay,

Generaldirektor und Vorstand der Esterházy Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Privatstiftung. „Dem Ziel, das Schloß Ester- Kultureller Schwerpunkt im Jahr 2010 war das Schloß Esterházy in Eisenstadt házy zukünftig verstärkt in den internationa- len Fokus zu rücken und dem Kulturdenk- menden Jahren für uns und die ganze Region 20 Abenden von 19. Juli bis 28. August 2011 mal Schloß Esterházy seine ehemalige kultu- nützen wollen.“ dieses großartige Werk der Musikliteratur, relle Bedeutung wieder zu geben, sind wir die „Oper der Opern“, erleben werden. damit 2010 wieder ein Stück näher gekom- Das Opern-Highlight 2011 Ottrubay freut sich außerordentlich, daß men. Das Schloß liegt im Zentrum eines Zum ersten Mal steht in St. Margarethen ein höchst professionelles Team diese Opern- Kulturraumes, der begonnen hat, aufgrund Mozarts Oper „Don Giovanni“ auf dem Pro- produktion gestaltet: „Unter der Federfüh- der Grenzöffnungen seine Identität neu zu gramm. Den einzigartigen Rahmen bietet die rung des neuen künstlerischen Leiters, Joa- definieren. Wir sehen hier noch ein großes Naturkulisse des südlichen Steinbruchs. chim Arnold, beschreiten wir in Kooperation Entwicklungspotential, das wir in den kom- Dort finden rund 2100 Besucher Platz, die an mit den Opernfestspielen St. Margarethen im

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 33 »Burgenland Journal« Foto: Ricardo Herrgott Das idyllische Festspielgelände inmitten der Steinformationen des Römersteinbruchs in St. Margarethen

Jahr 2011 mit der Produktion von ,Don Gio- vanni‘ neue Wege. Opernfans dürfen sich auf eine herausragende und zeitgemäße Inszenierung von Mozarts einzigartiger Oper freuen.“ Begeisterung verspürt auch Intendeant Wolfgang Werner: „Das kann unser treues Publikum nur begeistern! Die Naturkulisse in diesem Areal ist charmant, die Besucher werden das Geschehen auf der Bühne haut- nah erleben! Ein idealer Rahmen für ,Don Giovanni‘, die Geschichte um den wohl be- kanntesten Frauenhelden der Opernlitera- tur.“ Joachim Arnold, der für die künstlerische Leitung verantwortlich zeichnet, hat ein eu- ropaweit bekanntes Leitungsteam zusam- mengestellt: Mit Thilo Reinhardt konnte er einen Opernregisseur gewinnen, der regel- mäßig an der Komischen Oper Berlin insze- niert – er steht für sinnliche Effekte und dra- Foto: Esterházy Privatstiftung /APA-Fotoservice/Hautzinger stische Sichtweisen. Dabei verlieren seine v.l.: Joachim Arnodl (neuer Musikindentant bei Esterházy), Benjamin Bruns (Staatsopernsänger) und Stefan Ottrubay (Generaldirektor der Esterházy Betriebe) Inszenierungen aber nicht an der Qualität des lustvollen Theaters. Der Tiroler Bühnen- Musiktheater machen und das Publikum auf- Der Vorverkauf für „Don Giovanni“ star- bildner Paul Zoller schafft hierfür den impo- wühlen, berühren und begeistern!“, meint tete bereits am 22. November. Karten sind santen Rahmen, in dem das Geschehen rund Arnold und fügt hinzu: „Begeistern wird mit im Festspielbüro St. Margarethen unter um Verführung, Liebe und Tod seinen Lauf aller Sicherheit auch das Ensemble. Alle ++43/(0)2680/42042, in allen oeticket-Out- nimmt. Mit mehr als 150 Produktionen und Rollen sind mit hervorragenden Stimmen be- lets, online bei http://www.oeticket.com/de 20 Jahren Erfahrung zählt Fabrice Kebour zu setzt und die Sängerinnen und Sänger beste- sowie im Schloß Esterházy in Eisenstadt er- den führenden Lichtdesignern in Europa. chen durch ein hohes Maß an Persönlichkeit hältlich. „ „Wir wollen opulentes und spannendes und Spielfreude.“ http://www.esterhazy.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 34 »Burgenland Journal« Skulpturen und Bilder von Thomas Resetarits & Florian Lang wei Südburgenländer gestalten die letzte ZAusstellung des Jahres in der Burgen- ländischen Landesgalerie. Thomas Rese- tarits und Florian Lang sind nicht nur künst- lerisch verbunden, sondern auch familiär: Onkel Thomas Resetarits konzentriert sich in seinen Skulpturen auf die ästhetische Vollkommenheit von Form und Struktur. Er bearbeitet Themen wie Kreis und Zeit und setzt sich mit dem Menschlichen aber auch dem Symbolhaften auseinander. Neffe Florian Lang, der seine ursprüngli- che Heimat in der Malerei hat, tauscht im- mer öfter Pinsel und Leinwand gegen Skal- pell und Fotoapparat und zaubert Collagen, die erst auf den zweiten und dritten Blick ihre Hintergründigkeit verlieren. Während Florian Lang sich mit gesell- schaftskritischen Themen wie z.B. zwang- haftem Konsumverhalten als Massenphäno- men auseinander setzt, hat das Werk von Foto: Josef Lang Thomas Resetarits eine meditativ-transzen- Die beiden Künstler Florian Lang (l.) und Thomas Resetarits bei der Eröffnung der Ausstellung in der Burgenländischen Landesgalerie. dentale Ebene. Am 17. Dezember endet das diesjährige zu sehen. Das Spektrum reichte von Einzel- Grafikbiennale, 40 Jahre Rabnitztaler Maler- Ausstellungsjahr in der Burgenländischen ausstellungen – Klaus Ludwig Kerstinger, wochen), den opulenten Bühnenbildern Landesgalerie. Zehn Ausstellungen mit einer Wilfried Ploderer, Sebastian Weißenbacher – Manfred Wabas bis hin zu Kunstkalender- bunten Themenvielfalt waren im Jahr 2010 über Gruppenausstellungen (XII. Intergraf – und Wettbewerbspräsentationen. „ Fritz Martinz-Ausstellung in Gols ie Galerie Csokay in Gols zeigt bis D12. Dezember eine Ausstellung mit aus- gesuchten Grafiken des im Jahre 2002 ver- storbenen Künstlers Fritz Martinz. Prof. Gotthard Fellerer, Kenner und Freund des Künstlers und selbst über die Grenzen hinaus gefragter Maler und Musiker, sprach über den bekannten Maler und zeigte kunstgeschichtliche Zusammenhänge auf. So erwähnte er u.a. die Zusammenarbeit des Bildhauers Alfred Hrdlicka mit Martinz und deren gemeinsame Ausstellung in der Wie- ner Zedlitzhalle im Jahre 1960. Fritz Martinz, 1924 in Bruck an der Mur geboren, studierte ab 1947 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Albert Paris Gütersloh. Anders als sein Leh- rer verschrieb er sich dem expressiven Rea- Foto: Passionsspiele St.Margarethen Prof. Gotthard Fellerer (l.) und Galerist Michael Csokay bei der Vernissage in Gols lismus und gestaltete großformatige Werke zum Tod des Menschen, des Tieres zum Ausland. Über drei Jahrzehnte hindurch för- chischer Künstler gehörte, die ein kritischer Überleben der Menschen. Schon nach drei derte der Zeitgenosse von Richard Gerstl, Realismus und eine ungeschönte Darstellung Jahren Studiums erhielt er den Staatspreis Oskar Kokoschka und Max Weiler junge der Verhältnisse verband. der Akademie, dem noch viele andere Talente als Lehrender an der Wiener Kunst- Die zahlreichen Besucher der Vernissage Auszeichnungen folgen sollten. schule, die später als die „Neuen jungen zeigten sich von den Ausführungen Prof. In gemeinsamen Ausstellungen mit Hrd- Wilden“ bekannt werden sollten. Fellerers begeistert und honorierten dies mit licka und mit seinem Freund Georg Baselitz Prof. Fellerer wies darauf hin, daß Mar- großem Applaus. „ präsentierte Martinz seine Werke im In- und tinz zu jener Nachkriegsgeneration österrei- http://www.csokay.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 35 »Burgenland Journal« 171 Jahre Musiktradition Genau 30 Jahre nach Joseph Haydns Tod formierte sich im damals westungarischen Harkau eine Spiel- und Unterhaltungskapelle.

Von Peter Wagner. Foto: Kapelle Schönfeldinger / Laschober Wurde mit dem Repertoire hauptsächlich aus der Feder Karl Schönfeldingers wiederbegründet: die »Kapelle Schönfeldinger«.

eren Name gilt bis zum heutigen Tag als Schönfeldinger-Musiktradition gilt Karl Schönfeldinger gepflegten Spielkultur ge- DInbegriff hianzischer Volksmusik: die Schönfeldinger, der nicht nur zahlreiche führt. Damals entstand nicht nur ein abend- Schönfeldinger. Ob es jemals eine innere überlieferte Musikstücke notierte und damit füllender Dokumentarfilm von Peter Wagner Verbindung zu Meister Haydn, der sich ja dem unweigerlichen Vergessen entrissen hat, über Karl Schönfeldinger, sondern auch eine selbst immer wieder von der Volksmusik sei- sondern selbst über 100 Polkas, Märsche, verstärkte Konzerttätigkeit der „Spielmusik ner Lebensumgebung inspirieren ließ, gege- Ländler komponierte. Er setzte nicht nur die Schönfeldinger“ in der mittlerweile fünften ben hat, wird wohl schwer nachweisbar sein Tradition gehobener Unterhaltungsmusik Generation. Schließlich wurde sogar die und soll als solche gar nicht konstruiert wer- durch die Kapelle fort, sondern begründete legendäre „Kapelle Schönfeldinger“ mit dem den. Handfester ist da schon die bis zum mit seinen Söhnen Gerhard und Herbert in Repertoire hauptsächlich aus der Feder Karl heutigen Tag existierende Fama, in Harkau den 60er-Jahren die „Spielmusik Schönfel- Schönfeldingers wiederbegründet. habe an jedem Tram ein Instrument gehan- dinger“, die zur damaligen Zeit beliebter Treibende Kraft ist das Ehepaar Gerald gen, die einen plausiblen Hintergrund für die Rundfunk- und Fernsehgast war. und Christa Schönfeldinger, beide ausgebil- Tatsache abgibt, daß mit der Gründung der Die veränderten Gewohnheiten der in den dete Musiker auf der Violine, die miteinan- Kapelle Schönfeldinger jedenfalls ein Phä- 70er-Jahren entstandenen populären Unter- der das weltbekannte „Wiener Glasharmo- nomen in die Welt gesetzt wurde: in der heu- haltungskultur in ihrer dröhnenden Selbstdar- nika Duo“ betreiben. In den letzten Jahren te fünften Generation musiziert die Familie stellung mag ein Grund dafür sein, daß die haben sie gemeinsam mit Vater Herbert, ungebrochen, sich und dem von ihr begrün- musikalisch nicht korrumpierbaren Schön- Schwester Gerlinde und den Cousins Ralph deten Musikstil treu bleibend oder höchstens feldinger danach eine Zeitlang in der Versen- Schönfeldinger und Werner Gilschwert ihren für das Ohr des heutigen Zuhörers durch kung verschwanden. Aber eben das Dauer- musikalischen Arbeitsbereich auf die Pflege diverse CD-Aufnahmen adaptierend. dröhnende hat in den letzten Jahren verstärkt des musikalischen Familienerbgutes ausge- Irgendwann in der Mitte des 19. Jahr- zu einem Bedürfnis nach dem Originalen, weitet. Mehrere CDs von beiden Formatio- hunderts hat es die Schönfeldinger mit ihren nach der in seiner gewachsenen und kulti- nen, zum Teil zart vermischt mit der Glashar- Instrumenten nach Bernstein verschlagen, vierten Feinheit unverwechselbaren Musik monika, liegen mittlerweile vor und strecken wo sie ansässig wurden und ihren bis heute geführt. die Fühler nach einem neuen Publikum für legendären Ruf als schier unerschöpfliche Das von der Landesregierung prokla- eine ungebrochen frisch klingende Musik Musikerdynastie begründeten. Als die zen- mierte „Jahr der Volkskultur“ 2004 hat zu aus. „ trale kreative und formgebende Gestalt der einer massiven Revitalisierung der von den http://www.kapelle-schoenfeldinger.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 36 Aus Südtirol »Südtirol Vorbild für Minderheitenschutz« Um sich über das Autonomiemodell Südtirol aus erster Hand zu informieren, war Andor Deli, Regierungsmitglied der Autonomen Provinz Vojvodina (Serbien), zu Besuch bei LH Luis Durnwalder.

ragen zur Anwendung der Autonomie, Finsbesondere in bezug auf den Minder- heitenschutz, standen im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen dem Landeshauptmann und Andor Deli, für Minderheiten zuständi- ges Regierungsmitglied der Vojvodina, einer autonomen Provinz in der Republik Serbien. „Ich habe Deli einen Überblick über die Entwicklung unserer Autonomie und die damit verbundenen Schritte und Erfahrun- gen gegeben“, sagte Durnwalder. Unter an- derem legte der Landeshauptmann dar, wie die italienische Bevölkerung in Südtirol auf Zweisprachigkeit und Proporz reagiert hat, wie es gelungen ist, die Spannungen zwi- schen den Sprachgruppen in Südtirol abzu- bauen und wie die Zusammenarbeit heute funktioniert. Neben dem Proporz zeigte der Provin- zialrat besonderes Interesse an den Themen

Schule und Kultur. Er informierte sich beim Foto: Autonome Provinz Bozen Landeshauptmann über den Aufbau eines Landeshauptmann Luis Durnwalder (r.) mit Andor Deli, serbischer Provinzialrat Schulsystems, das den verschiedenen Volks- gruppen Unterricht in ihrer jeweiligen Spra- auf politischer Ebene in Zukunft ausbauen“, Mehrheit der Bevölkerung stellen, leben in che gewährt. „Südtirol hat in Sachen Min- so LH Durnwalder nach dem Treffen. der Vojvodina als anerkannte Minderheiten derheitenschutz Vorbildfunktion. Deli konnte Die Autonome Provinz Vojvodina zählt u. a. Ungarn, Slowaken, Kroaten, Rumänen, sich wertvolle Anregungen holen und möch- rund zwei Millionen Einwohner und ist die Bunjewatzen, Šokci, Russen, Roma, Deut- te die Kontakte zwischen der Autonomen Heimat vieler verschiedener Volksgruppen: sche und Bulgaren. „ Provinz Vojvodina und dem Land Südtirol Neben Serben, die mit etwa 65 Prozent die http://www.provinz.bz.it

Kandidatur für Europäische Kulturhauptstadt 2019 it dem OK der Landesregierung vom einer Kulturhauptstadt im wahrsten Sinne ger Partner dem Netzwerk der Länder ange- M22. November ist der Weg frei, sich an des Wortes und hin zu einem ganzen Gebiet, hören, zudem wolle man sicherstellen, daß einer Kandidatur zur Europäischen Kultur- das sich als ,Hauptstadt‘ bewirbt“, so Durn- die Besonderheiten Südtirols als mehrspra- hauptstadt im Jahr 2019 zu beteiligen. „Wir walder. In diesem Sinne wolle man sich an chiges Grenzgebiet besonders hervorgeho- wollen aber als gleichwertige Partner über einer Kandidatur der Länder im Nordosten ben würden. „Klar ist auch, daß alle drei die Ausrichtung der Kandidatur und die ent- Italiens beteiligen. „Wir können sicher sein, Sprachgruppen einbezogen werden müs- sprechenden Projekte mitentscheiden dürfen daß die Kandidatur auch ohne uns zustande sen“, so Durnwalder. und unsere Eigenheiten besonders hervorhe- kommen würde, nur wären wir dann ein weis- Im zeitlichen Aufeinandertreffen der Be- ben“, so Landeshauptmann Luis Durnwal- ser Fleck auf der Landkarte, während tau- werbung mit dem 100jährigen der Annexion der. sende Kulturinteressierte auf unsere Nach- Südtirols durch Italien sieht der Landes- Gemeinsam mit den Regionen Venetien barregionen schauen“, so der Landeshaupt- hauptmann indes kein Problem: „Im Gegen- sowie Friaul-Julisch Venetien und dem mann. teil: Wir wollen auch im Rahmen der Bewer- Trentino will sich Südtirol demnach 2019 als Für die Teilnahme an der Kandidatur bung zeigen, daß Südtirol ein ganz besonde- Europäische Kulturhauptstadt bewerben. stellt Südtirol allerdings ein paar essentielle res Land mit einer entsprechenden Geschich- „Der Trend geht immer stärker weg von Bedingungen. So wolle man als gleichwerti- te und Kultur ist“, so Durnwalder. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 37 Europa EU-Strategie zum besseren Schutz der EU-Bürger Am 22. November wurde die »EU-Strategie der inneren Sicherheit« verabschiedet, die 41 Maßnahmen zur Bewältigung der dringlichsten Herausforderungen für die Sicherheit in Europa vorsieht.

er EU-Strategie der inneren Sicherheit beispielsweise ein Legislativvorschlag für  Konzept für die Extraktion und Aus- Dlag bisher stets eine fragmentierte, je- die Beschlagnahmung von Vermögen aus wertung von Finanztransaktionsdaten in weils nur auf einen Bereich konzentrierte Straftaten. Ferner soll die EU dafür sorgen, der EU, „EU TFTP“ (2011), Herangehensweise zugrunde. Jetzt wollen daß die Bevölkerung besser in die Maßnah-  Schaffung eines EU-Aufklärungsnetz- wir die Sicherheitsbedrohungen und Heraus- men gegen Radikalisierung und Rekrutie- werks gegen Radikalisierung und Unter- forderungen unserer Zeit gemeinsam ange- rung von Terroristen eingebunden wird, und stützung von Organisationen der Zivilge- hen. Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Methoden für einen besseren Schutz der Ver- sellschaft, die extremistische Gewaltpro- grenzüberschreitende Kriminalität und Cy- kehrsinfrastruktur vor Terroranschlägen vor paganda exponieren, übersetzen und berkriminalität, Krisen und Katastrophen allem für den Landverkehr ermitteln. Um widerlegen (2011) und verlangen von uns, daß wir unsere Anstren- Fachkenntnisse in Sachen Ermittlung und  besserer Schutz der Verkehrssysteme in gungen bündeln und zusammenarbeiten, um der EU (2011). die Bürger, die Wirtschaft und die Gesell- Besserer Schutz der Bürger und schaft in der ganzen EU besser zu schützen. Unternehmen im Cyberspace Diese Strategie beschreibt, welche Bedrohun-  Errichtung eines EU-Zentrums für Cy- gen auf uns zukommen und was wir dagegen berkriminalität (2013), tun müssen. Ich hoffe, alle Beteiligten wer-  Schaffung eines Netzes von Computer- den ihre Verantwortung übernehmen und Notfallteams (2012) und diese Maßnahmen umsetzen helfen, damit  Aufbau eines Europäischen Informa- die EU sicherer wird“, so Cecilia Malm- tions- und Warnsystems (EISAS) (2013). ström, EU-Kommissarin für Inneres. Erhöhung der Sicherheit Autodiebstahl, Einbrüche, Drogenhandel an den Außengrenzen und Kreditkartenbetrug sind oft lokale EU-Kommissarin  Einführung eines europäischen Grenz- Cecilia Malmstrom Erscheinungen weltweiter krimineller Netz- überwachungssystems EUROSUR (2011), werke, die über Grenzen hinweg und im Verhütung von Cyberkriminalität zusammen-  bessere Ermittlung von Schlupflöchern Cyberspace zugange sind. Kriminelle bedie- zubringen, wird ein europäisches Zentrum an den Außengrenzen (2011), nen sich zunehmend des Internets für kleine- für Cyberkriminalität vorgeschlagen. Dar-  gemeinsame Berichte über Menschen- re Straftaten und für groß angelegte Angrif- überhinaus sind verschiedene Maßnahmen handel, Schleusertum und Warenschmug- fe. Über die Außengrenzen der EU werden für eine bessere Grenzverwaltung und zur gel als Grundlage für gemeinsame Opera- Drogen, nachgeahmte Waren, Waffen und Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen tionen (2011). Menschen geschmuggelt, kriminelle Netz- Krisen und Katastrophen sowie zur Reaktion Verbesserung der Widerstandsfähigkeit werke entziehen den Staatskassen Einnah- darauf geplant. Europas gegenüber Krisen und men in riesigem Ausmaß. Nach Schätzungen In der EU-Strategie der inneren Sicher- Katastrophen des Internationalen Währungsfonds erreichen heit sind folgende fünf strategische Ziele mit  Vorschlag zur Umsetzung der Solidari- die Profite allein aus der Finanzkriminalität einschlägigen Maßnahmen genannt: tätsklausel (2011), Summen, die bis zu 5 % des BIP entspre- Schwächung internationaler krimineller  Vorschlag für europäische Notfallab- chen. Krisen und Naturkatastrophen, wie Erd- Netzwerke, die die Gesellschaft bedrohen wehrkapazitäten (2011) und beben oder Überschwemmungen, und auch  mehrere Vorschläge für eine sofortige  Entwicklung einer Risikomanagement- durch menschliches Versagen oder mutwillig und wirksame Beschlagnahme und Ein- strategie, bei der die Bedrohungs- und verursachte Katastrophen können zu Elend, ziehung von durch Straftaten erworbe- Risikobewertungen in die Entscheidungs- wirtschaftlichem Schaden und Umweltschä- nem Vermögen (2011), prozesse mit einfließen (2014). den führen. Gleichzeitig finden Terroristen  Vorschlag zur Nutzung von EU-Flug- immer neue Wege, um unserer Gesellschaft gastdaten (2011) und Die Kommission wird dem Europäischen zu schaden, und richten sich mit extremisti-  Vorschlag zur Überwachung und Unter- Parlament und dem Rat jährlich Bericht er- scher Gewaltpropaganda gezielt an beson- stützung der Mitgliedsstaaten bei der statten und die Tätigkeit des Ständigen Aus- ders dafür empfängliche Personen. Korruptionsbekämpfung (2011) schusses für die operative Zusammenarbeit Die EU-Kommission schlägt nunmehr im Bereich der inneren Sicherheit (COSI) Maßnahmen gegen Terrorismus, konkrete Maßnahmen zur Bewältigung die- Radikalisierung und Rekrutierung von unterstützen, der maßgeblich zur wirksamen

Foto: Europäische Gemeinschaften 2010 ser Herausforderungen vor. Vorgesehen ist Terroristen Umsetzung der Strategie beitragen wird. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 38 Europa EU-Regionalfinanzierung Regional- und Kommunalpolitiker begrüßen Pläne der EU-Kommission für Regionalförderungen.

egional- und Kommunalpolitiker be- Rgrüßten die Vorschläge zur Überarbei- tung der EU-Regionalfinanzierung, die der- zeit bei jährlich 50 Mrd. Euro liegt. Die Präsidentin des Ausschusses der Regionen, Mercedes Bresso, sagte EU-Kommissar Johannes Hahn am 16. November in Brüssel, daß sie „ein Schritt in die richtige Richtung“ seien. Die Pläne der Kommission würden allen Regionen zugutekommen und ihre Be- strebungen zur Schaffung besserer wirt- schaftlicher Chancen für alle und eine Ver- besserung der Lebensbedingungen und der nachhaltigen Entwicklung unterstützen. Gleichzeitig lehnte Bresso die Idee einer Einfrierung der Regionalbeihilfen für Län- der mit hoher Staatsverschuldung ab. Da- durch würden regionale und lokale Regie- rungen zu Unrecht für die auf nationaler

Ebene getroffenen Entscheidungen bestraft. Foto: Europäische Gemeinschaften / 2010 Mit der EU-Regionalhilfe werden Tau- Mercedes Bresso, Präsidentin des Ausschusses der Regionen, Michel Delebarre, Bürgergermeister von Dünkirchen und Vorsitzender der Fachkommission für terri- sende von Projekten finanziert, von Klär- torialen Zusammenhalt und Johannes Hahn, EU-Kommissar für Regionalpolitik werken über Arbeitslosenschulung bis hin zu Innovationsclustern. Die aktuellen Finanzie- umstrittensten Vorschläge der Kommission stützen kann. Andererseits gibt es bei eini- rungsprogramme laufen 2013 aus und müs- betonte Bresso: „Die Regionen dürfen nicht gen konkreten Fragen, wie der Kombination sen überarbeitet werden. Der 5. Kohäsions- für das Versagen ihrer nationalen Regierung aus mehr Zweckbestimmung und stärkerer bericht der Europäischen Kommission, der bestraft werden. Ein Einfrieren von EU- Mittelkonzentration, noch einiges zu tun. letzte Woche vorgestellt wurde, gibt den Ton Fonds für Länder, die den Stabilitätspakt Meiner Ansicht nach wird der Handlungs- für die Reformdebatte vor. Darin wird unter- nicht einhalten, ist keine Lösung. Wenn spielraum der regionalen und lokalen Gebiets- strichen, daß künftige Investitionen eng an überhaupt, wird die Situation in diesen Re- körperschaften dadurch eingeschränkt.“ den Zielen der Europa-2020-Strategie ausge- gionen dadurch nur noch schlimmer.“ Zur Der AdR begrüßte auch die vorgeschla- richtet sein müssen. Auch werden strengere Idee von „Verdienstpunkten“, die zu zusätz- genen Übergangsregelungen für Regionen, Bedingungen sowie Anreize für die Vergabe lichen EU-Regionalmitteln führen könnten, die aus der höchsten Finanzierungskategorie von EU-Mitteln vorgeschlagen. Um darüber sagte sie: „Grundsätzlich akzeptiere ich den herauszufallen drohen. Michael Schneider zu diskutieren, welche Auswirkungen dies Vorschlag einer ,europäischen Reserve‘ für (DE/EVP), Staatssekretär für Bundes- und auf die Regionen und Städte haben wird, EU-Gelder. Diese zusätzlichen Mittel könn- Europaangelegenheiten und Bevollmäch- brachte der Ausschuß der Regionen (AdR) ten nach der halben Laufzeit der Programme tigter des Landes Sachsen-Anhalt beim den EU-Kommissar für Regionalpolitik Jo- vergeben werden, um auf neue Herausfor- Bund, der dieses Jahr bereits die AdR-Stel- hannes Hahn sowie Mitglieder des AdR und derungen zu reagieren. Ich halte jedoch nicht lungnahmen zur Zukunft der Kohäsionspo- Politiker aus den Verbänden der regionalen viel davon, daß wir Mittel auf der Grundlage litik und zu deren Beitrag zur Europa-2020- und lokalen Gebietskörperschaften zu einer dessen umverteilen, wieviel sie zu den Strategie erarbeitete, unterstrich: „Gut, daß Debatte zusammen, die im AdR in Brüssel Europa-2020-Zielen beigetragen haben.“ die Europäische Kommission das Problem stattfand. Die offizielle Stellungnahme des Aus- der Übergangsregionen aufgegriffen hat, auf Nach den Worten von AdR-Präsidentin schusses zu diesen Plänen wird in den kom- das der AdR als erster aufmerksam gemacht Mercedes Bresso werden in dem Bericht menden Monaten von Michel Delebarre (FR/ hat. Es muß durch geeignete Maßnahmen „viele der Fragen angegangen, auf die wir in SPE) erarbeitet werden. Der Bürgermeister sichergestellt werden, daß Konvergenzregio- den letzten Jahren hingewiesen haben“. von Dünkirchen und Vorsitzender der AdR- nen, die nach 2013 ihren Höchstförderstatus Bresso begrüßte die Zusage der EU-Exe- Fachkommission für territorialen Zusammen- verlieren, in der Förderhöhe nicht zu tief kutive, auch künftig allen Regionen Kohä- halt sagte: „Ich begrüße die mutigen Vorschlä- abstürzen. Nur so kann die Nachhaltigkeit sionsmittel zur Verfügung zu stellen, und ge zum Mehrebenenansatz und die beein- der vergangenen europäischen Investitionen würdigte Pläne zur besseren Koordinierung druckende Analysearbeit, die sich zwangs- abgesichert werden.“ „ der verschiedenen EU-Fonds. Zu einem der läufig nur auf vor der Krise erreichte Zahlen http://www.cor.europa.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 39 Wirtschaft Erneut starkes Wachstum im III. Quartal 2010 Gemäß der aktuellen WIFO-Schnellschätzung expandierte die österreichische Wirtschaft im III. Quartal 2010 mit 0,9% gegenüber dem Vorquartal erneut kräftig (nach +1,2% im II. Quartal) – Wachstum in den Regionen Österreichs durch EU-Regionalförderungen beschleunigt, nicht jedoch durch Agrarförderungen.

er Boom in der exportgetriebenen Sach- Niveau des Vorjahres ergab sich in den unbe- sollen die Lebensbedingungen der Agrarbe- Dgütererzeugung hielt an, wenngleich die reinigten Werten nur ein geringfügiger An- völkerung verbessert werden und die land- Dynamik etwas nachließ. Die Baukonjunk- stieg von 0,2%. Während die Konjunktur in wirtschaftliche Bewirtschaftung in Ungunst- tur blieb verhalten. Im Vorjahresvergleich den Bereichen Handel, Gastgewerbe und lagen aufrechterhalten bleiben. wuchs die österreichische Wirtschaft im III. Eine in den WIFO-Monatsberichten ver- Quartal um 2,4%, nach ebenfalls +2,4% im öffentlichte Studie von Forschern der Uni- II. Quartal. versität für Bodenkultur und der Akademie Die Erholung der österreichischen Wirt- der Wissenschaften hat erstmals für Öster- schaft hielt nach der jüngsten Schnellschät- reich den gemeinsamen Einfluß von Agrar- zung des WIFO zur vierteljährlichen Volks- und Regionalförderungen auf das regionale wirtschaftlichen Gesamtrechnung im III. Wirtschaftswachstum untersucht. Dazu wur- Quartal an: Das BIP expandierte saison- und den Förderdaten und das Wachstum der arbeitstagsbereinigt im Vorquartalsvergleich Wertschöpfung pro Kopf (gemessen an der um 0,9% (nach +1,2% im III. Quartal und Zahl der Erwerbstätigen) in der Periode 0% im I. Quartal), während es das unberei- 1995 bis 2004 ökonometrisch analysiert. Die nigte Vorjahresniveau real um 2,4% übertraf. Ergebnisse zu 35 österreichischen Regionen Die Sachgütererzeugung wuchs im Vorquar- lassen drei Schlußfolgerungen zu: Positive talsvergleich das fünfte Mal in Folge Wirkung der Regionalförderungen: Die (+3,8%), wenngleich die hohe Dynamik aus Konvergenzmittel wirkten in die beabsich- dem II. Quartal (+5,1%) nicht mehr erreicht tigte Richtung, das Wachstum der Wert- wurde. Damit lag die Wertschöpfung immer schöpfung pro Kopf wurde in den Ziel- noch um 7,3% unter dem Niveau vor Beginn regionen erhöht. der Rezession im II. Quartal 2008. Die Bauwirtschaft konnte sich noch nicht Konvergenz findet statt aus der Krise lösen; sowohl die Wert- Die Entwicklung der Wertschöpfung der schöpfung (0,3%) als auch die Nachfrage untersuchten Regionen näherte sich einem

nach Bauinvestitionen waren neuerlich rück- Foto: http://www.bilderbox.biz gemeinsamen langfristigen Wachstumspfad läufig. Die Bruttoanlageinvestitionen der GAP: Lebensbedingungen der an. Die Annäherung verlief allerdings lang- Gesamtwirtschaft (Bau- und Ausrüstungs- Agrarbevölkerung verbessert samer als laut vergleichbaren Studien für die investitionen) stiegen um 0,6%, weil die gesamte EU. Dies könnte auf den insgesamt Nachfrage von Ausrüstungen nach der etwa Verkehr verhalten blieb (0,2%), setzte sich hohen Entwicklungsstand in Österreich zu- zwei Jahre dauernden Investitionsschwäche die Expansion der Wertschöpfung der Ver- rückzuführen sein. Nachteile von Regionen seit dem II. Quartal 2010 wieder zunimmt. mögens- und Unternehmensdienstleistungen mit hohem Agraranteil: Hohe Agrarförde- Parallel zur Entwicklung in der Industrie unvermindert fort (+0,7%). rungen schwächten das regionale Wachstum zogen auch die Exporte saisonbereinigt geringfügig ab. Offenbar dämpfte die Ge- erneut stark an (+3,4%). Vor allem der Wachstum in den Regionen Österreichs meinsame Agrarpolitik den Strukturwandel Warenexport entwickelte sich sehr dyna- Ziel der EU-Kohäsionspolitik ist es, den und verlangsamte somit die Konvergenz misch. Die Importe wurden gegenüber der wirtschaftlichen Rückstand der ärmeren zwischen den Regionen. Die vorliegenden Vorperiode ebenfalls gesteigert (+2,6%). Die Gebiete gegenüber den reicheren zu verrin- Ergebnisse beruhen auf Daten von 1995 bis Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr war gern. In der aktuellen Förderungsperiode 2004. Die Zusammenhänge können sich sowohl für den Import (+10,0%) als auch für (2007/2013) sind für den Bereich „Kohäsion seither durchaus geändert haben, denn die den Export (+13,7%) im III. Quartal neuer- für Wachstum und Beschäftigung“ 35,6% aktuellen Zielvorgaben der Kohäsions- und lich zweistellig. des EU-Haushalts veranschlagt. Die Ge- Regionalpolitik und des Programms der Der private Konsum war weiterhin stabil meinsame Agrarpolitik (GAP) wiederum be- ländlichen Entwicklung geben Maßnahmen (saison- und arbeitstagsbereinigt +0,2% ansprucht als Teil der Budgetposition „Er- zur Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit, gegenüber dem Vorquartal). Im Vergleich haltung und Bewirtschaftung natürlicher Beschäftigung und Wachstum ein höheres mit dem durch fiskalische Impulse hohen Ressourcen“ 42% des EU-Budgets. Damit Gewicht. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 40 Wirtschaft Rekord-Sommer schafft gute Basis für Wintersaison Mitterlehner: Rechtzeitiger Wintereinbruch im Westen, gezieltes Marketing und massive Investitionen schaffen gute Ausgangslage für solides Winter-Ergebnis.

irtschafts- und Tourismusminister Zentral- und Osteuropa wie Rußland. „Wir aussichtlich rund 300 Anträge mit einem In- WReinhold Mitterlehner freut sich über konzentrieren uns dort im Sinne der Touris- vestitionsvolumen von 5,1 Millionen Euro die Rekord-Zahlen für die Sommersaison musstrategie auf unsere wichtigsten Allein- unterstützt werden. und ist gleichzeitig optimistisch für den stellungsmerkmale und wollen damit noch Winter: „Der Gäste-Rekord im Sommer und mehr Lust auf einen Urlaub in Österreich Sommersaison erfolgreich beendet das Plus bei den Nächtigungen verleihen dem machen“, so Mitterlehner. Für die Sommersaison 2010 (Mai bis Ok- krisenfesten Tourismus zusätzlichen Rücken- tober) wurden laut vorläufigen Ergebnissen wind. Dank des frühen Schneefalls in vielen von Statistik Austria 62,47 Mio. Gästenächti- Skigebieten, gezieltem Marketing und mas- gungen erhoben. Das entspricht einer Zunah- siven Investitionen stehen auch die Chancen me von 1,3% gegenüber dem Sommer 2009 für ein solides Winter-Ergebnis gut“, sagt und dem besten Nächtigungsergebnis seit Mitterlehner. Gleichzeitig verweist er auf die 1995 (65,57 Mio.; das beste Sommerergeb- für Touristiker ungünstige Lage der Weih- nis wurde mit 78,28 Mio. 1981 erreicht). Da- nachtsfeiertage und den späten Ostertermin. mit konnte auch das Ergebnis des EM-Jahres Auch WIFO-Experte Egon Smeral ist in sei- 2008 (62,41 Mio. Übernachtungen) übertrof- nen Erwartungen zurückhaltend. Bei einem fen werden. Starke Nächtigungszuwächse im ähnlichen Nächtigungsergebnis wie im ver- Oktober um 2,9% auf 6,26 Mio. – das bis- gangenen sehr guten Winter rechnet er mit lang beste Oktoberergebnis – trugen neben leicht sinkenden Umsätzen. den Monaten Mai (+3,4%), Juli (+2,9%), Durch die positive Sommersaison ist August (+0,5%) und September (+0,8%) zu Österreichs Tourismus für den Winter gut dieser positiven Sommerbilanz bei. aufgestellt. Die Nächtigungen sind vom Mai In der Sommersaison 2010 wurde erst- bis Oktober 2010 im Vergleich zum Vorjahr mals seit Beginn der statistischen Aufzeich- um 1,3 Prozent auf insgesamt 62,47 Millio- nungen die 20-Millionenmarke bei inländi- nen gestiegen. „Das ist das beste Sommer- Foto: BMWFJ schen Gästenächtigungen überschritten ergebnis seit 1995 und übertrifft sogar das Wirtschaftsminister (+1,5% auf 20,17 Mio.). Auch die ausländi- EM-Jahr 2008“, betont Mitterlehner. Ent- Reinhold Mitterlehner schen Gästenächtigungen legten um 1,2% scheidend dafür waren die Inländernächti- auf 42,30 Mio. zu, trotz Rückgängen beim gungen, die mit 20,17 Millionen ein Allzeit- Infrastruktur-Investitionen wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland (- hoch erreichten. Trotz Rückgängen in wich- machen Angebot attraktiver 1,8% auf 23,43 Mio. mit einem Anteil von tigen Herkunftsmärkten wie Deutschland Als besonders positives Signal wertet Mit- 55,4% aller ausländischen Gästenächtigun- und den Niederlanden legten auch die terlehner die massiven Investitionen in die gen), dem zweitwichtigsten Herkunftsmarkt Ausländer-Nächtigungen auf 42,3 Millionen Infrastruktur. Das von der Österreichischen Niederlande (-1,5%) und Belgien (-2,0%). zu. Einen neuen Rekordwert gab es bei den Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) geförder- Diese Rückgänge konnten aber durch Näch- Ankünften, die um 3,9 Prozent auf 17,91 te Investitionsvolumen wird heuer mit rund tigungszuwächse von Gästen aus der Schweiz Millionen gestiegen sind. 835 Millionen Euro einen Rekordwert errei- (+4,7%), dem Vereinigten Königreich chen. Auch die Seilbahnwirtschaft hat 2010 (+10,3%), Frankreich (+2,7%), den USA ÖW: »Den Winter neu entdecken« rund 562 Millionen Euro investiert, davon (+17,3%), Tschechien (+3,5%), Schweden Die Österreich Werbung setzt in diesem rund 153 Millionen Euro für Beschneiungs- (17,2%), Ungarn (+0,1%) und Rußland Winter rund 13 Millionen Euro ein, um Ös- anlagen. „Durch attraktivere Angebote erhö- (+35,3%) kompensiert werden. terreich als „Wintererlebnisland“ zu positio- hen wir die Kundenzufriedenheit und festi- Eine regionale Analyse zeigt, daß im bis- nieren. Dabei berücksichtigt die ÖW den in gen die Position Österreichs als führende herigen Sommer – mit Ausnahme von Kärn- vielen Märkten zu beobachtenden Trend Wintersportdestination“, so Mitterlehner. ten (-3,7% auf 8,75 Mio.) und Oberöster- vom Skiurlaub zum Winterurlaub. In den Zahlreiche Betriebe investieren auch in eine reich (-3,4% auf 4,25 Mio.) – alle Bun- wichtigsten Märkten gibt es unter dem Mot- Verbesserung ihres Internet-Angebots, um desländer Nächtigungszuwächse verzeichnen to „Den Winter neu entdecken“ eigene Win- die steigende Zahl der Online-Buchungen zu konnten. Insbesondere Wien liegt mit einem terkampagnen – so zum Beispiel in Deutsch- berücksichtigen. Im Rahmen der vom Wirt- Zuwachs von 10,0% auf 6,27 Mio. Nächti- land, Großbritannien und den Benelux-Staa- schaftsministerium lancierten Schwerpunkt- gungen deutlich über dem Bundesdurch- ten, aber auch in neuen Hoffnungsmärkten in aktion „Internet im Tourismus“ können vor- schnitt (+1,3%) und trägt somit maßgeblich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 41 Wirtschaft zum positiven gesamtösterreichischen Er- gebnis bei. Vor allem qualitativ höherwertige Unter- kunftsarten verzeichneten aufgrund der deut- lichen Nächtigungszunahme in Wien Steige- rungen: Bei Hotelbetrieben der 5-/4-Stern- Kategorie stiegen die Gästenächtigungen um 5,4%, bei 3-Stern-Betrieben um 1,5%. Hin- gegen waren für Unterkünfte der 2-/1-Stern Kategorie mit -3,2% und Privatquartiere mit -6,1% Rückgänge zu beobachten. Die Zahl der Gäste (=Ankünfte) spiegelt die positive Nächtigungsentwicklung der Sommersaison 2010 deutlich wider und konnte um 3,9% auf 17,91 Mio. zulegen, dies einen neuen Rekordwert darstellt. So- wohl die ausländischen als auch die inländi- schen Ankünfte mit 11,34 Mio. (+4,3%) bzw. mit 6,57 Mio. (+3,3%) nahmen deutlich zu, wobei die Zahl der inländischen Gäste einen Höchstwert erreichte, jene der auslän- dischen Gäste nur jeweils in den Rekord- saisonen 1990, 1991 und 1992 übertroffen wurde.

Jänner bis Oktober 2010 Betrachtet man das bisherige Kalender- jahr 2010 (Jänner bis Oktober), so liegt die Zahl der Übernachtungen mit 111,46 Mio. um 0,8% über dem Niveau der Vergleichs- periode des Vorjahres; für die ausländischen Gäste wurden 80,34 Mio. Nächtigungen (+0,4%) registriert, die Zahl der inländi- schen Gästenächtigungen nahm um 1,9% auf 31,11 Mio. zu. Das bisherige Jahreser- gebnis ist nach dem Rekordjahr 2008 (112,74 Mio. Übernachtungen) das zweitbe- ste im 10-Jahresvergleich. „ Foto: Österreich Werbung

Tourismus-Obmann über bestes Nächtigungsergebnis seit 1995 erfreut in tolles Ergebnis, das einmal mehr Der starke Zuwachs bei den inländischen müssen alles daran setzen, die Betriebser- Ebeweist, wie gut unsere Betriebe auch in Gästen von 1,5 Prozent auf den Rekordwert gebnisse der heimischen Tourismusunter- schwierigen Zeiten gearbeitet haben, und von 20,17 Mio. sowie das hervorragende Er- nehmen nachhaltig zu verbessern. Nur so uns nun noch zuversichtlicher in die anlau- gebnis in der Bundesshauptstadt Wien ste- haben die 200.000 Beschäftigten im Hotel- fende Wintersaison gehen läßt“, kommen- chen besonders hervor. „Wien hat die Trend- und Gastgewerbe auch in Zukunft einen kri- tierte der Obmann der Bundessparte Touris- umkehr geschafft. Hier arbeiten Wien Tou- sensicheren Job. mus und Freizeitwirtschaft in der Wirt- rismus und die Wirtschaftskammer strate- Positiv beurteilt Schenner in diesem schaftskammer Österreich, Hans Schenner, gisch sehr gut zusammen“, begrüßt der Spre- Zusammenhang die Umsetzung der Touris- von der Statistik Austria veröffentlichte cher der heimischen Tourismuswirtschaft. musstrategie von Wirtschaftsminister Rein- Nächtigungsstatistik. Auch die Buchungen für die Wintersai- hold Mitterlehner. „Gerade im Bereich der „Damit haben wir heuer das beste Näch- son, so Schenner, seien gut angelaufen. Al- Förderungen und Haftungen hat der Bundes- tigungsergebnis seit 1995 eingefahren“, so lerdings warnt der Tourismus-Obmann ange- minister die richtigen Akzente gesetzt. Die Schenner erfreut. Auch die Zahl der Gäste sichts der nach wie vor angespannten Ertrags- Österreichische Hotel- und Tourismusbank spiegelt mit einem Rekordergebnis von lage in der Branche vor allzugroßer Eupho- (ÖHT) arbeitet höchst effizient und erfolg- 17,91 Mio. Ankünften und einem Plus von rie: „Nächtigungen sind das eine, Umsätze reich, das ist sehr erfreulich“, so Schenner. 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeit- das andere und von Gewinn können viele Die Bundessparte Tourismus und Freizeit- raum die positive Nächtigungsentwicklung Betriebe gar nicht reden. Die Investitionen wirtschaft in der WKO vertritt über 90.000 wider. in Qualitätstourismus kosten viel Geld. Wir Betriebe mit über 250.000 Mitarbeitern. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 42 Wirtschaft Clean Motion Offensive Automobil-Cluster Oberösterreich setzt Kooperationsprojekt zur E-Mobilität um innovative Ideen für kostengünstigen Betrieb von E-Autos.

in technologisches Leuchtturmprojekt koordiniert die Zusammenarbeit der Partner: Fahrzeug beim Einparken automatisch an Ezum Thema Elektromobilität wird in „Die meisten Einsparungspotenziale sehen das Stromnetz angeschlossen wird. Der Oberösterreich vom Automobil-Cluster um- wir bei Batterie und Energiespeicher in den Energieversorger Linz AG und KEBA wer- gesetzt. Mit CMO (Clean Motion Offensive) Fahrzeugen. Aber auch die Versorgung der den gemeinsam mit einigen Gemeinden und haben die Oberösterreicher den Klima- und Fahrzeuge mit Strom zu Spitzenzeiten braucht Großunternehmen eruieren, welche Infra- Energiefonds überzeugt und freuen sich nun effiziente Lösungen.“ Lightweight Energy struktur eine große E-Fahrzeugflotte braucht, über ein Förderangebot von 4,4 Mio. Euro. um reibungslos zu funktionieren. Dazu wird 13 Projektpartner arbeiten in der CMO zu- eine Softwareintelligenz an der Ladestelle sammen. Gesamtvolumen des Projektes: zur kostengünstigen Verteilung von Strom- 9 Mio. Euro. Ziel: Elektromobilität kosten- mengen entwickelt. günstig machen! Warum noch ein Elektro-Auto-Projekt Reges Interesse am fördern, wenn es doch schon -zig serienreife Leuchtturmprojekt CMO E-Fahrzeuge gibt? „Elektrofahrzeuge sind Die Inhalte von CMO stoßen bei vielen noch sehr unausgereift und viel zu teuer. Wir Unternehmen bereits auf reges Interesse. produzieren nicht ,more of the same‘, sondern Anschlußprojekte, die Ergebnisse aus der wir nehmen uns der Themen an, die noch CMO aufgreifen und weiterentwickeln oder großen Entwicklungsbedarf haben: technisch innovative Ergänzungen zum Projekt sind verläßliche und günstige Batteriesysteme möglich und erwünscht. Einige Firmen ar- und einfache Anwendung der Infrastruktur“, beiten bereits an Konzepten im Zusammen- skizziert Thomas Eder, Manager des Auto- hang mit CMO. Der Automobil-Cluster, eine mobil-Clusters (AC), den Inhalt von CMO. Initiative der Clusterland Oberösterreich GmbH, unterstützt beim Aufsetzen der Pro- Große Chance für Zulieferindustrie jekte und beim Beantragen geeigneter För- Vorerst möchten die CMO-Partner den dermöglichkeiten. „ Einsatz in der betrieblichen und kommuna- http://www.clusterland.at len Anwendung testen, bevor Rückschlüsse auf eine breite private Verwendung gezogen Die CMO Partner werden. In Unternehmen oder Gemeinden stehen Fuhrparks zur Verfügung, die ein Sze- Clusterland Oberösterreich GmbH, Linz nario mit mehreren Fahrzeugen und unter- Automotive Solutions GmbH, Steyr schiedlichen Einsatzgebieten zulassen. Hier Bitter Engineering & Systemtechnik sollen kostentreibende Komponenten durch GmbH, Sierning innovative Entwicklungen optimiert oder FH OOE Forschungs- und Entwicklungs ersetzt werden. Wirtschaftslandesrat Viktor GmbH, Wels Sigl appelliert an die Zulieferindustrie: „Die Entwicklung kostensparender Komponenten KEBA AG, Linz ist für die Zulieferer in Oberösterreich von Foto:Haidlmair GmbH (HAI E3) / Automobil-Cluster Lagermax Autotransport GmbH, großer Bedeutung. Mit Know-how-Vorsprung Leuchtturmprojekt CMO soll Straßwalchen Elektromobilität leistbar machen in jenen Bereichen, die bisher von den Auto- Lightweight Energy GmbH, Marchtrenk herstellern und Energieversorgern vernach- wird im Laufe des Projektes eine Hybrid- LINZ Energieservice GmbH-LES, Linz lässigt wurden, können unsere Betriebe batterie entwickeln. Diese besteht aus zwei Reload Multimedia, Steyr weltweit punkten. Die Chancen stehen mit Teilen mit unterschiedlichen Zelltypen. Ein der E-Mobilität jetzt so hoch wie nie!“ Neue Batterieteil übernimmt die Höchstleitungen Smart E-Mobility GmbH, Wien lukrative Betätigungsfelder ergeben sich auch beim Beschleunigen und beim Bremsen und STEYR MOTORS GmbH, Steyr für die Elektrik- und Elektronik-Branche. der zweite Teil ist für hohe Reichweiten opti- Graz University of Technology - Hier entstehen derzeit die meisten Innovatio- miert. Die TU Graz arbeitet an einem me- Institute of Electrical Measurement nen für die Autoindustrie. chanischen Schwungradspeicher, der wider- and Measurement Signal Processing, standsfähiger als Batterien ist und eine viel- Graz Daran arbeiten die CMO-Partner fach längere Lebensdauer hat. Die Bitter TIC Technology & Innovation Center Martin Graml, Leiter des Projektes CMO GmbH und KEBA erarbeiten gemeinsam Steyr GmbH, Steyr und Projektmanager im Automobil-Cluster, eine „easy2use“-Ladestelle, über die das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 43 Wirtschaft Konzernzentrale in Town Town Standortbündelung des Wiener Stadtwerke Konzerns als wichtiges Projekt der Wiener Stadtentwicklung Foto: Wiener Stadtwerke Holding AG/APA-Fotoservice/Denk Die neue Konzernzentrale der Wiener Stadtwerke in Town Town im 3. Wiener Gemeindebezirk.

m 23. November eröffneten General- im Bürokomplex Town Town im 3. Wiener standort weiter auf. Hier im Herzen von Adirektorin Gabriele Payr und Wiens Gemeindebezirk. Neben dem 100 Meter ho- Wien wurde binnen kürzester Zeit ein Busi- Vizebürgermeisterin Renate Brauner die hen Wiener Stadtwerke-Turm steht das Flach- nesspark der Superlative geschaffen, der neue Konzernzentrale der Wiener Stadt- gebäude, in dem das konzerneigene Bildungs- wichtige Impulse für die Wiener Wirtschaft werke in Town Town. Derzeit arbeiten rund zentrum, Wiencom und die Energiecomfort setzt und den Mitarbeiterinnen und Mitar- 450 Wiener Stadtwerke-Mitarbeiter am neuen untergebracht sind. An dem neuen Standort beitern der ansässigen Unternehmen ein Konzernstandort. „Der Wiener Stadtwerke- sind alle Dienststellen der Konzernleitung modernes Arbeitsumfeld bietet. Deswegen Turm in Town Town gibt dem Konzern ein gebündelt. Auch die Konzernbereiche Wie- freut es mich ganz besonders, daß die Wie- neues Gesicht und spiegelt damit die Werte ner Linien, Wien Energie Gasnetz und die ner Stadtwerke, die an den Schalthebeln der wider, die unseren Erfolg auszeichnen. Die Bestattung und Friedhöfe Wien befinden Wiener Infrastruktur sitzen und somit für die neue, moderne Konzernzentrale ist ein weit- sich in einem Umkreis von fünf Kilometern, Lebensadern der Stadt verantwortlich sind, hin sichtbares Highlight in optimaler Lage unweit der neuen Konzernzentrale. Durch hier ihr neues gemeinsames Zuhause gefun- an der Achse zwischen Innenstadt und Flug- diese Standortkonzentration werden die den haben“, so Vizebürgermeisterin Renate hafen“, freut sich Payr. Wiener Stadtwerke als Wirtschaftsmotor und Brauner. Top-Infrastrukturanbieter noch besser wahr- Die neue Zentrale: Mehr genommen. Auch die Kommunikation zwi- Einsatz innovativer Präsenz und mehr Wahrnehmung schen den einzelnen Konzernunternehmen Technologien aus dem Konzern Die neue Konzernzentrale der Wiener wird dadurch unterstützt, und so noch effek- Der Wiener Stadtwerke-Turm wurde 2009 Stadtwerke ist 22 Stockwerke hoch und ist tiver geführt. mit dem deutschen Gütesiegel für nachhalti- dadurch ein unübersehbarer Blickfang. Al- „Town Town ist neben Neu Marx und der ges Bauen (DGNB) in Silber ausgezeichnet. lein 200.000 Fahrzeuge fahren täglich auf ,Seestadt aspern‘ eines der wichtigsten Pro- Das neue Hochhaus überzeugt durch eine der Tangente daran vorbei. Die neue Wiener jekte der Wiener Stadtentwicklung und wer- besonders nachhaltige Bauweise und den Stadtwerke Konzernzentrale befindet sich tet den dritten Bezirk als Unternehmens- Einsatz modernster und hocheffizienter Ge-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 44 Wirtschaft

schäftspartnerInnen und MitarbeiterInnen die besonders gute Erreichbarkeit. Die neue Wiener Stadtwerke Konzernzentrale liegt an der Achse City und Flughafen und ist un- mittelbar an die U3 Station Erdberg ange- bunden. Auf der anderen Seite des Business Parks Town Town befindet die U3 Station Schlachthausgasse. Auch der direkte An- schluß an die wichtigen Autobahnen A23, A21 und A4 ist gegeben. Neben einer her- vorragenden U-Bahn-Anbindung gibt es in Town Town auch zahlreiche Nahversor- gungsangebote von einer Bäckerei über eine Bank mit Bankomat bis hin zu zahlreichen gastronomischen Angeboten. „Von den neuen Infrastrukturangeboten, die es bereits gibt und noch in Zukunft rund um Town Town entstehen, profitieren nicht nur unsere Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch Foto: Wiener Stadtwerke Holding AG/APA-Fotoservice/Denk gleich der ganze Bezirk“, so Payr. v.l.: Wiener Stadtwerke Generaldirektorin Gabriele Payr, Wiener Stadtwerke General- direktorin-Stellvertreter Martin Krajcsir, Vize-Bürgermeisterin Renate Brauner Über die Wiener Stadtwerke Holding AG bäudetechnik. Die Beheizung und Kühlung ternen Ausbildung bei den Wiener Stadt- Die Wiener Stadtwerke sind der bedeu- der neuen Wiener Stadtwerke-Konzernzen- werken. Auch die Lehrlingsausbildung wird tendste Infrastrukturdienstleister für den trale erfolgt, in einem Hochhaus österreich- von hier aus gesteuert. Großraum Wien. Als Wirtschaftsmotor ist weit zum ersten Mal, über Fernwärme bzw. „Die Aus- und Weiterbildung von jungen Österreichs größter kommunaler Infrastruk- Fernkälte mittels einer Bauteilaktivierung. Frauen und Männern ist uns ein ganz beson- turdienstleister mit mehr als drei Milliarden Dabei wurden im gesamten Gebäude in den deres Anliegen. Die Wiener Stadtwerke ge- Euro Umsatz und rund 16.000 MitarbeiterIn- Decken Rohrleitungen verlegt. Die durchge- hen hier mit gutem Beispiel voran und bieten nen eine treibende Kraft für den Wirtschafts- leitete Flüssigkeit erwärmt bzw. kühlt den Jugendlichen eine fundierte Lehrausbildung standort Wien. Rund 4,4 Milliarden Euro umgebenden Betonkern, dieser gibt wiede- mit ausgezeichneten Berufschancen. Das ist investieren die Wiener Stadtwerke in den rum die Wärme oder Kälte an den Raum ab. wichtig, denn die Lehrlinge von heute wer- kommenden fünf Jahren in Wiens Infra- Diese Kombination zweier innovativer Kli- den als bestens ausgebildete Fachkräfte in struktur. Damit setzen sie wichtige Impulse masysteme wie auch die spezielle Raum- Zukunft für das reibungslose Funktionieren für die Wiener Wirtschaft und schaffen zehn- und Gebäudedämmung helfen 40 Prozent der der städtischen Infrastruktur sorgen“, so tausende Arbeitsplätze in der gesamten energieabhängigen Kosten einzusparen und Vizebürgermeisterin Renate Brauner. Region. Zum Konzern gehören Wien Ener- tragen zum effektiven Klimaschutz bei. Die- gie, Wiener Linien, Wiener Lokalbahnen, se innovative und umweltfreundliche Tech- Verkehrsgünstige Lage BMG Beteiligungsmanagement sowie Be- nik war unter anderem ausschlaggebend für Ein wesentlicher Vorteil des neuen Stand- stattung und Friedhöfe Wien. „ die DGNB-Zertifizierung in Silber. ortes nahe Neu Marx ist für Kunden, Ge- http://www.wienerstadtwerke.at

Konzerneigenes Bildungszentrum Erdgas-Taxi: Rund 70.000 Euro Ersparnis seit 2008 In den topmodernen Räumlichkeiten ne- ben dem Wiener Stadtwerke-Turm befindet rdgasautos haben dem Wiener Taxiun- viel Power wie Benziner oder Diesel.“ Heute sich das konzerneigene Bildungszentrum. In Eternehmer Friedrich Horn geholfen, die gehören sieben VW-Passat sowie zwei Mer- 15 modern ausgestatteten Trainings- und Ar- negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise cedes B-Klasse und eine E-Klasse zu Horns beitsräumen finden Aus- und Weiterbil- auf seinen Betrieb erfolgreich zu meistern: Erdgas-Flotte. dungsmaßnahmen für sämtliche Konzernbe- Der Umsatz war aufgrund sinkender Nach- Der Umbau seines Fuhrparks hat nach- reiche der Wiener Stadtwerke, Wien Energie, frage zurückgegangen. Gleichzeitig stiegen haltige Auswirkungen auf die finanzielle Si- Wiener Linien, Bestattung Wien und weitere die Treibstoffpreise und dadurch seine Be- tuation: „Dank meiner Erdgastaxis gebe ich Konzernunternehmen, statt. Rund 100 Mit- triebskosten. Um diesem Teufelskreis zu ent- bei rund 444.000 Kilometern im Jahr allein arbeiterInnen pro Tag nutzen auch in Zu- kommen, hat Horn mutig gehandelt: „Ich für Treibstoff rund 20.000 Euro weniger kunft die umfangreichen Angebote. Im Vor- habe zehn Erdgasautos gekauft. Diese Investi- aus“, sagt Horn. Seit Anschaffung des ersten dergrund stehen laufbahnbezogene Weiter- tion war, wie sich heute zeigt, goldrichtig.“ Erdgas-Fahrzeugs hat er sich damit nur durch bildung sowie Programme zur Persönlich- 2007 hatte Horn erstmals ein Erdgasauto als den günstigen Treibstoff mehr als 48.000 keitsbildung und Sicherung der individuel- Taxi getestet und war beeindruckt: „Diese Euro erspart. len Leistungsfähigkeit. 80 TrainerInnen und Fahrzeuge verursachen um rund 30 Prozent Unterm Strich heißt das: Der Umstieg auf Coaches pro Jahr engagieren sich in knapp weniger Treibstoffkosten als dieselbetriebe- Erdgas-Taxis hat dem Unternehmer Horn bis 800 Veranstaltungen für die Qualität der in- ne. Obendrein haben Erdgasautos genauso dato mehr als 70.000 Euro gebracht. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 45 Wirtschaft Weltbeste Milch-Kampagne In Australien wurde die Agrarmarkt Austria (AMA) für ihre »Heumilchoffensive« ausgezeichnet.

ie Werbe- und Marketingoffensive der der Heumilch-Produktion erzeugen. In Euro- halb vor allem den beteiligten Milchbauern DARGE Heumilch „Heumilch – Die pa sind dies nicht einmal mehr 3 Prozent. und Verarbeitern sowie auch der Agentur reinste Milch“ wurde in der Nacht vom Cayenne, die die Kampagne umgesetzt hat“, 12. November von der International Dairy Mit Qualität und Ursprüng- freut sich Mikinovic.. Federation (IDF) mit dem Preis für die welt- lichkeit zum Welt-Erfolg weit beste Milchwerbekampagne des Jahres „Mit diesem Award, bei dem wir uns Heumilch sichert Milch- 2010 ausgezeichnet. Die IDF ist eine Non- gegen zahlreiche internationale Milchwerbe- produktion im alpinen Grünland Profit-Organisation und vertritt die Interes- kampagnen durchsetzen konnten, wurde „Die positiven Reaktionen des Handels sen der Milchwirtschaft auf internationaler neben der besonderen Kreativität, der Um- und der Konsumenten zeigen uns, welch Ebene, auch gegenüber Regierungsstellen großes Potential österreichische Heumilch- und internationalen Organisationen. Sie wur- produkte auf dem Markt haben", erklärt Karl de 1903 gegründet und hat derzeit 56 Mit- Neuhofer, Obmann der ARGE Heumilch gliedsländer und repräsentiert damit 85 Pro- Österreich. Die Heumilchwirtschaft gewähr- zent der weltweiten Milchproduktion. leiste die nachhaltige Pflege und Erhaltung Verliehen wurde der Preis beim World der heimischen Grünlandbetriebe, der Berg- Dairy Summit in Auckland, Neuseeland. bauernbetriebe und der Almen. „Mit der im Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der Vorjahr gestarteten Offensive können wir Agrarmarkt Austria Marketing GmbH., einen wesentlichen Beitrag leisten, diese konnte die hohe Auszeichnung persönlich ökologisch so wichtige Landwirtschaft flä- entgegen nehmen. Die österreichische Kam- chendeckend zu erhalten und die Wertschöp- pagne setzte sich gegen alle Einreichungen fung für unsere Bauern nachhaltig zu si- aus Ländern der ganzen Welt durch, darunter chern. Diese Auszeichnung freut uns daher auch „Werbegroßmächte“ wie Frankreich und ganz besonders und spornt uns an, den ein- Kanada. geschlagenen Weg konsequent weiterzuge- hen", so Neuhofer. Frische Gräser, Kräuter und Heu: So schmeckt der Erfolg Vom Nischenprodukt Die ARGE Heumilch, die Interessens- zum Verkaufserfolg vereinigung österreichischer Heumilch-Pro- „Mit unserer Offensive kommunizieren duzenten und -Bauern, startete erst im Som- wir die besonderen Vorteile von Heumilch mer 2009 die integrierte Kommunikations- und den daraus hergestellten Spezialitäten: kampagne mit TV- und Print-Werbung. Ab Bei der Heumilchwirtschaft handelt es sich 2010 wurde auch das Medium Plakat belegt. um die ursprünglichste Form der Milcher- Foto: AMA Erarbeitet wurde die Kampagne gemeinsam zeugung. Sie bildet die Basis für besonders Stephan Mikinovic, Geschäftsführer mit der AMA Marketing. Die Kampagne der Agrarmarkt Austria Marketing GmbH schmackhafte und inhaltsstoffreiche Produk- kommuniziert mit dem Claim „Frische te“, erklärt Andreas Geisler, der die Ver- Gräser, Kräuter und Heu. Das schmeckt setzung und der erzielten Resultate der Kam- marktungsoffensive der ARGE Heumilch man“ die besonderen Produktvorteile von pagne vor allem die innovative Positionie- koordiniert. Der Werbeerfolg lasse sich mitt- Heumilch und Heumilchprodukten. rung des Heumilch-Themas am österreichi- lerweile auch in Zahlen festmachen: „Der Seit Jahrhunderten erfolgt die Fütterung schen und deutschen Lebensmittelmarkt und Verkaufsanteil von Heumilchprodukten konn- der Milchkühe an den Lauf der Jahreszeiten die damit verbundene Einführung einer te in einzelnen Kategorien um bis zu 60 Pro- angepaßt: Im Sommer treiben die Bauern die neuen Produktkategorie gewürdigt. Diese zent gesteigert werden.“ Auch im kommen- Kühe auf die Weiden und Almen, im Winter Auszeichnung ist ein Zeichen dafür, daß es den Jahr setze man auf zahlreiche Aktivi- bekommen die Kühe nur luftgetrocknetes auch international gelingen kann, hochwerti- täten in Print, TV, Online und Plakat, kün- Heu. Die Heumilchwirtschaft ist damit die ge Milch- und Käsespezialitäten mit Krite- digt der Milchexperte an. „Und mit der heuer ursprünglichste Form der Milcherzeugung, rien wie Qualität und Ursprünglichkeit auf- zum ersten Mal eingesetzten Heumilch-Alm wirkt sich zudem positiv auf die Natur aus zuladen und zu positionieren. Ich freue mich wollen wir auch im kommenden Jahr auf den und trägt auch zur Erhaltung des typisch sehr über diese hohe internationale Aus- Exportmärkten präsent sein und Konsumen- österreichischen Landschaftsbildes bei. zeichnung. Sie ist der beste Beweis dafür, ten außerhalb von Österreich die Vorzüge In Österreich gibt es rund 8000 Heu- daß ein engagierter Schulterschluß zwischen der Heumilch näherbringen“, so Geisler. „ milchbauern, die 15 Prozent der erzeugten allen Beteiligten zum gewünschten Erfolg http://www.ama.at Milch in unserem Land nach den Kriterien führen kann. Der besondere Dank gilt des- http://www.heumilch.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 46 Wirtschaft Christkind zahlt gerne bargeldlos Zahlen mit Karte wird gerade zu Weihnachten immer beliebter.

ie PayLife Bank hat am 22. November Ddie Ergebnisse einer aktuellen Studie rund um das Thema Weihnachtseinkäufe prä- sentiert, die in Zusammenarbeit mit Kar- masin Marktforschung erhoben wurde. Und der Tenor bei Kunden und Händlern in die- ser Studie ist eindeutig: Die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke werden laut beiden Befragungsgruppen eher gleich bleiben wie im Vorjahr und das Zahlen mit Karte wird gerade zu Weihnachten immer beliebter.

Gute wirtschaftliche Entwicklung Für mehr als ein Drittel der befragten Händler hat sich heuer die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens im Vergleich zu 2009 verbessert, etwa jeder Zweite sieht die Situation unverändert. Immerhin 37 % der befragten Händler erwar- tet sich im Weihnachtsgeschäft 2010 sogar höhere Umsätze als im Vorjahr, im wesent-

lichen rechnet man jedoch mit gleich blei- Foto: PayLife benden Umsätzen (60 %). Ein ähnliches Bild Mit 85.000 Akzeptanzstellen ist PayLife ein starker Partner des Handels. spiegelt sich auch bei der Kundenbefragung wider. Der Großteil der Befragten plant 2010 der 23. Dezember – im Vergleich zum Vor- überzeugt. Diese Zuwächse erwartet PayLife genauso viel auszugeben wie im Vorjahr jahr gab es hier 2009 einen Anstieg von sowohl bei Debit (Maestro Bankomatkarte) (78 %), 8 % wollen mehr ausgeben. 8,2 %. Konkret wurde am 23. Dezember als auch bei Credit. 2009 30 Mal pro Sekunde mit Karte bezahlt. „Auch heuer wird es sich wieder zeigen, Vermehrt Kartenzahlungen daß Kartenzahlungen ein wesentlicher Um- im Weihnachtsgeschäft Weihnachtshits satzbringer im Weihnachtsgeschäft sind. Als Vier von fünf befragten Händlern sehen Fragt man die Konsumenten, in welchen Marktführer freuen wir uns, daß wir mit un- generell eine deutliche Zunahme der Bezahl- Branchen sie heuer ihre Geschenke besorgen seren 85.000 Akzeptanzstellen ein starker vorgänge mit Bankomatkarten in den letzten wollen, liegt der Buchhandel mit 68 % ganz Partner des Handels sind und zur guten Um- zwei bis drei Jahren und mehr als ein Drittel deutlich vorn, gefolgt von Unterhaltungs- satzgenerierung in der Wirtschaft etwas bei- der Händler beobachtet auch einen Anstieg elektronik (50 %), die Spielzeug (49 %) heuer tragen können.“ bei der Verwendung von Kreditkarten. von Platz zwei verdrängen könnte. An vier- Seit 30 Jahren ist PayLife Marktführer und 35 % der Händler haben den Eindruck, ter Stelle wird Kleidung/Mode als beliebte- die „Nummer 1“ in Österreich für das Be- daß für Weihnachtseinkäufe häufiger Zah- stes Präsent genannt (46 %). zahlen mit Karte. PayLife bietet Sicherheit, lungskarten eingesetzt werden als das restli- Verläßlichkeit und ein partnerschaftliches che Jahr über. Das Verhältnis wird mit 56 % Plus von 9 % für 2010 erwartet Verhältnis mit allen Kunden und Partnern. Barzahlung zu 44 % Kartenzahlung angege- Peter Neubauer, Vorsitzender der Ge- PayLife ist ein österreichisches Unterneh- ben. Für das Weihnachtsgeschäft 2010 er- schäftsführung von PayLife, sieht in den men im Besitz der Banken und steht für warten sich 31 % der Händler eine weitere Antworten von Kunden und Händlern bestä- Stabilität, Kundennähe und Innovation. Um- Zunahme der Kartenzahlungen. tigt, daß die Bedeutung von Zahlungskarten fassendes Know How im Kartengeschäft Diese Beobachtungen werden auch durch immer größer wird und Bankomat- und Kre- verbinden wir mit einem breiten Produktan- die Analysen von PayLife bestätigt: In den ditkarten aus dem heutigen Leben kaum gebot mit allen gängigen Marken. PayLife letzten Jahren zeigte sich, daß vor Weihnach- noch wegzudenken sind. „Im heurigen Weih- bietet die Bankomat-Kasse für alle Branchen ten traditionell die stärkste Einkaufszeit des nachtsgeschäft gehen wir davon aus, daß die und den Bankomat-Service für alle österrei- Jahres mit Zahlungskarten ist. Transaktions- Umsätze mit von uns servicierten Karten um chischen Karteninhaberinnen. „ stärkster Tag war 2009, wie auch schon 2008, neun Prozent wachsen“ ist Neubauer deshalb http://www.paylife.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 47 Chronik Im Wunderland spielerischer Träume Visuelle Reise durch die faszinierende Welt perfekter Miniaturen.

Von Michael Ellenbogen *) Alle Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer

ogar das Bremsgeräusch der Miniatur- wahl, sondern auch Sammlern, die sich für Sdampflokomotive ist jenem des großen die Miniaturen berühmter Automobilherstel- Vorbildes stilecht nachempfunden und er- ler interessieren, gleichgültig, ob es sich nun möglicht, dank ausgefeilter Digitaltechnik, um Personen- und Sportwagenklassiker han- faszinierende Einsatzmöglichkeiten für delt, oder um Nutzfahrzeuge, wie ältere Ein- große und kleine Lokomotivführer. Die glän- satzfahrzeuge der Feuerwehr sowie Busmo- zenden Augenpaare einiger Knaben ebenso delle aus den 50er- und 60er-Jahren. wie auch reiferer Männer haften an dem maß- Ein älterer Herr hält gerade eine Schach- stabgetreuen Modell glorreicher Eisenbahn- tel des namhaften deutschen Modellfahr- geschichte. Diesel- und Elektroloks aller zeugherstellers Minichamps in den Händen, Epochen, Personen- und Güterwaggons zie- in dem der „Amphicar“ zu sehen ist, ein für hen die Emotionen ganzer Männergenera- seine Zeit revolutionäres Fahrzeug, in dem tionen heute noch ebenso an, wie in den je nach Lust und Laune eine klassische Über- Anfangsjahren des traditionsreichen Spiel- landpartie oder eine Ausfahrt auf einem stil- warengeschäftes Carl Hilpert in der Schu- len See oder Teich möglich war. „Den suche lerstraße im 1. Wiener Gemeindebezirk. ich schon lange, aber das Auto ist in gutem Diese Institution bietet allerdings nicht Zustand kaum erschwinglich, doch wenig- nur Modellbahnliebhabern eine große Aus- stens als Modell kann ich ihn erstehen“, meint der Mann lächelnd zu seinem Sohn, *) Michael Ellenbogen lebt und arbeitet als freier Jour- nalist in Wien und hat sich auf Geschichte und mili- der gerade aus einem anderen Raum des tärhistorische Themen spezialisiert. »Zipfer-Bier«-LKW von Brekina Geschäftes kam und sich zu ihm stellte. Ein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 48 Chronik anderer junger Mann zog seine Mutter zu den Matador-Baukästen, wobei die Frau Ma- ma nur meinte: „Ja, mit denen hat schon dein Onkel in seiner Jugend allerlei Maschinen und Gebäude entstehen lassen.“ Auch für den Eigentümer des Hauses Hilpert, Alexander Hilpert, ist der pädagogische Wert eines Spielzeuges ein wichtiges Argument bei der Beratung der Eltern. „Man erhält dabei die Kompetenz, dem Kunden sinnvolles Spiel- zeug auszuhändigen“, unterstreicht der Fachmann die Maxime seiner Tätigkeit. Seit der Gründung des Spielwarengeschäftes, im Jahre 1872, legte man großen Wert darauf, ausschließlich qualitativ hochwertige Pro- dukte anzubieten. „Wir haben uns im Laufe der Jahrzehnte auf technische Spielwaren spezialisiert. Neben der Modellbahn und den Modellautos gehörten früher auch fernsteu- erbare Flugzeug- und Bootsmodelle der deutschen Hersteller Graupner und Robbe zu unserem Warenangebot, die wir gegenwärtig aber nicht mehr führen“, erinnert sich Hil- pert. Firmengründer Carl Hilpert verschickte seine aufwendig gestalteten Spielwaren- Andere Produkte, die vor rund einem hal- kataloge in alle Regionen der ehemaligen K. u. K. Monarchie. ben Jahrhundert noch in den meisten heimi- Schiffe und Flugzeuge, betrachtet, haben katen oft einen lang gehegten Traum erfül- schen Kinderzimmern zu finden waren, wie diese weniger den Charakter eines Spiel- len. Objekte dieser Kategorie, wie sie auch Ringelspiele oder Fahrzeuge aus Blech, sind zeugs, wie die vor langer Zeit produzierten zum Sortiment von Schuco gehören, verdie- heute wieder gefragte Sammlerartikel. Wenn Originale, sondern sind ausschließlich für nen durchaus die Bezeichnung Kulturgut. man kunstvoll gefertigte Retro-Modelle, wie Liebhaber gedacht, die sich mit diesen Uni- Dieser Meinung schließt sich auch der In-

Das wahrhaft paradiesische Angbebot im ersten Stock des Geschäftes läßt nicht nur Kinderherzen höher schlagen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 49 Chronik haber des Spielwarenfachgeschäftes Hilpert an, wobei er aber den Begriff Spielzeug gänzlich anders definiert: „Spielwaren sind Güter des täglichen Bedarfs, im puristischen Sinn, die für die Entwicklung der Kinder wichtig sind“, weiß der Spezialist aus jahr- zehntelanger Erfahrung. Doch nicht nur typische „Buben“ – oder im erweiterten Sinne – „Männerspielzeuge“ wie Eisenbahnen oder Automodelle begei- sterten Ästheten und Nostalgiker gleicher- maßen, sondern auch die herzigen Bären- familien aus dem Hause Steiff, bei der so manche reife Dame ein Dèjá-vu Erlebnis hat, wenn sie das wertvolle Stofftier kurzzei- tig an sich drückt oder streichelt. Teddybären erfreuten sich auch in jener Ära großer Beliebtheit, als der junge Kauf- mannssohn Carl Hilpert aus Nürnberg zu Große Auswahl an Modellbahnen aller gängigen Spurweiten mit Fachberatung Beginn der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts in der Reichs- und Residenzstadt Wien sein Ladengeschäft eröffnete. Der clevere Ge- schäftsmann erkannte das wirtschaftliche Potential der Spielwaren und erstellte jähr- lich Spielwarenkataloge, die er in alle Re- gionen der ehemaligen K. u. K. Monarchie versenden ließ. Als Kaiser Franz Josef im Sommer in sein Sommerdomizil Bad Ischl reiste, folgten ihm die Repräsentanten des Adels und des gehobenen Bürgertums in den mittlerweile weltberühmten Kurort im Salz- kammergut. Carl Hilpert erkannte schnell den sommerlichen Trend, in dem er der Sau- ren-Gurkenzeit im mittlerweile heimatlichen Wien samt Familie entfloh und in Bad Ischl eine Filiale eröffnete, die das sonst so flaue Sommer-Geschäft in Wien mehr als kom- pensierte. Dieses Geschäft besteht heute leider nicht Modell der Taurus 1216, einer modernen Mehrsystemlokomotive der ÖBB mehr, denn Alexander Hilpert, der Enkel des Firmengründers weiß, daß die Spielwaren- branche gegenwärtig auch keine leichte Zeit erlebt. Selbstbedienungsmärkte und das Internetangebot schmälern für alteingesesse- ne Institutionen der Branche die Absatzmög- lichkeiten. „Uns bleibt die Nische mit aus- führlicher Beratung vor allem beim Samm- ler“, erklärt der Spielwarenhändler, der sich allerdings auf seine Stammkunden als wich- tige Klientel verlassen kann. Eine eingehende visuelle Reise durch die faszinierende Welt perfekter Miniaturen erscheint, sobald einem das hektische Leben der Straße wieder gefangen nimmt, wie ein entspannender Traum, der noch genug Po- tential für eine Fortsetzung bietet, sobald man das Geschäft in der Schulerstraße 1 wieder betritt. „ http://www.hilpert.vedes.at Seit vielen Jahrzehnten auf dem Markt: Sammlerzubehör von Wiking

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 50 Advent Stille Nacht! Heilige Nacht! Vor 194 Jahren hat Joseph Mohr in Mariapfarr im Lungau den Text von »Stille Nacht!« in Form eines Gedichtes verfaßt. Zwei Jahre später komponierte Franz Xaver Gruber die Melodie zum jenem Lied, das am Heiligen Abend auf der ganzen Welt gesungen wird.

Detail aus einem Autographen von Josef Mohr auf der neuen Publikation der Stille Nacht Gesellschaft »Stille Nacht. Die Auto- graphen von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber. Mit Dokumenten zur Geschichte des Liedes« (Strube Verlag, München)

s war am 24t Dezember des Jahres 1818, Entstehung des Liedes führten. Eine Vermu- Historischer Hintergrund Eals der damalige Hülfspriester Herr tung lautet, daß das alte Positiv der Kirche Die Entstehung von „Stille Nacht!“ fällt Josef Mohr bei der neu errichteten Pfarr nicht bespielbar gewesen sei und Mohr und in eine sehr schwere Zeit. Die Napoleoni- St. Nicola in Oberndorf dem Organisten- Gruber deshalb ein Lied mit Gitarrebe- schen Kriege waren zu Ende gegangen und dienst vertretenden Franz Gruber (damals gleitung schufen. Um die Uraufführung von Europa hatte auf dem Wiener Kongress eine zugleich auch Schullehrer in Arnsdorf) ein „Stille Nacht!“ ranken sich viele Legenden Neuordnung erfahren. Im Zuge dieser Er- Gedicht überreichte, mit dem Ansuchen, und romantische Geschichten, die die Ent- eignisse erfuhr das geistliche Fürstentum eine hierauf passende Melodie für 2 Solo- stehungsgeschichte mit anekdotischen Ein- Salzburg, das seine Selbständigkeit verloren stimmen sammt Chor und für eine Guitarre- zelheiten ausschmücken. hatte, seine Säkularisierung. Ein Teil Salz- Begleitung schreiben zu wollen.“ – So burgs kam 1816 zu Bayern und der größere beschrieb Franz Xaver Gruber am 30. De- Liedtext – Mariapfarr, 1816 Teil zu Österreich. Der Uraufführungsort zember 1854 in der „Authentischen Veran- Wie wir heute wissen, schuf Mohr den von „Stille Nacht!“, Oberndorf b. Salzburg, lassung“ die Entstehungsgeschichte des Liedtext bereits 1816, als er Hilfspriester in wurde von seinem Stadtzentrum in Laufen Weihnachtsliedes „Stille Nacht! Heilige Mariapfarr im Lungau gewesen ist. Das 1995 getrennt (heute Bayern, Bundesrepublik Nacht!“. Gruber überreichte noch am 24. aufgefundene einzige „Stille Nacht!“-Auto- Deutschland), da die Salzach zur Staatsgren- Dezember 1818 dem musikkundigen Mohr graph aus der Hand von Mohr weist den ze wurde. Der Fluß bildete durch den Salz- seine Komposition. Da diesem das Lied ge- Schriftzug „Text von Joseph Mohr mpia Co- transport über Jahrhunderte die Grundlage fiel, wurde es im Rahmen der Christmette adjutor 1816“ auf. Das Autograph entstand für den Wohlstand in Laufen/Oberndorf. gesungen. Mohr sang Tenor und übernahm vor 1830 und seine Untersuchung legt nahe, Schifffahrt, Schiffer, Schiffbauer und damit die Begleitung mit der Gitarre, Gruber sang daß sich die Datierung „1816“ auf den Zeit- der ganze Ort gingen unsicheren Zeiten ent- Baß. Das Lied fand bei der Oberndorfer punkt der Abfassung des Textes bezieht. Das gegen. In dieser Phase kam Mohr nach Bevölkerung (hauptsächlich Salzachschiffer Autograph Mohrs enthält weiters die Text- Oberndorf und blieb zwischen 1817 und und Schiffbauer) „allgemeinen Beifall“. zeile „Melodie von Fr. Xav. Gruber“ und 1819. Wir erfahren in der „Authentischen Ver- brachte damit die endgültige Klärung in be- Sein voriger Dienstort Mariapfarr (1816- anlassung“ nichts über die Motive, die zur zug auf die Urheberschaft der Komposition. 1817) hatte unter dem Abzug der bayeri-

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schen Besatzungstruppen zu leiden gehabt. Gruber die „Authentische Veranlassung“, in Gerade aus diesen Zeitumständen heraus der er die Entstehungsgeschichte festhielt. bekommt der Text der vierten Strophe von Der Durchbruch gelang dem „Stille Nacht!“- „Stille Nacht!“ besondere Bedeutung. Diese Lied in seiner Heimat Salzburg erst im Jahr drückt große Friedenssehnsucht aus. 1866 durch die Aufnahme in ein „offizielles“ Kirchenliederbuch. Vom Salzburger Land in alle Welt Lokale Verbreitung Weg nach Tirol und ins restliche Europa Die zeitgenössischen Überlieferungen „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ bahnte von „Stille Nacht!“ weisen auf eine Ver- sich über das Tiroler Zillertal den Weg ins breitung im Umfeld der Wirkungsstätten der restliche Europa, nach Amerika und in die Schöpfer hin. Es sind dies u.a. Aufzeichnun- übrige Welt. Wie und wann genau das Lied gen des Liedes von Johann Baptist Weindl ins Zillertal kam, ist nicht restlos geklärt. In (Domchoralist und Stadtpfarrchorregent, Fügen im Zillertal ist es tradierte Überliefe- Stadt Salzburg) aus dem Jahr 1822, Johann rung, daß die Ur-Rainer-Sänger „Stille Schober (Schullehrer, unbekannter Her- Nacht!“ in der Fügener Kirche bereits in der kunft) aus dem Jahr 1843, Franz Neubauer Christnacht 1819 sangen. Drei Jahre später (Lehrer, Organist und Mesner, Eugendorf) (1822) sollen es wiederum die Rainer anläß- aus den Jahren 1848/49 und Joseph Werns- lich eines Besuches von Kaiser Franz I. von

pacher (Vikar in Forstau, 1836-1843). Die Foto: Stille Nacht Gesellschaft/Tourismusverband Oberndorf Österreich und Zar Alexander I. von Ruß- Namen Liedschöpfer waren aber in Verges- Franz Xaver Gruber, 1787-1863 land im Schloß des Grafen Dönhoff (heutige senheit geraten. „Bubenburg“, Fügen im Zillertal) zum Be- Im Jahre 1854 bedurfte es in Salzburg Königlich-Preußischen Hofkapelle in Berlin sten gegeben haben. sogar einiger Nachforschungen, um deren an das Benediktinerstift St. Peter bezog sich Mit der Datierung 22. Juli 1819 fand sich Namen zu eruieren. Eine Anfrage der auf den/die Schöpfer. In der Folge verfaßte das Lied – mit sieben (!) Strophen – im heute Foto: Stille Nacht Gesellschaft/Keltenmuseum Gruber-Autograph V, undatiert, vermutlich um 1845 entstanden; unter dem Titel: "Weihnachtslied"; D-Dur, 6/8 Takt, für zwei Solostimmen mit gemischtem Chor und Begleitung von Streichtrio, zwei Hörnern und Orgel; eine Strophe Text.

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verschollenen Kirchenliederbuch des Bla- sius Wimmer (Organist und Lehrer in Waid- ring in Tirol). Gruber schreibt in der authen- tischen Veranlassung von einem „bekannten Zillerthaler“, der das Lied nach Tirol ge- bracht habe. Dies war der Orgelbauer Carl Mauracher. Er war zumindest 1821 mit der Reparatur der Orgel in Arnsdorf – bei Gru- ber – beschäftigt und erbaute die Obern- dorfer Kirchenorgel im Jahre 1825 neu. Einen Kostenvoranschlag für das Obern- dorfer Orgelwerk erstellte er bereits im Jän- ner 1824. Es ist allerdings nicht auszuschlies- sen, daß Mauracher schon 1819 in Obern- dorf und/oder Arnsdorf tätig war. Er dabei das Lied kennen lernte und es ins Zillertal mitnahm. Mauracher benützte bei seinen Reisen meist den Paß Gerlos. Geschäftliche Angelegenheiten könnten ihn aber ebenso über den Paß Strub zu Blasius Wimmer in Waidring geführt haben – so wäre die Niederschrift in dessen Orgelbuch zu erklä-

ren. Foto: Stille Nacht Gesellschaft/Tourismusverband Mariapfarr Blick auf die Pfarrkirche und das Orts- zentrum von Mariapfarr bei Nacht. In diesem Lungauer Ort schrieb Mohr 1816 den Liedtext. Aus dem Zillertal hinaus trugen „Stille Nacht!“ die Sängerfamilien Rainer (Fügen) und Strasser (Laimach). Beide Sängergrup- pen unternahmen bereits in den 1820er-Jah- ren ausgedehnte Reisen durch Europa (Deutschland, England). Ob sie bereits in den 1820er Jahren „Stille Nacht!“ in ihrem Repertoire hatten, wissen wir nicht. Belegt ist die Aufführung des Liedes durch die Familie Strasser aber dann für das Jahr 1832 in Leipzig. Das „Leipziger Tagblatt“ schrieb dazu: „Das Concert der Geschwister Stras- ser, am 15. December 1832 … Auch hatten die Sänger dem in diesem Blatte ausgespro- chenen Wunsche, das schöne Weihnachts- lied: ,Stille Nacht, heilige Nacht‘ vorzutra- gen, freundlich entsprochen.“ Der im „Tag- blatt“ schon vor dem Konzert ausgesproche- ne Wunsch zur Aufführung des Liedes deutet auf seine Bekanntheit in Leipzig hin – viel- leicht von einer Darbietung aus dem Vorjahr. Der Aufführung in Leipzig folgte der Erst- druck, der vermutlich 1833 durch den Verlag A.R. Friese (Dresden u. Leipzig) geschah. In einem Notenheft mit dem Titel „Vier ächte Tyroler Lieder“ findet sich „Stille Nacht!“ – allerdings ohne die Namen seiner Schöpfer und erheblich verändert! Stille-Nacht-Gedächtniskapelle in Obern- dorf mit der Schiffergarde, den Anglöck- lern und Goldhaubenfrauen, einem Bläserensemble und zwei Stille-Nacht-

Foto: Stille Nacht Gesellschaft/Tourismusverband Oberndorf Sänger mit Gitarre.

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Weg in die »Neue Welt« Literatur: Nach einer umfangreichen Reisetätigkeit > Bronner, Wallace in Europa brachen die Rainer-Sänger 1839 Die Rezeption von "Stille Nacht! Heilige Nacht!" in den Vereinigten Staaten von zu einer Amerikareise auf, die bis 1843 Amerika, in Mexiko und Kanada. In: dauerte. Überliefert ist die Aufführung von Hochradner, Thomas / Walterskirchen, „Stille Nacht!“ im Rahmen dieser Reise für Gerhard (Hg.): 175 Jahre "Stille Nacht! den Weihnachtstag 1839 – vermutlich erst- Heilige Nacht!". Symposiumsbericht (Reihe: mals auf amerikanischem Boden – in New Veröffentlichungen zur Salzburger York vor dem Alexander Hamilton Memo- Musikgeschichte, Band 5), Salzburg 1994, S.238-244. rial im Friedhof der Trinitiy Church am Ende > Gassner, Josef: Franz Xaver Grubers der Wall Street. Zu Sprachstudien, Festle- Autographen von Stille Nacht Heilige Nacht gung des Reiseprogramms und Organisation mit der Geschichte des Liedes.- Oberndorf geschäftlicher Angelegenheiten machten die 1968. Rainer-Sänger von November 1839 bis > Gehmacher, Max: Stille Nacht, heilige Nacht! Jänner 1840 in New York Station. Das Weihnachtslied - wie es entstand und wie es wirklich ist.- Oberndorf 1988 (erw. Übersetzungen in die englische Sprache Neuauflage). (auch im Druck) kennen wir aus der Mitte > Franz Xaver Gruber / Joseph Mohr: des 19. Jahrhunderts. Auf der Wiener Welt- Weihnachtslied "Stille Nacht! Heilige ausstellung taucht „Stille Nacht!“ in einem Nacht!". Die autographen Fassungen und die dort gezeigten nordamerikanischen Schul- zeitgenössischen Überlieferungen [GWV 145]. Im Auftrag der Stille-Nacht-Gesellschaft haus als „Choral of Salzburg“ auf. Zur Jahr- vorgelegt von Ernst Hintermaier (Denkmäler hundertwende wurde „Stille Nacht!“ – ver- der Musik in Salzburg, Einzelausgaben, Heft breitet durch katholische und protestantische 4).- Bad Reichenhall 1987. Missionare – auf allen Kontinenten gesun- > Hochradner, Thomas / Walterskirchen gen. Heute kennen wir Übersetzungen des Gerhard in: Weihnachtslied "Stille Nacht! Liedes in 300 verschiedene Sprachen und Heil´ge Nacht!". Faksimile der frühesten auto- graphen Fassung (Handschrift von Joseph Dialekte (Sammlung Wallace Bronner, Fran- Mohr) hg. vom Salzburger Museum Carolino kenmuth, Michigan, U.S.A.). Augusteum.- Salzburg 1995. > Reiter, Martin: Die Zillertaler Nationalsänger Foto: Stille Nacht Gesellschaft/Tourismusverband Wagrain Stille Nacht Gesellschaft – im 19. Jahrhundert.- St. Gertraudi 1989. „ Mohr-Grab in Wagrain Silent Night Association Die Stille Nacht Gesellschaft (e.V.) ist ein »Stille Nacht! Heilige Nacht!« im Internet gemeinnütziger Verein und nicht auf Gewinn ausgerichtet. Sie hat sich die Erforschung In der Liste der „Stille Nacht“-Gesell- Mariapfarr: Pfarr und Wallfahrtsmuseum aller mit dem Weihnachtslied „Stille Nacht! schaft finden nur jene Seiten Aufnahme, mit Stille-Nacht-Museum Heilige Nacht!“ zusammenhängenden Um- die qualitative Mindestkriterien in Bezug http://www.stillenachtmuseum.at, stände sowie die Verbreitung der authenti- auf die Berücksichtigung des neuesten http://www.wallfahrtsmuseum.at schen Fassungen des Liedes zum Ziel Wissensstandes zum Thema erfüllen (die Oberndorf: Stille-Nacht- und gesetzt. Viele Menschen, die „Stille Nacht!“ Links funktionieren, auch wenn sie teils Heimatmuseum schwer lesbar sind). am Weihnachtsabend singen, wissen nicht, http://www.oberndorf.co.at/museum daß das Lied vom Salzburger Land bzw. von Arnsdorf: Franz Xaver Gruber-Schule Wagrain: Neu! Joseph-Mohr-Ausstellung Österreich aus seinen Weg um die Welt be- http://members.aon.at/f.x.gruber-museum-arnsdorf im Waggerl Haus und Kulturspaziergang. gann. Dies verstärkt in Erinnerung zu rufen, Fügen: Heimatmuseum Fügen http://www.wagrain.at/kultur/mohr sieht die Gesellschaft ebenfalls als eine ihrer http://www.heimatverein.at Aufgaben. International Hallein: Stille-Nacht-Museum und Mit der Herausgabe von Publikationen Virtual Silent Night Museum, Bill Egan Grubergrab und der „Blätter der Stille Nacht Gesell- (Englisch) – Hervorragende Webpage mit http://www.keltenmuseum.at/rundstart.htm schaft“ soll dem interessierten Publikum in vielen Informationen rund um das Lied aller Welt der aktuelle Wissensstand zur Ent- Hintersee: Puppenstubenmuseum mit http://www.fortunecity.com/victorian//museum/59/index.html stehung und Verbreitung des Liedes nahe Joseph-Mohr-Ecke Silent Night, Jako Oliver (Englisch) gebracht werden. Die Gesellschaft sieht sich http://www.hintersee.at Ausgezeichnete Homepage aus Südafrika als zentraler Ansprechpartner für alle das Hochburg-Ach: Franz Xaver Gruber- mit vielen Übersetzungen des Liedes. Lied betreffende Fragen. Gedächtnishaus http://www.silentnight.web.za http://www.hochburg-ach.at Christmas Wonderland, Wallace Bronner Stille Nacht Gesellschaft / Laimach im Zillertal: "Strasserhäusl" - (Englisch) – Webpage zur Nachbildung Silent Night Association Frühere Heimat der berühmten Sänger- der "Stille Nacht!"-Gedächtniskapelle in Stille-Nacht-Platz 7 familie Strasser. Frankenmuth (Michigan, U.S.A.) A-5110 Oberndorf b. Salzburg http://www.gemeinde-hippach.at http://www.bronners.com/silent_nite.html http://www.silentnight.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 54 Advent Schöne Bescherung Vom Christkind oder Weihnachtsmann? Dieser Frage widmet sich eine Ausstellung im Volkskundemuseum Graz vom 19. November 2010 bis 9. Jänner 2011. Foto: Universal Museum Joanneum Diese Postkarte aus den 1930er-Jahren zeigt den hl. Nikolaus, bevor er – eine zeilang – dem »Knecht Ruprecht« weichen mußte. n Weihnachten scheiden sich die Gei- Biegen bringen und Kinderherzen höher vielen Gegenden Weihnachten selbst den Aster – und das seit etwa 1700 Jahren. schlagen lassen. Wer sind die beiden? Wie Beginn eines neuen Jahres. Schon in der Heute ist das größte Fest der Welt voller An- kamen sie zu ihrer Aufgabe? Und was präg- Antike wünschte man sich durch kleinere sprüche an Emotionalität und zugleich ein te ihren Charakter und ihr Aussehen? oder auch größere Gaben unter Freunden genau kalkulierter Wirtschaftsfaktor. Vieles Vor allem eines wird an ihnen deutlich: und Nachbarn Glück für das kommende bündelt sich an diesem Termin: Weihnachten Traditionen sind wandelbar und Bräuche sind Jahr. Der Neujahrstag war auch der Beginn ist Kulminationspunkt des Familienglücks, Spiegel ihrer Zeit. Seit der Einführung des neuer Arbeitsverhältnisse der Dienstboten. Erwartungszenit für Besinnlichkeit und Ge- Weihnachtsfestes im Jahre 354 knüpften sich Den aus Kleidung oder Naturalien bestehen- mütlichkeit, es läutet den Endspurt des zahlreiche religiöse und weltliche Inhalte an den Teil ihres Lohnes erhielten sie oft am Jahres ein und ist nicht zuletzt ein religiöses das Fest. Sie zeigen, daß die Motive, in der Weihnachtstag. Fest. Und unübersehbar im Vordergrund Mitte des Winters ein Fest zu feiern, an tiefe Weihnachten war zwar bis Ende des Mit- steht, daß Menschen einander zu diesem Befindlichkeiten des Menschseins rühren. telalters ein rein liturgisches Fest, das durch Fest beschenken. Arbeitsruhe gekennzeichnet und durch ein Zwei Figuren begleiten diesen Brauch Schenken zur Weihnachtszeit besseres Essen gewürdigt wurde. Die und sind prominente Symbole des Festes: Die Sitte, sich zu Weihnachten zu be- Nicolai- und späteren Weihnachtsmärkte das Christkind und der Weihnachtsmann. schenken, stammt zum einen aus der kalen- sind seit dem 14. Jahrhundert bekannt, kon- Schließlich wird ihnen nachgesagt, daß sie darischen Nähe des 25. Dezember zum Neu- zentrierten sich jedoch auf den Verkauf von die Spender all der guten Gaben seien, die jahrsfest. Erst 1691 wurde der Jahresbeginn Lebensmitteln mit saisonalen Angeboten im Advent die Geschäftsregale sich zum auf den 1. Jänner gelegt, zuvor markierte in von Lebkuchen und Backwerk. Erst seit Be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 55 Advent ginn des 18. Jahrhunderts wurden auch Spiel- waren und Christbaumschmuck verkauft. Bis ins 16. Jahrhundert gab es zu Weih- nachten keine Geschenke zur reinen Freu- de – vor allem nicht Spielzeug für Kinder. Der Besuch der Mette, die Arbeitsruhe zwi- schen den Jahren und ein gemeinsames Mahl kennzeichneten das Gedenken an die Geburt Christi.

Der heilige Nikolaus Seit dem ausgehenden Mittelalter gab es allerdings ein Fest, an dem die Kinder be- schenkt wurden. Das war der Festtag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember. Histo- risch ist sein Leben nicht belegt, doch bereits seit dem 4. Jahrhundert ranken sich zahlrei- che Legenden um die Person des Bischofs von Myra und machten ihn zum Patron der Kinder, Schüler und jungen Frauen. Er ge- hört zu den wichtigsten Heiligen des Chri- stentums und ist der Schutzheilige vieler Länder und Berufe. Ausgehend von den französischen Klö- stern verbreitete sich seit dem 14. Jahrhun- dert rasch der Brauch, an seinem Gedenktag einen Schüler zum Kinderbischof zu wählen. Zuvor wurden am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) die Erwachsenen mit diesem Zeichen der Verkehrten Welt zur Demut ermahnt. Die aufkommende Niko- lausverehrung ließ das Geschehen auf den 6. Dezember übergehen, an dem die Schüler zusätzlich mit süßem Brot, Obst und Nüssen beschenkt wurden. Geistliche Spiele der Schüler auch außerhalb der Klöster sollten die Nikolauslegende verbreiten und die kate- Foto: Universal Museum Joanneum chetischen Lehren einüben. Daraus entwickel- Das Christkind und der Weihnachtsmann; Neue Photographische Gesellschaft A. G., Steglitz, 1904 (Ausschnitt) te sich in ganz Europa ein vielfältiges Brauchgeschehen mit Umzügen, Schauspie- antike Vorstellungen des Teufels mit Fell, Der Heilige Christ len, Besuchen des Nikolaus in Schulen und Hörnern, Schwanz und langer Zunge an und Die lutherische Reformation im 16. Jahr- Familien bis hin zum Aufstellen von wird Krampus, Miglo oder Klaubauf ge- hundert wandte sich gegen den überborden- Schuhen, Schiffchen oder Tellern, in die der nannt. Außerhalb Bayerns und des katholi- den Heiligenkult der katholischen Kirche Heilige über Nacht Geschenke legen soll. schen Rheinlands entwickelte sich in und ermahnte seine Anhänger zur Konzen- Deutschland der strafende Helfer des Niko- tration auf die Verehrung Gottes. Aus den Knecht Ruprecht laus zu einem Knecht mit Namen Ruprecht. Haushaltsrechnungen der Familie Martin Bei seinem Zug durch die Gemeinde und Seine ikonografischen Wurzeln liegen bei Luthers aus dem Jahre 1536 ist bekannt, daß den Besuchen in den Häusern wurde die der reichen zurück zur Sagenfigur des Wald- auch hier Geld für Nicolai-Geschenke aus- Figur des Nikolaus meist von Engelsgestal- menschen. gegeben wurde, schließlich war der Ge- ten, immer aber von einer verkleideten Per- Knecht Ruprecht stammt ursprünglich schenkbrauch schon seit einigen Jahrhun- son begleitet, die das Böse repräsentieren auch aus dem Alpenvorland und erhielt seine derten üblich und hatte recht weltliche Züge und jene Kinder bestrafen sollte, die auf die Gestalt vermutlich während des späten Mit- angenommen. Doch forderte Luther in spä- Fragen des Nikolaus keine Antwort geben telalters, verbreitete sich jedoch bis in den teren Jahren, das Gedenken an den Heiligen konnten. Mit der Säkularisierung des Brauchs Norden und Osten Deutschlands. Sein Na- durch die Aufwertung des Christfestes zu verlagerte sich das Examinieren des bibli- me, abgeleitet vom mittelhochdeutschen ersetzen. schen Wissens auf Überprüfungen des allge- rûhperht, verweist auf die Verwandtschaft Luther befürwortete das Beschenken bra- meinen Wohlverhaltens der Kinder. zum Perchtenbrauch am 6. Jänner. Mit Pelz- ver Kinder, doch sollte dies nicht länger der In Österreich und Süddeutschland lehnt mütze, langem Mantel und Stiefeln erinnert heilige Nikolaus sein, sondern der Heilige sich der Begleiter des Nikolaus bis heute an sein Äußeres an einen Waldknecht. Christ. Da am 25. Dezember die Geburt

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Christi gefeiert wurde, entwickelte sich dar- Jahrhundert den Kult um das Jesuskind er- aus später das Christkind. Wichtig war die blühen. Die berühmteste Figur ist wohl das heimliche Belohnung der Kinder durch eine Santo Bambino in der römischen Kirche unsichtbare Figur. Diese pädagogische Maß- Santa Maria in Ara Coeli, das seit der Zeit nahme sollte weder durch die Eltern vorge- der Gegenreformation verehrt wird, und das nommen werden, noch durch einen Heiligen. Prager Jesulein, dessen Kult durch eine Den Kindern sollte nahegebracht werden, Schändung seitens der protestantischen daß ihr Wohlverhalten von Gott selbst beob- Sachsen im Dreißigjährigen Krieg begründet achtet würde, der sein Wohlwollen mit klei- wurde. In Österreich sind es vor allem das Filz- mooser Kindl, das Jesuskind von Maria Lo- reto in Salzburg und das Christkindl von Steyr, die sich alle in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu beliebten Wallfahrts- stätten Anlaß entwickelten. Dieser Pilgerkult zeigt deutlich die kirchenpolitische Unter- stützung des Bedürfnisses der Menschen, ihr Schicksal in die Hand eines sinnlich faßba- ren Gottes zu legen.

Das Christkind Die Romantik des frühen 19. Jahrhun- derts verklärte den Blick auf das Fest gerade Foto: UMJ / Volkskundemuseum bei jenen, deren religiöse Wurzeln sich ge- Mechanischer Weihnachtsmann mit wippendem Kopf Ende 19. / Anfang lockert hatten. Die Säkularisierung stieß in 20. Jh.; Sammlung Eberhart den katholischen Regionen auf die Jesus- kindverehrung und ließ eine neue Figur ent- wickelte sich ein neues bürgerliches Ver- stehen:, das Christkind als älteres, meist ständnis der Kindheit und damit ein breites weiblich wirkendes Kind oder mit jugend- Interesse an Pädagogik. Es entstand das neue lichen Zügen, das mehr einem Engel ähnelt Genre der Unterhaltungslektüre für Kinder. als einem Säugling. Die Illustrationen in Kinderbüchern und Wie auch der Weihnachtsbaum und später Zeitschriften prägten maßgeblich die Vor- Adventkranz und Adventkalender ebenfalls stellungswelt von Groß und Klein. aus dem protestantischen Milieu stammten, In den Weihnachtsausgaben der illustrier- wandelte sich auch das evangelische zum ten Blätter erschienen neben romantischen katholischen Christkind im Weihnachtsre- Illustrationen des Christkindes verschiedene Foto: UMJ / Volkskundemuseum pertoire des aufgeklärten Bürgertums. Wäh- Darstellungen mythologischer Männerge- Weihnachtsmann, Oblate, 1950er Jahre, Sammlung Eberhart rend es in katholischen Kreisen zur Licht- stalten, die Elemente der Nikolausvorstel- gestalt und zum Inbegriff pädagogischen, lung mit denen des Knechts Ruprecht und nen irdischen Geschenken ausdrückte. In belohnenden Schenkens wurde, verlor es anderer Begleitern des Heiligen mit nicht- den protestantischen Adventspielen hinge- seine Bedeutung in den protestantischen religiösen Verkörperungen des Winters ver- gen stand seit 1582 ein – allerdings erwach- Regionen. banden. Die wohl berühmteste Gestalt ist die senes – Christkind im Mittelpunkt. Heute existiert nur in Italien die Ver- des Herrn Winter von Moritz von Schwindt. schmelzung zum gabenbringenden Jesus- Ein ebenso berühmter Illustrator war der Das Jesuskind kind, während im restlichen Europa der Deutsche Thomas Nast, der die in seiner Das Kind Jesus wurde bereits im Mittel- Weihnachtsmann dem Christkind den Rang Kindheit geprägten Vorstellungen von des alter von einigen berühmten Kirchenvertre- abgelaufen hat. In Österreich hat die Grün- Knechts Ruprecht bei seiner Auswanderung tern wie Bernard von Clairvaux, Franz von dung eines Sonderpostamtes im Wallfahrts- mit nach Amerika nahm, wo die holländi- Assisi und Antonius von Padua angebetet. ort Christkindl im Jahre 1950 zu einer Ko- schen Kolonien bereits das Gedenken an Die Darstellung Jesu’ als solitäre Kindfigur existenz von religiöser Jesusverehrung und Sinterklaas eingeführt hatten. Er schuf die geht auf Visionen von Nonnen bis ins 14. einem säkularen Christkind stattgefunden, erste Vorlage für Father Chrismas oder Santa Jahrhundert zurück. Den Klosterfrauen er- das vorwiegend um die Erfüllung materieller Claus, der auf der ganzen Welt berühmt wer- schien nachts die Gestalt des Jesuskindes, Wünsche gebeten wird. den sollte. das sie beauftragte, Statuen anfertigen zu lassen oder Kirchen zu bauen. Vorläufer des Weihnachtsmanns Der Weihnachtsmann im 19. Jahrhundert Die inneren Wandlungsprozesse der ka- Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg mit Das Christkind konnte Nikolaus und tholischen Kirche, aber auch ihr Streben, an der Entdeckung neuer Drucktechniken die Krampus in Österreich nicht verdrängen. Zu die Protestanten verlorenes Terrain wieder Anzahl populärer Druckwerke und Familien- sehr waren Brauchgeschehen und die Kon- zurück zu gewinnen, ließ im 17. und 18. zeitschriften sprunghaft an. Gleichzeitig ent- sumwelt des 19. Jahrhunderts auf die Fas-

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dem Krieg erinnerte man sich durchaus noch, daß sein Ursprung deutsch war. Die deutsch-protestantische Herkunft des Christ- kinds war hingegen nicht mehr präsent und es wurde als zutiefst katholisch und österrei- chisch empfunden. Mit dem katholischen Brauch des Krippenbaus ließ es sich gut ver- einbaren. Die Nachkriegswirtschaft zögerte jedoch nicht lange und stellte den Weihnachtsmann wieder in den Dienst ihrer Werbung – zumal auch die amerikanische Kultur mit ihrer Vorstellung vom gutmütigen alten Mann im roten Kapuzenmantel über den Ozean hin- weg populär wurde. Die Darstellungsmög- lichkeiten für Weihnachtsmänner wurden immer zahlreicher und blieben nicht be- schränkt auf das Vorbild in rot und weiß. Doch der gütige alte Mann begann, die Foto: UMJ / N. Lackner Seriosität seines Auftritts einzubüßen und Direktor Wolfgang Muchitsch, Roswitha Orac-Stipperger (Leiterin des Volkskunde- entwickelte sich zum Werbezeichen, das museums) und Kuratorin Eva Kreissl bei der Eröffnung der Ausstellung nicht mehr aussagte, als daß es wieder ein- zination des ungleichen Gespanns aus güti- Politisierung von Gefühlen gut ablesen. mal Weihnachten geworden war. gem alten Mann und teuflischem Diener mit Hatte sich die russische Gesellschaft im ihrem moralischen Kodex aus Belohnung 19. Jahrhundert kulturell am westlichen Das Christkind und und Bestrafung ausgerichtet. Das säkulari- Europa orientiert, mußten in der kommuni- der Weihnachtsmann sierte Weihnachtsfest nahm sogar eine weite- stischen Sowjetunion neue antikapitalisti- Die weihnachtlichen Festsymbole sind in re Gestalt in Ergänzung zum lieblichen sche und religionsfreie Muster geschaffen die Jahre gekommen und werden beide nicht Christkind auf: Der Weihnachtsmann hatte werden, zumal zu Weihnachten, das in der mehr so recht verstanden. Wie es betagten sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in orthodoxen Kirche einen hohen Stellenwert Menschen in einer Welt mit dem Leitmotiv Deutschland fest etabliert. Sein Aussehen eingenommen hatte. Weihnachten wurde in der Jugendlichkeit widerfährt, geraten auch mochte noch sehr variieren, doch immer war vielen Blockstaaten des Ostens zum Winter- die großväterlichen Qualitäten des Weih- er ein alter Mann mit Bart und gütigem fest und die Symbolgestalten kleidete man nachtsmanns in Vergessenheit. Ihm bleibt Lächeln. Seine Beliebtheit läßt sich wohl nur kurzerhand um: Der Weihnachtsmann wurde nur übrig, als Plastikfigur auf Balkonen vor dem Hintergrund der enormen sozialen zu Väterchen Frost (Ded Moros) und das herum zu klettern, eine Comic-Figur abzu- Veränderungen durch die Industrialisierung Christkind zu Schneeflöckchen (Snegu- geben oder in Klamaukfilmen mitzuwirken. erklären, gegen die eine solche Figur Be- rotschka). Dem Christkind wurde seine Ähnlichkeit ständigkeit, Vertrauen und Geborgenheit Aus dem nationalsozialistischen Deutsch- mit den Engeln zum Verhängnis. Immer sel- vermittelt. land und Österreich sollten Christkind, tener ist es in der himmlischen Schar geflü- In der selbstbewußten Habsburgermon- Weihnachtsmann und Nikolaus allesamt ver- gelter Wesen zu erkennen. Die einstigen archie wurden kulturelle Kontakte mit dem trieben werden und man erinnerte sich wie- Heerscharen Gottes sind zurzeit die erfolg- Deutschen Reich auf gleicher Augenhöhe der an Knecht Ruprecht, dem man nun ger- reichsten Werbeträger aus dem biblischen gepflegt, und niemand nahm Anstoß an der manische Wurzeln andichtete. In Amerika Kanon. Sie bieten als pummelige Kinder, Übernahme eines deutsch-protestantischen hingegen war das Zeitalter der Großkon- erotische Verführerinnen oder ätherische Kulturgutes. Im Gegenteil: Der Weihnachts- zerne ausgebrochen. Der Zeichner Haddon Geistwesen ganzjährig Unterstützung bei der mann wurde zur beliebten Symbolfigur des Sandbloom schuf für die Firma Coca Cola Vermarktung von Kosmetik bis Esoterik. Bürgertums. Anders als der Nikolaus war er den Weihnachtsmann als Ikone der Wer- Ähnlich ergeht es dem Nikolaus, dessen raue kein Richter kindlichen Wohlverhaltens, bung, die bis heute stilbildend blieb. Kumpane bei ihren Krampus-Rockevents sondern Anlaufstelle kindlicher Sehnsüchte. ganz gut auf ihn verzichten können. Der moderne Weihnachtsmann Brauch kommt von brauchen. Wo Brauch- Weihnachten zwischen Christkind und Weihnachtsmann haben gestalten nicht mehr gebraucht werden, gera- Politik und Kommerz Nationalsozialismus und Krieg überlebt. ten sie über kurz oder lang in Vergessenheit. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wirklich überzeugen hatte das nationalsozi- Wo sie hingegen in einen religiösen oder wurden Bräuche instrumentalisiert und in alistische Julfest mit Jultanne, Sonnenrad- sozialen Kontext eingebettet sind, bewahren den Dienst nationalpolitischer Ideen gestellt. schmuck und Knecht Ruprecht ohnehin sie ihren Sinn. Dort können sie unbehelligt In den 1930er- Jahren trieben die politischen nicht können – zu tief saßen Religiosität und vom öffentlichen Diskurs und befreit von Regime diese Nutzbarmachung auf die die alten Bräuche und Gewohnheiten. den alten interkonfessionellen Streitigkeiten Spitze. Gerade am emotional aufgeladenen Ein wenig lädiert war in Österreich nur recht gut miteinander (über)leben. „ Anlaß des Weihnachtsfestes läßt sich die das Image des Weihnachtsmanns. Denn nach http://www.museum-joanneum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 58 Advent 150 Jahre Weihnachtskrippen Der älteste Krippenverein der Welt aus Wenns im Vorderen Pitztal wird 150 Jahre alt. Alle Fotos: Krippenverein Wenns Krippenbauen ist im Pitztal eine echte Volkskunst. Über 350 Krippen aller Stilrichtungen wurden in den letzten 150 Jahren in Wenns im vorderen Pitztal handgefertigt. Unser Bild zeigt eine heimatliche Krippe von Thomas Röck.

er älteste Krippenverein der Welt, der mehr als 350 Wenner Krippen erschaffen der Ausstellung und eine ganz besondere DWeihnachtskrippe-Gesellschaftsverein haben. Die meisten der alten, handgeschnitz- Buchpräsentation. Die Festschrift wird an- Wenns, feiert sein heuer 150jähriges Jubi- ten Werke sind bis heute noch erhalten. läßlich des Jubiläums als Buch präsentiert. läum. Über 350 Krippen aller Stilrichtungen Anlässlich des Jubiläums werden davon die Mit dem klangvollen Titel „Ein Stern ging wurden seitdem im vorderen Pitztal hand- schönsten 70 zusammengetragen und der auf - 150 Jahre Krippenverein Wenns“ spie- gefertigt. Etwa 70 dieser liebevoll gestalte- Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die gelt das Werk das vielfältige Schaffen der ten alpenländischen und orientalischen Krip- Sonderausstellung 150 Jahre Krippenverein Krippenkünstler wider und dokumentiert mit pen können vom 8. Dezember 2010 bis zum Wenns gibt Einblicke in die detailverliebte über 100 Krippenfotos sowie vielen interes- 6. Februar 2011 bei der großen Krippen- Schaffenskraft der Wenner Vereinsmitglie- santen und amüsanten Begebenheiten, wie Sonderausstellung in Wenns bewundert wer- der und KrippenkünstlerInnen und zeigt zum Beispiel dem Krippenball, die tradi- den. Krippenkunst aus allen Zeiten und Stil- tionsreiche Historie des Vereins. Im Jahre 1860 gründeten 38 Krippen- richtungen. freunde im Pitztaler Ort Wenns den Weih- Das Jubiläum bietet gleichzeitig den per- Der Krippenball - Ein besonderes nachtskrippe-Gesellschaftsverein Wenns, fekten Rahmen für den 95. Tiroler Landes- Stück Wenner Krippen-Geschichte der – nach bisherigem Wissensstand – nach- krippentag, der am 8. Dezember mit einem Der „Krippeleball“ war ein Festessen in weislich als ältester Krippenverein der Welt feierlichen Festgottesdienst in der Pfarr- der Weihnachtszeit, an dem nur Krippenver- gilt. Seitdem ist viel geschehen: heute sind kirche Wenns ausgerichtet wird. Weitere eins-Mitglieder über 18 Jahre teilnehmen es über 160 Mitglieder, die in 150 Jahren Punkte im Fest-Programm: Die Eröffnung durften. Neben dem Essen durfte der perlen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 59 Advent de Wein nicht fehlen. Aber wer sollte diesen bezahlen? Die Wenner wußten sich zu hel- fen: Am Nachmittag vor dem Ball suchten die Krippeler gemeinsam alle Krippen des Ortes auf und beurteilten die richtige Auf- stellung. Wurde ein Fehler entdeckt, mußte der Besitzer eine Maß Wein – ein eigenes Weingefäß mit 1,25 Litern Fassungsver- mögen – bezahlen. Selbstverständlich be- mühte sich daher jeder Krippenbesitzer, seine Krippe vorbildlich aufzustellen. Um trotzdem an Wein zu kommen, wurden im Ausschuß sogenannte Krippenpfleger beauf- tragt, unauffällig in die Häuser zu schleichen und die Krippen in Unordnung zu bringen. Figuren wurden umgedreht, sodaß sie mit dem Rücken zur Krippe standen, andere wurden umgeworfen oder verstellt. War der Krippenbesitzer nicht auf der Hut, entdeck- Aufwendig gestaltete »Kirchenkrippe« des Krippenvereins Wenns ten die scharfen Augen der Besichtiger – unter denen auch die Missetäter waren – den Fehler und er zahlte eine Maß. Verdurstet sind die Wenner beim Krippenball nie. (Josef Gaim, „Wenns“ – nacherzählt und im Krippenfreund veröffentlicht von F. Mang / Schriftleiter des Landeskrippenverbandes im Jahre 1960)

Eine Weihnachtskrippe in jede Familie Krippenbauen ist im Pitztal eine echte Volkskunst, die in der Bevölkerung aus Überzeugung und viel Liebe zur Krippe ent- standen ist. Auch heute noch wird das kultu- relle Leben in Wenns durch die Krippenbe- wegung geprägt. Hauptaufgabe und erklärtes Vereinsziel ist deshalb die Pflege, Instand- haltung und Aufstellung der Krippen im öf- fentlichen Bereich und die Umsetzung des Krippengedankens: In jede Familie eine Orientalische Krippe von Sepp Mathoi Weihnachtskrippe und Altes bewahren und Neues schaffen. Durch eine aktive Vereins- arbeit bleibt der älteste Krippenverein der Welt jung und begeistert auch die junge Generation für die Wenner Krippen. http://www.krippenverein-wenns.com

Das Pitztal Das Pitztal mit seinen rund 7400 Ein- wohnern und den vier Ortschaften Arzl, Jerzens, St. Leonhard und Wenns liegt in Tirol auf einer Seehöhe von 880 bis 1640 Metern. Die Wildspitze (3774 Meter Höhe) am Ende des Tals ist der höchste Berg Tirols und bietet natürlich alles, was Wanderer oder Skifahrer erwarten; direkt davor erstreckt sich der Pitztaler Gletscher. „ http://www.pitztal.com Lesen Sie unseren Beitrag über Sonne und Schnee im Pitztal auf den Seiten 107-110! Orientalische Stilkrippe von Peter Wassermann

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 60 Advent Innsbrucker Bergweihnacht Wenn man in der Vorweihnachtszeit durch Innsbruck spaziert kann man sich richtig vorstellen, daß auch das Christkind sich hier wohlfühlen würde. Foto: IAI Veranstaltung Ges.m.b.H / Christof Lackner Wohl einer der romantischesten Adventmärkte: weihnachtliche Stimmung vor dem »Goldenen Dachl« im Herzen Innsbrucks

ier duftet es nach Lebkuchen und Innsbruck erweist sich generell als sehr brucker Hungerburg, befindet sich der Pano- HKiachl, dort spielen Musikanten besinn- familienfreundlich, denn auch der zweite rama Christkindlmarkt. Schon die Auffahrt liche Weihnachtslieder und hoch oben auf große Christkindlmarkt am Marktplatz bietet direkt aus dem Stadtzentrum mit der Hun- der Hungerburg kann man mit Blick auf die jede Menge Programm für die Kinder. Jeden gerburgbahn ist ein Erlebnis und oben ange- Stadt Sternschnuppen zählen. Nachmittag (um 15.00 und um 17.00 Uhr) kommen ist nicht nur ein traumhafter Aus- Insgesamt vier Christkindlmärkte findet erlebt der Kasperl hier neue Abenteuer und blick garantiert sondern auch zahlreiche man in Innsbruck, die mit jeder Menge Ver- um 16.00 Uhr werden in der Märchenstunde Gaumenfreuden und allerlei weihnachtliche kaufsstände zum Shopping laden. Aber auch weihnachtliche Geschichten vorgelesen. Das Andenken. Und wer sich noch höher hinauf abseits des Konsums ist das Angebot auf Karussell ist vom Marktplatz nicht wegzu- begeben will, dem sei die Weiterfahrt auf die dem Markt in der Altstadt reichlich. In der denken und auch der Streichelzoo und das Seegrube empfohlen. Ein Erlebnis für die Märchengasse werden Groß und Klein ein- Ponyreiten sind seit Jahren Fixpunkte, die ganze Familie. geladen in die Welt der Brüder Grimm und die Kinder magisch anziehen. Am 19. Dezember findet in Innsbruck der anderer Märchenerzähler einzutauchen und Die Maria-Theresien-Straße ist noch traditionelle Christkindleinzug statt. Gemein- sich auf die Spuren von Rapunzel und Hän- nicht so lange Heimat eines Christkindlmark- sam mit Hirten, Engelen und Schafen zieht sel und Gretel zu begeben. In der Werkstatt tes, aber die einzigartige Lichtgestaltung der das Christkind in seinem prunkvollen Wagen wird gebastelt und gewerkt und die kleinen Straße und der funkelnde Riesenkristall ha- in Innsbruck ein. Begleitet wird es von mehr Besucher können für Mama und Papa ein ben die Herzen der Besucher im Sturm er- als 500 Kindern aus den Innsbrucker Schu- Geschenk selber herstellen. Auf Voranmel- obert und bringen die Augen zum Strahlen. len. Der Umzug führt von der Heiliggeist- dung können sich die Kinder in der Back- Das moderne und internationale Angebot hat straße über die Maria-Theresien-Straße bis stube auch an Vanillekipferln und Kokosbus- bereits eine große Fangemeinde angezogen, zum Platz vor dem Landestheater, wo dann, serln versuchen. Direkt um’s Eck, am Köhle- die sich jeden Abend zwischen 17.30 und nur wenige Tage vor dem Heiligen Abend platz, findet man den Theaterwagen, wo das 18.00 durch Weihnachtsmusik von der Mu- stimmungsvolle Weihnachtslieder gesungen Westbahntheater Innsbruck die Märchen der sikschule Innsbruck auf das Weihnachtsfest werden. Schöner kann man sich nicht auf das Gebrüder Grimm auf der Bühne zum Leben einstimmen läßt. Fest der Liebe einstimmen. „ erweckt (täglich um 16.30 bzw. 17.30 Uhr). Hoch oben über der Stadt, auf der Inns- http://www.christkindlmarkt.cc

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 61 Advent Wiener Adventzauber BesucherInnen und FreundInnen des Wiener Adventzaubers dürfen sich heuer wieder auf viele vorweihnachtliche Highlights freuen. Foto: kreitner & partner BesucherInnen und FreundInnen des Wiener Adventzaubers dürfen sich wieder auf viele vorweihnachtliche Highlights freuen.

ines ist fix – mit seinem umfangreichen der Blumengärten Hirschstetten verarbeite- Und ganz neu: heuer gibt es sogar im Eund abwechslungsreichen Programm ten hier zwei Tonnen Reisig zu einem Kranz Rathauspark einen eigenen Pavillon, wo bleibt der Wiener Adventzauber als Europas mit 12 Metern Durchmesser – und ein herr- selbst gewerkt werden darf. Im Pavillon kinderfreundlichster Weihnachtsmarkt der licher Weihnachtsbaum. Der Brauch, daß der „Holzkreativwerkstätte“ wird gedrechselt, Treffpunkt von Jung und Alt. Seit nunmehr Weihnachtsbaum ein Geschenk aus einem was das Zeug hält. Damit wird Christkindls 25 Jahren wird hier alles geboten, was Kin- der Bundesländer ist, steht für die Verbun- Werkstatt auch in den Park hinein erweitert – derherzen höher schlagen läßt: basteln und denheit mit der Bundeshauptstadt. Heuer in einem eigenen Pavillon kann nun, natür- backen, mit dem Ringelspiel oder Christkindls kommt der Baum aus Oberösterreich: Die 70 lich mit kindergeeigneten Maschinen, ge- Express fahren, Märchen hören oder einmal Jahre alte und 28 Meter hohe Fichte stammt drechselt werden. Und das Ergebnis: ein einen Blick in ein Radiostudio werfen. aus der Mühlviertler Böhmerwaldgemeinde selbstgemachter Salzstreuer. „Der Wiener Adventzauber und der tradi- Afiesl und erstrahlt im Licht von rund 1000 Bereits zum fünften Mal mit dabei sind tionsreiche Wiener Christkindlmarkt, der LED-Lampen. Turmbläser, Chorkonzerte der Pavillon „Der Leseturm“ und das bereits vor 700 Jahren seinen Ursprung hat- und die Krippenausstellung dürfen natürlich „WOW-Studio“. Im „Leseturm“ bringen te, sind mit jährlich mehr als drei Millionen ebenso wenig fehlen, wie die farbenfroh und VorleserInnen den großen und kleinen Besucherinnen und Besuchern ein touristi- fantasievoll geschmückten Bäume im Rat- BesucherInnen das Abenteuer Buch näher. sches Leitprojekt und ein wichtiger Wirt- hauspark, wo das Flanieren abseits der allge- Neben den Attraktionen im Park gibt es schaftsfaktor. Auch heuer bietet Europas meinen Hektik lockt. Am Christkindlmarkt in „Christkindls Werkstatt“ in der Volkshalle kinderfreundlichster und Wiens traditions- selbst kann man an rund 140 festlich ge- des Rathauses für eifrige BastlerInnen und reichster Christkindlmarkt wieder viele schmückten Standln so manches Weihnachts- BäckerInnen viel zu tun. Unter fachkundiger Neuerungen für alle Altersgruppen“, erklä- geschenk entdecken. Anleitung wird hier gewerkt, gebastelt und ren Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brau- Ponyreiten, das Altwiener-Ringelspiel gearbeitet bis die tollsten Geschenke und die ner und Brigitte Jank, Präsidentin der Wirt- oder Christkindls Express, Kasperltheater: süßesten Kekse endlich fertig sind. schaftskammer. Seinem Ruf als kinderfreundlichster Weih- Und es gibt noch vieles mehr zu entdek- Zu den Attraktionen gehören Wiens größ- nachtsmarkt wird der Wiener Adventzauber ken beim Wiener Adventzauber… „ ter Adventkranz – die BlumenbinderInnen auch dieses Jahr wieder mehr als gerecht. http://www.christkindlmarkt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 62 Gastronomie & Kulinarisches GaultMillau 2011 Zum 32. Mal erscheint der GaultMillau Österreich – kompetent, seriös, umfangreich.

m 10. November 2010 wurde der neue Publikums gefällt – und nicht das, was ihnen schwund, sondern vielmehr durch räumliche AGaultMillau an einem außergewöhn- unter Umständen auf der Seele brennt.“ Rochaden. Silvio Nickol verließ das Schloß- lichen Ort präsentiert. Ausnahmsweise öff- Der Aufsteiger des Jahres ist das Re- stern in Velden, somit ist Arnold Pucher in nete man die Tore zum Weinkeller von Kai- staurant Nigl in Senftenberg, wo der neue Kärnten alleiniger 18-Punkte-Vertreter. Das ser Franz Josef in der Hofburg, wo Karl und Küchenchef Erwin Windhaber (Genießern Restaurant Imperial im Schloß Fuschl, bis- Martina Hohenlohe rund 120 Gästen aus als Sous-Chef und späterer Nachfolger von herige Wirkungsstätte von Thomas M. Wal- Wirtschaft, Medien und Kultur die neue Leo Cernko im Kremser Kloster Und be- kensteiner, gehört durch Neuorientierung Ausgabe vorstellten. 572 Seiten voller Ge- kannt) eine Aufwertung von 2,5 Punkte auf auch nicht mehr in dieses Ranking. Neu hin- nuß, von Vorarlberg bis Ungarn, von Wien solides Zwei-Hauben-Niveau einbrachte. zugekommen ist allerdings ein Highlight in bis Dubrovnik, von Salzburg bis Bozen. Tirol: Bobby Bräuer schaffte für das Restau- Die kulinarischen Eckpfeiler des Gault- rant Petit Tirolia in Kitzbühel/Eichenheim Millau Österreich wurden erneut erweitert, den 18. Punkt. weitere Haubenlokale in Prag Budapest und Bratislava ausgezeichnet. Südtirol zeichnet Ambiente-Award sich als Land mit besonders starker Hauben- Motto am Fluß dichte aus – die besten Restaurants dazu fin- Schwedenplatz 2 det man im GaultMillau Österreich, eine 1010 Wien eigene Ausgabe mit den besten Weinen be- Telefon: ++43 / (0)1 / 25 255 - 10 kommt man als Auskoppelung im Südtiroler [email protected] Buchhandel. Die Motto Group als Betreiber des mehr- Eine beachtliche Statistik, die der Guide stöckigen Gastronomiebereichs hat ein inter- GaultMillau 2011 bieten kann: insgesamt essantes Genusskonzept erstellt, das gleich 808 Restaurants, selbstverständlich neu und wie das beeindruckende Bauwerk „Wien- großteils mehrfach getestet, davon 656 Re- City“ als österreichisches Novum angesehen staurants in Österreich, 152 in den angren- werden kann. Obschon alles eigene Berei- zenden Ländern. Dazu 181 Empfehlungen che, verschmelzen das Motto-Restaurant, die außerhalb der Haubenwelt, 543 Hotels und Bar und Lounge, der Shop und das Café zu 138 Cafés. einem harmonischen Ganzen. Die Räum- „Ungebrochen bleibt der Trend zu gestei- lichkeiten im Obergeschoß sind im elegan- gertem regionalem Bewußtsein. Aufge- ten Stil des Venedig der 50er-Jahre gehlaten, scheucht durch Skandale und geschmackli- wobei man nicht hemmungslos kopiert, son- che Uniform der globalisierten Lebensmit- dern eigene Akzente gesetzt hat. tel, sehnt man sich nach Sicherheit, Ver- Service-Preis »Goldene Karte« trauenswürdigkeit und Ursprünglichkeit“, GaulltMillau 2011 stellt Herausgeber Karl Hohenlohe fest. „Die Griggeler Stuba Kraft der Top-Marken der heimischen Le- Ebenso erfreulich ist die Anzahl der Oberlech bensmittelproduktion nimmt zu – immer neuen Haubenlokale: Insgesamt 49 Restau- 6744 Lech am Arlberg wieder stießen wir bei unseren Tests auf rants schafften einen Neueinstieg bei minde- Telefon: ++43 / (0)5583 / 3140 Mariazeller Wildsaibling, Alpenlachs, Neu- stens 13 Punkten. Dem „…Liebes Rot Flüh“ [email protected] setzer Lardo oder steirischen Almochsen“, in Haldensee im Tannheimertal gelang durch Dieser Betrieb ist ein ausgezeichnetes resümiert Chefredakteurin Martina Hohen- die Leistung des Küchenchefs Jürgen Ben- Beispiel dafür, wie man das Restaurant als lohe. Karl Hohenlohe: „Aber bei aller Liebe ker sogar ein Neustart mit 17 Punkten. halböffentlichen Raum lebt, wie man dem zu unseren kulinarischen Schätzen, erstklas- An der österreichischen Spitze des Vier- Gast seine Privatsphäre beläßt und trotzdem sige Produktqualität und das Vertrauen auf Hauben-Rankings gibt es heuer keine Ände- immer präsent ist. Wie man aufmerksam heimische Marken sind nur die halbe Miete: rungen – erneut 19 von 20 Punkten erreich- selbst gegenüber kleinsten Gesten ist, und Viele Speisekarten wirken wie Abziehbil- ten Steirereck im Stadtpark (Wien), Huber- dabei fast unsichtbar bleibt. Wie man kom- der.“ Martina Hohenlohe: „Die Krise scheint tus (Filzmoos), Taubenkobel (Schützen) und petent Auskunft gibt, auch, wenn mancher den zart vorhandenen Mut zahlreicher das Restaurant Obauer (Werfen). Gast vieles besser zu wissen glaubt. Gastronomen noch weiter minimiert zu Jubelten man im Vorjahr an dieser Stelle haben, sehr viele trauen sich nur mehr das zu noch über elf 18-Punkte-Restaurants, so gibt GaultMillau 2011, € 33,-, erhältlich im kochen, von dem sie sich sicher sein können, es hier heuer einige Änderungen zu verzeich- Buchhandel und über daß es einer überwiegenden Mehrheit ihres nen – allerdings weniger durch Leistuns- http://www.gaultmillau.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 63 Gastronomie & Kulinarisches Goldene Traube 2010 für Weingut Hundsdorfer Casinos Austria lud zur Prämierung ins Schloss Esterházy

xakt 25 Jahre sind vergangen, seit Die „Goldene Traube für das Lebenswerk“ Franz Weninger wurde mit der „Golde- ECasinos Austria, gemeinsam mit Wein erhielt Anton Kollwentz für seine herausra- nen Traube Pannonien“ für seine grenzüber- Burgenland, erstmals die Goldene Traube für genden Leistungen und sein bedeutendes schreitenden pannonischen Initiativen und herausragende Weine verlieh. Damals lag Langzeitwirken im burgenländischen Wein- seine Zukunftsvisionen für die burgenländi- der Weinskandal wie ein dunkler Schatten bau. Senior Anton Kollwentz, Weinbaupio- sche Weinwirtschaft ausgezeichnet. Seit dem über Österreichs Weinwirtschaft, der Preis nier und Gründungsmitglied der „Renom- Jahr 1992 bewirtschaftet die Familie ein sollte helfen, das ramponierte Image aufzu- mierten Weingüter Burgenland“, zählt seit Weingut in Ungarn und pflegt seither eine polieren und dem Wein wieder jenen Stel- mehr als 50 Jahren zu den besten Weinbau- enge Partnerschaft mit den Weinproduzenten lenwert zu geben, den er verdient. Seither produzenten Österreichs. im pannonischen Raum. „ wurde alljährlich der beste burgenländische Wein – alternierend einmal Rot-, Weiß- und Süßwein – prämiert. Am 22. November wur- de dieser 25jährigen Erfolgsgeschichte im Rahmen der diesjährigen Verleihung ent- sprechend Rechnung getragen: Durch den besonderen Rahmen in den Räumlichkeiten von Schloß Esterházy in Eisenstadt, vor allem aber auch durch eine Ausweitung der Ver- anstaltung. Neben der traditionellen Prämie- rung des besten Weines wurden, in Koope- ration mit Raiffeisenlandesbank Burgenland und Stiftung Esterházy, auch ein Winzer für sein Lebenswerk und ein weiterer für seine besondere Rolle als pannonischer Botschaf- ter ausgezeichnet. Der Rückblick auf die 25 Jahre und die Freude über das in diesem Vierteljahrhundert Erreichte, zog sich wie ein roter Faden durch v.l.: Winzer Anton Hundsdorfer, Casinos-General Karl Stoss, Winzer Anton Koll- die Worte der Redner und Laudatoren. wentz, Wein Burgenland-Obmann Andreas Liegenfeld, Winzer Franz Weninger mit Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl Burgenlands Weinkönigin Patricia I. dankte Casinos Austria „für den großartigen Beitrag, der in diesen 25 Jahren für den Wein geleistet werden konnte“ und pries die her- ausragende Qualität der heimischen Weine. Generaldirektor Karl Stoss betonte einmal mehr die Rolle von Casinos Austria als ös- terreichischer Leitbetrieb: „Unsere zwölf Casinos legen auch in der Gastronomie besonderen Wert auf Topqualität und heimi- sche Wertschöpfung.“ Das gelte auch oder sogar ganz besonders für Weine. Und bei den Rotweinen, um deren Prämierung es diesmal ging, sei das Burgenland der größte und wichtigste Lieferant. Die „Goldene Traube“ überreichte Stoss schließlich nach einer sehr launigen und anekdotenreichen Laudatio an Winzer Anton Hundsdorfer aus Neckenmarkt für seinen Cabernet Sauvignon Fotos: Casinos Austria/Christian Husar Barrique 2007, einen trockenen Qualitätswein v.l.: Friedrich Stickler, GD-Stv. Österreichischen Lotterien, Landeshauptmann Hans mit 14 Prozent Alkohol, der allein schon Niessl, Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin von Casinos Austria, und Card durch seine fruchtige Nase bezauberte. Complete-Generaldirektor Heimo Hackel

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 64 Personalia Ehrendoktorwürde für Premier Jean-Claude Juncker Großer Ehrungstag der Medizinischen Universität Innsbruck im Zeichen Europas Foto: Medizinische Universität Innsbruck Rektor Univ.-Prof. Herbert Lochs, Premierminister Jean-Claude Juncker, Univ.-Doz. Ingeborg Hochmair, Wissenschafts- ministerin ao. Univ.-Prof. Beatrix Karl, Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder, Altbürgermeisterin KR Hilde Zach und Tirols Landeshauptmann Günther Platter (v.l.) beim Großen Ehrungstag in der Medizinischen Universität Innsbruck

ie Medizinische Universität Innsbruck Forschung und Lehre sowie kirchliche Ver- Fünf Ehrentitel für Dbeging am 15. November den vierten treter zu Ehren der zu würdigenden Persön- besondere Verdienste Großen Ehrungstag seit ihrem Bestehen als lichkeiten eingefunden: Zu Beginn begrüßte Auf dem Festprogramm standen die Ver- eigenständige Hochschule. In festlichem Rektor Univ.-Prof. Herbert Lochs die zu leihung des Ehrenzeichens an Hertha Tuba, Rahmen wurden Hertha Tuba, KRin Hilde Ehrenden Premierminister Jean-Claude Jun- die Verleihung der Würde und des Titels Zach, Südtirols Landeshauptmann Luis Durn- cker, Südtirols Landeshauptmann Luis Durn- einer Ehrensenatorin bzw. eines Ehrensena- walder, Univ.-Doz.in Ingeborg Hochmair walder, Innsbrucks Altbürgermeisterin KRin tors an KRin Hilde Zach und Landeshaupt- und Premierminister Jean-Claude Juncker Hilde Zach und Frau Univ.-Doz. Ingeborg mann Luis Durnwalder und die Verleihung für ihre besonderen Verdienste um die Me- Hochmair. Herzlich willkommen geheißen des Ehrendoktorats an Univ.-Doz.in Inge- dizinische Universität Innsbruck geehrt. wurden neben der Wissenschaftsministerin borg Hochmair und Premierminister Jean- Mit dem Einzug der RektorenInnen, ao.Univ.-Prof.in Beatrix Karl auch der luxem- Claude Juncker. Ehrensenatoren und der zu Ehrenden wurde burgische Finanzminister Luc Frieden sowie der Große Ehrungstag in der Aula des Uni- die luxemburgische Botschafterin in Öster- Ehrenzeichen für Stiftungs- versitätsgebäudes feierlich eröffnet. Insge- reich, Arlette Conzemius, Tirols Landes- gründerin Herta Tuba samt haben sich die hochrangigsten Persön- hauptmann Günther Platter und alle anwe- Im Sinne des Vermächtnisses von Johan- lichkeiten aus der EU-Politik, Bundes- und senden Ehrengäste der feierlichen Veranstal- nes Tuba, langjähriger Primar und Direktor Landespolitik, aus Medizin und Wissenschaft, tung. des Landeskrankenhauses Hochzirl, hat Her-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 65 Personalia tha Tuba eine Stiftung für besondere Arbei- ten auf dem Gebiet der Gerontologie und Geriatrie ins Leben gerufen. Aus den Er- trägnissen des Stiftungsvermögens werden alljährlich Stiftungsstipendien sowie Förde- rungen vergeben. Hertha Tuba hat sich insbe- sondere durch die Förderung der Forschung im Bereich der Geriatrie ausgezeichnet und erhält deshalb das Ehrenzeichen der Medi- zinischen Universität Innsbruck. Leider war Hertha Tuba aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend, um das Ehren- zeichen entgegenzunehmen, dies wird in kleinerem Rahmen nachgeholt.

Verleihung der Würde und des Titels der Ehrensenatorin für Altbürgermeisterin Hilde Zach

Innsbrucks Altbürgermeisterin Hilde Zach hat sich während ihrer langjährigen Tätigkeit Foto: Medizinische Universität Innsbruck im Dienst der Stadt Innsbruck große Ver- Rektor Univ.-Prof. Herbert Lochs, Wissenschaftsministerin ao. Univ.-Prof. Beatrix dienste um die Entwicklung Innsbrucks und Karl, Premierminister Jean-Claude Juncker und Vizerektor Univ.-Prof. Tilmann Märk deren Ruf als hervorragender Universitäts- standort über die Grenzen Tirols gemacht. ten Langzeitbeobachtung von 1000 Ein- versitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprach- Ihre hohe persönliche Verbundenheit zur neu wohnern der Stadt Bruneck in Südtirol, die störungen in seiner Laudatio. gegründeten Medizinischen Universität und auf die Erforschung der Ursachen von ihr besonderes Engagement bei der Unter- Herzinfarkt und Schlaganfall abzielt) möch- Verleihung des Ehrendoktorats an stützung der weiteren Entwicklung der jun- ten wir hierbei besonders hervorheben“, Premierminister Jean-Claude Juncker gen Universität sind beispielgebend. „Insbe- betonte der Rektor in seiner Laudatio für den Premierminister Jean-Claude Juncker hat sondere die Mitwirkung bei der räumlichen neuen Ehrensenator. sich im Jahr 2008 besonders um die Rege- Versorgung und ihre Unterstützung bei wis- lung des Hochschulzuganges innerhalb Eu- senschaftlichen Kongressen und Symposien Verleihung des Ehrendoktorates an ropas verdient gemacht. Juncker hatte sei- und im internationalen Austausch zeigen das Univ.-Doz.in Ingeborg Hochmair nerzeit Österreich bei dem Bestreben unter- große Interesse und Engagement von Frau Univ.-Doz. Ingeborg Hochmair ist Ge- stützt, eine gerechte Regelung für den Zu- Zach für unsere Medizinische Universität“, schäftsführerin des in Innsbruck ansässigen gang von Studierenden an den Österreichi- erklärte Rektor Univ.-Prof. Herbert Lochs. Unternehmens „Medical Electronics (Med- schen Universitäten zu finden, um genügend El)“. Sie gilt in internationalen Fachkreisen Ausbildungsplätze für österreichische Stu- Verleihung der Würde und des Titels als Pionierin auf dem Gebiet der Hörimplan- dierende zu gewährleisten, die zukünftig im des Ehrensenators an Landeshaupt- mann Luis Durnwalder tate. Mit der Entwicklung neuer Anpaßver- Land als AkademikerInnen arbeiten werden. fahren und Verarbeitungslogarithmen mo- Rückblickend zeigten seine Entscheidungen Luis Durnwalder ist seit 1989 Landes- derner Hörimplantate besteht seit fast zwei Weitsicht in der Regelung des Studienzu- hauptmann von Südtirol und seit 2009 dar- Jahrzehnten eine enge Kooperation und in- ganges innerhalb der europäischen Union überhinaus Präsident der Autonomen Region tensive Zusammenarbeit mit der Medizini- unter besonderer Berücksichtigung der län- Trentino – Südtirol. Unter seiner Führung schen Universität Innsbruck. Auf Initiative derspezifischen Bedingungen. „Vor allem konnte sich Südtirol kulturell wie wirtschaft- von Ingeborg Hochmair wurden zahlreiche die Universität Innsbruck war von dieser lich enorm entwickeln. Eines seiner Ver- wissenschaftliche Kooperationen weltweit Regelung besonders betroffen, da im Ver- dienste ist, daß die Südtiroler Autonomie gefördert und bedeutende nationale und in- hältnis zu den zur Verfügung stehenden Stu- heute weltweit beispielhaft als Modellregion ternationale Kongresse in Innsbruck stets dienplätzen ein überproportional großer für den Minderheitenschutz gilt. Selbst als großzügig unterstützt. „Frau Dr. Hochmair Andrang von Studierenden aus dem Ausland erster Präsident des Verwaltungsrates der setzte sich besonders für die Teilnahme von besteht. Deshalb ist die Medizinische Uni- Freien Universität Bozen setzte sich Durn- KollegInnen aus Entwicklungsländern an versität Innsbruck Herrn Premierminister walder stets für die „Landesuniversität“ in wissenschaftlichen Veranstaltungen ein. Sie Juncker für dessen Einsatz besonders dank- Innsbruck ein und förderte deren Entwick- hat wesentlich dazu beigetragen, daß Inns- bar“, strich Laudatorin Wissenschaftsmini- lung mit persönlichem Einsatz. „Seine per- bruck ein weltweit angesehenes Zentrum für sterin Beatrix Karl hervor. sönliche Verbundenheit auch zur jungen Me- die Diagnostik und Therapie von Hörstö- Die Dankesworte von Landeshauptmann dizinischen Universität und die Unterstüt- rungen ist. Durch die erfolgreiche Zusam- Durnwalder und Premier Juncker standen zung ihrer weiteren Entwicklung und For- menarbeit erhöhte sich ebenfalls der positive schließlich ganz im Zeichen von grenzüber- schung, etwa am Beispiel der Bruneck- Ruf der Medizinischen Universität“, erklärte schreitender Zusammenarbeit im Sinne einer Studie (einer seit vielen Jahren durchgeführ- Univ.-Prof. Patrick Zorowka von der Uni- integrativen Europapolitik. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 66 Personalia Toleranz in Denken und Handeln Am 19. November zeichneten der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Fachverband der Buch- und Medienwirtschaft den Buchautor und Chef- redakteur der Wiener Wochenzeitung Falter, Armin Thurnher, mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln aus.

ieser Preis trifft den Richtigen“, ehrte DAndreas Mailath-Pokorny, Kulturstadt- rat der Stadt Wien, den Preisträger für sein Engagement für Toleranz und ein friedliches Miteinander der Kulturen. „Es gibt nur ganz wenige Journalisten, die, wie Armin Thurn- her, ihre Anliegen, was Liberalität und dis- kursiven Journalismus anbelangt, so stark ver- treten und durchsetzen können. Armin Thurn- her ist ein kritischer Journalist, der auch in seiner Kritik keine Ressentiments bedient. Das ist nicht selbstverständlich. Er zwingt uns zum Nachdenken, und das ist das Beste, was man über einen Journalisten sagen kann.“ „Mit großer Beharrlichkeit setzt sich Armin Thurnher in seinen Büchern und Ar- tikeln mit oftmals unbequemen und unpopu- lären Themen auseinander und verliert auch bei kritischer Betrachtungsweise nie den re- spektvollen Blick auf sein Gegenüber“, zi- Foto: Schaub-Walzer / PID tierte Gerald Schantin, Präsident des Haupt- HVB-Präsident Gerald Schantin (l.) und Michael Kernstock (r.), Obmann des Fach- verbandes der Buch- und Medienwirtschaft der WKÖ, überreichen den Ehrenpreis verbandes des Österreichischen Buchhan- für Toleranz des Buchhandels an Armin Thurnher. dels, im Anschluß aus der Jurybegründung: „Armin Thurnher ist ein Mann mit Zivil- einen fortdauernden Mißstand gutmütig zu Viktor Frankl, Inge Merkel, Kardinal Franz courage, der sich nie gescheut hat, seine erdulden. Fortgesetztes Unrecht verlangt König, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Meinung zu vertreten.“ fortgesetzten Protest. Es ist mit der Toleranz Hugo Portisch, H. C. Artmann, Christine „Armin Thurnher ist eine singuläre und wie mit der Demokratie: Alles kann man zur Nöstlinger, Sir Peter Ustinov, Josef Haslin- im besten Sinn des Wortes unzeitgemäße Abstimmung stellen, nur nicht ihre Abschaf- ger, Karl-Markus Gauß, Ilse Aichinger, Erscheinung in Österreich“, betonte der fung. Alles kann man tolerieren, außer In- Konrad Paul Liessmann, Erich Hackl, Bar- Philosoph und Kulturpublizist Konrad Paul toleranz. Und Toleranz ist nur ein Über- bara Frischmuth, Klaus Wagenbach, Martin Liessmann in seiner Laudatio und hob Thurn- gangszustand von ungerechten zu gerechte- Pollack, Paul Lendvai und Erika Pluhar. hers Leistungen als Gründer und Chefre- ren Verhältnissen.“ dakteur der Wiener Wochenzeitung „Falter“ Armin Thurnher ebenso hervor wie seine Tätigkeit als Ko- Der Ehrenpreis Armin Thurnher, 1949 in Bregenz gebo- lumnist, Autor und Koch. „Und bei all dem Der mit 10.000 Euro dotierte Ehrenpreis ren, ist Mitbegründer, Miteigentümer und ist Armin Thurnher von einer vornehmen des österreichischen Buchhandels für Tole- Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung Bescheidenheit, die in Zeiten der auftrump- ranz in Denken und Handeln wird gemein- „Falter“. Für seine Arbeit ist er bereits viel- fenden Selbstdarsteller mehr als wohltuend sam vom Hauptverband des Österreichi- fach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem ist. Wütend wird er nur, wenn die Gebote der schen Buchhandels und dem Fachverband Bruno-Kreisky- und dem Kurt-Vorhofer- Achtung und der Toleranz, des Respekts und Buch- und Medienwirtschaft an einen Autor Preis. Bei Zsolnay erschienen zuletzt: „Das der argumentierenden Kritik verletzt wer- verliehen, der sich in seinem Werk und Trauma, ein Leben“ (1999), „Heimnieder- den. Ein besserer Preisträger ist kaum vor- durch sein Engagement für Toleranz gegen- lage“ (2000) und der Roman „Der Übergän- stellbar.“ Im Anschluß an die Verleihung des über anderssprachigen und kulturell anders ger“ (2009). Bei Kremayr & Scheriau er- Ehrenpreises durch den Obmann des Fach- geprägten Nachbarn in herausragender Art schien „Leon Zelman. Ein Leben nach dem verbandes der Buch- und Medienwirtschaft und Weise eingesetzt hat und somit einen Überleben. Aufgezeichnet von Armin Thurn- der WKÖ, Michael Kernstock, und HVB- Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in her“ (1995, erweiterte Neuauflage 2005); im Präsident Gerald Schantin bedankte sich Europa geleistet hat. Falter Verlag kam kürzlich das Kochbuch abschließend auch der ausgezeichnete Armin Erstmals wurde der Preis 1990 an Milo „Thurnher auf Rezept“ (2010) heraus. „ Thurnher: „Toleranz kann nicht bedeuten, Dor vergeben, weitere Preisträger waren http://www.falter.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 67 Personalia Frauenpreis macht Frauen sichtbar Wiener Frauenpreis 2010 an Marlene Streeruwitz und Ingrid Moritz

rauenstadträtin Sandra Frauenberger hat Fam Abend des 18. November den Wiener Frauenpreis an Marlene Streeruwitz und Ingrid Moritz verliehen. Marlene Streeruwitz, Autorin und Regis- seurin, wurde in der Kategorie „Literarische Auseinandersetzung mit Rollenbildern“ aus- gezeichnet. Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung „Frauen – Familie“ in der Arbei- terkammer Wien, erhielt den Wiener Frauen- preis in der Kategorie „Steter Einsatz für Einkommensgerechtigkeit“. Die Preisträge- rinnen wurden von einer Dreier-Jury beste- hend aus den Journalistinnen Brigitte Hand- los (ORF), Eva Linsinger (profil) und Tessa Prager (NEWS) vorgeschlagen. Der Wiener Frauenpreis wurde heuer bereits zum 9. Mal vergeben. „Der Wiener Frauenpreis macht hervorra- gende Leistungen von Frauen sichtbar, die durch ihre Tätigkeit dem Gleichstellungsge- Foto: Alexandra Kromus / PID danken Rechnung tragen und damit auch Wiener Frauenpreis 2010: Marlene Streeruwitz, StRin Sandra Frauenberger und Ingrid Moritz (v.l.) bei der Verleihung im Wiener Rathaus eine wichtige gesellschaftliche Vorbildfunk- tion übernehmen. Mein frauenpolitisches Bankmanagern an den Pranger stellt. Ob sie Sie hat die Abteilung für Frauen- und Fa- Ziel lautet: Frauen sollen in dieser Stadt über Fußball spricht oder über die Rolle der milienpolitik aufgebaut und weist als deren sicher, selbstbestimmt und unabhängig le- Buhlschaft. Es ist immer gnadenlos auf den Leiterin seither unermüdlich auf strukturelle ben. Alle Preisträgerinnen leisten – jede ein- Punkt gebracht und es hat immer einen femi- Benachteiligungen von Frauen am Arbeits- zelne in ihrer speziellen Disziplin und in nistischen Kern. Sie ist eine der ganz großen markt und in der Folge in der Altersversor- ihrem Tätigkeitsbereich – dazu einen wert- Feministinnen Österreichs. Aber sie ist nicht gung hin. Mit ihren fundierten Statistiken, vollen Beitrag. Und dafür sage ich danke!“, ,nur‘ Feministin. Es ist ihr immer wichtig, Studien und Berechnungen, mit ihren Vor- so Frauenstadträtin Frauenberger in ihren von allen Menschen verstanden zu werden. trägen und Diskussionsbeiträgen liefert sie Eröffnungsworten. Alle Menschen zu erreichen, nicht nur abge- eine wesentliche Antwort auf die Frage, war- hobene Eliten und einen hochgeschraubten um die Gehaltsschere zwischen Frauen und Marlene Streeruwitz – Kulturbetrieb. In ihrer kühlen Intelligenz Männern in Österreich größer ist als in fast die Begründungen der Jury liegt eine enorme Kraft, die ansteckend allen anderen EU-Staaten und bietet auch „Sie ist wohl eine der eigenwilligsten und wirkt. Vor allem für Frauen. All das waren Lösungsvorschläge zur Verringerung der selbstbewußtesten Frauen der österreichi- für die Jury mehr als genügend Gründe, Gehaltsunterschiede an. Für dieses Engage- schen Kultur- und AutorInnenszene. Ihre Marlene Streeruwitz mit dem Wiener ment zeichnen wir Ingrid Moritz mit dem Romane sind von bestechender Präzision. Frauenpreis auszuzeichnen“, heißt es in der Wiener Frauenpreis aus“, so begründen die Ihre Sprache fließt und legt die seelischen Begründung der Jury. Jurorinnen die Auszeichnung. Windungen der Protagonistinnen und Prota- Bisher gingen die Frauenpreise der Stadt gonisten frei. Wie mit einem Skalpell seziert Ingrid Moritz – Wien an Andrea Wukovits und Elfriede sie ihre Figuren – egal, ob Mann oder Frau – die Begründungen der Jury Hammerl (2002), Ingrid Nikolay-Leitner und legt sie Schicht um Schicht frei. Sie „Das Frauenreferat in der Arbeiterkam- und Johanna Rachinger (2003), Emmy Wer- macht damit die Schwächen, die Überschät- mer wurde von Käthe Leichter gegründet ner und Helene Klaar (2004), Sieglinde Ro- zungen, die Fehler eines ganzen gesell- und findet in Ingrid Moritz eine würdige senberger und Heidi Schrodt (2005), Brigitte schaftlichen Systems sichtbar. Sie nimmt Nach-Nach-Nach-Folgerin. Moritz ist we- Ederer und Univ.Prof.in Ruth Wodak (2006), sich die Freiheit, sich niemals ein Blatt vor sentlich dafür verantwortlich, daß vor knapp Renee Schröder und Tamar Citak (2007), den Mund nehmen zu müssen. Ob sie den 10 Jahren die Tätigkeit der Abteilung von Johanna Dohnal, Univ. Prof.in Ruth Klüger Prominenten-Almauftrieb bei den Salzbur- der Beratung zur interessenspolitischen Ar- und Zeynep Elibol (2008) und Eva Geber ger Festspielen oder die Machoattitüden von beit, zu lautem Lobbying, umgestellt wurde. und Margit Schratzenstaller (2009). „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 68 Wissenschaft & Technik Hoffnung im Kampf gegen Alzheimer Einem internationalen Forscher-Team mit Beteiligung beider Innsbrucker Universitäten ist ein vielversprechender Durchbruch für die mögliche Therapie der Alzheimer´schen Erkrankung gelungen. Die Wissenschaftler berichteten darüber in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

as Risiko, an der Alzheimer’schen De- Dmenz (AD) zu erkranken, steigt mit dem Alter und erreicht bei über 90jährigen eine Rate von 50 Prozent. Patienten verlie- ren relativ schnell die Orientierung, sind ver- wirrt und bedürfen einer sehr aufwändigen Pflege, was eine außerordentliche psychi- sche und finanzielle Belastung für die Ver- wandten und das öffentliche Gesundheits- system darstellt.

Bahnbrechender Beweis Die Innsbrucker Wissenschaftler Prof. Rainer Schneider (Institut für Biochemie der Leopold-Franzens-Universität und CMBI - Center for Molecular Biosciences Innsbruck), seine ehemalige Doktorandin Andrea Köhler (jetzt Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck) und

Prof. Hartmut Glossmann (ehemaliger Vor- Foto: Institut für Biochemie Universität Innsbruck stand des Instituts für Biochemische Pharma- Ein Ausschnitt aus einem Molekülmodell, der zeigt, wie Metformin (weiß-blau) sich kologie der Medizinischen Universität Inns- in eine »Tasche« des MID1-Komplexes (grau-gelb-rot) einfügt und seine Aktivität beeinflussen kann. bruck) konnten in aufwendiger Zusammen- arbeit mit europäischen Kollegen zeigen, gesunden Personen eine Schutzfunktion für aufklärte, der das PP2A-Enzym abbauen daß das bei Typ II-Diabetes seit langem ein- die Hirnzellen ausüben kann. Wenn Alzhei- kann. Schon damals kamen die beiden For- gesetzte Medikament Metformin möglicher- mer-Patienten in einem Frühstadium der scher auf die Idee, daß eine Hemmung dieses weise auch den Verlauf der Alzheimer’schen Erkrankung mit Metformin behandelt wer- Komplexes zu einer Anhäufung von PP2A- Demenz positiv beeinflussen kann. den, sollten auch hier vielversprechende pro- Enzym führen könnte und damit die Verän- Schon lange ist bekannt, daß der Zucker- phylaktische und therapeutische Effekte auf- derung und Aggregation des Tau-Proteins stoffwechsel einen kritischen Faktor bei der treten, so die Hoffnung des internationalen verhindert werden könnte. Diese Idee führte Entstehung von AD darstellt und daß Patien- Forscherkonsortiums. Um diese Effekte ge- schließlich auch bald zu einem umfangrei- ten mit Diabetes ein wesentlich höheres Ri- nauer zu untersuchen, werden die Wissen- chen Patent, weil sich herausstellte, daß das siko für AD aufweisen. „Eine verringerte schaftler Metformin zunächst in zwei ver- PP2A-Enzym in vielen verschiedenen Er- Aktivität eines PP2A-Enzyms löst bei AD schiedenen Tiermodellen für die Alzhei- krankungen, wie Neurodegeneration, Krebs, eine krankhafte Veränderung und Aggrega- mer’sche Erkrankung testen. Anschließend Hormonstörungen, Osteoporose und Entzün- tion des sogenannten Tau-Proteins aus, was hoffen sie, innerhalb der nächsten zwei bis dungen eine wichtige Rolle spielt. Die große schließlich zum Tod der betroffenen Nerven- fünf Jahre mit einer klinischen Studie begin- Vision der Wissenschaftler war es damals, zellen führt. Unsere Forschungsarbeit konn- nen zu können. dass es über diesen Mechanismus möglich te nun eindeutig zeigen, daß das Diabetes- sein müßte, Medikamente zu entwickeln, die medikament Metformin eine Aktivierung Die Suche nach dem »Wundermittel« ähnlich wie Aspirin, bei unterschiedlichsten eben dieses PP2A-Enzyms im Gehirn be- Die Basis für das aufregende Forschungs- Krankheiten wirken. „Es war nicht immer wirkt“, erläutert Prof. Rainer Schneider. ergebnis liegt schon über zehn Jahre zurück, leicht“, betont Prof. Schneider, „ denn solche Ein weiteres wichtiges Ergebnis der jetzt als Prof. Schneider zusammen mit Prof. Visionen sind manchen Kollegen suspekt im renommierten Fachjournal PNAS-USA Susann Schweiger vom Max-Planck-Institut und werden oft nicht ernst genommen. Um- veröffentlichen Untersuchungen ist, daß Met- für Molekulare Genetik in Berlin (jetzt an so glücklicher sind wir jetzt, daß wir mit der formin wahrscheinlich nicht nur bei Patien- der Universität Dundee, Schottland tätig) die Identifizierung der ersten Substanz, die über ten mit Typ-II-Diabetes, sondern auch bei Funktion eines Proteinkomplexes (MID1) den MID1-Mechanismus wirkt, nämlich

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Metformin, genau auf so ein ,Wundermittel‘ gestoßen sind, und damit unserer Vision ein großes Stück näher gekommen sind.“ Metformin ist ein sehr vielseitiges Medi- kament, das neben seiner altbekannten Wir- kung bei Diabetes auch bei Krebs, Hor- monstörungen und eben, wie jetzt gezeigt, möglicherweise auch noch bei AD eingesetzt werden kann. Damit stimmt das Wirkungs- spektrum von Metformin überraschend gut mit den Erwartungen der Forscher für eine Substanz überein, die den MID1-Komplex stört. „Das Auffinden von Substanzen, die Einfluss auf bestimmte Enzyme haben ist normalerweise ein sehr langwieriger und kostspieliger Prozeß, bei dem oft Millionen von Substanzen getestet werden müssen“, erklärt Schneider, „aber hier kam uns der rei- che pharmakologische Erfahrungsschatz von Prof. Glossmann zu Gute, der uns unter an- derem auf die Substanzklasse der Biguanide, zu denen auch Metformin zählt, aufmerksam machte. Durch genaue Analysen der Verän- derungen am Tau-Protein in Gegenwart von Metformin konnten unsere internationalen Partner dann eine spezifische Wirkung in- vitro und in-vivo bestätigen und schließlich konnte Dr. Köhler auch noch einen direkten Einfluss auf den MID1-Komplex zeigen.“ Foto: Institut für Biochemie Universität Innsbruck Die »Geißraute« (Galega officinalis) enthält den Stoff »Galegin«, der chemisch Neben der vielseitigen Einsatzmöglich- ähnlich zu Metformin ist und die in der Volksmedizin schon lange gegen Diabetes keiten hat das Medikament Metformin einen mellitus und Epilepsie eingesetzt wurde. weiteren großen Vorteil: „Während seines jahrzehntelangen Einsatzes bei Diabetes hat sich gezeigt, daß es ein relativ sicheres Me- Neue Laborräumlichkeiten dikament mit geringen Nebenwirkungen ist; in Wiener Neustadt eröffnet zudem handelt es sich um eine chemisch ein- fache und relativ kostengünstige Substanz“, ie Akademie der Wissenschaften hat mittels einer Untersuchung erhoben, was in erklärt Prof. Schneider. Die Forscher sind Dsich 2004 entschieden, das Institut für den letzten sechs Jahren seit dem Start des aber dennoch hoch motiviert nun auch noch Integrierte Sensorsysteme am Technopol in Technopolprogramms im Jahr 2004 alles andere Substanzen und Substanzkombina- Wr. Neustadt zu etablieren. „Die neuen La- erreicht und umgesetzt wurde. Allein im Jahr tionen zu finden, die den MID1-Komplex borräumlichkeiten sind ein Beweis dafür, 2009 seien durch die Technopole nachhalti- angreifen, um je nach Krankheit und Ziel- daß die damalige Entscheidung für Wiener ge Wertschöpfungseffekte in der Höhe von organ das optimale Medikament zur Verfü- Neustadt bzw. Niederösterreich richtig war“, 120 Millionen Euro für das Land Niederös- gung zu haben. „Die Arbeiten an möglichen erklärte Landesrätin Petra Bohuslav bei der terreich erwirtschaftet worden. Zudem gebe Kombinationen werden schon zügig voran- Eröffnung der neuen Laborräumlichkeiten, es an den Technopolstandorten ein Wachs- getrieben und wir haben gute Hinweise, dass die sie am 22. November gemeinsam mit Prof. tum bei Betriebsansiedlungen von 18,3 Pro- Kombinationen von Metformin mit Poly- Peter Schuster von der Österreichischen zent im Vergleich zum übrigen Niederöster- phenolen, wie sie auch im Rotwein vorkom- Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und reich mit 15,3 Prozent. Diese zusätzliche Dy- men, synergistisch wirken könnten“, be- Prof. Thilo Sauter, Direktor des Instituts für namik bringe auch neue Beschäftigungs- schreibt der Biochemiker Rainer Schneider. Integrierte Sensorsysteme (IISS), vornahm. effekte, so Bohuslav. „Möglich wird diese aufwändige Spitzen- Als die zwei wesentlichen Säulen des NÖ „Die Zusammenarbeit mit dem Land Nie- forschung allerdings nur durch die Förder- Technologieprogramms bezeichnete Bohuslav derösterreich hat sich für die Akademie der gelder, die wir in den letzten Jahren dankens- dabei einerseits die moderne Infrastruktur, Wissenschaften und die Forschungsergeb- werterweise vom Integrierten Forschungs- die in den Technopolen Krems, Tulln und nisse als sehr erfolgreich herausgestellt“, und Therapie-Zentrum (IFTZ) der Medizi- Wr. Neustadt zur Verfügung gestellt wird, und meinte Schuster. Institutsleiter Sauter nahm nischen Universität Innsbruck und der Tiro- andererseits die Mitwirkung niederösterrei- zur Finanzierung des Instituts Stellung und ler Zukunftsstiftung sowie bei der ursprüng- chischer Forscher an EU-weiten Projekten. präsentierte die Projekte, die mit Beteiligung lichen Aufklärung des MID1-Komplexes Mittlerweile habe man die Technopole in der Industrie und der Wirtschaft realisiert vom FWF erhalten haben“, so Schneider. „ Tulln, Wr. Neustadt und Krems evaluiert und werden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 70 Wissenschaft & Technik Beweglichkeit trotz Querschnittslähmung Bahnbrechende Ergebnisse liefert die Forschung an der Technischen Universität (TU) Wien für Menschen mit Querschnittslähmung. Ein neues Verfahren verbessert ihre Mobilität – und das ganz ohne Operation.

iagnose „Querschnittslähmung“ – das Neurowissenschaft, Medizin und Technik am Körper angebrachten Elektroden können Dbedeutet für die betroffenen Menschen der Erforschung des menschlichen Rücken- wichtige Nervenbahnen trotz Querschnitts- meist ein Leben im Rollstuhl. Ein junges marks und der Entwicklung neuer Rehabili- lähmung angeregt werden. Forschungsteam der TU Wien hat sich in tationsmethoden verschrieben – und erzielte Durch die Querschnittsverletzung werden einem interdisziplinären Umfeld zwischen dabei bereits bahnbrechende Resultate. Mit die vom Gehirn ausgehenden Leitungsbah- nen zu den einzelnen Muskelgruppen unter- brochen – die Ansteuerung von Muskeln unterhalb der Läsion wird beeinträchtigt oder gänzlich unmöglich. Allerdings ist das Rückenmark kein reines „Leitungsorgan“, sondern verfügt als wichtiger Teil des Zen- tralnervensystems über ein kompliziertes Neuronensystem, über das verschiedene Vorgänge automatisch gesteuert werden. Diese „Prozessoreigenschaft“ des Rücken- marks machen sich Ursula Hofstötter und Karen Minassian, die am Institut für Ana- lysis und Scientific Computing der TU Wien sowie am Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der Medizini- schen Universität Wien tätig sind, in ihrer Forschungsarbeit zunutze.

Der Kopf denkt – der Rücken steuert mit In dem Forschungsprojekt gelang es, zu beschreiben, wie das Rückenmark rhythmi- sche, schreitähnliche Beinbewegungen selb- Fotos: TU Wien Mit am Körper angebrachten Elektroden können wichtige Nervenbahnen trotz Querschnittslähmung angeregt werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 71 Wissenschaft & Technik

Taiwan und aus Europa sind Ursula Hof- stötter und Karen Minassian gut vernetzt. Besonders stolz ist man auch darauf, daß im Rahmen eines Translational Brainpower Projektes des österreichischen Wissenschafts- fonds FWF mit dem Neurologen Prof. Milan R. Dimitrijevic vom Baylor College of Medicine (Texas, USA) einer der profilierte- sten Wissenschaftler auf diesem Gebiet für drei Jahre an die TU Wien gebunden werden konnte. Maßgeblich unterstützt wurden und wer- den die beiden in ihrer hochgradig interdis- ziplinär orientierten Forschungsarbeit vor allem vom Leiter der Forschungsgruppe TU- BioMed an der TU Wien, Prof. Frank Rattay, dem Vorstand des Neurologischen Zentrums Foto: TU Wien Ursula Hofstötter (l.) und Karen Minassian des SMZ Baumgartner Höhe – Otto Wagner Spital, Prim. Prof. Heinrich Binder, und ständig steuert und kontrolliert. Menschen vielversprechend: Die Mobilität der Patien- Prof. Winfried Mayr vom Zentrum für Medi- mit Querschnittslähmung haben im Rücken- tInnen kann gesteigert werden, die Spasti- zinische Physik und Biomedizinische Tech- mark noch immer Nervenverbände (soge- zität wird vermindert. Patientengruppen, die nik der Medizinischen Universität Wien, nannte Lokomotionszentren), die durch Ak- aus bisherigen Trainingsmethoden kaum sowie durch private Initiativen wie vor allem tivität und gegenseitige Beeinflussung den Nutzen ziehen konnten, etwa Personen mit die in Salzburg beheimatete Wings for Life Grundrhythmus für Beuge- und Streck- kompletter Querschnittslähmung, sollen von Stiftung für Rückenmarksforschung und die bewegungen beim Gehen erzeugen können. der neuen Technik ganz besonders profitie- Foundation for Movement Recovery mit Sitz „Durch Implantate kann das Rückenmark ren. in Oslo, Norwegen. derart angeregt werden, daß zyklische Be- wegungen in den gelähmten Beinen erzeugt TU Wien erregt Wissenschaftspreis des Landes werden“, erklären Hofstötter und Minassian. internationales Aufsehen Niederösterreich für Hofstötter Schon bisher gab es Versuche, die Be- Durch Fachpublikationen und auf inter- Für ihre wissenschaftlichen Leistungen wegungsfähigkeit von PatientInnen durch die nationalen Konferenzen hat die Rücken- wurde Ursula Hofstötter mit dem Wissen- Implantation von stimulierenden Elektroden marksforschung an der TU Wien bereits für schaftspreis des Landes Niederösterreich und Pulsgeneratoren zu fördern. Mit der an Aufsehen gesorgt. Die größte Einrichtung ausgezeichnet – für sie und das ganze Team der TU Wien entwickelten Technik kommt für querschnittsgelähmte PatientInnen in den ein weiterer Ansporn, ihre Forschungen zur man allerdings nun ganz ohne Operation USA, das Shepherd Center (Atlanta), konnte Verbesserung der Therapiemöglichkeiten aus. Durch ihren nicht-invasiven Charakter als Partner für klinische Studien gewonnen nach einer Querschnittsläsion voranzutrei- soll diese neue Methode, die auf einfachen, werden. Auch mit Partnerinstitutionen aus ben. „ handelsüblichen Oberflächen-Stimulations- elektroden beruht, einem weitaus breiteren Patientenspektrum offen stehen. Der nächste wichtige Schritt ist nun der Transfer der Technologie und basiswissenschaftlichen Erkenntnisse hin zur Anwendung in Pa- tientInnen. Ob dieser Weg in naher Zukunft weiterverfolgt werden kann, hängt noch von der Finanzierung nachfolgender Forschungs- projekte ab, an deren Ende letztlich der Einsatz der Oberflächen-Rückenmarksti- mulation im klinischen Alltag stehen soll.

Verbesserte Rehabilitation Die Trainingseffekte bei der Rehabilita- tion sollen in Zukunft durch die nicht-inva- sive Rückenmarkstimulation drastisch ver- bessert werden können, weil damit auch die Nervenbahnen im Rückenmark direkt ange-

sprochen und ins Training miteinbezogen Foto: TU Wien werden können. Erste Resultate sind äußerst Mit einer Gangorthese kann die Beweglichkeit geübt werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 72 Wissenschaft & Technik Neue Kraft auf großen Distanzen Relativitätstheorie auf der Überholspur

instein hat unser Verständnis des Uni- Eversums revolutioniert – doch bis heute sind zentrale Fragen der Gravitationsphysik unbeantwortet geblieben. Zwar kann man heute Planetenbewegungen um die Sonne mit großer Präzision berechnen – doch die Bewegungsgeschwindigkeit von Sternen rund um das Galaxienzentrum läßt sich bis heute nicht zufriedenstellend erklären. Die Existenz von unsichtbarer „dunkler Materie“ wurde angenommen, um solche Phänomene beschreiben zu können. Am Institut für Theoretische Physik der TU Wien beschäf- tigt sich Daniel Grumiller mit der Theorie der Gravitation. Seine Berechnungen zeigen, daß eine Erweiterung der Relativitätstheorie bisher offene Fragen beantworten könnte. Im Fachjournal „Physical Review Letters“ wur-

den Grumillers Ideen nun (in der Ausgabe Foto: TU Wien vom 19. November 2010) veröffentlicht. Massen wie Sterne oder Planeten verkrümmen die Raumzeit. Könnte die Schwerkraft bei großen Di- stanzen zusätzliche Anteile haben, die bisher bei extrem großen Distanzen eine Rolle Rindler-Kraft nicht nur mathematisch er- unberücksichtigt geblieben sind? Auf der spielt, taucht in Grumillers Gleichungen laubt ist, sondern tatsächlich in der Natur Suche danach ging Daniel Grumiller zurück ganz automatisch auf. Zusätzlich aber findet auftritt“, meint Daniel Grumiller. zu den Grundlagen der Gravitationstheorie. man auch noch einen weiteren Beitrag zur Als Ausgangspunkt stellte er die Frage: Gravitation: Eine konstante Kraft, die zwi- Das Rätsel um die Pioneer-Sonde „Welche Art von Formeln, mit denen man schen zwei Objekten unabhängig von ihrer Mit derselben Methode untersuchte Gru- die Gravitation beschreiben könnte, ist Entfernung wirkt – Grumiller nennt sie miller ein weiteres Rätsel der Gravitations- mathematisch überhaupt erlaubt?“ Nur ganz „Rindler-Kraft“, nach dem in Wien gebore- physik: Die Pioneer-Anomalie. Schon seit bestimmte mathematische Ausdrücke lassen nen Gravitationsphysiker Wolfgang Rindler. Jahren beobachtet man, daß sich Raumson- sich in die Physik der Gravitation einbauen, Diese Kraft ist freilich so klein, daß man den wie Pioneer 10 und Pioneer 11, die sich ohne Symmetrien zu verletzen, die wir im sie im täglichen Leben nicht beobachten weit von Erde und Sonne entfernen, nicht Universum vorfinden, oder unseren täg- kann. „Sie steht nicht im Widerspruch zur exakt auf den Bahnen bewegen, die von der lichen physikalischen Beobachtungen ein- Relativitätstheorie, sondern ist eine Erweite- Relativitätstheorie vorausgesagt werden. deutig zu widersprechen. rung, die sich in das Gebäude der Relativi- „Auch diese Bahnen kann man beschreiben, tätstheorie nahtlos einfügt“, meint Grumiller. wenn man eine kleine, konstante Zusatzkraft Die unbekannte Zusatz-Kraft annimmt, die Richtung Sonne wirkt – wie Daniel Grumiller vereinfachte die Gravi- Schneller, als Einstein erlaubt die Rindler-Kraft“, erklärt Grumiller. tationstheorie, indem er zunächst kugelsym- In einem ersten Versuch, die Größe dieser Trotz dieser bemerkenswerten Erfolge metrische Fälle betrachtet – so läßt sich etwa Zusatz-Kraft abzuschätzen, berechnete Gru- gibt es in diesem Forschungsprojekt freilich das Gravitationsfeld eines Planeten, eines miller die Rotationsgeschwindigkeit von noch viel zu tun: „Es wird spannend sein, Sternes oder einer annähernd sphärischen Sternen rund um das Galaxiezentrum – denn dieses vereinfachte Modell in voller Allge- Galaxie beschreiben. „Man kann dann bei galaktisch großen Entfernungen, bei de- meinheit in die vierdimensionale Relativi- mathematisch zeigen, aus welchen Beiträgen nen die klassische Schwerkraft winzig klein tätstheorie einzubauen“, meint Grumiller und sich die Gravitationskraft zusammensetzen wird, spielt die neugefundene Rindler-Kraft erhofft sich davon ein besseres Verständnis muß“, erklärt Grumiller. Manche Beiträge eine entscheidende Rolle. Und tatsächlich dafür, was die Stärke der Rindler-Kraft be- sind wohlbekannt: Die klassische Newton- zeigte sich, daß Grumillers Formeln die stimmt, und einen Einblick in die Frage, wie sche Schwerkraft und eine Erweiterung da- erstaunlich großen Rotationsgeschwindig- sie mit der „dunklen Materie“ zusammen- zu, die aus der Relativitätstheorie kommt – keiten, die man beobachten kann, qualitativ hängt. Denn, wie Grumiller betont, sein Mo- beides nimmt mit der Entfernung ab. Auch viel besser beschreiben als bisherige Berech- dell bleibt derzeit noch agnostisch in bezug Einsteins „Kosmologische Konstante“, die nungen. „Das ist ein Hinweis darauf, daß die auf die Frage ob es „dunkle Materie“ gibt. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 73 Wissenschaft & Technik Welche Farbe hat der Schmerz? Forscher finden Schmerzgen mit Verbindung zu Kreativität

sterreichische und amerikanische For- Die Tests, bei denen die Reaktion auf kurze hen, hören oder riechen die genveränderten Öscher identifizierten ein Gen, dessen Va- Hitzepulse gemessen wird, bescheinigten Mäuse den Schmerz anstatt ihn zu fühlen. rianten für unterschiedlich starkes Schmerz- den Trägern einiger Genvarianten tatsächlich Dieses Phänomen der gekoppelten Sin- empfinden beim Menschen verantwortlich ein geringeres Schmerzempfinden. Die For- neseindrücke ist als Synästhesie bekannt und sind. Es ist gleichzeitig das erste jemals ge- scher stellten weiters fest, daß Patienten mit betrifft etwa vier Prozent der Bevölkerung. fundene Gen für Synästhesie. Menschen mit diesen Genabweichungen nach Bandschei- Besonders künstlerisch veranlagte Menschen dieser Fähigkeit empfinden etwa Worte als benoperationen wesentlich seltener über erleben häufig derartige Assoziationen, etwa Farben oder Klänge als Bilder und sind über- chronische Rückenschmerzen klagen als von Worten mit Farben oder Lauten mit durchschnittlich kreativ (das Wissenschafts- Personen mit dem unveränderten Gen. Bildern. Berühmte Synästheten waren zum journal „Cell“ berichtet in seiner kommen- Beispiel Franz Liszt oder Olivier Messiaens. den Ausgabe). Etwa einer von fünf Erwach- Können Mäuse Schmerz sehen? Synästhesie ist erblich und wird mit gestei- senen leidet unter akuten oder chronischen In einem nächsten Schritt untersuchten gerter Intelligenz und Kreativität in Ver- Schmerzen. Die Intensität, mit der Schmerz die Wissenschaftler die Schmerzverarbei- bindung gebracht. empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch tung bei Mäusen, deren a2d3- Gen mutiert „Diese Ergebnisse kamen für uns völlig verschieden. Aus Zwillingsstudien weiß unerwartet“, ist Josef Penninger überrrascht. man, daß genetische Veranlagung dabei eine „wir haben überhaupt nicht nach synästheti- große Rolle spielt. Die beteiligten Gene und schen Phänomenen gesucht. Mit den a2d3- die molekularen Mechanismen der Schmerz- Mutanten haben wir vermutlich das erste entstehung sind jedoch noch großteils unbe- Tiermodell zur Hand, an dem sich Synästhe- kannt. sie studieren läßt – ein ganz neuer Zweig der Neurobiologie.“ Individuelle Schmerzprofi- 600 Schmerzgene identifiziert le und neue Analgetika für die Schmerzfor- Ein internationales Forscherteam um die schung stellt die Studie einen wichtigen Molekularbiologen Josef Penninger und Meilenstein dar. „Unser Screen erlaubt uns Greg Neely (Institut für Molekulare Bio- völlig neue Einblicke in das komplexe Ver- technologie der Österreichischen Akademie halten der Schmerzempfindung“, so Pennin- der Wissenschaften, Wien) und den Neuro- ger. „Wir haben hunderte neue Kandidaten- biologen Clifford Woolf (Harvard Medical Gene für Schmerzwahrnehmung identifi- School, Boston) ging die Suche nach ziert, und viele davon werden wir beim Men- Schmerzgenen systematisch an. Die Forscher schen wiederfinden. So können wir das Phä- nutzten die Möglichkeiten der Wiener Flie- nomen Schmerz auf molekularer Ebene ver- genbibliothek VDRC und untersuchten na- stehen.“ Langfristig rechnen die Forscher hezu alle Gene der Fliege auf ihre Rolle bei auch mit der Entwicklung neuer Schmerz- der Schmerzempfindung. Mittels RNA-In- medikamente und der Möglichkeit, indivi- terferenz wurde Gen um Gen einzeln ausge- duelle Vorhersagen über das Schmerzrisiko schaltet und die Insekten danach einem von Patienten treffen zu können. Hitzereiz ausgesetzt. Flohen die Tiere nicht Das IMBA - Institut für Molekulare Bio- vor den schädlichen Temperaturen, so war technologie der Österreichischen Akademie ihr Schmerzempfinden offenbar herabge- Foto: Institut für Molekulare Biotechnologie der Wissenschaften kombiniert Grundlagen- setzt. ist. In Kooperation mit Andreas Hess (Uni- und angewandte Forschung auf dem Gebiet Von den rund 600 gefundenen Genen, die versität Erlangen-Nürnberg) konnten sie den der Biomedizin. Interdisziplinär zusammen- an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind, Verlauf des Schmerzsignals im Körper der gesetzte Forschergruppen bearbeiten funk- wählten die Forscher das Gen a2d3 für wei- Tiere sichtbar machen. Magnetresonanz-Auf- tionsgenetische Fragen, besonders in Zu- tere Studien aus. Es ist für die Bewegung nahmen des Gehirns zeigten, daß das Signal sammenhang mit der Krankheitsentstehung. von Kalziumionen durch Zellmembranen auch bei den Mäusen mit Gendefekt unver- Ziel ist es, das erworbene Wissen in die Ent- verantwortlich, ein Mechanismus, in den be- ändert im Thalamus – einer ersten Schalt- wicklung innovativer Ansätze zur Präven- kanntermaßen einige wirksame Schmerz- zentrale des Gehirns – ankommt. Von dort tion, Diagnose und Therapie von Krankhei- mittel eingreifen. wird es jedoch nicht korrekt in die Gehirn- ten einzubringen. Um herauszufinden, ob das a2d3-Gen die rinde weitergeleitet, wo der Schmerz erst Die Arbeit „A genome-wide Drosophila Schmerzwahrnehmung beim Menschen be- bewußt wird. Stattdessen tauchen Aktivitäts- Screen for heat nociception identifies a2d3 einflußt, wurden Studien mit gesunden Frei- muster in anderen Gehirnregionen auf, die as an evolutionary conserved pain gene“ willigen durchgeführt, die genetische Varian- für optische, akustische, oder olfaktorische (Neely et al.) erschien am 12. November ten im Bereich des a2d3-Gens aufweisen. Eindrücke stehen. Allem Anschein nach se- 2010 in der Zeitschrift Cell. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 74 Wissenschaft & Technik ÖsterreicherInnen sind mit dem Leben zufriedener als Deutsche Appell an Jugendliche zur Teilnahme an einem Test der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Zürich

stereicherInnen sind zufriedener mit Rolle ein und befindet sich damit sogar in Fachgruppe Persönlichkeitspsychologie und Öihrem Leben und ihren Lebensumstän- einem internationalen Umfragetrend. Immer- Diagnostik am Psychologischen Institut der den als Deutsche. Zu diesem Schluß kom- hin wollen sich immer mehr europäische Universität Zürich und Priv.-Doz. Stefan men Priv.-Doz. Stefan Höfer von der Medi- Staaten das Wohlbefinden ihrer Bevölkerung Höfer sind deshalb insbesondere an Charak- zinischen Universität Innsbruck und Prof. als Gradmesser für politische und wirtschaft- terstärken interessiert. Von insgesamt 24 Willibald Ruch von der Universität Zürich in liche Strategien zu Nutze machen. nachgefragten Charakterstärken weisen ins- einer gemeinsam durchgeführten internatio- International Well-being Index (IWI) besondere sechs Ausprägungen eine enge nalen Studie. Über 5000 ProbandInnen un- nennt sich das Instrument, welches in der Korrelation mit hoher Lebenszufriedenheit terschiedlicher Berufs- und Altersgruppen aktuellen Untersuchung zum Einsatz kam und auf. „Wir konnten nachweisen, daß die För- aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vorfeld von der Arbeitsgruppe Höfers an derung eigener Charakterstärken, insbeson- haben bislang an der Erhebung teilgenom- die deutsche Sprache und Kultur angepaßt dere von Optimismus, Dankbarkeit, Humor, men. Nun soll die Stichprobe für die Befra- wurde, indem der Index 2009 an knapp 600 Hoffnung, Liebe(n)sfähigkeit und Neugier, gung zur Lebenszufriedenheit mit einem ge- Innsbrucker MedizinstudentInnen getestet verbunden mit der optimalen Nutzung dieser zielten Fokus auf Jugendliche erweitert wer- worden war. Der IWI misst sowohl das per- Stärken im Alltag zu erhöhter Lebenszufrie- den. sönliche (PWI) als auch das nationale denheit und allgemeinem Wohlbefinden, zu Um Lebensqualität und Lebensstandard Wohlbefinden (NWI). Der PWI ist dabei mit mehr Arbeitszufriedenheit, aber auch zu einer Gesellschaft zu beschreiben, bedienen Fragen nach dem eigenen Lebensstandard reduzierter Depressivität führen können“, sich Autoren oftmals wirtschaftlicher Kenn- oder dem jeweiligen gesundheitlichen Zu- betonen die beiden Wissenschafter. zahlen, wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). stand assoziiert, der NMI leitet sich von der Die Förderung von individuellen Cha- Zwei Wissenschaftsteams der Medizini- Beurteilung allgemeiner Bedingungen, wie rakterstärken und deren Verwertung im All- schen Universität Innsbruck und der Uni- politischer oder umweltbezogener Konditio- tag sollten bereits in den Schulen und im versität Zürich haben diese oft hergestellte nen, ab. So gelang mit dieser Studie eine gül- Laufe der weiteren Ausbildung zentraler Be- Kausalität von hohem BIP und hoher Le- tige und zuverlässige Anpassung des IWI an standteil der Sozialisation sein. Man nimmt bensqualität jedoch nicht als Hypothese für österreichische Maßstäbe. Dabei wurde fest- an, daß richtige Mentoren und Vorbilder, ihre Studie herangezogen, sondern durch gestellt, daß Innsbrucker MedizinstudentIn- sowie die Teilnahme in pädagogisch geführ- eine andere Meßgröße ersetzt. „Die Lebens- nen wesentlich zufriedener mit ihrer eigenen ten Jugendverbänden aber auch wichtige Le- zufriedenheit ist ein wesentlich aussagekräf- gesundheitlichen Situation sind als die benserfahrungen Einfluß auf den Charakter tigerer Parameter, um Lebensqualität und Durchschnittsbevölkerung, jedoch signifi- nehmen. Vor diesem Hintergrund, und um Lebensstandard zu beschreiben, als es ab- kant mehr unter Zukunftsängsten leiden und die Repräsentativität der Befragung auch für strakte Wirtschaftszahlen vermögen. Denn bedeutend unzufriedener mit der Regierung einen jüngeren Personenkreis zu gewährlei- in das BIP fließen auch Kosten, die durch sind. Im Ländervergleich zu Deutschland sten, soll die angelegte Studie zur Leben(n)s- negative Ereignisse wie Umweltkatastro- fällt auf, daß die ÖsterreicherInnen in fast zufriedenheit nun mit der gezielten Befra- phen entstehen ein, wodurch dieses künst- allen Bereichen zufriedener (insbesondere gung von jungen Menschen von zehn bis 18 lich erhöht wird und so zu falscher Inter- mit dem persönlichen Lebensstandard, der Jahren erweitert und vertieft werden. pretation führt“, weiß Studienautor Priv.- eigenen Gesundheit, den sozialen Bedingun- Doz. Stefan Höfer von der Universitätsklinik gen, dem wirtschaftlichen Umfeld bis hin Kennen Sie Ihre Charakterstärken? – für Medizinische Psychologie an der Me- zur nationalen Sicherheit) sind. Einzig im Aufruf zur Testteilnahme dizinischen Universität Innsbruck. Auf Basis Bereich Spiritualität und Religiosität unter- „Unsere Erfahrung zeigt, daß vor allem der laufenden Studie können die Forscher scheiden sich die ÖsterreicherInnen von Eltern, LehrerInnen und Jugendverbände In- die durchschnittliche Lebenszufriedenheit ihren Nachbarn nicht. Zufriedene Teilneh- teresse an unserer Aktion haben und Jugend- der befragten ÖsterreicherInnen mit 70 Pro- merInnen wiesen zudem einen höheren PWI liche gezielt auf unser Angebot hinweisen“, zent, jene der deutschen Studienteilneh- und auch NWI auf. unterstreicht Prof. Ruch. Im Rahmen der merInnen mit 64 Prozent festlegen. kooperativen Forschungsarbeit stellt die Angelpunkt Charakterstärken Universität Zürich deshalb kostenlos einen Der Well-being Index Nach diesen Vorarbeiten kommt dem Online-Test zur Verfügung, der auf Erwach- als effizienter Parameter Verständnis darüber, welche Konditionen zu sene aber auch auf Kinder und Jugendliche In der Analyse des subjektiven Wohlbe- einer hohen Lebenszufriedenheit führen zugeschnitten ist. „Wir hoffen auf die zahl- findens nimmt die Universitätsklinik für können, zentrale Bedeutung zu. Die Forsche- reiche Beteiligung von Jugendlichen.“ „ Medizinische Psychologie eine führende rInnen um Prof. Willibald Ruch, Leiter der http://www.charakterstaerken.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 75 Kultur Ein gewisses jüdisches Etwas Mit einer Dauerausstellung präsentiert das Jüdische Museum Hohenems jüdische Geschichte und Kultur zwischen Österreich und der Schweiz, Deutschland und Liechtenstein. Die aktuelle Sonderausstellung ist bis 20. März 2011 zu sehen.

Von Hanno Loewy*) Alle Fotos: Jüdisches Museum Hohenems Das Jüdische Museum Hohenems in der Villa Heimann-Rosenthal ist fester Bestandteil der Kultur des Bodenseeraums. m Jahr 1991 eröffnet, hat das Jüdische rung und Globalisierung geprägt ist, von Sammlung unsere Möglichkeiten erweitert IMuseum Hohenems einen eigenen Weg neuen Konflikten um kulturelle Gegensätze jüdische Erfahrung auf ansprechende und der kritischen Heimatgeschichte und der und der Suche nach Gemeinsamkeiten. lustvolle Weise zu vermitteln. Vergegenwärtigung jüdischen Erbes einge- Ein sich wandelndes Verhältnis von Ge- schlagen und damit international beachtete schichte und Gegenwart stellt neue Anforde- Zentrum einer virtuellen Gemeinde Zeichen gesetzt. Doch die Geschichte bleibt rungen an unsere Arbeit. So werden jüdische Der vielfältige Kontakt des Museums mit nicht stehen und Museumsarbeit muß leben- Museen zu modernen Orten des Gesprächs den Nachkommen der Hohenemser Juden dig bleiben. So ist es an der Zeit, der ge- über die Zukunft Europas. hat das Museum zu einem Zentrum einer vir- wachsenen Internationalität des Hauses und tuellen Gemeinde werden lassen, einer com- seiner Besucher Rechnung zu tragen – und Seit 1991 hat sich manches geändert munity deren Zusammenhalt sich in Netz- die Geschichte der Hohenemser Juden in Das Jüdische Museum ist ein fester Be- werken entfaltet, die jenseits nationaler und ihrer europäischen Dimension zu betrachten. standteil der Kulturlandschaft des Bodensee- kultureller Grenzen bestehen, in einem offen Am 29. April 2007 hat das Museum wieder raums geworden. Über seine Funktion eines Umgang mit dem eigenen jüdischen Erbe eröffnet, mit einer neuen Dauerausstellung. kritischen Heimatmuseums hinaus, zieht es und geprägt von der Neugier auf Verschie- Unsere Besucher stellen ihre Fragen an heute Besucher aus aller Welt an, darunter denheit und Vielfalt. jüdische Geschichte und Kultur heute im auch viele jüdische Besucher aus der Das Jüdische Museum ist zu einem Treu- Kontext einer Gegenwart, die von neuem, Schweiz, aus Österreich und Deutschland händer geworden für das Erbe einer Hohen- jüdischem Leben in Europa, von Einwande- und nicht zuletzt auch aus Übersee. emser Diaspora, die heute von Australien bis Zugleich hat der lebendige Kontakt zu Kalifornien, von St. Gallen bis Graz, von *) Hanno Loewy ist Direktor des Jüdischen Museum den Nachkommen der Hohenemser Juden in Triest bis Frankfurt, von Brüssel bis Genf, Hohenems aller Welt und eine in 15 Jahren gewachsene von New York bis Jerusalem reicht. Damit

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 76 Kultur ist eine große Verantwortung verbunden – aber auch eine große Chance. Zahlreiche neue Objekte sind in die Sammlung des Museums eingegangen, die neue Erzählperspektiven ermöglichen, dar- unter viele Objekte aus privatem Besitz, die einen lebendigeren Zugang zur jüdischen Lebenswelt in Hohenems eröffnen können. Audiovisuelle Medien werden in Zukunft in der Ausstellung die Wahrnehmung jüdi- schen Alltags um subjektive Erfahrungen erweitern. So werden wir in Zukunft nicht mehr nur in erster Linie die Behördenüber- lieferung des Verhältnisses von Minderheit und Gesellschaft betrachten können, sondern Geschichte in ihrer persönlichen Dimension erkennen können, so wie sie Menschen er- lebt und gesehen haben – in allen ihren Wi- dersprüchen. Zahlreiche seit 1991 unternom- mene Forschungsarbeiten zu Quellen, Bio- graphien und wichtigen Themen haben die plurale Innenwelt der Gemeinde und das Le- ben einzelner Akteure inzwischen auf diffe- renziertere Weise erschlossen und ermög- lichen dem Museum eine dichte Präsentation jüdischer Geschichte. So erzählt die neue Ausstellung nicht zu- letzt von Menschen. Von Menschen, wie Na- nette Landauer, die 1933 in ihren Lebenser- innerungen davon schreibt, wie sie 1889 aus der Schweiz nach Amerika auswandert, um dann schließlich in Hohenems zu landen und Wirtin der Gastwirtschaft „Zur Frohen Aus- sicht“ zu werden. Oder Harry Weil, dem letzten Kantor und Synagogendiener der jüdischen Gemeinde in Hohenems. Von ihm erfahren wir nicht nur, wie er in den 1920er Jahren das Musikleben in Hohenems und Bregenz mitprägt, sondern auch, wie er in Dieser Raum widmet sich, zum Beispiel, unter dem Thema »Tradition und Aufklärung« der Frage »Wer sind wir?«. den 30er-Jahren als Radikalsozialist einem Bregenzer Gendarm den Unterschied zwi- Religion und Ethik, Tradition und Gegen- grenzten Menschen werden nun kontrover- schen Trotzki und Stalin erklärt; nicht nur, wart. ser diskutiert denn je – seit dem klar ist, daß wie er 1938 verzweifelt Hohenems verläßt, Und von Fluchthelfern auf beiden Seiten die Migranten mit ihren eigenen kulturellen sondern auch, welche vergeblichen Anstren- der österreichisch-schweizerischen Grenze, Prägungen, ihrer eigenen Geschichte und gungen er 1949 unternimmt, nach Hohenems von Schmugglern und Polizisten wie Paul eben auch ihren eigenen religiösen Traditio- zurückzukehren. Grüninger, von kleinen Leuten und Menschen nen nicht nur als Gast sondern auf Dauer Rabbiner Tänzer tritt uns in der neuen mit Ämtern, die zu Bürden werden können, hier angekommen sind und ihren eigenen Ausstellung nicht nur als Gelehrter entge- erfahren wir in der Ausstellung, daß es mög- Raum, ihre eigene Wertschätzung und Ach- gen, sondern als Moralist, der an die Selbst- lich ist Zivilcourage zu haben, auch in einer tung in unserer Gesellschaft beanspruchen. erziehung des Menschen glaubt – und wegen Zeit, in der das nicht selbstverständlich war. So steht das Museum im Dreiländereck seiner modernen Anschauungen nicht nur Auch der gesellschaftliche Kontext des im Kontext einer europäischen Entwicklung, mit den Antisemiten in Vorarlberg, sondern Museums hat sich dramatisch verändert: die einerseits von „europäischem Zusammen- auch mit der jüdischen Orthodoxie in Kon- Jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum wachsen“, aber zugleich auch von wachsen- flikt gerät. Sein Vortrag beim Werkmeister- ist seit 1990 durch die Einwanderung aus der den Spannungen in bezug auf Fragen der und Industriebeamtenverein über Leben und ehemaligen Sowjetunion wieder im Wach- Migration und Zuwanderung gekennzeich- Wissenschaft wächst sich zum öffentlichen sen begriffen, ein Prozeß der mit vielen offe- net ist. Der Umgang mit jüdischer Gegen- Disput über Schöpfungsglaube und Evolu- nen Fragen verbunden ist. wart wird dabei zum exemplarischen Thema tionslehre aus und zum Streit über das Erst recht die Einwanderung und Inte- für das Selbstverständnis Europas. Die jüdi- Selbstverständnis des Judentums, zwischen gration der früher als „Gastarbeiter“ ausge- sche Geschichte von Hohenems endet nicht

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ten, nicht nur von Tradition sondern von modernen Aufbrüchen geprägt war. Die neue Dauerausstellung zeigt ein Leben, das mit religiöser Tradition in einem Spannungsverhältnis stand, das weder in ihr aufging, noch vollkommen von ihr abzulö- sen war. Sie entfaltet im Kontext der Span- nungsfelder von Tradition und Moderne, Assimilation und kultureller Eigenständig- keit, Integration und Ausgrenzung, Identität und Vorurteilen, die Entwicklung jüdischer Existenz in Hohenems thematisch und chro- nologisch. Unterstützt wird der Museums- besucher dabei durch ein mehrsprachiges Audio-System, das den Zugang zu den Quel- len erleichtern und subjektive Erfahrungen erschließen wird – und die Ausstellung auch für englisch- und französischsprachige Gäste zugänglich macht. Größere Aufmerksamkeit soll dabei auch auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts gelegt werden. Die Beziehung von Hohen- ems nach St. Gallen und anderen Schweizer Gemeinden wird dabei ebenso eine Rolle spielen, wie die Rolle von Hohenems als Drehscheibe der Flucht in die Schweiz zwi- schen 1938 und 1945, die Situation der jüdi- schen Überlebenden nach dem Krieg eben- so, wie die Kommunikation mit den Nach- kommen der Hohenemser Juden in aller Welt. Von Arno Gisinger und Niko Hofinger, gemeinsam mit Martin Beck (Ton+Bild), eingerichtete Medienstationen präsentieren dazu Interviews, die die Bedeutung von Hohenems als Fluchtstation zwischen 1938 und 1945 oder die Gegenwart der Nach- Schülergruppe mit moderner Informationstechnik in der Ausstellung kommen der Hohenemser Juden lebendig machen. Und Gespräche mit jüdischen Holo- an den Grenzen der Stadt. Sie umfaßt einen Das Museum aber ist nicht länger in caust-Überlebenden, die nach dem Krieg als weitreichenden geographischen, politischen einem Wohnhaus zu Gast. Heute müssen wir DPs in Hohenems und Bregenz gelebt und kulturellen Raum, der über Vorarlberg das Haus selbst als Exponat eines Museums haben, eröffnen einen ganz neuen Blick auf und Tirol hinausreicht, in die Schweiz und begreifen. Aus dieser Spannung zwischen die so lange tabuisierte oder mit manchen nach Italien, genauso wie nach Süddeutsch- Haus und Ausstellung wird in Zukunft der Ressentiments verbundene Erinnerung an land und nach Wien, geprägt durch ein dich- ganz eigene Reiz des Museums bestehen. die Nachkriegszeit. tes Netz von Heiratsmigration und Handels- Vom Eingang in den alten Gartensaal, der Schließlich wird die neue Ausstellung beziehungen, sozio-kulturellen und biogra- Museumsfoyer und Salon zugleich ist und Kinder und Jugendliche durch altersgemäße phischen Spuren. bleibt, führt der Weg nun in eine moderne Zugänge für einen anderen Blick auf ihre Museumsarchitektur, die die historische eigene Lebenswelt interessieren. Die neue Ausstellung Villa nicht antastet, sie aber selbst als Eine gemeinsam mit der Schriftstellerin Gemeinsam mit den Architekten Erich Gegenstand der Betrachtung präsentiert - Monika Helfer und der Künstlerin Barbara Steinmayr und Friedrich Mascher (Feldkirch auch wenn nicht mehr jedes Möbelstück im Steinitz entwickelte Kinderausstellung wird und Wien), dem Designbüro stecher id in Original aufgestellt werden kann. Statt- integraler Bestandteil der neuen Schau- Götzis) und dem Ausstellungskurator Han- dessen zeigt die neue Ausstellung ein jüdi- sammlung sein. nes Sulzenbacher (Wien) haben wir die stän- sches Leben, das keineswegs nur von groß- Behutsam und konsequent zugleich mo- dige Ausstellung des Museum neu konzipiert bürgerlicher Repräsentation, sondern von dernisiert wird das Jüdische Museum Ho- und gestaltet. Dabei stand ein behutsamer Arbeit und sozialen Härten, nicht nur von henems ein Ort der lebendigen Begegnung Umgang mit der historischen Bausubstanz erfolgreichen Karrieren, sondern von exi- bleiben, abseits der Metropolen – aber ganz im Vordergrund. stentieller Not und menschlichen Konflik- nah am Puls der Zeit – in der Mitte Europas.

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Ein gewisses jüdisches Etwas eine Geschichte, die einem wichtig ist und und Texten eingerichtete Ausstellung wurde Am 17. Oktober 2010, entstand im die einen jüdischen Aspekt hat – als Leih- schon am Nachmittag eröffnet. Ein Podiums- Jüdischen Museum Hohenems eine unge- gabe ins Museum bringen, und die Ge- gespräch reflektierte danach diese auf Zeit wöhnliche Ausstellung. Und das an nur schichte, auf einem A4-Blatt aufgeschrieben, entstandene Sammlung über das Persönliche einem Tag. „Ein gewisses jüdisches Et- gleich dazu. Alle Teilnehmer wurden für die hinaus, und mit einer literarischen Interpre- was“ – die erste Ausstellung, die die Besu- Ausstellung mit ihrem „Etwas“ fotografiert tation der unerwarteten Assemblage von cher selbst gemacht hatten. und im Studio von Radio Mikwe konnte man Robert Schindel fand dieser ereignisreiche Diesmal erzählt nicht das Museum dem seine Geschichten auch den Hörerinnen und Tag seinen Abschluß. Alle Teilnehmenden Publikum, was es mit dem Jüdischen auf sich Hörern in der Ferne erzählen. In den näch- erhalten nach Ende der Ausstellung exklusiv hat, sondern umgekehrt: Das Museum lud sten Wochen beginnen die entsprechenden eine Broschüre, in der alle Beiträge mit Tex- dazu ein, Dinge und ihre Geschichten mitzu- Radioprogramme auf ten und Fotografien versammelt sein wer- bringen. Dabei spielte es keine Rolle, ob http://www.radiomikwe.at den. „ man selber jüdisch, christlich oder musli- Die mit den gesammelten Gegenständen http://www.jm-hohenems.at misch, konfessionslos, gläubig oder athei- stisch ist oder welche Nationalität man hat. Unsere Ausstellungsmacher kommen aus Hohenems genauso wie aus Zürich, aus Wien und Stuttgart, St. Gallen und Frankfurt, Rot- terdam und Prag, aus Basel und Kiel, aus Vorarlberg und aus dem gesamten Boden- seeraum. 115 Dinge sind so zu einem ungewöhn- lichen Ensemble zusammengekommen: Din- ge mit denen unsere Besucher etwas Jüdi- sches verbinden, Gegenstände mit ganz per- sönlichem Wert, verknüpft mit Erinnerungen und Erfahrungen, Ideen und Fantasien. Tref- fen Sie im Jüdischen Museum Hohenems auf Unerwartetes und Naheliegendes, Tra- ditionelles und Überraschendes, Ungeklärtes und Kurioses, so widersprüchlich und viel- fältig, wie die Vorstellungen von dem was Jüdisch ist und sein könnte. Die Aufforderung, die an das Publikum erging, gerade solche zuweilen diffuse, auch Briefe Löwenberghaus – Geheimnisse eines interkulturellen Alltags entdecken: ungeprüfte, manchmal sehr alte oder sonst- Briefwechsel zwischen Hohenems und Süddeutschland, Schweiz und den USA wie mit Unsicherheiten verbundene Ge- werden wissenschaftlich bearbeitet. schichten ins Sammelsurium dieser Ausstel- lung einzubringen, hat viele Überraschungen zu Tage gefördert. Katarina Holländer hat in Zusammenarbeit mit Michael Guggenheimer auf diese Weise bereits in verschiedenen Städten spannende Ausstellungsevents ge- staltet. Diesmal sind mehr Objekte zusam- men gekommen als zuvor. Das Hohenemser Museum pflegt seit langem eine besonders intensive Kommunikation mit Menschen aus verschiedenen Regionen. Lassen auch Sie sich überraschen, was diese intensive Kommunikation zum Vor- schein gebracht hat. Anbei finden Sie Bei- spiele für Geschichten und Objekte, sowie Hintergrundinformationen zum Projekt.

Der Eröffnungstag Am Sonntagvormittag zwischen 9.00 und 13.00 Uhr konnte man einen Gegenstand, mit dem man irgend etwas Jüdisches verbin- Persönliche Erfahrungen kennenlernen: Tagebücher und autobiographische Texte det – eine Erfahrung, eine Erinnerung oder von Rabbiner Aron Tänzer, die neu in die Ausstellung aufgenommen wurden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 79 Kultur Nouveau Réalisme Die Kunsthalle Krems widmet ihre nächste Ausstellung – zum 50jährigen Jubiläum des Nouveau Réalisme - diesem großen künstlerischen Impuls. Zusammen mit der parallel laufenden Daniel Spoerri Schau ist dies, mit 180 Exponaten, die bisher größte Präsentation des Nouveau Réalisme des Landes.

ie Protagonisten des Nouveau Réalisme Künstlerbewegung des Zwanzigsten Jahr- Daniel Spoerri. Ein Dverzichteten meist darauf zu malen. Sie hunderts an. Augenblick für eine Ewigkeit tendierten zur Objektkunst; als Spiel mit tri- Von 20. November 2010 bis 20. Februar Daniel Spoerri ist eine der herausragend- vialen Gegenständen, verwendeten sie Ob- 2011 präsentiert die Kunsthalle Krems mit sten und vitalsten Künstlerpersönlichkeiten jekte und stellten auf diese Weise die Frage rund 120 Werken aus der ahlers collection des 20. und 21. Jahrhunderts. Sein künstleri- nach einer Neudefinition von „Kunst“ und Arbeiten der zwölf wichtigsten Vertreter des sches Schaffen bewegt sich seit den 50er- „Kunstwerk“. Das Ziel der Neuen Realisten „Nouveau Réalisme“, von Yves Klein, über Jahren auf den weitläufigen Terrains von war es, die traditionellen Grenzen der bil- Christo bis Daniel Spoerri. Literatur, Theater, Ballett, Musik, Perfor- denden Kunst zu sprengen und – in Abkeh- rung zum emotionsbetonten Abstrakten Expressionismus – mit bisher ungenützten Techniken und Materialien die banale Rea- lität des täglichen Lebens in die Kunst zu integrieren. So erweiterten sie den künstleri- schen Spielraum um bis dahin unentdeckte Dimensionen. Die Neuen Realisten eigneten sich die medialen, industriellen wie auch die weggeworfenen Wirklichkeits-Partikel ihrer Zeit an, um sie zu sammeln, zu fixieren oder zu zerstören. Es entstehen Reliefs aus Mahl- zeiten, Abfällen und lädierten Möbelstücken. Sammlungen von Unterwäsche, Akkumula- tionen von Gegenständen, die Abrisse von verschlissenen, kaum lesbaren Plakaten, werden zu Kunst. Werke als Spurensiche- rungen eines vergangenen Alltags, die eine besondere Gemeinsamkeit haben: Sie schlie- ßen die Lücke zwischen Kunst und Leben. Der Bildraum wird durch den realen Raum ersetzt. „Von der Welt der Malerei gehen wir in die Welt der Wahrheit“, formuliert es Raymond Hains, Gründungsmitglied der Nouveaux Réalistes, während Yves Klein beginnt, „mit der Realität zu malen“. Obwohl es sich beim Nouveau Réalisme nur um eine sehr kurz bestehende Bewegung der aktuellen Kunstgeschichte handelt (1960 wird er aus der Taufe gehoben und nur drei Jahre später für beendet erklärt) trägt er maßgeblich zur späteren Entwicklung von Objekt- und Aktionskunst bei. Neun Künst- ler zählen neben Pierre Restany, dem Spiri- tus Rector der Gruppe, zu den Unterzeich- nern des Gründungsmanifests der Neuen Realisten: Arman, Gérard Deschamps, Fran- çois Dufrêne, Raymond Hains, Yves Klein, Martial Raysse, Jacques Villeglé, Daniel

Spoerri und Jean Tinguely. Später schließen Foto: ahlers collection / VBK, Wien, 2010 sich unter anderem Niki de Saint Phalle, »Marilyn 1960« – eines von zwölf Werken von Mimmo Rotella aus der Serie mit Christo und César dieser letzten großen Portraits von Marylin Monroe.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 80 Kultur mance, bildender Kunst und Eat-Art, deren Erfinder er ist. Als Wächter der Erinnerung, Konservator von soziokulturellen Gegebenheiten und phantasievoller Geschichtenerzähler, der in der Verwendung von trivialen, industriell erzeugten Gebrauchsgegenständen ganz in der Tradition von Marcel Duchamp steht, versucht Daniel Spoerri, mit einer Kombi- nation von Alltagsobjekten, Leben in dreidi- mensionale Bilder zu übertragen und da- durch für die Nachwelt zu erhalten, um – mit anderen Worten – Augenblicke für eine, zu- mindest relative, Ewigkeit zu erhalten. Mit beeindruckend vielfältigen Aktivitäten ge- hört Daniel Spoerri zu den Künstlern, die sich schwer einer einzelnen Richtung zuord- nen lassen. Seine unterschiedlichen Tätig- keiten gehen ineinander über und berühren Daniel Spoerri, Mr. Bitos, 1961 mehrere künstlerische Bereiche.

Nin Brudermann. Twelve O´clock in London Die in der Zentralen Halle der Kunsthalle Krems erstmalig realisierte Medien-Instal- lation „Twelve O'Clock in London“ der in New York lebenden österreichischen Künst- lerin Nin Brudermann (geb. 1970) dokumen- tiert die einzigartige und weitgehend unbe- kannte tägliche Realität internationaler Kol- laboration aller Welt-Staaten. In dieser durch die U.N. organisierten tagtäglichen Routine steigen tausende Ballone von allen Staaten der Welt gleichzeitig um 12.00 Uhr Londo- ner Zeit in die Erdatmosphäre auf. Was zu- nächst utopisch klingt, findet seine Erklärung auf wissenschaftlicher Ebene: Wetterballone erfassen täglich den klimatischen Ist-Zu- stand der Atmosphäre zeitgleich von allen Yves Klein, FC 11, 1961 Ländern der Erde. Seit 2002 sammelt Bruder- mann mit aktiver Mitwirkung der einzelnen Staaten Video-Dokumente dieses tagtägli- chen Ereignisses, zeitweise unter Teilnahme der Künstlerin als performative Infiltrierung des internationalen Staatennetzwerks. Über 150 Videos, sowie eine De-Kon- struktion der „Schaltzentrale“ des Projekts aus dem Atelier der Künstlerin bieten der Manifestation kollaborativer Simultanität aller Nationen eine sublime Darstellung. Nin Brudermann versteht ihre Kunst als Nachforschung. Sie versucht das sichtbar zu machen, was sie gerne als „Nischen-Welten“ bezeichnet, aus deren Perspektive es der ihr gelingt, den Betrachter für die Möglichkeit zu sensibilisieren, zur selben Zeit mehrere Realitäten wahrzunehmen – zu sehen von

21. November 2010 bis 13. Februar 2011. „ Foto: Nin Brudermann Foto: ahlers collection / VBK, Wien, 2010 Foto: ahlers collection / VBK, Wien, 2010 http://www.kunsthalle.at Nin Brudermann, »Twelve O’Clock in London« 2010. Mehrkanal Video Installation

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 81 Kultur Ja zu Österreich Sonderausstellung zu »90 Jahre Kärntner Volksabstimmung« im Landesmuseum Kärnten bis 10. Juli 2011 Alle Fotos: Landesmuseum Kärnten

er Abwehrkampf und die Volksabstim- Die Sonderausstellung „Ja zu Österreich – gangspunkt einer Entdeckungsreise durch Dmung 1918-1920 sind zwei bedeutende 90 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ prä- die Zeit- und Kulturgeschichte der Republik Ereignisse der Kärntner Landesgeschichte, sentiert die Geschehnisse um 1920 als Aus- Österreich im 20. Jahrhundert. In den ver- die bis in die Gegenwart fortwirken. Sie gangenen neun Jahrzehnten wurde die histo- geben besonders in Jubiläumsjahren Anlaß rische Bedeutung der Kärntner Volksabstim- zu Feierlichkeiten, inhaltlichen Diskussio- mung immer wieder gesellschaftspolitisch nen und zur Fortsetzung der wissenschaft- neu bewertet. Wie hat sich die öffentliche lichen sowie persönlichen Beschäftigung mit Wahrnehmung in Presse und Kunst verän- dem Thema. Das Kärntner Plebiszit trug dert, was blieb über die Jahre gleich? nicht nur wesentlich zur Erhaltung der Zur Zeit der Volksabstimmung stand die Landeseinheit bei, sondern war auch ein deut- im Sinne der Kärntner Interessen entstande- liches Bekenntnis zur jungen Republik ne Propagandakunst zweifelsohne im Brenn- Österreich. Die Jubiläumsausstellung im punkt des öffentlichen Geschehens. Im Landesmuseum legt daher den Schwerpunkt Spannungsfeld von gegensätzlichen natio- auch auf die österreichische Geschichte vom nalpolitischen Strömungen haben die heimi- Untergang der Monarchie 1918 bis hin zum schen Künstler im Sinne der Bevölkerungs- Beitritt zur Europäischen Staatengemein- mehrheit eine unmißverständliche und klare schaft, u. a. mit den Themen Gesellschaft, Position für die Erhaltung der Kärntner Lan- Wirtschaft und Soziales, Kirche, Politik, deseinheit bezogen. Besonders in den Bildung, Kunst und Kultur, internationale Wirren der unmittelbaren Nachkriegszeit Staatengemeinschaft, Sicherheit, Grenzfra- 1919/20 haben einzelne Maler und Bild- gen und Volksgruppen. hauer durch engagierte gesellschaftspoliti-

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im Volksabstimmungsmuseum Völkermarkt 1984 hier ebenfalls behandelt werden. Die Schau beinhaltet aus Kostengründen vor allem Kunstwerke aus öffentlichem Besitz, nur in wenigen Ausnahmefällen konnten pri- vate Leihgaben berücksichtigt werden. Das Modul „Presse und Berichterstat- tung“ präsentiert anhand eines Presse- spiegels, welcher die Berichterstattung zahl- reicher Printmedien aus Österreich und Kärnten anläßlich aller runden Jubiläums- feierlichkeiten beinhaltet, die Entwicklung und Bewertung der Feier an sich, die State- ments von Politikern von Bund, Land und Gemeinden, Historikern und Zeitzeugen im Zeitrahmen von 1920 bis 2000. Zu den bear- beiteten Zeitungen gehören: Die freien Stim- men, das „Kärntner Tagblatt“, die „Kärntner Tageszeitung“, die „Kleine Zeitung“, die „Neue Zeit“, der „Volkswille“, die „Volks- stimme“, die „Volkszeitung“, die „Neue Kro- nen Zeitung“, der „Standard“, der „Kurier“, die „Presse“, die „Kronenzeitung“, das „Kleine Volksblatt“, die „Wiener Zeitung“, das Magazin „Profil“ und noch einige mehr. Sämtliche Artikel der genannten Print- medien werden chronologisch in der Aus- stellung präsentiert und in digitaler Form als Quellsammlung zu kaufen sein. Durch das breite politische Spektrum der bearbeiteten Medien bietet sich in der Gesamtheit ein zu- sammenfassender Blick nicht nur auf die Jubiläumsfeierlichkeiten, sondern auch auf den Einfluß der Tagespolitik aller Parteien zur Thematik Minderheitenpolitik in Öster- reich. „ Eine Postkarte, die anläßlich der Volksabstimmung aufgelegt wurde. http://www.landesmuseum.ktn.gv.at sche und journalistische Beiträge ihre Hei- mat tatkräftig unterstützt. Eine repräsentati- ve Auswahl von patriotischen Gemälden und Grafiken besonders für das erste Große Volksabstimmungsjubiläum 1930 veran- schaulicht in weiterer Folge die jeweilige Geisteshaltung der Zeit und sind ein interes- santes Interpretationsmaterial auch für die nachfolgenden Generationen. Für die Ausstellung wurden zu einigen Porträts auch die entsprechenden Kurzbio- graphien wissenschaftlich fundiert erarbeitet und die zahlreichen allegorischen Darstel- lungen einer neuen kunsthistorischen Deu- tung unterzogen. Eine Sonderstellung ge- bührt sicher den berühmten Abstimmungs- fresken von Prof. Hermann Heller, deren Rettung mit einer Spendenaktion im Jahre 1958 und ihre teilweise Wiederaufstellung Am sogennanten »Volksabstimmungs- teppich« wurde sechs Jahre gearbeitet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 83 Kultur Alpenverein-Museum Innsbruck ausgezeichnet Der Österreichische Museumspreis gehört zu den höchsten und wichtigsten Aus- zeichnungen in der österreichischen Museumslandschaft und wird seit 1988 verliehen.

as Alpenverein-Museum Innsbruck, das D1911 in München gegründet wurde, zeigt einen Teil seiner Bestände seit 2007 in einer vielbeachteten Sonderausstellung in der Hofburg Innsbruck und arbeitet parallel an einem Konzept zur Weiterentwicklung des Museums. Mit der Verleihung des Österreichischen Museumspreises kann sich das Alpenverein- Museum in Innsbruck in eine Reihe renom- mierter, mit diesem Preis ausgezeichneter Museen wie dem Salzburg Museum (2007), dem Museum des Stiftes Admont (2005) oder dem Niederösterreichischen Landes- museum (2003) einordnen. „Das Alpenverein-Museum Innsbruck stellt die Beziehung des Menschen zum alpi- Foto: Alpenverein-Museum Innsbruck / norbert-freudenthaler.com nen Raum in ihren wissenschaftlichen, ge- Der Alpenverein baute ein neues Depot für sein Museum. sellschaftlichen und philosophischen Zu- sammenhängen alle Sinne ansprechend ein- „Der Österreichische Alpenverein freut der eigenen Bestände gearbeitet. In den letz- drucksvoll dar. Durch ein attraktives Präsen- sich über die hohe Auszeichnung des Al- ten Jahren wurden große Teile der Samm- tationskonzept wird das Thema in seinen penvein-Museums in Innsbruck. Der Preis lungen des Österreichischen Alpenvereins vielfältigen Facetten für die Besucherinnen ist für uns nicht nur Zeichen großer Wert- inventarisiert und werden schrittweise über und Besucher erlebbar. Auch Archiv und schätzung, sondern auch Motivation das das Internetportal des Historischen Alpen- Depot des Museums sind in vorbildlicher Museum weiter zu entwickeln und bestärkt archives http://www.alpenarchiv.at der Öf- Weise geführt. Mit der Verleihung des Öster- uns, das Museum in der Tradition der Kul- fentlichkeit zugänglich gemacht. Darüberhin- reichischen Museumspreises 2009 wird dem turarbeit des Alpenvereins als wesentlichen aus wurde ein neues Depot eingerichtet, das Alpenverein-Museum höchste Anerkennung Bereich zu pflegen. Der Erfolg des Mu- höchsten konservatorischen Anforderungen seitens der Republik Österreich zuteil. Der seums hängt ganz wesentlich mit einer gerecht wird. Preis ist Ausdruck der Wertschätzung und neuen und innovativen Ausstellungspraxis Seit Ende 2007 zeigt das Museum die für öffentlichen Wahrnehmung des Alpenver- zusammen, die mit ExpertInnen erarbeitet die Dauer von fünf Jahren konzipierte Aus- ein-Museums“, so Kulturministerin Claudia wurde. Ich bedanke mich beim gesamten stellung „Berge, eine unverständliche Lei- Schmied. Museumsteam, den ehrenamtlichen Helfe- denschaft“ in der Hofburg Innsbruck. Die Die Jury berücksichtigte bei der Bewer- rInnen, den Alpenvereins-Gremien, unseren Ausstellung, deren Exponate größtenteils tung der Museen vor allem folgende Aspek- Förderern, Subventionsgebern und Sponso- aus der Sammlung des Alpenverein-Museums te: ren sowie unseren Kooperationspartnern für stammen, zeigt auf über 700 m² Ausstel-  Originalität der dem Museum zugrunde Ihre Arbeit und die Unterstützung“, so Oskar lungsfläche kultur- wie kunsthistorische Re- liegenden Idee (Leitbild, Sammelkonzept), Wörz, Vizepräsident des Österreichischen flexionen zu alpiner Kultur, der Geschichte  Erhaltungszustand der Sammlungsbe- Alpenvereins. des Bergsteigens und der Beziehung des stände, Das Alpenverein-Museum, das im kom- Menschen zu Natur und veranschaulicht  ausstellungstechnische Umsetzung und menden Jahr sein hundertjähriges Bestehen leibliche, mentale und emotionale Dimen- Gesamtatmosphäre, feiert, wurde 1911 in München gegründet sionen des Berggehens und Bergsteigens.  Intensität, Kreativität und den Einfalls- und hat eine lange Tradition. Wesentliche Sie wurde seit der Eröffnung von insgesamt reichtum der gesamten Vermittlungsarbeit, Bestände wurden 1944 nach Tirol ausgela- über 150.000 BesucherInnen gesehen.  Umsetzung eines adäquaten sammlungs- gert. Erst in den 1970er Jahren gab es eine Die Auszeichnung mit dem Österreichi- bezogenen Sicherheitskonzeptes (safety erste Neuaufstellung. Das Alpenverein-Mu- schen Museumspreis 2009 folgt dem Tiroler und security), seum hat sich in den vergangenen Jahr- Museumspreis 2009 und einer Nominierung  die wissenschaftliche Aufarbeitung und zehnten stets weiterentwickelt, an einer zeit- für den European Museum of the Year  die Verhältnismäßigkeit der aufgewende- gemäßen Praxis des Ausstellens und einer Award 2010. „ ten Mittel. wissenschaftlich fundierten Aufarbeitung http://www.alpenverein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 84 Kultur Leben und Speisen in alten Gemäuern Innerhalb der letzten zwei Jahre wurde das Gebäude des ehemaligen Oberstbergmeisteramtes im Kärtner Obervellach saniert, restauriert und für eine Mehrfachnutzung adaptiert. Foto: Oberstbergmeisteramt Zweigeschoßiger Arkadengang mit toskanischen Säulen im nunmehr überdachten Innenhof des Oberbergmeisteramtes

ie Eigentümergeschichte des Oberstberg- und zunächst in private Hände, später in das Eingangsbereich Steckgitter aufwies, alle Dmeisteramtes reicht bis ins 16. Jahrhun- Eigentum des Ärars überging. übrigen Kastenstockfenster jedoch großteils dert – die Blütezeit des Oberkärntner Bis heute ist die dem Hauptplatz zuge- auf das frühe 20. Jahrhundert zurückgingen, Edelmetallbergbaues – zurück: Seit dem Jahr wandte Schaufassade von der repräsentati- entschloß man sich zur Beibehaltung des 1509 gab es in Obervellach dieses Amt, das ven Umgestaltung geprägt, die der neue Ei- überkommenen Erscheinungsbildes. für den gesamten Bergbau in Ober- und Nie- gentümer seinem Haus im letzten Viertel des Im Einfahrts- und Hoftrakt mit überwie- derösterreich, Steiermark, Kärnten und 16. Jahrhunderts angedeihen ließ: zeittypische gend renaissancezeitlichen Gewölben und Krain verantwortlich war. Im Jahr 1553 ließ Baudetails sind das Rustikaportal und hori- Arkadengängen wie auch in den Innenräu- Erzherzog Ferdinand ein damals bereits zontalverdachte, mit gekehlten Sohlbänken men waren die ursprünglichen Farbschichten bestehendes Haus am Hauptplatz als künfti- versehene Fensteröffungen im Erdgeschoß noch so gut erhalten, daß die Farbgebung – ges Amtsgebäude seines obersten Berg- und ersten Obergeschoß. Nur wenig später laut Befund von Restaurator Herwig Hub- beamten ankaufen. Mehr als zweihundert dürfte das Gebäude aufgestockt worden sein, mann in einem in Grau gebrochenem Weiß- Jahre diente es als ständiger Amtssitz, bis es so ist es in der Khevenhüller-Chronik (um ton – darauf abgestimmt werden konnte. 1784 vor dem Hintergrund einer Neustruktu- 1620) bereits dreigeschoßig dargestellt! Da Um dem Wunsch der Eigentümer nach rierung der Bergbehörde versteigert wurde nur noch eine einzige Fensteröffnung im wirtschaftlich kompatiblen Raumgrößen in

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Parallel zu den Baumaßnahmen wurde im Auftrag des Landeskonservatorates eine Bauuntersuchung durchgeführt: Bauforsche- rin Christiane Wolfgang fand heraus, daß sich die ältesten Mauerzüge im platzzuge- wandten Gebäudetrakt befinden. Da ihr la- gerhaftes, mit Bachsteinen versetzte Mauer- werk als Charakteristikum des 13. Jahrhun- derts bewertet wird, muß der Kernbau we- sentlich älter sein, als man bisher vermutete. Im Erdgeschoß, wo nun ein Café und das örtliche Tourismusamt eingerichtet sind, ent- deckte man im Zuge der Bauarbeiten im Osttrakt frühneuzeitliche Keramik- und Hohlglasfragmente wie auch Reste von Malereien des 19. Jahrhunderts. Auch diese Funde blieben erhalten und werden heute liebe- und stilvoll präsentiert. Foto: BDA/ Moravi Stift Ossiach: Verleihung der Medaille für besondere Verdienste um den Denkmalschutz

den Obergeschoßen zur Nutzung als Semi- Oberlichten vorgesehen, die als Nurglaskon- narräume und Apartments zu entsprechen, struktionen direkt an die Stuckdecken an- mußten einige Repräsentativräume unterteilt schließen. Die historische Raumabfolge blieb werden. Damit die ursprüngliche Raum- trotz dieser – jederzeit reversiblen – Einbau- wirkung zumindest spürbar bleibt, wurden ten weitgehend gewahrt. Foto: Oberstbergmeisteramt

Das überkommene Erscheinungsbild der Außenfassade wurde weitgehend beibehalten. Für den sensiblen Umgang mit dem Be- stand wurde die Besitzgemeinschaft Wolfgang Rotomer und Josef Vierbauch am 13. Okto- ber 2010 von Sektionschef Michael P. Franz als Vertreter von Kulturministerin Claudia Schmied mit einer Medaille für Verdienste um den Denkmalschutz ausgezeichnet. „ Lesen Sie hier mehr über Denkmalschutz in Österreich unter http://bda.at Literatur: > Hubmann, Herwig: Oberstbergmeisteramt - Architekturuntersuchung im Auftrag des BDA/ Landeskonservatorates für Kärnten, 2009 > Wehdorn, Manfred: Zeitschrift für geschichtli- che Landeskunde 164/ 1974, S. 135ff. > Wolfgang, Christiane: Oberstbergmeisteramt –

Foto: Oberstbergmeisteramt historische Bauuntersuchung im Auftrag des Detail der Ansicht von Obervellach aus der Khevenhüller-Chronik (1620) mit einem Bundesdenkmalamtes/ Landeskonservatorates bereits dreigeschoßigen, zweigiebeligen Oberstbergmeisteramt für Kärnten, 2009

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 86 Kultur Über Gutruf »Aus der Ferne ist Gerhard Gutruf ein Romantiker, der mit idealtypischen Formen das Reich einer ausgewogenen Schönheit sucht.«

Von Laura Ledwina. Fotos: Österreich Journal / Michael Mössmer Ein Blick in das Atelier von Gerhard Gutruf, wo (links im Bild zu sehen) eine neues Gemälde zu Vermeers »Malerei« entsteht.

as einleitende Zitat stammt vom in New Jahr verbrachte er Dank eines Stipendiums DYork lebenden österreichischen Künst- in Rom. 1974 stellte Gutruf im Kupfer- ler Paul Z. Rotterdam (1998). „Das bildneri- stichkabinett der Akademie der bildenden sche Material existiert auf verschiedenen Künste aus, 1976 präsentierte er sein Bild Höhenstufen der Abstraktion, von der Un- „Hommage à Vermeer“ – eine Variation des mittelbarkeit einer Fläche bis zur Darstel- Atelierbildes von Johannes Vermeer, an der lung von Sachinhalten, die entweder der er drei Jahre lang gemalt hatte – in der Wirklichkeit entnommen oder sich aus der renommierten Galerie Würthle in Wien. Konstruktion geometrischer Elemente erge- Schon 1979 widmete ihm die Österreichi- ben haben“. Und Wolfgang Hilger bemerkt sche Galerie Belvedere Wien eine Personale. 2009: „Als ‚radikaler Einzelgänger‘ hat sich Eine seiner zahlreichen späteren Studien- Gutruf stets den zeitgeistigen Doktrinen wi- reisen führte Gutruf 1990 nach Mexiko. An- dersetzt und die ‚Vision einer sehr persön- läßlich eines Atelierbesuches regte der da- lichen Klassizität‘, beruhend auf den Errun- mals 90jährige berühmte Maler Rufino genschaften der europäischen Kunst, durch- Tamayo eine Gutruf-Ausstellung in Mexico zusetzen versucht.“ Die zweite Quelle seiner, City an, die 1993 im Museo Nacional de la Gutrufs, Inspiration ist die Beschäftigung Estampa realisiert wurde. mit utopischen Ideen – in diesem Spannungs- Nach weiteren Einzelausstellungen u.a. feld entwickelt er seine Bilderfindungen. Gerhard Gutruf in Guadalajara, Kairo, Addis Abeba, Ljubl- in Wien, u.a. bei den Professoren Sergius jana, Bratislava, Ascona, Pretoria, im Museu Über Gutruf Pauser (Assistent Martin Polasek), Lois Egg da Electricidade in Lissabon, in Coimbra 1944 geboren, studierte Gutruf 1962 bis und Josef Mikl; Abendakt bei Herbert und Viseu wurde Gutruf vom Doyen der chi- 1970 an der Akademie der bildenden Künste Boeckl (Assistent Claus Pack). Das folgende nesischen Malerei, Liu Xun, eingeladen, im

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International Yi Yuan Museum in Peking auszustellen. „This exhibition of Austrian painter Gutruf has unexpectedly fascinated Chinese painters and audience“ stellte ein Kunstkritiker in der chinesischen Tageszei- tung „Beijing Daily“ am 14. Juni 2000 fest, was soviel heißt, daß Gutruf beim Publikum unerwartet große Begeisterung ausgelöst hatte; den Grund dafür sah der Autor in sei- nem Personalstil: „Gutruf portrays the reali- stic image in an abstract way.“ (Gutruf por- traitiert die Realität in abstrakter Weise.) 2005 wurde seine Ausstellung „Ojo a Madrid“ im Museo Municipal de Arte Con- temporaneo in der spanischen Hauptstadt gezeigt. Anschließend stellte Gutruf im Palais Yeniköy in Istanbul aus, zweimal prä- sentierte er Arbeiten in der Galerie Wagner in Wallisellen bei Zürich, 2007 zeigte die Galerie Kamera in Kiew seine Werke, 2008 gab es eine umfassende Personale mit über 130 Arbeiten im Ningbo Museum of Art, einem der größten neuen Kunstmuseen Chi- nas. 2009 stellte Gutruf u.a. in der Akade- Foto: Ateilier Gutruf misch Genootschap Eindhoven und in Louk’s Gerhard Gutruf: »Firenze Duomo« – Radierung, 24,5 x 32cm, 1996 Galerie, Enschede, in den Niederlanden aus. Von Jänner bis April 2010 zeigte das Kunsthistorische Museum Wien eine Aus- stellung rund um Vermeers Meisterwerk De Schilderkunst („Die Kunst der Malerei“), in der auch unterschiedliche Variationen dieses Bildes – u.a. von Peter Greenaway, Maria Lassnig sowie die „Hommage“ von Gutruf – gezeigt wurden. In der anschließenden Prä- sentation im Vermeer Centrum Delft gestal- tete der Wiener Künstler die erste Ausstel- lung eines lebenden Künstlers: „Mit het werk van Gerhard Gutruf hebben we een tentoon- stelling op wereldniveau“, schrieb Herman Weyers in der Zeitung „AD Delft“ am 20. Mai 2010 (mit dem Werk von Gutruf habe man eine Ausstellung auf Weltniveau). Zurzeit sind vier seiner Aquarelle in der

Shanghai International Watercolour Biennial Foto: Ateilier Gutruf Exhibition zu sehen, bei der über 2000 Maler Gerhard Gutruf: »Gitarre auf TischchenÍ - Öl auf Leinwand, 30x45 cm, 1976-77; aus 19 Ländern ihre Wasserfarben-Arbeiten Österreichische Galerie Belvedere, Wien eingereicht hatten. Der Wiener Künstler Vermeers. Gutrufs wissenschaftliche Unter- Landes künstlerisch umzusetzen. Der zwei- wurde als einziger Österreicher von einer suchung „Reconstructing Vermeer’s Pers- wöchige Studienaufenthalt im September hochkarätigen Jury ausgewählt – seine Blät- pective in ‚The Art of Painting“‘, die er 2010 hat einmal mehr gezeigt: Gutruf ist ter werden jetzt neben 240 Aquarellen weite- gemeinsam mit Prof. Hellmuth Stachel vom „einer der wenigen zeitgenössischen Künst- rer Künstler in der chinesischen Mega-City Institut für Geometrie der Technischen Uni- ler aus unserem Land, die bekannt und von präsentiert. versität Wien verfaßt hat, wurde Anfang Au- Bedeutung sind“, wie die Kunsthistorikerin Gutruf beschäftigt sich auch mit kunst- gust bei der „14th International Conference und Journalistin Brigitte Borchhardt-Birbau- theoretischen und philosophischen Proble- on Geometry and Graphics“ in Kyoto, Japan, mer im Juni 2000 im Vorwort zum „Peking- men. Er hielt Vorträge an Universitäten vor vorgestellt und erregte großes Interesse. Katalog“ feststellte. „ Kunsthistorikern, schreibt Einführungen und Zuletzt wurde Gutruf auf Empfehlung von http://www.gutruf.at Kritiken zu verschiedenen Ausstellungen und Prof. Karen Thomas (Rome University of Lesen Sie mehr über Vermeer und Gutruf beschäftigt sich mit Phänomenen der Per- Fine Arts) von der Omanischen Regierung in der „Österreich Journal“ Ausgabe 91 spektive und Komposition, vor allem im Werk eingeladen, verschiedene Aspekte dieses vom 23. Dezember 2010.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 88 Kultur Kulturpolitische Aufgabe Das Symphonieorchester Vorarlberg kann auf 25 erfolgreiche Jahre zurück- blicken – und feierte mit einem Festkonzert im Bregenzer Festspielhaus. Foto: SOV / Klocker Das Symphonieorchester Vorarlberg in »voller Besetzung« vor der imposanten Kulisse des Bregenzer Festspielhauses

ls professionelles Symphonieorchester nach der Auflösung des Vorarlberger Funk- höchstem Niveau zu etablieren. Als einziges Aist es aus dem Kulturleben Vorarlbergs orchesters 1959 im westlichsten österreichi- professionelles Symphonieorchester des nicht mehr wegzudenken und erfüllt eine schen Bundesland erneut ein Orchester auf Landes ist es aus dem Kulturleben Vorarl- wichtige kulturpolitische Aufgabe“, sagte bergs nicht mehr wegzudenken. Vorarlbergs Kulturlandesrätin Andrea Kauf- Der fixe Stamm des SVO besteht zu 80 mann anläßlich des Festkonzerts am 25. No- Prozent aus professionellen Musikern aus vember im Bregenzer Festspielhaus. Vorarlberg und den angrenzenden Nachbar- Werke von Anton Eberl und Ludwig van ländern Schweiz, Liechtenstein sowie dem Beethoven standen im Mittelpunkt der Ju- deutschen Bodenseeraum. biläumskonzertserie in Bregenz und Feld- Das SOV arbeitet projektorientiert. Ohne kirch. Anläßlich des 25. Jubiläums wurde im das Korsett eines festen Dienstplanes wer- Rahmen des Festkonzerts die neue Doppel- den in intensiven Probephasen pro Saison bis CD des Symphonieorchester Vorarlberg zu zehn Programme einstudiert und in je- (SOV) der Öffentlichkeit vorgestellt worden, weils mehreren Konzerten aufgeführt. Zu die mit musikalischen Sternstunden (so auch einem attraktiven Fixpunkt im Jahrespro- der Titel der CD) der letzten 25 Jahre auf- gramm des Orchesters wurden seit 1990 die wartet. Mit ausverkauften Konzerten in szenischen Opernproduktionen in Zusam- Feldkirch und Bregenz, 146 neuen Abonnen- menarbeit mit dem Vorarlberger Landesthea- ten und damit einem Zuwachs von 8,2 Pro- ter und den Bregenzer Festspielen. zent verzeichnet das SOV zudem einen be- Von Publikum und Presse besonders her- eindruckenden Aufwärtstrend. vorgehoben wird immer wieder das außerge-

Das Symphonieorchester Vorarlberg ent- Foto:SOV / Marco Borggreve wöhnliche Engagement der vorwiegend jun- stand 1984 aus dem dringenden Wunsch, SOV-Dirigent Gérard Korsten gen Musiker.

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Durch die Zusammenarbeit mit interna- tional renommierten Solisten und Dirigenten wie Heinrich Schiff, Thomas Zehetmair, Julian Rachlin, Elisabeth Leonskaja, Tho- mas Quasthoff, Clemens Hagen, Manfred Honeck, Kirill Petrenko, dem Schauspieler Tobias Moretti oder dem Autor Michael Köhlmeier sowie durch regelmäßige Auf- tritte bei internationalen Festivals (Schuber- tiade Hohenems, Bregenzer Festspiele, Bre- genzer Frühling) ist das SOV zu einer wich- tigen Kulturinstitution nicht nur in Vorarl- berg geworden. Außer der Pflege des traditionellen klas- sisch-romantischen Orchesterrepertoires wer- den regelmäßig Werke des 20. und 21. Jahr- hunderts aufgeführt, wobei zeitgenössischen Komponisten aus Vorarlberg eine besondere Bedeutung zukommt. Gastspiele führten das SOV bereits mehr- Foto:SOV / Marco Borggreve mals nach Wien (Wiener Musikverein, Wie- Die Schweizer Sopranistin Christiane Bösinger ist eine der KünstlerInnen, die gerne mit dem Symphonieorchester Vorarlberg arbeiten. ner Konzerthaus), nach München (Philhar- monie), Düsseldorf (Tonhalle), Madrid (Audi- English National Opera und Mozarts Così der schönsten Highlights aus den Jahren torio Nacional), Bozen (Nuovo Teatro), fan tutte an der Nederlandse Opera Amster- 1996 bis 2010 wurden nun ausgesucht, um Zürich (Opernhaus) sowie nach Salzburg dam. musikalische „Sternstunden“ wieder in und Neapel. In Cagliari leitete Gérard Korsten mehre- Erinnerung zu rufen. re italienische Erstaufführungen: Richard Die Auswahl bietet Werke von Komponi- Gérard Korsten Strauss: Die ägyptische Helena, C. M v. sten wie Mahler, Haydn, Weinberg, Borodin, Von 1988 bis 2005 war Christoph Eberle Weber: Euryanthe, Frederick Delius: A Smetana, Bruckner, Schubert und Tschai- Chefdirigent des SOV, seit November 2005 Village Romeo and Juliet und F. Schubert: kowsky, musikalisch geleitet von Dirigenten ist Gérard Korsten Chefdirigent des Or- Alfonso und Estrella. Als Musikdirektor war wie Kirill Petrenko, Dietfried Bernet, Man- chesters. 1960 in Pretoria (Südafrika) gebo- er ebenfalls für das Repertoire des Hauses fred Honeck, dem langjährigen Chefdiri- ren, studierte er Violine bei Ivan Galamian verantwortlich, u.a. dirigierte er Die Zauber- genten Christoph Eberle und dem jetzigen am Curtis Institute in Philadelphia und bei flöte, Don Giovanni, Lucia di Lammermoor, Leiter des Orchesters, Gérard Korsten. Sándor Végh in Salzburg. Er war Konzert- Carmen, Die Fledermaus, Tosca, Aïda, Il Bar- Publikum und Künstler warten seit Jah- meister und stellvertretender Musikalischer biere di Siviglia und Don Pasquale. ren auf einen neuen Tonträger des Orche- Leiter der Camerata Salzburg, 1987 über- Im Konzertsaal arbeitet er u.a. mit folgen- sters, der sowohl die Möglichkeit bietet, nahm er die Stelle des Konzertmeisters beim den Ensembles: Budapest Festival Orchestra, schöne Erinnerungen wieder aufleben zu las- Chamber Orchestra of Europe, die er neun Mozarteum Orchester Salzburg, Orchestra sen als auch das eine oder andere Konzert Jahre inne hatte. Seit 1996 ist er ausschließ- Sinfonica Nazionale della Rai Turin, König- nochmals neu zu entdecken. lich als Dirigent tätig. lich Philharmonisches Orchester von Flan- Um die Idee zu verwirklichen, gaben Korsten war Chefdirigent in Uppsala dern, Netherlands Radio Philharmonic Or- Dirigenten und Solisten ihr Einverständnis, (Schweden) und am Opernhaus von Pretoria. chestra, SWR Sinfonieorchester, dem Swe- die Aufnahmen verwenden zu dürfen. Mit- Von 1999 bis 2005 hatte er die Position des dish Radio Symphony Orchestra, dem arbeiter des ORF Vorarlberg unterstützten Musikdirektors am Teatro Lirico in Cagliari Orchestra Mozart in Bologna und den Lon- das Vorhaben mit großem Einsatz und (Sardinien) inne. don Mozart Players, deren musikalischer Geschäftsführer Michael Löbl sorgte dafür, In letzter Zeit arbeitete er in erster Linie Leiter er seit dieser Saison ist. daß dank der „richtigen Mischung“ ein run- an großen Europäischen Opernhäusern wie des Gesamtergebnis entstand. dem Teatro alla Scala Milano (Mozart: Le »Sternstunden« Besonderer Dank gilt den Musikern und nozze di Figaro), der Opéra National de Fast jedes Konzertprogramm des SOV Dirigenten des SOV, welche die „Sternstun- Lyon (R. Strauss: Ariadne auf Naxos, F. wird vom ORF Landesstudio Vorarlberg mit- den“ durch ihr künstlerisches Schaffen Léhar: Die lustige Witwe, H. W. Henze: geschnitten. Das ist ein ganz besonderes Pri- erlebbar machten sowie dem ORF, der sie L'Upupa, G. Verdi: La Traviata und R. Wag- vileg, von dem andere Orchester im In- und eingefangen und für die CD zur Verfügung ner: Siegfried), dem Königlichen Opernhaus Ausland nur träumen können. Das Engage- gestellt hat. in Stockholm (Mozart: Don Giovanni) und ment der Musikabteilung des ORF ist ein „Sternstunden“ ist ein digitaler Schatz an in Glyndebourne (Mozart: Così fan tutte, Glücksfall für das Orchester aber auch für legendären Augenblicken – ein Muß für B. Britten: Albert Herring). Ebenfalls diri- sein Publikum, denn zahlreiche Live-Auf- jeden SOV-Fan – und im Internetportal des gierte er G. Puccinis Tosca am New National nahmen besonderer Konzerterlebnisse sind SOV erhältlich. „ Theatre in Tokio, G. Verdis Aida an der in den Archiven des ORF zu finden. Einige http://www.symphonieorchester-vorarlberg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 90 Kultur Elf Kärntner Löwen LH Gerhard Dörfler und LR Harald Dobernig überreichten Auszeichnungen – Blasmusikverband übergab Goldenes Ehrenzeichen an Musiker LR Dobernig Foto: LPD/fritzpress Verleihung des Kärntner Löwen 2010 an Kärntner Musikkapellen durch LH Gerhard Dörfler und LR Harald Dobernig

m Rahmen der Klagenfurter Brauchtums- der die Blasmusikkapellen zur Teilnahme an Einsatz Baumgartners. Vor allem sei Dober- Imesse wurden am 19. November durch den Konzert- und Marschwertungsspielen nig stolz darauf, daß sich die Kärntner Blas- Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit Begeisterung animiere. musik auf einem sehr hohen Qualitäts- und Volkskulturreferent Harald Dobernig Etwas nervös zeigte sich Volkskultur- standard befinde. Es freue ihn auch, dass zum 3. Mal der „Kärntner Löwe“ und Son- referent Landesrat Harald Dobernig: Er sich sehr viele Jugendliche für die Volksmu- derprämien in der Höhe von 300 Euro über- mußte eine im Vorjahr versprochene Wette sik begeistern, so Dobernig. reicht. Elf Blasmusikkapellen freuten sich einlösen. „Bei der zehnten Kärntner Brauch- Erstmals ausgezeichnet wurden: Gitsch- über ihren verdienten „ersten Kärntner Lö- tumsmesse, werde ich eine musikalische taler Trachtenkapelle Weißbriach, Musik- wen“. Die Sonderprämien, die bei zweimali- Einlage auf einer Trompete zum Besten ge- verein Grafenstein, Trachtenkapelle Irschen, gem Erreichen der goldenen Skulptur ge- ben“, versprach er vor einem Jahr. Mit Mu- Trachtenkapelle Malta, Trachtenkapelle währt werden, erhielten sechs Kapellen aus sikschullehrer Christian Duss, einem persön- Steinfeld, Glantaler Blasmusikkapelle Frauen- dem Bezirk St. Veit sowie Weißbriach, lichen Freund, probte Dobernig fleißig, was stein, Marktmusikkapelle Guttaring, Musik- Irschen und Steinfeld. sich offensichtlich lohnte. Unter tosendem verein Glantal-Liebenfels, Musikverein St. „Musikvereine mit ihren Trachtengrup- Applaus mußte der Landesrat noch eine Zu- Georgen am Längsee, Trachtenkapelle Ar- pen sind wichtige Volkskulturträger und gabe spielen. riach und EMV Stadtkapelle Villach. Botschafter unserer Kärntner Gemeinden Im Namen des gesamten Kärntner Blas- Zum zweiten Mal ausgezeichnet und und Täler nach außen“, hob Dörfler die musikverbandes überreichte Baumgartner an somit Sonderprämien erhielten: Gitschtaler große Bedeutung des Kärntner Brauchtums Dobernig das „Goldene Ehrenzeichen“, mit Trachtenkapelle Weißbriach, Trachtenka- hervor. Dies wurde mit dem Festumzug an- dem er für seine besonderen Verdienste um pelle Irschen, Trachtenkapelle Steinfeld, läßlich der 10. Oktober-Jubiläumsfeierlich- die Förderung der Kärntner Blasmusik aus- Glantaler Blasmusikkapelle Frauenstein, keiten deutlich bewiesen. Großer Dank gelte gezeichnet wurde. Sichtlich erfreut über Musikverein St. Georgen am Längsee und vor allem dem Obmann des Kärntner Blas- diese gelungene Überraschung dankte Do- Musikverein Glantal-Liebenfels. „ musikverbandes (KBV), Horst Baumgartner, bernig und würdigte den unermüdlichen http://www.kbv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 91 Kultur Meister sinnlicher Roben Die Kollektionen von Lord Rieger begeistern Generationen ob ihres Designs, ihrer Stoffe und Farbauswahl.

Von Michael Ellenbogen *) Alle Fotos: Atelier Rieger

as Zitat „Kleider machen Leute“ fand tierte Herbert Rieger zunächst die für jene Ddurch den Schriftsteller Gottfried Kel- Zeit typischen Glockenhosen, die der De- ler nicht nur Eingang in die Weltliteratur, signer auf seinen Reisen in London entdeckte. sondern prägt den persönlichen Geschmack „Die hat es damals in Österreich nicht gege- und Stil der Damen und Herren, die eine ben und ich dachte mir, die müßten eigent- exquisit-elegante, aber doch individuelle lich in Wien ganz gut verkaufbar sein“, er- Note in der Wahl ihres Outfits sehr schätzen. innert sich der Modedesigner an seine An- Die Kollektionen von Lord Rieger begei- fänge zurück. Auch der erste Flohmarkt Am stern Generationen ob ihres Designs, ihrer Hof in der Wiener Innenstadt zog viele Ju- Stoffe und Farbauswahl. Der fantasiereiche gendliche an und Herbert Rieger verkaufte Wiener Modedesigner revolutionierte zu Be- bestickte Afghan-Pelze im Flower-Power- ginn der 70er-Jahre die österreichische Mo- Look und andere Accessoires, die er jede deszene mit herausragenden Kollektionen, Woche aus London importierte. die eine Symbiose aus kräftigen Farben und Der Geschäftsmann hatte mit der aus einem barocken, sinnlich anmutenden Schnitt London, aber auch aus anderen Metropolen das hierzulande existierende Manko an importierten Mode großen Erfolg und eröff- exklusiver Designermode für den individuel- nete in der Klosterneuburgerstraße im 20. len Geschmack beseitigte. Ab 1971 impor- Bezirk sein erstes Geschäft – ursprünglich gehörte es seinem Vater, gegründet 1953. *) Michael Ellenbogen lebt und arbeitet als freier Jour- nalist in Wien und hat sich auf Geschichte und mili- Dort verkaufte er Waren aller Art, in erster tärhistorische Themen spezialisiert. Linie aber Mieder, Bustiers und Damen-

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lassen und neue Schnitte gemacht, so lange bis sie paßten“, schildert der Perfektionist, der obendrein auch zugibt, ein Farben- fanatiker zu sein. Doch nicht nur japanische und europäi- sche Einflüsse prägten Herbert Riegers Modelinie, sondern auch typisch indische Stilelemente und sogar die Mäntel, Geh- röcke und Rüschenhemden, im Stile der glorreichen Musketiere, inspirierten den Modedesigner aus Wien. Der Life-Ball war von Anfang an ein willkommener öffent- licher Anlaß, bei dem viele Besucher Rieger- Mode präsentierten. Heute ist auch die Maßarbeit ein wichtiger Bestandteil des An- gebotes. „Ich setze die persönlichen Ideen meiner Kunden in Maßarbeit um, sie suchen sich die Stoffe aus. Ein neues Modell ent- steht, das auch andere Interessenten haben unterwäsche. Herbert Rieger spezialisierte Galliano. In dieser Zeit reiste ich viel nach können, ich kann es jederzeit entsprechend sich auf jene schrille, bunte, eben andere Tokio“, analysiert Herbert Rieger seinen der Körpermaße ändern“, vermittelt das Mode, die junge Menschen sowie Individua- Weg in die kreative Unabhängigkeit. Die Multitalent, bei dem sich der Besuch in sei- listen schätzen lernten und etablierte sich Mode der weltberühmten Designer präsen- ner Boutique und Schneiderwerkstatt in der damit in Wien. Doch der vife Eigentümer der tiert sich am Laufsteg als optische Offen- Gonzagagasse als angenehmer Ausflug in Lord Rieger Mode-Mekkas entwarf zwi- barung, ist aber kaum alltagstauglich. Der eine seidigsamtene Farbenwelt entpuppt, bei schen 1973 und 1977 auch die ersten eige- Eigentümer der Lord-Rieger Filialen wan- dem man sich gerne etwas Zeit nimmt und nen Jeans-Kreationen. Herbert Rieger hatte delte die Entwürfe der weltberühmten Mo- das eine oder andere Ensemble gerne pro- aber noch ganz andere Ideen und Per- degurus in tragbare Mode um. „Ich habe die biert. „ spektiven, mit denen er sein eigenes Label einzelnen Modelle immer wieder probieren http://www.rieger-moden.at begründen wollte. „Ich reiste in dieser Ära viel nach Afghanistan und entwickelte mit den Pumphosen und den bestickten Kleidern einen neuen Modetrend“, weiß der Designer zu berichten. Der Künstler dachte an eigene Kollektionen, die, aus edlen Stoffen, wie Samt und Seide, ebenso wie durch ihr ausgefalle- nes Design, den Geschmack jener Kunden treffen sollte, die bei gehobenen Anlässen gern ihre individuelle Note präsentieren. Mitte der 80er-Jahre bestimmten neue Namen die internationale Modewelt, wie Galliano, Gaultier oder Vivien Westwood, deren Kollektionen Herbert Rieger verkaufte und sich gleichzeitig von ihnen hinsichtlich eigener Entwürfe inspirieren ließ. Eine Zeit lang dachte der Boutiquenbesitzer auch an eine Kooperation, aber schlußendlich ent- schloß er sich doch seine persönlichen Krea- tionen zu realisieren. Der Modemacher ließ seine Jeans- und Ledermodelle, später auch Abendkleider, in Paris und London produ- zieren. Gemeinsam mit seiner Frau Simone entwarf er ab Beginn der 90er-Jahre eigene Kollektionen, bei denen er von der Stoff- auswahl, über die Entwürfe, Schnitte bis hin zur Produktion und zum Verkauf alles selber realisierte. „Mich inspirierten japanische Modemacher, wie Miyake oder Yamamoto, aber ebenso die Europäer, wie Gaultier oder

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 93 Serie K.u.K. Jugendstil

Prof. Peter Schubert – der Autor dieser neuen Serie – beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren intensiv mit dem Jugendstil. Er hat zwei Bücher darüber verfaßt und fotografierte inzwischen wahrscheinlich das größte internationale Fotoarchiv zu diesem Thema: Es umfaßt derzeit mehr als 7000 digitale und 500 analoge Fotos aus 15 europäischen Ländern In dieser Folge widmet er sich Wien…

ien, damals Kaiserstadt und eine der W„Weltstädte“, Zentrum für Mittel- europa. Wer in Brody, Krakau, Klausenburg, Sarajewo, Rovereto, Teschen wohnte, hatte ein Zentrum, eine Hauptstadt: Wien. Man würde meinen, daß in Wien auch der Jugendstil sein Zentrum gehabt hätte und Otto Wagner die dominierende Gestalt ge- wesen wäre. Doch das stimmt nur zum Teil. Natürlich gab Professor Otto Wagner mit seiner Schule für viele Projekte der Stadt- planung den Ton an, aber andererseits… Der Jugendstil nahm so viel Lokalkolorit auf, daß er überall in Europa zu Hause war und in den Ländern der Donaumonarchie überall eigene Ausformungen erlebte. Aus- serdem gab es in Wien so viel zu bauen, so viele Projekte, daß Wagner – wenn man sich den heutigen Baubestand ansieht – nicht wirklich zur allein dominierenden Figur werden konnte. Natürlich: Wagner schuf die Stadtbahn, die sich durch viele Bezirke zog und deren Brücken und Stationen ganz deutlich seine Handschrift tragen. Wagner entwarf das Ge- bäude der Postsparkasse, das mit seinen architektonischen Details und der Material- verwendung ganz neue Maßstäbe schuf. Wagner konzipierte die Kirche am Steinhof, eines der wundervollsten und extrem an der Praxis orientierten Gebäude seiner Zeit. Aber dann muß man schon seine Schüler heranziehen: An den „Otto-Wagner-Häu- sern“ an der Wienzeile waren seine Schüler zumindest wesentlich beteiligt. Und die Secession ist überhaupt ein eigenständiges Werk seines Schülers Joseph Maria Olbrich, der in Wien sonst gerade einmal das Grab- mal der Familie Klarwill, die Villa Bahr und den Pavillon des Radfahrer-Clubs der Wie- ner Staats- und Hofbeamten schuf (der erst Alle Fotos: Prof. Peter Schubert vor kurzem wiederentdeckt wurde). Dann Kaum beachtet, obwohl an prominenter Stelle: das Palais des Beaux Arts in der wurde er nach Darmstadt berufen, um dort Löwengasse von den Gebrüdern Drexler. die Mathildenhöhe zu entwerfen, bis heute eines der bedeutendsten Jugendstilensem- bäude von Portois & Fix in der Ungargasse – staltung des Café Museum. Nach dem Ersten bles weltweit. und als Professor an der Technischen Hoch- Weltkrieg wurde er mit dem Wiederaufbau Zu Otto Wagners Schülern zählten Max schule, war er auch Berater des in Architek- der Stadt Görz betraut. Zu den Schülern Fabiani, der in vielfacher Hinsicht zum Mitt- turfragen erzkonservativen Thronfolgers zählte auch Josef Hoffmann, der später als ler zwischen Tradition und Moderne wurde: Franz Ferdinand – und vermittelte anderer- wesentlicher Künstler der Wiener Werkstätte Neben seinen eigenen Bauten – wie das Ge- seits Adolf Loos den Auftrag für die Ge- bekannt wurde und Josef Plecnik, der in

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hardtgasse im 19. Bezirk eine Villa steht, die von Horta persönlich entworfen sein und in Brüssel stehen könnte, ist kaum jemand bekannt: Aber Ferdinand Fellner III. aus der berühmten Theaterbau-Dynastie hatte bei Victor Horta studiert… Viel zu viele Architekten des Wiener Jugendstils sind viel zuwenig bekannt, ob- wohl ihnen oft wesentlich mehr qualitätsvol- le Gebäude zu verdanken sind als den be- kannten „Großen“: Hans Dworak (zumin- dest neun Häuser, darunter der Dreifaltig- keitshof in der Neustiftgasse) etwa oder Os- kar Marmorek (mit dem Nestroy-Hof an der Praterstraße und dem Rüdiger-Hof in der Hamburgerstraße), Arthur Baron (fünf Häu- ser, darunter der Residenzpalast in der

oben: Auffallender Frauenkopf am Marxerhof in der Bechardgasse von Georg Berger rechts: Rüdigerhof in der Hamburger Straße von Oskar Marmorek

Wien das Zacherlhaus entwarf, dann den Wiederaufbau des von einem Erdbeben zer- störten Laibach mitbestimmte und als per- sönlicher Freund von Masaryk am Prager Hradschin wirkte. Schon viel weniger bekannt sind etwa Robert Oerley – zu dessen Wiener Werken zahlreiche Villen gehören – oder Friedrich Ohmann, der an Stadtpark und Volksgarten mitarbeitete. Oder Hubert Gessner, der als persönlicher Freund des Sozialistenführers Victor Adler das Arbeiterheim in Favoriten und das Vorwärts-Verlagshaus – baute. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er zum Planer zahlreicher Gemeindebauten und Mitge- stalter des „Roten Wien“. Die Wien-Touristen haben ein festes Pro- gramm und dazu gehört auch der „bekannte“ Jugendstil: Die Secession und die schon erwähnten Häuser Otto Wagners in der Wienzeile zählen zu diesem Codex und fin- den sich wahrscheinlich jedes Jahr auf zehn- tausenden Fotos der Wien Besucher. Genau- so wie das Hundertwasser-Haus in der Lö- wengasse. Das reizvolle Jugendstilensemble des gegenüberliegenden Rudolf-von-Alt- Platzes gehört hingegen nicht dazu und wird genauso wenig beachtet, wie das unmittelbar daneben liegende Palais des Beaux Arts von Anton und Josef Drexler. Dabei ist es wahr- scheinlich der auffallendste Bau dieser bei- den Architekten, die geschickt den Wiener Späthistorismus mit dem westeuropäischen Art nouveau verbanden. Und daß in der Geb-

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Rotenturmstraße) oder Hans Prutscher (zumindest acht Häuser, dar- ser Zeit außerordentlich viel: Zuerst als Hauptstadt von Nie- unter im 14. Bezirk das Miethaus in der Salisstraße 3). Oder Max derösterreich im Gespräch wurde das Gebiet 1904 zu Wien einge- Hegele, auf den die wesentlichen Bauten auf dem Zentralfriedhof meindet. Die großen Industrieanlagen brauchten Arbeiter und diese zurückgehen – inklusive der Karl-Lueger-Gedächniskirche, die Wohnungen. Die Bauern hatten Grund – und dieser wurde zum Bau- 1907-1910 entstand und die Jahrzehnte auf ihre Anerkennung als Hoffnungsland, mit Straßen, die auf Stadtentwicklungsplänen ein- Kunstwerk warten mußte. (Alles nur wenige Beispiele für gezeichnet waren, ohne real zu existieren. Zur Aussteuer einer Architekten und Beispiele von vielen umfangreichen Bauerntochter zählten bald ein oder mehrere Zinshäuser an den eher Werkverzeichnissen, die man jeweils unter http://www.azw.at – der imaginären Straßen. Und wenn diese Straßen heute auch zum umfangreichen Architekten-Datenbank des Architekturzentrums Großteil existieren, ist doch noch immer dieser Bauboom der Jahre Wien –, geschaffen von Friedrich Achleitner, abrufen kann.) nach 1900 zu erkennen, denn da stehen drei- oder vier Stock hohe Aber immerhin: In den Architekturführern scheinen ihre Namen Zinshäuser aus der Zeit um 1900 ohne Nachbarn – oder mit solchen auf, genauso wie die von Emil Hoppe, Marcel Kammerer, Oskar aus der Zeit nach 1945. Laske (Engel-Apotheke) und Otto Schönthal (der mit 22 Jahren die Daß auch die lokalen Baumeister damals durchaus reizvolle Villa Vojcsik in der Linzer Straße 375 entwarf). Aber es gibt sicher Gebäude zustande brachten, steht außer Zweifel. Ebenso die Tat- weit über hundert Häuser, die selbst im Dehio, dem „Evangelium“ sache, daß gerade die Fülle dieser Häuser das Typische der Wiener der Baudenkmäler und herausgegeben vom Bundesdenkmalamt nur Bezirke ausmachen. mit „secessionistischer“ Dekor oder Ähnlichem aufscheinen – oder So bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als – trotz aller auch gar nicht. Und in drei der gängigen Jugendstilführer finden sich Architekturführer – mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen und die Bezirke 20 und 21 mit maximal zwei bis drei Gebäuden vertre- selbst den versteckten Jugendstil abseits der großen Namen zu ent- ten, die Bezirke 22 und 23 fehlen komplett. Ebenso unbekannt ist, decken… wer dort gebaut hat. Das waren meist lokale Baumeister, die den Prof. Peter Schubert, der Autor dieser Serie, beschäftigt sich seit Dekor oft nach Wunsch des Bauherrn aus dem Katalog bestellten. mehr als zehn Jahren intensiv mit dem Jugendstil. Er hat drei Bücher Gebaut wurde nämlich in den Bezirken nördlich der Donau in die- darüber verfaßt und fotografierte inzwischen wahrscheinlich das

Leuchte an der Karl-Lueger-Gedächtniskirche auf dem Äugelgasse 4: Nicht einmal der Straßenname scheint im Zentralfriedhof »Dehio« auf: Wohnhaus mit wunderschönem Jugendstildekor, erhaltenen Buntglasfenstern im Stiegenaufgang und Jugendstildetails im Eingangsbereich

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Ein Originalfoto (Betender Engel von der Otto-Wagner-Kirche am Steinhof) auf Pa- pier, 25 x 38 cm, mit Blindprägestempel des Fotografen und rück- seitig signiert (limitier- te Auflage fünf Exem- plare) ist derzeit für einen guten Zweck – den Sie selbst aus einer Liste von Hilfsorgani- sationen bestimmen können – im Internet bei „Kunst für Men- schen in Not“ zu ersteigern unter der Adresse http://www.kfmin.at

Vom Autor dieser Serie sind drei Bücher zum Thema Schmuck von Hausfassaden erhältlich: Barbara und Peter Schubert Die Ringstraße des Proletariats. Hausschmuck der Gemeindebauten 1923-1933.

Peter Schubert Jugendstil & Co. Hausschmuck in Floridsdorf 1880-1930.

Werner Kitlitschka / Peter Schubert Zeit des Jugendstils in Niederösterreich. Fassadenschmuck Täglich von tausenden Autofahrern übersehen: Wohnhaus in der Rossauer Lände von Franz Holik jun., 1908 um 1900. größte internationale Fotoarchiv zu diesem Szeged und Keckemet zu sehen) bearbeitet: Thema: Es umfaßt derzeit mehr als 7000 „Es sind Details von Fassaden, daher reiße digitale und 500 analoge Fotos aus 15 euro- ich sie digital aus. Und ich möchte Schwer- Jeder Band: 115 x 210 mm, fest gebun- päischen Ländern: vom Kaliningrader punkte betonen, daher softe ich Störendes den, 96 bzw. 112 Seiten mit ca. 80 z.T. Gebiet Rußlands im Norden bis Apulien im und Unwichtiges ab – wodurch ich zu einem färbigen Fotos, € 14,40; zu beziehen über Süden, von Barcelona im Westen bis ganz neuen Bild komme. Ich glaube, daß den Buchhandel oder direkt beim Constanta im Osten. Mehr als 200 Fotos meine Fotos als Dokumentation mit eigen- Verlag Stift Klosterneuburg davon hat er für Ausstellungen (bisher in ständigem, künstlerischem Anspruch einen [email protected] Klosterneuburg, Tulln, Wien, Budapest, neuen Weg beschreiten…“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 97 Film Viennale 2011 Von 21. Oktober bis 3. November fand in der Wiener Innenstadt, wie jedes Jahr, das Vienna International Film statt. Der Filmemacher Thom Andersen bezeichnete die Viennale als »eines der demokratischsten und egalitärsten Festivals weltweit«.

Von Margarethe Glac. Foto: Ruth Ehrmann Ein Blick auf die Urania mit dem gleichnamigen Kino und auf das »Badeschiff« am Donaukanal, der Festival-Zentrale

ie diesjährige, 48. Viennale bot auf- Special Programs „Silent Masters“ war ein dem österreichi- Dgrund großer Nachfrage in den vergan- „Drifting States“ war dem kanadischen schen Stummfilmkino der 20er Jahre gewid- genen Festivaljahren zum ersten Mal ein be- Filmemacher Denis Côté gewidmet. meter Filmzyklus in Zusammenarbeit mit sonders ausgewogenes Programm von Spiel-, „Exposed“ stellte das experimentelle Kino dem Filmarchiv Austria. Dokumentar- und Kurzfilmen. von Siegfried A. Fruhauf vor. Eröffnungsfilm Tributes Für die Eröffnungsgala wählte die Vien- Heuer würdigte die Viennale die Arbeit nale den Sieger des Grand Prix du Jury beim des Filmemachers Larry Cohen und des im Filmfestival in Cannes, „Des hommes et des Mai dieses Jahres verstorbenen Kameramanns dieux“ (F, 2010) von Xavier Beauvois. William Lubtchansky mit einer Auswahl aus Den historischen Hintergrund für den Film deren Œuvre. bot die Geschichte einer Gruppe von Zi- sterziensermönchen, die aus einem Gebirgs- Retrospektive kloster in Algerien von radikalen Islamisten Die große Retrospektive dieses Jahres verschleppt und ermordet wurden. galt Éric Rohmer. Im Wiener Filmmuseum „In einer Zeit unverhohlener, öffentlicher wurden rund 40 Arbeiten des französischen Hetze gegen fremde Religionen und An- Regisseurs gezeigt. Neben „Pauline à la dersdenkende, wie sie gerade wieder in ak- plage“ (F 1983) konnte man „Die Marquise tuellen Wahlkämpfen in Österreich stattfin- von O.“ (BRD/F 1976) und „Les amours det“, sagt Viennale-Direktor Hans Hurch,

d'Astrée et de Céladon“ (F 2007) sehen. Foto: Klaus Vyhnalek „kann dieser Film von denen, die es wollen,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 98 Film als politischer Kommentar und Signal für eine andere, freie Form der menschlichen Gesellschaft verstanden werden.“

Vienale-Trailer 2010 Jedes Jahr bittet die Viennale einen Filmemacher, einen einminütigen Kurzfilm zu drehen, der als Trailer vor vielen Film- vorstellungen während des ganzen Festivals präsentiert wird. Dieses Jahr war es der Trai- ler des thailändischen Regisseurs Apichat- pong Weerasethakul, dessen Film „Lung Boonmee Raluek Chat“, Festivalsieger in Cannes, ebenfalls bei der Viennale seine Österreich-Premiere hatte. Ein Taucher untersucht in dem Trailer Empire eine felsige Unterwasserlandschaft, später sieht man das Innere einer uralten Höhle. Weerasethakul deutet den Film als »Lung Boonmee Raluek Chat«, Apichatpong Weerasethakul, GB/Thailand/F/D/E 2010 „Kino-Ursprung“ und fügt hinzu: „In sol- chen Höhlen ritzten unsere Vorfahren ihre Erzählungen in den Stein und veranstalteten Schattenspiele.“ „Lung Boonmee raluek chat“ (GB/Thai- land/F/D/E 2010) ist eine narrative Erweite- rung von Empire, den Weerasethakul bereits zu Anfang des Jahres, also bereits vor dem Filmfest in Cannes, zugesagt hatte. Die Be- deutung der Höhlen mit uralten Wandmale- reien und Mollusken-Friedhöfen als Ort des Ursprungs des Lebens und Ziel der irdischen Reise wird hier auf eine sehr subtile und zurückhaltende Weise verdeutlicht.

Filmprogramm Woody Allens neuestes Werk „You Will Meet a Tall Dark Stranger“ (USA/E 2009) beschäftigt sich wieder einmal mit kompli- zierten Liebesbeziehungen und ihren Fol- »You Will Meet a Tall Dark Stranger«, Woody Allen, USA/E 2009 gen. Esoterik, Kunst und Literatur mischen sich mit Geldfragen und Liebe, führen Ver- heiratete zur Scheidung und lassen Ein- samen neue Partner finden. Wie Partner und Freunde wiederum zu Konkurrenten werden zeigt Antonio Banderas als Galeriebesitzer unumwunden auf. „Essential Killing“ (PL/N/IRL/H 2010) des polnischen Regisseurs Jerzy Skolimow- ski, Sieger der diesjährigen Biennale in Ve- nedig, behandelt in der Tradition des polni- schen Kinos der 60er Jahre ein sehr aktuelles Thema. Ein afghanischer Kriegsgefangener, der aus einem Konvoi flüchten kann, schlägt sich durch die polnische Winterlandschaft. Was der hochtechnisierten amerikanischen Armee nicht gelingt, schaffen Zeit und das unerbittliche Klima.

„Potiche“ (F 2010, François Ozon) ist Fotos: Viennale einer der französischen Filme, die wir so »Essential Killing«, Jerzy Skolimowski, PL/N/IRL/H 2010

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 99 Film gerne sehen, weil sie Themen aufgreifen, die uns sehr nahe liegen. Diese Geschichte er- zählt mit der besten Besetzung und viel Witz von der Emanzipation der Frauen in den 70er Jahren. Es gibt also Suzanne (Catherine Deneu- ve), eine vernachlässigte Ehefrau, es gibt Robert (Fabrice Luchini), ihren gemeinen Ehemann und skrupellosen Fabrikdirektor, die erwachsenen Kinder, und Maurice (Gé- rard Depardieu), einen der, wie sich heraus- stellt, vielen Männer, die als Vater des Soh- nes von Suzanne in Frage kommen. Denn ja, Suzanne ist zwar nach außen hin eine vor- bildliche Hausfrau und Mutter, aber … Stille Wasser sind tief. Wenn man sich fragt, ob es irgendwo da draußen einen „Mann mit dem roten Knopf“ gibt, der mit einer einzigen Handbewegung »Potiche«, François Ozon, F 2010 dem Ganzen ein Ende setzen kann, dann fin- det man die bejahende Antwort in Gregg Ara- kis neuestem Film „Kaboom“ (USA/F 2010). Smith ist ein schwuler, oder eigentlich bisexueller, High-School-Student, dessen eigenartige Träume plötzlich eine Bestäti- gung in der Realität finden, also sowohl die rothaarige Unbekannte, als auch die schwarz- haarige lesbische Geliebte seiner besten Freundin Stella, die sich bald als Hexe ent- puppt, wie auch die sich hinter Tiermasken versteckenden Mörder der Rothaarigen. Alle chaotischen Elemente bilden langsam ein sinnvolles Ganzes. Naja, aber dann ist da ja auch noch der Mann mit dem roten Knopf. Letztes Jahr stellte der seit den 60er Jah- ren in Österreich lebende Psychiater und Regisseur Houchang Allahyari in dem von demonstrierenden Studenten besetzten Audi- Max der Universität Wien den Dokumentar- »Kaboom«, Gregg Araki, USA/F 2010 film „Bock For President“ (A 2009) vor. Da Allahyari, wie er bei dem Publikumsgespräch sagte, nicht alle Geschichten in diesem Film unterbringen konnte, und nicht zuletzt, da sich seit letztem Jahr in der österreichischen Fremdenpolitik „nicht nur nichts verbessert, sondern einiges sogar verschlechtert hat“, sah er sich verpflichtet eine Fortsetzung des Dokuments über die Arbeit der Flüchtlings- helferin Ute Bock zu machen. Und wahr- scheinlich wird er auch einen dritten Film drehen. In „Die verrückte Welt der Ute Bock“ (A 2010) erzählt er also von einer armeni- schen Flüchtlingsfamilie, die dank der Un- terstützung des Vereins Ute Bock und dem Engagement der Rechtsberaterin Karin Kla- ric letztendlich in Österreich bleiben konnte. Ganz wie nebenbei und schonungslos ehr- lich werden auch viele andere Schicksale Fotos: Viennale erzählt. »Die verrückte Welt der Ute Bock«, Houchang Allahyari, A 2010

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 100 Film

Sofia Coppola zeigt in „Somewhere“ (USA 2010) eine Relation zwischen Vater und Tochter. Es ist die Geschichte des Star- Schauspielers Johnny Marco, der sich nach vielen Jahren klar wird, daß er in all der Zeit nicht für seine 11jährige Tochter da war. „Carancho“ (Argentinien/F/Chile 2010, Pablo Trapero) nennt man in Argentinien Juristen, die aus verschiedenen Gründen ihre Lizenz verloren haben und an arrangierten Verkehrsunfällen Geld machen. Sosa ist so ein Carancho, der allem Anschein nach ver- sucht, mit diesen dunklen Geschäften seine Schulden bei der Mafia abzubezahlen. Doch er verliebt sich in Luján, eine junge Notruf- Ärztin, die versucht, sich mit Drogen wäh- rend der langen Dienstzeiten fit zu halten. Durch einen Zufall wird sie in die Geschäfte des Carancho ebenfalls hineingezogen. »Carancho«, Pablo Trapero, Argentinien/F/Chile 2010 Mike Leigh war dieses Jahr zum ersten Mal Gast der Viennale. Im Gartenbaukino stellte er seinen neuen Film „Another Year“ (GB 2010) vor. Leigh sagte während des Publikumsgesprächs, er versuche in seinen Filmen nicht so sehr die britische Gesell- schaft zu porträtieren, wie den Blick auf uni- verselle zwischenmenschliche Beziehungen zu richten. In „Another Year“ zeichnet er ein Jahr aus dem Leben der Familie von Tom und Gerri. Das schon etwas ältere und sehr glückliche Ehepaar versucht, den Unglückli- chen in ihrer Umgebung zu helfen. Es ist eine hoffnungserfüllte Geschichte von Men- schen, die in schwierigen Lebensmomenten auf andere zählen können. Mathieu Amalric ist zugleich Hauptdarstel- ler in „Tournée“ (F/D 2010) und Regisseur des Films. Aber eigentlich ist seine Figur Joachim nur der Produzent der Burlesque- »Another Year«, Mike Leigh, GB 2010 Show, mit der er eine Frankreich-Tournee macht. Denn eigentlich stehen die Show-Girls im Mittelpunkt, sie sind voll und ganz für ihre Auftritte verantwortlich. Der Film, der beim Filmfestival in Cannes den Regie-Preis und den FIPRESCI-Preis gewann, zeigt die Kulissen des Show-Business, die Beziehun- gen zwischen den Mitgliedern der Gruppe, ihre Freundschaften, ihre Mahlzeiten, ihre Ticks und sogar ihre Darmstörungen. Diese Mädchen bilden die eigentliche Familie Joachims, denn ein Versuch, nach Jahren den eigenen Kindern näherzukommen, mißlingt.

Rahmenprogramm In der Viennale-Zentrale auf dem Bade- schiff, das zum zweiten Mal als Festival- Zentrale diente, fanden, wie auch letztes

Jahr, zahlreiche Podiumsdiskussionen mit Fotos: Viennale Gästen aus der Filmbranche statt. »Tournée«, Mathieu Amalric, F/D 2010

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Bei der Viennale-Eröffnungsparty legten der US-Musiker Juan MacLean und der le- gendäre Berliner Rio-Club-Inhaber Hugo Capablanca auf. In einer Lesung stellte der argentinische Schriftsteller Edgardo Corazinsky, dessen neuester Film „Apuntes para una biografía imaginaria“ ebenfalls bei der Viennale ge- zeigt wurde, sein Werk vor. Wie jedes Jahr fanden auch heuer DJ-Abende unter dem Titel „FilmemacherInnen an den Plattentel- lern“ statt, bei denen unter anderen Aaron Katz, Siegfried A. Fruhauf, Radu Muntean, Ana Eliseu, Joana Frazão und Johannes Hammel ihre Lieblingsmusik auflegten. An einem weiteren Abend fand die DJ- Line „Front of the House“ mit dem Tontech- niker und Musiker Alexander Bussow und eine weiterere mit dem Filmregisseur John Marvin Kren (Regisseur »Rammbock«), Hans Hurch (Viennale-Direktor) und Hüseyin Tabak (Regisseur »Kick off«) bei der Viennale-Preisverleihung (v.l.) Turturro statt, der italienische Musik aus sei- ner Plattensammlung auflegte. Bei der Abschlußparty trat der Sänger des Berliner Trios Thieves Like Us, Andy Grier, auf, der gemeinsam mit dem DJ und Produ- zenten Sal P von Liquid Liquid auflegte.

Abschlußvorstellung Das Vienna International Film Festival endete mit der Galavorstellung des Film- debüts „Alamar“ (Mexiko 2009) von Pedro González-Rubio. Es ist die Geschichte eines kleinen Jungen, dem zum ersten Mal bewußt wird, was es bedeutet, sich von dem Heimat- ort und von den geliebten Menschen zu ver- abschieden. Jorge und Roberta, die Eltern von Natan, trennen sich und der kleine Junge muß mit seiner Mutter von Mexiko nach Fotos: Viennale / Alexander Tuma Italien ziehen, doch vorher verbringt er eine Abschlußfest im Volksgarten: (v.l.)Hans Hurch (Viennale-Direktor), Eric Pleskow wunderbare Zeit mit seinem Vater, der ihm (Viennale-Präsident), Andreas Mailath-Pokorny (Kulturstadtrat) die Lebensweise des Großvaters, eines ihre Arbeit zu belohnen und sie zu weiterem seiters, der sich nicht nur in der Gesellschaft, Fischers, zeigen möchte und ihn mit seiner Engagement zu motivieren. Seit 2009 wer- sondern auch in seinem Leben neu zurecht Herkunft, die in der Maya-Tradition verwur- den Spiel- und Dokumentarfilme gesondert finden muß. Der Film begegnet seinem fa- zelt ist, vertraut macht. bewertet. cettenreichen Protagonisten mit hohem Grad Der Preisträger der diesjährigen Viennale an Sensibilität, die den Zuschauer affiziert Bilanz in der Kategorie Spielfilm ist „Rammbock“, und in dessen Welt zieht.“ Von den insgesamt 351 Vorstellungen der das Werk von Marvin Kren (D, 2010). Den FIPRESCI-Preis, der Preis der Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, waren In der Kategorie Dokumentarfilm wurde Internationalen Filmkritik, erhielt Bogdan 123 bis auf den letzten Platz ausverkauft. „Kick Off“ (A 2009) von Hüseyin Tabak ge- George Apetri für „Periferic“ (Rumänien/ Dabei war die Auslastung dieser drei For- wählt. Die Jury begründete ihre Entscheidung Österreich, 2010). Die Jury schrieb in ihrer men, wie auch schon in den vergangenen folgendermaßen: „Wir werden auf eine span- Begründung: „Der Film verwandelt die Jahren, ausgeglichen, was darauf schließen nende Reise mit ungewissem Ausgang mitge- Geschichte über eine spezifische Gemein- läßt, daß die Viennale den eingeschlagenen nommen und erhalten berührende Einblicke schaft in eine universelle Erzählung von Weg weitergehen wird. in die Lebenswelten der Protagonisten.“ Kampf und Leben, getragen von einer uner- Der Viennale-Standard-Publikumspreis, schütterlichen weiblichen Hauptfigur, in Filmpreise der von der Leserjury der Tageszeitung „Der einer intensiven Darbietung porträtiert von Wie jedes Jahr, wurden auch heuer drei Standard“ verliehen wird, ging heuer an einer charismatischen Hauptdarstellerin.“ verschiedene Preise verliehen. „Marwencol“ (USA 2010) von Jeff Malm- Die Viennale 2011 findet vom 20. Okto- Der Wiener-Filmpreis wird an österrei- berg. Ein Auszug aus der Jurybegründung: ber bis 2. November statt. „ chische FilmemacherInnen verliehen, um „,Marwencol‘ ist das Porträt eines Außen- http://www.viennale.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 102 Film 50 Jahre Karl Spiehs Einer der erfolgreichsten Film- und Fernsehproduzenten im deutschsprachigen Raum, Prof. Karl Spiehs, blickt auf 50 Jahre kreatives und äußerst produktives Schaffen zurück. Foto: Lisa Film/Johannes Brunnbauer 50 Jahre Film-Professor Karl Spiehs Jubiläum in der Wiener Hofburg. Im Bild (v.l.) Fabio Luisi, Bryn Terfel, Christian Kohlund, Daniela Fally, Karls Spiehs, Rolando Villazòn und Angelika Spiehs.

ie Geschichte von Karl Spiehs, dem Schritt zum Veranstalter eigentlich nur ein Zahlen über 200 Kinofilme und mehr als 150 DProduzenten, startet im Jahr 1960. Die kleiner und sehr bald organisierte er Tour- Fernsehproduktionen mit nationalen und in- Anekdote, wie er vom Aufnahmeleiter zum neen mit Udo Jürgens, Gus Backus und Leila ternationalen Schauspielgrößen wie Curd Co-Produzenten von Franz Antel aufstieg, Negra. Die Musikrevue hatte es dem Publi- Jürgens, Stewart Granger, Klaus Kinski, ist oft erzählt und legendär. Auf den Punkt kum der 50er-Jahre angetan. Peter Alexander, Heinz Rühmann, Catherine gebracht: Es ging ums Geld, das Franz Antel Doch zurück zum Film. Adolf Eder, Deneuve, Uschi Glas, Sydne Rome, Rai- während der Dreharbeiten zu „Die Glocke Direktor der Stadthallen Film, betraut 1961 mund Harmstorf, Tobias Moretti, Marianne ruft“ ausging. Spiehs hatte Wind davon Karl Spiehs mit der Herstellungsleitung. Hörbiger und so viele mehr – die Liste ließe bekommen und riskierte eine finanzielle Be- Karl Spiehs vertraut seinem Riecher und sich gut und gerne noch über die nächste teiligung. Ab diesem Tag war er Produzent, entdeckt neue Talente für den Film. Er gibt Seite fortführen. mit Leib und Seele. ihnen allen eine Chance wie z.B. Udo Jür- Er produziert Musikfilme, Krimis, Italo- Allerdings war der „Lausbub“ vom Land gens, Uschi Glas und Roy Black. Und das Western, Liebesfilme, Klamauk, Lederhosen- zum damaligen Zeitpunkt in der Show- Publikum liebt sie alle. erotik, Actionfilme, Dramen, Familienspaß - branche kein blutiger Anfänger mehr. Schon Seine erste eigene Filmproduktion grün- Kassenschlager und weniger erfolgreiche. Er als Teenager wählte Karl Spiehs das Theater det Karl Spiehs 1965, die „Intercontinental begeistert das Fernsehpublikum mit Quoten- als Spielwiese. Mit unglaublicher Phantasie Film“. Der Flop der Highclass Produktion rennern wie „Ein Schloß am Wörthersee“ und ausgeprägtem Geschäftssinn schaffte er „Das Liebeskarussell“ läßt ihn die Notbrem- und der „Traumhotel“-Serie mit bisher über es in der Nachkriegszeit, Beachtliches auf se ziehen und die Firma liquidieren. Doch 170 Mio. Zusehern. Er bewegt mit der TV- die Beine zustellen: Eine Ausstellungstour- kaum ein Jahr später ist Spiehs wieder im Produktion „Die Jungen von der Paulstraße“ nee durch Österreich mit „Jonas, dem (toten) Rennen, als Partner von Paul Löwingers „Li- und sorgt für greifbare Spannung mit „Die Wal“, bunte Abende im Stadttheater Baden, sa Film“, dessen Anteil er ihm 1967 abkauft Rückkehr des Tanzlehrers“. Karl Spiehs Inszenierung und Aufführungen von Thea- und ihn zum 100-Prozent Eigentümer macht. blickt auf ein Lebenswerk zurück, das nicht terstücken im Gasthaus seiner Eltern uvm. Mit der „Lisa Film“ produziert Spiehs vielfältiger und bunter sein könnte. „ Mit seinem Organisationstalent war der „Unterhaltung aus Leidenschaft“, das sind in http://www.lisafilm.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 103 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In dieser Folge portraitiert er Maximilian Schell Schauspieler/Produzent/Regisseur/Autor

Schell, der in Bühne und Film immer ganz unterschiedliche Her- ausforderungen sah, reüssierte letztlich in beiden Medien. 1959 über- nahm er in der 90-minütigen Episode „Judgment at Nuremberg“ (Ein- zelfälle der Kriegsverbrecherprozesse) im Rahmen der TV-Serie „Play- house 90“ den Part des Verteidigers Hans Rolfe. Die überzeugende Darstellung der gleichen Rolle im Big Screen-Remake, Stanley Kra- mers nach authentischen Dokumenten dramaturgisch perfekt gestal- teter Klassiker „Urteil von Nürnberg“ (der Film kam am 14. Dezem- ber 1961 in der Berliner Kongresshalle zur Welturaufführung), wurde zu einem der Karriere-Höhepunkte des gebürtigen Wieners. Die Academy zeichnete ihn sensationell als ersten deutschsprachigen Schauspieler nach dem Krieg mit dem Oscar aus, Hollywoods Aus- landspresse (HFPA) verlieh ihm dafür den Golden Globe. Für die Mitwirkung in Vittorio de Sicas italienisch-französischer Kinofas- sung von Jean-Paul Sartres Bühnenwerk „I sequestrati di Altona“/ „Les sequestres d'Altona“ („Die Eingeschlossenen“) orientierte er sich 1962 nach Europa zurück, sein Aufstieg zum beliebten Dar- steller auf beiden Seiten des Atlantik vollzog sich danach zwischen Kunst und Kommerz. Inzwischen ein Star, gefiel Maximilian Schell im US-Movie Busi- ness 1964 in Jules Dassins Gaunerkomödie „Topkapi“, 1968 als musikbeflissener deutscher General in Universals Trivialkino „Coun- terpoint“ („Der Befehl“) und in vielen Routinerollen, teilweise kli- scheehaft in Nazi-Uniform in verschiedenen Weltkriegsepen. Für die präzise Performance in Arthur Hillers Drama „The Man in the Glass Foto: Archiv Ulrich Portrait - In der Oscar-prämierten Rolle des Hans Rolfe in »Judgement at Nuremberg« aximilian Schell wurde am 8. Dezember 1930 in Wien geboren. MDie Eltern, der Schweizer Schriftsteller Hermann Ferdinand Schell und seine österreichische Frau, die Schauspielerin Margarethe Noé von Nordberg, übersiedelten nach der Annexion Österreichs 1938 mit ihren Kindern (Immy, Maria und Carl) von Wien in die Schweiz. Maximilian studierte Kunst- und Literaturgeschichte, Ger- manistik, Theater- sowie Musikwissenschaft, ehe er sich 1952 für den Schauspielberuf entschied. Er wirkte nach seinem Debüt 1953 am Stadttheater Basel in klei- neren Städten Deutschlands, weiters in München, Hamburg und Ende der 60er-Jahre am Londoner Royal Court. 1955 stand Schell in Laszlo Benedeks Antikriegsstreifen „Kinder, Mütter und ein General“ (BRD) erstmals vor der Kamera, seine Karriere in der kalifornischen Movie Factory begann 1958 im Anschluß an einen Theater-Erstauftritt am Broadway in den Ateliers der 20th Century-Fox. Der Newcomer

beeindruckte amerikanische Produzenten in der Filmversion des viel- Foto: Archiv Ulrich strängigen Kriegsromans „The Young Lions“ („Die jungen Löwen“) Marlon Brando als zweifelhafter Importeur Carmine Sabatini von Irwin Shaw neben Marlon Brando und Montgomery Clift als und Maximilian Schell als Chef extraordinaire Larry London als gut aufeinander eingespielte Business Partner in der von Prototyp eines von NS-Kriegsparolen beeinflußten, später desillusio- Andrew Bergman für Tri Star Pictures inszenierten Comedy nierten deutschen Helden. »The Freshman« (1990).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 104 Serie »Österreicher in Hollywood«

Booth“ (1975) und Fred Zinnemanns „Julia“ (1977) in der Bearbeitung von Lillian Hellmans autobiografischer Erzählung, gab es Oscar- und Golden Globe-Nominierun- gen. Darüber hinaus glänzte der Akteur in den Streifen „A Bridge Too Far“ („Die Brücke von Arnheim“, 1977) und als Otto Frank im Centfox-TV-Movie „The Diary of Anne Frank“ (1980). Ebenso in der „“-TV-Saga einer polnisch-jüdischen Familie „Miss Rose White“ (1992, Emmy- Nominierung), nach dem in Yiddish gehalte- nen Theaterstück „A Shayna Maidel“ von Barbara Lebow in der Inszenierung von Jo- seph Sargent und mit der Darstellung Lenins in der in Budapest gedrehten US-ungarischen TV-Koproduktion „Stalin“ (1992), für die er mit dem Golden Globe und einer Emmy- Nominierung geehrt wurde. Als große kom- merzielle Erfolge gelten John Carpenters

„Vampires“ (Rolle eines Kardinals) und der Foto: Archiv Ulrich Sciencefiction-Thriller „Deep Impact“ Maximilian Schell in der Rolle des Stanislaus Pilgrin im amerikanisch-britischen (1998). Thriller »Return from the Ashes« (1965), eine Produktion der Mirisch Corporation, in der Schell neben Samantha Eggar und Ingrid Thulin agierte. Zu herausragenden europäischen oder in Europa entstandenen Produktionen zählen „The Odessa File“ („Die Akte Odessa“, GB, 1974), „The Assisi Underground“ („Der Assisi Untergrund“, US/I, 1985), das in Est- land unter Schells Regie gedrehte, beein- druckende Politdrama „Candles in the Dark“ (1993), das auf Holocaust-Erinnerungen ba- sierende Melodram „Left Luggage“ („Kal- mans Geheimnis“, US/NL/B/GB, 1998) und der für das Fernsehen von der Wiener Lisa- Film adaptierte Roman Henning Mankells „Die Rückkehr des Tanzlehrers“ (A/BRD, 2004). Trotz Erfolgen und seiner Lehrtätigkeit in Foto: Archiv Ulrich Los Angeles, vermochte Maximilian Schell die Welthauptstadt des Films nicht als Lebensmittelpunkt zu akzeptieren. Reichlich fließende Hollywood-Gagen boten indes die Möglichkeit auf dem heimischen Kontinent zur Realisierung ambitionierter eigener Pro- jekte. 1967/68 fungierte Maximilian Schell Foto: Filmarchiv Austria bei der Verfilmung des Romanfragments von Maximilian Schell als deutscher Verteidiger Hans Rolfe und Richard Widmark als Franz Kafka „Das Schloß“ (BRD/CH) neben amerikanischer Ankläger Col. Tod Lawson eines alliierten Militärgerichts im dialog- Rudolf Noelte erstmals als Koproduzent (der reichen Hollywood-Drama »Judgment at Nuremberg« (1961), zu dessen Premiere Film kam erst drei Jahre später in die Kinos), der Produzent und Regisseur Stanley Kramer 300 Journalisten, Kolumnisten und die 70er-Jahre waren von kompromißlosen Kritiker aus 26 Ländern nach Berlin einfliegen ließ. Regiearbeiten geprägt. Grandios davon die Richter und sein Henker“/ „Assassinio sul atmosphärisch dichte und Oscar-nominierte Turgenjew-Adaptierung „Erste Liebe“ (CH/ ponte“ (BRD/I, 1976). Schell spielte auf der Collage, „Marlene“, über den Mythos Mar- BRD, 1970), der Autorenfilm „Der Fußgän- Bühne den Hamlet und Faust, 1978 bis 1982 lene Dietrich. 1992 feierte das Multitalent in ger“ (BRD/CH,1973, Schell auch als Produ- übernahm er als Nachfolger von Curd Jürgens New York einen Triumph in der Theater- zent und Darsteller), die beide Oscar-Nomi- bei den Salzburger Festspielen die Rolle des version von „Judgment at Nuremberg“, nun nierungen in der Kategorie „Best Foreign „Jedermann“. 1984 gelang ihm aus Tonband- als der Hauptangeklagte Ernst Janning, 1997 Movie“ erzielten, sowie die inszenatorisch aufzeichnungen, Filmausschnitten, Fotos erschien seine autobiografisch gefärbte bemerkenswerte Umsetzung der Novelle sei- und Archivaufnahmen eine in neuer ein- Erzählung „Der Rebell“ (teils ein sarkasti- nes Freundes Friedrich Dürrenmatt „Der dringlich dokumentarischer Form erstellte, scher Blick aufs Filmgeschäft), 2002 erstellte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 105 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Lisa Film/Stefan Haring Zählt zu den herausragenden europäischen oder in Europa entstandenen Produktionen: der für das Fernsehen von der Wiener Lisa-Film adaptierte Roman Henning Mankells »Die Rückkehr des Tanzlehrers« (A/BRD, 2004), in der Maximilian Schell in der Rolle des Mörders aus Rache Fernando Hereira ala Aaron Silberstein brilliert. Schell „Meine Schwester Maria“ (A/BRD/ CH), eine filmische Hommage des einst gefeierten Stars Maria Schell (gest. 2005), ein subtiler Leinwand-Dialog zwischen den beiden Geschwistern. Der schweizerische „Herzensösterrei- cher“ Maximilian Schell fühlt sich vor allem als Europäer. Er ist vertraut auch mit Musik und Malerei, ein eigenwilliger Schauspieler, mit einem hohen Bekanntheitsgrad und dem unangefochtenen Prädikat Weltstar, nach eigenen Aussagen ein „Fanatiker des Films“, der das „Sehen beim Film und das Einfangen des Visuellen“ als Faszination empfindet. Seine internationale Filmografie im Rahmen einer grandiosen Karriere als Darsteller, Produzent, Regisseur und Autor weist über 125 in Hollywood und vielen Teilen der Welt entstandene Kino- und TV-Filme bzw. Epi- soden in Fernsehserien aus (letzter US-Titel „The Brothers Bloom“, 2008), dazu an die 50 Auftritte als gern gesehener Gaststar in TV-Shows und -Specials. Sein hochwertiges künstlerisches Schaffen brachte ihm eine Reihe weiterer Auszeichnungen ein, darun-

Foto: Hubert Burda Media / Tinnefeld ter ein BAFTA Film Award der britischen Maximilian Schell wurde im November 2009 bei der 61. BAMBI-Verleihung für Academy, New York Film Critics Circle sein Lebenswerk geehrt. Awards, der Billy Wilder Award der Film-

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preis Deutschlands und Symbol der Publi- kumsgunst, gestiftet von Hubert Burda und in 18 Kategorien vergeben, wurde Schell im November 2009 für sein Lebenswerk ausge- zeichnet. Die Laudatio hielt die Schau- spielerin Gudrun Landgrebe. Am 18. November 2010 wurde Schell (gemeinsam mit Siegfried Ramler, der als einer der ersten Simultandolmetscher im Team der amerikanischen Anklage maßgeblich an der Aufklärung der Taten des 3. Reiches bei den Nürnberger Prozessen beteiligt war) in Wien mit dem „Goldenen Rathausmann“ ge- ehrt. Vizebürgermeister Michael Ludwig, der die Auszeichnung vornahm, würdigte die Geehrten hinsichtlich ihres Engagements und der Weitergabe wesentlicher Erfahrun- gen als Zeitzeugen. „Mit der Auszeichnung soll auch zum Ausdruck gebracht werden, daß sich Wien nach wie vor mit dieser Zeit und deren Aufarbeitung auseinandersetzt“, so Ludwig. Die Redaktion des „Österreich Journal“ schließt sich den unzähligen Glückwünschen zu Maximilian Schells Geburtstag an!

it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern auch an die in der Heimat vielfach Unbe- kannten oder Vergessenen und den darüber-

Foto: ORF/DEGETO hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Maximilian Schell gefiel 1964 in Jules Dassins weitgehend in Istanbul spielender chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- Gaunerkomödie »Topkapi« (rechts, neben Peter Ustinov und Gilles Ségal, l.), eine kinematographie gewidmet: „Alles, was an amüsante und spritzige Verfilmung eines Romans von Eric Ambler, die der ORF, unter anderem, anläßlich des 80. Geburtstags von Maximilian Schell ausstrahlte. etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Autor. akademie Wien, der deutsche Bundesfilm- Preitenegg im Lavanttal wohnt, das „Große Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv preis und die Platin Romy. Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten“. Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen Nach der Verleihung des World Achieve- Hunderte Menschen, darunter auch mehrere und Leser, die Mög- ment Awards für sein Lebenswerk im Jahre Mitglieder der Familie Schell, waren ge- lichkeit, in den kom- 2000 in Wien, wurde Maximilian Schell kommen und spendeten dem Geehrten gro- menden Monaten im 2002 ebenfalls in Wien zum „Auslandsöster- ßen Applaus. Schell sei mit Kärnten zutiefst „Österreich Journal“ reicher des Jahres“ gekürt und (gemeinsam verbunden, habe hier seine Wurzeln und er einige Persönlichkei- mit seiner Schwester Maria in Abwesenheit) lasse dies auch die Menschen spüren, sagte ten aus dem Buch mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Haider. „Österreicher in Hol- Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. 2009 erhielt Schell im Amphitheater von lywood“ kennenzuler- Eine hohe Auszeichnung erhielt Schell Ostia Antica den Internationalen Kulturpreis nen. 2007 im Rahmen der Eröffnungsfeier zur des PREMIO ROMA; auch wurde ihm in Ausstellung „Maria Schell“ im Schloß Wolfs- Bundesministerium für Unterricht, Kunst Rudolf Ulrich berg in Kärnten. Der damalige Landeshaupt- und Kultur in Wien der Berufstitel „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, mann Jörg Haider überreichte dem berühm- „Professor“ verliehen. zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- ten Schauspieler, der auch – wie früher seine Bei der 61. BAMBI-Verleihung, dem tra- terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; Schwester Maria Schell – im Almhaus in ditionsreichsten und wichtigsten Medien- http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 107 ÖJ-Reisetip Schnee und Sonne Garantiert schneesicher und abwechslungsreich von Mitte September bis Anfang Mai: Das Pitztal bietet mit dem Hochzeiger-, dem Riffelseegebiet und dem Pitztaler Gletscher drei unterschiedlich anspruchsvolle Skiarenas für einen unvergeßlichen und 100 Prozent weißen Bergwinter. Foto: TVB Pitztal/Neururer Gregor Idyllisch liegt der Ort Arzl hoch über dem Inntal am Eingang des Pitztals zwischen dem Venet und dem Leiner Kögele. as malerische Pitztal liegt mit seinen vier ist komplett beschneit. Schnee in Hülle und Unvergeßliche Schnee- DOrtschaften Arzl, Jerzens, St. Leonhard Fülle begeistert aber nicht nur Skifahrer, abenteuer für Kinder und Wenns in Tirol in einem südlichen Snowboarder, Freerider und Tourengeher: Heute zum Iglubau an den Zollberg, mor- Seitental des Inntals. Am Ende des 40 km Auch Nicht-Skifahrer dürfen sich auf Ab- gen Spurensuche im Schnee: Zusammen mit langen Tals thront der Pitztaler Gletscher mit wechslung mit Winteraktivitäten wie Ro- Pitzi, dem Maskottchen des Kinderclubs und der höchsten Seilbahn Österreichs. Im Win- deln, Schneeschuhlaufen, Langlaufen oder neuen Freunden, erkunden Kinder am ter sorgen drei unterschiedlich anspruchs- atemberaubende Eisklettererlebnisse an Nachmittag die spannende Winterwunder- volle Skigebiete – davon eins auf dem einem der 40 zugefrorenen Natur-Wasser- welt am Hochzeiger. Die Kinderbetreuung Pitztaler Gletscher – für einen sportlich ab- fälle freuen. von Sonntag bis Freitag gibt Eltern Zeit für wechslungsreichen und garantiert weißen Familien erwartet im kinderfreundlichen unabhängige Unternehmungen – und den Winterurlaub. Wer nicht bis zum Winter Pitztal ein ganz besonderer Service: Mit Kleinen die Möglichkeit, zusammen mit warten will: Auf dem Gletscher beginnt die „Bambini-Freipaß“ für Kinder unter zehn Gleichaltrigen das weiße Abenteuer zu Skisaison bereits Mitte September und er- Jahren in Begleitung eines Elternteils, kin- suchen. Minis von null bis sechs Jahren wer- laubt Dank der Höhe uneingeschränkten dersicheren Sesselliften, nachmittäglichem den hier mit pädagogisch ausgebildetem Per- Skibetrieb bis Anfang Mai. Ob unterwegs im Schneeabenteuer für Minis von zwei bis 6 sonal und altersgerechtem Programm be- familienfreundlichen, sonnenverwöhnten Jahren oder professioneller Tages-Kinderbe- treut. Ob beim Rutschen mit Rutschtellern Hochzeigergebiet, auf Variantensuche im treuung ab null Jahren kommen alle Fami- am Mittwoch, beim Schneefigurenbau am Rifflseegebiet oder im ewigen Eis hoch oben lienmitglieder garantiert auf ihre Kosten. Donnerstag oder auf der Suche nach Pitzis auf dem Pitztaler Gletscher – ein Großteil Das Beste: Das Busnetz im gesamten Geheimversteck am Freitag: Für nachmittäg- der 120 Pistenkilometer der insgesamt 21 Pitz- Pitztal ist für Übernachtungs-Gäste kosten- liches Schneeabenteuer ist gesorgt. Das taler Liftanlagen liegt über 2.000 Meter und los. betreute Schneeabenteuer kostet pro Tag und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 108 ÖJ-Reisetip

Kind 23 Euro. In Kombination mit einem Bambini-Skikurs am Vormittag ist es für 45 Euro buchbar.

Familien-Sonnenskilauf am Hochzeiger Sonnenskilauf ist im sonnenverwöhnten Hochzeigergebiet am Eingang des Pitztals Programm. Da die Pisten alle südlich ausge- richtet sind, ermöglicht es bei schönem Wet- ter sogar im Januar bis 16 Uhr sonnige Ab- fahrten – und dank der Höhe beste Schnee- bedingungen. 9 Liftanlagen und 52 Pistenki- lometer erfüllen hier jeden großen und klei- nen Skifahrerwunsch. Sanft geschwungen und großteils baumfrei, ist der Hochzeiger der Familienskiberg schlechthin, aber auch hier locken anspruchsvolle Pisten und herrli- che Tiefschneehänge Könner in die weiße Pracht. Wartezeiten am Lift sind ebenso we- nig Thema wie Schneemangel, denn das Hochzeiger-Gebiet reicht hinauf bis auf Foto: TVB Pitztal / Albin Niederstrasser Ein weißer Urlaubstraum für sich: das Schigebiet »Hochzeiger-Jerzens« 2450 Meter. Kein Wunder also, daß das Skigebiet vom ADAC Skiguide als Auf- schwarze Abfahrten garantieren Skispaß für Aussicht genießen will: Die neue Zirben- steiger der Saison 2009/10 ausgezeichnet jede Könnensstufe. Tipp: Gleich unterhalb bahn erschließt mit dem 2395 Meter hohen wurde. Mit etwas Glück trifft man am Hoch- der Gipfelstation kann man auf der Selftime- Gipfel des Sechszeigers einen der schönsten zeiger sogar Pitztals Skistar Benni Raich Rennstrecke mit gestecktem Riesentorlauf Aussichtspunkte der Region. persönlich beim Training. Die Piste seitlich sein Skikönnen zeitlich testen und für alle, der Rotmoos-Sesselbahn, auf der er von Kin- die das „normale Pistenfahren“ unterfordert Aktiv den weißen Gletscher genießen desbeinen an bis heute trainiert, trägt seinen und die stramme „Wadln“ haben, gibt es am 100 Prozent Schneegarantie gibt es am Namen. 12 km blaue, 32 km rote und 8 km Hochzeiger extra eine Buckelpiste. Wer die Pitztaler Gletscher: In Österreichs mit 3440 m Foto: TVB Pitztal/Neururer Gregor Wenns liegt in einem Talkessel und ist durch seine zentrale Lage im Laufe der Zeit zum Hauptort des Pitztal geworden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 109 ÖJ-Reisetip Foto: TVB Pitztal/Neururer Gregor Sonnig, windgeschützt, in Süd-West-Lage und mit jeder Menge Schnee gesegnet: Jerzens im Vorderen Pitztal höchst gelegenem Skigebiet, wird nichts dem so auf ihre Kosten wie Eiskletterer in den Einkehrschwung. Sehenswert: Die „Sunna Wetterzufall überlassen. Mit dem Snow- Gletschereishöhlen. Alm“ an der Bergstation Rifflseebahn. Die- maker kann man sogar bei Temperaturen bis ses erste Klimaschutzprojekt im Alpenraum 4 Grad Plus ökologisch unbedenklich Schnee Der Rifflsee – ein Naturkleinod auf 2300 m Höhe erzielt Dank Erdwärme, produzieren und somit die Gletschersaison auf 2200 Metern Höhe Vollverglasung und Solartechnik 30.000 Li- nach vorne und hinten – von September bis Klein, fein, variantenreich und weitläu- ter Heizölersparnis pro Jahr und das sogar Mitte Mai – deutlich verlängern. Schnee für fig: Das Skigebiet Rifflsee am Talende bietet bei extremsten Außentemperaturen. Carving-Schwünge auf perfekt präparierten nicht nur einen atemberaubenden Blick auf Abfahrten oder Tiefschneeerlebnisse abseits die umliegenden 3000er und den benachbar- Aktiv durchs winterliche Pitztal der Piste gibt es bis zum Saisonende Mitte ten Pitztaler Gletscher. Ein Geheimtipp für Langlaufen, Eisklettern, Schneeschuh- Mai in Hülle und Fülle. Mit Pisten für alle Freerider, Funcarver ebenso wie für Cruiser wandern oder Rodeln – wer im Winter Ab- Könnensstufen ist der Pitztaler Gletscher und Fans gepflegter Pisten. Skigenuß pur ist wechslung zum Skifahren sucht wird im eines der schneesichersten und gleichzeitig hier auf 2800 m und äußerst gepflegten Pi- Pitztal schnell fündig: Langlaufen im Pitztal eines der abwechslungsreichsten und an- sten von Dezember bis Mitte April angesagt. ist z. B. ein echter Geheimtipp, denn hier spruchsvollsten Gletscherskigebiete. Wer im Mittlerweile sehr gefragt ist der Snowpark garantiert die Höhenlage die Güteklasse der Winter hoch hinaus will, den befördert die mit drei verschiedenen Areas – eine Spiel- insgesamt 70 Loipenkilometer, die für Ska- Pitztaler Gletscherbahn auf den mit – eben- wiese der Snowboarder. Skifahrende Fa- ter und Klassiker ausgelegt sind. Absolut falls – 3440 Metern höchsten per Seilbahn milien können sich mit der neuen SunnaAlm schneesicher von Herbst bis ins späte Früh- erschlossenen Punkt Österreichs. Auf Son- Bahn entspannt in die Höhe bringen lassen. jahr ist die 7 km lange Höhenloipe am nenanbeter und durstige Skifahrer warten Die Einstiegshöhe des Sessels paßt sich Pitztaler Gletscher mit unvergeßlichem auf der Terrasse der Mittelstation neben Lie- automatisch dem kleinsten Mitfahrer an und Blick auf die 3774 m hohe Wildspitze. gestühlen zur Entspannung, Kaffee und garantiert somit gefahrloses Ein- und Aus- Ebenso am Rifflsee. Rund um den Natursee selbstgebackener Kuchen aus der höchsten steigen. Auch während der Fahrt gewähren auf 2200 m führt die vier Kilometer lange Konditorei Österreichs. Tourengeher finden spezielle Schließbügel und Fußrasten Kin- Loipe. Ein unvergeßliches Naturerlebnis am Pitztaler Gletscher einen perfekten Aus- dern höchste Sicherheit. Die gemütlichen bietet auch die „Hubertusloipe“ am Piller- gangspunkt für Skitouren auf den höchsten Hütten mit original Tiroler Schmankerln sattel und die „Fuchsmoosloipe“. Die Schön- Berg Tirols – die 3774 Meter hohe Wild- machen den Skitag am Rifflsee so richtig heit dieses wildromantischen Moorgebiets spitze – und herrliche Abfahrten. Langläufer rund: Die urige Rifflsee Hütte oder die rusti- ist auch im Winter legendär. Parallel zu den kommen auf der 7 km langen Höhenloipe kale Pitztaler Skihütte direkt an der Tal- Loipen verlaufen übrigens Winterwander- am neu errichteten Langlaufzentrum genau- abfahrt gelten als Pflichtstationen für den wege, die für Spaziergänger geräumt sind.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 90 / 30. 11. 2010 110 ÖJ-Reisetip

Dazu gibt es ein umfangreiches – auch ge- drei Mal wöchentlichem Flutlicht-Betrieb führtes – Angebot von Schneeschuhwande- für Skifahrer, Boarder und Rodler. Ebenfalls rungen durch unberührte pittoreske hochal- in der Regio Card eingeschlossen ist die pine Winterlandschaften. kostenlose Nutzung aller Skibusse. Die Pitz Rodelfans werden im Pitztal auf sieben Regio Card ist für zwei bis 16 Tage erhält- Rodelbahnen fündig. Darunter sogar zwei lich. Der Drei-Tages-Paß kostet für Erwach- beleuchtete Nachtrodelstrecken: Im Rifflsee- sene in der Hauptsaison 110 Euro, Kinder gebiet beginnend ab der Pitztaler Skihütte bis 15 Jahre zahlen 67 Euro. Sieben Tage gibt und am Hochzeiger die 6 km lange Natur- es beispielsweise für 221 Euro für Erwach- rodelbahn Jerzens. Letztere ist donnerstags sene und 133 Euro für Kinder. Bambinis beleuchtet und mit der Seilbahn zwischen unter 10 Jahren fahren in Begleitung eines 19:30 und 21:00 Uhr zugänglich. Ein eige- Elternteils kostenlos. ner Rodelbus bringt die Gäste kostenlos zum Rodelvergnügen und danach retour in die Kostenloser Bustransfer Pitztaler Unterkunft. Schlitten können vor im gesamten Pitztal Ort gegen eine geringe Gebühr gemietet Morgendliches Parkplatzsuchen und werden. Scheibenkratzen ist im Pitztal passé: Alle Auch Eiskletterer haben mit den Glet- vier Orte im Pitztal sowie der Bahnhof in scherhöhlen am Pitztaler Gletscher in 2800 m Imst sind mit dem Pitztaler Busnetz verbun- Höhe und 40 gefrorenen Wasserfällen im den und so jederzeit einfach zu erreichen. gesamten Pitztal während der Wintermonate Egal ob zum Skifahren auf den Pitztaler optimale Voraussetzungen, um den eisigen Gletscher, ins Rifflsee- oder Hochzeiger-

Sport in allen Varianten auszuüben. Foto: TVB Pitztal / Albin Niederstrasser gebiet oder einfach von Ort zu Ort – mit dem bund-Skipaß und kombiniert so mit einer Skibus geht es bequem von der Unterkunft Die Eintrittskarte in die Karte die unterschiedlichen Stärken seiner an die gewünschte Haltestelle und nach dem weiße Welt des Pitztals vier Skigebiete: den Schneegarant Pitztaler Apreski sicher wieder zurück ins Hotel. Das Familienspaß am Hochzeiger, Flutlicht- Gletscher, das Skigebiet Rifflsee als Ge- Beste: Der Busshuttle im gesamten Pitztal ist Action über Imst sowie endlose Pisten am heimtipp für Freerider und Variantenfahrer, für Übernachtungs-Gäste kostenlos. „ Pitztaler Gletscher und Rifflsee: Die Pitz das sonnenverwöhnte Familienskigebiet http://www.gletscherpark.com Regio Card vereint all das in einem Ver- Hochzeiger sowie das Skigebiet Imst mit http://www.pitztal.com Foto: TVB Pitztal/Neururer Gregor Plangeroß ist einer der auf 25 Kliometern versteuten Ortsteile von St. Leonhard im Pitztal und liegt auf 1617 m Seehöhe.

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