Tanja von Hoorn • Alexander Košenina (Hrsg.) 7 1

Naturkunde im Wochentakt 20 / 1

Zeitschriftenwissen der Aufklärung •

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2014. 274 S., zahlr. Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 28 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / XXVII

Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin • br. ISBN 978-3-0343-1513-5 CHF 83.– / €D 73.80 / €A 75.90 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95 eBook ISBN 978-3-0351-0753-1 CHF 87.45 / €D 82.11 / €A 82.80 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95

eBooks sind nur auf www.peterlang.com erhältlich. €D inkl. MWSt. – gültig für Deutschland und Kunden in der EU ohne USt-IdNr. · €A inkl.MWSt. – gültig für Österreich Zeitschrift für Neue Folge n der Aufklärung wird umfassende Bildung über den Menschen, die Welt und die Kultur gefordert. Wissen •

über Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Geologie oder Meteorologie vermitteln – vor der rasan- ten fachlichen Spezialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts – insbesondere Zeitschriften. ISeit etwa 1750 konkurrieren auf dem Buchmarkt unterschiedlichste Periodika – vermischte Magazine, Rezensions- journale, Moralische Wochenschriften –, die in Fachstudien, populären Essays, Lehrgedichten oder fiktionalen Er- zählungen naturkundliche Inhalte an eine nicht minder vielfältige Leserschaft vermitteln. So entsteht eine popu- GERMANISTIK läre, öffentliche Akademie der Natur für das interessierte Bürgertum. Der vorliegende Band sondiert dieses noch weitgehend unerschlossene Feld naturkundlichen Zeitschriftenwissens des 18. Jahrhunderts.

Inhalt: Tanja van Hoorn: Gattungen, Nachbarschaften, Profile: Textsorten und Platzierungen periodischer Natur- aufklärung• Marie-Theres Federhofer: Dichtes Wissen. Zu Christian Ludwig Lichtenbergs und Johann Heinrich Voigts «Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte» • Gunhild Berg: Jährlich, neulich, künftig: Zur Syn- chronisierung von kanonisiertem, aktuellem und zukünftigem Wissen aus der Naturkunde in Kalendarik und Pro- gnostik des «Göttinger Taschen-Calenders» • Martin Gierl: Naturkunde in Rezensionszeitschriften. Der mediale Neue Folge • XXVII Fächer und das Wissen vom Fach • Simona Noreik: Naturwissen und Poesie in Christlob Mylius’ physikalischer Zeitschrift für Germanistik Wochenschrift «Der Naturforscher» • Alexander Košenina: «Erkenntniß von der Größe des Schöpfers». Populäre 1/2017 Naturkunde in den «Physikalischen Belustigungen» (1751–1757) • Michael Bies: Beobachtungen, Bemerkungen und Anekdoten zur ,Verbesserung‘ der Naturgeschichte. Johann Ernst Immanuel Walchs «Der Naturforscher» • Ute Schneider: Für Kenner und Liebhaber. Zur Idee und Konzeption der Zeitschrift «Der Naturforscher» (1774–1804)• Stefanie Stockhorst: Ars medica für Kenner und Liebhaber. Das medizinische Rezensionswesen der «Allgemeinen deutschen Bibliothek» am Beispiel von Johann August Unzer und Philipp Gabriel Hensler • Andreas Christoph: Die «Allgemeinen Geographischen Ephemeriden» (1798–1831) im Kontext der Zeitschriftenliteratur des 18. und 19. Jahr- hunderts • Misia Sophia Doms/Peter Klingel: Leser am Narrenseil. Vom rhetorischen Einsatz naturwissenschaft- licher Methoden im «Reich der Natur und der Sitten» • Susanne Düwell: Erziehung «durch Vorzeigung der Dinge in der Natur». Aufklärungspädagogik und Naturgeschichte • Giulia Cantarutti: Naturforschung in Aufklärungszeit- schriften unter dem Blickwinkel des deutsch-italienischen Kulturtransfers. Peter Lang Peter Lang AG • Internationaler Verlag der Wissenschaften Internationaler Verlag der Wissenschaften Moosstrasse 1 • P. O. Box 350 • CH-2542 Pieterlen • Schweiz Tel : +41 (0) 32 376 17 17 • Fax : +41 (0) 32 376 17 27 [email protected] • www.peterlang.com G Tanja von Hoorn • Alexander Košenina (Hrsg.) 7 1

Naturkunde im Wochentakt 20 / 1

Zeitschriftenwissen der Aufklärung •

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2014. 274 S., zahlr. Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 28 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / XXVII

Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin • br. ISBN 978-3-0343-1513-5 CHF 83.– / €D 73.80 / €A 75.90 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95 eBook ISBN 978-3-0351-0753-1 CHF 87.45 / €D 82.11 / €A 82.80 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95

eBooks sind nur auf www.peterlang.com erhältlich. €D inkl. MWSt. – gültig für Deutschland und Kunden in der EU ohne USt-IdNr. · €A inkl.MWSt. – gültig für Österreich Zeitschrift für Neue Folge n der Aufklärung wird umfassende Bildung über den Menschen, die Welt und die Kultur gefordert. Wissen •

über Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Geologie oder Meteorologie vermitteln – vor der rasan- ten fachlichen Spezialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts – insbesondere Zeitschriften. ISeit etwa 1750 konkurrieren auf dem Buchmarkt unterschiedlichste Periodika – vermischte Magazine, Rezensions- journale, Moralische Wochenschriften –, die in Fachstudien, populären Essays, Lehrgedichten oder fiktionalen Er- zählungen naturkundliche Inhalte an eine nicht minder vielfältige Leserschaft vermitteln. So entsteht eine popu- GERMANISTIK läre, öffentliche Akademie der Natur für das interessierte Bürgertum. Der vorliegende Band sondiert dieses noch weitgehend unerschlossene Feld naturkundlichen Zeitschriftenwissens des 18. Jahrhunderts.

Inhalt: Tanja van Hoorn: Gattungen, Nachbarschaften, Profile: Textsorten und Platzierungen periodischer Natur- aufklärung• Marie-Theres Federhofer: Dichtes Wissen. Zu Christian Ludwig Lichtenbergs und Johann Heinrich Voigts «Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte» • Gunhild Berg: Jährlich, neulich, künftig: Zur Syn- chronisierung von kanonisiertem, aktuellem und zukünftigem Wissen aus der Naturkunde in Kalendarik und Pro- gnostik des «Göttinger Taschen-Calenders» • Martin Gierl: Naturkunde in Rezensionszeitschriften. Der mediale Neue Folge • XXVII Fächer und das Wissen vom Fach • Simona Noreik: Naturwissen und Poesie in Christlob Mylius’ physikalischer Zeitschrift für Germanistik Wochenschrift «Der Naturforscher» • Alexander Košenina: «Erkenntniß von der Größe des Schöpfers». Populäre 1/2017 Naturkunde in den «Physikalischen Belustigungen» (1751–1757) • Michael Bies: Beobachtungen, Bemerkungen und Anekdoten zur ,Verbesserung‘ der Naturgeschichte. Johann Ernst Immanuel Walchs «Der Naturforscher» • Ute Schneider: Für Kenner und Liebhaber. Zur Idee und Konzeption der Zeitschrift «Der Naturforscher» (1774–1804)• Stefanie Stockhorst: Ars medica für Kenner und Liebhaber. Das medizinische Rezensionswesen der «Allgemeinen deutschen Bibliothek» am Beispiel von Johann August Unzer und Philipp Gabriel Hensler • Andreas Christoph: Die «Allgemeinen Geographischen Ephemeriden» (1798–1831) im Kontext der Zeitschriftenliteratur des 18. und 19. Jahr- hunderts • Misia Sophia Doms/Peter Klingel: Leser am Narrenseil. Vom rhetorischen Einsatz naturwissenschaft- licher Methoden im «Reich der Natur und der Sitten» • Susanne Düwell: Erziehung «durch Vorzeigung der Dinge in der Natur». Aufklärungspädagogik und Naturgeschichte • Giulia Cantarutti: Naturforschung in Aufklärungszeit- schriften unter dem Blickwinkel des deutsch-italienischen Kulturtransfers. Peter Lang Peter Lang AG • Internationaler Verlag der Wissenschaften Internationaler Verlag der Wissenschaften Moosstrasse 1 • P. O. Box 350 • CH-2542 Pieterlen • Schweiz Tel : +41 (0) 32 376 17 17 • Fax : +41 (0) 32 376 17 27 [email protected] • www.peterlang.com G Zeitschrift für Germanistik

Zeitschrift für Germanistik

Neue Folge XXVII -1/2017

Steffen Martus (Geschäftsführender Herausgeber, Berlin) Alexander Kosenina (Hannover) Erhard Schütz (Berlin) Ulrike Vedder (Berlin)

Gastherausgeber

Charlotte Kurbjuhn (Berlin) Carlos Spoerhase (Berlin)

PETER LANG Internationaler Verlag der Wissenschaften Bern · Berlin · Bruxelles · Frankfurt am Main · New York · Oxford · Wien Herausgegeben von der Philosophischen Manuskripte sind, mit zwei Ausdrucken versehen, Fakultät II / Institut fur deutsche Literatur an die Redaktion zu schicken. der Humboldt-Universität zu Berlin

Redaktion: Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird kei­ Prof. Dr. Steffen Martus ne Haftung übernommen. (Geschäftsfuhrender Herausgeber) Dr. Brigitte Peters [email protected] Die Autor(inn)en von Abhandlungen und Dis­ Anschrift der Redaktion: kussionen erhalten ein Belegheft sowie die PDF- Zeitschrift für Germanistik Datei des Beitrages. Humboldt-Universität zu Berlin Universitätsgebäude am Hegelplatz, Haus 3 Dorotheenstr. 24 Jahresabonnement(s) zum Preis von D-10099 Berlin 150.- SFR, 130.- €, 139.- €*, 143.- €**, Tel.: 0049 30 20939 609 105.- £, 1 58.-U S-$ Fax: 0049 30 20939 630 pro Jahrgang zzgl. Versandspesen https://www.projekte.hu-berlin.de/zfgerm/ Jahresabonnement(s) für Studierende Redaktionsschluss: 01.09.2016 gegen Kopie der Immatrikulationsbescheinigung 105.- SFR, 91.-€, 98.- €*, 100.-€**, Erscheinungsweise: 3mal jährlich 7 2 .- £, 110.- US-$ Bezugsmöglichkeiten und Inseratenverwaltung: * €-Preise inkl. MWSt. - gültig für Deutschland Peter Lang AG ** €-Preise inkl. MWSt. - gültig für Österreich Internationaler Verlag der Wissenschaften Wabernstrasse 40 - Individuelles Online-Abonnement: CH-3007 Bern € 130.00 / $ 158.00 Tel.: 0041 31 306 1717 - Online-Abonnement für Institutionen: Fax: 0041 31 306 1727 € 260.00 / $ 316.00 [email protected], [email protected] - Online-Bezug einzelner Artikel: http://www.peterlang.net/ € 15.00 / $ 20.00

ISSN 2235-1272

© Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2017 Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis

Schwerpunkt: Editoriale Aneignung literarischer Dossier Werke im 18. Jahrhundert ANDREAS D egen — Form ist immanenter Kom­ C harlotte Kurbjuhn, Steffen Martus, mentar. Zum 100. Geburtstag von Johannes Bo- CARLOS Spoerhase — Editoriale Aneignung lite­ browski (1917—1965) 163 rarischer Werke im 18. Jahrhundert. Vorwort 7

M anuel Baumbach — Sammeln, Dichten und Edieren: Zur Poiesis deutscher Übersetzungen der Miszelle „Carmina Anacreontea“ im 18. Jahrhundert 17 Nikolaus LohsE: „Mit bedächt’ger Schnelle“. FELIX M ündt — Sichtbare Aneignungen. Zu Il­ lustration und Gestaltung von Horazausgaben im Das Goethe-Wörterbuch im 70. Jahr seines Be­ 18. Jahrhundert 36 stehens auf der Zielgeraden 169

Barbara M ahlmann-Bauer - Die Opitz-Edi­ tion Bodmers und Breitingers (1745) 53

Erika Thom alla — Der Bund mit toten Dich­ Konferenzberichte tern: Die Gedichtausgaben Ludwig Höltys und die Historisierung des Göttinger Hains durch Jo­ „Schlusspoetik“. Goethes Spätwerk / On Late hann Heinrich Voß 69 Goethe (Internationale Konferenz in Chicago v. 13.—15.3.2016) (Marcus Lampert) 172 H ans-peter Nowitzki, peter-H enning Hai­ SCHER — Verbesserungsästhetik als Editionsprin­ Paratextuelle Politik und praxis. Dynamiken der zip. Karl Wilhelm Ramlers Bearbeitung von Jo­ Genese von Werk und Autorschaft (Internationa­ hann Nikolaus Götz’ Gedichten 87 le Tagung in Innsbruck v. 17.—18.3.2016) (Verena Hepperle) 174 A strid Dröse, Jörg Robert — Editoriale An­ eignung und usurpierte Autorschaft. Schillers Literaturwissenschaftliche Ideengeschichte. Kon­ „Thalia“-Projekt 108 zepte und Kategorien (Workshop in Heidelberg v. 2.—3.6.2016) (UweMaximilian Korn) 177 DIETER M artin — Friedrich Matthissons „Lyri­ sche Anthologie“ (1803—1808) im Spannungsfeld von editorialer Aneignung und nationalliterari­ scher Kanonbildung 132 Besprechungen

* Dirk NiefangeR: Lessings Schrifften (1753— 55); M ark-Georg Dehrmann, Jutta Weber Claude Haas — Hölderlin contra Goethe. Ge­ (Hrsg.): Gotthold Ephraim Lessing: Von der meinschaft und Geschichte in Max Kommerells Aehnlichkeit der Griechischen und Deutschen „Der Dichter als Führer in der deutschen Klas­ Sprache (Daniel Zimmer) 180 sik“ 149 Gaby Pailer, A ndrea Dahlmann-Resing, Me­ lanie Kage (Hrsg.): Charlotte Schiller: Litera­ rische Schriften; H elm ut HüHN, ARIANE Lud- 6 Inhaltsverzeichnis wig, Sven S c h lo tte r (Hrsg.): „Ich bin im Ge­ Nicola Gess, Tina Hartmann, Dominika biet der Poesie sehr freiheitsliebend“. Bausteine Hens (Hrsg.): Barocktheater als Spektakel. Ma­ für eine intellektuelle Biographie Charlotte von schine, Blick und Bewegung auf der Opernbühne Schillers; ARIANE LUDWIG, Silke HENKE (Bearb.): des Ancien Régime (Karin Vorderstemann) 200 „Damit doch jemand im Hause die Feder führt ...“: BIRGIT N eumann (Hrsg.): Präsenz und Evidenz Charlotte von Schiller. Eine Biografie in Büchern, fremder Dinge im Europa des 18. Jahrhunderts ein Leben in Lektüren (Inge Stephan) 182 (Julian Osthues) 202 BERNHARD E chte (Hrsg.): Ferdinand Harde­ Claudia Brinker-von der Heyde, Holger kopf: Briefe aus Berlin. Feuilletons 1899-1902. Ehrhardt, Hans-Heino Ewes, Annekatrin Mit zwei Zugaben aus Handschriften (Erhard­ INDER (Hrsg.): Märchen, Mythen und Moderne. Schütz) 184 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen der Brüder Hans-Joachim Heerde, Barbara von Reib­ Grimm (Kaspar Renner) 205 n itz, M atth ias Sprünglin (Hrsg.): Robert Anna Büsch: Hitzig und Berlin. Zur Orga­ Walser: Kritische Ausgabe sämtlicher Drucke nisation von Literatur (1800—1840) (Frank Wes­ und Manuskripte (KWA), Bd. II/3: Drucke in der sels) 206 Schaubühne/Weltbühne (Sabine Eickenrodt) 187 C hristian Adam: Der Traum vom Jahre Null. Achim Aurnhammer, Hans peter Büoh- Autoren, Bestseller, Leser: Die Neuordnung der ler, Philipp Gresser, Julia Ilgner, Caro­ Bücherwelt in Ost und West nach 1945 (Stephen lin MaIKLER, Lea MaRQüART (Hrsg.): Arthur Brockmann) 208 Schnitzler: Filmarbeiten. Drehbücher, Entwürfe, Skizzen (Michael Rohrwasser) 190 Stephen BrockmanN: The Writers’ State. Con­ structing East German Literature, 1945—1959 Harald Steinhagen, Stephan Kraft, Hol- (Katja Stopka) 210 GER H of (Hrsg.): Gottfried Benn — Friedrich Wilhelm Oelze. Briefwechsel 1932—1956, 4 Bde. STEPHAN PabsT: Post-Ost-Moderne. Poetik nach (Thomas Wegmann) 191 der DDR (Adrian Brauneis) 212

Thomas Bein (Hrsg.): Vom Nutzen der Editio­ Andrea Albrecht, Claudia Löschner nen. Zur Bedeutung moderner Editorik für die (Hrsg.): Käte Hamburger. Kontext, Theorie und Erforschung von Literatur- und Kulturgeschichte Praxis (Julia Abel) 214 (Uwe Maximilian Korn) 194 M arcel Lepper, ü lric h R aulff (Hrsg.): Hand­ buch Archiv. Geschichte, Aufgaben, Perspektiven (Roland Berbig) 197 Informationen

* Eingegangene Literatur 217 10.3726/92156_108

A s t r id D r ö s e , J ö r g R o b e r t

Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt

I. Journal-Poetik und Werkpolitik — Das „Thalia“-Projekt. Die folgenden Ausführungen widmen sich einem Sonderfall editorialer Aneignung, der im 18. und 19. Jahrhundert zu den verbreiteten Formen nicht-autorschaftlicher Präsentation zählt: der Publikation in (literarischen) Zeitschriften.1 Für sie gilt in besonderer Weise, dass die Vorstellung litera­ rischer W erke (opera) „von anderen Akteuren als den Autoren vorgenommen [wird] “2. Im Zentrum dieser Fallstudie steht Schillers Thalia-Projekt, in dem die Problemkonfiguration von Werkpolitik — Autorschaft — Edition auf mehreren Ebenen präsent ist: Schiller ver­ öffentlichte in den Thalia-Heften neben eigenen Aufsätzen, Dramen- und Prosafragmen­ ten auch eigene und fremde Übersetzungen von antiken, rinascimentalen und modernen Autoren sowie Fremdbeiträge von verschiedenen Mitarbeitern. Die Besonderheit besteht nicht zuletzt in der werkpolitischen Perspektive des Unternehmens, auf die Rüdiger Nutt- Kofoth jüngst hingewiesen hat: Die gesamten Zeitschriftenbände, also selbstverfasste Tex­ te wie die der Beiträger, plante Schiller in Form einer Buchausgabe, als ersten Band seiner eigenen „vermischte [n] Schriften“3, zu veröffentlichen — eine „ungewöhnliche Grenzer­ weiterung des Werkbegriffs“, die dem Projekt den „Charakter des [...] ,Merkwürdigen‘“4 verleihe. Auch wenn dieses Vorhaben von Schillers Verleger Göschen nicht umgesetzt wurde, bleiben doch die „vermischte[n] Schriften“ aus dem Bestand der Thalia ein Teil von Schillers imaginärer Bibliothek, eine Opus-Phantasie. Sie steht — so die These dieses Beitrages — in einer Dialektik von editorialer Aneignung und usurpierter Autorschaft.

Im Hinblick auf das, was als Schillers Journal-Poetik bezeichnet werden könnte, lässt sich von folgender Leitfragen-Matrix ausgehen:

— Welche Autoren und Autorentypen werden zur Mitarbeit eingeladen? (Selektion) — Wie vollzieht sich die konkrete Zusammenarbeit von Anbahnung des Kontakts über Einladung bis zur Mitarbeit? (Kooperation und Koordination) — In welchem Verhältnis stehen die Autoren zu Schiller, welche Position innerhalb des literarischen Feldes nehmen sie ein, welche literarhistorischen Konstellationen zeigen sich? Welche Gewinne für eine historische Feindifferenzierung des literarischen Feldes um 1800 können sich aus dem Blick auf Komposition und Konstellation der Beiträge ergeben? (Feld und Konstellation) — Wie gestaltet sich im jeweiligen Fall das Verhältnis von auktorialer Autonomie und editorialer Aneignung? Lassen sich systematisch ,Grade‘ auktorialer Autonomie bzw.

1 Zur Zeitschriftenkultur des 18. Jahrhunderts vgl. FAULSTICH (2002), KIRCHNER Bd. 3 (1969), MCCARTHY (1999), Boening, Moeps (1996), Grappin (1982), Kieslich Bd. 3 (1969). 2 Spoerhase (2007, 287). 3 Schiller an Göschen, 22.11.1786, NA 24, 68. 4 Nutt-Kofoth (2010, 145).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 109

Heteronomie feststellen (vom Pseudonym über Autor- und Herausgeberfiktion zur voll­ ständigen Autor-Autonomie)? In welchem Maße treten die Beiträger als Mitarbeiter oder autonome Autoren auf? (Autorschaft und Autonomie) — In welchen Fällen und ggf. auf welche Weise greift der Herausgeber in die appropriier- ten bzw. usurpierten Texte ein (durch paratextuelle Ergänzungen wie Kommentare, Vorreden, durch Arrangement innerhalb der Hefte etc.) ? (editoriale Appropriation und Korrektur) — Lässt sich von der Auswahl der Beiträge und der Komposition der Hefte auf ökono­ mische, werk- und literaturpolitische oder poetologische Strategien5 rückschließen? (Strategie und Steuerung) — Welche ,materielle Poetik‘ (Spoerhase) verfolgt das Journal? Welche journalspezifischen Werk- oder Formtypen („Fragment“, „Probe“, „Versuch“ etc.) lassen sich bestimmen? In welchem Zusammenhang steht diese Fragment-Poetik6 mit Schillers Poetik und Ästhe­ tik vor der Klassik, die wesentlich eine „Ästhetik par provision “7 darstellt? (Medialität und Poetik) — Wie werden die diversen Texte - eigene wie ,fremde‘ - präsentiert (Anordnung der Beiträge, Layout, Aspekte der Textualität insgesamt)? (Komposition und Präsentation) — Welche Entwicklungen und Transformationen durchläuft die Thalia bzw. Schillers Journal-Poetik ? Wie verhalten sich diese zu Schillers eigenen ,Werken‘ (opera), deren Präsentation und Publikation? (Entwicklung und Phasendynamik)

Gerade in den Jahren ,vor der Klassik‘ war Schillers Position im Literaturbetrieb in kaum zu überschätzender Weise durch seine Funktion als Herausgeber und Redakteur von Zeit­ schriften (im weiteren Sinne) bestimmt:8 Schon 1782 wird gemeinsam mit Jakob Fried­ rich Abel, Johann Wilhelm Petersen und Johann Jakob Atzel das Wirtembergische Reper­ torium im Selbstverlag gegründet;9 es folgt die Rheinische Thalia wiederum im Selbstverlag (1785),10 fortgesetzt als Thalia bei Göschen (1785-1791), dann als Neue Thalia (1792­ 1793) ebenfalls bei Göschen, der Historische Calender fü r Damen (Göschen 1790-1794), D ie Horen, verlegt von Cotta (1795-1797) und schließlich der Musenalmanach (Michaelis 1795).11 Immer wieder ist auf das kommerzielle Scheitern dieser Projekte, insbesondere

5 Vgl. Martus (2007). 6 Vgl. Robert (2013). 7 Robert (2011a, 429). 8 Dennoch ist dieser Sektor in der Schiller-Forschung wenig beachtet worden. Erst in den letzten zehn Jahren ist ein vermehrtes Interesse an Schiller als Herausgeber - und damit verbunden als Akteur im Literaturbetrieb - feststellbar. Am Anfang dieses neueren Interesses stehen Arbeiten wie die Studie von Gross (1994); vgl. auch schon Weber (1987); in jüngerer Zeit: Fischarth (2005), Raabe (2006), HeiTZ, Krebs (2007); mit medien­ historischen Akzenten auch VON Ammon (2005). Gleichwohl bleibt das Grundlagenwerk, vor allem zu dem im Vergleich zu den Horen noch wenig beachteten Thalia-Projekt, eine Studie des frühen 20. Jahrhunderts aus der positivistischen Schule Max Kochs: Berresheim (1914); ergänzend dazu: Grimberg (2007). Dagegen bleiben die einschlägigen Handbuchartikel - Hofmann (2005), Misch (1998) - medienhistorisch und werkpolitisch wenig interessiert. Die Forschungslage kritisch zusammenfassend: Schmidt-Funke (2006). 9 Vgl. Alt Bd. 1 (2000, 488 f.), Haefs (2007). 10 Vgl. Darras (2007). 11 Hinzu treten Periodika, die zeitweise von Schiller betreut wurden wie die Nachrichten zum Nutzen und Ver­ gnügen (Stuttgart 1781) sowie diverse Einzelprojekte; vgl. Schmidt-Funke (2006, 13 f.).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108-131 110 A str id D rö se, J örg R obert der Thalia-Reihe, hingewiesen worden, auf die Vielzahl subalterner Autoren, die zu viel Belangloses produziert hätten, sowie auf Schillers mangelndes ökonomisches Geschick.12 Zudem werden fehlende Selbstdisziplin, Schillers Verwicklung in anderweitige Projek­ te, sein beständig kritischer Gesundheitszustand und mangelndes Zeitmanagement als Ursachen genannt.13 Dagegen wurde die medienhistorische, werkpolitische und journal- poetologische Dimension kaum intensiver untersucht. Im Folgenden wird die These ver­ treten, dass gerade der Thalia-Komplex als ein Laboratorium, eine Vorschule der Klassik aufzufassen ist. Die kardinalen Themen und Konzepte der klassischen Phase sind hier angelegt und werden in verschiedenen Texten — in literarischen Werken wie in philoso­ phischen und historischen Essays — von Schiller selbst, aber auch von seinen Beiträgern durchgespielt. Das Projekt zeigt, wie überhaupt das Werk des Autors der 1780er und frü­ hen 90er Jahre, „die Kräfte der Kontinuität — auch und gerade jenseits von Kant“14. Die späte Thalia wird jedoch zum publizistischen Medium für die nun einsetzende Ausein­ andersetzung mit Kant (Vom Erhabenen, Über Anmuth und Würde). Experimente mit romanischen Formen und romantischen Themen zeigen dagegen das Bild einer ,anderen Klassik‘, die Schiller in den dramatischen Entwürfen (Jungfrau von Orleans), aber auch in den Essays (Homer-Ariost-Vergleich in Ueber naive und sentimentalische Dichtung) fort­ setzen wird. Die gewählten Fallbeispiele — Ludwig Ferdinand Hubers Das heimliche Ge­ richt und Schillers Teil-Übertragungen von Vergils Aeneis — verdeutlichen jedes auf seine Weise die Dialektik von editorialer Aneignung und usurpierter Autorschaft, die Schillers Journal-Poetik insgesamt kennzeichnet.

II. Der „Thalia“-Komplex — Genese, Phasen, Kontexte. Mit einem Zeitschriften-Projekt begab sich Schiller in den 1780er Jahren grundsätzlich auf keinen Sonderweg: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konkurrierten rund 200 literarische und ebenso vie­ le historisch-politische Zeitschriften auf dem deutschen Buchmarkt — von den theolo­ gischen, medizinischen, pädagogischen Journalen ganz zu schweigen.15 Für einen freien Autor führte kein Weg am Journal vorbei: „[D]ie Zukunft des literarischen Marktes lag nicht mehr nur in Büchern, sondern vor allem in den Zeitschriften“16 — die Zeichen der Zeit waren für Schiller auch in dieser Hinsicht evident. Aufmerksamkeit zu erlangen und ein eigenes Publikum zu finden,17 musste also ein zentrales Anliegen sein, um auf dem weitläufigen Journalmarkt überhaupt wahrgenommen zu werden — sei es aus ökonomi­ schen und/oder aus ,ideellen‘ Gründen. Dies gelang Schiller nur in eingeschränkter Weise. Die ersten Versuche, das hat Steffen Martus gezeigt, zielen durch programmatische und der Selbstinszenierung dienende Texte — wie die Selbstrezension der Räuber im Wirten- bergischen Repertorium und das zur exzentrischen Autobiographie stilisierte Vorwort der Rheinischen Thalia — auf diese ,Aufmerksamkeitseffekte‘.18

12 Vgl. Hucke (1984). 13 Vgl. Schmidt-Funke (2006, 27). 14 Robert (2011a, 30), Robert (2011b). 15 Vgl. Misch (1998, 798), Alt (2000, 194); zuletzt: van Hoorn, Kosenina (2014). 16 Koopmann (2007, 119). 17 Zu Schillers ambivalentem, aber ,konsistentem‘ Publikumsverhältnis vgl. StOCKINGER (2006, 484—485); im Vergleich mit Bürger (im Kontext des ,Popularitäts-Problems‘) vgl. ROBERT (2011a, 318 f.). 18 Vgl. Martus (2011).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 111

Die wechselhafte Karriere der Thalia lässt sich in drei Phasen gliedern: 1783 berichtet Schiller seinem Schwager Friedrich Hermann Reinwald vom Plan einer an Lessings H am- burgischen Dramaturgie orientierten Serie von Abhandlungen, die als „Theaterjournal“19 erscheinen sollen. Da sich Dalberg wenig für das Projekt erwärmen kann, gründet Schiller auf eigene Faust und im Selbstverlag die Rheinische Thalia, deren Inhalt jedoch weit über eine ,Mannheimer Dramaturgie‘ hinausgeht (Phase 1). Bereits die Ankündigung formu­ liert in nuce das Programm der ästhetischen Erziehung. Alleiniger Autor und Beiträger des ersten Hefts ist Schiller. Es enthält u. a. den Schaubühnen-Aufsatz und erste Fragmente des Dom Karlos. Die Hoffnung auf „500 Subscribenten“20 erwies sich jedoch bald als Illusion. Auf Vermittlung der Freunde Ludwig Ferdinand Huber und Christian Gottfried Körner kam der Kontakt zu Göschen zustande, der schnell Interesse an Kooperation zeigte — das Zeitschriftenprojekt, auch dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen, wird auf diese Weise zum „Katalysato [r] der Zusammenarbeit“21 zwischen Schiller und seinem Verleger.22 Glei­ ches gilt später für Cotta im Kontext des Horen-Projekts. Die Weiterführung der Thalia in Zusammenarbeit mit Göschen führte zu einer Profes- sionalisierung des Unternehmens, das nun durch den Wegfall des regionalen Bezugs be­ reits im Titel seinen nationalen Anspruch geltend machte (Phase 2). Auch setzte man we­ niger auf Subskriptionen, was vice versa neue Formen der Vermarktungsstrategie zwingend erforderlich machte. Entscheidend für unseren Zusammenhang ist zum einen, dass sich Schiller im Austausch mit Göschen intensiv Gedanken über materielle Werkeffekte mach­ te und Mitarbeiter rekrutiert wurden. Insgesamt erschienen zwischen 1785 und 1791 zwölf Hefte. Was Schillers eigene Beiträge betrifft, ist bis zur Berufung nach Jena ein poetisch­ philosophischer Schwerpunkt erkennbar, wobei er als Vermarktungsstrategie auf „Me­ dienexperimente“23 wie die serielle Publikation des Geistersehers24 und des Dom Karlos25 setzte: Durch „Temporalisierung des Leserkontakts“26 sollten Rezipienten gebunden werden. Seit der Jeaner Zeit zeichnet sich ein historischer bzw. religionsgeschichtlich­ philosophischer Akzent der Schiller’schen Eigenbeiträge (Egmont-Studie, H. 8 [1790], Die Sendung Moses, H. 10 [1790]) und der Fremdbeiträge ab (u. a. Reinhard Uebersicht einiger vorbereitenden Ursachen der französischen Staats-Veränderung, H. 12 [1791], eine anonyme Übersetzung von Louis de Flue: Die enthüllte Bastille, H . 10 [1790]). Die materielle Präsentation ist von Anfang an Gegenstand der Korrespondenz zwischen Göschen und Schiller, in der Letzterer durchaus selbstbewusst und bestimmend auftritt. Was das Layout, insbesondere in Bezug auf Typographie und Papier, betraf, wünschte sich Schiller eine Orientierung am „Arkenholzische[n] Journal“ — gemeint sind die Journale

19 Vgl. Schiller an Reinwald, 19.—16.6.1783, NA 22, 95—98. Zu Inhalt und Entstehungskontexten vgl. BERRES­ HEIM (1914), Alt (2000, 490 ff.). 20 Schiller an C. von Wolzogen, 8.10.1784, NA 23, 158. 21 Schmidt-Funke (2006, 19). 22 Zu Göschens Verlagsprogramm und Verlagspolitik vgl. FüSSEL (1999). 23 Vgl. Stockinger (2006). 24 Zum Fortsetzungscharakter des Geistersehers vgl. RADEMACHER (2014), Borgards (2013), Jannidis (2011), POSTMA (2010). Zu seriellem Schreiben im Medium der Zeitschrift allgemein vgl. KAMINSKI, RamtKE, Zelle (2014). 25 Stockinger (2006). 26 Stockinger (2006, 483).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 112 A str id D rö se, J örg R obert des befreundeten Publizisten Johann Wilhelm Daniel von Archenholz (1741—181 2) .27 Ein Vergleich der Titelblätter der Thalia mit Archenholz’ erfolgreichem Journal Literatur und Völkerkunde beweist, dass Göschen Schillers Vorstellungen nachkam (vgl. Abb. 1). In­ teressanterweise wechselte das Design in der letzten Thalia-Phase, für die Neue Thalia (1792-1795), wieder (Phase 3). Schiller bestätigte bereits Ende 1790, dass Göschen für das Journal „nun äußerlich mehr thun will“, und dass sie „in schönster Ordnung her­ auskommen soll“.28 Als Schrifttype wird nun durchgehend eine Antiqua (vgl. Abb. 2) gewählt. Schon äußerlich leistet die Neue Thalia einen „markanten Eieitrag zur Verbrei­ tung klassizistischer Stilmaßstäbe auf der Grundlage eines ästhetiseh fundierten Antike­ verständnisses“.29

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Abb. 1: Das Design der Thalta orientierte stch an Johann Wilhelm Daniel von Archenholz’ Journal .^ttet-

Dieser Aufbruch in die Klassizität spiegelt sich in dem Projekt der Aeneis-Übertragungen, auf das wir im zweiten Teil dieses Beitrages zurückkommen werden Andererseits lässt sich die Neue Thalia jedoch keinesfalls au“ einen solchen Klassizismus festlegen. lm Gegen­ teil. Unser erstes Beispiel wird zeigen, dass neben die „Classicität“f() — repräsrntiert durch die Übertragungen der Aeneis Vergils, einem Drama des Aetchylos31 jder von. Platons

27 „Was den Druck und die Schrift betrifft, so dächte ich, Sie richten die Thalia ganz ein, wie das Arkenholzische Journal, eben dieses Papier und eben solche Letteen. Wfi in Vfisen ist, Gedichte oder Kerlos,müssen aber mit einerlei Schrift, wie die Prosa, gedruckt werden, weil dies eleinereScnrift vorzüglich beim Carlos keinen guten Effekt machen würde.“ (NA 7,2, 20). 28 Schiller an Körner, 24.10.1791, NA 26, 104. 29 Alt Bd. 2 (2000, 193). 30 Schiller an Körner, 20.8.1788, NA 25, 97. 31 Prometheus in Fesseln. Deutsche Nachdichtung und Kommentar von Achtsnicht [Pseudon„m (?) unbfkannt] In: Neue Thalia 2 (1792), S. 52-93. Es handelr sich um eine metrische Übersetzung der ersten drei Szenen mit An merkun gen.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108-131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 113

Gastmahl32 - sogleich die Faszination für das Romanti­ T H A L I A. sche treten wird. In dir Geschichte der Thalia und der Neuen Thalia spiegelt sich die; Pluralität einer· ästhetischen Epoche, der Klassizismus und Romantik, Antike und Exotirmus als Tendeneen der Moderne gleichermaßen na­ faerauageg«b«a hestehen. D ieser Impuls zur W eltliteratur33 kennzeichnet ron auch Schillers Tätigkeit als Herausgeber: Sie prägt nicht F. SCHILLER. nuz nachhaltig seinen eigenen Weg vor der Klassik; über das Medium des Journals wir'd Schiller eelbst zu ihrem Er ilei Stück des Jahrgänge« 1793· Agenten.

L · 1 p 1 1 f Wr Qaorg Jo«chla CSTch10* Abb. 2.

I li Editoriale Aneignung (1): Ludwig Ferdinand Hubers „Das Heimliche Gericht“.

III1. Prekäre Herausgeberschaft: Editoriale Konstellationen in der „Thalia“. Zur neuen Herausgeberstrategie gehörte nach dem Zusammenschluss mit Göschen, dass Mitarbeiter gewonnen wurden. Dabei lassen sich bestimmte Straiegien dea Selektion feststellen: Schil­ ler warb zunächst vor allem literarische und philosophische Beiträge von Autoren aus dem engeren Freundeskreis ein und nutzte deren Netzwerke für die Ausweitung seines Mit­ arbeiterstamms. Bei den meisten der rund 40 Beiträger der Thalia und der Neuen Thalia handelt es sich um jüngere Autoren, das Durchschnittsalter liegt bei etwa 25 Jahren. Dazu kommen einzelne Besträge von Freunden -wie Körner oder beeeits Etablierten wie . Der Anteil fremder Publikationen nimmt im Laufe der Jahre zu: In der Thalia (1713 S.) stammen 1116 Seiten, d. h. 65 % (die Übersetzungsarbeiten eingerechnet) aus der Feder Schillers, in der Neuen Thalia liegt der autorschaftliche Anteil des Herausgebers, inklusive der Vergil-Übersetzungen, bei rund einem Drittel (532 der 1552 S.).34 Versucht man, die Beiträge des Projekts im Hinblick auf das Verhältnis Autor-Herausgeber zu syste­ matisieren, ergeben sich folgende vier Rubriken:

1. von Schiller verfasste Beiträge, 2. von Beiträgern verfasste Originaltexte, die Schiller unter dem Namen der Autoren oder auch anonym herausgibt,35 3. Übersetzungen von Schiller, 4. Übersetzungen von Beiträgern.

32 Vgl. [F. I. Niehammer:] Das Gastmahl von Plato oder Gespräch über die Liebe. In: Neue Thalia 2 (1792), 170—228, 324—386. 33 Vgl. Gossens (2011). 34 Vgl. Grimberg (2007, 181). 35 Vgl. hierzu auch das Verfahren Goethes in den Propyläen: Auch hier werden Texte anonym publiziert (mit einer Ausnahme sogar alle), der Herausgeber, Goethe, verweist aber explizit auf das Prinzip ,kollektive Autor­ schaft. Interessanterweise ist kollektive Autorschaft sogar ein zentrales, gleichsam leitmotivisches Thema der (anonymen) Beiträge. So reflektiert z. B. eine „Brieferzählung metapoetisch das Konstruktionsprinzip des sie selbst umgreifenden Zeitschriftenprojekts und inszeniert zugleich nachdrücklich einen Typus von Autor­ schaft, der nicht auf einzelne historische Akteure reduziert werden kann“; vgl. Ehrmann (2014, 36).

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Bei den letzten beiden Fällen handelt es sich um eine besondere Form editorialer An­ eignung antiker, frühneuzeitlicher und auch moderner bzw. zeitgenössischer Werke, da Nicht-Autorschaftliches und Autorschaftliches (durch die Übersetzungsleistung) ineinan­ der übergehen. Auswahl und Präsentation dieser Texte spielen für die Programmatik des Thalia-Projekts eine besondere Rolle. Im Folgenden sollen anhand je eines Beispiels die Rubriken 2 und 3 (vgl. III.) charakterisiert werden. In der ersten Phase der Thalia zählte Ludwig Ferdinand Huber (1764—1804) zu den produktivsten Beiträgern.36 Er gehörte zum Freundeskreis um Körner, hatte 1784 gemein­ sam mit diesem Schiller zum Umzug von Mannheim nach bewegen können37 und vermittelte letztlich den entscheidenden Kontakt zu Göschen.38 Auch in Dresden standen sie in engem Austausch und bald schon bemühte sich Schiller, Huber für seine Zeitschriftenprojekte zu interessieren.39 Huber ist zwischen 1788 und 1791 mit diversen Beiträgen beteiligt: Für das vierte Heft (1790, 97—129) lieferte er eine nach dem Muster der W ieland’schen Könige von Scheschian verfasste satirische Erzählung: Hoangti, oder der unglükliche Prinz, eine Geschichte nicht ganz im Geschmak der Scheherezade40, eine kurze Bigamie-Erzählung in Anlehnung an die Geschichte vom Grafen von Gleichen (Anekdote) erschien in Heft 9 (1790, 41—50). Das Lustspiel Juliane wurde schließlich als zweiteiliges Fragment ebenfalls in Heft 9 (110—142) mit Fortsetzung in Heft 12 (1791, 78—97) veröf­ fentlicht. Außerdem basiert Schillers Übersetzung von Merciers Précis historique. Portrait d. Philippe second (1785), Philipp der Zweite, König von Spanien. Von Mercier (H. 2 [1786], 71—104) auf Hubers Übertragung dieses Vorworts.41 Huber wurde für Schiller im Laufe der Zeit aber auch in anderer Hinsicht zum wichtigsten Projektmitarbeiter. So stellte er den Kontakt zu dem in Wien wirkenden Dramatiker Julius Wilhelm Ziegler (1761—1827) her, dessen ritterromantisches Dramenfragment Mathilde von Gießbach in Heft 9 (1790, 51—90) publiziert wurde. Bedeutender war die Vermittlung Georg Forsters, mit dem Huber freundschaftlich ver­ bunden war (nach Forsters Tod heiratete er dessen Witwe und wurde somit Schwieger­ sohn des Göttinger Altphilologen und Mythenforschers Christian Gottlob Heyne). Forster steuerte zwei kunsttheoretische Aufsätze42 sowie eine Übersetzung von Szenen aus dem

36 Vgl. Alt (2000, 297 f.). 37 Vgl. Körner an Schiller, 4. oder 5.6.1784, NA 33, I, 31 f.; Körner schlug Huber als Mitarbeiter vor, vgl. Körner an Schiller, 27.5.1788, NA 33/I, 189 f. 38 Vgl. Huber an Schiller, 7.1.1784, NA 33/I, 49—51. Vgl. auch den von Füssel entdeckten Brief aus der Kor­ respondenz Huber-Göschen; zitiert bei FüSSEL (1999, 67), FüSSEL (1991, 87—144). 39 Huber hatte seit 1782 bei Crusius in Leipzig Übersetzungen aus dem Französischen publiziert, seit 1785 publi­ zierte er bei Göschen. 1792 ging er als Befürworter der Französischen Revolution in die Schweiz und wirkte in den Folgejahren weiter recht erfolgreich als Journalist. Zusammen mit seiner Ehefrau Therese, der Witwe Georg Forsters, gab er mehrere Zeitschriften zu aktuellen politischen Themen heraus (Neue Klio. Eine Monats­ schrift für französische Zeitgeschichte, 3 Bde., Leipzig 1797/98) und arbeitete ab 1798 für Cottas Neueste Welt­ Kunde und die Allgemeine Zeitung in Tübingen bzw. Stuttgart. In der Folgezeit ist er u.a. mit Erzählungen hervorgetreten, bedeutend war er jedoch in erster Linie als Übersetzer französischer Dramen (3 Bde., Leipzig 1795—97). Er verstarb früh, bereits 1805; vgl. Hahn Bd. 4 (2009, 610 f.), FüSSEL (1999, 63 ff.); vgl. auch den Nachruf auf Huber in SCHULZ (1805, 4 f.). 40 Knapp dazu BERRESHEIM (1914, 42). Vgl. auch RADEMACHER (2014, 105 ff.), die auf Parallelen dieser Ge­ schichte mit dem Geisterseher — v. a. hinsichtlich des Fortsetzungscharakters beider Texte — hinweist. 41 Vgl. Alt (2000, 493). 42 Vgl. Forster (1791, 91—109, 83—94).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 115 indischen Mysterienspiel Sakuntalä des indischen Dichters Kalidasa (um 500 n. Chr.) bei. Dieser Beitrag aus der Feder des prominenten Autors — Forster griff seinerseits auf eine englische Übersetzung zurück — verlieh der Thalia nicht nur einen exotischen Anstrich; er begründete in Deutschland auch eine neue Dimension der Beschäftigung mit Sanskrit und der indischen Kultur überhaupt,43 die in die Begründung der Indologie durch die Brüder Schlegel mündete.44 Für die Romantiker sollte das Drama, das Forster später vollständig übersetzte, zu einem Schlüsseltext werden.45 Zum anderen zeichnet sich das spätere Interesse der Weimarer Klassiker an außereuropäischen Kulturen und Kulturkontakten ab, das im Falle Schillers etwa im Projekt der Seestücke kulminieren sollte.46 Seitdem Schiller die Jenaer Professur angetreten hatte, fungierte Huber zunehmend als Stellvertreter des überlasteten Herausgebers. Heft 9 (1790) stellte Huber zur Entlastung Schillers eigenständig zusammen.47 In politischer Hinsicht mag es nicht unbedeutend sein, dass der frankophile, gebürtige Pari­ ser — übrigens später als Freund Georg Forsters an den Ereignissen rund um die Mainzer Republik beteiligt — die revolutionsfreundliche Haltung der Thalia mitgesteuert hat.

III.2. Konfigurationen und Konflikte — Schiller, Huber und das Geheimbund-Sujet. Der interessanteste eigene Beitrag Hubers ist ein dreiteiliges Dramenfragment, Das heimliche Gericht (H. 5 [1788], 1—66; Fortsetzung: H. 9 [1790], 1—40), in dem die zeitgenössi­ sche Faszination für Geheimbundthemen48 auf das spätmittelalterliche Institut des Feme­ gerichts projiziert wird: Der Ritter Heinrich von Westhausen wird in die Geheimnisse des Femegerichts eingeweiht und als Mitglied des Bundes, der als „Orden“ bezeichnet wird, geworben. Der dramatische Konflikt entzündet sich, als es um die Bestrafung eines Freundes geht, der selbst Mitglied des Femegerichts ist und in ein schweres Verbrechen verstrickt ist: Aus Liebe zu einer Frau hat er sich des Meuchelmordes schuldig gemacht. Heinrich muss sich zwischen Ordenspflicht und Freundestreue entscheiden. Zwar ist der Held sogar dazu bereit, sich für den Freund zu opfern, doch dieser kann der Nemesis nicht entkommen. Der erste Abdruck in der Thalia umfasst die Szenen 1—9 des I. Aktes und bricht effektvoll mit einem Cliffhanger ab: kurz vor Heinrichs Initiation in die Gemein­ schaft. Bereits die im Nebentext entfaltete Raumdarstellung annonciert diese Szene als ers­ ten Höhepunkt des Geheimbund-Dramas. Sie findet in einem „große[n] unterirdische[n] Gewölbe“ statt, „von einer in der Mitte hängenden Lampe matt erleuchtet. In der Mitte steht ein runder rothbehangener Tisch. Eine Gatterthür auf der einen Seite; das Innere scheint stark beleuchtet, auf der anderen ein Stufengang“ (S. 64) — ein Setting, das an die Szene vor der römischen Staatsinquisition im ersten Teildruck des Geistersehers erinnert, der im vorausgehenden Thalia-Heft erschienen war.49

43 Forster war auf seiner Reise nach England 1790 auf die Übersetzung des Orientalisten William Jones gestoßen. Jones hatte das indische Mysterienspiel zunächst aus dem Sanskrit und Prakrit interlinear ins Lateinische über­ tragen, dann eine englische Übersetzung angefertigt. Ein Jahr nach der Teilpublikation in der Thalia legte Forster eine vollständige Übersetzung des Dramas nach Jones Vorlage vor. Zu den begeisterten Rezipienten zählten u. a. Herder, Goethe und die Schlegels. Vgl. Esleben (2006). 44 Esleben (2006, 393). 45 Leifer (1971, 77). 46 Zu den Seestücken vgl. SPRINGER (2013) u. (2000), GUTHKE (1998), GüNTHER, ROBERT (2012). 47 Alt (2000, 496). 48 Zu diesem Komplex exemplarisch RIEDEL, MüLLER-SEIDEL (2002), SCHINGS (1996). 49 Zu dieser Szene und ihrer ,proto-ästhetischen Qualität vgl. ROBERT (2011b, 176—180).

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Hubers Femegericht ist im Grunde nichts anderes als die spätmittelalterliche Variante der Staatsinquisition, der dunklen „Gerechtigkeit in Venedig“50 in Schillers Roman. Staats­ inquisition und Femegericht sind Instanzen einer Schattenjudikative. Hier wie dort sind die angesprochenen Passagen als Verhörszene vor einem geheimen Tribunal inszeniert. Im Heim ­ lichen Gericht tagt das Gericht unter der Erde, in einer „Unterwelt“51; die schwierigen Wege, die dorthin führen, erhöhen die als nahezu unbeschränkt empfundene Macht der Institution. So auch bei Schiller: Man muss „einen langen gewundenen Gang über Gewölbe“ (NA 16, 50) durchlaufen, um den geheimen Verhandlungssaal zu erreichen. Im Dramen- wie im Romanfragment werden die Nicht-Eingeweihten mit verbundenen Augen vor das Tribunal geführt — ein Kreis „vermummter“ (Huber) bzw. „schwarz gekleidet[er]“ (Schiller) M än­ ner. Beide Autoren kosten die Darstellung des schaurigen Ortes aus: „der ganze Saal mit schwarzen Tüchern behangen und sparsam erleuchtet, eine Totenstille in der ganzen Ver­ sammlung, welches einen schreckhaften Eindruck machte“,52 heißt es bei Schiller. Schiller schickt dem Abdruck von Hubers Drama eine kurze Einleitung voraus, der dem Leser zwei konkrete Kontextualisierungsangebote macht (ein Fall editorialer Appro­ priation und Korrektur im Sinne unserer Matrix): Zum einen wird der populäre Geheim­ bundkomplex ausdrücklich angesprochen („Zu einer Zeit, wo für und gegen geheime Verbindungen so viel gesagt, geschrieben und gethan wird“, NA 22, 100), zum ande­ ren gibt der Herausgeber das heimliche Gericht in Goethes Götz als Referenz an („Man setzt bei jedem Leser desselben voraus, daß ihm das heimliche Gericht aus dem Götz von Berlichingen wenigstens bekannt ist“, NA 22, 100). Schließlich wird eine Femegericht­ Abhandlung Mösers („Eine kleine Nachricht von dieser geheimen Gesellschaft, die im vierzehnten und funfzehnten Jahrhundert fast ganz Deutschland überschwemmte, hat der Herr von Möser in der Berliner Monatsschrift gegeben“53) angesprochen. Diese Hinweise auf (faktuale und fiktionale) intertextuelle Bezüge werden mit einer Herausgeberfiktion kombiniert („habe ich gegenwärtiges Fragment, das mir von unbekannter Hand einge­ sendet worden, für interessant genug gehalten, um es dem Publikum vorzulegen“, NA 22, 100). Hubers Dramenfragment wird durch den Prolog des Herausgebers also in verschie­ denste Zusammenhänge gestellt: Historiographie, Geheimbundmode und Ritterdrama werden synthetisiert, Fiktionalitätssignale und Beglaubigungsstrategien rücken das Dra­ menfragment in ein schillernd-mehrdeutiges Licht. Bemerkenswert ist aber vor allem der gedankliche Zusammenhang, der durch die tex­ tuelle Konstellation innerhalb des Journals hergestellt wird. Denn der privilegierte Kon­ text ist das Romanfragment des Herausgebers selbst: Der Geisterseher, dessen zweiter Teil in diesem Heft direkt auf Hubers Ritter-Geheimbund-Dramenfragment folgt. Beide Texte füllen die 132 Seiten umfassende Ausgabe, man könnte von einem Geheimbund­ Themenheft sprechen, das den aktuellen Erwartungshorizont des Publikums optimal zu bedienen versprach.54 Auch in der nächsten Lieferung, im sechsten Heft der Thalia, sind

50 NA 16, 50. 51 So bezeichnen bei HUBER (1793, 73) die Richter den Ort ihres Zusammentreffs. 52 NA 16, 50. 53 Gemeint ist: „Kurze Nachricht von den westphälischen Freigerichten“ (1786); vgl. BERRESHEIM (1914, 49). 54 In einem Brief an Körner hatte Schiller die Orientierung am Publikumsgeschmack als wichtige Komponente für den Erfolg des Journals betont (NA 25, 70).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 11 7 die Fortsetzung des Heimlichen Gerichts (eine melodramatische Szene, in der Heinrich in die Geheimnisse des Ordens eingeweiht wird und den verhängnisvollen Schwur auf den Bund leistet) und die des Geistersehers (Aufnahme in die geheime Gesellschaft der „Bucen- tauro“) erneut direkt nacheinander abgedruckt (H. 6 [1787]; Huber: 72—83, Schiller: 84— 164). Es ist evident, dass der Herausgeber beide Texte aufeinander bezogen wissen wollte: als Variationen eines Themas in verschiedenen Genres, an verschiedenen Schauplätzen und in verschiedenen historischen Epochen. Prosa, Venedig, Frühe Neuzeit hier, Drama, Westfalen, Spätmittelalter dort. Das tertium comparationis der Texte war das Doppel-Sujet von Geheimbund und Geheimpolizei. Die Engführung des Geistersehers mit dem Drama Hubers erwies sich — auch in Verbindung mit der Entscheidung, beide Texte in Fortset­ zungen zu publizieren — als geschickte Absatzstrategie (Aspekt Strategie und Steuerung in unserer Matrix). Die Begeisterung für den Roman befeuerte zugleich das Interesse an Hubers Drama, das auch in den zeitgenössischen Kritiken positiv besprochen wurde.55 Schillers Reaktion hingegen war ambivalent: Zunächst beglückwünschte er den jünge­ ren Mitarbeiter zur positiven Resonanz auf das Heimliche Gericht, dessen Konzeption er kritisch mitverfolgt hatte,56 und drängte auf die Fortsetzung. Die Vermutung, er selbst könnte der Autor sein, dementierte Schiller nicht („Mir sagen es viele auf den Kopf zu, daß es [das Heimliche Gericht] von mir herrühre“)57 — er hatte das Drama, wie ja auch den Geisterseher, anonym publiziert! 1790, im Heft 9 der Thalia, erscheint die dritte Fortset­ zung des Heimlichen Gerichts. Noch im selben Jahr veröffentlicht Göschen das vollstän­ dige Drama.58 Nun aber reagierte Schiller überaschenderweise auf Hubers Zusendung mit einem vernichtenden Urteil:59 Die Handlungsführung sei misslungen, die „Fluthen von Worten“ und vor allem die „dunkle und schwankende Bildersprache“ werden scharf kritisiert. Denn wenn der Stoff schon „dunkle Materi[e]“ darstelle, dürfe sich diese Dun­ kelheit keinesfalls in der Sprache perpetuieren — Geheimbund-Sujet in esoterischem Stil widerspricht dem rhetorischen aptum, thematische obscuritas verlangt stilistische perspi- cuitas und Simplizität („lichtvoller, simpler auch fließender“).60 Damit sind Überlegungen zur Gattungswahl verbunden. Modernes Sujet und klassische Form (Drama) scheinen sich zu widersprechen. Das Geheimbundthema lege an sich „schon jedem dramat. Dichter unübersteigliche Hinderniße in den Weg“61. Schiller kritisiert an Huber, was er seit der Arbeit an der Fortsetzung des Geistersehers und der klassizistischen Wende zu den Künst­ lern selbst als Manko empfindet. Entsprechend ähnelt die Kritik an Hubers obscuritas

55 Vgl. die Zeugnisse bei BERRESHEIM (1914, 49 ff.). Bedeutend ist die Rezension von A. W. Schlegel in den Göt­ tingischen Anzeigen von den gelehrten Sachen 1790, Stück 174; zitiert in Auszügen bei BERRESHEIM (1914, 49 f.). 56 Noch im Januar 1788 hat Schiller einige Einwände: „Mein Stillschweigen über das heimliche Gericht ist nichts weniger als ein Urtheil. Ich bin mit dem Dialog nicht ganz zufrieden, ich habe hie und da Einwendungen gegen die Maschinen, wodurch Du zum Zwecke kommen willst, vorzüglich aber wünschte ich dem ganzen mehr Kürze, Sparsamkeit und raschen Gang, wodurch das vorhandene sehr gewinnen würde.“ (Schiller an Huber, 20.1.1788, NA 25, 9). 57 29.7.1788, NA 25, 88. 58 Vgl. Huber (1790). 59 Schiller an Huber, 30.9.1790, NA 26, 44. 60 Hier spiegelt sich jene klassizistische Wende, die sich auch an der Schwelle zwischen dem ersten und dem zweiten Buch des Geistersehers abzeichnet (ROBERT 2011b, 174—176). 61 Schiller an Huber, 30.9.1790, NA 26, 43.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 118 A str id D rö se, J örg R obert jenen Vorbehalten, die Körner wenige Monate zuvor hinsichtlich der Künstler geäußert hatte.62 In der Arbeit am Polizey-Fragment (1799) wird Schiller selbst auf den Konflikt von klassischer Dramenform und modernem Polizei-Sujet stoßen. War Die Polizey der agonale Versuch, Hubers Gerichtsdrama durch einen eigenen Entwurf zu überbieten? Trotz Schillers rigoroser Ablehnung begründete Das Geheime Gericht Hubers literari­ schen Ruhm und sicherte ihm in den Folgejahren eine nicht unbedeutende Position im Literaturbetrieb.63 Der vollständige Druck wird begleitet von beachtenswerten paratex- tuellen Elementen: Auf der Titelseite findet sich ein Vergil-Zitat (Aen. 4, 692: „quaesivit [caelo] lucem, ingemuitque reperta“: „Sie suchte [am Himmel] das Licht und seufzte auf, als sie es gefunden hatte“; J. R.), das Didos Todesszene entnommen ist. Anspielungsreich ist auch die Wahl des beigegebenen Titelkupfers (von Christian Gottlieb Geyser), das — gleichsam als pictura des Mottos — eine weibliche Figur (die Protagonistin?) vor einem Höhleneingang in einer märchenhaft anmutenden Waldlichtung zeigt. Offenbar handelt es sich um das Tor, das zu dem unterirdischen Tagungsort des Bundes führt. Auf der fol­ genden Seite steht unter der Titelzeile ein Schiller-Zitat:

Was die Natur auf ihrem großen Gange in weiten Fernen auseinander zieht, wird auf dem Schauplatz, im Gesange Der Ordnung leicht gefaßtes Glied. Schiller

Es handelt sich um einen Vierzeiler aus den Künstlern.64 Wenn die Wahl des Zitates auf Hubers Vorschlag zurückgeht — was anzunehmen ist —, dokumentiert sie eine doppelte Intention des Autors: Auch außerhalb des ursprünglichen Publikationszusammenhangs soll das Erstlingswerk im Zeichen Schillers stehen und in diesem Sinne rezipiert werden; zudem ist das Druckbild deutlich an die Thalia angelehnt. Das Zitat fungiert als äußeres Zeichen der inneren Verbundenheit mit dem Mentor, das Drama wird als Werk eines Schillerianers präsentiert. Huber stilisiert sich zum Mitglied jenes auserwählten ästheti­ schen Ordens, den Schiller in den Künstlern mit dem kulturhistorischen Auftrag der Men­ schenbildung versehen hatte.65 Der Künstler kann — so die Suggestion des Zitats — eine unüberschaubare und chaotische Natur ästhetisch konzentrieren und von Kontingenz be­ freien, denn das im „Kunstwerke geübt[e] Gefühl für Ebenmaaß leidet keine Fragmente mehr“66 — wie Schiller diese Verse selbst erläutert hatte.

62 Körner an Schiller, 19.3.1789; Schiller an Körner, 30.3.1789, NA 25, 236: „Deinen Brief habe ich in dem Augenblicke erhalten, wo der meinige abgieng. Du hast mich sehr damit erfreut. Was Du von den Künstlern urtheilst, stimmt mit meiner Erwartung überein; wir müssen einander ja kennen. Ich fürchte, daß Deine Bemerkung wegen gewißer Dunkelheit im Ausdruck wahr ist, und bey einigen Lesern fand ich sie auch schon bestätigt. Wieland hat manches nicht verstanden. Diese Dunkelheit thut mir darum besonders leid, weil sie einige vorzügliche Gedanken trift, die ich in das möglichste Licht gesetzt wünschte.“ Dazu ROBERT (2011b, 229 ff.). 63 Einige Jahre später gab Huber seine gesammelten Schriften mit dem Zusatz „von dem Verfasser des heimlichen Gerichts“ heraus. HUBER (1793). 64 NA 1, 207. 65 Zu den Künstlern vgl. Robert (2011a, 223—292), ROBERT (2016). 66 Schiller an Körner, 30.3.1789, NA 25, 237.

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Angesichts dieser klassizistischen Programmatik muss Huber Schillers stilistisch-poeto- logische Kritik besonders getroffen haben.67 Es spricht viel dafür, dass Schiller Hubers Versuch als Provokation, gar als Hybris empfand68 — zum einen, weil der jüngere Mitar­ beiter sein eigenes Geheimbundstück vollendete, während Schiller weiter am Geisterseher laborierte, der bekanntlich Fragment blieb, zum anderen, weil Huber mit Göschen über eine selbstständige Drucklegung übereingekommen war und sich somit auch — das war ja gewissermaßen die Pointe — als Autor des Textes enthüllte (Aspekt Autorschaft und Auto­ nomie). Damit revozierte er jenen Akt editorialer Aneignung, der mit dem Druck im Rah­ m en der Thalia verbunden war. An Hubers Beispiel zeigt sich ein Mechanismus, der auch im Fall Hölderlins und dessen Hyperion-Fragment beobachtbar ist: Schiller begegnet sei­ nen Proteges dann mit Skepsis und Ablehnung, wenn er in ihnen und ihren Schriften eige­ ne Dispositionen und überwunden geglaubte Schwierigkeiten auszumachen glaubt.69 Im Fall des Geistersehers war dies der immer wieder projektierte und aufgeschobene, schließ­ lich aufgegebene Abschluss; im Falle Hölderlins eine Neigung zu einem überschießenden Idealismus und Schwärmertum. Der Komplex von Geheimbund und Geheimpolizei war für Schiller jedoch keineswegs erledigt; im Entwurf Die Polizey verfolgte er seinen eige­ nen Plan zur Dramatisierung des Themas — auch dieses Projekt blieb unvollendet. Die Idee, die gesamte Thalia u. d. T. Schillers Vermischte Schiften zu versammeln, war durch die eigenständige Publikation des Geheimen Gerichts jedenfalls ad acta gelegt. Huber hatte die Einflusssphäre Schillers verlassen, die Zusammenarbeit endete bald.

IV. Editoriale Aneignung (2): Der (neue) Streit um Vergil — Schillers „Aeneis“- Übertragungen.

IV.1. Konturen einer Wende — Klassizismus und „Neue Thalia“. Im Januar 1792 erschien bei Georg Joachim Göschen in Leipzig das erste Heft der Neuen Thalia, „herausgegeben von “. In dem von schwerer Krankheit gezeichneten Herbst 1791 hatte Schil­ ler den Plan gefasst, der seit 1785 erscheinenden Thalia eine programmatische Neuorientie­ rung zu geben.70 Sie vermittelte sich dem Leser schon typographisch (Aspekt Medialität und Poetik): Das kleinere Oktavformat wurde gewählt, die bis dahin verwendete Frakturschrift wurde durch eine Antiqua-Type ersetzt,71 die einen entschieden klassizistischen Ton und damit den Eindruck „einer gewissen ästhetischen Exklusivität“72 signalisieren sollte. Zu­ gleich vollzog Schiller mit der Neuen Thalia eine poetische wie poetologische Wende, die sich in den philosophischen Hymnen und Gedichten der späten 1780er Jahre — Die Götter

67 Im Vorwort der zweiten Ausgabe des Dramas (Das heimliche Gericht. Ein Trauerspiel von Ludwig Ferdinand Huber. Neue Auflage. Wolffsche Buchhandlung, Berlin 1791) nimmt Huber u. a. zu Schillers Anschuldigung Stellung, ohne allerdings dessen Namen zu nennen, indem er gerade den Zusammenhang von obskurem Sujet und obskurer Sprache als notwendig erklärt (Vorwort, XXIII—XXIV). 68 Der persönliche Rat am Ende des Rezensions-Briefes weist in diese Richtung. 69 Zum Verhältnis Schiller-Hölderlin STRACK (2001). 70 Vgl. Alt Bd. 2 (2000, 191—197), Hofmann (2005). 71 Raabe (1958—1960), Birkner (2007, 70); allgemein: NuTT-KofoTH (2004). 72 Alt, Bd. 2 (2000, 192). Überhaupt kann Göschen in diesem Bereich als Vorreiter gelten, der die „Zimelien der typographischen Klassik schuf“ und gewissermaßen die „typographische Luxuskultur“ begründete (VON Ungern-Sternberg [1976, 85] vgl. auch FüSSEL [1999, 247—226]) [„Göschens Verdienste um die klassizisti­ sche Typographie“]).

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Griechenlandes (1788), Die Künstler (1789) — angekündigt hatte.73 In diesem Zeichen wird auch das Projekt der Klassikerübertragung der ersten Thalia-Reihe fortgesetzt, jedoch mit einer charakteristischen Verschiebung: Während die griechischen Übersetzungen (Platon, Aeschylos) nun von Mitarbeitern geliefert wurden, konzentrierte sich Schiller ganz auf lateinische Literatur. Editoriale Aneignung und auktoriale Werkpolitik verbanden sich im Projekt einer Aeneis-Übersetzung, die sich über vier Stücke der Neuen Thalia erstreckte:

1. Die Zerstörung von Troja im zweyten Buche der Aeneide. Sie eröffnete das erste Heft der Neuen Thalia.74 2. Dido (= Viertes Buch) eröffnete das zweite Heft; deren Schlussteil wiederum das dritte Heft. Es folgten 3. Die Seefahrt von Troja nach Carthago im dritten Buch der Aeneide (H. 6, 1792), ohne Autornennung,75 und 4. der Auftakt des siebenten Gesangs der Aeneis (1—285) aus der Hand Neuffers, der das sechste Stück des Jahrgangs 1793 eröffnete.76

Nach Position, Rang und Umfang stellt der Vergil-Zyklus in der Neuen Thalia eine Be­ sonderheit dar. An ihm wird das Prinzip editorialer Aneignung fremder Autorschaft gleich doppelt sichtbar: einerseits im Hinblick auf eine Poetik der Übersetzung, die Schiller in einer Vorrede dem Zyklus — und damit der gesamten Neuen Thalia — vorausschickt,77 andererseits hinsichtlich der Integration von Mitarbeitern (in diesem Fall Neuffer), die den literaturpolitischen Zielen des Herausgebers zuarbeiten (sollen). Die programmati­ sche Spitzenstellung der Vergiliana in der Neuen Thalia geht gleichermaßen aus strategi­ schen wie poetologischen Überlegungen hervor (Aspekt Strategie und Steuerung in unse­ rer Matrix). Die Bekehrung zum Klassizismus bedient die Nachfrage einer wachsenden Klassik-Mode. Die auktoriale bzw. translatorische Aneignung Vergils wiederum steht literaturgeschichtlich am Ende einer langen Querelle d ’Homère78, in deren Schatten die kontinuierliche Vergil-Rezeption — auch und gerade in Deutschland — kaum je gesehen wurde. Sie reicht von Klopstocks Messias über Lessings ,Rettung‘ Vergils im Laokoon79 bis zu den zahlreichen Übersetzungsinitiativen um und nach 1800. Für Autoren ohne mar­ kante gelehrte und philologische Ambitionen wie Schiller blieben die lateinischen Klas­ siker das praktische Medium jener Klassizität, deren ideelle Orientierung Griechenland in den Grenzen Winckelmanns lieferte. Dass Schiller in der Phase der Räuber an diesem Streit um Vergil partizipierte, zeigt eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die sich im Jugendstück selbst durch explizite Verweise auf Römisches ausdrück (wie auch im Fiesko). Sturm und Drang und (römische) Antike schließen sich keineswegs aus. Die Rezeption Vergils bleibt ein kontinuierlicher Faktor in Schillers Werk. In den 80er Jahren wird Vergil

73 Vgl. Robert (2011b, 165—180). 74 NA 15/1, 115—151. Eine ursprüngliche Fassung der Zerstörung von Troja hat INGENKAMP (1993, 28—71) an­ hand eines Handschriftenfragments Schillers und einer Abschrift aus dem Nachlass Körners rekonstruiert und publiziert. 75 Vgl. Neue Thalia (1792, 298—323). 76 Vgl. Neue Thalia (1793, 227—253). 77 Vgl. NA 15/1, 115—117. 78 Vgl. Vogt-Spira (2002). 79 Vgl. Robert (2013, 201—215).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 121 zum Katalysator der Klassizität, aber auch zum Pfand in einem literatur- und werkpoliti­ schen Geschehen, das wir kurz nachvollziehen wollen.

IV.2. Der Streit um Vergil — Pluralisierung des epischen Projekts. Anders als Homer ge­ hört Vergil zu den vertrauten Schulautoren, die Schiller schon als 10-jähriger in Lorch bei Pfarrer Moser kennenlernt.80 178 0 publizierte Schiller im Schwäbischen Magazin von gelehrten Sachen a u f das Jahr 1780 den Sturm a u f dem Tyrrhener Meer. I. Buch der Aeneide (Aen. 1,34—156), seine erste Vergilübersetzung.81 1781 erhielt er den Auftrag, Gotthold Friedrich Stäudlins Proben einer deutschen Aeneis in Balthasar Haugs Zeitschrift Z ustand der Wissenschaften und Künste in Schwaben zu rezensieren.82 Diese Kritik wird zum An­ lass einer ersten Literaturfehde, die mit einer Rezension Schillers zu Stäudlins Almanach und Vermischten poetischen Stücken im Wirtembergischen Repertorium (Ostern 1782) und in der Anthologie auf das Jahr 1782 fortgesetzt wurde.83 In seiner Rezension im Haug- Journal geht Schiller hart mit Stäudlin ins Gericht. Stäudlin habe den „delikaten Lateiner“ zu einem „gewöhnlichen Kopf“84 gemacht, durch die Übersetzung träten nicht nur die Mängel deutlich zu Tage, Stäudlins Hexameter neige, anders als das meisterhafte Versmaß Klopstocks, zur „Monotonie“85. Das gesamte Unternehmen sei für Stäudlin nur von pro­ pädeutischem Wert gewesen. Weil er „seine eigene Welt noch nicht fand“, habe er „sich mit aller Kraft auf den Römer“86 geworfen. Der Vorwurf — Übersetzung als ästhetische Vorschule — wird für Schiller in den späten 1780er Jahren selbst Programm. An Körner schreibt er:

In den nächsten 2 Jahren, habe ich mir vorgenommen, lese ich keine moderne[n] Schriftsteller mehr. Vieles, was Du mir ehmals geschrieben, hat mich ziemlich überzeugt. Keiner thut mir wohl, jeder führt mich von mir selbst ab, und die Alten geben mir jetzt wahre Genüße. Zugleich bedarf ich ihrer im höchsten Grade, um meinen eigenen Geschmack zu reinigen, der sich durch Spizfündigkeit, Künstlichkeit und Witzeley sehr von der wahren Simplizität zu entfernen an- fieng. Du wirst finden, daß mir ein Vertrauter Umgang mit den Alten äuserst wohltun — vielleicht Classicität geben wird.87

Übersetzungen stehen für Schiller zwischen Nachahmung und „Originalarbeit“88. Ein­ ü b u n g (exercitatio) in klassizistische Diktion ist ihre vorrangige Bestimmung. Damit bewegt sich Schiller ganz im Horizont frühneuzeitlichen imitatio-Denkens, in dem Über­ setzung (interpretatio) die Eingangsstufe der Nachahmung (imitatio) bzw. des Wettstreits (aemulatio) und des Übertreffens (superatio) darstellt.89 Neu ist die Verknüpfung dieser propädeutischen imitatio mit einer medizinisch-diätetischen Hintergrundmetaphorik:

80 Vgl. Binder (1950, 101), Schmidt (2008, 51), Jarislowsky (1928), Rüdiger (1944). 81 Vgl. Schubert (1990). 82 Vgl. NA 22, 395 f., Alt (2000, 216 f.). 83 Vgl. Volke (1999, 83), Misch (2007, 23 ff.). 84 NA 22, 179. 85 NA 22, 181. 86 NA 22, 184. 87 Schiller an Körner, 20.8.1788, NA 25, 97. 88 Schiller an Körner, 10.4.1791, NA 26, 83. 89 Vgl. Reiff (1959).

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Klassizität wirkt in Zeiten von Lesesucht kathartisch als ästhetische Auto-Therapie und „Zeichendiät“90. Die Arbeit an Vergil steht damit vor dem doppelten Hintergrund stra­ tegischer Positionierungen und poetologischer Reflexion. Deren Leitlinien wird die Ab­ handlung Ueber naive undsentimentalische Dichtung zusammenfassen. Sie lassen sich unter dem doppelten Schlagwort Pluralisierung und Hybridisierung fassen. Schillers Klassizis­ mus setzt auf Brechung und Mischung. Schon in seiner Übersetzung der Phönizierinnen (H. 8 der Thalia, 1788)91 hatte Schiller Akzente der Verfremdung und Modernisierung gesetzt; etwa wenn er den jambischen Trimeter durch den Blankvers ersetzte und für die Chorpartien den Reim verwendete — mithin also antike und ,moderne‘ Formen syntheti­ sierte. Hinter dieser Mischung steht eine geschichtsphilosophische Einsicht: das Bewusst­ sein der Historizität und „Anachronizität“92 der Antike. Für Schiller lässt sich Klassizität nur durch die Synthese mit modernen Formen gewinnen. Zurück zu Vergil: Die Arbeit wird im April 1791 mit der Übersetzung der ersten 32 Stanzen aus dem zweiten Buch begonnen, die übrigen werden im Oktober 1791 er­ gänzt; wenig später wird das vierte Buch der Aeneis abgeschlossen.93 Anlass war ein Besuch von Gottfried August Bürger in Weimar im Frühjahr 1789 gewesen.94 Konkret hatte man verabredet,

[...] einen kleinen Wettstreit mit einander anzufangen, der darinn bestehen soll, daß Bürger aus dem Virgil ein Morceau in selbstbeliebigem Metro übersezt, und ich daßelbe in einem andern. Du erräthst leicht, daß ich meine Stanzen zuerst an dem Virgil versuchen will.95

Bürger ist also Partner und Konkurrent auf dem Weg zur Klassizität. Im selben Jahr er­ scheinen Bürgers gesammelte Gedichte.96 Bereits 1771 war er mit einer Teil-Übersetzung der Ilias hervorgetreten, die dann angesichts der Konkurrenz mit Stolberg und Voß auf­ gegeben wurde.97 Die Vergil-Übersetzung bedeutete eine Art Neueinsatz auf demselben Feld. Es ist daher keine Überraschung, dass Schillers Arbeit an Vergil unmittelbar in die ,heiße Phase‘ der Auseinandersetzung mit Bürger fällt, die wiederum um die Konzepte ,Klassizität und ,Popularität‘ kreist.98 Bürger-Rezension und Vergil-Übersetzung gehö­ ren also demselben werkpolitischen Kontext, derselben literaturgeschichtlichen Mikro­ Konstellation an (Feld und Konstellation in unserer Matrix).99

90 Vgl. Koschorke (1999, 393—430). 91 Im Herbst/Winter 1788 hatte Schiller bereits eine Übertragung von Euripides’ Iphigenie in Aulis in Angriff genommen, die im sechsten und siebten Heft der Thalia (1789) erschien. 92 Vgl. Barner (1993). 93 Vgl. Ingenkamp (1993, 28 f.). 94 Vgl. Schiller an Kröner, 30.4.1789, NA 25, 252, Grimberg (2007, 184 f.). 95 Schiller an Kröner, 30.4.1789, NA 25, 253. 96 Spätestens hier wird aus dem Agon die offene Kriegserklärung. Schiller verfasst eine Rezension Ueber Bürgers Gedichte, die am 15.1.1791 in der Allgemeinen Literaturzeitung anonym publiziert wird. Das weitere ist be­ kannt: Bürger reagiert im April 1791 mit einer Antikritik, auf die wiederum Schiller mit einer Stellungnahme antwortet. 97 Vgl. Kitzbichler, Lubitz, Mindt (2009, 20 f.). 98 Vgl. Robert (2011a, 293—352). 99 Vgl. Schiller an Körner, 10.4.1791, NA 26, 83.

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IV.3. Romantisierung. Die mehrfache Spitzenstellung der Vergiliana innerhalb der Neuen Thalia wird erst vor dem Hintergrund der Bürger-Kontroverse verständlich. Hinter ihr steht ein doppeltes poetologisches Kalkül: Einerseits wird der unerreichbare griechische Volks­ dichter Homer durch den sentimentalischen und ,modernen‘ Vergil übersetzt; Vergil wiede­ rum wird — zweite Brechung und Distanzierung — durch Übertragung in die achtzeilige Stan­ ze, die Form des romanzo Ariosts und Tassos, zugleich aktualisiert und popularisiert.100 Diese Entscheidung begründet der Autor in einer Vorrede, die den Faden der Stäudlin-Rezen- sion aufnimmt und in mancher Hinsicht Themen der klassischen Ästhetik vorwegnimmt:

Einige Freunde des Verfassers, die der lateinischen Sprache nicht kundig aber fähig sind, jede Schönheit der alten Klaßiker zu empfinden, wünschten durch ihn mit der Aeneis des großen römischen Dichters etwas bekannt zu werden, von welcher, seines Wissens, noch keine nur irgend lesbare Übersetzung sich findet.101

Hier muss zwischen den Zeilen gelesen werden: Schiller adressiert nicht die Philologen, sondern die interessierten Laien. Zugleich werden alle vorausgehenden Bemühungen um eine Aeneis-Übertragung (Stäudlin, Bürger) beiseitegeschoben. Dem „unlateinischen Publikum“102 als neuem Adressatenkreis entspricht auch die „Wahl einer Versart, bey welcher von den wesentlichen Vorzügen des Originals am wenigsten eingebüßt würde [. ..].“103 Indem Schiller auf die „Sprachverschiedenheit“ verweist, die den Hexameter als „Medium“ für das Deutsche disqualifiziere, gibt er der Stäudlin-Kritik eine Wende ins Sprachphilosophische.104 Nicht nur das ,génie de la langue‘, auch der Charakter des Ver- gilischen Hexameters erschwert die Aufgabe. Dieser ist nämlich in sich eine „seltene [ ] Mischung von Leichtigkeit und Kraft, Eleganz und Größe, Majestät und Anmuth“.105 Damit begegnet ein erstes Mal jene Polarität, die Schiller in seinem Essay Ueber Anmuth und Würde — ebenfalls zuerst in der Neuen Thalia erschienen — ins Anthropologische wenden wird. In der Vergil-Vorrede steht diese Polarität noch in klaren poetologischen Bezügen. Schiller votiert für eine Poetik der Hybridisierung, die auf Ausgleich, Mittellage und Temperierung der gegensätzlichen Stimmungsregister zielt:

Es ließe sich vielleicht sogar mit triftigen Gründen behaupten, daß für einen ernsthaften, ge­ wichtigen, pathetischen Inhalt die reizende leichte Form, so wie, in einer bekannten Gattung des Komischen für den geringfügigen Inhalt die feyerliche Form, vorzuziehen sey.106

Dieses formale Widerlager zum pathetischen Gehalt findet Schiller in der Form der acht­ zeiligen Stanze, für die er sich explizit auf Wielands Oberon und Idris und Zenide (1767) berufen kann107 — beide mit dem Untertitel: ein romantisches Heldengedicht in zw ölf Ge­

100 Robert (2011b, 171—180). 101 NA 15/1, 115. 102 NA 15/1, 117. 103 NA 15/1, 117. 104 Die Kallias-Briefe werden diesen Faden wieder aufnehmen; vgl. ROBERT (2007, 159—175), ROBERT (2011a, 389—405). 105 NA 15/1, 115. 106 NA 15/1, 115. 107 NA 15/1, 116.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108—131 124 A str id D rö se, J örg R obert sängen bzw. ein romantisches Gedicht. Das „ringen“108 (aemulatio) mit Vergil vollzieht sich durch imitatio Wielands, das Klassische wird - im Akt translatorischer wie editorialer Anverwandlung — ins Romantische transponiert. Werkpolitisch richtet sich diese Koali­ tion gegen Bürger (der ungunannt bleiUt) uad AIors Blumauers Vergil-Travestie, an der Schiller den „einreissenden Geist der Frivolität“109 kritisiert. Dass Blumauer den markan­ ten Schlusspunkt dar Vorrede bildet, ist bezeichnend. Insgesamt belegs diese Vorrede die Pluralisierung des epischen Projekts um 1790 und seine strategische Bedeutung für die Neuordnung des litetarischen Feldes im Sinne eines Klassizismus, der sich im Romanti­ schen modeenisiert. Mit seiner Entscheidung für d as „ Medium“ Ariosts und Tassos kann sith Schiller aus dem an Stäudlin selbsf konstatierten Dilemma einer Ülsersetzung Vergils im originalen Metrum befreien. Auch liier ist also entecheidend, poetologische und (wsrk-)politisch-ökonomische Fra­ gen zusammenzudenken. Mit der Wahl dei: ottaverime find et Sehiller einen iriginellen, unverwechselearen eigenen T'oli fits seine Vergil-Übersetzung, generiert stieistesch-poeto- logische Distinktion. Diese stretegische Sichtbarkeit eilt es, im Folgenden auszubauen und energisch für das eigene Autor-jLaVer zu vindifieren. Dazu werden Sub·'Auforen verpflich- eet, wie die oben bereits erwähnten Forteetzungen aus dem dritteu und siebenten Buch der Aeneis zeigin, (die Schillers „Bruchtfücke“n 0 supplementieren soüen. l'as seehste Stück des zweiten Jahe^ngs (1792; ersch. 1793) enthält eine anonyme Übersetzung der Seefahrt von Troja nach Carthago im dritten Buch der Aeneide, die mit folgendem Kommentar des Herausgebers eröffnet wird (vgl. Abb. 3):

Die in den vorhergehenden Stücken abgedrukte Vlebersetzung

1 t einiger Büaher der Aeneide haben folgende von einer andern Diè Seefahrt von Troj* ! Feder veranlasst, und man glaubf, dem Publikum durch den Ab- ntch druk deeselben einen um so angenehmeren Dienst zu erzeigen, da C arthago, sie dazu dienen kann, das zweyte und vierte Buch der Aeneide zu I« Buch.4er Aeneidr"}. verbinden. cder Herausgeb.)111 ' ’ V i- ’ ■■ t*# S c yett nun Aßen* Gebieten« Schillers Strategie besteht also deein, Autorschaft zu von ihrer Herrlichkeit herabgefunken. -arts Troj* war, flog mf ¡a Rauch und Fvnld·· delegieren und zu usutpieren. Die (vermeintliche) Wir­ und Prunn ganzer Summ fiel fcfcuMlo* hin. kung und der rasche Erfolg des eigenen Modeils bei den Die Götter wollten S>- Za

108 NA 15/1, 115. 109 NA 15/1, 117. 110 NA 15/1, 117. 551 Neee Thalia 2 (1792/93), Die Aenide, S. 298-323, hier S. 298.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 108-131 Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft. Schillers „Thalia“-Projekt 125 lich zeichnet.112 Dieser Schluss liegt nahe, zumal die Aeneis für Neuffer ein Lebensprojekt war, das er seit der Schulzeit verfolgte und 1816 abschloss.113 In der Vorrede der Gesamt­ übertragung von 1816 rekapituliert Neuffer die Genese des Projekts. Durch Stäudlin und Schubart angeregt, hatte er bereits 1791 in Wielands Teutschem Merkur seine Proben einer neuen Uebersetzung der Aeneis publiziert.114 Ausdrücklich erwähnt er in der Vorrede von 1816, dass „in Schillers Thalia die erste Hälfte des siebten Buchs“115 erschienen sei. Schiller habe späterhin von seinem Plan, die Aeneis in Stanzen zu verfassen, abgesehen („allein er gab in der Folge diese Meinung ganz auf“), und ihn, Neuffer, ermuntert, sei­ nen ursprünglichen Plan einer Hexameterübersetzung weiterzuverfolgen. Zweifellos hätte Neuffer in diesem Zusammenhang einen eigenen Versuch in der Stanzenform erwähnt; allem Anschein nach kannten sich Neuffer und Schiller zum Zeitpunkt des Erscheinens des ersten Heftes der Thalia (1792) noch nicht. Erst im September 1793 wurde Schiller durch Hölderlin auf Neuffer aufmerksam gemacht.116 Die Art und Weise, wie Schiller sich nach Neuffers Stellung erkundigt, lässt jedenfalls kaum auf engere Bekanntschaft schließen.117 Erst im März/April 1794 lernte Schiller Neuffer, durch Conz oder Stäudlin vermittelt, kennen. Kooperation und Koordination verlaufen also auch hier über persönliche Netzwerke. Das Gespräch, von dem Neuffer brieflich berichtete, kreiste um Fragen der Metrik. Schil­ ler vertrat die Auffassung, die griechischen Silbenmaße „passen nicht für den Geist und die Töne unserer Sprache“118. Neuffer wird ihm hierin widersprochen haben; seine Über­ setzungen aus dem siebten Buch der Aeneis folgen dem Metrum Vergils. Offenbar gehen sie auf eine Einladung zurück, die sich einem Brief Schillers an einen unbekannten Adres­ saten vom 8.9.1794 entnehmen lässt. Hier ist von einer Begegnung im Frühjahr die Rede, auch davon, „Beyträge von Ihnen für die THALIA zu erhalten“119. Die Neuffer’schen Übertragungen erscheinen im Februar 1795 im sechsten Stück des Jahrgangs 1793. Im Musen-Almanach fü r das Jahr 1796 sollte noch Neuffers Gedicht Mondscheingemählde, in der folgenden Ausgabe (1797) ein Sonnenuntergang im Walde. Nach einem Gewitter publi­ ziert werden. Damit war die Zusammenarbeit beendet.

V Resümee und Ausblick — bewegliche Autorschaft. Schillers Herausgebertätigkeit für Tha­ lia und Neue Thalia ist für die Frage nach Werkkonzepten und editorialen Aneignungs­ strategien im Umfeld der Klassik von symptomatischem Wert. Das Thalia-Projekt wird für Schiller — in ganz wörtlichem Sinn — zu einer Werkstatt des Klassizismus, in der die prinzipielle Autorschaft dem Herausgeber, den Autoren jedoch nur eine ausführende Funktion zugewiesen wird. In den beiden exemplarischen Fällen — Hubers Heimlichem

112 Planck (1896), Berresheim (1914, 106 f.), Bauer (1931), Kurz (1997), Prignitz (1996/1997, 439—440), Prignitz (2011), Schäfer (1996/1997). 113 Vergils Aeneis im Versmaaß der Urschrift neu verdeutscht von Christian Ludwig Neuffer, Reutlingen 1816. 114 Juni-Heft, S. 170—180; Aen. 1, 305—417. 115 Vorrede VII. 116 KURSCHEIDT (2007, 21 f.) identifiziert schlüssig Neuffer als Adressaten eines im DLA/Marbach erhaltenen Briefes, den Schiller am 8.9.1794 an einen unbekannten Adressaten schickt. 117 NA 26, 334. 118 Hölderlin (1986, 133). 119 Kurscheidt (2007, 17).

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Gericht und den von Schiller begonnenen, von Neuffer u. a. fortgesetzten Vergil-Über- tragungen — zeichnen sich Strukturen und Grenzen des Modells extensiver, ko-auktorialer Herausgeberschaft ab. Schiller eignet sich nicht nur die Werke anderer Autoren an, er ent­ scheidet zugleich über Art und Reichweite ihres auktorialen Status: Teils wird Autorschaft invisibilisiert (Anonymität), teils relativiert, teils usurpiert. Der Herausgeber Schiller ver­ steht sich nicht nur als Medium, sondern auch als Urheber fremder Autorschaft (Aspekt Autorschaft und Autonomie). Autoren wie Huber, Neuffer, Conz oder auch Hölderlin sind Ko-Operateure und Zulieferer einer Klassik-Offensive, als deren auktorialer Initiator im­ mer nur Schiller selbst figurieren kann. Mit seinen Vergil-Übersetzungen in ottaverime prägt Schiller ein exklusives, auf dem umkämpften Klassik-Markt sichtbares, auf neue Publikumsschichten berechnetes Modell, dessen sofortiger Erfolg durch die anonyme Fortsetzung im eigenen Periodikum unterstrichen wird. Die Mitarbeit Neuffers zeigt die Grenzen des Modells: Wie Neuffers Bericht gegenüber Hölderlin nahelegt, müssen sich die Gespräche mit Schiller sofort auf diesen Punkt der Vergil-Übertragung und der Metrik bezogen haben. Offenbar konnte Schiller Neuffer nicht für sein ,Format‘ gewinnen; Neuffer setzte sich mit seiner metrischen Übersetzung (in Hexametern) durch, die den Abstand gegenüber der Folge der Stanzen-Übertragun­ gen markierte. Hinzu kam die Priorität der Neuffer’schen Übersetzung, die — wie gesagt — bereits 1791 in W ielands Teutschem Merkur erschienen war — ebenso wie Blumauers Travestirte Aeneis.120 War also Schillers Vorstoß nicht nur durch Wieland und Blumauer, sondern auch durch Neuffer motiviert? Unter den Proben, die Neuffer bei Wieland hatte drucken lassen, befand sich immerhin auch ein Auszug aus dem vierten Buch der Aeneis (VV. 296—392; TeutscherMerkur, S. 176—178). Offenkundig sollte Neuffer als Sub-Autor in die Werkstatt des Thalia-Herausgebers eingegliedert und der Schiller’schen trademark untergeordnet werden — ohne Erfolg. Neuffer blieb bei seiner Linie: In einer weiteren Pro­ be, die 1805 im Neuen Teutschen Merkur erscheint, ist von Schillers Formexperimenten gar nicht mehr die Rede. Dieselbe Dialektik von editorialer Aneignung und auktorialer Usurpation zeigt sich im Falle von Hubers Heimlichem Gericht. Die polemische Wende gegen Huber, der sich durch Publikation seines Dramas unter eigenem Namen dieser editorialen Appropriationsstrate­ gie entzieht, spiegelt ex negativo das Programm usurpierter Autorschaft. Die Mitarbeiter und Ko-Autoren besitzen für Schiller nur relative Autonomie. Sie sind ausführende Or­ gane, die Anregungen und Impulse des Herausgebers exekutieren. Wo das Modell auf Widerstände stößt — wie bei Neuffers metrischer Übersetzung oder Hubers eigenverant­ wortlicher Publikation des Heimlichen Gerichtes —, werden Sanktionen in Form von Kritik und Polemik verhängt, in jedem Fall wird die Ko- bzw. Sub-Autorschaft beendet. Dass Schiller seine Zeitschriftenprojekte unter den eigenen „vermischten Schriften“ subsumie­ ren wollte, kann angesichts dieser Diagnose nicht länger überraschen.

120 Teutsches Museum, 1783, 3. Viertelj., S. 266—278.

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Literaturverzeichnis

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Abstract

Der Artikel widmet sich Schiller als Herausgeber der Thalia und der Neuen Thalia. In zwei Fallstudien — Ludwig Ferdinand Hubers Das heimliche Gericht (Thalia, 1788/90) und Schillers Übertragung des zweiten und vierten Buches von Vergils Aeneis (Neue Thalia, 1792/93) — werden Strategien editoria­ ler Aneignung erkennbar, die erklären können, warum Schiller die Thalia insgesamt als Bestandteil seiner Vermischten Schriften verstanden wissen wollte. Autorschaft im engeren Sinne wird dabei nur dem Herausgeber selbst zugestanden, während die Texte der Beiträger der editorialen Gesamtstrategie untergeordnet werden. Editoriale Aneignung und usurpierte Autorschaft sind somit kennzeichnend für Schillers Journalpoetik.

Following two case studies — Ludwig Ferdinand Huber’s Das Heimliche Gericht (The secret judgment, 1788/1790) and Friedrich Schiller’s translation of book II and IV of Virgil’s Aeneid (1792/93) — the article focuses on Schiller as editor of the journals Thalia and New Thalia. Tracing editorial strategies in these journals it becomes clear why Schiller considered Thalia as part of his Miscellaneous writings. Autonomous authorship — in a strict sense — is reserved for the editor himself whereas the other colla­ borators must merge into his overall editorial strategy. Editorial appropriation and usurpation turn out to be defining characteristics of Schiller’s authorship.

Keywords: Autorschaft, Editionen, Ferdinand Huber, Friedrich Schiller, „Thalia“, Vergil

DOI: 10.3726/92156_108

Anschrift der Verfasser: Dr. Astrid Dröse, Prof. Dr. Jörg Robert, Universität Tübingen, Deutsches Seminar, Wilhelmstr. 50, D—72074 Tübingen, ,

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Kepser, Matthis, Ulf Abraham (Hrsg.): Lite­ Pailer, Gaby (Hrsg.): Charlotte Schiller. Lite­ raturdidaktik Deutsch. Eine Einführung, 4., rarische Schriften, Wissenschaftliche Buch­ völl. neu bearb. u. erw. Aufl., Erich Schmidt gesellschaft Darmstadt, Darmstadt 2016, Verlag, Berlin 2016, 360 S. 1024 S. Klosinski, Michaela: Zwischen Moderne und Paulus, Jörg, Erich Unglaub (Hrsg.), im Auf­ Antimoderne. Die katholische Literatur trag der Rilke-Gesellschaft: Rilkes Florenz. Wiens 1890—1918, Ergon Verlag, Würzburg Rilke im Welt-Bezug, Wallstein Verlag, Göt­ 2016, 313 S. tingen 2016, 320 S. KóNYA-Jobs, Nathalie: Räume in Günter Grass’ Pieper, Irene, Tobias STARK (Hrsg.): Neue For­ Prosa, Aisthesis Verlag, Bielefeld 2016, 443 S. men des Poetischen. Didaktische Potenziale KoSENINA, Alexander, Stefanie STOCKHORST von Gegenwartsliteratur, Verlag Peter Lang. (Hrsg.): Lessing und die Sinne, Wehrhahn Internationaler Verlag der Wissenschaften, Verlag, Hannover 2016, 272 S. Frankfurt a. M. u. a. 2016, 263 S. KüHLMANN, Wilhelm: Wissen als Poesie. Ein Pikulik, Lothar: Natur und westliche Zivilisa­ Grundriss zu Formen und Funktionen der tion. Literarische Kritik und Kompensation frühneuzeitlichen Lehrdichtung im deutschen einer Entfremdung, Georg Olms Verlag, Hil­ Kulturraum des 16. und 17. Jahrhunderts, desheim u. a. 2016, 242 S. Verlag Walter de Gruyter, Berlin, Boston Popp, Corinna (Hrsg.): Frédéric Schiffter: Der 2016, 188 S. ethische Bluff. Gegen die Händler der Weis­ Leber, Manfred, Sikander SlNGH (Hrsg.): Goe­ heit, aus dem Franz. v. C. P., berlin university the und . , Universitätsverlag des Saarlandes, press (BUP), 207 S. Saarland University Press, Saarbrücken 2016, Reulecke, Anne-Kathrin: Täuschend, ähnlich. 230 S. Fälschung und Plagiat als Figuren des Wis­ Levkina, Antonina: Thomas Bernhard und die sens in Literatur und Wissenschaften. Eine Tradition der russischen Literatur, Ergon Ver­ philologisch-kulturwissenschaftliche Studie, lag, Würzburg 2016, 228 S. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2016, 469 S. LiLi. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Ridley, Hugh: Eine Geschichte der Vogelmale­ Linguistik 46 (2016), Heft 1, J. B. Metzler rei in Deutschland. Ornithologie, Illustration Verlag, Stuttgart, 175 S. und Kunst 1508—1914, Wehrhahn Verlag, Ludwig, Ariane, Silke HENKE (Bearb.): „Damit Hannover 2016, 256 S. doch jemand im Hause die Feder f ü h r t.“: Riedel, Volker: Verklärung mit Vorbehalt. Auf­ Charlotte von Schiller. Eine Biografie in Bü­ sätze und Vorträge zur literarischen Antike­ chern, ein Leben in Lektüren, Klassik Stiftung rezeption IV, Verlag Bussert & Stadeler, Jena Weimar, Weimarer Verlagsgesellschaft, Wei­ u. a. 2015, 384 S. mar 2015, 96 S. SCHÄFER, Hilmar (Hrsg.): Praxistheorie: Ein so­ Magenau, Jörg: Princeton 66. Die abenteuer­ ziologisches Forschungsprogramm, transcript liche Reise der Gruppe 47, Klett & Cotta Ver­ Verlag, Bielefeld 2016, 362 S. lag, Stuttgart 2016, 223 S. Schneider, Thomas F. (Hrsg.): Emil Ludwig, MüHLHERR, Anna, Heike Sahm, Monika Non Fiktion — Arsenal der anderen Gattun­ Schausten, Bruno Quast (Hrsg.): Dingkul­ gen, 11 (2016), Heft 1/2, Wehrhahn Verlag, turen. Objekte in Literatur, Kunst und Ge­ Hannover 2016, 232 S. sellschaft der Vormoderne, Verlag Walter de SchüTZ, Erhard, Christian JÄGER (Hrsg.): Ale­ Gruyter, Berlin, Boston 2016, 463 S. xander Graf Stenbock-Fermor: Deutschland NILSSON, Nils J.: Wie Überzeugungen ent­ von unten. Reise durch die proletarische Pro­ stehen. Aus dem Englischen v. Manfred vinz, m. e. Nachwort v. dens., Verlag für Berlin­ Weltecke, berlin university press, Wiesbaden Brandenburg (vbb), Berlin 2016, 240 S. 2016, 198 S. Sinn und Form 68 (2016), Heft 3, Aufbau Ver­ PabsT, Stephan: Post-Ost-Moderne. Poetik nach lag, Berlin, S. 291—431. der DDR, Wallstein Verlag, Göttingen 2015, Sinn und Form 68 (2016), Heft 4, Aufbau Ver­ 483 S. lag, Berlin, S. 433—575.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 217—220 2 2 0 Informationen

Sinn und Form 68 (2016), Heft 5, Aufbau Ver­ 62 (2016), Heft 2, Passagen Verlag, Berlin, lag, Berlin, S. 476—720. S. 161—320. Sprengel, Marja-Christrne: Der Lektor und W erder, Lutz von: Lehrbuch des kreativen sein Autor. Vergleichende Fallstudien zum Schreibens mit 22 Schreibbildern von Frank Suhrkamp Verlag, Otto Harrassowitz Verlag, Steinicke. Grundlagen — Technik — Praxis, Wiesbaden 2016, 302 S. 2. Aufl., marixverlag, Wiesbaden 2016, 524 S. Sukrow, Bianca: Der Fall des Falles. Literarische W inkels, Hubert (Hrsg.): Clemens J. Seitz trifft Phänomene in psychiatrischen, neurowissen­ Wilhelm Raabe, Wallstein Verlag, Göttingen schaftlichen und autobiografischen Fallge­ 2016, 118 S. schichten, Georg Olms Verlag, Hildesheim Wolf, Gerhard, Norbert H. OTT (Hrsg.): Hand­ u. a. 2015, 375 S. buch Chroniken des Mittelalters, Verlag Wal­ VieTOR-EngläNDER, Deborah: Alfred Kerr. Die ter de Gruyter, Berlin, Boston 2016, 1042 S. Biographie, Rowohlt Verlag, Reinbek b. Ham­ ZANDER, Helmut: „Europäische“ Religions­ burg 2016, 719 S. geschichte. Religiöse Zugehörigkeit durch Waggershauser, Horst: Sumpftanzen. Zur ko­ Entscheidung — Konsequenzen im interkul­ mischen Avantgarde bei Wolfgang Bauer, edi­ turellen Vergleich, Verlag Walter de Gruyter, tion text + kritik, München 2016, 205 S. Oldenbourg 2016, 635 S. WALZ, Markus (Hrsg.): Handbuch Museum. Ge­ ZEIDLER, Sebastian: Form as Revolt. Carl Ein­ schichte — Aufgaben — Perspektiven, J. B. Metz­ stein and the ground of Modern Art, Cornell ler Verlag, Stuttgart 2016, 417 S. University Press, Ithaca, NY 2015, 306 S. Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwis­ Zeitschrift für Deutsche Philologie (ZfDPh), senschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaft Heft 1/2016 (Bd. 134), Erich Schmidt Verlag, 62 (2016), Heft 1, Passagen Verlag, Berlin, Berlin, 160 S. 160 S. Zeitschrift für Deutsche Philologie (ZfDPh), Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwis­ Heft 2/2016 (Bd. 135), Erich Schmidt Verlag, senschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaft Berlin, S. 161—320.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVII (2017), H. 1, S. 217—220 Heft 2/201 7 bringt u. a. folgende Beiträge

Schwerpunkt: Literatur und Digitalisierung

M a tthias Be ilein , C laudia St o c k in g e r (Göttingen) Literatur und Digitalisierung. Editorial

Fried erik e Sch r u h l (Göttingen) Literaturwissenschaftliche Wissensproduktion unter dem Einfluss der Digitalisierung

Sebastian B ö ck (Göttingen) D ie Seele lesen. Anregungen zu einer doppelten Lektüre von Literaturausstellungen

E lisabeth B ö k er, N icole G abriel, Lena Lang (Göttingen) Formen der (digitalen) Literaturvermittlung am Beispiel des Medienphänomens „Harry Potter“

Julia n In g e l m a n n , K ai M atuszkiewicz (Göttingen) Autorschafts- und Literaturkonzepte im digitalen Wandel

C on stanze Baum (Hannover) Digital gap oder digital turn? Die Positionierung der Literaturwissenschaften im digitalen Zeitalter

Diskussion

R alf K lausnitzer (Berlin) Vom Schweigen der Philologen. Der „Fall Jauss“ und die Gegenwart der Vergangenheit

Neue Materialien

T anja Ku n z (Berlin/Marbach) Littérature engagée zwischen den Avantgarden. Ein Supplement zu Peter Bürgers Studien der Jahre 1971—1974

Konferenzberichte, Besprechungen und Informationen In der Reihe Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik sind bereits erschienen:

Band 1 W alter D elabar, H orst D enkler, Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): Banalität mit Stil. Zur Widersprüchlichkeit der Literaturproduktion im National­ sozialismus, Bern 1999, 289 S., ISBN 3-906762-18-1, br.

Band 2 Alexander H o n o l d , Klaus R. Scherpe (Hrsg.): Das Fremde. Reiseerfahrungen, Schreibformen und kulturelles Wissen, unter Mitarbeit von Stephan Besser, Markus Joch, Oliver Simons, Bern 1999, 341 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906765-28-8, br., 2. überarb. Aufl. 2002.

Band 3 W erner R öcke (Hrsg.): Thomas Mann. Doktor Faustus. 1947—1997, Bern 2001, 378 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906766-29-2, br., 2. Aufl. 2004.

Band 4 Kai Kauffm ann (Hrsg.): Dichterische Politik. Studien zu Rudolf Borchardt, Bern 2001, 214 S., ISBN 3-906768-85-6, br.

Band 5 Ernst O sterkamp (Hrsg.): Wechselwirkungen. Kunst und Wissenschaft in Berlin und Weimar im Zeichen Goethes, Bern 2002, 341 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906770-13-3, br.

Band 6 Erhard Sc h ü t z , G regor Streim (Hrsg.): Reflexe und Reflexionen von Modernisierung. 1933—1945, Bern 2002, 364 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906770-14-1, br.

Band 7 Inge Steph a n , H ans-G erd W in ter (Hrsg.): „Die Wunde Lenz“. J. M. R. Lenz. Leben, Werk und Rezeption, Bern 2003, 507 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-050-5, br.

Band 8 C hristina Lechterm ann, Carsten M orsch (Hrsg.): Kunst der Bewegung. Kinästhetische Wahrnehmung und Probehandeln in virtuellen Welten, Bern 2004, 364 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-418-7, br.

Band 9 Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.): „lasst uns, da es uns vergönnt ist, vernünftig seyn! —“. Ludwig Tieck (1773—1853), Bern 2004, 407 S., 5 Abb, 1 Tab., 2 Notenbeispiele, ISBN 3-03910-419-5, br. Band 10 Inge Steph a n , Barbara Becker-C antarino (Hrsg.): „Von der Unzerstörbarkeit des Menschen“. Ingeborg Drewitz im literarischen und politischen Feld der 50er bis 80er Jahre, Bern 2004, 441 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-429-2, br.

Band 11 Steffen M artus, Stefan Scherer, C laudia Sto ck in g er (Hrsg.): Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur, Bern 2005, 486 S., ISBN 3-03910-608-2, br.

Band 12 T homas W egm ann (Hrsg.): M ARKT. Literarisch, Bern 2005, 258 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-693-7, br.

Band 13 Steffen M artus, Andrea P olaschegg (Hrsg.): Das Buch der Bücher—gelesen. Lesarten der Bibel in den Wissenschaften und Künsten, Bern 2006, 488 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-839-5, br.

Band 14 Inge Steph a n , H ans-G erd W inter (Hrsg.): Jakob Michael Reinhold Lenz Zwischen Kunst und Wissenschaft, Bern 2006, 307 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-885-9, br.

Band 15 M anuel K o ppen , Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): Kunst der Propaganda. Der Film im Dritten Reich, Bern 2007, 300 S., zahlr. Abb., ISBN 978-03911-179-4, br., 2. überarb. Aufl. 2008.

Band 16 J oachim Rickes, V olker La d e n t h in , M ichael Baum (Hrsg.): 1955—2005: Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute, Bern 2007, 288 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-171-8, br.

Band 17 C arsten W ürm ann, Ansgar W arner (Hrsg.): Im Pausenraum des Dritten Reiches. Zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutsch­ land, Bern 2008, 273 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-443-6, br.

Band 18 C hristina Lech term a n n , H aiko W an d h o ff (Hrsg.): unter Mitarbeit von Christof L. Diedrichs, Kathrin Kiesele, Carsten Morsch, Jörn Münkner, Julia Plappert, Moritz Wedell: Licht, Glanz, Blendung: Beiträge zu einer Kulturgeschichte des Scheinens, Bern 2007, 253 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-309-5, br. Band 19 Ralf Klausnitzer, C arlos Spoerhase (Hrsg.): Kontroversen in der Literaturtheorie / Literaturtheorie in der Kontroverse, Bern 2007, 516 S., ISBN 978-3-03911-247-0, br.

Band 20 Katja G vozdeva, W erner R öcke (Hrsg.): „risussacer—sacrum risibile“. Interaktionsfelder von Sakralität und Gelächter im kulturellen und historischen Wandel, Bern 2009, 339 S., ISBN 978-3-03911-520-4, br.

Band 21 M arina M ünkler (Hrsg.): Aspekte einer Sprache der Liebe. Formen des Dialogischen im Minnesang, Bern 2010, 342 S., ISBN 978-3-03911-783-3, br.

Band 22 M ark-G eorg D ehrm ann , Alexander N ebrig (Hrsg.): Poetaphilologus. Eine Schwellenfigur im 19. Jahrhundert, Bern 2010, 288 S., ISBN 978-3-0343-0009-4, br.

Band 23 Brigitte Peters, Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): 200 Jahre Berliner Universität. 200 Jahre Berliner Germanistik. 1810—2010 (Teil III), Bern 2011, 388 S., zahlr. Abb. und Tab., ISBN 978-3-0343-0622-5, br.

Band 24 N ordverbund G ermanistik (Hrsg.): Frühe Neuzeit — Späte Neuzeit. Phänomene der Wiederkehr in Literaturen und Künsten ab 1970, Bern 2011, 239 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-0469-6, br.

Band 25 Alexander N ebrig, C arlos Spoerhase (Hrsg.): D ie Poesie der Zeichensetzung. Studien zur Stilistik der Interpunktion, Bern 2012, 455 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1000-0, br.

Band 26 P eter U we H oh en d a h l, Erhard Sc h ü t z (Hrsg.): Perspektiven konservativen Denkens. Deutschland und die Vereinigten Staaten nach 1945, Bern 2012, 362 S., ISBN 978-3-0343-1139-7, br.

Band 27 Elisabeth Strow ick, U lrike V edder (Hrsg.): Wirklichkeit und Wahrnehmung. Neue Perspektiven auf Theodor Storm, Bern 2013, 236 S., ISBN 978-3-0343-1404-6, br. Band 28 T anja van H o o r n , A lexander Kosenina (Hrsg.): Naturkunde im Wochentakt. Zeitschriftenwissen der Aufklärung, Bern 2014, 278 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1513-5 pb., eBook 978-3-0351-0753-1.

Band 29 H ans Jürgen Sch eu er , U lrike V edder (Hrsg.): Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen, Bern 2015, 338 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1652-1 pb., ISBN 978-3-0351-0875-0 eBook. Hans Jürgen Scheuer · Ulrike Vedder (Hrsg.) Tier im Text

Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, Oxford, New York, Wien, 2015. 334 S., 4 farb. Abb., 17 s/w Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 29 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin

br. ISBN 978-3-0343-1652-1

CHF 96.- / € d 85.60 / €A 88.- / € 80.- / £ 64.- / US-$ 103.95 eBook ISBN 978-3-0351-0875-0

CHF 101.15 / €d 95.20 / €a 96.- / € 80.- / £ 64.- / US-$ 103.95

€ d inkl. M W St. - gültig für D eutschland und K unden in der EU ohne USt-IdNr. · € a inkl.M W St. - gültig für Ö sterreich

b Tiere als Begleiter des Menschen oder als seine Gegenspieler die Literatur bevölkern, ob sie als Exempel, Symbole oder Allegorien eingesetzt werden, ob sie sprachlos oder spre­ O chend leiden und agieren, ob sie gänzlich unabhängig in eigenen Lebens- und Zeichenwel­ ten situiert werden oder als monströse und phantastische Kompositwesen selbst solche verkörpern - in literarischen Texten sind Tiere stets mehr und anderes als nur stumme Elemente einer realen oder fiktiven Welt. Die Vielfalt der Funktionen des «Topos Tier» steht im Zentrum dieses Bandes, dessen Textcorpus von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur bis ins 21. Jahrhundert reicht und dessen Beiträge der Faszination literarischer Lebewesen aus verschiedenen Blickwinkeln - gattungs- und wissensgeschicht­ lich, psycho- und diskurshistorisch, gendertheoretisch und poetologisch - nachgehen.

I N H A L T : Hans Jürgen Scheuer/Ulrike Vedder: Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen · Julia Weitbrecht: Lupus in fabula. Mensch-Wolf-Relationen und die mittelalterliche Tier­ fabel · Hans Jürgen Scheuer: Aspekte einer vormodernen Poetik der animalia. Tierkataloge und Min- nebestiare in mittelhochdeutscher Dichtung · Astrid Lembke: Drachen. Begegnungen im Mittelalter und in der Moderne · Andreas Krass: Die Spur der Zentauren. Pferde- und Eselsmänner in der deut­ schen Literatur des Mittelalters · Burkhardt Wolf: Livyatan melvillei. «Moby Dick» und das überhisto­ rische Wissen vom Wal · Roger Willemsen: Es werde Tier! Über das Animalische zwischen Mensch und Monster · Sabine Kalff: Sind Kraniche Demokraten? Zur politischen Ornithologie der Frühen Neuzeit • Ralf Klausnitzer: Von Bienen fabeln. Zur literarischen Beobachtungs- und Faszinationsgeschichte der Apis mellifera · Erhard Schütz: «... ein Vorbild für jedes Menschenvolk». Mit Ameisen (und Termiten) durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts · Ulrike Vedder: Im Zoologischen Garten der Moderne · Alexander Kosenina: Löwen in Bild und Text. Johann Heinrich Ramberg bevölkert literarische Almana- che der Goethezeit mit wilden Tieren · Ulrike Stamm: Fremde Tiere. Begegnungen im Reisebericht · Roland Berbig: Untergraben und Abfedern. Günter Eichs poetische Tierwelt · Dorothee Wieser · «Der Mensch als Augentier»: Zur Zoopoetik Marcel Beyers in den Romanen «Flughunde» und «Kaltenburg».

Peter Lang AG · Internationaler Verlag der Wissenschaften M oosstrasse 1 · P.O. Box 350 · CH-2542 Pieterlen · Schweiz Tel : +41 (0) 32 376 17 17 · Fax : +41 (0) 32 376 17 27 PETER LANG [email protected] · www.peterlang.com INTERNATIONALER VERLAG DER WISSENSCHAFTEN