LUX AETERNA

21. FEBRUAR 2019 ELBPHILHARMONIE KLEINER SAAL Donnerstag, 21. Februar 2019 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

ENSEMBLE MODERN DIRIGENT JONATHAN STOCKHAMMER

Georg Friedrich Haas (*1953) in vain (2000) ca. 70 Min.

keine Pause

Das Festival »Lux aeterna« wird gefördert durch die

7797 BMW 8er HH Elbphil Front 148x210 Programmheft 201812.indd 1 04.12.18 11:51 WILLKOMMEN

Georg Friedrich Haas komponiert keine Noten, er komponiert Klänge. Und was für welche! Irritierend irisierende Klang­felder, MultiverSuM immer neu aufblühende und scheinbar auf ewig um sich selbst kreisende Akkorde, GeOrGe BenjaMin deren mikrotonale Struktur dem Hörer jegliche harmonische Orientierung raubt. In seinem Meisterwerk »in vain« geht er sogar noch einen Schritt weiter und ver- 11.03.2019 | 19:30 uHr intO tHe little Hill führt auch das Auge, indem er das Saallicht enSeMBle MOdern | Sir GeOrGe BenjaMin im Einklang mit der Musik wechseln lässt 05.04.2019 | 19:00 uHr GeOrGe BenjaMinS univerSuM SalOn-aBend Mit KaMMerMuSiK, literatur & GeSPräcHen und sogar bis zur totalen Dunkelheit her- Mit Sir GeOrGe BenjaMin, Kent naGanO u. a. unterdimmt. Ein klarer Fall für die Neue- Musik-Experten vom Ensemble Modern. elBPHilHarMOnie Kleiner Saal

TickeTs 040 357 666 66 Wer den Saal während des Stücks verlassen möchte, kann das Hauspersonal mit WWW.eLBPHiLHARMONie.De den am Eingang ausgegebenen Taschenlampen auf sich aufmerksam machen.

Projektförderer

Anz_ A5_EP_Multiversum-Sir Benjamin_v1.indd 1 01.02.19 11:38 DIE MUSIK

DER KLANG DES WELTALLS

Georg Friedrich Haas: in vain

»Eines der wenigen Stücke des 21. Jahrhunderts, das schon jetzt unbestritten als Meisterwerk gilt.« So euphorisch äußerte sich der Dirigent Sir Simon Rattle einmal über Georg Friedrich Haas’ in vain. Dabei habe es sogar der Komponist selbst kaum glauben können, dass es überhaupt jemals gespielt würde – eine volle Stunde Musik ohne Pause, ohne Rhythmen, ohne Melodien, dafür mit jeder Menge merkwürdiger Sounds und Harmonien, dazu streckenweise im Stockdunklen. Wer aber einmal in die Klangwelt von Georg Friedrich Haas eingetaucht sei, der sei süchtig, der wolle immer mehr. Tatsächlich übt Haas’ Musik auf den Hörer eine geradezu Georg Friedrich Haas bewusstseinserweiternde Wirkung aus. Der österreichische Zum Kleinen Saal der Elbphilhar- Komponist erschafft schwebende, irisierende Klänge jenseits monie hat Georg Friedrich Haas von Dur und Moll, betörend intensiv wie der Duft von Lilien; Das musikwissenschaftliche Stichwort dazu lautet »Mikrotonalität«. Dazu muss eine ganz besondere Beziehung: Klänge wie eine schiefe Ebene, auf der man langsam, aber man wissen: Die europäische Musik teilt das Intervall der Oktave – physikalisch Am 12. Januar 2017 wurde der Saal mit der Uraufführung seines unaufhaltsam den Halt verliert und in bislang nie gehörte Sphä- gesehen die doppelte respektive halbe Schwingung – traditionell in zwölf gleich- ebenfalls mikrotonalen Stücks ren driftet; wo das Ohr vergeblich nach Orientierung sucht und mäßige Halbtöne auf. Auf dem Klavier gibt es pro Oktave zwölf Tasten, sieben »Release« durch das Ensemble doch bald nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, was der weiße und fünf schwarze. Warum eigentlich nur zwölf? Was ist mit den Tönen, Resonanz feierlich eingeweiht. Grundton ist, ob es überhaupt einen Grundton gibt. Musik, die die gewissermaßen­ zwischen den Tasten liegen? In der indischen Musik bei- gleichzeitig leer ist und doch unbegreiflich viel enthält. Musik spielsweise gibt es 22 Teiltöne. Und wenn man mit dem Finger langsam die Saite wie das Weltall. einer Geige entlangrutscht, entsteht ein Glissando, das sich überhaupt nicht in Das Rezept dafür hat Haas in einem Interview verraten: einzelne Töne unterteilen lässt. »Meine Kompositionstechnik besteht darin – so weit es geht –, Kurioserweise ist das System der gleichmäßigen, »wohltemperierten« Halb- in Klang an sich zu denken. Ausschließlich in Klängen. Das töne noch nicht einmal besonders alt; erfunden wurde es erst zu Zeiten von bringt für mich Zwischentöne mit sich.« Und auf genau diese Johann Sebastian Bach Ende des 17. Jahrhunderts. Und es widerspricht einigen Zwischentöne kommt es an. fundamentalen physikalischen Gegebenheiten, wie sie schon die alten Griechen DIE MUSIK

beschrieben – zum Beispiel den mathematischen Verhältnissen von Intervallen Seither hat Haas seinen Ansatz zu einer Raffinesse entwi- wie Quinte und Quarte oder der Obertonreihe, die bei jedem einzelnen Ton mit- ckelt, die dem Hörer oft die Sprache verschlägt. Rein optisch schwingt und die Musiker seit jeher nutzen, wenn sie auf Blasinstrumenten wie lässt sich das besonders eindrucksvoll in seinem Klavierkon- Jagdhörnern­ spielen, die keine Löcher oder Klappen haben. zert limited approximations aus dem Jahr 2010 nachvollziehen: Georg Friedrich Haas war nicht der Erste, der sich mit diesen Phänome- Es verwendet sechs (!) Klaviere, die jeweils um einen Zwölftel- nen beschäftigt hat. Aber er hat sie früh und mit erstaunlicher Konsequenz für ton gegeneinander verstimmt sind und gemeinsam 72 Oktav- eine persönliche Klangsprache nutzbar gemacht, die ihresgleichen sucht. Die Teiltöne bieten. Bereits zehn Jahre zuvor entstand in vain, das Anfänge waren noch recht holprig: »Durch einen biografischen Zufall hatte ich Werk des heutigen Abends, das man durchaus als Durchbruch eine Frau geheiratet, die ebenso wie ich einen Flügel besaß«, berichtete er ein- in Haas’ Schaffen bezeichnen kann und das ausführlich mit mal. »Und unsere Wohnung hatte Platz für beide. Da habe ich mich entschieden, mikrotonalen Streicherklangflächen hantiert, mit reinen oder einen der Flügel einen Viertelton tiefer zu stimmen, um meine mikrotonalen Lei- geschärften Akkorden, mit gestreckten oder gestauchten Ton- denschaften wirklich klingend zu realisieren. Das war ein eher dorniger Weg. Ich leitern und mit Naturtonreihen der Blasinstrumente. musste erstmal jemanden finden, der da mitmacht! So habe ich anfangs allein Das klingt alles recht kompliziert, und das ist es auch – nicht auf beiden Flügeln gespielt – mit der rechten Hand den einen, mit der linken den zuletzt für die Musiker, die solche Werke aufführen wollen und anderen. Das mag wie ein origineller Einfall ausgesehen haben, war aber doch sich dabei weder auf die normale Notenschrift verlassen kön- Haas’ Musik mit ihren scheinbar mehr ein Verzweiflungsakt.« nen noch auf die lange eingeübten Automatismen ihrer Finger ewig um sich selbst kreisenden und die Kontrollfunktion ihres Gehörs, das Töne außerhalb des Klangflächen ist oft mit paradoxen Figuren wie der Penrose-Treppe Zwölftonsystems instinktiv als »schief« wahrnimmt. Wozu also verglichen worden, wie sie der der Aufwand? Nun, um ein faszinierendes Klanguniversum ent- Grafiker M.C. Escher in seinen Georg Friedrich Haas mit seiner heutigen Ehefrau Mollena Lee Williams-Haas. stehen zu lassen, das es sonst nicht zu hören gibt. Da wären Zeichnungen aufgegriffen hat. Das Paar lebt in New York, wo Haas seit 2013 an der Columbia University lehrt. einerseits die Schwebungen, die sich ergeben, wenn minimal gegeneinander verstimmte Töne erklingen, die man kaum als echte Tonhöhenunterschiede wahrnimmt. Andererseits verlie- ren Wörter wie »verstimmt« ohnehin ihren Sinn, da es gar kein tonales Zentrum mehr gibt, das als Maßstab für »richtige« Intervalle herhalten könnte. Die minimalen Abweichungen resultieren eher in verschiedenen Einfärbungen der Klänge. Am Ende geht es weniger um die Theorie, quasi den Zauber­ trick hinter dem Kunststück, sondern um die Wirkung. Oder, wie es Georg Friedrich Haas formuliert: »Ich wünsche mir offene Ohren. Und nicht nur offene Ohren, sondern auch einen offenen Verstand und ein offenes Herz. Denn die Ohren sind ja nichts ohne das Denken und Fühlen. Auf der anderen Seite: Wer bin ich denn, dass ich den Menschen vorschreibe, wie sie hören sollen? Mein ›pädagogischer‹ Ansatz beschränkt sich darauf, dass ich sage: Bitte macht Eure Wahrnehmung auf. Hört zu und schaut zu. Mehr kann ich nicht erwarten. Ich halte Musik für eine Spra- che, die nichts Konkretes beschreibt, sondern etwas, hinter dem Emotionen und vielleicht auch Spirituelles steht.« CLEMENS MATUSCHEK Es ist das Besondere, DIE KÜNSTLER das Wellen schlägt.

JONATHAN STOCKHAMMER DIRIGENT Sowohl in der Welt der Oper als auch der klassischen Sinfonik und der zeitge- nössischen Musik hat sich der amerikanische Dirigent Jonathan Stockhammer mit innovativen Konzerten und CD-Produktionen einen Namen gemacht. Er stu- dierte zunächst Chinesisch und Politologie, später Komposition und Dirigieren in seiner Heimatstadt Los Angeles. Anschließend zog er nach Deutschland und entwickelte enge künstlerische Beziehungen zu Gruppen wie dem Ensemble Modern, dem Collegium Novum Zürich und dem . Im sinfonischen Bereich hat er zahlreiche renommierte Orchester geleitet, darunter das Orchestra, das NDR Elbphilharmonie Orchester und das Sydney Symphony Orchestra. Er war auf Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Lucerne Festival und den Wiener Festwochen zu Gast. Eine zentrale Rolle in seinen musikalischen Aktivitäten spielt jedoch die zeit- genössische Oper. So debütiert er in der aktuellen Saison am Opernhaus Zürich Der offizielle Weinpartner mit der Uraufführung von Michael Pelzels Last Call. 2013 dirigierte er an der der Elbphilharmonie Opera Thomas Adès’ Powder her Face; 2016 eine Neuproduktion von Peter Eötvös’ Tri Sestri an der Wiener Staatsoper. Und auch mit der Musik von Georg Friedrich Haas hat sich Jonathan Stockhammer gründlich beschäf- tigt: Ebenfalls 2016 hob er bei den Schwetzinger Festspielen dessen neue Oper Mehr Infos unter: Koma aus der Taufe. hawesko.de/elphi

AZ_A5_Elbphilharmonie_Hawesko_Image_148x210mm_RZ.indd 1 15.05.18 15:57 DIE KÜNSTLER

FLÖTE, PICCOLO Dietmar Wiesner Sonja Horlacher

OBOE Christian Hommel

KLARINETTE Jaan Bossier Hugo Queirós (auch Bassklar.) Matthias Stich (auch Sax.)

FAGOTT Nadav Cohen

HORN Saar Berger Esa Tapani

POSAUNE Carlo Eisenmann ENSEMBLE MODERN Joren Elsen KLAVIER Seit seiner Gründung 1980 zählt das Ensemble Modern zu den international füh- zu einem »Leuchtturm« zeitgenössischer Kultur in Deutsch- Ueli Wiget renden Ensembles für Neue Musik. Bekannt für seine einzigartige Arbeits- und land erklärt. Mit der im gleichen Jahr gegründeten Interna- SCHLAGZEUG Organisationsweise ohne künstlerischen Leiter vereint es derzeit Solisten aus tionalen Ensemble Modern Akademie fördert das Ensemble Rainer Römer neun Nationen. Projekte, Koproduktionen und finanzielle Belange werden von Modern Nachwuchskünstler in unterschiedlichen Programmen Mathias Lachenmayr den Mitgliedern gemeinsam entschieden und getragen. Die unverwechselbare wie einem Masterstudiengang, Meisterkursen, Kompositions­ AKKORDEON programmatische Bandbreite des Ensemble Modern umfasst Musiktheater, seminaren und Education-Projekten. Stefanie Mirwald Tanz- und Videoprojekte, Kammermusik, Ensemble- und Orchesterkonzerte. HARFE Tourneen führen das Ensemble regelmäßig mit etwa 100 Konzerten pro Jahr zu Das Ensemble Modern wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, Ellen Wegner den renommiertesten Festivals wie den Salzburger und Bregenzer Festspielen die Stadt Frankfurt am Main sowie über die Deutsche Ensemble Akademie VIOLINE und zur Ruhrtriennale sowie zu bedeutenden Spielstätten wie der Wigmore Hall e.V. durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die GVL. Das Ensemble dankt der Aventis Foundation für die Finanzierung Jagdish Mistry London, dem Concertgebouw Amsterdam, der Kölner Philharmonie, dem Kon- eines Sitzes. Das heutigen Konzert wird gefördert durch die Ensemble Giorgos Panagiotidis zerthaus Berlin und der Oper Frankfurt. Modern Patronatsgesellschaft e.V. Diego Ramos Rodríguez In enger Zusammenarbeit mit Komponisten erarbeiten die Musiker jedes Jahr VIOLA durchschnittlich 70 Werke neu, darunter etwa 20 Uraufführungen. So entstanden Megumi Kasakawa außergewöhnliche und oftmals langjährige Zusammenarbeiten mit Künstlern Aida-Carmen Soanea wie John Adams, Sir George Benjamin, Peter Eötvös, Mauricio Kagel, Helmut VIOLONCELLO Lachenmann, György Ligeti, Karlheinz Stockhausen oder Steve Reich. Eva Böcker Die inzwischen etwa 150 CD-Produktionen umfassende Diskografie des Michael M. Kasper Ensembles wird von der internationalen Kritik gefeiert und wurde vielfach aus- KONTRABASS gezeichnet. 2003 wurde das Ensemble Modern von der Kulturstiftung des Bundes Paul Cannon VORSCHAU

ENSEMBLE MODERN AN DER ELBE WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN Schon in wenigen Wochen gibt es ein Wiedersehen mit dem Ensemble Modern, dann im Rahmen der aktuellen Elbphilhar- monie-Residenz des Komponisten Sir George Benjamin (Foto). PRINCIPAL SPONSORS PRODUCT SPONSORS FÖRDERSTIFTUNGEN Der britische Feingeist und Messiaen-Schüler tritt dabei gleich BMW Coca-Cola Kühne-Stiftung zweimal selbst ans Pult des Ensembles: Zunächst setzt er sein Montblanc Hawesko Körber-Stiftung farbenreiches­ Orchesterstück »Palimpsests« in Beziehung zu SAP Lavazza Hans-Otto und anderen Werken der Nachkriegszeit, am Folgetag präsentiert Julius Bär Meßmer Engelke Schümann Stiftung er hier im Kleinen Saal seine Kammer­oper »Into the Little Hill«, Deutsche Telekom Ricola Haspa Musik Stiftung Ruinart Hubertus Wald Stiftung eine Art aktualisierte Version des »Rattenfängers von Hameln«. Störtebeker Ernst von Siemens Musikstiftung Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung Mara & Holger Cassens Stiftung So, 10.3. | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal CLASSIC SPONSORS Programm Kreatives Europa Werke von Boulez, Messiaen, Ustwolskaja, Ligeti und Benjamin Aurubis der Europäischen Union Mo, 11.3. | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal Bankhaus Berenberg Adam Mickiewicz Institut Benjamin: »Into the Little Hill« Commerzbank AG Stiftung Elbphilharmonie DZ HYP GALENpharma Freundeskreis Elbphilharmonie Hamburger Feuerkasse + Laeiszhalle e.V. Hamburger Sparkasse Hamburger Volksbank HanseMerkur Versicherungsgruppe HSH Nordbank Jyske Bank A/S KRAVAG-Versicherungen Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. Wall GmbH M.M.Warburg & CO IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant ELBPHILHARMONIE CIRCLE Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEIS Georg Friedrich Haas (Priska Ketterer); Georg Friedrich Haas und Mollena Lee Williams- Haas (Substantia Jones); Jonathan Stockhammer (Marco Borggreve); Ensemble Modern (Vincent Stefan); Sir George Benjamin (Matthew Lloyd) MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION MÖCHTEN SIE VERWIRKLICHEN?

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Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg.

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