Rabitsch W. (2004) Wanzen (Insecta, ) im Botanischen Garten der Universität Wien. In: Pernstich A. & Krenn H.W. (Hrsg.): Die Tierwelt des Botanischen Gartens der Universität Wien. Eigenverlag Institut für Angewandte Biologie und Umweltbildung, Wien: 83-108.

Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien

Wolfgang Rabitsch

Institut für Zoologie, Universität Wien, Althanstraße 14, 1090 Wien, Österreich [email protected]

ZUSAMMENFASSUNG Im Rahmen der Erfassung der Wanzenfauna (Insecta, Heteroptera) des Botanischen Gartens Wien wurden 171 Arten festgestellt. Das ist rund ein Drittel der insgesamt aus Wien und rund ein Fünftel der für Österreich bekannten Arten. Metacanthus annulosus (Fieber, 1859) (Berytidae) ist neu für Öster- reich, Dichrooscytus gustavi Josifov, 1981 () wird erstmals mit Sicherheit für Österreich und weitere 11 Arten erstmals für Wien gemeldet.

EINLEITUNG Wanzen sind hemimetabole Insekten mit stechend-saugenden Mundwerkzeugen. Weltweit sind etwa 40.000 Arten bekannt, die meisten leben in den Subtropen und Tropen der Alten und Neuen Welt (SCHUH & SLATER 1995). Für Mitteleuropa sind rund 1.100 Arten gemeldet (GÜNTHER & SCHUSTER 2000) und für Österreich sind derzeit etwa 900 Wanzenarten bekannt (RABITSCH in Vorb.). Die Wanzenfauna Wiens wurde noch nicht gezielt untersucht, dennoch sind rund 520 Arten für das Bundesland bekannt (RABITSCH 2003a). Wanzen sind in allen Lebensräumen zu finden. Sie leben im Wasser, auf der Wasseroberfläche, im Uferbereich, im Boden und auf der Bodenoberfläche, in der Kraut- und Strauchschicht und Kronenregion, auf und unter der Rinde von Bäumen, an Moosen und Flechten und einige Arten leben als temporäre Ektoparasiten an Warmblütern. Viele Arten saugen an Pflanzen und zeigen dabei eine Bevorzugung bestimmter Futterpflanzen. So fin- det man Wolfsmilchwanzen (Stenocephalidae) an Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae) und die Wacholder-Randwanze Gonocerus juniperi an Wacholder (und anderen Cupressaceae). Nicht wenige Arten sind zoophytophag und ernähren sich sowohl von tieri- scher als auch von pflanzlicher Kost, und einige Arten sind räuberisch. Die meisten Wanzenarten durchlaufen fünf Larvenstadien. Die Larven nehmen während der Entwicklung an Größe und Gewicht zu, die Flügel und die funktionsfähigen Geschlechtsorgane werden erst bei den erwachsenen Tieren ausgebildet. Je nach Art bzw. äußeren Bedingungen werden eine oder mehrere Generationen pro Jahr ausgebildet, auch die Überwinterung erfolgt artspezifisch als Ei, Larve oder Imago. Die charakteristischen Halbflügel (Hemielytren) der meisten Wanzen zeichnen sich durch eine Zweiteilung des Vorderflügels in einen sklerotisierten und einen membranösen Teil aus. Die Vorderflügel weden in Ruhe flach übereinander gelegt und sie bedecken die darunter liegenden, membra-

83 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien nösen Hinterflügel, die beim Fliegen mit speziellen Vorrichtungen an die Vorderflügel ange- koppelt werden. Die Ausbildung der Flügel kann auch innerhalb einer Art unterschiedlich erfolgen und so treten verschiedene Formen (Morphen) mit Flügelreduktionen auf. Auch die Stinkdrüsen der Wanzen sind charakteristische Merkmale. Die Stinkdrüsenöffnungen liegen bei den Larven dorsal am Abdomen, bei den Adulten lateral am Thorax. Die Sekrete enthal- ten verschiedene ungesättigte Aldehyde, die für die meisten Insekten aber auch für die Wanzen selbst eine toxische Wirkung haben. Deshalb besitzen Wanzen in der Umgebung der Stinkdrüsenöffnungen meist ein sehr stark oberflächenvergrößertes "Verdunstungsfeld", wodurch sich das abgegebene Sekret rasch verflüchtigen kann. Das Sekret kann bei manchen Arten weitere Verhaltensreaktionen auslösen und dient z.B. als Alarm- oder Aggregationsstoff zur innerartlichen Kommunikation. Neben losen Aggregationsverbänden (z.B. Feuerwanzen) kommen bei Wanzen auch verschiedene Formen von Brutfürsorge vor. Manche Erdwanzenweibchen vergraben ihre Eier im Boden und versorgen ihre Larven mit Nahrung. Die Weibchen der Brutwanze (Elasmucha sp.) verteidigen ihr Gelege und die ersten Larvenstadien gegen Parasiten und Freßfeinde. Wanzen zählen in vielen Ökosystemen zu den arten- und individuenreichsten Insektengruppen. Ein Kescherschlag in einer Wiese enthält meist zahlreiche Wanzen. Manche Arten leben allerdings versteckt auf der Bodenoberfläche oder im Wurzelhalsbereich der Futterpflanzen und werden nur bei gezielter Suche festgestellt. Schließlich sind einige Arten arborikol, d.h. sie leben an Sträuchern oder Bäumen und sind am besten mit einem Klopfschirm zu erbeuten. Für den Fang von Wasserwanzen und semiaquatischen Wanzen benötigt man einen Wasserkescher mit geringer Maschenweite, da kleine Arten (z.B. Microvelia, Micronecta) sonst nicht gefangen werden können. Einige dämmerungs- und nachtaktive Wanzen werden von Licht angelockt und so sind auch bei Lichtfängen Wanzen zu erwarten. Leider fehlt ein aktuelles Bestimmungswerk der mitteleuropäischen Wanzen, so dass für die Unterscheidung der Arten meist zahlreiche Einzelpublikationen notwendig sind. Einen aus- gezeichneten illustrierten Überblick über die heimische Wanzenfauna gibt WACHMANN (1989) und WACHMANN et al. (2004).

UNTERSUCHUNGSMETHODE An sieben Tagen wurde im Botanischen Garten mittels Kescher, Klopfschirm und geziel- tem Suchen an Futterpflanzen und der Bodenoberfläche nach Wanzen gesucht (Sammeltermine: 3.VII.2002, 10.VIII.2002, 21.IV.2003, 3.VI.2003, 28.VI.2003, 24.VII.2003, 27.VIII.2003). Ergänzende Daten stammen aus Barberfallenfängen (30.V.- 16.VI.2002, 30.IX.-14.X.2002), von einem Lichtfang (24.VII.2003), einer kurzen Begehung am 5.V.2004 sowie von historischen Belegen in der Wanzensammlung des Naturhistorischen Museums Wien (NHMW). Alle Gruppenbezeichnungen beziehen sich auf die Systematik der im Botanischen Garten verwendeten Pflanzengruppen (PERNSTICH & KRENN dieser Sammelband).

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ERGEBNISSE Im Rahmen dieser Arbeit wurden 171 Wanzenarten aus 20 Wanzenfamilien im Wiener Botanischen Garten festgestellt. Das ist rund ein Drittel (32%) der bisher für das Bundesland Wien bzw. rund ein Fünftel (18,6%) der für Österreich bekannten Wanzenarten (RABITSCH 2003a, in Vorb.). Es dominieren erwartungsgemäß die Weichwanzen (78 Arten, 46%) und Bodenwanzen (33 Arten, 19%). Die biogeographische Analyse der festgestellten Arten nach JOSIFOV (1986) zeigt eine für Trockenstandorte im Pannonischen Raum charakteristische Aufteilung in eurosibirische (75%) und mediterrane (21%) Faunenelemente (Abb. 1). Die verbleibenden 4% verteilen sich auf eine Art aus der Nearktis und eine Art mit kosmopolitischer Verbreitung sowie auf einige Arten mit noch ungenügend bekannter Gesamtverbreitung. Innerhalb des mediterranen Verbreitungstyps überwiegen holo-mediterrane Arten, innerhalb des eurosibirischen Verbreitungstyps überwiegen eurosibirische Arten. Zu letzteren zählen auch sechs Arten (3,6%) mit einem boreomontanen Verbreitungsmuster.

Eurosibirischer Mediterraner Verbreitungstyp Verbreitungstyp eurosibirisch pontomediterran westpalaearktisch holomediterran holopalaearktisch 4% nordmediterran holarktisch 21% 8% 17% 25%

39% 28% 75%

25% 58%

Abb. 1. Biogeographische Verteilung (verändert nach JOSIFOV 1986) der im Botanischen Garten festgestellten Wanzenarten.

Im Folgenden werden die festgestellten Wanzenfamilien vorgestellt und bemerkenswerte Arten kommentiert. Eine vollständige Liste aller gefundenen Arten findet sich im Anhang (Tab. 1).

Notonectidae - Rückenschwimmer Die Rückenschwimmer, wegen ihres für den Menschen schmerzhaften Stiches auch Wasserbienen genannt, sind aquatische Wanzen, die durch ihre besondere Schwimmhaltung auffallen. Sie nehmen zum Atmen einen Luftvorrat an der Körperunterseite mit unter Wasser und werden durch die Auftriebskräfte der Luft umgedreht, d.h. sie schwimmen wirklich in "Rückenlage" mit der Körperunterseite nach oben im Wasser. Die Rückenschwimmer sind räuberisch und ernähren sich von anderen Insekten, die auf die Wasseroberfläche gefallen

85 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien sind, und von im Wasser lebenden Tieren (z.B. Kleinkrebse, Wasserasseln, Wasserinsekten, Kaulquappen). Sie können gut fliegen und sind daher in der Lage neue oder temporäre Gewässer rasch zu besiedeln.

Hydrometridae - Teichläufer Teichläufer sind stabförmig schlanke Wanzen, die im Uferbereich stehender oder langsam fließender Gewässer leben und sowohl auf der Wasseroberfläche als auch an Land (Nachweise mittels Barberfallen!) gefunden werden können. Sie ernähren sich räuberisch von anderen Insekten und besitzen eine nur geringe Ausbreitungsfähigkeit, da die meisten Exemplare reduzierte Flügel (mikropter) ausbilden. Die im Botanischen Garten festgestellte Hydrometra stagnorum ist in ganz Österreich verbreitet und häufig.

Veliidae - Bachläufer Bachläufer besiedeln den Lebensraum des Epipleustons, d.h. sie leben - so wie die bekann- teren Wasserläufer - auf der Wasseroberfläche, wo sie aufgrund spezifischer Anpassungen (z.B. subapikal verlagerte Tarsenkrallen, hydrophobe Behaarung) das Oberflächenhäutchen nicht durchdringen. Während Velia-Arten fließende Gewässer bevorzugen, findet man die nur 1,4 - 2,2 mm kleinen Microvelia-Arten vor allem im Uferbereich stehender Gewässer mit ausgebildeter Ufervegetation. Veliidae sind räuberisch und ernähren sich von verschiedenen Insekten in und auf dem Wasser. Alle einheimischen Arten zeichnen sich durch einen Flügelpolymorphismus aus, neben ungeflügelten Formen (apter) kommen selten auch Tiere mit voll ausgebildeten Flügeln (makropter) vor. Die im Botanischen Garten festgestellte Microvelia buenoi ist eine holarktisch verbreitete Art mit nördlichem Verbreitungsschwer- punkt. In Österreich wurde M. buenoi bisher nur aus dem Osten (Burgenland, Niederösterreich) nachgewiesen (RABITSCH & ZETTEL 2000, TCHERKASSOVA 2002). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar.

Gerridae - Wasserläufer Auch die Wasserläufer leben auf der Wasseroberfläche. Im Unterschied zu den Bachläufern besitzen sie verlängerte Mittel- und Hinterbeine, mit denen sie Antrieb und Steuerung auf der Wasseroberfläche bewerkstelligen. Aufgrund ihrer Fähigkeit über das Wasser zu laufen, wer- den sie in Nordamerika auch als "Jesus-Bugs" bezeichnet. Alle Arten sind räuberisch, die Beute wird während des Aussaugens mit den kurzen Vorderbeinen gehalten. Bei den meisten Arten sind verschiedene Flügelausbildungen möglich, die genetisch und durch Umwelteinflüsse (z.B. Tageslänge) gesteuert werden. Bemerkenswert ist auch die inner- und zwischenartliche Kommunikation mittels Übertragung von Wasserwellen (z.B. zur Partner- findung oder Arterkennung), die mit speziellen Rezeptoren an den Beinen wahrgenommen werden können und die auch zur Lokalisation von auf die Wasseroberfläche gefallenen Insekten dienen. Alle drei festgestellten Wasserläuferarten sind in Österreich weit verbreitet und häufig.

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Tingidae - Netzwanzen Netzwanzen sind wenige Millimeter kleine Landwanzen, deren Flügel und Halsschild maschen- oder netzartig ausgebildet sind. Alle Arten sind phytophag, meist besteht eine enge Bindung an bestimmte Futterpflanzenfamilien, -gattungen oder -arten (z.B. saugen die ein- heimischen Dictyla-Arten an Boraginaceae). Corythucha ciliata (Abb. 2) ist eine nordameri- kanische Art, die seit 1982 für Österreich bekannt ist (MILDNER 1983) und heute in allen Bundesländern vorkommt (HEISS 1995, RABITSCH 2002a). In Wien ist sie an Platanen verbrei- tet und häufig. Sie saugt an den Parenchymzellen der Platanenblätter und kann bei Massenentwicklung die Assimilationsleistung und die Abwehrkraft des Baumes (Pilzinfektionen, Luftschadstoffe) herabsetzen.

Miridae - Weichwanzen Weichwanzen sind weltweit und auch in Österreich die artenreichste Wanzenfamilie. Rund ein Drittel aller in Österreich vorkommenden Wanzenarten zählt zu dieser Gruppe. Ihren Namen verdanken sie dem - im Vergleich mit anderen Wanzen - zarten und wenig skleroti- sierten Körper. Es gibt räuberische und pflanzensaugende Arten, aber auch Gemischtköstler (zoophytophage Arten). Viele Arten bevorzugen bestimmte Futterpflanzen und sind daher am besten durch gezielte Suche zu finden. In mehreren Gattungen ist die Unterscheidung der Arten nur durch das Anfertigen von Genitalpräparaten möglich. Monalocoris filicis ist eine an Farnen saugende Art schattiger Standorte in Mittelgebirgslagen, die in Österreich weit verbreitet ist. In Wien ist sie regional im Wienerwald nachgewiesen und fehlt vermutlich in der Pannonischen Zone (RABITSCH 2003a). Bei der zoophytophagen Campyloneura virgula (Abb. 3) handelt es sich um die einzige par- thenogenetische Wanzenart der mitteleuropäischen Fauna. Sie ist aus ganz Österreich be- kannt, wird allerdings nicht häufig gefunden. Deraeocoris flavilinea (Abb. 4) ist eine mediterrane Art, die erst in den letzten Jahren ver- mehrt in Mitteleuropa auftritt. In Österreich ist diese räuberische Weichwanze, die an ver-

Abb. 2. Die in den 1960er Jahren von Nordamerika Abb. 3. Eine "jungfräuliche" Weichwanze, die parthe- nach Europa eingeschleppte Platanen-Netzwanze nogenetische Campyloneura virgula (H.-S.) (Miridae) Corythucha ciliata (Say) (Tingidae) hat sich auch in lebt arborikol an verschiedenen Laubbäumen. Österreich weiter ausgebreitet. (Foto: W. Rabitsch) (Foto: W. Rabitsch)

87 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien schiedenen Laubgehölzen lebt, bisher nur im Osten bekannt (RABITSCH 2002b). Pinalitus atomarius ist eine vermutlich boreomontane Art, die in Österreich selten und zer- streut vorkommt und vor allem in Mittelgebirgslagen der Alpen gefunden wird. Es sind vor- wiegend historische Meldungen aus dem südwestlichen Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg bekannt (PROHASKA 1923, MÜLLER 1926, MOOSBRUGGER 1946, FRANZ & WAGNER 1961, KOFLER 1976). Sie lebt an verschiedenen Nadelhölzern (Picea, Pinus, Abies). Der letzte belegte Nachweis für Österreich stammt aus dem Jahr 1966 (RESSL 1995). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Camptozygum aequale ist eine westpaläarktisch bis Sibirien verbreitete Art, die in Österreich nun für alle Bundesländer bekannt ist (PROHASKA 1923, MÜLLER 1926, MOOSBRUGGER 1946, FRANZ & WAGNER 1961, LUGHOFER 1971, MELBER et al. 1991, RESSL 1995). Die Wanze wurde mit Zierpflanzen (Weihnachtsbäume) in den 1930er Jahren an die Ostküste Nordamerikas (Pennsylvania) verschleppt und hat sich mittlerweile nach Norden (Nova Scotia, Ontario) und Westen (Indiana, Kentucky) ausgebreitet (WHEELER & HENRY 1992). Sie lebt zoophytophag an verschiedenen Nadelhölzern (besonders Pinus, aber auch Picea, Larix und Juniperus). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Aus taxonomischen Gründen ist die Verbreitung von Dichrooscytus gustavi noch ungenü- gend bekannt. Für Österreich liegen glaubhafte, aber unbestätigte Angaben aus Kärnten (PROHASKA 1932) und Vorarlberg (MÜLLER 1926) vor. Die Art lebt an Juniperus in mittleren und höheren Lagen, wird aber mit den als Ziergehölzen angepflanzten Cupressaceae anthro- pogen gefördert und vermehrt auch in Tieflagen und im Siedlungsgebiet gefunden. Der Fund im Botanischen Garten stellt den ersten sicheren Nachweis für Österreich dar. Orthotylus quercicola wurde von REUTER (1885) nach Exemplaren aus Niederösterreich ("Mödling prope Viennam") beschrieben und auch um die Jahrhundertwende in Mödling gefunden (leg. Handlirsch, FRANZ & WAGNER 1961). Danach wurde die Art in Österreich nur einmal im Leithagebirge festgestellt (leg. Rabitsch). Diese an Eichen lebende, südosteuropä- ische Art ist in Mitteleuropa sehr selten und der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Atractotomus magnicornis ist eine von Westeuropa bis zum Ural verbreitete Art, die in Öster- reich vor allem in den Alpen (bis zur Waldgrenze) und im Alpenvorland vorkommt (PROHASKA 1923, MÜLLER 1926, MOOSBRUGGER 1946, FRANZ & WAGNER 1961, LUGHOFER 1971, SCHUSTER 1981, RESSL 1995, HEISS 1997, FRIESS 1998, RABITSCH 1999a). Atractotomus magnicornis lebt an verschiedenen Nadelhölzern, bevorzugt an Pinus und Picea, und wurde um 1920 mit Holzexporten nach Nordamerika verschleppt, wo sie sich an der Ostküste weiter ausgebreitet hat (WHEELER & HENRY 1992). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Compsidolon salicellum ist eine eurosibirische Art, die in Österreich bisher nur zerstreut nachgewiesen wurde (z.B. RABITSCH 2001), aber bei gezielter Suche an der Futterpflanze (, seltener auch an anderen Laubbäumen) vermutlich häufiger zu finden ist. Die zoophytophage Art wurde unabhängig voneinander an die Ost- und an die Westküste Nordamerikas verschleppt (WHEELER & HENRY 1992). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Psallus anaemicus ist eine nordmediterrane Art, die kürzlich erstmals für Österreich aus

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Wien (Fasangarten in Schönbrunn, St. Georgen Berg) und Niederösterreich gemeldet wurde (RABITSCH 2003a, 2003b). Sie lebt an verschiedenen Eichenarten. Psallus pardalis ist eine sehr seltene südosteuropäische Art, die in Österreich zuletzt vor rund einem Jahrhundert gefunden wurde. Das von Reuter als "P. punctulatus" etikettierte Exemplar im NHMW (leg. Mayr) betrifft P. punctulatus (Fieber) (= P. pardalis Seidenstücker) und wurde von FRANZ & WAGNER (1961) irrtümlich zu P. punctulatus (Puton), einer westeuropäischen Art, die bei uns nicht vorkommt, gestellt (vgl. SEIDENSTÜCKER 1972). Psallus pardalis lebt an verschiedenen Eichenarten. Ein grenznaher aktueller Nachweis liegt aus Valtice in der Tschechischen Republik vor (BRYJA & KMENT 2002). Der Nachweis dieser Art ist ein Wiederfund für Österreich nach über einem Jahrhundert. Psallus vittatus ist eine eurosibirische Art, die von FIEBER (1861) nach Exemplaren aus Niederösterreich (Gresten, leg. Schleicher) beschrieben wurde und die in Mitteleuropa vor allem in mittleren und höheren Lagen der Alpen vorkommt. In Österreich weiters aus Vorarlberg, Tirol, Kärnten und der Steiermark bekannt (PROHASKA 1923, MOOSBRUGGER 1946, SCHUSTER 1981, FRIESS 2000). In der berühmten Untersuchung der Lärche im Innenhof der Wiener Universität am Ring durch SCHREMMER (1959) wird die Art bereits für Wien gemeldet. Mit den vielerorts angepflanzten Lärchen kommt die Art auch in Städten vor und wurde sogar im Marchfeld (RABITSCH unveröff.) festgestellt. Phoenicocoris modestus ist eine eurosibirische Art, über deren Verbreitung in Österreich noch wenig bekannt ist. Es liegen Nachweise aus Vorarlberg, Tirol, Kärnten und der Steiermark (PROHASKA 1932, MÜLLER 1926, MOOSBRUGGER 1946, RABITSCH 1999a) sowie aus Niederösterreich (SCHLEICHER 1861, RABITSCH 2002c) vor. Offenbar liegt der Schwer- punkt der Vorkommen in mittleren Lagen der Alpen, allerdings sind auch Funde in den Tieflagen bekannt und möglicherweise wurde die bevorzugt an Pinus und Picea lebende Art bisher vielfach übersehen. Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Die beiden Tuponia-Arten sind mediterraner Herkunft, leben an Tamarix und sind mit den Futterpflanzen im Siedlungsgebiet (und z.T. in Windschutzstreifen) des pannonischen Raumes verbreitet (RABITSCH 2002d).

Reduviidae - Raubwanzen Raubwanzen sind eine morphologisch sehr vielfältige, artenreiche, vorwiegend tropisch ver- breitete Wanzenfamilie. In Süd- und Mittelamerika leben blutsaugende Triatoma-Arten, die als Vektoren von Trypanosoma cruzi und der - nach ihrem Entdecker benannten - "Chagas´ disease" humanmedizinische Bedeutung haben. Die meisten Arten sind Räuber, die sich aktiv jagend oder auf ihre Beute lauernd von anderen Gliederfüßern ernähren. In Österreich kom- men vermutlich 16 Arten vor, deren Verbreitung aufgrund taxonomischer Änderungen und aktueller Arealerweiterungen weiterer Bearbeitung bedarf. Die erst vor kurzem taxonomisch abgetrennte Coranus kerzhneri (Abb. 5) ist im Osten Österreichs die häufigste Art der Gattung und vermutlich in Ausbreitung begriffen.

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Abb. 4. Die im Jahr 2002 erstmals in Österreich festge- Abb. 5. Auf der Bodenoberfläche trockener Standorte stellte, mediterrane Weichwanze Deraeocoris flavilinea lebt die im Osten Österreichs nicht seltene Raubwanze (A. Costa) (Miridae) lebt räuberisch an verschiedenen Coranus kerzhneri Putshkov (Reduviidae). Gehölzen. (Foto: W. Rabitsch) (Foto: W. Rabitsch)

Anthocoridae - Blumenwanzen Blumenwanzen sind kleine, räuberische Wanzen, die meist eine enge (sekundäre) Bindung an bestimmte Pflanzen zeigen. Manche Arten saugen auch an Pollen und vegetativen Teilen der Pflanzen und einige Arten werden im Unterglasanbau als Nützlinge gegen verschiedene andere Insekten eingesetzt. Anthocoris butleri lebt räuberisch vom Blattfloh Psylla buxi (Psyllidae) an dessen Wirtspflanze (Buxus sempervirens). In Österreich mit den als Ziergehölz kultivierten Buchsbäumen (Friedhöfe, Kleingärten) vermutlich weiter verbreitet, aber bisher nur aus Vorarlberg, Tirol und Niederösterreich nachgewiesen (HEISS 1977, RESSL 1995, NIEDERER 1999). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Tetraphleps bicuspis ist eine eurosibirische Art, die vor allem in Mittelgebirgslagen an Larix lebt. Die Nachweise in Tieflagen hängen mit den angepflanzten Vorkommen der Lärche zusammen, die im Siedlungsbereich und auch in Windschutzanlagen kultiviert wird (RABITSCH & HEISS 2002). Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar.

Nabidae - Sichelwanzen Der Name der Sichelwanzen beruht auf dem schlanken, sichelartig gekrümmten Stechrüssel, mit dem die räuberischen Tiere ihre Beute aussaugen. Die großen Himacerus-Arten (H. apte- rus, H. mirmicoides) leben an verschiedenen Gehölzen, die Nabis-Arten bevorzugen die Bodenoberfläche und die Krautschicht. Letztere sind besonders in Agrarlebensräumen häu- fig und als wichtige Regulatoren für die biologische Landwirtschaft von großer Bedeutung. Bei den meisten Arten gibt es einen Flügelpolymorphismus mit unterschiedlich ausgeprägten

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Abb. 6. Die Sichelwanze Himacerus major (A. Costa) (Nabidae) ist in Österreich selten und nur von wenigen Standorten bekannt. (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 7. Die rot-schwarz gezeichnete Bodenwanze Lygaeus equestris (L.) wird vor allem an der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) gefunden. (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 8. Die in den 1990er Jahren aus dem Mediterrangebiet eingewanderte und/oder eingeschleppte Platanen- Bodenwanze Arocatus longiceps Stål (Lygaeidae) lebt an Platanen und ist im Siedlungsgebiet mit den Wirtsbäumen häufig anzutreffen. a) Larve b) Imago (Fotos: W. Rabitsch)

Abb. 9. Orsillus depressus (Mulsant & Rey) saugt an verschiedenen Cupressaceae (Juniperus, Thuja, Chamaecyparis) und ist in Österreich in Ausbreitung begriffen. (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 10. Die häufige "Birkenwanze" Kleidocerys resedae (Panzer) lebt vor allem an Birken und Erlen, wo sie an den Fruchtständen saugt. (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 11. Die in Österreich seltene Heterogaster cathariae (Geoffroy) (Lygaeidae) ist im Sommer im Botanischen Garten regelmäßig an Nepeta-Arten anzutreffen. a) Larve b) Imago (Fotos: W. Rabitsch)

Flügelreduktionen. Der wissenschaftliche Name von H. mirmicoides beruht auf den ameisen- ähnlichen Larvenstadien, eine engere Beziehung zu Ameisen besteht aber nicht. Die in Gruppe 20 an Juniperus chinensis gefundene Himacerus major (Abb. 6) ist eine west- paläarktische Art, die kürzlich erstmals für Wien (Stammersdorf, Alte Schanzen) festgestellt wurde (RABITSCH 2003a). Sie ist in Österreich nur von wenigen xerothermen Standorten aus Niederösterreich und dem Burgenland bekannt (MELBER et al. 1991, RABITSCH 1999b).

Lygaeidae s.l. - Bodenwanzen Die meisten Arten dieser Familie leben auf der Bodenoberfläche, wo sie oligo- bis polyphag an den Samen verschiedener Pflanzen saugen. Einige Arten sind arborikol und an bestimmte Gehölzarten gebunden, bei manchen Arten kommt es gelegentlich auch zur Aufnahme tieri- scher Nahrung und die Geocorinae ernähren sich vorwiegend räuberisch. Besonders Arten der Unterfamilie Lygaeinae (z.B. Lygaeus equestris, Abb. 7) zeichnen sich durch ihre auffal- lende schwarz-rote Warnfärbung aus, deren abschreckende Wirkung dem Schutz der Tiere dient (Müller´sche bzw. Bates´sche Mimikry). Diese Tiere saugen z.B. an Asclepiadaceae oder Apocynaceae und werden durch Speicherung bzw. Umwandlung der toxischen Inhalts- stoffe für potenzielle Feinde ungenießbar. Größere Aggregationen solcher Arten erhöhen die abschreckende Signalwirkung gegenüber Räubern (z.B. Vögel). Die paraphyletische Gruppe der Lygaeidae wurde kürzlich in elf Familien aufgetrennt (HENRY 1997), allerdings ist diese neue Gliederung noch umstritten (z.B. PÉRICART 2001a) und auch hier werden die Lygaeiden noch "im weiteren Sinne" betrachtet. Arocatus longiceps (Abb. 8) ist eine südosteuropäische Art, die 1995 erstmals in Österreich festgestellt wurde (ADLBAUER & FRIESS 1996) und mittlerweile aus den meisten Bundesländern bekannt ist. Die expansive Art hat sich auch in Mitteleuropa weiter ausgebrei- tet und Südwestdeutschland und Mähren erreicht (vgl. RABITSCH 2002a). Sie lebt bei uns an Platanen im Siedlungsgebiet und dringt auf der Suche nach Winterquartieren im Herbst oft zahlreich in umliegende Wohnungen ein und gibt gelegentlich Anlaß zu Beschwerden der Bewohner (z.B. Brigittenau, pers. Beob.).

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Orsillus depressus (Abb. 9) ist eine holomediterrane Art, die an den Früchten verschiedener Cupressaceae (Juniperus, Thuja, Chamaecyparis) saugt und in den letzten Jahren ihr Areal durch Europa bis Großbritannien ausgedehnt hat. Kleidocerys privignus ist eine mediterrane Art mit umstrittenen taxonomischen Status, die an Alnus lebt. In Österreich wurde sie bisher im Burgenland (MELBER et al. 1991) und in Niederösterreich (RABITSCH 2001) gefunden. Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar. Die manchmal als "Birkenwanze" bezeichnete Kleidocerys resedae (Abb. 10) lebt meist zahl- reich an Birken und Erlen, kann aber auch an anderen Pflanzen saugend angetroffen werden. Im Botanischen Garten ist sie besonders an den verschiedenen Birkenarten zwischen Juni und August häufig. Heterogaster cathariae (Abb. 11) ist eine eurosibirische Art, die in Österreich selten gefun- den wird und aus Tirol, Niederösterreich und Wien bekannt ist (RABITSCH 2001). In Wien sind Vorkommen aus der Lobau und vom Zentralfriedhof bekannt. Diese seltene Wanze lebt an Lamiaceae, bevorzugt werden bei uns Nepeta-Arten. Eremocoris fenestratus (Abb. 12) ist eine mediterrane Art, die in Österreich aus fast allen Bundesländern bekannt ist, aber nur zerstreut und selten gefunden wird. Sie lebt meist in der Streu unter verschiedenen Gehölzen, besonders unter Cupressaceae, und wird öfters am Licht festgestellt. Der Nachweis im Botanischen Garten stellt einen Erstfund für Wien dar.

Berytidae - Stelzenwanzen Die Vertreter dieser Familie zeichnen sich durch ihren schlanken Körper und die langen, dün- nen Beine und Fühler aus, die bei einigen Arten keulenförmig erweitert sind. Für Österreich sind 14 Arten bekannt, die meist oligophytophag auf dem Boden oder an den Futterpflanzen leben. Metacanthus annulosus (Abb. 13) ist eine pontomediterrane Art, die von der Iberischen Halbinsel bis zum Euphrat verbreitet ist (PÉRICART 1984, 2001b). Der nördlichste Fund in Mitteleuropa stammt aus der östlichen Slowakei (Parchovany) (HORVÁTH 1885). Grenznähere, aber gleichfalls historische Nachweise liegen aus Ungarn (Kam, Budapest) vor (HORVÁTH 1898). Nachdem ein weiterer aktueller Nachweis aus Wien vorliegt (Hadersdorf), scheint es sich um eine rezente Arealerweiterung zu handeln. Die Ökologie der Art und even-

Abb. 12. Die Bodenwanze Eremocoris fenestratus (H.- S.) ist eine mediterrane Art, die in der Streu unter ver- schiedenen Gehölzen lebt. (Foto: W. Rabitsch)

93 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien tuell bevorzugte Futterpflanzen sind nicht bekannt. Der Fund im Botanischen Garten stellt die Erstmeldung für Österreich dar.

Pyrrhocoridae - Feuerwanzen Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus, Abb. 14) sind - wenn auch vermutlich von Besuchern für Käfer gehalten und manchmal auch als "Schusterkäfer" bezeichnet - die häufigsten Wanzen im Botanischen Garten und das ganze Jahr über anzutreffen. Die auffallend rot-schwarz ge- zeichneten Tiere leben gesellig und werden vor allem an der Stammbasis von Linden ange- troffen. Die Tiere sind an warmen Tagen auch im Winter aktiv und dann an besonnten Stellen zahlreich zu finden. Wegen der unkomplizierten Haltung im Labor ist die Feuerwanze schon länger ein beliebtes Untersuchungsobjekt für wissenschaftliche Studien. So wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Existenz von Geschlechtschromosomen (X-Chromosom) und Mitte der 1960er Jahre die Produktion von die Insektenentwicklung hemmenden Pflanzen- inhaltsstoffen (Juvabion) jeweils zum ersten Mal im Tierreich bei Feuerwanzen festgestellt (SOCHA 1993). Auch in der medizinischen Forschung sind Feuerwanzen wichtige Studienobjekte, nachdem anti-bakteriell wirksame Peptide bei Insekten entdeckt und eine Schutzwirkung des entsprechenden Feuerwanzen-Peptids (Pyrrhocoricin) vor einer Infektion mit Escherichia coli und Salmonella für Säugetiere festgestellt wurde.

Coreidae - Randwanzen Randwanzen sind mit 20 Arten in Österreich und mit vier Arten im Botanischen Garten ver- treten. Der Seitenrand der abdominalen Körpersegmente (Connexivum) ist meist deutlich ausgebildet und gibt dieser Familie ihren deutschen Namen. Alle Arten sind phytophag und leben an Gehölzen, krautigen Pflanzen oder auf der Bodenoberfläche.

Alydidae - Krummfühlerwanzen Diese Wanzenfamilie trägt ihren Namen wegen des gekrümmten letzten Fühlergliedes. In Österreich sind vier Arten bekannt, von denen drei selten vorkommen und als gefährdet gel- ten, nur die auch im Botanischen Garten gefundene Alydus calcaratus ist weiter verbreitet. Die Larven dieser Art zeichnen sich durch eine auffallende Ameisenmimikry aus, ohne dass eine nähere Beziehung zu Ameisen bekannt wäre.

Rhopalidae - Glasflügelwanzen Aus dieser Familie sind 17 Arten für Österreich bekannt, die phytophag an verschiedenen Pflanzen saugen. Die vier im Botanischen Garten festgestellten Arten sind in Österreich weit verbreitet und häufig.

Cydnidae - Erdwanzen Erdwanzen leben vor allem auf der Bodenoberfläche und mit Hilfe der stark bedornten Beine grabend im Boden, gelegentlich klettern die Tiere auch auf den Futterpflanzen herum. Die 19 in Österreich vorkommenden Arten leben meist oligophytophag an bestimmten Futterpflan- zen. Für einige Arten ist subsoziale Brutfürsorge bekannt. Im Botanischen Garten wurden zwei Arten gefunden.

94 RABITSCH, W.

13 14

15 16 Abb. 13. Die Stelzenwanze Metacanthus annulosus (Fieber) (Berytidae) wurde im Rahmen dieser Untersuchung zum ersten Mal in Österreich festgestellt. (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 14. Die häufigste Wanze im Botanischen Garten ist die Feuerwanze Pyrrhocoris apterus (L.). (Pyrrhocoridae), die fast das ganze Jahr über beobachtet werden kann. (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 15. Die auffallende Streifenwanze Graphosoma lineatum (L.) (Pentatomidae) lebt an verschiedenen Doldenblütlern (Apiaceae). (Foto: W. Rabitsch)

Abb. 16. Im Sommer an Birken und Erlen zu beobachten: Elasmucha-Weibchen bewacht ihr Eigelege (Acanthosomatidae). (Foto: W. Rabitsch)

Scutelleridae - Schildwanzen Der Hinterleib dieser mittelgroßen Wanzen wird fast vollständig vom Scutellum (Schildchen) bedeckt. In der österreichischen Fauna kommen elf Arten vor, darunter ein Endemit der Ostalpen, und mehrere sehr seltene und gefährdete Arten mit enger Biotopbindung. Im Botanischen Garten wurde die in ganz Österreich häufige und weit verbreitete Eurygaster maura gefunden.

95 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien

Plataspididae - Kugelwanzen Eine vorwiegend tropisch und subtropisch verbreitete Familie, die in Österreich mit einer Art vertreten ist. Die Kugelwanzen sind oval rundlich geformte Tiere, bei denen das große Scutellum den ganzen Hinterleib bedeckt. Die einzige bei uns vorkommende Art (Coptosoma scutellatum) ist ganz schwarz gefärbt und lebt an trockenen Standorten an verschiedenen Schmetterlingsblütlern (Fabaceae), besonders an Coronilla-Arten.

Pentatomidae - Baumwanzen Die Familie der Baumwanzen ist in Österreich mit 60 Arten vertreten, die meist phytophag sind und auf der Bodenoberfläche oder an Gehölzen leben. Nur die Vertreter der Unterfamilie Asopinae leben räuberisch. Besonders die Streifenwanze Graphosoma lineatum (Abb. 15) zählt zu den auffallenden und häufigen Wanzen im Botanischen Garten. Sie ist im Sommer an verschiedenen Doldenblütlern (Apiaceae) in Gruppe 8 zu beobachten. Stagonomus pusil- lus ist zerstreut in ganz Österreich verbreitet, wird aber nur selten und oft vereinzelt gefun- den. Sie lebt an trockenen Standorten an Veronica-Arten. In Wien ist sie auch aus dem Lainzer Tiergarten und der Lobau bekannt (FRANZ & WAGNER 1961).

Acanthosomatidae - Bauchkielwanzen Der Name der Bauchkielwanzen beruht auf einer kielartigen Struktur an der Körperunterseite. Für Österreich sind sieben Arten bekannt (vier wurden im Botanischen Garten festgestellt), die oligophytophag an bestimmten Gehölzen leben und an deren Früchten saugen. Das bemerkenswerte subsoziale Verhalten der Elasmucha-Weibchen, die über ihrem Gelege wachen und die ersten Larvenstadien vor Parasiten und Feinden verteidi- gen (Brutfürsorge), läßt sich im Sommer an Birken oder Erlen beobachten (Abb. 16).

DISKUSSION Neben den bemerkenswerten Erstfunden für Österreich bzw. Wien sind auch zahlreiche seltene oder stenöke Arten festgestellt worden, die den Botanischen Garten in mehrfacher Hinsicht zu einer "Oase der Vielfalt in der Stadtwüste" machen. Nachdem viele Wanzen an bestimmte Nahrungspflanzen gebunden sind, bedeutet eine hohe Pflanzenvielfalt auch eine hohe Wanzenvielfalt. Der Botanische Garten bietet eine Trittsteinfunktion für mobile Arten in der rundum versiegelten Landschaft. Wie die zahlreichen Larvenfunde zeigen, bietet er aber auch ein Refugium für Arten, die den Garten als Reproduktionshabitat nutzen. Es ist auch für andere Tiergruppen bekannt, dass künstlich geschaffene Gartenanlagen durchaus von Bedeutung für seltene und gefährdete Arten sein können. So wurden in einer Untersuchung der Arthropodenfauna des Botanischen Gartens in Klagenfurt ebenfalls meh- rere Besonderheiten festgestellt (WIESER & KOFLER 1992). Eine Rote Liste der Wanzen Wiens liegt nicht vor, aber einige der hier festgestellten Arten finden sich in der Roten Liste der Wanzen Niederösterreichs (RABITSCH in Vorb.). Kritisch anzumerken ist, dass mit dem Anpflanzen von Ziergehölzen auch die Grundlage für eine anthropogen geförderte Arealerweiterung über natürliche Ausbreitungsgrenzen hinweg

96 RABITSCH, W. geschaffen wird. Auch ein Einschleppen von Tierarten mit Erde, sonstigen Materialien und natürlich mit den Pflanzen selbst, ist zu beachten und sofern möglich hintanzuhalten. Dies läßt sich eventuell durch Quarantänemaßnahmen oder sorgfältige Auswahl der Herkünfte minimieren. Schließlich sind auch einige der bekanntesten Neophyten, wie z.B. das aus Asien stammende Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora) oder die Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) aus botanischen Gärten entwichen (KOWARIK 2003). Natürlich ist der kulturhistorische und volksgesundheitliche Wert von Gartenanlagen unbestritten, und die vorliegenden sektoralen Untersuchungen zu verschiedenen Tiergruppen unterstreichen die Bedeutung auch aus zoologischer und naturschutzfachlicher Perspektive, dennoch ist es not- wendig, Verantwortungsbewußtsein für die Thematik nicht-heimischer Arten in Gärten zu entwickeln, um mögliche negative Entwicklungen zu vermeiden. Diese Kritik gilt aber selbstverständlich nicht nur für Botanische Gärten, sondern für alle Wirtschaftszweige, die mit dem Handel und Import von Pflanzen oder Pflanzenteilen zu tun haben (Gärtnereien, Baumschulen, Pflanzenzüchter, Pflanzenhändler, Holzimporte, Baumärkte) (ESSL & RABITSCH 2002).

DANKSAGUNG Für die Einladung Wanzen in diesem Band berücksichtigen zu können, danke ich H. Krenn und A. Pernstich (Inst. f. Zoologie), für die gute Zusammenarbeit im Garten danke ich stell- vertretend M. Kiehn und F. Schumacher (Inst. f. Botanik), für Bestimmungen und Überprü- fung der botanischen Nomenklatur danke ich J. Walter (Inst. f. Botanik), für die Verifikation kritischer Miriden danke ich C. Rieger (Nürtingen) und für Anmerkungen zum Manuskript G. Hölzler (Inst. f. Zoologie).

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101 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien

ANHANG

Tabelle 1. Im Botanischen Garten der Universität Wien festgestellte Wanzenarten an den sieben Sammelterminen sowie mittels Barberfallen, Lichtfang oder durch historische Sammlungsbelege festgestellte Arten. * Erstmeldung für Wien, ** Erstmeldung für Österreich, L. Larve(n) 1-3.VII. 2002; 2-10.VIII.2002; 3-21.IV.2003; 4-3.VI.2003; 5-28.VI.2003; 6-24.VII.2003; 7-27.VIII.2003; BL- Barberfallen & Lichtfang Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanzen, Gruppe Notonectidae - Rückenschwimmer Notonecta glauca Linnaeus, 1758 x x im Wasserbecken Gr. 41 Notonecta viridis Delcourt, 1909 x Hydrometridae - Teichläufer Hydrometra stagnorum (Linnaeus, x x x Barberfalle Gr. 46, in den 1758) Wasserbecken nahe R und Gr. 39 Veliidae - Bachläufer * Microvelia buenoi Drake, 1920 x x x x im Wasserbecken nahe R Gerridae - Wasserläufer Gerris argentatus Schummel, 1832 x im Wasserbecken im Alpinum Gerris lacustris (Linnaeus, 1758) x x x x in den Wasserbecken im Alpinum, nahe R, zwischen Gr. 12 und 14, Gr. 39 Gerris thoracicus Schummel, 1832 x im Wasserbecken der Gr. 39 Tingidae - Netzwanzen Acalypta marginata (Wolff, 1804) x x Barberfalle Gr. 41, Gr. 40 im Sandboden Derephysia foliacea (Fallén, 1807) x von Mirabilis jalapa Kalama tricornis (Schrank, 1801) x Barberfalle Gr. 13 Corythucha ciliata (Say, 1832) x x Gr. 4/7/8, 15 von Platanus x hybrida Tingis pilosa Hummel, 1825 x x x Gr. E Tingis reticulata Herrich-Schäffer, x 1835 Dictyla echii (Schrank, 1782) x Gr. 13 von Anchusa azurea, Symphytum uplandicum Dictyla humuli (Fabricius, 1794) x x x Gr. 13 von Symphytum uplandicum, Echium vulgare Miridae - Weichwanzen Monalocoris filicis (Linnaeus, 1758) x Gr. 19 an Farnen Campyloneura virgula (Herrich- x x R, an Acer, Corylus, Fraxinus, Schäffer, 1835) Hedera, Tilia Dicyphus errans (Wolff, 1804) x x Gr. 12 von Aster novae- angliae Dicyphus hyalinipennis (Burmeister, x x x EL, R, N von Atropa bella- 1835) donna Dicyphus stachydis J. Sahlberg, 1878 x x

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Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanze, Gruppe Macrolophus pygmaeus (Rambur, x x x x x Gr. 10 von Salvia glutinosa, 1839) Salvia viridis Deraeocoris serenus (Douglas & x von Mentha longifolia Scott, 1868) Deraeocoris flavilinea (A. Costa, x x R, Gr. 14 von Acer, Betula, 1862) Corylus, Tilia Deraeocoris ruber (Linnaeus, 1758) x x x Deraeocoris lutescens (Schilling, x x x x x x x Gr. R, 14, 42, u.a. von Tilia, 1837) Acer * Pinalitus atomarius (Meyer-Dür, x x Lichtfang 1843) Pinalitus cervinus (Herrich-Schäffer, x x x x x x Lichtfang, häufig, z.B. R, Gr. 1841) 14, 42 an Tilia Orthops basalis (A. Costa, 1853) x x Lichtfang Orthops campestris (Linnaeus, 1758) x x Orthops kalmii (Linnaeus, 1758) x x Liocoris tripustulatus (Fabricius, x x x x x x x häufig, z.B. von Urtica dioica, 1781) Parietaria officinalis, Mentha longifolia, Satureja nepeta, u.a. Agnocoris reclairei (Wagner, 1949) x x x * Camptozygum aequale (Villers, x x Alpinum von Larix decidua, 1789) Pinus mugo Apolygus lucorum (Meyer-Dür, 1843) x x x x x x häufig, z.B. von Tanacetum vulgare Apolygus spinolae (Meyer-Dür, 1841) x Neolygus viridis (Fallén, 1807) x x x R, Gr. 14, 42 von Tilia Lygus gemellatus (Herrich-Schäffer, x x x 1835) Lygus pratensis (Linnaeus, 1758) x x x x x x häufig, z.B. von Satureja nepeta, u.a. Lygus rugulipennis Poppius, 1911 x x x x x x Lichtfang, häufig, z.B. von Mentha longifolia, u.a. Rhabdomiris striatellus (Fabricius, x Gr. 35 von Quercus pubescens 1794) Calocoris affinis (Herrich-Schäffer, x x 1835) norwegicus (Gmelin, x x Gr. B von Ruta graveolens 1790) Closterotomus biclavatus (Herrich- x x von Tilia Schäffer, 1835) ** Dichrooscytus gustavi Josifov, x Gr. 20 von Juniperus chinensis 1981 vid. C. Rieger Stenotus binotatus (Fabricius, 1794) x Charagochilus gyllenhalii (Fallén, x x Gr. 14 von Galium verum 1807)

103 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien

Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanzen, Gruppe Megacoelum infusum (Herrich- x x x R von Acer, Tilia Schäffer, 1837) Adelphocoris lineolatus (Goeze, x x x x x x Lichtfang, häufig, z.B. an 1778) Medicago sativa, Verbascum, u.a. Phytocoris parvulus Reuter, 1880 x x Gr. 20, 38 von Juniperus chinensis, J. communis Phytocoris dimidiatus Kirschbaum, x 1856 Stenodema laevigata (Linnaeus, 1758) x x x x x Megaloceroea recticornis (Geoffroy, x 1785) Trigonotylus caelestialium (Kirkaldy, x x x x Lichtfang 1902) Halticus apterus (Linnaeus, 1758) x x x x x x Halticus luteicollis (Panzer, 1804) x x Dryophilocoris flavoquadrimaculatus x Gr. 35 von Quercus pubescens (De Geer, 1773) Blepharidopterus angulatus (Fallén, x x x Gr. 17, 39 von Alnus 1807) Globiceps flavomaculatus (Fabricius, x 1794) Globiceps fulvicollis Jakovlev, 1877 x Heterotoma planicornis (Pallas, 1772) x x Malacocoris chlorizans (Panzer, x von Corylus avellana 1794) Orthotylus flavosparsus (C.R. x x x Lichtfang, Gr. E von Sahlberg, 1841) Chenopodium Orthotylus marginalis Reuter, 1883 x Orthotylus prasinus (Fallén, 1826) x * Orthotylus quercicola Reuter, 1885 x Gr. 35 von Quercus pubescens Orthotylus viridinervis (Kirschbaum, x 1856) Reuteria marqueti Puton, 1875 x x von Corylus avellana Pilophorus perplexus Douglas & x x x x x von Tilia, von Weigela Scott, 1875 coraeensis (Caprifoliaceae), Phylus coryli (Linnaeus, 1758) x von Corylus avellana Orthonotus cylindricollis (A. Costa, x 1853) Orthonotus rufifrons (Fallén, 1807) x x Macrotylus horvathi (Reuter, 1876) x x Gr. R von Ballota nigra Macrotylus solitarius (Meyer-Dür, x 1843) Campylomma verbasci (Meyer-Dür, x x x x x Gr. 40 von Verbascum 1843) speciosum Sthenarus rotermundi (Scholtz, 1847) x

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Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanzen, Gruppe Plagiognathus arbustorum (Fabricius, x x 1794) Plagiognathus chrysanthemi (Wolff, x x x 1804) Plagiognathus fulvipennis x (Kirschbaum, 1856) Amblytylus nasutus (Kirschbaum, x 1856) Europiella alpina (Reuter, 1875) x x x x Gr. 10 von Mentha longifolia Europiella artemisiae (Becker, 1864) x x x x x x Gr. N, von Artemisia absinthii, Artemisia abrotanum, Artemisia pontica Atractotomus mali (Meyer-Dür, 1843) x Gr. 7 von Crataegus * Atractotomus magnicornis (Fallén, x x 1807) Chlamydatus evanescens (Boheman, x Barberfalle Gr. 41 1852) Chlamydatus pulicarius (Fallén, x x x x 1807) Chlamydatus pullus (Reuter, 1870) x x x x * Compsidolon salicellum (Herrich- x x von Corylus avellana Schäffer, 1841) Psallus anaemicus Seidenstücker, x Gr. 35 von Quercus pubescens 1966 Psallus pardalis Seidenstücker, 1966 x Gr. 35 von Quercus pubescens, vid. C. Rieger Psallus vittatus (Fieber, 1861) x x Alpinum von Larix decidua * Phoenicocoris modestus (Meyer- x Gr. A von Pinus mugo Dür, 1843) Tuponia hippophaes (Fieber, 1861) x x x x x M von Tamarix Tuponia elegans (Jakovlev, 1867) x M von Tamarix Reduviidae - Raubwanzen Coranus kerzhneri Putshkov, 1982 x x Gr. 40 am Boden laufend Anthocoridae - Blumenwanzen * Anthocoris butleri Le Quesne, 1954 x x x x x Gr. 13 von Buxus sempervirens Anthocoris confusus Reuter, 1884 x Anthocoris pilosus (Jakovlev, 1877) x Orius niger (Wolff, 1811) x x x x * Tetraphleps bicuspis (Herrich- x Alpinum von Larix decidua Schäffer, 1835) Nabidae - Sichelwanzen Himacerus apterus (Fabricius, 1798) x x x x häufig, z.B. von Serratula tinctoria, Juniperus communis, Corylus avellanae, u.a. Himacerus mirmicoides (O. Costa, L x L x x 1834)

105 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien

Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanzen, Gruppe Himacerus major (A. Costa, 1842) x Gr. 20 von Juniperus chinensis Nabis pseudoferus Remane, 1949 x x x x Nabis punctatus A. Costa, 1847 x Lygaeidae s.l. - Bodenwanzen Arocatus longiceps Stål, 1872 x x x x x Gr. 4 von Platanus x hybrida Lygaeus equestris (Linnaeus, 1758) x x x Gr. 8 von Vincetoxicum hirundinaria, Digitalis lanata Nysius senecionis (Schilling, 1829) x x x x x Gr. 10, 11, 12 von Aster tripolium, Solidago nemoralis Orsillus depressus (Mulsant & Rey, L Gr. 38 von Juniperus 1852) communis * Kleidocerys privignus (Horváth, x Gr. 17 von Alnus 1894) Kleidocerys resedae (Panzer, 1797) x x x x x x häufig, z.B. R, Gr. 14, 17, von Betula, Larix, Rhododendron Cymus aurescens Distant, 1883 x Cymus glandicolor Hahn, 1832 x Cymus melanocephalus Fieber, 1861 x x Gr. 19 von Juncus inflexus, Luzula nivea Dimorphopterus spinolae (Signoret, x R von Poaceae 1857) Chilacis typhae (Perris, 1857) x x Gr. 19 von Typha latifolia Holcocranum saturejae (Kolenati, x Gr. 19 von Typha latifolia 1845) Heterogaster cathariae (Geoffroy, x x EL, N, Gr. 10 von Nepeta 1785) grandiflora, Nepeta catariae Heterogaster urticae (Fabricius, x x 1775) Platyplax salviae (Schilling, 1829) x x Gr. 10 von Salvia viridis Metopoplax origani (Kolenati, 1845) x Oxycarenus pallens (Herrich- x x x Gr. 11 von Centaurea collina Schäffer, 1850) Oxycarenus modestus (Fallén, 1829) x Gr. 17 von Alnus * Eremocoris fenestratus (Herrich- x Barberfalle Gr. 32, Lichtfang, Schäffer, 1839) Gr. 4 unter Platanenborke Gastrodes grossipes (De Geer, 1773) L x Gr. A von Pinus mugo Drymus sylvaticus (Fabricius, 1775) x Barberfalle Gr. 9 Scolopostethus affinis (Schilling, x 1829) Scolopostethus decoratus (Hahn, L x Gr. 38 unter Calluna vulgaris, 1833) x Barberfalle Gr. B, 2, 3, 9 Scolopostethus pictus (Schilling, x x x Barberfalle Gr. 36 und 39 1829) Stygnocoris fuligineus (Geoffroy, x Barberfalle Gr. 29 1785) Stygnocoris rusticus (Fallén, 1807) x

106 RABITSCH, W.

Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanzen, Gruppe Beosus maritimus (Scopoli, 1763) x Gr. 40 unter Teucrium chamaedrys Emblethis verbasci (Fabricius, 1803) x x Gr. 40 Megalonotus sabulicola (Thomson, x 1870) Raglius alboacuminatus (Goeze, x x x 1778) Rhyparochromus vulgaris (Schilling, L x x x x Barberfalle Gr. 6, 7, häufig, 1829) x z.B. unter Alkanna orientalis, Anchusa azurea, Astrantia major, Eryngium campestre, Marrubium incanum, u.a. Rhyparochromus pini (Linnaeus, x 1758) Trapezonotus arenarius (Linnaeus, x x 1758) Berytidae - Stelzenwanzen ** Metacanthus annulosus (Fieber, x Gr. 42, von mit Hedera helix 1859) bewachsenem Fraxinus- Stamm gekehrt Pyrrhocoridae - Feuerwanzen Pyrrhocoris apterus (Linnaeus, 1758) x x x x x x x x Barberfalle Gr. 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 22, 30, 36, 41, 44, 45, 47, häufig, an Tilia platyphyllos, Tilia tomentosa, Lavatera thuringiaca, u.a. Coreidae - Randwanzen Coreus marginatus (Linnaeus, 1758) L x Gr. EL von Rumex Gonocerus acuteangulatus (Goeze, x Gr. 3 von Ribes uva-crispa 1778) Gonocerus juniperi Herrich-Schäffer, x x x Gr. 23, 38 von Thuja, 1839 Juniperus communis Coriomeris denticulatus (Scopoli, x x Gr. 40 1763) Alydidae - Krummfühlerwanzen Alydus calcaratus (Linnaeus, 1758) x L L Gr. 40 auf dem Boden Rhopalidae - Glasflügelwanzen Corizus hyoscyami (Linnaeus, 1758) x x B von Salvia glutinosa Rhopalus parumpunctatus Schilling, x x x x von Geranium sp., Satureja 1829 nepeta Rhopalus subrufus (Gmelin, 1790) x x x x von Melissa officinalis Stictopleurus punctatonervosus x x (Goeze, 1778) Cydnidae - Erdwanzen Tritomegas sexmaculatus (Rambur, x x x R, Gr. 10, von Ballota nigra, 1839) Marrubium peregrinum, Mentha longifolia

107 Wanzen (Insecta, Heteroptera) im Botanischen Garten der Universität Wien

Familie / Art 1 2 3 4 5 6 7 BL Futterpflanzen, Gruppe Sehirus morio (Linnaeus, 1761) x Gr. 13 unter Anchusa azurea

Scutelleridae - Schildwanzen Eurygaster maura (Linnaeus, 1758) x x x Lichtfang

Plataspididae - Kugelwanzen Coptosoma scutellatum (Geoffroy, x 1785)

Pentatomidae - Baumwanzen Graphosoma lineatum (Linnaeus, x x x x x x Gr. 8 an Chaerophyllum 1758) hirsutum, Eryngium sp., Heracleum sibiricum Aelia acuminata (Linnaeus, 1758) x x x x Sciocoris cursitans (Fabricius, 1794) x x x x x x Barberfalle Gr. 19, Gr. 40, 41 auf dem Boden Stagonomus pusillus (Herrich- x Gr. 40 Schäffer, 1833) Carpocoris fuscispinus (Boheman, x 1849) Carpocoris pudicus (Poda, 1761) x Carpocoris purpureipennis (De Geer, x 1773) Eurydema ornata (Linnaeus, 1758) x Barberfalle Gr. 15 Eurydema oleracea (Linnaeus, 1758) x x Holcostethus vernalis (Wolff, 1804) x x x Palomena prasina (Linnaeus, 1761) x x Dolycoris baccarum (Linnaeus, 1758) x x x x x x Pentatoma rufipes (Linnaeus, 1758) x x x x Lichtfang, Gr. 17 von Alnus, Tilia, u.a. Piezodorus lituratus (Fabricius, 1794) x Gr. 40 Rhaphigaster nebulosa (Poda, 1761) L Gr. 22 von Sorbus aucuparia . Acanthosomatidae - Bauchkielwanzen Acanthosoma haemorrhoidale x Gr. 22 von Sorbus aucuparia (Linnaeus, 1758) Cyphostethus tristriatus (Fabricius, L L x Gr. 38 von Juniperus 1787) . . communis x x Elasmostethus minor Horváth, 1899 x x x x Lichtfang, Gr. 31 von Hedera helix, u.a. Elasmucha grisea (Linnaeus, 1758) x x x x R von Betula, Gr. 17 von Alnus

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