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!! ! ! ! ! Nein zur Spange Hornerfeld und zum Ausbau des Knotens Neuhof

Die Nein-Parole haben beschlossen:

Verbände BirdLife Pro Natura Aargau VCS Aargau WWF Aargau

Parteien EVP Grüne Grünliberale SP

ReferentInnen an der heutigen Pressekonferenz:

Jürg Caflisch, Grossrat SP, Präsident VCS Aargau, 079 402 63 69 Irène Kälin, Grossrätin Grüne, 077 428 43 06 Thomas Urfer, Präsident Pro Natura, 079 372 78 49 Franco Hochstrasser, Vorstandsmitglied WWF Aargau, 052 724 71 06 Sämi Richner, Grossrat EVP, 062 897 21 00 Barbara Portmann-Müller, Grossrätin Grünliberale, 079 716 68 35

Baustein einer verfehlten Verkehrspolitik

Das Projekt Neuhof/Hornerfeld muss im Kontext von unzähligen anderen Verkehrsprojekten gesehen werden, welche der Kanton Aargau baut oder plant.

An der Generalversammlung des Baumeisterverbandes im März 2012 verkündete der Baudirektor Regierungsrat Beyeler stolz, dass er in seiner Amtszeit schon CHF 3,5 Mia für Strassen verbaut habe. Eine traurige Nachricht für Umwelt und Landschaft, die aber im Kreise der Baulobby mit Genugtuung aufgenommen wurde. Jetzt, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit legt der Baudirektor nochmals einen Schlussspurt an den Tag: Umfahrungen in Sins, Zurzach und , plus Knoten Neuhof in sollen noch durchgepeitscht werden. Kosten CHF 260 Mio!

Das Projekt Neuhof/Hornerfeld wird auf die Spitzenstunden ausgerichtet. Zudem muss befürchtet werden, dass damit die Weichen für den Ausbau der Bünztalstrasse auf 4 Spuren und die Umfahrung gestellt werden. Was das für das Bünztal bedeutet, ist klar!

Eine solche Politik ist einfach nicht nachhaltig. Wenn Sie zu Stosszeiten mit dem Zug von Baden oder Aarau, aber auch von Lenzburg, nach Zürich fahren, haben Sie auch keine Sitzplatzgarantie. Und es kann nicht sein, dass jeder Quadratmeter des Aargaus einen direkten Autobahnanschluss hat.

Der Regierungsrat rechnet bis 2035 mit 100‘000 EinwohnerInnen mehr im Kanton Aargau. Der Baudirektor rechnet linear hoch, es gebe ergo 50‘000 Autos mehr. An dieser Logik ist ablesbar, dass der Baudirektor eine ziemlich eindimensionale Wachstumsideologie hat. Das Wachstum – und gerade das Verkehrswachstum – ist aber nicht einfach gottgegeben, sondern wird hauptsächlich durch die herrschende Ausbaupolitik im Verkehr verursacht. Mit einer anderen Siedlungspolitik, Verdichtungen in den bebauten Zonen, mit Anreizen für autofreies Wohnen und dem Berner Modell („Koexistenz statt Dominanz“) könnte diese Logik aber durchbrochen werden.

Der Augenschein anlässlich der Kommissionssitzung und eine Reportage der AZ hat gezeigt: Nicht einmal die Stausituation ist so dramatisch wie dargestellt. Das Projekt ist überrissen, Alternativen wurden nicht ernsthaft geprüft. 75 Mio für ein solches Projekt ist ein enorm hoher Preis und steht in keinem Verhältnis mit dem angeblichen Nutzen. Darum ist das Projekt abzulehnen.

Jürg Caflisch, Grossrat SP, Präsident VCS Aargau Verkehrspolitik in der Region Lenzburg: Ein ganzer Rattenschwanz von neuen Strassen!

Das Projekt Neuhof/Hornerfeld muss im Kontext von all den vielen anderen bereits realisierten und geplanten Verkehrsprojekten in der Region Lenzburg gesehen werden. Die Verkehrspolitik der Region Lenzburg ist ein tragisches Beispiel für eine fehlende langfristige Planung, ein fehlendes Bewusstsein gegenüber Mensch und Natur und ein Beispiel gescheiterter regionaler Raumplanung. In diesem Sinne ist auch das Projekt Neuhof/Hornerfeld kein Einzelfall, der einfach für sich steht und in sich grosse Fragenzeichen trägt, sondern es ist Bestandteil eines ganzen Rattenschwanzes von Strassenprojekten, die eines nach dem anderen realisiert werden sollen. Diese werden das Verkehrswachstum weiter fördern, weiteres Kulturland verschlingen und wiederum weitere Strassenaus- und zubauten generieren.

Ein Blick auf den kantonalen Richtplan lohnt sich. Man sieht nicht nur, dass beinahe 20% aller Aargauer Strassenprojekte in der Region Lenzburg liegen oder zu liegen kommen sollen, sondern auch, dass ein Projekt unweigerlich das nächste nach sich ziehen wird:

! Mit dem Ausbau des Knotens Neuhof wird der Vierspurausbau der Bünztalstrasse vorbereitet, der bereits als Zwischenergebnis im Richtplan eingetragen ist. Denn durch den Knotenausbau wird der Verkehr auf der Bünztalstrasse zunehmen. Dadurch steigt der Druck, diese Strasse auszubauen. Dass eine "Bünztalautobahn" das Verkehrswachstum und die Zersiedelung im Freiamt massiv anheizen würde, steht ausser Frage. ! Dadurch wird es auch die Südumfahrung Wohlen (Zwischenergebnis) einfacher haben, da die vierspurige „Bünztalautobahn“ ein Verkehrswachstum nach sich ziehen wird, das auch jede einzelne Region entlang der Bünztalstrasse mit einem Mehrverkehraufkommen konfrontieren wird. ! Auch die West-Umfahrung Dottikon (Vororientierung) bekommt durch das Projekt Neuhof/Hornerfeld eine neue Legitimation – auch wenn der Kulturlandverschleiss unwiderruf- bare Folgen für die Region haben wird, in der es langsam eng wird mit Naherholungszonen. ! Gleiches gilt für die Sanierung Niveau-Übergang Hendschiken (Vororientierung), die eine neue Brisanz bekommen wird, sobald der Knoten Neuhof seine prognostizierten Kapazitäten wahr macht. ! Dies gilt insbesondere auch für die Anbindung des unteren Seetals durch die Ostumfahrung Lenzburg. Auf Grund grosser Widerstände und aus taktischem Kalkül wurde diese Kultur- landfresserin zwar zwischenzeitlich wieder aus der Richtplankarte entfernt, als Idee ist sie jedoch weiterhin im Richtplantext festgehalten und wird mit dem Ausbau des Knotens Neuhof wieder an Aktualität gewinnen. Diese Anbindung des Unteren Seetals würde durch das wichtigste Naherholungsgebiet von Lenzburg führen und der Region einen grossen ökologischen Schaden zufügen. ! Die Anbindung des unteren Seetals hängt seinerseits wieder zusammen mit der Nordspange Seon (Richtplanidee), welche mitten durch Kulturland führen und einen grossen Fruchtfolgeflächenverlust mit sich bringen würde.

Der Vollständigkeit halber möchte ich auch noch die ebenfalls in unserer Region liegende Umfahrung Wildegg nennen, welche bereits auf Stufe Zwischenergebnis kurz vor der Festsetzung steht. Auch wenn sie nicht in einem ganz direkten Zusammenhang mit den anderen Strassenprojekten der Region gesehen werden muss, so ist sie doch ihrerseits ein Beispiel für eine Pflästerlipolitik vor Ort, der dann links und rechts weitere Strassenpflästerli folgen werden. Hinzu kommt noch der vom Bund geplante und vom Kanton unterstützte 6-Spur-Ausbau der A1 auf der Strecke Wiggertal - Birrfeld und der Ausbau aller Autobahnanschlüsse zwischen der Verzweigung Wiggertal und Baden West, welche die Region Lenzburg ebenfalls mit einem Mehrverkehraufkommen konfrontieren werden.

Mit Blick auf die Fülle all dieser geplanten Strassenprojekte in und um die Region Lenzburg bekommt auch das enorme Kostenvolumen des Projekt Neuhof/Hornerfeld eine neue Aussagekraft. Für ein Einzelprojekt wäre diese enorme Summe wohl auch dem Kanton zu hoch, aber das enorme Kostenvolumen lässt sich dann rechtfertigen, wenn man einen späteren Vierspur-Ausbau der Bünztalstrasse miteinrechnet und den Ausbau als Grundlage für weitere regionale Strassenprojekte sieht. Das Projekt ist nur ein Dominostein in einer grossen Strategie der Verkehrspolitik, welche jeglichem langfristigen Planen und Denken widerspricht und ein grosser Antrieb für Zersiedelung, funktionale Entmischung und Mehrverkehr ist.

Mit dem Nein zum Projekt Neuhof/Hornerfeld wollen wir Gegner dieses Projekts nicht zuletzt eine Diskussion in die Bevölkerung tragen, die es zu führen gilt: Unsere Mobilität stösst ungeachtet ihrer Formen überall an ihre Grenzen und jedes Strassenprojekt, das sich in vorauseilendem Gehorsam an dem prognostizierten Verkehrsaufkommen orientiert, um dies erst zu ermöglichen, zieht einen ganzen Rattenschwanz neuer Strassenprojekte nach sich. Mit einer Entlastung am Punkt A wird eine Überlastung am Punkt B erzeugt und mit jedem Quadratmeter Strasse wird ein zusätzliches Verkehrsvolumen ermöglicht, das wir weder vor den Menschen noch vor der Natur verantworten können. In Anbetracht einer menschen-, umwelt- und klimafreundlichen Verkehrspolitik und hinsichtlich einer langfristigen Raumplanung müssen wir umdenken. Die Grenzen des Erträglichen sind erreicht – es tut Not, sich zu besinnen und eine neue Verkehrs- und Raumplanungsstrategie zu entwickeln, die auch den kommenden Generationen noch eine lebenswerte Umwelt bieten kann.

Irène Kälin, Grossrätin Grüne

Immerwährendes Wachstum in einer begrenzten Welt ist unmöglich!

Pro Natura Aargau ist gegenüber Umfahrungsprojekten im Allgemeinen kritisch eingestellt, ist aber immer bereit, Projekte im Einzelnen zu prüfen. Das vorliegende Projekt des A-1-Zubringers übers Hornerfeld lehnt Pro Natura Aargau unter anderem aus landschaftsschützerischen Gründen ab, und empfiehlt den Stimmbürgern, am 3. März ein Nein einzulegen.

Über Jahre hinweg wird immer wieder von der Politik betont, der Aargau sei gebaut. Aber die Zubetonierung unserer Landschaft geht nicht nur unvermindert weiter, sie beschleunigt sich sogar. So liegt der Aargau höchstwahrscheinlich bereits über dem im Landesdurchschnitt verbauten Quadratmeter pro Sekunde. Die verfolgte Politik des immerwährenden Wachstums auf begrenztem Boden ist schlicht nicht machbar und muss geändert werden.

Vom BVU wurde immer wieder betont, nach der bereits sehr umstrittenen Umfahrung Mellingen seien nur noch zwei weitere Umfahrungen geplant, Bad Zurzach und Sins. Jetzt stehen wir vor besagtem A-1-Zubringer Lenzburg und die Umfahrung Brugg ist auch bereits in der Pipeline. Und es ist absehbar, dass viele andere Gemeinden, die auch unter Durchgangsverkehr leiden, auf den Umfahrungs-Geschmack kommen werden. Ein Ende ist jedenfalls nicht absehbar. Die gesamte Strassenbau-Wunschliste des Regierungsrats umfasst über 40 Projekte!

Das vorliegende Projekt lehnt Pro Natura Aargau ab, weil einmal mehr ein grosser Landverschleiss damit verbunden ist, und die Spange durchs Hornerfeld einmal mehr eine unverbaute Landschaft zerschneidet. Sollte dieser Zubringer je realisiert werden, sind weitere Einzonungen beidseitig des Zubringers absehbar und so sicher wie das Amen in der Kirche.

Dem zunehmenden Verkehr mit immer neuen Strassen zu begegnen ist ein Auslaufmodell, weil es nachgewiesenermassen nicht funktioniert und die Staus einfach zum nächsten Engpass verschiebt. Die USA verfügen über 8- und mehrspurige Autobahnen und auch dort steht der Verkehr. Nur ein grösserer Leidensdruck auf die Autofahrer fördert den Umsteigeeffekt, generiert weniger Fahrten und macht den ewigen Ausbau des Strassennetzes überflüssig.

Thomas Urfer, Präsident Pro Natura Aargau

Realisierung des Knotens Neuhof bedeutet Zersiedelung und Verlust von wertvollem Kulturland

Gemäss kantonalem Richtplan sind beim Bau von Strassen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und der Fruchtfolgeflächen möglichst gering zu halten und der Mitteleinsatz ist zu optimieren. Doch bei der Planung des Knotens Neuhof in Lenzburg wurde diesen Grundsätzen durch den Kanton in keiner Weise nachgelebt. Der Bau der Spange Hornerfeld steht im Widerspruch zu den Anforderungen der Richtplanung. Diese Tatsache ist besonders bedenklich, da im Kanton Aargau die Landschaftszerschneidung bereits jetzt sehr hoch ist. Verglichen mit anderen Kantonen steht der Aargau bezüglich Landschaftszerschneidungsgrad an vierter Stelle. Die Spange Hornerfeld führt zu einer Zerschneidung des heute bestehenden Siedlungstrenngürtels am Rand von Lenzburg. Mit der vorgesehenen Einzonung von Kulturland am Siedlungsrand wird der Zersiedelung und somit dem Abbau der immer knapper werdenden Kulturlandreserven immer weiter Vorschub geleistet.

Der Regierungsrat verteidigt die vorgeschlagene Variante mit der Begründung, dass nur mit der Tunnelvariante und der Hornerspange die Kriterien Leitungsfähigkeit, Verkehrssicherheit und Funktionalität am Knoten Neuhof erfüllt seien. Der Versuch, mit einer Luxusvariante die verkehrstechnischen Probleme weitgehend zu lösen, ist verständlich. Solche Luxuslösungen können wir uns aber nicht leisten. Sie sind langfristig zu teuer und aus ökologischer Sicht nicht tragbar. Bei einem Projekt dieser Dimension ist es unabdingbar, dass Varianten, die weniger Kulturland benötigen und ein besseres Kosten/Nutzenverhältnis aufweisen, geprüft werden.

Störend aus Sicht der Umweltverbände ist auch die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. In der Botschaft des Regierungsrates steht ganz klar, dass die Hornerspange eine störende Wirkung hat. Mit einer Baumreihe kann diese Störung zwar gemildert, aber nicht behoben werden.

Begleitende Massnahmen und ein ökologischer Ausgleich sind zwingende Bestandteile von Infrastrukturbauten, welche die Umwelt belasten. Im Projekt wird aber dem ökologischen Ausgleich nicht die erforderliche Bedeutung zuerkannt. Da sich gemäss Botschaft innerhalb des Projektes keine sinnvollen und hohe Wirkungen erzielenden Massnahmen realisieren lassen, soll eine entsprechende Zahlung in den kantonalen Ausgleichsfonds geleistet werden. Mit dieser Sicht der Dinge können wir uns nicht einverstanden erklären. Ein solches Vorgehen käme einem Ablasshandel gleich. Beim Projekt Neuhof muss auch dem ökologischen Ausgleich unbedingt die angemessene Bedeutung und Beachtung geschenkt werden. Ein Projekt, das gegen dieses Prinzip verstösst, darf nicht bewilligt werden.

Franco Hochstrasser, Vorstand WWF Aargau

Machtmissbrauch des Baudirektors Peter C. Beyeler und des UBV Kommissionspräsidenten Martin Keller

Wissen ist Macht. Das bewusste Zurückhalten von Unterlagen und Informationen ist Machtmissbrauch! Bei diesem Projekt ist es zu Machtmissbrauch gekommen, wie ich es in meiner Parlamentstätigkeit noch nie erlebt habe.

Problematische Behandlung im Parlament

Unterschlagung der Varianten: Der vorberatenden Grossratskommission Umwelt Bau und Verkehr (UBV) wurde ein Drittel der vom Baudepartement vorbereitenden Präsentation mit verschiedenen Varianten des Knotens Neuhof / Zubringer A1 anlässlich der Kommissionsberatung gar nicht gezeigt. Somit wurde eine Variantendiskussion absichtlich verhindert, da in der Botschaft eine solche auch gänzlich fehlt! Im Wortprotokoll der Plenumssitzung des Grossen Rates vom 4. Dez. 2012 bestreitet dies Martin Keller: „Zum Vorwurf, die Präsentation sei nicht ganz gezeigt worden: Auch das stimmt nicht ganz. Es gab ein Handout. Dieses wurde auf der Terrasse während des Augenscheins gezeigt. Es stimmt, dass die dort erläuterten Folien nachher nicht mehr im Detail gezeigt wurden. Aber es stimmt nicht, dass sie überhaupt nicht gezeigt wurden.“ Doch Fakt ist, dass das oben erwähnte, an der Kommissionssitzung verteilte Handout bloss 23 Seiten umfasst, das nach der Sitzung aus der Powerpoint Präsentation erstellte PDF-Dokument jedoch 32 Seiten hat und somit die Varianten nie gezeigt, geschweige denn diskutiert wurden! Die vollständige Präsentation wurde erst nach der Kommissionssitzung den Grossratsmitgliedern der vorberatenden Kommission zugänglich gemacht!

Missachtung der Geschäftsordnung: „Die Kommission UBV folgte am Ende den Vorschlägen des Regierungsrats und genehmigte den beantragten Kredit.“ So endet die Medienmitteilung vom 21. Nov. 2012 der vorberatenden Grossratskommission Umwelt Bau und Verkehr (UBV) zum Projekt Lenzburg A1 Zubringer und Knoten Neuhof. Der dafür verantwortliche Kommissionspräsident Martin Keller hat einmal mehr eine unvollständige und deshalb nicht geschäftsordnungskonforme Medienmitteilung der Kommission UBV veröffentlicht. § 15 Absatz 3 der Geschäftsordnung lautet nämlich: „Informiert wird in der Regel über die wesentlichen Beschlüsse mit dem Stimmenverhältnis sowie über die hauptsächlichsten in den Beratungen vertretenen Argumente.“ Dieser Vorgabe entspricht die Medienmitteilung in keiner Art und Weise. Vollkommen verschwie- gen wird, dass im Laufe der erwähnten Beratung ein Rückweisungsantrag gestellt wurde. Der Rückweisungsantrag wurde nur knapp im Stimmenverhältnis 7:6 abgelehnt. Die Schluss- abstimmung über den Kredit von 72,5 Millionen wurde lediglich mit 7:5 Stimmen bei einer Enthaltung genehmigt. Die doch knappen Abstimmungsverhältnisse wurden völlig unterschlagen! Nun, man könnte einwenden, es heisse in der Geschäftsordung „in der Regel“, also müsse das Abstimmungsverhältnis nicht immer angegeben werden. Das stimmt, in begründeten Fällen darf darauf verzichtet werden. Fakt ist, dass UBV Kommissionspräsident Keller die Abstimmungsverhältnisse in den Medienmitteilungen der Kommission UBV während der ganzen Legislaturperiode systematisch unterschlagen hat, obwohl die Öffentlichkeit ein Anrecht darauf gehabt hätte, zumal die Kommissionssitzungen nicht öffentlich sind. Einmal wurde eine bedeutende Strassenbauabstimmung nur mit Stichentscheid des Präsidenten genehmigt. Selbst das war in der Medienmitteilung nicht ersichtlich. Martin Keller wurde verschiedentlich auf die GO aufmerksam gemacht, ohne Erfolg. Könnte man bei Verstössen gegen die GO des Grossen Rates Rechtsmittel einlegen, hätte ich es schon lange getan. Meine Recherchen ergaben aber, dass man solche Vergehen nur öffentlich anprangern könne, damit die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dies bei den nächsten Wahlen berücksichtigen können. Ich bitte die Medien, davon Kenntnis zu nehmen, denn manipuliert wird meist nicht mit dem was geschrieben, sondern mit dem, was verheimlicht wird.

Weigerung der Herausgabe des Ingenieurberichts durch Peter C. Beyeler: Nach wie vor rückt der Kanton den Bericht des Ingenieurbüros zur Evaluation der Bestvariante nicht heraus. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die eigenen Grundsätze dort ebenfalls nicht eingehalten wurden, das Variantenstudium nicht sorgfältig durchgeführt wurde oder anderweitige Probleme erkenntlich sein könnten. Ohne Bericht bleiben diese Annahmen unwiderlegt im Raum.

Verkehrstechnische Mängel

Bei diesem unseriösen Verfahren ist es nicht überraschend, dass das Projekt auch im Detail viele Mängel hat.

Überrissen und viel zu teuer: Das Projekt ist überrissen und mit Kosten von 75 Mio. Fr. viel zu teuer. Vergleich: Die komplette Umfahrung Mellingen kostet mit 36 Mio. nicht mal die Hälfte.

Das Projekt ist nicht abgestimmt auf A1! (Beilage 1):Es kann mir niemand weismachen, dass im Stossverkehr, selbst wenn die rote Schlaufe Richtung Zürich vom Astra gebaut ist, die A1-Auffahrt die volle Leistung des geplanten Zubringers schlucken kann! Bereits heute ist die Auffahrt auf die A1 in den Verkehrsspitzenzeiten schwierig, geschweige denn, wenn der Ausbau so wie geplant realisiert würde. Das Astra wäre gezwungen mittels Lichtsignalanlagen, wie sie im Raume Zürich bereits an diversen Orten bestehen, die Einfahrt zu dosieren. Viel einfacher wäre es den Knoten Lindfeld, welcher sehr gefährlich und sanierungsbedürftig ist, mit einem Kreisel zu entschärfen. Damit träfe man mehrere Fliegen auf einen Streich! • Zufahrtsdosierung auf A1 • Hornerspange wird nicht mehr benötigt • Hornerkreisel braucht es nicht mehr • Problemknoten Lindfeld ist gelöst

Neue Problempunkte im Bünztal (Beilage 4): Bereits heute sind die mit roten Ringen markierten Einmündungen im Stossverkehr als neuralgische Punkte zu bezeichnen. Sollte die Leistung des Knotens Neuhof/A1 wie geplant gesteigert werden, wäre da ein Einbiegen zu den Hauptverkehrszeiten eine „Mission impossible“. Der Name der Strasse würde der Bezeichnung im Volksmund noch gerechter werden, nämlich „Todesstrasse“.

Keine Entlastung des Seetals: Der geplante Ausbau des Knotens Neuhof / Zubringer A1 bringt keine spürbare Entlastung für das Seetal! Auch wenn die Befürworter der Vorlage dies dem Stimmvolk vorgaukeln. Wer so etwas behauptet sieht die Realitäten nicht! Der Flaschenhals von Lenzburg ist die begrenzte Kapazität der Lenzburger Kerntangente!

Braucht es wirklich einen Tunnel? Ein Tunnel mit einer so engen Kurve ist nicht ungefährlich, auch wenn er normgerecht gebaut ist. Eine Tunnellösung birgt bei Unfällen mehr Rückstau, da keine Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind und bringt Mehraufwand beim Unterhalt. Um zu überprüfen, ob es wirklich einen Tunnel braucht, ist unabdingbar, dass Peter C. Beyeler den Evaluationsbericht des beauftragten Ing. Büros herausrückt und die Kosten Nutzen/ Analysen der verschiedenen Varianten offen gelegt werden.

Was hat Peter C. Beyeler zu verstecken? Weshalb hat er zusammen mit dem Kommissionspräsidenten Martin Keller dieses Projekt so fragwürdig durch das Parlament geboxt? Peter C. Beyeler wusste aus seinen Unterlagen, der Vernehmlassung und den öffentlichen Reaktionen, dass das Projekt Neuhof sehr umstritten sein würde. Deshalb setzte er alles daran, dass er und nicht sein Nachfolger das Projekt bis und mit Volksabstimmung durchziehen konnte. Dabei geriet er aber unter enormen Zeitdruck, sodass das Verfahren gehauen oder gestochen auch mit fragwürdigen Aktionen durchgepeitscht wurde. Mit Recht kann man sich fragen, ob ein Gericht ein unter solchen Voraussetzungen zu Stande gekommenes Volks-Ja kassieren würde.

Dieses Projekt muss noch einmal ins Parlament! Alle Fakten müssen offengelegt werden, damit ein sauberer Variantenvergleich mit Kosten/Nutzen Analyse gemacht werden kann!

Sämi Richner, Grossrat EVP

Vom problematischen Vorgehen des Kantons

Der Kanton bzw. seine Abteilungen haben in mehreren Fällen eigene Empfehlungen nicht eingehalten, unsauber und intransparent informiert. Schon aus diesem Grunde wäre der im Grossen Rat gestellte Rückweisungsantrag eine gute Lösung gewesen. Im Folgenden eine Übersicht über die verschiedenen Problemkreise:

Widerspruch zur Gesamtverkehrsstrategie mobilitätAargau

Der Strategiebericht mobilitätAargau definiert die kantonale Verkehrsstrategie wie folgt (S. 47ff):

„Durch Kosten/Nutzen-Kriterien werden Massnahmen optimiert, welche eine Verflüssigung des Strassenverkehrs anstreben. Die bestmögliche Ausnutzung der bestehenden Strasseninfrastrukturanlagen mittels Verkehrsmanagement (z.B. Telematik) wird durch gezielte bauliche Massnahmen ergänzt. (...) Ziel ist eine Kosten/Nutzen-Optimierung der betrieblichen und baulichen Massnahmen, um eine bestmögliche Ausnutzung der bestehenden Strasseninfrastrukturanlagen zu erreichen. (...) Punktuelle und von flankierenden Massnahmen begleitete Infrastrukturausbauten sind dort sinnvoll, wo: - (...)Massnahmen des Verkehrs- und Mobilitätsmanagements ausgeschöpft sind

Für grosse Strassenausbauten und Neuanlagen sind Zweckmässigkeitsbeurteilungen nach den Zielen der nachhaltigen Entwicklung durchzuführen.“

Der Kanton hat hier gleich mehrfach gegen seinen eigene Strategie verstossen:

! Er hat keine Kosten/Nutzen- Analyse gemacht. ! Es ist noch kein regionales Verkehrsmanagement implementiert (obwohl seit der Festlegung der Strategie 6 Jahre vergangen sind). ! Im Gegenteil: Der Kanton plante weiter entgegen seinen Grundsätzen. Gut ersichtlich im Beispiel Ostumfahrung Lenzburg (hinter Gofi), welche er in der Anhörung zum Richtplan vorgeschlagen und die nur aufgrund grossen Widerstands der Bevölkerung den Eingang in den Richtplan nicht gefunden hatte. Mit dem Kreisel Horner wird aber auch hierfür trotz allem vorgespurt. ! Wenn den Zielen nach nachhaltiger Entwicklung nachgelebt werden will, sind die Effekte auf die Landschaft einzubeziehen.

Widerspruch zu raumplanerischen Grundsätzen

Für die Raumplanung gibt es Grundsätze: ! Die Bundesverfassung schreibt einen „haushälterischen Umgang“ mit dem Boden vor. ! Im Aargauer Richtplan steht, dass Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander abzustimmen sind. ! Der Bundesrat will (2012), dass Varianten mit wenig Kulturlandverlust hoch gewichtet werden.

Die Abstimmung von Siedlung und Verkehr bedeutet auch, dass Strassenbauprojekte nicht die weitere Zersiedelung fördern sollen. Beim vorliegenden Projekt ist dem aber so. Peinlicherweise wird sogar in der Botschaft die Erschliessungsfunktion der Spange Hornerfeld für das angrenzende Bauland erwähnt (obwohl sie durch Landwirtschaftszone führt). Diese klare Absicht ist aber demokratisch nie legitimiert worden. Es werden gezielt Sachzwänge geschaffen. Im betroffenen Gebiet zieht sich dieses Vorgehen über mehr als 10 Jahre hin. Das Argument, dass Verkehrsprojekt und Einzonung gesondert zu betrachten ist, ist nicht stichhaltig. Das Gebiet Hornerfeld wird eingezont und überbaut werden, obwohl es im Richtplan NICHT als regionaler Entwicklungsschwerpunkt vorgesehen ist.

Hornerfeld: Raumplanung der 70er Jahre

Das Gebiet Hornerfeld ist Sinnbild für eine veraltete Raumplanungspolitik. Nachdem im Jahr 2000 die Einzonung vom Volk abgelehnt wurde, wurde geschickt der Deal mit der Hero-Aussiedlung eingefädelt. Die Hero benötigte 1,5ha für einen Neubau – besass aber 6ha bestens geeignetes Land. Durch den drohenden Verlust der Hero war die Einzonung 2008 nur noch eine Formsache. Ähnlich das Vorgehen bei der Verkehrsplanung im Hornerfeld: Erst wird die Brücke Gexi aufgrund der Gleiserweiterung erstellt, dann für 2 Millionen ein Kreisel. Alles im Hinblick auf die Spange Hornerfeld, welche aber im Richtplan damals gar noch nicht aufgenommen war und nie demokratisch diskutiert werden konnte. In der Botschaft an den Grossen Rat kam beim vorliegenden Projekt die Einzonungsabsicht bis zur Spange so klar zum Ausdruck, dass dort sogar die Rede von der "Erschliessungsfunktion fürs angrenzende Bauland" war, obwohl die Spange durch reine Landwirtschaftszone führt. Raumplanung des 21. Jahrhunderts funktioniert aber genau umgekehrt: Zuerst wird auf Richtplanebene definiert, welche Gebiete sich schwerpunktmässig entwickeln sollen, dann erfolgt die parzellenscharfe Umsetzung auf Nutzungsplanungsebene und zum Schluss wird die Erschliessung geplant. Weitere Zersiedelung durch solch intransparentes Vorgehen und Planung ist im Jahre 2013 nicht mehr hinnehmbar.

Barbara Portmann, Grossrätin Grünliberale ! Beilage 2: Strassenprojekte im Aargauer Richtplan

Festsetzung Umfahrung Mellingen Baden Schulhausplatz Wiggertalstrasse Abschnitt 2 Umfahrung Zurzach Südwest-Umfahrung Brugg Südwestumfahrung Sins Knoten Neuhof Lenzburg Spange Hornerfeld, Lenzburg Verbindungsspange Buchs Nord Niveau-Übergangssanierung Boswil Nordumfahrung Windisch Ost-Umfahrung Suhr

Zwischenergebnis neue Aarebrücke Aarburg/Rothrist Brückenkopf Ost, Baden Vierspurausbau Bünztalstrasse Umfahrung Wildegg Baldeggtunnel/Umfahrung Untersiggenthal Wiggertalstrasse Abschnitt 3 Süd-Umfahrung Wohlen Niveau-Übergangssanierung Nationalbahn Zofingen

Vororientierung Wiggertalstrasse Abschnitt 3+ (Aareübergang) Nord-Umfahrung Birri, Aristau West-Umfahrung Dottikon West-Umfahrung Fislisbach Sanierung Niveau-Übergang Hendschiken Umfahrung Kaiseraugst Neuer Rheinübergang Koblenz Ost Nordwestumfahrung Sins Neuer Rheinübergang Sisseln Süd-Umfahrung Suhr West-Umfahrung Siggenthal Station Verlegung K113, Würenlingen

Richtplan-Idee Westtangente Aarau Nordtangente Aarau Anbindung Unteres Seetal (Ost-Umfahrung Lenzburg) Nord-Umfahrung Mägenwil Süd-Umfahrung Mellingen (Abschn. 3) Verlängerung Birri-Muri Nordspange Seon Umfahrung Seon Umfahrung Böhler-Tunnel Ost-Umfahrung Villigen

Gelb unterlegt: Strassenprojekte in der Region Lenzburg Richtplan-Gesamtkarte Kanton Aargau

Legende:

1.5 Kilometer Die gedruckten Daten haben nur informativen Charakter. Es können keine rechtlichen Ansprüche irgendwelcher Art geltend gemacht werden. Bitte beachten Sie auch die Ausführungen zum Kartendienst 'Richtplan-Gesamtkarte Kanton Aargau' unter http://www.ag.ch/geoportal/onlinekarten/dienstdokumentation.aspx?ps_dienst=323 Daten des Kantons Aargau, Quelle der Landeskarten: Bundesamt für Landestopografie (5704001686) 1: 50'000 erstellt 07.02.2013 !"#$%&'(%)*+,#-